Diakoniesonntag 2015 Material für Gottesdienst und Veranstaltungen
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Diakoniesonntag 2015 Material für Gottesdienst und Veranstaltungen
1 Diakoniesonntag 2015 Hessen Diakoniesonntag 2015 Material für Gottesdienst und Veranstaltungen Predigtvorbereitung Kindergottesdienst Arbeitsmaterial DVD-Empfehlungen Informationen zum Weltkindertag und Kinderrechte Diakoniesonntag 2015 2 Hessen Diakoniesonntag und Weltkindertag Das Datum des Diakoniesonntags fällt in diesem Jahr auf den 20. September und damit auf den Weltkindertag. Die Vereinten Nationen empfahlen am 21. September 1954 ihren Mitgliedsstaaten, einen weltweiten Kindertag als Tag der Kinderrechte einzuführen. Weltweit sollten die Rechte der Kinder gestärkt werden und einmal im Jahr sollten sich auch Regierungen öffentlich verpflichten, die Arbeit des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF zu unterstützen. Die Forderung die Rechte der Kinder zu stärken und ihnen besonderen Schutz zu gewähren, ist ein zustiefst diakonisches Anliegen. Deshalb begrüßen wir in der Diakonie das Zusammentreffen von Diakoniesonntag und Weltkindertag. Schon Jesus herzte nicht nur die Kinder, sondern stellte sie ausdrücklich in die Mitte. Zum Bibeltext aus Markus 9, 33-37 hat Pfarrer Peter Röder, Referent für Jugendhilfe und Kinderschutz bei der Diakonie Hessen, eine Predigtmeditation für den diesjährigen Diakoniesonntag erarbeitet, die den Schutz der Kinder in den Mittelpunkt stellt. Darüber hinaus finden Sie einen Entwurf für den Kindergottesdienst sowie weitere Informationen und Materialhinweise. Deutschland hat als Datum für den Weltkindertag den 20. September gewählt, hat jedoch den Tag und die Kinderrechte kaum beachtet. Erst als das Deutsche Kinderhilfswerk 1989 begann mit einem Kinder- und Familienfest diesen Tag zu gestalten und auch politische Forderungen zur Durchsetzung der Kinderrechte zu erheben, trat der Tag in die Öffentlichkeit. Was mit einem kleinen Fest in Bonn begann, weitete sich mit der Zeit auf hunderte von Festen aus. Das größte zentrale Fest findet in Berlin statt. Als Präzisierung der Kinderrechte wurde am 20. November 1989 die UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) verabschiedet und in der Folge von fast allen Ländern der Welt ratifiziert. In Deutschland wurde sie erst 1992 unterzeichnet und in Kraft gesetzt, allerdings unter Vorbehalten, die z.B. die Rechte von Flüchtlingskindern einschränkten. Erst 2010 wurden diese Einschränkungen zurückgenommen. Die Kinderrechte gelten auch für Flüchtlinge. In Sachen Integration und Teilhabe ist keine Zeit zu verlieren. Dr. Wolfgang Gern Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen Inhalt Diakoniesonntag und Weltkindertag 2 UN-Kinderrechtskonvention 3 Kind ist Kind 4 Predigtmeditation 4 Liedvorschläge 9 Liturgische Elemente10 Ein Kindergottesdienst12 DVD’s zum Thema Kinderrechte 14 Informationsmaterial15 Impressum Herausgeber: Diakonie Hessen Diakonisches Werk in Hessen und Nassau und Kurhessen-Waldeck e.V. Ederstraße 12 / 60486 Frankfurt am Main Vorstand: Pfarrer Dr. Wolfgang Gern (Vorsitzender) Dr. Harald Clausen Wilfried Knapp, Dipl.-W.-Ing. Oberlandeskirchenrat Horst Rühl Telefon: 069 7947-0 E-Mail: kontakt@diakonie-hessen.de Internet: www.diakonie-hessen.de Predigtmeditation: Peter Röder Redaktion und Satz: Hans A. Genthe Fotos: Diakonie/Darius Ramazani, Hans A. Genthe Frankfurt 2015 3 Diakoniesonntag 2015 Die UN-Kinderrechtskonvention Am 20. November 1989 wurden erstmals die Kinderrechte in der UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) festgeschrieben. Am 26. Januar 1990 wurde sie von Deutschland unterzeichnet und trat am 5. April 1992 in Kraft. Allerdings mit einem Vorbehalt für Flüchtlingskinder, der erst am 15. Juli 2010 aufgehoben wurde. In 54 Artikeln wurden die Kinderrechte für junge Menschen unter 18 Jahren niedergelegt, die vier Grundprinzipien enthalten: Das Recht auf Gleichbehandlung Das Kindeswohl hat Vorrang Das Recht auf Leben und persönliche Entwicklung Achtung vor der Meinung und dem Willen des Kindes Die daraus entstehenden Einzelrechte, können in drei weitere Gruppen unterteilt werden: Versorgungsrechte Schutzrechte Beteiligungsrechte Nachdem Somalia und Süd-Sudan die UN-KRK vor zwei Jahren wenigstens ratifiziert haben, sind es nur noch die USA, die eine Umsetzung und damit selbst eine Berichterstattung über die Lage von Kindern verweigern. Trotz dieser einzigartigen weltweiten Zustimmung werden elementare Kinderrechte von vielen ganz offen missachtet. Dazu gehört z.B. die Rekrutierung und der Einsatz von Kindersoldaten, Kinderarbeit, Armut, Verweigerung von Bildung, Inhaftierung von Kindern usw. In Deutschland enthält das Grundgesetz in Artikel 6 Aussagen über Kinder, aber nicht für Kinder. Spezielle Kinderrechte werden nicht im Grundgesetz erwähnt. In 13 von 16 Landesverfassungen sind inzwischen Kinderrechte verankert. Hessen zählt zu den drei Ländern, in denen bisher Kinderrechte noch nicht den Weg in die Verfassung fanden - im Gegensatz zu Rheinland Pfalz. Auf kommunaler Ebene gibt es sehr unterschiedliche Regelungen in Bezug auf die Beteiligungsrechte von jungen Menschen. Soll-, Muss- und Kann-Formulierungen garantieren keinesfalls die Rechte, zumal fünf Bundesländer dazu keine Regelungen getroffen haben. Die Zufälligkeit des Wohnorts bestimmt über Mitsprachemöglichkeiten im Sinne der UN-KRK. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) stellte 2010 neben dem Bericht der Bundesregierung den „Ersten Kinder- und Jugendreport zur UN-Berichtserstattung über die Kinderrechte in Deutschland“ vor. Daraus entstanden 25 Bausteine für ein kindgerechtes Deutschland. Die UN-Kinderrechtskonvention Das „Übereinkommen über die Rechte des Kindes“, kurz „UN-Kinderrechtskonvention“ (UN-KRK) wurde am 20.11.1989 von den Vereinten Nationen verabschiedet. Grundanliegen der Kinderrechtskonvention ist es, ein Bild vom Kind im gesellschaftlichen Bewusstsein und im Bewusstsein des Einzelnen zu verankern, das Kinder als eigenständige Persönlichkeiten sieht − ausgestattet mit Würde, mit eigenen Bedürfnissen, Interessen und Rechten. Kinder im Sinne der Konvention sind alle jungen Menschen zwischen 0 und 18 Jahren. Die UN-KRK beruht auf vier Eckpfeilern, die den Geist des Übereinkommens prägen: Das Recht auf Leben und Entwicklung eines jeden Kindes sind im größtmöglichen Umfang zu garantieren (Artikel 6) Kein Kind darf u. a. wegen seiner nationalen, ethnischen und sozialen Herkunft, seiner Hautfarbe, seines Geschlechts, seiner Sprache, seiner Religion oder wegen politischer und sonstiger Anschauungen diskriminiert werden (Artikel 2) Bei allen politischen, behördlichen, gerichtlichen und sonstigen Maßnahmen, die das Wohl und die Interessen der Kinder betreffen, sind diese vorrangig zu berücksichtigen (Artikel 3) Kinder sind an den sie selbst betreffenden Entscheidungen immer angemessen zu beteiligen. Sie sollen vor allem bei allen ihre Angelegenheiten berührenden Gerichts- und Verwaltungsverfahren gehört werden (Artikel 12) Diese Prinzipien bilden die Basis der gesamten Konvention. Auf der Grundlage dieser Überzeugungen bauen die 54 Artikel, die unterschiedlichen Themenbereichen zugeordnet sind, auf. (aus: www.rlp.de) Die Kinderrechtskonvention im vollen Wortlaut www. kurzlink.de/kinderrechte Die Kinderrechtskonvention für Kinder erklärt www.kurzlink.de/konvention_erklaert Diakoniesonntag 2015 4 Jesus stellt ein Kind in die Mitte Es gilt ohne Unterschied: Kind ist Kind! Anregungen zur Predigt zu Markus 9, 33-37 Es ist schon ein Fortschritt, es nicht nur zu sagen, sondern auch als Haltung in sich zu tragen: „Mensch ist Mensch!“ Ohne Unterschied. Aber: „Kind ist Kind!“ geht doch schwerer von den Lippen und ist als Grundhaltung eher schwach ausgeprägt. Denn das hat Konsequenzen, die sogar Geld kosten. Gern werden Kinder einsortiert nach Bedürftigkeit, nach Herkunft, nach Bildungsstand, nach Wohnort, nach familiärem Hintergrund, nach Religion, nach Finanzkraft bzw. Prekariat der Eltern oder eines Elternteils uvm. Dabei gibt es unser Grundgesetz, das dieses Einsortieren und damit auch Benachteiligen eben nicht vorsieht. Der Sozialstaat hat die gerechte Teilhabe aller als Ziel vor Augen – er sollte es zumindest! Präzise ist das im Sozialgesetzbuch VIII dargelegt, in dem es um Kinder und Jugendhilfe geht: Eltern haben ein Recht auf Hilfen zur Erziehung. Junge Menschen haben ein Recht auf Hilfe und Unterstützung. Recht auf Hilfe ist deshalb keiner Beliebigkeit unterworfen. Aktueller Bezug Kinder und Jugendliche werden vielfach medial in den Fokus gerückt. Strahlend und lebhaft, dynamisch und voller Ideen in der Werbung, oft im Kontext einer offensichtlich glücklichen Familie, die bestimmte Produkte einkauft. Gezielt werden bestimmte Produktlinien beworben, die die Zugehörigkeit zu einer privilegierten Gruppe signalisieren deren Zugehörigkeit erstrebenswert erscheint. Trends werden forciert, um nicht nur den Sammeltrieb auszunutzen, sondern auch Identifikationen mit bestimmten Figuren, deren Macht oder Schönheit oder auch deren Welt auszulösen. Computerspiele reizen in der virtuellen Welt gezielt zum Erreichen immer höherer Levels und damit zu höherem Prestige und größerer Macht, die mit der Realität nichts gemein hat. Im Gegenteil: Flucht aus der Realität und Absturz gar in Sucht trifft nicht wenige junge Menschen. Sobald ein Kind mit oder ohne Eltern auf dem Territorium unseres Landes ist, hat es diese verbriefen Rechte. Es besteht kein Unterschied, ob es hier geboren ist oder zuwandert. Die UNKRK unterstreicht dieses in Bezug auf Versorgung, Wohnung, medizinische Hilfe, Schutz, Bildung, usw. Das hat gerade auch aktuell Konsequenzen beim Eintreffen so vieler junger Menschen und macht die Problematik nicht einfacher. Wenn mindestens jeder 4. Flüchtling ein Kind ist und jedes Kind Rechte hat, weil es eben Kind ist und des besonderen Schutzes bedarf, stehen wir alle vor einer gewaltigen Aufgabe. Die Kinderrechte sind Menschenrechte und damit nicht verhandelbar. Martin Luther: „Wenn du ein Kind siehst, begegnest du Gott auf frischer Tat.