Exil-Parcours Ebook

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Exil-Parcours Ebook
EXIL-PARCOURS
MARSEILLE 2013
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WWW.EXILPLAN.COM
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© Passage & Co., 2013
EXILPLAN
Ein deutsch-französisches Erinnerungsprojekt von Passage & Co., Marseille/Berlin
Unser projekttragender Verein Passage & Co. – Deutsch-französischer
Kulturaustausch in Europa initiierte 2007 das deutsch-französische
Multimediaprojekt EXILPLAN. Hier geht es um die künstlerische
Aufarbeitung der Exilerfahrung, die deutsche Intellektuelle, Schriftsteller
und Künstler in den 30er / 40er Jahren in Frankreich nach ihrer Flucht
aus Deutschland machten, und um die Beschäftigung mit der Aktualität
von Exil- und Migrationsprozessen.
Aus jahrelangen Recherchen und zahlreichen Experimenten mit der
künstlerischen Annäherung an das Exilthema entstand ein Exil-Parcours
in 10 Etappen durch Marseille, den wir hier als eBook aufbereitet
vorstellen.
Ein Projekt von Passage & Co., 2013. Mit großzügiger Unterstützung
des Deutsch-Französischen Jugendwerks, im Rahmen des DFJWProjekts » 50 Jahre – 50 Projekte“. In Zusammenarbeit mit MarseilleProvence 2013.
Projektleitung und Konzeption des eBooks: Sabine Günther 4
Projektmitarbeit und Übersetzung: Sarah Raquillet 4
Gestaltung und Layout: Oliver Schmoi 4
EXIL
PLAN
Marseille-Provence, 2013 europäische Kulturhauptstadt, war
zwischen 1940 und 1944 ebenso ein Ort des antifaschistischen
Widerstands als auch Schauplatz von Verfolgung und Zerstörung. Ulrich Fuchs, stellvertretender Generaldirektor von
MP2013 und ehemaliger Kulturhauptstadtdirektor von Linz09,
regte an, die öffentliche Resonanz der Kulturhauptstadt
dafür zu nutzen, an die Geschichte der Stadt während des
2. Weltkriegs zu erinnern.
Im Rahmen von ICI-MÊME wurden an
51 Stellen in der Innenstadt auf das
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Straßenpflaster Markierungen in Form
von Pochoirs aufgetragen.
INHALT
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TITEL
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EXILPLAN – EIN DEUTSCH-FRANZÖSISCHES
ERINNERUNGSPROJEKT VON PASSAGE & CO., MARSEILLE/BERLIN
EINLEITUNG
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FREITREPPE SAINT CHARLES
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AUSFLUG I – VILLA AIR-BEL
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BOULEVARD D'ATHÈNES – HÔTEL SPLENDIDE
II
AUSFLUG II – SANARY-SUR-MER
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BOULEVARD D'ATHÈNES – HÔTEL NORMANDIE
III
AUSFLUG III – LES MILLES
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RUE THUBANEAU – STRASSE DER FÄLSCHER
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RUE DE RELAIS – HÔTEL AUMAGE
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LA CANEBIÈRE
MATERIAL – PÄSSE, VISA,
SAUF-CONDUITS, AFFIDAVITS
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RUE BEAUVAU – HÔTEL CONTINENTAL
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LITERATUR, BIOGRAFIEN
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10, COURS JEAN BALLARD – LES CAHIERS DU SUD
C
EXILPLAN – CHRONIK DES PROJEKTS
(2007 – 2013)
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CAFÉS AM ALTEN HAFEN
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DIE ZERSTÖRUNG DES PANIERVIERTELS
IMPRESSUM / DANKSAGUNGEN
EXIL
DAS
MACHT EINSAM
UND TÖTET.
EINLEITUNG
Unmittelbar, nachdem Hitler im Jahre 1933 zum deutschen Reichskanzler
gewählt worden war, setzte in Deutschland die Verfolgung jüdischer,
antifaschistischer und kommunistischer Intellektueller, Künstler und
Schriftsteller ein. Die meisten von ihnen verließen damals ihre Heimat und
ließen sich in Frankreich nieder. Paris wurde ein bedeutendes kulturelles
Zentrum des deutschsprachigen Exils, aber auch Sanary-sur-Mer Æ III
an der französischen Mittelmeerküste.
Als Frankreich im September 1939 Deutschland den Krieg erklärte, wurden
die deutschen Exilanten in Frankreich als » unerwünschte Ausländer «
interniert. Eines dieser notdürftig für die kontrollierte Unterbringung
tausender zu diesem Zeitpunkt in Südfrankreich lebender Deutscher
und Österreicher war die ehemalige Ziegelei in Les Milles Æ IV , bei
Aix-en-Provence. Das Gefühl der Emigranten, in Frankreich nunmehr
in einer Falle zu sitzen, aus der es vielleicht kein Entrinnen gab,
wurde im Juni 1940 zu einer Gewissheit; das deutsch-französische
Waffenstillstandsabkommen Æ M , zu dem eine Liste der an
die Nazis auszuliefernden Flüchtlinge gehörte, führte zu einer
Massenflucht aus dem besetzten Norden in die sogenannte » freie
Zone « im Süden.
Marseille war ab Juni 1940 der einzige Hafen in Frankreich, aus
dem Schiffe mit Flüchtlingen auslaufen konnten.
Wer es nun bis Marseille geschafft hatte, war sich jedoch keinesfalls
sicher, den vormarschierenden deutschen Truppen zu entrinnen und
noch rechtzeitig aus Frankreich – auf welche Weise auch immer –
herauszukommen.
August Sander, Porträt des Malers Anton Räderscheidt (1927).
Anton Räderscheidt lebte in den 30er Jahren in Sanary-sur-Mer
im Exil. 1942 emigrierte er in die Schweiz.
Das Schicksal zehntausender Emigranten lag in den Händen der
Vichy-Regierung, die nunmehr offen mit den Nazis kollaborierte und
aufgrund ihrer Auslieferungsverpflichtungen aus dem Waffenstillstandsabkommen bis Ende 1940 sowohl die Internierungslager von der Gestapo
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31 biographische Anmerkungen
Lion Feuchtwanger | Varian Fry | Hans Natonek |
Ernst Weiß | Walter Mehring | Hertha Pauli |
Hans Sahl | Lisa und Hans Fittko | Daniel Bénédite |
Mary Jayne Gold | Heinrich Mann | Golo Mann | Rudolf Breitscheid | Rudolf Hilferding | Carbone und
Spirito | Anna Seghers | Alfred Kantorowicz | Franz und Alma Mahler Werfel | Alfred Döblin | Walter Benjamin | Hannah Arendt | Soma
Morgenstern | Siegfried Krakauer | Jean Ballard | Ludwig Marcuse | Simone Weil | André Breton
Dieses Foto zeigt Lion Feuchtwanger 4 hinter dem Stacheldrahtzaun des Internierungslagers Les Milles. Als es 1940 in der
amerikanischen Presse erschien, rüttelte es die Öffentlichkeit
derart auf, dass das American Rescue Committee gegründet,
Geld gesammelt und Varian Fry nach Marseille geschickt wurde.
durchkämmen ließ, als auch den Hafen von Marseille für die Ausreise
nach Übersee dicht machte. Ohne eine französische Ausreiseerlaubnis
Æ M gab es bis Ende 1940 nur den illegalen Weg über die Pyrenäen zur
französisch-spanischen Grenze und von dort aus weiter nach Lissabon.
Um die zahlreichen in Marseille gestrandeten oder in Internierungslagern
eingesperrten Emigranten, zu denen so berühmte Künstler, Intellektuelle,
Politiker und Gewerkschaftsführer wie Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann,
Franz Werfel, Max Ernst, André Breton, Anna Seghers, Alfred Döblin,
Hans Sahl, Hannah Arendt, Walter Benjamin, Siegfried Krakauer, Walther
Mehring, Rudolf Breitscheid, Rudolf Hilferding – um nur einige zu nennen
– gehörten, zu retten, wurde mit ausländischer Hilfe ein Fluchthilfenetz
aufgebaut.
Als der amerikanische Journalist Varian Fry Æ 1 im August 1940 im
Auftrag des American Rescue Committee in Marseille ankam, konnte er
bei seiner Rettungsarbeit nicht nur auf Frank Bohn und Fritz Heine,
sondern auch auf die Unterstützung des amerikanischen Vizekonsuls
Hiram Bingham Æ 6 , vor allem jedoch des mexikanischen Konsuls
Gilberto Bosques Æ 6 , sowie des tschechischen und chinesischen
Konsulats in Marseille zählen. Allen in der Fluchthilfe engagierten
Organisationen und Personen ging es darum, möglichst viele der 100 000
in Frankreich festsitzenden, zumeist mittellosen Exilanten so schnell wie
möglich außer Landes zu bringen.
Die Exilanten frequentierten die selben Cafés am Alten Hafen, wohnten
zeitweise am selben Ort, wie der surrealistische Freundeskreis um André
Breton, manche von ihnen arbeiteten in der von Sylvain Itkine gegründeten
Kooperative Le Fruit Modroré mit. Anna Seghers Æ 5 begann an ihrem
Roman Transit zu arbeiten, in dem von der Verzweiflung der damaligen
Sans-papiers die Rede ist. Andere wiederum versuchten auf eigene Faust
aus der » Mausefalle «, in der, so Hertha Pauli Æ 2 , alle beisammen saßen,
herauszukommen.
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FREITREPPE
ST. CHARLES
Der Bahnhof Saint Charles empfing während
des 2. Weltkriegs zahlreiche Emigranten, die
vor den Nazis geflohen waren. Mit dem Zug
in Marseille angekommen, verließen viele
Emigranten die Hafenstadt auf dem Seeweg.
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1. ETAPPE
WER IST DIESER AMERIKANER IM FEINEN ANZUG,
der am Morgen eines heißen Augusttages 1940 die große Bahnhofstreppe in
Marseille zum Boulevard d‘Athènes hinabsteigt?
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r heißt Varian Fry, ist 33 Jahre alt
und wurde vom kürzlich in New York
gegründeten Emergency Rescue Committee
in die südfranzösische Hafenstadt geschickt.
In seinem Koffer befinden sich eine Liste mit
vorläufig 40 Namen berühmter Emigranten,
und einige Dollarscheine. Sein streng
geheimer Auftrag lautet: Rettung einer
möglichst großen Anzahl von Künstlern und
bekannten Persönlichkeiten vor den Nazis.
Varian Fry, der niemals zuvor in Marseille
gewesen ist, kommt durch Vermittlung
seines amerikanischen Mitstreiters Frank
Bohn im Hôtel Splendide auf dem Boulevard
d‘Athènes unter. Dort richtet er im vierten
Stock sein erstes Büro ein und macht
sich umgehend an die Arbeit, denn sein
Rettungsauftrag soll spätestens in sechs
Monaten erfüllt sein.
Den ganzen Tag über strömten Soldaten und
Flüchtlinge zur Gare St. Charles und wieder
zurück, den Boulevard Dugommier und die
Canebière hinauf und hinunter, in die Cafés
und Restaurants an der Canebière und am
Vieux Port hinein und wieder hinaus. Sie
überfluteten die Straßen wie Fußballfans,
die von einem Spiel kommen, verstopften die vorderen und hinteren
Plattformen der Straßenbahnen und
drängelten, schubsten und stießen,
waren jedoch ganz ruhig dabei –
lebendes Strand- und Treibgut,
zurückgeblieben
nach
einer
großen Katastrophe.
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Varian Fry Auslieferung auf Verlangen
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MEDIEN
BAHNHOF
SAINT CHARLES
Æ Pochoir-Aktion
Fotogalerie
Juli 2009 Æ E – EXILPLAN-Happening auf der Bahnhofstreppe: Wir rollen ein Papierband aus und tragen mit
Schablonen und Sprühdosen Pochoirs bekannter und
unbekannter Exilanten auf. Nach dem Ende dieser Aktion
laufen wir wie Sandwichmen mit selbstgefertigten ExilKarten vom Bahnhof bis zum Alten Hafen.
Æ Julien Blaine » Chute-Chut! «
Video
Im Rahmen des Exilplan-Workshops im Sommer 2009 und
in Vorbereitung unseres Happenings am Bahnhof Saint
Charles treffen wir uns mit dem Performer-Fluxman-Dichter
Julien Blaine im Musée d’Art Contemporain, wo gerade
eine Blaine-Restrospektive läuft. Er führt uns durch die
Æ Ausstellung, zu der auch der Film » Chute-Chut! « von
1962/1984 gehört.
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2. ETAPPE
BOULEVARD
D’ATHÈNES
HÔTEL SPLENDIDE
Das ehemalige Luxushotel Splendide
(heute Regionale pädagogische Dokumentationsstelle, CRDP ) war die erste Adresse für
Varian Fry nach seiner Ankunft in Marseille
im August 1940. Hier richtete er sein Büro
ein und baute eine Arbeitsgruppe auf, die
bei den legalen und illegalen Hilfsaktionen
des neu gegründeten Centre Américain de
Secours (CAS) half.
2. ETAPPE
IN DEN ANFANGSTAGEN DES BÜROS
hielten wir unsere Konferenzen in meinem Zimmer im Hotel Splendide ab. Wer keinen
Stuhl hatte, saß auf dem Bett oder auf dem Fußboden, während wir die Ereignisse des Tages
durchsprachen und überlegten, was wir, wenn möglich, jeweils unternehmen konnten.
Varian Fry
Das Hôtel Splendide lag ganz in der Nähe,
sei. Da hob der junge Mann wie zerstreut
Ecke Canebière und Boulevard d’Athènes.
den Kopf und warf mir durch seine Hornbrille
Zu meinem Erstaunen fand ich die Halle ganz
einen flüchtigen Blick zu.
leer, nur zwei Flics lauerten links und rechts
» M iss Pauli « , sagte er trocken, „well – Sie
in den Ecken. Ich wagte mich an ihnen vorbei
stehen auf meiner Liste“. […]
zum Portier. […]
Mein Name stand ganz oben, gleich zwischen
Ängstlich flüsterte ich ihm meinen Namen
» H ans Natonek 4 , a Czech humorist « und
zu,
den
er
alsbald
durchs
Haustelefon
Durch
einen
dunklen
Korridor
» E rnst Weiß 4 , a Czech novelist « . Natonek
strebte
schmetterte. Ich sah die Augen der Flics auf
ich einem lichten Punkt zu, und als ich
habe er schon gefunden, erklärte mir Fry.
mich gerichtet und erstarrte wie unter dem
durch eine offene Tür trat, wehte mir vom
» Was ist mit Ernst Weiß? « wollte er wissen.
Blick einer Schlange. Der Portier legte den
Fenster her eine frische Brise entgegen. Im
Ich gab Bescheid. Fry nahm einen Bleistift
Hörer hin und sagte ganz selbstverständlich:
Fensterrahmen, hoch über dem Vieux Port,
zur Hand und strich ihn von der Liste. (...)
» V ierter Stock, links, s’il vous plaît. «
hing als verschwommenes Bild die Silhouette
Gleich unter dem Strich durch Ernst Weiß
Die Halle mit den Flics drehte sich um
von Notre-Dame de la Garde.
stand » Walter Mehring 4 , a German poet « .
mich, während ich dem Aufzug zustrebte.
Die Wände waren ganz kahl; ein junger Mann
» B ar Mistral « , notierte Fry an den Rand.
