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Dokumentation Kinder klären Eltern auf ! Medienkompetenz Medienbildung Kinderschutz Elternberatung Evangelische Grundschule Babelsberg 2014 Förderverein für die Evangelische Grundschule Babelsberg e. V. Impressum Projektträger: Redaktion: Förderverein für die Evangelische Grundschule Babelsberg e. V. Rudolf-Breitscheid-Straße 21 14482 Potsdam Malte Detlefsen, Stv. Vorsitzender foerderverein@ev-grundschule-babelsberg.de Textfunken Berlin Silka Riedel Silka.Riedel@textfunken.de www.textfunken.de Gestaltung: Projektleitung: Evangelische Grundschule Babelsberg Rudolf-Breitscheid-Straße 21 14482 Potsdam Matthias Littwin, Medienpädagoge matthias.littwin@ev-grundschule-babelsberg.de www.ev-grundschule-babelsberg.de Kooperationspartner: Medienlaune Medienbildung - Medienerziehung - Medienkompetenz Berlin Jenny F. Schneider und Julia Bauer info@medienlaune.de www.medienlaune.de Medienwerkstatt Potsdam im Förderverein für Jugend und Sozialarbeit e. V. Potsdam Antje Stein und Grit Sujata info@medienwerkstatt-potsdam.de www.medienwerkstatt-potsdam.de 2 Andrea Böning Potsdam mail@andreaboening.de www.andreaboening.de Bildnachweis: Evangelische Grundschule Babelsberg, Medienlaune, Medienwerkstatt Potsdam Potsdam, Dezember 2014 5 Editorial 7 Konzept 9 Erfahrungen Anspruch und Realität 11 Förderer 12 Realisierte Projektbausteine Ermittlung der Ausgangslage 13 Wöchentliche Medien–AG 17 Elternabend Medienbiografie 21 Elternabend Computerspiele 25 Kinder–Workshops und Eltern–Kind–Seminare Meine Daten, meine Privatsphäre, mein soziales Netzwerk 30 Kinder–Workshops und Eltern–Kind–Präsentation Trickfilmproduktion 33 Kinder–Workshops Das Internet – mein bester Freund?! und Elternabend Das Internet und seine Angebote: Die digitalen Spielplätze unserer Kinder 36 Diskussionsabend Medienkompetenz?! – Was kann eine Grundschule dazu beitragen? 39 Auswertung 40 Pressespiegel 42 Weblinks 4 Editorial Liebe Eltern: Fragen Sie Ihre Kinder! Liebe Pädagoginnen und Pädagogen: Fragen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler! Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen Mut machen, Anregungen geben und so manche sachlich-fachliche Information liefern. Wir haben diese Dokumentation mit der Absicht geschrieben, andere Schulen und Horte sowie Eltern zur Nachahmung einzuladen. Die vielen spannenden und hilfreichen Erfahrungen des zurückliegenden Projektjahres geben wir gerne weiter. Als Vater zweier Kinder und ehrenamtliches Mitglied im Vorstand des Fördervereins der Schule durfte ich das Projekt „Kinder klären Eltern auf!“ ein Jahr lang begleiten. Gemeinsam mit vielen anderen Eltern habe ich mich voller Neugier von den Kindern aufklären lassen und dabei eine Menge gelernt. Im Laufe des Jahres habe ich Ängste und Bedenken in Bezug auf die Mediennutzung meiner Kinder abgelegt und dadurch einen freieren Blick gewonnen für die Chancen und Möglichkeiten, die die neuen Medien uns allen bieten. Es hat viel Spaß gemacht! Wir haben festgestellt, dass sich während des Projektjahres die Fragen der Eltern und der PädagogInnen wandelten. Anfänglich waren viele Sorgen und Unsicherheiten zu hören: „Wie können wir wissen, was unsere Kinder im Internet machen?“, „Welchen Gefahren sind unsere Kinder ausgesetzt und wie können wir sie davor schützen?“. Bei der Abschlussveranstaltung dagegen war zu spüren, dass die Erwachsenen den sozialen Kompetenzen der Kinder stärker vertrauten. Medienexperten, Eltern und PädagogInnen waren sich darin einig, dass die größte Sicherheit dadurch zu gewährleisten sei, dass Erwachsene und Kinder sich offen über die neuen Medien austauschen. Diesen Dialog nachhaltig anzustoßen, war das wichtigste Ziel unseres Projektes. Des Weiteren sind sich die Projektbeteiligten darin einig, dass ein wirklicher Dialog nur zustande kommt, wenn sich Kinder und Eltern auf Augenhöhe begegnen. Wir Erwachsene können dies befördern, indem wir anerkennen, dass Kinder uns in bestimmten Feldern mit ihren Kenntnissen und Kompetenzen voraus sind. Wenn wir sie darauf ansprechen und uns für ihre Perspektive der Welt interessieren, sind wir schon mitten im Gespräch mit unseren Kindern. Lassen Sie sich doch einmal von 12-jährigen deren liebste Computerspiele erklären. Das ist spannend und lehrreich. Die Idee und die Initiative zum Projekt „Kinder klären Eltern auf!“ stammt vom Medienpädagogen der Schule, Matthias Littwin. Der Entschluss als Schule und Förderverein gemeinsam daraus etwas „Größeres“ zu machen, entstand im Herbst 2013 beim Kaffeetrinken auf der Karl-Liebknecht-Straße in Babelsberg. Uns wurde schnell klar, dass solch ein neues, zusätzliches Vorhaben aus den bestehenden Ressourcen der Schule nicht realisierbar gewesen wäre. Als Förderverein ist es unser Zweck, die Schule in ihrer pädagogischen Arbeit zu unterstützen. So übernahmen wir gerne die Aufgabe, zusätzliches Fördergeld einzuwerben. Für das Konzept gewannen wir den Förderpreis „Medienkompetenz stärkt Brandenburg“ 2013 (ausgelobt von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, mabb, und dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, MBJS). Des Weiteren erhielten wir für das Projekt 5 eine Förderung der Aktion Mensch sowie der Jugend-, Kultur-, Sport- und Sozialstiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam. So war es möglich, ein Jahr lang Neues auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln, von denen die Schule noch lange profitieren wird. Ein besonderer Dank geht an alle engagierten Kinder, die uns Erwachsenen so viel erklärt haben. Ein herzlicher Dank an die beteiligten ExpertInnen, an alle ehrenamtlichen HelferInnen und an die jederzeit unterstützende Schulleitung. Große Anerkennung gilt Matthias Littwin für seine tollen Ideen, seine Ausdauer und seine Fähigkeit, Kinder wie Eltern für die Sache zu begeistern, für die er selbst brennt. Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre und gute Inspirationen. Malte Detlefsen Stv. Vorsitzender Förderverein für die Evangelische Grundschule Babelsberg e. V. 6 November 2013 Konzept „Kinder klären Eltern auf!“ Ein Grundschul-Projekt für den Dialog der Generationen über die sichere und kompetente Nutzung des Internets 1. Die Idee In diesem Konzept sind Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren die zentralen Akteure. Kin1 derschutz wird mit ihnen gemeinsam realisiert. In einer Medien-AG im Nachmittagsbereich beschäftigen sie sich mit den verschiedenen Aspekten der Internetnutzung und des Kinderschutzes. In den regelmäßig stattfindenden Eltern-Kind-Seminaren klären die Zehn- bis Zwölfjährigen ihre Eltern sowie andere Kinder über diese Themen auf. Ein Ziel des Konzeptes ist, dass die GrundschülerInnen Kompetenzen aufbauen, mit denen sie die neuen Medien anspruchsvoll nutzen können. Außerdem sollen sie Gefahren im Internet erkennen und eigenverantwortlich darauf reagieren. Ein weiteres Ziel ist, dass die Eltern Sicherheit und Vertrauen in die Medienkompetenz ihrer Kinder gewinnen. Eltern und Kindern wird eine gemeinsame Basis gegeben, auf der sie über das Projekt hinaus über die Nutzung des Internets ins Gespräch kommen. Die Evangelische Grundschule Babelsberg in Potsdam ist mit diesem Projekt zum Thema Kinderschutz im Internet neue und teilweise experimentelle Wege gegangen. Dieses Angebot geht weit über das hinaus, was eine Grundschule aus eigenen Ressourcen anbieten kann. 2.Handlungsbedarf Zehn- bis zwölfjährige Kinder kennen sich häufig besser mit der Nutzung des Internets aus als ihre Eltern. Sie sind begeistert von Online-Spielen, nutzen Musik- und Videoangebote. Sie kommunizieren über soziale Netzwerke und geben dabei private Informationen preis. Die Frage des Kinderschutzes beschäftigt viele Eltern sehr. Nicht nur Gewalt- und Sexdarstellungen bedeuten Gefahren, sondern zunehmend auch Kostenfallen oder Kontaktaufnahmen unbekannter Erwachsener über Chats. Mit Kinderschutzsoftware lässt sich nur begrenzt Sicherheit gewinnen. Kinder finden im Internet leicht Videos, die erklären 2 wie man Kinderschutzsoftware knackt. Eine der größten Schwierigkeiten für Eltern ist, mit ihren Kindern über diese Fragen im Austausch zu bleiben. Daher ist es notwendig sowohl Kinder als auch Eltern aufzuklären sowie in ihren Kompetenzen weiterzubilden. Die kompetente Nutzung des Internets wird zunehmend zu einem zentralen Baustein für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Dementsprechend hat die Kultusministerkonferenz 2012 empfohlen, Medienbildung ab der 4. Klasse verpflichtend 3 in die Rahmenlehrpläne aufzunehmen. 