beratende ingenieure - Verband Beratender Ingenieure
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BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN 1/2 2013 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG I INGENIEURHONORARE I LERNEN VOM „ALTEN FRITZ“ EDITORIAL In diesem Jahr ... weiter im Gespräch … bleibt das Desaster um den neuen Hauptstadt- Ines Bronowski, Chefredakteurin schafts- und -bauminister berufspolitisch und flughafen. Nach dem der BER mit den Schlagzei- fachlich flankierte Novelle, sonst rückt die auch len rund um die auf unbestimmte Zeit verscho- von den VBI-Mitgliedern dringend erwartete Ta- bene Inbetriebnahme zu Jahresbeginn erneut für felanpassung und die einmütig geforderte Rück- Aufsehen und Talkshow-Stoff in Hülle und Fülle führung derjenigen Planungsleistungen von Bau- gesorgt hat, ist eines immerhin klar: Dieses Groß- physik bis Geotechnik in den verbindlich geregel- projekt und seine lange Geschichte aus Missma- ten Teil der HOAI, den die aktuelle Honorarord- nagement, politischer Ranküne, Intransparenz nung aus diesem in den ungeregelten Teil ver- und Schnittstellenwirrwarr werden uns noch lan- bannt hatte – sonst also rückt diese HOAI-Novel- ge begleiten. Weitere Neuigkeiten rund um die le in die unbestimmte Ferne einer nach der Bun- Baustelle am Rande der Hauptstadt sind zu er- destagswahl im kommenden Herbst beginnen- warten, der Untersuchungsausschuss des Berliner den neuen Legislaturperiode (siehe S. 9). Aus dem Abgeordnetenhauses ist dabei, die Ursachen des Blickwinkel und im Namen der Wasserwirtschafts- komplexen Debakels aufzuklären. Dass dabei er- ingenieure im VBI hat Prof. Dr. Markus Schröder neut die Standortentscheidung von Mitte der 90er die Probleme aus Honorarentwicklung und dem Jahre unter die Lupe genommen wird, ist zu be- tendenziell immer häufiger zu erlebenden Preis- grüßen. Denn das war der Anfang einer langen wettbewerb für Planungsleistungen analysiert – Liste kleiner und großer Fehlentscheidungen, die „Billige Handlanger oder wertvolle Ratgeber?“ hat am Ende die nun zu bestaunende Gemengelage er sein Plädoyer für die Rückbesinnung auf die aus Pleiten, Pech und Pannen ergab. Daraus re- wohlbegründete Priorisierung des Leistungswett- sultiert auch die ganz spezielle Herausforderung bewerbs genannt, das auf S. 28 beginnt. für die nun politisch Verantwortlichen und die … bleibt die Energiewende, ein Großprojekt gi- projektleitenden Fachleute rund um Horst Amann, gantischen Ausmaßes, das leider aber nach wie den neuen Technikchef der Flughafengesellschaft: vor nicht die einhellige Rückendeckung aus Poli- Sie müssen ein Projekt zu Ende führen, das aus tik und Wirtschaft erfährt, die für sein Gelingen politischen Gründen am falschen Standort, zu erforderlich ist. Energieeinsparung, die Nutzung klein, zu laut und zu niedrig kalkuliert in Auftrag regenerativer Quellen und der effiziente Einsatz gegeben wurde. so gewonnener Energie gehören dagegen in vie- Aber nicht nur BER, auch Stuttgart 21 und die len Planungsbüros längst zum Alltagsgeschäft, ein- Hamburger Elbphilharmonie gelten inzwischen mal mehr nachzulesen in der Rubrik Technische als Synonyme für aus dem Ruder gelaufene Groß- Ausrüstung dieser Ausgabe (S. 16 ff) und auch im projekte, die am guten Ruf des Wirtschaftsstand- Beitrag von Jörg Trippe (S. 32 ff) zur Wirtschaft- ortes Deutschland kratzen – und an dem Renom- lichkeit von Effizienzmaßnahmen in Industrieun- mee seiner Ingenieure gleich mit. Was ist also los ternehmen. in diesem Land, wie machen wir aus Großprojek- Abschließend noch ein Hinweis in eigener Sache. ten wieder Erfolgsgeschichten – das wird, so viel Alle VBI-Mitglieder erhalten als Beileger zu dieser steht bereits fest, die zentrale Fragestellung auf Jahresauftakt-Ausgabe „Beratende Ingenieure“ ei- unserem diesjährigen Bundeskongresse am 17./18. ne CD mit dem kompletten Jahrgang 2012 des Oktober in Hamburg sein. VBI-Magazins. Andere Interessenten können sich … ist natürlich die HOAI. Bis zur parlamentari- in der Redaktion melden. Für Fragen dazu und schen Sommerpause muss sie stehen, die vom darüber hinaus erreichen Sie die Autorin unter AHO im Namen der Planerverbände und -organi- Tel. 030726062-230. sationen mit Rückendeckung der Länderwirt- BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 3 INHALT 3 EDITORIAL In diesem Jahr ... weiter im Gespräch Ines Bronowski 6 NAMEN UND NACHRICHTEN 13 WORAN ARBEITEN SIE GERADE? 16 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG Thermische Gebäudesimulation – Einsatz in der TGA-Planung Christian Storck, Christian Eberl, Alexander Buschmann, Sarah Tax, Maximilian Walch 19 Oberflächennahe Geothermie – Erdwärmenutzung zum Heizen und Kühlen Rüdiger Grimm 22 Hochhausdoppel „Tanzende Türme“ in Hamburg – Wenn der Platz rar ist Jörg Findeisen, Bernhard Schrock 25 Betriebsgebäude Artis GmbH in Berlin – Gebaute Zukunft Christian Brensing Beilagenhinweis: Foto: Daniela Friebel Dieser Ausgabe liegen ein Veranstaltungsflyer des VBI-LV NRW und der TU Duisburg-Essen sowie der aktuelle Unita-Brief bei. Außerdem finden VBI-Mitglieder in Ihrem Exemplar jeweils eine CD mit dem kompletten Jahrgang 2012 dieser Zeitschrift in digitaler Form. 28 BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN 32 Wirtschaftlichkeitsanalysen – Energieeffizienz in Industrieunternehmen Jörg Trippe 36 Unbemannte Luftfahrtsysteme – Befliegung von Ingenieurbauwerken Achim Kelkel 40 1/2 INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN Ingenieure in der Wasserwirtschaft – Billige Handlanger oder wertvolle Ratgeber? Markus Schröder 2013 KONSTRUKTIV Porsche-Pavillon in Wolfsburg – Wie aus einem Guss Christian Brensing P BERUF UND RECHT 46 Urteile Planerpflichten in puncto Vertragsstrafenvorbehalt Reinhard Voppel 47 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG I INGENIEURHONORARE I LERNEN VOM „ALTEN FRITZ“ Zum Titelbild: Ende Januar mit einer Auszeichnung zum Ingenieurbau-Preis 2013 geehrt: Die Binnenhafenbrücke in Hamburg von WTM Engineers und dem Ingenieurbüro Grassl. Foto: Ingenieurbüro Grassl ABC des Baurechts Haftung für Bauverzögerungen Eva Reininghaus BÜROMANAGEMENT 48 Wachstumsfaktoren im Ingenieurbüro – Vom „alten Fritz“ lernen? Jochen Scholl 52 PRODUKTE UND PROJEKTE Das LichtAktiv-Haus der IBA in Hamburg Bärbel Rechenbach 65 TIPPS UND TERMINE 68 IMPRESSUM BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 5 nAMen und nACHRICHten Ingenieurbau-Preis 2013 Auszeichnung für sbp Ende Januar wurde in Berlin der Ingenieurbau-Preis 2013 verliehen. Der Preis des Verlages Ernst & Sohn ging diesmal an das Nationalstadion in Warschau, eine Multifunktionsarena mit wintertauglichem wandelbarem Innendach, bei deren Bau ingenieurtechnisches Neuland betreten wurde, wie die Jury befand. Schöpfer der ungewöhnlichen Konstruktion ist VBI-Mitglied sbp schlaich bergermann und partner (Architekten: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner und JSK Architekci sp. PL). Ausgezeichnet werden die ingeniöse Beherrschung des Spiels der Grundbean- ▲ Nationalstadion Warschau ▼ Binnenhafenbrücke Hamburg Foto: Ingenieurbüro Grassl Foto: Marcus Bredt spruchungen von Druck und Zug in der Planung und Ausführung. Das Ergebnis sei eine bis ins Detail gestalterisch durchdachte strukturale Komposition, die ästhetisch und konstruktiv überzeuge, so die Jury unter Vorsitz von Prof. Dr.-Ing. Manfred Curbach. Neben dem Ingenieurbau-Preis erhielten zwei weitere Projekte eine Auszeichnung zum Ingenieurbaupreis 2013: das Stahlviadukt Binnenhafenbrücke Hamburg, mit den verantwortlichen Ingenieurbüros Grassl (Stahlbau) und WTM Engineers (Massivbau), beide VBIMitglieder mit Stammsitz in Hamburg, sowie das Projekt Sanierung Hauptbahnhof, Hamburg, geplant vom Ingenieurbüro A. Elsner, Schneverdingen. Insgesamt hatte die Jury des alle zwei Jahre ausgelobten Wettbewerbs diesmal 37 eingereichte Objekte mit Standorten in 13 Ländern zu begutachten, darunter 24 Brücken und 13 Hochbauten. VBI-Bundesgeschäftsstelle Verstärkung im Ressort Außenwirtschaft Angesichts der wachsenden Bedeutung internationaler Märkte für viele Mitgliedsbüros hat der VBI mit Michael Pfeiffer seine Kompetenz auf außenwirtschaftlichem Gebiet verstärkt. Seit Januar steht der ausgewiesene Fachmann für ausländische Märkte und internationale Wirtschaftsbeziehungen in der VBI-Bundesgeschäftsstelle als Ansprechpartner für Fragen und Probleme im Zusammenhang mit dem Auslandsgeschäft bereit. Michael Pfeiffer war erster Geschäftsführer der Germany Trade and Invest GmbH, der 6 BeRAtende IngenIeuRe 1/2 2013 Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes, und damit verantwortlich für die umfassende Berichterstattung über die internationalen Märkte sowie die Akquise ausländischer Investoren in Deutschland. Davor verantwortete er im DIHK den Bereich International mit dem weltweiten Netz der AHKs. Aktuell gehört Pfeiffer dem Arbeitsstab Außenwirtschaftsberatung des Auswärtigen Amtes an und verfügt daher über einen guten Zugang zu den Botschaften und Generalkonsulaten. Außerdem steht Pfeiffer für regionale Gesprächskreise zu internationalen Fragen zur ▲ Michael Pfeiffer Verfügung und unterstützt VBI-Mitglieder bei Ansprache und Identifizierung von Ansprechpartnern im Ausland. Kontakt: pfeiffer@vbi.de , Tel. 030/26062-205. nAMen und nACHRICHten Fachkräftesicherung unterstützung für VBI-Mitglieder Viele VBI-Mitglieder beschäftigt derzeit die Frage, ob und wie sie qualifizierte Fachkräfte auch aus dem Ausland als Mitarbeiter gewinnen sollen. Einige Unternehmen haben dabei bereits praktische Erfahrungen gemacht – gute zumeist. Das zeigte eine gemeinsame Veranstaltung von VBI und Bundesagentur für Arbeit zur europa- und weltweiten Fachkräftevermittlung Ende 2012 in Berlin. Die wichtigste Hürde für die Einstellung ausländischer Mitarbeiter liegt auf der Hand: die Sprachkenntnisse. Ein Beispiel dafür, wie diese Hürde erfolgreich genommen werden kann, stellte VBI-Vizepräsident Dr. Joachim Knüpfer gleich zur Eröffnung der Veranstaltung mit rund 20 Teilnehmern vor. Im konkreten Fall bei HPC galt es, einen jungen spanischen Ingenieur in die bayerische Sprache und Kultur zu integrieren. Das gelang über einen Dreiklang aus Sprachkursen, finanziert durch den Arbeitgeber, einen frühzeitigen Einsatz auf Baustellen und Training der Alltagssprache im örtlichen Sportverein. Als besonders wirksam erwiesen sich dabei, so Dr. Knüpfer, die beiden letztgenannten Lernorte. Neben dem Engagement des Arbeitgebers für Spracherwerb und gesellschaftliche Integration gibt es jedoch auch konkrete Unterstützung durch die Bundesagentur für Arbeit, wie Dr. Uta Becher, Geschäftsbereichsleiterin Fachvermittlung bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur auf der VBI-Veranstaltung informierte. Dazu gehören als Hilfe bei der Bewerbersuche und Eingliederung zu Jahresbeginn 2013 eingeführten finanziellen Mobilitätshilfen für Bewerbungsgespräch, Umzug und Sprachkurse. Selbstverständlich beginnt die Personalbeschaffung aus dem Ausland viel früher. Dr. Becher empfahl insbesondere eine sorgfältige und realistische Überlegung, welches Anforderungsprofil besteht. Die „eierlegende Wollmilchsau“ eines erstklassigen, jungen Absolventen mit jahrelanger Praxiserfahrung und Managementqualitäten sei auch auf dem internationalen Arbeitsmarkt nicht zu finden. Stattdessen müsse man sich überlegen, welche Schlüsselqualifikationen vorliegen müssen, um eine erfolgreiche praktische Einar- ▲ Informationsveranstaltung in der VBI-Geschäftsstelle mit Dr. Uta Becher, ZAV, und Dr. Knüpfer. beitung im Unternehmen zu erreichen. Auch helfe es, die Perspektive möglicher Interessenten einzunehmen. Wichtig seien diesen neben Aufgabengebiet und Gehalt vor allem ein attraktiver Standort und konkrete Hilfen bei ganz praktischen Dingen wie der Wohnungssuche bis zur Freizeitgestaltung. Hier könne etwa ein Pate im Unternehmen gute Dienste leisten. Darüber hinaus gelte es, mit allen Mitarbeitern für eine entsprechende Willkommenskultur zu sorgen. Eine gute Möglichkeit zur Personalbeschaffung aus dem Ausland seien spezialisierte Jobmessen, die im europäischen Netzwerk der Jobvermittlungen EURES organisiert werden. Für 2013 stehen dabei auch Messen für Ingenieure im Programm, meist mit einem vorherigen Matching von Stellenausschreibungen und Bewerberinformationen. Erster Anlaufpunkt sei immer, so Dr. Becher, die örtliche Arbeitsagentur. Mit dem Hinweis, dass auch international gesucht wird, laufe der Vermittlungsprozess im Zusammenspiel von örtlich zuständigem Arbeitgeberservice und ZAV sofort an. Die spezialisierten Mitarbeiter der Bundesagentur seien auch bei Zuschnitt und Formulierung konkreter Stellenangebote behilflich. Auch bei Fragestellungen wie der Bewertung ausländischer Qualifikationen könne dann im konkreten Fall geholfen werden. Für VBI-Mitglieder stehen Dr. Becher und ihr Team als Vermittler zu den örtlichen Agenturen für Arbeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Wenn Sie konkret eine Fachkraft im Ausland suchen: Senden Sie Ihre Stellenausschreibung mit dem Hinweis, dass europa- bzw. weltweit gesucht wird an den VBI. Geben Sie bitte an, ob die zuständige Agentur für Arbeit schon informiert wurde. Der VBI schaltet dann die ZAV ein und stellt die Stellenausschreibung auf die VBI-Website. Auch bei Interesse an Recruitingbörsen im Ausland wenden Sie sich bitte an die VBI-Geschäftsstelle: Jonas Hurlin, Tel. 030/26062-206, hurlin@vbi.de Weitere Informationen zur Personalbeschaffung aus dem Ausland: - Erstkontakt zum Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit: 01801 - 66 44 66. Für künftige Kontakte erhalten Sie dort die Direktwahl Ihres Ansprechpartners. - Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit: http://www.zav.de - Datenbank der Kultusministerkonferenz zur Bewertung bzw. Vergleichbarkeit ausländischer Berufsabschlüsse: http://anabin.kmk. org/ - Portal der Bundesregierung mit praktischen Infos für Fachkräfte aus dem Ausland: http://www.make-it-in-germany. com BeRAtende IngenIeuRe 1/2 2013 7 nAMen und nACHRICHten Verbändeinitiative Universitäre Weiterbildung VBI unterstützt Initiative „pro AgB-Recht“ Auftakt gilt Herausforderungen der energiewende Der VBI-Bundesvorstand hat auf seiner Sitzung Ende November 2012 beschlossen, die Verbändeinitiative „pro AGB-Recht“ zu unterstützen. Die Initiative fordert, die geltenden gesetzlichen Regelungen zur Überprüfung Allgemeiner Geschäftsbedingungen beizubehalten. Hintergrund ist die von einigen großen Wirtschaftsverbänden und Anwaltskanzleien vorgeschlagene Gesetzesänderung mit dem Ziel, das deutsche AGB-Recht zwischen Unternehmern „aufzuweichen“. Begründet wird die vorgeschlagene Änderung damit, dass international arbeitende Unternehmen durch die AGB-rechtliche Überprüfung ihrer vertraglichen Klauseln in ihrer Konkurrenzfähigkeit eingeschränkt sind. Insbesondere die nach deutschem AGB-Recht eingeschränkte Möglichkeit Haftungsbeschränkungen zu vereinbaren, führe zu einer erheblichen Benachteiligung deutscher Unternehmen. Andere Rechtssysteme sähen eine AGB-rechtliche Prüfung nicht vor, so dass im internationalen Geschäft kaum noch deutsches Recht zur Anwendung komme, was von den Initiatoren der Gesetzesinitiative als großes Problem angesehen wird. Die Kritiker der vorgeschlagenen Gesetzesänderung befürchten, dass diese in den kommenden Jahren zu einer erheblichen Rechtsunsicherheit führen wird, bis die Gerichte eine Kasuistik entwickelt haben, wann Klauseln „aufgrund einer selbstbestimmten unternehmerischen Entscheidung“ zugestimmt worden ist. Es stehe Unternehmen frei, Haftungsbeschränkungen in Form von Individualvereinbarungen zu treffen, so dass die vorgeschlagene Vorschrift nicht erforderlich sei. Die Herausnahme des B2B-Geschäfts aus der Anwendung des AGB-Gesetzes führe letztlich zu einer schweren Benachteiligung der kleinen und mittleren Unternehmen und sei daher, abzulehnen. Dies entspricht auch der VBI-Auffassung. Wie die im Dezember verabschiedete Erklärung der Verbändeinitiative betont, gebe es derzeit keinen Grund, die mit dem gültigen AGB-Recht vorhandene Rechtsklarheit und Rechtssicherheit aufzugeben. 8 BeRAtende IngenIeuRe 1/2 2013 Mit der gemeinsamen Fachtagung „Beitrag der Bauingenieure zur Energiewende“, die am 7. März im Kleinen Audimax des Campus Essen der Universität Duisburg-Essen stattfindet, starten der VBI-Landesverband Nordrhein-Westfalen und die Abteilung Bauwissenschaften der Universität Duisburg-Essen eine gemeinsame Fortbildungsreihe für Bauingenieure. „Die Veranstaltung bildet den Auftakt für eine sichtbare Bündelung der langjährigen Kooperation zwischen dem VBI-Landesverband und der UDE“, wie Prof. Dr.-Ing. Jörg Schröder, Prorektor der Uni Duisburg-Essen für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs & Wissenstransfer gegenüber BI betonte. „Aus der Vielzahl unserer Forschungsaktivitäten resultieren zahlreiche Impulse für die Wirtschaft unter Beteiligung der beratenden Ingenieure. Genau diesen Aspekt wollen wir betonen und weiter ausbauen.“ Grundlage dieser Zusammenarbeit ist ein Kooperationsabkommen zwischen dem VBILandesverband und der Universität, das den in der Planungspraxis tätigen Bauingenieuren den Zugang zu Weiterbildung auf universitärem Niveau ebnen will. „Das ist bislang einzigartig“, wie VBI-Vorstandsmitglied Prof. Dr.-Ing. Michael Fastabend betont. „Wir wollen mit dieser Kooperation in NRW und darüber hinaus fachlich erstklassige Qualifizierungsangebote anbieten und hoffen, dass andere VBI-Landesverbände diesem Beispiel folgen.“ Zentrales Anliegen der Auftaktveranstaltung am 7. März ist es, die sich aus der Energiewende ergebenden Aufgaben für Bauingenieure zu analysieren und das fachliche Rüstzeug für die entsprechenden Arbeitsfelder zu vermitteln. Nach der Eröffnung durch Uni-Prorektor Prof. Schröder wird Prof. Fastabend die Teil- Einladung Beitrag der Bauingenieure zur Energiewende 1. gemeinsame Fachtagung Abt. Bauwissenschaften, Universität Duisburg-Essen und VBI-Landesverband NRW Donnerstag, 7. März 2013 Universität Duisburg-Essen Campus Essen Kleiner Audimax (Raum S04 T01 A02) nehmer im Namen des VBI begrüßen. Das anschließende Fachprogramm umfasst die vier Themenblöcke Perspektiven der Energiewende, Windenergie on-/offshore, Stadtentwicklung und Gebäudetechnik sowie den Block Energiequelle Biogas. Vortragsthemen der Professoren im Einzelnen sind u. a. Wasserkraft und Energiespeicherung, Gründung und Tragstrukturen von Windenergieanlagen sowie integrierte Stadtentwicklung zur Umsetzung der Energiewende. Damit ist die Fachtagung eine von der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfallen und weiteren Kammern anerkannte Fortbildungsveranstaltung. Das vollständige Programm und der Einladungsflyer stehen auf der VBI-Website www.vbi.de und auf der Website des Fachgebiets Geotechnik der Uni Duisburg-Essen www.uni-due.de/geotechnik zum Download bereit. Dort finden Interessenten auch das Formular zur Online-Anmeldung. Die Teilnahme kostet 130 Euro, VBI-Mitglieder zahlen nur 100 Euro. nAMen und nACHRICHten AHO-Herbsttagung Reform auf der Zielgeraden? Mit mehr als 200 Teilnehmern bekräftigte die AHO-Herbsttagung Mitte Dezember 2012 in Berlin einmal mehr das gemeinsame Interesse von Ingenieuren, Architekten und Auftraggebervertretern an der HOAI-Novelle. Daher traf der Titel der Veranstaltung „HOAI 2013 – Reform auf der Zielgerade?“ den Nerv Branchenvertreter. Wie der AHO-Vorstandsvorsitzende Ernst Ebert zur Eröffnung informierte, haben nach der Bauministerkonferenz auch die Wirtschaftsminister der Länder Anfang Dezember 2012 ihre Unterstützung der HOAI-Reform bekräftigt. Einhellig stimmte die Wirtschaftsministerkonferenz der AHO-Forderung zu, die Leistungen für Umweltverträglichkeitsstudien, Thermische Bauphysik, Schallschutz und Raumakustik, Bodenmechanik, Erd- und Grundbau sowie die Vermessungstechnischen Leistungen wieder in den verbindlichen Teil der HOAI zurückzuführen. Adressiert an die Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums im Saal, forderte Ebert erneut eine schnellstmögliche politische Grundsatzentscheidung in dieser für den AHO zentralen Frage. Die fachlichen Voraussetzungen zur Rückführung der genannten Planungsleistungen in den verbindlichen Teil der HOAI habe der AHO mit zwei wissenschaftlichen Gutachten geliefert, betonte Ebert und verwies auf die flankierend vorliegende politische Rückendeckung durch die Bundesländer. Er mahnte zugleich die Einhaltung des bereits modifizierten Zeitplanes zur HOAI-Reform bis 2013 an. Auch Gastredner FDP-Generalsekretär Patrick Döring wertete den Beschluss der Wirtschaftsministerkonferenz als wichtiges Signal an das BMWi und bekräftigte das gemeinsame Ziel, die Reform der HOAI in dieser Legislaturperiode, d. h. vor der parlamentarischen Sommerpause und der im September folgenden Bundestagswahl 2013 zu einem guten Abschluss zu bringen. Der zuständige Referatsleiter im BMWi Dr. Thomas Solbach unterstrich das gemeinsame Anliegen, mit der Umsetzung der HOAI in dieser Legislaturperiode einen Interessenausgleich aller am Planungsprozess Beteiligten ▶ Für eine modernisierte HOAI (v. r.): Dr. Cornelius, Ernst Ebert und Lutz Heese, stellv. AHOVorstandsvorsitzender. sicherzustellen. Er informierte, dass das ca. 2.000 Seiten umfassende Gutachten zur Honorarstruktur inzwischen vorliege, aber noch nicht ausgewertet sei. Im Hinblick auf die Frage der Rückführung von Planungsleistungen in den geregelten Teil der HOAI bat er um Verständnis, dass die Entscheidung darüber im Gesamtkontext der HOAI-Novelle falle. Die Teilnehmer der folgenden Podiumsdiskussion „Praxiserfahrungen nach 3 Jahren HOAI 2009“, darunter VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius, waren sich darin einig, dass sich die Regelung der gültigen HOAI 2009 zum Planen im Bestand mit einem Umbauzuschlag bis 80 % nicht bewährt hat. Die Praxis zeige, dass Umbauzuschläge allenfalls bis 40 % Akzeptanz finden. Da das Bauen im Bestand immer wichtiger werde, müsse auch der Wert der mitzuverarbeitenden vorhandenen Bausubstanz bei den anrechenbaren Kosten wieder angemessen berücksichtigt werden, so die Experten übereinstimmend. Reformbedarf bestehe zudem im Bereich der Allgemeinen Vorschriften und des Kostenberechnungsmodells. Dass eine wirtschaftliche Anpassung der HOAIHonorartafeln dringend erforderlich ist, verdeutlichte der danach vorgestellte AHO-Bürokostenvergleich 2011. Zwar habe sich die Honorarsituation der Architektur- und Ingenieurbüros im Vergleich zu 2010 leicht verbessert, entspräche aber längst nicht dem wirtschaftlich Erforderlichen. Die Bürostundensätze verharren weiterhin auf niedrigem Niveau, noch immer schreibe ein Drittel der Büros, darunter vorwiegend kleinere, rote Zahlen. „Damit sind am Bau tätige Ingenieure trotz stets steigender Anforderungen nach wie vor das Schlusslicht im Gehaltsvergleich der Ingenieurberufe“, konstatierte Ebert. Das unterstreiche die Notwendigkeit einer deutlichen Anhebung der Tafelwerte im Zuge der HOAI-Novellierung. Sonst werde sich der Exodus von am Bau tätigen Ingenieuren in die Industrie weiter verstärken. Unternehmensverkauf Als größeres deutsches Ingenieurbüro suchen wir zur strategischen Ergänzung unseres Leistungsspektrums einen gut eingeführten Planer für technische Gebäudeausrüstung Sie haben mehr als 10 Mitarbeiter und Bitte senden Sie uns erste aussagekräftige generieren über 1,2 Mio. Euro Umsatz Informationen zu Ihrem Unternehmen an pro Jahr? Dann könnten Sie der richtige folgende Chiffre-Nummer: XXXYYY. Partner für uns sein. BeRAtende IngenIeuRe 1/2 2013 9 nAMen und nACHRICHten Premiere Stahlbau-Ingenieurpreis erstmals vergeben Ausgezeichnete Tonnenkonstruktion für das Museum der Bayerischen Könige Foto: Markus Ebert Michael Staffa, Henning Ecker und Andreas Hertel von ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin, sowie Jürgen Schmidt und Peter Radl von VBI-Mitglied SSF Ingenieure, München, heißen die ersten Preisträger des auf der Münchner BAU Mitte Januar erstmals vergebenen „Ingenieurpreises des Deutschen Stahlbaues“. Der von Bauforumstahl im vergangenen Jahr erstmals und nur online ausgelobte Preis wird für besondere Ingenieurleistungen in den beiden Kategorien „Hochbau“ und „Brückenbau“ vergeben. Er ergänzt da- mit den traditionellen „Preis des Deutschen Stahlbaues“. Da bei Stahlbauten die Zusammenarbeit zwischen Ingenieur und Architekt eine herausragende Rolle spiele, sollen mit dem neuen Preis die Leistungen der Ingenieure besonders gewürdigt werden, erläuterte Dr. Bernhard Hauke, Sprecher der Geschäftsführung von Bauforumstahl. Die Jury hatte insgesamt 37 Einreichungen, davon 20 in der Kategorie Hochbau und 17 in der Kategorie Brückenbau zu bewerten. Als beste Hochbauleistung zeichnete sie das Büro ifb frohloff staffa kühl ecker für seinen Bei- ▲ Ingenieur-Stahlbaupreisträger Donaubrücke Günzburg trag „Museum der Bayerischen Könige in Hohenschwangau“ aus, das bereits den Preis des Deutschen Stahlbaues 2012 erhalten hatte. Laut Jury gelang durch die Neuinterpretation des Zollinger Prinzips und die Umsetzung in Stahl eine harmonische Einheit von Konstruktion und Architektur. BI hat das Bauprojekt in Heft 9-10/2012 S. 22 ff vorgestellt. In der Kategorie Brückenbau gewannen Jürgen Schmidt und Peter Radl von SSF Ingenieure, München, für die Donaubrücke Günzburg. 75 Jahre Dahlem Solide grundlage sichert den erfolg Als alteingesessenes Essener Unternehmen feierten DAHLEM Beratende Ingenieure im vergangenen Herbst ihr 75-jähriges Firmenjubiläum traditionsbewusst auf dem Welterbe Zollverein. Für die Gäste gab es zunächst eine Führung in die Kernbereiche der teils kulturhistorisch und architektonisch bedeutsamen Zeche. Unvergesslich blieb auch der Veranstaltungsort: Der auf der Kohlenwäsche gelegene Erich Brost-Pavillon mit einem atemberaubenden Rundblick über das Ruhr- und Emschergebiet. Als Hans Dahlem 1937 das Ingenieurbüro gründete, waren politisch und wirtschaftlich unruhige Zeiten. Seine Laufbahn begann er 1927 als Mitarbeiter beim Ruhrver- 10 BeRAtende IngenIeuRe 1/2 2013 ▶ Büroinhaber Dr.-Ing. HansW. Dahlem und Sohn Dipl.-Ing. Gregor Dahlem band in Essen, wo er verschiedenste wasserwirtschaftliche Anlagen plante. Unter der Leitung des bekannten Abwasserpioniers Karl Imhoff entstanden damals die ersten biologischen Kläranlagen nach dem Belebungsverfahren. Bis heute gehört die gesamte Breite der siedlungs- und industriellen wasserwirtschaftlichen Planungen zur Kernkompetenz des Unternehmens. 1978 trat Sohn Hans-W. Dahlem der Firma bei. Unter seiner Führung expandierte das Unternehmen. So wurden zur Verstärkung der über- nAMen und nACHRICHten Premiere Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2013 Die Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure möchte die besondere Bedeutung der Arbeit der Ingenieurinnen und Ingenieure mit einem neuen Preis – Deutscher Ingenieurpreis Straße und Verkehr – würdigen. Der neue Name verdeutlicht den Anspruch des Preises. 2013 sollen besonders zukunftsfähige und Richtung weisende Ingenieurleistungen in den Bereichen Verkehrstechnik, Straßenplanung und Straßenbau ausgezeichnet werden. Die BSVI sucht beispielhafte Ingenieurarbeiten, die zum einen Fachkollegen Anregungen bieten und zum anderen der Öffentlichkeit zeigen, was Ingenieure auf diesem Gebiet leisten. Bundesverkehrsminister Ramsauer hat die Schirmherrschaft übernommen. Der Preis ist eine ideelle Auszeichnung und wird in den drei Kategorien „Baukultur und planerische Qualität“, „Neue Ideen und Leistungen“ sowie „Bürgerbeteiligung und Projektkommunikation“ vergeben. Bewerbungsschluss für die erste Phase ist am 15. Februar. Die Preisverleihung findet im Rahmen der 50-Jahr-Feier der BVSI am 6. September statt. Teilnahmebogen und weitere Informationen: www.bsvi.de Foto: Florian Schreiber ASBau-Jubiläum Bauingenieurausbildung weiter erstklassig Dominates Gestaltungselement sind hier die Bögen. In der Laudatio der Jury heißt es: „Die Straßenbrücke überzeugt durch ihre klare Form und Wirtschaftlichkeit. Die geneigten und vorgespannten Hänger übertragen Schub in der Bogenebene und ermöglichen ein Zusammenwirken von Balken und Bogen.“ Neben den beiden Preisen gab es acht Auszeichnungen, von denen sechs an VBI-Mitgliedsunternehmen gingen. regionalen Tätigkeit weitere Geschäftsstellen eröffnet, unter anderem in Darmstadt. Inzwischen ist das Unternehmen weltweit tätig mit einem Auslandsanteil von 30 %. Alle Projekte werden durch interdisziplinär strukturierte Teams bearbeitet. Seit 2011 teilt Hans-W. Dahlem das Tagesgeschäft mit seinem Sohn Gregor Dahlem, der als dritte Generation in das Familienunternehmen eingetreten ist. Seine Herausforderungen sieht er insbesondere vor dem Hintergrund von Klimawandel und Energiewende: „Mehr denn je ist bei einer Planung die Energieeffizienz gefragt. Als Ingenieure sind wir daher ständig gefordert, wegweisende Lösungen zu entwickeln.