Im engen Kasten hochgezogen, fühlte ich,
in Hemdsärmeln, der vor einem leeren Tisch
Dann
wie mir die Luft ausging. Gleich werden wir
saß, studierte ein Blatt Papier in seiner Hand,
abschließend an mich: » B ringen Sie Mehring
steckenbleiben, wusste ich. Da öffnete sich
statt mich zu beachten. Ich wartete verlegen
morgen mit. Au revoir. «
die Käfigtür – vierter Stock, links.
und fragte mich, ob ich wohl am rechten Ort
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wandte
sich
Buster
Keaton
Face
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Hertha Pauli Der Riss der Zeit geht durch mein Herz
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alter Mehring versteckte sich mehrere
Wochen lang in Frys Hotezimmer im
Splendide. Dort schrieb er zur Jahreswende
1940 / 41 für Hertha Pauli fünf der zwölf
» Briefe aus der Mitternacht «, in denen er
seiner im Exil umgekommenen Freunde
und Kollegen gedenkt: Erich Mühsam, Carl
von Ossietzky, Kurt Tucholsky, Ernst Toller,
Joseph Roth, Ernst Weiß, Theodor Lessing,
Carl Einstein, Hans Olden und schließlich
Walter Hasenclever, der sich ein halbes Jahr
zuvor im 20 km entfernten Internierungslager
Les Milles Æ IV mit einer Überdosis Veronal
das Leben genommen hatte.
Noch bevor meine erste Woche in Marseille
zu Ende ging, hatte es sich offenbar in der
gesamten
nicht
besetzten
Zone
herum-
gesprochen, daß ein Amerikaner aus New
York gekommen war, wie ein Engel vom
Himmel gefallen sei, Taschen voller Geld und
Pässe habe, so daß er jedes beliebige Visum
im Handumdrehen besorgen konnte.
Varian Fry
Auslieferung auf Verlangen
Foto: Annette Riley-Fry
An meine Kammer, wo ich welk,
Pocht zwölfmal an das neue Jahr,
Spricht zugig hohl: Es war … es war …
Hängt seinen Jahreskranz ans Gebälk,
Verblüht – von Lügenluft erstickt –
Erschlagen – von der Not geknickt
Der beste Jahrgang deutscher Reben
Ließ vor der Ernte so sein Leben …
Porträt des Schriftstellers
Walter Mehring,
George Grosz (1925)
Walter Mehring
Briefe aus der Mitternacht (Auszug)
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Sie
müssen
sich
vorstellen:
Die
Grenzen
waren gesperrt, man saß in der Falle. Jeden
Augenblick konnte man von neuem verhaftet
werden,
das
Leben
war zu Ende – und nun
steht da plötzlich ein
junger Amerikaner in
Hemdsärmeln,
Geld voll, legt den Arm
um dich und zischelt
mit schlecht gespielter
Verschwörungsmiene:
es
gibt
Wege,
Sie herauszubringen « ,
während
dammt
Fragt uns aus.
stopft
dir die Taschen mit
» O h,
Wir sind die Letzten.
dir,
ver-
noch
mal,
Wir sind zuständig.
Wir tragen den Zettelkasten
Mit den Steckbriefen unserer Freunde
wie einen Bauchladen vor uns her.
Hans Sahl
die Tränen über die
Backen laufen, ja, scheußliche, richtige, dicke
Tränen, und der Kerl, der gemeine, übrigens
ein ehemaliger Harvard-Student, nimmt nun
auch wirklich sein seidenes Taschentuch aus
der Jacke, die über dem Stuhl hängt, und sagt:
» H ier, nehmen Sie. Es ist nicht ganz sauber. Sie
müssen schon entschuldigen. «
Hans Sahl 4
Das Exil im Exil
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Einige der Mitarbeiter/innen des Centre américain de Secours (CAS)
v.l.n.r.: Lisa und Hans Fittko 4, Daniel Bénédite 4, Mary Jayne Gold 4
Als wir Ende Mai [1941] eine Zwischenbilanz zogen,
stellten wir fest, dass sich in weniger als acht Monaten
über 15 0 00 Menschen persönlich oder schriftlich an uns
gewandt hatten. Wir mussten jeden einzelnen Fall prüfen
und eine Entscheidung treffen. In 1 8 00 dieser Fälle hatten
wir entschieden, dass sie zu unserem Aufgabenbereich
gehörten. Das bedeutete, dass es sich bei ihnen um
politische Flüchtlinge oder Intellektuelle mit berechtigten
Aussichten auf eine baldige Emigration handelte. In 560
von diesen 1 8 00 Fällen, hinter denen sich insgesamt etwa
4 0 00 Schicksale verbargen, hatten wir einen wöchentlichen
Unterstützungsbeitrag gezahlt, und wir hatten mehr als 1 0 00
Flüchtlinge aus Frankreich herausgebracht. Für die übrigen
haben wir getan, was wir konnten - von der Befreiung aus
dem Internierungslager bis hin zur Hilfe bei der Suche nach
einem Zahnarzt.
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arian Fry stieg am 29. August 1941 in Begleitung
französischer Gendarmen die große Treppe zum Bahnhof
Saint Charles wieder hinauf. Aus Frankreich ausgewiesen,
später in den USA von denen, die ihm ihr Leben zu verdanken
hatten, vergessen, starb Varian Fry am 13. September 1967
an » gebrochenem Herzen «.
Das CAS in Marseille arbeitete unter Leitung von Daniel
Bénédite bis zu seiner polizeilich angeordneten Schließung
Anfang Juni 1942 weiter und ermöglichte noch 300 Exilanten
die Flucht.
Varian Fry
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MEDIEN
HOTEL FREI
Æ Aktion – Hotel Frei
Video
April 2007 – Aktionstag in der Regionalen pädagogischen
Dokumentationsstelle, CRDP (ehemaliges Hotel Splendide).
Gespielte Pressekonferenz des CAS, das von Schülern des
Waldörfergymnasiums Hamburg, Projektassistenten und
Künstlerinnen dargestellt wurde.
Treffen im CAS
v.l.n.r.: André Breton, Jacqueline Lamba,
Varian Fry, Max Ernst (hinten)
Die drei » Klienten « von Fry wohnten 1940 / 41
mit ihm zusammen in der Villa Air-Bel, im
Vorort La Pomme. Æ I
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3. ETAPPE
BOULEVARD
D’ATHÈNES
HÔTEL NORMANDIE
Das Hôtel Normandie, heute Hôtel Balladins,
lag dem Hôtel Splendide auf dem Boulevard
d’Athènes genau gegenüber. Hier logierten
1940 / 4 1 Heinrich Mann, seine Frau Nelly, sein
Neffe Golo und die zwei von der Gestapo aktiv
gesuchten Politiker der Weimarer Republik
Rudolf Breitscheid und Rudolf Hilferding.
3. ETAPPE
HEINRICH MANN UND SEINE FRAU
waren ein paar Tage zuvor nach Marseille gekommen und hatten ein Zimmer
im Hôtel Normandie gemietet, wo auch Breitscheid und Hilferding wohnten.
Als ich ihnen von meinem Plan erzählte, willigten sie sofort ein.
Varian Fry
K
urz nach Varian Frys Ankunft in Marseille
wurde beschlossen, Heinrich 4 , Nelly
und Golo Mann 4 , sowie das Ehepaar
Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel
Æ 6 , die auf der Canebière im Luxushotel
Du Louvre et de la Paix logierten, von
Perpignan aus über die Pyrenäen zur
französisch-spanischen Grenze in Port-Bou
zu begleiten.
Für den fast siebzigjährigen Heinrich Mann
bedeutete der Gang über die Pyrenäen eine
unglaubliche Anstrengung.
Ich hatte seit Jahrzehnten keinen beträchtlichen Berg mehr bestiegen, war nunmehr
ungeschickt und nicht jung: ich fiel recht
oft auf die Dornen. In die Füße drangen
sie ohnedies, fehlte noch, mit den Händen
hineinzugreifen. Mehrmals unterstützte mein
Neffe mich, dann überließ er es meiner Frau,
die an sich selbst genug gehabt hätte.
Heinrich Mann
Ein Zeitalter wird besichtigt
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uch für Rudolf Hilferding 4 und
Rudolf Breitscheid 4 waren bereits
Schiffskarten für die Wyoming gelöst, als
sie Anfang Februar 1941 verhaftet und an
die Gestapo ausgeliefert wurden. Hilferding
starb bereits am 12. Februar » auf ungeklärte
Weise « im Pariser Gefängnis La Santé,
Breitscheid wurde deportiert und kam am
28. August 1944 im Konzentrationslager
Buchenwald ums Leben.
Ein paar Tage später saß ich mit Rudolf
Breitscheid in einem überfüllten Café an der
Canebière. Breitscheid, ein auffallend gut
aussehender Mann, schlank und groß, sprach
mit lauter Stimme auf deutsch auf mich ein:
» Ich denke gar nicht, daran zu fliehen. Ich
poche auf mein Asylrecht, das man mir als
politischem Flüchtling gewährt hat. «
» N icht so laut «, sagte ich, » m an versteht
jedes Wort am Nebentisch, wir müssen
vorsichtiger sein. «
Das Schiffsticket bekam schließlich Walter
Mehring.
» Ich denke gar nicht daran, vorsichtig zu
sein « , sagte Breitscheid. » Ich mache eure
Hysterie nicht mit. Mr. Fry hat mir bereits
verschiedene
Pässe
angeboten.
Baby [Walter Mehring] fährt endlich ab.
Einen
Er hat alle Papiere für die Reise über
tschechischen, einen dänischen, was weiß
Martinique
ich, ich habe natürlich abgelehnt, und da
Schiffahrtsgesellschaft
daß ich als politischer Flüchtling Frankreich
in Martinique finanziell unabhängig zu sein).
bereits eine Republik verloren « , sage ich,
Ich denke, dass ich ihm diese Summe als
» j etzt werden Sie auch noch Ihr Leben
loan schuldig war.
verlieren. «
Hans Sahl
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erlaubten
er versicherte, während seines Aufenthalts
Legalitätsglauben
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Transat
die Ausreise nur unter der Bedingung, dass
legal verlassen möchte… «
Ihrem
fährt
Kaution (die französischen Behörden und die
Gesuch an Laval gerichtet und ihm erklärt,
mit
Schiff
Francs: 4 0 00 für die Reise, 5 0 00 Francs als
mitsamt den Matrosen – Unsinn. Ich habe ein
haben
das
morgen früh um 10 Uhr ab. Er brauchte 9 0 00
hat er mir ein ganzes Schiff mieten wollen
» S ie
zusammen,
Daniel Bénédite
Interne Mitteilung an das CAS, einen Tag vor
der Abreise Walter Mehrings
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MEDIEN
HÔTEL NORMANDIE
Æ Galerie Lochfoto-Workshop
Mehr Fotos
Juni 2011 Æ  E – Fotoworkshop mit der Lochkamera in
Marseille. Die Fotografin und Filmemacherin Pilar Arcilar hatte
selbstgebaute Lochkameras mitgebracht und zeigte den
WorkshopteilnehmerInnen aus Hamburg und Marseille, wie
man damit Fotos macht und was dabei zu beachten ist.
Die Fotos entstanden während eines von Sabine Günther
animierten Stadtrundgangs auf den Spuren der Exilanten,
ausgehend vom ehemaligen Hôtel Normandie, das sich damals
bereits im Wiederaufbau befand.
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4. ETAPPE
RUE THUBANEAU
STRASSE DER
FÄLSCHER
4. ETAPPE
IM MARSEILLER UNTERGRUND
waren Passfälscherzentralen an der Arbeit. Es gab Papiere in allen Preislagen.
Einen gestempelten Entlassungsschein aus einem der Internierungslager konnte
man schon für 1 000 bis 1 500 Francs haben.
Eine Carte d’Identité oder ein sogenannter
deutschen Kontrollkommissionen, die die
Fremdenausweis, ein Certificat d’Identité et de
Ausreise oder Flucht von Männern im wehr-
Voyage pour les refugiés provenant d’Allemagne,
pflichtigen Alter und von solchen, die auf den
kostete je nach Ausführung zwischen 5 000
Auslieferungslisten standen, zu verhindern
und 20 000 Francs – die Preise schwankten,
hatten, die französische Gendarmerie, die
jedoch war die Tendenz steigend Æ M . Ob die
auf unerwünschte Ausländer Jagd machte
Hilfskomitees selber für besonders Gefährdete
und
Ausweise, die auf andere Namen ausgestellt
französischen
waren, beschafften, weiß ich nicht.
brachte oder gegebenenfalls den Siegern
die nie ankamen und nie abfuhren, die
apportierte – darum also: falsche Papiere,
Papiere , Papiere ,
die
Beute
entweder
Gefängnisse
in
eines
oder
der
Lager
die wie echte aussahen, man kam aus dem
Kreislauf nicht hinaus.
Pässe, Ausreisevisen ,
Alfred Kantorowicz
Exil in Frankreich
Transitvisen ,
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Einreisevisen ,
Grenzüberschreitung,
Gespensterschiffe ,
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ie Rue Thubaneau war bis ins
19. Jahrhundert hinein eine angesehene Adresse, in der sich namhafte Hotels
und Restaurants befanden. Hier tagte
während der Französischen Revolution der
lokale Club der Jakobiner, in dessen Mitte
die Marseillaise entstand, die die Truppen
der Freiwilligen bei ihrem Einmarsch in Paris
sangen und die dann später zur französischen Nationalhymne wurde.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
wurde das Belsunce-Viertel zum Einwandererviertel, aber auch zu einem Teil des von den
Korsen Carbone und Spirito 4 , in den 20er
Jahren aufgebauten Mafia-Netzwerks, zu
dem das Fälschen von Papieren ebenso
gehörte wie Drogenhandel und Prostitution.
Die Straße und das Viertel wurden zum
Anlaufpunkt für das CAS.
Foto rechts und zweites von rechts: Pascale-Hélène Martinez
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Beamish (eigentlich: Albert O. Hirschman)
dazugehörigen Geburts- und Wohnort sowie
hatte drei Nüsse zu knacken. Erstens mußte
eine Wohnadresse. Doch wenn ich dann die
er neue Quellen für Pässe ausfindig machen;
eigenhändige
zweitens war ein ausreichender Vorrat an
draufsetzte, war das Kunstwerk noch nicht
Ausweisen anzulegen; drittens galt es, Mittel
vollendet. Denn je nach Austellungsdatum
und Wege zu finden, wie man beträchtliche
sollte der Ausweis mehr oder weniger alt und
Geldsummen
einführen
abgegriffen aussehen. Ein paar Kaffeeflecken,
konnte, ohne daß die Behörden erfuhren,
etwas Staub, Wassertropfen, einige Klopfer
woher sie kamen oder wohin sie flossen. […]
mit der Schuhsohle halfen da wirkungsvoll
Beamish entdeckte einen Wiener Karika-
nach. Und schließlich trampelte ich noch mit
turisten, der uns mit gefälschten Personal-
nackten Füßen darauf herum.
nach
Frankreich
Unterschrift
des
ausweisen versorgte, Bill Freier hieß und vor
Komissärs
Bil Spira 4
dem Krieg einer der beliebtesten Zeichner in
Frankreich gewesen war. Bei Kriegsausbruch
mußte auch er das Übliche durchmachen:
Er gab mir Spezialtinten, mit denen ich die
Internierung in einem Lager, Ausbruch, Flucht
benötigten Stempel in ihren Originalfarben
nach Marseille. Er war ein liebenswerter
anfertigen sollte. Mit so einem Paß besaß
kleiner Kerl, und schien (davon bin ich
dessen neuer Inhaber eine neue, beglaubigte
überzeugt) ein absolut aufrichtiger junger
Vergangenheit. Auch Identitätskarten lernte
Mann zu sein, der seinen Mit-Flüchtlingen
ich fabrizieren. Normalerweise kaufte man
helfen und zugleich soviel Geld verdienen
so
wollte, daß er davon leben konnte.
schrieben, in der Tabaktrafik. Damit ging
Varian Fry
man
eine
Karte,
aufs
vorgedruckt,
aber
Polizeikommissariat
unbe-
und
ließ
sie dort ausfüllen und stempeln. Um den
Schützlingen des Komitees zu einer neuen
plausiblen Identität zu verhelfen, versah
ich
ihre
Karten
mit
ihren
Photos
und
Zeichnungen von Bil Spira
Selbstporträt (oben)
Mann im Café (unten rechts)
einem elsässischen Stempel. Sie bekamen
einen im Elsaß üblichen Namen und den
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MEDIEN
STRASSE DER FÄLSCHER
Æ Straßenaktion – Rue des faussaires
Video
April 2008 Æ E – Im Rahmen eines deutsch-französischen
Exilplan-Workshops begaben sich 15 Schülerinnen und
Studentinnen mit 30 selbstgebastelten leeren Pässen und
unzähligen Stempeln in die Rue Thubaneau. Ein Teil der
engen Straße wurde mit Laken abgesperrt, dann ein Tisch
aufgebaut und Passanten eingeladen, sich einen falschen
Pass ausstellen zu lassen.
