beratende ingenieure - Verband Beratender Ingenieure

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beratende ingenieure - Verband Beratender Ingenieure
BERATENDE
INGENIEURE
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
1/2
2013
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG I INGENIEURHONORARE I LERNEN VOM „ALTEN FRITZ“
EDITORIAL
In diesem Jahr
... weiter im Gespräch
… bleibt das Desaster um den neuen Hauptstadt-
Ines Bronowski,
Chefredakteurin
schafts- und -bauminister berufspolitisch und
flughafen. Nach dem der BER mit den Schlagzei-
fachlich flankierte Novelle, sonst rückt die auch
len rund um die auf unbestimmte Zeit verscho-
von den VBI-Mitgliedern dringend erwartete Ta-
bene Inbetriebnahme zu Jahresbeginn erneut für
felanpassung und die einmütig geforderte Rück-
Aufsehen und Talkshow-Stoff in Hülle und Fülle
führung derjenigen Planungsleistungen von Bau-
gesorgt hat, ist eines immerhin klar: Dieses Groß-
physik bis Geotechnik in den verbindlich geregel-
projekt und seine lange Geschichte aus Missma-
ten Teil der HOAI, den die aktuelle Honorarord-
nagement, politischer Ranküne, Intransparenz
nung aus diesem in den ungeregelten Teil ver-
und Schnittstellenwirrwarr werden uns noch lan-
bannt hatte – sonst also rückt diese HOAI-Novel-
ge begleiten. Weitere Neuigkeiten rund um die
le in die unbestimmte Ferne einer nach der Bun-
Baustelle am Rande der Hauptstadt sind zu er-
destagswahl im kommenden Herbst beginnen-
warten, der Untersuchungsausschuss des Berliner
den neuen Legislaturperiode (siehe S. 9). Aus dem
Abgeordnetenhauses ist dabei, die Ursachen des
Blickwinkel und im Namen der Wasserwirtschafts-
komplexen Debakels aufzuklären. Dass dabei er-
ingenieure im VBI hat Prof. Dr. Markus Schröder
neut die Standortentscheidung von Mitte der 90er
die Probleme aus Honorarentwicklung und dem
Jahre unter die Lupe genommen wird, ist zu be-
tendenziell immer häufiger zu erlebenden Preis-
grüßen. Denn das war der Anfang einer langen
wettbewerb für Planungsleistungen analysiert –
Liste kleiner und großer Fehlentscheidungen, die
„Billige Handlanger oder wertvolle Ratgeber?“ hat
am Ende die nun zu bestaunende Gemengelage
er sein Plädoyer für die Rückbesinnung auf die
aus Pleiten, Pech und Pannen ergab. Daraus re-
wohlbegründete Priorisierung des Leistungswett-
sultiert auch die ganz spezielle Herausforderung
bewerbs genannt, das auf S. 28 beginnt.
für die nun politisch Verantwortlichen und die
… bleibt die Energiewende, ein Großprojekt gi-
projektleitenden Fachleute rund um Horst Amann,
gantischen Ausmaßes, das leider aber nach wie
den neuen Technikchef der Flughafengesellschaft:
vor nicht die einhellige Rückendeckung aus Poli-
Sie müssen ein Projekt zu Ende führen, das aus
tik und Wirtschaft erfährt, die für sein Gelingen
politischen Gründen am falschen Standort, zu
erforderlich ist. Energieeinsparung, die Nutzung
klein, zu laut und zu niedrig kalkuliert in Auftrag
regenerativer Quellen und der effiziente Einsatz
gegeben wurde.
so gewonnener Energie gehören dagegen in vie-
Aber nicht nur BER, auch Stuttgart 21 und die
len Planungsbüros längst zum Alltagsgeschäft, ein-
Hamburger Elbphilharmonie gelten inzwischen
mal mehr nachzulesen in der Rubrik Technische
als Synonyme für aus dem Ruder gelaufene Groß-
Ausrüstung dieser Ausgabe (S. 16 ff) und auch im
projekte, die am guten Ruf des Wirtschaftsstand-
Beitrag von Jörg Trippe (S. 32 ff) zur Wirtschaft-
ortes Deutschland kratzen – und an dem Renom-
lichkeit von Effizienzmaßnahmen in Industrieun-
mee seiner Ingenieure gleich mit. Was ist also los
ternehmen.
in diesem Land, wie machen wir aus Großprojek-
Abschließend noch ein Hinweis in eigener Sache.
ten wieder Erfolgsgeschichten – das wird, so viel
Alle VBI-Mitglieder erhalten als Beileger zu dieser
steht bereits fest, die zentrale Fragestellung auf
Jahresauftakt-Ausgabe „Beratende Ingenieure“ ei-
unserem diesjährigen Bundeskongresse am 17./18.
ne CD mit dem kompletten Jahrgang 2012 des
Oktober in Hamburg sein.
VBI-Magazins. Andere Interessenten können sich
… ist natürlich die HOAI. Bis zur parlamentari-
in der Redaktion melden. Für Fragen dazu und
schen Sommerpause muss sie stehen, die vom
darüber hinaus erreichen Sie die Autorin unter
AHO im Namen der Planerverbände und -organi-
Tel. 030726062-230.
sationen mit Rückendeckung der Länderwirt-
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
3
INHALT
3
EDITORIAL
In diesem Jahr ... weiter im Gespräch
Ines Bronowski
6 NAMEN UND NACHRICHTEN
13
WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
16
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
Thermische Gebäudesimulation – Einsatz in der TGA-Planung
Christian Storck, Christian Eberl, Alexander Buschmann, Sarah Tax, Maximilian Walch
19
Oberflächennahe Geothermie – Erdwärmenutzung zum Heizen und Kühlen
Rüdiger Grimm
22
Hochhausdoppel „Tanzende Türme“ in Hamburg – Wenn der Platz rar ist
Jörg Findeisen, Bernhard Schrock
25 Betriebsgebäude Artis GmbH in Berlin – Gebaute Zukunft
Christian Brensing
Beilagenhinweis:
Foto: Daniela Friebel
Dieser Ausgabe liegen ein Veranstaltungsflyer
des VBI-LV NRW und der TU Duisburg-Essen
sowie der aktuelle Unita-Brief bei. Außerdem
finden VBI-Mitglieder in Ihrem Exemplar jeweils
eine CD mit dem kompletten Jahrgang 2012
dieser Zeitschrift in digitaler Form.
28
BERATENDE
INGENIEURE
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
32
Wirtschaftlichkeitsanalysen – Energieeffizienz in Industrieunternehmen
Jörg Trippe
36
Unbemannte Luftfahrtsysteme – Befliegung von Ingenieurbauwerken
Achim Kelkel
40
1/2
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
Ingenieure in der Wasserwirtschaft – Billige Handlanger oder wertvolle Ratgeber?
Markus Schröder
2013
KONSTRUKTIV
Porsche-Pavillon in Wolfsburg – Wie aus einem Guss
Christian Brensing
P
BERUF UND RECHT
46 Urteile
Planerpflichten in puncto Vertragsstrafenvorbehalt
Reinhard Voppel
47
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG I INGENIEURHONORARE I LERNEN VOM „ALTEN FRITZ“
Zum Titelbild:
Ende Januar mit einer Auszeichnung zum
Ingenieurbau-Preis 2013
geehrt: Die Binnenhafenbrücke in Hamburg
von WTM Engineers
und dem Ingenieurbüro Grassl.
Foto: Ingenieurbüro Grassl
ABC des Baurechts
Haftung für Bauverzögerungen
Eva Reininghaus
BÜROMANAGEMENT
48 Wachstumsfaktoren im Ingenieurbüro – Vom „alten Fritz“ lernen?
Jochen Scholl
52
PRODUKTE UND PROJEKTE
Das LichtAktiv-Haus der IBA in Hamburg
Bärbel Rechenbach
65
TIPPS UND TERMINE
68
IMPRESSUM
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nAMen und nACHRICHten
Ingenieurbau-Preis 2013
Auszeichnung für sbp
Ende Januar wurde in Berlin der Ingenieurbau-Preis 2013 verliehen. Der Preis des Verlages Ernst & Sohn ging diesmal an das Nationalstadion in Warschau, eine Multifunktionsarena mit wintertauglichem wandelbarem Innendach, bei deren Bau ingenieurtechnisches
Neuland betreten wurde, wie die Jury befand.
Schöpfer der ungewöhnlichen Konstruktion
ist VBI-Mitglied sbp schlaich bergermann und
partner (Architekten: gmp Architekten von
Gerkan, Marg und Partner und JSK Architekci sp. PL). Ausgezeichnet werden die ingeniöse Beherrschung des Spiels der Grundbean-
▲ Nationalstadion Warschau
▼ Binnenhafenbrücke Hamburg
Foto: Ingenieurbüro Grassl
Foto: Marcus Bredt
spruchungen von Druck und Zug in der Planung und Ausführung. Das Ergebnis sei eine
bis ins Detail gestalterisch durchdachte strukturale Komposition, die ästhetisch und konstruktiv überzeuge, so die Jury unter Vorsitz
von Prof. Dr.-Ing. Manfred Curbach.
Neben dem Ingenieurbau-Preis erhielten zwei
weitere Projekte eine Auszeichnung zum Ingenieurbaupreis 2013: das Stahlviadukt Binnenhafenbrücke Hamburg, mit den verantwortlichen Ingenieurbüros Grassl (Stahlbau)
und WTM Engineers (Massivbau), beide VBIMitglieder mit Stammsitz in Hamburg, sowie
das Projekt Sanierung Hauptbahnhof, Hamburg, geplant vom Ingenieurbüro A. Elsner,
Schneverdingen.
Insgesamt hatte die Jury des alle zwei Jahre
ausgelobten Wettbewerbs diesmal 37 eingereichte Objekte mit Standorten in 13 Ländern
zu begutachten, darunter 24 Brücken und 13
Hochbauten.
VBI-Bundesgeschäftsstelle
Verstärkung im Ressort Außenwirtschaft
Angesichts der wachsenden Bedeutung internationaler Märkte für viele Mitgliedsbüros hat der VBI mit Michael Pfeiffer seine
Kompetenz auf außenwirtschaftlichem Gebiet verstärkt. Seit Januar steht der ausgewiesene Fachmann für ausländische Märkte und internationale Wirtschaftsbeziehungen in der VBI-Bundesgeschäftsstelle als Ansprechpartner für Fragen und Probleme im
Zusammenhang mit dem Auslandsgeschäft
bereit.
Michael Pfeiffer war erster Geschäftsführer
der Germany Trade and Invest GmbH, der
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BeRAtende IngenIeuRe 1/2  2013
Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft des
Bundes, und damit verantwortlich für die umfassende Berichterstattung über die internationalen Märkte sowie die Akquise ausländischer Investoren in Deutschland. Davor verantwortete er im DIHK den Bereich International
mit dem weltweiten Netz der AHKs.
Aktuell gehört Pfeiffer dem Arbeitsstab Außenwirtschaftsberatung des Auswärtigen Amtes an
und verfügt daher über einen guten Zugang
zu den Botschaften und Generalkonsulaten.
Außerdem steht Pfeiffer für regionale Gesprächskreise zu internationalen Fragen zur
▲ Michael Pfeiffer
Verfügung und unterstützt VBI-Mitglieder
bei Ansprache und Identifizierung von Ansprechpartnern im Ausland.
Kontakt: pfeiffer@vbi.de ,
Tel. 030/26062-205.
nAMen und nACHRICHten
Fachkräftesicherung
unterstützung für
VBI-Mitglieder
Viele VBI-Mitglieder beschäftigt derzeit die
Frage, ob und wie sie qualifizierte Fachkräfte auch aus dem Ausland als Mitarbeiter gewinnen sollen. Einige Unternehmen haben
dabei bereits praktische Erfahrungen gemacht
– gute zumeist. Das zeigte eine gemeinsame
Veranstaltung von VBI und Bundesagentur
für Arbeit zur europa- und weltweiten Fachkräftevermittlung Ende 2012 in Berlin.
Die wichtigste Hürde für die Einstellung ausländischer Mitarbeiter liegt auf der Hand: die
Sprachkenntnisse. Ein Beispiel dafür, wie diese Hürde erfolgreich genommen werden kann,
stellte VBI-Vizepräsident Dr. Joachim Knüpfer gleich zur Eröffnung der Veranstaltung mit
rund 20 Teilnehmern vor. Im konkreten Fall
bei HPC galt es, einen jungen spanischen Ingenieur in die bayerische Sprache und Kultur
zu integrieren. Das gelang über einen Dreiklang aus Sprachkursen, finanziert durch den
Arbeitgeber, einen frühzeitigen Einsatz auf
Baustellen und Training der Alltagssprache
im örtlichen Sportverein. Als besonders wirksam erwiesen sich dabei, so Dr. Knüpfer, die
beiden letztgenannten Lernorte.
Neben dem Engagement des Arbeitgebers für
Spracherwerb und gesellschaftliche Integration gibt es jedoch auch konkrete Unterstützung durch die Bundesagentur für Arbeit, wie
Dr. Uta Becher, Geschäftsbereichsleiterin Fachvermittlung bei der Zentralen Auslands- und
Fachvermittlung der Bundesagentur auf der
VBI-Veranstaltung informierte. Dazu gehören
als Hilfe bei der Bewerbersuche und Eingliederung zu Jahresbeginn 2013 eingeführten finanziellen Mobilitätshilfen für Bewerbungsgespräch, Umzug und Sprachkurse.
Selbstverständlich beginnt die Personalbeschaffung aus dem Ausland viel früher. Dr. Becher empfahl insbesondere eine sorgfältige
und realistische Überlegung, welches Anforderungsprofil besteht. Die „eierlegende Wollmilchsau“ eines erstklassigen, jungen Absolventen mit jahrelanger Praxiserfahrung und
Managementqualitäten sei auch auf dem internationalen Arbeitsmarkt nicht zu finden.
Stattdessen müsse man sich überlegen, welche Schlüsselqualifikationen vorliegen müssen, um eine erfolgreiche praktische Einar-
▲ Informationsveranstaltung in der VBI-Geschäftsstelle mit Dr. Uta Becher, ZAV, und Dr. Knüpfer.
beitung im Unternehmen zu erreichen. Auch
helfe es, die Perspektive möglicher Interessenten einzunehmen. Wichtig seien diesen
neben Aufgabengebiet und Gehalt vor allem
ein attraktiver Standort und konkrete Hilfen
bei ganz praktischen Dingen wie der Wohnungssuche bis zur Freizeitgestaltung. Hier
könne etwa ein Pate im Unternehmen gute
Dienste leisten. Darüber hinaus gelte es, mit
allen Mitarbeitern für eine entsprechende
Willkommenskultur zu sorgen.
Eine gute Möglichkeit zur Personalbeschaffung aus dem Ausland seien spezialisierte Jobmessen, die im europäischen Netzwerk der
Jobvermittlungen EURES organisiert werden.
Für 2013 stehen dabei auch Messen für Ingenieure im Programm, meist mit einem vorherigen Matching von Stellenausschreibungen und Bewerberinformationen.
Erster Anlaufpunkt sei immer, so Dr. Becher,
die örtliche Arbeitsagentur. Mit dem Hinweis,
dass auch international gesucht wird, laufe der
Vermittlungsprozess im Zusammenspiel von
örtlich zuständigem Arbeitgeberservice und
ZAV sofort an. Die spezialisierten Mitarbeiter
der Bundesagentur seien auch bei Zuschnitt
und Formulierung konkreter Stellenangebote
behilflich. Auch bei Fragestellungen wie der
Bewertung ausländischer Qualifikationen könne dann im konkreten Fall geholfen werden.
Für VBI-Mitglieder stehen Dr. Becher und ihr
Team als Vermittler zu den örtlichen Agenturen für Arbeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Wenn Sie konkret eine Fachkraft im Ausland suchen: Senden Sie Ihre Stellenausschreibung mit dem Hinweis, dass europa- bzw.
weltweit gesucht wird an den VBI. Geben Sie
bitte an, ob die zuständige Agentur für Arbeit
schon informiert wurde. Der VBI schaltet dann
die ZAV ein und stellt die Stellenausschreibung auf die VBI-Website.
Auch bei Interesse an Recruitingbörsen im
Ausland wenden Sie sich bitte an die VBI-Geschäftsstelle: Jonas Hurlin,
Tel. 030/26062-206, hurlin@vbi.de
Weitere Informationen zur Personalbeschaffung aus dem Ausland:
- Erstkontakt zum Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit: 01801 - 66 44 66. Für
künftige Kontakte erhalten Sie dort die Direktwahl Ihres Ansprechpartners.
- Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der
Bundesagentur für Arbeit: http://www.zav.de
- Datenbank der Kultusministerkonferenz zur
Bewertung bzw. Vergleichbarkeit ausländischer Berufsabschlüsse:
http://anabin.kmk. org/
- Portal der Bundesregierung mit praktischen
Infos für Fachkräfte aus dem Ausland:
http://www.make-it-in-germany. com
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nAMen und nACHRICHten
Verbändeinitiative
Universitäre Weiterbildung
VBI unterstützt Initiative
„pro AgB-Recht“
Auftakt gilt Herausforderungen der energiewende
Der VBI-Bundesvorstand hat auf seiner Sitzung Ende November 2012 beschlossen, die
Verbändeinitiative „pro AGB-Recht“ zu unterstützen. Die Initiative fordert, die geltenden
gesetzlichen Regelungen zur Überprüfung
Allgemeiner Geschäftsbedingungen beizubehalten.
Hintergrund ist die von einigen großen Wirtschaftsverbänden und Anwaltskanzleien vorgeschlagene Gesetzesänderung mit dem Ziel,
das deutsche AGB-Recht zwischen Unternehmern „aufzuweichen“. Begründet wird die
vorgeschlagene Änderung damit, dass international arbeitende Unternehmen durch die
AGB-rechtliche Überprüfung ihrer vertraglichen Klauseln in ihrer Konkurrenzfähigkeit
eingeschränkt sind. Insbesondere die nach
deutschem AGB-Recht eingeschränkte Möglichkeit Haftungsbeschränkungen zu vereinbaren, führe zu einer erheblichen Benachteiligung deutscher Unternehmen. Andere
Rechtssysteme sähen eine AGB-rechtliche Prüfung nicht vor, so dass im internationalen Geschäft kaum noch deutsches Recht zur Anwendung komme, was von den Initiatoren
der Gesetzesinitiative als großes Problem angesehen wird.
Die Kritiker der vorgeschlagenen Gesetzesänderung befürchten, dass diese in den kommenden Jahren zu einer erheblichen Rechtsunsicherheit führen wird, bis die Gerichte eine Kasuistik entwickelt haben, wann Klauseln „aufgrund einer selbstbestimmten unternehmerischen Entscheidung“ zugestimmt
worden ist. Es stehe Unternehmen frei, Haftungsbeschränkungen in Form von Individualvereinbarungen zu treffen, so dass die
vorgeschlagene Vorschrift nicht erforderlich
sei. Die Herausnahme des B2B-Geschäfts aus
der Anwendung des AGB-Gesetzes führe letztlich zu einer schweren Benachteiligung der
kleinen und mittleren Unternehmen und sei
daher, abzulehnen. Dies entspricht auch der
VBI-Auffassung. Wie die im Dezember verabschiedete Erklärung der Verbändeinitiative
betont, gebe es derzeit keinen Grund, die mit
dem gültigen AGB-Recht vorhandene Rechtsklarheit und Rechtssicherheit aufzugeben.
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Mit der gemeinsamen Fachtagung „Beitrag der Bauingenieure zur Energiewende“, die am
7. März im Kleinen Audimax des
Campus Essen der Universität
Duisburg-Essen stattfindet, starten der VBI-Landesverband Nordrhein-Westfalen und die Abteilung Bauwissenschaften der Universität Duisburg-Essen eine gemeinsame Fortbildungsreihe für
Bauingenieure.
„Die Veranstaltung bildet den
Auftakt für eine sichtbare Bündelung der langjährigen Kooperation zwischen dem VBI-Landesverband und der UDE“, wie
Prof. Dr.-Ing. Jörg Schröder, Prorektor der Uni Duisburg-Essen für
Forschung, wissenschaftlichen
Nachwuchs & Wissenstransfer gegenüber BI betonte. „Aus der
Vielzahl unserer Forschungsaktivitäten resultieren zahlreiche
Impulse für die Wirtschaft unter
Beteiligung der beratenden Ingenieure. Genau diesen Aspekt wollen wir betonen und
weiter ausbauen.“
Grundlage dieser Zusammenarbeit ist ein
Kooperationsabkommen zwischen dem VBILandesverband und der Universität, das den
in der Planungspraxis tätigen Bauingenieuren den Zugang zu Weiterbildung auf universitärem Niveau ebnen will. „Das ist bislang einzigartig“, wie VBI-Vorstandsmitglied
Prof. Dr.-Ing. Michael Fastabend betont. „Wir
wollen mit dieser Kooperation in NRW und
darüber hinaus fachlich erstklassige Qualifizierungsangebote anbieten und hoffen,
dass andere VBI-Landesverbände diesem
Beispiel folgen.“
Zentrales Anliegen der Auftaktveranstaltung
am 7. März ist es, die sich aus der Energiewende ergebenden Aufgaben für Bauingenieure zu analysieren und das fachliche
Rüstzeug für die entsprechenden Arbeitsfelder zu vermitteln.
Nach der Eröffnung durch Uni-Prorektor
Prof. Schröder wird Prof. Fastabend die Teil-
Einladung
Beitrag der
Bauingenieure
zur Energiewende
1. gemeinsame Fachtagung
Abt. Bauwissenschaften,
Universität Duisburg-Essen
und VBI-Landesverband NRW
Donnerstag, 7. März 2013
Universität Duisburg-Essen
Campus Essen
Kleiner Audimax
(Raum S04 T01 A02)
nehmer im Namen des VBI begrüßen. Das
anschließende Fachprogramm umfasst die
vier Themenblöcke Perspektiven der Energiewende, Windenergie on-/offshore, Stadtentwicklung und Gebäudetechnik sowie den
Block Energiequelle Biogas. Vortragsthemen
der Professoren im Einzelnen sind u. a. Wasserkraft und Energiespeicherung, Gründung
und Tragstrukturen von Windenergieanlagen sowie integrierte Stadtentwicklung zur
Umsetzung der Energiewende.
Damit ist die Fachtagung eine von der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfallen
und weiteren Kammern anerkannte Fortbildungsveranstaltung.
Das vollständige Programm und der Einladungsflyer stehen auf der VBI-Website
www.vbi.de und auf der Website des Fachgebiets Geotechnik der Uni Duisburg-Essen
www.uni-due.de/geotechnik zum Download bereit. Dort finden Interessenten auch
das Formular zur Online-Anmeldung. Die
Teilnahme kostet 130 Euro, VBI-Mitglieder
zahlen nur 100 Euro.
nAMen und nACHRICHten
AHO-Herbsttagung
Reform auf der Zielgeraden?
Mit mehr als 200 Teilnehmern bekräftigte die
AHO-Herbsttagung Mitte Dezember 2012 in
Berlin einmal mehr das gemeinsame Interesse von Ingenieuren, Architekten und Auftraggebervertretern an der HOAI-Novelle. Daher
traf der Titel der Veranstaltung „HOAI 2013 –
Reform auf der Zielgerade?“ den Nerv Branchenvertreter.
Wie der AHO-Vorstandsvorsitzende Ernst Ebert
zur Eröffnung informierte, haben nach der
Bauministerkonferenz auch die Wirtschaftsminister der Länder Anfang Dezember 2012
ihre Unterstützung der HOAI-Reform bekräftigt. Einhellig stimmte die Wirtschaftsministerkonferenz der AHO-Forderung zu, die Leistungen für Umweltverträglichkeitsstudien,
Thermische Bauphysik, Schallschutz und
Raumakustik, Bodenmechanik, Erd- und
Grundbau sowie die Vermessungstechnischen
Leistungen wieder in den verbindlichen Teil
der HOAI zurückzuführen. Adressiert an die
Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums
im Saal, forderte Ebert erneut eine schnellstmögliche politische Grundsatzentscheidung
in dieser für den AHO zentralen Frage. Die
fachlichen Voraussetzungen zur Rückführung
der genannten Planungsleistungen in den verbindlichen Teil der HOAI habe der AHO mit
zwei wissenschaftlichen Gutachten geliefert,
betonte Ebert und verwies auf die flankierend
vorliegende politische Rückendeckung durch
die Bundesländer. Er mahnte zugleich die Einhaltung des bereits modifizierten Zeitplanes
zur HOAI-Reform bis 2013 an.
Auch Gastredner FDP-Generalsekretär Patrick
Döring wertete den Beschluss der Wirtschaftsministerkonferenz als wichtiges Signal an das
BMWi und bekräftigte das gemeinsame Ziel,
die Reform der HOAI in dieser Legislaturperiode, d. h. vor der parlamentarischen Sommerpause und der im September folgenden Bundestagswahl 2013 zu einem guten Abschluss
zu bringen.
Der zuständige Referatsleiter im BMWi Dr.
Thomas Solbach unterstrich das gemeinsame
Anliegen, mit der Umsetzung der HOAI in dieser Legislaturperiode einen Interessenausgleich aller am Planungsprozess Beteiligten
▶ Für eine modernisierte HOAI
(v. r.):
Dr. Cornelius,
Ernst Ebert und
Lutz Heese,
stellv. AHOVorstandsvorsitzender.
sicherzustellen. Er informierte, dass das
ca. 2.000 Seiten umfassende Gutachten zur
Honorarstruktur inzwischen vorliege, aber
noch nicht ausgewertet sei. Im Hinblick auf
die Frage der Rückführung von Planungsleistungen in den geregelten Teil der HOAI bat
er um Verständnis, dass die Entscheidung
darüber im Gesamtkontext der HOAI-Novelle
falle.
Die Teilnehmer der folgenden Podiumsdiskussion „Praxiserfahrungen nach 3 Jahren
HOAI 2009“, darunter VBI-Präsident Dr.-Ing.
Volker Cornelius, waren sich darin einig, dass
sich die Regelung der gültigen HOAI 2009 zum
Planen im Bestand mit einem Umbauzuschlag
bis 80 % nicht bewährt hat. Die Praxis zeige,
dass Umbauzuschläge allenfalls bis 40 % Akzeptanz finden. Da das Bauen im Bestand immer wichtiger werde, müsse auch der Wert
der mitzuverarbeitenden vorhandenen Bausubstanz bei den anrechenbaren Kosten wieder angemessen berücksichtigt werden, so die
Experten übereinstimmend. Reformbedarf
bestehe zudem im Bereich der Allgemeinen
Vorschriften und des Kostenberechnungsmodells.
Dass eine wirtschaftliche Anpassung der HOAIHonorartafeln dringend erforderlich ist, verdeutlichte der danach vorgestellte AHO-Bürokostenvergleich 2011. Zwar habe sich die
Honorarsituation der Architektur- und Ingenieurbüros im Vergleich zu 2010 leicht verbessert, entspräche aber längst nicht dem wirtschaftlich Erforderlichen. Die Bürostundensätze verharren weiterhin auf niedrigem Niveau, noch immer schreibe ein Drittel der Büros, darunter vorwiegend kleinere, rote Zahlen. „Damit sind am Bau tätige Ingenieure
trotz stets steigender Anforderungen nach wie
vor das Schlusslicht im Gehaltsvergleich der
Ingenieurberufe“, konstatierte Ebert. Das unterstreiche die Notwendigkeit einer deutlichen Anhebung der Tafelwerte im Zuge der
HOAI-Novellierung. Sonst werde sich der Exodus von am Bau tätigen Ingenieuren in die
Industrie weiter verstärken.
Unternehmensverkauf
Als größeres deutsches Ingenieurbüro suchen wir zur strategischen
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BeRAtende IngenIeuRe 1/2  2013
9
nAMen und nACHRICHten
Premiere
Stahlbau-Ingenieurpreis erstmals vergeben
Ausgezeichnete
Tonnenkonstruktion
für das Museum der
Bayerischen Könige
Foto: Markus Ebert
Michael Staffa, Henning Ecker und Andreas
Hertel von ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin, sowie Jürgen Schmidt und Peter Radl von
VBI-Mitglied SSF Ingenieure, München, heißen die ersten Preisträger des auf der Münchner BAU Mitte Januar erstmals vergebenen
„Ingenieurpreises des Deutschen Stahlbaues“.
Der von Bauforumstahl im vergangenen
Jahr erstmals und nur online ausgelobte
Preis wird für besondere Ingenieurleistungen in den beiden Kategorien „Hochbau“
und „Brückenbau“ vergeben. Er ergänzt da-
mit den traditionellen „Preis des Deutschen
Stahlbaues“. Da bei Stahlbauten die Zusammenarbeit zwischen Ingenieur und Architekt
eine herausragende Rolle spiele, sollen mit
dem neuen Preis die Leistungen der Ingenieure besonders gewürdigt werden, erläuterte Dr.
Bernhard Hauke, Sprecher der Geschäftsführung von Bauforumstahl.
Die Jury hatte insgesamt 37 Einreichungen,
davon 20 in der Kategorie Hochbau und 17 in
der Kategorie Brückenbau zu bewerten. Als
beste Hochbauleistung zeichnete sie das Büro ifb frohloff staffa kühl ecker für seinen Bei-
▲ Ingenieur-Stahlbaupreisträger Donaubrücke Günzburg
trag „Museum der Bayerischen Könige in Hohenschwangau“ aus, das bereits den Preis des
Deutschen Stahlbaues 2012 erhalten hatte.
Laut Jury gelang durch die Neuinterpretation
des Zollinger Prinzips und die Umsetzung in
Stahl eine harmonische Einheit von Konstruktion und Architektur. BI hat das Bauprojekt
in Heft 9-10/2012 S. 22 ff vorgestellt.
In der Kategorie Brückenbau gewannen Jürgen Schmidt und Peter Radl von SSF Ingenieure, München, für die Donaubrücke Günzburg.
75 Jahre Dahlem
Solide grundlage sichert den erfolg
Als alteingesessenes Essener Unternehmen
feierten DAHLEM Beratende Ingenieure im
vergangenen Herbst ihr 75-jähriges Firmenjubiläum traditionsbewusst auf dem Welterbe Zollverein. Für die Gäste gab es zunächst eine Führung in die Kernbereiche
der teils kulturhistorisch und architektonisch bedeutsamen Zeche. Unvergesslich
blieb auch der Veranstaltungsort: Der auf
der Kohlenwäsche gelegene Erich Brost-Pavillon mit einem atemberaubenden Rundblick über das Ruhr- und Emschergebiet.
Als Hans Dahlem 1937 das Ingenieurbüro
gründete, waren politisch und wirtschaftlich unruhige Zeiten. Seine Laufbahn begann er 1927 als Mitarbeiter beim Ruhrver-
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BeRAtende IngenIeuRe 1/2  2013
▶ Büroinhaber
Dr.-Ing. HansW. Dahlem und
Sohn Dipl.-Ing.
Gregor Dahlem
band in Essen, wo er verschiedenste wasserwirtschaftliche Anlagen plante. Unter der Leitung des bekannten Abwasserpioniers Karl
Imhoff entstanden damals die ersten biologischen Kläranlagen nach dem Belebungsverfahren. Bis heute gehört die gesamte Breite
der siedlungs- und industriellen wasserwirtschaftlichen Planungen zur Kernkompetenz
des Unternehmens.
1978 trat Sohn Hans-W. Dahlem der Firma bei.
Unter seiner Führung expandierte das Unternehmen. So wurden zur Verstärkung der über-
nAMen und nACHRICHten
Premiere
Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2013
Die Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure möchte die besondere
Bedeutung der Arbeit der Ingenieurinnen und Ingenieure mit einem neuen Preis – Deutscher
Ingenieurpreis Straße und Verkehr – würdigen. Der neue Name verdeutlicht den Anspruch des
Preises. 2013 sollen besonders zukunftsfähige und Richtung weisende Ingenieurleistungen in
den Bereichen Verkehrstechnik, Straßenplanung und Straßenbau ausgezeichnet werden.
Die BSVI sucht beispielhafte Ingenieurarbeiten, die zum einen Fachkollegen Anregungen bieten und zum anderen der Öffentlichkeit zeigen, was Ingenieure auf diesem Gebiet leisten. Bundesverkehrsminister Ramsauer hat die Schirmherrschaft übernommen.
Der Preis ist eine ideelle Auszeichnung und wird in den drei Kategorien „Baukultur und planerische Qualität“, „Neue Ideen und Leistungen“ sowie „Bürgerbeteiligung und Projektkommunikation“ vergeben. Bewerbungsschluss für die erste Phase ist am 15. Februar. Die Preisverleihung findet im Rahmen der 50-Jahr-Feier der BVSI am 6. September statt.
Teilnahmebogen und weitere Informationen: www.bsvi.de
Foto: Florian Schreiber
ASBau-Jubiläum
Bauingenieurausbildung weiter erstklassig
Dominates Gestaltungselement sind hier
die Bögen. In der Laudatio der Jury heißt
es: „Die Straßenbrücke überzeugt durch ihre klare Form und Wirtschaftlichkeit. Die
geneigten und vorgespannten Hänger übertragen Schub in der Bogenebene und ermöglichen ein Zusammenwirken von Balken und Bogen.“
Neben den beiden Preisen gab es acht Auszeichnungen, von denen sechs an VBI-Mitgliedsunternehmen gingen.
regionalen Tätigkeit weitere Geschäftsstellen eröffnet, unter anderem in Darmstadt.
Inzwischen ist das Unternehmen weltweit
tätig mit einem Auslandsanteil von 30 %.
Alle Projekte werden durch interdisziplinär strukturierte Teams bearbeitet.
Seit 2011 teilt Hans-W. Dahlem das Tagesgeschäft mit seinem Sohn Gregor Dahlem,
der als dritte Generation in das Familienunternehmen eingetreten ist. Seine Herausforderungen sieht er insbesondere
vor dem Hintergrund von Klimawandel
und Energiewende: „Mehr denn je ist bei
einer Planung die Energieeffizienz gefragt.
