Staatliches Studienseminar für das Lehramt an
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Staatliches Studienseminar für das Lehramt an
Staatliches Studienseminar für das Lehramt an Grundschulen Simmern KOMMUNIKATION 1. Was ist Kommunikation ? Ursprung: lat.: ‚communicatio’ = Mitteilung, Verbindung Kommunikation: soziale Wechselwirkung zwischen Partnern (‚Sender und Empfänger’), die verbale und nonverbale Informationen austauschen. KLIPPERT unterscheidet darüber hinaus monologische und dialogische Sprechakte. (KLIPPERT,H.: Kommunikationstraining 1995, S. 18) 2. Kommunikationsmodelle 2.1 Grundmodell der Kommunikation Sender besitzt Autorität, Glaubwürdigkeit, Vertrauenswürdigkeit Botschaft muss dekodierbar sein Empfänger Bereitschaft zum Zuhören Kompetenz zum Verstehen verbaler und nonverbaler Zeichen 2.2 Die vier Kommunikationsebenen nach F. Schulz v. Thun Jede kommunikative Äußerung hat vier psychologisch bedeutsame Aspekte: Inhalt Worüber ich informiere Selbstoffenbarung Was ich von mir preisgebe Botschaft Beziehung Wie wir zueinander stehen Appell Wozu ich dich veranlassen möchte Diese vier Aspekte machen Kommunikation störanfällig. Bedeutung des aktiven Zuhörens. 2.3 Eisbergmodell nach Freud von Ruch und Zimbardo Die bewussten Aspekte der Kommunikation gleichen der Spitze des Eisbergs, die aus dem Wasser ragt, z.B. Zahlen, Daten, Fakten, Wünsche, Gedanken, Gefühle. Verborgen sind die sehr viel gewichtigeren vorbewussten und unbewussten Aspekte, z. B. Ängste, verdrängte Konflikte, Persönlichkeitsmerkmale, psycho-sexuelle Entwicklung, Traumata, Erbanlagen und Instinkte. ARNOLD und SCHÜSSLER weisen das rezeptive Lernen im Frontal-Unterricht der bewussten Spitze zu. Ganzheitliches Lernen, das auch die vor- und unbewussten Aspekte erfasse, sei nur bei selbstgesteuertem Lernen möglich. (ARNOLD, R./SCHÜSSLER, I.: Wandel der Lernkulturen, 98, S. 11) Beim Austausch von Mitteilungen zweier Individuen spielen folgende Komponenten eine Rolle: Wer (Kommunikator, Sender) sagt was (Nachricht, Kommunikation, Botschaft, Mitteilung, Information) zu wem (Kommunikant, Empfänger, Adressat) womit (Zeichen, Signal, verbale/nonverbale Kommunikation, Ausdruck) durch welches Medium (Kanal, Modalität) mit welcher Absicht (Intention, Motivation, Ziel) mit welchem Effekt (Eindruck, Informationsverarbeitung) (Rosenbusch: Körpersprache und Pädagogik: Das Handbuch, 2004, S.13) 3. Verbale und nonverbale Kommunikation: (Klippert, Heinz: Kommunikationstraining: Übungsbausteine für den Unterricht; 2001) Bei der nonverbalen Kommunikation sind besonders Inhalt der Mitteilung, die Absicht, der Ausdruck und der Eindruck kritisch zu betrachten, da anders als für die Sprache, der Inhalt einer nonverbalen Botschaft nicht immer richtig gedeutet werden kann. Jede zwischenmenschliche Botschaft hat sowohl einen inhaltlichen als auch einen Beziehungsaspekt. Watzlawick fasst es in einem kurzen Satz zusammen: Wir können nicht nicht kommunizieren!“ Selbst die Botschaft: „Ich will mit dir nicht kommunizieren“, ist eine Botschaft und zugleich Kommunikation. 