redaktionsbeilage zum stadtjubiläum
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redaktionsbeilage zum stadtjubiläum
REDAKTIONSBEILAGE ZUM STADTJUBILÄUM AUSGABE VOM 24. JANUAR 2007 2 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 766 Im „Codex Laureshamensis“, der Urkundensammlung des Klosters Lorsch, wird „Mannenheim“ im Zusammenhang mit einer Schenkung erstmals erwähnt. Der Ortsname leitet sich – wie bei vielen fränkischen Gründungen – von einer Person her (Heim des Manno; „Manno“ ist vermutlich eine Kurzform von Hartmannn oder Hermann). Bis 899 gehen mehr als 40 Besitztitel im Dorf Mannheim an das Lorscher Kloster. Der Gesamtumfang wird auf ca. 620 Morgen Land (206 ha) geschätzt. 28 Männer, neun Frauen sowie sechs Ehepaare sind namentlich als Stifter bekannt. 1606 Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz legt den Grundstein zum Bau der Festung Friedrichsburg. Das gitterförmige Straßennetz für die mit der Festung verbundene, neu geplante Bürgerstadt ist bis heute erhalten geblieben. Die Baublöcke von ungefähr gleicher Größe werden „Quadrate“ genannt. Darauf ist die Bezeichnung „Quadratestadt“ zurückzuführen. Sie sind bis zum Beginn des 30-jährigen Kriegs 1618 jedoch nur teilweise bebaut. 1607 Kurfürst Friedrich IV. stellt erste Stadtprivilegien aus. Sie werden in vier Sprachen (deutsch, lateinisch, französisch, niederländisch) gedruckt, um Zuwanderer aus ganz Europa anzuziehen. Mit dem Namen Mannheim lebt der alte Dorfname fort; auch stellt die vormalige Dorfbewohnerschaft sowohl die zahlenmäßige Mehrheit wie auch die Führung im Rat. Bis 1618 steigt die Einwohnerzahl lediglich um rund ein Drittel auf höchstens 1500. 1613 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 „Ich werde Mannheim immer lieben“ Eine ganz persönliche Hommage von Filmproduzent Nico Hofmann an die Quadratestadt annheim wird 400 Jahre alt. Das ist noch kein Alter für eine Stadt, und daher möchte ich meiner Heimatstadt lieber dazu gratulieren, dass sie 400 Jahre jung ist! Ich wünsche Mannheim eine gute Zukunft, ich wünsche der Stadt die Kraft und die Klugheit, ihre großartigen Potentiale voll auszuschöpfen und zu zeigen, was Mannheim kann. Auch als Wahl-Berliner verfolge ich die Vorgänge in Mannheim aufmerksam, zumal meine Mutter Ulla Hofmann hier lebt. Mein Leben und mein beruflicher Werdegang sind eng mit unserer Stadt verknüpft. Mein allererster Film, aufgenommen mit einer Super-8-Kamera nach einem Text aus dem Lesebuch, entstand in der Quinta c des Moll-Gymnasiums – „Kapitän Frisell operiert“ wurde 1971 in einem Beiprogramm der Internationalen Filmwoche Mannheim gezeigt als Beispiel dafür, dass auch Elfjährige mit diesem Medium arbeiten können. Was wären die Filme gewesen, die ich als Heranwachsender gedreht habe, ohne die brillanten Schauspieler des Nationaltheaters wie Gabriele Badura, Adi Laimböck, Rosemarie Reimann und viele ten aus dem Fundus des Nationaltheaters. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass Spaziergänger aus Terroristenfurcht – es war die Zeit der Ermordung Schleyers und Herrhausens – die Polizei alarmieren würden. Als ein Polizeihubschrauber neben uns landete, war der von langer Hand vorbereitete Dreh minutenschnell beendet. Dass der „Mannheimer Morgen“ darüber schmunzelnd einen Bericht schrieb „Wildweststory geriet zur Krimi-Komödie – Hubschrauber und Streifenwagen jagen Trapper auf der Reiss-Insel“ hat mich damals wenig getröstet. Die Kostüme und Requisiten für meine ersten Filme konnte ich beim Nationaltheater und seinem Verwaltungsdirektor Hannes Maier ausleihen. Als ich dann Student der Filmhochschule München geworden war und wieder beim Nationaltheater anklopfte, meinte der Intendant Petersen, jetzt allmählich könnte ich für die Ausleihung ja auch mal etwas bezahlen … (was aber nicht geschah.) Das alles vergisst man nicht. Ich liebe Mannheim noch immer und werde es immer lieben. Ich bin Mannheimer, ich bin Pfälzer, und ich denke nicht daran, die Dialektfärbung meiner Aussprache abzustreifen. Mich ärgert nur, wenn man in Norddeutschland meint, ich sei Frankfurter oder, noch schlimmer, Schwabe. Kino in der Garage des Elternhauses „Ich hoffe, dass sich ein Aufbruch ankündigt“ andere mehr, die ohne einen Pfennig Gage für mich gespielt haben. Aufgeführt wurden diese Filme in der Garage meines Elternhauses auf dem Lindenhof und später, als dort der Platz nicht mehr reichte, im Gemeindesaal der evangelischen Markuskirche. Meine Mutter hat mir mehr als einmal lachend erzählt, dass sie sich hier einem Chefarzt, dort einem Kommunalpolitiker vorgestellt habe und dass der dann erwiderte: „Ja, erinnern Sie sich denn nicht daran, dass ich beim Nico in der Garage gesessen habe?“ Auf der Reiss-Insel sollte 1976 oder 1977 ein Wild-West-Film entstehen, natürlich mit Genehmigung des Grünflächenamts. Die Spieler waren entsprechend wild kostümiert, die hölzernen Vorderlader stamm- Über die Entwicklung meiner Heimatstadt in den letzten Jahrzehnten bin ich nur partiell glücklich. Mannheim war in meinen Augen schon spannender, lebendiger, großzügiger als heute. Ich hoffe, dass mit der Oberbürgermeisterwahl im Sommer und mit dem zu erwartenden Generationswechsel sich auch ein Aufbruch in der Stadtentwicklung ankündigt. Meine Urgroßeltern und meine Großeltern lebten in der Neckarstadt, meine Mutter ist dort aufgewachsen, und auch meine erste eigene Kleinstwohnung in Studentenzeiten wie auch die meiner Schwester Simone lag dort. Vor allem der Neckarstadt würde ich eine Aufwertung wünschen! Am Alten Messplatz hat sie ja glücklicherweise begonnen. Von Nico Hofmann M Pfalzgraf Johann von Zweibrücken, Vormund des minderjährigen Kurfürsten Friedrich V., verleiht der Stadt zwei Jahrmärkte auf 1. Mai und 22. September. In dieser Tradition stehen der heutige Maimarkt und die beiden Vergnügungsmessen. 1652 Nico Hofmann ist viel auf Reisen – und deshalb auch häufig auf dem Mannheimer Hauptbahnhof. Das Bild wurde von der Fotografin Nicole Simon für ihren Band „Gesichter Mannheims“ aufgenommen, der am 10. Februar erscheint. Die von Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz verliehenen neuen Privilegien begründen eine Stadtverfassung. Unter maßgeblicher Beteiligung französischer, wallonischer und flämischer Kolonisten wird Mannheim wieder aufgebaut. 1679 Der wallonische Bierbrauer Jean de Chèsne (Chaine) erhält die Konzession zur Führung der Brauerei und Schankwirtschaft „Zum Aichbaum“ im heutigen Quadrat Q 5. 1685 Philipp Wilhelm aus der katholischen Linie der Pfalzgrafen zu Neuburg tritt die Erbfolge als Kurfürst von der Pfalz an. Durch die Gleichberechtigung der christlichen Konfessionen gelangen Katholiken in den Stadtrat. Zur Person Nico Hofmann Der 1959 in Heidelberg geborene Nico Hofmann wurde bekannt als Filmregisseur, hat sich seit seinem „Solo für Klarinette“ (1998) aber ganz aufs Produzieren verlegt. Der in Mannheim Aufgewachsene begann seine berufliche Laufbahn mit einem Volontariat beim „Mannheimer Morgen“ und wechselte dann zum Studium an die Münchner Filmhochschule. Der Durchbruch gelang dem Regisseur und Autor 1987 mit seinem international preisgekrönten ersten Kinofilm „Land der Väter, Land der Söhne“. Erfolgreich war er außerdem mit der Bernhard-Schlink-Verfilmung „Der Tod kam als Freund“ (1990) und dem Fernsehfilm „Der Sandmann“ (1995). Vor fünf Jahren bot die Ufa Hofmann, der auch als Professor für Regie an der Filmakademie in Ludwigsburg lehrt, die Möglichkeit zur Gründung einer Produktionsfirma. Seine Firma teamWorx beschäftigt an den Standorten Berlin, Köln, München, Leipzig, Ludwigsburg und Potsdam über 30 Mitarbeiter. Erfolgreiche TV-Produktionen von teamWorx sind etwa der TV-Zweiteiler „Der Tunnel“, „Stauffenberg“ und „Dresden“. Derzeit arbeitet Hofmann an einem Projekt über Helmut Kohl. tog . . . ist für mich eine Stadt mit einem guten Schulangebot, herausragenden Hochschulen und einer breit diversifizierten Wirtschaft. Die landschaftliche Schönheit der Region, ihr reiches historisches Erbe sowie das vielfältige und hochwertige Kulturangebot machen das Leben hier ebenso angenehm wie es das Naturell Manfred Fuchs der Kurpfälzer und die „menschliche“ Dimension Mannheims tun: keine Provinzstadt und keine gesichtslose „Mega-Stadt“. ❋ Dr. Manfred Fuchs, Hauptaktionär des Fuchs-Petrolub-Konzerns Qualität und Tradition 400 Jahre Mannheim, davon 125 Jahre mit Koffer Weber Wir gratulieren! P 6, 22 · Telefon (06 21) 15 90 50 www.mein-koffer-shop.de Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 STADTJUBILÄUM 2007 3 Tief, breit und sinnlich Für Mundart-Poet Schwöbel ist „unser Schbrooch“ das echte Wahr-Zeichen den wir die Quadrate abschaffen oder das Schloss abreißen. Zu Unrecht gilt die Hochsprache als intellektuell und die Muttersprache stattdesannheims Wahrzeichen ist der sen als provinziell. Als Team sind sie sensaWasserturm. Das weiß jedes Kind tionell. Denken wir nur daran, dass es für in der Kurpfalz. Für den Mund- einen Friedrich Schiller – dessen Räuber in art-Poet mit Professorentitel ist hingegen Mannheim eine grandiose Uraufführung die „Schbrooch“ das eigentliche Wahr– erlebten – selbstverständlich war, seine Zeichen – im Sinne eines Alleinstellungs- Dramen zwar in Schriftsprache zu Papier merkmals, wie Marketingexperten neu- zu bringen, aber in seiner vertrauten deutsch zu sagen pflegen. Ob Barock- (schwäbischen) Mundart vorzulesen. Drum schloss, Wasserturm oder Nationaltheater hat Bloomaul Hans-Peter Schwöbel seine – als Mannheim vor 400 Jahren gegründet Hommage an Mannheim sozusagen „zweiwurde, waren sie noch in weiter Ferne. sprachig“ verfasst: „Den Strom wollen wir feiern und den „Aber unsere Mundart, die gab es, und sie war damals schon über Jahrhunderte ge- Fluss. In ihren Armen wiegen wollen wir wachsen“, erklärt der Sozialwissenschaft- uns wie seit Jahrhunderten. Die Ebene, in der wir leben wie ler und Lehrdozent am Grunde eines Hans-Peter SchwöMeeres, wollen wir bel, der sich seit Vokale füllen den ganzen Mund, feiern, und die Jahrzehnten als Schriftsteller und Konsonanten zischen auf der Zunge dunklen Berge an ihren Ufern. Wir Kabarettist mit dem wollen das Licht Mannheimer Diafeiern, das am Morlekt beschäftigt, – der „tief, breit, sinnlich, guttural, nasal“ gen aus den Tälern des Odenwaldes in die über die Lippen und vor allem aus dem Stadt fließt. Wir wollen den Wein feiern, Herzen kommt. Schwöbel sinniert: Wie fri- der die Osthänge der Haardt leuchten lässt. sches Bier und kühler Wein nach einer Die Quadrate wollen wir feiern, das Wanderung zischen die Konsonanten auf Schloss, die Filsbach, den Jungbusch, die der Zunge, füllen die Vokale den ganzen Neckarstadt, den Waldhof, die Rheinau, Mund. den Hafen, die Synagoge im Herzen der Von unserem Redaktionsmitglied Waltraud Kirsch-Mayer M Mit Mannheim jubiliert ein Multi-Kulti Dialekt, der von Völkerwanderungen geprägt ist. Da Rhein und Neckar nicht nur Handelsbeziehungen befördert haben, war in unserer Region auch verbal alles im Fluss. In Zeiten der Globalisierung – in der die Menschen heute hier, morgen dort sind – drohen regionale Dialekte vom Winde verweht zu werden. Vor allem in Großstädten. Schwöbel setzt diese Entwicklung mit dem Artensterben in der Natur gleich. Drum wünscht er Mannheim das Geburstagsgelöbnis: „Wir werden unseren Kindern und Enkeln und allen, die Wohnung nehmen in unserer Stadt, unsa Muddaschbrooch vortanzen, vorsingen und vorsprechen, dass sie ihnen unter die Haut gehen wird. Auf dass sie weiterlebt. 400 Jahre und mehr.“ Denn unser Mannemerisch mit dem speziellen Blues als Sprechmelodie versiegen zu lassen, wäre etwa so, als wür- schdeig ma de Buggl nuff, grie un bloo, frooch misch nädd, Kärweschlumbl, rachdada, die gonz Bloos, gugg ämool, Schobbe bärschde, Worschd un Dorschd, Schnuud un Schobbe, Färz im Kobb un Färz mid Grigge, flenne, groine, Ongschd, weeß de Deifl, fresch wie Rotz, isch free misch druff, Schdrooßekonnl, allaa donn ...“ Stadt, die Jesuitenkirche, die Christuskirche, die Moscheen und den Frieden, der zwischen ihnen wohnt. Am Wasserturm wollen wir tanzen, schunkeln und Fahnen schwingen. In den Parks wollen wir im Sonnenschein baden. Die Menschen wollen wir feiern: Die da waren und geschaffen haben, worin wir leben: Mannheim. Die da sind, nämlich uns selbst, und die da sein werden, denen wir das Haus bereiten: Mannheim. Die Sprache wollen wir feiern und ihren Klang: Allaa, hea, Muddaschbrooch, dahääm, mach kä Bosse, drääme, donze, schdromble, batsche, babble, schdumbe, Honnebombl un Labbeduddl, Monnem, Gorgl, Schlunz, Blunz, Schnuud, schmuuse, Bleedsinn, Bimbes, Hea ma uff, Bobbele, Ääma, Fleesch, alle Ridd, Bongad, „Wubbwubbwubb, alle Daach Kardofflsubb“ Bekanntlich tragen die Menschen an Rhein und Neckar ihr Herz auf der Zunge – schließlich trinkt ein echtes „Mannemer Bobbele“ mit der Muttermilch auch gleich „Babbelwasser“. Von wegen „Quasslschdribbe“ seien nur weiblichen Geschlechts! „Mannomeeder“, was für ein „Kees – en durschener“ noch dazu. Ob „Mordsschlaggl“ oder „Labbeduddl“, in den Quadraten ist das „Schlappmaul“ geschlechtsneutral – weil hier die Fähigkeit, jemanden „das Ohr dro und widder weg zu redde“ zur genetischen Grundausstattung gehört. Unsere Mundart, die mit dem Rheinfränkischen anbandelte, ein Verhältnis mit dem Pfälzischen einging, im Jiddischen wie in der Gaunersprache Rot- welsch Begriffe „mobbste“ und auch bei den Franzosen klaute, liebt Übertreibungen. Beispielsweise mit der verstärkenden Vorsilbe „mords“ oder „sau“: Wenn ein Mannheimer „Mordskohldampf“ schiebt oder „Sauhunger“ hat, dann verdrückt er ganze Berge Kadoffle – mal als „Gequellte“, dann wieder als „Gereeeschdene“. Die Liebe zur „Grumbeer“ bekundet ein alter Kindervers: „Mannemer, Mannemer Wubbwubbwubb, alle Daach Kadofflsubb, alle Daach Kadofflbrei, sind die Mannemer glei dabei!“ Das „a“ pflegt der Einheimische mit einem Hauch von „o“ auszusprechen, und deshalb ist es „schnurzegal“, ob von „Mannem“ oder „Monnem“ die Rede ist. Um so etwas wird „kä Ferds“ und schon gar „kä Fissemadende“ gemacht. Ohnehin gilt für alle die Losung: „Mannem vorne!“ Und die „hot ä gloore Gschicht“: Als bei der ersten Eisenbahnlinie Frankfurt und Heidelberg die Schaffner „Mannem hinne!“ riefen – weil nur der hintere Waggon nach Mannheim führte - wurde der Zuruf kess umgekehrt. Deftig, aber liebenswert ist unser „Schbrooch“: Jemanden „de Grumbler noimache“ klingt doch viel anschaulicher als schelten. Und „Gliggerleswasser“ sprudelt Selters ganz schön was vor. Oder das herrliche Wort „verbumbeidelt“ – was für so ziemlich alles steht, das schief geht. Und gegen „puddlnaggisch“ mutet die hochdeutsche Entsprechung geradezu nackt an. wam Denkmal für einen Blumenverkäufer Blumepeter, Bloomaulorden – Beispiele der besonderen Mannheimer Lebensart Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge Einem Verrückten ein Denkmal setzen? Manche halten die Mannheimer deswegen ja für verrückt. Aber tatsächlich steht auf den Kapuzinerplanken seit 40 Jahren die Bronzeskulptur eines Mannes, der ein kauziger, körperlich wie geistig zurückgebliebener Blumenverkäufer war und, als er immer absonderlicher wurde, in die Psychiatrie nach Wiesloch abgeschoben wurde, wo er 1940 auch starb: der Blumepeter. Dass man „so jemand“ ein Denkmal widmet, in seinem Namen noch ein Fest feiert, dazu eine ähnliche Skulptur als Orden verleiht – das ist eine typische Mannheimer Besonderheit, passend zur anderswo eher mit Kopfschütteln quittierten kurpfälzer Lebensart. Der Blumepeter war zu Lebzeiten weder schlau noch sonderlich witzig, und selbst hatte er eh nie etwas zu Lachen höchstens lachte man über ihn. Doch nach seinem Tod hat man ihn immer mehr zum etwa skurrilen, pfiffig-bauernschlauen Mannheimer Original („Kaaf mer ebbes ab“) gemacht, ihm viele Anekdoten und Witze einfach zugeschrieben. Daher war er eben die richtige Symbolfigur, wenn nicht ihm direkt, dann doch der Kurpfälzer Lebensart, der teils etwas aufmüpfigen Lebensphi- losophie, der Schlagfertigkeit, dem manchmal urwüchsig-derben Mutterwitz der Mannheimer an sich ein Denkmal zu setzen, weshalb der „Mannheimer Morgen“ 1966 zu seinem 20. Geburtstag diese Skulptur spendete. Damit war zugleich der Grundstein gelegt für zwei weitere Traditionen. Seit der Einweihung des Denkmals wird jährlich ein Blumepeterfest gefeiert – initiiert und organisiert von der großen Karnevalsgesellschaft Feuerio. Der Erlös kommt über die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ in Not geratenen Mannheimern zugute – und der Erlös ist hoch, weil alle Getränke, das ganze Essen vom Ochs bis zum Kuchen, gespendet werden, alle Künstler ohne Gage auftreten – nur für den guten Zweck. Und dann gibt es in Mannheim noch einen Orden, der offiziell keiner ist – aber der seltener verliehen wird als das Bundesverdienstkreuz und in Mannheim angesehener ist: der Bloomaulorden. Es ist auch eine Bronzefigur vom Blumepeter, eine frechere Variante, die ihr Hinterteil herausstreckt. Gestiftet hat die zwar augenzwinkernd gemeinte, doch längst hoch angesehene Auszeichnung für engagierte Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck tragen, Rainer von Schilling, als er 1970 Fasnachtsprinz war. Hans-Peter Schwöbel: Ein saustarker Babbler, der sich mit Kobb und Schnuud für unsere Mundart einsetzt. Karikatur: Eckert-Stahl 4 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 1689 Im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstören französische Truppen Mannheim. Zu dieser Zeit leben einschließlich der Besatzung der Friedrichsburg hier rund 6500 Menschen. „Im Schloss soll eine Prinzessin wohnen“ Von der Spielwiese bis zum Aufstieg des SV Waldhof in die Bundesliga: Geburtstagswünsche von Mannheimern für ihre Stadt Von unserem Redaktionsmitglied Timo Schmidhuber 1692 Auf dem rechten Neckarufer errichten zurückgekehrte Bürger die Siedlung Neu-Mannheim, die 1697 durch Brand größtenteils vernichtet wird. 1697 Kurfürst Johann Wilhelm fordert zum Wiederaufbau der Stadt auf. Um die geflohenen Bürger zur Rückkehr zu bewegen und neue Zuwanderer anzuziehen, erlässt der Kurfürst 1698 erweiterte Privilegien. G ute Wünsche gehören zu einem Geburtstag wie die Geschenke. Und deshalb haben auch die Mannheimer die unterschiedlichsten Wünsche für ihre Stadt zum 400. Wiegenfest, wie unsere Umfrage zum Jubiläum zeigt. Der eine möchte für seine Stadt, dass das Herschelbad endlich saniert wird – „auch wenn das Millionen kostet“. Der andere hofft, dass seiner Heimatstadt der Wandel vom Industriestandort zum Zentrum für Dienstleistungen und neue Technologien auch weiterhin erfolgreich gelingt – „wir sind auf einem guten Weg“, findet er. Ein Dritter will, dass der alte Erfindergeist in der Stadt wieder auflebt, „und viele nützliche Dinge von Mannheim aus in alle Welt gehen“. Andere wiederum möchten einfach, dass alles so bleibt wie es ist: „Dass die Mannheimer einfach ihr sonniges Gemüt behalten, genauso wie ihre enge Verbundenheit mit der Stadt, der Region und der Sprache.“ ❋ Den vielleicht außergewöhnlichsten Wunsch hat die sechsjährige Stella John. 1700 Für das neue Rathaus in F 1 wird der Grundstein gelegt. Seit 1705 finden dort die Ratssitzungen statt. 1720 Kurfürst Karl Philipp verlegt Hofhaltung und Staatsverwaltung von Heidelberg nach Mannheim und befiehlt den Bau eines Schlosses (Ende der Bautätigkeit 1760). Sie fände es toll für ihre Stadt, „wenn ins Was kann man einer Perle wie Mannheim Schloss endlich wieder eine richtige Prin- noch wünschen? Das fragt sich Elisabeth zessin einziehen würde“. Bis es soweit ist, Gabrisch. „Ich liebe Mannheim“, sagt die muss die Zweitklässlerin wohl mit der Fas- 75-Jährige, die schon 40 Jahre hier lebt. nachtsprinzessin und ihrer Residenz im „Die Menschen sind freundlich, die Stadt Maritim-Hotel vorlieb nehmen. Doch Stel- ist groß, aber die Wege sind kurz, alles ist la hat noch Wünsche, die leichter zu erfül- schnell erreichbar. Ich wünsche mir, dass len sind: Die Toiletten in der Schule müss- das alles so bleibt“, sagt die Frau aus der Oststadt. Zwei kleiten wieder mal sane „Verbesserungsniert werden, findet vorschläge“ hat sie das Mädchen. Os„Einen großen Musiker dann doch. Verkar, ihr ein Jahr ständlichere Strajüngerer Bruder, hervorbringen“ ßenbahnpläne und hat einen Wunsch, sicherere Übergänvon dem er selbst ge über die Schiebesonders profitieren würde: „In unserem Kinderhaus müsste nen. „Vor allem für ältere Menschen ist das es eine Wiese geben mit einer Schaukel und mitunter sehr gefährlich.“ einem Sandkasten.“ Heike John, die Mut❋ ter der beiden, hat ebenfalls eine Idee, was Mannheim zum Geburtstag bekommen Kurz und knapp fällt der Geburtstagsmüsste: „Bezahlbare Kinderbetreuung für wunsch des Studenten Daniel Zedelmaier alle von null bis 14 Jahren. Und mehr Mög- aus: Die Stadt soll nach Xavier Naidoo lichkeiten, Familie und Beruf zu vereinba- endlich mal wieder einen großen Musiker ren.“ Die einjährige Franka, jüngstes Mit- hervorbringen, wünscht sich der 26-Jähriglied der Familie, kann noch keinen ge. „Dann würde aus der heimlichen Popeigenen Wunsch nennen. Aber sie hauptstadt endlich die wirkliche werden.“ wird sich freuen, wenn die Wünsche ❋ der anderen in Erfüllung gehen. Vielen Sportfans dürfte Mustafa Atci aus der Seele sprechen: „Ich wünsche mir für Mannheim, dass der SV Waldhof wieder in die Bundesliga kommt. Eine große Stadt muss dort vertreten sein“, findet der Inhaber eines Kebap-Hauses. Außerhalb Deutschlands sei die Quadratestadt relativ unbekannt, erklärt der Türke. „Das kleine Kaiserslautern dagegen, das kennt man wegen des Fußballs überall.“ Und wenn Mustafa Atci schon beim Thema Sport ist: „Bei den Adlern soll am besten alles so erfolgreich bleiben wie in dieser Saison.“ 1725 In N 1 am Paradeplatz wird mit dem Bau des Kaufhauses nach Plänen von Alessandro Galli da Bibiena begonnen. ❋ Dass hier Menschen aus über 100 Ländern der Welt friedlich zusammenleben, schätzt Alexander Bob besonders an seiner Stadt. Der Wunsch des 47-jährigen Vorstandssprechers: Dass Mannheim sein „kosmopolitisches Flair“ behält. Haben spezielle Geburtstagswünsche für ihre Stadt (von oben): Alexander Bob, Heike John mit ihren Kindern Stella, Oskar und der einjährigen Franka sowie Elisabeth Gabrisch. Bilder: imo/zg Anzeige Mustafa Atci (links) will Erfolg für den SV Waldhof, Student Daniel Zedelmaier einen neuen Popstar. Bilder: imo . . . ist für mich die Stadt, in der die Menschen freundlich, offenherzig und vor allem aufgeschlossen für Entwicklungen sind. Diese in Mannheim tief verwurzelte Mentalität gepaart mit einem großen kul- turellen Angebot in Kultur, guter Gastronomie, guter Gestaltungsmöglichkeiten für die Freizeit und eben allem, was das Leben lebenswert macht, erzeugt eine exzellente Lebensqualität. Mannheim lässt auf diese Art und Weise seine Neubürger wie mich innerhalb kürzester Zeit heimisch werden. Mannheim ist eine Stadt, mit der man sich identifiziert und die sich gleichzeitig mit Ihren Bürgerinnen und Bürgern identifiziert. Am Schönsten aber ist für mich: Das Nationaltheater ist ein Lebensmittelpunkt der Mannheimer. Ein Besuch des Nationaltheaters ist für viele Menschen in dieser Stadt ein Lebensmittel im wahrsten Sinne des Wortes. Die enorme Identifikation der Mannheimer mit ihrem Theater strahlt von den Theaterleuten ins Publikum zurück. Das begeistert mich jeden Abend aufs Neue. ❋ Regula Gerber Bild: Tröster Regula Gerber, Generalintendantin des Nationaltheaters Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 5 STADTJUBILÄUM 2007 . . . ist „meine Stadt“, sie wurde meiner Familie und mir zum Mittelpunkt unseres Lebens! Ich liebe diese Stadt, und wenn ich den Wasserturm nicht sehe, bin ich krank . . . Strahlen fürs Familienalbum: Wilhelm und Irmgard Mahr sowie ihre Schwester Margot mit Mann Hans Weigel (v. li.) freuen sich doppelt aufs Jubiläumsjahr. Bilder: zg ❋ Richard Grimminger Richard Grimminger, Großbäcker 60 Jahre Miteinander – und mit Mannem Vor sechs Jahrzehnten haben die Schwestern Irmgard und Margot ihre Ehemänner kennen gelernt – beim Tanzen im „Blauen Mond“ Von unserem Redaktionsmitglied Simone Kiß-Epp E s ist wirklich „eine goldische Episod’“, die Irmgard und Wilhelm Mahr zu erzählen haben: „Seit 60 Jahren sind wir jetzt beisammen“, berichten die beiden, welches Jubiläum sie 2007 zu feiern haben. Das Besondere daran: Irmgard Mahrs Schwester Margot hat ihren Mann Hans Weigel im gleichen Jahr kennen gelernt. Und seit 1947 ist das Quartett unzertrennlich – und natürlich auch untrennbar mit seiner Heimatstadt Mannheim verbunden. „Wir sind eine verschworene Gemeinschaft“, betont Wilhelm Mahr. Es war der 13. Juli 1947, als er abends im „Blauen Mond“ in Seckenheim auf seine Hochzeit 1951: Margot und Hans Weigel. Zukünftige und ihre Schwester aufmerksam wurde. „Die saßen sich gegenüber“, erinnert sich Wilhelm Mahr noch genau. Mehrmals habe ein anderer Herr Irmgard zum Tanz auffordern wollen. „Aber der war einen Kopf kleiner als ich, mit dem wollt’ ich nicht tanzen“, berichtet sie schmunzelnd. „Da hab’ ich eingegriffen“, erzählt der spätere Gatte, „kurz bevor der andere seine Verbeugung vor ihr machen konnte – so wie man das früher noch geKilometerlanger tan hat – bin ich Hause – der aufgesprungen und ihm zuvor gekommen. Dann haben wir getanzt.“ Und seine Liebste fügt hinzu: „Das war dann für immer.“ Dafür hat Wilhelm Mahr auch so einiges in Kauf genommen, denn pünktlich um 22 Uhr mussten die jungen Leute damals eigentlich zuhause sein. „An diesem Abend hab’ ich allerdings nur noch die Rücklichter der OEG gesehen“, erinnert er sich. „Deshalb musste ich dann heimlaufen nach Feudenheim. Da bin ich aber mehr gesprungen als gelaufen. Das ist ja allerdings keine Entfernung, wenn man jung und verliebt ist.“ in Margot verguckt – natürlich beim Tanzen. „Ich hab’ mich getraut, sie aufzufordern, weil ich daheim mit meiner Schwester geübt hatte. Am besten konnte ich Walzer“, erzählt der heute 76-Jährige. Aber auch Swing war in – diesen Tanz hatten die Amerikaner gerade in Mode gebracht. „Wenn wir gehen wollten, und es wurde Swing gespielt, dann sind wir noch da geblieben und haben getanzt – oft schon Fußmarsch nach mit der Jacke an und der Tasche unLiebe wegen term Arm“, berichten die Vier lächelnd. Zwei Monate später stieß dann Hans Weigel zu dem munteren Trio, er hatte sich Für ihre Heimatstadt haben sich die Familien immer eingesetzt. „Wir haben ver- Seit 1947 hat das Quartett vieles gemeinsam unternommen. „Der Rosengarten ist seit dieser Zeit unser Wohnzimmer geworden“, sagt Margot Weigel, „der hat’s uns besonders angetan.“ Früher besuchten sie dort die Faschingsbälle, heute geht’s vor allem in klassische Konzerte. „Dort haben wir nach dem Krieg angefangen, richtig zu leben und so viele tolle Tage erlebt“, erzählt Wilhelm Mahr. 1955 hat er schließlich seine Irmgard geheiratet, Margot und Hans Weigel hatten’s schon 1951 vorgemacht. sucht, dabei mitzuhelfen, Mannheim wieder so aufzubauen, wie’s mal war“, so Hans Weigel. Ob Marktplatz oder Paradeplatz – diese Orte sollten wieder so ursprünglich wie möglich werden. „Deshalb haben wir auch Unterschriften gegen das neue Kaufhaus in N 1 gesammelt: Wir wollten die Arkaden wieder haben“, berichtet Mahr vom Engagement des Clans. Ihr großer Wunsch fürs Jubiläumsjahr ist deswegen ein politischer: „Wir wollen, dass Mannheim einen guten Oberbürgermeister bekommt.“ Ihr eigenes Jubiläum feiern Mahrs und Weigels im Sommer natürlich zusammen. Und wahrscheinlich genauso wie bereits vor zehn Jahren den „goldenen Kennenlern-Tag“: bei einem Essen im „Blauen Mond“ – der natürlich längst nicht mehr so heißt. Hochzeit 1955: Irmgard und Wilhelm Mahr. 400 Jahre Stadt Mannheim. Herzlichen Glückwunsch! Baden-Württembergische Bank Vom 1000-Seelen-Dorf zur zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs: Wir gratulieren Mannheim in traditioneller Verbundenheit zur Verleihung der Stadtprivilegien vor 400 Jahren. Die BW-Bank ist tief in der Geschichte Mannheims verwurzelt: Hier wurde mit der Badischen Bank bereits 1870 eines unserer entscheidenden Vorgängerinstitute gegründet. So sind wir seit weit über 130 Jahren eine treibende Kraft im Zentrum der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar und freuen uns darauf, Mannheims Bürgerinnen und Bürger auch künftig als vertrauensvoller Bankpartner aktiv und kundennah zu begleiten. Baden-Württembergische Bank. Nah dran. 6 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 1728 Für Krämer und Handelsleute wird eine Zunftordnung erlassen. Sie sieht die Gründung einer „Handlungsinnung“ vor, in deren Tradition die heutige Industrie- und Handelskammer steht. 1733 Mit den geänderten Stadtprivilegien erfolgt eine Neuorganisation der Stadtverwaltung. Der Grundstein zur Jesuitenkirche, der größten Barockkirche am Oberrhein, wird gelegt (vollendet 1760). 1763 Kurfürst Karl Theodor stiftet die kurpfälzische Akademie der Wissenschaften und 1775 die Deutsche Gesellschaft. 1774 Christian Meyer bezieht die neu erbaute Sternwarte. Steine fliegen und Hass lodert auf Die heißen Tage vor der Stadtgründung: Mannheimer Dorfbewohner wenden sich gegen Festungspläne Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Räuchle S peichel lecken und Steigbügel halten war nicht Mannheimer Art, dann lieber aufbegehren und sich wehren! Mit einer Mordswut im Bauch schrie das kleine Volk auf, als es von den hoheitlichen Vertreibungs-Plänen Wind bekam: Auf dem Dorfgrund eine Festung bauen, alle Häuser abreißen, die Bewohner umsetzen, verjagen von Hof und Hütte, wo sie seit Generationen wurzelten? Da riskierten die kleinen Leute den großen Aufstand: Am 28. Januar 1606 kam es zum Showdown in Mannheim, man rottete sich zusammen, als die Unterhändler des Kurfürsten und Pfalzgrafen Friedrich IV an jenem denkwürdigen Tag mit den besten Absichten aus Heidelberg eintrafen, um mit den Betroffenen Entschädigungen für die Umsiedlung auszuhandeln. Doch „süße, geschmierte“ Rede der geschmeidigen Beamten ging im Krakeel unter, die aufgebrachten Mannheimer begannen „zu schwätzen und zu schreien“, berichteten die Gesandten des Herrschers über den Tumult. Als Wortführer zündete ein gewisser Hans Lehr die Fackel des Zornes an: Der besitzlose, versoffene Fischer heizte ein und hetzte ab. Die Situation eskalierte, Steine flogen auf die Unterhändler des Herrschers und die Dorfbewohner spien Feuer. Sie drohten, erst die Heidelberger Beamten, dann die eigenen Frauen und Kinder und schließlich sich selbst mit dem Dolche zu erstechen – so jedenfalls berichteten es die Sendboten der Herrschaft. Aber ein Kurfürst lässt sich nicht beugen, in zähen Verhandlungen verstärkte sich der Druck auf die unbequemen Unter- „ 1778 Um die bayerische Erbschaft antreten zu können, muss Kurfürst Karl Theodor die Residenz nach München verlegen. Freiherr Wolfgang Heribert von Dalberg wird mit der Leitung des Nationaltheaters be– traut, das der Kurfürst als Ausgleich für den Wegzug des Hofs in Mannheim bestehen lässt. 1780 Kurfürst Karl Theodor gründet eine meteorologische Klasse der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften. tanen immer mehr. Sie mussten am Ende der höheren Gewalt weichen: Im Februar 1606 ratifizierten sie den Vertrag, der die Umsiedlung regelte. Doch nun stiegen die widerborstigen Dörfler zu privilegierten Bürgern auf. Am 24. Januar 1607 war es soweit, die Mannheimer erhielten ihre Stadtprivilegien. In Erinnerung an die heißen Kämpfe im Vor- der ganzen Gemeinde, das Gericht mit eingeschlossen, nicht über 2 oder 3 Personen, welche schreiben oder lesen können oder zu etwas zu gebrauchen sind.“ In der kleinen Welt an der Mündung von Rhein und Neckar waren um 1600 in der Tat nur wenige Auserwählte mit die Kulturtechniken des Lesens und Schreibens eingeweiht, aber das Rechnen mit Heller Grundriss der Feste Friedrichsburg und der Stadt Mannheim nach einem MerianStich, um 1645. feld stöhnte der Finanzmanager Dr. Johann Gernand noch später über die Renitenz-Stadt: „Ich wollte von herzen wunschen, das ich mein leben lang Manheim nicht gesehen hette!“ Und er zog her über das verwahrloste Dorfgesindel: „ . . . denn was man in der Jugend nicht bringt, das wird bei den alten Mannheimern verloren sein; denn diese werden bis in ihre Gruben hinein Bauern bleiben, wenn man schon eine Mauer von lauter Edelgestein und Perlen um ihre Stadt machen würde. Es sind in und Pfennig lernten alle. Notgedrungen: Die schätzungsweise 800 Mannheimer lebten zumeist in ärmlichen bäuerlichen Verhältnissen, mussten sich als Taglöhner abschinden. Ein kleiner Klüngel um den Schultheißen sorgte dafür, dass die Abgaben reichlich in die Schatulle des Landesherren flossen und die Gulden in Heidelberg ankamen. Man pflegte Kontakte und übte Kontrolle: Bauern, Schuhmacher, Dorfschmiede, Müller, Zimmermann, Bäcker und Fährmänner – alle hatten ihren abkassiert So konnte der Gnädige Herr seinen Leidenschaften frönen: Am ersten Tag hat die feine Gesellschaft in der Mühlau gejagt und ist nach Mannheim gezogen. Und am dritten Tag „hab ich ein rausch gehabet“ freute sich Karl Ludwig über einen Ausflug im Jahr 1598. i Mehr über jene Tage im neuen Standardwerk „Mannheim vor der Stadtgründung“, Teil II, Band 1, ISBN-10: 37917-2019-8 Mit Freyheiten das Volk ins Steuerparadies gelockt ” Zukunft verbindet... Wir gratulieren herzlich zum Jubiläum und freuen uns Stadtprivilegien sollen den Aufschwung bringen Die Stadt soll aufblühen und gedeihen und mit allen Mitteln der Macht lockt die Obrigkeit brave Bürger nach Mannheim: Zollfreier Zuzug und unbeschränktes Abzugsrecht wird den Leuten gewährt, die Freiheit von Frondiensten und Steuererleichterung verheißt den Untertanen Hoffnung auf Wohlstand. Bauwillige erhalten kostenlose Grundstücke und günstige Materialien, die Verbrauchssteuern auf Getränke und Lebensmittel werden erlassen und die Bier- und Weinhändler niedriger als in den benachbarten Reichsstädten besteuert. Da kann keiner klagen: Im Interesse des Aufschwungs lag auch die Gewährung von Vorkaufsrechten bei Wolle, Leder und Häuten oder die Errichtung einer Walkmühle für die Tuchmacher . . . Als der „hochgeborne Fürst und Herr, Herr Fridrich Pfaltzgraff bey Rhein, des heiligen Römischen Reichs Ertztruchseß und Churfürst, Hertzog in Beyern“ gewährte Friedrich IV den Mannheimern am 24. Januar 1607 all jene wunderbaren Freiheiten und Begnadigungen, um viel tüchtiges Volk anzulocken – Wirtschaftsförderung vom Feinsten. Die Privilegien wurden in Deutsch, Französisch, Niederländisch und Lateinisch gedruckt, um einen Strom von Zuwanderern in die Stadt zu leiten. Die Wahl der Sprachen lässt erkennen, dass man vor allem Migranten aus dem nordwestlichen Mitteleuropa erwartete. Denn aus den habsbur- auf eine starke Zukunft! ...und Tradition verpflichtet: In den letzten vier Jahrhunderten ist in Mannheim so Einiges passiert. Revolutionäre Erfindungen und spektakuläre Innovationen haben hier das Licht der Welt erblickt. PfalzKom und MAnet treten jetzt gemeinsam an, um diese Tradition fortzuführen. Als regionale Nummer eins für maßgeschneiderte Telekommunikationslösungen im Businesskundenbereich möchten wir die Region mit guten Ideen und neuartigen Konzepten weiter voranbringen. Mehr Informationen unter www.zukunft-verbindet.de Teil beizutragen, damit die Gnadensonne der Kurfürsten strahlen und siegen konnte. Unfreie Marktwirtschaft im Zeichen der feudalen Herrscher, die überall mitkassierten: Frondienste und Pachten in die feinsten Verzweigungen. Kein Wasservogel durfte gefangen, keine Taube gejagt, kein Fisch ohne Erlaubnis gefangen werden. Damit Durchlaucht flüssig blieb, wurde kräftig MAnet I m Ve r b u n d d e r P f a l z w e r ke G r u p p e Mannheims Stadtgründer liebte die Jagd und das Spiel: Der trinkfeste Friedrich IV., gemalt von einem unbekannten Meister. Bild: Stadtarchiv gischen Niederlanden war im 16. Jahrhundert ein Strom von calvinistischen Glaubensflüchtlingen unterwegs, eine der größten Wanderungsbewegungen in der frühen Neuzeit. Die Stadtprivilegien boten vor 400 Jahren einen außerordentlichen Anreiz, sich im streng rechtwinkligen Straßennetz in der Quadratestadt nahe der Zitadelle Friedrichsburg anzusiedeln. Menschen aus den verschiedensten Ländern kamen zum Neustart nach Mannheim, um hier nach ihrer Façon selig zu werden. Denn ganz am Schluss der 13 Artikel umfassenden Privilegien von 1607 ging es um die religiöse Frage. Das reformierte Bekenntnis, das damals noch nicht reichsrechtlich anerkannt war, wurde unter Schutz gestellt. Kein Wunder: Der Kurfürst höchstselbst bekannte sich zu dieser Konfession. räu Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 7 STADTJUBILÄUM 2007 Ein Haus mit Kunst für alle Am 1. Mai 1907 eröffnete die Mannheimer Kunsthalle anlässlich des 300. Stadtgeburtstages ihre erste Ausstellung Von unserem Redaktionsmitglied Nina Haas J ede vollwertige Sammlung ist zunächst für wenige, aber ihre Aufgabe muss darin bestehen, eine Sammlung für alle zu werden.