pdf 7,77 MB - Evangelische Grundschule Babelsberg

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Dokumentation
Kinder klären Eltern auf !
Medienkompetenz
Medienbildung
Kinderschutz
Elternberatung
Evangelische Grundschule Babelsberg 2014
Förderverein für die Evangelische
Grundschule Babelsberg e. V.
Impressum
Projektträger:
Redaktion:
Förderverein für die Evangelische Grundschule
Babelsberg e. V.
Rudolf-Breitscheid-Straße 21
14482 Potsdam
Malte Detlefsen, Stv. Vorsitzender
foerderverein@ev-grundschule-babelsberg.de
Textfunken
Berlin
Silka Riedel
Silka.Riedel@textfunken.de
www.textfunken.de
Gestaltung:
Projektleitung:
Evangelische Grundschule Babelsberg
Rudolf-Breitscheid-Straße 21
14482 Potsdam
Matthias Littwin, Medienpädagoge
matthias.littwin@ev-grundschule-babelsberg.de
www.ev-grundschule-babelsberg.de
Kooperationspartner:
Medienlaune
Medienbildung - Medienerziehung - Medienkompetenz
Berlin
Jenny F. Schneider und Julia Bauer
info@medienlaune.de
www.medienlaune.de
Medienwerkstatt Potsdam
im Förderverein für Jugend und Sozialarbeit e. V.
Potsdam
Antje Stein und Grit Sujata
info@medienwerkstatt-potsdam.de
www.medienwerkstatt-potsdam.de
2
Andrea Böning
Potsdam
mail@andreaboening.de
www.andreaboening.de
Bildnachweis:
Evangelische Grundschule Babelsberg,
Medienlaune, Medienwerkstatt Potsdam
Potsdam, Dezember 2014
5
Editorial
7
Konzept
9
Erfahrungen Anspruch und Realität
11
Förderer
12
Realisierte Projektbausteine
Ermittlung der Ausgangslage
13
Wöchentliche Medien–AG
17
Elternabend Medienbiografie
21
Elternabend Computerspiele
25
Kinder–Workshops
und Eltern–Kind–Seminare
Meine Daten, meine Privatsphäre,
mein soziales Netzwerk
30
Kinder–Workshops
und Eltern–Kind–Präsentation
Trickfilmproduktion
33
Kinder–Workshops
Das Internet – mein bester Freund?!
und Elternabend
Das Internet und seine Angebote:
Die digitalen Spielplätze unserer Kinder
36
Diskussionsabend Medienkompetenz?!
– Was kann eine Grundschule dazu beitragen?
39
Auswertung
40
Pressespiegel
42
Weblinks
4
Editorial
Liebe Eltern: Fragen Sie Ihre Kinder!
Liebe Pädagoginnen und Pädagogen:
Fragen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler!
Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen Mut
machen, Anregungen geben und so manche
sachlich-fachliche Information liefern. Wir haben
diese Dokumentation mit der Absicht geschrieben, andere Schulen und Horte sowie Eltern zur
Nachahmung einzuladen. Die vielen spannenden
und hilfreichen Erfahrungen des zurückliegenden Projektjahres geben wir gerne weiter.
Als Vater zweier Kinder und ehrenamtliches
Mitglied im Vorstand des Fördervereins der
Schule durfte ich das Projekt „Kinder klären
Eltern auf!“ ein Jahr lang begleiten. Gemeinsam
mit vielen anderen Eltern habe ich mich voller
Neugier von den Kindern aufklären lassen und
dabei eine Menge gelernt. Im Laufe des Jahres
habe ich Ängste und Bedenken in Bezug auf die
Mediennutzung meiner Kinder abgelegt und
dadurch einen freieren Blick gewonnen für die
Chancen und Möglichkeiten, die die neuen Medien uns allen bieten. Es hat viel Spaß gemacht!
Wir haben festgestellt, dass sich während
des Projektjahres die Fragen der Eltern und der
PädagogInnen wandelten. Anfänglich waren
viele Sorgen und Unsicherheiten zu hören:
„Wie können wir wissen, was unsere Kinder im
Internet machen?“, „Welchen Gefahren sind
unsere Kinder ausgesetzt und wie können wir
sie davor schützen?“. Bei der Abschlussveranstaltung dagegen war zu spüren, dass die
Erwachsenen den sozialen Kompetenzen der
Kinder stärker vertrauten. Medienexperten,
Eltern und PädagogInnen waren sich darin
einig, dass die größte Sicherheit dadurch zu
gewährleisten sei, dass Erwachsene und Kinder
sich offen über die neuen Medien austauschen.
Diesen Dialog nachhaltig anzustoßen, war das
wichtigste Ziel unseres Projektes. Des Weiteren
sind sich die Projektbeteiligten darin einig, dass
ein wirklicher Dialog nur zustande kommt, wenn
sich Kinder und Eltern auf Augenhöhe begegnen.
Wir Erwachsene können dies befördern, indem
wir anerkennen, dass Kinder uns in bestimmten
Feldern mit ihren Kenntnissen und Kompetenzen
voraus sind. Wenn wir sie darauf ansprechen
und uns für ihre Perspektive der Welt interessieren, sind wir schon mitten im Gespräch mit
unseren Kindern. Lassen Sie sich doch einmal
von 12-jährigen deren liebste Computerspiele
erklären. Das ist spannend und lehrreich.
Die Idee und die Initiative zum Projekt „Kinder
klären Eltern auf!“ stammt vom Medienpädagogen der Schule, Matthias Littwin. Der Entschluss
als Schule und Förderverein gemeinsam
daraus etwas „Größeres“ zu machen, entstand
im Herbst 2013 beim Kaffeetrinken auf der
Karl-Liebknecht-Straße in Babelsberg. Uns wurde
schnell klar, dass solch ein neues, zusätzliches
Vorhaben aus den bestehenden Ressourcen
der Schule nicht realisierbar gewesen wäre.
Als Förderverein ist es unser Zweck, die Schule
in ihrer pädagogischen Arbeit zu unterstützen.
So übernahmen wir gerne die Aufgabe, zusätzliches Fördergeld einzuwerben. Für das Konzept
gewannen wir den Förderpreis „Medienkompetenz stärkt Brandenburg“ 2013 (ausgelobt
von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg,
mabb, und dem Ministerium für Bildung, Jugend
und Sport des Landes Brandenburg, MBJS).
Des Weiteren erhielten wir für das Projekt
5
eine Förderung der Aktion Mensch sowie der
Jugend-, Kultur-, Sport- und Sozialstiftung der
Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam.
So war es möglich, ein Jahr lang Neues auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln, von
denen die Schule noch lange profitieren wird.
Ein besonderer Dank geht an alle engagierten
Kinder, die uns Erwachsenen so viel erklärt
haben. Ein herzlicher Dank an die beteiligten
ExpertInnen, an alle ehrenamtlichen HelferInnen und an die jederzeit unterstützende
Schulleitung. Große Anerkennung gilt Matthias
Littwin für seine tollen Ideen, seine Ausdauer
und seine Fähigkeit, Kinder wie Eltern für die
Sache zu begeistern, für die er selbst brennt.
Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche
Lektüre und gute Inspirationen.
Malte Detlefsen
Stv. Vorsitzender
Förderverein für die Evangelische
Grundschule Babelsberg e. V.
6
November 2013
Konzept „Kinder klären Eltern auf!“
Ein Grundschul-Projekt für den Dialog der Generationen
über die sichere und kompetente Nutzung des Internets
1. Die Idee
In diesem Konzept sind Kinder im Alter von
zehn bis zwölf Jahren die zentralen Akteure. Kin1
derschutz wird mit ihnen gemeinsam realisiert.
In einer Medien-AG im Nachmittagsbereich
beschäftigen sie sich mit den verschiedenen
Aspekten der Internetnutzung und des Kinderschutzes. In den regelmäßig stattfindenden
Eltern-Kind-Seminaren klären die Zehn- bis
Zwölfjährigen ihre Eltern sowie andere Kinder
über diese Themen auf. Ein Ziel des Konzeptes
ist, dass die GrundschülerInnen Kompetenzen
aufbauen, mit denen sie die neuen Medien anspruchsvoll nutzen können. Außerdem sollen sie
Gefahren im Internet erkennen und eigenverantwortlich darauf reagieren. Ein weiteres Ziel ist,
dass die Eltern Sicherheit und Vertrauen in die
Medienkompetenz ihrer Kinder gewinnen. Eltern
und Kindern wird eine gemeinsame Basis gegeben, auf der sie über das Projekt hinaus über die
Nutzung des Internets ins Gespräch kommen.
Die Evangelische Grundschule Babelsberg
in Potsdam ist mit diesem Projekt zum Thema
Kinderschutz im Internet neue und teilweise
experimentelle Wege gegangen. Dieses Angebot
geht weit über das hinaus, was eine Grundschule
aus eigenen Ressourcen anbieten kann.
2.Handlungsbedarf
Zehn- bis zwölfjährige Kinder kennen sich
häufig besser mit der Nutzung des Internets
aus als ihre Eltern. Sie sind begeistert von
Online-Spielen, nutzen Musik- und Videoangebote. Sie kommunizieren über
soziale Netzwerke und geben dabei
private Informationen preis.
Die Frage des Kinderschutzes beschäftigt
viele Eltern sehr. Nicht nur Gewalt- und
Sexdarstellungen bedeuten Gefahren,
sondern zunehmend auch Kostenfallen oder
Kontaktaufnahmen unbekannter Erwachsener
über Chats. Mit Kinderschutzsoftware lässt
sich nur begrenzt Sicherheit gewinnen. Kinder
finden im Internet leicht Videos, die erklären
2
wie man Kinderschutzsoftware knackt. Eine
der größten Schwierigkeiten für Eltern ist, mit
ihren Kindern über diese Fragen im Austausch
zu bleiben. Daher ist es notwendig sowohl
Kinder als auch Eltern aufzuklären sowie in ihren
Kompetenzen weiterzubilden. Die kompetente
Nutzung des Internets wird zunehmend zu
einem zentralen Baustein für die Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben. Dementsprechend hat
die Kultusministerkonferenz 2012 empfohlen,
Medienbildung ab der 4. Klasse verpflichtend
3
in die Rahmenlehrpläne aufzunehmen.
2
1
Prof. Dr. Manfred Liebel: „Partizipation
ist der beste Kinderschutz“
http://www.dji.de/cgi-bin/projekte/output.
php?pr0jekt=965&Jump1=RECHTS&Jump2=5
[05.12.2014]
Quelle:
https://www.youtube.com/watch?v=22Wg3pOJ1qE [05.12.2014]
3
Quelle:
http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_03_08_Medienbildung.pdf [05.12.2014]
7
3.Lösungsansatz
„Kompetenzbildung statt Verbote“ ist
die Haltung der Evangelischen Grundschule
Babelsberg. Dieser pädagogische Ansatz prägt
das Leitbild der Schule in vielen Bereichen.
Es geht darum, die Eigenverantwortlichkeit
der Kinder zu stärken und ein Bewusstsein
für Grenzüberschreitungen zu entwickeln.
Die Evangelische Grundschule Babelsberg hat
seit ihrer Gründung vor acht Jahren Medienbildung in den Klassen 4 bis 6 fest im Stundenplan.
Die Erfahrung der Schule zeigt, dass bei den
Kindern mit zunehmender Medienkompetenz
der Wunsch wächst, sich eigenständig im
Internet zu bewegen. Die fehlende Kontrolle und
Unwissenheit über die Aktivitäten der Kinder
lösen bei vielen Eltern Ängste aus. Seit drei
Jahren bietet die Evangelische Grundschule
Babelsberg in Kooperation mit der Agentur
Medienlaune regelmäßig Elternabende
8
zum Thema Medienpädagogik an. Hierbei
wurde ein großer Bedarf an weiterführender
Schulung der Eltern deutlich. Einzelne
Elternabende reichen dazu nicht aus.
4. Übertragbarkeit und Verstetigung
An der Evangelischen Grundschule Babelsberg
sollen die Angebote, die mit diesem Projekt
entwickelt werden dauerhaft etabliert werden.
Die Projektbeteiligten haben großes Interesse
daran, die Erfahrungen der Projektarbeit
anderen Grundschulen zur Verfügung zu
stellen. Dazu wird im Laufe des Projekts eine
ausführliche Dokumentation erstellt. Ferner
wird die direkte Erfahrungsweitergabe an
alle interessierten Schulen und Projektträger
im Land Brandenburg angeboten. Die
Verbreitung im Rahmen von Fachtagungen
oder Fachkräfteschulungen ist vorgesehen.
Erfahrungen Anspruch und Realität
Die Realität beschränkt den Anspruch
auf das tatsächlich Machbare. Doch ohne
Anspruch ändert sich die Realität nicht. So
war und so ist es natürlich auch mit unserem
Medienprojekt „Kinder klären Eltern auf!“.
Wir beobachteten, dass Kinder und Jugendliche die Plattform YouTube auf vielfältige Art
und Weise nutzten. Zum einen schauten sie
auf dem Videoportal die neusten Musikvideos
und Filmtrailer ihrer Lieblingsstars an, zum
anderen entdeckten sie es zunehmend als
Ratgeber. Vom Schminktipp über Let´s Plays bis
hin zu Bau- und Bastelanleitungen umfasst das
Angebot eine breite Palette von Anleitungen und
Erklärungen in fast allen Alltagsfragen. Diese
Angebote werden zunehmend von Kindern
nicht nur konsumiert, sondern auch produziert.
Das Internet stellt somit für Kinder nicht nur ein
reines Konsum- und Unterhaltungsangebot dar,
sondern ist auch ein Ort zum Informieren und
Lernen, der sie dazu motiviert, sich auszuprobieren und produktiv zu sein. Dieser Grundgedanke
floss in unsere Projektidee ein. Wir wollten uns
diese Beobachtung zunutze machen und im
Projektzeitraum gemeinsam mit unseren SchülerInnen ähnliche Kurzfilme produzieren. Die
Kinder sollten sich mit verschiedenen Themen
beschäftigen und sie aufbereiten, um anschließend ihre Eltern und andere Kinder aufzuklären.
Es ist uns im Projekt nicht wie vorgesehen
gelungen, Kurzfilme in diesem Sinne mit den
SchülerInnen zu produzieren. Dafür gab es verschiedene Ursachen. Wesentliche Gründe waren
organisatorischer Natur. In der Zeit von jeweils
90 Minuten in den wöchentlichen AGs war es
nicht zu schaffen, Filmclips zu produzieren.
Zudem gab es unter den acht teilnehmenden
Kindern bereits so unterschiedliche Interessen,
dass eine weitere Betreuungsperson nötig
gewesen wäre. Gute Erfahrungen haben wir
hingegen mit dem Konzept der Medienwerkstatt
Potsdam gesammelt. Hier haben zwei Medienpädagoginnen in einem mehrtägigen Ferienworkshop mit den Kindern einen Trickfilm produziert.
Zum anderen war das Projekt so angelegt,
dass die meisten SchülerInnen nur ein halbes
Jahr lang an der Medien-AG teilnehmen konnten.
In dieser Zeitspanne ist es kaum möglich so viele
Kenntnisse und Kompetenzen aufzubauen, dass
die Kinder inhaltlich und technisch in der Lage
wären, eigenständig Filmclips zu produzieren.
Ein Teil der Kinder verließ das Projekt und
mit dem neuen Schuljahr kamen jüngere
SchülerInnen dazu. Waren im ersten Halbjahr
bis zum Schuljahresende im Sommer vorrangig
TeilnehmerInnen der 6. Klassen beteiligt, so
nahmen nach den Ferien vor allem SchülerInnen
der 5. Klassen teil. Wegen der Bedeutung der
Halbjahreszeugnisse für die Bewerbung an den
weiterführenden Schulen wurden die 6. Klassen
in der zweiten Jahreshälfte nicht in das Projekt
eingebunden. Eine kontinuierliche Projektarbeit
war unter diesen Bedingungen nicht möglich.
Die geringeren Vorkenntnisse der SchülerInnen
in der zweiten Projekthälfte führte dazu,
dass wir uns in der Medien-AG zuerst mit den
Grundlagen der Mediennutzung beschäftigten.
Eine Herausforderung war auch die Zusammenarbeit mit InklusionsschülerInnen. Kinder
mit Lese- und Rechtschreibschwächen taten
sich mit der Arbeit am Computer schwer und
brauchten viel Unterstützung von Gleichaltrigen
oder Erwachsenen. Es war aber auch spannend
zu erfahren, welch hohe Medienkompetenz
9
eine rollstuhlabhängige Schülerin mitbrachte.
Sie hatte bereits versucht, ihr eigenes Computerspiel zu programmieren. Die Medien-AG
wird mit den TeilnehmerInnen der zweiten
Runde über den Projektzeitraum hinaus bis zum
kommenden Schuljahresende weiterverfolgt.
Im Rahmen des Projektes haben sich die
Zehn- bis Zwölfjährigen mit einer Reihe von
Themen intensiv beschäftigt. Vom Urheberrecht
über die Bedeutung und Entwicklung guter
Passwörter bis hin zur Auseinandersetzung
mit der Frage „Wer sollte was von mir wissen
und wer nicht?” oder der gemeinsamen
Überlegung, wie ein ideales soziales Netzwerk
für Kinder und Jugendliche aussehen sollte.
Unvorhergesehen praktikabel hat sich die
Arbeit mit Präsentationsprogrammen erwiesen.
Die Kinder haben sich sehr engagiert mit den
verschiedenen Aspekten der Mediennutzung
auseinandergesetzt sowie kurze selbstablaufende Animationen erstellt, die sie dann vor
ihren MitschülerInnen präsentiert haben.
Durch die Rückmeldungen von Eltern und
Kindern erfuhren wir, dass in fast allen Familien der Medienumgang im privaten Rahmen
immer wieder besprochen wurde, was den
SchülerInnen half, zu eigenen Bewertungen
zu kommen. Dieses Phänomen war für das
Projektteam durchaus überraschend und machte
deutlich, dass sowohl die Gesprächsbereitschaft
als auch die Wertung der Eltern die eigene
Meinungsbildung der Kinder und letztlich
auch deren Medienverhalten beeinflusst.
Eltern sind nach unserer Projekterfahrung
nicht zur Hilflosigkeit und Resignation verdammt, wenn es um den verantwortungsvollen
Umgang mit Medien geht. Im Gegenteil, die
SchülerInnen deren Elternhäuser das Projekt
offensiv und mit Interesse verfolgt und
begleitet haben, brachten Ihre Erfahrungen
selbstbewusster und teilweise auch mit einem
gewissen Stolz ein. So erzählte ein Schüler zum
Beispiel stolz, dass er gemeinsam mit seinem
Großvater einen Computer aufgerüstet hatte.
Schule und Elternhaus leisten vor allem
dadurch einen wertvollen Beitrag zur Medienkompetenz von Kindern, dass sie sich offensiv
und auf Augenhöhe mit den Kindern mit einer
sinnvollen Mediennutzung beschäftigen und
mit ihnen im Gespräch bleiben. Dazu gehört die
Bereitschaft sich den Kontroversen zu stellen,
nachzufragen und zu diskutieren. Neben dem
präventiven Ansatz sollten auch Lern- und
Erfahrungsfelder im Fokus stehen. Das hilft
allen Beteiligten, auch den Erwachsenen,
kompetenter mit der Medienwelt umzugehen.
10
Förderer
Für das Projektkonzept gewann die Evangelische Grundschule Babelsberg im November
2013 den Förderpreis „Medienkompetenz
stärkt Brandenburg“ in Höhe von 4.000 €.
Zusätzlich warb der Förderverein der Schule
eine Unterstützung von Aktion Mensch (4.000 €)
sowie von der Jugend-, Kultur-, Sport- und
Sozialstiftung der MBS (2.000 €) ein.
Förderpreis
Mit dem Förderpreis „Medienkompetenz
stärkt Brandenburg“ werden jährlich
medienpädagogische Konzepte aus dem
Land Brandenburg durch die Medienanstalt
Berlin-Brandenburg (mabb) und das Ministerium
für Bildung, Jugend und Sport des Landes
Brandenburg (MBJS) ausgezeichnet.
Aktion Mensch
Die Aktion Mensch setzt sich mit der
Förderung von sozialen Projekten, mit Aktionen
und Kampagnen für Inklusion – das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und
ohne Behinderung in der Gesellschaft – ein.
Die unterstützten Projekte tragen dazu bei, die
Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kindern und Jugendlichen zu verbessern.
Jugend-, Kultur-, Sport- und
Sozialstiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam
Ein besonderes Anliegen der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) ist die Stärkung
des bürgerschaftlichen Engagements mit
all seinen vielfältigen sozialen, karitativen,
künstlerischen, kulturellen und umweltrelevanten Facetten sowie die Identifikation
der Menschen mit ihrer Heimatregion.
11
Januar 2014
Realisierte Projektbausteine
Ermittlung der Ausgangslage
Zu Beginn des Projektes im Januar füllten sowohl Eltern als auch Kinder Fragebögen aus. Darin wurden Eckpunkte zur Mediennutzung und zu
Interessen sowie Freizeitaktivitäten abgefragt.
Die Befragung ergab, dass die meisten
Haushalte sehr gut mit technischen Geräten wie
Fernseher, Radio, Computer, Handys u. s. w. ausgestattet sind und fast alle einen Internetzugang
besitzen. Viele Eltern nutzen diese technischen
Möglichkeiten intensiv. Geräte wie Spielkonsolen
werden oft eigens für die Kinder angeschafft.
Bei der Freizeitgestaltung der Kinder wird
deutlich, dass Schule einen großen Raum
einnimmt und daneben in den meisten Fällen
ein ausgewogenes Verhältnis zwischen digitalen
und analogen Beschäftigungen besteht. In der
medialen Nutzung übt der Fernseher vor dem
Internet nach wie vor eine große Anziehung
auf die Kinder aus. Ungefähr die Hälfte der
Kinder nutzt fast täglich das Internet; vorrangig
um Nachrichten über WhatsApp zu schicken,
Filme auf YouTube zu schauen oder Musik zu
hören. Fast 80 Prozent der Kinder besitzen
ein eigenes Handy. An der Schule besteht
ein Handybenutzungsverbot bis 14 Uhr und
danach darf es nur für Telefonate oder SMS
genutzt werden, die neben WhatsApp auch die
hauptsächlichen Nutzungsarten darstellen.
Entgegen so manchen Befürchtungen der
Eltern greifen die Kinder häufig zu Büchern.
Außerdem stellte die Beschäftigung mit neuen
Medien für die meisten Kinder ein gemeinschaftliches, soziales Erlebnis dar, da sie diese selten
alleine, sondern mit Freunden oder ihren Eltern
nutzen. Aus den Antworten ging zudem hervor,
dass medienaffine Eltern auch der Mediennutzung ihrer Kinder aufgeschlossen gegenüberstehen, sehr wohl sie diese genau wie die meisten
anderen zeitlich begrenzen. Sie treten jedoch
häufiger und intensiver in einen Dialog mit
ihrem Nachwuchs. Andere Eltern wissen wenig
über die Aktivitäten ihrer Kinder am Computer
und im Internet, sorgen sich über mögliche
Gefahren oder Fehlentwicklungen und stehen
dem Umgang mit Medien oft hilflos gegenüber.
Von der Medienpädagogik erwarten
sich die Eltern Aufklärung auf Seiten der
Erwachsenen als auch der Kinder und die
Vermittlung bestimmter Kompetenzen
und Fähigkeiten sowie die Schaffung eines
Bewusstseins für die Gefahren im Internet.
12
Februar – Juni 2014
Der Grundbaustein: Die wöchentliche Medien – AG
Der kontinuierliche Grundbaustein des medienpädagogischen Projektes war die wöchentliche Arbeitsgruppe. Es gab zwei unterschiedlich
zusammengesetzte Gruppen: die erste lief von
Februar bis Juni 2014, die zweite von August
bis Dezember 2014. Letztere Projektgruppe
wurde über den Förderungszeitraum hinaus bis
zum Ende des Schuljahres 2015 fortgesetzt.
Ablauf
Unter Leitung eines Medienpädagogen der
Schule trafen sich nachmittags für zwei Stunden
zwischen acht und zehn SchülerInnen der 5. und
6. Klassen. Die konkreten Themen der Medien-AG orientierten sich an den Interessen und
Fähigkeiten der TeilnehmerInnen. Unterstützt
wurden der gegenseitige Austausch der Kinder
und die Auseinandersetzung mit den Medien,
um schließlich zu einer geleiteten Reflexion ihrer
eigenen Mediennutzung, einem bewussten
Umgang mit persönlichen Daten sowie dem
Schutz ihrer Privatsphäre zu gelangen.
Besonders gefördert wurde der aktive Umgang mit dem Thema Medien und eine produktive Mediennutzung. Um Eltern und Kinder in
einen gemeinsamen Austausch zu bringen, bereiteten die TeilnehmerInnen einen Elternabend
zum Thema Computerspiele vor. Dafür sammelten und sichteten sie die Spiele und überlegten,
wie die Eltern an deren Nutzung herangeführt
werden können. Um ihre Kompetenzen in der
Mediengestaltung zu erweitern, produzierten
die Kinder unter Anleitung eigene kleine
Filmsequenzen mit der Stop-Motion-Technik.
13
August – Dezember 2014
einmal wöchentlich nachmittags für 2
Stunden
•
•
•
•
•
•
•
•
8 – 10 SchülerInnen der 5. und 6. Klassen
(10 – 12 Jahre)
•
Inhalte
•
•
Wann:
Wer:
Auseinandersetzung mit MedienheldInnen, der eigenen Identität,
den Wertmaßstäben der Eltern
Reflexion der eigenen Mediennutzung
Leitung:
1 Medienpädagoge der Schule +
integrierte Workshops mit weiteren
Medienpädagoginnen
Methoden:
Brainstorming, Einzel- und Gruppenarbeit, Internetrecherche, Diskussion
Ziele:
Auseinandersetzung mit Mediennutzung, Kinderschutz, Schutz persönlicher
Daten; Weiterentwicklung von Computerkenntnissen, Kinder mit ihren Eltern zum
Thema Mediennutzung ins Gespräch
bringen
Faktoren:
Gender, Alter, Vorerfahrung und Förderbedarf der Kinder, personelle Besetzung
Materialien:
mehrere Computerarbeitsplätze
(PC, Tablet, Laptop), Tafel, Flipchart
•
•
•
•
14
„Wie funktioniert das Internet?“ (Internet-Suchmaschinen, E-Mail-Account)
„Wie funktioniert der Computer?“
Kosten und Bezahlarten
von Computerspielen
Computerspiele zeigen und erklären
Kurzfilme und Tutorials besprechen
Erstellen von Präsentationen
Gestaltung einer Schülerzeitung
gesetzliche Altersfreigabe
Kinderschutz
Urheberrecht, Creative Commons
Passwörter, Schutz persönlicher Daten
Vorbereitung eines Elternabends
zum Thema Computerspiele
Einführung in Produktionsmöglichkeiten von Videos wie ScreenCapture, Stop-Motion-Technik,
selbstablaufende Präsentationen
als Trick- oder Animationsfilm
Beobachtungen
Im ersten Halbjahr setzte sich die Gruppe
vorrangig aus Jungen der damaligen 6. Klasse
zusammen, die sich vor allem für Computerspiele
interessierten. Hierbei wurde schnell deutlich,
dass Jungen in diesem Alter über ihr Spielbedürfnis in die Welt des Computers und des Internets
einsteigen. Sofern sie noch über wenige
Erfahrungen verfügten, sahen sie den Computer
und das Internet als Einheit an. Einige Kinder
zogen dem Computer eindeutig ein Tablet oder
vergleichbare Geräte vor. Fast ausschließlich
steuerten die Kinder zielgerichtet kostenlose
Spielangebote an, die sie sich gegenseitig
präsentierten und erklärten. Dabei wurde auch
über gesetzliche Altersfreigaben gesprochen.
Obwohl einige Kinder zugaben, dass sie sich
nicht immer daran halten, waren sie sich einig
darüber, dass diese Freigaben sinnvoll sind.
Umfrageseite aus der Schülerzeitung
Während die Jungen eher Renn-, Strategieund Geschicklichkeitsspiele wählten, bevorzugten die Mädchen Mode- und Lifestyle-Angebote.
Das Bedürfnis Spielaufgaben zu lösen und
erfolgreich Punkte zu sammeln, um in ein
höheres Spiellevel zu gelangen, war bei den
Jungen wesentlich deutlicher ausgeprägt als bei
den Mädchen. Ihnen ging es vorrangig um die
Anerkennung ihres „guten Geschmacks“ durch
andere Kinder sowie Erwachsene. Die Mädchen
zogen sich später aus der Projektgruppe zurück,
vermutlich weil sie in der Minderzahl waren und
mehr Aufmerksamkeit oder eine weibliche
Ansprechpartnerin gebraucht hätten.
Beide Geschlechtergruppen tauschten
sich sehr intensiv über ihre medialen
Interessen und Aktivitäten aus. Gespräche
über populäre Film- und Fernsehsendungen
sowie über Zeitschriftenbeiträge und
aktuelle Musikcharts offenbarten die starke
Vorbildwirkung der Medieninhalte unabhängig
von dem Medium, mit dem sie präsentiert
wurden. Sätze wie: „Das finde ich toll.“ oder
15
„Das würde ich nie tun.“ deuteten auf eine
starke, aber noch wenig reflektierte Identifikationssuche hin. Die Kinder setzten sich in den
Gesprächen über ihre MedienheldInnen jedoch
intensiv mit der eigenen Identität auseinander.
Dabei diskutierten sie auch die Wertmaßstäbe
ihrer Eltern und verglichen sie mit denen der
MedienheldInnen. Die dabei hervortretenden
Widersprüche zwischen den eigenen Interessen
und den Ansprüchen der Erwachsenen wurden
teilweise kontrovers besprochen. Dabei wurde
deutlich, dass Kinder, die in ihrem Elternhaus
eine intensive Gesprächskultur erlebten,
ihre Meinung fundierter begründen und
erklären konnten, als Kinder, denen es an Austauschmöglichkeiten mit Erwachsenen fehlte.
16
Die zweite Projektgruppe bestand hauptsächlich aus SchülerInnen der 5. Klassen.
Unter ihnen befanden sich auch Kinder
mit Förderbedarf, die individueller betreut
werden mussten. Die Fähigkeiten der jüngeren
Kinder beschränkten sich anfangs auf die
grundlegende Handhabung des Computers,
sie zeigten aber zunehmend Interesse an den
verschiedenen Möglichkeiten des Internets.
•• Geschlechtsspezifische Interessen der
Kinder berücksichtigen !
•• Medien-AG an Schuljahr
anpassen !
März 2014
Der erste medienpädagogische Elternabend
Die eigene Medienbiografie und die vier Dimensionen
der Medienkompetenz
Der erste Elternabend diente dazu, das Projekt
vorzustellen und einen Ausblick zu geben,
welche Angebote im Laufe des Jahres für Kinder
und Eltern geplant waren. Außerdem wurde
Hintergrundwissen zum Thema Medienkompetenz vermittelt. Hauptanliegen
war jedoch, dass sich die Eltern
mit der eigenen Medienbiografie
und medialer Kompetenz auseinandersetzen. Die Initialzündung
für diese inhaltliche Gestaltung
gab die Beobachtung in der
Medien-AG, dass die Mediennutzung und die beginnende
Identitätssuche der Kinder enge
Wechselwirkungen haben.
Zum Schluss folgte ein kurzer fachlicher
Einstieg in das große Themenfeld der Medienkompetenz durch den Medienpädagogen.
Er präsentierte die vier Dimensionen der
Medienkompetenz von Dieter Baacke.
Ablauf
Die Eltern wurden animiert sich
an ihre eigene Medienbiografie
zu erinnern. Im Raum waren Tischgruppen
aufgebaut mit Fotos und Bildern von Figuren,
Personen, HeldInnen und Stars der 70er – 80er
Jahre, den Kindheitsjahren der Eltern. Bei Tee,
Rotwein und Knabberzeug tauschten sie sich in
Kleingruppen über ihre eigenen Kindheitserfahrungen bezüglich ihrer Mediennutzung aus. Um
die Gespräche anzustoßen und weiterzuführen,
gab es Fragebögen zu verschiedenen Aspekten
wie: „An welche Programme oder Filme
erinnern Sie sich und wie beeinflussten sie Ihr
Leben?“ oder „Gab es besondere Rituale, Regeln
oder erwünschte Verhaltensweisen, die mit
dem Fernsehen in Verbindung standen?“. Im
Plenum wurden die Ergebnisse anschließend
gesammelt, ausgewertet und diskutiert.
Die Projektmacher betonten an dieser
Stelle das zugrundeliegende Konzept, das sich
auch sprachlich niederschlägt. So geht es bei
Medienkompetenz darum, die Fähigkeiten der
Kinder weiterzuentwickeln. Es geht um Bildung
auf Augenhöhe, nicht um Erziehung. Darum,
dass sich Kinder von ihrem Startpunkt aus
komplexere medienrelevante Fertigkeiten und
Inhalte aneignen können. Wenn Erwachsene
und Kinder in einem aufgeklärten, offenen
Dialog und somit in Beziehung miteinander
stehen, führt das letztendlich zu einem
verantwortungsvollen Umgang mit den
Medien – so die These des Projektteams.
17
Diskussionsinhalte
•• Fernsehen fand unter Kontrolle der
Eltern oder gemeinsam mit ihnen
statt, wird mit eigenen Kindern heute
auch so gehandhabt, Internetnutzung
jedoch nur bedingt gemeinsam. Bei
gemeinsamer Nutzung ist ab einem
bestimmten Alter die Privatsphäre der
Kinder wichtig.
•• Fernsehbilder haben teilweise Angst
ausgelöst (Alpträume), auch bei
Altersfreigabe.
18
•• „Verkehrte Welt“: bei den neuen
Medien sind Kinder ihren Eltern
voraus.
•• Vorbildwirkung: Eltern sind immer
erreichbar, ständig online, googlen.
Also brauchen Eltern zuerst selbst
Medienkompetenz.
•• Kinder werden heute vorm Tablet
geparkt, früher im Laufgitter vor dem
Fernseher.
•• Immer jüngere Kinder nutzen die neuen
Medien.
•• Ab welchem Alter Smartphone?
•• Wie führt man Kinder an das Internet
heran?
•• (Freiwillige Selbst-)Dosierung:
Wie fördert man die Kompetenz
ausschalten zu können?
Wann: Projektteam: Medienpädagoge, Schulleiterin
Methode: Erinnerung und Reflexion der eigenen
Medienbiografie
Ziele: Informationen zum Projekt, Grundverständnis zur Medienkompetenz, Rückbesinnung auf eigene Medienerfahrungen
im Alter ihrer Kinder, Austausch zwischen
Eltern, Interesse am Medienverhalten der
Kinder wecken
Materialien: Flipchart, Moderationswand, Moderationsmaterial, Computer, Beamer,
Getränke, Knabberzeug, Elternfragebögen, Tischgruppen mit Fotos und Bildern
von Figuren, Personen, HeldInnen und
Stars der 70er – 80er Jahre
•• Vorteile des Internet: Nutzung für
praktische Infos ist gut.
•• Quellenprüfung wichtig: Wem kann ich
was glauben?
•• Gefahren durch Anonymität im Netz:
Wie schützen wir Kinder davor? Eltern
können Kinder nur bedingt schützen, es
ist wichtig, mit dem Kind zu reden.
zwei Stunden im März 2014
•• In der Schule gibt es die klare Regelung,
keine mobilen Geräte bis 14 Uhr zu
nutzen und danach nur, um zu telefonieren und Nachrichten zu schicken.
•• Offline-Erlebnisse stärken: draußen
spielen, Sinneserfahrungen.
•• Moralische Kompetenz stärken: direkte
Begegnung führt zu besserer sozialer
Kompetenz, Moral, Ethik.
Ergebnisse
Unsere Medienerfahrungen sind oft
untrennbar mit Alltagserfahrungen
verbunden: Wir erinnern uns nicht nur an
Fernsehprogramme, sondern auch daran,
mit wem wir diese gesehen haben, wann
und wo wir sie gesehen haben und an die
Bedeutung, die das für uns hatte. Somit trägt
Mediennutzung stark zur Identitätsbildung bei.
Einerseits konnte durch den Elternabend
ein größeres Verständnis der Eltern für das
Medienverhalten ihrer Kinder erreicht werden,
andererseits wurde kontrovers über die mit
den „MedienheldInnen“ verbundenen Wertmaßstäbe und über den Wert nichtmedialer
Freizeitaktivitäten diskutiert. Der Austausch
der Eltern über eigene Medienerfahrungen
weckte das Interesse an den Medienerfahrungen und der Identitätssuche ihrer Kinder.
Die sehr inspirierende Gesräche unter den
Eltern brachten hervor, dass fast alle die
Erfahrung gemacht hatten, dass Mediennutzung
reglementiert war und dass es immer Wege
gab, die Regeln der Eltern zu umgehen. An
dieser Stelle kamen die Sorgen und die anderen
Kommunikationsgewohnheiten der Eltern
zur Sprache: vor allem in der Anonymität der
Internetkommunikation sahen viele Eltern eine
Gefahr, die ihnen kaum aus der „Offline-Welt“
19
– „Wie war das noch damals, wenn wir trotz des Verbotes abends fernsehen wollten?“, fragt eine Mutter in die
Runde. Der Vater gegenüber antwortet: „Mein Bruder und
ich haben uns einen Fernseher vom Sperrmüll besorgt und
die dazugehörigen Schaltpläne aus der Bibliothek. Dagegen
konnten unsere Eltern nichts sagen.“ Der ganze Tisch lacht,
die Erwachsenen schwelgen in Erinnerungen. Bei Rotwein
und Brezeln lässt sich fantastisch über die Heldinnen und
Helden vergangener Kindertage plaudern und auch darüber, dass die eigenen Eltern längst nicht alles wussten,
geschweige denn damit einverstanden waren. Die Kinder
von damals sind heute in einer anderen Position. Sie haben
selbst Kinder und stehen einer rasanten Medienentwicklung gegenüber, die Ängste und Unsicherheiten provoziert.
Umso hilfreicher findet eine Teilnehmerin den Austausch
unter Eltern und PädagogInnen! „Der Elternabend heute
lässt mich deutlich informierter und gelassener nach Hause
gehen.“ –
20
bekannt ist. Gleichzeitig wurde klar, dass es
keine einfachen Lösungen gibt und dass jede
Generation ihren eigenen Weg geht. Eine andere
Frage, die die Eltern sehr bewegte war: „Wie
können wir Vorbilder in der Mediennutzung sein,
wenn wir doch so wenig Ahnung haben von
dem, womit unsere Kinder sich beschäftigen?“.
April 2014
Der zweite medienpädagogische Elternabend
„Wir spielen!“ – Eltern testen Computerspiele
Der zweite Elternabend widmete sich dem
Thema Computerspiele in sehr praktischer
Hinsicht. Kinder der Medien – AG stellten „harmlose“ Kinderspiele ebenso wie „gefährliche“
Erwachsenenspiele auf den Bildschirmen vor
und leiteten die ersten Spielversuche der Eltern
und PädagogInnen an. Außerdem gab es einen
Überblick über Kostenfallen, die Altersfreigabe
und Kinderschutz. Abgerundet wurde das
Programm mit einer Diskussion darüber, was
an diesen Spielen so faszinierend ist und wie
Eltern und Kinder
auf Augenhöhe über
den Umgang mit
Computerspielen
sprechen können.
aktuelle Themen und zu Altersfreigaben sowie
Kinderschutz. So erfuhren die Eltern von den
Vorlieben der Jungs zu actiongeladenen und
strategischen Spielen wie Tanki Online oder
Assasins Street, während die Mädchen sich am
Bildschirm eher für Schicksale interessieren,
bei Moviestarplanet Menschen virtuell
frisieren sowie ankleiden oder doch lieber über
WhatsApp kommunizieren. Dass sich halbe
Klassenverbände bei dem beliebten Strategiespiel Clash of Clans zu Clans zusammentun und
Ablauf
Der ganze Abend
stand deutlich
unter der Überschrift
„Kinder klären
Eltern auf!“. Der
Medienpädagoge
startete mit dem
theoretischen und
informativen Teil des
Abends. Dafür hatte
er eine Präsentation
und kleine Filme
rund um die wichtigsten Aspekte des
Computerspielens vorbereitet. Ihm zur
Seite standen zwei Schüler, die (mit Erlaubnis
ihrer Eltern) den anwesenden Erwachsenen
wichtige Inhalte praktisch näherbrachten.
Einführend gab der Medienpädagoge einen
Überblick zu grundlegenden Fragen rund um
gemeinsam versuchen Land zu erobern, gab den
anwesenden Erwachsenen einen Einblick in die
Dynamik solcher Online-Spiele im Kinderzimmer.
Die praktische Beschäftigung mit dem Thema
nahm den größten Teil des Abends ein: Die
Anwesenden waren aufgefordert die verschiede21
Inhalte
Wann: 2 Stunden im April 2014
Projektteam: 2 Experten im Alter von 12 und 13 Jahren, Medienpädagoge, Schulleiterin
Methode: Selbsterfahrung: Kinder erklären
Erwachsenen Spiele am Computer;
multimedialer, interaktiver Vortrag
Ziele:
Informationen zu allen Aspekten rund um
das Thema Computerspiele, Austausch
zwischen Eltern und PädagogInnen,
Interesse und Verständnis am Spielverhalten der Kinder, Erwachsene und
Kinder auf Augenhöhe bringen
Materialien: Flipchart, Moderationswand,
Moderationsmaterial, mehrere
Computerarbeitsplätze, Beamer, Getränke,
Knabberzeug
•• Kostenfrage bei Computerspielen
•• online, kostenlos
•• Prinzip Pay to Win
•• Spielpunkteerwerb kinderleicht
und legal über den Playstore,
iTunes-Karten im Geschäft oder
einen kostenpflichtigen Anruf
•• Unterschied zwischen einem
Egoshooter- und einem Third-Persons-Game
•• Plattform YouTube mit Let’s Plays =
kleine Filmchen (Tutorials)
•• schnell und umfassend über Spiele,
Eignung und Altersfreigabe informieren
•• Website der Unterhaltungssoftware
Selbstkontrolle usk.de für Spiele auf
Trägermedien wie CDs oder DVDs
•• Altersangaben bei Online-Spielen
wenig vertrauenswürdig; seriöse
Seite: www.spielratgeber-nrw.de
nen Computerspiele selbst zu testen. Es wurden
Computerspiele vorgestellt, mit denen sich die
Jugendlichen in ihrer Freizeit beschäftigen. Die
Auswahl der Spiele entsprach dem Anspruch
dieses medienpädagogischen Konzeptes: Nicht
mit erhobenem Zeigefinger näherten sich
die Erwachsenen dem virtuellen Leben ihrer
Kinder, sondern mit Interesse und Neugier.
22
•• vorgestellte Computerspiele
•• Assasins Street
•• Tanki Online
•• Minecraft
•• Counter Strike
Ergebnisse
Es war zu beobachten, dass sich die Eltern
den Spielen unterschiedlich näherten. Allein
die Handhabung bereitete den Erwachsenen
häufig Schwierigkeiten, so dass die anwesenden
Schüler sehr viele grundlegende Fragen zur Bedienung erklären mussten.
Nur wenige Eltern hatten
eigene Spielerfahrungen
und drangen daher nur
ansatzweise bis zu den
Inhalten vor, die für die
Kinder jedoch den besonderen Reiz von Computerspielen ausmachen.
Immer wieder wurden
die Kinder gefragt, wie
sie mit risikoreichen
Situationen, etwa der
unerwünschten Kontaktaufnahme durch Fremde
in den in Multiplayer-Online-Spielen häufig vorhandenen Chats umgehen.
Die Kontaktaufnahme von
Unbekannten empfanden
die Kinder meist als lästig
oder vom Spiel ablenkend. Die Schüler erklärten,
dass sie für die parallele Kommunikation mit
ihren Spielfreunden, die ein wesentlicher Bestandteil ihrer Begeisterung für Online-Spiele sei,
auf den Audiodienst von Skype zurückgriffen.
Über Konferenzschaltungen ist eine parallel zum
Spiel geführte Kommunikation in einer geschlossenen Gruppe von SpielfreundInnen möglich
und wird mit Vorliebe von den Kindern als
Alternative zu den spieleigenen Chats genutzt.
Weitere Gespräche drehten sich um die
Spieldauer und die Kosten der Spiele. Mangels
eigener finanzieller Möglichkeiten suchen die
Kinder in erster Linie nach kostenfreien Spielangeboten, die jedoch in vielen Fällen entweder
nur eingeschränkte Spielmöglichkeiten oder
andere Gegenleistungen, etwa die Preisgabe
persönlicher Daten und die damit verbundene
Freigabe für Werbezwecke erfordern. Die
Kontroverse zwischen Erwachsenen und
Kindern trat hier sehr deutlich hervor.
Gemeinsam wurde festgestellt, dass Spielen
immer bedeutete, dass Kinder die Welt entdecken, sich ausprobieren und orientieren wollen.
Erkennen beide Seiten die jeweiligen Erfahrungen an, seien förderliche Abmachungen zwi23
– Gar nicht so leicht, einer
Generation die Bezahlsysteme zu
erklären, die ihr Handy nur zum
Telefonieren benutzt. Geschickt
laufen Julius und Florian (12 und 13
Jahre alt) zwischen den Bildschirmen hin und her, beantworten
Fragen, erklären die Spielregeln
und zeigen den Erwachsenen, wie
die einzelnen Spiele funktionieren.
„Man hat echt Herzrasen dabei,
sterbe ich jetzt zum neunten
Mal?“ fragt sich *Freya Reitmann,
Mutter zweier Kinder im spielfähigen Alter. Sie sitzt beeindruckt
vor dem Bildschirm und macht
ihre ersten Schritte in der Assasins
Street, der Straße der Attentäter.
Nebenan resümiert *Volker Schott
„Geben wir es ganz ehrlich zu, das
ist nicht mein Ding.“ Längst haben
sich Trauben um die einzelnen
Computer und ihre SpielerInnen
gebildet. Angeregt unterhalten
sich die SpielanfängerInnen über
die komplexen Anforderungen,
die an die SpielerInnen gestellt
werden sowie über Sinn und
Inhalte der Spiele. Es gibt die, die
rasch Gefallen daran finden und
die, die skeptisch bleiben. –
24
schen Kindern und Eltern
bezüglich des Spielkonsums
möglich. Die Erwachsenen
erfuhren, dass das Wertgerüst der Eltern weiterhin
wichtig ist. Sie merkten,
dass sie den Kindern
zutrauen können, eigene
Grenzen zu erkennen. Juni / September 2014
Kinder-Workshops und Eltern-Kind-Seminare
Meine Daten, meine Privatsphäre, mein soziales Netzwerk
Dieser Projektbaustein bestand aus drei
Teilen: einem Einführungs- und einem Vertiefungsworkshop für die SchülerInnen sowie zum
Abschluss einem Eltern-Kind-Seminar, das die
SchülerInnen für die Erwachsenen gestalteten.
Dieser Projektbaustein wurde im Förderzeitraum
in zwei Schuljahren jeweils in beiden 6. Klassen
durchgeführt. Die erste Runde fand im Juni
2014 statt, die zweite im September 2014.
Ablauf
Innerhalb des Einführungsworkshops beschäftigten sich die Kinder mit sozialen Online-Netzwerken als auch Apps und reflektierten ihr
eigenes Nutzungsverhalten. Zunächst haben die
Kinder zusammengetragen, was sich hinter dem
Begriff Netzwerk verbirgt und wo es im Alltag
welche gibt. Sie erarbeiteten, dass ein Netzwerk
aus mehreren Knotenpunkten besteht, die miteinander vernetzt sind und dass diese mehr sind
als die Summe ihrer Einzelteile. Anhand von vorgegebenen Vorschlägen diskutierten die Kinder
in Kleingruppen, was personenbezogene Daten
sind und führten einen Tag lang in einem Tagebuch auf, wo sie überall Daten über sich preisgaben. Dadurch wurde den Kinder bewusst, dass
ihre Daten nahezu überall gesammelt werden.
In einem zeitlich versetzt stattfindenden Vertiefungsworkshop wurde den Kindern die neue
sichere Online-Plattform für Kinder und Jugendliche „melmao – Echte Freunde“ von den Entwicklern vorgestellt, welche sie testeten und nach
ihren eigenen Kriterien mit anderen Internetangeboten dieser Art verglichen. Die umfassende
Auswertung der Kinder beeinflusste die Weiterentwicklung dieses noch jungen Netzwerkes.
Für das Eltern-Kind-Seminar wurden vier
Stationen zu den Themen soziale Netzwerke,
Datenspeicherung, Werbung im Internet und
allgemeines Medienwissen aufgebaut. Beide
Klassen bereiteten jeweils zwei übergeordnete
Themenschwerpunkte des Eltern-Kind-Seminares so auf, dass sie diese den Eltern vorstellen
und mit ihnen diskutieren konnten. Die
SchülerInnen setzten sich in Kleingruppen ohne
vorgefertigte Antworten mit einem Aspekt ihres
Themas auseinander. Neben der thematischen
Gruppenarbeit führte in jeder Klasse ein kleines
Filmteam eine Umfrage zum Thema Chat-Apps
durch, aus der ein Kurzfilm produziert wurde.
Während des Eltern-Kind-Seminars wurden
die Stationen von den Kindern betreut, denen
vorher sehr bewusst gemacht worden war,
dass sie den Eltern gegenüber als ExpertInnen
auftreten und damit eine ernstzunehmende
Rolle einnehmen würden. Zuerst wurde
der selbstproduzierte Kurzfilm zum Thema
Chat-Apps präsentiert. Danach hatten die
Erwachsenen pro Station 15 Minuten Zeit, sich
unter Anleitung der Kinder mit den einzelnen
Themen zu beschäftigen, danach rotierten
sie zur nächsten, bis sie alle besucht hatten.
25
Inhalte
•• Netzwerke im Alltag, im Internet
•• Vorteile des Internets
•• personenbezogene Daten
•• persönliches Daten-Tagebuch
•• Datenspeicherung
•• testen und weiterentwickeln
von melmao, einem neuen
sozialen Netzwerk
•• soziale Netzwerke
•• Werbung im Internet
•• Datenspeicherung
•• Google
•• Anmeldedaten
•• Facebook
•• Nutzungsdaten
•• Twitter
•• Kommunikationsdaten
•• WhatsApp
•• „Mein ideales Netzwerk“ –
inhaltliche Anforderungen
•• allgemeines Medienwissen
•• Sicherheit im Netz, sicher mit dem
Handy ins Netz, Passwörter
Das soziale Online-Netzwerk „melmao – Echte Freunde“ https://melmao.net/ wird von der Human Interface
Network GmbH entwickelt und von der Investitionsbank
Berlin, dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE), dem Medienboard Berlin-Brandenburg
und Berlin Partner gefördert. Es handelt sich um ein
sicheres und werbefreies Netzwerk, das sich vor allem
durch den Schutz der Privatsphäre und der Daten
auszeichnet. Gedacht ist es für Kinder von 8 bis 14
Jahren. Die Mitgliedschaft kostet monatlich 4 Euro.
26
•• Spiele-Apps
•• Werbung im Internet
•• Chat-Apps
•• Erstellen einer Präsentation
•• Produktion eines Kurzfilms
•• Plakatgestaltung
•• Entwicklung von Fragebögen,
Interviews oder einem Quiz
•• Internetrecherche
Beobachtungen
Die Kinder stellten
fest, dass sie sich
selbst in verschiedenen
Netzwerken aus
Freundeskreisen,
Sportvereinen oder
dergleichen befinden
und darin agieren. Auffällig war, dass nahezu
alle Kinder ihr ideales
Online-Netzwerk als
App auf dem Handy sahen. In der Diskussion
um personenbezogene Daten waren für die
Kinder die Daten am spannendsten, die eine
Person nicht eindeutig identifizierten, wie der
Vorname der besten Freundin, der Markenname
des eigenen Fahrrads, die Hobbys oder die
Anzahl der Geschwister. Dennoch sind solche
Informationen personenbezogen, da sie etwas
über die betreffenden Personen aussagen. Aus
dieser Erkenntnis heraus begriffen die Kinder,
dass oftmals erst die Kombination mehrerer
personenbezogener Daten Rückschlüsse auf
eine Person zulassen. Durch die intensive
Beschäftigung mit dem Thema fingen die Schülerinnen und Schüler an, aufmerksamer im Netz
zu surfen und schulten einen kritischen Blick.
In den von den SchülerInnen für den Film
durchgeführten Interviews zum Thema: „Wie
wäre meine ideale Chat-App?“ wurde deutlich,
dass sich die Schülerinnen und Schüler intensiv
mit der Sicherheit im Netz beschäftigt hatten,
denn vielen war wichtig, dass die App zwar
kostenfrei, aber nicht werbefinanziert wäre und
dass Daten nicht gespeichert und weitergereicht
würden. Viele wünschten sich zudem eine bunte
sowie benutzerfreundliche Oberfläche mit Smileys und Spielen, außerdem Hintergrundvideos
und eine Rechtschreibhilfe. Das i-Tüpfelchen
für einige Kinder wären Gerüche gewesen, die
man aufnehmen und verschicken könnte. Die
meisten SchülerInnen faszinierte am Internet
und seinen Möglichkeiten, dass sie leicht an ganz
viel Wissen, Informationen und Neuigkeiten
kommen können, dass sie mit der ganzen Welt
verbunden und alle Menschen erreichbar seien.
Im Eltern-Kind-Seminar führten die
SchülerInnen mit den Eltern unter anderem
kleine Interviews, um die Sicht der Eltern auf
die sozialen Online-Netzwerke zu erfahren.
Dabei interessierten sie Fragen wie „Wie finden
Sie es, dass es keine Altersbeschränkung für
Online-Netzwerke gibt?“ oder „Meinen Sie, dass
es unpersönlich ist, so zu kommunizieren?“.
Außerdem machten einige Eltern Unterschiede
zwischen „echter Kommunikation“ und der
über das Internet. Es zeigte sich aber, dass beide
Seiten oft gar nicht so weit auseinanderlagen,
denn auch die Kinder zogen bei ernsthaften
Gesprächen den direkten Kontakt vor.
27
- Heitere Stimmung beim
Eltern-Kind-Seminar in der Evangelischen Grundschule Babelsberg.
Grundschülerinnen und -schüler
wuseln ganz aufgeregt zwischen
den Stuhlreihen hin und her.
Hier und da wird noch etwas
zurechtgerückt und dann kann
es losgehen. An vier Tischen sind
bereits Stationen für die Eltern
der SchülerInnen aufgebaut.
Jenny Schneider und Julia Bauer,
die beiden Medienpädagoginnen,
lächeln, sie sind ganz entspannt,
alles ist bestens vorbereitet.
Langsam füllen sich die Reihen
mit den viel zu kleinen Stühlen mit
Erwachsenen. Es sind die Stühle,
auf denen ihre Kinder im Unterricht sitzen und zur Einstimmung
hervorragend geeignet, um die
Perspektive der GrundschülerInnen einzunehmen und ihnen auf
Augenhöhe zu begegnen. Denn
hier sind Kinder die ExpertInnen.
Sie klären ihre Eltern auf! In
technischen Belangen, in puncto
digitaler Spiele und sozialen Online-Netzwerken haben sie ihnen
in der Regel ohnehin viel voraus.
Eltern machen sich hingegen oft
Sorgen um die Sicherheit ihrer
Kinder, die der Computer, um
versteckte Kosten und einen
überhöhten, unkritischen Medienkonsum seitens ihrer Kinder. -
In der gemeinsamen
Auswertung mit
allen Kindern und
Eltern wurde klar, dass
beide Generationen
die Technik zu unterschiedlichen Zwecken
nutzen und daher auch
von den Medien und
ihren Nutzungsweisen
unterschiedliche
Auffassungen haben.
Die Eltern nutzten
weniger Apps und
zogen Angebote wie
Skype WhatsApp vor.
Des Weiteren schätzten
die Kinder die Sicht
der Erwachsenen auf
Werbung im Internet
zu negativ ein, denn
sie freuten sich,
dass im Gegenzug
dafür einige Angebote
gratis sind. Die Kinder
waren außerdem zu
der Erkenntnis gelangt,
dass sie davon profitieren, wenn die Werbung
über das eigene Nutzungsverhalten gezielt
ausgewählt und auf
den Nutzer angepasst
wird. Das erleichtere
die Selektion von interessanten Angeboten im
Überangebot der heutigen Konsumgesellschaft.
Der Datenschutz, die Gefahr von Viren, ein
langsamer PC, nicht jugendfreie Inhalte und
Zeitverlust wurden von beiden Seiten kritisch
28
eingeschätzt. Beide Generationen hatten an
diesem Nachmittag sehr viel Spaß zusammen
und einen erkenntnisreichen Austausch.
Die Tatsache, dass die Kinder selbst die
“lehrende” Tätigkeit im Eltern-Kind-Seminar
übernehmen würden, hatte sie motiviert,
sich tiefergehend mit den Problematiken des
Internets auseinanderzusetzen. Während des
Eltern-Kind-Seminars griffen einige Kinder auch
mal selbst zum Touchpad oder übernahmen die
Kontrolle, um das Ganze zu beschleunigen. Sie
merkten, dass es manchmal Geduld braucht,
anderen Menschen etwas beizubringen.
Besonders gut war, dass die Kinder in ihrer
Rolle als ExpertInnen von den Eltern sehr
positives Feedback erfuhren und so in ihrer
Medienkompetenz bestärkt wurden. Die Sicht
der Eltern, dass Kinder den Medien schutz- und
hilflos ausgeliefert seien, wurde relativiert.
Sowohl Kinder als auch Eltern wünschten sich
mehr Zeit, um voneinander zu lernen und sich intensiv austauschen zu können. Die Eltern waren
überzeugt, dass die Kinder in den Workshops
etwas gelernt hatten und sprachen sich für
weitere medienpädagogische Workshops aus,
die die Kinder für einen sensiblen und kompetenten Umgang mit den neuen Medien schulen.
[Textgrundlage: Agentur Medienlaune]
•• Zwei halbtägige Workshops sind
Wann: zeitlich versetzt innerhalb eines
Monats für jede Klasse jeweils ein
Einführungsworkshop à 3 Stunden, ein
Workshop zur Vertiefung à 2 Stunden
und das gemeinsam durchgeführte
Eltern-Kind-Seminar à 2 Stunden
Wer: jeweils beide 6. Klassen (insgesamt ca. 50
Kinder von 11 – 12 Jahren), ca. 20 Eltern
Leitung: 2 externe Medienpädagoginnen (Agentur
Medienlaune), ein Softwareentwickler
(melmao.net)
Methoden: Brainstorming, Kleingruppenarbeit,
Diskussion, Plakate erstellen, Stationenparcours, Pro- und Contra-Listen,
Kurzfilmproduktion, Fragebögen,
Internetrecherche
Ziele: Auseinandersetzung mit Mediennutzung,
Schutz persönlicher Daten; Weiterentwicklung von Computerkenntnissen,
kritischerer Umgang mit sozialen
Netzwerken und Apps, intergenerativer
Wissenstransfer
Faktoren: Motivation, Kenntnisstand der Kinder
Materialien: mehrere Computerarbeitsplätze
(PC, Tablet, Laptop), Tafel, Flipchart,
Filmkamera
besser geeignet als ein eintägiger!
•• Die Workshop-Zeiten müssen zu den
Zeitfenstern bzw. Lerneinheiten der
Kinder passen!
29
Juni – Juli 2014
Kinderworkshops und Eltern-Kind-Präsentation
Trickfilmproduktion
Die Workshops zur Trickfilmproduktion
waren ergänzender Teil der Medien-AG und
wurden im Juni und Juli 2014 in den Räumen
der Medienwerkstatt Potsdam durchgeführt.
– Die Kinder betrachten aufmerksam das Foto: Eine
Knet-Schnecke hockt dicht vor einem großen Stein. Was ist
passiert?
Version eins: Die Schnecke ist im Gebirge unterwegs. Plötzlich kommt ein Stein von oben und landet knapp neben ihr
mit lautem Krach. Die Schnecke ist so dankbar, dass sie nicht
getroffen wurde. Vor Dankbarkeit gibt sie dem Stein einen
dicken Knutsch. Das ist das letzte Bild.
Version zwei: Die Schnecke kommt betrunken aus einer
Kneipe und tritt den Heimweg an – den Berg hinunter. Ein
Stein überrollt sie und mit ihrem Haus kickt sie den Stein wie
einen „Kopfball“ weiter. Er landet genau vor ihr. So schnell
kann sie nicht bremsen und prallt mit voller Wucht dagegen.
Bis zum nächsten Morgen ist sie bewusstlos.
Bis zum nächsten Workshop-Treffen sind unsere „Black-Stories“ noch nicht fertig abgedreht – das machen wir jetzt.
Die Schnecken haben so gut es geht die Hitze der Woche im
Kühlschrank überlebt. Sie sehen vom vielen Drehen zwar ein
bisschen mitgenommen aus, aber das passt ja zur Story. Dann
fehlt noch der Ton – wir bedienen uns mit Alarmsignalen,
Musik und Kneipengeräuschen; Wasserrauschen und Ähnliches machen wir selbst. Die Kinder sind vom fertigen Film
begeistert. Die Schnecke macht eine gute Figur. Sie gehen
nach einem aufregenden Nachmittag gut gelaunt nach Hause
und haben ihren Eltern und Geschwistern viel zu erzählen. –
Ablauf
Die ersten drei Nachmittage widmeten
sich den verschiedenen Möglichkeiten, einen
Trickfilm zu inszenieren. Beim ersten Treffen
ging es vor allem darum, wie die Bilder technisch
zum Laufen gebracht werden. In den folgenden
beiden Nachmittagen lernten die Kinder
Methoden wie die Knetanimation oder den
Legetrick kennen. Außerdem dachten sich die
TeilnehmerInnen Geschichten aus und stellten
diese dar. Am vierten Nachmittag beschäftigte
sich die Gruppe mit dem Thema Ton.
Ausgestattet mit allen wichtigen Kenntnissen
für die Trickfilmproduktion, stand der Dreh eines
kompletten Kurzfilms an drei aufeinanderfolgenden Tagen auf dem Programm: Am ersten
Tag des Drehblocks dachten sich die Kinder die
Geschichte aus, am zweiten Tag drehten sie
den Film und am dritten Tag nahmen sie den
Ton auf. Während die Gruppe den Raum für
die Vorpremiere für die Eltern und Geschwister
vorbereitete, wurde der Film von einer Medienpägogin noch geschnitten. Nach der Vorführung
erklärten die TeilnehmerInnen ihren Familien
begeistert wie dieser Trickfilm entstanden war.
Inhalte
•• Wie fangen Bilder an zu laufen?
•• Bildertrommel
•• Daumenkino
•• Zwirbelscheibe
•• Trickfilmproduktion:
•• Geschichte
30
•• kreatives Schreiben
•• Sprechrollen
•• Storyboard, Drehbuch
•• Sound-Archiv
•• Charaktere, Filmrollen
•• Geräusche selbst herstellen
•• Inszenierung
•• Aufbau eines Drehortes
•• Programm iMovie
•• rechtliche Aspekte
•• Kulissen
•• Persönlichkeitsrechte
•• Knetanimation
•• Urheberrechte
•• Papier-, Spielzeugfiguren
•• Creative Commons
•• Legetrick
•• Filmaufnahme
•• Einstellungsgrößen
•• Filmschnitt
•• unterschiedliche Perspektiven
•• Programm iStopMotion
•• Ton
•• mehrere Tonspuren
Beobachtungen
Die Workshops hatten einen hohen Spaßfaktor für die Kinder, sie waren sehr interessiert
und engagiert bei der Sache. Die Aneignung
von Fähigkeiten und die theoretische Auseinandersetzung mit rechtlichen Aspekten konnten
quasi nebenbei erfolgen. Dass ihre Arbeit
jeweils zu einem fertigen und präsentierbaren
31
Wann: innerhalb von fünf Wochen: viermal
nachmittags für 2 Stunden, ein
dreitägiger Block mit jeweils 5,5 Stunden
während der Ferien
Wo: Medienwerkstatt Potsdam
Wer: 8 – 10 SchülerInnen der 5. und 6. Klassen
(10 – 12 Jahre)
Leitung: 2 Medienpädagoginnen (Medienwerkstatt Potsdam)
Methoden: Dokumentationsbuch, Brainstorming,
assoziative Übungen, kreatives
Schreiben, Filmdreh, Kleingruppenarbeit,
Feedback
Ziele:
produktive, kreative Nutzung neuer
Medien mit Spaßfaktor, Kenntnisse zur
Trickfilmproduktion, Förderung der
Kreativität
Material: Skizzenbuch, Kopien zu Themenschwerpunkten, Tablets, Stativ, Audio-Gerät,
Programm iStopMotion + iMovie,
Bastelmaterial (Papier, Knete,
Spielzeug, Schere, Stifte, Kleber etc.),
Tafel, Flipchart, Moderationsmaterial;
Kekse, Knabberzeug, Getränke für die
Vorpremiere
Faktoren: personelle Besetzung, Anzahl der Kinder,
technische + kreative Ausstattung
32
Produkt führte, stärkte die Selbstwirksamkeit
der Kinder. Die positive Rückmeldung ihrer
Eltern nach der Präsentation festigte das
Erlebnis und bestärkte diesen Effekt.
[Textgrundlage: Medienwerkstatt Potsdam]
•• Hier ist eine hohe personelle
Begleitung notwendig. Daher ist es
gut, sich bei der Trickfilmherstellung
auf eine Produktionsmöglichkeit zu
beschränken.
November 2014
Kinder-Workshops
Das Internet - mein bester Freund?!
und Elternabend Das Internet und seine Angebote:
Die digitalen Spielplätze unserer Kinder
Die Workshops vermittelten den SchülerInnen
grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten rund
um das Thema “Sichere Internetnutzung”.
Im Vordergrund stand die spielerische und
diskursive Auseinandersetzung mit dem Thema
Öffentlichkeit und Privatsphäre im Internet
sowie den damit verbundenen
rechtlichen Aspekten. Auf
dem Elternabend wurden
die Erwachsenen allgemein
sowohl über die Chancen als
auch die Risiken des Internets
aufgeklärt, damit sie eigene
Strategien für den Umgang
mit dem Internet in ihrer
Familie entwickeln können.
In der weiteren Präsentation lag der Fokus
darauf, die Internetangebote von ihren positiven
als auch ihren negativen Seiten zu betrachten.
Die Eltern sollten erkennen, dass viele Angebote
im Internet nicht nur Risiken bergen, sondern
auch Vorteile für Kinder haben können. Den
Ablauf
Die Kinder reflektierten zum
Einstieg spielerisch ihr eigenes
Medienverhalten und diskutierten danach anhand von fiktiven
Fallbeispielen wichtige Aspekte
der Internetnutzung. Im Anschluss daran konnten sie ihre Kenntnisse in einem sicheren und
moderierten Kinderchat testen und erproben.
Auf dem Elternabend schätzten die Eltern
auf spielerische Art sowohl ihr eigenes Medienverhalten als auch das ihrer Kinder ein.
So konnten sie ihre eigene Position mit denen
anderer Eltern vergleichen und sich darüber
austauschen. Anschließend erhielten die Eltern
einen Einblick in die aktuellen Studienergebnisse
der KIM-Studie 2012, die die Internetnutzung
der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren beschreibt.
Eltern wurden einige ausgewählte Beispiele an
die Hand gegeben, die sich speziell an Kinder
richten und eine sehr sichere und geschützte
Surfumgebung anbieten. Außerdem bekamen
die Eltern hilfreiche Tipps und technische
Anleitungen, um die Internetnutzung ihrer
Kinder – zumindest aus technischer Sicht
– stärker zu sichern. Eine abschließende Diskussionsrunde ermöglichte den Eltern zudem die
Auseinandersetzung mit besonders kritischen
Themen, wie beispielsweise das Nutzen
illegaler Musiktauschbörsen und der Frage,
wer dafür letztlich die Verantwortung trägt.
33
•• Web 2.0
•• Communitys und soziale
Netzwerke
•• illegale Internetangebote
(Musiktauschbörsen)
•• Kinderwebsites – sicher vs. unsicher
•• Netzwerk für Kinder-Internetseiten: Seitenstark
•• Siegel, z. B. Erfurter Netcode
Inhalte
Kinder-Workshops:
•• Reflexion des eigenen
Medienverhaltens
•• Internetrechte: Urheberrecht,
Recht am eigenen Bild
•• Cybermobbing
•• Bewusstsein für die Reich-
•• Mehr Sicherheit für mein Kind im Netz
•• Jugendschutzprogramme
und Filtersoftware
•• Kinder-Mail-Konto, eigenes
Benutzerkonto
•• kindgerechte Startseiten,
vorgemerkte Lieblingsseiten
•• gesicherte Suche
•• Gefahrensituationen in der Diskussion
•• Linktipps für Eltern und Kinder
weite des Internets
•• sicherer und moderierter Kinderchat
auf www.kindersache.de
Elternabend:
•• interaktives Stimmungsbild
•• Mediennutzung der Kinder, Statistik
•• Chancen und Risiken des Internets
•• Suchmaschinen
•• Chats
•• Werbung und Kostenfallen
•• Spam
34
Beobachtungen
Kinder sind im Internet verstärkt Gefahren
ausgesetzt, da sie weniger Erfahrungen als
Erwachsene besitzen. Sie gehen vorbehaltsloser
und mit einem grundsätzlichen Vertrauen an das
Internet heran. Die virtuellen Angebote probieren sie ohne Scheu aus, ein quellenkritischer
Umgang mit Informationen entsteht erst nach
und nach. Da es nicht möglich und nicht sinnvoll
ist, den Umgang mit den neuen Medien zu
vermeiden, ist es für Kinder besonders wichtig,
einen sensiblen Umgang damit zu lernen. Eltern
können ihren Kindern dabei wichtige Orientie-
rungspunkte für ein „gesundes Misstrauen“
geben. Dafür müssen Erwachsene jedoch
bereit sein über die eigenen Anhaltspunkte
für ihr kritisches Verhalten nachzudenken und
dieses erklären und begründen zu wollen.
Das selbstständige, bewusste und zielorientierte Ausprobieren des Kinderchats hat
den Kindern am meisten Spaß gemacht. Ihnen
wurde dabei bewusst, welche Auswirkungen
das unbedachte Teilen von Inhalten haben kann,
z. B. ein unvorteilhaftes Urlaubsbild. Dennoch
fiel auf, dass die Kinder aufgrund ihrer täglichen
Nutzung von WhatsApp und anderen Chat-Apps
kaum noch einen Nutzen in einem sicheren
und zeitlich begrenzten Internetchat sahen.
Die Eltern fanden insbesondere die
technischen Tipps sehr hilfreich und
profitierten sehr von der abschließenden
Diskussionsrunde, in der sie unterschiedliche
Standpunkte kennenlernten und gemeinsam
nach Lösungsansätzen suchten. Die Eltern
fühlten sich danach entlastet und sicherer,
mit ihren Kindern in einen gleichberechtigten
Dialog über deren Internetnutzung zu treten.
Wann: für jede Klasse jeweils ein Workshop
à 2 Stunden und ein gemeinsamer
Elternabend à 1,5 Stunden
Wer: beide 5. Klassen (insgesamt ca. 50 Kinder
von 10 – 11 Jahren), ca. 25 Eltern
Leitung: 2 externe Medienpädagoginnen (Agentur
Medienlaune)
Methoden: Brainstorming, Kleingruppenarbeit,
Diskussion, fiktive Fallbeispiele
Ziele: grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten
rund um das Thema “Sichere Internetnutzung” vermitteln, Kinder befähigen,
sich sicher und verantwortungsbewusst
im Internet zu bewegen, Dialog zwischen
Eltern und Kindern fördern
Faktoren: Interesse, Vorerfahrung der Kinder
Materialien: mehrere Computerarbeitsplätze (PC,
Tablet, Laptop), Tafel, Flipchart, Beamer,
Handreichung mit Website-Empfehlungen
[Textgrundlage: Agentur Medienlaune]
35
Dezember 2014
Diskussionsabend
Medienkompetenz?!
– Was kann eine Grundschule dazu beitragen?
Dieser partizipative Diskussionsabend
bildete zugleich die Abschlussveranstaltung des
medienpädagogischen Projektes. Experten des
Kinder- und Jugendschutzes sowie der Medienbildung tauschten sich darüber aus, wie Schule
die Medienkompetenz von Kindern fördern
kann. Die Veranstaltung wurde professionell
moderiert und von Potsdam TV aufgezeichnet.
Wann: 2 Abendstunden im November 2014
Wer: 3 Medienexperten, 2 Moderatoren,
Filmteam, Schulleiterin,
Methode: partizipative Expertendiskussion, TV-Aufzeichnung, Filmvorführung
Ziele: Informationen und (fachlicher) Austausch
zum Thema Medienkompetenz, Kontakt
zwischen Eltern und PädagogInnen
Materialien: Moderationswand, Moderationsmaterial,
komplette Filmausrüstung, Laptop,
Beamer, Getränke, Knabberzeug
Ablauf
Am Anfang wurde ein Film über die Preisträger des Förderpreises „Medienkompetenz
stärkt Brandenburg“ gezeigt. Der Film war
einen Monat zuvor produziert worden und
präsentierte sehr anschaulich unter anderem
die Ziele und Erfahrungen des Projekts „Kinder
klären Eltern auf!“. Im Anschluss daran folgten
im Rahmen des Projektes von den Kindern
der Schule produzierte Videos. In den Filmen
wurden SchülerInnen zu ihrer Internetnutzung
interviewt, dem Schutz persönlicher Daten
und der Frage „Was wäre, wenn Du einen
Monat lang kein Internet hättest?“.
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Den Hauptteil bildete die vom Journalisten
Gunnar Schupelius moderierte Expertendiskussion. Aufs Podium geladen waren Klaus
Hinze, der Geschäftsführer der Aktion
Kinder- und Jugendschutz Brandenburg,
Peter Brandsch-Böhm, der Schulleiter des
Evangelischen Gymnasiums Kleinmachnow
und Matthias Littwin, der Medienpädagoge an
der Evangelischen Grundschule Babelsberg.
Die anwesenden Eltern und pädagogischen
Fachkräfte hatten die Gelegenheit sich an der
Diskussion zu beteiligen und Fragen zu stellen.
Diskussionsinhalte
•• Mit welcher pädagogischen Grundhaltung sollte Medienkompetenz
in der Schule vermittelt werden?
•• Wir leben in einer Informationsgesellschaft, der virtuelle
Bereich ist kein Paralleluniversum,
sonder Teil der realen Welt.
•• Kinder müssen lernen sich
in diesem allgegenwärtigen
Lebensraum zu bewegen.
•• ohne apodiktische Haltung
•• Welche weiteren Fähigkeiten berühren
den Bereich der Medienkompetenz?
•• Lese- und Schreibkompetenz
•• Verhaltenskompetenz,
soziale Kompetenz
•• kommunikative Fähigkeiten
•• Methodenschulung (z. B.
Recherche und Aufbereitung
von Informationen)
•• Informationsbeschaffung
•• individuelles Lernen,
Lernkompetenz
•• Wofür wird das Internet von Kindern
und Erwachsenen genutzt?
•• Information
•• Kommunikation
•• Unterhaltung
•• Spezifischkeit des Internets
•• Informationsbeschaffung
ändert sich
•• Informationen schnell erreichbar
•• Quellenkritik schwierig
•• Kommunikationsverhalten ändert sich
•• hohe Verfügbarkeit
•• höherer Suchtfaktor
•• Wo wirkte Medienbildung?
•• Einstellung zum Schutz
persönlicher Daten
•• Einfluss, Aufgabe der Schule
•• gezielte, anspruchsvolle Nutzung
der Medien vermitteln
•• Elternabende
•• Wie lässt sich der Einfluss der
neuen Medien begrenzen?
•• Alternativen anbieten und
erlebbar machen (Spieleabende,
Outdooraktivitäten etc.)
•• Regelung zur Nutzung von
Handys an Schulen
•• Kommunikation über
Mediennutzung zwischen
Eltern und Kindern
•• das haptische Vergnügen
eines Buches
•• Verhaltensempfehlungen für Eltern
•• sich informieren
•• in Beziehung mit den Kindern sein
•• Gespräche führen
Ergebnisse
SchülerInnen brauchen zunächst eine
gefestigte Verhaltenskompetenz, die sich auf
den Umgang mit Medien übertragen lässt. Das
sei wichtig, da die neuen Medien oft schnell
und anonym sind. Es sei wichtig, den Zugang
zu neuen Medien altersgemäß zu gestalten.
Daher stelle die Medienbildung unterschiedliche
Anforderungen an eine Grund- und eine weiterführende Schule. So sollten den Jugendlichen
in den höheren Klassen Räume zur Verfügung
stehen, in denen sie sich begegnen, austauschen
und gegenseitig helfen können, da sie sich in
diesem Alter weniger an Erwachsene wenden.
Kinder sollten allerdings schon deutlich vor
der Pubertät mit den neuen Medien vertraut
gemacht werden und darüber mit den
Erwachsenen im Gespräch und Kontakt sein.
37
Unterschiedlich wurde die Einstellung der PädagogInnen zu den neuen Medien bewertet. Ein
Experte beobachtete bei einigen Fachkräften,
dass sie die neuen Medien als störend empfinden
und forderte einen Bewusstseinswandel.
Denn nur, wer eine positive Einstellung zu den
neuen Medien habe, kann den Kindern einen
anspruchsvollen und verantwortungsvollen Umgang vermitteln. Er stellte sich vor, dass die neuen Rahmenlehrpläne diese Entwicklung fördern
werden. Ein anderer Experte sah bei den Lehrkräften hingegen keinen Nachholbedarf mehr.
Ein Vater aus dem Publikum hatte den
Eindruck, dass das Internet die Sprachlosigkeit
fördere und bis zu einem gewissen Alter die
direkte Kommunikation mit allen Aspekten wie
Tonlage, Mimik und Gestik wichtig sei. Ein Experte meinte dagegen, dass die neuen Medien lediglich andere Wege der Kommunikation böten.
Die neuen Medien bedeuteten den Verlust der
Kontrolle durch Eltern und Jugendschutz. Wie
sollten Erwachsene beispielsweise reagieren,
wenn Kinder im Internet auf überfordernde
Inhalte wie Gewalt treffen? Das größte Risiko
bestehe darin, dass zwischen den Generationen
über diese Themen nicht gesprochen werde und
dass Eltern ihre Kinder nur reglementieren, statt
mit ihnen darüber zu reden. Es sei nicht möglich,
den Nachwuchs vor negativen Themen zu
bewahren. Außerdem böten die neuen Medien
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viele Vorteile, die auch von den Erwachsenen
gerne genutzt werden. Kinder lassen sich
vom Internet begeistern und sind offen für
Gespräche mit Erwachsenen und bereit, deren
Rat anzunehmen, wenn diese ihnen zuhören
und sie ernst nehmen. Es sei wichtig, mit den
Kindern in Beziehung zu sein und Raum für
Begegnung zu schaffen. Das sei sinnvoller als die
Kinder in ihrer Internetnutzung zu kontrollieren.
Hinter der Angst mancher Eltern vermutete
ein Gast die große Wissenslücke im Bereich der
neuen Medien, den „Digital Gap“. Unterschiedlich betrachtet wurde die Frage, ob und wie
Schule den Umgang der Eltern mit dem Thema
Medienkompetenz beeinflussen kann. Eltern
hätten häufig Nachholbedarf und daher seien
Lern- und Informationsangebote für sie genauso
wichtig. Erwachsene seien zum Teil mit ähnlichen Herausforderungen wie jüngere Generationen konfrontiert. So verbringen zum Beispiel
Erwachsene auch zu viel Zeit im Internet.
•
Nachdem die Kameras ausgeschaltet
waren, beteiligte sich das Publikum
noch angeregter an der Diskussion.
Eine solche Diskussionsrunde sollte
daher bewusst nach Aufzeichnungsende weitergeführt werden!
Dezember 2014
Auswertung
Nach der letzten Veranstaltung wurden
Eltern und pädagogische Fachkräfte im
Dezember dazu interviewt, wie sie das
Projekt wahrgenommen haben. Den meisten
InterviewpartnerInnen waren das Thema, die
diesbezügliche Stimmung an der Schule und der
Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern wichtig.
Vor allem für Eltern, die den Eindruck hatten,
dass ihre Kinder sie bald technisch abhängen
würden, waren die Informationen, Anregungen
und Impulse hilfreich, die es auf den Elternabenden und in den Eltern-Kind-Seminaren
gab. Sie wollten über neue Entwicklungen
und Gefahren informiert werden: „Was ist
die neuste Mode?“ oder „Wie stark sind
Phänomene wie Cybermobbing verbreitet?“.
Nach eigener Einschätzung hatten sie einiges
über Medienkompetenz und die virtuelle Welt
gelernt, in der sich ihre Kinder bewegen. Sie
fanden Antworten auf Fragen wie „Wie gehe ich
als Elternteil am besten mit meinen Kindern und
deren Nutzung der neuen Medien um?“ und
„Wie löse ich die Konflikte, die sich daraus
ergeben?“. Besonders an dieser Stelle nahmen
die Eltern einen Paradigmenwechsel wahr.
Wurde früher den ratlosen Eltern noch ein
eher dogmatischer, stark reglementierender
und kontrollierender Umgang mit der Mediennutzung ihrer Kinder empfohlen, so wurde
nun der Medienumgang der Kinder als normal
angesehen und den Eltern ans Herz gelegt, mit
den Kindern ins Gespräch zu kommen. Für die
Eltern bleibt es weiterhin eine Herausforderung
die Mediennutzung ihrer Kinder abzusichern.
Manche Eltern pflegen einen aufgeklärten,
positiven Umgang mit Medien, begrenzen
gleichzeitig die Nutzung durch ihre Kinder,
wählen Spiele aus und achten auf weitere
Aspekte wie zum Beispiel die Bezahlfunktion.
Die Wirkung des medienpädagogischen
Projektes wurde von der Elternschaft positiv
eingeschätzt. Alle waren sich darin einig, dass
solch ein Projekt unbedingt in die Schule gehört
und dass eine aufgeklärte Mediennutzung
heutzutage eine basale Kompetenz darstelle.
Die meisten Eltern rechneten mit größeren
Schwierigkeiten, sobald ihre Kinder in die
Pubertät kommen und waren daher für die
frühe Beschäftigung mit dem Thema dankbar.
Sowohl Eltern als auch PädagogInnen
beobachteten, dass die TeilnehmerInnen der
Medien-AG viel davon erzählten. Außerdem
sprachen die SchülerInnen deutlich kompetenter über Medien und hatten viel über die
Handhabung elektronischer Geräte gelernt. Sie
hinterfragten den Schutz persönlicher Daten
und viele Online-Angebote stärker, da ihnen
die Gefahren im Internet bewusster waren.
Die PädagogInnen wurden von ihnen zudem
deutlicher als PartnerInnen wahrgenommen.
Das Projekt machte deutlich, dass Mediennutzung ein Bestandteil kindlicher Aktivitäten
und gleichzeitig ein Lernfeld ist, über das
wichtige Auseinandersetzungen, Bildung und
persönliche Reifung stattfinden. Damit Kinder
verantwortungsvoll mit den neuen Medien
umgehen, sie aktiv nutzen und davon profitieren
können, sollten sie von Erwachsenen in ihrem
Interesse ernst genommen, unterstützt und
beraten werden. Dafür ist ein guter Kontakt
und Austausch zwischen Eltern und Kindern
zum Thema Mediennutzung notwendig.
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Pressespiegel
Potsdamer Neueste Nachrichten, 13.02.2014
40
Märkische Allgemeine Zeitung, 12.03.2014
41
Weblinks
www.klicksafe.de
Gute Ausgangsseite zum Kinder- und
Jugendschutz im Internet. Umfangreiches
Informationsmaterial für Eltern und PädagogInnen. Viele Hinweise auf weiterführende und
ergänzende Angebote im Netz. Empfehlenswerter Newsletter kostenlos zu beziehen.
www.internet-abc.net
Spielerisch aufgearbeitete Seite für
Kinder im Grundschulalter. Anschauliche
Erklärungen, Videos und Spiele zu einer
Vielzahl von Problemfeldern, mit denen
Kinder es im Internet zu tun haben.
Gute Basis für weiterführende
Gespräche mit Kindern.
www.fragfinn.de
Kindersuchmaschine und sicherer
Surfraum für Kinder bis 12 Jahren. Kinder
finden nur kindgerechte und von MedienpädagogInnen überprüfte Internetseiten.
42
www.seitenstark.de
Moderierter Chat für Kinder.
www.netzgemuese.com
Internetpräsenz zum Buch „Netzgemüse“
von Tanja und Johnny Haeusler, das erstmals
2012 als Taschenbuch im Goldmann Verlag
erschienen ist (ISBN 978-3-442-15743-3).
Ein kurzweiliger Erfahrungsbericht von
Eltern, die sich offensiv und gemeinsam mit
ihren Kindern den Fragen stellen, die die
Nutzung des Internets mit sich bringt.
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Das Projekt
„Kinder klären Eltern auf!“ wurde gefördert durch: