Behindertenbegleithund und Clickertraining
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Behindertenbegleithund und Clickertraining
Behindertenbegleithund und Clickertraining von Liane Thiemann veröffentlicht im HANDICAPPED-Kurier Nr. 6/2000 Als ich krank wurde, hätte ich mir nie vorstellen können, welchen Umfang meine Hunde-Leidenschaft einmal annehmen würde. Es ist alles nur vorübergehend, dachte ich am Anfang., das war im Sommer 1995..... Aber dann kam der Punkt, an dem ich mir eingestehen mußte, daß ich für immer behindert sein werde und auch nie mehr so richtig gehen könnte. Nachdem ich einen Großteil des Umdenkungsprozesses zugelassen hatte, stellte sich mir die Frage: Und was jetzt? Hunde waren schon immer meine große Leidenschaft und ich hatte zu der Zeit einen, damals 2jährigen Rauhhaardackel, namens Felix. Die Beschäftigung mit ihm war immer etwas ganz besonderes für mich gewesen und ich liebte die langen Spaziergänge mit ihm. Nun war das alles plötzlich nicht mehr möglich und weil der Hund so klein war, kam ich auch kaum noch an ihn heran. Ich mußte mich schon auf alle Viere begeben, um mit ihm Körperkontakt aufzunehmen. Außerdem fehlte mir, dass ich mich nun nicht mehr so ausgiebig wie früher mit Felix beschäftigen konnte. Ich suchte immer nach einer Möglichkeit, wie ich das wieder ändern könnte. Als ich dann mehrere Male, bis zu einigen Stunden, hilflos an einem Fleck verweilen mußte, teilweise auch im kalten Keller, wuchs der Wunsch nach einem Behinderten-Begleithund. Immer wieder, wenn die Beine versagten, träumte ich von einem Behindertenbegleithund. Wie schön wäre es jetzt solch einen Hund zu haben, der mir in dieser Situation das Telefon bringen könnte, damit ich Hilfe herbeirufen kann. Oder der vielleicht sogar selbst Hilfe holen kann. Im April 1998 nahm dieser Wunsch immer realere Formen an. Ich fing an mich zu erkundigen und hatte mir auch schon eine Rasse ausgeguckt. Der Gedanke, dass Felix mir eine Hilfe sein könnte ist mir, auf Grund seiner Größe, nie gekommen. Die ersten Riesenprobleme gab es, weil die Züchter sehr große Bedenken hatten, einem/r Behinderten einen Hund zu geben. Schließlich könnte der sich ja gar nicht richtig um den Hund kümmern.. und...und... und ...!! Am Anfang habe ich mich immer sehr davon beeindrucken lassen, später nicht mehr. Da hatte ich ja auch immer mehr hinter die Kulissen geschaut und mir war klar, dass ein Hund bei mir erheblich mehr Zuwendung, Zeit und auch Auslauf/Beschäftigung bekommen würde, als bei so manchem Züchter. Ganz zu schweigen von der artgerechten Haltung. Einen fertig ausgebildeten Hund würde ich mir nie leisten können, denn er ist nicht als Hilfsmittel anerkannt und im Gegensatz zum Blindenführhund muß man, meines Wissens, die Summen von 25.000-30.000 DM selbst aufbringen. Außerdem wollte ich möglichst viel selbst machen. Aber wie?? Clickertraining: Das erwünschte Verhalten wird belohnt, das Unerwünschte wird ignoriert. Zur gleichen Zeit hörte ich zum ersten Mal etwas vom Clickertraining. Clickern? Was soll das denn sein? Das was mir am intensivsten im Kopf haften blieb, war: Das erwünschte Verhalten wird belohnt, das Unerwünschte wird ignoriert. Der erste Teil hörte sich gut an, aber der zweite? Wie soll man denn ignorieren, wenn der Hund die Schuhe zerkaut oder Essen vom Tisch klaut? Ich war skeptisch, aber auch sehr, sehr neugierig geworden. Noch am gleichen Tag, gab ich den Namen, der mir in diesem Zusammenhang genannt wurde in die Suchmaschine im Internet ein. Es war der Name Dr. Martin Pietralla. Ich wurde auch fündig und gelangte in das Clicker Forum der YorkieHomepage. Dort konnte ich viel über das Clickern erfahren und auch Kontakt zu Leuten knüpfen, die mit dem Clicker arbeiteten und schon Erfahrung hatten. Sie gaben mir Rat und Auskunft. Es gab zu dieser Zeit noch keine deutsche Literatur über das Clickertraining und man musste sich schon persönlich austauschen oder in Hundezeitschriften lesen. Da gab es ab und an mal einen Artikel dazu. Zur Zeit gibt es auf dem Markt drei deutschsprachige Bücher zum Thema "Clickertraining". Einige von den Leuten aus dem Forum sind mir auch heute noch eine große Hilfe und es haben sich sogar richtige Freundschaften entwickelt. Am Anfang habe ich mich nicht getraut, etwas zu fragen, weil ich dachte, wen interessiert schon die Problematik einer Behinderten, bei der Ausbildung ihres Hundes. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich eine Meldung von Klaus las, der auch behindert ist. Das brach das Eis und auch das Schweigen und ich klinkte mich ein. Ich habe sehr schnell erkannt, welches Potential in dieser Ausbildungsmethode steckt. Vor allem auch für Leute mit einer Behinderung, weil man kaum körperlichen Einsatz benötigt. Dadurch wird es möglich, vieles selbst mit seinem Hund zu erarbeiten. Sei es das große Ziel Behindertenbegleithund, Hundesport oder einfach nur die Grunderziehung zum gehorsamen Hausgenossen. Was ist nun eigentlich Clickertraining? Clickertraining ist auch unter dem Begriff "Click & Treat" was soviel heißt wie Click und Leckerchen bekannt. Die Methode wird für die Ausbildung von Tieren, in unserem Fall, unserer Hunde, genutzt. Dieselben Regeln gelten aber für alle Wirbeltiere. Das Clickertraining wird in der ganzen Welt erfolgreich angewandt. (Elefanten, Eisbär, Affen alle möglichen Wirbeltiere und Meeressäuger). Das Training beruht auf positiver Verstärkung auf der Basis der operanten Konditionierung. Der Hund wird auf den Clicker konditioniert und mit ihm können wir ihm zielgerichtet und zeitgenau sagen, welches Verhalten erwünscht ist. Der Hund lernt durch Versuch und Irrtum und das in entspannter Atmosphäre. Das erleichtert das Lernen, bzw. ermöglicht erst effektives Lernen und verbessert die Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Enya nach dem Einkaufen mit Packtaschen Ein Clicker ist ein kleiner Gegenstand, eine Art stabiler Knackfrosch, mit dem man ein Geräusch erzeugen kann, das sich anhört wie Click-Clack. Natürlich würde auch jedes andere "Werkzeug" Verwendung finden können, z.B. eine Pfeife, eine Trommel oder sonstiges. Nur hat der Clicker sich bewährt, das Geräusch kommt nicht im Alltag vor, er ist klein, leicht handlich und kann eigentlich immer dabei sein. Faszinierende Erfolge mit Clicker: Felix, der inzwischen fünf Jahre alt war, wurde mein Übungshund. Mit ihm wollte ich erste Erfahrungen sammeln. Es war einfach überwältigend und faszinierend. Manchmal konnte ich es selbst kaum glauben, was ich da erlebte. Ich habe es in fünf Jahren nicht geschafft, Felix zum Apportieren zu bringen. Egal womit und wie ich es versucht hatte und nun, nach nicht mal drei Wochen, apportierte er mit wachsender Begeisterung. Wenn ich mal nicht zum Clicker gegriffen habe, um mit ihm zu üben, forderte er es beharrlich ein. Niemals vorher hat Felix mit "Freude" Platz gemacht, obwohl er nie mit harten Methoden, erzogen wurde. Jetzt schien es, als hätte ich einen anderen Hund. Vielleicht hatte aber auch der Hund eine andere Besitzerin? Felix hebt mir inzwischen Gegenstände (z.B. Stifte, Socken, Verpackungen u.ä.) auf und gibt es mir in die Hand. Seine Angst vor den großen Rädern des Rollstuhls hat er auch überwunden, so daß er sich nun auf die Fußstützen stellt um mir die Gegenstände auch wirklich in die Hand zu geben. Er hat gelernt, daß es mir nichts nützt, wenn er sie vor meinen Füßen ablegt. Felix ist mir wirklich eine Hilfe geworden, natürlich kann er mir nicht in allen Situationen helfen, dazu fehlt es ihm an Körpergröße und Kraft. Aber er kann helfen, hilft und hat selbst große Freude daran. Wie jedes Ding hat auch dieses zwei Seiten, ich kann ihn noch nicht dazu bewegen auch draußen zu apportieren, da sind die duftenden Spuren viel zu verlockend. Aber wir arbeiten dran.J Es hat sich auch schon gezeigt, daß er in einer echten Notsituation hilft, obwohl er das bei einigen Lektionen in der Übungssituation nicht gemacht