Laser Community 01:07
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W W W.TRUMPF - L A SER .COM 01:07 1:07 Abheben! Scheibenlaser für die Luft- und Raumfahrt Lehrstunde Jedem Knochen seine Nummer StahlHart Im umgang mit höchstfesten Stählen ist Licht das schärfste Werkzeug → Seite 10 Herausgeber TRUMPF GmbH + Co. KG, Johann-Maus-Straße 2, 71254 Ditzingen, Germany, www.trumpf.com V.i.s.d.p. Jens Bleher Chefredaktion Sven Ederer, Telefon +49 (0) 7156 303 - 1559, sven.ederer@de.trumpf-laser.com Vertrieb Telefax +49 (0) 7422 515 - 175, Telefon +49 (0) 7422 515 - 121, laser-community@trumpf-laser.com Beratung Helmut Ortner, Dr. Eckhard Meiners Redaktion pr+co. gmbh, Stuttgart, Norbert Hiller, Martin Reinhardt, Nadine Leimbrink Autoren Axel Bange, Sven Ederer, Nadine Leimbrink, Bernd Maier, Todd Rosenthal, Stefan Schanz, Michael Vogel, Jürgen Warmbold Gestaltung und Produktion pr+co. gmbh, Stuttgart, Gernot Walter, Markus Weißenhorn, Martin Reinhardt Fotografie Steve Adams, KD Busch, Udo Loster, Markus Mertmann, Conny Tüch; Reproduktion Reprotechnik Herzog GmbH, Stuttgart Herstellung frechdruck GmbH, Stuttgart 01:2007 Titelfoto: Corbis, Rückseite: KD Busch impressum Editorial E ines der größten Hemmnisse für den Einsatz von Lasern in der Produktion ist die mangelnde Vorkenntnis. In vielen Unternehmen fehlen die Fachleute, um das Potenzial der Lasertech nik zu erkennen und sie daher einzusetzen. Die Situation ist paradox. Auf der einen Seite ist der Laser ein etabliertes Werkzeug und immer mehr Institute weltweit forschen auf dem Gebiet der Laserstrahlquellen und deren Anwendung. Auf der anderen Seite fehlt diese Technologie in den meisten Lehrplänen und gehört nicht zur Standardausbildung von Ingenieuren und anderen Fachleuten. „Aufbau einer globalen Allianz für Forschung und Bildung zwischen Wissen schaft und Industrie auf verschiedenen Kontinenten, um Studenten praktische Erfahrung in globaler Zusammenarbeit und Fertigungstechnik zu vermitteln“, so lautet eines der Ziele der Global Alliance for Research and Education in Laser Aided Manufacturing (GARELAM). Für dieses Vorhaben, zusammen mit Plänen zur Initiierung einer globalen Plattform Fertigungstech nik für die Ingenieurausbildung und der Erstellung von Lehrplanangeboten mit internationalen Praktika, möchten die Teilnehmer weltweit Regierungsstellen als Unterstützung gewinnen. Für unsere Branche ist es wichtig, dass diese Initiativen Erfolg haben. Jede Initiative ist willkommen! Eine Stärkung der Photonik, dazu zählt die Lasertechnik, verfolgt auch die Technologieplattform Photonics 21 in der Europäischen Union. Hier stimmen Industrie und Wissenschaft europaweit ihre Forschungsaktivitäten für optische Technologien ab und geben der Politik Empfehlungen für die Verwendung europäischer Forschungsgelder. Nur durch diese Bündelung gelingt es, Gehör zu finden. Immerhin, der Anschluss der Industrial Laser Group an die Society of Manufacturing Engi neers in den USA und die Gründung der Sektion Promozione L@ser in der Associazione Italiana di Tecnologia Meccanica in Italien zeigen, dass die Vernetzung von Laser und Fertigung inter national auf personeller Ebene voranschreitet. Es ist richtig und wichtig, dass sich die industri elle Lasertechnik zu einer „konventionellen“ Technik entwickelt. Jede Initiative auf diesem Weg ist willkommen. p e t e r l e i bi n g e r Geschäftsführender Gesellschafter der TRUMPF Gruppe, Vorsitzender des Geschäftsbereichs Lasertechnik / Elektronik Peter.Leibinger @de.trumpf.com Foto: Stahl-Werk 01: 2007 ziel türkei 06 – 09 wer - was - wo 10 höchstfeste stähle Community Laser und Leute im Überblick Seite 06 Warum in der Türkei, Herr Isik ? Seite 07 // Was GARELAM will // Comau setzt auf Remoteschweißen // Warum Tosei Electrobeam für Japan so wichtig ist // Österreichs erster 6-kW-Scheibenlaser // Dagmar Wöhrl bei Laser-Pionier Meyer Werft Seite 08 // BMW tauscht Schrauben gegen Laser // Thema titel Härte zähmen Höchstfeste Stähle: Wie die Automobilindustrie einen Werkstoff bändigt, der seinen Namen absolut verdient hat. Seite 10 Auf der harten Tour 08 netzknoten 09 Kalender 29 Menschen + Ideen 30 Marktansichten Der Weg vom Coil bis zum tragenden Bauteil. Seite 12 Was zählt Mechanische Werkzeuge oder Laser? Wo der Laser punktet. Seite 14 15 statement laser-vorbild Statement „In den meisten Ländern ist klar: Die Ausbildung der Ingenieure verlangt höchste Priorität.“ Dr. Arden L. Bement, Jr., sieht die Zukunft der Welt in den Händen von Ingenieuren. Seite 15 joining technologies synbone 24 cool tool 16 18 21 arburg Report Programmiertes Wachstum Für Luft- und Raumfahrt sind Neuteile teuer. Das macht Reparaturschweißen für Joining Technologies attraktiv. Seite 16 Lehrstunde mit Knochenbrüchen 26 prof. ursula keller Science Menschen Heiße Presse, kaltes Herz „Ursi, bitte erklär uns das !“ Wie kommen die Kühlleitungen in die Tiefziehform? Prof. Ralf Kolleck löst ein altes Problem mit einer jungen Technologie: automatisiertes Laserauftragschweißen. Seite 24 „Wie wird man erfolgreich ?“, haben wir Prof. Ursula Keller gefragt. Was sie erreicht hat, war in ihrem Leben nicht vorgesehen. Aber sie nutzte ihre Chancen. Seite 26 Fragen an … Welcher Knochen war denn das ? Laser sei Dank antworten Synbones Übungsknochen selbst. Seite 18 Solide Basis Der Ständer einer Arburg-Maschine ist ein großes Stück Stahlblech. Für dessen Fertigung suchte der Maschinenbauer eine flexible Lösung. Seite 21 … Dr. Antonio Vendramini SEITE 29 NEU: Unser Titel als E-Postcard Heft weiterempfehlen : www.trumpf-laser.de / laser-community S P o t - - - ko o P e r at i V european laser institute (eli) und laser institute of america (lia) verstärken ihre Kooperation. Nach dem „Journal of Laser Application“ bezieht diese auch Konferenzen ein wie etwa alaW (automative laser application Workshop). www.eli-online.org - - - j a Pa n - a u S g a b e industrial laser Solutions (ilS) erscheint in einer japanischen Ausgabe. Neben USChefredakteur, david belforte, wird Sachiya inagaki vom yano research institute als Experte für Japans Laser-Markt für ILS-Japan schreiben. www.ils.pennnet.com --- börSengang Der Reutlinger Maschinenbauer manz automation hat knapp eine Million Aktien platziert. Damit beläuft sich das Emissionsvolumen auf 18,6 Millionen Euro. www.manz-automation.com --- effizient Ein 5-Achsen-Lasersystem von trumPf sorgt beim britischen Luft- und Raumfahrttechnikunternehmen middleton Sheet metal co. ltd. (mSm) für zusätzliche Kosteneffizienz und Qualität bei komplex geformten Werkstücken. www.msmgroup.org --- antrieb Italiens Verband für industrielle Fertigungstechnik a.i.te.m hat eine Laser-Fachgruppe gegründet. Die von Prof. edoardo capello, Politecnico de milano, vorangetriebene „Promozione l@ser“ soll Forschung und Anwendung verknüpfen. www.aitem.org --- SuPerScHutzScHicHt Hauzer techno coating bietet eine Anlage mit dem Laser-Arc-Modul des dresdner fraunhofer iWS an. Diese neue Technik ermöglicht es als eine der ersten, superharte amorphe Kohlenstoffschichten industriell einzusetzen. www.iws.fraunhofer.de --- abgeleHnt coherent inc. ist mit der Übernahme von excel technology inc. gescheitert. Während die US-Kartellbehörde der Übernahme zustimmte, lehnt das deutsche Kar tellamt ab. www.coherent.com, www.excetechlinc.com 6 „Was wir brauchen, ist eine weltweite Zusammenarbeit für Lernen aus erster Hand.“ Der Vorsitzende der gaRelam prof. Jyoti mazumder Globale Allianz GARELAM verbindet weltweit Lehre und Praxis in der Lasertechnik Auf der ICALEO 2006 in Scottsdale, Arizona, stellte sich die neu gegründete GARELAM (Globale Allianz für Forschung und Lehre in der laserunterstützten Fertigung) der Öffentlich keit vor. Ihr Vorsitzender Professor Jyoti Mazumder von der University of Michigan präsen tierte die ersten Ergebnisse der erfolgreichen internationalen Zusammenarbeit. Gegründet im Juli 200, möchte GARELAM die Industrie und namhafte Universitäten weltweit stärker vernetzen. Die Gründungsmitglieder beabsichtigen, Lehrpläne abzustimmen und mehr Stu dierenden sowie Absolventen Möglichkeiten für internationale Praktika zu eröffnen. Außer dem streben sie organisationsübergreifende Strukturen zur beständigen Weiterbildung von Mitarbeitern aus Wissenschaft und Industrie an. www.icaleo.org Remote kommt an Das LaserRemoteschweißen mit Robotern fasziniert die Roboterhersteller zusehends: Seit kurzem bietet Comau ein neues 3DLaserschweiß system an. Der SMART Laser besteht aus dem Roboterarm und einer Laserquelle — dem Schei benlaser von TRUMPF etwa. Die Steuerung der insgesamt sieben Achsen von Arm und Scanner optik ist voll integriert und über ein Handpro grammiergerät bedienbar. Mit seiner einfachen Architektur lässt es sich problemlos in komplette Rohbauanlagen integrieren und in LaserNetz werkKonfigurationen mit Multiplexing einbe ziehen. Die Laseroptik hat einen Arbeitsabstand von 750 bis 1 100 Millimetern und setzt den Strahl in 0,1 Sekunden von Schweißnaht zu Schweiß naht um. www.comau.de Der Laserstrahl hüpft von Schweißnaht zu Schweißnaht, der Arm führt nach. So senkt Comaus SMART Laser zum Beispiel Taktzeiten. CommuniTy 300 Unternehmen, die Japans Zukunft bestimmen. Abbildungen: B. & H. ISIK GbR, Comau S.p.A., Corbis, JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, LIA Laser Institute of America, Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie Japan Die Türkei als neuer Markt für LaserAnwendungen? Der Unternehmer Bektas Isik ist davon überzeugt. „Die Türkei hat den Laser für sich entdeckt“ Liste mit Zukunft An Tosei