Komplementäre Währungen - realpeacework

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Komplementäre Währungen - realpeacework
Real Peacework eAkademie
- Abteilung ’Alternative Währung & Wirtschaft’ -
Komplementäre
Währungen
Wie können sie helfen
eine Wirtschaft zu erneuern?
Kann – durch den Einsatz dieses Hilfsmittels –
die ukrainische Regierung
die Erwartungen ihrer Bürger erfüllen?
“Alliance ‘Future’: spiritual, economical & social recovery of the Ukraine”
https://www.facebook.com/groups/274048676101167/
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Einführung:
Bonn im Wandel – Regionalwährung
Schön, dass Sie sich für dieses Thema interessieren!
Die seit 2008 anhaltende Finanzkrise mit ihren Ursachen und Folgen dominiert seither das alltägliche
Geschehen. Vielen wurde erst dadurch klar, wie komplex und undurchsichtig das weltweite Finanzsystem ist.
Die Volksweisheiten “Geld regiert die Welt” oder “von den Fleißigen zu den Reichen” wird wohl von
keinem mehr angezweifelt, denn als Symbol für Wohlstand, Sicherheit und Macht ist Geld ein zentraler
Bestandteil unseres Lebens.
Geld verdienen, sparen und wieder ausgeben ist eine Selbstverständlichkeit – und dennoch weiß kaum einer
genau, was Geld eigentlich ist oder wie es funktioniert. Gerade seit 2008 ist das Geld durch die Finanzkrise
verstärkt in den Mittelpunkt aller Interessen gerückt.
Inflationen, Börsencrashs, Wirtschafts- und Staatskrisen regten immer wieder Ökonomen zur Suche nach
Lösungen an. Anfang des 20. Jahrhunderts sah der Kaufmann Silvio Gesell den Zins als Schwachstelle des
Finanzsystems, welche er durch eine Umlaufsicherung größtenteils eliminieren wollte. Der englische
Wirtschaftstheoretiker John Maynard Keynes verarbeitete diese Ideen im Zuge der Weltwirtschaftskrise in
den dreißiger Jahren weiter und der amerikanische Ökonom Irving Fisher trug zur Popularisierung von
Freigeldexperimenten in den USA bei.
Mit der Nachkriegszeit verschwand das Interesse an alternativen Währungssystemen und lebte erst in den
späten neunziger Jahren aufgrund der wachsenden Probleme peripherer ländlicher Regionen wieder auf. Im
Zuge der Internationalisierung von Märkten und Produktion fällt es gerade den regionalen kleinen und
mittelständischen Unternehmen immer schwerer, gegen Massenproduktion, Billigprodukte und “Geiz ist
geil”-Mentalität zu bestehen. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts wird den rasch voranschreitenden
Globalisierungsprozessen jedoch mit zunehmender Intensität durch diverse Regionalisierungsstrategien
entgegengewirkt. Im Großen und Ganzen basierend auf Silvio Gesells Freigeldtheorie entwickelten sich bis
heute in der Bundesrepublik Deutschland zahlreiche nicht-kommerzielle Komplementärwährungssysteme in Form des sogenannten Regiogelds.
Hauptziel dieser Währungsinitiativen ist die Stärkung der innerregionalen Wirtschaftskreisläufe,
Verhinderung des Kapitalabflusses und Erhaltung bzw. Steigerung von Wertschöpfung und Kaufkraft
in den Regionen.
Während der Euro Währungen in großem Maßstab zu vereinen versucht, konzentriert sich das Regiogeld
auf die Identifikation der Teilnehmer mit ihrer Region und ihrer Währung. Allein in Deutschland
entstanden seit 2003 mehr als 30 Regiogeldsysteme; Mitte des Jahres 2013 waren weitere 35 in
Vorbereitung. Diese Zahlen zeigen die Aktualität solcher Initiativen und das vorhandene große Interesse der
Gemeinden und Bürger an der Einführung einer Komplementärwährung zur Bewältigung regionaler
Problemstellungen. Besonders im Zuge der anhaltenden Finanzkrise erscheint eine kritische Beschäftigung
mit unserem Geldsystem sowie unkonventionellen Lösungsansätzen angebracht.
Wir möchten eine Initiative gründen, die sich für eine Regionalwährung im Raum Bonn und Umgebung
einsetzt. Zur Zeit suchen wir Menschen, die sich für das Thema interessieren und willens sind, sich auch zu
engagieren.
Kontakt über info (a)bonn-im-wandel.de
“Alliance ‘Future’: spiritual, economical and social recovery of the Ukraine”
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
1.
Einführung: Bonn im Wandel – Regionalwährung
Seite 3
Übersicht
Seite 5
Der Fehler im (Geld) System – Das Problem mit Zins und
Zinseszins ! Gib mir die Welt plus 5 %
Seite 7
2. Der Welt-Geldbetrug – Weltfinanz und die Hintergründe !
Seite 15
3. Fei Lun – Das älteste Währungssystem der Welt
Seite 22
4. Das Wunder von Curitiba
Seite 27
5. Regional Currencies in Germany: the Chiemgauer (Englisch)
Seite 29
6. How about the Lectro? (Englisch)
Seite 31
7. Ellen Brown’s Public Banking (Englisch)
Seite 33
8. The Goal of Monetary Reform (Englisch)
Seite 34
9. Disconnecting from the System (Englisch)
Seite 35
10. Die RegioMark an Rhein und Mosel
Seite 37
11. Schwanenkirchen, Wörgl und andere Freigeldexperimente
Seite 38
12. Regionalwährungen – neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand
Seite 53
Interview: Direkte Demokratie, Sezession, Staatsbankrott,
Regionalwährungen, Zinskritik und freies Marktgeld
Seite 56
14. Charles Eisenstein : Geld und die Wende eines Zeitalters
Seite 58
15. Nach der Finanzkrise – Bausteine für die Zukunft
Seite 60
16. KenFM im Gespräch mit Prof Franz Hörmann über Kreditopferhilfe
Seite 67
17. News: Regiogeld
Seite 68
18. Regionetzwerk – Arbeitsgemeinschaft für Regionalwährungen
Seite 70
19. Lokale Banknoten: Jedem seine eigene Währung
Seite 75
20. Sterntaler und Talente – Regionalwährungen im Aufwind
Seite 76
13.
21.
YouTube-Videos Links: Alternative Währungen – Erklärungen in
Englisch, was es ist und wie es geht!
Seite77
22.
Welche Probleme können Komplementärwährungen lösen? - „Für
einen neuen Geldpluralismus“
Seite 81
23. Wozu regionale Währungen?
Seite 86
24. Das Märchen von Kleinhausen
Seite 99
25. Eigentum, Zins und Geld
Seite 101
26. So funktioniert das Finanzsystem
Seite 103
27.
Warum soll das Geld altern? Wie das Geld den Kreislauf der
Volkswirtschaft beeinflusst
Seite 105
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28.
YouTube-Videos Links: Verstehe das gegenwärtige Geld- und
Bankensystem
Seite 113
29. Marktwirtschaft ohne Kapitalismus
Seite 119
30. Der Zins und sein moralischer Schatten
Seite 124
31. Der Zins als Angelpunkt von Wirtschaft und Moral
Seite 129
32. Die Schatten des Zinses sind nicht nur unmoralisch
Seite 135
33. Der Zins im Schatten des gesellschaftlichen Bewußtseins
Seite 141
34. Für eine andere Welt mit einem anderen Geld
Seite 149
35. “Die Methode vom Pfund Fleisch”
Seite 159
36. Die ökonomische Botschaft von Michael Endes „Momo“
Seite 165
37. Entstehen KRIEGE aus Zufall – oder nicht ?
Seite 173
38.
Federal Reserve – Wie eine Bankenclique die Macht in den USA
übernahm
Seite 176
39.
"Über die Identität der Gläubiger des Schuldners Staat wird nie
gesprochen"
Seite 179
40.
Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten
der Gegenwart und Zukunft
Seite 188
41. Geldordnungspolitik aus der Sicht des Grundgesetzes
Seite 236
42. Materialien zur Geld-, Zins- und Schuldenproblematik
Seite 246
43.
Buchvorstellung: Margrit Kennedy + Bernard A. Lietaer:
Regionalwährungen – Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand
Seite 255
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Der Fehler im (Geld) System – Das Problem mit Zins und
Zinseszins ! Gib mir die Welt plus 5 %
Der unten abgedruckte Text erzählt die Geschichte des Geld und Bankensystems in Form der Geschichte
von Fabian, dem Goldschmied. Die Entstehung und Problematik des Geldsystems ist nur wenigen bewusst.
Mit dieser Geschichte soll in einfacher Form erklärt und bewusst gemacht werden, dass unsere
gegenwärtige Zinswirtschaft ein Kontrollinstrument weniger "Auserwählter" ist. Es soll damit auch angeregt
werden, die Weichen für ein menschenfreundliches, gerechtes Geldsystem stellen.
Bitte lesen Sie diesen Artikel, und es wird Ihnen vieles klar erscheinen. Und geben Sie diesen auch an
möglichst viele Menschen weiter. Je mehr sich darüber bewusst werden, umso rascher kann eine Änderung
erfolgen. Ich wünsche Ihnen angenehme Lektüre und aufschlussreiche Entdeckungen.
Text: Larry Hannigan, Australien, 1971 (!) Originaltitel: "I Want the Earth Plus 5 %" ("Gib mir die Welt plus 5
Prozent"), Dieser Text ist auch in der Kent Depesche erschienen. www.kent-depesche.com
Fabian der Goldschmied
Fabian war innerlich erregt, als er seine Rede übte, die er am kommenden Tag vor einer großen
Menschenmenge halten würde. Schon immer hatte er nach Macht und Prestige gestrebt. Nun würde sein
Traum bald wahr werden.
Fabian war Handwerker, der mit Gold und Silber arbeitete, Schmuck
und Verzierungen herstellte, doch es gefiel ihm nicht, dass er sich
seinen Lebensunterhalt mit Arbeit zu verdienen hatte. Er suchte den
Reiz des Außergewöhnlichen, die Herausforderung - nun stand sein
großer Plan vor der Verwirklichung.
Seit Generationen war der direkte Warentausch die gängige Art des
Handels. Familien lebten davon, sich auf bestimmte Waren zu
spezialisieren und den Überschuss mit Waren eines anderen Händlers
auszutauschen.
Der Marktplatz war der laute Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens.
Dem Volk gefiel das bunte Treiben, denn es gab immer viel Neues und
Interessantes zu hören. In letzter Zeit allerdings nahmen Umtriebe und
Streitigkeiten zu - ein besseres System schien nötig, wenngleich die
Menschen immer noch fröhlich waren und die Früchte ihrer Arbeit genossen.
Die Regierungsform war äußerst simpel: In jeder Gemeinde wurde ein Bürgerrat gewählt, dessen Aufgabe
es war, Freiheiten und Rechte des Einzelnen zu sichern und zu gewährleisten. Niemand durfte gegen seinen
Willen zu irgendetwas gezwungen werden. Das war der einzige Zweck der Regierung. Dennoch war der
Bürgermeister manchen Situationen nicht gewachsen, insbesondere wenn es darum ging, bei Uneinigkeiten
auf dem Marktplatz festzulegen, ob beispielsweise ein Messer mit einem oder zwei Körben Mais zu
bezahlen sei oder ob einer Kuh mehr Wert beizumessen wäre als einem Leiterwagen. Fabian hatte nun
angekündigt, dass er die Lösung für diese Probleme habe.
Münzgeld
Tags darauf erläuterte Fabian vor einer großen Menschenmenge sein neues System, das er "Geld" nannte.
Da die Sache recht viel versprechend klang, fragten die Menschen in ihrer Neugierde, wie zu beginnen sei.
"Das Gold, aus dem ich Schmuck mache, ist ein erstklassiges und wertvolles Metall, das nicht rostet und
lange währt. Also werde ich aus Gold Münzen herstellen und sie Goldtaler nennen", sagte er und erklärte
weiter, dass jeder Taler einen bestimmten Wert habe und dass "Geld" als Tauschmittel wesentlich
praktischer sei als der direkte Austausch von Waren. Ein Mitglied des Bürgerrates brachte zur Sprache, dass
es nicht allzu schwierig sei, Gold selbst zu schürfen und damit Taler herzustellen. "Das wäre "unlauter" und
müsste strikt unterbunden werden", entgegnete Fabian, "nur die vom Bürgerrat zugelassenen Münzen sind
erlaubt. Zur Sicherheit werden sie mit einem Siegel versehen." Jedes Gemeindemitglied sollte anfangs
dieselbe Anzahl neuer Münzen erhalten.
Das klang fair, allerdings unterbrach der Kerzenmacher: "Das Anrecht auf die
meisten Taler habe ich, da jeder Bürger meine Kerzen braucht." - "Auf keinen
Fall", schrie einer der Bauern, "ohne mein Gemüse würden wir alle hungern! Ich
verdiene die meisten Taler!" Fabian ließ sie eine Weile streiten und
unterbreitete dann folgenden Vorschlag: "Da ihr euch nicht einigen könnt,
schlage ich vor, jedem einzelnen so viele Taler zu leihen wie er will, unter der
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Voraussetzung, dass diese zurückgezahlt werden. Da ich das Geld zur Verfügung stelle, habe ich ein Recht
auf eine Vergütung: für 100 Taler erhalte ich am Ende eines Jahres 105 zurück.
Diese 5 Taler nenne ich "Zins", sie sind mein Verdienst." Dies klang akzeptabel - und 5 % hörten sich
geringfügig genug an.
Fabian verlor keine Zeit und verbrachte die nächsten Tage und Nächte mit der Herstellung von Münzen. In
der folgenden Woche standen die Leute vor seinem Geschäft Schlange - und nachdem der Bürgerrat die
Münzen inspiziert und genehmigt hatte, liehen sich die ersten Bürger ihre ersten Taler; anfangs nur ein paar
wenige, um das ungewohnte System auszuprobieren, dann immer mehr.
Das neue Konzept "Geld" funktionierte erstklassig und bald wurde alles mit Goldmünzen bzw. Talern
bewertet. Der auf den Waren angebrachte Wert wurde "Preis" genannt und anhand des Aufwandes und der
Zeit festgelegt, die in Form von Arbeit geleistet wurde.
Wettbewerb
In einer der Städte des Landes lebte Alban als einziger Uhrmacher. Seine Kundschaft war bereit, einen
hohen Preis für seine Uhren zu bezahlen. Dann öffnete ein neuer Uhrmacher einen Laden und Alban war
gezwungen, seine Preise zu senken, um nicht alle seine Kunden an die billigere Konkurrenz zu verlieren.
Dieser freie Wettbewerb im ursprünglichen Sinne erfasste bald sämtliche Branchen. Weil alle möglichst viel
Geld einnehmen wollten, wurde viel gearbeitet und produziert, der Lebensstandard stieg und schließlich
wunderte sich ein jeder, wie ein Leben vor dem "Geld" überhaupt möglich gewesen war.
Schulden
Zum Jahresende suchte Fabian all diejenigen auf, die Geld von ihm geliehen hatten. Manche besaßen mehr,
als sie aufgenommen hatten, was zugleich bedeutete, dass andere weniger haben mussten, da ja nur eine
bestimmte Menge in Umlauf war.
Diejenigen, die mehr in Besitz hatten, zahlten die hundert Taler plus fünf Taler Zins zurück, mussten aber
oftmals neues Geld leihen, um weiter im Geschäft bleiben zu können. Die anderen jedoch merkten zum
ersten Mal, dass sie Schulden hatten. Fabian gewährte ihnen daraufhin eine Ratenzahlung und nahm Teile
ihrer Besitztümer als Sicherheit. Sogleich suchte jeder nach den fehlenden Talern - doch diese waren sehr
schwer aufzutreiben.
Keinem wurde gewahr, dass die ganze Nation niemals wieder unverschuldet sein konnte, denn selbst, wenn
jeder einzelne aller ursprünglich hergestellten und herausgegebenen Taler am Jahresende zurückgezahlt
worden wäre, fehlten pro verliehenen 100 Talern immer noch jene fünf Taler "Zins". Nur Fabian wusste, dass
es unmöglich war, den Zins jemals in seiner Gesamtheit zu erhalten bzw. dass die Rechnung niemals
aufgehen konnte, da dieses Extra-Gold ja nie in der Realität existiert hatte, es niemals in Umlauf gegeben
worden war und niemand sonst extra Münzen hatte herstellen dürfen. Es können keine 105.000 einzelne
Münzen zurückbezahlt werden, wenn insgesamt nur 100.000 hergestellt worden sind. Alle "fünf Taler", die
Fabian zum Jahresende Zins bezahlt wurden, mussten also einem anderen Dorfbewohner fehlen.
Bank-Noten
In seinem Atelier hatte Fabian einen großen Tresor. Manche Kunden fanden es praktisch und bequem, ihm
ihre Münzen gegen eine geringe Gebühr anzuvertrauen. Hierfür erhielten sie von Fabian eine Quittung.
Bei größeren Einkäufen war es mühsam, viele Münzen mit sich herumzuschleppen und so bürgerte es sich
im Laufe der Zeit ein, anstelle von Münzen mit einer oder mehreren von Fabians Quittungen zu bezahlen,
die dem Wert der gekauften Ware entsprachen. Die Ladenbesitzer akzeptieren die Quittungen als echtes
Zahlungsmittel, da sie dieselben ja zu Fabian bringen und dafür wieder Goldmünzen erhalten konnten. Die
Quittungen wanderten schnell von Hand zu Hand, ohne dass das Gold selbst bewegt werden musste. So
kam es, dass Fabians Quittungen bald als ebenso "echt" und wertvoll angesehen wurden wie die
Goldmünzen selbst.
Es dauerte nicht lange und Fabian stellte fest, dass es ziemlich unwahrscheinlich war, dass auch nur einer
seiner Kunden plötzlich alle seine Münzen zurückfordern würde. Also dachte er sich: "Warum mehr Münzen
herstellen, wenn sie doch gar nicht gebraucht werden?", und so fing er an, die bereits vorhandenen, bei ihm
deponierten Münzen herzuleihen - anfangs mit großer Vorsicht, nach und nach aber mit wachsender
Selbstverständlichkeit.
Er sagte sich: "In der Tat ist es nicht mein Eigentum, sondern nur das treuhänderisch bei mir deponierte
Kundengold, aber es ist nun mal in meinem Besitz - und darauf kommt es an."
Geldschöpfung aus dem Nichts
Eines Tages erhielt Fabian eine große Kreditanfrage. Er schlug dem Kunden vor: "Warum eröffnen wir nicht
ein Depot in Ihrem Namen, anstatt die gesamten Münzen zu Ihnen zu transportieren? Ich stelle Ihnen
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einfach eine entsprechende Menge Quittungen aus!" Der Kreditsteller war einverstanden und marschierte
mit einem Haufen Quittungen davon. Er hatte ein stattliches Darlehen erhalten und dennoch war alles Gold
in Fabians Tresor verblieben! Nachdem der Kunde fort war, hatte Fabian ein Lächeln auf den Lippen, denn
es war ihm gelungen "einen Kuchen sowohl zu behalten als auch zu essen". Er konnte also Gold verleihen
und es dennoch in seinem Besitz behalten.
Freunde, Bekannte und Fremde, ja selbst Feinde brauchten Geld für ihre
Geschäfte - und solange sie Sicherheiten vorweisen konnten, war dem
Geldverleih keine Grenze gesetzt. Fabian war in der Lage, ein
Mehrfaches des in seinem Tresor gelagerten Geldes - dessen
Eigentümer er noch nicht einmal war - zu verleihen, indem er schlicht
und einfach Quittungen ausstellte und alles war in Butter, solange der
wahre Eigentümer nicht sein Gold zurückverlangte, das Vertrauen der
Leute aufrecht erhalten wurde und er genauestens Buch darüber führte!
Der Geldverleih war in der Tat ein lukratives Geschäft.
Fabians sozialer Status stieg so schnell wie sein Wohlstand. Sein Wort und seine Ansichten in
Finanzangelegenheiten erlangten geradezu prophetische Natur. Goldschmiede aus anderen Teilen des
Landes waren interessiert an seinem Erfolg, und Fabian berief ein Treffen der Goldschmiede ein, das bereits
unter Geheimhaltung stattzufinden hatte. Schließlich durfte der Schwindel nicht an die Öffentlichkeit
gelangen, wenn die Sache weiterhin funktionieren sollte. Nach etlichem Abwägen wurde eine
Logenbruderschaft gegründet und die Mitglieder auf absolutes Stillschweigen vereidigt. Sie nannten sich die
"Erleuchteten" - und die neu "erleuchteten" Goldschmiede begannen nun in allen Teilen des Landes nach
Fabians Anweisungen Geld zu verleihen.
Schecks und Überweisungen
Mittlerweile wurden Fabians Quittungen genauso akzeptiert wie seine Goldtaler und genauso in seinem
Tresor unter Verschluss gehalten. Wenn ein Händler einem anderen einen bestimmten Betrag bezahlen
wollte, verfasste er einfach eine kurze Notiz an Fabian, der sodann die Zahlen vom Konto des einen auf das
Konto des anderen Händlers übertrug. Auch dieses neue System wurde sehr populär. Durch diese
"Überweisungen" oder "Schecks" entstand unbemerkt wiederum eine ganz neue Form von Geld - Geld, das
nur in Fabians Büchern existierte - seine Bücher repräsentierten somit die ersten Girokonten.
Spät in der Nacht offenbarte Fabian seinen Goldschmieden im Rahmen eines weiteren Geheimtreffens
einen neuen Plan, der kurz darauf den Bürgermeistern und Regierungsbeamten unterbreitet wurde: Fabian
täuschte alarmplanmäßig vor, dass viele gefälschte Schecks aufgetaucht seien. Bestürzt baten die Beamten
um seinen Rat. "Mein Vorschlag ist, dass die Regierung künftig Quittungen druckt, die schwer zu fälschen
sind und "Banknoten" genannt werden. Wir Goldschmiede tragen hierfür gerne die Kosten, uns erspart dies
schließlich die Zeit für das Ausfüllen der Quittungen."
Dies schien einleuchtend und die Beamten stimmten ohne Einwand zu, da sie ihre Aufgabe im Schutz der
Bürger vor Betrügern sahen. Außerdem, so Fabian, würden manche aus Gold heimlich Taler herstellen und
folglich sollte jeder, der nach Gold schürft, mit verstärkter Überwachung verpflichtet werden, dasselbe bei
den Behörden abzugeben, wobei selbstverständlich die dem Wert entsprechende Vergütung in Form von
Münzen und Banknoten dafür ausgehändigt würde. Auch dieser Vorschlag wurde angenommen und die
Regierung druckte die neuen Bankquittungen. Auf jeder Banknote war ein bestimmter Wert aufgedruckt: 1
Taler, 2 Taler, 5 Taler, 10 Taler. Die geringfügigem Druckkosten wurden von den Goldschmieden
übernommen. Da diese Scheine wesentlich handlicher zu transportieren waren, wurden sie von der
Bevölkerung rasch angenommen. Trotz ihrer Handlichkeit wurden die Banknoten aber nur für rund 10 %
aller Transaktionen verwendet. Fabians Aufzeichnungen zeigten, dass 90 % aller Transaktionen durch
Überweisungen und Schecks abgewickelt wurden. So war die Zeit gekommen, die nächste Stufe von
Fabians Plan umzusetzen.
Spareinlagen
Um das Geld in seinem Tresor zu bewachen und zu verwalten, hatte Fabian ursprünglich ein kleines Entgelt
verlangt. Der nächste Schritt im Plan des "erleuchteten Mannes" bestand nun darin, die sich im Umlauf
befindlichen Banknoten als Anlage in seinen Tresor zu locken.
Daher überarbeitete er seine Forderung und bot nun seinerseits einen fixen Zinssatz von 3 % für
"Spareinlagen" an. Die Kunden waren natürlich sehr erfreut, dass sie anstelle einer Gebühr nun sogar einen
Bonus erhielten und akzeptierten dafür auch, dass Fabian das Geld weiterverlieh, wobei er seine
gewöhnlichen 5 % Zinsen verlangte, was letztendlich nur 2 % Profit zu sein schienen.
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Das von Fabian verwaltete Vermögen wuchs naturgemäß weiter an - und wieder
verlieh er wesentlich höhere Summen, als tatsächlich in Form von Banknoten im
Tresor lagen. Er war bald in der Lage, für jede 100 Taler in seinem Tresor 200, 300,
400, 800 oder sogar 900 Taler zu verleihen, indem er einfach einen Scheck ausstellte,
wobei er peinlichst darauf bedacht war, das neun-zu-eins-Verhältnis nicht zu
überschreiten, denn durchschnittlich wollte einer von zehn Kunden sein Geld in Form
von Goldmünzen oder Banknoten ausbezahlt bekommen (was dem Verhältnis von 10 % Bargeld und 90 %
bargeldlosem Zahlungsverkehr entspricht). Stünden keine ausreichenden flüssigen Mittel in Fabians Tresor
mehr zur Verfügung, würden die Leute natürlich sofort Verdacht schöpfen und ihr Vertrauen verlieren.
Die Sparbuchidee stellte sich unerwartet lukrativ dar, da Fabian so bis zu
900 Taler Buchvermögen aus 100 Talern realer Einlage ableiten konnte,
wobei die daraus erwirtschafteten 45 Taler (= 5 % Zins aus 900 Talern)
somit weit, weit mehr waren, als lediglich 2 %, wie allgemein
angenommen wurde. Die anderen Goldschmiede folgten mit großer
Freude diesem Plan. Sie erschufen Geld einfach aus dem nichts - nur mit
Hilfe eines Füllfederhalters - und verlangten obendrein noch Zins dafür.
Natürlich, sie prägten das Geld nicht selbst, sondern ließen die Regierung
Noten drucken bzw. Münzen prägen, die dann von den Goldschmieden
unter die Leute gebracht wurden. Fabian trug lediglich die Druckkosten.
Dennoch erschufen sie Geld aus dem Nichts und verlangten darauf auch noch Zinsen. Die meisten
Menschen glaubten, die Versorgung mit Geld sei Sache der Regierung. Sie glaubten ja auch, Fabian würde
nur jenes Geld verleihen, das andere als Spareinlage bei ihm deponiert hatten. Hätten alle Anleger ihre
Gelder auf einmal zurückgezogen, wäre der Schwindel aufgeflogen.
Wenn viele Darlehen in Banknoten oder Münzen ausgezahlt werden mussten, stellte dies kein Problem dar.
Fabian erklärte der Regierung einfach, dass das Bevölkerungswachstum oder eine allgemeine Zunahme der
Produktion zusätzliche Geldmittel erforderte - die er dann für eine geringe Druckgebühr erhielt.
Wo sind die 5 Taler ?
Der Tag kam, an dem ein Geschäftsmann und schlauer Denker das System genauer unter die Lupe nahm
und Fabian mit folgender Überlegung konfrontierte: "Für 100 Taler werden 105 Taler als Rückzahlung
verlangt; da diese fünf fehlenden Taler nicht existieren, kann die Rechnung niemals aufgehen.
Bauern stellen Lebensmittel her, Arbeiter produzieren Waren, du aber bist der Einzige, der Geld produziert.
Angenommen, es gäbe nur einen einzigen Geschäftsmann im Land, der die gesamte Wirtschaft kontrolliert,
und dieser würde 90 % allen Umlaufgeldes in Form von Ausgaben und Löhnen wieder auszahlen und die
restlichen 10 % als Gewinn verzeichnen, dann würde dem Unternehmer von den ursprünglichen 100 %
Gesamtkapital nach wie vor der Zinsanteil fehlen - er könnte ihn nur bezahlen, indem er neues Geld
ausliehe. Das System kann daher nur funktionieren, wenn Du 105 Taler ausgibst - 100 an den
jeweiligen Empfänger plus 5 an Dich selbst, die Du dann ebenfalls in den Wirtschaftskreislauf einbringst. Nur
so wären dann 105 Taler im Umlauf und nur so könnten dann alle Schulden überhaupt beglichen werden."
Fabian hörte scheinbar aufmerksam zu und wusste zugeknöpft zu erwidern: "Wirtschafts- und
Finanzwissenschaften sind wesentlich komplexer, als dass sie derart vereinfacht abgehandelt und
dargestellt werden könnten. Ein Verständnis dieser Themen verlangt ausgiebiges und vertieftes Fachwissen.
Ich bin aber sehr dankbar für die vorgebrachten Bedenken und kümmere mich um die Angelegenheit,
kümmere Du Dich um die Deine: Du musst Deine betriebswirtschaftliche Effizienz steigern, die Produktion
ankurbeln, die Ausgaben durch Rationalisierung senken und ein besserer Geschäftsmann werden. Natürlich
stelle ich mich gegen entsprechendes Honorar immer gerne als Fachberater in diesen Dingen zur
Verfügung."
Fabian galt landläufig als der Experte und Einwände waren zwecklos, denn schließlich schien die Wirtschaft
zu boomen und das Land einen enormen Aufschwung zu verzeichnen.
Die Falle schnappt zu
Um die jeweils fehlenden "fünf Taler" bezahlen zu können, d.h. die Zinsen bedienen zu können, waren die
Händler nach relativ kurzer Zeit dazu gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. Durch die höheren Preise jedoch
hatten die Lohn- und Gehaltsempfänger bald das Gefühl, weniger zu verdienen. Die Arbeitgeber ihrerseits
weigerten sich, höhere Löhne zu bezahlen, indem sie von der tatsächlichen Gefahr eines drohenden
Bankrotts sprachen. Bauern wiederum konnten nur unzureichende Preise für ihre Produkte erzielen, die
Hausfrauen hingegen klagten darüber, dass die zum Leben tatsächlich benötigten Dinge immer teurer
wurden.
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Die Folge: Teile der Bevölkerung verarmten, teils so schlimm, dass selbst Freunde und Verwandte nicht
mehr im Stande waren, einander auszuhelfen.
Schließlich kam es zu Streiks, einem bis dahin unbekannten Phänomen.
Der ursprüngliche Reichtum und Wohlstand der Natur schien vergessen,
all die fruchtbaren Böden, uralten Wälder, die Mineralien im Boden, die
riesigen Viehherden. Alles drehte sich nur mehr ums Geld, alle dachten
nur noch ans Geld - und dieses wiederum schien irgendwie immer
knapper zu werden. Niemand hinterfragte das System als solches,
glaubten doch alle, es würde von den Volksvertretern verwaltet!
Einige wenige waren in der Lage, ihren Überschuss zusammenzulegen
und freie Verleih- und Finanzinstitute zu gründen, die ihren Kunden 6 %
Guthabenszins anboten, was Fabians 3 % deutlich übertraf - allerdings
konnten diese freien Firmen nur Geld verleihen, das in der Tat deren
Eigentum war, ungleich Fabians Methode, Geld per Füllfederhalter zu erschaffen. Diese freien
Finanzinstitute irritierten Fabian und seine Kumpane - und so gründeten sie kurzerhand eigene. Die meiste
Konkurrenz wurde innerhalb kürzester Zeit aufgekauft, bevor sie überhaupt erblühen konnte, oder
anderweitig "unter Kontrolle gebracht".
Die gesamtwirtschaftliche Lage verschlechterte sich weiter. Arbeiter meinten, ihre Chefs würden zu viel
verdienen, die Arbeitgeber ihrerseits hielten ihre Arbeitskräfte für faul und ineffizient. Jeder begann, seinen
Nächsten zu beschuldigen. Auch der Bürgerrat wusste keine Antwort und war vorrangig mit dem akuten
Problem beschäftigt, den Armen zu helfen.
Sozialprogramme
Sozialprogramme wurden eingerichtet, und per Gesetz wurde jeder Einwohner verpflichtet, Beiträge zu
leisten. Dies wiederum erzürnte die Bürgerschaft, die noch die "altmodische Vorstellung" vertrat, dass sich
Nachbarn gegenseitig und freiwillig helfen sollten. "Diese Abgaben sind nichts weiter als legalisierter Raub"
tönte es aus dem Volk, "Abgaben gegen den Willen des Einzelnen, ungeachtet ihres jeweiligen Anlasses,
kommen Diebstahl gleich."
Doch jeder fühlte sich alleine hilflos und fürchtete sich vor der Gefängnisstrafe, die allen angedroht wurde,
die nicht bezahlen wollten oder konnten. Die Sozialprogramme sorgten zwar für kurzfristige Linderung,
führten aber mittelfristig sogar zu einer Verschärfung der Problematik, denn auch diese Programme
verschlangen immer mehr Geld - Geld, das sowieso schon überall fehlte. Und so kletterten die
Sozialabgaben weiter - und mit ihnen auch die Bürokratie des Verwaltungsapparates.
Staatsverschuldung
Die meisten Mitglieder der Regierung waren integere Leute mit guten Absichten. Sie wollten die Bürger nicht
mit weiteren Ausgaben belasten, und so sahen Sie schließlich keine andere Möglichkeit, als sich das
fehlende Geld bei Fabian und seinen Kumpanen auszuleihen, ohne sich aber im geringsten klar darüber zu
sein, wie diese Anleihen jemals zurückgezahlt werden sollten.
Eltern waren nicht mehr in der Lage, die Lehrer für ihre eigenen Kinder zu bezahlen, genauso wenig wie den
Hausarzt. Schritt für Schritt war die Regierung gezwungen, diese Funktionen zu übernehmen und zu
verwalten. Lehrer, Ärzte und viele andere Berufsgruppen wurden zu Beamten. Nur wenige davon zogen
Befriedigung aus ihrer neuen Arbeit, doch sie erhielten anständige Gehälter, verloren aber ihre
Eigenständigkeit und Identität. Ein jeder wurde zum Rädchen innerhalb einer riesigen Maschinerie. Es gab
keinen Spielraum für persönliche Initiative, berufliche Erfolgserlebnisse wurden ignoriert, Einkommen waren
gleichgeschaltet und eine Beförderung stand nur dann an, wenn ein Vorgesetzter in den Ruhestand ging
oder verstarb.
Einkommenssteuer
Aus dieser Zwangslage heraus beschlossen die Regierenden wieder einmal, Fabian zu konsultieren, da
dieser perfekt vorgaukelte, in Geldangelegenheiten der richtige Berater zu sein. Er hörte zu, wie sie ihre
Probleme vortrugen und antwortete: "Viele Menschen können ihre Probleme nicht alleine bewältigen. Diese
Menschen brauchen Euch, damit Ihr es für sie tut. Sicher stimmt Ihr darin überein, dass die meisten
Menschen das Recht haben sollten, ihre Grundbedürfnisse - Nahrung, Obdach, Lebensglück usw. - erfüllt zu
bekommen. Eine unserer bekanntesten und weisesten Redewendungen besagt doch, dass alle Menschen
gleich seien, nicht wahr? Nun, die einzige Möglichkeit, um Dinge auszugleichen, besteht darin, den
überschüssigen Wohlstand der Reichen abzuschöpfen und ihn den Armen zukommen zu lassen. Führt also
ein Besteuerungssystem ein. Je mehr einer hat, umso mehr bezahle er. Nehmet Steuern von jedem nach
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
seinen Fähigkeiten und gebet jedem nach seinen Bedürfnissen. Schulen und Krankenhäuser sollten für
finanziell Schwächere kostenlos zugänglich sein."
Nachdem er ihnen eine solche Predigt über hohe Ideale gehalten hatte, endete er mit der Bemerkung:
"Nebenbei, denkt daran, dass Ihr mir Geld schuldet! Ihr habt es Euch nun schon recht lange ausgeliehen. Ich
kann Euch entgegenkommen, indem ich die Tilgung aussetze, Ihr mir aber zumindest den Zins weiterhin
bezahlt." Dies führte in der Folge dazu, dass immer mehr Schuldbeträge stehen blieben und nur noch
Zinszahlungen geleistet wurden.
Niemand hinterfragte Fabians Philosophie, und so wurde eine graduell ansteigende Einkommenssteuer
eingeführt. Je mehr jemand verdiente, desto mehr musste er berappen. Keiner mochte die
Einkommensteuer, aber dennoch galt: "Steuern bezahlen oder einsitzen!"
Und abermals waren die Händler dazu gezwungen, die Preise anzuheben. Und abermals verlangten die
Arbeiter höhere Löhne, und viele Arbeitgeber ihrerseits waren dazu gezwungen, Teile ihrer Arbeiterschaft
durch Maschinen zu ersetzen - oder aber Bankrott anzumelden.
Die Arbeitslosigkeit - und mit ihr der Werteverfall - stiegen, und die Regierung sah sich dazu gezwungen,
weitere Sozialprogramme zu erfinden. Tarifverträge, staatliche Subventionen und andere
Schutzmaßnahmen wurden eingesetzt, da immer größere Industriezweige vor dem Zusammenbruch
bewahrt bzw. Arbeitsplätze erhalten werden mussten. Dennoch übertraf sich die Zahl der Insolvenzen von
Monat zu Monat. So mancher begann sich zu fragen, ob der Sinn der Produktion darin lag, Waren
herzustellen oder lediglich Arbeitsplätze zu erhalten.
Die Lage verschlechterte sich zunehmend und es wurden die verschiedensten Maßnahmen erprobt, um die
eskalierenden Preise unter Kontrolle zu halten. Weitere Formen der Besteuerung mussten eingeführt
werden, und bald gab es annähernd 50 verschiedene Steuern auf einem Laib Brot, angefangen bei der
Grundsteuer des Bauern über alle Belastungen des Handels bis zur Mehrwertsteuer der einkaufenden
Hausfrau.
Reformen
"Expertengremien" wurden einberufen, um im Auftrag der Regierung die Lage zu meistern, was in nichts
anderem resultierte, als in immer neuen Umstrukturierungen, Reformen und in immer neuen Formen der
Besteuerung. Da Fabian ungeschmälert Zins verlangte, musste ein ständig wachsender Teil der Steuern
dafür aufgewendet werden, die Zinsen zu bezahlen. Manchmal mussten sogar neue Schulden
aufgenommen werden, nur um die Zinsen alter Kredite damit zu bedienen!
Und damit entstand eine völlig neue Form der Politik, nämlich Parteienpolitik - die Leute stritten
untereinander darüber, welche Partei die Probleme am besten lösen könnte. Es ging nun plötzlich um
unterschiedliche Persönlichkeiten und Ideologien - um alles Mögliche, nur nicht um das eigentliche Problem.
Schließlich passierte es, dass der fällige Zinsbetrag in einer der Städte größer war als die Summe allen
erwirtschafteten Einkommens. Im ganzen Land wuchs die Menge des nichtbezahlten Zinses. Als Antwort
darauf wurde ein Zins auf den unbezahlten Zins erhoben. So geschah es, dass Reichtümer, Bodenschätze
und andere, auch öffentliche Besitztümer nach und nach unter die Kontrolle Fabians und seiner Kumpane
gelangte. Die Kontrolle jedoch war noch nicht vollumfassend. Doch genau das war, was sie anstrebten. Erst
wenn sie alles kontrollierten, würden Sie vollkommen sicher sein.
Kriegsgeschäfte
Überall fehlte das Geld, viele waren arbeitslos und arm, die Sozialsysteme konnten sich nicht um alle
kümmern, so dass das Volk allmählich aufbegehrte. Fabian überzeugte die Regierungsvertreter, zwei
Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:
1) Ein Krieg sei das beste Mittel, um die Menschen im Kampf gegen einen gemeinsamen äußeren
Feind wieder zu vereinen sowie
2) um die Regierungsschulden - aus der Ausbeutung des zu erobernden Landes - zurückzubezahlen.
Um die Kriegsmaschinerie anrollen zu lassen, ließ Fabian Fabriken bauen, gab ihren Besitzern Geld, um
Bomben herzustellen, verlieh Geld an das Militär - und gewährte schließlich den Opfern hochverzinste
Kredite für den umfangreichen Wiederaufbau. Danach gab es weitere großzügige Kredite unter dem Titel
Wirtschaftsförderung. Dieses System mit all seinen Auswirkungen war so erfolgreich, dass viele Länder der
Welt plötzlich nicht nur "Auslandsschulden" (d.h. bei Fabian) hatten, sondern auch in irgendwelche
kriegerischen Auseinandersetzungen verwickelt oder daran beteiligt waren.
Fabian sorgte dafür, dass immer ein "Gleichgewicht der Mächte" bestand, so dass jedes Land gegen jedes
beliebige andere in den Krieg gepresst werden konnte. Das schien Fabian z.B. immer dann angebracht,
wenn ein Land Fabians "Vorschläge" ignorierte, seine Schulden nicht zurückzahlte oder ein neues, von
Fabian unabhängiges Geldsystem einführen wollte. Fabian finanzierte immer auch das angegriffene Land,
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damit der Krieg möglichst lange dauerte (und auch am Wiederaufbau möglichst viel zu verdienen war) und
ließ sich dann "seine Kredite" durch die Ausplünderung der (Boden-) Schätze des eroberten Landes
zurückbezahlen.
Massenmedien
Die Bürger, die noch dazu im Stande waren, selbst zu denken und folglich das System kritisierten, konnten
zum Schweigen gebracht werden, indem sie entweder finanziell unter Druck gesetzt und/oder bestochen
wurden oder - wenn das nichts half - öffentlichem Spott ausgesetzt wurden. Ihre Ideen wurden als
unrealistisch abgetan und der öffentlichen Lächerlichkeit preisgegeben. Zu diesem Zweck kauften Fabian
und seine Kumpane nach und nach immer mehr Zeitungsverlage sowie Fernseh- und Radiostationen auf,
deren Führungskräfte nach strengen Kriterien ausgewählt wurden. Viele Journalisten verfolgten im Grunde
eine aufrichtige Zielsetzung oder wollten gar die Welt verbessern, doch ihnen wurde zu keiner Zeit gewahr,
wie sie selbst ins Spiel mit einbezogen und darin missbraucht wurden.
Es gab viele verschiedene Zeitungen und Magazine - solche für den
linken Flügel, andere für den rechten, dritte für die Mitte. Zeitschriften für
die Arbeiter, andere für die Chefs usw. Es spielte dabei keine Rolle,
welcher Zeitung jemand anhing, so lange er nicht über das eigentliche
Problem nachdachte oder das System als solches hinterfragte.
Fabians großer Plan stand kurz vor seiner Vollendung. Das ganze Land und nicht nur das - war bei ihm verschuldet. Durch das
Ausbildungssystem und die Massenmedien besaß er die Kontrolle nicht
nur über das Denken der Menschen, sondern buchstäblich auch über
ihren Verstand. Die Menschen dachten und glaubten, wovon Fabian
wollte, dass sie es taten!
Wenn ein einzelner Mann weit, weit mehr besitzt, als er jemals für seine Privatgelüste ausgeben könnte,
nachdem er alle materiellen Anreize ausgekostet hat, was bleibt da noch, das ihn faszinieren könnte?
"Macht" lautet die Antwort, ungezügelte Macht über andere. Die Idealisten hatte Fabian erfolgreich in den
Medien und der Politik platziert, doch die wahren Herrschafts- und Kontrollfreaks, die Fabian suchte, fand er
in jenen, die "von Natur aus" über ein elitäres Herrscherklassebewusstsein verfügten: Es waren die reichsten
der ehemaligen Goldschmiede, denen ein solch arrogantes Bewusstsein innewohnte. Ihr maßloser
Wohlstand befriedigte sie nicht länger. Sie waren auf der Suche nach dem "Kick" einer neuen
Herausforderung: Uneingeschränkte Macht über die Massen war das ultimative Spiel! Solchen
Herrschaftsanspruch maßte sich die selbsterleuchtete Klasse nun als Recht einer "höheren Geburt" an.
Zentralbanken
Landesübergreifend waren zahlreiche Großbanken zu finden und obgleich diese scheinbar miteinander
konkurrierten, arbeiteten sie in Wirklichkeit eng zusammen. Mit offizieller Absegnung war eine Zentralbank
eingerichtet worden, und ihre Einlagen waren Anleihen, die durch reelles Geld gedeckt wurden, das sich in
den einzelnen Banken und Sparkassen befand. Dem Anschein nach handelte es sich um eine
Regierungsinstitution, wobei in Wahrheit kein einziger Volksvertreter jemals Zugang zu den Kontrollgremien
hatte. Mehr noch, diese Art Nationalbank stand außerhalb der Staatsverfassung und somit oberhalb des
Präsidenten, wodurch sie tun und lassen konnte, was sie wollte. Wie leicht hätte jeder Bürger dies feststellen
können, war dieser Verrat doch sogar aus den offiziell zugänglichen Unterlagen erkennbar.
Die Regierung ihrerseits musste nun nicht mehr Geld direkt von Fabian aufnehmen, sondern konnte sich an
die Zentralbank wenden, wobei als Sicherheit für die Kredite die zukünftigen Steuereinnahmen galten. Dies
war in Einklang mit Fabians Plan, der darauf ausgerichtet war, den Verdacht von seiner Person und den
wahren Ursachen abzulenken und ihn statt dessen auf die Regierung hinzulenken, während er im
Hintergrund selbstverständlich sämtliche Fäden in der Hand behielt.
Fabians indirekte Kontrolle der Regierungsgeschäfte war derart perfekt, dass ihn dies einmal dazu verführte,
öffentlich zu prahlen: "Wenn ich das Geld einer Nation kontrolliere, interessiert es mich nicht, wer die
Gesetze macht!" Und daher lautete seine Devise auch: "Solange ich als Berater in
Finanzangelegenheiten herangezogen werde, halte ich mich aus der Gesetzgebung des Landes
heraus." Es war somit einerlei, welche Partei regierte, da Fabian den Lebensfluss, das Lebensblut des
Volkes, das Geld, unter seiner vollständigen Kontrolle hatte.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Immer wieder gab es Leute, die fragten: "Geld ist ein von Menschen geschaffenes
System, es kann doch sicherlich derart angeglichen werden, dass nicht der Mensch dem
Gelde dient, sondern das Geld dem Menschen!?" Doch Leute dieses Schlages wurden
immer seltener und seltener und ihre Stimmen gingen in dem wahnsinnigen Gewühl nach
dem nicht existierenden Zins - den weiter und weiter fehlenden "fünf Talern" - unter.
Die Regierungen und mit ihnen die Parteifarben kamen und gingen - schwarz, rot, gelb,
grün - doch die grundlegenden Prinzipien blieben dieselben. Egal, welche Regierung "an
der Macht war", sie rückte Fabians ultimatives Ziel in immer greifbarere Nähe.
Die Gesetze der Menschen waren ohne Belang, solange die Menschen bis zum Anschlag besteuert wurden.
Ihre Zahlungsfähigkeit war am Ende. Jetzt war die Zeit reif für Fabians letzten, großen Schachzug!
Kreditkarten und Plastikgeld
10 % allen Geldes waren nach wie vor in Form von Münzen und Scheinen im Umlauf, was den einzelnen
Individuen immer noch eine gewisse Freiheit und Kontrolle über ihr eigenes Leben einräumte. Dies galt es
abzuschaffen, ohne Verdacht zu erwecken. Um also Geldfälschung, Diebstahl und Verlust
entgegenzuwirken schlug Fabian vor, eine kleine Plastikkarte für jeden auszustellen - mit Name und Photo
des Betreffenden sowie einer Identifikationsnummer.
Mit dieser Karte konnte der Normalbürger bequem Einkäufe erledigen, ohne allerdings zu ahnen, dass so
nicht nur sein Guthabens- bzw. Schuldenstand über einen Zentralcomputer abgerufen werden, sondern
auch ein Profil über ihn erstellt werden konnte: über die Art seiner Einkäufe, darüber, wann er sich wo
aufhielt, welche Bücher er las und überhaupt, welche Vorlieben er hatte. Für den Kunden wurde die
Kreditkarte zusätzlich attraktiv gemacht, indem bei der Rückzahlung am Monatsende keinerlei Zins für ihn
anfiel. Die Geschäftsleute hingegen hatten wesentlich höhere Ausgaben, die wiederum auf den Preis der
Endprodukte aufgeschlagen und somit an den Kunden weitergegeben werden mussten.
Fabian und seine Kumpane erfreuten sich eines immer hervorragenderen Rufes und höchsten
gesellschaftlichen Ranges, ja, sie wurden regelrecht als Säulen der Verantwortung und Ehrenhaftigkeit
angesehen. Politiker und Wirtschaftsexperten akzeptierten ihre Meinung in Finanz- und Wirtschaftsfragen,
als seien es religiöse Glaubenssätze.
Unter der Last immer neuer Steuern, Abgaben, Gesetze und Bestimmungen verschwanden "kleine, nutzlose
Unternehmen" bald reihenweise durch Bankrott. Spezielle Lizenzen und Gewerbescheine wurden sodann
verlangt, die es den verbleibenden Firmen abermals schwerer machten, weiter zu existieren. Fabians
Kumpane kontrollierten längst alle Großunternehmen und somit deren Zulieferer, denn ihrem
umsatzorientierten Druck hatte sich schlussendlich selbst der letzte unabhängige Kleinunternehmer,
Schlosser, Elektriker und Bäcker zu fügen.
Fabian plädierte sodann für eine komplette Abschaffung von Münzen und Papiergeld, um völlig den Weg für
seine Plastikkarte zu ebnen. Ohne Banknoten wären schließlich nur noch diejenigen Firmen geschäftsfähig,
die Kartenzahlung akzeptieren. Fabian alleine könnte sodann kontrollieren, wer im Geschäft bliebe und wer
nicht.
Im Falle des Verlustes der Kreditkarte, so Fabians weiterer Plan, sollte jedem Bürger seine
Identifikationsnummer in die Hand tätowiert werden, die unter einem speziellen Licht gelesen und an einen
Computer weitergeleitet werden konnte. Dieser wiederum wäre an einen Zentralcomputer gekoppelt, in dem
ausnahmslos alle Daten jedes Individuums gespeichert und über Ortungssatelliten angepeilt werden
konnten. So wüsste Fabian alles über jeden.
Sobald dies erreicht wäre, besäße er die ultimative, totale Kontrolle über alle Menschen des Landes - und
bald darauf über alle Menschen der Erde.
INITIATIVE Information - Natur - Gesellschaft
A-4882 Oberwang
Mail: info@initiative.cc
Homepage: www.initiative.cc
http://www.initiative.cc/Artikel/2007_02_26_fabian_5_prozent.htm
ESM – Der Weg in die Diktatur (Published on Jun 19, 2012)
http://www.youtube.com/watch?v=C0wFb2aL7U8
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Der Welt-Geldbetrug – Weltfinanz und die Hintergründe !
Dieser sensationell zusammengefasste Artikel berichtet über Aufbau, Hintergründe, Machenschaften und
Kollaps des weltweiten Finanzsystems. Lesen Sie diesen spannenden Artikel, um daraus auch Ihre
Schlüsse zu ziehen. Denn auch hier tut Aufklärung und Eigenverantwortung bitter not.
Der weitreichendste Wirtschaftsskandal aller Zeiten
Der größte und weitreichendste Wirtschaftsskandal unserer Tage findet zurzeit durch die Manipulationen an
den Geld- und Währungssystemen statt. Der Geldbetrug hat erstmalig eine globale Dimension, weil er sich
weltumspannend abspielt, von keiner nationalen Regierung deshalb mehr kontrolliert, gestoppt oder
verhindert werden kann, und weil er sogar nach den veralteten nationalen Gesetzen formell legal stattfindet.
Sicher ist aber, dass der Geldbetrug wie jeder andere Betrug auch nicht langfristig zur Bereicherung der
Täter durch Entreicherung der Opfer führen kann, weil kein freies Geldsystem auf Dauer missbraucht
werden kann.
Nach der Finanztheorie ist Geld ein legalisiertes Tauschmittel, welches auch zur Wertaufbewahrung dienen
soll. Die Ausgabe von Geld war deshalb früher staatliches Privileg (Münzhoheit). Die als Geld umlaufenden
Gold-, Silber- und Kupfermünzen hatten staatliche Prägung. Der Staat garantierte also die Reinheit des
Metalls und das Gewicht der Münzen, so dass man nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland jederzeit
wusste, wieviel jedes Geldstück wert war. So waren die Metallmünzen zugleich Tauschmittel und Dauerwert.
Der Staat musste aber, um Geld ausgeben zu können, Gold und Silber haben. Deshalb war es wichtig, dass
zum Beispiel Silberbergwerke in staatlicher Hand waren (Rammelsberg bei Goslar) und auf diese Weise der
Staat das Silber für zusätzliche Prägemünzen einsetzen konnte. Umgekehrt wussten die Bürger, dass der
Staat nur soviel Geld ausgeben konnte, wie er über Edelmetall verfügte. Der Edelmetallvorrat war also die
Basis für das in Edelmetall umlaufende Naturalgeld (Goldumlaufwährung).
Vom Realgeld zum Nominalgeld
Immer wieder haben Fürsten allerdings versucht, sich mehr Geld zu verschaffen, als sie Edelmetall hatten,
indem sie den Anteil des Edelmetalls bei den Münzlegierungen verminderten («kippen und wippen»). Das
Ergebnis war jeweils, dass die Kaufleute und Bürger das schlechte Geld weitergaben, das gute aber
behielten, bis alle Bescheid wussten und das schlechte Geld wieder eingeschmolzen werden musste.
Goldumlaufwährungen gab es noch bis zum Ersten Weltkrieg.
Jede Goldumlaufwährung hat allerdings den Nachteil, dass Gold nicht so stark vermehrbar ist, wie die
Wirtschaft wächst, dass also eine gewisse deflatorische Geldknappheit stärkeres Wirtschaftswachstum
behindern könnte. Deshalb gingen viele Staaten zu einer indirekten Goldwährung über: Sie hatten einen
bestimmten Goldschatz und gaben auf dieser Basis staatliche Zentralbanknoten aus, die im täglichen
Gebrauch leichter zu transportieren, zu zählen und auch in höheren Summen aufzubewahren waren. Ihr
Wert beruhte darauf, dass man die Geldscheine jederzeit bei der Zentralbank vorlegen und in
entsprechendes Gold oder Silber umtauschen konnte (Goldkernwährung). Auf diese Weise konnte der Staat
sogar mehr Nominalgeld ausgeben, als er an Edelmetall verfügbar hatte, denn üblicherweise bestanden nur
wenige Geldscheininhaber auf dem Umtausch ihrer Scheine in Gold. Normalerweise reichte also ein
Volumen von weniger als 10% Gold für ein Währungsvolumen einer um 90% höheren Geldscheinmenge.
Das System funktionierte weltweit, weil auch Länder, die selbst keinen Goldschatz hatten, den Inhabern ihrer
nationalen Geldscheine einen festen Umtauschkurs zu anderen Währungen garantierten, die ihrerseits
wieder einen Goldkern hatten. Solange diese Umtauschgarantie bestand, konnten die Bürger darauf
vertrauen, dass sie - wenn auch über doppelten Umtausch - die Geldschein-Nominalwerte in Münzrealwerte
umtauschen konnten (Golddevisenwährung), hatten also eine zumindest indirekte Geldwertgarantie.
Vom staatlichen zum privaten Geld - Der EURO vor dem Kollaps ?
Der entscheidende Schritt weg vom Staatsgeld war 1913 die Gründung des Federal Reserve System in den
USA. Obwohl nach der amerikanischen Verfassung eigentlich nur Gold und Silber gesetzliches Geld sein
dürfen, hat sich ein von privaten Banken gegründetes Kartell unter Führung der beiden Großfinanzgruppen
Rothschild und Rockefeller eine private Zentralbank geschaffen mit dem Recht, eigenes Geld auszugeben,
welches gesetzliches Zahlungsmittel wurde und für welches anfangs noch die amerikanische
Zentralregierung garantierte. In dieser privaten Bank wurden nach dem Ersten Weltkrieg die Goldreserven
der Welt zusammengekauft, mit der Folge, dass viele andere Währungen ihren Goldstandard nicht mehr
halten konnten und in der Deflation zusammenbrachen (erste Weltwirtschaftskrise).
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde deshalb 1944 in Bretton Woods wieder die Einführung eines neuen
Golddollarstandards beschlossen. Während des Weltkrieges verlangten die USA für die Bezahlung von
Rüstungsgütern Gold von den kriegführenden Nationen. Auch das Gold Deutschlands musste als
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Kriegsbeute abgegeben werden. So sammelten sich über 30 000 Tonnen Gold der Welt allein in den USA mehr als alle anderen zusammen hatten. Dieses Gold diente als Deckung für die Dollars. Da aber ein
größerer Teil der Dollars in den Zentralbanken der Welt als Reservewährung gehalten wurde, konnten die
USA mehr Dollars ausgeben als sie an Goldbasis hatten. Die Länder der Welt brauchten nämlich Dollars,
um die Rohstoffe dafür zu kaufen, die nur auf Dollarbasis gehandelt wurden. Neben dem Gold wurde
deshalb der Dollar immer stärker in den anderen Zentralbanken zur Hauptwährungsreserve. Die
Dollarherrschaft über die Welt hatte begonnen.
1971 kündigte US-Präsident Nixon die Einlösungspflicht des Dollars in Gold (Golddollarstandard) und
zugleich die Haftung des Staates für den Dollar auf. Seitdem sind die Dollarnoten weder real durch Gold
noch durch Staatshaftung gedeckt, also eine freie private Währung der Federal-Reserve-Bank (FED). Der
Dollar und alles andere Geld der Welt sind seitdem nicht mehr werthaltig, sondern nur noch gedrucktes,
legalisiertes Zahlungspapier.
Eine durch nichts gedeckte Währung kann zwar durch Gesetz zum amtlichen Tauschmittel
erzwungen werden, nicht jedoch zum Mittel der Wertaufbewahrung. Hierzu bedarf es des Vertrauens
der Geldinhaber, dass sie ihr Geld langfristig wertgesichert sehen. Der langfristige Kurswert - das Vertrauen
- einer freien Quantitätswährung hängt wiederum allein von der Knappheit des Geldes bzw. der Geldmenge
ab. Das Problem: Während sich in den letzten 30 Jahren die Gütermenge der Welt nur vervierfachte, hat
sich die Geldmenge vervierzigfacht.
Geldmengenvermehrung bedeutet nämlich immer Inflation. Und Inflation bedeutet Geldentwertung. Für
dieses Problem wurden drei Lösungswege beschritten:
o Die deutsche Finanzwissenschaft hatte schon bei der Bundesbankgründung eine staatsunabhängige
neutrale «vierte Gewalt» für die Bundesbank gefordert, damit diese den politischen Pressionen zum
Geldmengenmissbrauch widerstehen könne, damit der Bürger sich also auf die Werthaltigkeit des
Geldes verlassen könne. Tatsächlich ist die Bundesbank gesetzlich zur Werthaltigkeit der D-Mark
verpflichtet gewesen (Neutralgeldtheorem) und war weitgehend staatsunabhängig. Dies hat dazu
geführt, dass die D-Mark als stabilste Währung der Welt immer mehr auch Währungsreserve und
bevorzugte Wertanlage wurde.
o Die meisten anderen Staaten haben eine «orientierte Quantitätswährung» bevorzugt. Sie
verpflichteten ihre Zentralbanken, die Geldmenge an bestimmten Zielen zu orientieren, wie zum
Beispiel Wachstum, Vollbeschäftigung oder anderen. Dies gab der nationalen Politik ausreichend
Einflussmöglichkeiten auf die Zentralbank und auf das Geld und hat regelmäßig dazu geführt, dass
der politische Missbrauch zu entsprechender Inflationierung der Währungen geführt hat. (Beispiel:
Frankreich, Italien, Spanien usw.)
o Die meisten Diktaturen der unterentwickelten Länder und das private Federal-Reserve-System
dagegen bevorzugten eine «freie Quantitätswährung», also eine Währung, deren Missbrauch durch
die Politik oder durch die privaten Zentralbankeigentümer nicht gesetzlich beschränkt wurde. «Freie
Quantitätswährung» hat immer «Freiheit zum Missbrauch der Währung» bedeutet und nie langfristig
funktioniert.
o Vor allem führt ein Nebeneinander von Währungen, die teils von einer unabhängigen Staatsbank
in ihrem Wert gehalten werden - wie die D-Mark - oder andererseits von abhängigen Staatsbanken
oder sogar von Privatbanken nach deren jeweiligen Zwecken frei manipuliert werden, zu erheblichen
Kursspannungen: Weil die Deutsche Mark durch die Bundesbank relativ wertstabil gehalten wurde,
andere wichtige Währungen sich dagegen durch Geldmengenvermehrung und Inflation immer
stärker wertminderten (Abwertung), versuchen die Geldwertbesitzer naturgemäß, mit ihren
längerfristigen Dispositionen in harte Währungen zu gehen und weiche zu meiden.
So wurde die Deutsche Mark in Konkurrenz zum Dollar immer stärker auch Währungsreserve von Wirtschaft
und Zentralbanken in der Welt. Vor allem aber wurde an der «harten» Währung deutlich, wie weich eine
ständige Geldmengenvermehrung die inflationierten Privat- oder Staatswährungen gemacht hatte. Die der
Geldwertstabilität verpflichtete Bundesbank wurde so zum gemeinsamen Störer im Chor der
Geldmengenvermehrer und Inflationisten des Weltwährungssystems - kein Wunder, dass dieser Störer
durch Abschaffung der Deutschen Mark und Einbindung in eine wieder mehr von der Politik gesteuerte, nicht
mehr souveräne Europäische Zentralbank ausgeschaltet werden musste. Kohl hat dafür gesorgt, dass dies
«im kleinen Kreise» entschieden wurde, dass die deutsche Bevölkerung über den Verlust ihrer werthaltigen
Währung nicht abstimmen durfte («Wo kommen wir hin, wenn die Bevölkerung über so wichtige Dinge
selbst entscheiden sollte?»). Die Bevölkerung hätte nie freiwillig die solide D-Mark geopfert.
Inzwischen hat also keine Währung der Welt noch irgendeine reale Wertgrundlage, hat sich das Geld der
Welt von jedem zugrundeliegenden Sachwert gelöst, wird es als Papier hemmungslos neu gedruckt und
durch ständige Vermehrung ständig entwertet. Dass die Leute immer noch glauben, das Geldpapier,
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welches sie in der Hand haben, habe einen festen Wert, liegt daran, dass durch geschickte Manipulation der
Devisenkurse ein scheinbares Wertverhältnis vorgespiegelt wird. Diese Devisenkurse werden nämlich
von genau den gleichen Gruppen manipuliert, die auch die Geldmengenvermehrung produzieren.
Praktisch hat inzwischen das von der US-Großfinanz gesteuerte und ihnen gehörende private FederalReserve-System Welt-Geldbedeutung erlangt:
o Das FED-Privatgeld Dollar ist schon von der Geldmenge her in der Welt dominierend. Mehr als 75%
aller Geldquantitäten sind Dollars.
o Die US-Großfinanz hat auch die von ihnen kontrollierten Rohstoffmärkte gezwungen, nur in
Dollars zu verkaufen. Wer sein Öl nicht gegen wertlose Dollars, sondern gegen Euro verkaufen
will, wird zum Terroristen erklärt (Saddam).
o Auch die Zentralbanken der übrigen Länder werden gezwungen, die Dollars in immer stärkerem
Maße (Euro-Bank über 90%) als Währungsreserven anzunehmen. Die übrigen Währungen, wie
zum Beispiel der Euro, beruhen also in ihrem Wert zu über 90% auf wertlosen, nur durch die Macht
und den Willen der US-Großfinanz gehaltenen Dollar-Papieren.
o Inzwischen wurden sogar die Nationalbanken sanft oder hart (Schweiz) gedrängt, ihre Goldvorräte
gegen Dollars abzugeben oder «auszuleihen». Das Gold der Welt hat sich dadurch wiederum wie
vor der ersten Weltwirtschaftskrise bei den Eigentümern des Federal-Reserve-Systems konzentriert,
so dass ein neuer Goldstandard nur mit deren Willen und nach deren Diktat wieder einzuführen wäre
und die FED-Eigentümer mit einer Neufestsetzung des Goldpreises (Greenspan: «Möglicherweise
bis 6000 Dollar.») allein dadurch im Falle einer Währungsreform ein Jahrhundertgeschäft machen
würden.
Die US-Großfinanz steuert also über die ihr gehörende FED letztlich das Geld und die Währungen der
ganzen Welt. Der Dollar ist privates Geld dieser US-Großfinanz, von niemandem außer von ihr garantiert,
aber nach Kräften missbraucht, vermehrt und zum Instrument ihrer Weltherrschaft und zum Hilfsmittel für
den Raub aller wichtigen Rohstoffe und Sachwerte der Welt missbraucht.
Durch ungehemmte Vermehrung des Dollars hat natürlich die ausgebende US-Großfinanz
unbegrenzte liquide Mittel, mit denen sie die ganze Welt kaufen kann. Aber auch der amerikanische
Staat kann durch die Dollarvermehrung mehr ausgeben, als er einnimmt (Schuldenreiterei). Missbrauch
des Dollars durch Geldmengenvermehrung ist also sowohl für die herrschende US-Finanz als auch für die
von ihr beherrschte US-Administration einseitiger Vorteil. Deshalb hat sich das Dollarvolumen in den letzten
10 Jahren immer schneller vermehrt. Ebenso haben sich die Schulden des amerikanischen Staates
gegenüber dem Ausland drastisch vermehrt. Der US-Staat lässt sich also in immer größerem Ausmaß
von der Welt Sachgüter gegen wertlose Scheinchen liefern - die moderne Form der Tribute.
Dass diese ungehemmte Dollarvermehrung nicht längst den Dollarabsturz und zur Zurückweisung des
Dollars durch die Kunden geführt hat, ist kluger Regie und Erpressung zu verdanken: Die US-Großfinanz
und die US-Administration zwingen seit Jahren wirtschaftlich und politisch die wichtigen Zentralbanken der
Welt (Eurobank, Japan, China und andere), die bei ihnen sich für Exporterlöse oder als Kaufpreise für den
Aufkauf von Sachgütern ansammelnden wertlosen Dollars zu behalten und als angeblich werthaltige
Devisenreserve zu halten. Praktisch heißt das: Die Zentralbanken in China, Japan und Europa sammeln die
für die Sachwertlieferungen ihrer Bürger einkommenden wertlosen Dollars in immer größeren Beständen als
angeblich werthaltige Währungsreserve an. Die Währung der Satellitenstaaten wird also und ist bereits mit
immer wertloseren Dollars unterlegt - also praktisch ebenso wertlos geworden. Somit sind alle im gleichen
Geldentwertungsboot: Die Urheber der Geldmengenvermehrung in New York und Washington ebenso wie
die Helfer der Geldmengenvermehrung in den Zentralbanken der Satellitenstaaten.
Damit aber hat es der Schuldner USA selbst in der Hand, wie stark er durch offizielle Abwertung des Dollars
schließlich seine Gläubiger entreichern - betrügen - und sich auf deren Kosten wieder entschulden will. Jede
Abwertung des Dollars wird vor allem das 80% aller Dollars haltende Ausland entreichern. Dem
Schuldner steht es frei, wie stark er seine Schulden abwerten und damit seine Gläubiger betrügen will. Dem
Publikum wird inzwischen allerdings mit manipulierten Kursen und Kurspflege suggeriert, die missbrauchten
Währungen und das hemmungslos vermehrte Geld hätten immer noch einen soliden Kurswert.
Würden die Geldbesitzer wissen, dass sie eigentlich nur Papierwert in den Händen haben, alles andere aber
von den Manipulationen, den Missbräuchen, der Macht und den Zwecken der US-Großfinanz abhängt,
o würde die Geldumlaufsgeschwindigkeit wegen Zurückweisung des Geldes stärker steigen,
o würde eine Flucht in die Sachwerte einsetzen,
o und damit eine dramatisch steigende bis galoppierende Inflation beginnen,
o würde die längst geschehene Entwertung der Geldwertanlagen der Bürger (Geldpapiere, Renten,
Fonds und andere) sich in einem zweiten Börsencrash auflösen und zusammenbrechen,
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
und würden ganze Branchen der Finanzindustrie und Finanzdienstleistung unter Haftungsprozessen
wegen der Entwertung zusammenbrechen, so dass eine Währungsreform unvermeidlich wird.
Noch wird die Illusion des Geldwertes trotz dramatischer Entwertung durch den Zwang eines gesetzlichen
Zahlungsmittels künstlich aufrechterhalten. Nutznießer dieses Systems sind nicht nur die US-Großfinanz,
welche durch ihre FED immer hemmungsloser Dollarmengen in die Welt jagt, sondern auch die dieses Spiel
mitbetreibenden Zentralbanken, wie zum Beispiel die Eurobank, die Banque of Japan und andere. Die
Vorstände dieser Banken wissen genau, wie wertlos der Dollar inzwischen ist, stützen aber immer noch die
gesetzliche Illusion der Zahlungsmittelfunktion des Dollars, haben sogar aus politischen Gründen
geschwiegen und die eigene Währung nahezu ausschließlich mit wertlosen Dollars in ihrer
Währungsreserve unterlegt, also ihre Währung praktisch ebenso wertlos gemacht. Würde eine
Währungsreform kommen, stünde zum Beispiel die Eurobank ohne Werte da. Das Gold - auch das deutsche
Gold - ist mutmaßlich nur noch als bloßer schuldrechtlicher Rückgabeanspruch vorhanden, nicht mehr aber
als Realgold. Es ist zumeist angeblich naturaliter an die private Federal Reserve Bank und von dieser weiter
verliehen, also im Zusammenbruch nicht mehr greifbar. Das System lebt davon, dass ein Missbrauch
nicht diskutiert und nicht veröffentlicht wird.
Tatsache 1: Die wichtigsten Währungen der Welt sind so hemmungslos vermehrt worden und stehen auf so
tönernen Füssen, dass ihre Währungen (Dollar, Euro, Yen und andere) keine echte
Wertaufbewahrungsfunktion für die Bürger mehr haben.
Tatsache 2: Auch die Tauschfunktion der Währungen wird nur durch Manipulation und Täuschung über
einen angeblichen - aber nicht vorhandenen - Kurswert künstlich aufrechterhalten und ist längst nicht mehr
echt.
Tatsache 3: Das Privatgeld (Dollar) der US-Großfinanz ist längst von allen Bindungen an Sachwerte
(Gold) oder einer Geldmengenbindung befreit, hat also nicht nur seine Wertaufbewahrungsfunktion
verloren, sondern täuscht auch die Welt nur noch durch weltweite Kursmanipulation über einen
scheinbaren Tauschwert des durch hemmungslose Vermehrung entwerteten Privatgeldes. Nur durch diese
Täuschung und die Macht der US-Großfinanz wird noch künstlich «Vertrauen» der Welt in den Dollar
suggeriert. Wüssten die Marktteilnehmer dagegen, dass sie mit dem Nominalwert des Geldscheins nur ein
wertloses Wertversprechen von Privatleuten in den Händen haben, denen längst nicht mehr zu trauen ist,
die ständig ihre Macht, den Geldwert zu manipulieren, missbrauchen, so würde auch das Vertrauen in diese
Privatwährung Dollar zusammenbrechen.
Mit dem Geld ist es so wie mit den Aktien. Auch die meisten Aktien sind keine Substanzwerte, sondern
nur Hoffnungswerte. Wer in der großen Aktienhausse glaubte, viel gewonnen zu haben, wurde beim
Aktiencrash darüber belehrt, dass die Aktie außer dem Papierwert nur noch Hoffnung trägt, diese aber
leicht schwinden kann. Gewinn oder Verlust im Börsenspiel sind reine Hoffnungswerte, keine
Sachwerte. Ebenso ist es mit dem Geld. Einziger Sachwert ist der Wert des Papiers. Alles andere ist
Hoffnungswert im Vertrauen auf die korrupten, aber stärksten Finanzmächte der Welt.
Mit Scheingeld zu Sachwerten
Würden die Marktteilnehmer wissen, dass unser Geldsystem letztlich am Privatgeld Dollar und dieses Geld
ohne jeden Wertbezug allein an den Manipulations- und Missbrauchswünschen der großen Finanzoligarchie
hängt, dann würden die Menschen ihr Währungsvertrauen verlieren, ihr Geld nicht mehr als
Wertaufbewahrungsmittel betrachten, sondern der laufenden Geldentwertung durch Flucht in die Sachwerte
zu entgehen versuchen.
Genau dies tun die hinter der FED stehenden Täter der größten Geldvermehrung aller Zeiten: Sie kaufen mit
dem immer wertloser werdenden Geld seit Jahrzehnten alle Sachwerte auf, die sie noch erwischen können:
Rohstofflager, Industriekomplexe, Immobilien und jede einigermaßen intakte ausländische
Kapitalgesellschaft in freundlicher oder feindlicher Übernahme zu fast jedem Preis. Und nicht nur die USGroßfinanz sammelt die Sachwerte der Welt ein, sondern auch der amerikanische Staat importiert für FiatMoney (gedrucktes, eigentlich wertloses Geld) seit Jahren mehr Sachgüter aus der Welt, als er bezahlen
kann, und verschuldet sich dafür hemmungslos im Ausland - solange die ausländischen Gläubiger noch an
den Wert des Dollars glauben oder mit politischer Erpressung gezwungen werden können, die faulen Dollars
in ihre Währungsreserven anzunehmen.
Mit Sachwerten zu Monopolen
Die hinter der FED stehende Großfinanz hat auf diese Weise durch gezielte Sachwertpolitik ganze
Marktsegmente mit ihren faulen Dollars aufgekauft und zu Marktmonopolen bzw. -oligopolen entwickelt:
Diamanten, Gold, Kupfer, Zink, Uran, Telekommunikation, Gasfaserleitungsnetze, Print- und
Fernsehmedien, Nahrungsmittel (Nestlé, Coca-Cola), große Teile der Rüstungsindustrie und der Luftfahrt
usw.
o
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Zurzeit läuft ein Monopolisierungsversuch mit Hilfe der Gen-Manipulation. Genmanipulierte Tiere und
Pflanzen sind selbst unfruchtbar. Wenn man also die Genmanipulation flächendeckend durchsetzen kann,
müssen alle Bauern einer Firma mit einem Patentmonopol das Gen-Saatgut zu dem von ihr festgesetzten
Monopolpreis abkaufen, können sie nicht mehr ihr selbst geerntetes Getreide zur Saat verwenden.
Ein anderes Monopolisierungsspiel läuft zurzeit auf dem
Zuckermarkt: Die EU hat ihren Zuckermarkt durch eigene
Marktordnung
geregelt,
um
den
Bauern
die
Rübenzuckerproduktion zu erhalten, die für viele von ihnen
existenznotwendig ist. Der Rübenzucker ist aber teurer als
der in den Tropen wachsende Rohrzucker des US-Kartells.
Die der US-Großfinanzgruppe gehörenden Firmen Nestlé
und Coca-Cola verlangen nun gemeinsam mit von ihr
abhängigen
Wissenschaftern
und
Politikern
eine
«Liberalisierung des Zuckermarktes» und betreiben dies über
die internationalen Gremien (GATT, Mercosur). Sobald diese
Liberalisierung durchgesetzt ist, kann sich der teurere
Rübenzucker gegen den billigeren Rohrzucker nicht mehr
halten, bricht die europäische Zuckerproduktion endgültig
zusammen und wird der Zuckermarkt - anfangs billiger, nachher aber teurer - durch das von der USGroßfinanz beherrschte Rohrzuckerkartell überschwemmt.
Mit welchen kriminellen Methoden die US-Großfinanz dabei ganze Branchen in ihre Hand bekommt, zeigt
der Fall Primacom: Dieser Kabelnetzbetreiber operiert höchst lukrativ, steht aber schon länger im Visier der
US-Großfinanz (Telekommunikations-Monopolisierung). Diese hat deshalb erst den Vorstand von Primacom
unterwandert und dann diesem Vorstand ein Darlehen mit mehr als 30% Jahreszinsen oktroyiert, so dass
die eigentlich gut operierende Firma wegen der Zinslasten in Schwierigkeiten geriet und nach Ansicht der
US-Bank «jetzt billigst übernahmereif» wurde. Das Spiel geht gerade in die letzte Runde.
Ein ähnliches Spiel hat der Abgesandte der US-Großfinanz Ron Sommer mit der Deutschen Telekom
versucht. Die US-Großfinanz sammelt alle Telekommunikations-Gesellschaften, um sie weltweit zu
monopolisieren. Der Abgesandte Sommer hat dazu eine kleine US-Firma der Telekom zum dreißigfachen
Preis (30 Mia. US-Dollar) von der US-Großfinanz gekauft, damit diese aus eigenem Vermögen der Telekom
diese aufkaufen konnte. Der zweite Schritt war, die Telekom-Aktien billig zu machen, damit der US-Investor
sie billig bekam. In diesem Spiel ist allerdings Ron Sommer über seine Grenzen gegangen und gescheitert.
Dies wird aber die US-Großfinanz in ihren Übernahmeplanungen nur zurückwerfen, nicht hindern.
Privatisierung und Aufkauf der Telecom gehen planmäßig weiter.
Ein gleiches Spiel vollzieht sich auch auf dem Welt-Energiemarkt, in Deutschland offensichtlich mit EON und
RWE, wobei die US-Großfinanz bereits eigene Vertrauensleute in die für die Übernahmekandidaten
entscheidenden Banken und Vorstände entsandt hat. In 20 Jahren will die US-Großfinanz auch das Wasser
der Welt - nach Aussage ihres Vertreters Brzezinski - monopolisiert haben.
Mit Sachwerten zur Währungsreform
Deutet man den Fahrplan der Welt-Großfinanz richtig, so soll die Geldmenge so lange vermehrt und
entwertet werden, bis damit alle wichtigen Sachwerte der Welt aufgekauft und monopolisiert worden sind.
Die Großfinanz ist klug genug zu wissen, dass ihre Geldmengenvermehrung nicht unerkannt bleibt und
irgendwann das Vertrauen in den inflationierten Dollar schwindet. Ein Ausbruch der Vertrauenskrise wird die
jetzt noch beherrschte, schleichende Inflation zur galoppierenden offenen Inflation machen, die zwangsläufig
in eine Währungsreform einmünden muss.
Dies aber ist genau der Vorteil sowohl der Großfinanz als auch der USA:
• Die Großfinanz hat mit den faulen Dollars vorher ausreichend Sachwerte gekauft, wird also von der
Währungsreform mit ihren Sachwerten nicht mehr betroffen, hat sich rechtzeitig aus dem faulen
Geld in werthaltiges Vermögen verlagert. Da sie in vielen Bereichen inzwischen
Weltmonopolstellungen erreicht hat, kann sie sogar die Welt jederzeit mit Monopolpreisen zu
Sonderabgaben heranziehen. Nicht mehr Steuern sind dann das Einkommen der Welt-Herrscher,
sondern Monopolerträge. Niemand kann die Großfinanz hindern, die Preise für Gold, Diamanten,
Kupfer, Zink, Eisenerz, Wasser, Saatgut oder Energie um 10, 20 oder 30% anzuheben und auf diese
Weise die gesamte Weltbevölkerung zu Sonderabgaben heranzuziehen. Noch nie hat es eine
solche Finanzmacht der Welt gegeben, noch nie war sie für die Gesamtbevölkerung der Welt so
gefährlich.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
•
Listigerweise hat die US-Großfinanz die faulen Dollars überwiegend ins Ausland gebracht. Mehr als
Dreiviertel der gesamten Dollarbestände sind nicht mehr in den USA, sondern sind bei den
Gläubigerstaaten der USA. Die USA haben sich nämlich in den vergangenen Jahren immer kräftiger
gegenüber dem Ausland verschuldet. Das Ausland hat Güter geliefert (Sachwerte), dafür aber
wertlose Dollars bekommen. Alle Zentralbanken sind voll mit faulen Dollars. Werden diese nun
plötzlich entwertet, trifft der Schaden zu mehr als Dreiviertel die Zentralbanken, Banken, Staaten und
Marktteilnehmer außerhalb der USA. Dann rächt sich, dass die
Europäischen Zentralbanken ihr Gold gegen faule Dollars abgegeben
und
dafür
immer
ausschließlicher
Fiat-Money
als
Basis
(Währungsreserve) für die eigene Währung, zum Beispiel Yen oder
Euro, eingesetzt haben. Bricht also die Leitwährung Dollar zusammen,
werden
zwangsläufig
auch
die
Satellitenwährungen
mit
zusammenbrechen, deren einzige Basis ein Bestand an faulen Dollars
ist. Mit anderen Worten: Die sich abzeichnende Währungsreform des
Dollars zieht zwangsläufig eine Weltwährungsreform aller Währungen
nach sich, für welche der faule Dollar jetzt noch Hauptwährungsreserve
darstellt.
Dass aber jede pausenlose Vermehrung eines Privatgeldes - des
Dollars - durch die der US-Großfinanz gehörende Federal Reserve Bank
zur Aufweichung der Dollar-Währung zu immer stärkerer Inflation und
schließlich
zur
Währungsreform
führen
muss,
ist
finanzwissenschaftliches Grundwissen und dürfte nicht einmal
Greenspan und seinen Mittätern zweifelhaft sein.
Durch Währungsreform zur Weltwährung
Greenspan hat in einer Rede unvorsichtigerweise geäußert, dass «wohl bis 2007 eine grundsätzliche DollarKorrektur anstehe und dass man dann zweckmäßigerweise den Dollar und den Euro zum 'Euro-Dollar' einer
neuen Welt-Währung vereinigen könnte». Das macht aus Sicht der US-Großfinanz Sinn, denn längstens bis
2007 sind die Dollar-Missbräuche noch durchzuhalten, bis dahin dürfte längstens das Vertrauen der Welt in
diese hemmungslos vermehrte, immer wertloser gewordene und nur noch künstlich aufrechterhaltene
Privatwährung der US-Großfinanz halten. Irgend etwas wird also in nächster Zeit mit dem Dollar geschehen.
Würde dann der Dollar mit dem Euro zur Welteinheitswährung, würden damit für die US-Großfinanz wichtige
Ziele erreicht:
Eine neue Währung bietet die Möglichkeit, die alten Währungsschulden abzuwerten und damit die
Gläubiger, die noch alte Währung haben, entsprechend zu entreichern. Wenn eben ein neuer Euro-Dollar 20
alte Dollar oder 15 Euro wert ist, sind die alten Währungen entsprechend abgewertet, sind die Gläubiger in
alter Währung entreichert, hat sich das Spiel für die privaten Geldausgeber gelohnt. Vor allem würde damit
der US-Staat ebenfalls entschuldet: Seine jetzige Auslandsverschuldung von 5200 Mia. Dollar würde bei
50%er Abwertung nur noch 2600 Mia. Euro-Dollar betragen. Geschädigt werden alle Inhaber von Alt-Dollars,
deren Bestände um 50% oder sogar 90% abgewertet werden. Dies gilt insbesondere für die Zentralbanken
von China, Japan und Europa mit ihren hohen Dollar-Währungsreserven.
Das Hauptziel der US-Großfinanz ist aber, auf diese Weise eine Weltwährung zu erreichen, über die sie
wiederum selbst herrschen. In einem Euro-Dollar-System würde zwangsläufig das der US-Großfinanz
gehörende Federal Reserve System eine Mehrheit haben, also die US-Großfinanz dann auch mehrheitlich
das neue Währungssystem beherrschen. Dazu auserwählt ist die BIZ (Bank für internationalen
Zahlungsausgleich), eine private Organisation, deren Anteile mehrheitlich bereits von der US-Großfinanz
heimlich aufgekauft worden sind. Würde also die BIZ neue Zentralbank der Euro-Dollar-Währung, sind
zufälligerweise wieder die gleichen Privateigentümer Haupteigentümer dieser neuen Zentralbank, die vorher
auch Eigentümer der FED waren. Sie könnten dann das gleiche Spiel freier Geldausgabe nach eigenem
Belieben, das sie mit dem Federal Reserve System bisher machen, wieder auf höherer Ebene - und dazu
auch noch durch Währungsreform entschuldet - erneut -betreiben. Die bisherige WeltGeldmengenvermehrung, der große Geldbetrug gehen dann in der Währungsreform unter. Ein neues
System würde den alten Tätern wieder eine neue Währung in die Hände spielen und ihnen damit das neue
Spiel mit der Weltwährung Euro-Dollar 20 bis 30 weitere Jahre erlauben.
Die US-Großfinanz hätte also auf diesem Wege durch Geldbetrug nicht nur die Sachwerte der Welt bei sich
monopolisiert - darunter so existenzwichtige Bereiche wie Saatgut, Nahrungsmittel, Wasser, Energie und
Metalle, sondern darüber hinaus wiederum ein Währungsmonopol zur eigenen Bedienung, nach eigenem
Belieben geschaffen - eine Geldvermehrungsmaschine wie den Dukatenesel im Märchen. Auch mit
Veröffentlichung dieses Geldbetrugssystems wird kein Aufschrei durch die Welt gehen. Man wird dies als
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
«Verschwörungstheorie» oder als «Antiamerikanismus» oder sogar als «Antisemitismus» (Rothschild) abtun
oder solche Veröffentlichungen ganz zu verhindern versuchen, denn immerhin gehören der US-Großfinanz
auch wesentliche Teile der Print- und Bildschirmmedien überall in der Welt.
Das Spiel zu durchschauen ist aber wichtig für Menschen, die durch dieses Spiel Verluste erleiden könnten.
Wer also Finanzvermögen hat, sollte zuhören bzw. lesen. Verlierer bei dem großen Spiel der
Finanzoligarchie sind solche Marktteilnehmer in der Welt, welche dem Geld zuviel Vertrauen
entgegenbringen, welche immer noch glauben, dass Geld über seine bloße Tauschfunktion hinaus auch
noch Wertaufbewahrungsmittel sei. Die laufende Geldentwertung der vergangenen 40 Jahre hat offenbar die
Menschen nicht klug gemacht. Sie wird in den nächsten Jahren galoppieren bis zum bitteren Ende, weil sie
nämlich ein einseitiger Vorteil der Täter ist. Wer also auf langfristige Werterhaltung seines Vermögens Wert
legt, kann nicht in Geldwerten, nicht in Versicherungsverträgen, nicht in Renten und nicht in Bargeld bleiben,
er muss in Sachwerte gehen, wie dies die Großfinanz selbst vorgemacht hat.
Strategieziel des Welt-Geldbetruges
Soweit von außen her erkennbar, hat die US-Großfinanz ursprünglich nur das Ziel gehabt, die US-Währung
zu beherrschen und damit den US-Markt nach eigenem Willen manipulieren zu können. Diesem Ziel diente
das private Zentralbanksystem FED. Als US-Präsident Kennedy ein Gesetz eingebracht hatte, dieses
Privatfinanzsystem zu verstaatlichen, starb er eines plötzlichen Todes. Wer immer an diese
Privatgeldmöglichkeiten der US-Großfinanz rührte, verlor dabei Vermögen oder Leben. Inzwischen aber sind
die strategischen Ziele der US-Großfinanz über die nationale Dimension weit hinausgewachsen. Ihr Ziel ist
das globale private Geldsystem, welches sie mit der Vorherrschaft ihres Privatdollars und seiner
Durchsetzung als Hauptwährungsreserve überall in der Welt weitgehend erreicht haben und nur noch mit
einer Weltwährung - Euro-Dollar - formalisieren müssen.
Wenn wir also einen zweiten Missbrauch des Welt-Geldsystems zugunsten privater Großfinanzgruppen und
überhaupt den Missbrauch der Geldmengenwährungen verhindern wollen, muss jede Währung vor jedem
öffentlichen oder privaten Missbrauch, vor jeder Deflations- und Inflationsmanipulation gesichert werden.
Das ist sicher nicht erreichbar, wenn man die Währung der privaten Großfinanz überlässt. Sie wird die
Missbrauchsmöglichkeit wieder nutzen und wieder zum eigenen Vorteil mit Geldmengenvermehrung die
Welt betrügen und ausbeuten. Die Erfahrungen haben aber auch gezeigt, dass die meisten Regierungen
ihre Währungen ebenso missbrauchen, wenn sie die Möglichkeiten dazu haben, wenn sie also
Einflussmöglichkeiten auf die Zentralbank und ihre Geldmengenpolitik haben. Es gilt also, aus den
Missbräuchen der öffentlichen Hände und der privaten Großfinanz die Währungen so unabhängig zu
machen, dass privater und öffentlicher Missbrauch ausgeschlossen werden.
Sicher ist eine auf Gold basierende Währung nicht so leicht zu manipulieren wie eine bloße
Quantitätswährung. Die Probleme jeder auf Gold basierenden Währung liegen aber in der Verfügbarkeit von
Gold, nachdem die US-Großfinanz den größten Teil des Weltgoldvorrates in ihre Hände bekommen hat. Sie
würde also mit jeder Art einer auf Gold basierenden Währung wiederum Gewinner und Ausbeuter werden
können. Bleibt also nur die Lösung einer Quantitätswährung. Diese Quantitätswährung darf aber nicht frei,
willkürlich bestimmbar bleiben, sondern muss an dem Neutralgeldziel orientiert werden. Die Geldmenge darf
also nicht stärker wachsen als die Gütermenge. Aus dem monetären Sektor dürfen nicht wieder inflatorische
oder deflatorische Effekte auf die Währungen und die Weltwirtschaft ausgehen. Dies ist nur mit streng
neutralen und so unabhängigen Zentralbanken erreichbar, dass sie gleichsam die «vierte Gewalt»
darstellen, nicht in privater Hand liegen und nicht durch Regierungen beeinflusst werden können. Das
Urmodell der Deutschen Bundesbank vor ihrer Kastration in die Euro-Bank kam dieser Unabhängigkeit sehr
nahe.
Die kommende Währungsreform bietet eine einmalige Chance, die Täter, ihre Währungsmanipulationen und
ihre Missbräuche zu brandmarken und damit eine allgemeine öffentliche Zustimmung zu einem weder von
der privaten Großfinanz noch von den Regierungen mehr beeinflussbares Zentralbankensystem zu schaffen.
Dies wäre eine Jahrhundertchance. Verhindert werden könnte ein unabhängiges Zentralbankensystem vor
allem von der Großfinanz, welche über die ihr schon gehörende BIZ bereits die Weichen für eine neue
Übernahme des nächsten Zentralbanken- und Währungssystems gestellt hat. Deshalb tut Aufklärung Not,
um der Bevölkerung, Wirtschaft und Politik die Gefahr des Monopolkapitalismus nicht nur für die derzeitige
Währung, sondern auch für ein neues Währungssystem aufzuzeigen.
von Prof. Dr. Eberhard Hamer, Mittelstandsinstitut Hannover
Quelle:
Zeit Fragen vom 22.11.2004 http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_123c/INDEX.HTM
www.wiesenfelder.de
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Fei Lun - Das älteste Währungssystem der Welt
Es gibt inzwischen viele alternative Währungen und Ideen, wie man in Zukunft ein Währungssystem
nachhaltig und dem Menschen dienlich aufbauen kann. Hier ein sehr interessanter Artikel über Feil Lun aus
China.
Text aus dem Newsletter von "Max News".
Fei Lun - das fliegende Rad
Eine Währung ohne Geld - Dezentralisiert - Jeder kreiert zinsfreien Kredit für Jedermann
Gemäß Prof. KURODA Akinobu (Oriental Culture, University of Tokyo) gibt es bis heute keine
ernstzunehmende akademische Arbeit - weder von Historikern noch von Ökonomen - welche erfolgreich die
asiatischen Währungssysteme erforscht und verglichen hat. Nur unzureichend wurde analysiert was die
treibenden Motive für die substitutiven und komplementären Währungssysteme waren. Einig sind sich alle
Forscher, dass in China vor 9000-11000 Jahren, Rinder - die Wertebasis für allen Handel darstellten. Daraus
resultierte jedoch kein Tauschhandel - wie oft verkannt, sondern ein Kreditsystem. Wer Rinder, d.h. Güter
hatte, war kreditwürdig.
China entwickelte sich nicht vertikal sondern horizontal, über eine Vielfalt autonomer landwirtschaftlicher
Märkte, mit eigenen Währungssystemen, die alle kreditbasiert funktionierten und keine Konvertierung zu
komplementären Währungen vorsahen und wünschten.
Es war keine Gemeinschaftswährung - sondern ein persönliches Kreditsystem - Jeder für Jeden.
Über die Jahrtausende hinweg organisierten sich die unterschiedlichen Klans und Stämme zu einem Staat,
der jedoch kein Kreditsystem als Währung betreiben konnte. Es war also ein coexistierendes Wertesystem
angesagt, welche sich beide gegenseitig nicht ersetzten konnten. Kredit kann nun mal nie im anonymen
funktionieren - sonst verkommt es zu Cash - was übrigens chinesisch ist und die staatlichen Münzen
umschreibt.
Dieses Kreditsystem ist bekannt als Fei Lun und geht zurück in die frühe chinesische Geschichte, als das
Papier noch nicht einmal erfunden war und mit Kreide angeschrieben wurde. Jeder konnte bei jedem
anschreiben lassen und durch Gegenleistungen wieder zinsfrei ausgleichen.
Über die Jahrhunderte wurde das System immer weiter verfeinert. So hatte nach der Erfindung des Papiers
jeder ein kleines Büchlein, in welchem die Kredite eingetragen wurden - ein System das sich bis in die
heutigen Tage gehalten hat. Der Begriff ,anschreiben lassen' stammt offenbar aus einer Zeit, wo auch bei
uns auf Schiefertafeln Schulden angeschrieben wurden. Das System ist in fast allen asiatischen Ländern auf
dem Land auch heute noch aktiv, wenn gleich die jüngeren Generationen davon nicht mehr viel halten und
von den Schulen, Banken und Medien längst auf die moderne anonyme Geldform getrimmt wurden. Das
triviale System ist selbst auf dem Internet bis heute kaum dokumentiert und auch Links lassen sich nur
schwerlich finden. Auf einer Reise durch die tiefsten Provinzen in mehreren Ländern Südost Asiens konnten
wir das System dieser Tage eingehend studieren.
555-Büchlein
Das ,fliegende Rad' System wird im chinesichen ,Fei Lun' genannt und hat ein Logo welches aus einem
Speichenrad und Flügel besteht, was frei übersetzt soviel wie ,frei wie ein Vogel - geschlossener
Wirtschaftskreislauf - fair für alle' bedeutet. Die 5 Speichen des Rades standen für die 5 chinesischen
Elemente. Man kann auch heute noch überall Büchlein kaufen, die auch als 555-Büchlein bekannt sind. 555
bedeutet im Chinesischen soviel wie 50:50 fair für beide Seiten. Die dritte 5 bedeutet absolut fair. D.h. nicht
wie beim Gold wo es keine 100%ig absolute Reinheit gibt und deshalb maximal mit 999.5 gestempelt ist.
555 bedeutet deshalb 100% Fairness für beide Seiten.
In diese Büchlein trug man seit jeher die gewährten Kredite ein, merkt sie sich bis sie durch Rückzahlung
gestrichen wurden und kreiert damit dezentralisiertes, zinsfreies Geld unter dem Volk, ohne die Banken oder
den Staat einzuschalten.
Es gibt das Büchlein in 5 verschiedenen Farben die jeweils einem Element zugeordnet sind: die Farben
Grün, Rosa, Gelb, Braun, Blau stehen für die chinesischen Elemente Holz, Feuer, Erde, Metal, Wasser -. Die
fünf chinesischen Elemente haben wenig mit Stoff und Materie zu tun. Sie entsprechen viel eher den
Kräften, die zwischen und in der Materie wirken.
Die Geburt ordnet im chinesische Horoskop jedem Menschen einem Element zu, welches über das eigene
Verhalten und Zusammenwirken mit anderen Menschen und deren zugeordneten Elementen Auskunft gibt.
D.h. die Chinesen lernen durch diese Lehre, Verhaltensmuster unterschiedlicher Menschen bewusst
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
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kennen. Um die Wirkung der fünf Elemente für sich und den anderen Menschen richtig interpretieren zu
können, darf man sein Wissen allerdings nicht nur auf die Zuordnungen einzelner Lebensbereiche
beschränken. Man muss auch die Verhältnisse der fünf Elemente untereinander kennen. Grundsätzlich hält
man es in der chinesischen Lehre für wichtig, dass die fünf Elemente - ähnlich wie die Prinzipien Yin und
Yang – ein harmonisches Gleichgewicht bilden müssen. So werden die Schuldner in unterschiedlich farbige
Büchlein geschrieben was damit auch gewissermaßen die Höhe der Kreditlimite bestimmt.
Jeder macht eben mit unterschiedlichen Element-Menschen unterschiedliche Rückzahlungserfahrungen.
Im chinesischen Bereich konnte schon seit altersher jeder bei jedem anschreiben lassen und zahlte seine
Schulden durch Gegenleistungen oder Aufrechnung.
Es gab kein Fernsehen welches dem Volk täglich Mord und Totschlag präsentierte und vor jedem Menschen
eine Schranke des Misstrauens aufbaute.
Im Gegenteil, die Leute lernten dank Fei Lun täglich wie vertrauenswürdig alle sind und dass Verlass
aufeinander ist. Es baute eine verlässliche starke Gemeinschaft.
Starb der Schuldner, so war es in der Sippe üblich, ihm seine Schuld zu erlassen, indem man diese
Schuldzettel aus dem Büchlein nahm und verbrannte.
Starb der Gläubiger, so war es üblich diese Büchlein an die Erben zu übergeben, die vorher genau
unterwiesen waren was zu tun sei. Die Regel war; auf Schuldbegleichung zu warten - erfolgte diese nicht, so
ließ man sie trotzdem verfallen. Kam der Schuldner am jährlichen Todestag des Gläubigers zur
Respektbezeugung bei der Familie vorbei, so wurden ihm in der Regel immer ein weiterer Teil der Schulden
erlassen. Reiche Gläubiger erließen in der Regel ihren Schuldnern die Schuld und verbrannten die
Schuldscheine alle. Wer trotzdem nicht mehr zur jährlichen Trauerfeier für den verstorbenen Gläubiger
teilnahm, zeigte einen schlechten Charakter was ihm in der Gemeinschaft bei weiterer Kreditbeurteilung
Minuspunkte einbrachte.
Es galt als Verachtung des Vertrauens, welches der Gläubiger dem Schuldner entgegen gebracht hatte. Der
alte Brauch, auch heute noch Papier bei der chinesischen Beerdigung mit zu verbrennen, hat seinen
symbolischen Ursprung darin, dass all seine Schuld vergeben und erloschen ist.
Chinesisches Geldsystem
Um den Ursprung des chinesischen Geldsystems zu verstehen muss man sehr weit zurück gehen. Es wird
jedoch schnell klar, dass die Wurzeln des ,Anschreibens' im gegenseitigen Vertrauen liegt und zu allen
Zeiten in allen Völkern existierte. Bargeld in Form von Papiergeld hat seine Wurzeln in der Zeit, als China
von den Mongolen beherrscht wurde, deren Anführer aus dem Khan Klan (laut Verschwörungstheoretikern)
von Ashkenazis abstammten. Die Ur-Ashkenazis hingegen galten früher als friedlicher Volksstamm, welcher
den durch die islamische Vertreibung der Israeliten im 7. Jahrhundert, diesen Zuflucht gab. Hier ist
möglicherweise eine Verbindung, wie die Funktion von Geld in China durch westliche Geldsysteme damals
durch die Khans versucht wurden - aber fehl schlugen. Der Kollaps dieser Geldsysteme erfolgt immer nach
demselben Muster siehe Pharaonen, Römer, Mongolen oder der Jetztzeit - die vor lauter Dekadenz und
Machtgier über das Geldsystem, das Wohl der Menschheit vergisst und an
sich selbst zugrunde geht.
China kannte in seiner langen Geschichte neben dem Fei Lun eine
Bronzemünze mit einem Loch in der Mitte - den sogenannten ,Cash' von
dem der englische Begriff cash abstammt. Diese Münzen waren eigentlich
'Wertmarken für Regierungsreisende' und kein Geld. Für cash konnten sie
steuerlich absetzbare Leistungen vom Volk fordern, wie z.b.
Übernachtung, Spesen, Verpflegung, Pferde und Transport etc. Die
ältesten davon bekannten Münzen stammen aus der Qin Dynasty (221206 B.C.). Im Museum von Shanghai findet man aber auch Münzen aus
der Periode der Han (206 B.C.-A.D. 220) und Tang (A.D. 618-907)
Dynastie. Cash (Lochmünzen) - gab es in China in jeder Dynastie bis
1911. Einzig in der Sung Dynastie wurden durch die Fremdherrscher (dem jüdischen Kohn oder Khan Klan)
zusätzlich Geldnoten emittiert um Gold für ihre Söldner zu beschaffen. Auch in der nachfolgenden Ming
Dynastie (A.D. 1368-1644) wurden wieder nur bronzene Lochmünzen geprägt. (legalisierter Diebstahl) Die
Löcher in der Mitte dienten in allen Zeiten, den reisenden Händlern und Regierungsbeamten diese auf
Schnüre aufzuziehen, um damit ihre Spesen zu bezahlen. Einen guten Überblick über die Münzen der
Dynastien zeigt dieser Link http://www.chinahistoryforum.com/lofiversion/index.php/t19308.html. Münzen
waren keinesfalls eine Währung für den Wirtschaftskreislauf, welcher zu allen Zeiten in China voll auf Fei
Lun basierte. Es wäre unmöglich gewesen, den Währungsbedarf für das Wirtschaftsystem von so vielen
Millionen Menschen, mit den kleinen Bronzemarken zu decken, die ansonsten materiell geringwertig waren.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
China hat sich zwischen der Tang und Mitte der Sung Dynastie bevölkerungsmäßig mehr als verdreifacht
und entwickelte sich nach der mongolischen Besatzung aus der Aristokratie in eine Bürokratie, um die
damals rund 100 mio Einwohner systematisch auszuplündern.
Als Volkswährung diente zu allen Zeiten Fei Lun - der zinsfreie Kredit, basierend auf
Leistungsausgleich unter Menschen - und erforderte keine Geldemittierung durch die Herrscher. Jeder
schrieb bei jedem an. Geld in der heutigen Form war nicht bekannt außer den oben erwähnten
Reisemünzen. Erst die Fremdbeherrschung in der Sung Dynastie erforderte Geld im heutigen westlichen
Sinn. Von Marco Polos Beschreibungen (aus dem späten 13. Jahrhundert) wissen wir wie das Geldsystem
unter Kublai Khan funktionierte.
Dieser stellte aus gewalkter Maulbeerbaumrinde (einer biologisch nachwachsenden Substanz ---) Geldnoten
her, die mit seinem Siegel versehen waren und deren Annahmeverweigerung oder Nachahmung mit dem
Tod bestraft wurde. Siehe http://mailstar.net/werner-princes-yen.html Der Militärdienst war bis hin zur Sung
Dynastie ein Tribut des Volkes an den Kaiser, in der die Klan's Kämpfer stellten. Vermutlich verloren die
Chinesen deshalb, weil Kämpfer nur immer zu Spannungszeiten - untrainiert - aufgestellt wurden.
Spätestens in der Sung Dynastie kamen fremde Söldner dazu, welche - wie der Name ,Sold' schon besagt,
Gold und Silberbezahlung forderten, weil dieses Metal auch bei Kriegsverlust in Siegerwährung getauscht
werden konnte. Mit der Einführung dieses Soldes entstand eine Nachfrage nach Gold, Silber und
Edelsteinen die der fremde Kaiser als Tribut von dem chinesischen Volk einforderte. Er ging laut Marco Polo
der Khan regelmäßig auf die Märkte und kaufte alle Bestände mit seinem Papiergeld (gewalkter
Maulbeerbaumrinde) auf. Durch Marco Polos Beschreibungen scheint gesichert, dass Papiergeld im 10.
Jahrhundert mit den fremden Besatzer der Sung Dynastie eingeführt wurde.
Durch den Besitz dieser Banknote - wurde gegenüber dem Anschreibesystem die Schuld anonymisiert. d.h.
beim Anschreiben war der Schuldner klar bekannt. Durch die Weiterreichung der Geldnote wurde die
Verschuldung anonymisiert - d.h. wie beim ,Schwarzer Peter ' wer immer die Note mit dem kaiserlichen
Siegel bekam, konnte sich durch die Weiterreichung der Note entschulden.
Fortan konnte theoretisch durch den Einzug solcher Noten als Steuer - der Wohlstand aus dem Volk
abgesaugt werden, der bis dahin als Tribut durch Waren- und Arbeitsleistungen an den fremden Kaiser
erfolgte. Doch dieses Steuer/Wohlstandabsaugen war nur begrenzt erfolgreich, weil die Chinesen mit Fei
Lun nicht auf Geld angewiesen waren.
Macht durch Geld
Da das Volk aber weiterhin den Tribut durch Leistung erbrachte wird klar, dass die Emittierung von diesen
Noten nur dem Aufkauf von Edelmetall, Edelsteinen und Schmuck dienten um die Machtposition der
fremden Herrscher weiter auszubauen. Beim Volk kamen diese Noten ohnehin nie an.
China war in der Sung und Yuan-Dynastie fremdverwaltet und die Chinesen blieben vom politischen Leben
ausgeschlossen und unterlagen sozialer und politischer Diskriminierung. Sie überlebten wirtschaftlich als
Staat im Staat nur durch das Fei Lun System, welches für die fremden Herrscher unsichtbar blieb.
Die Selbstisolation der herrschenden Klasse führte zu deren Dekadenz und zum Zusammenbruch. Nach
Jahrhunderten der Unterjochung gelang den Chinesen die Befreiung und der Neubeginn mit der Ming
Dynastie, in der sich das Fei Lun System noch stärker etablierte - ein System, welches letztlich auch unter
der Besatzung, den Chinesen ihre Eigenständigkeit sicherte. Mit der Befreiung wurde die Marine abgeschafft
und die Armee von Unterjochung auf Verteidigung ausgerichtet. Der Ausbau der Chinesischen Mauer
kostete das Land mehr Kraft als die 300 jährige Fremdbesatzung. China hatte keinen Bedarf mehr an
fremden Söldnern und somit auch keinen Bedarf an Edelmetall.
Als der Leistungsaustausch auch über die Grenzen des großen Landes statt fand, war es bis ins 16.
Jahrhundert nicht unüblich diese Schuld auch durch Sklaven abarbeiten zu lassen. Geld im Sinn von
Banknoten, war für das gemeine Volk nie von Bedeutung. Die Banknoten des Kaisers kauften zwar zu
Marco Polos Zeiten regelmäßig Volksleistung wie Edelmetalle - Perlen - Schmuck - etc. auf. Dadurch floss
zwar ,Geld' - doch nicht unters Volk, welches aber seinen Tribut immer durch Leistung bezahlte. Die
Noten blieben vermutlich bei den Händlern stecken - weil ,Fei Lun' stärker war und keiner seine Leistungen
gegen Papier tauschen wollte. Möglicherweise waren auch die Werte der Noten so hoch, dass diese ,Noten'
vermutlich nur für die reichen Händler und deren Transaktionen in fernen Gebieten zum Schuldausgleich
einen Wert hatten oder einfach an den Staat als Tribut zurück flossen. Schließlich musste der Umlauf der
Noten bei Annahmeverweigerung mit der Todesstrafe erzwungen werden. Das alleine sagt schon einiges
aus. Details sind keine dokumentiert, es ist aber möglich, dass die Sippe für den Annahmeverlust aufkam
und damit gemeinsam ihre Steuern entrichteten. Der Staat konnte sein eigenes Geld ja nicht ablehnen.
In kleinen Sippen funktioniert das Anschreibesystem nach wie vor und hielt sich überall in Südostasien
bis in das 20. Jahrhundert. Das Schuldbüchlein gab es nie in Form von losen Seiten, denn das hätte dem
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
heutigen Bargeld entsprochen. In dem Schuldenbüchlein wurden Leistungen angeschrieben die man
irgendwann in der Zukunft mit eigenem Leistungsbezug oder Rückzahlung verrechnet hat. Wären es lose
Seiten gewesen hätte man sie wie Geld getauscht und dann auch in Zeiten in denen die Güter knapp waren,
zu anderen Preise gegen mehr Geldscheine verrechnen können. Da es aber angeschrieben wurde, blieb der
Preis jahraus jahrein immer derselbe. Es war eben ein Leistungspreis und kein Warenpreis und konnte somit
nicht inflationieren.
Erst nach dem 17. Jahrhundert als ,auserwählte' Händler aus Europa kamen, entstanden immer mehr
Warenpreise die abgeleistet werden mussten und die erzwangen dann den Sklavenhandel. D.h.
Leibeigene lebten im Haus und waren bis dahin Teil der Familie die unentgeltlich arbeiteten, doch Sklaven
wurden in fremde Häuser zur Abarbeitung von bezogenen Leistungen und Waren beschäftigt, ohne dass sie
dort Teil der Familie mit Altersversorgungsanspruch waren.
In der Ming Dynastie unter dem Fei Lun System erlebte China seinen höchsten Wohlstand.
Da der Wohlstand nicht mehr durch die Fremdherrschaft abgesaugt wurde, blieb dieser im Land und
stimulierte die autonomen Wirtschaftsmärkte. Die erhöhten Transaktionen in den verschiedenen Märkten
verkomplizierten das Verhältnis zu den komplementären Geldsystemen.
Handel
Der Handel mit Europa kam nur mühsam in Gang. Zwar wollten die Europäer Güter wie Tee und Porzellan,
doch hatten sie nur wenig zum handeln anzubieten das für die Chinesen begehrlich war.
Erst als der Handel im 17. und 18. Jahrhundert im größeren Stil mit Übersee begann, bestanden die
,auserwählten' Europäer! darauf, diesen Handel durch Silber auszugleichen. Sie lieferten nur noch westliche
Waren gegen Silber.
Silber hatte für China nur einen Wert zum Handel mit Japan oder Kauf von Waren aus westlichen
Ländern. Für das Fei Lun war es wertlos, denn man konnte es weder Essen noch sonst verwenden.
China hatte kein Silber und kannte es auch bis zur Sung Dynastie nicht. Nun lieferte es also Tee und
Porzellan für Silber, mit dem es überseeische Waren importierte.
Zunehmend wurde durch Silberbezahlung die Nachfrage nach Sklaven angekurbelt, weil die meist jüdischen
,auserwählten' Kolonialhändler diese zum Silberabbau in Amerika benötigten. Die Silberbeschaffung war
jedoch keineswegs befriedigend und so wurde der gesamte Chinahandel durch David Sassoon nach 1829
sukzessive statt Silber auf Opium umgestellt. (Siehe Beitrag (3) "Hong Kong und die Sassoon Opium
Kriege") Trotzdem prägten die Chinesen eifrig Silberdollars unter der Daoguang Regentschaft (A.D. 18211850) der Qing Dynastie und münzten Silber/Kupfer Münzen unter der Guangxu Regentschaft (A.D. 18751908) der Qing Dynastie.
Durch die Steigerung der Opiumsuchtnachfrage nach dem Abkommen von Nanking 1842 waren die
Chinesen bereit alles zu liefern was die ,auserwählten Europäer' an Waren wollten. Untereinander
verrechneten die Chinesen im fernen Asien bis Ende des 20. Jahrhundert alles über das Büchlein, das
moderne Anschreibeverfahren funktioniert nun via passwortgeschütztem Login und per SMS und gilt
deshalb bei vielen jüngeren als modern und wird wie alle zinsfreien Systeme populärer. Ob die heutige
Generation für ein zentralistisch geführtes virtuelles System vertrauenswürdig ist, mag in Anbetracht der
steigenden Kriminalität - die durch den Konsumerismus angetrieben wird - bezweifelt werden. Kublai Khans
Nachfolger hätte es leicht gehabt die Chinesen wirtschaftlich zu ruinieren, hätten sie einen solchen zentralen
Zugang zum Fei Lun gehabt. Die Macht des Fei Lun Systems der Vergangenheit, lag in der dezentralen
unsichtbaren Kreditbereitstellung durch Jedermann an Jedermann. Es erübrigte Geld und weil es
voll auf Leistung basierte - und so erübrigte es auch die Steuer. Auch der Kaiser erhielt seinen Tribut
durch Leistung. Jeder war bemüht, Jedermann ordentliche Leistung bereit zu stellen und diese bis zum
Ausgleich zinsfrei zu stunden.
Da Streithähne zunächst beide bis zur Klärung eingesperrt wurden, waren beide Seiten immer bemüht
Differenzen friedlich beizulegen. Auch waren beide immer an weiterer Kreditwürdigkeit in der Gemeinschaft
interessiert.
In den 60 Jahren von 1911 - 1971 wurde China und das Fei Lun System ruiniert, denn selbst Straßenhandel
und Privatanpflanzungen wurden von den Kommunisten untersagt. Fei Lun lebte weiter in ganz
Südostasien und wo immer sich die Chinesen nieder ließen.
Das moderne China hingegen kreiert wieder Geld zentral. Es ist auf die westliche Geldkonzeption - jedoch
ohne Grundpfand - eingeschwenkt und lässt mangels Eigentum, das Geld an Unternehmen reichlich fließen.
Jedes förderungswürdige Projekt bekommt Kredit. Besonders begünstigt werden Joint Ventures bei denen
ausländische Minderheitspartner mehr Geld einbringen als zur fraktionalen Geldkreierung im Westen
erforderlich wäre und dazu unbezahlbares Knowhow. China war nie in seiner 12.000 jährigen Geschichte
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verschuldet und überholt deshalb auch heute alle westlichen Länder. Das Volk hatte jedoch unter dem Fei
Lun mehr Macht und Wohlstand.
Das ideale Geldsystem wäre wohl ein Kreditsystem wie Fei Lun gepaart mit dem Wechselsystem.
D.h. ein persönliches Kreditsystem welches die menschliche Bindung und Verpflichtung fördert, sowie
ein kommunales Kreditsystem welches gemeinnützige, förderungswürdige Investitionen ermöglicht aber dezentral gehandhabt wird. In jedem Fall liegt die gemeinnützige Legitimation eines Systems in der
Dezentralisierung der Kreditgeldkreierung statt der heutigen Schuldgeldkreierung in der Geld immer eine
anonyme Verschuldung bedeutet, von der jeder immer mehr will, weil er sich dadurch nicht persönlich
verschulden muss. Geld ohne Schuld ist einfach nicht möglich. Die Lösung heißt, wir brauchen kein
schlechtes Geldsystem sondern ein gutes Kreditsystem.
Fei Lun lässt sich übrigens sofort von jedem implementieren. Kaufen sie ab sofort möglichst nur noch
Leistungen auf Gegenleistungsbasis ein. Sparen sie sich Steuern. Ein Schuldbüchlein gibt es bei jedem
Schreibwarenhändler und bei Bedarf können Sie sich sogar ein original 555-Büchlein auf dem Internet
beschaffen. http://tanenghong.com/product/pro_intro.asp?cat=5#pro Wo man auch das Logo des Flying
Wheels sieht.
Die Chinesen schafften es fast 12.000 Jahre ohne Geld! Diese Tatsache ist sensationell und drum wird sie
bei uns im Westen verschleiert. Lesen Sie den Artikel nochmals. Denken Sie sich hinein, alle heutigen Kredit
und Bargeschäfte liefen damals über Fei Lun.
Dann überlegen Sie sich, was Sie davon abhält, dieses Fei Lun auch zu übernehmen, man braucht dazu
keine Organisation - jeder kann jedem sofort Kredit einräumen. Kaufen Sie nur noch dort ein wo Sie Kredit
bekommen und diesen mit Leistung ausgleichen können. Wir sind zwar im Industriezeitalter durch die
Arbeitsteilung oft nicht mehr in der Lage ganzheitliche Leistungen abzuliefern, doch gilt es diese Fähigkeiten
wieder zu erlernen wenn wir uns aus den Abhängigkeiten befreien wollen. Leistung als ganzes macht Spass!
Text aus dem Newsletter von Max News, kostenlos anzumelden unter MaxNews@Mailstar.net
INITIATIVE Information - Natur - Gesellschaft
A-4882 Oberwang
Homepage: www.initiative.cc
http://www.initiative.cc/Artikel/2011_07_23_Fei_Lun.htm
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Das Wunder von Curitiba
Dies ist ein Vorzeigebeispiel für die Wirksamkeit von Komplementärwährungen. Es handelt sich
hier nicht einmal um ein Tauschmittel mit Umlaufsicherung durch eine bestimmte Gebühr im Jahr.
Und trotzdem hatte das im Folgenden geschilderte Projekt einfach dadurch riesigen Erfolg, dass
das Ersatzgeld, das geschaffen wurde, in der Region verblieb und nicht zu den Banken
verschwand, wodurch ja das Geld normalerweise irgendwohin wandert und nur in Form von
Krediten wieder in Umlauf kommt. Das Beispiel zeigt schön, mit welchen einfachen Mitteln sich
aushelfen lässt, wenn man nur will.
Curitiba / Brasilien
"Es geht hier um die Millionenstadt Curitiba,
eine Provinzmetropole in Brasilien. [...] In einer
für die Region typischen Entwicklung war die
städtische Bevölkerung explodiert. Von 120
000 Einwohnern im Jahr 1942 schnellte sie auf
eine Million, als Jaime Lerner 1971 sein Amt
[als Bürgermeister] antrat. [...] Eines der
Probleme,
die
Lerner
am
meisten
Kopfzerbrechen bereiteten, war der Müll. Die
Fahrzeuge der städtischen Müllabfuhr kamen
nämlich nicht einmal bis in die Favelas, weil die
Straßen dort nicht breit genug waren. Daher
türmte sich der Müll in den Elendsvierteln zu
riesigen Bergen auf, die bald genug von
allerhand Nagetieren besiedelt wurden, was
zum Ausbruch zahlreicher Krankheiten führte.
Ein unhaltbarer Zustand.
Da Lerner und sein Team nicht genug Mittel für "normale" Lösungen hatten, was bedeutet hätte, dass die
ganze Gegend planiert und anschließend durch Straßen erschlossen würde, mussten sie kreativ werden.
Sie stellten am Rand der Favelas riesige Müllcontainer auf. Sie trugen Schilder mit der Aufschrift "Glas",
"Papier", "Plastik", "Biomüll" usw. Für all jene, die nicht lesen konnten, wurde ein Farbsystem erfunden.
Jeder, der seinen Müll vorsortiert dort abgab, bekam einen Freifahrtschein für den Bus. Für die Mülltrennung
in den Schulen gab es Schreibhefte. Bald waren die Blechhüttenstraßen blitzsauber, weil zu jeder Tageszeit
tausende von Kindern dort patroullierten und den Müll einsammelten. Sie lernten sogar, die verschiedenen
Plastiktypen zu unterscheiden. Und die Eltern fuhren mit dem Bus in die Stadt zur Arbeit.
Unserer Ansicht nach schuf Jaime Lerner damit "Curitiba-Geld". Seine Busfahrscheine sind eine Art der
Komplementärwährung.[...] Über 70 Prozent der Haushalte in Curitiba nehmen an diesem Programm teil.
Allein die etwa sechzig ärmeren Viertel tauschen zirka 11 000 Tonnen Müll gegen fast eine Million
Fahrscheine und um ca. 1200 Tonnen Nahrungsmittel ein. Innerhalb von etwa drei Jahren liefern mehr als
hundert Schulen 200 Tonnen Müll ab und beziehen dafür 1,9 Millionen Schreibhefte für ihre weniger
begüterten Schüler. Das Recycling des ganzen Papiers entspricht der Rettung von täglich 1200 Bäumen.
Dabei war Lerner keineswegs von dem Wunsch beseelt, eine Komplementärwährung zu schaffen. [...] Doch
was als Programm der Müllbeseitigung und Gesunderhaltung der Bevölkerung begann, führte schließlich zu
einer effektiven Lösung des Transportproblems sowie zur Senkung der Arbeitslosigkeit. [...]
Die ökonomischen Auswirkungen dieses Systems lassen sich auch in Zahlen fassen. Das
Durchschnittseinkommen lag in Curitiba 3,3-mal so hoch wie im Rest Brasiliens. Das Realeinkommen liegt
allerdings noch um etwa 30 Prozent höher (das heißt in etwa das Fünffache des Mindestlohns). Diese
Differenz von 30 Prozent ergibt sich aus dem Einkommen, das nicht in Standardwährung ausgezahlt wurde,
sondern zum Beispiel in Nahrungsmitteln. Curitiba verfügt über das dichteste soziale Netz im ganzen Land
und über Kultur- und Bildungsprogramme von einzigartiger Vielfalt. Und trotzdem zahlten Curitibaner keinen
Centavo mehr Steuern als der Rest Brasiliens.
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Sogar auf makroökonomischer Ebene war mittlerweile
klar, dass in Curitiba ungewöhnliche Dinge vor sich
gingen. Zwischen 1975 und 1995 wuchs das
Bruttosozialprodukt pro Kopf in Curitiba um 75 Prozent
schneller als im ganzen Land. Und dieser Unterschied
blieb bestehen: Zwischen 1993 und 1995 legte das
standartdisierte Bruttosozialprodukt Curitibas [...] um
70 Prozent stärker zu als das Brasiliens. ([Fußnote
hierzu:] Die Daten für den Zeitraum zwischen 1993 bis
1995 stammen aus: Industria, Comercio e Turismo
Gestao Rafael Creca vom Dezember 1996.)
Wir erfuhren im Januar 2004, dass die Vorteile, in
Curitiba zu leben, dazu geführt haben, dass die Stadt
innerhalb der letzten Jahre ihre Einwohnerzahl noch
einmal mehr als verdoppelt hat. Da dieser Zuwachs in den Favelas jedoch außerhalb der Stadtgrenzen
stattfindet und damit auch außerhalb des Einflussbereiches der Stadtverwaltung lieg, sind die legalen
Interventionsmöglichkeiten der Stadtverwaltung eingeschränkt, und dadurch sind die Erfolgsrezepte der
achtziger und neunziger Jahre hier nicht so leicht wiederholbar."
Kennedy, Margrit/ Litaer, Bernd: Regionalwährungen. Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand. München
2004. S. 46 ff.
Quelle: http://www.wahrheitssuche.org
INITIATIVE Information - Natur - Gesellschaft
A-4882 Oberwang
Mail: info@initiative.cc
Homepage: www.initiative.cc
http://www.initiative.cc/Artikel/2006_01_27_Curitiba.htm
Die Entthronung des Geldes
Eine Übersicht über das Leben und Werk des Sozialreformers Silvio Gesell
Silvio Gesell (1862-1930) sammelte Erfahrungen in wirtschaftlichen Krisen in Argentinien und suchte
Auswege aus Arbeitslosigkeit, Inflation & Deflation sowie aus ungerechten Verteilungsverhältnissen.
Reformen des Geldwesens und des Bodenrechts bildeten den Kern seiner Alternative zu Kapitalismus und
Kommunismus. Aus Anlass von Silvio Gesells 150. Geburtstag am 17.März 2012 soll in diesem Vortrag ein
Überblick über sein Leben und Werk gegeben werden. Der Vortrag soll auch zu Fragen anregen, was eine
Weiterentwicklung von Gesells Denkansätzen zur Überwindung der gegenwärtigen Krisen auf den
internationalen Finanz-, Immobilien- und Rohstoffmärkten beitragen könnte.
http://www.macht-geld-sinn.de/werner-onken/
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Regional Currencies in Germany: the Chiemgauer
by Anthony Migchels on February 2, 2012
In our series analyzing different monetary systems,
we continue in Germany, where dozens of privately
operated Regional Currencies circulate. The most
important one is the Chiemgauer, turning over more
than 5 million per year and growing at a rate of
100% per annum. It circulates in Rosenheim,
Southern Germany, only 30 miles away from Wörgl,
where Mayor Unterguggenberger launched his
legendary ‘Freigeld’ experiment almost 80 years
ago.
The Regio Geld movement began after the introduction of the Euro. A reaction to the loss of the D-Mark that
had served Germany relatively well since the Second World War. Germany enjoys an elevated awareness of
monetary matters as a result of the horrible lessons of first the Weimar hyperinflation, then the excruciating
deflation of the Great Depression, followed by Hitler’s interest-free economy.
The basic rationale for the German regional currencies is to combat capital scarcity and capital costs.
Let’s first analyze the Chiemgauer’s monetary architecture, and then see how it helps to alleviate these
problems.
The Chiemgauer’s design
1 Chiemgauer = 1 Euro. Participants must accept Chiemgauer at this value. Basically this means that the
Chiemgauer uses the Euro’s Unit of Account function. This is practical, because it avoids daily changing
prices in Chiemgauer and allows price transparency for its users. Most ‘complementary currencies’,
currencies circulating beside a dominant national unit, operate in this way.
The downside is also clear: it imports Euro’s rising prices and leaves it vulnerable to Euro’s instability.
However, these risks should not be overestimated: another unit of account can be used if Euro’s problems
become acute.
The Chiemgauer is a Euro backed unit and convertible to Euro. Firms and consumers can buy a Chiemgauer
for 1 Euro of which 3 cents go to a local charity of the consumer’s choice. This is the basic incentive for
individuals to pay with Chiemgauer instead of Euro. A further 2 cents are for the issuing organization to cover
its costs.
When a firm wants to convert a Chiemgauer back into Euro,
it receives 95 cents. This is to motivate local firms to pay
their suppliers with Chiemgauer, and thus keep the money
in the local economy.
Chiemgauer uses a demurrage: basically a tax on holding
money. A Chiemgauer expires every three months. The one
holding the note when it expires must pay 2% of the
nominal value of the note to reactivate it. This is Silvio
Gesell’s invention and it was also the secret of the Wörgl.
By diminishing the ‘store of value’ function in this way, its
‘means of exchange’ function is enhanced. As a result the
Chiemgauer circulates about 2,5 times faster than Euro,
Rosenheim Alps, home of the Chiemgauer
meaning less money is required to finance the same
economic activity.
Chiemgauer history and development
Christian Gelleri, an economics teacher, created the Chiemgauer with his students in 2003. It faced a difficult
start, with only a handful of firms willing to join the experiment. But it quickly gained traction.
Chiemgauer is now accepted by over 600 businesses in the Rosenheim district, with about 500.000
inhabitants. It turns over more than 5 million Chiemgauer per year. Although this is only 0,2% of
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Rosenheim’s economy, the Chiemgauer’s turnover is growing at a whopping 100% per year. This means it
will take only a few more years before it will become a major asset to the local economy.
Gelleri is not shy in his ambitions: he expects the Chiemgauer to eventually finance about 50% of the
regional economy.
More is impossible, because taxation and international trade will continue to rely on euro.
But it is clear that when this ambition materializes, it will raise many eyebrows and would imply a major
assault on the Money Power’s currency monopoly.
Gelleri has managed to provide the Chiemgauer with a solid footing in the community. By engaging local
charities, who have a clear incentive to work with the Chiemgauer because of the 3% they get when people
buy it, he has created a strong network of organizations promoting his unit.
He has also managed to enlist a local bank, the anthroposophical GLS bank. Germany has a relatively
decentralized banking system, where ‘Landes Banken’ have close relations with small and medium sized
businesses. This is one of the key factors behind Germany’s post war economic success.
The cooperation with GLS bank is important, because Euro backed and convertible units are only legal when
they are restricted to paper notes. To allow bank accounts for the currency, a banking license is required.
And to challenge Euro in the business world without a solid system of bank accounts is unthinkable in this
era of internet and automated adminstration.
Added value
So why is the Chiemgauer important? In the first place it is another clear example of a privately operated
currency, without State backing. It proves a means of exchange can be completely paper based without
State coercion. Money is anything that is agreed upon as a means of exchange. No coercion is necessary if
the paper adds value for market players.
Regional Currencies are important. If anything, the Euro crisis has made clear that monopoly currencies
circulating in vast area’s like Europe, but also the United States, leads to imbalances between more and less
competitive regions.
The less competitive regions have a negative balance of payments, resulting in deflationary pressures in the
local economy.
Chiemgauer cannot be used outside the Rosenheim region and thus stops the leaking away of capital. It
alleviates the pressures of capital scarcity and makes the region less vulnerable to international instability.
Chiemgauer also addresses cost for capital: because it circulates 2,5 times quicker, the same amount of
economic activity can be realized with only 40% of the money, implying 60% lower cost for capital (interest)
for the community.
Limitations
The Chiemgauer’s key limitation is that it cannot provide interest-free credit. It is a Euro backed unit, not
Mutual Credit.
Chiemgauer does offer credit, which is a breakthrough in itself and quite uncommon for the time being, but it
is priced at 7% per year.
However, this limitation is partly offset by it’s much faster circulation.
Conclusion
The Chiemgauer is a great success. One can survive for months on end in Rosenheim without spending one
Euro. It leads the way for Regional Currencies worldwide. It proves that dedicated people can create cheap
and abundant capital, notwithstanding annoying legal limitations.
Chiemgauer is a wonderful inspiration in humanity’s struggle against the Money Power.
Chiemgauer in the MSM:
The Guardian December 2011
The Telegraph January 2007
The American Berkshares are fully comparable to Chiemgauer
http://realcurrencies.wordpress.com/2012/02/02/regional-currencies-in-germany-the-chiemgauer/
http://www.chiemgauer.info/
http://www.die-chiemgauer.de/
https://www.facebook.com/groups/284914968252688/?fref=ts
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How about the Lectro?
by Anthony Migchels on January 27, 2012
People doing some independent thinking on currency often at
some point come up with the idea of using energy as backing. It
is easy to see why: energy is probably our most important
resource and intuitively it seems attractive to use it as currency.
But does it serve the goals of Monetary Reform?
As a monetary architect I’ve spent many hours discussing monetary innovations with hundreds of people.
The notion of energy backed currency pops up often and it is easy to see why: energy is probably our most
important resource and intuitively it seems attractive to use it as currency.
Mike Rivero’s Lectro is a case in point, so let’s have a look at it and analyze its pro’s and con’s.
It’s a simple idea. One Lectro is redeemable for 1kWh of energy. Everybody supplying the grid with 1kWh will
get a note worth 1 Lectro.
Rivero states the following:
1. There is no central issuing authority. Every home can have solar panels generating power to the
grid, which is redeemable in Lectro notes.
2. Because power is now the actual monetary system, this approach encourages efficient (and with the
proper tax penalties for pollution) clean power generation as well as conservation at the consumer
and factory levels.
3. Nobody can short the money supply because everyone can create their own power and monetize it
through the treasury. Runaway inflation is impossible because all the coins and certificates in
circulation are tied to the available power grid. As power is created, coins and certificates flow into
circulation. As power is used, the coins and certificates are taken out of circulation.
4. In the long term, creation of an energy-based money system will smooth the transition from a
human-labor to machine-labor society. At present, human labor precedes all capital, payable in a
monetary system that pays primarily for human labor. In switching to a monetary system that pays
for machine based power production, we evolve towards a society where machines become the
primary creators of capital, and all humans shift towards the demand side of the economy. Instead of
creating poverty, the push towards automation creates more wealth.
To evaluate the Lectro, let’s first recap the Goals of Monetary Reform:
1. To end the control of the Money Supply by the Money Power and bring it back to where it belongs:
the individuals forming the Commonwealth.
2. To decimate cost for capital. We are Interest Slaves. Interest is per definition a wealth transfer from
poor to rich, so our Money Supply must be interest-free.
3. To allow equitable access to all. As opposed to the current situation, where the Money Power only
finances those it owns or wants to own and starves the rest from credit.
4. To have a stable money supply. It should never deflate faster than the economy and if it inflates, it at
least should be clear that the means of exchange is not hoarded (‘saved’).
So does the Lectro help us achieve these goals? It transpires it does not. At this point energy is produced by
strongly centralized Transnationals. Big Oil and the Nuclear Industry. These industries are tightly controlled
by the Money Power, so the Lectro would not end control of the Money Supply by the Money Power. Big Oil
and its sisters would become the new banks.
As a result, with the Lectro we can forget about interest free credit: the Money Power will continue to use its
control of the Money Supply to rape us with extortionist interest rates.
However, it most probably would allow an attack on the Money Power’s control, because it would be very
lucrative for individuals and corporations to start generating energy. It would create a massive innovation
boom, although this innovation would also be fiercely combated by the Money Power and of course
Government, which is controlled by the Money Power.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
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This is where a serious weakness in the Lectro comes to the fore. Mike states: “Because power is now the
actual monetary system, this approach encourages efficient (and with the proper tax penalties for pollution)
clean power generation as well as conservation at the consumer and factory levels. “
The catch is: ‘with the proper tax penalties for pollution’. This will be used by the Money Power to have its
scientists ‘prove’ that her energy is very clean, while decentralized energy is very bad for the environment.
The Money Power will make the Government distort the market with these taxes.
Also it does not provide a stable volume of the money supply. It would be very easy to manipulate. The main
threat is runaway inflation as a massive boom in energy production takes off. When production goes up,
prices go down. So the currency would be depreciating and asset prices would start to rise.
Also, if the Money Power would maintain control of the volume by managing to keep Big Oil and Nuclear
Energy in charge and preventing large scale decentralized production, it could easily create a boom/bust
cycle.
After all, they have no problems creating a ‘Peak Oil’ phenomenon. This would mean deflation when the
Lectro is our money.
Conclusion
We need to keep the eye on the ball: who is in control of the money supply? The Lectro does not provide a
satisfactory answer to that question. In its early stages the Money Power would firmly control it and although
the Lectro would allow a reaction through decentralized production of energy, it is far from certain that this
would lead to free energy. After all: there is every incentive today to create ample energy, but it is not
forthcoming.
However, the main issue is that there are better solutions already available: Mutual Credit can provide
interest free money, completely free from control from the Money Power or even Government. Social Credit
and Public Banking are two other systems serving the goals of monetary reform.
http://realcurrencies.wordpress.com/2012/01/27/how-about-the-lectra/
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Ellen Brown’s Public Banking
by Anthony Migchels on February 2, 2012
Ellen Brown is famous for her brilliant book ‘Web of Debt’. But she has not stopped there. Her Public
Banking initiative is a direct assault on the Money Power’s control of the money supply. Her
approach is fully in the Populist spirit and although it does not solve all problems, it is eminently
practical and ready for immediate implementation.
The idea couldn’t be more simple: American States and Counties can open banks for themselves, capitalize
them with taxpayer money and finance both the State and businesses with interest free (or low interest rate)
credit. This saves them massive amounts of interest. It also secures both Government and the
Commonwealth of continued financing, making them independent from unstable and often unwilling
international financial markets. The little interest that is raked in by Public Banks is used to finance the
bank’s operations and thus it is spent directly back into the community. In this way there is no drain of
purchasing power for the community, which is a major problem in our current system.
Clearly, society’s independence from punitive monopoly interest rates by the International (Central) Banking
Cartel is a great boon to society.
Credit is the modern way of creating money. Interest free credit is superior to debt free money in many
respects. It is easier to take out of circulation, because the debt will be payed off. Credit can be given out
several times, debt free money just keeps on circulating. A flexible money supply is in many ways attractive.
The key point to understand is, that the problem is not debt, it’s interest.
So Public Banking addresses both interest slavery and lack of access to capital. To boot, it decentralizes
power from tightly controlled international financial power to local government, which is much closer to the
population.
Another major advantage is that its main points are easy to communicate because they fully fit within existing
paradigms. It can be immediately implemented by any State, which is especially important in this time of
crisis.
Of course there are limitations too. But that is only natural and unavoidable considering the vast scope of
such a thing as a monetary system.
Public Banking does not address the insanity of Fractional Reserve Banking. It does solve the Interest issue
associated with it and that is of course by far the most important thing. But FRB is a very inefficient,
expensive, unstable and fundamentally unsound way of creating credit. Eventually it will have to go.
Another issue is that there is a risk that Governments would abuse easily available credit, creating
inflationary pressures. It must be said though, that an interest bearing money supply like we have today is
inherently inflationary, because not only the principal, but also the interest to payed must be created.
Otherwise people would have to go bust, because there is not enough money to pay off all the debt + the
interest.
This is a key reason that our monetary system is so unstable: because the debt must grow eternally, the
interest payed over it must also become more and more. This is why we must have economic growth, or face
declining income. But it is easy to see it is unsustainable: the exponential growth can go only so far before
the numbers become astronomical.
These pressures would not be a part of Public Banking so risk of inflation is limited.
All in all Public Banking is an amazingly powerful concept. It clearly decentralizes financial power to local and
regional communities. It eats away at the horrible interest drain to the Plutocracy. It prevents deflation and
the turmoil associated with that criminal enterprise.
It is available now to communities everywhere in the United States and all it needs is the support of the
people to implement this wonderful scheme.
More information on the Public Banking Institute
http://realcurrencies.wordpress.com/2012/02/02/ellen-browns-public-banking-2/
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“Alliance ‘Future’: spiritual, economical and social recovery of the Ukraine”
https://www.facebook.com/groups/274048676101167/
Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
The Goal of Monetary Reform
by Anthony Migchels on January 4, 2012
The Goal of Monetary Reform is to liberate all of the slavery to the Money Power.
Because all are enslaved to it.
Even those we know as Billionaires. Certainly, these people are high lieutenants, but even they are
financially controlled by the small Plutocracy and pay interest to them. Albeit less then they are allowed to
rob from those lower in the food chain.
Yes, behind the Money Power there is an even more nefarious and universal Adversary.
It has been given many names. Every man who sees it, sees different aspects of it. But it must be
understood that the Adversary’s Earthly Kingdom is impossible without its financial and economic domination
through the Money Power.
It is this understanding that leads us to the study of the monetary.
The Money Power’s greatest means of enslavement is its monopolistic control over the money supplies of
every nation on earth. Although the degree of control differs per nation, it must be understood that money
today is one interlocked system. This control over the money supply is abused in many ways, amounting to a
horrific ongoing wealth transfer, eternally keeping all of mankind in economic bondage.
The three most blatant tools of plunder the Money Power acquires through control of the money supply are
interest, the manipulation of the volume of money, resulting in the boom/bust cycle and the ability to finance
those they own or want to own and starve the rest. The latter option allows them to control also the major
cartels that dominate the main industries. Energy, Allopathy, Food, Telecommunications, Weapons,
Automotive Industry etc.
Any meaningful reform must address first and foremost usury and the business cycle. Providing cheap,
stable and abundant money to normal people will destroy the cartels also.
The main spheres of attention in Monetary Reform are these:
1. Government Level
Currently Governments create a currency monopoly with legal tender laws and then hands over this
monopoly to a private central banking cartel, destroying us with interest. Interest amounts to a loss of wealth
for the poorest 80% of anywhere between 5 to 10 trillion dollars per year.
This must be resisted. Public Banking, Mathematically Perfected Economy, Social Credit, Mutual Credit and
even the inferior Greenback are important models for this. None of these models should be idealized. They
are among the best we have now, certainly good enough to implement now, but none are complete and all
need further development. Fractional Reserve Banking must be abolished. Credit can be created with
extreme ease, not needing capitalization, and close to zero cost through what is known as ‘Mutual Credit’.
While providing interest free currency itself and never allowing a private monopoly, Government must end
Legal Tender Laws, allowing competition from free market currencies. Government units have serious
intrinsic limitations when offered as a monopoly.
2. In the Market
Privately controlled interest free currencies, designed to be fully functional high powered mediums of
exchange, should be used, developed and promoted. They should compete directly with Dollar/Euro/Yen.
We cannot wait for Government to mend its ways. And a Government monopoly is probably unhealthy as it
is. There is enormous scope for regional currencies and international currencies via the internet. The
technology and concepts are being developed as we speak, but need far higher priority.
3. Money is a means of exchange, not a store of value
A clear distinction must be made between means of exchange and store of value. A depreciating, interest
free credit based currency should not be considered a store of value! The middle classes should be
encouraged to quit hoarding the means of exchange and find other ways of maintaining wealth for future
use. This would spare them the damage through inflation even if nothing else changes. There are many,
many practical, vastly superior and immediately available alternatives to hoarding cash
4. Decentralization of monetary power
People should have access to several currencies always. So that they cannot be destroyed by the implosion
or exploitation of monopoly currency. These currencies express identity on other levels than just national.
The State is not the Commonwealth! Commonwealths exist on many different levels.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Continuing exposure of- and resistance against the Money Power’s agenda of World Currency and World
Government.