hat. Im Juli 1998 zog Enya bei uns ein. Sie ist eine Deutsche Schäferhündin und kam als Patenhund zu uns. Wir wollten auf diesem Weg testen, ob wir der Sache mit zwei Hunden, Kindern Haushalt und einiger Mehraufwendungen aufgrund meiner Behinderung, auch wirklich gewachsen sind. Schließlich wollten wir allen gerecht werden und mit diesem Patenhund, aus der Blindenführhundschule Grün, sollte das genauestens abgeklärt werden. Enya war bei ihrem Einzug 12 Wochen alt und sie sollte bis zu einem Alter von einem Jahr bei uns leben. Anschließend würde sie dann die Ausbildung zum Blindenführhund beginnen. Einen Schäferhund als Behindertenbegleithund wollte ich eigentlich nicht haben, da war ich mir ziemlich sicher. Das Image dieser Rasse ist nicht so toll und ich hatte befürchtet, daß mir niemand helfen würde, mit Enya an meiner Seite. Die Angst vor einem Schäferhund wäre sicher zu groß. Aber eigentlich wollte ich doch einen Behindertenbegleithund, um wieder selbständiger leben zu können. Einsam genug und von der Umwelt abgeschnitten war ich ja schon. Was nützte es mir da, wenn die Leute die Straßenseite wechseln, bei Enya´s Anblick. Aber sie machte sich so gut, öffnete schon in der ersten Woche die verschiedensten Mechanismen von Türen und begriff alles so schnell, dass sie uns als sehr geeignet erschien. Außerdem hatte sie unsere absolute Zuneigung im Sturm erobert und noch dazu, die der Nachbarn. Wir konnten es uns kaum noch vorstellen, dass irgendwann der Abschied kommen sollte, schließlich war sie nicht unser Hund. Enya darf bleiben Da kam uns das Glück oder eher das Schicksal zu Hilfe. Aus der Bekanntschaft zu der Besitzerin der Blindenführhundschule hatte sich echte Freundschaft entwickelt und ich bekam das Angebot Enya behalten zu dürfen. Das war natürlich eine große Freude ich nahm das Angebot dankbar an. Die Angst der Leute ist zwar da, aber nicht so groß, wie ich befürchtet hatte. Außerdem muß ich leider gestehen, daß mich seither niemand mehr umgerannt hat oder mir mit den Einkaufstaschen die Gehstützen weggedrückt. hat. Das war vor Enya´s Zeit die Realität. In unserer Gesellschaft ist nicht viel Raum, für eingeschränkte Mitmenschen. In Zeiten der Massenhysterie, aufgrund der Hundeverordnung ist das natürlich wieder schlimmer geworden, aber es hält sich noch in Grenzen. Vielleicht auch, weil Enya ein Behindertenbegleithund ist. Es schützt uns natürlich nicht davor, dass Enya auch so manches Mal absichtlich provoziert wird, z.B. mit einem Anrempeln im Vorübergehen. Im August 1998 fing ich an zu überlegen, ob ich nicht ein Clicker Seminar organisieren könnte. Dann wäre es auch möglich die Hilfe per Internet, Telefon und Briefverkehr hautnah zu erleben. Erfolgreiches Seminar Es war so ermutigend und erfreulich, daß Dr. Martin Pietralla sich sofort bereit erklärt hatte, das Seminar zu leiten. Diese Unterstützung, eines Experten, gab mir erst recht die Kraft und den Mut so ein Seminar zu organisieren. Das Seminar war ein voller Erfolg.und hat mich noch mehr überzeugt, daß wir auf dem richtigen Weg sind. Dort hatte ich, außer eine Menge dazuzulernen, viele nette Leute kennenzulernen, auch die Möglichkeit zu sehen, was andere Hunde per Clicker gelernt haben. Vor allem aber auch, wieder zu sehen, wie freudig, locker und selbstbewußt sich die Hunde verhalten. An dieser Stelle sei den Skeptikern gesagt, daß man sehr wohl auch mit einer Gruppe Hunden clickern kann. Das nächste Ziel wird sein, ein Seminar für behinderte Hundehalter oder Interessierte zu veranstalten. Mit Enya machte ich zu dieser Zeit immer weiter gute Fortschritte und es gab schon so einige Leute die von mir Hilfe wollten, trotz meiner Behinderung. Mein Mann und ich sind seit einigen Jahren Mitglied in einem Teckel-Verein und leiteten zu der Zeit bereits eigene Hundegruppen in diesem Verein. Die Gruppen setzten und setzen sich aus ganz verschiedenen Hunden und Rasse zusammen. Es kommen Hunde aller Größen zusammen. Die Mensch - Hund Teams