Jahresbericht 2012 - Herder

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Jahresbericht 2012 - Herder
Jahresbericht 2012
Marburg
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
2. Profil und Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
3. Forschungsbibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
3.1
3.2
3.3
3.4
Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Zeitungsarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Bibliografieportal zur Geschichte Ostmitteleuropas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Bibliotheksbezogene Fachportale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
4. Wissenschaftliche Sammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
4.1
4.2
4.3
4.4
Bildarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kartensammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dokumentesammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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5. Wissenschaftsforum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
5.1 Verbundprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2 Die „Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge
in Central European Transnational Contexts“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.3 Forschungsvorhaben einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . . . . .
5.4 Veröffentlichungen und Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.5 Tagungen, Workshops, Sektionen auf Kongressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.6 Stipendiatinnen und Stipendiaten,
Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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6. Wissenschaftstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
Ausstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lesungen am Herder-Institut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Herder-Kolloquium/Öffentliche Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Publikationen, Vorträge, Präsentationen der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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7. Kooperation und Internationalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
8. Institutsorgane und Institutsleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
8.1
8.2
8.3
8.4
Institutsorgane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Direktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gleichstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Forschungsbeauftragte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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9. Management . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
Umschlagbild: Jugendstil in Riga, Atlanten mit Erdkugel auf dem Haus in der Teātra iela 9, Foto: Wolfgang Schekanski, 2001
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
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1. Vorbemerkung
Das Jahr 2012 stand am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung ganz in Erwartung des Bewertungsberichts durch die Leibniz-Gemeinschaft, der über die
Förderwürdigkeit des Instituts nach Abs. 91b Grundgesetz
durch Bund und Länder für die nächsten sieben Jahre entscheidet. Umso erfreulicher ist es, dass der seit November
2012 vorliegende Bericht des Senats der Leibniz-Gemeinschaft die Arbeit der letzten sieben Jahre in vollem Umfang
würdigt und noch einmal die außerordentlich positive
Entwicklung des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft seit
der letzten Evaluierung im Jahr 2006 unterstreicht. Hierzu
einige wenige Auszüge:
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„Sowohl für die nationale als auch für die internationale
Ostmitteleuropaforschung ist das Institut von herausragender Bedeutung. Insgesamt hat sich das Institut seit
der letzten Evaluierung beeindruckend entwickelt. Das
Gesamtkonzept ist schlüssig und wird überzeugend umgesetzt.“ (S. B-5)
„Die Arbeitsergebnisse des Herder-Instituts sind von herausragender Qualität. Sie sind singulär in der deutschsprachigen Ostmitteleuropaforschung und zeichnen
sich durch eine große gesellschaftliche Relevanz und
außenpolitische Bedeutung aus.“ (S. B-11) „Die Abteilungen nehmen ihre Aufgaben sehr gut bis exzellent
wahr.“ (S. B-2)
„Wichtige Meilensteine auf dem Weg, sich von einer
Einrichtung, die im Wesentlichen Sammlungsaufgaben
erfüllt, hin zu einer Einrichtung an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Infrastruktur und Forschung
zu entwickeln, hat das HI bereits erreicht. Das Institut
befindet sich auf einem sehr überzeugenden und zukunftsfähigen Weg.“ (S. B-5)
Der Bericht hält zudem fest, dass das Herder-Institut weiter ermuntert wird, „seine wissenschaftliche Profilierung
unter Weiterentwicklung der bewährten Angebote und unter Einbeziehung der Empfehlungen zum Personal-, Projekt- und Ressourcenmanagement weiter vorantreiben.“
(S. B-2) Außerdem sollen die Kontakte nach Nordamerika
deutlicher als bisher verdichtet werden. Als Ausbaumaßnahme werden der Bereich IT und die Nutzungsforschung
am Institut genannt sowie die Überlegungen unterstützt,
zumindest eine weitere Professur einzurichten und damit
die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen weiter zu vertiefen.
Dieser Erfolg war nicht ohne die konsequente Vorbereitung möglich – in den einzelnen Abteilungen und Arbeitsbereichen, in den zwei Runden mit Probegutachterinnen
und Probegutachtern und nicht zuletzt auch im Bereich
der Direktion, der Verwaltung und jenen Arbeitsbereichen,
die an der Gestaltung der Posterpräsentationen mitgewirkt
haben. Der Einsatz, teils unter hohem Termindruck, hat
sich in vollem Umfang bezahlt gemacht.
Nach der Evaluierung Ende Januar 2012 war zwar Erholung, aber keine wirkliche Ruhe angesagt. Das Institut hat
im Berichtsjahr budgetär und auch in Hinblick auf die
Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erneut einen
Höchststand erreicht, auch die Drittmittelquote ist wieder angestiegen. Dies hat nicht zuletzt auch damit zu tun,
dass in diesem Berichtsjahr eine ganze Reihe interessanter
Mitglieder der Evaluierungsgruppe bei der Begehung im Lesesaal der Forschungsbibliothek, 19. Januar
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Jahresbericht 2012 Herder-Institut
ven der Leibniz-Gemeinschaft“ (DigiPortA), in dem über
30.000 Porträts aus neun Leibniz-Archiven digital aufbereitet und insbesondere für biografische Forschungen in
einem Verbund digital zur Verfügung gestellt werden. Sehr
gut entwickelt hat sich auch das grenzüberschreitende Archivportal „Hereditas Baltica (HerBalt) – ,Virtueller Lesesaal‘ für baltisches Archivgut“ und das gemeinsam mit der
Bayerischen Staatsbibliothek München und weiteren Instituten aus dem Bereich Osteuropa betriebene digitale Fachrepositorium „OstDok“, bei dem der Verlängerungsantrag
erfolgreich war. Das Teilprojekt in der DFG-Forschergruppe
„Gewaltgemeinschaften“ konnte in einer zweiten Laufzeit
ebenso fortgesetzt werden wie das DFG-Projekt „Historischtopographischer Atlas schlesischer Städte“.
Prof. Dr. Peter Haslinger und Dr. Anu-Mai Köll unterzeichnen
eine Kooperationsvereinbarung
Projekte begonnen bzw. eingeworben wurde: Im Mai startete ein großes internationales Vernetzungsprojekt zur
Quellenedition Der Zweite Weltkrieg: Alltag unter deutscher
Besatzung, gemeinsam mit der Universität Wuppertal und
Partnern aus 15 europäischen Ländern. Ein großer Erfolg
war auch die Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Medien und Interaktivität an
der Justus-Liebig-Universität Gießen – unter dem Dach des
LOEWE-Schwerpunkts „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ konnte im BMBF-Programm „Digital humanities“
das Projekt zu einem Bibliografieportal „GeoBib – Frühe
deutsch- bzw. polnischsprachige Holocaust- und Lagerliteratur (1933-1949). Annotierte und georeferenzierte Online-Bibliografie zur Erforschung von Erinnerungsnarrativen“ erfolgreich eingeworben werden. Beteiligt ist das
Herder-Institut darüber hinaus an zwei Projekten anderer
Leibniz-Institute, die 2012 angelaufen sind – dem Projekt
„Visual history. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“, das federführend vom Zentrum für Zeithistorische
Forschung in Potsdam eingeworben wurde und sich mit
den Standards und zentralen Forschungsfragen des Umgangs mit Bildquellen befasst, sowie dem vom Deutschen
Museum in München aus konzipierten Projekt „Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen in Archi-
Entsprechend hat sich auch im Berichtsjahr gezeigt, dass
das Herder-Institut ein begehrter Partner für Forschungs-,
Erschließungs- und Infrastrukturprojekte geworden ist. Die
erfolgreiche Tätigkeit des Herder-Instituts wäre ohne die
Vielzahl von Institutionen und Personen nicht möglich,
denen an dieser Stelle Dank gesagt werden soll. Zu danken
ist zunächst allen öffentlichen und privaten Förderern,
den Gremienmitgliedern und den Kooperationspartnern
für die Unterstützung, das Interesse und das Vertrauen, mit
denen sie die Tätigkeit des Instituts ermöglicht, gefördert
und begleitet haben. Den staatlichen Zuwendungsgebern
– vertreten durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien – danken wir für eine verlässliche und in den Bewirtschaftungsgrundsätzen erfreulich
flexible institutionelle Förderung. Einer großen Reihe von
Drittmittelgebern – neben den bereits Genannten unter
anderem der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der
Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung, der Stiftung
für deutsch-polnische Zusammenarbeit, der Dr.-WernerEmil-Maaß-Stiftung zur Förderung der ostdeutschen Genealogie und der M.C.A. Böckler – Mare Balticum-Stiftung
– sei dafür gedankt, dass sie uns mit Projektförderungen
dabei unterstützt haben, das Herder-Institut weiter als Gesprächs- und Kooperationspartner für und über Ostmitteleuropa bestens zu positionieren. Zu danken ist natürlich
im Besonderen allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
des Instituts für das große Engagement, mit dem sie auch
im Jahr 2012 ihre Ideen realisiert, ihre Arbeitskraft in Beantragungsprozesse investiert, die internen Diskussionen vorangetrieben und externe Kontakte entwickelt haben. Ihre
Leistungen und Rechenschaftslegungen bilden die Grundlage für diesen Tätigkeitsbericht.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
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2. Profil und Aufgaben
pekte der Entwicklung dieser Regionen zu dokumentieren.
In diese Konstruktion wurden die dem Herder-Forschungsrat assoziierten Historischen Kommissionen für ehemals
deutsche Regionen und Siedlungsgebiete im östlichen
Europa einbezogen. Als Arbeitsinstrument richtete das
Herder-Institut 1951 eine Forschungsbibliothek ein und
betrieb seit 1952 ein für Westeuropa in diesem Umfang
und Zuschnitt unikales Zeitungsarchiv mit einer eigenen
Presseausschnittsammlung. Ebenfalls seit 1951 wurden aus
Beständen unterschiedlichster Provenienz ein Bildarchiv,
eine Karten- und eine Dokumentesammlung aufgebaut.
Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft wurde im
April 1950 in Marburg auf Initiative des Johann-GottfriedHerder-Forschungsrats (HFR) gegründet und ist heute ein
national wie international renommiertes Zentrum der internationalen historischen Ostmitteleuropaforschung. Mit
seinen Arbeitsbereichen Wissensvermittlung, Dokumentation und Sammlungen unterstützt, organisiert und betreibt
das Institut Forschungen zur historischen und kulturellen
Entwicklung Ostmitteleuropas in den heutigen Grenzen
Estlands, Lettlands, Litauens, Polens, Tschechiens, der Slowakei und der russischen Exklave Kaliningrad. Im Zentrum
steht die Analyse der Wechselbeziehungen und Austauschprozesse in und mit Ostmitteleuropa vom Mittelalter bis
in die Gegenwart, mit einem Schwerpunkt auf den Beziehungsgeflechten zum deutschsprachigen Raum und den
deutschsprachigen Gruppen und Minderheiten Ostmitteleuropas. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die vergleichende Betrachtung der Geschichte Ostmitteleuropas und
seiner Nachbarregionen (v.a. Österreich, Ungarn, Belarus
und westliche Ukraine) in einem gesamteuropäischen Vergleichskontext. Ebenso zentral ist die Reflexion über die
medialen Grundlagen der Vermittlung von Kenntnissen
über Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas.
In seinen ersten Jahren diente das Herder-Institut als Begegnungsstätte einer Gruppe von Geistes- und Sozialwissenschaftlern, deren biografische und akademische Wurzeln
in Gebieten jenseits der späteren Oder-Neiße-Grenze lagen.
