ibanez m8m - MM-Musik-Media
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ibanez m8m_ibanez m8m 04.05.12 08:35 Seite 100 Übersicht M 8 M M E S H U G G A H S I G N AT U R E Ibanez Was ist das denn?! Shortscale-Bass mit Mansarde oder Bariton-Gitarre mit Souterrain? Schwer einzuordnen, denn Baritons gibt es mit Mensurmaßen zwischen 672 und 760 mm, ein kurzer Gitarrenbass rangiert bei 775 mm, Fenders VI Bass misst 762 mm. Irgendwo mittendrin liegt die neue Ibanez M8M mit 746 mm. Das ist jedoch noch nicht alles, denn das Breitbandbrett kommt auch noch mit acht Saiten und Eb-Stimmung daher. Moment, noch mal langsam zum Mitschreiben ... TEXT MICHAEL DOMMERS | FOTOS DIETER STORK Nach langjähriger Entwicklungszeit entstand die Meshuggah Signature aus Ibanez’ Zusammenarbeit mit Fredrik Thordendal und Marten Hagström, den beiden Gitarristen der schwedischen Metal-Band, die ihren Namen aus dem hebräischen „meschugge“ ableitet, ein auch bei uns gerne benutztes Adjektiv. Die M8M entsteht in einem kleinen Ibanez Custom Shop in Japan, in welchem 5-6 Gitarrenbauer wöchentlich etwa fünf Instrumente fertigen. 100 101 k o n s t r u k t i o n In Anbetracht der von acht Saiten erzeugten Kräfte verlangte die M8M nach einer extrem stabilen Bauweise. Somit kam nur ein durchgehender Hals in Frage, der im Bereich des Bodies 82 mm breit ist. Er wurde aus einem 12 und zwei 28 mm Ahornsowie zwei 7 mm breiten Bubingastreifen gesperrt. Zwei angesetzte Erleflügel bilden den Korpus im leicht modifizierten RG-Design. Tragekomfort garantieren der Rippen- Fabrikat: Ibanez Modell: M8M Meshuggah Signature Typ: Solidbody 8-String E-Gitarre Herkunftsland: Japan Mechaniken: Hipshot, halb offen, 18:1 Hals: Ahorn/Bubinga, 5-fach gesperrt, durchgehend Sattel: Ibanez Klemmsattel, 8-string Griffbrett: Palisander, nicht eingefasst, Side Dots Radius: 15,75" Halsform: D, flach Halsbreite: Sattel 55,93 mm; XII. 72,12 mm Halsdicke: I. 19,83 mm; V. 20,45 mm; XII. 21,51 mm Bünde: 24, Dunlop 6100 (Extra Jumbo, 2,80 × 1,40 mm) Mensur: 746 mm Korpus: Erle (2 Flügel) Oberflächen: Transparent Black Flat Schlagbrett: Tonabnehmer: 1× Lundgren M8 Humbucker (Steg, 12,62 kOhm) Bedienfeld: 1× Volume, 1× Tone Steg: Ibanez FX Edge III-8 Hardware: schwarz Saitenlage: E-1st 1,70 mm; G-8th 2,35 mm Saitenabstand Steg: E b -1st – G b -8th 75,10 mm Saiten ab Werk: Dunlop Custom 8 String Electric (.009, .011, .016, .026, .036, .046, .052, .070) Stimmung ab Werk: D # -1, A # -2, F # -3, C # 4, G # -5, D # -6, A # -7, F # -8 Gewicht: 3,96 kg Lefthand-Option: nein Vertrieb: Musik Meinl 91468 Gutenstetten www.meinldistribution.com www.ibanez.de Zubehör: Rechteckkoffer, Schaller Security Locks, Nylongurt, 4 Justierschlüssel Preis: ca. € 6290 spoiler hinten und die Armschräge vorne, allerdings ist der Body noch scharfkantiger als man es ohnehin von diesem Modell gewohnt ist. Der fließende Halsübergang erleichtert das Bespielen der hohen Lagen. Um die Schlichtheit der Gitarre zu unterstreichen, hat man sich für ein sehr dünn 06.12 gitarre & bass ibanez m8m_ibanez m8m 04.05.12 08:35 Seite 101 Background Laut Frederik Thordendal und Marten Hagström entspricht die M8M exakt ihren Ansprüchen und Vorstellungen. Die Geschichte dieses exotischen Gitarrenmodells geht zurück bis in die Jahre 2001/2002, als die Band an ihrem Album ‚Nothing‘ arbeitete. Dafür hatten sich die beiden von einem schwedischen Gitarrenbauer eine 8-String bauen lassen, bei der sich jedoch während der Aufnahmen massive Intonationsprobleme einstellten. Also mussten die beiden wohl oder übel wieder auf ihre bewährten Ibanez 7-Strings zurückgreifen. Zur gleichen Zeit arbeiteten die Japaner in ihrem Custom Shop Los Angeles