fender pawnshop - MM-Musik-Media

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fender pawnshop - MM-Musik-Media
fender pawnshop_fender pawnshop 04.02.13 14:36 Seite 96
Neues aus dem Pfandhaus
Fender Pawn Shop Seventies Stratocaster Deluxe,
Bass VI & Super-Sonic
Das waren noch Zeiten, als jeder USA-Besuch mit ausgiebigen Streifzügen
durch alle erreichbaren Pawn Shops bereichert wurde. Und sich nicht
selten das Handgepäck für den Rückflug merklich vergrößert hatte.
TEXT HEINZ REBELLIUS | FOTOS DIETER STORK
Doch dann kam eBay, und mit der Allmacht
des Internets wurde auch dem Pawn-ShopFieber Einhalt geboten. Heute stehen die
Pawn Shops meist voll mit billigem Zeug,
und der Reiz des Sammelns und Jagens konzentriert sich eben auf diese eine InternetPlattform. Pawn Shop – auf Deutsch Pfandhaus – ist heute nur noch ein Etikett, das
Außergewöhnlichkeit und ein Stehen abseits aller Normen bescheinigt. Insofern
macht denn auch die Namensgebung dieser wunderbaren Reihe ungewöhnlicher
Fender-Pretiosen durchaus Sinn. Denn
Pawn Shop in seinem ursprünglichen Sinn
hatte ja nichts mit Außergewöhnlichem zu
tun – und solche Gitarren wie die der PawnShop-Serie standen noch nie in einem ech-
9679
ten Pawn Shop, weil es sie in dieser Form
vorher noch nie gegeben hat.
Der erste Teil der Pawn-Shop-Serie ist gut
auf dem Markt angekommen, also schiebt
Fender jetzt den zweiten Teil nach – insgesamt vier Instrumente, zwei Gitarren, ein
Zwitter und ein Bass. Um Letzteren sollen
sich die Bass-Redakteure kümmern, die drei
anderen nehmen wir uns jetzt einmal zur
Brust.
’ 7 0 s
S t r a t o c a s t e r
Au weia – welch’ mutige Tat! Hier haben die
Fender-Designer, denen es bestimmt Spaß
macht, sich an dieser ungewöhnlichen Serie
auszutoben, Konstruktionsdetails von Strato-
und Telecaster zu einem bunten 70er-JahrePotpourri zusammengewürfelt. Man nehme
zwei Teile Strat (Body und Hals) und zwei
Teile Tele (Pickups, Pickguard) und
schraube Selbiges gekonnt zusammen – fertig ist die Pawn-Shop-Strat! Die gewählte
Pickup-Kombination wurde allerdings in
dieser Form – Wide Range Humbucker und
Tele-Hals-Pickup – in freier Tele-Wildbahn
auch noch nie gesehen, zumindest nicht im
Fender-Programm. Das schön geschwungene 70er-Jahre-Pickguard, das man in dieser Form von der Telecaster Thinline kennt,
setzt dann diesem interessanten Stil-Mix visuell die Krone auf.
Der One-piece-maple-neck mit den für die
70er-Jahre üblichen Features wie große
03.13 gitarre & bass
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– voll, offen, transparent schmatzend und
ebenfalls sehr dynamisch hängt er willig an
der Führhand des Gitarristen. Lediglich die
Kombinations-Stellung beider Pickups ist
gewöhnungsbedürftig, denn die bringt
eine näselnde Hohlkehle ins Spiel, die sich
nur dann gut anhört, wenn die Zerrung
hoch ist. Dann allerdings ist sie ein prima Alternative zum Vollstrecker solo, weil transparenter und weniger breit. Ein großes
Kompliment gibt es für den Hals, der sich
einfach prächtig anfühlt – nicht zu dick,
nicht zu dünn, genau richtig!
Diese Strat ist ein bisschen die Wölfin im
Schafspelz und zeigt ihre Stärken tatsächlich erst am Verstärker. Hier präsentiert sie
sich flexibel, hat zwei sehr gut klingende Pickups zu bieten und liegt einfach richtig gut
in der Hand! Fazit: Ein heißer Geheim-Tipp
für alle Strat-Spieler, die auf der Suche nach
anderen Sounds sind!
Plus
Plus
Das Pickguard für die 70s Strat entlieh
man dem Telecaster-ThinlineBaukasten.
Kopfplatte und Bullet Trussrod ist auf einen
Erle-Body geschraubt, die Saiten werden in
einem Einteiler-Steg verankert und nicht
durch den Body geführt. Ich frage mich gerade, welche Zielgruppe sich für diese Gitarre interessieren könnte? Dass Fender den
Wide-Range-Humbucker in einer starken
Form, dem Enforcer, für diese Gitarre ausgesucht hat, lässt vermuten, dass mit der
70s Stratocaster härtere Gangarten gespielt
werden sollen. (Enforcer heißt übrigens
Vollstrecker.)