Der Andrang war groß, so dass nach einer halben Stunde
alle Pässe vergeben waren. Fehlte ein Stempel, mussten die
Mitspieler zum » Schwarzmarkt « gehen und ihre Geschichte
vom Exil erzählen.
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STRASSE DER FÄLSCHER
SCHWARZMARKTPROTOKOLL
ABDELNOUR
LIA
Algerier, ohne Aufenthaltsgenehmigung. Ist
Französin albanischer Herkunft. Nachdem
vor 5 Jahren mit einem Touristenvisum nach
DIE BESITZERIN
sie uns mehrmals versichert hat, dass
Frankreich gekommen. Macht SchwarzDES HOTELS AIDA
sie keine Geschichte zu erzählen habe,
arbeit. Er hat in Marseille zwei Cousinen, die
Sie war 4 Jahre lang ohne Papiere,
sagt sie plötzlich, dass ihre Eltern illegal
mit Franzosen verheiratet sind. Er sagt, dass
hat aber aufgrund des neuen
nach Frankreich eingereist
er in Frankreich in
Migrationsgesetzes wegen ihrer
seien. Ihr Vater war 8 Jahre
KARIM
der Klemme stecke,
schulpflichtigen Kinder schließalt, als er mit seinen Eltern
In Marseille geboren, in Marseille
denn wenn er nach
lich eine Aufenthaltserlaubnis
auf einem Esel emigriert
aufgewachsen, leidet in Marseille.
Algerien zurückfahren
bekommen. Um ihrer Tochter für
ist. In Frankreich sind sie
Sagt: es gibt 6 Milliarden Menschen, würde, könnte er niedieses Glück zu danken, hat sie
als politische Flüchtlinge
die außerhalb ihrer Grenzen leben.
mals mehr nach Frankihr Hotel nach ihr benannt. Ich
anerkannt worden.
Mein Inneres steht mit meinem
reich kommen. Er
danke ihr jeden Tag, sagt sie noch.
äußeren Leben im Widerspruch.
sagt, dass er keine
Dummheiten gemacht
MOHAMMED
habe, dass er beispielhaft sei.
… von den Komoren. Er sagt, dass
Er sieht in seinem Pass aus der
MÉZIANE
er ein » Pass-Franzose « sei. Er
» Straße der Fälscher « einen
ist vor 5 Jahren aus Algerien nach
erzählt uns die Geschichte seiner
Glücksbringer, denn er hofft,
Marseille gekommen. Hat 4 Monate
nicht zustande gekommenen Heirat.
dass er eines Tages richtige
für die Reise gebraucht – über Ungarn,
Papiere bekommen wird.
Tschechien, Österreich und Italien.
Darüber könnte er Bände erzählen.
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5. ETAPPE
RUE DU RELAIS
HÔTEL AUMAGE
Hier wohnte die deutsche Schriftstellerin Anna
Seghers während ihres Transits in Marseille. Ihr
Ehemann war in Les Milles interniert und ihre
Tochter sowie ihr Sohn in Marseille eingeschult.
Die Familie konnte im März 1941 auf einem Schiff
in Richtung Antillen abreisen.
30
5. ETAPPE
MAN SCHICKTE MICH IN DIE RUE DU RELAIS,
eine winzige Gasse am Cours Belsunce. Dort wohnte im Aumage auf 83 ein ehemals
berühmter Arzt, der frühere Leiter des Dortmunder Krankenhauses.
I
n diesem Haus, dem ehemaligen Hôtel
Aumage, wohnte im Winter 1940 / 41 die
Schriftstellerin Anna Seghers 4 mit ihren
beiden Kindern Pierre (15) und Ruth (13).
Während ihr Ehemann Johann-Lorenz Schmidt
im Internierungslager Les Milles Æ IV saß und
die Kinder in Marseille zur
Schule gingen, kümmerte
sich Anna Seghers um die
nötigen
Ausreisepapiere.
Beim Warten und Anstehen
vor den Konsulaten nahm
eine Buchidee Gestalt an: ein junger Emigrant wird
auf der Suche nach einer Frau durch Marseille
treiben und Zeuge einer Lebenssituation werden,
die zuerst vorläufig und vorübergehend schien,
dann aber zum Dauerzustand einer zur Ewigkeit
erstarrten Flucht wird. Der Roman Transit erschien
1944 zuerst auf spanisch, 1948
in deutscher Sprache. Das Hôtel
Aumage taucht im Roman als
der vorübergehende Wohnort
des ehemaligen Direktors des
Dortmunder
Krankenhauses
auf. Der Ich-Erzähler wird eines
Tages auf der Suche nach einem
Arzt in die Rue du Relais Nr. 3
geschickt.
Anna Seghers
Transit
Ich hatte in jener Nacht kaum auf das Haus
geachtet. Von außen stand seine Fassade
schmal und schmutzig in der hässlichen Rue
du Relais. Doch war das Hotel überraschend
tief mit einer Unmenge von Zimmern. Sie
lagen an schmalen Gängen, die auf das hohe
Treppenhaus mündeten. Im Erdgeschoß auf
dem Seitenflur stand ein kleiner Ofen mit
einem bis in den zweiten Stock gewundenen
Rohr, das etwas Wärme abgab. Verschiedene
Gäste des Hotels Aumage saßen um den
Ofen herum und trockneten Wäsche, ein
großer Kübel stand auf der Ofenklappe. Man
hatte auch kleine Gefäße mit Wasser in die
Windungen des Rohres gestellt. Die Leute
sahen bei unserem Eintritt neugierig auf. Es
war ein Haus, von dem man sich sagt: Man
hält es aus, weil man abfährt.
Anna Seghers
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uf dem Frachter Capitaine Paul Lemerle
fuhren außer der Familie Seghers auch
Friedel und Alfred Kantorowicz 4 und der
Soziologe Gottfried Salomon mit. Von französischer Seite waren Claude Lévi-Strauss,
André Breton, dessen Frau und Tochter
und Emigranten aus dem surrealistischen
Freundeskreis mit an Bord: Tristan Tzara,
André Masson, Wifredo Lam und Victor Serge.
In letzter Minute passierte Alfred Kantorowicz
das, wovor sich alle fürchteten:
Wir legten am Hafenamt dem Beamten, der den
dem Kasten und rief: » Vous êtes arreté «.
vous a parlé de nous. Moi, je suis Alfred
allerletzten Stempel auf unsere Reisepapiere
Die Gendarmen umringten uns sogleich,
Kantorowicz. « Er sah auf, verglich unsere
zu drücken hatte, die Belegstücke vor. Er
tasteten mich nach Waffen ab und geboten
Passfotos mit uns und sagte: » A h, c’est vous
warf einen Blick darauf, ergriff den Stempel
uns, ihnen ohne Widerstand zu folgen. Also
– alors…! « Dann nahm er den Stempel des
und blätterte schläfrig in einer Kartei, die
war es aus. Es war wirklich aus. In dieser
Hafenamtes, drückte ihn auf die Visen, die
neben ihm auf dem Tisch stand. Er zog
Minute gab ich auf. Man würde mich in ein
somit die allerletzte Beglaubigung erhielten,
eine Karteikarte halb hervor, verglich den
Auslieferungsgefängnis
dort
riß den Haftbefehl gegen uns in Fetzen und
Namen, sein Blick wurde wachsam. » Vous
der Gestapo überstellen. Ich hatte verloren,
brüllte uns an » F ichez le camps! Macht, daß
êtes Kantorowicz, Alfred, né le 12 août
meine Kraft war verbraucht. Jeder weitere
Ihr rauskommt, so schnell wie möglich. «
1899 à Berlin? « Ich bejahte. Er warf den im
Kampf war unnütz […]
Wachraum anwesenden Gendarmen einen
Noch prüfte der Kommandant den Haftbefehl
Blick zu, zog meine Karteikarte wie einen
gegen mich, da sagte ich leise, aber sehr
Steckbrief – er war ein Steckbrief! – aus
eindringlich: » M on Colonel, le Colonel Riverdi
bringen
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Alfred Kantorowicz
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MEDIEN
HOTEL ANNA
Æ Straßenaktion – Hotel Anna
Video
April 2008 Æ E – Im Rahmen des EXILPLAN-Projekts
führten wir mit deutschen und französischen Schüler/innen
und Student/innen die Straßenaktion Hotel Anna in der Rue
du Relais durch. Über die heruntergelassenen Rollläden
wurde ein Tuch gespannt und der Titel der Straßenaktion
in großen Lettern aufgemalt. Ein dritter Rollladen diente als
Schreibfläche für die Biografie von Anna Seghers.
Im Anschluss daran lasen wir auf dem Cours Belsunce aus
Transit vor, zeigten den Passanten einen mit Texten und
Objekten bestückten » Exilkoffer « und ein von der Künstlerin
Catherine Ricoul hergestelltes übergroßes » Exil-Buch «.
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MEDIEN
HOTELS IM BELSUNCE-VIERTEL
Æ Straßenaktion auf dem Cours Belsunce 2007
Æ Hotels im Belsunce-Viertel 2009
Video
Fotogalerie
Video-Installation von Gesa Matthies
Sommer 2007 Æ E – Deutsche und französische
Jugendliche gingen zum Abschluss eines ExilplanWorkshops in Marseille erstmals auf die Straße und traten mit
Passanten im Belsunce-Viertel in einen spielerischen Dialog
über die Herkunft von Wörtern, Dingen und Menschen.
2008 / 2009 Æ E – Die zahlreichen kleinen Hotels im
Belsunce-Viertel, das heute vornehmlich von Einwanderen,
arabischen und chinesischen Händlern bewohnt wird, waren
im Rahmen des EXILPLAN-Projekts mehrmals Gegenstand
von Workshops, Straßenaktionen und Kunst-Installationen.
Es entstanden zahlreiche Fotos und eine Video-Installation.
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6. ETAPPE
LA CANEBIÈRE
Die Canebière ist bis heute die Magistrale der
Hafenmetropole. Zur Zeit des 2. Weltkriegs gab
es hier noch viele der reichdekorierten Cafés aus
dem 19. Jahrhundert und einige Luxushotels, wie
das Hôtel du Louvre et de la Paix, wo Alma MahlerWerfel und Franz Werfel logierten. Unweit von der
Canebière befand sich auch das amerikanische
Konsulat, vor dem die Emigranten nach einem
Visum Schlange standen.
6. ETAPPE
DIE HAUPTSTRASSE VON MARSEILLE
wurde 1940 lebhaft kontrolliert von französischer Polizei, wenn auch in höherem Auftrag.
Wen wollten sie eigentlich noch festnehmen, die Verschwörer regierten schon!
Varian Fry
Aber Papiere: wer keine Papiere oder nicht
zu tragen. Die Gelegenheit empfahlt mir
die richtigen hat, wird aus dem Grand Café
dringend, etwas vorzustellen, womöglich
geholt. Es gleißt mit überlebensgroßen
den Präfekten der Bouches-du-Rhône. Der
Stukkaturen und Gemälden der weiblichen
Kommandant des Ordnungsdienstes glaubte
Typen, die 1890 die reizvollsten waren. Sie
es mir, er ließ von mir ab, wir waren vorüber.
lächeln aus den Spiegeln, schwelgerisch
Heinrich Mann
umfängt ihr verjährtes Bild den Verzehrer von
1940, vor seinem prozentual herabgesetzten
Hans und Lisa Fittko
auf der Canebière
Alkohol, der dreimal wöchentlich erlaubt
ist – und gleich wird jemand nach Papieren
gefragt.
Wir gingen die Canebière hinunter. Hans
Eines schwülen Abends blieben wir zu lange
ging immer am Rand des Bürgersteigs. Das
auf der Straße sitzen. Wir sahen eine Truppe
hatte er sich seit 1933 als Illegaler in Berlin
gegen uns anrücken, es blieb nur übrig, ihr
angewöhnt und es war ein Instinkt geworden.
die Stirn zu bieten. Als wir aufbrachen, hielt
Man hat eine bessere Übersicht, sagte er, und
sie den Rand des Gehsteiges besetzt, der
im Fall einer Razzia kann man sich leichter
Offizier spähte jedem Passanten unter den
aus dem Staub machen.
Hut, der bei einigen tief im Gesicht saß. Ich
Lisa Fittko
Mein Weg über die Pyrenäen
fand es geraten, den Kopf höher als sonst
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iner der allerersten Erledigungen von
Varian Fry nach seiner Ankunft in
Marseille war ein Besuch beim Ehepaar
Werfel 4 im Hôtel du Louvre et de la Paix
auf der Canebière. Sie standen ganz oben
auf seiner » First list « der zu rettenden
Persönlichkeiten.
Am Abend traf ich mich mit den Werfels zum
Essen. Ihre Adresse hatte ich von Werfels
Schwester bekommen, die ich in Lissabon
getroffen hatte. Sie wohnten unter dem
Namen von Alma Werfels erstem Mann, dem
Komponisten Gustav Mahler, im Hotel du
Louvre et de la Paix an der Canebière. Im
Hotel tat man sehr geheimnisvoll und ich
musste eine ganze Weile warten, bis man
V
on der Canebière aus gelangte man
über die Rue Saint-Ferréol zum amerikanischen Konsulat. Dort hatte das CAS
im Vizekonsul Hiram » Harry « Bingham von
amerikanischer Seite seine einzige Stütze
bei der Entwicklung illegaler Fluchtwege und
Rettungsaktionen. Bingham half Varian Fry
zum Beispiel, Lion Feuchtwanger aus dem
Internierungslager St. Nicolas herauszuholen
und
versteckte
ihn
wochenlang
in
seiner Wohnung in Marseille, bevor die
Feuchtwangers im September 1940 illegal
über die französisch-spanische Grenze
gebracht wurden. Alfred Döblin 4 erzählte
später in seinen Memoiren, dass auch er
sich in die Schlange der Wartenden vor dem
amerikanischen Konsulat auf der Place Félix
Baret, nahe der Préfecture, einreihen musste.
Wir
gelangten
auf
einen
großen,
lang-
gestreckten Platz, dessen eine Hälfte im
Schatten prächtiger Bäume lag. […] Der
Platz war Endstation für eine Tramlinie.