2 1 Prof. Dr. Manfred Liebel: „Partizipation ist der beste Kinderschutz“ http://www.dji.de/cgi-bin/projekte/output. php?pr0jekt=965&Jump1=RECHTS&Jump2=5 [05.12.2014] Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=22Wg3pOJ1qE [05.12.2014] 3 Quelle: http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_03_08_Medienbildung.pdf [05.12.2014] 7 3.Lösungsansatz „Kompetenzbildung statt Verbote“ ist die Haltung der Evangelischen Grundschule Babelsberg. Dieser pädagogische Ansatz prägt das Leitbild der Schule in vielen Bereichen. Es geht darum, die Eigenverantwortlichkeit der Kinder zu stärken und ein Bewusstsein für Grenzüberschreitungen zu entwickeln. Die Evangelische Grundschule Babelsberg hat seit ihrer Gründung vor acht Jahren Medienbildung in den Klassen 4 bis 6 fest im Stundenplan. Die Erfahrung der Schule zeigt, dass bei den Kindern mit zunehmender Medienkompetenz der Wunsch wächst, sich eigenständig im Internet zu bewegen. Die fehlende Kontrolle und Unwissenheit über die Aktivitäten der Kinder lösen bei vielen Eltern Ängste aus. Seit drei Jahren bietet die Evangelische Grundschule Babelsberg in Kooperation mit der Agentur Medienlaune regelmäßig Elternabende 8 zum Thema Medienpädagogik an. Hierbei wurde ein großer Bedarf an weiterführender Schulung der Eltern deutlich. Einzelne Elternabende reichen dazu nicht aus. 4. Übertragbarkeit und Verstetigung An der Evangelischen Grundschule Babelsberg sollen die Angebote, die mit diesem Projekt entwickelt werden dauerhaft etabliert werden. Die Projektbeteiligten haben großes Interesse daran, die Erfahrungen der Projektarbeit anderen Grundschulen zur Verfügung zu stellen. Dazu wird im Laufe des Projekts eine ausführliche Dokumentation erstellt. Ferner wird die direkte Erfahrungsweitergabe an alle interessierten Schulen und Projektträger im Land Brandenburg angeboten. Die Verbreitung im Rahmen von Fachtagungen oder Fachkräfteschulungen ist vorgesehen. Erfahrungen Anspruch und Realität Die Realität beschränkt den Anspruch auf das tatsächlich Machbare. Doch ohne Anspruch ändert sich die Realität nicht. So war und so ist es natürlich auch mit unserem Medienprojekt „Kinder klären Eltern auf!“. Wir beobachteten, dass Kinder und Jugendliche die Plattform YouTube auf vielfältige Art und Weise nutzten. Zum einen schauten sie auf dem Videoportal die neusten Musikvideos und Filmtrailer ihrer Lieblingsstars an, zum anderen entdeckten sie es zunehmend als Ratgeber. Vom Schminktipp über Let´s Plays bis hin zu Bau- und Bastelanleitungen umfasst das Angebot eine breite Palette von Anleitungen und Erklärungen in fast allen Alltagsfragen. Diese Angebote werden zunehmend von Kindern nicht nur konsumiert, sondern auch produziert. Das Internet stellt somit für Kinder nicht nur ein reines Konsum- und Unterhaltungsangebot dar, sondern ist auch ein Ort zum Informieren und Lernen, der sie dazu motiviert, sich auszuprobieren und produktiv zu sein. Dieser Grundgedanke floss in unsere Projektidee ein. Wir wollten uns diese Beobachtung zunutze machen und im Projektzeitraum gemeinsam mit unseren SchülerInnen ähnliche Kurzfilme produzieren. Die Kinder sollten sich mit verschiedenen Themen beschäftigen und sie aufbereiten, um anschließend ihre Eltern und andere Kinder aufzuklären. Es ist uns im Projekt nicht wie vorgesehen gelungen, Kurzfilme in diesem Sinne mit den SchülerInnen zu produzieren. Dafür gab es verschiedene Ursachen. Wesentliche Gründe waren organisatorischer Natur. In der Zeit von jeweils 90 Minuten in den wöchentlichen AGs war es nicht zu schaffen, Filmclips zu produzieren. Zudem gab es unter den acht teilnehmenden Kindern bereits so unterschiedliche Interessen, dass eine weitere Betreuungsperson nötig gewesen wäre. Gute Erfahrungen haben wir hingegen mit dem Konzept der Medienwerkstatt Potsdam gesammelt. Hier haben zwei Medienpädagoginnen in einem mehrtägigen Ferienworkshop mit den Kindern einen Trickfilm produziert. Zum anderen war das Projekt so angelegt, dass die meisten SchülerInnen nur ein halbes Jahr lang an der Medien-AG teilnehmen konnten. In dieser Zeitspanne ist es kaum möglich so viele Kenntnisse und Kompetenzen aufzubauen, dass die Kinder inhaltlich und technisch in der Lage wären, eigenständig Filmclips zu produzieren. Ein Teil der Kinder verließ das Projekt und mit dem neuen Schuljahr kamen jüngere SchülerInnen dazu. Waren im ersten Halbjahr bis zum Schuljahresende im Sommer vorrangig TeilnehmerInnen der 6. Klassen beteiligt, so nahmen nach den Ferien vor allem SchülerInnen der 5. Klassen teil. Wegen der Bedeutung der Halbjahreszeugnisse für die Bewerbung an den weiterführenden Schulen wurden die 6. Klassen in der zweiten Jahreshälfte nicht in das Projekt eingebunden. Eine kontinuierliche Projektarbeit war unter diesen Bedingungen nicht möglich. Die geringeren Vorkenntnisse der SchülerInnen in der zweiten Projekthälfte führte dazu, dass wir uns in der Medien-AG zuerst mit den Grundlagen der Mediennutzung beschäftigten. Eine Herausforderung war auch die Zusammenarbeit mit InklusionsschülerInnen. Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwächen taten sich mit der Arbeit am Computer schwer und brauchten viel Unterstützung von Gleichaltrigen oder Erwachsenen. Es war aber auch spannend zu erfahren, welch hohe Medienkompetenz 9 eine rollstuhlabhängige Schülerin mitbrachte. Sie hatte bereits versucht, ihr eigenes Computerspiel zu programmieren. Die Medien-AG wird mit den TeilnehmerInnen der zweiten Runde über den Projektzeitraum hinaus bis zum kommenden Schuljahresende weiterverfolgt. Im Rahmen des Projektes haben sich die Zehn- bis Zwölfjährigen mit einer Reihe von Themen intensiv beschäftigt. Vom Urheberrecht über die Bedeutung und Entwicklung guter Passwörter bis hin zur Auseinandersetzung mit der Frage „Wer sollte was von mir wissen und wer nicht?” oder der gemeinsamen Überlegung, wie ein ideales soziales Netzwerk für Kinder und Jugendliche aussehen sollte. Unvorhergesehen praktikabel hat sich die Arbeit mit Präsentationsprogrammen erwiesen. Die Kinder haben sich sehr engagiert mit den verschiedenen Aspekten der Mediennutzung auseinandergesetzt sowie kurze selbstablaufende Animationen erstellt, die sie dann vor ihren MitschülerInnen präsentiert haben. Durch die Rückmeldungen von Eltern und Kindern erfuhren wir, dass in fast allen Familien der Medienumgang im privaten Rahmen immer wieder besprochen wurde, was den SchülerInnen half, zu eigenen Bewertungen zu kommen. Dieses Phänomen war für das Projektteam durchaus überraschend und machte deutlich, dass sowohl die Gesprächsbereitschaft als auch die Wertung der Eltern die eigene Meinungsbildung der Kinder und letztlich auch deren Medienverhalten beeinflusst. Eltern sind nach unserer Projekterfahrung nicht zur Hilflosigkeit und Resignation verdammt, wenn es um den verantwortungsvollen Umgang mit Medien geht. Im Gegenteil, die SchülerInnen deren Elternhäuser das Projekt offensiv und mit Interesse verfolgt und begleitet haben, brachten Ihre Erfahrungen selbstbewusster und teilweise auch mit einem gewissen Stolz ein. So erzählte ein Schüler zum Beispiel stolz, dass er gemeinsam mit seinem Großvater einen Computer aufgerüstet hatte. Schule und Elternhaus leisten vor allem dadurch einen wertvollen Beitrag zur Medienkompetenz von Kindern, dass sie sich offensiv und auf Augenhöhe mit den Kindern mit einer sinnvollen Mediennutzung beschäftigen und mit ihnen im Gespräch bleiben. Dazu gehört die Bereitschaft sich den Kontroversen zu stellen, nachzufragen und zu diskutieren. Neben dem präventiven Ansatz sollten auch Lern- und Erfahrungsfelder im Fokus stehen. Das hilft allen Beteiligten, auch den Erwachsenen, kompetenter mit der Medienwelt umzugehen. 10 Förderer Für das Projektkonzept gewann die Evangelische Grundschule Babelsberg im November 2013 den Förderpreis „Medienkompetenz stärkt Brandenburg“ in Höhe von 4.000 €. Zusätzlich warb der Förderverein der Schule eine Unterstützung von Aktion Mensch (4.000 €) sowie von der Jugend-, Kultur-, Sport- und Sozialstiftung der MBS (2.000 €) ein. Förderpreis Mit dem Förderpreis „Medienkompetenz stärkt Brandenburg“ werden jährlich medienpädagogische Konzepte aus dem Land Brandenburg durch die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (MBJS) ausgezeichnet. Aktion Mensch Die Aktion Mensch setzt sich mit der Förderung von sozialen Projekten, mit Aktionen und Kampagnen für Inklusion – das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung in der Gesellschaft – ein. Die unterstützten Projekte tragen dazu bei, die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Jugend-, Kultur-, Sport- und Sozialstiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam Ein besonderes Anliegen der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) ist die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements mit all seinen vielfältigen sozialen, karitativen, künstlerischen, kulturellen und umweltrelevanten Facetten sowie die Identifikation der Menschen mit ihrer Heimatregion. 