Ibanez UV70P-BK F - MM-Musik-Media
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Ibanez UV70P-BK F_Ibanez UV70P-BK F 03.05.13 08:49 Seite 104 Noch grün hinter den Ohren, schon Klassiker Ibanez Steve Vai – UV70P-BK Die schar fe junge Mutter der 7-saitigen Solidbody, so könnte man das von Ibanez in Kooperation mit Steve Vai Ende der 80erJahre entwickelte Universe-Modell durchaus nennen. Inzwischen gibt es zwar eine Menge Nachkommen und es werden ständig mehr, aber heißa: Mutti hält noch immer locker mit. TEXT FRANZ HOLTMANN | FOTOS DIETER STORK Zwei innovative Gitarrenmodelle gehen auf die fruchtbare Zusammenarbeit von Steve Vai mit Ibanez zurück. 1987 wurde die berühmte JEM mit Monkey Grip in aggressiven Neon-Farben vorgestellt, der dann bereits 1989 das 7-saitige Universe-Modell mit zusätzlicher tiefer HSaite folgte. Aus heutiger Sicht kann man das wohl weise Voraussicht nennen, denn das Konzept ging nach etwas rumpeligen Anfängen bekanntlich dann doch am Ende auf. Der Wunsch der Gitarristen nach einem größeren Tonumfang brachte allerdings schon lange vorher 7-saitige Instrumente hervor. Einige Beispiele: Der bedeutende französische Gitarrist und Komponist Napoleon Coste ließ sich schon 1835 eine Gitarre mit sieben Saiten bauen, in der brasilianischen Musik spielte ein solches Instrument seit den 1930er-Jahren eine nicht unbedeutende Rolle und Jazz-Gitarrist George Van Eps ließ sich von Epiphone ebenfalls bereits in den 30er-Jahren eine 7-saitige Gitarre anfertigen. Ibanez war dann allerdings der erste Hersteller, der diesen Gitarrentypus als 104 501 Solidbody ab 1990 in serieller Produktion erfolgreich herausbrachte. k o n s t r u k t i o n Das Universe-Konzept folgt prinzipiell immer noch dem großen Wurf von damals. Es gab sogar mit der UV7BK eine Ausführung, die als Blaupause für das vorliegende Testmodell gelten kann. Die Fakten: Der Korpus der UV70P besteht aus amerikanischer Linde. Die üblichen Konturen sorgen für allgemein komfortable Spielbedingungen, besonders tief gesetzte, zugespitzte Cutaways und ein fließend abgerundet gestalteter Hals/Korpusübergang gewährleisten den freien Zugang zu allen Griffbrettpositionen bis hinauf in den 24. Bund. Für den aufgeschraubten breiten Sandwich-Hals mit Wizard-7-Profil wurde Ahorn mit zwei durchgehenden Streifen aus Walnussholz verleimt. Zusätzlich sorgt ein eingelegter Halsstab aus Titanium für Stabilität. Die abgewinkelte Kopfplatte erhielt eine Volute unterhalb des aufgeschraubten Klemmsattels zur Verstärkung des Übergangs. Sechs in Reihe montierte gekapselte Mechaniken bringen die Saiten mit geradem Zug auf den Metallsattel mit paarig angeordneten Klemmen. Darüber liegt der Zugang zum Stellstab unter einem leicht aufklappbaren Verschluss verborgen. Das Griffbrett aus Palisander mit flachem 400-mm-Radius ist mit 24 akkurat verarbeiteten Jumbobünden ausgestattet. Kleine weiße Punkteinlagen und giftgrüne Dot Inlays sorgen für eine sichere Tonhöhennavigation. Am Korpus sind die Saiten in das Edge-Zero II-7-Vibrato eingehängt. Das auf zwei Bolzen im Messerkantenprinzip frei schwebend stehende Floyd-Rose-Style-System ist an drei Federn im kleinen Stahlblock aufgehängt und mit Aufschraubarm und Feinstimmern funktionstüchtig eingerichtet. Die Saitenreiter aus Edelstahl lassen sich einzeln in Höhe und Länge einstellen. Für das angenehm flach gestaltete System (ohne hoch herausragende Feinstimmer) wurde eine ausreichend große Kammer in die Decke gefräst, um möglichst große Modulation auch nach oben hin zu gewährleisten. Der Boden dieser Fräskammer ist zum 06.13 gitarre & bass Ibanez UV70P-BK F_Ibanez UV70P-BK F 03.05.13 08:49 Seite 105 Schutz der ansetzenden Feinstimmer mit Schaumgummi belegt. Die auf ein schwarz/grün/schwarz geschichtetes Schlagbrett montierte Elektrik