“ . Zunehmend werden uns schreckliche Bilder von Kindern präsentiert, die mit Familienangehörigen oder alleine aus völlig überladenen Booten im Mittelmeer gerettet werden. An ertrunkene Kinder möchte sich niemand erinnern. Kinder in Sammelunterkünften, Kinder und Jugendliche in eilig aufgestellten Zeltstädten in unserem Land. Kinder zwischen zerschossenen Ruinen. Kinder auf der Suche nach Essbarem auf Müllbergen dazu Jugendliche beim Sammeln von Plastikflaschen und Metall, um etwas zum Familienunterhalt beizutragen. In jeder Hinsicht verletzte Kinder. Auch Politik stellt Kinder manchmal medial in den Mittelpunkt. Die Instrumentalisierung für ein familienfreundliches Image ist oft bald erkannt. Auch die öffentliche Begegnung unserer Bundeskanzlerin mit einem 14-jährigen palästinensischen Mädchen löste gewaltige, recht unterschiedliche, Reaktionen aus. Manchmal begegnen uns Bilder von Kindern, die eher zwangsweise als Modepüppchen ausstaffiert werden. Auch Kinder, die als kleine Erwachsene hergerichtet sind. Wo bleibt da das Wohl des Kindes? Die UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) war am 20. November 2014 25 Jahre in Kraft. Obwohl fast alle Länder der Welt in seltener Einmütigkeit Kinder und ihre Rechte in die Mitte stellten, zeigt die Realität das Gegenteil. Nicht nur Würde, Unversehrtheit und Wohl des Kindes werden vielfach 5 Diakoniesonntag 2015 allgemein missachtet, explizit werden einzelne völlig eindeutige Artikel bewusst übergangen. Dazu gehört das Rekrutieren und Einsetzen von Kindersoldaten, der fehlende Schutz von Kindern vor Gewalt, Missbrauch und sexueller Ausbeutung und Kinderarbeit. Die Zusage, das Überleben und die Entwicklung jedes Kindes zu gewährleisten, wird wie die ausreichende medizinische Versorgung und das Recht auf Schulbildung vielfach nicht so umgesetzt wie es geboten ist. Gleichheit und Gleichbehandlung aller Kinder sollten in unserem Land nicht nur nach dem Grundgesetz selbstverständlich sein, aber bis 2010 gab es hier den gesetzlichen Vorbehalt, dass die UNKRK nicht für Flüchtlingskinder galt. Anfang 2014 ermahnten die Vereinten Nationen Deutschland, den Kinderrechten mehr politisches Gewicht zu verleihen. Die Ursachen von Kinderarmut sollen stärker bekämpft und mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, um die Rechte von benachteiligten Kindern zu verwirklichen, insbesondere mit Migrationshintergrund und mit Behinderung. Auch der Bekanntheitsgrad der UNKRK ist hierzulande sehr schwach, wie es die Untersuchung des Deutschen Kinderhilfswerks im „Kinderreport 2015“ ausweist (www.dkhw.de ). Von einem deutlich erkennbaren Vorrang von Kinderrechten ist hierzulande kaum etwas angekommen. Wertschätzung von Kindern im Neuen Testament Im Neuen Testament wird von Jesus erzählt, wie er an wenigen Stellen Kinder in den Mittelpunkt stellt. Er wendet sich damit gegen die damals vorherrschende patriarchalische Grundordnung, die Kinder als Besitz unter absoluter Verfügungsgewalt des Familienoberhaupts ansah. So ist im Zusammenhang der Kindersegnung (Mk 10,13-16) ganz klar die besondere Wertschätzung erkennbar, die Jesus Kindern generell und im Besonderen zuteil werden lässt. Kinder sollten zunächst weggeschickt werden – einfach weil sie durch ihre bloße Anwesenheit angeblich die Erwachsenen stören. Mit diesem Wegschicken wären die Kinder auch vom Heil Gottes ausgeschlossen, das Jesus klar allen Menschen, ohne Ausnahme, zuspricht. So ist das harte Durchgreifen Jesu zu verstehen, der seine Jünger für ihr Fehlverhalten gegenüber den Kindern und ihren Müttern hart zurechtweist. „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“ Das sind Aussagen Jesu, die in ihrer Klarheit und Deutlichkeit kaum Fehldeutungen zulassen. Kinder werden in ihrem Kindsein nicht nur ernst- sondern angenommen und sogar zum guten Bespiel für Erwachsene erhoben und das im Bezug auf das Heil, das allen Menschen durch Jesus Christus ohne eigene Vorleistung geschenkt wird. In der Tat – die Kinder brachten bei ihrem Besuch bei Jesus nichts mit außer sich selbst. Jesus stellte Kinder um ihrer selbst Willen im positiven Sinn in die Mitte. Dazu kommt Jesu Menschenliebe, die sich bekanntlich als das Leitmotiv durch das NT zieht, die Grundlage unseres Glaubens ist und uns zu aktiver Nächstenliebe nicht nur einlädt, sondern ausdrücklich verpflichtet. Kontext und Textauswahl Markus 9, 33-37 Zunächst ist die Verbindung des Rangstreits (Mk 9, 33-35) der Jünger mit dem Herausstellen eines Kindes zu klären. Im synoptischen Vergleich ist deutlich erkennbar wie die Evangelisten die Textstelle ganz unterschiedlich pointieren. Bei Matthäus (18, 1-5) wird ab Vers 6 direkt das Gerichtswort angehängt, das denjenigen mit der Versenkung an der tiefsten Stelle im Meer - inklusive Mühlstein um den Hals trifft, der „einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt.“ Bei Markus folgen diese Rechtsworte erst ab Vers 42. Es ist die Entscheidung zu treffen, ob die Linien dieses Kontextes in die Predigt einfließen sollen oder in der Hauptsache das Bild vom Kind in der Mitte in seinen Facetten bearbeitet wird. Rangstreit contra Dienst am Nächsten Der Rangstreit der zurückkehrenden Jüngerinnen und Jünger findet Parallelen u.a. in Mk 10, 35ff und auch in Mk 10, 13-16. Nicht ungewöhnlich im zeitlichen Kontext, da z.B. auch spätere rabbinische Theologie die Bewohner des himmlischen Paradieses in sieben Klassen einteilt und über Platzierungen streitet. Ebenso nahm man auch in der essenischen Qumrangemeinde für die jenseitige Welt eine feste Rangordnung an. Diesen Vorstellungen tritt Jesus hier mit der Aufforderung des Dienens eindeutig entgegen. Nicht Titel, Rang und Herrschaft, sondern der Dienst am Mitmenschen ist der Parameter, an dem die Zugehörigkeit zu Jesus und zum Reich