Diese Gruppe verfolgte mit ihren sehr unterschiedlichen
Biografien (zumal aus den Jahren des Nationalsozialismus)
den Ansatz, die Beschäftigung mit Ostmitteleuropa in der
Bundesrepublik Deutschland unter den neuen politischen
Rahmenbedingungen fortzusetzen und die deutschen As-
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Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Die Arbeit des Instituts hatte infolge der politischen (Ostpolitik, Umbruch von 1989) und wissenschaftlichen Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen den
1960er und 1990er Jahren unterschiedliche, teils auch krisenhafte Phasen zu durchlaufen. Ein Meilenstein war 1977
die Übernahme des Herder-Instituts in die gemeinsame
Forschungsförderung des Bundes und der Länder gemäß
Art. 91b des Grundgesetzes („Blaue Liste“); entsprechend
ist das Institut seit 1997 auch Mitglied der aus der „Blauen Liste“ hervorgegangenen Leibniz-Gemeinschaft. Einschneidend für das Selbstverständnis und die Entwicklung
der weiteren Aktivitäten war die Herauslösung aus der Trägerschaft des Herder-Forschungsrats zum 1. Januar 1994.
Diese transformierte das Herder-Institut in eine rechtlich
verselbständigte wissenschaftliche Serviceeinrichtung für
die internationale Ostmitteleuropaforschung, verbunden
mit einem Prozess grundlegender Erneuerung. So erfolgten
eine programmatische Neuausrichtung und Konzentration
des Aufgabenprofils auf historische Fragestellungen sowie
eine entschlossene Öffnung und Internationalisierung.
Zentrale Punkte der neuen Entwicklungsstrategie waren
zum einen der umfassende Ausbau der Partnerschaften zu
ostmitteleuropäischen Universitäten und Einrichtungen,
zum anderen die offensive Nutzung der aufkommenden
neuen Medien. Heute finanzieren das Sitzland Hessen
und das seit 1998 auf Bundesseite zuständige Ressort des
Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten
der Kultur und der Medien (heute: für Kultur und Medien,
BKM) gemeinsam mit den übrigen Bundesländern die
Institutsarbeit.
Das Herder-Institut ist eine Institution der wissenschaftlichen Infrastruktur. Die in den Sammlungen des Instituts
bereitgehaltenen Materialien bilden den Ausgangspunkt
für eigene Forschungen, die Erstellung von Hilfsmitteln
und Wissensportalen für die Forschung und eine entsprechend vielfältige wissenschaftliche Infrastruktur. Grundlage und erster Schwerpunkt der Tätigkeit des Instituts sind
dabei seine umfangreichen und unikalen Sammlungen,
die in Zukunft weiter ausgebaut, erschlossen und digital
der Fachwelt und interessierten Öffentlichkeit zugänglich
gemacht werden sollen. Sie umfassen eine Forschungsbibliothek zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas
mit derzeit rund 455.000 Bänden, einschließlich einer der
Forschungsbibliothek zugeordneten Zeitungssammlung,
in der seit 1952 Tages- und Wochenzeitungen aus Ostmit-
Gäste vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz im
Studiensaal der Wissenschaftlichen Sammlungen
Joybrato Mukherjee, Helge Braun, Peter Haslinger und
Henning Lobin bei der Übergabe des Bewilligungsbescheids für
das Kooperationsprojekt zur Holocaust- und Lagerliteratur
teleuropa archiviert und für den Zeitraum bis 1998 in einer
systematischen Ausschnittsammlung ausgewertet worden
sind. Daneben unterhält das Institut ein Bildarchiv mit
Bildträgern aller Art, insbesondere zur Topografie sowie
Kunst- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas (derzeit ca.
575.000 Einheiten), eine Kartensammlung mit rund 37.500
Kartenblättern, ca. 1.200 Altkarten und etwas über 6.300
Luftbildaufnahmen aus den Jahren zwischen 1942-1945.
Schließlich befindet sich am Herder-Institut eine umfangreiche Dokumentesammlung mit einem Schwerpunkt auf
der Geschichte des Baltikums, bestehend aus Nachlässen,
Familienarchiven, Einzelarchivalien usw. sowie verfilmten
Archivalien (derzeit ca. 1.400 laufende Regalmeter).
Institutsarbeit überprüft und gegebenenfalls neu justiert
werden. In den Jahren ab 2013 werden dabei folgende Perspektiven die Forschungs- und Infrastrukturleistungen des
Instituts bündeln, seine Funktion als internationales Forum zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas stärken
und neue Kooperationsperspektiven im nationalen wie internationalen Umfeld eröffnen:
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Im Zuge der Neudefinition des Infrastrukturauftrags
durch die Leibniz-Gemeinschaft gewährleistet das HerderInstitut damit eine synergetische Verbindung zwischen
Forschungstätigkeit, Infrastrukturaufbau und Dienstleistungsfunktionen. Darüber hinaus bildet die Kombination
aus verschiedensten Medienarten, die vielfach unikale
Materialien umfassen, und deren digitale Erfassung sowie
Präsentation heute einen weiteren Kern der Institutsarbeit.
Entsprechend sind die Leitziele des Herder-Instituts
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die Bereitstellung, Erweiterung, Erschließung und
Konservierung von anderenorts nicht verfügbaren
Spezialsammlungen für die historische
Ostmitteleuropaforschung
die Durchführung eigener programmgebundener
Forschung
die Förderung des Wissenschaftsdiskurses und
Wissenschaftstransfers in seinem Arbeitsgebiet auf
nationaler und transnationaler Ebene und
die Bereitstellung grundlegender Hilfs- und
Arbeitsmittel für die Forschung.
Durch „Projektleitende Perspektiven“ sind für die Dauer
von jeweils vier Jahren institutsübergreifend thematische
Felder definiert, die nach dieser Zeit vom Wissenschaftlichen Beirat auf ihre Tragfähigkeit und Relevanz für die
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Sammeln, Bewahren und Vermitteln
bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der
Ostmitteleuropaforschung
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer Perspektive
Raum, Region, Stadt, Umwelt
politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten,
Gewalt und Sicherheit.
Beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit bietet darüber hinaus die 2006 vertraglich vereinbarte, seit
der gemeinsamen Berufung des neuen Direktors 2007 immer engere Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität
Gießen. So stärkt die Kooperation mit universitären Strukturen, vor allem mit dem seit 2006 bestehenden regionalwissenschaftlichen Gießener Zentrum Östliches Europa
(GiZo), dem Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI)
und dem International Graduate Centre for the Study of
Culture (GCSC), nachhaltig die Institutsaktivitäten auch
im Bereich von Wissensvermittlung unter Nutzung moderner Medien. Jedoch auch deutschlandweit konnten
die Kooperationen deutlich befördert werden. Die vom
Herder-Institut 2010 initiierten „Vernetzungstreffen der
außeruniversitären Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen der historisch-kulturwissenschaftlichen Ostmitteleuropaforschung“ wurden auch im Berichtsjahr
fortgesetzt. Mit dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum
Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität
Leipzig konnten im März 2012 bei einem Gegenbesuch in
Leipzig die Kooperationsgespräche fortgeführt werden, wobei thematische und infrastrukturelle Überschneidungsbereiche, Wege zum verstärkten personellen Austausch
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
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Die Evaluierungsgruppe bei der Sammlungspräsentation im
Lesesaal der Forschungsbibliothek
Die Evaluierungsgruppe im Gespräch mit Peter Haslinger,
19. Januar
und ein Maßnahmenkatalog zur Vertiefung der wechselseitigen Beziehungen besprochen wurden. Ein erster gemeinsamer Projektantrag ist derzeit in Vorbereitung und
soll im März 2013 eingereicht werden (Vernetzungsprojekt
„Forschungsinfrastruktur Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“, gemeinsam mit dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg).
ist (Historische Authentizität, Krisen in einer globalisierten
Welt, Science 2.0). Nicht zuletzt war das Herder-Institut gemeinsam mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschungen der Polnischen Akademie der Wissenschaften federführend tätig bei der Kooperationstagung zwischen der
Leibniz-Gemeinschaft und der Polnischen Akademie der
Wissenschaften, die unter dem Titel „Potenziale und Herausforderungen – die Geistes-, Kultur-, Bildungs- und Gesellschaftswissenschaften im deutsch-polnischen Kontext“
Anfang September 2012 in Wierzba, Masuren, stattfand
und im kommenden Jahr seine Fortsetzung finden soll.
Auch im vergangenen Jahr suchte das Herder-Institut eine
intensive Kooperation mit Instituten der Leibniz-Gemeinschaft über gemeinsame Projektzusammenhänge. Vor
allem über Vernetzungsprojekte des SAW-Verfahrens im
Bereich des Paktes für Forschung und Innovation konnte
diese Strategie erfolgreich umgesetzt werden (bisher mit
dem Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig, dem Institut für Wissensmedien Tübingen, dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung Braunschweig,
dem Institut für Deutsche Sprache Mannheim, dem Institut für Zeitgeschichte Berlin/München, dem Zentrum für
Zeithistorische Forschung Potsdam und dem Deutschen
Museum München). Diese Strategie gilt es in Zukunft
auch in Richtung der Forschungsmuseen verstärkt weiter zu verfolgen. Hierzu dienen auch die 2012 durch die
Leibniz-Gemeinschaft beschlossenen Leibniz-Forschungsverbünde, bei denen das Herder-Institut dreimal beteiligt
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Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Auch all die weiteren Aktivitäten sollen in Zukunft noch
ausgebaut und intensiver miteinander vernetzt werden.
Als Ergebnis der Neuorientierung der Institutsarbeit seit
den 1990er Jahren kann daher das Herder-Institut heute
als eine der weltweit führenden Stätten der historischen
Ostmitteleuropaforschung und als unverzichtbare Einrichtung der wissenschaftlichen Infrastruktur bezeichnet werden. Dies ist Auftrag und Perspektive zugleich, nicht zuletzt
in einer sich wissenskulturell und medial immer rascher
verändernden Welt. Diese Entwicklungen werden auch in
Zukunft Eingang finden in ein neues Verständnis der Vermittlungsfunktion des Herder-Instituts im Wissenschaftsdiskurs zwischen Ostmitteleuropa, Deutschland sowie dem
Westen Europas und der Welt.
Forschungsbibliothek
Wissenschaftliche Sammlungen
Wissenschaftsforum
Wissenschaftstransfer
3. Forschungsbibliothek
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Lesesaal der Forschungsbibliothek
Ausleihtheke der Forschungsbibliothek
Freihandbestand im Lesesaal
Die Forschungsbibliothek besteht seit dem Jahre 2011 aus
den Arbeitsbereichen Bibliothek, Bibliotheksbezogene
Fachportale, Bibliografieportal und Zeitungsarchiv.
virtueller Fach- und Informationsangebote und erarbeitet
gegenwärtig unter besonderer Berücksichtigung der Frage
der Langzeitverfügbarkeit eine Strategie für ihre zukünftigen Aktivitäten im Bereich der Digitalisierung. Schwerpunkte bei den bereits laufenden Digitalisierungsarbeiten
der Bibliothek sind unikale Manuskripte und Musikalienfilme im Bestand der Bibliothek, die Bestandsergänzung
durch die unter urheberrechtlichen Gesichtspunkten
unkritische Digitalisierung vergriffener Jahrbücher und
sonstiger Periodika, die Bereitstellung von Kopien für die
elektronische Kopienfernleihe im Rahmen des HeBISVerbundes sowie die kooperative Kataloganreicherung
(Zugänglichmachung von Inhaltsverzeichnissen u.Ä. im
elektronischen Katalog). Zudem arbeitet sie an den großangelegten Retrodigitalisierungsprojekten im Rahmen des
Fachrepositoriums OstDok sowie an entsprechenden Aktivitäten anderer Einrichtungen (z.B. Institut für Ost- und
Südosteuropaforschung Regensburg) aktiv mit.