Als Ingenieure sind wir daher ständig gefordert, wegweisende Lösungen zu entwickeln.“
◀ VBI-Vorstand Prof. Fastabend auf
der Jubiläumsveranstaltung des ASBau
Foto: berlin-event-foto.de
„Trotz Wegfalls des Diplomingenieur-Titels an
den meisten Hochschulen und Universitäten ist
die Qualität der Bauingenieurausbildung in
Deutschland weiterhin gesichert und der Bauwirtschaft stehen auch zukünftig gut ausgebildete Bauingenieure zur Verfügung.“ Diese Zwischenbilanz zog Dr.-Ing. Friedrich W. Oeser, Vorsitzender des Akkreditierungsverbundes für Studiengänge des Bauwesens (ASBau) Mitte Dezember auf der Jubiläumsveranstaltung zum 10jährigen Bestehen des ASBau im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in
Berlin. Dies sei maßgeblich Verdienst des ASBau, der durch die Etablierung von Studienstandards für die neuen Bachelor- und Masterabschlüsse dafür gesorgt habe, dass das Niveau
der bisherigen Diplomingenieur-Ausbildung erhalten bleibe und es keinen Bauingenieur zweiter Klasse gebe. Mit diesem Ziel war auch die
Gründung des ASBau vor 10 Jahren erfolgt.
Oeser weiter: „Diese einzigartige Plattform dient
auch anderen Branchen als Vorbild. Es ist auf
dieser Plattform gelungen, dass sehr verschiedene Partner mit zum Teil kontroversen Sichtweisen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.“
Wie eine Umfrage bestätige, werden die ASBauStandards deutschlandweit umgesetzt. Auch bei
der Konzipierung und Bewertung neuer Studiengänge seien die Standards sehr hilfreich.
Oeser wies darauf hin, dass die ASBau-Standards
nun auch in englischer Sprache vorlägen. Die
Partner des ASBau, darunter der VBI, seien sich
dabei einig, dass die Qualität der Ausbildung
deutscher Bauingenieure auch international
noch stärker kommuniziert werden müsse.
Wie die Bauingenieurausbildung in Deutschland auch weiterhin auf hohem Niveau gewährleistet bleibt, stand im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung. Die Anforderungen der Planerpraxis an künftige Absolventen stellte dabei VBIVorstandmitglied Prof. Dr.-Ing. Michael Fastabend zur Debatte.
Der ASBau ist ein Verbund aus Unternehmen
des Bauwesens, ihrer Verbände, Vertretern der
öffentlichen Hand sowie der Fachbereiche und
Fakultäten im Bauingenieurwesen und Studentenvertretern, der 2002 als Reaktion auf den Bologna-Prozesses gegründet wurde. Ziel ist die Sicherung einer berufsbefähigenden deutschen
Bauingenieurausbildung.
BeRAtende IngenIeuRe 1/2  2013
11
nAMen und nACHRICHten
Kommunalberatug
Bernd Hartmann
verstorben VBI-Arbeitskreis plant
Veranstaltung
Am 10. Januar 2013 ist unser Freund und Kollege Dipl.-Ing. Bernd Hartmann aus Havixbeck bei Münster in Westfalen nach schwerer
Krankheit verstorben. Als Inhaber des Ingenieurbüros Hartmann in Münster, des heutigen Büros Rummler + Hartmann in Havixbeck, betrieb er schon früh die Planung von
Anlagen der Siedlungswasserwirtschaft unter
ganzheitlichen Gesichtspunkten. Er hatte sich
damit bei den Kommunen und Verbänden
im weiten Umkreis einen ausgezeichneten
Ruf als umsichtiger Fachmann und wertvoller Berater erworben.
Darüber hinaus vertrat Bernd Hartmann ehrenamtlich die Interessen des Berufsstandes
der unabhängigen Ingenieure der Wasserwirtschaft an vielen Stellen. So war er viele Jahre
Vorsitzender des Landesverbandes NRW im INGEWA und später im VUBIC. Zusätzlich wirkte
er im Vorstand des ASIA Arbeitgeberverband
selbstständiger Ingenieure und Architekten lange Zeit an der Entwicklung ausgewogener Gehaltsstrukturen für die Mitarbeiter in den Ingenieurbüros maßgeblich mit. Zuletzt war er
viele Jahre Beisitzer in der Vergabekammer bei
der Bezirksregierung in Münster. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie. Wir
werden Bernd Hartmann vermissen und ihm
stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Ulrich Welter
Der seit vier Jahren im VBI aktive Arbeitskreis
Kommunalberatung lädt Anfang Juli Kommunalpolitiker und leitende Mitarbeiter der
westdeutschen Städte nach Dortmund ein.
Auf der Tagesveranstaltung mit Vorträgen
und moderierten Diskussionen will der VBIArbeitskreis mit Bürgermeistern und Dezernenten die Zukunftsaufgaben analysieren,
mit denen sich die Kommunen mittlerer Größe in Nordrhein-Westfalen in den kommenden Jahren konfrontiert sehen. Exemplarisch
werden dabei die Themen kommunales Flächenmanagement und Infrastruktur als fachliche Beispiele erörtert.
Dem Arbeitskreis geht es dabei vornehmlich
um zwei Ziele: Zum einen soll die Zielgruppe der Bürgermeister und Dezernenten den
VBI als interdisziplinären Pool von technischwirtschaftlichen Experten kennenlernen, der
sich intensiv mit den drängenden strategischen wie operativ-praktischen Herausforderungen der Kommunen auseinandersetzt.
Zum zweiten soll im Diskurs mit den Teilnehmern herausgearbeitet werden, welche
Chancen und Vorteile für Kommunen entstehen, wenn kompetente Ingenieurunternehmen in die Entwicklung strategischer Lösungen eingebunden werden.
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BeRAtende IngenIeuRe 1/2  2013
Auslobung
Wettbewerb Kommunaler Klimaschutz
Deutschlandweit sind Kommunen und
Regionen aufgerufen, sich mit vorbildlichen Klimaschutzprojekten am Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz 2013“
zu beteiligen. Bewerbungen können bis
31. März eingereicht werden. Insgesamt
stehen 240.000 Euro Preisgeld zur Verfügung, die jeweils wieder in Klimaschutzprojekte investiert werden sollen.
Initiatoren des Wettbewerbs sind das Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz und das Bundesumweltministerium (BMU), Kooperationspartner die kommunalen Spitzenverbände. Gesucht werden erfolgreich realisierte Klimaschutzprojekte, die in besonderem Maße zur Reduzierung von Treibhausgasen beigetragen haben. Bewerbungen sind in folgenden drei Kategorien möglich.
Kategorie 1: Klimaschutz in kommunalen Liegenschaften: vorbildliche technische und/oder bauliche Maßnahmen für
den Klimaschutz in kommunalen Liegenschaften, die z.B. besonders effektiv Energieeffizienz mit der Nutzung erneuerbarer Energien verbinden.
Kategorie 2: Kommunales Energie- und
Klimaschutzmanagement: z. B. beim
Energiecontrolling, durch klimafreundliche Beschaffung, durch Sensibilisierung
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit
dem Ziel der Reduzierung des Energieverbrauchs etc.
Kategorie 3: Kommunaler Klimaschutz
zum Mitmachen: erfolgreiche Aktionen
zur Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz und/oder zur Anpassung an
den Klimawandel, z. B. durch kommunale Kampagnen oder spezifische Angebote.
Bewerbungsunterlagen, Wettbewerbsflyer sowie weitere Informationen gibt es
auf der Homepage des Service- und Kompetenzzentrums: Kommunaler Klimaschutz:
www.klimaschutz-in-kommunen.de/
wettbewerb.
WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
Wir arbeiten ...
UNGER ingenieure, Darmstadt, www.unger-ingenieure.de
… am Hochwasserschutz durch den Polder Mechtersheim
Der Polder Mechtersheim südlich von Speyer
ist Bestandteil des länderübergreifenden
Hochwasserschutzkonzepts am Oberrhein, zu
dem sich Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Frankreich gemeinsam im Rahmen
des vertraglich fixierten „200-jährlichen Hochwasserschutzes“ verpflichtet haben. Unger In-
genieure erstellte gemeinsam mit dem Ingenieurbüro icon, Mainz, die Genehmigungsplanung für das Planfeststellungsverfahren
sowie die Ausführungsplanung und verantwortete die Bauüberwachung. Auftraggeber
ist das Land Rheinland-Pfalz, vertreten durch
die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd,
Neubaugruppe Hochwasserschutz Oberrhein,
Speyer. Durch den Polder entstehen rund
3,5 Mio. m³ Rückhaltevolumen auf ca. 145 ha.
Für die Flutung und Entleerung des Polderraumes wurde im bestehenden Rheinhauptdeich ein Ein- und Auslaufbauwerk errichtet.
Die Flutung erfolgt über zwei spiegelbildlich
angeordnete Fischbauchklappen mit Hydraulikantrieb. Zur Restentleerung im Retentionsraum dient ein ebenfalls im Rheinhauptdeich
integriertes Entleerungsbauwerk. Bei Flutung
des Retentionsraumes sind zur Verhinderung
von schädlichem Grundwasseranstieg unterschiedlichste Anpassungsmaßnahmen erforderlich. Leistungsstarke Pumpen fördern das
austretende Wasser über erdverlegte Druckleitungen durch den Deich und leiten es über
ein Auslassbauwerk in das eingestaute Rheinvorland. Ein aufwendiges Grabensystem sammelt das Wasser und führt es dem Pumpwerk
zu. Der Schutz der Kläranlage Römerberg wird
über ein Freispiegelkanalsystem mit insgesamt drei Einlaufmönchen sichergestellt. Die
Fertigstellung des 22-Mio-Euro-Projekts erfolgt voraussichtlich Mitte des Jahres.
K+S Ingenieur-Consult GmbH & Co. KG, Nürnberg, www.ks-ingenieurconsult.de
...an der Ortsumgehung Scheibengipfeltunnel, Reutlingen
Um die Stadt Reutlingen in Baden-Württemberg
vom Verkehr zu entlasten, wird im Zuge der
B 312 eine Ostumfahrung gebaut. 2012 begann
das im Bieterverfahren erfolgreiche Bauunternehmen Max Bögl mit dem Bau des zur Umgehungsstraße gehörenden 1,9 km langen Scheibengipfeltunnels (im Bild das Nordportal mit
Betriebsgebäude). 1.620 m des Tunnels entstehen in bergmännischer Bauweise, 240 m am
Südportal und 50 m am Nordportal in offener
Bauweise. Die Außenschale des Tunnels wird als
bewehrte Spritzbetonschale ausgeführt, die Innenschale als wasserundurchlässige Betonkonstruktion. Die Ausbruchfläche des Hauptstollens
beträgt ca. 99 m² für ein Lichtraumprofil von
9,50 m Breite und einer Höhe von 4,50 m. Der
über 7 Querschläge mit dem Hauptstollen ver-
bundene Rettungsstollen hat eine Ausbruchfläche von etwa 20 m² mit einem Lichtraumprofil
von 2,80 m x 3,10 m. Die K+S Ingenieur-Consult
hat im Auftrag der Max Bögl GmbH & Ko. KG das
gesamte Tunnelbauwerk geplant, der bisher
längste Tunnel in bergmännischer Bauweise für
K+S. An den Feierlichkeiten zum Tunnelanschlag
im November 2012 nahmen u. a. der parlamentarische Staatssekretär Dr. Andreas Scheuer MdB
beim Bundesminister für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung sowie der Minister für Verkehr
und Infrastruktur von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, teil. Die Vortriebsarbeiten werden voraussichtlich bis Juni 2014 dauern, im
September 2016 soll der Tunnel baulich fertiggestellt, der Einbau der Tunnelausrüstung im
März 2017 abgeschlossen werden.
Abbildung: Regierungspräsidium Tübingen
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
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WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
Dorsch International Consultants GmbH, München
... am KfW-Notfallmaßnahmenprogramm im Gaza-Streifen
Im Beisein von Bundesminister Dirk Niebel
(BMZ) wurde Ende 2012 die von 32.000 auf
75.000 m3/d erweiterte kommunale Kläranlage Sheikh Ajleen im Gaza-Streifen eröffnet (siehe Foto). Seitdem fließen große Teile des Abwassers der rund 750.000 Einwohner von Gaza
Stadt nicht mehr ungereinigt ins Mittelmeer.
Die Erweiterung ist eine Zwischenlösung bis
zum Abschluss des eigentlichen Hauptprojekts,
dem Neubau einer Kläranlage in Buriej (130.000
m3/d), die nicht nur Gaza Stadt, sondern auch
Gemeinden der zentralen Gebiete des Gazastreifens versorgen wird. Dafür wurden bereits zwei
Abwasserpumpstationen erneuert. Planung und
Bauüberwachung erbrachte die Dorsch International Consultants GmbH, die Finanzierung
erfolgte durch die KfW-Entwicklungsbank. Die
Verfahrenstechnik musste in die schon bestehenden Anlagen integriert und sowohl robust
als auch betriebskostengünstig sein. Auf Grund
der politischen Situation in der Krisenregion
verschob sich die Fertigstellung mehrfach, die
ersten Planungen datieren von 2007. Außerdem galt das Projekt als Testfall, ob unter den
aktuellen Bedingungen im Gaza-Streifen ein
solches Investitionsprojekt umsetzbar ist. Intensive Verhandlungen zwischen der deutschen,
der palästinensischen und der israelischen Regierung ermöglichten es, dass Materialien und
Equipment rechtzeitig nach Gaza eingeführt
werden konnte. Da Umweltverschmutzung keine Grenzen respektiert, sollen weitere Projekte zur Verbesserung der regionalen wasserwirtschaftlichen Situation folgen.
Müller-BBM, Planegg bei München, www.mbbm.de
... an Akustik und Medientechnik des Theaters Heidelberg
Nach einer Planungs- und Bauzeit von etwas
mehr als 4 Jahren wurde das umfassend sanierte und erweiterte Theater Heidelberg Ende November 2012 feierlich neu eröffnet. Der
Gebäudeentwurf des Architekturbüros Waechter & Waechter aus Darmstadt umfasst neben der Sanierung des Alten Saals und der Altbaubereiche mit Verwaltungsräumen auch
neue Gebäudeteile, darunter einen Theatersaal für Schauspiel und Oper mit 550 Plätzen
(siehe Foto), einen großen Orchester- und
Chorprobensaal, Stimmzimmer und drei neue
Probebühnen. Die Ingenieurgesellschaft Müller-BBM war mit der raum- und bauakustischen Planung, der Bauphysik sowie der Planung der Elektroakustik und Medientechnik
beauftragt. Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Huber plante Müller-BBM auch die Anlagen der szenischen Beleuchtung. Die städtebauliche Integration des neuen Theaterraums
in die Heidelberger Altstadt gelang durch eine zueinander rechtwinklige Anordnung der
Bühnen des neuen und des alten Saals. Die
Zugänge zum neuen Saal mussten daher seitlich angeordnet werden. Das schafft vielfältige Bespielungsmöglichkeiten, stellte aber die
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BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
akustische Planung vor besondere Herausforderungen. Für die akustische Optimierung des
asymmetrischen Zuschauerraums wurden beispielsweise detaillierte raumakustische Computersimulationen und Modellmessungen an
einem Real-Modell des Theatersaals durchgeführt. Michael Prüfer, Müller-BBM-Projekt-
leiter: „Für die einzigartige Geometrie des Raumes konnten keine Analogien zu bestehenden Theatern gebildet werden. Umso wichtiger waren gute Simulationen und Modellmessungen.“ Entsprechend der unterschiedlichen
Anforderungen von Oper und Schauspiel kann
die Akustik variiert werden.
OBERMEYER Planen + Beraten, München, www.obp.de
... am Porsche Experience Centre, Shanghai
Mit der Grundsteinlegung im November 2012
begann in unmittelbarer Nähe des Shanghaier Formel-1-Areals der Bau des Porsche Experience Centre, des ersten Veranstaltungs- und
Erlebniszentrums des Stuttgarter Sportwagenherstellers in China. Obermeyer ist mit der Gesamtplanung für das Gebäude und die Trainingsstrecken inklusive der notwendigen Streckenausrüstung von der Entwurfs- bis zur Ausführungsplanung einschließich Projektmana-
gement beauftragt. Voraussichtlich ab Frühjahr 2014 haben chinesische Kunden und
Porschefans die Möglichkeit, ihr Fahrkönnen
und die gesamte Palette der Porsche-Produkte zu testen. Auf dem ca. 100.000 m² großen
Areal entstehen Rundstrecken, Testflächen mit
Gleitbelägen, Wasserhindernissen, Schleuderplatten usw. Im dazugehörigen Veranstaltungsgebäude befinden sich Flächen für Events, Gastronomie und Schulung, außerdem Werkstät-
pbr Planungsbüro Rohling AG, Osnabrück, www.pbr.de
... am neuen Firmenhauptsitz
Seit Januar entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Scharnhorstkaserne in Osnabrück das
neue Bürogebäude der pbr Planungsbüro Rohling AG. Das neue Gebäude des bundesweit tätigen Architektur- und Ingenieurbüros wurde
bewusst in Universitäts- und Hochschulnähe
geplant. Es wird 200 Arbeitsplätze in innovativer und nachhaltiger baulicher Umgebung bieten. Angestrebt wird eine Gold-Zertifizierung
durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhalti-
ten und Büros. Als Besonderheit wird das Gebäude vollständig über reversible Wärmepumpen in Verbindung mit 112 Erdsonden, von denen jede 100 m tief in den Untergrund eingebracht wird, sowohl beheizt als auch gekühlt.
Diese Technologie stellt für Porsche eine ökologisch nachhaltige und über den Betriebszeitraum des Gebäudes auch ökonomische Lösung
zur Gebäudeklimatisierung dar.
ges Bauen (DGNB). Bereits im Herbst soll der
Neubau fertig gestellt sein und neben den Büroflächen Cafeteria und Reprocenter beherbergen, die auch benachbarten Unternehmen offenstehen. „Von dem geplanten Büroneubau
versprechen wir uns verbesserte Voraussetzungen zur Gestaltung effektiver Arbeitsprozesse“,
sagt Erik-Reinhard Fiedler, Vorstandsmitglied
der pbr AG. Der neue Firmensitz bildet mit dem
vis-a-vis entstehenden InnovationsCentrum Osnabrück eine städtebauliche Kante, die als Eingang in das neue Quartier dient. Hier entstehen Besucherparkplätze und ein zentraler Zugang ins Bürogebäude. Beim technischen Konzept und bei der Materialwahl stehen Innovation und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die
Fassade ist auf Rationalität und Langlebigkeit
ausgerichtet. Die technischen Anlagen sind so
konzipiert, dass Verbrauchsdaten gezielt überwacht und ausgewertet werden können.
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
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TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
Thermische Gebäudesimulation
Einsatz in der TGA-Planung
von Christian Storck, Christian Eberl, Alexander Buschmann, Sarah Tax und Maximilian Walch
Hintergrund
Besonders bei der Planung technischer Anlagen zur Klimatisierung führen statische Berechnungen oft zu überhöhten Anlagenleistungen, die während des tatsächlichen Be-
triebs nur in den seltensten Fällen benötigt
werden. Diese Überdimensionierung der Anlage führt zu hohen Investitionskosten. Meist
können Spitzenlasten über andere Maßnahmen so kompensiert werden, dass eine gerin-
gere Auslegungsleistung und damit insgesamt
geringere Investitionskosten genügen, um die
Ansprüche des Bauherrn zu befriedigen. Dazu ist allerdings eine bessere Koordinierung
der einzelnen an der Planung beteiligten Gewerke notwendig. Dies findet in der Realität
jedoch selten in ausreichendem Maße statt.
Die thermische Gebäudesimulation leistet hier
einen wesentlichen Beitrag, um bereits während der Planung mögliche Optimierungspotenziale von Gebäuden aufzudecken und diese hinsichtlich energetischer und wirtschaftlicher Gesichtspunkte optimiert umzusetzen.
Nutzen und Vorteile der
Gebäudesimulation
Die thermische Gebäudesimulation berücksichtigt neben bauphysikalischen und anlagentechnischen Aspekten auch weitere Einflussfaktoren wie das Nutzerverhalten oder
die Lage des Gebäudes und die daraus resultierenden speziellen klimatischen Bedingungen. In dynamischen Simulationsmodellen
können kritische Betriebspunkte lokalisiert
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
und entsprechende Maßnahmen zur Problemlösung entwickelt werden. Das thermische
Verhalten des Gebäudes kann unter Berücksichtigung verschiedener äußerer Einflüsse
und interner Lasten untersucht werden.
Dazu werden die Gebäudehülle und die äußeren Einflüsse wie solare Strahlung, die Gebäudetechnik, wie zum Beispiel Betonkernaktivierung, und die Gebäudenutzung zusammengeführt und ganzheitlich betrachtet. Aus
einzelnen Teilaspekten entsteht ein integriertes Gebäudekonzept. Die thermische Gebäudesimulation erbringt dafür u. a. folgende
Leistungen:
- Planung und Optimierung des Energie- und
Klimatisierungskonzeptes
- Planung und Optimierung der Bauphysik
und des Fassadenkonzeptes
- Analyse von Gebäuden und Räumen hinsichtlich der Behaglichkeit unter Berücksichtigung des Gebäudestandorts
- Berechnung und Analyse von Raum- und
Strahlungstemperaturen sowie der operativen Temperatur
Projekt MK-S
Abbildung: Rendeffect GnbH
- Verschattungsanalysen (Eigen- und Fremdverschattung)
- Berechnung und Optimierung dynamischer
Heiz- und Kühllasten für Gebäude und Räume mit stündlichen Wetterdaten
- Bewertung von Schallschutz und Raumakustik
- Optimierung von Investitions- und Betriebskosten durch „Was wäre wenn?-Analysen“
Gebäudesimulation in der
Gebäudezertifizierung
Eine weitere Einsatzmöglichkeit der thermischen Gebäudesimulation bietet sich bei der
Beurteilung der Gebäudenachhaltigkeit. Besonders bei Büro- und Verwaltungsgebäuden
spielt die Gebäudezertifizierung eine immer
wichtigere Rolle. Internationale Siegel wie
LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) des U.S. Green Building Council
oder das deutsche Siegel der DGNB bewerten
und zertifizieren die Gebäude nach unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Bewertung
der energetischen Eigenschaften der Gebäude ist allen Zertifikaten gemeinsam. Ein Vergleich verschiedener Gebäude hinsichtlich
Energiebedarf und Komfort ist somit möglich.
Besonders für weltweit agierende Unternehmen lohnt sich aufgrund der internationalen
Verbreitung eine Bewertung nach den LEEDKriterien. Bereits bei der Vermarktung des Gebäudes erweist sich das Zertifikat für potenzielle Mieter und Käufer als Qualitätsnachweis des Gebäudes. Für den Eigentümer oder
Verkäufer ergibt sich häufig ein wirtschaftli-
cher Mehrwert daraus. Im Zuge der Erstellung
des LEED-Zertifikats ist eine detaillierte Gebäudesimulation unbedingt erforderlich, um
die Erfüllung diverser Bewertungskriterien
nachweisen zu können.
Referenzen
Die Team für Technik GmbH ist eine Ingenieurgesellschaft mit langjähriger Erfahrung in den
Bereichen Energie- und Versorgungstechnik,
erneuerbare Energien, Green-Building-Konzepte und Gebäudesimulation. Im Folgenden werden exemplarisch zwei Projekte aufgeführt, deren Anlagentechnik mit Hilfe der thermischen
Gebäudesimulation optimiert wurde.
Projekt MK-S
Auf dem ehemaligen Siemensgelände in der
Münchner Baierbrunner Straße entstand ein
Neubau, in dem sich auf ca. 24.000 m² neben
einem großen Fitnessstudio, mehrere Arztpraxen, Gewerbebetriebe und Wohnungen
befinden. Das Gebäude wird nach dem GreenBuliding-Bewertungssystem LEED für „Core
and Shell“ zertifiziert. Die angestrebte Qualitätsstufe war die höchste, das Platin-Label.
Die Team für Technik GmbH plante dafür die
Technische Gebäudeausrüstung.
In die Anlagenplanung sind die Ergebnisse
der thermischen Gebäudesimulation eingeflossen. Für einzelne kritische Räume des Bauvorhabens wurden Simulationen durchgeführt, um die Kühllast, den Wärmebedarf, die
Raumtemperatur und die Raumfeuchte abzubilden. Das Ergebnis der Simulation ergab,
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
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TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
dass die relative Feuchte und die Raumlufttemperatur in einzelnen Räumen unter Einsatz der geplanten Anlagentechnik nicht im
nach LEED geforderten „Behaglichkeitsbereich“ liegen.
Zur Erreichung der vollen Punktzahl nach
LEED lag auf dieser Basis für den Bauherrn eine fundierte Entscheidungsgrundlage bzgl.
einer eventuellen Ergänzung der Lüftungsanlage mit einer Be- und Entfeuchtungseinrichtung in den betreffenden Bereichen vor.
Projekt Zweibrückenstraße
Beim Projekt Zweibrückenstraße, einem Büro- und Gewerbebau, erfolgt die Gebäudekühlung über eine Betonkernaktivierung und Umluftkühlgeräte. Die Kühllastberechnung nach
VDI 2078 ergab eine Kühllast für das Gebäude von 85 kW. Aus Platz- und Genehmigungsgründen war jedoch nur die Installation einer Kälteanlage mit einer maximalen Leistung von 50 kW möglich. Durch den Einsatz
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BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
einer thermischen Gebäudesimulation wurde nachgewiesen, dass durch eine Lastverschiebung eine Kälteanlage mit einer Spitzenleistung von 50 kW ausreichend ist. Dies wird
durch den Einsatz einer Betonkernaktivierung
erreicht. Über Nacht kühlt die Betonkernaktivierung das Gebäude soweit ab, dass tagsüber die Lastspitzen reduziert sind. Die verbleibende Kühllast der Serverräume und der
anderen Räume wird über Umluftkühlgeräte
abgeführt. Dies ermöglicht sowohl eine Reduzierung der laufenden Energiekosten als
auch geringere Investitionskosten.
Autoren:
Dipl.-Ing. Christian Stock,
Dipl.-Ing. Christian Eberl,
Geschäftsführer der Team für Technik GmbH
Dipl.-Ing. Alexander Buschmann,
Dipl.-Ing. Sarah Tax,
Dipl.-Ing. Maximilian Walch,
Mitarbeiter der Team für Technik GmbH
▲ Projekt Zweibrückenstraße
Abbildung: Rendeffect GmbH
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
Oberflächennahe Geothermie
Erdwärmenutzung zum
Heizen und Kühlen
von Rüdiger Grimm
Das Prinzip
Beim Klimatisieren oder Kühlen wird den Räumen die Wärme entzogen und in den Untergrund „eingespeist“. Im normalen Heizbetrieb
während des Winters entziehen die Erdwärmesonden dem Untergrund wiederum Wärme. Es bildet sich eine Wärmesenke, die durch
den geothermischen Wärmestrom – bei richtiger Dimensionierung – im Sommer dazu
führt, dass sich das Erdwärmesondenfeld auf
natürlichem Wege regeneriert. Dieser Effekt
kann durch den Einsatz von geothermischer
Kühlung verstärkt werden, indem zusätzliche
Wärme in den Untergrund eingebracht wird.
Erfolgt diese Aufheizung über das ursprüngliche Temperaturniveau des Untergrundes hinaus, so muss die Wärmepumpe während der
nächsten Heizperiode eine geringere Temperaturdifferenz ausgleichen, verbraucht weniger elektrische Antriebsenergie und arbeitet
damit effizienter. Dadurch sinkt die Amortisationszeit gegenüber einer Geothermieanlage
im reinen Heizbetrieb. Zudem lassen sich nach
entsprechender Dimensionierung gegebenenfalls Bohrmeter und damit Investitionskosten
sparen. Letztlich nutzt man in diesem Fall den
Erdboden als riesigen, natürlichen Untergrundwärmespeicher.
Besondere Randbedingungen
Im Unterschied zu klassischen Wärmeerzeugungen und Klimatisierungen sind bei geothermischen Anlagen eine Reihe von Randbedingungen zu beachten. Eine optimale und
effiziente Anlage entsteht nur in engem Zusammenspiel zwischen Haustechnik, Geothermie-Fachplaner und Bohrunternehmen.
Beim Heizen und Kühlen sind folgende Randbedingungen besonders zu berücksichtigen:
- Sinnhaftigkeit einer Gebäudesimulation als
Eingangsgröße für die Dimensionierung des
Sondenfeldes
- Beachtung von Grenztemperaturen (vor allem für Kühlung)
- Berücksichtigung der Bohrtiefe und der damit einhergehenden mittleren Untergrundtemperatur
- Beachtung der Sondenabstände und der Feldkonfiguration in Abhängigkeit vom Verhältnis Heizen/Kühlen
- Berücksichtigung des Startzeitraums der Gebäudeversorgung (Heiz- oder Kühlperiode)
- Einsatz von thermisch verbesserten Verfüllbaustoffen zur Optimierung der Speichereigenschaften (unter Berücksichtigung der Spitzenlast)
- mögliche Unterteilung des Erdwärmesondenfeldes in Subfelder mit unterschiedlichem
Betriebsregime
- Berücksichtigung des nachbarschaftlichen
Einflusses und dessen Nachweis über FiniteElemente-Modellierung
- Monitoring während der ersten Betriebsjahre zur weiteren Optimierung der Kosten
Effiziente Lösungen
in Büros und Produktion
Für das Deutsche Patent- und Markenamt in
München wurde eine solche Kühl-Heiz-Lösung
realisiert, die inzwischen einen Großteil der
Kühlleistung und zudem 25 % der benötigten
Heizleistung mit Erdwärme deckt. Dafür wurden bei laufendem Betrieb ca. 800 Einzelbüros mit Heiz- und Kühldeckensegeln ausgerüstet. Die Klimatisierung mittels Deckensegeln
ist geräuschlos, zugfrei und im Winter entsprechend als Heizung nutzbar.
Die Geoenergie Konzept GmbH konzipierte
und plante über 5.000 Bohrmeter in drei separat ansteuerbaren Sondenfeldern, die eine
sichere Versorgung der Kühlanforderungen
gewährleisten. Dabei wurden alle Leistungsphasen der HOAI von der Entwurfs- und Genehmigungsplanung bis zur Bauüberwachung
fachlich betreut, was für das Gelingen eines
solchen Vorhabens essenziell ist.
Wie effizient und wirtschaftlich sinnvoll die
kombinierte Nutzung von Heizung und Kühlung mit Erdwärme ist, zeigt auch die Geothermieanlage der neuen Feingießerei der ACTech
GmbH: 63 % bzw. bis zu 13.000 Euro Betriebskostenersparnis jährlich verzeichnet das Unternehmen im Vergleich zu konventionellen
Klimatisierungssystemen. Hier wird die im Boden gespeicherte überschüssige Energie aus
der Fertigung in den kalten Monaten zur Beheizung der Verwaltungsgebäude verwendet.
Der Einsatz einer geothermischen Kühlung
kann aber auch ohne kombinierte Heiznutzung als ökologische und ökonomische Alternative zu herkömmlichen Klimatisierungssystemen eingesetzt werden. Gerade vor dem Hintergrund steigender Stromkosten beruhigt eine Erdwärmekühlung für die Klimatisierung
von Rechenzentren nicht nur das „grüne Gewissen“, sondern kann die Betriebskosten dauerhaft senken.
Heizen und Kühlen in der Praxis
Die Freiberg Instruments GmbH ist ein junges,
schnell wachsendes Hightech-Unternehmen,
das 2005 als Universitäts-Spin-Off aus der TU
Bergakademie Freiberg hervorgegangen ist.
Das Unternehmen entwickelt zerstörungsfreie
Messtechnik für die Photovoltaik- und Halbleiterindustrie. Um mit dem schnellen Wachstum der Branche Schritt zu halten, errichtete
das Jungunternehmen (Realisierungszeitraum
inkl. Planung: 10/2011–05/2012) einen neuen Firmensitz. Bei dem Neubau im sächsischen
Freiberg setzten die Ingenieure in großem Ma-
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
19
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
ße auf erneuerbare Energien: neben der Installation einer großflächigen Photovoltaikanlage wird das Gebäude mit Erdwärme geheizt
und gekühlt.
Projektdetails/Technische Daten sind:
Leistung Heizung:
35 kW
Leistung Kühlung (passiv):
35 kW
Bohrungen:
2 × 130 m, 2 × 120 m
Gesamtbohrmeter:
500 m
Wärmepumpe:
Glen Dimplex
Für ein solches Vorhaben (Gesamtnutzfläche
von 1.200 m²) ist eine fachgerechte Planung
unerlässlich. Mit der Haustechnikplanung wurde das Dresdner Ingenieurbüro Dr. Scheffler
und Partner beauftragt, das bereits in vielen
Projekten Erfahrungen mit oberflächennaher
Geothermie als Wärmequelle sammeln konnte. Mit der Erdwärme-Fachplanung, den dazugehörigen Testarbeiten sowie der Fachbauleitung wurde die Geoenergie Konzept GmbH
beauftragt. Die haustechnische Planung ergab eine benötigte Heizleistung von ca. 35 kW,
die mit einer Wärmepumpe abgedeckt wird.
Die Klimatisierung des Gebäudes wird mit einer passiven Kühlung realisiert, deren Leistung ebenfalls 35 kW entspricht.
Im Rahmen der Vorplanung wurden die geothermischen Parameter am Standort zunächst
aus Literaturwerten ermittelt. Diese stellen
neben den haustechnischen Parametern die
Eingangsgrößen für die Simulationsrechnung
zur Dimensionierung des Sondenfeldes mit
Hilfe der Fachsoftware EED Earth Energy Designer dar. Die daraufhin durchgeführte Berechnung ergab einen Bedarf von 520 Gesamtbohrmetern, um einen effizienten Heiz- und
Kühlbetrieb nachhaltig zu gewährleisten.
Die Kenntnis der Untergrundverhältnisse spielt
prinzipiell eine wesentliche Rolle bei der Dimensionierung von Erdwärmesonden und somit bei den Investitionskosten für eine geothermische Anlage. Werden diese Eingangsparameter falsch bewertet, kommt es häufig
zur Überdimensionierung (zu hohe Investitionskosten) oder zur Unterdimensionierung
(Anstieg der Betriebskosten). Verschiedene
theoretische und praktische Möglichkeiten
zur Ermittlung dieser gesteinsphysikalischen
Parameter stehen dabei am Markt zur Verfügung.