Dann vollstrecke ich mal ... und muss feststellen, dass dieser Pickup ein wirklich angenehmer Bursche ist, der eben nicht alles in
Grund und Boden meißelt, sondern sehr
transparent und dynamisch auch im HiGain-Betrieb Haltung und Fassung bewahrt.
Auch der Hals-Pickup, der seine Stärken im
Clean- und Crunch-Bereich hat, kommt gut
Der Vollstrecker – so heißt dieser
Humbucker – macht einen prima Job!
gitarre & bass 03.13
• Sounds
• Spielbarkeit
• Konzept
B a s s
als Bariton-Gitarre betreiben – also in Hoder A-Stimmung –, dafür benötigt man
aber einen etwas dünneren Saitensatz. Die
Spielbarkeit ist sehr gut, solange man nicht
als Bassist an die Sache herangeht und kräftig reinlangt. Man sollte zudem schon ein
Plektrum bemühen, denn der Abstand der
Saiten ist für Bass-gewohnte Bediener schon
sehr gering. Und wer denkt, dass er mit
dem Bass VI ein sattes Bass-Fundament
legen könnte, irrt sich. Hier wird ein eher
schlanker Ton in den unteren Bereichen erzeugt, dessen Stärke der Twang-Charakter
ist, der aber nie wie ein ausgewachsener EBass eine ganze Band tragen könnte. Schön
vorsichtig sollte man zudem die tiefe Saite
anschlagen, denn die ist dick, schwingt deshalb recht weit und schnarrt bei einer normal-tiefen Saitenlage sehr schnell an den
Bundstäbchen. Das ist ein Problem, mit
dem solche Bass-Gitarren leben müssen. Bei
Bariton-Gitarre mit dünneren Saiten tritt
das Problem deutlich weniger stark auf,
außerdem kann natürlich eine höhere Saitenlage ebenfalls zur Entschärfung beitragen.
V I
Hurra, da werden aber viele jubeln. Denn
trotz einiger Alternativen gilt der klassische
Fender Bass VI immer noch als das Paradepferd der Bariton-/Gitarrenbass-Abteilung,
und selbst das nicht mehr hergestellte Reissue-Modell aus Japan erreicht auf dem Gebrauchtmarkt mittlerweile einen stolzen
Preis. Die Pawn-Shop-Variante des Bass VI
hat viel Ähnlichkeit mit dem berühmten
Vorläufer, auffälligste Abkehr vom VintageOriginal ist der Steg-Pickup, ein leistungsstarker JZHB Humbucker im P-90-Look, der
von zwei „hot“ Jaguar-Pickups in Hals- und
Mittelposition assistiert wird. Ein FloatingTremolo im Jazzmaster-/Jaguar-Stil muss natürlich ebenso sein wie ein paar klassische
Farben: 3-Color-Sunburst, Black und das leckere Candy Apple Red. Auf die Chrom-Applikationen und die Schiebeschalter des Originals hat man verzichtet; dafür regiert an
gleicher Stelle ein Fünfweg-Schalter à la
Stratocaster dieses flotte Pickup-Trio. Bei
heftigem Spiel können sich Schlaghand und
Pickup-Schalter durchaus ins Gehege kommen, und mir erschließt sich nicht so ganz,
warum man diesen nicht an die Strat-typische Position gesetzt hat, die sich seit fast
60 Jahren bewährt hat.
Fender hat den Pawn Shop Bass VI tatsächlich mit Bass-Saiten bestückt und in der
Bass-Stimmung angeliefert – also von E1 bis
E6, eine Oktave tiefer tönend als eine Gitarre. Natürlich ließe sich der Bass VI auch
Zwei „heiße“ Jaguar- und ein JZHBHumbucker im P90-Look sorgen für die
Tonwandlung.