“ Mit diesen Worten verteidigte der erste Direktor der Mannheimer Kunsthalle, Fritz Wichert, 1908 sein Konzept. Trotz Bedenken der Kunsthallenkommission hatte er für die Mannheimer Sammlung Werke französischer Impressionisten erworben: Delacroix, Daumier, Courbet hielten neben deutschen Malern Einzug in die neuen Hallen. Große Vorwürfe aus der Bürgerschaft seien zu befürchten, so ein Stadtrat, der sich gegen die internationale Ausrichtung aussprach. Die Mannheimer hingegen lernten die Sichtweise „ihres“ Direktors rasch zu schätzen: Nur mit ihrer finanziellen Unterstützung konnte 1910 Edouard Manets „Die Erschießung Kaiser Maximilians von Zeitgenössische Kunst hat in Mannheim ihren Platz Mexico“ gekauft werden – das bis heute bedeutendste Werk der Sammlung. Dabei war der Jugendstilbau am Friedrichsplatz, der anlässlich des 300. Stadtjubiläums vom Karlsruher Architekten Hermann Billing gebaut wurde, nur als Ausstellungsgebäude für Wanderschauen gedacht. Bei der Eröffnung der „Internationale Kunst und große Garten-Ausstellung“ am 1. Mai 1907 war noch keine Rede von einer ständigen Sammlung. Zwar diskutierte man, was werden sollte, erst 1908 aber beschloss der Stadtrat, hier dauerhaft ein Kunstmuseum einzurichten. Dessen Bestände fußten zunächst auf der Sammlung Carl Kuntzs, Direktor der großherzoglichen Galerie, sowie auf 91 Gemälden des Sammlers James Emden – unter anderem von Feuerbach, Spitzweg und Schirmer. Da Wicherts Hauptaugenmerk jedoch den modernen, zeitgenössischen Strömungen galt, kamen bald Monet, Pissarro, Van Gogh oder Cézanne hinzu. Da die Sammlung schnell weiter wuchs, schmiedete der Gemeinderat 1912 erste Pläne für einen Erweiterungsbau. Geneh- Wachsende Kunsthalle: Anlässlich des 300. Stadtjubiläums wurde der Jugendstilbau eingeweiht. Der Neubau konnte erst 1983 realisiert werden, 1999 dann der Ausbau des Bunkers. Bild: Rinderspacher migt hat er das Vorhaben erst 1979 – 65 Jahre später. Bis zur Umsetzung durch den Mannheimer Architekten Hans Mitzlaff brauchte es dann nochmals vier Jahre. Die wohl turbulenteste Zeit hatte die Kunsthalle da bereits hinter sich: Die vom zweiten Direktor, Friedrich Hartlaub (1923-1936), 1925 initiierte „Neue Sachlichkeit“-Schau machte die Quadratestadt zwar zu einem der bedeutenden Häuser zeitgenössischer Kunst in Deutschland. Hartlaub wurde jedoch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sofort seines Amtes enthoben. Auch die Museumshalle überkam eine erschreckende Leere: Hunderte von Werken wurden im Zuge der Kampagne zur „Reinigung von entarteter Kunst“ konfisziert. Wichtigstes Anliegen nach dem Krieg war es, die durch die Nazis entstandenen Lücken wieder aufzufüllen. Bedeutende zeitgenössische Gemälde (Kandinsky, Klee, Bacon) sowie Skulpturen konnten angekauft werden. Vor allem Heinz Fuchs (1959-1983) baute die Plastiksammlung zu einem Schwerpunkt aus. Gekämpft haben sie alle, die „Häupter der Kunsthalle“. Manfred Fath jedoch, der 1983 vom Ludwigshafener Wilhelm-HackMuseum auf die andere Rheinseite wechselte und schon nach einem Jahr den großen Kunsthallenneubau des Mannheimer Architekten Hans Mitzlaff einweihen durfte, gab als erster zu, angesichts der finanziellen Löcher schlaflose Nächte zu haben. Er war es jedoch auch, der immer neue Geldquellen aufspürte, Sponsoren und Mäzene wie den Mannheimer Heinrich Vetter oder Hans-Werner Hector band, Unterstützung im Förderkreis der Kunsthalle fand und den Museumsshop gründete, der durch seine Verkäufe Werk-Anschaffungen ermöglichte. International knüpft Fath Verbindungen mit der Tate Gallery in London, mit Museen in Sao Paulo, Genf oder Moskau. 1999 konnte nochmals erweitert werden: Der Ausbau der Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg wurde realisiert. „Einen programmatischen und konzeptionellen Neuanfang“ startete Faths Nachfolger, Rolf Lauter, als er 2003, fast 100 Jahre nach Fritz Wichert, die Geschicke der Kunsthalle zu leiten begann: Die Trennung zwischen den Gattungen brach er bewusst auf, teilte das Museum schrittweise in inhaltlich aufeinander abgestimmte Räume, die übergreifende Themen behandeln. Lauter stellt dabei bis heute Plastik, Grafik, Malerei, Fotografie und Videokunst einander gegenüber. Den Mannheimern allerdings kommt vor allem die Präsentation der über die Jahre gewachsenen Sammlung zu kurz. Aufsehen erregt 2006 die „Entmachtung“ Lauters genau in dem Jahr, in dem die Kunsthalle zum Eigenbetrieb wird und wirtschaftlich eigenständig handeln kann. Nach Etatüberschreitungen und organisatorischen Pannen entzieht der Gemeinderat dem Direktor die Finanzverwaltung und Organisation. Seinem Konzept will Lauter trotzdem treu bleiben. Denn ein Museum für alle ist auch sein Ziel: „Es geht darum, Menschen zurück zum Werk zu führen, damit sie dort ihren ganz eigenen ästhetischen Bezug zur Kunst finden.“ www.pfalzwerke.de Blickt zuversichtlich in die Zukunft: Rolf Lauter. Bild: Proßwitz Offenes Museum Kunsthallenchef Rolf Lauter über die Zukunft des Hauses Von unserem Redaktionsmitglied Nina Haas Ja, er sei im Jahr ihres Jubiläums ziemlich zufrieden mit der Kunsthalle, sagt Rolf Lauter im Gespräch mit dieser Zeitung. Als er 2003 nach Mannheim kam, hatte er nach Ansicht vieler vielleicht ein wenig zu vollmundig angekündigt, 100 Jahre nach ihrer Eröffnung wolle er die Kunsthalle strukturell verändern und näher an die Gegenwart heranführen. Die „Neupräsentationen“, die folgten, stießen einem großen Teil der Mannheimer eher sauer auf. Viel war tatsächlich nicht übrig geblieben von der „alten“ Kunsthalle. Lauter stellte dem eigenen Bestand zeitgenössische Leihgaben aus internationalen Sammlungen gegenüber. „Heute ist es wichtig, auch im Bereich der Kultur darüber nachzudenken, wie die Teile einer Sammlung einen Gesamtzusammenhang bilden können, und eben nicht mehr nur nach kunsthistorischen Kategorien zu spezifizieren“, verteidigt Lauter sein Konzept. Mit der neuen Präsentationsform bekomme jedes Werk im Dialog mit anderen einen neuen Kontext. Dass diese veränderte Sichtweise nicht immer einfach nachzuvollziehen ist, versteht jedoch selbst er: „Kunst hat auch immer etwas mit Gewöhnung zu tun“, ist er überzeugt. „Aber ich glaube, dass die Kategorisierung nach Gattungen und Medien nicht mehr zeitgemäß ist. Wenn wir zwischen Malerei, Plastik oder Grafik trennen, können wir die verbindenden Elemente ja gar nicht aufzeigen; und das ist doch gerade das Interessante und für das bildnerische Denken der Künstler Entscheidende. Vor allem durch zeit- und medienübergreifende Konstellationen werden im Betrachter viele sinnvolle Fragen und neue Wahrnehmungsfelder freigesetzt.“ Im Museum des 21. Jahrhunderts, ist sich Lauter sicher, gehe es darum, das Individuum in seiner Kreativität und geistigen Kompetenz zu stärken. Er wünscht sich, dass der Einzelne durch ein verändertes Museumsmodell seine subjektive ästhetische Position finde. „Die Wahrnehmung ist das Allerwichtigste, um sich in der Welt bewusst zu positionieren. Um das zu erreichen, sind neue Präsentations- und Vermittlungsformen notwendig.“ Mit dem Hector-Forschungszentrum, dem Hector-Kreativitätszentrum, einer „phantastischen Bibliothek, einer tollen Sammlung und Mitarbeitern, die in viele Richtungen denken“, sieht sich Lauter auf dem richtigen Weg. „Um die Zukunft gestalten zu können, müssen wir die Gegenwart denken und die Vergangenheit lebendig machen.“ Lässt sich dies bei knappen Kassen finanziell überhaupt schultern? Die sehr reduzierte kommunale Grundausstattung sei, so Lauter, eine Situation, die es verlangt, sparsam zu wirtschaften, aber dennoch nicht untätig zu sein. Für ihn werde es immer wichtiger, mehr Fördermittel – „in den letzten Jahren immerhin bis zu dreieinhalb Millionen Euro für die Kunsthalle“ – einzuwerben. Lauter will auch stärker auf Veranstaltungen des Hauses und auf Fremdveranstaltungen bauen. Die Kunsthalle als Eventtempel? „Verkaufen sollte sich ein Museum natürlich nicht“, stellt der Direktor klar, sondern öffnen. „Das können die Musik oder Literatur, die Lange Nacht der Museen oder andere bürgernahe Aktivitäten sein.“ Klar ist: In die Kunsthalle gehen werden die Mannheimer auch in 100 Jahren noch. „Das Haus wird wieder anders aussehen, weil viele Generationen weitergedacht haben.“ Größer sei es bis dahin sicher geworden und – so Lauter – bestimmt auch immer noch attraktiv für viele Menschen. SCHON VIEL GEZEIGT UND NOCH MEHR DRAUF: Gratulation zu 400 Jahren Mannheim. Es will etwas heißen, wenn uns jemand mit guten Ideen voller Energie beeindruckt. Mit Respekt davor schauen wir in diesen Tagen über den Rhein. Glückwunsch an die Stadt Mannheim! 8 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 1782 Friedrich Schillers Jugendwerk „Die Räuber“ wird in Anwesenheit des Dichters uraufgeführt. Nach seiner Flucht aus Stuttgart verpflichtet Freiherr von Dalberg Schiller 1783-85 als Theaterdichter. 1785 Wolf Haium Ladenburg gründet eine Bank, die im 20. Jh. in der Deutschen Bank AG aufgeht. 1790 Die erste Nummer des „Mannheimer Intelligenzblatts“ erscheint. In seiner Tradition steht der „Mannheimer Morgen“. 1795 Mannheim wird in den Koalitionskriegen von den Franzosen besetzt. Bei der Rückeroberung durch österreichische Truppen erleidet die Stadt durch Artilleriebeschuss schwere Zerstörungen. 1799 Die Festungsanlagen werden geschleift und das frei werdende Gelände rund um die Stadt neu angelegt (bis 1821). Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 Vom Hof- zum Volkstheater Vor 50 Jahren erkämpften und finanzierten die Bürger einen Neubau am Goetheplatz Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge D as rundum verglaste Foyer, die großen Fensterscheiben auch zum Luisenpark und zum Ring hin – sie hatten und haben Symbolwirkung. Als sich die Stadt zu ihrem 350. Geburtstag, der auch als „kleines Stadtjubiläum“ gefeiert wurde, inmitten der noch lange nicht komplett aufgeräumten Trümmerlandschaft ein neues Theater schenkte, sollte es ein demokratisches, ein für alle Bürger offenes Theater sein. Der 50. Geburtstag des von Architekt Gerhard Weber geplanten Neubaus zeigt deutlich, dass es das geworden ist. Auch wenn es nur ein paar Fotos sind – die Besucher strömen zur Ausstellung, welche die Baugeschichte vom einstigen, im Krieg zerstörten Barocktheater in B 3 über den Notbehelf im alten Kino „Schauburg“ in K 1 bis zum Haus am Goetheplatz dokumentiert. Und weil man von außen sieht, dass sich da ungewöhnlich viele Leute tummeln, werden es wirklich immer mehr, stehen neben Gästen in Abendkleid und Anzug plötzlich Passanten, die im Mantel von der Straße kommen. „Ich wollte nur mal gucken“, heißt es dann, und schon sprudeln die Erinnerungen an 1957 los, wie man damals den Neubau erlebte, dass die Oma unter den ersten Besuchern war. „Das Theater ist erst vom Hof- zum Stadttheater, vom Stadttheater zum Volkstheater geworden“, gratuliert Oberbürgermeister Gerhard Widder zu dem Geburtstag des Neubaus am Goetheplatz. Aus den Foyers sieht man mit gutem Grund den pulsierenden Feierabendver- beisteuern, um mit nahezu einer Million kehr – das Theater ist eben fester Teil der Mark die Neuinszenierung der Wagner-TeStadt, nicht abgeschirmt. Erstmals in der tralogie zu ermöglichen, ob sie bei „RäuMannheimer Theatergeschichte bietet es bern für Schiller“ spenden oder auf die zwar keine besonders für Herrscher und Spendenaufrufe der 2500 Mitglieder zähProminente reservierten Logen, aber zwei lenden Freunde und Förderer des Natioparallel zu bespielende Bühnen, nämlich naltheaters reagieren, die neue Stiftung Opern- und Schauspielhaus (später kamen Nationaltheater mit einem Kapital von naja noch Werkhaus und „Schnawwl“ dazu). hezu einer Million Euro ausstatten – den Mannheimern ist Das bedeutet aber ihr Theater nicht auch, dass seither nur lieb, sondern praktisch jeden Ein demokratisches, (gerne) teuer. Dabei Abend über 2000 bezieht sich die EuPlätze zu füllen sind für alle offenes Theater phorie stets nur auf – und oft auch gedie Institution an füllt werden. sich, manche InszeSchon 1952, bei der ersten Tombola zur Finanzierung des nierung und mancher Regisseur wird verTheaterneubaus, hatte – statistisch gesehen dammt, die allzu nüchterne Architektur – immerhin jeder Mannheimer fünf Lose des Neubaus im Bauhausstil eben inzwigekauft. Ob Karlsruhe oder Kassel, auch schen achselzuckend akzeptiert. anderswo gab es solche LotterieveranstalEine „Fabrikationshalle für Theaterstütungen für Neubauten – aber lediglich mit cke“ nannte die „Süddeutsche Zeitung“ einem Bruchteil der Einnahmen: Karlsruhe 1957 die imposante und doch sehr klar gekam damals auf 70 000 Mark, Mannheim gliederte Stahlbetonkonstruktion. Aber sie nach Abzug der Steuern auf über 530 000 war zu ihrer Zeit der modernste TheaterMark. 1956 wurde bei der zweiten Tombola Neubau Europas. Und „das Rückgrat aus noch einmal annähernd der gleiche Betrag heimischem Stahl, das Kleid aus Neckarerwirtschaftet. sandstein“, wie der damalige Intendant Dr. Seither greifen die Mannheimer immer Hans Schüler bei der Grundsteinlegung mal wieder in den Geldbeutel, wenn es um 1954 sagte, zeige eben, dass es ein Haus aus „ihr“ Theater geht. Ob sie bei der gleichna- der Region für die Region sei. Das hat sich in den fünf Jahrzehnten, in denen das Haus migen Aktion „Kohle nun steht, bewahrheitet. Jeder denkt, für den Ring“ das Theater würde schon immer hier stehen. Jochen Fäßler Bild: bec . . . ist für mich ein liebenswerter Ort. Die Leute sind schon ein herzliches Volk. Ein klein wenig provinziell sind wir allerdings auch. Und das politische Verantwortungsbewusstsein der Zuständigen hält mit der Liebenswürdigkeit der Menschen leider nicht mit. Aber kulturell gibt ein erstaunliches Angebot – egal, ob Musik, Jazz oder Theater. ❋ Jochen Fäßler, Markthändler Die nüchterne Architektur des 50 Jahre alten Neubaus erregt heute kaum jemanden mehr, auch wenn in den Fünfzigern von einer „Fabrikationshalle für Theaterstücke“ die Rede war. Bild: Tröster 1808 Auf Bitte der badischen Erbgroßherzogin Stephanie wird der Schlossgarten angelegt (bis 1811). 1811 Die heutige Zählung der „Quadrate“ mit Buchstaben und Ziffern wird eingeführt. 1817 Karl Drais unternimmt am 12. Juni mit seiner Laufmaschine (einem Vorläufer des Fahrrads) die erste Fahrt von Mannheim zum Relaishaus an der Schwetzinger Chaussee. Merkur Akademie M 7,12 68161 Mannheim Tel. 0621/178908-0 Fax 0621/178908-8 www.merkur-akademie.de Mittlere Reife - Was nun? „Ein 100%ger Erfolg,“ freut sich Dr. Klaus Müller, der Akademieleiter der Merkur Akademie in Mannheim. „Alle Schülerinnen und Schüler haben die Prüfungen des kaufmännischen Berufskollegs 2 bestanden.“ Die Merkur Akademie International ist deshalb erfolgreich, weil sie ihre Schülerinnen und Schüler optimal betreut. So ist die Klassengröße auf maximal 24 Schüler begrenzt. „Unser Erfolg beruht darauf, dass wir uns für die Vermittlung des Lehrstoffes einfach mehr Zeit lassen und dass insbesondere der Stützunterricht in den Prüfungsfächern Pflicht ist,“ sagt Dr. Müller. „Wir zeigen den Schülerinnen und Schülern aber auch weitere Perspektiven für die Zukunft. So haben die Schulabgänger eine Ausbildung begonnen und gute Schülerinnen und Schüler studieren an einer Fachhochschule,“ so Dr. Müller. 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Das ist stadtgeschichtlich zwar nicht richtig, trifft die Identifikation der Einwohner mit der Schillerbühne aber am ehesten. Das zweite Bonmot zu dem überdimensionierten Theaterneubau am Goetheplatz, um das keiner in diesen Jubiläumstagen herumkommt, lautet, dass Mannheim so viele Intendanten beherberge wie Einwohner, die alle mitreden – nur einer hätte gar nichts zu melden, und das sei der amtlich bestellte Intendant. Theater ums Theater machen gilt in Mannheim als Bürgerpflicht; und so ist die Beteiligung an Publikumsdiskussionen und Zuschauerbefragungen in der deutschen Theaterlandschaft nahezu einmalig. Statistisch hat das Nationaltheater mit 350 000 Zuschauern im Jahr mehr Theatergänger als die Stadt Einwohner. Ein Zustand, der jeden Intendanten freut, ihn aber auch schwitzen lässt. Als Generalin- dung August von Kotzebues, all das ist tendant Ulrich Schwab eine verstaubte Mannheimer Theatergeschichte, doch NaMeistersinger-Inszenierung absetzen ließ, tionaltheater hin oder her, Mannheim ist blies ihn pure Verachtung an: Auf riesigen längst zum gewöhnlichen Stadttheater geSpruchbändern flatterte es von den anlie- worden, das neidvoll zum üppig ausgestatgenden Mietshäusern „Meistersinger müs- teten Stuttgart schielt. Das zweitgrößte sen bleiben!“. Woher kommt diese Anbin- Theater Baden-Württembergs hat in der dung, diese emotionale Beteiligung? Arbeiterstadt traditionell das finanzielle Im 18. Jahrhundert sollte der Gedanke Nachsehen gegenüber der württembergides Nationaltheaters entgegen der aristo- schen Residenz. kratisch-absolutisApropos Arbeiter: tischen HoftheaterDer LandmaschiTradition das Vernenhersteller Lanz Mannheim hat so viele langen des Bürgermietete noch im tums nach sozialer 19. Jahrhundert Intendanten wie Einwohner Emanzipation erPlätze für seine Mitfüllen. Vor der Kurarbeiter, und so bepfälzischen Deutsaß das Haus als eischen Gesellschaft hielt Friedrich Schiller nes der ersten Deutschlands zahlreiche Arseine Rede „Was kann eine gute stehende beiter als Abonnenten. Theaterskandale Schaubühne eigentlich wirken?“ Theater sind folglich Stadtskandale: Demonstrasollte als moralische und soziale Anstalt er- tionen, Unterschriftensammlungen, geharmöglichen, eine Zone exemplarischer Öf- nischte Briefe sind das tägliche Brot der fentlichkeit entstehen zu lassen. Ifflands Theaterleitung und auch unserer Zeitung. Schauspielkunst, Dalbergs neu konzipier- Doch wer einen Platz im Herzen des Publiter Stellenwert der Intendanz, Schillers kums gewonnen hat, kann ein KünstlerleWirken als erster Hausdichter, die Ermor- ben lang darin wohnen. Geburtstagsfeiern für Bayreuth-Hünen wie Jean Cox und Franz Mazura oder ehemalige Intendanten sorgen für ausverkauftes Haus. Überhaupt Mannheim und Wagner. 1871 regte hier der Musikalienhändler Emil Heckel Richard Wagner zu der Ausgabe der Patronatsscheine an, die den Bau des Festspielhauses erst ermöglichten. Furtwängler, Horst Stein, Franz Mazura, Waltraud Meier, Lioba Braun, Klaus Schultz: die Liste derer, die vom Nationaltheater zum Grünen Hügel wandern, ist schier endlos. Der über 800 Mitglieder starke WagnerVerband residiert nicht ohne Grund in der Quadratestadt und beteiligt sich am lokalen Bühnengeschehen. Zuletzt setzte die Berufung des Mannheimer GMDs Adam Fischer nach Bayreuth der Kurpfälzer Wagnerbegeisterung die Krone auf. Neben den Studio- und Jugendbühnen gilt es 1200 Plätze im Opernhaus und 700 im Schauspielhaus mit einem der größten Repertoires der Republik zu füllen. Die Mannheimer Begeisterung für die Opernbühne ist national bekannt, das Kinderund Jugendtheater gar international geschätzt, doch auch als Schauspieldirektor lässt es sich vom einstigen Ruhm eines Schiller, Albert Bassermann, Erwin Piscator, Willy Birgel, Nicolas Brieger und Jürgen Bosse in Mannheim mit etwas Glück und Engagement gut leben. Ihre denkmalgeschützte Betonkiste aus dem Jahre 1957, groß wie ein gigantischer Schuhkarton und mit einem Foyer so hässlich wie ein Parkhaus, haben die Mannheimer längst lieb gewonnen. Gute Sicht- und Hörverhältnisse entschädigen für den Verlust klassizistischer Herrlichkeit der Vorkriegszeit und nach einem Jahrzehnt der Ausweichspielstätten wie der legendären „Schauburg“ war man mehr als froh, wieder ein ordentliches Theater zu haben. Ob Absolutismus, Gründerzeit oder Nachkriegsdeutschland, das Abschiedsgeschenk des 1778 nach München abwandernden Kurfürsten Carl Theodor war in Mannheim zu allen Zeiten Gesprächsthema. So gesehen erfüllt auch das dritte Mannheimer Theater-Bonmot den Nationaltheatergedanken trefflich. „Wenn drei Mannheimer zusammenstehen, kommt die Rede immer auf das Theater“. Schön, wenn Bürger so viel Theater machen. Die wichtigste Qualität unserer Region ist die Lebensqualität. Malerei und Wahrheit: Einen solchen Auszug Schillers aus dem Nationaltheater am Arm zweier Damen hat es nie gegeben. Bild: zg Schillernde Vergangenheit Zwei Jahre verbrachte der Dichter in Mannheim Hier im Bild grüßt der Mannheimer Mythos: Schiller verlässt am Arm von Henriette von Wolzogen und Luise Vischer, umgeben von Dalberg und Iffland im Feuerschein glühender Wangen und Kohlelampen das Nationaltheater. Friedrich August Pechts Historiengemälde aus dem Jahre 1865 zeigt eine Szenerie, die so nie stattgefunden hat. Und doch belegt es jene romantische Verklärung, die der Mannheimer Schillerzeit so eigen ist. Schiller und Mannheim – ein lokalpatriotisches Kapitel, aber dennoch eines, das keine der im Schillerjahr 2005 zahlreich erschienenen Biographien auslassen konnte. Schillers Wirken und Scheitern in der barocken Quadrateherrlichkeit der Kurfürstenzeit ist, was seine Dauer von gut zwei Jahren angeht, überschaubar. Die Aufenthalte, privaten und persönlichen Kontakte, Begegnungen und künstlerische Entwicklungen zwischen 1782 und 1785 sind – und hier sind sich über den Verdacht klugen Stadtmarketings und des Lokalpatriotismus erhabene Forscher und Biographen einig – für das Phänomen Schiller von großer Bedeutung. Und sie lieben „ihren“ Schiller, die Mannheimer: „13. Januar 1782: Schillers Räuber am Nationaltheater uraufgeführt!“; so lernt es noch heute jeder Mannheimer Grundschüler, so steht es in jeder Broschüre des regionalen Tourismusgewerbes, auch wenn Dalberg, Iffland und Konsorten seinerzeit letztlich ziemlich schäbig mit dem Shakespeare aus Schwaben umgingen. Sei’s drum; von der schüchternen Verzagtheit und den Befindlichkeiten, die mit Dichtererbe und Jubeljahren einhergehen, war in Mannheim selten etwas zu spüren. Ob 1859, 1905, 2005, Nationaltheaterwiedereröffnung oder Internationale Schillertage, die Mannheimer feiern die Schillerfeste wie sie fallen: Das nächste Mal 2009, des Dichters 250. Geburtsjahr. rcl Mit uns gewinnt die Region! Ein Unternehmen in der Die BASF engagiert sich in der Metropolregion und fördert Projekte aus den Bereichen Jugend und Bildung, Innovation und Wissenschaft, Kultur, Sport sowie Lebensqualität. So tragen wir dazu bei, dass das Umfeld unseres Standorts immer attraktiver wird. Und damit gewinnen auch wir. www.basf.de/mit-uns-gewinnt-die-region 10 1822 Stadtdirektor Philipp Anton von Jagemann initiiert die Gründung der städtischen Sparkasse (heute Sparkasse Rhein-Neckar Nord). Eine Volkszählung ergibt, dass weniger als 20 000 Einwohner in der Stadt leben. 1828 Am Rhein wird ein Freihafen eröffnet. „Großartige Stadt mit tollen Menschen“ Interview mit Oberbürgermeister Gerhard Widder zu seinen Erwartungen an den 400. Geburtstag von Mannheim Von unserem Redaktionsmitglied Stephan Wolf D as Stadtjubiläum soll die Mannheimer dazu anregen, ihre Stadt immer wieder neu und anders zu entdecken und ein noch positiveres Gefühl für die Stadt zu haben“, wünscht sich Oberbürgermeister Gerhard Widder im Interview für das Jahr, in dem Mannheim den 400. Geburtstag feiert. ■ Herr Oberbürgermeister, wie würden Sie einem Besucher, der zum ersten Mal nach Mannheim kommt, die Kurpfalzmetropole beschreiben? 1831 Durch den Abschluss der ersten Rheinschifffahrtskonvention („Mainzer Akte“) wird Mannheim bis 1910 Endpunkt der Großschifffahrt auf dem Rhein. 1834 An der feierlichen Grundsteinlegung für den Rheinhafen, der 1840 vollendet wird, nimmt der badische Großherzog Leopold teil. Johann Konrad Reihle gründet eine Zuckerfabrik, die 1867 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird (heute Südzucker AG). 1836 Joseph Vögele produziert in seiner Schmiede Eisenbahngeräte. Die aus diesen Anfängen entstehende Maschinenfabrik zieht 1874 an die Bahnlinie am späteren Neckarauer Bahnübergang und firmiert heute als Joseph Vögele AG. 1839 Das Nationaltheater wird in städtische Verwaltung übernommen. Seit 1997 wird es als Eigenbetrieb geführt. 1845 Als erster fester Übergang über den Neckar wird die Kettenbrücke eingeweiht. Als sie dem gewachsenen Verkehrsaufkommen nicht mehr genügt, wird sie abgerissen und 1891 durch die neu erbaute Friedrichsbrücke ersetzt. 1907 kommt als zweite die Jungbuschbrücke, 1926 die Friedrich-Ebert-Brücke hinzu. WIDDER: Die Wiedereröffnung des Zeughauses nach der Renovierung ist ein großartiges Ereignis. Es wird eines der letzten Museen dieser Größenordnung sein, die von kommunaler Hand finanziert werden. Mit dem Zeughaus unterstreicht Mannheim erneut den Anspruch, sich nachhaltig als Kulturstadt behaupten zu wollen. ■ Mannheim ist eine Stadt der Vororte – sind die Stadtteile genügend beim Jubiläum berücksichtigt worden? ■ Aber auch der Rosengarten wird erweitert. WIDDER: Die Investitionen in das Kongresszentrum Rosengarten sichern dessen nationale und internationale Bedeutung. Mit dem Rosengarten und der SAP Arena verfügt Mannheim über eine hochattraktive Veranstaltungsinfrastruktur. ■ Ist mit dem Stadtjubiläum die Erneuerung der City abgeschlossen? WIDDER: Vieles konnte für das Jahr 2007 fertig gestellt werden, viele Projekte müssen als Initialzündung für die kommenden Jahre und die Entwicklung unserer Stadt verstanden werden. ■ Wann werden die Planken herausgeputzt? WIDDER: Unter anderem soll dem Gemeinderat vorgeschlagen werden, für die Achse der Planken analog zum Verfahren für die Kurpfalzachse einen städtebaulichen Wettbewerb auszuloben, der Grundlage für die weiteren Maßnahmen sein soll. ■ Herr Oberbürgermeister, im Laufe des Jubiläumsjahres endet ihre Amtszeit. Wie soll der 400. Geburtstag unserer Stadt den Menschen in Erinnerung bleiben? WIDDER: Als ein Fest, das für alle Bürger jede Menge Neues, Interessantes, Großartiges und Spannendes geboten hat und vor allem: Spaß gemacht hat. Aber auch als ein Fest, das Initialzündung war für Investitionen, die über Jahrzehnte hinweg ihre Wirkung entfalten. Investitionen als Bekenntnis zur Zukunft der eigenen Stadt und als Auslöser für viele private Investitionen. Unsere Gäste wollen wir die Besonderheit unserer Stadt erleben lassen. Mannheim – eine lebendige, offene und zukunftsorientierte Stadt. Eine Stadt, in der seit ihrer Gründung vor 400 Jahren Menschen vieler Nationen und Religionen miteinander – und nicht nur nebeneinander – leben. Eine Stadt, in der man gerne lebt und in die man gerne zieht. Zur Person ■ Wie soll das Jubiläum gefeiert werden – als Fest für die Bürger oder soll es eine Schau sein, wie leistungsfähig die Stadt ist? WIDDER: Nicht „oder“ muss es lauten, sondern „und“. Es soll und es wird ein Fest für die Bürgerinnen und Bürger. Wir erfahren eine große Resonanz aus der Bürgerschaft. Sie freut sich auf ihr Jubiläum und gestaltet es mit viel Engagement und Begeisterung mit. Ein solches Fest wird aber auch nach außen wirken, in die Region und weit darüber hinaus. Es bietet uns die Chance, die Stadt mit ihrer ganzen Vielfalt anderen Menschen zu vermitteln. Und deshalb werden wir die Chance nutzen, zu zeigen, wie leistungsfähig Mannheim ist. Diese beiden Aspekte gehen Hand in Hand. WIDDER: Sicherlich die großen städtebaulichen Projekte, die wir auf den Weg gebracht haben. Dabei handelt es sich um die Umgestaltung des Stadtraumes Kurpfalzachse als Rückgrat und Verbindungsachse zwischen Schloss und Alter Messplatz. Außerdem um die Neugestaltung des „Alten Messplatzes“ als größten bespielbaren Platzraum und als einen der schönsten Aufenthaltsräume Mannheims. Sowie die Quartiersentwicklung Jungbusch/Verbindungskanal und damit die gelungene Vernetzung von Wohnquartier, Wasserrändern und Hafennachbarschaft als Ort für Einrichtungen mit großer Strahlkraft. Gerhard Widder Gerhard Widder ist seit 1983 Oberbürgermeister von Mannheim. Wenn er im August 2007 aus dem Amt scheidet, wird er 24 Jahre dem Rathaus vorgestanden haben und damit auf die längste Amtszeit eines Stadtoberhauptes in der Kurpfalzmetropole zurückblicken können. Der 66-jährige gebürtige Mannheimer ist gelernter Ingenieur und arbeitete zunächst als Berufsschullehrer. 1975 zog er in den Gemeinderat ein und war von 1980 bis 1983 Fraktionsvorsitzender der SPD. Nach dem plötzlichen Tod von Wilhelm Varnholt wurde Widder zum OB gewählt. In seine Amtszeit fielen unter anderem die Verlegung des Maimarktes ins Mannheim University of Applied Sciences Friedrich Engelhorn sen. gründet eine Fabrik für Portativgas. Den bei der Gaserzeugung als Abfallprodukt entstehenden Teer verwertet er seit 1860 in einer Anilinfabrik. Aus ihr geht 1865 die BASF hervor. Obwohl die Fabrikanlagen in Ludwigshafen errichtet werden, behält das Unternehmen bis 1925 seinen Sitz in Mannheim. ■ Am 24. Januar startet mit der Eröffnung des Zeughauses auch offiziell das Jubiläum. Was bedeutet für Sie persönlich die Renovierung des Zeughauses? GERHARD WIDDER: Zunächst würde ich WIDDER: Mannheim wäre nicht Mannder Versuchung widerstehen, den Gast mit heim ohne die lebhafte Beteiligung der Stadtteile. Das ist Fakten zu überauch im Jubiläumsfrachten, sondern jahr so. In der Konihn neugierig ma„Mannheim – eine Stadt, zeption des Kulturchen. Neugierig auf programms wurde die Stadt, die schon in der man gerne lebt“ darauf geachtet, mit ihren Quadradass alle Stadtteile ten eine Besonderin die Planungen heit ist und neugierig auf die Menschen, die die Stadt mit Le- mit einbezogen werden. Und die Stadtteile ben erfüllen. Eine Stadt, die nicht nur zwi- selbst sind auf uns zugekommen mit dem schen zwei Flüssen liegt, sondern deren Wunsch, sich am Stadtjubiläum zu beteiliGeschichte und Gegenwart viel mit den gen. Man kann das am Beispiel der EröffFlüssen zu tun haben. Es gälte, den Gast nungswoche zu den Jubiläumsfeierlichkeiüber Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und ten sehr gut sehen. Da gibt es einen Tag in Kultur, Sport und Freizeit zu informieren. der Innenstadt, einen Tag in der NeckarIhn bei alledem spüren zu lassen, wie sehr stadt, einen Tag im Filsbachviertel und im wir uns über Gäste in Mannheim freuen. Jungbusch. Vielleicht würde ich ihm dies alles bei einem Gang durch den Luisenpark erzählen. ■ Die Feierlichkeiten kosten über fünf Millionen Euro. Ist dieses Geld ■ Lange Zeit hatte Mannheim den Ruf, nicht gesichert? besonders attraktiv zu sein. Hat sich das WIDDER: Die Finanzieverändert? rung des Stadtjubiläums WIDDER: Diesen Ruf hat Mannheim schon wurde mit dem Hauslange nicht mehr. Unsere Stadt wird jeden haltsbeschluss im FebTag attraktiver – das nehmen die Menschen ruar 2006 gesichert hier und unsere Gäste so wahr. Mannheim und ist vom Regiesteht für vielfältigste Angebote in Musik rungspräsidium im und Kunst: vom NaMärz bestätigt tionaltheater über die worden. Kunsthalle bis hin zu den Reiss-Engelhorn-Museen, von Großevents im Rosengarten oder in der SAPArena bis hin zu einer bunten Kleinkunst- und Kabarettszene. Und auch städtebaulich haben wir – natürlich auch mit Hinblick auf das Jubiläumsjahr – einiges verändert, um die Stadt noch attraktiver zu machen. ■ 1907 hat sich das Gesicht ■ 2007 feiert die Stadt ihren 400.Geburtstag. der Stadt deutlich verändert Welche Impulse erwarten Sie sich? – die Augusta-Anlage wurde angelegt, auch die Kunsthalle WIDDER: Das Stadtjubiläum 2007 soll in ist entstanden. Wenn die erster Linie die Mannheimer Bürger dazu Menschen in 100 Jahren auf anregen, ihre Stadt immer wieder neu und 2007 zurückblicken, welche anders zu entdecken und ein noch positivestädtebaulichen Veränderunres Gefühl für die Stadt zu haben. Manngen werden ihnen dann in Erheim ist eine so großartige Stadt, eine Stadt innerung bleiben? mit tollen Menschen, vielen Ressourcen und großem Potenzial. Das Jubiläumsjahr wird einen weiteren Anstoß nach innen und außen geben, um das positive Bild der Stadt zu festigen. 