11 Januar 2014 Realisierte Projektbausteine Ermittlung der Ausgangslage Zu Beginn des Projektes im Januar füllten sowohl Eltern als auch Kinder Fragebögen aus. Darin wurden Eckpunkte zur Mediennutzung und zu Interessen sowie Freizeitaktivitäten abgefragt. Die Befragung ergab, dass die meisten Haushalte sehr gut mit technischen Geräten wie Fernseher, Radio, Computer, Handys u. s. w. ausgestattet sind und fast alle einen Internetzugang besitzen. Viele Eltern nutzen diese technischen Möglichkeiten intensiv. Geräte wie Spielkonsolen werden oft eigens für die Kinder angeschafft. Bei der Freizeitgestaltung der Kinder wird deutlich, dass Schule einen großen Raum einnimmt und daneben in den meisten Fällen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen digitalen und analogen Beschäftigungen besteht. In der medialen Nutzung übt der Fernseher vor dem Internet nach wie vor eine große Anziehung auf die Kinder aus. Ungefähr die Hälfte der Kinder nutzt fast täglich das Internet; vorrangig um Nachrichten über WhatsApp zu schicken, Filme auf YouTube zu schauen oder Musik zu hören. Fast 80 Prozent der Kinder besitzen ein eigenes Handy. An der Schule besteht ein Handybenutzungsverbot bis 14 Uhr und danach darf es nur für Telefonate oder SMS genutzt werden, die neben WhatsApp auch die hauptsächlichen Nutzungsarten darstellen. Entgegen so manchen Befürchtungen der Eltern greifen die Kinder häufig zu Büchern. Außerdem stellte die Beschäftigung mit neuen Medien für die meisten Kinder ein gemeinschaftliches, soziales Erlebnis dar, da sie diese selten alleine, sondern mit Freunden oder ihren Eltern nutzen. Aus den Antworten ging zudem hervor, dass medienaffine Eltern auch der Mediennutzung ihrer Kinder aufgeschlossen gegenüberstehen, sehr wohl sie diese genau wie die meisten anderen zeitlich begrenzen. Sie treten jedoch häufiger und intensiver in einen Dialog mit ihrem Nachwuchs. Andere Eltern wissen wenig über die Aktivitäten ihrer Kinder am Computer und im Internet, sorgen sich über mögliche Gefahren oder Fehlentwicklungen und stehen dem Umgang mit Medien oft hilflos gegenüber. Von der Medienpädagogik erwarten sich die Eltern Aufklärung auf Seiten der Erwachsenen als auch der Kinder und die Vermittlung bestimmter Kompetenzen und Fähigkeiten sowie die Schaffung eines Bewusstseins für die Gefahren im Internet. 12 Februar – Juni 2014 Der Grundbaustein: Die wöchentliche Medien – AG Der kontinuierliche Grundbaustein des medienpädagogischen Projektes war die wöchentliche Arbeitsgruppe. Es gab zwei unterschiedlich zusammengesetzte Gruppen: die erste lief von Februar bis Juni 2014, die zweite von August bis Dezember 2014. Letztere Projektgruppe wurde über den Förderungszeitraum hinaus bis zum Ende des Schuljahres 2015 fortgesetzt. Ablauf Unter Leitung eines Medienpädagogen der Schule trafen sich nachmittags für zwei Stunden zwischen acht und zehn SchülerInnen der 5. und 6. Klassen. Die konkreten Themen der Medien-AG orientierten sich an den Interessen und Fähigkeiten der TeilnehmerInnen. Unterstützt wurden der gegenseitige Austausch der Kinder und die Auseinandersetzung mit den Medien, um schließlich zu einer geleiteten Reflexion ihrer eigenen Mediennutzung, einem bewussten Umgang mit persönlichen Daten sowie dem Schutz ihrer Privatsphäre zu gelangen. Besonders gefördert wurde der aktive Umgang mit dem Thema Medien und eine produktive Mediennutzung. Um Eltern und Kinder in einen gemeinsamen Austausch zu bringen, bereiteten die TeilnehmerInnen einen Elternabend zum Thema Computerspiele vor. Dafür sammelten und sichteten sie die Spiele und überlegten, wie die Eltern an deren Nutzung herangeführt werden können. Um ihre Kompetenzen in der Mediengestaltung zu erweitern, produzierten die Kinder unter Anleitung eigene kleine Filmsequenzen mit der Stop-Motion-Technik. 13 August – Dezember 2014 einmal wöchentlich nachmittags für 2 Stunden • • • • • • • • 8 – 10 SchülerInnen der 5. und 6. Klassen (10 – 12 Jahre) • Inhalte • • Wann: Wer: Auseinandersetzung mit MedienheldInnen, der eigenen Identität, den Wertmaßstäben der Eltern Reflexion der eigenen Mediennutzung Leitung: 1 Medienpädagoge der Schule + integrierte Workshops mit weiteren Medienpädagoginnen Methoden: Brainstorming, Einzel- und Gruppenarbeit, Internetrecherche, Diskussion Ziele: Auseinandersetzung mit Mediennutzung, Kinderschutz, Schutz persönlicher Daten; Weiterentwicklung von Computerkenntnissen, Kinder mit ihren Eltern zum Thema Mediennutzung ins Gespräch bringen Faktoren: Gender, Alter, Vorerfahrung und Förderbedarf der Kinder, personelle Besetzung Materialien: mehrere Computerarbeitsplätze (PC, Tablet, Laptop), Tafel, Flipchart • • • • 14 „Wie funktioniert das Internet?“ (Internet-Suchmaschinen, E-Mail-Account) „Wie funktioniert der Computer?“ Kosten und Bezahlarten von Computerspielen Computerspiele zeigen und erklären Kurzfilme und Tutorials besprechen Erstellen von Präsentationen Gestaltung einer Schülerzeitung gesetzliche Altersfreigabe Kinderschutz Urheberrecht, Creative Commons Passwörter, Schutz persönlicher Daten Vorbereitung eines Elternabends zum Thema Computerspiele Einführung in Produktionsmöglichkeiten von Videos wie ScreenCapture, Stop-Motion-Technik, selbstablaufende Präsentationen als Trick- oder Animationsfilm Beobachtungen Im ersten Halbjahr setzte sich die Gruppe vorrangig aus Jungen der damaligen 6. Klasse zusammen, die sich vor allem für Computerspiele interessierten. Hierbei wurde schnell deutlich, dass Jungen in diesem Alter über ihr Spielbedürfnis in die Welt des Computers und des Internets einsteigen. Sofern sie noch über wenige Erfahrungen verfügten, sahen sie den Computer und das Internet als Einheit an. Einige Kinder zogen dem Computer eindeutig ein Tablet oder vergleichbare Geräte vor. Fast ausschließlich steuerten die Kinder zielgerichtet kostenlose Spielangebote an, die sie sich gegenseitig präsentierten und erklärten. Dabei wurde auch über gesetzliche Altersfreigaben gesprochen. Obwohl einige Kinder zugaben, dass sie sich nicht immer daran halten, waren sie sich einig darüber, dass diese Freigaben sinnvoll sind. Umfrageseite aus der Schülerzeitung Während die Jungen eher Renn-, Strategieund Geschicklichkeitsspiele wählten, bevorzugten die Mädchen Mode- und Lifestyle-Angebote. Das Bedürfnis Spielaufgaben zu lösen und erfolgreich Punkte zu sammeln, um in ein höheres Spiellevel zu gelangen, war bei den Jungen wesentlich deutlicher ausgeprägt als bei den Mädchen. Ihnen ging es vorrangig um die Anerkennung ihres „guten Geschmacks“ durch andere Kinder sowie Erwachsene. Die Mädchen zogen sich später aus der Projektgruppe zurück, vermutlich weil sie in der Minderzahl waren und mehr Aufmerksamkeit oder eine weibliche Ansprechpartnerin gebraucht hätten. Beide Geschlechtergruppen tauschten sich sehr intensiv über ihre medialen Interessen und Aktivitäten aus. Gespräche über populäre Film- und Fernsehsendungen sowie über Zeitschriftenbeiträge und aktuelle Musikcharts offenbarten die starke Vorbildwirkung der Medieninhalte unabhängig von dem Medium, mit dem sie präsentiert wurden. Sätze wie: „Das finde ich toll.“ oder 15 „Das würde ich nie tun.“ deuteten auf eine starke, aber noch wenig reflektierte Identifikationssuche hin. Die Kinder setzten sich in den Gesprächen über ihre MedienheldInnen jedoch intensiv mit der eigenen Identität auseinander. Dabei diskutierten sie auch die Wertmaßstäbe ihrer Eltern und verglichen sie mit denen der MedienheldInnen. Die dabei hervortretenden Widersprüche zwischen den eigenen Interessen und den Ansprüchen der Erwachsenen wurden teilweise kontrovers besprochen. Dabei wurde deutlich, dass Kinder, die in ihrem Elternhaus eine intensive Gesprächskultur erlebten, ihre Meinung fundierter begründen und erklären konnten, als Kinder, denen es an Austauschmöglichkeiten mit Erwachsenen fehlte. 16 Die zweite Projektgruppe bestand hauptsächlich aus SchülerInnen der 5. Klassen. Unter ihnen befanden sich auch Kinder mit Förderbedarf, die individueller betreut werden mussten. Die Fähigkeiten der jüngeren Kinder beschränkten sich anfangs auf die grundlegende Handhabung des Computers, sie zeigten aber zunehmend Interesse an den verschiedenen Möglichkeiten des Internets. •• Geschlechtsspezifische Interessen der Kinder berücksichtigen ! •• Medien-AG an Schuljahr anpassen ! März 2014 Der erste medienpädagogische Elternabend Die eigene Medienbiografie und die vier Dimensionen der Medienkompetenz Der erste Elternabend diente dazu, das Projekt vorzustellen und einen Ausblick zu geben, welche Angebote im Laufe des Jahres für Kinder und Eltern geplant waren. Außerdem wurde Hintergrundwissen zum Thema Medienkompetenz vermittelt. Hauptanliegen war jedoch, dass sich die Eltern mit der eigenen Medienbiografie und medialer Kompetenz auseinandersetzen. Die Initialzündung für diese inhaltliche Gestaltung gab die Beobachtung in der Medien-AG, dass die Mediennutzung und die beginnende Identitätssuche der Kinder enge Wechselwirkungen haben. Zum Schluss folgte ein kurzer fachlicher Einstieg in das große Themenfeld der Medienkompetenz durch den Medienpädagogen. Er präsentierte die vier Dimensionen der Medienkompetenz von Dieter Baacke. Ablauf Die Eltern wurden animiert sich an ihre eigene Medienbiografie zu erinnern. Im Raum waren Tischgruppen aufgebaut mit Fotos und Bildern von Figuren, Personen, HeldInnen und Stars der 70er – 80er Jahre, den Kindheitsjahren der Eltern. Bei Tee, Rotwein und Knabberzeug tauschten sie sich in Kleingruppen über ihre eigenen Kindheitserfahrungen bezüglich ihrer Mediennutzung aus. Um die Gespräche anzustoßen und weiterzuführen, gab es Fragebögen zu verschiedenen Aspekten wie: „An welche Programme oder Filme erinnern Sie sich und wie beeinflussten sie Ihr Leben?