Gottes erkennbar ist. Ein Paradoxon nicht nur damals. Zugleich definiert Jesus seine eigene Rolle als Diener für Jüngerinnen und Jünger, für die Gemeinde, ja für die Menschheit. Er macht sich zum Vorbild. Dies wird besonders auch in MK 10,43 f, Mt 20,26f und Lk 22,26ff deutlich. Über den Begriff des Dienens, dem Leitbild der Diakonie und ihrem Handeln heute wird noch nachzudenken sein. Diakoniesonntag 2015 „Jesus nahm ein Kind und stellte es mitten unter sie“ Was hier als Zeichenhandlung (Verse 36 und 37) passiert, gehört zur sozialrechtlichen Tradition der Bibel. In der Geschichte der Diakonie spielten die Texte von der Aufnahme von Kindern eine wichtige Rolle. An den Häusern der kirchlichen Kinder- und Jugendhilfe stand über Generationen hinweg die Zusage: „Wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“ (Mk 9,37) In „Rettungshäusern“ wurden Kinder aufgenommen, denen Krieg oder Krankheit die Eltern genommen hatte; Kinder, die ausgesetzt oder verstoßen waren, weil sie eine Behinderung hatten; Kinder, die nicht in Landwirtschaft oder in der aufkommenden Industriealisierung zur Arbeit eingesetzt werden konnten. Die Gründer der Rettungshäuser beriefen sich unter anderem auf diese biblischen Texte. In der Aufnahme von Kindern liegt eine Verheißung. Aber auch eine Verpflichtung, sich um Kinder und Jugendliche zu kümmern – um Jesu Willen – um Gottes Willen. Das führt eigentlich zur Ethik der Wertschätzung und der Liebe für das einzelne Menschen-Kind. Leider ist wider besseres Wissen auch in Häusern von Kirche und Diakonie Kindern und Jugendlichen durch „schwarze Pädagogik“, Misshandlung, Gewalt und sogar Missbrauch, unsagbares Leid zugefügt worden. Wo es heute noch möglich ist, muss um Gottes Willen Betroffenen umfassend geholfen werden. Im Aufnehmen eines Kindes ist das Vorbild Jesu entscheidend – ohne Wenn und Aber. Markus nahm die liebevolle Zuwendung –„ er herzte es“ – wohl bewusst in diesen Zusammenhang. Jesus stellt ein Kind in die Mitte – und wir haben das in unseren Zusammenhängen und Verantwortungsbereichen auch zu tun. Wichtig ist mir: Es geht um das einzelne Kind in seiner individuellen Besonderheit. Es ist so zu fördern, wie es seinen individuellen Bedürfnissen und Begabungen entspricht – gerade auch ein Kind ist ja ein Ebenbild Gottes und Träger einer eigenen Würde und eines eigenen Rechts – theologisch: selbstständiger Träger des Segens und des Heils. Das ist nicht menschlicher Willkür oder Beliebigkeit unterworfen. Ein Kind hat Rechte, einfach weil es ein Kind ist. Die bereits in der Bibel erkennbaren Linien führt die UNKRK in ihren einzelnen Artikeln dezidiert aus (www.dkhw.de). Zu den Schutz- und Versorgungsrechten werden das Recht auf eigene Meinung, Religion, aber besonders auch Beteiligungsund Mitspracherechte besonders hervorgehoben. Der Vorrang der Kinderrechte wird in Artikel 3 UNKRK betont. Deshalb 6 wird derzeit nicht nur in der Diakonie die Forderung laut, Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen. Während dem Tierschutz Verfassungsrang eingeräumt wird, werden Kinder allgemein oder über ihre Eltern berücksichtigt. Das führt dazu, dass z.B. bei Planungsverfahren einer neuen Straße der Wohnort eines seltenen Käfers zu berücksichtigen ist, das gesunde Aufwachsen oder eine mögliche Bedrohungen von Kindern nicht. Konsequenzen heute Im Duktus des Textes ist nicht nur eine Jüngerbelehrung, sondern gerade auch eine Gemeindebelehrung impliziert. Daran möchte ich anknüpfen und uns herausfordern, im Sinn des Textes das Dienen und das in die Mitte stellen von Kindern bzw. den Kleinsten und Schwächsten unserer Gesellschaft heute umzusetzen. Gerade Kirchengemeinden haben hier Potentiale, die sie schon lange im Dienst der Nächstenliebe einsetzen. Aber der Text fordert auch zur Überprüfung bisheriger Praxis auf. Dienen! „Kirche ist Diakonie und Diakonie ist Kirche“ – das liest sich im Leitbild der Diakonie Hessen kompakt und originell. Aber was bedeutet es wirklich und praktisch, einander Diener oder Dienerin zu sein? Verzicht auf Machtpositionen und Machtgehabe? Den Schwächsten dienen, liebevoll, offen. Das ist liebgewonnene Tradition von Kirche und Diakonie. Das ist auch gut so, wie gilt das aber angesichts heutiger gesellschaftspolitischer Herausforderungen? Schließt Dienen nicht zuerst die klare Parteinahme ein? Bedeutet Dienen nicht auch das deutliche Aussprechen von Positionen? Ich denke dieses Einander-Dienen ist neu zu buchstabieren, sorgfältig zu bedenken und dann entsprechend zu handeln. Einige Schlaglichter Flüchtlinge: Das Aufnehmen eines Kindes und das damit verbundene Synonym für das Aufnehmen der Schwächsten und Hilfebedürftigsten steht klar und deutlich nicht nur in diesem Text. Eine Begrenzung von Aufnahme, Hilfeleistung und Engagement für die Nächsten ist nirgends auch nur angedacht. Auch nach Grundgesetz und Sozialgesetzbuch VIII (Kinder- und Jugendhilfe) hat jedes Kind ein Recht auf Versorgung, Hilfe, Schutz, Gesundheit, Bildung usw. ohne Unterschied. Das führt die UN-KRK dezidiert aus. Doch das macht es bei der großen Zahl Minderjähriger unter den Flüchtlingen sehr schwierig. Wie ist mit Kindern und ggf. ihren 7 Diakoniesonntag 2015 Eltern umzugehen, die aus sogenannten sicheren Herkunftsländern kommen? Wie weit gehen Versorgung und Unterbringung? Bis zu