Sklavenarbeit im Salzbergwerk – KZ
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Sklavenarbeit im Salzbergwerk – KZ
Sklavenarbeit im Salzbergwerk – KZ-Häftlinge in der Rüstungsindustrie (KZ-Lager Bad Friedrichshall-Kochendorf) (Ulrich Maier, Justinus-Kerner-Gymnasium Weinsberg) Stundenschwerpunkt Im Mittelpunkt der Unterrichtsstunde stehen die Arbeitsbedingungen der KZ-Häftlinge und die Begegnung mit den Einwohnern, die sich als Augenzeugen noch heute erinnern. Bearbeitungsvorschläge - Lest den Text M1 und überlegt, weshalb in einem Salzbergwerk eine Rüstungsfabrik eingerichtet wurde! - Beschreibt die Darstellung der Augenzeugin auf dem Bild M2. Vergleicht damit die Erinnerung der Augenzeugin in M3! - Diskutiert das Verhalten der Frau und des russischen Häftlings in M3! - Vergleicht damit, wie sich die SS-Leute gegenüber den Häftlingen verhalten haben! (M4) - Versetzt euch in die Lage der russischen Gefangenen (M5) und verfasst einen Tagebucheintrag am Tag nach einem der von ihr geschilderten Luftangriffe! - Überlegt, welche Zusammenhänge bestehen zwischen der Behandlung der KZHäftlinge und der Ideologie der Nationalsozialisten! Weiterführende Aufgaben und Projektideen - Die Schüler erkunden, welche Konzentrationslager sich in ihrer Region befanden, wie sie organisiert waren und welche Rolle sie in der Kriegswirtschaft spielten. - Sie untersuchen, woher die KZ-Häftlinge kamen, weshalb sie eingesperrt wurden und erkunden Einzelschicksale von KZ-Häftlingen. - Sie suchen vor Ort nach Spuren, die heute an die Konzentrationslager erinnern. - Sie forschen in Archiven nach Dokumenten, die über Lebens- und Arbeitsbedingungen der KZ-Häftlinge Auskunft geben. - Sie befragen Zeitzeugen nach ihren Erinnerungen und nehmen Kontakt mit noch bestehenden Firmen der Region auf, die damals KZ-Häftlinge beschäftigt hatten. - Sie diskutieren, welche Konsequenzen sich aus dem Unrecht ergeben, das den KZHäftlingen angetan wurde. Kurzkommentar: Die Quellenlage zum Thema ist gut, auch die Zugänge sind über Gedenkstätten, örtliche Initiativen und Arbeitsgruppen in der Regel erschlossen. Für eine Zeitzeugenbefragung müssten die Schüler mit Problemen und besonderen Vorgehensweisen der Oral History vertraut gemacht werden. Unter Anleitung können Schüler auch ein gut sortiertes Archiv nutzen. Als Vorwissen sollten die Schüler Kenntnisse der Geschichte des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges mitbringen. Wie ein Netz zogen sich die Außenkommandos der Konzentrationslager über die einzelnen Regionen Deutschlands. Das Lager in Kochendorf war dem Konzentrationslager NatzweilerStruthof im Elsass zugeordnet. Es kann als exemplarisch für viele solcher Lager angesehen werden. Hier wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Hunderte KZ-Häftlinge Opfer des Rüstungswahnsinns der Nationalsozialisten. Im Lager befanden sich ungarische, polnische und jugoslawische Juden, Franzosen, Belgier, Holländer, Luxemburger, Polen, Russen, Tschechen und Deutsche. Unter Tage waren Rüstungsbetriebe aus der Region untergebracht, aber auch Niederlassungen von Großbetrieben wie den Mannheimer Motorenwerken oder der Firma Heinkel, für deren Düsenjäger Strahltriebwerke im Salzbergwerk gebaut wurden. Nach dem Programm „Vernichtung durch Arbeit“ wurden die KZ-Häftlinge unter mörderischen Arbeitsbedingungen ausgebeutet. Literatur Klaus Riexinger, Detlef Ernst, Vernichtung durch Arbeit – Rüstung im Bergwerk. Die Geschichte des Konzentrationslagers Kochendorf – Außenkommando des KZ NatzweilerStruthof, Tübingen 2003 Heinz Risel, KZ in Heilbronn, Das