Oftmals werden jedoch zur Festlegung der erforderlichen Bohrmeter oder zumindest zur
Abschätzung späterer Investitionskosten An-
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BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
▲ Winter: Wärmeentzug aus dem Erdboden zum Heizen des Gebäudes (Nutzung der im Sommer in den
Wärmespeicher eingebrachten Energie) Sommer: Einbringung überschüssiger Wärme (Kühlung des Gebäudes)
in den Untergrund und Nutzung des Erdbodens als Energiespeicher Abbildung: erdwärmeLIGA UG
▲ Feingießerei senkt Betriebskosten durch die Kombination aus Heizen und Kühlen Abbildung: ACTech GmbH
sätze nach der „Größe“ 50 W/m Bohrungslänge gewählt. Wichtig ist dabei zu wissen, dass
diese Zahl den geologischen Untergrund grob
pauschaliert und somit die Unterschiede in
den gesteinsphysikalischen Eigenschaften der
Gesteine nicht berücksichtigt. Unter NichtFachkundigen herrscht die Meinung vor, man
könne damit ein „durchschnittliches“ Gestein
mit einer „mittleren“ Wärmeleitfähigkeit be-
schreiben. Die Schwankungsbreite der in
Deutschland üblichen Gesteine reicht jedoch
von 0,4 W/mK für trockenen Sand bis zu 3,4
W/mK für einige Granite.
Die erforderlichen Gesamtbohrmeter wurden
hier zunächst auf 4 Bohrungen mit je 130 m
im Abstand von 12 m aufgeteilt. Die Bohrungen sind unter der Bodenplatte angeordnet
und mit 40 mm Doppel-U Sonden ausgebaut.
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
PROJEKTBETEILIGTE
Fachplanung Geothermie
geoENERGIE Konzept GmbH, Freiberg
Bohrarbeiten
Sven Fischer Bohrtechnik, Chemnitz
Fachplanung Haustechnik
Dr. Scheffler & Partner GmbH, Dresden
▲ Durchführung des Thermal Response Tests (TRT) auf der Baustelle der Freiberger Instruments GmbH
Abbildung: geoENERGIE Konzept GmbH
▼ Ausschnitt aus der Sondenfeldkonfiguration: 2 × 120 m und 2 × 130 m mit 40-mm Doppel-U-Sonden
Abbildung: Scheffler & Partner GmbH
Bohrungen unter der Bodenplatte erfordern
generell einen exakten Zeitplan, um Konflikte mit den Tiefbaugewerken zu vermeiden.
Bei einer Anlage dieser Größe und Komplexität empfiehlt es sich, neben der planerischen
Auslegung der Anlage, die von theoretischen
Werten der Untergrundparameter (Wärmeleitfähigkeit, Untergrundtemperatur) ausgeht,
auch Testarbeiten durchzuführen, um die simulierten Ergebnisse zu bestätigen bzw. die
tatsächlichen Untergrundverhältnisse zu bestimmen. Deshalb wurde nach Fertigstellung
der ersten Bohrung und begleitend zu den
weiteren Bohrarbeiten ein sogenannter Thermal Response Test (TRT) durchgeführt.
Auf Basis der Ergebnisse der 72-stündigen
Testarbeiten konnte die endgültige Dimensionierung der Anlage festgelegt werde. Die Tiefe der beiden vom Hausanschlussraum am
weitesten entfernten Bohrungen wurde auf
120 m angepasst, was eine Reduzierung der
Gesamtbohrmeter auf 500 m zur Folge hatte.
Außerdem konnte dadurch die Anlage hydraulisch nochmals optimiert werden. Die Bohrarbeiten sind seit Anfang Mai 2012 abgeschlossen.
Fazit
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass
ein wesentliches Einsatzgebiet bei der Nutzung
oberflächennaher Geothermie in der Zukunft
bei solchen Projekten liegt, wo Heizen und Kühlen nachgefragt wird. Hier kann in Kombination einer erdgekoppelten Wärmepumpe und
freier Kühlung der Untergrund als kostengünstiger Energiespeicher genutzt werden.
Autor:
Dipl.-Geol. Rüdiger Grimm
Geschäftsführer,
geoENERGIE Konzept GmbH, Freiberg
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
21
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
Hochhausdoppel „Tanzende Türme“ in Hamburg
Wenn der Platz rar ist
von Jörg Findeisen und Bernhard Schrock
Geringe Geschosshöhen
Der Bau eines Hochhauses beginnt üblicherweise mit dem Keller. Das galt auch für die
im vergangenen Jahr mit der Adresse Reeperbahn 1 fertiggestellten 90,55 m hohen Bürotürme, eine Projektentwicklung der Strabag
Real Estate. Geplant war ein konventioneller
Baugrubenverbau mit vier Untergeschossen
mit der Konsequenz, dass diese eine sehr geringe Geschosshöhe erhalten mussten. Damit war von Anfang an klar, dass die Integration aller relevanten Leitungen für die Verund Entsorgung des Hochhauses nicht aus einem Technikbereich in den Untergeschossen
erfolgen konnte. So waren u. a. Trinkwasser,
Regenwasser, Schmutzwasser, Wärme, Wärme und Kälte für die Betonkernaktivierung,
Be- und Entlüftung, Sicherheitsbeleuchtung,
Teile der Stromversorgung, Sprinkler, Hydranten und Brandmeldeanlage sowie diverse Informations- und Kommunikationstechnik an die jeweiligen Steige- und Fallpunkte
heranzuführen.
Um für diese komplexe Herausforderung eine optimale Lösung zu finden, wurde bei der
Erschließung ein eher unkonventioneller Weg
eingeschlagen: Die Technikflächen und die
Trassen wurden gewerkeweise auf die vier
Untergeschosse aufgeteilt. So wurden zum
Beispiel die Leitungen für die Heizung nur
im 2. UG platziert. Auf diese Weise wurden
u.a. Anzahl und Platzbedarf von Trassenkreuzungen verringert.
Die Türme tanzen
Bei den beiden Hochhäusern ist der Name
Programm: Die Türme scheinen gerade zu
einer flotten Twistmusik zu tanzen. Und damit sind wir bei der nächsten Besonderheit
22
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
des Bauwerkes: Durch die Drehung der Türme gleicht kein (Regel-)Geschoss einem anderen. Jeder Grundriss ist anders. Und als ob
das nicht genug wäre, sorgen außerdem noch
Betonkernaktivierung sowie Sprinkler und
ein Leerrohrsystem im Beton für eine geringe Höhe der Obergeschosse. Um im Mieterausbau maximale Flexibilität zu erreichen,
wurden daher für die unterschiedlichen Installationen im Beton für jedes Geschoss gesonderte Grundrisse und Deckenspiegel erarbeitet.
Die brandschutztechnische Trennung der vertikalen Erschließungen erfolgte größtenteils
geschossweise. Dadurch ergaben sich aus der
Sicht des Brandschutzes etliche Vorteile sowie Vereinfachungen bei der Ein- und Ausfädelung der Trassen und Leitungen in den Geschossen. Ebenso konnte durch diese Trennung die Anzahl der Revisionsöffnungen in
den Decken minimiert werden: ein Vorteil
für die Architektur, den Geldbeutel und den
Gebäudebetreiber. Und zudem bedienerfreundlich, da u. a. die Armaturen hinter einer einfachen Tür ohne Anforderungen an
den Brandschutz liegen.
Das Be- und Entlüftungskonzept der Büroflächen beinhaltet spezielle Fensteröffnungen,
die dank ihrer speziellen Konstruktion u. a.
eine verbesserte Sicherheit, einen geringeren
Winddruck sowie einen guten Schallschutz
aufweisen. Für die Büroflächen können optional dezentrale Lüftungsanlagen nachgerüstet werden. Das macht die Installation von
Komponenten in anderen Mietbereichen
überflüssig. Das Ansaugen der Außenluft und
das Ausblasen der Fortluft erfolgt über die Außenfassade. Dieses Konzept macht Schächte
überflüssig und erhöht somit die Nutzfläche.
▲ Tanzende Türme in Hamburg
Visualisierung: BRT Architekten
▼ Detailansicht Neubau
Fotos: Pinck Ingenieure
3
h7'
h7
h6'
h8
tL'
tL
SPR
t2
t9
t9'
t8
t7
t6
t6'
t5
1.925
SPR
9 05
SPR
6 75
B
SPR
70
1.40
1.40
SPR
1.62
70
9 15
65
EINFÜGEPUNKT
m
1.40
6 75
SPR
SPR
63 5
9 25
6 75
1.40
SPR
88
SPR
70
70
70
70
1.40
1.40
SPR
SPR
70
70
SPR
SPR
SPR
70
1.40
70
70
1.40
1.40
1.40
mC
70
1.40
SPR
SPR
70
1.40
1.40
70
SPR
SPR
70
SPR
SPR
SPR
70
1.40
2.80
70
SPR
SPR
SPR
SPR
1.87
1.40
1.40
70
1.03
SPR
1.40
SPR
1.40
2.10
1.40
1.40
1.40
SPR
1.40
2.50
1.40
6 55
92 5
SPR
SPR
SPR
70
1.40
2.80
70
1.07
6 15
SPR
1.40
1.40
1.40
1.40
70
1.40
SPR
1.40
SPR
9 25
70
70
SPR
1.40
1.40
70
1.40
1.40
70
1.40
SPR
SPR
SPR
1.40
SPR
70
70
70
1.30
SPR
SPR
SPR
1.40
1.40
1.40
1.40
1.40
SPR
70
1.40
1.40
70
70
70
70
SPR
1.40
+39 , 1 5
+38 , 9 5
182.52 M2
1.40
87.72 M
TE P P I C H
1.40
SPR
68
SPR
SPR
40/40
SPR
SPR
60/60
60/60
1.03
1.08
50
1.40
1.40
40/40
SPR
40/40
SPR
SPR
RH=2, 75
1.40
5
5
1.03
1.10
1.03
60/60
5
54
1.40
65
+37, 4 2 5
+37, 4 0 0
65
12.00 M2
20.80 M
TRH T1
T1.11.001
SPR
54
+39, 6 7 0
+39, 6 4 5
SPR
SPR
+39 , 1 5
+39 , 0 5
1.03
+39, 6 7 0
+39, 6 4 5
60/60
55
55
SPR
SPR
55
SPR
+37, 9 4 5
+37, 9 2 0
13.27 M2
15.80 M
TRH T2
T2.11.001
+39, 1 5 0
+39, 1 2 5
PODEST
3.10 M2
7.26 M
T2.11.016
6.11 M2
9.90 M
S TE IN
AUFZUG 7
T2.11.002
5.89 M2
12.07 M
B E S C HS
ICP
HR
TUNG
1.40
ÜBERGABESTATION
T2.11.016
1.28 5
SPR
2.57
SPR
50
T1.11.006
70
T1.11.005
40/40
A
STPW
R. F L U R
NO
70
+39 , 1 5
40/40 , 9 5
+38
50
SPR
SPR
40/40
SPR
SPR
SPR
SPR
SPR
A
50
+39 , 1 5
+39
,05
SPR
40/40
A
70
40
SPR
40
69
70
69
40
40/40
NOTW .FLUR
T2.11.006
+39 S
, 1P5R
+38 , 9 5
70
SCHLEUSE
T2.11.005
A
40/40
SPR
A
+39 , 1 5
+39 , 0 5
SPR
SCHLEUSE
40/40
40/40
40/40
50
1.40
1.40
RLT
1.40
,6
5
0
50/50
=2
35
40/40
CK
E
=
RH=2, 75
60
70
46
4 35
RLT
7 55
70
40/40
7 55
=2
,60
G.
AB
7 55
SPR
35
SPR
35
70
+39 , 1 5
+38 , 9 5
RH
SANITÄR H
T2.11.009
7 55
50/50
5
6.68 M2
10.35 M
S TE IN
RH =2, 75
AUFZUG 2
T2.11.003
II
DE
CK
E
II
SPR
SPR
SPR
1.40
6.43 M2
10.15 M
S TE IN
II
60/60
49
II
II
+39 , 1 5
+38 , 9 5
SPR
40/40
49
SANITÄR D
T2.11.010
SPR
II
70
60/60
66
70
SPR
66
1.40
70
4 25
SPR
4 65
2.77 5
RLT
4 65
AUFZUG 1
6.68 M2
10.35 M
S TE IN
SPR
SPR
RLT
AUFZUG 5
T1.11.004
T2.11.004
50
40/40
SPR
70
II
+39 , 1 5
40/40
+38 , 9 5
II
SPR
SANITÄR D
T1.11.010
40/40
1.40
1.32
SPR
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
+39,15 = 60,15 m ü. N N
+38 , 9 5
60
66
1.40
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
RLT
AUFZUG 4
6.43 M2
10.15 M
S TE IN
DE
+39 , 1 5
+38 , 9 5
=G.
AB
SANITÄR H
T1.11.003
RH
60.27 M2
35.93 M
S TE IN
RLT
4 35
=
T1.11.009
1.40
SPR
SPR
35
66
SPR
SPR
A U F3.77
Z U5G S V O R R A U M
RLT
46
46
T2.11.011
1.17 5
=
RLT
46
1.40
1.40
60/60
60/60
5
5
68
68
1.40
1.40
SPR
SPR
1.40
1.40
1.40
1.40
SPR
1.40
1.40
1.40
SPR
SPR
1.40
1.40
1.40
SPR
SPR
1.40
1.40
1.40
1.40
SPR
SPR
1.32
RH=2, 75
1.40
+39 , 1 5
+38 , 9 5
=
7 87 5
1.025
7 87 5
7 87 5
7 87 5
SPR
+39 , 1 5
5
+39 , 01.27
5
SPR
SPR
SPR
1.40
1.40
+39 , 1 5
+38 , 9 5
SPR
SPR
MIETEINHEIT 4
276.81 M2
117.54 M
1.40
TE P P I C H
T2.11.008
40/40
SPR
40/40
SPR
SPR
+39 , 1 5
= ,95
+38
RH=2, 75
40/40
1.40
SPR
SPR
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
EMPFANG 4
20.38 M2
18.62 M
TE P P IC H
T2.11.015
9 75
20.17 M2
18.59 M
TE P P IC H
EMPFANG 4
T2.11.014
1.40
1.40
=
SPR
SPR
40/40
SPR
40/40
79
SPR
SPR
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
40/40
1.575
60/60
SPR
SPR
SPR
=
1.575
SPR
7 87 5
60/60
5
1.40
1.40
RH=3,00 VK
ABG . D E C
KE
RH=2, 60
1.40
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
55
2.11
SPR
6.93 M2
12.50 M
B E S C H IC H T U N G
ÜBERGABESTATION
T1.11.017
6.11 M2
9.90 M
S TE IN
AUFZUG 6
T1.11.002
+39, 1 5 0
+39, 1 2 5
PODEST
T1.11.016
3.10 M2
7.26 M
50
1.40
1.40
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
55
+37, 4 2 5
+37, 4 0 0
2.11
+39 , 1 5
+38 , 9 5
27.26 M2
24.56 M
TE P P IC H
EMPFANG 3
T2.11.012
60/60
1.40
1.40
RH =2, 60
SPR
65
65
SPR
+39 , 1S5P R
+38 , 9 5
54
+37, 9 4 5
+37, 9 2 0
EMPFANG 1
T2.11.013
SPR
SPR
SPR
54
+39 , 1 5
+38 , 9 5
2.11
2.11
26.02 M2
24.54 M
1.28 5 TE P P IC H
1.08
1.40
1.40
RH=2, 60
55
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
51
RH =2, 75
SPR
RH=3,00 VK
ABG . D E C
KE
RH=2 , 6 0
1.40
1.40
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
50
40/40
SPR
5 15
SPR
SPR
SPR
SPR
SPR
SPR
1.40
SPR
1.245
MIETEINHEIT 3
T2.11.007
70
SPR
SPR
SPR
SPR
SPR
SPR
SPR
SPR
1.40
70
1.40
SPR
70
70
1.40
1.40
1.40
2.10
70
SPR
70
SPR
1.40
2.10
1.40
SPR
70
70
70
SPR
SPR
+39 , 1 5
+38 , 9 5
360.23 M2
121.57 M
TEP P I C H
2.80
MIETEINHEIT 1
T1.11.007
70
70
70
1.34 5
SPR
2.57
1.40
70
SPR
6 55
SPR
SPR
SPR
1.40
70
87
2.00
2.00
50
50
SPR
95
50
1.50
50
1.00
5
SPR
2.00
2.87 5
1.02
20 STG
17,25/27, 0
65
t1'
1.15
2.68
2.00
RH=2, 60
RH=2, 60
50
50
50
50
50
6 95
2.00
1.70
1.70
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
30
1.80
1.20
1.05
1.05
34
5 15
1.20
1.80
30
50
50
50
50
50
35
35
40
40
40
40
40
40
6 95
65
65
20 STG
17,25/27, 0
5 05
5 05
5 75
5 75
5 75
5 75
5 05
5 05
,7 5
RH=2
40
40
40
74
74
74
74
74
35
35
35
35
35
35
35
86
86
5
35
30
1.80
1.20
1.05
1.05
1.20
1.80
30
=
=
76
20 STG
17,25/27, 0
65
20 STG
17,25/27, 0
50
50
1.00
50
1.20
1.20
50
,7 5
RH=2
65
65
35
74
40
40
35
35
35
35
35
5
86
86
76
6 95
6 95
67
67
67
67
50
50
1.00
50
50
50
50
50
70
26
5
35
35
35
35
35
35
35
65
65
6 95
6 95
h6
''
h6
30
30
30
30
5 15
50
50
50
50
50
RH=2, 60
RH=2, 60
RH=2, 60
1.40
1.40
70
70
70
70
70
70
70
SPR
70
70
1.40
1.40
SPR
70
+39 , 1 5
+38 , 9 5
AUFZUG 8
4.93 M2
9.20 M
S TE IN
1.40
1.40
1.89 5
70
MIETEINHEIT 2
225.09 M2
91.03 M
TE P P I C H
T2.11.016
SPR
SPR
SPR
SPR
35
SPR
SPR
SPR
SPR
7 0 T1.11.008
1.40
1.40
1.89 5
70
70
SPR
SPR
1.40
1.40
SPR
SPR
4 95
70
1.40
1.40
70
70
SPR
SPR
1.40
70
1.40
1.40
SPR
70
1.40
SPR
SPR
SPR
70
1.40
1.40
SPR
1.40
1.40
1.705
1.40
SPR
SPR
2.10
70
1.40
1.40
1.40
1.40
SPR
SPR
SPR
1.40
70
1.40
9 25
1.40
70
70
2.57
1.40
SPR
70
70
2.00
SPR
SPR
1.40
70
70
SPR
SPR
1.40
1.40
70
70
1.40
70
70
70
70
70
82
1.04 5
60
70
70
SPR
1.40
1.40
70
1.17
1.40
SPR
SPR
70
70
SPR
SPR
SPR
SPR
70
1.40
1.40
1.40
1.40
SPR
SPR
1.00
96
70
70
70
1.40
1.40
SPR
SPR
SPR
SPR
1.40
1.40
70
65
70
49
SPR
SPR
9 35
1.40
SPR
SPR
1.40
1.40
SPR
SPR
0
2.0
VK ABG.
D E C KE
RH=3,00
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
RH=3,00 VK ABG . D E C K E
2.00
2.875
1.02
82
8 25
8 25
8 25
50
50
1.00
50
1.20
1.20
50
1.15
2.60
2.00
t1
2.00
2.38
1.08
2.00
2.38
1.08
1.74
1.74
88
61
SPR
SPR
1.40
1.40
1.40
1.73
61
SPR
1.40
1.40
SPR
SPR
6 65
SPR
1.40
tA'
1.16
SPR
tA
tA'
t5
t3'
t4'
t4
t3
t2
t1'
t1
E
W
US
▼ Hamburger Hochhausensemble
RK
Zeichnung: Pinck Ingenieure
ZI
▶ Deckenspiegel 11. OG
Fotos: Pinck Ingenieure
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
23
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
▼ Koordinationsplan Technik
Isometrie 18. OG
Zeichnung: Pinck Ingenieure
Aus dem gleichen Grund wurden die Schaltschränke der Gebäudeautomation dezentral
und ortsnah entsprechend dem Bedarf angeordnet. Dadurch wurde auch der Platzbedarf der vertikalen Trassen verringert.
Auch bei der Treppenhausdruckbelüftung
konnte die erforderliche Schachtfläche minimiert werden. Durch druckgeregelte Ventilatoren wird die Luftgeschwindigkeit im Schacht
erhöht, entsprechend konnte der erforderliche Schachtquerschnitt verkleinert werden.
Große F-90-Kanäle zu den Fassaden konnten
somit entfallen.
Auch die Planung der Kälteanlage erfolgte
unter dem Aspekt der Optimierung der Technikfläche. Durch die Aufstellung der Kältezentrale auf dem Dach entfallen Schachtflächen für die Rückkühlung. Die Dachfläche
wurde auch für die Aufstellung des Trafos und
der Netzersatzanlage (Notstromdiesel) genutzt. So erfolgte die gebäudetechnische Erschließung auch von oben, wodurch sich die
erforderlichen Trassengrößen im unteren Gebäudeteil weiter verkleinerten.
Während der Planungsphase standen die Mieter wie üblich noch nicht fest, daher galt der
Flexibilität die oberste Priorität. Um dieser
24
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
Anforderung gerecht zu werden, wurden
z. B. für die 230-V-Versorgung platzsparende
Stromschienen mit universell nutzbaren Abgangskästen für die Mieter eingeplant, die
für die meisten Mieter genug Reserven bereithalten.
PROJEKTBETEILIGTE
Architektur
Strabag Real Estate GmbH
Generalunternehmer
Ed. Züblin AG
Entwurfsplanung
BRT Architekten
Ausführungsplanung
MHM architects
Haustechnikplanung Türme
Pinck Ingenieure Consulting GmbH
Tragwerksplanung
Ed. Züblin AG
Brandschutz
HHP Nord/Ost
Fazit
Die Realisierung dieses Projektes zeigt erneut,
dass selbst hoch ambitionierte und ungewöhnliche gestalterische Entwürfe der Bauherren und Architekten mit Unterstützung
der TGA-Planung Wirklichkeit werden können: Die Gebäudetechnik konnte trotz massiven Platzmangels und variabler Grundrisse
innerhalb des Hochhauses dank unkonventioneller TGA-Lösungen ganz im Sinne des
Auftraggebers und der zukünftigen Mieter erfolgreich untergebracht werden.
Neben Büronutzungen haben drei Restaurants in dem Gebäudekomplex (42.000 m²
BGF) Flächen gemietet und auch der legendäre Mojo-Club fand hier eine neue Adresse.
Allen Nutzern steht außerdem die viergeschossige Tiefgarage (11.500 m²) zur Verfügung.
Autoren:
Dipl.-Ing. Jörg Findeisen,
Dipl.-Ing. Bernhard Schrock,
Pinck Ingenieure Consulting GmbH,
Hamburg
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
▲ Ansicht von Osten
Betriebsgebäude Artis GmbH, Berlin
Foto: Daniela Friebel
Gebaute Zukunft hinter Holzschindeln
und weißem Putz
von Christian Brensing
▶ Grundriss Erdgeschoss
Holger Meyer, Geschäftsführer von Artis, legte
früh die Standards fest, die der Neubau des Firmensitzes erfüllen sollte: „Wir sind nicht mehr
die klassische Tischlerei aus den Anfangszeiten. Der Bereich, den wir unter dem Stichwort
‚engineering‘ zusammenfassen, nimmt einen
immer größeren Teil der Tätigkeit ein, die in
dem Gebäude stattfinden soll. Dies soll man
auch am Gesamtbild des Gebäudes ablesen
können.“
In ZRS Architekten Ingenieure fand Meyer ein
Planungsbüro, das integrativ Architektur mit
ingenieurtechnischen Anforderungen verbindet. Eine Form von Symbiose, die der ganzheitlich ausgerichteten Planungs- und Produktionsweise der Artis GmbH, mit 19 Mitarbeitern
inzwischen vor allem im Bereich Messe-, Ausstellungs- und Ladenbau tätig, sehr entgegenkam. Die Zusammenarbeit beider Unternehmen begann allerdings schon 2009 als sich aus
der gemeinsamen Kreuzberger Hofnachbarschaft erste gemeinsame Projekte ergaben. Der
Neubau des Betriebsgebäudes der Artis GmbH
ist jedoch der bisherige Höhepunkt.
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
25
OST-WEST
▲ Grundriss Obergeschoss
NORD-SÜD
▲ Schnitte
▲ Industrierobotergestell in Rohbauphase
▼ Montage eines Fischbauchträgers
Fotos: Roswag Architekten
Konstruktion
Werkhalle und Verwaltungstrakt sind auf einem L-Grundriss miteinander verzahnt. Beide
Baukörper wurden in Holzbauweise mit hochgedämmten, raumabschließenden Bauteilen
und luftdichter Gebäudehülle in Niedrigenergiebauweise geplant, um dauerhaft einen wirtZ
schaftlichen Betrieb sicherzustellen. Die Bauteile bestehen weitestgehend aus CO2- neutralen Baustoffen wie Holz und Zellulose. Insgesamt wurde ein energetischer Standard um
86 % unter den Anforderungen der gültigen
EnEV 2009 erzielt.
Die oberirdischen Bauteile fertigte man im Abbundwerk vor, um den Rohbau in nur fünf Wochen aufbauen zu können und einen zügigen
Raumabschluss zu gewährleisten. Alle Außenwände und Dächer sind als hochwärmegedämmte, diffusionsoffene Holzrahmenbauelemente mit eingeblasener Zellulosedämmung
ausgeführt. Brettschichtholzelemente ergeben
die Decken über dem Erdgeschoss. In der Werkhalle integrierte man die tragenden BSH-Stützen in die vorgefertigten Wandelemente. Das
Hallendach wird von materialoptimierten,
schlanken Fischbauchträgern mit Spannweiten von ca. 20 m getragen. Ein direkt unter dem
Dachfirst umlaufendes Lichtband sorgt für eine hohe Tageslichtausnutzung. Für die tragende Mittelachse des Verwaltungstraktes und die
frei auskragende Lärmschutzwand auf dem
Dach wurden massive Brettsperrholzelemente gewählt.
Integrale Planung
Ein Gründach über dem Verwaltungstrakt sorgt
in den Sommermonaten für zusätzlichen Wärmeschutz der darunterliegenden Büroräume.
Zudem verbessert es das Mikroklima im neu
entstandenen umliegenden Stadtquartier Co-
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BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
heizlasten ermöglichen so den Einsatz eines
Flächenheizsystems mit niedrigen Systemtemperaturen und geringen Wärmeverteilverlusten. Weitere Wärmeverbraucher sind die Heizregister der raumlufttechnischen Anlagen.
Die Heizlast des Gebäudes und der Wärmebedarf der raumlufttechnischen Anlagen werden
über einen 100-kW-Festbrennstoffkessel abgedeckt. Als Festbrennstoff dient ausschließlich
das Restholz aus der eigenen Produktion. Es
wird zu Hackschnitzeln zerkleinert und über
einen Vorratsbunker im Keller automatisch
dem Kessel zugeführt. Das Vorratsspeichervolumen wurde so ausgelegt, dass so viel Hackschnitzel in den Sommermonaten eingelagert
werden können, wie unter Berücksichtigung
des Nachschubs durch den laufenden Betrieb
während einer Heizperiode benötigt werden.
Durch die ausschließliche Nutzung von Holz
als Brennstoff wird eine CO2-neutrale Deckung
des Wärmebedarfs erreicht. Dies gelingt unter
anderem durch zwei in Reihe geschaltete
2.000-l-Pufferspeicher, die nicht nur als Wärmepuffer des Festbrennstoffkessels dienen,
sondern auch die Spitzenlast der Heizung abfangen können. Darauf abgestimmt sind unter anderem auch die Systemtemperaturen der
Verbraucher. Während die Heizregister der Lüftungsanlagen auf ein Temperaturniveau von
85/70 °C ausgelegt sind, wird das installierte
Flächenheizsystem mit Heizwassertemperaturen von 45/30 °C betrieben. Speicherwasser auf
dem Rücklauftemperaturniveau der Heizregister genügt also völlig zur Gebäudebeheizung.
lumbiadamm. Eine Photovoltaik-Anlage auf
der Werkhalle mit circa 36 kWp Leistung rundet den Neubau energetisch ab. Sie deckt den
Strombedarf für den Grundbetrieb der Gebäude vollständig und liefert zusätzlich einen Teil
der Energie für die Produktion.
Für die gesamte technische Gebäudeausrüstung zeichnete vornehmlich Thomas Wolf vom
Büro HDH Ingenieure verantwortlich. Architektur und Energiekonzept wurden in einem
gemeinschaftlichen, integrativen Prozess mit
Artis, den beteiligten Fachplanern (Statik, Haustechnik, Brandschutz und Außenanlagen) und
ZRS Architekten Ingenieure als Koordinatoren
und Energieberater entwickelt. Während der
wöchentlichen Planungskoordinationssitzungen galt das Ziel, ein möglichst passives, einfaches Gebäude zu konzipieren, das sowohl in
der Errichtung als auch im Betrieb wirtschaftlich ist. Noch ehe der Bau begann, wurde das
Projekt bereits als „KlimaSchutzPartner 2011“
ausgezeichnet – ein Preis, den ein Bündnis aus
zehn Berliner Kammern und Verbänden jährlich verleiht.
Energiekonzept
Der Primärenergiebedarf liegt bei 22,6 kWh/
(m²a). Die energetische Qualität des Bauwerks,
insbesondere bestimmt durch die Luftdichtheit und die Dämmstoffauswahl, wirkt sich
auch auf die Anlagentechnik aus. Der spezifische Transmissionswärmeverlust des Gebäudes liegt mit 0,25 W/m²K weit unter den Anforderungen der EnEV 2009. Die geringen Raum1.
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
1.8
GEBÄUDEHÜLLE VERWALTUNG [21 °C-ZONE]
Dach über Verwaltung: Gründach, Holzbalkendach, Zellulosedämmung, U-Wert: 0,12 W / m2K
Fenster, 3-fach Isolierverglasung, öffenbar zur Belüftung, Uw-Wert: 0,9 W / m2K
Außenwand: Holzrahmenbauelemente, Zellulose, Putzfassade, U-Wert: 0,13 W / m2K
Decke über EG: Massivholzdecke, Sichtestrich
Decke über UG: Filigrandecke Stahlbeton mit Bauteilaktivierung (Industrieflächenheizung)
Bodenplatte UG: Stahlbeton auf Wärmedämmung, U-Wert: 0,22 W / m2K
Innenwand, tragend: Brettsperrholzwand, sichtqualität
Innenwand, nichttragend: Holzständerwerk, Zellulosedämmung, Gipsfaser
2.
2.1
2.2
2.3
GEBÄUDEHÜLLE WERKHALLE [18 °C-ZONE]
Dach über Werkhalle: Holzbalkendach, Zellulosedämmung, U-Wert: 0,15 W / m2K
Oberlichter: öffenbar zur Lüftung und Nachtauskühlung, Uw-Wert: 0,72 W / m2K
Lichtband: 3-fach Isolierverglasung, Uw-Wert: 0,9 W / m2K
Im Erdgeschoss wurde das Wärmeübergabesystem als Industrieflächenheizungssystem konzipiert. Dabei verlegte man die Heizungsrohre
direkt in die Bewehrungslage der Bodenplatte.
Wärmeverluste an das Erdreich werden dank
einer ganzflächigen Wärmedämmung weitestgehend vermieden. Die Industrieflächenheizung in der Werkhalle und im Produktionsbereich wird mit jeweils einer Zonenregelung betrieben. Das Obergeschoss wird über eine Fußbodenheizung mit Einzelraumreglung beheizt.
Durch die effiziente Auslegung der Haustechnik entstand ein Energieplusgebäude, dessen
Wärmebedarf zu 100 % aus Produktionsresten
und über die Wärmerückgewinnung aus der
Produktion (u. a. der Lackiererei) gedeckt wird.
Mit der überschüssigen Wärme und dem Strom
aus der Photovoltaikanlage strebt man an, zwei
benachbarte Studiogebäude oder gar die
Columbiastudios und -hallen zu versorgen.
Fazit
Mit dem Neubau für Artis zeigen ZRS Architekten Ingenieure heute schon eindrücklich, wie
die Anforderungen der EU-Gebäuderichtlinie
für das Jahr 2020 ohne große Mehrkosten erfüllt werden können. Mehrere Auszeichnungen, darunter die „Solarplakette“ des Deutschen Solarpreises, unterstreichen diese Einschätzung.
Autor:
Christian Brensing
CBE-enterprises, Berlin,
2.4 Außenwand: Holz, Zellulose, Schindelfassade hinterlüftet, U-Wert: 0,15 W / m2K
2.5 Tragwerk: Fischbauchträger, 20 m Spannweite, Holz, materialverbrauchsoptimiert
2.6 Hallenboden: Stahlbeton mit Heizsystem auf Wärmedämmung, U-Wert: 0,21 W / m2K
3.