5. The education of the public about monetary matters.
Initiating debate on the problems and options available. Facilitating dialogue between different schools of
monetary thought, to recognize their strengths and weaknesses and work towards a Grand Unified Theory of
the Monetary. The resistance against faux economics, typically ignoring the problems of interest, whether
Austrian Economics, Keynesianism, Monetarism, Communism or any other paradigm supporting the Money
Power’s agenda.
This is a spiritual conflict first and foremost.
On the material plane the Money Power is the main enemy.
Monetary reform is the key.
http://realcurrencies.wordpress.com/2012/01/04/the-goal-of-monetary-reform/
Disconnecting from the System
by Anthony Migchels on March 28, 2010
We have had plenty of time and pleasure exposing the Illuminati/Banker/B’nai B’rith/Freemason conspiracy.
But wallowing in spooky stories of MKUltra, Fractional Reserve Banking, Satanism and what have you does
indeed invite depression. Ed Griffin rightly said something to the effect of ‘scaring people to death with all
these stories creates apathy, talking solutions creates action’.
And Don Bradley is absolutely correct that we need individual action. Maybe small organizations by
determined individuals. But we need to understand very clearly, that our self declared masters hope to get us
into a fight. Fighting is what they are good at. They relish the blood sacrifices for their fallen angel. They
enjoy the fear and pain that it brings.
They have been preparing for this fight for decades, if not centuries. They are ready for it and an open battle
they will win without a shadow of a doubt.
Edward Gibbon stated: ‘the tyrant of a single town, or a small district, would soon discover that an hundred
armed followers were a weak defence against ten thousand peasants or citizens; but an hundred thousand
well-disciplined soldiers will command, with despotic sway, ten millions of subjects.’
But the solution to our predicament is quite simple. One only needs to understand that their incredible power
is based on our cooperation. It is dependent on it. We despise the system, but let’s face it: we are working
with it. Most of us are trying to get their little share of the goodies our masters throw us.
Disconnecting from the System
But the Illuminati fear only one thing: non-cooperation.
We are in total control of our fate and we can quickly make this NWO nightmare go away by taking just a few
simple steps. I’ll propose four, which I believe are key and are easy to achieve, but there are more and will
leave it to the intelligence of all out there to be creative on this one.
1. Take immediate control of your health
Health is not the absence of disease. Creating vibrant health is one of the major opportunities for everybody
in this lifetime.
Health is not acquired by visiting doctors. Far from it. Iatrogenic disease is the number one cause of death in
the US. In 2001 783,936 people died by Allopathy. ‘Only’ 553,251 died of cancer, but you must realize that
many of those actually died of the chemotherapy, radiation and operations they took.
Did you know there are only five known instances of dramatic decrease in mortality rates in communities
worldwide? You know what these instances had in common? There was a doctor’s strike. After they resumed
their jobs, mortality rates quickly got back to their former level.
How do you create good health? There are three major items: finding spiritual peace, a wholesome diet and
the avoidance of toxins. Easier said than done, but for most people even a few steps in this direction would
quickly result in profound effects. Educate yourself. Build a network of natural healers. Discuss health with
your friends and family. Avoid doctors and their bizarre concoctions. Realize that the word Pharmacy is
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
etymologically linked to the ancient Greek word Pharmakopeia, meaning ‘sorcery’. Don’t put your health in
the hands of others, but find your own resources.
2. Take your money out of the bank.
We know about Fractional Reserve Banking. We know that our savings are multiplied by at least 10 and than
lent out at interest rates of five to ten percent. If you take 100,000 out of the bank, you take away up to
100,000 income for the bank.
Take your money out of the bank NOW. Buy some silver coins, pay off debt or your mortgage. Invest it in
local enterprises so that the money is doing some good work. Better yet, start looking for local currencies to
pay with. Defeat usury!
It not only protects your wealth (because in the next round of insolvencies, which is expected shortly, savers
will have to bleed too, they can’t expect the taxpayer to compensate them endlessly), but also destroy that
vampire squid we call Banking.
We know we are dealing with a Central Banking cartel, so why are we putting our money there?
3. Avoid Multinationals
By saving a dime at WalMart, you are allowing a dollar to get out of your regional economy. You are
backstabbing your neighbor. Go shop at his or her business. They can invest the money back into your
community, in stead of sucking the community dry with Chinese Slave Labor. Saving a dime there will have
your kids end up begging for a little job there. Shopping at your neighbor will allow a thriving local community
with far better economic opportunities for yourself. Think a little longer term and don’t whine about the short
term loss. Buying locally is an investment that is absolutely sure to pay off in the longer term.
They are luring you with a little discount. Don’t be a fool falling for it.
Avoiding getting your gas at Exxon is difficult, but it is good to realize you are sponsoring some of the main
sponsors of the Iraqi Genocide and coming World War 3 starting against Iran.
4. Don’t vote, don’t write your congressman and don’t sign petitions.
You know what you are showing them when you write them? That you are a good little serf pleading with his
master.
Everybody today is gloating about the news that millions of whites are deserting the Democrats. What fools
that they were there to begin with. Where are they going now? Back to these Republican Neo Con bastards?
Don’t vote. Show them you do not recognize their system. Show them you know voting is empowering them.
Don’t threaten them. It is just giving them an excuse to implement their Patriot Act Police State.
These people have very fragile ego’s. The one thing they hate is being ignored.
Conclusion
Nobody is expected to change his or her lifestyle over night. But every little step in the right direction helps.
Every step is one shackle less wearing you down. Every step is one nail in their coffin.
Don’t talk about it. Do it. Live by example and know that our Lord sees what others do not.
This article was written for http://www.henrymakow.com and can be found here.
The story was also published on argusoog.org, go there for a dutch translation
http://realcurrencies.wordpress.com/2010/03/28/disconnecting-from-the-system/
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Dienstag, 20. Mai 2014
Die RegioMark an Rhein und Mosel
Hübsche gemalte regionale Motive schmücken die
RegioMark-Scheine
Immer mehr Kunden benutzen das regionale
Zahlungsmittel
„wir nehmen RegioMark RheinMosel“ – so steht es an
den Schaufenstern der Betriebe, die seit dem 1.
Februar dieses regionale Zahlungsmittel annehmen.
Bisher sind es in unserer Region 57 Geschäftsstellen,
und weitere haben ihre Teilnahme bereits
angekündigt. Die Betriebe sind Mitglieder des
Regioverein Koblenz e.V. – Verein für nachhaltiges
Wirtschaften, der das gesamte Projekt organisiert und
verwaltet. Die Firmen haben alle ihren Sitz in der
Region, so dass das eingenommene Regiogeld auch
wieder hier weitergegeben wird.
Viele dieser Betriebe spüren die starke Konkurrenz der großen Konzerne und des Internets. Hier bildet das
regionale Zahlungsmittel ein Instrument, um den Stellenwert des regionalen Einkaufs bewusst zu machen.
Individualität, Vertrauen, Fachkompetenz und kurze Wege sollten den Kunden wichtiger sein als
„Schäpchenjagd“ und „Geiz ist geil“.
Die RegioMark ist eurogedeckt. Die Scheine gibt es in den Werten 1, 2, 5, 10 und 20.
Ein Rabattvorteil ist nicht mit der RegioMark verbunden, jedoch werden Projekte gemeinnütziger Initiativen
oder Vereine unterstützt, die diese beim Regioverein angemeldet haben. Finanziert werden diese Projekte
durch die teilnehmenden Unternehmen, die beim Rücktausch einen 5%igen Förderbeitrag zahlen. Die
Projektförderung wird in RegioMark ausgezahlt und somit in teilnehmenden Betrieben wieder ausgegeben.
Wer RegioMark akzeptiert, signalisiert , dass ihm regionale Produkte und soziales Engagement wichtig sind.
Kunden und regionale Unternehmer bilden über die RegioMark ein Netzwerk des miteinander Wirtschaftens.
Es entstehen regionale Kreisläufe, die von wechselseitiger Wertschätzung getragen werden.
Text und Foto:
Walter Grambusch
Legiastraße 70
56073 Koblenz
Tel.: 02606-2787
info@regiovereinkoblenz.de
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Werner Onken:
Modellversuche mit sozialpflichtigem Boden und Geld Lütjenburg:
Fachverlag für Sozialökonomie, 1997
ISBN 3-87998-440-9 (Seite 35 - 66)
Schwanenkirchen, Wörgl und andere Freigeldexperimente
Übersicht
1 Selbsthilfe-Aktionen zur Überwindung der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre
2 Der geistige Hintergrund
3 Die Reihenfolge praktischer Freigeldexperimente
3.1 Die Wära-Tauschgesellschaft und der lokale Wirtschaftsaufschwung in Schwanenkirchen
3.2 Die Nothilfe-Aktion der Gemeinde Wörgl und ihre internationale Ausstrahlung...
3.3 ... auf die Schweiz
3.4 ... auf Frankreich
3.5 ... auf Spanien
3.6 ... und auf die Vereinigten Staaten von Amerika
3.7 Späte Nachzügler in Frankreich und Brasilien
4 Die Bedeutung wirtschaftlicher Experimente für Gegenwart und Zukunft
Anmerkungen
Kapitel 1: Selbsthilfe-Aktionen zur Überwindung der Weltwirtschaftskrise der
30er Jahre
Große, vom Humanismus und der Aufklärung genährte Hoffnungen auf ein menschliches Leben in Freiheit
standen am Beginn der Neuzeit. Der moderne Kapitalismus hat sie jedoch nicht erfüllen können. Wie ein
Schatten begleitete seine Entwicklung deshalb eine Vielzahl von sozialen Bewegungen, die das
kapitalistische Wirtschaftssystem entweder umgestalten oder wieder ganz abschaffen wollten. Die sozialen
Bewegungen brachten meistens Vorstellungen hervor, wie das bestehende Wirtschaftssystem als Ganzes
auf dem Wege der Reform oder Revolution verändert werden könnte. Daneben hat es jedoch aufgrund
fehlender Aussichten auf die parlamentarische Durchsetzung von Reformen oder enttäuschender
Ergebnisse von Revolutionen immer auch Bestrebungen gegeben, in kleinerem Rahmen zeichenhaft zu
handeln, mit anderen Lebensformen zu experimentieren und kleine Modelle als Keime einer besseren Welt
zu schaffen.
So versuchte zum Beispiel der englische Frühsozialist Robert Owen, seine Vorstellungen in seiner
Mustersiedlung "New Harmony" zu verwirklichen. Von dem Franzosen Cabet und anderen frühen
Kommunisten sind Initiativen zur Gründung gütergemeinschaftlicher Kolonien ausgegangen, die jedoch
allesamt wieder auseinandergefallen sind. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts trat der Liberalsozialist
Franz Oppenheimer fiir die Idee der Siedlungsgenossenschaft ein, von der später starke Impulse auf die
israelische Kibbuz-Bewegung ausgegangen sind. Und der freiheitliche Sozialist und Kulturphilosoph Gustav
Landauer entwickelte die Vorstellung einer Föderation von verschiedenen autonomen und untereinander in
Gerechtigkeit tauschenden Wirtschaftsgemeinden.
In der Zeit der großen Weltwirtschaftskrise hat es noch eine weitere Form solcher sozialreformerischen
Experimente gegeben, die der Erprobung eines neuartigen Geldes galten. Sie stellten zugleich auch
regelrechte Selbsthilfe-Aktionen zur Überwindung der Wirtschaftskrise dar. Anders als ihre zahlreichen
Vorläufer konnten diese Experimente schon bald nach ihrem Beginn spektakuläre Achtungs- erfolge erzielen
und in der internationalen Presse ein großes Aufsehen erregen. Sie wurden aber nach einer gewissen Zeit
wieder verboten und gerieten dann während des zweiten Weltkriegs und des darauffolgenden
Wirtschaftswunders nahezu in Vergessenheit.
Kapitel 2: Der geistige Hintergrund
Ebenso wie die zahlreichen früheren ökonomischen Experimente hatten auch die Versuche mit einem
anderen Geld einen geistigen Hintergrund. Er bestand aus den Theorien des deutsch-argentinischen
Kaufmanns und Sozialreformers Silvio Gesell. (1) Auch dessen zentrales Anliegen war es, die
Fehlentwicklung des klassischen Liberalismus zum Kapitalismus zu korrigieren. Gesell wollte sowohl die
Konzentration von Produktionsmitteln als auch die Anfälligkeit der Wirtschaft für Krisen mit
Kaufkraftschwankungen und Arbeitslosigkeit überwinden. Er trat jedoch im Gegensatz zu den Theoretikern
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anderer sozialer Bewegungen nicht für staatliche Eingriffe in den Markt oder gar für eine Abschaffung des
Marktes ein – die in vielen Ländern mittlerweile zu Misserfolgen geführt hat. Stattdessen schlug Gesell
ordnungspolitische Reformen des geltenden Bodenrechts und des bestehenden Geldwesens als Wege zur
Herstellung einer nachkapitalistischen, von jeglichen Mono- polen befreiten Marktwirtschaft vor.
Durch eigene Erfahrungen mit einer krisenhaften Zerrüttung der Währung, die Gesell während seiner
praktischen Tätigkeit in Argentinien gesammelt hatte, fand er die Bestätigung für die alte, zu seiner Zeit aber
nicht anerkannte Quantitätstheorie des Geldes; ihr zufolge gibt es einen unmittelbaren Zusammenhang
zwischen der Geldmenge und dem durchschnittlichen Preisniveau, d. h. der Kaufkraft des Geldes. Wenn
inflationäre und deflationäre Kaufkraftschwankungen sowie Unterbeschäftigung vermieden und eine stabile
krisenfreie Wirtschaft geschaffen werden sollen, müsse die Menge des in Verkehr gegebenen Geldes
laufend an das sich verändernde Volumen der Güter und Dienste angepasst werden. Gesell verfeinerte die
Quantitätstheorie aber noch, indem er auch den tatsächlichen Umlauf des Geldes sicher- gestellt wissen
wollte. Die Störungen des Wirtschaftslebens durch die spekulative Hortung von Geld wollte er auf folgende
Weise verhindern: In regelmäßigen Zeitabständen sollten die Geldscheine mit gebührenpflichtigen Marken
beklebt werden, d. h. die längere Haltung von Geld sollte genauso wie die Lagerhaltung von Waren
gewissen Kosten unterliegen. Keynes sprach später in seinen Untersuchungen über die Transaktions-,
Vorsichts- und Spekulationskasse von künstlichen "Durchhaltekosten", die den Liquiditätsvorteil des Geldes
neutralisieren sollten. Diesen Kosten der den Wirtschaftskreislauf störenden Geldhaltung sollte man
ausweichen können, indem man sein Geld zügig wieder in den Kreislauf weitergibt - entweder in Form von
Ausgaben für Konsumgüter oder auf dem Wege von Spareinlagen bei Banken, die diese für
Investitionszwecke weiterverleihen. Gesell erwartete, dass die Menschen unter solchen Umständen bemüht
sein würden, die Haltung von Geld auf ein unumgängliches Minimum zu begrenzen, und dass sie damit die
Hortung ihrer Zahlungsmittel zu ihrem eigenen Vorteil unterlassen. In der "Strafgebühr" für gehortetes Geld
erblickte er eine Art Garantie füir einen stetigen und reibungslosen Umlauf der Zahlungsmittel. Und gerade
dies ist der tiefere Sinn des von ihm so genannten "Freigeldes", für dessen praktische Handhabung
inzwischen technisch elegantere Mittel konzipiert worden sind. (2)
Die gegen Ende des letzten Jahrhunderts während einer schweren Wirtschaftskrise in Argentinien
durchgeführte Tornquistsche Bankreform beruhte zum Teil auf Gesells Vorschlägen (3) und trug zum
gewünschten Wiederaufschwung der Wirtschaftskonjunktur bei. Nach seiner Rückkehr nach Europa ergab
sich für Gesell eine Gelegenheit zur praktischen Erprobung seiner Theorie, als unmittelbar nach dem ersten
Weltkrieg und der deutschen Novemberrevolution am 7. April 1919 in München die erste bayerische
Räteregierung ausgerufen wurde. Auf Vorschlag ihres Präsidenten Ernst Niekisch sowie Gustav Landauers
wurde Gesell in das Amt des Volksbeauftragten für das Finanzwesen berufen; der Schweizer Arzt und
Mathematiker Theophil Christen und Karl Polenske, Professor der Rechte in Greifswald, wurden
Rechnungsbeirat und Rechtsbeirat des Volksbeauftragten. (4) Nachdem Gesell die deutsche Reichsbank in
Berlin von seinen Plänen unterrichtet hatte, telegraphierte deren Präsident Havenstein nach München: "Ich
warne Sie vor Experimenten." (5) Die Wirren der Revolution machten diesem Experiment jedoch ein
vorschnelles Ende, denn bereits eine Woche nach ihrem Amtsantritt wurde die erste Räteregierung von
Kommunisten gestürzt und durch Levien und Levine abgelöst. Wenige Jahre später machte dann
Havenstein sein Experiment mit der Trillionen-Inflation, vor das ihn Gesell vergeblich gewarnt hatte. (6)
Kapitel 3: Die Reihenfolge praktischer Freigeldexperimente
Gesells geldpolitischer Vorschlag zur Überwindung von Wirtschaftskrisen wurde seinerzeit von der
Volkswirtschaftslehre kaum beachtet. Da damals außerdem keinerlei Aussicht bestand,
Parlamentsmehrheiten für diesen Vorschlag zu finden und ihm politisches Gewicht zu verleihen, faßten
Anhänger Gesells den Entschluss, den Gedanken in kleinem Rahmen unmittelbar in die Tat umzusetzen.
Anstatt sich mit Wahlkampfversprechen am Kampf der Parteien um politische Macht zu beteiligen, wollten
sie ein praktisches Exempel statuieren und damit die Richtigkeit dieses Vorschlags unter Beweis stellen. Sie
hofften, dass von einem solchen beispielhaften Vorbild eine große Ausstrahlungskraft ausgehen würde. Auf
diese Weise und nicht durch endlose Diskussionen sollte die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit einer
Sicherung des stetigen Geldumlaufs überzeugt werden.
Kapitel
3.1:
Die
Wära-Tauschgesellschaft
Wirtschaftsaufschwung in Schwanenkirchen
und
der
lokale
In dieser Absicht begannen Hans Timm und Helmut Rödiger 1926 mit den Vorbereitungen für die praktische
Erprobung eines umlaufgesicherten Geldes. Sie führten im Oktober 1929 - etwa zur selben Zeit, als mit dem
Schwarzen Freitag an der New Yorker Börse die große Weltwirtschaftskrise begann - in Erfurt zur Gründung
einer Wära-Tauschgesellschaft. Ihrer Satzung zufolge verstand sie sich als eine private "… Vereinigung zur
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Bekämpfung von Absatzstockung und Arbeitslosigkeit. Ihr Ziel ist die Erleichterung des Waren- und
Leistungsaustausches unter ihren Mitgliedern durch die Ausgabe von Tauschbons." (7) Nach zwei Jahren
gehörten der Tauschgesellschaft bereits mehr als eintausend Firmen aus allen Teilen des damaligen
Deutschen Reiches als Mitglieder an. Unter ihnen waren Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien, Molkereien,
Restaurants,
Reformhäuser,
Schlachtereien,
Blumenläden,
Friseursalons,
Handarbeitsläden,
Möbelgeschäfte, Elektrohändler, Fahrradgeschäfte, verschiedene Handwerksbetriebe, Druckereien,
Buchhandlungen und Kohlenhandlungen. Alle diese Firmen führten das Hinweisschild "Hier wird Wära
angenommen". Wära war die Bezeichnung für die Tauschbons. Sie drückte die Hoffnung aus, dass die
Währung nach den Jahren der Inflation und Deflation wirklich währen sollte. Die Geschäftsstelle der
Tauschgesellschaft gab die Wära auf Anforderung und nach Bedarf gegen Reichsmark oder sonstige
Devisen oder gegen Quittung und Sicherheitsleistung an örtliche Wechselstellen aus. Solche Wechselstellen gab es unter anderen in Berlin, Bielefeld, Bonn, Chemnitz, Dortmund, Düsseldorf, Eisenach, Erfurt,
Freiburg, Halle/S., Hamburg, Köln, Leipzig und Nürnberg. Sie händigten die Wära-Scheine – wiederum
gegen Reichsmark, sonstige Devisen oder hinreichende Sicherheiten – in der gewünschten Höhe an Firmen
und Einzelpersonen in Nennwerten von 1/2, 1, 2 und 5 Wära aus. (8)
Zwischen diesen Firmen und Einzelpersonen lief nunmehr die Wära anstelle der Reichsmark als
Tauschmittel um. Die Firmen bezahlten (zumindest teilweise) die Löhne und Gehälter in Wära aus und mit
derselben Wära kauften sich die Einzelpersonen die gewünschten Güter. So entstand innerhalb der
deutschen Wirtschaft allmählich ein kleiner separater Kreislauf von Ersatzzahlungsmitteln neben dem von
krisenhaften Stockungen gestörten Kreislauf der Reichsmark.
Gemäß den Vorstellungen Gesells waren diese Wära-Scheine mit einem Umlauf- antrieb ausgestattet, der
ihre krisenauslösende Hortung verhindern sollte. Die Scheine waren nämlich auf ihrer Rückseite mit zwölf
Feldern bedruckt, auf die in jedem Monat jeweils eine Marke von einem Prozent des Nennwerts aufgeklebt
werden musste. Die Mitglieder der Tauschgesellschaft mussten also in Höhe von einem Prozent des in ihren
Händen befindlichen Wärabetrags am Monatsende Marken bei den örtlichen Wechselstellen erwerben,
wenn sie sicher gehen wollten, dass ihre Zahlungsmittel auch im nächsten Monat noch ihren vollen
Nennwert behielten.
Die Marken stellten gleichsam eine "Strafgebühr" für die Nichtnutzung der Wära als Tauschmittel dar. Dieser
allmonatlich fälligen Strafgebühr konnten die Mitglieder entgehen oder sie zumindest auf ein Minimum
begrenzen, wenn sie die Wära für Warenkäufe verwendeten oder als Ersparnisse bei der Geschäftsstelle
hinterlegten, die sie ihrerseits wieder in Form von Krediten verleihen konnte. Aus dem Bestreben, die
Entrichtung der "Strafgebühr" möglichst zu vermeiden, resultierte im Endeffekt der für alle Beteiligten
vorteilhafte stetige Umlauf der Wära. Die einzelnen Scheine wurden übrigens nach Ablauf eines Jahres,
wenn alle Felder beklebt waren, innerhalb einer Frist gegen neue Scheine umgetauscht.
Internationales Aufsehen erregte dieses erste praktische Freigeldexperiment, als der bis dahin noch kleine
überregionale Wärakreislauf sich gegen Ende des Jahres 1930 in der 500 Einwohner zählenden
niederbayerischen Ortschaft Schwanenkirchen bei Deggendorf zu einem lokalen Knotenpunkt verdichtete. In
Schwanenkirchen gab es damals ein Braunkohlenbergwerk, das die Stadt Deggendorf und nach ihr eine
private Aktiengesellschaft betrieben hatten. Als das Unternehmen wie so viele deutsche Kohlegruben in
Absatzschwierigkeiten geriet und die Halden immer größer wurden, weil der englische Kohlebergbau seit
Mitte der zwanziger Jahre Wettbewerbsvorteile auf dem Weltmarkt errungen hatte, war es 1927 wegen
mangelnder Rentabilität stillgelegt worden. Da es der mit Abstand größte Arbeitgeber in dieser Gegend
gewesen war, kam das gesamte Wirtschaftsleben hier rasch zum Erliegen.
Im Herbst 1930, als die Weltwirtschaft sich bereits mitten in ihrer großen Deflationskrise befand, konnten
Schwanenkirchen und seine Nachbargemeinden Hengersberg und Schöllnach jedoch einen spektakulären
Ausweg aus der Krise finden. In der Zwischenzeit hatte der Bergbauingenieur Max Hebecker das
Schwanenkirchener Bergwerk bei einer Versteigerung erworben. Zunächst fehlte ihm zwar das nötige
Betriebskapital für eine Wiederaufnahme der Produktion, da ihm die Banken keinen Kredit geben wollten.
Aber nachdem er sich an die Wära-Tauschgesellschaft gewandt hatte, bildete diese ein WäraFinanzierungs-Konsortium und beschaffte durch Ausgabe von Anteilscheinen die nötigen 50.000
Reichsmark, die zum größeren Teil als Wära- und zum kleineren Teil als RM-Kredit ausgeliehen wurden. Mit
diesem Geld konnte Hebecker das Bergwerk wieder in Betrieb nehmen; er beschäftigte zunächst etwa 45
Bergleute und stellte bald darauf weitere ein. 60 bis 75 Prozent ihres Lohnes wurden in Wära und die
restlichen zehn Prozent in Reichsmark ausbezahlt.
Anfangs waren die örtlichen Geschäftsleute skeptisch gegenüber diesem ungewöhnlichen Geld und
weigerten sich, es als Zahlungsmittel anzunehmen. Als Hebecker aber begann, sich von mitteldeutschen
Mitgliedsfirmen der Tauschgesellschaft mit Waren beliefern zu lassen, erkannten sie, dass ihnen hier durch
ihre eigene Zaghaftigkeit ein gutes Geschäft entging, und erklärten sich zur Annahme der Wära bereit.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Während die Massen von Arbeitslosen andernorts große Not zu leiden hatten, kam die lokale Wirtschaft in
Schwanenkirchen, Hengersberg und Schöllnach wieder in Gang. Alsbald war die Rede von der " Wära Insel
im Bayerischen Wald" (9), wo die Arbeitslosigkeit gebannt war und wo die umlaufgesicherten Wära-Scheine
einen stetigen Absatz der Waren vermittelten.
Die von den Initiatoren der Tauschgesellschaft in die Wära gesetzten Erwartungen schienen sich in
Schwanenkirchen trotz mancherlei Komplikationen (ein Sturm richtete beträchtliche finanzielle Schäden in
Hebeckers Bergwerk an) zu erfüllen. Die Idee eines umlaufgesicherten Geldes hatte bei ihrer ersten
praktischen Erprobung in kleinem Rahmen ihre Brauchbarkeit erwiesen und das Schwanen- kirchener
Beispiel wurde in der deutschen Öffentlichkeit beachtet. Der Erfolg der Wära weckte jedoch auch den
Argwohn der Deutschen Reichsbank. Sie musste befürchten, dass sich durch eine weitere Verbreitung der
Wära ein konkurrierendes Zahlungsmittel neben der offiziellen Reichsmark etablieren könnte. Dem Interesse
der Deutschen Reichsbank an der Wahrung ihres Ansehens kam es deshalb sehr gelegen, dass der
Reichsfinanzminister H. Dietrich im Zuge der Brüningschen Notverordnungen die Herstellung, Ausgabe
und Benutzung jeglichen Notgeldes im Oktober 1931 durch eine Verordnung verbot. Der § 1, Abs. 3 dieser
Verordnung bestimmte, dass auch die Wära-Scheine als Notgeld anzusehen seien; damit waren auch sie
von diesem Verbot betroffen.
Trotz seines verheißungsvollen Beginns musste das Freigeldexperiment Ende 1931 abgebrochen werden.
Die Wära-Tauschgesellschaft sah sich gezwungen, die ausgegebenen Wära-Scheine wieder gegen
Reichsmark einzulösen und ihre Tätigkeit einzustellen. Hebecker musste das Schwanenkirchener Bergwerk
wieder schließen und seine Beschäftigten entlassen. Die Wära-Insel mit ihren drei Dörfern
Schwanenkirchen, Hengersberg und Schöllnach wurde von Krisenwellen überflutet. In Anbetracht dieser
Auswirkungen der Verbotsverordnung ist es geradezu makaber, dass sie ausgerechnet die Bezeichnung
"Verordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen und zur Bekämpfung politischer
Ausschreitungen" trug. (10) Nach- dem dieser in kleinem Rahmen bewährte und durchaus
erfolgversprechende Weg aus der Krise versperrt und die damalige Regierung Brüning mit ihren
berüchtigten Notverordnungen der Wirtschaft eine noch größere Not verordnete, nahm die Arbeitslosigkeit
unaufhaltsam zu. Sie trieb die verzweifelten Massen in die Arme der Nationalsozialisten, die sie dann mit
leeren Versprechungen in die Irre führen konnten.
Die Reichsregierung konnte zwar die Wära in Deutschland verbieten; sie vermochte aber damit nicht die
Ausstrahlungskraft auszulöschen, die das Schwanenkirchener Beispiel schon weit über die deutschen
Landesgrenzen hinaus bekommen hatte. Wie ein glühender Funke sprang der Gedanke der Schaffung eines
ununterbrochenen Geldkreislaufs zunächst auf die nahegelegene Tschechoslowakei, dann auf Österreich
und von dort auf andere Länder über. Im tschechischen Neudeck bei Karlsbad bereitete ein Fabrikant
Lothar Meinl eine Freigeldaktion nach dem Vorbild von Schwanenkirchen vor. Sie wurde jedoch von der
tschechoslowakischen Nationalbank verboten. (11)
Kapitel 3.2: Die Nothilfe-Aktion der Gemeinde Wörgl und ihre internationale
Ausstrahlung ...
Während die Wära-Tauschgesellschaft in Deutschland eine netzwerkähnliche überregionale SelbsthilfeAktion auf privater Basis war, unternahm die Markt- gemeinde Wörgl in Tirol auf Initiative ihres
sozialdemokratischen Bürgermeisters Michael Unterguggenberger eine Selbsthilfe-Aktion auf kommunaler
Ebene. Unterguggenberger kannte die Theorien Gesells ebenso wie Hebecker und hatte aus der Presse von
der Wära-Insel in Schwanenkirchen gehört.
In der damals 4200 Einwohner zählenden Marktgemeinde Wörgl waren im Zuge der internationalen
Deflationskrise bis zum Frühjahr 1932 rund 400 Menschen arbeitslos geworden. In der näheren Umgebung
gab es weitere 1100 Arbeitslose. Wegen der Absatzstockungen hatten die örtlichen Firmen die Produktion
weitgehend einstellen und ihre Beschäftigten entlassen müssen. Eine Zellulosefabrik entließ beispielsweise
350 Arbeiter, eine Zementfabrik im nahegelegenen Kirchbichl rund 50 Arbeiter. Desgleichen waren
Entlassungen in einer Sandziegelfabrik und in zwei Sägewerken notwendig geworden. Und von den rund
300 auf der Bahnstation Beschäftigten wurden etwa 100 entlassen (in Wörgl kreuzen sich die großen
Bahnlinien Innsbruck - Salzburg - Wien und Triest - Ljubljana - Villach - München). (12) Das örtliche
Wirtschaftsleben kam dadurch in erheblichem Umfang zum Erliegen. Infolgedessen gingen die
Steuereinnahmen der Gemeinde rapide zurück - im ersten Halbjahr 1932 konnte sie ganze 3000 Schilling an
Steuern einnehmen! - und ihre finanzielle Situation nahm katastrophale Ausmaße an. Die Verschuldung der
Gemeinde belief sich auf über 1,3 Mio. Schilling; aufgrund ausbleibender Steuereingänge war an eine
Tilgung dieser Schuld nicht zu denken, und für ihre Verzinsung mussten neue Kredite aufgenommen
werden. (13)
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Um die große soziale Not in Wörgl zu bekämpfen, hatte der Bürgermeister Unterguggenberger in Absprache
mit den am öffentlichen Leben der Gemeinde beteiligten Einwohnern ein kommunales "Nothilfe-Programm"
vorbereitet. Es hatte den folgenden Inhalt: "Langsamer Geldumlauf ist die Hauptursache der bestehenden
Wirtschaftslähmung... Jede Geldstauung bewirkt Warenstauung und Arbeitslosigkeit... Das träge und
langsam umlaufende Geld der Nationalbank muss im Bereich der Gemeinde Wörg1 durch ein Umlaufsmittel
ersetzt werden, welches seiner Bestimmung als Tauschmittel besser nachkommen wird als das übliche
Geld. Es sollen Arbeitsbestätigungen in drei Nennwerten zu 1, 5 und 10 Schilling ausgegeben und in Umlauf
gesetzt werden... Um das wirtschaftliche Leben in der Gemeinde wieder aufwärts zu bringen, sollen auch
nach einem ... Plane öffentliche Arbeiten damit durchgeführt und bezahlt werden." (14)
Auf der Sitzung des örtlichen Wohlfahrtsausschusses am 5.7.1932 legte Unterguggenberger dieses
Programm zu Abstimmung vor. Es wurde von allen Parteien unterstützt und einstimmig angenommen. Die
Durchführung begann damit, dass der Wohlfahrtsausschuß in einer Gesamthöhe von 32.000 Schilling
Arbeitsbestätigungsscheine drucken ließ und diese gegen eine entsprechende Summe von Schillingen an
die Gemeindekasse verkaufte. Die Arbeitsbestätigungsscheine waren ebenso wie die deutschen WäraScheine mit einem Umlaufantrieb aus- gestattet. Zu jedem Monatsbeginn sollten diejenigen Personen, in der
Händen sich die Scheine gerade befanden, in Höhe von einem Prozent ihrer Nennwerte Klebe- marken
kaufen und auf eigens dafür vorgedruckte Felder aufkleben. Die Gemeindekasse wurde angewiesen, den
Erlös aus dem Klebemarkenverkauf als Notabgabe an einen Armenfonds weiterzuleiten.
Am 31.7.1932 begann die Gemeindekasse mit der Ausgabe der ersten Arbeitsbestätigungsscheine, indem
sie damit Löhne und Gehälter an öffentlich bedienstete Arbeiter und Angestellte ausbezahlte. Mit diesen
Scheinen wurden umgehend Steuern entrichtet, die die Gemeinde für weitere Lohnzahlungen sowie für die
Rückzahlung von Schulden an die Einwohner Wörgls verwendete.
Sobald die Arbeitsbestätigungsscheine auch für die Bezahlung von Waren verwendet wurden, entstand in
Wörgl neben der österreichischen Landeswährung allmählich ein eigenständiger Kreislauf des kommunalen
Ersatzgeldes. In diesem Kreislauf waren nicht nur die Gemeindekasse und die Lohn- und Gehaltsempfänger
integriert, sondern auch die örtliche Raiffeisen Spar- und Darlehenskasse sowie die ortsansässigen
Geschäftsleute. Sie waren allesamt bereit, die Arbeitsbestätigungsscheine als Zahlungsmittel anzunehmen.
Das Bestreben, der allmonatlich fälligen einprozentigen 'Strafgebühr' durch recht- zeitige Weitergabe des
Geldes auszuweichen, verbürgte einen im Vergleich zur offiziellen Landeswährung sehr viel regelmäßigeren
Umlauf der Arbeitsbestätigungsscheine, so dass sich das Wirtschaftsleben in Wörgl langsam wieder erholen
konnte. Auch die Finanzlage der Gemeinde begann sich zu bessern. Es gingen nicht nur Steuerrückstände
bei ihr ein, sondern es wurden sogar vereinzelte Steuervorauszahlungen geleistet.
Eher als erwartet konnte der Bürgermeister deshalb die geplanten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in die
Wege leiten. Gemäß dem Nothilfe-Programm ließ er mit diesen Steuereinnahmen sowie einigen Zuschüssen
aus der Arbeitslosenfürsorge und einem Notstandskredit des Bundes in Höhe von 12.000 Schilling, die
zusammengenommen einen Betrag von über 100.000 Schilling ergaben, umfang- reiche
Straßenrenovierungs- und -instandhaltungsarbeiten durchführen, ferner Kanalisierungen, den Bau einer
neuen Skisprungschanze und einer Straßenbeleuchtung. (15) Die Löhne wurden wiederum ausschließlich
mit den Arbeitsbestätigungsscheinen bezahlt.
Während überall in Österreich die Zahl der Arbeitslosen vom August 1932 bis August 1933 um rund 10
Prozent von 334.000 auf 366.000 anstieg, konnte sie im Bereich der Gemeinde Wörgl im gleichen Zeitraum
um 25 Prozent gesenkt werden. (16) Nach diesem Erfolg konnte es nicht ausbleiben, dass auch das
praktische Freigeldexperiment von Wörgl schon wenige Monate nach seinem Beginn nationales und
internationales Aufsehen erregte und die Öffentlichkeit nachhaltig beeindruckte. Wörgl wurde zu einem
regelrechten "Mekka der Volkswirtschaft" (17); aus mehreren Ländern kamen Wissenschaftler und Politiker
oder sie schickten Delegationen, um das Experiment an Ort und Stelle zu studieren. In einer Rede vor einem
Kongress seiner Radikalsozialistischen Partei im Oktober 1934 schilderte der ehemalige französische
Ministerpräsident und mehrfache Minister Eduard Daladier später seine Eindrücke, die er anlässlich seines
Aufenthaltes in Wörgl im Sommer 1933 gewonnen hatte. Die erfolgreiche praktische Erprobung der Theorien
Gesells führte ihn zu der Überzeugung, dass sie eine Möglichkeit bieten, ". . . die Bewegung von 1789 in
wirtschaftlicher Hinsicht wieder aufzunehmen." (18)
Das Freigeldexperiment von Wörgl erregte jedoch nicht nur ein spektakuläres Aufsehen in den
Massenmedien, sondern es fand auch sehr schnell Nachahmung. Bereits fünf Monate nach seinem Beginn
wurden im Januar 1933 in der 3000 Einwohner zählenden Nachbargemeinde Kirchbichl
Arbeitsbestätigungsscheine in Umlauf gesetzt. Nach dem Wörgler Vorbild erfolgte ihre Ausgabe auf dem
Wege der Auszahlung von Löhnen an Arbeiter, die die Gemeinde für den Bau eines kommunalen
Schwimmbads eingestellt hatte.
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Schon bald darauf begann das Experiment von Wörgl weitere Kreise zu ziehen. Die Tiroler Gemeinden
Hopfengarten, Brixen und Westendorf mit insgesamt 16000 Einwohnern beschlossen die Ausgabe von
Arbeitsbestätigungsscheinen. Vorbereitungen für die Ausgabe dieses Ersatzgeldes liefen außerdem auch in
Liezen (Steiermark), Linz (Oberösterreich), St. Pölten (Niederösterreich) und Lilienfeld (südlich von Wien). Im
Juni 1933 hielt Michael Unterguggenberger in Wien einen Vortrag vor 170 österreichischen Bürgermeistern.
Sie alle hatten die Absicht, Wörgls "Wegweiser zur wirtschaftlichen Rettung Österreichs" (19) zu folgen und
auch in ihren Städten und Gemeinden dieses Freigeld einzuführen.
Das Freigeldexperiment von Wörgl war also offensichtlich auf dem besten Wege, sich wie ein Lauffeuer zu
verbreiten. Aus dem kleinen Wära-Funken von Schwanenkirchen wäre in Österreich fast ein Flächenbrand
entstanden, wenn die Österreichische Nationalbank nicht ebenso wie die Deutsche Reichsbank die
Verdrängung ihrer offiziellen Landeswährung durch das Ersatzgeld gefürchtet und auf ein Verbot der
Ausgabe von Arbeitsbestätigungsscheinen hingearbeitet hätte.
Der Artikel 122 der österreichischen Notenbankgesetzgebung behielt allein der Österreichischen
Nationalbank das Recht zur Ausgabe von Geldzeichen vor. Nach geltender Rechtsprechung stellte die
Ausgabe der Arbeitsbestätigungsscheine durch die Gemeinde Wörgl einen Verstoß gegen das Privileg der
Nationalbank dar; sie war also gewissermaßen rechtswidrig. Am 23. 7. 1932, also schon eine Woche vor der
Ausgabe der ersten Arbeitsbestätigungsscheine, war die Nationalbank über die Vorbereitungen zum Wörgler
"Nothilfe-Programm" informiert und teilte ihrer Zweigstelle in Innsbruck mit, "dass wegen Abstellung dieses
Unfugs im Wege der Regierung Veranlassung getroffen worden ist. Falls Ihnen Mitteilungen wegen der
weiteren Entwicklung dieser Angelegenheiten zukommen, wollen Sie uns hiervon auch weiterhin
unverzüglich unterrichten." (20)
Der § 207 der Tiroler Gemeindeordnung verpflichtete die Behörden auf Bezirksebene, bei etwaigen
Rechtsverstößen gegen die betreffenden Gemeinden einzuschreiten. Im Auftrage des österreichischen
Bundeskanzleramtes wies die Tiroler Landesregierung die Bezirkshauptmannschaft Kufstein deshalb an, der
Gemeinde Wörgl die Ausgabe eigenen Geldes zu verbieten. Das Verbot erging bereits am 05.01.1933.
Bürgermeister Unterguggenberger legte jedoch sofort Berufung gegen dieses Verbot ein und ließ die
Arbeitsbestätigungsscheine weiterhin zirkulieren. Im Juni 1933 berichtete die Innsbrucker Zweigstelle der
Nationalbank ihrem Direktorium in Wien: "Wie wir durch einen Vertrauensmann erfahren, leistet die
Gemeinde Wörgl dem Auftrag der Landesregierung, das Notgeld aus dem Verkehr zu ziehen, keine Folge."
Daraufhin wandte sich die Nationalbank an das österreichische Finanzministerium: "Wir halten es daher zur
Hintanhaltung eines weiteren Umsichgreifens dieser Bewegung für unbedingt notwendig, dass gegen die
Gemeinde Wörgl energischer eingeschritten wird." (21) Eine Verwaltungsbeschwerde des Wörgler
Gemeinderats gegen die Tiroler Landesregierung durchlief alle Instanzen bis hin zum
Verwaltungsgerichtshof in Wien. Sie blieb aber ebenso erfolglos wie die vorausgegangene Berufung gegen
das Verbot. Am 15.9.1933 mussten die Arbeitsbestätigungsscheine wieder aus dem Verkehr gezogen
werden; zwei Monate später hat der Wiener Verwaltungsgerichtshof das Verbot der Nothilfe Wörgl endgültig
bestätigt.
Das Notenmonopol der Nationalbank war der österreichischen Regierung also wichtiger als der
Achtungserfolg, den die kleine Marktgemeinde Wörgl mit ihrer kommunalen Nothilfe-Aktion im
Kampf gegen die Wirtschaftskrise errungen hatte. Das Verbot machte natürlich auch die Pläne der vielen
anderen Städte und Gemeinden zunichte, dem Wörgler Beispiel zu folgen. Damit war zwar ein kleiner, aber
erfolgversprechender Damm gegen die Krise eingeebnet und die Krise konnte nunmehr ihren Lauf
nehmen. Eine wachsende Arbeitslosigkeit und eine völlige Zerrüttung der Staatsfinanzen stürzten
Österreich in ein inneres Chaos. Nachdem die christlich-sozialen Regierungen unter den Bundeskanzlern
Dollfuss und (nach dessen Ermordung) Schuschnigg den zweifelhaften Versuch unternommen hatten, das
wirtschaftlich zerfallende Land in einer Vaterländischen Front zu einigen und mit einer autoritären Politik zu
konsolidieren, fiel das Land fünf Jahre später dem Terror des Nationalsozialismus zum Opfer. Nun konnte
sich Hitler in Österreich - das angeblich nicht aus eigener Kraft aus Chaos und Krise herausfand – als
Bringer eines neuen wirtschaftlichen Aufstiegs feiern lassen. (22)
Kapitel 3.3: ... auf die Schweiz
Ein weiteres Glied in der Kette der praktischen Freigeldexperimente bildete die Ortschaft Triesen im
Fürstentum Liechtenstein. Hier befand sich im Jahre 1932 ebenfalls ein Ersatzgeld im Umlauf, das den
Schwanenkirchener Wära-Scheinen und den Wörgler Arbeitsbestätigungsscheinen nachgebildet war. Es
wurde jedoch ebenfalls verboten. (23)
Auch in der Schweiz, wo die Theorien Gesells relativ viele Anhänger gefunden hatten, entstand bereits 1929
auf privater Basis ein mit der deutschen Wära-Tauschgesellschaft vergleichbarer Wära-Interessen-Verband
(WIV). Seine maßgeblichen Initiatoren waren Fritz Engelhardt, Hans Forrer und Heinrich Nidecker. Dem
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Wära-Interessen-Verband schlossen sich im Laufe der Zeit rund 230 Klein- und Mittelbetriebe in insgesamt
rund 50 Städten und Ortschaften an. Darunter waren Anwalts- und Architektenbüros, Bäckereien,
Buchbinder und Buchhändler, Elektrohändler, Fahrradgeschäfte, Friseure, Graphiker, Lebensmittelgeschäfte, Photogeschäfte, Reformhäuser, Schlossereien, Schuhwerkstätten, Schreibwaren- und
Uhrengeschäfte. Als Zahlungsmittel kamen 1- und 5-Wära Scheine in Gebrauch. Die Hauptgeschäftsstelle
befand sich in Zürich - ein oder mehrere örtliche Wechselstellen gab es in den Kantonen Aargau, Basel und
Baselland, Bern, Graubünden, St. Gallen, Solothurn, Schaffhausen, Thurgau und Zürich. (24)
Abgesehen von dieser privaten Wära-Aktion gab es in der Schweiz während des Jahres 1932 auch
Bestrebungen, dem Beispiel von Wörgl zu folgen und Freigeldexperimente auf kommunaler Ebene
durchzuführen. Die Stadt Biel, die Ortschaft Brienz (nordöstlich von Interlaken) und der
Einzelhandelsverband des Kantons Luzern hatten die Absicht, sich mit einem umlaufgesicherten Geld aus
der Krise herauszuhelfen.
Da aber die Wära in Deutschland bereits verboten und auch das Experiment von Wörgl fast ständig vom
Verbot bedroht war, musste damit gerechnet werden, dass derartige Selbsthilfe-Aktionen auch in der
Schweiz verboten würden. Nach Artikel 1 der Notenbankgesetzgebung hatte nämlich auch die
Schweizerische Nationalbank das ausschließliche Recht zur Ausgabe von Banknoten. Um also einem
späteren Verbot zuvorzukommen, bemühten sich die Stadtverwaltung von Biel, die Gemeindeverwaltung
von Brienz und der Einzelhandelsverband des Kantons Luzern darum, die Vorbereitungen ihrer SelbsthilfeAktionen in Abstimmung mit den offiziellen Währungsbehörden zu treffen. In dieser Absicht machten sie in
den Monaten November und Dezember 1932 Eingaben an die Schweizerische Nationalbank sowie an das
eidgenössische Finanzdepartment.
Aus der Antwort des Finanzdepartments ließ sich zunächst eine vorsichtig formulierte Bereitschaft zur
Kooperation entnehmen: "Nach einer vorläufigen Rücksprache mit dem Präsidenten des Direktoriums der
Nationalbank wäre es nicht ausgeschlossen, dass sich unser Noteninstitut bereit erklärte, unter bestimmten
Bedingungen einen Versuch mit dem geplanten Gelde zu gestatten." (25) Nachdem sie von der
Österreichischen Nationalbank Erkundigungen über Wörgl eingezogen hatte (26), revidierte die
Schweizerische Nationalbank jedoch ihre Einstellung zur Durchführung von Freigeldexperimenten in der
Schweiz. Ein nochmaliges Gesuch aus Biel, Brienz und Luzern wies sie nunmehr ab und erinnerte mit einem
kurzen Hinweis daran, dass die Missachtung ihres Banknotenprivilegs mit Geldbußen nicht unter 5000
Franken oder Gefängnis bestraft würde. Damit war das Schicksal des Wära-Interessen-Verbandes und der
kommunalen Freigeldexperimente in der Schweiz besiegelt.
Nach dieser Nachricht der Schweizerischen Nationalbank wurden die Vorbereitungen für die Ausgabe von
Ersatzzahlungsmitteln eingestellt. Und um ein etwaiges Wiederaufleben des Gedankens an eine lokal
begrenzte Einführung von Freigeld zu unterbinden, verhinderte die Schweizerischen Bundesanwaltschaft
eine für Anfang September 1933 geplante Vortragsreise des Wörgler Bürgermeisters Unterguggenberger
durch die Kantone Zürich, Schaffhausen und Thurgau, indem sie ihm nicht nur Redeverbot erteilte, sondern
seine Einreise in die Schweiz überhaupt untersagte. (27)
Kapitel 3.4: ... auf Frankreich
In Frankreich besaßen die wirtschaftlichen Selbsthilfe-Aktionen bereits einen berühmten Vorläufer. Um die
Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Pierre Joseph Proudhon in Paris eine Tauschbank gegründet. Sie sollte die
Arbeiter in die Lage versetzen, sich von Kapital und Staatsgewalt unabhängig zu machen und sich mit
zinslosen Krediten gegenseitig zu helfen. Nach wenigen Wochen zählte die Tauschbank schon rund 20.000
Mitglieder, sie musste jedoch bald darauf wieder geschlossen werden, weil Proudhon wegen journalistischer
Angriffe auf den damaligen Präsidenten Louis Bonaparte zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt
wurde. (28)
In Anbetracht der geistigen Verwandtschaft Gesells mit Proudhon ist es nicht verwunderlich, dass Gesells
Theorien in Frankreich Fuß fassen konnten. Ihre Verbreitung wurde gefördert durch Jean Barral, der in Nizza
drei Zeitschriften herausgab. (29) Sie dienten hauptsächlich dem Bau gedanklicher Brücken zwischen
Proudhon und Gesell. Barral war es auch, der nach dem Vorbild der deutschen Wära-Tauschgesellschaft die
Vorarbeiten für den Aufbau einer privaten Tauschgesellschaft in Frankreich leistete. Diese Bestrebungen
erhielten einen erheblichen Auftrieb, als die große Pariser Zeitschrift "Illustration " im September 1933
ausführlich über das Experiment von Wörgl berichtete. (30) Daraufhin veröffentlichte die Zeitschrift "L'action
Nouvelle" eine Artikelserie über die Wörgler Nothilfe-Aktion und befürwortete ein praktisches Experiment mit
einem umlaufgesicherten Geld auch in Frankreich.
Noch im gleichen Jahr wurde in Paris eine private Tauschgesellschaft "Mutuelle national d'échange"
gegründet. Sie war die Dachorganisation aller Mitglieder. Da die meisten von ihnen im Seine-Department
sowie in den Städten Cannes, Antibes, Nizza, Menton und in Monte Carlo im Fürstentum Monaco ansässig
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
waren, wurden hier mit der "Mutuelle d'echange de Nice et de Alpes-Maritimes" und der "Mutuelle d'échange
de Paris et de la Seine" organisatorische Untergliederungen geschaffen. Ihren Statuten zufolge hatte diese
Tauschgesellschaft den Zweck, den Geschäftsverkehr innerhalb ihrer Mitgliederschaft mit Hilfe eines
eigenen Zahlungsmittels zu erleichtern. Es trug die Bezeichnung 'Valor'; die einzelnen Scheine mußten
ebenso wie die Wära- und Arbeitsbestätigungsscheine in jedem Monat mit gebühren- pflichtigen Marken
beklebt werden, so dass ihre jeweiligen Besitzer einen Anreiz hatten, sie zügig wieder in den
Wirtschaftskreislauf weiterzugeben. (31)
Noch ehe die ganze Aktion breitere Kreise ziehen konnte, wurde sie – möglicherweise auf Wunsch der
französischen Nationalbank – bereits am 31.7.1935 vom Minister des Inneren verboten. Auf seine
Anordnung wurden mehrere Mitglieder der Tauschgesellschaft vom Direktor der Staatspolizei in Nizza
vorgeladen und erhielten die Aufforderung, sämtliche Aktionen einzustellen und die Valor-Scheine aus dem
Verkehr zu ziehen. (32)
Barral hatte sich außerdem noch mit Unterstützung von M. Vaillant, dem Präsidenten der Union der
Geschäftsleute des Fürstentums Monaco, und M. Soriano, Mitglied der Chambre Consultative des
Fürstentums, darum bemüht, in Monaco ein kommunales Freigeldexperiment nach dem Vorbild von Wörgl
durchzuführen und dieses in die private "Mutuelle national d'echange" zu integrieren. Die
Vorbereitungsgespräche mit dem Bürgermeister von Monte Carlo und Vertretern der dortigen
Finanzverwaltung waren aber nach über einjähriger Dauer im Juni 1935 ergebnislos abgebrochen worden.
Am 27. August 1935 verboten die Behörden des Fürstentums schließlich auch die Verwendung der Valors
beim Warenaustausch zwischen privaten Geschäftsleuten. (33)
Kapitel 3.5: ... auf Spanien
Die Ausstrahlungskraft der praktischen Freigeldexperimente reichte sogar noch bis nach Spanien hinein.
Hier kam es in der im Nordosten des Landes gelegenen Küstenstadt Puerto de la Selva zu einer
kommunalen Selbsthilfe-Aktion, die sich am Beispiel von Wörgl orientierte. (34) Über die Initiatoren, den
Verlauf und das Ende dieses Experiments ist jedoch nichts näheres bekannt geworden.
Kapitel 3.6: ... und auf die Vereinigten Staaten von Amerika
Zu guter letzt haben die Erfolge von Schwanenkirchen und Wörgl auch in den USA Aufsehen erregt. Hier
fanden sie auch die gewünschte Beachtung durch einen namhaften Exponenten der akademischen
Volkswirtschaftslehre. Der international angesehene Geldtheoretiker Professor Irving Fisher, dessen
wissenschaftliches Werk ganz der Lösung der Probleme der Kaufkraftstabilisierung galt, würdigte Gesells
Konzeption eines umlaufgesicherten Geldes als "genialen Gedanken ... Der Plan würde als ein Mittel dienen,
die Depression zu brechen, das Hamstern zu beenden und die Re-Deflation in Gang zu setzen." (35)
Fisher hat zahlreiche Anstrengungen unternommen, um diesem 'genialen Ge- danken' in Amerika
Anerkennung zu verschaffen. In einem in mehreren hundert amerikanischen Zeitungen veröffentlichten
Artikel beispielsweise empfahl er die Sicherung des Geldumlaufs als eine "Maßnahme, die ... dazu angetan
ist, uns bei richtiger Anwendung in wenigen Wochen aus der Depression herauszuhelfen." (36) Diese
Anstrengungen zeigten auch baldige Wirkungen. Schon am 20.1.1933 konnte Fishers Assistent Hans
Cohrssen in einer Rundfunksendung (die am 17.2.1933 unter dem Titel "Worüber man in Amerika spricht"
auch von mehreren deutschen Sendern ausgestrahlt wurde) berichten, dass zahlreiche amerikanische
Städte und Gemeinden mit der Ausgabe von sogenanntem Markennotgeld begonnen hätten.
Diese Städte und Gemeinden stellten Arbeitslose für die Durchführung öffentlicher Investitionen ein und
bezahlten die Arbeiter mit Markennotgeld. Sie versicherten, dass die Arbeiter ihre Steuern damit entrichten
könnten, ebenso erklärten ortsansässige Geschäftsleute und Banken ihre Bereitschaft, dieses neue Geld
anzunehmen. Cohrssen berichtete, dass weitere Orte sich des Notgeldes bedienen wollten; auch wurde eine
Einführung in größeren Bezirken erwogen. (37)
In Amerika wurde das Freigeld jedoch nicht richtig angewendet. Ein entscheidender Fehler wurde mit der
viel zu hohen Festsetzung der Strafgebühr für gehortetes Geld begangen. Während die Wära- und
Arbeitsbestätigungsscheine in den Gemeinden Schwanenkirchen und Wörgl nur monatlich einmal mit einer
Marke im Werte von einem Prozent ihres jeweiligen Nennwertes zu bekleben waren, mußte das
amerikanische Markennotgeld jede Woche mit Marken im Wert von 2 % des Nennwerts der betreffenden
Scheine beklebt werden. Die Hortung eines Betrags von beispielsweise 1.000 Dollar für die Dauer eines
halben Jahres wurde also mit einer Gebühr in der absurden Höhe von 520 Dollar bestraft.
Damit war der ursprüngliche Sinn dieser Strafgebühr verloren gegangen, der in einer Gleichstellung des
Geldes mit den Waren bestanden hatte. Da die Lagerhaltung von Waren durchweg Kosten verursacht, wollte
Gesell die 'Lagerhaltung' von Geld mit etwa gleich hohen Kosten belasten, um die Geldhortung wirtschaftlich
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
uninteressant zu machen und auf diese indirekte Weise die vom Geld ausgehenden Störungen des
Wirtschaftskreislaufs zu vermeiden.
In den amerikanischen Markennotgeldexperimenten trat an die Stelle des alten Übergewichts des Geldes
über die Waren ein neues Übergewicht der Waren über das Geld. Der Umlaufantrieb des Markennotgeldes
war so stark, dass die Scheine eigentlich hätten schneller umlaufen müssen, als die abzusetzenden Waren
produziert werden konnten. Da bei der Festlegung der Strafgebühr das richtige Maß weit überschritten
wurde, konnten keine krisenfesten Notgeld-Inseln mit stetigen lokalen Wirtschaftskreisläufen entstehen. Die
betreffenden Städte und Gemeinden erhielten durch den Verkauf der Klebemarken vielmehr nur eine
zusätzliche Quelle von Geldeinnahmen, was überhaupt nicht im Sinne des Erfinders gelegen hatte.
Entsprechend ihrer vorherigen Konzipierung als kurzfristig anzuwendendes Mittel zur Krisenüberwindung
wurden die Experimente mit dem Markennotgeld nach einem Jahr eingestellt. Nach Ablauf dieses Jahres
waren alle Scheine mit der vorgesehenen Anzahl von Marken beklebt und wurden - wie geplant - gegen
offizielle amerikanische Dollars eingetauscht. Aufgrund der fehlerhaften Handhabung des Markennotgeldes
konnten die betreffenden amerikanischen Städte und Gemeinden keine Erfolge erzielen, die denen von
Schwanenkirchen und Wörgl vergleichbar gewesen wären. Infolgedessen verlor auch der Gedanke an
derartige wirtschaftliche Selbsthilfe-Aktionen an Anziehungskraft. Die Zeit für sie war endgültig vorbei, als es
dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt gelang, im Rahmen des New Deal mit umfangreichen Eingriffen
des Staates in die Wirtschaft einen vorläufigen Konjunkturaufschwung einzuleiten. Unter diesen Umständen
konnten auch Fishers Bemühungen um eine Einführung eines richtig angewendeten Freigeldes keine
Erfolgsaussichten mehr haben. (38)
Als zweiter namhafter Vertreter der akademischen Volkswirtschaftslehre hat wenige Jahre nach Fisher der
englische Professor John Maynard Keynes die geldpolitischen Vorschläge Gesells zur Überwindung der
Deflationskrise gewürdigt. Nach seiner Auffassung ist "…
der hinter dem gestempelten Geld liegende
Gedanke ... gesund." (39) Trotz seiner Anerkennung durch Keynes wurde dieser Gedanke in England aber
nicht weiter beachtet. Es sind dort auch keine praktischen Freigeldexperimente wie in anderen Ländern
unternommen worden.
Kapitel 3.7 Späte Nachzügler in Frankreich und Brasilien
Unter völlig veränderten äußeren Gegebenheiten - an die Stelle der Deflation war mittlerweile eine Inflation
getreten - tauchte der Plan einer Selbsthilfe-Aktion zur Gesundung einer lokalen Wirtschaft nochmals
während der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre auf und zwar in den französischen Gemeinden Lignières-enBerry und Marans sowie in der brasilianischen Großstadt Porto Alegre. (40)
Lignieres-en-Berry liegt in der Nähe von St. Amand im Department Cher. Seine Einwohnerzahl war im Zuge
der Konzentration von Bevölkerung und wirtschaftlichen Aktivitäten auf großstädtische Ballungsräume
innerhalb einer Generation um die Hälfte auf rund 1.700 gesunken; die Landflucht ließ die Ortschaft wie so
viele ländliche Regionen veröden.
Um das örtliche Wirtschaftsleben zu fördern, wurden auf Initiative des Bürgermeisters Tournadre und G.
Lardeaus im Frühjahr 1956 zunächst eine "Vereinigung der Geschäftsleute und Handwerker von Lignièresen-Berry" und im Anschluß daran eine "Freie Gemeinde von Lignieres-en-Berry" gegründet. Mit solchen
freien Gemeinden konnten sich französische Kommunen einen gewissen autonomen Hoheitsbereich
verschaffen, der nicht näher durch staatliche Gesetze geregelt war. Lignières-en-Berry erhielt auf diese
Weise einen Freiraum zur selbstbestimmten Gestaltung des örtlichen Wirtschaftslebens. Um den örtlichen
Handel zu beleben, gab die "Freie Gemeinde" bei den der "Vereinigung… " angehörenden Kaufleuten und
Handwerkern kostenlose Kaufgutscheine an die Kunden ab. Finanziert waren sie aus den Beiträgen, die die
"Vereinigung ..." von ihren Mitgliedern einnahm. Die Bezeichnung 'Francs' wurde vermieden, um keinen
Konflikt mit der französischen Nationalbank zu provozieren; stattdessen erhielten die Gutscheine den
Namen 'bon d'achat'.
Da die Kunden diese Gutscheine jedoch aufbewahrten und kein Käufe damit tätigten, war die ganze Aktion
anfangs ein völliger Fehlschlag. Das Blatt wendete sich erst, als M. Soriano aus Monte Carlo (der bereits in
den dreißiger Jahren an der "Mutuelle national d'echange" beteiligt war) durch die Presse von ihr erfuhr und
sich mit Tournadre und Lardeau in Verbindung setzte. Er verglich nicht umlaufende Francs oder bons
d'achat mit beladenen Eisenbahnwaggons, die auf ein Abstellgleis geschoben wurden, wo ihre Ladung
nunmehr verderbe. Ebenso wie die Bahn eine Art Strafgebühr für stillstehende Waggons erhebe, müsse
auch der Stillstand des Geldes bestraft und damit ein indirekter Anstoß zum Umlauf des Geldes geschaffen
werden, damit es die Waren zügig von Hand zu Hand transportiere.
Daraufhin wurde eine Regelung getroffen, nach der die bons d'achat am 10. eines jeden Monats mit Marken
im Wert von 1 % ihres Nennwerts beklebt werden mußten. Wer sie also vor diesen Stichtagen für den Kauf
von Gütern verwendete, konnte zu seinem eigenen Vorteil den Erwerb der Marken umgehen. Diese
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Maßnahme führte offenbar tatsächlich zu einer gewissen Belebung der örtlichen Wirtschaft. Störungen
dieses lokalen Geldkreislaufs traten jedoch immer auf, wenn am 9. eines Monats Leute zur
Gemeindeverwaltung kamen und aufgrund mangelnden Verständnisses der Aktion ihre bons d'achat gegen
eine zweiprozentige Gebühr in französische Francs umtauschen wollten, um die 1 %-Marken nicht kaufen zu
müssen.
Im April 1957 wurde das Reglement der Aktion nochmals verändert, um sie attraktiver zu machen.
Lohnempfänger, die bereit waren, ihren in französischen Francs erhaltenen Lohn in bons d'achat
umzutauschen und diese als Zahlungsmittel zu verwenden, erhielten fortan beim Umtausch eine Prämie in
Höhe von 5 % ihres Lohns. Die Prämien finanzierte die "Freie Gemeinde" mit den Erlösen aus dem Verkauf
der Marken. Diese "salaires + 5 % Aktion" der "Freien Gemeinde von Lignières-en-Berry" erregte überall in
Frankreich erhebliches Aufsehen. Sie löste auch in anderen Städten und Gemeinden die Absicht aus,
diesem Beispiel zu folgen. Im April 1958 - also zwei Jahre nach dem Beginn des Experiments von Lignieresen-Berry - wurden auch in der Kleinstadt Marans eine "Vereinigung der Geschäftsleute, Handwerker und
Lohnempfänger der Stadt Marans" sowie eine "Freie Gemeinde von Marans" gegründet. Die Stadt liegt
nördlich von Bordeaux unweit des bekannten Badeortes La Rochelle und hatte damals rund 3.500 Einwohner. Über 80 der 120 örtlichen Geschäftsleute waren bereits Mitglied in der Vereinigung ..." geworden,
als die "Freie Gemeinde von Marans" im August 1958 die ersten bons d'achat herausgab. Aus der "salaires
+ 5 % Aktion" von Lignieres- en-Berry wurde in Marans eine "salaires + 10 % Aktion".
Die Satzung der "Vereinigung der Geschäftsleute, Handwerker und Lohnempfänger der Stadt Marans"
stimmte weitgehend mit derjenigen von Lignieres-en-Berry überein. Nur in einem - allerdings ganz
entscheidenden - Punkt wich sie von ihr ab. Und zwar unterschied die Vereinigung in Marans zwei Klassen
von Mitgliedern. Zur einen Klasse gehörten die Kaufleute und Handwerker; sie mußten beim Eintritt in die
Vereinigung eine einmalige Aufnahmegebühr und einen Jahresbeitrag zahlen und waren außerdem
verpflichtet, die in ihren Händen befindlichen bons d'achat am 10. jeden Monats mit einer 1 %-Marke zu
bekleben. Zur zweiten Klasse gehörten die Landwirte, Arbeiter, Angestellten, Rentner und
Sozialhilfeempfänger. Sie brauchten weder eine Aufnahmegebühr noch den Jahresbeitrag zu zahlen und
konnten außerdem ihre bons d'achat an den jeweiligen Stichtagen kostenlos bei der "Freien Gemeinde"
abstempeln lassen.
Damit war der Misserfolg des Experiments von Marans vorgezeichnet. Der Umlaufantrieb der bons d'achat
war in keiner Weise ausreichend. Auch mussten sich die Kaufleute und Handwerker gegenüber den
Lohnempfängern und anderen Mit- gliedern der Vereinigung benachteiligt fühlen. Sie gingen bald dazu über,
die Annahme der bons d'achat als Zahlungsmittel zu verweigern und ihre Waren nur noch gegen
französische Francs abzugeben. Nach einem Jahr stellte die "Freie Gemeinde von Marans" ihre Tätigkeit
wieder ein.
Unterdessen war die Selbsthilfe-Aktion der "Freien Gemeinde von Lignieres-en-Berry" noch im Gange. Aber
nachdem sich hier zwischenzeitlich bereits Angehörige von Justiz und Polizei aufgehalten hatten, erließ
General de Gaulle eine Rechts- verordnung, die die Wirkung eines Verbots hatte. Sie bedrohte die Ausgabe
und Benutzung von Zahlungsmitteln, die den französischen Franc ergänzen oder ersetzen sollten, mit
Gefängnisstrafen von ein bis fünf Jahren bzw. mit Geldstrafen in Höhe von 200.000 bis 20 Millionen Francs.
Durch den aus Frankreich stammenden, aber in Brasilien tätigen Geschäftsmann Georges Rosier gelangten
im Sommer 1958 Informationen über die "Freie Gemeinde von Lignières-en-Berry" nach Porto Alegre. Porto
Alegre ist die Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens. Die Stadt
verdoppelte ihre Einwohnerzahl allein in den fünfziger Jahren von 300.000 auf 600.000.
In Anbetracht der schweren Krise, in der sich die brasilianische Wirtschaft befand, fasste Rosier den
Entschluss, ebenfalls eine wirtschaftliche Selbsthilfe-Aktion ins Leben zu rufen. Daraufhin entstand im
Oktober die "Orecopa" (Organizacao Economica Portoalegrense). Der Plan, umlaufgesicherte
Kaufgutscheine – sogenannte 'cautelas de compra' – auszugeben, fand nicht nur die Unterstützung von
weiteren Geschäftsleuten, sondern auch von Politikern, der städtischen Handels- kammer und sogar des
Finanzministers von Rio Grande do Sul.
Rosier machte auch den Versuch, die Staatsbank von Rio Grande do Sul dazu zu bewegen, die cautelas de
compra neben den offiziellen brasilianischen Cruzeiros auszugeben. Nach drei Monaten signalisierte die
Staatsbank: "Wir sind bereit, die cautelas de compra auszugeben ... Aber ... wir brauchen die Genehmigung
der Sumoc, der für alle Geldfragen und Bankangelegenheiten in Brasilien zuständigen Behörde." (41)
Von dieser Aufsichtsbehörde für das brasilianische Geld- und Kreditwesen hat die "Orecopa" jedoch keine
Nachricht erhalten. Da die Werbung fiir die geplante "salaires + 10 % Aktion" in den Massenmedien schon
angelaufen war, wollten Rosier und der übrige Vorstand der "Orecopa" ihren Beginn nicht mehr
hinauszögern. Im November 1959 begannen sie mit der Ausgabe der cautelas de compra, nachdem es
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
ihnen gelungen war, mit der Zweigstelle Sao Joao der Staatsbank von Rio Grande do Sul einen Vertrag über
die Zusammenarbeit bei Umtausch und Einlösung der cautelas de compra abzuschließen.
Da die cautelas de compra in Porto Alegre natürlich nicht das allein gültige Zahlungsmittel und die
Mitgliedsunternehmen der "Orecopa" auf vielfältige Weise mit der übrigen Wirtschaft verzahnt waren, war es
nicht möglich, einen unab- hängigen und in sich geschlossenen Kreislauf der cautelas de compra entstehen
zu lassen. In ihrem Umlauf stellten sich Engpässe ein, besonders im Lebensmittelhandel. Um diesen
Schwierigkeiten entgegenzutreten, eröffnete Rosier im Juni 1960 im Norden von Porte Alegre einen großen
Supermarkt "Rancho Orecopa", in dem alle Einkäufe vom Großhandel und Verkäufe an die Kunden mit
cautelas de compra abgewickelt werden sollten. Über den weiteren Fortgang dieses Experimentes liegen
allerdings keine Informationen vor.
Kapitel 4: Die Bedeutung wirtschaftlicher Experimente für Gegenwart und
Zukunft
Die Reihe der praktischen Freigeldexperimente - in der Schwanenkirchen und Wörgl zweifellos die
Höhepunkte waren - war lange Zeit nahezu völlig in Vergessenheit geraten. Lediglich Otto Veit erwähnte sie
in den 60er Jahren noch einmal beiläufig in seinem "Grundriss der Währungspolitik". (42) Da während der
Zeit des deutschen Wirtschaftswunders keinerlei Aussichten auf erneute praktische Experimente mit einem
umlaufgesicherten Geld bestanden und da auch der Versuch misslungen war, in Deutschland nach
schweizerischem Vorbild einen "Wirtschaftsring" zu gründen, entwickelte Karl Walker ein
volkswirtschaftliches Planspiel. Dieses Planspiel sollte es ermöglichen, volkswirtschaftliche Zusammenhänge
und die Wirkungen von wirtschaftspolitischen Maßnahmen gleichsam in einem 'Laborversuch' zu erforschen.
Es wurde auf einer Erfindermesse in Brüssel mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet, fand in Deutschland
jedoch kaum Interesse. (43)
1983 veranstaltete die "Internationale Vereinigung für Natürliche Wirtschaftsordnung" einen Kongress in
Wörgl, um an das 50 Jahre zuvor verbotene Freigeldexperiment zu erinnern. (44) Wenig später griff die
Dichterin Luise Rinser diesen Impuls in einem Interview auf: "Da gab es das Freigeldexperiment von
Wörgl. Das muss man nachlesen; da gibt es Bücher drüber. Dieses Experiment ist abgewürgt worden
vom österreichischen Staat. ... Ich würde allen raten, sich mit der Wirtschaftslehre von Silvio Gesell
zu beschäftigen." (45)
Im historischen Teil einer soziologischen Studie über zeitgenössische Formen des Wirtschaftens außerhalb
von Markt und Staat äußerten Claus Offe und Rolf Heinze Skepsis gegenüber dem "etwas skurilen
Finanztheoretiker Silvio Gesell". Sie beurteilten das Wörgler Freigeldexperiment als eine "erfolgreiche
Notstandsmaßnahme", deren Erfolg aber nichts mit der "eingebauten Verfallsmechanik" zu tun gehabt habe.
Andererseits würden neuere Arbeiten von Dieter Suhr zeigen, "dass ein Aufgreifen einiger der
geldtheoretischen Vorstellungen Gesells gar nicht so abwegig ist." (46)
Eine eindrucksvolle Würdigung erfuhr das Wörgler Freigeldexperiment durch Prof. Erich Kaufer, Dekan der
wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. In einer im Mai 1991 gehaltenen
Promotionsansprache nannte Kaufer das Nothilfe-Programm von Michael Unterguggenberger ein
"Meisterstück wirtschaftspolitischer Praxis" und bedauerte dessen Verbot: "Eines der hoffnungsvollsten
Experimente praktischer Geldpolitik scheiterte an der intellektuellen Enge der offiziellen Währungspolitik! ...
Aber der Wörgler Bürger- meister Michael Unterguggenberger stand mit seinem Experiment 1932 an der
Spitze des wissenschaftlichen Fortschritts. Wir sollten ihm zusammen mit der Österreichischen Nationalbank
endlich ein Denkmal errichten!" (47) Inzwischen entstanden in Wien und Berlin weitere Diplomarbeiten über
das Wörgler Experiment, und 1993 gab es in Künstlerkreisen am Prenzlauer Berg in Berlin ein sogenanntes
"Knochengeld" als symbolische Freigeld-Aktion. (48)
Die Erinnerung an die praktischen Freigeldexperimente der frühen 30er Jahre ist nicht nur von historischem
Wert, sondern sie hat auch eine Bedeutung für die Gegenwart und die Zukunft. Es gibt nämlich keinerlei
Gewähr dafür, dass die schon chronisch gewordene Krise der Wirtschaft in Zukunft nicht noch größere
Ausmaße annimmt. Spätestens dann, wenn infolge eskalierender Schulden und weiterer Kürzungen im
sozialen Bereich das soziale Netz die negativen Folgen der Krise auf die Lebensgestaltung der Menschen
nicht mehr auffangen kann, könnte die Erinnerung an die praktischen Freigeldexperimente der 30er Jahre
von Nutzen sein. Wenn die Menschen von der Krise noch härter betroffen werden, könnten durch private
Initiativen wieder wirtschaftliche Selbsthilfe-Aktionen entstehen. Vielfältige Anzeichen bietet hierfür die
Ausbreitung von lokalen Tauschringen wie den LETs in England und Kanada oder dem TALENT-Experiment
in der Schweiz. Aufgrund der Verbote der Wära und anderer privater bzw. kommunaler Ersatzzahlungsmittel
geben die Tauschringe gegenwärtig kein eigenes Geld aus, sondern sie vermitteln den Austausch von
Angebot und Nachfrage im Wege geldloser Verrechnungen, bei denen Recheneinheiten wie in BerlinKreuzberg die "Kreuzer" oder in Frankfurt die "Peanuts" zugrundegelegt werden. (49) Die Deutsche
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Bundesbank beobachtet die Entwicklung der Tauschringe bislang gelassen, da geldlose Verrechnungen kein
(Frei-)Geld bilden und ihr Banknotenmonopol nicht in Frage stellen. Ihr Chef- ökonom Professor Otmar
Issing betrachtet sie als "rudimentäre Formen einer rein privaten Geldwirtschaft", als Phänomene einer sich
selbst organisierenden Schatten- wirtschaft. "Besorgnisse über die Relevanz der in D Mark denominierten
Geldmengenaggregate sind deshalb in der Bundesbank noch nicht ausgebrochen." Ihr Direktoriumsmitglied
Wendelin Hartmann äußerte sich "... zuversichtlich, dass solche Ringe den offiziellen Geldkreislauf nicht
ersetzen können. Irgendwann wollen die Teilnehmer ihr Phantasiegeld auch in Dollar oder Mark
umtauschen. Und wenn das nicht funktioniert, ist der Spuk schnell vorbei." Trotz des geringen finanziellen
Volumens der Tauschringe sei aber für den Finanzminister von Interesse, dass die Umsatzsteuer vermieden
werde. "Darüber denkt man in Bonn bereits nach." (50) Demgegenüber hebt eine neuere juristische Studie
die "positive soziale Funktion von Tauschringen" hervor und endet mit der Empfehlung, "Tauschringe
gesetzlich als gemeinnützige Organisationen anzuerkennen." (51)
In der Gegenwart und mehr noch in der Zukunft stellt sich für die Wirtschaftspolitik die unumgängliche
Frage, mit welchen Mitteln Arbeitslosigkeit, zunehmende Polarisierung von Reichtum und Armut
sowie Kaufkraftschwankungen wirksam bekämpft und auf welchem Wege geeignete Mittel
angewandt werden sollen. Die in Schwanenkirchen und Wörgl erprobten theoretischen Vorschläge Gesells
könnten in weiterentwickelter und aktualisierter Form vielleicht ein Beitrag zur Überwindung der
wirtschaftlichen Krise unserer Zeit sein und mithelfen, der nochmaligen Errichtung eines totalitären
Herrschaftssystems rechtzeitig den Nährboden zu entziehen. Allerdings wäre es unangebracht, den
Wirtschaftspolitikern diese Vorschläge im Stile der seinerzeitigen Presseberichterstattung (52) als
Patentrezepte anzupreisen. Die in kleinem Rahmen erzielten Erfolge sind selbstverständlich noch kein
hinreichender Beweis für die absolute Richtigkeit dieser Vorschläge und ihre Durchführbarkeit im großen
Rahmen einer gesamten Volkswirtschaft.
Die Experimente mit der Wära und den Wörgler Arbeitsbestätigungsscheinen haben auch deshalb nur einen
begrenzten Aussagewert, weil sich dabei nur ein Bruchteil der Theorien Gesells praktisch erproben ließ. So
fehlte nicht nur ein Ansatz zu der von ihm angestrebten Reform des Bodenrechts, sondern auch ein Versuch
zur Stabilisierung der Kaufkraft der umlaufgesicherten Wära- bzw. Arbeitsbestätigungs- scheine, der sich
aufgrund des Fehlens einer lokalen Preisstatistik und des gleich- zeitigen Vorhandenseins der offiziellen
Landeswährungen gar nicht hätte durch- führen lassen. Außerdem konnten die Freigeldexperimente nicht
jenen Einfluss auf die Höhe des Zinses nehmen, der sich der Theorie zufolge bei einer Umlaufsicherung der
gesamten in einem Land zirkulierenden Geldmenge einstellen müsste. Dabei geht es im übrigen nicht um
eine Abschaffung oder um ein Verbot des Zinsnehmens sondern um eine Senkung des Zinsniveaus in
Richtung auf einen Gleichgewichtssatz von nahe Null, um den die Zinssätze je nach der Laufzeit der
Geldausleihungen pendeln. (53)
Bei einer pessimistischen Beurteilung der früheren praktischen Versuche mit Freigeld ließe sich also der
Vorbehalt vorbringen, dass aufgrund der Begrenztheit der Experimente eventuelle Schattenseiten der
Theorien Gesells im Verborgenen blieben. Dagegen ließe sich bei ihrer optimistischen Beurteilung
annehmen, dass die Erfolge der Experimente erst ein kleiner Vorgeschmack auf eine stabile und
vollbeschäftigte Wirtschaft waren, die sich vielleicht durch die Anwendung dieser Theorien im großen
Rahmen verwirklichen ließe. Die Bereitschaft so vieler Städte und Gemeinden zur Nachahmung dieser
Experimente spricht zumindest für die Richtigkeit ihrer Grundprinzipien. Wären sie falsch gewesen,
hätten sie bei ihrer praktischen Erprobung sehr schnell Schiffbruch erleiden müssen. Ein Scheitern hätte
vermutlich von ganz allein zu ihrem vorzeitigen Abbruch geführt, ohne dass es jemals in mehreren Ländern
zu Verboten gekommen wäre.
Es wäre durchaus überlegenswert, die Vorschläge Gesells zur Überwindung der Wirtschaftskrise im Vorfeld
ihrer Verwirklichung im größeren Rahmen nochmals in einem Planspiel bzw. in einem Modellversuch auf ihre
Leistungsfähigkeit hin praktisch zu überprüfen. Dasselbe gilt auch für andere Vorschläge, denn die
verantwortlichen Wirtschaftspolitiker können in keinem Fall vorher mit Gewissheit sagen, ob sich eine
geplante wirtschaftspolitische Maßnahme im nachhinein als richtig erweisen wird oder nicht. Jede in
Erwägung gezogene Maßnahme sollte deshalb vor ihrer allgemeinen Einführung in einem kleineren
Pilotprojekt getestet werden. Um den Erkenntniswert solcher Tests zu erhöhen, wäre es zweifellos
notwendig, ein im Vergleich zu Schwanenkirchen oder Wörgl größeres Gebiet als 'geldpolitisches
Laboratorium' auszuwählen. Eine solche Modellregion müsste mindestens die Größe eines
Regierungsbezirks aufweisen und bei erfolgreichem Verlauf noch vergrößert werden, damit - jedenfalls im
Falle eines erneuten Freigeldexperiments – nicht nur die institutionellen Voraussetzungen für die Sicherung
eines ununterbrochenen Geldkreislaufs, sondern auch für die Stabilisierung der Kaufkraft dieses Geldes
geschaffen werden können. Für ein solches Experiment in einem regionalen Maßstab wäre freilich die
Erhebung der Geldstillstandsgebühr auf dem Wege des Beklebens der Geldscheine mit Marken ein
untaugliches Verfahren. Anstelle dieser veralteten Methode gibt es inzwischen technisch elegantere
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Methoden. (54) Außerdem müsste das zu testende umlaufgesicherte Geld für die Dauer des Modellversuchs
das allein gültige Zahlungsmittel in der Modellregion sein. Die offizielle Landeswährung hätte in ihr solange
den Status einer fremden Währung, deren Preis sich nach den üblichen Regeln der freien
Wechselkursbildung ergibt.
Allerdings kann man nicht von allen Bewohnern einer in Aussicht genommenen Modellregion erwarten, dass
sie das nötige Verständnis für die zu testende wirtschaftspolitische Neuerung aufbringen und - wie in Wörgl ihre einmütige Zustimmung für deren vorerst befristete Einführung in ihrem Bezirk geben. Ihre Bereitschaft
könnte aber unter Umständen geweckt werden, wenn die öffentliche Hand einen bestimmten Geldbetrag
gewissermaßen als Versicherungssumme bereit- stellt, um die Bewohner dieser Region im Falle eines
Scheiterns des Experiments angemessen zu entschädigen oder ihre Bereitwilligkeit im Falle eines Gelingens
mit einer Prämie zu belohnen. Ein solches Mittel zum Abbau von Ängsten vor Neuerungen und zur
Risikominderung entspräche der sogenannten 'Wagnisfinanzierung', die die öffentliche Hand auf
technologischem Gebiet schon seit längerer Zeit praktiziert.
Anmerkungen
1.
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17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
S. Gesell, Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld, 1. Auflage Bern 1916; in: Gesammelte Werke Band
11, Lütjenburg bei Kiel 1991.
Vgl. John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Berlin 1936, S.182 -185, 298
- 302 und 317. - Dieter Suhr, Geld ohne Mehrwert - Die Entlastung der Marktwirtschaft von monetären Transaktionskosten,
Frankfurt 1983. - Dieter Suhr und Hugo Godschalk, Optimale Liquidität, Frankfurt 1986. - Karl Walker, Die Technik der
Umlaufsicherung des Geldes, Heidelberg 1952. - Helmut Creutz, Die Sicherung des Geldumlaufs in der Praxis, in: Zeitschrift
für Sozialökonomie 68. Folge (1986), S. 26 - 29. - Bernd Senf, Der Nebel um das Geld, Lütjenburg 1996, S.120 -126.
S. Gesell, El Systema Monetario Argentino - Sus Ventayas y su Perfeccionamento, Buenos Aires 1983, und ders., La
Cuestion Monetaria Argentina, Buenos Aires 1989, dt. Übersetzungen in den Bänden 1 und 2 der Gesammelten Werke,
Hann.-Münden 1988 und Lütjenburg 1989.
G. Landauer war seit längerem mit Gesells Theorien vertraut und befürwortete sie: "Sehr wertvoll sind darum die Vorschläge,
die Silvio Gesell gemacht hat. ...(Er) ... ist einer der ganz wenigen, die von Proudhon gelernt haben, seine Größe anerkennen
und im Anschluß an ihn zu selbständigem Weiterdenken gekommen sind" (G. Landauer, Aufruf zum Sozialismus, Frankfurt
1967, S.159). - Vgl. auch Th. Christen, Das Geldwesen - ein dynamisches System, Bern 1920.
Zitiert nach K. Polenske, An Alle! - Das proletarische Finanz- und Wirtschaftsprogramm des Volksbeauftragten der
baierischen Räterepublik Silvio Gesell, Berlin o. J. (etwa 1919-1920), S.12. Vgl. auch die beiden am 20. und 21.04.1919 von
E.Schneider mit Gesell durchgeführten Interviews, in: H. Viesel (Hg.), Literaten an der Wand - Die Münchener Räterepublik
und die Schriftsteller, Frankfurt 1980 (Büchergilde Gutenberg). - Rolf Engert, Silvio Gesell in München 1919, Lütjenburg 1986.
Zu Gesells Einstellung zum Zeitgeschehen in der Weimarer Republik vgl. Werner Onken, Silvio Gesells kritische Distanz zum
Rechtsextremismus in der Weimarer Republik, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge (1995), S. 2 -17.
Zitiert nach WÄRA- Handelsblatt (Stirn Verlag Hans Timm in Hochheim b/Erfurt) 1. Jg. (1931) Nr.1, S. 4. - Zur Vorgeschichte
der Idee einer Freigeldaktion vgl. Georg Blumenthal, Neue revo- lutionäre Taktik, Hochheim bei Erfurt 1929.
Vgl. das WÄRA-Handelsblatt 1. Jg. (1931) Nr. 6, S. 3.
So lautete der Titel eines Artikels in der Süddeutschen Sonntagspost 5. Jg. ( 1931 ) Nr.11, S. 9.- Vgl. auch Hans Timm, Das
erste Freigeld, in: Die Gefährten - Monatsschrift für Erkenntnis und Tat Nr. 33 / 1949, S. 555 - 559.
Vgl. das WÄRA-Handelsblatt 1. Jg. (1931) Nr.10, S.1.
Freiwirtschaftliche Zeitung (Bern) Nr. 46/1931, S. 6.
Die Zahlenangaben sind entnommen aus F: Schwarz Das Experiment von Wörgl, Bern 1951, S. 33 ff:
Ein detailliertes Bild von der damaligen kommunalen Finanzlage Wörgls gibt S. Unterguggenberger, Der
Schwundgeldversuch von Wörgl, Wien 1957, S. 15-22; der Autor ist ein Sohn des früheren Bürgermeisters, die zitierte
Veröffentlichung seine an der Wiener Hochschule für Welthandel eingereichte Diplomarbeit
Zitiert nach F. Schwarz a. a. O., S. 39.
H. Burgstaller, Das Wörgler Beispiel, in: H. K. Sonderegger / H. Burgstaller, Die Rettung Österreichs, Wörgl 1933, S. 50 ff
Vgl. F. Schwarz a a. O., S. 52; zu den Stellungnahmen der Wörgler Einwohner vgl. F. Schwarz a. a. O., S. 54-61; Angaben
über den wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinde finden sich bei S. Unterguggenberger a a. O.; S. 35-45.
C. Bourdet, Ein neues Mekka der Volkswirtschaft - Wörgl, in der in Paris erschienenen Zeitschrift "Illustration" vom 9.9.1933,
S. 56/57.
E. Daladier, Wirtschaftsreform und Freigeld, Bern o. J. (ca.1935 oder 1936), S.12. - In derselben Rede versicherte Daladier
auch, dass er in seiner ". . . Heimatstadt, falls sie einer solch erschreckenden Krise wie in Wörgl preisgegeben sein sollte,
diese System ... versuchen (wolle)." (S. 30)
H. Burgstaller a. a. O., S. 55. - Die Namen der übrigen Ortschaften sind genannt bei F. Schwarz a. a. O., S. 68 sowie bei H.
Burgstaller a a. O., S. 64; das Wära-Handelsblatt 3. Jg. (1933) Nr. 7, S.1 berichtet von entsprechenden Absichten in
Hall/Tirol.
Brief der Österreichischen Nationalbank an ihre Zweigstelle in Innsbruck vom 23.7.1932. Kopie des im Archiv der ÖNB
befindlichen Originals in der Freiwirtschaftlichen Bibtiothek.
Brief der Innsbrucker Zweigstelle an das Wiener Direktorium der ÖNB vom 12.6.1933 und Brief der ÖNB an das
Finanzministerium in Wien vom 16.6.1933.
Gerhard Senft, Weder Kapitatismus noch Kommunismus - Silvio Gesell und das libertäre Modell der Freiwirtschaft, Berlin
1990, S. 204 - 210. - Gerhard Senft, Chronik einer Legende - Die Freiwirtschaftsbewegung in Österreich, in: Zeitschrift für
Sozialökonomie 91. Folge (1991) S.19-29.- Gerhard Senft, Tyrannei und Modernisierung - Der techno-ökonomische Wandel
im Dritten Reich, in: Österreichische Gesellschaft für Kritische Geographie (Hg.), Auf in die Moderne ! - Österreich vom
Faschismus bis zum EU-Beitritt, Wien 1996, S.16 - 76.
Der Hinweis auf ein Freigeldexperiment in Liechtenstein findet sich in einem Brief des eidgenössischen Finanzdepartments
an den Detaillistenverband des Kantons Luzern: er ist abgedruckt in: F. Schwarz, Vorwärts zur festen Kaufkraft des Geldes,
3. Auflage Bern 1933, S. 65.
50
“Alliance ‘Future’: spiritual, economical and social recovery of the Ukraine”
https://www.facebook.com/groups/274048676101167/
Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
24. Vgl. FKB-Mitteilungen Nr.11/1929, S. 5 und Nr. 4/1930, S. 7 sowie die in Zürich erschienenen "Wära-Nachrichten" (FKB =
Fysiokratischer Kampfbund mit Sitz in Berlin). - Markus Schärrer, Geld- und Bodenreform als Brücke zum sozialen Staat - Die
Geschichte der Freiwirtschaftsbewegung in der Schweiz 1915 -1952, Zürich 1983.
25. Zitiert nach F. Schwarz, Vorwärts ..., S. 66.
26. Brief der Schweizerischen Nationalbank an die Österreichische Nationalbank vom 22.11.1932. (Kopie des sich im Archiv der
ÖNB befindlichen Originals in der Freiwirtschaftlichen Bibliothek)
27. Vgl. F. Schwarz, Das Experiment ..., S. 79.
28. Vgl. P. J. Proudhon, Bekenntnisse eines Revolutionärs, Reinbek b/Hamburg 1969 S.147 -164. Neben anderen politischen
Strömungen spielten Proudhons Gedanken nochmals in der Pariser Kommune eine gewisse Rolle (März bis Mai 1871).
Später knüpfte Landauer an Proudhon an (vgl. Fußnote 3 im Abschnitt 2). - Vgl. Michel Herland, Perpetuum mobile et credit
gratuit, in: Revue economique November 1977 S. 938 - 971.
29. Barral gab von 1923 an nacheinander die Zeitschriften 'L'Ordre Social', 'L'Ecole Franchiste' und 'L'Economie franchiste'
heraus und veröffentlichte 1935 in Paris das Buch 'La revolution économique'.
30. Vgl. Fußnote 14 im Abschnitt 3.2. - Dieses Experiment fand in Frankreich auch in der ökonomischen Fachliteratur seinen
Widerhall: G. de Vregille, La monnaie libre ou auxiliaire, in: Revue Banque Dezember 1934, S. 651 ff; A von Muralt, La
monnaie a valeur décroissante et l'expérience de Wörgl, in: Annales de l'economie collective 1934, S. 323 ff; L. Baudin, La
monnaie et la formation de prix, Paris 1936, S. 287 ff und L. Baudin, Deux experiences monetaires contemporaine, in: Revue
Politique et Parlamentaire vom 10.2.1936, S. 209 ff
31. Die Satzung der "Mutuelle d'echange de Nice et des Alpes-Maritimes" ist abgedruckt in der Zeitschrift 'L'economie franchiste'
in der Ausgabe vom Oktober 1933; vgl. auch das Wära- Handelsblatt 3. Jg. (1933), Nr. 9, S.1- Mit der Ausgabe der ValorScheine wurde vermutlich im ersten Quartal des Jahres 1934 begonnen.
32. Vgl. P. Mouton, Le Sabotage des Mutuelles d'echange, in: L'action Nouvelle vom September 1935.
33. Vgl. P. Mouton a. a. O. - Zur späteren Rezeption Gesells in Frankreich vgl. Michel Herland, Perpetuum mobile et credit
gratuit, in: Revue Economique November 1977 S. 938 - 971; dt. Übersetzung von Johannes Finckh in der Zeitschrift für
Sozialökonomie 69., 70. und 71. Folge (1986), S. 23 - 29, S. 36 - 38 und S. 20 - 26. - Michel Herland, L'utopie monetaire de
S. Gesell - un cas d'hetérodoxie entre Wicksell et Keynes, in: Richard Arena und Dominique Torre, Keynes et les nouveaux
keynesiens, Paris 1993, S. 59 - 80.
34. 34 L'économie franchiste vom Mai 1935 unter Berufung auf einen Artikel "Encore une experience concluante" in der
französischen Zeitschrift 'Justice et Verite' vom Mai/Juni 1935.
35. I. Fisher, Booms and Depressions, London 1933; hier zitiert nach einer auszugsweisen Übersetzung im Wära-Handelsblatt 3.
Jg. (1933) Nr. 5, S. 1 und 2.
36. Zitiert nach der deutschen Übersetzung "Was kann der Kongreß tun?" in: Wära-Handelsblatt 2. Jg.(1932), Nr.12 S.1.
37. Vgl. Wära-Handelsblatt 3. Jg. (1933), Nr.1, S.1- Fisher nannte in seinem Buch "Stamp Scrip" (New York 1933, S. 30-44) eine
ganze Reihe dieser Orte: Hawarden, Rock Rapids, Albia, Nevada, Pella und Eldora im Bundesstaat Iowa; Evanston in Illinois;
Russell in Kansas; Granite Falls und Jasper in Minnesota· Mangum und Enid in Oklahoma; Merced und Anaheim in
Californien; Lexington in Nebraska und Knoxville in Tennessee. - An anderer Stelle (Schwundgeld? in: DasTagebuch, 13. Jg.
(1932), Heft 52, S. 2053 ff) erwähnte Fisher, dass weitere Städte Dakotas und Kaliforniens, auch New Haven und Chigaco
das Markennotgeld einführen wollten - Vgl. auch Hans Cohrssen, Das beginnende Engagement der Wissenschaft für eine
gesunde Geldordnung, in: Fragen der Freiheit Nr.162 /1983, S.10 - 20. - Hans Cohrssen, Geld- und steuerpolitische Ideen
von Irving Fisher - Erinnerungen eines Mitarbeiters, in: Kredit und Kapital Nr. 2/1995, S. 298 -313. Hans Cohrssen, Einer der
auszog die Welt zu verändem - Erinnerungen eines Jahrhundertzeugen, Frankfiut 1996.
38. Vgl. Irving Fisher, Feste Währung, Uchtdorf, Weimar, Leipzig, 1937, S. 337. - Möglicherweise findet eine detailliertere
Wirtschaftsgeschichtsforschung nähere Informationen über die Experimente mit dem Markennotgeld in der von H. Fack in
San Antonio herausgegebenen Zeitschrift 'The Way Out'.
39. J. M.. Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, München 1936, S. 302. - Dudley Dillard,
Proudhon, Gesell and Keynes - An Investigation of some `Anti- Marxian Socialist' Antecedents of Keynes' General Theory,
Ph. D. Thesis, Univ. of California 1940. Dudley Dillard, Keynes and Proudhon, in: Journal of Economic History Vol. II / 1942,
S. 63 ff.- Dudley Dillard, Silvio Gesells Monetary Theory of Social Reform, in: American Economic Review 1942, S. 348 - 352.
- Lawrence Klein, The Keynesian Revolution, London 1949/1980, S.124-152. William Darity, Keynes' Political Philosophy The Gesell Connection, in: Eastern Economic Review Vol. 21, Nr.1 / 1995 S. 27 - 41. - Tylor Cowen und Randall Krozner,
Money's marketa- bility premium and the microfoundations of Keynes' theory of money and interest, in: Cambridge Journal of
Economics 1994, S. 379 - 390.
40. R Spier, Une solution - Ein Ausweg, Ratingen 2. Auflage 1961, dokumentierte die Experimente von Lignières-en-Berry (S. 617), Marans (S.18-27) und Porto Alegre (S. 28-37).
41. Zitiert nach R. Spier a. a. O., S. 32. - Sumoc ist eine Abkürzung für 'Supervisao da moeda e do credito'.
42. Vgl. O. Veit, Grundriß der Währungspolitik, 3. Auflage Frankfurt 1969, S.167.
43. Karl Walker, Wirtschaftsring - moderne Absatzwege, Lauf bei Nürnberg 1959. - Hugo Godschalk, Pilotprojekte zur neutralen
Liquidität - Der schweizerische Wirtschaftsring WIR, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 68. Folge (1986) S.19 - 25. - Karl
Walker, Das volkswirtschaftliche Planspiel, in: mensch-technik-Gesellschaft / Zeitschrift für Sozialökonomie 1. Folge (1964),
S. 26 - 31 und 5. Folge (1965), S.142. - Karl Walker, Volkswirtschaft im Planspiel - Fünf Lektionen. Bickenbach 1967.
44. Vgl. Silvio Unterguggenberger, 50 Jahre Wörgler Freigeld, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 59. Folge (1983), S. 37 - 41. Dieter Suhr, Das Konzept von Wörgl für die Krise von heute ?, in: Fragen der Freiheit Nr.162 / 1983, S. 4 - 9.
45. Luise Rinser, Ich bin eine Antenne - Ein Interview mit Frank Mayer, in: Zeitschrift "Info 3" Nr. 7-8/1985 S. 8. - Vgl. auch Luise
Rinser, Im Dunkeln singen: 1982 -1985, Frankfurt 1985, S. 243.
46. C. Offe und R Heinze, Organisierte Eigenarbeit - Das Modell Kooperationsring, Frankfurt 1990, S.117 -121. - Zu den
angesprochenen Arbeiten von Dieter Suhr vgl. die in Anmerkung 2 angegebene Literatur.
47. Erich Kaufer, Promotionsansprache in der Universität Innsbruck am 25. 5.1991; auszugsweise abgedruckt in der Zeitschrift
für Sozialökonomie 90. Folge (1991), S. 2. - Vgt. Josef Nussbaumer, Als Wörgl noch ein 'Wallfahrtsort' für Volkswirtschaftler
war: Ein Beitrag zur sozialen Phantasie, in: Gaismair-Kalender 1986 S. 81- 83. - Franz Fischer, Wära-Wunder im Bayerischen
Wald, in: Süddeutsche Zeitung vom 6.9.1991. - Walter Hanschitz-Jandl, Das Wära - Experiment von Schwanenkirchen, in:
Lichtung - Ostbayerisches Magazin Nr. 3/1993, S.11-13.
48. Bernhard Paster, Das Schwundgeld von Wörgl - Versuch einer Deutung aus heutiger Sicht, Diplomarbeit an der
Wirtschaftsuniversität Wien 1992. - Thomas Wendel, Gesellschaftspolitische Bedeutung und technische Funktionsweise
umlaufgesicherter Zahlungsmittelsysteme. Die Schwundgeldexperimente von Wörgl 1932 und Cabrican 1994 im Vergleich,
51
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
49.
50.
51.
52.
53.
54.
Diplomarbeit an der Freien Universität Berlin 1994. - Bert Papenfuß, Loe Bsaffot präsentiert: Das Knochen- Experiment vom
Prenzlauer Berg, in: Cornelia Saxe und Gerburg Treusch-Dieter, Bar-Geld-Los / Konkursbuch 31, 1996, S.186 -195.
M. Kennedy, Geld ohne Zinsen und Inflation, München 1991, S.188 - 209. - H. Godschalk, LET- Systeme und
Kooperationsringe - Ein Handbuch über Formen und Ausgestaltungsmöglichkeiten lokaler Verrechnungssysteme, 2. Aufl.
Frankfurt 1995. (Bezug: PaySys, Im Uhrig 7, D - 60433 Frankfurt/M.) - Klara Brendel, Matthias Klockenbusch und Roland
Söker, Kreuzer, Batzen und Huntetaler, in: Cornelia Saxe und Gerburg Treusch-Dieter (Hg.), Bar-Geld-Los - Konkursbuch Nr.
31 / 1996, S.196 - 204. - Thomas Estermann, Das Talent-Experiment der INWO-Schweiz, in: Zeitschrift für Sozialökonomie
101. Folge (1994), S. 3 - 9. - Helmut Creutz, Alternative Geld- systeme - Auswege aus der fehlerhaften Geldordnung?, in:
Zeitschrift für Sozialökonomie 101. Folge ( 1994), S.18 - 28.
O. Issing, Wider die Papiergaunereien, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6.4.1996, S.17.- W. Hartmann, Der Spuk ist
schnell vorbei, in: Wirtschaftswoche vom 21.11.1996.
Pierre Brandenstein, Carsten Corino und Thomas B. Petri, Tauschringe - ein juristisches Niemandsland ?, in: Neue
Juristische Wochenschrift Nr.13 / 1997, S. 825 - 831, hier: 831.
Die Ereignisse wurden damals mehrfach als "Wunder von Schwanenkirchen" verklärt (Süddeutsche Sonntagspost, 5. Jg.
(1931), Nr.11, S. 8); gleiches geschah auch in Wörgl.
Vgl. Helmut Creutz, Das Geldsyndrom - Wege zu einer krisenfreien Marktwirtschaft, Frankfurt 1994, S. 429 - 430. - Zur
Differenzierung von berechtigten und fragwürdigen Bestandteilen des Zinses vgl. Werner Onken, Der Zins als Angelpunkt von
Wirtschaft und Moral - Gedanken zu Otmar Issings Einwänden gegen eine zinslose Wirtschaft, in: Fragen der Freiheit Nr. 226
/ 1994, S.42-51.
Vgl. die in Anmerkung 2 aufgeführte Literatur.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Regionalwährungen
Wohlstand
–
neue
Wege
zu
nachhaltigem
Literaturvorstellung am Freigeld-Stammtisch am 13. April 2004
Margrit Kennedy und Bernard Lietaer veröffentlichten heuer im Frühjahr im Riemann-Verlag München ihr
gemeinsam verfasstes Buch, in dem sie Möglichkeiten, Vorteile und die Notwendigkeit komplementärer
Währungen für die Weiterentwicklung der Industriegesellschaft aufzeigen.
Sie sehen als Gegenpol zur Globalisierung ein Europa der Regionen, in dem ihre kulturellen und
wirtschaftlichen Besonderheiten eine immer größere Rolle spielen werden. Der internationale Handel und die
Globalisierung hätten zwar gezeigt, dass sie Reichtum schaffen können, sie seien aber nicht in der Lage,
soziale Bedürfnisse zu erfüllen, das Allgemeinwohl zu sichern. Um das Ungleichgewicht des freien
Marktes auszugleichen, sehen sie Zweitwährungen in regionalen Wirtschaftskreisläufen als
geeignetes wirtschaftspolitisches Instrument.
Anhand praktischer Beispiele erläutern sie, wie Komplementärwährungen in anderen Kulturen wirken. Eine
Zeitwährung auf Bali sichert trotz starkem Tourismus die traditionell überlieferte Kultur. Das Muschelgeld auf
Papua Neuguinea bewahrte jene Teile der Insel, in denen die Tolai im Einsatz sind, vor negativen
Auswirkungen der Globalisierungswelle und hilft, die traditionelle Kultur zu bewahren. Curitiba in Brasilien ist
ein weiteres positives Beispiel. Dort erfüllen Bustickets, die für gesammelten Müll von der Stadt ausgegeben
werden, die Funktion einer Zweitwährung. Nach 30 Jahren lässt sich die Erfolgsbilanz auch in Zahlen
aus der Statistik ablesen: Das Durchschnittseinkommen liegen in der Millionenstadt dank Zweitwährung
fast um ein Drittel höher als anderswo in Brasilien, das Bruttosozialprodukt wuchs zwischen 1875 und 1995
pro Kopf um 75 % schneller als in der Provinz Parana und fast die Hälfte schneller als in Brasilien.
Fazit: Duale Währungssysteme fördern kulturelle Vitalität, wirtschaftliche Beständigkeit und den
sozialen Zusammenhang.
Im dritten Kapitel widmen sich Kennedy und Lietaer der Frage „Wozu regionale Währungen in Europa?“
Zunächst räumen die Autoren mit dem Vorurteil auf, dass Regionalwährungen die Wirtschaft
krisenanfälliger machen würden. Bei einem historischen Rückblick zeigt sich, dass das Gegenteil der Fall
ist: Als in Europa duale Währungssysteme galten, traten Inflation und andere Währungsprobleme sehr viel
seltener auf als in der Zeit, in der sich das Monopol der Nationalwährungen durchsetzte. So entwickelte sich
im 20. Jahrhundert die Inflation zur Hauptgeißel der nationalen Währungen. Sogar nach dem Zweiten
Weltkrieg büßten die stabilsten Währungen wie DM und SF zwischen 1970 und 2000 60 % ihres Wertes ein,
der Dollar verlor sogar 75 %, das britische Pfund sogar 90 % seines Wertes. Und die Weltbank stellte fest,
dass in den letzten 25 Jahren nicht weniger als 87 Länder den Zusammenbruch ihres Währungssystems mit
ansehen mussten.
Unter den historischen Vorläufern der Regionalwährungen in Europa, die sich von 800 bis 1800 n.Chr.
nachweisen lassen, räumen die Autoren den in Frankreich gültigen Mereaux besonders viel Raum ein.
Mereaux waren Münzen aus schlechterem Metall, die von lokalen Autoritäten ausgegeben wurden und nur
in einem gewissen Gebiet Gültigkeit hatten. Dieses Münzrecht hatten kirchliche Würdenträger und Barone.
Klöster bezahlten damit etwa Arbeiten. Sogar der König selbst bediente sich der Mereaux, wenn er dadurch
zu seinen Gunsten einen geschlossenen Wirtschaftskreislauf schaffen konnte – etwa zum Aufbau von im
Krieg zerstörten Befestigungsanlagen. Mereaux waren bis zur französischen Revolution im Einsatz.
Das Verbot dieser Währungen ging nicht etwa auf mangelnde Effizienz zurück – der einzige Grund war
vielmehr die wachsende Macht einer zentralen Autorität (König oder Kaiser). Im 18. Jahrhundert griff der
Prozess der Vereinheitlichung der Währungen auf die internationale Ebene über. Zunächst wurde auf Druck
der Briten der Goldstandard eingeführt, der im 20. Jahrhundert aufgegeben werden musste. Nachdem die
Goldbindung des Dollars, die beim Abkommen von Bretton Woods noch gesichert wurde, 1971 ebenfalls
aufgegeben wurde, sehen Kennedy und Lietaer als einzig vernünftige Antwort darauf die Bildung
unabhängiger transnationaler Währungslandschaften wie der Eurozone. Dieser Schritt sei aber nur der erste
gewesen, um die Probleme des 21. Jahrhunderts zu lösen.
Der weitere sei, regionale Währungen wieder zu schaffen. Getrennte Wirtschaftskreisläufe machen Sinn –
das zeigen die rund 4000 komplementären Zahlungsmittel, die in den vergangenen 20 Jahren weltweit
entstanden sind.
Eine Vorreiterrolle übernimmt dabei Japan, wo Toshiharu Kato, jahrelang Leiter des Wirtschafts-, Handelsund Industrieministeriums zur Dezentralisierung von Japans Wirtschaft nach dem Vorbild von Silicon Valley
die Einführung von Eco-Money vorschlug.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Eco-Money sei das Geld des 21. Jahrhunderts, das zum Tausch in so verschiedenen Bereichen wie Umwelt,
Soziales und Kultur eingesetzt werden könne. Statt zentraler Großkonzerne ein Netz von kleinen und
mittleren Unternehmen – und das sollte über ein System regionaler Währungen erreicht werden. Etwa 40
Modelle unterschiedlicher Ausrichtungen werden derzeit in Japan aktuell erprobt. Japan lebe damit die
Entwicklung einer postindustriellen Gesellschaft im Informationszeitalter vor.
Europa sei mit dem Euro in einer währungspolitischen Zwickmühle – die EZB macht Währungspolitik für
einen großen Wirtschaftsraum, regionale Interessen bleiben dabei auf der Strecke. Durch den
Stabilitätspakt, der den Nationalstaaten nur eine jährliche Neuverschuldung von 3 % erlaubt, sind den
Staaten für die Ankurbelung der Wirtschaft die Hände gebunden. Derzeit bestünden keine Ansätze zur
Lösung der Arbeitslosigkeit. Zudem fließe das Kapital dorthin, wo die größten Gewinne locken – in die
Zentren. Vom weltweiten Investitionskapital flossen 2003 70 % nach China, Hongkong und Taiwan.
Die ländlichen Regionen finanzieren mit ihren Spareinlagen derzeit die Arbeitslosigkeit und die
Abwanderung von Betrieben in Billiglohnländer.
Welche Ziele sollten also regionale Komplementärwährungen erfüllen? Vor allem sollten sie die Finanzund damit Wirtschaftskraft in der Region halten. Kennedy und Lietaer sehen drei Komponenten einer
vollständigen regionalen Währung:
o ein Gutscheinsystem wie den Regio
o Tauschkreise und Kooperationsringe (z.B. Bartering)
o eine Mitgliedsbank auf genossenschaftlicher Basis (JAK-Bank)
Diese Kombination ermögliche es, fast alle Geldfunktionen zu erfüllen.
Praktische Beispiele seien der „Chiemgauer“ als regionales Zahlungsmittel oder der Schweizer WIR-Ring,
der seit 1934 existiert und heute etwa 60.000 Mitglieder zählt. Das Verrechnungssystem funktioniert als
bargeldloser Zahlungsverkehr, wobei kombinierte Zahlungen in Franken und WIR-Franken üblich sind. 2002
betrug der Umsatz rund 1,7 Milliarden SF.
In der BRD bestehen derzeit rund 400 Tauschringe und fünf kommerzielle Bartergesellschaften.
Die JAK-Genossenschaft in Schweden besteht seit 1965 und zählt derzeit rund 25.000 Mitglieder, wobei
jedes Jahr 1000 neue dazukommen. Statt Zinsen werden nur Gebühren für die Arbeit verrechnet, die Kosten
sind mit 2 % niedriger als bei allen anderen Banken.
Das System vermeidet das Zinsrisiko. Ein weitere Anreiz sind die Bonuspunkte, die man durchs Sparen
erwirbt und die verschenkt werden können. Mit ihnen erhält man schneller Kredit.
Als Kriterien für eine Regionalwährung sehen Kennedy und Lietaer sieben Faktoren:
Ein Gewinn für alle Teilnehmer (nicht nur für die 10 % Reichen wie im jetzigen Geldsystem), gemeinnützig
organisiert (= nicht gewinnorientiert), professionell umgesetzt, transparent für die Nutzer, demokratisch
kontrolliert, nachhaltig finanziert und umlaufgesichert.
Die Kontrolle könnte durch eine örtliche Hochschule erfolgen. Regionalwährungen könnten auf drei Wegen
eingeführt werden: von unten (langwierig), von oben und von der mittleren Ebene durch Vernetzung
bestehender Initiativen.
Dem japanischen Weg, mit Komplementärwährungen gegen die Deflation anzukämpfen und wieder Geld in
die Regionen zu bringen, widmen die Autoren ein eigenes Kapitel.
Von 1603 bis 1867 existierten in Japan bereits viele Komplementärwährungen.
Im 20. Jahrhundert wurde die Idee durch Frauen wieder belebt: 1950 schlug eine Frau die Gründung einer
Zeitbank vor, 1973 wurde in Osaka eine Bank für ehrenamtliche Arbeit ins Leben gerufen, die 1979 3000
Mitglieder in ganz Japan zählte. 1965 begründete eine weitere Frau noch ein ähnliches System.
Aufbauend auf diese Basiserfahrungen wurde dann das 1995 ins Leben gerufene Pflege-ZeitwährungsNetzwerk Fureia Kippu ein landesweiter Erfolg, wobei auch da Mischformen von Yen und Zeitwährung
verrechnet werden.
Das Eco-Money kommt nur im Dienstleistungssektor zum Einsatz, wobei auch Smartcards eingesetzt
werden.
Unter den vielen Graswurzelinitiativen listet das Buch neue japanische Modelle auf. Darunter das WATSystem, das von der Gesell-Forschungsstiftung in Japan entwickelt wurde. Ein WAT entspricht dem
Gegenwert von einer Kilowattstunde Strom. Das Zahlungsmittel ist ein Stück Papier, eine Art Wechsel, das
häufti von Unternehmen gedruckt wird, die darauf Werbung machen. Sein Empfänger kann es anderen
Menschen in Zahlung geben, sodass es zirkuliert, bis es am Ende zum Aussteller zurückkehrt. Diese liefert
dafür Güter oder Dienstleistungen im Wert des Tickets und macht es in der Folge unbrauchbar.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Das bekannteste Graswurzelsystem Japans sind laut Kennedy und Lietaer die Peanuts, die seit 1999 in der
Präfektur Chiba in Gebrauch sind. Es ist eine Variante des LETS-Systems mit über 600 Teilnehmern, das
pro Monat einen Schwund von einem Prozent als Demurragegebühr beinhaltet.
Im achten Kapitel beschreiben Kennedy und Lietaer, wie aus ihrer Sicht Regio den Euro ergänzen kann. Im
Zuge ihres Engagements für die Schaffung von Komplementärwährungen stießen sie auf gleichgesinnte
Aktivisten und Wissenschafter, die sie mit der kritischen Haltung gegenüber der einseitigen
Profitmaximierung einer globalisierten Wirtschaft und der Erkenntnis, dass sämtliche politische Strategien
dagegen bisher wirkungslos waren, verband.
Der Durchbruch zu breiterem öffentlichen Interesse sei mit dem Chiemgauer geglückt. Seit September 2003
existiert das Regio-Netzwerk, das sich die Entwicklung regionaler Währungen auch auf elektronischer Basis
zum Ziel gesetzt hat.
Kennedy und Lietaer sehen es für Zentralbanken als sinnvoll an, Regionalwährungen zu erlauben oder
selbst einzuführen und berufen sich dabei auf wissenschaftliche Untersuchungen. So sei nachgewiesen,
dass der WIR-Ring eine stabilisierende Wirkung entfaltete, wenn die Arbeitslosigkeit anstieg.
Die USA beschäftigen mittlerweile in 31 Staaten eigene Beamte, um in Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit
regionale Währungen zu initiieren. Der Verzicht auf Steuern auf Leistungen, die in Regionalwährung
erbracht werden, bringt für den Staat sogar einen Nettogewinn.
Als entscheidend dafür, ob der Regio angenommen wird, sehen die Autoren die Frage, ob damit auch
Steuern bezahlt werden können – das sei zudem der beste Anreiz für Geschäftsleute, den Regio zu
verwenden.
Für eine stärkeres Bewusstsein der Regionen gäbe es in Europa jetzt schon Anzeichen. Die
Regionalbewegung in der BRD umfasse rund 300 Initiativen, dazu 2000 Agenda-21-Gruppen und mehr
als ein Dutzend Leader + Projekte zur Entwicklung des ländlichen Raumes.
Dass die bisherigen EU-Förderprogramme aber nicht zielführend seien, zeige Robert Musil in seiner
Diplomarbeit „Geld, Raum und Nachhaltigkeit – alternative Modelle als neuer Weg der endogenen
Regionalentwicklung“ an der Uni Wien. Das Geld heute habe mit seiner Wertaufbewahrungsfunktion das
Grundproblem, dass es durch das im Zinssystem verankerte exponentielle Wachstum ungeeignet für die
Schaffung von Arbeitsplätzen sei.
Der 2003 erstellte Bericht „Wie wir wirtschaften werden – Szenarien und Gestaltungsmöglichkeiten für
zukunftsfähige Finanzmärkte“ des Club of Rome weist als wichtige Komponente nachhaltigen
Wirtschaftens die Einführung komplementärer lokaler und regionaler Währungen aus.
In einem Anhang geht der Jurist Dr. Hugo Godschalk auf Währungs- und bankrechtliche Aspekte ein. Eine
Typologie von Währungen sowie Begriffserklärungen und Website-Tipps finden sich ebenso im Anhang wie
eine ausführliche Quellenangabe.
Auffällig ist, dass Kennedy und Lietaer, die in früheren Publikationen immer wieder auf das Wörgler FreigeldExperiment hinwiesen, weder auf Wörgl noch auf den Begriff Freigeld oder Freiwirtschaft in ihren
Ausführungen eingehen. Auf meine Anfrage nach dem Grund dafür antwortete Margrit Kennedy, dass sie
von der Bekanntheit des Wörgler Freigeldes aufgrund früherer Publikationen ausging und bei diesem Buch
bewusst „nach reiflicher Überlegung darauf verzichtet wurde, die ganze Zinsdiskussion zu wiederholen“.
Das Wörgler Freigeld diente dem Chiemgauer als Vorbild, wie Initiator Christian Gelleri vergangenes Jahr
bestätigte. Auch der Hinweis, dass für die Annahme des Regio entscheidend sei, ob damit regionale
Steuern bezahlt werden können, kann mit dem Erfolg der Wörgler Aktion untermauert werden.
http://www.unterguggenberger.org/page.php?id=25
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Interview: Direkte Demokratie, Sezession, Staatsbankrott,
Regionalwährungen, Zinskritik und freies Marktgeld
Veröffentlicht am 7. Juni 2013
Hier Ausschnitte aus einem etwas älteren, aber immer noch topaktuellen (bis auf meine Funktion) Interview
mit krisenfrei.de. Dort werden viele Fragen angesprochen, die oft gestellt werden.
Direkte Demokratie und Strassenbau:
krisenfrei.de:
Kommen wir mal zum Grundsatzprogramm der PdV. Darin steht u.a., dass die PdV keine Steuern auf
Bundes- und Landesebene erheben will, sondern nur den Kommunen obliegen. Wie kann man sich das
vorstellen, wenn z.B. neue Verkehrswege über die Ländergrenzen hinaus gebaut werden sollen?
Oliver Janich:
Ganz einfach: Solche Dinge bespricht und beschließt man auf dem Städte- und Gemeindetag. Man wird sich
dann die Kosten anteilig aufteilen. Möglicherweise dauert das etwas länger, aber wenn ich mir die heutigen
Planfeststellungsverfahren so anschaue, kann es kaum länger dauern. Möglicherweise geht es sogar
schneller, weil durch mehr Bürgerbeteiligung viele Einsprüche wegfallen würden. Die Mineralölsteuer beträgt
ja bereits heute das doppelte der Ausgaben für Straßenbau. Da diese Steuer noch relativ fair ist, weil sie den
mehr belastet der auch mehr fährt, wäre das aber sicher nicht das Dringlichste was wir ändern würden,
außer die Steuer zu reduzieren. Wenn also am Schluss als einzige Bundesbehörde – neben innere und
äußere Sicherheit – eine übrig bleibt, die überregionale Straßen plant, soll es uns recht sein. Aber das
Problem stellt sich ohnehin nicht. Deutschland ist zugebaut und in einigen Bundesländern führen Brücken
sogar ins Nichts.
krisenfrei.de:
Ein weiterer Punkt im Grundsatzprogramm der PdV ist die „Direkte Demokratie durch Volksentscheide“.
Von einer echten Demokratie in diesem Sinne sind die jetzigen Parteien im Bundestag weit entfernt. Wie
konkret stellen Sie sich Volksentscheide vor? Müsste da über jedes neu zu verabschiedende Gesetz, das
bundesweit gilt, das Volk befragt werden?
Oliver Janich:
Nein, ein ganz wichtiger Aspekt unseres Programmes ist die direkte Demokratie vor Ort. Dort wo die
Probleme anfallen, sollen sie auch gelöst werden. Bundesweite Entscheide kann es nur über
Bundesangelegenheiten geben. Das wird in erster Linie die Außenpolitik betreffen. Beispielsweise könnte es
jetzt sinnvoll sein, über den Lissabonvertrag abzustimmen. Wenn wir unser Programm aber erst einmal
durchgesetzt haben, ist auch das unnötig. Denn dann kann kein Vertrag der Welt festlegen, dass in Brüssel
oder anderswo Entscheidungen für die Gemeinden getroffen werden. Jede Gemeinde hat dann das Recht
über seine Angelegenheiten selbst abzustimmen. Bewährte Gesetze wie das BGB wird man einfach
übernehmen. Ein Lissabon- oder ESM-Vertrag wäre automatisch ungültig.
Sezession:
Dazu sollte man vielleicht wissen, dass völkerrechtlich gesehen jede Region das Recht zur Sezession hat.
Das ist ein wirksamer Schutz gegen eine sich immer weiter ausbreitende Staatskrake. Genau deshalb
wollen Staatsjünger auf Biegen und Brechen einen Superstaat EU installieren, aktuell mittels des
vollkommen undemokratischen ESM mit diktatorischen Vollmachten. Dann könnte niemand mehr den immer
höheren Steuern und Abgaben entkommen. Aber der Plan wird scheitern, es ist nur die Frage, wann und
wie. Wir hoffen, dass durch das völlig abgehobene Gebahren der Politikerkaste keine rechten Parteien
hochkommen, sondern liberale wie wir, die den Bürgern wieder das Heft des Handelns in die eigenen Hände
legen.
krisenfrei.de:
Führt das nicht zurück zur Kleinstaaterei?
Oliver Janich:
Der angeblich so schlimme „Flickenteppich“ ist das Produkt von staatlicher Propaganda in den Schulen. Zu
dieser Zeit gab es nur eine Umsatzsteuer von vier bis acht Prozent. Heute haben wir eine Abgabenquote
von 70% über alle Steuern und Abgaben. Professor Gerd Habermann hat uns hierzu einen interessanten
Aufsatz überlassen.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Viele liberale Ökonomen und Historiker führen den Aufschwung Europas gerade darauf zurück, dass es
viele konkurrierende Staaten gab. Dadurch musste sich der Staat bei der Besteuerung zurückhalten und es
gab mehr wirtschaftliche Freiheit. Deshalb ist die EU das Lieblingsprojekt der Kleptokraten. Echte Liberale
müssten sich also für eine friedliche Freihandelszone einsetzen und nicht wie die FDP für einen
europäischen Superstaat.
Freies Marktgeld:
krisenfrei.de:
Sie fordern ein „freies Marktgeld“ nach dem Greshamschen Gesetz. Ich könnte mir vorstellen, dass viele
Bürger gar nicht genau wissen, was darunter zu verstehen ist. Das derzeitige Zahlungsmittel (Euro) wird den
Bürgern per Gesetz aufgezwungen. Es existieren aber auch regionale Zahlungsmittel, wie z.B. der
„Chiemgauer“ oder das „Rheingold“. Welche Vorstellungen vom „freien Marktgeld“ haben Sie?
Oliver Janich:
Freies Marktgeld heißt, dass jeder selbst entscheiden kann welche Währung er benutzt. Dann setzt sich
nach dem von Ihnen zitierten Gesetz automatisch das wertstabilste Geld durch. Das wird nicht – wie viele
denken – zu einem Währungschaos führen, sondern die Menschen werden sich sehr schnell auf eine
einheitliche Währung wie Gold und/oder Silber einigen. Regionalwährungen gibt es heute vor allem aus zwei
Gründen: Sie sind besser als das jetzige Papiergeld und es lassen sich Steuern sparen (was natürlich
offiziell bestritten wird). Genau aus diesem Grund werden Sie verboten werden, sobald sie zu erfolgreich
sind. Nach unserem Programm werden sie natürlich immer erlaubt sein, aber man muss berücksichtigen,
dass dadurch der Vorteil der internationalen Arbeitsteilung verloren geht. Daher sehe ich diese
Regionalwährungen im Moment mit Sympathie, weil es ein Marktergebnis, also der Wunsch der Menschen
ist, prophezeie aber keine große Zukunft wenn wir zu freiem, wertstabilem, also sachwertgedecktem Geld
zurückkehren.
Haftung für die Schulden anderer Länder:
krisenfrei.de
Die PdV ist nicht bereit, dass Deutschland für Schulden anderer EU-Staaten haftet. Würde diese Forderung
nicht das sofortige Aus für den Euro bedeuten?
Oliver Janich:
Der Euro ist bereits am Ende. Aber von mir aus können diese bunt bedruckten Papierzettel ruhig im Umlauf
bleiben. Nur die Schulden können nicht mehr beglichen werden, aber das können sie ohnehin nicht. Je
später diese Einsicht kommt um so dramatischer wird der Zusammenbruch.
krisenfrei.de:
Heißt das, dass Deutschland aus dem Euro-Verbund austreten und die gute alte D-Mark als Zahlungsmittel
wieder einführen sollte?
Oliver Janich:
Das wäre ja nur eine weitere, wertlose, durch nichts gedeckte Papierwährung. Als schnelle Zwischenlösung
wäre das aber denkbar. Am einfachsten wäre es aber, schon jetzt alternative Währungen zuzulassen, also
den gesetzlichen Annahmezwang zu streichen und zum Beispiel die Besteuerung von Waren wie Silber, die
auch als Geld benutzt werden können, zu beenden. Wenn der Euro so toll ist wie uns die Politiker glauben
machen wollen, müssen sie sich davor ja nicht fürchten.
Zinskritik und Schuldenbremse:
krisenfrei.de:
Die letzte Regierung (CDU/CSU/SPD) hat ab 2016 eine Schuldenbremse beschlossen. Ist dieser Begriff
nicht irreführend, zumal es in einer Zinsgeldökonomie gar keine Schuldenbremse geben kann?
Oliver Janich:
Ich hoffe, Sie spielen nicht auf die unselige Zinskritik an. Der Zins ist in einem freien Markt unproblematisch
und wird durch Mehrproduktion gedeckt. Kann jemand die Zinsen nicht zahlen geht er eben pleite. Aber der
Staat produziert nichts nützliches und er zahlt Schulden nie zurück. Dann wird der Zins tatsächlich zum
Problem. Vermutlich unter jeder Art von Geld, nur dass die Bürger wahrscheinlich weniger bereit wären, der
Regierung echtes Gold zu leihen.
Zur Frage zurück: Eine Schuldenbremse ist tatsächlich Unsinn. Die Schulden müssten gestrichen werden
und ein Verschuldungsverbot für alle Zeiten in der Verfassung verankert werden Da so etwas aber immer
wieder aufgehoben wird, ist die Dezentralisierung der Macht die bessere Lösung (Im Grundgesetz war
eigentlich auch nur eine vorübergehende Verschuldung erlaubt). Erfolgreiche Gemeinden werden sich nicht
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“Alliance ‘Future’: spiritual, economical and social recovery of the Ukraine”
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
verschulden, erfolglose gehen in den Konkurs und fangen von neuem – hoffentlich ohne Schulden – an. Das
hat aber volkswirtschaftlich dann kaum Auswirkungen auf die anderen Gemeinden.
Schuldenschnitt und Staatsbankrott:
krisenfrei.de:
Kommt Deutschland überhaupt noch aus dieser Schuldenfalle heraus, oder müsste nicht längst, wie im Fall
Griechenland auch bei uns ein Schuldenschnitt stattfinden?
Oliver Janich:
Natürlich, wir brauchen auch einen Schuldenschnitt. Hoffentlich sind wir dann noch nicht an der Regierung,
denn sonst gibt man uns die Schuld. Die Fehler sind aber vor Jahrzehnten gemacht worden und niemand
kann daran etwas ändern. Man kann es nur früher zugeben oder später.
krisenfrei.de:
Welche Konsequenzen hätte das? Wenn ich an dieser Stelle Carl Fürstenberg (deutscher Bankier) zitieren
darf: “Wenn der Staat Pleite macht, geht natürlich nicht der Staat pleite, sondern seine Bürger.” Sind
die Spareinlagen, wie vor einigen Jahren Frau Merkel und Herr Steinbrück behauptet haben, wirklich noch
sicher?
Oliver Janich:
Ich dachte der Spruch wäre von mir, er ist korrekt.
Keinerlei Papiergeld ist auch nur einen einzigen
Pfifferling wert. Wer das frühzeitig erkennt, kann noch einiges retten und in Sachwerte, vor allem Gold und
Silber investieren. Das ist sogar ein Vorteil an den Rettungsorgien. Man hat noch etwas Zeit, aber nicht mehr
viel, befürchte ich.
krisenfrei.de:
Eine letzte Frage noch Herr Janich. Die offiziellen Schulden Deutschlands betragen ca. 2.100 Milliarden
Euro. Meiner Meinung nach, addiert man alle Bürgschaften aus dem ESFS/ESM, den TARGET2Forderungen der Deutschen Bundesbank und den zukünftigen Zahlungen für Beamtenpensionen hinzu,
dürfte die Staatsverschuldung 3-4 mal höher sein, als offiziell angegeben. Stimmen Sie mir da zu?
Oliver Janich:
Es ist noch schlimmer. Im Worst Case haben wir über zehn Billionen Euro Schulden, siehe Text unter
unserem Wahlwerbespot.
Das ganze Interview mit weiteren Themen finden Sie hier.
http://www.oliverjanich.de/interview-direkte-demokratie-sezession-staatsbankrott-regionalwahrungen-zinskritik-und-freies-marktgeld/
Charles Eisenstein : Geld und die Wende eines Zeitalters
(deutsch/englisch) [12/2010]
Charles Eisenstein wurde 1967 geboren. Bereits als Kind stellte er sich tiefgründige
Fragen aber es dauerte seine Zeit bis er Antworten auf diese Fragen fand. Charles
besitzt einen Hochschulabschluss in Mathematik und Philosophie der Universität Yale allerdings fand er auf diesem Weg keine Antworten auf seine Fragen. Er zog nach
Taiwan, lernte chinesisch und begann dort als Übersetzer zu arbeiten. Er erarbeitete
sich Wissen auf dem Gebiet östlicher spiritueller Traditionen und begann damit viele
Bücher zu lesen. In Taiwan traf er seine Ex-Frau Patsy, mit ihr hat er 3 Kinder. Charles
ist Autor des Buchs "Die Renaissance der Menschheit" das kostenlos im Quellenbereich
verfügbar ist. Das Buch ist sehr empfehlenswert.
Charles spricht in diesem englisch-sprachigen Vortrag über Geld und wieso es im Zentrum der westlichen
Zivilisation steht. Seit seiner Erfindung hat Geld geradezu magische Qualitäten entwickelt, denn alle
Menschen schreiben ihm mehr Wert zu als die bunten Zettel mit Symbolen darauf eigentlich haben. Charles
fährt fort über das menschliche Selbstverständnis zu sprechen und wie unsere Kultur uns das Gefühl einer
Getrenntheit von Mensch und Natur vermittelt hat. Diese Trennung wurde in den letzten Jahren in vielen
Bereichen der Wissenschaft widerlegt und somit ist ein Umdenken und ein neues Selbstverständnis
erforderlich. Die Aufspaltung des Universums in Mensch und Natur findet man auch auf einer anderen
Ebene gespiegelt wieder: In der inneren Aufspaltung zwischen Körper und Geist. Geld hat ebenfalls solche
aufspaltenden Eigenschaften und es führt auch im Verhalten derer, die es benutzen zu Getrenntheit.
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“Alliance ‘Future’: spiritual, economical and social recovery of the Ukraine”
https://www.facebook.com/groups/274048676101167/
Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Charles erklärt den Geldschöpfungsprozess, also wie neues Geld durch neue Schulden erschaffen wird und
wieso dieser Prozess automatisch endloses Wachstum der Wirtschaft erforderlich macht. Dadurch, dass sich
stets zu wenig Geld im Geldkreislauf befindet, wird durch diese Knappheit ein permanenter
Konkurrenzkampf in der Arbeitswelt gefördert.
In der heutigen Geschäftswelt hat man Güter (z.B. Wasser) und Dienstleistungen (z.B. auf die Kinder des
Nachbarn aufpassen), für die man früher nichts bezahlen musste, in Geld konvertiert, um sie verrechnen zu
können. Doch was passiert, wenn nichts mehr übrig ist, was man in Geld konvertieren könnte ? Diese und
andere Fragen werden in Charles' Vortrag behandelt :
Ein 25-minütiger Auszug von Charles Vortrag wurde deutsch synchronisiert :
Hier der komplette englische Vortrag :
Weiterführende Informationen :
Im Quellen-Bereich kann man sich ein englisch-sprachiges Interview mit Charles zum Thema "Geld und
Leben" ansehen. Außerdem findet man dort noch einen 50-minütigen Vortrag von Charles vom Dezember
2010, der mit deutschen Untertiteln verfügbar ist. Im Dezember 2012 hat Charles einen interessanten
Blogartikel zum Thema "2013 : Der Raum zwischen Erklärungsmodellen" veröffentlicht, der auch auf deutsch
im Quellen-Bereich verfügbar ist.
Im Januar 2012 hat Charles einen ähnlichen Vortrag wie den hier vorliegenden in Vancouver, Kanada
gehalten. Im Anschluss folgte eine Frage und Antworten Runde in der eine Reihe interessanter Fragen
gestellt wurden. Die MP3-Datei davon kann unter folgendem Link heruntergeladen werden :
https://www.box.com/s/3qyo91x31jua6ho8ggc6
Der 12-minütiger englischer Kurzfilm "Sacred Economics with Charles Eisenstein" :
(Um für diesen Kurzfilm die deutschen Untertitel zu aktivieren, klicken Sie, nachdem sie das Video gestartet
haben auf "CC" und wählen Sie dort die deutschen Untertitel aus)
Anfang 2013 sprach Charles mit Brian Rose und Nic Gabriel von LondonReal.TV
Das Interview ist wirklich interessant. Charles spricht zunächst über seinen eigenen Lebensweg : Nachdem
er seinen Uniabschluss in der Tasche hatte, wollte er nicht Teil des Systems werden und zog nach Taiwan.
Er spricht über unser Bildungssystem und geht auf Themen ein, die sein neues Buch "Sacred Economics"
behandelt (Das Interview startet bei 4:35) :
Kommentare
0 #2 Annette Peter 2013-03-06 15:28
Ich habe mich beim Nachdenken über zeitgemäße Ideen bzgl. unserer Realitätswahrnehmung immer
gefragt, wie Geld da hineinpassen könnte. Das augenblickliche System hat ausgedient. Es geht darum,
wieder Geld, das wirklich vorhanden ist, in Umlauf zu bringen, sprich Kaufkraft statt Schulden zu
produzieren, damit alle wirtschaftlichen Interaktionen, die ja real vorhanden sind, weiterlaufen können und
nicht trotz vorhandener Ressourcen alles zum Stillstand kommt. Es hat weniger damit zu tun, dass wir
plötzlich alle einen guten Charakter haben müssen, sondern eher damit, dass sich Prinzipien dahingehend
ändern, dass sie funktionieren. Das hier könnte funktionieren nach meinem Eindruck. Sehr originell. Gruß
von Annesuse
Zitieren
0 #1 aymone 2012-09-23 12:23
Hallo! Charles Eisenstein Worte sind gut, aber wer verschenkt freiwillig etwas. Aber - so wie unsere Welt ist,
immer nur höher und höher, haben und haben wollen geht auch nicht. Ein Wandel wird eintreten, dass ist
gewiss. Ich möchte ein Erlebnis äußern. Mein Wagen stand eine Woche in der Werkstatt. Für diese Zeit
stellte ich meinen bezahlten Parkplatz der Allgemeinheit zur Verfügung. Dabei kennzeichnete ich den Platz
und Zeit deutlich als frei. Doch der Hinweis von mir war in zwei Tagen vernichtet. Ich schrieb einen neuen
und heftete ihn an den Stellplatz. Bald schon war auch dieser verschwunden. Ich glaube an das Gute im
Menschen, und wurde dafür enttäuscht. Sodann sah es gelassen. Einen Gruß vom spirituellen Wesen
Aymone
http://www.matrixwissen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=203%3Acharles-eisensteinmoney-and-the-turning-of-an-age&catid=48%3Ageld-a-wirtschaft&Itemid=80&lang=dehttp%3A%2F%2F
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Institut für soziale Dreigliederung:
Nach der Finanzkrise – Bausteine für die Zukunft
Wolfgang Ritter (7/2010)
Über die Ursachen der Finanzkrise 2008 haben wir inzwischen viel erfahren. Zusammengefasst: ungeregelte
Finanzströme, zuviel Spekulation, zuviel Kredit einerseits, zuviel Verschuldung andererseits. Wo stehen wir
heute?
Einige Schlagworte aus einem Spiegel-Artikel (vom 23.11.09) mit dem Titel „Die Billionen-Bombe“ reichen
aus, die Situation zu beschreiben: Geld der Zentralbanken und Regierungen überflutet die Märkte, exzessive
Ausweitung der Geldmenge, Finanzelite scheffelt Milliarden, so billig war das Schuldenmachen und
Spekulieren noch nie, unkontrollierte Exzesse der Geldwirtschaft, zu viele Leute gehen zu hohe Risiken ein,
Turbo- und Kasino-Kapitalismus, die neuen Verkäufer hochriskanter Papiere sind die alten, ungebremst
wächst die neue Spekulationsblase, Oligopol aus Politikern und Banken, Wahnsinn 2.0. Inzwischen ist noch
die Schuldenkrise Griechenlands und die Euro-Krise hinzugekommen. Die europäischen Staaten und der
Internationale Währungsfonds mussten massiv eingreifen, um diese Krisen abzuwehren.
Die Situation in einem Satz zusammengefasst: Nach der Krise ist vor der Krise! Alle Beteuerungen der
Politiker, die Banken müssten an die Kandare genommen werden, wurden nicht wirksam verwirklicht. Es gibt
keine Regulierung der Finanzströme, keine umfassendere Bankenaufsicht, keine hinreichende Begrenzung
des Kreditschöpfungspotentials der Zentral- und Geschäftsbanken, kein Verbot gefährlicher Derivate (außer
dem Handelsverbot von bestimmten Leerverkäufen in Deutschland), keine Zerschlagung der Steueroasen.
Und trotz der Geldschwemme sitzen viele Unternehmen in der Kreditklemme, denn die Finanzwelt hat nur
noch marginal etwas mit der realen Wirtschaft zu tun. Hat der Countdown zur nächsten Krise begonnen, wie
die Financial Times im November 2009 meinte? Warum handeln unsere Politiker nicht?
Die Macht der Korporatokratie
Seit Ende des vorletzten Jahrhunderts gibt es eine Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft. Schon
die Kolonialmächte standen im Wettbewerb um die Gewinnung und Beherrschung von Rohstoffquellen und
Absatzmärkten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil, Politik und Wirtschaft haben
noch einen mächtigen Partner hinzu gewonnen: die Banken. John Perkins (Ich war ein Economic Hit
Man, Weltmacht ohne Skrupel) nennt das Dreigestirn von Konzernen, Banken und Regierungen die
Herrschaft der Korporatokratie. Besonders in den USA ist eine auffällige Verflechtung von Großbanken und
Konzernen mit der Politik zu beobachten: Führungskräfte wechseln hin und her. Seit dem zweiten Weltkrieg
hat sich die Korporatokratie durch Bündnispolitik zum Welt beherrschenden Faktor entwickelt. Wo Politiker
von Entwicklungsländern Bündnisse nicht freiwillig eingehen, Bestechungen nicht annehmen, Drohungen
missachten, schreckt man vor Umsturz und militärischer Intervention nicht zurück (Iran, Panama, Irak,
Afghanistan). So kommt es, dass viele Entwicklungsländer in die Verschuldung gezwungen und damit in die
Abhängigkeit der Korporatokratie gebracht wurden. Die weltweit arbeitenden Konzerne und Banken lösen
Krisen und Kriege aus, weil sie auch dadurch gewinnen (Jean Ziegler: Das Imperium der Schande). Jean
Ziegler nennt die international operierenden Konzerne und Banken die Kosmokraten, die Herren des
Imperiums der Schande. Den Industrienationen geht es mittlerweile wie den Entwicklungsländern; sie sind
hoch verschuldet. Die Bürger werden die Suppe auszulöffeln haben, die ihnen die Korporatokratie
eingebrockt hat. Welche Regierung wird es wagen durch strengere Regeln die Gewinnmöglichkeiten der
Banker zu beschneiden?