Electrobeam hängt die wirtschaftliche Zukunft Japans. Davon ist zumindest der japanische Minister für Wirtschaft , Handel und Industrie, Toshihiro Nikai, überzeugt: Japans größter Laser JobShop ist eines von 300 ausgewählten mittelstän dischen Unternehmen, die das Ministerium jetzt in der Liste „Japan‘s Dynamic Monodzukuri (Manufacturing) Small and Medium Enterprises“ vorge stellt hat. Japans internationale Wettbewerbsfähig keit werde hauptsächlich von diesen Firmen getra gen, heißt es dort. Ausgewählt hat das Wirtschafts ministerium die Unternehmen nach Kriterien wie ihrem technischen Potenzial oder dem Einfluss ihrer Technologie auf das tägliche Leben. www.tosei.co.jp Bektas Isik ist in Deutschland erfolgreich mit Reparaturschweißen. Jetzt will er in die Türkei — wir wollten wissen, warum. Sie bauen ein Laser-Geschäft für das Auftragschweißen mit gepulsten Festkörperlasern in der Türkei auf. Ist das Heimweh oder der Riecher für einen lukrativen Markt ? Die Türkei ist bisher ein Nischenmarkt für LaserAnwendungen im Bereich Auf tragschweißen. Hier steckt großes Potenzial. Doch ehrlich gesagt: Heimweh spielt natürlich auch eine große Rolle. Ist der türkische Markt reif für diese Laser-Anwendungen ? Die Türkei hat den Laser für sich entdeckt. Die Nachfrage steigt kontinuierlich und es gibt immer mehr Anbieter. Wir sind davon überzeugt, dass unser Geschäfts modell auch dort erfolgreich sein wird. Nicht zuletzt, weil wir uns mit unserer Lasertechnik von den türkischen Konkurrenten unterscheiden. Welche Marktchancen sehen Sie in der Türkei ? In Deutschland haben wir jahrelang positive Erfahrungen mit dem Reparatur schweißen im Bereich Werkzeug und Formenbau gesammelt. In Zukunft konzen trieren wir uns auch auf andere Branchen. Die Wirtschaft in der Türkei wächst. Immer neue Industrien entstehen. Der Markt bietet uns gute Chancen, uns ein großes Stück von diesem Kuchen abzuschneiden. Ansprechpartner: B. & H. ISIK GbR, Bektas Isik, Telefon: +49 (0) 6164 913 017, bektas@bh-isik.de, www.bh-isik.de Steiermarks Forschungslandesrätin Kristina EdlingerPloder erhielt von den Institutsleitern Elmar Brandstätter und Prof. Dr. Reinhold Ebner ein gelasertes Wappen. 6 kW für Joanneum Am Laserzentrum Leoben installierte Joanneum Research als erstes Unternehmen Österreichs einen kWScheibenlaser. Die leistungsstarke An lage dient der Entwicklung industrieller Prozesse beim Fügen, Legieren und Auft ragschweißen. Im Mittelpunkt steht dabei die Weiterentwicklung des sogenannten Scannerschweißens. Bei diesem Verfahren lenken Spiegel den Lichtstrahl über das Werkstück und senken so die Positionierzeiten. www.joanneum.at/lzl. 7 CommuniTy netzknoten joining and Welding reSearcH inStitute, oSaka uniVerSity Eines der heute weltweit führenden Forschungszentren für Fügetechnologien wurde 1969 als Welding Research Laboratory an der Universität Osaka in Japan gegründet. Anlass war eine Empfehlung des für die technologische Entwicklung der Nation verantwortlichen Japanischen Wissenschaftsrats: die für die industrielle Fertigung zentrale Schweißtechnik systematisch voranzutreiben. Der Anspruch des Instituts, Japan eine führende Rolle in der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung zu sichern, erstreckt sich auch auf die Lasertechnik. Der kürzlich verstorbene Schawlow-Preisträger Professor Akira Matsunawa war einer der weltweit anerkannten Laserschweiß-Spezialisten. Insbesondere das 2003 gegründete Smart Processing Research Center erkundet „extreme“ künftige Anwendungen wie Schweißen ultradünner Platinen oder Materialbearbeitung mit ultrakurzen Laserpulsen. Dabei sollen sich die parallelen Forschungen der verschiedenen Abteilungen an Werkstoffen, Verfahren und Energiequellen gegenseitig hochschrauben. www.jwri.osaka-u.ac.jp Quantensprünge licht verbindet Mit dem ersten lasergeschweißten Tailored Blank von Thyssen Krupp begann eine der weltweit erfolgreichsten Laserapplikationen. 19 8 3 8 Schluss mit Schrauben TRuMPF Co² -Laser schweißt Achsausgleichsgetriebe bei BMW BMW hat ein neues PowertrainSys tem von TRUMPF in Betrieb genommen. Seitdem werden Ausgleichsgetriebe — eine GussStahlVerbindung — für verschiede ne Typen per Laser geschweißt. Betroffen sind beispielsweise die höher motorisier ten Fahrzeuge der 3erBaureihe. Die Vor teile im Automobilbau: Der Wegfall der bisher üblichen Schraubverbindungen spart nicht nur Kosten, er senkt außerdem das Getriebegewicht und führt zu gerin geren Einbaumaßen. Und: die mit dem Laser geschweißten Verbindungen über tragen höhere Drehmomente. Das macht die Autos dynamischer — und in Extrem situationen belastbarer. Ansprechpartner: BMW-Zentrale in München: Das Unternehmen sucht und findet immer neue Einsatzmöglichkeiten für das Laserschweißen. TRUMPF Laser- und Systemtechnik GmbH, Jürgen Metzger, Telefon: + 49 (0)7156 303-6194, juergen.metzger@de.trumpf-laser.com Laser-Vorbild Dagmar Wöhrl besichtigt Meyer Werft Auf Stippvisite an der Ems: Am 5. Februar besuch te die Koordinatorin der Bundesregierung für die Mari time Wirtschaft, Dagmar Wöhrl, die Meyer Werft. Das Vorzeigeunternehmen ist eine der modernsten Werf ten der Welt und baut vor allem Kreuzfahrtschiffe für Reedereien weltweit. Seit 13 Jahren übernehmen die Papenburger Schiffbauer eine Vorreiterrolle bei der Ver wendung von Lasertechnologie. Die Werft hält dabei einen Rekord: Von insgesamt 850 Kilometer Schweiß nähten der im November 200 fertiggestellten „Nor wegian Pearl“ messen die Lasernähte rund 450 Kilo meter — geschweißt von vier Laseranlagen mit 12kW Maritime Koordinatorin Dagmar Wöhrl CO₂Lasern. Aktuell testet die Werft den neuesten von lässt sich von Geschäftsführer Bernard TRUMPF in Schramberg entwickelten Scheibenlaser: Meyer die Meyer Werft zeigen. der weltweit erste mit 8kWLaserLeistung und einer Verfügbarkeit von über 99,5 Prozent. Seine absolute Leistungsregelung sichert unabhängig von den Umgebungsbedingungen reproduzierbare Prozessergebnisse. www.meyerwerft.de k a l e n d e r „Die MD&M verbindet Lasermit Medizintechnologie.“ l aSer . World of PHotonicS cHina 21. – 23. März 2007, Shanghai Messe für Optische Technologien China, www.world-of-photonics.net a l aW High-Tech-Medizin Dreimal jährlich findet die MD&M an verschiede nen Orten in den USA statt. Händler und Hersteller medizinischer Geräte stellen dort ihre Leistungen und Fähigkeiten vor. Auf der MD&M West fragten wir Ray Regan, Vertriebsingenieur bei Innovative Laser Technologies Inc., warum sich ein Besuch lohnt: 17. – 19. April 2007, Plymouth, MI Tagung für Laseranwendungen am Automobil, www.alawlaser.org INTERMOLD: Messe für Stanz- und Formfertigungstechnologie Japan, www.itp.gr.jp/im 25. – 28. April 2007, Tokio m a c H -t e c H 8. – 11. Mai 2007, Budapest Internationale Fachmesse für maschinelle Fertigung und Schweißtechnik, laser-industrie und md & m — wo ist die Verbindung ? www.mach-tech.hu Anbieter von Lasern, integrierten Systemen und Ser vices finden hier Zugang zu Herstellern von Implan taten, nichtinvasiven Geräten, chirurgischen Werkzeu gen und Einwegartikeln. Dies gibt ihnen Einblicke in den aktuellen und künft igen Bedarf medizinischer Geräteherstellung. Abbildungen: AlexSchelbert.de, INTERMOLD Development Association, Messe München GmbH, BMW Group, Meyer Werft GmbH, SEMI intermold W e l d i n g ko r e a 8. – 11. Mai 2007, Seoul Globale Strategien für Ihre Schweißgeräte und -materialien, www.weldingshow.co.kr e u r o W e l d i n g , c a S t- e X , Wen können besucher der md & m treffen ? c H e m P l a S t, e m a Anbieter treffen hier direkt auf leitende Ingenieure und Designer und können so gleich individuelle Pro blemlösungen anbieten. 22. – 25. Mai 2007, Nitra eine reiSe Wert Internationale Maschinenbaumesse, www.agrokomplex.sk/akcie/msv2007/en LASER. World of Photonics: Messe für optische Technologien, www.world-of-photonics.net 12. – 14. Juni 2007, New York, NY Medizintechnik: Entwicklung & Fertigung, www.devicelink.com/expo/east07/ LASER 2007 Ein Treffen von Fachleuten und das Neues te in Sachen Laserstrahlquellen: Das bietet die LASER. World of Photonics ihren Besuchern wieder vom 18. bis 21. Juni 2007 in der Neuen Messe München. Bereits zum 18. Mal findet die Technologiemesse statt – seit ihrem Start im Jahr 1973 ist sie eine der führenden Veranstal tungen für optische Technologien. Zur LASER 2005 kamen knapp 50 Prozent der Aussteller und Fachbesucher aus dem Ausland, was die Einzigartigkeit der Messe unterstreicht. md&m eaSt m i n at 12. – 14. Juni 2007, Stuttgart Internationale Fachmesse für Feinwerktechnik, Ultrapräzision, Mikro- und Nanotechnologien, www.messe-stuttgart/minat blecHeXPo & ScHWeiSStec 13. – 16. Juni 2007, Stuttgart Blech trifft Business, www.blechexpo-messe.de SEMICON West: Technologie und Werkstoffe für Halbleitertechnik, www.semi.org/semiconwest l aSer. World of PHotonicS 18. – 21. Juni 2007, München Semicon WeSt 16. – 20. Juli 2007, San Francisco, CA 9 Härte Der Tanz der Atome: Kühlt Stahl, wie im Stahlwerk, langsam, bildet er würfelförmige Kristallgitter. Wird er dagegen „abgeschreckt“, springen Atome aus den Würfelflächen ins Innere und versteifen das Gitter: der Stahl wird hochfest. 