“ oder „Gab es besondere Rituale, Regeln oder erwünschte Verhaltensweisen, die mit dem Fernsehen in Verbindung standen?“. Im Plenum wurden die Ergebnisse anschließend gesammelt, ausgewertet und diskutiert. Die Projektmacher betonten an dieser Stelle das zugrundeliegende Konzept, das sich auch sprachlich niederschlägt. So geht es bei Medienkompetenz darum, die Fähigkeiten der Kinder weiterzuentwickeln. Es geht um Bildung auf Augenhöhe, nicht um Erziehung. Darum, dass sich Kinder von ihrem Startpunkt aus komplexere medienrelevante Fertigkeiten und Inhalte aneignen können. Wenn Erwachsene und Kinder in einem aufgeklärten, offenen Dialog und somit in Beziehung miteinander stehen, führt das letztendlich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den Medien – so die These des Projektteams. 17 Diskussionsinhalte •• Fernsehen fand unter Kontrolle der Eltern oder gemeinsam mit ihnen statt, wird mit eigenen Kindern heute auch so gehandhabt, Internetnutzung jedoch nur bedingt gemeinsam. Bei gemeinsamer Nutzung ist ab einem bestimmten Alter die Privatsphäre der Kinder wichtig. •• Fernsehbilder haben teilweise Angst ausgelöst (Alpträume), auch bei Altersfreigabe. 18 •• „Verkehrte Welt“: bei den neuen Medien sind Kinder ihren Eltern voraus. •• Vorbildwirkung: Eltern sind immer erreichbar, ständig online, googlen. Also brauchen Eltern zuerst selbst Medienkompetenz. •• Kinder werden heute vorm Tablet geparkt, früher im Laufgitter vor dem Fernseher. •• Immer jüngere Kinder nutzen die neuen Medien. •• Ab welchem Alter Smartphone? •• Wie führt man Kinder an das Internet heran? •• (Freiwillige Selbst-)Dosierung: Wie fördert man die Kompetenz ausschalten zu können? Wann: Projektteam: Medienpädagoge, Schulleiterin Methode: Erinnerung und Reflexion der eigenen Medienbiografie Ziele: Informationen zum Projekt, Grundverständnis zur Medienkompetenz, Rückbesinnung auf eigene Medienerfahrungen im Alter ihrer Kinder, Austausch zwischen Eltern, Interesse am Medienverhalten der Kinder wecken Materialien: Flipchart, Moderationswand, Moderationsmaterial, Computer, Beamer, Getränke, Knabberzeug, Elternfragebögen, Tischgruppen mit Fotos und Bildern von Figuren, Personen, HeldInnen und Stars der 70er – 80er Jahre •• Vorteile des Internet: Nutzung für praktische Infos ist gut. •• Quellenprüfung wichtig: Wem kann ich was glauben? •• Gefahren durch Anonymität im Netz: Wie schützen wir Kinder davor? Eltern können Kinder nur bedingt schützen, es ist wichtig, mit dem Kind zu reden. zwei Stunden im März 2014 •• In der Schule gibt es die klare Regelung, keine mobilen Geräte bis 14 Uhr zu nutzen und danach nur, um zu telefonieren und Nachrichten zu schicken. •• Offline-Erlebnisse stärken: draußen spielen, Sinneserfahrungen. •• Moralische Kompetenz stärken: direkte Begegnung führt zu besserer sozialer Kompetenz, Moral, Ethik. Ergebnisse Unsere Medienerfahrungen sind oft untrennbar mit Alltagserfahrungen verbunden: Wir erinnern uns nicht nur an Fernsehprogramme, sondern auch daran, mit wem wir diese gesehen haben, wann und wo wir sie gesehen haben und an die Bedeutung, die das für uns hatte. Somit trägt Mediennutzung stark zur Identitätsbildung bei. Einerseits konnte durch den Elternabend ein größeres Verständnis der Eltern für das Medienverhalten ihrer Kinder erreicht werden, andererseits wurde kontrovers über die mit den „MedienheldInnen“ verbundenen Wertmaßstäbe und über den Wert nichtmedialer Freizeitaktivitäten diskutiert. Der Austausch der Eltern über eigene Medienerfahrungen weckte das Interesse an den Medienerfahrungen und der Identitätssuche ihrer Kinder. Die sehr inspirierende Gesräche unter den Eltern brachten hervor, dass fast alle die Erfahrung gemacht hatten, dass Mediennutzung reglementiert war und dass es immer Wege gab, die Regeln der Eltern zu umgehen. An dieser Stelle kamen die Sorgen und die anderen Kommunikationsgewohnheiten der Eltern zur Sprache: vor allem in der Anonymität der Internetkommunikation sahen viele Eltern eine Gefahr, die ihnen kaum aus der „Offline-Welt“ 19 – „Wie war das noch damals, wenn wir trotz des Verbotes abends fernsehen wollten?“, fragt eine Mutter in die Runde. Der Vater gegenüber antwortet: „Mein Bruder und ich haben uns einen Fernseher vom Sperrmüll besorgt und die dazugehörigen Schaltpläne aus der Bibliothek. Dagegen konnten unsere Eltern nichts sagen.“ Der ganze Tisch lacht, die Erwachsenen schwelgen in Erinnerungen. Bei Rotwein und Brezeln lässt sich fantastisch über die Heldinnen und Helden vergangener Kindertage plaudern und auch darüber, dass die eigenen Eltern längst nicht alles wussten, geschweige denn damit einverstanden waren. Die Kinder von damals sind heute in einer anderen Position. Sie haben selbst Kinder und stehen einer rasanten Medienentwicklung gegenüber, die Ängste und Unsicherheiten provoziert. Umso hilfreicher findet eine Teilnehmerin den Austausch unter Eltern und PädagogInnen! „Der Elternabend heute lässt mich deutlich informierter und gelassener nach Hause gehen.“ – 20 bekannt ist. Gleichzeitig wurde klar, dass es keine einfachen Lösungen gibt und dass jede Generation ihren eigenen Weg geht. Eine andere Frage, die die Eltern sehr bewegte war: „Wie können wir Vorbilder in der Mediennutzung sein, wenn wir doch so wenig Ahnung haben von dem, womit unsere Kinder sich beschäftigen?“. April 2014 Der zweite medienpädagogische Elternabend „Wir spielen!“ – Eltern testen Computerspiele Der zweite Elternabend widmete sich dem Thema Computerspiele in sehr praktischer Hinsicht. Kinder der Medien – AG stellten „harmlose“ Kinderspiele ebenso wie „gefährliche“ Erwachsenenspiele auf den Bildschirmen vor und leiteten die ersten Spielversuche der Eltern und PädagogInnen an. Außerdem gab es einen Überblick über Kostenfallen, die Altersfreigabe und Kinderschutz. Abgerundet wurde das Programm mit einer Diskussion darüber, was an diesen Spielen so faszinierend ist und wie Eltern und Kinder auf Augenhöhe über den Umgang mit Computerspielen sprechen können. aktuelle Themen und zu Altersfreigaben sowie Kinderschutz. So erfuhren die Eltern von den Vorlieben der Jungs zu actiongeladenen und strategischen Spielen wie Tanki Online oder Assasins Street, während die Mädchen sich am Bildschirm eher für Schicksale interessieren, bei Moviestarplanet Menschen virtuell frisieren sowie ankleiden oder doch lieber über WhatsApp kommunizieren. Dass sich halbe Klassenverbände bei dem beliebten Strategiespiel Clash of Clans zu Clans zusammentun und Ablauf Der ganze Abend stand deutlich unter der Überschrift „Kinder klären Eltern auf!“. Der Medienpädagoge startete mit dem theoretischen und informativen Teil des Abends. Dafür hatte er eine Präsentation und kleine Filme rund um die wichtigsten Aspekte des Computerspielens vorbereitet. Ihm zur Seite standen zwei Schüler, die (mit Erlaubnis ihrer Eltern) den anwesenden Erwachsenen wichtige Inhalte praktisch näherbrachten. Einführend gab der Medienpädagoge einen Überblick zu grundlegenden Fragen rund um gemeinsam versuchen Land zu erobern, gab den anwesenden Erwachsenen einen Einblick in die Dynamik solcher Online-Spiele im Kinderzimmer. Die praktische Beschäftigung mit dem Thema nahm den größten Teil des Abends ein: Die Anwesenden waren aufgefordert die verschiede21 Inhalte Wann: 2 Stunden im April 2014 Projektteam: 2 Experten im Alter von 12 und 13 Jahren, Medienpädagoge, Schulleiterin Methode: Selbsterfahrung: Kinder erklären Erwachsenen Spiele am Computer; multimedialer, interaktiver Vortrag Ziele: Informationen zu allen Aspekten rund um das Thema Computerspiele, Austausch zwischen Eltern und PädagogInnen, Interesse und Verständnis am Spielverhalten der Kinder, Erwachsene und Kinder auf Augenhöhe bringen Materialien: Flipchart, Moderationswand, Moderationsmaterial, mehrere Computerarbeitsplätze, Beamer, Getränke, Knabberzeug •• Kostenfrage bei Computerspielen •• online, kostenlos •• Prinzip Pay to Win •• Spielpunkteerwerb kinderleicht und legal über den Playstore, iTunes-Karten im Geschäft oder einen kostenpflichtigen Anruf •• Unterschied zwischen einem Egoshooter- und einem Third-Persons-Game •• Plattform YouTube mit Let’s Plays = kleine Filmchen (Tutorials) •• schnell und umfassend über Spiele, Eignung und Altersfreigabe informieren •• Website der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle usk.de für Spiele auf Trägermedien wie CDs oder DVDs •• Altersangaben bei Online-Spielen wenig vertrauenswürdig; seriöse Seite: www.spielratgeber-nrw.de nen Computerspiele selbst zu testen. Es wurden Computerspiele vorgestellt, mit denen sich die Jugendlichen in ihrer Freizeit beschäftigen. Die Auswahl der Spiele entsprach dem Anspruch dieses medienpädagogischen Konzeptes: Nicht mit erhobenem Zeigefinger näherten sich die Erwachsenen dem virtuellen Leben ihrer Kinder, sondern mit Interesse und Neugier. 