Regulierte Finanzwirtschaft
Gibt es Länder auf der Welt, die dem Finanzsektor rechtzeitig Zügel angelegt haben, die deshalb weniger
von der Finanzkrise betroffen sind und beispielgebend für die Zukunft sein können?
Es fallen die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China (BRIC-Staaten) auf. Nur China hatte die
finanziellen Mittel, die Rettungspakete der 20 größten Nationen (1,5 Billionen Dollar) zu finanzieren. Brasilien
hat alle Auslandsschulden zurückgezahlt und ist mit über 200 Milliarden Dollar Guthaben sogar Gläubiger
des Weltwährungsfonds. Indien tauschte kürzlich einen größeren Dollar-Betrag in Gold um, weil der Dollar
der indischen Zentralbank als Weltreservewährung zu weich wird, denn die USA sind der Welt größter
Schuldner und zahlen mit selbst gedruckten Dollars. Diese Staaten haben kein Vertrauen in die
Selbstheilungskräfte des Marktes. Die kommunistischen Länder kennen das Primat des Staates schon seit
ihrer Gründung. Sie haben nicht davon gelassen, auch wenn sie marktwirtschaftliche Elemente in ihre
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Systeme aufgenommen haben. Brasiliens Präsident Lula da Silva sieht die Politik als Gestalter einer
neuen Ordnung: Der Staat muss dem Markt Rahmenbedingungen, Regeln und Grenzen vorgeben.
Auch um Armutsbekämpfung und eine gerechte Einkommensverteilung hat er sich zu kümmern. So konnte
Brasilien die Finanzkrise besser meistern, weil man rechtzeitig gegengesteuert habe (Der Spiegel Nr. 48/
2009). Das Finanzmodell der Zukunft muss also heißen: regulierte Finanzwirtschaft.
Zukunftsmodelle
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit es weder zu Systemkrisen noch zu Geldschwemmen oder
zu Kreditklemmen – Begriffe aus ein und demselben Jahr (2009)! -- mit gefährlichen Folgen für Staat,
Wirtschaft und Verbraucher kommt?
Rudolf Steiner zeigte in seinen Vorträgen vor Studenten der Volkswirtschaftslehre 1922 (siehe hier) drei
Bedingungen auf: Geld muss gezähmt werden, es muss fließen und die Menschen und Unternehmen
erreichen, die es brauchen, und es muss altern können. So unterscheidet er drei Geldqualitäten:
•
Kaufgeld - damit wir die Güter und Dienstleistungen bezahlen können, die wir zum Leben brauchen.
Rudolf Steiner nennt dieses Geld auch „junges Geld“.
• Leihgeld - das die Unternehmer und Konsumenten für Investitionen brauchen.
• Schenkungsgeld - Geld, das überflüssig ist, das nicht zum Kaufen oder für Investitionen gebraucht
wird. Rudolf Steiner nennt dieses Geld auch „altes Geld“. Es wird zu jungem Geld, wenn es dem
Geistesleben zufließt, weil es dort zu Kaufgeld wird. Besonders wichtig ist der Satz: „Leihgeld muss
nach und nach ganz in Schenkungsgeld übergehen.“ Das kann z.B. dadurch geschehen, dass
Branchen / Assoziationen die Kreditinstitute beraten, wem Geld zu leihen und zu schenken ist.
Dadurch kommt Vernunft in die Finanzwirtschaft (Nationalökonomischer Kurs, 12. Vortrag).
In den Kernpunkten der sozialen Frage (1919) hatte Rudolf Steiner schon von der Unmöglichkeit des
Zinseszinses gesprochen. Harald Spehl und Christoph Strawe zeigen in ihrem Artikel Wirtschafts- und
Finanzkrise – und kein Ende? (Sozialimpulse Nr. 3/ 2009), was jetzt zu tun ist. Ich fasse zusammen:
•
Die wichtigste Funktion des Geldes, nämlich als Tauschmittel zu dienen, muss wieder in den
Mittelpunkt rücken.
• Banken müssen sich auf ihre Aufgabe als Mittler zwischen Kreditgebern und Kreditnehmern
konzentrieren.
• Scheinmärkte, wo es nicht um reproduzierbare Güter geht (Kapital-, Boden-, Arbeitsmarkt), müssen
in den Blick genommen werden.
Welche Erkenntnisse bietet die neuere anthroposophische Forschung zur Zähmung des Geldes? Ich greife
einige Autoren beispielhaft heraus:
Wilhelm Schmundt hat dargelegt in Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, Dornach/Schweiz
1968, wie man sich eine Geldverwaltung und Geldsteuerung vorstellen kann, damit Wirtschaft, Staat und
Geistesleben, die drei Funktionsbereiche jeder Nation, ausreichend mit Kapital und Geld versorgt werden
und wie Geld ohne Wertbeziehung nach dem Kaufvorgang vom Bankensystem abgesaugt werden muss,
damit Inflationen vermieden werden und das Vertrauen in das gesetzliche Zahlungsmittel erhalten bleibt.
Zwischenbemerkung des Autors: Gegenwärtig gibt es drei Geldschöpfungsmöglichkeiten durch die
Zentralbanken (ZB):
1. Ankauf von Wechseln oder anderen befristeten Rückzahlungsverpflichtungen der Unternehmen
2. Ankauf von Zahlungsverpflichtungen (Obligationen) fremder Staaten und des eigenen Staates
(Bund, Länder, Gemeinden)
3. Ankauf ausländischer Zahlungsmittel (Devisen).
Die Geschäftsbanken (GB) nutzen ebenfalls die genannten drei Elemente der Geldschöpfung, haben
darüber hinaus aber noch die Möglichkeit, dinglich gesicherte Kredite oder Personalkredite zu gewähren.
Aufgabe der ZB ist es dafür zu sorgen, dass die Geldmenge im Gleichgewicht ist mit der angebotenen
Waren- bzw. Dienstleistungsmenge. Zuwenig Geld bedeutet Stagnation/ Deflation, zuviel Geld bedeutet
Inflation. Inflationen (Geldentwertungen) begegnen die ZB - und anschließend auch die GB - üblicherweise
mit Zinserhöhungen und Kreditrestriktionen, was meist zum Rückgang der Investitionsbereitschaft seitens
der Unternehmen und zur Kaufbereitschaft seitens der Verbraucher und dadurch zum Ansteigen der
Arbeitslosigkeit und zu Wirtschaftskrisen führt. Um Wirtschaftskrisen auszuschließen, so Schmundt, darf
Geld nicht losgelöst von den Wirtschaftswerten betrachtet und gehandhabt werden; es ist schließlich mehr
als ein Zahlungsmittel. Abstrakt gesehen ist es Wertmesser für Waren und Dienstleistungen, konkret
betrachtet ist es Wertträger, solange es durch die Adern der Wirtschaft strömt. Es wird wertlos und muss
aus dem Zirkulationsprozess herausgezogen werden, wenn es seine Aufgaben erfüllt hat. Schmundt
unterscheidet drei Geldströme:
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
1. Unternehmerkapital (Geld in Synthese mit Fähigkeiten)
2. Konsumkapital: (Geld in Synthese mit Kauf- und Verkaufvorgängen von Waren und
Dienstleistungen)
3. Geld ohne Wertbeziehung im Rückfluss (Abzahlung von gewährten Krediten)
Damit diese Geldströme richtig fließen, empfiehlt Schmundt ein viergegliedertes Bankensystem mit
unterschiedlichen Aufgaben:
•
a) Die Zentralbank zur Vergabe von Unternehmerkapital - Kapital wird an Menschen mit
Fähigkeiten gegeben, eine Unternehmung zu führen.
• b) Investitionsbanken zur Vergabe von Krediten und Subventionen - Kredit wird nach Absprache
mit den Assoziationen an Unternehmen und Einrichtungen vergeben, die Waren erzeugen oder
Dienstleistungen bereitstellen.
• c) Spar- und Darlehensbanken für Konsumenten und Kleingewerbetreibende für die
Bankgeschäfte des täglichen Lebens
• d) Außenhandelsbanken - Die Zentralbank soll von der Ankaufspflicht von Devisen befreit werden,
um importierte Inflationen zu vermeiden; alle Währungstauschvorgänge werden über die
Außenhandelsbanken abgewickelt.
Die Ursachen der gegenwärtigen Finanzkrise finden wir im Verhalten der Banken; hier ist der wunde
Punkt unserer Finanzwirtschaft. Die Banken machen mit den zurückfließenden Krediten, dem „Geld
ohne Wertbeziehung“ (Schmundt), was Sie wollen -völlig autonom, ohne Absprache mit
irgendjemand. Sie verwenden es für Spekulationsgeschäfte, um mit Geld noch mehr Geld zu machen
- mit verheerenden Folgen für den gesamten sozialen Organismus.
Udo Herrmannstorfer zeigt in seinem Buch Scheinmarktwirtschaft – Die Unverkäuflichkeit von Arbeit,
Boden und Kapital, Stuttgart 1991, wie zur Aufzinsung eine Abzinsung gestellt werden sollte, damit einer
unbegrenzten Geldvermehrung durch Geld Einhalt geboten wird. Denn auch er sieht in dem fehlenden
Abfluss des „alten Geldes“, das Problem unseres geldwirtschaftlichen Systems. Der Rückfluss von Geld
funktioniert zwar über Zins und Tilgung an die Banken, aber der Abfluss ist nicht vorhanden. Er schlägt vor,
alles überflüssige Geld mit einem Abzinsungsfaktor zu belegen. Bei einer Abzinsung von z.B. 5% pro Jahr,
wäre Spargeld nach 20 Jahren verschwunden. Wird Sparkapital Unternehmen für Anschaffungen und
Investitionen zur Verfügung gestellt und man erhielte einen Zins von z.B. jährlich 5%, dann hätte man weder
Kapitalgewinn noch Kapitalverlust.
Damit der Abzinsung unterworfenes Kapital nicht in Immobilien abwandert, so Herrmannstorfer, ist zeitgleich
oder vorher eine Bodenrechtsreform durchzuführen, die das Eigentum an Boden gegen volle Entschädigung
aufhebt und an dessen Stelle ein Nutzungsrecht setzt, denn Boden ist Gemeingut.
Ergänzung durch den Verfasser: Natürlich müssten gewisse derzeitige Börsenspekulationsmöglichkeiten
verboten, reglementiert und/ oder besteuert werden, damit eine etwaige Realisierung von Herrmannstorfers
Vorschlag der Abzinsung nicht ins Leere liefe.
Michael Rist gibt in seinem Artikel Wirtschafts-Öko-und Kulturkrise an, wie man weltweit die richtige Höhe
der Neugeldschöpfung ermitteln könnte (erschienen in Sozialimpulse 4/09). Damit Geld gegenüber
verderblichen Waren nicht ein unlauterer Konkurrent bleibe, müssten die Abschreibungen auf Waren/
Investitionsgüter und die Neuschöpfung von Geld einander entsprechen. In der volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung wird neben dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) in jeder Volkswirtschaft ermittelt, wie hoch der
Abschreibungsbetrag des vergangenen Jahres war. Zum Beispiel belief sich das BIP Deutschlands 2007 auf
etwa 2,423 Billionen und die Abschreibungen auf etwa 359 Milliarden Euro. Das heißt, die Abschreibungen
auf Sachwerte betrugen aufgerundet 15 Prozent des BIP. Das bedeute, so Rist, die jährliche
Neugeldschöpfung durch die Zentralbank müsse sich an diesem Prozentsatz orientieren.
Ergänzung durch den Verfasser: Die Federal Reserve Bank of America (FED) verdoppelte im Krisenjahr
2008 die umlaufende Geldmenge (Quelle: Der Spiegel Nr. 48 vom 23.11.09). Das bedeutet Inflationsgefahr!
Wie ist eine Systemänderung möglich?
Im Oktober 2009, nach den gewaltigen staatlichen Zuschüssen, die nötig waren, um den deutschen
Rückversicherer Hypo Real Estate (HRE) in der Finanzkrise zu retten, hat die Achberger Kooperative beim
Deutschen Bundestag eine Petition eingereicht, in der vorgeschlagen wird, die HRE in eine gemeinnützige
Körperschaft des öffentlichen Rechts mit erweiterten Aufgaben zu überführen. Sie solle im Modellversuch
zur Vermeidung von Kreditklemmen insbesondere im Mittelstand zinsgünstige Kredite vergeben. Die
Kreditvergabe soll nicht gegen Hinterlegung von Wertpapieren erfolgen, die der Kreditsuchende ja oft gar
nicht oder nicht in ausreichender Menge hat, sondern gegen akzeptierte Wechsel. HRE solle sich nicht bei
gewinnorientierten Privatanlegern refinanzieren, sondern zinslose Kredite der Bundesbank erhalten.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
(Sozialimpulse, Heft Nr. 3/09 und Nr. 1/10). Das wäre ein Schritt in die Richtung, die Wilhelm Schmundt
(siehe oben) gewiesen hat.
Wir müssen unsere Zukunft selber gestalten
Durch die Verflechtung mit oder Abhängigkeit unserer Politiker von Konzernen und Banken ist
derzeit nicht auf grundlegende Änderungen, wie hier vorgeschlagen, zu hoffen. Der Souverän der
Demokratie, der Bürger, muss endlich selbst nach seinen Erkenntnissen handeln können. Das Institut für
Sozialforschung und Zeitgeschichte in Achberg und die Initiative Mehr Demokratie in Berlin präsentieren
seit Jahrzehnten praktikable Vorschläge für eine dreistufige Volksgesetzgebung (Gesetzesinitiative von
Bürgern, Volksbegehren, Volksentscheid), die nicht die parlamentarische Gesetzgebung aufheben sondern
ergänzen soll, damit der Souverän wichtigste Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen kann. Auf
Länderebene ist man diesem Vorschlag in Deutschland gefolgt, auf Bundes- und Europaebene blockieren zu
viele konservative Politiker noch immer die direkte Demokratie. Mehr Info: www.volksgesetzgebung-jetzt.de,
www.mehr-demokratie.de.
Wilfried Heidt vom Institut für Sozialforschung und Zeitgeschichte meint, wir beobachten derzeit den
Todeskampf des Finanzkapitalismus. Zusammen mit anderen Persönlichkeiten (Hardorp, Opielka, Rösch,
Schliffka, Schuster) hatte er 2006 einen „Dritten Weg“ nach Kommunismus und Kapitalismus für Europa
aufgezeigt (Für eine Welt nach Maß des Menschen – Die Alternative zur neoliberal dominierten
Gesellschaft ist notwendig und möglich). Dort beschreibt er, wie die viergegliederte Grundstruktur des
„gemeinsamen Hauses Europa“ organisiert sein müsste, um auf der Höhe der Zeit zu sein und Krisen
entgegenzuwirken.
In seinem Buch Die Chance der Befreiung führte er bereits 2002 aus, dass Änderungen nur auf
evolutionärem Wege herbeigeführt werden sollten, wenn man nicht noch größeren Schaden anrichten wolle
als durch das herrschende System schon entstanden sei. Revolutionen seien immer erfolglos geblieben.
Man müsse dem Vorschlag Schillers folgen und das Neue neben das Alte stellen. Nur das gute Beispiel
könne überzeugen. Wen? Den Souverän, alle Bürger eines Landes. Denn sie sind es, die der Zeit gemäß
die Änderung ihrer Verhältnisse in demokratischen Verfahren – also durch parlamentarische Gesetzgebung
und Volksgesetzgebung – herbeizuführen haben. Auf der Webseite www.volksgesetzgebung-jetzt.de wird
gezeigt, wie das möglich ist. Außerdem ist dort alles zubereitet, was jetzt zu ändern wäre (Der große
Ratschlag).
Wir haben eine pädagogische Aufgabe ersten Ranges
Rudolf Steiner erkannte 1922: „Es hat sich unsere Volkswirtschaftswissenschaft so entwickelt, dass sie nicht
mitgemacht hat in ihren Anschauungen dasjenige, was sich vollzogen hat von der Tauschwirtschaft zur
Geldwirtschaft und zu der Fähigkeitenwirtschaft.“ (Nationalökonomischer Kurs, am Ende des 8. Vortrages)
Das heißt, die Geldbegriffe aus der Tauschwirtschaft müssen ergänzt werden durch solche, die geistgemäß
der Industriegesellschaft entsprechen, damit die heutige Finanzwirtschaft verstanden, ins rechte gedacht
und gebracht werden kann. Das ist eine pädagogische Aufgabe ersten Ranges! Erst wenn
geistgegründete Begriffe Einlass in das Denken einer genügend großen Anzahl von Menschen
gefunden haben, kann man sicher sein, dass die Kraft der Ideen auch zu den richtigen Taten führen
werden, denn wir können nur das vollbringen, was wir denken können. Alles ist heute zuerst eine
Frage des Bewusstseins. Zu den Aufgaben der Pädagogen an Schulen, Hochschulen und Instituten gehört
auch die Ankoppelung der Finanzwirtschaft an ethische Werte wie Menschenwürde, Gerechtigkeit,
Nachhaltigkeit. Diese Aufgaben sind von einer Reihe von Persönlichkeiten und Instituten ergriffen worden.
Ich nenne beispielhaft die folgenden:
Das Institut für soziale Gegenwartsfragen e.V. Stuttgart in Verbindung mit dem Institut für zeitgemäße
Wirtschafts- und Sozialgestaltung Dornach/CH, verantwortlich Udo Herrmannstorfer (Dornach), Mag.
Friedrich Platzer (Wien), Dr. Michael Ross(Berlin), Prof. Dr. Christoph Strawe (Stuttgart), Prof. Dr. Harald
Spehl (Trier/Mainz), widmet sich seit Jahrzehnten der Forschung auf sozial-wirtschaftlichem Felde und bietet
Vortragsreihen, Seminare und berufsbegleitende Studiengänge an, z.B. Studiengang „Sozialentwicklung soziale Dreigliederung als Weg zum Verständnis sozialer Prozesse“. Mehr Info: www.sozialimpulse.de
Das Internationale Kulturzentrum Achberg widmet sich ebenfalls seit Jahrzehnten Forschungen zur
Zeitgeschichte, Dreigliederungsentwicklung und sozialen Architektur. In Seminaren und auf Tagungen
werden die Forschungsergebnisse diskutiert und in Schriften veröffentlicht. Im August 2010 steht angesichts
des Bündels der gegenwärtigen Zivilisationskrisen und ihrer gesellschaftlichen Konsequenzen für Politik,
Wirtschaft, Finanzwesen und Kultur eine Aktualisierung des Steinerschen Dreigliederungsimpulses im
Zentrum der Arbeit mit der Perspektive einer »Neuen Sozialen Architektur« im Blick auf das Projekt
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
»Dekadebis 1919 - 100 Jahre Dreigliederungsimpuls und seine Mission in der Gegenwart und nächsten
Zukunft.« Mehr Info: www.wilfried-heidt.de
Kürzlich ist in Berlin das Institut für soziale Dreigliederung gegründet worden. Es will alle Menschen
verbinden, die an den Ideen zur Dreigliederung des sozialen Organismus Rudolf Steiners arbeiten. Auf der
Webseite des Instituts findet man Stichworte, Texte und Schriften zum Themenbereich Dreigliederung
ebenso wie Referenten und Initiativen. Mehr Info: www.dreigliederung.de
Die Forschungen des Institute for Social Banking (ISB) sind darauf gerichtet, Probleme und Erfolge aus
der Praxis des sozialen Bankwesens zu untersuchen, um das Lernen der Praktiker zu unterstützen und
bewährte Methoden zu verbreiten. Hinter diesem Institut stehen elf nachhaltig arbeitende Banken in Europa
– die GLS Bank, die Triodos Bank und die Hannoverschen Kassen gehören dazu – und die Edith Maryon
Stiftung. Man will zum Paradigmenwechsel beitragen, indem immer mehr Menschen das Geld-, Bank- und
Versicherungswesen in einem ethischen und sozial-ökologischen Sinne neu begreifen. Dazu werden
Seminare, ein Masterstudiengang in Bochum und eine Summer School (2010 in Florenz) angeboten. Diese
Angebote richten sich an interessierte MitarbeiterInnen von „alternativen“ und „traditionellen“ Banken und
anderen Finanzinstituten, an AbsolventInnen von wirtschafts- und bankwissenschaftlichen Studiengängen,
aber auch an Interessierte aus anderen Arbeitsbereichen. Mehr Info: www.social-banking.org
Welche praktischen Alternativen zum traditionellen Geldwesen gibt es?
Rudolf Steiner ordnete die Ideale der französischen Revolution den drei Funktionsbereichen des
gesellschaftlichen Organismus zu: Freiheit müsse herrschen im Geistesleben (Kulturbereich), Gleichheit im
Rechtsleben (Politik und Rechtsprechung) und Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben (durch assoziative
Zusammenarbeit aller am Wirtschaftsleben Beteiligten: Produzenten, Händler, Konsumenten). Jacques
Attali meint in seinem Buch Brüderlichkeit –eine notwendige Utopie im Zeitalter der Globalisierung, Stuttgart
2003, ohne die Brüderlichkeit wird das Überleben bald mit Sicherheit unmöglich werden und nur durch sie,
würden Freiheit und Gleichheit kompatibel, d.h. gleichzeitig möglich. Nur sie ermögliche ein effizientes
Funktionieren von Demokratie und Markt. Eine brüderliche Finanzwirtschaft sei heute keine Utopie mehr. Sie
werde immer dort Wirklichkeit, wo Menschen an Menschen glauben und ihnen Kredit gewähren (credere =
glauben) - nicht wegen des Zinses, den sie dafür erhalten, sondern, damit die Kreditnehmer sinnvolle
Projekte verwirklichen können. Viele Menschen verstünden auch: Der Erfolg des anderen ist unbedingt
erforderlich für meine eigene Existenz, denn ich bin von allen anderen abhängig.
Immer mehr Menschen erkennen auch die Notwendigkeit des Moralischen in der Finanzwirtschaft und
gründen Organisationen zur Verwirklichung dieser Erkenntnis. Sie sind die „lebendigen Bausteine“ der
Zukunft (ein Begriff Rudolf Steiners im Vortrag vom 1.10.1911 in Basel). Sinnvolle Organisationsformen für
Kredit und Schenkungen vermittelnde Institutionen in diesem Sinne sind z.B. Stiftungen, Genossenschaften
oder gemeinnützige Vereine. Ich nenne folgende Beispiele:
Die Global Alliance for Banking on Values (GABV), ist ein weltweites Netzwerk von elf nachhaltig
arbeitenden Banken - die GLS Bank und die Triodos Bank gehören dazu - das sich vorgenommen hat,
Einfluss auf das Finanzgeschehen zunehmen. Das Bündnis in der Rechtsform einer Stiftung will u. a.
Vorschläge für eine Neuordnung des Finanzmarktrahmens machen. Dazu wurde beim Massachusetts
Institute of Technology (MIT) eine Studie in Auftrag gegeben, die neben den Ursachen der Finanzkrise die
Konzepte und Arbeitsweisen der Mitgliedsbanken analysieren und daraus übergeordnete Grundsätze
ableiten soll.
Durch die GABV werden Gelder für die nachhaltige Entwicklung von unterversorgten Menschen,
Gemeinschaften und die Umwelt bereitgestellt. Im Oktober 2009 kündigte die Allianz an, insgesamt 2
Milliarden US$ dafür einzusetzen. Bisher werden sieben Millionen Kunden in zwanzig Ländern betreut. Bis
2020 sollen eine Milliarde Menschen mit nachhaltigen Bankleistungen erreicht und der Einfluss auf die
etablierte Finanzwelt stark ausgeweitet werden. Mehr Info: www.gabv.org
Die GLS Bank, größte Ethik-Bank in Deutschland, erlebte nach der Finanzkrise 2008 den größten Boom in
ihrer 35-jährigen Geschichte, weil sie sich nicht nur sozial und ökologisch engagiert sondern auch nur
ökonomisch vertretbare Geschäfte macht. Als einzige Bank macht sie transparent, wo sie was finanziert. Ziel
ist nicht die Gewinnmaximierung – sie schüttet keine Gewinne aus - sondern Menschen mit Ideen zu helfen,
ihre Projekte mit Zukunftscharakter zu verwirklichen. Für ihre Anleger soll sich neben der monetären Rendite
auch eine Sinnrendite ergeben. Diese können selber bestimmen, in welche Bereiche Ihr Geld fließen soll
und erfahren in der Kundenzeitschrift Bankspiegel regelmäßig, welche Projekte finanziert wurden.
Spekulationen sind für die gemeinnützige Bank tabu; das Kreditschöpfungspotential ist mit 1:12,5 sinnvoll
begrenzt, d.h. mit 100 € Eigenkapital können nur 1.250 € Kredit vergeben werden.
Weltweit kaufen große Investoren riesige Flächen zur Industrialisierung der Landwirtschaft und zunehmend
auch zum Zwecke der Spekulation auf. Die Konsequenzen für die Kleinbauern sind katastrophal. Die GLS
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Bank finanziert seit Jahrzehnten die ökologische Landwirtschaft vor allem in Deutschland, aber auch in
Südamerika und Afrika. Sie hat sich am Kauf vieler Höfe beteiligt, deren Land teilweise in gemeinnütziges
Eigentum überführt wurde. Aktuell legt sie einen Fonds für ökologischen Landbau auf, um die Idee des
Gemeineigentums an Boden zu fördern und weiterzuentwickeln – ganz im Sinne von Udo Herrmannstorfer
(siehe oben). Die problematischen Entwicklungen weltweit können allerdings nur durch internationale Regeln
gestoppt werden, aber die Projekte der GLS Bank können dafür beispielgebend sein.
Die GLS Bank ist von ihrem Gründungsimpuls her eine „Bank von Menschen für Menschen“ - auch für
diejenigen, die gemeinhin als nicht kreditwürdig eingestuft werden. So begann sie im Jahr 2000, die Vergabe
von Mikrokrediten in Deutschland zu erproben. Das Ergebnis: Auch in einem Industriestaat sind
Mikrokredite ein äußerst effektives Instrument, individuelles Engagement zu fördern. Mit einem
Durchschnittsbetrag von 6.500 Euro werden etwa 1,5 Arbeitsplätze pro Mikrokredit geschaffen oder erhalten.
Die Ausfallquote betrug 2009 nur 2,8 Prozent, obwohl die Kreditnehmer gemeinhin als „nicht bankfähig“
eingestuft wurden. Der Kreditsuchende soll seine Geschäftsidee in seinem Umfeld besprechen – sowohl in
der Gründungsphase als auch während der Kreditlaufzeit. Mikrokreditinstitute und auch die GLS Bank
handeln nach dem Motto „Wenn andere an dich glauben, glauben wir auch an dich.“ Die Bundesregierung
hat jetzt die GLS Bank beauftragt, ihr Angebot auszubauen: für 2010 sind 900 Mikrokredite geplant, bis 2015
sollen es 15.000 werden. Dabei sichert ein vom Europäischen Sozialfonds und der Bundesregierung zur
Verfügung gestellter Mikrokreditfonds Kreditausfälle gegenüber der GLS Bank ab. Sein Volumen von 100
Millionen Euro ermöglicht einer noch nie da gewesenen Anzahl von Kleinunternehmen eine
Zukunftsperspektive.
In jüngster Zeit erhielt die GLS Bank mehrere Auszeichnungen. Für ihr beispielhaftes Engagement wurde die
GLS Bank mit dem Utopia Award 2008 ausgezeichnet. Eine weitere Auszeichnung erhielt der GLS BankVorstand Thomas Jorberg vom future e.V.: den futureAward 2009, weil er „nicht nur Deutschlands
ungewöhnlichster Bankdirektor, sondern auch einer der erfolgreichsten“ ist. Der Preis zeichnet Unternehmen
aus, die zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg, Umweltengagement und Verantwortung für Mitarbeiter und
Gesellschaft kein Widerspruch sind, sondern sich gegenseitig bedingen (www.future-ev.de). Das Magazin
The New Economy kürte die GLS Bank zur Most Sustainable Bank Germany. Eine gemeinsame Umfrage
von Deutschlands größtem Anlegermagazin Börse Online und dem Nachrichtensender n-tv führte zu dem
Ergebnis: die GLS Bank ist die Bank des Jahres 2010. Mehr Info: www.gls.de
Die GLS Treuhand vermittelt Schenkgelder, damit „altes Geld“ (Geld, das der Besitzer nicht braucht)wieder
zu „jungem Geld“ (Geld zum Kaufen von Waren und Dienstleistungen) werden kann. Dazu wurden mehrere
Stiftungen gebildet, in die laufend zugestiftet werden kann, die aber auch ihr Stiftungskapital verwenden
dürfen. Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft startete beispielsweise im Jahr 2000 mit einem Kapitalstock von
1,6 Millionen Euro, der bis 2007 auf 637.000 Euro zurückging, aber durch laufende Zustiftungen konnten fast
sieben Millionen Euro an Zuwendungen für landwirtschaftliche Projekte gegeben werden. Mehr Info:
www.gls-treuhand.de
Die Hannoverschen Kassen (Hannoversche Alterskasse VVaG, Hannoversche Pensionskasse VVaG,
Hannoversche Unterstützungskasse e.V.), die Altersruhegelder für Mitarbeiter an Waldorfschulen und
anderen gemeinnützigen Trägern bis zur Fälligkeit verwalten und dann auszahlen, legen die ihnen
anvertrauten Mittel nicht nur konservativ in Immobilien und Hypotheken an, sondern fördern auch Menschen
mit Ideen, aber ohne ausreichende Mittel. Außerdem haben sie einen Sozialfonds für Mitgliedseinrichtungen
gebildet. Mehr Info: www.hannoverschekassen.de
Komplementäre Währungen - auch Regionalwährungen genannt - stärken den bewussten Umgang mit
Geld, das Regionalbewusstsein und damit die regionalen Wirtschaftskreisläufe. Sie bilden dadurch eine
Gegenbewegung zur Globalisierung. Eine monatliche Abzinsung (Wertverlust) von ½ -1 Prozent pro Monat
sorgt dafür, dass das Geld sich nicht vermehren kann, gehortet oder zu Spekulationszwecken verwendet
wird, sondern ausschließlich dem Waren- und Dienstleistungsumsatz dient.
Die erfolgreichste Regionalwährung Europas ist der Chiemgauer: 4 Millionen Umsatz pro Jahr und knapp
600 beteiligte Unternehmen. Ihn haben Lehrer und Schüler der Waldorfschule Prien am Chiemsee
entwickelt. Der Abschlag wird hier teilweise für soziale Projekte verwendet. Mehr Info: www.regiogeld.de,
www.chiemgauer.info
Preis für Nachhaltigkeit: 2009 erhielt Christian Hiß, Demeter-Gärtner und Gründer der badischen BürgerAktiengesellschaft Regionalwert AG (RWAG) aus Eichstetten erstmals den vom Rat für nachhaltige
Entwicklung ausgelobten Preis Social Entrepreneur der Nachhaltigkeit verliehen. Die RWAG erwirbt
landwirtschaftliche Betriebe und branchennahe Unternehmen, um sie an qualifizierte Unternehmer zu
verpachten, die ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig arbeiten wollen. Der Nachhaltigkeitsrat stellte
bei der Preisverleihung besonders heraus, dass durch dieses Modell regionale landwirtschaftliche Betriebe
unabhängig von überregionalen Finanzmärkten werden. Mehr Info: www.regionalwert-ag.de
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“Alliance ‘Future’: spiritual, economical and social recovery of the Ukraine”
https://www.facebook.com/groups/274048676101167/
Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Literaturverzeichnis
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1. Attali, Jacques: Brüderlichkeit –Eine notwendige Utopie im Zeitalter der Globalisierung, Stuttgart 2003
2. Gemeinnützige Treuhandstelle Hamburg e.V. (Hg.): Zukunft geben, 23 Skizzen zum Stiften, Hamburg 2010
3. Heidt, Wilfried: Die Chance der Befreiung, Ideen zur Emanzipation der Gesellschaft von densie beherrschenden Mächten,
Achberg 2002
4. Heisterkamp (Hg.): Kapital = Geist, Pioniere der Nachhaltigkeit: Anthroposophie in Unternehmen, Frankfurt 2009
5. Herrmannstorfer, Udo: Scheinmarktwirtschaft–Die Unverkäuflichkeit von Arbeit, Boden und Kapital,Stuttgart 1991
6. Institut für Zeitgeschichte im Internationalen Kulturzentrum Achberg, die Initiativ- Gesellschaft EuroVision und das Wiener
Institut für europäische Gesellschaftsentwicklung (Hg.): Für eine Welt nach Maß des Menschen, Achberg 2006
7. Perkins, John: Bekenntnisse eines Economic Hit Man, München 2005
8. Perkins, John: Weltmacht ohne Skrupel, Heidelberg 2007
9. Schmundt, Wilhelm: Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, Dornach/ Schweiz 1968
10. Steiner, Rudolf: Die Kernpunkte der sozialen Frage, Dornach/ Schweiz 1973
11. Steiner, Rudolf: Nationalökonomischer Kurs, 14. Vorträge, Dornach/ Schweiz 1979
12. Ziegler, Jean: Das Imperium der Schande, München 2005
Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert, und kann unter den
angegebenen Bedingungen kostenlos verbreitet werden.
http://www.dreigliederung.de/essays/2010-07-003.html
Videos auf YouTube:
Schachtschneider: Zeit zum Widerstand (Published on Nov 24, 2012)
Mehr auf http://www.mmnews.de Prof. Albrecht Schachtschneider im Gespräch mit Michael Mross: Der Euro
führt zwangsläufig ins Verderben, die Politik vertritt nicht mehr die Interessen der Bürger sondern verbeugt
sich vor den internationalen Finanzmächten. Es ist daher Zeit für Widerstand - allerdings nur mit friedlichen
Mitteln
https://www.youtube.com/watch?v=pCXB5aiqrCw
Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen – Heiko Schrang (Published on Jan 9, 2013)
Heiko Schrang im Interview über sein Buch. Ungeachtet der halben Million Leser weltweit, fand sich
aufgrund des brisanten Inhaltes kein Verlag, der es in dieser Form veröffentlichen wollte. Das Vorwort zum
Buch hat der NTV
http://www.youtube.com/-Moderator und Autor Michael Mross geschrieben.
https://www.youtube.com/watch?v=FWIQMiXzQmI
www.macht-steuert-wissen.de
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https://www.facebook.com/groups/274048676101167/
Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
KenFM im Gespräch mit Prof Franz Hörmann über
Kreditopferhilfe
Bei Geld hört der Spaß bekanntermaßen auf. Besonders dann, wenn man keines hat. Oder, was noch
fataler ist, wenn man Schulden hat. Schulden bei einer Bank. Wer einen Kredit und seine fälligen Zinsen
nicht zurückbezahlen kann, bekommt irgendwann Besuch von einem Gerichtsvollzieher. Dieser klebt dann
den sogenannten Kuckuck. Ein Pfandsiegel. (http://de.wikipedia.org/wiki/Pfandsiegel)
Die so markierten Gegenstände werden wenig später einer Zwangsvollstreckung zugeführt, um das dabei
erwirtschafte Geld an die Bank weiterzugeben.
Aber warum? Warum muss ein Kreditnehmer Geld an eine Bank zurückbezahlen, obwohl dieses Geld von
der Bank selber ausschließlich im Computer „erfunden" wurde?! Die Bank gewährt dem Kunden immer nur
einen Kredit, der auf Sachwerten beruht, sogenannten Sicherheiten, die der Kunde schon besitzt. Die Bank
bewertet in Wahrheit nur die schon vorhandenen Werte des Kunden und gibt ihm dafür synthetisches Geld.
Digitales Geld. Eine Zahl. Mit mehr oder weniger Nullen, die auf das Giro-Konto gebucht werden.
FIAT-MONEY. Ungedecktes Geld: http://de.wikipedia.org/wiki/Fiatgeld
Wer als Kunde von einer Bank einen Kredit bekommt, erhält eben nicht das Geld eines anderen Sparers!
Die Bank verliert daher auch nichts, wenn der Kunde nicht zurückbezahlen kann. Das Geld, dass das
Geldinstitut als Kredit auf ein Girokonto bucht, hat sie selber nie besessen! Es entsteht erst in dem Moment
im Bank-Computer, wenn ein Kunde sich einen Kredit geben lässt. Dennoch geraten Menschen in die
Schuldenfalle, wenn sie den Kredit des „geschöpften" Geldes nicht zurückbezahlen können. Prof. Franz
Hörmann aus Wien, ein Experte für Rechnungswesen, möchte den unzähligen, heillos verschuldeten
Bankkunden helfen. Mit einer Sammelklage gegen die Kreditinstitute.
KenFM sprach mit ihm über das, was Geld heute wirklich ist, und wie die Initiative Kreditopferhilfe den
Banken Paroli bieten möchte.
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http://www.kreditopferhilfe.net/
http://www.geldhahn-zu.de
http://www.kenfm.de
http://www.facebook.com/KenFM.de
http://kenfm.de/unterstutze-kenfm/
http://kenfm.de/blog/2014/03/05/kredi...
http://kenfm.de/blog/2011/12/19/gelds...
http://www.youtube.com/watch?v=9oMvhkX5kO4
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
News: Regiogeld
Mit Tauschgeschäften und Regiogeld gegen die Wirtschaftskrise
02.04.2006 - www.oppt.de
Hansemark - eine neue Währung nur für Hamburg im Kommen
27.03.2006 - www.hamburg.de
Neues Regionalgeld soll `Elwer` heißen
24.03.2006 - www.rotenburger-rundschau.de
Die Arbeitsgruppe, die im Kreis Rotenburg eine zusätzliche regionale Währung zum Euro einführen möchte,
hat entschieden, dass dieses Geld „Elwer“ heißen soll. Zu einem Wettbewerb zur Namensfindung waren fast
50 Vorschläge eingegangen.
Regionaler Marshallplan
15.03.2006 - www.oekonews.at
Waldviertler Regionalwährung bekommt breite Unterstützung von Arbeiterkammer, AMS und
Wirtschaftsministerium.
Mit dem `Klostertaler` das Helle oder die Semmeln bezahlen
14.03.2006 - www.all-in.de
1932 litt Europa unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Da überzeugte der Bürgermeister der
Gemeinde Wörgl in Tirol den Gemeinderat, eine Regionalwährung einzuführen. Mit dem „Freigeld“ stiegen
Einnahmen und Auftragsvergabe der Gemeinde und es sank die Arbeitslosenzahl.
Eigene regionale Währung kommt auf den Markt
07.03.2006 - www.nordkurier.de
Sterntaler und Talente - Regionalwährungen im Aufwind
27.02.2006 - www.n-tv.de
Das Phänomen der Komplementärwährungen gedeiht in Südostbayern besonders gut, ist aber bundesweit
zu beobachten. Inzwischen gibt es bereits 14 "Regios", weitere 35 befinden sich nach Informationen der
Arbeitsgemeinschaft für Regionalwährungen im Aufbau.
Kurbelt Regionalgeld heimische Wirtschaft an?
24.02.2006 - www.inforadio.de
Lassen wir ein Rössle springen - Möglichkeiten von Regionalwährungen
19.02.2006 - www.nuertinger-stattzeitung.de
Am 16. Februar berichtete Thomas Mayer im Rahmen der Veranstaltungsreihe „… Geld und andere
trügerische Angelegenheiten“ im Zentralsaal über die Hintergründe und das Funktionieren des Chiemgauers,
der in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein im Umlauf ist.
Aufstieg der bunten Regionoten
17.02.2006 - www.ftd.de
Regionale Währungen boomen in Deutschland. Sie heißen Kirschblüte, Roland oder VolmeTaler und sollen
vor allem eines bewirken: die regionale Wirtschaft stärken. Doch gerade im ökonomisch schwachen
Ostdeutschland kommen die Initiativen nicht so recht in die Gänge.
Ab Herbst soll der `Dreyecker` rollen
10.02.2006 - www.badische-zeitung.de
Initiative bereitet die Einführung der Regionalgeldwährung vor.
Uckermärker zahlen vielleicht bald mit BARUM
08.02.2006 - www.nordkurier.de
Währung der Hauptstadt
07.02.2006 - archiv.tagesspiegel.de
Seit gut einem Jahr gibt es den „Berliner“. Das Alternativgeld hat den gleichen Wert wie der Euro und erobert
allmählich die Stadt.
«Chiemgauer» soll Nachfrage anheizen
01.02.2006 - www.ovb-online.de
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Bis Ende März soll auf dem Dach der Franziska-Hager Schule der dritte Bauabschnitt der PhotovoltaikAnlage installiert sein. Dabei geht es um eine Fläche von zirka 800 Quadratmetern, die zusätzlich an die
acht Kilowatt-Peak (KwP) bringen soll.
Einführung einer Regionalwährung in Barnim und der Uckermark
30.01.2006 - www.oekonews.at
Waldviertler und Chiemgauer finden Nachfolger. Die Region Barnim-Uckermark in Brandenburg ist noch in
der Vorbereitungsphase und plant, im Frühjahr ihre eigene Regionalwährung einzuführen.
200 Unternehmer aus der Fuschlseeregion planen Einkaufsgenossenschaft und "Regionalgeld"
30.01.2006 - www.salzburg.com
"Fahr nicht fort, kauf im Ort!" Nach diesem Motto wollen Unternehmer aus acht Gemeinden rund um den
Fuschlsee Kaufkraft in die Region zurückholen. "Wir wollen drei bis fünf Prozent der Kaufkraft von den
Einkaufszentren zurückholen", sagt Wolfgang Lindner, Obmann der Wirtschaftsregion Fuschlsee.
Eine bessere Welt beginnt in Ihrer Nachbarschaft!
26.01.2006 - www.hinter-den-schlagzeilen.info
Regionalwährungen – zum Ausgleich negativer Globalisierungsfolgen
135 Läden akzeptieren den `Berliner` - Kiezwährung in vielen Bezirken ein Erfolg
03.01.2006 - morgenpost.berlin1.de
Es gibt ihn, den echten "Berliner". Das Regionalgeld, das parallel zum Euro kursiert, wird in Berliner
Geschäften immer häufiger akzeptiert. Anfang 2005 in Prenzlauer Berg in 21 Läden getestet, werden die
"Gutscheine" ein Drei-Viertel-Jahr später an den Kassen von 135 Berliner Geschäften auch außerhalb
Prenzlauer Bergs angenommen. Click here to find out more!
Markt der Fähigkeiten mit Hilfe des «Urstromtalers»
07.12.2005 - www.mz-web.de
Informationsveranstaltung der Initas-Fraktion im Hotel «Ascania»
Muslim-Markt interviewt Jost Reinert, Kurator des Rheingold-Projektes
27.11.2005 - www.muslim-markt.de
Sehr geehrter Herr Reinert. Die Initiatoren von alternativen Geld- bzw. Zahlungsmittel gehen davon aus,
dass das bestehende Weltwirtschaftssystem schon bald zusammenbrechen wird. Was macht Sie da so
sicher?
http://www.killerzins.de/news/regiogeld/&pageID=17
Videos
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Die Welt auf Pump
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Dirk Müller (Mr. Dax) über das Zinseszinsproblem
Staatsgeheimnis Staatsschulden?
FreiTaler Trailer
Ralf Becker (INWO) bei N24 zu Finanzkrise und Rettungspaket
Wer bekommt die Schuldzinsen?
Heiner Geissler fordert neue Wirtschaftsordnung
Trailer zum Film "Der Geist des Geldes"
Bankenkrise, das neue Brettspiel
JAK Bank Report
Vom Reis
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Wem gehört Deutschland
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Regionetzwerk – Arbeitsgemeinschaft für Regionalwährungen
Die Plattform informiert über Hintergründe, Akteure und Praxiserfahrungen bei der Ausgabe von
Regionalwährungen.
Links, Kontaktadressen und eine Karte regionaler Aktivitäten sind Bestandteil der Seite.
Sitz
87437 Kempten
Webseite Ihre Webseite?
www.regiogeld.de/
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Regionalwährungen«
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o Chiemgauer regional e.V.
Der Chiemgauer ist eine Regionalwährung im Chiemgau. Das Gutsch...
o WIR Bank, BaselTOP!
o Die im Jahre 1934 entstandene Bank bietet eine WIR-Verrechnung...
TOP!
o Wikipedia: Regiogeld
o Der Begriff wird definiert, Vor- und Nachteile erläutert.
o Roland Regional - Verein für nachhaltiges Wirtschaften
o Pauer für die Region
o Rössle-Regional
o Die Havelblüte
o Regionales-Wirtschaften.de
o Berliner Gutschein-Netzwerk
o Umlaufgesicherte Komplementärwährungen - Gelingen und Scheitern in der Praxis
Mehr zum Thema »Regionalwährungen«
o Tauschringe
o Nachhaltigkeit (Natur und Umwelt)
o Euro (Europäische Union)
o Finanzgewerbe (Wirtschaft)
o Finanzwirtschaft (Betriebswirtschaft)
Thematisch verwandte Webseiten zu www.regiogeld.de
o Citybuck Projects - Stiftung Bürgerbank Berlin
o RT Logistic GmbH Stadtkurier
o Regionaler Wirtschaftskreislauf Siedlungsverbund
o Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft e.V.
o Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR)
o Brandenburger Triathlon Bund
o Forum 1499
o Arbeitsgemeinschaft für MaternoFetale Medizin
o Haug-West Messe und Ausstellungsgesellschaft mbH
o Ai due vescovi
Aus der Umgebung »D-87437 Kempten«
o Tierschutzverein Kempten (Allgäu) e.V.
o Sealux Unterwassertechnik e. K.
o Franz Lebert & Co.
o AZ Druck und Datentechnik GmbH
o wk&f Kommunikation GmbH
o Holzforum Allgäu e.V.
o Zwick GmbH
o Rossmann Systeme
o Biomassehof Allgäu GmbH
o Gatta, Sandra
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
http://onlinestreet.de/124219-regionetzwerk-arbeitsgemeinschaft-fuer-regionalwaehrungen
Netzwerke überregional:
Über den eigenen Tellerrand schauen
Oder: HALLERTAUER REGIOnal Teil überregionaler Netzwerke
HALLERTAUER REGIOnal e. V. ist selbst Teil von überregionalen Netzwerken. Das Netz im Netz im Netz im Netz
gibt ein starkes Netz! Unsere überregionalen Netzwerke seien im Folgenden kurz vorgestellt. Ein Klick auf das
jeweilige Logo stellt eine Verbindung zu deren Homepages her.
HALLERTAUER REGIOnal e. V. ist Mitglied bei "OMNIBUS FÜR DIREKTE DEMOKRATIE IN
DEUTSCHLAND": Die OMNIBUS gGMBH ist ein Forschungs- und Entwicklungsunternehmen der Direkten
Demokratie. Sie versteht ihre Arbeit als einen praktischen Dienst an der Idee der Freiheit. Ihr zentrales Arbeitsfeld
ist die Realisierung der Bedingungen zur Einführung der dreistufigen Volksabstimmung. Zum Beispiel geht die
Aufnahme von Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden in die Bayerische Verfassung (BV Art. 12; Absatz 3) auf
den OMNIBUS zurück.
HALLERTAUER REGIOnal e. V. ist Gründungsmitglied von "Regiogeldd e. V.", dem Regionetzwerk und der
Arbeitsgemeinschaft für Regionalwährungen: Das Regionetzwerk ist ein Unterstützungskreis auf
Gegenseitigkeit. Die Mitglieder unterstützen sich beim Aufbau von Regionalwährungen, die im Gegensatz zum
heutigen Geld Werte wie Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Menchlichkeit verkörpern und dem Wohle aller
dienen. Das Ziel ist ein Wirtschaften, das unser aller Lebensqualität, die sozialen Beziehungen und die
Entwicklungschancen zukünftiger Generationen verbessert.
http://karin.meilinger.bn-paf.de/Netzwerk/netzwerkuberregi.html
magazin:
https://flipboard.com/section/private-money-bB0rLm
http://geldhahn-zu.de/
Wissenschaftliche Arbeiten zum Chiemgauer
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Thiel, Christian: Das bessere Geld - Eine ethnographische Studie zu Regionalwährungen,
Dissertation, Wiesbaden, 2011.
Pröbstl, Felix: Überlegungen zu einem vom Euro unabhängigen Regiowertsystem, Prien 2011
Gelleri, Christian: Nachhaltiger Glücksindex, Rosenheim 2010
Hoffmann, Torsten: »How can Local Currencies – Enhance Economic Activity in Communities?«
(Wie kann Regiogeld die Wirtschaftsaktivitäten in Gemeinden fördern?), Oxford Business School,
2010.
Gigler-Beilner, Sophie: »Regionalwährungen in Zeiten des Umbruchs«, Krems, 2009.
Summerer, Anna: »Der Chiemgauer«, Facharbeit Ignatz-Günter-Gymnasium, Rosenheim, 2010.
Bickelmann, Annette: »Kleingeld – Monetäre Regionalisierung durch Regiogeld als Werkzeug im
Regionalmanagement«, Diplomarbeit, Universität Trier, 2009.
Ziegler, Franziska: »Der Chiemgauer«, Diplomarbeit, Universität Passau, 2009.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
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Gelleri, Christian: Chiemgauer Regiomoney – Theory and Practice of a Local Currency, in:
INTERNATIONAL JOURNAL OF COMMUNITY CURRENCY RESEARCH
Vol 13 (2009) pp. 61- 75, Stroud, January 2009.
Brunner, Martin: »Chiemgauer«, Facharbeit Finsterwalder Gymnasium, Rosenheim, 2009.
Gelleri, Christian: »Theorie und Praxis des Regiogeldes«, in Mathias Weis/Heiko Spitzeck (Hrsg.):
Der Geldkomplex - Kritische Reflexion unseres Geldsystems und mögliche Zukunftsszenarien,
Basel, 2008.
Großschmidt, Jörg: »Der Chiemgauer. Die Teilnahme eines Unternehmens an einer
Regionalgeldinitiative als rationale Entscheidung?« Erstkorrektur: Prof. Norman Braun, Diplomarbeit
zur Erlangung des Grades eines Diplom Soziologen an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der
Ludwigs-Maximilians-Universität München, 2007.
Hubert, Eva Maria: »Marktversagen, Verschwendung und bürgerschaftliches Engagement - Versuch
zur ökonomischen Begründung von Regionalgeld«, in: Zeitschrift für Sozialökonomie, S. 24-28,
Folge 152, April 2007, Jahrgang 44, Kiel
Meßenzehl, Doris: »Der Chiemgauer – Ein Instrument der Regionalentwicklung mit Zukunft? Erstellung eines Stimmungsbildes der Regionalwährung aus Sicht der Bevölkerung«, Diplomarbeit
Geowissenschaften, Geographie, Universität Wien, 2006.
Gelleri, Christian: »Regionalentwicklung mit Regiogeld«, Vorlesungsmanuskript 23.5.2006, TU
München.
Rösl, Gerhard: »Komplementärwährungen in Deutschland«, Forschungspapier für die Deutsche
Bundesbank, 2006
Schwaiger, Katharina: »Zukunftsfähiges Geld! Regiogeld als neue Perspektive für die
Gemeinwesenarbeit«, Diplomarbeit Sozialpädagogik, FH Benediktbeuren, 2005.
Gelleri, Christian: »Regiogeld spieltheoretisch betrachtet«, in: Zeitschrift für Sozialökonomie Nr. 144,
März 2005, Kiel.
Gelleri, Christian: »Assoziative Wirtschaftsräume«, in: Fragen der Freiheit Nr. 269, 2005.
Herrmann, Muriel: »Potentiale von Regionalgeld-Initiativen als Multiplikatoren einer nachhaltigen
Entwicklung«, Diplomarbeit, Universität Lüneburg, 2005.
Bode, Siglinde: »Potentiale regionaler Komplementärwährungen zur Förderung einer endogenen
Regionalentwicklung«, Diplomarbeit Geografie, Universität Osnabrück, 2004.
Rost, Norbert: »Eine experimentelle Überprüfung der Freiwirtschaftstheorie«, Diplomarbeit
Wirtschaftsinformatik, TU Dresden, 2003.
Literatur mit Bezug zum Chiemgauer
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Gelleri, Christian: Neuro ergänzt Euro - Staatliches Nebengeld statt Euroaustritt. Erschienen im
Sammelbank Parallelwährungen des Bundesverbands für mittelständische Wirtschaft, Berlin, 2012.
Gelleri, Christian: The NEURO: Supplement to the EURO, 2012.
Brodbeck Heinz: Complementary Monetary Systems – Homoepathic Medicine against economic
Collapse, Institute for Social Banking, Schönenberg (Schweiz), 2013.
Gelleri Christian und Mayer Thomas: »Expressgeld statt Euroaustritt. Wirtschaftsaufschwung in
Krisenstaaten durch umlaufbeschleunigtes und ablussgebremstes Regiogeld«,
Kempten/Rosenheim, 2012
Gelleri Christian und Mayer Thomas: »Express Money - Avoiding the Breakup of the Euro Zone«,
Kempten/Rosenheim, 2012, Expressgeld auf Englisch.
Gelleri Christian und Mayer Thomas: »Monnaie Express«, Kempten/Rosenheim, 2012, Expressgeld
auf französisch.
Volkmann, Krister: »Regional – und trotzdem global – Solidarische Ökonomie im Spanungsfeld
zwischen Regionalität und Globalität - Eine explorative Studie zu Regionalwährungen (Dissertation
Universität Potsdam)«, Münster, Hamburg, London, 2009.
Cato, Molly Scott: »Green Economics - An Introduction to Theory, Policy and Practice«, London,
2009 (zu Chiemgauer, S. 82).Dieckhoff, Karl-Horst / Roth, Jürgen: »Sinnbedarf als Ressource für
gesellschaftliche Erneuerung«, München, 2009 (mit einem Beitrag von Christian Gelleri:
»Schülerunternehmen«).
Wuppertal-Institut »Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt«, hrsg. von Brot für die
Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst, Bund für Umwelt und Naturschutz, Frankfurt am Main, 2008
(Regiogeld und Chiemgauer, S. 424).
Mathias Weis/Heiko Spitzeck (Hrsg.): »Der Geldkomplex - Kritische Reflexion unseres Geldsystems
und mögliche Zukunftsszenarien«, Basel, 2008
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
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(Buchbesprechnung, siehe auch Gelleri's »Theorie und Praxis des Regiogeldes« unter
wissenschaftliche Beiträge).
Bickle, Richard / Cato, Molly Scott: »New Views of Society - Robert Owen for the 21st century«,
Glasgow, 2008.
Broer, Wolfgang: »Schwundgeld - Bürgermeister Michael Unterguggenberger und das Wörgler
Währungsexperiment 1932/33«, Innsbruck, 2007 (mit Verweis auf aktuelle Beispiele wie
Chiemgauer).
Bernard Lietar und Stephen M. Belgin: Of Human Wealth - New Money for a New World, Boulder,
2006.
Klimenta, Harald: »Das Gesellschaftswunder - Wie wir Gewinner des Wandels werden«, Berlin,
2006.
Paech, Niko: »Nachhaltiges Wirtschaften jenseits von Innovationsorientierung und Wachstum - Eine
unternehmensbezogene Transformationstheorie«, Marburg, 2005.
Sikora, Joachim / Hoffmann, Günter: »Vision eines regionalen Aufbruchs«, Bad Honnef, 2005.
Kennedy, Margrit / Lietaer, Bernard: Regionalwährungen - Auf dem Weg zu nachhaltigem
Wohlstand, Riemann-Verlag, 2004.
Nachrichtenarchiv
Chiemgauer-Anbieter
Alte Spinnerei - Neuer Anziehungsmagnet?
Kolbermoor. Thomas Riedrich, Inhaber der OPTYMED-Apotheke in der Alten Spinnerei und mittlerweile
überzeugter Chiemgauer-Anbieter, sieht im Chiemgauer eine Riesenchance. Und zwar nicht nur für sein
Unternehmen, sondern für das gesamte Areal »Alte Spinnerei«. »Wenn wir den Vereinen und deren
Mitgliedern in der Alten Spinnerei ein möglichst vielfältiges und durchgängiges Einkaufsangebot anbieten, so
wird sich das nur positiv für alle auswirken«, so Riederich bei einem Treffen, der Unternehmer, die den
Chiemgauer annehmen.[mehr]
Von:kk 13.11.2007
Wasserburger Zeitung über Japaner
Die Wasserburger Zeitung berichtet in Ihrer Ausgabe vom 09.11.07 über den Chiemgauer. [mehr]
09.11.2007
Tipp des Tages
Aktives Marketing bringen Schwung & Elan
Rosenheim/Kolbermoor (ml). Am heutigen Donnerstag stehen bei der OPTYMED-Apotheke an der Alten
Spinnerei in Kolbermoor innovative Marketing-Konzepte und Maßnahmen im Mittelpunkt. Beginn: 20
Uhr.[mehr]
Von:ml 08.11.2007
Chiemgauer
Ab jetzt: Zweite Ausgabestelle in Inzell
Inzell. Ab sofort können auch bei der Inzeller Filiale der »VR-Bank Chiemgau-Süd« Chiemgauer mit der
Regiocard abgeholt werden. Somit gibt es jetzt in Inzell neben der bestehenden Ausgabestelle »Gold
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“Alliance ‘Future’: spiritual, economical and social recovery of the Ukraine”
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Schmied« am Rathausplatz eine zweite Chiemgauer-Ausgabestelle. Unterm Strich nimmt somit der
Chiemgauer in Inzell eine sehr erfreuliche Entwicklung. [mehr]
Von:ek 07.11.2007
Südtiroler genießen Chiemgauer-Shopping
Prien/Region Chiemsee (pf | 27.Oktober 2007) - Eine kleine, aber hoch motivierte Attac-Gruppe von
Unternehmern, Handwerkern und Lehrern reiste aus Südtirol an, um den Chiemgauer praktisch zu erleben.
Dabei handelt es sich um einen Gegenbesuch, den die Gruppe im Anschluss an einen Vortrag beschlossen
hatte, der über den über den Chiemgauer im Brixner »Haus der Solidarität« gehalten wurde. RegionalbüroLeiter Peter Fochler hieß die Italiener im Priener Regionalmarkt willkommen. [mehr]
30.10.2007
Ausland
Chiemgauer in Schweden
Växjö/Schweden - Auf Einladung von Prof. Bengt Johannisson von der Universität Växjö hielt Christian
Gelleri einen Vortrag auf der Lokalökonomietagung 2007. Wie funktioniert das genau mit dem Chiemgauer?
Was macht ihn zu einer Erfolgsstory? Welche Herausforderungen gibt es bei der Einführung? Wie schafft
man eine schlagkräftige Infrastruktur von Akzeptanzstellen? Wie gewinnt man Verbraucher, Anbieter und
Matching-Fonds-Partner? Auf alle diese Fragen gab gestern Christian Gelleri als geschäftsführender
Chiemgauer-Vorstand Antworten. Und zwar auf einem Vortrag an der Universität Växjö in Schweden (siehe
Bild zusammen mit Bengt Johannisson, Prof. für Entrepreneurship und Regionalentwicklung und
Regionalentwicklerin Ulla Herlitz).[mehr]
Von:ml 27.10.2007
Ausland
Chiemgauer in Prag
Prag | Rosenheim (3. Oktober 2007). Nicht nur, aber auch darum ging es bei einer Tagung der
Christengemeinschaft in Prag, die am letzten September-Wochenende in der tschechischen Hauptstadt
stattfand und zu der der Chiemgauer geladen war – vertreten durch den Geschäftsführenden Vorstand
Christian Gelleri: »Kann Regiogeld einen Beitrag aus der Lage sein, in der sich beispielsweise viele
slowakische Dörfer derzeit mit einer Arbeitslosigkeit von 50 Prozent befinden?«. Solche Ansätze hatte es
bereits in den dreißiger Jahren im österreichischen Wörgl gegeben, wo Bürgermeiser Michael
Unterguggenberger mit »Freigeld« als Zweitwährung die regionale Wirtschaft anschieben wollte.[mehr]
15.10.2007
http://www.chiemgauer.info/informieren/lese-ecke-archiv/?tx_ttnews[pointer]=4&cHash=0ab25e5b7f52edf2da346b9ffad6755c
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Lokale Banknoten: Jedem seine eigene Währung
12.09.2009 | 18:03 | von Stefan Riecher (Die Presse)
Viele Regionen in den USA haben sie schon, nun soll sie auch der New Yorker Stadtteil Brooklyn
bekommen: eigene Geldscheine. Damit will man lokale Geschäfte unterstützen und unabhängig sein,
übersieht aber Risken und Nachteile.
Die Region Berkshire im US-Staat Massachusetts ist nur wenigen Stadtmenschen aus New York oder
Boston als Ausflugsziel bekannt. Die Wiesen sind zwar grün, die Luft frisch und die Berge gut zum Wandern,
besondere Sehenswürdigkeiten gibt es aber kaum. Dennoch genießt Berkshire im Nordosten der USA einen
Bekanntheitsgrad, von dem andere ländliche Gebiete nur träumen können. Der Grund: Kauft man in
Berkshire ein, bezahlt man nicht in Dollar, sondern mit Berkshares.
„Damit fördern wir unsere lokalen Geschäfte“, sagt Susan Witt, die im Jahr 2006 die Idee der eigenen
Währung ins Leben gerufen hat. Seitdem sind mehr als 2,5 Millionen Berkshares im Umlauf. 400
Unternehmen, von der Bäckerei bis zum Tierarzt, halten zwar in Dollar Buch, kassieren und wechseln zum
größten Teil aber Berkshares. Der Dollar als Zahlungsmittel wird zwar akzeptiert, aber kaum verwendet,
weil man damit ein Verlustgeschäft macht.
95 Dollar für 100 Berkshares. Das Prinzip dahinter ist auf den ersten Blick sehr einleuchtend. Die Banken in
der Region wechseln Dollar in Berkshares um. Für den Konsumenten zahlt sich das aus, weil es für 95 USDollar 100 Einheiten der lokalen Währung gibt. Mit diesen Geldscheinen kann man in den Geschäften
normal einkaufen. Zahlt man in Dollar, beträgt der Aufschlag also indirekt fünf Prozent. Gleiches gilt für
die Unternehmen, die Berkshares kassieren. Wechseln sie die Scheine in Dollar zurück, verlieren sie fünf
Prozent.
So wird garantiert, dass möglichst wenig Geld aus der Region abfließt. Lokalen Geschäften wird
gegenüber national oder international agierenden Ketten ein Vorteil verschafft, weil sie die eigens
gegründete Währung nicht in Dollar zurückwechseln müssen. Selbst die Gehälter der Mitarbeiter
werden in Berkshares ausbezahlt.
Landflucht wird verringert. Eine Studie der Beratungsfirma Civic Economics aus dem Bundesstaat
Michigan hat errechnet, dass durch das Kreieren der eigenen Währung in Berkshire mehr als 1600 neue
Jobs entstanden. Und das bei 130.000 Einwohnern. Die New Economics Foundation, eine in London
ansässige Denkfabrik, publizierte kürzlich eine Studie, wonach lokale Währungen die Geldflüsse
innerhalb einer begrenzten Region verdoppeln würden. Das würde wiederum die viel besagte Landflucht
stoppen, weil die Kaufkraft innerhalb der weniger urbanen Regionen erhalten bliebe.
Mittlerweile haben sich viele andere Gebiete in den USA das Konzept der Berkshares abgeschaut und
eigene Währungen ins Leben gerufen. In Teilen Detroits bezahlt man mit Detroit Cheers, im Bezirk Ithaca im
Bundesstaat New York mit Ithaca Hours und in einem Teil des Bundesstaates North Carolina mit dem
sogenannten Plenty. Insgesamt gibt es aktuell in den USA knapp 20 Konkurrenzwährungen zum Dollar.
Tendenz steigend.
Geht es nach den Plänen der Künstlerin Mary Jeys, soll demnächst auch der New Yorker Stadtteil Brooklyn
sein eigenes Geldsystem bekommen. Das Outfit für den „Brooklyn Torch“ wird derzeit entworfen. Noch
diesen Winter sollen die Geldscheine in Umlauf gebracht werden, zunächst nur im Norden des Stadtteils.
Die Druckkosten sollen durch Abgaben der teilnehmenden Geschäfte finanziert werden. „Wir wollen ein
Gemeinschaftsgefühl entwickeln. Eine Zentralbank und das Geldsystem des Dollar können das
nicht“, sagt Jeys.
Die Notenbank Fed sieht das Treiben mit den Währungen gelassen. Solange die gedruckten
Geldscheine dem Dollar nicht ähnlich sehen und keine Münzen geprägt werden, habe man nichts dagegen.
Allerdings dürfe niemand erwarten, dass die Zentralbank lokale Währungen vor einem Zusammenbruch
schütze, so wie sie das beim Dollar tut. Mit anderen Worten: Der Dollar wird von der Notenbank als gültiges
Zahlungsmittel akzeptiert. Entsprechend betreibt man Geldpolitik, um den Wert der nationalen Währung
relativ konstant zu halten. Und ein Zusammenbruch des Währungssystems ist trotz der Wirtschaftskrise
nahezu ausgeschlossen, weil der Dollar den Status als Weltwährung genießt.
Lokale Währungen scheitern oft. Auf diese Sicherheit der Rückendeckung durch die Zentralbank können
sich Besitzer von lokalen Währungen nicht verlassen. Bricht das fiktiv geschaffene Zentralbanksystem
zusammen, bleibt man auf den Geldscheinen sitzen. Ed Collom, ein Soziologe an der University of
Southern Maine, hat die Geschichte lokaler Währungssysteme unter die Lupe genommen und
herausgefunden, dass 80 Prozent von ihnen früher oder später kollabieren.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Die Emittenten sind für das Drucken der Geldscheine auf die Abgaben der Geschäfte beziehungsweise
Spenden angewiesen. In Berkshire garantieren die Emittenten den Eintausch von 100 Berkshares gegen 95
Dollar. Geht der fiktiven Zentralbank das Geld aus und reichen die Reserven nicht, schaut es mit der
Umwechslung schlecht aus.
Auch volkswirtschaftlich ist umstritten, ob lokale Währungen sinnvoll sind, selbst wenn sie nicht kollabieren.
Eine im August publizierte Studie der Weltbank kam zu dem Schluss, dass ein künstliches Stoppen der
Landflucht dem Wohlstand schade. „Die Märkte ziehen bestimmte Orte anderen vor. Die Konzentration zu
bekämpfen bedeutet, den Wohlstand zu bekämpfen“, ist in der Studie zu lesen. Denn nur wo Industrien
einander nahe sind, könnten sie sich gegenseitig inspirieren, argumentiert die Weltbank. Alle Versuche,
diese Konzentration zu bremsen, seien bislang kläglich gescheitert.
(“Die Presse”, Print-Ausgabe, 13.09.2009)
http://hw71.wordpress.com/2009/09/15/usa-immer-mehr-regionalwahrungen/
Montag, 27. Februar 2006
Sterntaler und Talente – Regionalwährungen im Aufwind
Von Sandra Tjong
Seine Dieselrechnung hat Peter Fritzenwenger unlängst zu einem Drittel mit Sterntalern bezahlt. Die bunten
Coupons aus Papier erinnern auf den ersten Blick an einfach hergestelltes Spielgeld, sind aber einiges mehr
wert: Sie dienen als Regionalgeld im Berchtesgadener Land und können dort in vielen Geschäften statt des
Euro verwendet werden. Der Wert eines Sterntalers entspricht dem eines Euro.
"Wir kaufen inzwischen gut 40 Prozent des Haushaltsbedarfs mit Sterntalern ein und zunehmend auch
Betriebsmittel", erzählt Fritzenwenger, der in Oberteisendorf nahe Traunstein Schweine artgerecht hält und Holz
vertreibt. Vor eineinhalb Jahren ist der 54-jährige Landwirt dem Verein für organisierte Nachbarschaftshilfe "Star"
in Ainring beigetreten, die Voraussetzung, um die Regionalwährung verwenden zu dürfen.
Und die erfreut sich eines beachtlichen Zulaufs. Seit Beginn der Initiative im April 2004 konnte der Verein 650
Mitglieder gewinnen, allein im vergangenen Jahr verdoppelte sich deren Anzahl. In der Region nehmen
mittlerweile an die 165 Betriebe die Sterntaler an, wie Initiator Franz Galler berichtet. Dazu gehören auch einige
Geschäfte im Chiemgau. Dort gibt es zwar ein eigenes Regionalgeld, den Chiemgauer, doch die beiden Vereine
kooperieren in den Überschneidungsgebieten. Waren es anfangs vor allem Bäckereien, Gärtnereien und
Handwerker, die bei der Initiative mitmachten, gehören inzwischen auch Computerfachleute und PR-Berater
dazu.
Das Phänomen der Komplementärwährungen gedeiht in Südostbayern besonders gut, ist aber bundesweit zu
beobachten. Inzwischen gibt es bereits 14 "Regios", weitere 35 befinden sich nach Informationen der
Arbeitsgemeinschaft für Regionalwährungen im Aufbau. Das Hauptanliegen der Initiatoren ist es, die regionalen
Wirtschaftskreisläufe zu stärken. Die Verbraucher können die Coupons nur in Geschäften der Region
verwenden, die sich - so die Idee – ihrerseits Geschäftspartner aus der Umgebung suchen, um die
eingenommenen Gutscheine wieder auszugeben. Damit die Coupons im Umlauf bleiben und den Handel
ankurbeln, verlieren sie alle drei Monate an Wert.
Die Kaufkraft des Sterntalers sinkt zum Quartalsende jeweils um drei Prozent. Wer die Gutscheine dann noch im
Geldbeutel hortet, muss sie in einer der neun Ausgabestellen "aufwerten", bevor er sie wieder ausgeben kann kleine Klebemarken auf der Rückseite dienen als Nachweis. Und wer die Sterntaler wieder in Euro eintauschen
will, bekommt nur noch 90 Prozent des Wertes in Euro zurück. "Rein vom Monetären betrachtet, zahlt man erst
mal drauf", räumt Fritzenwenger ein. "Dafür haben wir aber Kundschaft, die nur wegen der Sterntaler zu uns
kommt, die Kundenbindung wird enger. Außerdem kaufe ich bewusster ein, weil ich mir genau überlege, was ich
brauche und wo ich es bekomme."
Hinzu kommt soziales Engagement: Seit Jahresbeginn kommen drei Prozent jedes verkauften Sterntalers zwei
Kindergärten oder einer Förderschule der Region zugute. Mit dem übrigen Geld deckt der Verein seine
laufenden Kosten, zu denen auch die Entlohnung der Helfer gehört. "Bei uns arbeitet keiner ganz umsonst",
betont Galler, der hauptberuflich als Finanzberater tätig ist.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Gezahlt wird mit Talenten, der Zeitwährung des ursprünglich als Tauschring gegründeten Vereins. Fünf Talente
erhalten die Mitarbeiter pro Stunde. Für zehn Talente können sie die Arbeitskraft eines anderen Vereinsmitglieds
eine Stunde lang in Anspruch nehmen, beispielsweise in Form von Nachhilfe. "Wir haben auch schon Minijobs
geschaffen", erzählt Galler. Die Sozialabgaben und Steuern dazu müssen freilich in Euro abgeführt werden.
Quelle: n-tv.de
http://www.n-tv.de/archiv/Regionalwaehrungen-im-Aufwind-articl...
Alternative Währungen – Erklärungen in Englisch, was es ist
und wie es geht!
The Experiment from Wörgl in Praxis
https://www.youtube.com/watch?v=hxdPIOUTd2k
http://geldhahn-zu.de/
What are regional currencies? (Hochgeladen am 05.08.2010)
What are regional currencies? Regional/local currencies are a relatively new phenomenon in economy.
Since in 2003 the "Chiemgauer", a local currency at the lake Chiemsee (Germany) started off, the project
has inspired many similar projects, and enriched the ideas about how money can function a lot.
Regional currencies are a medium of exchange designed for a certain region, which are used in addition to
the currency of the country.
https://www.youtube.com/watch?v=BU5CKfju1ss
WIR Economic Circle Cooperative (Hochgeladen am 07.09.2007)
The Wirtschaftsring in Switzerland, formed in 1934 is one of the oldest complementary currency systems in
existence. See our websites and our work at www.complementarycurrency.org and www.networkeconomies.com.
https://www.youtube.com/watch?v=uQehEGGwy0Q
Creating Our Own Money: Introduction (Hochgeladen am 14.07.2010)
People have begun to create "complementary currencies".
An introductory animation.
Part 1 of 2
https://www.youtube.com/watch?v=YvegNqKcQ-g
Creating Our Own Money: Examples (Hochgeladen am 14.07.2010)
People have begun to create "complementary currencies".
This short animation gives a few examples.
Included in this video - short clips from: WIR Economic Circle Cooperative
by Stephen DeMeulenaere
http://www.youtube.com/watch?v=uQehEG...
https://www.youtube.com/watch?v=3pH47531SbE
MINUTO - make your own money (Veröffentlicht am 15.08.2012)
A money alternative system where one can print his own cash and circulate it upon a circle of trust.
Produced by Ammar Keylani and Viola Martin from the founder Konstantin Kirsch. www.minutocash.org
https://www.youtube.com/watch?v=CU8OCx_MO4E
Introducing Hours - Community Currency for the People (Veröffentlicht am 21.10.2012)
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Wayne Walton explains a new complementary currency that is popping up around the US. Mountain Hours,
Mile High Hours, and Island Hours are just a few examples of this voluntary co-operative currency, which
allows for more transactions than were previously available connecting more unmet needs with unused
resources.
https://www.youtube.com/watch?v=fdZWrR8bdCw
Bernard Lietaer: Money diversity (Hochgeladen am 16.11.2011)
Bernard Lietaer argues that the monoculture of money is what creates economic instability, leading to
liquidity crises. He calls for a greater diversity of alternative currencies, citing innovative and enormously
successful initiatives like the Lithuanian Doraland Economy, the Torekes in Belgium and Switzerland's
famous alternative currency, the WIR.
https://www.youtube.com/watch?v=T9EI2PrDpmw
Made in Germany | A Regional Currency (Uploaded on Aug 12, 2009)
The Cherry Blossom, Plenty and Chiemgauer are just some of the names given to regional currencies that
have seen a boom during the global financial crisis. The Chiemgauer, introduced in Bavaria's Chiemgau
region five years ago,is the most successful in all of Europe.Many economists scoffed at or dismissed the
Chiemgau's regional currency as a tourist gag. But now more than 600 companies use the currency to pay
their bills. Regional curriencies help local businesses - not the international financial markets. Reporter
Vanessa Fischer traveled to the town of Traunstein to find out what makes the Chiemgauer so attractive.
http://www.youtube.com/watch?v=6_Bf85tX9YE
Local Currencies – Replacing Scarcity with Trust (uploaded on Feb 8, 2007)
Francis Ayley established over a dozen local currencies in the UK before moving to the U.S. He contrasts
our standard, scarcity- and debt-based money system with local currencies in which "there's always as much
as you need." Local currencies like his Fourth Corner Exchange issue money when members trade goods
and services. Communities with local currencies will be less affected when recession or depression hits the
mainstream economy. Episode 49: [www.fourthcornerexchange.com]
http://www.youtube.com/watch?v=Aflp7jC1Yuw
watch this video! It is about experiences and organising complementary Currencies in the US and in London,
UK. You will be amazed about what you hear ... very very POSITIV! Also: the Statement about Community
Spirit at 10:15 ...
Richard C. Cook : The Gaia Plan ~ Creating Local Currencies, Sustainable Community Oct 5 2011
(Hochgeladen am 06.10.2011)
Robert C. Cook Interview, {Author of "We Hold These Truths: The Hope of Monetary Reform} Oct, 2011 One
Radio Network ; Creating local currencies backed by labor, services .. and building local communities + The
Gaia Plan, the Basic Income Guarantee and how we owe it to everyone on this planet the means to survive.
"A local currency provides an economic "cul-de-sac" that
keeps wealth within a community. Local money tends to stay close to home. This means that profits do not
get exported via chain stores and multinational corporations. Instead, people buy and sell goods and
services among themselves, with the currency being an accounting tool."
- Michael E. Merotta
"Money can be made to serve rather than to rule, to be use—rather than profit-oriented—and to create
abundance, stability, and sustainability." ... it has "the potential to be the most destructive or most creative." Margrit Kennedy.. money should "empower people to care for each other and the earth." - Christopher
Bamford
https://www.youtube.com/watch?v=YPrDHtMlHE0
The Bristol Pound
The Bristol Pound is a local currency designed to encourage and incentivise spending with local independent
businesses, build stronger communities and develop more sustainability supply chains across Bristol.
Video by http://www.johnhendicott.com
Music by John Hendicott featuring Laura J Martin
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Twitter: https://twitter.com/bristolpound
Facebook: http://www.facebook.com/BristolPound
http://www.bristolpound.org/
Made by: http://www.johnhendicott.com/
Ithaca Hours: Local Currency (Uploaded on Aug 15, 2010)
ithacahours.org: Ithaca Hours is a local currency system that promotes local economic strength and
community self-reliance in ways which will support economic and social justice, ecology, community
participation and human aspirations in and around Ithaca, New York.
https://www.youtube.com/watch?v=Jy2nCHX36tI
Charles Eisenstein : Money and life [05/2010]
http://www.matrixwissen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=173%3Acharles-eisensteinmoney-and-life&catid=49%3Ageld-a-wirtschaft&Itemid=75&lang=de
Genial! Most simple explanation of our financial system given by a 12 year old Canadian girl
(27.08.2012) (Published on Jun 13, 2013)
Amazing news-clips - English
http://www.youtube.com/user/amazingne...
https://www.youtube.com/watch?v=38F31xbZYz4
List of community currencies in the United States
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_community_currencies_in_the_United_States
Local currencies pictures
https://www.google.com.ua/search?q=local+currency&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=yrpkU6yKC
MnS4QSD9oCIBA&sqi=2&ved=0CDoQsAQ&biw=1600&bih=748
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Univ.-Doz. Mag. Dipl.-Ing.
SBL - Stadtbetriebe Linz GesmbH
Dr. Erhard Glötzl
Technischer Vorstandsdirektor
Gruberstraße 40-42
A-4010 Linz
Tel.-Nr.: +43 (0) 732 7890-6010
Fax-Nr.: +43 (0) 732 7890-6009
E-Mail: gloetzl@sbl.co.at
Welche Probleme können Komplementärwährungen lösen?
Diskussionsgrundlage für das Expertengespräch zum Thema
„Für einen neuen Geldpluralismus“
15.-18.06.2000 in Steyerberg/Hannover
Linz, im Mai 2000
1. Geld
Die Voraussetzung für materiellen Wohlstand ist eine arbeitsteilige Wirtschaft. Eine Arbeitsteilung ist
aber nur dann effizient, wenn Leistung und Gegenleistung zu verschiedenen Zeiten (und an verschiedenen
Orten) stattfinden können1[1], was gleichbedeutend mit der Möglichkeit zur Begründung von
Schuldverhältnissen ist. Diese sind aber nur dann möglich, wenn der Leistungserbringer darauf vertrauen
darf, daß er für seine Leistung auch eine entsprechende Gegenleistung erhält2[2].
Dieses Vertrauen kann gestärkt werden durch
o soziale Bindungen im allgemeinen oder
o ein Kreditwesen im besonderen.
Ein Kreditwesen ist dadurch charakterisiert, daß Leistungen und Gegenleistungen in Maßsystemen
gemessen werden können. Die einfachsten Systeme beruhen auf dem Messen von Warenmengen (zB
Anzahl von Schafen, Kilogramm Weizen, Stunden Arbeitsleistung usw.).
Ein Kreditwesen ist dann besonders effizient, wenn es mit einem einzigen Meßsystem auskommt, das
geringe Transaktionskosten hat und in dem alle Leistungen gemessen werden können. Ein solches
Tauschmittel nennt man Geld.
2. Die Unterlegenheit der Schuldner in einer „Geld“Wirtschaft
Das wesentlichste Kriterium, durch das die verschiedenen arbeitsteiligen Wirtschaftsformen charakterisiert
sind, ist daher die Art, wie Schulden gemessen werden und damit die Art, in der Schulden zurückgezahlt
werden können und müssen:
1[1] Eine reine Tauschwirtschaft ist daher aus diesem Grunde nicht effizient.
2[2] Diese Gegenleistung muß nicht immer materiell sein. Sie kann auch in einem guten Gewissen oder
einem Leben nach dem Tode liegen.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
o soziale Schulden
o Warenschulden
o Geldschulden (bzw. Tauschmittelschulden)
Dabei ist zu beachten, daß die Guthaben als Gegenstück zu den Schulden immer gleichzeitig mit den
Schulden und immer in gleicher Höhe wie die Schulden entstehen (1. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre).
In einer „Sozial“-Wirtschaft entstehen durch soziale Leistungen (zB Nachbarschaftshilfe) soziale Guthaben
und soziale Schulden (die in der Regel nicht gemessen sondern nur beschrieben werden können). Es steht
in der Macht des Schuldners, seine sozialen Schulden durch soziale Leistungen zu tilgen.
In einer „Waren“-Wirtschaft entstehen durch Warenleistungen Warenguthaben und Warenschulden. Die
Warenguthaben werden dabei in der Form von Warengutscheinen gemessen und stellen Ansprüche bzw.
Forderungen auf Waren dar. Es steht in der Macht des Schuldners (durch Fleiß), diese Waren zu erzeugen
und die Schulden damit zu tilgen.
Im Gegensatz zu „Sozial“-Wirtschaft und „Waren“-Wirtschaft ist die Situation in einer „Geld“-Wirtschaft um
eine Stufe komplexer, woraus sich schwerwiegende Konsequenzen ableiten. Volkswirtschaftliche Leistungen
werden in Geld gemessen. Geld stellt einen Anspruch auf entsprechende volkswirtschaftliche
Gegenleistungen dar. In der zweiten wesentlicheren Stufe wird Geld verliehen. Dabei entstehen
Geldguthaben und Geldschulden; Geldguthaben stellen Ansprüche bzw. Forderungen auf Geld dar. Im
Gegensatz zur „Sozial“-Wirtschaft und „Waren“-Wirtschaft, in denen der Schuldner allein durch seinen Fleiß
die Schulden tilgen kann, weil die Einheit, in der die Schulden gemessen werden, unmittelbare
volkswirtschaftliche Leistungen sind, steht es in der „Geld“-Wirtschaft nicht allein in der Macht des
Schuldners, seine Geldschulden durch Erbringung von volkswirtschaftlichen Leistungen zu tilgen, weil die
Einheit, in der die Schulden gemessen und daher auch bezahlt werden müsen, Geld ist.
Der Schuldner muß nämlich zuerst einen Abnehmer finden, der bereit ist, für seine Leistungen Geld zu
bezahlen. Diese Tatsache bezeichnen wir als die Unterlegenheit der Schuldner. Die herkömmliche
Ökonomie geht aber von dem Dogma aus, daß es ausschließlich eine Frage des Preises ist, daß er einen
Abnehmer für seine Leistungen findet. Diese Annahme ist vielleicht noch in einer jungen, von Mangel
geprägten Volkswirtschaft zulässig, in der die Kapitalvermögen noch niedrig sind, oder in einer
Volkswirtschaft ohne zinsbedingte Kapitaleinkommen. Unter den heutigen Umständen ist dieses Dogma
aber keinesfalls richtig bzw. zulässig.
3.
Zinsen
Der Hauptgrund, warum eine Diskussion über Zinsen im Rahmen der traditionellen Volkswirtschaft sehr
schwierig zu führen ist, liegt darin, weil herömmlicherweise
o nicht konsequent zwischen Habenzinsen und Sollzinsen unterschieden wird
o nicht konsequent zwischen erwünschten Funktionen und unerwünschten Auswirkungen von
Zinsen unterschieden wird und
o die Möglichkeit der Entkopplung von Habenzinsen und Sollzinsen nicht in Betracht gezogen
wird (Kreditgebühr!)
Die erwünschte und notwendige Funktion der Habenzinsen ist die Aufrechterhaltung des
Geldkreislaufes. Der Habenzins ist der Anreiz dafür, daß Geld, wenn es nicht durch Kaufvorgänge
weitergegeben wird, durch Verleihen weitergegeben wird und somit nicht durch Hortung ("Halten von
Realkassa") dem Geldkreislauf entzogen wird.
Eine zweite wesentliche positive Eigenschaft von Habenzinsen besteht darin, daß sie in einer
Marktwirtschaft die Voraussetzung sind, daß Arbeitsteilung in hohem Umfang und langfristig möglich ist.
Denn diese setzt die Möglichkeit der Bildung von hohen und langfristigen Schulden voraus, was ohne
Habenzinsen kaum möglich ist.
Die unerwünschte Auswirkung positiver Habenzinsen ist, daß sie zu positiven Rückkopplungen,
exponentiellem Wachstum und damit langfristig zwingend zu Destabilisierung von Ökonomie, Politik,
Ökologie und Sozialbereich führen.
Die erwünschte und notwendige Funktion der Sollzinsen ist es, einen sparsamen Umgang mit knappen
Ressourcen zu erzielen. Würden die Sollzinsen nämlich Null werden, würde sich jedermann beliebig viel
Geld ausleihen oder es müßte die Kreditverteilung unter Ausschaltung eines Marktes rationiert werden.
Dieser wichtigen Funktion der Sollzinsen wird meines Erachtens in der klassischen Freiwirtschaftslehre zu
wenig Beachtung geschenkt. Dies ist einer der Gründe, warum die Freiwirtschaft von der traditionellen
Volkswirtschaftslehre weitgehend abgelehnt wird.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Die unerwünschten Auswirkungen der Sollzinsen liegen wegen der Abzinsung künftiger Geldflüsse in
einer systematischen Abwertung der Zukunft, mit sich daraus ergebenden Problemen für die Ökologie und
für den schonenden Umgang mit Ressourcen, was am ehesten mit einer Besteuerung der Ressourcen bzw.
einer ökologischen Steuerreform beherrscht werden könnte.
4.
Die Ohnmacht der Schuldner
Da Zinsen zu einem automatischen Anwachsen der Schulden führen, ergibt sich aus den Zinsen für den
Schuldner der Zwang, seine Schulden zurückzuzahlen. Dieser zinsbedingte Zwang zur Schuldentilgung
führt im Zusammenhang mit der für eine Geldwirtschaft charakteristischen Unterlegenheit der
Schuldner zur sogenannten Ohnmacht der Schuldner. Die Ohnmacht der Schuldner ist die Ursache für
Wachstumszwang, Wettbewerb und Konkurrenz in einer „Geld“-Wirtschaft mit Soll- und Habenzinsen.
Wenn die Kapitalgeber (Geldvermögensbesitzer) nicht bereit sind, Waren oder Dienstleistungen im Ausmaß
ihrer Zinseinkommen zu kaufen, dh. ihr Kapitaleinkommen zu verkonsumieren oder zu verinvestieren,
müssen die Geldvermögen systemnotwendigerweise rascher wachsen als das Bruttosozialprodukt (siehe
auch beiliegende Grafik).
o Dies hat eine einfache mathematische und damit systemnotwendige Ursache. Das BSP ist eine
Flußgröße, von dem jährlich ein bestimmter Anteil immer zur Erhöhung des Kapitalstockes bzw. der
Geldvermögen herangezogen wird. Dies hat zur Folge, daß die Geldvermögen als akkumulierende
(integrale) Größe immer um eine Potenz rascher wachsen müssen als das BSP. Dh. wäre das BSP
konstant, würden die Geldvermögen linear wachsen bzw. wächst das BSP linear müssen die
Geldvermögen quadratisch wachsen (ò x dx = x²)3[3]. In der klassischen Ökonomie geht man
fälschlicherweise von dem Dogma exponentiellen Wachstums aus, was gleichbedeutend mit der
Annahme konstanter Wachstumsraten ist. Nur unter dieser Voraussetzung könnten BSP und
Geldvermögen gleich schnell wachsen, denn nur für die Exponentialfunktion gilt, daß das Integral
gleich der ursprünglichen Funktion ist ((ò ex dx = ex).
o Da mit den Geldvermögen auch die Kapitaleinkommen rascher wachsen als das BSP und damit
auch schneller als das Volkseinkommen, muß dies zwangsweise ab einem gewissen Zeitpunkt zu
einem Sinken der Arbeitseinkommen führen. Dies führt notwendigerweise zu der im folgenden
Kapitel näher ausgeführten kapitalismusbedingten Arbeitslosigkeit, welche das eigentliche aber
bisher zu wenig diskutierte Problem von alternden Volkswirtschaften darstellt.
o Da die Kapitalvermögen und damit die Kapitaleinkommen sehr ungleich verteilt sind, führt dies mit
zunehmendem Alter einer Volkswirtschaft zu einer immer größeren Umverteilung der Einkommen
zugunsten der Kapitaleinkommensbezieher.
o Je größer die Guthaben und Schulden geworden sind, ohne daß die Zinsen im gleichen Ausmaß
gesunken sind, was durch den Liquiditätsvorteil von Geld und der Möglichkeit, Geld in die
Finanzmärkte zu transferieren, verhindert wird, desto schwieriger wird es, die Zinsen durch
Wirtschaftswachstum zu bedienen, denn einerseits sinkt wegen der wachsenden Umverteilung und
der Möglichkeit, Geld in die Finanzgütermärkte zu transferieren, die Nachfrage nach Realgütern und
andererseits ist exponentielles reales Wirtschaftswachstum grundsätzlich nicht möglich.
Die Höhe der Guthaben und Schulden stößt dann an eine Grenze, wenn Zinsen wegen mangelnder
Wachstumsmöglichkeiten nicht mehr gezahlt werden können oder Sicherstellungen für die Schulden im
Zuge einer Rezession oder Deflation abgewertet werden müssen und daher die Schulden fällig gestellt
werden. Schuldner können von sich aus aber wegen der Ohnmacht der Schuldner nur Schulden durch
Senkungen von Ausgaben (zB Lohnkosten) begleichen, was letztlich zu einem entsprechenden
Nachfrageausfall und damit einer Rezession führen muß. Da die Schulden dabei in der Folge noch schwerer
zurückgezahlt werden können, schaukelt sich diese Situation bis zum Zusammenbruch immer weiter auf.
Ein Neubeginn ist erst möglich, wenn durch Crash-Ereignisse wie Krieg, Rezession, Hyperinflation oder
Währungsreform die Guthaben und Schulden soweit vernichtet worden sind, daß sie wieder eine für die
Volkswirtschaft verkraftbare Größe erreicht haben. Was dem heutigen System also fehlt, ist eine
systemverträgliche Methode, Guthaben und Schulden ohne Crash-Ereignisse abzubauen. Eine
entsprechende umfassende Kapitalbestgeuerung ist aus meiner Sicht die einzige dazu geeignete Methode
(siehe Kapitel 7).
3[3] Da Eigenkapitalrenditen (inkl. Wertzuwachs) immer höher sein müssen als Kapitalmarktzinsraten, gilt
dasselbe auch für Einkommen aus Eigenkapital (siehe auch 3. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre in <3>).
83
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
5.
Arbeitslosigkeit
Das gesamte Volkseinkommen setzt sich genauso wie das Einkommen jedes Einzelnen aus
Kapitaleinkommen (Zinsen + Gewinne) und Arbeitseinkommen (selbständige + unselbständige Arbeit)
zusammen. Zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit kommt es genau dann, wenn die Arbeitseinkommen
insgesamt sinken, ohne daß gleichzeitig die Löhne sinken.
Sinkende Arbeitseinkommen bei allen oder Teilen der Bevölkerung können unfreiwilligerweise dann und
nur dann entstehen, wenn entweder
1)
das gesamte Volkseinkommen konjunkturbedingt sinkt, oder
2)
Arbeitseinkommen zu Kapitaleinkommen hin umverteilt werden, oder
3)
es innerhalb der Arbeitseinkommen strukturbedingt zu Umverteilungen kommt, oder
4)
bei Mängeln in der Organisaiton der Arbeitsteilung.
Da unfreiwillige Arbeitslosigkeit also immer durch unfreiwillig sinkende Arbeitseinkommen in Verbindung mit
unflexiblen Löhnen ausgelöst wird, hat Arbeitslosigkeit letztlich genau die gleichen Ursachen wie niedrige
Arbeitseinkommen und kann daher in die gleichen Typen eingeteilt werden:
1)
Konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit
2)
kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit
3)
strukturellbedingte Arbeitslosigkeit
4)
organisationsbedingte Arbeitslosigkeit
Alle heutigen Maßnahmen richten sich ausschließlich gegen konjunktur-, strukturell- und
organisationsbedingte
Arbeitslosigkeit.
In
alternden
Volkswirtschaften
stellt
allerdings
die
kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit ein systemimmanentes Problem dar, das notwendigerweise in einer
Geldwirtschaft mit Zinsen durch das dadurch ausgelöste, raschere Wachstum von Geldguthaben und
Kapitaleinkommen verursacht wird.
6.
Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre
Die oben dargestellten Konsequenzen lassen sich als 2. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre
zusammenfassen.
o Die Gesamtheit der Guthaben und die Gesamtheit der Schulden nehmen in einem geschlossenen
Geld- und Wirtschaftssystem der bestehenden Art stets zu. Sie können nur durch unerwünschte
Ausnahmezustände wie Depression, Krieg, Hyperinflation oder Währungsreform abgebaut werden.
7.
Therapie
Eine langfristig wirksame und nachhaltige Therapie kann nur in Maßnahmen liegen, die verhindern, daß
Guthaben und Kapitaleinkommen rascher wachsen als das BSP. Das kann sein:
o eine Besteuerung der Kapitalvermögen
o eine Besteuerung von Kapitalerträgen
o eine Besteuerung liquider Mittel
o Steuern in der Art der Tobin-Steuer
o eine Förderung von Pensionsfonds (allerdings mit gewissen Einschränkungen).
8.
Komplementärwährungen
o
o
o
Komplementärwährungen im Sinne von Lietaer unterscheiden sich nur in einem wesentlichen Punkt
von herkömmlichen Geld: es gibt keine Zinsen.
Zinsen stellen im herkömmlichen Geldsystem einen Anreiz dar, um Geld zu verleihen und damit eine
arbeitsteilige Wirtschaft zu ermöglichen. Der Anreiz besteht in der Schaffung von leistungslosem
Einkommen durch Zinsen. Bei Komplementärwährungen entsteht der Anreiz zum Geldverleihen
dadurch, daß dabei soziale Bindungen geknüpft werden, die für die Menschen als soziale Wesen
ein gewisses Grundbedürfnis darstellen und entsprechende Vorteile schaffen.
Entstehen beim Geldverleihen in herkömmlichen Geldsystemen beim Geldverleihen Geldschulden
und Zinsschulden, so entstehen auch bei Komplementärwährungen Geldschulden in gleichem
Maße. Allerdings treten anstelle der Zinsschulden soziale Schulden.
84
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Der wesentliche Nachteil bei Komplementärwährungen liegt darin, daß dabei die Bildung von
hohen und langfristigen Schulden nicht möglich ist und damit eine hochgradige und langfristige
Arbeitsteilung nicht möglich ist.
o Ein hoher materieller Wohlstand ist daher nur im Rahmen des bestehenden Geldsystems möglich.
Komplementärwährungen können daher nur als positive Ergänzung, niemals aber als Ersatz für
ein herkömmliches Geldsystem gesehen werden.
o Da ein herkömmliches Geldsystem - wie ausgeführt - jedoch immer zum Zusammenbruch führen
muß (2. Hauptsatz!), geht kein Weg an einer wesentlichen Änderung des bestehenden Systems
vorbei.
o Die unmittelbare Ursache für den Zusammenbruch liegt darin, daß die Geldvermögen schneller als
das BSP wachsen müssen. Ohne Verlust der anderen positiven Eigenschaften des bestehenden
Geldsystems kann dies nur durch eine Besteuerung von Kapitalvermögen, Kapitaleinkommen,
Kapitaltransaktionen und liquiden Mitteln verhindert werden.
Die Art und Weise, wie Geld geschöpft wird, ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Auch wenn „Fiat“Geld über zinsbehaftete Kredite (Diskontzins usw.) geschöpft wird, ist die Höhe der dadurch ausgelösten
Zinsströme unbedeutend gegenüber den durch Geldverleih ausgelösten Zinsströmen (höchstens im
Verhältnis 1:10). Da der überwiegende Teil dieser Zinseinnahmen auch bei Notenbanken mit privaten
Eigentümern von der Notenbank an den Staat abgeliefert werden muß, haben diese Zinszahlungen fast
ausschließlich den Charakter einer Steuer.
Zusammenfassend läßt sich daher festhalten:
Komplementärwährungen tragen bei zur
o Lösung sozialer Probleme, weil sie soziale Bindungen fördern und zur
o Bekämpfung organisationsbedingter Arbeitslosigkeit, weil sie die Arbeitsteilung im kleinen
Rahmen fördern;
Komplementärwährungen bringen keinen wesentlichen Beitrag zur Verhinderung von
o konjunkturbedingter, kapitalismusbedingter und strukturellbedingter Arbeitslosigkeit
o Umweltzerstörung und
o Währungskrisen,
weil sie herkömmliches Geld nicht ersetzen sondern nur ergänzen können, die genannten Problerme aber
durch herkömmliches Geld verursacht werden.
Wenngleich eine durch Güter gedeckte Währung und eine Währung mit einer Liquiditätssteuer
(Nutzungsgebühr) Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Währung haben, können diese beiden
Maßnahmen allein ohne Kapitalbesteuerung die anstehenden Probleme nicht lösen.
o
Teilweise ausführlichere Darstellungen in:
[1] Erhard Glötzl: „Über die (In-)Stabilität unseres Geld- und Wirtschaftssystems aus der Sicht eines
Technikers“; erweiterte Fassung eines Vortrages, gehalten am 13.11.1995 vor dem KdF – Kreis der
Führungskräfte der Voest
[2] Erhard Glötzl: „Arbeitslosigkeit – Über die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit in alternden
Volkswirtschaften und warum Keynes recht hatte und doch irrte“; erweiterte Fassung eines Vortrages,
gehalten am 11.10.1997, Workshop „Zur Entkoppelung von Güter- und Finanzmärkten im Prozeß der
Globalisierung“ im Rahmen eines Projektes des Institutes für Internationales Management der
Universität Graz
[3] Erhard Glötzl: „Das Wechselfieber der Volkswirtschaften – Anamnese, Diagnose, Therapie“;
Diskussionsbeitrag für die Arbeitsgruppe Finanzwirtschaft des Föhrenbergkreises
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gloetzl/gloetz.htm
Startseite www.geldreform.de
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Wozu regionale Währungen?
./..
Kapitel 2
Quelle: Margrit Kennedy, Bernard A. Lietaer: Regionalwährungen. Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand
Regionalwährungen einzuführen, um die regionale Wirtschaftsentwicklung zu fördern, klingt zunächst einmal
unerhört, ja geradezu ketzerisch. Aber genau diese Aufgabe nahmen Regionalwährungen lange Zeit wahr,
bevor sie vor ein paar Hundert Jahren aus der Mode kamen. Jüngere Forschungsarbeiten (1) konnten
nachweisen, dass das regionalen Geldes nicht nur auf eine altehrwürdige Geschichte zurückblickt, sondern
zudem noch recht erfolgreich war - ganz im Gegensatz zu den landläufigen Vorurteilen. Außerdem
verschwanden die Regionalwährungen nicht etwa, weil sie von der Zeit überholt und durch ein besseres
System ersetzt worden waren. Meist wurden sie kurzerhand von einer Zentralmacht abgeschafft, die ihr
eigenes Währungssystem einführen wollte, um so die Wirtschaft einer Region besser kontrollieren zu
können (2). In vielen Fällen wurden die zentralen Währungen sogar mit Militärgewalt durchgesetzt.
Nun soll damit nicht gesagt werden, dass alle Regionalwährungen grundsätzlich gut gemanagt waren und
daher besser funktionierten als die Standardwährungen. Natürlich kam es auch hier zu missbräuchlicher
Nutzung und zu Missmanagement, wie wir sie heute mitunter in der nationalen Währungspolitik beobachten
können. Wichtig erscheint uns aber, dass während der langen Jahrhunderte, in denen es
Regionalwährungen gab, diese ohne Probleme neben den nationalen und internationalen
Währungssystemen existierten. Inflation und andere Währungsprobleme traten dabei sehr viel seltener
auf als in jenen zwei Jahrhunderten, in denen sich das Monopol der Nationalwährungen durchsetzte.
Tatsächlich wurden die modernen Nationalwährungen nicht selten Opfer von heftigen Krisen. Mit der
Aufgabe des Goldstandards* entwickelte sich die Inflation im 20. Jahrhundert zur Hauptgeißel der nationalen
Währungen. Sogar die nach dem 2. Weltkrieg stabilsten Währungen - die Deutsche Mark und der Schweizer
Franken - verloren zwischen 1970 und 2000 die »Kleinigkeit« von 60 Prozent ihres ursprünglichen Wertes
ein (3). Im selben Zeitraum verlor der US-Dollar 75 Prozent, das britische Pfund gar 90 Prozent. Dabei ist die
weit verbreitete Inflation noch keineswegs das schlimmste Übel: Die Weltbank stellte fest, dass in den letzten
25 Jahren nicht weniger als 87 Länder den Zusammenbruch ihres Währungssystems mit ansehen mussten.
Doch kehren wir zunächst zur Geschichte der Regionalwährungen in Europa zurück.
A. Historische Vorläufer
In der Geschichte gibt es zahlreiche Präzedenzfälle für lokale bzw. regionale Währungssysteme. In
Westeuropa lassen sie sich für einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren - von etwa 800 bis 1800 n. Chr
nachweisen (4).
Die meisten Studien, die sich mit mittelalterlichen und vormodernen Finanzinstrumenten befassen, gehen
einhellig davon aus, dass Europa vor der Einführung des Goldstandards ein gut vernetztes
Währungssystem mit einer bunten Währungsvielfalt für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke
besaß. Das System beruhte auf einer allgemein anerkannten 1Verrechnungseinheit. Ausgehend von dieser
Verrechnungseinheit wurden zwei Arten von Währung ausgegeben: einmal Münzen aus reinem Gold bzw.
Silber (die für den Fernhandel gebraucht wurden) und dazu kleinere Kupfer- bzw. Billonmünzen (Billon ist
eine stark kupferhaltige Silberlegierung) für den regionalen Güteraustausch (5). Zu den Gold- bzw.
Silberwährungen gehörten zum Beispiel der Kölner Pfennig, verschiedene vom König emittierte Münzen aus
Frankreich und England sowie der Bezant, eine byzantinische Goldmünze, die wohl den Rekord für die
längste Gültigkeit eines Zahlungsmittels hält (6). Die Lokalwährungen hingegen wurden von Grundbesitzern,
Städten, Bischöfen oder Klöstern ausgegeben. Mitunter gab eine lokale Autorität auch beide Arten der
Währung aus, wie dies zum Beispiel im unabhängigen Stadtstaat Venedig der Fall war (7).
Komplementäre Währungen vor der Französischen Revolution
Die bislang beste und umfangreichste Studie über die Geschichte komplementärer Währungen in Europa
kommt zu dem Schluss: »Die monetären Dogmen der Gegenwart und der Vergangenheit unterscheiden sich
erheblich. Hieß es gestern noch, dass Geld eine Verrechnungseinheit ist, deren Wert sich nach dem in den
Münzen enthaltenen Edelmetallgehalt bemisst, so geht man heute davon aus, dass Geld vor allem universal
zu sein hat und ihm keine geografischen Begrenzungen auferlegt werden dürfen. Weder das eine noch das
andere hätte während des Ancien Régime Sinn gehabt. Ganz im Gegenteil: Meist wurde der lokale
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Güteraustausch durch Münzen, deren Wert sich nicht nach dem Edelmetallstandard bemass, lebhaft
gefördert.« (8).
Daher herrscht sogar unter Münzsammlern keine Einigkeit darüber, was man vor der Französischen
Revolution, genauer gesagt vor Einführung des allgemein verbindlichen Goldstandards, als Geld betrachten
darf und was nicht. Tatsächlich kennt man aus dem Ancien Régime eine Vielzahl münzartiger Objekte, die
sich in Form, Aussehen und Herstellung weitgehend ähneln.
Gewöhnlich teilt man sie in vier Gruppen ein: medailles (Medaillen), jetons (Marken), méreaux und
monnaie (worunter man die offiziellen Münzen versteht).
Studien über die Geschichte des Geldes beschränken sich meist auf die letzte Kategorie, die monnaie bzw.
offiziellen Münzen. Die ersten drei werden dabei als münzähnliche Gebilde betrachtet, also »Pseudo-Geld«.
Darüber hinaus beschäftigt sich der Großteil der numismatischen Fachliteratur nur mit den beiden Extremen,
den Medaillen und den offiziellen Münzen, da diese den höchsten Prestige- und Geldwert besitzen. Méreaux
und andere Marken gelten hingegen als Sammelobjekte für weniger Betuchte und werden in den
historischen Nachschlagewerken geflissentlich ignoriert. Sogar in den Ländern, in denen ihre Geschichte am
besten aufgearbeitet ist, gibt es nur vier Bücher über diese Art von Zahlungsmittel (9), denen einige
Hunderte Titel über Medaillen und offizielle Münzen gegenüberstehen. Daher möchten wir Ihnen hier alle
vier Geldformen kurz vorstellen:
Medaillen waren münzähnliche Objekte, gewöhnlich aus kostbarem Metall, vergleichsweise groß und meist
von künstlerischer Ausgestaltung. Oft handelte es sich um Unikate. Zumindest waren sie meist relativ selten.
Fürsten, Könige und Kaiser verehrten sie ihresgleichen als Geschenk oder verliehen sie ihren Untertanen als
Belohnung.
Jetons sind ebenfalls münzähnliche Objekte, die meist zum Rechnen mit dem Abakus benutzt wurden.
Diese Maschine war ursprünglich mit dem Begriff »exchequer« gemeint, der sich heute noch im Titel des
Chancellor of the Exchequer findet, worunter man den britischen Schatzkanzler versteht. Händler und all
jene, die mit Geld zu tun hatten, brauchten einen solchen Abakus, um ihre Konten ordentlich zu führen.
Abakusmünzen waren also gar nicht so selten. Jetons fanden später auch Eingang ins Glücksspiel.
Allgemein galten sie als Beleg dafür, dass man etwas bezahlt hatte (wie heute zum Beispiel der U-BahnFahrschein), als Ausweis der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Vereinigung (unseren Mitgliedskarten
ähnlich) oder als Unterpfand dafür, dass man zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort war (in der
Kirche oder beim Treffen einer Geheimgesellschaft zum Beispiel). Bei Aufsichtsratsversammlungen in
Frankreich gibt es diese jetons de présence heute noch.
Die Méreaux ähneln äußerlich den Jetons. Auch sie sind im numismatischen Sinne Marken. Sie sehen aus
wie Münzen und wurden von lokalen Autoritäten ausgegeben und galten als lokales Tauschmittel. Der
Begriff méreau (auch mareau oder merelle) stammt vom lateinischen merare ab, was »verteilen« bedeutet.
Ein deutsches Wort für diese rein französische Form der Lokalwährung existiert nicht. Typischerweise
wurden diese »münzählichen Gebilde« aus Blei, Zinn und später Kupfer hergestellt.
Münzen hingegen sind als offizielles Zahlungsmittel der gesamten Numismatikergemeinde wohl bekannt.
Für unser Thema allerdings sind Aussehen, Herstellung und Ausgabe dieser Gebilde unerheblich. Wir
interessieren uns ausschließlich für ihre praktische Funktion in der Gesellschaft. Unsere Definition für Geld
lautet ja: »alles, was eine Gemeinschaft für sich als Tauschmittel akzeptiert hat«. Von diesem Ansatz
ausgehend lassen sich die Geltungsbereich der vier Währungstypen klar trennen, wie aus der folgenden
Illustration hervorgeht:
((BU S. 4))
Nicht als Tauschmittel benutzt
Als Tauschmittel benutzt
Medaillen - Jetons
Méreaux - Münzen
Allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel
Gesetzliches Zahlungsmittel
Zunächst wird danach unterschieden, ob die münzähnlichen Objekte als Tauschmittel dienten oder nicht.
Dann gilt es noch zu klären, ob sie zu den »offiziellen Zahlungsmitteln« gehörten, die von der Regierung
bzw. vom Land ausgegeben wurden (und daher zur Begleichung der Steuerschuld der Bürger angenommen
wurden) oder ob sie einfach nur innerhalb der Bevölkerung ausgetauscht wurden, was wir dann mit dem
Begriff »allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel« bezeichnen. Für unsere Untersuchung sind also nur die
Méreaux und die Münzen interessant. Um die Beziehung dieser beiden münzähnlichen Objekte zueinander
besser zu verstehen, müssen wir sie vor dem Hintergrund ihrer historischen Entstehung betrachten.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches im 4. Jahrhundert n. Chr. kam es in Europa zu einer
starken münztechnischen Fragmentierung, d.h. es wurden sehr viele verschiedene Währungen ausgegeben.
Karl der Große stoppte diese Entwicklung, indem er in seinem Reich (ca. 800 n. Chr.) eine einheitliche,
standardisierte Währung einführte. Diese ging jedoch mit dem Ende der karolingischen Herrschaft wieder
verloren. Europa musste sich erneut mit zahlreichen Währungen herumschlagen, deren Geltungsbereich
noch begrenzter war als vorher. Lokale Grundherren, Bischöfe und Äbte gaben Münzen unterschiedlichster
Qualität und Benennung heraus. Der König von Frankreich schaffte hier als erster Ordnung. Ludwig IX.
erließ in den Jahren 1265-1266 verschiedene Anordnungen, mit denen er durchsetzte, dass nur die
königliche Münze das Recht hatte, Münzen auszugeben, die im gesamten Reich Gültigkeit hatten.
Ausgenommen davon war nur das Münzrecht der Barone. Wo dieses galt, gab es also zwei verschiedene
Währungen. Außerdem ordnete er an, dass Steuerschulden nur in der königlichen Währung beglichen
werden konnten.
In der Folge versuchten sämtliche französischen Könige, das Münzrecht der Barone einzuschränken,
entweder durch Rückkauf oder schlicht durch Gewaltanwendung. Im letzten Jahrzehnt des 13.
Jahrhunderts war die Zentralisierung der Währung so weit fortgeschritten, dass es zu einer
Einschränkung der umlaufenden Geldmenge kam, was zu einer massiven wirtschaftlichen Rezession
führte, welche beinahe ein halbes Jahrhundert dauerte. Begleitet wurde sie von den ersten wirklich
ausgedehnten Hungersnöten im Europa des beginnenden 14. Jahrhunderts. Die Bevölkerung wurde
dadurch so geschwächt, dass sie dem erneuten Ansturm des Schwarzen Todes nichts mehr entgegen zu
setzen hatte (10).
Eben weil sie das Recht verloren hatten, ihre eigene Währung herauszugeben, griffen die lokalen
Autoritäten immer stärker auf die Méreaux zurück. So wurden diese zum allgemein akzeptierten
Zahlungsmittel auf regionaler Ebene. Diese Praxis wurde dann zunehmend von ihren weniger mächtigen
Nachbarn, die noch nie Münzrecht besessen hatten, imitiert. Méreaux hatte es zwar bereits in der Antike
gegeben, doch richtig weit verbreitet wurde ihr Gebrauch erst nach dem Einschränken lokaler
Münzrechte durch die Krone.
Ein Indiz dafür, dass die Anordnungen des Königs nicht ohne Weiteres befolgt wurden, ist die Häufigkeit,
mit der sie wiederholt werden mussten. So untersagte zum Beispiel die Stadt Arras den Gebrauch der
Méreaux bereits im 14. Jahrhundert. Dass diese Anordnung nicht besonders griff, bezeugen spätere Edikte
gleichen Inhalts aus den Jahren 1451, 1464 und 1468 (11). Und dies ist kein Einzelfall. Beinahe vier
Jahrhunderte nach Ludwig IX. und seinen Erlassen zum königlichen Münzrecht treten im Jahr 1657
königliche Beamte in der Stadt Maçon auf den Plan, um die Ausgabe »einer größeren Menge von
Bleimarken« zu verhindern, die in der Stadt als Zahlungsmittel kursierten. Diejenigen, die sich hier das
Münzrecht anmaßten, waren lokale religiöse Autoritäten, die sich mit dem Hinweis verteidigten, sie gäben
schon seit drei- oder vierhundert Jahren solche Méreaux heraus (12). Zwanzig Jahre später kam es in der
Stadt Autun zu einem ähnlichen Vorfall (13).
Wie wurden nun die Méreaux verwendet? Nehmen wir zunächst einmal die kirchlichen Bleimarken, von
denen im vorigen Beispiel berichtet wurde. Neben den Mönchen, die in ihren Klöstern nach der Ordensregel
lebten, gab es im Mittelalter und der frühen Neuzeit noch den »säkularen« Klerus. Jede Pfarrkirche hatte
ihren Geistlichen, der ein ganz »normales« Leben unter seinen Schäfchen führte. Manchmal schlossen sich
mehrere von ihnen zu Chören 4zusammen, die zu Messen und anderen Andachten sangen. Daneben übten
sie noch einige andere Aufgaben aus: Im Mittelalter bildeten die Priester einer Kathedrale ein Kapitel, das
den örtlichen Bischof wählte. Wenn nun Mitglieder des »Domkapitels« eine Messe lasen bzw. an einer
Messe teilnahmen, wurden sie in Méreaux bezahlt, die sie später gegen Nahrung, Wein und andere
Güter eintauschen konnten. Auch die zahlreichen wohltätigen Einrichtungen gaben ihre eigenen Méreaux
heraus, die man gegen Brot, Heringe, warme Mahlzeiten und Obdach eintauschen konnte. Am Ende dieser
Entwicklung waren einige der Marken so weit verbreitet, dass sie in den Städten, in denen sie ausgegeben
wurden, als allgemeines Zahlungsmittel akzeptiert wurden.
Noch bedeutsamer aber sind jene Marken, wenn damit eine Leistung im Rahmen bestimmter Arbeiten
abgegolten wurde. So finden sich in den Archiven Hinweise, dass zur Entlohnung der für die Katherale
tätigen Glockengießer extra bestimmte Méreaux geprägt wurden (14). In Saint Omer bezahlte ein Kloster
Bauarbeiten und andere von weltlichen Arbeitern ausgeführte Tätigkeiten in méreaux de salaire. Sie wurden
in Blei gegossen und trugen ein Emblem, das zeigte, welche Art der Arbeit ausgeführt worden war.
((BU S. 5 - Bild muss von B.L. noch eingefügt werden; Labrot S. 82f.)) Méreau für Terrassierarbieten bzw. für
durchgeführte Transporte
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Mit diesen Méreaux konnte man beispielsweise seine Unterkunft bezahlen oder in bestimmten
Gasthäusern Wein und Mahlzeiten bekommen. Natürlich wurden diese Gasthäuser vom
ausgebenden Kloster beliefert, sodass ein lokaler Wirtschaftskreislauf entstand, in dem die Arbeit für
das Kloster mit Produkten des Klosters bezahlt wurde. In Saint Omer gab der Stadtrat im 17.
Jahrhundert ebenfalls Méreaux aus, mit denen er die Arbeiten an seinen Türmen und Verteidigungswällen
vergütete. Auf dieselbe Weise wurden 1566 die Wälle von Lille bezahlt und 1663 die von Amiens (15).
Sogar der König selbst bediente sich der Méreaux, wenn er dadurch zu seinen Gunsten einen
geschlossenen Wirtschaftskreislauf schaffen konnte. So entdeckten Archäologen beispielsweise Méreaux
mit dem königlichen Wappen und verschiedenen Maurerwerkzeugen. Damit wurden die Arbeiter bezahlt, die
nach der berühmten Belagerung von Montségur, das 1244 im Feldzug gegen die Katharer fiel, die Festung
wieder aufbauten. Später gaben die französischen Könige in Paris auch Bleimarken heraus, um ihre
Bediensteten in Küche, Stall und anderen königlichen Einrichtungen zu bezahlen (16).
((BL: Bild muss noch eingefügt werden; Labrot S. 86))
All dieser historischen Beispiele wird deutlich, dass das Vorurteil, lokale Währungen seien
abgeschafft worden, um die Wirtschaft zu modernisieren und die Effizienz des Systems zu steigern
(wie manche modernen Währungsexperten glauben), schlicht unhaltbar ist.
Betrachteten die Zeitgenossen aber ihre Méreaux tatsächlich als Geld? Kurz und bündig gesagt: Ja! Allein
die Tatsache, dass viele dieser Marken die Aufschrift moneta, Münze, tragen, kann hierfür als Beleg gelten.
Dass die Méreaux als »richtiges« Zahlungsmittel galten, beweist auch das Faktum, dass jeder, der sie
fälschte, ebenso drastische Strafen zu gewärtigen hatte wie ein »normaler« Münzfälscher. Der Bußkatalog
reichte vom Übergossenwerden mit siedendem Öl über das Naseabschneiden bis zum Brandmarken des
Gesichts 5mit glühenden Eisen hin zum Prangerstehen, wobei man dem Volkszorn hilflos ausgeliefert war.
Und in welcher Relation stand das allgemein anerkannte zum offiziellen Zahlungsmittel? Das hing ganz von
Zeit und Umständen ab. Mochte eine Marke zu Anfang nur innerhalb einer bestimmten sozialen Umfelds
gelten, konnte sie sich allmählich aber immer weiter ausbreiten, bis sie schließlich in weiten Teilen der
Bevölkerung als Zahlungsmittel akzeptiert wurde.
Zunächst einmal lässt sich der Stellenwert der beiden Währungssysteme nicht auf Grund archäologischer
Funde ermitteln. Die meisten großen Geldfunde sind das, was wir gemeinhin als »Schatz« bezeichnen. Als
solcher wird typischerweise aber nur das offizielle Zahlungsmittel betrachtet, das einen entsprechenden
Gehalt an Edelmetall aufweist. Die wichtigsten Markenfunde jedoch finden sich beim Ausbaggern von
Flüssen innerhalb der Grenzen historischer Städte (17). Méreaux und andere Marken tauchen also selten in
Münzsammlungen auf, weil sie weniger schön und weniger wertvoll sind als die offiziellen Münzen. Dass
archäologische Funde somit mehr Münzen als Marken zu Tage fördern, sollte uns nicht zu dem Fehlschluss
verführen, letztere wären kaum im Umlauf gewesen.
Wir können sogar davon ausgehen, dass diese Ersatzzahlungsmittel eine wesentlich größere Rolle
spielten, als man heute annimmt. Der berühmte Gelehrte Nicholas Oresme weist schon im 13.
Jahrhundert darauf hin, dass man zwischen Währungen für den Zahlungsverkehr und Währungen zu
Sparzwecken unterscheiden müsse. Später nahm der Begründer der Londoner Börse, Lord Gresham, seine
Gedanken auf und formulierte sie zum so genannten Greshamschen Gesetz um, in dem sich das
Wertesystem des Goldstandards widerspiegelt: »Schlechtes Geld verdrängt gutes.« Die Währungen, die
einen hohen Eigenwert besitzen (»gutes Geld«), werden zur Aufbewahrung von Werten verwendet, wodurch
sie dem allgemeinen Geldverkehr entzogen werden. Dadurch zirkuliert mehr und mehr »schlechtes« Geld,
das keinen oder nur einen geringen Münzwert hat. Daher spielte dieses Geld im Alltagsleben der
Stadtbürger eine wesentlich größere Rolle, als dies auf den ersten Blick scheinen mag. Das Gegenteil gilt für
große Transaktionen bzw. den Handel über die Grenzen der Region hinweg. In all diesen Fällen
dominierte natürlich das offizielle Zahlungsmittel.
Bleibt die Frage, welche Bedeutung eine Geldform im Laufe der Zeit gewinnt. Dies lässt sich letztlich nur in
der Rückschau beantworten. In diesem Zusammenhang ist eine Äußerung von Michel Dhenin, dem Kurator
des Cabinets des Médailles der Nationalbibliothek in Paris, nicht ohne eine gewisse Pikanterie. Er meinte
einmal in Bezug auf unsere aktuellen Währungen: »Man könnte ja einwenden, dass reales Geld heute
weitgehend von Pseudo-Geld ersetzt wird, ja dass wir in unseren Geldbörsen nur noch scheinbares Geld
herumtragen. Und damit läge der Betreffende noch nicht einmal falsch.« (18) Das System mehrere
paralleler Währungen wird häufig als Geschichte von Unzulänglichkeiten und Irrtümern beschrieben, die
durch die Einführung des internationalen Goldstandards später behoben worden seien (19). Die Verfechter
dieser Ansicht betrachten ein System komplementärer Währungen als nicht ausreichend homogen und
damit als hinderlich für Preisbildung und freien Güteraustausch. Doch ist auf das Nebeneinander
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
verschiedener Währungen auch ein anderer Blick möglich, der in einer Währungsvielfalt auch ein
bewusstes Instrument zur Aufrechterhaltung voneinander getrennter Wirtschaftskreisläufe (lokaler
bzw. überregionaler) sieht, das darüber hinaus die monetäre Trennung verschiedener Geldfunktionen
(Aufbewahrung versus Tausch) ermöglicht. Dieser Argumentation haben sich so renommierte Experten wie
Fernand Braudel und Aldo de Maddalena angeschlossen (20).
Dass wir die verschiedenen Funktionen vormoderner monetärer Instrumente jedoch so präzise
einzuschätzen vermögen, verdanken wir in erster Linie der bahnbrechenden Studie von Luigi Einaudi (21).
Jüngere Forschungsarbeiten nehmen seinen Ansatz auf und weisen damit beispielsweise nach, dass die
Trennung monetärer Kreisläufe und Funktionen die entscheidende Grundlage für das finanzielle
Gleichgewicht innerhalb der wirtschaftlichen und sozialen Systeme des Ancien Régime war (22). Diese
Wissenschaftler kommen zu einem interessanten Schluss: »Das monetäre System vor der Einführung
des Goldstandards war also keineswegs eine mängelbehaftete Notlösung, sondern ein stabiles
System zweier Währungen. Folgt man diesem Ansatz weiter, so liefert die Finanzgeschichte des
mittelalterlichen und modernen Europas erdrückende Beweise dafür, dass ein kohärentes duales
Währungssystem auf institutioneller Ebene machbar und auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Ein solches
duales Währungssystem, das sowohl in allgemeiner als auch formeller Hinsicht als Komplementärwährung
konzipiert ist, vereint monetäre Effizienz mit den Zielen des sozialen Ausgleichs.« (23)
Des Weiteren zeigt sich in der historischen Betrachtung, dass die regionalen Währungssysteme nicht
abgeschafft wurden, weil sie wenig Effizienz boten oder die Bevölkerung von ihnen nicht profitierte. Der
einzige Grund war vielmehr die wachsende Macht einer zentralen (d.h. königlichen) Autorität.
Im 18. Jahrhundert griff dieser Prozess der Vereinheitlichung auf die internationale Ebene über. Zunächst
wurde unter dem Druck der damals dominierenden Nation der Briten der Goldstandard eingeführt. Dass
dieser im Laufe des 20. Jahrhundert aufgegeben werden musste, hat den Vereinheitlichungsprozess der
Währungen jedoch nicht gestoppt, im Gegenteil. Das Abkommen von Bretton Woods, das angeblich nur den
Dollar an einen bestimmten Goldstandard band, zeitigte in der Hauptsache ein Resultat: Der dominante
Global Player in Sachen Währung wurde ein anderer. Als Präsident Nixon 1971 die Garantie, dass der
Dollar jederzeit zu einem bestimmten Kurs in Gold umgetauscht werden würde, fallen ließ, wurde klar, dass
es auf der Welt bereits einen globalen Dollarstandard gab. Die einzig vernünftige Antwort darauf war die
Bildung unabhängiger transnationaler Währungslandschaften wie zum Beispiel der Eurozone. Wir werden
später zeigen, dass die Schaffung des Euro nur ein erster und nötiger Schritt war, um mit Hilfe monetärer
Innovationen die Probleme des 21. Jahrhunderts zu lösen.
Dabei sollten wir uns klar machen, dass die wichtigsten Währungsstrategen des 20. Jahrhunderts, unter
ihnen John Maynard Keynes, der einige zentrale Ausschüsse in Bretton Woods leitete, eigentlich genau das
Gegenteil von dem wollten, was bei dieser Zusammenkunft schließlich herauskam. Ihr Hauptziel war es,
jedem Staat seine eigenständige Geldpolitik zu erlauben, die von internationalen Erfordernissen unabhängig
sein sollte (24). Es überrascht uns daher auch nicht, dass Keynes für den internationalen
Zahlungsausgleich ein duales Währungssystem vorschlug. Er unterschied zwischen einer
Verrechnungseinheit für den Güteraustausch (der von einer Clearing Union überwacht werden sollte) und
einer anderen für internationale Darlehen (die wiederum von einer Behörde für Internationale Investments
kontrolliert werden sollten). (25)
Trotz der gewichtigen Stimmen, die für ein Nebeneinander monetärer Instrumente und Funktionen eintraten
(zu ihnen gehörte nicht nur Keynes mit dem von ihm vorgeschlagenen bancor, sondern auch Fisher (26) mit
dem »kompensierten Dollar« und Hayek (27), der ebenfalls verschiedene Währungen favorisierte), schritt
die Globalisierung und Vereinheitlichung des Geldes unaufhaltsam fort. Mit ihr verschwanden nicht nur die
geopolitischen Grenzen zwischen den Nationalwährungen, sondern auch die Unterschiede zwischen
verschiedenen wirtschaftlichen Aktivitäten bzw. ihren Akteuren. Und so erscheint uns nun das Aussterben
der Vielfalt monetärer Instrumente, die Jahrhunderte lang Bestand hatten, als unvermeidlich. Heute
benutzen wir für alle möglichen wirtschaftlichen Aktivitäten dieselbe Form von Geld, ob wir nun lokal,
regional, national oder global tätig werden. Eine einzige Währung dient uns für den Handel zwischen
privaten Partnern und für die Verteilung von Kaufkraft innerhalb unserer Gemeinschaften. Sie fungiert
gleichzeitig als Tauschmittel, als Reserve und als Mittel zur Aufbewahrung von Werten. Da die meisten
Wirtschaftslehrbücher die historischen Fakten verschweigen, schrecken die Fachleute allein beim bloßen
Gedanken an multiple Währungen zurück, weil sie diese für eine im besten Fall unorthoxe, eher aber
gefährliche Idee halten.
Doch vergegenwärtigen wir uns noch einmal, was der historische Abriss erkennen ließ:
1. Der zunehmende Trend zur globalen Vereinheitlichung von Währungen ging von dem Bestreben der
Zentralmächte aus, Kontrolle zu erlangen, und diente keineswegs einer wie auch immer gearteten
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Steigerung wirtschaftlicher Effizienz bzw. Modernisierung des Systems, was in gewissem Sinne ja
gerechtfertigt wäre.
Im Gegensatz dazu gibt es überzeugende historische Belege, dass gut gemanagte Regionalwährungen
parallel zu nationalen bzw. supranationalen Systemen eingesetzt werden können, ohne Inflation oder
andere Währungskrisen zu verursachen.
2. Der Trend zur Vereinheitlichung hat darüber hinaus den unangenehmen Nebeneffekt, das Spektrum an
Lösungen für lokale und regionale Wirtschaftsprobleme erheblich einzuschränken. Darüber hinaus
konzentriert sich die Finanzkraft in wenigen Zentren.
3. Ist es daher nicht an der Zeit, dass wir uns fragen, ob diese Entwicklung überhaupt wünschenswert ist vor allem vor dem Hintergrund der Probleme in Europa und im Rest der Welt?
Doch bevor wir uns an die Beantwortung dieser Frage machen können, müssen wir genauer definieren, was
wir heute unter Regionalwährung verstehen.
B. Definitionen und Beschränkungen
Regionalwährungen sind eine Sonderform dessen, was man heute Komplementärwährung nennt.
Dies ist deshalb wichtig, weil wir für eine auf breiter Basis funktionierende Regionalwährung kein aktuelles
Modell finden. Für die Komplementärwährung allerdings gibt es genügend, auch aktuelle
8Anwendungsbeispiele. Aus diesem Grund werden wir zunächst einen Blick auf die Komplementärwährung
werfen.
Eine der praktischen Umsetzungen des komplementären Währungskonzeptes sind die Bonusmeilen der
Fluggesellschaften. Anfangs nur als Marketinggag gedacht, der die Markentreue der Fluggäste zu ihrer
Airline stärken sollte, lassen sich heute damit Ferngespräche bezahlen, Taxis, Hotels oder Restaurants.
Zwei Drittel der Bonusmeilen britischer Fluggesellschaften werden für etwas anderes als neue Flüge
eingetauscht. In Großbritannien werden Bonusmeilen sogar von Sainsbury, der größten Supermarktkette
des Landes, akzeptiert. Und sie können »Bonusmeilen« erwerben, ohne auch nur ein Flugticket gekauft zu
haben, zum Beispiel wenn Sie für Ihre Einkäufe die Visacard der Citibank benutzen. Bonusmeilen sind
also
zu
einem
nicht-offiziellen,
zweckgebundenen
Zahlungsmittel
geworden.
Dass
Komplementärwährungen ein sinnvolles Geschäftsmodell sein können, ist mittlerweile eine allgemein
anerkannte Tatsache. (Siehe Kasten)
Das Geschäftsmodell »Komplementärwährung«
Rein betriebswirtschaftlich gesehen geht es darum, dass die Wertschöpfung für das Unternehmen höher
ist als die Grenzkosten für jeden zusätzlichen Kunden. Bei den Fluggesellschaften bestehen diese
Grenzkosten letztlich nur in den realen Kosten, die ein zusätzlicher Passagier auf dem entsprechenden Flug
verursacht (letztlich also nur die Kosten für die Mahlzeiten). Alle anderen Kosten sind feste Kosten. Man
nennt sie so, weil sie ohnehin anfallen, ganz egal, ob jemand den Platz im Flugzeug beansprucht oder nicht.
Sinnvoll ist so eine Komplementärwährung also für all jene Unternehmen, die niedrige Grenzkosten
haben. Es gibt durchaus Geschäftszweige, in denen die Grenzkosten bei Null liegen, zum Beispiel im Kino
(solange es nicht voll ist). Ein zusätzlicher Besucher verursacht keinerlei Kosten, weil alle Kosten feste
Kosten sind - ob es sich nun um die Leihgebühr für den Film, die Heizkosten oder das Gehalt des
Filmvorführers handelt. Sie fallen sowieso an, egal, ob nur ein Besucher da ist oder deren 300. Ein Kino
kann also einen Besucher einlassen, auch wenn er bis zu 90 Prozent des Eintritts in einer
Komplementärwährung bezahlt und steht immer noch besser da, als wenn es nicht Teil des Systems wäre.
Auch wenn das Kino die Zweitwährung hinterher verfallen lässt, würde es immer noch mehr Gewinn in
offizieller Währung machen als ohne diesen Besucher. Aber natürlich können der Kinobesitzer und seine
Angestellten die Komplementärwährung auch nutzen und dadurch ihren Profit noch steigern. Ein anderes
Beispiel: Ein Restaurant hat gewöhnlich Grenzkosten von etwa einem Drittel der Kosten einer Mahlzeit.
Diese entsprechen dem, was Sie tatsächlich auf den Teller bekommen. Ein weiteres Drittel sind Festkosten:
Pacht, Heizung, Angestellte und so weiter. Nur das letzte Drittel macht den Gewinn aus. So lange das
Restaurant also nicht voll ist, hat es durchaus Sinn, zusätzliche Besucher anzulocken, die zur Hälfte
in offizieller Währung, zur Hälfte in einer Komplementärwährung bezahlen.
Der konventionelle Weg für einen Geschäftsinhaber, volle Auslastung zu erzielen, wären allgemeine
Rabatte. Das hat jedoch den Nachteil, dass damit die Produkte auch für jene Kunden billiger werden, die
ohnehin kommen würden. Wenn der Rabatt sich also nur auf die Nutzer der Komplementärwährung
erstreckt, bleibt das Einkommen aus dem Besuch der Normalkunden erhalten. Außerdem kann der Inhaber
selbst entscheiden, in welcher Form er den Rabatt erteilt. So kann er die Komplementwährung zum
Beispiel nur an Arbeitstagen akzeptieren, wenn er am Wochenende gewöhnlich ausgebucht ist.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Aus diesem Grund operieren die Fluggesellschaften eher mit Bonusmeilen, um ihre Plätze zu füllen, statt
allgemeine Rabatte zu geben. Auch diese unterliegen teilweise noch bestimmten Einschränkungen wie zum
Beispiel: »Vielfliegerprogramme gelten nicht an Ferientagen«.
Auf diese Weise können Komplementärwährungen ungenutzte Ressourcen mobilisieren und damit
unbefriedigte Bedürfnisse decken. Darüber hinaus können die Unternehmen diese zusätzlichen
Zahlungsmittel natürlich einsetzen, wie immer ihnen dies nützlich sein kann. An einem solchen Programm
teilzunehmen hat nämlich auch indirekte Vorteile für die Firmen ... ((BL: Hier hört der Text im Kasten auf.
Fehlt da was?)) Ja, da fehlt etwas und ich habe es auch nicht in meiner Fassung! MK
Wie können wir nun aus dem, was wir über das Geschäftsmodell der Komplementärwährung erfahren
haben, eine Definition derselben ableiten? Eine Komplementärwährung stellt eine allgemeine Übereinkunft
innerhalb einer Gemeinschaft dar, etwas anderes als das offizielle gesetzliche Zahlungsmittel* für den
Austausch von Gütern und Dienstleistungen zu akzeptieren. Die meisten Komplementärwährungen dienen
keinen kommerziellen Zwecken, weshalb man sie häufig auch Gemeinschaftswährung oder Lokalwährung
nennt. Im Englischen ist auch der Begriff common tender (im Gegensatz zum official tender, dem
gesetzlichen Zahlungsmittel) gebräuchlich. Da diese Währungen gewöhnlich neben der gesetzlichen
Verwendung finden und diese nicht etwa ersetzen, ziehen wir hier den Begriff Komplementärwährung (von
franz. complément, »Ergänzung«) vor.
Das Komplementärprinzip ist in der Wirtschaft zwar neu, in anderen Disziplinen wie Physik, Psychologie,
Biologie oder Philosophie ist es als theoretisches Konzept durchaus gebräuchlich. Für die Physik haben W.
Pauli (28), W. Heisenberg (29) und N. Bohr (30) seine Nützlichkeit nachgewiesen, für die Systemtheorie tat
dies C. François (31), für die Psychologie C. G. Jung (32), für die Medizin V. von Weizsäcker (33) oder T.
von Uexkuell und für die Ethik K. O. Apel. Sogar die Molekularbiologie arbeitet mittlerweile mit diesem
Prinzip, um das Speichern von Information in der DNS zu erklären. Die östlichen Philosophien vom
Taoismus bis zum Zen-Buddhismus haben die Vorstellung von der Komplementarität als Grundlage. Und ein
so bedeutender Philosoph wie der Japaner Miura Baien hat sein gesamtes Denken darauf gegründet. Sie
alle nutzen dasselbe Prinzip zur Erklärung der Welt. Wir können uns also vorstellen, dass das Prinzip der
Komplementarität von enormer Bedeutung ist. (Siehe Kasten)
Das Prinzip der Komplementarität
von Dr. Stephan Brunnhuber
((BL: Ist dieser Text vielleicht auf Deutsch vorhanden? Der Name des Autors lässt so etwas vermuten.))Nein
dieser Text existiert nur in englisch und muß noch übersetzt werden! MK
In den letzten 20 Jahren kam es zu einer Zunahme an komplementären Zahlungsmitteln, die meist eine eng
begrenzte, mitunter rein lokale Funktion hatten. Tatsächlich ist dies zum ersten Mal der Fall, ohne dass
hinter diesem Prozess eine Wirtschaftskrise oder ein Krieg steht. Die folgende Grafik soll veranschaulichen,
wie sehr die Anzahl solcher Zahlungsmittel in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen hat.
((BU S. 12))
Die heutige Situation
Anzahl komplementärer Währungssysteme in 12 Ländern
(1984-2003)
((Leider kann ich die Beschriftung der Grafik auf meiner Kopie nicht lesen; es handelt sich dabei um einzelne
Länder, die - je nach vorliegendem Bildmaterial - vielleicht noch in Deutsch eingesetzt werden müssten.))Ja,
vielleicht kann BL da noch eine bessere Fassung der Graphik einfügen. MK
Eine Region soll hier definiert werden als »geografisches Gebiet, mit dem die Menschen sich identifizieren«
Das ist eine gute und an dieser Stelle ausreichende Definition. MK Wie wir in Kapitel 3 noch näher erläutern
werden, ist die Größe einer Region für ihr Selbstverständnis weniger bedeutsam als die potenzielle
Dichte menschlicher Interaktion, natürliche geografische Grenzen wie zum Beispiel Flüsse, Berge, Täler
oder Wälder und natürlich der »Stolz auf die Zugehörigkeit zu diesem Gebiet«.
Eine Regionalwährung ist also eine Form der Komplementärwährung, die zum Ziel hat, mit Hilfe
ungenutzter Ressourcen auf regionaler Ebene bislang unbefriedigte Bedürfnisse zu stillen. Praktisch
bedeutet das, dass sie einen wesentlich breiteren Anwendungsbereich besitzt als Lokalwährungen
(Beispielhaft seien hier die LETS-Systeme*, Tauschringe oder Time Dollars* genannt.), die in der obigen
Grafik aufgeführt sind. Lokale Systeme umfassen meist nicht mehr als etwa 1000 Mitglieder. (Eines der
größten LETS-Netze weltweit, das Blue Mountain LETS bei Sydney, Australien, zählt etwa 1000 aktive
Mitglieder.) Die aktuell gültigen Währungen hingegen sind meist nationale oder transnationale
Systeme, die für mehrere Millionen oder gar Hunderte Millionen (siehe Euro) Menschen gelten. Ein
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
regionales Währungssystem sollte also dazwischen angesiedelt sein und für 10 000 bis maximal 1
Million Menschen Gültigkeit haben.
Die aktuell existierenden Lokalwährungen werden bei dem von uns vorgeschlagenen System keineswegs
überflüssig. Sie nehmen einen sinnvollen und wichtigen Platz ein. Einige davon haben sich vor allem als
Gemeinschaftswährung hervorgetan, indem sie den direkten Austausch zwischen zwei Menschen
erleichterten und so neue Beziehungen zwischen den Beteiligten schaffen. Außerdem ist es durchaus
möglich, dass einige der lokalen Währungssysteme sich zu einem übergreifenden Netzwerk
zusammenschließen und eine Regionalwährung hervorbringen, ohne auf ihre Rolle als unabhängiges
Subsystem mit eigener lokaler Identität verzichten zu müssen. Darauf werden wir in Kapitel 4 noch näher
eingehen.
Die praktische Erfahrung mit bereits vorhandenen lokalen Systemen hat jedoch gezeigt, dass das mit
diesem Zahlungsmittel geregelte Tauschvolumen meist begrenzt bleibt, auch wenn die Systeme schon
seit mehr als zehn Jahren existieren. Nur ganz wenige Teilnehmer geben an, dass sie mehr als ein Drittel
ihres Bedarfs mit Hilfe einer lokalen Währung decken (34). Und auf makroökonomischem Niveau
betrachtet machen die komplementären Währungssysteme höchstens ein Prozent der regionalen
Tauschvorgänge aus. Einer der schwerwiegendsten Gründe für diese Begrenztheit liegt allerdings in der
Tatsache, dass die lokalen Geschäfte die komplementären Zahlungsmittel nur sehr selten akzeptieren.
Lokale Währungssysteme haben daher einfach zu wenig Gewicht, um einen entscheidenden wirtschaftlichen
Einfluss auf eine Region auszuüben.
Dies soll jedoch deren soziale Bedeutung für die beteiligten Menschen nicht schmälern. Denn der Mensch
ist nun einmal primär sozial und nicht nur wirtschaftlich orientiert.