In
der
Nähe
des
Häuschens,
vor
dem
die Elektrischen hielten, teilten sich die
Menschen
in
zwei
Gruppen;
die
einen
drängten zu der Elektrischen, die anderen
aber zogen sich zu einem Haus herüber,
das ein kleines Messingschild trug mit der
Inschrift: » A merikanisches Konsulat « . […]
Noch etwas anderes: Zwischen uns Exilierten
besteht keine Solidarität. Wir hatten schon
vorher sehr privat unser Privatleben geführt;
jetzt dichteten wir uns noch besonders
ab. Man sah den andern auf dem Konsulat
und nickte: » A ha, du bist auch hier « , und
keiner verriet, was er vorhatte und auf wen
mir schließlich erlaubte, zu ihren Zimmern
er rechnete. Man bewahrte sein Geheimnis.
hinaufzugehen. […]
Misstrauen,
Werfel sag genau so aus wie auf den Fotos:
sich an dieselbe Stelle wenden und ihm
groß, untersetzt und bleich – wie ein zur
zuvorkommen.
Hälfte gefüllter Mehlsack. […] Er schien
Furcht,
der
andere
könnte
Alfred Döblin
Schicksalsreise. Bericht und Bekenntis
sehr froh, mich zu sehen, war aber zugleich
ängstlich besorgt, jemand anders könnte
erfahren, wo er sich aufhielt.
Varian Fry
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m oberen Ende der Canebière, auf dem
Cours Joseph Thierry Nr. 15, befand
sich das mexikanische Konsulat, das ab
1940 von Gilberto Bosques geleitet wurde.
Bosques stellte 40 000 Flüchtlingen – Juden,
Antifaschisten, spanischen Republikanern
und Interbrigadisten Visa für Mexiko aus
und ermöglichte auf diese Weise unter
anderem Anna Seghers und Egon Erwin
Kisch die Flucht nach Mexiko. Obwohl
er dazu nicht ermächtigt war, erteilte er
auch Einreiseerlaubnisse an Personen, die
interniert waren. In zwei französischen
Schlössern in der Umgebung von Marseille
wurden Verfolgte untergebracht, solange sie
auf eine Überfahrt nach Mexiko warteten.
Im Mai 1942 trat Mexiko auf Seiten der
Alliierten in den Zweiten Weltkrieg ein.
Bosques und sämtliche Konsulatsangestellte
wurden von der Gestapo gefangen genommen und in Bad Godesberg unter
Hausarrest gestellt.
Nach über einem Jahr wurden sie gegen
deutsche Kriegsgefangene ausgetauscht.
Als Bosques im März 1944 mit dem Zug
in Mexiko-Stadt eintraf, bereiteten ihm
tausende Menschen, die ihm ihr Leben
verdankten, einen triumphalen Empfang.
Der mexikanische Konsul Gilberto Bosques
rettete hunderte spanischer Republikaner, Interbrigadisten und Juden. Nach dem Einmarsch der
deutschen Armee in die unbesetzte Zone wurde
er zuerst in Frankreich, dann in Deutschland unter
Hausarrest gestellt.
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7. ETAPPE
RUE BEAUVAU
HÔTEL CONTINENTAL
Hier wohnten 1940 zwei bedeutende Persönlichkeiten, die sich vielleicht in der Hotelhalle
gekreuzt haben: Mary Jayne Gold, eine steinreiche junge Amerikanerin, die aus Liebe zu
einem desertierten Fremdenlegionär in Marseille
hängenblieb und zu einer der engsten Mitarbeiterin
des Fry-Komitees wurde, und Walter Benjamin,
berühmter deutscher Kulturtheoretiker, für den
ab Sommer 1940 ein amerikanischer Pass zur
Abholung im amerikanischen Konsulat bereitlag.
7. ETAPPE
ICH FAND SCHLIESSLICH EIN ZIMMER IM CONTINENTAL,
einem Hotel der mittleren Kategorie, aber ziemlich sauber und gemütlich.
1939 war ich eine junge Frau aus der
Aber es kam anders: in den ersten Tagen nach
protestantischen
High
meiner Ankunft in Marseille verliebte ich
Society, die in Paris in einem sehr eleganten
mich in einen jungen Abenteurer, der gerade
Appartement auf der Avenue Foch wohnte. Ich
aus der Fremdenlegion desertiert war. Einige
teilte meine Zeit zwischen Paris, London und
Wochen darauf trat ich als Mitarbeiterin in
den angesagten Ferienorten auf und fühlte
das Centre américain de Secours von Varian
mich in Cannes, Biarritz und auf Mallorca
Fry ein, das die Rettungsaktion » M ouron
genauso zu Hause wie in Sankt Moritz. Der
Ecarlate « plante. Sie beinhaltete die geheime,
Beginn des Krieges läutete das Ende dieses
mit legalen und illegalen Mitteln vorbereitete,
Goldenen Zeitalters ein.
Emigration
Das im Zuge der französischen Niederlage
jüdischer und nichtjüdischer Flüchtlinge.
eingetretene
Durcheinander
dazu,
Angesichts dieser Situation, die in nichts
Postkarte des Hôtel Continental in den 60er Jahren
dass
zusammen
tausenden
dem ähnelte, was ich schon erlebt hatte,
anderen französischen und ausländischen
entschied ich mich auf der Stelle, in Marseille
Flüchtlingen nach Marseille kam. Eigentlich
zu bleiben.
Herzlichen Dank an Alain Paire, Galerist, Kunstkritiker und
Autor zahlreicher Essais über das künstlerische Leben in
Marseille in den 30er und 40er Jahren.
ich,
amerikanischen
mit
führte
wollte ich nur meine Papiere in Ordnung
bringen und in die USA zurückkehren.
hunderter
antifaschistischer,
4
Æ Galerie Alain Paire
Mary Jayne Gold Marseille, années 40
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A uch Walter Benjamin 4 wohnte Mitte
August 1940 im Hôtel Continental.
Auf Initiative der beiden Philosophen Max
Horkheimer und Theodor W. Adorno, die
bereits in den USA lebten, war beim
amerikanischen Konsulat in Marseille ein
Visum für die USA für Walter Benjamin
hinterlegt worden. In den Tagen seines
Marseille-Aufenthalts traf er die Philosophin
Hannah Arendt 4 , der er wichtige Manuskripte anvertraute.
Der Schriftsteller Soma Morgenstern 4 ,
der ebenfalls einige Zeit im Hôtel Aumage
Æ 5 logierte, begegnete eines Tages Walter
Benjamin auf der Canebière und erkannte ihn
kaum wieder.
Zeichnung von Frédéric Pajak aus dem
Buch Manifeste incertain, tome 1
Avec Walter Benjamin, rêveur
abîmé dans le paysage, 2012
Æ Les éditions Noir sur Blanc
Er hatte sich einen Bart wachsen lassen,
Wir begrüßten ihn und – was war das ständige
hatte einen schwarzen Hut auf und sah wie
Thema in Marseille? Visa. Spanisches Visum,
ein Geistlicher aus. Sein erste Wort war: » A uf
Portugiesisches
der Straße sprechen wir nur französisch. « Das
Jeder von uns hatte schon das und jenes, und
fiel mir auf. Denn es war auf der Canebière,
zwar mehrmals gehabt. Aber eins überlebte
der vielleicht lärmendsten Straße der Welt,
das
wo man damals so viel Deutsch hören konnte,
französischen
als wäre man noch im Lager. […]
kam. Krakauer war gerade das portugie-
In Marseille gingen wir eines Tages zusammen
sische
zur
spanische.
Préfecture,
um
wieder
einmal
zur
andere,
Visum,
alles
in
Ausreisevisum.
Erwartung
Ausreisevisums,
Visum
ausgegangen,
Ehe
wir
das
eines
nicht
mir
weitergingen,
das
fragte
Kenntnis zu nehmen, daß unsere Hoffnung
ich Krakauer: » Was wird aus uns werden,
auf ein Ausreisevisum vergeblich war. Auf
Krak? « Darauf er, ohne lange nachzudenken,
dem Weg, vor einem Café, saß unser Freund
erstaunlich schnell und apodiktisch : » S oma,
Siegfried Krakauer 4 , eifrig schreibend…
wir werden uns alle hier umbringen müssen « .
Soma Morgenstern
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B vor Walter Benjamin den illegalen
Weg über die Pyrenäen antrat, fuhr er
zur Fluchthelferin Lisa Fittko in die Nähe
der spanischen Grenze und testete mit ihr
gemeinsam den Weg, den die Gruppe einige
Zeit später nehmen sollte.
Benjamin wanderte langsam und gleichmäßig,
In regelmäßigen Abständen – ich glaube,
es waren zehn Minuten – machte er Halt
und ruhte sich für etwa eine Minute aus.
Dann ging er in demselben gleichmäßigen
Schritt weiter. Er hatte sich das, wie er mir
erzählte, während der Nacht überlegt und
ausgerechnet.
Lisa Fittko
E
nde September war es dann soweit.
Als Hannah Arendt vier Wochen später vom
Tode Walter Benjamins erfuhr, schrieb sie
Walter Benjamin machte sich gemeinsam mit den Exilanten Frau Gurland
an dessen Freund Gershom Scholem nach
Palästina:
und ihrem Sohn in Begleitung von Lisa
Fittko auf den Weg nach
Cerbère, dem französischspanischen Grenzort in den
Die Juden sterben in Europa und
Pyrenäen. Kurz vor der
Abreise hatte er auf der
man vergräbt sie wie Hunde.
Canebière seinen Vorrat an
Gift mit dem Schriftsteller
Arthur Koestler geteilt.
Die Gruppe konnte die französische Grenze
passieren, aber wurde am spanischen
Grenzposten abgewiesen. Daraufhin kehrte
Walter Benjamin in Portbou zum Hotel zurück
und nahm sich in der Nacht vom 26. auf den
27. September 1940 das Leben.
Zeichnung von Elric Dufau (Mitte)
Sicht aus dem Inneren des begehbaren
Walter-Benjamin-Memorials Passagen des Künstlers Dani
Karavan am Friedhof von Portbou (rechts)
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8. ETAPPE
10, COURS JEAN BALLARD
LES CAHIERS DU SUD
In der vierten Etage des Cours du Vieux Port
(heute: Cours Jean Ballard) befanden sich
die Redaktionsräume der von Jean Ballard
geleiteten literarischen Revue Les Cahiers
du Sud. In den Jahren 1940-42 war es ein
Zufluchtsort für viele französische und
ausländische Schriftsteller, die in den Jahren
zuvor in der Revue veröffentlicht hatten.
16
8. ETAPPE
GANZ IN DER NÄHE DES ALTEN HAFENS
befand sich die Redaktion der von Marcel Pagnol und Jean Ballard 4 gemeinsam
gegründeten Revue Les Cahiers du Sud. In den 20er Jahren wurden hier die ersten
Texte der Surrealisten veröffentlicht.
I
n der Zeit des 2. Weltkriegs versteckte sich
hier zeitweise der Schriftsteller Ernst Erich
Noth und publizierte auch in den Cahiers
du Sud. Trotz Papiermangel und Zensur
bestand die Revue weiter und brachte unter
Leitung der französischen Philosophin und
Widerstandskämpferin Simone Weil 4
1943 sogar eine
Sondernummer zur
okzitanischen Kultur und Literatur
heraus.
Cover der Sonderausgabe
der Cahiers du Sud
» Le Génie d'Oc «
In Noths Memoiren eines Deutschen findet
sich eine Anekdote, die viel über Marseille
und über die Situation deutscher Exilanten in
Südfrankreich verrät; Noth ist zu einem ersten
Treffen mit Ballard in den Redaktionsräumen
verabredet, die zu finden ihm jedoch
Schwierigkeiten bereitet:
es beherberge eine weltbekannte Zeitschrift,
in der damals bereits die angesehensten
Namen
der
französischen
und
auslän-
dischen Literatur erschienen.
Der Treppenaufgang im Innern muss noch
abenteuerlicher gewesen sein, denn Noth
berichtet weiter:
Als ich endlich die angegebene Adresse
gefunden hatte: 10, Cours du Vieux-Port,
Ludwig Marcuse 4 , den ich etwa ein Jahr
schüttelte ich ungläubig den Kopf, ging
später
weiter,
um,
selbe Haus begleitete, hat mir danach mit
verglich die Hausnummer noch einmal mit
halb verlegenem, halb schalkhaftem Lachen
derjenigen, die Ballard mir gegeben hatte:
gestanden, in diesem unheimlichen Aufgang
ein Irrtum war nicht möglich. Das Haus –
sei ihm der scheußliche, aber plötzlich
Fassade, Treppenaufgang – alles machte
plausible Verdacht gekommen, ich könnte
einen so heruntergekommenen Eindruck,
ein Gestapoagent sein und ihn in einen
daß ich mir einfach nicht vorstellen konnte,
Hinterhalt gelockt haben.
kehrte
dann
aber
zögernd
zu
einem
Redaktionsbesuch
ins
Ernst Erich Noth
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9. ETAPPE
CAFÉS AM ALTEN HAFEN
Im Café Au Brûleur de Loups auf dem Quai des
Belges trafen sich im 2. Weltkrieg viele der
nach Marseille geflüchteten Intellektuellen,
Schriftsteller und Künstler. Das Café wurde
insbesondere von den Surrealisten frequentiert.
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9. ETAPPE
ICH KONNTE VON MEINEM PLATZ
AUS DEN ALTEN HAFEN ÜBERSEHEN.
Ein kleines Kanonenboot lag vor dem Quai des Belges. Die Nachmittagssonne
stand über dem Fort. Hatte der Mistral wieder begonnen?
Die vorübergehenden Frauen hatten ihre
um. Wodurch? Ich weiß nie, wodurch bei
Wunderbarer, uralter Hafentratsch, der nie
Kapuzen hochgezogen. Die Gesichter der
mir dieser Umschlag kommt. Auf einmal
verstummt ist, solange es ein Mittelländisches
Menschen, die durch die Drehtür herein-
fand ich all das Geschwätz nicht mehr
Meer gegeben hat, phönizischer Klatsch
kamen, waren gespannt von Wind und von
ekelhaft, sondern großartig. Es war uraltes
und kretischer, griechischer Tratsch und
Unrast. Kein Mensch bekümmerte sich um
Hafengeschwätz, so alt, wie der Alte Hafen
römischer,
die Sonne über dem Meer, um die Zinnen
selbst und noch älter.
alle geworden, die bange waren um ihre
niemals
waren
die
Tratscher
der Kirche Saint-Victor, um
Schiffsplätze und um ihre Gelder, auf der
die Netze, die auf der ganzen
Flucht vor allen wirklichen und eingebildeten
Länge
Schrecken der Erde.
zum
des
Hafendamms
Trocknen
lagen.
Sie
Anna Seghers
schwatzten alle unaufhörlich
von
ihren
ihren
abgelaufenen
von
Dreimeilenzone
Dollarkursen,
Transits,
von
von
Pässen,
Visa
und
de
Sortie und immer wieder von
Transit. Ich wollte aufstehen
und fortgehen. Ich ekelte mich.
Umschlag der französischen Ausgabe
von Anna Seghers' Transit
– Da schlug meine Stimmung
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Mütter, die ihre Kinder, Kinder,
Ich trat danach in
Ihr
die
verloren
das nächste Café –
worden, deshalb verfraß sie ihr Reisegeld.
hatten. Reste aufgeriebener
was sollte ich sonst
Doch gab es kaum etwas anderes zu kaufen
Armeen,
Sklaven,
tun? Das Café hieß
als Wein und Muscheln. – Der Nachmittag
aus allen Ländern verjagte
Brûleur de Loups…
schritt vor.