22 •• vorgestellte Computerspiele •• Assasins Street •• Tanki Online •• Minecraft •• Counter Strike Ergebnisse Es war zu beobachten, dass sich die Eltern den Spielen unterschiedlich näherten. Allein die Handhabung bereitete den Erwachsenen häufig Schwierigkeiten, so dass die anwesenden Schüler sehr viele grundlegende Fragen zur Bedienung erklären mussten. Nur wenige Eltern hatten eigene Spielerfahrungen und drangen daher nur ansatzweise bis zu den Inhalten vor, die für die Kinder jedoch den besonderen Reiz von Computerspielen ausmachen. Immer wieder wurden die Kinder gefragt, wie sie mit risikoreichen Situationen, etwa der unerwünschten Kontaktaufnahme durch Fremde in den in Multiplayer-Online-Spielen häufig vorhandenen Chats umgehen. Die Kontaktaufnahme von Unbekannten empfanden die Kinder meist als lästig oder vom Spiel ablenkend. Die Schüler erklärten, dass sie für die parallele Kommunikation mit ihren Spielfreunden, die ein wesentlicher Bestandteil ihrer Begeisterung für Online-Spiele sei, auf den Audiodienst von Skype zurückgriffen. Über Konferenzschaltungen ist eine parallel zum Spiel geführte Kommunikation in einer geschlossenen Gruppe von SpielfreundInnen möglich und wird mit Vorliebe von den Kindern als Alternative zu den spieleigenen Chats genutzt. Weitere Gespräche drehten sich um die Spieldauer und die Kosten der Spiele. Mangels eigener finanzieller Möglichkeiten suchen die Kinder in erster Linie nach kostenfreien Spielangeboten, die jedoch in vielen Fällen entweder nur eingeschränkte Spielmöglichkeiten oder andere Gegenleistungen, etwa die Preisgabe persönlicher Daten und die damit verbundene Freigabe für Werbezwecke erfordern. Die Kontroverse zwischen Erwachsenen und Kindern trat hier sehr deutlich hervor. Gemeinsam wurde festgestellt, dass Spielen immer bedeutete, dass Kinder die Welt entdecken, sich ausprobieren und orientieren wollen. Erkennen beide Seiten die jeweiligen Erfahrungen an, seien förderliche Abmachungen zwi23 – Gar nicht so leicht, einer Generation die Bezahlsysteme zu erklären, die ihr Handy nur zum Telefonieren benutzt. Geschickt laufen Julius und Florian (12 und 13 Jahre alt) zwischen den Bildschirmen hin und her, beantworten Fragen, erklären die Spielregeln und zeigen den Erwachsenen, wie die einzelnen Spiele funktionieren. „Man hat echt Herzrasen dabei, sterbe ich jetzt zum neunten Mal?“ fragt sich *Freya Reitmann, Mutter zweier Kinder im spielfähigen Alter. Sie sitzt beeindruckt vor dem Bildschirm und macht ihre ersten Schritte in der Assasins Street, der Straße der Attentäter. Nebenan resümiert *Volker Schott „Geben wir es ganz ehrlich zu, das ist nicht mein Ding.“ Längst haben sich Trauben um die einzelnen Computer und ihre SpielerInnen gebildet. Angeregt unterhalten sich die SpielanfängerInnen über die komplexen Anforderungen, die an die SpielerInnen gestellt werden sowie über Sinn und Inhalte der Spiele. Es gibt die, die rasch Gefallen daran finden und die, die skeptisch bleiben. – 24 schen Kindern und Eltern bezüglich des Spielkonsums möglich. Die Erwachsenen erfuhren, dass das Wertgerüst der Eltern weiterhin wichtig ist. Sie merkten, dass sie den Kindern zutrauen können, eigene Grenzen zu erkennen. Juni / September 2014 Kinder-Workshops und Eltern-Kind-Seminare Meine Daten, meine Privatsphäre, mein soziales Netzwerk Dieser Projektbaustein bestand aus drei Teilen: einem Einführungs- und einem Vertiefungsworkshop für die SchülerInnen sowie zum Abschluss einem Eltern-Kind-Seminar, das die SchülerInnen für die Erwachsenen gestalteten. Dieser Projektbaustein wurde im Förderzeitraum in zwei Schuljahren jeweils in beiden 6. Klassen durchgeführt. Die erste Runde fand im Juni 2014 statt, die zweite im September 2014. Ablauf Innerhalb des Einführungsworkshops beschäftigten sich die Kinder mit sozialen Online-Netzwerken als auch Apps und reflektierten ihr eigenes Nutzungsverhalten. Zunächst haben die Kinder zusammengetragen, was sich hinter dem Begriff Netzwerk verbirgt und wo es im Alltag welche gibt. Sie erarbeiteten, dass ein Netzwerk aus mehreren Knotenpunkten besteht, die miteinander vernetzt sind und dass diese mehr sind als die Summe ihrer Einzelteile. Anhand von vorgegebenen Vorschlägen diskutierten die Kinder in Kleingruppen, was personenbezogene Daten sind und führten einen Tag lang in einem Tagebuch auf, wo sie überall Daten über sich preisgaben. Dadurch wurde den Kinder bewusst, dass ihre Daten nahezu überall gesammelt werden. In einem zeitlich versetzt stattfindenden Vertiefungsworkshop wurde den Kindern die neue sichere Online-Plattform für Kinder und Jugendliche „melmao – Echte Freunde“ von den Entwicklern vorgestellt, welche sie testeten und nach ihren eigenen Kriterien mit anderen Internetangeboten dieser Art verglichen. Die umfassende Auswertung der Kinder beeinflusste die Weiterentwicklung dieses noch jungen Netzwerkes. Für das Eltern-Kind-Seminar wurden vier Stationen zu den Themen soziale Netzwerke, Datenspeicherung, Werbung im Internet und allgemeines Medienwissen aufgebaut. Beide Klassen bereiteten jeweils zwei übergeordnete Themenschwerpunkte des Eltern-Kind-Seminares so auf, dass sie diese den Eltern vorstellen und mit ihnen diskutieren konnten. Die SchülerInnen setzten sich in Kleingruppen ohne vorgefertigte Antworten mit einem Aspekt ihres Themas auseinander. Neben der thematischen Gruppenarbeit führte in jeder Klasse ein kleines Filmteam eine Umfrage zum Thema Chat-Apps durch, aus der ein Kurzfilm produziert wurde. Während des Eltern-Kind-Seminars wurden die Stationen von den Kindern betreut, denen vorher sehr bewusst gemacht worden war, dass sie den Eltern gegenüber als ExpertInnen auftreten und damit eine ernstzunehmende Rolle einnehmen würden. Zuerst wurde der selbstproduzierte Kurzfilm zum Thema Chat-Apps präsentiert. Danach hatten die Erwachsenen pro Station 15 Minuten Zeit, sich unter Anleitung der Kinder mit den einzelnen Themen zu beschäftigen, danach rotierten sie zur nächsten, bis sie alle besucht hatten. 25 Inhalte •• Netzwerke im Alltag, im Internet •• Vorteile des Internets •• personenbezogene Daten •• persönliches Daten-Tagebuch •• Datenspeicherung •• testen und weiterentwickeln von melmao, einem neuen sozialen Netzwerk •• soziale Netzwerke •• Werbung im Internet •• Datenspeicherung •• Google •• Anmeldedaten •• Facebook •• Nutzungsdaten •• Twitter •• Kommunikationsdaten •• WhatsApp •• „Mein ideales Netzwerk“ – inhaltliche Anforderungen •• allgemeines Medienwissen •• Sicherheit im Netz, sicher mit dem Handy ins Netz, Passwörter Das soziale Online-Netzwerk „melmao – Echte Freunde“ https://melmao.net/ wird von der Human Interface Network GmbH entwickelt und von der Investitionsbank Berlin, dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE), dem Medienboard Berlin-Brandenburg und Berlin Partner gefördert. Es handelt sich um ein sicheres und werbefreies Netzwerk, das sich vor allem durch den Schutz der Privatsphäre und der Daten auszeichnet. Gedacht ist es für Kinder von 8 bis 14 Jahren. Die Mitgliedschaft kostet monatlich 4 Euro. 26 •• Spiele-Apps •• Werbung im Internet •• Chat-Apps •• Erstellen einer Präsentation •• Produktion eines Kurzfilms •• Plakatgestaltung •• Entwicklung von Fragebögen, Interviews oder einem Quiz •• Internetrecherche Beobachtungen Die Kinder stellten fest, dass sie sich selbst in verschiedenen Netzwerken aus Freundeskreisen, Sportvereinen oder dergleichen befinden und darin agieren. Auffällig war, dass nahezu alle Kinder ihr ideales Online-Netzwerk als App auf dem Handy sahen. In der Diskussion um personenbezogene Daten waren für die Kinder die Daten am spannendsten, die eine Person nicht eindeutig identifizierten, wie der Vorname der besten Freundin, der Markenname des eigenen Fahrrads, die Hobbys oder die Anzahl der Geschwister. Dennoch sind solche Informationen personenbezogen, da sie etwas über die betreffenden Personen aussagen. Aus dieser Erkenntnis heraus begriffen die Kinder, dass oftmals erst die Kombination mehrerer personenbezogener Daten Rückschlüsse auf eine Person zulassen. Durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema fingen die Schülerinnen und Schüler an, aufmerksamer im Netz zu surfen und schulten einen kritischen Blick. In den von den SchülerInnen für den Film durchgeführten Interviews zum Thema: „Wie wäre meine ideale Chat-App?