werden von uns, in der Regel, bis zur Begleithundeprüfung begleitet. Das ließ sich gut mit meiner Behinderung vereinbaren. Ich konnte noch kurze Wege mit Rollator oder Gehhilfen zurücklegen. Spaziergänge waren ohne Rolli nicht mehr möglich und es gab auch Phasen in denen ich auch im Haus überhaupt nicht laufen konnte. Es war klar, dass sich das weiter verschlechtern würde und ich wollte die Zeit auf jeden Fall für Enya´s Ausbildung nutzen. Enya ist jetzt 2,5 Jahre alt und hat so einiges gelernt. Sie kann Schubladen und Schranktüren öffnen und auch wieder verschließen, ebenso das Öffnen und Schließen von Zimmertüren. Ich kann sie zur Tür schicken wenn es klingelt, sie hebt alle möglichen Gegenstände auf, bellt auf Signal um Aufmerksamkeit zu erlangen, wenn wir z.B. irgendwo nicht durchkommen und schafft auch schon mal Hindernisse (Äste etc.) aus dem Weg. Zwischen Telefon und Handy kann sie unterscheiden und bringt mir auch beides. Sie transportiert Sachen in ihren Packtaschen, hilft beim Wäsche-Sortieren, kann die Waschmaschine ausräumen und noch einiges mehr. Es ist einfach schön sie als Begleitung zu haben und es macht auch ungeheuer viel Spaß mit ihr unterwegs zu sein und mit ihr zu spielen. Bei dem was wir noch zusammen erarbeiten wollen, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir das auch noch schaffen. Ohne Clicker wäre es sicher nicht gegangen, denn mit einer Behinderung kann man nicht so, wie es bei herkömmlichen Methoden ist, körperlich einwirken oder in eine andere Richtung weggehen, wenn der Hund auf Zuruf nicht kommt. Außerdem möchte ich nie mehr den Anblick eines selbstbewußten und so freudig arbeitenden Hundes vermissen. Ich bin wirklich froh und glücklich darüber, daß ich etwas vom Clickern gehört habe. Enya bringt das Handy ans Bett Natürlich konnte ich nicht alles selbst machen, meine Familie hilft mir und unterstützt mich. Sie sorgen dafür, daß die Hunde auch ihren Bewegungsdrang befriedigen können, wenn ich es nicht selbst machen kann und mein Mann hat draußen mit Enya die Leinenführigkeit, das Kommen usw. geübt. Außerdem gab es da noch Freunde, die geholfen haben, wenn es nötig war. Das korrekte Gehen am Rollstuhl haben wir gemeinsam geübt und auch das komplette Innentraining. Spaziergänge mit Enya und dem Rollibike: Seit Februar 2000 habe ich ein Rolli - Bike und kann nun auch mit Enya die langen Spaziergänge machen, um ihrem Bewegungsdrang gerecht zu werden. Das war das Größte überhaupt, dass ich das nun auch selbst übernehmen konnte. Mit dem E-Rolli war es ja ganz schön und wir waren auch immer sehr lange unterwegs, damit auch genügend Sozialkontakte möglich waren. Aber es war eben immer ziemlich langsam und kam dem Bewegungsablauf eines Hundes nicht sehr entgegen. Enya hat mit 1,5 Jahren erfolgreich die Begleithundeprüfung abgelegt, Felix hat da übrigens auch teilgenommen und zwar ebenso erfolgreich. Dieser Hund verhilft mir zu erheblich mehr Selbständigkeit und ist auch meine Freundin. Das ist etwas was ich auch vielen anderen Menschen mit Handikap wünschen würde. Dieses Thema hat mich einfach nicht mehr losgelassen und ich habe ständig weiter daran gearbeitet. Es muss erreicht werden, dass der Behindertenbegleithund, genau wie der Blindenführhund als Hilfsmittel anerkannt wird und die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Es gibt einfach keinen vernünftigen Grund dafür, dass das nicht so ist und es ist meiner Meinung nach auch nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Außerdem möchte ich den betroffenen Menschen Mut machen, dass sie wirklich eine ganze Menge mit ihrem Hund selbst machen können, trotz Behinderung, der Clicker macht es möglich. Selbstverständlich geht es auch mit dem Clicker nicht ohne die Liebe zum Hund und einigen Grundkenntnissen über Hunde, deren Verhalten und artgerechte Hundehaltung. Zuerst lernt immer der Mensch und dann der Hund. Wir müssen uns nicht alles von Nichtbehinderten aus der Hand nehmen lassen, die immer glauben, dass nur sie allein so etwas machen können und wir von vornherein ungeeignet sind. Zumal sie sich gewisse Dinge auch gar nicht "aneignen" können. Im Rollstuhl zu sitzen ist eine Sache, aber das Wissen im Hinterkopf, dass man ja kann wenn man muss, ist eine andere und Reflexe kann man auch nicht abschalten. Ich meine damit nicht, dass man nicht auch die Hilfe von anderen Personen benötigt. Einem jungen, temperamentvollen Hund die Leineführigkeit beizubringen ist nicht unbedingt allein und vom Rolli aus machbar. Mir schwebt da eher Hilfe zur Selbsthilfe vor. Im Sommer 1999 erschien in der Hunde Revue ein Bericht über behinderte Hundehalter. Dort war auch einiges über Enya und mich zu lesen. Nach diesem Bericht habe ich deutlich gemerkt, wie groß das Interesse der Leute ist und wie mangelhaft die Informationen. Es kamen so viele Anrufe, Briefe, Emails, dass ich es kaum noch bewältigen konnte. Es hat sich auch die Möglichkeit ergeben einigen Leuten (Behinderte und Nichtbehinderte) direkt zu helfen und mit ihnen und ihren Hunden zu arbeiten. So konnte ich die Erfahrung machen, dass auch dies durchaus möglich ist. Leider gibt es immer noch wenig Möglichkeiten etwas zum Thema BBH (Behindertenbegleithund) zu erfahren. Deswegen habe ich mir vorgenommen, Enya´s Werdegang schriftlich festzuhalten, daran arbeite ich zur Zeit. Zunächst aber möchte ich einen Verein gründen, der sich Hilfe zur Selbsthilfe als erste Priorität setzt und natürlich die Anerkennung des BBH´s als Hilfsmittel erreichen möchte. Denn noch ist es so, dass wir auf den "good will" der Leute angewiesen sind, man kann uns überall die Tür weisen, egal wie gut der Hund ausgebildet ist. Mit einem Blindenführhund darf man ins Theater, Kino in einen Laden etc. mit einem BBH nicht und das kann und darf nicht so bleiben. Es gibt auch einige Dinge, da kann jeder Einzelne zum Guten Gelingen des Trainings beitragen. Deshalb möchte ich andere Hundehalter um Unterstützung bitten, damit das Ziel erreicht werden kann. Wir bitten Sie um folgendes: wenn sie einen Hund im Geschirr am Rollstuhl laufen sehen oder bei und mit, einem offensichtlich behinderten Menschen, rufen Sie Ihren Hund zu sich. Sonst ist kein Training möglich. Wir wohnen nun mal in einem dicht besiedelten Land und sollten dementsprechend Rücksicht aufeinander nehmen. Der Behindertenbegleithund lernt, Artgenossen zu ignorieren, wenn er im Geschirr ist. Das ist natürlich eine sehr schwere Übung, um so mehr, wenn ständig die Verlockung, in Form eines Artgenossen, um den "arbeitenden" oder "übenden" Hund herumspringt. Enya und ich mussten schon mehr als einmal das Training abbrechen, weil es einfach nicht möglich war für ein paar zusammenhängende Minuten mit dem Hund zu trainieren. Ich kann Ihnen versichern, daß auch ein Behindertenbegleithund, genügend Auslauf bekommt und auch Kontakt zu Artgenossen. Er ist nicht nur ein Hilfsmittel für den Behinderten sondern sein Freund und Partner und wer würde schon seinen Freund und Partner, schlecht behandeln? Ganz sicher werde ich es Enya nicht danken, indem ich sie ihrer Freiheit und ihrer artgemäßen Bedürfnisse beraube. Ich bin sicher, daß ich da im Namen aller Behinderten und Blinden spreche, denen ein Hund zu mehr Selbständigkeit verhilft. Zur Zeit kann ich leider für sechs Monate gar nicht allein mit Enya spazieren gehen. Nach zwei Wirbelsäulen Op´s darf ich überhaupt nicht sitzen und kann deswegen keine großen Wege zurücklegen. Da ist natürlich an die Benutzung eines Rollis gar nicht zu denken und von wenigen Minuten an Stützen zu gehen, hat der Hund natürlich keinen Auslauf. Aber wir sind ja einfallsreich und so habe ich mir eine Flyballmaschine bauen lassen und so ist es mir auch jetzt möglich mit Enya Spiel und Spaß zu haben, auch wenn ich die Spaziergänge für einen gewissen Zeitraum anderen überlassen muss. Die Zeit wird kommen, dass wir uns wieder gemeinsam mit Bike auf den Weg machen und darauf freuen wir uns schon sehr