welchem Standard? Es muss doch Menschenrecht gelten: Kind ist Kind! Oder nicht? Was bedeutet das für die Integration, wenn Kindern und Familien ein gesetzlich garantiertes Bleiberecht zugesprochen wurde? Wie gelingt Integration in unsere Nachbarschaft? In unseren Kirchengemeinden? Ist da unsere oft praktizierte Einladungsstruktu noch angemessen? Einladen und Offenheit da nur zum Teil. Hier greift Jesu Auftrag: „Geht zu allen Völkern…“ − siehe Matthäus 28, 19. Erfreulich, dass unsere Kirchen und die Diakonie weiter zusätzliche Finanzmittel und auch personelle Ressourcen für die Arbeit mit Flüchtlingen bereitstellen. Aber ohne Engagement vor Ort in direkter Beziehung von Mensch zu Mensch und in permanenter Weiterentwicklung unserer Haltung erkennen andere die Liebe kaum. Armutsbekämpfung: Die UN und andere Organisationen stellen unserem Land keine guten Noten aus, wenn es darum geht, ausdrücklich allen Kindern und Jugendlichen gleiche Perspektiven zum Leben zu eröffnen. Als Einwand wird oft vorgetragen, dass hier kein Kind verhungern muss und die Lebenssituation in jedem Fall besser ist, als in den Kriegsund Krisengebieten der Welt. Unterschiede gebe es schon immer. Gibt es eine „relativierte Armut?“ Ist es denn gerecht, wenn Kinder einfach keine Chance haben, z.B. in der Schule so gefördert zu werden, dass sie einen qualifizierten Schulabschluss erreichen, der ihnen die Tür zu Ausbildung und Berufstätigkeit öffnet? Weil Eltern aus den verschiedensten Gründen ihre Kinder nicht adäquat unterstützen können? Wie weit darf denn die Kluft zwischen „arm“ und „reich“ sein und wer definiert das? Könnte ich mit meiner Familie unter den Bedingungen leben, wie manche Nächste in der Nachbarschaft? Was würde aus meinen Kindern, wenn ich sie nicht so fördern könnte, wie ich es Gott sei Dank kann? Auch wenn wir Politik nur schwer beeinflussen können, ist unser Engagement ein doppeltes: Einmal gilt es, aktuelle Not zu lindern und in eigenen Systemen von Kirche, Diakonie und Kirchengemeinden dafür zu sorgen, dass Arme und Benachteiligte nicht immer wieder an den Rand gedrängt und weiter diskriminiert werden. Wer hat Zugang zu unseren Gemeindefesten und Kinderfreizeiten wenn sie mit Beiträgen verbunden sind? Öffnen wir unsere Gemeinden in ausreichendem und deutlich erkennbarem Maße wirklich für alle? Gilt nicht auch hier der Sendungsauftrag, der uns zu unserem Nächsten hin führt? - Zum anderen haben wir uns nach Kräften sozialpolitisch für die Bekämpfung von Armut einzusetzen. Integration und Inklusion: „Kein Kind darf verloren gehen“ – so titeln nicht nur Hefte der Diakonie. Das biblische Leitmotiv soll auch praktisch für Jugendliche zur Geltung kommen, die Schul- und Berufsausbildung brauchen, um eigenverantwortlich und selbstständig ihren Weg im Leben gehen zu können. Gerade junge Menschen mit Migrationshintergrund und mit Behinderung haben es viel schwerer als andere. Sie sind verstärkt darauf angewiesen, in ihrer Nähe Unterstützung und Hilfe zu erleben. Aber nicht über ihre Köpfe hinweg, natürlich im Dialog. Es geht nicht nur darum, die Barrierefreiheit wenigstens am Hinterausgang des Gemeindehauses endlich herzustellen. Auch die Barrieren des Umgangs miteinander müssen fallen. Gleiche Augenhöhe ist noch längst nicht erreicht. Menschen nachgehen, sie finden - miteinander „teilhaben“ – geben und nehmen... Alle Menschen selbstverständlich einbeziehen. Mensch ist Mensch! Kinder stärken und beteiligen: Nicht nur zur Prävention vor Gewalt und Übergriffen sind Kinder zu stärken. Auch in ihre Rechte sind sie einzuführen und ihnen zu helfen, sich zu beteiligen und einzubringen. Das fordert auch unser Grundgesetz. Das sollte auch in kirchlichen und diakonischen Zusam- Diakoniesonntag 2015 menhängen im Sinn der Kinderrechte praktiziert werden (siehe Quellen und Hinweise am Schluss). Das aktive und inzwischen auch passive Wahlrecht Jugendlicher in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ist ein großer Schritt im Sinn der Kinderrechte. Aber in vielen Bereichen wird auch in Kirche und Diakonie zu viel über die Köpfe von jungen Menschen entschieden. Wenn unsere Gemeinden langfristig und nachhaltig Heimat für nachfolgende Generationen werden sollen, müssen junge Menschen so früh wie möglich und so intensiv wie möglich bei der Ausgestaltung „ihrer Heimat“ beteiligt werden. Und das beginnt vor dem 14. Lebensjahr! Vertrauen, Geborgenheit, Freundschaften, Werte, soziale Kompetenzen, Lebensperspektiven und nicht zuletzt „Glaube, Liebe, Hoffnung“ sind nicht durch Urkunden, Anweisungen und Verhaltensregeln erfahr- und erlebbar, sondern nur durch lange vertrauensvolle Entwicklungen und persönlichen Beziehungen. Ob junge Menschen bei Gemeinde mitmachen hängt davon ab, wie sie einbezogen werden und mitentscheiden können. Fazit und Perspektive Das Neue Testament allgemein und der Duktus dieses Bibeltextes fordern nicht nur unsere Haltung und unser Engagement. Es wird dazu auch eine wunderbare Perspektive eröffnet: Wer ein Kind aufnimmt in meinem Namen, der/die nimmt mich auf und nimmt Gott auf. Ich lese daraus das göttliche Versprechen von Segen und Heil. Nicht erst in einem Jenseits, sondern schon im Heute und Hier: In unserem persönlichen Umfeld, in unseren Gemeinden und diakonischen Werken und in unserer Gesellschaft. Darauf vertraue ich und daran arbeite ich mit. Peter Röder, Pfarrer Referent für Jugendhilfe und Kinderschutz in der Diakonie Hessen 8 9 Diakoniesonntag 2015 Liedvorschläge 168 Du hast uns Herr gerufen, Strophen 1-3 640 Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen 614 Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte 630 Wo ein Mensch Vertrauen gibt 632 Wenn das Brot, das wir teilen als Rose blüht 629 Liebe ist nicht nur ein Wort ... 