In diesem Buch allerdings widmen wir uns nicht nur sozialen Themen. Wir versuchen, Visionen und
Strategien zu entwickeln, die als Gegengewicht zum aktuellen Globalisierungsprozess wirken können.
Wir suchen also nach einem Modell komplementärer Währungssysteme, die groß genug sind, um
einen entscheidenden sozioökonomischen Einflussfaktor abzugeben. Wir würden ein regionales
System als erfolgreich betrachten, wenn es in der Lage wäre, bis zu 30 Prozent der ökonomischen
Austauschvorgänge innerhalb eines Gebietes zu bewältigen. Dabei wollen wir hier noch einmal
unterstreichen, dass es uns nicht darum geht, ein Land oder ein bestimmtes Gebiet ökonomisch von seiner
Umgebung abzugrenzen, um es autark zu machen. Denn auch wenn die von uns vorgeschlagene
Regionalwährung erfolgreich wäre, so würde der weitaus größte Teil des Wirtschaftskreislaufs immer
noch über das Instrument der offiziellen Währung laufen. Vollkommene Autarkie ist in der heutigen Welt
weder praktikabel noch wünschenswert (35). Stellen Sie einfach mal zum Spaß eine Liste der Dinge auf, die
Sie jeden Tag benutzen und auf die Sie verzichten müssten, wenn Sie nur nutzen könnten, was Ihre Region
produziert. Trotzdem zeigt die Erfahrung, dass, wenn wir Produktion und Konsum konsequent von unserem
Umfeld lösen, also »delokalisieren«, auch ein entscheidendes Moment verloren geht. Am sinnvollsten ist es
daher, einen passenden Mittelweg zu finden, der beide Extreme vermeidet. Wo dieser Mittelweg liegt, ist
für jede Region, jeden Menschen und jede Art des Konsums neu zu entscheiden.
Doch um eine Komplementärwährung zu einer echten Regionalwährung zu machen, braucht es mehr als
nur eine bestimmte Menge von Nutzern und einen gewissen wirtschaftlichen Einfluss. Die Vorstellung von
einer »Region« umfasst noch wesentlich subtilere Aspekte. Da ist zunächst einmal die Frage der Identität.
Häufig weist »unsere« Region bestimmte natürliche Grenzen auf, die sie zu dem machen, was sie ist. Sie
kann ein ganz eigenes Ökosystem, zum Beispiel ein Gebirgstal, sein. Manchmal ist damit auch eine
charakteristische Biosphäre wie zum Beispiel ein Moor oder ein bestimmtes Anbaugebiet damit gemeint. Ziel
und Zweck einer Regionalwährung ist es, einen privilegierten Informationsraum zu schaffen, der die
Menschen und Ökosysteme eines bestimmten Gebietes miteinander verbindet. In späteren Kapiteln werden
wir sehen, dass regionale Währungen häufig bestimmte Initiativen fördern, mit denen eine Region ihre
spezifischen Probleme lösen kann, ohne eine Finanzierung von der Zentralmacht bzw. ihren Bürgern fordern
zu müssen. Eine Regionalwährung ermöglicht gebietsbezogene Problemlösungen, die ohne sie gar
nicht möglich wären. Sie erweitert also unseren Handlungsspielraum.
C. Wann, wenn nicht jetzt?
Für eine möglichst baldige Einführung von Regionalwährungen gibt es drei gewichtige Argumente. Jeder
dieser Punkte wird uns neue Einsichten in das Wesen regionaler und überregionaler Wirtschaftskreisläufe
vermitteln, die uns auf den folgenden Seiten immer wieder nützlich sein werden. Daher soll dieses Thema
uns hier noch ein wenig beschäftigen. Die drei Argumente, die hier und heute für die Einführung von
Regionalwährungen sprechen, sind:
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
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Regionale Währungen bieten ein Modell
wirtschaftlicher Entwicklung,
das zum
Informationszeitalter passt.
Der Verunsicherung, die mit diesem Zeitalter einhergeht, können wir nur mit Flexibilität und
Experimentierfreude begegnen.
Die komplexen Probleme in Europa erfordern ungewöhnliche neue Lösungen.
1. Ein Entwicklungsmodell für das Informationszeitalter
Dieses Argument geht im Wesentlichen auf einen Mann zurück, dem man solche Gedankengänge auf den
ersten Blick nicht zutrauen würde. Toshiharu Kato hat fast sein ganzes Leben dem METI (früher MITI)
gewidmet, dem japanischen Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie. Das METI ist eine der
einflussreichsten Institutionen des Landes, da es sämtliche öffentlichen und privaten Wirtschaftsinitiativen
kontrolliert. In den später 80-er Jahren, als er schon mehr als 20 Dienstjahre im gehobenen Management
hinter sich hatte, wurde er Vorstand der Kammer für die Dienstleistungsindustrie im METI. Seine Stellung ist
und war eine der angesehensten in der öffentlichen Verwaltung Japans. Außerdem gehört er zum Vorstand
des Financial Supervision Committee, der Aufsichtsbehörde für den Finanzmarkt, hat also expliziten Einblick
in das Funktionieren konventioneller Währungen. Gerade dieser Hintergrund verleiht seinen Ausführungen
eine große Überzeugungskraft.
1993 nahm er eine Auszeit, die schließlich 36 Monate dauern sollte. Sein erklärtes Ziel dabei war es, in den
USA zu leben, um zwei Modelle einer auf Hightech-Innovationen beruhenden Wirtschaftsentwicklung
persönlich in Augenschein nehmen zu können: das Silicon-Valley-Modell und das Route-128-Modell. Das
Route-128-Modell hat seinen Namen nach der Entwicklung am Highway 128 rund um Boston,
Massachusetts. Dort siedelten sich Ende der 80-er Jahre einige Großkonzerne (zum Beispiel HewlettPackard, Raytheon und andere Lieferanten des Verteidigungsministeriums) an, die wiederum Hunderte
kleiner Hightech-Firmen anzogen, deren Ideengeber von den dortigen Universitäten (MIT - Massachusetts
Institute of Technology und Harvard) kamen. Beim Silicon-Valley-Modell hingegen geht es um die bekannte
Ansammlung von kleinen Hightech-Computerfirmen und Venture-Capital-Unternehmen, die rund um die
Universität Stanford in einem Tal südöstlich von San Francisco aus dem Boden schoss.
Kato schloss, dass das dezentrale Modell des Silicon Valley, in dem Hunderte kleiner Firmen ein
dichtes Netz an Kontakten knüpften (ohne sich um mächtige Konzerne im Zentrum zu scharen), das
geeignete Modell für Japans Zukunft sei. Und was noch beeindruckender ist: Er führte dieses Modell
einer dezentralen Entwicklung logisch fort, indem er eine neue Art regionaler Währung einführte, die er
»Eco-Money« nannte.
Seine Argumente für die Einführung dezentraler Wirtschaftsstrukturen in Japan gelten nicht nur für das
krisengeschüttelte Nippon, sondern mehr oder weniger für die ganze Welt. »Japan muss aktiv dafür Sorge
tragen, dass in seinen unterschiedlichen Regionen eine neue Vielfalt entsteht, um ein sozioökonomisches
System zu fördern, das die Gemeinschaft in den Vordergrund stellt. [...] Japans Weg in die
Informationsgesellschaft muss geprägt sein von wirtschaftlichen und sozialen Innovationen, damit es als
Vorläufer für andere Staaten wirken kann. [...] Jede einzelne Region wird ihre eigenen
Industriekonglomerate entwickeln - mit eigenen wirtschaftlichen Zentren, einem eigenen
unternehmerischen Umfeld und entsprechend kreativen Gemeinschaften. [...] Die moderne
Wirtschaftswissenschaft bietet uns leider keine klaren Lösungsansätze. Die traditionelle Sicht der
Wirtschaftswissenschaft schließt aus der simplen Summe bestimmter Daten, in welche Richtung sich die
Wirtschaft bewegt. Diese Sicht macht es jedoch unmöglich, dynamische Veränderungen von einem
Attraktor* zu einem anderen zu analysieren und begreifen. [...] Die eigentliche Aufgabe der Wirtschaftspolitik
hingegen ist es, den Attraktor ins Zentrum der wirtschaftlichen Bewegung zu rücken. Nur so ist die
Wirtschaft in der Lage, Probleme zu lösen. Um dies zu leisten, dürfen wir nicht nur die Entscheidungen
von Personen und Unternehmen, den gesellschaftlichen Akteuren der Makroebene, registrieren, wir müssen
ebenso die Interaktionen zwischen diesen Akteuren betrachten. [...] Das neue japanische
Entwicklungsmodell basiert auf der Bedeutung der Region. Es weist eine duale Struktur auf, die der
regionalen Wirtschaft und der Gemeinschaft.« (36)
Toshiharu Katos Worte sind vor allem in zweierlei Hinsicht äußerst bemerkenswert:
- Zum einen stellt er ganz richtig fest, dass die traditionellen Wirtschaftswissenschaften nicht in der Lage
sind, Beziehungen zwischen den Teilnehmern des Wirtschaftssystems hinreichend zu verdeutlichen. Sie
konzentrieren sich ausschließlich auf das Gesamtvolumen der Tauschvorgänge. So stellt die klassische
Volkswirtschaft beispielsweise keine begrifflichen Instrumente zur Verfügung, um unterscheiden zu können,
ob ein Umsatz von einer Milliarde Euro von einem Großkonzern oder von zehntausend unabhängigen
Kleinunternehmen getätigt wurde. In einer Informationsgesellschaft aber ist dies von entscheidender
Bedeutung, weil letzterer Fall ein robustes soziales und informationstechnisches Netz darstellt, das für eine
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
vielfältige, stark diversifizierten Wirtschaftsstruktur spricht. Doch wie der amerikanische Autor John Perry
Barlow, der für die Ausdehnung der Bürgerrechte auf den Cyberspace kämpft und sich daher gründlich mit
Zukunftsmodellen beschäftigt hat, meint: »Für die Wirtschaft der Zukunft sind Beziehungen wichtiger
als Besitztümer.«
- Zum anderen ist bemerkenswert, dass Toshiharu Kato seine neue Wirtschaftspolitik nicht in Begriffen der
traditionellen Wirtschaftswissenschaft beschreibt. Die ökonomischen Standardkonzepte sind dem
Newton'schen Weltbild entlehnt. Daher sind sie nicht in der Lage, das, was den Erfolg einer
Informationsgesellschaft ausmacht, zu analysieren. Statt auf die traditionellen Vorstellungen greift Kato
daher auf die Begriffe der Chaostheorie zurück, die entwickelt wurden, um komplexe Systeme darzustellen.
So ist es ihm möglich, den dynamischen und interaktiven Charakter wirtschaftlicher Vorgänge adäquat zu
beschreiben. Aus diesem Grund aber können wir seine Schlussfolgerung auch nur dann richtig einschätzen,
wenn wir wissen, was ein Attraktor ist.
Die heutige japanische Wirtschaft ist durchweg auf dem Route-128-Modell aufgebaut, das Kato für
ungeeignet hält, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern: Einige wenige Großkonzerne
ernähren Abertausende von Kleinunternehmen und Familienbetrieben, die für die Kolosse Zubringerdienste
leisten. Die Großkonzerne sind wiederum auf eine Art und Weise verflochten, die aus ihnen - anders als in
Europa oder Amerika - eng verwobene Giganten (so genannte Zaibatsu) macht, von denen es in ganz Japan
höchstens sechs gibt. Daher ist Japan vermutlich von allen Volkswirtschaften diejenige, die Katos
Vorstellungen von der Wirtschaft der Zukunft am allerwenigsten entspricht. Wie also stellt er sich die weitere
Entwicklung hin zu einer dezentralen Wirtschaft vor?
Die einfache, aber nichtsdestoweniger revolutionäre Antwort lautet: über ein System regionaler
Währungen. Dies hat einen ganz simplen Grund:
In jedem Wirtschaftssystem ist der höchste Attraktor Geld. Vor diesem Hintergrund kann man Ziel und
Zweck eines Unternehmens so beschreiben: Jedes Unternehmen ist bemüht, so viel Geld als möglich
anzuziehen und so wenig als möglich auszugeben. Der Markt ist nun der »Ort«, an dem alle Marktteilnehmer
um das verfügbare Geld konkurrieren. Daher lässt sich die Energie des ganzen Systems fundamental
verändern, wenn man ins Geldsystem eingreift. Auf diese Weise geht eine angestrebte
Umstrukturierung weit schneller und kostengünstiger vonstatten, als wenn man dasselbe Ziel mit Hilfe
der Gesetzgebung bzw. oder der doch recht aufwändigen Kraft der Überzeugung erreichen wollte.
In Katos Augen ist eine neue Währung, die er Eco-Money nennt, das Schlüsselinstrument zur Reformierung
der japanischen Wirtschaft. »Eco-Money ist das Geld des 21. Jahrhunderts, das zum Tausch in so
verschiedenen Bereichen wie Umwelt, Sozialsysteme, Gemeinschaftsleben und Kultur genutzt werden kann.
Das 'Ökogeld' wird parallel zur gesetzlichen Währung genutzt. Auf diese Weise können beide
Währungsformen am effektivsten zur Schaffung eines angemessenen Lebensstils genutzt werden.« (37)
Doch Kato hat die Nützlichkeit regionaler Währungen in der Informationsgesellschaft nicht nur theoretisch
nachgewiesen. Mittlerweile koordiniert er eine ganze Reihe von »Eco-Money«-Experimenten im ganzen
Land. Etwa 40 Modelle unterschiedlicher Größenordnung und Ausgestaltung werden in Japan aktuell
erprobt. Diesen verschiedenen Modellen widmet sich Kapitel 9, wo das »Experimentallabor Japan«
genauer untersucht wird. Hier soll uns einstweilen nur die Schlussfolgerung aus Katos Erfahrungen
interessieren: Dass Regionalwährungen nämlich keineswegs einen Rückfall in eine primitivere
Vergangenheit darstellen, wie dies einige ihrer Kritiker so leidenschaftlich behaupten. Tatsächlich sind sie
ein sinnvolles Instrument für unsere Zukunft. Klar ist, dass einige Länder den Zug Richtung
Informationsgesellschaft verpassen werden. Diese Staaten sind die Entwicklungsländern des 21.
Jahrhunderts. Derselbe Vorgang war bereits beim Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft zu
beobachten. Einige Länder, die im 19. Jahrhundert noch zu den hoch entwickelten zählten, verschliefen den
gesellschaftlichen Wandel und rutschten im 20. Jahrhundert in die »dritte Welt« ab. An diesen Staaten
sehen wir, wie schwer es ist, derartige Versäumnisse später noch aufzuholen.
Wenn wir ein bestimmtes Währungssystem einführen, entscheiden wir gleichzeitig über unsere
Zukunft. Diese Tatsache hat vor etwa 100 Jahren schon Georg Simmel beschäftigt: »Bei der aktuellen
Debatte um die Zukunft unseres Geldes geht es nicht etwa um Inflation oder Deflation, feste oder flexible
Wechselkurse, Gold- oder Papierstandard. Es geht letztlich um die Gesellschaft, in der dieses Geld
künftig wirken soll.« (38) ((XXX; Originalzitat muss noch eingefügt werden.))
2. Flexibilität gefragt
Im Moment herrscht Einigkeit darüber, dass wir uns mit nicht zu unterschätzender Geschwindigkeit auf ein
»postindustrielles Zeitalter« zu bewegen. Darüber aber, was dies nun genau bedeutet, gehen die Meinungen
schon wieder auseinander. Eines ist sicher: Der gesellschaftliche Wandel wird unser Leben rasch und in
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
unvorhersehbarer Weise verändern. Kurz gesagt: Wir sind ins »Zeitalter der Ungewissheit« (39)
eingetreten.
So lange wir in einer Welt lebten, die sowohl vorhersagbar als auch kontrollierbar war, hatte es durchaus
Sinn, Informationen zu zentralisieren und Entscheidungen den »Sachverständigen« zu überlassen. Das
Informationsmanagement wurde sinnvollerweise in hierarchische Ebenen aufgeteilt, welche die Befehls- und
Kontrollfunktion ausübten. Diese Struktur ist mittlerweile durchdringt mittlerweile alle Ebenen der
Gesellschaft, sodass die Vorstellung, andere Wege könnten möglicher effektiver und praktischer sein, gar
nicht erst aufkommen kann.
Doch mittlerweile sind immer mehr gesellschaftliche Subsysteme (Regierungsgewalt, Gesundheitspolitik,
Umwelt, Arbeitsmarkt, Finanzmärkte und so weiter) von Krisen betroffen. Der Übergang in die
Informationsgesellschaft wird tatsächlich zum »Zeitalter der Ungewissheit«. Daher sind wir der
Meinung, dass wir ernsthaft überlegen sollten, ob andere Modelle uns nicht weiter bringen. Halten wir unter
diesen Umständen weiter an den alten hierarchischen und zentralistischen Strukturen fest, würgen wir eben
jene Neuerungen ab, mit Hilfe derer wir die veränderte Situation in den Griff bekommen würden.
Die folgende Tabelle veranschaulicht, was der gesellschaftliche Wandel von uns verlangt:
Alte Muster
Neue Muster
(Industriezeitalter in der Reifephase)
(Postindustrielles Zeitalter)
Vorhersagbarkeit und Kontrollierbarkeit werden
Grundlegende strukturelle Veränderungen werden
vorausgesetzt.
gefordert.
Wissen und Information sind zentralisiert.
Wissen und Information sind verteilt.
Experten finden Lösungen
Neue Modelle werden von vielen Menschen erprobt.
Eindimensionale Befehls- und Kontrollfunktionen
Komplexe wechselseitige Anpassungsvorgänge
herrschen vor
finden statt
((BU S. 18))
»Okay, sobald ich das Signal gebe, fangen wir an, post-industriell zu denken!«
Wenn wir die anstehenden Veränderungen betrachten, wird klar, weshalb Universallösungen, die für einen
Staat - oder gar über die Ländergrenzen hinweg für ganz Europa bzw. die ganze Welt - gedacht sind, nicht
funktionieren können, ob es sich dabei nun um Arbeitslosigkeit, Sozialsysteme, Bildung und Erziehung
oder andere Dinge handelt. Tatsächlich deutet alles darauf hin, dass die Modelle des späten
Industriezeitalters in der Zukunft immer stärker an Gültigkeit verlieren werden.
Dieser Kasten kommt doppelt vor und ist besser in Kapitel 1 (etwa S. 9)MK
Das bisher Gesagte trifft keineswegs nur auf den Wirtschafts- und Unternehmensbereich zu. Die Studien
des Santa Fe Institutes in New Mexico, wo Anpassungsvorgänge in komplexen Systemen untersucht
werden, beweisen, dass solche Vorgänge in allen Systemen auftreten, die einen bestimmten Grad an
Komplexität aufweisen, d.h. in physikalischen ebenso wie in biologischen, in sozialen ebenso wie in
ökonomischen. Die Theorie komplexer Systeme besagt, dass - konträr zur Newton'schen Logik - Komplexität
nicht linear zunimmt. Ihr Wachstum verläuft vielmehr in Schüben. In solchen Wachstumszeiten nimmt der
Grad an Organisiertheit ab, das System nähert sich dem Chaos, ohne jedoch ganz umzuschlagen. Diese
»quasi-chaotischen« Zustände ergeben sich immer dann, wenn die Strukturen eines Systems sich auflösen,
um sich auf der nächsthöheren Ebene wieder neu zu organisieren. Zumindest ist dies die Theorie von Ilya
Prigogine, der den Nobelpreis für Chemie für seine Arbeiten über »irreversible Prozesse« erhalten hat.
Später wandte er sich der physikalischen Statistik und der Erforschung so genannter »dissipativer
Strukturen« zu . Er wies anch, dass auch in einfachen chemischen Systemen das Chaos, das entsteht,
wenn sich eine Ebene auflöst, grundlegend für die Neuordnung auf der nächsthöheren Ebene ist. Wir sind
davon überzeugt, dass wir den Zustand »am Rande des Chaos« bereits erreicht haben. Sobald unsere
Umwelt aber in den strukturellen Wandel eingetreten ist, bleibt uns nur eine Chance: Wir müssen die
Innovationskraft dessen nutzen, was zu Anfang als neue Unordnung erscheint, wenn wir mit den sich
ergebenden Problemen fertig werden wollen. Mit anderen Worten: im Problem die Chance sehen und sie
ergreifen.
Wie also sollen wir praktisch mit dem »Strukturwandel« umgehen, der in allernächster Zukunft auf uns
zukommt? Wie können wir für die »Verteilung von Information« sorgen und so viel schöpferische Geister als
möglich dazu ermutigen, ihre Lösungsansätze einzubringen?
Unserer Auffassung nach ist ein größeres Maß an wirtschaftlicher Freiheit auf regionaler Ebene der
beste Weg. Und wie Toshiharu Kato richtig meint, können solche Experimente nur mit Hilfe regionaler
Währungen gelingen.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
3. Die besondere Lage Europas
Europa, der alte Kontinent, steht am Scheideweg. Es hat mit einer ungewöhnlichen Häufung von Problemen
zu kämpfen, die bereits an anderer Stelle ausführlich behandelt wurden (40):
o die zunehmende Überalterung der Gesellschaft, in welcher der Anteil der Rentner an der
Gesamtbevölkerung höher steigen wird als je zuvor, was zur Folge hat, dass weder Renten noch die
Kosten für die medizinische Versorgung bezahlbar sein werden;
o eine dauerhafte Arbeitslosigkeit, die den höchsten Punkt seit 1930 erreicht hat und an der alle
konventionellen Lösungsansätze scheitern; - eine dauerhafte Stagnation der Wirtschaft, die vor
allem Deutschland betrifft, das am Rande einer Deflation zu stehen scheint, die durchaus japanische
Ausmaße annehmen könnte.
Leider haben die europäischen Länder sich aller Mittel beraubt, um auf diese Situation reagieren zu können.
Die Euro-Einführung war zwar in geopolitischer Hinsicht sinnvoll, das Timing jedoch hätte schlechter nicht
sein können (41). So hat die Euro-Einführung den Handlungsspielraum der beteiligten Länder so
verkürzt, dass die Negativwirkungen sich auf verhängnisvolle Weise potenzieren:
1. Jedes Euro-Mitgliedsland hat die geldpolitischen Zügel der Europäischen Zentralbank übergeben. Deren
Politik ist jedoch per definitionem nicht auf die Bedürfnisse einzelner Länder, sondern auf die des gesamten
Wirtschaftsraumes hin ausgerichtet.
2. Traditionell gibt es nur zwei Wege, die Wirtschaft zu stimulieren: durch Geldpolitik oder Fiskalpolitik. Die
Geldpolitik senkt die Zinsen, sodass sich für Unternehmen und Einzelpersonen der Anreiz vergrößert, in
neue Produktionsmittel bzw. Eigenheime oder Ähnliches zu investieren. Die Fiskalpolitik, auch als
»keynesianisches Instrument« bekannt, erhöht in Zeiten mangelnden Wirtschaftswachstums die
Staatsausgaben. Dies jedoch wird durch den europäischen Stabilitätspakt verhindert, der festlegt, dass kein
Mitgliedsland der Eurozone pro Jahr mehr als 3 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes an Neukrediten
aufnehmen darf. Diese Grenze ist dauerhaft und unverrückbar. Die meisten Euro-Länder, die dem
Stabilitätspakt beigetreten sind, haben dieses Kriterium erfüllt. Damit bleibt den Regierungen aber kaum
Spielraum, um durch Anhebung der Staatsausgaben die Wirtschaft anzukurbeln.
3. Die Europäische Zentralbank (EZB) muss, vor allem in den ersten fünf oder zehn Jahren ihres Bestehens,
einen sehr harten geldpolitischen Kurs verfolgen. Der Vertrag von Maastricht sichert ihr völlige
Unabhängigkeit von den Wünschen einzelner Regierungen und macht sie zur Hüterin der Preisstabilität. Ein
starker Euro aber heißt letztlich, dass die Möglichkeiten, Probleme wie die Arbeitslosigkeit in den Griff zu
bekommen, beschränkt sind. Und wird die staatliche Ausgabenpolitik gelockert, so dürfte die EZB den
geldpolitischen Hahn noch stärker zudrehen. »Eine expansive Haushaltspolitik sowie eine rigide
geldpolitische Haltung der EZB würde die neue Währung noch mehr stärken. Dies zeigt das Beispiel der
amerikanischen Federal Reserve, die in den frühen 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts den Außenwert des
Dollars kontinuierlich ansteigen ließ, während Reagan ein historisches Budgetdefizit verursachte. Auch die
Bundesbank hielt die Deutsche Mark stark, während Anfang der 90-er Jahre die Kosten der deutschen
Einheit ein enormes Haushaltsdefizit verursachten. Es ist anzunehmen, dass die EZB ihre Vorbilder im
Zweifelsfall noch überbieten würde.« (42)
All dies heißt letztlich nur eines: Die Regierungen der Euroländer stehen mit dem Rücken zur Wand und
haben keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Wenn die Arbeitslosigkeit weiter steigt,
werden auch die sozialen Spannungen zunehmen. Davon profitieren letztlich alle extremistischen und
nationalistischen Parteien. Für uns steht viel auf dem Spiel: der soziale Friede, die politische
Ausgeglichenheit und die Legitimität des Projekts Europa. Aber natürlich haben die traditionellen
Denker neoliberaler Prägung dafür auch schon eine Lösung parat: Europa muss sich strukturell wandeln,
wenn es der Arbeitslosigkeit Herr werden will. Damit ist meist eine Reihe von Maßnahmen mit einer ganze
bestimmten Zielsetzung gemeint: die Abschaffung oder Lockerung des sozialen Netzes, eine spürbare
Absenkung des Lebensstandards der arbeitenden Bevölkerung und ein rasantes Anwachsen der
Einkommensunterschiede zwischen den reichsten fünf Prozent der Bevölkerung und dem Rest. Genau das
hat sich nämlich in den USA zugetragen, wo derartige Maßnahmen in den letzten 20 Jahren umgesetzt
wurden. Wir sind jedoch der Ansicht, dass Europa eine ganze Reihe von Gründen politischer,
pragmatischer, historischer und ethischer Natur hat, einen anderen Weg zu suchen.
Deshalb schlagen wir vor, weniger konventionelle Mittel in Betracht zu ziehen. Eines dieser Mittel wären
regionale Währungen, die neue, ungewöhnliche Lösungen für diese belastende Situation ins Spiel brächten.
Sicher ist dabei nur eines: Europa hätte sehr viel mehr Chancen mit dem Euro und einer Gruppe
regionaler Währungen als mit seinen alten Nationalwährungen.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Warum dies der Fall ist, wird jedoch erst klar, wenn wir uns ansehen, welche Rolle das Geldsystem in
verschiedenen Modellen wirtschaftlicher Entwicklung spielt. Dieser »tote Winkel« in unserer Optik ist Thema
des nächsten Kapitels.
./..
1 Wozu regionale Währungen? Kapitel 2 Quelle: Margrit ...
www.tauschnetz.ch/.../KennedyRegionalwaehrungenK
(Siehe Kasten). Das Prinzip der Komplementarität von Dr. Stephan Brunnhuber. (
http://www.tauschnetz.ch/Bibliothek/KennedyRegionalwaehrungenKap2.pdf
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Das Märchen
von
Kleinhausen
Ein Märchen von Gebruder Fritz Loindl
Es war einmal ....
Es was einmal ein kleines Dorf namens Kleinhausen. Dort lebten ein Bauer, ein Bäcker, ein Schneider und
ein Schuster. Es was ein schönes kleines Dorf und alle lebten glücklich, und jeder hatte was er brauchte.
Der Bauer kaufte Brot vom Bäcker, dafür kaufte der Bäcker dem Bauern das Getreide ab. Beim Schneider
wurden die Kleider gekauft und er kaufte dafür Milch vom Bauern, Brot vom Bäcker und Schuhe vom
Schuster. So wurde alles in Kleinhausen gekauft und getauscht und alles funktionierte.
Da kam es aber, dass es im großen Nachbarort Großhausen eine große Bäckerfirma gab. Diese hatte schon
alle Bäckereien dort aufgekauft. Alle Bauern in Großhausen konnten nur dem einen Bäcker ihr Getreide
verkaufen, dieser gab ihnen aber nur den halben Preis für ihr Getreide, darum konnte dieser Bäcker auch
billiges Brot erzeugen. Auch zahlte diese Firma ihren Arbeitern nur wenig Geld.
Nun geschah es, dass der Schneider von Kleinhausen zu sich sagte: Da kann ich mir doch etwas sparen
wenn ich mein Brot nicht mehr beim Bäcker in meinem Ort kaufe, sondern das billige Brot aus Großhausen".
So tat er es. Auch der Schuster von Kleinhausen ging nach Großhausen um dort sein Brot zu kaufen.
Der Bäcker von Kleinhausen konnte nun nur mehr einen Teil seines Brotes verkaufen, und dadurch auch
dem Bauern nicht mehr so viel Getreide abkaufen.
Da waren der Bäcker und der Bauer nun unglücklich und es sagte ein jeder zu sich: Ich kann es mir nicht
mehr leisten meine Schuhe und meine Kleider in teuren Kleinhausen zu kaufen. Ich muss nach Großhausen
und dort meine Schuhe in der billigen Schuhfabrik und meine Kleider in der billigen Kleiderfabrik kaufen.
Dies taten sie auch.
Dies hatte natürlich zur Folge dass auch der Schuster und der Schneider weniger Arbeit und weniger
Verdienst hatten. Und so ging es und irgendwann kauften alle Menschen aus Kleinhausen die benötigten
Dinge im anscheinend billigeren Großhausen. Aber dadurch konnten Sie kein Getreide, kein Brot, keine
Schuhe und keine Kleider mehr in Kleinhausen verkaufen und versuchten daher, ihre Waren um einen
minimalen Preis nach Großhausen verkaufen, wodurch Sie nochmals weniger verdienten.
Irgendwann als Kleinhausen völlig verarmt war kam der König von Kleinhausen
und sagte: So kann es nicht mehr weitergehen, wir müssen uns vor den billigen
Waren aus Großhausen schützen, da wir sonst keine Arbeit mehr in
Kleinhausen haben. Und so führte er einen Zoll ein. Dieser Zoll machte die
nach Kleinhausen gebrachten Waren wieder teurer.
Da nun das Brot aus Großhausen durch den Zoll genauso teuer war wie in
Kleinhausen, kauften der Bauer, der Schneider und der Schuster wieder ihr
Brot beim hiesigen Bäcker. Dieser konnte nun wieder dem Bauern das
Getreide abkaufen, dem Schuster seine Schuhe und dem Schneider seine
Kleider. In kurzer Zeit war in Kleinhausen wieder alles im Lot und jeder hatte
alles was er brauchte.
Eines Tages geschah es: Es starb der alte König von Kleinhausen und es musste ein neuer gewählt werden.
Ein Königskandidat wollte die Dinge so fortführen wie der alte König, der andere versprach ihnen bessere
Straßen, schönere Häuser und mehr Lohn.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Der Bauer sagte: Aber glaubt ihm doch nicht, er wird seine Versprechen nicht halten können. Doch die
anderen meinten: Wie kannst du den so etwas behaupten, er würde das doch niemals sagen, wenn er das
nicht auch halten würde. Und sie nannten den Bauern Verschwörungstheoretiker. Seine Versprechen waren
so verlockend dass die meisten in Kleinhausen den versprechenden König wählten.
Nach einiger Zeit kamen die großen Unternehmen aus Großhausen zum neuen König und sprachen: Aber
lieber König, seid doch nicht so kleingläubig in Kleinhausen, seid doch modern und öffnet Eure Augen für die
große weite Welt, die Leute wollen doch fremde Länder bereisen, und die guten und günstigen Dinge aus
anderen Orten kaufen. Diesen Zoll den ihr da habt, der ist ja nicht mehr zeitgemäß, wir müssen doch global
denken.
Dem König gefiel diese Idee und so wurden die Zölle wieder abgeschafft. So kam es dass die große
Bäckerfirma aus Großhausen, die große Schuh- und auch die große Kleiderfabrik ihre billigen Waren in
Kleinhausen anboten.
Der Bauer aber warnte abermals: Wenn ihr die Waren vom billigen Großhausen kauft, haben wir bald wieder
keine Arbeit mehr, so wie damals. Aber die Kleinhausener hatten schon vergessen, was vor einiger Zeit
passiert war und kauften bei den großen Unternehmen aus Großhausen.
Und so begann es von neuem, dass jeder die billigen Dinge aus Großhausen kaufte. Da dadurch der Bauer,
der Bäcker, der Schuster und der Schneider ihre Waren nicht mehr, oder nur mehr billig verkaufen konnten,
hatten sie wenig Verdienst und konnten sich bald überhaupt nichts mehr kaufen.
Da nun die großen Unternehmen von Großhausen nicht mehr viel in Kleinhausen verkaufen konnten, waren
Sie gezwungen nach neuen Orten für Ihre Waren zu suchen. So wurde auch bald der Zoll von Nebenhausen
abgeschafft. Es dauerte aber nicht lange, war mit Nebenhausen das gleiche geschehen wie mit
Kleinhausen.
So gingen die Unternehmen in andere Orte und es wurde gleichzeitig der Zoll in Oberhausen, Unterhausen,
Seitenhausen und Drübenhausen abgeschafft. Und überall passierte das selbe.
Viele Tage vergingen, oft ging die Sonne auf und unter, und viel Wasser floss den Bächen hinunter.
Doch eines Tages kam der Zeitpunkt als die Leute erkannten, dass von all den Geschäftigkeiten nur der
Besitzer der großen Bäckerfirma, der Besitzer der großen Kleider- und Schuhfabrik profitierten, und alle
anderen davon nur Nachteile hatten.
Und so begannen viele Menschen aus verschiedenen Orten sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden,
und versuchten die Leute aus anderen Orten über die Dinge aufzuklären und zu Eigenverantwortung
anzuregen, anstatt nur den eigenen Vorteil zu sehen, der nur von kurzer Dauer war.
Anfangs wurden diese Leute belächelt und für verrückt erklärt, auch wurden sie von manchen bekämpft.
Aber eines Tages waren es so viele und es konnte sich dieser Tatsache keiner mehr erwehren, und das von
den Leuten verbreitete Wissen wurde plötzlich als logisch und immer schon gewusst verstanden.
Es dauerte eine Weile, aber so entstand mit der Zeit eine neue wunderbare Gesellschaft, in der sich die
Menschen selbst bestimmten und sich nicht von anderen lenken ließen.
Und wenn sie nicht daraus gelernt haben, dann läuft dieses Spiel auch noch heute.
Fritz Loindl - www.initiative.cc
INITIATIVE Information - Natur - Gesellschaft
A-4882 Oberwang
Homepage: www.initiative.cc
http://www.initiative.cc/Artikel/2005_02_18_Maerchen_Kleinhausen.htm
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Gunnar Heinsohn / Otto Steiger:
Eigentum, Zins und Geld
Ungelöste Rätsel der Wirtschaftswissenschaft, Metropolis-Verlag, Marburg 2002, 2. Auflage
ISBN 3-89518-304-0, 29,80 EUR
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort zur 2., durchgesehenen Auflage 11
Zur Entstehung des Buches 13
Vorrede 15
A. Das Kapitel vom Tauschparadigma: Geld-, Zins- und Eigentumsprobleme der neoklassischen
Wirtschaftslehre 39
1. Geldwirtschaft als Tauschwirtschaft mit Geldgebrauch 39
2. Das neoklassische zeitfreie Gütertauschmodell: Geld als bloße Recheneinheit 44
2a. Das Modell ohne Produktion: Bestimmung der optimalen Verbrauchspläne 45
2b. Das Modell mit Produktion: Bestimmung der optimalen Verbrauchs- und Produktionspläne 53
3. Das neoklassische Gütertauschmodell mit Zeit: Die Bestimmung des Zinses 56
4. Die neoklassische Suche nach dem Grund des Geldgebrauchs: Die propertry rights und die
Transaktionskosten 64
4a. Die Analyse der Institutionen einer Tauschwirtschaft mit Geldgebrauch 65
4b. Die Ableitung des Geldes als Transaktionskosten reduzierendes Tauschmittel 74
4c. Die Herleitung von Geldzins, Geschäftsbanken und Zentralbank als weitere Innovationen zur Reduktion
der Transaktionskosten 78
5. Zusammenfassung 84
B. Das Kapitel vom Eigentum: Eigentum als Gegenposition zum Besitz 89
1. Die theoretische Konfusion über Eigentum und Besitz 89
2. Die Unauffindbarkeit von Eigentum in Stammes- und Befehlsgesellschaft 95
3. Die Ratlosigkeit über die Entstehung der realen Eigentumswirtschaft in Antike und Neuzeit 109
4. Die Eigentumsprämie: Die Potenz der Belastbarkeit und Verpfändbarkeit 122
5. Zusammenfassung 135
C. Das Kapitel vom Zins: Die Eigentumsprämie als Schlüsselgröße für das Wirtschaften 141
1. Das Übersehen des Zusammenhanges von Zins und Eigentum im «Chaos der Zinstheorien» 141
2. Die vergebliche Suche nach dem Zins in eigentumslosen Gesellschaften 156
2a. Die Unauffindbarkeit des Zinses in der Stammesgesellschaft: Die Bedeutung von Gegengeschenken und
Exogamie 157
2b. Die Unauffindbarkeit des Zinses in der Befehlsgesellschaft: Die Bedeutung von Abgabepflichten und
Zuteilungen 168
3. Die Eigentumstheorie des Zinses 173
3a.Die Entdeckung eines immateriellen Ertrages als Liquiditätsprämie durch Keynes 174
3b.Die Fundierung des Zinses durch die Eigentumsprämie 182
4. Die unmögliche Verknüpfung von Liquiditätsprämie und Zins mit einer Geldhaltung 193
4a. Liquiditätspräferenz, Geldnachfrage und Zins bei Keynes .. 194
4b. Liquiditätspräferenz, Geldangebot und Zins bei den Monetärkeynesianern 205
5. Zusammenfassung 216
D. Das Kapitel vom Geld: Eigentumsbelastung und Eigentumsverpfändung im Kreditkontrakt 221
1. Das auf Gläubiger-Schuldner-Kontrakte und nicht auf Gütertausch bezogene Geld 223
2. Belastung und Verpfändung, Geld und Kredit 235
2a. Eigentumsbestände versus Güterbestände bei der Emission und Kreditierung von Geld: Das
Missverständnis der real bills-Kontroverse 241
2b. Die Unmöglichkeit eines Warengeldes: Das Geheimnis der Silber-Gersten-Kontrakte 257
2c. Die Geburt der Bank aus dem stärksten privaten Gläubiger 264
2d. Die Geburt des eigentlichen Geldes aus Belastung von Eigentum 276
2e. Die unabdingbare Sicherung der Geldemission durch Eigentum auch im modernen, zweistufigen
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Bankensystem 285
3. Die Überzeugungen vom Primat der Marktverfassung oder der Geldverfassung und das Fiasko der
Transformation vom Sozialismus zur Eigentumsökonomie 294
4. Zusammenfassung 303
E. Das Kapitel vom Markt: Wert, Preis, Ware und Konkurrenz 309
1. Die Suche nach dem Markt als Tauschplatz mit Geldgebrauch . 309
1a. Die Unauffindbarkeit von Marktoperationen in Stamm und Befehlsgesellschaft 310
1b. Hicks‘ verblüffende Entdeckung des Markttausches in Nichteigentumsgesellschaften 318
2. Die Eigentumstheorie des Marktes 323
2a. Klassische, neoklassische und monetär-keynesianische Werttheorie als jeweils grundlegende
Interpretation des Wirtschaftens 325
2b. Die Eigentumstheorie des Wertes 329
2c. Hierarchie von Märkten versus Einheit des Marktgeschehens 334
2d. Die Eigentumstheorie von Marktkonkurrenz, Warenmarkt und Bewertung 337
3. Zusammenfassung 342
F. Das Kapitel von der Akkumulation: Kapital, freie Lohnarbeit und technischer Fortschritt 345
1. Die „ursprüngliche“ Akkumulation der Klassik 346
2. Die Überflüssigkeit einer ursprünglichen Akkumulation für Entstehung und Dynamik der
Eigentumsökonomie 350
3. Die Rätsel des Strebens nach Akkumulation und des Profits auf Kapital 355
4. Der Zwang zur Innovation in der Eigentumsgesellschaft 362
4a. Die Bedeutung der freien Lohnarbeit für den technischen Fortschritt 363
4b. Geldlöhne und Zinsen, Verringerung der Lohngeldsumme und Produktivitätssteigerung 370
5. Die herrschende Ratlosigkeit vor dem technischen Fortschritt 373
5a. Residualfaktor und technischer Fortschritt in der neoklassischen Wachstumstheorie 375
5b. Property rights und technischer Fortschritt 379
6. Die Eigentumstheorie der Akkumulation 382
7. Zusammenfassung 387
G. Das Kapitel von der Krise: Konjunkturzyklen, Depression und Arbeitslosigkeit 391
1. Die Unmöglichkeit der Krise in den tauschtheoretischen Ansätzen von Klassik, Neoklassik und
Neokeynesianismus 392
1a. Die tauschtheoretische Unmöglichkeit der Krise in der Klassik 394
1b. Marx‘ Kritik der Krisenverleugnung der Klassik 398
1c. Die tauschtheoretische Unmöglichkeit der Krise in der Neoklassik und im Neokeynesianismus 402
2. Die geldtheoretischen Ansätze einer Krisen- und Arbeitslosigkeitstheorie bei Keynes und den
Monetärkeynesianern 420
3. Die Eigentumstheorie der Krise 432
4. Zusammenfassung 439
H. Das Kapitel von der Wirtschaftsverfassung: Herrschaftsverfassung, Marktverfassung,
Geldverfassung und Eigentumsverfassung 443
1. Das ökonomische System als Kapitalismus oder Herrschaftswirtschaft in der Klassik 444
2. Das ökonomische System als Marktwirtschaft in der Neoklassik 449
3. Das ökonomische System als Geldwirtschaft im Monetärkeynesianismus 456
4. Das ökonomische System als Eigentumswirtschaft 461
5. Zusammenfassung 469
Anhang Abstract 471
Literaturverzeichnis 473
Konkordanz der 1. und der 2. Auflage von Eigentum, Zins und Geld» 503
Personen- und Sachregister 509
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
So funktioniert das Finanzsystem
Hier zwei kurze Geschichten, um das Finanzsystem mal auf eine andere Art zu erklären. Viel Spaß
beim Lesen.
Die Affen
… vor langer Zeit, verkündete ein Mann in einem indischen Dorf, dass er jeden Affen für 10 $ kaufen würde.
Die Dorfbewohner wussten, dass es im Wald sehr viele Affen gibt und so gingen sie in den Wald und fingen
Affen, um sich ihr Einkommen ein wenig aufzufrischen.
Der Mann kaufte dann die ganzen Affen zu dem versprochenen Preis.
Als sich somit im Laufe der Zeit der Affenstand verringerte, suchten die Dorfbewohner nicht mehr so fleißig
und gingen lieber ihrer alten Arbeit nach.
Daraufhin versprach der Mann jeden Affen für 20 $ zu kaufen.
Das hat die Menschen motiviert und so gingen sie wieder in den Wald und suchten ...und suchten erneut
nach Affen und fingen sie. Bald darauf wurden die Affen im Wald immer weniger und sehr rar und keiner
suchte mehr richtig, weil es sehr zeitaufwendig war.
Und so verkündete der Mann, er würde jeden Affen für 25 $ kaufen! Es war schon sehr schwierig und kaum
noch möglich einen Affen zu erwischen! Darum sagte der Mann eines schönen Tages, er kaufe jetzt jeden
Affen für 50 $!
… da er jedoch geschäftlich in die Stadt müsse, werde ihn sein Assistent vertreten.
Als der Mann weg war, sagte der Assistent zu den Dorfbewohnern: "Seht ihr die ganzen Affen hier im Käfig,
die der Mann schon kaufte? Ich verkaufe sie euch heute für 35 $ und wenn jener morgen aus der Stadt
kommt, könnt ihr ihm die Affen für die versprochenen 50 $ verkaufen. Super, nicht wahr?"
Die Dorfbewohner brachten daraufhin alles Geld, alles Ersparte, und kauften dem Assistenten alle Affen für
35 $ ab.
Nach diesem Geschäft haben die Dorfbewohner nie wieder einen der beiden Männer gesehen.
Nur die ganzen Affen waren jetzt wieder dort, wo sie sich am Anfang befanden und die Dorfbewohner hatten
kein Geld mehr.
Das Tote Pferd
Der junge Henry will mit einer eigenen Ranch reich werden. Als Anfang kauft er einem Farmer ein Pferd ab.
Er übergibt dem Farmer seine ganzen 100 Dollar und dieser verspricht, ihm das Pferd am nächsten Tag zu
liefern.
Am nächsten Tag kommt der Farmer vorbei und teilt Henry eine schlechte Nachricht mit: 'Es tut mir leid,
aber das Tier ist in der Nacht tot umgefallen.'
Meint Henry: 'Kein Problem. Gib mir einfach mein Geld zurück.
'Geht nicht', eröffnet ihm der Farmer. 'Ich habe das Geld gestern bereits für Dünger ausgegeben.'
Henry überlegt kurz. 'Na dann', fängt er an, 'nehme ich das tote Biest trotzdem.'
'Wozu denn?' fragt der Farmer.
'Ich will es verlosen', erklärt ihm Henry.
'Du kannst doch kein totes Pferd verlosen!', staunt der Farmer.
Doch Henry antwortet: 'Kein Problem! Ich erzähl' einfach keinem, dass es schon tot ist...'
Monate später laufen sich Henry - fein in Anzug und schicken Schuhen - und der Farmer in der Stadt über
den Weg. Fragt der Farmer: 'Henry! Wie lief's denn mit der Verlosung des Pferde-Kadavers?'
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
'Spitze', erzählt ihm Herny. 'Ich habe über 500 Lose zu je 2 Dollar verkauft und meine ersten 1'000 Dollar
Profit gemacht.'
'Ja... gab's denn keine Reklamationen?' 'Doch - vom Gewinner', sagt Henry. 'Dem habe ich dann einfach
seine 2 Dollar zurückgegeben.'
Heute verkauft Henry strukturierte Finanzprodukte bei Goldman Sachs...
INITIATIVE Information - Natur - Gesellschaft
http://www.initiative.cc/Artikel/2008_11_13_Finanzsystem.htm
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Seminar für freiheitliche Ordnung; Fragen der Freiheit; Heft 234, Juni 1995;
Bad Boll; ISSN 0015-928 X (Seite 3 – 18)
Warum soll das Geld altern?
Wie das Geld den Kreislauf der Volkswirtschaft beeinflusst (1)
Eckhard Behrens
Das Geld ist immer dabei. Wir gehen alle damit um. Was benutzen wir da eigentlich, wenn wir Waren kaufen
oder verkaufen, für Investitionen Kredit gewähren oder nehmen und etwas spenden oder uns schenken
lassen, um Kultur zu finanzieren? Wir meinen, das Geld zu kennen, weil wir ständig damit umgehen ? aber
kennen wir es wirklich?
Dient das Geld unserem wirtschaftlichen Wollen oder beeinflußt es unser wirtschaftliches Wollen? Das Geld
ist neutral, wird gelehrt. Man will damit sagen, daß es durch seine Eigenschaften die Abläufe in einer
arbeitsteiligen Wirtschaft, in der sich die Menschen durch freie Vereinbarungen über ihre wirtschaftlichen
Interessen verständigen, überhaupt nicht beeinflußt; das hieße, daß der Volkswirt geldwirtschaftliche und
güterwirtschaftliche Betrachtungen nicht zu unterscheiden braucht. Aber damit werden Ideal und Wirklichkeit
verwechselt. Unser heutiges Geld ist nicht neutral, denn es verändert unsere natürlichen wirtschaftlichen
Interessen ganz erheblich. Und das beeinflußt unser Wollen und verändert unser Handeln.
Um dies zu verstehen und Vorschläge zur Veränderung des Geldwesens beurteilen zu können, muß man
nur lernen, den eigenen Umgang mit dem Geld zu beobachten und aus historischen Phänomenen neu zu
lernen ? wie z.B. aus der galoppierenden Inflation von 1923 ?, die man fast so gut kennt, wie den eigenen
Umgang mit dem Geld, weil sie vielfach gut beschrieben wurden.
Unser Geld ist ein Geschöpf des nationalen ? künftig des europäischen Rechts und zugleich ein
wirtschaftliches Phänomen. Es hat sich sowohl rechtlich als auch wirtschaftlich historisch entwickelt und ist
am Endpunkt seiner Entwicklung noch lange nicht angekommen. Aber das kann nur schreiben, wer sich ein
anderes Geldwesen vorstellen kann, als dasjenige, das wir heute haben. Wir haben den „ewigen Pfennig",
aber wir brauchen ein „alterndes Geld". Warum haben Silvio Gesell und Rudolf Steiner gemeint, das Geld
solle „altern"?
Vorsicht! Darüber herrscht großer Meinungsstreit, der hier nicht nachgezeichnet werden soll. Aus diesem
Irrgarten der Meinungen findet nur einen Ausweg, wer selber soziale Phänomene beobachtet und selber
über sie nachdenkt. Wer diesen Weg beschreitet, wird zunehmend erkennen, welche Beobachtungen der
sozialen Wirklichkeit sowohl Gesell als auch Steiner zu ihren auffallend plastischen Formulierungen geführt
haben. Diese Zeilen wollen zu solchen Beobachtungen Anregungen geben. Für eine systematische
Einführung wäre ein Lehrbuch erforderlich. Wie interessant und lohnend die Beschäftigung mit dem
Geldwesen ist, wird aber auch hier schon klar werden.
Ein magisches Dreieck
Hinweise auf Beobachtungs? und Denkübungen
Ein kurzer Blick auf die allgemein anerkannten Funktionen des Geldes, nämlich Tauschmittel, Wertmesser
und Wertaufbewahrungsmittel zu sein, vermittelt ein deutliches Gefühl für die historische Bedingtheit
unseres heutigen Geldwesens.
Auch im Laufe dieses Jahrhunderts wurden große Entwicklungsschritte getan, insbesondere wurde die
vollständige Lösung des nationalen Geldes vom Golde vollzogen. Gold dient nicht mehr als Tauschmittel
oder Wertmesser; soweit es zur Aufbewahrung wirtschaftlicher Werte benutzt wird, geschieht dies in der
Regel in Form von Barrengold. Goldmünzen werden nicht mehr als Tauschmittel gegen Waren eingesetzt,
sondern nur noch als Schatzmittel zur Wertaufbewahrung verwendet. Ihr Wert schwankt, wie der des
Barrengoldes, also mit dem Goldpreis, der von Angebot und Nachfrage bestimmt wird ? wie bei jeder
anderen Ware auch.
Die Lösung des Geldes vom Golde ist eine große gedankliche Leistung der modernen Menschheit. Früher
hat man sich die Entmaterialisierung des Geldes gedanklich nicht vorstellen können. Heute wird es ganz aus
seinen Funktionen heraus verstanden. Nur werden diese Funktionen in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit
noch nicht ausreichend wahrgenommen.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Wir lernen viel über das Geld, wenn wir uns jede seiner Funktionen zunächst isoliert in aller Vollkommenheit
vor das geistige Auge stellen und uns danach fragen, was in der Volkswirtschaft geschieht, wenn eine dieser
Funktionen des Geldes ihren Dienst versagt. Das sind gute Beobachtungs? und Denkübungen, die das
Seminar für freiheitliche Ordnung e. V in einem Elementarseminar über das Geldwesen regelmäßig anbietet
(siehe das Tagungsprogramm „Elementarseminar“).
Auf diesen Vorübungen kann als weiterer Schritt der sozialwissenschaftlichen Arbeit die Frage aufbauen,
wie sich die Funktionen des Geldes gegenseitig in ihrer Wirksamkeit beeinflussen: welche stützen sich und
welche stören sich gegenseitig?
o Wertmaßstab
o Tauschmittel Wertaufbewahrung
o Elementarseminar
o Das Geld im Kreislauf der Volkswirtschaft
o Das Geld als vollkommenes Tauschmittel
o Das Geld als vollkommener Wertmaßstab
o Das Geld als vollkommener Wertaufbewahrer
Was wir fürchten müssen,
o
o
o
wenn das Geld als Tauschmittel versagt
wenn das Geld als Wertmesser versagt
wenn das Geld die Wertaufbewahrung versagt
Welche Konflikte gibt es zwischen Geld als
o
o
o
Tauschmittel und Wertmaßstab?
Tauschmittel und Wertaufbewahrung?
Wertmaßstab und Wertaufbewahrung?
Das magische Dreieck meistern
o mit inflationärem Gleichgewicht
o durch Altern des Geldes
Man entdeckt dann ein magisches Dreieck: in ihrer Vollkommenheit gedacht, stehen sich die drei Funktionen
des Geldes gegenseitig im Wege und produzieren dadurch die bekannten Krisen im Kreislauf der
Volkswirtschaft. Plötzlich wird auch klar, warum wir keinen über längere Zeit stabilen Geldwert erleben,
sondern immer nur schwankende Inflationsraten. Die drei Funktionen des Geldes vertragen sich erst, wenn
wir die eine oder andere von ihnen in ihrer Vollkommenheit gezielt einschränken. Das soll im folgenden
beispielhaft gezeigt werden.
Der Geldstrom trägt den Warenstrom (2)
Die Waren strömen vom Produzenten über den Handel zum Konsumenten. Das Geld strömt dem
Warenstrom entgegen: vom Konsumenten über den Handel zum Produzenten. Dabei bildet das Geld einen
geschlossenen Kreislauf, weil es als Einkommen aus einer Tätigkeit im Handel oder in der Produktion, als
Einkommen aus Zinsen oder Bodenrenten oder als Einkommen aus der staatlich organisierten Umverteilung
zu den Konsumenten zurückfließt. Für unsere Betrachtung steht jetzt dieser Kreislauf als ganzer nicht im
Vordergrund. Wir wollen den Blick nur auf die Punkte der Begegnungen von Geld und Ware lenken. Wir
können an diesen Stellen des Geldkreislaufs Phänomene beobachten, die eigentlich jeder kennt, und
können bei genauerem Hinschauen wesentliche volkswirtschaftliche Einsichten gewinnen.
Je nach dem, welcher dieser beiden Ströme gerade stärker ist, besteht ein Geldüberhang oder ein
Warenüberhang. Man spricht dann von Verkäufermarkt oder Käufermarkt und meint damit den jeweils
mächtigeren Marktpartner.
Der Verkäufermarkt
Wenn den Verkäufern alle Waren ? und sei die Qualität noch so schlecht ? aus der Hand gerissen werden,
dann bestimmen sie, welcher Kunde Ware bekommt und welcher auf seinem als wertloser als die Waren
angesehenen Geld sitzen bleibt. Der Verkäufer muß nicht mehr verkaufen, sondern nur noch verteilen, ja
zuteilen wie eine Behörde der Mangelverwaltung. Ein Teil des Geldstromes, der nach Waren sucht, bleibt
erfolglos in den Taschen oder auf den Konten der Menschen.
Der Markt sucht den Ausgleich durch Preissteigerungen ? durch Inflation. Wenn diese ausgleichend
wirkenden Preissteigerungen staatlich durch sogenannten Preisstop verhindert werden, dann spricht man
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
von „zurückgestauter Inflation". Das Geld will fließen, kann aber nicht, weil der Warenstrom zu schwach ist.
Die staatlich reglementierten Preise decken nicht alle Kosten. Deshalb erscheinen den Produzenten und
Händlern die Waren, wenn sie überhaupt noch hergestellt werden, wertvoller als das Geld. So weit, wie es
ihnen bei dem Risiko staatlicher Strafen möglich ist, halten die Händler und Produzenten ihre Waren zurück
? für gute Freunde, zur Pflege guter Beziehungen, die man braucht, um selber an knappe Waren als
Konsument oder Weiterverarbeiter heranzukommen, für den schwarzen Markt und schließlich für ganz
gewöhnliche Tauschgeschäfte Ware gegen Ware, wie in der ökonomischen Steinzeit. ? In Osteuropa war
dies bis vor wenigen Jahren die allgemeine Alltagserfahrung von Herrn und Frau Jedermann, die anstehen
mußten nach Ware.
Der Käufermarkt
Auf dem Käufermarkt ist der Kunde König. Hier muß der Verkäufer hinter seinem Ladentisch anstehen nach
Geld. Der Warenstrom staut sich in den Schaufenstern und auf den Verkaufstischen der „Polenmärkte". Das
riesige Warenangebot täuscht Wohlstand vor ? auch dort, wo wie nach dem Umbruch in Osteuropa die
Produktion zusammenbricht und Arbeitslosigkeit grassiert: die Schaufenster und Ladentische sind brechend
voll. Der Geldstrom ist zu schwach, alles aufzunehmen, was produziert wurde. Es fehlt nicht an Bedarf der
Konsumenten, aber sie halten nicht genügend Nachfrage. Wenn sie überhaupt Geld haben, geben sie es
nur zögerlich aus. Das Geld will nicht so recht fließen; der Geldinhaber kann warten. Die Ware muß aber
zügig abgesetzt werden, weil sie altert und ihre Lagerung meist mit Verlusten und immer mit Kosten
verbunden ist.
Wenn der Geldstrom zu schwach ist, muß die Produktion gedrosselt werden. Der einzelne Produzent kann
sich durch Qualitätssteigerung und Preissenkung helfen, solange es ihm gelingt, durch Rationalisierung oder
Lohnsenkung dafür Spielräume zu erkämpfen. Der Wettbewerb der Produzenten und Händler untereinander
wird also schärfer, rücksichtsloser. Immer mehr von ihnen scheiden ganz aus dem Markt aus; das heißt
aber: sie und ihre bisherigen Mitarbeiter erzielen kein Einkommen mehr, können also nichts oder nur noch
das wenige kaufen, was man sich mit der Arbeitslosen? oder Sozialhilfe leisten kann.
Wenn der Markt einen Ausgleich zwischen der zu schwachen Nachfrage und dem drängenden Angebot in
einer Tendenz zu Preissenkungen sucht, werden alle Einkommensbezieher beim Geldausgeben noch
zögerlicher. Sie warten, wenn sie irgend noch warten können, mit ihrem Konsum, weil sie morgen oder
übermorgen in den Genuß gesunkener Preise kommen wollen. Auch die nur zeitlich aufgeschobene
Nachfrage läßt die Lager anschwellen und führt zu Produktionseinschränkungen und weiter sinkenden
Einkommen, weiter sinkender Nachfrage und weiter sinkenden Preisen mit noch stärkeren Verzögerungen
beim Geldausgeben derjenigen, die noch Geld besitzen.
Sie befürchten, selbst bald wegen der allgemeinen Schwäche der Wirtschaftskonjunktur ihr Einkommen
ganz oder teilweise einzubüßen und bilden deshalb eine „Vorsichtskasse", d.h. sie sparen einen
zusätzlichen Teil ihres Einkommens. Diese zusätzlichen Ersparnisse gehen nicht in arbeitsplatzschaffende
langfristige Investitionen, weil sie dem Kapitalmarkt nicht langfristig zur Verfügung stehen, sondern als
Notgroschen allenfalls kurzfristig verliehen werden. Die Investoren werden auch bei reichhaltigem
Kapitalangebot untätig bleiben, solange sie keine steigende Nachfrage nach Waren erwarten.
Der Geld besitzende Kunde ist nicht erst bei sinkenden Preisen König. Bei stabilen Preisen herrscht immer
noch ein Käufermarkt, weil die Waren unter Angebotsdruck stehen ? das Geld aber nicht. König Kunde
genießt seine Rolle, gleichgültig, ob er viel oder wenig Geld in der Tasche hat. Jeder ist Konsument und
jeder schätzt es, als Kunde König zu sein, aus einem Überangebot wählen zu können und mit Servilität vom
Verkäufer bedient zu werden. Wer bedenkt denn schon, daß die Folgen dieser „Überlegenheit unseres
Geldes über die Ware" (Steiner) ein ständiges Zurückstauen des Stromes der Waren, die Minderauslastung
der Produktionskapazitäten, die hartnäckige Arbeitslosigkeit und ständiger Gewinn- und Lohndruck sind.
Wir alle sind verwöhnte Kunden, die nur manchmal ganz leise Skrupel plagen, wenn wir die Unterwürfigkeit
wahrnehmen, mit der uns viele Verkäufer begegnen. Jahrhundertelanger Umgang mit dem fast immer
überlegenen Geld hat beiden Seiten, den Käufern und den Verkäufern, das Gefühl für die wahre
Gegenseitigkeit im Austausch von Geld und Ware getrübt. Erst wenn wir den Blick bewußt auf historisch
auch beobachtbare starke Schieflagen voll ausgeprägter Inflationen und Deflationen lenken und genau
vergleichen, wird uns die kleine Ungerechtigkeit des stabilen Geldes, die sich in jeder einzelnen
Verkaufsverhandlung leise auswirkt, bewußt. Ihre weitreichende volkswirtschaftliche Wirkung zu ermessen,
ist nur dem möglich, der auch kleine Ungerechtigkeiten sehr ernst nimmt, wenn er erkennt, daß sie sich
summieren müssen und durch nichts ausgeglichen werden.
Wo ist die Zone des Gleichgewichts?
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Der Käufermarkt ist ebenso ein Phänomen wirtschaftlichen Ungleichgewichts wie der Verkäufermarkt.
Zwischen beiden muß es jedoch eine Zone ökonomischen Gleichgewichts ? einen Übergangsbereich ?
geben. Wir haben schon herausgearbeitet, daß nicht nur bei sinkenden, sondern auch noch bei stabilen
Preisen ein Käufermarkt besteht. Den Übergangsbereich zwischen Käufer? und Verkäufermarkt müssen wir
daher im Bereich der Inflationsraten suchen. Wir finden ihn nicht schon bei ganz leichten
Preissteigerungsraten, sondern erst, wenn das Halten von Geld ebenso verlustbringend ist wie das Halten
von Waren.
Dazu müssen die Inflationsraten mindestens drei, wenn nicht fünf, ja in Wirtschaftsordnungen mit großen
Umstrukturierungsproblemen und entsprechend großen Risiken noch mehr Prozent betragen. Ob in unserer
vollentwickelten westlichen Marktwirtschaft drei Prozent Inflation ausreichen oder vier oder fünf Prozent
Inflation erforderlich sind, um den Käufermarkt zu überwinden, ist wahrscheinlich nur durch einen
längerfristigen Versuch der Bundesbank herauszufinden. Ebenso müssen wir erst noch Erfahrungen
sammeln, wie breit zwischen dem Käufer? und Verkäufermarkt der Übergangsbereich wahrer
Gegenseitigkeit ? ausgedrückt in stetigen, bewußt erlebten - Inflationsraten - wirklich ist. Ein Verkäufermarkt
entsteht vermutlich erst bei Inflationsraten über 10 %.
Vom ewigen Pfennig zum alternden Geld
Es geht auch ohne Inflation, wenn das „Altern des Geldes" (Steiner) mit einer anderen Technik herbeigeführt
wird. Man muß nicht bei der Funktion des Wertmessers ansetzen, man kann dies auch bei der Funktion der
Wertaufbewahrung tun. Unser bisheriges Geld enthält das Versprechen, ein vollkommenes
Wertaufbewahrungsmittel zu sein: bis in alle Ewigkeit soll jedes einzelne Geldzeichen den Wert behalten,
der der Münze einst aufgeprägt oder der Banknote einmal aufgedruckt wurde. Die Bundesbank löst längst
ungültige Banknoten der ganzen Nachkriegszeit, die rechtlich gesehen also schon lange kein Geld mehr
sind, immer noch zum Nennwert in heute gültiges Geld ein. Sie erklärt dies sogar öffentlich, ja in bezahlten
Anzeigen! Sie tut dies ohne jeden zeitlichen Vorbehalt. Das ist ein behördliches Versprechen der Ewigkeit
der ausgegebenen Geldzeichen, auf das sich Sparer, die ihr Geld nicht den Banken anvertrauen, noch lange
werden berufen können. Dieses Versprechen, es werde nicht altern, macht unser heutiges Geld jeder Ware
haushoch überlegen.
Im Mittelalter war in Mitteleuropa ein Geldwesen verbreitet, dessen Geldzeichen die Münzsammler als
Brakteaten kennen. Sie bestanden aus dünnem Silberblech, das nur einseitig geprägt wurde. Das
volkswirtschaftlich Wesentliche war, daß diese Münzen häufig umgeprägt wurden. Bei dieser Gelegenheit
wurde ein Schlagsatz, eine Gebühr, erhoben. Zur dauernden Wertaufbewahrung waren diese Münzen nicht
geeignet, aber als Tausch- und Zahlungsmittel taten sie gute Dienste, weil sie den Waren nicht überlegen
waren, sondern auch einem Alterungsprozeß unterlagen. Zur Aufbewahrung von wirtschaftlichen Werten
mußte man sein Geld verleihen. Jeder versuchte immer mit möglichst wenig Bargeld auszukommen, weil
nicht vorher bekannt war, wann der Münzherr wieder eine gebührenpflichtige Umprägung verkünden würde.
Es blieb nicht aus, daß manche Münzherren die Münzverrufung als bequeme Steuerquelle mißbrauchten.
Statt den Mißbrauch zu bekämpfen, forderten die Bürger den ewigen Pfennig und bekamen ihn dann auch.
Mit dem Mißbrauch wurde auch der volkswirtschaftliche Segen der Brakteaten, von dem unsere
Volkswirtschaftslehre bis heute kaum etwas weiß, abgeschafft.
Man kann auch die einzelnen Banknoten altern lassen, d. h. einem leichten Wertverlust unterwerfen und
damit dem Geldstrom das gleiche Gefälle geben wie dem Warenstrom. Dafür sind verschiedene Techniken
denkbar, die allerdings alle Gesetzesänderungen, also demokratische Mehrheiten und damit neue
Einsichten in breiten Bevölkerungsschichten erfordern. Den Weg über die Verstetigung der Inflationsraten
kann die Notenbank gehen, ohne auf die Änderung von Gesetzen warten zu müssen. Die Bundesbank muß
dazu allerdings erst noch die Vorteile eines alternden Geldes schätzen lernen. Sie meint immer noch, mit
dem „ewigen Pfennig", also ohne alterndes Geld Geldwertstabilität erreichen zu können. Es ist aber eine
Illusion, die Ewigkeit des einzelnen Geldzeichens als Voraussetzung einer stabilen Währung anzusehen; in
Wahrheit ist die Ewigkeit der Geldzeichen das eigentliche Hindernis der Geldwertstabilität. Denn
Geldzeichen, die vollkommene Wertaufbewahrungsmittel zu sein scheinen, bilden keinen stetigen
Geldstrom, sie haben eine schwankende Umlaufgeschwindigkeit und stören daher dauernd die auf
Geldwertstabilität ausgerichtete Geldmengenpolitik der Bundesbank. Nur eine stabile Umlaufgeschwindigkeit
der Geldzeichen ermöglicht es der Notenbank, mit Hilfe der Geldmengenpolitik Geldwertstabilität zu
erreichen. Es ist daher notwendig, auf geschickte Weise die Geldzeichen maßvoll altern zu lassen.
Verschiedene Techniken der Alterung des Geldes
Eine Form der Alterung böten Geldzeichen, die von Woche zu Woche 0,1 % an Wert verlieren; auf ihnen
wäre schon eine Tabelle aufgedruckt, die ausweist, daß der Schein am Ausgabetag, z.B. am 1.1.1995 100,?
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
DM wert ist, am 31.12.1995, also nach 52 Wochen, aber nur noch 94,80 DM Zahlwert hat. Es wäre also
beim Bezahlen ein Aufgeld von DM 5,20 zu leisten. Entsprechend würde die Tabelle Zwischenwerte
ausweisen, die wöchentlich um 0,10 DM steigen.
Für die Geschäfte des täglichen Lebens würde man als „Kaufgeld" „junges Geld" bevorzugen, um die
Umständlichkeiten der Aufzahlungen zu vermeiden. Ersparnisse kann man der Bank als „Leihgeld" auch in
älterem Geld anvertrauen, weil sie den bereits eingetretenen Verlust leicht berechnen kann und sowieso nur
eine Gutschrift vornimmt; und richtig alt gewordenes Geld findet als „Schenkungsgeld" immer noch dankbare
Abnehmer.
Aber es sind noch andere Techniken denkbar, die für alle bequemer sein könnten: Schon heute darf die
Bundesbank ausgegebene Banknoten für ungültig erklären und dafür neugestaltete ausgeben. Wenn ihr der
Gesetzgeber gestatten würde, bei diesen Gelegenheiten Umtauschgebühren (Aufgelder) zu erheben, die so
zu bemessen sind, daß die private Kassenhaltung bei den Konsumenten, Händlern, Produzenten und
Banken im Durchschnitt mit 5 % jährlich belastet wird, würde jedermann unnötige Kassenhaltung vermeiden,
d.h. er würde alle Einnahmen alsbald wieder ausgeben oder langfristig dem Kapitalmarkt zur Verfügung
stellen. Dazu kann gehören, daß die Bundesbank den Termin des Umtausches und den zum Aufruf
kommenden Geldschein durch das Los bestimmt. Die Auslosung könnte wöchentlich z. B. im Anschluß an
das Mittwochslotto ? stattfinden und würde in der Regel zu dem Ergebnis führen, daß keiner der im Umlauf
befindlichen Scheine aufgerufen wird. Auch die Umtauschgebühr könnte in der Höhe wechseln, weil ja nur
eine durchschnittliche Belastung des Kassenbestandes mit 5 % erreicht werden soll. Dann behalten alle
Scheine bis zum Tag der Auslosung ihren vollen Wert. Ein auf diese einfache Weise der Alterung
ausgesetztes Geld bildet einen stetigen Geldstrom.
Ein Käufermarkt kann auch bei Geldwertstabilität nicht entstehen, wenn die Geldzeichen im Durchschnitt
ebenso stark altern, wie die Waren im Durchschnitt altern. 5 % jährliche Gebühren auf die Geldzeichen, also
auf die Kassenhaltung sind für jeden viel erträglicher als die Kalkulationserschwerungen durch 5 %
verstetigte Inflation. Wer im Jahresverlauf durchschnittlich DM 1.000,? bar bei sich trägt ? die meisten von
uns Normalverbrauchern kommen wohl mit deutlich weniger aus ?, müßte mit jährlich DM 50,? Gebühren
rechnen. Wer zahlte die nicht gern als Preis für dauernde Stabilität des Geldwertes?
Das Strömungsverhalten von Geld und Ware
Die Inflations? oder die Alterungsrate des Geldes entscheidet darüber, ob der Geldstrom den Warenstrom
nur teilweise oder restlos aufnimmt. Wir haben gesehen, daß im Verkäufermarkt alle überhaupt angebotenen
Waren vom Geldstrom unverzüglich aufgesogen werden, nur im Käufermarkt stauen sich die Waren und
stockt die Produktion, weil der Geldstrom zurückgehalten wird. Gelingt es, den Geldstrom zu verstetigen,
dann kann sich der Warenstrom bis zur Grenze der Vollbeschäftigung entfalten. Das ökonomische
Gleichgewicht zwischen Geldstrom und Warenstrom zeigt sich in ihrem stetigen Fließen mit gleichen
Stromgrößen. Sie strömen mit gleicher Kraft aufeinander zu. Auf keiner Seite des Ladentisches muß jemand
anstehen ? weder für Ware noch für Geld. Käufer und Verkäufer treten dann einander gleich mächtig oder
besser gesagt: gleich machtlos gegenüber. Es herrscht weder ein Käufer? noch ein Verkäufer?, sondern ein
wirklich ausgeglichener Markt der Gegenseitigkeit (Brüderlichkeit zwischen Käufer und Verkäufer) mit
Beschäftigung für alle, die eine für andere nützliche Leistung erbringen können und wollen. Der hohe
Anspruch, der in dem Begriff Soziale Marktwirtschaft liegt, wird nur erfüllt, wenn auf die Überlegenheit des
Geldes über die Ware verzichtet und dadurch die Tauschgerechtigkeit zwischen Geld und Ware dauerhaft
hergestellt wird.
Strom und Gegenstrom müssen einander in Volumen und Geschwindigkeit genau entsprechen. Die
Notenbank muß die Geldmenge nach dem Produktionspotential, d. h. nach dem möglichen
Produktionsvolumen der Volkswirtschaft bemessen, damit alle Produktionsfaktoren voll ausgelastet
produzieren können, ohne daß es zu Absatzstockungen kommt. Darum bemüht sie sich auch. Das
Mengengleichgewicht für sich allein ist aber nicht ausreichend, weil es auf das Strömungsverhalten von Geld
und Ware ankommt.
Aus Einsicht opfern
Wir haben beobachtet, daß im Verkäufermarkt Ware und im Käufermarkt Geld tendenziell zurückgehalten
wird, also nicht gleichmäßig genug strömt. Wenn wir stetige Vollbeschäftigung der Wirtschaft wollen, müssen
wir geduldig und vorurteilsfrei die Übergangszone zwischen Käufer? und Verkäufermarkt suchen. Und wenn
wir sie gefunden haben, müssen wir der Notenbank den richtigen Kurs weisen. Sie wird abwarten, ob wir uns
als Konsumenten bereiterklären, auf die Überlegenheit des von ihr ausgegebenen Geldes über die Ware zu
verzichten, damit wir als Unternehmer und Mitarbeiter die Chancen dauerhafter Vollbeschäftigung nutzen
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können. Nur die Verbreitung besserer Einsicht kann die Bereitschaft in unseren Mitbürgern begründen, die
verführerische Überlegenheit des Geldes zu opfern. Nur dieses Opfer wird den Weg in die Vollbeschäftigung
freimachen. Denn nur ein von der Notenbank planvoll verstetigter Geldstrom trägt einen stetigen
Warenstrom.
Geldkapital und Sachkapital
Über den Zusammenhang von Sparen und Investieren
Seit John Maynard Keynes 1936 sein berühmtes Buch „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses
und des Geldes" veröffentlichte, wissen wir, daß es im volkswirtschaftlichen Prozeß große Störungen gibt,
wenn die Ersparnisse nicht investiert werden. Die Ersparnisse aus dem laufenden Einkommen treten nicht
als Nachfrage nach Konsumgütern auf. Durch das Sparen wird daher der volkswirtschaftliche Kreislauf von
der Warenproduktion über die Einkommensbildung zur Warennachfrage unterbrochen, es sei denn die
Ersparnisse werden sofort wieder investiert in Sachkapital, also in Häuser und Maschinen. Dann wird die
ausfallende Konsumgüternachfrage ersetzt durch eine Investitionsgüternachfrage. Das Sparvolumen und die
Investitionsgüternachfrage müssen also einander entsprechen; dann werden entsprechend einer Zunahme
der Ersparnisse anstelle von Konsumgütern eben Investitionsgüter produziert; der volkswirtschaftliche
Kreislauf bleibt erhalten. Der entscheidende volkswirtschaftliche Lehrsatz lautet:
Wenn das Sparvolumen in vollem Umfang zeitnah in Sachkapital umgewandelt,
also zur Investition wird,
wenn also S = I, dann beeinträchtigt das Sparen nicht die Vollbeschäftigung.
Die Sparer investieren in der Regel nicht selbst. Voraussetzung der Investition ist daher, daß sie das
gesparte Geld ausleihen an investitionswillige Unternehmer. Dies ist ihnen in der Regel zu riskant; sie geben
ihr Gespartes, ihr Geldkapital, lieber einer Bank. Auch dieses ist ein Leihvorgang, denn die Bank ist
verpflichtet, das empfangene Kapital zum vereinbarten Termin an den Sparer zurückzuzahlen.
Voraussetzung der Investition der Ersparnisse in Sachkapital ist demnach ein weiterer Leihvorgang, nämlich
eine Ausleihung der Bank an einen Unternehmer. Daran wird es nicht fehlen, denn die Banken können ihre
Kosten einschließlich ihrer Zinszahlungen an die Sparer nur decken, wenn sie durch die Kreditgewährung an
Unternehmer Zinsen verdienen können. Sie leben von der Zinsspanne zwischen den Einlagenzinsen, die die
Sparer von ihnen erhalten und den Kreditzinsen, die sie von den Investoren erhalten. Normalerweise werden
auf beiden Seiten umso höhere Zinsen gezahlt, je länger die Laufzeiten der von den Sparern und den
Banken gewährten Kredite sind.
Der Hang zur Liquidität und die Zinsstruktur
Trotzdem fröhnen die Sparer gerne ihrem „Hang zur Liquidität" (Keynes), d. h. sie zögern, ihre Ersparnisse
langfristig auszuleihen. Sie bevorzugen kurzfristige Anlagen, die ihnen jederzeitige oder bald
wiederkehrende Möglichkeiten der Disposition über ihr Vermögen offenhalten. Bei guter Konjunktur wird der
Hang zur Liquidität durch verhältnismäßig hohe Zinsen für langfristige Ausleihungen überwunden. Nach
einiger Zeit guter Einkommens? und Wohlstandsentwicklung drückt ein ständig steigendes Sparvolumen
aber ganz erheblich auf die Höhe der langfristigen Zinsen, wenn die Notenbank nicht schon vorher aus
Sorge vor „Überhitzung" der Konjunktur die kurzfristigen Zinsen in die Höhe treibt und damit die langfristige
Kapitalanlage für Sparer und Banken relativ unattraktiv macht.
Wenn man danach fragt, was die Sparer veranlaßt, ihre Ersparnisse so langfristig, wie sie sie wirklich
entbehren können, auszuleihen, dann kommen zwei Dinge in den Blick:
1. Die Aussicht auf höheren Gewinn durch höhere Zinsen.
2. Die Sorge vor Verlusten durch zu erwartende Inflationsraten.
In der modernen Volkswirtschaftslehre beachtet man immer stärker die Veränderungen der sog. Zinsstruktur,
d.h. des Abstandes zwischen den kurz- und den langfristigen Zinsen. Normalerweise sind die langfristigen
Zinsen höher als die kurzfristigen Zinsen. Es gibt aber auch immer wieder Zeiten, in denen sich die
kurzfristigen Zinsen den langfristigen nähern oder gar deutlich über das Niveau der langfristigen Zinsen
hinaussteigen. Wenn die Bundesbank eine solche„ inverse " Zinsstruktur längere Zeit aufrechterhält,
unterbleibt die langfristige Wiederanlage der Ersparnisse; sie werden auf Terminkonten gehalten. Die Sparer
und die Banken können dem Hang zur Liquidität fröhnen und tun dies auch in hohem Maße.
Wenn sich das Kapital den langfristigen Investitionen nicht mehr zur Verfügung stellt, gewissermaßen in den
Investitionsstreik tritt, dann bricht die Nachfrage nach Investitionsgütern deutlich ein; es kommt zu
Entlassungen in der Investitonsgüterindustrie; die verringerten Einkommen der Arbeitnehmer spiegeln sich in
einer zurückgehenden Konsumnachfrage; die private Nachfrage sinkt insgesamt und infolgedessen
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schrumpft auch das gesamte Angebot und die Zahl der Arbeitsplätze immer weiter. Ein solcher kumulativer
Prozeß ist wirtschaftspolitisch nur schwer aufzuhalten.
Keynes empfahl, bei zurückgehender privater Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern die
Staatsnachfrage auszudehnen, um den volkswirtschaflichen Kreislauf in Gang zu halten. Von diesem Mittel
kann der Staat aber nicht mehr Gebrauch machen, seit er sich bis über die Halskrause verschuldet hat. Die
Therapie von Keynes ist also heute unbrauchbar; seine Diagnose der Ursachen der Konjunkturkrisen bleibt
richtig.
Die Motive der Sparer
Die Notenbanken sollten darauf verzichten, inverse Zinsstrukturen herbeizuführen, und auf Mittel und Wege
sinnen, die Sparer zu veranlassen, ihren Hang zur Liquidität zu überwinden, d.h. ihre Ersparnisse so
langfristig, wie sie sie nur irgend entbehren können, anzulegen. Eine Politik verstetigter Inflationsraten ist
dafür ein sehr geeignetes Mittel, weil die kurzfristigen Zinsen von den Inflationsraten voll aufgefressen
werden; nur noch die langfristigen Zinsen bieten die Chance einer vollen Kompensation der Inflationsraten.
Die Ersparnisbildung wird nicht darunter leiden, daß die Inflationsraten die Zinsen ganz oder teilweise
aufzehren, weil die Sparmotive der breiten Masse sich nicht darauf beschränken, Zinsgewinne zu erzielen.
Die Ersparnisbildung ist für jeden Einzelnen und für jede Familie zur Absicherung von Lebensrisiken und zur
Ansparung großer Anschaffungen völlig unverzichtbar.
Das Sparmotiv, hohe Zinsgewinne zu erzielen, ist nur relevant für die ganz großen Vermögen, deren
weiteres Wachstum aber verteilungspolitisch ganz unerwünscht ist. Es ist auch überflüssig, wenn es in einer
vollbeschäftigten Wirtschaft möglich ist, daß die breiten Volksschichten soviel sparen können, wie sie sparen
möchten. Zur Deckung des Kapitalbedarfs der Wirtschaft sind wir dann nicht mehr darauf angewiesen, daß
sich die großen Vermögen durch Zinseszinseffekte vermehren. In einer vollbeschäftigten Volkswirtschaft
wird von den breiten Massen ausreichend Kapital gebildet; und ein reichliches Kapitalangebot wird das
Zinsniveau insgesamt nach unten drücken, so daß viele Investitionen finanzierbar werden, die bei einem
hohen Zinsniveau unrentabel erscheinen. Dies gilt bekanntlich in besonderem Maße für den sehr
zinsempfindlichen Wohnungsbau.
Die Überwindung des Hanges zur Liquidität
Nach der Analyse von Keynes beruhen die Konjunkturzyklen gerade darauf, daß die Zinsen nach Jahren
guter Konjunktur infolge eines reichlichen Kapitalangebots sinken und dann für sich allein den Hang der
Sparer zur Liquidität nicht mehr überwinden können. In dieser Lage können Inflationserwartungen besonders
wichtig werden, weil sie ebenfalls helfen, den Hang zur Liquidität zu überwinden und dadurch die
langfristigen Ausleihungen und die Investionen in Gang zu halten. Dies gilt auch dann noch, wenn die
kurzfristigen Zinsen viel niedriger sind als die Inflationsraten, so daß die Sparer bei ihren liquiden Mitteln
bereits echte Verluste erleiden. Sie werden schon deshalb jede entbehrliche Mark in die langfristigen
Anlageformen lenken, um wenigstens einen Verlustausgleich, also den Werterhalt für ihre Ersparnisse zu
erreichen.
Heute herrscht in der Volkswirtschaftslehre kein Streit mehr darüber, daß Inflationserwartungen die Zinsen
nach oben treiben. Man unterscheidet allgemein zwischen Nominal? und Realzinsen und weiß, daß die
Inflation keine Ungerechtigkeiten zur Folge hat, wenn alle Beteiligten ihre Höhe richtig voraussehen und
deshalb bei ihren Vertragsabschlüssen berücksichtigen. Schädlich und ungerecht sind nur unvorhersehbar
schwankende Inflationsraten. Es wird noch zu wenig gesehen, daß die vom Standpunkt der Gerechtigkeit
unproblematischen, verstetigten Inflationserwartungen auch den gefährlichen Hang zur Liquidität begrenzen.
Sie sorgen dafür, daß alle Ersparnisse so langfristig wie möglich ausgeliehen und investiert werden. Dieser
Vorteil sollte sich herumsprechen und wirtschaftspolitisch genutzt werden.
Auch das alternde Geld überwindet den Hang der Sparer zur Liquidität. Es hindert sie nicht am Sparen,
sondern nur an der Aufbewahrung von Bargeld. Sie müssen ihre Ersparnisse verleihen und negative Zinsen
ertragen, wenn sie ihr Geld den Banken nur kurzfristig zur Verfügung stellen. Bei langfristigen Ausleihungen
haben sie aber Aussicht, ihre Ersparnisse ungeschmälert durch negative Zinsen und vor allem ohne jeden
Inflationsverlust zurückzuerhalten. Die Zinsspanne der Banken werden die investierenden Unternehmen in
Form geringer Kreditzinsen zu tragen haben. Im Vergleich zur Politik der verstetigten Inflationsraten hat das
alternde Geld den Vorteil, daß der Geldwert von der Bundesbank stabil gehalten werden kann. Dies
erleichtert den Sparern und den Investoren ihre langfristigen Kalkulationen ganz wesentlich.
Kaufen
Leihen
Schenken
Zu den bisher geschilderten Effekten verstetigter Inflationsraten oder alternder Geldzeichen, nämlich der
Überwindung der Überlegenheit des Geldes über die Ware und der Überwindung des Hanges zur Liquidität,
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kommen noch weitere Effekte hinzu. Beide Instrumente halten den volkswirtschaftlichen Kreislauf und damit
eine ununterbrochene Dauervollbeschäftigung und Wohlstandsvermehrung in Gang; sie führen deshalb über
kontinuierlich steigende Ersparnisse nach und nach dazu, daß die Zinsen sinken, bis die kurzfristigen
„Geldanlagen" negative und die langfristigen „Kapitalanlagen" gerade gar keine nennenswerten Zinsen mehr
haben. Wenn das Kapital aufhört, knapp zu sein, werden nicht nur die Zinsen als Problem der
Einkommensverteilung fast bedeutungslos, sondern dann wird auch die Macht des Kapitals über die Arbeit
gebrochen. Die freie Wirtschaft wird keine kapitalistische mehr sein. Die Zinsen werden nur noch der
Allokation des Kapitals, d. h. der Lenkung in seine sinnvollste Verwendung dienen. Dazu bedarf es nicht
eines bestimmten Zinsniveaus, sondern nur einer normalen Zinsstruktur. Vor der Überwindung des
Kapitalismus muß die Bodenfrage gelöst werden. Der Kapitalmarkt ist ein Faß ohne Boden, wenn man
Kapital im Boden anlegen kann. Solange den Bodeneigentümern die Bodenrenten privat verbleiben, werden
Kapitalanleger Boden kaufen oder genauer gesagt: sie werden Kapital gegen Boden tauschen, wenn die
Zinsen am Kapitalmarkt sinken oder die Bodenrenten wegen zunehmender Bodenknappheit steigen. Je
niedriger die Kapitalzinsen, umso höher die Bodenpreise, weil sie sich in erster Linie an der Kapitalisierung
der Bodenrenten orientieren. Der Fluchtweg aus dem Kapitalmarkt kann den Sparern durch eine
Wegsteuerung der Bodenrenten verleidet werden. Die Bodenpreise werden dann auf Null sinken, weil nur
noch Bodennutzer, aber nicht mehr reine Kapitalanleger Interesse am Bodeneigentum haben werden, wenn
die Bodenrente abgeführt werden muß ? egal, ob sie auf dem einzelnen Grundstück erwirtschaftet worden
ist oder nicht. Kein Grundstück wird mehr ungenutzt bleiben, und es wird kein Kapitalgut mehr sein.
Diese Steuerreform muß kommen, weil ohne sie der Boden bei sinkenden Kapitalzinsen wirtschaftlich
unverkäuflich wird; die Ertragswerte, d.h. die Kapitalwerte aller Grundstücke gehen gegen Unendlich, wenn
die Kapitalzinsen gegen Null gehen. Der Boden ist dann das einzige rententragende Gut und wird dann nur
noch vererbt. Durch die Überwindung des Kapitalismus fiele die Gesellschaft zurück in den Feudalismus.
Der zunehmende Immobilismus des Bodenmarktes wäre mit den Flexibilitätsbedürfnissen einer modernen
arbeitsteiligen Weltwirtschaft völlig unvereinbar. Der sanfte Tod des Rentners, den Keynes für möglich
gehalten hat, weil er die Möglichkeit allmählich sinkender Kapitalzinsen ins Auge faßte, muß also durch eine
schrittweise Reform der Bodenbesteuerung rechtzeitig vorher auch für den Bodenrentner eingeleitet werden.
Mit dem Verschwinden der Kapital? und Bodenrenten wird die private Einkommens? und
Vermögensverteilung viel gleichmäßiger werden.
Schenkungsgeld und die Zukunft der Arbeit
Wenn sich das Kapital nicht mehr im Boden „stauen" (Steiner) kann, wird der Kapitalmarkt kein Faß ohne
Boden mehr sein. Als Wirkung der Trennung des Kapitalmarktes vom Bodenmarkt werden bei ständig z
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Notizbuch geldreform.de
Inhalt Heft 234
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Genial! Most simple explanation of our financial system given by a 12 year old Canadian girl
(27.08.2012) (Published on Jun 13, 2013)
Amazing news-clips - English
http://www.youtube.com/user/amazingne...
https://www.youtube.com/watch?v=38F31xbZYz4
Geldsystem einfach erklärt (Published on Nov 6, 2012)
schnelle einfache Erklärung unseres Geldsystems
http://systemdefekt.de
http://www.wahrheiten.org/blog/geld-l...
Zitate zum Geldsystem:
"WÜRDEN DIE MENSCHEN DAS GELDSYSTEM VERSTEHEN, HÄTTEN WIR EINE REVOLUTION NOCH
VOR MORGEN FRÜH"
Henry Ford
"DIE WENIGEN, DIE DAS SYSTEM VERSTEHEN, WERDEN SO SEHR AN SEINEN PROFITEN
INTERESSIERT ODER SO ABHÄNGIG SEIN VON DER GUNST DES SYSTEMS, DASS AUS IHREN
REIHEN NIE EINE OPPOSITION HERVORGEHEN WIRD. DIE GROSSE MASSE DER LEUTE ABER,
MENTAL UNFÄHIG ZU BEGREIFEN, WIRD SEINE LAST OHNE MURREN TRAGEN, VIELEICHT SOGAR
OHNE ZU MUTMASSEN, DASS DAS SYSTEM IHREN INTERESSEN FEINDLICH IST."
Gebrüder Rothschild
"WENN MAN DIE KONTROLLE ÜBER DIE NAHRUNGSMITTEL HAT, HAT MAN DIE KONTROLLE ÜBER
DAS VOLK. HAT MAN DIE KONTROLLE ÜBER DAS ERDÖL, SO HAT MAN DIE KONTROLLE ÜBER DIE
NATIONEN. WENN MANN DIE KONTROLLE ÜBER DAS GELD HAT, KONTROLLIERT MAN DIE WELT."
Henry Kissinger
"WENN DU SKLAVE DER BANKEN BLEIBEN WILLST UND IHNEN DIE KOSTEN DEINER EIGENEN
VERSKLAVUNG BEZAHLEN MÖCHTEST, DANN LASS SIE WEITER DIE AUSGABE DER WÄHRUNG
KONTROLLIEREN UND DIE GELDMENGE DER NATION REGULIEREN"
Sir Josian Stamp
"GIB MIR DIE KONTROLLE ÜBER DAS GELD EINER NATION UND ES INTERESSIERT MICH NICHT,
WER DESSEN GESETZE MACHT."
Mayer Amschel Rothschild, Gründer der Rothschild Banken Dynastie
"UNSER GELDSYSTEM BEDINGT DEN KAPITALISMUS, DEN ZINS, DIE MASSENARMUT, DIE
REVOLTE UND SCHLIESSLICH DEN BÜRGERKRIEG, DER ZUR BARBAREI ZURÜCKFÜHRT. ... WER
ES VORZIEHT, SEINEN EIGENEN KOPF ETWAS ANZUSTRENGEN STATT FREMDE KÖPFE
EINZUSCHLAGEN, DER STUDIERE DAS GELDWESEN."
Silvio Gesell, Deutsch-Argentinischer Sozialreformer
"ICH DENKE, DASS BANK-INSTITUTE GEFÄHRLICHER ALS STEHENDE ARMEEN SIND. ... WENN DIE
AMERIKANISCHE BEVÖLKERUNG ES ZULÄSST, DASS PRIVATE BANKEN IHRE WÄHRUNG
HERAUSGEBEN... DANN WERDEN DIE BANKEN UND KONZERNE DIE SO ENTSTEHEN WERDEN,
DAS VOLK SEINES GESAMTEN BESITZES BERAUBEN, BIS EINES TAGES IHRE KINDER OBDACHLOS
AUF DEM KONTINENT AUFWACHEN, DEN IHRE VÄTER EINST EROBERTEN."
Thomas Jefferson, 3. Präsident der USA
"EINIGE MENSCHEN DENKEN, DASS DIE FEDERAL RESERVE BANKEN INSTITUTIONEN DER USREGIERUNG SIND. ES SIND ABER PRIVATE MONOPOLE, DIE DAS VOLK DIESER VEREINIGTEN
STAATEN AUSBEUTEN. IN IHREM EIGENEN INTERESSE UND DEM IHRER AUSLÄNDISCHEN
KUNDEN, IM INTERESSE VON SPEKULANTEN IM IN- UND AUSLAND IM INTERESSE VON REICHEN
RÄUBERISCHEN GELDVERLEIHERN."
Louis McFadden, US-Kongress Abgeordneter in der 1930er Jahren
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“Alliance ‘Future’: spiritual, economical and social recovery of the Ukraine”
https://www.facebook.com/groups/274048676101167/
Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
"DAS GELD, ZIEHT NUR DEN EIGENNUTZ AN UND VERFÜHRT STEHTS UNWIEDERSTEHLICH ZUM
MISSBRAUCH."
https://www.youtube.com/watch?v=ygaiWEXmuv0
Geld aus Schulden - Eine Einführung in das Geldsystem - Keine Schulden, kein Geld - sehenswert
(Published on Apr 20, 2013)
Eine leicht verständliche, nachvollziehbare Erklärung des Geldsystems.
Quelle: Youtube-Kanal "pontius0pilawa"
http://www.youtube.com/watch?v=rYkwoC...
https://www.youtube.com/watch?v=OwQhlUMRvRk
Drei Professoren erklären: das GELDSYSTEM ist BETRUG (EURO-KRISE 2011 Schuldenkrise
Wilhelm HANKEL) (Uploaded on Nov 2, 2011)
Drag & Drop Schreibfehler im Video bitte ignorieren! Die Professoren Wilhelm Hankel, Eberhard Hamer und
Harald Lesch erklären die betrügerischen Hintergründe des „modernen" Geldsystems, welches zur größten
Krise des Finanzsystems aller Zeiten geführt hat.
Prof. Wilhelm Hankel analysiert in einer Zusammenfassung die vier Eckpfeiler (Innovationen) die von der
Finanzbranche entwickelt wurden und zuerst die Finanzkrise und anschließend die Staatsschulden-Krise
ausgelöst haben. Der Zusammenhang zwischen diesen vier „Innovationen" der Banken ist derart kausal, das
nicht von einer zufälligen Entwicklung sondern vielmehr von einer klaren Absicht gesprochen werden muss.
Diese vier „Innovationen" sind wichtig um die Entwicklung der Finanzkrise und die Krise der Staatsschulden
zu verstehen.
Professor Harald Lesch sieht in dem Geldsystem ein perfides Betrugsmodell wohingegen Prof. Eberhard
Hamer erläutert, wie sich das Finanzsystem infolge der FED-Gründung, die 1913 nichts anderes als ein
Staatsstreich war, über die Aufhebung des Bretton Woods Abkommens durch Präsident NIXON in 1971 bis
heute entwickelt und die Finanzkrise, die US-Schuldenkrise und die Euro-Krise (Krise des Euro - EU
Schuldenkrise) ausgelöst hat. Prof. Hamer bezeichnet in diesem Zusammenhang den Dollar als globales
Schneeballsystem.
Das Geldsystem und die Möglichkeiten der Geldschöpfung sowie der Zinseszinseffekt haben die
Umverteilung von unten nach oben in den letzten Jahren massiv beschleunigt. Die Staatsschulden-Krise
wird entweder zu dem Zusammenbruch des Geldsystems zu einer Währungsreform oder einer starken
Inflation führen, davon sind die Professoren Eberhard-Hamer, Wilhelm-Hankel und Harald-Lesch sichtlich
überzeugt.
Infolge dessen werden die US-Schuldenobergrenze und die Staatsschulden der Euro-Länder immer weiter
erhöht -- bis zum Kollaps des Geldsystems.
Anleger sollten sich rechtzeitig davor schützen und in physische Werte wie Edelmetalle (Gold, Silber etc...)
investieren um ihre Kaufkraft zu erhalten.
Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe von Der INFLATIONSSCHUTZ-BRIEF (Börsenbrief /
Börsenmagazin / Anlegermagazin / Online Fachzeitschrift für Inflation, Börse & Finanzen):
aktuelle Ausgabe: http://inflationsschutzbrief.synergen...
über das Geldsystem: http://inflationsschutzbrief.synergen...
Zusammenbruch des Euro: http://inflationsschutzbrief.synergen...
https://www.youtube.com/watch?v=Bnsy2HBuPs8
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https://www.facebook.com/groups/274048676101167/
Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Philosophie des Geldes
Geld aus nicht-ökonomischer Sicht: „Man muss davon ausgehen, dass es mit der Gesellschaft nichts
erschreckenderes gab, als das Auftauchen des Geldes.“
http://www.dctp.tv/filme/simmel_philosophie-des-geldes/
Nikolai Starikov – Das Zentralbanksystem (Published on Dec 1, 2013)
Bei diesem Vortrag beschreibt Nikolai Starikov, Russlands führender politischer Schriftsteller, das globale
Zentralbanksystem. Die amerikanische Zentralbank, die FED, erschafft ungedecktes Geld aus dem Nichts,
welches sie gegen Zinsen an die USA verleiht. Da die FED die einzige Institution ist, die das Recht hat, Geld
zu erschaffen, muss bei ihr erneut Geld geliehen werden, um die Zinsen zu begleichen. Die Zinsschuld kann
also niemals endgültig abbezahlt werden und steigt exponentiell ins Unermessliche. Währenddessen aber
bezahlen die USA mit diesem ungedeckten Geld all ihre Ausgaben.
Wie sieht es jedoch mit der Zentralbank in Russland aus? Sie darf keine Kredite an den Staat vergeben, nur
an andere Staaten. Die einzige Möglichkeit für die russische Zentralbank, Rubel auszuschütten, ist, alle
Dollars an der russischen Börse gegen Rubel aufzukaufen, und die Dollars in die Währungsreserve zu
verschieben. Die Währungsreserven bestehen nur zu 10% aus Gold, der Rest sind wertlose Dollars, Nullen
im Computer. Das heißt, Russland ist gezwungen, reale Werte gegen Nullen im Computer einzutauschen,
wird also durch das System de facto ausgepresst. Dieses System findet auch in anderen Staaten
Anwendung.
Николаи Стариков на немецком, Германия
Übersetzung: Wolk A
http://www.youtube.com/user/WolkRoyal
Vertonung: Nikolai Alexander
• Youtube: http://www.youtube.com/user/Reconquis...
• Facebook: https://www.facebook.com/ReconquistaG...
• Twitter: https://twitter.com/ReconquistaGer
• Google+: https://www.google.com/+ReconquistaGe...
https://www.youtube.com/watch?v=BKYT2VsIBVQ
KenFM im Gespräch mit Prof Franz Hörmann über Kreditopferhilfe
Bei Geld hört der Spaß bekanntermaßen auf. Besonders dann, wenn man keines hat. Oder, was noch
fataler ist, wenn man Schulden hat. Schulden bei einer Bank. Wer einen Kredit und seine fälligen Zinsen
nicht zurückbezahlen kann, bekommt irgendwann Besuch von einem Gerichtsvollzieher. Dieser klebt dann
den sogenannten Kuckuck. Ein Pfandsiegel. (http://de.wikipedia.org/wiki/Pfandsiegel)
Die so markierten Gegenstände werden wenig später einer Zwangsvollstreckung zugeführt, um das dabei
erwirtschafte Geld an die Bank weiterzugeben.
Aber warum? Warum muss ein Kreditnehmer Geld an eine Bank zurückbezahlen, obwohl dieses Geld von
der Bank selber ausschließlich im Computer „erfunden" wurde?! Die Bank gewährt dem Kunden immer nur
einen Kredit, der auf Sachwerten beruht, sogenannten Sicherheiten, die der Kunde schon besitzt. Die Bank
bewertet in Wahrheit nur die schon vorhandenen Werte des Kunden und gibt ihm dafür synthetisches Geld.
Digitales Geld. Eine Zahl. Mit mehr oder weniger Nullen, die auf das Giro-Konto gebucht werden.
FIAT-MONEY. Ungedecktes Geld: http://de.wikipedia.org/wiki/Fiatgeld
Wer als Kunde von einer Bank einen Kredit bekommt, erhält eben nicht das Geld eines anderen Sparers!
Die Bank verliert daher auch nichts, wenn der Kunde nicht zurückbezahlen kann. Das Geld, dass das
Geldinstitut als Kredit auf ein Girokonto bucht, hat sie selber nie besessen! Es entsteht erst in dem Moment
im Bank-Computer, wenn ein Kunde sich einen Kredit geben lässt. Dennoch geraten Menschen in die
Schuldenfalle, wenn sie den Kredit des „geschöpften" Geldes nicht zurückbezahlen können. Prof. Franz
Hörmann aus Wien, ein Experte für Rechnungswesen, möchte den unzähligen, heillos verschuldeten
Bankkunden helfen. Mit einer Sammelklage gegen die Kreditinstitute.
KenFM sprach mit ihm über das, was Geld heute wirklich ist, und wie die Initiative Kreditopferhilfe den
Banken Paroli bieten möchte.
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https://www.facebook.com/groups/274048676101167/
Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
o http://www.kreditopferhilfe.net/
o http://www.geldhahn-zu.de
o http://www.kenfm.de
o http://www.facebook.com/KenFM.de
o http://kenfm.de/unterstutze-kenfm/
o http://kenfm.de/blog/2014/03/05/kredi...
o http://kenfm.de/blog/2011/12/19/gelds...
http://www.youtube.com/watch?v=9oMvhkX5kO4
Ihr lernt das, was Ihr wissen dürft, und nicht das, was Ihr nicht wissen solltet. Ganz einfach! (Uploaded
on Jan 15, 2012)
Wissen, welches normalerweise nicht an Schulen gelehrt wird und oft nicht gehört werden will.
Das Originalvideo ist von dieser Seite: http://www.wissensmanufaktur.net/
Link zum Youtube-Channel der Wissenmanufakur: http://www.youtube.com/wissensmanufak...
https://www.youtube.com/watch?v=1rvPPxnITzU
Wirtschaft ohne Krise – Plan B – Wissensmanufaktur – Reset – absolut sehenswert
(Published on Apr 27, 2013)
Eine Währung, die gerettet werden muss, ist bereits gescheitert, ist tot. Die aktuelle Rettungspolitik bestimmt
nur noch die Fallrichtung, zu Lasten der Steuerzahler/Bürger.
Es geht schon lange nicht mehr darum, das Ende der Euro-Zone zu verhindern, sondern nur noch darum
das Ende hinauszuzögern. (Artikel: http://uhupardo.wordpress.com/2013/04...)
Wir brauchen dringend Wachstum, deswegen müssen wir sparen!
Wenn es uns genauso gut geht, wie vergangenes Jahr, geht es uns schlecht. Denn es gab kein Wachstum.
Das ist kein Widerspruch sondern Systemweisheit. Wir brauchen dringend Wachstum, deswegen müssen
wir sparen. Klingt nicht besonders clever? Mag ja sein, ist aber auch systemkonform. Wir brauchen "Bildung,
Bildung, Bildung", um wieder in die Nähe der Vollbeschäftigung zu kommen, während immer weniger
Arbeitsplätze gebraucht werden. Ergibt keinerlei Sinn? Natürlich nicht, aber wen kümmert das?
Kapitalstrom fliesst ständig von "fleissig nach reich", bis die Fleissigen nichts mehr haben und die Reichen
alles, was in kriegerische Auseinandersetzungen münden muss, die den Reichen dann auch kein
lebenswerts Dasein mehr ermöglichen. Kann doch nicht richtig sein? Sicher nicht, wird aber konsequent und
unbeirrt genauso praktiziert. Leistungslos reich werden ist die erstrebenswerte Maxime für alle. Kann doch
gar nicht gehen, wenn alle so denken? Selbstverständlich geht das nicht, wird aber als Ideal proklamiert.
Hätten die Wirtschaftswissenschaftler und Ökonomen -- die Dümmsten der Klasse -- ein komfortables
Grundeinkommen, ohne bei ihren Studien von den jeweiligen Auftraggebern abhängig zu sein, hätten wir
schon längst Lösungen. Doch wes Brot ich ess, des Lied ich sing ... deswegen braucht es Alternativen.
Dieses Interview mit Andreas Popp und Rico Albrecht über "Plan B" ist so eine. Man muss mit den Herren
nicht übereinstimmen -- wir haben diesbezüglich auch unsere Vorbehalte -, aber kennen sollte man den
Vortrag wenigstens, denn er beinhaltet zumindest einen ganzheitlichen Ansatz.
http://www.neuesgeld.net/
Mehr erfahren: Plan B für Einsteiger http://www.wissensmanufaktur.net/plan...
Plan B - Revolution des Systems für eine tatsächliche Neuordnung http://www.wissensmanufaktur.net/plan-b
Andreas Popp und Rico Albrecht im Interview bei nexworld.tv
Quelle: Youtube-Kanal "WissensmanufakturNET"
http://www.youtube.com/watch?v=0AuWrC...
http://www.nexworld.tv
http://www.wissensmanufaktur.net/inte...
https://www.youtube.com/watch?v=1QMk-oJo518
~Zur mehr ★gerechten Welt★ Mit nur ☆echtem Geld☆~(Published on Feb 3, 2013)
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Unser gegenwärtiges Gesamtsystem & somit gleichsam (Zwangs-)mittanzend auch der überwiegene Teil
der hierin gefangenen, gedrückt in gezielte Abhängigkeiten gehaltenen & die sehr oft vorhandene,
menschliche Schwäche schwerfällig-uninteressierter Trägheit fremd-neuem gegenüber voll ausnutzende &
daher auch als ein (Zwangs-)betreutes Pflicht- & Sklavendasein benennbares Ganzes, in Vorgabe & zum
Nutzen von nur sehr wenigen, in kranker Machtgier Verfallener, war einmal mehr erdrückend plattmachend
wirksam...
Bye, „YouTube(r)"... [I.VIII.MMXIII] ? ??.?
http://www.buergerinitiative-grundein...
http://www.buergerinitiative-grundein...
http://www.grundrechte-brandbrief.de/
http://www.youtube.com/watch?v=-mZuSF...
http://www.bandbreitenmodell.de/
http://www.youtube.com/watch?v=lr2Ciz...
http://www.youtube.com/watch?v=5vU40G...
http://petraraab.blogspot.de/2012/12/...
http://www.abgeordnetenwatch.de/frage...
http://www.bueso.de/node/5782
http://www.alpenparlament.tv/video/se...
http://www.nachrichtenspiegel.de/2012...
http://www.nachrichtenspiegel.de/2012...
¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?
http://www.youtube.com/watch?v=jF_s2i...
http://www.youtube.com/watch?v=-jCBzC...
http://www.youtube.com/watch?v=7PksEg...
http://www.youtube.com/watch?v=xFOK3p...
http://www.youtube.com/watch?v=XdsyQD...
http://www.youtube.com/watch?v=LKhkHC...
¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?
https://www.grundeinkommen.de/
http://www.grundeinkommen.ch/
¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?
http://www.wissensmanufaktur.net/
http://aufbruch-gold-rot-schwarz.net/
http://www.gegenfrage.com/
http://info.kopp-verlag.de/index.html
http://www.freiwilligfrei.info/
¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?
http://info.kopp-verlag.de/neue-weltb...
http://www.youtube.com/watch?v=sLv_1z...
¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?
http://www.youtube.com/watch?v=jgH2al...
http://www.youtube.com/watch?v=82RRXJ...
http://www.youtube.com/watch?v=mUS7M2...
http://www.youtube.com/watch?v=7uuXM7...
http://www.youtube.com/watch?v=S2PDww...
¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?
http://www.schloss-tempelhof.de/index...
http://www.youtube.com/watch?v=euVFbI...
http://www.schloss-tonndorf.de/starts...
http://www.youtube.com/watch?v=VNOsyj...
http://www.youtube.com/watch?v=ymMkUl...
http://www.siebenlinden.de/
http://www.youtube.com/watch?v=9X9YAy...
http://www.youtube.com/watch?v=FBqedI...
http://www.zegg.de/zegg-gemeinschaft/...
http://www.schloss-glarisegg.ch/de/
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
http://www.youtube.com/watch?v=WLKf1C...
http://www.oekodorf.ch/
http://www.transition-initiativen.de/
http://www.youtube.com/watch?NR=1&...
¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?
http://www.sauberer-himmel.de/
http://www.stop-esm.org/
¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?
„Eine Alternative besteht darin, geistig aus diesem System auszusteigen, es somit nur noch zu nutzen, um
seinen Lebensunterhalt sicherzustellen. Dem System die Energie & die Grundlage zu entziehen (GandhiPrinzip). Die Herrschenden hören auf zu herrschen, wenn die Kriechenden aufhören zu kriechen. Das
System kippt dann, wenn der Leidensdruck aller Beteiligten (Bürger, Politiker, Reiche & Superreiche) hoch
genug ist."
„Die Erde ist groß genug für die Bedürfnisse aller Menschen - aber nicht groß genug für die Gier Einzelner!"
„Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu
leisten imstande sein werden."
„Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind. Unsere
Natur ist Liebe. Nur, wenn wir dem Verstand den Vorsitz geben, sieht es so aus, als wäre Kälte unsere
Natur. Aber das können wir jederzeit wieder ändern: Wir lassen das Herz die Ziele formulieren und geben
dem Verstand die Verantwortung für die Umsetzung. "
„Wege entstehen dadurch, daß man sie geht."
¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?¿?
https://www.youtube.com/watch?v=PSFqjB0Bzu8
Schachtschneider: Zeit zum Widerstand (Published on Nov 24, 2012 )
Mehr auf http://www.mmnews.de Prof. Albrecht Schachtschneider im Gespräch mit Michael Mross: Der Euro
führt zwangsläufig ins Verderben, die Politik vertritt nicht mehr die Interessen der Bürger sondern verbeugt
sich vor den internationalen Finanzmächten. Es ist daher Zeit für Widerstand - allerdings nur mit friedlichen
Mitteln
https://www.youtube.com/watch?v=pCXB5aiqrCw
Das zinsfreie Geldsystem – Die Lösung aller wirtschaftlicher und sozialer Probleme
Christian Anders Learning Channel
http://www.ifm-society.de/
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Freiwirtschaftliche Bibliothek
Steenkamp 7
D-26316 Varel
Marktwirtschaft ohne Kapitalismus
Eine Übersicht über die Grundgedanken, die ideengeschichtliche Herkunft und den derzeitigen
Entwicklungsstand, über Organisationen und weiterführende Literatur
Von Werner Onken
Geld: Vom Beherrscher der Märkte ...
1891 veröffentlichte der deutsch-argentinische Kaufmann Silvio Gesell (*1862 in St. Vith bei
Eupen/Malmedy, + 1930 in der bodenreformerischen Genossenschaftssiedlung Eden-Oranienburg) in
Buenos Aires seine erste Broschüre "Die Reformation im Münzwesen als Brücke zum sozialen Staat". Sie
bildete den Grundstein für ein umfangreiches Werk über die Frage nach den Ursachen der sozialen Frage
und nach Wegen zu ihrer Lösung. Praktische Erfahrungen, die Gesell während einer Wirtschaftskrise im
damaligen Argentinien gesammelt hatte, führten ihn zu einer Sichtweise, die dem Marxismus widersprach:
die Ausbeutung der menschlichen Arbeit habe ihre Wurzel nicht im privaten Eigentum an den
Produktionsmitteln, sondern in strukturellen Fehlern des Geldwesens. Wie schon der antike Philosoph
Aristoteles erkannte er die widersprüchliche Doppelrolle des Geldes als ein dem Markt dienendes
Tauschmittel und als ein den Markt zugleich beherrschendes Machtmittel.
Gesells Ausgangsfrage lautete: Wie läßt sich die Eigenschaft des Geldes als wucherndes Machtmittel
überwinden, ohne es dabei als neutrales Tauschmittel zu beseitigen? Die Macht des Geldes über die
Märkte führte er auf zwei Ursachen zurück:
o Erstens ist das herkömmliche Geld als Nachfragemittel anders als die menschliche Arbeitskraft oder
die Güter und Dienste auf der Angebotsseite der Wirtschaft hortbar - ohne nennenswerten Schaden
für seinen Besitzer kann es aus spekulativen Gründen vorübergehend von den Märkten
zurückgehalten werden.
o Zweitens hat das Geld den Vorteil, daß es sehr viel flüssiger ist als Waren und Dienstleistungen;
wie der Joker im Kartenspiel ist es zu jeder Zeit und an jedem Ort einsetzbar.
Diese beiden Eigenschaften verleihen dem Geld – vor allem den Besitzern größerer Summen - ein
besonderes Privileg: Sie können den Kreislauf von Käufen und Verkäufen, Sparen und Investieren
unterbrechen oder von den Produzenten und Konsumenten einen Zins als besondere Prämie dafür
verlangen, daß sie auf die spekulative Kassenhaltung verzichten und das Geld in den wirtschaftlichen
Kreislauf weitergeben.
Die strukturelle Macht des Geldes beruht nicht allein auf seiner tatsächlichen Hortung, sondern es genügt
bereits die Möglichkeit von Kreislaufunterbrechungen, um den wirtschaftlichen Stoffwechsel im sozialen
Organismus an die Bedingung zu knüpfen, daß dabei zuerst das Geld mit einem Zins bedient werde. Die
Rentabilität erhält den Vorrang vor der Wirtschaftlichkeit, die Produktion wird mehr am Zins des
Geldes als an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet. Dauerhaft positive Zinssätze stören die für
eine dezentrale Selbstordnung der Märkte notwendige Balance von Gewinnen und Verlusten. Gesell zufolge
führen sie zu einer Erkrankung des sozialen Organismus mit einer sehr komplexen Symptomatik: Das
zinstragende
und
darum
nicht-neutrale
Geld
bewirkt
eine
leistungswidrige,
ungerechte
Einkommensverteilung, welche ihrerseits zu einer Konzentration von Geld- und Sachkapital, und damit zu
einer Monopolisierung der Wirtschaft führt. Da die Geldbesitzer Herren über Bewegung oder Stillstand
des Geldes sind, kann das Geld nicht 'von selbst' durch den sozialen Organismus fließen wie das Blut
durch den menschlichen Körper. Deshalb sind eine gesellschaftliche Kontrolle des Geldumlaufs und eine
richtige Dosierung der Geldmenge nicht möglich; deflationäre und inflationäre Schwankungen des
allgemeinen Preisniveaus lassen sich nicht vermeiden. Und wenn sich im Auf und Ab der Konjunkturen
größere Geldsummen wegen eines zeitweise sinkenden Zinsniveaus solange von den Märkten
zurückziehen, bis die Aussichten auf rentable Anlagen wieder besser werden, ergeben sich
Absatzstockungen und Arbeitslosigkeit.
... zum neutralen Diener der Märkte
Als Weg zur Entmachtung des Geldes dachte Gesell nicht an einen Rückgriff auf das kanonische Zinsverbot
der mittelalterlichen Scholastik oder gar an die Beseitigung von sogenannten 'jüdischen Wucherern'.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Vielmehr stellte er sich eine institutionelle Änderung des Geldwesens in der Weise vor, daß die
Kassenhaltung des Geldes mit Kosten verbunden wird, welche die Vorteile der Hortbarkeit und
Liquidität neutralisieren. Sobald das Geld mit einer Gebühr auf Kassenhaltung belegt wird - vergleichbar
dem Standgeld für Güterwaggons im Verkehrswesen -, verliert es seine Überlegenheit über die Märkte und
erfüllt dann nur noch seine dienende Funktion als Tauschmittel. Sobald seine Zirkulation nicht mehr von
Spekulationsmanövern gestört werden kann, wird es möglich, die Menge des zirkulierenden Geldes
fortlaufend so an das Gütervolumen anzupassen, daß die Kaufkraft der Währung über lange Zeiträume
genau so stabil wird wie die Maße und Gewichte.
In seinen Frühschriften sprach Gesell ausdrücklich von "rostenden Banknoten" als Mittel zu einer
"organischen Reform des Geldwesens". Durch sie werde das Geld, das bislang ein "toter Fremdkörper"
sowohl im sozialen Organismus als auch in der gesamten Natur war, in das ewige Stirb und Werde allen
Lebens integriert; es werde gleichsam vergänglich und verliere seine Eigenschaft, sich durch den Zins und
Zinseszins bis ins Unendliche zu vermehren. Eine solche Reform des Geldwesens wäre eine ganzheitliche
Regulationstherapie, welche die Blockaden im Geldfluß auflöst und dem kranken Sozialorganismus eine
Hilfe zur allmählichen Selbstheilung von den vielfältigen konjunkturellen und strukturellen Krisensymptomen
gibt, so daß er sich in seinem Gleichgewicht stabilisieren und sich in die harmonische Gesamtordnung der
Natur einfügen könnte.
In seinem 1916 in Berlin und Bern erschienenen Hauptwerk "Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch
Freiland und Freigeld" legte Gesell ausführlich dar, wie sich bei einer störungsfreien Geldzirkulation
Kapitalangebot und -nachfrage ausgleichen, so daß das Zinsniveau unter seine bisherige Untergrenze von
real drei Prozent absinken kann. Der "Urzins", der Tribut der arbeitenden Menschen an die Macht des
Geldes, verschwindet aus dem Zins, welcher nun nur noch aus der Risikoprämie und der
Bankvermittlungsgebühr besteht. Die Schwankungen der Marktzinssätze um diesen neuen
Gleichgewichtszins sorgen für eine dezentrale Lenkung der Ersparnisse in bedarfsgerechte Investitionen.
Sie heben sich aber gegenseitig auf. "Freigeld" als ein vom " Urzins" befreites Geld wird
verteilungsneutral und kann auch keinen gegen die Interessen von Anbietern und Nachfragern
verstoßenden Einfluss auf Art und Umfang der Produktion mehr ausüben. Der volle Arbeitsertrag
werde, so Gesells Erwartung, breite Bevölkerungsschichten in die Lage versetzen, lohn- und
gehaltsabhängige
Beschäftigungsverhältnisse
aufzugeben
und
sich
in
privaten
und
genossenschaftlichen Betriebsformen selbständig zu machen.
Boden: Treuhänderische
Spekulationsobjekt
Lebensgrundlage
statt
Handelsware
und
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erweiterte Gesell seine Konzeption einer Reform des
Geldwesens um die Forderung nach einer Reform des Bodenrechts. Die Anregung hierzu erhielt er durch
die Lektüre der Werke des nordamerikanischen Bodenreformers Henry George ( 1839 - 1897 ), dessen
Gedanken in Deutschland durch Michael Flürscheim ( 1844 - 1912 ) und Adolf Damaschke ( 1865 - 1935 )
weitergetragen wurden. Im Gegensatz zu Damaschkes Bestreben, bei Fortbestand des privaten
Bodeneigentums lediglich den Wertzuwachs zugunsten der Allgemeinheit zu besteuern, folgte Gesell dem
Vorschlag Flürscheims, den Boden gegen eine Entschädigung der bisherigen privaten Eigentümer in die
Hände des Staates zu überführen und zur privaten Nutzung an Meistbietende zu verpachten. Solange der
Boden eine private Handelsware und ein Spekulationsobjekt bleibe, werde die organische Verbindung des
Menschen mit der Erde gestört. Anders als völkischen Ideologen ging es Gesell nicht um eine Verbindung
von Blut und Boden. Als Weltbürger betrachtete er die ganze Erde als ein Organ jedes einzelnen Menschen.
Alle Menschen sollten unbehindert über die Erde wandern und sich unabhängig von ihrer Herkunft,
Hautfarbe und Religion überall ansiedeln können.
Wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen und Männern
Zunächst dachte Gesell wie andere Bodenreformer, daß der Staat durch die Einnahmen aus der
Verpachtung des Bodens in die Lage versetzt würde, seine Aufgaben zu finanzieren, ohne dafür noch
weitere Steuern zu erheben ( Single - Tax ). Doch führte ihn die Frage, wem die Pachteinnahmen nach dem
Verursacherprinzip wirklich zustehen, zu der Überlegung, daß die Höhe der Pachteinnahmen von der
Bevölkerungsdichte abhängt, letztlich also von der Bereitschaft der Frauen, Kinder zur Welt zu bringen und
aufzuziehen. Deshalb wollte Gesell die Pachteinnahmen als Entgelt für Erziehungsleistungen an die Mütter
nach der Zahl ihrer minderjährigen Kinder in Monatsbeträgen auszahlen - auch an die Mütter nichtehelicher
Kinder und an die in Deutschland lebenden Ausländerinnen. Alle Mütter sollten aus der ökonomischen
Abhängigkeit von den erwerbstätigen Vätern befreit werden. Das Verhältnis zwischen den Geschlechtern
sollte dadurch auf die Grundlage einer von Machteinflüssen freien Liebe gestellt werden. In einem Vortrag
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
"Der Aufstieg des Abendlandes" gab Gesell seiner Hoffnung Ausdruck, daß die vom Kapitalismus körperlich,
seelisch und geistig krank gemachte Menschheit in einer von Privilegien und Monopolen freien, natürlichen
Wettbewerbsordnung allmählich wieder gesund werden und zu einer neuen Kulturblüte aufsteigen könne.
Weitere Wegbereiter einer Marktwirtschaft ohne Kapitalismus
Die Freiland - Freigeld - Theorie war eine Reaktion sowohl auf das Laissez - faire - Prinzip des klassischen
Liberalismus, als auch auf planwirtschaftliche Vorstellungen des Marxismus. Sie ist kein dritter Weg
zwischen Kapitalismus und Kommunismus im Sinne späterer Konvergenztheorien oder sogenannter 'mixed
economies', d. h. vom Staat global gesteuerter kapitalistischer Marktwirtschaften, sondern eine Alternative
jenseits der bislang verwirklichten Wirtschaftssysteme. Ordnungspolitisch läßt sie sich als eine
"Marktwirtschaft ohne Kapitalismus" charakterisieren. Eigenständig weitergedacht hat Gesell damit die
Überlegungen des französischen Sozialreformers Pierre Joseph Proudhon ( 1809 - 1865 ), der schon um die
Mitte des 19. Jahrhunderts die private Aneignung des Bodens und die Macht des zinstragenden Geldes
dafür verantwontlich gemacht hatte, daß nach dem Ende des Feudalabsolutismus keine herrschaftsfreie
Gesellschaft entstanden war. Die private Bodenrente hatte Proudhon als Raub und den Geldzins als
krebsartigen Wucher verurteilt. Diese ausbeuterischen Einkommensarten führten zur Entstehung des
Großbürgertums als neue herrschende Klasse, die sowohl den Staat als auch die Kirchen zu Instrumenten
ihrer Herrschaft über das Kleinbürgertum und die Arbeiterschaft machen konnte. Verwandt ist Gesells
ökonomisches Alternativmodell auch mit dem ebenfalls von Proudhon angeregten libertären Sozialismus des
Kulturphilosophen Gustav Landauer (1870 - 1919 ), der seinerseits Martin Buber ( 1878 - 1965 ) stark
beeinflußte. Gedankliche Parallelen gibt es auch zum Liberalsozialismus des Arztes und Soziologen Franz
Oppenheimer ( 1861-1943 ) und zur Sozialen Dreigliederung des Begründers der Anthroposophie, Rudolf
Steiner ( 1861 - 1925 ).
Erste Organisationen in Deutschland und in der Schweiz während des Ersten
Weltkriegs
Gesells erster Mitarbeiter Georg Blumenthal ( 1879 - 1929 ) verband die Bodenrechts- und Geldreform mit
der Idee einer "natürlichen Ordnung" der Gesellschaft, mit der Francois Quesnay ( 1694 - 1774 ) und andere
Physiokraten zur Zeit der französischen Aufklärung dem Feudalabsolutismus entgegengetreten waren. 1909
gründete er die Physiokratische Vereinigung als erste Organisation der Anhänger Gesells, die in Berlin und
Hamburg aus den Reihen der Bodenreformer, Individualanarchisten und Syndikalisten kamen. Als die
Zeitschrift "Der Physiokrat" während des ersten Weltkriegs der Zensur zum Opfer fiel, siedelte Gesell in die
Schweiz über, wo er aus den Kreisen der dortigen Bodenreformer, Reformpädagogen und Lebensreformer
Anhänger fand. Sie schlossen sich im Schweizer Freiland-Freigeld-Bund zusammen. In zwei Vorträgen
"Gold und Frieden?" und "Freiland, die eherne Forderung des Friedens" arbeitete Gesell die Bedeutung
seiner Reformvorschläge als Weg zur sozialen Gerechtigkeit und zum Völkerfrieden heraus.
Zwischen den beiden Weltkriegen
Nach dem Ende des ersten Weltkriegs und der deutschen Novemberrevolution führte Gesells Verbindung
mit Landauer zu seiner kurzzeitigen Mitwirkung als Volksbeauftragter für das Finanzwesen in der ersten
bayrischen Räteregierung. Nach deren Sturz wurde er zunächst des Hochverrats angeklagt, von dieser
Anklage aber wieder freigesprochen. Sodann zog er in die Nähe von Berlin, wo er die Entwicklung der
Weimarer Republik beobachtete und in zahlreichen Broschüren und Aufsätzen kommentierte. Mit einer
gestaffelten, bis zu 75%igen Vermögensabgabe wollte Gesell den Großgrundbesitz und das
Großkapital zur Tilgung der Kriegsfolgen heranziehen und zugleich mit seiner Boden- und Geldreform
eine inländische Kapitalbildung einleiten, die Deutschland in die Lage versetzen sollte, die
Reparationsforderungen der Siegermächte zu erfüllen. Unermüdlich protestierte Gesell dagegen, daß die
rasch wechselnden Regierungen stattdessen die mittleren und unteren Bevölkerungsschichten durch eine
große Inflation noch mehr zugunsten der Wohlhabenden ausraubten, daß sie die Reparationszahlungen
verschleppten, Deutschland vom Zufluß ausländischen Kapitals abhängig machten und daß sie die
stabile Rentenmark durch die krisenträchtige Goldwährung ersetzten.
Frühzeitig distanzierte sich Gesell von rassistischen und antisemitischen Ideologien. Obgleich er stark von
Darwins Evolutionslehre beeinflußt war, widersprach er sozialdarwinistischem Denken. Einem übersteigerten
Nationalismus entgegentretend, setzte er sich für eine Verständigung mit den westlichen und östlichen
Nachbarn Deutschlands ein. Die Expansionspolitik der Nationalstaaten sollte durch eine machtfreie
Föderation europäischer Staaten abgelöst werden. Darüber hinaus entwickelte Gesell auch Ansätze für eine
nachkapitalistische Weltwährungsordnung. Er trat für einen offenen Weltmarkt ohne kapitalistische
Monopole und ohne Zollgrenzen, ohne nationalen Handelsprotektionismus und ohne koloniale Eroberungen
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
ein. Im Gegensatz zu den späteren Institutionen IWF und Weltbank, die innerhalb bestehender
Unrechtsstrukturen die Interessen der Mächtigen vertreten, und auch im Gegensatz zu den
gegenwärtigen Vorbereitungen einer europäischen Währungsintegration wollte Gesell eine "Internationale
Valuta-Assoziation" einrichten, die ein über allen Landeswährungen stehendes neutrales Weltgeld
ausgibt und so verwaltet, daß es einen Ausgleich der freien Weltbandelsbeziehungen herbeiführt.
Die große Inflation der frühen Nachkriegsjahre begünstigte ein rasches Anschwellen von Gesells
Anhängerschaft auf schätzungsweise 15.000 Personen. Sie zerfiel jedoch 1924 in den gemäßigten liberalen
Freiwirtschaftsbund und in den radikalen individualanarchistischen Fysiokratischen Kampfbund. Zu dieser
Spaltung trug eine harte Kontroverse bei, die sich an Gesells weitreichenden Vorstellungen über einen
"Abbau des Staates" entzündet hatte. Innere Flügelkämpfe schwächten die Anhängerschaft. Da es ihr nicht
gelang, zu einer Massenbewegung zu werden, unternahm sie während der gesamten Weimarer Zeit
vielfaltige Annäherungsversuche an die Sozialdemokratie und an die Gewerkschaftsbewegung sowie an die
damaligen Friedens-, Jugend- und Frauenbewegungen. Während der großen Weltwirtschaftskrise richtete
der Freiwirtschaftsbund Denkschriften an sämtliche im deutschen Reichstag vertretenen Parteien, in denen
er vor den verheerenden Folgen der damaligen Deflationspolitik warnte und Vorschläge zur Überwindung
der Krise unterbreitete. Diese Denkschriften blieben ohne Resonanz. Als praktische Experimente des
Fysiokratischen Kampfbundes mit Freigeld öffentliches Aufsehen erregten, wurden sie 1931 im Zuge der
Brüningschen Notverordnungen vom deutschen Reichsfinanzministerium verboten. Bei den
Reichstagswahlen 1932 blieb eine Freiwirtschaftliche Partei ohne Erfolg. Nach der Machtergreifung durch
den Nationalsozialismus verdrängten schließlich viele Anhänger Gesells ihre Einsichten in den wahren
Charakter der NS-Ideologie und gaben sich trügerischen Hoffnungen hin, daß Hitler und Gottfried Feder eine
'Brechung der Zinsknechtschaft' vielleicht doch ernsthaft anstreben könnten. Sie versuchten deshalb, die
NSDAP von innen durch eine Beeinflussung von Spitzenfunktionären wirtschaftspolitisch umzusteuern. Trotz
bedenklicher taktischer Anpassungen an das Regime wurden die freiwirtschaftlichen Organisationen und
ihre Medien im Frühjahr 1934 verboten bzw. sie lösten sich selbst auf. Zu ihrer anfänglichen
Fehleinschätzung des totalitären Regimes dürften nicht nur die schmerzlichen Zurückweisungen durch die
Weimarer Parteien beigetragen haben, sondern vor allem auch die Unklarheit über einen geeigneten Weg
zur Realisierung der Boden- und Geldreform. In Österreich (bis 1938) und in der Schweiz bestanden
Freiwirtschaftsbünde fort. Von Gesells Hauptwerk erschienen auch englische, französische und spanische
Übersetzungen. Einführende Broschüren entstanden außerdem in den niederländischen, portugiesischen,
tschechischen, rumänischen und serbokroatischen Sprachen sowie in Esperanto. Dementsprechend gab es
kleinere Gruppen in England, Frankreich, Holland, Belgien, in der Tschechoslowakei, Rumänien und
Jugoslawien. In Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland gingen solche Gründungen von
deutschen Auswanderern aus.
Nach 1945: Neuanfang, Vergessenwerden und Wiederaufleben seit dem
Ende der 70er Jahre
In allen damaligen Besatzungszonen Deutschlands kam es zur Neugründung freiwirtschaftlicher
Organisationen. In der SBZ wurden sie 1948 aufgelöst; die dortigen Machthaber betrachteten Gesell
entweder als einen 'Apologeten der Monopolbourgeoisie' oder wie Marx' Gegenspieler Proudhon als einen
'kleinbürgerlichen Sozialisten', dessen Ziele mit dem 'wissenschaftlichen Sozialismus' unvereinbar waren. In
Westdeutschland entschied sich die Mehrzahl der noch verbliebenen Anhänger Gesells aufgrund ihrer
Erfahrungen mit den Weimarer Parteien für ein eigenes parteipolitisches Engagement. Sie bildete eine
Radikalsoziale Freiheitspartei, die 1949 bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag knapp 1 % der Stimmen
bekam. Danach benannte sie sich in Freisoziale Union um und erzielte bei weiteren Wahlen nur noch
minimale Stimmenergebnisse. Als Tagungsstätte bestand jedoch ein Silvio-Gesell-Heim auf dem Asbruch
zwischen Wuppertal und Neviges fort.
Das westdeutsche Wirtschaftswunder brachte während der 50er und 60er Jahre das öffentliche Interesse an
wirtschaftspolitischen Systemalternativen zum Erliegen, obwohl namhafte Nationalökonomen wie Irving
Fisher und John Maynard Keynes die Bedeutung Silvio Gesells anerkannt hatten. Erst seit dem Ende der
70er Jahre führten die Massenarbeitslosigkeit, die Umweltzerstörung und die internationale Schuldenkrise zu
einem Wiederanstieg des Interesses an Gesells fast vergessenem Modell einer alternativen Ökonomie.
Dadurch wurde auch ein Generationenwechsel innerhalb seiner Anhängerschaft möglich.
Im Schweizerischen Wirtschaftsarchiv in Basel gibt es eine Schweizerische Freiwirtschaftliche Bibliothek.
In Deutschland hat die Stiftung für persönliche Freiheit und soziale Sicherheit 1983 mit dem Aufbau einer
Freiwirtschaftlichen Bibliothek begonnen. Als Grundstein für eine wissenschaftliche Forschung über Silvio
Gesells Theorien gibt sie seit 1988 eine auf 18 Bände angelegte Gesamtausgabe seiner Werke heraus.
Hierauf baut eine Buchreihe mit dem Titel "Studien zur natürlichen Wirtschaftsordnung" auf, die mit einer
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Gesamtübersicht über die einhundertjährige Geschichte der NWO-Bewegung und mit einer Auswahl aus
den Werken von Gesells bedeutendstem Schüler Karl Walker begann. Die Stiftung fördert auch andere
Buchpublikationen zu Fragen des Bodenrechts und der Geldordnung und gibt gemeinsam mit der
Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft eine " Zeitschrift für Sozialökonomie" heraus. Außerdem hat sie 1988
und 1995 einen "Karl-Walker-Preis" für wissenschaftliche Arbeiten über die Verselbständigung der
Finanzmärkte gegenüber der Realwirtschaft sowie über Wege zur Überwindung der Arbeitslosigkeit
verliehen. Das Seminar für freiheitliche Ordnung publiziert die Schriftenreihe "Fragen der Freiheit". Daneben
gibt es eine Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung, die sich zusammen mit befreundeten Organisationen
in der Schweiz und in Österreich um eine Popularisierung von Gesells Gedanken bemüht. Eine Vereinigung
Christen für Gerechte Wirtschaftsordnung verbindet den Denkansatz der Boden- und Geldreform mit der
jüdisch christlich - moslemischen Kritik an der Bodenspekulation und am Zinsnehmen. Margrit Kennedy,
Helmut Creutz und andere AutorInnen arbeiten an einer Aktualisierung von Gesells Denkansatz. Dabei geht
es unter anderem um die Frage nach dem Zusammenhang des exponentiellen Wachstums der
Geldvermögen und Schulden mit dem die Umwelt zerstörenden Wachstum der realen Wirtschaft, um eine
Überwindung des Wachstumszwangs und um eine Verbindung der Boden- und Geldreform mit einem
ökologischen Steuersystem. Einen Überblick über den derzeitigen Stand der Theorieentwicklung gibt das
Buch "Gerechtes Geld - Gerechte Welt". Es enthält die Beiträge zu einer 1991 in Konstanz veranstalteten
Tagung "100 Jahre Gedanken zu einer Natürlichen Wirtschaftsordnung - Auswege aus Wachstumszwang
und Schuldenkatastrophe ".
Der Zusammenbruch des Staatssozialismus in Mittel- und Osteuropa brachte einen vorläufigen Triumph des
westlichen Kapitalismus im Wettkampf der Systeme. Solange jedoch die Gegensätze zwischen Armut und
Reichtum und als Folge davon Krisen und Kriege fortbestehen, solange die Umwelt durch exponentielles
Wirtschaftswachstum zerstört wird und solange der industrialisierte Norden den Süden rücksichtslos
ausplündert, bleibt es notwendig, nach Alternativen zu den herkömmlichen Wirtschaftssystemen zu suchen.
Darin könnte eine Zukunftsperspektive auch für Silvio Gesells Freiland - Freigeld - Modell liegen.
Weiterführende Literatur und Organisationen siehe andere WWW-Seiten dieses Angebotes.
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/onken/mokonk.htm
www.geldreform.de
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Erwiderungen + Kritik zum unteren Text von Otmar Issing
Die FAZ vom 20.11.1993 schrieb:
Der Zins und sein moralischer Schatten
Bis heute ist der Preis des Kredits mit dem Stigma des Anstößigen behaftet; Zur Rolle des Zinses
in der modernen Wirtschaft
Von Otmar Issing (Der Autor war damals Chefvolkswirt und Mitglied des Direktoriums der Deutschen
Bundesbank)
In der Frankfurter Chronik zur Judenverfolgung im Mittelalter heißt es: "Propter usuras vexabantur" - Wegen
des Wuchers wurden sie gequält. Wucher, das war das Synonym für die Geldleihe gegen Zins, ein Geschäft,
das den Christen nach dem kanonischen Zinsverbot untersagt war.
Verbietet die Obrigkeit eine wirtschaftliche Aktivität, für die es in einer Gesellschaft jedoch Bedarf gibt und
ohne die, wie beim Kredit, nur eine beschränkte Existenz und kaum Spielraum zur Entwicklung gegeben ist,
dann werden die Menschen Mittel und Wege finden, das Verbot zu umgehen. Eine naheliegende Möglichkeit
besteht darin, dieses Geschäft Außenseitern zu überlassen. Genau dies geschah im Mittelalter. So wurde
der "Geldhandel" ab etwa der Mitte des zwölften Jahrhunderts der Hauptberuf der Juden, zumal man sie im
Laufe der Zeit immer mehr aus anderen Gewerben herausgedrängt hatte.
Damit war eine Minderheit wirtschaftlich ausgegrenzt und auf eine Tätigkeit verwiesen, die durch weitere
politische Eingriffe, wie extreme Steuern und Schuldenerlasse, belastet wurde. Das dadurch erhöhte Risiko
der Kreditvergabe spiegelte sich in teilweise horrenden Zinsen wider, ein Ergebnis, das den Gläubiger
speziell bei den Schuldnern, aber auch in der Bevölkerung ganz allgemein nicht gerade beliebter machte.
Wenngleich hier sicher nicht die einzige Ursache liegt, so muß man doch dem Haß auf die "Wucherer" eine
wesentliche Rolle bei der Auslösung der schrecklichen Pogrome dieser Zeit beimessen.
Das Zinsnehmen stand lange Zeit auf einer Stufe mit den Kapitalverbrechen, der Wucherer wurde in die
Gesellschaft von Brandstiftern, Räubern, Blutschändern und Huren eingereiht. Hinter dieser moralischen
Verdammung steht zum einen die damalige Haltung der Kirche zum Zins und Zinsnehmen. Diese Aversion
blieb aber keineswegs auf das Christentum beschränkt. So enthält etwa die Thora ein ausdrückliches Verbot
des Darlehnszinses, freilich nur für Darlehen unter den Israeliten, und die Schwierigkeiten der Akzeptanz
des Phänomens Zins im Islam reichen bekanntlich bis in unsere Zeit.
Die Sehnsucht nach der zinslosen Wirtschaft
In der Scholastik diente zum anderen neben der Bibel die Autorität des Aristoteles für die Stigmatisierung
des Zinses. Nach der Lehre "des" Philosophen in seiner "Politik" war das Gewerbe des "Wucherers mit
vollstem Recht eigentlich verhaßt, weil es aus dem Gelde selbst Gewinn zieht und nicht aus dem, wofür das
Geld doch allein erfunden ist". Der Zins stammt "als Geld vom Gelde. Daher widerstreitet auch diese
Erwerbsweise unter allen am meisten dem Naturrecht". Nach Edgar Salin sind von da an die Geldleihe und
der Geldhandel überhaupt mit dem schwersten Fluch belegt, den die Philosophie und später auch die
Theologie zu schleudern vermögen. Sie sind wider die Natur.