“ ◀ VBI-Vorstand Prof. Fastabend auf der Jubiläumsveranstaltung des ASBau Foto: berlin-event-foto.de „Trotz Wegfalls des Diplomingenieur-Titels an den meisten Hochschulen und Universitäten ist die Qualität der Bauingenieurausbildung in Deutschland weiterhin gesichert und der Bauwirtschaft stehen auch zukünftig gut ausgebildete Bauingenieure zur Verfügung.“ Diese Zwischenbilanz zog Dr.-Ing. Friedrich W. Oeser, Vorsitzender des Akkreditierungsverbundes für Studiengänge des Bauwesens (ASBau) Mitte Dezember auf der Jubiläumsveranstaltung zum 10jährigen Bestehen des ASBau im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in Berlin. Dies sei maßgeblich Verdienst des ASBau, der durch die Etablierung von Studienstandards für die neuen Bachelor- und Masterabschlüsse dafür gesorgt habe, dass das Niveau der bisherigen Diplomingenieur-Ausbildung erhalten bleibe und es keinen Bauingenieur zweiter Klasse gebe. Mit diesem Ziel war auch die Gründung des ASBau vor 10 Jahren erfolgt. Oeser weiter: „Diese einzigartige Plattform dient auch anderen Branchen als Vorbild. Es ist auf dieser Plattform gelungen, dass sehr verschiedene Partner mit zum Teil kontroversen Sichtweisen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.“ Wie eine Umfrage bestätige, werden die ASBauStandards deutschlandweit umgesetzt. Auch bei der Konzipierung und Bewertung neuer Studiengänge seien die Standards sehr hilfreich. Oeser wies darauf hin, dass die ASBau-Standards nun auch in englischer Sprache vorlägen. Die Partner des ASBau, darunter der VBI, seien sich dabei einig, dass die Qualität der Ausbildung deutscher Bauingenieure auch international noch stärker kommuniziert werden müsse. Wie die Bauingenieurausbildung in Deutschland auch weiterhin auf hohem Niveau gewährleistet bleibt, stand im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung. Die Anforderungen der Planerpraxis an künftige Absolventen stellte dabei VBIVorstandmitglied Prof. Dr.-Ing. Michael Fastabend zur Debatte. Der ASBau ist ein Verbund aus Unternehmen des Bauwesens, ihrer Verbände, Vertretern der öffentlichen Hand sowie der Fachbereiche und Fakultäten im Bauingenieurwesen und Studentenvertretern, der 2002 als Reaktion auf den Bologna-Prozesses gegründet wurde. Ziel ist die Sicherung einer berufsbefähigenden deutschen Bauingenieurausbildung. BeRAtende IngenIeuRe 1/2 2013 11 nAMen und nACHRICHten Kommunalberatug Bernd Hartmann verstorben VBI-Arbeitskreis plant Veranstaltung Am 10. Januar 2013 ist unser Freund und Kollege Dipl.-Ing. Bernd Hartmann aus Havixbeck bei Münster in Westfalen nach schwerer Krankheit verstorben. Als Inhaber des Ingenieurbüros Hartmann in Münster, des heutigen Büros Rummler + Hartmann in Havixbeck, betrieb er schon früh die Planung von Anlagen der Siedlungswasserwirtschaft unter ganzheitlichen Gesichtspunkten. Er hatte sich damit bei den Kommunen und Verbänden im weiten Umkreis einen ausgezeichneten Ruf als umsichtiger Fachmann und wertvoller Berater erworben. Darüber hinaus vertrat Bernd Hartmann ehrenamtlich die Interessen des Berufsstandes der unabhängigen Ingenieure der Wasserwirtschaft an vielen Stellen. So war er viele Jahre Vorsitzender des Landesverbandes NRW im INGEWA und später im VUBIC. Zusätzlich wirkte er im Vorstand des ASIA Arbeitgeberverband selbstständiger Ingenieure und Architekten lange Zeit an der Entwicklung ausgewogener Gehaltsstrukturen für die Mitarbeiter in den Ingenieurbüros maßgeblich mit. Zuletzt war er viele Jahre Beisitzer in der Vergabekammer bei der Bezirksregierung in Münster. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie. Wir werden Bernd Hartmann vermissen und ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Ulrich Welter Der seit vier Jahren im VBI aktive Arbeitskreis Kommunalberatung lädt Anfang Juli Kommunalpolitiker und leitende Mitarbeiter der westdeutschen Städte nach Dortmund ein. Auf der Tagesveranstaltung mit Vorträgen und moderierten Diskussionen will der VBIArbeitskreis mit Bürgermeistern und Dezernenten die Zukunftsaufgaben analysieren, mit denen sich die Kommunen mittlerer Größe in Nordrhein-Westfalen in den kommenden Jahren konfrontiert sehen. Exemplarisch werden dabei die Themen kommunales Flächenmanagement und Infrastruktur als fachliche Beispiele erörtert. Dem Arbeitskreis geht es dabei vornehmlich um zwei Ziele: Zum einen soll die Zielgruppe der Bürgermeister und Dezernenten den VBI als interdisziplinären Pool von technischwirtschaftlichen Experten kennenlernen, der sich intensiv mit den drängenden strategischen wie operativ-praktischen Herausforderungen der Kommunen auseinandersetzt. Zum zweiten soll im Diskurs mit den Teilnehmern herausgearbeitet werden, welche Chancen und Vorteile für Kommunen entstehen, wenn kompetente Ingenieurunternehmen in die Entwicklung strategischer Lösungen eingebunden werden. )$ Nachruf Kanalabscheider , +) #'#! ) 0 % '+ ) **# )+ ' #' ) () /"),'! #& ... ) - ' $ ' % * " # ) F eu er teu f el ch an ce nl o s! 12 I S H : H a l l e 11 . 1 S t a n d C 7 7 BeRAtende IngenIeuRe 1/2 2013 Auslobung Wettbewerb Kommunaler Klimaschutz Deutschlandweit sind Kommunen und Regionen aufgerufen, sich mit vorbildlichen Klimaschutzprojekten am Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz 2013“ zu beteiligen. Bewerbungen können bis 31. März eingereicht werden. Insgesamt stehen 240.000 Euro Preisgeld zur Verfügung, die jeweils wieder in Klimaschutzprojekte investiert werden sollen. Initiatoren des Wettbewerbs sind das Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz und das Bundesumweltministerium (BMU), Kooperationspartner die kommunalen Spitzenverbände. Gesucht werden erfolgreich realisierte Klimaschutzprojekte, die in besonderem Maße zur Reduzierung von Treibhausgasen beigetragen haben. Bewerbungen sind in folgenden drei Kategorien möglich. Kategorie 1: Klimaschutz in kommunalen Liegenschaften: vorbildliche technische und/oder bauliche Maßnahmen für den Klimaschutz in kommunalen Liegenschaften, die z.B. besonders effektiv Energieeffizienz mit der Nutzung erneuerbarer Energien verbinden. Kategorie 2: Kommunales Energie- und Klimaschutzmanagement: z. B. beim Energiecontrolling, durch klimafreundliche Beschaffung, durch Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Ziel der Reduzierung des Energieverbrauchs etc. Kategorie 3: Kommunaler Klimaschutz zum Mitmachen: erfolgreiche Aktionen zur Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz und/oder zur Anpassung an den Klimawandel, z. B. durch kommunale Kampagnen oder spezifische Angebote. Bewerbungsunterlagen, Wettbewerbsflyer sowie weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Service- und Kompetenzzentrums: Kommunaler Klimaschutz: www.klimaschutz-in-kommunen.de/ wettbewerb. WORAN ARBEITEN SIE GERADE? Wir arbeiten ... UNGER ingenieure, Darmstadt, www.unger-ingenieure.de … am Hochwasserschutz durch den Polder Mechtersheim Der Polder Mechtersheim südlich von Speyer ist Bestandteil des länderübergreifenden Hochwasserschutzkonzepts am Oberrhein, zu dem sich Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Frankreich gemeinsam im Rahmen des vertraglich fixierten „200-jährlichen Hochwasserschutzes“ verpflichtet haben. Unger In- genieure erstellte gemeinsam mit dem Ingenieurbüro icon, Mainz, die Genehmigungsplanung für das Planfeststellungsverfahren sowie die Ausführungsplanung und verantwortete die Bauüberwachung. Auftraggeber ist das Land Rheinland-Pfalz, vertreten durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Neubaugruppe Hochwasserschutz Oberrhein, Speyer. Durch den Polder entstehen rund 3,5 Mio. m³ Rückhaltevolumen auf ca. 145 ha. Für die Flutung und Entleerung des Polderraumes wurde im bestehenden Rheinhauptdeich ein Ein- und Auslaufbauwerk errichtet. Die Flutung erfolgt über zwei spiegelbildlich angeordnete Fischbauchklappen mit Hydraulikantrieb. Zur Restentleerung im Retentionsraum dient ein ebenfalls im Rheinhauptdeich integriertes Entleerungsbauwerk. Bei Flutung des Retentionsraumes sind zur Verhinderung von schädlichem Grundwasseranstieg unterschiedlichste Anpassungsmaßnahmen erforderlich. Leistungsstarke Pumpen fördern das austretende Wasser über erdverlegte Druckleitungen durch den Deich und leiten es über ein Auslassbauwerk in das eingestaute Rheinvorland. Ein aufwendiges Grabensystem sammelt das Wasser und führt es dem Pumpwerk zu. Der Schutz der Kläranlage Römerberg wird über ein Freispiegelkanalsystem mit insgesamt drei Einlaufmönchen sichergestellt. Die Fertigstellung des 22-Mio-Euro-Projekts erfolgt voraussichtlich Mitte des Jahres. K+S Ingenieur-Consult GmbH & Co. KG, Nürnberg, www.ks-ingenieurconsult.de ...an der Ortsumgehung Scheibengipfeltunnel, Reutlingen Um die Stadt Reutlingen in Baden-Württemberg vom Verkehr zu entlasten, wird im Zuge der B 312 eine Ostumfahrung gebaut. 2012 begann das im Bieterverfahren erfolgreiche Bauunternehmen Max Bögl mit dem Bau des zur Umgehungsstraße gehörenden 1,9 km langen Scheibengipfeltunnels (im Bild das Nordportal mit Betriebsgebäude). 1.620 m des Tunnels entstehen in bergmännischer Bauweise, 240 m am Südportal und 50 m am Nordportal in offener Bauweise. Die Außenschale des Tunnels wird als bewehrte Spritzbetonschale ausgeführt, die Innenschale als wasserundurchlässige Betonkonstruktion. Die Ausbruchfläche des Hauptstollens beträgt ca. 99 m² für ein Lichtraumprofil von 9,50 m Breite und einer Höhe von 4,50 m. Der über 7 Querschläge mit dem Hauptstollen ver- bundene Rettungsstollen hat eine Ausbruchfläche von etwa 20 m² mit einem Lichtraumprofil von 2,80 m x 3,10 m. Die K+S Ingenieur-Consult hat im Auftrag der Max Bögl GmbH & Ko. KG das gesamte Tunnelbauwerk geplant, der bisher längste Tunnel in bergmännischer Bauweise für K+S. An den Feierlichkeiten zum Tunnelanschlag im November 2012 nahmen u. a. der parlamentarische Staatssekretär Dr. Andreas Scheuer MdB beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie der Minister für Verkehr und Infrastruktur von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, teil. Die Vortriebsarbeiten werden voraussichtlich bis Juni 2014 dauern, im September 2016 soll der Tunnel baulich fertiggestellt, der Einbau der Tunnelausrüstung im März 2017 abgeschlossen werden. Abbildung: Regierungspräsidium Tübingen BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 13 WORAN ARBEITEN SIE GERADE? Dorsch International Consultants GmbH, München ... am KfW-Notfallmaßnahmenprogramm im Gaza-Streifen Im Beisein von Bundesminister Dirk Niebel (BMZ) wurde Ende 2012 die von 32.000 auf 75.000 m3/d erweiterte kommunale Kläranlage Sheikh Ajleen im Gaza-Streifen eröffnet (siehe Foto). Seitdem fließen große Teile des Abwassers der rund 750.000 Einwohner von Gaza Stadt nicht mehr ungereinigt ins Mittelmeer. Die Erweiterung ist eine Zwischenlösung bis zum Abschluss des eigentlichen Hauptprojekts, dem Neubau einer Kläranlage in Buriej (130.000 m3/d), die nicht nur Gaza Stadt, sondern auch Gemeinden der zentralen Gebiete des Gazastreifens versorgen wird. Dafür wurden bereits zwei Abwasserpumpstationen erneuert. Planung und Bauüberwachung erbrachte die Dorsch International Consultants GmbH, die Finanzierung erfolgte durch die KfW-Entwicklungsbank. Die Verfahrenstechnik musste in die schon bestehenden Anlagen integriert und sowohl robust als auch betriebskostengünstig sein. Auf Grund der politischen Situation in der Krisenregion verschob sich die Fertigstellung mehrfach, die ersten Planungen datieren von 2007. Außerdem galt das Projekt als Testfall, ob unter den aktuellen Bedingungen im Gaza-Streifen ein solches Investitionsprojekt umsetzbar ist. Intensive Verhandlungen zwischen der deutschen, der palästinensischen und der israelischen Regierung ermöglichten es, dass Materialien und Equipment rechtzeitig nach Gaza eingeführt werden konnte. Da Umweltverschmutzung keine Grenzen respektiert, sollen weitere Projekte zur Verbesserung der regionalen wasserwirtschaftlichen Situation folgen. Müller-BBM, Planegg bei München, www.mbbm.de ... an Akustik und Medientechnik des Theaters Heidelberg Nach einer Planungs- und Bauzeit von etwas mehr als 4 Jahren wurde das umfassend sanierte und erweiterte Theater Heidelberg Ende November 2012 feierlich neu eröffnet. Der Gebäudeentwurf des Architekturbüros Waechter & Waechter aus Darmstadt umfasst neben der Sanierung des Alten Saals und der Altbaubereiche mit Verwaltungsräumen auch neue Gebäudeteile, darunter einen Theatersaal für Schauspiel und Oper mit 550 Plätzen (siehe Foto), einen großen Orchester- und Chorprobensaal, Stimmzimmer und drei neue Probebühnen. Die Ingenieurgesellschaft Müller-BBM war mit der raum- und bauakustischen Planung, der Bauphysik sowie der Planung der Elektroakustik und Medientechnik beauftragt. Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Huber plante Müller-BBM auch die Anlagen der szenischen Beleuchtung. Die städtebauliche Integration des neuen Theaterraums in die Heidelberger Altstadt gelang durch eine zueinander rechtwinklige Anordnung der Bühnen des neuen und des alten Saals. Die Zugänge zum neuen Saal mussten daher seitlich angeordnet werden. Das schafft vielfältige Bespielungsmöglichkeiten, stellte aber die 14 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 akustische Planung vor besondere Herausforderungen. Für die akustische Optimierung des asymmetrischen Zuschauerraums wurden beispielsweise detaillierte raumakustische Computersimulationen und Modellmessungen an einem Real-Modell des Theatersaals durchgeführt. Michael Prüfer, Müller-BBM-Projekt- leiter: „Für die einzigartige Geometrie des Raumes konnten keine Analogien zu bestehenden Theatern gebildet werden. Umso wichtiger waren gute Simulationen und Modellmessungen.“ Entsprechend der unterschiedlichen Anforderungen von Oper und Schauspiel kann die Akustik variiert werden. OBERMEYER Planen + Beraten, München, www.obp.de ... am Porsche Experience Centre, Shanghai Mit der Grundsteinlegung im November 2012 begann in unmittelbarer Nähe des Shanghaier Formel-1-Areals der Bau des Porsche Experience Centre, des ersten Veranstaltungs- und Erlebniszentrums des Stuttgarter Sportwagenherstellers in China. Obermeyer ist mit der Gesamtplanung für das Gebäude und die Trainingsstrecken inklusive der notwendigen Streckenausrüstung von der Entwurfs- bis zur Ausführungsplanung einschließich Projektmana- gement beauftragt. Voraussichtlich ab Frühjahr 2014 haben chinesische Kunden und Porschefans die Möglichkeit, ihr Fahrkönnen und die gesamte Palette der Porsche-Produkte zu testen. Auf dem ca. 100.000 m² großen Areal entstehen Rundstrecken, Testflächen mit Gleitbelägen, Wasserhindernissen, Schleuderplatten usw. Im dazugehörigen Veranstaltungsgebäude befinden sich Flächen für Events, Gastronomie und Schulung, außerdem Werkstät- pbr Planungsbüro Rohling AG, Osnabrück, www.pbr.de ... am neuen Firmenhauptsitz Seit Januar entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Scharnhorstkaserne in Osnabrück das neue Bürogebäude der pbr Planungsbüro Rohling AG. Das neue Gebäude des bundesweit tätigen Architektur- und Ingenieurbüros wurde bewusst in Universitäts- und Hochschulnähe geplant. Es wird 200 Arbeitsplätze in innovativer und nachhaltiger baulicher Umgebung bieten. Angestrebt wird eine Gold-Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhalti- ten und Büros. Als Besonderheit wird das Gebäude vollständig über reversible Wärmepumpen in Verbindung mit 112 Erdsonden, von denen jede 100 m tief in den Untergrund eingebracht wird, sowohl beheizt als auch gekühlt. Diese Technologie stellt für Porsche eine ökologisch nachhaltige und über den Betriebszeitraum des Gebäudes auch ökonomische Lösung zur Gebäudeklimatisierung dar. ges Bauen (DGNB). Bereits im Herbst soll der Neubau fertig gestellt sein und neben den Büroflächen Cafeteria und Reprocenter beherbergen, die auch benachbarten Unternehmen offenstehen. „Von dem geplanten Büroneubau versprechen wir uns verbesserte Voraussetzungen zur Gestaltung effektiver Arbeitsprozesse“, sagt Erik-Reinhard Fiedler, Vorstandsmitglied der pbr AG. Der neue Firmensitz bildet mit dem vis-a-vis entstehenden InnovationsCentrum Osnabrück eine städtebauliche Kante, die als Eingang in das neue Quartier dient. Hier entstehen Besucherparkplätze und ein zentraler Zugang ins Bürogebäude. Beim technischen Konzept und bei der Materialwahl stehen Innovation und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die Fassade ist auf Rationalität und Langlebigkeit ausgerichtet. Die technischen Anlagen sind so konzipiert, dass Verbrauchsdaten gezielt überwacht und ausgewertet werden können. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 15 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG Thermische Gebäudesimulation Einsatz in der TGA-Planung von Christian Storck, Christian Eberl, Alexander Buschmann, Sarah Tax und Maximilian Walch Hintergrund Besonders bei der Planung technischer Anlagen zur Klimatisierung führen statische Berechnungen oft zu überhöhten Anlagenleistungen, die während des tatsächlichen Be- triebs nur in den seltensten Fällen benötigt werden. Diese Überdimensionierung der Anlage führt zu hohen Investitionskosten. Meist können Spitzenlasten über andere Maßnahmen so kompensiert werden, dass eine gerin- gere Auslegungsleistung und damit insgesamt geringere Investitionskosten genügen, um die Ansprüche des Bauherrn zu befriedigen. Dazu ist allerdings eine bessere Koordinierung der einzelnen an der Planung beteiligten Gewerke notwendig. Dies findet in der Realität jedoch selten in ausreichendem Maße statt. Die thermische Gebäudesimulation leistet hier einen wesentlichen Beitrag, um bereits während der Planung mögliche Optimierungspotenziale von Gebäuden aufzudecken und diese hinsichtlich energetischer und wirtschaftlicher Gesichtspunkte optimiert umzusetzen. Nutzen und Vorteile der Gebäudesimulation Die thermische Gebäudesimulation berücksichtigt neben bauphysikalischen und anlagentechnischen Aspekten auch weitere Einflussfaktoren wie das Nutzerverhalten oder die Lage des Gebäudes und die daraus resultierenden speziellen klimatischen Bedingungen. In dynamischen Simulationsmodellen können kritische Betriebspunkte lokalisiert TECHNISCHE AUSRÜSTUNG und entsprechende Maßnahmen zur Problemlösung entwickelt werden. Das thermische Verhalten des Gebäudes kann unter Berücksichtigung verschiedener äußerer Einflüsse und interner Lasten untersucht werden. Dazu werden die Gebäudehülle und die äußeren Einflüsse wie solare Strahlung, die Gebäudetechnik, wie zum Beispiel Betonkernaktivierung, und die Gebäudenutzung zusammengeführt und ganzheitlich betrachtet. Aus einzelnen Teilaspekten entsteht ein integriertes Gebäudekonzept. Die thermische Gebäudesimulation erbringt dafür u. a. folgende Leistungen: - Planung und Optimierung des Energie- und Klimatisierungskonzeptes - Planung und Optimierung der Bauphysik und des Fassadenkonzeptes - Analyse von Gebäuden und Räumen hinsichtlich der Behaglichkeit unter Berücksichtigung des Gebäudestandorts - Berechnung und Analyse von Raum- und Strahlungstemperaturen sowie der operativen Temperatur Projekt MK-S Abbildung: Rendeffect GnbH - Verschattungsanalysen (Eigen- und Fremdverschattung) - Berechnung und Optimierung dynamischer Heiz- und Kühllasten für Gebäude und Räume mit stündlichen Wetterdaten - Bewertung von Schallschutz und Raumakustik - Optimierung von Investitions- und Betriebskosten durch „Was wäre wenn?-Analysen“ Gebäudesimulation in der Gebäudezertifizierung Eine weitere Einsatzmöglichkeit der thermischen Gebäudesimulation bietet sich bei der Beurteilung der Gebäudenachhaltigkeit. Besonders bei Büro- und Verwaltungsgebäuden spielt die Gebäudezertifizierung eine immer wichtigere Rolle. Internationale Siegel wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) des U.S. Green Building Council oder das deutsche Siegel der DGNB bewerten und zertifizieren die Gebäude nach unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Bewertung der energetischen Eigenschaften der Gebäude ist allen Zertifikaten gemeinsam. Ein Vergleich verschiedener Gebäude hinsichtlich Energiebedarf und Komfort ist somit möglich. Besonders für weltweit agierende Unternehmen lohnt sich aufgrund der internationalen Verbreitung eine Bewertung nach den LEEDKriterien. Bereits bei der Vermarktung des Gebäudes erweist sich das Zertifikat für potenzielle Mieter und Käufer als Qualitätsnachweis des Gebäudes. Für den Eigentümer oder Verkäufer ergibt sich häufig ein wirtschaftli- cher Mehrwert daraus. Im Zuge der Erstellung des LEED-Zertifikats ist eine detaillierte Gebäudesimulation unbedingt erforderlich, um die Erfüllung diverser Bewertungskriterien nachweisen zu können. Referenzen Die Team für Technik GmbH ist eine Ingenieurgesellschaft mit langjähriger Erfahrung in den Bereichen Energie- und Versorgungstechnik, erneuerbare Energien, Green-Building-Konzepte und Gebäudesimulation. Im Folgenden werden exemplarisch zwei Projekte aufgeführt, deren Anlagentechnik mit Hilfe der thermischen Gebäudesimulation optimiert wurde. Projekt MK-S Auf dem ehemaligen Siemensgelände in der Münchner Baierbrunner Straße entstand ein Neubau, in dem sich auf ca. 24.000 m² neben einem großen Fitnessstudio, mehrere Arztpraxen, Gewerbebetriebe und Wohnungen befinden. Das Gebäude wird nach dem GreenBuliding-Bewertungssystem LEED für „Core and Shell“ zertifiziert. Die angestrebte Qualitätsstufe war die höchste, das Platin-Label. Die Team für Technik GmbH plante dafür die Technische Gebäudeausrüstung. In die Anlagenplanung sind die Ergebnisse der thermischen Gebäudesimulation eingeflossen. Für einzelne kritische Räume des Bauvorhabens wurden Simulationen durchgeführt, um die Kühllast, den Wärmebedarf, die Raumtemperatur und die Raumfeuchte abzubilden. Das Ergebnis der Simulation ergab, BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 17 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG dass die relative Feuchte und die Raumlufttemperatur in einzelnen Räumen unter Einsatz der geplanten Anlagentechnik nicht im nach LEED geforderten „Behaglichkeitsbereich“ liegen. Zur Erreichung der vollen Punktzahl nach LEED lag auf dieser Basis für den Bauherrn eine fundierte Entscheidungsgrundlage bzgl. einer eventuellen Ergänzung der Lüftungsanlage mit einer Be- und Entfeuchtungseinrichtung in den betreffenden Bereichen vor. Projekt Zweibrückenstraße Beim Projekt Zweibrückenstraße, einem Büro- und Gewerbebau, erfolgt die Gebäudekühlung über eine Betonkernaktivierung und Umluftkühlgeräte. Die Kühllastberechnung nach VDI 2078 ergab eine Kühllast für das Gebäude von 85 kW. Aus Platz- und Genehmigungsgründen war jedoch nur die Installation einer Kälteanlage mit einer maximalen Leistung von 50 kW möglich. Durch den Einsatz 18 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 einer thermischen Gebäudesimulation wurde nachgewiesen, dass durch eine Lastverschiebung eine Kälteanlage mit einer Spitzenleistung von 50 kW ausreichend ist. Dies wird durch den Einsatz einer Betonkernaktivierung erreicht. Über Nacht kühlt die Betonkernaktivierung das Gebäude soweit ab, dass tagsüber die Lastspitzen reduziert sind. Die verbleibende Kühllast der Serverräume und der anderen Räume wird über Umluftkühlgeräte abgeführt. Dies ermöglicht sowohl eine Reduzierung der laufenden Energiekosten als auch geringere Investitionskosten. Autoren: Dipl.-Ing. Christian Stock, Dipl.-Ing. Christian Eberl, Geschäftsführer der Team für Technik GmbH Dipl.-Ing. Alexander Buschmann, Dipl.-Ing. Sarah Tax, Dipl.-Ing. Maximilian Walch, Mitarbeiter der Team für Technik GmbH ▲ Projekt Zweibrückenstraße Abbildung: Rendeffect GmbH TECHNISCHE AUSRÜSTUNG Oberflächennahe Geothermie Erdwärmenutzung zum Heizen und Kühlen von Rüdiger Grimm Das Prinzip Beim Klimatisieren oder Kühlen wird den Räumen die Wärme entzogen und in den Untergrund „eingespeist“. Im normalen Heizbetrieb während des Winters entziehen die Erdwärmesonden dem Untergrund wiederum Wärme. Es bildet sich eine Wärmesenke, die durch den geothermischen Wärmestrom – bei richtiger Dimensionierung – im Sommer dazu führt, dass sich das Erdwärmesondenfeld auf natürlichem Wege regeneriert. Dieser Effekt kann durch den Einsatz von geothermischer Kühlung verstärkt werden, indem zusätzliche Wärme in den Untergrund eingebracht wird. Erfolgt diese Aufheizung über das ursprüngliche Temperaturniveau des Untergrundes hinaus, so muss die Wärmepumpe während der nächsten Heizperiode eine geringere Temperaturdifferenz ausgleichen, verbraucht weniger elektrische Antriebsenergie und arbeitet damit effizienter. Dadurch sinkt die Amortisationszeit gegenüber einer Geothermieanlage im reinen Heizbetrieb. Zudem lassen sich nach entsprechender Dimensionierung gegebenenfalls Bohrmeter und damit Investitionskosten sparen. Letztlich nutzt man in diesem Fall den Erdboden als riesigen, natürlichen Untergrundwärmespeicher. Besondere Randbedingungen Im Unterschied zu klassischen Wärmeerzeugungen und Klimatisierungen sind bei geothermischen Anlagen eine Reihe von Randbedingungen zu beachten. Eine optimale und effiziente Anlage entsteht nur in engem Zusammenspiel zwischen Haustechnik, Geothermie-Fachplaner und Bohrunternehmen. Beim Heizen und Kühlen sind folgende Randbedingungen besonders zu berücksichtigen: - Sinnhaftigkeit einer Gebäudesimulation als Eingangsgröße für die Dimensionierung des Sondenfeldes - Beachtung von Grenztemperaturen (vor allem für Kühlung) - Berücksichtigung der Bohrtiefe und der damit einhergehenden mittleren Untergrundtemperatur - Beachtung der Sondenabstände und der Feldkonfiguration in Abhängigkeit vom Verhältnis Heizen/Kühlen - Berücksichtigung des Startzeitraums der Gebäudeversorgung (Heiz- oder Kühlperiode) - Einsatz von thermisch verbesserten Verfüllbaustoffen zur Optimierung der Speichereigenschaften (unter Berücksichtigung der Spitzenlast) - mögliche Unterteilung des Erdwärmesondenfeldes in Subfelder mit unterschiedlichem Betriebsregime - Berücksichtigung des nachbarschaftlichen Einflusses und dessen Nachweis über FiniteElemente-Modellierung - Monitoring während der ersten Betriebsjahre zur weiteren Optimierung der Kosten Effiziente Lösungen in Büros und Produktion Für das Deutsche Patent- und Markenamt in München wurde eine solche Kühl-Heiz-Lösung realisiert, die inzwischen einen Großteil der Kühlleistung und zudem 25 % der benötigten Heizleistung mit Erdwärme deckt. Dafür wurden bei laufendem Betrieb ca. 800 Einzelbüros mit Heiz- und Kühldeckensegeln ausgerüstet. Die Klimatisierung mittels Deckensegeln ist geräuschlos, zugfrei und im Winter entsprechend als Heizung nutzbar. Die Geoenergie Konzept GmbH konzipierte und plante über 5.000 Bohrmeter in drei separat ansteuerbaren Sondenfeldern, die eine sichere Versorgung der Kühlanforderungen gewährleisten. Dabei wurden alle Leistungsphasen der HOAI von der Entwurfs- und Genehmigungsplanung bis zur Bauüberwachung fachlich betreut, was für das Gelingen eines solchen Vorhabens essenziell ist. Wie effizient und wirtschaftlich sinnvoll die kombinierte Nutzung von Heizung und Kühlung mit Erdwärme ist, zeigt auch die Geothermieanlage der neuen Feingießerei der ACTech GmbH: 63 % bzw. bis zu 13.000 Euro Betriebskostenersparnis jährlich verzeichnet das Unternehmen im Vergleich zu konventionellen Klimatisierungssystemen. Hier wird die im Boden gespeicherte überschüssige Energie aus der Fertigung in den kalten Monaten zur Beheizung der Verwaltungsgebäude verwendet. Der Einsatz einer geothermischen Kühlung kann aber auch ohne kombinierte Heiznutzung als ökologische und ökonomische Alternative zu herkömmlichen Klimatisierungssystemen eingesetzt werden. Gerade vor dem Hintergrund steigender Stromkosten beruhigt eine Erdwärmekühlung für die Klimatisierung von Rechenzentren nicht nur das „grüne Gewissen“, sondern kann die Betriebskosten dauerhaft senken. Heizen und Kühlen in der Praxis Die Freiberg Instruments GmbH ist ein junges, schnell wachsendes Hightech-Unternehmen, das 2005 als Universitäts-Spin-Off aus der TU Bergakademie Freiberg hervorgegangen ist. Das Unternehmen entwickelt zerstörungsfreie Messtechnik für die Photovoltaik- und Halbleiterindustrie. Um mit dem schnellen Wachstum der Branche Schritt zu halten, errichtete das Jungunternehmen (Realisierungszeitraum inkl. Planung: 10/2011–05/2012) einen neuen Firmensitz. Bei dem Neubau im sächsischen Freiberg setzten die Ingenieure