AquaTektur 3
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AquaTektur 3
AquaTektur – Beirut 2004 www.Axor-Design.com AquaTektur Private Water – Beirut 2004 Das Bad im Dialog der Kulturen . . . . . . Jørgen Bach, Arkitema K/S, Århus-Dänemark Gilles Desèvedavy, R&Sie..., Paris-Frankreich Yasmine Mahmoudieh, mahmoudieh design/mahmoudieh concepts, Berlin-Deutschland Suzette Sonja Wright, wrightassociates, Ricciotti, Agence Rudy Ricciotti Architecte, Bandol-Frankreich München-Deutschland Ana Corberó, Ana Corberó Painting, Sculpture & Design, Beirut-Libanon Nabil Gholam und Aram Yeretzian, nabil gholam architecture & planning, Beirut-Libanon Ahmet Igdirligil, Sans Mimarlik, Bodrum-Türkei Simone Kosremelli, Simone Kosremelli Architects, BeirutLibanon Maha Nasrallah, Maha Nasrallah Architect, Beirut-Libanon . . . . AquaTektur Private Water – Beirut 2004 Das Bad im Dialog der Kulturen .. . . . . . Jørgen Bach, Arkitema K/S, Århus-Dänemark Gilles Desèvedavy, R&Sie..., Paris-Frankreich Yasmine Mahmoudieh, mahmoudieh design/mahmoudieh concepts, Berlin-Deutschland Suzette Ricciotti, Agence Rudy Ricciotti Architecte, Bandol-Frankreich Sonja Wright, wrightassociates, München-Deutschland Ana Corberó, Ana Corberó Painting, Sculpture & Design, BeirutLibanon Nabil Gholam und Aram Yeretzian, nabil gholam architecture & planning, Beirut-Libanon Ahmet Igdirligil, Sans Mimarlik, Bodrum-Türkei Simone Kosremelli, Simone Kosremelli Architects, Beirut-Libanon Maha Nasrallah, Maha Nasrallah Architect, Beirut-Libanon . . . Impressum Herausgeber Axor – Hansgrohe AG, D-Schiltach Verlag Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH D-Leinfelden-Echterdingen Konzept Philippe Grohe, Dr. Dietmar Danner Druck W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG D-Stuttgart © 2005 Axor – Hansgrohe AG, D-Schiltach 002 Impressum Inhalt 008 Weshalb dieser Workshop? von Philippe Grohe 012 Teilnehmer 012 Jørgen Bach, Arkitema K/S, Århus 014 Gilles Desèvedavy, R&Sie..., Paris 016 Yasmine Mahmoudieh, mahmoudieh design/mahmoudieh concepts, Berlin 018 Suzette Ricciotti, Agence Rudy Ricciotti Architecte, Bandol 020 Sonja Wright, wrightassociates, München 022 Ana Corberó, Ana Corberó Painting, Sculpture & Design, Beirut 024 Nabil Gholam und Aram Yeretzian, nabil gholam architecture & planning, Beirut 026 Ahmet Igdirligil, Sans Mimarlik, Bodrum 028 Simone Kosremelli, Simone Kosremelli Architects, Beirut 030 Maha Nasrallah, Maha Nasrallah Architect, Beirut 032 154 Projektübersicht Badekultur im Mittleren Osten von Ahmet Igdirligil 035 Projekte 035 Jørgen Bach: The International Bathroom of the Future 047 Gilles Desèvedavy: making do to do less 059 Yasmine Mahmoudieh: The bathroom as a social place 071 Suzette Ricciotti: Brume de Plaisir 083 Sonja Wright: Ego-Zone 095 Ana Corberó: The Portable Hamam 107 Nabil Gholam, Aram Yeretzian: Hamam at Home 119 Ahmet Igdirligil: Modern Tradition 131 Simone Kosremelli: The Hamam for 4 143 Maha Nasrallah: Private Hamam – Experience for everyone? 162 Wasser – Raum – Mensch: Neue Maßstäbe in der Badgestaltung von Philippe Grohe 166 Rückblick auf AquaTektur 2002 und 2003 168 Fotonachweis Inhalt 003 Weshalb dieser Workshop? von Philippe Grohe 008 Weshalb dieser Workshop? „Laila sah die Bilder genau vor Augen: diese unendlich schönen Räume mit der Kuppel und den winzigen Fenstern, die farbiges Licht hereinließen, und dann das lustige Rutschen mit den anderen Mädchen auf den seifigen Marmorböden. Und die Frauenrunden und die Geschichten, das Lachen und das viele Essen.“ * Der Besuch des Hamams, des öffentlichen Bades, nahm in der Alltagskultur des Mittleren Ostens viele Jahrhunderte lang eine ganz besondere Rolle ein. Die einmalige – in der beinahe sakralen Architektur begründete – Atmosphäre und die Baderituale, die Körper und Seele schmeichelten, ließen die Menschen regelmäßig für einige Stunden ihre Alltagssorgen vergessen und in eine Welt voller wohltuender Sinneseindrücke eintauchen. Im Libanon, wo der dritte AquaTektur-Workshop stattfand, hatte die Hamam-Badekultur – ohnehin auf dem Rückzug – mit Beginn des Bürgerkrieges eine schwere Zeit: Viele Bäder sind inzwischen geschlossen, manche gar dem Verfall preisgegeben. Gleichzeitig entstehen seit Ende des bewaffneten Konflikts im Zuge des Wiederaufbaus in Beirut, wie auf der ganzen Welt, wundervolle Spas in Hotels, Wellness-Centern oder im privaten Heim. Nicht von ungefähr spielte im Rahmen des jüngsten, in Beirut abgehaltenen AquaTekturWorkshops von Axor, der Designmarke der Hansgrohe AG, der traditionelle Hamam eine wichtige Rolle. Fünf namhafte Architekten aus Mitteleuropa und fünf aus dem Mittleren Osten trafen sich mit Axor, um der Frage nachzugehen, wie sich heute im Badezimmer die Wechselwirkungen zwischen regionalen kulturellen Traditionen einerseits und der Globalisierung andererseits entfalten. Welche räumlichen, funktionalen und vor allem welche kulturellen und rituellen Traditionen sind – was das Bad betrifft – im Mittleren Osten zu finden? Wie können diese Grundlagen zeitgemäß interpretiert werden, um auf die neuen Bedürfnisse des modernen Menschen angemessen und innovativ zu reagieren? Welchen Einfluss hat die fortschreitende Globalisierung auf lokale Traditionen? Vielfältige Antworten auf diese und andere Fragen, aus mittelöstlicher und aus europäischer Sicht, sind in diesem Buch dokumentiert. Weshalb dieser Workshop? 009 Der Veranstaltungsort Beirut liegt am Mittelmeer – wenn man so will im Zentrum der arabischen Badkultur – und sollte so als Inspirationsquelle für Analyse und Diskussion dienen. Während der beiden vorangegangenen AquaTektur-Workshops auf Kuba wurde in erster Linie Grundlagenarbeit geleistet. Axor ließ den Teilnehmern uneingeschränkten Freiraum, damit Entwürfe entstehen konnten, die von der reinen Wasserform, über konkrete Produkte und Innenräume bis hin zu Großprojekten und städtebaulichen Entwürfen reichten. Die dritte AquaTektur-Veranstaltung bildet nun den Auftakt zu einer Serie von Workshops, in denen bemerkenswerte regionale Badetraditionen in unterschiedlichen Kulturräumen der Erde erkundet und mittels architektonischer und innenarchitektonischer Entwürfe reflektiert werden. Es geht darum, einen Dialog verschiedener regionaler Badekulturen oder -gewohnheiten anzustoßen, um neue Vorstellungen und Ideen vom zeitgemäßen Bad und Baden zu entwickeln, die in erste architektonische Entwürfe und Raumkonzepte münden. * aus: Rafik Schami, Die dunkle Seite der Liebe, Carl Hanser Verlag: München, Wien 2004 010 Weshalb dieser Workshop? Weshalb dieser Workshop? 011 Arkitema K/S (DK) CCI Europe, DK-Århus Seit mehr als 30 Jahren steht Arkitema K/S für Erfahrung und Kompetenz in den Bereichen Städtebau, Architektur und Design sowie Bauaufsicht und -leitung. Zudem ist das Büro in beratender Funktion im Bereich Landschaftsplanung tätig. Neben dem Wissen, dem Talent und dem Engagement der Mitarbeiter ist ein seriöser und persönlicher Kontakt zum Kunden eine wichtige Grundlage für den Erfolg des Büros. Ebenso bedeutend für die Fortentwicklung des Büros ist die Teilnahme an öffentlichen und beschränkten Architekturwettbewerben. Mehr als 60 hat Arkitema in den vergangenen Jahren gewonnen. Arkitema wurde 1970 als Kommanditgesellschaft gegründet und deckt mit Büros in Århus und Kopenhagen weite Teile von Dänemark ab. Inhaber Ole Nielsson, Lars Due, Helge Tindal, Poul Schülein, Jørgen Bach, Michael Harrebek, Kim Risager, Erling Stadager, Per Feldthaus, Thomas Carstens, Per Fischer Jørgen Bach Projekte 1964 geboren in Hobro 1986 technische Ausbildung an der Ingeniørhøjskolen in Horsens 1992 Architekt maa, Arkitektskolen in Århus Sluseholmen, 800 Wohnungen, Kopenhagen 2003–2005 Tuborg Sundpark, 120 Eigentumswohnungen Hellerup 2002 Flughafen Kopenhagen, Kastrup 1995–1998 Adresse Arkitema K/S Frederiksgade 32 DK-8000 Århus C Tel.: +45/7011.7011 Fax: +45/8613.7011 arh@arkitema.dk www.arkitema.dk 012 Jørgen Bach/Arkitema K/S Jørgen Bach/Arkitema K/S 013 Gilles Desèvedavy R&Sie... (F) 1963 geboren in Bayonne 1993 Diplom an der École d’Architecture de Paris-Villemin 1993 Beginn der Zusammenarbeit mit R&Sie..., Dozent an der Architekturhochschule in Lyon Mit „Making with...“ umschreiben R&Sie... ihre Entwicklung einer Architektur, die sich durch kontextuelle Parameter wandelt. Szenarien der Kreuzung und Transplantation, des Klonens und der Metamorphose führen zu einer fortwährenden Veränderung in der Architektur. Ziel ist die Aufhebung der Gegensätze zwischen Objekt und Subjekt sowie Objekt und Umgebung. Mit ihrer experimentellen, erfinderischen Arbeitsweise wollen R&Sie... eine kritische und „irreführende“ Architektur schaffen, die sich „kontrastreich von der NichtForm absetzt, welche aus den Materialien der jeweiligen Situation zu bestehen scheint“. Ihr englischer Ausdruck hierfür ist „a drifting architecture“. R&Sie... waren zu den letzten vier Architektur-Biennalen in Venedig eingeladen. Die Architekten des Büros haben an der Bartlett School in London, an der TU in Wien und an der ESARQ in Barcelona Vorlesungen gehalten. Inhaber François Roche, Stéphanie Lavaux, Jean Navarro Projekte Wire Frame, Brücke, Pouilly „Shearing“, Haus Barak, Sommières Aspiration, Kulturzentrum, Venedig Adresse Aspiration, I-Venedig 014 Gilles Desèvedavy/R&Sie... R&Sie... 45 rue de Belleville F-75019 Paris Tel.: +33/142.060669 Fax: +33/142.082786 rochedsvsie@wanadoo.fr www.new-territories.com 2002 2001 1998 Gilles Desèvedavy/R&Sie... 015 Yasmine Mahmoudieh mahmoudieh design/mahmoudieh concepts (D) 1961 geboren in Hamburg 1977–1980 Studium der Kunstgeschichte in Genf 1980–1982 Architekturstudium an der Engineer's School in Genf 1982–1983 Innenarchitekturstudium am College Nôtre Dame in Belmont 1983–1986 Architektur- und Innenarchitekturstudium an der University of California in Los Angeles 1986 Gründung eines Studios in Los Angeles 1992 Eröffnung zweier Studios in Hamburg und Berlin 1998–1999 Eröffnung zweier Studios in Barcelona und London Heute: zwei Studios in Berlin und London Strategie, Ästhetik, Funktion – das sind die Aufgaben und Ziele von mahmoudieh design und mahmoudieh concepts. Das Ergebnis: unverwechselbare Lebensräume, die zum sinnlichen Vermittler einer ganz eigenen Identität werden und Bezug auf den jeweiligen kulturellen Raum nehmen. Natürliche Farbschemata, außergewöhnliche Materialien und ausgeklügelte Lichtsysteme schaffen eine Atmosphäre jenseits von Stereotypie und Gesichtslosigkeit. Neue, häufig erstmals verwendete Materialien aus aller Welt kommen zum Einsatz. Ein internationales Team von hoch qualifizierten Designern und Innenarchitekten arbeitet weltweit an außergewöhnlichen Hotel-, Büro-, Shopping- und sonstigen Innenraumprojekten. Die Hauptbüros von mahmoudieh design und mahmoudieh concepts befinden sich in London und Berlin. Projekte Noga Hilton Hotel, Genf Ivanstoroff Hotel, St. Petersburg Radison SAS Royal Hotel, Kopenhagen Hotel Rheinsberg „Haus am See“, Berlin 2006 2006 2001 2001 Hotel Rheinsberg „Haus am See“, D-Berlin Inhaberin Yasmine Mahmoudieh Adresse mahmoudieh design/mahmoudieh concepts Meinekestraße 7 D-10719 Berlin Tel.: +49/30.887179.0 Fax: +49/30.887179.16 info@mahmoudieh.de www.mahmoudieh.de Royle House # 502 31 Wenlock Road GB-London N1 7SH Tel.: +44/207.4901124 Fax: +44/207.4901142 016 Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts Agence