3.1
Bibliothek
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Die Bibliothek des Herder-Instituts sammelt Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, CD-ROMs, CDs, DVDs, elektronische
Ressourcen, Videos, Schallplatten und Noten.
Sie bietet mit derzeit rund 455.000 Bänden und 1.645 laufenden Periodika einen der umfangreichsten und qualitativ
bedeutendsten Bibliotheksbestände zur Geschichte, Kultur und Landeskunde Ostmitteleuropas außerhalb dieses
Raums. Im Einklang mit entsprechenden Empfehlungen
des Wissenschaftlichen Beirats des Herder-Instituts übernimmt sie als exzellente Forschungs- und Spezialbibliothek eine wichtige Funktion in der überregionalen Literaturversorgung. Zu diesem Zweck werden der Bibliothek aus
dem Institutshaushalt (Aufwuchs im Rahmen des Paktes
für Forschung und Innovation) zusätzliche Mittel für den
Erwerbungsetat zur Verfügung gestellt.
Der Bibliotheksbestand wird mit dem Anspruch auf größtmögliche Vollständigkeit auch im Bereich der schwer beschaffbaren (sog. „grauen“) Literatur kontinuierlich erweitert. Die Bibliothek ist darüber hinaus beteiligt am Aufbau
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Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Bestandserweiterung
Die Bestandserweiterung erfolgte auch im Jahr 2012 über
Kauf, Tausch und die gezielte Einwerbung von relevanten
Geschenken. Beim Kauf wurde wie üblich besonderer Wert
darauf gelegt, die Medien im Interesse der Nutzer/innen
möglichst schnell und zu günstigsten Konditionen zu erwerben. Für die Bibliothek stellt der Tausch institutseigener sowie speziell zu diesem Zweck erworbener Publikationen anderer Verlage gegen einschlägige Publikationen der
Tauschpartner gerade bei Veröffentlichungen außerhalb
des Buchhandels nach wie vor eine wichtige und unerlässliche Erwerbungsform dar, die dank zusätzlicher personeller Ressourcen in diesem Bereich sogar noch weiter
ausgebaut werden konnte. Dies ermöglicht eine schnellere
Bearbeitung von Tauschangeboten anderer Bibliotheken
und erhöht dadurch die Zahl der eingeworbenen Tauschgaben ganz wesentlich. Die Bibliothek stärkt durch ihre
unterschiedlichen Tauschaktivitäten darüber hinaus die
Stellung des deutschen wissenschaftlichen Buches im
Ausland und die Zugänglichkeit wichtiger geschichtswissenschaftlicher Spezialliteratur auch in insbesondere ostmitteleuropäischen Bibliotheken mit geisteswissenschaftlicher Ausrichtung, die diese sonst aus Etatgründen nicht
erwerben könnten.
Bereits seit einiger Zeit betätigt sich die Bibliothek auf
dem Gebiet der Einbindung von für ihr Sammelgebiet relevanten elektronischen Volltexten (in der Regel pdf-Dateien) in den elektronischen Bibliothekskatalog (einschl.
ihrer sachlichen Erschließung) und beteiligt sich seit 2011
an der kooperativen und urheberrechtlich unkritischen
Kataloganreicherung mit Inhaltsverzeichnissen, Titelbildern und Ähnlichem im HeBIS-Verbund.
Aus rechtlichen Gründen nur für Nutzer/innen innerhalb
des Herder-Instituts zugänglich sind die einschlägigen
elektronischen Angebote, die als Nationallizenzen durch
die Deutsche Forschungsgemeinschaft erworben wurden.
Bestandserschließung
Da zahlreiche Institutionen und Einzelpersonen großen
Wert darauf legen, mit ihren Publikationen in der zentralen deutschen Forschungsbibliothek zur Geschichte und
Landeskunde Ostmitteleuropas vertreten und durch deren
sehr zügige Einarbeitung in den Bestand schnell weltweit
elektronisch recherchierbar zu sein, konnte erneut eine
erhebliche Zahl von relevanten und qualitativ hochwertigen Publikationen als Geschenk eingeworben werden.
Das quantitative Verhältnis der drei Erwerbungsformen
zueinander betrug im Berichtsjahr: Kauf 40,7 %, Geschenk
35,2 % und Tausch 24,1 %. Insgesamt wurden Medien im
Wert von rd. 172.000 € erworben, wobei auf die Zeitungssammlung Ausgaben in Höhe von rd. 5.900 € entfielen. In
der Zeitungssammlung wurden im Jahr 2012 35 Zeitungen
laufend bezogen.
Die Bibliothek verzeichnete im Berichtsjahr dank umfangreicher Schenkungen und des weiter intensivierten Tausches einen Bestandszuwachs von 12.790 Bänden. Für externe Buchbinderarbeiten wurden rd. 11.500 € verausgabt,
wobei dank der Beschäftigung eines als Buchbinder ausgebildeten Mitarbeiters weiterhin zunehmend Arbeiten im
Hause selbst erledigt werden können, was sich unter konservatorischen, finanziellen und Nutzungsgesichtspunkten sehr bewährt. Zu Tauschzwecken wurden der Bibliothek außerdem Publikationen des Verlags Herder-Institut
im Wert von 13.516 € zur Verfügung gestellt.
Bibliotheksführung für die Sommerakademie
Die Bibliothek des Herder-Instituts beteiligt sich am hessischen Bibliotheksverbund (HeBIS), an der zentralen
deutschen Zeitschriftendatenbank (ZDB) und über den
HeBIS-Verbund am weltweiten Nachweisinstrument von
Bibliotheksbeständen „WorldCat“. Dadurch ist gewährleistet, dass ihre Bestände, die mit Hilfe der bibliothekseigenen Systematik unter lokalen, biografischen und thematischen Gesichtspunkten sachlich differenziert erschlossen
werden, in einer elektronisch weltweit zugänglichen Form
nachgewiesen sind. Die Bibliothekssystematik und ihre
Register (Sachregister sowie orts- und personenkundliche
Register) werden soweit nötig laufend aktualisiert und die
Einführung einer weitergehenden „geführten Suche“ wird
vorbereitet. Langfristiges Ziel dieser Arbeiten ist eine georeferenzierte Präsentation der in der Systematik erfassten
Orte/Landschaften sowie eine noch stärkere Verknüpfung
mit der bundesweit gepflegten Gemeinsamen Normdatei
(GND), an der die Forschungsbibliothek mit der höchsten
Redaktionsstufe mitarbeitet. Der dadurch entstehende
Datenbestand wird bei allen neu erworbenen Monografien über Personen im OPAC sichtbar eingebunden, was
wiederum als eine wichtige Vorarbeit für das am HerderInstitut entstehende Zentrale Personenregister im Rahmen
des Fachinformationsangebots zu betrachten ist. Durch
intensive Anstrengungen der Bibliothek sowie dank der
in den Vorjahren erfolgten projektbezogenen Förderung
durch BKM und HMWK ist die Retrokatalogisierung, also
die nachträgliche Eingabe der Altbestände in den elektronischen Katalog, für monografische Veröffentlichungen
mittlerweile abgeschlossen worden, es erfolgt allerdings
noch eine abschließende Kontrolle an den noch vorhandenen konventionellen Kartenkatalogen, um eine hundertprozentige Erfassung aller in der Bibliothek vorhandenen
Medien (insbesondere Zeitschriften und Schriftenreihen)
im elektronischen Katalog sicherzustellen. Darüber hinaus wurden im Berichtsjahr die Katalogisierung und Erschließung der drei von den Baltischen Ritterschaften als
Deposita übernommenen Bibliotheken, eines durch Kauf
erworbenen umfangreichen Bestandes an Samizdat-Publikationen (sog. „drugi obieg“) aus Polen (Slg. Urbańczyk)
sowie weiterer Bibliotheksübernahmen fortgesetzt.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
9
Für die Bibliothek im Hinblick auf ein angestrebtes Projekt
zur Tiefenerschließung von besonderer Bedeutung ist die
zunächst befristete Einstellung einer ausgebildeten Musikbibliothekarin, die die Ordnungs-, Erschließungs-, Katalogisierungs- und Umsignierarbeiten in der Musiksammlung
der Bibliothek fortsetzte. Durch Höhergruppierung einer
bereits vorhandenen Stelle war es zum 1.03.2012 außerdem möglich, die neue Funktion einer Leitung des Arbeitsbereichs Katalogisierung zu schaffen.
Benutzung
Die Benutzung der Bestände der Bibliothek durch in- und
ausländische Wissenschaftler/innen, Studierende und sonstige interessierte Personen erfolgt vor Ort und im Rahmen
der Fernleihe (Direktausleihe, Online-Fernleihe, konventionelle Fernleihe oder internationale Fernleihe). Das elektronische Ausleihsystem ermöglicht es, sich jederzeit im
Internet über die tatsächliche Verfügbarkeit der jeweiligen
Medien zu informieren, und versetzt die Nutzer/innen außerdem in die Lage, ihr Ausleihkonto einzusehen, Bücher
und Zeitschriften auf elektronischem Wege zu bestellen,
vorzumerken oder auch zu verlängern. Die elektronische
Ausleihe ist darüber hinaus eine Voraussetzung für die
enge bibliothekarische Zusammenarbeit zwischen dem
Ausstellung von Friedericiana anlässlich der Lesung zu Friedrich II.
10
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Ausstellung zu Wisława Szymborska aus den Bibliotheksbeständen
Herder-Institut und dem Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo) sowie der Universitätsbibliothek Gießen. Eine
vergleichbare Zusammenarbeit mit dem Ziel einer privilegierten Medienbereitstellung für das Imre Kertész Kolleg
an der Friedrich-Schiller-Universität Jena besteht seit 2011
und wurde mit großem Erfolg fortgeführt.
Im Berichtsjahr war die Bibliothek an 247 Tagen jeweils
neuneinhalb Stunden für die Benutzung vor Ort zugänglich. Die Zahl der Präsenznutzungen durch Externe lag
mit 2.087 allerdings unter der der Vorjahre. Gleichzeitig nahmen die Ausleihen wie auch die täglich per Brief,
E-Mail oder Telefon eingehenden Anfragen zum Bibliotheksbestand bzw. Bitten um wissenschaftliche Auskünfte
aber deutlich zu. Zusätzlich propagiert die Forschungsbibliothek durch die Teilnahme von Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern an bibliothekarischen und fachwissenschaftlichen Veranstaltungen, die Lehre an der Justus-LiebigUniversität Gießen (Dr. Lipinsky/Dr. Warmbrunn: Übung
„Medien- und Informationskompetenz für Historiker/innen – Datenbanken, Wissensportale, Online-Ressourcen“)
und durch Führungen für Studierende insbesondere der
Universitäten Gießen und Marburg sowie zahlreiche weitere Besuchergruppen intensiv ihre einzigartigen Bestände
und macht auf die hohe Servicequalität vor Ort wie auch
für die auswärtige Benutzung aufmerksam. Der Wahrnehmung der Bibliothek im virtuellen Raum dienten u.a. ihre
Foyer der Forschungsbibliothek
Beteiligung am Facebook-Auftritt des Instituts sowie ein
Podcast mit einem ausführlichen Interview mit der Bibliotheksleitung.