bereits an einer 8-saitigen RG-Gitarre, der späteren RG8, die sie nach der Fertigstellung umgehend nach Schweden schickten. Frederik und Marten waren davon dermaßen begeistert, dass sie das komplette Song-Material von ‚Nothing‘ noch einmal mit ihr aufnahmen. Nachdem sich die RG8 sowohl im Studio als auch weltweit auf unzähligen Bühnen bewährt hatte, kam Ibanez mit der Idee einer Signature-Gitarre, die dann auch gemeinsam in die Tat umgesetzt wurde. Der Prototyp wurde erst ausgiebig getestet, bevor die Meshuggah-Shredder ihr OK für eine Serienproduktion gaben. Allerdings lehnten sie es rigoros ab, eine abgespeckte Budget-Version auf den Markt zu bringen. Ihr Signature-Modell sollte exakt dem Prototyp entsprechen, was sicherlich nicht nur den schwedischen Lundgren-Humbucker erklärt – schließlich hat Ibanez ebenfalls ähnliche Pickups im Programm – sondern auch den hohen Preis. n Abschirmung par excellence aufgetragenes, transparentes, seidenmattes Schwarz entschieden, das nicht nur angenehm holzigen Grip bietet, sondern auch das Resonanzpotential der Hölzer erhält. Nachteil: Die Oberfläche ist recht weich und fängt sich leicht die eine oder andere Delle ein. Ein präzise eingepasster Kunststoffdeckel verschließt das E-Fach exakt Oberkante bündig. Die Rohrklinkenbuchse sitzt fest in der Zarge, Deckel und EFach wurden sorgfältig mit Silberfolie bzw. einem Terrakotta-farbenen rauen Lack überzogen. Beides besitzt widerstandsfreie elektrische Leiteigenschaften und bietet sich somit für optimale Abschirmung an. Schaller Security Locks dienen als Gurtknöpfe, deren gurtseitige Locks selbstverständlich zum Lieferumfang zählen. Über das breite Palisandergriffbrett verteilen sich vorbildlich abgerichtete und polierte Extra-Jumbo-Bünde aus dem Hause Dunlop (Typ 6100). Silberne Sidedots bie- ten die einzige Orientierungshilfe. Trotz des festen Stegs bestanden die Meshuggah-Gitarristen auf Sattelklemmen, hier logischerweise vier statt der gewohnten drei. Unmittelbar oberhalb des perfekt eingesetzten Sattels ist die offenliegende Mutter des Halsjustierstabs direkt zugänglich. Die der Ibanez Iceman bzw. Paul Gilbert Signature entliehene große Kopfplatte lässt den acht Hipshot-Präzisionsmechaniken ausreichend Platz. Am gegenüberliegenden Ende bietet die in die Decke eingelassene imposante IbanezFX-Edge-III-8-Bridge dem immensen Saitenzug wie ein Bollwerk Paroli. Sie wird von zwei Schraubbolzen gehalten, eine dritte Schraube variiert den Auflagewinkel und sorgt für zusätzlichen Halt. Klemmschrauben und Feinstimmer garantieren höchste Stimmstabilität. Den von Volume- und TonePotis kontrollierten M8-Steg-Humbucker hat der schwedische Hersteller Lundgren ibanez m8m_ibanez m8m 04.05.12 08:35 Seite 102 Trotz der Holzmasse hält sich das Gewicht in Grenzen. Erwartungsgemäß gibt sich die M8M etwas kopflastig – zugegeben, ich hatte Schlimmeres erwartet –, was sich jedoch mit einem einigermaßen rutschfesten Gurt und/oder dem Unterarm am Body problemlos kompensieren lässt. Halsprofil, -dimensionen, Bundbreite der unteren Lagen, Vier Klemmen für 8 Saiten Saitenzahl und -stärken erfordern indes eine gewisse Eingewöhnungsphase, für die man sich Zeit lassen sollte. Daumengreifer haben hier natürlich keine Chance, klassische Grifftechnik ist angesagt. Das Ganze wird jedoch durch die flache Saitenlage und perfekt bearbeiteten Bundkanten ungemein erleichtert. Die solide Konstruktion gibt sich extrem resonanzfreudig. Nach jedem Saitenanschlag vibriert das Instrument förmlich und entwickelt respektables, gleichförmig abklingendes Sustain. Unverstärkt dringt – die beiden schwächelnden Basssaiten ausgenommen – ein ausgewogenes warmes Klangbild ans