Menschenhaufen, die schließ-
Es gibt [hier] manch-
Die Konsulate wurden geschlossen. Jetzt
lich am Meer ankamen, wo
mal echte Franzosen.
überschwemmten die Transitäre, von Furcht
sie sich auf Schiffe warfen,
Sie
statt
gepeinigt, die Brûleur de Loups und jeden
um neue Länder zu entdecken, aus denen
von Visen von vernünftigen Schiebungen.
denkbaren Ort. Ihr tolles Geschwätz erfüllte
sie wieder verjagt wurden; immer alle auf
Ich hörte sogar ein gewisses Boot nach
die Luft, das unsinnige Gemisch verwickelter
der Flucht vor dem Tod, in den Tod. Hier
Oran erwähnen. Während im Mont Vertoux
Ratschläge und blanker Ratlosigkeit. Das
mussten immer Schiffe vor Anker gelegen
Mont Vertoux [in Wirklichkeit: Mont Ventoux]
dünne Licht der einzelnen Anlegestellen
haben,
an
die Besucher alle Umstände der Passage
bestrich
Stelle,
weil
breitraten, verhandelten diese Leute hier über
Fläche des alten Hafens. Ich legte mein
Europa
zu
alle Umstände der Kupferdrahtladung. Der
Geld auf den Tisch, um in den Mont Vertoux
Alte Hafen war blau. Sie kennen ja das helle
hinüberzuwechseln.
ihre
dieser
hier
Mütter
geflohene
genau
Ende war und das
8
sprechen
Meer hier einzahnte,
Nachmittagslicht, das kalt in alle Ecken der
immer hatte an dieser Stelle eine Herberge
Welt hineinscheint, und alle Ecken der Welt
gestanden, weil hier eine Straße auf die
sind öde. An meinem langen
Einzahnung mündete.
Tisch
Ich fühlte mich uralt, jahrtausendalt, weil ich
dicke Person. Sie fraß unzählige
alles schon einmal erlebt hatte, und ich fühlte
Austern. Sie fraß aus Kummer.
saß
eine
Visum
war
schon
ihr
die
endgültig
verweigert
dunkler
werdende
Anna Seghers
großfrisierte
mich blutjung, begierig auf alles, was jetzt
noch kam, ich fühlte mich unsterblich. Doch
dieses Gefühl schlug abermals um, es war
zu stark für mich Schwachen. Verzweiflung
überkam mich, Verzweiflung und Heimweh.
Mich jammerten meine siebenundzwanzig
vertanen, in fremde Länder verschütteten
Jahre. […]
Postkarte, die den Vieux Port zeigt, wie er
aus den Cafés heraus gesehen wurde.
Im Hintergrund der berühmte
Pont Transbordeur.
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10.ETAPPE
ETAPPE
10.
DIE ZERSTÖRUNG DES
PANIERVIERTELS
Am 24. Januar 1943 evakuierten deutsche
Soldaten und SS-Leute mit Unterstützung der
französischen Polizei das alte Hafenviertel.
Fast 15 0 00 Menschen wurden zum Bahnhof
von Arenc und von dort aus in Zeltlager nach
Fréjus gebracht.
2
10. ETAPPE
NIEMALS ZUVOR WURDE SO ZU MITTAG GELÄUTET
wie am 1. Februar 1943 – ein Hornsignal auf dem Quai. Ein deutscher Offizier mit
Stahlhelm kommt aus einer der Gassen in der Nähe des Pont Transbordeur herausgerannt und verschwindet hinter dem Eingangstor eines Hafengebäudes. Einige
Sekunden lang ist es am Quai totenstill.
Artikel aus der Marseiller Tagespresse
I
m November 1942 besetzte die
deutsche Armee auch den südlichen Teil
Frankreichs und marschierte in Marseille
ein. Zu diesem Zeitpunkt
lagen auf französischer Seite
die Pläne für die Zerstörung
des Panier, dem ältesten
Viertel der Stadt, schon bereit.
Es bedurfte nur einer kurzen
Abstimmung zwischen dem
deutschen Generalstab und
dem französischen Polizeiapparat, um die Sprengung
vorzubereiten. Die französische
Polizei
evakuierte
daraufhin die Bevölkerung aus dem Panierviertel und leitete im Ergebnis der größten
Razzia, die jemals in Frankreich durchgeführt
worden ist, die Deportation
von fast 800 Einwohnern des
Panierviertels ein.
Durch die von der deutschen
Armee
im
Februar
1943
duchgeführten
Sprengungen
wurden 14 Hektar des Hafenviertels dem Erdboden gleichgemacht. Auch der berühmte
Pont Transbordeur wurde dabei
teilweise zerstört.
Merkwürdigerweise überstand das Hôtel de Cabre in der Rue Caisserie
die Zerstörung. Als ältestes Haus der Stadt sollte es nach dem Krieg
bewahrt werden und wurde deshalb auf Schienen gestellt, gedreht und
dem neuen Straßenverlauf angepasst.
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MEDIEN
STOLPERSTEINE IN MARSEILLE
Im Rahmen einer Berlinreise mit dem EXILPLAN-Projekt
(Æ Diashow) trafen wir im Februar 2009 Christiane TrümperPortella, die in der Revaler Str. 6 einen Stolperstein für
Otto Oldenburg bei Æ Gunter Demnig in Auftrag gegeben
hatte. Wir führten ein Interview mit Frau Æ Trümper-Portella
und schrieben einen Artikel über die Stolpersteine für das
französische Stadtmagazin Æ Berlin Poche.
Im Juli 2010 führten französische und deutsche Schüler/innen
und Student/innen im Rahmen des EXILPLAN-Projekts eine
Stolpersteinverlegung als Kunstaktion im Panier-Viertel durch.
Im Juli 2009 trafen wir uns in Marseille während eines
EXILPLAN-Workshops mit Jessica Cohen, der damaligen
Stolperstein-Koordinatorin für Frankreich. Sie berichtete
uns, dass es bisher noch niemandem gelungen sei, einen
Stolperstein in Frankreich verlegen zu lassen. Daraufhin
wurde beschlossen, die Stolpersteine mit einer Straßenaktion
im Panierviertel bekannt zu machen.
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MEDIEN
KUNSTAKTION
MA PIERRE DANS LE PANIER
Æ Kunstaktion – Ma Pierre dans le Panier
Fotogalerie
Juli 2010 Æ E – Zum letzten Workshoptag hatte jeder 2
Steine vom Strand mitgebracht. Auf einen der beiden Steine
wurde etwas Persönliches geschrieben.
Zur Vorbereitung der Straßenaktion suchte sich jeder auf
einem Stadtteilplan vom Panier-Viertel einen Ort aus, an
dem er seinen Stein hinlegen wollte. Während imaginäre
Karten von diesem Viertel und dem Verlegungsort
gezeichnet wurden, trugen wir zusammen, was wir über
die Stolpersteine und über die Geschichte von Marseille im
2. Weltkrieg wussten. Jeder schrieb diese Geschichte auf
ein Blatt Papier und wickelte darin einige Bonbons ein. Das
sollte das Dankeschön für die Leute im Panierviertel sein,
die bei unserer Straßenaktion mitmachen würden.
Schließlich wurde die Route festgelegt, mit den verschiedenen
Stationen, an denen die Workshopteilnehmer/innen ihren Stein
zusammen mit der imaginären Karte ablegen wollten.
Dann machten wir uns auf den Weg zum Panier-Viertel. Bei
jedem Halt gingen wir auf Passanten zu und baten sie, etwas
Persönliches auf den zweiten Stein, den jeder bei sich trug, zu
schreiben. Dann wurden beide Steine nebeneinander auf der
imaginären Panier-Karte abgelegt.
Was danach geschah, wissen wir nicht, aber wir hoffen,
das manch einer über die merkwürdigen Steine und deren
Inschriften gestolpert ist.
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AUSFLUG
VILLA AIR-BEL
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ary Jayne Gold Æ 7 , eine der amerikanischen Mitarbeiterinnen von Varian
Fry, fand im Herbst 1940 ein baufälliges
Herrenhaus im östlichen Randbezirk La
Pomme: die Villa Air-Bel. Ursprünglich als
Wohnort von Varian Fry Æ 2 und seiner
Mitarbeiter gedacht, wurde das Haus mit
18 Zimmern sogleich von Victor Serge und
André Breton 4, ihren Frauen und Kindern
in Beschlag genommen. Am Wochenende
füllte sich der Garten und das Haus mit
Künstlerfreunden, die sich mit fiktiven
Kunstversteigerungen und der Erfindung
eines surrealistischen Kartenspiels, dem Jeu
de Marseille, bei Laune hielten.
Foto der Villa Air-Bel (Mitte)
André Breton (oben rechts)
Breton-Porträt von André Masson (unten rechts)
André
Breton,
ehemals
ungezogener Dadaist, dann
König
des
Surrealismus,
hatte während des Krieges
als
Arzt
sischen
in
der
Armee
franzögedient.
In der Villa Air-Bel legte
er
verschiedene
Samm-
lungen an: Insekten, vom
Seewasser
polierte
zellanscherben
Por-
und
alte
Magazine. Er konnte großartig und immer
unterhaltsam über alles und jeden reden.
Sonntag
nachmittags
veranstaltete
er
Surrealisten-Treffen, zu denen die gesamte
Deux-Magots-Meute erschien, verrückt wie
eh und je.
Varian Fry
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JEU DE MARSEILLE
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as Jeu de Marseille wurde von den
Künstlern Victor Brauner, André Breton,
Oscar Dominguez, Max Ernst, Jacques
Hérold, Wifredo Lam, Jacqueline Lamba
André Masson und Fréderic Delanglade
1940 / 41 in Marseille in der Villa Air-Bel auf
der Grundlage eines einfachen Kartenspiels
à 52 Karten und 2 Joker, hier von König Ubu
verkörpert, entworfen. König, Dame und
Bube wurden durch Genie, Seejungfrau und
Zauberer ersetzt. Aus dem Kreuz wurde das
schwarze Schlüsselloch des Wissens, aus
Karo der rote Blutfleck der Revolution, aus
Pik der schwarze Stern des Traums und aus
Herz die rote Flamme der Liebe.
Das Kartenspiel wurde erst 1983 von André
Dimanche im gleichnamigen Marseiller Verlag
veröffentlicht. Die Editions André Dimanche
befinden sich in den ehemaligen Räumen der
Literaturzeitschrift Les Cahiers du Sud. Æ 8
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MEDIEN
VILLA AIR-BEL UND
JEU DE MARSEILLE
Æ Virtuelle Rekonstruktion der Villa Air-Bel
Æ Fotogalerie Jeu de Marseille
Webseite der Hochschule für Architektur (ENSA),
Marseille, www.villaairbel1940.fr
Das Exilplan-Kartenspiel wurde von Schüler/innen des
Waldörfergymnasiums, Hamburg im Sommer 2008, nach
dem Modell des surrealistischen Jeu de Marseille hergestellt
und in Hamburg ausgestellt.
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AUSFLUG
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SANARY-SUR-MER
HAUPTSTADT DER DEUTSCHEN
LITERATUR M EXIL
wischen 1930 und 1941 wohnten in
dem kleinen Hafenstädtchen an der
Côte d'Azur so berühmte Schriftsteller und
Intellektuelle wie Lion Feuchtwanger, die
Familie Mann, Franz Werfel und AlmaMahler-Werfel, René Schickele, Franz Hessel,
Friedrich Wolf u.v.a.
Seit Anfang der 90er Jahre gibt es in Sanary
einen Gedenkpfad mit Text-Foto-Tafeln an
den Häusern der Exilanten.
www.sanarysurmer.com
Æ Bisweilen war ein guter Teil der besten
deutschen Literatur im Dorf und saß im
Marine oder bei Witwe Schwab. Sanary
Im
Exil
wird
das
war ein sehr umfangreiches Romanisches
kontinuierlichen
Café, mit Marmor-Tischen und Badehosen.
Dutzend Exilländern im Café und es war
Namentlich im Sommer wurde das Nest
immer dasselbe Café, am Meer, zwischen
überfüllt von literarischen Kaisern. Die Luft
Bergen, in London, in Paris, an den Grachten
war geschwängert mit originellen Aperçus,
von Amsterdam, zwischen den Klöstern von
Indiskretionen und Krächen.
Brügge.
Ort.
Café
zum
Ich
saß
einzigen
in
einem
Ich saß im
Ludwig Marcuse
zur Wiege der Illusionen und zum Friedhof.
Kaffeehaus
einsam und tötet.
schrieb.
Im Exil wird das Café zu Haus und Heimat,
Kirche und Parlament, Wüste und Wallstatt,
Das Exil macht des Exils und
Freilich belebt es auch und erneuert.
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Hermann Kesten
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MEDIEN
SANARY-SUR-MER
U
m die spannende Geschichte dieser EmigrantenGemeinde einem jungen Publikum nahe zu
bringen, haben wir einen Exilrundgang durch Sanarysur-Mer entwickelt, bei dem es, wie bei einer klassischen
Schnitzeljagd, darum geht, die Orte der Exil-Schriftsteller
zu finden und anhand von Textauszügen, die vor laufender
Kamera in Szene gesetzt werden, die Atmosphäre der
Exilzeit wieder lebendig zu machen.
Æ Schnitzeljagd in Sanary-sur-Mer 2010 (Video)
Mit Wegbeschreibung und geschulterter Videokamera in
Sanary-sur-Mer. Video-Dokumentation der Schnitzeljagd
in 10 Etappen.
Æ Fotogalerie
Æ Exil à Sanary (Film) 2013
Eine Filmreportage über das Exil in Sanary-sur-Mer von Maëlys
Meyer und Stéphanie Clopin, im Rahmen des Europaseminars
(Grundtvig), Februar 2013
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LES MILLES
DAS EHEMALIGE INTERNIERUNGSUND DEPORTATIONSLAGER
a die Exilerfahrung nicht allein ein
historischer Fakt, sondern die gelebte
Erfahrung von Millionen von Menschen ist, die
heute aus wirtschaftlichen, politischen und
klimatischen Gründen ihre Heimat verlassen
müssen, hilft uns die Auseinandersetzung mit
der Vergangenheit dabei, die Gegenwart zu
verstehen und mit kritischen Augen zu sehen.
Dem ehemaligen Internierungs- und Deportationslager in Les Milles bei Aix-en-Provence
kommt dabei eine besondere Bedeutung
zu: Als Lager für » unerwünschte Ausländer «
(1939 / 40), später Transitlager (1941) für die
auf ihre Ausreisepapiere wartenden Emigranten und am Ende (August / September
1942) als Sammellager für 1928 jüdische
Kinder, Frauen und Männer, die von Les
Milles über Drancy nach Ausschwitz deportiert wurden, birgt die ehemalige Ziegelfabrik
eine unerhörte Geschichtslektion! Bis in die
achtziger Jahre hinein wussten in Frankreich
nur Wenige, dass in diesem Lager aus
Deutschland geflüchtete Nobelpreisträger
neben Philharmonikern und bedeutenden
Schriftstellern und Künstlern unter schlimmsten Umständen leben mussten.
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Lion Feuchtwanger schrieb nach seiner
Ankunft im amerikanischen Exil 1940 den
Bericht über seine Lagerzeit Der Teufel in
Frankreich.