10 THema Der Siegeszug hoch- und höchstfester Stähle im Autobau ist in aller Munde. Möglich machen es die Helden im Hintergrund: ein neuer Formhärteprozess und der Laser. zähmen Brütende Hitze wie im Stahlwerk: Der rotgelbe Stahl erinnert an fließende Lava — und ist mit 900 °Celsius beinahe genauso heiß wie der Schmelzfluss aus den Vulkanen. Was jetzt noch so feurig in der Presse glüht, wird später als hoch und höchstfester Stahl in Autos verbaut. Es ist ein besonderer Stahl, den Autobauer immer öfter verwenden: weil er so stabil ist und damit die Sicherheit erhöht. Weil er so leicht ist und damit den Spritverbrauch senkt. Möglich machen es neue Herstellverfahren: Ein neuer Formhärteprozess bringt den harten Stahl in Serie — präzises Laserschneiden bändigt ihn. Im Vergleich zu konventionellen Stahlsorten erreichen diese Stähle eine vielfach höhere Zugfestigkeit. Daher kann die Blechdicke reduziert werden, ohne die Strukturfestigkeit zu beein trächtigen. Zusätzliches Plus: Indem man mehrere Verstärkungsteile in einem Bauteil zusammenfasst und damit die Zahl der Komponenten einer Baugruppe verringert, sinken neben dem Gewicht auch die Ferti gungskosten. Inzwischen setzen viele Automobilhersteller und zulieferer auf die festeren Stähle im Bereich der Fahrzeugstruktur. Zu den aktuellen Einsatzbeispielen zählen die Karosserien der Geländewagen Porsche Ca yenne und VW Touareg, der in Großserie gefertigte Body des Volkswagen Passat und auch das schicke CabrioCoupé Eos der Wolfsburger. Durchbruch mit Presshärten Der hohe Nutzen hoch und höchst fester Stähle fiel den Autobauern allerdings nicht in den Schoß. Vor ihrem Einsatz war die Frage der Umformung zu klären. Die Lösung brachte ein neuer Formhärteprozess: die Warmumformung mit Aushärtung in der Presse. Die in diesem Verfahren hergestellten Teile aus hoch und höchstfestem Stahl werden vor dem Formen auf eine Temperatur von über 900 °Celsius erhitzt und unmittelbar danach in eine Tiefziehpresse 11 Blick in die Tiefziehpresse (oben): Sie formt den 900 °Celsius heißen Stahl um und entzieht ihm schlagartig die Wärme. Weil Verfahren und Verarbeitung aufwendig sind, werden hochfeste Stähle bislang eher dosiert und an konstruktiv neuralgischen Stellen verbaut (unten und rechte Seite). gelegt. Das wassergekühlte Werkzeug der Presse bleibt nach dem Um formen so lange geschlossen, bis das Bauteil geregelt auf etwa 170 °Celsi us abgekühlt ist. Da dieser Prozess äußerst schnell abläuft, entsteht eine martensitische Materialstruktur. Das heißt, die Zugfestigkeit des Stahls wird deutlich erhöht. Wenige Jahre ist es her, dass dieses Verfahren die Automobilproduk tion revolutionierte. Ein wichtiger Pionier war Volkswagen. „Wir waren einer der Vorreiter bei der Verwendung höchstfester Stähle und der erste Automobilhersteller, der formgehärtete Teile — in diesem Umfang — selbst fertigt“, erläutert Ulrich Schlennstedt, verantwortlicher Planer im Volks wagen-Presswerk Kassel. 2004 begann ein engagiertes Projektteam in Kassel mit der Installation von sechs Warmumformlinien, bestehend aus Pressen, Rollenherdöfen und Robotern. Mit dem Modellanlauf des Passat im Herbst 2004 fiel dann der Startschuss für die Serienproduktion von fast einem Dutzend warm umgeformter Bauteile pro Fahrzeug. Dazu gehören höchstfeste Strukturteile der Fahrgastzelle wie die B-Säule, der Tunnel sowie der „Hockeyschläger“, wie die Seitenwand innen oben werksintern genannt wird. Die tägliche Fertigungsmenge entspricht dem Teilebedarf für rund 2 000 Passat (Limousine und Variant). Adressaten der Bleche sind die Montagestandorte Emden und Mosel in Sachsen. Die Kasseler sind stolz auf die Warmumformlinien, auch wenn sie nur einen geringen Teil der Gesamtproduktion ausmachen — insgesamt verarbeitet das Presswerk in Kassel circa 1 300 Tonnen Stahlblech am Tag für verschiedenste VW Modelle. Der Zeitplan war straff. Dennoch: Der Mannschaft gelang es nicht nur, die gesamten Anlagen pünktlich aufzubauen — elf Monate nach Projektstart verließ das erste Teil die Formhärteanlagen. Und auch die Serienproduktion mit 15 Schichten pro Woche verlief bisher ohne Probleme. Verschleißfreier Beschnitt mit Laser Doch die Warmum formung war nur der erste Schritt zur Lösung. Als weitere Klippe muss te der hohe Werkzeugverschleiß beim Beschnitt nach der Umformung umschifft werden. Denn die Beschnittwerkzeuge sind den ausgehärteten Blechen nicht immer gewachsen. Vor allem bei engen Konturen und Schnitten kommt das mechanische Beschneiden nicht in Frage. Im VW- Auf der harten Tour Hoch- oder höchstfest wird der Stahl erst bei der Verarbeitung: Der „weiche“ Stahl wird in Coils angeliefert (1) und zu Platinen geschnitten (2). Ein Ofen erhitzt diese auf 900 °Celsius (3). Damit der Stahl die Temperatur hält, kommt es auf dem Weg zur Presse auf jede Sekunde an (4). Die Umformpresse kühlt das Bauteil schlagartig auf 170 °Celsius herunter (5), das Kristallgitter springt um. Ab jetzt ist das Werkstück höchstfest und die mechanische Bearbeitung eine Herausforderung. Der Laser (6) ist deshalb von hier an ein ideales Werkzeug (siehe nächste Seite). 12 1 2 Thema VW gehört zu den Vorreitern bei höchstfesten Stählen. Also mussten die Wolfsburger sich früh den Kopf über die Verarbeitung zerbrechen. In der tragenden Struktur der Karosserie versteifen höchstfeste Stähle vor allem die Fahrgastzelle – hier beim VW Passat. 3 4 < 900 °C geschnitten werden, können wir schnell und ohne großen Aufwand än dern. Beispielsweise, indem wir einen Schnitt verlegen oder ein zusätz liches Loch einbringen.“ Gute Erfahrungen mit dem Schneiden höchst fester Stähle hat auch Martinrea Fabco Hot Stampings gemacht — ein Detroiter Tochterunternehmen des führenden amerikanischen Automo bilzulieferers Martinrea International. Flavia DeVeny, Technik-Vorstand von Martinrea: „Das Detroiter Werk schneidet mit mehreren Fünfachsan lagen Blechteile mit engen Toleranzen in gleichbleibend hoher Qualität und beliefert damit Automobilhersteller in Nordamerika.“ Die Anforderungen der Automobilhersteller sind bekannt. Hinsicht lich der Bauteilgenauigkeiten sind Werte zwischen minus null und drei Millimeter gefragt. Sollen die Teile nach dem Laserschneiden gefügt wer den oder sind kritische Toleranzen im Hinblick auf die Gesamtmaße der Fahrzeugkarosserie zu berücksichtigen, verkleinern sich die Toleranzen auf bis zu plusminus 0,4 Millimeter. Die hohe Genauigkeit eignet sich hervorragend für das anschließende Fügen mit Lasern. Und das bietet bei 5 6 Illustration: Gernot Walter Werk Kassel wusste man darauf ebenfalls eine Antwort: Laserschneiden. Egal, wie fest das Material ist, der Laser schneidet immer verschleißfrei. Volkswagen investierte in Kassel bislang in 17 Laserzellen für 3D-Bear beitung vom Typ LASERCELL 1005. Die vorerst letzte dieser Anlagen, die im Dreischichtbetrieb laufen, stellte TRUMPF im April 2005 auf. „Wei sen die Stähle Festigkeiten von bis zu 1 500 Megapascal auf, gibt es zum Laserschneiden gegenwärtig kaum wirtschaftliche Alternativen“, betont Ulrich Schlennstedt. „Zumal dabei auch die Investitionen in teure Stanzund Schneidwerkzeuge sowie die zur Produktion erforderlichen Pressen entfallen.“ Deshalb ziehen die 3D-Laserschneidanlagen zurzeit in die Serienferti gung von Karosserieblechen ein. Bisher war hauptsächlich ihre Flexibilität gefragt, die sie in erster Linie bei Prototypen und für Kleinstserien-Fahr zeuge ausspielten. Zwar steht bei den höchstfesten Stählen der verschleiß freie Schnitt im Vordergrund, aber Schlennstedt sieht in der Flexibilität des Lasers einen erwünschten Nebeneffekt: „Bauteile, die mit dem Laser 170 °C 13 Thema höchstfesten Stählen, metallurgisch betrachtet, ebenfalls Vorteile. Wichtig: Schneidgeschwindig keit und Laserleistung müssen der Art und Di cke des jeweiligen Materials angepasst werden. Andernfalls ist mit Rauheit, Gratbildung oder Einbränden zu rechnen. Oder damit, dass das Material gar nicht getrennt wird. Hier helfen Technologiedaten der Maschinen und das Wis sen der Applikationsspezialisten von TRUMPF. Wo gehärteter Stahl auf höchstfesten Stahl trifft, ist der Werkzeugverschleiß extrem hoch. Nicht so beim Laserschneiden. Wettstreit der Technologien Trotz Ansprechpartner: TRUMPF Laser- und Systemtechnik GmbH, Klaus Löffler, Telefon: + 49 (0)7156 303-962, klaus.loeffler@de.trumpf-laser.com 14 Was zählt Geht es um höchstfeste Stähle, greift die Industrie zunehmend zum Laser. Vier Punkte sind zu beachten. Verschleiß In Anbetracht der Zugfestigkeit der Stähle ach ten potenzielle Anwender zunächst auf hohe Standzeiten. Die werden, im Gegensatz zu me chanischen Trennverfahren, mit dem Laser erzielt. Als optisches, berührungslos arbeiten des Werkzeug hat der Laser in dieser Frage ent scheidende Vorteile. Zumal der Schmelzpunkt „normaler“ und höchstfester Stähle fast iden tisch ist. Zykluszeit Ein Nachteil des Laserschneidens gegenüber stanzenden Verfahren ist die geringere Ge schwindigkeit. Die lässt sich aber erhöhen. Das zeigt sich beispielhaft an den 3D-Laserbearbei tungsmaschinen der TruLaser Cell Serie 7000: prozessseitig erfolgt die Beschleunigung durch fliegendes Einstechen mit Sensorunterstützung und Hochgeschwindigkeitsschneiden mit Plas ma. Systemseitig durch eine Steigerung der Maschinenleistung und durch mehr Dynamik aufgrund geringerer zu bewegender Massen. Verfügbarkeit Ein weiterer wesentlicher Faktor ist eine hohe Verfügbarkeit des Systems. Die im Einsatz tau sendfach bewährten Laserschneidanlagen sind sehr zuverlässig. Allein schon deshalb, weil sie berührungslos arbeiten und daher keine groß en Kräfte aufnehmen müssen. Auch die Strahl quelle selbst bietet höchste Verfügbarkeit. Ein zusätzliches Argument ist die TRUMPF Ma gnetkupplung zwischen der Optik und der B-C-Achse. Sie minimiert bei einer Kollision den Schaden an der Maschine und somit die Ausfallzeiten. Materialfluss Auch ein schlüssiges Materialflusskonzept ist erforderlich. Hierzu gehört insbesondere ein Rotationswechsler. Mit