“ wurde deutlich, dass sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit der Sicherheit im Netz beschäftigt hatten, denn vielen war wichtig, dass die App zwar kostenfrei, aber nicht werbefinanziert wäre und dass Daten nicht gespeichert und weitergereicht würden. Viele wünschten sich zudem eine bunte sowie benutzerfreundliche Oberfläche mit Smileys und Spielen, außerdem Hintergrundvideos und eine Rechtschreibhilfe. Das i-Tüpfelchen für einige Kinder wären Gerüche gewesen, die man aufnehmen und verschicken könnte. Die meisten SchülerInnen faszinierte am Internet und seinen Möglichkeiten, dass sie leicht an ganz viel Wissen, Informationen und Neuigkeiten kommen können, dass sie mit der ganzen Welt verbunden und alle Menschen erreichbar seien. Im Eltern-Kind-Seminar führten die SchülerInnen mit den Eltern unter anderem kleine Interviews, um die Sicht der Eltern auf die sozialen Online-Netzwerke zu erfahren. Dabei interessierten sie Fragen wie „Wie finden Sie es, dass es keine Altersbeschränkung für Online-Netzwerke gibt?“ oder „Meinen Sie, dass es unpersönlich ist, so zu kommunizieren?“. Außerdem machten einige Eltern Unterschiede zwischen „echter Kommunikation“ und der über das Internet. Es zeigte sich aber, dass beide Seiten oft gar nicht so weit auseinanderlagen, denn auch die Kinder zogen bei ernsthaften Gesprächen den direkten Kontakt vor. 27 - Heitere Stimmung beim Eltern-Kind-Seminar in der Evangelischen Grundschule Babelsberg. Grundschülerinnen und -schüler wuseln ganz aufgeregt zwischen den Stuhlreihen hin und her. Hier und da wird noch etwas zurechtgerückt und dann kann es losgehen. An vier Tischen sind bereits Stationen für die Eltern der SchülerInnen aufgebaut. Jenny Schneider und Julia Bauer, die beiden Medienpädagoginnen, lächeln, sie sind ganz entspannt, alles ist bestens vorbereitet. Langsam füllen sich die Reihen mit den viel zu kleinen Stühlen mit Erwachsenen. Es sind die Stühle, auf denen ihre Kinder im Unterricht sitzen und zur Einstimmung hervorragend geeignet, um die Perspektive der GrundschülerInnen einzunehmen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Denn hier sind Kinder die ExpertInnen. Sie klären ihre Eltern auf! In technischen Belangen, in puncto digitaler Spiele und sozialen Online-Netzwerken haben sie ihnen in der Regel ohnehin viel voraus. Eltern machen sich hingegen oft Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder, die der Computer, um versteckte Kosten und einen überhöhten, unkritischen Medienkonsum seitens ihrer Kinder. - In der gemeinsamen Auswertung mit allen Kindern und Eltern wurde klar, dass beide Generationen die Technik zu unterschiedlichen Zwecken nutzen und daher auch von den Medien und ihren Nutzungsweisen unterschiedliche Auffassungen haben. Die Eltern nutzten weniger Apps und zogen Angebote wie Skype WhatsApp vor. Des Weiteren schätzten die Kinder die Sicht der Erwachsenen auf Werbung im Internet zu negativ ein, denn sie freuten sich, dass im Gegenzug dafür einige Angebote gratis sind. Die Kinder waren außerdem zu der Erkenntnis gelangt, dass sie davon profitieren, wenn die Werbung über das eigene Nutzungsverhalten gezielt ausgewählt und auf den Nutzer angepasst wird. Das erleichtere die Selektion von interessanten Angeboten im Überangebot der heutigen Konsumgesellschaft. Der Datenschutz, die Gefahr von Viren, ein langsamer PC, nicht jugendfreie Inhalte und Zeitverlust wurden von beiden Seiten kritisch 28 eingeschätzt. Beide Generationen hatten an diesem Nachmittag sehr viel Spaß zusammen und einen erkenntnisreichen Austausch. Die Tatsache, dass die Kinder selbst die “lehrende” Tätigkeit im Eltern-Kind-Seminar übernehmen würden, hatte sie motiviert, sich tiefergehend mit den Problematiken des Internets auseinanderzusetzen. Während des Eltern-Kind-Seminars griffen einige Kinder auch mal selbst zum Touchpad oder übernahmen die Kontrolle, um das Ganze zu beschleunigen. Sie merkten, dass es manchmal Geduld braucht, anderen Menschen etwas beizubringen. Besonders gut war, dass die Kinder in ihrer Rolle als ExpertInnen von den Eltern sehr positives Feedback erfuhren und so in ihrer Medienkompetenz bestärkt wurden. Die Sicht der Eltern, dass Kinder den Medien schutz- und hilflos ausgeliefert seien, wurde relativiert. Sowohl Kinder als auch Eltern wünschten sich mehr Zeit, um voneinander zu lernen und sich intensiv austauschen zu können. Die Eltern waren überzeugt, dass die Kinder in den Workshops etwas gelernt hatten und sprachen sich für weitere medienpädagogische Workshops aus, die die Kinder für einen sensiblen und kompetenten Umgang mit den neuen Medien schulen. [Textgrundlage: Agentur Medienlaune] •• Zwei halbtägige Workshops sind Wann: zeitlich versetzt innerhalb eines Monats für jede Klasse jeweils ein Einführungsworkshop à 3 Stunden, ein Workshop zur Vertiefung à 2 Stunden und das gemeinsam durchgeführte Eltern-Kind-Seminar à 2 Stunden Wer: jeweils beide 6. Klassen (insgesamt ca. 50 Kinder von 11 – 12 Jahren), ca. 20 Eltern Leitung: 2 externe Medienpädagoginnen (Agentur Medienlaune), ein Softwareentwickler (melmao.net) Methoden: Brainstorming, Kleingruppenarbeit, Diskussion, Plakate erstellen, Stationenparcours, Pro- und Contra-Listen, Kurzfilmproduktion, Fragebögen, Internetrecherche Ziele: Auseinandersetzung mit Mediennutzung, Schutz persönlicher Daten; Weiterentwicklung von Computerkenntnissen, kritischerer Umgang mit sozialen Netzwerken und Apps, intergenerativer Wissenstransfer Faktoren: Motivation, Kenntnisstand der Kinder Materialien: mehrere Computerarbeitsplätze (PC, Tablet, Laptop), Tafel, Flipchart, Filmkamera besser geeignet als ein eintägiger! •• Die Workshop-Zeiten müssen zu den Zeitfenstern bzw. Lerneinheiten der Kinder passen! 29 Juni – Juli 2014 Kinderworkshops und Eltern-Kind-Präsentation Trickfilmproduktion Die Workshops zur Trickfilmproduktion waren ergänzender Teil der Medien-AG und wurden im Juni und Juli 2014 in den Räumen der Medienwerkstatt Potsdam durchgeführt. – Die Kinder betrachten aufmerksam das Foto: Eine Knet-Schnecke hockt dicht vor einem großen Stein. Was ist passiert? Version eins: Die Schnecke ist im Gebirge unterwegs. Plötzlich kommt ein Stein von oben und landet knapp neben ihr mit lautem Krach. Die Schnecke ist so dankbar, dass sie nicht getroffen wurde. Vor Dankbarkeit gibt sie dem Stein einen dicken Knutsch. Das ist das letzte Bild. Version zwei: Die Schnecke kommt betrunken aus einer Kneipe und tritt den Heimweg an – den Berg hinunter. Ein Stein überrollt sie und mit ihrem Haus kickt sie den Stein wie einen „Kopfball“ weiter. Er landet genau vor ihr. So schnell kann sie nicht bremsen und prallt mit voller Wucht dagegen. Bis zum nächsten Morgen ist sie bewusstlos. Bis zum nächsten Workshop-Treffen sind unsere „Black-Stories“ noch nicht fertig abgedreht – das machen wir jetzt. Die Schnecken haben so gut es geht die Hitze der Woche im Kühlschrank überlebt. Sie sehen vom vielen Drehen zwar ein bisschen mitgenommen aus, aber das passt ja zur Story. Dann fehlt noch der Ton – wir bedienen uns mit Alarmsignalen, Musik und Kneipengeräuschen; Wasserrauschen und Ähnliches machen wir selbst. Die Kinder sind vom fertigen Film begeistert. Die Schnecke macht eine gute Figur. Sie gehen nach einem aufregenden Nachmittag gut gelaunt nach Hause und haben ihren Eltern und Geschwistern viel zu erzählen. – Ablauf Die ersten drei Nachmittage widmeten sich den verschiedenen Möglichkeiten, einen Trickfilm zu inszenieren. Beim ersten Treffen ging es vor allem darum, wie die Bilder technisch zum Laufen gebracht werden. In den folgenden beiden Nachmittagen lernten die Kinder Methoden wie die Knetanimation oder den Legetrick kennen. Außerdem dachten sich die TeilnehmerInnen Geschichten aus und stellten diese dar. Am vierten Nachmittag beschäftigte sich die Gruppe mit dem Thema Ton. Ausgestattet mit allen wichtigen Kenntnissen für die Trickfilmproduktion, stand der Dreh eines kompletten Kurzfilms an drei aufeinanderfolgenden Tagen auf dem Programm: Am ersten Tag des Drehblocks dachten sich die Kinder die Geschichte aus, am zweiten Tag drehten sie den Film und am dritten Tag nahmen sie den Ton auf. Während die Gruppe den Raum für die Vorpremiere für die Eltern und Geschwister vorbereitete, wurde der Film von einer Medienpägogin noch geschnitten. Nach der Vorführung erklärten die TeilnehmerInnen ihren Familien begeistert wie dieser Trickfilm entstanden war. Inhalte •• Wie fangen Bilder an zu laufen? •• Bildertrommel •• Daumenkino •• Zwirbelscheibe •• Trickfilmproduktion: •• Geschichte 30 •• kreatives Schreiben •• Sprechrollen •• Storyboard, Drehbuch •• Sound-Archiv •• Charaktere, Filmrollen •• Geräusche selbst herstellen •• Inszenierung •• Aufbau eines Drehortes •• Programm iMovie •• rechtliche Aspekte •• Kulissen •• Persönlichkeitsrechte •• Knetanimation •• Urheberrechte •• Papier-, Spielzeugfiguren •• Creative Commons •• Legetrick •• Filmaufnahme •• Einstellungsgrößen •• Filmschnitt •• unterschiedliche Perspektiven •• Programm iStopMotion •• Ton •• mehrere Tonspuren Beobachtungen Die Workshops hatten einen hohen Spaßfaktor für die Kinder, sie waren sehr interessiert und engagiert bei der Sache. Die Aneignung von Fähigkeiten und die theoretische Auseinandersetzung mit rechtlichen Aspekten konnten quasi nebenbei erfolgen. Dass ihre Arbeit jeweils zu einem fertigen und präsentierbaren 31 Wann: innerhalb von fünf Wochen: viermal nachmittags