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
3.8
GEBÄUDETECHNIK
Photovoltaikanlage, polykristalline Module, Modulneigung 15°, installierte Leistung 36 kWp
Nutzung von Prozesswärme der Produktion
Zerkleinerung von Holzabschnitten aus der Produktion
Hackschnitzelbunker zur Speicherung von Brennstoff im Sommer, Volumen ca. 80 m³
Beheizung zu 100% CO2-neutral über Hackschnitzelheizkessel, automatische Beschickung
Wärmeverteilung über Betonkernaktivierung (EG) und Fußbodenheizung (OG)
Lüftung innenliegender Räume über Lüftungsgerät mit Rotationswärmetauscher (WRG 83%)
Spezial-Lüftungsanlage für Lackierraum, WRG über Wärmerad, Nacherhitzung über Heizkessel
▼ Technikschema
3.1
2.2
2.1
Zeichnungen: ZRS
3.7
1.1
2.3
2.5
1.2
Büro 21 °C
2.4
1.7
Werkhalle
1.8
18 °C
1.3
1.4
3.8
21 °C
3.6
3.2
3.3
2.6
1.5
60°
Lager 12 °C
1.6
3.8
3.5
3.4
40°
20°
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
27
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
Ingenieure in der Wasserwirtschaft
Billige Handlanger oder wertvolle Ratgeber?
von Markus Schröder
Vorwort
Der nachstehende Beitrag wurde aus der Sicht
eines inhabergeführten, mittelständischen Ingenieurbüros geschrieben, das sich vor allem
als Objektplaner in der Wasser- und Energiewirtschaft betätigt und damit die Gesamtverantwortung für Projekte trägt. Diese Gesamtverantwortung kann mit den heute erzielbaren Honoraren nur schwer so wahrgenommen
werden, dass die Qualität der Maßnahmen gewährleistet bleibt. Aber es geht in diesem Beitrag um mehr als die Frage nach einem ausgewogenen Verhältnis zwischen erwarteter und
notwendiger Leistung einerseits und der hierfür erforderlichen Vergütung andererseits. Es
geht auch um die Wertschätzung des Ingenieurstandes als Ganzes. Und misst man diese Wertschätzung in Geld, das freiberuflich tätigen Ingenieuren zurzeit für ihre hochwertige Arbeit
bezahlt wird, so ist sie in den letzten 20 Jahren
drastisch gesunken. Aus dem Ingenieur als wertvollem Ratgeber („Guter Rat ist teuer!“) wurde
in diesem Zeitraum in vielen Fällen der billige
Handlanger, den man als Erfüllungsgehilfen
hinzuzieht.
Und diese Entwicklung hat weitreichende Konsequenzen nicht nur für den Bestand der mittelständischen Ingenieurbüros. Auch bei den
Kunden geraten Ingenieure zunehmend unter
Druck, wenn Unternehmensberater feststellen,
dass Ingenieurleistungen im Einkauf deutlich
günstiger sind als bei Erbringung im eigenen
Haus und daher als Maßnahme ein Outsourcing empfehlen. Zudem steigt der interne Überwachungsaufwand bei den Auftraggeber-Ingenieuren.
An unserer Jugend geht diese Entwicklung ebenfalls nicht spurlos vorüber. Wenn wir heute gerade in klassischen Feldern wie dem Bauingenieurwesen zunehmend mit Nachwuchsproblemen kämpfen, hat das unter anderem damit zu tun, dass Jugendliche in anderen Berufen eine deutlich bessere wirtschaftliche und
gesellschaftlich anerkanntere Perspektive sehen.
Die wasserwirtschaftliche Infrastruktur in
Deutschland hat einen der höchsten Qualitätsstandards in der Welt und ihre Nutzung erfolgt
gemessen am Bruttosozialprodukt oder dem
Bevölkerungseinkommen zu sehr erträglichen
Preisen. Diese Infrastruktur wurde von Ingenieurinnen und Ingenieuren erdacht, die ein
hohes Ansehen und Vertrauen bei ihren Kunden, in der Öffentlichkeit und in der Politik genossen und deren geistig-schöpferische Leistung gemäß dieser Wertschätzung finanziell
auskömmlich vergütet wurde. Der nachstehende Beitrag ist ein Plädoyer für eine Rückkehr
bzw. für den Erhalt dieses auf Vertrauen und
gegenseitiger Wertschätzung basierenden Umgangs zwischen Auftragnehmern und Auftraggebern mit dem Ziel „Erhalt der öffentliche Infrastruktur für uns und unsere nachfolgenden
Generationen“.
Marktmechanismen – hier ticken die
Uhren anders
Im Baubereich und insbesondere bei der öffentlichen Infrastruktur gelten wirtschaftliche
Rahmenbedingungen, die im übrigen Wirtschaftsleben kaum vorkommen. Hier sind insbesondere die langen Abschreibungszeiten der
Bauwerke zu nennen, die in der Regel deutlich
jenseits der 20-Jahresgrenze bis hin zu 100 Jahren liegen. Damit sind derartige Maßnahmen
Generationenverträge. Alle Fehler und Versäumnisse, die bei der Planung und Errichtung der
Anlagen gemacht werden, stellen sich dementsprechend spät ein bzw. werden außerhalb der
üblichen Gewährleistungsfristen offensichtlich
und müssen von der nachfolgenden Generation getragen werden.
Um die öffentliche Infrastruktur für uns und
diese folgenden Generationen zu erhalten, muss
kontinuierlich reinvestiert werden. Zurzeit wird
gegen diesen Grundsatz oftmals verstoßen. Die
Reinvestitionen sind teilweise so niedrig, dass
die wirtschaftliche Abschreibungszeit bei bis zu
200 Jahren liegt und damit deutlich jenseits der
technischen Haltbarkeit. Den nachfolgenden
Generationen werden also Schulden nicht mehr
in Geld – also letztlich in virtuellen Werten –
hinterlassen, sondern in schadhafter Infrastruktur und damit in realen Verlusten.
Die beschriebenen Verhältnisse sollten eigentlich dazu führen, dass noch stärker auf Qualität in der Planung und Ausführung der Anla-
*Dieser Beitrag ist die Zweitveröffentlichung eines Aufsatzes in der „KA – Korrespondenz Abwasser, Abfall“, Nr. 2/2013
28
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
gen gesetzt wird, damit sich die technische Haltbarkeit verlängert. Qualitätsbestimmend sind
dabei Planung und Bauüberwachung. Betrachtet man aber die heutige Vergütung für diese
Ingenieurleistungen, so kommt man zu dem
Schluss, dass hier nach dem Grundsatz
„Sparen, koste es, was es wolle“ am falschen Ende gespart wird.
Vergabe von Ingenieurleistungen –
Leistungs- oder Preiswettbewerb?
Diese Frage dürfte sich eigentlich gar nicht stellen, denn in Deutschland ist die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) verbindliches Preisrecht für alle Planungsleistungen im Bauwesen. Die Verbindlichkeit dieser
Honorarordnung ergibt sich aus dem Gesetz zur
Regelung von Ingenieur- und Architektenleistungen, so dass die HOAI damit letztendlich Gesetzescharakter hat [§§ 1 und 2 des Gesetzes zur
Regelung von Ingenieur- und Architektenleistungen vom 4. November 1971, geändert durch
Artikel 1 des Gesetzes vom 12. November 1984
(BGBl. I S. 1337)]. Vorgänger der HOAI waren die
GOA (Gebührenordnung für Architekten aus
dem Jahr 1950) und die GOI (Gebührenordnung
der Ingenieure aus dem Jahr 1956).
Warum hat aber der Gesetzgeber bereits in den
frühen Jahren der Bundesrepublik Deutschland
einen derartigen Eingriff in den freien Wettbewerb vorgenommen?
Dies ist sicherlich auf die klare Erkenntnis zurückzuführen, dass im Markt der Ingenieurdienstleistungen andere Regeln herrschen, als
insbesondere im produzierenden Gewerbe. Bei
Letzterem wird von einem homogenen, als
Menge erfassbaren Wirtschaftsgut ausgegangen. Ingenieurleistungen können in diesem Sinne nicht als Wirtschaftsgut bezeichnet werden.
Es handelt sich in der Regel um geistiges Gut,
das nicht messbar ist bzw. nicht mengenmäßig
erfasst werden kann.
Einfache Marktmechanismen, in denen Preis
und Menge eines Wirtschaftsgutes miteinander
in einer Wechselwirkung verbunden sind, funktionieren also nicht bzw. führen zu einer massiven Qualitätseinbuße der Ingenieurdienstleistung und der darauf aufbauenden Bau- und
Lieferleistungen.
Damit ist die Frage beantwortet, warum der Gesetzgeber mit der HOAI in das Preisrecht eingegriffen hat. Mit der HOAI erfolgt eine indirekte
Preisbildung über das betreute Produkt (Bau-
leistung). Nur so ist gewährleistet, dass genügend Zeit für die geistig-schöpferische Leistung
bleibt und damit die Qualität des Endproduktes (Bauwerk) garantiert wird. Denn Ingenieurleistungen sind nun einmal geistig-schöpferische Leistungen, die sich einem einfachen Preiswettbewerb und einer Maßzahl „Aufwand in
Stunden oder Tagen“ entziehen.
Gute Ingenieurleistungen können auf Basis wochenlanger Berechnungen, kreativer Denkprozesse und Fachdiskussionen entstehen, aber
auch aus einer in wenigen Augenblicken geborenen, zündenden Idee. Dies spiegelt sich in
der Berufsbezeichnung Ingenieur wieder, die
sich aus dem lateinischen Wort ingenium = Erfindung, Scharfsinn ableitet. Um solch zündende Ideen zu entwickeln, braucht es Zeit und
manchmal auch kreative Muße. Dies kann zu
einem deutlich besseren Ergebnis führen, als
einfaches Rechnen und Konstruieren am
Schreibtisch. Und damit ist auch klar, dass die
Messung von Ingenieurleistungen in Stunden
kontraproduktiv ist und ein reguliertes Preisrecht, wie bereits vor über 60 Jahren eingeführt,
unabdingbar ist.
Entwicklung der Honorare
Vergleicht man die Entwicklung der HOAI für
den Bereich Ingenieurbauwerke in den Jahren
zwischen der 5. Novellierung 1996 und der 6.
Novellierung 2009, so erkennt man, dass der
Anstieg der Vollhonorare bei unter 1 % pro Jahr
lag. Damit lag der Honoraranstieg deutlich unter der mittleren Inflationsrate von jährlich rund
2 % in diesem Zeitraum. Vergleicht man diese
Steigerung mit den Tariflohnentwicklungen am
Beispiel des Bautarifvertrages – Kosten im Ingenieurbüro werden wesentlich von den Personalkosten geprägt – so sieht die Entwicklung
noch extremer aus. Hier lag der mittlere Lohnzuwachs der letzten 25 Jahre nämlich bereits
bei knapp 3 % jährlich. Das sich aus dieser Entwicklung bereits erhebliche wirtschaftliche
Schwierigkeiten für die Ingenieurbüros ergeben haben, ist offensichtlich.
Aber die Situation hat sich über die vorstehend
geschilderte Problematik hinaus noch durch
zusätzliche negative Veränderungen verschlechtert. Zum einen hat sich der erwartete Effekt
von Anfang der 1990er Jahre, nämlich dass die
Baupreise und damit die Honorargrundlage anrechenbare Kosten stetig steigen würde, nicht
bewahrheitet. Tatsächlich sind die Baupreise
speziell im Tiefbau inflationsbereinigt eher gesunken. Hinzu kamen Marktmechanismen, vor
denen der Gesetzgeber die geistig-schöpferischen Berufe aus den oben genannten Gründen ausdrücklich schützen wollte: Aus dem Leistungswettbewerb machten viele (aber nicht alle!) Auftraggeber einen versteckten oder offenen Preiswettbewerb.
Dies war letztlich nur möglich, weil die Spielräume der HOAI mit allen Mitteln zu Lasten der
Ingenieurbüros honorarmindernd ausgenutzt
werden: Einige Beispiele hierfür sind
- die zu niedrige Eingruppierung in die Honorarzonen,
- die Reduzierung von Prozentsätzen bei den
einzelnen Leistungsphasen zum Teil bis auf
0 %, obwohl die Leistung faktisch erbracht werden muss,
- die Pauschalierung von Nebenkosten auf Sätze zum Teil unter 5 %, obwohl der mittlere Anteil der Nebenkosten in der Regel deutlich darüber liegt,
- die Aufstellung eigener Honorartafeln mit
niedrigeren Honoraren,
- die Verschiebung von besonderen Leistungen
in die Grundleistungen.
Zudem sind die Anforderungen an die Ingenieurbüros zum Teil erheblich gestiegen. So
wird beispielsweise
- die Anwesenheitspflicht vor Ort zum Teil drastisch erhöht bis hin zur täglichen Anwesenheit beim Bauherrn oder auf der Baustelle,
ohne dass dies zu Erbringung der geforderten
Leistung notwendig wäre und eine entsprechende Vergütung erfolgte,
- ein deutlich umfangreicheres Berichtswese
eingefordert,
- die Übernahme von Bauherrenaufgaben ohne Zusatzvergütung erwartet.
Ein weiterer aufwandssteigernder Effekt ist der
Qualitätsverlust bei den ausführenden Firmen,
die unter dem Kostendruck, dem auch sie unterliegen, eigene Fachkompetenzen abgebaut
haben, woraus sich ein deutlich höherer Überwachungsaufwand für das Ingenieurbüro ergibt.
Diese Tendenzen haben insgesamt dazu geführt, dass viele Ingenieurhonorare heute nicht
mehr auskömmlich sind und daher an der Qualität der Leistung gespart werden muss. Und
hier ist die Grenze der Einsparmöglichkeiten erreicht bzw. vielfach bereits überschritten, wenn
die Projekte noch erfolgreich abgewickelt wer-
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
29
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
den sollen. Es kommt immer öfter zu Störungen im Projektablauf, Kostenüberschreitungen
und Terminverzögerungen. Und am Ende wird
dann der Schaden nach der Devise aufgefangen „Es ist nie genug Geld da, etwas richtig – also ohne Schaden – zu machen, aber immer genug Geld da, um Schäden zu beheben“.
Und manifestiert wird diese Entwicklung in den
Stundensätzen, mit denen Ingenieurbüros heute manchmal bezahlt oder besser unterbezahlt
werden. Wenn vereinzelt Angebote mit Stundensätzen unter 50 € netto für einen Ingenieur
beauftragt oder sogar angefragt werden, ist dies
in der Regel absolut nicht kostendeckend. Aber
auch scheinbar gute Stundensätze im Bereich
von 90 bis 100 € netto für einen Projektingenieur sind nicht auskömmlich. Insbesondere
wenn beachtet wird, dass sich der Ingenieur
zum Wohl des Auftraggebers fortwährend auf
eigene Kosten auf dem neuesten Stand der
Technik hält und so innovative Lösungen entwickelt. Dieses Wissen, das vorgehalten wird,
muss sich in der Vergütung wiederspiegeln. Nur
diese intensive Kenntnis der Materie ermöglicht es dem Ingenieur immer wieder neue Lösungen zu finden, die auf dem Weltmarkt –
Deutschland gehört zu den Ländern, in denen
die meisten Patente angemeldet werden – einzigartig sind.
Vergleicht man diese Stundensätze mit anderen Branchen im Dienstleistungssektor, so erkennt man die teilweise wirtschaftliche Geringschätzung von Ingenieurleistungen erst richtig.
Hier soll gar nicht nur von dem immer wieder
bemühten Vergleich mit Anwaltshonoraren gesprochen werden, deren Stundensätze in der
Regel bei dem drei bis vierfachen der 90 bis 100
€ Stundensätze im Ingenieurbereich liegen.
Auch in Ausbildungsberufen wie dem EDV-Techniker sind Stundensätze in dieser Größenordnung oder sogar höher üblich. Und wer sein
Auto in die Vertragswerkstatt bringt, wird ähnliche Stundensätze für Gesellen zahlen.
Aufgrund der beschriebenen Entwicklung befanden sich bereits im Jahr 2006 ein Drittel von
1.000 untersuchten Ingenieurbüros in einer
wirtschaftlich angespannten Lage [1, Hommerich, C.; Ebers, T, 2006]. Heute dürfte sich diese Entwicklung trotz bereits begonnener Marktbereinigung durch Insolvenz oder Schließung
nochmals deutlich verstärkt haben.
30
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
Wie konnte es zu einer solchen
Entwicklung kommen?
Auf dem Markt der immobilen Infrastruktur besitzt die öffentliche Hand insbesondere regional oftmals ein Nachfragemonopol oder ein
Nachfrageoligopol. Ebenso wie Monopole und
Oligopole auf der Angebotsseite werden durch
solche Konzentrationen Marktmechanismen
zu Lasten der Marktteilnehmer auf der jeweils
anderen Seite zerstört.
Da zudem der Auftragsumfang unter anderem
wegen fehlender Reinvestitionen (siehe weiter
vorn) insgesamt deutlich zurückgegangen ist
und die öffentlichen Haushalte sparen müssen,
hat sich die Vergabe von Ingenieurdienstleistungen durch die öffentliche Hand bei vielen
Auftraggebern radikal verändert. Begünstigt
wurde diese Entwicklung sicherlich durch die
Notwendigkeit, oberhalb von Schwellenwerten
ein formalisiertes Vergabeverfahren nach der
Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) durchzuführen.
So hat ein schleichender Paradigmenwechsel
stattgefunden. Während früher nach dem Vertrauensprinzip Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ingenieurbüros als Kolleginnen und Kollegen auf Zeit durch die Fachleute im eigenen
Haus des Auftraggebers ausgewählt wurden,
erfolgt die Auftragsvergabe heute meist nach
formalisierten Verfahren.
In den für die Auswahl zuständigen Bewertungskommissionen sind auf Auftraggeberseite teilweise sogar die Ingenieure, die die Fachkompetenz der Auftragnehmer beurteilen könnten,
in der Unterzahl. Damit zählen heute bunte Bilder bei der Vergabe manchmal mehr, als fachliche Kompetenz und Vertrauen in ein Unternehmen. Zudem erfolgt die Bewertung oftmals
dergestalt, dass das niedrigste Honorar die beste Punktzahl erhält. Wenn zudem Honorardifferenzen von wenigen Prozentpunkten über-
proportional hoch bewertet werden, so ist aus
einem scheinbaren Leistungswettbewerb ein
versteckter Preiswettbewerb geworden.
Aber auch die Auftragnehmerseite ist an dieser
Entwicklung nicht unschuldig, denn zur Akzeptanz eines Dumpingpreises gehören immer
zwei. Ingenieurbüros, die sich über Billigangebote einen Marktzugang verschaffen und dann
entsprechend schlechte Qualität abliefern, schaden unserem Berufsstand massiv.
Was muss getan werden?
Die beschriebenen Missstände sind nicht flächendeckend vorhanden. Gerade im unterschwelligen Vergabebereich gibt es viele Auftraggeber, die regelkonform nach bewährten
Prinzipien die Ingenieurbüros ihres Vertrauens
auswählen. Auf der anderen Seite sitzen dann
diesen Auftraggebern meist Ingenieurbüros gegenüber, die nach bestem Wissen und Gewissen für gutes Geld gute Leistungen liefern. Auch
bei den VOF-Verfahren haben die Beteiligten
auf beiden Seiten erkannt, dass ein klarer Leistungswettbewerb einem direkten oder versteckten Preiswettbewerb im Sinne der Qualitätssicherung und der nachhaltigen Wirtschaftlichkeit vorzuziehen ist.
Diese Erkenntnis ist sicherlich auch aus den in
der Abbildung dargestellten, eigentlich seit jeher bekannten Zusammenhängen erwachsen:
Die größte Beeinflussungsbarkeit der Kosten
und damit das größte Einsparpotenzial bestehen zu Beginn eines Projektes. Wenn in diesen
Projektphasen am Honorar und somit an der
Ingenieurleistung gespart wird, spart man buchstäblich am falschen Ende. Und wenn dann später in der Realisierungsphase ebenfalls Honorare gedrückt werden, kann die Kontrolle der
festgelegten Beschaffenheiten (Qualität) nur
eingeschränkt und nicht in der notwendigen
Detailtiefe erfolgen.
Qualitative
Darstellung der
Kostenbeeinflussbarkeit, GesamtProjektkosten
und anteiliger
Ingenieurhonorare
im Projektverlauf
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
Die Abbildung zeigt aber noch mehr. Unter der
Annahme, dass die gesamten Ingenieurleistungen 15 % der Gesamtkosten ausmachen, läge
bei einer Honorarreduzierung von 20 % der Anteil dieser Kostenreduzierung an den GesamtProjektkosten bei nur 3 %. Eine Einsparung, die
durch qualitativ hochwertige, weil auskömmlich bezahlte Ingenieurleistungen und entsprechend gute Planungen beim Gesamtprojektbudget leicht erzielt bzw. deutlich überschritten werden kann.
Das Ziel aller Handelnden muss also im Sinne
eines technischen und wirtschaftlichen Projekterfolges sein: Hin zum reinen Leistungswettbewerb, ausgelobt auf Basis eines ordnungsgemäß durch den Auftraggeber ermittelten Honorars nach HOAI.
Falls das Honorar abweichend von diesem Vorschlag dennoch in die Bewertung mit einfließen soll, darf nicht dem niedrigsten Angebot
der Zuschlag erteilt bzw. darauf die höchste
Punktzahl vergeben werden. Hier ist nach dem
folgenden Vorschlag der GHV [2, GHV, 2011] zu
verfahren:
Bei geistig-schöpferischen Leistungen ist es
falsch, den niedrigsten Preis als besten Preis zu
werten. Es ist vielmehr darauf zu achten, dass
ein auskömmliches Honorar entsteht, damit
der Auftraggeber eine optimierte Planung und
nicht eine nach Aufwand minimierte erhält.
Will der Auftraggeber nur den minimalen Preis
zahlen, kann er auch nur die minimale geistigschöpferische Leistung erwarten. Schließlich
soll das Objekt über seinen Lebenszyklus die
geringstmöglichen Folge- oder Nutzungskosten aufweisen.
Das optimale Honorar wird wie folgt ermittelt:
Hopt = (HAG + Hm) / 2 mit
Hopt = optimales Honorar (also „bestbewertetes Honorar“, Anm. des Verfassers)+
HAG = Honorarermittlung des Auftraggebers
Hm = Mittelwert der Honorarangebote
Dort, wo weiterhin der meist gesetzeswidrige
Preiswettbewerb vor den Leistungswettbewerb
gestellt wird, aber die Qualität des Endproduktes dennoch gesichert werden soll, ergibt sich
auf Auftraggeberseite ein deutlich erhöhter Aufwand in der Überwachung der Ingenieurbüros
Dies führt zu höheren internen Kosten und die
scheinbaren Einsparungen bei der Auftragsvergabe an Ingenieurbüros werden wieder aufgezehrt oder sogar überschritten. Die Alternative
zu dieser auftraggeberseitigen Überwachung
sind Qualitätsmängel, die sich aber wegen der
langen Lebenszyklen der Bauwerke der Wasserwirtschaft oftmals erst nach Ablauf der Gewährleistungszeiten zeigen und damit zu Lasten der
Aufraggeber bzw. der Bürger nachfolgender Generationen gehen. Ein Zitat aus dem 19. Jahrhundert beschreibt die Situation treffend:
„Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist
noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie
zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist
alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Nach den Gesetzen der Ökonomie ist es unmöglich, wenig zu bezahlen und dafür viel zu bekommen. Wenn Sie bei dem Anbieter mit dem niedrigsten Preis kaufen, sollten Sie immer eine Summe hinzurechnen, um das Risiko auszugleichen,
das Sie damit eingehen. Wenn Sie das aber tun,
haben Sie eigentlich genug Geld, um gleich mehr
für eine bessere Qualität zu zahlen.“ [John Ruskin (*1819; †1900)].
Übertragen auf Ingenieurleistungen heißt dies
„Wer billig plant, baut teuer“. Im Sinne einer
langfristig preiswerten Baukultur ist es daher
wichtig, dass bei der Vergabe von Ingenieurleistungen wieder vor allem die Leistung und nicht
der (billigste) Preis zur Bewertung herangezogen wird. Damit können aus billigen Handlangern wieder wertvolle Ratgeber werden. Und
auch wenn Geld nicht alles ist, ergäben sich für
Jugendliche dann wieder wirtschaftliche Perspektiven im Ingenieurberuf, die helfen könnten, unsere Nachwuchssorgen zu lösen.
Autor:
Prof. Dr.-Ing. Markus Schröder,
Tuttahs & Meyer Ingenieurgesellschaft für
Wasser-, Abwasser- und Energiewirtschaft mbH,
Aachen
Literatur
[1] Hommerich, C.; Ebers, T.: Die wirtschaftliche Situation der Ingenieure in der Bundesrepublik Deutschland. Gutachten im Auftrag der
Bundesingenieurkammer, Bergisch Gladbach,
2006.
[2] GHV Gütestelle Honorar- und Vergaberecht
e.V.: Vergabe freiberuflicher Leistungen im Verhandlungsverfahren nach VOF. Heft Nr. 2 der
Schriftenreihe der GHV, 2. Ausgabe, Stand März
2011.
Dieser Beitrag wird inhaltlich unterstützt von:
AMENT Ingenieurgesellschaft mbH, U. Ament;
Achten und Jansen GmbH, M. Achten; AquaPlan GmbH, J. Blank; BCM BauConsult Management GmbH, M. Borowski; Breinlinger Ingenieure, D. Hagen; BWS GmbH, R. Aha; CDM
Smith, L. Heuser; CES GmbH, L. Guijarro; COPLAN AG, M. Steger; Dahlem GmbH & Co. KG,
G. Dahlem; Dr. Born – Dr. Ermel GmbH, H. Matthias; Dr.-Ing. Heinrich Umweltschutztechnik
Ing.-GmbH, D. Heinrich; dr. kiefhaber + zebe
ingenieur consult gmbh, P. Kiefhaber; Dr.-Ing.
Pecher & Partner Ingenieurgesellschaft mbH,
K. Sympher; DWG Ingenieurbüro, G. Metz;
eepi Luxembourg, M. Ott; FKS – Beratende Ingenieure GbR, H. Fernkorn; Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH, M. Hippe; FRITZ Planung
GmbH, E. Leiber; GIB Güthenke Ingenieurgesellschaft, K. Güthenke; Götzelmann + Partner
GmbH, R. Rölle; Grontmij GmbH, A. Jacker;
HOLINGER AG, U. Sollfrank; Hydro-Ingenieure
GmbH, K. Alt; Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH, M. Heiland; IB Dipl.-Ing. H. Miltner; IB Dipl.-Ing. K. Sauter; IB Hans Tovar & Partner, H. Tovar; IB Bernd Meissner; IB Rummler
+ Hartmann GmbH, M. Rummler; ICL INGENIEUR CONSULT Dr.-Ing. A. Kolbmüller GmbH,
F. Klonner; Ingenieurgesellschaft NUSSBAUM,
A. Nußbaum; Ingenieurgesellschaft Steinburg
mbH, K. Hayenga-Hoyer; Ingenieurgesellschaft
WIA GbR, S. Özkaynak; john becker ingenieure,
M. Mergelmeyer; Klinger und Partner IB für
Bauwesen und Umwelttechnik GmbH, H. Klinger; Leiter VBI-Fachgruppe Kommunale Infrastruktur Nord, T. Richter; LK&P Ingenieure GbR,
S. Schnurr; OBERMEYER, Planen + Beraten
GmbH, U. Grötzinger; pbh Planungsbüro Hahm,
B. Uphoff; Pöyry Deutschland GmbH, R.
Janyga; PROJECT CONSULT, B. Döll; Regierungsbaumeister Schlegel GmbH & Co. KG, H. Späth;
RIPPERT Ingenieure, E. Rippert; Spiekermann
GmbH, U. Rieth; Steinbacher-Consult Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG, G. Schober;
TUTTAHS & MEYER Ing.-GmbH, S. Koenen; Unger Ingenieure, J. Kilian; Vorsitzender VBI-Ausschuss Wasserwirtschaft, R. Schlichting; VOGEL
Ingenieure, M. Vogel; Weber-Ingenieure GmbH,
P. Baumann; WPW INGENIEURE LEIPZIG GmbH,
K. Lehmann; wsp group, S. Görtz; WTU Ingenieurgemeinschaft GmbH, A. Weigt; ZIOR
BERATENDER INGENIEUER GmbH, F. Zior.
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
31
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
Energiekonzepte
Energieeffizienz in Mittelstand
und Industrieunternehmen
von Jörg Trippe
Energiepolitische Randbedingungen
Während weltweit die CO2-Emissionen steigen,
hat Deutschland diese seit 1990 um über 20 %
reduziert. Der deutsche Anteil an der weltweiten CO2-Emission liegt heute bei 2,5 %, während
China mit über 25 % inzwischen an der Spitze
der Emittenten steht. Falls wir das ehrgeizige
Ziel, die CO2-Emission um weitere 20 % zu verringern, langfristig erreichen, wird dies alleine
durch die chinesische Mehrbelastung innerhalb
von drei Monaten überkompensiert. Wir sollten nicht so vermessen sein zu glauben, die
deutsche Energiepolitik habe einen Einfluss auf
das Weltklima.
Die Vorreiter Deutschland und die EU finden
weltweit kaum Nachahmer für ihre ambitionierten CO2-Reduktions- und Erneuerbare-Energien-Ausbaustrategien: Mehr als 85 % der weltweiten Emittenten sind nicht zu verbindlichen
Einsparanstrengungen bereit (Kyoto-Protokoll).
Betrachtet man den deutschen Alleingang bei
der Energiewende genauer, so zeigt sich, dass
in Deutschland inzwischen weltweit die höchste Photovoltaikleistung installiert ist. Dies resultiert aber nicht daraus, dass wir weltweit
die höchste Anzahl an Sonnenstunden hätten, sondern vielmehr aus dem Umstand, dass
über das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz)
die höchsten Subventionen gezahlt werden.
Die staatlichen Abgaben, die auf den Strompreis aufgeschlagen werden, haben sich seit
1998 verzehnfacht.
Vergleicht man die CO2-Vermeidungskosten,
also die Investitionskosten, die notwendig
sind, um eine Tonne CO2 zu vermeiden, so erkennt man, dass Solarstrom im Vergleich z.B.
zu BHKW und Kraft-Wärme-Kopplungsanla-
Wir sind Solarstrom-Weltmeister
Quelle: IEA-PVPS-Statistik
Kein Land der Welt hat annähernd so viel in PV-Anlagen investiert wie Deutschland.
▲ Abbildung 1 • Weltweit installierte Photovoltaik-Leistung
32
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
gen die teuerste Technologie ist, um in
Deutschland Klimaschutz zu betreiben (Abbildung 2).
Die deutsche Industrie muss durch das EEG
inzwischen die höchsten Strompreise im europäischen Vergleich zahlen. Im Vergleich
mit dem Nachbarland Frankreich liegen sie
60 % bis 70 % höher. Dabei machen die tatsächlichen Stromerzeugungskosten nur noch
ein gutes Drittel des deutschen Strompreises
aus.
Und auf die Verbraucher rollt die nächste
Kostenwelle zu: 2013 steigt die EEG-Umlage
von 3,6 ct/kWh um 47 % auf 5,3 ct/kWh. Der
Umlagebetrag, den die Verbraucher zahlen
müssen, steigt dadurch, so die vier Übertragungsnetzbetreiber, auf über 20 Mrd.
Euro(Abbildung 3). Ein Grund dafür ist, dass
deutlich mehr Ökostrom erzeugt wird bei
gleichzeitig sinkenden Vermarktungserlösen
des Stroms über die Börse.
Zusätzlich zu diesen Erhöhungen kommen in
diesem Jahr mit dem veränderten Energiewirtschaftsgesetz weitere Kosten in Höhe von über
300 Mio. Euro auf die Verbraucher zu, die
durch den Ökostrom verursacht werden:
- Sonderumlage zum Ausgleich von Verzögerungen beim Netzanschluss von OffshoreWindkraftanlagen,
- Zusatzkosten für unrentabel gewordene
Gaskraftwerke, die zur Vermeidung von
Blackouts am Netz bleiben sollen,
- Ausgleichszahlungen an Firmen, wenn sie
zustimmen, dass ihnen bei Engpässen kurzfristig definierte Strommengen von den
Netzbetreibern nicht geliefert werden.
Werden darüber hinaus noch die zusätzlichen Kosten z. B. für den Netzausbau hinzugerechnet, sollen Investitionen von über 220
Mrd. Euro notwendig werden, so die Prognose des BDEW (Studie von Ernst und Young,
Mai 2012). Daher geht das KIT Karlsruher Institut für Technologie (Dr.-Ing. Ziegan, Mai
2012) von einem Anstieg der Industrie-Strompreise bis 2025 von mindestens 70 % aus.
Neben der Kostenproblematik stellt auch die
Versorgungssicherheit eine offene Flanke dar.
Die Schere zwischen Wind- und Solar-Stromproduktion einerseits und dem Ausbau der
Hochspannungsnetze und Speicherkapazitäten andererseits geht immer weiter auseinander. Wenn die Energiewende nicht scheitern soll, bedarf es deutlich mehr gesell-
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
schaftlicher Akzeptanz. Um die Stromkosten
nicht weiter aus dem Ruder laufen zu lassen,
ist dringend eine Reform des EEG erforderlich.
CO2-Vermeidungskosten [¼/t]
¼/t CO²
450
391
S
400
350
Energie-Effizienz und EEWG
Während wir 2013 den Ökostrom über das EEG
mit 20 Mrd. Euro bezuschussen werden, stehen für Energie-Effizienz-Maßnahmen, zur
Wärmedämmung von Gebäuden und den Einsatz erneuerbarer Energien zur Wärmeversorgung vom Bund (KfW, BafA) insgesamt weniger als 2,5 Mrd. Euro in Form von Zuschüssen
und zinsgünstigen Darlehen zur Verfügung.
Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz
(EEWG) schreibt bei Neubauten auch für Nichtwohngebäude einen definierten Anteil zur
Deckung des Wärmebedarfs durch Erneuerbare Energien vor, wobei auch der Kältebedarf zu berücksichtigen ist. Hier ist schon in
der Vorplanungsphase zu prüfen, welche Energieversorgungssysteme, die zur Erfüllung der
gesetzlichen Vorgabe geeignet sind, wirtschaftlich Sinn machen.
Generell zeigt sich, dass die Eigenstromerzeugung durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW)
mit steigenden Strompreisen immer wirtschaftlicher wird. Dagegen verschlechtert sich
die Wirtschaftlichkeit elektrischer Wärmepumpen, sofern von den EVUs hierfür kein Sondertarif angeboten wird.
Für Unternehmen mit Bestandsgebäuden und
Neubauten ist es sinnvoll, ein Gesamtenergiekonzept zur Identifizierung von wirtschaftlichen Potenzialen durch Energie-Effizienz-Maßnahmen und durch Einsatz Erneuerbarer Energien zu erstellen.