dessen Hilfe kann der zweiteilige Arbeitstisch der Laserzelle haupt zeitparallel von einer Position aus entladen und mit dem nächsten Bauteil bestückt werden. Das Handling am Rotationswechsler ließe sich zu dem mithilfe eines Roboters automatisieren. Abbildungen: Seite 10 – 11 Stahl-Werk; Seite 12 – 13 Martinrea Fabco, Volkswagen AG; Seite 14 Martinrea Fabco der vielen Vorteile ist auch die Lasertechnik un ter Druck. Der Markt will kürzere Bearbeitungs zeiten, damit weniger Anlagen nötig sind. Der Schlüssel zum Erfolg: Prozesse optimieren und die Anlagen weiterentwickeln. Exemplarisch hierfür steht die Zykluszeit der B-Säule des Passat. Die Spezialisten von TRUMPF und VW konnten hier die Schneidzeiten erheblich ver bessern. Dabei bieten die neue Prozesstechnik des 3D-Hochgeschwindigkeits-Laserschneidens mit Plasma und die größere Dynamik der neu en TRUMPF Laserzellen der TruLaser Cell Serie 7000 die Basis für noch schnellere Bearbeitung. Durch den Erfolg der Kasseler macht der Ein satz von Laseranlagen in Presswerken Schule. Die Zufriedenheit von Volkswagen schwappte auch auf Audi über. Das Unternehmen investier te in Ingolstadt für die nächste Generation des Audi A4 in die neuen TRUMPF Anlagen für hochfeste Bauteile. Aber auch die Hersteller me chanischer Werkzeuge ruhen nicht. Folglich können sich die Verarbeiter höchstfester Stähle auf einen weiteren spannenden Wettbewerb der Technologien freuen. Denn: Während einerseits daran gearbeitet wird, die Standzeiten der mecha nischen Werkzeuge zu verlängern, steigern ande rerseits die Laseranlagen das Tempo und punk ten durch Flexibilität. STATEMENT Dr. Arden L. Bement, Jr., Geschäftsführer der National Science Foundation. Zukunft braucht Ingenieure Ingenieure haben unsere heutige Gesellschaft maßgeblich mit aufgebaut. Dr. Arden L. Bement, Jr., plädiert für eine gute Ingenieurausbildung, als eine strategische Säule, auf der die Zukunft aufbaut. Bildung ist der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit im Weltmarkt — gerade an gesichts der großen globalen Unterschiede in Wirtschaft, Technologie und Bildungs wesen. Alle Völker, unabhängig von ihrem Entwicklungsstand, haben erkannt, dass Bildung die wichtigste Ressource ist, um wettbewerbsfähig zu sein. Sie wissen, dass sie der Ausbildung im Ingenieurwesen und den Naturwissenschaften höchste Prio rität einräumen müssen. Dafür gilt es, Talente zu gewinnen — in allen Bevölkerungs schichten, unabhängig von Herkunft und Geschlecht. Es ist unverantwortlich, diese wertvollen Talente zu ignorieren. Ingenieure und Naturwissenschaftler waren immer bereit, Veränderungen aktiv aufzugreifen. Denn wenn sich Rahmenbedingungen ver ändern, müssen Wissenschaft und Forschung folgen. Genauso müssen wir alle bereit sein, demografische und kulturelle Veränderungen anzunehmen. Dies wird zu einer Frage des Überlebens aller Nationen. Die Laufzeiten von der Forschung bis zum fertigen Produkt verkürzen sich immer schneller. Dreh- und Angelpunkt dieses Prozesses ist das Leistungspotenzial der Inge nieure. Kritisch für diesen Prozess sind die effektive Aus- und Weiterbildung. Dabei müssen sich Methoden, Pädagogik und Bildungsinhalte so schnell wie der globale Kontext ändern. Denn Gegenwart und Zukunft sind und werden geprägt sein von großer Tatkraft, Dynamik und begeisterndem Engagement. Wettbewerbsfähigkeit im globalen Maßstab erfordert ein schnelles Time-to-Market. Die neue Generation von Ingenieuren muss deshalb in der Lage sein, schnell, disziplinübergreifend und um fassend über geografische, fachliche oder wirtschaftliche Grenzen hinweg zu denken. Erleichtert wird ihnen dies durch höhere Computerleistungen und schnelle Netze. Doch von jungen Ingenieuren wird darüberhinaus erwartet, bereichsübergreifend zu sammenzuarbeiten, auch mit Stabstellen, Transport, Fertigung und Finanzen. Und nicht zuletzt müssen Ingenieure sowohl global als auch lokal denken können. Es mag seltsam anmuten, dass die Zusammenarbeit mit Wettbewerbern eine gewinnbringende Strate gie sein könnte. Ich glaube jedoch, dass gerade Kooperation die notwendige Voraussetzung schafft, um unterschiedliche Branchen, Disziplinen und Kulturen zu verstehen. Die jungen Ingenieure von morgen müssen sowohl in Naturwissenschaften als auch in Geisteswissenschaften gut ausgebildet sein. Denn soziale Kompetenz und das Wissen um gesellschaftliche Zusammenhänge wird in einer, in all ihrer Unterschiedlichkeit, zusammenrückenden Welt immer wichtiger. Dieses Wissen bereichert das Ingenieurwesen und ist beileibe keine Verwässerung der Kernkompetenzen. Denn junge Ingenieure brauchen diese Fähigkeiten, um umsichtige und effektive Führungskräfte in der neuen globalen Ökono mie zu werden. Ingenieure waren die Treiber der Zivilisations entwicklung — und sie werden weiterhin den besten Ideen Struktur und Form geben. Sie werden die Architekten und Erbauer des 21. Jahrhunderts sein. Wir müssen sichergehen, dass die Ingenieurausbildung junge Talente mit den nötigen Fähigkeiten und Fertigkeiten ausstattet. Diese Aufgabe ob liegt nicht nur der Verantwortung von Regierungen, Univer sitäten oder privaten Unternehmen. Dies ist eine globale Her ausforderung und Mission für alle Ingenieure — für junge wie für alte. Informationen: National Science Foundation, USA, www.nsf.gov 15 Report Auf Wachstum programmiert Joining Technologies expandiert mit Lasertechnik, denn Scheibenlaser leisten mehr als Elektronenstrahlen. Der US-amerikanische Job-Shop erschließt sich so neue Märkte. „Wir haben ambitionierte Wachstumsplä ne für die kommenden 12 bis 24 Monate.“ Es ist bald zwei Jahre her, dass Michael Francœur, Geschäftsführer von Joining Technologies, über die Zukunft seines Unternehmens laut nach dachte — eines Job-Shops und Zulieferbetriebs mit Sitz in East Granby in Connecticut, USA. Zertifiziert nach ISO und AS 9100 und auf das Präzisionsschweißen von Miniatur- und Mikro teilen spezialisiert, setzte sich Joining Technolo gies das Ziel, mit Instandsetzungsaufträgen aus der Luft- und Raumfahrt einen neuen Markt zu erschließen. Heute sind diese Pläne in die Tat umgesetzt. Der Schlüssel zum Erfolg: die Inbetriebnahme eines Zwei-Kilowatt-Scheiben lasers im Juni . „Wir haben den TRUMPF Scheibenlaser HLD 2 gekauft, weil wir das 16 Neueste in der Lasertechnologie haben woll ten“, sagt Dave Hudson, President von Joining Technologies mit über Jahren Expertise in der Fertigungstechnik. „Dieser Laser ist wie für uns gemacht.“ Im Werk in East Granby sind derzeit zwei Arbeitsstationen an den Scheibenlaser angebun den. Eine davon ist für Instandsetzungsaufträge aus der Luft- und Raumfahrt bestimmt. „Wir nutzen den Scheibenlaser zusammen mit einem speziellen System für die drahtbasierte Ober flächenaufbereitung von Luftfahrtkomponen ten“, erläutert Hudson. „Der Laser hat es uns ermöglicht, wie geplant in den Markt für In standsetzungen und Reparaturen einzusteigen.“ Der Scheibenlaser bietet den Spezialisten von Joining Technologies ganz neue Perspektiven: Links: Gehäuse für Druck schalter vor dem Präzisionsschweißen. Rechts: Dave Hudson, President von Joining Technologies: „Der Scheibenlaser erhöht unsere Kapazität für die Feinbearbeitung“. „Wir nutzen den neuen Scheibenlaser für die drahtbasierte Aufbereitung von Komponenten aus der Luftfahrt.” Sie experimentieren mit Luft fahrtkomponen ten aus Hochleistungslegierungen wie Titan, Waspaloy und Inconel. Hauptsächlich für For schungs und Entwicklungszwecke im Auftrag von Flugzeugbauern und zulieferern wie Boing oder Pratt & Whitney hat das Unternehmen knapp 420 Quadratmeter zusätzlichen Platz geschaffen. „Neue Triebwerksteile sind in der Luft und Raumfahrt extrem teuer“, erläutert Hudson. „Die Fluglinien bemühen sich ständig, die Kosten zu reduzieren, deshalb ist dies ein wichtiger Markt für uns.“ Neue Stärken für neue Märkte Ein großes Plus für Joining Technologies: „Es hebt uns stark von anderen Zulieferbetrieben ab, dass wir über eine so hoch entwickelte Lasertechno logie verfügen.“ Der neue Scheibenlaser, der auch eine Vierachsarbeitsstation mit Laserlicht versorgt, ermöglicht tiefe Einschweißungen, die sonst eine ElektronenstrahlSchweißanlage er ledigen müsste — ein Prozess, der länger dauert und teurer ist. Mehr noch: „Der Scheibenlaser ist viermal leistungsfähiger als unser stärkster gepulster Nd:YAGLaser“, sagt Hudson. „Wir können also tiefer einschweißen und das bei kleineren wärmebeeinflussten Zonen. Mit dem Scheibenlaser können wir also auch Laser schweißarbeiten für Medizintechnik und Senso rik durchführen, genauso wie für beliebige Bran chen, die präzise Schweißarbeiten an kleinen, empfindlichen Bauteilen durchführen.“ Zusammengefasst erlauben die Vorteile des Scheibenlasers, so Hudson, ein breiteres Spek trum an Aufträgen abzudecken — und das sehr wettbewerbsfähig. „Der Einsatz des Scheiben lasers vergrößert den Überlapp zwischen dem Elektronenstrahl und dem Laserschweißen mit gepulsten Lasern. Er erlaubt mehr Energieeffi zienz, bessere Qualität und geringere Arbeits kosten. Das alles sind wichtige Bestandteile un serer Strategie“, so Hudson. Zu dieser Strategie gehören neben dem Enga gement für neue, aufkommende Technologien auch strategische Partnerschaften. „Wir betrach ten TRUMPF als wichtigen Partner“, betont Hudson. „Unser Bestreben ist es, auch über bestehende Grenzen in der Fügetechnik hinaus kreative Lösungen zu fi nden.“ Das Engagement in der Oberflächenbearbeitung soll ausgebaut werden — und zwar mit Pulvertechnologie. Hud son: „Wir hoffen, das pulverbasier te Auft rag schweißen innerhalb eines Jahres bei uns im Haus zu haben.