Vulkane – Salzseen – Wüsten – Kakteen Mit dem Zug von La Paz
Transcription
Vulkane – Salzseen – Wüsten – Kakteen Mit dem Zug von La Paz
Vulkane – Salzseen – Wüsten – Kakteen Mit dem Zug von La Paz nach Antofagasta (1983) Auf dieser Reise erlebt man während 1352 km unglaubliche Landschaften. Der Zug klettert dabei über 4500 m ü.M.. Da ich das Altiplano, die Vulkane, Salzseen, Wüsten usw. mit Worten nur ungenügend beschreiben kann, habe ich einige Photos beigefügt. Nach Peru (Lima-Huancayo-Ayacucho-Abancay-Andahuaylas-Abancay-CuscoMachu-Picchu-Puno-Titicacasee-Copacabana) war ich in La Paz angelangt. Die auf 3600 m über Meer in einer Senke liegende Regierungsstadt Boliviens wird vom mächtigen Illimani (6462 m) mit seinen 3 Gipfeln beherrscht: Ich logierte im Hotel Italia (sauber und mit heissem Wasser). Da der Zug nach Antofagasta (Chile) nur einmal pro Woche fuhr, begab ich mich gleich zum Bahnhof, um mir die das Ticket zu besorgen. Ich hatte Glück und konnte noch eines ergattern. Es war ein first-class-ticket und kostete 10 US-Dollars!!! Am Freitag um 11Uhr war es dann so weit. Zusammen mit meinem amerikanischen Reisefreund wartete ich am Abfahrtsgleis. Es herrschte bereits ein emsiges Treiben. Indios in ihren traditionellen Kleidern, Familien, Geschäftsleute, Kleinhändler und Touristen (Gringos) warteten und natürlich viele Verwandte und Bekannte, die kamen, um sich zu verabschieden. Der Zug sollte bis zur Endstation Antofagasta immerhin 1½ bis 3 Tage unterwegs sein. Fahrplanmässig wären es 1½ Tage, aber Polizeikontrollen (durch die Guardia Civil oder Militär) bei der alle Fahrgäste aus dem Zug steigen müssen, damit Gepäck und Abteile untersucht und teilweise auch die Passagiere schikaniert werden können, beschädigte Gleise , Wagenprobleme – ach in Südamerika gibt es so viele weitere Möglichkeiten Verspätungen einzufangen. Endlich fuhr der Zug ein. Es war ein mixed-Zug und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn er bestand aus Güterwagen und Personenwagen. Letztere wiederum setzten sich auch aus verschiedenen Typen zusammen und stammten von FCAB (Ferrocarril de Antofagasta a Bolivia) und ENFB (Empresa National de Ferrocarriles Bolivia). Nachdem vor allem die Einheimischen ihre Gepäckberge verstaut hatten, ratterte der Zug aus dem Bahnhof. Er musste gleich 500 m Höhe bis zur Alto Station überwinden. Dies tat er sehr gemächlich. Das langsame Tempo erlaubte aber herrliche Ausblicke – aus der Vogelperspektive - auf La Paz. Die 130 Meilen lange Strecke von La Paz nach Oruro führte übers Altiplano zwischen 3600 m und 4000 m über Meer. Das meist karge Hochland umrahmt von den 6000 m Riesen der Anden faszinierte uns stets aufs Neue. vvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv Der Lago Poopó bei Oruro ist der zweitgrösste See Boiviens nach dem Titicacasee. Er hat eine permanente Fläche von 1000 Quadratkilometern und nur einen grossen Einfluss (Rio Desaguadero vom Titicacasee). Seine Tiefe beträgt höchstens 3 m. Von seinem Grund werden Metalle geförderthauptsächlich Silber und Zinn. Sein Wasser ist sehr salzhaltig, dies u.a., weil er keinen Abfluss hat. An seinen Ufern leben 3 Flamingoarten. In Oruro verkauften Indiofrauen feine Sachen auf dem Perron. In der ca. 350‘000 Einwohner zählenden Stadt herrscht eine Durchschnittstemperatur von 9 Grad Celsius . Nur im Sommer wird es etwas wärmer –dies auf Grund der Höhe von 3700 m ü.M.. Ihren bescheidenen „Reichtum“ verdankt die Stadt Mineralien wie Zinn, Wolfram, Silber, Blei etc.. Weit über Boliviens Grenzen hinaus ist Oruro für seinen Karneval. Nun gings weiter Richtung Uyuni und chilenischer Grenze –vorbei an unendlich scheinenden Salzseen und gigantischen Vulkanen. Die Berglandschaft des Altiplanos (Hochebene) zeigt trotz ihrer Kargheit einen erstaunlichen Farbreichtum. Dazwischen aber auch immer wieder die furchtbar ärmlichen Siedlungen der Altiplanobewohner . Chile wurde mit seiner „Trans-Anden-Bahn“ nach Antofagasta mit Guano und Salpeter wohlhabender, aber Bolivien verharrte trotz wertvoller Zinnund anderer Mineralvorkommen in Armut. Dies nicht zuletzt wegen des 1879 verlorenen „War of the Pacific“ zwischen Bolivien/Peru und Chile. Ein Grund für diesen Krieg war, dass Bolivien von Chile Steuern auf die Bahn erheben wollte. Damals reichte Bolivien noch bis ans Meer. Im Krieg eroberten Chiles Soldaten Boliviens Küstengebiete und seit da ist Bolivien ein Binnenland. Heute ist Bolivien das ärmste Land Südamerikas. Bei Uyuni rosten auf dem berüchtigten Eisenbahnfriedhof ausgediente Dampfloks und Wagen vor sich hin. Die Chinesen hätten das Eisen schon längst wiederverwertet……aber zurück zur herrlichen Landschaft! 1872 wurde die Bahn durch die Antofagasta Nitrate & Railway Company gegründet. Die ersten Wagen wurden noch von Maultieren gezogen. 1876 wurden die ersten Dampfloks eingesetzt. Die Spurweite war zuerst 2 ft 6 in (762 mm). Von 1913 bis 1928 wurden die Gleise durch Meter-Spur ersetzt. Der erste Weltkrieg war eine der Ursachen, dass dies sollange dauerte. Die Bahn diente - und dient hauptsächlich dem Transport von Mineralien und Nitraten. Der Personentransport spielte immer eine untergeordnete Rolle. So werden heute nur noch auf Teilstrecken Passagiere transportiert, was ich sehr schade finde. Ich habe schon viele Bahnreisen unternommen – die Fahrt von La Paz nach Antofagasta ist sicher eine der eindrücklichsten (vor allem landschaftlich) und auf jeden Fall unvergesslich. Aber hier zeigt sich einmal mehr, wie schlecht sich die Bahn – ja der Tourismus Boliviens überhaupt vermarktet. So liesse sich der Salar de Uyuni (Salzsee von Uyuni) doch unvergleichlich viel besser an den Mann bzw. die Frau bringen!!!! Der Salzsee ist der grösste flache Salzsee mit 10‘582 m2 der Welt. Vor 40‘000 Jahren bildete er zusammen mit dem heutigen Poopó Lake(siehe oben) den Lake Michin. Von den geschätzten 10 Billionen Tonnen Salz werden pro Jahr nur etwa 25‘000 Tonnen gewonnen….Wegen seiner grossen weissen hellen Oberfläche und der sauberen und klaren Luft, wird er von den Satelliten, welche die Erde fotografieren, zum Kallibrieren der Instrumente verwendet. Erwähnen möchte ich noch das aus Salz bestehende Hotel und dass der See Brutstätte von der 3 Flamingoarten ist. Sonne und Wind lösen bei den hiesigen Algen eine chemische Reaktion aus, die den Flamingos ihre rote Farbe verleiht. Hier einige Bilder: Das blendende unendliche Weiss des Sees ist einfach atemberaubend. Während der Trockenzeit von April bis Oktober , wenn die Oberfläche hart ist, formen sich auf ihr Tausende von kristallenen Achtecken. In der Regenzeit von November bis März wird dieser See zu einem riesigen Spiegel, der sich am Horizont mit dem klaren Himmel vereint. Die Fischinsel „Isla Pescado“ inmitten der Salzwüste ist von Hunderten von Kakteen bedeckt, von denen einige höher als 7 Meter werden. Im Westen der Strecke durchquert der Zug die Atacama Wüste. Sie gilt als trockenste Wüste der Welt mit 5mm (oder weniger) Niederschlägen pro Jahr. Die Wolken werden im Osten und Westen an den Andenketten gestaut. Die Wüste ist reich an Kupfer und anderen Mineralien. 2008 fand der Phoenix Mars Lander das in der Atacama-Wüste vorkommende Salz Perchlorates auch auf dem Mars. Wegen der Höhe und keinen Wolken betreibt die ESO (Europäische Weltraumorganisation hier das Lasilla Observatorium. Nach 46 Stunden erreichte der Zug also mit 10 Stunden Verspätung Antofagasta am Pazifik. Eine unvergessliche Fahrt durchs Altiplano vorbei an gleissenden Salzseen und riesigen schneebedeckten oder rauchenden Vulkanen, durch eine marsähnliche Wüste. Aber auch Begegnungen mit Menschen, die ein hartes entbehrungsreiches Leben – teilweise in bitterer Armut – in einem rauhen Klima unter misslichen wirtschaftlichen Verhältnissen fristen und trotzdem fröhlich sind ……