Der Bass VI war damals schon die Bass-Gitarre für Gitarristen, die eben auch mal
einen Bassisten-Job erledigen wollten. Und
genau das geht mit dem Pawn Shop Bass VI
natürlich – irgendwie ... Doch die heutige
Zeit sieht eher andere Einsatzbereiche für
solch eine Gitarre vor, sei es als verzerrte
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Übersicht
Schlagbrett
Tonabnehmer
Bedienfeld
Steg
Hardware
Saitenabstand
Steg
Gewicht
Lefthand-Option
Vertrieb
Zubehör
Preis
Fender
Pawn Shop Bass VI
Solidbody-E-Gitarrenbass
Mexiko
Fender Vintage-Typen
Ahorn
C-Profil
Sattel 42,60 mm; XII. 51,75 mm
I. 21,65 mm; XII. 23,65 mm
21, Medium-Format
Synthetisches Knochenmaterial
Palisander, nicht eingefasst,
Punkteinlagen
9,5"
762 mm
Erle
Polyester-Lack, Black (Optionen:
3-Color-Sunburst, Candy Apple Red)
vierschichtig, weiß-perloid im Stil
der Tele Thinline
Fender Standard Singlecoil Tele
(Hals, ca. 8,32 kOhm), Fender
Enforcer Humbucker
(Steg, 15,34 kOhm)
1¥ Master-Volume, 1¥ Master-Tone,
1¥ Dreiweg-Schalter
Fender Hard-Tail Stratocaster Bridge
vierschichtig, tortoise
2¥ Fender Atomic Humbucker
(ca. 14,75 kOhm)
vernickelt und verchromt
E-1st – E-6th 56,00 mm
3,05 kg
nein
Fender Deutschland,
40549 Düsseldorf,
www.fender.de
Deluxe Gigbag
ca. € 980
E-1st – E-6th 56,70 mm
3,95 kg
nein
Fender Deutschland,
40549 Düsseldorf,
www.fender.de
Deluxe Gigbag
ca. € 980
E-1st – E-6th 56,00 mm
3,05 kg
nein
Fender Deutschland,
40549 Düsseldorf,
www.fender.de
Deluxe Gigbag
ca. € 980
Monster-Riff-Maschine, sei es als geschmackvolle Bariton-Fill-Gitarre – und für
beides bietet der Pawn Shop Bass VI genau
die richtigen Sounds. Kann man den beiden
heiß gemachten Jaguar-Singlecoils absolute
Vintage-Sound-Tauglichkeit bescheinigen,
ist der Humbucker am Steg die Brücke zur
Macht. Wenig Höhen, mehr Mitten, mehr
Druck – Attribute, die einem satten ZerrSound sehr gut zu Gesicht stehen. Hier klingen Riffs, die man ja ganz gewohnt wie auf
einer üblichen Gitarren spielen kann, wie
aus einer anderen Welt – mächtig, dunkel,
satt, wie ein ganzes Gitarren-Orchester. Gut
auch die Zwischenpositions-Sounds, mit
denen man vorwiegend gezielt eingesetzte
Licks in klaren bis angezerrten Sounds intonieren wird, um z. B. einem Song auffällige
Impulse zu verleihen. Mehr als das alte Original und die Reissue-Modelle bedient der
Pawn Shop Bass VI also sowohl das Vintagewie auch das moderne Lager mit überzeugenden Sounds!
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Fender
Pawn Shop Super-Sonic
Solidbody-E-Gitarre
Mexiko
Fender Vintage style
Ahorn
C-Profil
Sattel 42,50 mm; XII. 51,75 mm
I. 21,95 mm; XII. 23,45 mm
22, Medium-Format
Synthetisches Knochenmaterial
Palisander, nicht eingefasst,
Punkteinlagen
9,5"
610 mm
Erle
Polyester-Lack, Sunfire Orange Flake
(Optionen: Dark Gunmetal Flake, Apple Red
Flake)
dreischichtig, parchment
Fender Hot Jaguar Singlecoil
(Hals: ca. 12,20 kOhm;
Mitte: ca. 13,42 kOhm), Fender JZHB
Humbucker (Steg, 14,94 kOhm)
1¥ Master-Volume, 1¥ Master-Tone,
1¥ Fünfweg-Schalter
Fender Vintage Style Brücke
und „Floating" Vibratosystem
vernickelt und verchromt
1¥ Volume Hals-Pickup, 1¥ Volume
Steg-Pickup, 1¥ Dreiweg-Schalter
Fender Vintage Style Stratocaster
Vibratosystem
vernickelt und verchromt
Plus
• Sounds
• Spielbarkeit
• Optik
• Vielseitigkeit
Minus
Minus
Radius
Mensur
Korpus
Oberflächen
Fender
Pawn Shop ’70s Stratocaster Deluxe
Solidbody-E-Gitarre
Mexiko
Fender Vintage „F" style
Ahorn, one-piece
U-Profil
Sattel 41,90 mm; XII. 51,75 mm
I. 21,45 mm; XII. 23,05 mm
22, Medium-Format
Synthetisches Knochenmaterial
Ahorn, nicht eingefasst,
schwarze Punkteinlagen
9,5"
648 mm
Erle
Polyester-Lack, 2-Color-Sunburst
(Optionen: Black, Vintage White)
Plus
Fabrikat
Modell
Typ
Herkunftsland
Mechaniken
Hals
Halsform
Halsbreite
Halsdicke
Bünde
Sattel
Griffbrett
Reversed Headstock
• Position Pickup-Schalter
S u p e r - S o n i c
Die Super Sonic gab es schon mal, als Mitglied der Squier Vista Serie, die 1999 nur
kurz auf dem Markt war, aber bis heute vor
allem in der Alternative-Szene einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Denn an
dieser Gitarre ist so ziemlich alles alternativ
... der Body erinnert an eine umgekehrte
Jazzmaster oder Jaguar, die Kopfplatte ist
ebenfalls „reversed“, und die kurze Mensur
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Eine der vier Halsschrauben fixiert auch
den Gurtpin.