Im Vorfeld der Evaluierung des Herder-Instituts im Januar
2012 wurden im Katalog- und Lesesaal der Bibliotheken umfangreiche Räum- und Erneuerungsarbeiten durchgeführt,
die wesentlich zu einer klareren Trennung der beiden Bereiche geführt haben. Gedruckte Bibliografien finden sich
nun systematisch im Katalogsaal, Lesesaal, Handbücher
und sonstige Überblicksdarstellungen im Lesesaal.
Das Platzproblem der Bibliothek wie auch der übrigen
Sammlungen des Herder-Instituts machte auch 2012 zusätzliche Auslagerungen von Bibliotheksbeständen notwendig, die aber jeweils so durchgeführt wurden, dass
die Einschränkungen bei ihrer Benutzung so gering wie
möglich gehalten wurden. Gleichwohl sind diese Auslagerungen ebenso wie die Lagerung eines Teils des Bibliotheksbestandes in klimatisch ungünstigen Kellerräumen
unter konservatorischen Aspekten völlig unbefriedigend
und müssen baldmöglichst abgestellt werden. Eine Lösung
wird hier allerdings erst der Anbau an den Magazinturm
mit sich bringen, der zwischen 2013 und 2015 realisiert
werden wird.
Auch im Hinblick auf die Einbindung der Forschungsbibliothek in die Stadt Marburg und die umliegende Region ist
schließlich auf die zahlreichen Praktikantinnen und Praktikanten hinzuweisen, die im Rahmen von Schulpraktika,
studienbegleitenden Pflichtpraktika, Praxisphasen im Rahmen des Studiums der Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie im Rahmen von Maßnahmen zur beruflichen Wiedereingliederung in der Bibliothek tätig waren.
weit über 100 Besucherinnen und Besucher und war damit
sicherlich eine der meistbesuchten Veranstaltungen in den
Räumlichkeiten des Herder-Instituts überhaupt. Aber auch
die übrigen Lesungen zur polnischen Literatur, zu Alltagserfahrungen in einem ostpreußischen Dorf, aus einem im
Ghetto Litzmannstadt verfassten Tagebuch sowie aus dem
Buch Friedrich II. zwischen Deutschland und Polen von Prof.
Hans-Jürgen Bömelburg erzielten jeweils großes Publikumsinteresse und breite Resonanz beim Publikum und in der
örtlichen Presse. Der Lesesaal der Bibliothek wurde in diesem Zusammenhang mit einem Beamer und einer fahrbaren Leinwand ausgestattet.
3.2
Zeitungsarchiv
Leitung: Dr. Jan Lipinsky
Das Zeitungsarchiv des Herder-Instituts gliedert sich in
Zeitungssammlung und Zeitungsausschnittarchiv. Beide
zusammen erstrecken sich über ca. 2,6 Regalkilometer. Davon entfallen auf die Zeitungssammlung rund 1 Regalkilometer gebundene oder gebündelte Zeitungen im Großformat in rund 12.700 Bänden und 250 Rollfilmen. Von den
713 Zeitungstiteln sind 236 in der Zeitschriftendatenbank
(ZDB) als unikal nachgewiesen. Rund 30 Zeitungsabonnements, mit einem Schwerpunkt auf der Minderheitenpresse Ostmitteleuropas, werden als wichtiges Element der
überregionalen Literaturversorgung fortgeführt.
Ein neues Angebot der Forschungsbibliothek gerade auch
für die breitere Öffentlichkeit waren zudem insgesamt fünf
Lesungen, die in der Regel im Lesesaal der Bibliothek stattfanden. Eine Lesung von Klaus-Dieter Spangenberg aus
seinem Buch Die Rechnung bitte! – Damals im Café Spangenberg, die im umgebauten Vortragsbereich des Instituts
und damit im ehemaligen Schlosscafé stattfand, zählte
Das in den Jahren 1952 bis 1999 aktiv auf- und ausgebaute
Zeitungsausschnittarchiv, das den gesamten ostmitteleuropäischen Raum vergleichend umfasst und einheitlich systematisch erschließt, kann als einmalige Dokumentation
des „Experiments Sozialismus“ in Ostmitteleuropa und
seiner Wahrnehmung im Westen gelten. Es belegt rund
1,6 Regalkilometer und enthält für die Nachkriegsjahre
ca. 5 Mio. systematisch archivierte Zeitungsausschnitte
in 15.200 Ordnern, 640.000 Mikrofiche-Aufnahmen, 160
Mikrofilme und wird ergänzt durch eine Spezialsammlung
zur Zwischenkriegszeit. Diese vielfach für zeithistorische
Forschungen genutzte Sammlung wurde im Berichtszeitraum durch die weitere Einarbeitung eines in den letzten
Lesung von Ingo Loose aus dem Tagebuch von Jakub Poznański
aus dem Ghetto Litzmannstadt
Ausgelagerte Teile der Zeitungssammlung auf dem Marburger
Tannenberg
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
11
Jahren erworbenen privaten Zeitungsausschnittarchivs
primär für die 1940er Jahre retrospektiv ergänzt. Das im
Vorjahr erhaltene, im Zeitraum 1952 bis 1990 entstandene
Presseausschnittarchiv des Deutschen Instituts für Zeitgeschichte der DDR (später Institut für Internationale Politik
und Wirtschaft der DDR) wurde im Berichtszeitraum nach
Regionen sortiert und zugänglich im Außenlager auf dem
Marburger Tannenberg aufgestellt. Wegen zu hoher Luftfeuchtigkeit musste dafür der komplette Bestand aus einem
Container in eine Halle umgeräumt werden. Dieses Archiv
dokumentiert, mit einem Schwerpunkt auf der UdSSR und
Südosteuropa, für die Länder Polen, Tschechien und Baltikum gleichsam eine Parallelüberlieferung aus kommunistischer ideologischer Sicht zu den im Institut vorhandenen
Presseausschnitten. Der in Archivkartons verpackte Bestand ist über eine ACCESS-Datenbank und online als PDF
recherchierbar.
Die seit den Umbauarbeiten in der Behring-Villa im Jahr
2010 ebenfalls provisorisch auf den Tannenberg ausgelagerten Teile der Zeitungssammlung wurden im Berichtsjahr regelmäßig genutzt, so dass durchschnittlich einmal
pro Woche Bände von dort für den Lesesaal oder die Fernleihe geholt werden mussten. Die übrige Zeitungssammlung ist für die Präsenznutzung leichter zugänglich, da sie
weiterhin in Institutsräumen auf dem Schlossberg lagert,
die aber zum Teil klimatisch unzureichend sind.
Mit der inhaltlichen Erschließung einer Sammlung mikroverfilmter Presseausschnitte zur polnischen Außen- und
Innenpolitik der frühen Nachkriegszeit, die die im HerderInstitut mit den 1950er Jahren einsetzende Auswertung retrospektiv ergänzt, konnte im Berichtszeitraum begonnen
werden. Die ersten knapp 20 Filme sind nun ebenfalls über
die ACCESS-Datenbank recherchierbar, die perspektivisch
Informationen über das gesamte Zeitungsarchiv enthalten
und künftig auch online zugänglich sein soll. Die bisher erschlossenen Filme enthalten beispielsweise Ausschnitte ab
dem Jahr 1946 zu Themen wie polnischer Film, polnische
Politiker, Warschauer Aufstand, kommunistische Sicht auf
die polnische Geschichte, wie etwa den Zweiten Weltkrieg
oder den polnischen Untergrundkampf.
Als Ergebnis der LOEWE-Rotation von Dr. Jan Lipinsky, der
sich in dieser Zeit mit Möglichkeiten und Grenzen einer
Digitalisierung der Zeitungsausschnittsammlung beschäftigte, konnte im Vorjahr die in Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V. (Berlin)
programmierte Datenbank digitalisierter Presseausschnitte
online gestellt werden. Sie ermöglicht die einfache Suche
nach Personen, Zeitungsname, Autorenschaft und Datum.
Die kombinierte Suche ist in Planung. Ziel ist es, die bisher
nur über Aktenordner zugänglichen Ausschnitte möglichst
komfortabel online durchsuchen zu können. Als Pilotprojekt wurde der am häufigsten benutzte Bestand P 0301
(insgesamt 186 Ordner) des Personenarchivs, das insgesamt ca. 4.650 Ordner mit ca. 1,5 Millionen Ausschnitten
umfasst, ausgewählt. Dieser Bestand P 0301 enthält, alpha-
12
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
betisch nach Nachnamen sortiert, Presseausschnitte zu
deutschen Personen, die (überwiegend bis zum Jahr 1945)
Bezüge zum heute polnischen Raum hatten bzw. zu deutschen Vertriebenen aus diesem Raum. Die ersten 46 Ordner (Buchstaben A-F) liegen digitalisiert vor. Im Berichtszeitraum konnte nun die Datenbank um 13 Ordner auf
nunmehr 20 Ordner (Buchstaben A – Brau) oder insgesamt
ca. 5.000 Ausschnitte erweitert werden, die nach ihrer vollständigen Erfassung und groben OCR-Erkennung online
durchsuchbar sind. Wegen des geltenden Urheberrechts
ist die Datenbankrecherche allerdings nur innerhalb des
Herder-Instituts und innerhalb der OCR-erkannten Texte
möglich; sie wird von Stipendiatinnen und Stipendiaten
des Instituts bereits intensiv genutzt.
3.3
Bibliografieportal zur Geschichte
Ostmitteleuropas
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Das Bibliografieportal zur Geschichte Ostmitteleuropas
beschäftigt sich mit der Bereitstellung und Weiterentwicklung seines elektronischen Online-Recherchesystems
für die gesamte wissenschaftlich relevante Literatur zur
Geschichte Ostmitteleuropas. Die in der Vergangenheit
erfolgte Erstellung gedruckter Jahresbibliografien zur Geschichte einzelner ostmitteleuropäischer Landschaften
wird auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats des
Herder-Instituts bis auf die Bibliographie zur Geschichte
Schlesiens nicht fortgeführt. Die zugrunde liegende einheitliche Materialsammlung erfolgt im Rahmen eines arbeitsteilig organisierten Kooperationsverbundes, in dem
unter Leitung des Herder-Instituts Partnerinstitutionen in
Deutschland, Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und
Litauen zusammenarbeiten. Die bisherigen Absprachen sehen vor, dass die Partnerinstitute jeweils die in Ostmittelund Osteuropa erscheinenden Titel, die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Herder-Instituts sowie externe deutsche Kooperationspartner die in Westeuropa und Übersee
erscheinende Literatur erfassen. Dazu werden gegenwärtig
Zukünftig werden die bibliografischen Daten in den Hessischen
Bibliotheksverbund integriert
17.864 (Ende 2011: 17.400) sowie Sachen 3.023 (Ende 2011:
2.980).
3.4
Bibliotheksbezogene Fachportale
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Screenshot der estnischen Einstiegsseite des Bibliografieportals
im Herder-Institut etwa 850 laufende westeuropäische und
nordamerikanische Periodika ausgewertet. Fast doppelt so
viele osteuropäische Zeitschriften und Reihenwerke werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Partnerinstitute bearbeitet. Die elektronischen Datenbestände
für jeweils ein Berichtsjahr werden mit den Kooperationspartnern ausgetauscht und die nach Marburg gelieferten
Titel in die Literaturdatenbank des Herder-Instituts integriert.
Die bibliografische Arbeit am Herder-Institut wird seit Mitte 2011 auf Grund der durch interne und externe Gremien
beschlossenen Reorganisation der Institutsstruktur nunmehr im Rahmen des neuen Arbeitsbereichs „Bibliografieportal“ innerhalb der Forschungsbibliothek fortgeführt.
Diese Umstrukturierung wurde von der Evaluierungskommission im Jahre 2012 noch einmal ausdrücklich begrüßt.
Im Berichtsjahr wurden die Vorbereitungen für die Migration der bisherigen Allegro-Datenbank in den hessischen
HeBIS-Verbundkatalog sowie die Bemühungen um eine die
angestrebte Migration berücksichtigende Neufassung und
Erweiterung der Kooperationsvereinbarungen mit den externen Partnern fortgesetzt. Der Schwerpunkt der Arbeit in
dieser Übergangsphase lag in der Integration der Daten der
Kooperationspartner, der Redaktion der Bibliografie für die
Schlesische Geschichte für das Berichtsjahr 2003 und der
Erfassung des bibliografischen Materials für die schlesische
Geschichte für das Berichtsjahr 2010. Außerdem wurde die
Integration der biografischen Daten des Bibliografieportals
in das unter Leitung der Forschungsbibliothek im Aufbau
befindliche Zentrale Personenregister des Herder-Instituts
vorbereitet.
Die Forschungsbibliothek des Herder-Instituts hat sich in
den vergangenen Jahren immer stärker zu einem Kooperations- und Ansprechpartner für Projekte im Bereich virtueller Bibliotheks- und Informationsangebote entwickelt.
Dies betraf zunächst die Zusammenarbeit mit den Virtuellen Fachbibliotheken Osteuropa (ViFaOst) bzw. Ostseeraum und Nordeuropa (vifanord) einschließlich der Erfassung und Erschließung von relevanten Internetressourcen
(OstNet, ViFaOst, historicum.net). Die durch das HerderInstitut bereitgestellten und von der Forschungsbibliothek
verantworteten sieben Länderportale in historicum.net
sind online zugänglich und die Erfassung von Internetressourcen für das Modul „OstNet“ der ViFaOst im Rahmen
von AcademicLinkShare wurde weiterhin durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Eine besonders
personal- und arbeitsintensive Herausforderung bildet hier,
neben der laufenden Ermittlung neuer relevanter Ressourcen, die ständige Überprüfung der bereits vorhandenen
Einträge auf ihre Konsistenz, Relevanz und Verfügbarkeit.
Seit 2009 werden diese unterschiedlichen Aktivitäten
durch die Mitarbeit bei dem neuen Fachrepositorium für
Osteuropastudien (OstDok) ergänzt (Projektpartner: Bayerische Staatsbibliothek, Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg und Collegium Carolinum). Ein
Fortsetzungsantrag für eine weitere DFG-Förderung wurde
im Berichtsjahr eingereicht und zwischenzeitlich bewilligt.
In der zweiten Förderphase soll neben der Retrodigitalisierung weiterer Publikationen des Herder-Instituts vor allem
die Propagierung genuin elektronischen Publizierens
durch neue und anspruchsvolle wissenschaftliche Reihen
sowie durch spezifische, themenbezogene Angebote fortgesetzt werden.
Im Rahmen der internationalen Kooperation gab das Historische Institut in Vilnius 2012 einen Band der Bibliografie zur litauischen Geschichte heraus, der auf der Basis
gemeinsamer Erhebung und Bearbeitung entstand.
Die Datenbank wies zum Ende des Berichtsjahres rund
666.500 (Ende 2011: 621.000) Literaturtitel nach. Hinzu
kamen 71.618 Stammsätze (Ende 2011: 68.300), und zwar
für Personen 50.731 (Ende 2011: 47.920), Geographica
Das Herder-Institut ist Partner beim Fachrepositorium OstDok für
die Ostmitteleuropawissenschaften
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
13
4. Wissenschaftliche Sammlungen
Leitung: Dr. Dietmar Popp
In der Abteilung Wissenschaftliche Sammlungen sammelt,
archiviert und bewahrt das Herder-Institut wertvolle und
meist einzigartige Bestände des ostmitteleuropäischen
Kulturerbes. Dabei handelt es sich um drei Bereiche: das
Bildarchiv mit Bildträgern aller Art, insbesondere zur Topografie sowie zur Kunst- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas (derzeit ca. 575.000 Einheiten), die Kartensammlung
mit rund 37.500 Kartenblättern, ca. 1.200 Altkarten sowie
6.300 Senkrechtluftaufnahmen aus den Jahren 1942-1945
sowie die Dokumentesammlung, die klassische Archivalien in Form von Familienarchiven, Nachlässen und
Einzelarchivalien sowie Sondersammlungen (zusammen
etwa 1.400 lfd. Regalmeter) aufbewahrt. Neben der sachgerechten Konservierung und Bewahrung der zum großen Teil unikalen Dokumente bilden die systematische
Erweiterung nach definierten Erwerbungskonzepten, die
datenbankgestützte inhaltliche Erschließung und die Vermittlung der Bestände an die Nutzerinnen und Nutzer auf
verschiedensten Wegen die entscheidenden Aufgaben der
Abteilung.
Nutzungen
Die Sammlungen und Infrastrukturleistungen der Abteilung wurden im Berichtszeitraum durch 930 Präsenznutzungen (davon 632 in der Dokumentesammlung) sowie
von 7.267 externen Interessentinnen und Interessenten
(Rechercheaufträge, Bestellungen, Auskünfte) in Anspruch
Sammlungspräsentation für Gäste vom Leibniz-Institut für
Europäische Geschichte Mainz im Studiensaal der
Wissenschaftlichen Sammlungen
genommen. Erstmals ist die Zahl der Präsenznutzungen in
Bildarchiv, Kartensammlung und Dokumentesammlung
rückläufig, was möglicherweise zum einen auf eine gegenüber den Vorjahren geringere Zahl von Herder-Stipendiaten
in den Sammlungen sowie zum anderen auf den intensiven Ausbau des digitalen Angebots zurückzuführen ist.
Letzterem entspricht die deutliche Zunahme schriftlicher
und telefonischer Auskünfte. Ebenso hat sich die Zahl der
Publikationsgenehmigungen drastisch erhöht: von 85 im
Vorjahr auf 155 im Berichtszeitraum, was ebenso die starke
Nachfrage und Nutzung der Sammlungsbestände belegt.
Entwicklung der Benutzerzahlen seit 1995
8000
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Präsenz
14
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Externe
Ansicht der Innenstadt von Gleiwitz (Gliwice) aus südlicher
Richtung, Foto: Voßbeck 2012
Denkmal der Schlesischen Aufständischen (1966/67) und
Veranstaltungshalle „SPODEK“ (1964-71) in Kattowitz (Katowice),
Foto: Orth 1969
4.1
Bildarchiv
Leitung: Dr. Dietmar Popp
Bestandserweiterung
Im Bildarchiv sind im Berichtszeitraum 18 Zugänge mit
zusammen rund 6.800 Einheiten zu verzeichnen, die im
Rahmen von Ankäufen, als Geschenk oder im Tausch für
Bereitstellung von Materialien aus der eigenen Sammlung
erworben wurden. Sie umfassen historische und aktuelle
Bildmaterialien verschiedenster Mediengattungen aus dem
gesamten Sammlungsgebiet und mit einem breiten Themenspektrum. Zu einem großen Teil handelt es sich um
historische Postkarten aus verschiedenen Regionen Ostmitteleuropas, wobei die 900 von Prof. Rudolf Jaworski angekauften Ansichtskarten zu Tschechien, Slowakei, Polen
Warschauer Fernmeldeamt an der ul. Nowogrodzka,
Foto: Beyerlein zwischen 1939 und 1944
und Ungarn mit politischer Ikonografie bzw. Propaganda
aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den bedeutendsten Bestand darstellen. Besonders erwähnenswert sind
auch die aus privater Provenienz stammenden zeithistorisch wichtigen Bildquellen aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, die Kriegshandlungen
und Alltagsrealität unter deutscher Besatzung aus einem
nicht-offiziellen, privaten Blickwinkel zeigen. Es handelt
sich um Alben sowie Negative und Abzüge von Hans Friedrich Hübner mit Aufnahmen aus Südmähren 1938 und
vom Polenfeldzug 1939 (115 Fotos), von Dr. August Custodis aus Ungarn 1941-43 (ca. 1.000 Fotos) sowie von Heinrich Beyerlein aus Warschau 1939-44 (ca. 250 Negative und
über 1.100 Positive).
Daneben wurden aktuelle Aufnahmen in mehreren Fotokampagnen projektbezogen durchgeführt: So fertigte
wiederum der polnische Fotograf Stanisław Chomicki
im Auftrag des Herder-Instituts 515 Aufnahmen von Bauund Kunstdenkmälern in der Woiwodschaft Lublin an,
die in Bezug zur Bearbeitung dieser Region im Rahmen
des Dehio-Handbuchs Kleinpolen stehen. Ebenso wurden
541 Digitalaufnahmen bei der Fotokampagne für den Historisch-topographischen Atlas schlesischer Städte durch den
Fotografen des Herder-Instituts, Wolfgang Schekanski, erzeugt. Außerdem wurden durch den Berliner Fotografen
Thomas Voßbeck 75 aktuelle Luftaufnahmen von Gleiwitz (Gliwice) zum einen für den Städteatlasband zu dieser oberschlesischen Stadt und zum anderen als Vorbereitung für ein geplantes Buch- und Ausstellungsprojekt zu
„Oberschlesien aus der Luft“ angefertigt; die neuerstellten
Luftbilder sollen in dem geplanten deutsch-polnischen
Kooperationsvorhaben mit den historischen Schrägluftaufnahmen der Zwischenkriegszeit aus dem Bestand „Hansa-Luftbild“ in Bezug gesetzt und in verschiedener Weise
ausgewertet und präsentiert werden.
Einen besonderen Zugang stellt der wissenschaftliche
Nachlass von Dr. h.c. Angelika Marsch dar. Er umfasst ihre
Bibliothek sowie umfangreiche Arbeitsmaterialien insbe-
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
15
sondere zur schlesischen Kulturgeschichte und zur Ansichtengrafik. Die Sichtung der für das Bildarchiv relevanten
Materialien (darunter besonders relevante originale historische Grafik, Fotos, Postkarten, Reproduktionen und
Kopien von Bild- und Schriftquellen einschließlich der
Manuskripte) wurde im Berichtsjahr mit finanzieller Unterstützung der Historischen Kommission für Schlesien
aufgenommen. Eine detaillierte Erschließung und Verzeichnung steht noch aus, soll aber im Hinblick auf eine
spätere Nutzung der in ihrer Zusammenstellung einzigartigen Materialien für weitere Forschungen vorgenommen
werden.
Bestandserschließung
Die Bestandserschließung konzentrierte sich im Bildarchiv
auf Korrekturarbeiten an der Dokumentation des Niederschlesischen Bildarchivs und auf die Fortführung der Verzeichnungsarbeiten zur Sammlung Arczyński (Polen, ca.
1950-2000; einschließlich Fortsetzung der Digitalisierung
von 235 Kleinbildfilmen mit rund 7.500 Fotos sowie von
rund 100 Mittelformatdias). Ebenso wurden die über mehrere Jahre laufende Retrokatalogisierung und Digitalisierung des gesamten Bestands an Ansichtskarten weitergeführt und rund 5.100 Einheiten neu gescannt. Desgleichen
wurden die neuerworbenen Bildmaterialien von Hermann
Beyerlein und von Dr. August Custodis digitalisiert und
Letztere auch im Bildkatalog dokumentiert.