1848 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG Mühlfeld, der Neubau der Reiss-Engelhorn-Museen und des höchst umstrittenen Stadthauses in N1. Auch die Anlage des Carl-Benz-Stadions war begleitet von lebhaften Diskussionen. Seine größte persönliche Niederlage musste Widder in Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Mannheimer Sparkasse hinnehmen, deren Verwaltungsratsvorsitzender er war. Widder setzte sich immer wieder für den erhalt von Arbeitsplätze ein, etwa bei Hertie, SEL und Alstom. Der Oberbürgermeister ist unter anderem Vorsitzender des kommunalen Arbeitgeberverbandes Baden-Württemberg und Aufsichtsratsvorsitzender bei der Mannheimer MVV Energie AG. stew BIOTECHNOLOGIE ELEKTROTECHNIK GESTALTUNG INFORMATIK INFORMATIONSTECHNIK MASCHINENBAU SOZIALWESEN VERFAHRENS- U. CHEMIETECHNIK WIRTSCHAFTSINGENIEURWESEN WWW.HS-MANNHEIM.DE Hochschule Mannheim Windeckstraße 110 68163 Mannheim 0621.292 6373 studienberatung@hs-mannheim.de Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 11 STADTJUBILÄUM 2007 Viel Zaster fürs Zeughaus 2,5 Millionen gespendet Voller Durchblick: Zum Stadtjubiläum strahlt eine Lichtinstallation das restaurierte Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen an, die nun ihre Schatzkammern öffnen. Bilder: Christen/Proßwitz Ein schier unvorstellbarer Betrag ist geschafft: 2,5 Millionen Euro hat die Aktion „Zaster fürs Zeughaus“ des Fördererkreises der Reiss-EngelhornMuseen an Spendengeldern erbracht – ein für eine Privatinitiative einzigartiger Kraftakt. 2001 hatten die Förderer die Aktion gestartet, 2002 war das Museum sogar mit einem entsprechenden Motivwagen beim Fasnachtszug mitgerollt, und seit 2003 erhielten Groß-Spender symbolisch eine Granit-Kanonenkugel, aus denen eine Pyramide im Innenhof des einstigen kurfürstlichen Waffenarsenals aufgeschichtet wird, die an dessen frühere Funktion ebenso wie an die Sponsoren erinnern soll. „Wir haben den Betrag von 2,5 Millionen erreicht, möglicherweise sogar etwas mehr erzielt“, zog Vorsitzender Peter Eisenlohr jetzt eine positive Bilanz der Aktion, die noch unter seinem Vorgänger Dr. Claus Cantzler gestartet worden war. Der verstorbene Mäzen Heinrich Vetter und Ellen Bassermann waren mit großen Summen die „Anstifter“, nach ihnen werden auch Säle im Zeughaus benannt. Auch die meisten großen Unternehmen der Region beteiligten sich. „Aber meist sind es doch sehr viele kleine Beträge oder gar Kleinstbeträge: „Der ganz überwiegende Teil der Summe kommt von der Bürgerschaft. Die Aktion ist von Privatleuten geschultert worden“, so der Vorsitzende des Fördererkreises. Nach dem (über seine Stiftung abgewickelten) Kauf eines alten Barockbaus als „Museum Schillerhaus“ haben die Förderer damit, neben ihrer ohnehin regelmäßigen Unterstützung, zum zweiten Mal eine enorme Summe aufgebracht. Finanziert wurde damit das moderne, audiovisuelle Präsentationskonzept im Zeughaus. „Es ist damit ein Museum für alle Zielgruppen, jeder kann sich individuell und zielgerecht selbst informieren.“ pwr Augen auf: Das Zeughaus zeigt sich Perfekter Dialog zwischen Historie und Moderne: Alter Militärtempel wird zum wegweisenden Museum Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Räuchle D as Stadtjubiläum hat in schöner Symmetrie seine Mitte gefunden, und barockes Hochgefühl lässt die Feierlaune steigen: Nach zweieinhalb Jahren sanfter Rundumkur und innerer Totalerneuerung öffnen sich die Tore zu einem „Reich der Sinne“. Das Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen baut sich wieder in seinen originalen Proportionen als ein Paradebeispiel frühklassizistischer Baukunst auf, ein Stück Weltarchitektur mitten in Mannheim setzt einen Glanzpunkt. Alle stillosen Ein- und Umbauten der vergangenen Jahrhunderte wurden herausgerissen, der Kern in seiner historischen Schönheit erhalten und mit den Segnungen der Neuzeit in Einklang gebracht. Dem Berliner Architektenteam PfeifferEllermann-Preckel gelang der perfekte Dialog zwischen Historie und Moderne, und in dem restaurierten Bau lässt sich eine klare ästhetische Linie erkennen. Der Geist des Architekten Peter Anton von Verschaffelt bleibt lebendig: Der Altmeister schuf den Militärtempel mit den voll durchgegliederten Haupt- und Seitenfassaden als letzten Monumentalbau in herrlicher Carl-Theodor-Zeit. 1777/78 wuchs das Zeughaus empor und diente trotz der palastartigen Schauseite als Lager für Kriegsgerät. Auch als Bauherr Carl Theo- 13,37 Millionen Euro flossen in die Saniedor 1778 das bayerische Erbe antrat und rung. Die Feinabstimmung der wechselvollen Mannheim seinen Glanz als Residenzstadt verlor, mit diesem Profanbau setzte er Geschichte mit dem 21. Jahrhundert ist noch ein prominentes Zeichen seiner nun geglückt – der geniale Wurf aus dem 18. Jahrhundert bleibt durch die glasklaMacht. Im 19. Jahrhundert kam dann Leben in ren Ergänzungen an jeder Stelle transpaden Waffenschrank der Kurpfalz, Raubeine rent, und ein grandioses Raumgefühl empzogen in das Gemäuer ein, das Zeughaus fängt die Besucher. Dabei lässt die Schauseite nach dem dewurde zur Kaserne zenten Lifting noch umfunktioniert. immer feine Alters1882 zündete der Ein Wechselspiel spuren erkennen: militärische Funke, mit der Geschichte Kein extremes das hohe Walmdach „Makeover“, sonbrannte ab und dern nur kosmetiwurde nicht mehr in alter Neigung aufgestockt. Man wählte eine sche Korrekturen liften das Haus. Man ließ vieles beim Alten, erhielt die originale flachere Alternative. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Bausubstanz so weit als möglich, stoppte besetzte hehre Kultur (und das Städtische nur die vernichtenden chemischen ProzesLeihamt) die hohen Hallen, ein idealer se, die im Laufe der Jahrzehnte am gesunRahmen, um die Vielfalt der Mannheimer den Sandstein gefressen hatten. Die innere Wandlung zum Reich der SinSammlungen zu präsentieren. Bis dann im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs das ne ist nun zum Stadtjubiläum abgeschlosGebäude zum zweiten Mal „eins aufs sen: Auf einer Ausstellungsfläche von 6000 Dach“ bekam. Das Wiederaufbauwerk der Quadratmetern präsentieren sich die Nachkriegszeit war nicht für die Ewigkeit Sammlungen und Sonderschauen. Auf alund das nächste Jahrtausend gerüstet, es tem Fischgrätparkett können die Mannoffenbarte an allen Ecken seinen maroden heimer die Zeughauszukunft betreten und Zustand, bis 2002 der Gemeinderat dann sich interaktiv auf ein Wechselspiel mit den Beschluss fasste: Das Zeughaus wird der Geschichte einlassen. Es öffnen sich zum 400-Jahr-Fest saniert. Die Gesamt- die Schatzkammern, schon im Entree bekosten für das Jubiläums-Vorhaben addie- grüßen elegante höfische Figuren aus ren sich nun auf 17,32 Millionen Euro, Frankenthaler Porzellan die Eintretenden, der Rother Altar steht wieder da, wo er hingehört. Dieses berühmte Meisterwerk aus dem Jahr 1513 aus der Werkstatt von Niklaus Weckmann ist nach 15 Jahren im Museum in Stuttgart zurückgekehrt nach Mannheim, als herausragendes Werk spätgotischer Schnitzkunst. Auch die vier flächendeckenden Antwerpener Tapisserien von Michel Wauters, die Szenen aus dem Leben Marc Aurels darstellen, gehören zu den absoluten Glanzstücken des Museums, ebenso wie Paul Egells in Mannheim geschaffene Skulptur des Heiligen Aloysius. Die Antike, für die schon Carl Theodor eine Sammelleidenschaft entwickelte, entfaltet sich im Verschaffelt-Gewölbe. Im ersten Obergeschoss, dem Heinrich-Vetter-Forum, kann mit internationalen Sonderausstellungen Schau gemacht werden. Gemälde, Grafiken und barocke Möbel sorgen für Glanz, und die Anziehungskräfte der vergangenen Jahrhunderte rüschen sich in der Kostümsammlung auf. Die Theatergeschichte hat eine Bühne im dritten Stock, im vierten Obergeschoss präsentiert sich die Musikstadt durch eine exquisite Sammlung historischer Instrumente. Dort wird sich auch das Forum Internationale Photographie mit der HelmutGernsheim-Sammlung und dem RobertHäusser-Saal vorstellen. Und unter dem barocken Walmdach können sich die Museumspädagogen auf höchster Ebene entfalten. ‡ jetzt gibt´s was zu feiern ‡ 400 Jahre Mannheim! Herzlichen Glückwunsch! Wir feiern mit und bieten zum Jubiläum unser kostenloses Girokonto* ‡ ideen nach vorn ‡ * Kostenlose Kontoführung nur für private Nutzung bei einem monatlichem Geldeingang ab 1.200 Euro. Startguthaben von 50 Euro nur einmalig bei Neueröffnung und erstmaligem Geldeingang. 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In Mannheim ist meine Heimat, hier fühle ich mich wohl, hier lässt es sich gut leben – eingebettet in die Metropolregion mit ihrer Vielfalt und mit den liebenswerten Menschen der Kurpfalz. ❋ Peter Hofmann, Präsident des Reitervereins und Organisator der SpringreiterEuropameisterschaft 2007 in Mannheim Peter Hofmann Bild: Delta Qualität hat Tradition in Mannheim und im Rhein-Neckar-Raum! 68199 Mannheim-Mallau Bohnenbergerstraße, Tel.: 0621/87876-0 68305 Mannheim-Waldhof Waldstraße 2, Tel.: 0621/7651-0 68309 Mannheim-Vogelstang Spreewaldallee 38-40, Tel.: 0621/71760-0 68161 Mannheim Q7, 1–5 (Fressgasse), Tel.: 0621/12014-0 68519 Viernheim Bürgermeister-Neff-Straße 14, Tel.: 06204/983-0 67346 Speyer Iggelheimer Straße 30, Tel.: 06232/6035-0 67071 Ludwigshafen Oderstraße 11, Tel.: 0621/549307-0 69115 Heidelberg Kurfürstenanlage 11, Tel.: 06221/1386-0 Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 13 STADTJUBILÄUM 2007 Musikalische Aushängeschilder der Mannheimer Blues-, Soul- und Pop-Szene: Joy Fleming, Xavier Naidoo und Laith Al-Deen. Bilder: Tröster/Blüthner/Proßwitz „Musik hat in dieser Stadt eine lange Tradition“ Töne Mannheims zwischen Stamitz und Naidoo: Zwei Musikstudenten diskutieren über Pop und Klassik in der Quadratestadt Von unserem Redaktionsmitglied Timo Schmidhuber W enn es für die beiden gut läuft, wird man von Sonia Achkar und Konstantin Gropper noch viel hören – von ihr als Pianistin, von ihm als Rockstar. Im Interview diskutieren die zwei Studenten darüber, was Mannheim als Musikstadt ausmacht. ■ Wem hat Mannheim seinen Ruf als Musikstadt mehr zu verdanken? Den Kapellmeistern Johann Stamitz und Christian Cannabich? Oder Xavier Naidoo und Laith AlDeen? SONIA ACHKAR: Mannheim war mit seinem Hoforchester schon im 18. Jahrhundert unter Kurfürst Carl Theodor ein Musikzentrum, wie man jetzt in den vielen Beiträgen zum Mozartjahr wieder lesen konnte. Das ist eine Tradition, die sich bis zur aktuellen Popmusik fortgesetzt hat. Viele wichtige Musiker treten in Mannheim auf, aus dem Rock- und Pop-Bereich, aber auch aus der Klassik. KONSTANTIN GROPPER: Der Begriff Pop-Hauptstadt bezieht sich ja wohl eher auf die Soul-Pop-Künstler um Xavier Naidoo. Für mich wirkt diese Etikettierung aber ein wenig konstruiert. ■ Warum? GROPPER: Mannheim ist nicht mehr Musikstadt als andere Städte, die Musikhochschulen haben. ACHKAR: Das sehe ich anders. Hier ist musikalisch schon viel mehr los, die Bezeichnung Musikstadt ist gerechtfertigt. Vielleicht müssten ins Musikstadt-Image noch die vielen Jazz- und Klassik-Konzerte im Umfeld der Musikhochschule einbezogen werden. Die sind in der Öffentlichkeit nämlich gar nicht so präsent. I N T 80 E GROPPER: Auf jeden Fall zeigt die Marketingkampagne, dass die Stadt die Musik fördern will. Und das ist gut in Zeiten, wo überall gekürzt wird. Das Diplom allein bringt einem nichts für den Berufseinstieg, man muss schon während des Studiums Kontakte knüpfen. Viele bei uns wollen einmal in ein Orchester, sie versuchen schon während des Studiums, Vorspiele zu machen. Ich als Pianistin versuche, Konzerte zu spielen. Die Hochschule vermittelt da auch Auftritte. Den klassischen Start gibt’s aber nicht. ■ Die Popakademie wirbt damit, dass ihre Studenten Teil eines breiten Musik-Netzwerks werden und dabei viele Kontakte knüpfen, die für ihre spätere Laufbahn wichtig sind... GROPPER: Das ist unbestritten die Stärke der Einrichtung. Die Studenten lernen in allen Bereichen der Musikbranche Leute kennen, mit denen sie zusammenarbeiten können. ■ Gibt es Dinge, die die Musikhochschule von der Popakademie übernehmen kann? ACHKAR: Der Bereich Musikbusiness – also der wirtschaftliche Aspekt der Musikbranche – fehlt in der klassischen Ausbildung. Dabei wäre er wichtig. Auch wir müssen uns ja vermarkten. Dass dies immer wichtiger wird, zeigt etwa die Geigerin Vanessa Mae oder der Pianist Lang Lang. ■ Entwickelt sich ein solches Netzwerk auch an der Musikhochschule? Oder wie startet eine angehende Pianistin in den Beruf? ACHKAR: Es ist bei uns nicht anders als bei vielen anderen Studiengängen auch: ■ Gibt es einen Austausch zwischen Pop und Klassik in Mannheim? GROPPER: Ja, bei meiner Band „Get well soon“ zum Beispiel. Meine Schwester hat an der Musikhochschule studiert, die spielt in der Band Geige und singt. Dann ist noch ein angehender Pianist dabei, der spielt bei uns Klavier und Akkordeon. Solche gemischten Ensembles entstehen immer dann, wenn man Instrumente braucht, die in der Popakademie keiner spielt. Eine weitere Schnittstelle ist, dass angehende Produzenten bei uns auch lernen, wie man die Musik eines Orchesters aufnimmt. ■ Welche Bedeutung hat klassische Musik für junge Leute in Mannheim? GROPPER (lacht): Ich war kürzlich sonntagsmorgens bei einer klassischen Matinee, Zur Person Sonia Achkar ist 22 Jahre alt. Sie studiert im siebten Semester Klavier an der Staatlichen Musikhochschule Mannheim. In knapp zwei Jahren will sie ihr Diplom als Pianistin und Klavierlehrerin in der Tasche haben, dann folgt noch das zweijährige Konzertexamen. Ihr Traum: Konzertpianistin zu werden und viele Auftritte zu haben. ❋ Konstantin Gropper studierte zunächst zwei Semster Germanistik und Philosophie, ehe er an der Popakademie das Fach „Popmusikdesign“ mit dem Schwerpunkt „Gesang und Songwriting“ wählte. Der 24-Jährige ist mittlerweile im fünften Semester. Er spielt in zwei Bands, die auf dem Weg zum ersten Album sind: The Grand Mirage macht elektronische Musik im Stil von Björk, Get well soon dagegen spielt Folk-Rock à la Nick Cave. imo N A T I O N A L E ■ Haben junge Künstler in Mannheim eigentlich genügend Auftrittsmöglichkeiten? GROPPER: Nein. Es gibt keine kleinen und mittelgroßen Spielstätten. Capitol und Feuerwache zum Beispiel sind für viele junge Bands schon wieder zu groß. ACHKAR: Wenn ich vor einem Wettbewerb mit meinem Programm ein paar Mal auftreten will, habe ich es auch schwer. ■ Mit Einrichtungen wie dem Musikpark will man erreichen, dass die Musikbranche auch langfristig hier Fuß fasst. Ist es attraktiv, auch nach der Ausbildung zu bleiben? GROPPER: Im Musikbusiness-Bereich hängt vieles einfach davon ab, wo man einen Job bekommt. Wenn man dagegen ein eigenes Plattenlabel eröffnen will, kann man das durchaus auch hier machen. Als Künstler ist es entscheidend, welche Musik man machen will. Ich habe von vielen Soulpop-Künstlern gehört, die extra nach Mannheim gekommen sind. Wenn Sie dagegen avantgardistischen Minimal-Techno machen wollen, sind Sie hier falsch. ACHKAR: Hier gibt es eine Hochschule, an der man unterrichten kann, und man kommt schnell überall hin, könnte also Konzerte in aller Welt geben. Ich könnte mir vorstellen, hier glücklich zu werden. Sonia Achkar und Konstantin Gropper R da waren außer mir noch drei, die unter 70 waren. Viele junge Menschen interessieren sich nicht so stark für klassische Musik. ACHKAR: Bei einem klassischen Konzert können Sie sich nicht einfach so reinsetzen und das Ganze gleich genießen. Sie brauchen eine Anleitung. Früher hat man mit den Kindern zu Hause noch gesungen, sie haben Instrumente wie Blockflöte gelernt. Heute können viele nicht mal mehr Noten lesen. Von Popmusik dagegen sind Kinder heute schon von Anfang an umgeben, durchs Fernsehen oder durchs Radio. Y E W E A R Jahre Born Optik gratuliert 400 Jahre Mannheim . . . immer am Puls der Zeit MANNHEIM · O 4,5 PLANKEN · TEL. 0621 - 12 90 10 · WWW.OPTIK-BORN.DE M O D E B E G I N N T I M G E S I C H T 14 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 1848 Mannheim ist ein Ausgangs- und Mittelpunkt der politischen und revolutionären Bewegung. Aus der Quadratestadt kommen prominente gemäßigte Liberale wie Friedrich Daniel Bassermann, Karl Mathy und Alexander von Soiron, Männer der Mitte wie Lorenz Brentano und Wilhelm Sachs, aber auch radikale Demokraten wie Karl Blind, Friedrich Hecker oder Gustav Struve. Töne, die Spuren zogen 1854 Die „Mannheimer Schule“ Eine französische Spiegelmanufaktur (heute Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH Werk Mannheim) nimmt auf dem zum Dorf Käfertal gehörenden Waldhof die Produktion auf und errichtet eine Wohnsiedlung für ihre zunächst französischen Arbeiter. In der Spiegelsiedlung wird 1897 der spätere Fußball-Bundestrainer Josef (Seppl) Herberger geboren. Wie hätte sich die Kunstmusik des Abendlandes entwickelt, hätte es nicht Mannheim, den Kurfürsten Karl Theodor und seine Hofkapelle gegeben? Die Frage, die so großspurig daherkommt, hat Berechtigung, kann man doch ohne – oder fast ohne – Lokalpatriotismus behaupten, maßgebliche Akzente für die Wiener Klassik und die auf sie folgende Romantik seien von der so genannten „Mannheimer Schule“ ausgegangen. In dem in den Jahren zwischen 1743 und 1780 wohl besten Orchester Europas saßen die versiertesten Orchester- und Instrumentalspezialisten, allen voran der Geiger Johann Stamitz, der als geistiger Stifter der Mannheimer Orchester- und Kompositionsschule gilt. Denn in dem größten Ensemble des 18. Jahrhunderts wirkten mit Ignaz Holzbauer, Christian Cannabich, Franz Xaver Richter und Georg Joseph Vogel nicht nur hervorragende Musiker und Kapellmeister, sondern auch intelligente Theoretiker und Komponisten. Sie bastelten in Theorieunterricht und praktischer Komposition an der Abkehr des barocken Generalbasses, entdeckten, dass Bläser im Orchesterklang auch Melodien übernehmen können, lösten die barocke Terrassendynamik durch das Crescendo und Decrescendo, also An- und Abschwellen des Tones, ab und entwickelten so eine ausdrucksstarke Orchestersprache, die so jemanden wie Mozart, der Mannheim viermal besuchte und insgesamt runde 176 Tage in Mannheim weilte, stark beeindruckten. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass Mozart in Mannheim wesentlich in seinem kompositorischen Denken geprägt wurde. Das hinterließ später auch in Wien Spuren. dms 1855 In F 2 wird eine neue Synagoge errichtet. Musik aus Mannheim: die Mardi Gras bb. Bild: Tröster In Mannheim spielt die Musik Pop ist als Wirtschaftsfaktor zwar nur zweitrangig, hat aber das Image der Stadt verändert 1859 Heinrich Lanz führt unter der Firma seines Vaters amerikanische und englische Landwirtschaftsmaschinen ein. Der damit verbundene Reparaturbetrieb bildet die Keimzelle der Maschinenfabrik Heinrich Lanz. 1866 Nach einer Dampfkesselexplosion im Vorjahr gründen 21 Unternehmer die „Gesellschaft zur Überwachung und Versicherung von Dampfkesseln“. Aus ihr gehen die heutigen Technischen Überwachungsvereine (TÜV) hervor. 1867 Die Rheinbrücke wird für den Eisenbahnverkehr geöffnet. Von unserem Redaktionsmitglied Georg Spindler M usik kann doch die Gesellschaft verändern: So ist Mannheim durch Gitarren-Riffs und SoulHymnen eine andere Stadt geworden. Seit im Jahr 2004 der Musikpark, das kommunale Existenzgründerzentrum im Jungbusch und der benachbarte Neubau der Popakademie eröffnet wurden, ist die Kapitale der Metropolregion nicht mehr wieder zu erkennen – vor allem in der Ausstrahlung nach außen hin. Die Popkultur hat der Stadt einen unbezahlbaren Image-Gewinn beschert. Die Zeiten, in denen es im „Badener Lied“ noch hieß: „In Mannheim steht die Fabrik“ sind vorbei. Heute spielt in Mannheim die Musik. Die in den 80er Jahren von veralteten Industriestrukturen geprägte Stadt erstrahlt jetzt als junge, bunte, zukunftsträchtige, multikulturelle Metropole – dieser Paradigmenwechsel in der äußeren Wahrnehmung ist wohl einer der größten wirtschaftlichen Impulse, der Mannheim in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Als eigenständiger Wirtschaftsfaktor spielt Popmusik aber bisweilen eher die zweite Geige. Seit 2004 ist in Mannheim kein neuer Branchenriese herangewachsen – kein Plattenlabel, Promotionbüro oder Musikverlag –, der im Konzert der großen regionalen Unternehmen eine tragende Stimme erheben könnte. Die auf dem Popsektor tonangebenden Firmen wie die Glückserlebnisse auf kleinerer Ebene Agentur BB-Promotion oder Radio Regenbogen gab es schon, bevor Stadtspitze und Landesregierung ihr Herz für Rock und Soul entdeckten. Davon unbeeinflusst ist auch die Erfolgsgeschichte der SAP Arena, die als Veranstaltungsort spektakulärer Großkonzerte (hauptsächlich aber als Sportstätte) florierende Umsätze erzielt. Glückserlebnisse in Sachen Popmusik und Wirtschaft stellten sich auf kleinerer Ebene ein: Über 40 junge Firmen residieren zurzeit im Musikpark und haben – nach Angaben von Musikparkchef Christian Sommer – rund 130 neue Arbeitsplätze geschaffen, weitere etwa 70 Arbeitsplätze sind – so schätzt Sommer – außerhalb des Existenzgründerzentrums entstanden. Das ist eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Es gibt weitere hoffnungsvolle Ansätze. So verweist Sommer auf die neue Veranstaltungsagentur C&E GmbH, die vom Musikpark aus etwa die Tournee von Peter Maffay betreut, oder die sich etablierende Veranstaltungstechnik-Firma Around. Andere Firmen, die noch vor zwei Jahren als junge Vorzeigeunternehmen galten, haben sich dagegen wieder aufgelöst, das Eis ist dünn in der Popmusik-Branche, die vom größten Strukturwandel ihres Bestehens erschüttert wird. Sommer sieht darin aber Chancen: Digitalisierung, Internet und dezentrale Wirtschaftsstrukturen böten gerade kleinen Betrieben große Überlebenschancen – egal ob sie in Berlin ansässig sind oder in Mannheim. Dass der Musikpark in Kürze expandieren und zusätzliche Räumlichkeiten belegen wird, ist ein untrügliches Zeichen für das Zukunftspotenzial der Pop-Branche. Wolfgang A. trifft auf Aloysia Vier Mal besuchte Mozart die Kurpfalz, teils gezielt, teils auf der Durchreise Von Bärbel Pelker 1868 Die revidierte Rheinschifffahrtsakte wird in Mannheim unterzeichnet. Die „Mannheimer Akte“ bildet bis heute die Rechtsgrundlage der freien Rheinschifffahrt. 1872 Der Ingenieur Carl Reuther und der Schlossermeister Karl Bopp gründen ein gemeinsames Unternehmen in der Neckarstadt, das sich auf die Herstellung von Messinstrumenten und Zählern spezialisiert und 1894 auf den Waldhof übersiedelt (heute Bopp & Reuther AG). 50 Wolfgang Amadeus Mozart. Bild: dpa „Wie ich Mannheim liebe, so liebt auch Mannheim mich“ – diese Liebeserklärung des jungen W. A. Mozart, die er im November 1778 in Mannheim niederschrieb, ist eine Hommage an eine Stadt und Region, in der er glückliche Monate verbracht hatte. Mozart besuchte die Kurpfalz im Laufe seines kurzen Lebens insgesamt vier Mal: im Sommer 1763 auf der großen Wunderkindreise zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester „Nannerl“, im Winter 1777/78 in Begleitung seiner Mutter, im Spätjahr 1778 auf der Rückreise von Paris nach Salzburg, als sich die Hofgesellschaft und damit auch ein Großteil der Hofmusiker auf Grund der bayerischen Erbfolgeregelung in den Umzugsvorbereitungen nach München befanden; schließlich ein letztes Mal, am Ende seines Lebens, Ende Oktober 1790 auf der Rückreise von der Kaiserkrönung Leopolds II. in Frankfurt am Main nach Wien, wo er noch am Ankunftstag in Mannheim die Probe, und einen Tag später die Erstaufführung seiner Oper „Die Hochzeit des Figaro“ in deutscher Sprache im Nationaltheater miterlebte. Von den vier Besuchen ist der Winteraufenthalt 1777/78 der wichtigste gewesen. Wäre es nach dem Willen des Vaters gegangen, so hätte er sich ernsthaft um eine Anstellung bei Hofe oder zumindest um einen Opernauftrag bemühen müssen, doch zum ersten Mal der väterlichen Obhut und – wichtiger – der väterlichen Lebensplanung entronnen, genoss er trotz der im Ton immer schärfer werdenden väterlichen Ermahnungen ein fast sorgloses, gesellschaftliches Leben im Kreis der Hofmusiker, von dem er in Salzburg nur hatte träumen können. In jenen Monaten schloss er Freund- Jahre im Dienst der Schönheit Die erste Adresse für Zweithaarfrisuren und Echthaarverlängerungen Coiffeur und Zweit-Haarstudio Henry Diehm sezt neue Maßstäbe. Seit dem 6. Dezember 1956 ist das Geschäft an der gleichen Adresse zu finden. Gegründet wurde es vom 5-fachen Deutschen Meister im Friseurhandwerk, Henry Diehm. Modebewusste Damen und Herren werden von dem fachkundigen Team von Helga Wehning, die vor Jahren diesen Salon übernommen hat, beraten. Es gibt eine riesige Auswahl an sehr modischen Zweithaarfrisuren für Damen und Herren. Ganz nach Geschmack lassen sich hier Ihre Wünsche verwirklichen. Öffnungszeiten: Mo. 13 – 18 Uhr, Di. – Fr. 9. – 18 Uhr, Sa. 8 – 14 Uhr DAMEN- UND HERRENSALON Kaiserring 48 · 68161 Mannheim Telefon 06 21/1 38 70 www.haarstudio-diehm.de HAARSTUDIO INH. HELGA WEHNING schaften mit den Familien Cannabich, Wendling und Weber und verliebte sich unsterblich in die sechzehnjährige Tochter Aloysia Weber. Hier vor allem, in dem professionell-gesellschaftlichen, aber eben nicht höfischen Rahmen, wurden seine Kompositionen aufgeführt, die er für Kollegen, Kollegenkinder und Schüler schrieb. In Mannheim machte Mozart die Erfahrung, dass die Hofmusiker keine Lakaien, sondern geachtete Bürger der Stadt waren und hier, in dieser einzigartigen Kompositions- und Orchesterwerkstatt-Atmosphäre, wurde sich der berühmte Klaviervirtuose – und dies ist entscheidend – seiner wahren Berufung als Komponist bewusst. ❋ Die Autorin ist Mitarbeiterin der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und Herausgeberin von „Theater um Mozart“ (C. Winter Universitätsverlag, Heidelberg). Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 STADTJUBILÄUM 2007 Glücksfälle bringen höfischen Glanz Im Schloss sind eine moderne Universitätsbibliothek und ein Museum mit kostbaren Exponaten entstanden Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge Nachts brennt das Licht im neu errichteten Dachgeschoss bis zur Geisterstunde – ein sehr ungewöhnlicher Anblick. Und auch tagsüber sieht der Bau, wenn man von der Breiten Straße aus auf ihn zuläuft, irgendwie verändert aus. Tatsächlich: Das Mannheimer Schloss ist größer geworden, auch in den Mittelbau ist studentisches Leben eingezogen, und ab Ende März dürfen die Mannheimer wieder in die Prunkräume. Über drei Jahre war der Mittelbau der barocken Residenz wegen der Bauarbeiten geschlossen, rechtzeitig zum Stadtjubiläum wird er fertig, kehrt die alte Pracht zurück – freilich nur durch einen Zufall, besser: zwei Glücksfälle. Pläne, den Barockbau aufzustocken und ihm seine historische Gestalt zurückzugeben, existierten zwar schon seit 1994. Und sie nahmen immer mehr Gestalt an, nach- Ein Anruf liefert eine Spende von zehn Millionen Euro dem die Landesregierung 1995 vom Markgraf von Baden historische Kunstschätze für 15 Millionen Mark erwarb und diese nun angemessen präsentieren wollte – im Schloss. Zugleich meldete die Universität immer dringenderen Platzbedarf an, insbesondere um mehrere verstreut untergebrachte Bibliotheken zusammenzufassen. Anfang 2003, als die Steuereinnahmen einzubrechen drohten, verkündete man in Stuttgart aber den Verzicht auf dieses Projekt. Es dauerte aber nur ein paar Tage, da erhielt Finanzminister Gerhard Stratthaus plötzlich einen Anruf. „Das war schon ungeheuer“, erinnerte er sich später. Am Telefon meldete sich Hasso Plattner, SAPMitgründer und inzwischen Mäzen insbesondere im Bereich der Wissenschaft. Er hatte im „Mannheimer Morgen“ vom drohenden Scheitern der neuen Universitätsbibliothek gelesen und wollte etwas tun. Zehn Millionen Euro sagte er spontan zu – die bis dahin mit Abstand größte Spende, die eine Hochschule je erhalten hat. Stratthaus war glücklich – und zugleich im Zugzwang. Denn wenn sich schon Bau- Wieder aufgestockt: das Schloss erhielt sein Mansarddach zurück, in zwei Geschossen wird ein Museum eingerichtet. Bilder: Proßwitz arbeiter an das barocke Gemäuer machen, dann gleich richtig. Manche Überraschungen, zwischendurch gar eine drohende Einsturzgefahr, machten das Vorhaben zu einer „architektonischen Herausforderung“, so Dieter Blocher vom Stuttgarter Architekturbüro Blocher Blocher. 50 Firmen arbeiteten drei Jahre an dem statisch anspruchsvollen Projekt. Schließlich musste der Mittelturm komplett entkernt, dort und unter den neuen Mansarddächern auf drei Ebenen Platz für 4750 Quadratmeter Nutzfläche, bis zu 300 000 Bücher sowie 400 Arbeitsplätze geschaffen werden. Während hier nun täglich, auch am Wochenende, bis Mitternacht Studenten über Hausarbeiten brüten, kehrt in das Erdgeschoss und erste Obergeschoss der höfische Glanz zurück. Nach dem Krieg waren in der nahezu komplett ausgebombten Residenz ja nur der Rittersaal und zwei weitere Säle wieder hergestellt, der Rest als Büros genutzt worden. Nun kann man in der Beletage die historische Raumfolge, die Enfilade, wieder erleben – mit je drei Räumen auf beiden Seiten des Rittersaales. Während die Bibliothek bereits seit September in Betrieb ist, dürfen sich die Mannheimer auf Ende März freuen. Dann eröffnet der Ministerpräsident das Schlossmuseum. 800 Exponate, darunter 21 lange verschollen geglaubte kostbare Tapisserien, edle Möbel, Porzellan, Exponate aus dem Münz- und Naturalienkabinett erinnern auf 2900 Quadratmetern an die glanzvolle Zeit, als hier ab 1760 die Kurfürsten von der Pfalz regierten, oder an das 19. Jahrhundert, als hier NapoleonTochter Stephanie von Baden residierte. Anzeige Schloss wird wachgeküsst Eröffnungswochenende und „Blaue Stunde“ Drei Jahre war es geschlossen, doch jetzt dürfen sich die Mannheimer darauf freuen, wieder prachtvolle Feste im Schloss zu erleben – beginnend mit einem großen Eröffnungswochenende. ● Samstag, 31. März, und Sonntag, 1. April, ist jeweils von 10 bis 17 Uhr das große Eröffnungswochenende mit Musik, Tanz, historischen Inszenierungen, Sonderführungen und Eintritt zum Sondertarif. ● Am Dienstag, 8. Mai, 19 Uhr, beginnt die Vortragsreihe „Schloss Mannheim im Kontext deutscher Residenzschlösser“. Schon die erste Vortragsreihe zum Umbau und zur Konzeption des Museums war auf großes Interesse gestoßen. ● Samstag, 19. Mai, 20 Uhr, heißt es „Vom Zauber des verlorenen Gartens“, ein Liederabend mit dem Tenor Holger Schumacher. ● Am Samstag, 16. Juni, 19 bis 1 Uhr ist eine „Blaue Stunde im Schloss“, in der man sich in der zu Zeiten der Dämmerung und nachts festlich beleuchteten Residenz auf den Spuren des 19. Jahrhunderts bewegen, einen literarischen Salon, die Mode dieser Epoche und anmutige Tänze erleben kann. ● Am Samstag, 15. September, steigt von 14 bis 23 Uhr unter dem Motto „Einladung bei Hofe – Fürstlich Feiern! Feiern Sie mit!“ ein großes barockes Fest im Schloss mit historischen Inszenierungen in der Beletage, galanten Tänzen, stimmungsvoller Hofmusik und festliche Illumination. ● Am Samstag, 27. Oktober, 18 Uhr, kann man bei der Herbst-Gala im Rittersaal tafeln und tanzen – so wie einst der Kurfürst. ● Am Samstag, 3. November, 14.30 Uhr, werden „Kulinarische Cafégeheimnisse“ gelüftet. ● Ab April gibt es an Sonn- und Feiertagen, jeweils um 14.30 Uhr, Sonderführungen zu verschiedenen Themen. ● Zum Programm der Staatlichen Schlösser und Gärten kommen dann noch das Schlossfest der Universität am 6. Juli sowie die Schlossfestspiele vom 13. bis 22. Juli, darunter eine Opernnacht mit Marcelo Alvarez, ein Konzert des Haifa Symphony Orchestra, ein „Jedermann“ und das Kultmusical „Falco meets Amadeus“. pwr i Infos unter www.schloss-mannheim.de, www.mannheimer-schlossfestspiele.de ENERGIE FÜR MANNHEIM Wir betreiben in Mannheim eines der größten und modernsten Steinkohlekraftwerke Deutschlands. Seit 85 Jahren gewährleistet das GKM mit seinen Mitarbeitern eine sichere und umweltschonende Strom- und Fernwärmeerzeugung. Tag für Tag. Rund um die Uhr. . . . ist für mich eine lebendige Stadt mit wirtschaftsstarken innovativen Unternehmen, hochkarätigen Universitäten und Forschungseinrichtungen, attraktiven Freizeitangeboten und vielfältigen Kultur- und Sportmöglichkeiten in wunderschöner Umgebung. Eine Stadt mit vielen Talenten, in der man viel bewegen kann. Wir werden das Stadtjubiläum zur Feier von 400 Jahren Mannheim mit seinem großen Kulturprogramm nutzen, um die Qualitäten der Stadt auch über die Metropolregion hinaus zu präsentieren. Wir gratulieren Mannheim herzlich zum 400-jährigen Stadtjubiläum. ❋ Dr. Jürgen Schwiezer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Roche Diagnostics GmbH und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtmarketing Mannheim GmbH Grosskraftwerk Mannheim Aktiengesellschaft Marguerrestraße 1 · 68199 Mannheim Telefon: (06 21 ) 8 68-0 · Internet: www.gkm.de E-Mail: GrosskraftwerkMannheimAG@gkm.de Jürgen Schwiezer Bild: zg 15 16 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 1873 Friedrich Julius Bensinger gründet die Rheinische HartgummiwarenFabrik in Neckarau, die sich seit 1885 Rheinische Gummi- und Celluloid-Fabrik nennt. Die spätere Schildkröt AG geht schließlich in der Braas Flachdachsysteme GmbH & Co. Kunststoffwerk Mannheim auf. 1875 Der Mühlauhafen wird eröffnet. Wie sich die Wirtschaft entwickelt, beschäftigt die Mannheimer Wissenschaft. Doch auch Medizintechnik ist hier zu Hause – die Augen-OP Lasik etwa kommt aus Mannheim. Bilder: dpa (2), Proßwitz 1876 Der neue Hauptbahnhof an der Südostecke der Stadt wird in Betrieb genommen. 1879 Die Mannheimer Versicherungsgesellschaft (heute Mannheimer Versicherungen AG) wird gegründet. 1881 Der Fernsprechverkehr wird mit zunächst 47 Teilnehmern eröffnet. 1882 Hinter der Sternwarte wird als private Vergnügungsanlage der Friedrichspark eröffnet. 1883 Carl Benz gründet die Firma Benz & Co. Rheinische Gasmotorenfabrik, aus der später die Motorenwerke Mannheim AG (heute Deutz AG Werk Mannheim) und die DaimlerChrysler AG Werk MannheimWaldhof hervorgehen. 1884 Am Altrhein bei Sandhofen entsteht die Zellstofffabrik Waldhof, die später in der SCA Hygiene Papier GmbH aufgeht. Nachdem die Sozialdemokraten bereits seit 1878 dem Bürgerausschuss angehören, ziehen sie erstmals mit zwei Vertretern in den Stadtrat ein. 1886 Carl Benz lässt sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ patentieren und macht am 3. Juli eine erste Probefahrt: die Geburtsstunde des Automobils. 