Mittelständische Unternehmen (KMU) können
sich diese Ingenieurleistungen mit rund 60 %
von der KfW bezuschussen lassen.
Dass sich eine solche Wirtschaftlichkeitsanalyse für Energieeffizienzmaßnahmen für die Unternehmen lohnt, wird im Folgenden anhand
von zwei konkreten Beispielen dargestellt.
311
300
228
250
200
155
150
115
100
50
-24
22
0
-50
▲ Abbildung 2 • CO2-Vermeidungskosten im Vergleich
Quelle: Dr. Blesl, Uni Stuttgart IER, Stand 2011
Kosten-Explosion durch regenerativen Strom
Kosten-Explosion durch regeneratieven Strom
Mrd. Φ/a
25,0
20, 0 (?)
20,0
17,0
16,8
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
2016
15,0
13,53
10,0
14,11
8,33
5,0
0,9
1,15
1,63
2,3
1,91
2,92
3,73
4,3
4,88
5,27
0,0
Prognose derPrognosen:
Übertragungsnetzbetreiber
(Jan.(Oktob
2013)
D. Wetzel, "DIE WELT"
Prognose: BDEW, McKinsey (Mai 2012)
▲ Abbildung 3 • EEG-Zahlungen durch Verbraucher
Wieviel müssen wir investieren, um eine Tonne CO2 einzusparen ?
CO2-Einsparkosten in Euro pro Tonne und Jahr
Wärmepumpe an Abwasser (A2)
891
Kälterückgewinnung aus Abwasser (A6)
2344
Wärmepumpe an 14 °C Kühlwasser (A8)
648
Freie Kühlung (A12)
3618
WRG aus Kühlturm (A16)
277
Luft-Wärmepumpe (A20)
2979
BHKW (A22)
767
Pelllet (A22)
Beispiel 1: Wirtschaftliche CO2Einsparpotenziale in einem
Industrieunternehmen
In einem großen Industrieunternehmen sollten, so die Aufgabenstellung des Auftraggebers, die CO2-Emissionen wirtschaftlich sinnvoll gesenkt werden. Das beauftragte Ingenieurbüro untersuchte dazu 20 verschiedene
256
510
Solaranlage (A26)
6501
00
1000
67
2000
133
3000
200
4000
267
5000
333
6000
400
7000
467
8000
533
9000
600
10000
667
▲ Abbildung 4 Beispiel 1 • Übersicht CO2-Einsparungskosten
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
33
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
meidungskosten von 44 €/t CO2. Das entspricht
einem Zehntel der Solaranlage. Und die Investition amortisiert sich in weniger als drei Jahren. Hier trifft Ökologie auf Ökonomie. Aus diesem Grunde wurden diese Vorschläge auch umgehend geplant und realisiert(Abbildung 6).
CO2 -Minderungskosten versus Kapitalrückflusszeit
CO
( Euro/to
a)
Co22 Minderungskosten
Minderungskosten
(Euro/to)
7000
467
6000
400
333
5000
267
4000
200
3000
133
2000
67
1000
0
0
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Kapitalrückflusszeit (Jahre)
WRG aus Kühlturm (A16)
Wärmepumpe an Abwasser (A2)
Luft-Wärmepumpe (A20)
Solaranlage (A26)
Wärmepumpe an 14 °C Kühlwasser (A8)
BHKW (A22)
Pelllet (A22)
▲ Abbildung 5: Beispiel 1 • Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit vereinen
Von den über 20 untersuchten Varianten sind vier Systemlösungen
sowohl ökologisch als auch ökonomisch sehr sinnvoll.
Investition
(T¼)
Ertrag
(T¼/a)
Kapitalrück Co2-Einsparung
- flußzeit (a)
(t/a)
1. WRG aus Kühlturm
125
110
1,1
452
2. Wärmepumpe an
14°C Kühlwasser
317
136
2,3
489
3. Wärmepumpe an
Abwasser
368
127
2,9
413
4. BHKW
485
95
5,1
630
1.295
468
‡ 2,85
1.984
Summe
▲ Abbildung 6: Beispiel 1• Ökonomie trifft Ökologie
Varianten im Bereich Wärme, Kälte und Strom.
Unter dem Aspekt, die CO2-Emissionen mit
möglichst geringem Investitionsaufwand zu
reduzieren, wurden dazu die CO2-Vermeidungskosten für die einzelnen Lösungsansätze bewertet (Abbildung 4).
Interessanterweise ergibt sich eine große
Bandbreite: Während man im hier untersuchten Fall mit Wärmepumpen an Abwasser oder
Kühlwasser, BHKW oder Pellet-Kassel (Biomasse) rund 50 Euro investieren muss, um eine
Tonne CO2 einzusparen, ist mit einer Solaranlage der achtfache Investitionsaufwand notwendig (430 Euro), um dasselbe Ergebnis zu
erreichen.
Dies sagt aber noch nichts über die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Maßnahmen aus. Hier-
34
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
zu bedarf es einer detaillierten Wirtschaftlichkeitsberechnung für jede Variante. Um nun
Klimaschutz-Effizienz und Wirtschaftlichkeit
zusammenzubringen, werden Ökologie und
Ökonomie in einer Tabelle (Abbildung 5) gegenübergestellt. Dabei zeigt sich, dass die Pelletanlage zwar ökologisch sehr sinnvoll ist
(34 €/t CO2), aber ökonomisch keinen Sinn
macht (Kapitalrückflusszeit 35 Jahre).
Die Solaranlage ist weder ökologisch zielführend (430 €/t CO2), noch wirtschaftlich darstellbar (26 Jahre Kapitalrückflusszeit).
Aber es gibt ein „Ziel-Rechteck“, in dem geringe CO2-Minderungskosten gepaart sind mit
hoher Wirtschaftlichkeit. Die in diesem ZielRechteck identifizierten vier Maßnahmen senken die CO2-Emissionen um 40 % bei CO2-Ver-
Beispiel 2: Energieeffizienz-Analyse in
einem mittelständischen Unternehmen
Im Rahmen eines Energieeffizienz-Netzwerkes (EEN), das als Pilotprojekt vom Bundesumweltministerium unterstützt wird, wurden
in der Region Trier bei 14 Unternehmen aus
unterschiedlichen Branchen EnergieeffizienzAnalysen durchgeführt um die Energiekosten
nachhaltig zu senken.
Hierbei werden den Unternehmen, so die Vorgabe, nur Einspar-Maßnahmen zur Realisierung vorgeschlagen, die eine interne Verzinsung von mindestens 12 % erreichen, d. h. die
Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen steht im
Vordergrund.
Beispielhaft seien hier die Ergebnisse für eines der Produktions-Unternehmen vorgestellt,
bei dessen Analyse insgesamt 24 Maßnahmen
untersucht wurden. Dabei stellten sich als unwirtschaftlich (unter 12 % Verzinsung) heraus:
- Verbesserung Gebäudehülle (Dach, Fenster)
- Solaranlage für Warmwasser und Heizung
(keine Amortisation)
- Photovoltaikanlage (interne Verzinsung unter 4 %)
Als wirtschaftlich sehr interessante Maßnahmen (über 12 % Verzinsung) erwiesen sich:
- Abwärmenutzung „Prozess“
- Wärmerückgewinnung bei Hallenlüftung
- Wärmerückgewinnung bei Drucklufterzeugung
- Abwärmenutzung Kältemaschinen für Niedertemperatur-Verbraucher
- tageslichtabhängige Beleuchtungssteuerung
- Einsatz hocheffizienter Elektromotoren
Bei der Umsetzung der vorgeschlagenen sechs
wirtschaftlichen Maßnahmen ergibt sich für
die Investitionen in Höhe von 1,1 Mio Euro eine interne Verzinsung von 24 %. Die CO2-Vermeidungskosten (über die Laufzeit von 15 Jahren) liegen bei 64 €/t CO2.
Insgesamt werden die 14 Unternehmen des
Energieeffizienz-Netzwerks durch die Umsetzung des identifizierten wirtschaftlich lohnenden Energieeinsparpotenzials ihren Energieverbrauch um 19 Mio. kWh/a senken. Dies ent-
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
BHKW: 850 kWel , 950 kWth
3 Kessel mit je 4.200 kWth , Gesamt ca. 12.500 kW
Beispiel 1: BHKW und
Kesselanlage für Stromund Wärmeerzeugung
T.P.I. als Generalplaner
Gesamtbaukosten:
1,8 Mio. ¼
Technikkosten:
1,5 Mio. ¼
Gewerke:
Heizung, Lüftung, Sanitär,
Stark- und Schwachstrom
Projektbeispiel Ladenburg:
Neue Energiezentrale mit BHKW
Leistungen:
Kessel 2x 2000 kW
BHKW 1x 358 kWth (215 kWel)
Amortisation: 2,8 Jahre für Mehrinvestitionen BHKW (170.000 ¼)
spricht dem Stromverbrauch einer Stadt mit
10.000 Einwohnern. Dabei werden die relativ
hohen Renditen nicht durch öffentliche Subventionen erreicht, sondern durch Energiekostenreduktion im eigenen Unternehmen.
Somit ist die Realisierung dieser Energieeffizienz-Maßnahmen sowohl betriebs- als auch
volkswirtschaftlich von Vorteil. Derzeit befinden sich die Effizienzmaßnahmen in der Umsetzungsphase, die „Einspar-Erfolge" werden
durch ein jährliches Monitoring überprüft.
Fazit
Vorhandene Potenziale zur Steigerung der
Energieeffizienz müssen stärker genutzt werden. Die Identifizierung und Umsetzung wirtschaftlicher Energieeffizienz-Maßnahmen wie
hier vorgestellt, schafft den Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil. Das ist sowohl betriebs- als auch volkswirtschaftlich sinnvoll.
Darüber hinaus wird hierdurch ein Höchstmaß an ökonomisch-ökologischer Effizienz
erreicht. Daher ist die Erhöhung der Energie-
effizienz im Gebäude- und Produktionsbereich ein wirkungsvolles Instrument, um den
CO2-Ausstoß dort zu mindern, wo es auch ökonomisch sinnvoll ist.
Autor:
Dipl.- Ing. Jörg Trippe
Geschäftsführender Gesellschafter
T.P.I. Trippe und Partner Ingenieurges.m.b.H.
Karlsruhe – Stuttgart – Schömberg (Kr. Calw)
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
35
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
Unbemannte Luftfahrtsysteme
Befliegung von Ingenieurbauwerken
von Achim Kelkel
Befliegung zur Stromtrassenprüfung
Auch die Miniaturisierung hat dazu beigetragen, dass mittels Befliegung mit solchen Drohnen neuartige Dienstleistungen entwickelt
oder bestehende Leistungsangebote kostenoptimiert werden. Mögliche Einsatzgebiete
sind z. B.:
- Befliegung von Ingenieurbauwerken z. B. zur
Brückenprüfung,
- Aufnahme des Baufortschritts aus Höhen bis
ca. 100 m Höhe
- Aufnahme spezieller Bauwerkfotos,
- Videoaufnahmen,
- Montageüberwachung aus der Luft
- Panoramaaufnahmen an vorgesehenen Sendemastandorten in der Soll-Höhe,
- Aufnahmen von Blitzschutzanlagen
- Inspektionsflüge technischer Infrastruktur
36
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
mit zusätzlicher Sensorik (Wärmebildaufnahmen, Corona-Aufnahmen)
- Befliegung von Stromleitungstrassen
- IR-Aufnahmen in der Geologie und vieles
mehr.
Auf Herstellerseite hat sich inzwischen ein
Markt unterschiedlicher Systeme entwickelt.
Diese bieten zum Teil Baukastensysteme aber
auch Komplettsysteme an. Selbst einige hochwertige „Spielzeug-Systeme“ wie die AR-Drohne der Firma Parrot zeigen beeindruckende
Flugfunktionalitäten. In den folgenden Ausführungen werden diese Systeme jedoch nicht
weiter betrachtet, da sie für die Befliegung
von Ingenieurbauwerken nicht die erforderlichen Systemeigenschaften aufweisen.
Neue Kameras für Foto- und Videoaufnah-
men, die neben der Fototechnik auch ein Betriebssystem enthalten, erlauben nicht nur
die Kamerafernsteuerung und die Live-Übertragung vor Ort, sondern auch die Verteilung
der Bilder oder Videos direkt aus der Luft auf
Cloud-Server. Entsprechende Übertragungskapazitäten wie UMTS (3G) oder LTE (4G) stehen mit immer besserer Flächenausleuchtung
zur Verfügung. Dadurch sind Sichtprüfungen
möglich, bei denen der verantwortliche Ingenieur in seinem Büro sitzt und mit EDV-Unterstützung die Kamera aus der Ferne steuert, die Vorschau live sehen kann, während
die hochaufgelösten Bilder parallel gespeichert werden und wenig später per CloudDienst zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung stehen.
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
gen werden als „Nicken“, Rechts- und Linksbewegungen als „Rollen“ bezeichnet. Drehen
um die Hochachse heißt „Gieren“.
Die wichtigsten Leistungsmerkmale sind:
- GPS-Navigation mit Routenspeicherung,
barometrische Höhenregelung,
- GPS-Höhenregelung,
- GPS-gesteuerte Kameraausrichtung,
elektronischer Kompass,
Rollen und Nicken kompensierende Kamerahalterung,
zusätzliche Flugkontrollkamera mit Videooption,
Telemetrieübertragung an Kontrollnotebook
und Fernsteuereinheit,
Fernsteuereinheit mit Sprachausgabe der
wichtigsten Telemetriedaten,
- Steuerungsreichweite ca. 2 km (Sichtflug),
- Videoaufzeichnung der Befliegung.
Die Flugtechnik
Es gibt an einem Kopter, wie diese unbemannten Fluggeräte auch heißen, je nach Version
4; 6 oder 8 Rotoren mit zwei unterschiedlichen Rotorlaufrichtungen. Jeweils abwechselnd drehen sich die Rotoren rechts oder links
herum. Zum Schweben müssen sich alle Rotoren gleich schnell drehen. Dabei hebt sich
das Drehmoment entlang der senkrechten
Achse durch die unterschiedlichen Drehrichtungen auf und der Kopter schwebt in der
Luft.
Zum Fliegen in eine Richtung wird der Kopter quasi aus dem Gleichgewicht gebracht.
Die Propellerdrehzahl wird jeweils so gesteuert, dass sich der Kopter in die gewünschte
Flugrichtung neigt. Vor-/Rückwärtsbewegun-
Leitungsbefliegungen ortsnah/innerorts
Wie die Praxis zeigt, finden Inspektionsflüge
von Leitungstrassen als sogenannte Helikopter-Arbeitsflüge zum Teil im absoluten Grenzbereich statt. So werden teilweise einmotorige Maschinen eingesetzt, die bei einem technisch bedingten Ausfall eine unfallfreie Notlandung an Ort und Stelle unmöglich machen.
Ort und Stelle könnten eine Straße, Garten
oder ein EFH sein. Angemerkt sei, dass eine
Flugstunde für derartige Hubschrauber mit
ca. 600 Euro angesetzt wird, eine Flugstunde
mit einem Hubschrauber der Kategorie 1
(zweimotorig) dagegen mit ca. 2.500 Euro zu
Buche schlägt. Nicht umsonst werden aufgrund der hohen Leistungsfähigkeiten und
der Sicherheitsreserven bei der Bundespolizei und den Rettungsdiensten vorwiegend solche Hubschrauber eingesetzt.
Hier lassen sich folgende Aufgabenfelder für
beratende Ingenieure ableiten:
- Erfassung des Optimierungspotenzials,
- Analyse der Sicherheitsrisiken,
- Entwicklung wirtschaftlicher und sicherer Alternativen,
- Prüfung des Einsatzes unbemannter Systeme.
Viele Hersteller solcher Fluggeräte bieten ergänzende Tools zur automatisierten Befliegung an. Hierbei ist neben der Bestimmung
der Flugroute, der Flughöhe auch die gezielte Ausrichtung des Fluggeräts samt Foto/Videokamera auf den POI (Point of Interest)
RECHTLICHES ZU
AUFSTIEGSGENEHMIGUNGEN
Der Betrieb von unbemannten Luftfahrtsystemen wird gemäß § 29 Abs. 1 Luftverkehrsgesetz (LuftVG) i.V. m § 16 Abs. 1 Luftverkehrsordnung (LuftVO) geregelt.
Diese gesetzliche Regelung bezieht sich auf
den Betrieb eines UAS (unmanned aircraft
systems) ohne Verbrennungsmotor mit einer Gesamtmasse von max. 5 kg und einer
maximalen Flughöhe von 100 m über
Grund (AGL). Zurzeit können „allg. Aufstiegsgenehmigungen“ bei der zuständigen Behörde des jeweiligen Bundeslandes beantragt werden. Pflicht ist dabei in jedem Fall
ein Versicherungsschutz.
möglich. Fotos können auch automatisch ausgelöst werden. Die Routen können gespeichert
werden und stehen so für spätere Befliegungen erneut zur Verfügung. Darüber hinaus
können so auch im Vorfeld sichere Start- oder
Landezonen ausgewiesen werden. Der Einsatz einmotoriger Helikopter sollte aus Sicherheitsgründen bei innerörtlichen Befliegungen ausgeschlossen sein.
Die Befliegung z. B. von Hochspannungstrasse ist gerade mit einmotorigen Helikoptern
sicherlich eine wirtschaftliche Variante der
Bestandskontrolle. Jedoch nur, wenn entsprechende Sicherheitsanforderungen beachtet
werden. Zum Beispiel könnte die Helikopterbefliegung bei Annäherung an Ortschaften
unterbrochen werden und nach der Ortschaft
fortgesetzt werden. Innerorts käme dann ein
unbemanntes System zum Einsatz. Auch
Höchstpannungstrassen an Umspannwerken
und z. B. Leitungskreuzungen, die aufgrund
des reduzierten Flugraums für normale Helikopter nicht zugänglich sind, könnten mit
Drohnen inspiziert werden. Auf der freien Strecke jedoch werden Helikopter noch lange unschlagbar sein, da mit einer Drohne vom Boden aus und auf Sicht geflogen werden muss.
Alles andere ist in Deutschland der Luftwaffe
vorbehalten.
Grundausstattung
Für die Befliegung von Ingenieurbauwerken
erscheinen Kopter mit 6 bzw. 8 Rotoren als
zweckmäßig. Kopter mit 4 Rotoren haben zum
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
37
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
◀ Drohne mit acht
Rotoren (Oktokopter),
Android-Kamera und
3G-Funk
◀ Cloud-Service, TabletPC zur Kamerasteuerung (Bildmitte)
und Livebild
über das Gerät rechts
unten
einen keine Ausfallreserven und zum anderen eine geringere Nutzlast. Aber auch hier
schreitet die Entwicklung voran, mittlerweile
sind auch sogenannte Quadro Kopter XL verfügbar.
Im High-End-Bereich und auch mit speziellen Verwendungsanforderungen gibt es diese Geräte schon etwas länger. Für die Steuerung ist eine digitale Codierung und Bindung
von Empfänger und Sender Stand der Technik. Es sollte darauf geachtet werden, dass
auch Telemetriedaten an die Fernsteuerung
übermittelt und von der Fernsteuerung so-
38
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
wohl am Display als auch per Audioausgabe
ausgegeben werden können.
Als Assistenzsystem sollten mindestens GPSEinheit mit Controller und GPS-Antenne vorhanden sein. Eine OSD-Einheit (On Screen Display) zum Einblenden von z. B. Kompass und
Fluglagedaten in das Videolive-Bild ist für reine Sichtbefliegungen nicht unbedingt notwendig. Eine schwenk-/neigekompensierende Kamerahalterung ist empfehlenswert. Je
nach Hersteller sind gesonderte Funkübertragungsstrecken zur Telemetrieanbindung z. B.
an einen Laptop mit einem Waypoint-Tool
notwendig. Zur Objektbeobachtung sollte ein
Kamera-System eingesetzt werden, dass eine
ferngesteuerte Zoomfunktion besitzt. Außerdem ist eine zweite, einfachere Kopterkamera als Fluglagekontroll-Kamera zu empfehlen,
damit der Pilot eine unabhängige Möglichkeit
zur Fluglagenkontrolle per Monitor hat.
Nun fehlt nur noch die Begleitmusik wie: Akkus (ca. 5 Sätze), Ladegeräte, Transportkoffer,
Kleinwerkzeugsatz, Versicherung, Genehmigungen, ggf. Ersatzstromversorgung im Feldeinsatz (Nachlademöglichkeit), Übungsgelände .... ,und Zeit!
INGENIEURDIENSTLEISTUNGEN
▲ Beispieldarstellung mit dem GPS-Tool der Firma Highsystems: per Bildbearbeitung eingefügte graue
Markierungen zeigen sichere Start- und Landezone
▲ Demo-Videos
RECHTLICHES ZUM ÜBERFLUG
Der Überflug eines Privatgrundstücks mit
einem Helikopter ist aus Sicht der Genehmigungsbehörden durch die Genehmigung
eines entsprechenden „Arbeitsfluges“ im
Wesentlichen genehmigt. Weitere Genehmigungen und Anmeldungen sind in der
Regel nicht erforderlich. Jedoch sind bei Foto- oder Filmaufnahmen die Persönlichkeits- und Urheberrechte gemäß BGB zu
wahren.
Für den Drohneneinsatz gelten im Prinzip
dieselben Vorgaben, die jedoch in den meisten Fällen wie folgt ergänzt werden: Starts
und Landungen dürfen nur mit Zustimmung des jeweiligen Grundstückeigentümers bzw. des Verfügungsberechtigten
durchgeführt werden. Innerhalb von Ortschaften sind die zuständigen Ordnungsbehörden/Polizeidienststellen vorab zu informieren. Gleiches gilt für naturschutzrechtliche Schutzgebiete.
▲ Helikopter-Arbeitsflug in ca. 20m Höhe mit Überflug innerorts.
Was ist machbar?
Grundsätzlich werden viele Rahmenbedingungen durch die Genehmigungen gesetzt.
Für die Geräte im hier beschriebenen Einsatzumfeld wird ein max. Gewicht von 5 kg erlaubt. Abweichungen sind derzeit nur mit Genehmigungen im Einzelfall möglich und entsprechend lokal zu beantragen. Derzeit werden Systeme dieser Art vorwiegend im professionellen Filmbereich genutz. Je nach System,
Eigengewicht, Zuladung und Fluganforderungen können Flugzeiten zwischen 10 und ca.
40 Minuten erreicht werden. Im Normalfall
gilt die Flughöhenbegrenzung von 100 m. Für
besondere Anwendungen wie z. B. Türme
kann eine Einzelgenehmigung beantragt werden. Mit zusätzlicher Ausstattung ist für den
Beobachter (Kameramann oder Brückenprüfingenieur) eine unabhängige Steuerung des
Kamera-Zoom oder der Kameraausrichtung
möglich.
Dienstleistung oder Kauf?
Teilbausatzsysteme sind inkl. allen Zubehörs
für ca. 12.000 Euro zu haben. Fertigsysteme
kosten je nach Ausstattung zwischen 20.000
und 100.000 Euro mit ergänzender Sensorik
und Dienstleistungen wie Service, Schulung,
etc.
Autor:
Dipl.-Ing. (FH) Achim Kelkel
Ingenieurbüro A. Kelkel,
Rehlingen-Siersburg/Saarland
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
39
KONSTRUKTIV
Porsche-Pavillon, Autostadt Wolfsburg
Wie aus einem Guss
von Christian Brensing
Porsche-Pavillon in der
Wolfsburger Autostadt
Foto: HG Esch
40
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
KONSTRUKTIV
Henn Architekten schufen dafür eine Form
wie aus einem Guss. Mit ihrer gewölbten,
nahtlos ineinander übergehenden Fassadenund Dachform, den gekrümmten Linien und
rasanten Kurven weckt sie Assoziationen an
den berühmten Porsche 911. Eine matt glänzende Haut aus Edelstahlblechen umhüllt den
fensterlosen, skulpturalen Baukörper, der an
der zentralen Achse des Themenparks liegt.
Er umfasst 400 m² Ausstellungs- und Präsentationsfläche und ragt mit seiner charakteristischen Silhouette 25 m über die
Wasseroberfläche der vorgelagerten Lagune.
Unter dem großen, asymmetrisch geformten
Dach liegt ein 290 m² großer, geschützter Außenraum mit Sitzreihen für mehrere hundert
Besucher, der optisch mit der umliegenden
Landschaft verbunden ist und akustisch einen eigenen Bereich bildet.
Konstruktive Umsetzung
Die einzigartige Herausforderung des Entwurfs
lag in seiner konstruktiven und baulich perfekten Umsetzung. Um diese zu gewährleisten, lobten Henn Architekten als Generalplaner unter sechs geladenen Tragwerksplanern einen Wettbewerb aus. Vorgegeben
war die Form,
nicht jedoch die Materialität. Einige Planer
schlugen Stahlbeton vor, das Büro Schlaich
Bergermann und Partner sbp, das später auch
den Zuschlag erhielt, untersuchte gleich drei
Varianten: Aluminium mit Karbon, Stahl und
Edelstahl.
Einer der Lösungsansätze bestand für Schlaich
Bergermann und Partner in der Kombination eines Aluminium-Randträgers mit Aluminiumbögen, über die nach hinten kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffbänder spannten.
Diese Konstruktion nach dem Prinzip eines
Schalentragwerks hätte jedoch nur bei einer
stärkeren doppelten Krümmung funktioniert.
Der architektonische Entwurf sah allerdings
eine betont flache Dachschale vor. Außerdem
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
41
KONSTRUKTIV
◀ Frühe Skizze
Abbildung: Henn
▲ Dachschale
hätte man für die kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffbänder eine Zustimmung im
Einzelfall benötigt.
Der zweite Ansatz bestand aus einer Gitterschale, deren Tragverhalten ebenso nur über
eine stärkere Krümmung zu optimieren war.
Unter Mitwirkung des Berliner Fassadenplaners Wolfgang Priedemann erörterten die Ingenieure als Alternative zu doppelt gekrümmten Aluminium-/Edelstahlblechen zwei weitere Lösungsansätze: Kleine, dreieckige, ebene sowie große, doppelt gekrümmte Karbonpaneele. Die ebene Variante schied aus, da
durch das Fugenbild die Polygonisierung erkennbar geworden wäre und im Falle der doppelt gekrümmten Karbonpaneele die Kosten
stark gestiegen wären.
Ein gemeinsamer Besuch der beteiligten
Henn-Architekten und der sbp-Ingenieure
im Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach
vertiefte das Verständnis der Planungspartner in punkto Porsche Design. Dementsprechend wurden die Linien, Außenkanten und
Höhen erneut optimiert, so dass sich das Tragwerk noch besser in die Form fügen konnte.
Gleichermaßen gewann das Thema der Eindeckung an Bedeutung, sollte doch der Eindruck eines fugenlos fließenden Baukörpers
entstehen.
42
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
Foto: HG Esch
Die optimale Lösung sowohl für die Fassade
als auch für das Tragwerk ergab sich schließlich auf indirektem Weg, nämlich über den
aus einem gemeinsamen Projekt im Mittleren Osten herrührenden Kontakt des Büros
Henn Architekten zur holländische Firma
Centraalstaal B.V, Groningen. Der SchiffsbauZulieferer verfügt über eine Technologie, um
Stahlbleche durch Kaltverformung doppelt
gekrümmt herzustellen. Mit diesem fertigungstechnischen Wissen von Centraalstaal
erarbeitete Schlaich Bergermann und Part-
ner auf Wunsch des Bauherrn zwei Dachtragwerke: Eine Gitterschale mit doppelt gekrümmter Eindeckung und eine MonocoqueLösung, d. h. eine selbsttragende Schale, deren geschlossene Außenhülle tragende Funktionen erfüllt.
Schließlich entschieden sich Bauherr und Planer einstimmig für die Monocoque-Lösung
KONSTRUKTIV
▲ 3D-Gebäudestruktur
Abbildung: Henn
auf Grund ihrer Ähnlichkeit zum Automobilbau. In direkter Zusammenarbeit mit Centraalstaal, die aufgrund ihrer Erfahrung aus
dem Schiffsbau die Geometrie festlegten, berechnete Schlaich Bergermann und Partner
die Monocoque-Lösung weiter. Ausschlaggebend war die Qualität der Oberfläche: fugenlos glatt und matt metallisch glänzend sollte
sie sein. Insbesondere um die farbliche Wirkung zu erzielen, entschied man sich für Edelstahlblech, das mit Edelstahlgranulat gestrahlt
wurde.
Bauliche Umsetzung
Die Vorfertigung erfolgte durch Centraalstaal
in Groningen, wo Zuschnitt und Kaltverformung der insgesamt 620 zwischen 10 und
16 mm starken Edelstahlbleche stattfanden.
Bei der Tochterfirma Ostseestaal in Stralsund
wurden die Bleche dann zu 56 Sektionen verschweißt. Dabei war es eine besondere Herausforderung, die von den Planern eingeforderten Toleranzen einzuhalten.
Auch die Montage erforderte außergewöhnliches Engagement. Da die Schweißer nicht
gewohnt waren, Edelstahlbleche zu bearbeiten, mussten sie zusätzlich durch die Schweißversuchs- und Lehranstalt Berlin/Branden-
burg (SLV) eingewiesen werden. Auf der Baustelle in Wolfsburg schweißte man die Wandsektionen nachts und an Wochenenden zusammen, da an Werktagen tagsüber in der
Autostadt wegen der Lärmbelästigung nicht
gearbeitet werden durfte.
Erwähnenswert sind ebenfalls die speziellen,
auf Zug beanspruchten Lager, die eine Verschiebung in der Ebene gewährleisten.
Unsichtbare Technik
Die nicht auskragende, raumbildende Hülle
der Monocoque-Konstruktion wölbt sich über
einen unterirdischen Stahlbetonbau, der
knapp über der Grundwasserlinie gründet. In
ihm befindet sich u. a. der von hg merz architekten museumsgestalter inszenierte Autoschwarm aus insgesamt 25 silbernen Automodellen im Maßstab 1:3. Der fensterlose Raum
◀ Gebäudequerschnitt
Abbildung: Henn
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
43
KONSTRUKTIV
PROJEKTBETEILIGTE
Architektur
Henn Architekten, Berlin
Tragwerk
Schlaich Bergermann & Partner, Berlin
Technische Gebäudeausrüstung
ZWP Ingenieur-AG, Hamburg
◀ Edelstahlwelle
◀ Pavillon-Innenraum
▼ Lichtspiel-Theater
muss folglich künstlich belichtet und belüftet
werden. Statt zwei Gebäudehüllen kommen
drei zum Einsatz. Die erste ist die doppelt gekrümmte Außenhaut, die zweite, eine polygonale Hülle über dem Ausstellungsraum und
die dritte, die doppelt gekrümmte über der jeweiligen Ausstellungsfläche. Die gesamte
Technik verschwindet zwischen zweiter und
dritter Hülle.
44
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
Der Innenraum des Pavillons ist so gestaltet,
dass der Raum selbst für den Besucher nicht
wahrnehmbar sein soll, sozusagen als „NichtRaum“. Um dies zu erzielen, wurde der Innenraum als schwarze Halbkugel gestaltet. Seine
Oberflächen dienen als Projektionsflächen.
Bedingt durch die Wärmeentwicklung der Technik und der Besucher muss über die technische
Gebäudeausrüstung eine Wärmelast von ca.
Fotos: HG Esch
KONSTRUKTIV
‘100 W/m² abgeführt werden. Diese Größenordnung entspricht ungefähr der eines Rechenzentrums. Die Nutzung des Pavillons als hochwertiger Ausstellungsraum stellt somit höchste Anforderungen an die Behaglichkeit in Bezug auf
Luftbewegung, Temperatur, Schall und Strahlungssymmetrien. Die Erfüllung dieser Kriterien bei solch hohen Lasten übersteigt die physikalischen Möglichkeiten normaler Kühldecken oder einer konventionellen Luftkühlung.
Aufgrund des kurvenreichen Innenraums und
der einheitlichen Oberflächengestaltung mussten alle sichtbaren Technikelemente, wie z. B.
Luftauslässe, Sprinklerköpfe und Lautsprecher,
verborgen werden. Die gebogenen, halbrunden Innenflächen verhinderten außerdem die
Installation konventioneller Kühldecken. Um
diesen speziellen Bedingungen und Anforderungen gerecht zu werden, entwickelte ZWP ein
einzigartiges Klimatisierungskonzept. Dazu gehören neue Verdrängungsluftauslässe, die un-
sichtbar innerhalb der schwebenden Rampe
und in die Podeste des Pavillons integriert wurden.
In Einzelanfertigung stellte man vor Ort gebogene Hochleistungskühldecken her, die gleichzeitig als Projektionsflächen dienen. Die Spezialauslässe fahren einen variablen, unterkühlten Luftvolumenstrom, der sich nach der
Raumluftqualität und Raumlufttemperatur in
den Besucherbereichen richtet. Die installierte Mess-Steuer- und Regelungstechnik erfasst
diese und reguliert auf dieser Basis die Zuluftmenge der Spezialauslässe. Die Auslässe wurden so konzipiert, dass sie die Frischluft gezielt
turbolenzarm in den Aufenthaltsraum einbringen und in Kombination mit den Kühldecken
die Wärmelasten aus den Besucherbereichen
fernhalten.
Alle diese technischen Einbauten sind für die
Besucher unsichtbar. Sogar die Sprinklerköpfe wurden in Abstimmung mit dem VDS flächig
und bündig in die runden Oberflächen eingefügt. Auf den Einsatz von sichtbaren Rauchmeldern wurde zu Gunsten eines Rauchansaugsystems im Deckenzwischenraum verzichtet. Da es sich bei dem Pavillon um eine Versammlungsstätte handelt, ist auch eine Blitzschutzanlage erforderlich. Da die Anordnung
von Fangstangen auf dem gewölbten Dach
aus ästhetischen Gründen entfiel, entwickelte man ein Blitzschutzkonzept, das das Metalldach in das Blitzschutz- und Erdungskonzept einbindet.
Am 12. Mai 2012 wurde das ebenso spektakuläre wie außergewöhnliche Bauwerk eingeweiht.