SS-Arbeitslager Steinbock in Neckargartach, Heilbronn 1987 Herwart Vorländer, Nationalsozialistische Konzentrationslager im Dienst der totalen Kriegführung, Stuttgart 1987 Materialien M1 Rüstungsfabriken unter der Erde „Im Februar 1944 fanden die Angriffe alliierter Bomberverbände auf die deutschen Luftwaffenunternehmen ihren vorläufigen Höhepunkt. Sechs Tage hintereinander entluden US-Flugzeuge ihre Bomben über Rüstungszentren, mit einer verheerenden Wirkung. [û] Aus diesem Grund hatte Reichsmarschall Hermann Göring [û] eine Beteiligung von KZHäftlingen von Reichsführer SS Heinrich Himmler gefordert: „Gerade hierbei lassen sich KZSträflinge arbeitsmäßig und lagermäßig besonders gut zusammenfassen.“ Wenig später lag Himmlers Antwort vor: „Hochverehrter Herr Reichsmarschall! Wir werden uns mit allen nur möglichen Kräften an der Verlegung der Industrie unter der Erde und an den Fabrikationen selbst beteiligen.“ [û] Vor diesem Hintergrund geschah der Ausbau des Bergwerks Kochendorf zur Rüstungsfabrik zwischen Januar 1944 und März 1945.“ Klaus Riexinger, Detlef Ernst, Vernichtung durch Arbeit - Rüstung im Bergwerk, Tübingen 2003, S. 78 f. M2 KZ-Häftlinge auf dem Weg durch Kochendorf zum Salzbergwerk Zeichnung der Augenzeugin Marga Renz, in: Volker Baum u.a., KZ Kochendorf: Vernichtung durch Arbeit, Bad Friedrichshall, 1993 M3 Eine Augenzeugin erinnert sich: „Ich wohnte im Herbst 1944 in der Bergstraße. Vor unserem Haus habe ich jeden Morgen um 5.30 Uhr gesehen, wie die SS eine große Gruppe Männer in gestreiften Kitteln die Bahnhofstraße hochtrieb. Und die waren ja so ausgehungert. In der Saline und auch bei den Bauern arbeiteten sie. Ein russischer Häftling, der in der Landwirtschaft arbeiten musste, konnte sehr gut Deutsch. Er war so dürr. Ich gab ihm Kartoffelschalen zu essen und er fragte mich: „Wissen Sie denn nicht, dass die SS Sie vielleicht erschießt, wenn sie das erfährt?“ Volker Baum u.a., KZ Kochendorf: Vernichtung durch Arbeit, Bad Friedrichshall, 1993, S. 44. M4 Der polnische Häftling Jerczy Kubicki beschreibt die Ankunft unter Tage: „Endlich hält der Fahrstuhl und wir steigen aus. Hier fällt gleich der Knüppel des SS-Manns auf uns herunter, auf uns, die noch nicht an die Dunkelheit des Bergwerks gewöhnt sind. er ist ärgerlich, weil er als Erster heruntergefahren ist und jetzt auf die ganze Gruppe warten muss; seinen Ärger lässt er an uns aus, indem er mit dem Knüppel um sich schlägt. So wird es nun jeden Tag sein: Wer mit dem ersten Aufzug herunterfährt, bleibt von den Schlägen verschont, aber wer als Letzter herunterkommt, erhält erst seine Portion, denn jeder der SSMänner, die die Gefangenen in die Tiefe des Bergwerks bringen, bekommen eine Gruppe zugeteilt.“ Heinz Risel, KZ in Heilbronn, Heilbronn 1987, S. 136 M5 Die damals zwanzigjährige russische Gefangene Antonia Ullrich über die Arbeitsbedingungen im Salzbergwerk Kochendorf: „Unsere Abteilung war unterirdisch im Salzbergwerg untergebracht. Die wertvolleren Maschinen von MWM (Motorenwerke Mannheim) und von anderen Betrieben und anderen Städten waren dort aufgestellt. [û]Von der Arbeit erinnere ich mich noch, wie schlimm es war, wenn Fliegeralarm war und das Licht ausging, da tief unter der Erde. Wenn du morgens runtergefahren bist, hast du dir gesagt: da kommst du nicht mehr raus! – Und das Salz! Überall! Ich habe gesagt: ich esse nie mehr Salz. Das hatten die vorher im Stollen abgebaut. Überall gab es solchen Salzstaub, im Gesicht, auf den Lippen!“ Klaus Riexinger, Detlef Ernst, Vernichtung durch Arbeit - Rüstung im Bergwerk, Tübingen 2003, S.133 f.