in großem Ma- BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 19 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ße auf erneuerbare Energien: neben der Installation einer großflächigen Photovoltaikanlage wird das Gebäude mit Erdwärme geheizt und gekühlt. Projektdetails/Technische Daten sind: Leistung Heizung: 35 kW Leistung Kühlung (passiv): 35 kW Bohrungen: 2 × 130 m, 2 × 120 m Gesamtbohrmeter: 500 m Wärmepumpe: Glen Dimplex Für ein solches Vorhaben (Gesamtnutzfläche von 1.200 m²) ist eine fachgerechte Planung unerlässlich. Mit der Haustechnikplanung wurde das Dresdner Ingenieurbüro Dr. Scheffler und Partner beauftragt, das bereits in vielen Projekten Erfahrungen mit oberflächennaher Geothermie als Wärmequelle sammeln konnte. Mit der Erdwärme-Fachplanung, den dazugehörigen Testarbeiten sowie der Fachbauleitung wurde die Geoenergie Konzept GmbH beauftragt. Die haustechnische Planung ergab eine benötigte Heizleistung von ca. 35 kW, die mit einer Wärmepumpe abgedeckt wird. Die Klimatisierung des Gebäudes wird mit einer passiven Kühlung realisiert, deren Leistung ebenfalls 35 kW entspricht. Im Rahmen der Vorplanung wurden die geothermischen Parameter am Standort zunächst aus Literaturwerten ermittelt. Diese stellen neben den haustechnischen Parametern die Eingangsgrößen für die Simulationsrechnung zur Dimensionierung des Sondenfeldes mit Hilfe der Fachsoftware EED Earth Energy Designer dar. Die daraufhin durchgeführte Berechnung ergab einen Bedarf von 520 Gesamtbohrmetern, um einen effizienten Heiz- und Kühlbetrieb nachhaltig zu gewährleisten. Die Kenntnis der Untergrundverhältnisse spielt prinzipiell eine wesentliche Rolle bei der Dimensionierung von Erdwärmesonden und somit bei den Investitionskosten für eine geothermische Anlage. Werden diese Eingangsparameter falsch bewertet, kommt es häufig zur Überdimensionierung (zu hohe Investitionskosten) oder zur Unterdimensionierung (Anstieg der Betriebskosten). Verschiedene theoretische und praktische Möglichkeiten zur Ermittlung dieser gesteinsphysikalischen Parameter stehen dabei am Markt zur Verfügung. Oftmals werden jedoch zur Festlegung der erforderlichen Bohrmeter oder zumindest zur Abschätzung späterer Investitionskosten An- 20 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 ▲ Winter: Wärmeentzug aus dem Erdboden zum Heizen des Gebäudes (Nutzung der im Sommer in den Wärmespeicher eingebrachten Energie) Sommer: Einbringung überschüssiger Wärme (Kühlung des Gebäudes) in den Untergrund und Nutzung des Erdbodens als Energiespeicher Abbildung: erdwärmeLIGA UG ▲ Feingießerei senkt Betriebskosten durch die Kombination aus Heizen und Kühlen Abbildung: ACTech GmbH sätze nach der „Größe“ 50 W/m Bohrungslänge gewählt. Wichtig ist dabei zu wissen, dass diese Zahl den geologischen Untergrund grob pauschaliert und somit die Unterschiede in den gesteinsphysikalischen Eigenschaften der Gesteine nicht berücksichtigt. Unter NichtFachkundigen herrscht die Meinung vor, man könne damit ein „durchschnittliches“ Gestein mit einer „mittleren“ Wärmeleitfähigkeit be- schreiben. Die Schwankungsbreite der in Deutschland üblichen Gesteine reicht jedoch von 0,4 W/mK für trockenen Sand bis zu 3,4 W/mK für einige Granite. Die erforderlichen Gesamtbohrmeter wurden hier zunächst auf 4 Bohrungen mit je 130 m im Abstand von 12 m aufgeteilt. Die Bohrungen sind unter der Bodenplatte angeordnet und mit 40 mm Doppel-U Sonden ausgebaut. TECHNISCHE AUSRÜSTUNG PROJEKTBETEILIGTE Fachplanung Geothermie geoENERGIE Konzept GmbH, Freiberg Bohrarbeiten Sven Fischer Bohrtechnik, Chemnitz Fachplanung Haustechnik Dr. Scheffler & Partner GmbH, Dresden ▲ Durchführung des Thermal Response Tests (TRT) auf der Baustelle der Freiberger Instruments GmbH Abbildung: geoENERGIE Konzept GmbH ▼ Ausschnitt aus der Sondenfeldkonfiguration: 2 × 120 m und 2 × 130 m mit 40-mm Doppel-U-Sonden Abbildung: Scheffler & Partner GmbH Bohrungen unter der Bodenplatte erfordern generell einen exakten Zeitplan, um Konflikte mit den Tiefbaugewerken zu vermeiden. Bei einer Anlage dieser Größe und Komplexität empfiehlt es sich, neben der planerischen Auslegung der Anlage, die von theoretischen Werten der Untergrundparameter (Wärmeleitfähigkeit, Untergrundtemperatur) ausgeht, auch Testarbeiten durchzuführen, um die simulierten Ergebnisse zu bestätigen bzw. die tatsächlichen Untergrundverhältnisse zu bestimmen. Deshalb wurde nach Fertigstellung der ersten Bohrung und begleitend zu den weiteren Bohrarbeiten ein sogenannter Thermal Response Test (TRT) durchgeführt. Auf Basis der Ergebnisse der 72-stündigen Testarbeiten konnte die endgültige Dimensionierung der Anlage festgelegt werde. Die Tiefe der beiden vom Hausanschlussraum am weitesten entfernten Bohrungen wurde auf 120 m angepasst, was eine Reduzierung der Gesamtbohrmeter auf 500 m zur Folge hatte. Außerdem konnte dadurch die Anlage hydraulisch nochmals optimiert werden. Die Bohrarbeiten sind seit Anfang Mai 2012 abgeschlossen. Fazit Zusammenfassend kann gesagt werden, dass ein wesentliches Einsatzgebiet bei der Nutzung oberflächennaher Geothermie in der Zukunft bei solchen Projekten liegt, wo Heizen und Kühlen nachgefragt wird. Hier kann in Kombination einer erdgekoppelten Wärmepumpe und freier Kühlung der Untergrund als kostengünstiger Energiespeicher genutzt werden. Autor: Dipl.-Geol. Rüdiger Grimm Geschäftsführer, geoENERGIE Konzept GmbH, Freiberg BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 21 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG Hochhausdoppel „Tanzende Türme“ in Hamburg Wenn der Platz rar ist von Jörg Findeisen und Bernhard Schrock Geringe Geschosshöhen Der Bau eines Hochhauses beginnt üblicherweise mit dem Keller. Das galt auch für die im vergangenen Jahr mit der Adresse Reeperbahn 1 fertiggestellten 90,55 m hohen Bürotürme, eine Projektentwicklung der Strabag Real Estate. Geplant war ein konventioneller Baugrubenverbau mit vier Untergeschossen mit der Konsequenz, dass diese eine sehr geringe Geschosshöhe erhalten mussten. Damit war von Anfang an klar, dass die Integration aller relevanten Leitungen für die Verund Entsorgung des Hochhauses nicht aus einem Technikbereich in den Untergeschossen erfolgen konnte. So waren u. a. Trinkwasser, Regenwasser, Schmutzwasser, Wärme, Wärme und Kälte für die Betonkernaktivierung, Be- und Entlüftung, Sicherheitsbeleuchtung, Teile der Stromversorgung, Sprinkler, Hydranten und Brandmeldeanlage sowie diverse Informations- und Kommunikationstechnik an die jeweiligen Steige- und Fallpunkte heranzuführen. Um für diese komplexe Herausforderung eine optimale Lösung zu finden, wurde bei der Erschließung ein eher unkonventioneller Weg eingeschlagen: Die Technikflächen und die Trassen wurden gewerkeweise auf die vier Untergeschosse aufgeteilt. So wurden zum Beispiel die Leitungen für die Heizung nur im 2. UG platziert. Auf diese Weise wurden u.a. Anzahl und Platzbedarf von Trassenkreuzungen verringert. Die Türme tanzen Bei den beiden Hochhäusern ist der Name Programm: Die Türme scheinen gerade zu einer flotten Twistmusik zu tanzen. Und damit sind wir bei der nächsten Besonderheit 22 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 des Bauwerkes: Durch die Drehung der Türme gleicht kein (Regel-)Geschoss einem anderen. Jeder Grundriss ist anders. Und als ob das nicht genug wäre, sorgen außerdem noch Betonkernaktivierung sowie Sprinkler und ein Leerrohrsystem im Beton für eine geringe Höhe der Obergeschosse. Um im Mieterausbau maximale Flexibilität zu erreichen, wurden daher für die unterschiedlichen Installationen im Beton für jedes Geschoss gesonderte Grundrisse und Deckenspiegel erarbeitet. Die brandschutztechnische Trennung der vertikalen Erschließungen erfolgte größtenteils geschossweise. Dadurch ergaben sich aus der Sicht des Brandschutzes etliche Vorteile sowie Vereinfachungen bei der Ein- und Ausfädelung der Trassen und Leitungen in den Geschossen. Ebenso konnte durch diese Trennung die Anzahl der Revisionsöffnungen in den Decken minimiert werden: ein Vorteil für die Architektur, den Geldbeutel und den Gebäudebetreiber. Und zudem bedienerfreundlich, da u. a. die Armaturen hinter einer einfachen Tür ohne Anforderungen an den Brandschutz liegen. Das Be- und Entlüftungskonzept der Büroflächen beinhaltet spezielle Fensteröffnungen, die dank ihrer speziellen Konstruktion u. a. eine verbesserte Sicherheit, einen geringeren Winddruck sowie einen guten Schallschutz aufweisen. Für die Büroflächen können optional dezentrale Lüftungsanlagen nachgerüstet werden. Das macht die Installation von Komponenten in anderen Mietbereichen überflüssig. Das Ansaugen der Außenluft und das Ausblasen der Fortluft erfolgt über die Außenfassade. Dieses Konzept macht Schächte überflüssig und erhöht somit die Nutzfläche. ▲ Tanzende Türme in Hamburg Visualisierung: BRT Architekten ▼ Detailansicht Neubau Fotos: Pinck Ingenieure 3 h7' h7 h6' h8 tL' tL SPR t2 t9 t9' t8 t7 t6 t6' t5 1.925 SPR 9 05 SPR 6 75 B SPR 70 1.40 1.40 SPR 1.62 70 9 15 65 EINFÜGEPUNKT m 1.40 6 75 SPR SPR 63 5 9 25 6 75 1.40 SPR 88 SPR 70 70 70 70 1.40 1.40 SPR SPR 70 70 SPR SPR SPR 70 1.40 70 70 1.40 1.40 1.40 mC 70 1.40 SPR SPR 70 1.40 1.40 70 SPR SPR 70 SPR SPR SPR 70 1.40 2.80 70 SPR SPR SPR SPR 1.87 1.40 1.40 70 1.03 SPR 1.40 SPR 1.40 2.10 1.40 1.40 1.40 SPR 1.40 2.50 1.40 6 55 92 5 SPR SPR SPR 70 1.40 2.80 70 1.07 6 15 SPR 1.40 1.40 1.40 1.40 70 1.40 SPR 1.40 SPR 9 25 70 70 SPR 1.40 1.40 70 1.40 1.40 70 1.40 SPR SPR SPR 1.40 SPR 70 70 70 1.30 SPR SPR SPR 1.40 1.40 1.40 1.40 1.40 SPR 70 1.40 1.40 70 70 70 70 SPR 1.40 +39 , 1 5 +38 , 9 5 182.52 M2 1.40 87.72 M TE P P I C H 1.40 SPR 68 SPR SPR 40/40 SPR SPR 60/60 60/60 1.03 1.08 50 1.40 1.40 40/40 SPR 40/40 SPR SPR RH=2, 75 1.40 5 5 1.03 1.10 1.03 60/60 5 54 1.40 65 +37, 4 2 5 +37, 4 0 0 65 12.00 M2 20.80 M TRH T1 T1.11.001 SPR 54 +39, 6 7 0 +39, 6 4 5 SPR SPR +39 , 1 5 +39 , 0 5 1.03 +39, 6 7 0 +39, 6 4 5 60/60 55 55 SPR SPR 55 SPR +37, 9 4 5 +37, 9 2 0 13.27 M2 15.80 M TRH T2 T2.11.001 +39, 1 5 0 +39, 1 2 5 PODEST 3.10 M2 7.26 M T2.11.016 6.11 M2 9.90 M S TE IN AUFZUG 7 T2.11.002 5.89 M2 12.07 M B E S C HS ICP HR TUNG 1.40 ÜBERGABESTATION T2.11.016 1.28 5 SPR 2.57 SPR 50 T1.11.006 70 T1.11.005 40/40 A STPW R. F L U R NO 70 +39 , 1 5 40/40 , 9 5 +38 50 SPR SPR 40/40 SPR SPR SPR SPR SPR A 50 +39 , 1 5 +39 ,05 SPR 40/40 A 70 40 SPR 40 69 70 69 40 40/40 NOTW .FLUR T2.11.006 +39 S , 1P5R +38 , 9 5 70 SCHLEUSE T2.11.005 A 40/40 SPR A +39 , 1 5 +39 , 0 5 SPR SCHLEUSE 40/40 40/40 40/40 50 1.40 1.40 RLT 1.40 ,6 5 0 50/50 =2 35 40/40 CK E = RH=2, 75 60 70 46 4 35 RLT 7 55 70 40/40 7 55 =2 ,60 G. AB 7 55 SPR 35 SPR 35 70 +39 , 1 5 +38 , 9 5 RH SANITÄR H T2.11.009 7 55 50/50 5 6.68 M2 10.35 M S TE IN RH =2, 75 AUFZUG 2 T2.11.003 II DE CK E II SPR SPR SPR 1.40 6.43 M2 10.15 M S TE IN II 60/60 49 II II +39 , 1 5 +38 , 9 5 SPR 40/40 49 SANITÄR D T2.11.010 SPR II 70 60/60 66 70 SPR 66 1.40 70 4 25 SPR 4 65 2.77 5 RLT 4 65 AUFZUG 1 6.68 M2 10.35 M S TE IN SPR SPR RLT AUFZUG 5 T1.11.004 T2.11.004 50 40/40 SPR 70 II +39 , 1 5 40/40 +38 , 9 5 II SPR SANITÄR D T1.11.010 40/40 1.40 1.32 SPR RH=3,00 VK ABG . D E C K E +39,15 = 60,15 m ü. N N +38 , 9 5 60 66 1.40 RH=3,00 VK ABG . D E C K E RLT AUFZUG 4 6.43 M2 10.15 M S TE IN DE +39 , 1 5 +38 , 9 5 =G. AB SANITÄR H T1.11.003 RH 60.27 M2 35.93 M S TE IN RLT 4 35 = T1.11.009 1.40 SPR SPR 35 66 SPR SPR A U F3.77 Z U5G S V O R R A U M RLT 46 46 T2.11.011 1.17 5 = RLT 46 1.40 1.40 60/60 60/60 5 5 68 68 1.40 1.40 SPR SPR 1.40 1.40 1.40 1.40 SPR 1.40 1.40 1.40 SPR SPR 1.40 1.40 1.40 SPR SPR 1.40 1.40 1.40 1.40 SPR SPR 1.32 RH=2, 75 1.40 +39 , 1 5 +38 , 9 5 = 7 87 5 1.025 7 87 5 7 87 5 7 87 5 SPR +39 , 1 5 5 +39 , 01.27 5 SPR SPR SPR 1.40 1.40 +39 , 1 5 +38 , 9 5 SPR SPR MIETEINHEIT 4 276.81 M2 117.54 M 1.40 TE P P I C H T2.11.008 40/40 SPR 40/40 SPR SPR +39 , 1 5 = ,95 +38 RH=2, 75 40/40 1.40 SPR SPR RH=3,00 VK ABG . D E C K E EMPFANG 4 20.38 M2 18.62 M TE P P IC H T2.11.015 9 75 20.17 M2 18.59 M TE P P IC H EMPFANG 4 T2.11.014 1.40 1.40 = SPR SPR 40/40 SPR 40/40 79 SPR SPR RH=3,00 VK ABG . D E C K E 40/40 1.575 60/60 SPR SPR SPR = 1.575 SPR 7 87 5 60/60 5 1.40 1.40 RH=3,00 VK ABG . D E C KE RH=2, 60 1.40 RH=3,00 VK ABG . D E C K E 55 2.11 SPR 6.93 M2 12.50 M B E S C H IC H T U N G ÜBERGABESTATION T1.11.017 6.11 M2 9.90 M S TE IN AUFZUG 6 T1.11.002 +39, 1 5 0 +39, 1 2 5 PODEST T1.11.016 3.10 M2 7.26 M 50 1.40 1.40 RH=3,00 VK ABG . D E C K E 55 +37, 4 2 5 +37, 4 0 0 2.11 +39 , 1 5 +38 , 9 5 27.26 M2 24.56 M TE P P IC H EMPFANG 3 T2.11.012 60/60 1.40 1.40 RH =2, 60 SPR 65 65 SPR +39 , 1S5P R +38 , 9 5 54 +37, 9 4 5 +37, 9 2 0 EMPFANG 1 T2.11.013 SPR SPR SPR 54 +39 , 1 5 +38 , 9 5 2.11 2.11 26.02 M2 24.54 M 1.28 5 TE P P IC H 1.08 1.40 1.40 RH=2, 60 55 RH=3,00 VK ABG . D E C K E 51 RH =2, 75 SPR RH=3,00 VK ABG . D E C KE RH=2 , 6 0 1.40 1.40 RH=3,00 VK ABG . D E C K E 50 40/40 SPR 5 15 SPR SPR SPR SPR SPR SPR 1.40 SPR 1.245 MIETEINHEIT 3 T2.11.007 70 SPR SPR SPR SPR SPR SPR SPR SPR 1.40 70 1.40 SPR 70 70 1.40 1.40 1.40 2.10 70 SPR 70 SPR 1.40 2.10 1.40 SPR 70 70 70 SPR SPR +39 , 1 5 +38 , 9 5 360.23 M2 121.57 M TEP P I C H 2.80 MIETEINHEIT 1 T1.11.007 70 70 70 1.34 5 SPR 2.57 1.40 70 SPR 6 55 SPR SPR SPR 1.40 70 87 2.00 2.00 50 50 SPR 95 50 1.50 50 1.00 5 SPR 2.00 2.87 5 1.02 20 STG 17,25/27, 0 65 t1' 1.15 2.68 2.00 RH=2, 60 RH=2, 60 50 50 50 50 50 6 95 2.00 1.70 1.70 RH=3,00 VK ABG . D E C K E RH=3,00 VK ABG . D E C K E 30 1.80 1.20 1.05 1.05 34 5 15 1.20 1.80 30 50 50 50 50 50 35 35 40 40 40 40 40 40 6 95 65 65 20 STG 17,25/27, 0 5 05 5 05 5 75 5 75 5 75 5 75 5 05 5 05 ,7 5 RH=2 40 40 40 74 74 74 74 74 35 35 35 35 35 35 35 86 86 5 35 30 1.80 1.20 1.05 1.05 1.20 1.80 30 = = 76 20 STG 17,25/27, 0 65 20 STG 17,25/27, 0 50 50 1.00 50 1.20 1.20 50 ,7 5 RH=2 65 65 35 74 40 40 35 35 35 35 35 5 86 86 76 6 95 6 95 67 67 67 67 50 50 1.00 50 50 50 50 50 70 26 5 35 35 35 35 35 35 35 65 65 6 95 6 95 h6 '' h6 30 30 30 30 5 15 50 50 50 50 50 RH=2, 60 RH=2, 60 RH=2, 60 1.40 1.40 70 70 70 70 70 70 70 SPR 70 70 1.40 1.40 SPR 70 +39 , 1 5 +38 , 9 5 AUFZUG 8 4.93 M2 9.20 M S TE IN 1.40 1.40 1.89 5 70 MIETEINHEIT 2 225.09 M2 91.03 M TE P P I C H T2.11.016 SPR SPR SPR SPR 35 SPR SPR SPR SPR 7 0 T1.11.008 1.40 1.40 1.89 5 70 70 SPR SPR 1.40 1.40 SPR SPR 4 95 70 1.40 1.40 70 70 SPR SPR 1.40 70 1.40 1.40 SPR 70 1.40 SPR SPR SPR 70 1.40 1.40 SPR 1.40 1.40 1.705 1.40 SPR SPR 2.10 70 1.40 1.40 1.40 1.40 SPR SPR SPR 1.40 70 1.40 9 25 1.40 70 70 2.57 1.40 SPR 70 70 2.00 SPR SPR 1.40 70 70 SPR SPR 1.40 1.40 70 70 1.40 70 70 70 70 70 82 1.04 5 60 70 70 SPR 1.40 1.40 70 1.17 1.40 SPR SPR 70 70 SPR SPR SPR SPR 70 1.40 1.40 1.40 1.40 SPR SPR 1.00 96 70 70 70 1.40 1.40 SPR SPR SPR SPR 1.40 1.40 70 65 70 49 SPR SPR 9 35 1.40 SPR SPR 1.40 1.40 SPR SPR 0 2.0 VK ABG. D E C KE RH=3,00 RH=3,00 VK ABG . D E C K E RH=3,00 VK ABG . D E C K E 2.00 2.875 1.02 82 8 25 8 25 8 25 50 50 1.00 50 1.20 1.20 50 1.15 2.60 2.00 t1 2.00 2.38 1.08 2.00 2.38 1.08 1.74 1.74 88 61 SPR SPR 1.40 1.40 1.40 1.73 61 SPR 1.40 1.40 SPR SPR 6 65 SPR 1.40 tA' 1.16 SPR tA tA' t5 t3' t4' t4 t3 t2 t1' t1 E W US ▼ Hamburger Hochhausensemble RK Zeichnung: Pinck Ingenieure ZI ▶ Deckenspiegel 11. OG Fotos: Pinck Ingenieure BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 23 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ▼ Koordinationsplan Technik Isometrie 18. OG Zeichnung: Pinck Ingenieure Aus dem gleichen Grund wurden die Schaltschränke der Gebäudeautomation dezentral und ortsnah entsprechend dem Bedarf angeordnet. Dadurch wurde auch der Platzbedarf der vertikalen Trassen verringert. Auch bei der Treppenhausdruckbelüftung konnte die erforderliche Schachtfläche minimiert werden. Durch druckgeregelte Ventilatoren wird die Luftgeschwindigkeit im Schacht erhöht, entsprechend konnte der erforderliche Schachtquerschnitt verkleinert werden. Große F-90-Kanäle zu den Fassaden konnten somit entfallen. Auch die Planung der Kälteanlage erfolgte unter dem Aspekt der Optimierung der Technikfläche. Durch die Aufstellung der Kältezentrale auf dem Dach entfallen Schachtflächen für die Rückkühlung. Die Dachfläche wurde auch für die Aufstellung des Trafos und der Netzersatzanlage (Notstromdiesel) genutzt. So erfolgte die gebäudetechnische Erschließung auch von oben, wodurch sich die erforderlichen Trassengrößen im unteren Gebäudeteil weiter verkleinerten. Während der Planungsphase standen die Mieter wie üblich noch nicht fest, daher galt der Flexibilität die oberste Priorität. Um dieser 24 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 Anforderung gerecht zu werden, wurden z. B. für die 230-V-Versorgung platzsparende Stromschienen mit universell nutzbaren Abgangskästen für die Mieter eingeplant, die für die meisten Mieter genug Reserven bereithalten. PROJEKTBETEILIGTE Architektur Strabag Real Estate GmbH Generalunternehmer Ed. Züblin AG Entwurfsplanung BRT Architekten Ausführungsplanung MHM architects Haustechnikplanung Türme Pinck Ingenieure Consulting GmbH Tragwerksplanung Ed. Züblin AG Brandschutz HHP Nord/Ost Fazit Die Realisierung dieses Projektes zeigt erneut, dass selbst hoch ambitionierte und ungewöhnliche gestalterische Entwürfe der Bauherren und Architekten mit Unterstützung der TGA-Planung Wirklichkeit werden können: Die Gebäudetechnik konnte trotz massiven Platzmangels und variabler Grundrisse innerhalb des Hochhauses dank unkonventioneller TGA-Lösungen ganz im Sinne des Auftraggebers und der zukünftigen Mieter erfolgreich untergebracht werden. Neben Büronutzungen haben drei Restaurants in dem Gebäudekomplex (42.000 m² BGF) Flächen gemietet und auch der legendäre Mojo-Club fand hier eine neue Adresse. Allen Nutzern steht außerdem die viergeschossige Tiefgarage (11.500 m²) zur Verfügung. Autoren: Dipl.-Ing. Jörg Findeisen, Dipl.-Ing. Bernhard Schrock, Pinck Ingenieure Consulting GmbH, Hamburg TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ▲ Ansicht von Osten Betriebsgebäude Artis GmbH, Berlin Foto: Daniela Friebel Gebaute Zukunft hinter Holzschindeln und weißem Putz von Christian Brensing ▶ Grundriss Erdgeschoss Holger Meyer, Geschäftsführer von Artis, legte früh die Standards fest, die der Neubau des Firmensitzes erfüllen sollte: „Wir sind nicht mehr die klassische Tischlerei aus den Anfangszeiten. Der Bereich, den wir unter dem Stichwort ‚engineering‘ zusammenfassen, nimmt einen immer größeren Teil der Tätigkeit ein, die in dem Gebäude stattfinden soll. Dies soll man auch am Gesamtbild des Gebäudes ablesen können.“ In ZRS Architekten Ingenieure fand Meyer ein Planungsbüro, das integrativ Architektur mit ingenieurtechnischen Anforderungen verbindet. Eine Form von Symbiose, die der ganzheitlich ausgerichteten Planungs- und Produktionsweise der Artis GmbH, mit 19 Mitarbeitern inzwischen vor allem im Bereich Messe-, Ausstellungs- und Ladenbau tätig, sehr entgegenkam. Die Zusammenarbeit beider Unternehmen begann allerdings schon 2009 als sich aus der gemeinsamen Kreuzberger Hofnachbarschaft erste gemeinsame Projekte ergaben. Der Neubau des Betriebsgebäudes der Artis GmbH ist jedoch der bisherige Höhepunkt. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 25 OST-WEST ▲ Grundriss Obergeschoss NORD-SÜD ▲ Schnitte ▲ Industrierobotergestell in Rohbauphase ▼ Montage eines Fischbauchträgers Fotos: Roswag Architekten Konstruktion Werkhalle und Verwaltungstrakt sind auf einem L-Grundriss miteinander verzahnt. Beide Baukörper wurden in Holzbauweise mit hochgedämmten, raumabschließenden Bauteilen und luftdichter Gebäudehülle in Niedrigenergiebauweise geplant, um dauerhaft einen wirtZ schaftlichen Betrieb sicherzustellen. Die Bauteile bestehen weitestgehend aus CO2- neutralen Baustoffen wie Holz und Zellulose. Insgesamt wurde ein energetischer Standard um 86 % unter den Anforderungen der gültigen EnEV 2009 erzielt. Die oberirdischen Bauteile fertigte man im Abbundwerk vor, um den Rohbau in nur fünf Wochen aufbauen zu können und einen zügigen Raumabschluss zu gewährleisten. Alle Außenwände und Dächer sind als hochwärmegedämmte, diffusionsoffene Holzrahmenbauelemente mit eingeblasener Zellulosedämmung ausgeführt. Brettschichtholzelemente ergeben die Decken über dem Erdgeschoss. In der Werkhalle integrierte man die tragenden BSH-Stützen in die vorgefertigten Wandelemente. Das Hallendach wird von materialoptimierten, schlanken Fischbauchträgern mit Spannweiten von ca. 20 m getragen. Ein direkt unter dem Dachfirst umlaufendes Lichtband sorgt für eine hohe Tageslichtausnutzung. Für die tragende Mittelachse des Verwaltungstraktes und die frei auskragende Lärmschutzwand auf dem Dach wurden massive Brettsperrholzelemente gewählt. Integrale Planung Ein Gründach über dem Verwaltungstrakt sorgt in den Sommermonaten für zusätzlichen Wärmeschutz der darunterliegenden Büroräume. Zudem verbessert es das Mikroklima im neu entstandenen umliegenden Stadtquartier Co- 26 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG heizlasten ermöglichen so den Einsatz eines Flächenheizsystems mit niedrigen Systemtemperaturen und geringen Wärmeverteilverlusten. Weitere Wärmeverbraucher sind die Heizregister der raumlufttechnischen Anlagen. Die Heizlast des Gebäudes und der Wärmebedarf der raumlufttechnischen Anlagen werden über einen 100-kW-Festbrennstoffkessel abgedeckt. Als Festbrennstoff dient ausschließlich das Restholz aus der eigenen Produktion. Es wird zu Hackschnitzeln zerkleinert und über einen Vorratsbunker im Keller automatisch dem Kessel zugeführt. Das Vorratsspeichervolumen wurde so ausgelegt, dass so viel Hackschnitzel in den Sommermonaten eingelagert werden können, wie unter Berücksichtigung des Nachschubs durch den laufenden Betrieb während einer Heizperiode benötigt werden. Durch die ausschließliche Nutzung von Holz als Brennstoff wird eine CO2-neutrale Deckung des Wärmebedarfs erreicht. Dies gelingt unter anderem durch zwei in Reihe geschaltete 2.000-l-Pufferspeicher, die nicht nur als Wärmepuffer des Festbrennstoffkessels dienen, sondern auch die Spitzenlast der Heizung abfangen können. Darauf abgestimmt sind unter anderem auch die Systemtemperaturen der Verbraucher. Während die Heizregister der Lüftungsanlagen auf ein Temperaturniveau von 85/70 °C ausgelegt sind, wird das installierte Flächenheizsystem mit Heizwassertemperaturen von 45/30 °C betrieben. Speicherwasser auf dem Rücklauftemperaturniveau der Heizregister genügt also völlig zur Gebäudebeheizung. lumbiadamm. Eine Photovoltaik-Anlage auf der Werkhalle mit circa 36 kWp Leistung rundet den Neubau energetisch ab. Sie deckt den Strombedarf für den Grundbetrieb der Gebäude vollständig und liefert zusätzlich einen Teil der Energie für die Produktion. Für die gesamte technische Gebäudeausrüstung zeichnete vornehmlich Thomas Wolf vom Büro HDH Ingenieure verantwortlich. Architektur und Energiekonzept wurden in einem gemeinschaftlichen, integrativen Prozess mit Artis, den beteiligten Fachplanern (Statik, Haustechnik, Brandschutz und Außenanlagen) und ZRS Architekten Ingenieure als Koordinatoren und Energieberater entwickelt. Während der wöchentlichen Planungskoordinationssitzungen galt das Ziel, ein möglichst passives, einfaches Gebäude zu konzipieren, das sowohl in der Errichtung als auch im Betrieb wirtschaftlich ist. Noch ehe der Bau begann, wurde das Projekt bereits als „KlimaSchutzPartner 2011“ ausgezeichnet – ein Preis, den ein Bündnis aus zehn Berliner Kammern und Verbänden jährlich verleiht. Energiekonzept Der Primärenergiebedarf liegt bei 22,6 kWh/ (m²a). Die energetische Qualität des Bauwerks, insbesondere bestimmt durch die Luftdichtheit und die Dämmstoffauswahl, wirkt sich auch auf die Anlagentechnik aus. Der spezifische Transmissionswärmeverlust des Gebäudes liegt mit 0,25 W/m²K weit unter den Anforderungen der EnEV 2009. Die geringen Raum1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 GEBÄUDEHÜLLE VERWALTUNG [21 °C-ZONE] Dach über Verwaltung: Gründach, Holzbalkendach, Zellulosedämmung, U-Wert: 0,12 W / m2K Fenster, 3-fach Isolierverglasung, öffenbar zur Belüftung, Uw-Wert: 0,9 W / m2K Außenwand: Holzrahmenbauelemente, Zellulose, Putzfassade, U-Wert: 0,13 W / m2K Decke über EG: Massivholzdecke, Sichtestrich Decke über UG: Filigrandecke Stahlbeton mit Bauteilaktivierung (Industrieflächenheizung) Bodenplatte UG: Stahlbeton auf Wärmedämmung, U-Wert: 0,22 W / m2K Innenwand, tragend: Brettsperrholzwand, sichtqualität Innenwand, nichttragend: Holzständerwerk, Zellulosedämmung, Gipsfaser 2. 2.1 2.2 2.3 GEBÄUDEHÜLLE WERKHALLE [18 °C-ZONE] Dach über Werkhalle: Holzbalkendach, Zellulosedämmung, U-Wert: 0,15 W / m2K Oberlichter: öffenbar zur Lüftung und Nachtauskühlung, Uw-Wert: 0,72 W / m2K Lichtband: 3-fach Isolierverglasung, Uw-Wert: 0,9 W / m2K Im Erdgeschoss wurde das Wärmeübergabesystem als Industrieflächenheizungssystem konzipiert. Dabei verlegte man die Heizungsrohre direkt in die Bewehrungslage der Bodenplatte. Wärmeverluste an das Erdreich werden dank einer ganzflächigen Wärmedämmung weitestgehend vermieden. Die Industrieflächenheizung in der Werkhalle und im Produktionsbereich wird mit jeweils einer Zonenregelung betrieben. Das Obergeschoss wird über eine Fußbodenheizung mit Einzelraumreglung beheizt. Durch die effiziente Auslegung der Haustechnik entstand ein Energieplusgebäude, dessen Wärmebedarf zu 100 % aus Produktionsresten und über die Wärmerückgewinnung aus der Produktion (u. a. der Lackiererei) gedeckt wird. Mit der überschüssigen Wärme und dem Strom aus der Photovoltaikanlage strebt man an, zwei benachbarte Studiogebäude oder gar die Columbiastudios und -hallen zu versorgen. Fazit Mit dem Neubau für Artis zeigen ZRS Architekten Ingenieure heute schon eindrücklich, wie die Anforderungen der EU-Gebäuderichtlinie für das Jahr 2020 ohne große Mehrkosten erfüllt werden können. Mehrere Auszeichnungen, darunter die „Solarplakette“ des Deutschen Solarpreises, unterstreichen diese Einschätzung. Autor: Christian Brensing CBE-enterprises, Berlin, 2.4 Außenwand: Holz, Zellulose, Schindelfassade hinterlüftet, U-Wert: 0,15 W / m2K 2.5 Tragwerk: Fischbauchträger, 20 m Spannweite, Holz, materialverbrauchsoptimiert 2.6 Hallenboden: Stahlbeton mit Heizsystem auf Wärmedämmung, U-Wert: 0,21 W / m2K 3. 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 GEBÄUDETECHNIK Photovoltaikanlage, polykristalline Module, Modulneigung 15°, installierte Leistung 36 kWp Nutzung von Prozesswärme der Produktion Zerkleinerung von Holzabschnitten aus der Produktion Hackschnitzelbunker zur Speicherung von Brennstoff im Sommer, Volumen ca. 80 m³ Beheizung zu 100% CO2-neutral über Hackschnitzelheizkessel, automatische Beschickung Wärmeverteilung über Betonkernaktivierung (EG) und Fußbodenheizung (OG) Lüftung innenliegender Räume über Lüftungsgerät mit Rotationswärmetauscher (WRG 83%) Spezial-Lüftungsanlage für Lackierraum, WRG über Wärmerad, Nacherhitzung über Heizkessel ▼ Technikschema 3.1 2.2 2.1 Zeichnungen: ZRS 3.7 1.1 2.3 2.5 1.2 Büro 21 °C 2.4 1.7 Werkhalle 1.8 18 °C 1.3 1.4 3.8 21 °C 3.6 3.2 3.3 2.6 1.5 60° Lager 12 °C 1.6 3.8 3.5 3.4 40° 20° BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 27 INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN Ingenieure in der Wasserwirtschaft Billige Handlanger oder wertvolle Ratgeber? von Markus Schröder Vorwort Der nachstehende Beitrag wurde aus der Sicht eines inhabergeführten, mittelständischen Ingenieurbüros geschrieben, das sich vor allem als Objektplaner in der Wasser- und Energiewirtschaft betätigt und damit die Gesamtverantwortung für Projekte trägt. Diese Gesamtverantwortung kann mit den heute erzielbaren Honoraren nur schwer so wahrgenommen werden, dass die Qualität der Maßnahmen gewährleistet bleibt. Aber es geht in diesem Beitrag um mehr als die Frage nach einem ausgewogenen Verhältnis zwischen erwarteter und notwendiger Leistung einerseits und der hierfür erforderlichen Vergütung andererseits. Es geht auch um die Wertschätzung des Ingenieurstandes als Ganzes. Und misst man diese Wertschätzung in Geld, das freiberuflich tätigen Ingenieuren zurzeit für ihre hochwertige Arbeit bezahlt wird, so ist sie in den letzten 20 Jahren drastisch gesunken. Aus dem Ingenieur als wertvollem Ratgeber („Guter Rat ist teuer!