1888 Am 1. August wird der erste Führerschein der Welt für Carl Benz ausgestellt. KFZ-Wartung + Reparaturen Von A wie Academia bis Z wie ZEW Das „MIT“ des Barock zog die Fachwelt in die Quadrate / Mannheim hat ein hervorragendes Umfeld zu bieten Palatina, ist so etwas wie ein „Mannheim Institut of Technology“, ein naturwissenschaftlich-historisches Forschungsinstitut allerersten Ranges. on A wie Academia Theodoro PalaAuch heute kann Mannheim den Titel tina bis Z wie Zentrum für Euro- Wissenschaftsstadt mit Fug und Recht für päische Wirtschaftsforschung sich beanspruchen: Die durchaus dauer(ZEW) spannt Mannheim als Stadt der hafte Etablierung der Mannheimer Uni unWissenschaften einen weiten historischen ter den besten deutschen Universität in den Bogen, der von der zweiten Hälfte des 18. einschlägigen Rankings für die WirtJahrhunderts bis in die Gegenwart reicht. schafts- und Sozialwissenschaften spreWer damals in der Quadratestadt vorbei- chen für sich. Doch nicht nur die im schaute, konnte das meteorologische Kabi- Schloss des Karl Theodor beheimatete nett und die mineralogischen und geologi- Mannheimer Universität, auch die Ruperto schen Sammlungen im Schloss bewundern, Carola in Heidelberg trägt mit der zweiten den Botanischen Garten besichtigen und Medizinischen Fakultät und verschiedenen sich die Forschungen Johann Jakob Hem- dazugehörigen Instituten ihren Teil zur mers (1733-1790) zur Elektrizität, damals Rolle Mannheims als Wissenschaftsstadt Zukunftstechnologie Nummer eins, erläu- bei. Mannheim spielt dabei vor allem auf tern lassen. dem Gebiet der Medizintechnik eine Mannheim ist in wegweisende Rolle, der Ära des KurDie Kurpfalz war das die beiden Unis sofürsten Karl Theowie die Hochschule dor (1724-1799) Vaterland der Wissenschaften Mannheim koopeganz ohne Zweifel rieren im vergangeeine Stadt der nen Jahrzehnt mit Künste und der Wissenschaften, wahrscheinlich eines der beachtlichen Ergebnissen. Heidelberg wichtigsten wissenschaftlichen Zentren in bringt dabei das medizinische, Mannheim ganz Deutschland. Voltaire (1694-1778) das betriebswirtschaftliche, juristische soweilt bei Hofe, Cosimo Collini (1727-1806) wie das Informatik- und Ingenieursentdeckt das Fossil eines prähistorischen Know-How ein. Hochspezielle SimulatiFlugsauriers – was allerdings erst nach sei- ons- und Dokumentationsgeräte für die nem Tod richtig gedeutet wurde. Friedrich Chirurgie sind nur ein Beispiel für die so Casimir Medicus (1736-1808) legt einen der erzielten Synergie-Effekte. Die Ausbildung geeigneter Bürgersöhne bedeutendsten Botanischen Gärten jener Zeit an, der Geograf und Historiker Johann für den Schul- und Kirchendienst, so heißt Goswin Widder (1734-1800) verfasst seine es in den europaweit als Flugschrift vervierbändige Pfälzische Landeskunde, ein breiteten Stadtprivilegien vom 21. Januar für die modernen Geowissenschaften me- 1607, werde „in Aussicht gestellt.“ Nach thodisch wegweisendes Werk, auch die einem Jahrhundert der Belagerungen, ZerVermessungskunde und die Kartographie störungen und der Pest entstand endlich werden in Mannheim gepflegt. Die von ein Jesuitenkolleg in Mannheim (1729), Karl Theodor begründete Akademie der wohl die erste höhere Bildungsstätte in der Wissenschaften, die Academia Theodoro immer noch neuen Stadt. Karl Theodor Von unserem Redaktionsmitglied Thorsten Langscheid V schließlich war es, der eine Bibliothek auf- landschaft aufgebaut, deren Entwicklung baute, der Wissenschaftler und Künstler in etwa in den 1970er/80er Jahren im uniseine damals nagelneue, hochmoderne Re- versitären Sektor abgeschlossen war. Der sidenz holte. „Wie schön wär’ es, könnt’ ich Ausbau der ehemaligen Ingenieursschule von meinen letzten Tagen einige bei einem unter dem dynamischen Rektor Dietmar Fürsten wie Karl Theodor verbringen“, von Hoyningen-Huene zur Hochschule schrieb Voltaire über seine Mannheim- Mannheim fand im vergangenen Jahr mit Aufenthalte. der Angliederung der Fakultät für SozialWar es der Krieg, der im 17. Jahrhundert wesen einen vorläufigen Schlusspunkt. die Entwicklung eines hochstehenden WisIm Zuge der Hochschulreformen versenschaftsbetriebs verhinderte, so war es liert die Stadt seit etwa einem Jahrzehnt der Krieg, der genau dies im 18. Jahrhun- auch traditionsreiche Einrichtungen wie dert mit begünstigte. In den 1740er und zum Beispiel das Geografische Institut 50er Jahren entstanden in Mannheim eine der Universität oder die Fachbereiche Zeichenakademie, eine militärische Inge- Theologie, Archäologie und Slawistik. nieursschule (ab 1754) sowie ein Lazarett Auch die mit großen Anstrengungen und mit Chirurgenschule und anatomischem beachtlichen Anfangserfolgen an der UniTheater, eine Kaufmannsschule folgte versität etwa seit 1990 aufgebaute Tech1778. Die Pfalz wurde zum „Vaterland der nische Informatik wandert ausgerechnet Wissenschaften“, im Jubiläumsjahr wie Anton von 2007 nach HeidelKlein (1748-1810), berg ab. Seit einem Jahrzehnt verliert Karl Theodors HofDie Quadratedichter, notierte. stadt hat heute also die Stadt Einrichtungen Doch der Boom wieder ein exzeldauerte nur wenige lentes wissenJahrzehnte. Der schaftliches UmKrieg war es dann auch, der all dies zu feld zu bieten, wenn auch nicht mehr in Bruch gehen ließ. Nach den Wirren der den alten Mannheimer Disziplinen, den Französischen Revolution und der Napo- Naturwissenschaften und der Geschichte. leonischen Feldzüge schloss sogar die Die astronomischen Instrumente, die der Kaufmannsschule ihre Pforten. Neue An- Doppelstern-Forscher und Wegbereiter sätze gab es nach einem weiteren Jahrhun- der modernen Astronomie, Christian dert in Mannheim erst wieder 1898 mit der Mayer (1719-1783) und seine Nachfolger Ingenieur-Schule Paul Wittsacks und dem damals auf der Sternwarte benutzten, Aufbau der städtischen Handelshochschu- sind längst im Landesmuseum für Techle, der Vorgänger-Institution der Universi- nik und Arbeit (LTA) gelandet, wo man tät, ab 1907. sie noch genau so besichtigen kann wie zu Die Nationalsozialisten gliederten die Karl Theodors Zeiten. Forschung und Mannheimer Handelshochschule schließ- Lehre in Mannheim konzentrieren sich lich an die Universität Heidelberg an und indessen auf die quantitativ-empirische wollten Mannheim zum Standort eines Wirtschafts- und Sozialforschung, das Staatstechnikums machen. Nach 1945 ZEW dürfte – neben dem Institut für wurde dies nicht weiter verfolgt, es wurde deutsche Sprache – heute die bedeutendeine neue Bildungs- und Wissenschafts- ste Forschungseinrichtung der Stadt sein. Car Service | Truck Service | Diesel Service | Oldtimer Service Inspektionen TÜV / AU Elektrik + Diesel Heizung + Klimaanlagen 400 Jahre Mannheim 80 Jahre Bosch Service Courtin Jubiläum mal 2: Das Bosch Service Courtin-Team freut sich über das 80-jährige Firmenbestehen und gratuliert Mannheim recht herzlich zum 400. Geburtstag. Navigation + Mobiltelefone Teilehandel Russpartikelfilter IHR PARTNER RUND UMS AUTO Bosch Service Courtin . Hafenstrasse 90 . 68159 Mannheim . Telefon 0621.3365110 . 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Das Motto bildet das „Dach“ der Jubiläumsveranstaltungen: „Alle Disziplinen unserer Universität steuern zu diesem Thema wichtige Aspekte bei“, erklärt Prorektor Kai Brodersen. zum Thema Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Am Abend wird dann gefeiert: Ab 19 Uhr lädt die Universität alle Bürger, StudierenZum zentralen akademische Festakt am de, Absolventen, Freunde, Partner und Freitag, 6. Juli, werden geladene Gäste aus Mitarbeiter der Universität Mannheim aller Welt im Schloss erwartet, als Festred- herzlich ein, im festlichen Ambiente gener sprechen SAPmeinsam das JubiMitbegründer und läum zu feiern und Uni-Sponsor Hasso sich auszutauschen. Geburtstagsüberraschung Plattner sowie der Das Kulturfest biefrühere badenim Ehrenhof tet auf verschiedewürttembergische nen Bühnen auf Ministerpräsident dem Campus eine Lothar Späth. Als wissenschaftlichen Bei- bunte Mischung aus Musik, Tanz und Untrag zu ihrem Jubiläum veranstaltet die terhaltung. In Verbindung mit dem Universität am selben Tage ein Symposium 400. Stadtjubiläum ist eine Geburtstagszum Thema „Glaubwürdigkeit in Wirt- überraschung im Ehrenhof geplant. schaft und Politik“. In zwei Foren, jeweils Mit wissenschaftlichen Vorträgen, Mumit den Schwerpunkten Wirtschaft und sik-, Sport- und Theaterveranstaltungen Politik, diskutieren Mannheimer Wissen- widmet sich die Schlosshochschule im geschaftler mit Persönlichkeiten des öffentli- samten Jahreslauf ihrem Geburtstag – imchen Lebens über Forschungsergebnisse mer auch mit Blick auf die 400-Jahr-Feier der Stadt Mannheim. Geplant, so UniSprecher Achim Fischer, sind beispielsweise eine Ausstellung des Fotografen Horst Hamann (17. März) als Beitrag zur Langen Nacht der Museen, eine Vortragsreihe über die Geschichte des Schlosses und der Universität und eine Neuinszenierung von Urs Widmers Top-Dogs in der Compagnia Palatina, der Studiobühne der Universität (Dienstag, 8. Mai) sowie der von den Studierenden organisierte „dies academicus“ am Mittwoch, 18. April. Die Universität möchte sich anlässlich des Jubiläums „in ihrer gesamten Vielfalt und Exzellenz“ präsentieren, heißt es auf der Internetseite zum Universitätsjubiläum. Ganzheitliche Lösungsansätze für die Probleme der modernen Gesellschaft zu entwickeln, so laute die selbst gesetzte Aufgabe der Universität. i Udo Dahmen Bild: Tröster . . . ist für mich die Popstadt. Mit einer hohen Dichte an herausragenden Künstlern, Bands, Studios, Konzerten, Agenturen und Veranstaltungsplätzen. Mit der Popakademie, dem Musikpark und der Musikhochschule: Ein idealer Nährboden für zahlreiche künstlerische Neuentwicklungen, wie wir sie in den letzten Jahren verfolgen durften. Darüber hinaus mit einem großen, vielseitigen Angebot an Kultur in allen Bereichen in einem Klima von Urbanität und Weltoffenheit . . . und mit einer herausragenden Verkehrsanbindung. In Mannheim hat die Popkultur einen herausgehobenen Stellenwert. Mehr zum Uni-Jubiläum in Internet: www.uni-mannheim.de ❋ Professor Udo Dahmen, Geschäftsführer der Popakademie Baden-Württemberg Studenten vor der 100 Jahre alten Mannheimer Schlossuniversität. Bild: Rittelmann Anzeige 400 Jahre Stadt Mannheim DIE GESUNDHEITSPIONIERE GRATULIEREN DER STADT DER PIONIERE Mannheim feiert 400-jähriges Jubiläum – und damit auch 400 Jahre Pionierarbeit in den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur und Bildung. Wir sind stolz darauf, diese Tradition als Gesundheitspioniere seit über 100 Jahren fortzusetzen und gratulieren Mannheim zum runden Geburtstag. Auch für die Zukunft wünschen wir unserem Standort viel Pionier- und Unternehmergeist – und vor allem Gesundheit! www.gesundheitspioniere.de www.roche.de 18 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 1889 Der von Gustav Halmhuber entworfene Wasserturm ist mit der Aufstellung der bekrönenden Figur der Amphitrite vollendet. Die zentrale Wasserversorgung, in deren System der Wasserturm als Druckausgleichsreservoir fungiert, wird bereits 1888 in Betrieb genommen. 1890 Das Bekleidungshaus Engelhorn & Sturm wird eröffnet. Als erster Sozialdemokrat in Baden wird August Dreesbach in den Reichstag gewählt. Ein Jahr später erringt die SPD in Mannheim zwei Landtagsmandate. 1894 Der Luisenpark zwischen Neckar und Oststadt, benannt nach der Großherzogin, wird zur öffentlichen Benutzung freigegeben. 1897 Mit der Eingemeindung Käfertals wird das Industriegebiet Waldhof der Stadt eingegliedert. Mannheim zählt nun über 100 000 Einwohner und ist damit Großstadt. 1898 Eine private Ingenieurschule wird eröffnet. 1939 von der Stadt übernommen, geht die Ingenieurschule 1962 in staatliche Regie über (seit 1995 Fachhochschule Mannheim, Hochschule für Technik und Gestaltung). Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 Im Netz der schnellen Züge Mannheims Hauptbahnhof, ein geschätzter Eisenbahnknoten Von unserem Redaktionsmitglied Martin Tangl Familie van de Pavert aus Holland sitzt ein wenig nervös im Zug aus Basel. Sie kommen mit dem ICE und viel Gepäck aus dem Skiurlaub in Grindelwald in der Schweiz und müssen in Mannheim in Richtung Norden umsteigen. Doch dann klappt alles wie am Schnürchen. Kaum sind die fünf Niederländer ausgestiegen, donnert auch gleich auf dem gegenüber liegenden Gleis ihr Anschluss-ICE nach Duisburg in den Bahnsteig. „Sehr praktisch“, lobt ein erleichterter Papa van de Pavert. Von Mannheim wird den Durchreisenden nicht viel in Erinnerung bleiben – außer den Vorzügen eines der wichtigsten Bahnhöfe mitten in Europa. Und wenn einmal die geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln-Frankfurt-Mannheim-Stutt- Täglich fahren 528 Züge durch den Hauptbahnhof gart-München – hoffentlich nicht mit Bahn-Chefs Mehdorns Bypass-Umfahrung an der Quadratestadt vorbei – komplett ausgebaut ist, wird’s noch besser. Ab 10. Juni 2007 kann auch mit der Bahn von Paris-Est mit dem ICE in gut drei Stunden nach Mannheim gereist werden, damit rückt die Metropolregion im Schienenverkehr ebenfalls näher an die Zentren Europas. Mit täglich 528 Zügen, davon 183 im Fernverkehr, sowie rund 76 000 Reisenden und Besuchern ist der Hauptbahnhof Mannheim nach Stuttgart der größte Bahnverkehrsknoten Südwestdeutschlands. Es sind dabei aber nicht nur Fernreisende wie die van de Paverts, die beim Umsteigen den Mannheimer Hauptbahnhof schätzen lernen. Tausende von Pendlern nutzen hier jeden Tag die 164 S-Bahn-Züge, durch die seit Dezember 2003 die Metropolregion näher zusammengewachsen ist und durch die sich für die Bürger im ÖPNV eine pulsierende Lebensader entwickelt hat. „Nur heim nach Lampertheim könnt’s auch bald mit einer modernen S-Bahn gehen“, mosert ein Südhesse über „seinen“ alten Doppelstockwagen in Richtung Frankfurt, der zu den immer noch 201 Nahverkehrszügen ge- Der ICE fährt in einen der wichtigsten Bahnhöfe Deutschlands ein. Bild: tan hört, die täglich die fünf Bahnsteige passieren. Kevin Karger (24) aus Kaiserslautern hat’s da komfortabler. Kaum ist sein moderner Triebwagen in Mannheim eingelaufen, geht’s mit dem InterCityExpress auch schon weiter nach Berlin-Ostbahnhof. Herzlich verabschiedet sich an diesem Zug die Berlinerin Birgit Jaeger von der Familie Fabian aus Viernheim. Sie war auf Besuch und fährt jetzt wieder nach Hause: „Viel praktischer als mit dem Auto.“ Die Kurpfälzer Verwandtschaft schätzt die Übersichtlichkeit des Mannheimer Haupt- bahnhofs. „Und wir können sogar mit der OEG bis vor den Eingang fahren“, betont Vater Fabian. „Hier hat sich viel verändert“, blickt Patrick Campe (17) über den Willy-BrandtPlatz. Bahnhofsgebäude und Areal wurden umfassend saniert und der markante Bau als modernes Einkaufs- und Dienstleistungszentrum am Südrand der City am 7. November 2001 nach langer Umbauzeit wieder eröffnet. Zehn Jahre hat Patrick in Mannheim gelebt, bis er mit seinen Eltern und Schwester Caroline (14) nach Düsseldorf umgezogen ist. Jetzt besuchen sie Freunde in der Metropolregion Rhein-Neckar. „Meist fahren wir mit dem Zug, direkt durch, ohne Umsteigen, in rund zwei Stunden“, sagt der junge Mann. „Der Bahnhof gefällt mit nach seiner Renovierung viel besser“, meint auch Jaqueline Tavernier (24), die ihre Freundin Franziska Baur (19) zum Zug bringt. „Ich fahre nach Paderborn. Einmal umsteigen, in dreieinhalb Stunden bin ich da. Das klappt gut. Da komm ich öfters“, verspricht Franziska. Motor mit dem Strumpfband repariert Erlebnis Mannheim City Bertha Benz unternahm die allererste Reise im Auto Von unserem Redaktionsmitglied Martin Tangl Hier man nach dem Shoppen zum Filmfestival gehen! wird man hier von der S-Bahn nach Hause gegondelt! City pur Wenn ich hier auf der seh ich immer was Tolles! Das größte und attraktivste ShoppingCenter der Region mit mehr als 650 Fachgeschäften und rund 10.000 Parkplätzen. Happy Birthday Mannheim! MANNHEIM Das Centrum Werbegemeinschaft Mannheim City „Wir sind zur Oma nach Pforzheim gefahren.“ Diese Nachricht hinterließ Bertha Benz am frühen Morgen des 5. August 1888 ihrem schlafenden Mann Carl auf einem Zettel – packte ihre beiden Söhne Richard (14) und Eugen (15) in den Patent-Motorwagen ihres Gatten und ratterte los. Der 106 Kilometer lange Ausflug von Mannheim ins Schwäbische hat als erste Überlandfahrt mit dem „teuflischen, pferdelosen Gefährt“ Automobil-Geschichte geschrieben – auch wenn die Großmutter, eine begeisterte Anhängerin der Erfindung ihres Schwiegersohns, gar nicht daheim gewesen ist. Trotzdem erregte der Trip und der spektakuläre Aufenthalt in Pforzheim bei der Verwandtschaft gewaltiges Aufsehen und zerstreute viele Bedenken bei potenziellen Kunden, so dass Bertha mit ihrem motorisierten Husarenritt maßgeblichen Anteil am späteren wirtschaftlichen Erfolg der Firma ihres Mannes hatte. Der erste Autofahrer der Welt war also eine Autofahrerin aus den Quadraten, auch wenn Bertha, nach drei Tagen in Pforzheim zurück daheim, bekannte: „Am Ende waren wir froh, dass wir wieder wohlbehalten in Mannheim angekommen sind.“ Denn die Ausfahrt mit dem legendären, dreirädrigen Motorwagen ihres Mannes hatte so ihre Tücken. Den Bauern am Wegesrand graute vor dem „Hexenwagen“, es flogen Steine und es knallte so manche Peitsche. Denn nicht nur etliche Hunde, Hühner und Pferde wurden vom knatternden Ungetüm aufgeschreckt. Und auch die Technik war nicht immer einfach zu handhaben. Die Jungs füllten häufig Wasser und Öl nach, um den Motor am Laufen zu halten. Und Richard und die Mama schoben des Öfteren am Berg, weil's für Steigungen keinen geeigneten Gang im Getriebe gab. In Wiesloch ging Mutter und Söhnen auch noch der Treibstoff aus, so dass die drei in der Stadt-Apotheke drei Liter des Reinigungsmittels Ligroin „tanken“ mussten. Bis weit ins 20. Jahrhundert konnten Autofahrer ihr Benzin nur in der Apotheke kaufen, deshalb gilt die in Wiesloch bis heute als erste Tankstelle der Welt. Weiter ging’s mit dem „lärmenden, zischenden und Gestank verbreitenden Gefährt“. Bertha beschreibt später „zwei schlimme Pannen“ auf der Reise: „Das eine Mal, kurz hinter Weingarten, war die Benzinleitung verstopft – da hat meine Hutnadel geholfen. Das andere Mal war die Zündung entzwei. Das habe ich mit meinem Strumpfband repariert.“ Kurz vor Bruchsal kracht die Kette. Der Dorfschmied hilft dem Trio. Spät am Abend erreichen die drei ihr Ziel, das Hotel zur Post und telegrafieren dem besorgten Papa: „Erste Fernfahrt gelungen – sind gut in Pforzheim angekommen.“ Die ganze Stadt stand damals Kopf, jeder wollte eine Probefahrt machen. „So habe ich als Erste gezeigt, dass dem Papa sein Automobil auch für weite Strecken gut ist“, ist die tapfere Testfahrerin Bertha stolz auf ihren Coup. Auf ihren Vorschlag hin habe ihr Carl dann auch einen dritten Gang eingebaut, für die Bergfahrten – „und den haben heute alle Autos auf der Welt“. Der Einsatz der mutigen Frau an der Steuerkurbel lohnte sich, die Verkaufszahlen für den Motorwagen aus Mannheim stiegen nach der Überlandfahrt von Bertha Benz sprunghaft an. Autohandelsgruppe Größter Mehrmarkenanbieter der Metropolregion on i t k A s m iläu b u J e r h a J 0 t von r 0 e 4 W e r m i e n Uns utschei 7 einen G erer 0 ngen uns nat in 20 ä o g M n i n e s e g d sen je en Zahlun h c i l t Wir verlo a n o lost*. en m l e l g a s s u u a A r . e sse n . winn e ausgeschlo G t is n 400,- Euro i g e e w ts d ch ir en. Der Re Kunden w sgeschloss * Mitarbeit er der Ern sind von st-Gruppe der Verlos ung au Seit 1925 sind wir in Mannheim als Familienunternehmen der leistungsstarke Partner für Privatkunden, Firmenkunden und Flottenbetreiber. Die Zeiten ändern sich – Qualität bleibt. 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KG verlegt ihre deutsche Niederlassung von Frankfurt nach Mannheim. Nach der Fusion mit der schwedischen ASEA (1987) gehört BBC Mannheim zum ABB-Konzern. Der „Gewerbeverein und Handwerkerverband“ gründet die Mannheimer Gewerbebank (heute Volksbank Rhein-Neckar eG). 1901 Die erste Linie der elektrischen Straßenbahn geht in Betrieb. 1903 Die Festhalle Rosengarten wird eingeweiht. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wird der Gebäudeteil am Friedrichsplatz mit Musen- und Stamitzsaal wieder aufgebaut. 1905 Die Handelshochschule nimmt ihren Lehrbetrieb im Wintersemester mit ersten Kursen auf. Die feierliche Eröffnung findet erst 1907 statt. Die aus ihr hervorgehende Wirtschaftshochschule wird 1967 zur Universität erhoben. 1906 G B G – M a n n h e i m e r Wo h n u n g s b a u ge s e l l s ch a ft m b H Das auf dem SPD-Reichsparteitag im Rosengarten geschlossene „Mannheimer Abkommen“ regelt die Beziehungen zwischen Partei und Gewerkschaften. Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 Der Hafen, die neue Heimat Binnenschifffahrt gibt es in Mannheim seit über 800 Jahren / Manche Familie bleibt dem Hafen über Generationen treu Von unserem Redaktionsmitglied Heiko Brohm E s gibt einen Landgang, den wird Wilhelm Müßig wohl nie vergessen – es war sein schwerster. Als er seinen Fuß im Jahr 1980 von seinem Schiff „MS Eberbach“ in Mannheim aufs Trockene setzte, beendete er damit eine über 300jährige Familientradition. Bis dahin hatte sich Müßigs Leben weitgehend auf dem Wasser abgespielt, wie das seiner Vorfahren. Doch weit weg vom Wasser ist der heute 61Jährige nicht, er ist der Schifffahrt treu geblieben und ist mit Lieb und Seele Erster Haupthafenmeister im Mannheimer Hafen. Den haben auch sein Vater, sein Großvater und dessen Väter schon angesteuert. Die Familie stammt aus Haßmersheim am Neckar, der Mannheimer Hafen lag oft auf der Route. Bis 1247 lässt sich die Binnenschifffahrt in Mannheim zurückverfolgen, doch der echte Ausbau begann mit der Verleihung der Stadtrechte – Mannheim wurde Handelszentrum, der Hafen zu seinem Herzen. Schifferfamilien wie die Müßigs verbanden die Stadt mit anderen großen Häfen am Rhein, Köln und Rotterdam etwa. Das prägte die Stadt, immer waren Fremde da und stellten den Kontakt im die weite Welt her. Im 19. Jahrhundert boomte der Ausbau des Hafens, rund um die Becken siedelten sich immer mehr Betriebe an, aus dem Handelshafen wurde ein Industriehafen. Das Containerterminal gehört mit zum Bereich von Hafenmeister Wilhelm Müßig. Bilder: Tröster/Rinderspacher Für die Schiffer machte das keinen Unterschied. Für sie veränderten sich nur die Routen. Früher konnten sie meistens nur die Rheinstrecke von Mannheim stromabwärts Richtung Nordsee fahren, doch Begradigungen, Schleusen und Kanäle schufen ein ganzes Netz an Wasserstraßen in Europa. Heute kann ein Rheinschiff ohne Probleme von Mannheim aus ins Schwarze Meer fahren. Doch so weit musste Wilhelm Müßig gar nicht weg von zuhause, um ins Schwärmen zu geraten. Der Neckar ist eine seiner Lieblingsstrecken gewesen, besonders „durch das obere Neckartal“. Nur bis nach Berlin ist Müßig nie gefahren – „das war damals nicht möglich“. Etwas wehmütig wird der Hafenmeister noch, wenn er an die Stille morgens in aller Herrgottsfrühe auf der Mosel denkt. Stille ist an seiner jetzigen Arbeitsstätte – den Mannheimer Häfen an Rhein und Neckar – kaum zu finden. Und trotzdem liebt Müßig den Hafen heute so, wie er früher die Flüsse mochte, tauschen wollte er nicht mehr. Sein „Zuhause“ ist heute der Hafen. Schiffe werden be- und entladen, Wilhelm Müßig wacht mit seinen Kollegen über alles, was im Hafen passiert. Anlegende Schiffe hat er genauso im Blick wie Schrottautos, die irgendjemand im Hafen abgestellt hat. Nur im Urlaub aber zieht es ihn noch zurück aufs Wasser. Dann geht der frühere Binnenschiffer segeln, aufs Meer. Wasserzone zwischen Wirtschaft und Wohnen Leben am Hafen: erst die Arbeit, dann das Vergnügen Von unserem Redaktionsmitglied Heiko Brohm Häfen regen zum Träumen an, das war schon immer so. Wer den schnellen Absprung in die weite Welt plante, den zog es stets in die großen Seehäfen, und manch einer heuert auch heute noch spontan auf einem Binnenschiff an. „Städte an Flüssen sind immer weltoffen, wie auch Mannheim“, sagt Hafendirektor Roland Hörner. Doch seit einigen Jahren träumen nicht nur herung der Hafen ein Wirtschaftsbetrieb bleibe. Mit der „Strategie des sanften Übergangs“, wie er sagt, ist Hörner zufrieden. „Popakademie und Musikpark an der Grenze zum Hafen, das passt.“ Nur reine Wohnbebauung am Wasser will Hörner nicht, weil das zu Problemen führen könnte. Die Staatliche Hafengesellschaft Mannheim HGM erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von rund 13 Millionen Euro, im Wohnqualität ist Lebensqualität Auf Erfahrung bauen, das Leben genießen – und an die Zukunft denken Die GBG – seit mehr als 80 Jahren der zuverlässige Partner für Wohnungsvermietung und -verwaltung. 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Auch in Mannheim kommen sich die Wohnstadt und der Hafen näher, wenn auch nur zaghaft. Der Jungbusch, das traditionelle Hafenviertel der Stadt, entdeckt seine Liebe zum Wasser wieder, Studenten der Popakademie und Firmengründer im Musikpark blicken aus den Fenstern in Hafenbecken. Zwei mal schon zog „Pop im Hafen“ tausende Musikfans an, auf einer Bühne mitten im Wasser sangen Pop-Größen wie Laith Al Deen oder Silbermond. Doch Hafendirektor Roland Hörner lässt keinen Zweifel daran, dass bei aller Annä- Jahr 2006 wurden hier knapp acht Millionen Tonnen Schiffsgüter umgeschlagen. Der baden-württembergische Landesbetrieb beschäftigt 85 Mitarbeiter, die auf seinen Flächen angesiedelten Unternehmen ein Vielfaches davon. Der Mannheimer Hafen besteht aus vier Anlagen: Handelshafen, Rheinauhafen, Altrheinhafen und Industriehafen. Ein ganz anderer Traum scheint zumindest vorerst vorbei: Die Fusion der Häfen in Mannheim und Ludwigshafen, die im Kielwasser der Metropolregion ins Gespräch kam. Beide Betriebe haben sich statt dessen zu einer engeren Zusammenarbeit entschlossen, vom Verschmelzen zu einer Hafengesellschaft redet heute kaum jemand mehr. Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 21 STADTJUBILÄUM 2007 Fritz Huber Karl Drais Friedrich Engelhorn Erfindungen gehen um den Globus Mannheim erweist sich als Brutstätte der Ideen, die das Gesicht der Welt verändern / Aus kleinen Werkstätten werden Konzerne Von unserem Redaktionsmitglied Jan Cerny D as ist wieder eines diese Beispiele, wie aus Abfall wertvoller Stoff entstehen kann und aus einer kleinen Werkstatt ein weltumspannendes Unternehmen. Die Geschichte beginnt im Mannheimer Stadtteil Jungbusch und in London. Der junge Juwelier Friedrich Engelhorn sieht bei einem Besuch der britischen Metropole die ersten Gaslaternen und war begeistert. 1848 errichtet der 27Jährige eine Leuchtgasfabrik und versorgt Mannheim mit Licht. Bei der Gasgewinnung entsteht als „lästiger Abfallprodukt“ Steinkohlenteer. Und der funkelt in leuchtenen Farben. Engelhorn erkennt, dass den synthetischen Farben die Zukunft gehört, gründet im Jungbusch die Badische Anilin- & Soda-Fabrik und vereint einen kompletten Betrieb unter einem Dach: vom Rohstoff bis zum Endprodukt. 1865 zieht er aus Platzgründen auf die gegenüberliegende Rheinseite nach Ludwigshafen um. Sein Betrieb wächst, heute ist er als BASF auf allen Kontinenten vertreten. Die Liste der Erfindungen und Entwicklungen könnte beliebig fortgesetzt werden. Mannheim ist vor 400 Jahren als eine Residenzstadt gegründet worden. Nachdem der kurfürstliche Hof Ende des 18. Jahrhunderts nach München umgezo- ren weltumspannenden Konzern, heute gen war, übernahm eine neue Schicht die heißen sie ja „Global-Player“, gelegt. Es war nicht das erste Mal, dass ein ErLenkung der Geschicke in der Stadt: Handwerker, Kaufleute, Industrielle. Mit finder auf Rädern in Mannheim unterwegs dem Ausbau des Hafens wurde der Grund- war. Am 12. Juni 1817 unternahm Karl stein für einen bedeutenden Umschlag- Drais von Mannheim aus in Richtung platz gelegt, an dem sich zahlreiche Fir- Schwetzinger Relaishaus im heutigen men als Ausfluss der „industriellen Revo- Stadtteil Rheinau seine erste Probefahrt lution“ ansiedelten, beziehungsweise ge- mit seinem Laufrad, dem Vorläufer des Fahrrads, das ja gründet wurden. heute auf der ganSie zogen Tüftler, zen Welt die MobiIngenieure, ErfinBahnbrechende Ideen lität erleichtert. der und Entwickler Zu den Entwickan. Was sie entwiaus der Quadratestadt lungen, die in ckelten, revolutioMannheim entstannierte vielfach das den und anschlieLeben oder die Prozesse in der Welt. Leider ist der Ursprung ßend um die Welt gingen, gehört auch der vieler dieser Erfindungen kaum bekannt. Lanz-Bulldog, ein Ackerschlepper, der die Arbeit in der Landwirtschaft bedeutend Engelhorn hat längst seine kleine Che- erleichterte. Es war Dr. Ing. Fritz Huber, mieküche im Jungbusch verlassen und in dem die Erfindung des einzylindrigen MoLudwigshafen den Grundstein für eine tors geglückt ist. Von Mannheim aus ginFabrik gelegt, die sich auf einer Fläche gen die Lanzprodukte in alle Welt. Heute von mehreren Hektar ausbreiten wird, da sind es Traktoren mit dem Signet John bastelt ein erfindungsreicher Ingenieur in Deere. Das US-amerikanische Unternehder Mannheimer Innenstadt, im Quadrat men übernahm 1956 die ProduktionsstätT 6, an einem Motorwagen, der das Antlitz ten im Mannheimer Stadtteil Lindenhof. der Welt verändern soll: Carl Friedrich Damit sind wir freilich noch lange nicht Benz entwickelt das erste Automobil. Er am Ende der Aufzählung. Kaum eine elekgründet die „Rheinische Gasmotorenfa- trische Anlage in der Welt, die nicht mit brik Benz & Cie“, die sich später mit der dem Stotz-Automaten oder einem NachDaimler-Motoren-Gesellschaft verbindet. ahmerprodukt gesichert ist. Entwickelt Damit ist der Grundstein für einen weite- wurde er in Mannheim. Der aus Stuttgart stammende geniale Hugo Stotz gründete in der Innenstadt eine erste Firma. Bald machte er mit den ersten Erfindungen auf sich aufmerksam. An der Außenfassade der Werkstatt in O 4,8-9 montierte er eine Leuchtschrift mit seinem Namenszug. Es soll die erste Leuchtreklame in Deutschland gewesen sein. Nachdem er die Firma an BBC verkauft hatte, gründete er in Neckarau ein neues Unternehmen, in dem er eben jenen „Leitungsschutzschalter“ entwickelte und damit zahlreiche Einmal-Sicherungen überflüssig machte. Und noch ein Beispiel aus der jüngsten Zeit: 1972 richteten fünf junge Programmierer ein Büro in der Mannheimer Innenstadt ein: Claus Wellenreuther, HansWerner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner. Sie gründeten die Firma „SAP Systemanalyse und Produktentwicklung“ und entwickelten Software zur Verwaltung mittelständischer Unternehmen. Inzwischen ist die Produktpalette breit gefächert. Vertreten ist der Konzern auf allen fünf Kontinenten und beschäftigt weltweit rund 36 000 Mitarbeiter. Den Sitz verlegten die Gründer allerdings nach Walldorf Auch das gehört zu Mannheims Geschichte: Nicht immer gelang es den Mannheimer Stadtvätern, aufstrebende Unternehmen richtig einzuschätzen und in der Stadt zu halten, wie auch das Beispiel BASF zeigt. . . . ist für mich jeden Tag eine neue Herausforderung. Es polarisiert. Auch mich. Mannheim ist cool, pulsierend, innovativ, vernetzt, leidenschaftlich und stark. Leider aber manchmal aber auch provin- Christian Sommer ziell und träge. Mannheim ist die kleinste Weltstadt und das größte Dorf der Erde. Mannheim ist das, was wir daraus machen: Musikhauptstadt Deutschlands und noch viel mehr...! ❋ Christian Sommer, Geschäftsführer des Musikparks Mannheim Hugo Stotz Carl Benz Blutspenden in Mannheim! Blutspenden sind ein wesentlicher Teil der modernen Medizin. Die wirksame Behandlung von Unfallopfern mit starkem Blutverlust, Eingriffe am offenen Herzen, die effektive Behandlung verschiedener Formen von Krebs oder die Transplantation von Organen, dies sind nur einige Beispiele der heutigen Medizin, die erst durch gespendetes Blut möglich wird. Unvorstellbar aber wahr: täglich werden allein in unserer Region über 1000 Blutspenden benötigt, in ganz Deutschland sind es 15 000. Im Durchschnitt wird alle 6 Sekunden in einer deutschen Klinik Blut übertragen. Ermöglicht wird dies durch unsere freiwilligen Blutspender, die regelmäßig, teilweise mehrfach im Jahr Blut spenden. Seit vielen Jahren unterhält der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen in Mannheim eine eigene Blutspendezentrale. Von hier aus werden alle Krankenhäuser in der Region, insbesondere die Universitätsklinika Mannheim und Heidelberg, versorgt. Wir würden uns sehr freuen, auch Sie zur Blutspende begrüßen zu dürfen. Blut spenden kann jeder Gesunde von 18 bis 68 Jahren, Erstspender sollten das 60. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ihre aktuelle Spendefähigkeit ermitteln wir in einem ärztlichen Gespräch. Die eigentliche Blutspende dauert nur wenige Minuten. Nach einer kurzen Ruhepause sind Sie herzlich zu einem kleinen Imbiss eingeladen. Vor der Weitergabe untersuchen wir Ihre Blutspende. Sollten wir hierbei Hinweise auf eine Erkrankung erhalten, werden Sie umgehend informiert. So trägt eine Blutspende auch zu Ihrer Gesundheitsvorsorge bei. In der Mannheimer Blutspendezentrale, Friedrich-Ebert-Straße 107 (Straßenbahnhaltestelle ‚Am Exerzierplatz’) freut sich unser erfahrenes Team aus Ärzten und Krankenschwestern auf Ihren Besuch. Wir haben von Montag bis Freitag von 7.30 bis 11.00 Uhr, jeden Dienstag und Donnerstag zusätzlich von 14.00 bis 19.00 Uhr für Sie geöffnet. Spenden können Sie auch auf unseren regelmäßigen Blutspendeaktionen in Mannheim und Umgebung. Aktuelle Informationen und Termine erhalten Sie gebührenfrei unter Telefon 0800-1194911 oder unter www.blutspende.de Ein gutes Herz ist unbezahlbar. Blut spenden ist Ehrensache. Termine und Infos 0800 11 949 11 oder DRK.de 22 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 1907 Mannheim feiert sein 300-jähriges Stadtjubiläum u.a. mit einer „Internationalen Kunst- und Großen Gartenbau-Ausstellung“. Rund 355 000 Besucher kamen im vergangenen Jahr zum Maimarkt nach Mannheim. Bilder: Rittelmann/Tröster Die Kunsthalle, ein Bau des Karlsruher Architekten Hermann Billing, wird eröffnet. Großherzog Friedrich I. von Baden weiht den Industriehafen ein. . . . ist für mich wahre Heimat. Das klingt zwar jetzt sehr pathetisch, aber es stimmt. Ich bin Ur-Neckarstädter, auf Mannheim lasse ich nichts kommen. Zwei Jahre habe ich mal woanders gewohnt, in Weinheim, aber Robert Lampart das kommt nicht mehr in Frage – auch wegen der Menschen hier. Die sind hart, aber herzlich. 1911 Der Unternehmer Karl Lanz und der Ingenieur Johann Schütte schließen einen Vertrag mit dem Ziel, ein Luftschiff nach Plänen Schüttes zu bauen. Am 17. Oktober startet das Luftschiff SL von Rheinau zum ersten Probeflug. Bis 1918 werden im Auftrag von Heer und Marine 22 Luftschiffe gebaut. Ludwig Roebel, Versuchsingenieur bei der Brown, Boveri & Cie. KG, erfindet den nach ihm benannten Roebelstab, der den Bau wesentlich größerer Turbogeneratoren ermöglicht. 1914 Bis zum Ende des 1. Weltkriegs summiert sich die Zahl der Mannheimer Kriegstoten auf mehr als 6200. 1915 Die Stadt wird erstmals von Flugzeugen bombardiert. Bis Kriegsende werden insgesamt 46 Luftangriffe mit neun Toten und 22 Verletzten registriert, die Schäden an Gebäuden bleiben aber relativ gering. 