4. Bedeutung von Kommunikation in der Schule Die Kommunikation in der Schule, insbesondere im Unterricht unterscheidet sich von der Alltagskommunikation insofern, als der Lehrende mit ihr die Intention des Belehrens verbindet, einen Wissensvorsprung hat und Leistungen beurteilt und bewertet. Dadurch wird die Beziehungsebene zwischen dem Lehrenden und den Lernenden asymmetrisch. Die Lernenden nehmen den Appell, etwas lernen zu sollen bzw. zu müssen als durchgängige (Leistungs-)Anforderung des Systems Schule wahr, erleben sich als unzulänglich und (aus-)bildungsbedürftig, verstellen sich und entwickeln Imponier- und Fassadentechniken zur Selbstverbergung, um gute Beurteilungen zu bekommen. Das Gelingen der Kommunikation in der Schule hängt deshalb in hohem Maße von der Schul- und Lernkultur, der Lehrerpersönlichkeit (Vorbild) und der Klassenzusammensetzung ab. 5. Problemfelder und Gelingensfaktoren der Kommunikation in der Schule Problemfelder Sitzordnung/Sitzhaltung/Blickrichtung Unfähigkeit, eindeutige Ich-Aussagen zu formulieren (Mangel an Authentizität bei Lehrenden und Lernenden), Interpretationsneigung (selektives Hören auf der Beziehungsseite), Vorurteile und Projektionen, Missverständnisse, Beziehungsverstrickungen, Unhöflichkeit, abwertende Signale der Körpersprache, Abwehr von Appellen, „Killerphrasen“ Angst vor Selbstoffenbarung, Unverständlichkeit der Sachinformation, Entmutigung durch Zurückweisen oder Ignorieren, Misstrauen, Funktionalisierung von Achtung und Wertschätzung Gelingensfaktoren Zugewandtheit Aktives Zuhören Fähigkeit, eindeutige Ich-Botschaften zu formulieren, Ansprechen der gefühlten, beobachteten „Störungen“, Bemühung um Klärung auf der Sach-bzw. Beziehungsebene, Klärung der Lehrer-Schüler-Rolle, Balance zwischen Nähe und Distanz, Nutzung von Redewendungen Einsatz von Regeln, Ritualen, Höflichkeit, Vermeidung von „Killerphrasen“, Nachfrage-Kultur (häufige Rückkopplungen und Feedback), das Gefühl, der Urheber der eigenen Handlungen zu sein, Selbstwirksamkeits-Erleben Empathie, gegenseitiges Vertrauen, echte Achtung und Wertschätzung, Ehrlichkeit 6. Kommunikationstraining 6.1 5-Stufen-Modell der Kommunikationsschulung nach Klippert: Nachdenken über Kommunikation (propädeutische Übungen) Übungen zur Förderung des freien Sprechens und Erzählens Miteinander reden – Das kleine 1X1 der Gesprächsführung Überzeugend Argumentieren und Vortragen Komplexere Kommunikations- und Interaktionsspiele 6.2 Bausteine des Kommunikationstrainings nach Loch et. al. Strategien in der Primarstufe: Dem Gesprächspartner zuhören Gespräche in der Gruppe und im Klassenverband führen Gespräche ziel-, themen- und ergebnisorientiert führen Botschaften bewusst mit allen Sinnen ausdrücken, vermitteln, erkennen, aufnehmen Strategien in der Sekundarstufe: Gespräche in der Gruppe und im Klassenverband führen Dem Gesprächspartner zuhören Gespräch ziel- themen- und ergebnisorientiert führen Kommunikation ist die Basis jeden Lernens. Viele Schulen befassen sich in ihrem Qualitätsprogramm damit. Zu beachten sind diesbezüglich auch die Standards der einzelnen Fächer sowie die Lehr- und Rahmenpläne, insbesondere des Faches Deutsch. 7. Literatur ARNOLD, R. u. SCHÜSSLER, I.: Wandel der Lernkulturen. – Darmstadt: WBG 1998 BÖTTCHER, W. und LINDART, M.: Schlüsselqualifiziert. Schüler entwickeln personale und soziale Kompetenzen. – Weinheim u. Basel: Beltz 2009 GORDON, T.: Lehrer-Schüler-Konferenz. – Heyne TB., 1997 LOCH et. al.: Soziales Lernen und Methodenlernen, Bd. 1, 1995 (Eigenverlag, Am Kehr 18, 56330 Kobern-Gondorf) KLIPPERT, H.: Kommunikationstraining. – Weinheim 1995 PATRZEK; A: Wer das Sagen hat, sollte reden können. – Paderborn: Junfermann, 2008 ROSENBERG, M. B.: Erziehung, die das Leben bereichert. – Gewaltfreie Kommunikation im Schulalltag. – Paderborn: Junfermann, 2007 ROSENBUSCH HEINZ S.: Körpersprache und Pädagogik: Das Handbuch; Schneider Verlag; Baltmannsweiler; 2004 SCHULZ von THUN, F.: Miteinander reden, Störungen und Klärungen Bd. 1. – Hamburg 1981 WATZLAWICK, P.et al.: Menschliche Kommunikation. – Bern-Stuttgart, Wien1971 (2)