Das aristotelische Verdikt wird heute schwerlich noch jemanden beeindrucken, und mit einer Doktrin aus
dem gemeinhin als "finster" apostrophierten Mittelalter wird sich ansonsten kaum ein Bürger unserer so
aufgeklärten Zeit identifizieren. Ob aber nun die Meinungen der Vergangenheit das Bewußtsein der heute
Lebenden stärker beeinflussen, als dies für möglich gehalten wird, oder ob dies nicht zutrifft, so bleiben doch
berechtigte Zweifel, ob der Zins - um mit dem bekannten österreichischen Kapitaltheoretiker Eugen von
Böhm-Bawerk zu sprechen - jemals seinen "moralischen Schatten" vollständig losgeworden ist. In der
innerlichen Ablehnung, der die moralische Ächtung leicht folgt, liegt wohl auch die Wurzel dafür, daß die
Sehnsucht nach der zinslosen Wirtschaft zum Beispiel am Rande von Kirchentagen immer wieder ihre
Anhänger versammelt.
Wohin eine Gesellschaft kommt, wenn sie den Prozeß, die marktgerechte Höhe des Zinses zu bestimmen,
beschränkt oder wenn sie gar die Notwendigkeit des Zinses schlechtweg ignoriert, läßt sich an zahlreichen
Fallbeispielen demonstrieren. So liegt hier eine wesentliche Ursache für die Mängel und schließlich das
Scheitern der Planwirtschaften sowjetischen Typs. Nach der Marxschen Lehre stellt das Privateigentum an
Produktionsmitteln die Quelle der Ausbeutung des Arbeiters dar, im Zins als Bestandteil des Mehrwertes
wird diesem ein Teil seines Arbeitsertrages vorenthalten.
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Getreu dieser Auffassung haben die Nationen, die dieser theoretisch längst vorher widerlegten These gefolgt
sind, nicht nur die Produktionsmittel sozialisiert, sondern zunächst auch den Zins quasi per Dekret
abgeschafft. Schon bald wurden freilich die Defekte dieses Versuchs der Wirtschaftslenkung ohne Zins so
offenkundig, daß nach in bis ans Groteske grenzenden Bemühungen, den Begriff selbst zu vermeiden, das
Phänomen als solches aber in der Planung zu berücksichtigen, schließlich ganz offen die Notwendigkeit des
Rechnens mit dem Zins von der Realität gegen das Dogma erzwungen wurde.
Ohne die Institution des Privateigentums an Produktionsmitteln und die Lenkung durch den Markt waren
freilich auch diese Anstrengungen zum Scheitern verurteilt.
Kommt es von ungefähr, daß auch die andere totalitäre Weltanschauung, die in diesem Jahrhundert ihre
furchtbare Spur hinterlassen hat, zum Zins grundsätzlich eine ähnlich feindliche Einstellung vertreten hat?
Die "Brechung der Zinsknechtschaft des Geldes" war Bestandteil des Parteiprogrammes der NSDAP von
1920, das bis 1930 galt. Für Gottfried Feder, den Urheber dieses Programmpunktes, ist die "goldene
Internationale" aus dem "durch und durch unsittlichen Leihzinsgedanken geboren". "Der Leihzins ist die
teuflische Erfindung des Großleihkapitals, der Leihzins ermöglicht allein das träge Drohnenleben einer
Minderzahl von Geldmächtigen auf Kosten der schaffenden Völker und ihrer Arbeitskraft, er hat zu den tiefen
unüberbrückbaren Gegensätzen, zum Klassenhaß geführt, aus dem der Bürgerkrieg und Bruderkrieg
geboren ist ... Die Brechung der Zinsknechtschaft des Geldes bedeutet die einzig mögliche und endgültige
Befreiung der schaffenden Arbeit von den geheimen überstaatlichen Geldmächten".
Die Dimensionen sind größer geworden, knüpfen aber nicht Inhalt und Sprache aus diesem Jahrhundert
nahtlos an das Mittelalter an?
Die moralische Verdammung des Zinses ist keine Antwort auf die Frage, warum es den Zins gibt. Solange
freilich die wichtigste und auffälligste Form des Kredites im Konsumdarlehen - oft für existentielle
Notsituationen - bestand, war es fast unvermeidlich, daß Zins und Wucher gleichgesetzt und als Verbrechen
eingestuft wurden. Den Kreditbedürftigen war damit freilich nicht geholfen. Eine solche Entschuldigung mag
man für einen Aristoteles und das Mittelalter ins Felde führen, dieses Jahrhundert kann den Freispruch nicht
beanspruchen.
Die adäquate Erfassung des Phänomens und die Erklärung seiner Ursache sind die Voraussetzung dafür,
daß der Zins von seinem Stigma befreit werden kann. Was also ist der Zins, warum gibt es ihn, was sind
seine Funktionen?
Eine erste Antwort lautet: Der Zins ist der Preis für Kredit; Zins und Kredit stellen also zwei Seiten
einer Medaille dar. In der modernen Wirtschaft wird Kredit fast nur noch in Geldform gewährt - die auf Zeit
geliehene Kaufkraft eröffnet den Zugang zum Erwerb von Gütern aller Art. Wird der Kredit fällig, ist nicht nur
der ursprüngliche Betrag zurückzuzahlen, sondern auch ein "Aufgeld", eben der Zins.
Konsumverzicht und Ergiebigkeit des Kapitals
Der Kredit verleiht dem Kreditnehmer Verfügungsmacht am Markt, auf die der Kreditgeber für die
Zeitspanne des Kreditkontrakts verzichtet. Kredit verkörpert insofern einen Tausch von Gütern in der Zeit er stellt ein intertemporales Phänomen dar. Erst die Kreditaufnahme versetzt viele Unternehmen in die Lage,
Investitionen in der gewünschten Höhe zu realisieren, also Kapitalgüter (beispielsweise Maschinen oder
Gebäude) zu kaufen und im Produktionsprozeß einzusetzen. Dem Haushalt ermöglicht der (Konsumenten)Kredit, über die durch das laufende Einkommen und gegebenenfalls den Rückgriff auf Vermögen gesetzte
Beschränkung hinaus Güter zu kaufen. Der Zins ist somit der Preis für zeitlich vorgezogenes
Verfügungsrecht über Güter beziehungsweise die entsprechende Nutzung von Kapital.
Die den in der Investition eingesetzten Betrag übertreffende Wertschöpfung erlaubt es dem Kreditnehmer,
mehr als die Amortisation zurückzuzahlen - das heißt eben, einen Zins zu erwirtschaften. Hier liegt die
Antwort auf die Frage, die Aristoteles nicht lösen konnte: Der nicht investierte Geldbetrag bleibt "unfruchtbar"
- erst über die Investition in Realkapital wird es möglich, einen die ursprüngliche Summe übersteigenden
Wert zu erzielen; was dem Unternehmen darüber hinaus nach Abzug aller Aufwendungen verbleibt, ist der
Gewinn. Als Ausdruck der Netto-Produktivität des Kapital ist der Zins eine Erscheinung der realen
Wirtschaftssphäre; der Kreditgeber nutzt nicht eine Notsituation des Kreditnehmers aus, sondern erhält als
Gegenleistung für den vorübergehenden Verzicht auf Kaufkraft den Zins, der wiederum im realen
Produktionsprozeß erwirtschaftet wird. In der Definition von Gustav Cassel ist der Zins der Preis für das
Warten oder für die Nutzung von Kapital.
Der Sparer verzichtet (vorübergehend) auf Konsum, die in den verschiedenen Anlageformen
bereitgestellten Mittel werden von den Institutionen des Finanzsektors - Banken, Investmentgesellschaften,
Versicherungen - in Kredite an Unternehmen transformiert, aus "Kredit wird Kapital". Der Zins als
Marktpreis fungiert daher auch als Gradmesser für die Knappheit des Kapitals.
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Gleichzeitig stellt der Zins das Verbindungsglied zwischen zukünftigem Einkommen und
gegenwärtigem Vermögen dar. In diesem Sinne gibt der Zins an, was eine zukünftig zu erwartende
Zahlung heute wert ist. Je höher der Zins, desto stärker muß man den Wert einer künftigen Zahlung
abdiskontieren, desto niedriger ist auch der Gegenwartswert des Vermögens, aus dem bestimmte zukünftige
Zahlungen zu erwarten sind.
Der Zins fungiert jedoch nicht nur als Brücke zwischen künftigem Einkommen und dem Kapital, dem
Gegenwartswert der künftigen Einkommensströme, er stellt ganz allgemein die ökonomische Verbindung
zwischen Gegenwart und Zukunft, zwischen heute und morgen her. Auf diese Weise wirkt der Zins in
alle Lebensbereiche hinein, in denen es um Entscheidungen mit Zukunftsbezug geht. Erst der Zins
ermöglicht eine generell vergleichende Bewertung von Ereignissen, die zu verschiedenen Zeitpunkten
stattfinden. Über diesen Zusammenhang beeinflußt der Zins zukunftsgerichtete Handlungen und damit
insoweit das Erscheinungsbild der Welt von morgen. Hier liegt im Kern die umfassende intertemporale
Bedeutung dieses Preises.
Auch in der naturalen Tauschwirtschaft kommen Kredit und Zins vor, beide Phänomene sind also nicht an
das Vorhandensein von Geld gebunden. So war etwa der Pachtzins für den Acker häufig in Form eines Teils
der Ernte zu erbringen; "Zehnthöfe" zeugen noch heute an vielen Orten von der Einträglichkeit dieser
Leistungen. Im übrigen gibt es in den modernen Geldwirtschaften eine ganze Reihe von Zahlungsvorgängen
mit mehr oder minder ausgeprägtem Zinscharakter. Dies gilt für die Miete - gelegentlich trifft man noch auf
den Ausdruck "Mietzins" -, die grundsätzlich eine Mischung aus Zinsanteil für das investierte (und im
Mietobjekt quasi verliehene) Kapital und Entgelt für die Abnutzung beziehungsweise Abschreibung der
Wohnung verkörpert.
Dividenden und Aktienkursgewinne lassen sich auffassen als Verzinsung des Eigenkapitals zusätzlich einer
stark schwankenden Risikokomponente. Rein ökonomisch betrachtet ist die Ausbildung einer Person als
Investition ins sogenannte Humankapital zu betrachten, von dem im Erwerbsleben Erträge erhofft werden.
Das entsprechend höhere Arbeitsentgelt enthält in dieser Sicht also auch ein Element für die Verzinsung des
eingesetzten Kapitals; bleibt diese aus, hat sich - rein ökonomisch gesehen - die Ausbildung nicht gelohnt.
Obgleich es "den" Zins nicht gibt, ist im Sprachgebrauch des täglichen Lebens und selbst im Fachjargon
laufend schlechtweg die Rede vom Zins, der einmal als (zu) hoch, dann wieder als (zu) niedrig eingestuft
wird. Wie so oft führt auch hier die nachlässige Ausdrucksweise leicht zu inhaltlichen Mißverständnissen, so
wenn es etwa heißt, die Bundesbank habe "die" Zinsen gesenkt. Diese Ausdrucksweise erweckt fast
zwangsläufig nicht nur den Eindruck, die Notenbank könne tatsächlich das Zinsniveau, also die Höhe der
Zinsen in der Wirtschaft ganz generell senken, sondern sie vermittelt der Öffentlickeit darüber hinaus die
Vorstellung, die Zinshöhe liege im Ermessen des Zentralbankrates, der quasi nach Gutdünken der
Wirtschaft per Beschluß hohe oder niedrige Zinsen verordnen könne. Von da bis zur Suggestion, die
Bundesbank verweigere der Volkswirtschaft die Wohltat niedriger Zinsen, ist es dann nur ein kleiner Schritt.
Für die Geldmarktzinsen, insbesondere den Tagesgeldsatz, trifft die enge Verknüpfung mit den
Notenbankzinsen grundsätzlich zu. Allgemein gilt jedoch, daß sich die Verbindung mit den Notenbankzinsen
um so mehr lockert, je länger die Bindungsdauer der Kreditbeziehungen ist.
Für den Anleger, der vor der Entscheidung steht, etwa eine soeben angekündigte neue Anleihe des Bundes
mit festem Nominalzins für die Dauer von zehn Jahren, dem Zeitpunkt der Fälligkeit, zu kaufen, spielt vor
allem die Einschätzung der Entwicklung der Kaufkraft des Geldes, seine Inflationserwartung eine Rolle. Mit
der Globalisierung der Finanzmärkte haben ferner Wechselkurserwartungen eine immer größere Bedeutung
erlangt. Wer etwa zwischen einer Anlage in D-Mark- oder Dollarwerten schwankt, hat die von ihm erwartete
Entwicklung des D-Mark/Dollar-Wechselkurses zu berücksichtigen. Neben anderen Kriterien geht in diese
Erwartung vor allem die Entwicklung der relativen Kaufkraft der beiden Währungen, also des Unterschiedes
in der Inflation ein.
Schon nach derart einfachen Überlegungen kann die empirische Beobachtung nicht mehr überraschen, daß
in längerer Perspektive die Länder mit stabilem Geldwert niedrige und die mit starker Geldentwertung hohe
Zinsen aufweisen. Am Extrem der Hyperinflation wird dieser Zusammenhang besonders deutlich. Als etwa
die Reichsbank Mitte September 1923 den Diskontsatz auf 90 Prozent (pro Jahr) erhöhte, belief sich die
monatliche Inflationsrate bereits auf mehr als 2400 Prozent. Als Realzins berechnet, das heißt nach Abzug
der Geldentwertung (umgerechnet auf Monatsbasis), erreichte der Diskontsatz einen negativen Wert von
(minus) 95,89 Prozent. Der rein nominell scheinbar hohe Diskontsatz war folglich eine Aufforderung zur
Kreditaufnahme bei der Notenbank und damit zur Vermehrung des Geldumlaufs. Diese Erfahrung hoher
negativer Notenbank-Realzinsen wird im übrigen in vielen anderen Fällen bestätigt, man nehme nur die
Situation in Rußland im vergangenen Jahr.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Private Anleger sind unter solchen Umständen nicht mehr bereit, auf Nominalwerte lautende Kredite zu
geben, die Geldwirtschaft in nationaler Währung bricht zusammen und wird durch Wertsicherungen aller Art
und durch die Verwendung stabiler fremder Währungen abgelöst.
Keynes erwartete den sanften Tod den Rentners
Mit dem Rückfall in die Steinzeit naturalwirtschaftlicher Beziehungen verschwindet freilich der Zins nicht, er
wechselt nur die Erscheinungsform. Die Kreditvergabe in Geldform verbirgt den Kern des Zinses als
Erscheinung der realen Wirtschaft. Die klassischen Nationalökonomen sprachen vom Geld als einem
"Schleier", hinter dem die wirtschaftlich eigentlich relevanten realen Beziehungen verdeckt werden. Der Zins
als relativer Preis, als Verbindungsglied zwischen Gegenwart und Zukunft stammt aus der Welt der realen
Wirtschaft. Seine Höhe wird durch das Verhältnis von Sparen und Investieren bestimmt. Hohe Sparleistung
führt zu sinkenden Zinsen und eröffnet die Möglichkeit kapitalintensiverer Produktion, steigender
Arbeitsproduktivität und höheren künftigen Lebensstandards.
Der Versuch, den Zins durch staatliche Anordnung künstlich unter das im Markt bestimmte Niveau zu
senken, reduziert zum einen den Anreiz der Sparer und verleitet zum anderen zur Illusion eines nicht
vorhandenen Kapitalreichtums, als deren Folge an einer Stelle der Volkswirtschaft eine hohe
Kapitalintensität erreicht wird, während an anderer Stelle wegen Kapitalmangels auf primitive
Produktionsformen zurückgegriffen werden muß.
Nur die marktgerechte Verzinsung macht den Kapitaleinsatz in allen seinen sachlichen Variationen und der
unterschiedlichen zeitlichen Bindung vergleichbar, nur unter diesen Bedingungen wandert das Kapital der
Tendenz nach zum besten Wirt. Nur im Marktprozeß läßt sich auch die Höhe der jeweils angemessenen
Risikoprämie herausfinden.
Theoretische Ansätze, die Argumente für vermeintlich eklatantes Marktversagen in diesem Bereich ableiten
und in Forderungen nach staatlichen Eingriffen ummünzen, treffen sich mit ethischen Vorbehalten
gegenüber dem Zinsphänomen, die zu allen Zeiten das Denken selbst von Menschen zu beeinträchtigen
scheinen, denen man ansonsten Scharfsinn gewiß nicht absprechen wird. Als für diese Beobachtung in
gewisser Weise typisch mag man auf John Maynard Keynes verweisen mit seiner Prognose vom sanften
Tod des Rentners, vom Ende "der sich steigernden Unterdrückungsmacht des Kapitalisten, den
Knappheitswert des Kapitals auszubeuten". In diesem letzten Kapitel seiner "Allgemeinen Theorie", das er
bezeichnenderweise "Schlußbetrachtungen über die Sozialphilosophie, zu der die Allgemeine Theorie führen
könnte", überschreibt, bezieht sich Keynes in diesem Zusammenhang gar auf den "zu Unrecht übersehenen
Propheten Silvio Gesell", an dessen Gedanken er die "moralische Höhe" des Autors hervorhebt. Nur eine
Teilerkenntnis habe Gesell zur vollständigen Erfassung des Problems gefehlt, nämlich die Vorstellung der
Vorliebe für die Liquidität.
Kein Kapitalfluß gegen das Risikogefälle
Keynes hat sich im übrigen dezidiert für Kontrollen der internationalen Kapitalbewegungen ausgesprochen,
um die Zinshöhe nach nationalen Vorstellungen regulieren zu können. Forderungen dieser Art haben immer
wieder einmal Konjunktur, und sie sind insbesondere bei denen populär, die klare Vorstellungen über die
Zukunft ihres Landes oder etwa der Europäischen Gemeinschaft haben, deren Verwirklichung sie nicht
durch die anonymen Mächte des Kapitals gefährdet sehen wollen. Das Vorhaben, Kapitalmarkt und Zins
quasi durch einen Zaun vor unerwünschten Einflüssen abschotten zu wollen, scheitert indes nicht an
fehlendem Willen oder gar besserer Einsicht, sondern schlicht an der offenkundigen Unmöglichkeit, ein so
liquides und mobiles Element wie das Kapital nach dem Kriterium übergeordneter politischer Priorität
kontrollieren zu können.
Wer aber meint, die pure Zinsfeindschaft sei als mittelalterliches Phänomen längst überwunden, der möge
sich die Bibliotheken füllende Literatur zur Problematik der Dritten Welt ansehen, in der ökonomische
Erkenntnis in einer Flut falsch verstandener Ethik und Moral ertränkt wird. Die anhaltende Armut vieler
Entwicklungsländer gilt dort vielfach geradezu als Beleg für ein perverses Marktsystem, in dem das Kapital
eben nicht an die Stellen höchster Dringlichkeit gelenkt werde, sondern gerade dort akkumuliere, wo es
ohnehin reichlich vorhanden sei.
In völliger Übereinstimmung mit der Theorie liefert die Wirtschaftsgeschichte Beispiele in Hülle und Fülle
dafür, wie selbst extremes Risiko durch die Erwartung hinreichender Rendite überwunden werden kann.
Unsichere politische Verhältnisse, unklare Eigentumsverhältnisse und andere Gefährdungen errichten
freilich hohe Hindernisse für den Investor. Die Ökonomie gibt eine klare Antwort auf die Frage, wie das
Problem zu lösen ist: Unter der Bedingung eines glaubwürdigen Abbaus der überwiegend politisch
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
verursachten Risiken und der Bestimmung des Zinses am Markt wird auch das Kapital in die gewünschten
Verwendungen fließen.
Der Versuch, das Kapital ohne den Anreiz angemessener Renditeerwartungen nach Vorstellungen der
Gerechtigkeit oder welcher moralischer Kategorien auch immer gegen das Risikogefälle steuern zu wollen,
beraubt die Entwicklungsländer letztlich jeder Anbindung an die reiche Quelle der weltwirtschaftlichen
Ersparnis und verweist sie auf das im Vergleich dazu dürftige Rinnsal öffentlicher Entwicklungshilfe.
Die Absicht, den Zins in seiner Rolle zu begrenzen oder gar auszuschalten, verlangt einen hohen Preis, die
Motive, die dafür geltend gemacht werden, müssen sich daher dem Test der zu erwartenden
beziehungsweise tatsächlich eintretenden Ergebnisse stellen. Dies gilt im Großen, der Weltwirtschaft, wie im
Kleinen, bei Regulierungen auf einzelnen nationaler Märkten. So schützt etwa ein unter dem Markt liegender
Höchstzins gerade nicht diejenigen, deretwegen solche Bestimmungen erlassen werden. Verbietet man
etwa den Banken, jeweils angemessene Risikoprämien zu berechnen, so verschließt dies tendenziell
Personen ohne nennenswertes Vermögen den Zugang zum Bankkredit und liefert sie im Notfall grauen und
schwarzen Märkten aus.
Wer also Beschränkungen der Zinshöhe zum Schutz von wirtschaftlich Schwachen fordert - in den
Vereinigten Staaten wird das Thema Diskriminierung von ethnischen Minderheiten durch die Banken immer
wieder diskutiert -, muß auch die Frage nach den Folgen des staatlichen Eingriffs beantworten. Unter dem
provokativen Titel "Zur Verteidigung des Wuchers" hat Jeremy Bentham, der unter den Vorurteilen
gegenüber dem Zinsnehmen beziehungsweise Wucher unter anderem auch den Horror vor allem Jüdischen
nennt, dem Argument, man müsse den Einfältigen vor dem Wucherer schützen, die Antwort
entgegengehalten: Keine Einfalt könne in diesem Fall ein Individuum so sehr des richtigen Urteils unfähig
machen wie der Gesetzgeber.
Unsere Zeit hat gewiß andere Maßstäbe für den Schutz der Schwachen entwickelt, als sie Bentham
vorschwebten. Um so wichtiger wird jedoch die Aufgabe, dieses Bestreben in adäquate Politik umzusetzen.
Dieser Text wurde ins Netz gebracht von: W. Roehrig. Weiterverbreitung ausdrücklich erwünscht.
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/zinskreuz/issing.html
[ Homepage: www.geldreform.de ]
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Der Zins als Angelpunkt von Wirtschaft und Moral
Gedanken zu Otmar Issings Einwänden gegen eine zinslose Wirtschaft
von Werner Onken
In einem Aufsatz "Der Zins und sein moralischer Schatten - Zur Rolle des Zinses in der modernen
Wirtschaft" (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. November 1993) tritt Prof. Dr. Otmar Issing, Mitglied
des Direktoriums der Deutschen Bundesbank, der "Sehnsucht nach der zinslosen Wirtschaft" entgegen, "die
am Rande von Kirchentagen immer wieder ihre Anhänger versammelt". Die "pure Zinsfeindschaft" sei - so
Issing - ein "mittelalterliches Phänomen" und sollte in "unserer so aufgeklärten Zeit" eigentlich längst
überwunden sein. In der Auseinandersetzung um die Probleme der Dritten Weit werde jedoch "ökonomische
Erkenntnis in einer Flut falsch verstandener Ethik und Moral ertränkt".
Tatsächlich war das Zinsnehmen in der modernen Wirtschaft lange Zeit eine Selbstverständlichkeit, bis die
internationale Schuldenkrise eine neue Nachdenklichkeit erzeugte. Es wäre schade, wenn die neue
Sensibilität für die Problematik des Zinsnehmens durch wissenschaftliche Verdikte über das alte, lange Zeit
verschüttete Wissen der großen Religionen um die soziale Sprengkraft des Zinsnehmens vorschnell wieder
gedämpft würde. Vielleicht könnte sich Issings Aufsatz aber auch als ein Anstoß erweisen, die sich bislang
unversöhnlich gegenüberstehenden Befürworter und Gegner des Zinsnehmens miteinander ins Gespräch zu
bringen und beiderseits Verständnis für differenziertere Sichtweisen zu wecken.
Kapitel 1: Das Zinsverbot im Judentum, Christentum und Islam
Im Übergang von der Naturaltausch- zur Geldwirtschaft wurde auch das Zinsnehmen zur alltäglichen
Gewohnheit. Da parallel dazu auch Gegensätze zwischen Armut und Reichtum aufbrachen, regten sich
schon frühzeitig Vorbehalte gegen den Gebrauch des Geldes und gegen das Zinsnehmen, das als Wucher
empfunden wurde. Wucher bedeutet etymologisch 'jemandem etwas aus dem Fleisch schneiden'. Die
Menschen der damaligen Zeit entwickelten ein feines Gespür dafür, daß sie sich durch das Zinsnehmen
gegenseitig ausbeuteten und zwar nicht nur materiell, sondern in dem Sinn, daß sie ihre individuelle
Ganzheit von Körper, Seele und Geist und damit ihre Heiligkeit und Würde ebenso verletzten wie ihren
Zusammenhalt im Sozialgefüge. Diese existerntielle Erfahrung von Unheil, Ungerechtigkeit und Unfrieden
fand ihren Niederschlag in einer langen Kette von Warnungen vor dem Zinsnehmen, die von Moses über die
Propheten und Jesus bis zu den christlichen Kirchenvätern und zu Mohammed reicht und die ihre
Entsprechung in der antiken Philosophie hat.
Diesen tieferen Sinn der jüdisch-christlich-muslimischen und aristotelischen Kritik am Zinsnehmen ignoriert
Otmar Issing. Er verweist nur darauf - dies allerdings mit Recht -, daß moralisches Verdammen und
Verbieten des Zinsnehmens keine geeigneten Mittel sein können, um wirtschaftliche Aktivitäten 'von außen'
bzw 'von oben' zu beeinflussen. Als historische Beweise für die Unmöglichkeit einer zinslosen Wirtschaft
führt Issing die Umgehung des mittelalterlichen Zinsverbots und das damit verbundene Unrecht des Hasses
auf die sog. jüdischen Wucherer sowie die Erfahrungen mit dem Kommunismus an. Tatsächlich machte es
die Abschaffung der Privatwirtschaft notwendig, den Zins als Instrument zur Lenkung der Ersparnisse in
Investitionen durch eine Planungsbürokratie zu ersetzen bzw. unter anderem Namen als Planungsgröße
wieder einzuführen. Und im Blick auf den Nationalsozialismus fragt lssing:
"Kommt es von ungefähr, daß auch die andere totalitäre Weltanschauung, die in diesem Jahrhundert ihre
furchtbare Spur hinterlassen hat, zum Zins grundsätzlich eine ähnlich feindselige Einstellung vertreten hat?"
Diese Frage suggeriert eine Affinität der Zinskritik zu totalitären Ideologien, die es jedoch nicht gibt. Erstens
waren Moses, die Propheten und Jesus über jeden Verdacht totalitärer Neigungen erhaben. Und zweitens
richtete sich die NS-Parole von der "Brechung der Zinsknechtschaft" gar nicht gegen die Macht des
zinstragenden Geldes, sondern nur gegen jüdische und nicht gegen arische Geldhändler; sie war ein aus
antisemitischen Ressentiments genährter propagandistischer Schachzug, um von der eigentlichen Macht
des zinstragenden Geldes abzulenken und die antikapitalistischen Sehnsüchte der durch den ersten
Weltkrieg und die große Inflation entwurzelten unteren und mittleren Schichten auf das Feindbild vom sog.
,ewigen Juden' zu projizieren. Diese NS-Demagogie war gleichsam eine moderne Fortsetzung des Unrechts
der mittelalterlichen Judenverfolgung. Sie war aber nicht etwa deshalb ein Unrecht, weil der Wucher in
Wirklichkeit gar nicht anstößig gewesen wäre, sondern weil Juden und Christen gleichermaßen in die nicht
an einzelne Konfessionen gebundene strukturelle Sünde des Wuchers verstrickt waren - sei es, daß
Christen Juden wirtschaftlich ausgrenzten und sie geradezu in die undankbare Rolle der Geldhändler
hineindrängten, oder daß sie sich auch selbst nicht an das kanonische Zinsverbot hielten. Es ist, nebenbei
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gesagt, beschämend, daß sich nach 1945 weder die christlichen Kirchen noch die Verfechter einer zinslosen
Wirtschaft kritisch mit dieser nationalsozialistischen Perversion der uralten Zinskritik auseinandergesetzt
haben. Dies sollte nachgeholt werden, auch um einer erneuten Vermischung mit rechtsextremen Ideologien
vorzubeugen.
Kapitel 2: Issings Rechtfertigung des Zinznehmens
In seinen praktischen Konsequenzen lief das mittelalterliche Zinsverbot seinen ursprünglichen theologischphilosophischen Intentionen zuwider. Es erhöhte nämlich das Risiko der Kreditbeziehungen und führte damit
zu Zinsen, die noch viel höher lagen, als es der tatsächlichen Relation von Kreditnachfrage und -angebot
entsprochen hätte. Diese unbestreitbare Kontraproduktivität des Zinsverbots nimmt Issing zum Anlaß, das
Zinsnehmen kurzerhand vom "Stigma des moralischen Schattens" freizusprechen und in Anlehnung an die
Kapital- und Zinstheorien von Eugen von Böhm-Bawerk und Gustav Cassel zu begründen, warum es den
Zins geben muß und welche unverzichtbaren Funktionen er in der modernen Wirtschaft erfüllt.
Gemäß diesen standardökonomischen Theorien ist der Zins eine Belohnung für die Bereitschaft der
Gläubiger, auf gegenwärtigen Konsum zu verzichten und Teile ihres Vermögens an Schuldner zu verleihen,
welche damit in die Lage versetzt werden, in Produktionsgüter zu investieren und Gewinne zu erzielen. Der
Konsumverzicht und der Vorteil der Produktivität hätten einen Preis - den Zins, den die Schuldner vom
Gewinn abzweigen. Der Zins ist Issing zufolge
"...somit der Preis für vorgezogenes Verfügungsrecht über Güter beziehungsweise die entsprechende
Nutzung von Kapital... Er stellt ganz allgemein die ökonomische Verbindung zwischen Gegenwart und
Zukunft her "
Abgesehen davon, daß Investitionen nicht wie selbstverständlich nur zu Gewinnen, sondern auch zu
Verlusten führen können, geht es in der modernen Wirtschaft um Kreditbeziehungen in Größenordnungen,
bei denen man schwerlich noch von Konsumverzicht sprechen kann. Zwischen Gläubigern und Schuldnern
werden Millionenbeträge hin- und herbewegt, die man größtenteils nicht mehr konsumieren, sondern nur
noch reinvestieren kann.
Und wenn es den unterstellten Kausalzusammenhang zwischen Zins und Produktivität gäbe, müßten beide
gleichzeitig steigen oder fallen.
Zwar räumt Issing einerseits ein, daß ". . . in der modernen Wirtschaft Kredit fast nur noch in Geldform
gewährt wird. " Andererseits hebt er jedoch ganz besonders hervor, daß "... Kredit und Zins auch schon in
der naturalen Tauschwirtschaft vorkommen; beide Phänomene sind also nicht an das Vorhandensein von
Geld gebunden.... Die Kreditvergabe in Geldform verbirgt den Kern des Zinses als Erscheinung der realen
Wirtschaft. "
Damit soll offenbar der Eindruck erweckt werden, daß der Zins nichts mit dem Geld zu tun habe. Als
vermeintlich zeitloses und systemunabhängiges Phänomen wird er so gegen jegliche Kritik abgeschirmt.
Und tatsächlich bezieht sich Issing in diesem Zusammenhang auch auf die klassische und neoklassische
Theorie, die das Geld bloß als einen "Schleier" ansieht, der zwar über der Wirtschaft liege, aber keinerlei
Einfluß auf das reale Geschehen habe.
Kapitel 3: Der Zins als widersprüchliche Mischung aus unersetzlichem
Lenkungsinstrument und ökonomisch-ökologisch-moralischem Schatten
Issings Argumentation ist teilweise zutreffend - und zwar insofern, als es ganz natürlich ist, daß sowohl in
Natural- als auch in arbeitsteiligen Geldwirtschaften Kreditangebot und -nachfrage entstehen, die über einen
Zins, der das Risiko des Verleihens und die Kosten der Vermittlung abdeckt, zu einem selbsttätigen
dezentralen Ausgleich streben. Wenn man die fragwürdige Rechtfertigung des Zinses als
Konsumverzichtsprämie beiseite läßt, bleibt es unbestritten die durch keine Bürokratie zu ersetzende
Aufgabe des Zinses, die Knappheit von Kapital bzw. seinen Überfluß anzuzeigen und über seine freien
Schwankungen die Ersparnisse in geeignete Investitionen zu lenken, m. a. W. Kreditangebot und -nachfrage
zum Ausgleich zu bringen.
Die Charakterisierung von Geld und Zins als "Schleier" und als "realwirtschaftliches Phänomen" verschleiern
jedoch im buchstäblichen Sinn, daß Geld mehr ist als ein bloßer Schleier und daß der Zins neben der
Risikoprämie und der Vermittlungsgebühr in der modernen Wirtschaft noch einen besonderen, allein
monetär bedingten Bestandteil enthält: den "Urzins" (Gesell) bzw. die "Liquiditätsverzichtsprämie" (Keynes).
Dieser der Naturaltauschwirtschaft fremde und nicht realwirtschaftlich erklärbare Teil des Zinses ist eine
Folge der strukturellen Macht des Geldes; sie beruht zum einen auf seiner potentiellen Hortbarkeit und zum
anderen auf seiner Sonderstellung als "Joker auf den Märkten" (Suhr) und gestattet es den Besitzern von
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Geldüberschüssen, für deren Weitergabe in den Wirtschaftskreislauf zusätzlich zur Risikoprämie und zur
Gebühr für die Dienstleistung der Bank eine besondere Liquiditätsverzichtsprämie bzw. den Urzins zu
erheben.
Mit diesem Urzins bzw. der Liquiditätsverzichtsprämie kommt ein Machtfaktor in die Wirtschaft, der gegen
das Leistungsprinzip verstößt und die Einkommen aus selbständiger und unselbständiger Arbeit zugunsten
müheloser Besitzeinkommen schmälert. Er behindert den Ausgleich von Kreditangebot und -nachfrage und
bringt nicht nur die Kredit-, sondern letztlich auch die damit vernetzten Tauschbeziehungen dauerhaft aus
dem Gleichgewicht. Aufgrund seiner strukturellen Macht ist das Geld entgegen den klassischneoklassischen Theorien nicht nur ein bloßer Schleier über den Märkten, sondern auch ein Fremdkörper,
der in die Marktprozesse eindringt und sie nach Maßgabe seiner Sonderinteressen fremdbestimmt:
o Der um den Urzins bzw. die Liquiditätsverzichtsprämie permanent überhöhte Zins bewirkt
eine ständige Umverteilung der Einkommen und Vermögen von der Arbeit zum Besitz, von
den Ärmeren zu den Reicheren - sowohl innerhalb der einzelnen Volkswirtschaften als auch in der
gesamten Weltwirtschaft. Über die auf den einzelnen Produktionsstufen von der Rohstoffgewinnung
bis zur Endfertigung und im Handel in die Preise einkalkulierten Zinsen zahlen rund 80% der
Bevölkerung wesentlich mehr Zinsen als sie als Besitzer von Sparbüchern und Wertpapieren
bekommen. Bei rund 10% ist der Saldo der Zinserträge und Zinslasten geringfügig positiv. Und in
den Händen der letzten 10% konzentrieren sich die Vermögen der Reichen und Superreichen,
die durch den Zins und Zinseszins immer noch größer werden (Creutz). Diese leistungswidrige
Primärverteilung läßt sich erfahrungsgemäß nicht durch eine staatsinterventionistische
Sekundärverteilung korrigieren.
o Im Produktionsbereich setzen die einen überhöhten Zins enthaltenden Preise falsche Signale für
die Entscheidungen über die Ziele unternehmerischen Handelns. Das Ziel der Verzinsung von
Eigen- und Fremdkapital dominiert eindeutig gegenüber dem Sachziel der Deckung des
menschlichen Bedarfs (Heinen, Kosiol). Das Wirtschaftlichkeitsprinzip, das beim Naturaltausch gilt
und auch bei einem tatsächlich neutralen Geldschleier gelten würde, tritt hinter das
Rentabilitätsprinzip zurück. Obwohl zum Beispiel bei der Produktion von Verschleißgütern
menschliche Arbeit und natürliche Ressourcen verschwendet werden, findet sie statt, weil sie mehr
rentable Anlagemöglichkeiten bietet als die wirtschaftlichere Herstellung langlebiger und reparabler
Güter. Während zum Beispiel Agrobusiness, Atomwirtschaft und Rüstungsproduktion rentabel sind,
könnten eine naturgemäßere Landwirtschaft und umweltfreundlichere Technologien der
Energiegewinnung bei niedrigerem Zinsniveau wirtschaftlich sein.
o Schließlich verursacht das mit dem Urzins bzw. der Liquiditätsverzichtsprämie behaftete Geld nicht
nur eine qualitative, sondern auch eine quantitative Fehlsteuerung der Produktion. Durch den
Zins und Zinseszins vermehren sich die Geldvermögen exponentiell und verselbständigen sich
gegenüber der Realwirtschaft. Wie ein Tumor überwuchern sie den Marktorganismus und
zwingen ihn, mittels immer neuer technologischer Innovationsschübe unter Mißachtung ökologischer
Grenzen mitzuwachsen, damit sich die Kluft zwischen Geld- und Realwirtschaft nicht zu einem
Kollaps ausweitet.
Aufgrund seiner Hortbarkeit und seines Liquiditätsvorteils vermag das Geld die Teile der arbeitsteiligen
Wirtschaft nicht optimal zu integrieren. Da es den Märkten nicht nur dient, sondern sich auch selbst
'angemessen' von ihnen bedienen läßt, können Produktion und Zirkulation weder mikro-, noch
makroökonomisch in ein stabiles Gleichgewicht gelangen. Der Urzins bzw. die Liquiditätsverzichtsprämie
beeinträchtigen die Allokationsfunktion des Zinses so sehr, daß überall im Marktorganismus falsche, den
Markt kapitalistisch deformierende Strukturen entstehen, die sich auch im Gesellschafts-, Wettbewerbs-,
Haftungs- und Steuerrecht verhärten. Einerseits haben Geld und Zins der Menschheit einen Aufstieg aus
einer 'grauen Vorzeit' zum Licht von Wohlstand und Kulturentfaltung ermöglicht - andererseits werfen beide
einen ökonomisch-ökologischen Schatten auf die Wirtschaft, der auch ihren früheren, zeitweise verdrängten
moralischen Schatten wieder sichtbar macht.
Kapitel 4: Jenseits von Zinsverbot und Zinsüberhöhung
Die Diskussion um das Für und Wider des Zinses ist deshalb so schwierig, weil beide Seiten pauschal über
'den Zins' urteilen - die Standardökonomie betont seine positive Seite und ignoriert seine Schattenseiten,
während Zinsgegner häufig die Schattenseiten so sehr hervorheben, daß sie seine Bedeutung als
Knappheitspreis und als Instrument der dezentralen Lenkung von Ersparnissen in Investitionen aus dem
Blick verlieren. Die verhärteten Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern des Zinses lassen sich jedoch
auflockern, wenn man zwischen seinen gegensätzlichen Bestandteilen differenziert:
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notwendig und marktkonform sind die Risikoprämie und die Bankgebühr für Einlagenverwaltung und
Kreditvermittlung;
o marktwidrig und darum entbehrlich sind der Urzins bzw. die Liquiditätsverzichtsprämie und der
Inflationsausgleich.
Diese Differenzierung führt zu der Frage: Wie läßt sich der gordische Zinsknoten auflösen und wie kann man
den ökonomisch-ökologisch-moralischen Schatten des Zinses überwinden, ohne auf den Zins als
wirtschaftliches Steuerungsinstrument zu verzichten?
Ein Weg zum allmählichen Abbau von Urzins bzw. Liquiditätsverzichtsprämie und Inflationsausgleich
könnte sich eröffnen, wenn das Geld nach den Vorschlägen Gesells (die Keynes für "im Kern gesund" hielt)
mit künstlichen Durchhaltekosten belastet wird, die seine Hortung unattraktiv machen und seinen
Liquiditätsvorteil neutralisieren. Damit schwindet die strukturelle Macht des Geldes, den Urzins bzw. die
Liquiditätsverzichtsprämie zu erheben, und es muß dem Markt auch ohne diesen Tribut dienen. Infolge
seiner verstetigten Umlaufgeschwindigkeit läßt sich dann die Menge des Geldes direkt steuern
anstatt wie bisher indirekt durch zinspolitische Maßnahmen. Eine exakte Anpassung der Geldmenge an
das Gütervolumen führt zu einer absoluten Kaufkraftstabilität, so daß auch der Inflationsausgleich im
Zins wegfällt. Der Marktzins sinkt allmählich und pendelt sich auf eine um die Bankmarge und die
Risikoprämie von Null abweichende Gleichgewichtslage ein, die sich je nach der Fristigkeit der Ausleihungen
auffächert.
Ein mit künstlichen Durchhaltekosten behaftetes Geld wird ein verteilungs-, produktions- und
wachstumsneutraler Informationsdienst des Marktes. Es sorgt dafür, daß die Produktion wirklich vom
menschlichen Bedarf gesteuert wird und auch ihren Absatz findet. Dadurch entstehen Existenzsicherheit
und zwischenmenschliches Vertrauen - gerade auch das Geben, Nehmen und Zurückzahlen von Krediten
wird entsprechend der eigentlichen Bedeutung des Wortes Kredit zu einer von Machtaspekten freien
Angelegenheit des gegenseitigen Vertrauens. Obendrein bleibt der Zins nicht nur als ein Instrument der
dezentralen Lenkung von Kapitalströmen erhalten; ohne seinen bisherigen Schatten kann er seine
Allokationsfunktion sogar noch besser erfüllen.
o
Kapitel 5: Geldordnungspolitik anstelle von staatlichen Eingriffen in einen
vermachteten Markt
Issing weist moralisch-ethisch motivierte Staatseingriffe in den Markt zurück, besonders "... Versuche, den
Zins durch staatliche Anordnung künstlich unter das im Markt bestimmte Niveau zu senken".
Als Beispiel für solche Interventionen distanziert er sich von dem, was Keynes im letzten Kapitel seiner
"'Allgemeinen Theorie" in Anlehnung an Gesell über den "sanften Tod des Rentners" ausgeführt hat.
Die Vorbehalte gegenüber staatlichen Eingriffen in das Marktgeschehen sind vollauf berechtigt. Staatliches
Regulieren von Löhnen und Preisen erwies sich noch immer als ineffizient und entsprang allzu oft einer als
gemeinnützig ummäntelten Politik der Gruppeninteressen. Auch Zinsen dürfen nicht administrativ bestimmt
werden - weder von moralisch agierenden Gesetzgebern noch von Notenbanken. Vielmehr müssen sie sich
- wie es auch Issing verlangt - am Markt bilden, aber nicht auf einem durch die strukturelle Macht des Geldes
kapitalistisch verzerrten Markt, sondern auf einem von jeglichen Privilegien wirklich freien Markt. Erst ein in
eine rechtliche Rahmenordnung eingebetteter, Macht zerstreuender Markt bekommt jene Eigenschaften, die
Issing an anderer Stelle zu Unrecht schon dem bestehenden vermachteten Markt zuschreibt: die allgemeine
Gleichheit der Wettbewerbschancen, die "Farbenblindheit" gegenüber religiösen und rassischen
Minderheiten und der Schutz von Minderheiten vor wirtschaftlichen Benachteiligungen.
Politik und Moral gehen in die Irre, wenn sie ein "vermeintlich eklatantes Marktversagen" durch staatliche
Interventionen korrigieren wollen. Darin ist Issing zuzustimmen, denn die Folgen solcher Eingriffe machen
sich als Staatsversagen sichtbar. Was Neoklassiker gar nicht als Versagen erkennen und was Verfechter
staatlicher Interventionen bei vordergründiger Betrachtung für ein "Marktversagen" halten, ist in Wirklichkeit
Ausdruck eines Geldversagens, welches Gesell und Keynes nicht - wie Issing fälschlicherweise unterstellt mit staatlichen Interventionen beheben wollten, sondern mit einer Geldordnungspolitik, die den Markt in
einen Rechtsrahmen einbindet und ihn zugleich befreit. Gesell und Keynes wollten den Zins nicht 'von
außen' unter sein von Marktkräften bestimmtes Niveau drücken; vielmehr ging es ihnen um eine
Rahmenordnung der Marktwirtschaft, in der der Zins selbsttätig sinkt und sich frei beweglich im
Gleichgewicht stabilisiert.
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Kapitel 6: Synthese von Rationalprinzip und Moral
Issing beläßt es bei der Verbannung der Moral aus der Wirtschaft, weil sie der Rationalität der
Marktprozesse widerspreche. Aber ist die Wirtschaft ein moralfreier Raum? Und erweist sich die
vermeintliche Rationalität des kapitalistisch verfälschten Marktes bei näherem Hinsehen nicht oft als
geradezu irrational und unvernünftig wie zum Beispiel die Wegrationalisierung vieler Arbeitsplätze und
die Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen? Was ist rational an vier Millionen Arbeitslosen und an
der Genmanipulation oder an der sog. Endlagerung radioaktiver Abfälle der Atomwirtschaft?
Solange die strukturelle Macht des Geldes den einzelwirtschaftlichen Entscheidungen marktwidrige
Sachzwänge auferlegt und sie an Rentabilitäts- statt an Wirtschaftlichkeitskriterien ausrichtet, kann die
"unsichtbare Hand" (Smith) sie nicht zum Wohl des Ganzen aufeinander abstimmen. Den einzelnen bleibt
kaum eine andere Wahl, als jener Macht zu folgen, die "stets das Gute will und doch das Böse schafft". An
dieser "falsch verstandenen Rationalität" vermag eine von außen als Appell oder als Gesetz aufgezwungene
"falschverstandene Moral" nichts zu ändern. Wird demgegenüber der geldordnungspolitische Rahmen des
Marktes so umgestaltet, daß die Zinsdynamik nurmehr um die Bankmarge und die Risiokoprämie pendelt,
bekommt ein von innen geleitetes moralisches Handeln die Chance, zugleich auch wirtschaftlich und damit
wettbewerbsfähig zu werden. In den selbstverantwortlichen Entscheidungen der einzelnen gehen dann
Rationalität und Moral fließend ineinander über und kommen zum selbsttätigen Ausgleich. Rationales
Handeln in der Wirtschaft entspricht den Kriterien der Moral; und umgekehrt kann ein unmoralisches
Verhalten dann nicht mehr wirtschaftlich vorteilhaft sein.
Im Anschluß an Keynes hatten Dillard und Harrod begonnen, diesen Denkansatz von Gesell in die
ökonomische Diskussion einzuführen. Die meisten Fachwissenschaftler nahmen jedoch davon keine Notiz
oder gingen ohne nähere Auseinandersetzung wie Schumpeter, Hansen oder Bombach mit verächtlichen
Bemerkungen darüber hinweg. Die Fähigkeit zur Einsicht in die Bruchstellen der vorherrschenden
ökonomischen Theorien und das Verständnis für eine unorthodoxe Sichtweise haben offenbar nicht nur mit
dem Intellekt und der Logik zu tun. Unterschwellig wirkt auch der Zeitgeist mit. Gerade in der Einstellung zu
Geld und Zins drücken sich auch die jeweiligen Geisteshaltungen der verschiedenen Zeitalter aus. Das
'finstere' Mittelalter stand im Zeichen einer unmündigen, ohnmächtigen Gotteskindschaft des Menschen und
hielt die im Geld und Zins schlummernde Dynamik ängstlich unter Verschluß. Und die 'aufgeklärte' Neuzeit,
in der der Mensch zum anderen Extrem der Hybris und Allmacht tendierte, befreite den "Geist des modernen
Kapitalismus" (M. Weber) aus der Flasche und entfesselte die exponentielle Selbstvermehrung der
Geldvermögen durch Zins und Zinseszins und ein schrankenloses Wirtschaftswachstum. Mithin setzt das
Verständnis für die Vorstellung eines um Bankmarge und Risikoprämie schwankenden Zinsniveaus nicht nur
theoretische Erkenntnis voraus, sondern auch die Bereitschaft, eine sowohl nachmittelalterliche als auch
nachmoderne Balance zwischen Ohnmacht und Allmacht zu suchen und die Rolle des Menschen in der
Welt neu zu definieren.
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Walker, Karl: Neue Europäische Währungsordnung, Lauf/Nürnberg 1962.
Winkler, Ernst: Silvio Gesells Zinslehre - Sachliche Berichtigung und naturphilosophische Würdigung, in: Fragen der Freiheit
Nr. 167 / 1984, S. 15 - 24. Ders., Vor einer Mutation unseres Wirtschaftssystems, in: Zeitschrift für Sozialökonomie, 62. Folge,
1984, S. 3 - 18.
Der Autor Werner Onken ist Redakteur der "Zeitschrift für Sozialökonomie" und Herausgeber der Gesammelten Werke von
Silvio Gesell. Er verwaltet außerdem eine Bibliothek zum Modell einer Marktwirtschaft ohne Kapitalismus.
Dieser Text wurde ins Netz gebracht von: W. Roehrig. Weiterverbreitung ausdrücklich erwünscht.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Der Artikel stammt aus dem Sonderdruck 3/94 der Zeitschrift 'Der 3. Weg'; ISSN 0012-628; 9,00 DM;
Feldstr. 46, 20357 Hamburg; Telefon: 040 - 4 39 97 17 ; Seite 67 ff
Die Schatten des Zinses sind nicht nur unmoralisch
Von Helmut Creutz
Einige Ergänzungen und weiterführende Gedanken zu dem Aufsatz von Otmar Issing in der FAZ vom 20.
November 1993
Zins, Preis des Kredits?
Von Preisen redet man, wenn man eine Sache erwirbt, nicht aber wenn man sie für einen befristeten
Zeitraum ausleiht. Der Zins ist darum sowenig 'Preis des Kredits' wie die Leihgebühr in einer Bibliothek 'Preis
des Buches'. Allenfalls könnte man beim Zins vom 'Mietpreis des Geldes' reden. Aber auch das wäre nicht
zutreffend, da Mietpreise vor allem die anteiligen Abschreibungskosten bzw. Wertminderungsverluste einer
auf Zeit ausgeliehenen Sache abgelten. Wer jedoch Geld übrig hat und verleihen kann, hat weder Kosten für
dessen Produktion aufbringen müssen, noch muß er - zumindest bei stabilem Geld - eine Wertminderung in
Kauf nehmen.
Vergleichen kann man also zeitlich begrenzte Geldüberlassungen nur mit jenen Gütern, die man in gleichem
Zustand, gleicher Menge und gleicher Wertigkeit zurückerhält. Das ist z. B. der Fall, wenn ein Bauer einem
anderen überschüssiges Saatgut überläßt. In solchen Fällen ist jedoch weder ein Mietpreis noch eine
Verleihgebühr üblich, da beide Seiten davon einen Vorteil haben: Der Leiher kann über ein Gut verfügen, auf
das er sonst hätte verzichten müssen. Der Verleiher erhält nach Ablauf der vereinbarten Zeit sein im
Augenblick überschüssiges Gut in gleicher Menge, Qualität und Frische zurück. Ohne den Verleihvorgang
wäre ihm das überschüssige Saatgut möglicherweise verdorben oder durch andere Einflüsse reduziert
worden. Zumindest aber hat der Verleiher, durch die Überlassung des Gutes an einen anderen, die sonst
angefallenen Lager- und Wartungskosten eingespart.
Gilt Gegenseitigkeit auch für das Verleihen von Geld?
Sieht man vom Schutz gegen Feuer und Diebstahl ab, sind die Lagerkosten für Geld unerheblich. Trotzdem
leisten sich auch beim Geldverleihen die Beteiligten gegenseitig einen Dienst: Der Kreditnehmer hat den
Vorteil, vorzeitig über Kaufkraft und damit Marktansprüche zu verfügen. Der Kreditgeber erhält die Garantie,
daß seine eingebrachte Überleistung, aus der das überschüssige Einkommen normalerweise resultiert, auf
dem Markt nachgefragt werden und er somit auch weiterhin Überleistungen einbringen und Marktansprüche
ansparen kann. Außerdem sorgen Kreditnehmer und -geber gemeinsam dafür, daß der Geldkreislauf
geschlossen und damit das Wirtschaftsgeschehen stabil bleibt. Das aber ist gerade für den Geldverleiher
von großem Nutzen, wenn er, nach dem Rückerhalt des Ausgeliehenen, die ersparte Kaufkraft für sich
selber einsetzen will.
Allenfalls bei einer Knappheit von Kapital ist eine Belohnung für das Verleihen von Geld zu akzeptieren. Die
Einstufung des Zinses als eine gerechte Dauerbelohnung ist darum genauso fragwürdig, wie seine
Verdammung.
Ist der Zins eine Belohnung für Konsumverzicht?
Auch diese vordergründig griffigste Rechtfertigung des Zinses wird von Otmar Issing angeführt. Sie hält
jedoch einer empirischen Überprüfung wenig stand, da kaum ein Mensch der Zinsen wegen auf Konsum
verzichtet. Geld wird vielmehr im allgemeinen gespart, wenn man entweder im Moment keine
Nachfragebedürfnisse hat oder Kaufkraft für größere Anschaffungen bzw. zukünftige Zeiten ansammeln will.
Außerdem muß man fragen, auf welchen Konsum eigentlich jene noch verzichten sollen, denen täglich vier-,
fünf- oder gar sechsstellige Beträge als Zinseinnahmen gutgebucht werden.
Wäre der Zins eine Belohnung für Konsumverzicht, dann müßte - darauf hat bereits Keynes hingewiesen auch derjenige Zinsen erhalten, der überschüssiges Geld zu Hause unter dem Kopfkissen oder im Tresor
ansammelt. Zinsen erhält der Sparer bekanntlich jedoch nur dann, wenn er seine Kaufkraftüberschüsse bis
zum Zeitpunkt des Eigenbedarfs anderen überläßt. Der Zins ist also keine Belohnung für Konsumverzicht,
sondern allenfalls für den Verzicht auf Liquidität, bzw. für den Verzicht auf Geldhortung, wie ebenfalls
Keynes treffend formuliert hat. Denn diese heute gegebene Möglichkeit, Geld ohne zu befürchtende
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Konsequenzen aus dem Kreislauf herauszuziehen, ist die Ursache dafür, daß Zinsen auch dann noch
marktwidrig erpreßt werden können, wenn im Grunde keine Knappheit mehr an Ersparnissen besteht.
Wo liegt das eigentliche Übel des Zinses?
Was wir heute als Zins bzw. Kreditzins bezeichnen, ist eine Mischung verschiedenster Posten, die einzeln
gesehen und gewertet werden müssen. Zu den sachbedingten und gerechtfertigten Posten gehören die in
der Bankmarge erfaßten Kredit-Vermittlungskosten und Risikogebühren. Unstrittig ist auch - solange die
Kaufkraft des Geldes von den Notenbanken nicht stabil gehalten wird - die Berechtigung eines
Inflationsanteils als Ausgleich für den Kaufkraftverlust des verliehenen Geldes. Diese sachlich
gerechtfertigen Posten haben mit dem eigentlichen Zins, um den es bei der Frage nach seinen Schatten
geht, nichts zu tun. Bei diesem eigentlichen Zins handelt es sich allein um jenen Betrag, der als
leistungsloses Einkommen dem Verleiher zukommt.
Auch wenn manche plakativen Verkürzungen für den flüchtigen Betrachter den Eindruck erwecken, geht es
'am Rande von Kirchentagen' also weder um eine zinslose Wirtschaft' oder 'Abschaffung der Zinsen' noch
um eine Neigung zu Modellen östlicher Planwirtschaften. Es geht lediglich um die Infragestellung jener durch
Geldzurückhaltung durchgesetzten Zinsbezüge, die auf Kosten Leistender erzielt werden können. Denn
damit kommt es zu einer monopolartigen Störung des marktwirtschaftlichen Gleichgewichts mit kaum
übersehbaren negativen Folgen. Dabei ist es gleichgültig, ob diese Schmälerung der Leistungseinkommen
den Kreditnehmer selbst trifft, oder - soweit der Kredit in Wirtschaftsprozessen Einsatz findet - über die
Preise die Endverbraucher.
Welche Forderungen stellen die heutigen Zinskritiker und Geldreformer ?
In einer modernen Wirtschaft ist der Zins als Knappheitspreis und Lenkungsinstrument unverzichtbar. Diese
Funktionen werden jedoch auch von einem Zins erfüllt, dessen Höhe - die sachbedingten Posten
ausgeklammert - im Idealfall verteilungsneutral um den Nullpunkt schwankt. Um bei gesättigten Märkten
jedoch zu einem solchen verteilungsneutralen Zins zu kommen, muß dem Geld die Überlegenheit über die
mit ihm zu tauschenden Güter und Leistungen genommen werden. Das heißt, Geld darf nur ein Äquivalent
dieser Güter und Leistungen sein.
Um die Überlegenheit des Geldes abzubauen, muß man es unter den gleichen Angebotsdruck stellen wie
die einzutauschenden Güter oder Arbeitsleistungen. Und so wie die Arbeitleistenden und die
Güterproduzenten nur einen Knappheitsgewinn beanspruchen können, solange der Arbeits- bzw.
Warenmarkt noch nicht gesättigt ist, so darf sich auch der Zins als Knappheitsgewinn nur solange im
positiven Bereich bewegen, wie die Kreditnachfrage am Kapitalmarkt über dem Angebot liegt. Die nur beim
Geld gegebene Möglichkeit, durch Angebotsverknappung diese Gewinne auch bei einem ausreichenden
Ersparnispotential weiter zu erpressen, widerspricht einer freien und sozialen Marktwirtschaft.
In welchem Umfang sich heute Geld dem Angebot am Kapitalmarkt entzieht, lassen die weltweit
vagabundierenden und ständig noch eskalierenden Spekulationsmilliarden erahnen. Ebenso beweist dies
der Tatbestand, daß bei sinkenden bzw. als zu niedrig empfundenen Zinsen nicht nur die Spekulationen
zunehmen, sondern auch die liquiden Geldhaltungen. Als Folge dieses möglichen Geldrückzugs ist z. B. der
Kapitalmarktzins in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie für längere Zeit unter die
Sechsprozentmarke gefallen, selbst dann nicht, wenn die Inflation - wie 1986/87 - auf Null zurückging. Ein
marktgerechtes weiteres Absinken des Zinses kann also durch die Geldbesitzer heute jederzeit verhindert
werden, wenn der Zinssatz unter jene Grenze sinkt, die als Mindestbelohnung für die Freigabe ihrer
Geldüberschüsse angesehen wird.
Um diese problematischen Kreislaufunterbrechungen zu unterbinden, zielen die heutigen Geldreformer
darauf ab, durch eine konstruktive Umlaufsicherung einen gleichmäßig wirkenden Freigabedruck auf die
Geldhalter auszuüben. Die heutigen Umlaufsicherungsmittel, nämlich Zins und Inflation, sind nicht nur
wegen ihrer Schwankungen und destruktiven Folgen dafür ungeeignet, sondern auch deswegen, weil mit
ihrer sinkenden Höhe ihr Umlaufsicherungseffekt schwindet. Das bedeutet, sinkende Zins- und
Inflationsraten, für jede Volkswirtschaft wünschenswert, führen heute zu Störungen und Unterbrechungen
des Geldkreislaufs.
Die zweite Forderung, mit den gleichen Mitteln erreichbar, ist die Überwindung der ständigen
Kaufkraftschwankungen unseres wichtigsten und in der Wirtschaft am meisten genutzten 'Maßstabs' Geld.
Diese Inflationierung des Geldes wird selbst von Notenbankern als Betrug bezeichnet. Dabei sind die
negativen Folgen des von ihr ausgelösten Zinsauftriebs, und damit der hochzinsbedingten Rezessionen,
noch gravierender als der seit Jahrzehnten tolerierte Diebstahl an den kleinen Sparern.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Woran knöpfen die heutigen Reformansätze an?
Die entscheidenden geldbezogenen Reformansätze wurden bereits um die Jahrhundertwende konzipiert,
vor allem von Silvio Gesell. Die meisten seiner Forderungen, jahrzehntelang als falsch und unsinnig
bekämpft, sind inzwischen selbstverständliche Praxis. Das trifft z. B. auf die Forderung nach Abbau der
starren Wechselkurse und Zölle wie der Abkoppelung des Geldes von der unsinnigen Golddeckung zu, die
selbst nach dem letzten Krieg in manchen Lehrbüchern noch als unverzichtbar bezeichnet wurde. Auch die
Forderungen Gesells nach Überwindung von Inflation und Deflation mit Hilfe entsprechender
Geldmengensteuerung wurden von den meisten Notenbanken übernommen, wenngleich man den
entscheidenden Steuerungsfaktor, nämlich die Verstetigung des Geldumlaufs, seltsamerweise immer noch
nicht angegangen ist.
Um diese letzte entscheidende Fehlstruktur unseres Geldes zu überwinden, muß das Geld - wie auch von
Proudhon und Keynes angestrebt - mit den Gütern und der Arbeit auf eine Stufe, das heißt, unter einen
vergleichbaren Angebotsdruck gestellt werden. Proudhon wollte das mit seinen Tauschbanken erreichen,
Gesell mit 'rostendem Geld' und Keynes mit seinen 'carrying costs' (Durchhaltekosten), die er dem Geld
anheften wollte.
An diesen Überlegungen knüpfen die heutigen Geldreformer wieder an, nicht an irgendwelche historischen,
zwangsläufig gescheiterten 'Zinsverbote'. Modelle, die darauf abzielen 'den Zins durch staatliche Anordnung
künstlich unter das im Markt bestimmte Niveau zu senken', stehen nicht zur Diskussion. Vielmehr geht es
darum, daß der 'Zins als Marktpreis' endlich ein echter 'Gradmesser für die Knappheit des Kapitals' wird,
also um einen freien Kapitalmarkt mit marktgerechten Zinsen.
Um das alles zu erreichen, streben die Reformüberlegungen vor allem eine konstante Umlaufsicherung des
Geldes durch eine präzise - am Kaufkraftniveau orientierte - Geldmengensteuerung an, wie sie z. Zt. für die
britische Notenbank andiskutiert wird. Voraussetzung dafür ist eine klare demokratische und mit dem
Grundgesetz vereinbare Rechtsordnung für das Geld, das heute - völlig irreal - immer noch sowohl als
öffentliches Gut wie privates Eigentum eingestuft wird. Außerdem bedarf der in unserer Geldordnung bereits
gegebene Annahmezwang des Geldes einer Ergänzung durch einen Weitergabezwang, da ohne diesen der
Geldkreislauf niemals störungsfrei funktionieren kann. Des weiteren sollte die Notenbank - wie ebenfalls in
Großbritannien im Gespräch und in Neuseeland bereits im Ansatz eingeführt - von allen Bankgeschäften
und Zinsbeeinflussungen befreit werden und nur noch für die Ausgabe des Geldes und dessen
Kaufkraftstabilität verantwortlich sein.
So interessant und weitgehend zutreffend die historischen Beschreibungen Otmar Issings in seinem Artikel
auch sind: Eine Diskussion über die Zinsproblematik muß von dem heutigen Wissensstand und den
heutigen Ansätzen der Geldreformbestrebungen ausgehen. Das wiederum setzt eine Kenntnisnahme der
entsprechenden Veröffentlichungen unserer Tage voraus und die Bereitschaft zu einer Auseinandersetzung
mit den darin entwickelten Denkansätzen. Dies gilt z. B. für die Aufsätze und Bücher des leider allzufrüh
verstorbenen Augsburger Verfassungsrechtlers Dieter Suhr, oder die das Zinsproblem behandelnden
Veröffentlichungen in der 'Zeitschrift für Sozialökonomie' und anderen Publikationen. Diese
Auseinandersetzung ist umso dringender, als sich die Problematik des Zinses nicht allein auf seinen
"moralischen Schatten" bezieht, sondern auf eine immer bedenklicher werdende Weise auch auf die
ökologischen, sozialen und ökonomischen Problementwicklungen.
Die ökologischen Schatten des Zinses
Wenn bei einem Privatmann die Schulden rascher steigen als sein Einkommen, kann er sich ausrechnen,
wann er zahlungsunfähig sein wird. Diese Zahlungsunfähigkeit kann er nur dann noch eine Weile
hinausschieben, wenn es ihm gelingt, seine Arbeitsleistung und damit sein Einkommen ständig zu steigern.
Diesem Ausweg aus dem Dilemma sind jedoch natürliche Grenzen gesetzt.
Das hier herangezogene Beispiel ist kein theoretisches, sondern eines, das allen Volkswirtschaften in der
Welt immer mehr zu schaffen macht. Es läßt sich festmachen an dem Überwachstum der Geldvermögen
und Schulden gemessen an der Wirtschaftsleistung und gilt, genauso wie für jeden einzelnen, auch für jedes
Unternehmen und jeden Staat!
In der Bundesrepublik sind diese zinslastbestimmenden Geldvermögen und Schulden seit 1950 etwa
dreimal so rasch angestiegen wie das Sozialprodukt, aus dem alle Einkommensansprüche bedient werden
müssen. Die sich daraus ergebenden Relationen, bezogen auf das verfügbare Einkommen je
Erwerbstätigen bzw. Haushalt, zeigt die Darstellung 1.
Wie daraus zu entnehmen, gehen den Endverbrauchern aufgrund des Überwachstums der Schulden - direkt
oder indirekt - immer größere Einkommensanteile verloren, verstärkt noch durch den langfristigen Trend zu
höheren Zinssätzen. Rechnet man die Verluste in Arbeitszeiten um, dann mußten alle Erwerbstätigen 1950
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
rund drei Wochen im Jahr für die Bedienung der Schuldenzinsen arbeiten, 1970 rund sieben und 1990
bereits etwa elf Wochen. Soll eine noch raschere Verarmung vermieden werden, muß jeder einzelne und mit
ihm die ganze Volkswirtschaft um eine ständige Leistungssteigerung bemüht sein. Von den Folgen unserer
heutigen Geldordnung bzw. deren Fehlstrukturen geht also ein ständiger Druck zur Leistungssteigerung aus.
Da aber alle Leistungssteigerungen mit steigendem Ressourcenverbrauch und entsprechenden
Umweltbelastungen verbunden sind, müssen die ökologischen Probleme weiter zunehmen. Dieser von der
Zinsbedienung ausgehende Wachstumszwang würde nur nachlassen, wenn die Wachstumsraten der
Geldvermögen (und das heißt letztlich die Zinssätze!) auf bzw. unter die des Sozialprodukts zurückfallen. Ein
'Nullwachstum', das alleine der Umwelt und damit auch uns eine Zukunftschance gibt, wäre also nur bei
einem Zins um Null problemlos.
Der soziale Schatten des Zinses und seine Folgen
Alle Zinsen fließen immer von der Arbeit zum Besitz. Mit jeder Zinszahlung erhalten also diejenigen noch
mehr Geld, die bereits zuviel hatten und es verleihen konnten. Umgekehrt fließt zusätzliche Kaufkraft bei
jenen ab, denen bereits Geld fehlte und die es sich deshalb leihen mußten.
Sozial problemlos sind solche Zinsströme nur dann, wenn mit Hilfe der Kredite Produktion und
Arbeitseinkommen im gleichen Tempo gesteigert werden können wie die Geldvermögen und Schulden
zunehmen. Das aber ist allenfalls in den ersten Jahrzehnten einer Wiederaufbauperiode der Fall, nicht aber
bei einsetzenden Sättigungen der Märkte. Die Folge des unzureichenden Wirtschaftswachstums und der
sich damit ergebenden Scherenöffnung zwischen Leistung und Geldvermögen sind darum immer größere
Einkommensumschichtungen.
Natürlich müssen nicht alle Haushalte nur ständig Zinsen zahlen, die meisten verfügen auch über laufende
Zinseinkommen. Diese Einkommen aber hängen von der Höhe der zinsbringenden Vermögen ab, die jedoch
wesentlich unterschiedlicher verteilt sind als die Haushaltsausgaben, mit denen die Zinslasten hauptsächlich
getragen werden. Wie unterschiedlich die zinsbringenden Geldvermögen verteilt sind, geht aus der
Darstellung 2 hervor, in der die Ergebnisse der 'Einkommens- und Verbrauchsstichprobe' des Statistischen
Bundesamtes aus dem Jahr 1983 grafisch umgesetzt sind.
Teilt man die gesamten Haushalte in zwei gleich große Gruppen, dann hat die ärmere Hälfte gerade vier
Prozent der Nettogeldvermögen in der Hand, die reichere 96 Prozent. Doch gibt diese Grafik nur die halbe
Wahrheit wieder, denn in ihr fehlen die Haushalte mit einem Monatseinkommen über 25.000 DM, also jene
Gruppe, die nicht nur über die höchsten Einkommen, sondern auch über die höchsten Vermögen verfügen
dürfte. Ihre Geldvermögenssäule würde zwar mit etwa 0,5 bis 1 Prozent der Haushalte sehr schmal sein,
jedoch die in der Darstellung enthaltene höchste Säule um ein Vielfaches übersteigen.
Wie bereits aus der Darstellung 1 hervorgeht, lassen sich die geldbezogenen Zinslasten der Haushalte
1990 mit durchschnittlich etwa 22 Prozent des verfügbaren Einkommens festmachen. Gewinner bei der
geldzinsbezogenen Einkommensumverteilung sind also nur jene Haushalte, bei denen die jährlichen
Zinserträge ein Viertel des verfügbaren Einkommens übersteigen. Alle anderen Haushalte, und das sind
rund 90 Prozent, verlieren bei diesem "Zinsmonopoly". Diese Verluste sind umso größer, je geringer die
eigenen Geldvermögen und damit die Zinserträge sind.
In Wirklichkeit ist die Umverteilungssituation jedoch noch dramatischer, da zu den geldbezogenen
Zinseinkünften noch diejenigen aus den schuldenfreien Sachvermögen hinzukommen, die sich noch
extremer als die Geldvermögen bei Minderheiten konzentrieren. Setzt man für die Zinsbedienung der
Sachvermögen, mangels genauer Zahlen, nur die Hälfte der geldzinsbezogenen Größen an, kommt man
bereits auf 33 Prozent der verfügbaren Einkommen. Das heißt, mindestens jede dritte ausgegebene Mark
fließt letztlich von der Arbeit zum Besitz.
Die Folgen der zinsbedingten Umverteilung
Daß mit der Zunahme dieser Zinsstromgrößen die Einkommensumverteilungen und mit diesen die sozialen
Spannungen zunehmen müssen, liegt auf der Hand. Dabei kommt es für die Arbeitleistenden nicht nur zu
relativen Verlusten, sondern zunehmend auch zu absoluten, wenn der Leistungszuwachs unter den laufend
ansteigenden Ansprüchen der Zinsbezieher liegt. Das geschieht vor allem in den hochzinsbedingten
Rezessionen, in denen das Wirtschaftswachstum deutlich nachläßt bzw. sogar real zurückgeht.
Der frühere Gewerkschaftsvorsitzende, Ernst Breit, hat schon vor Jahren davon gesprochen, daß einer
'verschämten Armut' ein immer größerer 'unverschämter Reichtum' gegenüberstünde. Und der Sozialsenator
von Hamburg, Ortwin Runde, stellte im Sommer 1993 fest, daß in seinem Stadtstaat sowohl die Millionäre
wie die Sozialhilfeempfänger gleichermaßen überproportional zunehmen. Wenn man diese
Diskrepanzentwicklung nicht abbremsen könne, so meinte er weiter, würden uns 'soziale
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Auseinandersetzungen wie in Lateinamerika' drohen. Diese Diskrepanzentwicklung ist jedoch nicht
abzubremsen, solange die Reichtumskonzentrationen weiterhin gewissermaßen von selbst zunehmen. So
konnte man im Monatsbericht der Bundesbank vom Oktober 1993 lesen, daß die Zinsgutschriften bei den
westdeutschen Privathaushalten 1992 bereits 80 Prozent der Ersparnisbildung entsprachen, während es in
den 50er Jahren erst 16 Prozent waren. Das heißt, die 'Selbst-alimentation' der Geldvermögen durch die
Zinsen nimmt immer mehr zu.
Der ökonomische Schatten
Die Wirkungen der Zinsbelastung und vor allem der Zinssatzschwankungen auf die Wirtschaft gehen aus der
Darstellung 3 hervor. In ihr ist die Entwicklung der Arbeitslosigkeit derjenigen der Bankzinserträge (als
ungefähre Größe für die geldbezogene Zinsbelastung) und der daraus errechneten 'Zinslastquote'
gegenübergestellt.
Wie erkennbar, zeichnen sich die Folgen der Zinssatzschwankungen zwar auch bei den Bankzinserträgen
deutlich ab, gravierender aber wirken sie sich auf die Zinslastquote aus, die sich aus der Relation der
Zinsbelastung zum Sozialprodukt ergibt. Ursache dafür ist, daß die Zinsanstiege schließlich zu einem
Konjunktureinbruch führen, und somit den steigenden Zinslasten nachlassende und am Ende sogar
sinkende Wirtschaftsleistungen gegenüberstehen. Von diesen zinsbedingten Belastungsanstiegen wird
jedoch nicht nur der verschuldete Staat getroffen, sondern ebenso der Unternehmenssektor, dessen
Gesamtverschuldung fast beim Dreifachen der öffentlichen Schulden liegt (siehe Aufteilung der
Schuldensäulen in der Darstellung 1). Zunehmend geraten aber auch die Privathaushalte über ihre
Konsumkredite in die Schuldenfalle.
Natürlich verschwindet durch die zinsbedingten Umverteilungen keine Kaufkraft aus der Volkswirtschaft,
aber sie verschiebt sich von jenen, die noch Bedürfnisse haben, zu jenen, deren Bedürfnisse weitgehend
gedeckt sind. Zur Nachfrage kann diese verlagerte Kaufkraft also nur werden, wenn sie über
Kreditausweitungen wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt wird. Dadurch aber werden die
problemauslösenden zinsbedingten Belastungen und Umverteilungen nochmals vergrößert. Da aufgrund der
Rezession und der allgemeinen Sättigung die Unternehmen zu Kreditaufnahmen kaum noch in der Lage
sind, bleibt praktisch nur der Staat als weiterer Schuldenmacher. Und dieser ist zur Rückführung der
Kaufkraft aus den 'Kassen ohne Bedarf' (Dieter Suhr) geradezu gezwungen, wenn er eine deflationäre
Rezessionsverstärkung durch Unterbrechungen des Geldkreislaufs verhindern will. Darauf hat bereits vor
einigen Jahren Rüdiger Pohl, einer der 'fünf Weisen', in einem ZEIT-Artikel hingewiesen.
Da die rückläufigen Steuereinnahmen aus den sinkenden Arbeitseinkommen nur zu einem geringen Teil
durch erhöhte Steuereinnahmen bei den Zinsbeziehern ausgeglichen werden können (bekanntlich entziehen
sich die meisten Zinsbezieher der Steuer), ergibt sich für den Staat durch die zinsbedingten
Einkommensumschichtungen ein weiterer Nachteil. Verstärkt wird dieser noch durch die Möglichkeit der
meisten Kreditnehmer, ihre Zinsaufwendungen von der Steuer abzusetzen. Nicht nur durch die erhöhten
Zinsleistungen, sondern auch durch diese Rückgänge der Steuereinnahmen, die dazu noch von erhöhten
Sozialausgaben begleitet werden, gerät der Staat also in einen immer größeren Verschuldungszwang. Und
aus den immer größeren Schuldenlasten ergibt sich für ihn wiederum der Zwang, mit allen Mitteln das
Wirtschaftswachstum zu forcieren. Der Staat ist heute aber nicht nur aufgrund der rezessionsbedingten
Folgen zur Wachstumsförderung gezwungen, sondern auch um die Zinsen hoch und damit das Geld in Fluß
zu halten.
Die Auswirkungen auf die Verteilung des Volkseinkommens
Die ökonomischen und sozialen Folgen der Hochzinsphasen, zeichnen sich auch deutlich in der
Darstellung 4 ab, in der die Entwicklung des Volkseinkommens in inflationsbereinigten Größen
wiedergegeben ist. Die zusätzlich eingetragene Kurve der Kapitalmarktzinsen läßt erkennen, daß ihren
Höhepunkten jeweils etwa ein Jahr später der Konjunktureinbruch folgt. In welchem Maße sich die
zinsbedingten Belastungen erhöhen, zeigt der Tatbestand, daß in den beiden letzten Hochzinsphasen die
Zinslasten und -erträge drei- bis viermal so schnell zugenommen haben wie das Volkseinkommen.
Die im oberen Teil des Volkseinkommens markierte Größe der geldbezogenen Zinsbelastungen macht
optisch deutlich, daß diese langfristig einen immer größeren Anteil beanspruchen. Während die Verteilung
zwischen Zinsbelastung und dem restlichem Volkseinkommen 1950 noch bei 4 : 96 lag, hatte sie 1992 eine
Quote von 22: 78 erreicht. Erkennbar ist auch, daß diese Umschichtung des Volkseinkommens zu den
Geldkapitalbesitzern in den Hochzinsphasen besonders schubartig zunimmt. Das hat zur Folge, daß die
Arbeitleistenden nicht nur die rezessionsbedingten Rückgänge des Volkseinkommens in vollem Umfang zu
tragen haben, sondern darüber hinaus noch gestiegene Zinslasten. Diese treffen in einem besonderen Maße
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die verschuldeten Unternehmen, die ihrerseits versuchen müssen, sie durch Kosteneinsparungen
aufzufangen. Da die Unternehmen die erhöhten Kosten bei gesättigten Märkten jedoch nicht an die
Endverbraucher weitergeben können, höhere Kreditaufnahmen in den meisten Fällen ausgeschlossen sind
und die fixen Kosten kaum zur Disposition stehen, bleiben fast nur noch Einsparungen bei den Lohnkosten
bzw. Investitionsausgaben übrig. Alle diese Maßnahmen laufen letztendlich auf eine weitere Zunahme der
Arbeitslosigkeit hinaus, wobei es durch die sinkende Kaufkraft der Bevölkerung zu einer Selbstverstärkung
der Krise kommt.
Die Notwendigkeit realer Lohnkürzungen, die seit 1993 ins Gespräch gekommen ist, wird damit verständlich.
Unverständlich ist jedoch, daß die auslösenden Ursachen dieser Lohnkürzungen immer noch kein Thema
sind, selbst nicht bei den Gewerkschaften.
Fazit
Sicher kann eine moderne Geldwirtschaft nicht ohne Zins als Knappheitspreis und Lenkungsinstrument
bestehen. Diese Funktionen werden jedoch auch durch einen sinkenden und schließlich verteilungsneutral
um Null pendelnden Zins erfüllt, der nur noch die Bankmarge und ggfs. einen Inflationsausgleich erforderlich
macht. Da jedoch mit einer konstruktiven Umlaufsicherung die Geldmenge präziser steuerbar wird, kann
auch die Inflation und damit der heute notwendige Inflationsausgleich überwunden werden. Ebenfalls geht
mit der allgemeinen Stabilisierung der Wirtschaft und Gesellschaft, als Folge des stabileren Geldes, auch
der in der Bankmarge enthaltene Risikoanteil zurück.
Ein durch Geldzurückhaltung ständig in positiven Größen gehaltener und über den Wachstumsraten
liegender Zinssatz muß jedoch, aufgrund einfacher mathematischer Gesetzmäßigkeiten, jede Wirtschaft und
Gesellschaft in den ökonomisch-sozialen Zusammenbruch treiben. Der Versuch, diesem Zusammenbruch
durch noch mehr Wirtschaftswachstum zu entgehen, war schon in der Vergangenheit unzureichend und wird
aufgrund seiner ökologischen Folgen mit jedem Tag unmöglicher und unverantwortlicher.
Eine Diskussion um die 'Schatten des Zinses' ist also mehr als überfällig. Sie bedarf jedoch nicht nur einer
Fortsetzung und Vertiefung, sondern auch einer Erweiterung des Themenspektrums über den moralischen
Aspekt hinaus. Bedenkt man, daß die großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenbrüche
dieses Jahrhunderts entscheidend durch Fehlhandlungen der jeweils zuständigen Notenbanken mit
beeinflußt bzw. sogar ausgelöst wurden, kann man nur hoffen, daß die Bundesbank zu einer solchen
Diskussion bereit sein wird.
Helmut Creutz befaßt sich nach 35 Jahren Wirtschaftspraxis seit 1980 mit den Auswirkungen unserer
Geldordnung auf Wirtschaft und Gesellschaft. Das Ergebnis seiner Analysen hat er in dem 1993
erschienenen Buch ,Das Geldsyndrom - Wege zu einer krisenfreien Marktwirtschaft' zusammengefaßt, aus
dem auch die hier wiedergegebenen Grafiken stammen.
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Es ist still wie in einer verschneiten Winternacht,
nur ein leiser, monotoner Tropfenfall.
Das sind die Zinsen, die fortlaufend hinabträufeln
in die Kapitalien, welche beständig anschwellen;
man hört ordentlich, wie sie wachsen,
die Reichtümer der Reichen.
Dazwischen das leise Schluchzen der Armut.
Manchmal klirrt etwas, wie ein Messer,
das gewetzt wird.
(Heinrich Heine, 1842)
Der Zins im Schatten des gesellschaftlichen Bewußtseins
Von Tristan Abromeit
Anmerkungen zu "Der Zins und sein moralischer Schatten" ein Artikel von Prof. Otmar Issing, Mitglied des
Direktoriums der Deutschen Bundesbank
Man kann darüber spekulieren, was ein Mitglied des Bundesbankdirektoriums veranlaßt, sich öffentlich zum
Thema Zins zu äußern. Wäre der Autor nur Professor, so könnte man vermuten, er wolle mit einer weiteren
Veröffentlichung einen persönlichen Bedeutungszuwachs erstreben oder einfach einen Teil seiner
beruflichen Leistung erbringen.
Aber diese Vermutung wäre wahrscheinlich eine Fehlspekulation, denn das Thema Zins - insbesondere mit
den Aspekten Ursachen und Wirkungen - ist genauso wie das Thema Bodenrecht in einem kollektiven
Verdrängungsprozeß tabuisiert worden. Das heißt nicht, daß über den Zins nicht gesprochen wird. Sondern
es besagt, daß über den Zins nur so gesprochen wird, daß seine gesellschaftszersetzende Wirkung nicht
erkennbar wird. Auch Professoren der Gesellschaftswissenschaften, besonders der Ökonomie, betätigen
sich im allgemeinen im Themenzusammenhang nicht als Tabubrecher.
Gunnar Heinsohn spricht in einem Essay mit dem Titel "Zins, Hexen, Habermas Gesellschaftserklärung oder
Wirklichkeitsverleugnung" gezielt dieses Tabu an. In der Auseinandersetzung mit dem zweibändigen Werk
mit 1166 Seiten und dem Titel "Theorie des kommunikativen Handelns" von Jürgen Habermas, also ein
soziologisches Werk, das das Wissen der speziellen Gesellschaftswissenschaften zusammentragen soll,
kritisiert Heinsohn, daß der Begriff Zins nicht einmal vorkäme, obwohl er in der Realität eine dominierende
Rolle hätte. Heinsohn schreibt wörtlich:
"Wenn also über die Gesellschaft dicke Bücher geschrieben, vom Zins aber geschwiegen wird, so läßt sich
das nicht aus mangelnder Intelligenz der Beteiligten erklären. Im Gegenteil, es bedarf überdurchschnittlicher
geistiger Kompetenz, um die Art von Soziologie zu betreiben, für die Jürgen Habermas zweifellos das
brillanteste Beispiel gibt. Wir dürfen also vermuten, daß etwas anderes am Werke ist als mangelnde
Gescheitheit, wenn das am deutlichsten sichtbare Phänomen dieser Gesellschaft nicht gesehen, sondern man muß es so nennen - verdrängt wird."
Warum werden Gegenpositionen zum Zins bezogen?
Wenn bei Issing Professoreneitelkeit oder Tabubrechermut nicht ohne weiteres vermutet werden kann, was
kann ihn dann veranlaßt haben, sich zum Thema Zins und Moral zu äußern? Immerhin gehört er einem
Gremium an, dessen Mitglieder sich bestimmt nicht nach Lust und Laune zu ökonomischen Themen äußern
dürfen. Und wenn ich richtig informiert bin, müssen Bundesbankmitarbeiter auf den nachfolgenden Rängen
ihre zur Veröffentlichung vorgesehenen Texte, die die Themen Bundesbank und Währung auch nur
tangieren, zur Genehmigung vorlegen. Auch auf der Direktionsebene ist eine gegenseitige kollektive
"Kontrolle" zu vermuten. Insofern ist das Motiv der öffentlichen Äußerung eines Bundesbankers zum Thema
Zins und Moral genauso von Interesse wie der Inhalt.
Mir fallen dazu noch drei Stichworte ein: Gewissen, Angst, Abwehr einer sich formierenden ethischen und
sozialökonomischen Gegenposition. Gehen wir diese Möglichkeiten der Reihe nach durch.
a) Das Gewissen als Motiv
Nur ein böser Wille würde den Mitgliedern des Bundesbankdirektoriums und auch des Zentralbankrates ein
Gewissen absprechen wollen. Aber nur ein Gewissenloser hat eigentlich im wörtlichen Sinne ein schlechtes
Gewissen - eben weil es nicht funktioniert. Das im landläufigen Sinne gemeinte "schlechte Gewissen" ist
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
aber eigentlich ein gutes Gewissen, weil es auf Fehlhaltungen und Fehlhandlungen reagiert. Das Gewissen
ist aber nicht eine konstante Größe - so lehrte in den fünfziger Jahren der weitgereiste, aktive Pazifist und
Gründer des Internationalen Freundschaftsheimes in Bückeburg, Pastor Wilhelm Mensching -, sondern es
hängt in seiner Qualität von der Gewissenbildung ab. In die Gewissensbildung fließen fremde Gedanken und
fremdes Handeln wie eigenes Denken und eigenes Handeln ein. Mensching hat in der NS-Zeit kleine
Schriften produziert, in denen er die Quintessenz des Denkens und Tuns großer Vorbilder zusammengefaßt
hatte. Er hatte die Hoffnung, daß er auch bei Verfolgung durch die NS-Schergen seinem Gewissen eine
Orientierung geben könne.
Wir wissen ja alle, daß gleiche Vorgänge oder Tatbestände aufgrund unterschiedlicher Prägung
unterschiedlich bis konträr beurteilt werden können. (In manchen Bereichen - z. B. Militärdienst - gilt die
Gewissensentscheidung daher ja auch als ein schützenswertes Gut. Gegenbeispiel: Schulzwang.) Oder: Ein
durch freiwirtschaftliche Erkenntnisse mitgeprägtes Gewissen könnte die Politik der Bundesbank nicht mit
tragen. (Was nicht bedeutet, daß es keine partielle Übereinstimmung zwischen der Notenbankpolitik und der
Freiwirtschaft gibt.) Aber wer auch nur "herkömmliche" Ökonomie mit seinen Variationen verinnerlicht hat
und die auf den Zins bezogene Weisheit der großen Religionen und die des Philosophen Aristoteles als
Hokuspokus versteht, kann stark genug von seinem Gewissen geplagt werden. In einer solchen Situation
kann man sein Gewissen schärfen, in dem man sich einer offenen Gewissensbildung aussetzt, sich auch auf
Gedankengänge einläßt, die man bis dato als abwegig gehalten hat, oder man betreibt eine
Gewissensberuhigung. Der Verstand bekommt sozusagen einen Auftrag, aus einer Riesenmenge von
Informationen solche zu selektieren und zu kombinieren, die es ermöglichen, das eigene Tun in
Übereinstimmung mit dem eigenen Gewissen erscheinen zu lassen. Dieser Auftrag ist dann wohl ein
unbewußter, weil sonst der Selbstbetrug nicht funktionieren würde. Hiernach wäre der Artikel von Issing ein
Versuch, sein und seiner Kollegen Gewissen zu beruhigen.
b) Die Angst als Motiv:
Ich halte die Mitglieder des Bundesbankzentralrates für intelligent genug, um die sich steigernden
Spannungen in der Gesellschaft wahrzunehmen und zu erkennen, daß unsere Gesellschaft immer stärker
auf eine abschüssige Bahn gerät. Die Radikalisierung und Polarisierung der Gesellschaft ist die Folge. Die
Gefahr besteht darin, daß die Verbitterung und blinde Wut zunehmend personale Opfer sucht. Es wäre
daher gar nicht so verkehrt, wenn Bundesbanker fürchten würden, sie könnte das Schicksal von Schleyer
und Herrhausen ereilen, weil immer mehr Menschen erkennen, daß die Währungen und die Notenbanken in
ihren heutigen Konstruktionen erstrangige Störfaktoren der Gesellschaften sind. Der Artikel über Zins und
Moral wäre dann ein Teil einer Entlastungs- und Abwehrstrategie.
c) Abwehr als Motiv
Mit allen bisher genannten Motiven (wissenschaftliche Eitelkeit, Mut zum Brechen von Tabus,
Gewissensbisse und Angst) kann ich danebenliegen. Vielleicht ist es einfach so, daß unsere politische
Klasse, in der auch bald DIE GRÜNEN voll integriert sein werden, merkt, daß sich fast unmerklich aber stetig
gegen die praktizierte Ökonomie, die in der Konsequenz genauso menschenfeindlich ist, wie die im Osten
untergegangene Zentralverwaltungswirtschaft, Widerstand formiert und daß im Gegensatz zu vergangen
Jahrzehnten bundesrepublikanischer Geschichte nicht das Eigentum, sondern der Zins als Störfaktor im
Visier ist. Und da macht es sich doch gut, wenn ein als kompetent geltender Mensch ausgeguckt wird, der
den Widerstandsleuten, die nicht mehr einfach für sich und andere die Opferrolle akzeptieren wollen, sagt,
ihr seid auf dem falschen Pfad, die Dinge liegen doch ganz anders als ihr vermutet.
Der Idealist in mir wehrt sich gegen eine Unterstellung, dieses Motiv sei das wahrscheinlichste, weil er eine
manipulierende Desinformation durch Inhaber hoher Ämter nicht wünscht und für nicht möglich hält. Der
Realist in mir sagt aber, daß die politischen Verführer und die Machtsüchtigen, denen Moral nur dann etwas
wert ist, wenn sie Zuwachs an Macht und Geld bringt, nicht mit dem Dritten Reich und dem SED-Regime
untergeganen sind. Und ich denke dabei nicht so sehr an die am politisch rechten Rande angesiedelten
brandschatzenden Barbaren, sondern eher an Herren in feinen Anzügen und Frauen, die "ihren Mann"
stehen, die mit einem Glas Sekt oder Cognac am Mund und Mozart oder Bach auf dem Plattenteller die
Menschen ins Verderben schicken. Es braucht nicht einmal Boshaftigkeit im Spiel zu sein, sondern nur eine
böse wirkende "Realpolitik".
Kein persönlicher Angriff
Diese Auslassungen dürfen aber nicht als ein persönlicher Angriff auf den Menschen Otmar Issing
mißverstanden werden, sondern eher eine an ihn gerichtete Aufforderung, sich in einer zweiten
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Diskussionsrunde zu erklären. So lästig es auch ist, wir müssen davon ausgehen, daß Mitglieder jeder
Institution uns hinters Licht führen können. Zum Beispiel las ich am 19.1.1994 in der Hannoverschen
Allgemeinen Zeitung, daß nach Auffassung eines Sonderermittlers der frühere us-amerikanische Präsident
Ronald Reagan das Iran-Contra-Geschäft initiiert hat. Ein Staatspräsident bricht also geltendes Recht und
hintergeht sein Parlament.
Issing verdient Dank
Welche Motive Issing auch immer gehabt haben mag, um seinen Artikel zu schreiben und zu veröffentlichen,
Dank hat er dafür verdient, daß er ein dringendes Problem ein wenig weiter in das Licht der Öffentlichkeit
gerückt hat. (Auch wenn er das Gegenteil vielleicht beabsichtigte. Er wird dafür von Kritikern aus seinen
eigenen Reihen "Prügel" beziehen, denn das Totschweigen von Fakten, Problemen oder auch Personen ist
immer noch eine praktizierte Strategie in allen politischen Lagern.)
Mut muß Issing aber dafür zugesprochen werden, daß er eine Nachdruckerlaubnis seines FAZ-Artikels einer
freiwirtchaftlichen Zeitschrift erteilt, in der die Bundesbank sozusagen ein Abonnement auf kompetenter und
manchmal emotionaler Kritik hat. Übersehen werden darf dabei aber nicht, daß die Diskussion des Thema
eigentlich in den Lehrveranstaltungen der Hochschulen und in den angeblich liberalen Zeitungen und
Magazinen wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Zeit, Der Spiegel usw. und in den
Fernsehprogrammen, in denen man angeblich in der ersten Reihe sitzt, geführt werden müßte.
Zum Thema im engeren Sinne halte ich mich hier zurück, weil ja dieser Diskussionsbeitrag einer von
mehreren im Sonderheft des DRITTEN WEGES ist und vermutet werden darf, daß die Autoren mit
unterschiedlichen Neigungen und Hintergründen auch ohne Absprache die verschiedenen Aspekte des
Issing-Artikels ausleuchten werden.
Problematischer Argumentationsstil
Aber bevor ich dazu meine Randbemerkungen mache, möchte ich auf den Aufbau des Issing-Artikels
eingehen, der eben nicht ein großes Problem analysiert und die Leser auffordert den eigenen Kopf zum
Finden von Lösungen zu gebrauchen, sondern, die Dinge so zu akzeptieren wie sie sind und das Thema
ruhen zu lassen, damit er, der Leser und Zinskritiker nicht ungewollt ein Feind der Juden wird.
Ich hoffe für Issing und uns, daß dies nicht seine Absicht war. Wie komme ich zu dem Urteil? Issing zitiert im
ersten Satz aus einer Frankfurter Chronik zur Judenverfolgung: "Propter usuras vexabantur" - Wegen des
Wuchers wurden sie gequält. " Er schildert korrekt, daß durch das christliche Zinsnahmeverbot (bei den
Juden bestand es nur gegenüber den eigenen Glaubensgenossen) die Juden in das Geldgeschäft
hineingedrängt worden seien. Abgesehen davon, daß es ja eine problematische Moral der Juden ist, die es
verbietet, die Mitglieder des eigenen Volkes oder der eigenen Glaubensgemeinschaft zu bestehlen (und
Zinsnehmen und Stehlen setze ich an dieser Stelle gleich), es aber gegenüber Andersgläubigen erlaubt,
fehlt der Hinweis, daß primär die Flucht der Juden ins Geldgeschäft durch Verbote andere Berufe
auszuüben, ausgelöst wurde. Lea Rosh geht darauf ein in ihrer Rede auf dem Weimarer Kongreß
"Verfassung mit Volksentscheid" im September 1990. Sie sagte, daß die seit dem Mittelalter für die Juden
geltenden beruflichen Beschränkungen mit dem Emanzipationsedikt von 1812 aufgehoben wurden. Es war
eine von den aufgeklärten Staatsmännern Stein und Hardenberg verordnete Emanzipation, die nicht von
unten erkämpft und nicht vom Volk getragen wurde.
Issing greift zwar die Zinsgegnerschaft der Kirche in der Vergangenheit auf, aber offensichtlich nur um den
Zinsgegnern von heute einen Rückgriff auf Haltungen, Einsichten und Normen zum Zins von gestern zu
verbauen. Die Frage, ob hinter dem biblischen aristotelischen Zinsnahmeverbot, vielleicht mehr empirische
Einsichten stehen, als hinter mancher volkswirtschaftlichen Theorie von heute, läßt er nicht aufkommen.
Richtig ist sicher, daß das Zinsnahmeverbot letztlich Elend und Tod für unzählige Menschen gebracht hat.
Aber die moralische und gesetzliche Duldung der Zinsnahme steht in seiner Negativbilanz dem Verbot doch
nicht nach.
Zum Schluß zitiert Issing einen mir nicht bekannten Jeremy Bentham
"der unter den Vorurteilen gegenüber dem Zinsnehmen beziehungsweise Wucher unter anderem auch den
Horror vor allem Jüdischen nennt... Liest man dieses im Kontext mit der Einleitung und beachtet man dabei den Hinweis auf den
Programmpunkt "Brechung der Zinsknechtschaft" der NSDAP - der zwischendurch erfolgt -, so heißt das
doch: Ihr Frauen und Männer in Deutschland, die ihr den Juden in der Vergangenheit so viel Leid zugefügt
habt, laßt das Thema Zins auf sich beruhen, sonst könnte es sein, daß man euch für Antisemiten hält oder
daß ihr Euch der Gefahr aussetzt, solche zu werden.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Dies ist eine Botschaft von Issing, die nicht aufklärt, sondern letzlich neue Opfer produziert. Die heutige
Zinsgegnerschaft ist ja nur zu einem Teil in einer emotional verankerten Gerechtigkeitsvorstellung begründet
und somit Ausdruck einer Sehnsucht nach Gerechtigkeit, sondern sie gründet in der Erkenntnis über
strukturelle Schwächen der Währungsverfassung.
Wenn wir also Vorurteile und Feindschaft gegenüber Menschen abbauen und verhindern wollen, dann
dürfen wir gegenüber den von Menschen selbst produzierten strukturellen Schwächen unserer Ökonomie
nicht länger blind sein.
Schon in "Louis Rothschilds Taschenbuch für Kaufleute" aus dem Jahr 1900 ist zu lesen:
"Unser Geldwesen wird, kurz gesagt, so behandelt, als wenn nicht das Geld da wäre umwillen der
Produktion, der Wohlfahrt und der Menschen, sondern als wenn die Produktion, die Wohlfahrt und die
Menschen nur ein Mittel im Dienste des Geldes wären. Das Geld wird also zum Zweck und Herrscher, ja
zum Götzen Moloch erhoben, dem Menschenopfer, Menschenwohl in unübersehbarer großer Menge täglich
dadurch gebracht werden, daß wir die Produktion als ein Verfahren betrachten, aus je 100 Thaler Wert mehr
als je 100 Thaler zu machen und den Unternehmungen die Pflicht auflegen, nicht etwa möglichst viel,
möglichst gute Sachen oder Dienste zu erzeugen, sondem vorausbestimmte feste Kapital- und Zinssummen
abzuliefern. In unserm Geschäftsleben dreht sich alles um bestimmte Geldzahlungen und um die
Möglichkeit, für Geld mehr Geld zu liefern, aus Geld mehr Geld zu machen, hingegen kommen Arbeit,
Produktion, Wohlfahrt usw. nur soweit in Betracht, als sie dazu taugen, aus je 100 Thaler mehr als 100
Thaler zu machen."
Aus bitterer Erfahrung: die Marktwirtschaft festigen
Wir wissen heute nach Erfahrungen, die viel Tränen und Blut gekostet haben, daß die Marktwirtschaft oder
Verkehrswirtschaft die mit Grundrechten ausgestatteten Menschen mehr fördert als die
Zentralverwaltungswirtschaft oder Kommandowirtschaft (Eucken). Wir wissen aber auch, daß der
Kapitalismus mit seiner systemimmanenten Destruktivität, der die Marktwirtschaft überlagert und alle
gesellschaftlichen Bereiche wie ein giftiger Pilz durchdrungen hat, keine Zukunft haben kann, wenn es der
Menschheit besser gehen soll.
Wenn wir die Marktwirtschaft - die in sich sozial und befreiend wirkt - in der Zukunft realisieren wollen, dann
müssen wir doch nach allem forschen, was diesem Modell im Wege steht. Wenn wir die Zinsnahme so
belassen wie sie praktiziert wird, dann lassen wir es mit dem zerstörerischen Kapitalismus so laufen wie
bisher.
Der Zins ist die Ausbeutungsrate der Arbeit im Kapitalismus, er ist als leistungsloses Einkommen der Feind
der Leistungsgesellschaft. Der Zins ist aber auch ein Preis und somit ein Systembestandteil der
Marktwirtschaft. Ein Zinsnahmeverbot wäre folglich eine teilweise Aufhebung des marktwirtschaftlichen
Prinzips. Die Preisfunktion (5) übt der Zins aber auch dann aus, wenn er um Null Prozent pendelt, z. B.
zwischen minus 1 % und plus 1 % (real). Die Leistung der Freiwirtschaftsschule besteht nun eben darin, zu
zeigen, wie man dahin kommt. Es ist durchaus berechtigt von "dem" Zins zu sprechen. Wir sprechen ja auch
vom Preis der Äpfel, des Weines, usw., und wir sprechen von der Miete und Pacht, obwohl hier bei
genauerer Betrachtung immer Differenzierungen vorgenommen werden müssen. Weder die
Vereinfachungen noch die Differenzierungen hindern uns, die jeweiligen Sachverhalte, die dahinter stehen,
analytisch zu durchdringen.
Argumente der Zinsbefürworter
Eins wird von den Zinsbefürwortern immer übersehen. Es wird argumentiert, der Gläubiger leiste einen
Verzicht auf Gegenwartsgüter zugunsten von Zukunftsgütern und er ginge als Kreditgeber ein Risiko ein,
weil der Schuldner ja im Laufe des Schuldverhältnisses ein säumiger werden könne oder gar ein
zahlungsunfähiger.
Umgekehrt ist die Argumentation stimmiger: Der Kreditnehmer transportiert Ansprüche des Gläubigers an
den Markt, die dieser in der Gegenwart nicht abrufen will, in die Zukunft. Da dieser Vorgang aus der Sicht
des Schuldners eine Leistung ist und mit einem erheblichen Risiko verbunden ist (er kann sich nicht nur in
seinen Fähigkeiten und der Marktsituation verschätzen, sondern er kann vor allem nicht das Maß jener
Störungen vorherbestimmen, die von Regierung und Notenbank ausgehen), müßte er die Tilgung mit einem
Abschlag, einem Negativzins vornehmen können. Wenn das Aufnehmen eines Kredites vorteilhafter ist als
das Einräumen eines Kredites und der Kreditnehmer diesen Vorteil dem Kreditgeber durch den Zins
entgelten muß, warum müssen dann die Leute zum Schuldenmachen verführt werden? Im Kreditgeschäft
kann der Gläubiger sein Vermögen, aber der Schuldner sein Vermögen und seine Freiheit je nach
Haftungssituation) verlieren. Denn in der Regel muß der Schuldner für den Kredit, den er erhält, Sicherheiten
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
stellen. Tritt die Situation ein, daß die Pfänder verwertet werden müssen, erleidet das als Sicherheit
verpfändete Vermögen in der Zwangsversteigerung einen rapiden Wertverfall. Der Schuldner ist sein
Vermögen los und ist meistens weiterhin mit einem erheblichen Teil seiner Schulden belastet. Er ist dann
nicht mehr Herr seiner selbst, sondern ein Sklave, der von Schuldeneintreibern getrieben wird. Da die
Zinsen weiterhin bezahlt werden müssen, wachsen im Regelfall auch seine Schulden.
Zinsführerschaft der Bundesbunk
Wenn Issing die Vorstellung zurückweist, die Bundesbank könne das Zinsniveau in der BRD bestimmen, so
tut er dieses sicher zu recht, weil die von der Bundesbank den Geschäftsbanken gewährten Kredite im
Umfang zu dem ganzen Kreditvolumen in unserer Volkswirtschaft zu klein ist. Eine Zinsführerschaft der
Bundesbank würde ich aber trotzdem sehen. Dadurch, daß sie die letzte Quelle für Kredite
(Refinanzierungen der Geschäftsbanken) ist, setzt sie mit der Höhe vor allem des Diskont- und
Lombardsatzes einen Standard, an dem sich der Kreditmarkt ausrichtet. Im Grunde müßte die Notenbank
mit ihren Zinssätzen über den vergleichbaren Zinssätzen der Geschäftsbanken liegen, damit erst einmal alle
vorhandenen Gelder über den Kreditweg in den Umlauf kommen, bevor die Notenbank neues Geld
zusätzlich in den Umlauf gibt. Eine solche Zinspolitik der Notenbank läßt sich aber nur mit einer
Geldumlaufsicherung durchsetzen, wie sie die Freiwirtschaftsschule vorschlägt.
Der Zins und die Verfassung
Der Zins hat aber nicht nur ökonomische Dimensionen, sondern auch rechtliche. Da der Zins Eigentumsteile
vom Schuldner auf den Gläubiger überträgt, ist die Frage, ob der Zins nicht im Widerspruch zur
Eigentumsgarantie des Grundgesetzes steht. Diese Frage war ein Gegenstand des Forschens des 1990 auf
Kreta verunglückten Dieter Suhr, der in Augsburg eine Professur für Öffentliches Recht, Rechtsphilosophie
und Rechtsinformatik hatte. Wenn ich mich recht erinnere, war Suhrs Arbeit von 1982 mit dem Titel Die
Geldordnung aus verfassungsrechtlicher Sicht, seine erste Veröffentlichung zu diesem Themenkomplex. (6)
In dieser Arbeit finden sich Sätze wie:
. . . "Gleichwohl zeigen 'Hochzinsen' besonders deutlich - und darauf kommt es hier im Hinblick auf die
,ordnende Ratio' an: daß sich die Zinsen auf Freiheit, Eigentum und Gleichheit sehr nachhaltig auswirken
können." ...
. . . "Was hat das alles mit Verfassungsrecht zu tun? Der Titel eines Buches liefert das Stichwort:
'Entstehungssicherung und Bestandsschutz von Grundrechten'. Auch § 950 BGB konkretisiert
rechtstechnisch die Entstehung von zivilrechtlichem und damit von verfassungsrechtlichem Eigentum 'aus
Herstellung'. Die herkömmliche Auslegung dieser Vorschrift bewirkt die Entstehung von Eigentum in der
Hand des Kapitaleigners des Unternehmens und sie verhindert zunächst die Entstehung von Eigentum aus
Arbeit und Leistung in der Hand deren, die persönlich im Unternehmen arbeiten und disponieren:
Entstehung des Eigentums aus Arbeit in der Hand des 'Nichtarbeiters'. Unsere Verfassung jedoch schützt
dasjenige Eigentum ganz besonders, das aus persönlicher Arbeit und Leistung stammt. Daher ist die
herrschende Auslegung des § 950 BGB nicht mehr ohne weiteres 'verfassungskonform'. Sie kehrt die
Schutzprioritäten geradezu um."...
..."Für die grundrechtliche Perspektive ist entscheidend, daß man sich das Geld dabei aus der Sicht der
Vertragspartner vorstellt, denen Vertragsfreiheit garantiert ist. Es erscheint als fast unentbehrliches Medium
für den Abschluß ökonomischer Verträge. Gäbe es kein Geld, es müßte um der verfassungsrechtlich
garantierten Vertragsfreiheit willen erfunden werden.
Geld als Tauschmittel gewährt dem Bürger die Freiheit, Gegenstände oder Leistungen zunächst in ein
Tauschmittel zu verwandeln, das er dann verwendet, um andere Gegenstände oder Leistungen
einzutauschen."...
. . . "Es macht jedoch unter dem ordnungspolitischen Aspekt der Verteilung und Lenkung von Geld- und
Warenströmen einen ganz erheblichen Unterschied, ob der Geldbesitzer durch seine Geldanlage nur eine
Bestandserhaltung seines Vermögens erwirtschaften kann oder eine Bestandsvermehrung, - und das hängt
davon ab, welche Kosten Geld als solches verursacht. Deshalb ist es, nicht nur gerechtfertigt, sondern auch
entscheidend wichtig festzuhalten, daß das Geld als solches kostenlos zur Verfügung steht. ". . .
. . ."Wer ökonomische Verträge abschließen will, jedoch nur über wertvolle Güter, Waren oder persönliche
Leistungsfähigkeit verfügt, ist abhängig vom Tauschmittelbesitzer. Der Häusle-Bauer-Fall hat gezeigt, daß
diese Abhängigkeit 'erdrosselnd' wirken kann wie prohibitive Steuern. Diese Abhängigkeit der
Willensverwirklichung des einen von Willensentscheidungen des anderen, ist, grundrechtlich gesehen, eine
spezifische Erscheinungsform von Unfreiheit." ...
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
..."Will man mithin den Markt und die Funktion des Geldes als eines Mediums zu ökonomischer Freiheit nicht
wieder in Frage stellen, kann es hier nicht darum gehen, den Zins als Knappheitsregulativ und die damit
verbundene Abhängigkeit des Kreditsuchers vom Kreditgeber als solche in Frage zu stellen, sondern nur um
etwas anderes: Ob es nämlich gerechtfertigt ist, daß der Staat durch seine Geldordnung die
Bestandhaltekosten von Geldbesitz so steuert, daß der Geldbesitzer eine nachhaltige
Vermögensvermehrung herauswirtschaften kann ohne eine andere Leistung als die, auf den Gebrauch des
Geldes als Liquiditätsmittel, der für ihn ohnehin kostenlos ist, zu verzichten. Und genau für diese
geldordnungsbedingte, staatliche Steuerung der Bestandhattekosten des Geldes derart, daß der Kreditgeber
die Abhängigkeit des Kreditsuchers zur Vermögensvermehrung ausnutzen kann, gibt es keine plausible
Rechtfertigung vor den Freiheits- und Gleichheitsrechten der Verfassung. ". . .
. . . Der Unvermögende aber muß sich Liquidität erst von anderen im Tausch gegen existentielle eigene
zukünftige Arbeitsleistungen verschaffen. So gerät er in Abhängigkeit von ihnen. Die ohnehin große
ökonomische Vertragsfreiheit von Vermögenden wird vergrößert und die ohnehin geringe der
Unvermögenden verringert. Das wurde bislang schicksalhaft hingenommen. Es wird jedoch
verfassungsrechtlich in dem Maße unerträglich, wie die überlieferte Geldordnung in diesem Punkt als
realistischerweise rekonstruierbar und der Staat damit für sie verantwortlich werden sollte."...
Der Umfang dieser Suhr-Zitate ist nicht nur dadurch gerechtfertigt, weil Dieter Suhr sich nicht mehr durch
eine eigene Wortmeldung in die aktuelle Diskussion einschalten kann, sondern weil die politichen Zielgrößen
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit durch die praktizierte Ökonomie mehr als in Frage gestellt werden,
und das nicht nur bei uns.
Exkurs: Auch an dem problematischen Verhältnis vom Zins zum Eigentum zeigt sich, daß eine offene
Verfassungsdiskussion zur Klärung notwendig wäre. Aber unsere herrschende politische Klasse (von grün
bis christlich-sozial) will den Menschen im Lande weismachen, daß unsere Demokratie durch links- oder
rechtsextreme politische Gruppierungen gefährdet sei und nicht durch den großen politischen Block der
zwischen den Extremen liegt. Aber die Mitglieder dieses Großen Blockes sind es - die staatlich finanziert, in
Parteien, Parlamenten und Regierungen tätig, sich gegenseitig Orden umhängend oder in den Hintern
tretend (und doch bedauernswert) - die Reformen, die die Verfassung und die Verfassungswirklichkeit mehr
zur Deckung bringen könnten, durch ihre Uneinsichtigkeit verhindern und somit die politischen Extremen und
Gewalttätigkeit fördern. Es sind jene politischen Mitbürger, die das Attribut demokratisch für sich
beschlagnahmt haben, die aber obendrein eine offene Verfassungsdiskussion durch Desinformation und
parteipolitischen Egoismus verhindern und auf diesem Wege dem Volk das urdemokratische Recht auf die
Formulierung und Beschließung einer neuen Verfassung vorenthält. Es handelt sich um jene
Verfassungsfeinde, gegenüber denen der organisierte Verfassungsschutz wirkungslos ist, weil er nicht seine
Auftraggeber abservieren kann.
Noch einmal zurück zu Dieter Suhr: Er hat, um als Wissenschaftler glaubwürdig zu bleiben, den Rahmen
seiner Fachwissenschaft verlassen und ist in die Ökonomie eingetaucht, weil er sich nicht fatalistisch mit den
Ungereimtheiten in der Lehre und der gesellschaftlichen Wirklichkeit zufrieden geben wollte. Der oben
erwähnten Arbeit, aus der ich zitiert habe, folgten Titel wie: Auf Arbeitslosigkei tprogrammierte Wirtschaft,
Diagnose und rechtstechnische Behandlung des Mehrwertsyndroms, Geld ohne Mehrwert - Entlastung der
Marktwirtschaft von monetären Transaktionskosten; Befreiung der Marktwirtschaft vom Kapitalismus Monetäre Studien zur sozialen, ökonomischen und ökologischen Vernunft und Gleiche Freiheit - Allgemeine
Grundlagen und Reziprozitätsdefizite in der Geldwirtschaft. Im Vorwort zum letztgenannten Buch heißt es:
,Im Namen der Gleichheit aller Menschen wurden einst überlieferte Pfründe beseitigt und althergebrachte
Privilegien in Trümmer gelegt. Doch die revolutionäre Kraft des Gleichheitsgedankens überdauerte die
Revolutionen nicht. Die Gleichheit wurde juristisch domestiziert.'...
. . .,im übrigen gründet die Freiheit selbst in der Gleichheit: so wie die Befreiung des Sklaven im
wesentlichen die Verwirklichung seiner menschenrechtlichen Gleichheit ist. Diese Art von Gleichheit, die das
wahre Fundament der Freiheit ist, hatte bislang kaum eine Chance, ihre grundrechtliche Fruchtbarkeit zu
Gunsten der Freiheit zu beweisen. ". . .
Meine Aufzählung von Suhrs Arbeiten zum Komplex Geld - Ökonomie - Ökologie - Recht ist nicht
vollständig. Anzumerken bleibt: Die Ökonomen und die Rechtsgelehrten haben sich Dieter Suhrs
Herausforderung nicht gestellt; sie tun so, als existierten seine Veröffentlichungen nicht oder seien ein
Produkt der Beliebigkeit. Sie beanspruchen für sich aber trotzdem, Wissenschaftler zu sein.
Die Haltung der Kirche
Bevor ich zum Ende komme, möchte ich noch auf einen Satz von Issing eingehen, der ziemlich am Anfang
seines Artikels steht:
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
"In der innerlichen Ablehnung, der die moralische Ächtung leicht folgt, liegt wohl auch die Wurzel dafür, daß
die Sehnsucht nach der zinslosen Wirtschaft zum Beispiel am Rande von Kirchentagen immer wieder ihre
Anhänger versammelt."
Wenn Werte und Normen ohne die wir Menschen nicht auskommen, sich aufgrund von Einsichten in die
Natur des Menschen bilden, lebensbejahende sind und friedfertige Sozialgebilde ermöglichen wollen, dann
ist nicht die innerliche Ablehnung und moralische Ächtung in Frage zu stellen, sondern die Fakten und
Zustände, die diese aktivieren. Daß es bei der Überwindung des Zinssystems, des Kapitalismus, nicht so
sehr um eine Sehnsucht geht, als vielmehr um eine Notwendigkeit, wird - wenn es hier nicht deutlich
geworden ist - in anderen Beiträgen zum Thema sicher besser herausgearbeitet.
Ich habe diesen Satz besonders wegen des Hinweises auf die Kirchentage herausgegriffen, weil er die
Möglichkeit gibt, die Haltung der heutigen Kirche zum Zins bzw. zur alternativen Ökonomie im Sinne einer
marktwirtschaftlichen Vervollkommnung kurz zu beleuchten.
Ich selber habe als Konfessionsloser die Informationsarbeit zur Überwindung des Kapitalismus auf den
Evangelischen Kirchentagen 1985 in Düsseldorf, 1987 in Frankfurt, 1989 in Berlin und 1991 in Essen
unterstützt. Um die Kritik an die Kirchentagsplaner und -Leitung, die ich hier anbringen will, richtig
einschätzen zu können, will ich vorweg sagen, daß derjenige, der vom Kirchentag - unabhängig davon, was
er glaubt oder nicht glaubt - ohne geistige oder seelische Bereicherung nach Hause fährt, ein armer Tropf
ist.
Neben den Hauptveranstaltungen unterschiedlichster Art und dem Büchermarkt ist wohl der "Markt der
Möglichkeiten" jener Veranstaltungsblock, der dem jeweiligen Kirchentag den Eindruck der Offenheit und
Vielfalt gibt. Hier können Gruppen die unterschiedlichsten Probleme und auch Problemlösungen vorstellen.
Z. B. kann dort für und gegen Chemie in der Landwirtschaft gestritten werden. Der "Markt der Möglichkeiten"
ist aber auch ein Ort, wo sich große Themen von morgen, die von der Öffentlichkeit und speziell von den
Kirchentagsplanern als solche noch gar nicht wahrgenommen werden, bereits heute im kleinen Rahmen ihre
Bedeutung offenbaren und damit ihren Weg in die große Öffentlichkeit bahnen können.
Der "Markt der Möglichkeiten" ist aber auch der Gefahr ausgesetzt, daß er ein Ort der Scheinliberalität, des
Dampfablassens, des vorgetäuschten Ernstnehmens von Menschen und Gruppen mit ihren Anliegen wird.
Dies ist dann der Fall, wenn bewußt oder aus mangelndem Beurteilungsvermögen Themen aus dem "Markt
der Möglichkeiten" trotz ihrer Bedeutung für die Glaubwürdigkeit der Kirche und der Relevanz, nicht nur für
unserer Gesellschaft - nicht in die Hauptveranstaltungen übernommen werden. Es spielt dabei eine nur
untergeordnete Rolle, ob die Kirche sich einmal wieder mit der herrschen Macht zum Wohl der eigenen
Organisation arrangiert oder ob die Leute, die in der Kirche das Sagen haben, sich ausschließlich mit
Beratern aus der herrschenden Ökonomie umgeben. Die Wirkung wäre für die Kirche selbstzerstörerisch
und verbrecherisch.
Im "Markt der Möglichkeiten" konnte ich folgende Gruppen beobachten, die das Thema Geld oder Zins
thematisiert haben: Einmal jene Gruppen, die eine ethische Geldanlage propagierten oder für privat
subventionierte Kredite für Entwicklungsprojekte warben und die freiwirtschaftlichen Gruppen, die ein
gesamtökonomisches Konzept anbieten.
Nach dem Kirchentag in Berlin habe ich am 20. Juli 1989, am Tage des Gedenkens an den Widerstand
gegen das Nazi-Regime, an den damaligen Präsidenten des Deutschen Evangelischen Kirchentages Herrn
Dr. Dr. h. c. Helmut Simon und seinen Generalsekretär Christian Krause u. a. geschrieben:
"Laut der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 12. Juni 1989 haben Sie, Herr Dr. Simon, gesagt: 'Der
Kirchentag verstehe sich auch als selbstbewußte protestantische Bürgerrechtsbewegung. Zu den
ungelösten Aufgaben der Zeit zählte die Verschwendung von natürlichen Ressourcen, die Zerstörung der
Umwelt, das Fehlen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung, die Beendigung des wahnwitzigen
Rüstungswettlaufs und die Ausländerfeindlichkeit. 'Ich denke das diese Probleme eng miteinander
verflochten sind, und daß die von Silvio Gesell begründete Freiwirtschaftsschule (Hauptwerk. Die Natürliche
Wirtschaftsordnung) Wesentliches zur Problemlösung beitragen kann. Es ist aber auch wahr, daß diese
Ökonomieschule sowohl im Hochschulbereich als auch in der Politik ein Schattendasein führt und dies nicht
nur mit negativen Folgen für die Menschen hier in der BRD. Besonders die sich wandelnden Gesellschaften
im Osten, wie auch die Entwicklungsländer unterschiedlicher Prägung im Süden könnten davon 'profitieren.'
Ich glaube das beurteilen zu können, denn ich bin u. a. Bankkaufmann und Volkswirt und über 20 Jahre in
der Politik engagiert u. a. in der FDP und bei den GRÜNEN: Die ökonomisch bedingten Probleme werden
sich weiter vermehren und die Politik bei uns glaubt immer noch, Glasnost und Perestroika sei nichts für die
die BRD, sondem nur für die Ostblockländer erforderlich. In einer solchen Situation, in der wesentliche
ökonomische Erkenntnisse tabuisiert oder auch nur ignoriert werden, genügt es nicht mehr, daß Altbischof
Dr. Kurt Scharf freundliche Worte für Gesell und sein Werk findet (u. a. auf dem Kirchentag in Düsseldorf),
und daß das Wissen an Hand von Darstellung aktueller ökonomischer Probleme von kleinen
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Außenseitergruppen im "Markt der Möglichkeiten" einem interessierten und zunehmenden Publikum
angeboten wird. Angesichts der Bedeutung der Freiwirtschaftsschule für die Wohlfahrt und das Überleben
einzelner und Massen von Menschen, der subtilen Unterdrückung und offenen Verleumdung dieser
Ökonomieschule, wäre es angebracht und gerechtfertigt, daß die Inhalte der Natürlichen Wirtschaftsordnung
auf dem nächsten Kirchentag in voller Breite (Kultur, Staat und Wirtschaft) in einer gesonderten
Veranstaltung im Hauptprogramm dargestellt würden."...
Dies ist in den auf Berlin folgenden Kirchentagen nicht geschehen.
Der Widerspruch zwischen Moral und Gesetz ist aufhebbar
Zum Schluß: Am Zins kann exemplarisch der Unterschied von Moral (Ethik) und Legalität demonstriert
werden. Moralisch ist die Zinsnahme verwerflich, gesetzlich ist sie erlaubt. Es kann auf die Dauer nicht
gutgehen, wenn ethische und gesetzliche Normen so im Widerspruch stehen, wie bei der Zinsnahme. Die
Moral - auf die wir als Normenkorsett nicht verzichten können, weil sie viel feinmaschiger, subtiler ist als das
Raster gesetzlicher Normen -, wird vom Gesetz entwertet, wenn es bedenkenlos das erlaubt, was nach
religiösen, philosophischen und auch ökonomischen Kriterien moralich verwerflich ist. Es ist der Verdienst
der Freiwirtschaftsschule, daß sie zeigt, wie beim Zins die Moral und das Gesetz auf einen Nenner gebracht
werden können.
Literatur
1) Das Heine-Zitat habe ich im September 1991 auf der Tagung "Gerechtes Geld - Gerechte Welt" der
"internationalen Vereinigung für Natürliche Wirtschaftsordnung" vor dem Konzilsgebäude in Konstanz von
einem Transparent abgeschrieben.
2) Gunnar Heinsohn, Zins, Hexen, Habermas, NP - Neue Praxis - Zeitschrift für Sozialarbeit und
Sozialpädagogik, 2/84
3) Lea Rosh in: Verfassung mit Volksentscheid, Hrsg. Kuratorium für einen demokratisch verfaßten Bund
deutscher Länder, S. 22
4) Louis Rothschilds Taschenbuch für Kaufleute, Verlag G. A. Gloeckner, Leipzig 1900, S. 196, hier zitiert
nach Auszügen von Hugo Kierdorf, Köln
5) Es darf nicht übersehen werden, wenn wir von der Preisfunktion des Zinses (Preis für die zeitweise
Überlassung von Ansprüchen an den Markt - von Liquidität) sprechen, daß ein Großteil der Wirtschaftspolitik
darin besteht, für bestimmte Objekte oder Personen den Zinssatz mit planwirtschaftlichen Mitteln
herunterzusubventioriieren. Bund und Länder einerseits und die Bundesbank andererseits konterkariert
dabei häufig ihre jeweiligen Ziele.
6) Ich zitiere hier aus einem Skript von Suhr. Laut einem Vermerk von Suhr war beabsichtigt, sein Beitrag in
einem Sammelband mit dem Titel Geldordnung und Geldpolitik in einer freiheitlichen Gesellschaft des Walter
Eucken Instituts (Hrsg. Joachim Starbatty) zu veröffentlichen. Ob dies geschehen ist, habe ich nicht
kontrolliert.
Tristan Abromeit, Jahrgang 1934, Bankkaufmann, Absolvent der Akademie für Wirtschaft und Politik in
Hamburg, grad. Volkswirt, sammelte vielfältige Erfahrungen in der Politik und der Arbeitswelt.
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/zinskreuz/abromeit.html
[ Homepage: www.geldreform.de ]
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
(Durch Werner Onken überarbeitete Version vom 31.12.2004)
Für eine andere Welt mit einem anderen Geld
Sind die Geldreformer wirklich Antisemiten?
Beitrag zur Attac-Sommerakademie am 1. 8. 2004 in Dresden
Werner Onken
Übersicht
1 Attac unter Antisemitismus-Verdacht
2 Gesell als der eigentliche Antisemit?
2.1 Gesells “Privatangelegenheit” - seine Lebensabschnitte in der Eden-Genossenschaft
2.2 Ablehnung von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus
2.3 Die Anhängerschaft während des NS-Zeit
2.4 Darwins Einfluss - ein noch kaum aufgearbeiteter wunder Punkt in der “Natürlichen
Wirtschaftsordnung”
2.5 Weder Verbot noch Abschaffung des Zinses
2.6 Gesamtzusammenhang von Geld- und Realsphäre
3 Für einen konstruktiv-kritischen Dialog zwischen Attac und der Bodenrechts- und Geldreform
Kapitel 1: Attac unter Antisemitismus-Verdacht
Nach der Jahrhunderte langen Leidensgeschichte der Juden und besonders nach dem Holocaust kann es
nur das Anliegen historisch informierter und politisch wacher Menschen sein, sich einer erneuten
Ausbreitung antisemitischer Vorurteile entgegen zu stellen. Wer die Mitverantwortung für die deutsche
Geschichte annimmt und sich sodann für Menschenrechte, Demokratie und Völkerverständigung engagiert,
kann es allerdings nur als ein schmerzliches Unrecht empfinden, selbst in den Verdacht des Antisemitismus
zu geraten. Dieser Vorwurf, mit dem Denken des verbrecherischen NS-Regimes auf einer Stufe zu stehen,
ist der Attac-Bewegung gemacht worden. Nicht nur die ‚linke’ Zeitschrift „Konkret“, sondern auch bürgerliche
Medien wie die Wochenzeitung “Die Zeit” verbreiteten den Eindruck, dass Attac oder zumindest Teile davon
sich bei ihrer Kritik an der Funktionsweise der internationalen Finanzmärkte von antisemitischverschwörungstheoretischen Denkmustern leiten lassen.4[1]
Von diesem Verdacht fühlte sich die Attac-Bewegung sehr getroffen: „Einem emanzipatorischen Projekt ist
kaum ein schlimmerer Vorwurf zu machen, als antisemitisch zu sein, Antisemitismus in seinen Reihen zu
dulden oder auch nur eine Nähe zum Antisemitismus aufzuweisen.“5[2] Er weckte ein Gefühl der
Verunsicherung, der Ohnmacht und der Sorge, in der Öffentlichkeit in Misskredit zu geraten. Verständlich
war der Wunsch, diesen schweren Vorwurf so bald wie möglich durch eine offene Diskussion über den
Antisemitismus zu entkräften und die angezweifelte Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen. Der diese
Diskussion dokumentierende Attac-Reader “Globalisierungskritik und Antisemitismus” enthält allerdings
einen Beitrag von Professor Elmar Altvater, worin der Antisemitismus-Verdacht wie ein Schwarzer Peter an
die Geldreformbewegung weitergegeben wird, die ihn nur als ebenso schmerzhaft und ungerecht empfinden
kann.
Dieses Vorgehen Altvaters hat mich auch deshalb überrascht und enttäuscht, weil seine Analysen des
globalen Kapitalismus mancherlei Parallelen zur Sichtweise der Geldreform aufweisen. Als eine gedankliche
Annäherung wirkte zuletzt seine Kritik an der Tabuisierung der Zinszahlungen an die Halter von
Staatsanleihen - während Löhne und Gehälter ungeniert belastet und Sozialausgaben gekürzt werden. Die
Umverteilung durch den Zins bezeichnete Altvater als eine “Gespensterwelt”. Angemessen ist auch sein
Vergleich zwischen den Strukturanpassungsprogrammen des IWF im Süden und der Agenda 2010 bei
uns.6[3]
4[1] Toralf Staud, Blondes Ächzen – Wenn Globalisierungskritiker gegen ‚Profithaie’ wettern, ist der Antisemitismus nicht weit, in: Die
Zeit Nr. 44 vom 23. 10. 2003. – Anlass für diesen Artikel in der “Zeit” waren offenbar eine antisemitische Assoziationen weckende
Karikatur auf einer Attac-Demonstration sowie israelkritische Äußerungen und das Auftreten von Skinheads. – Vgl. hierzu Peter Wahl,
Zur Antisemitismusdiskussion in und um Attac, in: Wissenschaftlicher Beirat von Attac-Deutschland (Hg.), Globalisierungskritik und
Antisemitismus - Zur Antisemitismusdiskussion in Attac (Reader Nr. 3), Frankfurt 2004, S. 5 – 10.
5[2]
Peter Wahl, Zur Antisemitismusdiskussion in und um Attac (wie Anm. 1), S. 5.
6[3]
Elmar Altvater, Die Gläubiger entmachten, auf der Website www.attac.de/rundbriefe
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Zwischen Altvater und der Geldreform schien nur noch eine hauchdünne Membran zu sein. Und manchmal
keimten Hoffnungen auf, dass ein so kluger Kopf wie er auch den Denkansatz der Geldreform in sein
Denken integrieren könnte. Das könnte dazu beitragen, ihr oft noch unausgereiftes Erscheinungsbild zu
wandeln und mitzuhelfen, dass die Kritik an den Machtstrukturen des Geldes in der Öffentlichkeit endlich
ernster genommen würde.
Stattdessen steht nun diese unerwartete Abwehrhaltung von Attac gegenüber der Geldreform im Raum: ‚Ihr
seid “unwillkommene Trittbrettfahrer” und sollt nicht im Zug der Globalisierungskritik mitfahren, denn’ - so
lautet der Vorwurf ‚denn ihr seid zwar nicht offene, aber strukturelle Antisemiten!’7[4] Diese
Zurückweisung hat mich auch deshalb sehr getroffen, weil ich mich viele Jahre lang darum bemüht habe, die
größtenteils lange verschütteten historischen Quellentexte von Silvio Gesell wieder zugänglich zu machen,
die Primär- und Sekundärliteratur zu den Geld- und Bodenreformtheorien zusammen zu tragen und sie
zusammen mit den Mitarbeiter/innen der “Zeitschrift für Sozialökonomie” wieder ins Gespräch zu bringen,
historisch-kritisch zu rezipieren und zu aktualisieren. Angesichts der Verschärfung sozialer Konflikte
zwischen Nord und Süd sowie auch innerhalb des Nordens und des zunehmenden Unfriedens in der Welt
erschien es mir sinnvoll, die von den großen Orthodoxien der Klassik/Neoklassik und des Marxismus in den
Schatten gestellten Denkansätze einer “Marktwirtschaft ohne Kapitalismus” wieder ins Gespräch zu bringen
- gerade weil ich nach dem Niedergang des Sowjetimperiums nicht glaubte, dass nun der westliche
Kapitalismus die beste aller Welten darstelle und dass es dazu keine Alternative mehr gäbe. Vielleicht
könnte sich Altvaters Eindruck von der Geld- und Bodenreformbewegung und den anderen Strömungen
eines liberalen Sozialismus aus der Zeit vor 1933 ändern, wenn er von diesen Bestrebungen und
Literaturquellen noch mehr als bisher zur Kenntnis nehmen würde.
Kapitel 2: Gesell als der eigentliche Antisemit?
Unabhängig davon finde ich Altvaters Abgrenzung gegenüber antisemitischen Ressentiments und seine
Sorge, dass diese in die Attac-Bewegung einsickern könnten, berechtigt und teile sie auch aus der Sicht der
Geldreform.8[5] Die Kritik an den Machtstrukturen des Geldes und des Zinses sowie an Handel und
Spekulation mit Boden geht zwar auf alte jüdisch-christlich-muslimische Wurzeln zurück.9[6] Dennoch war
diese Kritik im Laufe der Jahrhunderte häufig vom Antisemitismus wie von einem dunklen Schatten begleitet.
Unzureichendes Verständnis der mit Geld und Zins verbundenen strukturellen Macht hat immer wieder zu
dem Fehler geführt, das Problem der Geldstruktur zu personalisieren und die Juden zu Sündenböcken zu
machen. Insofern ist bei der Kritik an Geld und Zins immer eine erhöhte Wachsamkeit geboten, um mit der
notwendigen Kritik an den Machtstrukturen nicht zugleich einer neuen Judenfeindschaft Vorschub zu leisten.
Diesen Fehler hat Silvio Gesell bei seiner Kritik an der herrschenden Geld- und Zinswirtschaft jedoch nicht
gemacht. Dennoch möchte ich den von Elmar Altvater gegen die Geldreformbewegung erhobenen
Antisemitismus-Verdacht nicht einfach zurückgeben, sondern ich möchte - wie es Peter Wahl für Attac
vorgeschlagen hat - versuchen, diesen Vorwurf „im besten Sinne aufklärerisch zu bearbeiten“.10[7] So
lässt sich das Knäuel von Verdächtigungen - trotz der gegenwärtig emotional aufgeladenen Atmosphäre hoffentlich so entwirren, dass eine Grundlage für ein sachliches Gespräch über wirtschaftspolitische Wege in
eine andere Welt entstehen kann.
Kapitel 2.1: Gesells “Privatangelegenheit” – seine Lebensabschnitte in der
Eden-Genossenschaft
Altvater erwähnt aus der Biografie Gesells eine “Privatangelegenheit”, die ein ungünstiges Licht auf seine
Person und sein Werk werfen könnte - er habe nämlich zeitweise in der lebensreformerischen
Obstbausiedlung Eden bei Oranienburg gelebt.11[8]
7[4]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld?, in: Wissenschaftlicher Beirat von Attac-Deutschland (Hg.),
Globalisierungskritik und Antisemitismus - Zur Antisemitismusdiskussion in Attac (Reader Nr. 3), Frankfurt 2004, S. 24 mittlere Spalte.
8[5]
Zur Abgrenzung der Geld- und Bodenrechtsreformbewegung gegenüber rechtsextremen Ideologien vgl. Werner Onken, Silvio
Gesells kritische Distanz zum Rechtsextremismus in der Weimarer Republik, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge / 1995, S. 3 –
17. - Gerhard Senft, Antikapitalismus von Rechts? – Eine Abrechnung mit Gottfried Feders „Brechung der Zinsknechtschaft“, in:
Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge / 1995, S. 18 – 32. - Roland Geitmann, Natürliche Wirtschaftsordnung und Judentum, in:
Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge / 1995, S. 33 – 40.
9[6] Roland Geitmann, Bibel, Kirchen, Zinswirtschaft, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 80. Folge (1989), S. 17 - 27. – Ders., Bibel,
Kirchen, Bodeneigentum, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 112. Folge / 1997, S. 11 – 21. – Vgl. außerdem Christen für gerechte
Wirtschaftsordnung CGW (Hg.), Damit Geld dient und nicht regiert. Berlin 1998. (www.cgw.de)
10[7]
Peter Wahl, Zur Antisemitismusdiskussion in und um Attac (wie Anm. 1), S. 6 mittlere Spalte.
11[8]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Gesell stammte aus dem Kreis Eupen/Malmedy und wanderte nach mehreren Stationen in Deutschland und
Spanien 1887 nach Argentinien aus, wo er in Buenos Aires als Kaufmann tätig war. Dort erschienen auch
seine ersten Veröffentlichungen über seine Geldreformideen (teilweise auch in spanischer Sprache). 1899
kehrte Gesell zurück und siedelte sich in der Schweiz an. Nach einem weiteren längeren Aufenthalt in
Argentinien lebte er von 1913 bis 1916 in der Eden-Genossenschaft in Oranienburg. Weil die Kriegszensur
seine Schriften verbot, zog Gesell wieder in die Schweiz. 1919 folgte er der Aufforderung, als
Volksbeauftragter für das Finanzwesen in der ersten Münchner Räteregierung mitzuwirken. Als
‚Revolutionär’ durfte er nicht mehr in die Schweiz zurückkehren und siedelte sich daraufhin bei Potsdam an.
Nach einem letzten Aufenthalt in Argentinien verbrachte Gesell seine letzten Lebensjahre von 1927 bis 1930
nochmals in der Eden-Genossenschaft.
Die Eden-Genossenschaft gab es seit 1893 als ein bodenreformerisches Siedlungsprojekt, das aus der
damaligen Lebensreformbewegung hervorging. An der Formulierung der Gründungsdokumente war der
jüdische Arzt und spätere Soziologe Franz Oppenheimer beteiligt, der auch einen maßgeblichen Einfluss auf
die zionistische Siedlungsbewegung in Palästina entfaltete. Gemeinsame Ziele der Edener Siedler waren die
private Nutzung des genossenschaftlichen Bodeneigentums sowie die genossenschaftliche Produktion und
Verarbeitung von naturgemäß angebautem Obst und Gemüse (Eden-Säfte usw.). Gemäß ihrer Satzung war
die Genossenschaft offen für Menschen aus unterschiedlichen religiösen und politischen Richtungen.
Dementsprechend breit war das politische Spektrum der Siedler von ganz links bis ganz rechts. Ein
völkischer Antisemit war Gustav Simons, der das bekannte Simons-Lieken-Brot entwickelt hat.
Es trifft leider zu, dass es völkisch eingestellten Edenern unter den Eindrücken des ersten Weltkriegs 1917
gelang, “deutsches Ariertum” als Kriterium für die Aufnahme neuer Siedler in die Satzung aufzunehmen. Zu
dieser Zeit hatte Gesell die Eden-Genossenschaft jedoch schon wieder verlassen. Nach dem ersten
Weltkrieg wurde die Edener Satzung wieder geändert.12[9]
Entgegen der Annahme von Altvater, die sich auf eine ‚antifaschistische’ Quelle stützt13[10], ist Gesell auch
niemals Mitglied eines “Deutschen Erneuerungsbundes” gewesen. Stattdessen unterhielt er 1916 bis zu
seiner Übersiedlung in die Schweiz Kontakt zur “Zentralstelle Völkerrecht”, die eine wichtige Rolle in der
damaligen Friedensbewegung spielte.14[11]
Kapitel 2.2: Ablehnung von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus
In Silvio Gesells Werken15[12] lässt sich viel Theoretisches und zeitgeschichtlich Interessantes finden, was
auch für die Gegenwart noch von Bedeutung sein könnte. Natürlich hat Gesell auch vieles als Kind seiner
Zeit geschrieben, was inzwischen längst veraltet ist, was nur noch schwer verständlich ist oder auch
Unbehagen bereitet. Bei allen Licht- und Schattenseiten erschien es mir jedoch sinnvoll, alle diese
Quellentexte für eine historisch-kritische Forschung aufzubereiten, denn Gesells alternativökonomischer
Denkansatz einer Bodenrechts- und Geldreform beruht alles in allem auf der Anerkennung des unteilbaren
Rechts aller Menschen auf eine gleichberechtigte Teilhabe an den Gemeinschaftsgütern Boden
einschließlich der Ressourcen und Geld.16[13] Gesell war nachweislich weder ein Nationalist noch ein
Rassist noch ein Antisemit. Die nachfolgende Auswahl von Zitaten möge seine weltbürgerliche Denkweise
und seine Nähe zur damaligen Friedensbewegung andeuten:
* Universale Menschenrechte
Gesells Vorstellungen von einer Reform des Bodenrechts weisen entgegen der Vermutung Altvaters keine
“Offenheit für Blut- und Boden-Interpretationen”17[14] auf. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. In seinem
Hauptwerk heißt es dazu: “Der Erde gegenüber sollen alle Menschen gleichberechtigt sein - ohne
Unterschied der Rasse, der Religion, der Bildung oder der körperlichen Verfassung. Jeder soll dorthin ziehen
können, wohin ihn sein Wille, sein Herz oder seine Gesundheit treibt. Kein Einzelmensch, kein Staat, keine
Gesellschaft soll ein Sonderrecht haben. Wir sind alle Altangesessene der Erde.”18[15] Dementsprechend
12[9]
Werner Onken, Modellversuche mit sozialpflichtigem Boden und Geld, Lütjenburg 1997.