umfasst zwei Humbucker in den Außenpositionen und einen dazwischen gesetzten Singlecoil aus der Blaze-Reihe für 7-Saiter von DiMarzio. Die Pickups sind in folgenden Konfigurationen über einen Fünfwegschalter anwählbar: Pos. 1: Hals-Humbucker; Pos. 2: innere Spule Hals-PU und Singlecoil Mitte; Pos. 3: Singlecoil Mitte; Pos. 4: innere Spule Steg-PU und Singlecoil Mitte; Pos. 5: Steg-Humbucker. Pickup-Bobbins, die Knöpfe der jeweils generellen Volumeund Tone-Regler, sowie der Switch Tip leuchten wie in alten Zeiten in einem aggressiven Neongrün, welches sich in den Dot Inlays und im Ibanez-Schriftzug auf der schwarzen Kopflattenfront spiegelt – klare optische Linie, keine Frage. Die Mensur misst 648 mm; die Hardware kommt in Cosmo Black. Die Gitarre wurde in Indonesien klaglos sauber gebaut und kam perfekt eingestellt zum Test. p r a x i s Klar ist das ein Surfboard von Hals, dennoch schlägt sich das im Gewicht von lediglich 3,5 kg kaum nieder. Ob man sie sich nun sitzend oder stehend vorknöpft, die UV70P erweist sich in allen Belangen als komfortabel und sämtliche Positionen des Griffbretts sind bestens zu erreichen. Das allgemeine Tonverhalten ist geprägt von der festen Konstruktion mit viel Halsmasse und nicht zuletzt auch von dem großflächigen Edge-Zero-II-7-Vibrato-System. Das äußert sich in einem etwas kühlen Tonambiente, wenngleich das Schwingverhalten durchaus zu gefallen weiß und lediglich auf den tiefen Saiten das leicht träge Tracking-Verhalten wie immer etwas gewöhnungsbedürftig ist. Der Anschlag kommt mit markan- Funktionstüchtig und handfreundlich: das Edge Zero II-7 Vibrato-System tem Akzent zum Ohr, die Saitentrennung ist klar, das Mehrklangverhalten harmonisch. Dazu brummt das ten Sounds an den Start, die man fast schon ganze Instrument schön grimmig am wieder klassisch nennen könnte. Dank der Bauch, wenn wir die tiefen Saiten mit kraftguten Saitentrennung haben auch die tiefe vollem Anschlag bedienen. Um den fünften E- und H-Saite ein sauberes ArtikulationsBund herum schnarren die Saiten zwar vermögen und im Akkord bestätigt sich leicht, aber warten wir einmal ab, ob das im der Eindruck von Ausgleich und Harmonie, elektrischen Betrieb überhaupt eine Rolle den wir schon akustisch beobachten spielt. konnten. Am Amp, und dieses Steve-Vai-Modell verDie Blaze-Pickups von DiMarzio sind in ihren langt nach einem kraftvollen Vertreter seiWiedergabeeigenschaften natürlich speziell ner Art, kommt das Instrument mit markanauf den 7-saitigen Sound ausgerichtet, was Ibanez UV70P-BK F_Ibanez UV70P-BK F 03.05.13 08:49 Seite 106 Übersicht eine differierende Betonung von Frequenzen zur Folge hat. So erhalten die Mitten grundsätzlich etwas weniger Betonung, der Bass soll konturiert kraftvoll, aber nicht so fett wie eine Tuba kommen und die Höhen bekommen einen ordentlichen Schub. Alles ist auf die präsente, kraftvolle Tonübertragung ohne Modder im Bassbereich ausgerichtet. Der Humbucker am Hals misst zwar einen elektrischen Widerstand von gut 14 kOhm, was aber nicht mit besonders hohem Output gleichzusetzen ist. Er vermittelt ein gut gewogenes Klangbild, das auch im Klarklang immer stramm und harmonisch bestens durchzeichnet erscheint. Er kann sogar Jazz, es sei denn, man gibt Gas und schickt ihn in den Overdrive-Suizid. Pustekuchen, so schnell bringt man den nicht um, eher bringt er dich um mit einem ultrafetten Sound in High-Gain-Positionen, dass dir die Hosenbeine nur so flattern. Allerdings, und das ist als relative Aussage zu werten, ist er im Verband der konturschwächere Kollege. Um das in Erfahrung zu bringen, schalten wir erst einmal wieder zurück auf Clean und gehen über in leichte Konversation mit dem Kollegen am Steg. Der lallt oder nuschelt im Klarklang nun keineswegs Unverständliches, wie so mancher