1920 Das 1912 begonnene, mit Hilfe einer Stiftung des Stadtrats und Kaufmanns Bernhard Herschel finanzierte und nach ihm benannte Hallenbad in U 3 wird eröffnet. ❋ Robert Lampart, Straßenbahn- und Busfahrer Das Herz der Kurpfalz Vom Viehmarkt zu Deutschlands größter Regionalausstellung: Den Mannheimer Maimarkt gibt es schon fast so lange wie die Stadt Von unserem Redaktionsmitglied Simone Kiß-Epp M esse, Marktplatz und Magnet: Der Maimarkt gehört zu „Mannem“ wie der Wasserturm. Ob schwebende Backöfen, Sonnenbrillen, mit denen man telefonieren kann, oder der Herd, der sich übers Handy einschalten lässt – auf dem riesigen Markt der Möglichkeiten gibt’s nichts, was es nicht gibt. Elf Tage lang machen sich die Massen jedes Jahr ins Mühlfeld zu Deutschlands größter Regionalausstellung auf – rund 355 000 Besucher kamen im vergangenen Jahr. Den Mannheimer Maimarkt gibt es schon fast so lange wie die Stadt: 1613 verlieh Pfalzgraf Johann II. die Marktprivilegien. Der Vieh- und Pferdehandel war damals lange Zeit Dreh- und Angelpunkt des Markttreibens. Gerade der Viehhandel entwickelte sich im 18. Jahrhundert zum wichtigsten Seit dieser Zeit wurde die Ausstellung imwirtschaftlichen Bestandteil der Messe, im mer wieder erweitert: 1965 wurde die Haus19. Jahrhundert erlangte dann der Pferde- frauenmesse mit dem Maimarkt verbunden, markt eine immer größere Bedeutung. Und dazu kam die Fertighaus-Schau auf dem natürlich fungierte die Messe, die schon an Freigelände. 20 Jahre später wurde das neue einigen Orten in Mannheim ihre Zelte aufge- Messegelände auf dem Mühlfeld eingeweiht, schlagen hat, als Treffpunkt für die Men- 1989 schließlich die neue Mehrzweckhalle. schen in der Region. Der Maimarkt ist naDiese Aufgabe hat türlich auch ein bedie „Kurpfälzer WirtDie „Kurpfälzer Weltausstellung“ deutender Weltausstellung“ schaftsfaktor für die noch heute – aber Region. Die Umsatzbringt Geld in die Stadt sonst hat sich das Impulse für HotelleGesicht des Mairie und Gastronomarktes vollkommie, für Dienstleismen verändert, denn 1962 wurde das Kon- tungen und Handel, für Messebau, Transzept auf die Bereiche Handel, Landwirt- portwesen und die Produktion belaufen sich schaft, Gewerbe, Industrie und Verbraucher jährlich auf rund 140 Millionen Euro. Dazu ausgedehnt. Tierschauen und das 1964 zum kommen etwa 150 Millionen Euro Umsätze ersten Mal ausgetragene Reit-, Spring und der Aussteller. Fahrturnier zeugen aber nach wie vor von „Für Mannheim und die Region ist der den Wurzeln. Maimarkt ein großes Schaufenster mit lan- ger Tradition, das auch weit über die Region hinaus wahrgenommen wird“, weiß Stefany Goschmann, Geschäftsführerin der Mannheimer Ausstellungs-GmbH. Diese Erfolge könne man nicht als selbstverständlich werten in Zeiten, die von Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft geprägt seien. „Es bedarf deshalb ständig einer Beobachtung der Trends und einer Anpassung des Angebots“, so Goschmann. Mit neuen Fach- und Sonderschauen sei es aber immer wieder gelungen, solche Trends gezielt, aber behutsam aufzugreifen und umzusetzen. „Damit die Menschen in der Region ihren Maimarkt auch weiterhin als festen Termin in ihrem Jahreskalender betrachten“, erklärt die Geschäftsführerin und fügt hinzu: „Wir als Veranstalter blicken deshalb optimistisch auf die Entwicklung in den kommenden Jahren.“ www.karg-pfister.de Vernunft und Fahrspafl. Mannheim jubelt: GTS-Paket-Abholservice * deutschlandweiter Versand ab 3,85 € GTS-PaketAbholservice Abholung vor Ort plus Verpacken der Ware. Schnellste Auslieferung in der Region auch Sa. im Standardpaket bis 31,5 kg ab 3,85 €* Abholpaket bis 120 x 60 x 60 cm 24 Std. ordern über Internet. 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Januar 2007 23 STADTJUBILÄUM 2007 Mannheim bleibt die Handels-Eins Bauboom selbst in mauen Zeiten / Branche investiert Riesensummen am Standort / Große Geschäfte und kleine Schätze Von unserem Redaktionsmitglied Roger Scholl Vergangenheit deutlich mehr als 100 Millionen in Neu-, Um- und Ausbau der Läden angelegt. Da ist Engelhorn, der Platzhirsch. Engelhorn steht für einen konsequenten Kurs: Strategien, Sortimente, Standorte – alles passt. Das neugestaltete Premiumhaus fügt sich harmonisch ein in dieses Gesamtkonzept, große Flächen, Platz zur Präsentation, garniert mit dem gewissen Etwas: ein Top-Restaurant im Penthouse-Stil, da muss man schon eine Weile suchen, bis sich Vergleichbares findet. Für diesen Mut zum Außergewöhnlichen und zu Investitionen stehen an vorderster Ladenfront auch Peek& Cloppenburg mit seinem „Weltstadthaus“ nach Entwürfen des New Yorker Star-Architekten Richard Meier oder die Projektentwickler von Centrum, die die Atrium-Passage als moderne Mode-Lage umbauten. E in Phänomen. Schlicht und ergreifend. Auch aus dem Fernglas betrachtet, aus der Perspektive der ganz Großen in der Branche, aus der Sicht der Wirtschaftsanalysten und der Investoren: Der Handel – sicher eine der stärksten Seiten der Stadt. Jetzt, in dem Jahr, in dem wir Mannheims 400. Geburtstag feiern, ist die Branche so gut aufgestellt wie kaum je zuvor. Zahlen belegen das, die Fachwelt jongliert damit herum, hier zählt nur, was man zählen kann: 2,1 Milliarden Euro Jahresumsatz, mit 750 Millionen den höchsten Kaufkraftzufluss im ganzen Land – Spitzenwerte. Kunden lassen sich nicht mit Bilanzen oder Zentralitäts-Ziffern beeindrucken. Kunden wollen attraktive Läden, gute Angebote, starke Sortimente und erstklassigen Branchenmix. Über 1700 Geschäfte, mehr als 600000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 10000 Überhaupt: Das „Mannheimer L“, die Planken und die Breite Straße, ist zum Markenzeichen geworden. Filialisten aus Weltstadthäuser, Platzhirsche und Kleinodien Über zwei Milliarden Euro Jahresumsatz Frauen und Männer, die in der Branche arbeiten – die Handelsmacht Nummer Eins in der Region signalisiert schon allein mit ihrer puren Größe: Hier muss man hin. Das gilt für die Kunden, die hier alles finden, was es im Umland nicht, oder zumindest nicht in dieser Auswahl gibt. Der Standort bindet, sagen die Experten, will heißen: Die Mannheimer fahren zum Einkaufen nicht auswärts, sie bleiben in ihrer Stadt zum Geldausgeben. Und der Standort hat eine enorme Strahlkraft, er zieht an: 750 Millionen Euro – das sind die neuesten Zahlen – fließen aus dem Umland in die Kassen der Mannheimer Händler. Ein Erfolg, der hart erarbeitet ist. Mit Ideen, mit Investitionen und mit immensem Fleiß. Selbst in Zeiten, in denen der Kunde sich wenig königlich gab und mit heruntergezogenen Mundwinkeln vielerorts den Konsum verweigerte, baute man in Mannheim auf Wachstum. Das darf ruhig wörtlich verstanden werden: In der City, dem Prachstück der Branche, haben allein die Großen im Geschäftsleben in der jüngsten ganz Europa zeigen sich hier, man muss sich hier zeigen, und Mode gilt als Kernkompetenz der Einkaufsstadt. Kleidung, Schuhe, Accessoires, in einer Ladendichte und mit einer Auswahl und Sortimentsbreite wie selten in einer 300000-er Stadt. Die Planken haben sich hier als Nummer Eins etabliert, doch auch die Breite Straße ist nicht länger Stiefkind der Stadt. Zum Jubiläum hat man die Lage aufgemöbelt für Millionen, ein Signal an Kunden und Investoren. Jung und modebetont soll das Profil dort geschnitten sein, ein Zukunftsmodell. Eine Bewährungsprobe steht freilich noch aus: Am Neckartor plant ein Investor ein City-Einkaufszentrum, wie es Mannheim noch nicht gesehen hat. Bauboom auf den Planken: Der Handel investiert wie selten zuvor. Bild: Proßwitz Die Stadt und der Rhein um 1820: Umrissradierung von Andreas Bissel nach einer Zeichnung von Ferdinand Denis. Bild: Stadtarchiv Alles am Fluss Urquellen des Handels schwellen im 19. Jahrhundert zum Strom Es war der Fluss. Er brachte den Wohlstand, er begründete den Ruf der Stadt als Handelsmetropole, er hob sie hervor aus dem Weichbild ihrer Umgebung. Dem Rhein und der Schifffahrt verdankt Mannheim seinen Aufstieg zum Zentrum des Kaufens und Verkaufens, zum wichtigsten Handelsplatz weit und breit. Ein später Segen, erst in der Mitte des 19.Jahrhunderts legten die Mächtigen das Ruder um, erst mit der Rheinschifffahrtsakte von 1831 fielen die Schranken und die Fesseln lösten sich, die die Kaufleute hier knebelten und ihnen rentablere Geschäfte Jahrhunderte lang verwehrt hatten. Blicken wir weiter zurück in die Geschichte, schauen wir uns Mannheim an als Marktplatz, der die Bürger versorgte, und als Residenzstadt, die einen Hof mit Waren bediente. Brot, Fleisch, Gemüse, Wein und Bier, fast alles hatte man hier anzubieten, Produkte aus der Region zumeist, aber auch Zucker, Salz und Pfeffer oder Luxuriöses wie kostbare Tuche, Geschmeide, Möbel vielleicht und Kolonialwaren – Sortimente, die Händler importierten für die, die sie sich leisten konnten. Dr. Hanspeter Rings, Historiker beim Institut für Stadtgeschichte: „Massengüter waren das freilich nicht, und ob Mannheimer Kaufleute in größerem Umfang Waren ausführten, darüber kann man vor dem 19. Jahrhundert recht wenig sagen.“ Wein, Getreide und Holz aus den Wäldern der Umgebung mögen es gewesen sein, ein reger Exporthandel ist das – noch – nicht. Dass die Stadt vor dieser Zeit viel Kundschaft aus dem Umland anzog, hält Rings für eher unwahrscheinlich. „Man hat sich bei fahrenden Händlern oder auf den eige- nen Märkten versorgt, auf den so genannten Marktschiffen, die Waren und Kaufleute nach Mannheim brachten, dürften sicher auch Kunden mitgereist sein“, ein Handelsmagnet war die Stadt damals nicht. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts erlebt die Stadt eine Zäsur, sie lässt sich recht genau festmachen: Mit der Rheinschifffahrtsakte von 1831, den Grundstein dazu hatte der Wiener Kongress (1815) gelegt, fällt endgültig das Stapelrecht für Mainz und Köln, das den Schwestern am Rhein mehr oder weniger ein Handels- und Verkehrsmonopol gesichert hatte. Zum allerersten Mal ist der Rhein – er war noch immer nur ab Mannheim flussaufwärts sicher und für größere Schiffe befahrbar – frei bis zu seiner Mündung. Kein Umladeoder Verkaufszwang mehr in beiden Städten, die Frachttaxen sind verhandelbar, die Transportpreise sinken, die Margen der Geschäftsleute steigen. Aus dem vorwiegend regionalen Handel entsteht rasch eine rege Exportwirtschaft, man verschifft in großen Mengen, Getreide, Holz, Hopfen und – mit der Industriealisierung und der beginnenden „Dampfmaschinen-Ära“ – auch Kohle werden zu Massengütern. Und Mannheim zum wichtigsten Handelsplatz am Oberrhein. Im Rauch der Schlote auf den RheinDampfern, die immer häufiger nun auch Reisende transportieren, könnte sich, schemenhaft zunächst noch, wie auf einem Bild William Turners, ein anderer Wandel abzeichnen: Diese Touristen kaufen hier ein, Mode aus Paris, Schmuck vielleicht oder Bücher. Einkaufen ist schick, Shopping zum Erlebnis geworden. Kein Massen-Phänomen, noch nicht. Aber ein Anfang. scho Doch auch im Kleinen liegt das Feine: Wer sich die Mühe macht und abseits der gängigen Pfade auf Entdeckungstour geht in den Quadraten, der wird staunen: Hochinteressante Läden mit witzigen, selten gesehenen und mitunter absolut außergewöhnlichen Ideen, in denen der Kunde richtige Schätze heben kann. Auch das ist Mannheim. Wie gesagt: Ein Phänomen. . . . ist für mich eine Stadt zum Leben, Arbeiten und Wohlfühlen, in der ich viele berufliche Perspektiven habe. Im Rosengarten begegne ich Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Altersschichten, die zu Kongressen nach Mannheim kommen. Ich freue mich, dass der Rosengarten durch den Ivonne Ohofen Umbau noch internationaler wird und Mannheim noch bekannter. ❋ Ivonne Ohofen, Hostess im Rosengarten Europa - Nordamerika, 3. Februar 2007, SAP ARENA Mannheim, Bully 17.30 Uhr Inkl. gratis Eintrittskarte* fürs Eishockey-Spiel des Jahres Europa - Nordamerika am 03.02.07! ELECTRONIC ARTS NHL 06 * Solange der Vorrat reicht! SPIELESOFTWARE 11-12 Uhr: Autogrammstunde mit den DAS GEILSTE EISHOCKEY SPIEL DES JAHRES DEL-ALL-STARS im Saturn Mannheim 15.15 Uhr: Wettanziehen in der SAP ARENA Eingang D 17.30 Uhr: Bully (Einlass 14.30 Uhr) Tickets unter: 0621-18 19 0 333 oder online unter: www.saparena.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 25 STADTJUBILÄUM 2007 Die Eishockey-Adler haben in der SAP Arena mit Erfolg eine neue Heimat gefunden. Doch auch in anderen Sportarten ist Mannheim stark: so im Hockey. Olympiasiegerin Fanny Rinne spielte lange Zeit für den TSV Mannheim. Mit Klaus Schlappner gelang dem SV Waldhof 1983 der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Bilder: Kunz, Proßwitz, zg Erfolgsgeschichte mit Zukunft Weltweite Beachtung: Mannheim hat seinen Ruf als Sportstadt über Jahrzehnte manifestiert Von unserem Redaktionsmitglied Ulrich Verthein A ls Deutsch-Rocker Udo Lindenberg 1974 auf seiner Langspielplatte „Ball Pompös“ den Außerirdischen „Gerhard Gösebrecht aus dem dreizehnten Sonnensystem“ besang, der mit seinem gigantischen Ufo an einer Autobahn gelandet sei, muss er sie schon vor Augen gehabt haben: Die SAP Arena – dieses futuristische Schmuckstück, das Mannheim fit gemacht hat für das fünfte Jahrhundert seines Bestehens. Vor allem in sportlicher Hinsicht. Die Eishockey-Cracks der Adler haben hier ebenso Heimrecht wie die BundesligaHandballer der Rhein-Neckar-Löwen. Woche für Woche pilgern Zehntausende von Sportbegeisterten aufs Bösfeld. In der noch jungen Geschichte der Arena seit September 2005 sorgten Boxer Wladimir Klitschko mit seinem WM-Sieg gegen Chris Byrd und die Tennis-Stars Steffi Graf und Boris Becker für spektakuläre Leistungen und beste Unterhaltung. Was andere für sich reklamieren, ist Mannheim mit weitem Abstand – Sportstadt. Der Landessportbund BadenWürttemberg bestätigt, nirgendwo im Südwesten tut sich in dieser Hinsicht so viel wie im Zentrum der Metropolregion RheinNeckar. Die Vielfalt ist dabei besonders beeindruckend. Da startet mit Ludger Beerbaum einer der weltbesten Reiter für Mannheim und die jüngsten Siege der Kanu-Legende Birgit Fischer mit dem lokalen Talent Carolin Leonhardt im Sog und der Gold-Coup der Hockey-Damen um Fanny Rinne und dem Mannheimer Trainer Markus Weise bei Olympia 2004 in Athen sind noch in bester Erinnerung. Die Silbermedaille eines Jochen Meißner im Rudern bei den Spielen 1968 in Mexiko oder die famosen Auftritte der Altig-Brüder im Rennradsattel sind indes noch lange nicht vergessen. Es würde Seiten füllen, alle Erfolge zu würdigen, die den Ruf einer Sportstadt manifestierten. Auch Veranstaltungen tun dies: so das jährliche Maimarkt-Turnier der Reiter zum Auftakt der grünen Saison oder das Albert-Schweitzer-Turnier der Basketball-Junioren, das im Zwei-JahresRhythmus für weltweite Beachtung sorgt. Dank der SAP Arena ist die Quadratestadt im Jubiläumsjahr auch Austragungsort der Handball-WM, und zum zweiten Mal nach 1997 hat Reiter-Vereins Chef Peter Hofmann die Europameisterschaft in seine Heimat geholt. Da geht eine WM der Feldbogenschützen im März natürlich ein wenig unter, auch die „Deutsche“ der Faustball-Damen im gleichen Monat. Doch sie stehen genauso für das breite Spektrum. Schade, dass es mit dem Lieblingssport der Nation derzeit nicht zum Besten bestellt ist. Wer nach aktuellen Erfolgen im Fußball fragt, gießt Wasser in den Jubiläums-Wein. Das schmerzt, angesichts der großen Erfolge, die hier gefeiert wurden. 90 000 bejubelten den VfR Mannheim, der 1949 in Stuttgart durch ein 3:2 über Borussia Dortmund Deutscher Meister wurde. Bundeskanzler Kohl gratulierte 1983 per Telex, als Klaus Schlappners Waldhof-Buben sich nach dem Aufstieg anschickten, die Bundesliga zu erobern. Am Alsenweg wurden internationale Stars wie die Förster-Brüder, Jürgen Kohler oder Christian Wörns geformt. Zum 100. Geburtstag am 11. April 2007 ist es ruhiger geworden, aber vielleicht bringt Dietmar Hopps Drei-Millionen-Spende für ein Jugendförderzentrum Licht am Ende des Tunnels. Große Namen hat Mannheims FußballSzene, zu der sich vor gut einem halben Jahrhundert auch der VfL Neckarau und der ASV Feudenheim zählen durften, hervorgebracht – der klangvollste sei am Ende dieser unvollständigen Bilanz hervorgehoben: Seppl Herberger, der „Chef“, der Trainer-Fuchs, der Philosoph der FußballWeisheiten, der Vater des Wunders von Bern 1954, Deutschlands erster FußballWeltmeisterschaft. Er war natürlich ein Mannheimer. Unzählige Kapitel erfolgreicher Sportgeschichte wurden rund um die Mündung des Neckars in den Rhein geschrieben – es werden noch viele folgen. Mit Power für die Zukunft Mannheims Zukunftsorientiert, wandlungsfähig, offen – ein High-Tech-Standort, der vor Energie sprüht und Herausforderungen meisterhaft bewältigt: Mannheim wird 400 Jahre jung! Deshalb werden wir von DEUTZ Power Systems in dieser Stadt noch viel bewegen und gratulieren Mannheim zum Jubiläum. Wir freuen uns mit allen Mannheimerinnen und Mannheimern auf ein festliches Jahr. DEUTZ Power Systems und Mannheim ist eine Verbindung mit langer Tradition. Carl Benz und August Ritter machten den Anfang. concentrated energy Ihre Unternehmensgründung vor über 135 Jahren ging 2005 in DEUTZ Power Systems auf. DEUTZ Power Systems ist heute einer der weltweit führenden, unabhängigen Systemanbieter von Gas- und Dieselaggregaten zur Umwandlung fossiler und nicht-fossiler Brennstoffe. Im Leistungsbereich von 180 - 4.000 kW bieten wir hocheffiziente und umweltfreundliche Komplettanlagen zur dezentralen Energieversorgung. Wenn es also darum geht, aus Ihrer Energie das Beste zu machen, sprechen Sie mit den Besten … … natürlich in Mannheim! DEUTZ Power Systems GmbH & Co. KG Carl-Benz-Straße 1 D-68167 Mannheim Telefon +49 (0) 621 384-0 Fax +49 (0) 621 384-86 12 www.deutzpowersystems.com 26 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 1921 Die Großkraftwerk Mannheim AG wird gegründet. Sie bildet die Grundlage einer eigenständigen dezentralen Energieversorgung. Europäische Pferdehauptstadt Mannheim zieht mit der Springreiter-EM im August nicht nur die Elite im Sattel magisch an Von unserem Redaktionsmitglied Katja Nicklaus W 1922 Das seit 1913 erbaute Städtische Krankenhaus am Neckar wird eingeweiht. 1925 Die Badisch-Pfälzische Luftverkehrs-AG (seit 1926 Lufthansa) nimmt ihren Sitz in Mannheim und nimmt den Flugverkehr vom Flugplatz Sandhofen auf. 1926 wird bei Neuostheim der Flughafen Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg eröffnet. 1926 Die Gemeinnützige Baugesellschaft (heute GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH) wird gegründet. 1927 Im Luisenpark wird das erste kommunale Planetarium Deutschlands eingeweiht. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg entsteht 1984 ein neues Planetarium an der Wilhelm-Varnholt-Allee. 1928 Mit Hermann Heimerich wird erstmals ein Sozialdemokrat Oberbürgermeister. 1933 von den Nationalsozialisten gewaltsam aus dem Amt entfernt, wird er 1949 erneut zum Stadtoberhaupt gewählt (bis 1955). 1930 Mit der Eingliederung Friedrichsfelds und Seckenheims ist der Prozess der Eingemeindungen abgeschlossen. Bereits 1929 war Wallstadt zu Mannheim gekommen. enn überall in den Quadraten bunt bemalte Kunstpferde stehen, wenn rund um den Wasserturm elegante Damen und charmante Kavaliere flanieren, edle Kutschen über die Pfade rollen und das Jugendstil-Areal einer englischen Gartenparty gleicht, dann ist nicht nur Jubiläum in Mannheim, dann trifft sich auch die Springreiter-Elite in der Quadratestadt. Denn der Gala-Ball am 17. August ist Höhepunkt des Rahmenprogramms rund um die Europameisterschaft der Springreiter vom 14. bis 19. August im Reitstadion auf dem Mühlfeld. Peter Hofmann ist ein Macher, sein Herz schlägt für den Pferdesport – und er ist Mannheimer mit Leib und Seele. Deshalb war es für den Präsidenten des Reiter-Vereins Mannheim selbstverständlich, die Quadratestadt zehn Jahre nach der ersten SpringreiterEM in Mannheim wieder zur Pferdehauptstadt Europas zu machen – pünktlich zum Stadtjubiläum. Was Reiter und Publikum da erwartet, soll alle vorangegangenen Europameisterschaften in den Schatten stellen, so der Wunsch des Organisators, der es versteht, Entscheidungsträger aus Sport, Politik und Wirtschaft für seine Ideen zu begeistern und Sponsoren langfristig auf seine Seite zu ziehen. Bei den Weltreiterspielen in Aachen im Vorjahr hat der rührige Turniermacher sich so manche Anregung geholt. Und obwohl er weiß: „Aachen kann man nicht toppen“, will er den Enthusiasmus und die Stimmung von dort nach Mannheim weitertragen – und in mancher Hinsicht noch eins drauf setzen. Wo etwa in der Eröffnungsveranstaltung auf der Aachener Soers 64 Hengste eine beeindruckende Quadrille aufführten, sollen im Reitstadion beim Schau-Abend gar 96 Hengste zeigen, wie diszipliniert sie sich präsentieren können – und einen Weltrekord aufstellen. Die positive Erfahrung von Aachen brachte auch die Entscheidung, den Nationenpreis in Mannheim an zwei Tagen auszutragen. Aus sportlicher Sicht warten auf Kurpfalz-Gymnasium und Realschule Mannheim Die leistungsstarke Ganztagsschule mit Tradition und Erfahrung! staatlich anerkanntes Privat-Gymnasium · staatlich anerkannte Privat-Realschule KGRM M 6, 11 und 17 68161 Mannheim Telefon: 0621/126730 Fax: 0621/1267314 http://www.KGRM.de Reiter und Publikum spannende und hoch dotierte Prüfungen, die durch so manches Schmankerl noch aufgewertet werden. So haben an der Mannheimer Hochschule Studenten der Fakultät für Gestaltung Hindernisse entworfen, die Mannheim und seine Wahrzeichen, sowie die vier Themen des Stadtjubiläums – Musik, Mobilität, Toleranz und Stadt an zwei Flüssen – richtig ins Bild setzen. Ein Augenschmaus ist also garantiert, auch für die Zuschauer zuhause vor dem Fernseher. Aber auch das Rahmenprogramm, das sich um das Pferdesport-Ereignis des Jah- res in Europa rankt, muss sich nicht verstecken: Die Ausstellung „Pferdestärken“ in den Reiss-Engelhorn-Museen geht weit in die Geschichte des Pferdes zurück, ohne das die Eroberung und Entwicklung der Welt so nicht möglich gewesen wäre. Wie 1997 bindet das Jugendcamp den Reiternachwuchs wieder aktiv in die EM mit ein, und auch die gesamte Metropolregion wird wieder vom EM-Fieber befallen sein: Die umliegenden Gemeinden übernehmen jeweils das Patronat über eine der Equipes und feiern das Ereignis mit verschiedenen Aktionen auf ihre Art. Auch Ludger Beerbaum freut sich darauf: Die Europameisterschaften der Springreiter im August versprechen, der sportliche Höhepunkt des Stadtjubiläums zu werden. Bild: dpa Glänzend! 400 Jahre Mannheim mehr als 40 Jahre Juwelier Franco Troncone in und mit Mannheim Wir bieten unter anderem: · ab Klasse 5 zweite Fremdsprache Latein oder Französisch · Legasthenikerkurse · Umschulungskurse · Schüleraustausch mit Frankreich · Arbeitsgemeinschaften · zwei zusätzliche leistungsberichte im Schuljahr Gymnasium und Realschule freuen sich auf ein persönliches Kennnenlenen Informationstag für Eltern der Grundschulabgänger Samstag, 03.03.2007, 10.00 Uhr, im Speisesaal Anmeldeschluss für Klasse 5: Freitag, 23.03.2007 Q 1, 18 MA-Fressgasse Tel. 0621/1 32 00 www.troncone.de ür f r e n t r a P iger s s ä l r e v u z von g Ihr n u r h ü f s d Au n u g n u technik n a l P matisierungs gen – Auto la ik n A ik a lt o v chtungstechn u le – Photo e B – eitstechnik n rh o e ti h a ic ll S ta d s n In u – Gebäude – Brandmelde n e g la n ik – Industrie-A etzwerktechn N en – n o ti a m nd SAT-Anlag to u u A h c e d re u p ä S b , e o –G hnik – Vide c te n e g la n a lt – Scha 6 naer Straße ir P · g n ta ls e og Mannheim-V 0 9 0 0 0 7 ) 1 2 Tel. (06 Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 27 STADTJUBILÄUM 2007 Liebe zur Stadt geht durch den Vorort Dem einen das historische Rathaus, dem anderen sein Waldpark: Vier Bürger berichten, warum sie ihren Stadtteil so lieben kennt Hubert Becker, im Stadtteil seit 20 Jahren Gesangvereins-Vorsitzender und seit 30 Jahren Hausmeister der Schule. Die annheim ist die Stadt der Stadt- „Kolonie“, Ziegelgasse, Rabengasse sind teile – dieser Satz des ehemaligen Stationen seiner Kindheit – „bei ihrer bloOberbürgermeisters Hans Resch- ßen Erwähnung wird mir warm ums Herz“, ke hat in der Quadratestadt Gültigkeit wie bekennt er. Das Rathaus von 1810 sei „das die Gemeindeordnung. 17 Stadtbezirke be- schönste Vorort-Rathaus in Mannheim“. stehen in Mannheim, alle haben ihre eigene Überhaupt: Dieses ganze Ensemble von Identität bewahrt oder, wenn sie jünger Rathaus, Denkmal, Dreifaltigkeitskirche sind, eigene Identität entwickelt. Wer in und dem Gasthaus „Zum Adler“ – in HuUrlaub geht und von Zuhause erzählt, der bert Beckers Augen einfach einmalig. Wandern, Walken, Joggen – all das sei ist stolz, Mannheimer zu sein; daheim jedoch, in der Quadratestadt selbst, pocht er möglich in Sandhofen mit seinen Schreberdarauf, Käfertäler oder Sandhöfer, Ne- gärten und Feldern, auf dem Damm und ckarauer oder Feudenheimer zu sein. Wir am Rhein. „Trotzdem bin ich in 20 Minuten in der Stadt“ – „in fragten Mannheider Stadt“, eine mer aus vier Stadtcharakteristische teilen, was sie an ihAuswärts stolz auf Mannheim, Formulierung von rem Vorort schätzen, und sie erzählzu Hause stolz auf den Stadtteil vielen in den Vororten, wenn sie die ten, was sie lieben. City meinen. „Und „Auf unserem waren Sie schon Lindenhof leben zu dürfen, ist ein ganz besonderes Lebensge- mal abends am Rhein und haben die Lichfühl“, sagt Wolf Engelen, in der hiesigen ter der BASF gesehen?“, schwärmt Becker. Doch nicht nur traditionsreiche Vororte Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) aktiv und als Retter der „Lanz-Kapelle“ haben ihre Fans, sondern auch eher junge stadtweit bekannt: „Auf dem Lindenhof wie die Vogelstang. Peter Ratzel, Sohn jeerwarten einen Dinge, die es in diesem Zu- nes Oberbürgermeisters, der diesen Stadtsammenhang in dieser Stadt sonst nirgends teil einst „baute“, zog 1967, drei Jahre nach gibt.“ Engelen nennt den Rhein, den Wald- der Grundsteinlegung, hierher. Und gerade park und das Naturschutzgebiet Reiß-In- das fasziniert ihn noch heute: „Das waren sel. „Wer in diesem Umfeld lebt, der wird die Pionierjahre, denn es fehlte noch an davon geprägt“, schwärmt er und erinnert vielem“, erinnert sich der pensionierte sich an seine Gefühle, wenn er wieder einmal von einer weiten Reise irgendwo in der Welt zurückkehrte: „Man macht die Augen auf, atmet tief durch, und ein unglaublich schönes Gefühl durchströmt alle Sinne und den Körper – das Gefühl, zu Hause zu sein.“ Doch Engelen weist noch auf einen anderen Punkt hin: „Leben auf dem Lindenhof bedeutet zum einen unglaublich kurze Wege zum Einkaufen und zu Bildung, Kunst, Kultur und Sport in der Stadt, ohne im Häusersilo einer Großstadt leben zu müssen. Bedeutet auf der anderen Seite auch, nicht eingezwängt zu sein in die Enge einer in Jahrhunderten gewachsenen Gemeinschaft, wo der Horizont an der Kirchturmspitze der eigenen Gemeinde endet.“ „Die ganze Welt würde ich bereisen, wenn es der Geldbeutel zuließe. Aber nach spätestens drei Wochen überfiele mich das Fans ihrer Stadtteile: Bettina Heimweh nach ‘meinem Sondhoffe’“, be- Von unserem Redaktionsmitglied Konstantin Groß M 1930 Gymnasiallehrer: „Ich habe meine Söhne auf der Vogelstang heranwachsen sehen, und mit ihnen ist der Stadtteil gewachsen.“ „Die Vogelstang ist keine Schlafstadt“, betont Ratzel, der im Bürgerverein engagiert ist. „Hier hat sich ein starker Gemeinsinn entwickelt. Die Durchgrünung des Stadtteils, das schöne Naherholungsgebiet vor der Haustür, wo ich spazieren gehe, laufen und im Sommer baden kann, die Nähe zum Käfertäler Wald, rasche Verkehrsanbindung und Einkaufsmöglichkeiten – das alles sind Vorzüge, die mich sagen lassen: Ich lebe gerne auf der Vogelstang.“ Vor allem die Reize der Natur sind es, die Bettina Mohr an Rheinau-Süd begeistern. „Vor 19 Jahren, an einem kalten Wintertag, glänzten die Sonnenstrahlen durch das Schilf am Ufer des Rheinauer Sees. Hier fiel die Entscheidung, uns mit zwei kleinen Kindern in diesem Neubaugebiet niederzulassen“, erinnert sie sich und lobt „die Freizeitmöglichkeiten nach wenigen Gehminuten: Schwimmen nach Belieben, Wasserski fahren, den Sonnenuntergang auf der ‘schwimmenden Terrasse’ der Wasserski-Anlage genießen – Urlaubsgefühle am begrünten See“, schwärmt die ehemalige Vorsitzende des Wasserskiclubs Rheinau. Aber auch und gerade als Malerin schätzt Bettina Mohr die hiesige Atmosphäre fast schon als Inspiration. „Beim Arbeiten genieße ich die Ruhe und das Gefühl, durch die Nähe zur Natur die Jahreszeiten intensiv erleben zu können.“ . . . ist für mich seit fast 30 Jahren ein Zuhause, ein Heim, mal Oase, mal stürmendes Unwetter für mich. An manchen Tagen ist es die große Stadt, nicht zu selten ist es die totale Einöde. Ich mag die Menschen und die Gegend und doch ist es wie bei wirklich guten Freunden: man muss nicht alles an ihnen mögen. ❋ Laith Al Deen, Sänger Laith Al Deen Bild: zg Mohr, Peter Ratzel, Hubert Becker und Wolf Engelen (v. l. unten nach r. o.). Bilder: Proßwitz MANNHEIM Kirschgartshausen Stadtgemarkung: Sandtorf Rhein 1930 vor 1895 Unser Engagement: Gut für die Menschen. Gut für Mannheim. Erweiterungen: Sandhofen 1895 1913 1897 Käfertal Friesenheimer Insel 1899 1897 1895 1910 Straßenheim MANNHEIM vor 1895 Wallstadt 1930 1929 1913 1929 Feudenheim 1910 1930 Seckenheim Nec 1944 kar 1930 Neckarau 1899 Rhe in FriedrichsRheinau feld 1913 1930 1944 0 2 4 km © KARTOGRAPHIE Peh & Schefcik Mannheims Wachstum (Zahl = Jahr der Eingemeindung) Kinder älter als die Mutter Anschluss traditionsreicher Gemeinden ließ Mannheim wachsen In Mannheim gibt es eine feinsinnige Unterscheidung zwischen Stadtteilen und Vororten. Als Stadtteile werden die zentralen Bereiche bezeichnet, etwa der Jungbusch und die Neckarstadt. Doch jene einstmals selbstständigen Gemeinden, die mehrheitlich Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts nach Mannheim eingemeindet wurden, die achten sehr darauf, als Vororte gewürdigt zu werden. Immerhin sind die meisten von ihnen mit ihren über 1000 Jahren Geschichte weit älter als die ganze 400 Jahre junge Stadt Mannheim. Den Anfang machte die Friesenheimer Insel, die seit 1863 zur noch selbstständigen Gemeinde Sandhofen gehörte und 1895 zu Mannheim kam; zum Ausbau des Industriehafens brauchte die Quadratestadt die Hoheit über das linke Altrhein-Ufer. Ihm folgte 1897 die Gemeinde Käfertal mit einer Gemarkung von fast 1800 Hektar, vor allem an Wald. Riesige Forstflächen (Waldpark und Reiß-Insel) kamen auch 1899 hinzu, als Neckarau eingemeindet wurde. Doch mit aufstrebenden Firmen wie der „Gummi“ war das größte Dorf ganz Badens auch heiß ersehntes industrielles Potenzial. Feudenheim kam 1910 zu Mannheim. Sandhofen 1913 – ebenso wie die Rheinau, ein nahezu menschenleeres Gebiet, das erst mit der industriellen Erschließung ab 1872 und dem Rheinauhafen ab 1897 interessant geworden war. Das Rheinaugebiet gehörte bis dahin zur Gemeinde Seckenheim, deren gesamte Eingemeindung noch nicht gelang. Wallstadt lag wie ein Keil zwischen dem bereits eingemeindeten Käfertal und Feudenheim und hielt sich dennoch bis 1929 selbstständig. Friedrichsfeld, hugenottische Siedlung, und Seckenheim, reichstes Dorf ganz Badens, kamen 1930 zu Mannheim, nachdem ein Zusammenschluss der beiden Dörfer gescheitert war. Letzte Zugewinne waren 1930 Kirschgartshausen, Sandtorf und Straßenheim. So weitsichtig Mannheims Stadtväter in Sachen Eingemeindung zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren, so sehr gilt die Gemeindereform in den siebziger Jahren historisch als „verpasste Chance“ für die Quadratestadt. Die Eingemeindung Ilvesheims mit damals 7800 Einwohnern, gelegen direkt zwischen Feudenheim und Seckenheim, sowie Neckarhausens scheiterte 1976 endgültig ebenso wie jene von Brühl. Letztere ist übrigens das einzige Beispiel einer (teilweise) revidierten Eingemeindung. 1944 vereinbarte Mannheim mit Brühl dessen Angliederung. Die Landesbehörden untersagten dies und bewilligten lediglich den nördlichen Rohrhof (225 Hektar). 1950 kehrten 112 Hektar zurück nach Brühl, nur die IG-Siedlung (heute Rheinau-Süd) blieb bei Mannheim. -tin Soziales Verhalten ist wichtig für das Zusammenleben in der Gesellschaft. Deshalb unterstützen wir auch im Jubiläumsjahr der Stadt Mannheim eine Veranstaltung, in der das soziale Verhalten entwickelt und gefördert wird: „Sport und Spiel am Wasserturm“. Mit allen unseren Engagements sind wir der größte nichtstaatliche Kulturförderer in Deutschland. Die Unterstützung von Kindergärten, Schulen, Sport und sozialen Einrichtungen ist zum Beispiel ein Teil dieses Engagements. Sparkassen-Finanzgruppe. Gut für die Region. 28 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 1933 Mannheim, wo die Nationalsozialisten selbst bei der bereits durch Terror geprägten Reichstagswahl vom 5. März mit 35,5% deutlich in der Minderheit bleiben (SPD 22,1%, KPD 19%, Zentrum 14,4%), wird dennoch „gleichgeschaltet“. Politische Gegner, besonders Kommunisten und Sozialdemokraten, werden aus ihren Ämtern entlassen, verlieren ihre Arbeitsplätze und werden grausam verfolgt. Gegen jüdische Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte hetzen die Nationalsozialisten zum Boykott auf. Jüdische Beamte, Lehrer und Richter werden entlassen. Dennoch bleibt die Stadt ein Zentrum des Widerstands, insbesondere der Arbeiterbewegung. Fast 1500 Angehörige der Opposition gegen das NSRegime sind namentlich bekannt, mehr als 50 von ihnen lassen ihr Leben für ihre Überzeugungen. 1938 In der so genannten Reichskristallnacht wird die Synagoge in F 2 verwüstet, weitere Einrichtungen der jüdischen Gemeinde, Wohnungen und Geschäfte von Juden werden zerstört und geplündert. Keine Stadt ist dynamischer Mannheim entwickelt sich besser als alle anderen Kommunen Westdeutschlands Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kros W elche Stadt in den alten Bundesländern hat die größte Wirtschaftsdynamik? Stuttgart, München oder Frankfurt? Alles falsch. Ausgerechnet Mannheim, die Stadt, die noch immer gegen manch hartnäckiges Vorurteil kämpfen muss, liegt auf Platz 1 eines Rankings zum wirtschaftlichen Erfolg der 50 größten deutschen Städte, das die Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft im Jahr 2006 erstellt hatten. Lediglich Dresden entwickelt sich momentan besser als Mannheim. Insbesondere lobten die Autoren der Studie die erhöhte Produktivität und die gestiegene Steuerkraft Mannheims. Von 2000 bis 2004 stiegen diese Kennzahlen um 19,5 bzw. 17,3 Prozent. Im Gesamtranking, für das neben der wirtschaftlichen Dynamik auch Faktoren wie der Wohlstand und der Schuldenstand der Städte berücksichtigt wurden, liegt Mannheim bereits auf Rang 7, vier Plätze besser als im Vorjahr. 