574 Segne dieses Kind und hilf uns ihm zu helfen 631 In Gottes Namen woll´n wir finden, was verloren ist 643 Viele kleine Leute 590 Herr, wir bitten komm und segne uns 577 Kind, du bist uns anvertraut – (neuer Text rechts) Kinder sind uns anvertraut Wozu werden wir sie bringen? Wenn sie ihre Wege gehn, wessen Lieder solln sie singen? Welche Worte kann man sagen und an welches Ziel sich wagen? Kinder sind fürs Leben Glück, bringen Freude uns und Segen; sind uns Kinder ganz im Blick, wird die Welt sich rund bewegen; Liebe, Hoffnung und Vertrauen, damit lasst uns weiterbauen! Schenk dem Kind Aufmerksamkeit, schenk ihm Achtung und Geduld. Liebevoll verbrachte Zeit tut uns not, denn Stress ist Schuld; wer dem Kind Respekt kann geben, öffnet ihm den Weg ins Leben. Kind, wie werden wir gerecht deinem Werden, deinem Leben? Viel in unsrer Welt ist schlecht, was wir sorglos weitergeben. Du zeigst uns durch dein Gesicht: Macht und Geld allein sind’s nicht! Jesus selbst, das Gotteskind, zeigt, wie wir es sollen halten: weil wir schwache Menschen sind, will Gott unsre Zeit gestalten: wenn wir nach der Liebe fragen, wird er bis ins Alter tragen. T: Wilhelm Wegner, 2008 M: Liebster Jesu, wir sind hier Diakoniesonntag 2015 10 Liturgische Elemente Zum Eingang Der heutige Diakoniesonntag am 20. September fällt in diesem Jahr auf denselben Tag wie der Weltkindertag. Die Vereinigten Nationen empfahlen am 21. September 1954 ihren Mitgliedsstaaten, einen weltweiten Kindertag als Tag der Kinderrechte einzuführen. 1989 haben die Vereinten Nationen die Kinderrechte in Gesetzesform gebracht und als Kinderrechtskonvention verabschiedet. Die Forderung die Rechte der Kinder zu stärken und ihnen besonderen Schutz zu gewähren ist ein zustiefst diakonisches Anliegen, das wir in den Mittelpunkt dieses Gottesdienstes stellen. Psalm 8 (Übertragung von Jörg Zink) Herr, unser Herrscher, wie herrlich, dass du da bist! Dein Glanz strahlt aus dem Himmel über die Welt hin. Wenn Kinder dich anrufen, ja, wenn eben Geborene schreien, rühmen wir dein Werk und freuen uns über deine Macht. Da sind uns leeres Geschwätz die Reden der Mächtigen, die nichts wissen als das Gesetz des Hasses und das Gesetz ihrer Rache. Und wenn ich den Himmel sehe, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du geformt hast was ist der Mensch, dass du an ihn denkst? Was ist das Kind eines Menschen, dass du es lieb hast? Du hast ihm fast die Würde eines himmlischen Wesens gegeben. Mit Schönheit und Adel hast du ihn gekrönt. Du gabst ihm den Auftrag, Herrscher zu sein über alles, was du geschaffen hast. Alles legtest du ihm zu Füßen: Schafe und Rinder und wilde Tiere überall. Die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und was immer im Meer sich bewegt. Herr, unser Herrscher, wie herrlich, dass wir dich kennen. Wie gut, dass du da bist. Sündenbekenntnis Wir blicken auf uns und unsere Unzulänglichkeit. Vor dir, Gott, geben wir zu: Wir sind unseren Nächsten viel schuldig geblieben. Unseren Kindern gegenüber waren wir zu weich, wo sie Widerstand gebraucht hätten; und zu hart, wo sie Verständnis erwartet haben. Wo sich Kinder über ein anderes lustig machten, haben wir geschwiegen Und wo schlecht über andere geredet wurde, haben wir nicht protestiert. Dass es in unserer Gesellschaft ungerecht zugeht, haben wir hingenommen; aber dass die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht größer ist, ist auch unsere Schuld, Schuld vor dir. Schenk uns Barmherzigkeit, schenk uns Erbarmen! Gnadenzusage Die Bibel erzählt es uns: Jesus nimmt die Kinder an. Er herzt sie nicht nur, er stellt sie ausdrücklich in die Mitte. Und er sagt: Lasst die Kinder zu mir kommen. Wehrt sie nicht ab. Denn nur so kommt die Herrschaft Gottes über euch. Eingangsgebet Uns sind Kinder anvertraut. Wir haben unsere Freude daran und unsere Last. Wir brauchen Einsicht, damit wir unsere Grenzen erkennen. Gott, lass uns in deinem Geist miteinander leben. Wir möchten frei sein von Ängstlichkeit und ungerechter Härte. Wir brauchen Verständnis, aber auch Festigkeit, damit wir einander gerecht werden können. Wir brauchen Liebe und Klarheit in dem, was wir von unsern Kindern erwarten und fordern, damit sie frei und mutig werden, ihr Leben und die Welt zu gestalten. Und wir Erwachsenen tragen die Verantwortung für die Umstände, unter denen unsere Kinder aufwachsen. Dass wir unseren Kindern gerecht werden, dazu hilf uns, Gott. Amen. 11 Diakoniesonntag 2015 Fürbitten Guter Gott, mit unseren Bitten kommen wir zu dir; du hast uns unser Leben geschenkt und uns das Leben unserer Kinder anvertraut. Darum bitten wir dich um deinen Schutz und deinen Segen für uns und unsere Kinder. Wir bitten Dich am heutigen Weltkindertag, wo weltweit an die Rechte der Kinder erinnert wird, an Millionen Kinder, die ohne eigene Rechte Hunger leiden und von Krankheiten bedroht