lässt Jaguar-Einflüsse erkennen und ruft
damit Erinnerungen an wütende Musik aus
Seattle wach, die damals um die Welt ging.
Die beiden Pickups – Atomic Humbucker –
sind nicht nur schräg eingebaut, sondern
ihre beiden Volume-Regler auch vertauscht
angebracht. Vorne sitzt der Regler für den
Steg-, hinten der für den Hals-Pickup. Auf
Tone-Regler hat man gleich verzichtet, aber
natürlich nicht auf ein Vibratosystem, hier
ein Vintage-Typ im bekannten Strat-Stil.
Kurz und gut – die Super-Sonic gehört also
in die richtig schräge Abteilung, und dazu
gibt es dann auch die passenden Farben:
solch einem kurzen oberen Korpushorn hat
man übrigens dadurch in den Griff bekommen, dass eine Schraube von den vieren,
die den Hals auf dem Korpus fixieren, einen
Gurtpin verordnet bekam. So kippt die
Super-Sonic zwar leicht nach vorne, aber
hängt dafür horizontal ausgewogen am
Körper.
Die kurze Mensur und die beiden leistungsstarken Humbucker sorgen für ein sehr spezielles Spielgefühl und für einen ganz besonderen Fender-Sound. Zwar immer noch
eindeutig der Fender-Klangcharakteristik
zuzuordnen, ist der Sound der Super-Sonic
außerordentlich fett und durchaus aggressiv. So richtig lange will man sich auch nicht
mit cleanen Sounds beschäftigen, denn
diese Humbucker mögen es lieber verzerrt.
Und das tun sie ganz formidabel, eben weil
die kurze Mensur dafür sorgt, dass der Ton
satt, voll und rund wird. Das Resultat: Richtig fette Rock-Sounds! Und, na klar, die
Spielbarkeit ist so was von bequem, die Saiten lassen sich locker und leicht ziehen, die
Strecken auf dem Griffbrett sind erstaunlich
kurz – alles in allem also eine sehr interessante Erfahrung, die diese Super-Sonic mir
bietet. Gerade für Leute mit kleinen Händen, aber auch für Sound-Feinschmecker,
die auf der ständigen Suche nach anderen
Sounds sind, könnte sie genau die richtige
Wahl sein.
Plus
Plus
• Rock-Sounds
• Spielbarkeit
• Optik
Minus
Minus
• Position Pickup-Schalter
• Clean-Sounds
r e s ü m e e
Verkehrte Welt: Schalter und Potis sind
umgekehrt belegt.
Apple Red Flake, Dark Gun Metal Flake, Sunfire Orange Flake.
Haha – und beim Spielen merke ich, dass
der Dreiweg-Schalter nicht nur bei weiter
ausholenden Bewegungen der Schlaghand
im Weg ist, sondern auch, dass der ebenfalls
anders herum arbeitet. In der Tat: Diese Gitarre ist einfach anders gestrickt als der
große Rest des Fender-Katalogs. Die Sache
mit der Kopflastigkeit bei einer Gitarre mit
gitarre & bass 03.13
Auch im zweiten Teil der Pawn-Shop-Serie
tobt sich Fender ungehemmt in der Schrillund-Schräg-Abteilung aus. Eine Strat mit
Tele-Bestückung, eine moderne Variante
des Bass VI und die unvergleichliche SuperSonic sind willkommene Ausnahmeerscheinungen in einer Gitarren-Szenerie, die zu oft
von Gleichmacherei und verklärter Rückschau geprägt ist. Gut, dass diese interessanten Instrumente dank ihrer Produktion in
Mexiko auch dem einfachen Volke zugänglich sind. So lohnt sich ein Antesten auf alle
Fälle für die Gitarristen und Gitarristinnen,
die abseits der Mainstream-Pfade ihren Weg
und ihren Sound suchen. Hier bieten alle
drei Pawn-Shop-Pretiosen vielleicht genau
das Richtige. n