13[10]
Monika Kirschner, Lexikon gegen Rechtsextremismus, im Internet: http://lexikon.idgr.de
14[11] Vgl. Helmut Donat und Karl Holl (Hg.) Die Friedensbewegung - Organisierter Pazifismus in Deutschland, Österreich und in der
Schweiz, Düsseldorf 1983, S. 425 – 427. - Gesell, Gesammelte Werke Band 18, S. 120, 124 – 125, 195 und 227.
15[12]
Gesammelte Werke in 18 Bänden und einem Registerband, Lütjenburg 1988 – 2000.
16[13]
Zahlreiche Anregungen für eine solche Forschung enthalten die Vorworte zu den insgesamt 18 Bänden, die auch zu einem
separaten Buch zusammen gestellt sind: Werner Onken, Silvio Gesell und die Natürliche Wirtschaftsordnung, Lütjenburg 1999.
17[14]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 32 rechte Spalte.
18[15]
Gesammelte Werke Band 11, S. 72.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
sollten die öffentlichen Einnahmen aus der Verpachtung des gemeineigenen Bodens als Gehalt für
Erziehungsarbeit an die Mütter ausgezahlt werden: “Keine Mutter, einerlei woher sie kommt, kann von
diesen Bezügen ausgeschlossen werden.”19[16] Zwar hatte Gesell bei dem Gedanken einer “Mütterrente”
noch traditionelle Geschlechterrollen vor Augen und noch nicht deren wünschenswerte Flexibilisierung, aber
seine Haltung schloss jegliche Diskriminierung von Ausländerinnen gegenüber ‚deutschen Müttern’ aus und
zielte insgesamt darauf ab, Mütter aus der ökonomischen Abhängigkeit von den Vätern ihrer Kinder zu
befreien und die Geschlechter ökonomisch gleichzustellen.
Über die Reform des Bodenrechts innerhalb einzelner Länder hinausgehend hatte Gesell bereits in den
ersten Jahren des 20. Jahrhunderts die (damals leider nicht näher ausgeführte) Idee einer internationalen
Institution, welche die private Nutzung der globalen Ressourcen regeln sollte. Die Nutzungsgebühren, d.h.
die globalen Rohstoffrenten, sollten für ökologische Investitionen verwendet werden. Leitbild für den
Umgang mit den globalen Ressourcen war die Überzeugung, dass “die Erde allen ohne Ausnahme ungeteilt
gehört - den Schwarzen, den Roten, den Gelben und den Weißen. Jeder Mensch, gleichgültig welchem
Staate er angehört, hat das gleiche Recht auf die ‚englische Kohle’, das ‚amerikanische Erdöl’ und das
‚deutsche Kali’.”20[17]
Parallel zur Herstellung eines gleichen Zugangs zu den nationalen Bodenoberflächen und den
internationalen Ressourcen stellte sich Gesell eine Reform des Geldes innerhalb einzelner Länder sowie
deren freiwillige Assoziation zu einer internationalen Währungsordnung vor. Die unmittelbar nach dem
ersten Weltkrieg konzipierte “Internationale Valuta-Assoziation” sollte für alle Länder der Erde offen sein auch für die von der Kolonialherrschaft zu befreienden Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Sowohl
innerhalb der einzelnen Länder als auch weltweit sollte ein reformiertes Geld einen gerechten Austausch von
Leistungen und Gegenleistungen ermöglichen.21[18]
* Nationalismus
An den nach dem ersten Weltkrieg weit verbreiteten nationalistischen Reaktionen auf den Versailler Vertrag
hat sich Gesell in keiner Weise beteiligt. Vielmehr hat er sich vom “finsteren Nationalismus” und “vom
nationalistischen Wahn” distanziert und mehrfach den “gefährlichen Gedanken eines durch koloniale
Eroberungen erweiterten nationalen Wirtschaftsgebietes” kritisiert.22[19] 1923 - auf dem Höhepunkt der
großen Inflation - warnte Gesell vor einem erneuten Auftreten der “sogenannten Patrioten, die die
allgemeine Zerfahrenheit benutzen werden, um den Mangel an Nationalgefühl für die Zustände
verantwortlich zu machen. Dann wird man zur Hebung solchen Nationalgefühls zu dem bewährten Mittel
greifen, die Völker zu verhetzen und an die niedrigsten Instinkte wird man appellieren. Alles, was das
Ausland Gutes schafft, wird entweder verschwiegen oder herabgesetzt, während das Ungünstige breit
getreten wird. Dann ist die Stimmung bald wieder reif für einen Krieg. Der Krieg aber wird selbstverständlich
das Übel nur verschlimmern.”23[20]
* Rassismus
Altvater stellt selbst fest, dass “Gesell keine explizite Rassentheorie vertrat” und dass er sich auch gegen
“jede völkische Einvernahme” verwahrte. Dennoch erweckt Altvater den Eindruck eines implizit vorhandenen
Rassismus und kommt zu dem Schluss, Gesells Konzept sei “anschlussfähig an rassistische
Positionen”.24[21] Das kommt mir vor wie ein unfairer Strafprozess, bei dem der Angeklagte verurteilt wird,
obwohl Beweise für seine Unschuld vorliegen.
Gesell hat sich nämlich vielfach von “rassezüchterischen Irrlehren” distanziert und sich eindeutig zur
Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller menschlichen Rassen bekannt. In einem Kommentar zur
Monroe-Doktrin, mit der die USA die Einwanderung von Menschen aus Asien wegen deren
Rassenmerkmalen beendeten, schrieb er um die Mitte der 1920er Jahre: “Wer aber weiß, was es bedeutet,
wenn man einen Menschen in seinen Rasseeigenschaften beanstandet, der hat eine Ahnung von dem, was
in der Seele der Mongolen vorgeht, wie tief diese Menschen sich verletzt fühlen müssen. Diese Verletzung
schmerzt mehr als eine individuelle Verletzung. Wer das weiß, der sieht am blutroten Horizont die Konturen
19[16]
Gesammelte Werke Band 11, S. 72.
20[17]
Gesammelte Werke Band 4, S. 78 – 79, sowie Band 11, S. 72 und 99.
21[18] Näheres dazu bei Werner Onken, Die Geld- und Bodenrechtsreform in europäischer und globaler Perspektive, in: Zeitschrift für
Sozialökonomie (erscheint in der 142. oder 143. Folge / 2004. Informationen hierzu auf der Website: www.sozialoekonomie.info).
22[19]
– 74.
Gesammelte Werke Band 10, S. 254 – 255; Band 12, S. 61 und 303 – 305; Band 13, S. 79, 160 und 204 – 205; Band 14, S. 73
23[20]
Gesammelte Werke Band 14, S. 205 – 206.
24[21]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte und S. 31 rechte Spalte.
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des entsetzlichsten Dramas aufsteigen, das sich auf dem Erdball abgespielt hat, den Zusammenprall der
weißen und gelben Rassen.” Was Gesell als “fürchterlichsten, unbarmherzigsten Rassenkrieg” und
“Ausrottungskrieg” zwischen Nordamerika und Asien befürchtete25[22], wurde im Vernichtungskrieg NaziDeutschlands gegen die Juden, Slawen, Sinti und Roma zur grauenhaften Wirklichkeit, die mit Gesells
Gedankenwelt unvereinbar war.
* Antisemitismus
Nirgendwo gibt es bei Gesell die antisemitische Unterscheidung zwischen schaffendem (arischem) und
raffendem (jüdischem) Kapital. Der Charakter des herkömmlichen Geldes als zinstragendes Kapital wurzelte
für ihn allein in der Eigenschaft seiner Hortbarkeit und in seinem Liquiditätsvorteil
also in
Strukturmerkmalen des Geldes, die es zum Joker im wirtschaftlichen ‚Spiel’ (Suhr) machen - und nicht etwa
in der Religionszugehörigkeit oder anderen Merkmalen von Menschen. Entgegen Altvaters Eindruck stellte
Gesell nicht das “Geld- bzw. Finanzkapital” und den “Rest der Gesellschaft” (einschließlich das Realkapital)
einander gegenüber.26[23] Ihm zufolge verläuft im bestehenden kapitalistischen Geldsystem die Grenze
zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten nicht zwischen eindeutig abgrenzbaren Rassen oder Klassen von
Menschen. Vielmehr sind alle Menschen als Empfänger und Zahler von unterschiedlich hohen
leistungslosen Zinseinkünften sowohl als Täter wie auch als Opfer in die ungerechten
Ausbeutungsstrukturen eingebunden. Die ‚Rassen- bzw. Klassengrenze’ verläuft also mitten durch jede/n
Einzelne/n hindurch. Es bleibt rätselhaft, weshalb diese Haltung dennoch “anschlussfähig an antisemitische
Positionen” sein soll.27[24]
Im Gegensatz zu rassistisch-antisemitischen Strategien, einzelne Personenkreise zu diskriminieren oder gar
umzubringen, ging es Gesell um die Überwindung ungerechter Strukturen, in denen alle Menschen
gefangen sind. Die “Judenhetzerei” betrachtete er deshalb schon in seinen Frühschriften als eine “kolossale
Ungerechtigkeit”. Und dem antisemitisch eingestellten Industriellen Henry Ford hielt er später entgegen: “Es
sind gerade die Christen, die das ursprünglich anders orientierte Volk der Juden zum Geldhandel
gezwungen haben. Die Missetaten der Hochfinanz gliedern sich nicht in christliche und jüdische; es ist
unterschiedslos der Sieg des Mammonismus über die Menschenseele. Nicht die Juden sind zu bekämpfen,
sondern die Machtmittel, die in jüdischen und christlichen Händen seit Jahrtausenden namenloses Unglück
anrichten.”28[25] Die Geldreform richtet sich also nicht speziell gegen das angeblich ‚jüdische’ Geldkapital,
sondern gegen die gesamte Konzentration von Geld- und Realkapital - unabhängig von den Personen, in
deren Händen sich die Kapitalien befinden. Und anstelle einer Verstaatlichung der Produktionsmittel erstrebt
sie eine Dezentralisierung des Geld- und Realkapitals in einer Vielfalt von privaten und anderen
Rechtsformen. Neben der Privatwirtschaft sollte es ungehinderte Entfaltungsmöglichkeiten “für
Genossenschaften, für kommunistische, anarchistische und sozialdemokratische Kolonien sowie für
kirchliche Gemeinden”29[26] geben.
In einem Kommentar zum großen Börsenkrach an der New Yorker Wallstreet vom Oktober 1929 betonte
Gesell ausdrücklich, dass ihn „nicht weiter interessierte, wer die handelnden Personen gewesen sind.“30[27]
Dementsprechend sind seine Werke frei von jeglichen verschwörungstheoretischen Spekulationen.
Kapitel 2.3: Die Anhängerschaft während der NS-Zeit
Im April 1919 - während der Zeit der Münchner Räterepublik - sind sich Gesell und der NSWirtschaftsprogrammatiker Gottfried Feder einmal zufällig in München begegnet. In einem kurzen Gespräch
stellte sich heraus, dass die Denkweisen der beiden nicht zueinander passten. Gesell und Feder gingen
auseinander, ohne jemals wieder in Verbindung zu treten. Die später durch Carl Amery verbreitete und in
letzter Zeit von Robert Kurz wiederholte Behauptung, Gesell sei gleichsam der Ideenlieferant für Feders
“Brechung der Zinsknechtschaft” gewesen, entspricht nicht der Wahrheit. Im übrigen hat sich auch Feder in
seinen Veröffentlichungen mehrfach ablehnend über Gesell geäußert.31[28]
25[22] Gesammelte Werke Band 7, S. 125 – 126; Band 8, S. 298; Band 11, S. 64; Band 14, S. 208 und 334 – 336; Band 15, S. 109
und S. 198 – 202 über die Monroe-Doktrin.
26[23]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 32 mittlere Spalte.
27[24]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte.
28[25]
Gesammelte Werke Band 1, S. 140 – 141, und Band 14, S. 400.
29[26]
Gesammelte Werke Band 11, S. 72.
30[27]
Gesammelte Werke Band 17, S. 212.
31[28] Werner Onken, Natürliche Wirtschaftsordnung unter dem Hakenkreuz, Lütjenburg 1996. – Zu Carl Amerys Behauptung einer
Nähe zwischen Gesell und Feder vgl. Carl Amery, Die philosophischen Grundlagen und Konsequenzen der Alternativbewegung, in:
Lüdke und Dinné (Hg.), Die Grünen, Stuttgart 1980, S. 9 – 21. - Inzwischen ist Amery hiervon wieder abgerückt und bringt Gesell
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Altvater verweist darauf, dass viele Anhänger Gesells “mit den Nazis paktiert und ihre Nähe gesucht
haben”.32[29] Diese Tatsache lässt sich leider nicht bestreiten; im historischen Kontext erscheint sie jedoch
in einem differenzierteren Licht. Während der Weimarer Zeit haben Anhänger Gesells den Politikern der
demokratischen Parteien und Gewerkschaften immer wieder ihre Vorschläge zur Stabilisierung der
wirtschaftlichen Konjunktur unterbreitet - sowohl während der Inflationsjahre nach dem ersten Weltkrieg als
auch während der großen Weltwirtschaftskrise ab 1929. Sie wurden jedoch von allen Seiten beharrlich
ignoriert und auch ein “Letzter Appell” an die Sozialdemokratie blieb 1932 ohne die erhoffte Resonanz.
Auf die Übernahme der politischen Macht durch die NSDAP reagierte ein Teil von Gesells Anhängern
ablehnend und in einigen Fällen auch widerständig. Ein anderer Teil hielt die Zeit für gekommen, an die NSProgrammpunkte “Bodenreform” und “Brechung der Zinsknechtschaft” anzuknüpfen und zu versuchen, die
NSDAP durch Kontaktaufnahme mit einigen Schaltstellen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Die Strategie, die
NSDAP gleichsam zu unterwandern und im Sinne der Geld- und Bodenreform zu instrumentalisieren, war
eine sehr heikle Gratwanderung, die weitreichende Zugeständnisse an die NS-Ideologie erforderte. Hierzu
waren vornehmlich Kräfte vom rechten Flügel der Anhängerschaft bereit, die schon vor 1930/33 gegen den
Widerspruch von Gesell begonnen hatten, die Geld- und Bodenreform ideologisch zu verbiegen. Hierzu
gehörten der von Altvater erwähnte Bankier Wilhelm Radecke und auch der Kaufmann Theodor Benn, ein
Bruder des bekannten Dichters Gottfried Benn.33[30] Deren Verhalten gehört zu den dunklen Seiten der
Geschichte der Geld- und Bodenreform, bei deren Bewertung freilich auch mitzubedenken ist, dass solche
Illusionen auch bei anderen politischen Richtungen und selbst in den Kreisen des Widerstands gegen Hitler
anzutreffen waren.34[31]
Kapitel 2.4: Darwins Einfluss – ein noch kaum aufgearbeiteter wunder Punkt
in der “Natürlichen Wirtschaftsordnung”
Sowohl bei den an Marx orientierten Organisationen der Arbeiterschaft als auch bei den Kirchen stießen
Gesell und seine Anhänger immer wieder auf verschlossene Türen. Die schon in seinen Frühschriften
geäußerte Hoffnung, “die Aufmerksamkeit der Sozialisten auf das Geldwesen zu lenken”35[32], erfüllte sich
nicht und die Liebe zur Sozialdemokratie blieb stets platonisch. So suchte Gesell Widerhall bei den
Anhängern des Stirnerschen Individualanarchismus und öffnete sich auch für Darwins Evolutionslehre, was
im übrigen damals nichts Ungewöhnliches oder gar Anstößiges war. Die Evolutionslehre war damals en
vogue - auch in der Arbeiterbewegung - und galt als modern, vor allem auch im Kontrast zu den Dogmen
der Kirchen.
Der Begriff “Natürliche Wirtschaftsordnung” im Titel des Hauptwerks von Gesell stellte zum einen eine
gedankliche Anknüpfung an die französischen Physiokraten um Francois Quesnay dar. Zum anderen zeigt
er aber auch, wie groß der Einfluss von Darwin auf ihn war. Am deutlichsten sind die Spuren dieses
Einflusses im Vorwort zur 1919 erschienenen 3. Auflage des Buches. Begriffe wie die dort geforderte
“Hochzucht des Menschengeschlechts” und das „große Zuchtwahlrecht der Frauen“ wecken tatsächlich
erschreckende Assoziationen an die Ideologie und die Politik des Nationalsozialismus. Die Vorstellung einer
Übertragung der “natürlichen Auslese” auf das wirtschaftliche Zusammenleben der Menschen hat mich auch
immer wieder erschreckt - ebenso wie Gesells Hoffnung auf eine “Erlösung von all dem Minderwertigen, mit
dem die seit Jahrtausenden von Geld und Vorrecht geleitete Fehlzucht die Menschheit belastet hat.”36[33]
Bei näherem Hinsehen zeigen sich allerdings auch kleine, aber wichtige Unterschiede zwischen
Darwinismus und Sozialdarwinismus. Es ging Gesell um die Menschheit als Ganze und nicht etwa um die
durchaus eigene Sympathien entgegen; vgl. hierzu sein Buch “Global Exit - Die Kirchen und der Totale Markt”, München 2002, S. 214
und 219 – 220. - Vgl. auch Robert Kurz, Politische Ökonomie des Antisemitismus - Die Verbürgerlichung der Postmoderne und die
Wiederkehr der Geldutopie von Silvio Gesell, in: Sklaven Nr. 16 – 18 / 1995. Kurz bezeichnet das vom NS-Ideologen Gottfried Feder
angestrebte Geld zu Unrecht als „quasi-gesellianische Geldutopie“ und widerspricht sich selbst mit der Feststellung, dass „die NSGeldpolitik faktisch auf das genaue Gegenteil (von Gesells Freigeld) hinauslief“. (Nr. 17, S. 33 - auch veröffentlicht in der Zeitschrift
„Krisis“)
32[29]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte und S. 32 rechte Spalte.
33[30]
Zu näheren Einzelheiten vgl. Werner Onken, Natürliche Wirtschaftsordnung unter dem Hakenkreuz, Lütjenburg 1996.
34[31] Vgl. dazu Werner Onken, Natürliche Wirtschaftsordnung unter dem Hakenkreuz (wie Anm. 27). – Zur kritischen Aufarbeitung
vgl. außerdem Gerhard Senft, Antikapitalismus von Rechts? - Eine Abrechnung mit Gottfried Feders „Brechung der Zinsknechtschaft“,
in: Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge / 1995, S. 18 – 32. - Roland Geitmann, Natürliche Wirtschaftsordnung und Judentum, in:
Zeitschrift für Sozialökonomie 106. Folge / 1995, S. 33 – 40. - Vgl. außerdem Daniela Rüther, Der Widerstand des 20. Juli auf dem
Weg in die Soziale Marktwirtschaft, Paderborn 2002.
35[32]
Gesammelte Werke Band 1, S. 152.
36[33]
Gesammelte Werke Band 11, S. XV.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Herrschaft eines Volkes oder einer Rasse auf Kosten von anderen. Im Gegensatz zum damals weit
verbreiteten Sozialdarwinismus wollte er auch keineswegs soziale Hierarchien biologistisch aus der
natürlichen Ungleichheit der Menschen ableiten. Statt einen Verdrängungswettbewerb mit einem Überleben
der Starken auf Kosten der Schwachen zu rechtfertigen, wollte er mit einer gerechten Rahmenordnung des
Wirtschaftens Vorraussetzungen für eine gerechte Verteilung der Einkommen und Vermögen schaffen. Eine
solche Verteilungsgerechtigkeit würde mehr Menschen als bisher in die Lage versetzen, sich gegenseitig zu
helfen: „Gemeinsinn und Opferfreudigkeit gedeihen dort am besten, wo mit Erfolg gearbeitet wird.
Opferfreudigkeit ist eine Nebenerscheinung persönlichen Kraft- und Sicherheitsgefühls. Auch darf der
Eigennutz nicht mit Selbstsucht verwechselt werden. Der Kurzsichtige ist selbstsüchtig; aber der Weitsichtige
wird in der Regel bald einsehen, dass im Gedeihen des Ganzen der eigene Nutzen am besten verankert
ist.“37[34] Auf dieser Grundlage einer allgemeinen Chancengleichheit sollten sich alle Menschen im Laufe
der Zeit “ohne irgendwelchen Kunstgriff irrender Behörden” vornehmlich durch Selbsterziehung von den
körperlichen, seelischen und geistigen Beschädigungen erholen können, die ihnen der Kapitalismus über
lange Zeiträume zugefügt hat.38[35]
Altvater behauptet in diesem Zusammenhang, dass Gesell
“medizinische Eingriffe zur Rettung fehlerhaft geborener Menschen abgelehnt“ hätte.39[36] Das trifft jedoch
nicht zu. Gesells Vorstellung von ‚natürlicher Auslese’ war sehr wohl “mit der christlichen Schonung des
Schwachen” vereinbar.40[37] Dagegen war die damalige ‚Rassenhygiene’ mit seinen Denkweisen genauso
unvereinbar wie die gegenwärtige Manipulation der Gene.
Trotz der Notwendigkeit solcher Differenzierungen stellt der Einfluss von Darwin auf Gesell nach meiner
Ansicht tatsächlich einen wunden Punkt der Bodenrechts- und Geldreformbewegung dar. Sie hätte den
Einfluss Darwins auf Gesell längst selbstkritisch aufarbeiten müssen statt nur darauf zu setzen, dass sich
dieses verdrängte Problem irgendwann von selbst löst. Freilich gesteht auch Altvater ihr zu, dass “die
zeitgebundenen sozialdarwinistischen Ideologeme keine zentrale Rolle mehr spielen.”41[38] In der Tat
kenne ich in der Anhängerschaft Gesells niemanden, der dieses (sozial)darwinistisch beeinflusste
Menschenbild noch vertreten würde. Gleichwohl wurde es noch nicht wirklich verarbeitet und überwunden.
Von den bloß geldtheoretisch interessierten Anhängern Gesells wurden diese naturalistischen Ideologeme
lange Zeit ignoriert oder nicht für wichtig genommen. Die 1980 gegründete „Initiative für Natürliche
Wirtschaftsordnung“ (INWO) übernahm zunächst den Naturbegriff aus Gründen der historischen Kontinuität
in ihren Namen. Diskutiert wurde in den letzten Jahren auch, ob sich der Naturbegriff mehr ökologisch als
darwinistisch interpretieren ließe, was folgerichtig zur Umbenennung in “Initiative für Nachhaltige
Wirtschaftsordnung” führen könnte. Die Diskussion ist noch nicht abgeschlossen, weil in letzter Zeit vor allem
von jüngeren Mitgliedern der Begriff „Fairconomy“ favorisiert wird. Bei den sich als weltanschaulich neutral
verstehenden Geldtheoretikern in der “Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft” (SG) gab es bislang nur
wenige Versuche einer Annäherung an das Problem des Einflusses von Darwin auf Gesell. Um diese
Problematik im Blick zu behalten, erschien im Sommer 2004 in der “Zeitschrift für Sozialökonomie” ein
Beitrag von Roland Wirth, der die Geld- und Bodenreform von den Spuren des Darwinismus befreien und sie
mit dem an der Uni St. Gallen entwickelten Konzept der “Integrativen Wirtschaftsethik” verbinden
möchte.42[39] Daneben gibt es schon seit längerer Zeit die Vereinigung “Christen für gerechte
Wirtschaftsordnung” (CGW), welche im bewussten Gegensatz zum Einfluss Darwins auf Gesell die
Geschwisterlichkeit im Wirtschaftsleben hervorhebt.
Kapitel 2.5: Weder Verbot noch Abschaffung des Zinses
Im Gegensatz zu der von Marx im 1. Band des „Kapital“ vertretenen Mehrwerttheorie hat Gesell die
Ursachen der wirtschaftlichen Ausbeutung nicht im Privateigentum an den Produktionsmitteln, sondern in
der strukturellen Macht des herkömmlichen Geldes gesehen. Das Geldkapital stellte für ihn das primäre
Kapital dar, während der Kapitalcharakter der in wenigen privaten Händen konzentrierten Produktionsmittel
37[34]
Gesammelte Werke Band 11, S. XVII.
38[35]
Gesammelte Werke Band 12, S. 35 – 36; außerdem Band 7, S. 219 – 220; Band 15, S. 328.
39[36]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte.
40[37]
Gesammelte Werke Band 7, S. 204, und Band 11, S. XXI.
41[38]
Elmar Altvater (wie Anm. 4), S. 33 linke Spalte.
42[39]
Vgl. hierzu Johannes Heinrichs, Was ist das natürliche an der Natürlichen Wirtschaftsordnung?, in: Zeitschrift für
Sozialökonomie 107. Folge / 1995, S. 18 – 24. - Andreas Paul, Sozialdarwinismus - Phantom oder reale Bedrohung?, in: Zeitschrift für
Sozialökonomie 130. Folge / 2001, S. 25 – 33. - Roland Wirth, Eine Neubewertung der Freiwirtschaftslehre aus wirtschaftsethischer
Sicht, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 141. Folge / 2004, S. 16 – 24. - Vgl. auch die Kritik von Bernd Senf an der „Blindheit der
Freiwirtschaftslehre gegenüber der Natur“, in: ders., Die blinden Flecken der Ökonomie, München 2001, S. 195 – 197.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
vom Kapitalcharakter des Geldes abgeleitet und insofern ein sekundäres Phänomen war.43[40] Altvater
kritisiert, dass Gesells Blick auf das zinstragende Kapital verengt gewesen sei. Dabei übersieht er jedoch,
dass sich Gesell mit der Annahme eines Vorrangs des Geldkapitals vor dem industriellen Realkapital in
voller Übereinstimmung mit dem - politisch leider nicht wirksam gewordenen - Band 3 von Marx’ „Kapital“
befand. Darin war die Priorität des Geld- gegenüber dem Realkapital schon ausführlich begründet: „Der Zins
fließt dem Geldkapitalisten zu, dem Leiher, der bloßer Eigentümer des Kapitals ist, der also das bloße
Kapitaleigentum vertritt vor dem Produktionsprozess und außerhalb des Produktionsprozesses. ... Es wird so
ganz Eigenschaft des Geldes, Zins abzuwerfen. Hier ist die Fetischgestalt des Kapitals fertig. In G – G’
haben wir die Verkehrung und Versachlichung der Produktionsverhältnisse in der höchsten Potenz:
zinstragende Gestalt - die Kapitalmystifikation in der grellsten Form.“44[41] Dementsprechend wird auch
der Unternehmergewinn im Band 3 des „Kapital“ nicht mehr pauschal als Profit verurteilt. Stattdessen
unterschieden Marx und Engels dort zwischen dem Zins als „bloßer Frucht des Kapitaleigentums“ und dem
Unternehmerlohn als Entgelt für die „produktive Arbeit“ des Unternehmers, „die verrichtet werden muss in
jeder kombinierten Produktionsweise“.45[42]
Altvater hat den Eindruck, dass die auf Gesells Geld- und Zinstheorie fußenden “Geldheiler” den Zins und
den Zinseszins (den er auch selbst durchaus problematisch findet46[43]) “abschaffen” bzw “verbieten”
wollen.47[44] Das ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr soll mit Hilfe der „rostenden Banknoten“ (Gesell) bzw.
der “künstlichen Durchhaltekosten des Geldes” (Keynes) erreicht werden, dass das durchschnittliche
Zinsniveau absinkt und sich bei einem neuen Gleichgewicht einpendelt, das nur noch um die Risikoprämie
und die Bankmarge von Null abweicht. Um diese bei etwa 1 bis 1,5 % liegende neue Gleichgewichtslage
sollen dann die Zinssätze je nach der Fristigkeit der Geldausleihungen schwanken. Indem die
Liquiditätsprämie und der Inflationsausgleich als problematische Zinsbestandteile wegfallen und indem die
Schwankungen des Restzinses sich auf längere Sicht ausgleichen, soll das Geld verteilungs-, produktionsund wachstumsneutral werden. Es soll dann in bedarfsgerechte Investitionen fließen können - vor allem
auch in soziale, kulturelle und ökologische Investitionen, die sich bislang aufgrund mangelnder Rentabilität
‚nicht rechneten’.48[45]
Kapitel 2.6: Gesamtzusammenhang von Geld- und Realsphäre
In einem anderen Kritikpunkt möchte ich Elmar Altvater jedoch entgegenkommen und ihm zustimmen, dass
Gesell und seine Anhängerschaft oftmals den „gesellschaftlichen Kontext“ vernachlässigt und eine
“Geldtheorie ohne Gesellschaftstheorie” betrieben haben.49[46]
Ansatzweise wurde der
Produktionsprozess im 5. Kapitel seines Hauptwerks und an anderen Stellen durchaus mitbedacht; aber es
wurde versäumt, die Geldkritik auch systematisch zu einer Theorie der Wettbewerbsbeschränkungen und zu
einer Konzentrations- und Monopoltheorie auszubauen. Bislang haben nur Fritz Andres und Eckhard
Behrens vom “Seminar für freiheitliche Ordnung” Themen aus der Arbeitswelt sowie die
Unternehmensverfassung in ihre Überlegungen einbezogen und Möglichkeiten einer Überwindung des
Lohnarbeitsverhältnisses angedeutet.50[47] An diesem Punkt hat die Geld- und Bodenreformbewegung
noch einen beträchtlichen theoretischen Nachholbedarf, vor allem im Hinblick auf die Dezentralisierung der
Produktionsmittel und einen Wandel in der Arbeitswelt.
Mit ihrem Ziel einer “Marktwirtschaft ohne Kapitalismus” ist die Bodenrechts- und Geldreformbewegung
gegenüber dem wirtschaftlichen Wettbewerb nicht so skeptisch eingestellt wie Altvater, der offenbar auch
43[40]
Vgl. hierzu seine zweite Denkschrift an die Gewerkschaften: Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung Eine
Gegenüberstellung meiner Kapitaltheorie und derjenigen von Karl Marx, in: Gesammelte Werke Band 13, S. 351 – 398. – Zur Priorität
des Geldkapitals gegenüber dem Realkapital vgl. Band 11, S. 319 – 380.
44[41] Karl Marx und Friedrich Engels, Das Kapital Band 3, in: Marx-Engels-Werke Band 25, Ostberlin 1973, S. 387 - 397. – Vgl. auch
Wladimir I. Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Ostberlin 1970, S. 64: „Das Übergewicht des
Finanzkapitals über alle übrigen Formen des Kapitals bedeutet die Vorherrschaft der Finanzoligarchie.“ – Zu Altvaters Bezugnahme auf
den Band 3 des „Kapital“ vgl. Altvater (wie Anm. 4), S. 27 rechte Spalte und S. 28 linke Spalte.
45[42]
Karl Marx und Friedrich Engels, Das Kapital Band 3 (wie Anm. 41), S. 387.
46[43]
Elmar Altvater (wie Anm. 4), S. 33 mittlere Spalte.
47[44]
Elmar Altvater (wie Anm. 4), S. 28 mittlere Spalte und S. 29 rechte Spalte.
48[45]
Zur Unterscheidung berechtigter und nicht berechtigter Anteile des Zinses vgl. Werner Onken, Der Zins als Angelpunkt von
Wirtschaft und Moral - Gedanken zu Otmar Issings Einwänden gegen eine zinslose Wirtschaft, in: Fragen der Freiheit Nr. 226 / 1994,
S. 42 – 51.
49[46]
Elmar Altvater (wie Anm. 4), S. 27 mittlere Spalte und S. 31 linke Spalte.
50[47] Vgl. Fritz Andres, Zukunft der Unternehmensverfassung, in: Fragen der Freiheit Nr. 250 / 1999, S. 17 – 47, sowie die dort
aufgeführten Veröffentlichungen von Andres und Eckhard Behrens.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
eine von der strukturellen Macht des Geldes befreite Marktwirtschaft noch als “eine brutale
Wettbewerbsordnung der darwinistischen Auslese” ansieht.51[48] Schon mit der Betrachtung von Boden,
Ressourcen und Geld als Gemeinschaftsgütern unterscheidet sich die Bodenrechts- und Geldreform
grundsätzlich von der ‚neoliberalen’ Totalprivatisierung und Auflösung sozialer Bezüge. Andererseits sollte
Altvaters Warnung vor einer “Vergötzung des Wettbewerbs”52[49] ernst genommen werden, denn neben der
privaten Wettbewerbswirtschaft ist bislang die Notwendigkeit von gemeinwirtschaftlichen Bereichen,
gegenseitiger Hilfe und Solidarität nur von den CGW deutlicher hervorgehoben worden. Das Neben- und
Miteinander von nachkapitalistischem Markt und außermarktlichen Bereichen ist bislang ebenso
unzureichend mitbedacht worden wie die Ergänzung der wirtschaftlichen Selbststeuerung durch Marktpreise
durch die gesellschaftliche Steuerung durch Kammern, Verbände und Assoziationen.
Kapitel 3: Für einen konstruktiv-kritischen Dialog zwischen Attac und der
Bodenrechts- und Geldreform
Alles in allem sehe ich keinen Anlass zu der Befürchtung, dass sich Attac durch eine Berührung mit der
Bodenrechts- und Geldreformbewegung nationalistisch, rassistisch oder antisemitisch infizieren und ihre
eigene Globalisierungskritik dadurch ins gesellschaftliche Abseits manövrieren könnte. Es ist deshalb sowohl
unfair als auch sachlich verfehlt, die Bodenrechts- und Geldreform als „unwillkommene Trittbrettfahrer“53[50]
aus der globalisierungskritischen Bewegung auszugrenzen. Ohne sie würden der Globalisierungskritik
wesentliche Aspekte fehlen. Im übrigen ist die Bodenrechts- und Geldreform kein fertiges
Gedankengebäude, sondern gleichsam eine Gedankenbaustelle mit Stärken und Schwächen, die der
kontroversen Diskussion sowohl über ihre ökonomischen Theorieansätze als auch über ihr Menschen- und
Gesellschaftsbild bedarf. Auch wenn mir Altvaters Kritik als zu pauschal erscheint und sich entkräften lässt,
so hoffe ich dennoch, dass ihr berechtigter Teil - nämlich die Kritik am Naturbegriff in der “Natürlichen
Wirtschaftsordnung” - ernst genommen wird. Sie könnte sich nämlich als ein zwar schmerzlicher, aber
letztlich doch hilfreicher Impuls zur Klärung des eigenen Selbstverständnisses erweisen.
Am Ende dieser Auseinandersetzung mit Altvaters Kritik an Gesell möchte ich meine Hoffnung zum
Ausdruck bringen, dass wir uns innerhalb der globalisierungskritischen Bewegungen nicht gegenseitig
bekämpfen wie vor 1933 die Sozialdemokraten und die Kommunisten - wovon tragischerweise die
Nationalsozialisten profitiert haben. Vielmehr hoffe ich, dass wir in Zukunft zu einem fairen Dialog zwischen
Attac und der Bodenrechts- und Geldreformbewegung finden. Aus beider Sichtweisen ergeben sich große
Bedenken gegen die ‚neoliberale’ Globalisierung und die “atemberaubende Selbstgewissheit des
ökonomischen Mainstream” (Altvater54[51]), weshalb eine beiderseitige Verständigung über unsere
Gemeinsamkeiten, unterschiedliche Schwerpunkte und Kooperationsmöglichkeiten sinnvoll wäre.
o Da die Bodenrechtsreform im weiteren Sinne neben den Ressourcen auch die Luft und das Wasser
umfasst55[52], gibt es Berührungspunkte mit dem Anliegen von Attac, sich einer ‚neoliberalen’
Privatisierung der globalen Wasservorräte entgegen zu stellen. Wäre es nicht auch für Attac
naheliegend, über die Wasserproblematik hinaus die Privatisierung des Bodens und der übrigen
Ressourcen in Frage zu stellen? Nicht nur wegen des Unrechts der Landlosigkeit in vielen Ländern
des Südens wäre diese Blickerweiterung geboten, sondern auch wegen des ungerecht geregelten
Zugangs zum Boden in den Ländern des Nordens. Auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung
einer Theorie der Globalen öffentlichen Güter könnte sich ein Dialog zwischen Attac und der
Bodenrechtsreformbewegung als sehr sinnvoll erweisen.
o Verständlich finde ich es, wenn Attac - ähnlich wie das ökumenische Netzwerk “Kairos Europa” –
sich bei seiner Kritik an den Strukturen der internationalen Finanzmärkte zunächst auf die Forderung
nach einer Tobinsteuer auf kurzfristig spekulierendes Kapital konzentriert. Da die
Geldreformbewegung die Tobinsteuer ohnehin als Schritt in die richtige Richtung befürwortet und da
erfahrungsgemäß schon kleinere Schritte schwer durchsetzbar sind, ist die Konzentration von Attac
51[48]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte.
52[49]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 29 mittlere Spalte.
53[50]
Vgl. die Anm. 4.
54[51]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 25 linke Spalte.
55[52] Fritz Andres, Wie viel Erde braucht der Mensch?, in: Fragen der Freiheit Nr. 257 / 2001, S. 22 – 67. – Ders., Klimapolitik als
Ordnungspolitik, in: Fragen der Freiheit Nr. 258 / 2001, S. 33 – 65. – Ders., Zum Interessenhintergrund des Rohstoff- und
Klimaproblems, in: Fragen der Freiheit Nr. 261 / 2002, S. 14 – 47. – Fritz Andres, Der Beitrag der Bodenreform zur
Nachhaltigkeitsdiskussion, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 137. Folge / 2003, S. 29 – 37. – Ders., Der Boden als Privileg und
Kapitalgut, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 140. Folge / 2004, S. 3 – 11.
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
auf die Tobinsteuer auch im Sinne einer realpolitisch-pragmatischen Strategie ein richtiger Schritt in
die Richtung einer großen Strukturreform des Geldes und der Finanzmärkte - ebenso wie andere
Schritte in Form des Bemühens um eine Entschuldung der Drittweltländer oder um die Schaffung
eines Insolvenzrechts für Staaten.
o Darüber hinaus stellt sich aber auch die von Altvater im Titel seiner Kritik gestellte, allerdings offen
gelassene Frage, “mit welchem Geld” denn letztlich der Weg in eine andere Welt bereitet werden
könnte. “Zinsen kann man nicht abschaffen, ohne die kapitalistische Gesellschaftsformation zu
überwinden. Dafür müssen Konzepte ausgearbeitet werden”, heißt es am Ende von Altvaters Kritik
an Gesell, in der an anderer Stelle - allerdings ohne nähere Einzelheiten zu nennen - noch auf
eine “komplexe gesellschaftliche Regulierung” als Ausweg aus der kapitalistischen Globalisierung
verwiesen wird.56[53]
Ein anderes Geld dürfte unerlässlich sein, um eine andere Welt der Gerechtigkeit, des Friedens und der
Völkerverständigung möglich zu machen. Seine konzeptionelle Entwicklung muss mit einer Offenlegung der
vom ‚Neoliberalismus’ tabuisierten Machtstrukturen des Geldes beginnen - im vollen Bewusstsein der
Tatsache, dass dieses Gelände noch immer mit der historisch bedingten Gefahr des Antisemitismus vermint
ist. Ähnlich wie bei der Räumung von Landminen brauchen wir also auch beim Betreten des geldpolitischen
Terrains einen behutsamen Minenräumdienst, der die Minen des Antisemitismus entschärft, indem die Macht
des Geldes anstelle personalisierender Verdächtigungen allein als ein strukturelles Problem untersucht und
gelöst wird.
Falsch wäre es auf jeden Fall, dieses geldpolitische Terrain aus Angst vor den Gefahren des Antisemitismus
ganz zu meiden. Wer nämlich die kritische Beschäftigung mit dem Bereich des Geldes und der Finanzen von
vornherein für antisemitisch hält, der “fordert praktisch” - wie Thomas Sablowski in seinem Beitrag zum
Attac-Reader Antisemitismus richtig feststellt - “die Kritik am heutigen Kapitalismus zu unterbinden.”57[54]
Und nicht nur das. Wenn die in Menschenrechten und Demokratie verwurzelten globalisierungskritischen
Kräfte dieses verminte Gelände meiden, schaffen sie erst recht ein geistiges Vakuum, das sich bei einer zu
befürchtenden Verschärfung der wirtschaftlichen Krisenentwicklungen wieder wie vor 1933 mit
rechtsradikalen Ideologien füllen könnte. Dieser Gefahr lässt sich am besten vorbeugen, wenn Attac, Kairos
Europa und andere globalisierungskritische Organisationen gemeinsam mit der Bodenrechts- und
Geldreformbewegung dieses hochsensible Terrain der Geldkritik besetzen und sich um eine gewaltfreie
Überwindung der strukturellen Macht des Geldes über Mensch und Natur bemühen.
Eine solche Verbindung von Tobinsteuer und Geldreform hat im übrigen schon John Maynard Keynes im
Anschluss an Gesell und lange vor Tobin vorausgedacht.58[55] Außerdem hat er für eine gerechte
Neuordnung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen einen “Bancor-Plan” entwickelt, den Attac und
andere Globalisierungskritiker unbedingt aufgreifen und weiterentwickeln sollten. Dem Bewusstsein der
gedanklichen Zusammengehörigkeit von Tobinsteuer, Geldreform und internationaler Währungsordnung
entspräche das Bemühen um einen von gegenseitiger Achtung geprägten Dialog zwischen der Attac- und
der Geld- und Bodenrechtsreformbewegung. Dadurch können der gegenüber Attac erhobene
Antisemitismus-Verdacht und seine Weiterleitung an die Bodenrechts- und Geldreform im nachhinein einen
Sinn bekommen. Dann nämlich können sie sich als zwar schmerzliche und mühsame, aber auch als Klärung
und Kooperation bewirkende Zwischenschritte auf dem Weg in einer andere Welt erweisen.
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/onken/attac2004/dresden-onken.htm
http://www.geldreform.de/
56[53]
Elmar Altvater, Eine andere Welt mit welchem Geld? (wie Anm. 4), S. 34 linke Spalte und S. 33 mittlere Spalte.
57[54]
Thomas Sablowski, Fallstricke der Globalisierungskritik?, in: Wissenschaftlicher Beirat von Attac-Deutschland (Hg.),
Globalisierungskritik und Antisemitismus - Zur Antisemitismus-Diskussion in Attac (Reader Nr. 3), Frankfurt 2004, S. 19.
58[55] John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes (1935), Berlin 1974, S. 134 – 135
und S. 185, 196 und 317. – Zum Bancor-Plan vgl. Thomas Betz, Was der Euro soll und was eine internationale Währung wirklich sollte,
in: Zeitschrift für Sozialökonomie 117. Folge / 1998, S. 35 – 43. – Werner Onken, Die Geld- und Bodenrechtsreform in europäischer und
globaler Perspektive, in: Zeitschrift für Sozialökonomie 143. Folge / 2004, S. 15 – 25 (www.sozialoekonomie.info).
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
“Die Methode vom Pfund Fleisch”:
Warum betrügerische Internationale Bankster kein Interesse daran haben, dass Schuldner ihre
Darlehen zurückzahlen
29/03/2012 von beim Honigmann zu lesen
Soeben hat ein ehemaliger Direktor von Goldman Sachs seine Stellung verlassen und erzählt von einer
Kultur, in der man die Klienten “Muppets” nennt. Über fragliche Derivate frage man sich, “wie viel Geld
haben wir aus dem Klienten herausgeholt?” Man spricht vom “Ausreissen der Augäpfel”. Der scheidende
Direktor schreibt in The New York Times: “Jätet die moralisch bankrotten Menschen aus, egal wie viel Geld
sie für die Firma machen. Der aktuelle Chef-Direktor, Lloyd C. Blankfein, und der Präsident, Gary D. Cohn,
verloren auf ihrer Wache die Unternehmens-Kultur.”
Dies leitet die Gedanken auf den Juden, Shylock, in Shakespeares “Der Kaufmann von Venedig” hin, der
sein vertragliches Pfand, ein Pfund Fleisch am Herzen des Kaufmanns, haben wollte, als er seine Schulden
zum Wucherzinssatz nicht zurückzahlen konnte.
Vor wenigen Tagen haben die Grossbanken auf bis zu 75% der Schulden Griechenlands verzichtet, die
weitgehend eben auf eine Falle, die Goldman Sachs und eine skrupellose griechische Regierung auf Kosten
der EU-Steuerzahler stellten, zurückzuführen sind. Sogar applaudierten die Gläubiger-Vertreter diese
Vereinbarung. Warum?
Adrian Salbucchi, Russia Today 1 März 2012, hat die Erklärung: “Die heutigen Bankster unterscheiden sich
nicht von Shylock”. Shylock und seine talmudischen Bankster-Landsleute hassen die Goyim. Sie wollen ihr
Geld nicht zurück, um bloss andere Schuldner zu finden, die sie durch Wucherzinssätze, die sie selbst
festsetzen, bis in die Armut ausrauben können. Ihre Darlehen sind nur die Mittel, um die Schuldnerländer in
den Griff zu bekommen und dann ihre Politik zu diktieren. Diese Länder sind nun alle Länder der Welt –
bis auf eine knappe handvoll “Schurkenstaaten”.
Das stärkste Mittel für eine solche Räuberpolitik sind die Zentralbanken, die
unter dem Kommando von Rothschilds Zentralbank der Zentralbanken, der BIZ
in Basel, stehen. Das Musterbeispiel dessen, was sich da abspielt, ist die US
Federal Reserve (FED). Trotz jahrhundertelangen Widerstands gelang es den
Londoner Bankstern unter der Federführung von Sir Alfred Rothschild mittels
seiner US Agenten und eines Stillen Staatsstreichs diese private FED
einzurichten, die seitdem die Dollarscheine druckt und sie der US Regierung zu
Zinssätzen, die sie selbst festlegt, verleiht – Geld das Laut der Verfassung nur
von der US Regierung gedruckt werden darf!
In den nun verlaufenen 99 Jahren ist die Schuldenlast der US-Regierung so gross geworden, dass jeder
Cent und noch mehr von der US-Einkommensteuer in die Taschen der FED Banks-Begründer und -Besitzer
wandert. Die Hauptbesitzer der FED Hauptbank, der New York FED, sind Shylocks talmudische Landsleute
– vor allen Dingen Rothschild. Rothschild ist auch der Besitzer der reichsten Bank der USA, Goldman
Sachs. Sogar sagt deren Chef-Direktor, Blankfein, er tue Gottes (Rothschilds/Mammons) Arbeit, wenn er
sich mit sehr fraglichen Methoden das Geld der Mitmenschen aneignet.
Die FED hat durch die Schuldenklemme auf die US und ihren Besitz von 96% der Medien die US-Politiker
dermassen im Würgegriff, dass sie nur die Politik der jüdischen Lobby führen können. Diese Politik ist
letztendlich die Weltregierung der jüdischen Elite, die das Geld und die Unternehmen der Welt besitzt. Und
zwar mit Lug und Trug und Unterwerfung der widerspenstigen Länder, die keine Nationalbanken haben, mit
US-militärischer Gewalt.
Um die Länder ganz nach unten zu drücken, leisten diese Bankster erst Darlehen an leichtsinnige Politiker,
die wissen, sie können nur eine Zeit lang in diesem Ponzi-Betrug existieren. Die Bankster wollen ihr Geld
aber nicht wieder, sie wollen ihr Pfund Fleisch von jedem Land der Erde. Griechenland und Italien haben
nun Bankster-Regierungschefs von Goldman Sachs (Monti, Papademos) sowie auch die EZB – Draghi –
alle drei Brüderlein in Rockefellers Trilateraler Kommission, die nur einen einzigen Zweck hat: Die
Weltregierung Rothschilds mit allen Mitteln im Namen des Friedens (lesen Sie: der totalen Versklavung der
Menschheit durch Bestechung und unmenschliche Kriege) voranzutreiben. Sie wollen jedes Land in eine
Finanzkolonie unter Aufhebung der Nationalstaaten umwandeln. Wahre nationale Souveränität,
Unabhängigkeit und Freiheit sind die größten Feinde der globalen Geldmeister.
Wie Salbucchi den Geldmeistern in den Mund legt: “Wenn Sie etwas Dummes tun, wie die nationalen
Interessen Ihres Volkes zu priorisieren, werden wir Sie von der globalen Finanz-Landkarte tilgen, unsere
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“Alliance ‘Future’: spiritual, economical and social recovery of the Ukraine”
https://www.facebook.com/groups/274048676101167/
Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
globalen Medien werden Sie zerstören, wir werden unsere Rating-Agenturen, S & P und Fitch, auf Sie
hetzen! Aufpassen: wir können buchstäblich Ihr Land in Brand setzen!” Das heutige globale Finanzsystem
funktioniert
nach
dem
“Shylock
Modell”.
Einige der prominenten Handlanger der Bankster sind wegen Unterschlagung vor Gericht zu
Gefängnisstrafen auf Bewährung verurteilt worden, z.B. der ehemalige französische Präsident, Jacques
Chirac, und der ehemalige EU-Vize-Präsident, Jacques Barrot. Soeben hatte der London Telegraph einen
Bericht über Dokumente, die angeblich Bestechung von Präs Sakozy mit 42 Mio britischen Pfund
durch Libyens Gaddafi für seine Wahlkampagne 2007 belegen. Es wird nun gemeldet, dass USA´s
jetziger Finanzminister, der damalige New York FED Chef, Timothy Geithner, alle Goldman Sachs´ wertlose
Derivate – subprime Hypotheken – für 100 Cent pro Dollar kaufte – natürlich auf Steuerzahlerkosten.
Goldman Sachs´ ehemaliger Chefdirektor, Henry Paulson, war Geithners Vorgänger als Finanzminister.
Übrigens waren die Kongressmitglieder schweren Androhungen ausgesetzt, wenn sie die Rettungspakete
an die betrügerischen Banken nicht auszahlen wollten.
Shylock ist der Prototyp der Bankster hinter der pharisäischen Neuen Weltordnung. Er war lange im Guss –
wurde aber am 1. Mai 1776 durch Adam Weishaupts Werk in all seinem Gräuel flügge – jedoch von den
meisten Menschen unbemerkt. Nur seine Taten merken sie immer mehr.
*
Micha 2: “1 Weh denen, die Schaden zu tun trachten und gehen mit bösen Tücken um auf ihrem Lager, daß
sie es früh, wenn’s licht wird, vollbringen, weil sie die Macht haben. 2 Sie reißen Äcker an sich und nehmen
Häuser, welche sie gelüstet; also treiben sie Gewalt mit eines jeden Hause und mit eines jeden Erbe.
Micha 3: 1 Und ich sprach: Höret doch, ihr Häupter im Hause Jakob und ihr Fürsten im Hause Israel! Ihr
solltet’s billig sein, die das Recht wüßten. 2 Aber ihr hasset das Gute und liebet das Arge; ihr schindet ihnen
die Haut ab und das Fleisch von ihren Gebeinen 3 und fresset das Fleisch meines Volkes; und wenn ihr
ihnen die Haut abgezogen habt, zerbrecht ihr ihnen auch die Gebeine und zerlegt’s wie in einen Topf und
wie Fleisch in einen Kessel.”
*
Die Personen, die die rücksichtslose korporative Neue Weltordnung mit einer Weltregierung verkünden
und praktizieren, sind nicht die besten Kreaturen auf dem Planeten. Sie machen die Gesetze, die wir zu
gehorchen haben- und überschreiten sie selbst – geschützt durch ihre mächtigen Meister, hohe Posten und
Geld. Ihre Bankster schinden uns mit sadistischer Freude. Sie planen und realisieren wirtschaftliche
Krisen, Sie rauben die Völker der Erde aus – unter verlogenen Vorwänden wie der Bekämpfung eines
nicht-existenten vom Menschen verursachten Klimawandels sowie einem Krieg gegen den Terror, der von
ihnen selbst verübt wird und hier, u.a., um die Menschheit unter einer kommunistischen Agenda 21–
Diktatur zu versklaven. Doch zunächst werden sie Chaos schaffen. Mitunter werden sie durch die
Gerichtshöfe selbst auf frischer Tat ertappt.
Rechts: Lloyd Blankfein ist
der CEO von Rothschilds
Goldman Sachs Bank: “Ich
tue
Gottes
(Rothschilds)
Arbeit,” sagt er. The New
American 16 March 2012
bringt eine lange Liste mit
Goldman
Sachs´
Verurteilungen
wegen
Betrugs und den daraus
folgenden Schadenersätzen.
Links: Greg Smith. Zum Glück
gibt es anständige Juden
ohne
Talmud-Mentalität,
Juden, die
Shylock
verachten.
Wie ich in meiner vorigen Einlage schrieb: The New York Times 14 March 2012: Greg Smith tritt heute als
einer der Chef-Direktoren von Goldman Sachs zurück und schreibt über Goldman Sachs (siehe Pkt. 3
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
unten): “Jätet die moralisch bankrotten Menschen aus, egal wie viel Geld sie für die Firma machen. Der
aktuelle Chef-Direktor, Lloyd C. Blankfein, und der Präsident, Gary D. Cohn, verloren auf ihrer Wache die
Unternehmens-Kultur. Es macht mich krank, wie herzlose Menschen davon reden, ihre Kunden zu
zerfleischen. Während der letzten 12 Monate habe ich erlebt, wie fünf verschiedene Geschäftsführer sich auf
ihre eigenen Kunden als “Muppets” beziehen. In diesen Tagen ist die häufigste Frage, die ich von JuniorAnalysten über Derivate höre, “wie viel Geld haben wir aus dem Klienten gemacht?” Der Junior-Analyst, der
ruhig in der Ecke des Raumes sitzt und über “Muppets”, “Ausreissen der Augäpfel” und “bezahlt werden”
hört,
entwickelt
sich
nicht
gerade
zu
einem
vorbildlichen
Bürger.”
Dies zeigt wie die Illuminaten die Bevölkerungen der Welt sehen. Goldman Sachs und Blankfein
gehören Rothschild mit Leib und Seele
CNN 9 March 2012: Die Gläubiger stimmten einem Plan zu, um griechische Staatsanleihen zu
restrukturieren. Das monumentale Abkommen bedeutet, Griechenland hat seine endgültige Hürde
genommen, um sich für das 130 Mrd. € Rettungsprogramm von der EU und dem Internationalen
Währungsfonds zu qualifizieren. Mehr als 85% der privaten Anleihegläubiger stimmten der Vereinbarung zu.
Anleger, die griechische Anleihen besitzen, können nun Verlusten von bis zu 75% entgegensehen. Jedoch,
nichts zu tun hätte dazu führen können, dass Griechenland sich nicht mehr für Rettungsgelder qualifizieren
könnte und Pleite ginge. Das Institute of International Finance, Washington, DC, das die die privaten
Gläubiger vertritt, begrüßt den Plan.
Warum in aller Welt konnten die Anleger solche Verluste begrüssen?
Shylocks
Pfund
Fleisch-Methode
Adrian Salbucchi, Russia Today 1 march 2012: In Bezug auf die Schuldenkrise sehen wir seit mehr als
einem Vierteljahrhundert immer wieder mit kleinen Variationen die gleiche Show inszeniert. Griechenland,
Argentinien, Spanien, Italien, Portugal, Brasilien, Mexiko, Island, Irland, Russland, asiatische Tigerstaaten …
alle borgten “dummerweise” zu viel von Privatbankiers, nur um zu “entdecken”, sie konnten die Darlehen
nicht zurückzahlen.
Symmetrisch vergab die gleiche Gruppe von mächtigen globalen Mega-Banken zu viel an diese Länder,
nur um zu “entdecken”, sie konnten diese Darlehen nicht zurückbekommen. Eine Komödie der Irrungen, in
dem Regierungen und Banker entweder sehr dumm sind oder … haben sie sich diskret angezwinkert, wie
sie ihr Pfund Fleisch ausschneiden?
Die Farce der “Demokratie” und “nationalen Souveränität” muss erhalten bleiben. Das bringt Bankergesteuerte “öffentliche multilaterale Organisationen” auf die Bühne - die IWF, EZB, Weltbank – um das
Schlagen (strenge Sparmassnahmen) zu tun!
Markt-Analytiker und Ratingagenturen sind die heutigen
finanziellen Medizinmänner, die uns mitteilen, warum
Börsen wie das Fieber eines Patienten rauf und runter
gehen. Währungen steigen, fallen in einer Casino-ähnlichen
Achterbahn; Nationale Anleihen-Ratings werden aufgestuft oder
herabgestuft, alles nach der Melodie der Rattenfänger bei S &
P, Finch und Moody ’s, FT und The Wall Street Journal … Und ,
ja, diese Orakel von “Gut” und “Böse” werden von MegaBankern
entlohnt.
In perfekter Synchronisierung stufen sie Griechenland und
Argentinien, Spanien und Italien, Irland und Island herab und
zwingt sie, höhere Zinsen an die Mega-Banker zu zahlen …
Als sich der Wucherer Shylock (Shakespeares “Der Kaufmann
von Venedig”) vorbereitete, ein Pfund Fleisch nahe dem Herzen
Antonios auszuschneiden, wiederholte er immer wieder, “Ich will
mein Pfand!”, indem er mit dem gesetzlichen Vertrag fuchtelte,
formell durchsetzbar gemäß den Gesetzen von Venedig.
Man wird die Denkweise eines Wucherers nie verstehen, wenn man glaubt, dass Shylock Antonio
das Geld lieh, um es zurückzubekommen. Oh, nein! Shylock wettete darauf, es nicht
zurückzubekommen!
Was nützt ein souveräner Schuldner, der tatsächlich ein Darlehen zurückzahlen kann und will? Das
untergräbt das Wesen des Wuchers! Wenn ein Land seine Schulden nicht bezahlen kann, dann fordern
unsere modernen Shylock Banksters ihr “Pfund Fleisch”: volle Kontrolle über das Land, das sie in
eine Finanz-Kolonie der Globalen Macht-Herren umwandeln und ihre Brüder aus der Trilateralen
Kommission in Schlüsselpositionen einsetzen: Papademos, Monti, Cavallo, Geithner …
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Der Betrug, der durch Goldman Sachs und Griechenland (sowie andere EU-Länder) begangen wurde, um
das Land fähig zu machen, dem Euro beizutreten, wurde ausgiebig in der The New York Times 13. Febr.
2010 beschrieben.
Es war nie Shylocks Ziel, seine 3,000 Dukaten zurückzuholen. Er wollte nur sein Pfund Fleisch. Das
Darlehen und der Vertrag waren nur der Mechanismus, um zu diesem Fleisch zu kommen.
Was ist das Schlimmste, was Goldman Sachs, JP Morgan, Rockefeller, Rothschild, die das Shylock
Modell verwalten, passieren könnte? Wenn ein souveränes Land – Argentinien, Griechenland, Spanien,
Brasilien, Italien – sich umdrehen und sagen sollte: “Hey! Wie viel haben Sie gesagt, das ich Ihnen schulde?
200 Milliarden? Kein Problem! Kommen Sie und holen Sie Ihren Scheck am Montagmorgen … “
Wenn das jemals passieren würde, wären die Banker mit zwei sehr ernsten Problemen konfrontiert:
Problem eins: Wo würden sie eine andere Gruppe ”Schlafschafe” finden, dem sie unnötige - sogar fiktive –
200 Milliarden Dollar-Schulden zu Wucherzinssätzen auferlegen könnten?
Problem zwei: Sie hätten die Kontrolle über Griechenland oder Argentinien oder Spanien oder Irland, Italien
verloren, und zwar in dem Moment, als sie sie unter ihren Daumen hatten und die Kontrolle über ihre
Ressourcen und Regierungen übernommen hatten. Sollte eine Regierung etwas “Dummes” tun – wie
souverän zu werden, dann wäre alles, was die Banker tun müssten, zu sagen,” Nein, nein! Denken Sie
daran: Sie schulden uns zig Milliarden in “Staatsverschuldung”, die Sie nicht zurückzahlen können.”
Wenn Sie etwas Dummes tun, wie die nationalen Interessen Ihres Volkes zu priorisieren, werden wir
Sie von der globalen Finanz-Landkarte tilgen, unsere globalen Medien werden Sie zerstören, wir
werden S & P und Fitch auf Sie hetzen! Aufpassen: wir können buchstäblich Ihr Land in Brand setzen”!
Ja, wenn ein Land schließlich nichts mit den Bankern zu tun hat, dann ist das
Land wirklich frei! Machen Sie keinen Fehler: wahre nationale Souveränität,
Unabhängigkeit und Freiheit sind die größten Feinde der globalen
Geldmeister. Das heutige globale Finanzsystem funktioniert nach dem
“Shylock
Modell”.
Die Federal Reserve gehört letztendlich Rothschild in London. Eustace
Mullins “The Secrets of The Federal Reserve”: Der Kopf hinter dem Federal
Reserve Act war Baron Alfred Rothschild in London (rechts). Die Aktionäre,
die die Bestände der Federal Reserve Bank of New York besitzen, sind die
Menschen, die seit 1914 unsere politischen und wirtschaftlichen Geschicke
steuern. Hier ist eine Liste der Eigentümer – sie zeigt ausschließlich
Landsleute von Shylock.
Kommentar: Nun ist das krasseste Beispiel für die “Pfund Fleisch-Methode” Rothschilds
Zentralbank-System
von
der
BIZ
geführt
Dieses System wurde besonders deutlich bei der US-Notenbank, die durch einen stillen Staatsstreich im
Jahr 1913 eingeführt wurde. Seitdem druckt diese Institution verfassungswidrig die Dollarscheine aus der
blauen Luft und verleiht sie der US-Regierung (die allein das verfassungsmäßige Recht hat, Geld zu
drucken) in einem Ausmaß, dass alle US-Einkommensteuern jetzt in die Taschen der FED-Bankster
wandern, und zwar zu Zinssätzen, die durch die Federal Reserve selbst festgesetzt werden. Die Fed ist vor
niemandem verantwortlich, ausser vor der Gruppe der Shylocks, die sie gründete und besitzt – und sie
wollen ihre illegalen “Kredite” nicht zurückbezahlt sehen. Denn diese Abhängigkeit ist der Griff, den die
Jüdische Lobby um die US-Politik hat. Die Bankster dahinter beherrschen die Welt, weil sie die Medien
und hier…..
…..und hier und hier sowie unsere Politiker und hier besitzen.
Pechvögel
der
Handlanger
der
Fleischschneider
The Guardian 15 Dec. 2011: Der ehemalige französische Präsident, Jacques Chirac, hat eine
zweijährige Bewährungsstrafe bekommen, nachdem er der Unterschlagung für schuldig befunden
wurde, indem er öffentliche Gelder illegal für die Finanzierung der konservativen Partei, die er führte,
übergeben hatte. Der Gerichtshof sagte, “seine Schuld resultiert aus langjährigen und bekräftigten Praktiken”
der illegalen Parteienfinanzierung.
Wikipedia: Jacques Barrot wurde EU-Vizepräsident in der neuen EU-Kommission Barrosos – diente sogar
als Kommissar für Justiz 2008-2010. Doch kurz nachdem er mit der Arbeit begann, hat der UKIPEuropaabgeordnete, Nigel Farage, Barrots frühere Verurteilung wegen Betrugs im Jahr 2000 offenbart – 8–
monatige Haft auf Bewährung wegen Unterschlagung. Der französische Präsident, Jacques Chirac,
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
gewährte ihm die Amnestie des Präsidenten, eine Tatsache, die der Kommissar bei seiner Anhörung im
Parlament nicht offen gelegt hatte. Trotz Aufforderung durch einige Abgeordnete, ihn zu suspendieren, blieb
er im Amt, nachdem eine große Mehrheit akzeptierte, dass Barrot nicht gesetzlich verpflichtet sei, die
Amnestie zu offenbaren.
Geithners krimineller geheimer Abkauf der giftigen Vermögenswerte der reichsten Wall-Street-Bank,
Goldman Sachs, zu 100% für das Geld der Steuerzahler (Video).
The Telegraph 12 March 2012: Nicolas Sarkozy erhielt £ 42.000.000 von Muammar Gaddafi für die
Finanzierung seines Präsidentschaftswahlkampfes 2007, wurde es am Montag behauptet. Die
“Bedingungen” für die Übergabe des Geldes seien bei einem Treffen zwischen den beiden Männern in
Libyen zwei Jahre vor der Wahl von Nicolas Sarkozy vereinbart worden, legen Dokumente einer
französischen investigativen Website nahe. Ein Memo wurde von der Mediapart Website erhalten und an
einen Richter mit der Behauptung übergeben, dass die Sitzung am 6. Oktober 2005 in
“Wahlkampffinanzierung” von “NS [Nicolas Sarkozy]” resultierte. Seine Kampagne wurde “vollständig
bezahlt”.
Politische
FinanzierungsGesetze verbieten
Kandidaten
den
Empfang
von
Barzahlungen über
€ 7.500 (£ 6.300),
aber
Mediapart
behauptet, dass 50
Mio. € in dem
Memo
erwähnt
werden und über
Bankkonten
in
Panama und der
Schweiz
gewaschen
wurden. Das Memo
behauptet,
dass
“ZT”, vermutlich ein
Waffenhändler
namens
Ziad
Takieddine,
der
bekanntlich enge
Beziehungen zu mehreren der treuesten Helfer von Nicolas Sarkozy hat, für das Arrangement verantwortlich
sei.
Das Memo erwähnt auch “mehrere frühere Treffen” zwischen Herrn Takieddine und Saif al-Islam Gaddafi,
Gaddafis Sohn und ehemaligem Erben, der im vergangenen Jahr behauptete, dass Libyen Sarkozys Wahl
finanziert habe. “Das erste, was wir wollen, dass diese Clowns tun, ist, dem libyschen Volk das Geld
zurückzugeben. Er erhielt die Unterstützung, damit er dem Volk helfen könnte, aber er hat uns enttäuscht.
Gebt uns unser Geld zurück.” Herr Sarkozy wies die Vorwürfe, dass er von Gaddafi Geld erhalten hätte,
ärgerlich zurück.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Herr Sarkozy provozierte Empörung
unter Oppositionellen und einigen
Mitgliedern seiner Regierung, als er in
Paris Ende 2007 Gaddafi begrüßte, und
dem libyschen Diktator erlaubt wurde,
sein Zelt neben dem Elysée-Palast
aufzuschlagen.
Links: Freimaurer-Handschlag zwischen
Moammar al-Gaddafi und Sarkozy – und
zwischen Tony Blair und Sarkozy
(rechts) – trotz des Lockerbie-Anschlags.
Die BBC denkt der mutmaßliche
Lockerbie-Attentäter würde freigelassen,
um einen libyschen Öl-Vertrag für BP zu
retten.
Kommentare
Shylock ist eine Figur aus Shakespeares “Der Kaufmann von Venedig”. Er ist das Symbol des gekränkten,
verfolgten Juden, der die Nicht-Juden hasst und gegen Wucherzinsen Geld leiht. Er ist immer noch eine
unerwünschte Person – weil seine talmudische Herrenvolks-Ansichten in Bezug auf Nicht-Juden ihn
unabdingbar von den Völkern, unter denen er lebt, isoliert. So auch die Tatsache, dass seine Nachfolger
hinter dem größten Raub in der Geschichte sind: Wucher und Macht-Ergreifung mittels ihrer Zentral– und
anderer Banken – sogar verfassungswidrig in den USA. Sie sind die Meister hinter der diktatorischen und
pharisäischen Neuen Weltordnung, die “unsere” Politiker und Medien gekauft haben, um der ganzen Welt
einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Immer mehr Menschen sehen diesen Zusammenhang – ebenso wie die
Tatsache, dass die jüdische Lobby die Politik Grossisraels (der USA) lenkt – sprechen sogar von USrael –
hin zu immer mehr Kriegen, um die Welt für die Bankster hinter der Federal Reserve zu erobern.
Sie finanzierten die Bolschevistische Revolution, die Deutsche Demokratische Republic und Hitler –
verdienten sogar Geld an Auschwitz und seinem Zyklon B Gas! Dies isoliert auch Israel – ein Produkt der
Rothschilds (siehe ab 1895). Louis de Rothschild finanzierte 1924 durch seinen Agenten, Max Warburg,
Coudenhove-Klergi´s Pan-Europäische Bewegung – die zur EU führte.
Nun übernehmen diese Bankster die Welt, indem sie die Länder der Welt durch ihre Zentralbanken tief
verschulden – und dann die Kontrolle über sie und ihre “Wildnis”- Territorien mit ihren Boden-Schätzen
übernehmen, wenn sie die Schulden nicht zurückzahlen können – was die Staaten nie ermöglicht hätten,
wäre es nicht für Shylock´s völlig unnötige Zentral– und andere Banken, die nun ihr Pfund Fleisch als Pfand
von z.B. den unverantwortlichen Griechen fordern. Wie lange werden sie die mitfolgende Verarmung noch
aushalten?
Jedoch, noch Schlimmeres blüht den Ländern, die keine Rothschild-Zentralbank haben: Libyen, Iran, Irak,
Nordkorea, Syrien. Sie sind “Schurkenstaaten”, die militärisch zu schikanieren sind, bis sie sich unterwerfen
und eine Rothschild-Bank einrichten – was Libyen sofort getan hat, als die NATO eingriff.
Family Security Matters: Ein Thema, das eine Krise zwischen der EU und Ungarn schafft, ist, dass Ungarn
vom Zentralbank-Gouverneur fordert, einen Eid auf der nationalen Verfassung zu schwören – ein Verstoß
gegen EU-Normen (und gegen die Souveränität von Rothschilds Zentralbank).
EUObserver 14 March 2012: EU-Finanzminister billigten am Dienstag (13. März) ein umstrittenes
Finanzierungs-Einfrieren für Ungarn im Rahmen der neuen Defizit-Regeln des Blocks, aber einige Länder,
von Österreich angeführt, sagen, es sei ein bisschen hart, nachdem Spanien Konzessionen erhalten hatte.
Die österreichische Finanzministerin, Maria Fekter, kritisierte auch, was sie “Doppelmoral” und “politische”
Sanktionen gegen Ungarn nannte. Inzwischen hat Ungarn im vergangenen Jahr in Brüssel ein Gestank über
Gesetze zu Hause verbreitet, die die freie Presse, die Unabhängigkeit der Zentralbank und die Justiz(?)
zügeln.
Ihre Bemühungen, das Christentum und die europäische Kultur durch die Frankfurter Schule und hier zu
zerstören, hat unter denjenigen, die diese Verbindung sehen, Ekel erweckt. http://euro-med.dk/?p=26300
…mein Freund Anders schrieb: Ein jeder von uns wird eine letzte Möglichkeit haben, um zu
entscheiden, ob das Leben einen spezifischen geistigen Sinn hat oder nicht – und um die
Konsequenzen daraus zu ziehen.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
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http://derhonigmannsagt.wordpress.com/2012/03/29/die-methode-vom-pfund-fleisch-warum-betrugerischeinternationale-bankster-kein-interesse-daran-haben-dass-schuldner-ihre-darlehen-zuruckzahlen/
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Werner Onken:
Die ökonomische Botschaft von Michael Endes
„Momo“
Der Märchenroman „Momo“ von Michael Ende erschien 1973. Zuvor war Ende schon mit „Jim Knopf und die
wilde 13“ berühmt geworden. Auch „Momo“ begeisterte eine große Leserschaft in vielen Ländern.
Gemäß seinem Untertitel ist der Märchenroman „Momo“ eine „seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und
von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurück brachte“. Sie spielt in der Gegenwart des
„Heute-Landes“. Ihre Wurzeln reichen zurück in die Vergangenheit des „Gestern-Landes“. Und sie richtet
unsere Blicke auf ein zukünftiges „Morgen-Land“. Das „Gestern-Land“ und das „Heute-Land“ entsprechen
dem biblischen Paradies und der von Gott abgefallenen Welt mit dem dazwischen liegenden Sündenfall.
Das „Morgen-Land“ entspricht dem zukünftigen Reich Gottes auf Erden. Und Momo ist die Erlösergestalt, die
den Übergang zwischen den beiden Zeitaltern herbeiführt.
***
Die wohl bedeutendste Sehenswürdigkeit des „Heute-Landes“ ist die Ruine eines Amphitheaters, eines
Überrestes aus dem vergangenen „Gestern-Land“. Darin hat sich das kleine elternlose Mädchen Momo eine
bescheidene Wohnung eingerichtet. Früher war das Amphitheater neben den herrlichen Tempeln und
bunten Märkten einer der schönsten Plätze, wo sich Menschen versammelten, um Theateraufführungen zu
sehen und Reden zu halten und sie anzuhören. Heute ist es nahezu vergessen; nur ein paar Touristen
kommen hin und wieder, um die Ruine zu fotografieren. Eine besondere Anziehungskraft übt Momo jedoch
auf die Kinder der nahegelegenen Stadt aus. So gewinnt sie bald die Freundschaft zahlreicher Kinder und
auch einiger Erwachsener, und die Ruine wird zu ihrem beliebten Treffpunkt.
***
Seit dem Übergang vom „Gestern-Land“ zum „Heute-Land“ haben sich dunkle Schatten über der ganzen
Stadt und ihrer Umgebung ausgebreitet. Geräuschlos ist sie von den „Grauen Herren“,den Agenten des zur
Macht gekommenen Geldes, erobert worden. Die Finanzwelt stiehlt den Menschen ihre Lebenszeit, ohne
dass sie es merken und darüber nachdenken. Der Menschen Zeit wird zum Geld der Grauen Herren.
Die Grauen Herren bemächtigen sich zuerst der Unternehmerschaft, die hier durch den Frisör„Herrn Fusi“
repräsentiert wird. Mit raffinierten Tricks überredet der „Agent Nr. XYQ/384/b“ Herrn Fusi, „ ... alles
Überflüssige wegzulassen“ (S. 67), schneller zu arbeiten und Zeit zu sparen. Und mit falschen
Versprechungen lockt er ihn, seine täglich eingesparte Zeit auf die von den Grauen Herren eigens dafür
eingerichtete „Zeit-Sparkasse“ zu bringen und sich dort auf einem Konto gutschreiben zu lassen. Wenn er
eine einmalige Summe nicht abhebe - so erklärt ihm der Agent - , wachse sie durch den Zins in nur zehn
Jahren auf das Doppelte an. Und wenn er täglich zwei Stunden als Ersparnis zur Bank bringe, wachse sein
Guthaben im Laufe der Jahre auf mehr als das Zehnfache seiner gesamten Lebenszeit. (S. 66 – 72)
Herr Fusi ist tief beeindruckt von dem großzügigen Angebot des Agenten. Bei solchen Ertragserwartungen
möchte er selbstverständlich auch ein Konto bei der Zeit-Sparkasse eröffnen. Die Arbeitsweise der ZeitSparkasse hat er aber noch nicht ganz verstanden und bittet den Agenten deshalb noch um eine Erklärung.
Aber der Agent erwidert nur: „Das überlassen Sie ruhig uns. Sie können sicher sein, dass uns von Ihrer
eingesparten Zeit nicht das kleinste bisschen verlorengeht. Sie werden es schon merken, dass Ihnen nichts
übrig bleibt.“ (S. 68)
Geblendet von den Aussichten auf ein großes und immer noch mehr wachsendes Zeit-Vermögen verdrängt
Herr Fusi die noch bestehenden Zweifel und macht sich mit Eifer daran, sein ganzes Leben zu
rationalisieren und Zeit zu sparen: er unterhält sich nicht mehr mit seinen Kunden, sondern beschäftigt nun
Arbeiter und Angestellte, die ihm beim Zeit-Sparen 'helfen'. Seine Kontakte zu Freunden und Verwandten
bricht Herr Fusi ab (seine Mutter kommt in ein Altersheim, wo er sie nur noch einmal im Monat kurz besucht),
weil sie ihn zu viel Zeit kosten. Aus dem gleichen Grund hört er auch auf, seinen kulturellen Interessen wie
Singen und Lesen nachzugehen.
So wie Herr Fusi sparen nun auch die anderen Menschen ihre Zeit, zum Beispiel der mit Momo befreundete
Maurer Nicola. Er leidet sehr unter dem Stress des Zeit-Sparens und ist sich dessen bewusst, dass die
Grauen Herren das Handwerk als eine Form der Kunst zerstören, indem sie es zeitsparend, d. h. rentabel
industrialisieren. Er ertränkt dieses Gefühl im Alkohol, um seinen inneren Zwiespalt zu überdecken.
Der Gastwirt Nino passt sich als kleiner Gewerbetreibender den neuen Gegebenheiten ebenfalls an. Wegen
der höheren Pacht, die er nun zahlen muss, und der ständig steigenden Preise will er nur noch
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
zahlungskräftiges Publikum aus gehobenen Schichten einlassen: „Mein Lokal ist schließlich kein Asyl für
arme alte Tatterer.“ (S. 84)
Bald erliegen alle kleineren, mittleren und größeren Unternehmer ebenso wie die Arbeiter und Angestellten
den Einflüsterungen der Finanzagenten. Alle werden sie vom Zeit-Sparen wie von einer „blinden
Besessenheit gepackt“. (S. 69) Bereitwillig folgen sie ihrer Fernbedienung durch die graue Macht des Geldes
und verinnerlichen sie so sehr, dass sie ihre fremdbestimmten Verhaltensweisen als solche gar nicht mehr
wahrnehmen und sie wie selbstverständlich als etwas Selbstgewolltes ansehen. Die wirtschaftliche
Ausbeutung der Menschen durch den alltäglichen Diebstahl von Zins und Lebenszeit spielt sich ohne
ausdrückliche Rechtsgrundlage zwischen der Zeit-Sparkasse und ihren Kunden ein und wird unauffällig in
die freiheitlich-demokratische Rechtsordnung des Heute-Landes eingewoben.
Die ganze Stadt nimmt nach und nach ihr wahrhaft modernes und fortschrittliches Gesicht an. War sie im
Gestern-Land noch ein Ort menschlicher Geborgenheit, so ist sie im Heute-Land eine unbehagliche,
gleichförmige, laute und hektische Geschäftsmetropole. Die Welt ist zu einer „Wüste der Ordnung“ (S. 69)
geworden.
***
Keiner der Erwachsenen will wahrhaben, dass der auf leisen Sohlen in die Stadt geschlichene moderne
Kapitalismus sie in kleine Rädchen einer großen anonymen Finanzmaschinerie verwandelt hat und dass sie
nun am Leben vorbeileben. Nur die Kinder, die noch nicht in den Sog der modernen Medien geraten sind,
spüren es, denn für sie hat nun niemand mehr Zeit. Die Kinder merken, dass die von den Grauen Herren
eroberte Stadt, in die sie hineinwachsen sollen, zutiefst unnatürlich ist.
Ein besonders tiefes Empfinden hierfür hat die kleine Momo. Vor der Eroberung der Stadt durch die Grauen
Herren hat sie abends oft auf ihrer Ruine gesessen und es ist ihr so vorgekommen „ … als höre sie eine
leise und doch gewaltige Musik.“ (S.21-22) Am Abend nach der Eroberung ist diese Harmonie der
Schöpfung im Heute-Land nicht mehr vernehmbar, weil sie im Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft durch
die Herrschaft des Geldes über die Menschen gestört wird. Aber Momo wird die Grauen Herren in einem
dramatischen Kampf besiegen; sie wird die Menschen von dieser Herrschaft befreien und der Schöpfung die
verlorene Harmonie zurückgeben.
Zwei ihrer Freunde begleiten sie dabei als ihre engsten Weggefährten. Sie sind ganz entgegengesetzte
Charaktere, die sich aber freundschaftlich ergänzen. Der eine ist Beppo Straßenkehrer, ein schon etwas
älterer Mann, den die Erfahrungen des Lebens zu einem besonnenen Realisten gemacht haben. Seine
Lebensmaxime lautet: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, sondern immer nur an den
nächsten Schritt.“ (S. 37) Beppo rät Momo, die soziale Befreiung nicht in einer Blitzaktion erzwingen zu
wollen, sondern sich Schritt für Schritt vorwärts zu arbeiten und die jeweils erreichten Teilerfolge zu festigen.
Gigi Fremdenführer, Momos anderer Freund, ist dagegen ein jugendlicher Stürmer und Dränger, der in
Gedanken immer schon in der noch fernern Zukunft weilt und sich nicht klar macht, wie weit der Weg bis
dahin noch ist. Voller Leidenschaft erzählt Gigi den zum Amphitheater kommenden Touristen Geschichten
über die „Kaiserin Strapazia Augustina“, die von einer unersättlichen Gier nach goldenem Reichtum
besessen ist, und über den „grausamen Tyrannen Marxentius Communus“. (S. 45-48) Die Namen lassen die
Richtung ahnen, in der das Morgen-Land liegt: nämlich jenseits von Kapitalismus und Kommunismus.
***
Der Übergang vom Heute-Land in das Morgen-Land beginnt mit dem Besuch des Agenten Nr. BLW/553/c
bei Momo. Um sie mit dem geistlosen Materialismus der Grauen Herren zu infizieren und ihre innere Kraft
zum Widerstand gegen die Herrschaft des Geldes zu brechen, bringt ihr der Agent die „vollkommene Puppe
Bibigirl“ als Geschenk mit. Doch Momo erlebt durch sie zum ersten Mal das Gefühl der Langeweile. Um es
ihr auszutreiben, schenkt der Agent ihr weitere Puppenkleider, lederne Handtaschen, Schminkutensilien,
Tennisschläger und vieles mehr, denn - so lautet seine hohle Ansicht über den Sinn des Lebens – „ ... man
muss nur immer mehr haben, dann langweilt man sich niemals.“ (S. 92) Tatsächlich ist Momo zwischen den
Gefühlen der Faszination und des Angeekeltseins hin- und hergerissen. Schließlich widersteht sie der
Versuchung und lässt sich nicht von den oberflächlichen Verlockungen vereinnahmen: „Ich glaub, man kann
die Puppe nicht liebhaben.“ (S. 93)
Darauf kommt es nach Ansicht des Agenten überhaupt nicht an. Trotzdem wird er durch Momos
Standhaftigkeit verunsichert. Für einen kurzen Moment verliert er die Kontrolle über sich selbst und verrät
Momo das Geheimnis der Grauen Herren: „Nur solange wir unerkannt sind, können wir unserem Geschäft
nachgehen, . . . ein mühseliges Geschäft, den Menschen ihre Lebenszeit stunden-, minuten- und
sekundenweise abzuzapfen ... Wir reissen sie an uns, wir speichern sie auf. ... Ah, ihr wisst nicht, was das
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
ist, eure Zeit! ... Aber wir, wir wissen es und saugen euch aus bis auf die Knochen. Und wir brauchen mehr,
immer mehr.“ (S. 97-98)
Erschrocken über sich selbst merkt der Agent, was für ein schwerwiegender Fehler ihm unterlaufen ist. Er
fleht Momo an, all diesen „Unsinn“ schnell wieder zu vergessen, und ist im Nu mitsamt der Puppe und all
ihrem Zubehör verschwunden.
Die Grauen Herren sind also verwundbar. Momo vergisst ihr Geheimnis nicht und erzählt es ihren Freunden
Beppo Straßenkehrer und Gigi Fremdenführer. In seinem jugendlichen Tatendrang hält Gigi die große
Stunde für gekommen, die Grauen Finanzagenten zu besiegen und „die ganze Stadt zu retten“.(S. 99) Sich
selbst sieht er schon in der Rolle des umjubelten triumphalen Befreiers. So wird in einer geheimen
Versammlung von 50 - 60 Kindern auf Drängen von Gigi und gegen den Rat des vorsichtigen Beppo der
Beschluss gefasst, die Öffentlichkeit über den wahren kapitalistischen Charakter der Zeit-Sparkasse
aufzuklären. Die Überlegung, ob die Wissenschaften und die Polizei dabei helfen könnten, wird nach kurzer
Zeit verworfen, weil beide keine Ahnung von dem Treiben der Grauen Herren haben. Die Kinder könnten
diese Aufklärungsarbeit auch allein leisten. Sie sollten eine große Kinderdemonstration veranstalten, mit
Plakaten und Transparenten durch die ganze Stadt ziehen und alle Leute zu einem Vortrag in das
Amphitheater einladen. Gigi gibt sich den kühnsten Träumen hin: „Tausende und Abertausende werden
herbeiströmen.“(S. 107)
Gesagt, geglaubt und getan. Aber zur bitteren Enttäuschung der Kinder kommen die Erwachsenen nicht nicht ein einziger! Die Erwachsenen wollen von der Wahrheit in Ruhe gelassen werden. Theoretische
Aufklärung ist demnach noch nicht der richtige oder zumindest nicht der einzige Weg, um die Grauen Herren
zu besiegen. Mit ihr muss eine tiefgreifende geistig-seelische Umwälzung im Bewusstsein der Menschen
einhergehen.
***
Unterdessen bleiben die Grauen Herren nicht untätig. Auf einer großen Müllhalde draußen vor der Stadt
sitzen sie über den Agenten BLW/553/c zu Gericht, der ihr Geheimnis an Momo verraten hat. Ihm „ ... wird
unverzüglich jegliche Zeit entzogen.“ (S. 118)
Anschließend beraten die Grauen Herren, was sie zur Sicherung ihrer Herrschaft unternehmen können.
Dazu wollen sie Momo in ihre Gewalt bringen. Eine groß angelegte Fahndungsaktion führt jedoch nicht zum
gewünschten Erfolg. Die Schildkröte Kassiopeia, die Momos Bündnis mit der Natur symbolisiert und das
Geschehen der nächsten halben Stunde immer schon vorhersehen kann, kommt Momo zu Hilfe; sie führt sie
aus der Gefahrenzone sicher durch das dichte Gedränge der Stadt bis zur »Niemals-Gasse« und von dort
zum „Nirgend-Haus“, wo „Meister Hora“ wohnt und alle Lebenszeit ihren göttlichen Ursprung hat.
Der Misserfolg der Verfolgungsjagd führt zu Unruhe und Ratlosigkeit in den Vorstandsetagen der
Bankenwelt. In einer Krisensitzung äußert eines der Vorstandsmitglieder die Befürchtung, dass Momo
geholfen worden sein könnte. Sie könnte in die Sicherheit des Nirgend-Hauses gebracht worden sein, wo sie
dem Zugriff der Grauen Herren entzogen ist. Langsam kommt den Grauen Herren die Einsicht, dass die
Gefahr für ihre Herrschaft nicht nur von dem kleinen Mädchen ausgeht, sondern auch von dem allmächtigen
Meister Hora. Die Verfolgung Momos wird damit zu einem Duell zwischen Mammon und Gott mit Momo als
Zünglein an der Waage.
Momo hat offenbar den Weg zu Meister Hora gefunden, den die Grauen Herren bislang vergeblich gesucht
haben. Deshalb beschließen sie, nicht mehr Momos Beseitigung anzustreben. Stattdessen wollen sie ihre
Rückkehr abwarten und sich dann von ihr den Weg zu Meister Hora zeigen lassen. Sie wollen direkt mit ihm
verhandeln und sind sich „ ... sicher, dass wir sehr schnell mit ihm fertig würden. Und wenn wir erst einmal
an seiner Stelle sitzen, dann brauchen wir hinfort nicht mehr mühsam Stunden, Minuten und Sekunden zu
raffen, nein, wir hätten auf einen Schlag die gesamte Zeit aller Menschen in unserer Gewalt! Und wer die
Zeit aller Menschen besitzt, der hat unbegrenzte Macht! Wir wären am Ziel!“ (S. 140)
***
Unterdessen bekommt Momo im himmlischen Nirgend-Haus bei Meister Hora unzählige Variationen einer
wunderbar harmonischen Musik des Kosmos zu hören. Und sie sieht dabei wunderschöne Farben. Hier hat
alles Leben seinen Ursprung. Der unermessliche, von goldenem Licht durchwebte Raum beherbergt
unzählige Uhren, die alle verschiedene Zeiten anzeigen. Beim Lösen eines Rätsels lernt Momo ihre
Bedeutung kennen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehören zusammen und sind untrennbar
ineinander verschränkt; alles Leben besteht aus Kreisläufen des gleichzeitigen Werdens und Vergehens.
Der stetige Wechsel von Stirb und Werde ist das ewig gültige Gesetz, auf dem alles Leben und alle Zeit
beruhen.
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Nachdem Momo dieses Gesetz des Lebens verstanden hat, führt Meister Hora sie an den Ort, „ ... wo die
Zeit herkommt.“ (S. 160) Dort, tief in ihrem eigenen Inneren, erlebt sie, wie Knospen aus dunklem Wasser
auftauchen, wie sie nacheinander zu farbenprächtigen und herrlich duftenden „Stunden-Blumen“ erblühen,
wie diese Blumen wieder verwelken und im dunklen Wasser verschwinden. Und dazu vernimmt Momo jene
Sphärenmusik, die sie manchmal leise und wie von fern gehört hat, wenn sie abends auf dem steinernen
Rund ihres Amphitheaters im Gestern-Land saß und zu den Sternen aufblickte.
Die im Rhythmus eines „Sternenpendels“ aufblühenden und wieder verwelkenden Stunden-Blumen sind
wunderschöne Bilder für das Stirb und Werde allen Lebens. (S. 160–164) Diese überwältigenden Eindrücke,
die Momo davon im Nirgend-Haus empfangen hat, stärken ihr Urvertrauen zum Weltengrund, das sie
braucht, um nach ihrer Rückkehr auf die Erde den Kampf zwischen Mammon und Gott zum Guten
entscheiden zu können.
***
Tatsächlich haben Beppo, Gigi und die anderen Kinder noch eine Zeit lang auf Momos Rückkehr gewartet ähnlich wie die Christen eine Wiederkehr des zum Himmel aufgefahrenen Christus erwarten. Doch dann
sind sie in die Fänge der Grauen Finanzagenten geraten. Gigi wird unter ihrem Einfluss zu einem
erfolgreichen Showmaster. Über Funk und Fernsehen unterhält er jetzt die Menschen mit kurzweiligen
Geschichten, um jegliches Nachdenken über ihr sinnentleertes Dasein von vornherein zu ersticken. Er
verdient gut dabei; mittlerweile bewohnt er eine Villa im Prominentenviertel und nennt sich nun vornehm
Girolamo. Beppo geht zur Polizei, um Momo als vermisst zu melden. Dadurch gerät er in die Mühlen der
Amtsstuben und landet von da aus schließlich in einer Irrenanstalt. Und die Kinder kommen - angeblich um
ihre Verwahrlosung zu verhindern - in staatliche „Kinderdepots“, wo sie graue Uniformen tragen und zur
Vorbereitung auf ihr weiteres Leben als Zeit-Sparer gerade das makabre Lochkartenspiel erlernen.
Manchmal werden ihnen auch Buchstaben-Zahlen-Kombinationen zugeordnet. Dann werden ihre Karten
gemischt und kommen in eine Datei.
***
Als Momo zurückkehrt und ihren Freunden von ihrer Begegnung mit Meister Hora erzählen will, trifft sie sie
nicht mehr an. Alle haben sich an die von den Grauen Herren geschaffenen Verhältnisse angepasst bzw.
sind ihnen angepasst worden, so dass Momo auch eigentlich gar nicht mehr erwartet wird. Nur die Natur in
Gestalt der Schildkröte Kassiopeia steht ihr hilfreich zur Seite. Aber auch sie verlässt Momo vorübergehend,
als ihr Vertrauen zum Leben während ihrer Suche nach Gigi doch einmal ins Wanken gerät.
Nach langen Monaten, in denen Momo von allen verlassen und in völliger Einsamkeit ganz auf sich allein
gestellt ist, steht plötzlich einer der Grauen Herren vor ihr. Mit seiner Zigarre „ ... pafft er einen Rauchring,
der sich wie eine Schlinge um Momos Hals legt“. (S. 218) Er erklärt ihr, dass sie dem Finanzimperium nun
hilflos ausgeliefert sei. Die Agenten hätten ihr alle ihre Freunde genommen und könnten nun mit ihr
machen, was sie wollten. Aber sie hätten es nicht auf ihr Leben abgesehen, denn Momo solle ihnen den
Weg zu Meister Hora zeigen, damit sie ihn entmachten und endlich allein über die ganze Welt herrschen
könnten. Selbstsicher erklärt er Momo: „Wir wollen die ganze Zeit aller Menschen. Die muss Hora uns
überlassen. ... Wir werden die Welt beherrschen.“ (S. 226) Der Graue Herr kündigt Momo an, dass um
Mitternacht eine Besprechung mit ihr über das weitere Vorgehen stattfinden solle. Dann verschwindet er.
Und sie kommen zur vereinbarten Zeit, die Grauen Herren. Mit einem riesigen Aufgebot von Autos kommen
sie aus allen Richtungen angefahren. Sie stellen sich im Kreis um Momo auf, strahlen sie mit ihren grellen
Scheinwerfern an, bleiben aber selbst im Dunkeln. Angst und eisige Kälte beschleichen Momo. Aber dann
erinnert sie sich an die prächtigen Farben und harmonischen Klänge im Nirgend-Haus, „ ... und im Nu fühlt
sie sich getröstet und gestärkt.“ (S. 223)
Die Frage, ob sie bei Meister Hora war, beantwortet Momo mit einem Kopfnicken. Die Grauen
Finanzagenten wollen erfahren, ob es die Stunden-Blumen tatsächlich gibt und ob Momo sie gesehen hat.
Denn diese Stunden-Blumen fürchten sie ganz besonders - sie sind nämlich das eigentliche Symbol des
Grundgesetzes von allem Leben. Die Grauen Herren wissen genau, dass sie gegen dieses Grundgesetz
verstoßen, wenn sie den Menschen ihre Lebenszeit stehlen und in Geldform „einfrieren“,so dass sie dem
Kreislauf des ewigen Stirb und Werde entzogen ist.
Dann spricht eine Stimme aus der Dunkelheit zu Momo, dass sie aus ihrer qualvollen Einsamkeit entlassen
und ihre Freunde zurückbekommen würde, wenn sie den Grauen Herren den Weg zu Meister Hora weise.
Aber Momo weigert sich: „Selbst wenn ich's könnte, ich tät's nicht.“ (S. 227) Sie kann es wirklich nicht, denn
die Schildkröte Kassiopeia, die sie zu Meister Hora geführt hat, hat sie ja verloren. Sofort leiten die Grauen
Herren eine Großfahndung ein, um Kassiopeia zu suchen.
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Kassiopeia, die immer schon eine halbe Stunde vorher weiß, was als nächstes geschieht, kehrt unterdessen
zu Momo zurück und führt sie - diesmal auf Abstand verfolgt von einem Heer Grauer Herren - ein zweites
Mal zu Meister Hora. Während die Grauen Herren das Nirgend-Haus von allen Seiten umstellen, erklärt
Meister Hora Momo noch einmal die ganze ökonomische Problematik der Zeit und des Zeit-Diebstahls, des
Lebens und der Ausbeutung der Menschen durch die Zeit-Sparkasse und gibt ihr die letzten Instruktionen für
die alles entscheidende Auseinandersetzung mit den grauen Herrschern über das Geld.
In diesem Gespräch möchte Momo von Meister Hora wissen, „warum die Grauen Herren so grau im Gesicht
aussehen.“ - „Weil sie von etwas Totem ihr Dasein fristen. Du weißt ja, dass sie von der Lebenszeit der
Menschen existieren. Aber diese Zeit stirbt buchstäblich, wenn sie von ihrem wahren Eigentümer
losgerissen wird. Denn jeder Mensch hat seine Zeit. Und nur so lange sie wirklich die seine ist, bleibt sie
lebendig.“ (S. 152-153) „Jeder Mensch besitzt einen goldenen Tempel der Zeit, weil jeder ein Herz hat.“ (S.
240) Aus den Herzen der Menschen reißen die Grauen Herren die Stunden-Blumen heraus und frieren sie
in Geldform in ihren Tresoren ein, „so dass sie weder richtig tot noch richtig lebendig sind und nicht zu ihren
Eigentümern zurückkehren können. Manchmal nehmen die Finanzgewaltigen sich auch gefrorene StundenBlumen aus den Tresoren, reißen ihnen einzelne Blütenblätter ab und drehen sich daraus ihre Zigarren.“ Sie
investieren also das akkumulierte Geld in Industrieanlagen mit großen Schornsteinen. Und mit dem Rauch
vergiften sie dann die Zeit, um Meister Hora zu erpressen. (S. 240)
„Dann sind die Grauen Herren also gar keine Menschen?“ fragt Momo. „Nein, sie haben nur
Menschengestalt angenommen.“ – „Aber was sind sie dann?“ – „In Wirklichkeit sind sie nichts.“ (S. 152/153)
Einerseits sind sie Menschen, andererseits sind sie von ihrem eigentlichen Menschsein dadurch entfremdet,
dass sie gewissermaßen in einer Doppelrolle zugleich Agenten einer verfehlten, außerhalb der Natur
stehenden Geldordnung sind. Indem diese Geldordnung das „Einfrieren“ von Geld zulässt, ermöglicht sie die
Verlagerung von Einkommen der arbeitenden Menschen durch den Zins und Zinseszins zu anderen
Menschen, die nicht arbeiten. Dadurch werden Teile der Lebenszeit, die Meister Hora allen Menschen
zugemessen hat, von ihren „wahren Eigentümern abgerissen“ und in fremden Händen, die sie nicht
erarbeitet haben, aufgehäuft. Und bei diesem Leben vernichtenden Diebstahl von Lebenszeit wirken die
Grauen Herren in den Banken als Vollzugsorgane falscher Strukturen der Geldordnung mit.
„Und wo kommen die Grauen Herren her?“ will Momo weiter wissen. „Sie entstehen, weil die Menschen
ihnen die Möglichkeit geben, zu entstehen. Das genügt schon, damit es geschieht. Und nun geben die
Menschen ihnen auch noch die Möglichkeit, sie zu beherrschen. Und auch das genügt, damit es geschehen
kann.“ (ebd.) Es genügte also, dass die Rechtsordnung des Heute-Landes die Macht des Geldes seit ihren
Anfängen bis in die Gegenwart gewähren ließ. So besteht sie noch immer und breitet sich, von der Polizei
unbehelligt, weiter aus.
„Und wenn die Grauen Herren keine Zeit mehr stehlen könnten?“ – „Dann müssten sie ins Nichts zurück.“
(S. 153) Wenn eine der Natur angepasste Geldordnung es den ‚grauen’ Kapitaleignern unmöglich machen
würde, den Menschen durch den Zins und Zinseszins ihre Lebenszeit zu stehlen, würden sie von ihrer
widersprüchlichen Doppelrolle befreit. Während sie in ihrer ‚grauen’ Eigenschaft als „funktionslose
Investoren“ eines „sanften Todes“ (Keynes) sterben würden[1], könnten sie als befreite Menschen in
Gerechtigkeit und Frieden neu aufleben.
***
Nachdem Meister Hora Momo die Ursache der Zerstörung des Lebens erklärt hat, kann er nicht mehr länger
tatenlos zusehen. Es wird Zeit für ihn zu handeln: „Bis jetzt habe ich darauf gewartet, dass die Menschen
sich selbst von diesen Plagegeistern befreien würden.“ (S.242) Tatsächlich haben die Menschen ja auch
selbst versucht, diese Plagegeister zu bändigen - aber vergeblich, denn die Hüter des freien Wettbewerbs
hatten ebenso wenig wie die gewerkschaftliche Gegenmacht, die Polizei oder die Wissenschaften eine
Vorstellung von den wirklichen Ursachen der Macht des Geldes. Alle Versuche der Menschen, sich allein
aus eigener Kraft zu befreien, sind also gescheitert.
Nach alledem will Meister Hora nicht mehr länger warten. „Ich muss etwas tun“, bevor die Grauen Herren
das Leben ganz vernichten. Andererseits - auch er „kann es nicht allein.“ (S. 242) „Könntest du es nicht
ganz einfach so einrichten“, fragt ihn Momo, „dass die Zeit-Diebe den Menschen keine Zeit mehr stehlen
können?“ – „Nein, das kann ich nicht“, antwortet Meister Hora, „meine Pflicht ist es, jedem Menschen die Zeit
zuzuteilen, die für ihn bestimmt ist. ... Was die Menschen mit ihrer Zeit machen, darüber müssen sie selbst
bestimmen. Sie müssen sich auch selbst verteidigen.“ ( S.159)
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In Meister Horas Schöpfungsplan ist also weder eine Selbstbefreiung der Menschen vorgesehen noch ein
Eingriff Gottes in das soziale Leben, mit dem es harmonisiert und in die kosmische Harmonie eingefügt
werden könnte. Meister Hora weiß zwar, dass etwas geschehen muss; aber weder er noch die Menschen
können die rettende Tat jeweils allein vollbringen. Dazu bedarf es der partnerschaftlichen Zusammenarbeit
zwischen Meister Hora und Momos Freundeskreis unter den Menschen, die sich ihm verbunden und für die
übrigen Menschen und die Natur mitverantwortlich fühlen. Stellvertretend für sie erklärt sich Momo bereit,
Meister Hora bei der Rettung seiner Schöpfung zu helfen. Nach seinen Anweisungen soll sie den Weg zu
den Tresoren in der Zentrale der Zeit-Sparkasse suchen und die eingefrorenen Geldvorräte mit ihrer
Stunden-Blume berühren. Sie soll die Schöpfung Meister Horas vollenden, indem sie anstelle der grauen,
das Leben zerstörenden Geldordnung eine den kosmischen Ordnungsprinzipien entsprechende lebendige
Geldordnung aufrichtet, die den Zeit-Diebstahl fortan unmöglich macht.
***
Der neue Bund zwischen Meister Hora, Momo als Mittlerin zwischen ihm und den Menschen, ihrem
Freundeskreis und der Natur erweist sich zuguterletzt als stärker als die das Leben zerstörende Macht des
Geldes. Mit ihrer Stunden-Blume in der Hand und mit der Schildkröte Kassiopeia unter dem Arm nimmt
Momo den Kampf gegen die Herrschaft des Geldes auf und besiegt sie schließlich auf wunderbare Weise.
Es gelingt ihr tatsächlich, unbemerkt von den Grauen Herren bis zum Tresor vorzudringen und die
eingefrorenen akkumulierten Geldvorräte mit dem letzten Blütenblatt ihrer schon welkenden Stunden-Blume
zu berühren und „die ganze geraubte Zeit zu befreien“. (S. 244) Damit küsst Momo das schlafende Geld
gleichsam wach.[2] Im Moment der Berührung vollzieht sich - im Sinne von Rudolf Steiners „alterndem
Geld“ und Silvio Gesells „rostenden Banknoten“[3] - die Anpassung des Geldes an den ewigen Kreislauf
des Werdens und Vergehens.
Nach dem Sieg über die Macht des Geldes und die Anpassung des Geldes an die Natur kehrt die
„aufgetaute“ Zeit in die Herzen ihrer rechtmäßigen Eigentümer zurück. Nun setzt ein „warmer Frühlingssturm
aus lauter befreiter Zeit“ ein (S. 263), den Momo in ihrer Freude über die Beseitigung des sozialen
Missklangs aus der Harmonie des Kosmos wie einen „übermütigen Tanz nach einer herrlichen Musik“
empfindet. (S. 264) Während das graue Kapitalrentnertum eines „sanften Todes“ stirbt und ins Nichts
zurückfällt, vereinigen sich die bisherigen Graue Herren als Menschen wieder mit den bislang
ausgebeuteten Menschen zu einer freiheitlich und gerecht geordneten Gesellschaft, die sich ihrerseits mit
der Natur wiedervereinigt. Geld und Güter fließen fortan dezentral und gleichmäßig durch die Gesellschaft,
ohne dass sie noch länger in wenigen Händen akkumuliert werden können.
Schließlich nimmt der warme Frühlingsstrom Momo auf und trägt sie fort in das Morgen-Land - dorthin, wo
die Menschen im Einklang mit Gott, mit der Natur und mit sich selbst leben und den Sinn ihres Daseins
wiederfinden werden.
***
Michael Endes Märchen-Roman über die Macht des Geldes über die Menschen und über das kleine
Mädchen Momo, das das Geld in einen Diener der Menschen verwandelt, ist eine literarische Komposition,
in der jedes Wort sich wohlgeformt in das Ganze einfügt. Die Problematik des Geldes ist hier in ihren
Gesamtzusammenhang von Ökonomie und Metaphysik eingebettet. Für uns, die wir mit der rauhen
Wirklichkeit des ökonomischen Heute-Landes zurecht kommen müssen, liegt ihr großer Wert in der
Zuversicht, dass das verwundete Heute-Land durch eine Änderung des Geldwesens heilbar ist und dass ihm
ein in sozialer Hinsicht gesundes Morgen-Land folgen kann.
Bekanntlich zweifeln aber die ökonomischen Fachleute an dem Gedanken eines in die Natur integrierten
Geldes. Und für sie ist auch fraglich, ob denn ein Dichter überhaupt kompetent ist für die Beurteilung
ökonomischer Zusammenhänge. Darauf hat Michael Ende in seinem Märchenroman „Momo“ selbst eine
Gegenfrage gestellt: „Was macht es für einen Unterschied, ob das alles in einem gelehrten Buch steht oder
nicht? Wer sagt euch denn, dass die Geschichten in den gelehrten Büchern nicht auch bloß erfunden sind,
nur weiß es vielleicht keiner mehr?“ (S. 39)
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
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[1] Der „sanfte Tod des Kapitalrentners“ bzw des „funktionslosen Investors“ wäre die erste tiefgreifende
soziale Umwälzung - Keynes sprach von einem „wirtschaftlichen Gezeitenwechsel“ - , bei der keine Köpfe
rollen. Es findet keine gegenseitige Vernichtung von Klassen oder Rassen statt. Vgl. dazu John Maynard
Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Berlin 1936, Kapitel 23 und 24.
[2] Dieses schöne Motiv der Heilung durch ihre Berührung mit einer Blume begegnet uns auch in „Jorinde
und Joringel“, einem Märchen der Gebrüder Grimm. Nachdem Jorinde und Joringel sich dem Schloss der
bösen Hexe zu sehr genähert haben und die Hexe Jorinde verzaubert hat, träumt Joringel von einer „
seltsamen roten Blume, in deren Mitte eine große Perle lag“. Nach tagelangem Suchen findet er schließlich
diese Blume. Er kehrt mit ihr zum Schloss zurück und erlöst mit ihr Jorinde vom bösen Zauber der Hexe.
[3] Rudolf Steiner, Kernpunkte der sozialen Frage (1919), Dornach 1972. - Silvio Gesell, Die Natürliche
Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freiland (1916), in: Gesammelte Werke Band 11, Lütjenburg 1991..
http://www.sozialoekonomie.info/Weiterfuhrende_Informationen/Momo_UnendlicheGeschichte/momo_unend
lichegeschichte.HTM
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Entstehen KRIEGE aus Zufall oder nicht ?
Schon ohne große Kenntnisse der Geschichte, muss diese Frage mit einem klaren NEIN
beantwortet werden. Gerade die USA, die ja anscheinend die Kriege um des "Friedens
Willen" führt, ist genauer betrachtet "Kriegstreiber Nummer 1.
Amerikanisch inszenierte Konflikte und Kriege sind überall auf der Welt zu finden. Ob Iran,
Irak, Afghanistan, Vietnam, Chile, Argentinien, Uruguay, Bolivien, El Salvador ,.. um nur
einige Beispiele zu nennen. Inzwischen ist die momentan einzige Weltmacht USA in der
ganzen Welt mit Militärbasen und Stützpunkten vertreten, und bereit, ihre "Neue
Weltordnung" durchzusetzen.
Als Beispiel hier nur ein paar wichtige Ereignisse der Weltgeschichte..
1898
1898: Auf der zu Spanien gehörenden Zucker- und Zigarreninsel Kuba toben gerade blutige Aufstände der
Eingeborenen gegen die spanische Herrschaft. Heute würde man das als Instabilität einer Region
bezeichnen. Instabilität zeichnet sich stets dadurch aus, dass Dritte sich auf den Plan gerufen fühlen, daraus
für sich Vorteile verschiedenster Art zu erzielen. Das Spektrum solcher Einmischungen reicht von
Waffenlieferungen an eine, oder noch besser: an beide Streitparteien bis zur direkten militärischen
Intervention gegen eine, oder noch besser: gegen beide Streitparteien.
Für die USA ist der Aufstand in Kuba eine einmalige Chance, der hässlichen Kolonialmacht Spanien ein
schönes Stück Land abzujagen. Um nicht ebenfalls als imperialistische Kolonialmacht dazustehen, boten sie
sich erst einmal als "Vermittler" zwischen Spanien und den Aufständischen an, doch Madrid lehnte jede
Einmischung der Nordamerikaner kategorisch ab.
Da flog kurze Zeit darauf das amerikanische Kriegsschiff "Maine", das mit 260 Mann Besatzung
"zufälligerweise" gerade im Hafen von Havanna vor Anker lag, aus bis heute ungeklärter Ursache in die Luft,
und mit ihm die ganze Mannschaft.
Ganz Amerika, von New York bis San Francisco, wurde von einer Welle der Empörung über dieses
heimtückische "Attentat" erfasst, und jedem Amerikaner, vom kleinsten Landarbeiter bis zum Präsidenten,
einem Mr. Mc Kinley, war sonnenklar, dass nur die verhaßten Spanier hinter diesem Anschlag stehen
konnten.
Der Kongress beschloss umgehend den Krieg gegen Spanien, und die Spanier eingedenk ihrer militärischen
Unterlegenheit - wollten sich kampflos mit all ihren Soldaten und Schiffen aus Kuba zurückziehen. Zu spät!
Die moderne amerikanische Kriegsflotte versperrte den auslaufenden Spaniern den Weg und sandte die
gesamte spanische Flotte mit Mann und Maus auf den Grund des Meeres.
Gleich imselben Aufwaschen kamen die Philippinen dran, wo ebenfalls ein Aufstand gegen die spanischen
"Unterdrücker" ausgebrochen war. Puerto Rico und Guam wurden von den Spaniern "freiwillig" an die USA
abgetreten, als Preis für einen "gnädigen" Frieden mit Amerika.
1915
17 Jahre später, mitten im Ersten Weltkrieg, waren weder das amerikanische Volk noch Präsident Wilson
geneigt, in diesen - damals noch europäischen Krieg - einzutreten. Man lieferte zwar jede Menge
Kriegsmaterial an die Entente, aber weitergehend wollte man sich nicht engagieren.
Da wurde der britische Passagierdampfer "Lusitania", mit tausend Reisenden an Bord (darunter 128
Amerikaner), und vom Kiel bis unter die Kabinen mit Munition vollgestopft, auf dem Wege nach England von
einem deutschen U-Boot torpediert und flog nach einem einzigen Torpedotreffer in die Luft.
Dazu ist folgendes zu bemerken:
1. Die "Lusitania", ein Schwesterschiff der "Titanic", wäre infolge eines einzigen Torpedotreffers niemals
gesunken, wenn sie nicht vor ihrem Auslaufen zu einem schwimmenden "Pulverfaß" gemacht worden wäre.
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2. Nach dem Auslaufen der "Lusitania" aus Amerika wurde der deutsche (!) Nachrichtendienst über Ladung
und genaue Position des Schiffes informiert, und dieser gab die Informationen umgehend an die deutsche
Admiralität weiter.
Wieder waren Volk, Kongress und Präsident von Amerika entsetzt und empört über die entsetzliche
"Schandtat" der "Hunnen", und als im März 1916 der französische Passagierdampfer "Sussex"
irrtümlicherweise von deutschen U-Booten für ein Kriegsschiff gehalten und versenkt wurde, wurden die
Weichen in den USA unwiderruflich von Neutralität auf Krieg umgestellt, da sich auf der "Sussex" wiederum
einige Amerikaner befunden hatten.
Immerhin dauerte es noch mehr als ein Jahr, bis die USA am 6. April 1917 in den Krieg eintraten und damit
das Schicksal der Mittelmächte endgültig besiegelten.
1941
1941: 26 Jahre nach dem Untergang der "Lusitania", im Herbst des Jahres 1941, besetzten die Japaner, in
Verfolgung ihrer imperialistischen Ziele als Konkurrenten der USA im pazifischen Raum, Korea und
Mandschukuo. Eine hervorragende Gelegenheit für die USA, den Japanern ein Ultimatum bezüglich deren
Expansionspolitik zu stellen, obgleich die meisten Amerikaner gar nicht wussten, wo und was Korea und
Mandschukuo eigentlich sind.
Doch Präsident Franklin Delano Roosevelt hatte offenbar
die einmalige Chance erkannt, seine beiden lästigsten
Gegner, nämlich Japan und Hitler-Deutschland mit einem
Schlage loszuwerden, wenn Japan das Ultimatum
ablehnte und Amerika angriffe. Allerdings müsste der
japanische Angriff auf eine Weise erfolgen, die selbst dem
gleichgültigsten Amerikaner die Zornesröte ins Gesicht
treiben würde.
Denn, wie schon 25 Jahre vorher, waren das
amerikanische Volk und auch der Kongress absolut
kriegsunwillig. Also musste man, wieder einmal, einen
Weg suchen, um Volk und Kongress entsprechend zu
"motivieren". Und dazu war das den Japanern gestellte
Ultimatum gerade recht!
Das Ultimatum war so formuliert, dass Japan es ablehnen
musste, um sein Gesicht nicht zu verlieren. Es lehnte ab Amerikanischer Präsident Roosevelt, einer der
und bereitete sich mit japanischer Akribie auf einen hartnäckigsten Kriegstreiber.
Überraschungsangriff vor, der dann prompt am 7.
Dezember 1941 erfolgte. An diesem Tag wurden in Pearl Harbor von japanischen Flugzeugen und KleinstU-Booten 8 amerikanische Schlachtschiffe versenkt und unzählige andere Schiffe schwerbeschädigt. Die in
Hawaii stationierten Amerikaner leisteten nahezu keinen Widerstand, da sie auf diesen Angriff nicht
vorbereitet waren. Mehr als 4000 amerikanische Soldaten kamen an diesem Tag ums Leben, ohne die
geringste Chance, sich gegen die angreifenden Japaner zur Wehr setzen zu können.
Dazu ist folgendes zu sagen: eine Woche vor dem Angriff der Japaner wusste der amerikanische
Geheimdienst bereits, dass ein Angriff auf Pearl Harbor stattfinden werde. Täglich trafen neue Meldungen
ein, die Details zeichneten sich immer deutlicher ab, und am Morgen des 7. Dezember war der
amerikanischen Führung der japanische Angriffsplan zur Gänze bekannt. Nur die Betroffenen, nämlich die in
Pearl Harbor stationierten Soldaten, wussten davon nichts und wurden im Schlaf von den japanischen
Tieffliegern überrascht - und getötet.
Wieder einmal waren die außenpolitisch völlig desinteressierten Amerikaner an ihrem empfindlichsten Nerv
getroffen worden: die "schlitzäugigen Gelben" hatten es gewagt, nahezu ungestraft acht amerikanische
Schlachtschiffe mit deren Besatzung innerhalb eines halben Tages auf den Grund des Meeres zu schicken!
Diese Schmach musste gerächt werden, und zwar sofort!
Zur Erinnerung: 1940 war zwischen Deutschland, Italien und Japan ein sogenannter Drei-Mächte-Pakt
abgeschlossen worden, der Deutschland verpflichtete, jedem Land der Welt den Krieg zu erklären, das mit
Italien oder Japan in einen Krieg verwickelt würde; natürlich galt diese Verpflichtung sinngemäß auch für
Italien und Japan, doch kamen diese beiden Länder niemals in die Situation, Deutschland helfen zu müssen
oder besser gesagt, zu können.
Am 8. Dezember 1941 erklärten die USA und Großbritannien Japan den Krieg, und am 11. Dezember
erfolgten - getreu dem Bündnispakt von 1940 - die Kriegserklärungen Deutschlands und Italiens an Amerika.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
So wie 1914 Wien das Deutsche Reich in den Ersten Weltkrieg gerissen hatte, so riss 1941 der ach so
spektakuläre japanische Überfall auf Pearl Harbor Deutschland in den Krieg mit den USA und damit die
sichere Niederlage. Besser hätte es für F. D. Roosevelt und seine Administration gar nicht laufen können.
2001
2001: Am 11.9.2001, starten vier amerikanische Passagierflugzeuge von verschiedenen Orten aus zu
ausgesuchten Zielen: den Zwillingstürmen des "World Trade Center" in New York sowie dem Pentagon und
dem Weißen Haus in Washington. Sie werden angeblich von arabischen Todespiloten gelenkt, die während
des Fluges die Maschinen in ihre Gewalt gebracht haben.
Drei Maschinen leisten - völlig unbehelligt - "ganze Arbeit", die vierte - auf das Weiße Haus angesetzt - wird
von den amerikanischen Sicherheitskräften rechtzeitig als "Todesengel" erkannt und (obwohl größtenteils mit
amerikanischen Passagieren besetzt) abgeschossen. Die Zahl der Todesopfer dieser Anschläge ist etwa
gleich jener der in Pearl Harbor zu Tode gekommenen amerikanischen Soldaten.
Und wieder ist ganz Amerika entsetzt, geschockt, zutiefst in seinem Nationalstolz verletzt - und nach Rache
dürstend! Und wieder einmal in der Geschichte Amerikas löst dieser Rachedurst eine Serie von
Angriffskriegen aus (oder sollte man besser sagen "leitet ein"?):
(Quelle Fakten / 4-03)
Zufall oder nicht ?
Dies sind nur einige wenige Beispiele von nahezu unzähligen Kriegen und Konflikten die derart von dritter
Hand "inszeniert" wurden.
Doch wie es scheint, funktioniert die Desinformation und Manipulation noch immer hervorragend.
INITIATIVE Information - Natur - Gesellschaft
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Federal Reserve – Wie eine Bankenclique die Macht in den
USA übernahm
Im Jahre 1913 gelang es einem privaten
Bankenkartell, mittels eines konspirativ
vorbereiteten
Handstreichs,
das
amerikanische Parlament zu überlisten und
die Kontrolle über die Währung zu erlangen.
»Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, dann ist es für mich gleichgültig, wer die Gesetze
macht.« Diese prophetischen Worte des Großbankiers Mayer Amschel Rothschild sollten sich zu Beginn des
20. Jahrhunderts recht unheilvoll in den Vereinigten Staaten bewahrheiten.
Quelle: Kopp Verlag - Michael Grandt
Ausbeutung des Volkes durch räuberische Geldverleiher
Der »Federal Reserve Act« von 1913 war für eine Clique Privatbankiers ein großer Erfolg: Er autorisierte
eine private Zentralbank (bestehend aus zwölf Kreditmonopolen), Geld für Darlehen praktisch aus dem
Nichts heraus zu drucken und gegen Zinsen an die Regierung zu verleihen, sowie die nationale Geldmenge
zu kontrollieren bzw. zu vergrößern oder zu verkleinern.
Der Kongressabgeordnete Lindberg nannte dieses Gesetz »das schlimmste Gesetzesverbrechen aller
Zeiten. Das Finanzsystem ist einer Gruppe übergeben worden, die nur auf Profit aus ist. Das System ist
privat und wird nur zu dem Zweck benutzt, aus dem Gebrauch des Geldes anderer Leute den
größtmöglichsten Profit zu erzielen.«
Carter Glass, der Vorsitzende des Bank- und Währungsausschusses im Kongress, wurde noch deutlicher:
»Gab es jemals eine Regierungsnote, deren Wert sich auf den Besitz einer Bank stützt? Gab es jemals
Regierungsgeld, von dem kein einziger Dollar herausgegeben werden kann, außer durch Aufforderung an
eine Bank? Die angebliche Einbindung der Regierung ist so weit entfernt, dass sie nicht zu entdecken ist.«
Ein paar Jahre später gab der Abgeordnete Louis McFadden vor dem Kongress zu Protokoll: »Einige
Menschen denken, dass die Federal-Reserve-Banken Institutionen der US-Regierung sind. Es sind aber
private Monopole, die das Volk dieser Vereinigten Staaten ausbeuten; in ihrem eigenen Interesse und dem
ihrer ausländischen Kunden, im Interesse von Spekulanten im In- und Ausland und im Interesse von reichen
und räuberischen Geldverleihern.«
Paul M. Warburg, einer der führenden Köpfe des Federal Reserve System, erläuterte, dass die Noten der
Federal Reserve privat herausgegebenen Geld darstellen, während die Steuerzahler dabeistehen, um die
potentiellen Verluste der Banken zu übernehmen. Damit hatte das Geldkartell alle sein Ziele erreicht. Aber
wie konnte es der amerikanische Kongress zulassen, dass die Kontrolle der Währung an diese kleine Clique
privater Bankiers überging?
Vorgeschichte: Manipulierte Bankenpanik
Die Öffentlichkeit und auch der Kongress waren im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts nicht bereit, eine
Zentralbank in den USA zu akzeptieren. Dies widersprach der »freien« Marktwirtschaft und erzeugte Angst
vor dem Sozialismus, der in vielen Ländern Europas bereits Einzug gehalten hatte.
Die privaten Bankiers mussten also die öffentliche Stimmung und auch die des
Kongresses manipulieren. Am besten eignete sich dazu, eine Bankenpanik
erzeugen, und das taten sie auch: Sie streuten Gerüchte, dass die Knickerbocker
Bank und die Trust Company of America kurz vor dem Bankrott stehen würden
und lösten damit die Bankenpanik von 1907 aus, weil die Öffentlichkeit den
Gerüchten Glauben schenkte und beide Banken stürmte, weil jeder sein Erspartes
zurückhaben wollte. Eine ganze Epidemie von Bankenzusammenbrüchen war die
Folge.
»Edelmütig« war der Großbankier J.P. Morgan daraufhin bereit, 100 Millionen Dollar in Gold aus Europa zu
importieren, um den Ansturm auf die Banken zu beenden. Erst jetzt war die hypnotisierte Öffentlichkeit
davon überzeugt, dass das Land ein Zentralbankensystem brauche, damit in Zukunft derartige
Panikattacken vermieden werden konnten, denn sie hatte genug von der »Anarchie« der Privatbanken. Dass
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
gerade die mächtigsten Privatbanken es waren, die diese Panik zielgenau ausgelöst hatten, darüber erfuhr
das amerikanische Volk lange Zeit nichts.
Robert Owens, Mitverfasser des »Federal Reserve Act«, gab später bei Anhörungen im Kongress zu
Protokoll, dass das Bankenkartell ein Komplott geschmiedet hatte, um diese Finanzpanik zu erzeugen. Der
amerikanische Bürger sollte dazu bewegt werden, »Reformen« zu verlangen, die den Interessen der
Finanzkreise dienten.
Der Kongressabgeordnete Lindbergh erhob den Vorwurf: »Das Geldkartell hat die Panik von 1907
verursacht. Diejenigen, die dem Geldkartell nicht genehm waren, konnten dabei aus dem Geschäft gedrängt
werden, während das Volk derart in Angst versetzt wurde, dass es nach Veränderungen in den Bank- und
Währungsgesetzen verlangte, die das Geldkartell formulieren würde.«
Geheimtreffen auf Jekyll Island
Den Boden für die Saat so vorbereitet, kam es im November 1910 auf Jekyll Island, einer Insel vor dem
Bundesstaat Georgia, zu einem »Geheimtreffen« der mächtigsten Privatbankiers der USA, um ein Szenario
zu entwerfen, das aus den ehemaligen Erzrivalen Verbündete machen und nur ihren Interessen dienen
sollte.
Das hieß im Klartext: Profite maximieren, Minimierung des Wettbewerbs, die regulative Kraft der Regierung
nutzen, um die im Kartell geschlossenen Abkommen durchzusetzen und die Schaffung eines Entwurfes für
ein Zentralbankensystem. Sprich: Die gesamte Kontrolle des Geldes sollte auf wenige Privatbankiers
übergehen, getreu Mayer Amschel Rothschilds Motto: Wer die Kontrolle der Währung hat, dem ist es egal,
wer die Gesetze macht.
Gastgeber des konspirativen Zirkels war der Fraktionschef der Republikaner Nelson W. Aldrich, Vorsitzender
der Nationalen Währungskommission und Schwiegervater von John D. Rockefeller. Er galt gemeinhin als
»Senator der Wall-Street« und Sprecher für Großindustrie und Banken.
Die weiteren Teilnehmer waren: Abraham Piatt Andrew, Ministerialdirektor des US-Schatzamtes, Henry P.
Davison, Hauptteilhaber der J.P. Morgan Company, Charles D. Norton, Präsident von J.P. Morgans First
National Bank of New York, Benjamin Strong, Vorstand der J.P. Morgans Bankers Trust Company, Paul M.
Warburg, Partner von Kuhn, Loeb & Company, Vertreter der Rothschildschen Bankendynastie, und Frank A.
Vanderlip, Präsident der National City Bank of New York in Vertretung von William Rockefeller.
Wie pikant das Treffen war, enthüllte Vanderlip einige Jahre später: »Wenn die Öffentlichkeit erfahren hätte,
dass unsere Gruppe den Entwurf für ein Bankengesetz geschrieben hätte, dann hätte dieses Gesetz im
Kongress niemals eine Chance auf Verabschiedung gehabt.«
Das von den privaten Bankiers auf Jekyll-Island entworfene Gesetz (»Aldrich-Plan«) sah die Errichtung einer
Zentralbank (»Federal Reserve«) vor. Zudem sollten private Banken privates Geld in Umlauf bringen dürfen
und deren Kontrolle durch die Finanziers der Wall Street erfolgen.
Der Präsident musste »ersetzt« werden
J.P. Morgan und seine Bankierclique waren sich klar darüber, dass sie außer der Zustimmung im Kongress
auch noch den Präsidenten dazu bewegen mussten, das heikle Gesetz zu unterschreiben, sollte es
verabschiedet werden. Aber William Howard Taft, US- Präsident des Jahres 1910, war kein Mann Morgans
und hatte die Wiederwahl im Jahre 1912 so gut wie in der Tasche. Taft weigerte sich, zusammen mit der
Opposition, die von Aldrich entworfene Gesetzesvorlage für die Konstituierung einer Zentralbank zu
unterstützen.
Der Geldtrust wünschte sich jedoch einen Präsidenten, der sich angriffslustig für die Vorlage einsetzen
würde. So überlegten Morgan und seine Clique, wie sie die Person Taft im Weißen Haus ersetzen und
dessen Kontrolle über das Präsidentenamt brechen könnten.
Ihr eigentlicher Wunschkandidat war Woodrow Wilson, zwar ein Demokrat, aber ihrer »Sache« eher
zugetan. Doch Wilson würde die Wahl gegen den Republikaner Taft nicht gewinnen, das stand fest. Morgan
kam eine geniale Idee: Ganz gezielt gründete er neue Partei, die Progressive Party, holte Teddy Roosevelt,
der vor Taft Präsident gewesen war, aus der Versenkung hervor und ließ ihn als Kandidaten gegen Taft
antreten, um dessen als sicher geltende Wiederwahl zu verhindern. Tatsächlich nahm Roosevelt seinem
Gegner so viele Stimmen ab, dass Morgans eigentlicher Kandidat, Woodrow Wilson, schließlich mit knapper
Mehrheit zum neuen Präsidenten gewählt wurde.
Wilson war von Morgan-Leuten umgeben, auch einer seiner engsten Vertrauten, »Oberst« Edward Mandell
House, den er sein »alter ego« nannte, war durch und durch »Morgan-treu«. Der neue Präsident der
Vereinigten Staaten stellte also kein Problem mehr dar. Nun musste nur noch der Kongress umgestimmt
werden.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Unhaltbare Versprechungen an die Opposition
Um ihren Gesetzantrag durch den Kongress zu bringen, änderte die Morgan-Fraktion die »alte«
Bezeichnung »Aldrich-Plan« zunächst in »Federal Reserve Act« um.
Der günstigste Zeitpunkt, um mit dem Gesetzesentwurf Erfolg zu haben, erschien ihnen kurz vor
Weihnachten. Drei Tage vor Heiligabend wurde er in den Kongress eingebracht, als die Abgeordneten
bereits Vorbereitungen für ihren Weihnachtsurlaub trafen. Der Antrag war so umständlich formuliert, dass
nur Wenige dessen Inhalt wirklich verstanden.
Aber die Opposition, allen voran William Jennings Bryan, war nach wie vor dagegen, so dass Morgan und
Aldrichs Mannschaft ihm mit scheinbarer Kompromissbereitschaft entgegenkam und so tat, als akzeptierte
man seine Forderungen. Bryan durchschaute das Spiel nicht, buchte das für seinen Erfolg. Er sagte: »Das
Recht der Regierung, Geld in Umlauf zu bringen, geht nicht auf die Banken über; die Kontrolle über das so
geschöpfte Geld wird von der Regierung nicht aufgegeben.«
Das dachte Bryan zumindest, aber die Wahrheit sah anders aus: Zwar hatte der Finanzminister und der
Chef des Bankenaufsichtsamts, die beide im Fed-Direktorium (Federal Reserve Board) vertreten waren, eine
gewisse Kontrollfunktion, aber die Federal-Reserve-Banken (das »Machtzentrum« der Fed ist die Federal
Reserve of New York) konnten ihre Politik weitgehend selbst gestalten, also außerhalb parlamentarischer
Überwachung.
Die Geldmenge wurde zwar von der US-Bundesdruckerei gedruckt, aber in Umlauf gebracht wurde sie in
Form von Obligationen oder Schulden der Regierung, und diese Schulden musste die Regierung plus
Zinsen an die private Federal Reserve zurückzahlen.
Am 22. Dezember 1913 wurde der Gesetzesantrag dann im Abgeordnetenhaus mit 228 zu 60 Stimmen und
im Senat mit 43 zu 23 Stimmen verabschiedet, bereits am nächsten Tag von Präsident Wilson unterzeichnet
und erhielt dadurch als »Federal Reserve Act« Gesetzeskraft.
Der Kongress war von einem trügerischen wie brillanten Angriff des Geldtrusts überlistet worden.
Die Citigroup und JP Morgan Chase haben das Sagen
Die Federal Reserve ist bis heute keine Institution der amerikanischen Regierung, sondern eine
unabhängige Gesellschaft in Privatbesitz, bestehend aus zwölf regionalen Federal-Reserve-Banken, die
vielen kommerziellen Mitgliedsbanken gehören.
Die JP Morgan Chase & Co. (Vermögenswert 2,25 Billionen Dollar*) ist die größte US-Bank, gefolgt von der
Citigroup mit einem Vermögenswert von 2,05 Billionen Dollar*, die gleichzeitig der Eckpfeiler des
Rockefeller-Imperiums ist. Beide Banken sind darüber hinaus auch die zwei größten Anteilseigner der
Federal Reserve of New York, die wiederum im ganzen Fed-System die Aktienmehrheit besitzt.
So regiert eine kleine Bankenclique bis heute die USA.
September 2008/ Quelle: http://info.kopp-verlag.de/news/das-schlimmste-gesetzesverbrechen-aller-zeitenwie-eine-bankenclique-die-macht-in-den-usa-ue.html
Bücher zum Thema, die Ihnen die Augen öffnen
Ellen Hodgson Brown beschreibt in ihrem exzellenten Buch Der Dollar-Crash die schockierende Wahrheit
über die US-Notenbank und das Währungssystem.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
"Über die Identität der Gläubiger des Schuldners Staat wird
nie gesprochen"
Gespräch mit dem Soziologen Hans Jürgen Krysmanski über globale und nationale Macht- und
Funktionseliten.
Reinhard Jellen 30.12.2009
Teil 1: Wer die Fäden zieht
Hans Jürgen Krymanski ist emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Münster und hat sich in
seinem Buch "Hirten und Wölfe. Wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen", das nun in einer
zweiter und gründlich überarbeiteten sowie erweiterten Auflage erschienen ist, der Erforschung jener
gewidmet, von denen Carl Schmitt in einer lichten Stunden sagte: "Eliten sind diejenigen, deren
Soziologie
keiner
zu
schreiben
wagt."
Inspiriert
vom
Modell
der
amerikanischen
Herrschaftsstrukturforschung Power Structure Research, rückt er jenen zu Leibe, welche die monetär
gefasste Welt regieren, dabei so einflussreich sind, dass sie öffentlich nicht in Aktion treten müssen und
dennoch trotz aller Machtfülle gestürzt werden können.
Herr Professor Krysmanski, sie haben sich in ihrem Buch den
Superreichen und Eliten gewidmet. Was trennt einen Reichen von
einem Superreichen?
Hans Jürgen Krysmanski: Wir hören ja in den Verteilungsdebatten
immer wieder, dass Reichtum in unserer Gesellschaft schon bei
Monatseinkommen über 5000 Euro und bei Vermögen von über 300
000 Euro beginnt (die Immobilie eingerechnet). Im Reichensteuerkampf
lässt sich dann gut Angst schüren ums ererbte Reihenhäuschen und
Stimmung machen gegen die "neidvolle" Unterschicht, die nicht
arbeiten und trotzdem auch so viel haben will. Interessant wird es
natürlich erst bei Jahreseinkommmen von 250.000 Euro (Singles)
beziehungsweise 500.000 (verheiratet). Dann kommen die noch besser
Verdienenden hinzu, bis hinauf zu den Topmanagern in Industrie und
Finanz mit ihren die Millionen- oder auch 10-Millionen-Grenze
überschreitenden Gehältern.
Auch Spitzenpolitiker, die einige Jahre auf Parlamentsbänken oder
Ministersesseln darben mussten, um dann mit lukrativen
Vorstandsposten für geleistete Dienste entschädigt zu werden, spielen
eine Rolle in dieser verqueren Verteilungsdebatte. Hier wird mehr
verschleiert als aufgedeckt. Nicht, dass da nicht vieles aus dem Ruder liefe. Es ist eben so: Der Kampf um
pekuniäre Vorteile reicht von ganz unten bis ganz nach oben, zerstört die soziale Solidarität und erzeugt ein
Klima der uferlosen Korrumpierbarkeit. Letztendlich entsteht eine winner-takes-all-Mentalität, eine
Ellbogengesellschaft - wobei für viele "winner", vor allem aus dem halbseidenen Bussi-Milieu der
Spekulation und Schaustellerei, auch der gelegentliche Absturz vorprogrammiert ist. Nachzulesen in Gala.
"Richistan"
Aber oberhalb dieser ganz gewöhnlichen Gier-Gesellschaft gibt es noch eine Region, die seit jeher die Frau
und den Mann auf der Straße und auch Religionsstifter, Philosophen und sogar Ökonomen und Soziologen
fasziniert hat. Der Wall Street Journalist Robert Frank nennt diese Region "Richistan" und beschreibt sie
ausführlich und amüsant in seinem gleichnamigen Buch. Es ist das Land der Superreichen, vollkommen
abgehoben, in einem den ganzen Erdball umspannenden nichteuklidischen Raum schwebend. Die
Bewohner des Landes Richistan sind so reich, so superreich, dass unser Planet schon zerplatzen müsste,
damit auch sie durch irgendeine Krise ernsthaft gefährdet würden oder gar abstürzten. Die Grenzen von
Richistan sind fließend. Und es geht kaum noch um Einkommen, sondern vor allem um Vermögen. In harten
Zahlen liegt die Grenze zwischen reich und superreich bei rund 500 Millionen Dollar frei verfügbarem
Vermögen (also abzüglich der selbst genutzten Immobilien, der zum Lebensstil gehörenden langlebigen
Güter wie Autos, Yachten usw.). Das bedeutet, dass im Kernland von Richistan weltweit rund 10 bis 20
Tausend Superreiche leben, mit einem Vermögen von jeweils über 500 Millionen Dollar. Unter ihnen sind -
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
die Schätzungen gehen weit auseinander - rund 3000 Milliardäre - wohlgemerkt, weltweit und unter
Einbeziehung der dunklen Ecken, sozusagen der Rotlichtbezirke von Richistan.
Unterschiedliche Typen von Superreichen
Wichtig und interessant ist nun aber, dass diesen inneren Zirkel (nach konservativer Schätzung) mindestens
100 Tausend "ultra-high net-worth individuals" (UHNWIs) mit Vermögen zwischen 30 und 500 Millionen und
1 Million "high net-worth individuals" (HNWIs) mit Vermögen zwischen 5 und 30 Millionen Dollar umgeben.
Hinzukommen, wiederum sehr konservativ geschätzt, rund 10 Millionen HNWIs mit Vermögen zwischen 1
und 5 Millionen Dollar. Diese letzteren Gruppen, die HNWIs, drängen selbstverständlich auch ins Land
Richistan, ins Land der Superreichen. Doch die meisten werden an den Grenzen abgewiesen. Diejenigen,
die eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen, müssen dann oft gehobene Dienstleistungen für die
Superreichen erbringen. Wir kennen sie als Spitzenkräfte des Investmentbanking, als Topmanager der
Industrie, als Medienmogule usw. - und sogar einige Spitzenärzte, Unterhaltungsstars, Politiker schaffen es,
durch die Mauer zu schlüpfen.
Inwiefern hängt Superreichtum und Elitenbildung zusammen? Wie ist diese Elite strukturiert?
Hans Jürgen Krysmanski: Die Erhaltung der Luftschlösser von Richistan hängt genau an diesem Verhältnis
von Superreichtum und Reichtum. Während Superreichtum sozusagen ein absoluter Begriff ist, handelt es
sich bei Reichtum um eine relative Größe, die unter anderem auch die Eliten, die dienstbaren
Funktionseliten umfasst, die aufgrund ihrer Leistungen zur Erhaltung des Gesamtsystems in diese Regionen
aufgestiegen sind. Es ist ja schwer, sich das Leben jener Gruppen und Schichten vorzustellen, welche die
allerobersten Ränge der Listen des Forbes-Magazins oder der Londoner Sunday Times einnehmen. Was
wissen wir schon über die meisten der hundert oder fünfhundert reichsten Amerikaner oder Europäer oder
Asiaten. Da gibt es Familien mit über Generationen vererbten (und zum Teil gut versteckten) riesigen
Vermögen. Da gibt es neureiche Entrepreneurs und Erfinder aus dem Milieu der neuen Technologien, der
Finanzindustrie oder der Massenvermarktung. Und dann die durch korrupte Privatisierungspraktiken
aufgestiegenen Oligarchen, Mafia-Milliardäre wie Berlusconi usw.
Diese unterschiedlichen Typen von Superreichen haben zunächst einmal kaum gemeinsame Interessen und
Kulturen. Vereint aber sind sie durch das gemeinsame Bedürfnis, ihre zentrale und weitgehend
abgedunkelte Stellung in praktisch allen Gesellschaften, also quasi ihre planetarische Stellung zu
verteidigen. Und, wie der Name schon sagt, ihren Superreichtum unbegrenzt zu vermehren, vor
Umverteilung zu schützen, als das Selbstverständlichste und zugleich Unangreifbarste von der Welt
erscheinen zu lassen. Solche Absichten können in unserer komplexen Welt nur mithilfe eines umfangreichen
"Dienstpersonals" befriedigt werden.
Immer perfektere Selektionsmechanismen
Und hier kommen unsere Eliten ins Spiel. Sind sie arriviert, so haben sie, wie gesagt, eine Arbeitserlaubnis
in Richistan. Und für Nachwuchs wird gesorgt durch all diese Ausleseverfahren des Ranking, des
Evaluierens gerade auch in den Bildungssystemen. Diese immer perfekteren Selektionsmechanismen
dienen dazu, die Besten und Klügsten für Ausbau und Sicherung der "Infrastruktur" von Richistan zu
rekrutieren. Bis vor kurzem jedenfalls strebten aus solchen Gründen die hellsten leeren Köpfe von Harvard,
Yale und Stanford in die Zentralen des Investmentbanking, in die Stäbe der multinationalen Konzerne. Auch
im Politik-Establishment gibt es entsprechende Positionen, und in den großen Rechtsanwaltskanzleien, in
der Wissenschaft, den Medien, der Kultur. Und diese Elitepositionen werfen umso höhere Einkommen und
Boni ab, je mehr sie dem Erhalt eines Systems dienen, das immer mehr Beobachter ein plutokratisches
System nennen.
Funktionseliten
Vereinfacht gesagt: Funktionseliten sind unentbehrlich für das Weiterbestehen des Superreichtums. Und es
wird - zum Beispiel über Förderungseinrichtungen, Stiftungen, Privatisierung des Bildungswesens usw. alles getan, um diese Funktionalität zu optimieren. Insofern kann man von einem Machtkomplex oder
Machterhaltungskomplex sprechen. Im Zentrum dieses Komplexes finden wir den Superreichtum, also die
Geldelite oder den Geldadel, der oft sogar ziemlich ahnungs-, funktions- und orientierungslos dahinluxuriert.
Für die richtigen Ahnungen, Funktionen und Orientierungen aber steht ein Kranz von Funktionseliten bereit.
Konzern- und Finanzeliten, kümmern sich um die Vermehrung des Reichtums. Politische Eliten sorgen für
eine Verteilung des Reichtums von unten nach oben unter tunlichster Wahrung des gesellschaftlichen
Konsens. Verwaltungs-, Wohlfühl- und Wissenseliten halten diese Gesellschaft des goldenen Kalbs, ihre
Infrastruktur, ihre Kultur und Wissenschaft insgesamt am Laufen.
Propagandistische Funktion des Luxuskonsums
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Wer von den Superreichen ist öffentlich präsent?
Hans Jürgen Krysmanski: Diese ultimative Oberschicht - um die sich alles dreht und in deren Safes und
auf deren Konten der von allen arbeitenden Menschen erzeugte Reichtum zusammenfließt - steckt in einer
Zwickmühle. Einerseits möchte sie sich abschotten, in Ruhe und Muße genießen, beispielsweise den gerade
für 90 Millionen Dollar ersteigerten Cezanne oder Picasso oder den für 21 Millionen Dollar erworbenen
geschnitzten Art Deco Sessel oder die Turns mit der 150-Millionen-Megayacht oder den Rückzug in den
Privatpalast an der Côte d"Azur. Andererseits müssen auch die Superreichen sich in dieser
Mediengesellschaft auf irgendeine plausible Art rechtfertigen und deshalb auch sehen lassen. Schon von
120 Jahren hat der amerikanische Soziologe Thorstein Veblen auf die propagandistische Funktion des
auffälligen Luxuskonsums hingewiesen. Die 500 Tausend Euro teure Extraanfertigung eines Ferrari
signalisiert dem Golf GTI Fahrer, dass er "eigentlich", mit einigem Glück, doch "vielleicht" auch einmal in
diese Kategorie aufsteigen könnte. Und schon ist dieser junge Mann auf diese Art von Glücksgesellschaft
fixiert.
Gute Milliardäre
Aber die Mediengesellschaft will inzwischen durchaus mehr über die Superreichen wissen. Und einige von
denen gefallen sich denn auch - und sogar mit einigem Recht - in der Rolle des guten Milliardärs. So trafen
sich kürzlich öffentlichkeitswirksam in New York auf Einladung von Bill Gates und Warren Buffett ein
Dutzend der reichsten Leute dieser Welt. Milliardäre wie New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg,
George Soros, Eli Broad, Oprah Winfrey, David Rockefeller Sr. und Ted Turner redeten über die globale
Finanzkrise (unter der sie ernsthaft kaum gelitten hatten), über den Sinn von Philanthropie, aber auch über
die wohlfeile Lösung aller unserer Probleme durch Verringerung der Weltbevölkerung. Doch trotz des
Wirbels drangen nicht viele Details über den Inhalt dieser Diskussionen an die Außenwelt, dafür nette Bilder
und der Eindruck, man könne sich auf den Gemeinsinn der Superreichen schon verlassen. Dieser Art von
Propaganda für die Segnungen der Plutokratie dienen auch bei uns Blätter wie "Gala", "Galore" und
exklusive, nicht frei verkäufliche Hofzeitschriften wie das "Patek Philippe Magazine" oder Credo, die
Kundenzeitschrift der Fürstlich-Liechtenteinschen Privatbank LGT.
Und auch die Mainstream-Presse bekleckert sich hier mit Ruhm. So gab es 2007 einen Spiegel-Titel mit der
Überschrift "Die Retter der Welt. Der Feldzug der Reichen gegen Armut, Aids und Klimawandel". Das Bild
zeigte Superreiche und einige ihrer Domestiken - Bill Clinton, Bill Gates, Warren Buffet, Angelina Jolie,
Richard Branson - wie sie als Superhelden den Erdball umkreisen. Das Magazin Newsweek stieß im April
2008 ins selbe Horn. Das Titelblatt verkündete: "Die Superklasse in Aktion. Wie eine neue globale Elite die
Kreditkrise bekämpft und unsere Welt umformt".
Institutionen definieren Wirklichkeit
Welchen gesellschaftlichen und politischen Einfluss besitzen die Superreichen und welche Kanäle benutzen
sie dabei?
Hans Jürgen Krysmanski: Die Sache ist aber viel ernster. Die amerikanische Herrschaftsstrukturforschung
(Power Structure Research) hat ziemlich überzeugend die Pfade nachgewiesen, wie in dieser "mächtigsten
Demokratie der Welt" heute die zentralen politischen Entscheidungen ablaufen. Und dieses
Herrschaftsmodell ist, wie McDonald"s, ein Exportschlager geworden. Auch in Berlin versucht man sich ja an
einer Kopie. Die Richtlinien der Politik werden in den USA in Netzwerken festgelegt, die weitaus dauerhafter
sind (auch was das Personal angeht) als die jeweiligen Präsidentschaften. Es ist völliger Unsinn, den
jeweiligen amerikanischen Präsidenten als den "mächtigsten Mann der Welt" zu apostrophieren. Wir sehen
ja, wie Clinton oder Bush und all die anderen und demnächst Obama und vielleicht einmal Sarah Palin im
(wohlgepolsterten) Machtvakuum verschwinden. Nein, in einer Demokratie hat entweder das Volk die Macht
- und möglicherweise wären dann derzeit tatsächlich die Amerikaner (was nicht besonders erhebend wäre)
das mächtigste Volk der Welt - oder die Macht hat sich in ganz anderen, langlebigen Herrschaftsstrukturen
eingenistet. "Die Debatte über die Bestimmung Amerikas", sagte Al Gore im Präsidentschaftswahlkampf
2000, "wogte immer zwischen denen, die allein aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung das Recht des
Regierens beanspruchten, und denen, die an die Souveränität des Volkes glaubten."
Elite-Universitäten, Stiftungen und Think Tanks
Das amerikanische Power Structure Research hat für die USA die entscheidenden Gesetzgebungsverfahren
untersucht und gezeigt, wie Superreiche und Konzerne durch Fördermittel, Forschungsaufträge, Personal
die wichtigsten Universitäten, Stiftungen und Denkfabriken in der Hand haben. Und von diesen Institutionen
her wird "die Wirklichkeit definiert", werden Handlungsmöglichkeiten eingegrenzt und das politische Weltbild
bestimmt. Über die Elite-Universitäten, die großen Stiftungen und Think Tanks wird ein großer Teil des
"Einflussgeldes" verteilt, von dort kommen die "Experten", die in einem Geflecht von formellen und
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
informellen Diskussions- und Planungsgruppen Gesetzesvorlagen vorbereiten usw. Die Expertisen landen
dann bei den Parteien, in Ausschüssen. Geld plätschert in die Wahlkassen der Abgeordneten und Senatoren
und in die offenen Hände der Meinungsmacher. So ist relativ sichergestellt, dass nur Regelungen und
Gesetze der ursprünglichen 'Auftraggeber' realisiert werden, wie sich leicht am Umgang mit der Finanzkrise,
mit der Gesundheitskrise, mit der Ökokrise - und an den zunehmenden Frustrationsanzeichen bei Barack
Obama - ablesen lässt.
Wie sieht die Politik der Superreichen denn aus?
Hans Jürgen Krysmanski: Man kann sich das so vorstellen. Wenn ein Superreicher überhaupt über Politik
nachdenken und nicht einfach seine Macher machen lassen will, so kauft er sich eben ein paar Philosophen,
Wissenschaftler, Institute und lässt nachdenken. Und nicht alle Superreichen sind ja so sympathisch wie Jan
Philipp Reemtsma, Rang 143 der Liste der reichsten Deutschen des Manager-Magazins (Oktober 2009) mit
einem Vermögen von rund 650 Millionen, der sich ein eigenes "Hamburger Institut für Sozialforschung" hält.
Auch Klaus Tschira (Rang 19, 5,4 Milliarden Euro) ragt mit seiner beachtlichen Wissenschafts-Stiftung aus
diesen Kreisen hervor. Überhaupt sind es die Zirkel der großen Stiftungen und Think Tanks, in denen sich
unsere superreichen Laiendenker weltweit anregen und beraten lassen.
Harvard University, New York Times und die Metropolitan Opera
Auch russische Oligarchen und in zunehmendem Maße chinesische Milliardäre gehen dort zur Schule. Man
denke zum Beispiel an den seit Jahrzehnten betriebenen Nachilfeunterricht seitens des New Yorker Council
on Foreign Relations. Aber es gibt noch viele andere Orte und Gelegenheiten, wo der Geldadel seine
Interessen formulieren und Strategien entwerfen kann. Gut durchleuchtet vom Power Structure Research
sind in den USA die Aufsichtsräte von Institutionen wie der Harvard University, der New York Times oder der
Metropolitan Opera, ganz zu schweigen von Klubs und durchaus konspirativen Zusammenschlüssen wie
etwa der berühmten Bohemian Grove. Solche Clubs, schreibt der amerikanische Soziologe Thomas Dye,
"haben für die Oberschicht die gleiche Funktion, die in Stammesgesellschaften dem Klan zukam. Mit ihrer
restriktiven Mitgliederpolitik, ihren Initiationsriten, privaten Zeremonien und der großen Betonung von
Tradition ähneln diese Clubs den Geheimbünden, die es in vielen Primitivgesellschaften gibt. Sie
verschaffen ihren Mitgliedern das Gefühl einer exklusiven Brüderlichkeit." Politik auf dieser Ebene ist eben
Privatpolitik, privatisierte Politik, die sich um formale Strukturen, Demokratie, Verfassungen usw. nicht zu
kümmern braucht. Dafür gibt es ja vor unserer Haustür das Beispiel der Politik Berlusconis. Und nicht ganz
ohne Grund hat sich der Begriff der Berlusconisierung auch bei uns schon etabliert.
Finanzeliten die Stichwortgeber großer Politik
Die Finanzkrise hat vollends sichtbar gemacht, wohin der Hase läuft. Er läuft, wenn überhaupt, rückwärts.
Denn schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren - für ihre Auftraggeber im Hintergrund - die
Finanzeliten der Wall Street, die "Finpols", wie der Soziologe Ferdinand Lundberg sie damals nannte, die
maßgeblichen Stichwortgeber der großen Politik. Seit den Sechzigern dann befand sich diese Machtelite in
einer Krise, es gab Gegensätze zwischen weltoffenen Handelsliberalen und konservativen IsolationsIdeologen, der Militär-Industrie-Komplex mischte mit, die neuen Informationstechnologien brachten neue
Mitspieler in die Oberschicht. In den Achtzigern schienen sich die traditionellen amerikanischen
Herrschaftsstrukturen gänzlich aufgelöst zu haben. "Corporate raiders" griffen die alten Businesseliten an.
Mathematische Tüftler kreierten komplizierte Finanzinstrumente, welche die älteren Top-Manager selbst
nicht mehr verstanden. Aber es scheint, dass gerade der finanzpolitische Tsunami alte, traditionelle
Machtverhältnisse erst einmal wieder hergestellt hat. Das Establishment lebt. Oder ist es nur ein ZombieRevival der "living dead"?
Die Weisheit, derjenigen, die das sagen haben
Jedenfalls scheint - repräsentiert durch dienstbare Geister wie Henry Paulson, Ben Bernanke und Tim
Geithner - das alte finanzpolitische Establishment erst einmal wieder das Ruder in der Hand zu haben. Die
Autorität dieses traditionellen Establishments, schreibt David Brooks in der New York Times, "basiert auf
keinem irgendwie gearteten System der checks und balances, sondern auf der Weisheit und der öffentlichen
Verantwortung derjenigen, die jetzt das Sagen haben." Und wenn nunmehr zwecks Überwindung der Krise
eine Wirtschaftspolitik in Gang kommt, die auf grüne Technologien, Gesundheitsreform, Infrastrukturausbau,
Bildungsreform und Forschung setzt, so sei das, fährt Brooks fort, dennoch "keine Ära, in welcher die
Regierung die Mächtigen zugunsten des Volks in die Schranken weist. Nein, dies ist eine Ära des aus
Erfahrung klug gewordenen Establishments, in welcher die Regierungsaktivitäten dazu dienen, einen
stabilen - und oft oligarchischen - Rahmen für das kapitalistische Projekt bereitzustellen."
Neue Elite
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Aber es wird natürlich kräftig geklingelt für diese neue,"progressive" Politik des Establishments, auch bei
uns. Da gibt es dann - um nur ein kleines Beispiel anzuführen - prätentiöse Symposien im Berliner Hotel
Adlon, in denen unter dem Titel "Macht - Ethik - Geld" angesichts einer Welt der "Umsatzeinbrüche", der
"Kreditklemme", des "Vertrauensschwunds gegenüber Finanzwelt und Politik", der "wachsenden
Verschuldung der öffentlichen Hand" und der zunehmenden Verunsicherung der Menschen nach Chancen
"auf einen tiefgreifenden und zukunftsträchtigen Wandel" gesucht wird. Für eine Teilnahmegebühr von 1750
Euro soll Vermögenden an zwei Tagen vermittelt werden, wie sie "Leitfiguren" sein können, die "eigene und
gesellschaftliche Zukunft nachhaltig gestalten" und den "Weg aus der Krise in der Weiterentwicklung der
sozialen Marktwirtschaft zu einer öko-humanen Marktwirtschaft" finden können. Unter dem Strich aber
kommen die Veranstalter zur Sache: "Wie macht man gutes Geld in einer öko-humanen Marktwirtschaft ?"
Dazu sagt einer der Teilnehmer, Daniel Goeudevert, einst Vorstandsmitglied der Volkswagen AG: "Wenn wir
es schaffen, Moral und Ethik in unser wirtschaftliches Handeln mit einzubeziehen, werden wir noch größeren
Erfolg haben. Zu deutsch: mehr Geld verdienen." Schön wär"s.
Keine Mindestvorgaben einer Herrschaftsethik
Welchen Einfluss besitzt die "Privatisierung" von Wissenschaft und Politik dabei? Wie passen z.B. Gerhard
Schröder, Joseph Fischer, Wolfgang Clement und Otto Schily in dieses Bild?
Hans Jürgen Krysmanski: Wo Regeln und Recht funktionalisiert werden, wo letztlich nur das Geldmachen
zählt, werden sich auch die Funktionseliten nicht an die Mindestvorgaben einer Herrschaftsethik halten. Wo
zwischen "Politik" und "Wirtschaft" die Einkommen immer weiter auseinanderklaffen, darf man sich nicht
wundern, wenn die ja nur auf Zeit gewählten politischen Eliten auf Kosten der Moral für ihren Lebensabend
sorgen. Schon Topmanager eines mittleren Unternehmens verdienen das Mehrfache der Bundeskanzlerin
oder eines Ministers. Wenn private gegenüber öffentlichen Leistungen derart aufgewertet werden, darf man
sich nicht wundern, wenn die Privatisierung der Macht von manchen Politikern, vor allem solchen, die sozial
von unten kommen, wörtlich, also monetär genommen wird. Selbstverständlich höhlt Privatisierung der
Macht die demokratischen Strukturen aus, verdirbt im wahrsten Sinne den Charakter. Diesem Sog können
sich die Einzelnen schwer entziehen. Ähnliches gilt im Übrigen für die Wissenschaft: Wem die öffentlichen
Forschungsmittel entzogen werden, dessen Rückgrat beugt sich allmählich, denn um sogenannte Drittmittel
zu ergattern, muss man kriechen lernen.
Alle Macht geht vom Volk aus, so steht es im Grundgesetz Artikel 20, Absatz 2. Wie sieht ihrer Meinung
nach die politische Willensbildung tatsächlich aus?
Hans Jürgen Krysmanski: Ich will nur einen Aspekt herausgreifen. Politische Willensbildung, lebendige
Demokratie ist an die Entwicklung der Medien, an die Möglichkeiten medial vermittelter öffentlicher Debatten
gebunden. Für mich hängt die Zukunft der Demokratie im Sinne des Grundgesetzes sehr stark vom
Schicksal der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ab. Um deren Zukunft ist ja überall ein
entscheidender Kampf entbrannt. Derzeit beherrscht eine Handvoll großer Medienkonzerne die
Weltöffentlichkeit. Die wollen mit aller, wirklich aller Gewalt auch die Kontrolle über das Internet erzwingen.
Das ist ein battleground, der immer mehr ins Zentrum rückt. Denn mit der Welt der vernetzten Computer ist
eine völlig neue Stufe dessen, was man im Marxismus Produktivkraftentwicklung nennt, erreicht. Diese
neuen, auf allen Stufen der Produktion und Kommunikation präsenten Produktivkräfte erlauben es gerade
den Beherrschten, den beherrschten Klassen, an neue Formen eines wissenschaftlichen Sozialismus zu
denken. Ich verweise auf die kleine Schrift von Dietmar Dath, Maschinenwinter. Wissenschaftlicher
Sozialismus, demokratische Planung auf der Basis der gegenwärtigen technologischen und
wissenschaftlichen Möglichkeiten, schreibt Dath, haben eine Zukunft, oder es wird keine Zukunft geben. Und
in Wired Magazine steht: "Wir unterschätzen, wie sehr die Kraft unserer kybernetischen Werkzeuge in der
Lage ist, unsere Köpfe umzubauen. Haben wir wirklich einmal geglaubt, dass wir täglich im Kollektiv virtuelle
Welten konstruieren und bewohnen könnten, ohne dass dies unsere Weltsicht verändert? Die Kraft des
Online-Sozialismus wächst. Diese Dynamik verlässt die Welt der Elektronen - vielleicht in Richtung Wahlen."
Wie schätzen Sie die Macht des Militär bei der Einflussnahme durch die Eliten ein? Spielen hier
Geheimorganisationen wie Gladio eine Rolle? Welche Rolle spielen dabei scheinbar so weit getrennte
Institutionen wie Geheimdienste und Kultur?
Hans Jürgen Krysmanski: In allen Ländern Europas steckten dem Militär noch lange Zeit die Schrecken
des Zweiten Weltkriegs in den Knochen. Die unbelehrbare Kriegerkaste musste in Winkeln und
Geheimorganisationen wie Gladio auf "bessere" Zeiten warten. Erst jetzt, und die Kundus-Affaire ist dafür ein
Beispiel, fallen die Hemmungen der Militärapparate (samt Rüstungswirtschaft) und sie verlangen nach mehr
Partizipation an der politischen Macht. In den USA war das anders. Zum Konzept einer Pax Americana
gehörten auch Militärapparat und Kriegswirtschaft. Dort war das Militär, bestärkt durch den Weltkriegssieg
und beschleunigt durch den Koreakrieg, nach 1945 fast selbstverständlicher Teil der Machtelite
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
geworden. Der amerikanische Soziologe C. Wright Mills hat das schon 1956 in seinem noch heute
lesenswerten Buch "The Power Elite" ausführlich beschrieben. Auch die Warnung Dwight D. Eisenhowers
am Ende seiner Präsidentschaft vor einem Militär-Industrie-Komplex und die Protestbewegungen gegen
einen "Pentagon Kapitalismus" in den Sechzigern und Siebzigern fanden ja nicht in einem luftleeren Raum
statt. Generäle und Rüstungsindustrie stellen bis heute und sogar in wachsendem Maße ein
Machtzentrum dar, dem sich die amerikanische Politik nicht entziehen kann.
Man denke nur an das absolut wahnsinnig aufgeblähte Militärbudget. Darin wird ja beispielsweise auch
das aus den Zeiten des Manhattan-Projekts zum Bau der Atombombe stammende sogenannte "Black
Budget" mitgeschleppt: ein Geheimanteil des Pentagon-Budgets von 25 Prozent, aus dem quasi eine
militärische Parallelregierung finanziert werden kann. Damit ist auch gerade Obama konfrontiert. Dieser
Militärapparat wird derzeit zu einer weltumspannenden High-Tech-Kampfmaschine umgebaut, die in
die Lage versetzt werden soll, zu jeder Zeit und an jedem Ort zentrale Machtstrukturen staatlicher und
nichtstaatlicher Gegner "chirurgisch" auszuschalten. Seymour Hersh, der u.a. die Folterungen in Abu Ghraib
aufgedeckt hat, sagt von solchen "elite assassination"-Programmen: "Diese Leute sind in bestimmte Länder
gekommen, haben weder mit dem US-Botschafter noch mit dem örtlichen CIA-Chef Kontakt aufgenommen,
haben bestimmte Leute, die auf ihrer Liste standen, aufgespürt, exekutiert und sind wieder verschwunden."
Vielfältigste Interessengensätze innerhalb der Kapitalistenklasse
Zur Frage nach konspirativer Kulturpolitik: Über die Rolle der Geheimdienste (und auch des Militärs) in der
kulturellen Hegemoniepolitik des Westens ließe sich natürlich vieles sagen. Dass auch hier die USA
Vorreiter waren und sind, liegt auf der Hand. Das reicht vom einst im verdeckten Auftrag der CIA
operierenden Congress of Cultural Freedom (der in der Nachkriegszeit in Europa Kultur- und
Kunstförderung betrieb und die gesamte Intellektuellenszene prägte) über die wachsende Beteiligung des
Pentagon an der Produktion von Hollywood-Blockbusters bis zur immer gezielteren Einflussnahme auf die
Entwicklung von Computerspielen. Aber das ist wirklich ein weites Feld.
Sie machen in ihrem Buch einen Konflikt in den USA zwischen der alten Elite, deren Macht auf den Besitz
von Öl basiert und einer neuen Elite, deren Reichtum und Einfluss auf der Generierung neuer Techniken wie
den PC oder das Internet fußt. Besteht dieser Konflikt auch momentan und wie äußert sich dieser?
Hans Jürgen Krysmanski: So einfach steht das im Buch nicht. Es gibt eben vielfältigste
Interessengegensätze innerhalb der Kapitalistenklasse (das ist immer noch ein nützlicher Begriff). Es gab
schon immer Konflikte zwischen Finanz- und Industriekapital, zwischen Schwer- und Leichtindustrie,
zwischen Rüstungs- und Friedenswirtschaft. Der Konflikt zwischen "Öl"- und "Internet"-Eliten durchzieht die
letzten zwanzig Jahre. Da standen sich eben zuletzt ein kaum des Keyboards mächtiger Bush Junior und
Elektronik-Freaks wie Al Gore gegenüber. Das alles hat einen realen Hintergrund, für den auch diese beiden
Figuren stehen. Einerseits geht es um unsere reale Welt, unseren Planeten mit seinen Ressourcen, seiner
Ökosphäre, sozusagen um die handfeste, stoffliche Seite der Reproduktion von Gesellschaft. Andererseits
aber ist unser Planet auch eine Sphäre allgemeiner Kommunikation, nicht zuletzt auch weltumspannender
Finanztransaktionen und – was mir viel sympathischer ist - ein Raum unübersehbar vielfältiger kultureller
und massenkultureller Äußerungen.
Auf dieser kommunikativen Ebene von Macht und Hegemonie geht es nicht mehr allein um den
Stoffwechselprozess zwischen Gesellschaft und Natur (also krass: um den Kampf ums Öl, oder progressiv:
um die Rettung der Ökosphäre), sondern um kulturelle Entwicklungen und Perspektiven. Die Frage ist dann
zum Beispiel, steht die Obama-Administration wirklich für diese zweite Ebene, auf der sie sich eingeführt und
vielleicht sogar angebiedert hat? Und da kommen wir dann zu den interessanteren strategischen Fragen
einer Klassenauseinandersetzung, die nicht innerhalb der Eliten, sondern tatsächlich zwischen "oben" und
"unten" stattfindet. Deshalb möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen und hier G. William Domhoff zitieren,
Autor des seit Jahrzehnten immer wieder Neuauflagen erfahrenden Bestsellers "Who Rules America?":
"Werden die Fehlschläge in der Kriegführung (also ein Ausbleiben einer Vereinbarung mit dem Iran und eine
weitere kriegerische Politik im Irak, in Afghanistan und Pakistan) die USA im Inneren weiter destabilisieren?
Wird sich die gegenwärtige Große Rezession weiter verschlimmern? Wird sich dadurch eine Kultur des
Widerstands links von Obama entwickeln? Wird man auf den brutalen Sozialdarwinismus der politischen
Cowboys hereinfallen oder die richtige Mischung aus Strategie und Taktik finden und eine ökonomische
Vision, die für eine signifikante Minderheit aus Arbeitern und Liberalen attraktiv ist, formulieren?"
System der unverdienten Geldakkumulation muss erhalten bleiben
Gleichfalls haben sie Antagonismen zwischen den amerikanischen und arabischen Fraktionen des Kapitals
erforscht, die aber gleichzeitig in Firmenkonsortien wie der Carlyle-Group Seit` an Seit` stehen. Wie geht das
zusammen?
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Hans Jürgen Krysmanski: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Das gilt für alle Schichten und
insbesondere dort, wo es um die kapitalistische Verwertungskonkurrenz, um die Befriedigung der Profitgier
geht. Das System der unverdienten Geldakkumulation muss erhalten bleiben, das geht nur durch Bündnisse
zwischen den Akteuren. Aber dann geht das Hauen und Stechen los, nicht nur zwischen amerikanischen,
europäischen, arabischen, asiatischen usw. Kapitalfraktionen, sondern auch innerhalb der
Konzernwelt selbst: zwischen Banken und Industrie, zwischen Managern und Anteilseignern. Joussef
M. Ibrahim, ein Sprecher reicher Investoren und shareholder aus der arabischen Welt, ging schon 2004 in
einem Artikel in der International Herald Tribune mit den Konzerneliten der westlichen Welt ins Gericht, die
sich Hunderte von Millionen Dollar in die Taschen steckten, während der Wert ihrer Konzerne durch
Unehrlichkeit und Inkompetenz in den Keller sank. Er schrieb: "Diese Lenker gigantischer Konzerne sind
Mitglieder eines winzigen Clubs, welcher die gewöhnlichen Investoren am ausgestreckten Arm verhungern
lässt. Schlimmer noch, die großen Banken und Investmentfirmen helfen jenen Bossen dabei, die Spuren zu
verwischen. Sie fliegen Privatjets, bezahlt von den shareholders, sie genehmigen sich Privatlogen bei
großen Sportereignissen und Shows. Sie sind Freunde, die zusammen tafeln, während sie von
Aufsichtsratssitzung zu Aufsichtsratssitzung ziehen. Ein fauler Gestank breitet sich aus in den
Führungsetagen der größten Konzerne. Und am Horizont zeichnet sich eine gewaltige Revolte der
shareholder ab.
Die Praktiken der Konzerneliten bedrohen die globale Ökonomie. Es ist an der Zeit für die Reichen, die,
wie beispielsweise die Araber, hunderte von Milliarden ihres Vermögens in diese großen Konzerne investiert
haben, ihren Bankiers ein paar harte Fragen zu stellen: Wo ist mein Geld und was macht ihr damit?" Die
Carlyle-Group steckt da mitten drin – aber über die ist schon viel geschrieben worden. Und die Bushs und
ihre arabischen Freunde grinsen sich immer noch an auf den Gala-Dinners der Carlyle-Group.
Bin Laden steht für das arabische Großkapital
Darüber hinaus kann man durchaus die begründete Vermutung haben, dass die gesamte Machtmaschinerie
des Kampfes gegen den Terrorismus nicht zuletzt angeworfen worden ist, um mit den konkurrierenden
Kapitalen, den Geldmächten des arabischen und asiatischen Raumes, fertig zu werden. Osama bin Laden
mag zwar für den fundamentalistischen Islamismus sprechen, aber er steht verteilungspolitisch für Teile des
arabischen Großkapitals. Auf diese Zusammenhänge verweist beispielsweise Loretta Napoleoni mit ihrem
Buch "Modern Jihad. Tracing the Dollars Behind the Terror Networks".
SWIFT
Oder man denke an die jetzt durch die EU "legalisierte" Bespitzelung der "Society for Worldwide Interbank
Financial Telecommunication" (SWIFT). Diese in Belgien angesiedelte Kooperative des internationalen
Finanzkapitals bewegt täglich in 11 Millionen Transaktionen 6 Billionen Dollar zwischen 7800 Banken,
Börsen, Investmentfirmen und anderen Finanzinstitutionen weltweit. SWIFT ist damit die
Dienstleistungszentrale des globalen Finanzmarkts. Und nun wird durch das nunmehr verbriefte Spitzelrecht
der Amerikaner demonstriert, dass der Reichtum Europas nicht allein Europas Reichen gehört – was
allerdings wiederum Europas Superreichen, die ohnehin global agieren, piepegal sein dürfte.
Chance für Systemwandel
Können Sie in der obersten Oberschicht der EU und der Bundesrepublik ähnliche Spannungen
ausmachen?
Hans Jürgen Krysmanski: Selbstverständlich. Wo Macht sich konzentriert, gibt es auch Machtkämpfe. Man
denke an die Fehden des Feudalismus. Wenn man etwas verändern will, muss man sich mit diesen
Konfliktstrukturen und Spannungen beschäftigen. Und dabei ist es ganz wichtig, zwischen dem Geldadel,
den Superreichen, auf der einen Seite und ihren Funktionseliten – den Konzern-, Finanz- und Militäreliten,
der politischen Elite, den Wissens-, Verwaltungs-, Wohlfühleliten – auf der anderen Seite zu unterscheiden.
Mag der Geldadel seine teilweise völlig irrationalen Konflikte und Eitelkeiten doch unter sich austragen. Eine
Veränderung des Systems ist von denen ohnehin nicht zu erwarten. Was natürlich nicht ausschließt, dass es
auch unter den europäischen Superreichen interessante, verantwortungsvolle Personen und Gruppen gibt.
Aber meiner Ansicht nach besteht die Chance für einen Systemwandel eher darin, die in der gegenwärtigen
Krise durcheinandergerüttelten Funktionseliten, welche den Herrschaftskomplex ja in stillen Stunden
ganz gut durchschauen (und auch in der ständigen Gefahr stehen, degradiert zu werden), dazu zu
bewegen, über ihre eigene Rolle in diesem System nachzudenken. Sie kennen sich ja aus im Milieu. Sie
können mit der vorhandenen Wissensmaschinerie umgehen. Sie könnten sich eigentlich in der großen
Tradition der Aufklärung wiederfinden, die den Feudalismus zu Grabe trug. Irgendwie brauchen wir für eine
demokratische, wissenschaftliche, planvolle Überwindung von Klassenherrschaft auch die Expertise dieser
Funktionseliten. Und gerade mittels der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien könnten sie
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
dazu beitragen, ein globales Netzwerk friedlicher Assoziationen, Projekte, Organisationen usw. aufzubauen,
in dem, wie es im Kommunistischen Manifest heißt, die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die
freie Entwicklung aller ist.
Vielfalt der möglichen Eigentumsformen
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass die Eliten sowohl neue Eigentumsverhältnisse setzen (Stichwort Patente)
als auch alte Zerstören (Stichwort Privatisierung). Können Sie uns mehr darüber erzählen? Welche Rolle
spielt dabei der Cyberspace?
Hans Jürgen Krysmanski: Ja, das ist eben die Dialektik der Geschichte. Ohne dialektisches Denken (das
gerade wegen des Cyberspace und seiner sowohl virtuellen als auch realen Dimensionen eine große
Zukunft vor sich hat) werden wir die Entwicklung unserer Geschichte nicht verstehen. Klare, rechtlich
abgesicherte Eigentumsverhältnisse sind eine kulturelle Errungenschaft. Gleichzeitig zerstört kapitalistisches
Eigentum, obgleich gerade dieses Eigentum nur auf der Basis von Rechtsverhältnissen entstehen konnte,
durch seine Zügellosigkeit eben dieses Recht (Gunnar Heinsohn/Otto Steiger). Privatheit, Individualisierung
sind historische Errungenschaften, gleichzeitig werden wir alle durch das Pochen auf die Privatisierung aller
Güter systematisch enteignet.
Übrig bleibt eine Handvoll superreicher Privatleute, die allein noch über sich selbst verfügen und in diesem
Sinne der verbleibende Souverän sind. Vor diesem Hintergrund geht es letztlich darum, die Vielfalt der
möglichen Eigentumsformen wieder zu entdecken. Beim Eigentum geht es ja nicht nur um Enteignung und
Aneignung, sondern auch um Teilen, Schenken usw. Es geht vor allem um neue Formen des
genossenschaftlichen Eigentums. Auch hier spielt das Internet eine entscheidende Rolle. Denn mittels
Cyberspace haben wir begonnen, uns diese Welt auf eine neue Weise wieder anzueignen. Das
Wirtschaftsmagazin brandeins titelt: "Wissen ist der erste Rohstoff, der sich bei Gebrauch vermehrt".
Deshalb finde ich – wenn man die dialektische Sichtweise nicht vergisst – zum Beispiel Google oder
Wikipedia so wichtig. Das sind erste Schritte in eine historisch neue und vielversprechende Richtung der
gesellschaftlichen Nutzung von geistigem Eigentum und damit von Eigentum überhaupt (Jeremy Rifkin).
Michael Hardt und Antonio Negri schreiben in ihrem Buch "Empire": "Das Recht auf Wiederaneignung [das
sie programmatisch fordern] meint zuallererst das Recht auf Wiederaneignung der Produktionsmittel. Die
Menge benutzt nicht nur Maschinen zur Produktion, sondern wird auch selbst zunehmend zu einer Art
Maschine, da die Produktionsmittel immer stärker in die Köpfe und Körper der Menge integriert sind. In
diesem Zusammenhang bedeutet Wiederaneignung, freien Zugang zu und Kontrolle über Wissen,
Information, Kommunikation und Affekte zu haben."
Unsichtbare Gläubiger
Sie vergleichen in ihrem Buch den politisch eingesetzten Mechanismus der Staatsverschuldung mit der
"ursprünglichen Akkumulation" bei Karl Marx. Können Sie für unsere Leser darlegen, was damit gemeint ist?
Hans Jürgen Krysmanski: Da muss ich doch mit einem Marx-Zitat antworten: "Die öffentliche Schuld wird
einer der energischsten Hebel der ursprünglichen Akkumulation. Wie mit dem Schlag der Wünschelrute
begabt sie das unproduktive Geld mit Zeugungskraft und verwandelt es so in Kapital, ohne dass es dazu
nötig hätte, sich der von industrieller und selbst wucherischer Anlage unzertrennlichen Mühe und Gefahr
auszusetzen." (Marx, MEW 23, 787)
Ursprüngliche Akkumulation heißt ja, nicht durch Arbeit, sondern durch Raub, Gewalt, Verbrechen und
Korruption, aber auch durch subtile Mittel der Überredung, Verwirrung und allerlei indirekte
Betrügereien an Geld zu kommen – also beispielsweise durch finanzielle Zaubertricks usw. Und ist das
nicht ein toller Dreh: den Staat und damit die Steuerzahler zu veranlassen, Schulden über Schulden zu
machen, und damit ja uns alle zu Schuldnern – ohne dass die Gläubiger sichtbar werden? Über die Identität
der Gläubiger des Schuldners Staat wird ja praktisch nie gesprochen. Der Bund hat eine Billion Euro
Schulden. Im kommenden Jahr müssen allein für die Zinsen im Haushaltsplan 40,4 Milliarden Euro
angesetzt werden. Nach dem Sozialbudget (147 Milliarden Euro) ist dies der zweitgrößte
Ausgabeposten im Budget der Bundesregierung. Wer also sind die Gläubiger, die vom Staat, dem
sichersten aller Schuldner, Jahr für Jahr sichere 40 Milliarden an Zinsen einheimsen? Es sind nur in kleinem
Umfange die Banken selbst, die agieren ja in erster Linie als Vermittler. Tatsächlich landen die Zinsen
zum allergrößten Teil in den Taschen der Vermögenden, der Reichen. Das ist eine der sichersten
Formen der Umverteilung von Reichtum und der Akkumulation von Superreichtum. Sie steht – mit den
Fuggers, den Welsers usw. – am Anfang des Kapitalismus, sie hat sich durch dessen Geschichte
geschlichen, und sie steht möglicherweise am Ende des Kapitalismus in seiner bisherigen Gestalt.
Netze der Korruption
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Können Sie uns erklären, was Sie unter der "Refeudalisierung der Gegenwart" verstehen?
Hans Jürgen Krysmanski: In dem Augenblick, in dem Reichtum nicht mehr durch Arbeit, durch Produktion,
durch die Realwirtschaft erzeugt wird, kehren Abhängigkeitsverhältnisse in die Gesellschaft zurück, die nicht
auf dem Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit beruhen, sondern auf Gewalt, Unterjochung,
"Gottesgnadentum" usw. Ich rede ja nicht von schlichter Refeudalisierung. Wir können nicht wieder in den
gleichen historischen Fluss steigen, die Spirale dreht sich weiter. Gleichwohl hat Jean Ziegler recht, wenn er
von einer brutalen, massiven Refeudalisierung spricht, in der die neuen Kolonialherren, die
multinationalen Konzerne, sich die Reichtümer der Welt aneignen. Er schreibt: "Diese neue
Feudalherrschaft ist 1000 Mal brutaler als die aristokratische zu Zeiten der Französischen Revolution
..."
Ich selbst spreche von einer "kapitalismusbasierten High-Tech-Refeudalisierung". Damit meine ich, dass die
meisten geschaffenen Reichtümer nicht mehr über freie Märkte verteilt und umverteilt werden, sondern über
riesige, feingesponnene und vor allem hochtechnisch unterfütterte Netze der Korruption, in denen Raubritter,
Vasallen, Könige und Leibeigene des elektronischen Zeitalters sich auf gänzlich unökonomische, das heißt
auf jeder wirklichen Ökonomie widersprechende Weise die Werte aneignen. Die von der Realwirtschaft
abgekoppelten Finanztransaktionen sind alles andere, aber keine "Ökonomie". Und das geschieht zugleich –
auch deshalb Refeudalisierung – zumindest Europa in den Kostümen und auf den Schlössern der alten
Aristokratie, im höfischen Glanz von Bambi-Galas usw.
Sie unterstellen in Ihrem Buch die Herrschaft von konkreten Personen, einer Elite und zwar in Gestalt einer
entsubjektivierten Herrschaft, der Wertform wie geht das zusammen?
Hans Jürgen Krysmanski: Das ist ein alter Widerspruch auch in der linken klassentheoretischen
Diskussion. Beschäftigen wir uns mit den Strukturen kapitalistischer Ausbeutung oder blicken wir auch auf
die Namen und in die Gesichter der Kapitalisten, der Akteure? Ich denke wir brauchen beide Sichtweisen
und wir brauchen ihre dialektische Verknüpfung. Gerade die Schriften von Marx sind dafür ein exzellentes
Beispiel. Wer nur vom Neoliberalismus spricht, den es zu bekämpfen gilt, stiehlt sich aus der Verantwortung
konkreter politischer Aktionen. Wer nur von den gierigen Bankern redet, denen auf die Finger geklopft
werden muss, macht sich lächerlich und verliert sich schließlich im Aktionismus. Herrschaftskonflikte –
Klassenkampf, wenn man so will - sind immer beides, Struktur und Handlung, objektiv und subjektiv. Aber
wie gesagt, das für diese Frage notwendige computergestützte dialektische Denken und auch ein – warum
soll es das nicht geben? – dialektisches Forschen haben die Zukunft noch vor sich.
Sie erwähnen in Ihrem Buch den Künstler Mark Lombardi. Was hat dieser mit ihrer Elitenkonzeption zu
schaffen?
Hans Jürgen Krysmanski: Elitenforschung, Power Structure Research, wird nicht nur von professionellen
Sozialwissenschaftlern getrieben, sondern auch von Journalisten, watchdog groups, politischen Parteien,
Aktivisten in sozialen Bewegungen, Gewerkschaftern, Nerds und sogar von Künstlern. Der amerikanische
Maler Mark Lombardi (1951-2000) nahm seinerzeit politische und Finanz-Skandale zum Anlass,
großformatige Diagramme der beteiligten Personen und Personengruppen anzufertigen, die einerseits auf
dem Kunstmarkt reüssierten, andererseits aber schmutzige Deals und kriminelle Aktivitäten der oberen
Zehntausend festhielten. Lombardi hatte sich eine private Datenbank mit über 12 000 Karteikarten angelegt.
Seine Kunst überschritt ständig die Grenze zum investigativen Journalismus und zum
Verschwörungsdenken, so dass sich vor seinem mysterösen Tod – er wurde erhängt in seinem Atelier
aufgefunden - auch das FBI für seine Diagramme zu interessieren begann. Für mich ist Lombardi ein
eindrucksvolles Beispiel dafür, dass Power Structure Research auch Graswurzelforschung sein kann.
Zuguterletzt: Wie wird es weitergehen? Werden die Guten siegen und die Bösen unterliegen?
Hans Jürgen Krysmanski: Ich hoffe, dass diejenigen, die sich selbst mittels Medienmacht zu Guten
stilisieren, denen, die endlich böse auf dieses ausbeuterische System geworden sind, unterliegen werden.
http://www.heise.de/tp/artikel/31/31763/1.html
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=144623
http://finanzcrash.com/forum/read.php?1,80814,80822
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
RUDOLF STEINER
DIE KERNPUNKTE DER SOZIALEN FRAGE IN DEN
LEBENSNOTWENDIGKEITEN DER GEGENWART UND ZUKUNFT
VORREDE UND EINLEITUNG ZUM 41. BIS 80. TAUSEND DIESER SCHRIFT
VORBEMERKUNGEN ÜBER DIE ABSICHT DIESER SCHRIFT
I. DIE WAHRE GESTALT DER SOZIALEN FRAGE, ERFASST AUS DEM LEBEN DER MODERNEN
MENSCHHEIT
II. DIE VOM LEBEN GEFORDERTEN WIRKLICHKEITSGEMÄSSEN LÖSUNGSVERSUCHE FÜR DIE
SOZIALEN FRAGEN UND NOTWENDIGKEITEN
III. KAPITALISMUS UND SOZIALE IDEEN (Kapital, Menschenarbeit)
IV. INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN DER SOZIALEN ORGANISMEN
V. ANHANG: An das deutsche Volk und die Kulturwelt
Vorrede und Einleitung
zum 41. bis 80. tausend dieser Schrift
Die Aufgaben, welche das soziale Leben der Gegenwart stellt, muss derjenige verkennen, der an sie mit
dem Gedanken an irgendeine Utopie herantritt. Man kann aus gewissen Anschauungen und Empfindungen
den Glauben haben, diese oder jene Einrichtungen, die man sich in seinen Ideen zurechtgelegt hat, müsse
die Menschen beglücken; dieser Glaube kann überwältigende Überzeugungskraft annehmen; an dem, was
gegenwärtig die “soziale Frage” bedeutet, kann man doch völlig vorbeireden, wenn man einen solchen
Glauben geltend machen will.
Man kann heute diese Behauptung in der folgenden Art bis in das scheinbar Unsinnige treiben, und man
wird doch das Richtige treffen. Man kann annehmen, irgend jemand wäre im Besitze einer vollkommenen
theoretischen “Lösung” der sozialen Frage, und er könnte dennoch etwas ganz Unpraktisches glauben,
wenn er der Menschheit diese von ihm ausgedachte “Lösung” anbieten wollte. Denn wir leben nicht mehr in
der Zeit, in welcher man glauben soll, auf diese Art im öffentlichen Leben wirken zu können. Die
Seelenverfassung der Menschen ist nicht so, dass sie für das öffentliche Leben etwa einmal sagen könnten:
Da seht einen, der versteht, welche sozialen Einrichtungen nötig sind; wie er es meint, so wollen wir es
machen.
In dieser Art wollen die Menschen Ideen über das soziale Leben gar nicht an sich herankommen lassen.
Diese Schrift, die nun doch schon eine ziemlich weite Verbreitung gefunden hat, rechnet mit dieser
Tatsache. Diejenigen haben die ihr zugrunde liegenden Absichten ganz verkannt, die ihr einen utopistischen
Charakter beigelegt haben. Am stärksten haben dies diejenigen getan, die selbst nur utopistisch denken
wollen. Sie sehen bei dem andern, was der wesentlichste Zug ihrer eigenen Denkgewohnheiten ist.
Für den praktisch Denkenden gehört es heute schon zu den Erfahrungen des öffentlichen Lebens, dass man
mit einer noch so überzeugend erscheinenden utopistischen Idee nichts anfangen kann. Dennoch haben
viele die Empfindung, dass sie zum Beispiel auf wirtschaftlichem Gebiete mit einer solchen an ihre
Mitmenschen herantreten sollen. Sie müssen sich davon überzeugen, dass sie nur unnötig reden. Ihre
Mitmenschen können nichts anfangen mit dem, was sie vorbringen.
Man sollte dies als Erfahrung behandeln. Denn es weist auf eine wichtige Tatsache des gegenwärtigen
öffentlichen Lebens hin. Es ist die Tatsache der Lebensfremdheit dessen, was man denkt gegenüber dem,
was zum Beispiel die wirtschaftliche Wirklichkeit fordert. Kann man denn hoffen, die verworrenen Zustände
des öffentlichen Lebens zu bewältigen, wenn man an sie mit einem lebensfremden Denken herantritt?
Diese Frage kann nicht gerade beliebt sein. Denn sie veranlaßt das Geständnis, dass man lebensfremd
denkt. Und doch wird man ohne dieses Geständnis der “sozialen Frage” auch fern bleiben. Denn nur, wenn
man diese Frage als eine ernste Angelegenheit der ganzen gegenwärtigen Zivilisation behandelt, wird man
Klarheit darüber erlangen, was dem sozialen Leben nötig ist.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Auf die Gestaltung des gegenwärtigen Geisteslebens weist diese Frage hin. Die neuere Menschheit hat ein
Geistesleben entwickelt, das von staatlichen Einrichtungen und von wirtschaftlichen Kräften in einem hohen
Grade abhängig ist. Der Mensch wird noch als Kind in die Erziehung und den Unterricht des Staates
aufgenommen. Er kann nur so erzogen werden, wie die wirtschaftlichen Zustände der Umgebung es
gestatten, aus denen er herauswächst.
Man kann nun leicht glauben, dadurch müsse der Mensch gut an die Lebensverhältnisse der Gegenwart
angepaßt sein. Denn der Staat habe die Möglichkeit, die Einrichtungen des Erziehungs- und
Unterrichtswesens und damit des wesentlichen Teiles des öffentlichen Geisteslebens so zu gestalten, dass
dadurch der Menschengemeinschaft am besten gedient werde. Und auch das kann man leicht glauben,
dass der Mensch dadurch das bestmögliche Mitglied der menschlichen Gemeinschaft werde, wenn er im
Sinne der wirtschaftlichen Möglichkeiten erzogen wird, aus denen er herauswächst, und wenn er durch diese
Erziehung an denjenigen Platz gestellt wird, den ihm diese wirtschaftlichen Möglichkeiten anweisen.
Diese Schrift muss die heute wenig beliebte Aufgabe übernehmen, zu zeigen, dass die Verworrenheit
unseres öffentlichen Lebens von der Abhängigkeit des Geisteslebens vom Staate und der Wirtschaft
herrührt. Und sie muss zeigen, dass die Befreiung des Geisteslebens aus dieser Abhängigkeit den einen
Teil der so brennenden sozialen Frage bildet.
Damit wendet sich diese Schrift gegen weitverbreitete Irrtümer. In der Übernahme des Erziehungswesens
durch den Staat sieht man seit lange etwas dem Fortschritt der Menschheit Heilsames. Und sozialistisch
Denkende können sich kaum etwas anderes vorstellen, als dass die Gesellschaft den einzelnen zu ihrem
Dienste nach ihren Maßnahmen erziehe.
Man will sich nicht leicht zu einer Einsicht bequemen, die auf diesem Gebiete heute unbedingt notwendig ist.
Es ist die, dass in der geschichtlichen Entwickelung der Menschheit in einer späteren Zeit zum Irrtum werden
kann, was in einer früheren richtig ist. Es war für das Heraufkommen der neuzeitlichen
Menschheitsverhältnisse notwendig, dass das Erziehungswesen und damit das öffentliche Geistesleben den
Kreisen, die es im Mittelalter innehatten, abgenommen und dem Staate überantwortet wurde. Die weitere
Beibehaltung dieses Zustandes ist aber ein schwerer sozialer Irrtum.
Das will diese Schrift in ihrem ersten Teile zeigen. Innerhalb des Staatsgefüges ist das Geistesleben zur
Freiheit herangewachsen; es kann in dieser Freiheit nicht richtig leben, wenn ihm nicht die volle
Selbstverwaltung gegeben wird. Das Geistesleben fordert durch das Wesen, das es angenommen hat, dass
es ein völlig selbständiges Glied des sozialen Organismus bilde. Das Erziehungs- und Unterrichtswesen,
aus dem ja doch alles geistige Leben herauswächst, muss in die Verwaltung derer gestellt werden, die
erziehen und unterrichten. In diese Verwaltung soll nichts hineinreden oder hineinregieren, was im Staate
oder in der Wirtschaft tätig ist. Jeder Unterrichtende hat für das Unterrichten nur so viel Zeit aufzuwenden,
dass er auch noch ein Verwaltender auf seinem Gebiete sein kann. Er wird dadurch die Verwaltung so
besorgen, wie er die Erziehung und den Unterricht selbst besorgt. Niemand gibt Vorschriften, der nicht
gleichzeitig selbst im lebendigen Unterrichten und Erziehen drinnen steht. Kein Parlament, keine
Persönlichkeit, die vielleicht einmal unterrichtet hat, aber dies nicht mehr selbst tut, sprechen mit. Was im
Unterricht ganz unmittelbar erfahren wird, das fließt auch in die Verwaltung ein. Es ist naturgemäß, dass
innerhalb einer solchen Einrichtung Sachlichkeit und Fachtüchtigkeit in dem höchstmöglichen Maße wirken.
Man kann natürlich einwenden, dass auch in einer solchen Selbstverwaltung des Geisteslebens nicht alles
vollkommen sein werde. Doch das wird im wirklichen Leben auch gar nicht zu fordern sein. dass das
Bestmögliche zustande komme, das allein kann angestrebt werden. Die Fähigkeiten, die in dem
Menschenkinde heranwachsen, werden der Gemeinschaft wirklich übermittelt werden, wenn über ihre
Ausbildung nur zu sorgen hat, wer aus geistigen Bestimmungsgründen heraus sein maßgebendes Urteil
fällen kann. Wie weit ein Kind nach der einen oder der andern Richtung zu bringen ist, darüber wird ein Urteil
nur in einer freien Geistgemeinschaft entstehen können. Und was zu tun ist, um einem solchen Urteil zu
seinem Recht zu verhelfen, das kann nur aus einer solchen Gemeinschaft heraus bestimmt werden. Aus ihr
können das Staats- und das Wirtschaftsleben die Kräfte empfangen, die sie sich nicht geben können, wenn
sie von ihren Gesichtspunkten aus das Geistesleben gestalten.
Es liegt in der Richtung des in dieser Schrift Dargestellten, dass auch die Einrichtungen und der
Unterrichtsinhalt derjenigen Anstalten, die dem Staate oder dem Wirtschaftsleben dienen, von den
Verwaltern des freien Geisteslebens besorgt werden. Juristenschulen, Handelsschulen, landwirtschaftliche
und industrielle Unterrichtsanstalten werden ihre Gestaltung aus dem freien Geistesleben heraus erhalten.
Diese Schrift muss notwendig viele Vorurteile gegen sich erwecken, wenn man diese - richtige - Folgerung
aus ihren Darlegungen zieht. Allein woraus fließen diese Vorurteile? Man wird ihren antisozialen Geist
erkennen, wenn man durchschaut, dass sie im Grunde aus dem unbewußten Glauben hervorgehen, die
Erziehenden müssen lebensfremde, unpraktische Menschen sein. Man könne ihnen gar nicht zumuten, dass
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
sie Einrichtungen von sich aus treffen, welche den praktischen Gebieten des Lebens richtig dienen. Solche
Einrichtungen müssen von denjenigen gestaltet werden, die im praktischen Leben drinnen stehen, und die
Erziehenden müssen gemäß den Richtlinien wirken, die ihnen gegeben werden.
Wer so denkt, der sieht nicht, dass Erziehende, die sich nicht bis ins Kleinste hinein und bis zum Größten
hinauf die Richtlinien selber geben können, erst dadurch lebensfremd und unpraktisch werden. Ihnen
können dann Grundsätze gegeben werden, die von scheinbar noch so praktischen Menschen herrühren; sie
werden keine rechten Praktiker in das Leben hineinerziehen. Die antisozialen Zustände sind dadurch
herbeigeführt, dass in das soziale Leben nicht Menschen hineingestellt werden, die von ihrer Erziehung her
sozial empfinden. Sozial empfindende Menschen können nur aus einer Erziehungsart hervorgehen, die von
sozial Empfindenden geleitet und verwaltet wird. Man wird der sozialen Frage niemals beikommen, wenn
man nicht die Erziehungs- und Geistesfrage als einen ihrer wesentlichen Teile behandelt. Man schafft
Antisoziales nicht bloß durch wirtschaftliche Einrichtungen, sondern auch dadurch, dass sich die Menschen
in diesen Einrichtungen antisozial verhalten. Und es ist antisozial, wenn man die Jugend von Menschen
erziehen und unterrichten läßt, die man dadurch lebensfremd werden läßt, dass man ihnen von außen her
Richtung und Inhalt ihres Tuns vorschreibt.
Der Staat richtet juristische Lehranstalten ein. Er verlangt von ihnen, dass derjenige Inhalt einer
Jurisprudenz gelehrt werde, den er, nach seinen Gesichtspunkten, in seiner Verfassung und Verwaltung
niedergelegt hat. Anstalten, die ganz aus einem freien Geistesleben hervorgegangen sind, werden den
Inhalt der Jurisprudenz aus diesem Geistesleben selbst schöpfen. Der Staat wird zu warten haben auf
dasjenige, was ihm von diesem freien Geistesleben aus überantwortet wird. Er wird befruchtet werden von
den lebendigen Ideen, die nur aus einem solchen Geistesleben erstehen können.
Innerhalb dieses Geisteslebens selbst aber werden diejenigen Menschen sein, die von ihren
Gesichtspunkten aus in die Lebenspraxis hineinwachsen. Nicht das kann Lebenspraxis werden, was aus
Erziehungseinrichtungen stammt, die von bloßen “Praktikern” gestaltet und in denen von lebensfremden
Menschen gelehrt wird, sondern allein das, was von Erziehern kommt, die von ihren Gesichtspunkten aus
das Leben und die Praxis verstehen. Wie im einzelnen die Verwaltung eines freien Geisteslebens sich
gestalten muß, das wird in dieser Schrift wenigstens andeutungsweise dargestellt.
Utopistisch Gesinnte werden an die Schrift mit allerlei Fragen heranrücken. Besorgte Künstler und andere
Geistesarbeiter werden sagen: Ja, wird denn die Begabung in einem freien Geistesleben besser gedeihen
als in dem gegenwärtigen vom Staat und den Wirtschaftsmächten besorgten? Solche Frager sollten
bedenken, dass diese Schrift eben in keiner Beziehung utopistisch gemeint wird. In ihr wird deshalb
durchaus nicht theoretisch festgesetzt: Dies soll so oder so sein. Sondern es wird zu
Menschengemeinschaften angeregt, die aus ihrem Zusammenleben das sozial Wünschenswerte
herbeiführen können. Wer das Leben nicht nach theoretischen Vorurteilen, sondern nach Erfahrungen
beurteilt, der wird sich sagen: Der aus seiner freien Begabung heraus Schaffende wird Aussicht auf eine
rechte Beurteilung seiner Leistungen haben, wenn es eine freie Geistesgemeinschaft gibt, die ganz aus
ihren Gesichtspunkten heraus in das Leben eingreifen kann.
Die “soziale Frage” ist nicht etwas, was in dieser Zeit in das Menschenleben heraufgestiegen ist, was jetzt
durch ein paar Menschen oder durch Parlamente gelöst werden kann und dann gelöst sein wird. Sie ist ein
Bestandteil des ganzen neueren Zivilisationslebens, und wird es, da sie einmal entstanden ist, bleiben. Sie
wird für jeden Augenblick der weltgeschichtlichen Entwickelung neu gelöst werden müssen. Denn das
Menschenleben ist mit der neuesten Zeit in einen Zustand eingetreten, der aus dem sozial Eingerichteten
immer wieder das Antisoziale hervorgehen läßt. Dieses muss stets neu bewältigt werden. Wie ein
Organismus einige Zeit nach der Sättigung immer wieder in den Zustand des Hungers eintritt, so der soziale
Organismus aus einer Ordnung der Verhältnisse in die Unordnung. Eine Universalarznei zur Ordnung der
sozialen Verhältnisse gibt es so wenig wie ein Nahrungsmittel, das für alle Zeiten sättigt. Aber die Menschen
können in solche Gemeinschaften eintreten, dass durch ihr lebendiges Zusammenwirken dem Dasein immer
wieder die Richtung zum Sozialen gegeben wird. Eine solche Gemeinschaft ist das sich selbst verwaltende
geistige Glied des sozialen Organismus.
Wie sich für das Geistesleben aus den Erfahrungen der Gegenwart die freie Selbstverwaltung als soziale
Forderung ergibt, so für das Wirtschaftsleben die assoziative Arbeit. Die Wirtschaft setzt sich im neueren
Menschenleben zusammen aus Warenproduktion, Warenzirkulation und Warenkonsum. Durch sie werden
die menschlichen Bedürfnisse befriedigt; innerhalb ihrer stehen die Menschen mit ihrer Tätigkeit. Jeder hat
innerhalb ihrer seine Teilinteressen; jeder muss mit dem ihm möglichen Anteil von Tätigkeit in sie eingreifen.
Was einer wirklich braucht, kann nur er wissen und empfinden; was er leisten soll, will er aus seiner Einsicht
in die Lebensverhältnisse des Ganzen beurteilen. Es ist nicht immer so gewesen, und ist heute noch nicht
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
überall so auf der Erde; innerhalb des gegenwärtig zivilisierten Teiles der Erdbevölkerung ist es im
wesentlichen so.
Die Wirtschaftskreise haben sich im Laufe der Menschheitsentwickelung erweitert. Aus der geschlossenen
Hauswirtschaft hat sich die Stadtwirtschaft, aus dieser die Staatswirtschaft entwickelt. Heute steht man vor
der Weltwirtschaft. Es bleibt zwar von dem alten noch ein erheblicher Teil im Neuen bestehen; es lebte in
dem alten andeutungsweise schon vieles von dem Neuen. Aber die Schicksale der Menschheit sind davon
abhängig, dass die obige Entwickelungsreihe innerhalb gewisser Lebensverhältnisse vorherrschend wirksam
geworden ist.
Es ist ein Ungedanke, die Wirtschaftskräfte in einer abstrakten Weltgemeinschaft organisieren zu wollen. Die
Einzelwirtschaften sind im Laufe der Entwickelung in die Staatswirtschaften in weitem Umfange eingelaufen.
Doch die Staatsgemeinschaften sind aus anderen als bloß wirtschaftlichen Kräften entsprungen. dass man
sie zu Wirtschaftsgemeinschaften umwandeln wollte, bewirkte das soziale Chaos der neuesten Zeit. Das
Wirtschaftsleben strebt darnach, sich aus seinen eigenen Kräften heraus unabhängig von
Staatseinrichtungen, aber auch von staatlicher Denkweise zu gestalten. Es wird dies nur können, wenn sich,
nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten, Assoziationen bilden, die aus Kreisen von Konsumenten, von
Handeltreibenden und Produzenten sich zusammenschließen. Durch die Verhältnisse des Lebens wird der
Umfang solcher Assoziationen sich von selbst regeln. Zu kleine Assoziationen würden zu kostspielig, zu
große wirtschaftlich zu unübersichtlich arbeiten. Jede Assoziation wird zu der andern aus den
Lebensbedürfnissen heraus den Weg zum geregelten Verkehr finden. Man braucht nicht besorgt zu sein,
dass derjenige, der sein Leben in reger Ortsveränderung zuzubringen hat, durch solche Assoziationen
eingeengt sein werde. Er wird den Übergang von der einen in die andere leicht finden, wenn nicht staatliche
Organisation, sondern wirtschaftliche Interessen den Übergang bewirken werden. Es sind Einrichtungen
innerhalb eines solchen assoziativen Wesens denkbar, die mit der Leichtigkeit des Geldverkehrs wirken.
Innerhalb einer Assoziation kann aus Fachkenntnis und Sachlichkeit eine weitgehende Harmonie der
Interessen herrschen. Nicht Gesetze regeln die Erzeugung, die Zirkulation und den Verbrauch der Güter,
sondern die Menschen aus ihrer unmittelbaren Einsicht und ihrem Interesse heraus. Durch ihr
Drinnenstehen im assoziativen Leben können die Menschen diese notwendige Einsicht haben; dadurch,
dass Interesse mit Interesse sich vertragsmäßig ausgleichen muß, werden die Güter in ihren
entsprechenden Werten zirkulieren. Ein solches Zusammenschließen nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten
ist etwas anderes als zum Beispiele das in den modernen Gewerkschaften. Diese wirken sich im
wirtschaftlichen Leben aus; aber sie kommen nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zustande. Sie sind
den Grundsätzen nachgebildet, die sich in der neueren Zeit aus der Handhabung der staatlichen, der
politischen Gesichtspunkte heraus gestaltet haben. Man parlamentarisiert in ihnen; man kommt nicht nach
wirtschaftlichen Gesichtspunkten überein, was der eine dem andern zu leisten hat. In den Assoziationen
werden nicht “Lohnarbeiter” sitzen, die durch ihre Macht von einem Arbeit-Unternehmer möglichst hohen
Lohn fordern, sondern es werden Handarbeiter mit den geistigen Leitern der Produktion und mit den
konsumierenden Interessenten des Produzierten zusammenwirken, um durch Preisregulierungen
Leistungen entsprechend den Gegenleistungen zu gestalten. Das kann nicht durch Parlamentieren in
Versammlungen geschehen. Vor solchen müßte man besorgt sein. Denn, wer sollte arbeiten, wenn
unzählige Menschen ihre Zeit mit Verhandlungen über die Arbeit verbringen müßten? In Abmachungen von
Mensch zu Mensch, von Assoziation zu Assoziation vollzieht sich alles neben der Arbeit. Dazu ist nur
notwendig, dass der Zusammenschluß den Einsichten der Arbeitenden und den Interessen der
Konsumierenden entspricht.
Damit wird nicht eine Utopie gezeichnet. Denn es wird gar nicht gesagt: Dies soll so oder so eingerichtet
werden. Es wird nur darauf hingedeutet, wie die Menschen sich selbst die Dinge einrichten werden, wenn sie
in Gemeinschaften wirken wollen, die ihren Einsichten und ihren Interessen entsprechen.
Daß sie sich zu solchen Gemeinschaften zusammenschließen, dafür sorgt einerseits die menschliche Natur,
wenn sie durch staatliche Dazwischenkunft nicht gehindert wird; denn die Natur erzeugt die Bedürfnisse.
Andrerseits kann dafür das freie Geistesleben sorgen, denn dieses bringt die Einsichten zustande, die in der
Gemeinschaft wirken sollen. Wer aus der Erfahrung heraus denkt, muss zugeben, das solche assoziative
Gemeinschaften in jedem Augenblick entstehen können, dass sie nichts von Utopie in sich schließen. Ihrer
Entstehung steht nichts anderes im Wege, als dass der Mensch der Gegenwart das wirtschaftliche Leben
von außen “organisieren” will in dem Sinne, wie für ihn der Gedanke der “Organisation” zu einer Suggestion
geworden ist. Diesem Organisieren, das die Menschen zur Produktion von außen zusammenschließen will,
steht diejenige wirtschaftliche Organisation, die auf dem freien Assoziieren beruht, als sein Gegenbild
gegenüber. Durch das Assoziieren verbindet sich der Mensch mit einem andern; und das Planmäßige des
Ganzen entsteht durch die Vernunft des einzelnen. - Man kann ja sagen: Was nützt es, wenn der Besitzlose
mit dem Besitzenden sich assoziiert? Man kann es besser finden, wenn alle Produktion und Konsumtion von
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
außen her “gerecht” geregelt wird. Aber diese organisatorische Regelung unterbindet die freie Schaffenskraft
des einzelnen, und sie bringt das Wirtschaftsleben um die Zufuhr dessen, was nur aus dieser freien
Schaffenskraft entspringen kann. Und man versuche es nur einmal, trotz aller Vorurteile, sogar mit der
Assoziation des heute Besitzlosen mit dem Besitzenden. Greifen nicht andere als wirtschaftliche Kräfte ein,
dann wird der Besitzende dem Besitzlosen die Leistung notwendig mit der Gegenleistung ausgleichen
müssen. Heute spricht man über solche Dinge nicht aus den Lebensinstinkten heraus, die aus der Erfahrung
stammen; sondern aus den Stimmungen, die sich nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus Klassen- und
anderen Interessen heraus entwickelt haben. Sie konnten sich entwickeln, weil man in der neueren Zeit, in
welcher gerade das wirtschaftliche Leben immer komplizierter geworden ist, diesem nicht mit rein
wirtschaftlichen Ideen nachkommen konnte. Das unfreie Geistesleben hat dies verhindert. Die
wirtschaftenden Menschen stehen in der Lebensroutine drinnen; die in der Wirtschaft wirkenden
Gestaltungskräfte sind ihnen nicht durchsichtig. Sie arbeiten ohne Einsicht in das Ganze des
Menschenlebens. In den Assoziationen wird der eine durch den andern erfahren, was er notwendig wissen
muß. Es wird eine wirtschaftliche Erfahrung über das Mögliche sich bilden, weil die Menschen, von denen
jeder auf seinem Teilgebiete Einsicht und Erfahrung hat, zusammen-urteilen werden.
Wie in dem freien Geistesleben nur die Kräfte wirksam sind, die in ihm selbst liegen, so im assoziativ
gestalteten Wirtschaftssystem nur die wirtschaftlichen Werte, die sich durch die Assoziationen herausbilden.
Was in dem Wirtschaftsleben der einzelne zu tun hat, das ergibt sich ihm aus dem Zusammenleben mit
denen, mit denen er wirtschaftlich assoziiert ist. Dadurch wird er genau so viel Einfluss auf die allgemeine
Wirtschaft haben, als seiner Leistung entspricht. Wie Nicht-Leistungsfähige sich dem Wirtschaftsleben
eingliedern, das wird in dieser Schrift auseinandergesetzt. Den Schwachen gegenüber dem Starken
schützen, kann ein Wirtschaftsleben, das nur aus seinen eigenen Kräften heraus gestaltet ist.
So kann der soziale Organismus in zwei selbständige Glieder zerfallen, die sich gerade dadurch gegenseitig
tragen, dass jeder seine eigenartige Verwaltung hat, die aus seinen besonderen Kräften hervorgeht.
Zwischen beiden aber muss sich ein Drittes ausleben. Es ist das eigentliche staatliche Glied des sozialen
Organismus. In ihm macht sich alles das geltend, was von dem Urteil und der Empfindung eines jeden
mündig gewordenen Menschen abhängig sein muß. In dem freien Geistesleben betätigt sich jeder nach
seinen besonderen Fähigkeiten; im Wirtschaftsleben füllt jeder seinen Platz so aus, wie sich das aus seinem
assoziativen Zusammenhang ergibt. Im politisch-rechtlichen Staatsleben kommt er zu seiner rein
menschlichen Geltung, insoferne diese unabhängig ist von den Fähigkeiten, durch die er im freien
Geistesleben wirken kann, und unabhängig davon, welchen Wert die von ihm erzeugten Güter durch das
assoziative Wirtschaftsleben erhalten.
In diesem Buche wird gezeigt, wie Arbeit nach Zeit und Art eine Angelegenheit ist dieses politischrechtlichen Staatslebens. In diesem steht jeder dem andern als ein gleicher gegenüber, weil in ihm nur
verhandelt und verwaltet wird auf den Gebieten, auf denen jeder Mensch gleich urteilsfähig ist. Rechte und
Pflichten der Menschen finden in diesem Gliede des sozialen Organismus ihre Regelung.
Die Einheit des ganzen sozialen Organismus wird entstehen aus der selbständigen Entfaltung seiner drei
Glieder. Das Buch wird zeigen, wie die Wirksamkeit des beweglichen Kapitales, der Produktionsmittel, die
Nutzung des Grundes und Bodens sich durch das Zusammenwirken der drei Glieder gestalten kann. Wer
die soziale Frage “lösen” will durch eine ausgedachte oder sonstwie entstandene Wirtschaftsweise, der wird
diese Schrift nicht praktisch finden; wer aus den Erfahrungen des Lebens heraus die Menschen zu solchen
Arten des Zusammenschlusses anregen will, in denen sie die sozialen Aufgaben am besten erkennen und
sich ihnen widmen können, der wird dem Verfasser des Buches das Streben nach wahrer Lebenspraxis
vielleicht doch nicht absprechen.
Das Buch ist im April 1919 zuerst veröffentlicht worden. Ergänzungen zu dem damals Ausgesprochenen
habe ich in den Beiträgen gegeben, die in der Zeitschrift “Dreigliederung des sozialen Organismus” enthalten
waren und die soeben gesammelt als die Schrift “In Ausführung der Dreigliederung des sozialen
Organismus” erschienen sind.
Man wird finden können, dass in den beiden Schriften weniger von den “Zielen” der sozialen Bewegung als
vielmehr von den Wegen gesprochen wird, die im sozialen Leben beschritten werden sollten. Wer aus der
Lebenspraxis heraus denkt, der weiß, dass namentlich einzelne Ziele in verschiedener Gestalt auftreten
können. Nur wer in abstrakten Gedanken lebt, dem erscheint alles in eindeutigen Umrissen. Ein solcher
tadelt das Lebenspraktische oft, weil er es nicht bestimmt, nicht “klar” genug dargestellt findet. Viele, die sich
Praktiker dünken, sind gerade solche Abstraktlinge. Sie bedenken nicht, dass das Leben die
mannigfaltigsten Gestaltungen annehmen kann. Es ist ein fließendes Element. Und wer mit ihm gehen will,
der muss sich auch in seinen Gedanken und Empfindungen diesem fließenden Grundzug anpassen. Die
sozialen Aufgaben werden nur mit einem solchen Denken ergriffen werden können.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Aus der Beobachtung des Lebens heraus sind die Ideen dieser Schrift erkämpft; aus dieser heraus möchten
sie auch verstanden sein.
Vorbemerkungen über die Absicht dieser Schrift
Das soziale Leben der Gegenwart stellt ernste, umfassende Aufgaben. Forderungen nach Neueinrichtungen
in diesem Leben treten auf und zeigen, dass zur Lösung dieser Aufgaben Wege gesucht werden müssen, an
die bisher nicht gedacht worden ist. Durch die Tatsachen der Gegenwart unterstützt, findet vielleicht heute
schon derjenige Gehör, der, aus den Erfahrungen des Lebens heraus, sich zu der Meinung bekennen muß,
dass dieses Nichtdenken an notwendig gewordene Wege in die soziale Verwirrung hineingetrieben hat. Auf
der Grundlage einer solchen Meinung stehen die Ausführungen dieser Schrift. Sie möchten von dem
sprechen, was geschehen sollte, um die Forderungen, die von einem großen Teile der Menschheit
gegenwärtig gestellt werden, auf den Weg eines zielbewußten sozialen Wollens zu bringen. - Ob dem einen
oder dem andern diese Forderungen gefallen oder nicht gefallen, davon sollte bei der Bildung eines solchen
Wollens wenig abhängen. Sie sind da, und man muss mit ihnen als mit Tatsachen des sozialen Lebens
rechnen. Das mögen diejenigen bedenken, die, aus ihrer persönlichen Lebenslage heraus, etwa finden,
dass der Verfasser dieser Schrift in seiner Darstellung von den proletarischen Forderungen in einer Art
spricht, die ihnen nicht gefällt, weil sie, nach ihrer Ansicht, zu einseitig auf diese Forderungen als auf etwas
hinweist, mit dem das soziale Wollen rechnen muß. Der Verfasser aber möchte aus der vollen Wirklichkeit
des gegenwärtigen Lebens heraus sprechen, soweit ihm dieses nach seiner Erkenntnis dieses Lebens
möglich ist. Ihm stehen die verhängnisvollen Folgen vor Augen, die entstehen müssen, wenn man
Tatsachen, die nun einmal aus dem Leben der neueren Menschheit sich erhoben haben, nicht sehen will;
wenn man von einem sozialen Wollen nichts wissen will, das mit diesen Tatsachen rechnet.
Wenig befriedigt von den Ausführungen des Verfassers werden auch zunächst Persönlichkeiten sein, die
sich in der Weise als Lebenspraktiker ansehen, wie man unter dem Einflusse mancher liebgewordener
Gewohnheiten die Vorstellung der Lebenspraxis heute nimmt. Sie werden finden, dass in dieser Schrift kein
Lebenspraktiker spricht. Von diesen Persönlichkeiten glaubt der Verfasser, dass gerade sie werden
gründlich umlernen müssen. Denn ihm erscheint ihre «Lebenspraxis» als dasjenige, was durch die
Tatsachen, welche die Menschheit der Gegenwart hat erleben müssen, unbedingt als ein Irrtum erwiesen ist.
Als derjenige Irrtum, der in unbegrenztem Umfange zu Verhängnissen geführt hat. Sie werden einsehen
müssen, dass es notwendig ist, manches als praktisch anzuerkennen, das ihnen als verbohrter Idealismus
erschienen ist. Mögen sie meinen, der Ausgangspunkt dieser Schrift sei deshalb verfehlt, weil in deren
ersten Teilen weniger von dem Wirtschafts- und mehr von dem Geistesleben der neueren Menschheit
gesprochen ist. Der Verfasser muss aus seiner Lebenserkenntnis heraus meinen, dass zu den begangenen
Fehlern ungezählte weitere werden hinzugemacht werden, wenn man sich nicht entschließt, auf das
Geistesleben der neueren Menschheit die sachgemäße Aufmerksamkeit zu wenden. - Auch diejenigen,
welche in den verschiedensten Formen nur immer die Phrasen hervorbringen, die Menschheit müsse aus
der Hingabe an rein materielle Interessen herauskommen und sich «zum Geiste», «zum Idealismus»
wenden, werden an dem, was der Verfasser in dieser Schrift sagt, kein rechtes Gefallen finden. Denn er hält
nicht viel von dem bloßen Hinweis auf «den Geist», von dem Reden über eine nebelhafte Geisteswelt. Er
kann nur die Geistigkeit anerkennen, die der eigene Lebensinhalt des Menschen wird. Dieser erweist sich in
der Bewältigung der praktischen Lebensaufgaben ebenso wirksam wie in der Bildung einer Welt- und
Lebensanschauung, welche die seelischen Bedürfnisse befriedigt. Es kommt nicht darauf an, dass man von
einer Geistigkeit weiß oder zu wissen glaubt, sondern darauf, dass dies eine Geistigkeit ist, die auch beim
Erfassen der praktischen Lebenswirklichkeit zutage tritt. Eine solche begleitet diese Lebenswirklichkeit nicht
als eine bloß für das innere Seelenwesen reservierte Nebenströmung. - So werden die Ausführungen dieser
Schrift den «Geistigen» wohl zu ungeistig, den «Praktikern» zu lebensfremd erscheinen. Der Verfasser hat
die Ansicht, dass er gerade deshalb dem Leben der Gegenwart werde in seiner Art dienen können, weil er
der Lebensfremdheit manches Menschen, der sich heute für einen «Praktiker» hält, nicht zuneigt, und weil
er auch demjenigen Reden vom «Geiste», das aus Worten Lebensillusionen schafft, keine Berechtigung
zusprechen kann.
Als eine Wirtschafts-, Rechts- und Geistesfrage wird die «soziale Frage» in den Ausführungen dieser Schrift
besprochen. Der Verfasser glaubt zu erkennen, wie aus den Forderungen des Wirtschafts-, Rechts- und
Geisteslebens die «wahre Gestalt» dieser Frage sich ergibt. Nur aus dieser Erkenntnis heraus können aber
die Impulse kommen für
eine gesunde Ausgestaltung dieser drei Lebensgebiete innerhalb der sozialen Ordnung. In älteren Zeiten der
Menschheitsentwickelung sorgten die sozialen Instinkte dafür, dass diese drei Gebiete in einer der
Menschennatur damals entsprechenden Art sich im sozialen Gesamtleben gliederten. In der Gegenwart
dieser Entwickelung steht man vor der Notwendigkeit, diese Gliederung durch zielbewußtes soziales Wollen
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zu erstreben. Zwischen jenen ältern Zeiten und der Gegenwart liegt für die Länder, die für ein solches
Wollen zunächst in Betracht kommen, ein Durcheinanderwirken der alten Instinkte und der neueren
Bewußtheit vor, das den Anforderungen der gegenwärtigen Menschheit nicht mehr gewachsen ist. In
manchem, das man heute für zielbewußtes soziales Denken hält, leben aber noch die alten Instinkte fort.
Das macht dieses Denken schwach gegenüber den fordernden Tatsachen. Gründlicher, als mancher sich
vorstellt, muss der Mensch der Gegenwart sich aus dem herausarbeiten, das nicht mehr lebensfähig ist. Wie
Wirtschafts-, Rechts- und Geistesleben im Sinne des von der neueren Zeit selbst geforderten gesunden
sozialen Lebens sich gestalten sollen, das - so meint der Verfasser - kann sich nur dem ergeben, der den
guten Willen entwickelt, das eben Ausgesprochene gelten zu lassen. Was der Verfasser glaubt, über eine
solche notwendige Gestaltung sagen zu müssen, das möchte er dem Urteile der Gegenwart mit diesem
Buche unterbreiten. Eine Anregung zu einem Wege nach sozialen Zielen, die der gegenwärtigen
Lebenswirklichkeit und Lebensnotwendigkeit entsprechen, möchte der Verfasser geben. Denn er meint,
dass nur ein solches Streben über Schwarmgeisterei und Utopismus auf dem Gebiete des sozialen Wollens
hinausführen kann.
Wer doch etwas Utopistisches in dieser Schrift findet, den möchte der Verfasser bitten, zu bedenken, wie
stark man sich gegenwärtig mit manchen Vorstellungen, die man sich über eine mögliche Entwickelung der
sozialen Verhältnisse macht, von dem wirklichen Leben entfernt und in Schwarmgeisterei verfällt. Deshalb
sieht man das aus der wahren Wirklichkeit und Lebenserfahrung Geholte von der Art, wie es in dieser Schrift
darzustellen versucht ist, als Utopie an. Mancher wird in dieser Darstellung deshalb etwas «Abstraktes»
sehen, weil ihm «konkret» nur ist, was er zu denken gewohnt ist und «abstrakt» auch das Konkrete dann,
wenn er nicht gewöhnt ist, es zu denken59.
Daß stramm in Parteiprogramme eingespannte Köpfe mit den Aufstellungen des Verfassers zunächst
unzufrieden sein werden, weiß er. Doch er glaubt, viele Parteimenschen werden recht bald zu der
Überzeugung gelangen, dass die Tatsachen der Entwickelung schon weit über die Parteiprogramme
hinausgewachsen sind, und dass ein von solchen Programmen unabhängiges Urteil über die nächsten Ziele
des sozialen Wollens vor allem notwendig ist.
Anfang April 1919.
Rudolf Steiner.
59 Der Verfasser hat bewusst vermieden, sich in seinen Ausführungen unbedingt an die in der
volkswirtschaftlichen Literatur gebräuchlichen Ausdrücke zu halten. Er kennt genau die Stellen, von denen
ein «fachmännisches» Urteil sagen wird, das sei dilettantisch. Ihn bestimmte zu seiner Ausdrucksweise aber
nicht nur, dass er auch für Menschen sprechen möchte, denen die volks- und sozialwissenschaftliche
Literatur ungeläufig ist, sondern vor allem die Ansicht, dass eine neue Zeit das meiste von dem einseitig und
unzulänglich sogar schon in der Ausdrucksform wird erscheinen lassen, das in dieser Literatur als
«fachmännisch» sich findet. Wer etwa meint, der Verfasser hätte auch hinweisen sollen auf die sozialen
Ideen anderer, die in dem einen oder andern an das hier Dargestellte anzuklingen scheinen, den bitte ich zu
bedenken, dass die Ausgangspunkte und die Wege der hier gekennzeichneten Anschauung, welche der
Verfasser einer jahrzehntelangen Lebenserfahrung zu verdanken glaubt, das Wesentliche bei der
praktischen Verwirklichung der gegebenen Impulse sind und nicht etwa bloß so oder anders geartete
Gedanken. Auch hat der Verfasser, wie man aus dem Abschnitt IV ersehen kann, für die praktische
Verwirklichung sich schon einzusetzen versucht, als ähnlich scheinende Gedanken in bezug auf das eine
oder andere noch nicht bemerkt wurden.
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I. Die wahre Gestalt der sozialen Frage, erfasst aus dem Leben der
modernen Menschheit
Offenbart sich nicht aus der Weltkriegskatastrophe heraus die moderne soziale Bewegung durch Tatsachen,
die beweisen, wie unzulänglich Gedanken waren, durch die man jahrzehntelang das proletarische Wollen zu
verstehen glaubte?
Was gegenwärtig sich aus früher niedergehaltenen Forderungen des Proletariats und im Zusammenhange
damit an die Oberfläche des Lebens drängt, nötigt dazu, diese Frage zu stellen. Die Mächte, welche das
Niederhalten bewirkt haben, sind zum Teil vernichtet. Das Verhältnis, in das sich diese Mächte zu den
sozialen Triebkräften eines großen Teiles der Menschheit gesetzt haben, kann nur erhalten wollen, wer ganz
ohne Erkenntnis davon ist, wie unvernichtbar solche Impulse der Menschennatur sind.
Manche Persönlichkeiten, deren Lebenslage es ihnen möglich machte, durch ihr Wort oder ihren Rat
hemmend oder fördernd einzuwirken auf die Kräfte im europäischen Leben, die 1914 zur Kriegskatastrophe
drängten, haben sich über diese Triebkräfte den größten Illusionen hingegeben. Sie konnten glauben, ein
Waffensieg ihres Landes werde die sozialen Anstürme beruhigen. Solche Persönlichkeiten mußten gewahr
werden, dass durch die Folgen ihres Verhaltens die sozialen Triebe erst völlig in die Erscheinung traten. Ja,
die gegenwärtige Menschheitskatastrophe erwies sich als dasjenige geschichtliche Ereignis, durch das diese
Triebe ihre volle Schlagkraft erhielten. Die führenden Persönlichkeiten und Klassen mußten ihr Verhalten in
den letzten schicksalsschweren Jahren stets von dem abhängig machen, was in den sozialistisch
gestimmten Kreisen der Menschheit lebte. Sie hätten oftmals gerne anders gehandelt, wenn sie die
Stimmung dieser Kreise hätten unbeachtet lassen können. In der Gestalt, die gegenwärtig die Ereignisse
angenommen haben, leben die Wirkungen dieser Stimmung fort.
Und jetzt, da in ein entscheidendes Stadium eingetreten ist, was jahrzehntelang vorbereitend heraufgezogen
ist in der Lebensentwickelung der Menschheit: jetzt wird zum tragischen Schicksal, dass den gewordenen
Tatsachen sich die Gedanken nicht gewachsen zeigen, die im Werden dieser Tatsachen entstanden sind.
Viele Persönlichkeiten, die ihre Gedanken an diesem Werden ausgebildet haben, um dem zu dienen, was in
ihm als soziales Ziel lebt, vermögen heute wenig oder nichts in bezug auf Schicksalsfragen, die von den
Tatsachen gestellt werden.
Noch glauben zwar manche dieser Persönlichkeiten, was sie seit langer Zeit als zur Neugestaltung des
menschlichen Lebens notwendig gedacht haben, werde sich verwirklichen und dann als mächtig genug
erweisen, um den fordernden Tatsachen eine lebensmögliche Richtung zu geben. - Man kann absehen von
der Meinung derer, die auch jetzt noch wähnen, das Alte müsse sich gegen die neueren Forderungen eines
großen Teiles der Menschheit halten lassen. Man kann seinen Blick einstellen auf das Wollen derer, die von
der Notwendigkeit einer neuen Lebensgestaltung überzeugt sind. Man wird doch nicht anders können, als
sich gestehen: Es wandeln unter uns Parteimeinungen wie Urteilsmumien, die von der Entwickelung der
Tatsachen zurückgewiesen werden. Diese Tatsachen fordern Entscheidungen, für welche die Urteile der
alten Parteien nicht vorbereitet sind. Solche Parteien haben sich zwar mit den Tatsachen entwickelt; aber sie
sind mit ihren Denkgewohnheiten hinter den Tatsachen zurückgeblieben. Man braucht vielleicht nicht
unbescheiden gegenüber heute noch als maßgeblich geltenden Ansichten zu sein, wenn man glaubt, das
eben Angedeutete aus dem Verlaufe der Weltereignisse in der Gegenwart entnehmen zu können. Man darf
daraus die Folgerung ziehen, gerade diese Gegenwart müsse empfänglich sein für den Versuch, dasjenige
im sozialen Leben der neueren Menschheit zu kennzeichnen, was in seiner Eigenart auch den
Denkgewohnten der sozial orientierten Persönlichkeiten und Parteirichtungen ferne liegt. Denn es könnte
wohl sein, dass die Tragik, die in den Lösungsversuchen der sozialen Frage zutage tritt, gerade in einem
Mißverstehen der wahren proletarischen Bestrebungen wurzelt. In einem Mißverstehen selbst von seiten
derjenigen, welche mit ihren Anschauungen aus diesen Bestrebungen herausgewachsen sind. Denn der
Mensch bildet sich keineswegs immer über sein eigenes Wollen das rechte Urteil.
Gerechtfertigt kann es deshalb erscheinen, einmal die Fragen zu stellen, was will die moderne proletarische
Bewegung in Wirklichkeit? Entspricht dieses Wollen demjenigen, was gewöhnlich von proletarischer oder
nicht proletarischer Seite über dieses Wollen gedacht wird? Offenbart sich in dem, was über die “soziale
Frage” von vielen gedacht wird, die wahre Gestalt dieser “Frage”? Oder ist ein ganz anders gerichtetes
Denken nötig? An diese Frage wird man nicht unbefangen herantreten können, wenn man nicht durch die
Lebensschicksale in die Lage versetzt war, in das Seelenleben des modernen Proletariats sich einzuleben.
Und zwar desjenigen Teiles dieses Proletariats, der am meisten Anteil hat an der Gestaltung, welche die
soziale Bewegung der Gegenwart angenommen hat.
Man hat viel gesprochen über die Entwickelung der modernen Technik und des modernen Kapitalismus.
Man hat gefragt, wie innerhalb dieser Entwickelung das gegenwärtige Proletariat entstanden ist, und wie es
durch die Entfaltung des neueren Wirtschaftslebens zu seinen Forderungen gekommen ist. In all dem, was
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
man in dieser Richtung vorgebracht hat, liegt viel Treffendes. dass damit aber ein Entscheidendes doch
nicht berührt wird, kann sich dem aufdrängen, der sich nicht hypnotisieren läßt von dem Urteil: Die äußern
Verhältnisse geben dem Menschen das Gepräge seines Lebens. Es offenbart sich dem, der sich einen
unbefangenen Einblick bewahrt in die aus inneren Tiefen heraus wirkenden seelischen Impulse. Gewiß ist,
dass die proletarischen Forderungen sich entwickelt haben während des Lebens der modernen Technik und
des modernen Kapitalismus; aber die Einsicht in diese Tatsache gibt noch durchaus keinen Aufschluß
darüber, was in diesen Forderungen eigentlich als rein menschliche Impulse lebt. Und solange man in das
Leben dieser Impulse nicht eindringt, kann man wohl auch der wahren Gestalt der “sozialen Frage” nicht
beikommen.
Ein Wort, das oftmals in der Proletarierwelt ausgesprochen wird, kann einen bedeutungsvollen Eindruck
machen auf den, der in die tiefer liegenden Triebkräfte des menschlichen Wollens zu dringen vermag. Es ist
das: Der moderne Proletarier ist “klassenbewußt” geworden. Er folgt den Impulsen der außer ihm
bestehenden Klassen nicht mehr gewissermaßen instinktiv, unbewußt; er weiß sich als Angehöriger einer
besonderen Klasse und ist gewillt, das Verhältnis dieser seiner Klasse zu den andern im öffentlichen Leben
in einer seinen Interessen entsprechenden Weise zur Geltung zu bringen. Wer ein Auffassungsvermögen
hat für seelische Unterströmungen, der wird durch das Wort “klassenbewußt” in dem Zusammenhang, in
dem es der moderne Proletarier gebraucht, hingewiesen auf wichtigste Tatsachen in der sozialen
Lebensauffassung derjenigen arbeitenden Klassen, die im Leben der modernen Technik und des modernen
Kapitalismus stehen. Ein solcher muss vor allem aufmerksam darauf werden, wie wissenschaftliche Lehren
über das Wirtschaftsleben und dessen Verhältnis zu den Menschenschicksalen zündend in die Seele des
Proletariers eingeschlagen haben. Hiermit wird eine Tatsache berührt, über welche viele, die nur über das
Proletariat denken können, nicht mit demselben, nur ganz verschwommene, ja in Anbetracht der ernsten
Ereignisse der Gegenwart schädliche Urteile haben. Mit der Meinung, dem “ungebildeten” Proletarier sei
durch den Marxismus und seine Fortsetzung durch die proletarischen Schriftsteller der Kopf verdreht
worden, und mit dem, was man sonst in dieser Richtung oft hören kann, kommt man nicht zu einem auf
diesem Gebiete in der Gegenwart notwendigen Verständnis der geschichtlichen Weltlage. Denn man zeigt,
wenn man eine solche Meinung äußert, nur, dass man nicht den Willen hat, den Blick auf ein Wesentliches
in der gegenwärtigen sozialen Bewegung zu lenken. Und ein solches Wesentliches ist die Erfüllung des
proletarischen Klassenbewußtseins mit Begriffen, die ihren Charakter aus der neueren wissenschaftlichen
Entwickelung heraus genommen haben. In diesem Bewußtsein wirkt als Stimmung fort, was in Lassalles
Rede über die “Wissenschaft und die Arbeiter” gelebt hat. Solche Dinge mögen manchem unwesentlich
erscheinen, der sich für einen “praktischen Menschen” hält. Wer aber eine wirklich fruchtbare Einsicht in die
moderne Arbeiterbewegung gewinnen will, der muss seine Aufmerksamkeit auf diese Dinge richten. In dem,
was gemäßigte und radikale Proletarier heute fordern, lebt nicht etwa das in Menschen-Impulse
umgewandelte Wirtschaftsleben so, wie es sich manche Menschen vorstellen, sondern es lebt die
Wirtschafts-Wissenschaft, von welcher das proletarische Bewußtsein ergriffen worden ist. In der
wissenschaftlich gehaltenen und in der journalistisch popularisierten Literatur der proletarischen Bewegung
tritt dieses so klar zutage. Es zu leugnen, bedeutet ein Augenverschließen vor den wirklichen Tatsachen.
Und eine fundamentale, die soziale Lage der Gegenwart bedingende Tatsache ist die, dass der moderne
Proletarier in wissenschaftlich gearteten Begriffen sich den Inhalt seines Klassenbewußtseins bestimmen
läßt. Mag der an der Maschine arbeitende Mensch von “Wissenschaft” noch so weit entfernt sein; er hört den
Aufklärungen über seine Lage von seiten derjenigen zu, welche die Mittel zu dieser Aufklärung von dieser
“Wissenschaft” empfangen haben.
Alle die Auseinandersetzungen über das neuere Wirtschaftsleben, das Maschinenzeitalter, den Kapitalismus
mögen noch so einleuchtend auf die Tatsachengrundlage der modernen Proletarierbewegung hinweisen;
was die gegenwärtige soziale Lage entscheidend aufklärt, erfließt nicht unmittelbar aus der Tatsache, dass
der Arbeiter an die Maschine gestellt worden, dass er in die kapitalistische Lebensordnung eingespannt
worden ist. Es fließt aus der andern Tatsache, dass ganz bestimmte Gedanken sich innerhalb seines
Klassenbewußtseins an der Maschine und in der Abhängigkeit von der kapitalistischen Wirtschaftsordnung
ausgebildet haben. Es könnte sein, dass die Denkgewohnheiten der Gegenwart manchen verhindern, die
Tragweite dieses Tatbestandes ganz zu erkennen und ihn veranlassen, in seiner Betonung nur ein
dialektisches Spiel mit Begriffen zu sehen. Demgegenüber muss gesagt werden: Um so schlimmer für die
Aussichten auf eine gedeihliche Einstellung in das soziale Leben der Gegenwart bei denen, die nicht
imstande sind, das Wesentliche ins Auge zu fassen. Wer die proletarische Bewegung verstehen will, der
muss vor allem wissen, wie der Proletarier denkt. Denn die proletarische Bewegung - von ihren gemäßigten
Reformbestrebungen an bis in ihre verheerendsten Auswüchse hinein - wird nicht von “außermenschlichen
Kräften”, von “Wirtschaftsimpulsen” gemacht, sondern von Menschen; von deren Vorstellungen und
Willensimpulsen.
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Nicht in dem, was die Maschine und der Kapitalismus in das proletarische Bewußtsein hineinverpflanzt
haben, liegen die bestimmenden Ideen und Willenskräfte der gegenwärtigen sozialen Bewegung. Diese
Bewegung hat ihre Gedanken-Quelle in der neueren Wissenschaftsrichtung gesucht, weil dem Proletarier
Maschine und Kapitalismus nichts geben konnten, was seine Seele mit einem menschenwürdigen Inhalt
erfüllen konnte. Ein solcher Inhalt ergab sich dem mittelalterlichen Handwerker aus seinem Berufe. In der
Art, wie dieser Handwerker sich menschlich mit dem Berufe verbunden fühlte, lag etwas, das ihm das Leben
innerhalb der ganzen menschlichen Gesellschaft vor dem eigenen Bewußtsein in einem lebenswerten Lichte
erscheinen ließ. Er vermochte, was er tat, so anzusehen, dass er dadurch verwirklicht glauben konnte, was
er als “Mensch” sein wollte. An der Maschine und innerhalb der kapitalistischen Lebensordnung war der
Mensch auf sich selbst, auf sein Inneres angewiesen, wenn er nach einer Grundlage suchte, auf der sich
eine das Bewußtsein tragende Ansicht von dem errichten läßt, was man als “Mensch” ist. Von der Technik,
von dem Kapitalismus strömte für eine solche Ansicht nichts aus. So ist es gekommen, dass das
proletarische Bewußtsein die Richtung nach dem wissenschaftlich gearteten Gedanken einschlug. Es hatte
den menschlichen Zusammenhang mit dem unmittelbaren Leben verloren. Das aber geschah in der Zeit, in
der die führenden Klassen der Menschheit einer wissenschaftlichen Denkungsart zustrebten, die selbst nicht
mehr die geistige Stoßkraft hatte, um das menschliche Bewußtsein nach dessen Bedürfnissen allseitig zu
einem befriedigenden Inhalte zu führen. Die alten Weltanschauungen stellten den Menschen als Seele in
einen geistigen Daseinszusammenhang hinein. Vor der neueren Wissenschaft erscheint er als Naturwesen
innerhalb der bloßen Naturordnung. Diese Wissenschaft wird nicht empfunden wie ein in die Menschenseele
aus einer Geistwelt fließender Strom, der den Menschen als Seele trägt. Wie man auch über das Verhältnis
der religiösen Impulse und dessen, was mit ihnen verwandt ist, zu der wissenschaftlichen Denkungsart der
neueren Zeit urteilen mag: man wird, wenn man unbefangen die geschichtliche Entwickelung betrachtet,
zugeben müssen, dass sich das wissenschaftliche Vorstellen aus dem religiösen entwickelt hat. Aber die
alten, auf religiösen Untergründen ruhenden Weltanschauungen haben nicht vermocht, ihren
seelentragenden Impuls der neueren wissenschaftlichen Vorstellungsart mitzuteilen. Sie stellten sich
außerhalb dieser Vorstellungsart und lebten weiter mit einem Bewußtseinsinhalt, dem sich die Seelen des
Proletariats nicht zuwenden konnten. Den führenden Klassen konnte dieser Bewußtseinsinhalt noch etwas
Wertvolles sein. Er hing auf die eine oder die andere Art mit ihrer Lebenslage zusammen. Diese Klassen
suchten nicht nach einem neuen Bewußtseinsinhalt, weil die Überlieferung durch das Leben selbst sie den
alten noch festhalten ließ. Der moderne Proletarier wurde aus allen alten Lebenszusammenhängen
herausgerissen. Er ist der Mensch, dessen Leben auf eine völlig neue Grundlage gestellt worden ist. Für ihn
war mit der Entziehung der alten Lebensgrundlagen zugleich die Möglichkeit geschwunden, aus den alten
geistigen Quellen zu schöpfen. Die standen inmitten der Gebiete, denen er entfremdet worden war. Mit der
modernen Technik und dem modernen Kapitalismus entwickelte sich gleichzeitig in dem Sinne - wie man die
großen weltgeschichtlichen Strömungen gleichzeitig nennen kann - die moderne Wissenschaftlichkeit. Ihr
wandte sich das Vertrauen, der Glaube des modernen Proletariats zu. Bei ihr suchte es den ihm
notwendigen neuen Bewußtseinsinhalt. Aber es war zu dieser Wissenschaftlichkeit in ein anderes Verhältnis
gesetzt als die führenden Klassen. Diese fühlten sich nicht genötigt, die wissenschaftliche Vorstellungsart zu
ihrer seelentragenden Lebensauffassung zu machen. Mochten sie noch so sehr mit der “wissenschaftlichen
Vorstellungsart” sich durchdringen, dass in der Naturordnung ein gerader Ursachenzusammenhang von den
niedersten Tieren bis zum Menschen führe: diese Vorstellungsart blieb doch theoretische Überzeugung. Sie
erzeugte nicht den Trieb, das Leben auch empfindungsgemäß so zu nehmen, wie es dieser Überzeugung
restlos angemessen ist. Der Naturforscher Vogt, der naturwissenschaftliche Popularisator Büchner: sie
waren sicherlich von der wissenschaftlichen Vorstellungsart durchdrungen. Aber neben dieser
Vorstellungsart wirkte in ihrer Seele etwas, das sie festhalten ließ an Lebenszusammenhängen, die sich nur
sinnvoll rechtfertigen aus dem Glauben an eine geistige Weltordnung. Man stelle sich doch nur unbefangen
vor, wie anders die Wissenschaftlichkeit auf den wirkt, der in solchen Lebenszusammenhängen mit dem
eigenen Dasein verankert ist, als auf den modernen Proletarier, vor den sein Agitator hintritt und in den
wenigen Abendstunden, die von der Arbeit nicht ausgefüllt sind, in der folgenden Art spricht: Die
Wissenschaft hat in der neueren Zeit den Menschen ausgetrieben, zu glauben, dass sie ihren Ursprung in
geistigen Welten haben. Sie sind darüber belehrt worden, dass sie in der Urzeit unanständig als
Baumkletterer lebten, belehrt, dass sie alle den gleichen rein natürlichen Ursprung haben. Vor eine nach
solchen Gedanken hin orientierte Wissenschaftlichkeit sah sich der moderne Proletarier gestellt, wenn er
nach einem Seeleninhalt suchte, der ihn empfinden lassen sollte, wie er als Mensch im Weltendasein
drinnen steht. Er nahm diese Wissenschaftlichkeit restlos ernst, und zog aus ihr seine Folgerungen für das
Leben. Ihn traf das technische und kapitalistische Zeitalter anders als den Angehörigen der führenden
Klassen. Dieser stand in einer Lebensordnung drinnen, welche noch von seelentragenden Impulsen
gestaltet war. Er hatte alles Interesse daran, die Errungenschaften der neuen Zeit in den Rahmen dieser
Lebensordnung einzuspannen. Der Proletarier war aus dieser Lebensordnung seelisch herausgerissen. Ihm
konnte diese Lebensordnung nicht eine Empfindung geben, die sein Leben mit einem menschenwürdigen
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Inhalt durchleuchtete. Empfinden lassen, was man als Mensch ist, das konnte den Proletarier das einzige,
was ausgestattet mit Glauben erweckender Kraft aus der alten Lebensordnung hervorgegangen zu sein
schien: die wissenschaftliche Denkungsart.
Es könnte manchen Leser dieser Ausführungen wohl zu einem Lächeln drängen, wenn auf die
“Wissenschaftlichkeit” der proletarischen Vorstellungsart verwiesen wird. Wer bei “Wissenschaftlichkeit” nur
an dasjenige zu denken vermag, was man durch vieljähriges Sitzen in “Bildungsanstalten” sich erwirbt, und
der dann diese “Wissenschaftlichkeit” in Gegensatz bringt zu dem Bewußtseinsinhalt des Proletariers, der
“nichts gelernt” hat, der mag lächeln. Er lächelt über Schicksal entscheidende Tatsachen des gegenwärtigen
Lebens hinweg. Diese Tatsachen bezeugen aber, dass mancher hochgelehrte Mensch unwissenschaftlich
lebt, während der ungelehrte Proletarier seine Lebensgesinnung nach der Wissenschaft hin orientiert, die er
vielleicht gar nicht besitzt. Der Gebildete hat die Wissenschaft aufgenommen; sie ist in einem Schubfach
seines Seelen-Innern. Er steht aber in Lebenszusammenhängen und läßt sich von diesen seine
Empfindungen orientieren, die nicht von dieser Wissenschaft gelenkt werden. Der Proletarier ist durch seine
Lebensverhältnisse dazu gebracht, das Dasein so aufzufassen, wie es der Gesinnung dieser Wissenschaft
entspricht. Was die andern Klassen “Wissenschaftlichkeit” nennen, mag ihm ferne liegen; die
Vorstellungsrichtung dieser Wissenschaftlichkeit orientiert sein Leben. Für die andern Klassen ist
bestimmend eine religiöse, eine ästhetische, eine allgemein-geistige Grundlage; für ihn wird die
“Wissenschaft”, wenn auch oft in ihren allerletzten Gedanken-Ausläufen, Lebensglaube. Mancher
Angehörige der “führenden” Klassen fühlt sich “aufgeklärt”, “freireligiös”. Gewiß, in seinen Vorstellungen lebt
die wissenschaftliche Überzeugung; in seinen Empfindungen aber pulsieren die von ihm unbemerkten Reste
eines überlieferten Lebensglaubens.
Was die wissenschaftliche Denkungsart nicht aus der alten Lebensordnung mitbekommen hat: das ist das
Bewußtsein, dass sie als geistiger Art in einer geistigen Welt wurzelt. Über diesen Charakter der modernen
Wissenschaftlichkeit konnte sich der Angehörige der führenden Klassen hinwegsetzen. Denn ihm erfüllt sich
das Leben mit alten Traditionen. Der Proletarier konnte das nicht. Denn seine neue Lebenslage trieb die
alten Traditionen aus seiner Seele. Er übernahm die wissenschaftliche Vorstellungsart von den
herrschenden Klassen als Erbgut. Dieses Erbgut wurde die Grundlage seines Bewußtseins vom Wesen des
Menschen. Aber dieser “Geistesinhalt” in seiner Seele wußte nichts von seinem Ursprung in einem
wirklichen Geistesleben. Was der Proletarier von den herrschenden Klassen als geistiges Leben allein
übernehmen konnte, verleugnete seinen Ursprung aus dem Geiste.
Mir ist nicht unbekannt, wie diese Gedanken Nichtproletarier und auch Proletarier berühren werden, die mit
dem Leben “praktisch” vertraut zu sein glauben, und die aus diesem Glauben heraus das hier Gesagte für
eine lebensfremde Anschauung halten. Die Tatsachen, welche aus der gegenwärtigen Weltlage heraus
sprechen, werden immer mehr diesen Glauben als einen Wahn erweisen. Wer unbefangen diese Tatsachen
sehen kann, dem muss sich offenbaren, dass einer Lebensauffassung, welche sich nur an das Äußere
dieser Tatsachen hält, zuletzt nur noch Vorstellungen zugänglich sind, die mit den Tatsachen nichts mehr zu
tun haben. Herrschende Gedanken haben sich so lange “praktisch” an die Tatsachen gehalten, bis diese
Gedanken keine Ähnlichkeit mehr mit diesen Tatsachen haben. In dieser Beziehung könnte die
gegenwärtige Weltkatastrophe ein Zuchtmeister für viele sein. Denn: Was haben sie gedacht, dass werden
kann? Und was ist geworden? Soll es so auch mit dem sozialen Denken gehen?
Auch höre ich im Geiste den Einwurf, den der Bekenner proletarischer Lebensauffassung aus seiner
Seelenstimmung heraus macht: Wieder einer, der den eigentlichen Kern der sozialen Frage auf ein Geleise
ablenken möchte, das dem bürgerlich Gesinnten bequem zu befahren scheint. Dieser Bekenner durchschaut
nicht, wie ihm das Schicksal sein proletarisches Leben gebracht hat, und wie er sich innerhalb dieses
Lebens durch eine Denkungsart zu bewegen sucht, die ihm von den “herrschenden” Klassen als Erbgut
übermacht ist. Er lebt proletarisch; aber er denkt bürgerlich. Die neue Zeit macht nicht bloß notwendig, sich
in ein neues Leben zu finden, sondern auch in neue Gedanken. Die wissenschaftliche Vorstellungsart wird
erst zum lebentragenden Inhalt werden können, wenn sie auf ihre Art für die Bildung eines vollmenschlichen
Lebensinhaltes eine solche Stoßkraft entwickelt, wie sie alte Lebensauffassungen in ihrer Weise entwickelt
haben.
Damit ist der Weg bezeichnet, der zum Auffinden der wahren Gestalt eines der Glieder innerhalb der
neueren proletarischen Bewegung führt. Am Ende dieses Weges ertönt aus der proletarischen Seele die
Überzeugung: Ich strebe nach dem geistigen Leben. Aber dieses geistige Leben ist Ideologie, ist nur, was
sich im Menschen von den äußeren Weltvorgängen spiegelt, fließt nicht aus einer besonderen geistigen
Welt her. Was im Übergange zur neuen Zeit aus dem alten Geistesleben geworden ist, empfindet die
proletarische Lebensauffassung als Ideologie. Wer die Stimmung in der proletarischen Seele begreifen will,
die sich in den sozialen Forderungen der Gegenwart auslebt, der muss imstande sein, zu erfassen, was die
Ansicht bewirken kann, dass das geistige Leben Ideologie sei. Man mag erwidern: Was weiß der
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Durchschnittsproletarier von dieser Ansicht, die in den Köpfen der mehr oder weniger geschulten Führer
verwirrend spukt. Der so spricht, redet am Leben vorbei, und er handelt auch am wirklichen Leben vorbei.
Ein solcher weiß nicht, was im Proletarierleben der letzten Jahrzehnte vorgegangen ist; er weiß nicht, welche
Fäden sich spinnen von der Ansicht, das geistige Leben sei Ideologie, zu den Forderungen und Taten des
von ihm nur für “unwissend” gehaltenen radikalen Sozialisten und auch zu den Handlungen derer, die aus
dumpfen Lebensimpulsen heraus “Revolution machen”.
Darinnen liegt die Tragik, die über das Erfassen der sozialen Forderungen der Gegenwart sich ausbreitet,
dass man in vielen Kreisen keine Empfindung für das hat, was aus der Seelenstimmung der breiten Massen
sich an die Oberfläche des Lebens heraufdrängt, dass man den Blick nicht auf das zu richten vermag, was in
den Menschengemütern wirklich vorgeht. Der Nichtproletarier hört angsterfüllt nach den Forderungen des
Proletariers hin und vernimmt: Nur durch Vergesellschaftung der Produktionsmittel kann für mich ein
menschenwürdiges Dasein erreicht werden. Aber er vermag sich keine Vorstellung davon zu bilden, dass
seine Klasse beim Übergang aus einer alten in die neue Zeit nicht nur den Proletarier zur Arbeit an den ihm
nicht gehörenden Produktionsmitteln aufgerufen hat, sondern dass sie nicht vermocht hat, ihm zu dieser
Arbeit einen tragenden Seeleninhalt hinzuzugeben. Menschen, welche in der oben angedeuteten Art am
Leben vorbeisehen und vorbeihandeln, mögen sagen: Aber der Proletarier will doch einfach in eine
Lebenslage versetzt sein, die derjenigen der herrschenden Klassen gleichkommt; wo spielt da die Frage
nach dem Seeleninhalt eine Rolle? Ja, der Proletarier mag selbst behaupten: Ich verlange von den andern
Klassen nichts für meine Seele; ich will, dass sie mich nicht weiter ausbeuten können. Ich will, dass die jetzt
bestehenden Klassenunterschiede aufhören. Solche Rede trifft doch das Wesen der sozialen Frage nicht.
Sie enthüllt nichts von der wahren Gestalt dieser Frage. Denn ein solches Bewußtsein in den Seelen der
arbeitenden Bevölkerung, das von den herrschenden Klassen einen wahren Geistesinhalt ererbt hätte,
würde die sozialen Forderungen in ganz anderer Art erheben, als es das moderne Proletariat tut, das in dem
empfangenen Geistesleben nur eine Ideologie sehen kann. Dieses Proletariat ist von dem ideologischen
Charakter des Geisteslebens überzeugt; aber es wird durch diese Überzeugung immer unglücklicher. Und
die Wirkungen dieses seines Seelenunglückes, die es nicht bewußt kennt, aber intensiv erleidet, überwiegen
weit in ihrer Bedeutung für die soziale Lage der Gegenwart alles, was nur die in ihrer Art auch berechtigte
Forderung nach Verbesserung der äußeren Lebenslage ist.
Die herrschenden Klassen erkennen sich nicht als die Urheber derjenigen Lebensgesinnung, die ihnen
gegenwärtig im Proletariertum kampfbereit entgegentritt. Und doch sind sie diese Urheber dadurch
geworden, dass sie von ihrem Geistesleben diesem Proletariertum nur etwas haben vererben können, was
von diesem als Ideologie empfunden werden muß.
Nicht das gibt der gegenwärtigen sozialen Bewegung ihr wesentliches Gepräge, dass man nach einer
Änderung der Lebenslage einer Menschenklasse verlangt, obgleich es das natürlich Erscheinende ist,
sondern die Art wie die Forderung nach dieser Änderung aus den Gedanken-Impulsen dieser Klasse in
Wirklichkeit umgesetzt wird. Man sehe sich doch die Tatsachen von diesem Gesichtspunkte aus nur einmal
unbefangen an. Dann wird man sehen, wie Persönlichkeiten, die ihr Denken in der Richtung der
proletarischen Impulse halten wollen, lächeln, wenn die Rede darauf kommt, durch diese oder jene geistigen
Bestrebungen wolle man etwas beitragen zur Lösung der sozialen Frage. Sie belächeln das als Ideologie,
als eine graue Theorie. Aus dem Gedanken heraus, aus dem bloßen Geistesleben heraus, so meinen sie,
werde gewiß nichts beigetragen werden können zu den brennenden sozialen Fragen der Gegenwart. Aber
sieht man genauer zu, dann drängt es sich einem auf, wie der eigentliche Nerv, der eigentliche Grundimpuls
der modernen, gerade proletarischen Bewegung nicht in dem liegt, wovon der heutige Proletarier spricht,
sondern liegt in Gedanken.
Die moderne proletarische Bewegung ist, wie vielleicht noch keine ähnliche Bewegung der Welt - wenn man
sie genauer anschaut, zeigt sich dies im eminentesten Sinne -, eine Bewegung aus Gedanken entsprungen.
Dies sage ich nicht bloß wie ein im Nachdenken über die soziale Bewegung gewonnenes Apercu. Wenn es
mir gestattet ist, eine persönliche Bemerkung einzufügen, so sei es diese: Ich habe jahrelang innerhalb einer
Arbeiterbildungsschule in den verschiedensten Zweigen proletarischen Arbeitern Unterricht erteilt. Ich glaube
dabei kennengelernt zu haben, was in der Seele des modernen proletarischen Arbeiters lebt und strebt. Von
da ausgehend habe ich auch zu verfolgen Gelegenheit gehabt, was in den Gewerkschaften der
verschiedenen Berufe und Berufsrichtungen wirkt. Ich meine, ich spreche nicht bloß vom Gesichtspunkte
theoretischer Erwägungen, sondern ich spreche aus, was ich glaube, als Ergebnis wirklicher
Lebenserfahrung mir errungen zu haben.
Wer - was bei den führenden Intellektuellen leider so wenig der Fall ist - wer die moderne Arbeiterbewegung
da kennengelernt hat, wo sie von Arbeitern getragen wird, der weiß, welch bedeutungsschwere Erscheinung
dieses ist, dass eine gewisse Gedanken-Richtung die Seelen einer großen Zahl von Menschen in der
intensivsten Weise ergriffen hat. Was gegenwärtig schwierig macht, zu den sozialen Rätseln Stellung zu
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
nehmen, ist, dass eine so geringe Möglichkeit des gegenseitigen Verständnisses der Klassen da ist. Die
bürgerlichen Klassen können heute sich so schwer in die Seele des Proletariers hineinversetzen, können so
schwer verstehen, wie in der noch unverbrauchten Intelligenz des Proletariats Eingang finden konnte eine
solche - mag man nun zum Inhalt stehen wie man will -, eine solche an menschliche Denkforderungen
höchste Maßstäbe anlegende Vorstellungsart, wie es diejenige Karl Marxens ist.
Gewiß, Karl Marxens Denksystem kann von dem einen angenommen, von dem andern widerlegt werden,
vielleicht das eine mit so gut erscheinenden Gründen wie das andre; es konnte revidiert werden von denen,
die das soziale Leben nach Marxens und seines Freundes Engels Tode von anderem Gesichtspunkte
ansahen als diese Führer. Von dem Inhalte dieses Systems will ich gar nicht sprechen. Der scheint mir nicht
als das Bedeutungsvolle in der modernen proletarischen Bewegung. Das Bedeutungsvollste erscheint mir,
dass die Tatsache vorliegt: Innerhalb der Arbeiterschaft wirkt als mächtigster Impuls ein Gedankensystem.
Man kann geradezu die Sache in der folgenden Art aussprechen: Eine praktische Bewegung, eine reine
Lebensbewegung mit alleralltäglichsten Menschheitsforderungen stand noch niemals so fast ganz allein auf
einer rein gedanklichen Grundlage wie diese moderne Proletarierbewegung. Sie ist gewissermaßen sogar
die erste derartige Bewegung in der Welt, die sich rein auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt hat.
Diese Tatsache muss aber richtig angesehen werden. Wenn man alles dasjenige ansieht, was der moderne
Proletarier über sein eigenes Meinen und Wollen und Empfinden bewußt zu sagen hat, so scheint einem das
programmäßig Ausgesprochene bei eindringlicher Lebensbeobachtung durchaus nicht als das Wichtige.
Als wirklich wichtig aber muss erscheinen, dass im Proletarierempfinden für den ganzen Menschen
entscheidend geworden ist, was bei andern Klassen nur in einem einzelnen Gliede ihres Seelenlebens
verankert ist: die Gedankengrundlage der Lebensgesinnung. Was im Proletarier auf diese Art innere
Wirklichkeit ist, er kann es nicht bewußt zugestehen. Er ist von diesem Zugeständnis abgehalten dadurch,
dass ihm das Gedankenleben als Ideologie überliefert worden ist. Er baut in Wirklichkeit sein Leben auf die
Gedanken; empfindet diese aber als unwirkliche Ideologie. Nicht anders kann man die proletarische
Lebensauffassung und ihre Verwirklichung durch die Handlungen ihrer Träger verstehen, als indem man
diese Tatsache in ihrer vollen Tragweite innerhalb der neueren Menschheitsentwickelung durchschaut.
Aus der Art, wie in dem Vorangegangenen das geistige Leben des modernen Proletariers geschildert
worden ist, kann man erkennen, dass in der Darstellung der wahren Gestalt der proletarisch-sozialen
Bewegung die Kennzeichnung dieses Geisteslebens an erster Stelle erscheinen muß. Denn es ist
wesentlich, dass der Proletarier die Ursachen der ihn nicht befriedigenden sozialen Lebenslage so empfindet
und nach ihrer Beseitigung in einer solchen Art strebt, dass Empfindung und Streben von diesem
Geistesleben die Richtung empfängt. Und doch kann er gegenwärtig noch gar nicht anders als die Meinung
spottend oder zornig ablehnen, dass in diesen geistigen Untergründen der sozialen Bewegung etwas liegt,
was eine bedeutungsvolle treibende Kraft darstellt. Wie sollte er einsehen, dass das Geistesleben eine ihn
treibende Macht hat, da er es doch als Ideologie empfinden muß? Von einem Geistesleben, das so
empfunden wird, kann man nicht erwarten, dass es den Ausweg aus einer sozialen Lage findet, die man
nicht weiter ertragen will. Aus seiner wissenschaftlich orientierten Denkungsart ist dem modernen Proletarier
nicht nur die Wissenschaft selbst, sondern es sind ihm Kunst, Religion, Sitte, Recht zu Bestandteilen der
menschlichen Ideologie geworden. Er sieht in dem, was in diesen Zweigen des Geisteslebens waltet, nichts
von einer in sein Dasein hereinbrechenden Wirklichkeit, die zu dem materiellen Leben etwas hinzufügen
kann. Ihm sind sie nur Abglanz oder Spiegelbild dieses materiellen Lebens. Mögen sie immerhin, wenn sie
entstanden sind, auf dem Umwege durch das menschliche Vorstellen oder durch ihre Aufnahme in die
Willensimpulse auf das materielle Leben wieder gestaltend zurückwirken: Ursprünglich steigen sie als
ideologische Gebilde aus diesem Leben auf. Nicht sie können von sich aus etwas geben, das zur Behebung
der sozialen Schwierigkeiten führt. Nur innerhalb der materiellen Tatsachen selbst kann etwas entstehen,
was zum Ziele geleitet.
Das neuere Geistesleben ist von den führenden Klassen der Menschheit an die proletarische Bevölkerung in
einer Form übergegangen, die seine Kraft für das Bewußtsein dieser Bevölkerung ausschaltet. Wenn an die
Kräfte gedacht wird, welche der sozialen Frage die Lösung bringen können, so muss dies vor allem andern
verstanden werden. Bliebe diese Tatsache weiter wirksam, so müßte sich das Geistesleben der Menschheit
zur Ohnmacht verurteilt sehen gegenüber den sozialen Forderungen der Gegenwart und Zukunft. Von dem
Glauben an diese Ohnmacht ist in der Tat ein großer Teil des modernen Proletariats überzeugt; und diese
Überzeugung wird aus marxistischen oder ähnlichen Bekenntnissen heraus zum Ausdruck gebracht. Man
sagt, das moderne Wirtschaftsleben hat aus seinen ältern Formen heraus die kapitalistische der Gegenwart
entwickelt. Diese Entwickelung hat das Proletariat in eine ihm unerträgliche Lage gegenüber dem Kapitale
gebracht. Die Entwickelung werde weitergehen; sie werde den Kapitalismus durch die in ihm selbst
wirkenden Kräfte ertöten, und aus dem Tode des Kapitalismus werde die Befreiung des Proletariats
erstehen. Diese Überzeugung ist von neueren sozialistischen Denkern des fatalistischen Charakters
entkleidet worden, den sie für einen gewissen Kreis von Marxisten angenommen hat. Aber das Wesentliche
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
ist auch da geblieben. Dies drückt sich darinnen aus, dass es dem, der gegenwärtig echt sozialistisch
denken will, nicht beifallen wird, zu sagen: Wenn irgendwo ein aus den Impulsen der Zeit herausgeholtes, in
einer geistigen Wirklichkeit wurzelndes, die Menschen tragendes Seelenleben sich zeigt, so wird von diesem
die Kraft ausstrahlen können, die auch der sozialen Bewegung den rechten Antrieb gibt.
Daß der zur proletarischen Lebensführung gezwungene Mensch der Gegenwart gegenüber dem
Geistesleben dieser Gegenwart eine solche Erwartung nicht hegen kann, das gibt seiner Seele die
Grundstimmung. Er bedarf eines Geisteslebens, von dem die Kraft ausgeht, die seiner Seele die
Empfindung von seiner Menschenwürde verleiht. Denn als er in die kapitalistische Wirtschaftsordnung der
neueren Zeit hineingespannt worden ist, wurde er mit den tiefsten Bedürfnissen seiner Seele auf ein solches
Geistesleben hingewiesen. Dasjenige Geistesleben aber, das ihm die führenden Klassen als Ideologie
überlieferten, höhlte seine Seele aus. dass in den Forderungen des modernen Proletariats die Sehnsucht
nach einem andern Zusammenhang mit dem Geistesleben wirkt, als ihm die gegenwärtige
Gesellschaftsordnung geben kann: dies gibt der gegenwärtigen sozialen Bewegung die richtende Kraft. Aber
diese Tatsache wird weder von dem nicht proletarischen Teile der Menschheit richtig erfaßt, noch von dem
proletarischen. Denn der nicht proletarische leidet nicht unter dem ideologischen Gepräge des modernen
Geisteslebens, das er selbst herbeigeführt hat. Der proletarische Teil leidet darunter. Aber dieses
ideologische Gepräge des ihm vererbten Geisteslebens hat ihm den Glauben an die tragende Kraft des
Geistesgutes als solchen geraubt. Von der rechten Einsicht in diese Tatsache hängt das Auffinden eines
Weges ab, der aus den Wirren der gegenwärtigen sozialen Lage der Menschheit herausführen kann. Durch
die gesellschaftliche Ordnung, welche unter dem Einfluss der führenden Menschenklassen beim
Heraufkommen der neueren Wirtschaftsform entstanden ist, ist der Zugang zu einem solchen Wege
verschlossen worden. Man wird die Kraft gewinnen müssen, ihn zu öffnen.
Man wird auf diesem Gebiete zum Umdenken dessen kommen, was man gegenwärtig denkt, wenn man das
Gewicht der Tatsache wird richtig empfinden lernen, dass ein gesellschaftliches Zusammenleben der
Menschen, in dem das Geistesleben als Ideologie wirkt, eine der Kräfte entbehrt, welche den sozialen
Organismus lebensfähig machen. Der gegenwärtige krankt an der Ohnmacht des Geisteslebens. Und die
Krankheit wird verschlimmert durch die Abneigung, ihr Bestehen anzuerkennen. Durch die Anerkennung
dieser Tatsache wird man eine Grundlage gewinnen, auf der sich ein der sozialen Bewegung
entsprechendes Denken entwickeln kann.
Gegenwärtig vermeint der Proletarier eine Grundkraft seiner Seele zu treffen, wenn er von seinem
Klassenbewußtsein redet. Doch die Wahrheit ist, dass er seit seiner Einspannung in die kapitalistische
Wirtschaftsordnung nach einem Geistesleben sucht, das seine Seele tragen kann, das ihm das Bewußtsein
seiner Menschenwürde gibt; und dass ihm das als ideologisch empfundene Geistesleben dieses Bewußtsein
nicht entwickeln kann. Er hat nach diesem Bewußtsein gesucht, und er hat, was er nicht finden konnte,
durch das aus dem Wirtschaftsleben geborene Klassenbewußtsein ersetzt.
Sein Blick ist wie durch eine mächtige suggestive Kraft bloß hingelenkt worden auf das Wirtschaftsleben.
Und nun glaubt er nicht mehr, dass anderswo, in einem Geistigen oder Seelischen, ein Anstoß liegen könne
zu dem, was notwendig eintreten müßte auf dem Gebiete der sozialen Bewegung. Er glaubt allein, dass
durch die Entwickelung des ungeistigen, unseelischen Wirtschaftslebens der Zustand herbeigeführt werden
könne, den er als den menschenwürdigen empfindet. So wurde er dazu gedrängt, sein Heil allein in einer
Umgestaltung des Wirtschaftslebens zu suchen. Zu der Meinung wurde er gedrängt, dass durch bloße
Umgestaltung des Wirtschaftslebens verschwinden werde all der Schaden, der herrührt von der privaten
Unternehmung, von dem Egoismus des einzelnen Arbeitgebers und von der Unmöglichkeit des einzelnen
Arbeitgebers, gerecht zu werden den Ansprüchen auf Menschenwürde, die im Arbeitnehmer leben. So kam
der moderne Proletarier dazu, das einzige Heil des sozialen Organismus zu sehen in der Überführung allen
Privatbesitzes an Produktionsmitteln in gemeinschaftlichen Betrieb oder gar gemeinschaftliches Eigentum.
Eine solche Meinung ist dadurch entstanden, dass man gewissermaßen den Blick abgelenkt hat von allem
Seelischen und Geistigen und ihn nur hingerichtet hat auf den rein ökonomischen Prozeß.
Dadurch stellte sich all das Widerspruchsvolle ein, das in der modernen proletarischen Bewegung liegt. Der
moderne Proletarier glaubt, dass aus der Wirtschaft, aus dem Wirtschaftsleben selbst sich alles entwickeln
müsse, was ihm zuletzt sein volles Menschenrecht geben werde. Um dies volle Menschenrecht kämpft er.
Allein innerhalb seines Strebens tritt etwas auf, was eben niemals aus dem wirtschaftlichen Leben allein als
eine Folge auftreten kann. Das ist eine bedeutende, eine eindringliche Sprache redende Tatsache, dass
geradezu im Mittelpunkte der verschiedenen Gestaltungen der sozialen Frage aus den
Lebensnotwendigkeiten der gegenwärtigen Menschheit heraus etwas liegt, von dem man glaubt, dass es
aus dem Wirtschaftsleben selbst hervorgehe, das aber niemals aus diesem allein entspringen konnte, das
vielmehr in der geraden Fortentwickelungslinie liegt, die über das alte Sklavenwesen durch das
Leibeigenenwesen der Feudalzeit zu dem modernen Arbeitsproletariat heraufführt. Wie auch für das
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
moderne Leben die Warenzirkulation, die Geldzirkulation, das Kapitalwesen, der Besitz, Wesen von Grund
und Boden und so weiter sich gestaltet haben, innerhalb dieses modernen Lebens hat sich etwas
herausgebildet, das nicht deutlich ausgesprochen wird, auch von dem modernen Proletarier nicht bewußt
empfunden wird, das aber der eigentliche Grundimpuls seines sozialen Wollens ist. Es ist dieses: Die
moderne kapitalistische Wirtschaftsordnung kennt im Grunde genommen nur Ware innerhalb ihres Gebietes.
Sie kennt Wertbildung dieser Waren innerhalb des wirtschaftlichen Organismus. Und es ist geworden
innerhalb des kapitalistischen Organismus der neueren Zeit etwas zu einer Ware, von dem heute der
Proletarier empfindet: es darf nicht Ware sein.
Wenn man einmal einsehen wird, wie stark als einer der Grundimpulse der ganzen modernen proletarischen
sozialen Bewegung in den Instinkten, in den unterbewußten Empfindungen des modernen Proletariers ein
Abscheu davor lebt, dass er seine Arbeitskraft dem Arbeitgeber ebenso verkaufen muß, wie man auf dem
Markte Waren verkauft, der Abscheu davor, dass auf dem Arbeitskräftemarkt nach Angebot und Nachfrage
seine Arbeitskraft ihre Rolle spielt, wie die Ware auf dem Markte unter Angebot und Nachfrage, wenn man
darauf kommen wird, welche Bedeutung dieser Abscheu vor der Ware Arbeitskraft in der modernen sozialen
Bewegung hat, wenn man ganz unbefangen darauf blicken wird, daß, was da wirkt, auch nicht eindringlich
und radikal genug von den sozialistischen Theorien ausgesprochen wird, dann wir man zu dem ersten
Impuls, dem ideologisch empfundenen Geistesleben, den zweiten gefunden haben, von dem gesagt werden
muß, dass er heute die soziale Frage zu einer drängenden, ja brennenden macht.
Im Altertum gab es Sklaven. Der ganze Mensch wurde wie eine Ware verkauft. Etwas weniger vom
Menschen, aber doch eben ein Teil des Menschenwesens selber wurde in den Wirtschaftsprozeß
eingegliedert durch die Leibeigenschaft. Der Kapitalismus ist die Macht geworden, die noch einem Rest des
Menschenwesens den Charakter der Ware aufdrückt: der Arbeitskraft. Ich will hier nicht sagen, dass diese
Tatsache nicht bemerkt worden sei. Im Gegenteil, sie wird im sozialen Leben der Gegenwart als eine
fundamentale Tatsache empfunden. Sie wird als etwas gefühlt, was gewichtig in der modernen sozialen
Bewegung wirkt. Aber man lenkt, indem man sie betrachtet, den Blick lediglich auf das Wirtschaftsleben.
Man macht die Frage über den Warencharakter zu einer bloßen Wirtschaftsfrage. Man glaubt, dass aus dem
Wirtschaftsleben heraus selbst die Kräfte kommen müssen, welche einen Zustand herbeiführen, durch den
der Proletarier nicht mehr die Eingliederung seiner Arbeitskraft in den sozialen Organismus als seiner
unwürdig empfindet. Man sieht, wie die moderne Wirtschaftsform in der neueren geschichtlichen
Entwickelung der Menschheit heraufgezogen ist. Man sieht auch, dass diese Wirtschaftsform der
menschlichen Arbeitskraft den Charakter der Ware aufgeprägt hat. Aber man sieht nicht, wie es im
Wirtschaftsleben selbst liegt, dass alles ihm Eingegliederte zur Ware werden muß. In der Erzeugung und in
dem zweckmäßigen Verbrauch von Waren besteht das Wirtschaftsleben. Man kann nicht die menschliche
Arbeitskraft des Warencharakters entkleiden, wenn man nicht die Möglichkeit findet, sie aus dem
Wirtschaftsprozeß herauszureißen. Nicht darauf kann das Bestreben gerichtet sein, den Wirtschaftsprozeß
so umzugestalten, dass in ihm die menschliche Arbeitskraft zu ihrem Rechte kommt, sondern darauf: Wie
bringt man diese Arbeitskraft aus dem Wirtschaftsprozeß heraus, um sie von sozialen Kräften bestimmen zu
lassen, die ihr den Warencharakter nehmen? Der Proletarier ersehnt einen Zustand des Wirtschaftslebens,
in dem seine Arbeitskraft ihre angemessene Stellung einnimmt. Er ersehnt ihn deshalb, weil er nicht sieht,
dass der Warencharakter seiner Arbeitskraft wesentlich von seinem völligen Eingespanntsein in den
Wirtschaftsprozeß herrührt. Dadurch, dass er seine Arbeitskraft diesem Prozeß überliefern muß, geht er mit
seinem ganzen Menschen in demselben auf. Der Wirtschaftsprozeß strebt so lange durch seinen eigenen
Charakter danach, die Arbeitskraft in der zweckmäßigsten Art zu verbrauchen, wie in ihm Waren verbraucht
werden, so lange man die Regelung der Arbeitskraft in ihm liegen läßt. Wie hypnotisiert durch die Macht des
modernen Wirtschaftslebens, richtet man den Blick allein auf das, was in diesem wirken kann. Man wird
durch diese Blickrichtung nie finden, wie Arbeitskraft nicht mehr Ware zu sein braucht. Denn eine andere
Wirtschaftsform wird diese Arbeitskraft nur in einer andern Art zur Ware machen. Die Arbeitsfrage kann man
nicht in ihrer wahren Gestalt zu einem Teile der sozialen Frage machen, solange man nicht sieht, dass im
Wirtschaftsleben Warenerzeugung, Warenaustausch und Warenkonsumtion nach Gesetzen vor sich gehen,
die durch Interessen bestimmt werden, deren Machtbereich nicht über die menschliche Arbeitskraft
ausgedehnt werden soll.
Das neuzeitliche Denken hat nicht trennen gelernt die ganz verschiedenen Arten, wie sich auf der einen
Seite dasjenige in das Wirtschaftsleben eingliedert, was als Arbeitskraft an den Menschen gebunden ist, und
auf der andern Seite dasjenige, was, seinem Ursprunge nach, unverbunden mit dem Menschen auf den
Wegen sich bewegt, welche die Ware nehmen muss von ihrer Erzeugung bis zu ihrem Verbrauch. Wird sich
durch eine in dieser Richtung gehende gesunde Denkungsart die wahre Gestalt der Arbeitsfrage einerseits
zeigen, so wird anderseits sich durch diese Denkart auch erweisen, welche Stellung das Wirtschaftsleben im
gesunden sozialen Organismus einnehmen soll.
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Man sieht schon hieraus, dass die “soziale Frage” sich in drei besondere Fragen gliedert. Durch die erste
wird auf die gesunde Gestalt des Geisteslebens im sozialen Organismus zu deuten sein; durch die zweite
wird das Arbeitsverhältnis in seiner rechten Eingliederung in das Gemeinschaftsleben zu betrachten sein;
und als drittes wird sich ergeben können, wie das Wirtschaftsleben in diesem Leben wirken soll.
II. Die vom Leben geforderten wirklichkeitsgemäßen Lösungsversuche für die
sozialen Fragen und Notwendigkeiten
Man kann das Charakteristische, das gerade zu der besondern Gestalt der sozialen Frage in der neueren
Zeit geführt hat, wohl so aussprechen, dass man sagt: Das Wirtschaftsleben, von der Technik getragen, der
moderne Kapitalismus, sie haben mit einer gewissen naturhaften Selbstverständlichkeit gewirkt und die
moderne Gesellschaft in eine gewisse innere Ordnung gebracht. Neben der Inanspruchnahme der
menschlichen Aufmerksamkeit für dasjenige, was Technik und Kapitalismus gebracht haben, ist die
Aufmerksamkeit abgelenkt worden für andere Zweige, andere Gebiete des sozialen Organismus. Diesen
muss ebenso notwendig vom menschlichen Bewußtsein aus die rechte Wirksamkeit angewiesen werden,
wenn der soziale Organismus gesund sein soll.
Ich darf, um dasjenige, was hier gerade als treibende Impulse einer umfassenden, allseitigen Beobachtung
über die soziale Frage charakterisiert werden soll, deutlich zu sagen, vielleicht von einem Vergleich
ausgehen. Aber es wird zu beachten sein, dass mit diesem Vergleich nichts anderes gemeint sein soll als
eben ein Vergleich. Ein solcher kann unterstützen das menschliche Verständnis, um es gerade in diejenige
Richtung zu bringen, welche notwendig ist, um sich Vorstellungen zu machen über die Gesundung des
sozialen Organismus. Wer von dem hier eingenommenen Gesichtspunkt betrachten muss den
kompliziertesten natürlichen Organismus, den menschlichen Organismus, der muss seine Aufmerksamkeit
darauf richten, dass die ganze Wesenheit dieses menschlichen Organismus drei nebeneinander wirksame
Systeme aufzuweisen hat, von denen jedes mit einer gewissen Selbständigkeit wirkt. Diese drei
nebeneinander wirksamen Systeme kann man etwa in folgender Weise kennzeichnen. Im menschlichen
natürlichen Organismus wirkt als ein Gebiet dasjenige System, welches in sich schließt Nervenleben und
Sinnesleben. Man könnte es auch nach dem wichtigsten Gliede des Organismus, wo Nerven- und
Sinnesleben gewissermaßen zentralisiert sind, den Kopforganismus nennen.
Als zweites Glied der menschlichen Organisation hat man anzuerkennen, wenn man ein wirkliches
Verständnis für sie erwerben will, das, was ich nennen möchte das rhythmische System. Es besteht aus
Atmung, Blutzirkulation, aus all dem, was sich ausdrückt in rhythmischen Vorgängen des menschlichen
Organismus.
Als drittes System hat man dann anzuerkennen alles, was als Organe und Tätigkeiten zusammenhängt mit
dem eigentlichen Stoffwechsel.
In diesen drei Systemen ist enthalten alles dasjenige, was in gesunder Art unterhält, wenn es aufeinander
organisiert ist, den Gesamtvorgang des menschlichen Organismus60.
60 Die hier gemeinte Gliederung ist nicht eine solche nach räumlich abgrenzbaren Leibesgliedern, sondern
eine solche nach Tätigkeiten (Funktionen) des Organismus. “Kopforganismus” ist nur zu gebrauchen, wenn
man sich bewußt ist, dass im Kopfe in erster Linie das Nerven-Sinnesleben zentralisiert ist. Doch ist natürlich
im Kopfe auch die rhythmische und die Stoffwechseltätigkeit vorhanden, wie in den andern Leibesgliedern
die Nerven-Sinnestätigkeit vorhanden ist. Trotzdem sind die drei Arten der Tätigkeit ihrer Wesenheit nach
streng voneinander geschieden. Ich habe versucht, in vollem Einklange mit all dem, was
naturwissenschaftliche Forschung schon heute sagen kann, diese Dreigliederung des menschlichen
natürlichen Organismus wenigstens zunächst skizzenweise in meinem Buche “Von Seelenrätseln” zu
charakterisieren. Ich bin mir klar darüber, dass Biologie, Physiologie, die gesamte Naturwissenschaft mit
Bezug auf den Menschen in der allernächsten Zeit zu einer solchen Betrachtung des menschlichen
Organismus hindrängen werden, welche durchschaut, wie diese drei Glieder - Kopfsystem,
Zirkulationssystem oder Brustsystem und Stoffwechselsystem - dadurch den Gesamtvorgang im
menschlichen Organismus aufrechterhalten, dass sie in einer gewissen Selbständigkeit wirken, dass nicht
eine absolute Zentralisation des menschlichen Organismus vorliegt, dass auch jedes dieser Systeme ein
besonderes, für sich bestehendes Verhältnis zur Außenwelt hat. Das Kopfsystem durch die Sinne, das
Zirkulationssystem oder rhythmische System durch die Atmung, und das Stoffwechselsystem durch die
Ernährungs- und Bewegungsorgane.
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Man ist mit Bezug auf naturwissenschaftliche Methoden noch nicht ganz so weit, um dasjenige, was ich hier
angedeutet habe, was aus geisteswissenschaftlichen Untergründen heraus für die Naturwissenschaft von
mir zu verwerten gesucht worden ist, auch schon innerhalb der naturwissenschaftlichen Kreise selbst zur
allgemeinen Anerkennung in einem solchen Grade zu bringen, wie das wünschenswert für den
Erkenntnisfortschritt erscheinen kann. Das bedeutet aber: Unsere Denkgewohnheiten, unsere ganze Art, die
Welt vorzustellen, ist noch nicht vollständig angemessen dem, was zum Beispiel im menschlichen
Organismus sich als die innere Wesenheit des Naturwirkens darstellt. Man könnte nun wohl sagen: Nun ja,
die Naturwissenschaft kann warten, sie wird nach und nach ihren Idealen zueilen, sie wird schon dahin
kommen, solch eine Betrachtungsweise als die ihrige anzuerkennen. Aber mit Bezug auf die Betrachtung
und namentlich das Wirken des sozialen Organismus kann man nicht warten. Da muss nicht nur bei
irgendwelchen Fachmännern, sondern da muss in jeder Menschenseele - denn jede Menschenseele nimmt
teil an der Wirksamkeit für den sozialen Organismus - wenigstens eine instinktive Erkenntnis von dem
vorhanden sein, was diesem sozialen Organismus notwendig ist. Ein gesundes Denken und Empfinden, ein
gesundes Wollen und Begehren mit Bezug auf die Gestaltung des sozialen Organismus kann sich nur
entwickeln, wenn man, sei es auch mehr oder weniger bloß instinktiv, sich klar darüber ist, dass dieser
soziale Organismus, soll er gesund sein, ebenso dreigliedrig sein muss wie der natürliche Organismus.