für 2 Stunden, ein dreitägiger Block mit jeweils 5,5 Stunden während der Ferien Wo: Medienwerkstatt Potsdam Wer: 8 – 10 SchülerInnen der 5. und 6. Klassen (10 – 12 Jahre) Leitung: 2 Medienpädagoginnen (Medienwerkstatt Potsdam) Methoden: Dokumentationsbuch, Brainstorming, assoziative Übungen, kreatives Schreiben, Filmdreh, Kleingruppenarbeit, Feedback Ziele: produktive, kreative Nutzung neuer Medien mit Spaßfaktor, Kenntnisse zur Trickfilmproduktion, Förderung der Kreativität Material: Skizzenbuch, Kopien zu Themenschwerpunkten, Tablets, Stativ, Audio-Gerät, Programm iStopMotion + iMovie, Bastelmaterial (Papier, Knete, Spielzeug, Schere, Stifte, Kleber etc.), Tafel, Flipchart, Moderationsmaterial; Kekse, Knabberzeug, Getränke für die Vorpremiere Faktoren: personelle Besetzung, Anzahl der Kinder, technische + kreative Ausstattung 32 Produkt führte, stärkte die Selbstwirksamkeit der Kinder. Die positive Rückmeldung ihrer Eltern nach der Präsentation festigte das Erlebnis und bestärkte diesen Effekt. [Textgrundlage: Medienwerkstatt Potsdam] •• Hier ist eine hohe personelle Begleitung notwendig. Daher ist es gut, sich bei der Trickfilmherstellung auf eine Produktionsmöglichkeit zu beschränken. November 2014 Kinder-Workshops Das Internet - mein bester Freund?! und Elternabend Das Internet und seine Angebote: Die digitalen Spielplätze unserer Kinder Die Workshops vermittelten den SchülerInnen grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten rund um das Thema “Sichere Internetnutzung”. Im Vordergrund stand die spielerische und diskursive Auseinandersetzung mit dem Thema Öffentlichkeit und Privatsphäre im Internet sowie den damit verbundenen rechtlichen Aspekten. Auf dem Elternabend wurden die Erwachsenen allgemein sowohl über die Chancen als auch die Risiken des Internets aufgeklärt, damit sie eigene Strategien für den Umgang mit dem Internet in ihrer Familie entwickeln können. In der weiteren Präsentation lag der Fokus darauf, die Internetangebote von ihren positiven als auch ihren negativen Seiten zu betrachten. Die Eltern sollten erkennen, dass viele Angebote im Internet nicht nur Risiken bergen, sondern auch Vorteile für Kinder haben können. Den Ablauf Die Kinder reflektierten zum Einstieg spielerisch ihr eigenes Medienverhalten und diskutierten danach anhand von fiktiven Fallbeispielen wichtige Aspekte der Internetnutzung. Im Anschluss daran konnten sie ihre Kenntnisse in einem sicheren und moderierten Kinderchat testen und erproben. Auf dem Elternabend schätzten die Eltern auf spielerische Art sowohl ihr eigenes Medienverhalten als auch das ihrer Kinder ein. So konnten sie ihre eigene Position mit denen anderer Eltern vergleichen und sich darüber austauschen. Anschließend erhielten die Eltern einen Einblick in die aktuellen Studienergebnisse der KIM-Studie 2012, die die Internetnutzung der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren beschreibt. Eltern wurden einige ausgewählte Beispiele an die Hand gegeben, die sich speziell an Kinder richten und eine sehr sichere und geschützte Surfumgebung anbieten. Außerdem bekamen die Eltern hilfreiche Tipps und technische Anleitungen, um die Internetnutzung ihrer Kinder – zumindest aus technischer Sicht – stärker zu sichern. Eine abschließende Diskussionsrunde ermöglichte den Eltern zudem die Auseinandersetzung mit besonders kritischen Themen, wie beispielsweise das Nutzen illegaler Musiktauschbörsen und der Frage, wer dafür letztlich die Verantwortung trägt. 33 •• Web 2.0 •• Communitys und soziale Netzwerke •• illegale Internetangebote (Musiktauschbörsen) •• Kinderwebsites – sicher vs. unsicher •• Netzwerk für Kinder-Internetseiten: Seitenstark •• Siegel, z. B. Erfurter Netcode Inhalte Kinder-Workshops: •• Reflexion des eigenen Medienverhaltens •• Internetrechte: Urheberrecht, Recht am eigenen Bild •• Cybermobbing •• Bewusstsein für die Reich- •• Mehr Sicherheit für mein Kind im Netz •• Jugendschutzprogramme und Filtersoftware •• Kinder-Mail-Konto, eigenes Benutzerkonto •• kindgerechte Startseiten, vorgemerkte Lieblingsseiten •• gesicherte Suche •• Gefahrensituationen in der Diskussion •• Linktipps für Eltern und Kinder weite des Internets •• sicherer und moderierter Kinderchat auf www.kindersache.de Elternabend: •• interaktives Stimmungsbild •• Mediennutzung der Kinder, Statistik •• Chancen und Risiken des Internets •• Suchmaschinen •• Chats •• Werbung und Kostenfallen •• Spam 34 Beobachtungen Kinder sind im Internet verstärkt Gefahren ausgesetzt, da sie weniger Erfahrungen als Erwachsene besitzen. Sie gehen vorbehaltsloser und mit einem grundsätzlichen Vertrauen an das Internet heran. Die virtuellen Angebote probieren sie ohne Scheu aus, ein quellenkritischer Umgang mit Informationen entsteht erst nach und nach. Da es nicht möglich und nicht sinnvoll ist, den Umgang mit den neuen Medien zu vermeiden, ist es für Kinder besonders wichtig, einen sensiblen Umgang damit zu lernen. Eltern können ihren Kindern dabei wichtige Orientie- rungspunkte für ein „gesundes Misstrauen“ geben. Dafür müssen Erwachsene jedoch bereit sein über die eigenen Anhaltspunkte für ihr kritisches Verhalten nachzudenken und dieses erklären und begründen zu wollen. Das selbstständige, bewusste und zielorientierte Ausprobieren des Kinderchats hat den Kindern am meisten Spaß gemacht. Ihnen wurde dabei bewusst, welche Auswirkungen das unbedachte Teilen von Inhalten haben kann, z. B. ein unvorteilhaftes Urlaubsbild. Dennoch fiel auf, dass die Kinder aufgrund ihrer täglichen Nutzung von WhatsApp und anderen Chat-Apps kaum noch einen Nutzen in einem sicheren und zeitlich begrenzten Internetchat sahen. Die Eltern fanden insbesondere die technischen Tipps sehr hilfreich und profitierten sehr von der abschließenden Diskussionsrunde, in der sie unterschiedliche Standpunkte kennenlernten und gemeinsam nach Lösungsansätzen suchten. Die Eltern fühlten sich danach entlastet und sicherer, mit ihren Kindern in einen gleichberechtigten Dialog über deren Internetnutzung zu treten. Wann: für jede Klasse jeweils ein Workshop à 2 Stunden und ein gemeinsamer Elternabend à 1,5 Stunden Wer: beide 5. Klassen (insgesamt ca. 50 Kinder von 10 – 11 Jahren), ca. 25 Eltern Leitung: 2 externe Medienpädagoginnen (Agentur Medienlaune) Methoden: Brainstorming, Kleingruppenarbeit, Diskussion, fiktive Fallbeispiele Ziele: grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten rund um das Thema “Sichere Internetnutzung” vermitteln, Kinder befähigen, sich sicher und verantwortungsbewusst im Internet zu bewegen, Dialog zwischen Eltern und Kindern fördern Faktoren: Interesse, Vorerfahrung der Kinder Materialien: mehrere Computerarbeitsplätze (PC, Tablet, Laptop), Tafel, Flipchart, Beamer, Handreichung mit Website-Empfehlungen [Textgrundlage: Agentur Medienlaune] 35 Dezember 2014 Diskussionsabend Medienkompetenz?! – Was kann eine Grundschule dazu beitragen? Dieser partizipative Diskussionsabend bildete zugleich die Abschlussveranstaltung des medienpädagogischen Projektes. Experten des Kinder- und Jugendschutzes sowie der Medienbildung tauschten sich darüber aus, wie Schule die Medienkompetenz von Kindern fördern kann. Die Veranstaltung wurde professionell moderiert und von Potsdam TV aufgezeichnet. Wann: 2 Abendstunden im November 2014 Wer: 3 Medienexperten, 2 Moderatoren, Filmteam, Schulleiterin, Methode: partizipative Expertendiskussion, TV-Aufzeichnung, Filmvorführung Ziele: Informationen und (fachlicher) Austausch zum Thema Medienkompetenz, Kontakt zwischen Eltern und PädagogInnen Materialien: Moderationswand, Moderationsmaterial, komplette Filmausrüstung, Laptop, Beamer, Getränke, Knabberzeug Ablauf Am Anfang wurde ein Film über die Preisträger des Förderpreises „Medienkompetenz stärkt Brandenburg“ gezeigt. Der Film war einen Monat zuvor produziert worden und präsentierte sehr anschaulich unter anderem die Ziele und Erfahrungen des Projekts „Kinder klären Eltern auf!“. Im Anschluss daran folgten im Rahmen des Projektes von den Kindern der Schule produzierte Videos. In den Filmen wurden SchülerInnen zu ihrer Internetnutzung interviewt, dem Schutz persönlicher Daten und der Frage „Was wäre, wenn Du einen Monat lang kein Internet hättest?“. 