“ Außerdem soll eine voll inte grierte Roboterstation installiert und an den Scheibenlaser angebunden werden. Lasertechnologie wird kontinuierlich an Bedeutung gewinnen. „Wir sehen, dass der La ser immer mehr auch dort zum Einsatz kommt, wo traditionell der Platz für das Elektronen strahlschweißen war“, resümiert Hudson. „Wir haben klar erkannt und bewusst entschieden: unser Geschäft bauen wir mit der Lasertechnik weiter aus.“ Ansprechpartner: Dave Hudson, Tel.: +1 806 635 0111-237, dhudson@joiningtech.com, www.joiningtech.com 17 RepoRT Lehrstunde mit Knochenbrüchen Chirurgen lernen ihr Handwerk an den künstlichen Knochen der Schweizer Firma SyNBoNE. Vorher beschriftet die ARGo Werkstätte Davos die geschäumten Rohlinge mit dem Laser. Knochen brechen zum Training Was brutal klingt, Künstliche Knochen im Finishing: links die Bohrlehre für die Marknagelung, rechts die Beschriftung im VectorMark compact. Matthias Fischer von der ARGO Stiftung Bündnerische Werkstätten und Wohnheime für Behinderte hält einen Ober schenkelknochen in der Hand. Der lange Knochen hat einen sauberen Bruch kurz über dem Gelenk: „Nicht nur Chirurgen benutzen Knochensägen — wir auch“, sagt er. Bloß die einge laserte Zahl auf der Seite verrät, dass es sich nicht um einen echten Knochen handelt. Matthias Fischer: „Natürlich kön nen wir nicht für alle Frakturen in den Kunststoffk nochen die Säge benutzen. Wir haben auch andere spezielle Hand werkzeuge, mit denen wir die Knochen auf jede erdenkliche Art ‚brechen‘ können.“ 18 hat einen sehr humanen Hintergrund: Die Firma SYNBONE AG in Malans produziert und vermarktet menschliche und tierische Knochen aus Polyurethan und ist der zweitgrößte Hersteller künstlicher Knochen weltweit. Allein 200 hat SYNBONE 135 000 Knochen aus Polyurethan hergestellt, an denen Chirurgen oder Tierärzte ihr Können in der Praxis trainieren. Die wirklichkeitsgetreu angebrachten Frakturen simulieren dabei typische Verletzungen. Thomas Parkel, Ge schäftsführer von SYNBONE: „Wir stellen richtige Trainings modelle her — also nur Knochen, die sich Menschen oder Tiere brechen können.“ Die gewünschten Frakturen an den künstlichen Knochen konfektionieren die Mitarbeiter der ARGO Werkstätte in Davos. Außerdem verputzen, entgraten, montieren und be schriften sie die geschäumten Rohlinge aus Malans in der Schweiz. Und das alles bereits seit Gründung der SYNBONE AG im Jahr 1988. Jedem Knochen seine Nummer „Sehr wichtig für uns ist die Rückverfolgbarkeit unserer Knochen“, sagt Tho mas Parkel. „Somit wissen wir bei Rückfragen immer, um welchen Knochen es sich handelt und wann er hergestellt wurde. Alle unsere Produkte sind daher beschriftet — vom Fußmodell bis zum Schädel.“ Bis zum Frühjahr 200 mar Der ganze Oberschenkelknochen kurz vor dem Bruch: So sehen die markierten Polyurethan-Knochen aus, bevor sie bei ARGO mit der Knochensäge oder anderen speziellen Werkzeugen „gebrochen“ werden. 19 Report Die Mitarbeiter der ARGO konfektionieren die künstlichen Brüche an den Polyurethan-Knochen sorgfältig mit Werkzeugen wie einer Säge oder auch Hammer und Meißel (links). An solchen Frakturbeispielen üben Anfänger, Bohrlöcher oder Implantate richtig zu setzen (Mitte). Ebenso wie Schädel oder Oberschenkelknochen werden sie im Modell- und Musterarchiv gelagert (rechts). „Sehr wichtig für uns ist die Rückverfolgbarkeit unserer Knochen. All unsere Produkte sind daher beschriftet — vom kleinen Zeh bis zum Schädel.“ kierte SYNBONE die Knochen selbst mit dem sität des Farbumschlags ist die Leistungsdichte herkömmlichen InkJet-Verfahren. Gravierender des Laserstrahls verantwortlich. Und die muss Nachteil dieser Methode: Die Tinte verwischte bei jedem Kunststoff exakt eingestellt werden. oft sofort auf der Knochenoberfläche und den Für Polyurethan gab es bis dato noch keine indi dort haftenden Trennmittelresten aus der Pro viduelle Parametrisierung. Erst die Spezialisten duktion. Mit diesem Problem wandte sich SYN des TRUMPF Applikationslabors in Grüsch er BONE an die ARGO in Davos. Denn die Werk mittelten sie anhand einer Testmatrix. Im April stätte nutzte schließlich bereits seit vier Jahren 2006 war es dann soweit. Seither beschriftet die Lasertechnik, um Metalle und verschiedene neben dem VectorMark compact 3 auch ein Arten von Kunststoff zu beschriften. „Warum neuer VectorMark compact 5 in einer Work also nicht auch künstliche Knochen ?“, fragte station VWS 800 die künstlichen Knochen: sich der Leiter der ARGO Werkstätte Davos, Al als Farbumschlag mit leichtem Aufschäumen fred Meier. — völlig wischfest. Die gute Strahlqualität des Laserstrahls und die integrierte Defokussierung Spezialfall Polyurethan Ganz so einfach machen ein gleichbleibend klares Schriftbild mö war es dann doch nicht: Die Hitze des Laser glich: Selbst Höhenunterschiede im Polyurethan strahls erzeugt den Farbumschlag im Material, von bis zu zwölf Millimetern gleicht der Laser der als Markierung zu sehen ist. Für die Inten strahl so aus. Anfassen erlaubt Thomas Parkel ist zu frieden: „Sogar bei unseren Topmodellen, die durch viele Hände gehen — den Röhrenknochen wie Oberschenkel und Oberarm —, verwischt die Beschriftung nicht mehr. Über Jahre hinweg bleibt das Schriftbild so schön wie am ersten Tag. Und zwar egal, wie viele Chirurgen, Tierärzte oder biomechanische Labore an diesen Knochen ihre Übungen durchgeführt haben.“ Ansprechpartner: ARGO Stiftung Bündnerische Werkstätten und Wohnheime für Behinderte, Alfred Meier, Telefon: +41 (0)81 410 60 10, alfred.meier@ argo-gr.ch, www.argo-gr.ch SYNBONE AG, Thomas Parkel, Telefon: +41 (0)81 300 02 80, thomas.parkel@synbone.ch, www.synbone.ch Lehrstunde am künstlichen Objekt Neben „gesunden“ Knochen stellt die Firma SYNBONE auch künstliche geschädigte Knochen her, die beispielsweise Osteoporose simulieren. An ihnen können Chirurgen in der Praxis üben, welche orthopädischen Behandlungsmöglichkeiten es für die verschiedenen Frakturen und Knochenzustände gibt. Auch Tierärzte trainieren die Versorgung von Brüchen an den Polyurethan-Knochen. 20 Report Bei der Fertigung von Maschinenständern, der Basis aller ALLROUNDER, verlässt sich ARBURG auf die Technologie aus dem Hause TRUMPF. Solide Basis Wer sich darauf versteift, seine weltweit erfolgreichen Maschinen einzig und allein im Schwarzwald zu bauen, muss verrückt sein — oder ein paar gute Gründe dafür haben. Einer ist eine neue Fertigungszelle der Extreme. Weltweit in 70 Ländern präsent, doch die Produktion sitzt ausschließlich in Loßburg. Die 7 000-Seelen-Gemeinde liegt im Schwarzwald, sechs Kilometer südlich von Freudenstadt. Für den Maschinenbauer ARBURG bedeutet dieser Standort Tradition und Moderne zugleich. „Der einzige ARBURG-Produktionsstandort ist und bleibt Deutschland“, kennzeichnet Produktions leiter Siegfried Finkbeiner die Vorgehensweise des baden-württembergischen Maschinenbau unternehmens. Nicht dass man sich in den ver gangenen Jahren nicht anderswo umgeschaut hätte — in China oder in Indien. Aber immer kam das ARBURG-Management zum selben Schluss: „Lieber investieren wir in eine wirklich moderne Fabrik in Loßburg, die wir immer wei ter entwickeln können, als dass wir im Ausland Kompromisse eingehen müssen.“ Die Frage, was ein erfolgreiches Unternehmen ausmacht, beant worten die Unternehmensleitsätze von ARBURG entsprechend mit „Technologieführerschaft und Innovationsbereitschaft“, nebst flexibler, kun denorientierter Organisation und motivierten Mitarbeitern. Massives Fundament Die ständige Su che nach Innovation betrifft auch die Produk tion der Kunststoff-Spritzgießmaschinen ALL ROUNDER, für die der Name ARBURG seit über 50 Jahren steht. In dieser Zeit hat sich das Unter 21 Report Auf der neuen Anlage: Michael Lemke prüft die Lage der beiden Rohteile. Wolfgang John, Abteilungsleiter Spanlose Fertigung (links) und Bei laufender Produktion übernimmt dies dann die Kamera. Siegfried Finkbeiner, Bereichsleiter Produktion, wollen mit der neuen Technik den Standort Loßburg international konkurrenzfähig halten. „Eine Kamera vermisst Größe und Verlauf des Spalts zwischen den beiden Blechen. So kann der Laserstrahl anschließend genau dieser Naht folgen.“ nehmen zu einem weltweit führenden Hersteller entwickelt. Die Spritzgießmaschinen von AR BURG sind lange Kolosse, die mechanisch eines gemeinsam haben: Sie ruhen auf U-förmigen, drei bis fünf Meter langen Maschinenständern, die in der Vergangenheit in einem Stück aus vier bis acht Millimeter dicken Stahlblechen gefer tigt wurden. Um solche Ungetüme bearbeiten zu können, nutzte ARBURG eine TRUMPF Stanzmaschine, die aus zwei miteinander ver bundenen TRUMATIC TOP 300 mit einem ge meinsamen Portallader und einer gemeinsamen Steuerung bestand. „So tat diese Fertigungszelle seit 1983 ihren Dienst“, sagt Siegfried Finkbeiner. „Doch um die Jahrtausendwende zeichnete sich ab, dass eine neue Lösung hermusste, um diesen Teil der Produktion zu modernisieren.