Autor:
Christian Brensing
CBE-enterprises, Berlin
BERUF UND RECHT
ABC des Baurechts
Wann beginnt die Verjährungsfrist für Mängelansprüche?
von Rechtsanwältin Eva Reininghaus
1. Mängelansprüche des Auftraggebers gegenüber Architekten/Ingenieuren verjähren, sofern vertraglich keine längeren Verjährungsfristen vereinbart sind, gemäß § 634 a Abs. 1
Nr. 2 BGB in fünf Jahren, beginnend mit der
Abnahme der vertraglich geschuldeten Leistungen. Eine förmliche Abnahme durch Unterzeichnung eines Abnahmeprotokolls erfolgt
bei Architekten- oder Ingenieurleistungen im
Gegensatz zu den Leistungen der bauausführenden Unternehmen äußerst selten. Vielmehr
nimmt der Auftraggeber derartige Leistungen
in aller Regel konkludent ab, indem er das Werk
als in der Hauptsache vertragsgemäße Leistung billigt.
Eine solche Billigung des Werks als vertragsgemäße Leistung wird in der Regel darin gesehen, dass der Auftraggeber Zahlung auf die
Schlussrechnung leistet. Da die Fälligkeit der
Honorarschlussrechnung gemäß § 15 Abs. 1
HOAI jedoch unabhängig von der Abnahme
der Leistungen eintritt, stellt sich bei einer verspäteten oder gar ausbleibenden Zahlung des
Auftraggebers die Frage, wann die Abnahmewirkungen eintreten.
2. Relativ einfach ist es, den Zeitpunkt der konkludenten Abnahme zu bestimmen, wenn
auch die Leistungen der Objektüberwachung
und Dokumentation beauftragt sind. Die Abnahmewirkungen können in dieser Konstellation erst eintreten, wenn der Architekt/Ingenieur die Leistungen der Dokumentation vollständig erbracht hat. Für den Verjährungsbeginn heißt dies, dass die Abnahmewirkungen
in diesem Fall erst mehr als fünf Jahre nach
Abnahme der Bauleistungen eintreten. Der
Auftraggeber kann demnach den mit der Objektüberwachung und Dokumentation beauftragten Architekten/Ingenieur regelmäßig auch
mehr als zehn Jahre nach Abnahme der Bauleistungen noch in Anspruch nehmen.
Endet die Beauftragung mit der Objektüberwachung, beginnt die Verjährung auch nicht
unmittelbar nach Abnahme der Bauleistungen. Vielmehr erfolgt im Anschluss die Rechnungsprüfung der ausführenden Unternehmen, die Kostenfeststellung sowie gegebenenfalls die Überwachung der bei der Abnahme
festgestellten Mängel. Erst im Anschluss kommt
eine Abnahme des Auftraggebers in Betracht.
46
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
3. Auch bei der Beauftragung von Planungsleistungen bis einschließlich Genehmigungsplanung liegt ein eindeutiger Umstand für die
konkludente Abnahme vor, nämlich die Erteilung der Baugenehmigung. Liegt die Baugenehmigung vor, kann von einer vertragsgemäßen Erbringung der Leistungen ausgegangen
werden. Zum Zeitpunkt des Bauantrags steht
dies jedoch noch nicht fest.
Sofern der Auftrag lediglich Planungsleistungen bis zur Entwurfs- oder Ausführungsplanung
umfasst, kann es demgegenüber schwierig sein,
den Zeitpunkt zu bestimmen, wann die Abnahmewirkungen vorliegen. Allein die Entgegennahme der Pläne durch den Auftraggeber
dürfte für eine konkludente Abnahme nicht
ausreichen. Der Auftraggeber kann jedoch auch
nicht damit argumentieren, erst mit Fertigstellung des Bauwerks könne eine Billigung der
Pläne als vertragsgemäß erfolgen, auch wenn
sich erst zu diesem späten Zeitpunkt herausstellt, ob eine mangelfreie Bauwerkserrichtung
entsprechend der Planunterlagen möglich ist
oder nicht.
Die Bauausführung als ein Umstand außerhalb
des Vertragsverhältnisses zwischen Auftraggeber und Architekt/Ingenieur kann nicht maßgebend sein für die Abnahme der Planungsleistungen, weil der Architekt/Ingenieur beispielsweise auf den Baubeginn und die Dauer der Bauausführung keinen Einfluss hat. Daher kommt es bei der Beauftragung von Planungsleistungen bis zur Entwurfs- oder Ausführungsplanung für die konkludente Abnahme darauf an, wann der Auftraggeber diese
überprüft. Eine Überprüfung wird nach außen
in der Regel dadurch angezeigt, dass der Auftraggeber die geprüften Pläne zur Ausführung
freigibt.
4. Wie sich aus den vorstehenden Ausführungen ergibt, ist die Bestimmung des Zeitpunkts
der konkludenten Abnahme nicht immer einfach. Ferner ist im Zusammenhang mit der Verjährungsfrist zu berücksichtigen, dass bei Aufträgen, die (auch) die Objektüberwachung und
Dokumentation umfassen, Mängelansprüche
des Auftraggebers regelmäßig erst mehr als 10
Jahre nach Abschluss der Baumaßnahme verjähren.
Was den Eintritt der Abnahmewirkungen angeht, so hat der Architekt/Ingenieur die Möglichkeit, auf eine förmliche Abnahme des Auftraggebers hinzuwirken und dadurch den Verjährungsbeginn der Mängelansprüche herbeizuführen. Lehnt der Auftraggeber die Abnahme ab, so kann der Auftraggeber unter Fristsetzung zur Erteilung der Abnahme aufgefordert werden. Sofern die Leistungen tatsächlich
vollständig und im Wesentlichen mangelfrei
erbracht sind, treten gemäß § 640 Abs. 1
Satz 3 BGB mit Fristablauf die Abnahmewirkungen ein.
Was den späten Beginn der Verjährungsfrist
nach Erbringung der Dokumentation anbelangt, so besteht die Möglichkeit, die beauftragten Leistungen auf die Objektüberwachung
zu beschränken. Besteht der Auftraggeber auf
den Leistungen der Dokumentation, ist die Vereinbarung – und Durchführung – einer Teilabnahme nach Abschluss der Objektüberwachung
anzuraten.
Eine Verkürzung der Verjährungsfrist auf beispielsweise vier Jahre oder die Vorverlegung
des Verjährungsbeginns auf einen Zeitpunkt
vor der Abnahme können nur in Individualvereinbarungen mit dem Auftraggeber geregelt werden. Realistischer Weise wird sich der
Auftraggeber auf eine solche Verschlechterung
seiner Position jedoch nicht einlassen. Regelungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen,
die die Verjährungsfrist verkürzen oder den
Verjährungsbeginn beispielsweise an die Abnahme der Bauleistungen knüpfen, stellen
nach der Rechtsprechung eine unangemessene Benachteiligung des Auftraggebers dar und
sind daher unwirksam.
Autorin:
Dr. Eva Reininghaus,
Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht,
TSP Theißen Stollhoff und Partner Rechtsanwaltsgesellschaft, Berlin
BERUF UND RECHT
Urteile
Planerpflichten in puncto Vertragsstrafenvorbehalt
von Rechtsanwalt Reinhard Voppel
OLG Bremen, Urteil vom 6. Dezember 2012 – 3
U 16/11 –
Architekten und Ingenieuren werden neben
planerischen Fähigkeiten in nicht geringem
Umfang auch Rechtskenntnisse abverlangt. Eine Frage in diesem Zusammenhang hatte das
OLG Bremen zu entscheiden.
Der Beklagte war vom Kläger u. a. auch mit den
Leistungen der Leistungsphase 8 beauftragt
worden. In dem Vertrag mit dem ausführenden Unternehmer war eine Vertragsstrafe für
den Fall der Überschreitung des vereinbarten
Fertigstellungstermins 31.10.1998 vorgesehen.
Bei einer Begehung am 30.10.1998 stellten sich
umfangreiche Mängel heraus. Am gleichen Tag
wies der Beklagte die ausführende Firma in einem Schreiben darauf hin, dass ab 2. 11.1998
die Vertragsstrafe laufe; eine Woche später forderte der Beklagte die Firma zur schnellstmöglichen Fertigstellung auf und machte sie nochmals auf die Vertragsstrafe aufmerksam.
Die Abnahme erfolgte schließlich am 17.3.1999
im Beisein des Beklagten. Weder bei der Abnahme noch (wie vertraglich vorgesehen) bei
der Schlusszahlung erklärte der klagende Bauherr einen Vorbehalt wegen der Vertragsstrafe. Als der Bauherr später in einem Prozess die
Vertragsstrafe gegen die ausführende Firma geltend machte, unterlag er, da mangels Vorbehalts die Vertragsstrafe hinfällig geworden war.
Daraufhin klagte der Bauherr erneut und machte gegenüber dem Kläger Schadensersatz in Höhe der Vertragsstrafe von etwa 140.000 Euro
geltend mit der Begründung, dieser habe seine Pflichten aus dem Vertrag verletzt, indem er
nicht auf den erforderlichen Vorbehalt hingewiesen habe.
Entgegen der Meinung des Landgerichts stellt
das OLG zunächst fest, dass der bauleitende Planer in der Regel nicht als bevollmächtigt angesehen werden könne, selbst einen Vertragsstrafenvorbehalt auszusprechen. Zwar ist der Planer grundsätzlich bevollmächtigt, die Interessen des Bauherrn gegenüber den ausführenden Unternehmen wahrzunehmen, soweit damit nicht neue Verpflichtungen des Bauherrn
(etwa zur Zahlung einer Nachtragsvergütung)
begründet werden. Dies bezieht sich aber auf
die eigentliche Bauausführung. So kann der
Planer etwa Fristen zur Mängelbeseitigung oder
zur Fertigstellung des Objekts setzen und die
Entziehung des Auftrags für den Fall des fruchtlosen Fristablaufs ankündigen (die Auftragsentziehung kann dagegen nur der Bauherr aussprechen).
Vorliegend geht es aber nicht um die Bauleistung selbst, die ja im Wesentlichen mangelfrei
fertiggestellt war, sondern in erster Linie um
davon unabhängige Vermögensinteressen des
Bauherrn, die mit der Tätigkeit des Planers unmittelbar nichts zu tun haben. Die Erklärung
des Vorbehalts wird daher nicht von der allgemeinen Vollmacht umfasst. Vielmehr bedürfte es einer besonderen Bevollmächtigung, etwa indem der Planer – ausnahmsweise – speziell zur rechtsgeschäftlichen Abnahme bevollmächtigt wird.
Der Planer hat aber nach Ansicht des OLG eine
Beratungspflicht verletzt, die seine Haftung begründet: Ist dem Planer bekannt, dass in dem
Vertrag mit dem ausführenden Unternehmer
eine Vertragsstrafe vereinbart ist oder hätte ihm
das bekannt sein müssen, gehört es zu seinen
Beratungs- und Betreuungspflichten, den Bauherrn bei der Abnahme (oder ggf. bei der
Schlusszahlung, falls nach dem Vertrag der Vorbehalt noch zu diesem Zeitpunkt erfolgen kann)
nachdrücklich auf den erforderlichen Vorbehalt hinzuweisen, so dass dieser nicht versehentlich unterbleibt. Nur wenn der Auftraggeber selbst hinreichende Sachkenntnis besitzt
oder sachkundig durch Dritte beraten ist, entfällt die Hinweispflicht des Planers.
Das OLG stützt sich dafür auf eine Entscheidung
des BGH aus dem Jahre 1979, in der es heißt,
der Architekt müsse als geschäftlicher Oberleiter, sachkundiger Berater und Betreuer des Bauherrn auf dem Gebiet des Bauwesens nicht unerhebliche Kenntnisse des Werkvertragsrechts
und der VOB/B haben. Vereinzelt wird zwar angenommen, die Entscheidung des BGH sei überholt; der Planer dürfe sich auch in anderen Bereichen auf den Sachverstand Dritter verlassen,
weil Spezialkenntnisse in diesen Bereichen von
ihm nicht gefordert werden könnten. Das OLG
schließt sich jedoch der alten Rechtsprechung
an. Anders als in anderen Bereichen des Bau-
wesens, in denen es in neuerer Zeit eine erhebliche Spezialisierung gab, habe sich das Baurecht in seinen Grundzügen nicht verändert.
Im vorliegenden Fall hatte der Beklagte Kenntnis von der Vertragsstrafenregelung. Der Kläger hatte keine Sachkunde und war auch nicht
rechtlich beraten. Daher lag in dem unterlassenen Hinweis eine zum Schadensersatz führende Pflichtverletzung.
Die Entscheidung bezog sich auf einen Architekten. Für den Bauleiter eines Ingenieurbauwerks gilt dasselbe. Ob auch den Fachplaner
der Technischen Ausrüstung eine Hinweispflicht
trifft, erscheint zweifelhaft, weil auch in diesen
Fällen der Objektplaner die Abnahme zu begleiten hat und der Fachplaner nur für seinen
Teilbereich mitwirkt. Anders liegt der Fall, wenn
ausschließlich Leistungen der Technischen Ausrüstung erbracht werden und es keinen übergeordneten Objektplaner gibt.
Das OLG hat aber die Klage trotz der festgestellten Pflichtverletzung abgewiesen, weil der Anspruch verjährt war. Das OLG setzt die für den
Beginn der Verjährungsfrist maßgebliche Kenntnis oder grobfahrlässige Unkenntnis (§ 199 Abs.
1 Nr. 2 BGB) von der Pflichtverletzung bereits
kurz nach dem Zeitpunkt der Abnahme an: Der
Kläger hat kurz nach der Abnahme das Abnahmeprotokoll erhalten. Nach Ansicht des Gerichts
konnte der Kläger aus dem ihm übersandten
Abnahmeprotokoll erkennen oder hätte zumindest ohne grobe Fahrlässigkeit erkennen können, dass der Beklagte den Vertragsstrafenvorbehalt nicht geltend gemacht habe.
Dies ist jedoch widersprüchlich: Zum einen hatte der Beklagte gar nicht die Verpflichtung, den
Vorbehalt geltend zu machen. Zum anderen
liegt die Pflichtverletzung gerade in dem unterlassenen Hinweis auf eine Handlung, deren Erfordernis der Kläger mangels eigener Sachkunde nicht erkennen konnte. Dann kann von ihm
auch kaum erwartet werden, dass er allein aus
dem Abnahmeprotokoll die Pflichtverletzung
erkennt oder erkennen könnte.
Autor:
Dr. Reinhard Voppel,
Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht,
Rae Osenbrück Bubert Kirsten Voppel, Köln
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
47
BÜROMANAGEMENT
Wachstumsfaktoren im Ingenieurbüro
Vom „Alten Fritz“ lernen?
von Jochen Scholl
▲ Friedrich der II. von Preußen
Foto: Deutsches Historisches Museum, Berlin/Arne Psille
Die thematische Karte aus einem historischen
Weltatlas sowie die in der Tabelle aufgelisteten Zahlen verdeutlichen die Dimension des
Wachstums des Königreichs Preußen während
Friedrichs Regierungszeit (rechte Seite). Diese Bilanz ist besonders beeindruckend, weil
Wachstum im 18. Jahrhundert an starre Grenzen stieß. Einerseits bestand noch eine unmittelbare Korrelation zwischen Arbeit/Produktion und „Manneskraft“ im Wortsinn, andererseits zwischen (fruchtbarem) Land und
Bevölkerung: die Einwohner mussten von der
eigenen Landwirtschaft ernährt werden. Derart klare Zusammenhänge gibt es für heutige Unternehmen nicht mehr. Ein Ingenieurbüro muss zunächst für sich die relevanten
Wachstumskriterien definieren: mehr Umsatz/Gewinn, mehr Aufträge oder größere Projekte, mehr Kunden? Welche Faktoren tragen
zum Wachstum bei? Bei Friedrich II. stechen
fünf Wachstumsfaktoren hervor, auf die es einen Blick zu werfen lohnt.
Wachstumsfaktor Initiative
(Unternehmungsgeist)
Die Chronologie des Jahres 1740 belegt die
Entschlusskraft des 28-jährigen frisch gekrönten Königs. Schon wenige Tage nach dem Tod
seines Vaters Friedrich Wilhelm I. am 31. Mai
erließ Friedrich II. wegweisende Gesetze, indem er Folter und zum Teil Zensur und Leibeigenschaft abschaffte. Als Kaiser Karl VI. am
20. Oktober ohne männlichen Erben starb
48
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
und die Erbfolge Maria Theresias im Habsburgerreich umstritten war, reagierte Friedrich
nur 18 Tage später mit der Mobilmachung.
Die Analyse seiner vom „Soldatenkönig“ geerbten Ausgangssituation hatte ergeben, dass
er volle Kassen und eine starke Armee besaß.
Folgerichtig wollte Friedrich die historische
Chance nutzen, die ihm seine Ressourcen und
die Schwäche der „Konkurrenz“ boten.
Den deutschen Ingenieurbüros mangelt es
demgegenüber meist an einer „gut gefüllten
Kriegskasse“, die ihnen größere Investitionen
ermöglichen würde. Umso wichtiger ist es, die
Stärken auszuspielen, die eine mittelständische, meist inhabergeführte Struktur ermöglicht. Eine annähernd friderizianische Beweglichkeit bei Entscheidungsprozessen sollte dazu gehören.
Wachstumsfaktor Expansion
Am 16. Dezember 1740 ließ Friedrich II. seine Truppen in Schlesien einmarschieren. Seine Initiative richtete sich damit auf den
machtpolitisch und volkswirtschaftlich lohnendsten Besitz, denn dynastisch gab es auf
andere habsburgische Länder besser begründete Ansprüche. Ingenieurbüros expandieren
in jüngerer Zeit meist durch Zukauf kleinerer
Büros mit dem vorrangigen Ziel, die Mitarbeiter zu übernehmen. Viele neue Niederlassungen in anderen Regionen lassen sich auf diesen Trend zurückführen oder auf die Abwerbung von Mitarbeitern dort ansässiger Büros.
Im Ausland erzielen gemäß Datenlage des Bürokostenvergleichs für 2011 nur wenige große Büros mehr als 10 % ihres Umsatzes, hier
könnte also noch viel Wachstumspotenzial
liegen. Dass aggressive Expansion immer auch
ihren Preis hat, zeigt Friedrichs Beispiel: erst
nach drei Kriegen bis zur Erschöpfung erschien
Schlesien 1763 für Preußen gesichert. „Ökonomischer“ waren da Friedrichs Erfolge am
Verhandlungstisch: für die Annexion Westpreußens im Rahmen der Polnischen Teilung
1772 machte er sich das gemeinsame Interesse mit Russland nutzbar. In diesem Sinne können Kooperationen mit anderen Ingenieurbüros durchaus eine Alternative zu Übernahmen darstellen, um größere Aufträge zu gewinnen oder neue Märkte zu erschließen.
Wachstumsfaktor Personal
Auch der Preußenkönig kämpfte wie gegenwärtig eine ganze Reihe Ingenieurbüros mit
Fachkräftemangel. Um Arbeitskräfte verfügbar zu haben, ließ der Alte Fritz Manufakturen an Zucht- oder Waisenhäuser angegliedert. Gut die Hälfte seiner Soldaten wurde im
Ausland rekrutiert – die preußischen Bauern,
Handwerker und Kaufleute waren ökonomisch zu wertvoll, um sie zu verpflichten.
Friedrich hat den Bau von Schulen vorangetrieben und aus dem Militär – das gemeinhin
wegen seiner Kosten und Personalintensität
die größte Wachstumsbremse darstellte, einen Wachstumsmotor gemacht. Der österrei-
BÜROMANAGEMENT
chische Staatskanzler Kaunitz beschreibt das
so: „Das Wesentliche des Preußischen Systems
besteht darin, dass die Regimenter in Friedenszeiten beständig in einem Quartier verbleiben... Einem jeden Regiment ist ein Kanton zugewiesen, woraus die Hauptleute ihre
Rekruten ziehen können. Zu den meisten
Städten, wo die Regimenter einquartiert liegen, sind verschiedenerlei Manufacturen errichtet, bei welchen die Weiber und Kinder
ihr Brot verdienen können. Dieses verursacht,
dass dem Soldaten um so leichter das Heiraten verstattet, und andurch die Population
befördert, die Desertion aber vermindert, und
zugleich denen Lands Kindern nach geendigtem Exercitio die Erlaubnis sich nach Haus zu
begeben erteilt werden kann.“ Der geringe
Sold sorgte zudem dafür, dass viele Soldaten
Zusatzjobs annehmen mussten.
Über einen ähnlichen Wachstumsmotor verfügen heute allenfalls die Ingenieurbüros, die
eng mit Universitäten zusammen arbeiten.
Darüber hinaus erreichte Friedrich II. echtes
Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung.
Die Anziehungskraft Preußens beruhte dabei
einerseits auf den Rechtsreformen, vor allem
aber auf der religiösen Toleranz des Königs.
Der größte Teil der 284.000 Einwanderer waren Religionsflüchtlinge. Neben dem Bonmot
„Jeder soll nach seiner Facon glücklich werden“ belegt ein weiteres Briefzitat Friedrichs
bevölkerungspolitisches Hauptmotiv: „Alle
Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr
die Leute so sie profesiren [= bekennen], erliche Leute seindt, und wenn Türken und Heiden kähmen und wolten das Land pöpliren,
so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen“. Integrationsmaßnahmen begleiteten die
Immigration: für die Hugenotten wurde eigens eine französische Zeitung in Berlin gegründet, den katholischen Untertanen sollte
der Bau der Kirche St. Hedwig (Schutzheilige
Schlesiens) das Einleben in der Hauptstadt erleichtern.
Auch Ingenieurbüros, die potenzielle Mitarbeiter ansprechen wollen, müssen heute mehr
bieten als die üblichen monetären Instrumente der Mitarbeiterbindung. „Social Life“ und
„Willkommenskultur“ heißen die Herausforderungen der Stunde, wenn es um neue Zielgruppen wie weibliche Fachkräfte oder Ingenieure und Absolventen aus Südeuropa geht.
Praxisbeispiele reichen von Sportangeboten
Bevölkerung
Fläche
Staatseinnahmen
Zuwachs
+ 125 %
+ 64 %
+ 185 %
Stand 1740
2,4 Mio.
119.000 km²
7 Mio. Taler
Stand 1786
5,4 Mio.
195.000
20 Mio. Taler
▲ Wachstumsdaten für Preußen während der Regentschaft des „Alten Fritz“
Quelle Karte und Tabellendaten: zentrales Medienarchiv Wikimedia Commons, Wikipedia: Kurt Hinze:
Die Bevölkerung Preußens im 17./18. Jahr. In: Büsch/Neugebauer (Hrsg.): Moderne Preußische Geschichte
Bd. I, S. 182 ff.
über gemeinsame Ausflüge bis zur professionellen Betreuung für Mitarbeiterkinder.
Viel Potenzial liegt zudem in der Mitarbeiterentwicklung durch Weiterbildung. Das war für
Friedrich den Großen Chefsache! Um den Offiziersnachwuchs, um Manöver und die theoretische Schulung kümmerte sich der König
selbst, wie seine Lehrschriften über „Grundlagen der Kriegskunst“ belegen: „Ohne Unterlass lasse ich junge Offiziere zu mir kommen,
die mir Talent zu haben scheinen, und unterweise sie mit jeder erdenklichen Sorgfalt“.
Friedrich legte Wert darauf, dass sein Führungspersonal „von der Pike auf“ gelernt hatte und über Praxiserfahrung und Berufsethos
verfügte. Daher setzte der König im Offizierkorps auf den Adel, dessen Nachkommen in
Elternhaus und Kadettenanstalt eine „berufsnahe“ Sozialisation erfahren hatten. Eine ähnliche berufliche Familientradition ist heute
leider eher in anderen Freien Berufen zu beobachten, in Ingenieurbüros ist sie selten geworden.
Wachstumsfaktor Führung
Der Effekt des königlichen Führens durch Vor-
bild und „von vorne“ auf Volk und Soldaten
kann nicht hoch genug bewertet werden.
Nicht allein wegen der Vorteile, die Orts- und
Menschenkenntnis boten, auch im Hinblick
auf die Motivation. In seinem „Antimachiavell“ nennt er 1739/40 die Gründe, die „den
Fürsten verpflichten, die Führung seiner Truppen selbst zu übernehmen und alle Not und
Fährnis, der er sie aussetzt, mit ihnen zu teilen“: zunächst mache „die ehrfurchtgebietende Gegenwart des Fürsten allen Reibereien
unter den Generalen, die ein Fluch für das
Heer, ein fühlbarer Schaden für den Kriegsherrn sind, ein Ende“, zudem sei es Sache des
Fürsten, „durch seine Gegenwart seinen Truppen den Geist zuversichtlicher Kampfesfreude mitzuteilen“.
„Ich sporne meine Soldaten an, ich packe sie
bei der Ehre, ich lasse ihnen Belohnungen zukommen, ich verspreche ihnen solche, um sie
zu ermuntern, wenn es darauf ankommt“. Situativ individuelle Anreizbedingungen für die
unterschiedlichen Motiv-Typen im Team zu
setzen, ist auch für die Geschäftsleitung eines
Ingenieurbüros eine Kernaufgabe – und ein
wichtiger Erfolgsfaktor.
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
49
BÜROMANAGEMENT
Dabei gab er sich aber auch keinerlei Illusionen hinsichtlich der Grenzen der Motivationsfähigkeit hin: „Alles, was man tun kann, ist
ihm ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu vermitteln, das heißt eine bessere Meinung von
seinem Regiment als von allen Truppen des
Universums“. Aber der König setzte auf „Corporate Identity“, die heute wie damals zum
Erfolg eines Teams beitragen kann. Dazu gehört mehr als ein einheitliches Design, auch
wenn gerade die preußischen Uniformen dessen Bedeutung im Idealfall belegen: ihre
Schlichtheit verkörperte geradezu die dem
Pietismus entspringenden Tugenden Bescheidenheit und Pflichterfüllung. Auch der König
trägt auf vielen Portraits Uniform und stilisiert sich damit als „erster Diener des Staates“, als der er sich wohl tatsächlich empfand.
Das ist gelebte Unternehmenskultur. Dieser
deutsche Begriff hat viel mehr Tiefe als „CI“
und impliziert von allen Mitarbeitern akzeptierte und für alle verbindliche Werte, die allen Fragen der Unternehmensführung nach
innen und außen zu Grunde liegen. Diese Werte in einem ausformulierten Leitbild zu dokumentieren ist kein Muss, kann aber im Rahmen eines internen Kommunikationsprozesses zusätzliche Wirkung entfalten.
Friedrichs Führungspräsenz durch Einmischung in Detailfragen von Heer und Staat bis
hin zur Zugänglichkeit für private Bittsteller
weckt freilich Bedenken: Wer sich um alles
selbst kümmert, wird scheitern (oder „ausbrennen“). Für Friedrichs Einsicht in diese Regel spricht, dass er „Delegieren“ als Notwendigkeit erkannte und trotz der beschränkten
Kommunikationsmöglichkeiten seiner Zeit
als Führungstechnik anwendete. So ließ er im
Siebenjährigen Krieg seinen Kavallerie-Gene-
50
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
ralen beträchtliche Handlungsfreiheit und bestand darauf, dass sie aus eigener Verantwortung Entscheidungen treffen mussten, ohne
den Beschluss eines Kriegsrats abzuwarten.
Dazu sollten auch heutige Projektleiter in der
Lage sein, deren Potenzial und Rolle an der
Schnittstelle zu Mitarbeitern und Kunden in
vielen Büros zu wenig Gewicht beigemessen
wird. Projektleiter mit Spielraum entlasten
die Geschäftsleitung, sind motivierter, sehen
Perspektiven im eigenen Unternehmen und
sichern Geschäftschancen mittels Nachträgen
oder Auftragsakquise. Das setzt freilich voraus, dass die Verantwortlichen über Rahmenbedingungen und Ziele informiert sind, denn
nur dadurch können sie selbständig im Sinne der übergeordneten Unternehmensziele
entscheiden.
Wachstumsfaktor Effizienz
Die Trockenlegung des Oderbruchs ist das Paradebeispiel für das Bestreben Friedrichs II.,
zuvorderst das vorgefundene Herrschaftsgebiet zu erschließen und zu entwickeln. Freie
Bauern wurden angesiedelt, bei Misswirtschaft
Pächter ausgetauscht. Auch der Befehl vom
24. März 1756, dass die Beamten sämtlichen
Untertanen den Kartoffelanbau begreiflich
machen sollten, verfolgte den Zweck, aus dem
„Bestand“ das Beste herauszuholen. Die Verfünffachung der Steuereinnahmen in Schlesien im Vergleich zur österreichischen Verwaltung belegt die Effektivität der reformierten
preußischen Steuerverwaltung.
Übertragen auf die heutige Praxis im Ingenieurbüro heißt das: durch Controlling, Software-Einsatz, Vereinfachung von Prozessen
verbunden mit Weiterbildung und Wissensmanagement gilt es effizienter zu werden.
Mit mehr Effizienz kann das betriebswirtschaftliche Ergebnis verbessert werden, nicht
nur durch zusätzliche Mitarbeiter oder noch
mehr Überstunden! Da der Tag nun einmal
nur 24 Stunden hat, ist jede Rechengröße auf
Zeitbasis begrenzt – eine Binsenweisheit, die
auch die Notwendigkeit von Leistungshonoraren untermauert.
Fazit
„Wachstum kommt von innen!“ heißt ein aktuelles VBI-Seminar. Dieser programmatische
Titel könnte durchaus vom „Alten Fritz“ stammen, dessen Ruf als kriegerischer Expansionist seiner breit angelegten Wachstumspolitik nicht gerecht wird. Wie Preußen unter seinem großen König sollte auch jedes Ingenieurbüro primär die Möglichkeiten nutzen, aus
sich selbst heraus die Weichen auf Wachstum
zu stellen.
Autor:
Jochen Scholl, M. A.,
UNITA Unternehmensberatung GmbH
Literatur
Jochen Scholl: Die Reformen des Grafen Haugwitz in Österreichisch-Schlesien. Magisterarbeit im Bereich Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr, Hamburg 1995.
Christopher Duffy: Friedrich der Große. London 1985, Sonderausgabe Zürich 1991.
Karl-Volker Neugebauer (Hrsg.): Grundzüge
der deutschen Militärgeschichte. Im Auftrag
des militärgeschichtlichen Forschungsamts
Freiburg 1993.
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PRODUKTE UND PROJEKTE
Velux-Gruppe
Das LichtAktiv-Haus der IBA Hamburg
von Bärbel Rechenbach
Das Hamburger Lichtaktiv-Haus ist zugleich
der Beitrag der Velux Deutschland GmbH zum
europaweiten Projekt „Model Home 2020“,
das 2009 mit dem Ziel gestartet wurde, Visionen für vernünftige und klimaneutrale Gebäudekonzepte zu entwickeln. Inzwischen
werden die sechs Modellhäuser in Dänemark,
Österreich, Frankreich und Großbritannien
quantitativ und qualitativ genau getestet und
Wohnansprüche der Zukunft ausprobiert.
Das Lichtaktiv-Haus entstand im Wilhelmsburger Katenweg, in einer Werkssiedlung nach
dem Modell einer Gartenstadt der 1920er Jahre. Die weiße Doppelhaushälfte mit ihrer auffälligen Fensterfront vom Erdgeschoss bis zur
Dachspitze und dem gläsernen Anbau fällt sofort auf. Das Velux-Versuchshaus ist ein Gemeinschaftsprojekt von Architekturstudenten, Architekten, Lichtplanern und dem Fensterbauunternehmen.
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BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
Ursprünglich gab es in dem Haus nur 18 m2
Fensterfläche und kleine dunkle Räume auf
engen 96 m2, die sich zwei Familien teilten.
Geheizt wurde mit Öl. Nebenan existierte ein
kleiner Anbau für Tiere und ein großer Garten zur Eigenversorgung der Bewohner. Nun
wurde aus diesem Typ Siedlungshaus ein lichtdurchflutetes Nullenergiehaus.
Intelligente Sanierung
Das Lichtaktiv-Haus deckt den Energiebedarf
seiner Bewohner vollständig aus erneuerbaren Energien. Es verfügt über eine Solarthermie- und PV-Anlage sowie eine intelligenten
Steuerung der Tageslichtnutzung. Dafür wurde der Bestandsbau zunächst mit einem vollständig mineralisch wärmegedämmten
(200 mm) neuem Holzdachstuhl versehen.
Auch Fassade und Betonsohle erhielten eine
220 mm dicke Dämmung. Moderne Fenster
PRODUKTE UND PROJEKTE
PROJEKTBETEILIGTE
◀ Das LichtAktiv
Haus im
Hamburger
Stadtteil
Wilhelmsburg
Fotos: Velux
▼ Tageslichtnutzung im Modellhaus
Bauherr
Velux Deutschland GmbH
Projektträger
Velux Gruppe
Entwurfsplanung/Konzept
Prof. Manfred Hegger, Katharina Fey
TU Darmstadt
Architektur
Ostermann Architekten, Hamburg
Energiekonzept
HL-Technik,
Prof. Klaus Daniels, München
Lichtkonzept
Prof. Peter Andres PLDA, Hamburg
Statik
TSB-Ingenieure,
Prof. Karsten Tichelmann, Darmstadt
Fotos: Velux
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
▲ Monitoring Stromverbrauch
▲ Monitoring Wärmeenergiebilanz
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BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
Grafiken: Velux
und insbesondere die dreifach verglasten
Dachfenster im Neubau und doppelt verglasten im Altbau af 93m2 erübrigen beinahe die
Nutzung elektrisch erzeugten Kunstlichts, was
nicht zuletzt auch für die Bewohner angenehmer ist.
Diese sind ein junges Ehepaar mit zwei Kindern, die genau beobachten, wie das Haus im
bewohnten Zustand technisch funktioniert
und ob es sich darin behaglich wohnen lässt.