“) wurde in diesem Zeitraum in vielen Fällen der billige Handlanger, den man als Erfüllungsgehilfen hinzuzieht. Und diese Entwicklung hat weitreichende Konsequenzen nicht nur für den Bestand der mittelständischen Ingenieurbüros. Auch bei den Kunden geraten Ingenieure zunehmend unter Druck, wenn Unternehmensberater feststellen, dass Ingenieurleistungen im Einkauf deutlich günstiger sind als bei Erbringung im eigenen Haus und daher als Maßnahme ein Outsourcing empfehlen. Zudem steigt der interne Überwachungsaufwand bei den Auftraggeber-Ingenieuren. An unserer Jugend geht diese Entwicklung ebenfalls nicht spurlos vorüber. Wenn wir heute gerade in klassischen Feldern wie dem Bauingenieurwesen zunehmend mit Nachwuchsproblemen kämpfen, hat das unter anderem damit zu tun, dass Jugendliche in anderen Berufen eine deutlich bessere wirtschaftliche und gesellschaftlich anerkanntere Perspektive sehen. Die wasserwirtschaftliche Infrastruktur in Deutschland hat einen der höchsten Qualitätsstandards in der Welt und ihre Nutzung erfolgt gemessen am Bruttosozialprodukt oder dem Bevölkerungseinkommen zu sehr erträglichen Preisen. Diese Infrastruktur wurde von Ingenieurinnen und Ingenieuren erdacht, die ein hohes Ansehen und Vertrauen bei ihren Kunden, in der Öffentlichkeit und in der Politik genossen und deren geistig-schöpferische Leistung gemäß dieser Wertschätzung finanziell auskömmlich vergütet wurde. Der nachstehende Beitrag ist ein Plädoyer für eine Rückkehr bzw. für den Erhalt dieses auf Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung basierenden Umgangs zwischen Auftragnehmern und Auftraggebern mit dem Ziel „Erhalt der öffentliche Infrastruktur für uns und unsere nachfolgenden Generationen“. Marktmechanismen – hier ticken die Uhren anders Im Baubereich und insbesondere bei der öffentlichen Infrastruktur gelten wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die im übrigen Wirtschaftsleben kaum vorkommen. Hier sind insbesondere die langen Abschreibungszeiten der Bauwerke zu nennen, die in der Regel deutlich jenseits der 20-Jahresgrenze bis hin zu 100 Jahren liegen. Damit sind derartige Maßnahmen Generationenverträge. Alle Fehler und Versäumnisse, die bei der Planung und Errichtung der Anlagen gemacht werden, stellen sich dementsprechend spät ein bzw. werden außerhalb der üblichen Gewährleistungsfristen offensichtlich und müssen von der nachfolgenden Generation getragen werden. Um die öffentliche Infrastruktur für uns und diese folgenden Generationen zu erhalten, muss kontinuierlich reinvestiert werden. Zurzeit wird gegen diesen Grundsatz oftmals verstoßen. Die Reinvestitionen sind teilweise so niedrig, dass die wirtschaftliche Abschreibungszeit bei bis zu 200 Jahren liegt und damit deutlich jenseits der technischen Haltbarkeit. Den nachfolgenden Generationen werden also Schulden nicht mehr in Geld – also letztlich in virtuellen Werten – hinterlassen, sondern in schadhafter Infrastruktur und damit in realen Verlusten. Die beschriebenen Verhältnisse sollten eigentlich dazu führen, dass noch stärker auf Qualität in der Planung und Ausführung der Anla- *Dieser Beitrag ist die Zweitveröffentlichung eines Aufsatzes in der „KA – Korrespondenz Abwasser, Abfall“, Nr. 2/2013 28 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN gen gesetzt wird, damit sich die technische Haltbarkeit verlängert. Qualitätsbestimmend sind dabei Planung und Bauüberwachung. Betrachtet man aber die heutige Vergütung für diese Ingenieurleistungen, so kommt man zu dem Schluss, dass hier nach dem Grundsatz „Sparen, koste es, was es wolle“ am falschen Ende gespart wird. Vergabe von Ingenieurleistungen – Leistungs- oder Preiswettbewerb? Diese Frage dürfte sich eigentlich gar nicht stellen, denn in Deutschland ist die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) verbindliches Preisrecht für alle Planungsleistungen im Bauwesen. Die Verbindlichkeit dieser Honorarordnung ergibt sich aus dem Gesetz zur Regelung von Ingenieur- und Architektenleistungen, so dass die HOAI damit letztendlich Gesetzescharakter hat [§§ 1 und 2 des Gesetzes zur Regelung von Ingenieur- und Architektenleistungen vom 4. November 1971, geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 12. November 1984 (BGBl. I S. 1337)]. Vorgänger der HOAI waren die GOA (Gebührenordnung für Architekten aus dem Jahr 1950) und die GOI (Gebührenordnung der Ingenieure aus dem Jahr 1956). Warum hat aber der Gesetzgeber bereits in den frühen Jahren der Bundesrepublik Deutschland einen derartigen Eingriff in den freien Wettbewerb vorgenommen? Dies ist sicherlich auf die klare Erkenntnis zurückzuführen, dass im Markt der Ingenieurdienstleistungen andere Regeln herrschen, als insbesondere im produzierenden Gewerbe. Bei Letzterem wird von einem homogenen, als Menge erfassbaren Wirtschaftsgut ausgegangen. Ingenieurleistungen können in diesem Sinne nicht als Wirtschaftsgut bezeichnet werden. Es handelt sich in der Regel um geistiges Gut, das nicht messbar ist bzw. nicht mengenmäßig erfasst werden kann. Einfache Marktmechanismen, in denen Preis und Menge eines Wirtschaftsgutes miteinander in einer Wechselwirkung verbunden sind, funktionieren also nicht bzw. führen zu einer massiven Qualitätseinbuße der Ingenieurdienstleistung und der darauf aufbauenden Bau- und Lieferleistungen. Damit ist die Frage beantwortet, warum der Gesetzgeber mit der HOAI in das Preisrecht eingegriffen hat. Mit der HOAI erfolgt eine indirekte Preisbildung über das betreute Produkt (Bau- leistung). Nur so ist gewährleistet, dass genügend Zeit für die geistig-schöpferische Leistung bleibt und damit die Qualität des Endproduktes (Bauwerk) garantiert wird. Denn Ingenieurleistungen sind nun einmal geistig-schöpferische Leistungen, die sich einem einfachen Preiswettbewerb und einer Maßzahl „Aufwand in Stunden oder Tagen“ entziehen. Gute Ingenieurleistungen können auf Basis wochenlanger Berechnungen, kreativer Denkprozesse und Fachdiskussionen entstehen, aber auch aus einer in wenigen Augenblicken geborenen, zündenden Idee. Dies spiegelt sich in der Berufsbezeichnung Ingenieur wieder, die sich aus dem lateinischen Wort ingenium = Erfindung, Scharfsinn ableitet. Um solch zündende Ideen zu entwickeln, braucht es Zeit und manchmal auch kreative Muße. Dies kann zu einem deutlich besseren Ergebnis führen, als einfaches Rechnen und Konstruieren am Schreibtisch. Und damit ist auch klar, dass die Messung von Ingenieurleistungen in Stunden kontraproduktiv ist und ein reguliertes Preisrecht, wie bereits vor über 60 Jahren eingeführt, unabdingbar ist. Entwicklung der Honorare Vergleicht man die Entwicklung der HOAI für den Bereich Ingenieurbauwerke in den Jahren zwischen der 5. Novellierung 1996 und der 6. Novellierung 2009, so erkennt man, dass der Anstieg der Vollhonorare bei unter 1 % pro Jahr lag. Damit lag der Honoraranstieg deutlich unter der mittleren Inflationsrate von jährlich rund 2 % in diesem Zeitraum. Vergleicht man diese Steigerung mit den Tariflohnentwicklungen am Beispiel des Bautarifvertrages – Kosten im Ingenieurbüro werden wesentlich von den Personalkosten geprägt – so sieht die Entwicklung noch extremer aus. Hier lag der mittlere Lohnzuwachs der letzten 25 Jahre nämlich bereits bei knapp 3 % jährlich. Das sich aus dieser Entwicklung bereits erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten für die Ingenieurbüros ergeben haben, ist offensichtlich. Aber die Situation hat sich über die vorstehend geschilderte Problematik hinaus noch durch zusätzliche negative Veränderungen verschlechtert. Zum einen hat sich der erwartete Effekt von Anfang der 1990er Jahre, nämlich dass die Baupreise und damit die Honorargrundlage anrechenbare Kosten stetig steigen würde, nicht bewahrheitet. Tatsächlich sind die Baupreise speziell im Tiefbau inflationsbereinigt eher gesunken. Hinzu kamen Marktmechanismen, vor denen der Gesetzgeber die geistig-schöpferischen Berufe aus den oben genannten Gründen ausdrücklich schützen wollte: Aus dem Leistungswettbewerb machten viele (aber nicht alle!) Auftraggeber einen versteckten oder offenen Preiswettbewerb. Dies war letztlich nur möglich, weil die Spielräume der HOAI mit allen Mitteln zu Lasten der Ingenieurbüros honorarmindernd ausgenutzt werden: Einige Beispiele hierfür sind - die zu niedrige Eingruppierung in die Honorarzonen, - die Reduzierung von Prozentsätzen bei den einzelnen Leistungsphasen zum Teil bis auf 0 %, obwohl die Leistung faktisch erbracht werden muss, - die Pauschalierung von Nebenkosten auf Sätze zum Teil unter 5 %, obwohl der mittlere Anteil der Nebenkosten in der Regel deutlich darüber liegt, - die Aufstellung eigener Honorartafeln mit niedrigeren Honoraren, - die Verschiebung von besonderen Leistungen in die Grundleistungen. Zudem sind die Anforderungen an die Ingenieurbüros zum Teil erheblich gestiegen. So wird beispielsweise - die Anwesenheitspflicht vor Ort zum Teil drastisch erhöht bis hin zur täglichen Anwesenheit beim Bauherrn oder auf der Baustelle, ohne dass dies zu Erbringung der geforderten Leistung notwendig wäre und eine entsprechende Vergütung erfolgte, - ein deutlich umfangreicheres Berichtswese eingefordert, - die Übernahme von Bauherrenaufgaben ohne Zusatzvergütung erwartet. Ein weiterer aufwandssteigernder Effekt ist der Qualitätsverlust bei den ausführenden Firmen, die unter dem Kostendruck, dem auch sie unterliegen, eigene Fachkompetenzen abgebaut haben, woraus sich ein deutlich höherer Überwachungsaufwand für das Ingenieurbüro ergibt. Diese Tendenzen haben insgesamt dazu geführt, dass viele Ingenieurhonorare heute nicht mehr auskömmlich sind und daher an der Qualität der Leistung gespart werden muss. Und hier ist die Grenze der Einsparmöglichkeiten erreicht bzw. vielfach bereits überschritten, wenn die Projekte noch erfolgreich abgewickelt wer- BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 29 INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN den sollen. Es kommt immer öfter zu Störungen im Projektablauf, Kostenüberschreitungen und Terminverzögerungen. Und am Ende wird dann der Schaden nach der Devise aufgefangen „Es ist nie genug Geld da, etwas richtig – also ohne Schaden – zu machen, aber immer genug Geld da, um Schäden zu beheben“. Und manifestiert wird diese Entwicklung in den Stundensätzen, mit denen Ingenieurbüros heute manchmal bezahlt oder besser unterbezahlt werden. Wenn vereinzelt Angebote mit Stundensätzen unter 50 € netto für einen Ingenieur beauftragt oder sogar angefragt werden, ist dies in der Regel absolut nicht kostendeckend. Aber auch scheinbar gute Stundensätze im Bereich von 90 bis 100 € netto für einen Projektingenieur sind nicht auskömmlich. Insbesondere wenn beachtet wird, dass sich der Ingenieur zum Wohl des Auftraggebers fortwährend auf eigene Kosten auf dem neuesten Stand der Technik hält und so innovative Lösungen entwickelt. Dieses Wissen, das vorgehalten wird, muss sich in der Vergütung wiederspiegeln. Nur diese intensive Kenntnis der Materie ermöglicht es dem Ingenieur immer wieder neue Lösungen zu finden, die auf dem Weltmarkt – Deutschland gehört zu den Ländern, in denen die meisten Patente angemeldet werden – einzigartig sind. Vergleicht man diese Stundensätze mit anderen Branchen im Dienstleistungssektor, so erkennt man die teilweise wirtschaftliche Geringschätzung von Ingenieurleistungen erst richtig. Hier soll gar nicht nur von dem immer wieder bemühten Vergleich mit Anwaltshonoraren gesprochen werden, deren Stundensätze in der Regel bei dem drei bis vierfachen der 90 bis 100 € Stundensätze im Ingenieurbereich liegen. Auch in Ausbildungsberufen wie dem EDV-Techniker sind Stundensätze in dieser Größenordnung oder sogar höher üblich. Und wer sein Auto in die Vertragswerkstatt bringt, wird ähnliche Stundensätze für Gesellen zahlen. Aufgrund der beschriebenen Entwicklung befanden sich bereits im Jahr 2006 ein Drittel von 1.000 untersuchten Ingenieurbüros in einer wirtschaftlich angespannten Lage [1, Hommerich, C.; Ebers, T, 2006]. Heute dürfte sich diese Entwicklung trotz bereits begonnener Marktbereinigung durch Insolvenz oder Schließung nochmals deutlich verstärkt haben. 30 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 Wie konnte es zu einer solchen Entwicklung kommen? Auf dem Markt der immobilen Infrastruktur besitzt die öffentliche Hand insbesondere regional oftmals ein Nachfragemonopol oder ein Nachfrageoligopol. Ebenso wie Monopole und Oligopole auf der Angebotsseite werden durch solche Konzentrationen Marktmechanismen zu Lasten der Marktteilnehmer auf der jeweils anderen Seite zerstört. Da zudem der Auftragsumfang unter anderem wegen fehlender Reinvestitionen (siehe weiter vorn) insgesamt deutlich zurückgegangen ist und die öffentlichen Haushalte sparen müssen, hat sich die Vergabe von Ingenieurdienstleistungen durch die öffentliche Hand bei vielen Auftraggebern radikal verändert. Begünstigt wurde diese Entwicklung sicherlich durch die Notwendigkeit, oberhalb von Schwellenwerten ein formalisiertes Vergabeverfahren nach der Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) durchzuführen. So hat ein schleichender Paradigmenwechsel stattgefunden. Während früher nach dem Vertrauensprinzip Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ingenieurbüros als Kolleginnen und Kollegen auf Zeit durch die Fachleute im eigenen Haus des Auftraggebers ausgewählt wurden, erfolgt die Auftragsvergabe heute meist nach formalisierten Verfahren. In den für die Auswahl zuständigen Bewertungskommissionen sind auf Auftraggeberseite teilweise sogar die Ingenieure, die die Fachkompetenz der Auftragnehmer beurteilen könnten, in der Unterzahl. Damit zählen heute bunte Bilder bei der Vergabe manchmal mehr, als fachliche Kompetenz und Vertrauen in ein Unternehmen. Zudem erfolgt die Bewertung oftmals dergestalt, dass das niedrigste Honorar die beste Punktzahl erhält. Wenn zudem Honorardifferenzen von wenigen Prozentpunkten über- proportional hoch bewertet werden, so ist aus einem scheinbaren Leistungswettbewerb ein versteckter Preiswettbewerb geworden. Aber auch die Auftragnehmerseite ist an dieser Entwicklung nicht unschuldig, denn zur Akzeptanz eines Dumpingpreises gehören immer zwei. Ingenieurbüros, die sich über Billigangebote einen Marktzugang verschaffen und dann entsprechend schlechte Qualität abliefern, schaden unserem Berufsstand massiv. Was muss getan werden? Die beschriebenen Missstände sind nicht flächendeckend vorhanden. Gerade im unterschwelligen Vergabebereich gibt es viele Auftraggeber, die regelkonform nach bewährten Prinzipien die Ingenieurbüros ihres Vertrauens auswählen. Auf der anderen Seite sitzen dann diesen Auftraggebern meist Ingenieurbüros gegenüber, die nach bestem Wissen und Gewissen für gutes Geld gute Leistungen liefern. Auch bei den VOF-Verfahren haben die Beteiligten auf beiden Seiten erkannt, dass ein klarer Leistungswettbewerb einem direkten oder versteckten Preiswettbewerb im Sinne der Qualitätssicherung und der nachhaltigen Wirtschaftlichkeit vorzuziehen ist. Diese Erkenntnis ist sicherlich auch aus den in der Abbildung dargestellten, eigentlich seit jeher bekannten Zusammenhängen erwachsen: Die größte Beeinflussungsbarkeit der Kosten und damit das größte Einsparpotenzial bestehen zu Beginn eines Projektes. Wenn in diesen Projektphasen am Honorar und somit an der Ingenieurleistung gespart wird, spart man buchstäblich am falschen Ende. Und wenn dann später in der Realisierungsphase ebenfalls Honorare gedrückt werden, kann die Kontrolle der festgelegten Beschaffenheiten (Qualität) nur eingeschränkt und nicht in der notwendigen Detailtiefe erfolgen. Qualitative Darstellung der Kostenbeeinflussbarkeit, GesamtProjektkosten und anteiliger Ingenieurhonorare im Projektverlauf INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN Die Abbildung zeigt aber noch mehr. Unter der Annahme, dass die gesamten Ingenieurleistungen 15 % der Gesamtkosten ausmachen, läge bei einer Honorarreduzierung von 20 % der Anteil dieser Kostenreduzierung an den GesamtProjektkosten bei nur 3 %. Eine Einsparung, die durch qualitativ hochwertige, weil auskömmlich bezahlte Ingenieurleistungen und entsprechend gute Planungen beim Gesamtprojektbudget leicht erzielt bzw. deutlich überschritten werden kann. Das Ziel aller Handelnden muss also im Sinne eines technischen und wirtschaftlichen Projekterfolges sein: Hin zum reinen Leistungswettbewerb, ausgelobt auf Basis eines ordnungsgemäß durch den Auftraggeber ermittelten Honorars nach HOAI. Falls das Honorar abweichend von diesem Vorschlag dennoch in die Bewertung mit einfließen soll, darf nicht dem niedrigsten Angebot der Zuschlag erteilt bzw. darauf die höchste Punktzahl vergeben werden. Hier ist nach dem folgenden Vorschlag der GHV [2, GHV, 2011] zu verfahren: Bei geistig-schöpferischen Leistungen ist es falsch, den niedrigsten Preis als besten Preis zu werten. Es ist vielmehr darauf zu achten, dass ein auskömmliches Honorar entsteht, damit der Auftraggeber eine optimierte Planung und nicht eine nach Aufwand minimierte erhält. Will der Auftraggeber nur den minimalen Preis zahlen, kann er auch nur die minimale geistigschöpferische Leistung erwarten. Schließlich soll das Objekt über seinen Lebenszyklus die geringstmöglichen Folge- oder Nutzungskosten aufweisen. Das optimale Honorar wird wie folgt ermittelt: Hopt = (HAG + Hm) / 2 mit Hopt = optimales Honorar (also „bestbewertetes Honorar“, Anm. des Verfassers)+ HAG = Honorarermittlung des Auftraggebers Hm = Mittelwert der Honorarangebote Dort, wo weiterhin der meist gesetzeswidrige Preiswettbewerb vor den Leistungswettbewerb gestellt wird, aber die Qualität des Endproduktes dennoch gesichert werden soll, ergibt sich auf Auftraggeberseite ein deutlich erhöhter Aufwand in der Überwachung der Ingenieurbüros Dies führt zu höheren internen Kosten und die scheinbaren Einsparungen bei der Auftragsvergabe an Ingenieurbüros werden wieder aufgezehrt oder sogar überschritten. Die Alternative zu dieser auftraggeberseitigen Überwachung sind Qualitätsmängel, die sich aber wegen der langen Lebenszyklen der Bauwerke der Wasserwirtschaft oftmals erst nach Ablauf der Gewährleistungszeiten zeigen und damit zu Lasten der Aufraggeber bzw. der Bürger nachfolgender Generationen gehen. Ein Zitat aus dem 19. Jahrhundert beschreibt die Situation treffend: „Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Nach den Gesetzen der Ökonomie ist es unmöglich, wenig zu bezahlen und dafür viel zu bekommen. Wenn Sie bei dem Anbieter mit dem niedrigsten Preis kaufen, sollten Sie immer eine Summe hinzurechnen, um das Risiko auszugleichen, das Sie damit eingehen. Wenn Sie das aber tun, haben Sie eigentlich genug Geld, um gleich mehr für eine bessere Qualität zu zahlen.“ [John Ruskin (*1819; †1900)]. Übertragen auf Ingenieurleistungen heißt dies „Wer billig plant, baut teuer“. Im Sinne einer langfristig preiswerten Baukultur ist es daher wichtig, dass bei der Vergabe von Ingenieurleistungen wieder vor allem die Leistung und nicht der (billigste) Preis zur Bewertung herangezogen wird. Damit können aus billigen Handlangern wieder wertvolle Ratgeber werden. Und auch wenn Geld nicht alles ist, ergäben sich für Jugendliche dann wieder wirtschaftliche Perspektiven im Ingenieurberuf, die helfen könnten, unsere Nachwuchssorgen zu lösen. Autor: Prof. Dr.-Ing. Markus Schröder, Tuttahs & Meyer Ingenieurgesellschaft für Wasser-, Abwasser- und Energiewirtschaft mbH, Aachen Literatur [1] Hommerich, C.; Ebers, T.: Die wirtschaftliche Situation der Ingenieure in der Bundesrepublik Deutschland. Gutachten im Auftrag der Bundesingenieurkammer, Bergisch Gladbach, 2006. [2] GHV Gütestelle Honorar- und Vergaberecht e.V.: Vergabe freiberuflicher Leistungen im Verhandlungsverfahren nach VOF. Heft Nr. 2 der Schriftenreihe der GHV, 2. Ausgabe, Stand März 2011. Dieser Beitrag wird inhaltlich unterstützt von: AMENT Ingenieurgesellschaft mbH, U. Ament; Achten und Jansen GmbH, M. Achten; AquaPlan GmbH, J. Blank; BCM BauConsult Management GmbH, M. Borowski; Breinlinger Ingenieure, D. Hagen; BWS GmbH, R. Aha; CDM Smith, L. Heuser; CES GmbH, L. Guijarro; COPLAN AG, M. Steger; Dahlem GmbH & Co. KG, G. Dahlem; Dr. Born – Dr. Ermel GmbH, H. Matthias; Dr.-Ing. Heinrich Umweltschutztechnik Ing.-GmbH, D. Heinrich; dr. kiefhaber + zebe ingenieur consult gmbh, P. Kiefhaber; Dr.-Ing. Pecher & Partner Ingenieurgesellschaft mbH, K. Sympher; DWG Ingenieurbüro, G. Metz; eepi Luxembourg, M. Ott; FKS – Beratende Ingenieure GbR, H. Fernkorn; Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH, M. Hippe; FRITZ Planung GmbH, E. Leiber; GIB Güthenke Ingenieurgesellschaft, K. Güthenke; Götzelmann + Partner GmbH, R. Rölle; Grontmij GmbH, A. Jacker; HOLINGER AG, U. Sollfrank; Hydro-Ingenieure GmbH, K. Alt; Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH, M. Heiland; IB Dipl.-Ing. H. Miltner; IB Dipl.-Ing. K. Sauter; IB Hans Tovar & Partner, H. Tovar; IB Bernd Meissner; IB Rummler + Hartmann GmbH, M. Rummler; ICL INGENIEUR CONSULT Dr.-Ing. A. Kolbmüller GmbH, F. Klonner; Ingenieurgesellschaft NUSSBAUM, A. Nußbaum; Ingenieurgesellschaft Steinburg mbH, K. Hayenga-Hoyer; Ingenieurgesellschaft WIA GbR, S. Özkaynak; john becker ingenieure, M. Mergelmeyer; Klinger und Partner IB für Bauwesen und Umwelttechnik GmbH, H. Klinger; Leiter VBI-Fachgruppe Kommunale Infrastruktur Nord, T. Richter; LK&P Ingenieure GbR, S. Schnurr; OBERMEYER, Planen + Beraten GmbH, U. Grötzinger; pbh Planungsbüro Hahm, B. Uphoff; Pöyry Deutschland GmbH, R. Janyga; PROJECT CONSULT, B. Döll; Regierungsbaumeister Schlegel GmbH & Co. KG, H. Späth; RIPPERT Ingenieure, E. Rippert; Spiekermann GmbH, U. Rieth; Steinbacher-Consult Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG, G. Schober; TUTTAHS & MEYER Ing.-GmbH, S. Koenen; Unger Ingenieure, J. Kilian; Vorsitzender VBI-Ausschuss Wasserwirtschaft, R. Schlichting; VOGEL Ingenieure, M. Vogel; Weber-Ingenieure GmbH, P. Baumann; WPW INGENIEURE LEIPZIG GmbH, K. Lehmann; wsp group, S. Görtz; WTU Ingenieurgemeinschaft GmbH, A. Weigt; ZIOR BERATENDER INGENIEUER GmbH, F. Zior. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 31 INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN Energiekonzepte Energieeffizienz in Mittelstand und Industrieunternehmen von Jörg Trippe Energiepolitische Randbedingungen Während weltweit die CO2-Emissionen steigen, hat Deutschland diese seit 1990 um über 20 % reduziert. Der deutsche Anteil an der weltweiten CO2-Emission liegt heute bei 2,5 %, während China mit über 25 % inzwischen an der Spitze der Emittenten steht. Falls wir das ehrgeizige Ziel, die CO2-Emission um weitere 20 % zu verringern, langfristig erreichen, wird dies alleine durch die chinesische Mehrbelastung innerhalb von drei Monaten überkompensiert. Wir sollten nicht so vermessen sein zu glauben, die deutsche Energiepolitik habe einen Einfluss auf das Weltklima. Die Vorreiter Deutschland und die EU finden weltweit kaum Nachahmer für ihre ambitionierten CO2-Reduktions- und Erneuerbare-Energien-Ausbaustrategien: Mehr als 85 % der weltweiten Emittenten sind nicht zu verbindlichen Einsparanstrengungen bereit (Kyoto-Protokoll). Betrachtet man den deutschen Alleingang bei der Energiewende genauer, so zeigt sich, dass in Deutschland inzwischen weltweit die höchste Photovoltaikleistung installiert ist. Dies resultiert aber nicht daraus, dass wir weltweit die höchste Anzahl an Sonnenstunden hätten, sondern vielmehr aus dem Umstand, dass über das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) die höchsten Subventionen gezahlt werden. Die staatlichen Abgaben, die auf den Strompreis aufgeschlagen werden, haben sich seit 1998 verzehnfacht. Vergleicht man die CO2-Vermeidungskosten, also die Investitionskosten, die notwendig sind, um eine Tonne CO2 zu vermeiden, so erkennt man, dass Solarstrom im Vergleich z.B. zu BHKW und Kraft-Wärme-Kopplungsanla- Wir sind Solarstrom-Weltmeister Quelle: IEA-PVPS-Statistik Kein Land der Welt hat annähernd so viel in PV-Anlagen investiert wie Deutschland. ▲ Abbildung 1 • Weltweit installierte Photovoltaik-Leistung 32 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 gen die teuerste Technologie ist, um in Deutschland Klimaschutz zu betreiben (Abbildung 2). Die deutsche Industrie muss durch das EEG inzwischen die höchsten Strompreise im europäischen Vergleich zahlen. Im Vergleich mit dem Nachbarland Frankreich liegen sie 60 % bis 70 % höher. Dabei machen die tatsächlichen Stromerzeugungskosten nur noch ein gutes Drittel des deutschen Strompreises aus. Und auf die Verbraucher rollt die nächste Kostenwelle zu: 2013 steigt die EEG-Umlage von 3,6 ct/kWh um 47 % auf 5,3 ct/kWh. Der Umlagebetrag, den die Verbraucher zahlen müssen, steigt dadurch, so die vier Übertragungsnetzbetreiber, auf über 20 Mrd. Euro(Abbildung 3). Ein Grund dafür ist, dass deutlich mehr Ökostrom erzeugt wird bei gleichzeitig sinkenden Vermarktungserlösen des Stroms über die Börse. Zusätzlich zu diesen Erhöhungen kommen in diesem Jahr mit dem veränderten Energiewirtschaftsgesetz weitere Kosten in Höhe von über 300 Mio. Euro auf die Verbraucher zu, die durch den Ökostrom verursacht werden: - Sonderumlage zum Ausgleich von Verzögerungen beim Netzanschluss von OffshoreWindkraftanlagen, - Zusatzkosten für unrentabel gewordene Gaskraftwerke, die zur Vermeidung von Blackouts am Netz bleiben sollen, - Ausgleichszahlungen an Firmen, wenn sie zustimmen, dass ihnen bei Engpässen kurzfristig definierte Strommengen von den Netzbetreibern nicht geliefert werden. Werden darüber hinaus noch die zusätzlichen Kosten z. B. für den Netzausbau hinzugerechnet, sollen Investitionen von über 220 Mrd. Euro notwendig werden, so die Prognose des BDEW (Studie von Ernst und Young, Mai 2012). Daher geht das KIT Karlsruher Institut für Technologie (Dr.-Ing. Ziegan, Mai 2012) von einem Anstieg der Industrie-Strompreise bis 2025 von mindestens 70 % aus. Neben der Kostenproblematik stellt auch die Versorgungssicherheit eine offene Flanke dar. Die Schere zwischen Wind- und Solar-Stromproduktion einerseits und dem Ausbau der Hochspannungsnetze und Speicherkapazitäten andererseits geht immer weiter auseinander. Wenn die Energiewende nicht scheitern soll, bedarf es deutlich mehr gesell- INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN schaftlicher Akzeptanz. Um die Stromkosten nicht weiter aus dem Ruder laufen zu lassen, ist dringend eine Reform des EEG erforderlich. CO2-Vermeidungskosten [¼/t] ¼/t CO² 450 391 S 400 350 Energie-Effizienz und EEWG Während wir 2013 den Ökostrom über das EEG mit 20 Mrd. Euro bezuschussen werden, stehen für Energie-Effizienz-Maßnahmen, zur Wärmedämmung von Gebäuden und den Einsatz erneuerbarer Energien zur Wärmeversorgung vom Bund (KfW, BafA) insgesamt weniger als 2,5 Mrd. Euro in Form von Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen zur Verfügung. Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWG) schreibt bei Neubauten auch für Nichtwohngebäude einen definierten Anteil zur Deckung des Wärmebedarfs durch Erneuerbare Energien vor, wobei auch der Kältebedarf zu berücksichtigen ist. Hier ist schon in der Vorplanungsphase zu prüfen, welche Energieversorgungssysteme, die zur Erfüllung der gesetzlichen Vorgabe geeignet sind, wirtschaftlich Sinn machen. Generell zeigt sich, dass die Eigenstromerzeugung durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit steigenden Strompreisen immer wirtschaftlicher wird. Dagegen verschlechtert sich die Wirtschaftlichkeit elektrischer Wärmepumpen, sofern von den EVUs hierfür kein Sondertarif angeboten wird. Für Unternehmen mit Bestandsgebäuden und Neubauten ist es sinnvoll, ein Gesamtenergiekonzept zur Identifizierung von wirtschaftlichen Potenzialen durch Energie-Effizienz-Maßnahmen und durch Einsatz Erneuerbarer Energien zu erstellen. Mittelständische Unternehmen (KMU) können sich diese Ingenieurleistungen mit rund 60 % von der KfW bezuschussen lassen. Dass sich eine solche Wirtschaftlichkeitsanalyse für Energieeffizienzmaßnahmen für die Unternehmen lohnt, wird im Folgenden anhand von zwei konkreten Beispielen dargestellt. 311 300 228 250 200 155 150 115 100 50 -24 22 0 -50 ▲ Abbildung 2 • CO2-Vermeidungskosten im Vergleich Quelle: Dr. Blesl, Uni Stuttgart IER, Stand 2011 Kosten-Explosion durch regenerativen Strom Kosten-Explosion durch regeneratieven Strom Mrd. Φ/a 25,0 20, 0 (?) 20,0 17,0 16,8 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2016 15,0 13,53 10,0 14,11 8,33 5,0 0,9 1,15 1,63 2,3 1,91 2,92 3,73 4,3 4,88 5,27 0,0 Prognose derPrognosen: Übertragungsnetzbetreiber (Jan.