1940 Für Wolfgang Miodek, stellvertretender ckar-Raum fühlen, zeigt auch ein Blick auf Fachbereichsleiter der Wirtschaftsförde- neueste Untersuchungsergebnisse: Die besrung der Stadt Mannheim, ist das keine te Werbung ist dabei für Mannheim eine große Überraschung: Klar gelte Mannheim groß angelegte Studie der Unternehmensnach wie vor als industrielastig, aber das beratung Ernst & Young mit dem Titel sei letztlich doch von Vorteil: „Mannheim „Deutsche Großstädte. Zufriedenheit der und die ganze Rhein-Neckar-Region sind Unternehmen mit ihrem Standort 2006“. ein gewachsener Wirtschaftsstandort“, Hierbei wurden in den 20 größten Städten sagt er. „Wir gelten als überdurchschnitt- jeweils 100 Geschäftsführer oder Inhaber von Unternehmen lich industriebefragt. Mannheim freundliche Region, schneidet in den und zudem haben Besonders verlockend: wichtigen Punkten die hier bereits anLagefaktoren, Ungesiedelten Großbedie Fachkräfte in Mannheim ternehmerfreundtriebe eine positive lichkeit, FörderAusstrahlung“, möglichkeiten und führt Miodek aus: „Wir haben hier so klangvolle Namen wie Lebensqualität überdurchschnittlich ab. ABB, BASF oder Freudenberg, die weitere Letztere sind auch die Stärken MannUnternehmen in die Region locken“. heims, die Wirtschaftsförderer Miodek gerBesonders verlockend sei dabei die Aus- ne herausstellt. Besonders betont er dabei sicht auf geeignete Fachkräfte, die von fast die „hervorragende Verkehrsanbindung“ allen der in Mannheim beheimateten Groß- der Stadt. „Mannheim hat den viertgrößten unternehmen kontinuierlich ausgebildet Hafen Deutschlands und ist außerdem beswerden. „Der Wettbewerb um Fachkräfte tens an das deutsche Autobahn- und das ist eine der größten künftigen Herausforde- ICE-Netz angeschlossen“, sagt er. Zudem rungen für die Unternehmen“, erläutert liege der internationale Flughafen FrankMiodek. Dabei böte ihnen das Rhein-Ne- furt nur eine halbe Zugstunde entfernt. ckar-Dreieck auch dank „Außerdem sind bei uns noch freie Geder hervorragenden werbeflächen verfügbar“, sagt Miodek Hochschullandschaft weiter. Das sei keineswegs selbstverständbesonders gute Chancen. lich: „In Stuttgart oder Frankfurt ist das „Und wenn die Leute Finden eines geeigneten Objekts zum Beierst einmal hier sind, spiel viel, viel schwerer“. Und dabei sei das dann bleiben sie auch“. Preisniveau in Mannheim im Vergleich zu Wie wohl sich die den konkurrierenden Regionen auch noch Konzerne im Rhein-Ne- deutlich niedriger. Fast 2000 Mannheimer Juden werden in das Internierungslager Gurs (Frankreich) deportiert. Viele werden von dort in die Vernichtungslager des Ostens verschleppt und ermordet. Insgesamt fordert die nationalsozialistische Judenverfolgung in Mannheim rund 2300 Opfer. DaimlerChrysler und Roche Diagnostics gehören zu den „Global Players“ in Mannheim und sorgen für Dynamik am Arbeitsmarkt. Bilder: zg 1942 Die Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter wird von der Gestapo entdeckt. 19 der Verhafteten werden hingerichtet, drei kommen im Gefängnis um. In Mannheim geboren Heute werden Schildkröt-Puppen in Thüringen produziert Von unserem Redaktionsmitglied Gert Goebel Es war ein trauriger Tag für Mannheim, als am 13. März 1975 die Essener Wasag AG mitteilte, sie werde die Produktion der weltberühmten Schildkröt-Puppen im Stadtteil Neckarau einstellen. Ein bedeutendes Kapitel Mannheimer Industriegeschichte ging damit zu Ende. Immerhin war Schildkröt 80 Jahre lang Deutschlands, zeitweise sogar Europas größte Puppenfabrik. Ein Trost für die Puppen-Liebhaber: Nach der Mannheimer Todesstunde erfolgte 1982 nach vielen Wirren und Irrungen endgültig die Wiedergeburt der Schildkröt-Geschöpfe, heute haben sie in Thüringen in einem Familienunternehmen ein liebevolles Zuhause. Alles fing in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung des Celluloid an. Der Kunststoff galt Veranstalter: Reiter-Verein Mannheim e.V. Infos unter: www.em2007.de als billiger Ersatz für Elfenbein, Hartgummi, Blech, Pappe und Holz. Auch die 1873 in Neckarau gegründete „Rheinische Hartgummi-Waren-Fabrik“, die später als „Rheinische Gummi & Celluloid-Fabrik“ Berühmtheit erlangte, suchte ihr geschäftliches Heil im Celluloid. Ob Kämme, Haarspangen oder Schirmgriffe, alles machte die Rheinische aus Celluloid. 1895 schaffte es Robert Zeller, der „Vater“ der Celluloid-Puppe, mit Hilfe eines neuen Blasverfahrens, Puppenköpfe und -körper billig herzustellen. Ein Jahr später begann der Siegeszug der Mannheimer Puppen, die ab 1899 mit der „Schildkröte“ als Schutzmarke die Hallen in Neckarau verließen. Mannheim war noch bis 1960 ein marktbestimmender Puppen-Produktionsstandort in Europa. Doch bei allen Erfolgen, die Schildkröt-Geschichte war auch stets voller Probleme. 1929 wurde die „Rheinische“ von der IG Farben-Gruppe geschluckt, nach 1945 landeten die Puppen bei der Wasag AG, einem Konzernsammelsurium aus SprengstoffProduktion, Chemie und Bremsbelägefertigung. Unverstanden und ungeliebt wurden die Schildkröt-Puppen hin und her gestoßen, spielten hohe Verluste ein. Nach dem Produktionsende in Mannheim schien die Todesstunde endgültig gekommen. Doch dann gab es ein „Happy end“. Hubertus und Hannelore Biemann aus Kaufbeuren verkauften ihre drei Spiel-Fachhandelsgeschäfte und übernahmen dafür Schildkröt. Sie produzierten die Traditionspuppen zunächst in Bayern, seit 1993 mit Erfolg im thüringischen Rauenstein. Rund 200 000 Geschöpfe erblicken dort jährlich das Licht der Puppenwelt, werden überwiegend von Sammlern und Puppenliebhabern übernommen. Schildkröt lebt also, wenn auch leider nicht mehr in der einstigen Geburtsstadt Mannheim. Kartenvorverkauf: Telefon +49 (0) 621/10 10 11 Der Papst als Schildkröt-Puppe ein besonderer Einfall der Traditionsfirma. Bild: dpa Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 STADTJUBILÄUM 2007 BilfingerBerger, Südzucker, John Deere, SCA und Felina (von links nach rechts) sind große Firmen, die ihre Produkte und damit den Namen Mannheim in alle Welt liefern. Bilder: zg Alte Namen mit neuem Schwung Mannheim ist als traditionsreicher Industriestandort Sitz bekannter Weltkonzerne Von unserem Redaktionsmitglied Ulla Cramer K langvolle und traditionsreiche Namen prägen Mannheims Ruf als wichtiger Wirtschaftsstandort. Knapp 44 000 Beschäftigte stehen auf den Lohn- und Gehaltslisten der Industrie in der Kurpfalzmetropole. Der erzielte Umsatz beläuft sich auf 11,65 Milliarden Euro. Und: Mannheimer Produkte sind in aller Welt begehrt. Mehr als die Hälfte der Einnahmen, über sechs Milliarden Euro, stammt aus dem Export. 142 Industrieunternehmen mit über 20 Mitarbeitern sind in Mannheim ansässig. Zu den Weltkonzernen mit Sitz in der Quadratestadt gehört beispielsweise der Bauriese BilfingerBerger, dessen Logo auf Baustellen in aller Herren Ländern zu sehen ist. Der zweitgrößte deutsche Baukonzern nach Hochtief beschäftigt heute rund 55 000 Menschen und erzielt eine Bauleistung von über sieben Milliarden Euro. Einer der ganz Großen in seiner Branche ist auch die Fuchs Petrolub AG. Das 1931 ge- gründete Unternehmen gehört zu den weltweit bedeutendsten Anbietern von Schmierstoffen mit einem Konzernumsatz von 1,2 Milliarden Euro. Rund 4000 Mitarbeiter produzieren und vertreiben 10 000 verschiedene Öle und Fette für die vielfältige Kundschaft, die vom Bergbau bis zum Handel für Motorenöle reicht. Frankreich, Tschechien, Ungarn der Slowakei sowie in Österreich, Rumänien, Polen und Moldawien präsent ist. Mit Dessous befasst sich die Felina GmbH schon seit 1885, nach ihren Anfängen als Korsettnäherei. Heute stammt von dem Jahresumsatz von über 50 Millionen Euro über die Hälfte aus dem Export. Ein echter „globaler Spieler“ ist auch die Pepperl+Fuchs GmbH, die 3050 Mitarbeiter zählt und einen Umsatz von 280 Millionen Euro erzielt. Ihr Spezialgebiet sind elektronische Sensoren und Bausteine. Der Geschäftsbereich Prozessautomation ist internationaler Marktführer für eigensichere Trennbausteine und Feldbussysteme. Bei der Fabrikautomation ist man führender Hersteller einer breiten Palette optoelektronischer und Ultraschallsensoren. Auch das Herz der Bauhaus-Gruppe schlägt in Mannheim, das erste Baufachzentrum in Deutschland eröffnete Heinz G. Baus 1960. 185 Zentren zählen inzwischen zu der Kette, davon 60 im Ausland. Der Umsatz beträgt rund 2,85 Milliarden Euro. Süße Geschäfte macht die Südzucker AG: Mit 40 Zuckerfabriken und zwei Raffinerien ist sie die Nummer 1 in Europa. Rund 20 000 Beschäftigte arbeiten für das Unternehmen, das außer in Deutschland auch in Belgien, Natürlich haben auch weitere Weltkonzerne wie der Autoproduzent DaimlerChrysler, der Elektrokonzern ABB, der Anlagenbauer Alstom, das Pharmaunternehmen Roche Diagnostics, der Landmaschinenhersteller John Deere und SCA Hygiene Products, die unter anderem Zewawell herstellt, Mannheimer Wurzeln und zeigen in der Kurpfalz weiterhin Flagge. Ihre Hauptsitze sind nach Übernahmen und Fusionen inzwischen jedoch in alle Welt zerstreut. www.hwk-mannheim.de 400 Jahre Stadt Mannheim Herzlichen Glückwunsch! Proteste gegen Arbeitsplatzabbau, wie hier bei Alstom, begleiten den Strukturwandel. Bild: Rinderspacher Der Wandel kostet Jobs Wirtschaftsentwicklung in Mannheim oft dramatisch Von unserem Redaktionsmitglied Gert Goebel Der Ausspruch ist lapidar, doch er gilt uneingeschränkt für Mannheims Wirtschaftsentwicklung: Die einzige Konstante ist der Wandel. Die Kommune hat in den letzten Jahrzehnten einen dramatischen Wirtschaftswandel erlebt. Der immer größere EU-Binnenmarkt, die zunehmende Globalisierung, der technologische Fortschritt und die Entwicklung von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft haben Mannheim und die gesamte Metropolregion Rhein-Neckar erfasst und meist arg gebeutelt. Viele Arbeitsplätze, vor allem in traditionsreichen Industriefirmen, gingen verloren. Der Dienstleistungssektor konnte den Aderlass nicht auffangen, so dass die Mannheimer Arbeitslosenquote mit zuletzt 9,1 Prozent seit Jahren mit an der Spitze in Baden-Württemberg steht. Alteingesessene Firmen wurden Opfer des Marktes, der Konzentration oder häufig auch ihrer eigenen Fehler. Bopp & Reuther, einst ein Markenbegriff der Mannheimer Wirtschaft, ist inzwischen zerrupft und verteilt. Die deutsche ABB, einst BBC, war vor Jahren mit fast 10 000 Mitarbeitern neben DaimlerChrysler der größte Arbeitgeber in Mannheim. Heute sind es gerade noch 2000 Beschäftigte im Rhein-Neckar-Dreieck. Einige Firmenteile wurden geschlossen, andere verkauft, so der traditionsreiche Kraftwerksbau, der bei Alstom landete und jahrelang durch hohe Arbeitsplatzverluste auf sich aufmerksam machte. Da sind die Mitarbeiter der ehemaligen Boehringer Mannheim GmbH in puncto Wandel der Wirtschaft vergleichsweise gut davongekommen. Sie wurden zwar Opfer der Konzentration in der Pharmaindustrie, fanden aber bei der neuen Mutter Roche einen Partner, mit dem sie bisher gut gefahren sind. Auch die Dienstleister mussten angesichts wachsenden Konkurrenzdrucks rationalisieren und Personal abbauen. So haben die Banken und Versicherungen teilweise erheblich Mitarbeiter freigesetzt, wobei allerdings auch manchmal hausgemachte Probleme mit im Spiel waren. Die Mannheimer Versicherung etwa hatte sich mit verfehlter Geschäftspolitik selbst ein Bein gestellt und verlor damit ihre Selbstständigkeit. Und auch die Konzentration forderte in der Mannheimer Dienstleistungsbranche ihren Tribut. Beispiel ÖVAVersicherung: Einst eine Perle des Mannheimer Wirtschaftslebens, ist sie inzwischen ein Anhängsel der SV-Versicherungen, gemanagt von Stuttgart aus. Auch das ist ein lapidarer Spruch: Alles ist relativ. Mannheim hat in den letzten Jahren erheblich unter dem Wirtschaftswandel gelitten, doch in anderen Großstädten und Ballungsräumen verlief die Entwicklung ja nicht anders, oft sogar noch schwieriger. Mannheim hat ohne Zweifel Fehler gemacht, auf viele Entwicklungen zu spät reagiert, beispielsweise „industriegeblendet“ den Dienstleistungssektor nur zögerlich entwickelt. Doch viele große Städte haben kaum besser gehandelt, nahmen ebenfalls zu spät die Herausforderungen des Wirtschaftswandels an. Die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald gratuliert der Stadt Mannheim zum 400-jährigen Stadtjubiläum. Wir danken für viele Begegnungen, interessante Gespräche, für gute Zusammenarbeit und freuen uns gemeinsam auf die kommenden Jahre. Dies wünschen wir im Namen von mehr als 11.700 Betrieben, mit mehr als 84.000 Beschäftigten und 5.300 Lehrlingen. Für das Stadtjubiläum 2007 ein gutes Gelingen! Ein Projektbeitrag des Handwerks und des Stadtarchivs Mannheim: „Mannheim und seine Bauten 1907-2007“ Eröffnung der Ausstellung am Samstag, den 17.03.2007, 18 Uhr in der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, B1, 1-2. Wir laden herzlichst ein! 29 01 MM MM MITTE 20070124 Prod Nr 333052 Seite 30 30 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 31 Rambazamba in den Quadraten Eine Lehrstelle zu finden, ist zwar nicht nur für junge Ausländer schwierig – aber eben gerade für sie. Einrichtungen wie das Interkulturelle Bildungszentrum – kurz „ikubiz“ – wollen deshalb vor allem jungen Leuten mit Migrationshintergrund den Weg in die Arbeitswelt ebnen. Denn diese jungen Leute besäßen eben auch Stärken, die andere nicht haben, wie „ikubiz“-Geschäftsführerin Beate Maas weiß. „Sie sind zweisprachig und in zwei Kulturen zu Hause. Das „ikubiz“ im Quadrat H 2, 2 bietet unter anderem eine Beratung für Lehrstellenbewerber an und versucht, auch Firmen von Migranten zum Ausbilden zu bewegen. Es gibt zwar noch viel zu tun für Beate Maas, „aber es bewegt sich was“. Deutsche Betriebe würden in Mannheim zunehmend aufgeschlossener gegenüber ausländischen Azubis, und auch so mancher ausländische Betrieb bilde inzwischen deutsche Jugendliche aus. imo 1944 1945 Colors: black yellow magenta cyan STADTJUBILÄUM 2007 Auf dem Sprung in den Arbeitsmarkt Im November 1944 wurden aus verschiedenen Ortschaften und Städten Lothringens arbeitsfähige Jungen und Männer zwischen 16 und 45 Jahren zusammengetrieben und als Zwangsarbeiter nach Mannheim beziehungsweise den Rhein-Neckar-Raum deportiert. Am 29. März besetzen US-Truppen die Stadt. Die amerikanische Militärregierung setzt Josef Braun als Oberbürgermeister ein, der im Mai 1945 einen Beirat aus je einem Vertreter der früheren Parteien SPD, KPD und Zentrum zuzieht. Braun hat sein Amt als OB bis 1948 inne. Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 16:39:41 Menschen aus aller Welt in Mannheim zuhause 1943 Bei dem bis dahin schwersten Luftangriff in der Nacht des 5./6. September werden rund 6000 Gebäude zerstört, mehr als ein Viertel der Bevölkerung wird obdachlos, 414 Tote sind zu beklagen. Bis zum Ende des 2. Weltkriegs erlebt die Stadt über 150 Luftangriffe; der Zerstörungsgrad beträgt 51 Prozent. Rund 2000 Menschen kommen bei den Bombardierungen um. Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 22. 1. 2007 „Die Welt zu Gast bei Freunden“ – dieses Motto gilt in Mannheim nicht nur während der Fußball-Weltmeisterschaft. Es wird gefeiert, wie die Feste fallen und davon gibt es nicht zu wenige. Die Interkulturelle Wochen, die Mini-WM vor dem Rosengarten, das Festival der Kulturen – Multi-Kulti-Partys gehören zum Stadtbild wie der Wasserturm. Ob Samba, Bauchtanz, Salsa oder Mambo – rund um die Quadrate tanzen alle Kulturen gemeinsam im Kreis. Menschen aller Herkunft rücken näher zusammen, suchen Austausch, scheuen aber auch nicht die Kritik aneinander. Letztlich setzen aber alle auf eine Karte und versuchen, bei gemeinsamen Festen zu triumphieren. Wie das funktioniert, erlebte ganz Mannheim im Juli 2006, das „Sommermärchen“ wurde trotz der Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit einem Happy End gefeiert. Vom Auftaktspiel bis zum Finale fieberte die ganze Stadt mit ihren Mannschaften. Italienische Lokale zeigten sich im Siegesrausch, Argentinier trauerten zwischen jubelnden deutschen Fans, Brasilianer zogen bei Sambarhythmen durch die Straßen, und alle Türken zogen begeistert mit, obwohl ihre Mannschaft diesmal gar nicht dabei war. Eine Fußball-WM oder -EM ohne Autokorso rund um den Wasserturm – mittlerweile undenkbar. Genauso wie die Stadt Mannheim ohne ihre ausländischen Mitbürger. abo Gelungene Form der Integration: Im türkischen Restaurant Otantik von Inhaber Hasan Yüzüak (rechts) absolviert Uwe Oelschlägel eine Ausbildung zum Restaurantfachmann. Bild: Proßwitz Einer jubelt immer In Mannheim leben Menschen aus 170 Nationen 1946 Sie sind Türken, Spanier, US-Amerikaner, Chinesen, Ukrainer, Norweger oder Inder, aber eines haben sie gemeinsam: Sie alle sind Mannheimer. Männer und Frauen aus 170 Nationalitäten leben in der Quadratestadt, mit knapp 63 000 hat rund ein Fünftel der Bewohner keinen deutschen Pass. Weitere 30 000 besitzen das Dokument zwar, kommen aber ursprünglich aus einem anderen Land. Aus der ersten Gemeinderatswahl nach dem 2. Weltkrieg geht die SPD als stärkste Partei (40 Prozent) hervor; die CDU erhält 34,8 Prozent, die KPD 17,7 Prozent und die DVP 7,5 Prozent der Stimmen. 1948 Die größte nichtdeutsche Bevölkerungsgruppe stellen die Türken mit rund 20 000, gefolgt von den Italienern (rund 8000) sowie Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien und Polen. Mannheim ist damit eine der wenigen Städte, in der bei einer Fußball-Weltmeisterschaft garantiert immer einer jubelt – egal, wer spielt und wer gewinnt. Diese Seite soll das Zusammenleben der Kulturen in der Stadt illustrieren. Auch wenn in Sachen Integrati- Bei der ersten Direktwahl des Oberbürgermeisters setzt sich Fritz Cahn-Garnier (SPD) durch. 1949 Der VfR Mannheim wird Deutscher Fußballmeister. on noch viel zu tun ist – so mancher Kindergarten hat einen Migrantenanteil von über 80 Prozent, und ausländische Jugendliche haben immer noch Schwierigkeiten, eine Lehrstelle zu finden–, gibt es doch auch positive Ansätze: Um die Moschee am Luisenring etwa tobte anfangs ein heftiger Streit, mittlerweile gehört sie zu den Sehenswürdigkeiten. Oder die ausländischen Betriebe – sie bilden inzwischen einen starken Wirtschaftsfaktor in der Stadt. Dennoch gibt es noch jede Menge zu tun, wie der städtische Ausländerbeauftragte Claus Preißler weiß. Mannheim müsse das soziale und kulturelle Potenzial seiner vielen Nationen noch stärker nutzen, findet er. Die Migranten müssten noch mehr anerkannt werden und dazugehören. imo So feiern Italiener: Obwohl Mannheim bei der Fußball-WM nach dem Aus für die deutsche Nationalmannschaft trauerte, ging die Freude der Südländer nicht unter. Bild: Proßwitz Wichtiger Wirtschaftsfaktor 1951 Die Mehrheit der Wähler (63 Prozent) stimmt für den Südweststaat und gibt damit den Ausschlag für die Bildung des Landes BadenWürttemberg. 1957 Der Neubau des Nationaltheaters auf dem Goetheplatz wird eingeweiht. Bei einer Generalrenovierung 1992-94 wird ein zweiter Bühnenturm (für das Schauspielhaus) errichtet. Eine weitere Spielstätte entsteht 2000 in den Räumen des unter dem Theatergebäude liegenden Bunkers. 1964 Der Grundstein für den Stadtteil Vogelstang wird gelegt; 1987 leben dort rund 15 000 Bewohner. Lange Freundschaft mit Zukunft Es war kein Mannheim-Tourist wie jeder andere, der Mitte April 1788 im Pfälzer Hof am Paradeplatz abstieg und von dort aus einen Abstecher nach Käfertal unternahm. Es war der Autor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, der Pariser Botschafter und spätere dritte US-Präsident, Thomas Jefferson (1743-1826), der es sich seinerzeit wohl kaum träumen ließ, dass die Truppen seines Landes einmal die Stadt Mannheim einnehmen und ausgerechnet in Käfertal ihr Hauptquartier aufschlagen würden. Und doch: 157 Jahre später, am 29. März 1945, schrieb Mannheim Militärgeschichte: Weltweit erstmals kapitulierte eine Stadt telefonisch, die 44. Army-Division rückte mit ihren Sherman-Tanks ein. Bald waren aus den Feinden Befreier, Bündnispartner und Freunde geworden. Noch heute sind rund 15 000 Amerikaner in Mannheim stationiert, ein gutes Drittel davon Soldaten unter Waffen. Die Panzerdivisonen, die noch bis in die achtziger Jahre hinein im Käfertaler Wald übten, wurden zwar längst abgezogen, die Garnison ist aber eines der wichtigsten Drehkreuze für den Materialnachschub der amerikanischen Militäreinsätze auf dem Balkan und im mittleren Osten. Und viele US-Boys sind hier hängen geblieben, haben nach ihrem Militärdienst in der Kurpfalz eine neue Heimat gefunden. Die Präsenz der Truppen im Stadtbild hat seit den Nachkriegsjahrzehnten zwar abgenommen, das amerikanische Wohnviertel ist seit den Terroranschlägen des 11. September 2001 nicht mehr frei zugänglich. Freunde sind sie aber geblieben, die Mannheimer und ihre Amis. Und an Jeffersons Käfertal-Trip – er besichtigte in dem Bauerndorf bei Mannheim einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb – erinnert heute eine Straße im nahe gelegen BenjaminFranklin-Village. lang/Bild: zg In Mannheim leben über 22 000 türkische Mitbürger, die mit ihren Geschäften und Läden – vor allem in der Innenstadt und im Jungbusch – das Gesicht der Stadt prägen. Bild: Stadt Mannheim Kurfürst Friedrich IV. legte vor 400 Jahren den Grundstein für seine Residenzstadt Mannheim. Schon damals boten die Quadrate einem bunten Völkergemisch eine Heimstatt: Französische Hugenotten, deutsche Katholiken und portugiesische Juden siedelten sich an. Auch heute noch lebt und arbeitet in Mannheim eine multikulturelle Gesellschaft. Bei knapp 63 000 ausländischen Mitbürgern stellen die Türken mit rund 20 000 die größte Gruppe, der wirtschaftlich große Bedeutung zukommt. Als erste Stadt in Deutschland hat Mannheim im April 2004 ein Deutsch-Türkisches-Wirtschaftszentrum eröffnet (dtw). Dort bekommen türkische Existenzgründer und junge Unternehmer Unterstützung in den einzelnen Phasen ihrer Existenzgründung mit dem Ziel „einer nachhaltigen wirtschaftlichen Integration der türkischstämmigen Einwohner“ Mannheims. So zumindest beschreibt es der Fachbereich für Wirtschaftsund Strukturförderung der Stadt Mannheim, neben dem türkischen Unternehmerverein, der IHK Rhein-Neckar und der Handwerkskammer Mannheim Kooperationspartner des dtw. Mit den Mitteln der EU, des Landes Baden-Württemberg und der Stadt wird dieses Projekt finanziert. „Überdurchschnittlich viele Türken wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Tendenz dazu ist ausgeprägter als bei Deutschen“, berichtet dtw-Projektmanager Kanber Altintas. Das erklärt er sich zum einen aus der unterschiedlichen Mentalität: „Selbstständig zu sein ist für türkische Arbeitnehmer nichts Besonderes.“ Andererseits würden sie wirtschaftlichen Zwängen unterliegen. „Der Bildungsgrad ist oft nicht besonders ausgeprägt“, führt Altintas aus. Zudem sei der türkische Anteil an der arbeitslosen Bevölkerung Mannheims mit zwölf Prozent sehr hoch. Knapp 600 türkische Selbstständige gibt es in Mannheim. Vor allem im Handel und Gastgewerbe sind sie stark vertreten, aber auch im Baugewerbe und Kreditwesen. Nahezu die Hälfte der Unternehmen konzentriert sich laut einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm) auf Innenstadt und Jungbusch und verleihen der Stadt ihr unverwechselbares Flair. fl Die (noch) größte Moschee der Republik Sie gehört zu den Sehenswürdigkeiten in der Stadt, und das nicht nur, weil sie das bislang größte türkische Gotteshaus in Deutschland ist: Rund 2500 Gläubige können unter der prächtigen Kuppel der Yavuz-Sultan-Selim-Moschee am Luisenring gemeinsam beten. Ihre Planung Anfang der 90er Jahre sorgte bei vielen Mannheimern für große Ängste, gerade auch weil der Islam für sie eine große Unbekannte war. Kirchen, Stadt und der Islamische Bund als Betreiber reagierten darauf mit Aufklärung und machten deutlich, dass in der Moschee genau dasselbe passiere wie in einer christlichen Kirche auch – nämlich Gottesdienst, Gebet und Seelsorge. Diesen Weg ging man auch weiter, als das Gebäude mit dem schlanken Minarett fertig war: Das eigens gegründete Institut für Deutsch-Türkische Integrationsstudien und Interreligiöse Arbeit mit seinem Leiter Talat Kamran bietet seit zwölf Jahren Führungen an, mehr als 300 000 Besucher kommen pro Jahr in das muslimische Gotteshaus. Mittlerweile gibt es in Mannheim gut ein Dutzend Moscheen, darunter eine bosnische, und eine pakistanische. Bei dem Thema kämen zwar in vielen Gebieten der Stadt immer noch Ängste hoch, weiß Talat Kamran. Aber generell sei man in Mannheim inzwischen viel weiter als anderswo. „Das kommt vielleicht vom liberalen Geist des Kurfürstentums.“ So weit, so gut. Nur eines trübt das Ganze. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr wird die Yavuz-Sultan-Selim-Moschee ihren Titel als größte in der Republik verlieren. In Duisburg öffnet demnächst ein noch größeres Gotteshaus. imo/Bild: Proßwitz 32 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG 1972 Mit der Kurt-Schumacher-Brücke, einer 434 Meter langen Hängekonstruktion an einem 84 m hohen Pylon, wird ein zweiter Rheinübergang im Stadtgebiet geschaffen. Hochreservoir stolzer Gefühle Sturm auf den Wasserturm: Abstimmung im „MM“ rettete das Wahrzeichen Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Räuchle Die Stadtwerke und die Verkehrsbetriebe werden als Aktiengesellschaften in eine GmbH unter dem Namen Mannheimer Versorgungsund Verkehrsgesellschaft (MVV) eingebracht. 1999 erfolgt der Börsengang der MVV Energie AG. 1975 Der Fernmeldeturm am Luisenpark wird eingeweiht. Im Luisen- und im Herzogenriedpark findet die Bundesgartenschau statt. Sie zieht über sieben Millionen Besucher an. In den Planken wird eine Fußgängerzone eingerichtet; sie wird 1979 auf die Breite Straße zwischen Paradeplatz und Kurpfalzbrücke ausgedehnt. 1985 Der Maimarkt, größte regionale Ausstellung für Landwirtschaft, Handel, Handwerk und Industrie in der Bundesrepublik, findet erstmals auf dem neuen Gelände im Mühlfeld statt. 1987 Nach langen Diskussionen und einem Bürgerentscheid (1986) wird mit dem Neubau eines Stadthauses auf dem Quadrat N 1 am Paradeplatz begonnen (1991 fertig gestellt). Die gleichzeitige Umgestaltung des Paradeplatzes wird 1993 mit der Wiederaufstellung der restaurierten Grupello-Pyramide abgeschlossen. Die Jüdische Gemeinde weiht ihr Gemeindezentrum mit Synagoge in F 3 ein. sche Gemäuer soll befreit werden vom Ballast der Schnörkel und Engelfiguren! Im Mai 1956 entscheidet sich das honorige Preisgericht für ein gemäßigtes Turmeg mit den Putti und Girlanden, modell von Rolf Volhard, der einen „Waszerschlagt den Kitsch des vergan- serkopf“ auf den alten Rumpf implantieren genen Jahrhunderts und baut in will. 10 000 Mannheimer staunen Bauklötneuer Zeit auf neue Formen! Vor 50 Jahren ze über die Turm-Fantasmen, verdrehen rüttelte der Zeitgeist allen Ernstes am die Augen und blasen zum Gefecht. Der Wasserturm, wollten die Zukunftsvisionä- „Mannheimer Morgen“ gibt dem Leserre im gestalterischen Übereifer das Mann- brief-Drängen seitenweise Raum, aufheimer Wahrzeichen kippen und den schäumende Wasserturm–Emotionen füllen 1956 die SpalFriedrichsplatz mit ten, und die Aktion einer extravaganten „,MM’“-Leser sagen architektonischen 1963 kommt es ihre,WasserturmTurmvariante krözur „zweiten Krönung“ Meinung‘“ stärkt nen. Doch die umdas Wir-Gefühl: stürzlerischen Plä4868 Leser stimmen ne der Modernisten wuchsen nie über das Blaupausen-Stadium ab, 84 Prozent plädieren für die altvertrauhinaus: Massiver Bürgerprotest und ein te Gestalt, die seit 1889 als Stilikone das groß angelegter Feldzug des „Mannheimer Bild der Stadt prägt. Nur sieben ProMorgen“ im Mai 1956 fegten alle Turm- zent machen bei der Volhard-Mutante ihr Kreuzchen. Phantome vom Reißbrett. „Eindeutiger als die OBDie Mannheimer retteten sich einen letz- Wahl“ sei das Ergebnis, titelt ten Rest der städtebaulichen Identität und damals „MM“-Redakteur sind heute stolz auf die prachtvolle Er- Heinz Schneekloth. Und scheinung mit Kupferhut und Sandstein- stellt die bedrohte Turmkleid, auf ihr „dickes Schoßkind“. Das war Art unter den Schutz des am 12. August 1889 nach vielen Misstönen Bürgerwillens. Das grämt zwischen Architekt Gustav Halmhuber das Preisgericht, Gemeindeund dem Spezialingenieur für Wasserver- rat und Architekten schweisorgung, Oskar Smerker, aus der Taufe ge- gen, das Provisorium bleibt. hoben worden und hielt fortan als HochreAm Ende triumphiert der servoir lokalpatriotischer Gefühle die Stel- bescheidene Untertanengelung. Selbst ein Volltreffer in der fatalen schmack über hochfliegende Bombennacht vom 5. auf 6. September Pläne: Auf den Entwurf 1943 konnte seine trutzige Standhaftigkeit Nummer 90, von der Jury gar nicht wirklich erschüttern, wie ein letzter nicht beachtet, wird gebaut. Stummel von Alt-Mannheim ragte der Die Neuostheimer ArchitekTurm aus den Ruinen, mit einem Notdach ten Ferdinand und Heinrich Mündel haben in freiwilliger wurde der Torso provisorisch gedeckelt. Unterwerfung vor der TradiDoch als der Holzhut nach etlichen Jah- tion die leicht abgeänderte ren modert, immer wieder Steine von der Urform als Skizze eingeAttika auf die Erde krachen, werden 1955 reicht. neue Angriffe auf den Wasserturm gestartet: Die Stadt schreibt einen Wettbewerb aus, will Ideen für den Wiederaufbau und eine Tankaufstockung sammeln. 116 Architekten entwickeln zum Teil abenteuerliche Vorstellungen, Skylab-Varianten, schwungvoll-kreative Kugelformen, korkenzieherartige Modelle, biedere Rundformen. Trotz der Verschiedenheit steckt in allen Entwürfen ein Gedanke: Das histori- W Modernste Heiz- und Brennwerttechnik Auch kleine Bäder machen Freude Schütz + Eckert OHG ■ MA-Wallstadt · MA-Vogelstang · HD ■ Büro: Freiberger Ring 14 · Tel. 06 21 / 70 65 92 www.schuetzundeckert.de Neuanlagen · Wartung · Reparatur · Notdienst Hände helfen heilen • Hände helfen 1974 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 In einem zur Parkseite geöffneten Arkaden-Café wollen sie neues Lust- und Lebensgefühl rund um den Turm aufleben lassen. Diese gastliche Stätte bleibt zwar ein schöner Turmtraum. Doch ansonsten darf sich inmitten der Jugendstil-Prachtanlage die alte Herrlichkeit mit zeitlichem Abstand wieder aufrüsten. 1960, als der Wasserspeicher nur noch eine Notfunktion erfüllen muss, spricht sich endlich der Leiter des Hochbauamtes, Heinrich Willing, für den Erhalt des Wahrzeichens aus: „Gerade in Deutschland haben wir erfahren, wie gefährlich es auf jedem Gebiet ist, Werte zu beseitigen, bevor man wirklich Ersatz dafür gefunden hat.“ An einem Novembermorgen 1963, 20 Jahre nach dem Bombentreffer, kommt es zur zweiten Krönung. Das Dach rundete sich wieder in seiner Halmhuberschen Form und am Arm eines Riesenkrans schwebt Amphitrite II. ein. Inthronisation einer goldenen Meeresgöttin die bis heute über Mannheim strahlt. Allerdings nicht mehr mit brennender Inbrunst: Die erste Turmfigur hatte an den Spitzen ihres Dreizacks Düsen, aus denen zu besonderen Anlässen Gas entströmte. Richard Engelhorn Bild: Rt . . . ist für mich nicht nur meine Heimatstadt, sondern mein Lebensmittelpunkt seit über 60 Jahren. Durch die Entwicklung der Metropolregion hat sie eine völlig neue Bedeutung bekommen. Es ist für mich die große Sorge, dass die Stadt sich entsprechend dieser neuen Aufgabe ausreichend dynamisch entwickelt. ❋ Richard Engelhorn, geschäftsführender Gesellschafter des Modehauses Engelhorn Nach dem Krieg vom Abriss bedroht, doch vom Bürgerwillen aufrecht gehalten: das Wahrzeichen Wasserturm. Bild: Proßwitz Osteopathie?!! MA-Wallstadt · Mosbacher Str. 21 Telefon 0621 / 71 27 27 E-Mail: PhysioPraxisWalz@gmx.de www.PhysioPraxisWalz.de Die Osteopathie umfasst drei große Gebiete: • Behandlung des Bewegungsapparates • Behandlung der inneren Organe • Behandlung des Schädels – Cranio-Sacrale Therapie – Rückenmarks und Nervensystems. Die Anwendungen helfen im Bereich der Orthopädie, der Internistik, der HNO sowie der Urologie, Gynäkologie und Kinderheilkunde unter Beachtung von neurobiologischen Zusammenhängen. Es handelt sch um eine ganzheitliche und manuelle Therapie, die der Diagnose und Behandlung von Funktionsstörungen dient. Ausbildung und Prüfung nach internationalen Richtlinien, Anerkannt u.a. in USA, GB und Frankreich. 400 JAHRE MANNHEIM – FEIERN SIE MIT ! 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Bild: Proßwitz Achse bringt Schwung ins Zentrum Drei städtebauliche Großprojekte verändern das Gesicht Mannheims / Etliche Vorhaben bleiben unverwirklicht Von unserem Redaktionsmitglied Anke Philipp ebenfalls neu gestalteten Kurpfalzkreisel und dem Paradeplatz zum Einkaufsbummel ein. D Nach zehn Jahren intensivem städtebaulichen Planungsprozess könne sich das Erreichte sehen lassen, glaubt man im Rathaus und ist stolz auf das Ergebnis. Auf städtischer Haben-Seite lassen sich as Jubiläum einer Stadt bietet nicht nur die Gelegenheit zur Selbstdarstellung, sondern ist auch Anlass, über Vergangenes und Zukünftiges nachzudenken: Gegen Ende der 90er Jahre hat sich daher die Kommunalpolitik die innerstädtische Wiederbelebung zur Zukunftsaufgabe gemacht, zum Jahrtausendwechsel das Reparatur-Vorhaben „Kurpfalzachse“ aus der Taufe gehoben. Bis 2007, so die Absicht, sollte die City zwischen Schloss und Altem Meßplatz aufgemöbelt, Lebens-, Wohn- und Einkaufsqualität gestärkt werden. Wie soll Mannheim am 24. Januar 2007, genau 400 Jahre nach der Verleihung der Stadtrechte, aussehen? So lautete am Beginn die zentrale Frage. Sieben Arbeitskreise schlugen erste Pflöcke ins Dickicht unendlicher Möglichkeiten. 83 Vorschläge wurden zu einem Bündel mit 38 Themenschwerpunkten geschnürt. 