Rudy Ricciotti Architecte (F) Philharmonie Potsdam, D-Potsdam Durch private und öffentliche Aufträge, von den Villen für Le Goff, Marmonier oder Lypredi bis zum Stadion von Vitrolles, der Hochschule von Auriol, der Fußgängerbrücke des Friedens und dem Nikolaisaal in Potsdam, hat die Agence Rudy Ricciotti Architecte umfangreiche Erfahrungen in der Architektur sammeln können. Charakteristikum ihrer Arbeit ist eine zweideutige Mischung aus Achtung und Überwindung des urbanen Kontexts. Manierismus und Barock schätzen Rudy Ricciotti und seine Mitarbeiter aufgrund ihrer kreativen Freiheiten. Mit Vorliebe arbeiten sie mit Kontrasten zwischen dem Natürlichen, dem Barbarischen, dem Unzivilisierten, dem Künstlichen wie dem Zivilisierten. Inhaber Rudy Ricciotti Projekte Beleuchtung der Zentralküche, St Cyr sur Mer Restaurant l’Opium, Marseille Séverine Peraudin Showroom, Paris Philharmonie Potsdam Ehrensaal des Conseil Général 13, Marseille Adresse Suzette Ricciotti 1947 geboren in Thonon-les-Bains 1980 Gründung des Büros Agence Rudy Ricciotti Architecte mit Rudy Ricciotti: – Management – Design – Möbel-Ausstellungsraum 018 Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte Agence Rudy Ricciotti Architecte DPLG 17 bd Victor Hugo F-83150 Bandol Tel.: +33/494.295261 Fax: +33/494.324525 rudy.ricciotti@wanadoo.fr 2004 2003 2001 2000 2000 Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte 019 wrightassociates (D) Business Lounge Bittner + Krull, D-München wrightassociates ist eine Gruppe von Architekten und Innenarchitekten, die sich speziell mit dem Entwerfen und Entwickeln von Projekten im privaten, kommerziellen und gastgewerblichen Bereich auf internationaler Ebene beschäftigt. Das Team arbeitet intensiv an einer Innenarchitektur, die stets neue räumliche Strukturen und kreative Lösungen sucht. Als multinationales Team verfügt wrightassociates über eine besonders umfassende Kenntnis von der Komplexität betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge, technischer Anforderungen, von Infrastrukturen, sensibler Material-Verwendung und von der Steigerung der Lebensqualität. All dies verleiht der Innenarchitektur jedes Projektes eine visuell stimulierende Wirkung. Inhaber Sonja Wright, Keith Wright Projekte Sonja Wright 1962 geboren in Ritterswörth 1982–1987 Innenarchitekturstudium an der Fachhochschule Rosenheim 1987–1988 Mitarbeit im Architekturbüro Peter Stürzebecher in München 1988–1989 Stipendium am Fashion Institute of Technology und an der Parson School of Design in New York 1989–2002 verschiedene Projekte mit SchmidtSchicketanz + Partner in München und Schmidhuber + Partner in München seit 2004 wrightassociates mit Keith Wright in München 020 Sonja Wright/wrightassociates Marriott Hotel, Köln Business Lounge Bittner + Krull, München Sheraton Hotel, Krakau Marriott Airport Hotel, Warschau Adresse wrightassociates Klenzestraße 55 D-80469 München Tel.: +49/89.55274273 Fax: +49/89.55274272 sonja@wrightassociates.de 2005 2004 2004 2003 Sonja Wright/Wrightassociates 019 Ana Corberó Ana Corberó Painting, Sculpture and Design (RL) 1961 geboren in Barcelona 1981–1984 Stipendium, Bachelor in Kunst an der Southern Methodist University in Dallas 1985–1986 Stipendium an der University of Pennsylvania in Philadelphia 1985 Stipendium am Cleveland Art Institute von Lacoste France 1988 Stipendium und Abschluss in Kunst am Pratt Institute in New York Ana Corberó, geboren und aufgewachsen in Barcelona, lebte, seitdem sie volljährig ist, bereits in sieben Städten auf drei Kontinenten. Den Weg, den sie in ihrem Leben nimmt, gehen auch ihre Arbeiten, die an vielen Orten der Welt zu sehen sind: Ana Corberó versucht, sich durch eine vielseitige Palette von Medien zu verwirklichen. Dabei reichen ihre Arbeiten von formalen Zeichnungen bis zu Videos, von Keramiken bis zu Hightech-Drucken, von Ölgemälden und Bronzestatuen bis hin zu Möbelstücken oder Konzepten für Roadshows. „Man könnte meinen, es handele sich um ungezügelte Schizophrenie, aber vielleicht ist es ganz einfach kreative Neugier”, meint sie dazu. Außerdem vertritt Ana Corberó die Ansicht von Man Ray: „Man muss sich von der Achtung vor seinen Materialien befreien.” Projekte Skulptur, Galeria Guereta, Madrid Gemälde, Institut Cervantes, Beirut Dauerausstellung, Maus Haus, Barcelona Eröffnung von Maus Haus, Dauerausstellung mit Möbeln und Leuchten, Beirut Große Tischlampe „Dragonbutterflies“ 022 Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design Adresse Ana Corberó P.O. Box 175 171 RL-2062 5303 Beirut Tel.: +961/1.328067 Fax: +961/1.215134 anacorbero@cyberia.net.lb www.anacorbero.com www.maus-haus.com 2005 2005 2004 2002 Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design 023 Nabil Gholam nabil gholam architecture & planning (RL) 1962 geboren in Beirut 1980–1986 École d’Architecture de Paris-Villemin, Architecte D.P.L.G. 1983–1986 Studios FAR SARL, Mode- und Werbefotografie in Paris 1986–1988 Columbia University in New York, School of Architecture, Planung und Denkmalpflege, Master of Science in Stadtplanung 1988–1994 Mitarbeit im Büro Ricardo Bofill Taller de Arquitectura in Barcelona, Paris und New York seit 1994 nabil gholam architecture & planning SARL in Beirut Nabil Gholams unablässig neugieriges und begeisterungsfähiges Team beschäftigt sich fortwährend mit einem Prozess des Fragens und Experimentierens. Durch jeden Schritt und jede Entwicklung lernt das Team unaufhörlich und bleibt dabei den zentralen Werten von qualitativem Design und intelligentem Service treu, um die Wünsche des Kunden erfolgreich umzusetzen. Während der Arbeit an komplexen Konzepten, Gebäuden oder Objekten berücksichtigt es die sozialen, kulturellen und ökonomischen Interessen. Prinzipielle Leitfäden sind dabei: eine optimale Arbeitsweise, ökologisches Feingefühl, die intelligente Integration in das Umfeld, Gewährleistung der Flexibilität, Anpassungsfähigkeit der Systeme und das Finden einfacher Lösungen für komplexe Probleme. Aram Yeretzian 1966 geboren in Beirut 1989 Bachelor of Architecture an der American University in Beirut 1990–1997 Mitarbeit bei L’ARCH’ in Nizza seit 1999 Partner bei Prime Design in Beirut seit 2001 Dozent an der Notre Dame University in Zouk Mosbeh seit 2002 Senior Architekt bei nabil gholam architecture & planning in Beirut Inhaber Nabil Gholam Projekte Foch 94 Residential Development, Beirut Aqaba Hotel & Resort, Aqaba Apartment tower, BCD, Beirut Minsk Plaza, Victory Park, Minsk Adresse Foch 94, RL-Beirut 024 Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning nabil gholam architecture & planning 15 Nasra Street, Beydoun Building, 5th floor RL-2062 5303 Beirut Tel.: +961/1.219037 Fax: +961/1.204182 info@ngarchitecture.com www.ngarchitecture.com 2004 2004 2002 2002 Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning 025 Sans Mimarlik (TR) Die Arbeit von Sans Mimarlik ist vor allem durch die landestypische Architektur geprägt. Sie strebt dabei eine Verbindung traditioneller Materialien mit modernen Stilelementen an. Sehr charakteristisch für die Projekte im Wohn- und Tourismusbereich ist die Eingliederung der Baukörper in ihre Umwelt unter Berücksichtigung der lokalen Kultur. Sanierungsarbeiten werden primär an traditionellen Steinhäusern vorgenommen. Außerdem bietet Sans Mimarlik Beratung bei der Planung von Hydrotherapiezentren, Krankenhäusern, Kur- und Wellnesscentern und zeitgenössischen Hamams an. Ada Hotel, TR-Bodrum Inhaber Ahmet Igdirligil Projekte Ahmet Igdirligil 1955 geboren in Bursa 1972–1975 Middle East Technical University in Ankara 1975–1983 M. Arch Mimar Sinan University, Department of Architecture in Istanbul 1976–1977 Architekturbüro von Ali Muslubas, Mustafa Demirkan und Utarit Izgi in Istanbul 1977–1983 Arbeit mit Sevki Pekin in Istanbul 1980 Arbeit im Architekturbüro von Prof. Roland Rainer in Wien 1983 Mitarbeit bei Walter Stelzhammer in Wien 1984–1988 Stipendium der österreichischen Regierung zur Untersuchung der Spas in Österreich und Budapest 1989 Gründung des Architekturbüros Sans Mimarlik in Bodrum 026 Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik Tourism Complex, Bodrum 5 Sterne Holiday Village, Bodrum Sedat Yazici, Bodrum Cevdet Basacik House, Bodrum Ada Hotel und Hamam, Bodrum Adresse Sans Mimarlik Tepecik Mah. Yangi Sok. No:8 TR-48400 Bodrum Tel.: +90/252.3169802 Fax: +90/252.3160426 info@sansmim.com www.sansmim.com 2004 2004 2004 2003 1997 Simone Kosremelli Architects (RL) Landhaus, RL-Jiyeh Simone Kosremelli 1950 geboren in Beirut 1969–1974 School of Architecture, American University in Beirut 1974–1976 Department of Urban Planning, Columbia University in New York 1978–1981 freiberufliche Architektin und Stadtplanerin im Libanon 1978–1980 Dozentin an der American University in Beirut 1981 Gründung des eigenen Architekturbüros in Beirut 1988–1991 beratende Architektin für umfangreiche Projekte in Abu Dhabi 1991–1996 Büro in Abu Dhabi Projekte Hotel Damascus Branch, First National Bank, Jounieh Duplex, Baabda Landhaus, Jiyeh 028 2004 2004 2003 2002 Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects Seit 1981 selbstständig, hat Simone Kosremelli zahlreiche, qualitativ hochwertige und individuelle Projekte verwirklicht. In ihrer Arbeit achtet sie die Menschen, die ihre Traditionen und ihre Umwelt respektieren. Ihre Architektur ist streng geometrisch, sehr komplex und bildet innen wie außen eine harmonische Einheit. Sie ist mit den lokalen Traditionen stark verbunden, legt sich jedoch nicht auf die Vergangenheit fest. Es werden einfache Elemente in modernen Arrangements verwendet, um so ein reiches architektonisches Vokabular zu erhalten. In Einklang mit der Architektur entwirft das Team eine sehr klare und detaillierte Innenarchitektur, immer mit einem Verweis auf die Vergangenheit, mit modernen Materialien und Formen. Ihr Hauptinteresse als Stadtplanerin gilt der Achtung des kulturellen Bauerbes und der physikalischen Zusammenhänge. Stets versucht sie, eine Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft herzustellen. Ihre Strategie ist die Vereinigung vorhandener Bauwerke, ohne dabei die existierende Struktur zu zerstören. Inhaberin Simone Kosremelli Adresse Simone Kosremelli P.O. Box 11/0137 RL-2062 5303 Beirut Tel.: +961/1.368643 Fax: +961/1.373117 info@simonekosremelli.com www.simonekosremelli.com Maha Nasrallah Maha Nasrallah Architect (RL) 1960 geboren in Beirut 1978–1983 Architekturstudium an der American University in Beirut 1983–1985 Arbeit bei Oger Liban in Beirut 1985–1993 Tätigkeit für verschiedene Firmen im Libanon, in Ägypten und in Kanada (Montreal) 1993–1998 Senior Architekt bei LACECO in Beirut 1998 Freie Architektin und Eröffnung des eigenen Büros in Beirut 2003–2004 Gastdozentin an der American University in Beirut, Design Studios und Regional Architecture Nachdem sie als angestellte Architektin Erfahrungen mit zahlreichen internationalen Großprojekten gemacht hatte, gründete Maha Nasrallah 1998 ihr eigenes Büro mit dem Schwerpunkt Entwurf. Ihr Ziel ist die Entwicklung einer Architektur, die auf die lokalen Bedürfnisse und regionalen Charaktere mit zeitgemäßem Vokabular reagiert. Maha Nasrallah arbeitet für viele private und staatliche Entwicklungsprojekte, für NGOs und lokale Stadtverwaltungen. Im Jahr 2002 gewann ihr Büro einen Architekturwettbewerb der Firma Solidere für den Entwurf eines Wohnungsbau-Projektes auf dem Gelände des Wadi Abu Jmil in Beirut. Inhaberin Maha Nasrallah Projekte Wadi Abu Jmil Wohnungsbau-Projekt, Beirut World War II Museum und Park, Khiam Adresse Maha Nasrallah Architect Eid Building, 4th floor Tabary Street RL-Snoubra, Ras Beirut Tel./Fax: +961/1.753169 naskays@cyberia.net.lb Wüsten-Haus, Ägypten 030 Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect 2004 2004 Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect 031 Seite 32–43: Jørgen Bach 032 Alle Workshopergebnisse Alle Workshopergebnisse 033 The Smart International Water Project Bathroom of the Future Elmar Schossigder guaredisch dirJørgen nedunfeg Ausgangspunkt Arbeit von Bachsulschab sind die drei dir grog nedunfeg die sulschab grog.erfüllen sollte: Hygiene, Grundbedürfnisse, das Baden Waschen und Entspannung. Die Stätten dieser Handlungen sind räumlich voneinander getrennt. Die Einrichtung der Räume tritt dabei hinter dem allgegenwärtigen Element Wasser zurück – was dessen Wirkung unterstützt. Jørgen Bach/Arkitema K/S 035 The International Bathroom of the Future Mein Ausgangspunkt ist das private Badezimmer. Ich habe die drei grundsätzlichen Bedürfnisse des Menschen aufgelistet, die ein Badezimmer befriedigen soll: 1. Entspannung und Wellness 2. Waschen 3. Hygiene Diese drei Notwendigkeiten können nur erfüllt werden, wenn Wasser zur Verfügung steht. Mein Besuch im Libanon sowie meine Studien über die Badtradition in Mitteleuropa zeigten mir, in welcher Vielfalt das Wasser genutzt werden kann. Mir wurde dabei bewusst, dass das Wasser im modernen Badezimmer zu spüren, zu hören und zu riechen sein sollte, um daran erinnert zu werden, dass Wasser eine unentbehrliche Ressource für die Menschheit ist. Mein Vorschlag für das internationale Bad der Zukunft geht von der Teilung des Bades in drei Bereiche aus, sodass die drei grundsätzlichen Bedürfnisse separat befriedigt werden können. Das optimale Wassererlebnis kann in allen drei Räumen durch die Verbindung des Wassers mit dem Design der Waschbecken, Ausstattungen, Fußböden und Abflüsse erreicht werden. 036 Jørgen Bach/Arkitema K/S Jørgen Bach/Arkitema K/S 037 Der Entwurf geht von der Dreiteilung der Badnutzung aus: Entspannung und Wohlbefinden, Reinigung sowie Hygiene. 038 Jørgen Bach/Arkitema K/S Wasser, angenehme Temperaturen, Sonne und Licht machen das Bad zu einem Ort, an dem man sich wohlfühlen kann. Jørgen Bach/Arkitema K/S 039 Im Vordergrund des Entwurfs steht die sinnliche Wahrnehmung von Wasser – so sind auch die Architektur des Raumes und das Design der Einrichtungsgegenstände auf dieses sinnliche Erlebnis abgestimmt. 040 Jørgen Bach/Arkitema K/S In der römischen Antike war die Badekultur ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Heute stellt sich dies anders dar: Zeit ist Geld, und das einst in den Tagesablauf eingebundene Ritual wird zu einem Luxus. Jørgen Bach/Arkitema K/S 041 Die räumliche und akustische Trennung von Toilette und Badezone wird im allgemeinen als angenehm empfunden. 042 Jørgen Bach/Arkitema K/S Im Baderaum befindet sich ein großzügiges Becken mit Warm- und Kaltwasserzufluss. Jørgen Bach/Arkitema K/S 043 Ein zentraler, im Grundriss quadratischer Raum dient als Umkleide und der ersten Reinigung. Puristisch ist hier die Einrichtung mit Steinbänken und darin eingelassenen Waschbecken. Dicke Wände trennen den Raum von der Toilette. Rechts befindet sich der Dusch- und Entspannungsraum. 044 Jørgen Bach/Arkitema K/S Der Entspannungsbereich ist mit einer mittig angelegten Dusche, einer Steinbank und einem darin eingelassenen Waschbassin ausgestattet. Alle Oberflächen – durchgängig aus Stein – werden vorgeheizt. In den Boden sind mit Wasser gefüllte Rinnen eingelassen. Jørgen Bach/Arkitema K/S 045 making Smart Water do to Project do less Elmar Desèvedavy Schossig guaredisch dir Arbeit nedunfeg sulschab Gilles stellt seiner einen grundsätzlidir grog nedunfeg chen Appell voraus.sulschab Zentralegrog. Idee ist der vernünftige und bewusste Umgang mit der Ressource Wasser. Auch im privaten Wohnbereich ist diese Maxime umsetzbar. So bilden kompakte Module das in unterschiedlicher Größe realisierbare und vielseitig einsatzbereite Bad. Gilles Desèvedavy/R&SIE... 047 making do to do less Wir sind hier in Beirut, um über den Gebrauch von Wasser im privaten Wohnbereich nachzudenken. Wenn Beirut eine Stadt ist, die einen Konflikt ankündigte, der sich 30 Jahre später bewahrheiten sollte, so ist sie auch geeignet, einen anderen künftigen Konflikt zu verbildlichen. Eine Minderheit der Erdbevölkerung verbraucht einen wachsenden Anteil des zur Verfügung stehenden Trinkwassers. Im Jahr 2003 kam es in Afrika zu Kämpfen zwischen Menschen und Affen: Es ging um den Zugang zu Trinkwasser. Manchmal gibt auf es diesem Planeten auch eine Minderheit von Personen, die das Wasser nicht nur benutzt, sondern auch verändert. Unter dem Vorwand, das Wasser zu nutzen und zu reinigen, modifiziert der Mensch den natürlichen Kreislauf des Wassers – ohne dabei die genauen Folgen zu kennen. Wenn er das Wasser reinigt, verliert es an Mineralstoffen, wird „ärmer“ und neutralisiert. Zusätzlich zu dem Konflikt zwischen Mensch und Natur zeichnet sich ein Konflikt zwischen Mensch und Mensch ab. Ein Konflikt zwischen Völkern, die uneingeschränkten Zugang zu Wasser haben und die Möglichkeit, dieses zu modifizieren, und den Völkern, die keinen direkten Zugang zu Wasser haben und abhängig sind von dem, was übrig bleibt, und vor allem davon, in welchem Zustand man es ihnen überlässt! Sei es im Süden oder im Norden, sei es in „Marmor“ oder „Holz“, sei es in selbst gewählter Gemeinschaft oder im Individuellen; die privilegierten Völker müssen eine Lösung für diesen sich abzeich048 Gilles Desèvedavy/R&SIE... nenden Konflikt finden, und das, bevor er sich auf der ganzen Welt ausbreitet. Wir haben zum Beispiel in Indochina gesehen, dass eine Armee armer und schlecht ausgestatteter, aber hoch motivierter Menschen die Privilegierten einzig mit Entschlossenheit und dem Glauben an die Sache auslöschen kann – besonders dann, wenn es sich um existenzielle Fragen handelt. So ungewöhnlich wie es klingen mag: Der Besuch einer Diskothek wie der eines historischen Denkmals können uns gleichermaßen zu einem Gedanken über ein bestimmtes Thema inspirieren. Wenn dies das gemeinsame Motto der nächsten drei Workshoptage sein soll, dann kann ein Teil der Antwort lauten: Die privilegierten zukünftigen Völker der Erde werden all das Wasser haben können, das sie brauchen, und dies gefahrlos, doch unter der Bedingung, dass sie es in seinem ursprünglichen Zustand, also NICHT modifiziert, und gleichzeitig sauber belassen. Alles vorhandene Wasser soll sowohl den Privilegierten als auch den nicht Privilegierten, der Fauna und der Flora zu Nutze sein ... Von den höchsten Bergen bis zu den Wellen der Ozeane – die Privilegierten haben die Möglichkeit, das Wasser überall auf der Erde zu nutzen und zu benutzen. Doch es ist immer auch ihre Verantwortung, es zu schützen und anderen im ursprünglichen Zustand verfügbar zu machen. Das Badezimmer und seine Umgebung werden so zu einem Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, und zu einem Werkzeug des zukünftigen Weltfriedens. Gilles Desèvedavy/R&SIE... 049 050 Gilles Desèvedavy/R&SIE... Der Mensch verändert den natürlichen Kreislauf des Wassers. Auch das Wasser selbst wird dabei vielfach modifiziert. Gilles Desèvedavy/R&SIE... 051 Das Wasser sollte allen in gleich reiner Form zur Verfügung stehen. 052 Gilles Desèvedavy/R&SIE... Nur ein kleiner, privilegierter Teil der Erdbevölkerung hat uneingeschränkten Zugang zu Wasser – und damit die Freiheit, es für seine Interessen auf vielfältigste Weise zu nutzen und zu benutzen. Gilles Desèvedavy/R&SIE... 053 Den Workshop-Teilnehmern war klar, dass die Ressource Wasser ein äußerst wertvolles Gut ist, das es zu schützen gilt und das allen Menschen uneingeschränkt zur Verfügung stehen sollte. 054 Gilles Desèvedavy/R&SIE... Doch überall in der Welt herrschen unterschiedliche Werte und Wertvorstellungen von Wasser. In allen Regionen – von den Bergen bis zu den Ozeanen – macht sich der Mensch das nasse Element für sein Wohl und seinen Nutzen zu eigen. Gilles Desèvedavy/R&SIE... 055 Sorgsam ist auch mit dem Brauchwasser umzugehen: Gereinigt und gefiltert, kann es wieder in den Kreislauf eingeführt werden. Mensch und Natur können davon profitieren. 056 Gilles Desèvedavy/R&SIE... Nicht jeder hat das Glück, ein eigenes Badezimmer oder gar einen Hamam zu besitzen ... Zwei Vorschläge für ein kompaktes, seriell gefertigtes „Bad“ werden hier gezeigt: ein „Badblock“ mit Waschbecken, Wasserhahn und Dusche sowie ein „Badtisch“, der eine Kombination aus Badblock und zwei in einen Tisch eingelassenen Becken darstellt. Bei dem Badblock-Element handelt es sich um ein industriell gefertigtes, hochtechnologisch ausgestattetes Möbel. Ganz wichtig: Für die Kontrolle der Wasserqualität ist ein spezieller Sensor vorgesehen. Gilles Desèvedavy/R&SIE... 057 The Smart bathroom Water Project as a social place Elmar Schossig guaredisch dir nedunfeg sulschab Yasmine Mahmoudiehs Bad-Konzept übersetzt Elemente dir grog nedunfeg sulschabingrog. traditioneller Hamam-Kultur den modernen Kontext. Die sinnliche Erfahrung ist dabei Ausgangspunkt bei der Gestaltung des Raumes und bei der Wahl der Materialien – wie an der Ausstattung des Badebeckens deutlich wird: Es ist mit einem flächendeckenden Gelkissen ausgestattet. Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts 059 The bathroom as a social place Die Idee ist die sehr praxisnahe und emotionale Transformation der Sinnlichkeit und des Gebrauchswerts eines traditionellen Hamams in eine moderne Bad-Kultur. Alte und neue Elemente können dabei miteinander vermischt werden, um so Badezimmer zu schaffen, die meditative und soziale Orte darstellen, an denen sich die Mitglieder der Familie ausruhen und wo sie zusammen Spaß haben können. Trotz der Verwendung natürlicher Materialien wurde das sinnliche Erlebnis eines Hamams in eine moderne, „kühle“ Badarchitektur übersetzt. Alle Oberflächen des Badezimmers sind aus demselben Material gemacht. Obwohl sich dieses über verschiedene Niveaus zieht, ist es doch nahtlos eingebracht. Dadurch wird der einzelne Bereich zu einem multifunktionalen Raum transformiert, der alle Elemente eines Badezimmers beinhaltet: Dusche, Badewanne, Entspannungs- und Ruheraum. In der Wanne in Form einer Acht kann man ein Bad nehmen; und die Kinder dürfen daran teilhaben, während sie mit dem Wasser und den Springbrunnen spielen. Das Integrieren von Wasserspielen und Springbrunnen fasziniert sie und verspricht Spaß, aber auch Entspannung durch den dadurch erzeugten Klang. Somit wird das Badezimmer zu einem zentralen Punkt im Leben der ganzen Familie. 060 Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts Die Badewanne ist das wichtigste Element moderner Badkultur – ihre Horizontalität macht sie zum Ort der Entspannung. Neuerungen wie eine organisch geformte, beheizbare und dem Körper angepasste Wanne, mit einem Gel-Einsatz am Kopfende, oder eine ergonomisch geformte Wanne bringen mehr Komfort in die vorhandene Palette der Standardprodukte – das Ende von Rücken- und Nackenschmerzen. Außderdem wird durch die angepasste Wannenform der Wasserverbrauch erheblich reduziert! Die zweite Ebene der Wanne besteht aus einer mit Wasser gefüllten Mulde. Zusammen mit der Wanne kann sie einerseits für einen traditionellen Hamam verwendet werden, andererseits für ein Bad des Babys direkt neben der Mutter. Ein anderer wichtiger Punkt im Konzept ist das Ansprechen aller fünf Sinne (Fühlen, Hören, Sehen, Riechen und Schmecken) durch die Beleuchtung, die Proportionen und das Material. Duftspender und Lautsprechersysteme unterstützen dieses Erlebnis noch. Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts 061 Die traditionelle Bade-Kultur wird, angepasst an die heutigen Ansprüche, in den modernen Kontext übertragen. Multifunktionell ist der Raum, dessen Mittelpunkt eine Badewanne in Form einer Acht bildet. Ruhezonen und sonstige Einrichtungen gruppieren sich um das Becken. 062 Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts Die Wände des modernen Hamans sind aus Stein, Wasserspiele werten den Raum zusätzlich auf. In der Mitte ist die Decke wie in einem römischen Atrium offen. Der Regen wird zu einer natürlichen Dusche. Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts 063 Die unterschiedlichen Ebenen in der Wanne erlauben es, dass auch Kinder sich darin wohlfühlen können. Die Decke mit ihren Lichtpunkten gleicht einem Sternenhimmel. 064 Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts Die mit punktuellen, natürlichen und künstlichen Lichtquellen ausgestattete Kuppel im Bad bietet ein Raumerlebnis ähnlich dem eines traditionellen Hamams. Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts 065 Alle fünf Sinne werden beim Besuch des Hamams angesprochen. In Yasmine Mahmoudiehs Entwurf spielen dabei indirektes Licht sowie natürliche Materialien und Oberflächen wie beispielweise Sandstein eine zentrale Rolle. 066 Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts Traditionelle und zeitgenössische Elemente eines Hamams werden simultan eingesetzt, so beispielsweise eine alte Keramikschale zum Schöpfen des Wassers in Verbindung mit einer modernen, schlichten Armatur aus Stahl. Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts 067 Die Badewanne ist ergonomisch geformt, wird aber zusätzlich mit weichen Gelkissen ausgelegt. Dies verspricht höchste Entspannung für Körper und Geist. 068 Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts Das Badebecken: Eine einfache Schale dient zum Schöpfen des Wassers aus einer kleinen Mulde mit Überlauf ins größere Becken. Dort, wo der Kopf aufliegt, ist das Material weich, die Übergänge sind rund und fließend. Der Boden: Ein Kieselbett am Boden massiert die Füße. Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts 069 Brume Smart Water de Plaisir Project Elmarklare Schossig guaredisch dirprivaten nedunfeg sulschab Eine Trennung zwischen Funktionsräumen dir grog nedunfeg sulschab grog. und gemeinschaftlichem Wellnessbereich sieht Suzette Ricciotti in ihrer Interpretation des zeitgenössischen Hamams vor. Das Baden wird so zu einem gemeinsamen Erlebnis, das Bad zu einem Ort, der menschliche Beziehungen aufleben lässt. Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte 071 Brume de Plaisir Im Wasser liegen die Ursprünge der Welt. Durch seine Wichtigkeit für das Leben und die Bedrohung seiner Vorkommen wird das Element Wasser auch in der Zukunft einen hohen Stellenwert einnehmen. Wasser ist das Symbol für Leben und Reinheit. Wir trinken, um zu leben, und werden durch das Wasser von unseren Sünden reingewaschen. Letzteres geschieht heutzutage jedoch nur an kleinen Becken oder in dunklen Räumen ohne natürliche Beleuchtung. In der Badkultur gibt es zwei Nutzungsbereiche des Wassers: die Reinigung des Körpers als eine funktionelle Aktivität und das Vergnügen am Wasser. In meinem Entwurf wird eine klare Trennung des privaten vom gemeinschaftlichen Bereich vorgenommen. Die Verbindung zwischen Schlaf- und Badezimmer wird durch einen privaten Raum hergestellt, der die Funktionen der herkömmlichen Bäder und Toiletten vereint. Dieser private Bereich ist mit einer automatisch funktionierenden Dusche und einer separaten Toilette ausgestattet und so einfach und klein wie möglich gehalten. Alles darin ist platzsparend arrangiert, ermöglicht ein einfaches Reinigen und stellt somit einen sehr benutzerfreundlichen Ort dar. Die Bewohner können von dort aus zurück in die Schlafzimmer gelangen und dabei ganz privat bleiben oder weiter in den größeren gemeinschaftlichen Badraum gelangen. Dieser hat weniger eine funktionelle Bedeutung; er ist vielmehr als Wellnessbereich zu verstehen, der für die Entspannung und den Genuss des nassen Elements gedacht ist. Für einen längeren Zeitraum 072 Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte können sich die Bewohner hier mit anderen Menschen im Haus oder mit Freunden im Sitzen oder Liegen entspannen, sich mit Ölen verwöhnen und das Wasser in flüssiger Form oder als Dampf, als mildes oder sprudelndes Bad, heiß oder kalt genießen. Man findet hier keinen kleinen dunklen Raum vor, wie es bei herkömmlichen Bädern der Fall ist, sondern einen geräumigen Ort mit regelbarer Raumtemperatur, der viel Bewegungsfreiheit und eine komfortable Ausstattung bietet und ausschließlich für das Vergnügen am Wasser vorgesehen ist. Innovative Materialien sind dafür vorgesehen, wie zum Beispiel Ductal©, ein in Frankreich produzierter Faserbeton, der es erlaubt, sehr dünne, platzsparende Wände zu konstruieren. Durch eine mehr oder weniger starke Einbettung in den Baugrund würde der Raum eine schützende Wirkung entfalten, wobei jedoch gleichzeitig ein offenes Zusammenspiel mit Licht und Natur garantiert werden soll. Um es zusammenzufassen: Die entscheidenden Qualitäten dieses Entwurfes sind Räumlichkeit, Temperatur, Material, Komfort und Vielseitigkeit. Die enge Beziehung zwischen Wasser und Mensch ist existent – das steht außer Frage. Mein Entwurf zeigt, dass die Abspaltung der Wellnessfunktion von der Badfunktion umgesetzt werden kann, um einen Ort zu schaffen, an dem zwischenmenschliche Beziehungen aufgebaut werden können. Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte 073 Ist- und Soll-Zustand: Die linke Abbildung zeigt die Situation, wie sie meist anzutreffen ist. Jedes Schlafzimmer hat sein eigenes Bad, eine Gemeinschaft der Bewohner existiert hier folglich nicht. Die rechte Abbildung verdeutlicht die Idee Suzette Ricciottis: Das Bad wird zum gemeinsamen Mittel- und Treffpunkt. In den vier Verbindungsfluren liegen die WCs und Duschen. 074 Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte Der Verbindungsraum ist so klein wie möglich gehalten. Die Dusche funktioniert als Korridordusche; die Haare bleiben dabei trocken. Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte 075 Das Duschen wird dem privaten Teil des Bades zugeordnet. Von hier aus geht man entweder weiter in den gemeinschaftlichen Baderaum oder zurück ins Schlafzimmer. 076 Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte Die Toilette ist ebenfalls im Bereich zwischen Schlafraum und Bad arrangiert. Eine Schiebetür wird hier platzsparend eingesetzt. Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte 077 Ein unterirdisches privates Bad? Das Hamam könnte auch in die Erde eingegraben sein, zugunsten der meditativen und entspannenden Atmosphäre. 078 Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte Die Computersimulationen verdeutlichen verschiedene Raumeindrücke des zentralen Badebereiches. Mittelpunkt ist das gemeinschaftliche Becken. Die vier Zugänge sind windmühlenförmig um den Raum gruppiert. Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte 079 Aus der Enge in die Weite: Das Bild zeigt den Blick aus einem Funktionsraum in das zentrale Bad. 080 Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte Die Materialität von Wänden, Boden und Decken ist kühl gehalten, nichts lenkt vom Erleben des Raumes und des nassen Elements ab. Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte 081 Ego-Zone Smart Water Project Elmar Schossig dirdie nedunfeg sulschab In Sonja Wrights guaredisch Entwurf steht Vielfältigkeit des Erledir grog grog.Ihre „Ego-Zone“ bietet bens vonnedunfeg Wasser imsulschab Mittelpunkt. unterschiedlichste Sitz- und Liegepositionen, in denen Wasser mit allen Sinnen erfahren werden kann – ein Wohlbefinden für Körper und Geist gleichermaßen. Sonja Wright/wrightassociates 083 Ego-Zone Das Baden – das Eintauchen mit dem Körper in Wasser, den kostbarsten Rohstoff der Erde – ist ebenso wichtig wie das „Eintauchen“ in Licht. Dabei hat die Verwendung und Wirkung von Wasser verschiedene Gesichter: – Ruhiges Wasser bietet Ruhe und Entspannung. – Wasserspiele, beispielsweise als kleine Tropfen, massieren und wirken wohltuend. – Die Kraft des Grundelements Wasser regt Körper und Geist an. Zusätzlich kann durch Licht die Intensität und die Vielfalt des Badens variiert und der jeweiligen Stimmungslage angepasst werden. Aus dieser Grundidee entstand ein Ort, der den unterschiedlichen Gebrauch von Wasser und Licht als eigenständige Elemente, aber auch in Kombination miteinander ermöglicht: ein Raum mit einer lichten Breite, Länge und Höhe von jeweils drei Metern, der schließlich den Namen „Ego-Zone“ erhielt. Die „Zone“ besteht aus einem Pool, einer Dusche, einem Bad für die Füße, einer Plattform und einem heißen Ofen, die alle um einen Brunnen gruppiert sind. Dieser stellt das Symbol für die Reinheit und den Luxus des wertvollen Elements Wasser dar. 084 Sonja Wright/wrightassociates Durch die spezielle Anordnung und Ausformulierung der verschiedenen Raumelemente und Möbel ergeben sich individuelle Nutzungen: – Die Wellenform bietet verschiedene Sitzhaltungen und Liegepositionen. – Die beheizte Plattform befindet sich gleich neben einem Fenster, dessen einfallendes Licht in Farbe und Intensität verändert werden kann. – Auf die Plattform fließt oder tröpfelt Wasser und erzeugt so eine sanfte Massage. – Ein Sitzstein neben einem kleinen Becken und unter einem Regendach sorgt für eine vitalisierende und stimulierende Massage. – Der zentrale Brunnen kann als Waschbecken verwendet werden oder einfach als Wasserquelle zum Füllen des Fußbades. Während der Arbeit an diesem Konzept verdichtete sich die Grundidee und führte so zur Einbindung einer Kuppel in den Entwurf – ganz im Sinne eines traditionellen Hamams. Diese Kuppel nimmt die Eigenschaften des Wassers und des Lichts auf und hebt deren zentrale Bedeutung für das Baderitual hervor, das hier einen individuellen wie auch sozialen Charakter besitzt. Sonja Wright/wrightassociates 085 G16 größer 086 Sonja Wright/wrightassociates Sonja Wright/wrightassociates 087 Im Grundriss erkennt man die zentrale Position des Brunnens, um den sich die verschiedenen Sitz- und Liegeflächen der „Ego-Zone“ gruppieren. 088 Sonja Wright/wrightassociates Der Raum gliedert sich in unterschiedliche Ebenen, die individuelle Sitz- und Liegepositionen ermöglichen und so ein größtmögliches Badeerlebnis schaffen. Sonja Wright/wrightassociates 089 Mit natürlichem oder künstlichem Licht kann der Raum beleuchtet werden, was die Intensität und Vielfalt des Badeerlebnisses noch verstärkt. 090 Sonja Wright/wrightassociates Ein Vorhang aus tröpfelndem Wasser grenzt die „EgoZone“ räumlich ab und kann gleichzeitig auch für wohltuende Massagen verwendet werden. Sonja Wright/wrightassociates 091 Natürlich kann die „Ego-Zone“ auch als einfaches Dampfbad genutzt werden – ganz nach der persönlichen Stimmungslage des Badenden. 092 Sonja Wright/wrightassociates Ein sinnliches Erlebnis verspricht die „Ego-Zone“ durch ihr ausgeklügeltes Ineinandergreifen von Raum, Wasser, Licht und Material. So soll ein Ort entstehen, der besonders das Grundelement Wasser mit allen Sinnen erlebbar und erfahrbar macht. Sonja Wright/wrightassociates 093 The Smart Portable Water Hamam Project Elmar Schossig nedunfeg sulschab Ana Corberó warguaredisch es wichtig,dir einen transportfähigen dir grog zu nedunfeg sulschab grog. Hamam entwerfen, der sich nicht nur als Luxusartikel einen Platz in der Gesellschaft sichert, sondern auch als überlebensnotwendige Schutzunterkunft in Krisengebieten bereitgestellt werden kann. Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design 095 The Portable Hamam Die Idee meines Projektes entwickelte sich aus der dankbaren Situation, als Außenstehende sehen zu können, was bei den anderen Entwurfsideen fehlte. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Mobilität oder zumindest die Transportfähigkeit schon immer eines meiner Lieblingsthemen gewesen ist. Ein Teil dieses Interesses für zeltähnliche oder andere mobile Behausungen gilt der volkstümlichen wie auch der Hightech-Architektur, ein anderer Teil wiederum spiegelt sich in meinen eigenen Entwürfen wider, wie zum Beispiel in den zusammengeschraubten Stahlmöbeln oder der reisenden Multi-Media-Show „See for Yourself“. Es war für mich also ganz natürlich, dass ich auf die Idee der tragbaren Behausung kam. Das Thema des AquaTektur-Workshops lautet „Hamams und die globalisierte Welt“. Für mich bedeutet das vor allem, Gegebenes jedem auf der Erde zur Verfügung stellen zu können, und dies nicht nur im geografischen Sinne, sondern auch in sozialer und ökonomischer Hinsicht. Der Transportable Hamam soll nicht nur ein Luxusartikel sein, sondern eine willkommene Interpretation einer Notwendigkeit für Orte darstellen, an denen Wohn- und Gemeinschaftsräume nur überlebensnotwendige Zufluchtsorte sind. Der Aufbau des Transportablen Hamams basiert auf der Schwellkörper-Funktion der männlichen 096 Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design Anatomie: Durch Füllung der Schwellkörper mit Blut wird der Penis steif und richtet sich auf. Im Falle des Transportablen Hamams werden diese „Schwellkörper“ mit heißem Wasser gefüllt, bauen sich auf und bilden dadurch die Form des Hamams. Ich denke, dass das Wasser, bevor es in die Schwellkörper fließt, durch Leitungen mit integrierten Heizspiralen geführt und erwärmt werden kann. Die innere Oberfläche des Hamams, die aus einem robusten Kunststoff besteht, der hygienisch und pflegeleicht ist, leitet die Wärme direkt in den Raum. Die äußere Hülle ist aus einem elastischen Material (zum Beispiel Thinsulate) mit wärmedämmender Eigenschaft. Der Boden des Hamams ist ebenfalls isoliert. Im Inneren findet man das traditionelle Wasserbecken, Sitzplätze und, nach türkischem Vorbild, eine Ruhezone mit genügend Platz zum Liegen. Die Ruhezone des Transportablen Hamams gleicht einer mongolischen Jurte, die, wenn nötig, sehr einfach zu beheizen ist. Der konstruktive Aufbau (Aluminium, Stahl oder eine Konstruktion aus Holz) und die Wärme- und Schalldämmung vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit. So kann eine besinnliche Atmosphäre entstehen, die für das Hamam-Erlebnis von großer Bedeutung ist. Die innenliegenden Türen sind hängende Lagen aus wasserabweisendem Plastik zum Hamambereich und isolierendem Filz zum Ruheraum hin. Die Eingangstüren werden ebenfalls aus hängenden Matten gebildet. Diese sind von innen, zum Ruheraum hin, mit einer Filzschicht und außen mit einer regenabweisenden Beschichtung versehen. Sie sind unten beschwert und können im Falle eines Sturms an der stabilen Konstruktion der Jurte befestigt werden. Der Transportable Hamam soll idealerweise drei Bereiche abdecken: Die kleine Ein-PersonenVariante kann im Garten, auf der Terrasse oder in der Garage aufgestellt werden. Die mittelgroße Variante für kleine Menschengruppen könnte für Parties oder gesellschaftliche Treffen gemietet werden. Diese beiden Varianten sind eher als Luxusobjekte zu betrachten. Der große Hamam hingegen kann vielseitiger eingesetzt werden: Er kann die Hamam-Tradition wiederaufleben lassen, und große Feierlichkeiten eines Dorfes können durch seine Inanspruchnahme aufgewertet werden. Der Einsatz des Transportablen Hamams als Fürsorgestation, als Flüchtlings- oder als Notunterkunft in Krisengebieten wäre ebenfalls ein sehr interessantes Aufgabengebiet. Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design 097 Der Transportable Hamam soll nicht nur als Luxusartikel zum Einsatz kommen, sondern auch als Notunterkunft für Menschen, die diese dringend benötigen. 098 Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design Der Ruhebereich des Hamams hat in diesem Entwurf die Form einer mongolischen Jurte. Eine transparente PlastikKuppel bietet die Möglichkeit, den Innenraum mit natürlichem Licht auszuleuchten. Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design 099 Die Jurte lässt sich durch die Kreuzstruktur der Konstruktion schnell und einfach auf- und abbauen. Die Oberfläche des gedämmten Bodens aus Vinyl kann hygienisch sauber gehalten werden. Innen übernehmen hängende Lagen aus wasserabweisendem Plastik, die zum Ruheraum hin mit dämmendem Filz beschichtet sind, die Funktion von Türen. Ähnlich sind auch die Außentüren aufgebaut. 100 Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design Der Aufbau des Hamams basiert auf der Schwellkörperfunktion der männlichen Anatomie: Die „Schwellkörper“ im unteren Bereich des Hamams werden mit heißem Wasser gefüllt und richten so die Form auf; die oberen sind mit heißer Luft gefüllt. Die Wärme wird an den Innenraum abgegeben. An der Außenseite ist ein wärmedämmendes elastisches Material aufgebracht. Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design 101 In der Kuppel des Hamams sind transparente PlastikZylinder eingelassen. Diese bringen das Tageslicht ins Innere und lassen eine diffuse Lichtwirkung entstehen. 102 Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design Im Inneren des Transportablen Hamams findet man in der Mitte das traditionelle Wasserbecken; an der Zeltwand entlang befinden sich Sitzmöglichkeiten und eine Ruhezone zum Liegen. Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design 103 Es gibt drei mögliche Größen für den Transportablen Hamam. Abgebildet sind hier der Familien- und der EinPersonen-Hamam. 104 Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design Die größte Variante des Transportablen Hamams könnte auch in Krisengebieten als Notunterkunft oder Pflegestation, etwa für Flüchtlinge, zum Einsatz kommen. Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design 105 Hamam Smart Water at Home Project Elmar Schossig dir nedunfeg Entscheidend fürguaredisch den Entwurfsbeitrag vonsulschab Nabil Gholam dir grog grog. und Aramnedunfeg Yeretziansulschab ist die Integration eines FamilienHamams in ein vorhandenes Raumgefüge. Dieses Konzept basiert auf der Anwendung von alternativen Energiequellen. An einem durchschnittlich großen Raumbeispiel wird das Konzept angewandt und erläutert. Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning 107 Hamam at Home Das Konzept: Langweilt Sie Ihr enges Badezimmer und können Sie ein Schlafzimmer entbehren? Das H@H bietet hier ein Lösungskonzept in Form eines Familien-Hamams. Dieses Konzept kann leicht durch die Umnutzung eines vorhandenen Schlafzimmers in einem bestehenden Haus, einer Wohnung oder einer Villa umgesetzt werden. Auch wenn der Umbau zuerst einmal Arbeit mit sich bringt, lohnt er sich, denn der aufgegebene Raum geht nicht verloren, nicht einmal seine Funktion als Schlafzimmer. Die notwendigen Grundlagen für einen privaten Hamam: Der Raum: ein herkömmliches, idealerweise großflächiges Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer und Loggia. Wenn die Baueinheit größer ist, über zwei Etagen geht oder unter dem Dach liegt, hätte man bei der architektonischen Gestaltung mehr Freiheiten, was folglich zu interessanteren Raumstrukturen führen würde. Befindet sich das Projekt außerhalb des Wohnbereiches, zum Beispiel im Garten einer Villa, kann in Bezug zur Grundrissgestaltung, zum Umfang und zum Licht weitaus flexibler agiert werden. Das Wasser: Eine einfache Heiß- und Kaltwasserversorgung sollte vorhanden sein. Für den gehobeneren Komfort haben wir einen lauwarm beheizten Raum für WC und Ankleide vorgesehen. Weiterhin schlagen wir eine Wiederverwendung des heißen Abwassers vor. Zu diesem Zweck wird 108 Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning das Wasser durch Rohre in Wände und Fußboden (Fußbodenheizung) abgeführt. Das kalte Abwasser kann zur Bewässerung der Pflanzen und für die Toilettenspülung verwendet werden. Licht: Eine natürliche, vorher sorgfältig studierte Lichtquelle ruft die beste räumliche und spirituelle Wirkung hervor. Steht kein natürliches Licht zur Verfügung, kann zur Gestaltung interessanter Szenerien künstliches Licht, etwa eine Mischung aus indirektem, dimmbarem, gefiltertem und entblendetem Licht eingesetzt werden. Materialien: Eine Auswahl feinster Materialien, wie zum Beispiel Stein, Marmor, Holz, Beton und Alabaster, steigern das sinnliche Empfinden. Die Raumtemperatur und das Licht können durch alternative Energien erzeugt werden, zum Beispiel durch Solarenergie, solarbetriebene Wasserheizungen, Kerzen und vielleicht auch durch eine offene Feuerstelle. Andere Passiv-Strategien, wie die natürliche Belüftung und die Nachtkühlung, können einen angenehmen und komfortablen Effekt bieten. Für den AquaTektur-Workshop testeten wir das Konzept an einer Wohnung mit durchschnittlichem Schlafzimmer-Badezimmer-Loggia-Arrangement. Die nachfolgenden Entwürfe illustrieren die getesteten Möglichkeiten. Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning 109 Zahlreiche Überlegungen und Erwägungen über den Raum, das Wasser, das Licht und die Materialien halfen beim Entwurf eines Hamam-Konzeptes, das sich in einem Ein-Zimmer-Arrangement mit Bad durchschnittlicher Größe integrieren lässt. 110 Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning Die Handskizzen dokumentieren die Etappen, in denen sich die Architekten ihrem Ziel näherten. Letztlich soll ein Hamam, ein Ruhe- und ein Waschbereich, in ein vorhandenes Appartement mit Loggia integriert werden können. Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning 111 Die vorgesehenen Materialien sind zum Beispiel Marmor, Alabaster, Holz und Stein. Weiterhin ist eine Wiederverwendung des warmen und des kalten Abwassers sowie die Nutzung alternativer Energien Teil des Konzepts. 112 Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning Betritt man das Appartement, befindet sich auf der linken Seite der Umkleideraum und dahinter der Hamam. Im letzten Drittel des Raumes liegt der Ruhebereich mit Blick und Zugang zur Loggia. Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning 113 Das natürliche Licht kann durch die Glasfront und durch eine Alabasterfläche in den Raum gelangen. So entsteht eine angenehme räumliche Lichtwirkung. 114 Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning Die ursprüngliche Funktion als Schlafzimmer ist im neuen Konzept nicht verloren gegangen: Die Sitzfläche im Ruhebereich kann jederzeit als Nachtlager genutzt werden. Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning 115 Durch die in der Kuppeldecke des Hamams integrierten Lichtinstallationen aus direkten und diffusen, dimmbaren LED-Lichtquellen entsteht eine interessante Szenerie. 116 Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning Um die Wirkung hinterleuchteter Natursteine zu erproben und die Proportionen der Raumaufteilung zu überdenken, wurden Einrichtungsstücke von Ana Corberó arrangiert. Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning 117 Modern Smart Water Tradition Project Elmarintensive Schossig guaredisch dir nedunfeg sulschab des Eine Analyse der Entstehungsgeschichte dir grog nedunfeg sulschab grog. Hamams und der Bäderkultur im Mittleren Osten führt Ahmet Igdirligil zu einem Entwurf, der Tradition und Moderne miteinander verbindet. Auch das moderne, private Badezimmer soll über seine übliche Funktion hinaus Ort der Entspannung, Besinnung und Kommunikation sein. Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik 119 Modern Tradition Im Laufe der Geschichte präsentierte sich das Baderitual in sehr unterschiedlichen Formen, abhängig von der Epoche und der geografischen Lage. Das Baden fand dabei meist in bewegtem Wasser statt, sowohl im Außenraum als auch in speziell für die Körperreinigung errichteten Bauten. Die Grundelemente all dieser Badeformen waren einst das Wasser und die Gesundheit. Im Laufe der Zeit wurden Religion, Spiritualität und rituelle Zeremonien zu immer wichtigeren Bestandteilen des Badens. Unser Augenmerk richtet sich auf die Waschrituale des Orients und ihren Einzug in das Baderitual des Hamams. Wir wissen heute, dass hellenistische und römische Einflüsse zur heutigen Form des Hamams beigetragen haben. Der Ursprung des Hamams findet sich im römischen Bad, das sich seinerseits entwickelte aus den Traditionen Phöniziens und Karthagos. Im Grunde ist der Hamam das Schwitzbad in heißem Wasserdampf. Die etymologische Herkunft des Wortes „Hamam“ umschreibt es mit „heiß machen“ oder „nass machen“. In der arabischen HamamTradition tauchen außerdem römische und hellenistische Sprachreferenzen auf, von denen sich einige auch heute noch im Vokabular des türkischen Hamams finden lassen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nutzt der Mensch das Wasser hauptsächlich für die Hygiene und die Gesundheit. Dies ist das Ergebnis einer Modernisierung, die ihren Ursprung in Europa hat. 120 Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik Das Ritual des Badens hat sich in die privaten Badezimmer zurückgezogen – und manifestiert sich in der Badewanne und der Duschkabine. Als schließlich noch Waschbecken und Wasserklosett hinzu kamen, reduzierte sich die Funktion des Badezimmers letztlich auf die Körperreinigung selbst. Auch der Wandel der sozialen und ökonomischen Verhältnisse trug wesentlich zu dieser Entwicklung bei. So beschränkt sich heute das Baden auf eine möglichst „ökonomische“ Art der Reinigung – ohne soziale Kontakte, Rituale und Symbole. „Ökonomisch“ bezieht sich hier vor allem auf Energie, Wasser, Raum und Zeit. Erkennbar ist dies an den heutigen Badezimmern: Sie sind die kleinsten und am wenigsten belichteten Räume mit der niedrigsten Raumhöhe, können somit also am einfachsten beheizt werden. Erst in jüngster Zeit gewinnt das Baden selbst wieder an Bedeutung: Immer größere Aufmerksamkeit erlangt dabei auch die Qualität des Raumes, beispielsweise durch den Blick nach draußen, die Beleuchtung und die Beziehung zur Natur. Diese Entwicklung drückt sich in einer individuellen Badarchitektur aus. Trotz allem werden nach wie vor noch kleinere, noch kompaktere und noch ökonomischere Badezimmer gebaut, die jedoch den Benutzer von der Außenwelt immer mehr isolieren. Die Geschichte zeigt uns, dass in allen Epochen sowohl das individuelle als auch das gemeinschaftliche Baden zelebriert wurden. Somit haben beide Badeformen die gleiche Wichtigkeit. Für mich als Architekt, der sich vielfach mit der Realisierung größerer Badeanlagen beschäftigt, liegt die Herausforderung auch in der Veränderung des individuellen Badezimmers durch Elemente, die der Geschichte des kollektiven Badens entnommen sind. Aus diesem Grund habe ich den AquaTektur-Workshop zum Anlass genommen, die historische Entwicklung der Bäderkultur im Mittelmeerraum verständlich zu machen. Die nachfolgenden graphischen Darstellungen zeigen aber auch den Einfluss der mediterranen Kulturen untereinander und auf die Entwicklung des türkischen Hamam. Im zweiten Teil des Projektes näherte ich mich dem Thema von der praktischen Seite. Ausgehend von dem heute weitestgehend monofunktional verwendeten Badezimmer entwarf ich ein alternatives Bad für das Hotel Albergo in Beirut, in dem wir während des Workshops untergebracht waren. Mein Entwurf arbeitet nicht nur mit der zweckorientierten Funktion von Wasser – meine Architektur bezieht sich vor allem auch auf seine symbolischen Werte. Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik 121 Der Hamam entwickelte sich vor allem im Mittelmeerraum und überwand dabei mehrere zivilisatorische Epochen. Seinen ersten Höhepunkt erfuhr der Hamam in der römischen Badekultur. 122 Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik 123 124 Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik Die unterschiedlichen Rituale des Hamams beeinflussten sich im Laufe der Jahrhunderte gegenseitig, unabhängig von Ort und Religion. So konnten sich immer detailliertere Zeremonien des Badens ausbilden. Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik 125 126 Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik Das bestehende Badezimmer im Hotel Albergo in Beirut genügt vor allem internationalen Standards und hat mit dem traditionellen Hamam, bis auf die Wahl der Materialien, nur noch wenig gemeinsam. Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik 127 128 Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik Der Raum soll mit einem modernen traditionellen Hamam bespielt werden und das Jahrtausende alte Ritual des Badens in neuem Gewand wieder erlebbar machen. Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik 129 The Smart Hamam Waterfor Project 4 Elmar Schossig sulschab Der Entwurf des guaredisch „Hamam fordir 4“ nedunfeg von Simone Kosremelli dir grog sulschab grog. der Hamams auf. Er greift dienedunfeg traditionellen Prozeduren bietet dadurch die Möglichkeit, die historischen Badegewohnheiten aufleben zu lassen und sie als gesellschaftliches Ereignis in der heutigen Zeit zu etablieren. Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects 131 The Hamam for 4 Seit der Zeit der Römer hat das öffentliche Bad seinen festen Platz in der Gesellschaft. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die meisten Haushalte besaßen damals kein fließendes Wasser. Mit der Entwicklung einer eigenen Infrastruktur im 20. Jahrhundert wurde das Badezimmer ein Teil des privaten Haushalts. Zunächst war es ein Raum, der mit der Küche verbunden war und den alle Familienmitglieder benutzten. Später gehörte zu jedem Schlafzimmer ein privates Bad. Es war auch im 20. Jahrhundert, als man die Strände als Vergnügungsorte entdeckte: Das Baden am Strand wurde populär, die Nacktheit und die Vermischung der Geschlechter wurden generell akzeptiert. Dadurch nimmt das Badeerlebnis nun zwei Bereiche ein: auf der einen Seite das individuelle Bad und die Multiplikation der Bäder innerhalb der Wohnungen, auf der anderen Seite die Einführung des Badeerlebnisses in die Gesellschaft durch die Erschließung der Strände und die großen öffentlichen Schwimmbäder. Die Hamams, die man innerhalb der Grenzen des früheren Osmanischen Reiches (Türkei, Osteuropa, Nordafrika und Mittlerer Osten) finden kann, sind immer noch funktionstüchtig, werden jedoch nur von einer Minderheit genutzt. Dennoch wurden die öffentlichen Bäder als ein angenehmes Badeerlebnis von den abendländischen Touristen wiederentdeckt. 132 Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects Der „Hamam for 4“ bietet die Möglichkeit des gemeinsamen Badens und einen Raum, der in zwei unterschiedliche Bereiche für verschiedene Aktivitäten, zum Beispiel Entkleiden, Dampfbaden, Bürsten, Massieren, Spülen, Abtrocknen, Anziehen und Entspannen, eingeteilt werden kann. Hier wird das Baden zu einem Ritual und einem gemeinschaftlichen Erlebnis – im Gegensatz zur sonst so schnellen und mechanischen Handlung, bei der jeder für sich alleine bleibt. Die Mitglieder einer Familie oder Freunde können zusammen baden, sich gegenseitig abschrubben oder massieren, sich eine kleine Mahlzeit teilen oder einen Drink zu sich nehmen. Diese neue Annäherung an das Badeerlebnis bringt die Geselligkeit der antiken römischen Bäder in den privaten Badebereich. Dadurch kann die westliche Welt ihre historischen Badegewohnheiten wiederentdecken, die nach wie vor in der östlichen Welt anzutreffen sind. Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects 133 134 Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects Der Besuch eines Hamams trägt zur körperlichen wie auch zur geistigen Entspannung und Erholung bei. Hier ist eine schematische Darstellung eines Hamamdurchgangs abgebildet. Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects 135 Die Voraussetzungen für einen Hamam, wie zum Beispiel die Anforderungen an die Räume und die nötigen Installationen, sind hier tabellarisch aufgelistet und wurden für die private Nutzung überdacht. 136 Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects 137 Der quadratische Grundriss des Entwurfs ist in fünf Bereiche unterteilt: Haupthalle, Dampf-, Schrubb-/Wasch- und Massageraum sowie die zentrale Halle. Dort ist eine oktogonale Kuppeldecke abgehängt, deren Lichtinstallation den Innenraum diffus beleuchtet. 138 Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects Die einzelnen Funktionsbereiche, die bei der Hamamprozedur durchlaufen werden, wurden in den Entwurf projiziert und sind hier chronologisch aufgeführt: I. Haupthalle: Entkleiden und Vorbereiten II. Dampfbad: Entspannen und Schwitzen Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects 139 III. Der Schrubb-/Waschraum ist mit einer Fußbodenheizung und mit Wachbecken ausgestattet und wird diffus durch die Lichtinstallation in der Kuppeldecke ausgeleuchtet. 140 IV. Massageraum: Nach dem Waschen und Abschrubben wird der gut beheizte Massageraum aufgesucht. Hier stehen zwei höhenverstellbare Massagebänke zur Verfügung. Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects V. Im Zentrum des Hamams befindet sich eine kleine plätschernde Wasserquelle, an der sich der Gast erfrischen kann. Auch dieser Bereich ist diffus ausgeleuchtet. VI. Wieder im Hauptraum angelangt, kleidet man sich an und hat dabei die Gelegenheit, gemeinsam noch eine Tasse Kaffee oder einen Tee zu sich zu nehmen. Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects 141 Private Smart Water Hamam Project – Experience for everyone? Elmar SchossigSchwinden guaredischder dirtraditionellen nedunfeg sulschab Das langsame öffentlichen dir grog nedunfeg sulschab grog. Hamams hat unterschiedliche Gründe. Einzig die Eingliederung des Hamams in die private Wohnung kann diese traditionelle Badekultur noch retten. Mit diesem Ziel entwirft die Architektin Maha Nasrallah ein Hamam für jedermann. Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect 143 Private Hamam – Experience for everyone? Der traditionelle öffentliche Hamam ist im Libanon in Vergessenheit geraten. Nur wenige Hamams sind erhalten geblieben, und kaum einer ist noch in Betrieb. Hygiene oder vielmehr der Mangel an Hygiene könnte eine der wesentlichen Ursachen für das langsame, aber stetige Schwinden dieser alten Badetradition sein. So lässt sich auch erklären, warum sich die europäische private Badekultur so weit verbreitet hat. Ersetzt wurden die öffentlichen Hamams jedoch nicht durch private Badezimmer im europäischen Stil, sondern durch moderne Wellness-Center. Kann der Untergang des Hamams aufgehalten werden? Kann es eine Kehrtwendung, eine Rückkehr zur Vielfalt der lokalen Badetraditionen geben, bei der zusätzlich die heutigen Gesundheitsund Hygieneansprüche berücksichtigt werden? Und könnte dann auch das Hamamerlebnis, das für alle gesellschaftlichen Klassen und Religionen zugänglich ist, in private Haushalte einbezogen werden? Kann der Hamam seine Eigenschaften uneingeschränkt bewahren und dabei trotzdem bezahlbar sein? Die traditionellen Vorbilder des privaten Hamams findet man lediglich in Palästen (zum Beispiel beim Beit Eddine Palast), denn für umfangreiche Wasser- und Heizungsinstallationen wird viel Platz benötigt. Der öffentliche Hamam bringt fremde Menschen zusammen – kann der private Hamam auf gleiche Art und Weise Familienmitglieder zusammenführen? 144 Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect Der Entwurf versucht, einige dieser Fragen mit einem Raumkonzept zu beantworten, das auf dem Hamam-Ablauf basiert: 1. Entkleiden und Relaxen: Apodyterium, 2. Waschen und Aufwärmen: Tepidarium und 3. das heiße Bad: Calidarium. Unser Vorschlag soll eine umweltfreundliche Benutzung gewährleisten und sich in den Wohnbereich integrieren lassen. Umwelt/Wasser: Die Trennung von Bad und Toilette ermöglicht es, Wasser zu sparen. Das Abwasser aus dem Bad kann aufgefangen, gefiltert, aufbereitet und wiederverwendet werden. Klima: Mit einer nach Süden hin angelegten Sonnenterrasse zwischen Calidarium und Apodyterium werden die Sonnenstrahlen bis weit ins Innere geholt und ermöglichen so den Besuchern das „Sonnenbaden“. Materialien: Die Materialien entsprechen denen eines traditionellen Hamams: Fußböden und Sitzflächen sind mit Marmor belegt. Für die Decken und den Boden der Sonnenterrasse wurde jedoch Holz vorgesehen. Licht/Ruhe: Im Gegensatz zum traditionellen Hamam öffnet sich der Entwurf nach außen hin durch große Glasfronten, die mit einem beweglichen Sichtschutz aus Holzlamellen versehen sind. Die charakteristische Lichtwirkung, die beim traditionellen Gegenstück durch kleine, teilweise verglaste Öffnungen in der Kuppeldecke hervorgerufen wird, wird im Entwurf durch künstliches, in eine abgehängte Kuppeldecke integriertes Licht erzielt. Letztlich folgen wir einer Reduktion des Raumvolumens auf ein größtmögliches Minimum: Ausgangspunkt sind drei Module mit je 3,60 x 3,60 Meter Grundmaß – zwei davon für das Entkleiden, die Vorwäsche, das Dampfbad, das Baden und eines für das Sonnenbad. Anschließend werden alle Funktionen auf ein einziges Modul reduziert: Diese „kompakte“ Lösung besteht aus drei Basismodulen mit je 1,80 x 1,80 Meter Grundmaß, zwei im Innen- und eines im Außenbereich. Der private Hamam lässt einige traditionelle Bad-Rituale, wie zum Beispiel die wohltuenden Wechselbäder oder die Bewegung von einem Raum zum nächsten, wieder aufleben. Zudem bringt die Möglichkeit zur gemeinsamen Nutzung des Bades die Familie zusammen, sodass der Hamam zum sozialen und kommunikativen Ort wird. Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect 145 Der Hamam ist ein öffentlicher Ort für alle Menschen. Er ist geprägt durch die tradierte, immer gleiche Ablauffolge in drei aneinander anschließenden Räumen: Apodyterium (Auskleideraum), Tepidarium (warmer Raum) und Caldarium (das heiße Bad). 146 Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect Der öffentliche Hamam wird seit den letzten Jahrzehnten immer mehr von einer privaten Badekultur verdrängt, die vor allem westlich geprägt ist. Können dabei alle Vorzüge eines öffentlichen Hamams auch in den privaten Bereich übertragen werden? Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect 147 Der traditionelle öffentliche Hamam hält Einzug in die privaten Häuser. Eine besondere Bedeutung kommt dabei Sonne, Wasser und Privatsphäre zu. Doch ein solcher privater Hamam muss für alle Menschen erschwinglich sein und darf nicht nur einer besser verdienenden Klasse vorbehalten sein. 148 Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect In den alten, noch im ursprünglichen Zustand vorhandenen Hamams findet man viele formschöne Details aus einer vergangenen Zeit der Badkultur, vermischt mit zeitgenössischen Elementen. Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect 149 Ausgangspunkt für den ersten Entwurfsschritt ist ein Modul von 3,60 x 3,60 Metern, aus dem sich ein privater Hamam entwickeln lässt. Die drei Module sind nach den drei Stationen eines traditionellen Hamams gegliedert. 150 Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect Durch eine Optimierung des Grundrisses entsteht eine kompaktere Lösung, die sich somit besser in einen individuellen Wohnungsgrundriss integrieren lässt. Dennoch sind auch hier alle Elemente eines traditionellen Hamams vorhanden. Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect 151 Der dritte Lösungsschritt minimiert die Fläche noch einmal auf das halbe Raster, also auf 1,80 x 1,80 Meter. Die Kosten für einen solchen privaten kompakten Hamam sind gering und somit auch für den „kleineren Geldbeutel“ erschwinglich. 152 Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect Der Beit Eddine Hamam in Tripolis bietet seinen Besuchern noch einen Hamam in der traditionellen Art. Die Räume, in denen die Angestellten ihre „Badenden“ verwöhnen, vermitteln zudem das Flair einer weit zurückliegenden, aber immer noch präsenten Zeit. Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect 153 Badekultur im Mittleren Osten von Ahmet Igdirligil Die Entwicklung der türkischen Bäder kann nicht getrennt von der Geschichte der Badekultur im Mittelmeerraum betrachtet werden. Über Jahrtausende hinweg haben sich bedeutende Zivilisationen entwickelt, die jeweils ihre eigenen Vorstellungen vom Baden hatten. Immer wieder stößt man bei Ausgrabungen und archäologischen Forschungen auf Zeugnisse hoch entwickelter Badekulturen. Diese verschwanden jedoch nicht etwa mit dem Untergang einer Zivilisation, sondern überlebten durch andere Völker und breiteten sich in verschiedenen Regionen aus. Die Rituale des Badens entwickelten sich also nicht in kurzer Zeit; es dauerte Jahrhunderte, bis die einzelnen Inhalte einer spezifischen Badekultur gefunden wurden und sich in Form von Badeanlagen und Architekturen ausdrückten. Die ältesten Badeanlagen mit beheizten Wassersystemen lassen sich in der mykenischen Zeit finden (1800–1600 v.Chr.). Die Funde aus hellenistischer Zeit gehen bis 500 v.Chr. zurück. Dennoch haben wir bis zur römischen Antike keine genauen Informationen über die Zusammenhänge und Bräuche des Badens. Auch wissen wir nicht, ob die Römer ihre Schwitzbäder unter dem Einfluss Karthagos entwickelt haben und ob die karthagischen wiederum von der phönizischen Badekultur beeinflusst wurden, was aber eine naheliegende Erklärung wäre. In jedem Fall besaßen die Römer eine hoch entwickelte Badekultur, die sich in komplexen Bauanlagen und überlieferten Bräuchen nachweisen lässt. Die römi154 Badekultur im Mittleren Osten Badekultur im Mittleren Osten 155 154 Badkultur im mittleren Osten Antiker griechischer Tonkrug Türkisches Becken im Rudas Bad, Lithographie, 1566 Wasserbecken eines Hamams in Triliye, Türkei, Aufnahme von 1985 Seite 153: Les Bains turcs à Bursa, J. L. Gerome Seite 154: Hypokaustenheizung des Römischen Bades in Beirut schen Bäder hatten vorwiegend eine soziale Bedeutung und stellten einen wichtigen gesellschaftlichen Treffpunkt dar. Ihre Funktion lag nicht im religiösen oder spirituellen Bereich, sondern in der Körperpflege und im Gesundheitswesen. Bevorzugt entstanden Badeanlagen deswegen dort, wo Heilquellen zu finden waren. In der Byzantinischen Periode (400–1500 n.Chr.) ändert sich die Bedeutung des Badens grundsätzlich: Das Baden hatte nicht mehr nur körperorientierte, also heilende oder pflegende Funktion. Wasser wurde zum Gegenstand religiöser Zeremonien wie bei der Taufe oder bei anderen christlichen Ritualen. Es entstand eine neue Typologie der Kultur der Bäder: das „Balneo sacra“ oder später das „Baptisterium“. Sie waren kleiner als die römischen Bäder und besaßen weniger Räume. Im Zuge der Entstehung des Islams (um 700 n.Chr.) in den arabischen Kulturen wurden die ersten Hamams gegründet (etwa um 900 n.Chr.), zur selben Zeit, als noch die letzten römischen Thermen in Betrieb waren. Verschiedene aus Asien in den arabischen Raum vordringende Turkvölker wurden dort islamisiert und bewegten sich später Richtung Westen nach Anatolien. Dort realisierten sie erste eigenständige Bäder (um 1070 n.Chr.). Diese unterschieden sich bereits deutlich von arabischen Bädern: Ihre Tauchbecken, die noch ein Erbe des Römischen Bades waren, verschwanden. Hinzu kamen erhöhte Badekultur im Mittleren Osten 157 Größenvergleich der Bäder in Bursa und der Caracalla-Therme in Rom, Kalenderhane-Bad in Istanbul, Entstehungszeit am Übergang der späten Antike dem größten türkischen Bad zur frühen byzantinischen Zeit Sitzgelegenheiten in den Waschräumen, zentral gelegene Schwitzpodeste im Hauptwaschraum und eine auf drei Bereiche reduzierte Raumgliederung: Sogukluk (Eingangshalle, Ankleide- und Ruhebereich), Iliklik (teilbeheizter oder Übergangsraum) und Sicaklik (Warm- oder Hauptbaderaum). Die römischen Bäder zählten bis zu elf, die arabischen bis zu fünf miteinander verbundene Bereiche. Um 1300 n.Chr. erreichten die Turkvölker beziehungsweise die Osmanen die Gegend um Bursa und übernahmen die dortigen byzantinischen Badehäuser. Später ließen sie auch eigene Bäder von byzantinischen Baumeistern errichten. Mit der Ausdehnung des Osmanischen Reiches veränderte sich auch die Architektur. Nach der Eroberung von Byzanz (1453 n.Chr.) und der Gründung Konstantinopels als Hauptstadt waren die Osmanen mächtiger und reicher und bauten entsprechend größere und prunkvollere Bäder. Ihre berühmtesten und schönsten türkischen Bäder wurden im 16. Jahrhundert errichtet. Auch in den Grenzgebieten des Osmanischen Reiches, wie in Kairo, Damaskus und Budapest, in den arabischen Ländern, auf dem Balkan und in Griechenland findet man noch Badeanlagen, die unter osmanischer Herrschaft entstanden sind und sogar, wie in Budapest, bis heute genutzt werden. Von Anfang an besaßen die Badeanlagen für die Osmanen eine große Bedeutung im alltäglichen Leben. Neben den Moscheen waren sie lange Zeit der einzige soziale Treffpunkt für Männer, aber 158 Badekultur im Mittleren Osten Selcukisches Bad in Hasankeyif, Türkei Sikalik (Warmraum) im Eski Kaplica Bad, Bursa, Türkei Fahrkarte für die Titanic auch für Frauen. Ebenso wurden ihnen zahlreiche rituelle Funktionen zugeschrieben: Neben der religiösen Waschung, die bereits in den arabischen Hamams von Bedeutung war, verknüpften die Osmanen religiöse und soziale Bräuche miteinander, die bis heute überlebt haben. Vor Eheschließungen, vor oder nach der Geburt eines Kindes oder aus Anlass anderer besonderer Lebensereignisse wurden früher wie heute Feste im Hamam gefeiert. Auch für andere Religionen waren die türkischen Bäder von jeher frei zugänglich. Mit dem Untergang des Osmanischen Reiches wurden kaum noch weitere Badeanlagen gebaut, und die Anzahl der Bäder ging seitdem stetig zurück. Als der Orientalismus im 19. Jahrhundert zu einer populären Bewegung wurde, öffneten auch die ersten Hamams in westlichen Metropolen wie Paris, London, Berlin, Wien und New York. Selbst die Titanic besaß ein eigenes Hamam. Natürlich verschwanden die religiösen und rituellen Bedeutungen zugunsten einer auf Vergnügen ausgerichteten Freizeitkultur. Man ging ins Hamam, um sich zu amüsieren, um Leute zu treffen und zu entspannen – ein westlicher Aspekt von Badekultur, der bis heute Gültigkeit besitzt. Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich im Westen eine Tendenz des alltäglichen Badens unter ökonomischen und funktionalen Aspekten entwickelt. Hygiene und Gesundheit stehen seitdem Badekultur im Mittleren Osten 159 000 Die Projekte Sogukluk (Ruheraum) im Ada Hotel, Bodrum, Türkei Außenbereich des Hamams im Ada Hotel, Bodrum, Türkei, erbaut 1997 Seite 158: Das Bad im arabisch-islamischen Mittelalter, persische Miniatur im Vordergrund, und es scheinen alle rituellen Assoziationen des Badens verloren gegangen zu sein. Baden wird als individuelle Handlung definiert und in separate Räume isoliert. Das private Bad im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung ist im Westen seit beinahe einem Jahrhundert etabliert. Gleichwohl konnte ein gewisser sozialer Aspekt der öffentlichen Badeeinrichtung im Hinblick auf Heil- und Kurbäder und unter sportlichen und freizeitlichen Gesichtspunkten bis in die heutige Zeit nicht nur überleben, sondern im Gegenteil in den vergangenen zwei Jahrzehnten wieder an Bedeutung gewinnen. Man kann also sagen, dass sich in den vergangenen 2000 Jahren die öffentlichen Rituale und Funktionen des Badens ausnahmslos von Osten nach Westen ausgebreitet haben. Erst im 20. Jahrhundert setzte eine gegenläufige Entwicklung ein: Heute existieren die traditionellen türkischen Bäder noch immer in der Türkei, aber durch den Tourismus und den Einfluss westlicher Moden entstehen neue Badeeinrichtungen in Hotelanlagen und Freizeitzentren, die sich in ihrer Architektur und vor allem in ihrem Gebrauch stark von den historischen Vorbildern unterscheiden. Die Aufgabe für eine zeitgemäße Bäderarchitektur besteht darin, sich der langen Geschichte der sozialen, religiösen und rituellen Bräuche in der Badekultur zu erinnern und mit den modernen Bedürfnissen von heute zu verbinden. Badekultur im Mittleren Osten 161 Wasser – Raum – Mensch: Neue Maßstäbe in der Badgestaltung von Philippe Grohe 162 Wasser – Raum – Mensch: Neue Maßstäbe in der Badgestaltung AquaTektur stellt für Axor, die Designmarke der Hansgrohe AG, architektonische Grundlagenforschung im besten Sinne dar. Denn die Entwicklung des Bades ist ein Prozess, der laufend neue Konzepte und Lösungen erfordert. Nach dem Demokratisierungsprozess des funktionalen Bades in der westlichen Welt lässt sich nun seit einiger Zeit eine Weiterentwicklung von der rein funktionalen Nasszelle hin zum Wohlfühl- und Wohnraum, mit Qualitäten sowohl als Rückzugsort wie auch als Treffpunkt etwa der Familie beobachten. Dies spiegelt sich auch im größeren Raum wider, den Architekten dem Badezimmer inzwischen einräumen. Zudem verschwimmen die Grenzen zwischen dem Wohn- oder Schlafbereich und dem Badezimmer immer mehr. Es zeigt sich, dass die Menschen heute einen Rückzugsort von der täglichen Hektik, dem Druck im Arbeitsleben und der schnellen virtuellen Welt suchen und brauchen. Das Bad als intimer Raum ist dafür prädestiniert: Es handelt sich dabei jedoch nicht nur um ein wachsendes Bedürfnis der Menschen, sondern um eine der sozialen Herausforderungen der Zukunft. Um neue und unkonventionelle Ideen für das Bad zu finden, muss das Badezimmer zunächst verlassen werden. AquaTektur ist einer der Wege, die Axor in diese Richtung beschreitet. Die Zusammenarbeit mit den Architekten und Innenarchitekten in den AquaTektur-Workshops folgt darüber hinaus der Notwendigkeit, dem Lebenselement Wasser als kostbare und immer knappere Ressource einen angemessenen Platz in der Architektur einzuräumen und das Bad immer wieder neu zu denken. Wenn wir uns mit den Kreativen führender Architekturbüros aus aller Welt zusammentun, dann deshalb, weil gerade die Architekten und Innenarchitekten die Entwicklung des Bades vorantreiben können. Die Verwendung von Wasser in Gebäuden und die sich immer weiter verändernden Bedürfnisse im Badezimmer bedingen, dass wir als Hersteller hochwertiger Designprodukte für das Badezimmer in Räumen, in architektonischen Dimensionen denken und nicht nur die einzelne Armatur sehen. Auch deswegen ist es notwendig, den Dialog mit den Architekten und Innenarchitekten zu suchen, denn sie sind es letztendlich, die die gebaute Umwelt von morgen bestimmen. Als Innovationsführer der Sanitärbranche zeichnen wir heute schon verantwortlich für eine ganze Reihe von Erfindungen, die das Wasser – Raum – Mensch: Neue Maßstäbe in der Badgestaltung 163 Bad der Gegenwart bestimmen. Doch über die Entwicklung von Einzelprodukten hinaus muss heutzutage ein intensiver Dialog über die Beziehung Wasser – Raum – Mensch geführt werden. Die Designer-Marke Axor trägt mit ihren Produkten einen bedeutenden Teil zur Gestaltung der gebauten Umwelt bei. In privaten Bädern, in Hotels, in Küchen, sowie in Freizeitbädern, Schulen und Toiletten sind Axor Produkte zu finden. In Berlin ebenso wie in New York und Shanghai, in Sydney, Mailand und Tokio. Der bewusste und verantwortungsvolle Umgang mit Wasser und Design ist deshalb wesentlicher Bestandteil der Axor-Markenphilosophie. Eine Badarmatur ist – in architektonischem Maßstab betrachtet – ein eher kleindimensioniertes Bauteil. Doch ebenso wie eine Handbrause oder eine Küchenarmatur wird sie im täglichen Gebrauch zum Schlüsselprodukt. Sie will und muss angefasst werden und sie löst eine unmittelbar erlebbare Reaktion aus, die in vielen Zivilisationen mit Ritualen und Wohlbefinden verbunden ist. Die Armatur wird deshalb vom Nutzer häufig intensiver wahrgenommen als beispielsweise eine Einbauleuchte, die im Deckenbild gleichsam verschwindet. Wir begreifen unsere Produkte jedoch nicht alleine als gebäudetechnische Ergänzungen und als qualitativ hochwertige Armaturen, Brausen und Accessoires. Die Marke Axor bietet vielmehr umfassende und breit gefächerte Kollektionen für das individuelle Bad. Es sollte im Badezimmer – wenn möglich – nicht nur um die einzelne Armatur oder Brause gehen, sondern um die Ausstattung eines wichtigen Lebensraumes; um Visionen international renommierter Designer und Architekten, die mit Axor ihre Gestaltungsphilosophie für das Leben im Bad realisieren. Für Axor liegt die Verwirklichung von Design- und Raumkonzepten, die über funktionale Aspekte und Stilvarianten hinausgehen, im Fokus des Interesses. Die Axor Kollektionen bieten aufgrund ihrer hohen Produktvielfalt die Möglichkeit, sich ihrer wie eines Alphabetes zu bedienen und die einzelnen Buchstaben so zu kombinieren, dass ganze Wörter und zusammenhängende Sätze entstehen. In diesem Sinne „funktionieren” die erfolgreichen Axor Linien von Designern wie Antonio Citterio, Philippe Starck und Phoenix Design. 164 Wasser – Raum – Mensch: Neue Maßstäbe in der Badgestaltung Wasser – Raum – Mensch: Neue Maßstäbe in der Badgestaltung 165 AquaTektur Architecture and Water – Havana 2002 Englische Ausgabe. Herausgeber: Axor – Hansgrohe AG Erschienen: 2003 bei der Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH. 168 Seiten mit zahlreichen s/w- und Farb-Abbildungen. 19 x 19 cm, Flexi-Cover. ISBN 87422-809-6 AquaTektur Architektur und Wasser – Havanna 2002 Deutsche Ausgabe. Herausgeber: Axor – Hansgrohe AG Erschienen: 2003 bei der Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH. 168 Seiten mit zahlreichen s/w- und Farb-Abbildungen. 19 x 19 cm, Flexi-Cover. ISBN 87422-808-8 AquaTektur SOM Skidmore Owings & Merrill, New York Grimshaw & Partner, London Behnisch, Behnisch & Partner, Stuttgart de Architekten Cie., Amsterdam Bothe Richter Teherani, Hamburg Yamamoto & Faessler, Zug Jourdan & Müller PAS, Frankfurt Berger + Parkkinen, Wien Nalbach + Nalbach, Berlin Bearth + Deplazes, Chur Archi-Tectonics, New York Allmann Sattler Wappner, München Riegler Riewe, Graz Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart TP Bennett Architects, London Gaterman + Schossig, Köln François Fasnacht Architekten, Basel Steidle + Partner, München Turett Collaborative Architects, New York 166 Rückblick AquaTektur Architecture and Water – Havana 2003 Englische Ausgabe. Herausgeber: Axor – Hansgrohe AG Erschienen: 2004 bei der Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH. 168 Seiten mit zahlreichen s/w- und Farb-Abbildungen. 19 x 19 cm, Flexi-Cover. ISBN 3-87422-811-8 AquaTektur Architektur und Wasser – Havanna 2003 Deutsche Ausgabe. Herausgeber: Axor – Hansgrohe AG Erschienen: 2004 bei der Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH. 168 Seiten mit zahlreichen s/w- und Farb-Abbildungen. 19 x 19 cm, Flexi-Cover. ISBN 3-87422-810-X AquaTektur Auer + Weber + Architekten, München Dietz Joppien Architekten, Frankfurt/Main gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg Hascher Jehle Architektur, Berlin RKW Rhode Kellermann Wawrowsky, Düsseldorf Gewers Kühn und Kühn Architekten, Berlin Ramseier & Associates Ltd., Zürich Atelier Werner Schmidt, Trun UdA Ufficio di Architettura, Turin Studio Novembre, Mailand ADD+ Arquitectura, Barçelona Torres & Torres, Barçelona Alison Brooks Architects, London Hopkins Architects, London Jestico + Whiles, London Hellmuth, Obata + Kassabaum, New York HLW International, New York Polshek Partnership Architects, New York Denton Corker Marshall PTY Ltd., Hongkong Rückblick 167 Fotonachweis Fotos von Ralf Biehl, Stuttgart, außer: S. 10: Ulrik Samsøe Figen, Trige S. 12: R&Sie..., Paris S. 14: Linus Lintner, Berlin S. 16: Heike Ollertz, Berlin S. 18/19: wrightassociates, München S. 20: Ana Corberó, Beirut S. 22: Ateliers-U.com, Montreal S. 24: Yavuz Draman, Istanbul S. 26: Geraldine Bruneel, Paris S. 28: Maha Nasrallah, Beirut S. 152–159: Ahmet Igdirligil, Bodrum 168 Fotonachweis Axor–Hansgrohe AG Auestraße 5–9 D-77761 Schiltach Tel.: +49/7836 51-0 Fax: +49/7836 51-1390 www.axor-design.com AquaTektur – Beirut 2004 www.Axor-Design.com AquaTektur Private Water – Beirut 2004 Das Bad im Dialog der Kulturen . . . . . . Jørgen Bach, Arkitema K/S, Århus-Dänemark Gilles Desèvedavy, R&Sie..., Paris-Frankreich Yasmine Mahmoudieh, mahmoudieh design/mahmoudieh concepts, Berlin-Deutschland Suzette Sonja Wright, wrightassociates, Ricciotti, Agence Rudy Ricciotti Architecte, Bandol-Frankreich München-Deutschland Ana Corberó, Ana Corberó Painting, Sculpture & Design, Beirut-Libanon Nabil Gholam und Aram Yeretzian, nabil gholam architecture & planning, Beirut-Libanon Ahmet Igdirligil, Sans Mimarlik, Bodrum-Türkei Simone Kosremelli, Simone Kosremelli Architects, BeirutLibanon Maha Nasrallah, Maha Nasrallah Architect, Beirut-Libanon . . . .