sind, die in Bergwerken schuften und in Kleiderfabriken arbeiten, die missbraucht werden und als Kindersoldaten verschleppt werden. Und wir schließen in unser Gebet die Kinder in unserem Land ein, die als Menschen zweiter Klasse von den Früchten unseres Reichtums ausgeschlossen werden und denen selbstverständliche Rechte verwehrt werden. Wir bitten dich heute besonders für die Kinder, die schwierige Startbedingungen haben. Lass uns merken, wo Familien Unterstützung brauchen. Lass uns sehen, wo Kinder zu kurz kommen. Lass uns handeln, wo Kinder geschützt werden müssen. Wir bitten dich für alle Kinder, deren Eltern nur mit Mühe für sie sorgen können; die in materieller Not sind, die trotz Arbeit zu wenig verdienen, die ein Schuldenberg drückt. Lass uns Formen des Ausgleichs und der Unterstützung finden, die niemand beschämt, in Kindergarten und Schule, im Verein und hier in dieser Kirchengemeinde. Niemand soll sozial ausgegrenzt werden, schon gar nicht in einer christlichen Gemeinde. Wir bitten dich, guter Gott, um Erfindungsreichtum, damit wir Ideen entwickeln können, Armut zu bekämpfen. Gemeinsame Aktionen und Mahlzeiten, gemeinsames Arbeiten und Feiern lässt die Erfahrung machen, dazuzugehören. Stärke unsere sozialen Fähigkeiten, damit niemand ausgeschlossen wird. Lass uns für die Kinder unter uns Chancen entwickeln, dass sie lernen können, dass sie Freude empfinden und fröhlich ins Leben gehen. Amen. Diakoniesonntag 2015 12 Bei Gott bin ich groß Eine Idee für den Kindergottesdienst Eine: Herzlich willkommen zu unserem Mini-Gottesdienst! Schön, dass ihr alle gekommen seid: Große und Kleine. Wir feiern heute miteinander, wir singen und beten und hören eine Geschichte von Jesus. Wir freuen uns, dass Gott für uns da ist und sind zusammen im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Alle: Amen. Eine: Unsere Hilfe kommt von Gott, Alle: der Himmel und Erde gemacht hat. Lied: Lasst uns miteinander Die Menschen loben seit Jahrtausenden Gott für seine Größe. Sie singen und sagen: „Gott, deine Güte reicht so weit der Himmel ist und deine Wahrheit so weit die Wolken ziehen“. (Mit den Kindern sprechen.) Gebet Guter Gott, deine Güte reicht so weit der Himmel ist und deine Wahrheit so weit die Wolken ziehen. Du umgibst uns wie die Luft, die wir zum Leben brauchen. Von deiner Güte leben wir. Hab Dank, dass du jede und jeden von uns kennst und liebst. Bei dir sind wir willkommen, Große und Kleine. In deiner unendlichen Liebe sind wir geborgen. Amen. In unserem nächsten Lied können wir auch davon singen, wie groß Gott ist Lied: Gottes Liebe ist so wunderbar Kurzes Anspiel (siehe nebenstehender Kasten) Lied: Wir sind die Kleinen in den Gemeinden (Kinder singen nur den Refrain). Gebet Vater unser Segen 13 Diakoniesonntag 2015 „Mein Pulli ist beim Waschen eingegangen“ Puppe Johannes auf dem Arm von einer Mitarbeiterin (MA): Es ist unglaublich! Das kann gar nicht sein. Eine: Johannes, was ist denn los? Ist etwas passiert? Johannes: Und ob etwas passiert ist. Schau mal her! (J zeigt seinen etwas zu kurzen Ärmel) Eine: Was ist denn mit deinem Arm? Hast du dir weh getan? Johannes: Nein! Nicht der Arm, der Ärmel. Eine: Was ist denn mit deinem Ärmel? Ein bisschen schmuddelig ist er schon wieder. Du sollst lieber mal ein Taschentuch benutzen. Johannes (empört): Mein Ärmel ist nicht schmutzig. Er ist zu kurz! Eine: Jetzt, wo du es sagst, sehe ich es auch: Du bist gewachsen. Johannes: Ja, guck mal, wie groß ich bin. (J streckt sich). Ich glaub, ich bin der Größte hier von allen. Eine: Na, das wollen wir mal sehen. Kinder, streckt euch mal! (Kinder strecken die Hände in die Höhe). Johannes streckt sich auch auf dem Arm von MA: Da, schau, ich bin der Größte. Eine: Kinder, wisst ihr eigentlich, dass sich sogar die Freunde Jesu, seine Jünger, darum gestritten haben, wer von ihnen der Größte ist? Sie haben Jesus sogar danach gefragt: „Jesus, wen von uns findest du am besten? Wer von uns ist der Größte für dich?“ Der eine Jünger, Simon, hat sich gedacht: Bestimmt bin ich das. Schließlich nennt mich Jesus ja immer Simon Petrus, Simon, der Fels. Jesus denkt bestimmt, ich bin so stark wie ein Felsen (Bergschuhe in die Mitte stellen). Johannes, ein anderer Jünger, hat überlegt: Bestimmt bin ich für Jesus der Größte, schließlich sitze ich beim Essen immer neben ihm (Sandalen in die Mitte stellen). Die andere Jünger (weitere Schuhe von Erwachsenen dazustellen, dass ein Kreis entsteht) haben auch darüber nachgedacht und einige haben sich über diese Frage sogar geärgert. „Da, wo es einen Größten gibt, da gibt es dann auch welche, die weniger wert sind. Bei uns sollte es doch eigentlich anders zugehen!“ Alle sind also gespannt, was Jesus sagen wird. Und was macht Jesus. Es sagt erst einmal gar nichts zu den Jüngern. Er schaut sich um. Er sucht etwas, er sucht jemanden. Er sucht ein Kind. „Hey, du da“, ruft er einem ganz kleinen Mädchen zu, „komm doch mal kurz her zu mir, bitte.“ Das kleine Mädchen kennt Jesus. Jesus kennt ja jeder, Jesus ist bekannt, weil er immer so viele Geschichten von Gott und vom Himmelreich erzählt. Das kleine Mädchen läuft also zu Jesus hin. Jesus stellt es in die Mitte seiner Jünger (kleine Mädchensandalen in den Schuhkreis stellen). Jesus sagt zu den Jüngern: „Das ist meine Antwort auf eure Frage“, und zeigt auf das kleine Mädchen. Die Jünger sind ratlos, sie verstehen überhaupt nichts. Jesus lächelt das Mädchen an und bedankt sich: „Vielen Dank für deine Hilfe!