36 Den Hauptteil bildete die vom Journalisten Gunnar Schupelius moderierte Expertendiskussion. Aufs Podium geladen waren Klaus Hinze, der Geschäftsführer der Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg, Peter Brandsch-Böhm, der Schulleiter des Evangelischen Gymnasiums Kleinmachnow und Matthias Littwin, der Medienpädagoge an der Evangelischen Grundschule Babelsberg. Die anwesenden Eltern und pädagogischen Fachkräfte hatten die Gelegenheit sich an der Diskussion zu beteiligen und Fragen zu stellen. Diskussionsinhalte •• Mit welcher pädagogischen Grundhaltung sollte Medienkompetenz in der Schule vermittelt werden? •• Wir leben in einer Informationsgesellschaft, der virtuelle Bereich ist kein Paralleluniversum, sonder Teil der realen Welt. •• Kinder müssen lernen sich in diesem allgegenwärtigen Lebensraum zu bewegen. •• ohne apodiktische Haltung •• Welche weiteren Fähigkeiten berühren den Bereich der Medienkompetenz? •• Lese- und Schreibkompetenz •• Verhaltenskompetenz, soziale Kompetenz •• kommunikative Fähigkeiten •• Methodenschulung (z. B. Recherche und Aufbereitung von Informationen) •• Informationsbeschaffung •• individuelles Lernen, Lernkompetenz •• Wofür wird das Internet von Kindern und Erwachsenen genutzt? •• Information •• Kommunikation •• Unterhaltung •• Spezifischkeit des Internets •• Informationsbeschaffung ändert sich •• Informationen schnell erreichbar •• Quellenkritik schwierig •• Kommunikationsverhalten ändert sich •• hohe Verfügbarkeit •• höherer Suchtfaktor •• Wo wirkte Medienbildung? •• Einstellung zum Schutz persönlicher Daten •• Einfluss, Aufgabe der Schule •• gezielte, anspruchsvolle Nutzung der Medien vermitteln •• Elternabende •• Wie lässt sich der Einfluss der neuen Medien begrenzen? •• Alternativen anbieten und erlebbar machen (Spieleabende, Outdooraktivitäten etc.) •• Regelung zur Nutzung von Handys an Schulen •• Kommunikation über Mediennutzung zwischen Eltern und Kindern •• das haptische Vergnügen eines Buches •• Verhaltensempfehlungen für Eltern •• sich informieren •• in Beziehung mit den Kindern sein •• Gespräche führen Ergebnisse SchülerInnen brauchen zunächst eine gefestigte Verhaltenskompetenz, die sich auf den Umgang mit Medien übertragen lässt. Das sei wichtig, da die neuen Medien oft schnell und anonym sind. Es sei wichtig, den Zugang zu neuen Medien altersgemäß zu gestalten. Daher stelle die Medienbildung unterschiedliche Anforderungen an eine Grund- und eine weiterführende Schule. So sollten den Jugendlichen in den höheren Klassen Räume zur Verfügung stehen, in denen sie sich begegnen, austauschen und gegenseitig helfen können, da sie sich in diesem Alter weniger an Erwachsene wenden. Kinder sollten allerdings schon deutlich vor der Pubertät mit den neuen Medien vertraut gemacht werden und darüber mit den Erwachsenen im Gespräch und Kontakt sein. 37 Unterschiedlich wurde die Einstellung der PädagogInnen zu den neuen Medien bewertet. Ein Experte beobachtete bei einigen Fachkräften, dass sie die neuen Medien als störend empfinden und forderte einen Bewusstseinswandel. Denn nur, wer eine positive Einstellung zu den neuen Medien habe, kann den Kindern einen anspruchsvollen und verantwortungsvollen Umgang vermitteln. Er stellte sich vor, dass die neuen Rahmenlehrpläne diese Entwicklung fördern werden. Ein anderer Experte sah bei den Lehrkräften hingegen keinen Nachholbedarf mehr. Ein Vater aus dem Publikum hatte den Eindruck, dass das Internet die Sprachlosigkeit fördere und bis zu einem gewissen Alter die direkte Kommunikation mit allen Aspekten wie Tonlage, Mimik und Gestik wichtig sei. Ein Experte meinte dagegen, dass die neuen Medien lediglich andere Wege der Kommunikation böten. Die neuen Medien bedeuteten den Verlust der Kontrolle durch Eltern und Jugendschutz. Wie sollten Erwachsene beispielsweise reagieren, wenn Kinder im Internet auf überfordernde Inhalte wie Gewalt treffen? Das größte Risiko bestehe darin, dass zwischen den Generationen über diese Themen nicht gesprochen werde und dass Eltern ihre Kinder nur reglementieren, statt mit ihnen darüber zu reden. Es sei nicht möglich, den Nachwuchs vor negativen Themen zu bewahren. Außerdem böten die neuen Medien 38 viele Vorteile, die auch von den Erwachsenen gerne genutzt werden. Kinder lassen sich vom Internet begeistern und sind offen für Gespräche mit Erwachsenen und bereit, deren Rat anzunehmen, wenn diese ihnen zuhören und sie ernst nehmen. Es sei wichtig, mit den Kindern in Beziehung zu sein und Raum für Begegnung zu schaffen. Das sei sinnvoller als die Kinder in ihrer Internetnutzung zu kontrollieren. Hinter der Angst mancher Eltern vermutete ein Gast die große Wissenslücke im Bereich der neuen Medien, den „Digital Gap“. Unterschiedlich betrachtet wurde die Frage, ob und wie Schule den Umgang der Eltern mit dem Thema Medienkompetenz beeinflussen kann. Eltern hätten häufig Nachholbedarf und daher seien Lern- und Informationsangebote für sie genauso wichtig. Erwachsene seien zum Teil mit ähnlichen Herausforderungen wie jüngere Generationen konfrontiert. So verbringen zum Beispiel Erwachsene auch zu viel Zeit im Internet. • Nachdem die Kameras ausgeschaltet waren, beteiligte sich das Publikum noch angeregter an der Diskussion. Eine solche Diskussionsrunde sollte daher bewusst nach Aufzeichnungsende weitergeführt werden! Dezember 2014 Auswertung Nach der letzten Veranstaltung wurden Eltern und pädagogische Fachkräfte im Dezember dazu interviewt, wie sie das Projekt wahrgenommen haben. Den meisten InterviewpartnerInnen waren das Thema, die diesbezügliche Stimmung an der Schule und der Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern wichtig. Vor allem für Eltern, die den Eindruck hatten, dass ihre Kinder sie bald technisch abhängen würden, waren die Informationen, Anregungen und Impulse hilfreich, die es auf den Elternabenden und in den Eltern-Kind-Seminaren gab. Sie wollten über neue Entwicklungen und Gefahren informiert werden: „Was ist die neuste Mode?“ oder „Wie stark sind Phänomene wie Cybermobbing verbreitet?“. Nach eigener Einschätzung hatten sie einiges über Medienkompetenz und die virtuelle Welt gelernt, in der sich ihre Kinder bewegen. Sie fanden Antworten auf Fragen wie „Wie gehe ich als Elternteil am besten mit meinen Kindern und deren Nutzung der neuen Medien um?“ und „Wie löse ich die Konflikte, die sich daraus ergeben?“. Besonders an dieser Stelle nahmen die Eltern einen Paradigmenwechsel wahr. Wurde früher den ratlosen Eltern noch ein eher dogmatischer, stark reglementierender und kontrollierender Umgang mit der Mediennutzung ihrer Kinder empfohlen, so wurde nun der Medienumgang der Kinder als normal angesehen und den Eltern ans Herz gelegt, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Für die Eltern bleibt es weiterhin eine Herausforderung die Mediennutzung ihrer Kinder abzusichern. Manche Eltern pflegen einen aufgeklärten, positiven Umgang mit Medien, begrenzen gleichzeitig die Nutzung durch ihre Kinder, wählen Spiele aus und achten auf weitere Aspekte wie zum Beispiel die Bezahlfunktion. Die Wirkung des medienpädagogischen Projektes wurde von der Elternschaft positiv eingeschätzt. Alle waren sich darin einig, dass solch ein Projekt unbedingt in die Schule gehört und dass eine aufgeklärte Mediennutzung heutzutage eine basale Kompetenz darstelle. Die meisten Eltern rechneten mit größeren Schwierigkeiten, sobald ihre Kinder in die Pubertät kommen und waren daher für die frühe Beschäftigung mit dem Thema dankbar. Sowohl Eltern als auch PädagogInnen beobachteten, dass die TeilnehmerInnen der Medien-AG viel davon erzählten. Außerdem sprachen die SchülerInnen deutlich kompetenter über Medien und hatten viel über die Handhabung elektronischer Geräte gelernt. Sie hinterfragten den Schutz persönlicher Daten und viele Online-Angebote stärker, da ihnen die Gefahren im Internet bewusster waren. Die PädagogInnen wurden von ihnen zudem deutlicher als PartnerInnen wahrgenommen. Das Projekt machte deutlich, dass Mediennutzung ein Bestandteil kindlicher Aktivitäten und gleichzeitig ein Lernfeld ist, über das wichtige Auseinandersetzungen, Bildung und persönliche Reifung stattfinden. Damit Kinder verantwortungsvoll mit den neuen Medien umgehen, sie aktiv nutzen und davon profitieren können, sollten sie von Erwachsenen in ihrem Interesse ernst genommen, unterstützt und beraten werden. Dafür ist ein guter Kontakt und Austausch zwischen Eltern und Kindern zum Thema Mediennutzung notwendig. 39 Pressespiegel Potsdamer Neueste Nachrichten, 13.02.2014 40 Märkische Allgemeine Zeitung, 12.03.2014 41 Weblinks www.klicksafe.de Gute Ausgangsseite zum Kinder- und Jugendschutz im Internet. Umfangreiches Informationsmaterial für Eltern und PädagogInnen. Viele Hinweise auf weiterführende und ergänzende Angebote im Netz. Empfehlenswerter Newsletter kostenlos zu beziehen. www.internet-abc.net Spielerisch aufgearbeitete Seite für Kinder im Grundschulalter. Anschauliche Erklärungen, Videos und Spiele zu einer Vielzahl von Problemfeldern, mit denen Kinder es im Internet zu tun haben. Gute Basis für weiterführende Gespräche mit Kindern. www.fragfinn.de Kindersuchmaschine und sicherer Surfraum für Kinder bis 12 Jahren. Kinder finden nur kindgerechte und von MedienpädagogInnen überprüfte Internetseiten. 42 www.seitenstark.de Moderierter Chat für Kinder. www.netzgemuese.com Internetpräsenz zum Buch „Netzgemüse“ von Tanja und Johnny Haeusler, das erstmals 2012 als Taschenbuch im Goldmann Verlag erschienen ist (ISBN 978-3-442-15743-3). Ein kurzweiliger Erfahrungsbericht von Eltern, die sich offensiv und gemeinsam mit ihren Kindern den Fragen stellen, die die Nutzung des Internets mit sich bringt. 43 Das Projekt „Kinder klären Eltern auf!“ wurde gefördert durch: