T_Wersi Pegasus Wing
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T_Wersi Pegasus Wing _T_Wersi Pegasus Wing 15.08.11 15:43 Seite 014 014 magazin preview text: Heinz Schaller, fotos: Dieter Stork Himmelstürmer Wersi Pegasus Wing – Entertainer Keyboard Nach schweren Zeiten soll es mit der Firma Wersi nun unter den Fittichen des Kölner Music Store wieder aufwärts gehen. Bestes Pferd im Stall ist das Pegasus Wing – ein klassisches Entertainer-Keyboard, das auf PCBasis in seinem Genre einzigartige Möglichkeiten bieten kann. profil Hersteller / Vertrieb: Wersi / Music Store Köln Internet: www.wersi.net / www.musicstore.de Preis: E 2.590,– KEYBOARDS 4.2011 D er Audiorechner ist in den Studios und Musikzimmern ein unverzichtbarer Baustein geworden: Komfortable Recording-Umgebungen, Audio-Editing für die Produktion einer CD und, nicht zu vergessen, eine schier endlose Welt von Plug-ins und Software-Instrumenten. Alles prima, solange man mit diesem System im Heimstudio bleibt. Soll es auf die Bühne gehen, ist eine Audiorechner natürlich nicht das richtige Instrument. Warum also nicht alles in einem System? Das Pegasus Wing ist dabei nicht vergleichbar mit Hardwarelösungen wie z. B. dem Muse Research Receptor, der ausschließlich VST-Plugins in einer Rackhardware verfügbar machen soll. Dennoch könnte das Pegasus Wing so etwas grundsätzlich, und es ist sogar möglich, T_Wersi Pegasus Wing _T_Wersi Pegasus Wing 15.08.11 15:43 Seite 015 015 Software-Instrumente aus der Hauptanwendung des Pegasus anzusteuern. Das Wing ist aber in erster Linie – dieses vermittelt schon die Optik des Instruments – ein klassisches EntertainerKeyboard, verpackt in ein robustes, gut verarbeitetes Metallgehäuse. Das Bedienfeld ist übersät mit Tastern und Reglern und – hier schlägt das Entertainerherz höher – mit: richtigen Zugriegeln! Und hier wurde nicht gespart, denn es sind neun Zugriegel für die UPPER-Sektion vorhanden, während für die LOWER-Sektion sieben Riegel an Bord sind. Wie es sich für eine Orgel gehört, sind diese beiden ZugriegelSektionen so platziert, dass man die UpperRiegel beim Spielen bequem mit der linken Hand und die Lower-Riegel mit der rechten Hand bedienen kann. Die sechs Zugriegel ganz links dienen zur Justage der Lautstärken der Klangsektionen: Upper 1&2, Lower 1&2, Pedalbass und Begleitautomatik (ACC.). Dass das Pegasus Wing auf einer PC-Hardware basiert, sieht man eigentlich nur beim Hochfahren des Systems. Nachdem Start des Windows-Betriebssystems wird auch schon die Wing-Oberfläche eingeblendet, und nach etwa einer Minute ist das Instrument spielbereit. Von Windows ist von nun an keine Spur mehr zu sehn, denn der große Touchscreen zeigt die Bedienelemente, wie man sie auch von anderen Entertainer-Keyboards kennt. Man sieht den angewählten STYLE, die Situation der Lower- und Upper-Klanggruppen, Pedal-Bass und Tempo. Die Styles und Sounds können über das Display angewählt werden, wobei man zunächst im Bedienfeld die Soundbzw. Rhythmuskategorie anwählt, im Display dann die Klanggruppe und den dort gewünschten Sound/Style. Alles ganz einfach, allerdings sollte man stets im Auge behalten, wie die angewählte Klanggruppe (rechts im Bedienfeld), die jeweils angestellte Lautstärke (Zugriegel links) und zusätzlich die Klanggruppe im Display für die Klanganwahl eingestellt ist. Das ist zunächst gewöhnungsbedürf- tig, aber man hat den Bogen eigentlich schnell heraus. Lobend erwähnen muss man, dass die Funktionen (und auch viele der Presets) weitgehend in deutscher Sprache benannt sind. Und wenn man die ersten Styles und Sounds anspielt, weiß man auch, welche musikalische Zielgruppe hier im Fokus steht: Es geht eindeutig um gepflegte Unterhaltungsmusik des deutschen Sprachraumes. Klangvoll Die Kategorien der insgesamt fast 1.000 Sounds unterscheiden sich nicht sonderlich von anderen Arranger-Keyboards, man findet sich hier wirklich schnell zurecht. Jede Kategorie ist mit zehn Presets im Display vertreten. Die Auswahl ist jeweils gut getroffen und aufeinander abgestimmt, man muss keine bösen Überraschungen erwarten. Geboten werden akustische Klaviere, Vintage-E-Pianos, Streicher von seidig weich bis zum markanten Forte, mit Pizzicato-Anzupfer oder als Tutti- 4.2011 KEYBOARDS T_Wersi Pegasus Wing _T_Wersi Pegasus Wing 15.08.11 15:43 Seite 016 016 magazin preview Das große Touchdisplay erlaubt beispielsweise die Anwahl von Styles und Sounds. Co. Aber auch die kultigen Sounds von Theaterorgeln sind hier als Samples verewigt. Die Sounds – und das trifft für so gut wie alle Kategorien zu – sind auf jenen Wohlklang getrimmt, den man für gepflegte Unterhaltungsmusik braucht. Aggressive Sounds sucht man hier vergebens. Dennoch lassen die Vintage-Pianos doch ein wenig an Durchsetzungsvermögen vermissen; mit den E-Piano-Sounds der aktuellen Mitbewerber kann das Pegasus Wing dann aber auch nicht mehr mithalten. Zu bemängeln gibt es hier wenig, nur tauchen hin und wieder Übergänge bei Samplezonen sowie im Diskant Nebengeräusche wie Aliasing auf. Letzteres betrifft aber dann meistens Tonbereiche, die es bei den jeweiligen Originalinstrumenten gar nicht gibt, hier wurde der Tonumfang lediglich auf den Tastaturumfang angepasst. Im Zusammenhang also fällt dies völlig unter den Tisch. Orchestra, das – krawumm – mit einer Pauke garniert wird, wenn man richtig reinlangt. Weiter geht es mit E-Gitarrren – von DireStraits-Pickings bis Ricky-King-Melodien (hier bitte ordentlich Gebrauch vom Hawaii-Hebel – sorry: Pitchbender – machen) sind hier alle Klampfen für Hits und Evergreens vertreten. Akustische Gitarren, ob konzertant mit Nylondraht oder als stahlbesaitete Westerngitarre: Alles ist dabei. Vollbesetzung bei der Abteilung Brass: Sei es das Tenor-Sax mit viel Breath, das perkussiver angeblasene Bariton oder das liebliche SopranSax – auch dieser Bereich ist mit schönen Exemplaren ausgestattet. Die Blechbläser begeistern mit schönen, klaren Trompeten-Stimmen, Posaune und jeder Menge Ensemble-Sounds. Sehr umfangreich vertreten sind die Orgelklänge – und hier hört man gleich, aus welchem Hause das Pegasus Wing stammt. Wer den klassischen Sinus der Wersi-Orgeln schätzt, wird hier voll und ganz auf seine Kosten kommen. Kein schummrig-dreckiger Blues-Sound, sondern strahlender Glanz ist hier zu hören, und der erinnert an glorreiche Zeiten von Franz Lampert & Die Zugriegel sind sehr gut zugänglich, wobei man besonders den guten Sinus des Keyboards hervorheben muss, der sich mit den Drawbars zielsicher spielen lässt. In guter Begleitung Die Auswahl der Styles passt zu den Sounds. Rhythmen, die ins Bein gehen, liefern die über 200 Styles, die vornehmlich für den Bedarf in der Tanz- und Unterhaltungsmusik angepasst sind. Aufgeteilt in 24 Kategorien ist hier schon mal Vielseitigkeit angesagt, obgleich die Bereiche der lateinamerikanischen Tänze leider etwas dünn besetzt sind. Hier hätte ich deutlich mehr Auswahl erwartet. Vor allem an modernen Spielarten, Mischungen aus Pop und Latin – z. B. die aktuellen Santana-Sachen – vermisst man hier völlig. Dafür gelingen die Evergreens der Tanzmusik auf Anhieb: Klassiker wie Tanze Samba mit mir, Marina, Marina oder Tico Tico flutschen einem nur so aus den Handgelenken. Aber wie schon angedeutet, ist das Pegasus Wing in den Festsälen deutscher Tanzund Unterhaltungsmusik zu Hause. Ob Foxtrott, Swing, Big Band, Jive – dies alles kommt sehr authentisch rüber und berücksichtigt vornehmlich das Repertoire deutscher Entertainer. Ebenso Rock’n’Roll oder die vielen SchlagerRhythmen – hier ist alles vorhanden, was man braucht. Die Styles setzten sich jeweils aus zwei Intros und Endings sowie vier Variationen (inkl. Fillins) und BREAK zusammen und werden von insgesamt acht Spuren wiedergegeben: 2 ¥ Drums plus Bass plus 5 ¥ Acc. Die Drum- und Percussion-Sounds wirken im Vergleich zu den Top-Arranger-Keyboards anderer Hersteller ein wenig in die Jahre gekommen, was aber den Rhythmen keinen Abbruch tut; im Gegenteil – dem insgesamt moderaten T_Wersi Pegasus Wing _T_Wersi Pegasus Wing 15.08.11 15:43 Seite 017 017 Sound des Keyboards kommt dies sogar zugute. Auf Wunsch kann man die Begleitspuren auch in der Lautstärke anders abmischen, wobei sich das Display abermals als komfortable Eingabehilfe erweist. Über Schieberegler kann man die Lautstärke justieren, und es gibt pro Spur einen Solo- und einen Mute-Schalter. Die Akkorderkennung des Wersi Pegasus Wing ist recht flexibel und setzt erweiterte wie verminderte Akkorde bestens um, wenngleich bei LegatoSpiel in der linken Hand die Akkordwechsel nicht immer korrekt sind. In diesem Fall hilft ein kurzes Nachgreifen, und alles ist wieder im Lot. Bei sehr schnellen Akkordwechseln könnte auch das Timing der Automatik ein wenig präziser sein. Praxis Die einfache Handhabung des Wersi Pegasus Wing verdient großes Lob. Der große Touchscreen ist eine Wucht, und die vielen Taster und Zugriegel vermitteln das sichere Gefühl, beim Spielen alles im Griff zu haben. Mit der Begleitautomatik und den insgesamt vier Klanggruppen für Upper und Lower erzeugt das Pegasus Wing fulminanten Sound. pflegte Tanz- und Unterhaltungsmusik Pflicht sind. Das Pegasus Wing ist sogar ein komplettes Tonstudio, denn mit den integrierten Recording-Funktionen lässt sich eine Darbietung auf der eingebauten Festplatte aufzeichnen und mit dem CD-Brenner als Audio-CD finalisieren. An die Beschaffenheit der Taster muss man sich ein wenig gewöhnen, sie sind recht flach und schalten manchmal nicht ganz präzise. Das Display hingegen arbeitet einwandfrei – wirklich sehr komfortabel. Resümee Etwas schade finde ich, dass die Taster für die Steuerung der Begleitautomatik und die Anwahl für Styles und Sound recht weit entfernt von der Tastatur sind; wenigstens die TOTAL PRESETS, die die 500 Komplettregistrierungen des Instruments enthalten, hätte man vielleicht unterhalb des Displays anordnen können. Einen wichtigen Vorteil dagegen werden Organisten direkt erkennen und zu schätzen wissen: Die Zugriegel sind sehr gut zugänglich, wobei man besonders den guten Sinus des Keyboards hervorheben muss, der sich mit den Drawbars zielsicher spielen lässt. Hier zeigt sich, dass Wersi seine Zielgruppe gut kennt, wovon auch die anderen Sounds profitieren, die für die ge- In diesem Preview konnten wir uns zunächst den zentralen Funktionen widmen, mehr ins Detail gehen wir beim ausführlichen Testbericht, den wir in einer der nächsten Ausgaben nachreichen werden. Fürs Erste hinterlässt das Wersi-Keyboard einen positiven Eindruck, wenngleich einzelne Funktionen vielleicht noch etwas Schliff vertragen könnten. Es zeichnet sich aber jetzt schon klar ab, dass das Pegasus Wing vor allem Entertainer und Hobbymusiker gleichermaßen begeistern dürfte, die vor allem nach einem Instrument suchen, bei dem der Wohlklang und klassische Tanz-, Schlager- und Unterhaltungsmusik im Vordergrund stehen. Vor allem bei den typischen Wersi-Orgelsounds zeigt das Pegasus Wing seine Stärken. ø 4.2011 KEYBOARDS