Das Nutzer-Monitoring wird von Fachleuten
der Technischen Universitäten Braunschweig
und Darmstadt sowie der Humboldt-Universität zu Berlin begleitet. Für Hausbewohner
auf Zeit, Christian Oldendorf, bedeutet das
beispielsweise, sich täglich mit der Haustechnik, dem Strom- und Wasserverbrauch und
dem Wohlbefinden seiner Familie zu beschäftigen. „Ich finde das sehr gut, denn überall
wird von Passiv-, Nullenergie- und Plusenergiehäusern gesprochen. Kaum einer erfährt
jedoch, wie es sich darin wohnt und welche
Erfahrungen es schon gibt.“ Für junge Leute
wie ihn sei der Umgang mit der neuen Gebäudetechnik nicht schwer, alles sei erlern- und
beherrschbar. „Wenn ich diese Wohnung mit
unserer ehemaligen Altbauwohnung vergleiche, möchte ich hier nie mehr wegziehen“,
sagt Oldenburg. „Ich empfinde das Haus als
optimal.“
Sicherlich spielt bei dieser ersten Einschätzung auch der großzügige Erweiterungsneubau (Holzrahmenbauweise mit mineralischer
Dämmung und außenliegender Holzfaserdämmstoffplatte) eine wichtige Rolle. Die
Wohnfläche vergrößerte sich dadurch auf
132 m2 Der teilweise aus transparenten Bauteilen bestehende Anbau bietet Platz für den
geräumigen Wohn- und Essbereich, die offene Küche, Gäste-WC, Technikraum sowie einen Unterstellplatz fürs Auto. Auf den Dächern
befinden sich die Solarkollektoren (134 x
180 cm), -fenster, -sichtschutzrollos oder -rolläden in Verbindung mit einen Sensorsystem
zu deren Steuerung.
Im sanierten Hausteil daneben gibt es eine
Dachgalerie, zwei Kinderzimmer, Schlafzimmer, Ankleideraum und zwei Bäder. Hier sorgen vor allem großzügige Lichtbänder und Solarfenster für viel Tageslicht in den Räumen.
Lichtplaner Prof. Peter Andres von der Peter
Behrens School of Architecture Düsseldorf betont, dass bei diesem Projekt das Tageslicht
PRODUKTE UND PROJEKTE
▲ Energiekonzept Grafik: Velux
schon in die Entwurfsphase als wichtige Energiequelle in die Planung einbezogen wurde.
Das Ergebnis ist im Haus allgegenwärtig: es
ist tatsächlich lichtdurchflutet. Außerdem trägt
das Tageslicht in der kälteren Jahreszeit zur
Wärmegewinnung im Inneren bei. Je nach
Wetterlage, Tages- und Jahreszeit tragen die
Rollläden und Sonnenschutzvorrichtungen zu
einem behaglichen Klima bei.
Die Fenster schließen und öffnen sich automatisch entsprechend Temperatur, CO2-Konzentration und Luftfeuchtigkeit, lassen sich
aber auch von Hand bedienen. Für Frischluftzufuhr und ein gesundes Raumklima ist somit gesorgt. Verbrauchte Luft strömt von unten nach oben (Kamineffekt) durch die Dachfenster nach außen. Kühle frische Luft strömt
von unten nach.
Energieversorgung
Für Heizwärme und Warmwasser sorgt das gesamte Jahr über eine Kombination von
22,5 m2-Solarkollektoren mit einer Luft-Wärmepumpe. Das Modellhaus wird also sowohl
solar als auch mit Umgebungswärme versorgt.
In den Wohnräumen überträgt eine Niedrigtemperatur-Fußbodenheizung die benötigte
Wärme. Während der primäre Energiebedarf
im unsanierten Haus für Heizung, Warmwasser und Strom 293,6 kWh/m² jährlich betrug,
reduzierte sich dieser Bedarf jetzt auf 108,4
kWh/m². Und der wird komplett durch die gewonnene Energie aus Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpe gedeckt.
Das Modellhaus in Hamburg-Wilhelmsburg ist
der Versuch, in einem bislang städtebaulich
vernachlässigten Gebiet, Neues zu wagen. Das
Gebäude soll nun Messlatte sein für die energetische Sanierung weiterer Siedlungsgebiete.
Nicht nur in Deutschland. Auch die europäischen Nachbarländer stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Deshalb beteiligten sich vier
an dem „Model-Home-2020-Experiment und
kreierten gemeinsam mit Velux Energiesparhäuser nach ihren Vorstellungen.
Energiesparhäuser europaweit
Diese Modellhäuser funktionieren nach gleichen technologischen Prinzipien und unterscheiden sich nur in lokalen Details. Auch hier
prüfen Familien unter wissenschaftlicher Begleitung, wie es sich darin leben lässt. In den
beiden dänischen Versuchshäusern in Arhus
und Kopenhagen sind die Fensterflächen
z. B. mit 75 m² fast doppelt so groß wie in ei-
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
▲ Französisches Modell (Modul-) haus nahe Paris
▶ Britisches Modellhaus bei Birmingham
Fotos: Bärbel Rechenbach
nem typischen Einfamilienhaus. Dadurch werden etwa 50 % des Raumwärmebedarfs durch
passive Solargewinne gedeckt. Das österreichische Modellhaus bei Wien gilt als erstes C02neutrales Einfamilienhaus des Alpenlandes.
Das britische Modellhaus in Rothwell nahe Birmingham erzeugt 80 % der benötigten Energie für Heizung, Strom und Warmwasser ebenfalls aus erneuerbaren Quellen. Darauf zielt
auch das französische Plus-Energiehaus nahe
Paris ab. Das Modulhaus wurde auf einer von
unten isolierten Betonbodenplatte errichtet.
Die Modulbauweise erlaubt, kleinere oder größere Häuser, frei stehende oder Reihenhäuser,
städtische oder ländliche Häuser zu errichten,
so dass das Energiesparhaus an unterschiedliche geografische, klimatische und finanzielle
Gegebenheiten angepasst werden kann.
Die Erkenntnisse aus allen Modellhaus-Projekten werden nach der Testphase zusammengeführt und ausgewertet. Doch schon jetzt ist
das Experiment insofern ein Erfolg, als es zeigt,
dass Menschen künftig energieautark wohnen können, ohne auf Komfort und Behaglichkeit verzichten zu müssen.
Autorin:
Bärbel Rechenbach,
Freie Journalistin, Berlin
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BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
PRODUKTE UND PROJEKTE
Regiolux
Intelligente Lichttechnik halbiert Energieverbrauch
Loewe gehört zu den Premiummarken im Bereich Home-Entertainment. Seit 1923 stellt
das in Kronach ansässige Unternehmen Radio- und Fernsehgeräte her und ist damit die
Traditionsfirma schlechthin auf dem deutschen Markt. Minimalistisches Design, Qualität, sinnvolle Innovationen und Individualität gehören zum Markenprofil.
In jüngster Zeit wurde kräftig in die Produktionsanlagen und eine energieeffiziente Beleuchtung investiert, denn die Beleuchtungsanlage in der 36 m x 55 m großen Fertigungshalle war nicht mehr auf dem neuesten Stand.
Sie bot auf der Nutzebene eine Beleuchtungsstärke von lediglich 550 lx. Von der ca. 4 m
hohen Decke waren in 1 m Abstand zweilampige Lichtbänder mit weißen Reflektoren abgehängt: bestückt mit T8-Leuchtstofflampen
58 W in neutralweißer Lichtfarbe, die eine
Farbtemperatur von 4.000 K erzeugten, ausgestattet mit konventionellen Vorschaltgeräten.
Neben der Verbesserung von Energieeffizienz
und Lichtqualität galt es bei der Modernisierung auch, die architektonischen Besonderheiten der Dachkonstruktion zu berücksichtigen. So sollten die vorhandenen Deckenaufhängungen unverändert erhalten bleiben und
für die neue Beleuchtungslösung genutzt werden. Folglich blieb auch die Anordnung der
Lichtbänder im Raum die gleiche.
Mit Regiolux fand Loewe einen kompetenten
Partner für die neue Lichtlösung. Denn das
Unternehmen hat für die Beleuchtung großer Flächen ein innovatives Lichtband-System
im Programm, das hochwertige Lichttechnik
und schnelle Montage miteinander verbindet: das SDT-System mit T5-Technik.
Der Austausch des alten Lichtbandes durch
das SDT-System in Schutzart IP 20 ging bei laufendem Betrieb schnell und wirtschaftlich
vonstatten. Am Geräteträger SDG sind die Fassungen für die beiden T5-Leuchtstofflampen
49 W versetzt angeordnet, um Leuchtdichteunterschiede zu reduzieren. Ausgestattet mit
dem hochglanzeloxierten Parabolspiegelreflektor SDFB aus Reinstaluminium, erzielt das
Lichtband eine direkte Lichtverteilung mit
breit strahlender Charakteristik bei gleichzeitig guter Blendungsbegrenzung. Mit gezielter
Lichtlenkung und verbesserter Lichtverteilung
trägt der neue Reflektor zur Erhöhung der Beleuchtungsstärke bei. Das Beleuchtungsniveau lässt sich dabei auf der Arbeitsebene jederzeit veränderten Anforderungen anpassen.
„Allein der Leuchtenbetriebswirkungsgrad von
85,4 % sowie die höhere Lichtausbeute der
T5-Lampen erzielen in der Energiebilanz eine Einsparung von 20 % gegenüber der Altanlage“, betont Peter Gröger, Fachmann bei Regiolux, „und das bei höherer Beleuchtungsstärke und Farbwiedergabe.“ Hinzu kommen
Energieeinsparpotenziale durch dimmbare
Vorschaltgeräte. So summiert sich die Energieersparnis in der Fertigungshalle bei Loewe
auf 53 % gegenüber der Altanlage. Das Unternehmen spart jährlich ca.15.000 Euro an Kosten.
www.regiolux.de.
▲ Gutes Licht zum Arbeiten, das auch in den
Pausenbereichen als angenehm empfunden
wird. Foto: Frank Freihofer für Regiolux
Kübler
Nachhaltigkeitspreis
für Hallenheizung
Gewinner des im Dezember 2012 zum 5. Mal
verliehenen Deutschen Nachhaltigkeitspreises ist das Hallenheizungssystems H.Y.B.R.I.D
der Firma Kübler. Das Hallenheizungsunternehmen gewann die höchste deutsche Auszeichnung für nachhaltiges Unternehmertum vor Procter & Gamble und Resopal und
reiht sich damit in die Riege bisheriger Preisträger wie Viessmann, Vaillant, Daimler oder
Siemens ein.
H.Y.B.R.I.D. ist die intelligente Verknüpfung
von Infrarothallenheizung, Digitalsteuerung
und Restwärmenutzung. Damit hat Kübler
eine neue Dimension in punkto energiesparender Hallenbeheizung eingeleitet. Je nach
Hallentyp und -dimension können 30 bis
70 % Energieeinsparung realisiert werden.
In der Jury-Begründung zur Auszeichnung
heißt es: ... „Mit dem 2009 eingeführten Heizungssystem „H.Y.B.R.I.D.“ hat Kübler das bislang wahrscheinlich effizienteste Wärmekonzept für Großräume entwickelt. Das System
besteht aus einer Infrarotheizung, die mit
einer konventionellen hydraulischen Warmwasser-Heizung gekoppelt wird. Die Infrarotheizung „OPTIMA plus“ erreicht bis zu
73,5 % Direktwärme am Arbeitsplatz und ist
damit einer der effizientesten Infrarotstrahler auf dem Markt. Bis zu 15 % der dort anfallenden Restwärme lassen sich mit dem
System „O.P.U.S.X.“ für die WarmwasserHeizung in angrenzenden Büroräumen nutzen. Gesteuert wird das Heizungssystem mit
der Digitalsteuerung „R.O.S.S.Y.“, die für ihre Effizienz und Funktionalität 2004 mit dem
Bundesinnovationspreis ausgezeichnet wurde. Die Steuerung erfolgt schnell und einfach über den Computer. Das bringt nicht
nur Zeitersparnis, sondern auch einen Effizienzgewinn von bis zu 20 % des Primärenergieeinsatzes...“
Das ausgezeichnete System lässt sich in verschiedenen Hallentypen vom Neu- bis zum
Altbau einsetzen. Durch die niedrigen Energiekosten liegt die durchschnittliche Amortisationszeit im Sanierungsbereich zwischen
zwei und sieben Jahren.
www.kuebler-hallenheizungen.de
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
57
PRODUKTE UND PROJEKTE
Ciat Kälte- und Klimatechnik
Neuer Kaltwassererzeuger für Hamburger Bahnhof
In einer Aufsehen erregenden Aktion wurde Ende November auf der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofes ein kompakter und
leistungsstarker Kaltwassersatz von Ciat installiert. Mit Hilfe eines übergroßen Mobilkrans
hievten die Monteure die 8,5 t schwere und fast
10 m lange Kältemaschine über eine Entfernung von 30 m zentimetergenau in einen nur
wenig größeren Anlagenschacht auf dem Dach.
Der Bahnhofsbetrieb konnte während des vier
Stunden dauernden Einsatzes fast normal weiter geführt werden.
Die Wandelhalle ist das Herzstück des Hamburger Hauptbahnhofs. Hier können Touristen,
Pendler und Berufstätige an 365 Tagen im Jahr
in 50 Geschäften und Restaurants mit einer Fläche von 7.600 m² einkaufen. Der Austausch der
alten Kältemaschine wurde notwendig, weil
diese nach 22 Jahren Betriebsdauer sowohl
technisch überholt war als auch noch mit dem
in Neuanlagen nicht mehr zulässigen Kältemittel R22 arbeitete. Aus Umweltgesichtspunkten
sollte die neue Anlage deshalb nicht nur eine
deutlich höhere Energieeffizienz erreichen, sondern auch ein klimaschonenderes Kältemittel
verwenden. Auch Leistungsreserven für weiteren Kältebedarf in der Zukunft sollten geschaffen werden.
Die Herausforderung für die beauftragte Hamburger PBA Planungsgesellschaft Haustechnik
mbH lag zunächst darin, einen Kaltwassersatz
zu finden, der trotz einer um 200 kW höheren
Kälteleistung immer noch in den passgenau auf
das alte Gerät zugeschnittenen Anlagenschacht
eingebaut werden konnte. Die Entscheidung fiel
zugunsten eines Powerciat Kaltwassersatzes des
französischen Kälte- und Klimatechnikherstel-
◀ Wandelhalle des
Hamburger
Hauptbahnhofs
Foto: Martens
Verwaltung &
Projektentwicklung GmbH
▼ Anlieferung des
neuen Kaltwassererzeugers
Foto: Ciat
Kälte- und
Klimatechnik GmbH
lers, der mit dem Kältemittel R134a betrieben
wird. Mit einer Leistung von bis zu 50 kW pro m²
Aufstellfläche gehören die Anlagen zu den kompaktesten Geräten am Markt. Gleichzeitig sorgen moderne halbhermetische Doppelschraubenverdichter sowie eine stufenlose Leistungsregelung auch im Teillastbetrieb für eine hohe
Geräteeffizienz. Der für eine Kälteleistung von
950 kW ausgelegte Kaltwassersatz arbeitet etwa
20 % effizienter als die alte Kältemaschine. Unterm Strich bedeutet dies für den Betreiber, dass
die neue Anlage einen deutlich höheren Klimakomfort gewährleistet, ohne den Stromverbrauch zu erhöhen.
Neben der sehr kompakten Bauweise galt es
zudem, die strengen Schallschutzauflagen des
Auftraggebers zu erfüllen. Dabei mussten vor
allem die engen Platzverhältnisse im Anlagenschacht berücksichtigt werden. Deshalb lieferte der Hersteller eine speziell angepasste Geräteversion, bei der sämtliche Verdichter mit
Schallschutzhauben versehen wurden. So erreicht der Kaltwassersatz einen maximalen
Arnold Glas
Weltgrößtes Solarglasdach in Ingolstadt
Seit November 2011 ist auf der vom Münchner
Planungsbüro Balke konzipierten Halle Q des
Güterverkehrszentrum Ingolstadt (GVZ) das größte Solarglasdach der Welt in Betrieb. Das aus
1.728 PV-Glas-Modulen bestehende Dach wurde als Vollglasfläche ohne klassischen Dachunterbau mit dem Solarstromglas Voltarlux von
Arnold Glas realisiert. Durch das Glasdach ge-
58
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
Schallleistungspegel von 95 dB(A). Nach der erfolgreichen Einbringung wurde der Kaltwassererzeuger von der Dresdner Kühlanlagenbau
GmbH wieder an den bestehenden Kältekreislauf angeschlossen. Die Inbetriebnahme erfolgt
im kommenden Frühjahr.
www.ciat.de
PRODUKTE UND PROJEKTE
Schindler
6
Aufzüge, die Strom
produzieren
Die Energieeffizienz von Aufzügen war noch
bis vor wenigen Jahren ein Nischenthema. Inzwischen gewinnen jedoch verbrauchssenkende Lösungen bei Betreibern und Planern an
Relevanz. Vor allem die Energierückspeisung
auf der Basis regenerativer Antriebe wird verstärkt nachgefragt und entsprechend von den
Herstellern forciert. So ist mit dem Schindler
5500 ein Serienaufzug auf dem Markt, der die
Rückführung überschüssiger Energie in das
Stromnetz bereits als Standardoption bietet.
Ebenso gibt es mittlerweile für die meisten Bestandsanlagen die Möglichkeit der Nachrüstung. Bis zu 40 % der verbrauchten Energie lassen sich auf diese Weise zurückspeisen. Allerdings sollte die Investition in einen regenerativen Antrieb genau abgewogen werden, da
der Nutzen sehr stark vom jeweiligen Gebäudetyp und der Auslastung der Anlagen abhängt.
Möglich wird eine Energierückspeisung dadurch, dass Aufzüge im täglichen Betrieb ständig beschleunigen und wieder abbremsen. Die
daraus resultierende Bremsenergie verpufft
vor allem bei älteren Anlagen oft ungenutzt
in Bremswiderständen. Hingegen wird bei einer Rückspeisung die Bremsenergie mit Hilfe
eines Wechselrichters als Strom zurückgewonnen und in das Versorgungsnetz des Gebäudes oder des Energieversorgers geleitet. Der
Effekt entsteht bei schwer beladenen Kabinen
in der Abwärtsfahrt, aber auch wenn die Kabinen in der Aufwärtsfahrt leichter sind als das
Gegengewicht. Dementsprechend müssen in
eine Kosten-Nutzen-Rechnung Daten wie die
Nennlast, Hubhöhe, Haltestellen sowie die An-
◀ Halle Q des
GVZ
Ingolstadt
mit dem
PV-Glasdach
Foto: Arnold
Glas
5
1
2
3
4
1. Die schwere Nutzlast fährt nach oben. Das Gegengewicht ist leichter als die Kabine. Es wird Strom aus dem Netz verbraucht.
2. Die leichte Nutzlast fährt nach oben. Das Gegengewicht ist schwerer als die Kabine. Es wird Strom in das Netz abgegeben.
3. Die schwere Nutzlast fährt nach unten. Das Gegengewicht ist leichter als die Kabine. Es wird Strom in das Netz abgegeben.
4. Die leichte Nutzlast fährt nach unten. Das Gegengewicht ist schwerer als die Kabine. Es wird Strom aus dem Netz verbraucht.
5. Das Gegengewicht hilft je nach Kabinenbeladung und Fahrtrichtung bei der Stromrückspeisung.
6. Der Netzumsetzer regelt den Stromfluss vom und in das Netz.
▲ Prinzip Energierückspeisung
Abbildung: Schindler
zahl der Fahrten pro Jahr einfließen.
Grundsätzlich gilt, dass der Einsatz eines regenerativen Antriebes bezogen auf die Lebenszykluskosten ab circa 100.000 Fahrten
pro Jahr und einer gewissen Förderhöhe rentabel ist. Ein konkretes Beispiel veranschaulicht dies: Ausgangspunkt ist ein Aufzug mit
einer Nennlast von 1.500 kg, einer Hubhöhe
von 76 m und 20 Haltestellen. Bei 30.000 Fahrten pro Jahr senkt die Energierückspeisung
den Verbrauch lediglich um 630 kWh beziehungsweise 16 %. Mit Blick auf die gegenwärtigen Stromkosten sind das gut 100 Euro pro
Jahr, so dass die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten kaum eingespielt werden kön-
nen. Kommt der gleiche Aufzug hingegen auf
360.000 Fahrten jährlich, liegen die Einsparungen bei rund 40 % – also bei über 1.100
Euro. In diesen Dimensionen ist ein regenerativer Antrieb lohnenswert.
Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist jedoch schon
wieder ein ganz anderes, wenn beispielsweise Nennlast oder Förderhöhe geringer sind.
So ist aufgrund der Komplexität solcher Berechnungen die Beratung durch ein kompetentes Ingenieurunternehmen unerlässlich.
Dabei können auch weitere Energiesparmaßnahmen einbezogen werden, wie etwa eine
Standby-Schaltung oder stromsparende LEDs
für die Beleuchtung.
www.schindler.de
langt Tageslicht in die darunter liegenden Räume. Das wäre mit einer konventionellen Dachkonstruktion mit aufgesetzter Photovoltaikanlage nicht möglich gewesen. Im GVZ Ingolstadt
wurde auf 9.900 m² (Dachgesamtfläche:
11.600 m²) Photovoltaikglas der neuen ASI-Technologie mit einer Panelgröße von jeweils
5,7 m² eingesetzt. Die Photovoltaikmodule im
sogenannten Full-Size-Format (2.200 x 2.600
mm) stammen vom thüringischen Dünnschichtspezialisten Masdar PV. Das modifizierte Halb-
zeug auf Glas-Glas Basis wurde von Arnold Glas
für den Einsatz in die Gebäudeintegration aufgerüstet.
Im Unterschied zu herkömmlichen Solarzellen
ist Voltarlux ein Verbundglas, das an Kundenwünsche und bauseitige Anforderungen individuell angepasst werden kann. Die integrierte ASI-Solarschicht ist 50- bis 100-mal
dünner als ein menschliches Haar. 1.728 Panels
à 435 W erbringen eine Gesamtleistung von
752 kW.
www.arnold-glas.de
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
59
PRODUKTE UND PROJEKTE
Cobiax Technologies
Hohlkörperdecken weltweit gefragt
Von der privaten Wohnzimmerdecke bis zum
Stadion mit großen Spannweiten: CobiaxHohlkörpermodule kommen überall dort zum
Einsatz, wo Bauherren, Architekten und Fachplaner in Neubau oder Sanierung auf ein technisch wie wirtschaftlich nachhaltiges Gebäude Wert legen. Hohlkörpermodule sparen dabei nicht nur Baustoffe ein, sondern bieten
auch statische Vorteile. Und davon profitieren viele Kunden: Dank eines globalen Netzes von Vertriebspartnern und Lizenznehmern
sind Cobiax-Hohlkörperdecken weltweit er-
▲ Cobiax-Hohlkörperdecken
Abbildung: Cobiax, Wiesbaden
▲ Kö-Bogen in Düsseldorf
Abbildung: Studio Daniel Libeskind, Archimation ▲ VW-Bürogebäude in Wolfsburg
hältlich. Erleichtert wird dies durch den wirtschaftlichen Transport, denn die Hohlkörper
der „Slim-Line“-Produktlinie können als Halbschalen ineinander gestapelt werden. 2012
wurden so weltweit mehr als 1,2 Mio. m² Cobiax-Hohlkörperdecken realisiert – davon
200.000 m² in Deutschland.
Zum Beispiel in Düsseldorf beim Vodafone
60
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
Campus: Die neue Konzernzentrale besteht
aus drei Gebäuderiegeln, einem 19-geschossigen Büroturm sowie einem angeschlossenen Parkhaus. Bei der Ausführung des Büroturms griff das beauftragte Tragwerks-Planungsbüro Schwarzbart und Partner, Frankfurt am Main, auf Cobiax-Hohlkörper der Bauart „Slim-Line“ zurück. Dank dieser innovati-
Abb: KSP Jürgen Engel Architekten
ven Technologie sind die Betondecken trotz
der maximalen Spannweite von 9,7 m nur
28 cm dick. Gegenüber der massiven Bauweise spart man durch den optimierten Querschnitt und den verdrängten Raum im Inneren allein in den Decken 650 m³ Beton.
Die Hohlkörpermodule verringern dabei das
Eigengewicht der insgesamt 14.000 m² De-
PRODUKTE UND PROJEKTE
◀ Vodafone Campus
Abbildung: HPP Architekten,
Zech Group, Archilooks
ge zu realisieren, kamen Cobiax-Hohlkörperdecken in Stärken von 45 bis 60 cm zum Einsatz. „Gerechnet auf das Gesamtgebäude spart
unsere Technologie etwa 110 t CO2 ein und
reduziert die Deckenlast um insgesamt
1.300 t“, resümiert Pfeffer.
Auch auf dem Volkswagen-Werksgelände in
Wolfsburg wurden 2012 Cobiax-Hohlkörperdecken verbaut. Und zwar in einem neuen
sechsgeschossigen Bürobau mit rund 670 Arbeitsplätzen, der im April 2013 bezogen werden soll. Im Mittelpunkt des Projekts standen
auch hier Ökologie und Nachhaltigkeit. Die
entsprechenden Anstrengungen zeichnete die
Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bau-
en (DGNB) bereits im Juni 2012 durch ihr Zertifikat in Gold aus.
Ebenso wie bei den beiden Projekten in Düsseldorf bieten die Hohlkörperdecken eine große Flexibilität bei der architektonischen Gestaltung und sind gleichzeitig absolut kostenneutral in ihrer Anwendung. Besser noch: Da durch
die optimierte Deckenlast die Rohbaustruktur
ganzheitlich optimiert werden kann, ist der
Rückgriff auf die Cobiax-Technologie sogar kostengünstiger als die Massivbauweise.
In Wolfsburg reduzieren die insgesamt
19.000 m² Cobiax-Hohlkörperdecken in einer
Dicke von 45 cm die Gesamtlast um etwa
2.900 t. Dank der eingesparten Baustoffe minimiert sich zudem der CO2-Ausstoß um 250 t.
www.cobiax.com
Kurz gesagt
 Der neue Hauptkatalog 2013/2014 „Blitzschutz/Erdung“ von DEHN ist erschienen. Darin
stellt der Blitz- und Überspannungsschutz-Spezialist auf 292 Seiten Neuheiten und bewährte Bauteile aus den Bereichen Äußerer Blitzschutz und Erdung vor. Der neue Katalog ist online erhältlich unter:
www.dehn.de/pr/eb2013
ckenfläche um 1.600 t. Hierdurch konnte auf
zusätzliche Stützen, die einen massiven Eingriff in die Architektur bedeutet hätten, verzichtet werden. „Unsere Hohlkörpermodule
erzielen weitere Einsparungen, da aufgrund
des verringerten Gewichtes der Decken die
tragenden Teile und das Fundament geringer
dimensioniert werden konnten“, erklärt
Dr.-Ing. Karsten Pfeffer, Geschäftsführer von
Cobiax Technologies in Deutschland. „Dank
seines nachhaltigen Konzeptes, zu dem auch
die Cobiax-Hohlkörperdecken einen entscheidenden Beitrag liefern, wurde das Gesamtgebäude nach LEED-Standard (Leadership in
Energy and Environmental Design) in Gold
vorzertifiziert.“
Unweit des Vodafone Campus entsteht mit
dem Einkaufszentrum „Kö-Bogen“ ein weiteres Großprojekt mit Cobiax-Beteiligung. Der
Gebäudekomplex aus Einzelhandels-, Büround Gastronomienutzungen wurde von Daniel Libeskind entworfen und wird voraussichtlich Ende 2013 eingeweiht. Um die stellenweise sehr hohen Spannweiten der Decken
auch ohne zusätzliche Stützen und Unterzü-
 Ziegel brennen nicht, sie werden gebrannt: Dank ihrer mineralischen Inhaltsstoffe verfügen Mauerziegel von Unipor über einen hohen Feuerwiderstand. Zusätzliche Sicherheit im
Brandfall bieten die gefüllten Unipor-Mauerziegel „WS07 Coriso“ und „WS09 Coriso“. Beide
haben nun die Brandwandprüfung des Deutschen Institutes für Bautechnik (DIBt Z-17.1-1074
und DIBt-Z17.1-1066) erfolgreich bestanden. Somit dürfen sie sich offiziell „Brandwand-geeignete Ziegel“ nennen und sind nachweislich in der Lage, Brände auf bestimmte Brandabschnitte zu begrenzen.
www.unipor.de
 Die neuartige Unterkonstruktion des vorgehängten hinterlüfteten Fassadensystems (VHF)
StoVentec wurde durch das Darmstädter Passivhausinstitut als „wärmebrückenfrei“ eingestuft. Ihr U-Wert von 0,01 W/m²k genügt allen Anforderungen einer Passivhauskonstruktion.
www.sto.de
 „Asphalt auf Flugbetriebsflächen“ heißt der neue technische Leitfaden des Deutschen
Asphaltvereins DAV. Das Werk wendet sich an Flughafenbetreiber, Planer und Bauunternehmen, die mit Planung, Bau und Ausschreibung von Verkehrsflächen auf Flughäfen und –plätzen befasst sind. Im Einzelnen geht es neben flughafenspezifischen Besonderheiten um Regelwerke, Dimensionierung, Baustoffgemische und Asphaltoberbau, Transport, Einbau, Erhaltung sowie Prüfung. Bezugsquelle:
www.asphalt.de/literatur
 Konzepte zur Entrauchung je nach konkreten baulichen Gegebenheiten und Schutzzielen
enthält das neue „Grundlagenpapier Entrauchung“ des Fachverbands Tageslicht und Entrauchung. Die 46-seitige Publikation beschreibt die Prinzipien der Rauchableitung durch Verdünnung, Entrauchung durch Schichtung, Rauchabschnittbildung, Rauchfreihaltung und Lösungen für spezielle Bauten. Das Papier steht zum kostenlosen Download bereit unter:
www.fvlr.
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
Mitsubishi Electric
Busgesteuertes Klima im Sportschulneubau
Der Neubau der Deutschen Hochschule für
Prävention und Gesundheitsmanagement in
Saarbrücken wird mit einer VRF-Klimaanlage von Mitsubishi Electric gekühlt. Die insgesamt 35 Innengeräte, teils in Decken- oder
Kanalausführung, werden von zwei Außengeräten gleicher Leistungsstufe versorgt. Sobald eine Außeneinheit eine Störung aufweist,
springt die zweite Anlage ein und sichert so
den Betrieb der Sportschule.
Damit gewährleisten die zwei Aggregate der
City-Multi-Serie die Kühlung der Konferenzund Schulungsräume, der Büros, der Sportler-Appartements sowie der Druckerei im Untergeschoss. Zwei Power-Inverter-Einheiten
der Mr.-Slim-Serie kühlen den Serverraum.
Die vom Bauherren gewünschte Einbindung
der Klimaanlage in eine Steuerung über EIB
(Europäischer Installationsbus) stellte eine besondere Herausforderung dar. Möglich wurde diese Kombination mit anderen gebäudetechnischen Systemen wie der Licht- und Ja▲ Die Außengeräte der VRF-Klimaanlage
Fotos: Mitsubishi Electric
◀ Sportschulneubau in Saarbrücken
lousiensteuerung durch ein speziell für diese
Anwendung entwickeltes KNX-Modul von Mitsubishi Electric, mit dem die einfache Programmierung unterschiedlicher Herstellerprotokolle realisiert werden konnte. Dieses
Modul dient als Schnittstelle zwischen EIB und
dem herstellereigenen Mitsubishi-ElectricBussystem.
Für einen zentralen Zugriff auf die gesamte
Klimaanlage wurde das visuelle Steuerungssystem AG-150A installiert, das über ein Touchpanel bedient wird. Dieses Zentralfernbedienungssystem wurde entwickelt, um die Betriebskosten zu senken und sinnvoll Energie
zu sparen.
www.mitsubishielectri.de
Hhpberlin
Innovation erleichtert Brandschützern die Arbeit
FireModeler, fireSim und fireAnalytics heißen die neuen Werkzeuge, die den Alltag
des Brandschutzingenieurs verbessern helfen sollen. Die Werkzeuge machen die
hocheffiziente Durchführung kompletter
Brandsimulationen möglich: angefangen
von der unterstützten Erzeugung adäquater Eingabedaten über die parallele Durchführung der Simulationen bis hin zur problemangepassten Auswertung und Visualisierung der Simulationsergebnisse.
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BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
Browserbasiert stehen die Tools künftig allen
Sachverständigen und Ingenieuren zur Verfügung.
Um qualitativ hochwertige Simulationen zu
ermöglichen, müssen zunächst Brandparameter und -szenarien festgelegt werden. Diese
Überlegungen waren bislang umständlich und
zeitintensiv. Nun generiert das Werkzeug „fireModeler“ u. a. aus vorhandenen Realbranddaten neue Brandszenarien und ermittelt die
passende Brandlast für bestimmte Fragestel-
lungen. Damit stehen dem Brandschutzingenieur validierte Brandquellen zur Verfügung.
„fireSim“ setzt auf Software der neuseeländischen Firma GreenButton. Diese Technologie
lässt eine effiziente, einfache Integration von
fireSim auf Basis von Microsoft Azure zu. Azure ist eine weltweit verfügbare Cloud Plattform,
die für den Anwender beliebige Hard- und Software-Ressourcen bereitstellt. Mit ausgesprochen hoher Recheneffizienz können so von fireSim komplexe Simulationen erstellt werden.
Aber auch die zeitgleiche Durchführung ver-
PRODUKTE UND PROJEKTE
Kone
Viessmann Brennwerttechnik
Energie sparen beim
Aufzug fahren
„Milanofiori Nord“ setzt Maßstäbe
▲ Beheizungslösung aus einem Guss: Siedlung Milanofiori Nord
Nahe der italienischen Metropole Mailand
wurde 2012 eines der größten multifunktionalen Urbanisierungsprojekte Europas abgeschlossen. Der Gebäudekomplex Milanofiori Nord erstreckt sich über eine Gesamtfläche
von 360.000 m², von denen fast 220.000 bebaut sind. Mit den Neubauten wurde vor allem repräsentativer Büroraum geschaffen,
der in und um Mailand dringend benötigt
wird. Darüber hinaus umfasst das vom Architekturbüro Erick van Egeraat Associated Architects, Rotterdam, entworfene Ensemble
auch Wohnhäuser, Geschäftsmeilen und Freizeiteinrichtungen.