“ Das Mädchen wundert sich etwas, es hat doch gar nichts für Jesus getan. Aber es freut sich und hüpft davon. (Mädchenschuhe hüpfen davon) Die Jünger schauen einander immer noch ratlos an. Jesus sagt zu ihnen: „Ihr fragt mich, wer von euch der Größte ist. Ich sage euch: Bei Gott ist das Kleine groß. Und wenn ihr euch nicht endlich ändert und so von den Kindern lernt, dann werdet ihr gar nicht ins Himmelreich kommen.“ Die Jünger schauen sich betreten an. „Ja, nehmt euch ein Beispiel an den Kleinen!“ fährt Jesus fort. „Sie lassen sich beschenken, ohne zu fragen, ob sie es denn verdient haben. Und sie sind auf Güte und Liebe angewiesenohne unsere Hilfe könnte so ein Kleines nicht überleben. Damit sind die Kleinen Vorbilder im Glauben: So, wie sie uns brauchen, so leben wir von Gottes Güte und Barmherzigkeit. Und ich sage euch noch eins: Wer großherzig ist und sich um so ein kleines Kind gut kümmert und es versorgt, der hat mir selbst etwas Gutes getan. Bei Gott sind die Kleinen die Größten. Johannes: Du, stimmt das? Eine: Was denn, Johannes? Johannes: Na, dass bei Gott die Kleinsten die Größten sind. Eine: Ja, das hast du richtig verstanden. Johannes (zieht sich den Ärmel lang): Du, ich glaube, ich bin doch nicht so dolle gewachsen. Mein Pulli ist bestimmt beim Waschen eingegangen. Adelheid Neserke Bei Gott bin ich groß, Gottesdienst für Groß und Klein Was und Wie, Kinder religionspädagogisch begleiten, Heft 4/2012, Gütersloh 2012 Mit freundlicher Genehmigung © Verlagsgruppe Random House München Diakoniesonntag 2015 14 Filme auf DVD für Schule und Unterricht Kurzfilmreihe zur UN-Kinderrechtskonvention 13 Animationsfilme 4-10 Minuten - Kanada - FWU - 2004 Kinderrechte im Leben von 9-13-Jährigen DVD 1032 Evangelische Medienzentrale Frankfurt Situationen aus dem Leben von 13-17-Jährigen im Blick auf die Kinderrechte DVD 1033 Evangelische Medienzentrale Frankfurt Aufwachsen in Armut - Kinderschicksale aus Mittelamerika Dokumentarfilm - BMZ - 2009 Gesamtlaufzeit 26 Minuten - Geeignet ab 10 Jahre In vier Episoden macht der Film deutlich, welchen Einfluss Menschen in den Industriestaaten durch ihr Handeln auf die Lebensverhältnisse von Kindern in armen Ländern haben. DVD 1406 Evangelische Medienzentrale Frankfurt Kinder dieser Welt erzählen - Im Fokus: Kinderrechte 7 Kurzfilme - EZEF - Haiti / Kolumbien / Indien / Nepal / Schweiz / Türkei - 2010 zwischen 23 und 30 Minuten - teilweise OmU - Geeignet ab 10 Jahre ||| Arbeitsmaterialien im ROM-Teil DVD 1503 Evangelische Medienzentrale Frankfurt Die Strasse gehört uns 8 Filme - EZEF - 2010 zwischen 13 und 26 Minuten Die acht Filme der DVD bieten einen ganz anderen Blick auf die Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen als dies die klassischen Filme über „Straßenkinder“ tun. ||| Arbeitsmaterialien im ROM-Teil DVD 1567 Evangelische Medienzentrale Frankfurt Her mit dem Bolzplatz! Dokumentarfilm von Angeliki Andrikopoulou und Argyris Tsepelikas - Methode Film - Griechenland - 2010 22 Minuten - OmU - Geeignet ab 10 Jahre Vier Kinder haben keinen Platz zum Spielen und entwickeln Ideen, wie man das ändern kann - von der Spielkonsole, hin zum Bürgermeister der Stadt. DVD 1753 Evangelische Medienzentrale Frankfurt ||| Arbeitsmaterialien im ROM-Teil Blood in the Mobile Dokumentarfilm von Frank Piasecki Poulsen - Matthias-Film - Dänemark - 2011 30 und 52 Minuten - teilw. OmU - Geeignet ab 12 Jahre Der Dokumentarfilm handelt von dem illegalen Geschäft mit Mineralien aus dem Kongo und dem daraus resultierenden brutalen Krieg. ||| Arbeitsmaterialien im Rom-Teil DVD 1763 Evangelische Medienzentrale Frankfurt Weil ich länger lebe als Du - Kinder kämpfen für ihre Welt Dokumentarfilm von Henriette Bornkamp und Carl-A. Fechner - fechner media - Deutschland - 2012 45 Minuten - Geeignet ab 13 Jahre Die Dokumentation ist die Geschichte von drei Kindern, die beschlossen haben, sich nicht mehr auf die Erwachsenen zu verlassen. Auszeichnungen: 2013 Medienpreis „Kinderrechte in der Einen Welt“ DVD 1788 Evangelische Medienzentrale Frankfurt Alle Kinder dieser Welt 7 Kurzspielfilme von 7 weltbekannten Regisseuren - kfw - Italien / Frankreich - 2005 Gesamtlaufzeit 124 Minuten - Geeignet ab 13 Jahre DVD 1222 Evangelische Medienzentrale Frankfurt Ausleihe Evangelische Medienzentrale Rechneigrabenstraße 10 60311 Frankfurt 069 - 92 107 100 dispo@medienzentrale-ekhn.de Weitere Medien Evangelische Medianzentrale Heinrich-Wimmer-Straße 4 34131 Kassel 0561 9307160 15 Diakoniesonntag 2015 Hessen Informationsmaterial Wortlaut der UN-Kinderrechtskonvention (PDF) http://kurzlink.de/VN_Kinderrechte Weiteres Informationsmaterial für Kinder www.kurzlink.de/fuer_kinder Bausteine zur Durchsetzung der UN-Kinderrechtskonvention vorgestellt vom Deutschen Kinderhilfswerk www.kurzlink.de/bausteine Informationen der Evangelischen Jugend www.kurzlink.de/evangenlische_jugend DVD mit ausführlichem Material für alle Altersgruppen www.kurzlink.de/dvd_kinderrechte Hilfsorganisationen Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe www.agj.de Kinderschutzbund Hessen: www.kinderschutzbund-hessen.de Diakoniesonntag 2015 Hessen www.diakonie-hessen.de 16