“ Denn die Bleche in den von ARBURG benötigten Größen wa ren Sondermaße und damit entsprechend teuer. „Außerdem arbeitete die rund 20 Jahre alte Ma schine für heutige Verhältnisse recht langsam“, sagt Finkbeiner. Im Frühjahr 2003 fiel die Ent scheidung, das altgediente TOP-300-Duo durch eine neue Systemlösung zu ersetzen. Um sich 22 von den Sondermaßen des Materials unabhängig zu machen, sollten die Maschinenständerplati nen künftig aus zwei oder drei Blechen bestehen, die ein Laser verschweißt. Die Bleche müssen dazu an ihren Längsseiten zusammengefügt werden, wobei die Rohteile trotzdem noch eine beachtliche Größe haben. Den Auftrag konnte sich erneut TRUMPF sichern. Die neue Lösung Seit dem Spätsommer 2005 steht bei ARBURG nun die neue Fertigungs zelle. Dafür werden zwei Anlagen eingesetzt: die kombinierte Stanz-Laser-Maschine TRUMA TIC 6000 LASERPRESS, eine Standard-Werk zeugmaschine in Maximalausführung mit allen Zusatzkomponenten, und eine spezielle Laser anlage zum Schweißen und Schneiden mit CO2Laser. „Auf ihr können wir Bleche mit Dimen sionen von maximal 1,6 mal 4,8 Meter bearbeiten, die bis zu acht Millimeter dick sind“, sagt Fink beiner. Die größten Rohteile bringen es damit auf knapp 500 Kilogramm. Zur Anlage gehört ein Beladeportal, das die Bleche aus der Lager kassette entnimmt und der Werkzeugmaschine auf einem fahrbaren Wagen bereitstellt. Der TRUMPF Sheetmaster greift sich von dort die Bleche einzeln und führt sie der Kombimaschi ne zum Stanzen und Lasern zu. Anschließend legt er die Bleche auf einem zweiten Wagen des Beladeportals ab. Während der Sheetmaster be reits ein neues Rohblech zur TRUMATIC 6000 LASERPRESS bringt, fährt der zweite Wagen das bearbeitete Blech zur Schweißanlage. Dort kommt es auf einen verfahrbaren Spanntisch zu liegen, auf dem es automatisch ausgerichtet und magnetisch gespannt wird. Zunächst schneidet der Laser einen schmalen Längsstreifen ab, da mit es eine definierte Schweißkante gibt. Das Prozedere wiederholt sich entsprechend mit dem zweiten Blech und bei Bedarf auch mit einem dritten, schließlich bestehen die Maschinenstän der aus bis zu drei Teilen. „Die Bleche werden nach der Vorbereitung der Kante entlang ihrer Längsseiten zusammen geführt“, erläutert Finkbeiner. Eine am Bearbei tungskopf angebrachte Kamera vermisst zu nächst Größe und Verlauf des Spalts zwischen den Blechen. Dies stellt sicher, dass die Bleche richtig zueinander ausgerichtet und gespannt sind. So kann der Laserstrahl dann dem Spalt Report Vom Blitzlicht zur Spritzgiessmaschine XXL-Fügetechnik: Die Anlage schweißt acht Millimeter starke Bleche mit maximal 1,6 mal 4,8 Metern Kantenlänge und jeweils bis zu einer halben Tonne Gewicht. von maximal 0,1 Millimeter genau folgen. In einem ersten Arbeitsgang werden die Bleche zunächst geheftet, mit einer Schweißnaht von einem Millimeter Tiefe. Bei der anschließenden Tiefschweißung können sich so die Teile nicht mehr verziehen. „Das eigentliche Schweißen ist der letzte Arbeitsschritt in der Fertigungszelle“, erläutert Finkbeiner. Finkbeiner, „konnten wir die Durchlaufzeiten für die Maschinenständerplatine gegenüber der alten Anlage um 35 bis 40 Prozent verkürzen.“ Ein nicht zu unterschätzender Zeitgewinn, denn an jeder Spritzgießmaschine, die das ARBURGWerk verlässt, ist die neue Fertigungszelle be teiligt. In der neuen Anlage spiegelt sich auch die ARBURG-Philosophie der Komplettbearbei tung wider: Statt Werkstücke zwischenzulagern, Besonderer Nervenkitzel Spannend strebt der Maschinenbauer — soweit möglich — wurde die Umstellung von Alt auf Neu. „Wir einen kontinuierlichen Fluss des Werkstücks an. hatten nicht den Platz, um die neuen Maschinen „Dadurch haben wir weniger Arbeitsgänge und aufzubauen, bevor die alten stillgelegt waren“, weniger Liegezeiten“, erklärt John. „Und das ver sagt Finkbeiner. Im Spätsommer 2005 musste kürzt wiederum unsere Durchlaufzeiten und er daher alles Hand in Hand gehen: Abbau der alten höht die Genauigkeit.“ Gute Voraussetzungen, Anlage, Renovierungsarbeiten, Aufbau der neu um die Versprechen einer Maschine zu halten, en Anlage, Inbetriebnahme. „Insgesamt hatten die den Namen ARBURG trägt. wir sechs Wochen Zeit, fünf haben uns letztlich gereicht. Nicht zuletzt, weil TRUMPF vorab alle Informationen: www.arburg.com Schweiß- und Schneidprozesse eingefahren hat“, resümiert der Produktionsleiter. Ansprechpartner: Die neue Anlage läuft nun im Dreischichtbe TRUMPF Laser- und Systemtechnik GmbH trieb, sieben Tage die Woche — voll automatisiert. Jürgen Metzger, Telefon: +49 (0)7156 303-6194, Nachts und an Wochenenden ist nur jemand zu juergen.metzger@de.trumpf-laser.com gegen, wenn es Störungen gibt. „Mit ihr“, so Das international agierende Fami lienunternehmen ARBURG ist Spezialist für Spritzgießmaschinen und gehört zur Weltspitze. So klangvolle Namen wie Lego, Bang & Olufsen, Playmobil und Nokia zählen zu den Kunden des Maschinenbauers, der 2005 einen konsolidierten Umsatz von 307 Millionen Euro erwirtschaftete. Begonnen hat alles 1923, als Arthur Hehl in Loßburg ein Unter nehmen gründete, das 1943 in ARBURG — ein Kunstwort aus Arthur und Loßburg — umfirmierte. ARBURG baute damals Blitz lichtgeräte; das Kunststoffspritzgießen kam erst in den 50er-Jahren ins Spiel. 1956 nahm die Firma die Serienproduktion von Spritzgießmaschinen auf und konzen trierte sich bald ausschließlich auf dieses Geschäftsfeld. ARBURG beschäftigt weltweit knapp 2 000 Mitarbeiter, rund 1 650 am Stammsitz in Loßburg. Das Durchschnittsalter der Beleg schaft von rund 38 Jahren ist ein Beleg für das rasante Wachstum des Unternehmens — die durchschnittliche Betriebszuge hörigkeit von 13,3 Jahren ist ein Zeichen für die Verbundenheit der Mitarbeiter. 23 Der Blick unter die harte Haut eines Cool-Tool-Werkzeugs zeigt, wie sich die Kühlkanäle der Werkzeuggeometrie anpassen. Heiße Presse mit kaltem Herz Von Prof. Ralf Kolleck Eine alte Idee aus dem Werkzeugbau. Eine neue Technik aus der Laserbearbeitung. Ein Team der universität Graz zählt eins und eins zusammen. unter dem Strich: eine Kostenrevolution. Früher hatten Schmiede noch Zeit: Stundenlang hämmerten sie auf das glühende Metall, um daraus Messer, Sensen oder Hufeisen zu schmieden. So viel Geduld haben Automobilhersteller heute nicht mehr. Ihre hochfesten Karosseriebleche aus borlegiertem Stahl fahren mit rund 900 °Celsius in die Tiefziehpresse und verlassen diese wenige Sekunden später umgeformt und auf 170 °Celsius abgekühlt. Kühlkanäle für das Werkzeug — aber wie ? Das Werkzeug kühlt das Werkstück: Während des Umformprozesses fließt Kühlwasser durch Kanäle im Presswerkzeug und trans portiert die Wärme ab. Je genauer die Kanäle sich an die Werkzeuggeometrie anpassen, desto schneller läuft der Prozess. Und genau darin liegt das Kernproblem des ganzen Fertigungs prozesses, das an der Technischen Universität Graz mit der Arbeit an gekühlten Werkzeugen gelöst wird. Denn mit Bohrern lassen sich nur gerade Röhren herstellen, keine kompliziert gekrümmten. Und von dem naheliegenden Verfahren, Rohre in das Werkzeug einzugießen, hatten sich die Werkzeugbauer verabschiedet. Guss hält einfach den Belastungen nicht stand. Gemessen an den Standzeiten von Edelstahl verschleißen gegossene Werkzeuge fast von einem 24 sCienCe Die Kühlung erhöht den Durchsatz und erspart dem Autohersteller Fertigungskosten von mindestens zehn Prozent der Bauteilkosten. Ziehvorgang zum nächsten. Also blieb lange Zeit nichts anderes übrig, als komplette Stempel oder Matrizen aus vielen, einzeln gebohrten Segmenten zusammenzusetzen. Das ist teuer und ermöglicht trotzdem nur sehr einfache Kühlsysteme. Für das Forschungsteam der TU Graz war der Ausgangspunkt wieder die Idee, Rohre in das Werkzeug einzugießen. Zwar handelte das Team sich ebenfalls die Schwächen ein, die Gusseisen mit sich bringt. Doch hofften die Mitglieder auf eine Technologie, die früheren Ingenieuren fehlte — während die Gießtechnik das Problem der Kühlleitungen perfekt löst. Der Weg zum Cool Tool Als Lei tungen für das Kühlwasser wurden genorm te Stahlrohre zu einem Röhrensystem ver schweißt. So können Werkzeugbauer künft ig die Leitungen auf das Design des Werkzeugs abstimmen. In dem Forschungsteam wurde dazu ein spezielles Simulationspro gramm weiterentwickelt. Es errechnet den Wärmefluss durch das Werk zeug und schlägt eine Anordnung für die Kühlkanäle vor, mit der sich die Wärme später schnellstmöglich abtransportieren lässt. Der Prototyp des neuen Cool Tool entstand in Zusammenarbeit mit zwei Projektpartnern: Siempelkamp Gießerei in Krefeld und dem Dit zinger Laserspezialisten TRUMPF. Mit dem Werkzeug sollte die BSäule eines Autos gepresst werden. Schnitte durch das gegossene Werkzeug zei gen, dass die Idee aufgeht: Die Stahlrohre schmelzen beim Gießen nicht, sondern verbinden sich gut mit dem verwendeten Sphäroguss. Erst ab Rohr durchmessern von über 20 Millimetern verschlechtert sich der Kontakt zwischen Stahlrohr und Gusswerkstoff. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit Normrohren, gebogenen Rohren und Sphäroguss können sehr kostengünstige Materialien verwendet wer den, die sich einfach nachbearbeiten lassen und beliebige Kühlgeometrien ermöglichen. Trotz der notwendigen Oberflächenbearbeitung ergibt das in der Summe 40 Prozent geringere Kosten gegenüber einem Werkzeug aus gebohrten Segmenten. Hinzu kommen noch die Vorteile im Prozess: Weil Cool Tool die Wärme ideal abtransportiert, kühlen die Werkstücke schneller ab. Üblicherweise dauert ein kompletter Zyklus des Presshär tens vom Schließen des Werkzeugs über die eigentliche Umformung bis zur Abkühlung auf circa 170 °Celsius etwa 15 bis 25 Sekunden. Der letzte Schritt, die Kühlung, kostet die meiste Zeit: 12 bis 20 Sekunden. Cool Tool verkürzt diese Zeitspanne um mindestens zwei bis drei Sekunden. Das klingt marginal, erhöht aber den Ausstoß der Produktionsstraße merk lich und erspart dem Autohersteller Fertigungskosten von mindestens 10 Prozent der Bauteilkosten. Das gegossene Werkzeug muss härter werden Die ersten Versuche zeigten, dass der Verschleiß des weichen Gusswerkzeugs ein rei nes Oberflächenproblem ist: Nur die Kontaktfläche zum Blech nutzt sich ab, der Körper des Werkzeugs behält seine Form. Deshalb wurde von Anfang an nach einem Weg gesucht, die Oberfläche der gekühlten Werkzeuge zu schützen. Und dabei faszinierte eine noch junge Laseran wendung: Laser Metal Deposition (LMD), LaserAuft ragschweißen mit Pulverdüse also. Ein HochleistungsCO2Laser mit einer Wellenlänge von 10, Mikrometern erzeugt auf der Oberfläche des Werkstücks ein Schmelzbad, auf das eine ringfömige Düse Metallpulver aufsprüht. Das Pulver — zum Beispiel eine KobaltNickelBasislegierung — schmilzt und verbindet sich zu einer neuen, harten Oberfläche mit hoher Verschleißbe ständigkeit und niedrigen Reibwerten. Die Standzeit wird dadurch ver vielfacht. Das gilt selbst bei sehr kohlenstoffhaltigem Sphäroguss, wie er für Cool Tool verwendet wird. TRUMPF hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung dieser Technologie und steuerte in dem Projekt Knowhow und die Anlage für das LaserAuftragschweißen bei. Der Laserstrahl mit 3 200 Watt wandert mit einem Meter pro Minute über das Werkzeug und hinterlässt pro Durchgang eine etwa 1,5 Millimeter breite und 0,5 Millimeter hohe Spur. Bei dem Prototypen für eine BSäule dauert das etwa 45 Minuten für vier Schichten von insgesamt zwei Milli metern Dicke. Höhere Laserleistungen können das Tempo entsprechend steigern. Ihren zusätzlichen Charme entfaltet diese Technik, wenn die Schicht verschlissen ist: In einer Dreiviertelstunde lässt sich eine neue Verschleiß schutzschicht auflasern und das Werkzeug ist wieder einsatzbereit. Und falls die Legierung nicht mehr zur Aufgabe passt, schweißt man eine andere, passendere auf. Sprich: Das Werkzeug ist nicht nur kostengünstig — es bleibt auch länger im Einsatz. Der Autor: Prof. Ralf Kolleck leitet seit Juli 2004 das neu gegründete Institut für Werk zeugtechnik und spanlose Produktion an der Technischen Universität Graz. Hauptforschungsfelder sind Werkzeug, und Verarbeitungstechnologien für (ultra) höchstfeste Stähle. Kontakt: Telefon: + 43 (0) 316 873-9440, ralf.kolleck@tugraz.at, www.tf.tugraz.at 25 Menschen „Ursi, erklär uns das !“ Die Quantenphysikerin Ursula Keller hat einen Lebenslauf wie aus dem Bilderbuch: Doktorandin in Stanford, Wissenschaftlerin bei den Bell Labs, Professorin an der ETH Zürich, Wie wird man mit 33 Jahren Professorin für Quantenphysik an der besten Schweizer Universität? Ursula Keller hat Biss, Begabung — und ein Quäntchen Glück. Frau Professor Keller, Ihre Chancen für eine wissenschaftliche Karriere standen zunächst nicht so gut. Welcher Zufall hat Sie denn zur Physik gebracht ? Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und es war klar, dass ich nach der Sekundarschule eine Leh re anfangen sollte. In der Berufsberatung muss te ich einen Intelligenztest machen und bei der Auswertung wurde die Berufsberaterin plötz lich ganz still. Ich war wohl gut. Sie fragte mich dann, ob ich nicht doch lieber weiter zur Schu le gehen wolle, und hat das dann auch meinem Vater empfohlen. Ihrem Rat habe ich es zu ver danken, dass ich überhaupt einen Hochschulab schluss gemacht habe. Auch wenn mein Lehrer dagegen war. Der Lehrer war dagegen ? Dazu müssen Sie wissen, dass ich sehr einseitig begabt bin. In den sprachlichen Fächern war ich in der Schule ganz schlecht, in Mathe aber sehr gut. Wenn der Lehrer hier nicht mehr weiter wusste, haben meine Mitschüler immer gesagt, ‚Ursi, erklär du uns das‘. Der Lehrer konnte mit dieser Situation nicht umgehen und hat mich nicht gerade gefördert. 26 Hat das Ihre Einstellung zum Bildungs- und Schulsystem beeinflusst ? Ich plädiere sehr für gut ausgestattete öffent liche Schulen mit besten Lehrern und voller Durchlässigkeit nach oben. Dann öffnet sich nämlich auch für Spätentwickler und einseitig begabte Kinder die Tür. Mit den hierzulande aus dem Boden schießenden Privatschulen habe ich dagegen große Mühe. Die können sich nur Reiche leisten und es ist kein Naturgesetz, dass die automatisch den intelligentesten Nachwuchs produzieren. Stichwort Kinder: Sie haben jeweils nur wenige Wochen nach der Geburt Ihrer zwei Söhne wieder voll an der ETH gearbeitet. Was für ein Lebensentwurf steht dahinter ? Warum ich überhaupt Kinder habe, wurde ich damals häufig gefragt. Hat diese Frage schon mal jemand einem berufstätigen Vater gestellt? Es kann doch nicht sein, dass man sich jahre lang abrackert und durchbeißt und dann plötz lich nach Hause geschickt wird. Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir haben Kinder, weil wir Kinder haben wollen. Aber es kommt doch auf die Qualität des familiären Kontaktes an, nicht nur auf die Quantität. Und die beiden hatten auch als Babys die beste Betreuung, die man bekommen kann. Diese Betreuung muss man sich aber leisten können … Das ist eigentlich weniger ein finanzielles Pro blem als ein strukturelles. Die Kosten für die Kinderkrippe oder den Schulhort sind hier in der Schweiz vom Einkommen abhängig — von daher kann sich das jeder leisten. Aber es gibt zu wenig Plätze und zu wenig Ganztagesschulen. Und wenn die Kinder nachmittags nicht betreut werden können, ist das für berufstätige Frauen einfach ein Problem. Wie bekommen Sie denn Ihre verschiedenen Rollen als Mutter, Professorin und Unternehmerin unter einen Hut ? Man muss das realistisch sehen: Mein Mann ist der Unternehmer in der Familie, ich sitze nur im Aufsichtsrat. Meine Kinder haben nicht nur eine Mutter, sondern auch einen Vater. Und, ja, natürlich bin ich mit Herz und Seele Professo rin, aber ich habe ein Team von 25, 30 Leuten im Rücken. Ursula Keller hat einen Lebenslauf wie aus dem Bilderbuch: Doktorandin in Stanford, Wissenschaftlerin bei den Bell Labs, Professorin an der ETH Zürich, Miteigentümerin einer Laser-Firma — und Mutter von zwei Kindern. Haben Sie als Physikerin unter Physikern mit Akzeptanz-Problemen zu kämpfen ? Wer in mein Team kommt, hat kein Problem mit einem weiblichen Boss. Und wer eines hat, der kommt nicht zu mir. Aber es gibt da ein anderes Phänomen, mit dem ich erst fertig werden muss te: Da ich nicht mehr in jedem Experiment bis zum Hals drinstecke, wissen meine Leute über die Details oft besser Bescheid als ich. Und es gibt hin und wieder Doktoranden und vor allem Postdocs, die einen das auch spüren lassen. Ich habe das auch schon im Kollegenkreis diskutiert, das ist wohl kein geschlechtertypisches Problem, da müssen wir alle durch. Zurück zum Anfang Ihrer Karriere: Waren Sie in der Schule eine Streberin ? Ich glaube schon. Ich hatte zu kurze Haare, eine zu dicke Brille und war zu gut in Mathe — bes ser als alle Jungs in der Klasse. Für das „DatingBusiness“ war das natürlich nicht so optimal. Wie sind Sie damit umgegangen ? Ich habe ein Physik-Studium an der ETH in Zürich begonnen und hier hatte ich die Chance, quasi ein neues Leben anzufangen. Ich habe die 27 Menschen Von ultrakurzen Pulsen reden Laserphysiker, wenn Lichtpulse im Bereich von Femto sekunden ( in Zahlen: 0,000000000000001 Sekunden) oder neuerdings auch Attosekunden (nochmals 1 000-mal kürzer) andauern. „Entscheidungen machen mir keine Angst: Wenn es darauf ankommt, zu springen, springe ich.“ Professor Dr. Ursula Keller Die Schweizer Physikerin hat eine Technik zur einfachen Erzeugung extrem kurzer Laserblitze entwickelt und damit Ultrakurzpulslaser für die Industrie verfügbar gemacht. Ihre Entwicklung, das Semiconductor Saturable Absorber Mirror (SESAM), eröffnet weite technische Anwen dungsgebiete in der Messtechnik, Medizin und Materialbearbeitung. Prof. Keller erhielt für das SESAM unter ande rem den Berthold Leibinger Innovationspreis 2004 und den Philip Morris Forschungspreis 2005. 1994 gründete sie mit ihrem Mann, Dr. Kurt Weingarten, das Unternehmen TimeBandwidth Products zur Vermarktung der von ihr patentierten und markenrechtlich geschütz ten SESAMs. ETH Zürch: www.ulp.ethz.ch Time Bandwidth Products AG: www.tbwp.com 28 neue Freiheit genutzt, bin auf jede Party ge rannt und war bis zum Vordiplom nicht so fleißig. Trotzdem haben Sie nach Ihrem Abschluss eine Doktorandenstelle in Stanford bekommen … Ja, ich wollte unbedingt ins Ausland, am liebsten an eine gute Uni in den USA. Für die Diplomprüfungen habe ich mich daher schon richtig reingehängt. Von den fünf ame rikanischen Unis, an denen ich mich bewor ben habe, hätten mich dann auch alle fünf genommen. Entschieden habe ich mich für Stanford. Dort haben Sie Ihren Mann kennengelernt und eine „Bicoastal marriage“ geführt. Was kann man sich denn darunter vorstellen ? Das kam so: Mein Mann Kurt ist Elektro-In genieur und hatte eine gute Stelle an der West küste, mein Traumjob wartete aber ein paar Tausend Meilen entfernt bei den Bell Labs an der Ostküste auf mich. Die Entscheidung war hart, aber ich wusste: Wenn ich einem Mann zuliebe auf meinen Traum verzichte, werde ich ihn irgendwann dafür hassen. Also bin ich gegangen. War das Entscheidungsstärke, Chancen verwertung oder Egoismus ? Nennen Sie es ruhig Egoismus. Aber mein Mann und ich meinen, dass wir einen sehr gesunden, ehrlichen Egoismus miteinander teilen, auch heute, wo wir längst wieder zu sammenleben. Unsere Partnerschaft gründet nicht auf Verzicht und Substitution. Wir sind zusammen, weil es für den Einzelnen gut ist. Nebenbei: Es war damals sehr romantisch, sich einmal im Monat irgendwo zwischen Ostund Westküste für ein verlängertes Wochen ende zu treffen. Sie haben Ihren Traum-Job bei Bell dann aber doch aufgegeben. Wie kam es dazu ? Eines Tages hat das Telefon geklingelt. Die ETH war dran und hat mir eine Professur an geboten. Ich habe erst mal gelacht und ge fragt, ob die wissen, wie alt ich bin. Ich war damals 33 und wollte den Job eigentlich gar nicht unbedingt haben. Aber das Angebot wurde immer besser, sodass ich den Sprung schließlich gemacht habe. Und Ihr Mann, was hat er dazu gesagt ? Er sagte: „Okay, wenn du einen guten Job hast und genug für uns beide verdienst, gehe ich mit in die Schweiz und kann es riskieren, ein eigenes Laser-Unternehmen zu gründen.