2002 erwuchs Investitionen werden auf 21 Millionen Euro eingedampft daraus der städtebauliche Realisierungswettbewerb „Kurpfalzachse Mannheim – vom Schloss bis zum Alten Messplatz“ mit den Aufgabenschwerpunkten Umgestaltung der Breiten Straße, des Kurpfalzkreisels, des Alten Messplatzes, der Zugänge zum Neckar und der Attraktivierung des Neckarübergangs. Dabei ging es nicht nur darum, Plätze und Fassaden ein wenig zu liften. Vielmehr plädierten die Bewohner dafür, das Umfeld der Breiten Straße mit zu betrachten, die Neckarstadt wieder an die City anzubinden. Die Einzelhändler sprachen sich für eine Standortstärkung mit konsequenter Imagepflege aus. Bis 2007 haben Stadt, Land und EU schließlich einiges investiert: In einem breiten Diskussionsprozess mit der Bürgerschaft ist es vor allem gelungen, im Städtebau Akzente zu setzen. So lädt die neue Promenade hinter Pop-Akademie und Musikpark am Verbindungskanal zum Verweilen ein. Urbane Aufenthaltsqualität mit Bäumen und Wassergarten ist auch auf dem sanierten Alten Messplatz entstanden, in der Innenstadt lädt die aufgemöbelte Kurpfalzachse zwischen dem Nicht jeder mag in die Jubelarien einstimmen schließlich noch weitere Jubiläums-Errungenschaften verbuchen: Zur Kurpfalzachse kommt die bereits mehrfach ausgezeichnete Jungbusch-Quartierentwicklung, die Sanierung des Friedrichsplatzes, das renovierte Zeughaus oder der Dachausbau des Schlosses. Nach zehn Jahren (im April 1996 wurde die erste 2007-Geschäftsstelle eröffnet) sei das Ganze auf jeden Fall ein „hervorragendes Gesamtergebnis“, findet denn auch Mannheims Baudezernent Lothar Quast, der seit Anbeginn den Prozess begleitet hat. Aber natürlich mag nicht jeder in die Tonlage der 2007-Jubel-Arien einstimmen: Kritiker bemängeln, dass nach dem langen, offen gestalteten Planungsprozess eine „große Klammer“ beim Projekt-Sammelsurium ebenso wenig erkennbar sei, wie eine vernünftige Perspektive für die Zukunft der Stadt. Vor allem das Motto „Stadt an den Flüssen“ (das sieben bürgerschaftliche Arbeitskreise 1999 entwickelten) sei nicht umgesetzt: Zugang zum Rhein, Wohnen am Wasser, Gestaltung von Freiräumen am Fluss – Fehlanzeige. Jenseits der Breiten Straße fiel die Gestaltung der Seitenstraßen ebenso aus dem 2007-Gesamtpaket wie die Aufwertung des Neckarufers. Das so genannte „Haus der Möglichkeiten“, eine Weiterbildungseinrichtung, die den Endpunkt der Kurpfalzachse im Norden und ein Pendant zur Schloss-Universität markieren sollte, blieb ebenso auf der Strecke wie die Aufwertung der Schlossgartenstraße. Wenig erfreulich ist auch, dass im Jungbusch das private Investment, das einst den Ausschlag für die Pläne am Verbindungskanal gab, nicht in Gang kam, die herunter gekommene Kauffmannmühle das Bild vom neuen Stadteingang im Westen erheblich trübt. Eigentlich sollten dort moderne Lofts das Wohnen am Wasser ermöglichen, die Zunft AG neue Arbeitsplätze im klein gewerblichen Bereich schaffen. Insgesamt wurden die ambitionierten 2007-Pläne 2003 aufgrund anderer finanzieller Verpflichtungen der Stadt von über 40,5 Millionen Euro auf die Hälfte, also Die Stadt spricht von einem hervorragenden Ergebnis auf 21 Millionen Euro, eingedampft – zum Schrecken derer, die über Jahre in Arbeitskreisen, Workshops und Bürgerversammlungen die Entwicklung voran getrieben hatten. Außen vor blieb beispielsweise die Fortführung der Promenade im Jungbusch bis an den Rhein oder auch der Kurpfalzachsen-Abschnitt bis zur Bismarckstraße. Eine städtebauliche Light-Version, die so manchem gar nicht mehr schmeckte. Am Ende sei von einst hochfliegenden Jubiläumsplänen lediglich ein Stück Stadtreparatur übrig geblieben, kritisieren viele. Vom „Scherbenhaufen“ war ebenso die Rede, wie vom „Ende der Träumereien“. Vor allem viele Bürger wendeten sich enttäuscht ab. „Ein paar Bäume und Leuchten, dass kann’s doch nicht sein“, bemängelte beispielsweise der Bürger- und Gewerbeverein in der östlichen Innenstadt. Mittlerweile hat man sich aber mit dem abgespeckten Maßnahmenkatalog arrangiert, hofft, dass die verbliebenen Maßnahmen nicht auf Nimmerwiedersehen in den Amtsschubladen verschwinden. So soll ein Entwicklungskonzept Innenstadt ans Erreichte anknüpfen und Ideen für die Stadt von Morgen zu einer Art Leitbild zusammenfügen. Noch 2007 wollen die Akteure konkret sagen, welche Impulse sie mitnehmen und mit welchen Konzepten die Stadt ihre Zukunft bewältigen kann. Was am Ende dann auch immer vom Jubiläum übrig bleiben wird, eines gilt ganz gewiss über 2007 hinaus: Die Erkenntnis, dass Menschen und Kapital sich nur dann in der Stadt wohl fühlen, wenn die Innenstädte über ansprechende Plätze, zeitgemäße, neue Wohnformen und Arbeitsplätze verfügen. Wird im Frühsommer eingeweiht: Die Promenade im Jungbusch. Bild: Tröster 169 Architekturbüros bewarben sich für den 2002 ausgelobten städtebaulichen Realisierungswettbewerb „Kurpfalzachse Mannheim – Vom Schloss bis zum Alten Messplatz“. Winterpreise auf GelenkarmMarkisen GmbH & Co. KG ROLLLADEN & SONNENSCHUTZ-TECHNIK Großes Gewinnspiel! 5 Digitale Spiegelreflexkamera von Nikon, 25 x Fotodrucker von Panasonic, 50 x Digitaler Bilderrahmen Über 40 Jahren Ihr Spezialist für Sonnenschutz-Systeme Ziegelhüttenweg 32, 68199 Mannheim, Tel. 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Mal nach 1980, 1997,1998 und 1999 die deutsche Meisterschaft im Eishockey. 2002 Mannheim wird Standort der ersten Popakademie, die 2003 ihren Studienbetrieb aufnimmt und 2004 einen Neubau an der Hafenstraße bezieht. 2003 Auf den Planken wird das Holocaust-Mahnmal enthüllt. 2005 Die Region Rhein-Neckar-Dreieck mit Mannheim im Zentrum wird als „Europäische Metropolregion“ anerkannt. Die SAP Arena im Bösfeld nimmt ihren Betrieb auf. Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 Glückwunsch zum 800. Geburtstag! In 400 Jahren feiert Mannheim schon wieder – Ein Fremdenführer führt uns im Jahr 2407 durch seine Heimatstadt Von unserem Redaktionsmitglied Heiko Brohm W illkommen in Mannheim! Wir starten unseren kleinen Jubiläumsrundgang hier auf den Planken – einer rund um die Uhr geöffneten Einkaufsstraße – und laufen zum Friedrichsplatz. Schon von hier aus sehen Sie die belebten Wiesen rund um den alten Wasserturm. Vorsicht, die Dame! Machen Sie sich die Füße nicht nass, es herrscht gerade Flut. Die Liegewiese in der wunderschönen Jugendstilanlage haben die Mannheimer Stadtväter im Jahr 2100 angelegt, im gleichen Jahr wurde auch die Riesenrutsche aus dem oberen Wasserbecken im Wasserturm gebaut. Damals höchst umstritten, gilt die Anlage heute als schönste innerstädtische Badelandschaft Deutschlands. Sand aus den Schuhen, wir laufen zur Widder-Plaza! Der Strand ist übrigens noch nicht immer hier – der Ozean hat sich erst vor gut 250 Jahren bis hierhin ausgebreitet, Folge der damaligen Klimaerwärmung. Was haben die sich gesorgt früher, aber ehrlich: Die hessische Adria will doch keiner mehr hergeben. Wo wir heute Beachvolleyball spielen, war einmal gepflegter Rasen. Hier auf der Landzunge weiter geradeaus stößt man übrigens auf ein historisches Planetarium, in dem man noch heute sehen kann, wie sich die Menschen früher das Universum vorgestellt haben. Die dachten wirklich noch, die Sterne wären unerreichbar. Ich wollte meine zwei Wochen SaturnRing-Surfen all inclusive nicht missen, aber das gehört nicht hier her. Zurück auf unseren Rundweg. Schütteln Sie sich etwas den Sand aus den Schuhen, wir laufen zur Widder-Plaza mitten in der Innenstadt. Dort steht das Stadthaus, Version-2407. Es ist bereits der 13. solche Bau an dieser Stelle. Angefangen hat alles vor über 400 Jahren, doch keines der Häuser hat seitdem länger als 40 Jahre gehalten. Mal sah es schlecht aus, mal wollte keiner sein Geschäft darin unterbringen, und manchmal sogar beides. Der heutige Bau wurde nach einer Bürgerbefragung erstellt. Dumm nur: Er ist marode und gefällt schon niemandem mehr. Vergangene Woche sind sogar die Stadträte wütend aus dem Gemeinderatssaal gezogen, weil unter zwei Mitgliedern der Stuhl zusammenbrach. Allerdings behaupten einige, dass das gar nichts mit dem Bau, sondern mit der Sägelust einiger Parteifreunde zu tun habe. Wie dem auch sei, das Stadthaus, Version-2407, zumindest wollen einige nun abreisen und an dieser Stelle eine Tiefgarage für Raumgleiter errichten. Fände ich gut, bei den Parkplatzproblemen. Wir schlendern weiter auf unserer kleinen Stadtführung den Ring entlang zum Alten Hauptbahnhof. Früher hielten hier noch echte Züge, bis die Stadt im Jahr 2031 mit dem „Metropol-Bypass“ komplett von der Anbindung abgekoppelt wurde. Folge war ein jahrzehntelanger Streit („Milchkannen-Scharmützel“) und schließlich die Unabhängigkeit des Metropolverbundes Rhein-Neckar-Main–Donau. Heute heben von hier die Raumgleiter ab, damit ist Mannheim natürlich viel näher an den Rest der Welt herangerückt, weil das ja klar ist. Zum historischen Schloss, das seit Jahrhunderten die berühmte Mannheimer Popakademie beherbergt, sind es nur einige Schritte. Früher war hier die Universität untergebracht, bevor die Wirtschaftshochschule in ein kleines Gebäude am Stadtrand umzog. Hier studieren über 40 000 junge Menschen Lasergitarre und Cybersingen. Die Kammer-Popgruppe, die mit aufwändig restaurierten, historischen EGitarren arbeitet, genießt weltweit Anerkennung. Erster Rektor der erweiterten Pop-Schlosshochschule war Xavier Naidoo, Vater der neuen Mannheimer Schule, nach ihm ist die Akademie heute benannt. Hier, neben dem Denkmal für unsere Partnerstadt Xylan Beta-3 auf dem Mars, steht direkt eine Beam-Station, lassen Sie uns schnell in den Südosten der Stadt springen. Mannheims Bankenviertel wächst hier in den Himmel, wo früher offenbar Felder waren oder sich Menschen versammelten, wir wissen es nicht so genau. Bei den Bauarbeiten für einen Wolkenkratzer sind kürzlich Überreste einer alten Kuppelhalle entdeckt worden. Archäologen rätseln zurzeit über den Sinn des Ganzen. Möglicherweise handelt es sich um eine Art Kultsstätte. Man weiß es nicht, was die damals so getrieben haben, um die Jahrtausendwende. Besonders seit im digitalen Archiv der Datenwurm gewütet hat. Dazu zum Abschluss noch eine Anekdote: Früher war in Mannheim nur die Innenstadt quadratisch – wie man es jetzt noch in der Altstadt besichtigen kann, dazu gibt’s aber eine andere Führung. Wohl erst nach dem 400. Stadtjubiläum wurde die ganze Stadt in Quadrate aufgeteilt. Doch – dem Datenwurm sei Dank – wissen wir nicht mehr, wer der Urheber war. Irgendwelchen Wirrwarr hat er hinterlassen, „Kurzwellenfelder“, oder so. Anzeige tadt nsere S u m u , g en s genu a t u li e r ! A n la s W ir g r im . e n h e n s n s la as hre Ma ben zu 400 Ja n auf d h o c h le g n la h e im e r n r n h a a J M s n ze m it a ll e e in g a n ch! en uns u e r f ckwuns d lü n G u n h e c h li c h e r z li 7! Herz hr 200 ja s m u J u b il ä Das Schachbrett-Rätsel Oft schwer verständlich: Mannheim ist in Quadrate eingeteilt Kostenoptimierung am laufenden Band: Service von Berrang. Als Spezialist im Bereich mechanischer Verbindungstechnik setzt Berrang auf kundenorientierte Lösungen aus einer Hand. Unser Qualitätsdenken begleitet Sie von der Planung bis zum Endprodukt. Je früher Berrang, desto besser. Wir optimieren für Sie Qualität und Logistik. Das zahlt sich aus. Qualität. Innovation. Service Hauptsitz Mannheim: Helmertstraße 1 68219 Mannheim Tel.: + 49(0)621/8786-0 Fax: + 49(0)621/8786-400 mannheim@berrang.de www.berrang.de Chemnitz · Freiburg · Greenville, SC (USA) · Hannover · München · Nürnberg · Orléans (F) · Stuttgart Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge Man glaubt manchmal, das staunende Gesicht durch die Telefonleitung hindurch zu spüren: Was Goethe „gleich und heiter“ nannte, kommt Fremden gleich so vor, als würde man sie auf den Arm nehmen wollen – Mannheims Bauweise in Quadraten. Tatsächlich kann hier eine Adresse eben auch R 1,4-6, J 6,8 oder E 4,12 lauten. „Wir haben keine Straßennamen – wie in New York“, muss man dann erklären. Das geht zurück auf die Stadtgründung 1606 durch Kurfürst Friedrich. Den Plan dazu fertigte der niederländische Baumeister Bartel Janson, der sich wiederum am Schachbrettmuster der Renaissance-Idealstadt des Italieners Pietro Cataneo orientierte. Nach zwei Zerstörungen (im Dreißigjährigen Krieg und im Orleanschen Krieg) baute der niederländische Festungsbaumeister Coehorn Mannheim ab 1697 wieder auf, erneut in Quadraten, weshalb Architekten lange von der „Idealstadt“ sprachen und Goethe schwärmen konnte, die Stadt sei „gleich und heiter“ gebaut, fast wie ein Schachbrett. Allerdings sind die Quadrate nicht ganz quadratisch, sondern Rechtecke, manchmal auch Dreiecke, Romben. Innerhalb des so genannten „Rings“, wo früher die Festung verlief, gibt es 144 Quadrate. Hier darf auch kein Gebäude, Kirchtürme ausgenommen, höher als das Schloss sein – sprich vier Stockwerke. Diese Order des Kurfürsten gilt bis heute. Die Nummerierung gibt Besuchern zwar immer wieder Rätsel auf, aber man versteht sie ganz leicht, wenn man sich dabei nur in die Position des im Schloss residierenden Herrschers versetzt – darauf ist sie ausgerichtet. Die vom Schloss aus links der Breiten Straße stehenden Häuserblocks tragen die Buchstaben A bis K, rechts L bis U. Innerhalb dieser Reihen sind die Quadrate dann jeweils von der Breiten Straße nach außen Richtung Ring mit Zahlen in aufsteigender Folge gekennzeichnet (A 1, A 2, A 3). Lange waren die Quadrate aber lediglich mit römischen Ziffern versehen, Buchstaben verwendete man erst nach der Neuvermessung ab 1730. Im Jahr 1798 versah man die Wohnblocks mit den Buchstaben des Alphabets (zunächst von A bis Z; heute von A bis U), seit 1811 gilt die heutige Zählung. Auch Hausnummern gibt es: Die Zählung beginnt jeweils an der zum Schloss zeigenden Straßenecke mit der Nummer 1 und geht dann rund ums Quadrat; in den Reihen A bis K gegen, bei L bis U mit dem Uhrzeigersinn. Bei U hören die Mannheimer auf, weiter geht ihr Quadratealphabet nicht - und I gibt es auch nicht, nur J. Dabei stimmt der Satz, Mannheim kenne keine Straßennamen, natürlich nicht ganz. In allen Vororten hat man ganz normale Adressen wie anderswo auch. Selbst innerhalb der Quadrate trägt jede Straße ihren Namen. Doch hier redet keiner von Münzoder Artilleriestraße, selbst auf offiziellen Stadtplänen findet man sie nicht, allenfalls die Marktstraße ist bekannt oder die „Breite Straße“ und die „Planken“. Sonst gilt die Quadrate-Nummerierung. Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 35 STADTJUBILÄUM 2007 Der Sommertraum endet nie Von der Bundesgartenschau 1975 ist ein grünes Paradies für alle Generationen in der Nähe zur Stadt geblieben Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge D ie Chance war da: Eine erneute Bundesgartenschau im Jahr des Stadtjubiläums 2007 – viele Mannheimer hätten sich das gewünscht. Doch 1999 hat der Gemeinderat diese lange bestehende Option ausgeschlagen, die dadurch entstehende Lücke Gera und Ronneburg in Thüringen überlassen. So bleibt nur die Erinnerung an das sommerlange Fest 1975, das uns weit mehr als nur den jeweils erweiterten Luisenpark und Herzogenriedpark bescherte. „Ein Fest verändert eine Stadt“ heißt das Buch über den Sommer 1975 in der Quadratestadt – mit gutem Grund. Schließlich sind Mannheim nicht nur Multihalle und Seebühne, Fernmeldeturm und zwei herrliche, nach wie vor auch überregionale Besuchermassen anziehende Parks geblieben. Die ganze Herzogenriedbebauung mit Gemeindezentrum und Jugendhaus, Rosen- dann das Pflanzenschauhaus. Aber zur Bundesgartenschau kam ein Großteil der ehemaligen Rennwiese, die nach 1945 ein Golfplatz war, dazu, wuchs die grüne Oase inmitten der Innenstadt um 42 Hektar. Auch den zuvor arg heruntergekommenen Herzogenriedpark hat man 1975 um ein Wohngebiet und Kleingärten ergänzt, insgesamt 690 000 Kubikmeter Erde bewegt, 50 200 Quadratmeter neue Wasserflächen geschaffen, 557 Bäume gepflanzt, unzählige Blüten zum Blühen gebracht und 50 Millionen Mark ausgegeben, 1500 Veranstaltungen in 185 Tagen organisiert, enorm Werbung gemacht – aber auch insgesamt 8,1 Millionen Besucher angelockt, so viel wie noch nie und nie mehr bei einer Bundesgartenschau. In Thüringen hofft man in diesem Jahr auf 1,5 Millionen . . . In Mannheim indes ist die Erinnerung an das grandiose sommerlange Blütenfest nie verblasst. Und ein bisschen feiert man einfach immer weiter, bei Parkfesten, beim Lagerfeuer auf der Freizeitwiese oder beim kulturellen „Seebühnenzauber“. Ob mit Klangoase, Bauernhof, Pinguingehege, Schmetterlingshaus oder dem größten chinesischen Teehaus auf dem europäischen Kontinent - der Park wird weiter ständig ergänzt, modernisiert. Was er behält, ist das liebenswürdige Flair eines familiengerechten Naherholungsgebiets, das – durch den Zaun, striktes Hundeverbot und häufige Kontrollgänge – fünf herrliche, fantasiereiche und insbesondere stets saubere Spielplätze bietet. Aber auch Schachecken, ein von Skulpturen gesäumter Spazierweg oder eine spezielle Behindertenschaukel gibt es. Von 1975 blieb ein grünes Paradies für alle Generationen, und das nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Naherholungsgebiet mitten in der Stadt garten-Mozartsaal, Fußgängerzone und vieles mehr wären ohne die Bundesgartenschau undenkbar gewesen. Die Stadt, besonders gebeutelt von der damals gerade grassierenden Wirtschaftskrise und dem Strukturwandel der Industrie, erlebte plötzlich eine ungeahnte Euphorie, einen Ruck, einen Aufschwung, wie er seither nie mehr zu spüren war. „Bei den Bundesgartenschauen geht es nicht nur darum, Blumen zu zeigen, sondern eine Stadt zu verschönern“, sagte Bundespräsident Walter Scheel 1975 in seiner Eröffnungsansprache. Die Bundesgartenschau sei „wesentlicher und entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem modernen Mannheim“ und werde „in der Geschichte der Stadt nachklingen“. Das tut sie bis heute, wenn überall für „eine der schönsten Parkanlagen Europas“ geworben wird. Zwar gab es den Luisenpark bereits seit den Jahren 1892/1903, als er angelegt und 1896 nach der Großherzogin Luise von Baden, Tochter Kaiser Wilhelms I., benannt wurde. 1958 entstand ❋ Hans Bichelmeier, Bloomaul Sie gleitet seit 1975 im Sommer über den Kutzerweiher: die Gondoletta. Die 45 Boote mit den leuchtend gelben Dächern hängen an einem Unterwasser-Seil und absolvieren so den knapp zwei Kilometer langen Rundkurs. Bild: Tröster Anzeige Die Reißinsel-Rangerin Mit Katrin Back auf Safari im Mannheimer Urwald Sie ist Mannheims einzige echte Rangerin, und wenn sie im Grünen Patrouille geht, dann ist sie selbstverständlich auch bewaffnet – und zwar mit ihrem Charme. Katrin Back überwacht die Reißinsel, das ältesten Naturschutzgebiet in der Stadt. Vier Monate im Jahr ist das Areal besonders vor dem Zugriff des Menschen geschützt: „Von Anfang März bis zum 1. Juli überlassen wir die Reißinsel sich selbst“ – damit sich das Naherholungsgebiet erholen kann, erklärt die hauptamtliche Naturschützerin aus dem Rathaus-Fachbereich Baurecht und Umweltschutz. An die 50 verschiedene Vogel-Spezies, darunter allein fünf Spechtarten, fühlen sich in dem gut 90 Hektar großen Rest der ursprünglichen Rheinaue pudelwohl. Spaziergänger und Jogger müssen zumindest solange zurückstecken, bis Sumpfrohrsänger, Hohltaube und Co. Nester gebaut, Eier gelegt und ihre Jungen aufgezogen haben. Erst dann, im Sommer, ist der Mensch wieder willkommen. Radfahrer und Hunde müssen sowieso das ganze Jahr über draußen bleiben. Rangerin Katrin Back zieht eine durchweg positive Bilanz ihrer Arbeit in den letzten zehn Jahren. Bereits 1990 wurde die Reißinsel erstmals während der Vogelbrut geschlossen. Vorausgegangen war der Anordnung des Oberbürgermeisters ein teilweise heftiger Streit im Gemeinderat und in den naturverbundenen Vereinen – vor allem die Angler pochten seinerzeit auf ihre gewohnheitsmäßigen Zugangsrechte ans Rheinufer und die Nebenarme Kilometerbahn, Bellenkrappen und Hagbau. „Die Trampelpfade, die von den Besuchern im Sommer und im Herbst ausgetreten werden, können während der Frühjahrspause wunderbar wieder zuwach- „ . . . ist meine Heimat, ich liebe diese Stadt. Trotz vieler internationaler Aufenthalte kommt für mich nur Mannheim als Wohnort in Frage. Die zentrale Lage dieser Stadt, die Einbettung in die Kurpfalz und die heutige Metropolregion RheinNeckar sind optimaler Ausgangspunkt für alle beruflichen und privaten Aktivitäten. Die milde Landschaft, die vielfältige Kultur und die Hans Bichelmeier weltoffenen Menschen, meine Freunde: All das ist für mich und meine Frau Anlass, nie zu lange von Mannheim fort zu sein. Wir können schwer ohne Wasserturm leben. Es ist Mannheims schönster Platz, von der Bevölkerung geliebt zu allen Jahreszeiten. Schade nur, dass ihm nicht alle die nötige Sorgfalt angedeihen lassen.“ sen“, erklärt Katrin Back, es entsteht also kaum oder gar kein bleibender Schaden mehr. „Hier ist ja Grün pur, und das ganz nah bei der Innenstadt“, sind auswärtige Besucher meistens überrascht. „Dass es in Mannheim so ein tolles Naturschutzgebiet gibt, hätte ich gar nicht gedacht!“ – auch das ist ein Satz, den Katrin Back oft zu hören bekommt. Zu verdanken hat die Stadt ihr wertvollstes Biotop – eine der letzten intakten Flussauen am Oberrhein – dem Industriellen und Mäzen Karl Reiß, der 1881 die damalige Fasanen-Insel erwarb und das Areal der Stadt vermachte, die es nach Reiß’ Tod erstmals 1914 für die Bürger öffnete. Und zwar einmal wöchentlich für wenige Stunden. Bedingung im Reiß’schen Testament war nämlich, dass das Gebiet in der Neckarauer Rheinschlinge sowohl unberührt bleiben als auch der Naherholung der Mannheimer dienen soll. Seit gut 20 Jahren sind Teile der Reißinsel zusätzlich als Bann- und Schonwald ausgewiesen, die Flussaue soll sich in diesem Bereich völlig ohne Eingriffe des Menschen entwickeln. Eichen und Eschen wachsen in den höher gelegenen HartholzBereichen, Silberweiden und BergahornBäume stehen in den häufig überschwemmten Weichholz-Auen. Katrin Back über die Mannheimer und ihren Urwald: „Toll, dass die Bürger dieses wichtige Schutzgebiet respektieren!“ lang Katrin Back hütet das wertvolle Natur-Erbe des Mäzen Karl Reiß. Bild: Krug Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 STADTJUBILÄUM 2007 37 Zu den spektakulärsten Events des JubiläumsKulturprogramms zählt die Show des Theater Titanick, hinter deren Durchführung allerdings noch das Fragezeichen der Finanzierung steht. Bilder: zg Viele Projekte weisen über 2007 hinaus Das Kulturprogramm zum Stadtjubiläum vereint Bodenständiges mit ambitionierten Veranstaltungen Mannheimer ihr Jubiläum sicher nicht nur auf den teuren Rosengartenplätzen, um Star-Sopranistin Anna Netrebko zu beklatschen – so sehr dieser exklusive Auftritt s ist nicht unwahrscheinlich, dass auch nach außen strahlt (ein weiteres erdas Kulturprogramm zum Mannhei- klärtes Ziel des Jubiläumsprogramms). mer Stadtjubiläum fast alle QuadraTeilweise geht es bei den originären Protestädter irgendwie erreicht. Denn es deckt jekten des Büros 2007 bewusst bodenstännicht nur das Kalenderjahr 2007 ziemlich dig zu, etwa wenn Arpad Dobriban durch komplett mit einer Masse von Veranstaltun- die Stadtteile zieht und bei „Mannheim gen ab, die auch abseits der üblichen Veran- schmecken“ die genuine Hausmannskost zu staltungszentren stattfinden, sondern inte- retten versucht. Ähnliche Breitenwirkung griert einen Großteil der Events, die es re- versprechen die internationalen Mannheigelmäßig gibt – vom Fasnachtsumzug über mer Märchentage vom 1. bis 11. Februar, bei Time Warp, Blumencorso, Arena of Pop denen Märchen aus der ganzen Welt erzählt, oder Christopher Street Day bis zu den gespielt und gelesen werden – an Spielorten, Schillertagen. Das macht durchaus Sinn, die inhaltlich einen Bezug zum jeweiligen denn dadurch profitieren alle Veranstaltun- Stoff haben und gleichzeitig die kulturelle gen von der gemeinsamen multimedialen Vielfalt Mannheims repräsentieren. InteMarketing-Plattform, die das Büro 2007 be- grative Kraft soll auch „Stadt, Land, Zirreit stellt. Und so hat der für eine 325 000- kus“, das baden-württembergische KinderEinwohner-Stadt ohnehin schon erstaun- und Jugendzirkusfestival vom 22. Oktober lich prall gefüllte bis 4. November entTerminkalender falten. Schon am 26. Mannheims 2007 Januar startet das Von Hausmannskost bis Ryuichi Ganzjahresprojekt Hochkonjunktur. Markus Müller, Sakamotos Mannheimer Schule „Filme unterwegs“, Intendant des Oldas Kino an ungedenburgischen wöhnliche Orte Staatstheaters, und bringt, die normaRainer Kern, Programmmacher von Karls- lerweise nicht oder nur ausnahmsweise zutorbahnhof, „Enjoy Jazz“ und „Delta Con- gänglich sind. Die Wechselwirkung zwinection“, haben als künstlerische Leiter des schen Inhalt und Veranstaltungsort soll daStadtjubiläums bei aller Vielfalt eine geziel- bei die Eindringlichkeit des cineastischen te Auswahl getroffen. Sie stützt sich inhalt- Erlebnisses verstärken und wie viele der Julich auf vier Säulen aus dem 2003 vom Ge- biläumsveranstaltungen den Besuchern dameinderat in Auftrag gegebenen Stadtin- bei helfen, neue Seiten an ihrer 400 Jahre alszenierungskonzept von Filmfestival-Leiter ten Heimatstadt zu entdecken. Michael Kötz. 2007 speisen sich diese Klassischere kulturelle Ambitionen verStandbeine aus der Stadtgeschichte und rät neben dem ersten Mannheimer Literaheißen Musik, Toleranz und Freiheit, Was- turfestival „lesen.hören 1“ (22. Februar bis ser und Mobilität. 10. März) vor allem das Projekt „Neue Schon das fünftägige Eröffnungsfestival Mannheimer Schule“. Dabei adaptiert Osbis 28. Januar soll Sinnbild für das Gesamt- car-Gewinner Ryuichi Sakamoto ein Werk programm sein und will alle Mannheimer der „alten“ Mannheimer Schule, von der Bürgerinnen und Bürger aller Generatio- aus mit Hilfe der Virtuosen des Ensemble nen, alle hiesigen Kulturen und alle Life- Modern im November eine musikalische style- und Geschmacksrichtungen anspre- Brücke zum Drum ‘n’ Bass geschlagen wird, chen. Rainer Kern: „Wir machen bewusst dessen kontinentaleuropäisches Zentrum kein Zielgruppenprogramm, sondern wol- die Planken in den 90ern waren. Die Verlen uns an alle wenden – vom Intellektuellen wirklichung dieser vielleicht anspruchsbis zu den Leuten, die noch nie im Theater vollsten Idee der Programmmacher steht alwaren. Ich glaube fest daran, dass die Men- lerdings noch genauso unter Finanzierungsschen es zu schätzen wissen, wenn man ih- vorbehalt wie das optisch vielversprenen Qualität zeigt. Und die Schwellen hal- chendste Spektakel: die eigens konzipierte ten wir bewusst niedrig.“ Und so feiern die Stadtinszenierung „Quadratwurzel“ des Von unserem Redaktionsmitglied Jörg-Peter Klotz E Theater Titanick, das die Innenstadt am 21. und 22. September zu einer monumentalen Bühne machen soll. Auf Schillerplatz, Toulonplatz, Paradeplatz, Kapuzinerplanken und in den Lauerschen Gärten könnte die Entwicklungsgeschichte der Quadrate zu einem Feuerwerk für die Sinne werden. Viele der Projekte wie die Märchentage, Literatur- oder Science-Fest weisen über das Jubiläumsjahr hinaus und sollen durchaus Tradition werden. „Das hängt aber auch an uns“, sagt Müller. „Wir müssen die Projekte so umsetzen, dass es einen Aufschrei gibt, wenn sie nicht fortgesetzt würden.“ i Mehr Informationen im Internet unter www.mannheim2007.de Das Kulturprogramm 2007 deckt ein Spektrum von A wie anarchischer Comedy-Literatur Marke Kaminer (Bild oben) über den Neo-Klassiker Ryuichi Sakamoto oder die zweite Auflage von Arena of Pop bis Z wie das Zirkus-Festival im Herbst. Bilder: zg (3)/Proßwitz Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 39 STADTJUBILÄUM 2007 „Lass mich hier daheim sein, O mein rätselhaftes Mannheim, Ich will dein sein.“ Mein Mannheim ist für mich mehr als ein Zuhause mitten auf dem Kiez im Quadrat. Popforscher, Entertainer, Impresario – Mannheim lässt mich in vielen Bereichen da- Peter Baltruschat heim sein: Seit zehn Jahren erlaubt mir diese Stadt kulturell reiche Beute im KulturNetz zu machen, seit acht Jahren wertvolle Edelsteine der Kleinkunst im „Schatzkistl“ zu sammeln. Seit jeher bin ich privat wie beruflich in Mannheim daheim. Ich gratuliere der Stadt ganz herzlich zum 400sten Geburtstag und mir ganz herzlich zu meiner Heimat. ❋ Der Autor und Journalist Roger Willemsen präsentiert das Literaturfestival. Bild: dpa Peter Baltruschat, Impresario Auch Lesefeste sind zu feiern „lesen.hören 1“ bringt Wilhelm Genazino, Ralph Giordano, Peter Härtling und Wladimir Kaminer unter einen Hut Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Groß M an soll die Feste feiern, wie sie fallen, heißt es. Warum sollte man da keine Literaturfeste feiern, wenn es ein großes Stadtjubiläum zu begehen gilt, wenn diese Stadt sich gar SchillerStadt nennen kann? Literaturfeste schon, aber wohl nicht unter genau dem Namen. Vom „Ersten Literaturfest“ war zunächst die Rede, wenn es um das zehntägige Literaturfestival im Mannheimer Kulturzentrum Alte Feuerwache ging. Doch die rührige Autorengruppe Räuber ‘77, die selber ein (kleineres) Jubiläum im Jubiläumsjahr feiern kann, fand den Namen nicht ganz zutreffend. Man habe schließlich selbst schon Lesefeste veranstaltet, merkte man an. Deshalb heißt das Literaturfest, das von 22. Februar bis 8. März über die Bühne geht, nun „lesen.hören 1 – Literaturfest in Mannheim“. Das klingt erstens moderner, und lässt zweitens keinen Zweifel daran, worum es geht – um das Lesen und Hören von Literatur. Und der Punkt soll wohl andeuten, dass beides ir- gendwie ein Gleiches ist, ein spiegelbildli- einer Lesung gebührend zu eröffnen. Bei ches Verhältnis: dieselbe Literatur, aber der Konzeption der Literaturabende hat wahrgenommen aus unterschiedlichen man sich von der früheren Literaturreihe Perspektiven, aus derjenigen von Autor der Feuerwache inspirieren lassen, wo die und Leser beziehungsweise Zuhörer. Autorenlesung von einem Kritiker begleiWas fürs Kulturprogramm zum Jubel- tet wurde, der den Autor in ein möglichst jahr insgesamt gilt, soll auch für diesen inspirierendes Gespräch über seinen Text Programmteil gelten. Man will Vielfalt bie- verstrickte, offen auch fürs Publikum, und ten, keine Beliebigkeit, weil dies nach Mei- der in die Veranstaltung einführte. Genazinung der Programmmacher Markus Müller no zur Seite sitzt der freie Kritiker Helmut Böttiger. und Rainer Kern der einzige Weg sei, Was die weiteren Mannheim gerecht Lesungen angeht, Vielfalt zu werden. Vielfalt stellt man eine gestatt Beliebigkeit bieten die Veranwisse Verdichtung staltungen schon, Frankfurter Verdie Kern mit Feuerhältnisse fest. wachen-Mitarbeiterin Ulrike Hacker kon- Frank Schulz wird begleitet vom FAZ-Lizipiert hat. Für Vielfalt steht auch der re- teraturkritiker Edo Reents. Dessen Kolledegewandte Autor Roger Willemsen, dem gin Verena Lueken begleitet dann FAZman die Schirmherrschaft übertragen hat, Mann Paul Ingendaay, der unlängst mit der das Festival begleitet und mit eigenen seinem umfangreichen Debütroman „WaVeranstaltungen mitpräsentiert. rum du mich verlassen hast“ auch als Ein vielfältiges Werk hat auch Büchner- Schriftsteller reüssierte. Preisträger Wilhelm Genazino geschaffen. Ernste Töne schlägt Martin Doerry vom In Mannheim geboren und aufgewachsen, „Spiegel“ an, wenn er mit Ralph Giordano kommt es ihm wie keinem anderen zeitge- und Anita Lasker-Wallfisch unter dem Tinössischen Autor zu, das Literaturfest mit tel „Nirgendwo und überall zu Hause“ 400 Jahre Mannheim Eine Stadt, in der wir gerne leben. Eine Stadt, auf die wir stolz sind. Eine Stadt, die wir lieben. über das Leben nach dem Holocaust und das Überleben desselben spricht. Heiterer geht es bei zwei Abenden mit „Russendisko“-Autor Wladimir Kaminer zu. Willemensen spricht mit Willy-Brandt-Sohn Lars über familiäres Erinnern, und Großkritikerin Sigrid Löffler kommt, um die Lesung des österreichischen Schriftstellers und Psychiaters Paulus Hochgatterer zu begleiten. Am Ende steht „ein Abend über und mit Peter Härtling, Detlev Berentzen und Musik“, eine Veranstaltung also mit einem Autor, der die literarische Landschaft seit Jahrzehnten mitgeprägt hat. Klingt vielversprechend, deshalb schiene es schon heute schade, wenn „lesen.hören 1“ keine Fortsetzung fände. Die Organisatoren sehen das ebenso. Ob es dazu kommt, hängt, wie so oft heute in der Kultur, von Sponsoren ab, vom Suchen und Finden derselben. Und davon, ob das nach Teilnahme suchende Konzept viele Literaturfreunde findet, Menschen, die kommen, um zu hören, auf Dichterworte und Gespräche. i Informationen zum Literaturfest im Internet unter www.mannheim2007.de und www.altefeuerwache.com Impressum Herausgeber: Mannheimer Morgen, Großdruckerei und Verlag GmbH Geschäftsführung: Dr. Björn Jansen Chefredaktion: Horst Roth Redaktion: Heiko Brohm, Irmgard Piorkowski-Wühr, Dr. Stephan Wolf Anzeigenleitung: Gerhard Haeberle; Vertriebsleitung: Karlheinz Nagel Technische Herstellung: Harald Blendowski Chronik mit Unterstützung von Stadtarchiv Mannheim Titelbild: bfw werbeagentur Anschrift: MANNHEIMER MORGEN Postfach 102164 68021 Mannheim E-Mail-Adressen: Redaktion: redaktion@mamo.de Anzeigen: Anzeigenleitung@mamo.de 400 JAHRE WIRTSCHAFT IN MANNHEIM – DIE LETZTEN 125 DAVON MIT CREDITREFORM MANNHEIM! Über 1.000 Unternehmen in Mannheim nutzen uns heute zur Absicherung ihrer Geschäfte. 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Januar 2007 2007-Schmaus als Kunstgriff Der renommierte Künstler Arpad Dobriban serviert ein Jubiläumsmenü / Dem Geschmack der 30er Jahre auf der Spur Von unserem Redaktionsmitglied Anke Philipp S eine Werke munden, sind süß oder salzig, mal scharf, mal mild, heiß oder kalt – auf jeden Fall wohl durchdacht, raffiniert kombiniert und natürlich gut gewürzt. Seine Aufmerksamkeit gilt den alltäglichen Begierden, jenen kleinen Schwächen im Angesicht großer Leckereien, die das Leben versüßen oder beschweren, je nachdem wie man’s nimmt. Arpad Dobriban jedenfalls setzt seit 20 Jahren das Kochen kunstvoll in Szene: Jetzt greift der Schüler des vor kurzem gestorbenen Altmeisters der Videokunst, Nam June Paik, in Mannheim zum Löffel. „Mannheim schmecken“ heißt sein 2007-Mach-Werk – ein auf Kommunikation zwischen den Generationen angelegter „Versuch zur Rettung der Hauskocherei“, In Mannheim tischt der Düsseldorfer AktionsKünstler Arpad Dobriban zum Stadtjubiläum Gutbürgerliches auf. Bilder: Stockfood / zg Versuch zur Rettung der Hauskocherei wie Dobriban selber formuliert. Angesprochen sind die, die ihr Handwerk noch beherrschen. Vornehmlich Senioren. Mit jenen, die Rezepte ihrer Großmutter noch im Kopf haben und die ihre Erinnerungen an die Kindheit unter anderem in der Küche frisch halten, mit denen möchte der Künstler ein ganz spezielles Süppchen kochen. Interessierte haben bereits angebissen, mit vier Leuten laufen direkte Gespräche. Und auch der Seniorenrat und das –büro sind eingeschaltet Im Zeitalter tief gekühlter Schnellkost gilt Dobribans Leidenschaft der Langsamkeit. Er möchte festhalten, was brodelndes Kulturgut ist, retten, was mit dem Zeitgeist zu verdampfen droht. Das Wissen um die Küche von einst, den Umgang mit dem Essen durch die Jahrzehnte heute konservieren, das ist seine Absicht. In Mannheim will er dabei den Geschmack der 30er Jahre (bis zum Beginn der Industrialisierung der Lebensmittel) aufspüren. Konzeption und Zubereitung thematisch gefasster Speisen sind seit langem das Metier des 1957 in Ungarn geborenen . . . ist für mich fast alles! Die Stadt hat mir sehr viel gegeben: Meine Kinder sind hier geboren, ich habe seit 30 Jahren mein Restaurant, viele Gäste sind Freunde geworden. Mannheim ist ein sehr schönes großes Dorf. Man kann sagen: Man weint zweimal – wenn man nach Giovanni Scurti Mannheim kommt und wenn man geht. So erlebe ich es oft, auch bei den Profisportlern der Mannheimer Vereine. ❋ Giovanni Scurti, Inhaber des „Ristorante Augusta“ Künstlers, der heute in Düsseldorf lebt. „Werkzeug des Teufels“ oder „Männlichweiblich: Wie wir die Welt trennen“ lauten einige seiner Speisenfolgen. Mit dem Mannheimer Projekt setzt er sich nun erneut auf die Spur jener Grunderfahrung, die seiner Meinung nach am Anfang jeder Kunst steht – dem Kochen. „Unser Ziel ist es dabei auch, auf ganz persönliche Weise einen kulturellen Schatz festzuhalten“, freut sich 2007-Büroleiter Rainer Kern über das integrative Projekt, welches das Etikette „besonders gehaltvoll“ trägt. Im Zuge der Aktion werden die gesammelten Rezepte aufgenommen und in Arpads mobiler Küche nachgekocht, „so lange, bis es schmeckt wie zuhause“, verspricht der Künstler. Später sollen die Gerichte dann an Mannheimer Schulen vorgestellt und in geselliger Runde aufgetischt werden. Am Ende steht ein Mannheimer Menü, sozusagen ein 2007-Festessen der besonderen „Art“, das mehr ist als „Mannheimer Dreck“. Eine nachhaltige Aktion, die den Dialog sucht mit den Menschen in der Stadt, bei dem sich am Herd zusammen- braut, was sich ansonsten so leicht nicht verbindet. Ganz am Ende des Prozesses soll ein Kochbuch entstehen, das die regionalen Traditions-Speisen auflistet: „Damit wollen wir etwas Bleibendes schaffen, von dem auch nachfolgende Generationen noch etwas haben“, sagt Kern. i Wer bei der geselligen MannheimKoch-Aktion mit Arpad Dobriban noch dabei sein möchte, wendet sich an das 2007-Büro, Tel. 293-2007 oder an 2007@mannheim.de. Anzeige Hochkarätig: Zeichnungen und Radierungen des spanischen Malers Goya sind ab 1. Oktober 2007 in der Mannheimer Kunsthalle zu sehen. Bild: Kunsthalle Kunsthalle trumpft auf Ausstellung „Goya – Manet – Picasso“ als Highlight 2007 Die Mannheimer Kunsthalle feiert das 400-jährige Stadtjubiläum gemeinsam mit ihrem 100-jährigen Bestehen mit einem außergewöhnlichen Ausstellungsprojekt. In Kooperation mit dem Museo Nacional del Prado und dem Museo Nacional de Arte Reina Sofia, Madrid, sowie mit dem Museum of Modern Art in New York erwartet die Kurpfälzer daher im Herbst 2007 ein wahres Kunst-Highlight: Mit der Ausstellung „Goya – Manet – Picasso“ führt die Kunsthalle vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember hochkarätige Bilder, Zeichnungen und Radierungen Goyas sowie ausgewählte Werke Pablo Picassos und Eduard Manets zusammen. Darunter nicht nur Mannheims berühmtestes Gemälde, Manets „Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexico“, sondern außerdem Picassos berühmte „Charnel House“ und „Le Massarcre de Coree“ sowie ausgewählte Werke, die im Zusammenhang mit seinem „Guernica“-Gemälde entstanden sind. Die Bilder der Mannheimer Schau waren noch nie zuvor gemeinsam zu sehen und thematisieren in ihrer Eindrücklichkeit Motive der Angst, des Terrors und des Krieges. Parallel zu „Goya – Manet – Picasso“ wird die Kunsthalle Mannheim Gegenwartskunst zeigen, die sich ebenfalls mit dem Themenkomplex „Angst“ beschäftigt. nih Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 41 STADTJUBILÄUM 2007 Die schöne Anna beehrt Mannheim Höhepunkte des Kulturjahres 2007: Das Paar Netrebko-Villazón Von unserem Redaktionsmitglied Stefan M. Dettlinger I ch liebe das Publikum in Mannheim! Ich freue mich schon sehr“ – das sagte die derzeit wohl begehrteste, populärste und darstellerisch begabteste Sopranistin auf Erden im Interview mit dieser Zeitung. Die Begeisterung Anna Netrebkos für Mannheim beruht – aber natürlich – auf Gegenseitigkeit, ist „die Netrebko“ doch im vergangenen Jahr so unwahrscheinlich heftig von Mannheim gefeiert worden, als sie die SAP Arena mit dem maltesischen Tenor Joseph Calleja und vornehmlich italienischen Opernarien und -duetten beglückte. Nun, als so etwas wie der Höhepunkt des Stadtjubiläumskulturjahres, kommt die schöne Sopranistin aus dem südrussischen Krasnodar wieder, zusammen mit jenem Mann, der in der legendären Salzburger und die New Yorker Philharmoniker treten auf sengarten, zugehen. Da kommt das New York Philharmonic Orchestra zu einem Gastspiel in die Quadratestadt. Eine Sensation ist das in mehrerlei Hinsicht, denn zum einen gastiert Amerikas Eliteorchester im Regelfall nur in den großen Musikmetropolen der Welt, und dann steht auch noch jemand am Pult, für den man normalerweise weit reisen muss: Altmeister Lorin Maazel (der irgendwann einmal behauptet haben soll, 300 Partituren memorisiert und auswendig im Kopf zu haben). Höchst attraktiv ist auch das Programm dieses als „Happy Birthday Mannheim! - Festkonzert zum Stadtjubiläum 2007“ etikettierten Abends. Im Mittelpunkt steht dort die 1859 entstandene Sinfonie Nr. 1 c-Moll von Johannes Brahms. Diese beiden Ereignisse sind aber nur Höhepunkte in einem sonst sehr dichten kulturellen Jubiläumskalender. Aufforderung zum Trunk: Anna Netrebko als Violetta Valery. Die Partie aus Verdis „La Traviata“ sang sie 2005 bei den Salzburger Festspielen an der Seite jenes Mannes, mit dem sie am 18. Juli nach Mannheim in den Rosengarten kommt: Roberto Villazón. Bild: dpa Beim „Meet and Greet“ zeigen sich die Superstars zum Anfassen Ich freu mich gewaldisch. Isch freu misch dermaße gewaldtätisch, dass isch de gonze Daach jubiläumisiere könnt. Mei High-matstadt, Mannem, die Ober-Metropole der Metropolregion – also die Region, wo sogar die Polen in die Metro gehen, do devu die Hauptstadt werdd 400. Das heisst: nie wieder hässlich, nie wieder Baustellen, nie wieder Feinstaub!. Nur noch Schoklad in de Luft un Woi un Fanille-Soß fließt de Neckar runner in de Rhoi noi, un de Duden heeßt jetzt Dutte, un alle feiern rund um die Uhr vum Paradeplatz ... bis des Geld ausgeht. Mannem – du bisch eleggdrisch. „Traviata“ in der Inszenierung von Willy Decker 2005 als Alfredo neben ihr sang, wirkte und bestach: Roberto Villazón aus Mexiko. Die beiden bestreiten am 18. Juli im Mozartsaal des Rosengarten aber kein normales Ouvertüren-, Arien und DuetteKonzert. In der höchsten Preiskategorie mit 483 Euro pro Ticket, „Golden Circle“ mit Namen, können die Besucher dieses vom Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Marco Armiliato begleiteten Events auch ein ausgewähltes Drei-Gänge-Menü für Feinschmecker genießen, bei dem Speisen wie mit Trüffeln gefüllte Wachteln an Portweinsauce aufgefahren werden. Außerdem enthält dieses Luxus-Arrangement auch noch das so genannte „Meet and Greet“, bei dem der „Golden Circle“-Karteninhaber am Rande des Konzerts auf das Traumpaar der Klassik und den Dirigenten treffen kann, sprich: Händeschütteln plus Plauderei. Der Superstar zum Anfassen. Wesentlich ernster und weniger prunkend, musikalisch aber sicherlich nicht minder spannend, wird es bereits am 12. Mai, ebenfalls im Mozartsaal des Ro- ❋ Christian Chako Habekost, Comedian Partner of Lufthansa Cirrus verbindet Menschen mit Zielen. L I N I E N F L Ü G E H e r z l i c h e n F Ü R B U S I N E S S G l ü c k w u n s c h , M a n n h e i m , Informationen unter www.cirrus-airlines.de, unter der Cirrus Airlines Hotline 0180 / 4444 888 (0,24 € /Anruf ) oder in Ihrem Reisebüro. I N z u m M E T R O P O L E N . 4 0 0 s t e n ! 01 MM MM MITTE 20070124 Prod Nr 333052 Seite 42 42 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG DAS PROGRAMM ZUM STADTJUBILÄUM Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 22. 1. 2007 16:43:36 Colors: black yellow magenta cyan 43 STADTJUBILÄUM 2007 2007 sçã=iáíÉê~íìêÑÉëí=Äáë=òì=iáÅÜíâìåëí=áã= iìáëÉåé~êâI=ïÉáí=ΩÄÉê=NMM=sÉê~åëí~äJ íìåÖÉå=ëíÉÜÉå=áã=qÉêãáåâ~äÉåÇÉê=ÑΩê= Ç~ë=j~ååÜÉáãÉê=pí~ÇíàìÄáä®ìã=OMMTK= eáåíÉê=ÉáåáÖÉå=ÑΩê=Ç~ë=g~Üê=ÖÉéä~åíÉå= bêÉáÖåáëëÉå=ãìëë=àÉÇçÅÜ=åçÅÜ=Éáå= cê~ÖÉòÉáÅÜÉå=ÖÉã~ÅÜí=ïÉêÇÉåK=eáÉê= ÉáåÉ=^ìëï~Üä=ÇÉê=ïáÅÜíáÖëíÉå=qÉêãáåÉK NOVEMBER 6. UND 7. NOVEMBER k~ÅÜíäÉÄÉåíáÅâÉí 18. NOVEMBER pí~êí=_áëâóJ^ìëëíÉääììåÖ RUNDGANG DURCHS ZEUGHAUS IM NETZ GANZJÄHRIG ã~ååeÉáãà~ÜêÉ=Ó=ÉáåÉ=^ìëëíÉääìåÖ= ΩÄÉê=ÇáÉ=dÉëÅÜáÅÜíÉ=ìåÇ=dÉÖÉåï~êí= j~ååÜÉáãë=~äë=jáÖê~íáçåëëí~Çí aÉê=QMMK=dÉÄìêíëí~Ö=j~ååÜÉáãë= ïáêÇ=Ç~ë=Ö~åòÉ=g~Üê=ΩÄÉê=~ìÅÜ=áã= jçêÖÉåïÉÄ=ãáí=îÉêëÅÜáÉÇÉåÉå=^âJ íáçåÉå=ÖÉÑÉáÉêíK=^âíìÉää=ÄáÉíÉå=ïáê= ìåëÉêÉå=iÉëÉêå=áã=fåíÉêåÉí=ÉáåÉå= îáêíìÉääÉå=oìåÇÖ~åÖ=ÇìêÅÜ=Ç~ë=åÉìÉ= wÉìÖÜ~ìëK= báåÑ~ÅÜ=ïïïKãçêÖÉåïÉÄKÇÉ=~åJ âäáÅâÉå=ìåÇ=Ç~ë=PSMJdê~ÇJm~åçê~ã~= ëí~êíÉåK=kÉÄÉå=ÇÉã=q~ÑÉäëáäÄÉê=ÇÉê= c~ãáäáÉ=oÉá≈=ìåÇ=bñéçå~íÉå=~ìë=ÇÉê= qÜÉ~íÉêÖÉëÅÜáÅÜíÉI=â∏ååÉå=ìåëÉêÉ= iÉëÉê=áã=fåíÉêåÉí=~ìÅÜ=ÉáåÉå=_äáÅâ= ~ìÑ=ÇáÉ=j~ååÜÉáãÉê=pí~ÇíÖÉëÅÜáÅÜíÉ= GANZJÄHRIG hìäíìêÅçåí~áåÉêëí~Çí= `lkKqbkqKNT GANZJÄHRIG j~ååÜÉáã=ëÅÜãÉÅâÉå=Ó= sÉêëìÅÜ=òìê=oÉííìåÖ=ÇÉê=e~ìëâçÅÜÉêÉá ïÉêÑÉåK=eáåíÉêÖêΩåÇÉ=òìã=pí~ÇíàìÄáJ ä®ìã=ìåÇ=cçíçëíêÉÅâÉå=~ìë=ìåÇ=ΩÄÉê= ÇáÉ=nì~Çê~íÉëí~Çí=êìåÇÉå=Ç~ë=^åÖÉÄçí= ~ÄK=få=ÉáåÉã=ëéÉòáÉääÉå=cçêìã=â∏ååÉå= ìåëÉêÉ=iÉëÉê=òìÇÉã=áÜêÉê=pí~Çí=däΩÅâJ ïΩåëÅÜÉ=ìåÇ=dêΩ≈É=ΩÄÉêãáííÉäåK=báå= _äáÅâ=áå=ìåëÉêÉå=pÅÜïÉêéìåâí=òìã= pí~ÇíàìÄáä®ìã=äçÜåí=ëáÅÜ=~äëç=áããÉê= ïáÉÇÉêK 23. NOVEMBER BIS 5. DEZEMBER aÉìíëÅÜÉë=jçò~êíÑÉëí Mehr Veranstaltungstipps unter OKTOBER www.morgenweb.de 22. OKTOBER BIS 4. NOVEMBER háåÇÉêJ=ìåÇ=gìÖÉåÇòáêâìëÑÉëíáî~ä kçîÉãÄÉêW=kÉìÉ=j~ååÜÉáãÉê=pÅÜìäÉ= E^êÄÉáíëíáíÉäF SEPTEMBER Das 360-Grad-Panorama aus dem Zeughaus im Intenret unter www.morgenweb.de/400jahre 21. BIS 22. SEPTEMBER qÜÉ~íÉê=qáí~åáÅâ=Ó=~ìë=ÇÉã=pìãéÑ=ÇÉê= mä~åâÉå=òìã=m~ê~ÇáÉë=~ã=t~ëëÉêíìêãK= pí~ÇíáåëòÉåáÉêìåÖ=áå=ÇÉå=nì~Çê~íÉå JANUAR 24. BIS 28. JANUAR a~ë=bê∏ÑÑåìåÖëÑÉëíáî~ä=Ó=òìã= dÉÄìêíëí~Ö=Éáå=îáÉäÑ®äíáÖÉë=cÉëí= ÑΩê=~ääÉ=_ΩêÖÉê=ãáí=ÇÉê=báåïÉáÜìåÖ= ÇÉë=wÉìÖÜ~ìëÉë=~ã=OQK=g~åì~ê SEPTEMBER / OKTOBER mçêíê~áí=ÉáåÉê=Éìêçé®áëÅÜÉå=pí~ÇíW= máåç=_ÉêíÉääá 21. SEPTEMBER BIS 20. OKTOBER OK=cçíçÑÉëíáî~ä=j~ååÜÉáãJ iìÇïáÖëÜ~ÑÉåJeÉáÇÉäÄÉêÖ=OMMT 24. BIS 28. JANUAR e~åÇÄ~ää=tj= 22. SEPTEMBER pí~êí=i~ÖÉêÑÉäÇJ^ìëëíÉääìåÖ AB 26. JANUAR (GANZJÄHRIG) cáäãÉ=ìåíÉêïÉÖë=Ó= háåç=~å=ìåÖÉï∏ÜåäáÅÜÉå=lêíÉå AUGUST FEBRUAR 3. BIS 5. AUGUST `ÜêáëíçéÜÉê=píêÉÉí=a~ó=OMMT 1. BIS 11. FEBRUAR j~ååÜÉáãÉê=j®êÅÜÉåí~ÖÉ 15. BIS 19. AUGUST bj=ÇÉê=péêáåÖêÉáíÉê 4. FEBRUAR BIS 15. APRIL ãó=îáëáçå=Ó=_áäÇÉê=îçå=ãçêÖÉåK=báåÉ= ^ìëëíÉääìåÖ=áåíÉêå~íáçå~ä=êÉåçããáÉêJ íÉê=hΩåëíäÉê 24. BIS 25. AUGUST mçé=áã=e~ÑÉå 18. FEBRUAR c~ëå~ÅÜíëìãòìÖ 26. AUGUST BIS 16. SEPTEMBER jÉëëéä~íòjçîÉë=Ó=ìêÄ~åÉ=_ÉïÉÖìåÖëJ ê®ìãÉ=áå=ÇÉê=kÉÅâ~êëí~Çí 22. FEBRUAR BIS 10. MÄRZ äÉëÉåKÜ∏êÉå=Ó=iáíÉê~íìêÑÉëí=j~ååÜÉáãK= báå=cÉëíáî~ä=ãáí=pÅÜïÉêéìåâí= ÇÉìíëÅÜÉê=dÉÖÉåï~êíëÇê~ã~íáâÉêK= pÅÜáêãÜÉêêW=oçÖÉê=táääÉãëÉå AUGUST / SEPTEMBER o~åÇÖÉÄáÉíÉ=Ó=ÑçíçÖê~ÑáëÅÜÉ=pìÅÜÉ= å~ÅÜ=ÇÉê=pÅÜåáííëíÉääÉ=òïáëÅÜÉå=ìêÄ~J åÉå=ìåÇ=åáÅÜí=ìêÄ~åÉå=páíì~íáçåÉå= áå=j~ååÜÉáãë=sçêçêíÉå MÄRZ 7. MÄRZ sÉêäÉáÜìåÖ=ÇÉë=hçåê~ÇJaìÇÉåJmêÉáëÉë 15. BIS 17. MÄRZ łj~ååÜÉáã=ë~Öí=Á=Ó=ëìéÉê~êí=qsI= mçêíê~áíë=ìåÇ=^ìëë~ÖÉå=îçå= j~ååÜÉáãÉêå 17. MÄRZ VK=i~åÖÉ=k~ÅÜí=ÇÉê=jìëÉÉå= ENV=Äáë=P=rÜêF 24. BIS 30. MÄRZ qáãÉ=t~êé=Ó=fåíÉêå~íáçå~äÉë=cÉëíáî~ä= ÑΩê=gÉíòíãìëáâ=ìåÇ=jÉÇáÉåâìåëí 25. MÄRZ rê~ìÑÑΩÜêìåÖ=łiÉÄÉ=ä~åÖ=ìåÇ= ÖäΩÅâäáÅÜ=Ó=j~ååÜÉáãÉê=_ä®ëÉêéÜáäJ Ü~êãçåáÉ 28. MÄRZ bê∏ÑÑåìåÖ=ÇÉë=pÅÜäçëëÉë MÄRZ báåòÉäJ=ìåÇ=dêìééÉå~ìëëíÉääìåÖ=ÇÉê= dÉïáååÉê=ÇÉë=eK=tK=C= gK=eÉâíçê=hìåëíéêÉáëÉë START FRÜHJAHR 2007 (GANZJÄHRIG) aáÉ=råÜÉáãäáÅÜâÉáí=ÇÉê=wÉáí=Ó= j~ååÜÉáã=NVMTI=NUMTI=NTMT= ìåÇ=NSMT APRIL MAI JUNI AB APRIL iáÅÜíâìåëí=áã=iìáëÉåé~êâ 12. MAI kÉï=vçêâ=mÜáäÜ~êãçåáÅ=lêÅÜÉëíê~= ãáí=içêáå=j~~òÉä 15. BIS 23. JUNI NQK=fåíÉêå~íáçå~äÉ=pÅÜáääÉêí~ÖÉ 14. APRIL mêÉãáÉêÉ=iáÅÜíÉê=j~ååÜÉáãëI= ÇçâìãÉåí~êáëÅÜÉê=píêÉáÑòìÖ=ÇìêÅÜ=ÉáåÉ= j~ååÜÉáãÉê=k~ÅÜí 22. APRIL BIS 19. AUGUST mÑÉêÇÉëí®êâÉå=Ó=a~ë=mÑÉêÇ=ÄÉïÉÖí=ÇáÉ= jÉåëÅÜÜÉáí 21. MAI mêÉãáÉêÉ=dÉáëíÉëÄäáíòÉ=Ó j~ååÜÉáãÉê=bêÑáåÇìåÖÉå 16. BIS 17. JUNI t~ëëÉêïÉäí=kÉÅâ~ê=Ó=^âíáçåëí~Ö=äÉÄÉåJ ÇáÖÉê=kÉÅâ~ê=òïáëÅÜÉå=hìêéÑ~äòÄêΩÅâÉ= ìåÇ=`çääáåá 16. BIS 29. JUNI pÅáÉåÅÉ=cÉëí=OMMT=Ó=táëëÉåëÅÜ~Ñí= ~äíÉêëÖÉêÉÅÜí=îÉêãáííÉäå JULI 21. JUNI BIS 28. OKTOBER j~ååÜÉáã=~ìÑ=^ÅÜëÉ=Ó=jçÄáäáí®í=áã= t~åÇÉä=NSMT=Äáë=OMMTK=^ìëëíÉääìåÖ=áã= iq^ 18. BIS 29. JUNI pÅáÉåÅÉ=cÉëí=Ó=táëëÉåëÅÜ~Ñí= ~äíÉêëÖÉêÉÅÜí=îÉêãáííÉäå 21. JUNI BIS 28. OKTOBER j~ååÜÉáã=~ìÑ=^ÅÜëÉ=Ó=jçÄáäáí®í=áã= t~åÇÉä=NSMT Ó OMMT 23. BIS 29. JUNI j~ååÜÉáã=Ó=péÉâí~âÉä=ìåÇ=oÉîìÉI= Éáå=mêçàÉâí=îçå=qçã=hΩÜåÉäI=pìëÉ= t®ÅÜíÉê=ìåÇ=gΩêÖÉå=hìííåÉê=ΩÄÉê= qê~ÇáíáçåÉå 30. JUNI BIS 1. JULI £âìãÉåáëÅÜÉê=háêÅÜÉåí~Ö JULI _~åÇë=~å=_ç~êÇ 13. BIS 22. JULI j~ååÜÉáãÉê=pÅÜäçëëÑÉëíëéáÉäÉ 2. BIS 7. JULI mêçóÉÅíç=sáëáçå=OMMT=Ó= _ÉÖÉÖåìåÖ=ÇÉê=hìäíìêÉå 18. JULI ^åå~=kÉíêÉÄâç=ìåÇ=oçä~åÇç=sáää~òµå 6. JULI pÅÜäçëëÑÉëí=ìåÇ=hçåòÉêí=òì= NMM=g~ÜêÉ=råáîÉêëáí®í=j~ååÜÉáã 8. JULI gìÄáä®ìãëÅçêëç 24. BIS 29. JULI aÉêÉîç=Ó=tÜÉÉä=çÑ=mçïÉê 28. JULI ^êÉå~=çÑ=mçé 44 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 „Klein-Nizza“ – von der Riviera an den Rhein Blumencorso blüht in den 60er Jahren als Superattraktion auf und zieht mehr Schaulustige als Einwohner an / Jubiläums-Ableger soll am 8. Juli sprießen Von unserem Redaktionsmitglied Waltraud Kirsch-Mayer ie Sonne strahlte vom zartblauen Himmel, die Fahnen flatterten munter im linden Frühlingswind, und die Mannheimer strömten Richtung Innenstadt. Dort trafen sie sich mit den Pfälzern jenseits des Rheins, die schon seit zehn Uhr in Scharen über die Brücke wanderten. Die Kennzeichen der geparkten Wagen verrieten, dass der Mannheimer Blumencorso im Saargebiet ebenso wie im letzten Dorf des Odenwaldes, im südhessischen wie im Karlsruher Raum als Attraktion gilt. Sicher waren es weit über 350 000 Menschen, die eine farbenprächtige, duftige Parade taufrischer Blumen und Mädchen sahen, sich an der Phantasie der pflegen. Deshalb ist die Blütenparade auch stets ein heiß diskutiertes Politikum. Und da wird keineswegs durch die Blume geredet. „Mädchen waren echt, aber nicht alle Blumen“, wettert der „MM“, als beim zweiten Umzug Kunstblüten auftauchen. Dieser Kunst-Griff bringt viele Dekorateure auf die Palme: Schließlich müssen „ehrliche“ Wagengestalter, frische Frühlingsboten innerhalb weniger Stunden verarbeiten, während sich „Schummler“ mit falschen Dauerblumen viel Zeit lassen können. Der Wink mit dem Zaunpfahl sitzt. Ein Jahr später sind (laut Presseberichten) die Blumen so echt und schön wie die Mannheimer Mädchen, die in Tüll gehüllt mit hochtoupierten Frisuren auf den Prunkwagen thronen. Als beim Corso 1968 erste Verwelkungstendenzen sichtbar wer- Bereits 1925 rollen Blumenwagen durch die Quadrate Untergeschummelte Kunstblüten bringen auf die Palme Dekorateure erfreuten.“ Geradezu schwärmerisch schildert der „MM“ jene Veranstaltung, die im Publikumsrekordjahr 1964 mehr Schaulustige auf Trab bringt als die Stadt Einwohner hat. Die Rede ist vom Mannheimer Blumencorso. In den 60er Jahren ein Mega-Event – auch wenn es dieses Wort seinerzeit noch gar nicht gibt. Die Mannheimer Werbegemeinschaft darf sich ein „Vergissmeinnicht“ der besonderen Art ans Revers stecken: Sie hatte die Idee, den Blumencorso in Kooperation mit dem Verkehrsverein neu ersprießen zu lassen – und zwar dreieinhalb Jahrzehnte nachdem 1925 erstmals frühlingshaft geschmückte Wagen als Auftakt der damaligen Maifesttage durch die Quadrate gerollt sind. Am 30. April 1961 feiert der Blumencorso Zweitauflage: 100 000 Neugierige säumen die Wegroute, und das soll erst der Anfang sein. Die Schaulustigen werden nicht enttäuscht: Die großen City-Geschäfte – zu denen neben Karstadt sowie Engelhorn & Sturm (die heute noch bestehen) die Häuser am Paradeplatz Anker und Hansa sowie Mages und Vetter gehören – haben ihre Prachtwagen mit tausenden von importierten Nelken geschmückt. Dank Gärtnerkunst öffnen sich die Knospen ohne einen Sonnenstrahl den, prasselt in der Manöverkritik ein Unwetter nieder – „drei Nelken machen noch keinen Corso-Wagen“, lautet eine Schlagzeile. Die harsche Kritik wirkt: 1969 rollt der „ideenreichste“ Blumencorso mit tierisch guten Einfällen durch die Stadt. Beispielsweise drückt ein riesiger Maikäfer die Klaviatur eines Flügels aus weißen Nelken. Und dennoch: Dem Corso ergeht es wie einer Rose, die lange üppig blüht, aber dann doch den Kopf hängen lässt. Als das Mannheimer Blüten-Ereignis 1967 im Fernsehen als größte und schönste Blumenparade Deutschlands – vergleichbar mit Nizza – gerühmt wird, hat wohl niemand geahnt, dass drei Jahre später Schluss sein würde. Nicht etwa weil die Zuschauer wegbrechen würden. Mitarbeiter der Innenstadtgeschäfte wollen den Verkaufs-Sonntag nicht länger mittragen. D Schnappschuss vom ersten Blumencorso in Zweitauflage: Drei charmante Nixen sitzen vor dem Mannheimer Wasserturm und streuen Blumen in die Menge, steht 1961 unter dem „MM“-Foto. unter dem regenverhangenen Kurpfälzer Himmel. Ein Wasserturm, vom Sockel bis zum Dach mit Blumen verziert, heimst soviel Applaus ein, dass der „MM“-Kritiker lobt: Mit einer so verschwenderischen Fülle hätte sich Mannheims Wahrzeichen auch beim Blumencorso in Nizza sehen lassen können. Apropos Nizza. Der damalige Vorsitzende der Werbegemeinschaft Paul Kunze, seines Zeichens Kürschnermeister, reist eigens in die südfranzösische Küstenstadt, um dort den berühmten Umzug zu inspizieren und einige der „duften“ Kreationen von der Riviera an den Rhein zu ver- Herzlichen Glückwunsch zum 400-jährigen Stadtjubiläum. pflanzen. Nicht von ungefähr erblüht das Mannheimer Massenereignis in den Schlagzeilen auch als „Klein-Nizza“. Verwurzelt ist der Blumencorso mit einem verkaufsoffenen Sonntag. Schließlich liegt Stadt und Einzelhandel am Herzen, das „Beet Einkaufsmetropole“ zu hegen und zu Im Jubiläumsjahr soll der Dornröschenschlaf ein Ende haben: Zum Start des verkaufsoffenen Sonntags werden am 8. Juli 2007 blumengeschmückte Themenwagen durch die Innenstadt kurven. Der Einzelhandel will den Corso mit Dünger für Innovation auf dem Humus der Tradition neu erblühen lassen. Unter dem Dach auf dem neuen Quartiersplatz wächst die Containerstadt – am 27. Januar um 16 Uhr ist Einweihung. Bild: Tröster Liebe Mannheimerinnen und Mannheimer, wir alle können in diesem Jahr besonders stolz sein auf Mannheim und seine 400-jährige Geschichte! Mannheim als Herz der Metropolregion hat die Chance, in den nächsten Jahren eine der attraktivsten und wettbewerbsfähigsten Regionen Europas zu werden. Gemeinsam mit Ihnen will ich diese Chance nutzen – mit Power in die Zukunft! Bunte Manege des Lebens Containerstadt im Jungbusch als Ort der Begegnung Von unserem Redaktionsmitglied Anke Philipp Ingo Wellenreuther Wahlbüro „Café Wellenreuther“ N 7, 7 (Kunststraße) · 68161 Mannheim Telefon 0621/28804 · Fax 0621/28700 E-Mail: mitteilung@ingo-wellenreuther.de INGO Wellenreuther www.wellenreuther2007.de Power für Mannheim! Oberbürgermeisterwahl 17. Juni 2007 Es ist eines der größten, sicher aber nachhaltigsten Projekte zum Stadtjubiläum: Die Kulturcontainerstadt „Con.Tent 17“. Sie entsteht derzeit im Jungbusch, am 27. Januar ist feierlicher Startschuss am dortigen, neu gestalteten Quartiersplatz. Die Idee stammt von der Künstlerinitiative Laboratorio 17 und dem Theater-Regisseur Udo Schoen, der von der Stadt seit ein paar Monaten mit der Intendanz für das integrative Vorhaben beauftragt ist. Gemeinsam mit dem Quartiermanagement im Jungbusch plant Schoen in Hafennähe „Übergangs-Spiel-Räume“ zu öffnen, will kreatives Handeln für Interessierte ermöglichen und Orte der Begegnung schaffen – statt Konsum-Event ein andauernder Prozess, der auf Identität zielt, auf Interaktion setzt und auf Grenzüberschreitungen zwischen Traditionellem (dem gewachsenen Quartier) und dem Modernen (den Entwicklungen am Verbindungskanal) aus ist. Dazu werden über das ganze Quartier verteilt an fünf Plätzen – zum Beispiel auf der Teufelsbrücke oder aber an der Werftstraße – 27 Container aufgestellt, die Hauptbühne wird unter dem Dach am Quartiersplatz entstehen: „Die Verbindungskanal-Variante auf dem Grundstück von Reinhold Suhl ist mittlerweile gestor- ben“, so Schoen. Sicherheitsbedenken gaben den Ausschlag. Dafür gibt es eine Art rollendes Einsatzkommando und die Stabsstelle in der Jungbuschstraße 18. Im Sommer sollen temporäre Schwimmpontons zudem eine Wasserbühne auf dem Kanal bilden. Einziehen in die Container werden diejenigen, die sich all die Jahre um die Beteiligungskultur gekümmert haben: Zum Beispiel die Theaterleute der Creative Factory, der Internationale Frauentreff, die Jungbusch-Schule, der Computer-Workshop. Zudem könnten Künstler – von denen es im Nachklang zum „Nachtwandel“ etliche in den Jungbusch zog – Ateliers aufschlagen, Kunsthandwerker ihre Werkstätten einrichten. Bei allem geht es darum, Ideen und Aktionen zu bündeln und den Austausch der Akteure zu fördern. „Wir wollen damit auch dokumentieren, welche Kräfte in den letzten Jahren im Rahmen der Integrierten Stadt(teil)entwicklung entstanden sind“, so Quartiermanager Michael Scheuermann: Während des Stadtjubiläums könnten die Besucher miterleben, wie das Quartier mit den Herausforderungen der Zukunft, etwa der Migration, umgehe. Geheimnisse des Jungbusch-Erfolgs, wie die Beteiligung der Bewohner, die Vernetzung der Gruppen: All dies soll sich unter dem Dach der Containerstadt wiederfinden. Mannheimer Morgen Mittwoch, 24. Januar 2007 45 STADTJUBILÄUM 2007 Zwischen Improvisation und Chaos Die eigenwillige Ausdruckstanz-Variante des Theaters Derevo ist im Juli Teil des Jubiläumsprogramms Von unserem Redaktionsmitglied Jörg-Peter Klotz Derevo-Manifest formuliert ist. Dort heißt es weiter: „Die Mitglieder von Derevo glauben, dass der Mensch mit gesenktem Haupt durchs Leben geht. Für sie besitzen auch s ist weder Theater, noch Pantomi- Bedeutung: die Regungen eines Neugebome, noch Musical, noch Ballett, aber renen, der Anfang einer Bewegung, der Analles das zusammen“, schrieb eine fang eines Lauts, die Regungslosigkeit, die belgische Kritikerin über das Theater De- Träume, der Gleichgewichtssinn der revo. Dabei handelt es sich vordergründig Schlafwandler, das Sich-Räkeln am Morbetrachtet um eine aus Russland stammen- gen.“ Ansonsten befinde sich der Mensch de Tanztheater-Companie. Doch mit klas- ständig im Krieg mit der Welt, den er in jesischem Ballett hat das inzwischen in Dres- der Sekunde verliere. Das Bestreben, denden ansässige Ensemble praktisch nichts noch in Frieden zu leben, verwirkliam Hut. Unter der Regie ihres Gründers, chen die Adassinski-Jünger individukünstlerischen Leiell mit Hilfe ters und Hauptdarmeditativer stellers Anton Übungen und „Wheel of Power“ geht Adassinski kultikünstlerisch, viert es eine eigenam Hauptbahnhof auf Zeitreise indem sie „der willige Variante des Sprache des Ausdruckstanzes, Körpers, der der Clownerie und Emotionen und Pantomine ebenso integriert wie Improvi- der Seele“ in ihren Stücken Raum gesation, die bis zu Anarchie und blankem ben. Daraus entsteht eine Dramatik, Chaos reichen kann. Derevo will diese die den Zuschauer in einem Spankreative Anarchie auch in den Mannheimer nungsfeld aus Faszination und AbstoAlltag bringen – und zwar vom 24. bis 29. ßung fesselt. Der 1959 im sibirischen Juli als einer der spektakulärsten Teile des Krasnojarsk geborene Adassinski wird Kulturprogramms zum Stadtjubiläum. wegen seiner Vergangenheit beim Dabei bedeutet Derevo in der wörtlichen Rocktheater Avia in Russland wie ein Übersetzung etwas sehr Bodenständiges, Popstar verehrt, gilt in Italien als brilnämlich Baum. 1988 wurde das Theater im lanter Clown und in Japan als Meister damaligen Leningrad gegründet und des Butoh, einer Art Tanztheater ohne schlug 1996 auch in Dresden-Hellerau feste Form. Wurzeln, ohne die Ursprünge im jetzigen Für das Mannheimer Jubiläum hat St. Petersburg zu vergessen. Die heutigen Mitglieder der in Europa, Amerika und er mit „Wheel of Power“ ein ganz eigeAsien erfolgreichen Gruppe vermeiden nes Programm konzipiert: Auf einer Worte wie „Schauspieler“, „Theater“, am Hauptbahnhof startenden Fahrt „Spiel“, sondern sehen ihre Tätigkeit eher lassen die Derevo-Mitglieder ihre Zuals Wesenszug ihrer Existenz, wie es im schauer in die rückwärts laufende Zeit E eintauchen und entführen sie an einen unbekannten Ort der Vergangenheit. Auch dabei soll die viel versprechende, in Europa vermutlich einzigartig Mischung aus Elementen der Commedia dell’Arte, des Straßen- und Bewegungstheaters, des Tanzes und der Clownerie optisch und auch musikalisch spektakulär in Szene gesetzt werden. i „Wheel of Power“: 24. bis 29. Juli. Start jeweils am Hauptbahnhof. Für das Mannheimer Stadtjubiläum hat das Derevo-Ensemble mit „Wheel of Power“ ein eigenes Programm konzipiert – mit Elementen der Commedia dell’Arte, des Straßen- und Bewegungstheaters, des Tanzes oder der Clownerie. Bilder: zg Aktion der Dac hdecker- und ERSTES MANNHEIMER BESTATTUNGS-INSTITUT Die Dac hdeckerinnung informiert Zimmererinnung Mannheim zum 400 jährigen über seriöseachbetriebe. F Stadtjubiläum der Stadt Telefon (06 21) 1291 00 Mannheim im Stadtpark Individuelle Hilfe und Begleitung. Wir sind immer für Sie erreichbar: 06 21.33 84 40 Erstes Mannheimer Bestattungs-Institut Bühn GmbH & Co. KG Gutenbergstraße 18–22, 68167 Mannheim Telefon 06 21.33 84 40, Telefax 06 21.37 10 30 Besuchen Sie uns auch im Internet: In der Zeit ebruar vom F 2007 bis E Mai 2007 wird eine Lehrbaust Stadtpark Mannheim ausgeführ werden. Dieses Zeic hen steht für Ziel ist der au –Bund diehfolgen nac Qualit ät und Sic herheitde Eindec kung des Dac hes über de Gebäude des Infipavillons im Heilkräuterpark. Hierfür wird die Zimmererinn Mannheim imorfeld V das Holzwe Dachstuhl mit Lehrlingen unt tung - und Aufsic ht von Zimmererm stern aufsc hlagen. Im Ansc hluss wird die hdec Dac kerinnung Mannheim ebenfalls mi Lehrlingen unter Anleitung – Aufsic ht von Dac hdeckermeistern untererwendung V von Bibersc hwanzziegeln das Steildac h eindec ken. www .mannheimer-dac hdecker.de Die Dac hform wird dem eines Zeltdac hes entsprec hen. Das B auvorhaben wird folgenden M (Innenmaße) entsprec hen: 4,0 x 4,0 raufhöhe m, T ca. 2,50 m 2,80 m. 46 Beilage zum Stadtjubiläum Mittwoch, 24. Januar 2007 MANNHEIM FEIERT 400. GEBURTSTAG Eine Stadt kann ein Lied sein „Meine Welt“ „Du erinnerst mich an Tage, die ich selbst nicht kenne, wenn ich verinnerlicht als Heimat Deinen Namen nenne. Du bist immer noch die, die Du immer warst, Du bist so jung und weißt doch schon, welch ein Schatz Dir inne wohnt. Mannheim musikalisch: Das Stadtmarketing wirbt für das Jubiläum mit einem Würfel und einem Song Von unserem Redaktionsmitglied Heiko Brohm Musik. Kernstück ist das Lied „Meine Welt“ aus der Feder von Mathias Grosch, eine Auftragsarbeit für das Stadtmarkeenn sich Werbeleute über ein Pro- ting. Viele Mannheimer Sänger sind an dukt Gedanken machen, dann dem Projekt beteiligt. Ein deutschsprachiüberlegen sie sich oft eigenartige ger Pop-Song über die Beziehung zur HeiDinge: Etwa, mit welchem Geschmack man matstadt Mannheim, viel mehr als den Text das Produkt am ehesten verbinden würde, möchte das Stadtmarketing noch nicht veroder was für ein Auto es wäre. Solche As- raten, erst im März soll das Geburtstagssoziationen sollen den eigenen Gedanken ständchen offiziell erklingen. Wer den Kubus betritt, kann sich das auf die Sprünge helfen. Nach was Mannheim nun schmecken würde ist nicht be- Lied „Meine Welt“ nicht nur anhören, sondern es auch selbst kannt, aber wie weiter bearbeiten. Mannheim klingt, In dem Hörwald dass wird das Land Mannheim ist sollen sich Passanbald erfahren. Das ten spielerisch mit Stadtmarketing hat „Meine Welt“ im Würfel Mannheims MusikMannheim als Wergeschichte beschäfbebotschaft auf den tigen und schließPunkt gebracht: Ein großer Würfel, aus dem Musik kommt – das lich Spuren hinterlassen – denn die folgenden Besucher können sich die bestehenden Lied für Mannheim. Versionen anhören. „Ein absolut innovatiDas soll sich in den Köpfen der Deut- ves Projekt“, sagt Jan Pruust, Geschäftsschen festsetzen, weil es einfach ist und Be- führer des Stadtmarketing Mannheim. Er zug zu zwei wesentlichen Mannheimer Be- ist sich sicher, dass mit dem Medium Musik sonderheiten aufweist: zu den Quadraten viele Menschen erreicht werden können. und zu der besonderen Musikgeschichte „Musik ist eben eine universelle Sache“, der Stadt, von der Klassik bis heute. Ein sagt Pruust, und „man muss sich auf etwas großer, klingender Kubus soll für Mann- konzentrieren, sonst verzettelt man sich“. heim werben und ab Mitte Juni auf Reisen Gleichzeitig sei die musikalische Ballung gehen. Station macht er in Berlin, Mün- in der Quadratestadt einzigartig in ganz chen, Köln und Leipzig, seine Premiere fei- Deutschland. ert er natürlich in Mannheim selbst: Zwei Zum Start des Projekts soll der Song Wochen soll er ab dem 2. Juni vor dem auch als CD in die Plattenläden kommen, Wasserturm stehen. manch einer träumt gar von einem kleinen Im Inneren des Würfels mit einer Grund- Hit als Geburtstagsgeschenk. Darüber alfläche von 15 Quadratmetern spielt die lerdings entscheiden die Hörer. W Du bist noch immer die, die Du immer warst, ich seh Dich als Geschenk des Himmels, den hellsten aller Superstars. Und ein Geschenk wie Dich bekommt man nur einmal, einmal und für immer und für immer erste Wahl. Geburtstadt bist Du und Wahlheimat. Man sagte, schmutzig bist Du, doch das war einmal. Schau Dir an, was passieren kann, ich schließe den Bund für ein Leben in Deinem Bann. REFRAIN: Du bist meine Welt. Mannheim, Kein Weg ist mir zu weit. Du bist mein Heim, mein Augenblick, dreh weiter auf, Du bist Musik.“ ❋ Auszüge aus dem Songtext von Mathias Grosch, Fola Dada, Xavier Naidoo. nur bei uns: Focus Sun Sondermodell Ford Lackierung lliceta ÐM ÐKombi ÐKlimaautomatik ÐCD-Player cheibe Ðbeheizbare Fronts huhfach Ðgekühltes Handsc dienung ÐZentralverr. + Fernbe Ð3 Jahre Garantie senspiegel Ðel. + beheizb. Aus Der klingende Würfel am Berliner Alexanderplatz – so soll der Mannheimer Kubus in der Hauptstadt aussehen. Bild: zg Sparen Sie mehr als 19% Mwst ! 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Als älteste europäische Konvention ist die Akte weiter gültig, die Kommission zu ihrer Überwachung sitzt in Mannheim. D reck, „Mannemer Dreck“, ist etwas Besonderes, nämlich das beliebteste und süßeste Mitbringsel aus der Quadratestadt, nur von einigen ausgewählten Konditoreien nach noch immer geheim gehaltenem Rezept hergestellt. Es handelt sich um ein an Lebkuchen erinnerndes Gebäck auf Oblaten gebacken und mit Schokolade überzogen. Die Idee dazu hatte der Konditor Friedrich Brechter im Mai 1822, als die großherzogliche Polizeiverordnung bei Strafe verbot, „den im Hause gesammelten Koth mit dem Kehricht auf die Straße zu bringen“. Der Konditor legte Dreck in Gebäckform ins Schaufenster und veräppelte damit die Obrigkeit. S chulsystem oder „Mannheimer Schulsystem“ ist ein unter Pädagogen feststehender Begriff. Er geht zurück auf das Jahr 1901, als der Mannheimer Stadtrat die Errichtung von Wiederholungsklassen in den Volksschulen genehmigte, um geistig zurückgebliebene Schulkinder besser als Anton Sickinger bisher zu fördern. Als „Mannheimer Schulsystem“ geht dieses stetig ausgebaute, in ganz Deutschland und der Schweiz dann verwirklichte Modell aus Hilfs-, Förder- und Abschlussklassen auf den Mannheimer Schulreformer und Stadtschulrat Joseph Anton Sickinger (18581930) zurück, der früh für einen je nach Begabung differenzierten Unterricht eintrat. So gab es neben Wiederholungsklassen (später „Förderklassen“) bald auch Kurse für zeichnerisch begabte Kinder, Fremdsprachenklassen oder Klassen für Schwerhörige. M annheimer Schule steht in der Musikwelt als Begriff für die Musik am Hofe Carl Theodors. Die Sinfonien der Komponisten Johann Stamitz (Musikdirektor des Kurfürsten), Ignatz Holzbauer und Franz Xaver Richter weisen als übereinstimmende Merkmale zum Beispiel das „Mannheimer Crescendo“ und den „Mannheimer Seufzer“ auf. Q uadrate prägen Mannheim, zumindest die Innenstadt. Dort gibt es keine Straßennamen, sondern man wohnt zum Beispiel in B 5,12 oder F 4,14. Das geht zurück auf die Stadtgründung 1606. Den Plan dazu fertigte der niederländische Baumeister Bartel Janson, der sich wiederum am Schachbrettmuster der Renaissance-Idealstadt des Italieners Pietro Cataneo orientierte. Nach zwei Zerstörungen (im Dreißigjährigen Krieg und im Orleanischen Krieg) baute der niederländische Festungsbaumeister Coehorn Mannheim ab 1697 wieder auf, erneut in Quadraten. Innerhalb des Rings gibt es 143 Quadrate, vom Schloss und entlang der Breiten Straße gesehen links mit A bis K, rechts mit L bis U bezeichnet sowie dann innerhalb der Reihe jeweils nach außen fortlaufend nummeriert. S tunden, genauer „Mannheimer Stunden“, gelten noch heute für Meteorologen auf der ganzen Welt. 1780 hatte die Pfälzische Meteorologische Gesellschaft in Mannheim durch kurfürstliches Dekret festgelegt, dass täglich um 7, 14 und 21 Uhr die einschlägigen Wetterdaten wie Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Temperatur zu registrieren sind und dann der Mittelwert zu errechnen ist. Das geht zurück auf den auch als Erfinder des Blitzableiters bekannten Meteorologen Johann Jakob Hemmer, der vergleichbare Ergebnisse für unterschiedliche Orte und Zeitpunkte erhalten wollte, sie registrierte und auch veröffentlichte. Hemmer leitete das erste internationale Wetter-Messnetz mit 39 Stationen, die der Landwirtschaft Daten liefern sollten. 1895 wurde es aber eingestellt. pwr über 100 J TRA ahre H afenwasser ist eine Mischung aus fünf Edelbränden von Nebenflüssen des Rheins (Zwetsch, Kirsch, Himbeer, Williams Christ) mit 40 Prozent Alkohol, abgefüllt unter Kontrolle des Mannheimer Hafenamtes, wo es auch „Hafelperle“ (Sekt) gibt. Erfa DITI hrun ON g au s K ulturmeile nennen die Mannheimer die Abfolge von rund 60 bedeutenden Plastiken im öffentlichen Raum, aufgestellt ab der von Heidelberg stadteinwärts führenden Augustaanlage in der Innenstadt und der Oststadt. Zur Kulturmeile gehören aber auch 26 Galerien und zwölf weitere Kulturinstitutionen, darunter drei auch überregionale bedeutende Museen: die Kunsthalle (zwei Sterne im grünen Michelinführer, 1907 gegründet, Schwerpunkt Malerei und Skulpturen sowie Grafiken des 19. und 20. Jahrhunderts), das Reiss-Engelhorn-Museum (Archäologie, Völkerkunde, Naturkunde, Kunst- und Stadtgeschichte, Theatergeschichte) sowie das 1990 eröffnete Landesmuseum für Technik und Arbeit. Auf 7500 Quadratmetern zeigt es 250 Jahre südwestdeutsche Sozial- und Industriegeschichte, wofür es 1992 mit dem Europäischen Museumspreis ausgezeichnet wurde. kostenfreie Servicenummer 08 00-1 23 48 90 über 100 Jahre Ihr Partner im Rhein-Neckar-Dreieck – Abfluss-Rohr-WCReinigung – TV-Rohruntersuchung und Rohrortung – Inliner-Sanierung von Abwasserrohren – Reparatur von Abwasserrohrbrüchen – Einbau vollautomatischer Rückstauschlüsse – Dachrinnenreinigung und Regenwassernutzung – Kundendienstpartner KESSEL-Entwässerungstechnik E I N B L E I B E N D E R W E RT JUWELIER BRAUN SEIT 1911 IN MANNHEIM