Flächenproduktivität - BBE Handelsberatung
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Flächenproduktivität - BBE Handelsberatung
POS_01_09_S.16+17.qxd:pos 18.12.2008 11:00 Uhr Seite 16 Foto: Werner Quadt. 16 IMM POS-GUIDE FLÄCHENPRODUKTIVITÄT DIE MACHER WERDEN NOCH BESSER as starke Expansionstempo seit 2007 hat die Handelslandschaft in Deutschland erheblich durcheinandergewirbelt. Neue Wohnkaufhäuser wie Höffner in München, Möbelhof Stephan in Ingolstadt (VME), Rieger in Esslingen (VME) oder Porta in Potsdam (Begros) markieren nur einige der Projekte, die allein 2008 aus dem Boden gestampft wurden. Und etablierte Wettbewerber unter Druck setzen. Wer in den Flächenleistungen nicht absacken will, gerät unter Zugzwang und muss als Großflächenanbieter zwangsläufig ebenso investieren: in mehr Fläche, schickere Warenpräsentation, aufwendigere Kinderländer und anspruchsvollere Gastronomie. So reagierte z. B. Gruber in Gaimersheim blitzschnell auf die Neueröffnung von Stephan in Ingolstadt. Und erweiterte von 22.000 auf nunmehr D HOME COMPANY KRAUSE (HILDESHEIM) Sebastian Deppe (Foto) ist seit 2002 bei der BBE Handelsberatung tätig. Dort verantwortet er seit 2006 den Kompetenzbereich „Living“, der die langfristigen Gebrauchsgüter (Möbel, Unterhaltungselektronik, Baumarkt etc.) umfasst. Seit 2007 ist er Mitglied der Geschäftsleitung. Aktuell hat die BBE Handelsberatung gemeinsam mit der „möbel kultur“ den „Möbel Atlas 2008” herausgegeben. www.bbe.de 40.000 qm. Das Union-Mitglied positioniert sich mit aktuellen Vermarktungskonzepten und erweiterten Service-Angeboten strategisch für die Zukunft neu. Mitte des Jahres eröffnet die österreichische Lutz-Gruppe in Aschheim seinen 46.000er Palast und wird den Münchener Raum gemeinsam mit seiner Filiale auf der Theresienhöhe künftig von zwei Seiten in die Zange nehmen. Aber auch die mittelständisch orientierten Vollsortimenter unter 15.000 qm VK-Fläche müssen Antworten auf das Flächenwachstum parat haben und mit spezialisierten Konzepten neue Wege in die Zukunft beschreiten, wenn sie nicht chancenlos das Feld räumen wollen. Die Quadratmeterumsätze rutschen dort oftmals unter 1.000 Euro ab. Für manche besteht inzwischen durchaus die Möglichkeit, sich mit neuen Sortimenten als sogenannter Nahversorger zu profilieren, da besonders in ländlichen Regionen Fachgeschäfte z. B. für GPK nicht mehr vorhanden sind. „Gerade die Entwicklung in den letzen zwei Jahren hat in der Möbelbranche zu einer Polarisierung der Leistungsfähigkeit geführt“, so Sebastian Deppe, Mitglied der Geschäftsleitung der BBE Handelsberatung, München. „Der Unterschied zwischen den guten und den schlechteren Unternehmen ist enorm gestiegen.“ Was sich in der hohen Spreizung der Flächenleistung ausdrückt. So erreichen Top-Unternehmen unter den Wohnkaufhäusern, d. h. Vollsortimenter ab 15.000 qm aufwärts, Quadratmeter-Umsätze bis zu 3.200 Euro. Besonders leistungsorientierte Wohnkaufhäuser – sogenannte Local Heroes –, die regionale Märkte beherrschen, seien sogar in der Lage, Spitzenwerte von ca. 4.000 Euro zu erreichen. Sebastian Deppe räumt allerdings ein, dass dies inzwischen wegen der hohen Wettbewerbsintensität Einzelfälle sind. Der Grund für diesen außergewöhnlichen Erfolg liegt darin, dass diese Unternehmen mit auf ihre Kunden abgestimmten Sortiments- und Serviceleistungen erhebliche Abschöpfungsvorteile generieren, die die Kosteneffizienznachteile, nur einen Standort zu betreiben, kompensieren. Filialisierte, kostenorientierte Wohnkaufhäuser erzielen demgegenüber eher durchschnittliche Quadratmeterumsätze von 1.100 bis HÖFFNER (MÜNCHEN) SPILGER (OBERNBURG) POS_01_09_S.16+17.qxd:pos 18.12.2008 11:00 Uhr Seite 17 17 RIEGER (ESSLINGEN) FLÄCHENLEISTUNGEN IM DEUTSCHEN MÖBELHANDEL Flächenleistung in € (brutto)/qm VK klassisches Vollsortiment Wohnkaufhaus Küchenstudio Küchenfachmarkt 600 - 800 1.100 - 1.300 2.100 - 2.800 2.000 - 2.500 Flächenleistung Fachsortimente in € (brutto)/qm VK bis zu 1.000 1.800 - 2.000 Quelle: BBE Handelsberatung GmbH, regelmäßige Erhebungen. Mehr Informationen auch zum „Möbelatlas 2008“: www.bbe.de Foto: Alliance MÖBELHOF STEPHAN (INGOLSTADT) MÖBEL URBAN (BAD CAMBERG) 1.300 Euro. Bedenklich stimmen den Experten Flächenleistungen von 400 bis 500 Euro, weil diese auf Dauer nicht mehr ausreichen werden. „Entscheidend für die Leistungsfähigkeit sind neben dem Standort, der im Möbelhandel enorm an Bedeutung gewonnen hat, vor allem konzeptionelle Vorteile gegenüber den Wettbewerbern. Nicht ohne Grund schicken die Wohnkaufhäuser immer mehr Marken-Studios an den Start oder stecken viel Geld in das Merchandising ihrer Boutiqueabteilungen. Die Akzeptanz für Flächenkonzepte der Industrie hat sich im vergangenen Jahr noch einmal deutlich erhöht. „Die Verkaufsfläche spielt beim Faktor Profilierung allerdings eine nicht unwichtige Rolle. Grundsätzlich sind die mittelflächigen Vollsortimenter zwischen 7.000 und 15.000 qm unter Druck geraten, da sie zu groß für eine Spezialisierung, aber zu klein sind, um im Vergleich mit Wohnkaufhäusern ausreichend Verdrängungspotenzial zu aktivieren“, stellt Sebastian Deppe fest. Gleichwohl müsse immer die Wettbewerbssituation dabei berücksicht werden.