Der Standort war zuvor ein freies Gelände zwischen den Gemeinden Assago und Rozzano.
Das Stadtzentrum von Mailand ist nur wenige Kilometer entfernt und sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch dank eigener Autobahnzufahrt schnell mit dem Auto
erreichbar.
Auf eine höchstmögliche Umweltverträglichkeit bei der Energieversorgung wurde ebenso großer Wert gelegt, wie auf die harmonische Anpassung der Architektur an die um-
schiedener Variationen eines Brandszenarios
ist möglich. Besonders positiv: Hard- und Software-Updates werden unnötig, da fireSim in
der Cloud immer über den aktuellen Stand der
Technik verfügt. Realisiert und betrieben wird
fireSim gemeinsam mit dem Partner T-Systems
Multimedia Solutions aus Dresden, deren Experten sich auch um die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen kümmern.
Das dritte Werkzeug „fireAnalytics“ vereinfacht
die komplexe Nachbereitung und Auswertung.
Die Software ersetzt aufwändige Excel-Analy-
Foto: Viessmann
gebende Landschaft. So blieben die auf dem
Gelände befindlichen Waldflächen bewahrt,
was sich positiv auf die Artenvielfalt von Flora und Fauna auswirkt. Die gesamte Anlage
wird mit Viessmann-Technik beheizt: drei mit
Gas betriebene Vitomax 200-LW erzeugen
hocheffizient Wärme, die an das interne Nahwärmenetz abgegeben wird. Den Heißwassererzeugern nachgeschaltete Abgas-/WasserWärmetauscher ermöglichen die Brennwertnutzung und sorgen für einen besonders hohen Wirkungsgrad. Außerdem steigern sie die
Leistung der einzelnen Kessel – mehr als 400
kW der 6.600 kW werden durch sie bereitgestellt. Die Investition amortisiert sich innerhalb von nur zwei Jahren.
Anlagendaten:
3 Vitomax 200-LW Niederdruck-Heißwassererzeuger
Leistung: 6.200 kW je Kessel
3 Vitotrans 300 Abgas-/WasserWärmetauscher
Leistung: 400 kW je Wärmetauscher
beheizte Fläche: 200.000m²
www.viessmann.de
sen. Über einen Webbrowser erhält man Einblick in die Daten der Simulationen, wobei interaktive Diagrammtypen die Analyse erleichtern. Mit der Möglichkeit, kurzfristig mehrere
Simulationen miteinander zu vergleichen, unterstützt fireAnalytics zudem Ingenieure bei
der Auswertung mehrerer Brandszenarien. Bemerkenswert ist, dass schon während einer Simulation – in vom Anwender definierbaren
Intervallen – mit der Datenanalyse begonnen
werden kann.
www. hhpberlin.de
Ein Hauptaugenmerk bei der Entwicklung der
dritten Generation des Kone-Aufzugs MonoSpace® galt der weiteren Optimierung der
Energieeffizienz. Durch den verbesserten getriebelosen und frequenzgeregelten EcoDisc®Antrieb, die reibungsarme zentrierte Aufhängung der Kabine sowie den Stand-by-Modus
des Aufzugs- und Kabinentürantriebs erzielt
der MonoSpace® 500 im Vergleich zur zweiten Generation maschinenraumloser MonoSpace®-Aufzüge eine um rund 35 % verbesserte Energieeffizienz. Außerdem schalten
sich Kabinenlicht und -belüftung ab, wenn
die Anlage länger nicht benutzt wird.
Welche Fortschritte beim Energieverbrauch
in den vergangenen Jahren erreicht wurden,
zeigt etwa der Vergleich eines rollstuhlgerechten MonoSpace®-500 (Nennlast 630 kg, bzw.
acht Personen) mit seinem Pendant aus dem
Jahr 2008: Innerhalb von rund vier Jahren
sank der Strombedarf um rund 70 %. Dabei
kommt auch der konsequente Einsatz der
LED-Beleuchtung zum Tragen, da Leuchtdioden rund 80 % ergiebiger sind als Halogenlampen.
Doch die Antriebs- und Steuerungstechnik
des neuen MonoSpace® verbraucht nicht nur
wenig Strom, sie ermöglicht auch, Energie zurückzugewinnen: Durch den optionalen Einsatz der Kone EcoBox wird beim Bremsvorgang des Aufzugs elektrischer Strom statt Wärme erzeugt. Der Antrieb wird zum Generator:
Die erzeugte Energie wird in das Hausnetz
eingespeist und steht beispielsweise zur Aufzugsteuerung und Kabinenbeleuchtung zur
Verfügung. Im Vergleich zu herkömmlichen
Anlagen resultiert daraus eine Energieeinsparung von bis zu 20 %.
Das Antriebssystem des neuen MonoSpace®
trägt damit entscheidend zur Energieeffizienz
der Anlage bei – wichtig für alle, die „grün“
bauen wollen und eine Zertifizierung nach
DGNB, LEED oder BREEAM anstreben. Hinzu
kommt: Wo Strom gespart wird, sinken die
Betriebskosten. Das macht den MonoSpace®
500 nicht nur für Neubauvorhaben, sondern
insbesondere auch für den Komplettaustausch älterer Anlagen attraktiv.
www.kone.de
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
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PRODUKTE UND PROJEKTE
RIB Software AG
Neuerungen für Ingenieure
Das Technologieunternehmen RIB hat auf der
BAU 2013 sein erweitertes Produktportfolio
für Tragwerksplaner und Prüfingenieure vorgestellt. So haben die RIB-Softwareingenieure die FEM-Systeme TRIMAS für den Hoch- und
Grundbau sowie PONTI für den Brückenbau
mit neuen Funktionalitäten für die Bearbeitung glasfaserbewehrter Bauteile (GFK-Bewehrung) optimiert. Diese Art der Bewehrung
bietet insbesondere in korrosiver oder elektromagnetischer Umgebung eine sinnvolle Alternative zu Stahl. So können mit dieser neuen Bewehrungstechnologie beispielsweise
beim Bau von Kraftwerken, Energieanlagen
oder sensiblen Laboreinrichtungen unliebsame Induktionsströme vermieden werden. Weiter eignet sich die GFK-Bewehrung im Korrosionsschutz und offeriert neue Möglichkeiten,
beispielsweise bei nachträglichen Durchbrüchen im Durchörterungsbereich einer Tunnelbohrmaschine.
Außerdem wurde das Softwaresystem RIB office für Tragwerksplaner und Prüfingenieure
▲ Die neue Version RIB office
in der aktuellen Version 3.1 in verschiedenen
Leistungsbereichen, beispielsweise in Projektverwaltung und -konfiguration, ergänzt. Auch
die Vertragsbearbeitung wurde überarbeitet,
so dass fortan Eventual- und Bedarfsposition
sowie der neue Leistungsverzeichnis-Positionstyp mit der Software bearbeitet werden
können. Produktmanager Dr. Stefan Kimmich:
Widemann Systeme GmbH
WS LANDCAD 2013
Die gerade veröffentlichte neue Version 2013 der AutoCAD-Applikation WS LANDCAD für
Stadtplanung, Objektplanung, Landschaftsarchitektur und GaLaBau ist jetzt auch komplett
auf Bricscad lauffähig und enthält zahlreiche Verbesserungen und Neuprogrammierungen.
Da für die Bauleitplanung ein reibungsloser Austausch mit GIS-Systemen immer wichtiger
wird, enthält WS Landcad 2013 dafür das vollständig neu entwickelte Modul Bauleitplanung.
Daher berücksichtigt die neue Landcad-Version jetzt bereits im Zeichenprozess die für GISSysteme so wichtige Unterscheidung in verschiedene Objekttypen. Eine Fläche bleibt eine
Fläche, selbst wenn man in Teilbereichen die Grafik unterdrücken möchte. WS Landcad verwaltet die Zeichnungsobjekte so, dass man als Planersteller zum einen den Ansprüchen der
GIS-Welt nachkommt, zum anderen aber weiterhin grafisch seine Ziele ansprechend darstellen kann.
Das WS Landcad DGM wurde für die Version 2013 erheblich erweitert. Highlights hierbei sind
die überarbeiteten Mengenberechnungen für die Prismenmethode, die neu integrierte Berechnung über Querprofile sowie ein automatischer Massenausgleich. Ebenfalls neu sind
die unabhängig von AutoCAD integrierte Ausrundung für Höhenlinien, die gerade bei großen Modellen nur einen Bruchteil des Speicherbedarfs benötigt, der mehrfache Datenimport, die Verarbeitung von LandXML und umfangreiche Filterfunktionen bei der Datendefinition. Alle Inhalte des DGM-Projektbrowsers werden automatisch aktualisiert, d. h. alle
mit dem DGM erzeugten Objekte sind assoziativ.
Die bidirektionale Bildbearbeitungs-Schnittstelle wurde ebenfalls vollständig neu entwickelt. Die lästige Einrichtung von AutoCAD-Druckertreibern und des Plotdialogs entfällt völlig, da WS Landcad die Photoshop-Dateien nun selbst erstellt.
www.widemann.de
64
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
„In Version 3.1. von RIB office haben wir Vertragsbearbeitung und Projekt-Controlling als
voneinander getrennte Arbeitsbereiche klassifiziert. Anwender können auf diese Weise
ergonomischer arbeiten und profitieren von
mehr Transparenz innerhalb des Gesamtprojekts.“
www.rib-software.com
Klimaleichtblock GmbH
KLB-Isostar in
Vorreiterrolle
Von Jahr zu Jahr gilt es, steigenden energetischen Anforderungen an die Gebäudehülle
gerecht zu werden. Mit konventionellen Mauerwerkskonstruktionen ist dies nur bedingt
und mit entsprechend starker Außendämmung möglich. Dass es auch anders geht, zeigt
KLB mit dem weiterentwickelten Mauerstein
KLB-Isostar mit integrierter Dämmung aus
speziellen mineralischen Dämmstoffstecklingen. Sie füllen die drei Kammern des Mauersteins vollständig aus. So ergibt sich ein durchgängig wärmegedämmtes Mauerwerk, mit
dem auch monolithische Wandkonstruktionen bereits die Kriterien der im Entwurf vorliegenden EnEV 2012/13 erfüllen. Da eine zusätzliche Dämmung auf der Außenseite nicht
benötigt wird, handelt es sich um einen rein
mineralischen Mauerwerksaufbau. Der Vorteil: Die gesamte Wandkonstruktion ist komplett diffusionsoffen und bietet so einen guten Feuchteausgleich von innen nach außen.
www.kbl-klimaleichtblock.de
TIPPS UND TERMINE
Bücher
MEHRWERT GENERALPLANUNG
In der Publikation des Berliner Jovis Verlages
„Mehrwert Generalplanung – Architekten und
Ingenieure planen interdisziplinär“ dokumentieren zwanzig Fachbeiträge konkrete Fallbeispiele und resümieren, welche Vorteile – qualitativ und wirtschaftlich – sich aus dem generalplanerischen Ansatz in der Umsetzung
von Bauprojekten ableiten lassen. Gerade die
aktuellen Negativbeispiele der Elbphilharmonie und des Hauptstadtflughafen verdeutlichen, welche katastrophalen Auswirkungen
folgen, wenn sich Fehler in der Planung, der
Koordination und der Kommunikation einschleichen und Risiken falsch oder gar nicht
beurteilt werden. Das Buch bietet hilfreiche
praxisnahe Ansätze, wie derartige Entwicklungen vermieden werden können und vermittelt einen hohen Informationswert für alle an
Bauvorhaben Beteiligte. Dafür stehen u.a. folgende Kapitel:
- Planung im Dialog optimieren – Erfolgsfaktoren Kommunikation und Moderation
- Mehr Raum für Entscheidungen – Großprojekte flexibel und kostentransparent planen
- Ökobilanz und Materialität – Ökobilanzierung zum gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks
- Mehrwert „Green Building“ – Energetische
Optimierung durch vernetztes Planen!
- Bauen im Bestand mit vernetzten Disziplinen
- Integration von Kostensicherheit, Reversibilität und Dauerhaftigkeit
- Ästhetik des Weiterbauens – Denkmalsanierung mit minimalen Eingriffen.
Lothar Niederberghaus (Hrsg.): Mehrwert Generalplanung
– Architekten und Ingenieure planen interdisziplinär . Jovis Verlag, Berlin 2012, 42 Euro, ISBN 978-3-86859-192-7.
PRAXISHANDBÜCHER
IM KOMBI-PAKET
Im Doppelpack günstiger bietet der Beuth Verlag seine im
November 2012 in der Edition Bauwerk erschienenen
Praxishandbücher „Stahlbetonbau aktuell“ und „Mauerwerksbau aktuell“ an. Beide
Bände sind als praktische Arbeitshilfe für Büro und Baustelle konzipiert und liefern den in Konstruktion, Planung,
Ausführung, Berechnung und Bauleitung tätigen Ingenieuren kompakte, verständliche und praxisgerechte Informationen aus der Feder namhafter Autoren. Kombi-Paket: Mauerwerksbau + Stahlbetonbau aktuell 2013, 138 EUR. SBN 978-3-410-23099-1
Die Bücher als Einzeltitel: Im Praxishandbuch für Architekten und Bauingenieure „Mauerwerksbau aktuell 2013“ behandeln die Autoren u. a. unterschiedliche Fragestellungen zum EC 6, stellen Berechnungsverfahren vor, die Mauerwerksbemessung und kommentieren rechtliche Fragen sowie aktuelle Projekte zum Bauen im Bestand und modernem Bauen im Mauerwerksbau.
Herausgeber: Ronald Rast, Georg Sahner, Klaus-Jürgen Schneider
Von H. R. Peters, Immo Feine, Gerhard Eisele, Jörg Schmidt-Wottrich, Beuth Verlag,
Berlin 2012, 69 Euro, ISBN 978-3-410-23032-8.
Im „Stahlbetonbau aktuell 2013“ informieren neue Beiträge über aktuelle baufachliche Entwicklungen und für die Baupraxis wichtige Themen, darunter Stahlbeton- und
Spannbetonbau nach DIN EN 1992-1-1 + NA (2011-01), Brückenbau nach DIN EN 19912 und DIN EN 1992-2 + NA, Brandschutz nach DIN EN 1992-1-2 + NA (2010-12) und
die Erdbebenbemessung von Stahlbetontragwerken nach EC 8 (DIN EN 1998-1 + NA).
Herausgeber: Alfons Goris, Josef Hegger
Von Simone Frass, Ekkehard Richter, Dietmar Hosser, 98 Euro,
ISBN 978-3-410-23029-8.
HOLZSCHÄDEN
Holz und Holzwerkstoffe sind bewährte Baustoffe. Wenn Schäden auftreten, lassen sich
die Ursachen meist vor Ort mit Sachkenntnis
und relativ einfachen Methoden ermitteln.
Anliegen der Neuerscheinung des Fraunhofer Informationszentrums Raum und Bau ist
es, solche einfachen Untersuchungsmethoden vorzustellen und zu zeigen, dass z. B. mit
Schleifpapier, einem preiswerten Mikroskop,
Jodlösung, Beobachtungsgabe und Fachwissen bereits qualifizierte Untersuchungen auch
vor Ort möglich sind. Einige Schadensursachen können jedoch nur mit größerem apparativem Aufwand im spezialisierten Labor geklärt werden. Damit befasst sich der Hauptteil des Buches. Zunächst werden mögliche
Schadensursachen an Holz und Holzwerkstoffen, deren Oberflächen und Beschichtungen beschrieben, anschließend das komplette Spektrum möglicher Analysemethoden von der Holzfeuchtemessung und Mikroskopie über physikalische und chemische Verfahren vorgestellt.
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
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TIPPS UND TERMINE
auflage wurde das Buch wesentlich erweitert,
z. B. um Abschnitte zu gebogenem Glas, Dünnglas, Oberflächenbehandlung, Photovoltaikverglasungen, Kleben und Bauteilversuchen.
Die Darstellung der Befunde und Schlussfolgerungen muss üblicherweise einerseits für
Fachleute (z. B. Gutachter) als auch für Fachfremde (z. B. Anwälte, Kaufleute) verständlich
sein. Daher werden bevorzugt anschauliche
Beispiele vorgestellt und auf Fachsprache
möglichst verzichtet.
Geralt Siebert, Iris Maniatis: Tragende Bauteile aus Glas –
Grundlagen, Konstruktion, Bemessung, Beispiele. Ernst &
Sohn, Berlin 2012, 55 Euro, ISBN 978-3-433-02914-5.,
Dirk Lukowsky: Schadensanalyse Holz und Holzwerkstoffe. Fraunhofer IRB, Stuttgart 2012, 55 Euro,
ISBN 978-3-8167-8630-6 .
66
ENERGIEEFFIZIENZ-REPORT
TRAGENDES GLAS
Mit dem „Gebäudereport 2012“ hat die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) erstmals
die wichtigsten Daten und Fakten über den Gebäudebestand in Deutschland und seine Energieeffizienz in einem Werk zusammengefasst,
analysiert und anschaulich aufbereitet. Der Report bietet einen strukturierten Überblick: von
den Energieverbräuchen der Gebäude über Angaben zu den Eigentümer- und Mieterstrukturen bis hin zu energiepolitischen Rahmendaten. Bislang lagen viele dieser Informationen
nur verstreut, unübersichtlich und unvollständig vor. Durch die umfassende Zusammenstellung ermöglicht der dena-Gebäudereport eine fundierte Marktanalyse und das Erkennen
von Zusammenhängen im Bereich energetisches Bauen und Sanieren – dem Schlüsselsektor der Energiewende.
Für die Erarbeitung des Reports wurden neben zahlreichen öffentlich zugänglichen Quellen vor allem auch bislang unveröffentlichte
Daten aus der dena-Energieausweisdatenbank
und dem dena-Modellvorhaben „Effizienzhaus plus“ ausgewertet.
Der Gebäudereport unterstützt Entscheider
aus Politik, Wirtschaft und Verbänden bei Analysen und strategischen Fragestellungen. Die
kompakte und verständliche Darstellung wird
unterstützt durch zahlreiche auch elektronisch zur Verfügung gestellte Grafiken. Dies
erspart mühsame Recherchen und Aufbereitungen.
Der Report wird künftig jährlich aktualisiert
und schrittweise erweitert. Er kann unter
www.zukunft-haus.info/gebaeudereport zum
Preis von 950 Euro bestellt werden. Außerdem
steht dort eine kostenfreie Leseversion des Reports zur Verfügung.
Glaselemente als tragende Bauteile sind aus
dem Hochbau nicht mehr wegzudenken. Jedoch gehören die ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen für Entwurf, Bemessung
und Konstruktion für die Mehrzahl der Planer in der Praxis noch nicht zur Routine. Daher fasst die vorliegende Publikation die
grundlegenden Kenntnisse über den Baustoff
Glas sowie die aktuellen Regelwerke und das
auf Teilsicherheitsbeiwerten basierende Nachweiskonzept nach DIN 18008 für den Konstruktiven Glasbau zusammen. Sie ermöglicht
somit einen lückenlosen Planungsprozess vom
Entwurf bis zum Standsicherheitsnachweis.
Als wichtige Grundlagen werden Herstellung,
Veredlung und mechanische Eigenschaften
von Gläsern im Zusammenhang mit den im
Hochbau verwendeten Glasprodukten vorgestellt. Vorspannung, Kanten- und Oberflächenbeschaffenheit, die Effekte von Isolierglas u.
a. glasspezifische Einflüsse auf die Festigkeit
und Tragfähigkeit werden besonders erläutert.
Die komplexen technischen Regelwerke und
die baurechtlichen Vorschriften werden erörtert und mit Vorschriften auf europäischer
Ebene verglichen. Konstruktion und Berechnung, Bemessungskonzepte und Nachweisformate sind ausführlich und praxisnah dargestellt. Besonderes Augenmerk gilt der konstruktiven Ausbildung von Details und deren
rechnerischer Abbildung.
Eine Vielzahl von Bemessungsbeispielen nach
den Technischen Regeln des DIBt und nach
DIN 18008 dient der Verdeutlichung. Für linienförmig gelagerte Verglasungen werden
Hilfsmittel zur Bemessung in Tabellenform
zur Verfügung gestellt. Gegenüber der Erst-
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
BAUEN IM BESTAND
Beim Bauen im Bestand sind zahlreiche rechtliche Besonderheiten zu beachten. Neben honorar- und urheberrechtlichen Aspekten stehen das Leistungssoll des Planers sowie das
Vergabe- und das Bauvertragsrecht im Mittelpunkt.
Von großer Bedeutung ist auch das Bauordnungsrecht: die Genehmigungsbedürftigkeit
von Nutzungsänderungen, Bestandsschutz,
Brandschutz und letztlich auch denkmalschutzrechtliche Belange können den Erfolg
von Bestandsbaumaßnahmen beeinflussen.
Im Rahmen der Gebäudesanierung müssen
zudem Energieeinsparmaßnahmen und mietrechtliche Aspekte beachtet werden.
Der Rechtsleitfaden „Bauen im Bestand“ behandelt die einzelnen Themen ausführlich
und gibt den Beteiligten Sicherheit in rechtlichen Fragen.
Praxisorientiert werden die relevanten Besonderheiten dargestellt und anhand zahlreicher
Checklisten, Formulierungsbeispiele und
Schaubildern erläutert.
TSP Theißen Stollhoff & Partner(Hrsg.): Bauen im Bestand
–Sanierung, Modernisierung, Umbau. Rechtsleitfaden für
die Bau- und Immobilienwirtschaft. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2012, 39,80 Euro, ISBN 978-3-8167-8718-1.
TIPPS UND TERMINE
VBI-INTENSIVSEMINARE
11. März
Ort: Frankfurt/M.
Thema: Erfolgreiche Präsentation vor Kunden
Vermittelt werden Präsentationstechniken zur
Vorstellung des eigenen Unternehmens bzw.
von Bauvorhaben. Dabei geht es um Fragen
wie : Worauf ist beim Erstkontakt mit Kunden
zu achten, wie werden Informationen richtig
dosiert, wie aktiviert man die Zuhörer. Weitere Seminarinhalte: Erkennen und gezielter Einsatz der Körpersprache, Strukturierung der Präsentation, Bedeutung der Visualisierung, Umgang mit Medien, Verhalten bei Diskussionen
Referent: Rainer Baber, M. A., Baber Consulting
21. März
Ort: Berlin
Thema: Einsatz strategischer Managementsysteme im Planungsbüro
Vermittelt wird der Weg vom einfachen Controlling zum strategischen Managementsystem. Dabei geht es u. a. um Kennzahlensysteme, Balanced Scorecard, Unternehmensstrategie, Erweiterung durch Einführung und Aufbau eines professionellen Wissensmanagements, um Wissen im Unternehmen zu erhalten, für alle Mitarbeiter verfügbar zu machen
und weiterzuentwickeln sowie um die Optimierung des Projektmanagements.
Referent: Dr.-Ing. Heinrich Best, BEST consulting, VBI-Vorstandsmitglied
10. April
Ort: Mühlheim
Thema: Büromanagement – Struktur und Organisation von Daten und Projekten
Seminarinhalte sind Fragen der internen Organisation, Kontaktmanagement/Termine. Außerdem geht es um Dokumentenmanagement, den allgemeinen Schriftverkehr, Protokolle, Bilder, Planunterlagen, Versandlisten sowie in punkto Projektverwaltung um Zeiterfassung, Projektkalkulation, Ermittlung kalkulatorischer Verrechnungssätze, Berichtswesen,
Pep-7-Kennzahlen sowie weiterführende Kennzahlen.
Referent: Dipl.-Ing. Matthias Rossmayer, Rossmayer Consulting
18.–19. Februar
HEIZENERGIE AUS WASSER
Das DWA-Seminar in Hamburg befasst sich
mit dem DWA-Merkblatt DWA-M 114 „Energie aus Abwasser – Wärme- und Lageenergie“.
Dabei geht es um die praktische Umsetzung
des Merkblatts anhand von Beispielen, um
Technologie und Systeme, Wärmegewinnung
und Contracting sowie die Wärmenutzung.
Information und Anmeldung:
Himani Karjala, Telefon: 02242/872-244,
E-Mail: karjala@dwa.de.
19. Februar
AUßENWIRTSCHAFTSTAG
Zum 2. Außenwirtschaftstag Architektur, Planen und Bauen laden Auswärtiges Amt und
Baubranchenverbände nach Berlin ein. Neben Bundesarchitektenkammer, BDA, dem
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie
und dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes gehört der VBI erneut zu den Mitveranstaltern des wiederum als Netzwerktreffen außenwirtschaftlich erfahrener Unternehmen und Freiberufler konzipierten Tages. Themenbezogene sowie regionale Workshops bieten einerseits Gelegenheit zur Information
und andererseits zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch sowohl mit Kollegen aus der
Branche als auch Vertretern aus Politik und
Diplomatie. Zentrales Thema diesmal: „Globale Herausforderung Urbanität“ . Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenfrei, eine Anmeldung jedoch erforderlich. Weitere Informationen:
www.vbi.de/Termine.
28. Feb.–1. März GEOTHERM 2013
Auf der inzwischen 7. GeoTHERM – expo &
congress in Offenburg präsentiert sich die Geothermie-Branche mit mehr als 170 Ausstellern und erneut gewachsener Fläche wiederum größer als im Vorjahr. Rund 40 Fachvorträge informieren in zwei parallel laufenden
Kongressen über Praxiserfahrungen sowie aktuelle Entwicklungen im Bereich der Oberflächennahen und Tiefen Geothermie. Hochkarätige Experten sowie Praktiker aus dem Inund Ausland berichten über neue Erkenntnisse und bieten Raum für intensive Diskussionen. Aufgrund der hohen Internationalität
von 32 vertretenen Nationen werden alle Kon-
gressbeiträge simultan übersetzt: deutsch –
englisch – französisch. Programm und weitere Informationen:
www.geotherm-offenburg.de
7. März
GENORMTER BETONBAU
An der HTWK Leipzig informiert die 10. Tagung Betonbauteile unter dem Titel „Betonbauteile nach Eurocode 2 – Hintergründe,
Auslegungen, Praxisbeispiele“. Die Tagung
richtet sich vor allem an Mitarbeiter von Planungsbüros, aber auch aus Baufirmen und
Behörden und wird zusammen mit der BetonMarketing Nordost und dem Fachverband
Beton- und Fertigteilwerke Sachsen/Thüringen e. V. durchgeführt. Ziel der Tagung ist es,
den Stand der Forschung sowie aktuelle Entwicklungstendenzen hinsichtlich der Planung,
der Konstruktion und der Ausführung von
Bauteilen aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton aufzuzeigen. Die zwölf Vorträge behandeln dazu den Stand der Technik, Auslegungsfragen, die Fortschreibung der Normen sowie
besondere Anwendungsgebiete von Brückenbau über Wasserbauwerke bis Leichtbeton.
Anmeldung: www.htwk-leipzig.de/de/hochschule/aktuelles/veranstaltungen/
12. März
BRÜCKENBAUSYMPOSIUM
Am Vorabend des 23. Dresdner Brückenbausymposium laden die Veranstalter zum bereits traditionellen „Treff der Brückenbauer“
ein, wo sich die Tagungsteilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Behörden in zwangloser Atmosphäre austauschen. Das eigentliche Symposium bietet am 12. März die bewährte Mischung aus grundlegenden Vorträgen und Berichten aus der Praxis. Prof. Dr.
Manfred Curbach als Leiter der Veranstaltung
eröffnet mit einem Vortrag über „Brückenbau
morgen – was in Zukunft wichtig sein könnte“. Brit Colditz, Leiterin des Referates „Brücken, Tunnel und sonstige Ingenieurbauwerke“ im BMVBS spricht über „Brückenertüchtigung“ als notwendige Voraussetzung für ein
zuverlässiges Fernstraßennetz. Mit seinem
englischsprachigen Vortrag „Life-Cycle Management of Bridges und Uncertainty“ gibt
Prof. Dan M. Frangopol von der Lehigh University (Bethlehem, USA) einen Außenblick
auf diese spannende Problematik.
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
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IMPRESSUM
TIPPS UND TERMINE
In neun weiteren Fachbeiträgen berichten Experten von ihren Projekten und stellen Lösungen für Probleme vor. Zwischen den Blöcken
ist wiederum ausreichend Zeit für Diskussionen und die Besichtigung der Fachausstellung.
Anmeldung und weitere Informationen:
www.tu-dresden.de/biw/dbbs
19.–20. März
OBERFLÄCHENNAHE GEOTHERMIE
Zum 12. Internationalen Anwenderforum lädt
das Ostbayerische Technologie-Transfer-Institut Otti nach Neumarkt i. d. Opf. ein. Im diesjährigen Programm stehen neben Bedeutung
und Grundlagen der Oberflächennahen Geothermie Planung und Simulation, Erdwärmesonden und Erdreichkollektoren im Mittelpunkt. Außerdem: Umweltaspekte und Qualitätssicherung, Praxisbeispiele, Systemkonzepte und Betriebserfahrungen.
Programm und Informationen: www.otti.de
22. März
EFCA-EBRD-PRAXISSEMINAR
Die Europäische Planer-Dachverband EFCA,
zu dessen Mitgliedern der VBI gehört, und die
Europäische Entwicklungsbank EBRD laden
zu einem Praxisseminar nach Brüssel ein. Unter dem Titel „Working with EBRD: Opportunities for Consultants“ werden Möglichkeiten
und Wege aufgezeigt, in EBRD finanzierten
Projekten tätig zu werden. Praktische Hinweise für die Bewerbung auf Ausschreibungen
werden ebenso vermittelt wie die Unterschiede zwischen den Vergaberegeln der EBRD und
dem Handbuch für EU-finanzierte Entwicklungsprojekte PRAG. Die EBRD vergibt jährlich Consulting-Aufträge im Volumen von 150
Millionen Euro für Projekte in Europa, Asien
und Afrika. Da die Bank ausdrücklich multinationale Bietergemeinschaften ermutigt, ist
auch das Seminar auf den Aufbau internationaler Netzwerke ausgerichtet.
Weitere Informationen und Anmeldung:
www.efcanet.org.
22. März
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GLASBAU-TAGUNG 2013
11.–12. April
Die Veranstaltung in Dresden gilt den Schwerpunkten Baunormung und Bauforschung, Kleben, Glas und Fassade. Die Eröffnungsvorträge von Dr. Lucio Blandini (Werner Sobek) und
Dr. Martien Teich (seele sedak) stellen das Ferrari-Museum in Modena sowie die Hurrikanresistente Verglasung des Miami Art Museums
in den Mittelpunkt. Aktuelles zur DIN 18008
erläutert Prof. Siebert (Universität der Bundeswehr).
Weitere Themen sind u. a. Oberflächenschäden bei ESG in Fassaden- und Dachverglasungen, lastabtragende Klebstoffe im konstruktiven Glasbau, nicht-monolithische Glasverbundträger mit großen Spannweiten und lastabtragende Holz-Glas-Verbundkonstruktionen.
Zudem erörtern Praxisvertreter den Schallschutz von Zwei- und Dreifachverglasungen,
sommerlichen Wärmeschutz sowie die Fassadensanierung des denkmalgeschützten Dreischeibenhauses in Düsseldorf.
Am Vortag (21. März) findet ein Weiterbildungsseminar „DIN 18008: Bemessung und
Konstruktion“ statt, das einzeln (150 Euro)
aber auch in Kombination mit der Tagung
zum Vorzugspreis (240 Euro) gebucht werden
kann. Information und Anmeldung:
www.glasbau-dresden.de.
BAUTECHNIK-TAG 2013
BERATENDE INGENIEURE 1/2  2013
Unter dem Motto „Infrastruktur stärken – Zukunft sichern“ findet der diesjährige Deutsche
Bautechnik-Tag in Hamburg statt. Der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein (DBV) erwartet mehr als 1.000 Teilnehmer aus der
Bauherrenschaft, aus Bauunternehmen, Ingenieurbüros, Verwaltung, Wissenschaft und
Zulieferindustrie.
Aus mehr als 180 Vortragsvorschlägen hatte
die Programmjury die „Qual der Wahl“. Unter
den Referenten sind alle am Bau Beteiligten
vertreten: Auftraggeber, Bauunternehmen, Ingenieurbüros, Verwaltung, Zulieferindustrie
und forschende Stellen. Die große Zahl an Bewerbungen unterstreicht, welch hohen Stellenwert der Deutsche Bautechnik-Tag im Kalender der Wertschöpfungskette Bau hat.
Das Programm umfasst nunmehr 55 Vorträge
in 16 Fachsitzungen. Eine Fachausstellung und
Fachexkursionen runden den Bautechnik-Tag
2013 ab.
Der VBI gehört zu den ideellen Mitträgern der
Veranstaltung, für die noch bis 28. Februar
ein Frühbucherrabatt gilt. Programm und weitere Informationen: www.bautechniktag.de
BERATENDE
INGENIEURE
FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
ISSN 0005-8866 43. Jahrgang www.vbi.de
HERAuSGEBER:
Verband Beratender Ingenieure VBI
Budapester Straße 31
10787 Berlin
Tel.: 030/26062-0
Fax: 030/26062-100
www.vbi.de
REdAKTIOn:
Ines Bronowski (Chefredakteurin)
Tel.: 030/260 62-230, Fax: -100
bronowski@vbi.de
Martina Gabriel
Tel.: 030/26062-231, Fax: -100
gabriel@vbi.de
VERlAG:
Krammer Verlag Düsseldorf AG
Goethestrasse 75
40237 Düsseldorf
Tel.: 0211/9149-3
Fax: 0211/9149-450
krammer@krammerag.de
AnzEIGEn:
Alke Schmeis
Tel.: 021/9149-455, Fax-450
a.schmeis@krammerag.de
Es gilt die Anzeigenpreisliste 2007
lAyOuT:
Claudia Weber KNM
Krammer Neue Medien GmbH
Düsseldorf
dRuCK:
D+L Printpartner, 46395 Bocholt
ERSCHEInunGSWEISE/BEzuGSpREISE:
6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte
Einzelheft:
20 Euro
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nicht EU-Länder
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Studentenabonnement:
60 Euro
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ihrer Mitgliedschaft.
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verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn
es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird.
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