Anfang der neunziger Jahre erschienen
erste wichtige Recherchen von Historikern
wie
Jacques
Grandjonc,
Theresia
Grundtner und Doris Obschernitzki. Dann
legten Kunsthistoriker die übertünchten
Wandmalereien im ehemaligen Refektorium
des Lagerwachpersonals frei. 2012 wurde
nach jahrelangen umfangreichen Rekonstruktionsarbeiten in der ehemaligen Ziegelei
von Les Milles eine nationale Gedenkstätte
eröffnet.
Æ www.campdesmilles.org
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MEDIEN
LES MILLES
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m Rahmen unserer deutsch-französischen ExilplanWorkshops, der Weiterbildungsseminare für Erwachsenenbildner sowie der Europaseminare haben wir seit
2005 ausgehend von unseren Besuchen im ehemaligen
Internierungslager literarische Texte, imaginäre Karten
kreiert und ein Fotoarchiv angelegt.
Æ Exil und Poesie. Ein Bericht von Ulrike Müller
www.exilarchiv.de, mp3
Æ Fotogalerie
Æ ���� – Die Maler von Les Milles
Radio-Feature von Sabine Günther, Deutschlandradio, 1997.
Dauer: 19:52
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MATERIAL
Wer sein Leben als Bewohner eines Landes
verbringt, das niemals durch innere Wirren,
Krieg, Besetzung erschüttert worden ist,
der weiß nicht, welche Rolle ein Identitätspapier, ein Stempel im Leben eines
Menschen spielen kann. Es ist gewöhnlich
ein lächerliches Stück Papier, ein lächerlicher Stempel, von einem belanglosen
Schreiber gefühllos hingesetzt. Doch wie
viele
Zehntausende,
Hunderttausende,
Millionen jagen einem solchen Stück Papier,
einem solchen Stempel nach.
Lion Feuchtwanger
Der Teufel in Frankreich
MATERIAL
AUSLIEFERUNGSKLAUSEL IM
WAFFENSTILLSTANDSABKOMMEN
PAPIERE
N
H
ach dem Sieg der Hitlerarmeen und dem Waffenstillstand von Compiègne wurde Frankreich zur Falle für
die deutschen Emigranten. Aufgrund des Artikels 19 Absatz 2
des Waffenstillstandsvertrages mußte Frankreich sämtliche
Personen deutscher Herkunft ausliefern, die Deutschland
nannte. Somit war das Asylrecht sowohl im besetzten
Nordfrankreich als auch in der Vichy-Zone aufgehoben.
Die Emigranten galten, soweit sie nicht interniert waren,
als vogelfrei. Der einzige Ausweg der Nichtinternierten aus
Frankreich zu entkommen, war die Flucht über Spanien und
Portugal in die USA, zu dieser Zeit das Hauptasylland.
atte man Marseille erreicht, eine Aufenthaltsgenehmigung und mit viel Glück und Unterstützung das amerikanische Einreisevisum erhalten,
musste ein spanisches Transitvisum beantragt werden,
welches wiederum erst die Grundlage für die portugiesische Durchreiseerlaubnis bildete. Das amerikanische, das spanische und das portugiesische Visum
waren wiederum die Voraussetzung für die französische
Ausreisegenehmigung, welche praktisch nur mit der
Devisenzuteilung und der Devisenausfuhrgenehmigung
der Banque de France zu benutzen war. Da das
amerikanische Einreisevisum auf ein halbes, später ein
ganzes Jahr befristet war und innerhalb dieses Zeitraums die Einreise erfolgen mußte, das Beschaffen aller
anderen Dokumente aber viele Monate Zeit
kostete, verfielen mit dem US-Visum
auch sämtliche sich darauf beziehenden
Papiere.
Sie
mussten
entweder
erneuert oder ganz neu beantragt werden.
Viele Flüchtlinge verzweifelten an dieser Situation. 1940 begingen beispielsweise Carl
Einstein, Walter Hasenclever und Walter
Benjamin Selbstmord.
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SAUF-CONDUIT
TRANSIT-VISUM
Der fette Beamte musterte uns, ein Häuflein Menschen
Ein Mann dieses Namens war ohne Zweifel schon längst
mit allerhand Visenbestätigungen in den Händen und
erwartet, sein Dossier war vorbereitet, seine Passage war
abgelaufenen
Lagerentlassungs-
bezahlt, für ihn, den Korsen, stand nichts im Weg, einen
scheinen, als kämen wir nicht von anderen Ländern,
Schiffsplatz für diesen Mann zu buchen, wenn er nur zum
sondern von anderen Sternen, und nur für den seinen, den
Visum sein Transit beschaffte. Zuerst das amerikanische,
eigenen, bevorzugten, gelte das Vorzugsrecht eines ewigen
die Durchreise durch Spanien und Portugal sei danach ein
Aufenthalts.
Kinderspiel.
Sauf–conduits
und
Anna Seghers
Anna Seghers
A
uch Flüchtlingen, die nicht in Internierungslagern
festsaßen, war es nicht gestattet, ohne ausdrückliche Genehmigung der Behörden ihren Aufenthaltsort
zu verlassen. Wollten sie sich dennoch an einen anderen
Ort begeben, mussten sie das im Zitat erwähnte Saufconduit beantragen. Ein solches Papier war bereits
dann notwendig, wenn der Flüchtling z.B. den Arzt
des Nachbarortes aufsuchen wollte. Die unerlaubte
Entfernung konnte unterschiedlich bestraft werden. Im
günstigsten Fall drohte dem Emigranten eine Geldstrafe,
nicht selten wurden die Verstöße aber mit erneuter Haft
in einem Internierungslager geahndet.
Natürlich konnte das Sauf-conduit verweigert werden.
In solch einem Fall hatten die Emigranten nur noch die
Möglichkeit, Frankreich ohne diesen Passierschein zu
durchqueren. Das barg ein hohes Risiko, denn Straßen
und öffentliche Verkehrsmittel wurden überwacht.
Sauf-Conduit für Soma Morgenstern,
der, wie Anna Seghers, in der
Rue du Relais Nr. 3 wohnte
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US-VISUM UND AFFIDAVIT
Ich hatte bereits ein Billett für die Export–Linie. Mein
amerikanisches Visum war bewilligt. Doch als ich mich zur
Verlängerung neuerdings zu dem Konsul begebe, da heißt
es, ich brauche ein neues, ein einwandfreies Affidavit, eine
moralische Bürgschaft, das Zeugnis amerikanischer Bürger,
dass ich völlig makellos sei. Wo sollte ich, eine Frau, die
immer allein lebt, zwei amerikanische Bürgen hernehmen,
Die Flüchtlinge, die keine guten Freunde auf dem
amerikanischen Kontinent besaßen, konnten wenig
Hoffnung hegen, alle notwendigen Papiere jemals
ausgestellt zu bekommen. Hinzu kam, dass es nicht
nur immer schwieriger wurde, Affidavitgeber zu finden;
die Erteilung von Visa stieß zunehmend auf eine
oppositionelle Haltung der amerikanischen Behörden.
die für mich ihre Hand ins Feuer legen, dass ich nie Geld
unterschlagen
habe,
den
Russenpakt
verdamme,
den
Kommunisten nicht gewogen bin, nicht war und nicht sein
werde, keine fremden Männer in meinem Zimmer empfange,
ein sittliches Leben führe, führte und führen werde?
Anna Seghers
F
ür die Bewilligung eines US-Visums mussten im
Vorfeld zwei rechtskräftige Affidavits beschafft
werden. Ein moralisches und ein finanzielles Affidavit
bedeutet Bürgschaft eines Staatsangehörigen für
einen Einwanderer. Aus diesem Grund war es für den
Emigranten von großem Nutzen, wenn er persönliche
Freunde besaß, die amerikanische Staatsbürger waren.
Häufig wurden Affidavits auch von den Hilfskomitees
selbst beschafft.
Das Affidavit of financial support sollte absichern, dass
der Einreisende niemals der öffentlichen Wohlfahrt
der Vereinigten Staaten zur Last fallen würde. Daher
musste ein amerikanischer Staatsbürger oder ein
bereits eingereister, gut situierter Emigrant für den
Antragsteller bürgen und seinen materiellen Status
offen legen.
Zeitweise wurde ein jährliches Mindesteinkommen
von $5 0 00 beim Bürgen vorausgesetzt - damals eine
beträchtliche Summe.
Das Affidavit of moral support galt als Ersatz für ein
polizeiliches Führungszeugnis. Mit dieser Erklärung,
die ein amerikanischer Bürger vor einem Notar abgeben
musste, bürgte er für die politische und moralische
Unbeflecktheit des Antragstellers.
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LITERATUR
BIOGRAFIEN
Foto: Dörthe Behnke, Marseille 2013
BÜCHER, AUS DENEN WIR IM EXILPLAN-BOOK ZITIEREN.
AUTOREN IN DER REIHENFOLGE IHRES ERSCHEINENS:
Varian Fry
Alfred Kantorowicz Ernst Erich Noth Auslieferung auf Verlangen,
Frankfurt am Main 1997
Exil in Frankreich, Bremen 1971
Erinnerungen eines Deutschen,
Hamburg-Düsseldorf 1971
2 6 11 | 12 | 14 32 | 33 I
3
17 4 4 22 5
28
8
23 48
Anna Seghers Ludwig Marcuse Transit, Berlin 1954
Hertha Pauli
Der Riß der Zeit geht durch mein Herz,
Wien-Hamburg 1970
2 5
27 9
42 – 43 M
Mein zwanzigstes Jahrhundert, München 1960
57 | 58
II Walter Mehring 51
Lisa Fittko Hermann Kesten Mein Weg über die Pyrenäen,
München 2004
11
40
6
32 7
Dichter im Café, München-Wien-Basel, 1959
II 38
51
Briefe aus der Mitternacht, Heidelberg 1971
2 12
Hans Sahl Das Exil im Exil, Hamburg 1994
2 13 3
Alfred Döblin Lion Feuchtwanger
Schicksalsreise. Bericht und Bekenntnis,
Olten 1980
Der Teufel in Frankreich, Berlin 1982
6
M 33
18
Maurice Lemoine Mary Jayne Gold Heinrich Mann Ein Zeitalter wird besichtigt, Berlin 1973
3
17 6
C 73*
North Side Story,
in: Marseille. Histoires de famille,
Revue Autrement n° 36, Paris 1989
Marseille année 40, Paris 2001
7
55
36*
32
Soma Morgenstern Daniel Bénédite Archiv des CAS
3
Flucht in Frankreich, Berlin 2000
7
* Übersetzung: Sabine Günther
37
18*
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31 BIOGRAPHISCHE ANMERKUNGEN
Lion Feuchtwanger
Lion Feuchtwanger (1884 – 1958), berühmter
deutscher Romanschriftsteller, ging 1933 ins
Exil nach Frankreich. Von 1933-39 wohnte
er zusammen mit seiner Frau Martha und
seiner Sekretärin Lola Humm-Sernau in
Sanary-sur-Mer Æ III .
Im September 1939 wurde er in der ehemaligen Ziegelei von Les Milles Æ IV interniert.
Im Sommer 1940 kam er mit Hilfe des amerikanischen Vize-Konsuls Hiram Bingham
aus dem Lager St. Nicolas frei und wurde
mehrere Wochen lang in Marseille versteckt.
Das Centre Américain de Secours unter
Varian Fry sorgte im Herbst 1940 für die
Ausreise und Emigration der Feuchtwangers
in die USA. Feuchtwangers Bericht Der
Teufel in Frankreich vollzieht die Jahre des
Exils in Sanary-sur-Mer und die mehrmalige
Internierung in Frankreich nach.
Varian Fry
Mit Unterstützung von Eleonore Roosevelt,
Thomas und Erika Mann u.a. wurde im Juni
1940 in New York die Fluchthilfeorganisation Emergency Rescue Committee
(ERC) gegründet. Bedrohten Schriftstellern,
Künstlern, Komponisten, Wissenschaftlern,
Journalisten und Politikern sollte zur Flucht
aus Frankreich in die USA verholfen werden.
Marseille war zu diesem Zeitpunkt der einzige
Ausreisehafen aus Frankreich; tausende von
Emigranten befanden sich in der Stadt und
wollten Frankreich so schnell wie möglich
verlassen, ehe die deutsche Armee auch den
südlichen Teil Frankreichs besetzen würde.
Das ERC beauftragte den 34-jährigen
Publizisten Varian Fry (1907 – 1967), vor Ort
Fluchthilfe zu leisten. Ab August 1940
konnten dank ihm und seinen Mitarbeitern
über zweitausend Künstler, Schriftsteller
und Politiker emigrieren. Darunter waren
unter anderem Hannah Arendt, André Breton,
Mac Chagall, Max Ernst, Marc Chagall, Lion
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Feuchtwanger, Arthur Koestler und Victor
Serge. Am 15. August 1941 wurde Varian
Fry von der Vichy-Regierung aus Frankreich
ausgewiesen, weil er, wie es offiziell hieß,
» Juden und Nazigegnern geholfen hatte «.
Varian Fry wurde 1966 in die französische
Ehrenlegion aufgenommen. In den USA
erhielt er 1991 die Eisenhower Liberation
Medal. Die Gedenkstätte Yad Vaschem ehrte
ihn 1996 mit einem Baum in der » Allee der
Gerechten der Völker «. Die Bundesrepublik
Deutschland würdigte Fry durch einen
Straßennamen in Berlin und durch eine
kleine Gedenktafel an der Bushaltestelle am
Potsdamer Platz. In Marseille wird an Varian
Fry mit einer Stele vor dem amerikanischen
Konsulat erinnert.
Seine Memoiren erschienen 1995 auf
deutsch unter dem Titel Auslieferung auf
Verlangen und 2008 in einer französischen
Neuübersetzung unter dem Titel » Livrer sur
demande… «.
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31 BIOGRAPHISCHE ANMERKUNGEN
Hans Natonek
Hans Natonek (1892 – 1963), Feuilletonist,
Kritiker, Schriftsteller. Er floh mit Hertha Pauli
und Walter Mehring im Juni 1940 aus Paris
und kam über Lourdes und Toulouse nach
Marseille. Ende August 1940 floh er mit Hilfe
des CAS über die Pyrenäen nach Spanien
und Portugal. Im Januar 1940 kam er auf dem
Flüchtlingsschiff Manhattan in New York an.
Freundschaft verbinden sollte. 1938 floh
sie nach Paris und schrieb von dort aus im
Juni 1940 zusammen mit Walter Mehring,
Ernst Weiss und Hans Natonek einen Brief
an Thomas Mann, mit der dringenden Bitte
um Hilfe für die in Frankreich festsitzenden
Exilanten.
Dieses
Schreiben
führte
zur Gründung des Emergency Rescue
Committee.
Hertha Pauli verließ als eine der ersten
Emigranten auf illegalem Wege Frankreich.
Ende August 1940 ging sie gemeinsam
mit Hans Natonek und der ehemaligen
Weltbühne-Mitarbeiterin Hilde Walter den
Weg über die Pyrenäen. Von Lissabon aus
erreichte sie am 12. September 1940 per
Schiff New Jersey.
Walter Mehring
Walter Mehring (1896 – 1981), ehemaliger
Dadaist, Mitarbeiter der Weltbühne und einer
der besten Texter der zwanziger Jahre. Er
emigrierte 1933 zunächst nach Wien, 1938
nach Paris. Beim Einmarsch der deutschen
Armee in Paris flüchtete er mit Hertha Pauli
nach Marseille. Am 3. Februar 1941 reiste er
auf der Wyoming aus Marseille in Richtung
Martinique-Miami ab.
Ernst Weiß
Ernst Weiß (1882 – 1940), Schriftsteller, ging
1933 ins Exil, zuerst nach Prag, dann nach
Paris. Er wurde von den Schriftstellern
Stefan Zweig und Thomas Mann finanziell
unterstützt. Er brachte sich am Tag des
Einmarsches der deutschen Truppen in Paris
um. Anna Seghers widmete ihm ihren Roman
Transit.
Hertha Pauli
Hertha Pauli (1909 – 1973), österreichische
Schauspielerin und Autorin. Sie lernte in
den dreißiger Jahren in Wien Walter Mehring
kennen, mit dem sie eine lebenslange
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31 BIOGRAPHISCHE ANMERKUNGEN
Lisa und Hans Fittko
Hans Sahl
Hans Sahl (1902 – 1983), eigtl. Hans Salomon;
Pseudonyme: Franz Floris, Peter Munk,
Salpeter, entstammte einer großbürgerlichen
jüdischen Familie. Er wuchs in Berlin auf
und machte sich dort nach dem Studium
in Breslau mit Literatur-, Theater- und
Filmkritiken für das Tage-Buch, den Berliner
Börsen-Courier und den Montag Morgen
sehr schnell einen Namen. Er wohnte damals
in der Künstlerkolonie Wilmersdorf. 1933 floh
Hans Sahl vor den Nationalsozialisten über
Prag und Zürich nach Paris, wo er gefangen
genommen und in Südfrankreich im Lager
Le Ruchard interniert wurde. Es gelang
ihm die Flucht nach Marseille und - dank
Varian Frys Emergency Rescue Committee
– über Lissabon in die Vereinigten Staaten.
Hans Sahl verarbeitete diese Erfahrungen
später in seinem autobiografischen Roman
Die Wenigen und die Vielen (1959) und setzte
damit Varian Fry und seinem Hilfskomitee
ein literarisches Denkmal.
Mary Jayne Gold
Lisa Fittko (1909 – 2005) und Hans Fittko
(1903 – 1960)
kundschafteten
in
Frys
Auftrag die F-Route über die Pyrenäen zur
französisch-spanischen Grenze in Port-Bou
aus, die über 300 Flüchtlinge beschritten.
Mary Jayne Gold (1909 – 1997), eine reiche
Amerikanerin, spendete Geld und fand für
Fry die Villa Air Bel im östlichen Randbezirk
La Pomme, wo er sich am Wochenende
erholen konnte.
Sie entstammte einer reichen amerikanischen Familie. Ihre Jugend verbrachte sie
in Europa, entschied sich aber im August
1940 in Marseille, dem CAS beizutreten und
sich aktiv an der Rettungsarbeit des FryKomitees zu beteiligen.
Sie trug zum Erfolg vieler Rettungsaktionen
durch hohe Geldspenden bei. Im Herbst
1941 kehrte sie, nachdem Varian Fry
aus Frankreich ausgewiesen worden
war, in die USA zurück. Dort blieb sie
mit Varian Fry weiterhin in Kontakt. 2001
erschien, auf englisch und französisch, ihr
Erinnerungsbuch Marseille année 40.
Daniel Bénédite
Daniel Bénédite (1912 – 1990) gehörte ab
November 1940 als Geschäftsführer des CAS
zum engsten Mitarbeiter- und Freundeskreis
von Varian Fry. Er besorgte leere Pässe auf
dem Schwarzmarkt, die er zum Fälschen an
den Zeichner Bil Spira weitergab.
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31 BIOGRAPHISCHE ANMERKUNGEN
Heinrich Mann
Heinrich Mann (1871 – 1950), Schriftsteller,
wurde 1933 gezwungen, aus der Preussischen
Akademie der Künste auszutreten und wurde
aus Deutschland ausgebürgert. Im Pariser
Exil nahm er die tschechische Staatsbürgerschaft an. 1940 konnte er, zusammen mit
seiner Frau Nelly und dem Neffen Golo Mann
mit Varian Frys Hilfe aus Frankreich in die
USA fliehen.
Golo Mann
Rudolf Hilferding
Golo Mann (1909 – 1994), Historiker und
Schriftsteller, drittes Kind von Thomas Mann,
lebte ab 1933 in der Schweiz und in Frankreich.
1936 wurde der Familie Mann die deutsche
Staatsbürgerschaft aberkannt. 1940 schloss
sich Golo Mann als Kriegsfreiwilliger einer
tschechischen Einheit in Frankreich an, wurde
jedoch bald in Les Milles Æ IV interniert.
Durch die Intervention von Varian Fry kam er
frei und trat im September 1940 zusammen
mit seinem Onkel Heinrich Mann und dessen
Frau Nelly die Flucht über die Pyrenäen an.
Einen Monat später erreichten sie auf dem
Schiff Nea Hellas New York.
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Rudolf Hilferding (1877 – 1941) war 1923
und 1928 Reichsfinanzminister. 1933 floh
er zuerst nach Zürich, dann nach Prag und
Paris, 1940 nach Marseille. Nach Ablehnung
seines Asylantrags in der Schweiz fürchtete
er sich, Frankreich illegal zu verlassen. Im
Februar 1941 wurde er verhaftet und an die
Gestapo ausgeliefert. Einige Tage später
starb er im Pariser Gefängnis Santé.
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31 BIOGRAPHISCHE ANMERKUNGEN
Rudolf Breitscheid
Rudolf Breitscheid (1875 – 1944) war ab
1928 Vorsitzender der sozialdemokratischen
Reichstagsfraktion. 1933 floh er mit seiner
Ehefrau nach Paris, 1940 nach Marseille. Die
Schweiz lehnte seinen Antrag auf politisches
Asyl ab. Breitscheid wollte Frankreich jedoch
nicht illegal verlassen und schlug deshalb
die Hilfe von Varian Fry aus. Im Februar 1941
wurde er zusammen mit Rudolf Hilferding
von der französischen Polizei verhaftet und
an die Gestapo ausgeliefert. 1944 kam er im
KZ Buchenwald ums Leben.
Carbone und Spirito inspirierten Eugène
Saccomano, dessen Buch Banditen in
Marseille 1970 von Jacques Deray unter
dem Titel Borsalino, mit Alain Delon alias
Roch Siffredi und Jean-Paul Belmondo alias
François Capella in den Hauptrollen, verfilmt
wurde.
Carbone und Spirito
Paul Carbone (1894 – 1943) und François
Spirito (1900 – 1967) legten in den zwanziger
Jahren mit dem Import von Opium und dessen
Weiterverarbeitung zu Heroin den Grundstein
für ihr Mafiaimperium, der sogenannten
French Connection. Durch den Heroin-Export
nach Amerika binnen kurzem steinreich
geworden, bauten die Gangsterbosse in
Marseille ihren Machtbereich derart aus,
dass neben den üblichen Geschäften mit
Prostitution, Schwarzhandel und Diebstahl
auch eine enge Zusammenarbeit mit den
korsischen Brüdern in der Politik begann. Im
Frühjahr 1939 wurde Marseille für unregierbar erklärt und an die Stelle des Bürgermeisters ein staatlicher Verwalter gesetzt.
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Bil Spira
Bil Spira (1913 – 1999), österreichischer
Zeichner. Er emigrierte 1938 nach Paris und
nannte sich Willy Freier. Ab 1940 in Marseille,
trat er als Pass- und Dokumentenfälscher
in Frys Dienste. Von einem Doppelagenten
namens Drach denunziert, trat Spira im
November 1940 die Reise in die Hölle
deutscher Vernichtungslager an: Auschwitz,
Buchenwald, Teresienstadt. Im Mai 1945
wird er von russischen Soldaten befreit.
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31 BIOGRAPHISCHE ANMERKUNGEN
Anna Seghers
Die Erzählerin Anna Seghers (als Netty
Reilung 1900 in Mainz geboren), floh
1933 aus Deutschland und lebte sieben
Jahre mit ihrer Familie im Pariser Exil. Ihr
Ehemann, der ungarische KPD-Funktionär
und
Wirtschaftswissenschaftler
László
Radványi – ab 1925 nannte er sich JohannLorenz Schmidt – leitete bis zu Beginn des 2.
Weltkriegs die von ihm mitbegründete Freie
Deutsche Hochschule in Paris. Im Januar
1940 in Paris verhaftet, kam er zuerst ins
Internierungslager Le Vernet, dann nach Les
Milles Æ IV . Nach knapp drei Monaten Transit
in Marseille konnte Anna Seghers mit ihrer
Familie Ende März 1941 den Frachtdampfer
Capitaine-Paul-Lemerle besteigen, auf dem
sich etwa 350 Emigranten, davon 50 Klienten
des Fry-Komitees, befanden. Über Oran,
Casablanca, Martinique und New York
erreichte die Familie von Anna Seghers Mitte
1941 Mexiko.
Alfred Kantorowicz
Alma Mahler Werfel und Franz Werfel
Alfred Kantorowicz
(1899 – 1979), Jurist,
Journalist und Kritiker. 1933 emigrierte er
nach Frankreich und wurde ausgebürgert.
Nach seiner Internierung im Lager Les Milles
Æ IV wohnte er ab Januar 1941 in der Feuchtwanger-Villa Valmer in Sanary-sur-Mer Æ III ,
dann in der ehemaligen Wohnung von
Franz und Helen Hessel. Friedel und Alfred
Kantorowicz hielten sich ab Juni 1940 in
Marseille auf und konnten im März 1941 in
die USA ausreisen.
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Alma Mahler-Werfel (1879 – 1964), Komponistin und Wiener Salondame.
Nachdem sie mit Gustav Mahler und Walter
Gropius verheiratet war, lernte sie 1917 den
11 Jahre jüngeren Schriftsteller Franz Werfel
kennen, den sie ebenfalls heiratete und mit
dem sie 1938 nach Frankreich ins Exil ging.
Franz Werfel (1890 – 1945), österreichischer
Schriftsteller. 1933 wurden seine Bücher
verbrannt. Von 1935 bis 1937 lebte er in den
USA, dann emigrierte er zusammen mit seiner
Ehefrau Alma Mahler-Werfel nach Frankreich.
Da in Marseille im September 1940 keine
Ausreiseerlaubnis aus Frankreich erwirkt
werden konnte, trat das Ehepaar Werfel Mitte
September, gemeinsam mit Heinrich, Nelly
und Golo Mann den illegalen Weg über die
Pyrenäen an. Während ein Mitarbeiter des
CAS die Gruppe begleitete, fuhr Varian Fry
die 12 Koffer der Werfels zum Grenzposten.
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31 BIOGRAPHISCHE ANMERKUNGEN
Alfred Döblin
Alfred Döblin (1878 – 1957), Arzt und
Schriftsteller. Sein 1929 veröffentlichter
Roman Berlin Alexanderplatz wurde zu
einem Welterfolg. 1933 emigrierte er zunächst in die Schweiz, dann nach Frankreich.
Im Sommer 1940 floh er mit seiner Frau und
dem jüngsten Sohn von Paris nach Marseille
und bekam auf märchenhafte Weise das
Geld für die Schiffsreise von Lissabon
nach Amerika von einem ihm unbekannten
französischen Beamten geschenkt.
Walter Benjamin
Hannah Arendt
Walter Benjamin (1892-1940), Kulturhistoriker
und –theoretiker, emigrierte 1933 nach Paris.
In den 20er Jahren war er mehrmals in
Marseille gewesen und stand in Kontakt
mit den Cahiers du Sud. Zu Beginn des 2.
Weltkriegs wurde er mehrmals interniert. Im
August 1940 kam er nach Marseille, um sein
amerikanisches Einreisevisum in Empfang
zu nehmen. Der illegale Grenzübertritt nach
Spanien scheiterte im September; daraufhin
nahm sich Walter Benjamin im Grenzort
Portbou das Leben.
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Hannah Arendt (1906 – 1975), politische
Theoretikerin und Publizistin. Sie emigrierte
1933 nach Paris, wo sie 1936 Heinrich Blücher
kennenlernte. Zu dessen Freundeskreis
gehörten Walter Benjamin und der Nervenarzt Fritz Fränkel. Hannah Arendt unterstützte Walter Benjamin in der Pariser Zeit
finanziell und nahm später in Marseille
wichtige Manuskripte von ihm an sich.
Zusammen mit ihrem zweiten Ehemann
Heinrich Blücher und ihrer Mutter konnte sie
im April 1941 in die USA emigrieren.
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31 BIOGRAPHISCHE ANMERKUNGEN
Soma Morgenstern
Soma Morgenstern (1890 – 1976), Schriftsteller und Kulturkorrespondent für führende
deutsche Tageszeitungen. Er stammte, wie
sein Freund Joseph Roth, aus Ostgalizien.
Er floh 1938 aus Wien nach Paris. Im Krieg
wurde er mehrmals interniert und erreichte
im Juli 1940 Marseille. Dort wohnte er im
Hotel Aumage, Rue du relais 3 Æ 5 . Im
Februar 1941 gelang ihm mit Hilfe des CAS
die Abreise aus Marseille. Im April 1941 kam
er in New York an. Er überlebte als einziger
seiner Familie den Holocaust.
Siegfried Krakauer
Ludwig Marcuse
Siegfried Krakauer (1893 – 1966), Architekt,
Publizist, Soziologe. Er emigrierte mit seiner
Frau Lili Krakauer 1933 nach Paris. Im Juni
1940 flohen sie nach Marseille, wo Siegfried
Krakauer an einer Theorie des Films
weiterarbeitete. Nachdem im September
1940 ein Fluchtversuch über die Pyrenäen
scheiterte, flüchteten sie im Februar
1941 über Spanien nach Lissabon. Ende
April 1941 erreichten sie New York.
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Ludwig Marcuse (1894 – 1971), Philosoph
und Schriftsteller. Er emigrierte 1933 aus
Deutschland und wohnte bis 1939 in Sanarysur-Mer Æ III . Im selben Jahr gelang ihm die
Flucht in die USA.
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31 BIOGRAPHISCHE ANMERKUNGEN
André Breton
André Breton (1896 – 1966), Dichter und
Papst der surrealistischen Bewegung.
Linksrevolutionärer Intellektueller, der in der
Zeit des Vichy-Regimes auf dem Index stand.
Nach symbolistischen und dadaistischen
Anfängen veröffentlichte Breton 1924 das
erste Manifest des Surrealismus und bildete
eine Künstlergruppe, zu der u.a. Paul Eluard,
Louis Aragon, Antonin Artaud, Georges
Bataille, Max Ernst, Oscar Dominguez,
Hans Bellmer, Salvador Dali gehörten. 1934
heiratete Breton die Malerin Jacqueline
Lamba. Mit ihr und der gemeinsamen Tochter
Aube wohnte er 1940 in Marseille in der Villa
Air-Bel und emigrierte an Bord des Frachters
Capitaine Paul Lemerle im Frühjahr 1941
über die Antillen in die USA.
Jean Ballard
Simone Weil
Jean Ballard (1893 – 1973), Eichmeister auf
dem Marseiller Großmarkt, gründete 1913 in
Marseille zusammen mit Marcel Pagnol die
Literaturzeitschrift Fortunio, aus der 1924
Les Cahiers du Sud wurde. Ballard brachte
in den zwanziger Jahren die ersten Schriften
der Surrealisten heraus. Die Revue blieb
ihnen und den vielen anderen Künstlern,
die auf der Flucht nach Marseille kamen,
treu und veröffentlichte ihre Schriften trotz
Papiermangel und Zensur weiter.
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Simone Weil (1909 – 1943), Philosophin,
hielt sich mit ihren Eltern ab Sommer 1940
zwanzig Monate lang in Marseille auf.
1942 bestieg sie das vorletzte Schiff, das
vor dem Einmarsch der deutschen Armee in
Marseille nach Amerika abfuhr. Neben ihrer
antifaschistischen Untergrundarbeit und der
Mitarbeit im Fry-Komitee schrieb Simone
Weil in Marseille 11 ihrer berühmten Cahiers
und brachte eine Sondernummer der Cahiers
du Sud über die okzitanische Geschichte,
Kultur und Sprache heraus. Nach einem
kurzen Aufenthalt in den USA ging sie nach
Europa zurück, um sich in England der
Befreiungsarmee unter Charles de Gaulle
anzuschließen. Sie starb an willentlicher
Unterernährung.
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LIEBER IN
DER
ALS IM EXIL.
WE LT
Seit 26 Jahrhunderten lebt diese rebellische
Stadt zwischen den Polen Wohlstand und
Desillusionierung. Ein außergewöhnliches
Beispiel für die Beständigkeit des Vorübergehenden. Von der Geschichte des Transits,
der Migration, des Hin und Her und der
Vermischung gezeichnet. In dieser Stadt
schreibt sich der Reisende in eine uralte
Geschichte des Exils ein und lebt zwischen
Welten und Kulturen. An diesem immer noch
geheimnisvollen und unübersichtlichen Ort,
der Brücken zwischen Europa, Amerika und
Afrika schlägt, wollen wir die Spuren der Zeit
sichern. Sie zeigen sich hier nicht an Gebäuden
oder Denkmälern, sondern in den Augen derer,
die durch Marseille hindurchgegangen sind.
EXILPLAN
CHRONIK
Die erste Station ist immer Marseille, ein
die Canebière. Die strahlende Sonne wärmte
ziemlich bedeutender Hafen am anderen Ufer
ihm den Leib, die Sterne glichen denen
des Mittelmeers. Er fand hier niemanden,
da drüben, wo er herkam. Und da fühlte
kannte niemanden und niemand kannte ihn.
er sich endlich angekommen. Er machte
Nein, sagte er sich, ich muss meinen Weg
Zufallsbekanntschaften von Männern, die,
fortsetzen. Er nahm also Kurs auf Grenoble,
wie er, arabisch sprachen. Er tauschte mit
wo er auf die Hilfe entfernter Bekannter
ihnen Neuigkeiten aus seiner Heimat aus.
hoffte. Dort überall Schnee, und deshalb
Er ging nun auch in arabische Geschäfte,
hielt es ihn nur für kurze Zeit in diesem
in arabische Cafés und machte sich mit
merkwürdigen
Die
allem Arabischen bekannt. Seine Stimmung
weiße Saison war noch nicht vorbei, als er
wurde besser, er erholte sich von seinen
Mourhad, seinem neuen Freund, erklärte: ich
Depressionen. Und diese noble Unbekannte,
gehe nach Marseille zurück, und zwar heute
mit dem sanften Namen Marseille, hatte ihren
noch. Und dieses zweite Mal entdeckte er
Teil daran.
winterkalten
Gebirge.
S
eit 2007 beschäftigen wir uns im
Rahmen des deutsch-französischen
Multimediaprojekts EXILPLAN in Marseille
nicht nur mit der Erinnerung an das Exil der
in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts
aus Deutschland vertriebenen Künstler
und Intellektuellen. Von dieser Geschichte
ausgehend fragen wir uns, was es heute
für zahlreiche Menschen bedeutet, ihre
Heimat freiwillig oder gezwungenermaßen zu
verlassen und gehen ihrem Leben in Marseille
auf die Spur.
Æ Migreurop – Observatoire des frontières
Maurice Lemoine
North Side Story
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Europäisches und afrikanisches Netzwerk, in dem sich
Aktivisten und Soziologen dafür einsetzen, den fortschreitenden und von der EU gezielt geförderten Ausschluss
von Ausländern sowie die Ausweitung des Lagersystems
bekannt zu machen und etwas dagegen zu unternehmen.
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CHRONIK DES KUNSTPROJEKTS EXILPLAN
2007 – 2013
SOMMER 2007
APRIL / JUNI 2008
Deutsche und französische Jugendliche gingen zum
Abschluss eines EXILPLAN-Workshops in Marseille erstmals
auf die Straße und traten mit Passanten im Belsunce-Viertel
in einen spielerischen Dialog über die Herkunft von Wörtern,
Dingen und Menschen.
Im Mittelpunkt des fünftägigen Workshops in Marseille, an dem über 20 deutsche und französische
Jugendliche (Schüler/innen und Student/innen) und
junge Künstler/innen teilnahmen, stand die Realisierung
mehrerer künstlerischer Straßenaktionen. Weiterhin entstanden Foto- und Videoinstallationen, Objekt-Bücher,
imaginäre Stadtpläne, ein Kartenspiel, Exil-Koffer und Texte,
die im Juni 2008 in Hamburg ausgestellt wurden.
Æ Video der Aktion
Æ Videos I – V
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FEBRUAR 2009
10 französische Jugendliche und KünstlerInnen trafen
sich mit Schüler/innen und Künstler/innen in Berlin. Neben
zahlreichen Begegnungen der französischen Jugendlichen
mit ihren Berliner Korrespondenten stand die gemeinsame
kreative Auseinandersetzung mit den Themen Exil, Aus- und
Einwanderung, Leben in der Fremde im Vordergrund. Es
wurden in Berlin unter anderem die Spuren des französischen
Einwanderers und deutschsprachigen Dichters Adelbert
von Chamisso, der Revolutionäre Rosa Luxemburg und Karl
Liebknecht, der Kreuzberger Jugend- und Kulturszene, der
Mauer und der Stolpersteine gesichert.
Im Februar 2009 zeichnete Radio Grenouille den
Æ Exil-Rundgang mit Sabine Günther auf.
Æ Video
Æ www.tell-me-tours.com
JULI 2009
Deutsche und französische Jugendliche nahmen in Marseille
an einem EXILPLAN-Workshop teil, in dem es vorrangig ums
Fotografieren der letzten noch vorhandenen Einwandererhotels
im Belsunce-Viertel, ums literarische Porträtieren und ums
Fotografieren von Graffitis und Pochoirs ging. Am letzten
Tag des Workshops diskutierten wir mit Jessica Cohen
(damals Koordinatorin der Stolpersteinverlegungen in
Frankreich) über unser Projekt einer Stolpersteinverlegung
in Marseille und führten am Bahnhof Saint Charles ein
Happening mit Pochoirs berühmter Exilanten und
selbstgebastelten Bild-/Texttafeln durch, die wir anschließend als » Sandwichmen « durch die Innenstadt trugen.
Æ Fotogalerie
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Weitere Highlights der Workshopwoche waren die
Begegnung mit dem Performance-Künstler und Dichter
Julien Blaine im Musée d’Art Contemporain und die
Einweihung einer interaktiven Schnitzeljagd in Sanary-surMer Æ III zu den Häusern der Exilschriftsteller.
Æ OKTOBER 2009
Im Rahmen unseres zusammen mit La Ménagerie initiierten
deutsch-französischen Theaterpojekts Entre 2 chaises /
Zwischen 2 Stühlen fand in Marseille eine deutschfranzösische Theaterschreibwerkstatt statt. Sechs gerade in
Marseille angekommene Jugendliche und sieben deutsche
Jugendliche mit Migrationshintergrund schrieben gemeinsam
Texte über ihre zwischen-kulturellen Erfahrungen. Daraus ging
der Theatertext Entre 2 chaises von Marine Vassort hervor, der
im Juli 2010 von der Theatertruppe La Ménagerie im Centre
Français in Berlin uraufgeführt wurde.
Æ Æ Video
Æ Buch
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FEBRUAR 2010 UND FEBRUAR 2013
Wir führten in Marseille im Rahmen
des Grundtvig-Europaprogramms
für lebenslanges Lernen ThemenWerkstätten zur künstlerischen
Bearbeitung des Exilthemas durch.
JULI 2010
Zwanzig junge Erwachsene aus Deutschland und Frankreich
setzten sich in Marseille mit imaginären Karten und der
multimedialen Darstellung von Tagesereignissen und
Geschichte auseinander. Zum Abschluss des Workshops
wurden unter dem Titel Ma pierre dans le Panier die ersten
Stolpersteine in Frankreich als Kunstaktion » verlegt «.
Æ Materialmappe des Grundtvig-Ateliers 2010 und
Æ Materialmappe 2013
Happening La Ligne jaune,
Æ unter Leitung von Antonella Fiori, 2010
Video
Videos
Æ Passage & Co. – Abendshow
Æ Lesung von Workshoptexten
Interview mit der Autorin Marine Vassort
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JUNI / SEPTEMBER 2011 / JUNI 2012
Begegnung mit Damien
Taillard, der Schallplatten
mit Musik aus dem
Belsunce-Viertel sammelt.
Schüler/innen aus Hamburg und Berlin, Student/innen aus Berlin
nahmen in Marseille an deutsch-französischen EXILPLANWorkshops teil, in denen der künstlerische Ansatz des Projekts
mit Unterstützung von Künstler/innen weiterentwickelt wurde.
Æ Phocéephone
2013
Das Jahr der europäischen Kulturhauptstadt MarseilleProvence bot die Gelegenheit, das Exilplan-Projekt zahlreichen
Marseille-Besuchern aus dem In- und Ausland im Rahmen
der von Sabine Günther angebotenen Literaturrundgänge
vorzustellen.
Im Oktober 2013 erarbeiteten wir eine interaktive Projektdokumentation in Form eines eBooks, mit dem das sechsjährige künstlerische Experiment einer deutsch-französischen
Auseinandersetzung mit den Themen Exil und Migration zu
seinem vorläufigen Abschluss kam.
unten: Gespräch mit Ulrich
Fuchs, dem künstlerischen
Direktor der europäischen
Kultur-hauptstadt MarseilleProvence 2013
Æ Foto/Text-Dokumentation zur Projektgeschichte
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DAS HERAUSGEBER-KOLLEKTIV STELLT SICH VOR
Das vorliegende eBook zum EXILPLAN-Projekt entstand im Oktober 2013 in Marseille. Es wurde von
Sabine Günther inhaltlich konzipiert, von Oliver Schmoi
graphisch umgesetzt und von Sarah Raquillet ins
Französische übersetzt.
Sabine Günther
Marseille/Berlin
Autorin, Literaturkritikerin, Kulturmanagerin
Sabine Günther ist Projektverantwortliche des seit 1996
in Marseille ansässigen Vereins für deutsch-französischen
Kulturaustausch Passage & Co. Im Namen des Vereins
initiiert und leitet sie Künstlerprojekte (Nord-Süd-Passage,
Exilplan), deutsch-französische Kreativwerkstätten, europäische
Weiterbildungsseminare,
Kulturreisen
und
literarische Rundgänge.
Sarah Raquillet
Berlin
Kulturmanagerin, Übersetzerin
Sarah Raquillet arbeitet seit September 2012 als
Kulturmanagerin und Übersetzerin in Berlin. Seit Juli 2013
betreut sie die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins Passage & Co.
in Berlin. Sie nahm an der Vorbereitung des Exilplan-Projekts
teil und übersetzte das eBook ins Französische.
Oliver Schmoi
Berlin
Grafikdesigner
Oliver Schmoi studiert Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Potsdam. Er gestaltete das eBook.
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IMPRESSUM
EXILPLAN – projekteigene Fotos und Videos
Die Fotos Æ Flickr und Videos Æ Vimeo aus dem EXILPLANProjekt sind in Web-Sammlungen zusammengefasst.
Quellen des Fotomaterials
Die Fotos zur Illustration stammen aus öffentlich
zugänglichen Fotoarchiven im Internet. Die Benutzung des
aus dem Internet stammenden Fotomaterials dient keinem
kommerziellen Zweck.
Passage & Co.
Sabine Günther / Projektleitung
109, Chemin de la Porte rouge
F – 13530 TRETS
Tel.
0033 (0) 4 42 29 34 05
E-Mailpassage.co@gmail.com
Das eBook wurde im Auftrag von Passage & Co. im OktoberNovember 2013 in Marseille und Berlin in deutscher und
französischer Sprache hergestellt und auf der Webseite
Æ www.exilplan.com veröffentlicht.
Der Inhalt des als pdf-Datei lesbaren eBooks ist
urheberrechtlich geschützt. Das Herunterladen des eBooks
ist nur auf Anfrage möglich.
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DANKSAGUNGEN
Am
deutsch-französischen
Kunstprojekt
EXILPLAN
arbeiteten zwischen 2007 und 2013 über 150 deutsche
und französische Jugendliche, junge Erwachsene und
Künstler/innen mit. Die Workshopteilnehmer/innen trugen
mit Fotos, Filmen, Karten, Texten, Kunstobjekten und
Straßenaktionen nicht nur zum Gelingen des Projekts bei,
sondern waren auch dessen Haupt-Akteure. Wir bedanken
uns besonders beim Hamburger Waldörfer Gymnasium
für die mehrjährige fruchtbare Zusammenarbeit, die zu
Projektpräsentationen und Workshops in Hamburg und
Berlin führte. Weiterhin arbeiteten wir mit der KöniginLuise-Stiftung, dem Werner-von-Siemens-Gymnasium, der
Leibniz-Schule und der Beethoven-Schule in Berlin, dem
Fachbereich für Europäische Ethnologie an der Berliner
Humboldt-Universität und dem Germanistischen Institut der
Universität Aix-Marseille zusammen.
Zahlreiche Künstler/innen folgten unserer Einladung
und gestalteten Workshops, aus denen teilweise eigene
künstlerische Arbeiten hervorgingen:
Pilar Arcilar, Eric Cartier, Antonella Fiori, Dorothée Volut,
Marine Vassort, Nicolas Facenda, Paula Bonneaud,
Gesa Matthies, Michèle Sainte-Beuve, Marc Seestaedt,
Stéphanie Marini, Clément Carvin, Catherine Ricoul,
Fleur Duverney-Prêt, Damien Taillard, Valérie Mitard,
Martin Flament, Guillaume l’Hôte, Marie Rotkopf,
Guillaume Fayard
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DANKSAGUNGEN
Das EXILPLAN-Projekt wäre ohne die tatkräftige
Unterstützung zahlreicher Praktikant/innen nicht denkbar
gewesen:
Nina Pollard, Aïda Benhadid, Tugba Ural, Rebecca
Dovergne, Benedikt Frantz, Mieke Timm, Lara Samuel,
Lina Pelz, Kerstin Pätzold, Dana Lupu, Thea Göhring,
Laurianne Gobillard, Martina Arnold, Levent Özdil, Nicola
Martin, Sabine Ohlenbusch, Veronika Metzger, Jérôme
Babize, Camille Saraben
Wir bedanken uns für die großzügige finanzielle Unterstützung, die wir ab 2007 kontinuierlich vom DeutschFranzösischen Jugendwerk erhielten!
Weiterhin wurden wir unterstützt von der Robert-BoschStiftung, der Alfred Toepfer Stiftung und der Europäischen
Kommission im Rahmen des Grundtvig-Programms für
lebenslanges Lernen. Für die kollektive Erarbeitung des
Theatertextes Entre 2 chaises erhielten wir finanzielle
Unterstützung von Seiten der Direction Régionale des
Affaires culturelles PACA, im Rahmen des Programms
Identités Parcours & Mémoire (IPM, Marseille).
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