(Oktob 2013) D. Wetzel, "DIE WELT" Prognose: BDEW, McKinsey (Mai 2012) ▲ Abbildung 3 • EEG-Zahlungen durch Verbraucher Wieviel müssen wir investieren, um eine Tonne CO2 einzusparen ? CO2-Einsparkosten in Euro pro Tonne und Jahr Wärmepumpe an Abwasser (A2) 891 Kälterückgewinnung aus Abwasser (A6) 2344 Wärmepumpe an 14 °C Kühlwasser (A8) 648 Freie Kühlung (A12) 3618 WRG aus Kühlturm (A16) 277 Luft-Wärmepumpe (A20) 2979 BHKW (A22) 767 Pelllet (A22) Beispiel 1: Wirtschaftliche CO2Einsparpotenziale in einem Industrieunternehmen In einem großen Industrieunternehmen sollten, so die Aufgabenstellung des Auftraggebers, die CO2-Emissionen wirtschaftlich sinnvoll gesenkt werden. Das beauftragte Ingenieurbüro untersuchte dazu 20 verschiedene 256 510 Solaranlage (A26) 6501 00 1000 67 2000 133 3000 200 4000 267 5000 333 6000 400 7000 467 8000 533 9000 600 10000 667 ▲ Abbildung 4 Beispiel 1 • Übersicht CO2-Einsparungskosten BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 33 INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN meidungskosten von 44 €/t CO2. Das entspricht einem Zehntel der Solaranlage. Und die Investition amortisiert sich in weniger als drei Jahren. Hier trifft Ökologie auf Ökonomie. Aus diesem Grunde wurden diese Vorschläge auch umgehend geplant und realisiert(Abbildung 6). CO2 -Minderungskosten versus Kapitalrückflusszeit CO ( Euro/to a) Co22 Minderungskosten Minderungskosten (Euro/to) 7000 467 6000 400 333 5000 267 4000 200 3000 133 2000 67 1000 0 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Kapitalrückflusszeit (Jahre) WRG aus Kühlturm (A16) Wärmepumpe an Abwasser (A2) Luft-Wärmepumpe (A20) Solaranlage (A26) Wärmepumpe an 14 °C Kühlwasser (A8) BHKW (A22) Pelllet (A22) ▲ Abbildung 5: Beispiel 1 • Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit vereinen Von den über 20 untersuchten Varianten sind vier Systemlösungen sowohl ökologisch als auch ökonomisch sehr sinnvoll. Investition (T¼) Ertrag (T¼/a) Kapitalrück Co2-Einsparung - flußzeit (a) (t/a) 1. WRG aus Kühlturm 125 110 1,1 452 2. Wärmepumpe an 14°C Kühlwasser 317 136 2,3 489 3. Wärmepumpe an Abwasser 368 127 2,9 413 4. BHKW 485 95 5,1 630 1.295 468 2,85 1.984 Summe ▲ Abbildung 6: Beispiel 1• Ökonomie trifft Ökologie Varianten im Bereich Wärme, Kälte und Strom. Unter dem Aspekt, die CO2-Emissionen mit möglichst geringem Investitionsaufwand zu reduzieren, wurden dazu die CO2-Vermeidungskosten für die einzelnen Lösungsansätze bewertet (Abbildung 4). Interessanterweise ergibt sich eine große Bandbreite: Während man im hier untersuchten Fall mit Wärmepumpen an Abwasser oder Kühlwasser, BHKW oder Pellet-Kassel (Biomasse) rund 50 Euro investieren muss, um eine Tonne CO2 einzusparen, ist mit einer Solaranlage der achtfache Investitionsaufwand notwendig (430 Euro), um dasselbe Ergebnis zu erreichen. Dies sagt aber noch nichts über die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Maßnahmen aus. Hier- 34 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 zu bedarf es einer detaillierten Wirtschaftlichkeitsberechnung für jede Variante. Um nun Klimaschutz-Effizienz und Wirtschaftlichkeit zusammenzubringen, werden Ökologie und Ökonomie in einer Tabelle (Abbildung 5) gegenübergestellt. Dabei zeigt sich, dass die Pelletanlage zwar ökologisch sehr sinnvoll ist (34 €/t CO2), aber ökonomisch keinen Sinn macht (Kapitalrückflusszeit 35 Jahre). Die Solaranlage ist weder ökologisch zielführend (430 €/t CO2), noch wirtschaftlich darstellbar (26 Jahre Kapitalrückflusszeit). Aber es gibt ein „Ziel-Rechteck“, in dem geringe CO2-Minderungskosten gepaart sind mit hoher Wirtschaftlichkeit. Die in diesem ZielRechteck identifizierten vier Maßnahmen senken die CO2-Emissionen um 40 % bei CO2-Ver- Beispiel 2: Energieeffizienz-Analyse in einem mittelständischen Unternehmen Im Rahmen eines Energieeffizienz-Netzwerkes (EEN), das als Pilotprojekt vom Bundesumweltministerium unterstützt wird, wurden in der Region Trier bei 14 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen EnergieeffizienzAnalysen durchgeführt um die Energiekosten nachhaltig zu senken. Hierbei werden den Unternehmen, so die Vorgabe, nur Einspar-Maßnahmen zur Realisierung vorgeschlagen, die eine interne Verzinsung von mindestens 12 % erreichen, d. h. die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen steht im Vordergrund. Beispielhaft seien hier die Ergebnisse für eines der Produktions-Unternehmen vorgestellt, bei dessen Analyse insgesamt 24 Maßnahmen untersucht wurden. Dabei stellten sich als unwirtschaftlich (unter 12 % Verzinsung) heraus: - Verbesserung Gebäudehülle (Dach, Fenster) - Solaranlage für Warmwasser und Heizung (keine Amortisation) - Photovoltaikanlage (interne Verzinsung unter 4 %) Als wirtschaftlich sehr interessante Maßnahmen (über 12 % Verzinsung) erwiesen sich: - Abwärmenutzung „Prozess“ - Wärmerückgewinnung bei Hallenlüftung - Wärmerückgewinnung bei Drucklufterzeugung - Abwärmenutzung Kältemaschinen für Niedertemperatur-Verbraucher - tageslichtabhängige Beleuchtungssteuerung - Einsatz hocheffizienter Elektromotoren Bei der Umsetzung der vorgeschlagenen sechs wirtschaftlichen Maßnahmen ergibt sich für die Investitionen in Höhe von 1,1 Mio Euro eine interne Verzinsung von 24 %. Die CO2-Vermeidungskosten (über die Laufzeit von 15 Jahren) liegen bei 64 €/t CO2. Insgesamt werden die 14 Unternehmen des Energieeffizienz-Netzwerks durch die Umsetzung des identifizierten wirtschaftlich lohnenden Energieeinsparpotenzials ihren Energieverbrauch um 19 Mio. kWh/a senken. Dies ent- INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN BHKW: 850 kWel , 950 kWth 3 Kessel mit je 4.200 kWth , Gesamt ca. 12.500 kW Beispiel 1: BHKW und Kesselanlage für Stromund Wärmeerzeugung T.P.I. als Generalplaner Gesamtbaukosten: 1,8 Mio. ¼ Technikkosten: 1,5 Mio. ¼ Gewerke: Heizung, Lüftung, Sanitär, Stark- und Schwachstrom Projektbeispiel Ladenburg: Neue Energiezentrale mit BHKW Leistungen: Kessel 2x 2000 kW BHKW 1x 358 kWth (215 kWel) Amortisation: 2,8 Jahre für Mehrinvestitionen BHKW (170.000 ¼) spricht dem Stromverbrauch einer Stadt mit 10.000 Einwohnern. Dabei werden die relativ hohen Renditen nicht durch öffentliche Subventionen erreicht, sondern durch Energiekostenreduktion im eigenen Unternehmen. Somit ist die Realisierung dieser Energieeffizienz-Maßnahmen sowohl betriebs- als auch volkswirtschaftlich von Vorteil. Derzeit befinden sich die Effizienzmaßnahmen in der Umsetzungsphase, die „Einspar-Erfolge" werden durch ein jährliches Monitoring überprüft. Fazit Vorhandene Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz müssen stärker genutzt werden. Die Identifizierung und Umsetzung wirtschaftlicher Energieeffizienz-Maßnahmen wie hier vorgestellt, schafft den Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil. Das ist sowohl betriebs- als auch volkswirtschaftlich sinnvoll. Darüber hinaus wird hierdurch ein Höchstmaß an ökonomisch-ökologischer Effizienz erreicht. Daher ist die Erhöhung der Energie- effizienz im Gebäude- und Produktionsbereich ein wirkungsvolles Instrument, um den CO2-Ausstoß dort zu mindern, wo es auch ökonomisch sinnvoll ist. Autor: Dipl.- Ing. Jörg Trippe Geschäftsführender Gesellschafter T.P.I. Trippe und Partner Ingenieurges.m.b.H. Karlsruhe – Stuttgart – Schömberg (Kr. Calw) BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 35 INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN Unbemannte Luftfahrtsysteme Befliegung von Ingenieurbauwerken von Achim Kelkel Befliegung zur Stromtrassenprüfung Auch die Miniaturisierung hat dazu beigetragen, dass mittels Befliegung mit solchen Drohnen neuartige Dienstleistungen entwickelt oder bestehende Leistungsangebote kostenoptimiert werden. Mögliche Einsatzgebiete sind z. B.: - Befliegung von Ingenieurbauwerken z. B. zur Brückenprüfung, - Aufnahme des Baufortschritts aus Höhen bis ca. 100 m Höhe - Aufnahme spezieller Bauwerkfotos, - Videoaufnahmen, - Montageüberwachung aus der Luft - Panoramaaufnahmen an vorgesehenen Sendemastandorten in der Soll-Höhe, - Aufnahmen von Blitzschutzanlagen - Inspektionsflüge technischer Infrastruktur 36 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 mit zusätzlicher Sensorik (Wärmebildaufnahmen, Corona-Aufnahmen) - Befliegung von Stromleitungstrassen - IR-Aufnahmen in der Geologie und vieles mehr. Auf Herstellerseite hat sich inzwischen ein Markt unterschiedlicher Systeme entwickelt. Diese bieten zum Teil Baukastensysteme aber auch Komplettsysteme an. Selbst einige hochwertige „Spielzeug-Systeme“ wie die AR-Drohne der Firma Parrot zeigen beeindruckende Flugfunktionalitäten. In den folgenden Ausführungen werden diese Systeme jedoch nicht weiter betrachtet, da sie für die Befliegung von Ingenieurbauwerken nicht die erforderlichen Systemeigenschaften aufweisen. Neue Kameras für Foto- und Videoaufnah- men, die neben der Fototechnik auch ein Betriebssystem enthalten, erlauben nicht nur die Kamerafernsteuerung und die Live-Übertragung vor Ort, sondern auch die Verteilung der Bilder oder Videos direkt aus der Luft auf Cloud-Server. Entsprechende Übertragungskapazitäten wie UMTS (3G) oder LTE (4G) stehen mit immer besserer Flächenausleuchtung zur Verfügung. Dadurch sind Sichtprüfungen möglich, bei denen der verantwortliche Ingenieur in seinem Büro sitzt und mit EDV-Unterstützung die Kamera aus der Ferne steuert, die Vorschau live sehen kann, während die hochaufgelösten Bilder parallel gespeichert werden und wenig später per CloudDienst zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung stehen. INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN gen werden als „Nicken“, Rechts- und Linksbewegungen als „Rollen“ bezeichnet. Drehen um die Hochachse heißt „Gieren“. Die wichtigsten Leistungsmerkmale sind: - GPS-Navigation mit Routenspeicherung, barometrische Höhenregelung, - GPS-Höhenregelung, - GPS-gesteuerte Kameraausrichtung, elektronischer Kompass, Rollen und Nicken kompensierende Kamerahalterung, zusätzliche Flugkontrollkamera mit Videooption, Telemetrieübertragung an Kontrollnotebook und Fernsteuereinheit, Fernsteuereinheit mit Sprachausgabe der wichtigsten Telemetriedaten, - Steuerungsreichweite ca. 2 km (Sichtflug), - Videoaufzeichnung der Befliegung. Die Flugtechnik Es gibt an einem Kopter, wie diese unbemannten Fluggeräte auch heißen, je nach Version 4; 6 oder 8 Rotoren mit zwei unterschiedlichen Rotorlaufrichtungen. Jeweils abwechselnd drehen sich die Rotoren rechts oder links herum. Zum Schweben müssen sich alle Rotoren gleich schnell drehen. Dabei hebt sich das Drehmoment entlang der senkrechten Achse durch die unterschiedlichen Drehrichtungen auf und der Kopter schwebt in der Luft. Zum Fliegen in eine Richtung wird der Kopter quasi aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Propellerdrehzahl wird jeweils so gesteuert, dass sich der Kopter in die gewünschte Flugrichtung neigt. Vor-/Rückwärtsbewegun- Leitungsbefliegungen ortsnah/innerorts Wie die Praxis zeigt, finden Inspektionsflüge von Leitungstrassen als sogenannte Helikopter-Arbeitsflüge zum Teil im absoluten Grenzbereich statt. So werden teilweise einmotorige Maschinen eingesetzt, die bei einem technisch bedingten Ausfall eine unfallfreie Notlandung an Ort und Stelle unmöglich machen. Ort und Stelle könnten eine Straße, Garten oder ein EFH sein. Angemerkt sei, dass eine Flugstunde für derartige Hubschrauber mit ca. 600 Euro angesetzt wird, eine Flugstunde mit einem Hubschrauber der Kategorie 1 (zweimotorig) dagegen mit ca. 2.500 Euro zu Buche schlägt. Nicht umsonst werden aufgrund der hohen Leistungsfähigkeiten und der Sicherheitsreserven bei der Bundespolizei und den Rettungsdiensten vorwiegend solche Hubschrauber eingesetzt. Hier lassen sich folgende Aufgabenfelder für beratende Ingenieure ableiten: - Erfassung des Optimierungspotenzials, - Analyse der Sicherheitsrisiken, - Entwicklung wirtschaftlicher und sicherer Alternativen, - Prüfung des Einsatzes unbemannter Systeme. Viele Hersteller solcher Fluggeräte bieten ergänzende Tools zur automatisierten Befliegung an. Hierbei ist neben der Bestimmung der Flugroute, der Flughöhe auch die gezielte Ausrichtung des Fluggeräts samt Foto/Videokamera auf den POI (Point of Interest) RECHTLICHES ZU AUFSTIEGSGENEHMIGUNGEN Der Betrieb von unbemannten Luftfahrtsystemen wird gemäß § 29 Abs. 1 Luftverkehrsgesetz (LuftVG) i.V. m § 16 Abs. 1 Luftverkehrsordnung (LuftVO) geregelt. Diese gesetzliche Regelung bezieht sich auf den Betrieb eines UAS (unmanned aircraft systems) ohne Verbrennungsmotor mit einer Gesamtmasse von max. 5 kg und einer maximalen Flughöhe von 100 m über Grund (AGL). Zurzeit können „allg. Aufstiegsgenehmigungen“ bei der zuständigen Behörde des jeweiligen Bundeslandes beantragt werden. Pflicht ist dabei in jedem Fall ein Versicherungsschutz. möglich. Fotos können auch automatisch ausgelöst werden. Die Routen können gespeichert werden und stehen so für spätere Befliegungen erneut zur Verfügung. Darüber hinaus können so auch im Vorfeld sichere Start- oder Landezonen ausgewiesen werden. Der Einsatz einmotoriger Helikopter sollte aus Sicherheitsgründen bei innerörtlichen Befliegungen ausgeschlossen sein. Die Befliegung z. B. von Hochspannungstrasse ist gerade mit einmotorigen Helikoptern sicherlich eine wirtschaftliche Variante der Bestandskontrolle. Jedoch nur, wenn entsprechende Sicherheitsanforderungen beachtet werden. Zum Beispiel könnte die Helikopterbefliegung bei Annäherung an Ortschaften unterbrochen werden und nach der Ortschaft fortgesetzt werden. Innerorts käme dann ein unbemanntes System zum Einsatz. Auch Höchstpannungstrassen an Umspannwerken und z. B. Leitungskreuzungen, die aufgrund des reduzierten Flugraums für normale Helikopter nicht zugänglich sind, könnten mit Drohnen inspiziert werden. Auf der freien Strecke jedoch werden Helikopter noch lange unschlagbar sein, da mit einer Drohne vom Boden aus und auf Sicht geflogen werden muss. Alles andere ist in Deutschland der Luftwaffe vorbehalten. Grundausstattung Für die Befliegung von Ingenieurbauwerken erscheinen Kopter mit 6 bzw. 8 Rotoren als zweckmäßig. Kopter mit 4 Rotoren haben zum BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 37 INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN ◀ Drohne mit acht Rotoren (Oktokopter), Android-Kamera und 3G-Funk ◀ Cloud-Service, TabletPC zur Kamerasteuerung (Bildmitte) und Livebild über das Gerät rechts unten einen keine Ausfallreserven und zum anderen eine geringere Nutzlast. Aber auch hier schreitet die Entwicklung voran, mittlerweile sind auch sogenannte Quadro Kopter XL verfügbar. Im High-End-Bereich und auch mit speziellen Verwendungsanforderungen gibt es diese Geräte schon etwas länger. Für die Steuerung ist eine digitale Codierung und Bindung von Empfänger und Sender Stand der Technik. Es sollte darauf geachtet werden, dass auch Telemetriedaten an die Fernsteuerung übermittelt und von der Fernsteuerung so- 38 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 wohl am Display als auch per Audioausgabe ausgegeben werden können. Als Assistenzsystem sollten mindestens GPSEinheit mit Controller und GPS-Antenne vorhanden sein. Eine OSD-Einheit (On Screen Display) zum Einblenden von z. B. Kompass und Fluglagedaten in das Videolive-Bild ist für reine Sichtbefliegungen nicht unbedingt notwendig. Eine schwenk-/neigekompensierende Kamerahalterung ist empfehlenswert. Je nach Hersteller sind gesonderte Funkübertragungsstrecken zur Telemetrieanbindung z. B. an einen Laptop mit einem Waypoint-Tool notwendig. Zur Objektbeobachtung sollte ein Kamera-System eingesetzt werden, dass eine ferngesteuerte Zoomfunktion besitzt. Außerdem ist eine zweite, einfachere Kopterkamera als Fluglagekontroll-Kamera zu empfehlen, damit der Pilot eine unabhängige Möglichkeit zur Fluglagenkontrolle per Monitor hat. Nun fehlt nur noch die Begleitmusik wie: Akkus (ca. 5 Sätze), Ladegeräte, Transportkoffer, Kleinwerkzeugsatz, Versicherung, Genehmigungen, ggf. Ersatzstromversorgung im Feldeinsatz (Nachlademöglichkeit), Übungsgelände .... ,und Zeit! INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN ▲ Beispieldarstellung mit dem GPS-Tool der Firma Highsystems: per Bildbearbeitung eingefügte graue Markierungen zeigen sichere Start- und Landezone ▲ Demo-Videos RECHTLICHES ZUM ÜBERFLUG Der Überflug eines Privatgrundstücks mit einem Helikopter ist aus Sicht der Genehmigungsbehörden durch die Genehmigung eines entsprechenden „Arbeitsfluges“ im Wesentlichen genehmigt. Weitere Genehmigungen und Anmeldungen sind in der Regel nicht erforderlich. Jedoch sind bei Foto- oder Filmaufnahmen die Persönlichkeits- und Urheberrechte gemäß BGB zu wahren. Für den Drohneneinsatz gelten im Prinzip dieselben Vorgaben, die jedoch in den meisten Fällen wie folgt ergänzt werden: Starts und Landungen dürfen nur mit Zustimmung des jeweiligen Grundstückeigentümers bzw. des Verfügungsberechtigten durchgeführt werden. Innerhalb von Ortschaften sind die zuständigen Ordnungsbehörden/Polizeidienststellen vorab zu informieren. Gleiches gilt für naturschutzrechtliche Schutzgebiete. ▲ Helikopter-Arbeitsflug in ca. 20m Höhe mit Überflug innerorts. Was ist machbar? Grundsätzlich werden viele Rahmenbedingungen durch die Genehmigungen gesetzt. Für die Geräte im hier beschriebenen Einsatzumfeld wird ein max. Gewicht von 5 kg erlaubt. Abweichungen sind derzeit nur mit Genehmigungen im Einzelfall möglich und entsprechend lokal zu beantragen. Derzeit werden Systeme dieser Art vorwiegend im professionellen Filmbereich genutz. Je nach System, Eigengewicht, Zuladung und Fluganforderungen können Flugzeiten zwischen 10 und ca. 40 Minuten erreicht werden. Im Normalfall gilt die Flughöhenbegrenzung von 100 m. Für besondere Anwendungen wie z. B. Türme kann eine Einzelgenehmigung beantragt werden. Mit zusätzlicher Ausstattung ist für den Beobachter (Kameramann oder Brückenprüfingenieur) eine unabhängige Steuerung des Kamera-Zoom oder der Kameraausrichtung möglich. Dienstleistung oder Kauf? Teilbausatzsysteme sind inkl. allen Zubehörs für ca. 12.000 Euro zu haben. Fertigsysteme kosten je nach Ausstattung zwischen 20.000 und 100.000 Euro mit ergänzender Sensorik und Dienstleistungen wie Service, Schulung, etc. Autor: Dipl.-Ing. (FH) Achim Kelkel Ingenieurbüro A. Kelkel, Rehlingen-Siersburg/Saarland BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 39 KONSTRUKTIV Porsche-Pavillon, Autostadt Wolfsburg Wie aus einem Guss von Christian Brensing Porsche-Pavillon in der Wolfsburger Autostadt Foto: HG Esch 40 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 KONSTRUKTIV Henn Architekten schufen dafür eine Form wie aus einem Guss. Mit ihrer gewölbten, nahtlos ineinander übergehenden Fassadenund Dachform, den gekrümmten Linien und rasanten Kurven weckt sie Assoziationen an den berühmten Porsche 911. Eine matt glänzende Haut aus Edelstahlblechen umhüllt den fensterlosen, skulpturalen Baukörper, der an der zentralen Achse des Themenparks liegt. Er umfasst 400 m² Ausstellungs- und Präsentationsfläche und ragt mit seiner charakteristischen Silhouette 25 m über die Wasseroberfläche der vorgelagerten Lagune. Unter dem großen, asymmetrisch geformten Dach liegt ein 290 m² großer, geschützter Außenraum mit Sitzreihen für mehrere hundert Besucher, der optisch mit der umliegenden Landschaft verbunden ist und akustisch einen eigenen Bereich bildet. Konstruktive Umsetzung Die einzigartige Herausforderung des Entwurfs lag in seiner konstruktiven und baulich perfekten Umsetzung. Um diese zu gewährleisten, lobten Henn Architekten als Generalplaner unter sechs geladenen Tragwerksplanern einen Wettbewerb aus. Vorgegeben war die Form, nicht jedoch die Materialität. Einige Planer schlugen Stahlbeton vor, das Büro Schlaich Bergermann und Partner sbp, das später auch den Zuschlag erhielt, untersuchte gleich drei Varianten: Aluminium mit Karbon, Stahl und Edelstahl. Einer der Lösungsansätze bestand für Schlaich Bergermann und Partner in der Kombination eines Aluminium-Randträgers mit Aluminiumbögen, über die nach hinten kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffbänder spannten. Diese Konstruktion nach dem Prinzip eines Schalentragwerks hätte jedoch nur bei einer stärkeren doppelten Krümmung funktioniert. Der architektonische Entwurf sah allerdings eine betont flache Dachschale vor. Außerdem BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 41 KONSTRUKTIV ◀ Frühe Skizze Abbildung: Henn ▲ Dachschale hätte man für die kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffbänder eine Zustimmung im Einzelfall benötigt. Der zweite Ansatz bestand aus einer Gitterschale, deren Tragverhalten ebenso nur über eine stärkere Krümmung zu optimieren war. Unter Mitwirkung des Berliner Fassadenplaners Wolfgang Priedemann erörterten die Ingenieure als Alternative zu doppelt gekrümmten Aluminium-/Edelstahlblechen zwei weitere Lösungsansätze: Kleine, dreieckige, ebene sowie große, doppelt gekrümmte Karbonpaneele. Die ebene Variante schied aus, da durch das Fugenbild die Polygonisierung erkennbar geworden wäre und im Falle der doppelt gekrümmten Karbonpaneele die Kosten stark gestiegen wären. Ein gemeinsamer Besuch der beteiligten Henn-Architekten und der sbp-Ingenieure im Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach vertiefte das Verständnis der Planungspartner in punkto Porsche Design. Dementsprechend wurden die Linien, Außenkanten und Höhen erneut optimiert, so dass sich das Tragwerk noch besser in die Form fügen konnte. Gleichermaßen gewann das Thema der Eindeckung an Bedeutung, sollte doch der Eindruck eines fugenlos fließenden Baukörpers entstehen. 42 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 Foto: HG Esch Die optimale Lösung sowohl für die Fassade als auch für das Tragwerk ergab sich schließlich auf indirektem Weg, nämlich über den aus einem gemeinsamen Projekt im Mittleren Osten herrührenden Kontakt des Büros Henn Architekten zur holländische Firma Centraalstaal B.V, Groningen. Der SchiffsbauZulieferer verfügt über eine Technologie, um Stahlbleche durch Kaltverformung doppelt gekrümmt herzustellen. Mit diesem fertigungstechnischen Wissen von Centraalstaal erarbeitete Schlaich Bergermann und Part- ner auf Wunsch des Bauherrn zwei Dachtragwerke: Eine Gitterschale mit doppelt gekrümmter Eindeckung und eine MonocoqueLösung, d. h. eine selbsttragende Schale, deren geschlossene Außenhülle tragende Funktionen erfüllt. Schließlich entschieden sich Bauherr und Planer einstimmig für die Monocoque-Lösung KONSTRUKTIV ▲ 3D-Gebäudestruktur Abbildung: Henn auf Grund ihrer Ähnlichkeit zum Automobilbau. In direkter Zusammenarbeit mit Centraalstaal, die aufgrund ihrer Erfahrung aus dem Schiffsbau die Geometrie festlegten, berechnete Schlaich Bergermann und Partner die Monocoque-Lösung weiter. Ausschlaggebend war die Qualität der Oberfläche: fugenlos glatt und matt metallisch glänzend sollte sie sein. Insbesondere um die farbliche Wirkung zu erzielen, entschied man sich für Edelstahlblech, das mit Edelstahlgranulat gestrahlt wurde. Bauliche Umsetzung Die Vorfertigung erfolgte durch Centraalstaal in Groningen, wo Zuschnitt und Kaltverformung der insgesamt 620 zwischen 10 und 16 mm starken Edelstahlbleche stattfanden. Bei der Tochterfirma Ostseestaal in Stralsund wurden die Bleche dann zu 56 Sektionen verschweißt. Dabei war es eine besondere Herausforderung, die von den Planern eingeforderten Toleranzen einzuhalten. Auch die Montage erforderte außergewöhnliches Engagement. Da die Schweißer nicht gewohnt waren, Edelstahlbleche zu bearbeiten, mussten sie zusätzlich durch die Schweißversuchs- und Lehranstalt Berlin/Branden- burg (SLV) eingewiesen werden. Auf der Baustelle in Wolfsburg schweißte man die Wandsektionen nachts und an Wochenenden zusammen, da an Werktagen tagsüber in der Autostadt wegen der Lärmbelästigung nicht gearbeitet werden durfte. Erwähnenswert sind ebenfalls die speziellen, auf Zug beanspruchten Lager, die eine Verschiebung in der Ebene gewährleisten. Unsichtbare Technik Die nicht auskragende, raumbildende Hülle der Monocoque-Konstruktion wölbt sich über einen unterirdischen Stahlbetonbau, der knapp über der Grundwasserlinie gründet. In ihm befindet sich u. a. der von hg merz architekten museumsgestalter inszenierte Autoschwarm aus insgesamt 25 silbernen Automodellen im Maßstab 1:3. Der fensterlose Raum ◀ Gebäudequerschnitt Abbildung: Henn BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 43 KONSTRUKTIV PROJEKTBETEILIGTE Architektur Henn Architekten, Berlin Tragwerk Schlaich Bergermann & Partner, Berlin Technische Gebäudeausrüstung ZWP Ingenieur-AG, Hamburg ◀ Edelstahlwelle ◀ Pavillon-Innenraum ▼ Lichtspiel-Theater muss folglich künstlich belichtet und belüftet werden. Statt zwei Gebäudehüllen kommen drei zum Einsatz. Die erste ist die doppelt gekrümmte Außenhaut, die zweite, eine polygonale Hülle über dem Ausstellungsraum und die dritte, die doppelt gekrümmte über der jeweiligen Ausstellungsfläche. Die gesamte Technik verschwindet zwischen zweiter und dritter Hülle. 44 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 Der Innenraum des Pavillons ist so gestaltet, dass der Raum selbst für den Besucher nicht wahrnehmbar sein soll, sozusagen als „NichtRaum“. Um dies zu erzielen, wurde der Innenraum als schwarze Halbkugel gestaltet. Seine Oberflächen dienen als Projektionsflächen. Bedingt durch die Wärmeentwicklung der Technik und der Besucher muss über die technische Gebäudeausrüstung eine Wärmelast von ca. Fotos: HG Esch KONSTRUKTIV ‘100 W/m² abgeführt werden. Diese Größenordnung entspricht ungefähr der eines Rechenzentrums. Die Nutzung des Pavillons als hochwertiger Ausstellungsraum stellt somit höchste Anforderungen an die Behaglichkeit in Bezug auf Luftbewegung, Temperatur, Schall und Strahlungssymmetrien. Die Erfüllung dieser Kriterien bei solch hohen Lasten übersteigt die physikalischen Möglichkeiten normaler Kühldecken oder einer konventionellen Luftkühlung. Aufgrund des kurvenreichen Innenraums und der einheitlichen Oberflächengestaltung mussten alle sichtbaren Technikelemente, wie z. B. Luftauslässe, Sprinklerköpfe und Lautsprecher, verborgen werden. Die gebogenen, halbrunden Innenflächen verhinderten außerdem die Installation konventioneller Kühldecken. Um diesen speziellen Bedingungen und Anforderungen gerecht zu werden, entwickelte ZWP ein einzigartiges Klimatisierungskonzept. Dazu gehören neue Verdrängungsluftauslässe, die un- sichtbar innerhalb der schwebenden Rampe und in die Podeste des Pavillons integriert wurden. In Einzelanfertigung stellte man vor Ort gebogene Hochleistungskühldecken her, die gleichzeitig als Projektionsflächen dienen. Die Spezialauslässe fahren einen variablen, unterkühlten Luftvolumenstrom, der sich nach der Raumluftqualität und Raumlufttemperatur in den Besucherbereichen richtet. Die installierte Mess-Steuer- und Regelungstechnik erfasst diese und reguliert auf dieser Basis die Zuluftmenge der Spezialauslässe. Die Auslässe wurden so konzipiert, dass sie die Frischluft gezielt turbolenzarm in den Aufenthaltsraum einbringen und in Kombination mit den Kühldecken die Wärmelasten aus den Besucherbereichen fernhalten. Alle diese technischen Einbauten sind für die Besucher unsichtbar. Sogar die Sprinklerköpfe wurden in Abstimmung mit dem VDS flächig und bündig in die runden Oberflächen eingefügt. Auf den Einsatz von sichtbaren Rauchmeldern wurde zu Gunsten eines Rauchansaugsystems im Deckenzwischenraum verzichtet. Da es sich bei dem Pavillon um eine Versammlungsstätte handelt, ist auch eine Blitzschutzanlage erforderlich. Da die Anordnung von Fangstangen auf dem gewölbten Dach aus ästhetischen Gründen entfiel, entwickelte man ein Blitzschutzkonzept, das das Metalldach in das Blitzschutz- und Erdungskonzept einbindet. Am 12. Mai 2012 wurde das ebenso spektakuläre wie außergewöhnliche Bauwerk eingeweiht. Autor: Christian Brensing CBE-enterprises, Berlin BERUF UND RECHT ABC des Baurechts Wann beginnt die Verjährungsfrist für Mängelansprüche? von Rechtsanwältin Eva Reininghaus 1. Mängelansprüche des Auftraggebers gegenüber Architekten/Ingenieuren verjähren, sofern vertraglich keine längeren Verjährungsfristen vereinbart sind, gemäß § 634 a Abs. 1 Nr. 2 BGB in fünf Jahren, beginnend mit der Abnahme der vertraglich geschuldeten Leistungen. Eine förmliche Abnahme durch Unterzeichnung eines Abnahmeprotokolls erfolgt bei Architekten- oder Ingenieurleistungen im Gegensatz zu den Leistungen der bauausführenden Unternehmen äußerst selten. Vielmehr nimmt der Auftraggeber derartige Leistungen in aller Regel konkludent ab, indem er das Werk als in der Hauptsache vertragsgemäße Leistung billigt. Eine solche Billigung des Werks als vertragsgemäße Leistung wird in der Regel darin gesehen, dass der Auftraggeber Zahlung auf die Schlussrechnung leistet. Da die Fälligkeit der Honorarschlussrechnung gemäß § 15 Abs. 1 HOAI jedoch unabhängig von der Abnahme der Leistungen eintritt, stellt sich bei einer verspäteten oder gar ausbleibenden Zahlung des Auftraggebers die Frage, wann die Abnahmewirkungen eintreten. 2. Relativ einfach ist es, den Zeitpunkt der konkludenten Abnahme zu bestimmen, wenn auch die Leistungen der Objektüberwachung und Dokumentation beauftragt sind. Die Abnahmewirkungen können in dieser Konstellation erst eintreten, wenn der Architekt/Ingenieur die Leistungen der Dokumentation vollständig erbracht hat. Für den Verjährungsbeginn heißt dies, dass die Abnahmewirkungen in diesem Fall erst mehr als fünf Jahre nach Abnahme der Bauleistungen eintreten. Der Auftraggeber kann demnach den mit der Objektüberwachung und Dokumentation beauftragten Architekten/Ingenieur regelmäßig auch mehr als zehn Jahre nach Abnahme der Bauleistungen noch in Anspruch nehmen. Endet die Beauftragung mit der Objektüberwachung, beginnt die Verjährung auch nicht unmittelbar nach Abnahme der Bauleistungen. Vielmehr erfolgt im Anschluss die Rechnungsprüfung der ausführenden Unternehmen, die Kostenfeststellung sowie gegebenenfalls die Überwachung der bei der Abnahme festgestellten Mängel. Erst im Anschluss kommt eine Abnahme des Auftraggebers in Betracht. 46 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 3. Auch bei der Beauftragung von Planungsleistungen bis einschließlich Genehmigungsplanung liegt ein eindeutiger Umstand für die konkludente Abnahme vor, nämlich die Erteilung der Baugenehmigung. Liegt die Baugenehmigung vor, kann von einer vertragsgemäßen Erbringung der Leistungen ausgegangen werden. Zum Zeitpunkt des Bauantrags steht dies jedoch noch nicht fest. Sofern der Auftrag lediglich Planungsleistungen bis zur Entwurfs- oder Ausführungsplanung umfasst, kann es demgegenüber schwierig sein, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann die Abnahmewirkungen vorliegen. Allein die Entgegennahme der Pläne durch den Auftraggeber dürfte für eine konkludente Abnahme nicht ausreichen. Der Auftraggeber kann jedoch auch nicht damit argumentieren, erst mit Fertigstellung des Bauwerks könne eine Billigung der Pläne als vertragsgemäß erfolgen, auch wenn sich erst zu diesem späten Zeitpunkt herausstellt, ob eine mangelfreie Bauwerkserrichtung entsprechend der Planunterlagen möglich ist oder nicht. Die Bauausführung als ein Umstand außerhalb des Vertragsverhältnisses zwischen Auftraggeber und Architekt/Ingenieur kann nicht maßgebend sein für die Abnahme der Planungsleistungen, weil der Architekt/Ingenieur beispielsweise auf den Baubeginn und die Dauer der Bauausführung keinen Einfluss hat. Daher kommt es bei der Beauftragung von Planungsleistungen bis zur Entwurfs- oder Ausführungsplanung für die konkludente Abnahme darauf an, wann der Auftraggeber diese überprüft. Eine Überprüfung wird nach außen in der Regel dadurch angezeigt, dass der Auftraggeber die geprüften Pläne zur Ausführung freigibt. 4. Wie sich aus den vorstehenden Ausführungen ergibt, ist die Bestimmung des Zeitpunkts der konkludenten Abnahme nicht immer einfach. Ferner ist im Zusammenhang mit der Verjährungsfrist zu berücksichtigen, dass bei Aufträgen, die (auch) die Objektüberwachung und Dokumentation umfassen, Mängelansprüche des Auftraggebers regelmäßig erst mehr als 10 Jahre nach Abschluss der Baumaßnahme verjähren. Was den Eintritt der Abnahmewirkungen angeht, so hat der Architekt/Ingenieur die Möglichkeit, auf eine förmliche Abnahme des Auftraggebers hinzuwirken und dadurch den Verjährungsbeginn der Mängelansprüche herbeizuführen. Lehnt der Auftraggeber die Abnahme ab, so kann der Auftraggeber unter Fristsetzung zur Erteilung der Abnahme aufgefordert werden. Sofern die Leistungen tatsächlich vollständig und im Wesentlichen mangelfrei erbracht sind, treten gemäß § 640 Abs. 1 Satz 3 BGB mit Fristablauf die Abnahmewirkungen ein. Was den späten Beginn der Verjährungsfrist nach Erbringung der Dokumentation anbelangt, so besteht die Möglichkeit, die beauftragten Leistungen auf die Objektüberwachung zu beschränken. Besteht der Auftraggeber auf den Leistungen der Dokumentation, ist die Vereinbarung – und Durchführung – einer Teilabnahme nach Abschluss der Objektüberwachung anzuraten. Eine Verkürzung der Verjährungsfrist auf beispielsweise vier Jahre oder die Vorverlegung des Verjährungsbeginns auf einen Zeitpunkt vor der Abnahme können nur in Individualvereinbarungen mit dem Auftraggeber geregelt werden. Realistischer Weise wird sich der Auftraggeber auf eine solche Verschlechterung seiner Position jedoch nicht einlassen. Regelungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die die Verjährungsfrist verkürzen oder den Verjährungsbeginn beispielsweise an die Abnahme der Bauleistungen knüpfen, stellen nach der Rechtsprechung eine unangemessene Benachteiligung des Auftraggebers dar und sind daher unwirksam. Autorin: Dr. Eva Reininghaus, Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht, TSP Theißen Stollhoff und Partner Rechtsanwaltsgesellschaft, Berlin BERUF UND RECHT Urteile Planerpflichten in puncto Vertragsstrafenvorbehalt von Rechtsanwalt Reinhard Voppel OLG Bremen, Urteil vom 6. Dezember 2012 – 3 U 16/11 – Architekten und Ingenieuren werden neben planerischen Fähigkeiten in nicht geringem Umfang auch Rechtskenntnisse abverlangt. Eine Frage in diesem Zusammenhang hatte das OLG Bremen zu entscheiden. Der Beklagte war vom Kläger u. a. auch mit den Leistungen der Leistungsphase 8 beauftragt worden. In dem Vertrag mit dem ausführenden Unternehmer war eine Vertragsstrafe für den Fall der Überschreitung des vereinbarten Fertigstellungstermins 31.10.1998 vorgesehen. Bei einer Begehung am 30.10.1998 stellten sich umfangreiche Mängel heraus. Am gleichen Tag wies der Beklagte die ausführende Firma in einem Schreiben darauf hin, dass ab 2. 11.1998 die Vertragsstrafe laufe; eine Woche später forderte der Beklagte die Firma zur schnellstmöglichen Fertigstellung auf und machte sie nochmals auf die Vertragsstrafe aufmerksam. Die Abnahme erfolgte schließlich am 17.3.1999 im Beisein des Beklagten. Weder bei der Abnahme noch (wie vertraglich vorgesehen) bei der Schlusszahlung erklärte der klagende Bauherr einen Vorbehalt wegen der Vertragsstrafe. Als der Bauherr später in einem Prozess die Vertragsstrafe gegen die ausführende Firma geltend machte, unterlag er, da mangels Vorbehalts die Vertragsstrafe hinfällig geworden war. Daraufhin klagte der Bauherr erneut und machte gegenüber dem Kläger Schadensersatz in Höhe der Vertragsstrafe von etwa 140.000 Euro geltend mit der Begründung, dieser habe seine Pflichten aus dem Vertrag verletzt, indem er nicht auf den erforderlichen Vorbehalt hingewiesen habe. Entgegen der Meinung des Landgerichts stellt das OLG zunächst fest, dass der bauleitende Planer in der Regel nicht als bevollmächtigt angesehen werden könne, selbst einen Vertragsstrafenvorbehalt auszusprechen. Zwar ist der Planer grundsätzlich bevollmächtigt, die Interessen des Bauherrn gegenüber den ausführenden Unternehmen wahrzunehmen, soweit damit nicht neue Verpflichtungen des Bauherrn (etwa zur Zahlung einer Nachtragsvergütung) begründet werden. Dies bezieht sich aber auf die eigentliche Bauausführung. So kann der Planer etwa Fristen zur Mängelbeseitigung oder zur Fertigstellung des Objekts setzen und die Entziehung des Auftrags für den Fall des fruchtlosen Fristablaufs ankündigen (die Auftragsentziehung kann dagegen nur der Bauherr aussprechen). Vorliegend geht es aber nicht um die Bauleistung selbst, die ja im Wesentlichen mangelfrei fertiggestellt war, sondern in erster Linie um davon unabhängige Vermögensinteressen des Bauherrn, die mit der Tätigkeit des Planers unmittelbar nichts zu tun haben. Die Erklärung des Vorbehalts wird daher nicht von der allgemeinen Vollmacht umfasst. Vielmehr bedürfte es einer besonderen Bevollmächtigung, etwa indem der Planer – ausnahmsweise – speziell zur rechtsgeschäftlichen Abnahme bevollmächtigt wird. Der Planer hat aber nach Ansicht des OLG eine Beratungspflicht verletzt, die seine Haftung begründet: Ist dem Planer bekannt, dass in dem Vertrag mit dem ausführenden Unternehmer eine Vertragsstrafe vereinbart ist oder hätte ihm das bekannt sein müssen, gehört es zu seinen Beratungs- und Betreuungspflichten, den Bauherrn bei der Abnahme (oder ggf. bei der Schlusszahlung, falls nach dem Vertrag der Vorbehalt noch zu diesem Zeitpunkt erfolgen kann) nachdrücklich auf den erforderlichen Vorbehalt hinzuweisen, so dass dieser nicht versehentlich unterbleibt. Nur wenn der Auftraggeber selbst hinreichende Sachkenntnis besitzt oder sachkundig durch Dritte beraten ist, entfällt die Hinweispflicht des Planers. Das OLG stützt sich dafür auf eine Entscheidung des BGH aus dem Jahre 1979, in der es heißt, der Architekt müsse als geschäftlicher Oberleiter, sachkundiger Berater und Betreuer des Bauherrn auf dem Gebiet des Bauwesens nicht unerhebliche Kenntnisse des Werkvertragsrechts und der VOB/B haben. Vereinzelt wird zwar angenommen, die Entscheidung des BGH sei überholt; der Planer dürfe sich auch in anderen Bereichen auf den Sachverstand Dritter verlassen, weil Spezialkenntnisse in diesen Bereichen von ihm nicht gefordert werden könnten. Das OLG schließt sich jedoch der alten Rechtsprechung an. Anders als in anderen Bereichen des Bau- wesens, in denen es in neuerer Zeit eine erhebliche Spezialisierung gab, habe sich das Baurecht in seinen Grundzügen nicht verändert. Im vorliegenden Fall hatte der Beklagte Kenntnis von der Vertragsstrafenregelung. Der Kläger hatte keine Sachkunde und war auch nicht rechtlich beraten. Daher lag in dem unterlassenen Hinweis eine zum Schadensersatz führende Pflichtverletzung. Die Entscheidung bezog sich auf einen Architekten. Für den Bauleiter eines Ingenieurbauwerks gilt dasselbe. Ob auch den Fachplaner der Technischen Ausrüstung eine Hinweispflicht trifft, erscheint zweifelhaft, weil auch in diesen Fällen der Objektplaner die Abnahme zu begleiten hat und der Fachplaner nur für seinen Teilbereich mitwirkt. Anders liegt der Fall, wenn ausschließlich Leistungen der Technischen Ausrüstung erbracht werden und es keinen übergeordneten Objektplaner gibt. Das OLG hat aber die Klage trotz der festgestellten Pflichtverletzung abgewiesen, weil der Anspruch verjährt war. Das OLG setzt die für den Beginn der Verjährungsfrist maßgebliche Kenntnis oder grobfahrlässige Unkenntnis (§ 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB) von der Pflichtverletzung bereits kurz nach dem Zeitpunkt der Abnahme an: Der Kläger hat kurz nach der Abnahme das Abnahmeprotokoll erhalten. Nach Ansicht des Gerichts konnte der Kläger aus dem ihm übersandten Abnahmeprotokoll erkennen oder hätte zumindest ohne grobe Fahrlässigkeit erkennen können, dass der Beklagte den Vertragsstrafenvorbehalt nicht geltend gemacht habe. Dies ist jedoch widersprüchlich: Zum einen hatte der Beklagte gar nicht die Verpflichtung, den Vorbehalt geltend zu machen. Zum anderen liegt die Pflichtverletzung gerade in dem unterlassenen Hinweis auf eine Handlung, deren Erfordernis der Kläger mangels eigener Sachkunde nicht erkennen konnte. Dann kann von ihm auch kaum erwartet werden, dass er allein aus dem Abnahmeprotokoll die Pflichtverletzung erkennt oder erkennen könnte. Autor: Dr. Reinhard Voppel, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, Rae Osenbrück Bubert Kirsten Voppel, Köln BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 47 BÜROMANAGEMENT Wachstumsfaktoren im Ingenieurbüro Vom „Alten Fritz“ lernen? von Jochen Scholl ▲ Friedrich der II. von Preußen Foto: Deutsches Historisches Museum, Berlin/Arne Psille Die thematische Karte aus einem historischen Weltatlas sowie die in der Tabelle aufgelisteten Zahlen verdeutlichen die Dimension des Wachstums des Königreichs Preußen während Friedrichs Regierungszeit (rechte Seite). Diese Bilanz ist besonders beeindruckend, weil Wachstum im 18. Jahrhundert an starre Grenzen stieß. Einerseits bestand noch eine unmittelbare Korrelation zwischen Arbeit/Produktion und „Manneskraft“ im Wortsinn, andererseits zwischen (fruchtbarem) Land und Bevölkerung: die Einwohner mussten von der eigenen Landwirtschaft ernährt werden. Derart klare Zusammenhänge gibt es für heutige Unternehmen nicht mehr. Ein Ingenieurbüro muss zunächst für sich die relevanten Wachstumskriterien definieren: mehr Umsatz/Gewinn, mehr Aufträge oder größere Projekte, mehr Kunden? Welche Faktoren tragen zum Wachstum bei? Bei Friedrich II. stechen fünf Wachstumsfaktoren hervor, auf die es einen Blick zu werfen lohnt. Wachstumsfaktor Initiative (Unternehmungsgeist) Die Chronologie des Jahres 1740 belegt die Entschlusskraft des 28-jährigen frisch gekrönten Königs. Schon wenige Tage nach dem Tod seines Vaters Friedrich Wilhelm I. am 31. Mai erließ Friedrich II. wegweisende Gesetze, indem er Folter und zum Teil Zensur und Leibeigenschaft abschaffte. Als Kaiser Karl VI. am 20. Oktober ohne männlichen Erben starb 48 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 und die Erbfolge Maria Theresias im Habsburgerreich umstritten war, reagierte Friedrich nur 18 Tage später mit der Mobilmachung. Die Analyse seiner vom „Soldatenkönig“ geerbten Ausgangssituation hatte ergeben, dass er volle Kassen und eine starke Armee besaß. Folgerichtig wollte Friedrich die historische Chance nutzen, die ihm seine Ressourcen und die Schwäche der „Konkurrenz“ boten. Den deutschen Ingenieurbüros mangelt es demgegenüber meist an einer „gut gefüllten Kriegskasse“, die ihnen größere Investitionen ermöglichen würde. Umso wichtiger ist es, die Stärken auszuspielen, die eine mittelständische, meist inhabergeführte Struktur ermöglicht. Eine annähernd friderizianische Beweglichkeit bei Entscheidungsprozessen sollte dazu gehören. Wachstumsfaktor Expansion Am 16. Dezember 1740 ließ Friedrich II. seine Truppen in Schlesien einmarschieren. Seine Initiative richtete sich damit auf den machtpolitisch und volkswirtschaftlich lohnendsten Besitz, denn dynastisch gab es auf andere habsburgische Länder besser begründete Ansprüche. Ingenieurbüros expandieren in jüngerer Zeit meist durch Zukauf kleinerer Büros mit dem vorrangigen Ziel, die Mitarbeiter zu übernehmen. Viele neue Niederlassungen in anderen Regionen lassen sich auf diesen Trend zurückführen oder auf die Abwerbung von Mitarbeitern dort ansässiger Büros. Im Ausland erzielen gemäß Datenlage des Bürokostenvergleichs für 2011 nur wenige große Büros mehr als 10 % ihres Umsatzes, hier könnte also noch viel Wachstumspotenzial liegen. Dass aggressive Expansion immer auch ihren Preis hat, zeigt Friedrichs Beispiel: erst nach drei Kriegen bis zur Erschöpfung erschien Schlesien 1763 für Preußen gesichert. „Ökonomischer“ waren da Friedrichs Erfolge am Verhandlungstisch: für die Annexion Westpreußens im Rahmen der Polnischen Teilung 1772 machte er sich das gemeinsame Interesse mit Russland nutzbar. In diesem Sinne können Kooperationen mit anderen Ingenieurbüros durchaus eine Alternative zu Übernahmen darstellen, um größere Aufträge zu gewinnen oder neue Märkte zu erschließen. Wachstumsfaktor Personal Auch der Preußenkönig kämpfte wie gegenwärtig eine ganze Reihe Ingenieurbüros mit Fachkräftemangel. Um Arbeitskräfte verfügbar zu haben, ließ der Alte Fritz Manufakturen an Zucht- oder Waisenhäuser angegliedert. Gut die Hälfte seiner Soldaten wurde im Ausland rekrutiert – die preußischen Bauern, Handwerker und Kaufleute waren ökonomisch zu wertvoll, um sie zu verpflichten. Friedrich hat den Bau von Schulen vorangetrieben und aus dem Militär – das gemeinhin wegen seiner Kosten und Personalintensität die größte Wachstumsbremse darstellte, einen Wachstumsmotor gemacht. Der österrei- BÜROMANAGEMENT chische Staatskanzler Kaunitz beschreibt das so: „Das Wesentliche des Preußischen Systems besteht darin, dass die Regimenter in Friedenszeiten beständig in einem Quartier verbleiben... Einem jeden Regiment ist ein Kanton zugewiesen, woraus die Hauptleute ihre Rekruten ziehen können. Zu den meisten Städten, wo die Regimenter einquartiert liegen, sind verschiedenerlei Manufacturen errichtet, bei welchen die Weiber und Kinder ihr Brot verdienen können. Dieses verursacht, dass dem Soldaten um so leichter das Heiraten verstattet, und andurch die Population befördert, die Desertion aber vermindert, und zugleich denen Lands Kindern nach geendigtem Exercitio die Erlaubnis sich nach Haus zu begeben erteilt werden kann.“ Der geringe Sold sorgte zudem dafür, dass viele Soldaten Zusatzjobs annehmen mussten. Über einen ähnlichen Wachstumsmotor verfügen heute allenfalls die Ingenieurbüros, die eng mit Universitäten zusammen arbeiten. Darüber hinaus erreichte Friedrich II. echtes Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung. Die Anziehungskraft Preußens beruhte dabei einerseits auf den Rechtsreformen, vor allem aber auf der religiösen Toleranz des Königs. Der größte Teil der 284.000 Einwanderer waren Religionsflüchtlinge. Neben dem Bonmot „Jeder soll nach seiner Facon glücklich werden“ belegt ein weiteres Briefzitat Friedrichs bevölkerungspolitisches Hauptmotiv: „Alle Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr die Leute so sie profesiren [= bekennen], erliche Leute seindt, und wenn Türken und Heiden kähmen und wolten das Land pöpliren, so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen“. Integrationsmaßnahmen begleiteten die Immigration: für die Hugenotten wurde eigens eine französische Zeitung in Berlin gegründet, den katholischen Untertanen sollte der Bau der Kirche St. Hedwig (Schutzheilige Schlesiens) das Einleben in der Hauptstadt erleichtern. Auch Ingenieurbüros, die potenzielle Mitarbeiter ansprechen wollen, müssen heute mehr bieten als die üblichen monetären Instrumente der Mitarbeiterbindung. „Social Life“ und „Willkommenskultur“ heißen die Herausforderungen der Stunde, wenn es um neue Zielgruppen wie weibliche Fachkräfte oder Ingenieure und Absolventen aus Südeuropa geht. Praxisbeispiele reichen von Sportangeboten Bevölkerung Fläche Staatseinnahmen Zuwachs + 125 % + 64 % + 185 % Stand 1740 2,4 Mio. 119.000 km² 7 Mio. Taler Stand 1786 5,4 Mio. 195.000 20 Mio. Taler ▲ Wachstumsdaten für Preußen während der Regentschaft des „Alten Fritz“ Quelle Karte und Tabellendaten: zentrales Medienarchiv Wikimedia Commons, Wikipedia: Kurt Hinze: Die Bevölkerung Preußens im 17./18. Jahr. In: Büsch/Neugebauer (Hrsg.): Moderne Preußische Geschichte Bd. I, S. 182 ff. über gemeinsame Ausflüge bis zur professionellen Betreuung für Mitarbeiterkinder. Viel Potenzial liegt zudem in der Mitarbeiterentwicklung durch Weiterbildung. Das war für Friedrich den Großen Chefsache! Um den Offiziersnachwuchs, um Manöver und die theoretische Schulung kümmerte sich der König selbst, wie seine Lehrschriften über „Grundlagen der Kriegskunst“ belegen: „Ohne Unterlass lasse ich junge Offiziere zu mir kommen, die mir Talent zu haben scheinen, und unterweise sie mit jeder erdenklichen Sorgfalt“. Friedrich legte Wert darauf, dass sein Führungspersonal „von der Pike auf“ gelernt hatte und über Praxiserfahrung und Berufsethos verfügte. Daher setzte der König im Offizierkorps auf den Adel, dessen Nachkommen in Elternhaus und Kadettenanstalt eine „berufsnahe“ Sozialisation erfahren hatten. Eine ähnliche berufliche Familientradition ist heute leider eher in anderen Freien Berufen zu beobachten, in Ingenieurbüros ist sie selten geworden. Wachstumsfaktor Führung Der Effekt des königlichen Führens durch Vor- bild und „von vorne“ auf Volk und Soldaten kann nicht hoch genug bewertet werden. Nicht allein wegen der Vorteile, die Orts- und Menschenkenntnis boten, auch im Hinblick auf die Motivation. In seinem „Antimachiavell“ nennt er 1739/40 die Gründe, die „den Fürsten verpflichten, die Führung seiner Truppen selbst zu übernehmen und alle Not und Fährnis, der er sie aussetzt, mit ihnen zu teilen“: zunächst mache „die ehrfurchtgebietende Gegenwart des Fürsten allen Reibereien unter den Generalen, die ein Fluch für das Heer, ein fühlbarer Schaden für den Kriegsherrn sind, ein Ende“, zudem sei es Sache des Fürsten, „durch seine Gegenwart seinen Truppen den Geist zuversichtlicher Kampfesfreude mitzuteilen“. „Ich sporne meine Soldaten an, ich packe sie bei der Ehre, ich lasse ihnen Belohnungen zukommen, ich verspreche ihnen solche, um sie zu ermuntern, wenn es darauf ankommt“. Situativ individuelle Anreizbedingungen für die unterschiedlichen Motiv-Typen im Team zu setzen, ist auch für die Geschäftsleitung eines Ingenieurbüros eine Kernaufgabe – und ein wichtiger Erfolgsfaktor. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 49 BÜROMANAGEMENT Dabei gab er sich aber auch keinerlei Illusionen hinsichtlich der Grenzen der Motivationsfähigkeit hin: „Alles, was man tun kann, ist ihm ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu vermitteln, das heißt eine bessere Meinung von seinem Regiment als von allen Truppen des Universums“. Aber der König setzte auf „Corporate Identity“, die heute wie damals zum Erfolg eines Teams beitragen kann. Dazu gehört mehr als ein einheitliches Design, auch wenn gerade die preußischen Uniformen dessen Bedeutung im Idealfall belegen: ihre Schlichtheit verkörperte geradezu die dem Pietismus entspringenden Tugenden Bescheidenheit und Pflichterfüllung. Auch der König trägt auf vielen Portraits Uniform und stilisiert sich damit als „erster Diener des Staates“, als der er sich wohl tatsächlich empfand. Das ist gelebte Unternehmenskultur. Dieser deutsche Begriff hat viel mehr Tiefe als „CI“ und impliziert von allen Mitarbeitern akzeptierte und für alle verbindliche Werte, die allen Fragen der Unternehmensführung nach innen und außen zu Grunde liegen. Diese Werte in einem ausformulierten Leitbild zu dokumentieren ist kein Muss, kann aber im Rahmen eines internen Kommunikationsprozesses zusätzliche Wirkung entfalten. Friedrichs Führungspräsenz durch Einmischung in Detailfragen von Heer und Staat bis hin zur Zugänglichkeit für private Bittsteller weckt freilich Bedenken: Wer sich um alles selbst kümmert, wird scheitern (oder „ausbrennen“). Für Friedrichs Einsicht in diese Regel spricht, dass er „Delegieren“ als Notwendigkeit erkannte und trotz der beschränkten Kommunikationsmöglichkeiten seiner Zeit als Führungstechnik anwendete. So ließ er im Siebenjährigen Krieg seinen Kavallerie-Gene- 50 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 ralen beträchtliche Handlungsfreiheit und bestand darauf, dass sie aus eigener Verantwortung Entscheidungen treffen mussten, ohne den Beschluss eines Kriegsrats abzuwarten. Dazu sollten auch heutige Projektleiter in der Lage sein, deren Potenzial und Rolle an der Schnittstelle zu Mitarbeitern und Kunden in vielen Büros zu wenig Gewicht beigemessen wird. Projektleiter mit Spielraum entlasten die Geschäftsleitung, sind motivierter, sehen Perspektiven im eigenen Unternehmen und sichern Geschäftschancen mittels Nachträgen oder Auftragsakquise. Das setzt freilich voraus, dass die Verantwortlichen über Rahmenbedingungen und Ziele informiert sind, denn nur dadurch können sie selbständig im Sinne der übergeordneten Unternehmensziele entscheiden. Wachstumsfaktor Effizienz Die Trockenlegung des Oderbruchs ist das Paradebeispiel für das Bestreben Friedrichs II., zuvorderst das vorgefundene Herrschaftsgebiet zu erschließen und zu entwickeln. Freie Bauern wurden angesiedelt, bei Misswirtschaft Pächter ausgetauscht. Auch der Befehl vom 24. März 1756, dass die Beamten sämtlichen Untertanen den Kartoffelanbau begreiflich machen sollten, verfolgte den Zweck, aus dem „Bestand“ das Beste herauszuholen. Die Verfünffachung der Steuereinnahmen in Schlesien im Vergleich zur österreichischen Verwaltung belegt die Effektivität der reformierten preußischen Steuerverwaltung. Übertragen auf die heutige Praxis im Ingenieurbüro heißt das: durch Controlling, Software-Einsatz, Vereinfachung von Prozessen verbunden mit Weiterbildung und Wissensmanagement gilt es effizienter zu werden. Mit mehr Effizienz kann das betriebswirtschaftliche Ergebnis verbessert werden, nicht nur durch zusätzliche Mitarbeiter oder noch mehr Überstunden! Da der Tag nun einmal nur 24 Stunden hat, ist jede Rechengröße auf Zeitbasis begrenzt – eine Binsenweisheit, die auch die Notwendigkeit von Leistungshonoraren untermauert. Fazit „Wachstum kommt von innen!“ heißt ein aktuelles VBI-Seminar. Dieser programmatische Titel könnte durchaus vom „Alten Fritz“ stammen, dessen Ruf als kriegerischer Expansionist seiner breit angelegten Wachstumspolitik nicht gerecht wird. Wie Preußen unter seinem großen König sollte auch jedes Ingenieurbüro primär die Möglichkeiten nutzen, aus sich selbst heraus die Weichen auf Wachstum zu stellen. Autor: Jochen Scholl, M. A., UNITA Unternehmensberatung GmbH Literatur Jochen Scholl: Die Reformen des Grafen Haugwitz in Österreichisch-Schlesien. Magisterarbeit im Bereich Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr, Hamburg 1995. Christopher Duffy: Friedrich der Große. London 1985, Sonderausgabe Zürich 1991. Karl-Volker Neugebauer (Hrsg.): Grundzüge der deutschen Militärgeschichte. Im Auftrag des militärgeschichtlichen Forschungsamts Freiburg 1993. Anzeige_VBI_Eigen_kopf weiss_B_Rechts_Layout 1 25.09.12 09:17 Seite 1 Exzellenz verbinden. Kompetenz bündeln. Profitieren Sie von einem starken Verband! Verband Beratender Ingenieure VBI www.VBI.DE PRODUKTE UND PROJEKTE Velux-Gruppe Das LichtAktiv-Haus der IBA Hamburg von Bärbel Rechenbach Das Hamburger Lichtaktiv-Haus ist zugleich der Beitrag der Velux Deutschland GmbH zum europaweiten Projekt „Model Home 2020“, das 2009 mit dem Ziel gestartet wurde, Visionen für vernünftige und klimaneutrale Gebäudekonzepte zu entwickeln. Inzwischen werden die sechs Modellhäuser in Dänemark, Österreich, Frankreich und Großbritannien quantitativ und qualitativ genau getestet und Wohnansprüche der Zukunft ausprobiert. Das Lichtaktiv-Haus entstand im Wilhelmsburger Katenweg, in einer Werkssiedlung nach dem Modell einer Gartenstadt der 1920er Jahre. Die weiße Doppelhaushälfte mit ihrer auffälligen Fensterfront vom Erdgeschoss bis zur Dachspitze und dem gläsernen Anbau fällt sofort auf. Das Velux-Versuchshaus ist ein Gemeinschaftsprojekt von Architekturstudenten, Architekten, Lichtplanern und dem Fensterbauunternehmen. 52 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 Ursprünglich gab es in dem Haus nur 18 m2 Fensterfläche und kleine dunkle Räume auf engen 96 m2, die sich zwei Familien teilten. Geheizt wurde mit Öl. Nebenan existierte ein kleiner Anbau für Tiere und ein großer Garten zur Eigenversorgung der Bewohner. Nun wurde aus diesem Typ Siedlungshaus ein lichtdurchflutetes Nullenergiehaus. Intelligente Sanierung Das Lichtaktiv-Haus deckt den Energiebedarf seiner Bewohner vollständig aus erneuerbaren Energien. Es verfügt über eine Solarthermie- und PV-Anlage sowie eine intelligenten Steuerung der Tageslichtnutzung. Dafür wurde der Bestandsbau zunächst mit einem vollständig mineralisch wärmegedämmten (200 mm) neuem Holzdachstuhl versehen. Auch Fassade und Betonsohle erhielten eine 220 mm dicke Dämmung. Moderne Fenster PRODUKTE UND PROJEKTE PROJEKTBETEILIGTE ◀ Das LichtAktiv Haus im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg Fotos: Velux ▼ Tageslichtnutzung im Modellhaus Bauherr Velux Deutschland GmbH Projektträger Velux Gruppe Entwurfsplanung/Konzept Prof. Manfred Hegger, Katharina Fey TU Darmstadt Architektur Ostermann Architekten, Hamburg Energiekonzept HL-Technik, Prof. Klaus Daniels, München Lichtkonzept Prof. Peter Andres PLDA, Hamburg Statik TSB-Ingenieure, Prof. Karsten Tichelmann, Darmstadt Fotos: Velux BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 53 PRODUKTE UND PROJEKTE ▲ Monitoring Stromverbrauch ▲ Monitoring Wärmeenergiebilanz 54 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 Grafiken: Velux und insbesondere die dreifach verglasten Dachfenster im Neubau und doppelt verglasten im Altbau af 93m2 erübrigen beinahe die Nutzung elektrisch erzeugten Kunstlichts, was nicht zuletzt auch für die Bewohner angenehmer ist. Diese sind ein junges Ehepaar mit zwei Kindern, die genau beobachten, wie das Haus im bewohnten Zustand technisch funktioniert und ob es sich darin behaglich wohnen lässt. Das Nutzer-Monitoring wird von Fachleuten der Technischen Universitäten Braunschweig und Darmstadt sowie der Humboldt-Universität zu Berlin begleitet. Für Hausbewohner auf Zeit, Christian Oldendorf, bedeutet das beispielsweise, sich täglich mit der Haustechnik, dem Strom- und Wasserverbrauch und dem Wohlbefinden seiner Familie zu beschäftigen. „Ich finde das sehr gut, denn überall wird von Passiv-, Nullenergie- und Plusenergiehäusern gesprochen. Kaum einer erfährt jedoch, wie es sich darin wohnt und welche Erfahrungen es schon gibt.“ Für junge Leute wie ihn sei der Umgang mit der neuen Gebäudetechnik nicht schwer, alles sei erlern- und beherrschbar. „Wenn ich diese Wohnung mit unserer ehemaligen Altbauwohnung vergleiche, möchte ich hier nie mehr wegziehen“, sagt Oldenburg. „Ich empfinde das Haus als optimal.“ Sicherlich spielt bei dieser ersten Einschätzung auch der großzügige Erweiterungsneubau (Holzrahmenbauweise mit mineralischer Dämmung und außenliegender Holzfaserdämmstoffplatte) eine wichtige Rolle. Die Wohnfläche vergrößerte sich dadurch auf 132 m2 Der teilweise aus transparenten Bauteilen bestehende Anbau bietet Platz für den geräumigen Wohn- und Essbereich, die offene Küche, Gäste-WC, Technikraum sowie einen Unterstellplatz fürs Auto. Auf den Dächern befinden sich die Solarkollektoren (134 x 180 cm), -fenster, -sichtschutzrollos oder -rolläden in Verbindung mit einen Sensorsystem zu deren Steuerung. Im sanierten Hausteil daneben gibt es eine Dachgalerie, zwei Kinderzimmer, Schlafzimmer, Ankleideraum und zwei Bäder. Hier sorgen vor allem großzügige Lichtbänder und Solarfenster für viel Tageslicht in den Räumen. Lichtplaner Prof. Peter Andres von der Peter Behrens School of Architecture Düsseldorf betont, dass bei diesem Projekt das Tageslicht PRODUKTE UND PROJEKTE ▲ Energiekonzept Grafik: Velux schon in die Entwurfsphase als wichtige Energiequelle in die Planung einbezogen wurde. Das Ergebnis ist im Haus allgegenwärtig: es ist tatsächlich lichtdurchflutet. Außerdem trägt das Tageslicht in der kälteren Jahreszeit zur Wärmegewinnung im Inneren bei. Je nach Wetterlage, Tages- und Jahreszeit tragen die Rollläden und Sonnenschutzvorrichtungen zu einem behaglichen Klima bei. Die Fenster schließen und öffnen sich automatisch entsprechend Temperatur, CO2-Konzentration und Luftfeuchtigkeit, lassen sich aber auch von Hand bedienen. Für Frischluftzufuhr und ein gesundes Raumklima ist somit gesorgt. Verbrauchte Luft strömt von unten nach oben (Kamineffekt) durch die Dachfenster nach außen. Kühle frische Luft strömt von unten nach. Energieversorgung Für Heizwärme und Warmwasser sorgt das gesamte Jahr über eine Kombination von 22,5 m2-Solarkollektoren mit einer Luft-Wärmepumpe. Das Modellhaus wird also sowohl solar als auch mit Umgebungswärme versorgt. In den Wohnräumen überträgt eine Niedrigtemperatur-Fußbodenheizung die benötigte Wärme. Während der primäre Energiebedarf im unsanierten Haus für Heizung, Warmwasser und Strom 293,6 kWh/m² jährlich betrug, reduzierte sich dieser Bedarf jetzt auf 108,4 kWh/m². Und der wird komplett durch die gewonnene Energie aus Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpe gedeckt. Das Modellhaus in Hamburg-Wilhelmsburg ist der Versuch, in einem bislang städtebaulich vernachlässigten Gebiet, Neues zu wagen. Das Gebäude soll nun Messlatte sein für die energetische Sanierung weiterer Siedlungsgebiete. Nicht nur in Deutschland. Auch die europäischen Nachbarländer stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Deshalb beteiligten sich vier an dem „Model-Home-2020-Experiment und kreierten gemeinsam mit Velux Energiesparhäuser nach ihren Vorstellungen. Energiesparhäuser europaweit Diese Modellhäuser funktionieren nach gleichen technologischen Prinzipien und unterscheiden sich nur in lokalen Details. Auch hier prüfen Familien unter wissenschaftlicher Begleitung, wie es sich darin leben lässt. In den beiden dänischen Versuchshäusern in Arhus und Kopenhagen sind die Fensterflächen z. B. mit 75 m² fast doppelt so groß wie in ei- BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 55 PRODUKTE UND PROJEKTE ▲ Französisches Modell (Modul-) haus nahe Paris ▶ Britisches Modellhaus bei Birmingham Fotos: Bärbel Rechenbach nem typischen Einfamilienhaus. Dadurch werden etwa 50 % des Raumwärmebedarfs durch passive Solargewinne gedeckt. Das österreichische Modellhaus bei Wien gilt als erstes C02neutrales Einfamilienhaus des Alpenlandes. Das britische Modellhaus in Rothwell nahe Birmingham erzeugt 80 % der benötigten Energie für Heizung, Strom und Warmwasser ebenfalls aus erneuerbaren Quellen. Darauf zielt auch das französische Plus-Energiehaus nahe Paris ab. Das Modulhaus wurde auf einer von unten isolierten Betonbodenplatte errichtet. Die Modulbauweise erlaubt, kleinere oder größere Häuser, frei stehende oder Reihenhäuser, städtische oder ländliche Häuser zu errichten, so dass das Energiesparhaus an unterschiedliche geografische, klimatische und finanzielle Gegebenheiten angepasst werden kann. Die Erkenntnisse aus allen Modellhaus-Projekten werden nach der Testphase zusammengeführt und ausgewertet. Doch schon jetzt ist das Experiment insofern ein Erfolg, als es zeigt, dass Menschen künftig energieautark wohnen können, ohne auf Komfort und Behaglichkeit verzichten zu müssen. Autorin: Bärbel Rechenbach, Freie Journalistin, Berlin 56 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 PRODUKTE UND PROJEKTE Regiolux Intelligente Lichttechnik halbiert Energieverbrauch Loewe gehört zu den Premiummarken im Bereich Home-Entertainment. Seit 1923 stellt das in Kronach ansässige Unternehmen Radio- und Fernsehgeräte her und ist damit die Traditionsfirma schlechthin auf dem deutschen Markt. Minimalistisches Design, Qualität, sinnvolle Innovationen und Individualität gehören zum Markenprofil. In jüngster Zeit wurde kräftig in die Produktionsanlagen und eine energieeffiziente Beleuchtung investiert, denn die Beleuchtungsanlage in der 36 m x 55 m großen Fertigungshalle war nicht mehr auf dem neuesten Stand. Sie bot auf der Nutzebene eine Beleuchtungsstärke von lediglich 550 lx. Von der ca. 4 m hohen Decke waren in 1 m Abstand zweilampige Lichtbänder mit weißen Reflektoren abgehängt: bestückt mit T8-Leuchtstofflampen 58 W in neutralweißer Lichtfarbe, die eine Farbtemperatur von 4.000 K erzeugten, ausgestattet mit konventionellen Vorschaltgeräten. Neben der Verbesserung von Energieeffizienz und Lichtqualität galt es bei der Modernisierung auch, die architektonischen Besonderheiten der Dachkonstruktion zu berücksichtigen. So sollten die vorhandenen Deckenaufhängungen unverändert erhalten bleiben und für die neue Beleuchtungslösung genutzt werden. Folglich blieb auch die Anordnung der Lichtbänder im Raum die gleiche. Mit Regiolux fand Loewe einen kompetenten Partner für die neue Lichtlösung. Denn das Unternehmen hat für die Beleuchtung großer Flächen ein innovatives Lichtband-System im Programm, das hochwertige Lichttechnik und schnelle Montage miteinander verbindet: das SDT-System mit T5-Technik. Der Austausch des alten Lichtbandes durch das SDT-System in Schutzart IP 20 ging bei laufendem Betrieb schnell und wirtschaftlich vonstatten. Am Geräteträger SDG sind die Fassungen für die beiden T5-Leuchtstofflampen 49 W versetzt angeordnet, um Leuchtdichteunterschiede zu reduzieren. Ausgestattet mit dem hochglanzeloxierten Parabolspiegelreflektor SDFB aus Reinstaluminium, erzielt das Lichtband eine direkte Lichtverteilung mit breit strahlender Charakteristik bei gleichzeitig guter Blendungsbegrenzung. Mit gezielter Lichtlenkung und verbesserter Lichtverteilung trägt der neue Reflektor zur Erhöhung der Beleuchtungsstärke bei. Das Beleuchtungsniveau lässt sich dabei auf der Arbeitsebene jederzeit veränderten Anforderungen anpassen. „Allein der Leuchtenbetriebswirkungsgrad von 85,4 % sowie die höhere Lichtausbeute der T5-Lampen erzielen in der Energiebilanz eine Einsparung von 20 % gegenüber der Altanlage“, betont Peter Gröger, Fachmann bei Regiolux, „und das bei höherer Beleuchtungsstärke und Farbwiedergabe.“ Hinzu kommen Energieeinsparpotenziale durch dimmbare Vorschaltgeräte. So summiert sich die Energieersparnis in der Fertigungshalle bei Loewe auf 53 % gegenüber der Altanlage. Das Unternehmen spart jährlich ca.15.000 Euro an Kosten. www.regiolux.de. ▲ Gutes Licht zum Arbeiten, das auch in den Pausenbereichen als angenehm empfunden wird. Foto: Frank Freihofer für Regiolux Kübler Nachhaltigkeitspreis für Hallenheizung Gewinner des im Dezember 2012 zum 5. Mal verliehenen Deutschen Nachhaltigkeitspreises ist das Hallenheizungssystems H.Y.B.R.I.D der Firma Kübler. Das Hallenheizungsunternehmen gewann die höchste deutsche Auszeichnung für nachhaltiges Unternehmertum vor Procter & Gamble und Resopal und reiht sich damit in die Riege bisheriger Preisträger wie Viessmann, Vaillant, Daimler oder Siemens ein. H.Y.B.R.I.D. ist die intelligente Verknüpfung von Infrarothallenheizung, Digitalsteuerung und Restwärmenutzung. Damit hat Kübler eine neue Dimension in punkto energiesparender Hallenbeheizung eingeleitet. Je nach Hallentyp und -dimension können 30 bis 70 % Energieeinsparung realisiert werden. In der Jury-Begründung zur Auszeichnung heißt es: ... „Mit dem 2009 eingeführten Heizungssystem „H.Y.B.R.I.D.“ hat Kübler das bislang wahrscheinlich effizienteste Wärmekonzept für Großräume entwickelt. Das System besteht aus einer Infrarotheizung, die mit einer konventionellen hydraulischen Warmwasser-Heizung gekoppelt wird. Die Infrarotheizung „OPTIMA plus“ erreicht bis zu 73,5 % Direktwärme am Arbeitsplatz und ist damit einer der effizientesten Infrarotstrahler auf dem Markt. Bis zu 15 % der dort anfallenden Restwärme lassen sich mit dem System „O.P.U.S.X.“ für die WarmwasserHeizung in angrenzenden Büroräumen nutzen. Gesteuert wird das Heizungssystem mit der Digitalsteuerung „R.O.S.S.Y.“, die für ihre Effizienz und Funktionalität 2004 mit dem Bundesinnovationspreis ausgezeichnet wurde. Die Steuerung erfolgt schnell und einfach über den Computer. Das bringt nicht nur Zeitersparnis, sondern auch einen Effizienzgewinn von bis zu 20 % des Primärenergieeinsatzes...“ Das ausgezeichnete System lässt sich in verschiedenen Hallentypen vom Neu- bis zum Altbau einsetzen. Durch die niedrigen Energiekosten liegt die durchschnittliche Amortisationszeit im Sanierungsbereich zwischen zwei und sieben Jahren. www.kuebler-hallenheizungen.de BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 57 PRODUKTE UND PROJEKTE Ciat Kälte- und Klimatechnik Neuer Kaltwassererzeuger für Hamburger Bahnhof In einer Aufsehen erregenden Aktion wurde Ende November auf der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofes ein kompakter und leistungsstarker Kaltwassersatz von Ciat installiert. Mit Hilfe eines übergroßen Mobilkrans hievten die Monteure die 8,5 t schwere und fast 10 m lange Kältemaschine über eine Entfernung von 30 m zentimetergenau in einen nur wenig größeren Anlagenschacht auf dem Dach. Der Bahnhofsbetrieb konnte während des vier Stunden dauernden Einsatzes fast normal weiter geführt werden. Die Wandelhalle ist das Herzstück des Hamburger Hauptbahnhofs. Hier können Touristen, Pendler und Berufstätige an 365 Tagen im Jahr in 50 Geschäften und Restaurants mit einer Fläche von 7.600 m² einkaufen. Der Austausch der alten Kältemaschine wurde notwendig, weil diese nach 22 Jahren Betriebsdauer sowohl technisch überholt war als auch noch mit dem in Neuanlagen nicht mehr zulässigen Kältemittel R22 arbeitete. Aus Umweltgesichtspunkten sollte die neue Anlage deshalb nicht nur eine deutlich höhere Energieeffizienz erreichen, sondern auch ein klimaschonenderes Kältemittel verwenden. Auch Leistungsreserven für weiteren Kältebedarf in der Zukunft sollten geschaffen werden. Die Herausforderung für die beauftragte Hamburger PBA Planungsgesellschaft Haustechnik mbH lag zunächst darin, einen Kaltwassersatz zu finden, der trotz einer um 200 kW höheren Kälteleistung immer noch in den passgenau auf das alte Gerät zugeschnittenen Anlagenschacht eingebaut werden konnte. Die Entscheidung fiel zugunsten eines Powerciat Kaltwassersatzes des französischen Kälte- und Klimatechnikherstel- ◀ Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs Foto: Martens Verwaltung & Projektentwicklung GmbH ▼ Anlieferung des neuen Kaltwassererzeugers Foto: Ciat Kälte- und Klimatechnik GmbH lers, der mit dem Kältemittel R134a betrieben wird. Mit einer Leistung von bis zu 50 kW pro m² Aufstellfläche gehören die Anlagen zu den kompaktesten Geräten am Markt. Gleichzeitig sorgen moderne halbhermetische Doppelschraubenverdichter sowie eine stufenlose Leistungsregelung auch im Teillastbetrieb für eine hohe Geräteeffizienz. Der für eine Kälteleistung von 950 kW ausgelegte Kaltwassersatz arbeitet etwa 20 % effizienter als die alte Kältemaschine. Unterm Strich bedeutet dies für den Betreiber, dass die neue Anlage einen deutlich höheren Klimakomfort gewährleistet, ohne den Stromverbrauch zu erhöhen. Neben der sehr kompakten Bauweise galt es zudem, die strengen Schallschutzauflagen des Auftraggebers zu erfüllen. Dabei mussten vor allem die engen Platzverhältnisse im Anlagenschacht berücksichtigt werden. Deshalb lieferte der Hersteller eine speziell angepasste Geräteversion, bei der sämtliche Verdichter mit Schallschutzhauben versehen wurden. So erreicht der Kaltwassersatz einen maximalen Arnold Glas Weltgrößtes Solarglasdach in Ingolstadt Seit November 2011 ist auf der vom Münchner Planungsbüro Balke konzipierten Halle Q des Güterverkehrszentrum Ingolstadt (GVZ) das größte Solarglasdach der Welt in Betrieb. Das aus 1.728 PV-Glas-Modulen bestehende Dach wurde als Vollglasfläche ohne klassischen Dachunterbau mit dem Solarstromglas Voltarlux von Arnold Glas realisiert. Durch das Glasdach ge- 58 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 Schallleistungspegel von 95 dB(A). Nach der erfolgreichen Einbringung wurde der Kaltwassererzeuger von der Dresdner Kühlanlagenbau GmbH wieder an den bestehenden Kältekreislauf angeschlossen. Die Inbetriebnahme erfolgt im kommenden Frühjahr. www.ciat.de PRODUKTE UND PROJEKTE Schindler 6 Aufzüge, die Strom produzieren Die Energieeffizienz von Aufzügen war noch bis vor wenigen Jahren ein Nischenthema. Inzwischen gewinnen jedoch verbrauchssenkende Lösungen bei Betreibern und Planern an Relevanz. Vor allem die Energierückspeisung auf der Basis regenerativer Antriebe wird verstärkt nachgefragt und entsprechend von den Herstellern forciert. So ist mit dem Schindler 5500 ein Serienaufzug auf dem Markt, der die Rückführung überschüssiger Energie in das Stromnetz bereits als Standardoption bietet. Ebenso gibt es mittlerweile für die meisten Bestandsanlagen die Möglichkeit der Nachrüstung. Bis zu 40 % der verbrauchten Energie lassen sich auf diese Weise zurückspeisen. Allerdings sollte die Investition in einen regenerativen Antrieb genau abgewogen werden, da der Nutzen sehr stark vom jeweiligen Gebäudetyp und der Auslastung der Anlagen abhängt. Möglich wird eine Energierückspeisung dadurch, dass Aufzüge im täglichen Betrieb ständig beschleunigen und wieder abbremsen. Die daraus resultierende Bremsenergie verpufft vor allem bei älteren Anlagen oft ungenutzt in Bremswiderständen. Hingegen wird bei einer Rückspeisung die Bremsenergie mit Hilfe eines Wechselrichters als Strom zurückgewonnen und in das Versorgungsnetz des Gebäudes oder des Energieversorgers geleitet. Der Effekt entsteht bei schwer beladenen Kabinen in der Abwärtsfahrt, aber auch wenn die Kabinen in der Aufwärtsfahrt leichter sind als das Gegengewicht. Dementsprechend müssen in eine Kosten-Nutzen-Rechnung Daten wie die Nennlast, Hubhöhe, Haltestellen sowie die An- ◀ Halle Q des GVZ Ingolstadt mit dem PV-Glasdach Foto: Arnold Glas 5 1 2 3 4 1. Die schwere Nutzlast fährt nach oben. Das Gegengewicht ist leichter als die Kabine. Es wird Strom aus dem Netz verbraucht. 2. Die leichte Nutzlast fährt nach oben. Das Gegengewicht ist schwerer als die Kabine. Es wird Strom in das Netz abgegeben. 3. Die schwere Nutzlast fährt nach unten. Das Gegengewicht ist leichter als die Kabine. Es wird Strom in das Netz abgegeben. 4. Die leichte Nutzlast fährt nach unten. Das Gegengewicht ist schwerer als die Kabine. Es wird Strom aus dem Netz verbraucht. 5. Das Gegengewicht hilft je nach Kabinenbeladung und Fahrtrichtung bei der Stromrückspeisung. 6. Der Netzumsetzer regelt den Stromfluss vom und in das Netz. ▲ Prinzip Energierückspeisung Abbildung: Schindler zahl der Fahrten pro Jahr einfließen. Grundsätzlich gilt, dass der Einsatz eines regenerativen Antriebes bezogen auf die Lebenszykluskosten ab circa 100.000 Fahrten pro Jahr und einer gewissen Förderhöhe rentabel ist. Ein konkretes Beispiel veranschaulicht dies: Ausgangspunkt ist ein Aufzug mit einer Nennlast von 1.500 kg, einer Hubhöhe von 76 m und 20 Haltestellen. Bei 30.000 Fahrten pro Jahr senkt die Energierückspeisung den Verbrauch lediglich um 630 kWh beziehungsweise 16 %. Mit Blick auf die gegenwärtigen Stromkosten sind das gut 100 Euro pro Jahr, so dass die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten kaum eingespielt werden kön- nen. Kommt der gleiche Aufzug hingegen auf 360.000 Fahrten jährlich, liegen die Einsparungen bei rund 40 % – also bei über 1.100 Euro. In diesen Dimensionen ist ein regenerativer Antrieb lohnenswert. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist jedoch schon wieder ein ganz anderes, wenn beispielsweise Nennlast oder Förderhöhe geringer sind. So ist aufgrund der Komplexität solcher Berechnungen die Beratung durch ein kompetentes Ingenieurunternehmen unerlässlich. Dabei können auch weitere Energiesparmaßnahmen einbezogen werden, wie etwa eine Standby-Schaltung oder stromsparende LEDs für die Beleuchtung. www.schindler.de langt Tageslicht in die darunter liegenden Räume. Das wäre mit einer konventionellen Dachkonstruktion mit aufgesetzter Photovoltaikanlage nicht möglich gewesen. Im GVZ Ingolstadt wurde auf 9.900 m² (Dachgesamtfläche: 11.600 m²) Photovoltaikglas der neuen ASI-Technologie mit einer Panelgröße von jeweils 5,7 m² eingesetzt. Die Photovoltaikmodule im sogenannten Full-Size-Format (2.200 x 2.600 mm) stammen vom thüringischen Dünnschichtspezialisten Masdar PV. Das modifizierte Halb- zeug auf Glas-Glas Basis wurde von Arnold Glas für den Einsatz in die Gebäudeintegration aufgerüstet. Im Unterschied zu herkömmlichen Solarzellen ist Voltarlux ein Verbundglas, das an Kundenwünsche und bauseitige Anforderungen individuell angepasst werden kann. Die integrierte ASI-Solarschicht ist 50- bis 100-mal dünner als ein menschliches Haar. 1.728 Panels à 435 W erbringen eine Gesamtleistung von 752 kW. www.arnold-glas.de BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 59 PRODUKTE UND PROJEKTE Cobiax Technologies Hohlkörperdecken weltweit gefragt Von der privaten Wohnzimmerdecke bis zum Stadion mit großen Spannweiten: CobiaxHohlkörpermodule kommen überall dort zum Einsatz, wo Bauherren, Architekten und Fachplaner in Neubau oder Sanierung auf ein technisch wie wirtschaftlich nachhaltiges Gebäude Wert legen. Hohlkörpermodule sparen dabei nicht nur Baustoffe ein, sondern bieten auch statische Vorteile. Und davon profitieren viele Kunden: Dank eines globalen Netzes von Vertriebspartnern und Lizenznehmern sind Cobiax-Hohlkörperdecken weltweit er- ▲ Cobiax-Hohlkörperdecken Abbildung: Cobiax, Wiesbaden ▲ Kö-Bogen in Düsseldorf Abbildung: Studio Daniel Libeskind, Archimation ▲ VW-Bürogebäude in Wolfsburg hältlich. Erleichtert wird dies durch den wirtschaftlichen Transport, denn die Hohlkörper der „Slim-Line“-Produktlinie können als Halbschalen ineinander gestapelt werden. 2012 wurden so weltweit mehr als 1,2 Mio. m² Cobiax-Hohlkörperdecken realisiert – davon 200.000 m² in Deutschland. Zum Beispiel in Düsseldorf beim Vodafone 60 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 Campus: Die neue Konzernzentrale besteht aus drei Gebäuderiegeln, einem 19-geschossigen Büroturm sowie einem angeschlossenen Parkhaus. Bei der Ausführung des Büroturms griff das beauftragte Tragwerks-Planungsbüro Schwarzbart und Partner, Frankfurt am Main, auf Cobiax-Hohlkörper der Bauart „Slim-Line“ zurück. Dank dieser innovati- Abb: KSP Jürgen Engel Architekten ven Technologie sind die Betondecken trotz der maximalen Spannweite von 9,7 m nur 28 cm dick. Gegenüber der massiven Bauweise spart man durch den optimierten Querschnitt und den verdrängten Raum im Inneren allein in den Decken 650 m³ Beton. Die Hohlkörpermodule verringern dabei das Eigengewicht der insgesamt 14.000 m² De- PRODUKTE UND PROJEKTE ◀ Vodafone Campus Abbildung: HPP Architekten, Zech Group, Archilooks ge zu realisieren, kamen Cobiax-Hohlkörperdecken in Stärken von 45 bis 60 cm zum Einsatz. „Gerechnet auf das Gesamtgebäude spart unsere Technologie etwa 110 t CO2 ein und reduziert die Deckenlast um insgesamt 1.300 t“, resümiert Pfeffer. Auch auf dem Volkswagen-Werksgelände in Wolfsburg wurden 2012 Cobiax-Hohlkörperdecken verbaut. Und zwar in einem neuen sechsgeschossigen Bürobau mit rund 670 Arbeitsplätzen, der im April 2013 bezogen werden soll. Im Mittelpunkt des Projekts standen auch hier Ökologie und Nachhaltigkeit. Die entsprechenden Anstrengungen zeichnete die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bau- en (DGNB) bereits im Juni 2012 durch ihr Zertifikat in Gold aus. Ebenso wie bei den beiden Projekten in Düsseldorf bieten die Hohlkörperdecken eine große Flexibilität bei der architektonischen Gestaltung und sind gleichzeitig absolut kostenneutral in ihrer Anwendung. Besser noch: Da durch die optimierte Deckenlast die Rohbaustruktur ganzheitlich optimiert werden kann, ist der Rückgriff auf die Cobiax-Technologie sogar kostengünstiger als die Massivbauweise. In Wolfsburg reduzieren die insgesamt 19.000 m² Cobiax-Hohlkörperdecken in einer Dicke von 45 cm die Gesamtlast um etwa 2.900 t. Dank der eingesparten Baustoffe minimiert sich zudem der CO2-Ausstoß um 250 t. www.cobiax.com Kurz gesagt Der neue Hauptkatalog 2013/2014 „Blitzschutz/Erdung“ von DEHN ist erschienen. Darin stellt der Blitz- und Überspannungsschutz-Spezialist auf 292 Seiten Neuheiten und bewährte Bauteile aus den Bereichen Äußerer Blitzschutz und Erdung vor. Der neue Katalog ist online erhältlich unter: www.dehn.de/pr/eb2013 ckenfläche um 1.600 t. Hierdurch konnte auf zusätzliche Stützen, die einen massiven Eingriff in die Architektur bedeutet hätten, verzichtet werden. „Unsere Hohlkörpermodule erzielen weitere Einsparungen, da aufgrund des verringerten Gewichtes der Decken die tragenden Teile und das Fundament geringer dimensioniert werden konnten“, erklärt Dr.-Ing. Karsten Pfeffer, Geschäftsführer von Cobiax Technologies in Deutschland. „Dank seines nachhaltigen Konzeptes, zu dem auch die Cobiax-Hohlkörperdecken einen entscheidenden Beitrag liefern, wurde das Gesamtgebäude nach LEED-Standard (Leadership in Energy and Environmental Design) in Gold vorzertifiziert.“ Unweit des Vodafone Campus entsteht mit dem Einkaufszentrum „Kö-Bogen“ ein weiteres Großprojekt mit Cobiax-Beteiligung. Der Gebäudekomplex aus Einzelhandels-, Büround Gastronomienutzungen wurde von Daniel Libeskind entworfen und wird voraussichtlich Ende 2013 eingeweiht. Um die stellenweise sehr hohen Spannweiten der Decken auch ohne zusätzliche Stützen und Unterzü- Ziegel brennen nicht, sie werden gebrannt: Dank ihrer mineralischen Inhaltsstoffe verfügen Mauerziegel von Unipor über einen hohen Feuerwiderstand. Zusätzliche Sicherheit im Brandfall bieten die gefüllten Unipor-Mauerziegel „WS07 Coriso“ und „WS09 Coriso“. Beide haben nun die Brandwandprüfung des Deutschen Institutes für Bautechnik (DIBt Z-17.1-1074 und DIBt-Z17.1-1066) erfolgreich bestanden. Somit dürfen sie sich offiziell „Brandwand-geeignete Ziegel“ nennen und sind nachweislich in der Lage, Brände auf bestimmte Brandabschnitte zu begrenzen. www.unipor.de Die neuartige Unterkonstruktion des vorgehängten hinterlüfteten Fassadensystems (VHF) StoVentec wurde durch das Darmstädter Passivhausinstitut als „wärmebrückenfrei“ eingestuft. Ihr U-Wert von 0,01 W/m²k genügt allen Anforderungen einer Passivhauskonstruktion. www.sto.de „Asphalt auf Flugbetriebsflächen“ heißt der neue technische Leitfaden des Deutschen Asphaltvereins DAV. Das Werk wendet sich an Flughafenbetreiber, Planer und Bauunternehmen, die mit Planung, Bau und Ausschreibung von Verkehrsflächen auf Flughäfen und –plätzen befasst sind. Im Einzelnen geht es neben flughafenspezifischen Besonderheiten um Regelwerke, Dimensionierung, Baustoffgemische und Asphaltoberbau, Transport, Einbau, Erhaltung sowie Prüfung. Bezugsquelle: www.asphalt.de/literatur Konzepte zur Entrauchung je nach konkreten baulichen Gegebenheiten und Schutzzielen enthält das neue „Grundlagenpapier Entrauchung“ des Fachverbands Tageslicht und Entrauchung. Die 46-seitige Publikation beschreibt die Prinzipien der Rauchableitung durch Verdünnung, Entrauchung durch Schichtung, Rauchabschnittbildung, Rauchfreihaltung und Lösungen für spezielle Bauten. Das Papier steht zum kostenlosen Download bereit unter: www.fvlr. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 61 PRODUKTE UND PROJEKTE Mitsubishi Electric Busgesteuertes Klima im Sportschulneubau Der Neubau der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken wird mit einer VRF-Klimaanlage von Mitsubishi Electric gekühlt. Die insgesamt 35 Innengeräte, teils in Decken- oder Kanalausführung, werden von zwei Außengeräten gleicher Leistungsstufe versorgt. Sobald eine Außeneinheit eine Störung aufweist, springt die zweite Anlage ein und sichert so den Betrieb der Sportschule. Damit gewährleisten die zwei Aggregate der City-Multi-Serie die Kühlung der Konferenzund Schulungsräume, der Büros, der Sportler-Appartements sowie der Druckerei im Untergeschoss. Zwei Power-Inverter-Einheiten der Mr.-Slim-Serie kühlen den Serverraum. Die vom Bauherren gewünschte Einbindung der Klimaanlage in eine Steuerung über EIB (Europäischer Installationsbus) stellte eine besondere Herausforderung dar. Möglich wurde diese Kombination mit anderen gebäudetechnischen Systemen wie der Licht- und Ja▲ Die Außengeräte der VRF-Klimaanlage Fotos: Mitsubishi Electric ◀ Sportschulneubau in Saarbrücken lousiensteuerung durch ein speziell für diese Anwendung entwickeltes KNX-Modul von Mitsubishi Electric, mit dem die einfache Programmierung unterschiedlicher Herstellerprotokolle realisiert werden konnte. Dieses Modul dient als Schnittstelle zwischen EIB und dem herstellereigenen Mitsubishi-ElectricBussystem. Für einen zentralen Zugriff auf die gesamte Klimaanlage wurde das visuelle Steuerungssystem AG-150A installiert, das über ein Touchpanel bedient wird. Dieses Zentralfernbedienungssystem wurde entwickelt, um die Betriebskosten zu senken und sinnvoll Energie zu sparen. www.mitsubishielectri.de Hhpberlin Innovation erleichtert Brandschützern die Arbeit FireModeler, fireSim und fireAnalytics heißen die neuen Werkzeuge, die den Alltag des Brandschutzingenieurs verbessern helfen sollen. Die Werkzeuge machen die hocheffiziente Durchführung kompletter Brandsimulationen möglich: angefangen von der unterstützten Erzeugung adäquater Eingabedaten über die parallele Durchführung der Simulationen bis hin zur problemangepassten Auswertung und Visualisierung der Simulationsergebnisse. 62 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 Browserbasiert stehen die Tools künftig allen Sachverständigen und Ingenieuren zur Verfügung. Um qualitativ hochwertige Simulationen zu ermöglichen, müssen zunächst Brandparameter und -szenarien festgelegt werden. Diese Überlegungen waren bislang umständlich und zeitintensiv. Nun generiert das Werkzeug „fireModeler“ u. a. aus vorhandenen Realbranddaten neue Brandszenarien und ermittelt die passende Brandlast für bestimmte Fragestel- lungen. Damit stehen dem Brandschutzingenieur validierte Brandquellen zur Verfügung. „fireSim“ setzt auf Software der neuseeländischen Firma GreenButton. Diese Technologie lässt eine effiziente, einfache Integration von fireSim auf Basis von Microsoft Azure zu. Azure ist eine weltweit verfügbare Cloud Plattform, die für den Anwender beliebige Hard- und Software-Ressourcen bereitstellt. Mit ausgesprochen hoher Recheneffizienz können so von fireSim komplexe Simulationen erstellt werden. Aber auch die zeitgleiche Durchführung ver- PRODUKTE UND PROJEKTE Kone Viessmann Brennwerttechnik Energie sparen beim Aufzug fahren „Milanofiori Nord“ setzt Maßstäbe ▲ Beheizungslösung aus einem Guss: Siedlung Milanofiori Nord Nahe der italienischen Metropole Mailand wurde 2012 eines der größten multifunktionalen Urbanisierungsprojekte Europas abgeschlossen. Der Gebäudekomplex Milanofiori Nord erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 360.000 m², von denen fast 220.000 bebaut sind. Mit den Neubauten wurde vor allem repräsentativer Büroraum geschaffen, der in und um Mailand dringend benötigt wird. Darüber hinaus umfasst das vom Architekturbüro Erick van Egeraat Associated Architects, Rotterdam, entworfene Ensemble auch Wohnhäuser, Geschäftsmeilen und Freizeiteinrichtungen. Der Standort war zuvor ein freies Gelände zwischen den Gemeinden Assago und Rozzano. Das Stadtzentrum von Mailand ist nur wenige Kilometer entfernt und sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch dank eigener Autobahnzufahrt schnell mit dem Auto erreichbar. Auf eine höchstmögliche Umweltverträglichkeit bei der Energieversorgung wurde ebenso großer Wert gelegt, wie auf die harmonische Anpassung der Architektur an die um- schiedener Variationen eines Brandszenarios ist möglich. Besonders positiv: Hard- und Software-Updates werden unnötig, da fireSim in der Cloud immer über den aktuellen Stand der Technik verfügt. Realisiert und betrieben wird fireSim gemeinsam mit dem Partner T-Systems Multimedia Solutions aus Dresden, deren Experten sich auch um die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen kümmern. Das dritte Werkzeug „fireAnalytics“ vereinfacht die komplexe Nachbereitung und Auswertung. Die Software ersetzt aufwändige Excel-Analy- Foto: Viessmann gebende Landschaft. So blieben die auf dem Gelände befindlichen Waldflächen bewahrt, was sich positiv auf die Artenvielfalt von Flora und Fauna auswirkt. Die gesamte Anlage wird mit Viessmann-Technik beheizt: drei mit Gas betriebene Vitomax 200-LW erzeugen hocheffizient Wärme, die an das interne Nahwärmenetz abgegeben wird. Den Heißwassererzeugern nachgeschaltete Abgas-/WasserWärmetauscher ermöglichen die Brennwertnutzung und sorgen für einen besonders hohen Wirkungsgrad. Außerdem steigern sie die Leistung der einzelnen Kessel – mehr als 400 kW der 6.600 kW werden durch sie bereitgestellt. Die Investition amortisiert sich innerhalb von nur zwei Jahren. Anlagendaten: 3 Vitomax 200-LW Niederdruck-Heißwassererzeuger Leistung: 6.200 kW je Kessel 3 Vitotrans 300 Abgas-/WasserWärmetauscher Leistung: 400 kW je Wärmetauscher beheizte Fläche: 200.000m² www.viessmann.de sen. Über einen Webbrowser erhält man Einblick in die Daten der Simulationen, wobei interaktive Diagrammtypen die Analyse erleichtern. Mit der Möglichkeit, kurzfristig mehrere Simulationen miteinander zu vergleichen, unterstützt fireAnalytics zudem Ingenieure bei der Auswertung mehrerer Brandszenarien. Bemerkenswert ist, dass schon während einer Simulation – in vom Anwender definierbaren Intervallen – mit der Datenanalyse begonnen werden kann. www. hhpberlin.de Ein Hauptaugenmerk bei der Entwicklung der dritten Generation des Kone-Aufzugs MonoSpace® galt der weiteren Optimierung der Energieeffizienz. Durch den verbesserten getriebelosen und frequenzgeregelten EcoDisc®Antrieb, die reibungsarme zentrierte Aufhängung der Kabine sowie den Stand-by-Modus des Aufzugs- und Kabinentürantriebs erzielt der MonoSpace® 500 im Vergleich zur zweiten Generation maschinenraumloser MonoSpace®-Aufzüge eine um rund 35 % verbesserte Energieeffizienz. Außerdem schalten sich Kabinenlicht und -belüftung ab, wenn die Anlage länger nicht benutzt wird. Welche Fortschritte beim Energieverbrauch in den vergangenen Jahren erreicht wurden, zeigt etwa der Vergleich eines rollstuhlgerechten MonoSpace®-500 (Nennlast 630 kg, bzw. acht Personen) mit seinem Pendant aus dem Jahr 2008: Innerhalb von rund vier Jahren sank der Strombedarf um rund 70 %. Dabei kommt auch der konsequente Einsatz der LED-Beleuchtung zum Tragen, da Leuchtdioden rund 80 % ergiebiger sind als Halogenlampen. Doch die Antriebs- und Steuerungstechnik des neuen MonoSpace® verbraucht nicht nur wenig Strom, sie ermöglicht auch, Energie zurückzugewinnen: Durch den optionalen Einsatz der Kone EcoBox wird beim Bremsvorgang des Aufzugs elektrischer Strom statt Wärme erzeugt. Der Antrieb wird zum Generator: Die erzeugte Energie wird in das Hausnetz eingespeist und steht beispielsweise zur Aufzugsteuerung und Kabinenbeleuchtung zur Verfügung. Im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen resultiert daraus eine Energieeinsparung von bis zu 20 %. Das Antriebssystem des neuen MonoSpace® trägt damit entscheidend zur Energieeffizienz der Anlage bei – wichtig für alle, die „grün“ bauen wollen und eine Zertifizierung nach DGNB, LEED oder BREEAM anstreben. Hinzu kommt: Wo Strom gespart wird, sinken die Betriebskosten. Das macht den MonoSpace® 500 nicht nur für Neubauvorhaben, sondern insbesondere auch für den Komplettaustausch älterer Anlagen attraktiv. www.kone.de BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 63 PRODUKTE UND PROJEKTE RIB Software AG Neuerungen für Ingenieure Das Technologieunternehmen RIB hat auf der BAU 2013 sein erweitertes Produktportfolio für Tragwerksplaner und Prüfingenieure vorgestellt. So haben die RIB-Softwareingenieure die FEM-Systeme TRIMAS für den Hoch- und Grundbau sowie PONTI für den Brückenbau mit neuen Funktionalitäten für die Bearbeitung glasfaserbewehrter Bauteile (GFK-Bewehrung) optimiert. Diese Art der Bewehrung bietet insbesondere in korrosiver oder elektromagnetischer Umgebung eine sinnvolle Alternative zu Stahl. So können mit dieser neuen Bewehrungstechnologie beispielsweise beim Bau von Kraftwerken, Energieanlagen oder sensiblen Laboreinrichtungen unliebsame Induktionsströme vermieden werden. Weiter eignet sich die GFK-Bewehrung im Korrosionsschutz und offeriert neue Möglichkeiten, beispielsweise bei nachträglichen Durchbrüchen im Durchörterungsbereich einer Tunnelbohrmaschine. Außerdem wurde das Softwaresystem RIB office für Tragwerksplaner und Prüfingenieure ▲ Die neue Version RIB office in der aktuellen Version 3.1 in verschiedenen Leistungsbereichen, beispielsweise in Projektverwaltung und -konfiguration, ergänzt. Auch die Vertragsbearbeitung wurde überarbeitet, so dass fortan Eventual- und Bedarfsposition sowie der neue Leistungsverzeichnis-Positionstyp mit der Software bearbeitet werden können. Produktmanager Dr. Stefan Kimmich: Widemann Systeme GmbH WS LANDCAD 2013 Die gerade veröffentlichte neue Version 2013 der AutoCAD-Applikation WS LANDCAD für Stadtplanung, Objektplanung, Landschaftsarchitektur und GaLaBau ist jetzt auch komplett auf Bricscad lauffähig und enthält zahlreiche Verbesserungen und Neuprogrammierungen. Da für die Bauleitplanung ein reibungsloser Austausch mit GIS-Systemen immer wichtiger wird, enthält WS Landcad 2013 dafür das vollständig neu entwickelte Modul Bauleitplanung. Daher berücksichtigt die neue Landcad-Version jetzt bereits im Zeichenprozess die für GISSysteme so wichtige Unterscheidung in verschiedene Objekttypen. Eine Fläche bleibt eine Fläche, selbst wenn man in Teilbereichen die Grafik unterdrücken möchte. WS Landcad verwaltet die Zeichnungsobjekte so, dass man als Planersteller zum einen den Ansprüchen der GIS-Welt nachkommt, zum anderen aber weiterhin grafisch seine Ziele ansprechend darstellen kann. Das WS Landcad DGM wurde für die Version 2013 erheblich erweitert. Highlights hierbei sind die überarbeiteten Mengenberechnungen für die Prismenmethode, die neu integrierte Berechnung über Querprofile sowie ein automatischer Massenausgleich. Ebenfalls neu sind die unabhängig von AutoCAD integrierte Ausrundung für Höhenlinien, die gerade bei großen Modellen nur einen Bruchteil des Speicherbedarfs benötigt, der mehrfache Datenimport, die Verarbeitung von LandXML und umfangreiche Filterfunktionen bei der Datendefinition. Alle Inhalte des DGM-Projektbrowsers werden automatisch aktualisiert, d. h. alle mit dem DGM erzeugten Objekte sind assoziativ. Die bidirektionale Bildbearbeitungs-Schnittstelle wurde ebenfalls vollständig neu entwickelt. Die lästige Einrichtung von AutoCAD-Druckertreibern und des Plotdialogs entfällt völlig, da WS Landcad die Photoshop-Dateien nun selbst erstellt. www.widemann.de 64 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 „In Version 3.1. von RIB office haben wir Vertragsbearbeitung und Projekt-Controlling als voneinander getrennte Arbeitsbereiche klassifiziert. Anwender können auf diese Weise ergonomischer arbeiten und profitieren von mehr Transparenz innerhalb des Gesamtprojekts.“ www.rib-software.com Klimaleichtblock GmbH KLB-Isostar in Vorreiterrolle Von Jahr zu Jahr gilt es, steigenden energetischen Anforderungen an die Gebäudehülle gerecht zu werden. Mit konventionellen Mauerwerkskonstruktionen ist dies nur bedingt und mit entsprechend starker Außendämmung möglich. Dass es auch anders geht, zeigt KLB mit dem weiterentwickelten Mauerstein KLB-Isostar mit integrierter Dämmung aus speziellen mineralischen Dämmstoffstecklingen. Sie füllen die drei Kammern des Mauersteins vollständig aus. So ergibt sich ein durchgängig wärmegedämmtes Mauerwerk, mit dem auch monolithische Wandkonstruktionen bereits die Kriterien der im Entwurf vorliegenden EnEV 2012/13 erfüllen. Da eine zusätzliche Dämmung auf der Außenseite nicht benötigt wird, handelt es sich um einen rein mineralischen Mauerwerksaufbau. Der Vorteil: Die gesamte Wandkonstruktion ist komplett diffusionsoffen und bietet so einen guten Feuchteausgleich von innen nach außen. www.kbl-klimaleichtblock.de TIPPS UND TERMINE Bücher MEHRWERT GENERALPLANUNG In der Publikation des Berliner Jovis Verlages „Mehrwert Generalplanung – Architekten und Ingenieure planen interdisziplinär“ dokumentieren zwanzig Fachbeiträge konkrete Fallbeispiele und resümieren, welche Vorteile – qualitativ und wirtschaftlich – sich aus dem generalplanerischen Ansatz in der Umsetzung von Bauprojekten ableiten lassen. Gerade die aktuellen Negativbeispiele der Elbphilharmonie und des Hauptstadtflughafen verdeutlichen, welche katastrophalen Auswirkungen folgen, wenn sich Fehler in der Planung, der Koordination und der Kommunikation einschleichen und Risiken falsch oder gar nicht beurteilt werden. Das Buch bietet hilfreiche praxisnahe Ansätze, wie derartige Entwicklungen vermieden werden können und vermittelt einen hohen Informationswert für alle an Bauvorhaben Beteiligte. Dafür stehen u.a. folgende Kapitel: - Planung im Dialog optimieren – Erfolgsfaktoren Kommunikation und Moderation - Mehr Raum für Entscheidungen – Großprojekte flexibel und kostentransparent planen - Ökobilanz und Materialität – Ökobilanzierung zum gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks - Mehrwert „Green Building“ – Energetische Optimierung durch vernetztes Planen! - Bauen im Bestand mit vernetzten Disziplinen - Integration von Kostensicherheit, Reversibilität und Dauerhaftigkeit - Ästhetik des Weiterbauens – Denkmalsanierung mit minimalen Eingriffen. Lothar Niederberghaus (Hrsg.): Mehrwert Generalplanung – Architekten und Ingenieure planen interdisziplinär . Jovis Verlag, Berlin 2012, 42 Euro, ISBN 978-3-86859-192-7. PRAXISHANDBÜCHER IM KOMBI-PAKET Im Doppelpack günstiger bietet der Beuth Verlag seine im November 2012 in der Edition Bauwerk erschienenen Praxishandbücher „Stahlbetonbau aktuell“ und „Mauerwerksbau aktuell“ an. Beide Bände sind als praktische Arbeitshilfe für Büro und Baustelle konzipiert und liefern den in Konstruktion, Planung, Ausführung, Berechnung und Bauleitung tätigen Ingenieuren kompakte, verständliche und praxisgerechte Informationen aus der Feder namhafter Autoren. Kombi-Paket: Mauerwerksbau + Stahlbetonbau aktuell 2013, 138 EUR. SBN 978-3-410-23099-1 Die Bücher als Einzeltitel: Im Praxishandbuch für Architekten und Bauingenieure „Mauerwerksbau aktuell 2013“ behandeln die Autoren u. a. unterschiedliche Fragestellungen zum EC 6, stellen Berechnungsverfahren vor, die Mauerwerksbemessung und kommentieren rechtliche Fragen sowie aktuelle Projekte zum Bauen im Bestand und modernem Bauen im Mauerwerksbau. Herausgeber: Ronald Rast, Georg Sahner, Klaus-Jürgen Schneider Von H. R. Peters, Immo Feine, Gerhard Eisele, Jörg Schmidt-Wottrich, Beuth Verlag, Berlin 2012, 69 Euro, ISBN 978-3-410-23032-8. Im „Stahlbetonbau aktuell 2013“ informieren neue Beiträge über aktuelle baufachliche Entwicklungen und für die Baupraxis wichtige Themen, darunter Stahlbeton- und Spannbetonbau nach DIN EN 1992-1-1 + NA (2011-01), Brückenbau nach DIN EN 19912 und DIN EN 1992-2 + NA, Brandschutz nach DIN EN 1992-1-2 + NA (2010-12) und die Erdbebenbemessung von Stahlbetontragwerken nach EC 8 (DIN EN 1998-1 + NA). Herausgeber: Alfons Goris, Josef Hegger Von Simone Frass, Ekkehard Richter, Dietmar Hosser, 98 Euro, ISBN 978-3-410-23029-8. HOLZSCHÄDEN Holz und Holzwerkstoffe sind bewährte Baustoffe. Wenn Schäden auftreten, lassen sich die Ursachen meist vor Ort mit Sachkenntnis und relativ einfachen Methoden ermitteln. Anliegen der Neuerscheinung des Fraunhofer Informationszentrums Raum und Bau ist es, solche einfachen Untersuchungsmethoden vorzustellen und zu zeigen, dass z. B. mit Schleifpapier, einem preiswerten Mikroskop, Jodlösung, Beobachtungsgabe und Fachwissen bereits qualifizierte Untersuchungen auch vor Ort möglich sind. Einige Schadensursachen können jedoch nur mit größerem apparativem Aufwand im spezialisierten Labor geklärt werden. Damit befasst sich der Hauptteil des Buches. Zunächst werden mögliche Schadensursachen an Holz und Holzwerkstoffen, deren Oberflächen und Beschichtungen beschrieben, anschließend das komplette Spektrum möglicher Analysemethoden von der Holzfeuchtemessung und Mikroskopie über physikalische und chemische Verfahren vorgestellt. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 65 TIPPS UND TERMINE auflage wurde das Buch wesentlich erweitert, z. B. um Abschnitte zu gebogenem Glas, Dünnglas, Oberflächenbehandlung, Photovoltaikverglasungen, Kleben und Bauteilversuchen. Die Darstellung der Befunde und Schlussfolgerungen muss üblicherweise einerseits für Fachleute (z. B. Gutachter) als auch für Fachfremde (z. B. Anwälte, Kaufleute) verständlich sein. Daher werden bevorzugt anschauliche Beispiele vorgestellt und auf Fachsprache möglichst verzichtet. Geralt Siebert, Iris Maniatis: Tragende Bauteile aus Glas – Grundlagen, Konstruktion, Bemessung, Beispiele. Ernst & Sohn, Berlin 2012, 55 Euro, ISBN 978-3-433-02914-5., Dirk Lukowsky: Schadensanalyse Holz und Holzwerkstoffe. Fraunhofer IRB, Stuttgart 2012, 55 Euro, ISBN 978-3-8167-8630-6 . 66 ENERGIEEFFIZIENZ-REPORT TRAGENDES GLAS Mit dem „Gebäudereport 2012“ hat die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) erstmals die wichtigsten Daten und Fakten über den Gebäudebestand in Deutschland und seine Energieeffizienz in einem Werk zusammengefasst, analysiert und anschaulich aufbereitet. Der Report bietet einen strukturierten Überblick: von den Energieverbräuchen der Gebäude über Angaben zu den Eigentümer- und Mieterstrukturen bis hin zu energiepolitischen Rahmendaten. Bislang lagen viele dieser Informationen nur verstreut, unübersichtlich und unvollständig vor. Durch die umfassende Zusammenstellung ermöglicht der dena-Gebäudereport eine fundierte Marktanalyse und das Erkennen von Zusammenhängen im Bereich energetisches Bauen und Sanieren – dem Schlüsselsektor der Energiewende. Für die Erarbeitung des Reports wurden neben zahlreichen öffentlich zugänglichen Quellen vor allem auch bislang unveröffentlichte Daten aus der dena-Energieausweisdatenbank und dem dena-Modellvorhaben „Effizienzhaus plus“ ausgewertet. Der Gebäudereport unterstützt Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Verbänden bei Analysen und strategischen Fragestellungen. Die kompakte und verständliche Darstellung wird unterstützt durch zahlreiche auch elektronisch zur Verfügung gestellte Grafiken. Dies erspart mühsame Recherchen und Aufbereitungen. Der Report wird künftig jährlich aktualisiert und schrittweise erweitert. Er kann unter www.zukunft-haus.info/gebaeudereport zum Preis von 950 Euro bestellt werden. Außerdem steht dort eine kostenfreie Leseversion des Reports zur Verfügung. Glaselemente als tragende Bauteile sind aus dem Hochbau nicht mehr wegzudenken. Jedoch gehören die ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen für Entwurf, Bemessung und Konstruktion für die Mehrzahl der Planer in der Praxis noch nicht zur Routine. Daher fasst die vorliegende Publikation die grundlegenden Kenntnisse über den Baustoff Glas sowie die aktuellen Regelwerke und das auf Teilsicherheitsbeiwerten basierende Nachweiskonzept nach DIN 18008 für den Konstruktiven Glasbau zusammen. Sie ermöglicht somit einen lückenlosen Planungsprozess vom Entwurf bis zum Standsicherheitsnachweis. Als wichtige Grundlagen werden Herstellung, Veredlung und mechanische Eigenschaften von Gläsern im Zusammenhang mit den im Hochbau verwendeten Glasprodukten vorgestellt. Vorspannung, Kanten- und Oberflächenbeschaffenheit, die Effekte von Isolierglas u. a. glasspezifische Einflüsse auf die Festigkeit und Tragfähigkeit werden besonders erläutert. Die komplexen technischen Regelwerke und die baurechtlichen Vorschriften werden erörtert und mit Vorschriften auf europäischer Ebene verglichen. Konstruktion und Berechnung, Bemessungskonzepte und Nachweisformate sind ausführlich und praxisnah dargestellt. Besonderes Augenmerk gilt der konstruktiven Ausbildung von Details und deren rechnerischer Abbildung. Eine Vielzahl von Bemessungsbeispielen nach den Technischen Regeln des DIBt und nach DIN 18008 dient der Verdeutlichung. Für linienförmig gelagerte Verglasungen werden Hilfsmittel zur Bemessung in Tabellenform zur Verfügung gestellt. Gegenüber der Erst- BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 BAUEN IM BESTAND Beim Bauen im Bestand sind zahlreiche rechtliche Besonderheiten zu beachten. Neben honorar- und urheberrechtlichen Aspekten stehen das Leistungssoll des Planers sowie das Vergabe- und das Bauvertragsrecht im Mittelpunkt. Von großer Bedeutung ist auch das Bauordnungsrecht: die Genehmigungsbedürftigkeit von Nutzungsänderungen, Bestandsschutz, Brandschutz und letztlich auch denkmalschutzrechtliche Belange können den Erfolg von Bestandsbaumaßnahmen beeinflussen. Im Rahmen der Gebäudesanierung müssen zudem Energieeinsparmaßnahmen und mietrechtliche Aspekte beachtet werden. Der Rechtsleitfaden „Bauen im Bestand“ behandelt die einzelnen Themen ausführlich und gibt den Beteiligten Sicherheit in rechtlichen Fragen. Praxisorientiert werden die relevanten Besonderheiten dargestellt und anhand zahlreicher Checklisten, Formulierungsbeispiele und Schaubildern erläutert. TSP Theißen Stollhoff & Partner(Hrsg.): Bauen im Bestand –Sanierung, Modernisierung, Umbau. Rechtsleitfaden für die Bau- und Immobilienwirtschaft. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2012, 39,80 Euro, ISBN 978-3-8167-8718-1. TIPPS UND TERMINE VBI-INTENSIVSEMINARE 11. März Ort: Frankfurt/M. Thema: Erfolgreiche Präsentation vor Kunden Vermittelt werden Präsentationstechniken zur Vorstellung des eigenen Unternehmens bzw. von Bauvorhaben. Dabei geht es um Fragen wie : Worauf ist beim Erstkontakt mit Kunden zu achten, wie werden Informationen richtig dosiert, wie aktiviert man die Zuhörer. Weitere Seminarinhalte: Erkennen und gezielter Einsatz der Körpersprache, Strukturierung der Präsentation, Bedeutung der Visualisierung, Umgang mit Medien, Verhalten bei Diskussionen Referent: Rainer Baber, M. A., Baber Consulting 21. März Ort: Berlin Thema: Einsatz strategischer Managementsysteme im Planungsbüro Vermittelt wird der Weg vom einfachen Controlling zum strategischen Managementsystem. Dabei geht es u. a. um Kennzahlensysteme, Balanced Scorecard, Unternehmensstrategie, Erweiterung durch Einführung und Aufbau eines professionellen Wissensmanagements, um Wissen im Unternehmen zu erhalten, für alle Mitarbeiter verfügbar zu machen und weiterzuentwickeln sowie um die Optimierung des Projektmanagements. Referent: Dr.-Ing. Heinrich Best, BEST consulting, VBI-Vorstandsmitglied 10. April Ort: Mühlheim Thema: Büromanagement – Struktur und Organisation von Daten und Projekten Seminarinhalte sind Fragen der internen Organisation, Kontaktmanagement/Termine. Außerdem geht es um Dokumentenmanagement, den allgemeinen Schriftverkehr, Protokolle, Bilder, Planunterlagen, Versandlisten sowie in punkto Projektverwaltung um Zeiterfassung, Projektkalkulation, Ermittlung kalkulatorischer Verrechnungssätze, Berichtswesen, Pep-7-Kennzahlen sowie weiterführende Kennzahlen. Referent: Dipl.-Ing. Matthias Rossmayer, Rossmayer Consulting 18.–19. Februar HEIZENERGIE AUS WASSER Das DWA-Seminar in Hamburg befasst sich mit dem DWA-Merkblatt DWA-M 114 „Energie aus Abwasser – Wärme- und Lageenergie“. Dabei geht es um die praktische Umsetzung des Merkblatts anhand von Beispielen, um Technologie und Systeme, Wärmegewinnung und Contracting sowie die Wärmenutzung. Information und Anmeldung: Himani Karjala, Telefon: 02242/872-244, E-Mail: karjala@dwa.de. 19. Februar AUßENWIRTSCHAFTSTAG Zum 2. Außenwirtschaftstag Architektur, Planen und Bauen laden Auswärtiges Amt und Baubranchenverbände nach Berlin ein. Neben Bundesarchitektenkammer, BDA, dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes gehört der VBI erneut zu den Mitveranstaltern des wiederum als Netzwerktreffen außenwirtschaftlich erfahrener Unternehmen und Freiberufler konzipierten Tages. Themenbezogene sowie regionale Workshops bieten einerseits Gelegenheit zur Information und andererseits zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch sowohl mit Kollegen aus der Branche als auch Vertretern aus Politik und Diplomatie. Zentrales Thema diesmal: „Globale Herausforderung Urbanität“ . Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenfrei, eine Anmeldung jedoch erforderlich. Weitere Informationen: www.vbi.de/Termine. 28. Feb.–1. März GEOTHERM 2013 Auf der inzwischen 7. GeoTHERM – expo & congress in Offenburg präsentiert sich die Geothermie-Branche mit mehr als 170 Ausstellern und erneut gewachsener Fläche wiederum größer als im Vorjahr. Rund 40 Fachvorträge informieren in zwei parallel laufenden Kongressen über Praxiserfahrungen sowie aktuelle Entwicklungen im Bereich der Oberflächennahen und Tiefen Geothermie. Hochkarätige Experten sowie Praktiker aus dem Inund Ausland berichten über neue Erkenntnisse und bieten Raum für intensive Diskussionen. Aufgrund der hohen Internationalität von 32 vertretenen Nationen werden alle Kon- gressbeiträge simultan übersetzt: deutsch – englisch – französisch. Programm und weitere Informationen: www.geotherm-offenburg.de 7. März GENORMTER BETONBAU An der HTWK Leipzig informiert die 10. Tagung Betonbauteile unter dem Titel „Betonbauteile nach Eurocode 2 – Hintergründe, Auslegungen, Praxisbeispiele“. Die Tagung richtet sich vor allem an Mitarbeiter von Planungsbüros, aber auch aus Baufirmen und Behörden und wird zusammen mit der BetonMarketing Nordost und dem Fachverband Beton- und Fertigteilwerke Sachsen/Thüringen e. V. durchgeführt. Ziel der Tagung ist es, den Stand der Forschung sowie aktuelle Entwicklungstendenzen hinsichtlich der Planung, der Konstruktion und der Ausführung von Bauteilen aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton aufzuzeigen. Die zwölf Vorträge behandeln dazu den Stand der Technik, Auslegungsfragen, die Fortschreibung der Normen sowie besondere Anwendungsgebiete von Brückenbau über Wasserbauwerke bis Leichtbeton. Anmeldung: www.htwk-leipzig.de/de/hochschule/aktuelles/veranstaltungen/ 12. März BRÜCKENBAUSYMPOSIUM Am Vorabend des 23. Dresdner Brückenbausymposium laden die Veranstalter zum bereits traditionellen „Treff der Brückenbauer“ ein, wo sich die Tagungsteilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Behörden in zwangloser Atmosphäre austauschen. Das eigentliche Symposium bietet am 12. März die bewährte Mischung aus grundlegenden Vorträgen und Berichten aus der Praxis. Prof. Dr. Manfred Curbach als Leiter der Veranstaltung eröffnet mit einem Vortrag über „Brückenbau morgen – was in Zukunft wichtig sein könnte“. Brit Colditz, Leiterin des Referates „Brücken, Tunnel und sonstige Ingenieurbauwerke“ im BMVBS spricht über „Brückenertüchtigung“ als notwendige Voraussetzung für ein zuverlässiges Fernstraßennetz. Mit seinem englischsprachigen Vortrag „Life-Cycle Management of Bridges und Uncertainty“ gibt Prof. Dan M. Frangopol von der Lehigh University (Bethlehem, USA) einen Außenblick auf diese spannende Problematik. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 67 IMPRESSUM TIPPS UND TERMINE In neun weiteren Fachbeiträgen berichten Experten von ihren Projekten und stellen Lösungen für Probleme vor. Zwischen den Blöcken ist wiederum ausreichend Zeit für Diskussionen und die Besichtigung der Fachausstellung. Anmeldung und weitere Informationen: www.tu-dresden.de/biw/dbbs 19.–20. März OBERFLÄCHENNAHE GEOTHERMIE Zum 12. Internationalen Anwenderforum lädt das Ostbayerische Technologie-Transfer-Institut Otti nach Neumarkt i. d. Opf. ein. Im diesjährigen Programm stehen neben Bedeutung und Grundlagen der Oberflächennahen Geothermie Planung und Simulation, Erdwärmesonden und Erdreichkollektoren im Mittelpunkt. Außerdem: Umweltaspekte und Qualitätssicherung, Praxisbeispiele, Systemkonzepte und Betriebserfahrungen. Programm und Informationen: www.otti.de 22. März EFCA-EBRD-PRAXISSEMINAR Die Europäische Planer-Dachverband EFCA, zu dessen Mitgliedern der VBI gehört, und die Europäische Entwicklungsbank EBRD laden zu einem Praxisseminar nach Brüssel ein. Unter dem Titel „Working with EBRD: Opportunities for Consultants“ werden Möglichkeiten und Wege aufgezeigt, in EBRD finanzierten Projekten tätig zu werden. Praktische Hinweise für die Bewerbung auf Ausschreibungen werden ebenso vermittelt wie die Unterschiede zwischen den Vergaberegeln der EBRD und dem Handbuch für EU-finanzierte Entwicklungsprojekte PRAG. Die EBRD vergibt jährlich Consulting-Aufträge im Volumen von 150 Millionen Euro für Projekte in Europa, Asien und Afrika. Da die Bank ausdrücklich multinationale Bietergemeinschaften ermutigt, ist auch das Seminar auf den Aufbau internationaler Netzwerke ausgerichtet. Weitere Informationen und Anmeldung: www.efcanet.org. 22. März 68 GLASBAU-TAGUNG 2013 11.–12. April Die Veranstaltung in Dresden gilt den Schwerpunkten Baunormung und Bauforschung, Kleben, Glas und Fassade. Die Eröffnungsvorträge von Dr. Lucio Blandini (Werner Sobek) und Dr. Martien Teich (seele sedak) stellen das Ferrari-Museum in Modena sowie die Hurrikanresistente Verglasung des Miami Art Museums in den Mittelpunkt. Aktuelles zur DIN 18008 erläutert Prof. Siebert (Universität der Bundeswehr). Weitere Themen sind u. a. Oberflächenschäden bei ESG in Fassaden- und Dachverglasungen, lastabtragende Klebstoffe im konstruktiven Glasbau, nicht-monolithische Glasverbundträger mit großen Spannweiten und lastabtragende Holz-Glas-Verbundkonstruktionen. Zudem erörtern Praxisvertreter den Schallschutz von Zwei- und Dreifachverglasungen, sommerlichen Wärmeschutz sowie die Fassadensanierung des denkmalgeschützten Dreischeibenhauses in Düsseldorf. Am Vortag (21. März) findet ein Weiterbildungsseminar „DIN 18008: Bemessung und Konstruktion“ statt, das einzeln (150 Euro) aber auch in Kombination mit der Tagung zum Vorzugspreis (240 Euro) gebucht werden kann. Information und Anmeldung: www.glasbau-dresden.de. BAUTECHNIK-TAG 2013 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2013 Unter dem Motto „Infrastruktur stärken – Zukunft sichern“ findet der diesjährige Deutsche Bautechnik-Tag in Hamburg statt. Der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein (DBV) erwartet mehr als 1.000 Teilnehmer aus der Bauherrenschaft, aus Bauunternehmen, Ingenieurbüros, Verwaltung, Wissenschaft und Zulieferindustrie. Aus mehr als 180 Vortragsvorschlägen hatte die Programmjury die „Qual der Wahl“. Unter den Referenten sind alle am Bau Beteiligten vertreten: Auftraggeber, Bauunternehmen, Ingenieurbüros, Verwaltung, Zulieferindustrie und forschende Stellen. Die große Zahl an Bewerbungen unterstreicht, welch hohen Stellenwert der Deutsche Bautechnik-Tag im Kalender der Wertschöpfungskette Bau hat. Das Programm umfasst nunmehr 55 Vorträge in 16 Fachsitzungen. Eine Fachausstellung und Fachexkursionen runden den Bautechnik-Tag 2013 ab. Der VBI gehört zu den ideellen Mitträgern der Veranstaltung, für die noch bis 28. Februar ein Frühbucherrabatt gilt. Programm und weitere Informationen: www.bautechniktag.de BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN ISSN 0005-8866 43. Jahrgang www.vbi.de HERAuSGEBER: Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0 Fax: 030/26062-100 www.vbi.de REdAKTIOn: Ines Bronowski (Chefredakteurin) Tel.: 030/260 62-230, Fax: -100 bronowski@vbi.de Martina Gabriel Tel.: 030/26062-231, Fax: -100 gabriel@vbi.de VERlAG: Krammer Verlag Düsseldorf AG Goethestrasse 75 40237 Düsseldorf Tel.: 0211/9149-3 Fax: 0211/9149-450 krammer@krammerag.de AnzEIGEn: Alke Schmeis Tel.: 021/9149-455, Fax-450 a.schmeis@krammerag.de Es gilt die Anzeigenpreisliste 2007 lAyOuT: Claudia Weber KNM Krammer Neue Medien GmbH Düsseldorf dRuCK: D+L Printpartner, 46395 Bocholt ERSCHEInunGSWEISE/BEzuGSpREISE: 6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte Einzelheft: 20 Euro Abonnement Inland + EU 120 Euro nicht EU-Länder 160 Euro Studentenabonnement: 60 Euro VBI-Mitglieder erhalten „Beratende Ingenieure“ im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird. COpyRIGHT: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.