übertrieben aufgeputschte Testosteron-Kollege aus der HighOutput-Fraktion, dem dann oft außer Muskelspiel auch nichts weiter abzugewinnen ist. Erstaunlich sogar, wie gut sich dagegen das Blaze Bridge Model auch in klaren Verstärkereinstellungen schlägt. Breit aufgelöst überzeugen harmonisch stimmige Sounds, die zwar wenig Wärme, dafür aber eine perlend offene Darstellung bieten. Zentrales Kerngeschäft bleibt dem Bridge Blaze aber die viel berufene Wall of Sound, locker auf- 106 701 zurichten mit einem potenten Verstärker, der in der Lage ist, den satten Tieftonbereich auch adäquat zu verstärken. Den einmal vorausgesetzt, ist Heavy Riffing, und alles was der Gitarrenbass sonst noch unterhalb der Gürtellinie treffsicher platzieren will, ausgesprochen druckvoll in Szene zu setzen – Aua! Der Blaze-Pickup in der Mittelposition ist ebenfalls auf bemerkenswerte Klarheit ausgelegt. Er liefert stramm knorpelige Singlecoil-Sounds, die für sich allein schon absolut gesunde Kontur anbieten, ist auf der anderen Seite aber auch effektiver Partner für eine Zusammenschaltung mit den jeweils inneren Spulen der Außenborder in den Schaltpositionen 2 und 4. Mit versetztem Akzent liefern diese Stellungen ebenfalls effektive Kehl-Sounds, die vor Präsenz und Durchsetzungsfreude nur so herausplatzen. Das leichte Rappeln der mittleren Saiten um den fünften Bund herum spielt übrigens am Amp überhaupt keine Rolle mehr, ist also vernachlässigbar und kein Grund für einen Minuspunkt. Die großflächige, frei schwebende VibratoEinheit saugt vielleicht etwas vom Sound weg, funktioniert aber tadellos und gibt der Gitarre ein größeres Ausdruckspotential. Das ist wie es ist und hat, wenn man so will, durchaus auch einen eigenen Klangaspekt zu bieten. Zu loben gilt es schlussendlich auch noch die problemlose Handhabung. r e s ü m e e Dem Steve-Vai-Signature-Modell merkt man seine prägende Kraft auch heute noch an. Die 7-saitigen Gitarren aus der UniverseReihe schafften Grundlagen, die bis heute gültig sind und an denen sich NachfolgeDesigns messen lassen müssen. Die aktuelle UV70P präsentiert sich immer noch frisch und frech, vor allem aber punktet sie mit besten Spieleigenschaften und einer Klangpalette, die in allen Positionen absolut brauchbare, was sag ich, maßgebliche Sounds von hoher Qualität abliefert. Schnell ist man warm mit diesem gut geschnittenen 7-Saiter Hals, der, je länger gespielt, desto mehr Spaß vermittelt. Da nun der Preis für dieses Hochleistungsinstrument auch noch sehr fair erscheint, kann der Daumen nur nach oben gehen: viel Gitarre fürs Geld, nicht nur der 7ten Saite wegen! n Plus Plus Variable Klangausstattung dank gut gestaffelter Pickups mit effektiver Verschaltung Fabrikat: Ibanez Modell: Steve Vai UV70P-BK Typ: Siebensaitige Solidbody-EGitarre Herkunftsland: Indonesien Mechaniken: Ibanez, gekapselt Hals: Wizard-7, 5-Piece, Ahorn/Walnuss Sattel: Klemmsattel Griffbrett: Palisander, nicht eingefasst, grüne Dot Inlays Radius: 400 mm Halsform: satt-breites D-Profil Halsbreite: Sattel 48,2 mm; XII. 61,2 mm Halsdicke: I. 19,3 mm; V. 20,0 mm; XII. 21,2 mm Bünde: 24, Jumbo Mensur: 648 mm Korpus: American Basswood (Linde) Oberflächen: Black Schlagbrett: dreilagig, schwarz/grün/schwarz Tonabnehmer: DiMarzio Blaze Pickups, HSH-Konfiguration (Neck PU 14,2 kOhm; Mid PU 13,5 kOhm ; Bridge PU 19,0 kOhm) Bedienfeld: 1× Volume, 1× Tone, 1× Fünfweg-Pickup-Schalter Steg: Edge Zero II-7 Tremolo Hardware: Cosmo Black Gewicht: 3,5 kg Lefthand-Option: nein Vertrieb: Meinl Distribution 91468 Gutenstetten www.meinldistribution.eu www.ibanez.de/storefinder Zubehör: Premium Softcase, Multitool Preis: ca. € 1359 • grundlegendes Design • stimmige Optik • Ergonomie • Pickups • Sounds • Hals/Spieleigenschaften • Verarbeitung • Preis/Leistung 06.13 gitarre & bass