Ohr, dessen reicher Obertongehalt für Transparenz und Offenheit sorgt. Die große Masse schränkt natürlich die Ansprache, Tonentfaltung und damit auch die Dynamik etwas ein. Schließlich müssen die Saiten trotz bester Schwingungsübertragung durch die Hardware erstmal eine Menge Holz in Bewegung bringen, was sich nur durch erhöhte Spieldynamik kompensieren lässt. Geht’s an die Verstärkung, stellt sich zunächst die Frage, ob ein konventioneller Gitarren-Amp bzw. dessen Lautsprecher, der in der Regel bis etwa 75 Hz hinunterreicht, überhaupt in der Lage sind, die 102 301 beiden zusätzlichen Basssaiten adäquat zu übertragen, schließlich schwingt die tiefe F#Saite mit der Frequenz von 46,25 Hz. Merke: Das tiefste E einer traditionell gestimmten Gitarre bringt es auf 82,41 Hz. Im zerrfreien Klang zeigt die M8M beste Balance, obgleich die Basssaiten immer noch ein wenig unterbelichtet tönen. Da sich jedoch die Höhe des direkt ins Korpusholz geschraubten Humbuckers variieren lässt, kann ich dessen fest eingelassene Magnete entsprechend annähern bzw. entfernen, was deutlich bessere Balance bringt. Doch Vorsicht, nicht zu nahe an die Saiten, sonst leidet das Sustain! Erstaunlich ist, dass sogar mein 20 Watt 1×12-Combo das komplette Frequenzspektrum der M8M ohne Murren überträgt. Spiele ich jedoch extrem dynamisch, geraten Amp und Lautsprecher speziell bei Tiefbässen schnell an ihre Grenzen. Das bedeutet, dass für diese Gitarre ein Amp mit reichlich Headroom und Leistungsreserven ebenso Pflicht ist wie gute belastbare Lautsprecher mit entsprechendem Tiefgang. Während die zusätzlichen Bb7- und F#8-Saiten im Clean-Betrieb Akkordspiel und Arpeggien um ein sattes Fundament erweitern und dabei das Gehör mit Ausgewogenheit, Transparenz und Vitalität gleichermaßen erfreuen wie beeindrucken, lassen sie am high-gainigen Amp ultra fette, druckvolle, mächtige Bassriffs und maximal zweistimmige Intervalle oder Oktaven zu. Zunehmende Verzerrung geht auch hier mit Dynamikverlusten einher, die jedoch in unserem Fall schonender für die Lautsprecher sind. Im traditionellen Gitarrentonspektrum lassen sich der M8M sowohl samtweiche als auch bissig aggressive Lead-Sounds entlocken, die sogar über variable Spielweise geformt werden können, wobei die gleichmäßig agierenden Potis vorzügliche Hilfe leisten. ist mehr“ trifft hier den Nagel förmlich auf den Kopf. Die in Anbetracht ihres Tonumfangs schwer einzustufende Bass-, Bariton- oder Was-weiß-ich-Gitarre liefert beeindruckend mächtige Low-End-Sounds, kann aber auch als konventionelle E-Gitarre überzeugen und wird dabei von exzellentem Sustain unterstützt. Konstruktionsbedingt werden Ansprache, Tonentfaltung und Dynamik ein wenig von der enormen Holzmasse ausgebremst. Die M8M wurde aus erstklassigen Hölzern, hochwertiger Hardware und einem tollen Pickup gefertigt und vorbildlich verarbeitet. Um sich auf ihr zurechtzufinden, bedarf es einer gewissen Eingewöhnungsphase. Geduld, Geduld, es lohnt sich. Auch wenn dieses beeindruckende Instrument im japanischen Custom Shop entsteht, ist der Preis allerdings nur schwer nachzuvollziehen. n Plus • Sounds • Tonumfang • Sustain • Qualität Hölzer & Hardware • stabile Konstruktion • Spielbarkeit (nach Eingewöhnung) • Verarbeitung Minus Minus p r a x i s Imposant: Ibanez FX Edge III-8 Steg Plus beigesteuert, der bereits Fredrik Thordendals 7-saitige Gitarren mit seinen M-Pickups bestückt hat. • Preis Hipshot-Tuner r e s ü m e e Mit der M8M Meshuggah Signature bringt Ibanez sein 8-saitiges Topmodell an den Start, auch wenn dieses sicherlich nicht durch luxuriöse Ausstattung sondern eher durch Schlichtheit und Imposanz glänzt. Das Motto „weniger 06.12 gitarre & bass