Es ist nun, seit Schäffle sein Buch geschrieben hat über den Bau des sozialen Organismus, versucht
worden, Analogien aufzusuchen zwischen der Organisation eines Naturwesens - sagen wir, der
Organisation des Menschen - und der menschlichen Gesellschaft als solcher. Man hat feststellen wollen,
was im sozialen Organismus die Zelle ist, was Zellengefüge sind, was Gewebe sind und so weiter! Noch vor
kurzem ist ja ein Buch erschienen von Meray, “Weltmutation”, in dem gewisse naturwissenschaftliche
Tatsachen und naturwissenschaftliche Gesetze einfach übertragen werden auf - wie man meint - den
menschlichen Gesellschaftsorganismus. Mit all diesen Dingen, mit all diesen Analogie-Spielereien hat
dasjenige, was hier gemeint ist, absolut nichts zu tun. Und wer meint, auch in diesen Betrachtungen werde
ein solches Analogienspiel zwischen dem natürlichen Organismus und dem gesellschaftlichen getrieben, der
wird dadurch nur beweisen, dass er nicht in den Geist des hier Gemeinten eingedrungen ist. Denn nicht wird
hier angestrebt, irgendeine für naturwissenschaftliche Tatsachen passende Wahrheit herüber zu verpflanzen
auf den sozialen Organismus; sondern das völlig andere, dass das menschliche Denken, das menschliche
Empfinden lerne, das Lebensmögliche an der Betrachtung des naturgemäßen Organismus zu empfinden
und dann diese Empfindungsweise anwenden könne auf den sozialen Organismus. Wenn man einfach das,
was man glaubt gelernt zu haben am natürlichen Organismus, überträgt auf den sozialen Organismus, wie
es oft geschieht, so zeigt man damit nur, dass man sich nicht die Fähigkeiten aneignen will, den sozialen
Organismus ebenso selbständig, ebenso für sich zu betrachten, nach dessen eigenen Gesetzen zu
forschen, wie man dies nötig hat für das Verständnis des natürlichen Organismus. In dem Augenblicke, wo
man wirklich sich objektiv, wie sich der Naturforscher gegenüberstellt dem natürlichen Organismus, dem
sozialen Organismus in seiner Selbständigkeit gegenüberstellt, um dessen eigene Gesetze zu empfinden, in
diesem Augenblicke hört gegenüber dem Ernst der Betrachtung jedes Analogiespiel auf.
Man könnte auch denken, der hier gegebenen Darstellung liege der Glaube zugrunde, der soziale
Organismus solle von einer grauen, der Naturwissenschaft nachgebildeten Theorie aus “aufgebaut” werden.
Das aber liegt dem, wovon hier gesprochen wird, so ferne wie nur möglich. Auf ganz anderes soll
hingedeutet werden. Die gegenwärtige geschichtliche Menschheitskrisis fordert, dass gewisse
Empfindungen entstehen in jedem einzelnen Menschen, dass die Anregung zu diesen Empfindungen von
dem Erziehungs- und Schulsystem so gegeben werde, wie diejenige zur Erlernung der vier Rechnungsarten.
Was bisher ohne die bewußte Aufnahme in das menschliche Seelenleben die alten Formen des sozialen
Organismus ergeben hat, das wird in der Zukunft nicht mehr wirksam sein. Es gehört zu den
Entwickelungsimpulsen, die von der Gegenwart an neu in das Menschenleben eintreten wollen, dass die
angedeuteten Empfindungen von dem einzelnen Menschen so gefordert werden, wie seit langem eine
gewisse Schulbildung gefordert wird. dass man gesund empfinden lernen müsse, wie die Kräfte des sozialen
Organismus wirken sollen, damit dieser lebensfähig sich erweist, das wird, von der Gegenwart an, von dem
Menschen gefordert. Man wird sich ein Gefühl davon aneignen müssen, dass es ungesund, antisozial ist,
nicht sich mit solchen Empfindungen in diesen Organismus hineinstellen zu wollen.
Man kann heute von “Sozialisierung” als von dem reden hören, was der Zeit nötig ist. Diese Sozialisierung
wird kein Heilungsprozeß, sondern ein Kurpfuscherprozeß am sozialen Organismus sein, vielleicht sogar ein
Zerstörungsprozeß, wenn nicht in die menschlichen Herzen, in die menschlichen Seelen einzieht wenigstens
die instinktive Erkenntnis von der Notwendigkeit der Dreigliederung des sozialen Organismus. Dieser soziale
Organismus muß, wenn er gesund wirken soll, drei solche Glieder gesetzmäßig ausbilden.
Eines dieser Glieder ist das Wirtschaftsleben. Hier soll mit seiner Betrachtung begonnen werden, weil es
sich ja ganz augenscheinlich, alles übrige Leben beherrschend, durch die moderne Technik und den
modernen Kapitalismus in die menschliche Gesellschaft hereingebildet hat. Dieses ökonomische Leben
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muss ein selbständiges Glied für sich innerhalb des sozialen Organismus sein, so relativ selbständig, wie
das Nerven-Sinnes-System im menschlichen Organismus relativ selbständig ist. Zu tun hat es dieses
Wirtschaftsleben mit all dem, was Warenproduktion, Warenzirkulation, Warenkonsum ist.
Als zweites Glied des sozialen Organismus ist zu betrachten das Leben des öffentlichen Rechtes, das
eigentliche politische Leben. Zu ihm gehört dasjenige, das man im Sinne des alten Rechtsstaates als das
eigentliche Staatsleben bezeichnen könnte. Während es das Wirtschaftsleben mit all dem zu tun hat, was
der Mensch braucht aus der Natur und aus seiner eigenen Produktion heraus, mit Waren, Warenzirkulation
und Warenkonsum, kann es dieses zweite Glied des sozialen Organismus nur zu tun haben mit all dem, was
sich aus rein menschlichen Untergründen heraus auf das Verhältnis des Menschen zum Menschen bezieht.
Es ist wesentlich für die Erkenntnis der Glieder des sozialen Organismus, dass man weiß, welcher
Unterschied besteht zwischen dem System des öffentlichen Rechtes, das es nur zu tun haben kann aus
menschlichen Untergründen heraus mit dem Verhältnis von Mensch zu Mensch, und dem WirtschaftsSystem, das es nur zu tun hat mit Warenproduktion, Warenzirkulation, Warenkonsum. Man muss dieses im
Leben empfindend unterscheiden, damit sich als Folge dieser Empfindung das Wirtschafts- von dem
Rechtsleben scheidet, wie im menschlichen natürlichen Organismus die Tätigkeit der Lunge zur
Verarbeitung der äußeren Luft sich abscheidet von den Vorgängen im Nerven-Sinnesleben.
Als drittes Glied, das ebenso selbständig sich neben die beiden andern Glieder hinstellen muß, hat man im
sozialen Organismus das aufzufassen, was sich auf das geistige Leben bezieht. Noch genauer könnte man
sagen, weil vielleicht die Bezeichnung “geistige Kultur” oder alles das, was sich auf das geistige Leben
bezieht, durchaus nicht ganz genau ist: alles dasjenige, was beruht auf der natürlichen Begabung des
einzelnen menschlichen Individuums, was hineinkommen muss in den sozialen Organismus auf Grundlage
dieser natürlichen, sowohl der geistigen wie der physischen Begabung des einzelnen menschlichen
Individuums. Das erste System, das Wirtschaftssystem, hat es zu tun mit all dem, was da sein muß, damit
der Mensch sein materielles Verhältnis zur Außenwelt regeln kann. Das zweite System hat es zu tun mit
dem, was da sein muss im sozialen Organismus wegen des Verhältnisses von Mensch zu Mensch. Das
dritte System hat zu tun mit all dem, was hervorsprießen muss und eingegliedert werden muss in den
sozialen Organismus aus der einzelnen menschlichen Individualität heraus.
Ebenso wahr, wie es ist, dass moderne Technik und moderner Kapitalismus unserm gesellschaftlichen
Leben eigentlich in der neueren Zeit das Gepräge gegeben haben, ebenso notwendig ist es, dass diejenigen
Wunden, die von dieser Seite her notwendig der menschlichen Gesellschaft geschlagen worden sind,
dadurch geheilt werden, dass man den Menschen und das menschliche Gemeinschaftsleben in ein richtiges
Verhältnis bringt zu den drei Gliedern dieses sozialen Organismus. Das Wirtschaftsleben hat einfach durch
sich selbst in der neueren Zeit ganz bestimmte Formen angenommen. Es hat durch eine einseitige
Wirksamkeit in das menschliche Leben sich besonders machtvoll hereingestellt. Die andern beiden Glieder
des sozialen Lebens sind bisher nicht in der Lage gewesen, mit derselben Selbstverständlichkeit sich in der
richtigen Weise nach ihren eigenen Gesetzen in den sozialen Organismus einzugliedern. Für sie ist es
notwendig, dass der Mensch aus den oben angedeuteten Empfindungen heraus die soziale Gliederung
vornimmt, jeder an seinem Orte; an dem Orte, an dem er gerade steht. Denn im Sinne derjenigen
Lösungsversuche der sozialen Fragen, die hier gemeint sind, hat jeder einzelne Mensch seine soziale
Aufgabe in der Gegenwart und in der nächsten Zukunft.
Dasjenige, was das erste Glied des sozialen Organismus ist, das Wirtschaftsleben, das ruht zunächst auf
der Naturgrundlage geradeso, wie der einzelne Mensch mit Bezug auf dasjenige, was er für sich durch
Lernen, durch Erziehung, durch das Leben werden kann, ruht auf der Begabung seines geistigen und
körperlichen Organismus. Diese Naturgrundlage drückt einfach dem Wirtschaftsleben und dadurch dem
gesamten sozialen Organismus sein Gepräge auf. Aber diese Naturgrundlage ist da, ohne dass sie durch
irgendeine soziale Organisation, durch irgendeine Sozialisierung in ursprünglicher Art getroffen werden
kann. Sie muss dem Leben des sozialen Organismus so zugrunde gelegt werden, wie bei der Erziehung des
Menschen zugrunde gelegt werden muss die Begabung, die er auf den verschiedenen Gebieten hat, seine
natürliche körperliche und geistige Tüchtigkeit. Von jeder Sozialisierung, von jedem Versuche, dem
menschlichen Zusammenleben eine wirtschaftliche Gestaltung zu geben, muss berücksichtigt werden die
Naturgrundlage. Denn aller Warenzirkulation und auch aller menschlichen Arbeit und auch jeglichem
geistigen Leben liegt zugrunde als ein erstes elementarisches Ursprüngliches dasjenige, was den Menschen
kettet an ein bestimmtes Stück Natur. Man muss über den Zusammenhang des sozialen Organismus mit der
Naturgrundlage denken, wie man mit Bezug auf Lernen beim einzelnen Menschen denken muss über sein
Verhältnis zu seiner Begabung. Man kann gerade sich dieses klarmachen an extremen Fällen. Man braucht
zum Beispiel nur zu bedenken, dass in gewissen Gebieten der Erde, wo die Banane ein naheliegendes
Nahrungsmittel für die Menschen abgibt, in Betracht kommt für das menschliche Zusammenleben dasjenige
an Arbeit, was aufgebracht werden muß, um die Banane von ihrer Ursprungsstätte aus an einen
Bestimmungsort zu bringen und sie zu einem Konsummittel zu machen. Vergleicht man die menschliche
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Arbeit, die aufgebracht werden muß, um die Banane für die menschliche Gesellschaft konsumfähig zu
machen, mit der Arbeit, die aufgebracht werden muß, etwa in unsern Gegenden Mitteleuropas, um den
Weizen konsumfähig zu machen, so ist die Arbeit, die für die Banane notwendig ist, gering gerechnet, eine
dreihundertmal kleinere als beim Weizen.
Gewiß, das ist ein extremer Fall. Aber solche Unterschiede mit Bezug auf das notwendige Maß von Arbeit im
Verhältnis zu der Naturgrundlage sind auch da unter den Produktionszweigen, die in irgendeinem sozialen
Organismus Europas vertreten sind, - nicht in dieser radikalen Verschiedenheit wie bei Banane und Weizen,
aber sie sind als Unterschiede da. So ist es im Wirtschaftsorganismus begründet, dass durch das Verhältnis
des Menschen zur Naturgrundlage seines Wirtschaftens das Maß von Arbeitskraft bedingt ist, das er in den
Wirtschaftsprozeß hineintragen muß. Und man braucht ja nur zum Beispiel zu vergleichen: in Deutschland,
in Gegenden mit mittlerer Ertragsfähigkeit, ist ungefähr das Erträgnis der Weizenkultur so, dass das Siebenbis Achtfache der Aussaat einkommt durch die Ernte; in Chile kommt das Zwölffache herein, in Nordmexiko
kommt das Siebzehnfache ein, in Peru das Zwanzigfache. (Vergleiche Jentsch, Volkswirtschaftslehre, S.64.)
Dieses ganze zusammengehörige Wesen, welches verläuft in Vorgängen, die beginnen mit dem Verhältnis
des Menschen zur Natur, die sich fortsetzen in all dem, was der Mensch zu tun hat, um die Naturprodukte
umzuwandeln und sie bis zur Konsumfähigkeit zu bringen, alle diese Vorgänge und nur diese umschließen
für einen gesunden sozialen Organismus sein Wirtschaftsglied. Dieses steht im sozialen Organismus wie
das Kopfsystem, von dem die individuellen Begabungen bedingt sind, im menschlichen Gesamtorganismus
drinnen steht. Aber wie dieses Kopfsystem von dem Lungen-Herzsystem abhängig ist, so ist das
Wirtschaftssystem von der menschlichen Arbeitsleistung abhängig. Wie nun aber der Kopf nicht selbständig
die Atemregelung hervorbringen kann, so sollte das menschliche Arbeitssystem nicht durch die im
Wirtschaftsleben wirksamen Kräfte selbst geregelt werden.
In dem Wirtschaftsleben steht der Mensch durch seine Interessen darinnen. Diese haben ihre Grundlage in
seinen seelischen und geistigen Bedürfnissen. Wie den Interessen am zweckmäßigsten entsprochen
werden kann innerhalb eines sozialen Organismus, so dass der einzelne Mensch durch diesen Organismus
in der bestmöglichen Art zur Befriedigung seines Interesses kommt, und er auch in vorteilhaftester Art sich in
die Wirtschaft hineinstellen kann: diese Frage muss praktisch in den Einrichtungen des Wirtschaftskörpers
gelöst sein. Das kann nur dadurch sein, dass die Interessen sich wirklich frei geltend machen können und
dass auch der Wille und die Möglichkeit entstehen, das Nötige zu ihrer Befriedigung zu tun. Die Entstehung
der Interessen liegt außerhalb des Kreises, der das Wirtschaftsleben umgrenzt. Sie bilden sich mit der
Entfaltung des seelischen und natürlichen Menschenwesens. dass Einrichtungen bestehen, sie zu
befriedigen, ist die Aufgabe des Wirtschaftslebens. Diese Einrichtungen können es mit nichts anderem zu
tun haben als allein mit der Herstellung und dem Tausch von Waren, das heißt von Gütern, die ihren Wert
durch das menschliche Bedürfnis erhalten. Die Ware hat ihren Wert durch denjenigen, der sie verbraucht.
Dadurch, dass die Ware ihren Wert durch den Verbraucher erhält, steht sie in einer ganz anderen Art im
sozialen Organismus als anderes, das für den Menschen als Angehörigen dieses Organismus Wert hat. Man
sollte unbefangen das Wirtschaftsleben betrachten, in dessen Umkreis Warenerzeugung, Warenaustausch
und Warenverbrauch gehören. Man wird den wesenhaften Unterschied nicht bloß betrachtend bemerken,
welcher besteht zwischen dem Verhältnis von Mensch zu Mensch, indem der eine für den anderen Waren
erzeugt, und demjenigen, das auf einem Rechtsverhältnis beruhen muß. Man wird von der Betrachtung zu
der praktischen Forderung kommen, dass im sozialen Organismus das Rechtsleben völlig von dem
Wirtschaftsleben abgesondert gehalten werden muß. Aus den Tätigkeiten, welche die Menschen innerhalb
der Einrichtungen zu entwickeln haben, die der Warenerzeugung und dem Warenaustausch dienen, können
sich unmittelbar nicht die möglichst besten Impulse ergeben für die rechtlichen Verhältnisse, die unter den
Menschen bestehen müssen. Innerhalb der Wirtschaftseinrichtungen wendet sich der Mensch an den
Menschen, weil der eine dem Interesse des andern dient; grundverschieden davon ist die Beziehung,
welche der eine Mensch zu dem andern innerhalb des Rechtslebens hat.
Man könnte nun glauben, dieser vom Leben geforderten Unterscheidung wäre schon Genüge geschehen,
wenn innerhalb der Einrichtungen, die dem Wirtschaftsleben dienen, auch für die Rechte gesorgt werde,
welche in den Verhältnissen der in dieses Wirtschaftsleben hineingestellten Menschen zueinander bestehen
müssen. - Ein solcher Glaube hat seine Wurzeln nicht in der Wirklichkeit des Lebens. Der Mensch kann nur
dann das Rechtsverhältnis richtig erleben, das zwischen ihm und anderen Menschen bestehen muß, wenn
er dieses Verhältnis nicht auf dem Wirtschaftsgebiet erlebt, sondern auf einem davon völlig getrennten
Boden. Es muss deshalb im gesunden sozialen Organismus neben dem Wirtschaftsleben und in
Selbständigkeit ein Leben sich entfalten, in dem die Rechte entstehen und verwaltet werden, die von
Mensch zu Mensch bestehen. Das Rechtsleben ist aber dasjenige des eigentlichen politischen Gebietes,
des Staates. Tragen die Menschen diejenigen Interessen, denen sie in ihrem Wirtschaftsleben dienen
müssen, in die Gesetzgebung und Verwaltung des Rechtsstaates hinein, so werden die entstehenden
Rechte nur der Ausdruck dieser wirtschaftlichen Interessen sein. Ist der Rechtsstaat selbst Wirtschafter, so
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
verliert er die Fähigkeit, das Rechtsleben der Menschen zu regeln. Denn seine Maßnahmen und
Einrichtungen werden dem menschlichen Bedürfnisse nach Waren dienen müssen; sie werden dadurch
abgedrängt von den Impulsen, die auf das Rechtsleben gerichtet sind.
Der gesunde soziale Organismus erfordert als zweites Glied neben dem Wirtschaftskörper das selbständige
politische Staatsleben. In dem selbständigen Wirtschaftskörper werden die Menschen durch die Kräfte des
wirtschaftlichen Lebens zu Einrichtungen kommen, welche der Warenerzeugung und dem Warenaustausch
in der möglichst besten Weise dienen. In dem politischen Staatskörper werden solche Einrichtungen
entstehen, welche die gegenseitigen Beziehungen zwischen Menschen und Menschengruppen in solcher
Art orientieren, dass dem Rechtsbewußtsein des Menschen entsprochen wird.
Der Gesichtspunkt, von dem aus hier die gekennzeichnete Forderung nach völliger Trennung des
Rechtsstaates von dem Wirtschaftsgebiet gestellt wird, ist ein solcher, der im wirklichen Menschenleben
drinnen liegt. Einen solchen Gesichtspunkt nimmt derjenige nicht ein, der Rechtsleben und Wirtschaftsleben
miteinander verbinden will. Die im wirtschaftlichen Leben stehenden Menschen haben selbstverständlich das
Rechtsbewußtsein; aber sie werden nur aus diesem heraus und nicht aus den wirtschaftlichen Interessen
Gesetzgebung und Verwaltung im Sinne des Rechtes besorgen, wenn sie darüber zu urteilen haben in dem
Rechtsstaat, der als solcher an dem Wirtschaftsleben keinen Anteil hat. Ein solcher Rechtsstaat hat seinen
eigenen Gesetzgebungs- und Verwaltungskörper, die beide nach den Grundsätzen aufgebaut sind, welche
sich aus dem Rechtsbewußtsein der neueren Zeit ergeben. Er wird aufgebaut sein auf den Impulsen im
Menschheitsbewußtsein, die man gegenwärtig die demokratischen nennt. Das Wirtschaftsgebiet wird aus
den Impulsen des Wirtschaftslebens heraus seine Gesetzgebungs- und Verwaltungskörperschaften bilden.
Der notwendige Verkehr zwischen den Leitungen des Rechts- und Wirtschaftskörpers wird erfolgen
annähernd wie gegenwärtig der zwischen den Regierungen souveräner Staatsgebiete. Durch diese
Gliederung wird, was in dem einen Körper sich entfaltet, auf dasjenige, was im andern entsteht, die
notwendige Wirkung ausüben können. Diese Wirkung wird dadurch gehindert, dass das eine Gebiet in sich
selbst das entfalten will, was ihm von dem anderen zufließen soll.
Wie das Wirtschaftsleben auf der einen Seite den Bedingungen der Naturgrundlage (Klima, geographische
Beschaffenheit des Gebietes, Vorhandensein von Bodenschätzen und so weiter) unterworfen ist, so ist es
auf der andern Seite von den Rechtsverhältnissen abhängig, welche der Staat zwischen den
wirtschaftenden Menschen und Menschengruppen schafft. Damit sind die Grenzen dessen bezeichnet, was
die Tätigkeit des Wirtschaftslebens umfassen kann und soll. Wie die Natur Vorbedingungen schafft, die
außerhalb des Wirtschaftskreises liegen und die der wirtschaftende Mensch hinnehmen muss als etwas
Gegebenes, auf das er erst seine Wirtschaft aufbauen kann, so soll alles, was im Wirtschaftsbereich ein
Rechtsverhältnis begründet von Mensch zu Mensch, im gesunden sozialen Organismus durch den
Rechtsstaat seine Regelung erfahren, der wie die Naturgrundlage als etwas dem Wirtschaftsleben
selbständig Gegenüberstehendes sich entfaltet.
In dem sozialen Organismus, der sich im bisherigen geschichtlichen Werden der Menschheit herausgebildet
hat und der durch das Maschinenzeitalter und durch die moderne kapitalistische Wirtschaftsform zu dem
geworden ist, was der sozialen Bewegung ihr Gepräge gibt, umfaßt das Wirtschaftsleben mehr, als es im
gesunden sozialen Organismus umfassen soll. Gegenwärtig bewegt sich in dem wirtschaftlichen Kreislauf, in
dem sich bloß Waren bewegen sollen, auch die menschliche Arbeitskraft, und es bewegen sich auch
Rechte. Man kann gegenwärtig in dem Wirtschaftskörper, der auf der Arbeitsteilung beruht, nicht allein
Waren tauschen gegen Waren, sondern durch denselben wirtschaftlichen Vorgang auch Waren gegen
Arbeit und Waren gegen Rechte. (Ich nenne Ware jede Sache, die durch menschliche Tätigkeit zu dem
geworden ist, als das sie an irgendeinem Orte, an den sie durch den Menschen gebracht wird, ihrem
Verbrauch zugeführt wird. Mag diese Bezeichnung manchem Volkswirtschaftslehrer auch anstößig oder
nicht genügend erscheinen, sie kann zur Verständigung über das, was dem Wirtschaftsleben angehören
soll, ihre guten Dienste tun61.) Wenn jemand durch Kauf ein Grundstück erwirbt, so muss das als ein
Tausch des Grundstückes gegen Waren, für die das Kaufgeld als Repräsentant zu gelten hat, angesehen
werden. Das Grundstück selber aber wirkt im Wirtschaftsleben nicht als Ware. Es steht in dem sozialen
Organismus durch das Recht darinnen, das der Mensch auf seine Benützung hat. Dieses Recht ist etwas
wesentlich anderes als das Verhältnis, in dem sich der Produzent einer Ware zu dieser befindet. In dem
61 Es kommt eben bei einer Darlegung, die im Dienste des Lebens gemacht wird, nicht darauf
Definitionen zu geben, die aus einer Theorie heraus stammen, sondern Ideen, die verbildlichen, was in
Wirklichkeit eine lebensvolle Rolle spielt. “Ware”, im obigen Sinne gebraucht, weist auf etwas hin, was
Mensch erlebt; jeder andere Begriff von “Ware” läßt etwas weg oder fügt etwas hinzu, so dass sich
Begriff mit den Lebensvorgängen in ihrer wahren Wirklichkeit nicht deckt.
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letzteren Verhältnis liegt es wesenhaft begründet, dass es nicht übergreift auf die ganz anders geartete
Beziehung von Mensch zu Mensch, die dadurch hergestellt wird, dass jemandem die alleinige Benützung
eines Grundstückes zusteht. Der Besitzer bringt andere Menschen, die zu ihrem Lebensunterhalt von ihm
zur Arbeit auf diesem Grundstück angestellt werden, oder die darauf wohnen müssen, in Abhängigkeit von
sich. Dadurch, dass man gegenseitig wirkliche Waren tauscht, die man produziert oder konsumiert, stellt sich
eine Abhängigkeit nicht ein, welche in derselben Art zwischen Mensch und Mensch wirkt.
Wer eine solche Lebenstatsache unbefangen durchschaut, dem wird einleuchten, dass sie ihren Ausdruck
finden muss in den Einrichtungen des gesunden sozialen Organismus. Solange Waren gegen Waren im
Wirtschaftsleben ausgetauscht werden, bleibt die Wertgestaltung dieser Waren unabhängig von dem
Rechtsverhältnisse zwischen Personen und Personengruppen. Sobald Waren gegen Rechte eingetauscht
werden, wird das Rechtsverhältnis selbst berührt. Nicht auf den Tausch als solchen kommt es an. Dieser ist
das notwendige Lebenselement des gegenwärtigen, auf Arbeitsteilung ruhenden sozialen Organismus;
sondern es handelt sich darum, dass durch den Tausch des Rechtes mit der Ware das Recht selbst zur
Ware gemacht wird, wenn das Recht innerhalb des Wirtschaftslebens entsteht. Das wird nur dadurch
verhindert, dass im sozialen Organismus einerseits Einrichtungen bestehen, die nur darauf abzielen, den
Kreislauf der Waren in der zweckmäßigsten Weise zu bewirken; und anderseits solche, welche die im
Warenaustausch lebenden Rechte der produzierenden, Handel treibenden und konsumierenden Personen
regeln. Diese Rechte unterscheiden sich ihrem Wesen nach gar nicht von anderen Rechten, die in dem vom
Warenaustausch ganz unabhängigen Verhältnis von Person zu Person bestehen müssen. Wenn ich meinen
Mitmenschen durch den Verkauf einer Ware schädige oder fördere, so gehört das in das gleiche Gebiet des
sozialen Lebens wie eine Schädigung oder Förderung durch eine Tätigkeit oder Unterlassung, die
unmittelbar nicht in einem Warenaustausch zum Ausdruck kommt.
In der Lebenshaltung des einzelnen Menschen fließen die Wirkungen aus den Rechtseinrichtungen mit
denen aus der rein wirtschaftlichen Tätigkeit zusammen. Im gesunden sozialen Organismus müssen sie aus
zwei verschiedenen Richtungen kommen. In der wirtschaftlichen Organisation hat die aus der Erziehung für
einen Wirtschaftszweig und die aus der Erfahrung in demselben gewonnene Vertrautheit mit ihm für die
leitenden Persönlichkeiten die nötigen Gesichtspunkte abzugeben. In der Rechtsorganisation wird durch
Gesetz und Verwaltung verwirklicht, was aus dem Rechtsbewußtsein als Beziehung einzelner Menschen
oder Menschengruppen zueinander gefordert wird. Die Wirtschaftsorganisation wird Menschen mit gleichen
Berufs- oder Konsuminteressen oder mit in anderer Beziehung gleichen Bedürfnissen sich zu
Genossenschaften zusammenschließen lassen, die im gegenseitigen Wechselverkehr die Gesamtwirtschaft
zustande bringen. Diese Organisation wird sich auf assoziativer Grundlage und auf dem Verhältnis der
Assoziationen aufbauen. Diese Assoziationen werden eine bloß wirtschaftliche Tätigkeit entfalten. Die
Rechtsgrundlage, auf der sie arbeiten, kommt ihnen von der Rechtsorganisation zu. Wenn solche
Wirtschaftsassoziationen ihre wirtschaftlichen Interessen in den Vertretungs- und Verwaltungskörpern der
Wirtschaftsorganisation zur Geltung bringen können, dann werden sie nicht den Drang entwickeln, in die
gesetzgebende oder verwaltende Leitung des Rechtsstaates einzudringen (zum Beispiel als Bund der
Landwirte, als Partei der Industriellen, als wirtschaftlich orientierte Sozialdemokratie), um da anzustreben,
was ihnen innerhalb des Wirtschaftslebens zu erreichen nicht möglich ist. Und wenn der Rechtsstaat in gar
keinem Wirtschaftszweige mitwirtschaftet, dann wird er nur Einrichtungen schaffen, die aus dem
Rechtsbewußtsein der zu ihm gehörenden Menschen stammen. Auch wenn in der Vertretung des
Rechtsstaates, wie es ja selbstverständlich ist, dieselben Personen sitzen, die im Wirtschaftsleben tätig sind,
so wird sich durch die Gliederung in Wirtschafts- und in Rechtsleben nicht ein Einfluss des Wirtschafts- auf
das Rechtsleben ergeben können, der die Gesundheit des sozialen Organismus so untergräbt, wie sie
untergraben werden kann, wenn die Staatsorganisation selbst Zweige des Wirtschaftslebens versorgt, und
wenn in derselben die Vertreter des Wirtschaftslebens aus dessen Interessen heraus Gesetze beschließen.
Ein typisches Beispiel von Verschmelzung des Wirtschaftslebens mit dem Rechtsleben bot Österreich mit
der Verfassung, die es sich in den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts gegeben hat. Die
Vertreter des Reichsrates dieses Ländergebietes wurden aus den vier Zweigen des Wirtschaftslebens
heraus gewählt, aus der Gemeinschaft der Großgrundbesitzer, der Handelskammern, der Städte, Märkte
und Industrialorte und der Landgemeinden. Man sieht, dass für diese Zusammensetzung der
Staatsvertretung an gar nichts anderes in erster Linie gedacht wurde, als dass aus der Geltendmachung der
wirtschaftlichen Verhältnisse sich das Rechtsleben ergeben werde. Gewiß ist, dass zu dem gegenwärtigen
Zerfall Österreichs die auseinandertreibenden Kräfte seiner Nationalitäten bedeutsam mitgewirkt haben.
Allein als ebenso gewiß kann es gelten, dass eine Rechtsorganisation, die neben der wirtschaftlichen ihre
Tätigkeit hätte entfalten können, aus dem Rechtsbewußtsein heraus eine Gestaltung des sozialen
Organismus würde entwickelt haben, in der ein Zusammenleben der Völker möglich geworden wäre.
Der gegenwärtig am öffentlichen Leben interessierte Mensch lenkt gewöhnlich seinen Blick auf Dinge, die
erst in zweiter Linie für dieses Leben in Betracht kommen. Er tut dieses, weil ihn seine Denkgewohnheit
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dazu bringt, den sozialen Organismus als ein einheitliches Gebilde aufzufassen. Für ein solches Gebilde
aber kann sich kein ihm entsprechender Wahlmodus finden. Denn bei jedem Wahlmodus müssen sich im
Vertretungskörper die wirtschaftlichen Interessen und die Impulse des Rechtslebens stören. Und was aus
der Störung für das soziale Leben fließt, muss zu Erschütterungen des Gesellschaftsorganismus führen.
Obenan als notwendige Zielsetzung des öffentlichen Lebens muss gegenwärtig das Hinarbeiten auf eine
durchgreifende Trennung des Wirtschaftslebens und der Rechtsorganisation stehen. Indem man sich in
diese Trennung hineinlebt, werden die sich trennenden Organisationen aus ihren eigenen Grundlagen
heraus die besten Arten für die Wahlen ihrer Gesetzgeber und Verwalter finden. In dem, was gegenwärtig
zur Entscheidung drängt, kommen Fragen des Wahlmodus, wenn sie auch als solche von fundamentaler
Bedeutung sind, doch erst in zweiter Linie in Betracht. Wo die alten Verhältnisse noch vorhanden sind, wäre
aus diesen heraus auf die angedeutete Gliederung hinzuarbeiten. Wo das Alte sich bereits aufgelöst hat,
oder in der Auflösung begriffen ist, müßten Einzelpersonen und Bündnisse zwischen Personen die Initiative
zu einer Neugestaltung versuchen, die sich in der gekennzeichneten Richtung bewegt. Von heute zu morgen
eine Umwandlung des öffentlichen Lebens herbeiführen zu wollen, das sehen auch vernünftige Sozialisten
als Schwarmgeisterei an. Solche erwarten die von ihnen gemeinte Gesundung durch eine allmähliche,
sachgemäße Umwandlung. dass aber die geschichtlichen Entwickelungskräfte der Menschheit gegenwärtig
ein vernünftiges Wollen nach der Richtung einer sozialen Neuordnung notwendig machen, das können
jedem Unbefangenen weithinleuchtende Tatsachen lehren.
Wer für “praktisch durchführbar” nur dasjenige hält, an das er sich aus engem Lebensgesichtskreis heraus
gewöhnt hat, der wird das hier Angedeutete für “unpraktisch” halten. Kann er sich nicht bekehren, und behält
er auf irgendeinem Lebensgebiete Einfluß, dann wird er nicht zur Gesundung, sondern zur weiteren
Erkrankung des sozialen Organismus wirken, wie Leute seiner Gesinnung an der Herbeiführung der
gegenwärtigen Zustände gewirkt haben.
Die Bestrebung, mit der führende Kreise der Menschheit begonnen haben und die zur Überleitung gewisser
Wirtschaftszweige (Post, Eisenbahnen und so weiter) in das Staatsleben geführt hat, muss der
entgegengesetzten weichen: der Herauslösung alles Wirtschaftens aus dem Gebiete des politischen
Staatswesens. Denker, welche mit ihrem Wollen glauben, sich in der Richtung nach einem gesunden
sozialen Organismus zu befinden, ziehen die äußerste Folgerung der Verstaatlichungsbestrebungen dieser
bisher leitenden Kreise. Sie wollen die Vergesellschaftung aller Mittel des Wirtschaftslebens, insofern diese
Produktionsmittel sind. Eine gesunde Entwickelung wird dem wirtschaftlichen Leben seine Selbständigkeit
geben und dem politischen Staate die Fähigkeit, durch die Rechtsordnung auf den Wirtschaftskörper so zu
wirken, dass der einzelne Mensch seine Eingliederung in den sozialen Organismus nicht im Widerspruche
mit seinem Rechtsbewußtsein empfindet.
Man kann durchschauen, wie die hier vorgebrachten Gedanken im wirklichen Leben der Menschheit
begründet sind, wenn man den Blick auf die Arbeit lenkt, welche der Mensch für den sozialen Organismus
durch seine körperliche Arbeitskraft verrichtet. Innerhalb der kapitalistischen Wirtschaftsform hat sich diese
Arbeit dem sozialen Organismus so eingegliedert, dass sie durch den Arbeitgeber wie eine Ware dem
Arbeitnehmer abgekauft wird. Ein Tausch wird eingegangen zwischen Geld (als Repräsentant der Waren)
und Arbeit. Aber ein solcher Tausch kann sich in Wirklichkeit gar nicht vollziehen. Er scheint sich nur zu
vollziehen62. In Wirklichkeit nimmt der Arbeitgeber von dem Arbeiter Waren entgegen, die nur entstehen
können, wenn der Arbeiter seine Arbeitskraft für die Entstehung hingibt. Aus dem Gegenwert dieser Waren
erhält der Arbeiter einen Anteil, der Arbeitgeber den andern. Die Produktion der Waren erfolgt durch das
Zusammenwirken des Arbeitgebers und Arbeitnehmers. Das Produkt des gemeinsamen Wirkens geht erst in
den Kreislauf des Wirtschaftslebens über. Zur Herstellung des Produktes ist ein Rechtsverhältnis zwischen
Arbeiter und Unternehmer notwendig. Dieses kann aber durch die kapitalistische Wirtschaftsart in ein
solches verwandelt werden, welches durch die wirtschaftliche Übermacht des Arbeitgebers über den
Arbeiter bedingt ist. Im gesunden sozialen Organismus muss zutage treten, dass die Arbeit nicht bezahlt
werden kann. Denn diese kann nicht im Vergleich mit einer Ware einen wirtschaftlichen Wert erhalten. Einen
solchen hat erst die durch Arbeit hervorgebrachte Ware im Vergleich mit andern Waren. Die Art, wie, und
das Maß, in dem ein Mensch für den Bestand des sozialen Organismus zu arbeiten hat, müssen aus seiner
Fähigkeit heraus und aus den Bedingungen eines menschenwürdigen Daseins geregelt werden. Das kann
nur geschehen, wenn diese Regelung von dem politischen Staate aus in Unabhängigkeit von den
Verwaltungen des Wirtschaftslebens geschieht.
62 Es ist durchaus möglich, dass im Leben Vorgänge nicht nur in einem falschen Sinne erklärt werden,
sondern dass sie sich in einem falschen Sinne vollziehen. Geld und Arbeit sind keine austauschbaren Werte,
sondern nur Geld und Arbeitserzeugnis. Gebe ich daher Geld für Arbeit, so tue ich etwas Falsches. Ich
schaffe einen Scheinvorgang. Denn in Wirklichkeit kann ich nur Geld für Arbeitserzeugnis geben.
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Durch eine solche Regelung wird der Ware eine Wertunterlage geschaffen, die sich vergleichen läßt mit der
andern, die in den Naturbedingungen besteht. Wie der Wert einer Ware gegenüber einer andern dadurch
wächst, dass die Gewinnung der Rohprodukte für dieselbe schwieriger ist als für die andere, so muss der
Warenwert davon abhängig werden, welche Art und welches Maß von Arbeit zum Hervorbringen der Ware
nach der Rechtsordnung aufgebracht werden dürfen63.
Das Wirtschaftsleben wird auf diese Weise von zwei Seiten her seinen notwendigen Bedingungen
unterworfen: von Seite der Naturgrundlage, welche die Menschheit hinnehmen muß, wie sie ihr gegeben ist,
und von Seite der Rechtsgrundlage, die aus dem Rechtsbewußtsein heraus auf dem Boden des vom
Wirtschaftsleben unabhängigen politischen Staates geschaffen werden soll.
Es ist leicht einzusehen, dass durch eine solche Führung des sozialen Organismus der wirtschaftliche
Wohlstand sinken und steigen wird je nach dem Maß von Arbeit, das aus dem Rechtsbewußtsein heraus
aufgewendet wird. Allein eine solche Abhängigkeit des volkswirtschaftlichen Wohlstandes ist im gesunden
sozialen Organismus notwendig. Sie allein kann verhindern, dass der Mensch durch das Wirtschaftsleben so
verbraucht werde, dass er sein Dasein nicht mehr als menschenwürdig empfinden kann. Und auf dem
Vorhandensein der Empfindung eines menschenunwürdigen Daseins beruhen in Wahrheit alle
Erschütterungen im sozialen Organismus.
Eine Möglichkeit, den volkswirtschaftlichen Wohlstand von der Rechtsseite her nicht allzu stark zu
vermindern, besteht in einer ähnlichen Art, wie eine solche zur Aufbesserung der Naturgrundlage. Man kann
einen wenig ertragreichen Boden durch technische Mittel ertragreicher machen; man kann, veranlaßt durch
die allzu starke Verminderung des Wohlstandes, die Art und das Maß der Arbeit ändern. Aber diese
Änderung soll nicht aus dem Kreislauf des Wirtschaftslebens unmittelbar erfolgen, sondern aus der Einsicht,
die sich auf dem Boden des vom Wirtschaftsleben unabhängigen Rechtslebens entwickelt.
In alles, was durch das Wirtschaftsleben und das Rechtsbewußtsein in der Organisation des sozialen
Lebens hervorgebracht wird, wirkt hinein, was aus einer dritten Quelle stammt: aus den individuellen
Fähigkeiten des einzelnen Menschen. Dieses Gebiet umfaßt alles von den höchsten geistigen Leistungen
bis zu dem, was in Menschenwerke einfließt durch die bessere oder weniger gute körperliche Eignung des
Menschen für Leistungen, die dem sozialen Organismus dienen. Was aus dieser Quelle stammt, muss in
den gesunden sozialen Organismus auf ganz andere Art einfließen, als dasjenige, was im Warenaustausch
lebt, und was aus dem Staatsleben fließen kann. Es gibt keine andere Möglichkeit, diese Aufnahme in
gesunder Art zu bewirken, als sie von der freien Empfänglichkeit der Menschen und von den Impulsen, die
aus den individuellen Fähigkeiten selbst kommen, abhängig sein zu lassen. Werden die durch solche
Fähigkeiten erstehenden Menschenleistungen vom Wirtschaftsleben oder von der Staatsorganisation
künstlich beeinflußt, so wird ihnen die wahre Grundlage ihres eigenen Lebens zum größten Teile entzogen.
Diese Grundlage kann nur in der Kraft bestehen, welche die Menschenleistungen aus sich selbst entwickeln
müssen. Wird die Entgegennahme solcher Leistungen vom Wirtschaftsleben unmittelbar bedingt, oder vom
Staate organisiert, so wird die freie Empfänglichkeit für sie gelähmt. Sie ist aber allein geeignet, sie in
gesunder Form in den sozialen Organismus einfließen zu lassen. Für das Geistesleben, mit dem auch die
Entwickelung der anderen individuellen Fähigkeiten im Menschenleben durch unübersehbar viele Fäden
zusammenhängt, ergibt sich nur eine gesunde Entwickelungsmöglichkeit, wenn es in der Hervorbringung auf
seine eigenen Impulse gestellt ist, und wenn es in verständnisvollem Zusammenhange mit den Menschen
steht, die seine Leistungen empfangen.
Worauf hier als auf die gesunden Entwickelungsbedingungen des Geisteslebens gedeutet wird, das wird
gegenwärtig nicht durchschaut, weil der rechte Blick dafür getrübt ist durch die Verschmelzung eines großen
Teiles dieses Lebens mit dem politischen Staatsleben. Diese Verschmelzung hat sich im Laufe der letzten
Jahrhunderte ergeben und man hat sich in sie hineingewöhnt. Man spricht ja wohl von “Freiheit der
Wissenschaft und des Lehrens”. Aber man betrachtet es als selbstverständlich, dass der politische Staat die
“freie Wissenschaft” und das “freie Lehren” verwaltet. Man entwickelt keine Empfindung dafür, wie dieser
Staat dadurch das Geistesleben von seinen staatlichen Bedürfnissen abhängig macht. Man denkt, der Staat
schafft die Stellen, an denen gelehrt wird; dann können diejenigen, welche diese Stellen einnehmen, das
Geistesleben “frei” entfalten. Man beachtet, indem man sich an eine solche Meinung gewöhnt, nicht, wie eng
verbunden der Inhalt des geistigen Lebens ist mit dem innersten Wesen des Menschen, in dem er sich
entfaltet. Wie diese Entfaltung nur dann eine freie sein kann, wenn sie durch keine andern Impulse in den
sozialen Organismus hineingestellt ist als allein durch solche, die aus dem Geistesleben selbst kommen.
63 Ein solches Verhältnis der Arbeit zur Rechtsordnung wird die im Wirtschaftsleben tätigen Assoziationen
nötigen, mit dem, was “rechtens ist” als mit einer Voraussetzung zu rechnen. Doch wird dadurch erreicht,
dass die Wirtschaftsorganisation vom Menschen, nicht der Mensch von der Wirtschaftsordnung abhängig ist.
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Durch die Verschmelzung mit dem Staatsleben hat eben nicht nur die Verwaltung der Wissenschaft und des
Teiles des Geisteslebens, der mit ihr zusammenhängt, in den letzten Jahrhunderten das Gepräge erhalten,
sondern auch der Inhalt selbst. Gewiß, was in Mathematik oder Physik produziert wird, kann nicht
unmittelbar vom Staate beeinflußt werden. Aber man denke an die Geschichte, an die andern
Kulturwissenschaften. Sind sie nicht ein Spiegelbild dessen geworden, was sich aus dem Zusammenhang
ihrer Träger mit dem Staatsleben ergeben hat, aus den Bedürfnissen dieses Lebens heraus? Gerade durch
diesen ihnen aufgeprägten Charakter haben die gegenwärtigen wissenschaftlich orientierten, das
Geistesleben beherrschenden Vorstellungen auf das Proletariat als Ideologie gewirkt. Dieses bemerkte, wie
ein gewisser Charakter den Menschengedanken aufgeprägt wird durch die Bedürfnisse des Staatslebens, in
welchem den Interessen der leitenden Klassen entsprochen wird. Ein Spiegelbild der materiellen Interessen
und Interessenkämpfe sah der proletarisch Denkende. Das erzeugte in ihm die Empfindung, alles
Geistesleben sei Ideologie, sei Spiegelung der ökonomischen Organisation.
Eine solche, das geistige Leben des Menschen verödende Anschauung hört auf, wenn die Empfindung
entstehen kann: Im geistigen Gebiet waltet eine über das materielle Außenleben hinausgehende
Wirklichkeit, die ihren Inhalt in sich selber trägt. Es ist unmöglich, dass eine solche Empfindung ersteht,
wenn das Geistesleben nicht aus seinen eigenen Impulsen heraus sich innerhalb des sozialen Organismus
frei entfaltet und verwaltet. Nur solche Träger des Geisteslebens, die innerhalb einer derartigen Entfaltung
und Verwaltung stehen, haben die Kraft, diesem Leben das ihm gebührende Gewicht im sozialen
Organismus zu verschaffen. Kunst, Wissenschaft, Weltanschauung und alles, was damit zusammenhängt,
bedarf einer solchen selbständigen Stellung in der menschlichen Gesellschaft. Denn im geistigen Leben
hängt alles zusammen. Die Freiheit des einen kann nicht ohne die Freiheit des andern gedeihen Wenn auch
Mathematik und Physik in ihrem Inhalt nicht von den Bedürfnissen des Staates unmittelbar zu beeinflussen
sind: Was man von ihnen entwickelt, wie die Menschen über ihren Wert denken, welche Wirkung ihre Pflege
auf das ganze übrige Geistesleben haben kann, und vieles andere wird durch diese Bedürfnisse bedingt,
wenn der Staat Zweige des Geisteslebens verwaltet. Es ist ein anderes, wenn der die niederste Schulstufe
versorgende Lehrer den Impulsen des Staatslebens folgt; ein anderes, wenn er diese Impulse erhält aus
einem Geistesleben heraus, das auf sich selbst gestellt ist. Die Sozialdemokratie hat auch auf diesem
Gebiete nur die Erbschaft aus den Denkgewohnheiten und Gepflogenheiten der leitenden Kreise
übernommen. Sie betrachtet es als ihr Ideal, das geistige Leben in den auf das Wirtschaftsleben gebauten
Gesellschaftskörper einzubeziehen. Sie könnte, wenn sie dieses von ihr gesetzte Ziel erreichte, damit den
Weg nur fortsetzen, auf dem das Geistesleben seine Entwertung gefunden hat. Sie hat eine richtige
Empfindung einseitig entwickelt mit ihrer Forderung: Religion müsse Privatsache sein. Denn im gesunden
sozialen Organismus muss alles Geistesleben dem Staate und der Wirtschaft gegenüber in dem hier
angedeuteten Sinn “Privatsache” sein. Aber die Sozialdemokratie geht bei der Überweisung der Religion auf
das Privatgebiet nicht von der Meinung aus, dass einem geistigen Gute dadurch eine Stellung innerhalb des
sozialen Organismus geschaffen werde, durch die es zu einer wünschenswerteren, höheren Entwickelung
kommen werde als unter dem Einfluss des Staates. Sie ist der Meinung, dass der soziale Organismus durch
seine Mittel nur pflegen dürfe, was ihm Lebensbedürfnis ist. Und ein solches sei das religiöse Geistesgut
nicht. In dieser Art, einseitig aus dem öffentlichen Leben herausgestellt, kann ein Zweig des Geisteslebens
nicht gedeihen, wenn das andere Geistesgut gefesselt ist. Das religiöse Leben der neueren Menschheit wird
in Verbindung mit allem befreiten Geistesleben seine für diese Menschheit seelentragende Kraft entwickeln.
Nicht nur die Hervorbringung, sondern auch die Aufnahme dieses Geisteslebens durch die Menschheit muss
auf dem freien Seelenbedürfnis beruhen. Lehrer, Künstler und so weiter, die in ihrer sozialen Stellung nur im
unmittelbaren Zusammenhange sind mit einer Gesetzgebung und Verwaltung, die aus dem Geistesleben
selbst sich ergeben und die nur von dessen Impulsen getragen sind, werden durch die Art ihres Wirkens die
Empfänglichkeit für ihre Leistungen entwickeln können bei Menschen, welche durch den aus sich wirkenden
politischen Staat davor behütet werden, nur dem Zwang zur Arbeit zu unterliegen, sondern denen das Recht
auch die Muße gibt, welche das Verständnis für geistige Güter weckt. Den Menschen, die sich
“Lebenspraktiker” dünken, mag bei solchen Gedanken der Glaube aufsteigen: Die Menschen werden ihre
Mußezeit vertrinken, und man werde in den Analphabetismus zurückfallen, wenn der Staat für solche Muße
sorgt, und wenn der Besuch der Schule in das freie Verständnis der Menschen gestellt ist. Möchten solche
“Pessimisten” doch abwarten, was wird, wenn die Welt nicht mehr unter ihrem Einfluss steht. Dieser ist nur
allzu oft von einem gewissen Gefühle bestimmt, das ihnen leise zuflüstert, wie sie ihre Muße verwenden,
und was sie nötig hatten, um sich ein wenig “Bildung” anzueignen. Mit der zündenden Kraft, die ein wirklich
auf sich selbst gestelltes Geistesleben im sozialen Organismus hat, können sie ja nicht rechnen, denn das
gefesselte, das sie kennen, hat auf sie nie eine solch zündende Kraft ausüben können.
Sowohl der politische Staat wie das Wirtschaftsleben werden den Zufluß aus dem Geistesleben, den sie
brauchen, von dem sich selbst verwaltenden geistigen Organismus erhalten. Auch die praktische Bildung für
das Wirtschaftsleben wird durch das freie Zusammenwirken desselben mit dem Geistesorganismus ihre
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volle Kraft erst entfalten können. Entsprechend vorgebildete Menschen werden die Erfahrungen, die sie im
Wirtschaftsgebiet machen können, durch die Kraft, die ihnen aus dem befreiten Geistesgut kommt, beleben.
Menschen mit einer aus dem Wirtschaftsleben gewonnenen Erfahrung werden den Übergang finden in die
Geistesorganisation und in derselben befruchtend wirken auf dasjenige, was so befruchtet werden muß.
Auf dem Gebiete des politischen Staates werden sich die notwendigen gesunden Ansichten durch eine
solche freie Wirkung des Geistesgutes bilden. Der handwerklich Arbeitende wird durch den Einfluss eines
solchen Geistesgutes eine ihn befriedigende Empfindung von der Stellung seiner Arbeit im sozialen
Organismus sich aneignen können. Er wird zu der Einsicht kommen, wie ohne die Leitung, welche die
handwerkliche Arbeit zweckentsprechend organisiert, der soziale Organismus ihn nicht tragen kann. Er wird
das Gefühl von der Zusammengehörigkeit seiner Arbeit mit den organisierenden Kräften, die aus der
Entwickelung individueller menschlicher Fähigkeiten stammen, in sich aufnehmen können. Er wird auf dem
Boden des politischen Staates die Rechte ausbilden, welche ihm den Anteil sichern an dem Ertrage der
Waren, die er erzeugt; und er wird in freier Weise dem ihm zukommenden Geistesgut denjenigen Anteil
gönnen, der dessen Entstehung ermöglicht. Auf dem Gebiet des Geisteslebens wird die Möglichkeit
entstehen, dass dessen Hervorbringer von den Erträgnissen ihrer Leistungen auch leben. Was jemand für
sich im Gebiete des Geisteslebens treibt, wird seine engste Privatsache bleiben; was jemand für den
sozialen Organismus zu leisten vermag, wird mit der freien Entschädigung derer rechnen können, denen das
Geistesgut Bedürfnis ist. Wer durch solche Entschädigung innerhalb der Geistesorganisation das nicht
finden kann, was er braucht, wird übergehen müssen zum Gebiet des politischen Staates oder des
Wirtschaftslebens.
In das Wirtschaftsleben fließen ein die aus dem geistigen Leben stammenden technischen Ideen. Sie
stammen aus dem geistigen Leben, auch wenn sie unmittelbar von Angehörigen des Staats- oder
Wirtschaftsgebietes kommen. Daher kommen alle die organisatorischen Ideen und Kräfte, welche das
wirtschaftliche und staatliche Leben befruchten. Die Entschädigung für diesen Zufluß in die beiden sozialen
Gebiete wird entweder auch durch das freie Verständnis derer zustande kommen, die auf diesen Zufluß
angewiesen sind, oder sie wird durch Rechte ihre Regelung finden, welche im Gebiete des politischen
Staates ausgebildet werden. Was dieser politische Staat selber für seine Erhaltung fordert, das wird
aufgebracht werden durch das Steuerrecht. Dieses wird durch eine Harmonisierung der Forderungen des
Rechtsbewußtseins mit denen des Wirtschaftslebens sich ausbilden.
Neben dem politischen und dem Wirtschaftsgebiet muss im gesunden sozialen Organismus das auf sich
selbst gestellte Geistesgebiet wirken. Nach der Dreigliederung dieses Organismus weist die Richtung der
Entwickelungskräfte der neueren Menschheit. Solange das gesellschaftliche Leben im wesentlichen durch
die Instinktkräfte eines großen Teiles der Menschheit sich führen ließ, trat der Drang nach dieser
entschiedenen Gliederung nicht auf. In einer gewissen Dumpfheit des sozialen Lebens wirkte zusammen,
was im Grunde immer aus drei Quellen stammte. Die neuere Zeit fordert ein bewußtes Sichhineinstellen des
Menschen in den Gesellschaftsorganismus. Dieses Bewußtsein kann dem Verhalten und dem ganzen
Leben der Menschen nur dann eine gesunde Gestaltung geben, wenn es von drei Seiten her orientiert ist.
Nach dieser Orientierung strebt in den unbewußten Tiefen des Seelischen die moderne Menschheit; und
was sich als soziale Bewegung auslebt, ist nur der getrübte Abglanz dieses Strebens.
Aus andern Grundlagen heraus, als die sind, in denen wir heute leben, tauchte aus tiefen Untergründen der
menschlichen Natur heraus am Ende des 18. Jahrhunderts der Ruf nach einer Neugestaltung des sozialen
menschlichen Organismus. Da hörte man wie eine Devise dieser Neuorganisation die drei Worte:
Brüderlichkeit, Gleichheit, Freiheit. Nun wohl, derjenige, der sich mit vorurteilslosem Sinn und mit einem
gesunden Menschheitsempfinden einläßt auf die Wirklichkeit der menschlichen Entwickelung, der kann
natürlich nicht anders, als Verständnis haben für alles, worauf diese Worte deuten. Dennoch, es gab
scharfsinnige Denker, welche im Laufe des 19. Jahrhunderts sich Mühe gegeben haben, zu zeigen, wie es
unmöglich ist, in einem einheitlichen sozialen Organismus diese Ideen von Brüderlichkeit, Gleichheit,
Freiheit zu verwirklichen. Solche glaubten zu erkennen, dass sich diese drei Impulse, wenn sie sich
verwirklichen sollen, im sozialen Organismus widersprechen müssen. Scharfsinnig ist nachgewiesen worden
zum Beispiel, wie unmöglich es ist, wenn der Impuls der Gleichheit sich verwirklicht, dass dann auch die in
jedem Menschenwesen notwendig begründete Freiheit zur Geltung komme. Und man kann gar nicht anders
als zustimmen denen, die diesen Widerspruch finden; und doch muss man zugleich aus einem allgemein
menschlichen Empfinden heraus mit jedem dieser drei Ideale Sympathie haben!
Dies Widerspruchsvolle besteht aus dem Grunde, weil die wahre soziale Bedeutung dieser drei Ideale erst
zutage tritt durch das Durchschauen der notwendigen Dreigliederung des sozialen Organismus. Die drei
Glieder sollen nicht in einer abstrakten, theoretischen Reichstags- oder sonstigen Einheit zusammengefügt
und zentralisiert sein. Sie sollen lebendige Wirklichkeit sein. Ein jedes der drei sozialen Glieder soll in sich
zentralisiert sein; und durch ihr lebendiges Nebeneinander- und Zusammenwirken kann erst die Einheit des
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sozialen Gesamtorganismus entstehen. Im wirklichen Leben wirkt eben das scheinbar Widerspruchsvolle zu
einer Einheit zusammen. Daher wird man zu einer Erfassung des Lebens des sozialen Organismus
kommen, wenn man imstande ist, die wirklichkeitsgemäße Gestaltung dieses sozialen Organismus mit
Bezug auf Brüderlichkeit, Gleichheit und Freiheit zu durchschauen. Dann wird man erkennen, dass das
Zusammenwirken der Menschen im Wirtschaftsleben auf derjenigen Brüderlichkeit ruhen muß, die aus den
Assoziationen heraus ersteht. In dem zweiten Gliede, in dem System des öffentlichen Rechts, wo man es zu
tun hat mit dem rein menschlichen Verhältnis von Person zu Person, hat man zu erstreben die
Verwirklichung der Idee der Gleichheit. Und auf dem geistigen Gebiete, das in relativer Selbständigkeit im
sozialen Organismus steht, hat man es zu tun mit der Verwirklichung des Impulses der Freiheit. So
angesehen, zeigen diese drei Ideale ihren Wirklichkeitswert. Sie können sich nicht in einem chaotischen
sozialen Leben realisieren, sondern nur in dem gesunden dreigliedrigen sozialen Organismus. Nicht ein
abstrakt zentralisiertes Sozialgebilde kann durcheinander die Ideale der Freiheit, Gleichheit und
Brüderlichkeit verwirklichen, sondern jedes der drei Glieder des sozialen Organismus kann aus einem dieser
Impulse seine Kraft schöpfen. Und es wird dann in fruchtbarer Art mit den andern Gliedern zusammenwirken
können.
Diejenigen Menschen, welche am Ende des 18. Jahrhunderts die Forderung nach Verwirklichung der drei
Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit erhoben haben, und auch diejenigen, welche sie später
wiederholt haben, sie konnten dunkel empfinden, wohin die Entwickelungskräfte der neueren Menschheit
weisen. Aber sie haben damit zugleich nicht den Glauben an den Einheitsstaat berwunden. Für diesen
bedeuten ihre Ideen etwas Widerspruchsvolles. Sie bekannten sich zu dem Widersprechenden, weil in den
unterbewuten Tiefen ihres Seelenlebens der Drang nach der Dreigliederung des sozialen Organismus
wirkte, in dem die Dreiheit ihrer Ideen erst zu einer höheren Einheit werden kann. Die Entwickelungskrfte,
die in dem Werden der neueren Menschheit nach dieser Dreigliederung hindrngen, zum bewuten sozialen
Wollen zu machen, das fordern die deutlich sprechenden sozialen Tatsachen der Gegenwart.
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
III. Kapitalismus und soziale Ideen (Kapital, Menschenarbeit)
Man kann nicht zu einem Urteile darüber kommen, welche Handlungsweise auf sozialem Gebiete
gegenwärtig durch die lautsprechenden Tatsachen gefordert wird, wenn man nicht den Willen hat, dieses
Urteil bestimmen zu lassen von einer Einsicht in die Grundkräfte des sozialen Organismus. Der Versuch,
eine solche Einsicht zu gewinnen, liegt der hier vorangehenden Darstellung zugrunde. Mit Maßnahmen, die
sich nur auf ein Urteil stützen, das aus einem eng umgrenzten Beobachtungskreis gewonnen ist, kann man
heute etwas Fruchtbares nicht bewirken. Die Tatsachen, welche aus der sozialen Bewegung
herausgewachsen sind, offenbaren Störungen in den Grundlagen des sozialen Organismus, und
keineswegs solche, die nur an der Oberfläche vorhanden sind. Ihnen gegenüber ist notwendig, auch zu
Einsichten zu kommen, die bis zu den Grundlagen vordringen.
Spricht man heute von Kapital und Kapitalismus, so weist man auf das hin, worin die proletarische
Menschheit die Ursachen ihrer Bedrückung sucht. Zu einem fruchtbaren Urteil über die Art, wie das Kapital
fördernd oder hemmend in den Kreisläufen des sozialen Organismus wirkt, kann man aber nur kommen,
wenn man durchschaut, wie die individuellen Fähigkeiten der Menschen, wie die Rechtsbildung und wie die
Kräfte des Wirtschaftslebens das Kapital erzeugen und verbrauchen. - Spricht man von der Menschenarbeit,
so deutet man auf das, was mit der Naturgrundlage der Wirtschaft und dem Kapital zusammen die
wirtschaftlichen Werte schafft und an dem der Arbeiter zum Bewußtsein seiner sozialen Lage kommt. Ein
Urteil darüber, wie diese Menschenarbeit in den sozialen Organismus hineingestellt sein muß, um in dem
Arbeitenden die Empfindung von seiner Menschenwürde nicht zu stören, ergibt sich nur, wenn man das
Verhältnis ins Auge fassen will, welches Menschenarbeit zur Entfaltung der individuellen Fähigkeiten
einerseits und zum Rechtsbewußtsein anderseits hat.
Man fragt gegenwärtig mit Recht, was zu allernächst zu tun ist, um den in der sozialen Bewegung
auftretenden Forderungen gerecht zu werden. Man wird auch das Allernächste nicht in fruchtbarer Art
vollbringen können, wenn man nicht weiß, welches Verhältnis das zu Vollbringende zu den Grundlagen des
gesunden sozialen Organismus haben soll. Und weiß man dieses, dann wird man an dem Platze, an den
man gestellt ist, oder an den man sich zu stellen vermag, die Aufgaben finden können, die sich aus den
Tatsachen heraus ergeben. Der Gewinnung einer Einsicht, auf die hier gedeutet wird, stellt sich, das
unbefangene Urteil beirrend, gegenüber, was im Laufe langer Zeit aus menschlichem Wollen in soziale
Einrichtungen übergegangen ist. Man hat sich in die Einrichtungen so eingelebt, dass man aus ihnen heraus
sich Ansichten gebildet hat über dasjenige, was von ihnen zu erhalten, was zu verändern ist. Man richtet
sich in Gedanken nach den Tatsachen, die doch der Gedanke beherrschen soll. Notwendig ist aber heute,
zu sehen, dass man nicht anders ein den Tatsachen gewachsenes Urteil gewinnen kann als durch
Zurückgehen zu den Urgedanken, die allen sozialen Einrichtungen zugrunde liegen.
Wenn nicht rechte Quellen vorhanden sind, aus denen die Kräfte, welche in diesen Urgedanken liegen,
immer von neuem dem sozialen Organismus zufließen, dann nehmen die Einrichtungen Formen an, die
nicht lebenfördernd, sondern lebenhemmend sind. In den instinktiven Impulsen der Menschen aber leben
mehr oder weniger unbewußt die Urgedanken fort, auch wenn die vollbewußten Gedanken in die Irre gehen
und lebenhemmende Tatsachen schaffen, oder schon geschaffen haben. Und diese Urgedanken, die einer
lebenhemmenden Tatsachenwelt gegenüber chaotisch sich äußern, sind es, die offenbar oder verhüllt in den
revolutionären Erschütterungen des sozialen Organismus zutage treten. Diese Erschütterungen werden nur
dann nicht eintreten, wenn der soziale Organismus in der Art gestaltet ist, dass in ihm jederzeit die Neigung
vorhanden sein kann, zu beobachten, wo eine Abweichung von den durch die Urgedanken vorgezeichneten
Einrichtungen sich bildet, und wo zugleich die Möglichkeit besteht, dieser Abweichung entgegenzuarbeiten,
ehe sie eine verhängnistragende Stärke gewonnen hat.
In unsern Tagen sind in weitem Umfange des Menschenlebens die Abweichungen von den durch die
Urgedanken geforderten Zuständen groß geworden. Und das Leben der von diesen Gedanken getragenen
Impulse in Menschenseelen steht als eine durch Tatsachen laut sprechende Kritik da über das, was sich im
sozialen Organismus der letzten Jahrhunderte gestaltet hat. Daher bedarf es des guten Willens, in
energischer Weise zu den Urgedanken sich zu wenden und nicht zu verkennen, wie schädlich es gerade
heute ist, diese Urgedanken als “unpraktische” Allgemeinheiten aus dem Gebiete des Lebens zu verbannen.
In dem Leben und in den Forderungen der proletarischen Bevölkerung lebt die Tatsachen-Kritik über
dasjenige, was die neuere Zeit aus dem sozialen Organismus gemacht hat. Die Aufgabe unserer Zeit dem
gegenüber ist, der einseitigen Kritik dadurch entgegenzuarbeiten, dass man aus dem Urgedanken heraus
die Richtungen findet, in denen die Tatsachen bewußt gelenkt werden müssen. Denn die Zeit ist abgelaufen,
in der der Menschheit genügen kann, was bisher die instinktive Lenkung zustande gebracht hat.
Eine der Grundfragen, die aus der zeitgenössischen Kritik heraus auftreten, ist die, in welcher Art die
Bedrückung aufhören kann, welche die proletarische Menschheit durch den privaten Kapitalismus erfahren
hat. Der Besitzer oder Verwalter des Kapitals ist in der Lage, die körperliche Arbeit anderer Menschen in den
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Dienst dessen zu stellen, das er herzustellen unternimmt. Man muss in dem sozialen Verhältnis, das in dem
Zusammenwirken von Kapital und menschlicher Arbeitskraft entsteht, drei Glieder unterscheiden: die
Unternehmertätigkeit, die auf der Grundlage der individuellen Fähigkeiten einer Person oder einer Gruppe
von Personen beruhen muß; das Verhältnis des Unternehmers zum Arbeiter, das ein Rechtsverhältnis sein
muß; das Hervorbringen einer Sache, die im Kreislauf des Wirtschaftslebens einen Warenwert erhält. Die
Unternehmertätigkeit kann in gesunder Art nur dann in den sozialen Organismus eingreifen, wenn in dessen
Leben Kräfte wirken, welche die individuellen Fähigkeiten der Menschen in der möglichst besten Art in die
Erscheinung treten lassen. Das kann nur geschehen, wenn ein Gebiet des sozialen Organismus vorhanden
ist, das dem Fähigen die freie Initiative gibt, von seinen Fähigkeiten Gebrauch zu machen, und das die
Beurteilung des Wertes dieser Fähigkeiten durch freies Verständnis für dieselben bei andern Menschen
ermöglicht. Man sieht: die soziale Betätigung eines Menschen durch Kapital gehört in dasjenige Gebiet des
sozialen Organismus, in welchem das Geistesleben Gesetzgebung und Verwaltung besorgt. Wirkt in diese
Betätigung der politische Staat hinein, so muss notwendigerweise die Verständnislosigkeit gegenüber den
individuellen Fähigkeiten bei deren Wirksamkeit mitbestimmend sein. Denn der politische Staat muss auf
dem beruhen, und er muss das in Wirksamkeit versetzen, das in allen Menschen als gleiche
Lebensforderung vorhanden ist. Er muss in seinem Bereich alle Menschen zur Geltendmachung ihres Urteils
kommen lassen. Für dasjenige, was er zu vollbringen hat, kommt Verständnis oder Nichtverständnis für
individuelle Fähigkeiten nicht in Betracht. Daher darf, was in ihm zur Verwirklichung kommt, auch keinen
Einfluss haben auf die Betätigung der individuellen menschlichen Fähigkeiten. Ebensowenig sollte der
Ausblick auf den wirtschaftlichen Vorteil bestimmend sein können für die durch Kapital ermöglichte
Auswirkung der individuellen Fähigkeiten. Auf diesen Vorteil geben manche Beurteiler des Kapitalismus sehr
vieles. Sie vermeinen, dass nur durch diesen Anreiz des Vorteils die individuellen Fähigkeiten zur Betätigung
gebracht werden können. Und sie berufen sich als “Praktiker” auf die “unvollkommene” Menschennatur, die
sie zu kennen vorgeben. Allerdings innerhalb derjenigen Gesellschaftsordnung, welche die gegenwärtigen
Zustände gezeitigt hat, hat die Aussicht auf wirtschaftlichen Vorteil eine tiefgehende Bedeutung erlangt. Aber
diese Tatsache ist eben zum nicht geringen Teile die Ursache der Zustände, die jetzt erlebt werden können.
Und diese Zustände drängen nach Entwickelung eines andern Antriebes für die Betätigung der individuellen
Fähigkeiten. Dieser Antrieb wird in dem aus einem gesunden Geistesleben erfließenden sozialen
Verständnis liegen müssen. Die Erziehung, die Schule werden aus der Kraft des freien Geisteslebens
heraus den Menschen mit Impulsen ausrüsten, die ihn dazu bringen, kraft dieses ihm innewohnenden
Verständnisses das zu verwirklichen, wozu seine individuellen Fähigkeiten drängen.
Solch eine Meinung braucht nicht Schwarmgeisterei zu sein. Gewiß, die Schwarmgeisterei hat unermeßlich
großes Unheil auf dem Gebiete des sozialen Wollens ebenso gebracht wie auf anderen. Aber die hier
dargestellte Anschauung beruht nicht, wie man aus dem Vorangehenden ersehen kann, auf dem
Wahnglauben, dass “der Geist” Wunder wirken werde, wenn diejenigen möglichst viel von ihm sprechen, die
ihn zu haben meinen; sondern sie geht hervor aus der Beobachtung des freien Zusammenwirkens der
Menschen auf geistigem Gebiete. Dieses Zusammenwirken erhält durch seine eigene Wesenheit ein
soziales Gepräge, wenn es sich nur wahrhaft frei entwickeln kann.
Nur die unfreie Art des Geisteslebens hat bisher dieses soziale Gepräge nicht aufkommen lassen. Innerhalb
der leitenden Klassen haben sich die geistigen Kräfte in einer Art ausgebildet, welche die Leistungen dieser
Kräfte in antisozialer Weise innerhalb gewisser Kreise der Menschheit abgeschlossen haben. Was innerhalb
dieser Kreise hervorgebracht worden ist, konnte nur in künstlicher Weise an die proletarische Menschheit
herangebracht werden. Und diese Menschheit konnte keine seelentragende Kraft aus diesem Geistesleben
schöpfen, denn sie nahm nicht wirklich an dem Leben dieses Geistesgutes teil. Einrichtungen für
“volkstümliche Belehrung”, das “Heranziehen” des “Volkes” zum Kunstgenuß und Ähnliches sind in Wahrheit
keine Mittel zur Ausbreitung des Geistesgutes im Volke, so lange dieses Geistesgut den Charakter
beibehält, den es in der neueren Zeit angenommen hat. Denn das “Volk” steht mit dem innersten Anteil
seines Menschenwesens nicht in dem Leben dieses Geistesgutes drinnen. Es wird ihm nur ermöglicht,
gewissermaßen von einem Gesichtspunkte aus, der außerhalb desselben liegt, darauf hinzuschauen. Und
was von dem Geistesleben im engem Sinne gilt, das hat seine Bedeutung auch in denjenigen
Verzweigungen des geistigen Wirkens, die auf Grund des Kapitals in das wirtschaftliche Leben einfließen. Im
gesunden sozialen Organismus soll der proletarische Arbeiter nicht an seiner Maschine stehen und nur von
deren Getriebe berührt werden, während der Kapitalist allein weiß, welches das Schicksal der erzeugten
Waren im Kreislauf des Wirtschaftslebens ist. Der Arbeiter soll mit vollem Anteil an der Sache Vorstellungen
entwickeln können über die Art, wie er sich an dem sozialen Leben beteiligt, indem er an der Erzeugung der
Waren arbeitet. Besprechungen, die zum Arbeitsbetrieb gerechnet werden müssen wie die Arbeit selbst,
sollen regelmäßig von dem Unternehmer veranstaltet werden mit dem Zweck der Entwickelung eines
gemeinsamen Vorstellungskreises, der Arbeitnehmer und Arbeitgeber umschließt. Ein gesundes Wirken
dieser Art wird bei dem Arbeiter Verständnis dafür erzeugen, dass eine rechte Betätigung des
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Kapitalverwalters den sozialen Organismus und damit den Arbeiter, der ein Glied desselben ist, selbst
fördert. Der Unternehmer wird bei solcher auf freies Verstehen zielenden Öffentlichkeit seiner
Geschäftsführung zu einem einwandfreien Gebaren veranlaßt. Nur, wer gar keinen Sinn hat für die soziale
Wirkung des innerlichen vereinten Erlebens einer in Gemeinschaft betriebenen Sache, der wird das Gesagte
für bedeutungslos halten. Wer einen solchen Sinn hat, der wird durchschauen, wie die wirtschaftliche
Produktivität gefördert wird, wenn die auf Kapitalgrundlage ruhende Leitung des Wirtschaftslebens in dem
Gebiete des freien Geisteslebens seine Wurzeln hat. Das bloß wegen des Profites vorhandene Interesse am
Kapital und seiner Vermehrung kann nur dann, wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, dem sachlichen
Interesse an der Hervorbringung von Produkten und am Zustandekommen von Leistungen Platz machen.
Die sozialistisch Denkenden der Gegenwart streben die Verwaltung der Produktionsmittel durch die
Gesellschaft an. Was in diesem ihrem Streben berechtigt ist, das wird nur dadurch erreicht werden können,
dass diese Verwaltung von dem freien Geistesgebiet besorgt wird. Dadurch wird der wirtschaftliche Zwang
unmöglich gemacht, der vom Kapitalisten dann ausgeht und als menschenunwürdig empfunden wird, wenn
der Kapitalist seine Tätigkeit aus den Kräften des Wirtschaftslebens heraus entfaltet. Und es wird die
Lähmung der individuellen menschlichen Fähigkeiten nicht eintreten können, die als eine Folge sich ergeben
muß, wenn diese Fähigkeiten vom politischen Staate verwaltet werden.
Das Erträgnis einer Betätigung durch Kapital und individuelle menschliche Fähigkeiten muss im gesunden
sozialen Organismus wie jede geistige Leistung aus der freien Initiative des Tätigen einerseits sich ergeben
und anderseits aus dem freien Verständnis anderer Menschen, die nach dem Vorhandensein der Leistung
des Tätigen verlangen. Mit der freien Einsicht des Tätigen muss auf diesem Gebiete im Einklange stehen die
Bemessung dessen, was er als Erträgnis seiner Leistung - nach den Vorbereitungen, die er braucht, um sie
zu vollbringen, nach den Aufwendungen, die er machen muß, um sie zu ermöglichen und so weiter ansehen will. Er wird seine Ansprüche nur dann befriedigt finden können, wenn ihm Verständnis für seine
Leistungen entgegengebracht wird.
Durch soziale Einrichtungen, die in der Richtung des hier Dargestellten liegen, wird der Boden geschaffen
für ein wirklich freies Vertragsverhältnis zwischen Arbeitleiter und Arbeitleister. Und dieses Verhältnis wird
sich beziehen nicht auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für Arbeitskraft, sondern auf die
Festsetzung des Anteiles, den eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam zustande
bringen.
Was auf der Grundlage des Kapitals für den sozialen Organismus geleistet wird, beruht seinem Wesen nach
auf der Art, wie die individuellen menschlichen Fähigkeiten in diesen Organismus eingreifen. Die
Entwickelung dieser Fähigkeiten kann durch nichts anderes den ihr entsprechenden Impuls erhalten als
durch das freie Geistesleben. Auch in einem sozialen Organismus, der diese Entwickelung in die Verwaltung
des politischen Staates oder in die Kräfte des Wirtschaftslebens einspannt, wird die wirkliche Produktivität
alles dessen, was Kapitalaufwendung notwendig macht, auf dem beruhen, was sich an freien individuellen
Kräften durch die lähmenden Einrichtungen hindurchzwängt. Nur wird eine Entwickelung unter solchen
Voraussetzungen eine ungesunde sein. Nicht die freie Entfaltung der auf Grundlage des Kapitals wirkenden
individuellen Fähigkeiten hat Zustände hervorgerufen, innerhalb welcher die menschliche Arbeitskraft Ware
sein muß, sondern die Fesselung dieser Kräfte durch das politische Staatsleben oder durch den Kreislauf
des Wirtschaftslebens. Dies unbefangen zu durchschauen, ist in der Gegenwart eine Voraussetzung für
alles, was auf dem Gebiete der sozialen Organisation geschehen soll. Denn die neuere Zeit hat den
Aberglauben hervorgebracht, dass aus dem politischen Staate oder dem Wirtschaftsleben die Maßnahmen
hervorgehen sollen, welche den sozialen Organismus gesund machen. Beschreitet man den Weg weiter, der
aus diesem Aberglauben seine Richtung empfangen hat, dann wird man Einrichtungen schaffen, welche die
Menschheit nicht zu dem führen, was sie erstrebt, sondern zu einer unbegrenzten Vergrößerung des
Bedrückenden, das sie abgewendet sehen möchte.
Über den Kapitalismus hat man denken gelernt in einer Zeit, in welcher dieser Kapitalismus dem sozialen
Organismus einen Krankheitsprozeß verursacht hat. Den Krankheitsprozeß erlebt man; man sieht, dass ihm
entgegengearbeitet werden muß. Man muss mehr sehen. Man muss gewahr werden, dass die Krankheit
ihren Ursprung hat in dem Aufsaugen der im Kapital wirksamen Kräfte durch den Kreislauf des
Wirtschaftslebens. Derjenige nur kann in der Richtung dessen wirken, was die Entwickelungskräfte der
Menschheit in der Gegenwart energisch zu fordern beginnen, der sich nicht in Illusionen treiben läßt durch
die Vorstellungsart, welche in der Verwaltung der Kapitalbetätigung durch das befreite Geistesleben das
Ergebnis eines “unpraktischen Idealismus” sieht.
In der Gegenwart ist man allerdings wenig darauf vorbereitet, die soziale Idee, die den Kapitalismus in
gesunde Bahnen lenken soll, in einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Geistesleben zu bringen. Man
knüpft an dasjenige an, was dem Kreis des Wirtschaftslebens angehört. Man sieht, wie in der neueren Zeit
die Warenproduktion zum Großbetrieb, und dieser zur gegenwärtigen Form des Kapitalismus geführt hat. An
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die Stelle dieser Wirtschaftsform solle die genossenschaftliche treten, die für den Selbstbedarf der
Produzenten arbeitet. Da man aber selbstverständlich die Wirtschaft mit den modernen Produktionsmitteln
beibehalten will, verlangt man die Zusammenfassung der Betriebe in eine einzige große Genossenschaft. In
einer solchen, denkt man, produziere ein jeder im Auftrage der Gemeinschaft, die nicht ausbeuterisch sein
könne, weil sie sich selbst ausbeutete. Und da man an Bestehendes anknüpfen will oder muß, blickt man
nach dem modernen Staat aus, den man in eine umfassende Genossenschaft verwandeln will.
Man bemerkt dabei nicht, dass man von einer solchen Genossenschaft sich Wirkungen verspricht, die um so
weniger eintreten können, je größer die Genossenschaft ist. Wenn nicht die Einstellung der individuellen
menschlichen Fähigkeiten in den Organismus der Genossenschaft so gestaltet wird, wie es in diesen
Ausführungen dargestellt worden ist, kann die Gemeinsamkeit der Arbeitsverwaltung nicht zur Gesundung
des sozialen Organismus führen.
Daß für ein unbefangenes Urteil über das Eingreifen des Geisteslebens in den sozialen Organismus
gegenwärtig wenig Veranlagung vorhanden ist, rührt davon her, dass man sich gewöhnt hat, das Geistige
möglichst fern von allem Materiellen und Praktischen vorzustellen. Es wird nicht wenige geben, die etwas
Groteskes in der hier dargestellten Ansicht finden, dass in der Betätigung des Kapitals im Wirtschaftsleben
die Auswirkung eines Teiles des geistigen Lebens sich offenbaren soll. Man kann sich denken, dass in
dieser Charakterisierung des als grotesk Dargestellten Zugehörige der bisher leitenden Menschenklassen
mit sozialistischen Denkern übereinstimmen. Man wird, um die Bedeutung dieses grotesk Befundenen für
eine Gesundung des sozialen Organismus einzusehen, den Blick richten müssen in gewisse
Gedankenströmungen der Gegenwart, die in ihrer Art redlichen Seelenimpulsen entspringen, die aber das
Entstehen eines wirklich sozialen Denkens dort hemmen, wo sie Eingang finden.
Diese Gedankenströmungen streben - mehr oder weniger unbewußt - hinweg von dem, was dem inneren
Erleben die rechte Stoßkraft gibt. Sie erstreben eine Lebensauffassung, ein seelisches, ein denkerisches,
ein nach wissenschaftlicher Erkenntnis suchendes inneres Leben gewissermaßen wie eine Insel im
Gesamtmenschenleben. Sie sind dann nicht in der Lage, die Brücke zu bauen von diesem Leben hin zu
demjenigen, was den Menschen in die Alltäglichkeit einspannt. Man kann sehen, wie viele Menschen der
Gegenwart es gewissermaßen “innerlich vornehm” finden, in einer gewissen, sei es auch schulmäßigen
Abstraktheit nachzudenken über allerlei ethisch-religiöse Probleme in Wolkenkuckucksheimhöhen; man
kann sehen, wie die Menschen nachdenken über die Art und Weise, wie sich der Mensch Tugenden
aneignen könne, wie er in Liebe zu seinen Mitmenschen sich verhalten soll, wie er begnadet werden kann
mit einem “inneren Lebensinhalt”. Man sieht dann aber auch das Unvermögen, einen Übergang zu
ermöglichen von dem, was die Leute gut und liebevoll und wohlwollend und rechtlich und sittlich nennen, zu
dem, was in der äußern Wirklichkeit, im Alltag den Menschen umgibt als Kapitalwirkung, als
Arbeitsentlöhnung, als Konsum, als Produktion, als Warenzirkulation, als Kreditwesen, als Bank- und
Börsenwesen. Man kann sehen, wie zwei Weltenströmungen nebeneinandergestellt werden auch in den
Denkgewohnheiten der Menschen. Die eine Weltenströmung ist die, welche sich gewissermaßen in göttlichgeistiger Höhe halten will, die keine Brücke bauen will zwischen dem, was ein geistiger Impuls ist, und was
eine Tatsache des gewöhnlichen Handelns im Leben ist. Die andere lebt gedankenlos im Alltäglichen. Das
Leben aber ist ein einheitliches. Es kann nur gedeihen, wenn die es treibenden Kräfte von allem ethischreligiösen Leben herunterwirken in das alleralltäglichste profanste Leben, in dasjenige Leben, das manchem
eben weniger vornehm erscheint. Denn, versäumt man, die Brücke zu schlagen zwischen den beiden
Lebensgebieten, so verfällt man in bezug auf religiöses, sittliches Leben und auf soziales Denken in bloße
Schwarmgeisterei, die fernsteht der alltäglichen wahren Wirklichkeit. Es rächt sich dann gewissermaßen
diese alltäglich-wahre Wirklichkeit. Dann strebt der Mensch aus einem gewissen “geistigen” Impuls heraus
alles mögliche Ideale an, alles mögliche, was er “gut” nennt; aber denjenigen Instinkten, die diesen “Idealen”
gegenüberstehen als Grundlage der gewöhnlichen täglichen Lebensbedürfnisse, deren Befriedigung aus der
Volkswirtschaft heraus kommen muß, diesen Instinkten gibt sich der Mensch ohne “Geist” hin. Er weiß
keinen wirklichkeitsgemäßen Weg von dem Begriff der Geistigkeit zu dem, was im alltäglichen Leben vor
sich geht. Dadurch nimmt dieses alltägliche Leben eine Gestalt an, die nichts zu tun haben soll mit dem, was
als ethische Impulse in vornehmeren, seelisch-geistigen Höhen gehalten werden will. Dann aber wird die
Rache der Alltäglichkeit eine solche, dass das ethisch-religiöse Leben zu einer innerlichen Lebenslüge des
Menschen sich gestaltet, weil es sich ferne hält von der alltäglichen, von der unmittelbaren Lebenspraxis,
ohne dass man es merkt.
Wie zahlreich sind doch heute die Menschen, die aus einer gewissen ethisch-religiösen Vornehmheit heraus
den besten Willen zeigen zu einem rechten Zusammenleben mit ihren Mitmenschen, die ihren Mitmenschen
nur das Allerallerbeste tun möchten. Sie versäumen es aber, zu einer Empfindungsart zu kommen, die dies
wirklich ermöglicht, weil sie sich kein soziales, in den praktischen Lebensgewohnheiten sich auswirkendes
Vorstellen aneignen können.
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Aus dem Kreise solcher Menschen stammen diejenigen, die in diesem welthistorischen Augenblick, wo die
sozialen Fragen so drängend geworden sind, sich als die Schwarmgeister, die sich aber für echte
Lebenspraktiker halten, hemmend der wahren Lebenspraxis entgegenstellen. Man kann von ihnen Reden
hören wie diese: Wir haben nötig, dass die Menschen sich erheben aus dem Materialismus, aus dem
äußerlich materiellen Leben, das uns in die Weltkriegs-Katastrophe und in das Unglück hineingetrieben hat,
und dass sie sich einer geistigen Auffassung des Lebens zuwenden. Man wird, wenn man so die Wege des
Menschen zur Geistigkeit zeigen will, nicht müde, diejenigen Persönlichkeiten zu zitieren, die man in der
Vergangenheit wegen ihrer dem Geiste zugewendeten Denkungsart verehrt hat. Man kann erleben, dass
jemand, der versucht, gerade auf dasjenige hinzuweisen, was heute der Geist für das wirkliche praktische
Leben so notwendig leisten muß, wie das tägliche Brot erzeugt werden muß, darauf aufmerksam gemacht
wird, dass es ja in erster Linie darauf ankomme, die Menschen wiederum zur Anerkennung des Geistes zu
bringen. Es kommt aber gegenwärtig darauf an, dass aus der Kraft des geistigen Lebens heraus die
Richtlinien für die Gesundung des sozialen Organismus gefunden werden. Dazu genügt nicht, dass die
Menschen in einer Seitenströmung des Lebens sich mit dem Geiste beschäftigen. Dazu ist notwendig, dass
das alltägliche Dasein geistgemäß werde. Die Neigung, für das “geistige Leben” solche Seitenströmungen
zu suchen, führte die bisher leitenden Kreise dazu, an sozialen Zuständen Geschmack zu haben, die in die
gegenwärtigen Tatsachen ausgelaufen sind.
Eng verbunden sind im sozialen Leben der Gegenwart die Verwaltung des Kapitals in der Warenproduktion
und der Besitz der Produktionsmittel, also auch des Kapitals. Und doch sind diese beiden Verhältnisse des
Menschen zum Kapital ganz verschieden mit Bezug auf ihre Wirkung innerhalb des sozialen Organismus.
Die Verwaltung durch die individuellen Fähigkeiten führt, zweckmäßig angewendet, dem sozialen
Organismus Güter zu, an deren Vorhandensein alle Menschen, die diesem Organismus angehören, ein
Interesse haben. In welcher Lebenslage ein Mensch auch ist, er hat ein Interesse daran, dass nichts von
dem verloren gehe, was aus den Quellen der Menschennatur an solchen individuellen Fähigkeiten erfließt,
durch die Güter zustande kommen, welche dem Menschenleben zweckentsprechend dienen. Die
Entwickelung dieser Fähigkeiten kann aber nur dadurch erfolgen, dass ihre menschlichen Träger aus der
eigenen freien Initiative heraus sie zur Wirkung bringen können. Was aus diesen Quellen nicht in Freiheit
erfließen kann, das wird der Menschenwohlfahrt mindestens bis zu einem gewissen Grade entzogen. Das
Kapital aber ist das Mittel, solche Fähigkeiten für weite Gebiete des sozialen Lebens in Wirksamkeit zu
bringen. Den gesamten Kapitalbesitz so zu verwalten, dass der einzelne in besonderer Richtung begabte
Mensch oder dass zu Besonderem befähigte Menschengruppen zu einer solchen Verfügung über Kapital
kommen, die lediglich aus ihrer ureigenen Initiative entspringt, daran muss jedermann innerhalb eines
sozialen Organismus ein wahrhaftes Interesse haben. Vom Geistesarbeiter bis zum handwerklich
Schaffenden muss ein jeder Mensch, wenn er vorurteilslos dem eigenen Interesse dienen will, sagen: Ich
möchte, dass eine genügend große Anzahl befähigter Personen oder Personengruppen völlig frei über
Kapital nicht nur verfügen können, sondern dass sie auch aus der eigenen Initiative heraus zu dem Kapitale
gelangen können; denn nur sie allein können ein Urteil darüber haben, wie durch die Vermittlung des
Kapitals ihre individuellen Fähigkeiten dem sozialen Organismus zweckmäßig Güter erzeugen werden.
Es ist nicht nötig, im Rahmen dieser Schrift darzustellen, wie im Laufe der Menschheitsentwickelung
zusammenhängend mit der Betätigung der menschlichen individuellen Fähigkeiten im sozialen Organismus
sich der Privatbesitz aus andern Besitzformen ergeben hat. Bis zur Gegenwart hat sich unter dem Einfluss
der Arbeitsteilung innerhalb dieses Organismus ein solcher Besitz entwickelt. Und von den gegenwärtigen
Zuständen und deren notwendiger Weiterentwickelung soll hier gesprochen werden. Wie auch der
Privatbesitz sich gebildet hat, durch Macht- und Eroberungsbetätigung und so weiter, er ist ein Ergebnis des
an individuelle menschliche Fähigkeiten gebundenen sozialen Schaffens. Dennoch besteht gegenwärtig bei
sozialistisch Denkenden die Meinung, dass sein Bedrückendes nur beseitigt werden könne durch seine
Verwandlung in Gemeinbesitz. Dabei stellt man die Frage so: Wie kann der Privatbesitz an
Produktionsmitteln in seinem Entstehen verhindert werden, damit die durch ihn bewirkte Bedrückung der
besitzlosen Bevölkerung aufhöre? Wer die Frage so stellt, der richtet dabei sein Augenmerk nicht auf die
Tatsache, dass der soziale Organismus ein fortwährend Werdendes, Wachsendes ist. Man kann diesem
Wachsenden gegenüber nicht so fragen: Wie soll man es am besten einrichten, damit es durch diese
Einrichtung dann in dem Zustande verbleibe, den man als den richtigen erkannt hat? So kann man
gegenüber einer Sache denken, die von einem gewissen Ausgangspunkt aus wesentlich unverändert weiter
wirkt. Das gilt nicht für den sozialen Organismus. Der verändert durch sein Leben fortwährend dasjenige,
das in ihm entsteht. Will man ihm eine vermeintlich beste Form geben, in der er dann bleiben soll, so
untergräbt man seine Lebensbedingungen.
Eine Lebensbedingung des sozialen Organismus ist, dass demjenigen, welcher der Allgemeinheit durch
seine individuellen Fähigkeiten dienen kann, die Möglichkeit zu solchem Dienen aus der freien eigenen
Initiative heraus nicht genommen werde. Wo zu solchem Dienste die freie Verfügung über Produktionsmittel
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gehört, da würde die Verhinderung dieser freien Initiative den allgemeinen sozialen Interessen schaden.
Was gewöhnlich mit Bezug auf diese Sache vorgebracht wird, dass der Unternehmer zum Anreiz seiner
Tätigkeit die Aussicht auf den Gewinn braucht, der an den Besitz der Produktionsmittel gebunden ist: das
soll hier nicht geltend gemacht werden. Denn die Denkart, aus welcher die in diesem Buche dargestellte
Meinung von einer Fortentwickelung der sozialen Verhältnisse erfließt, muss in der Befreiung des geistigen
Lebens von dem politischen und dem wirtschaftlichen Gemeinwesen die Möglichkeit sehen, dass ein solcher
Anreiz wegfallen kann. Das befreite Geistesleben wird soziales Verständnis ganz notwendig aus sich selbst
entwickeln; und aus diesem Verständnis werden Anreize ganz anderer Art sich ergeben als derjenige ist, der
in der Hoffnung auf wirtschaftlichen Vorteil liegt. Aber nicht darum kann es sich allein handeln, aus welchen
Impulsen heraus der Privatbesitz an Produktionsmitteln bei Menschen beliebt ist, sondern darum, ob die
freie Verfügung über solche Mittel, oder die durch die Gemeinschaft geregelte den Lebensbedingungen des
sozialen Organismus entspricht. Und dabei muss immer im Auge behalten werden, dass man für den
gegenwärtigen sozialen Organismus nicht die Lebensbedingungen in Betracht ziehen kann, die man bei
primitiven Menschengesellschaften zu beobachten glaubt, sondern allein diejenigen, welche der heutigen
Entwickelungsstufe der Menschheit entsprechen.
Auf dieser gegenwärtigen Stufe kann eben die fruchtbare Betätigung der individuellen Fähigkeiten durch das
Kapital nicht ohne die freie Verfügung über dasselbe in den Kreislauf des Wirtschaftslebens eintreten. Wo
fruchtbringend produziert werden soll, da muss diese Verfügung möglich sein, nicht weil sie einem einzelnen
oder einer Menschengruppe Vorteil bringt, sondern weil sie der Allgemeinheit am besten dienen kann, wenn
sie zweckmäßig von sozialem Verständnis getragen ist.
Der Mensch ist gewissermaßen, wie mit der Geschicklichkeit seiner eigenen Leibesglieder, so verbunden mit
dem, was er selbst oder in Gemeinschaft mit andern erzeugt. Die Unterbindung der freien Verfügung über
die Produktionsmittel kommt gleich einer Lähmung der freien Anwendung seiner Geschicklichkeit der
Leibesglieder.
Nun ist aber das Privateigentum nichts anderes als der Vermittler dieser freien Verfügung. Für den sozialen
Organismus kommt in Ansehung des Eigentums gar nichts anderes in Betracht, als dass der Eigentümer
das Recht hat, über das Eigentum aus seiner freien Initiative heraus zu verfügen. Man sieht, im sozialen
Leben sind zwei Dinge miteinander verbunden, welche von ganz verschiedener Bedeutung sind für den
sozialen Organismus: Die freie Verfügung über die Kapitalgrundlage der sozialen Produktion, und das
Rechtsverhältnis, in das der Verfüger zu andern Menschen tritt dadurch, dass durch sein Verfügungsrecht
diese anderen Menschen ausgeschlossen werden von der freien Betätigung durch diese Kapitalgrundlage.
Nicht die ursprüngliche freie Verfügung führt zu sozialen Schäden, sondern lediglich das Fortbestehen des
Rechtes auf diese Verfügung, wenn die Bedingungen aufgehört haben, welche in zweckmäßiger Art
individuelle menschliche Fähigkeiten mit dieser Verfügung zusammenbinden. Wer seinen Blick auf den
sozialen Organismus als auf ein Werdendes, Wachsendes richtet, der wird das hier Angedeutete nicht
mißverstehen können. Er wird nach der Möglichkeit fragen, wie dasjenige, was dem Leben auf der einen
Seite dient, so verwaltet werden kann, dass es nicht auf der anderen Seite schädlich wirkt. Was lebt, kann
gar nicht in einer andern Weise fruchtbringend eingerichtet sein als dadurch, dass im Werden das
Entstandene auch zum Nachteil führt. Und soll man an einem Werdenden selbst mitarbeiten, wie es der
Mensch am sozialen Organismus muß, so kann die Aufgabe nicht darin bestehen, das Entstehen einer
notwendigen Einrichtung zu verhindern, um Schaden zu vermeiden. Denn damit untergräbt man die
Lebensmöglichkeit des sozialen Organismus. Es kann sich allein darum handeln, dass im rechten
Augenblick eingegriffen werde, wenn sich das Zweckmäßige in ein Schädliches verwandelt.
Die Möglichkeit, frei über die Kapitalgrundlage aus den individuellen Fähigkeiten heraus zu verfügen, muss
bestehen; das damit verbundene Eigentumsrecht muss in dem Augenblicke verändert werden können, in
dem es umschlägt in ein Mittel zur ungerechtfertigten Machtentfaltung. In unserer Zeit haben wir eine
Einrichtung, welche der hier angedeuteten sozialen Forderung Rechnung trägt, teilweise durchgeführt nur für
das sogenannte geistige Eigentum. Dieses geht einige Zeit nach dem Tode des Schaffenden in freies
Besitztum der Allgemeinheit über. Dem liegt eine dem Wesen des menschlichen Zusammenlebens
entsprechende Vorstellungsart zugrunde. So eng auch die Hervorbringung eines rein geistigen Gutes an die
individuelle Begabung des einzelnen gebunden ist: es ist dieses Gut zugleich ein Ergebnis des sozialen
Zusammenlebens und muss in dieses im rechten Augenblicke übergeleitet werden. Nicht anders aber steht
es mit anderem Eigentum. dass mit dessen Hilfe der einzelne im Dienste der Gesamtheit produziert, das ist
nur möglich im Mitwirken dieser Gesamtheit. Es kann also das Recht auf die Verfügung über ein Eigentum
nicht von den Interessen dieser Gesamtheit getrennt verwaltet werden. Nicht ein Mittel ist zu finden, wie das
Eigentum an der Kapitalgrundlage ausgetilgt werden kann, sondern ein solches, wie dieses Eigentum so
verwaltet werden kann, dass es in der besten Weise der Gesamtheit diene.
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
In dem dreigliedrigen sozialen Organismus kann dieses Mittel gefunden werden. Die im sozialen
Organismus vereinigten Menschen wirken als Gesamtheit durch den Rechtsstaat. Die Betätigung der
individuellen Fähigkeiten gehört der geistigen Organisation an.
Wie alles am sozialen Organismus einer Anschauung, die für Wirklichkeiten Verständnis hat, und die nicht
von subjektiven Meinungen, Theorien, Wünschen und so weiter sich ganz beherrschen läßt, die
Notwendigkeit der Dreigliederung dieses Organismus ergibt, so insbesondere die Frage nach dem
Verhältnis der individuellen menschlichen Fähigkeiten zur Kapitalgrundlage des Wirtschaftslebens und dem
Eigentum an dieser Kapitalgrundlage. Der Rechtsstaat wird die Entstehung und die Verwaltung des privaten
Eigentums an Kapital nicht zu verhindern haben, solange die individuellen Fähigkeiten so verbunden bleiben
mit der Kapitalgrundlage, dass die Verwaltung einen Dienst bedeutet für das Ganze des sozialen
Organismus. Und er wird Rechtsstaat bleiben gegenüber dem privaten Eigentum; er wird es niemals selbst
in seinen Besitz nehmen, sondern bewirken, dass es im rechten Zeitpunkt in das Verfügungsrecht einer
Person oder Personengruppe übergeht, die wieder ein in den individuellen Verhältnissen bedingtes
Verhältnis zu dem Besitze entwickeln können. Von zwei ganz verschiedenen Ausgangspunkten wird
dadurch dem sozialen Organismus gedient werden können. Aus dem demokratischen Untergrund des
Rechtsstaates heraus, der es zu tun hat mit dem, was alle Menschen in gleicher Art berührt, wird gewacht
werden können, dass Eigentumsrecht nicht im Laufe der Zeit zu Eigentumsunrecht wird. Dadurch, dass
dieser Staat das Eigentum nicht selbst verwaltet, sondern sorgt für die Überleitung an die individuellen
menschlichen Fähigkeiten, werden diese ihre fruchtbare Kraft für die Gesamtheit des sozialen Organismus
entfalten. Solange es als zweckmäßig erscheint, werden durch eine solche Organisation die
Eigentumsrechte oder die Verfügung über dieselben bei dem persönlichen Elemente verbleiben können.
Man kann sich vorstellen, dass die Vertreter im Rechtsstaate zu verschiedenen Zeiten ganz verschiedene
Gesetze geben werden über die Überleitung des Eigentums von einer Person oder Personengruppe an
andere. In der Gegenwart, in der sich in weiten Kreisen ein großes Mißtrauen zu allem privaten Eigentum
entwickelt hat, wird an ein radikales Überführen des privaten Eigentums in Gemeineigentum gedacht. Würde
man auf diesem Wege weit gelangen, so würde man sehen, wie man dadurch die Lebensmöglichkeit des
sozialen Organismus unterbindet. Durch die Erfahrung belehrt, würde man einen andern Weg später
einschlagen. Doch wäre es zweifellos besser, wenn man schon in der Gegenwart zu Einrichtungen griffe, die
dem sozialen Organismus im Sinne des hier Angedeuteten seine Gesundheit gäben. Solange eine Person
für sich allein oder in Verbindung mit einer Personengruppe die produzierende Betätigung fortsetzt, die sie
mit einer Kapitalgrundlage zusammengebracht hat, wird ihr das Verfügungsrecht verbleiben müssen über
diejenige Kapitalmasse, die sich aus dem Anfangskapital als Betriebsgewinn ergibt, wenn der letztere zur
Erweiterung des Produktionsbetriebes verwendet wird. Von dem Zeitpunkt an, in dem eine solche
Persönlichkeit aufhört, die Produktion zu verwalten, soll diese Kapitalmasse an eine andere Person oder
Personengruppe zum Betriebe einer gleichgearteten oder anderen dem sozialen Organismus dienenden
Produktion übergehen. Auch dasjenige Kapital, das aus dem Produktionsbetrieb gewonnen wird und nicht zu
dessen Erweiterung verwendet wird, soll von seiner Entstehung an den gleichen Weg nehmen. Als
persönliches Eigentum der den Betrieb leitenden Persönlichkeit soll nur gelten, was diese bezieht auf Grund
derjenigen Ansprüche, die sie bei Aufnahme des Produktionsbetriebes glaubte wegen ihrer individuellen
Fähigkeit machen zu können, und die dadurch gerechtfertigt erscheinen, dass sie aus dem Vertrauen
anderer Menschen heraus bei Geltendmachung derselben Kapital erhalten hat. Hat das Kapital durch die
Betätigung dieser Persönlichkeit eine Vergrößerung erfahren, so wird in deren individuelles Eigentum aus
dieser Vergrößerung so viel übergehen, dass die Vermehrung der ursprünglichen Bezüge der
Kapitalvermehrung im Sinne eines Zinsbezuges entspricht. - Das Kapital, mit dem ein Produktionsbetrieb
eingeleitet worden ist, wird nach dem Willen der ursprünglichen Besitzer an den neuen Verwalter mit allen
übernommenen Verpflichtungen übergehen, oder an diese zurückfließen, wenn der erste Verwalter den
Betrieb nicht mehr besorgen kann oder will.
Man hat es bei einer solchen Einrichtung mit Rechtsübertragungen zu tun. Die gesetzlichen Bestimmungen
zu treffen, wie solche Übertragungen stattfinden sollen, obliegt dem Rechtsstaat. Er wird auch über die
Ausführung zu wachen und deren Verwaltung zu führen haben. Man kann sich denken, dass im einzelnen
die Bestimmungen, die eine solche Rechtsübertragung regeln, in sehr verschiedener Art aus dem
Rechtsbewußtsein heraus für richtig befunden werden. Eine Vorstellungsart, die wie die hier dargestellte
wirklichkeitsgemäß sein soll, wird niemals mehr wollen als auf die Richtung weisen, in der sich die Regelung
bewegen kann. Geht man verständnisvoll auf diese Richtung ein, so wird man im konkreten Einzelfalle
immer ein Zweckentsprechendes finden. Doch wird aus den besondern Verhältnissen heraus für die
Lebenspraxis dem Geiste der Sache gemäß das Richtige gefunden werden müssen. Je
wirklichkeitsgemäßer eine Denkart ist, desto weniger wird sie für einzelnes aus vorgefaßten Forderungen
heraus Gesetz und Regel feststellen wollen. - Nur wird andrerseits eben aus dem Geiste der Denkart in
entschiedener Weise das eine oder das andere mit Notwendigkeit sich ergeben. Ein solches Ergebnis ist,
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
dass der Rechtsstaat durch seine Verwaltung der Rechtsübertragungen selbst niemals die Verfügung über
ein Kapital wird an sich reißen dürfen. Er wird nur dafür zu sorgen haben, dass die Übertragung an eine
solche Person oder Personengruppe geschieht, welche diesen Vorgang durch ihre individuellen Fähigkeiten
als gerechtfertigt erscheinen lassen. Aus dieser Voraussetzung heraus wird auch zunächst ganz allgemein
die Bestimmung zu gelten haben, daß, wer aus den geschilderten Gründen zu einer Kapitalübertragung zu
schreiten hat, sich aus freier Wahl über seine Nachfolge in der Kapitalverwertung entscheiden kann. Er wird
eine Person oder Personengruppe wählen können, oder auch das Verfügungsrecht auf eine Korporation der
geistigen Organisation übertragen können. Denn wer durch eine Kapitalverwaltung dem sozialen
Organismus zweckentsprechende Dienste geleistet hat, der wird auch über die weitere Verwendung dieses
Kapitals aus seinen individuellen Fähigkeiten heraus mit sozialem Verständnis urteilen. Und es wird für den
sozialen Organismus dienlicher sein, wenn auf dieses Urteil gebaut wird, als wenn darauf verzichtet und die
Regelung von Personen vorgenommen wird, die nicht unmittelbar mit der Sache verbunden sind.
Eine Regelung dieser Art wird in Betracht kommen bei Kapitalmassen von einer bestimmten Höhe an, die
von einer Person oder einer Personengruppe durch Produktionsmittel (zu denen auch Grund und Boden
gehört) erworben werden, und die nicht auf der Grundlage der ursprünglich für die Betätigung der
individuellen Fähigkeiten gemachten Ansprüche persönliches Eigentum werden.
Die in der letzteren Art gemachten Erwerbungen und alle Ersparnisse, die aus den Leistungen der eigenen
Arbeit entspringen, verbleiben bis zum Tode des Erwerbers oder bis zu einem spätem Zeitpunkte im
persönlichen Besitz dieses Erwerbers oder seiner Nachkommen. Bis zu diesem Zeitpunkte wird auch ein aus
dem Rechtsbewußtsein sich ergebender, durch den Rechtsstaat festzusetzender Zins von dem zu leisten
sein, dem solche Ersparnisse zum Schaffen von Produktionsmitteln gegeben werden. In einer sozialen
Ordnung, die auf den hier geschilderten Grundlagen ruht, kann eine vollkommene Scheidung durchgeführt
werden zwischen den Erträgnissen, die auf Grund einer Arbeitsleistung mit Produktionsmitteln
zustandekommen und den Vermögensmassen, die auf Grund der persönlichen (physischen und geistigen)
Arbeit erworben werden. Diese Scheidung entspricht dem Rechtsbewußtsein und den Interessen der
sozialen Allgemeinheit. Was jemand erspart und als Ersparnis einem Produktionsbetrieb zur Verfügung
stellt, das dient den allgemeinen Interessen. Denn es macht erst die Produktionsleitung durch individuelle
menschliche Fähigkeiten möglich. Was an Kapitalvermehrung durch die Produktionsmittel - nach Abzug des
rechtmäßigen Zinses - entsteht, das verdankt seine Entstehung der Wirkung des gesamten sozialen
Organismus. Es soll also auch in der geschilderten Art wieder in ihn zurückfließen. Der Rechtsstaat wird nur
eine Bestimmung darüber zu treffen haben, dass die Überleitung der in Frage kommenden Kapitalmassen in
der angegebenen Art geschehe; nicht aber wird es ihm obliegen, Entscheidungen darüber zutreffen, zu
welcher materiellen oder geistigen Produktion ein übergeleitetes oder auch ein erspartes Kapital zur
Verfügung zu stellen ist. Das würde zu einer Tyrannis des Staates über die geistige und materielle
Produktion führen. Diese aber wird in der für den sozialen Organismus besten Art durch die individuellen
menschlichen Fähigkeiten geleitet. Nur wird es demjenigen, der nicht selbst die Wahl darüber treffen will, an
wen er ein durch ihn entstandenes Kapital übertragen soll, frei überlassen sein, für das Verfügungsrecht eine
Korporation der geistigen Organisation einzusetzen.
Auch ein durch Ersparnis gewonnenes Vermögen geht mit dem Zinserträgnis nach dem Tode des Erwerbers
oder einige Zeit danach an eine geistig oder materiell produzierende Person oder Personengruppe - aber
nur an eine solche, nicht an eine unproduktive Person, bei der es zur Rente würde - über, die durch
letztwillige Anordnung von dem Erwerber zu wählen ist. Auch dafür wird, wenn eine Person oder
Personengruppe nicht unmittelbar gewählt werden kann, die Übertragung des Verfügungsrechtes an eine
Korporation des geistigen Organismus in Betracht kommen. Nur wenn jemand von sich aus keine Verfügung
trifft, so wird der Rechtsstaat für ihn eintreten und durch die geistige Organisation die Verfügung treffen
lassen.
Innerhalb einer so geregelten sozialen Ordnung ist zugleich der freien Initiative der einzelnen Menschen und
auch den Interessen der sozialen Allgemeinheit Rechnung getragen; ja es wird den letzteren eben dadurch
voll entsprochen, dass die freie Einzel-Initiative in ihren Dienst gestellt wird. Wer seine Arbeit der Leitung
eines andern Menschen anzuvertrauen hat, wird bei einer solchen Regelung wissen können, dass das mit
dem Leiter gemeinsam Erarbeitete in der möglichst besten Art für den sozialen Organismus, also auch für
den Arbeiter selbst, fruchtbar wird. Die hier gemeinte soziale Ordnung wird ein dem gesunden Empfinden
der Menschen entsprechendes Verhältnis schaffen zwischen den durch das Rechtsbewußtsein geregelten
Verfügungsrechten über in Produktionsmitteln verkörpertes Kapital und menschlicher Arbeitskraft einerseits
und den Preisen der durch beides geschaffenen Erzeugnisse andrerseits. - Vielleicht findet mancher in dem
hier Dargestellten Unvollkommenheiten. Die mögen gefunden werden. Es kommt einer wirklichkeitsgemäßen
Denkart nicht darauf an, vollkommene “Programme” ein für alle Male zu geben, sondern darauf, die Richtung
zu kennzeichnen, in der praktisch gearbeitet werden soll. Durch solche besondere Angaben, wie sie die hier
gemachten sind, soll eigentlich nur wie durch ein Beispiel die gekennzeichnete Richtung näher erläutert
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werden. Ein solches Beispiel mag verbessert werden. Wenn dies nur in der angegebenen Richtung
geschieht, dann kann ein fruchtbares Ziel erreicht werden.
Berechtigte persönliche oder Familienimpulse werden sich durch solche Einrichtungen mit den Forderungen
der menschlichen Allgemeinheit in Einklang bringen lassen. Man wird gewiß darauf hinweisen können, dass
die Versuchung, das Eigentum auf einen oder mehrere Nachkommen noch bei Lebzeiten zu übertragen,
sehr groß ist. Und dass man ja in solchen Nachkommen scheinbar Produzierende schaffen kann, die aber
dann doch gegenüber anderen untüchtig sind und besser durch diese anderen ersetzt würden. Doch diese
Versuchung wird in einer von den oben angedeuteten Einrichtungen beherrschten Organisation eine
möglichst geringe sein können. Denn der Rechtsstaat braucht nur zu verlangen, dass unter allen Umständen
das Eigentum, das an ein Familienmitglied von einem andern übertragen worden ist, nach Ablauf einer
gewissen, auf den Tod des letzteren folgenden Zeit einer Korporation der geistigen Organisation zufällt.
Oder es kann in andrer Art durch das Recht die Umgehung der Regel verhindert werden. Der Rechtsstaat
wird nur dafür sorgen, dass diese Überführung geschehe; wer ausersehen sein soll, das Erbe anzutreten,
das sollte durch eine aus der geistigen Organisation hervorgegangene Einrichtung bestimmt sein. Durch
Erfüllung solcher Voraussetzungen wird sich ein Verständnis dafür entwickeln, dass Nachkommen durch
Erziehung und Unterricht für den sozialen Organismus geeignet gemacht werden, und nicht durch
Kapitalübertragung an unproduktive Personen sozialer Schaden angerichtet werde. Jemand, in dem wirklich
soziales Verständnis lebt, hat kein Interesse daran, dass seine Verbindung mit einer Kapitalgrundlage
nachwirke bei Personen oder Personengruppen, bei denen die individuellen Fähigkeiten eine solche
Verbindung nicht rechtfertigen.
Niemand wird, was hier ausgeführt ist, für eine bloße Utopie halten, der Sinn für wirklich praktisch
Durchführbares hat. Denn es wird gerade auf solche Einrichtungen gedeutet, die ganz unmittelbar an jeder
Stelle des Lebens aus den gegenwärtigen Zuständen heraus erwachsen können. Man wird nur zu dem
Entschluß greifen müssen, innerhalb des Rechtsstaates auf die Verwaltung des geistigen Lebens und auf
das Wirtschaften allmählich zu verzichten und sich nicht zu wehren, wenn, was geschehen sollte, wirklich
geschieht, dass private Bildungsanstalten entstehen und dass sich das Wirtschaftsleben auf die eigenen
Untergründe stellt. Man braucht die Staatsschulen und die staatlichen Wirtschaftseinrichtungen nicht von
heute zu morgen abzuschaffen; aber man wird aus vielleicht kleinen Anfängen heraus die Möglichkeit
erwachsen sehen, dass ein allmählicher Abbau des staatlichen Bildungs- und Wirtschaftswesens erfolge.
Vor allem aber würde notwendig sein, dass diejenigen Persönlichkeiten, welche sich mit der Überzeugung
durchdringen können von der Richtigkeit der hier dargestellten oder ähnlicher sozialer Ideen, für deren
Verbreitung sorgen. Finden solche Ideen Verständnis, so wird dadurch Vertrauen geschaffen zu einer
möglichen heilsamen Umwandlung der gegenwärtigen Zustände in solche, welche deren Schäden nicht
zeigen. Dieses Vertrauen aber ist das einzige, aus dem eine wirklich gesunde Entwickelung wird
hervorgehen können. Denn wer ein solches Vertrauen gewinnen soll, der muss überschauen können, wie
Neueinrichtungen sich praktisch an das Bestehende anknüpfen lassen. Und es scheint gerade das
Wesentliche der Ideen zu sein, die hier entwickelt werden, dass sie nicht eine bessere Zukunft herbeiführen
wollen durch eine noch weitergehende Zerstörung des Gegenwärtigen, als sie schon eingetreten ist;
sondern dass die Verwirklichung solcher Ideen auf dem Bestehenden weiterbaut und im Weiterbauen den
Abbau des Ungesunden herbeiführt. Eine Aufklärung, die ein Vertrauen nach dieser Richtung nicht anstrebt,
wird nicht erreichen, was unbedingt erreicht werden muß: eine Weiterentwickelung, bei welcher der Wert der
bisher von den Menschen erarbeiteten Güter und der erworbenen Fähigkeiten nicht in den Wind geschlagen,
sondern gewahrt wird. Auch der ganz radikal Denkende kann Vertrauen zu einer sozialen Neugestaltung
unter Wahrung der überkommenen Werte gewinnen, wenn er vor Ideen sich gestellt sieht, die eine wirklich
gesunde Entwickelung einleiten können. Auch er wird einsehen müssen, daß, welche Menschenklasse auch
immer zur Herrschaft gelangt, sie die bestehenden Übel nicht beseitigen wird, wenn ihre Impulse nicht von
Ideen getragen sind, die den sozialen Organismus gesund, lebensfähig machen. Verzweifeln, weil man nicht
glauben kann, dass bei einer genügend großen Anzahl von Menschen auch in den Wirren der Gegenwart
Verständnis sich finde für solche Ideen, wenn auf ihre Verbreitung die notwendige Energie gewandt werden
kann, hieße an der Empfänglichkeit der Menschennatur für Impulse des Gesunden und
Zweckentsprechenden verzweifeln. Es sollte diese Frage, ob man daran verzweifeln müsse, gar nicht
gestellt werden, sondern nur die andere: was man tun solle, um die Aufklärung über vertrauenerweckende
Ideen so kraftvoll als möglich zu machen.
Einer wirksamen Verbreitung der hier dargestellten Ideen wird zunächst entgegenstehen, dass die
Denkgewohnheiten des gegenwärtigen Zeitalters aus zwei Untergründen heraus mit ihnen nicht
zurechtkommen werden. Entweder wird man in irgendeiner Form einwenden, man könne sich nicht
vorstellen, dass ein Auseinanderreißen des einheitlichen sozialen Lebens möglich sei, da doch die drei
gekennzeichneten Zweige dieses Lebens in der Wirklichkeit überall zusammenhängen; oder man wird
finden, dass auch im Einheitsstaate die notwendige selbständige Bedeutung eines jeden der drei Glieder
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dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
erreicht werden könne, und dass eigentlich mit dem hier Dargestellten ein Ideengespinst gegeben sei, das
die Wirklichkeit nicht berühre. Der erste Einwand beruht darauf, dass von einem unwirklichen Denken
ausgegangen wird. dass geglaubt wird, die Menschen könnten in einer Gemeinschaft nur eine Einheit des
Lebens erzeugen, wenn diese Einheit durch Anordnung erst in die Gemeinschaft hineingetragen wird. Doch
das Umgekehrte wird von der Lebenswirklichkeit verlangt. Die Einheit muss als das Ergebnis entstehen; die
von verschiedenen Richtungen her zusammenströmenden Betätigungen müssen zuletzt eine Einheit
bewirken. Dieser wirklichkeitsgemäßen Idee lief die Entwickelung der letzten Zeit zuwider. Deshalb stemmte
sich, was in den Menschen lebte, gegen die von außen in das Leben gebrachte “Ordnung” und führte zu der
gegenwärtigen sozialen Lage. - Das zweite Vorurteil geht hervor aus dem Unvermögen, die radikale
Verschiedenheit im Wirken der drei Glieder des sozialen Lebens zu durchschauen. Man sieht nicht, wie der
Mensch zu jedem der drei Glieder ein besonderes Verhältnis hat, das in seiner Eigenart nur entfaltet werden
kann, wenn im wirklichen Leben ein für sich bestehender Boden vorhanden ist, auf dem sich, abgesondert
von den beiden andern, dieses Verhältnis ausgestalten kann, um mit ihnen zusammenzuwirken. Eine
Anschauung der Vergangenheit, die physiokratische, meinte: Entweder die Menschen machen
Regierungsmaßregeln über das wirtschaftliche Leben, welche der freien Selbstentfaltung dieses Lebens
widerstreben; dann seien solche Maßregeln schädlich. Oder die Gesetze laufen in derselben Richtung, in
welcher das Wirtschaftsleben von selbst läuft, wenn es sich frei überlassen bleibt; dann seien sie
überflüssig. Als Schulmeinung ist diese Anschauung überwunden; als Denkgewohnheit spukt sie aber
überall noch verheerend in den Menschenköpfen. Man meint, wenn ein Lebensgebiet seinen Gesetzen folgt,
dann müsse aus diesem Gebiete alles für das Leben Notwendige sich ergeben. Wenn, zum Beispiel, das
Wirtschaftsleben in einer solchen Art geregelt werde, dass die Menschen die Regelung als eine sie
befriedigende empfinden, dann müsse auch das Rechts- und Geistesleben aus dem geordneten
Wirtschaftsboden sich richtig ergeben. Doch dieses ist nicht möglich. Und nur ein Denken, das der
Wirklichkeit fremd gegenübersteht, kann glauben, dass es möglich sei. Im Kreislauf des Wirtschaftslebens ist
nichts vorhanden, das von sich aus einen Antrieb enthielte, dasjenige zu regeln, was aus dem
Rechtsbewußtsein über das Verhältnis von Mensch zu Mensch erfließt. Und will man dieses Verhältnis aus
den wirtschaftlichen Antrieben heraus ordnen, so wird man den Menschen mit seiner Arbeit und mit der
Verfügung über die Arbeitsmittel in das Wirtschaftsleben einspannen. Er wird ein Rad in einem
Wirtschaftsleben, das wie ein Mechanismus wirkt. Das Wirtschaftsleben hat die Tendenz, fortwährend in
einer Richtung sich zu bewegen, in die von einer andern Seite her eingegriffen werden muß. Nicht, wenn die
Rechtsmaßnahmen in der Richtung verlaufen, die vom Wirtschaftsleben erzeugt wird, sind sie gut, oder
wenn sie ihr zuwiderlaufen, sind sie schädlich; sondern, wenn die Richtung, in welcher das Wirtschaftsleben
läuft, fortwährend beeinflußt wird von den Rechten, welche den Menschen nur als Menschen angehen, wird
dieser in dem Wirtschaftsleben ein menschenwürdiges Dasein führen können. Und nur dann, wenn ganz
abgesondert von dem Wirtschaftsleben die individuellen Fähigkeiten auf einem eigenen Boden erwachsen
und dem Wirtschaften die Kräfte immer wieder neu zuführen, die aus ihm selbst sich nicht erzeugen können
wird auch das Wirtschaften in einer den Menschen gedeihlichen Art sich entwickeln können.
Es ist merkwürdig: auf dem Gebiete des rein äußerlichen Lebens sieht man leicht den Vorteil der
Arbeitsteilung ein. Man glaubt nicht, dass der Schneider sich seine Kuh züchten solle, die ihn mit Milch
versorgt. Für die umfassende Gliederung des Menschenlebens glaubt man, dass die Einheitsordnung das
allein Ersprießliche sein müsse.
Daß Einwände gerade bei einer dem wirklichen Leben entsprechenden sozialen Ideenrichtung von allen
Seiten sich ergeben müssen, ist selbstverständlich. Denn das wirkliche Leben erzeugt Widersprüche. Und
wer diesem Leben gemäß denkt, der muss Einrichtungen verwirklichen wollen, deren Lebenswidersprüche
durch andere Einrichtungen ausgeglichen werden. Er darf nicht glauben: eine Einrichtung, die sich vor
seinem Denken als “ideal gut” ausweist, werde, wenn sie verwirklicht wird, auch widerspruchslos sich
gestalten. - Es ist eine durchaus berechtigte Forderung des gegenwärtigen Sozialismus, dass die
neuzeitlichen Einrichtungen, in denen produziert wird um des Profitierens des einzelnen willen, durch solche
ersetzt werden, in denen produziert wird, um des Konsumierens aller willen. Allein gerade derjenige, welcher
diese Forderung voll anerkennt, wird nicht zu der Schlußfolgerung dieses neueren Sozialismus kommen
können: Also müssen die Produktionsmittel aus dem Privateigentum in Gemeineigentum übergehen. Er wird
vielmehr die ganz andere Schlußfolgerung anerkennen müssen: Also muß, was privat auf Grund der
individuellen Tüchtigkeiten produziert wird, durch die rechten Wege der Allgemeinheit zugeführt werden. Der
wirtschaftliche Impuls der neueren Zeit ging dahin, durch die Menge des Gütererzeugens Einnahmen zu
schaffen; die Zukunft wird danach streben müssen, durch Assoziationen aus der notwendigen Konsumtion
die beste Art der Produktion und die Wege von dem Produzenten zu dem Konsumenten zu finden. Die
Rechtseinrichtungen werden dafür sorgen, dass ein Produktionsbetrieb nur so lange mit einer Person oder
Personengruppe verbunden bleibt, als sich diese Verbindung aus den individuellen Fähigkeiten dieser
Personen heraus rechtfertigt. Statt dem Gemeineigentum der Produktionsmittel wird im sozialen Organismus
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ein Kreislauf dieser Mittel eintreten, der sie immer von neuem zu denjenigen Personen bringt, deren
individuelle Fähigkeiten sie in der möglichst besten Art der Gemeinschaft nutzbar machen können. Auf diese
Art wird zeitweilig diejenige Verbindung zwischen Persönlichkeit und Produktionsmittel hergestellt, die bisher
durch den Privatbesitz bewirkt worden ist. Denn der Leiter einer Unternehmung und seine Unterleiter werden
es den Produktionsmitteln verdanken, dass ihre Fähigkeiten ihnen ein ihren Ansprüchen gemäßes
Einkommen bringen. Sie werden nicht verfehlen, die Produktion zu einer möglichst vollkommenen zu
machen, denn die Steigerung dieser Produktion bringt ihnen zwar nicht den vollen Profit, aber doch einen
Teil des Erträgnisses. Der Profit fließt ja doch nur im Sinne des oben Ausgeführten der Allgemeinheit bis zu
dem Grade zu, der sich ergibt nach Abzug des Zinses, der dem Produzenten zugute kommt wegen der
Steigerung der Produktion. Und es liegt eigentlich schon im Geiste des hier Dargestellten, daß, wenn die
Produktion zurückgeht, sich das Einkommen des Produzenten in demselben Maße zu verringern habe, wie
es sich steigert bei der Produktionserweiterung. Immer aber wird das Einkommen aus der geistigen Leistung
des Leitenden fließen, nicht aus einem solchen Profit, welcher auf Verhältnissen beruht, die nicht in der
geistigen Arbeit eines Unternehmers, sondern in dem Zusammenwirken der Kräfte des Gemeinlebens ihre
Grundlage haben.
Man wird sehen können, dass durch Verwirklichung solcher sozialer Ideen, wie sie hier dargestellt sind,
Einrichtungen, die gegenwärtig bestehen, eine völlig neue Bedeutung erhalten werden. Das Eigentum hört
auf, dasjenige zu sein, was es bis jetzt gewesen ist. Und es wird nicht zurückgeführt zu einer überwundenen
Form, wie sie das Gemeineigentum darstellen würde, sondern es wird fortgeführt zu etwas völlig Neuem. Die
Gegenstände des Eigentums werden in den Fluß des sozialen Lebens gebracht. Der einzelne kann sie nicht
aus seinem Privatinteresse heraus zum Schaden der Allgemeinheit verwalten; aber auch die Allgemeinheit
wird sie nicht zum Schaden der einzelnen bureaukratisch verwalten können; sondern der geeignete einzelne
wird zu ihnen den Zugang finden, um durch sie der Allgemeinheit dienen zu können.
Ein Sinn für das Allgemeininteresse kann sich durch die Verwirklichung solcher Impulse entwickeln, welche
das Produzieren auf eine gesunde Grundlage stellen und den sozialen Organismus vor Krisengefahren
bewahren. - Auch wird eine Verwaltung, die es nur zu tun hat mit dem Kreislauf des Wirtschaftslebens, zu
Ausgleichen führen können, die etwa aus diesem Kreislauf heraus als notwendig sich ergeben. Sollte, zum
Beispiel, ein Betrieb nicht in der Lage sein, seinen Darleihern ihre Arbeitsersparnisse zu verzinsen, so wird,
wenn er doch als einem Bedürfnis entsprechend anerkannt wird, aus andern Wirtschaftsbetrieben nach
freier Übereinkunft mit allen an den letzteren beteiligten Personen das Fehlende zugeschossen werden
können. Ein in sich abgeschlossener Wirtschaftskreislauf, der von außen die Rechtsgrundlage erhält und
den fortdauernden Zufluß der zutage tretenden individuellen Menschenfähigkeiten, wird es in sich nur mit
dem Wirtschaften zu tun haben. Er wird dadurch der Veranlasser einer Güterverteilung sein können, die
jedem das verschafft, was er nach dem Wohlstande der Gemeinschaft gerechter Art haben kann. Wenn
einer scheinbar mehr Einkommen haben wird als ein anderer, so wird dies nur deshalb sein, weil das “Mehr”
wegen seiner individuellen Fähigkeiten der Allgemeinheit zugute kommt. Ein sozialer Organismus, der im
Lichte der hier dargestellten Vorstellungsart sich gestaltet, wird durch eine Übereinkunft zwischen den
Leitern des Rechtslebens und denen des Wirtschaftslebens die Abgaben regeln können, welche für das
Rechtsleben notwendig sind. Und alles, was zum Unterhalte der geistigen Organisation nötig ist, wird dieser
zufließen durch die aus freiem Verständnis für sie erfolgende Vergütung von seiten der Einzelpersonen, die
am sozialen Organismus beteiligt sind. Diese geistige Organisation wird ihre gesunde Grundlage durch die
in freier Konkurrenz sich geltend machende individuelle Initiative der zur geistigen Arbeit fähigen
Einzelpersonen haben.
Aber nur in dem hier gemeinten sozialen Organismus wird die Verwaltung des Rechtes das notwendige
Verständnis finden für eine gerechte Güterverteilung. Ein Wirtschaftsorganismus, der nicht aus den
Bedürfnissen der einzelnen Produktionszweige die Arbeit der Menschen in Anspruch nimmt, sondern der mit
dem zu wirtschaften hat, was ihm das Recht möglich macht, wird den Wert der Güter nach dem bestimmen,
was ihm die Menschen leisten. Er wird nicht die Menschen leisten lassen, was durch den unabhängig von
Menschenwohlfahrt und Menschenwürde zustande gekommenen Güterwert bestimmt ist. Ein solcher
Organismus wird Rechte sehen, die aus rein menschlichen Verhältnissen sich ergeben. Kinder werden das
Recht auf Erziehung haben; der Familienvater wird als Arbeiter ein höheres Einkommen haben können als
der Einzelnstehende. Das “Mehr” wird ihm zufließen durch Einrichtungen, die durch Übereinkommen aller
drei sozialen Organisationen begründet werden. Solche Einrichtungen können dem Rechte auf Erziehung
dadurch entsprechen, dass nach den allgemeinen Wirtschaftsverhältnissen die Verwaltung der
wirtschaftlichen Organisation die mögliche Höhe des Erziehungseinkommens bemißt und der Rechtsstaat
die Rechte des einzelnen festsetzt nach den Gutachten der geistigen Organisation. Wieder liegt es in der Art
eines wirklichkeitsgemäßen Denkens, dass mit einer solchen Angabe nur wie durch ein Beispiel die
Richtung bezeichnet wird, in welcher die Einrichtungen bewirkt werden können. Es wäre möglich, dass für
das einzelne ganz anders geartete Einrichtungen als richtig befunden würden. Aber dieses “Richtige” wird
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sich nur finden lassen durch das zielgemäße Zusammenwirken der drei in sich selbständigen Glieder des
sozialen Organismus. Hier, für diese Darstellung, möchte im Gegensatz zu vielem, was in der Gegenwart für
praktisch gehalten wird, es aber nicht ist, die ihr zugrunde liegende Denkart das wirklich Praktische finden,
nämlich eine solche Gliederung des sozialen Organismus, die bewirkt, dass die Menschen in dieser
Gliederung das sozial Zweckmäßige veranlassen.
Wie Kindern das Recht auf Erziehung, so steht Altgewordenen, Invaliden, Witwen, Kranken das Recht auf
einen Lebensunterhalt zu, zu dem die Kapitalgrundlage in einer ähnlichen Art dem Kreislauf des sozialen
Organismus zufließen muss wie der gekennzeichnete Kapitalbeitrag für die Erziehung der noch nicht selbst
Leistungsfähigen. Das Wesentliche bei all diesem ist, dass die Feststellung desjenigen, was ein nicht selbst
Verdienender als Einkommen bezieht, nicht aus dem Wirtschaftsleben sich ergeben soll, sondern dass
umgekehrt das Wirtschaftsleben abhängig wird von dem, was in dieser Beziehung aus dem
Rechtsbewußtsein sich ergibt. Die in einem Wirtschaftsorganismus Arbeitenden werden von dem durch ihre
Arbeit Geleisteten um so weniger haben, je mehr für die nicht Verdienenden abfließen muß. Aber das
“Weniger” wird von allen am sozialen Organismus Beteiligten gleichmäßig getragen, wenn die hier
gemeinten sozialen Impulse ihre Verwirklichung finden werden. Durch den vom Wirtschaftsleben
abgesonderten Rechtsstaat wird, was eine allgemeine Angelegenheit der Menschheit ist, Erziehung und
Unterhalt nicht Arbeitsfähiger, auch wirklich zu einer solchen Angelegenheit gemacht, denn im Gebiete der
Rechtsorganisation wirkt dasjenige, worinnen alle mündig gewordenen Menschen mitzusprechen haben.
Ein sozialer Organismus, welcher der hier gekennzeichneten Vorstellungsart entspricht, wird die
Mehrleistung, die ein Mensch auf Grund seiner individuellen Fähigkeiten vollbringt, ebenso in die
Allgemeinheit überführen, wie er für die Minderleistung der weniger Befähigten den berechtigten Unterhalt
aus dieser Allgemeinheit entnehmen wird. “Mehrwert” wird nicht geschaffen werden für den unberechtigten
Genuß des einzelnen, sondern zur Erhöhung dessen, was dem sozialen Organismus seelische oder
materielle Güter zuführen kann; und zur Pflege desjenigen, was innerhalb dieses Organismus aus dessen
Schoß heraus entsteht, ohne dass es ihm unmittelbar dienen kann.
Wer der Ansicht zuneigt, dass die Auseinanderhaltung der drei Glieder des sozialen Organismus nur einen
ideellen Wert habe, und dass sie sich auch beim einheitlich gestalteten Staatsorganismus oder bei einer das
Staatsgebiet umfassenden, auf Gemeineigentum an den Produktionsmitteln beruhenden wirtschaftlichen
Genossenschaft “von selbst” ergebe, der sollte seinen Blick auf die besondere Art von sozialen
Einrichtungen lenken, die sich ergeben müssen, wenn die Dreigliederung verwirklicht wird. Da wird, zum
Beispiel, nicht mehr die Staatsverwaltung das Geld als gesetzliches Zahlungsmittel anzuerkennen haben,
sondern diese Anerkennung wird auf den Maßnahmen beruhen, welche von den Verwaltungskörpern der
Wirtschaftsorganisation ausgehen. Denn Geld kann im gesunden sozialen Organismus nichts anderes sein
als eine Anweisung auf Waren, die von andern erzeugt sind und die man aus dem Gesamtgebiet des
Wirtschaftslebens deshalb beziehen kann, weil man selbst erzeugte Waren an dieses Gebiet abgegeben
hat. Durch den Geldverkehr wird ein Wirtschaftsgebiet eine einheitliche Wirtschaft. Jeder produziert auf dem
Umwege durch das ganze Wirtschaftsleben für jeden. Innerhalb des Wirtschaftsgebietes hat man es nur mit
Warenwerten zu tun. Für dieses Gebiet nehmen auch die Leistungen, die entstehen aus der geistigen und
der staatlichen Organisation heraus, den Warencharakter an. Was ein Lehrer an seinen Schülern leistet, ist
für den Wirtschaftskreislauf Ware. Dem Lehrer werden seine individuellen Fähigkeiten ebensowenig bezahlt
wie dem Arbeiter seine Arbeitskraft. Bezahlt kann beiden nur werden, was, von ihnen ausgehend, im
Wirtschaftskreislauf Ware und Waren sein kann. Wie die freie Initiative, wie das Recht wirken sollen, damit
die Ware zustande komme, das liegt ebenso außerhalb des Wirtschaftskreislaufes wie die Wirkung der
Naturkräfte auf das Kornerträgnis in einem segensreichen oder einem magern Jahr. Für den
Wirtschaftskreislauf sind die geistige Organisation bezüglich dessen, was sie beansprucht als
wirtschaftliches Erträgnis, und auch der Staat einzelne Warenproduzenten. Nur ist, was sie produzieren,
innerhalb ihres eigenen Gebietes nicht Ware, sondern es wird erst Ware, wenn es von dem
Wirtschaftskreislauf aufgenommen wird. Sie wirtschaften nicht in ihren eigenen Gebieten; mit dem von ihnen
Geleisteten wirtschaftet die Verwaltung des Wirtschaftsorganismus.
Der rein wirtschaftliche Wert einer Ware (oder eines Geleisteten), insofern er sich ausdrückt in dem Gelde,
das seinen Gegenwert darstellt, wird von der Zweckmäßigkeit abhängen, mit der sich innerhalb des
Wirtschaftsorganismus die Verwaltung der Wirtschaft ausgestaltet. Von den Maßnahmen dieser Verwaltung
wird es abhängen, inwiefern auf der geistigen und rechtlichen Grundlage, welche von den andern Gliedern
des sozialen Organismus geschaffen wird, die wirtschaftliche Fruchtbarkeit sich entwickeln kann. Der
Geldwert einer Ware wird dann der Ausdruck dafür sein, dass diese Ware in der den Bedürfnissen
entsprechenden Menge durch die Einrichtungen des Wirtschaftsorganismus erzeugt wird. Würden die in
dieser Schrift dargelegten Voraussetzungen verwirklicht, so wird im Wirtschaftsorganismus nicht der Impuls
ausschlaggebend sein, welcher durch die bloße Menge der Produktion Reichtum ansammeln will, sondern
es wird durch die entstehenden und sich in der mannigfaltigsten Art verbindenden Genossenschaften die
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Wie können Komplementäre Währungen helfen eine Wirtschaft zu erneuern? Kann
dies der ukrainischen Regierung helfen die Erwartungen ihrer Bürger zu erfüllen?
Gütererzeugung sich den Bedürfnissen anpassen. Dadurch wird das diesen Bedürfnissen entsprechende
Verhältnis zwischen dem Geldwert und den Produktionseinrichtungen im sozialen Organismus hergestellt64.
Das muss so sein, dass jeder Arbeitende für ein Erzeugnis so viel an Gegenwert erhält, als zur Befriedigung
sämtlicher Bedürfnisse bei ihm und den zu ihm gehörenden Personen nötig ist, bis er ein Erzeugnis der
gleichen Arbeit wieder hervorgebracht hat. Ein solches Preisverhältnis kann nicht durch amtliche
Feststellung erfolgen, sondern es muss sich als Resultat ergeben aus dem lebendigen Zusammenwirken der
im sozialen Organismus tätigen Assoziationen. Aber es wird sich einstellen, wenn das Zusammenwirken auf
dem gesunden Zusammenwirken der drei Organisationsglieder beruht. Es muss mit derselben Sicherheit
sich ergeben, wie eine haltbare Brücke sich ergeben muß, wenn sie nach rechten mathematischen und
mechanischen Gesetzen erbaut ist. Man kann natürlich den naheliegenden Einwand machen, das soziale
Leben folge nicht so seinen Gesetzen wie eine Brücke. Es wird aber niemand einen solchen Einwand
machen, der zu erkennen vermag, wie in der Darstellung dieses Buches dem sozialen Leben eben
lebendige und nicht mathematische Gesetze zugrunde liegend gedacht werden.
Man spricht viel von der modernen Arbeitsteilung, von deren Wirkung als Zeitersparnis,
Warenvollkommenheit, Warenaustausch und so weiter; aber man berücksichtigt wenig, wie sie das
Verhältnis des einzelnen Menschen zu seiner Arbeitsleistung beeinflußt. Wer in einem auf Arbeitsteilung
eingestellten sozialen Organismus arbeitet, der erwirbt eigentlich niemals sein Einkommen selbst, sondern
er erwirbt es durch die Arbeit aller am sozialen Organismus Beteiligten. Ein Schneider, der sich zum
Eigengebrauch einen Rock macht, setzt diesen Rock zu sich nicht in dasselbe Verhältnis wie ein Mensch,
der in primitiven Zuständen noch alles zu seinem Lebensunterhalte Notwendige selbst zu besorgen hat. Er
macht sich den Rock, um für andere Kleider machen zu können; und der Wert des Rockes für ihn hängt
ganz von den Leistungen der andern ab. Der Rock ist eigentlich Produktionsmittel. Mancher wird sagen, das
sei eine Begriffsspalterei. Sobald er auf die Wertbildung der Waren im Wirtschaftskreislauf sieht, wird er
diese Meinung nicht mehr haben können. Dann wird er sehen, dass man in einem Wirtschaftsorganismus,
der auf Arbeitsteilung beruht, gar nicht für sich arbeiten kann. Man kann nur für andere arbeiten, und andere
für sich arbeiten lassen. Man kann ebensowenig für sich arbeiten, wie man sich selbst aufessen kann. Aber
man kann Einrichtungen herstellen, welche dem Wesen der Arbeitsteilung widersprechen. Das geschieht,
wenn die Gütererzeugung nur darauf eingestellt wird, dem einzelnen Menschen als Eigentum zu überliefern,
was er doch nur durch seine Stellung im sozialen Organismus als Leistung erzeugen kann. Die
Arbeitsteilung drängt den sozialen Organismus dazu, dass der einzelne Mensch in ihm lebt nach den
Verhältnissen des Gesamtorganismus; sie schließt wirtschaftlich den Egoismus aus. Ist dann dieser
Egoismus doch vorhanden in Form von Klassenvorrechten und dergleichen, so entsteht ein sozial
unhaltbarer Zust