“ Das war damals eines der ersten Spin-offs der ETH und ist heute mit SESAM sehr erfolgreich. Haben Sie den Wechsel von der amerikani schen Wirtschaft in die Schweizer Wissenschaft je bereut ? Bei Bell habe ich alle Experimente selber durch gezogen. Aus Kapazitätsgründen sind da man che Ideen auf der Strecke geblieben. Hier an der ETH gibt es ein großes Team und ich habe die Möglichkeit, mehrere Dinge parallel in Gang zu bringen. Ich fühle mich als Forsche rin auf der akademischen Seite sehr wohl, es gibt noch viele Grenzen auszuloten. Ansprechpartner: ETH Zürich, Prof. Ursula Keller Tel.: + 41 (0) 1 633 - 2146, keller@phys.ethz.ch www.ulp.ethz.ch Menschen + IDEEN „Angenommen, der Laser wäre nie erfunden worden ?“ Fragen an Dr. Antonio Vendramini Das FemtosekundenLaserskalpell blitzt so schnell und so kurz, dass das Auge nichts spürt — außer im Brennpunkt. „Ich hätte trotzdem versucht, an seiner Erfindung in Italien mitzuarbeiten.“ Welche Laseranwendung erschien Ihnen vor zehn Jahren noch unmöglich ? Viele Anwendungen, im Bereich der Mikroelektronik etwa, spe ziell jene auf Basis ultrakurzer Pulse aus Festkörperlasern. Auch viele Kunststoffanwendun gen schienen unmöglich. Was wünschen Sie sich, was der Laser können sollte, aber noch nicht kann ? Ich wünschte, der Laser würde zu einem erschwinglichen Werk zeug für möglichst viele Firmen werden, sodass seine unzähligen Vorteile immer weitere Verbrei tung finden. Welche Änderung in der Lasertechnik empfinden Sie als die wichtigste ? Abgesehen von der Bezahlbarkeit, halte ich gegenwärtig keine Ver änderung für notwendig. Ich wür de veränderte Einstellungen ge genüber Sorgfalt und Ernsthaft igkeit in der Darstellung heutiger Leistungen in der Industrie be grüßen. Diese sieht oft die echten Vorteile einer neuen Technolo gie nicht sofort. Haben Sie ein Vorbild oder „Idol“ in der Lasertechnik ? Es ist kaum möglich, Idole, auf einem sich so schnell entwickeln den Gebiet zu haben. Doch ich würde es begrüßen, wenn das Pio nier-Fünfergespann industrieller Laseranwendung — Bill Steen, Stanley Reem, Aldo La Rocca … — wiederkehrte, das dem Laser die Anerkennung verschafft hat. Die Lasertechnik fasziniert Dr. Antonio Vendramini seit seinem Physikstudium an der Mailänder Universität, wo er am ersten anorganischen Flüssigkeitslaser auf Neodymiumbasis mitarbeitete. Als Leiter des Anwendungslabors für Laser am CISE kümmerte er sich seit 1979 um die Verbreitung des Lasers in Italien. 1986 gründete er das Beratungsunterneh men Lasertec. Zusätzlich fördert er die Lasertechnik als Journalist sowie als Berater der italienischen EXPO LASER. Mehr Fragen an Dr. Antonio Vendramini : antonio.vendramini@iol.it Kein Messer im Auge Das Femtosekunden-Laserskalpell operiert in der Hornhaut — ohne die Oberfläche zu verletzen. „Ich lasse mir die Augen lasern“, sagen Fehlsichtige. Sie meinen da mit: Ein spezialisierter Augenarzt trägt die Hornhaut gezielt mit ei nem Laserstrahl ab, bis die Krüm mung stimmt. Worüber er dabei hinwegsieht, ist, dass bei diesem so genannten LASIK-Verfahren vor dem Laser das Skalpell stand. Denn üblicherweise schneidet der Arzt zunächst in die obere Schicht der Hornhaut und klappt diese weg. Erst dann trägt er die innere Schicht mit seinem Laser ab. Der mechanische Schnitt birgt ein erhebliches Risiko. Deshalb such te der Augenmediziner Dr. Ronald Kurtz gemeinsam mit dem Physi ker Dr. Tibor Juhasz einen Weg, direkt im Inneren der Hornhaut zu operieren. Als Skalpell sollte ih nen der Femtosekundenlaser die nen. Er erzeugt ultrakurze Licht blitze von weniger als einem Mil lionstel einer Millionstelsekunde Dauer. Der Blitz ist so kurz, dass die Moleküle um den Fokus her um nicht reagieren. Das Gewebe bleibt „kalt“. Nur im Fokuspunkt löst es sich auf. In jahrelanger ge meinsamer Entwicklungsarbeit entstanden ein zuverlässiges Ver fahren und das nötige Gerät. 2002 erhielten Dr. Ronald Kurtz und Dr. Tibor Juhasz die Zulassung der US-Gesundheitsbehörde. Ihr Femtosekunden-Laserskalpell ver marktet heute das kalifornische Unternehmen IntraLase internati onal erfolgreich: Über eine Milli on Augenoperationen wurde be reits mit dem IntraLase-Verfah ren durchgeführt. Ansprechpartner: IntraLase Corp., Trudy Larkins, Telefon: +1 877 393 2020 192, tlarkins@intralase.com www.intralase.com 29 MARKTANSICHTEN Down Under Professor Milan Brandt über die Situation auf dem australischen Lasermarkt. Industrielle Lasersysteme gehören inzwi schen zu den etablierten Fertigungsverfahren in Australien, ihre Zahl und die Zahl ihrer Anwen dungen ist in den vergangenen 20 Jahren stän dig gestiegen. Zwei Faktoren waren hierfür ausschlaggebend: Einerseits erkannte die australische Regierung Ende der 70erJahre im Laser eine von 20 wich tigen Technologien, die dabei helfen würden, die heimi sche Fertigungsindustrie zu modernisieren. In der Folge förderte die öffentliche Hand die Forschung entsprechend. Anderer seits verbreiteten sich in diesen 20 Jah ren industrielle Lasersysteme weltweit, was auch am Technologiestandort Australien nicht spurlos vorbeiging. Der australische Markt für Laserbea rbei tungssysteme hat schätzungsweise eine Größe von umgerechnet zehn Millionen Euro, was zwei bis drei Prozent des Weltmarkts entspricht. Ge pulste Festkörperlaser spielen keine große Rolle, da der fünfte Kontinent keine eigene Mikroelek tronikindustrie — also keine nennenswerte An wenderbasis — besitzt. Die wenigen Nd:YAGLaser, die es im Land gibt, kommen beim Bohren, Feinschneiden und Schweißen zum Einsatz. Die maßgebliche industrielle Laseranwen dung ist auch in Australien das zwei- und drei dimensionale Laserschneiden von Stahlblechen und Kunststoffen. Die eingesetzten Laser, oft handelt es sich um Kohlendioxid-Laser, liegen im Leistungsbereich zwischen 3,5 und 6 Kilowatt. Auftragsfertiger mit fünf bis zehn Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von umgerechnet 600 000 bis 1,2 Millionen Euro gehören zu den typischen Anwendern. Dabei haben die Inhaber dieser Unternehmen aber häufig einen kaufmän nischen Hintergrund. Ein typischer Auftrags 30 fertiger besitzt ein bis drei Kohlendioxid-Laser und arbeitet im Zwei- oder Dreischichtbetrieb. Derzeit gibt es in Australien zwei Unternehmen, die Lasersysteme herstellen. Die Strahlquellen beziehen diese Anbieter aus dem Ausland. Es handelt sich um HG Farley Laser Lab, das zur chinesischen HG Tech gehört, und um Bristow Laser Systems, einem eigenständigen australischen Unternehmen. So etabliert Laserschnei den auch ist, so wenig verbreitet sind in Australien dagegen Laser bohren und -schweißen. Vor allem das Laserschweißen fristet bislang ein Schat tendasein. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass der fünfte Kontinent keine heimische Automo bilentwicklung besitzt. In anderen Ländern war und ist diese der Schrittmacher, wenn es darum geht, früh auf moderne Technologien zu setzen. Hinzu kommt, dass die internationalen Auto mobilhersteller ihre Fertigungsstätten auf dem fünften Kontinent eher spät modernisieren, da der Markt relativ klein ist und die Kosten für La serschweißsysteme vergleichsweise hoch sind. Besser sieht es beim Lasermarkieren und La serstrahlbeschichten aus. Das Lasermarkieren ist eine schnell wachsende Anwendung, die installierte Basis umfasst rund 200 Einheiten. Vor allem in den vergangenen fünf Jahren ist in Austral ien das Interesse am Laserstrahlbeschichten erwacht. Als treibende Kraft gilt hierbei die für den fünften Kontinent bedeutsame Bergbauindustrie, da die dort eingesetzten Ma schinen starker Korrosion ausgesetzt sind. Das Laserstrahlbeschichten bietet hier neue Mög lichkeiten, um die Wartungszeiten zu reduzie ren und die Wartungszyklen zu verlängern. E-Mail an den Autor: mbrandt@swin.edu.au Milan Brandt ist Direktor und Professor des Industrial Research Institute Swinburne in Melbourne. Wie kein anderer in Australien hat er die angewandte Laserforschung auf dem fünften Kontinent geprägt. Wo steckt der Laser ? Am Ende unter der Haut: Implantate wie diese Fixierplatte für gebrochene Handknochen bestehen zumeist aus Titan. Der Werkstoff korrodiert nicht, ist ungiftig und leicht. Allerdings ist er zwar extrem fest, aber auch temperatursensitiv. Genau deshalb bevorzugen die Implantathersteller Laser: Bei gepulsten Lasern misst die Wärmeeinflusszone nur wenige Mikrometer. Der Strahl schneidet dabei unter verschiedenen Winkeln, sodass sich Schrauben exakt an der Lage der Knochen ausrichten lassen. Außerdem schweißt er porenfrei und schreibt Ziffern oder Zeichen ohne Vertiefungen, Auftrag oder Pigmente auf die Metalloberfläche. So gibt es keinen Raum für Mikroorganismen, keine Fremdstoffe oder scharfe Kanten, die das Gewebe bei der schnellen Heilung stören könnten. 0,00058 Millimeter so klein ist der fokus-Durchmesser des blauen laserstrahls, der eine Blu-ray Disc liest. Der feine strahl kann somit Daten lesen, die nur 0,32 mikrometer auseinanderliegen — was platz für Datenmengen von zurzeit 50 gigabyte pro scheibe schafft. L a S e r C o m m U n i t Y i S t D a S n e U e a n W e n D e r m a g a Z i n V o n t r U m P F. J e t Z t a B o n n i e r e n : W W W. t r U m P F - L a S e r . C o m / L a S e r-C o m m U n i t Y