Zugleich wurde das digitale Angebot durch eine größere
Zahl von neu digitalisierten Bildquellen (zum Teil durch
Serviceaufträge) erweitert und über die Dokumentation
der zugehörigen Metadaten im Bildkatalog den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung gestellt. Hinsichtlich
einer weitergehenden Erschließung und Verbesserung der
Recherchemöglichkeiten wurde die systematische und flächendeckende administrative Zuordnung und Georeferenzierung der im Bildkatalog erfassten Bildmaterialien und
Objekte weitergeführt. Im Hinblick auf einen Relaunch des
Archivierung von großformatigen Plänen in Schubladenschränken
16
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Bildkatalogs wurde die von der Firma data-quest erstellte
neue Version des Frontends weiterhin getestet und optimiert.
Transfer in die Öffentlichkeit
Im Rahmen von Wissenschaftstransfer und Vermittlung an
eine breitere Öffentlichkeit war das Team des Bildarchivs
mit der Vorbereitung, Betreuung und Präsentation von
vier Ausstellungen befasst, an denen das Herder-Institut in
unterschiedlicher Weise und Intensität beteiligt ist. Diese
Ausstellungen wurden an 13 Orten in Deutschland, Polen
und Lettland gezeigt und hatten folgende Themen zum
Gegenstand: Historische Ansichtengrafik Schlesiens, die
Ostseebäder Zoppot, Cranz und Rigaer Strand im 19. und
20. Jahrhundert, Danzig im Luftbild der Zwischenkriegszeit sowie Warschau in der Okkupationszeit 1939-45 (vgl.
6.1 Ausstellungen).
Zudem hat das Bildarchiv (wie auch die Dokumentesammlung) im Berichtsjahr durch die Anfertigung oder
Bereitstellung einer größeren Zahl von Digitalisaten zum
einen die Ausstellung „Glanz und Elend. Mythos und
Wirklichkeit der Herrenhäuser im Baltikum“ unterstützt,
die von der Carl-Schirren-Gesellschaft und dem Ostpreußischen Landesmuseum (beide in Lüneburg) zusammen
mit einem Katalogband unter gleichem Titel präsentiert
wurde. Zum anderen war das Bildarchiv auf die gleiche
Weise an der Vorbereitung der vom Uphagenhaus in Danzig in Zusammenarbeit mit weiteren polnischen und deutschen Institutionen präsentierten Ausstellung „Architektur
und Städtebau der Freien Stadt Danzig 1920-1939“ beteiligt.
Dietmar Popp: Rede bei der Eröffnung der Ausstellung „Architektura i urbanistyka Wolnego Miasta Gdańska 1920-1939“,
Muzeum Historyczne Miasta Gdańska, Dom Uphagena/Historisches Museum der Stadt Danzig, Uphagenhaus, 25. Mai.
Eröffnung der Ausstellung „Architektur und Städtebau der freien
Stadt Danzig 1920-1939“ im Uphagenhaus Danzig, 25. Mai
Elke Bauer: Vortrag „Sammlungen in analogen und digitalen
Medien – Möglichkeiten und Herausforderungen für grenzüberschreitende Kooperationen“, Kooperationstagung der
Leibniz-Gemeinschaft und der Polnischen Akademie der
Wissenschaften „Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend.
Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und Sozialwissenschaften“, Polnische Akademie der Wissenschaften, Wierzba, 7. September.
Dietmar Popp: Vortrag „Zäsuren des Sammelns: Wert des
Verlusts/Wert durch Verlust – Wiederherstellung und Transgression am Beispiel der Überlieferung zum Kurländischen
Provinzialmuseum Mitau“, Homburger Gespräch der M.C.A.
Böckler – Mare Balticum-Stiftung „Kulturen des Sammelns im
Ostseeraum“, Bad Homburg v. d. Höhe, 19. Oktober.
Interaktiver Kartenindex im Katalog topografischer Kartenwerke
Elke Bauer: Vortrag „Visual History. The Value of Historical
Photographs as a Source in the Age of Digitalization“, Internationale Konferenz „5. Cyfrowe spotkania z zabytkami: Reprodukcja cyfrowa zabytku. Metody, wiarygodność, trwałość“,
Politechnika Wrocławska, Wrocław, 19. November.
des 2009 bereitgestellten Internetkatalogs topografischer
Kartenwerke konnten im Berichtsjahr 1.362 Blätter erfasst
werden. Damit sind von den insgesamt etwa 25.300 Blättern in derzeit 125 Kartenwerken jetzt 24.550 Blätter online recherchierbar.
Elke Bauer: Vortrag „Bildarchive im digitalen Wandel: Chancen und Probleme“, Internationale Tagung der Kommission
Fotografie der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin „Fotografie
und Film im Archiv: Sammeln, Bewahren und Erforschen“,
Museum für Fotografie, Berlin, 23. November.
Akzessionierung und Katalogisierung der kartografischen
Neuerwerbungen wurden im Rahmen des ACQ-Moduls
von der Bibliothek des Herder-Instituts übernommen. Die
erworbenen Kartentitel sind somit unmittelbar über den
OPAC recherchierbar.
4.2
Kartensammlung
Leitung: Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft
Bestandserweiterung
Einen Schwerpunkt der Bestandserweiterung in der Kartensammlung bildete weiterhin die Neuerwerbung von aktuellen amtlichen topografischen Kartenwerken der Staaten Mittel- und Osteuropas und von Verlagsprodukten zur
thematischen Kartografie.
Im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“ konnten
zudem weitere historische und aktuelle Stadtpläne sowie
75 Luftbilder der Stadt Gliwice (2012) gezielt erworben
werden.
Bestandserschließung
Um den eingeschlagenen Weg zur Erweiterung der traditionellen analogen Kartensammlung um ein historisch-geografisches Rechercheportal für kartografische Fachinformationen des östlichen Mitteleuropa fortzusetzen, bildete
die retrospektive georeferenzierte Erfassung der topografischen Karten weiterhin einen Schwerpunkt. Im Rahmen
Im Rahmen der kontinuierlichen Digitalisierung der
Sammlungsbestände konnten bisher 4.393 topografische
Karten und Stadtpläne gescannt werden. Außerdem wurden 451 ausgewählte thematische Karten digitalisiert, um
als Quellenmaterial im Rahmen des Forschungsprojekts
„Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ mit neuen theoretischen Ansätzen
analysiert zu werden.
4.3
Dokumentesammlung
Leitung: Dr. Peter Wörster
Bestandserweiterung
Die Dokumentesammlung kann für den Berichtszeitraum
auf 41 Neuzugänge mit ca. 2.100 Archivalieneinheiten
verweisen, die wie in den Vorjahren großteils wertvolle
Ergänzungen zu bereits vorhandenen Archivbeständen
darstellen (Familienarchive, Personennachlässe, Akten
aus der Arbeit von Vereinen und Gesellschaften). Von der
vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Eigentümern, die ihr Archivgut als Dauerleihgabe in die Obhut
des Herder-Instituts gegeben haben, und der Dokumentesammlung zeugen erneute umfangreiche Ergänzungen.
Insbesondere sind hier der Verband der Baltischen Ritterschaften und verschiedene Familien bzw. Familienverbände zu nennen.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
17
Transfer in die Öffentlichkeit
Aus den Neuerwerbungen der Dokumentesammlung: Briefkopf
des Fotoateliers Schulz in Riga (DSHI 110 Schulz/Meyer 2)
Unter den Ergänzungen sind vor allem solche zum Archiv
des Verbandes der Baltischen Ritterschaften, der deutschbaltischen Adelsfamilien von Campenhausen und von
zur Mühlen zu erwähnen. Unter den neu erworbenen
Beständen sind die Archive der ebenfalls deutschbaltischen Familien Nothhelffer/Rautenfeld, Tiesenhausen
und Schulz/Meyer hervorzuheben. Außerdem konnte der
bisher schon als Depositum in der Dokumentesammlung befindliche Nachlass des Königsberg-Forschers Herbert Meinhard Mühlpfordt durch Kauf ins Eigentum des
Herder-Instituts übernommen werden. Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts hat auch 2012 konsequent
den Weg beschritten, sich durch den strategischen Bestandsausbau weiterhin als das größte und wichtigste Archiv zur Geschichte der baltischen Region in Deutschland
zu profilieren und als Kompetenzzentrum für baltische
Fragen, soweit sie mit Archivbeständen verbunden sind,
zu etablieren.
Im Berichtszeitraum konnten die Archivbestände und die
in ihnen enthaltenen Forschungsmöglichkeiten wiederum in Vorträgen und Artikeln einer breiteren, inhaltlich
einschlägig interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Neben dem auf der Homepage des Herder-Instituts
in monatlichem Wechsel präsentierten „Archivale des
Monats“ wurde regelmäßig in den Zeitschriften Nachrichtenblatt der Baltischen Ritterschaften und Archivnachrichten aus Hessen über die Arbeit der Dokumentesammlung
berichtet. Entsprechendes erfolgte in mündlicher und
schriftlicher Form auch 2012 wieder bei der Mitgliederversammlung der Baltischen Historischen Kommission in
Göttingen.
Die Dokumentesammlung hat 2012 durch die Anfertigung von Digitalisaten und durch die Ausleihe originalen Archivguts die Ausstellung „Glanz und Elend. Mythos und Wirklichkeit der Herrenhäuser im Baltikum“
unterstützt, die Ilse von zur Mühlen im Auftrage der
Carl-Schirren-Gesellschaft und des Ostpreußischen Landesmuseums (beide in Lüneburg) erarbeitet hat. Ein Katalogband ist unter gleichem Titel erschienen; der Leiter
der Dokumentesammlung ist darin mit einem eigenen
Aufsatz vertreten.
Bestandserschließung
Die Dokumentesammlung konnte 2012 wiederum einen
Teil der Datensätze der in den vergangenen Jahren retrokonvertierten herkömmlichen Findbücher online schalten. Weitere Onlineschaltungen wurden für 2013 vorbereitet, verbunden mit einer gründlichen Überarbeitung
der Internetpräsentation der Archivbestände, die ebenfalls
2013 der Forschung im www zugänglich sein wird. Der
Bestandserschließung dient auch das im März 2011 begonnene Kooperationsprojekt „Hereditas Baltica“ (siehe
4.4.3).
Sammlungspräsentation in der Dokumentesammlung für
Teilnehmende der Sommerakademie
Publikationen
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher: Älteste Nachrichten aus der Brieflade Zierau, in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 1 (Nr. 213).
Bestandserhaltung
Der langfristigen Erhaltung der Archivbestände dienten
Aus- und Umlagerungen von Archivgut in ein Außenlager.
Die Restaurierung einiger Archivstücke wurde vorbereitet.
18
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher:
Wenn Archive historische Lebenswelten darstellen [Buchbesprechung: Forschen.Reisen.Entdecken, 2012], in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 2 (Nr. 214),
S. 31-32.
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher:
Von Aegidi bis Zuccalmaglio: Kurländische Seelenrevisionen – auch eine Quelle zur Geschichte von Adelsfamilien
im Baltikum, in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 3 (Nr. 215), S. 56 f.
4.4 Projekte
4.4.1 Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in
Polen. Kleinpolen
Leitung: Dr. Dietmar Popp
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster, Manfred v. Bötticher: Urkundeneditionen zu Altlivland, in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 4 (Nr. 216), S. 90 f.
Dorothe M. Goeze: In Grenzen ohne Grenzen: „Sammeln“ im
Archiv. Die Dokumentesammlung im Herder-Institut Marburg und ihr Sammlungsprofil, in: Die Archive Estlands im
europäischen Kontext. Vorträge der Konferenz im Tallinner
Stadtarchiv vom 15. bis zum 16. September 2005, hrsg. i.A.
des Vereins Estnischer Archivare v. Lea Kõiv u. Peep Pillak
[englischer Nebentitel: Estonian Archives in the European
Context], Tallinn 2012, S. 350-368.
Peter Wörster: Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts
Marburg – vor allem ein Archiv zur baltischen Geschichte, in:
Die Archive Estlands im europäischen Kontext. Vorträge der
Konferenz im Tallinner Stadtarchiv vom 15. bis zum 16. September 2005, hrsg. i.A. des Vereins Estnischer Archivare v. Lea
Kõiv u. Peep Pillak [englischer Nebentitel: Estonian Archives
in the European Context], Tallinn 2012, S. 340-349.
Peter Wörster: Vasallen – Adel – Ritterschaften: Beobachtungen zur Entstehung des baltischen Herrenstandes und
seiner Geschichte vom 13. bis 17. Jahrhundert, in: Glanz und
Elend. Mythos und Wirklichkeit der Herrenhäuser im Baltikum, hrsg. von Ilse von zur Mühlen i.A. der Carl-SchirrenGesellschaft e.V. und des Ostpreußischen Landesmuseums
Lüneburg, Lindenberg i. Allgäu 2012, S. 10-15.
Dorothee M. Goeze: Vortrag „Die Suche/Frage nach einem
sinnvollen Verbleib für baltische Dokumente. Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts antwortet gern“, 22.
Tagung der baltischen ritterschaftlichen Familienverbände
im Verband der Baltischen Ritterschaften e.V., Schloss Höhnscheid, Höhnscheid, 25. März.
Bearbeitung: Sławomir Brzezicki M.A., Dr. Adam Organisty
und Dr. Joanna Wolańska in Zusammenarbeit mit Dr. Birte
Pusback
In Kooperation mit dem Kunsthistorischen Institut der Jagiellonen-Universität Krakau (Kraków) (Dr. habil. Piotr Krasny,
Prof. Dr. Wojciech Bałus), der Dehio-Vereinigung und dem
Deutschen Kunstverlag, München-Berlin sowie dem Verlag
der Jagiellonen-Universität
Gefördert durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, die Hermann Reemtsma Stiftung (Hamburg)
und die Dehio-Vereinigung e.V. sowie durch das Polnische
Wissenschaftsministerium (Ministerstwo Nauki i Szkolnictwa
Wyższego)
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
Hervorgegangen aus dem erfolgreichen Pilotprojekt
„Handbuch der Kunstdenkmäler in Schlesien“ (erschienen 2005/2006 in deutscher und polnischer Version) ist
das Vorhaben zur Dokumentation der wichtigsten Bauund Kunstdenkmäler in Polen in Form eines „OnlineInformationssystems“ und gedruckter Reisehandbücher
nach dem Vorbild der von Georg Dehio begründeten Reihe zu Deutschland. Eine flächendeckende Beschreibung
der Denkmäler in den Grenzen des heutigen polnischen
Staates soll in deutsch-polnischer Kooperation unter der
Federführung des Herder-Instituts auf der Basis von Autopsie der Objekte sowie auf dem aktuellen, internationalen
Forschungsstand, frei von nationalen Perspektiven, erarbeitet werden.
Dorothee M. Goeze: Vortrag „Kulturvermittlung in Zeiten des
kalten Krieges. Otto A. Webermann – eine Biographie zwischen Estland und Deutschland“, 65. Baltisches Historikertreffen, Universität Göttingen, 2. Juni.
Peter Wörster: Vortrag „Städtegeschichte als Migrationsgeschichte: Neubürger Rigas aus dem Preußenland zwischen
1603 und 1889“, The First Conference of Baltic Urban History
„Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current
Research“, University of Latvia, Rīga, 12. Oktober.
Peter Wörster: Kommentar zum Vortrag von Rasa Parpuce
„Enteignen – Zerstreuen – Zerstören und Wiedergewinnen“,
Homburger Gespräch der M.C.A. Böckler – Mare BalticumStiftung „Kulturen des Sammelns im Ostseeraum“, Bad Homburg v.d. Höhe, 19. Oktober.
St. Annenkirche (um 1611-13) in Konskowola bei Puławy in der
Woiwodschaft Lublin, Foto: Chomicki, 2012
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
19
Das gegenwärtige Vorhaben widmet sich der historischen
Region Kleinpolen mit den Gebieten um Krakau (Kraków),
Kielce-Sandomierz, Lublin und Przemyśl-Rzeszów. Nach
Durchführung des Vorprojekts 2006/2007 (Arbeitsregionen, Objektdatenbank, Autorenteams) wurden im Sommer 2008 die Arbeiten am Hauptprojekt aufgenommen.
Seitdem erfolgt durch die 25 polnischen Autorinnen und
Autoren die Erstellung der Texte zu den knapp 3.400 bauund kunsthistorischen Objekten. Inzwischen sind alle
Werkverträge zu den 118 Kreisen (Powiaty) vergeben und
die Bearbeitung von gut zwei Dritteln des gesamten Bearbeitungsgebiets ist erfolgt, der Rest wird Mitte 2013 vorliegen. Die gelieferten Texte wurden und werden in der
Arbeitsstelle in Krakau inhaltlich geprüft und redaktionell
bearbeitet, mit einer im Rahmen des Projekts erstellten
Fotodokumentation als Hilfe. Zusätzlich werden Einführungen zur Geschichte und zu Epochen der Kunstgeschichte von jeweiligen Fachleuten in Krakau verfasst. Nach Übergabe weiterer redigierter Textteile an das Herder-Institut
konnte die Übersetzung ins Deutsche und die deutschsprachige Redaktion fortgeführt werden. Der Abschluss
der Manuskripte ist für Sommer 2014 vorgesehen. Für die
Übersetzungsarbeiten und die deutschsprachige Redaktion ist aufgrund der zeitversetzten Arbeitsabläufe mit einer
Bearbeitung über das Jahr 2014 hinaus zu rechnen. Die
Drucklegung des Reisehandbuchs wird in zwei Sprachversionen erfolgen, die deutsche Version erscheint im Deutschen Kunstverlag und die polnische Version im Verlag der
Jagiellonen-Universität Krakau.
4.4.2 Historisch-topographischer Atlas
schlesischer Städte
Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger,
Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft
Bearbeitung: Dariusz Gierczak M.A., Dipl.-Ing. Marc Friede
In Kooperation mit Prof. Dr. Grzegorz Strauchold (Historisches Institut der Universität Breslau [Wrocław], Prof. Dr.
Krystian Heffner (Universität Kattowitz [Katowice]) und Prof.
Dr. Werner Freitag (Institut für vergleichende Städtegeschichte Münster)
Stadt, die in verschiedenen Diskussionsforen Fragen sowohl der Urbanisierungs- und Stadtplanungsforschung als
auch der kulturgeschichtlichen Phase der Stadtgeschichte
erörtert, die in den 1990er Jahren mit der Hinwendung zur
gemeinsamen europäischen Aufarbeitung des städtischen
Kulturerbes zu neuen Ansätzen führte.
Ziel des 2008 angelaufenen Forschungsprojekts ist eine
Darstellung der siedlungstopografischen Entwicklung
und des raumstrukturellen Wandels von 34 ausgewählten
Städten der historischen Region Schlesien vom 19. bis 21.
Jahrhundert. Den definierten Perioden der Stadtentwicklung des Untersuchungszeitraums (1815-1870, 1871-1918,
1919-1945, 1946-1989, seit 1990) entsprechend sieht die
Konzeption eine synoptische Dokumentation der Stadtentwicklung vom Beginn des industriellen Zeitalters in
Schlesien über die gründerzeitliche Stadterweiterung und
den Ausbau der modernen Verkehrsinfrastruktur sowie die
Siedlungsentwicklung in der Zwischenkriegszeit vor. Für
die Zeit nach 1945 werden vor allem die verschiedenen
Formen des Wiederaufbaus und der zunächst sozialistische
Funktionswandel der Beispielorte bis hin zum aktuellen
Transformationsprozess der Städte in den Blick genommen.
Der Kanon des Atlasprogramms umfasst neben Texten
zur jeweiligen Stadtentwicklung die Edition von zum Teil
unikalen amtlichen topografischen Karten- und Luftbildquellen im einheitlichen Maßstab 1 : 25.000 aus den Jahren 1830, 1900, 1940, 1975 und 2000, die insbesondere
die siedlungs-, verkehrs- und wirtschaftsgeografische Entwicklung von Stadt und umliegender Kulturlandschaft dokumentieren. Schicht um Schicht legt die zeitdynamische
Visualisierung Etappen der Stadtentwicklung frei – auf der
Grundlage der Topografie.
Eine besondere Bedeutung als Quelle haben dabei die
ausgewerteten Senkrechtluftbilder von 1944/45, die
vielfach die letzten Zeugnisse der noch unzerstörten
historischen Stadtlandschaften darstellen. Eine Wachstumsphasenkarte fasst die räumliche und zeitliche Ent-
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) und die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung/
Polsko-Niemiecka Fundacja na rzecz Nauki (DPWS/PNFN)
Projektleitende Perspektiven:
1) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
2) Raum, Region, Identitäten
Losgelöst von den bis tief ins 20. Jahrhundert hinein etablierten Beschreibungen der nationalen Städtesysteme
steht im Zentrum des Projektinteresses die von der Stadtgeschichte in neuerer Zeit wiederentdeckte europäische
20
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
3D-Trailer als Einstieg in die Onlineanwendung zur Atlasstadt
Görlitz (Zgorzelec)
von Breslau nach Berlin bzw. Dresden in der Mitte des 19.
Jahrhunderts entstanden, wurde der Ort 1967 zur Stadt erhoben und setzt heute zunehmend auf touristische Aktivitäten in der Niederschlesischen Heide.
Im zweiten Halbjahr stand der Städteatlas Schlesien mit
Vorträgen u.a. in Guǎngzhōu (China), Wien und L’viv zudem ganz im Zeichen der weiteren Internationalisierung
des Langzeitprojekts.
Außerdem wurden im Berichtsjahr weitere Textmanuskripte zur Stadtentwicklung von den insgesamt 29 Atlasautoren aus Polen, Tschechien und Deutschland geliefert.
Kontinuierlich wurden die redaktionellen Arbeiten und
die Übersetzung der Städtetexte vorangebracht.
Online seit 2009:
www.herder-institut.de/staedteatlas-schlesien
Online seit 2012:
www.youtube.com/watch?v=NRmV1ZP4WIc
Marc Friede: Karte 2: Silesia inside contemporary Poland, Herder Institut city atlas project, in: Andrew Demshuk: The Lost
German East. Forced Migration and the Politics of Memory,
1945-1970, Cambridge/New York 2012, S. xxii.
Medienstation mit dem mehrsprachigen Film zur Stadtentwicklung vom 12.–21. Jahrhundert im Görlitzer Kaisertrutz
wicklung der jeweiligen Stadt zusammen. Publiziert
werden die Forschungsergebnisse in Form von zweisprachigen Atlasbänden für jede Stadt und als multimediale
Internetanwendung.
Im Frühjahr 2012 wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Raumdarstellung (Frankfurt am Main) ein 3Danimierter Trailer entwickelt, der die Stadtentwicklung
von Görlitz und Zgorzelec konzis zusammenfasst und eindrucksvoll in die Internetanwendung einführt. Um diese
Form der Visualisierung, die eine hohe Suggestionskraft
auch für die wissenschaftliche Verwendung entfaltet, nun
einem breiten Publikum zuzuführen, wurde der Film unter dem Titel Görlitz/Zgorzelec – Stadtentwicklung bis ins 21.
Jahrhundert auch im Videoportal YouTube in deutscher,
polnischer, tschechischer und englischer Fassung eingestellt. Und in Kooperation mit dem Kulturhistorischen
Museum der Stadt Görlitz wird der Trailer seit dem Sommer des Berichtsjahres in dessen neuer Dauerausstellung
zur Geschichte der Stadt im Rahmen einer Medienstation
präsentiert. So gehört er bereits zum festen Repertoire didaktischer Vermittlung von Stadtgeschichte.
Im Herbst 2012 konnte das Herder-Institut mit dem dritten Band Węgliniec/Kohlfurt zudem die Herausgabe der
zweisprachigen Atlasbände fortsetzen. Als Eisenbahnerkolonie um einen bedeutenden Knotenpunkt an den Linien
Marc Friede: Kartographie: Węgliniec/Kohlfurt, Historycznotopograficzny atlas miast śląskich/Historisch-topographischer
Atlas schlesischer Städte, (hrsg. von Peter Haslinger, Wolfgang Kreft, Grzegorz Strauchold und Rościsław Żerelik),
Band 3, bearb. von Jacek Dębicki, Marburg – Wrocław 2012.
Marc Friede und Dariusz Gierczak: Vortrag „Stadtentwicklung
multimedial. Der historisch-topographische Atlas schlesischer
Städte“, Treffen der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie, Bundesamt für Kartographie und
Geodäsie, Frankfurt am Main, 21. März.
Marc Friede: Vortrag „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte – Aktueller Entwicklungsstand und Ausblick“,
Arbeitstreffen des AK Historische Kartographie, Hessisches
Staatsarchiv, Marburg, 8. November.
Dariusz Gierczak: Możliwości prezentacji rozwoju miast w
wersji drukowanej i cyfrowej na przykładzie Historyczno-topograficznego atlasu miast śląskich, in: Polski Przegląd Kartograficzny 44 (2012), 2, S. 120-129.
Dariusz Gierczak: Vortrag „Alte Quartiere im Wandel. Konsequenzen der demographischen Entwicklung im Oberschlesischen Industrierevier seit 1989. Untersucht an Beispielen
aus Bytom (Beuthen) und Gliwice (Gleiwitz)“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 8. Februar.
Dariusz Gierczak (mit Wolfgang Kreft, Grzegorz Strauchold):
Präsentation „Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich“,
Präsentation im Verlag Via Nova, Wrocław, 24. April.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
21
Dariusz Gierczak: Vortrag „Historical-Topographical Atlas
of Silesian Towns“, Workshop on City Atlasses, 7th National
Conference on Cartography and Geographic Information Systems of China, Guǎngzhōu, China, 21. Oktober.
Dariusz Gierczak: Vortrag „Ruchome granice, wieloetniczność,
wielokulturowość a historia miast – na przykładzie Historyczno-topograficznego atlasu miast śląskich“, Istorija mista na
kartach: možlyvosti ta vyklyky cifrovoï ėry, Cėntr mis‘koï istoriï
Cėntral‘no-Schidnoï Evropy/Center for Urban History of East
Central Europe, 7th, L‘viv, 11. Dezember.
Wolfgang Kreft (mit Peter Haslinger, Grzegorz Strauchold und
Rościsław Żerelik): Węgliniec/Kohlfurt. Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich/Historisch-topographischer Atlas
schlesischer Städte, tom/Band 3, bearb. von Jacek Dębicki,
Marburg – Wrocław 2012.
Wolfgang Kreft: Vortrag „City Atlas Silesia“, Symposium on
Service-Oriented Mapping, Wien, 22. November.
Wolfgang Kreft (mit Dariusz Gierczak, Grzegorz Strauchold):
Präsentation „Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich“,
Präsentation im Verlag Via Nova, Wrocław, 24. April.
4.4.3 „Hereditas Baltica“ („HerBalt“) –
„Virtueller Lesesaal für baltisches Archivgut“
Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A.
4.4.3.1 Hereditas Baltica 1
Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A.,
Indrek Kuuben, Tõnis Türna
Bearbeitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A.,
Indrek Kuuben, Tõnis Türna, Sonja Hauptmannl M.A., Sven Lepa
In Kooperation mit dem Estnischen Historischen Staatsarchiv
(Eesti Ajalooarhiiv) in Dorpat (Tartu)
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
3) Raum, Region, Identitäten
4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten
Gefördert durch den Bundesbeauftragten für Kultur und
Medien, das Herder-Institut, privatrechtliche, meist deutschbaltische Institutionen (Deutschbaltische Genealogische Gesellschaft, Estländische Ritterschaft, Dr.-Werner-Emil-MaaßStiftung u.a.) und die Sparkasse Marburg-Biedenkopf
Nachdem im November 2011 das erste Arbeitstreffen der
leitenden Mitarbeiter des Projekts in Dorpat (Tartu) stattgefunden hatte, trafen sich die Mitarbeiter im Oktober
2012 ebendort zu einem zweiten Arbeitstreffen. Dabei
wurde die im Februar 2013 stattfindende Archivische Fachtagung, die den Abschluss dieses Moduls von HerBalt bildet, vorbereitet.
Bearbeitung: vgl. unten die einzelnen Teilprojekte/Module
Gefördert durch: verschiedene Geldgeber, abhängig von den
Teilprojekten und unseren Partnern (je nach den im Weiteren
genannten einzelnen Modulen)
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
3) Raum, Region, Identitäten
4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten
Die Dokumentesammlung startete im März 2011 das Kooperationsprojekt „Hereditas Baltica“, kurz: „HerBalt“, den „virtuellen Lesesaal für baltisches Archivgut“. Ziel dieses sich
aus mehreren Teilprojekten modular aufbauenden, langfristig angelegten Projekts ist die Einrichtung eines Portals
zu digitalisierten Archivbeständen des Herder-Instituts in
Kooperation mit Partnern im In- und Ausland. Es geht dabei
um Digitalisierung und Internetbereitstellung grundlegend
wichtiger Materialien zu zentral bedeutsamen Quellen zur
politischen und Personengeschichte des Baltikums. Nach
einem ersten Teilprojekt, das 2011 zusammen mit dem Estnischen Historischen Staatsarchiv in Dorpat (Tartu) begann
und im Februar 2013 seinen Abschluss findet (vgl. nächsten
Abschnitt), wurden bereits weitere Projekte mit anderen
Partnerarchiven begonnen bzw. beantragt oder angedacht.
22
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Innerhalb dieses ersten Moduls von HerBalt wurden 2012
in Zusammenarbeit mit dem Estnischen Historischen
Staatsarchiv im Rahmen des Estnischen Nationalarchivs
(Eesti Rahvusarhiiv) ca. 60.000 Digitalisate erstellt und bereits online geschaltet.
Gleichzeitig wurde ca. die Hälfte der in dieses Modul von
HerBalt einbezogenen Archivalieneinheiten von Seiten
der Dokumentesammlung in die Archivdatenbank Midosa
eingespeist, die in Kürze online geschaltet werden soll und
die von der Verzeichnungseinheit per Mausklick einen direkten Zugang zum jeweiligen Digitalisat ermöglicht. Einbezogen sind folgende Archivbestände:
■
■
■
■
das Archiv der Matrikelkommission der Estländischen
Ritterschaft (bis 1920),
das Archiv der Matrikelkommission des Estländischen
Gemeinnützigen Vereins (1920-1939),
das Archiv des deutschbaltischen Genealogen und
Archivars Gottfried Carl Georg von Törne (1854-1918)
sowie Landtagsprotokolle der Estländischen
Ritterschaft 1800-1851.
Das Gesamtprojekt hat einen Umfang von ca. 100.000 Scans.
http://www.herder-institut.de/startseite/projekte/laufende/herbalt.html
4.4.3.2 Hereditas Baltica 2
(„Deutschbaltisches Wörterbuch“)
Leitung: Dr. Peter Wörster, Dr. Reet Bender
4.4.3.3 Hereditas Baltica 3
(„Kurländische Seelenrevisionen“)
Leitung: Dr. Peter Wörster, Dorothee M. Goeze M.A.
Bearbeitung: Dr. Peter Wörster, Dr. Reet Bender, Piret Rääbus,
Dorothee M. Goeze M.A.
Bearbeitung: Dorothee M. Goeze M.A.,
Sonja Hauptmannl M.A., Valda Kvaskova
In Kooperation mit dem Institut für Germanistik der Universität Dorpat (Tartu)
In Kooperation mit dem Lettischen Nationalarchiv (Hist.
Staatsarchiv Lettlands) in Riga
Gefördert durch das Wissenschaftsministerium Estland
Gefördert durch das Max-Planck-Institut für demographische
Forschung in Rostock
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
3) Raum, Region, Identitäten
4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten
In der Dokumentesammlung des Herder-Instituts befinden sich die Materialien zum Deutschbaltischen Wörterbuch (Archivsignatur DSHI 180 DBW). Dieses Wörterbuch
gehört zu den bislang in der linguistischen und kulturgeschichtlichen Forschung des Baltikums weitgehend unberücksichtigten Archivbeständen.
In diesem Bestand spiegelt sich die gemeinsame deutschbaltisch-estnisch-lettische Kulturgeschichte (unter Berücksichtigung auch der deutsch-russischen Kontakte) wider.
Die Finanzierung fand 2011 durch das Wissenschaftsministerium Estlands statt, sie wurde 2012 fortgeführt. So
konnte von den ca. 80.000 Karteikarten mit Stichwörtern
in der Dokumentesammlung bis Ende des Jahres 2012 ein
Großteil digitalisiert werden. Dazu war eine estnische Mitarbeiterin des Projekts 2012 für zwei Wochen im HerderInstitut. Die Digitalisate sind Arbeitsvorlage für die Bearbeitung des Wörterbuchs im Institut für Germanistik der
Universität Dorpat (Tartu).
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
3) Raum, Region, Identitäten
4) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten
In der Dokumentesammlung befindet sich ein großer Kopienbestand baltischen Archivguts, der zur Mikroverfilmung
gehört, die im Zuge der Umsiedlung der Deutschbalten erfolgte. Ein Teil der 1940 kopierten Bestände ging im Original am Ende des Zweiten Weltkriegs verloren. Es ist also
möglich und naheliegend, die Verluste durch die Marburger
Kopien, soweit diese das zulassen, zu ersetzen und so den
bis zum Zweiten Weltkrieg vorhandenen Archivbestand wenigstens virtuell zu rekonstuieren. Zu diesen Kopienbeständen gehören auch die Kurländischen Seelenrevisionslisten
1797-1834 (Archivsign. DSHI 540 KSL). Die besondere Aufnahmetechnik 1940 machte es notwendig, die Marburger
Archivmikrofilme zu bearbeiten, was durch das Max-PlanckInstitut in Rostock finanziert wurde, weil dieses Institut ein
langfristig angelegtes Forschungsprojekt durchführt, für das
die Kurländischen Seelenrevisionen die wichtigste archivische Quelle darstellen. Die Vorbereitungen wurden 2012
abgeschlossen, so dass 2013 die Online-Stellung gemeinsam mit dem Lettischen Nationalarchiv erfolgen kann.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
23
5. Wissenschaftsforum
Leitung: Dr. Heidi Hein-Kircher
Eine zentrale Aufgabe des Herder-Instituts besteht darin,
der historischen Ostmitteleuropaforschung ein internationales Diskussionsforum zu bieten und Ergebnisse der
Forschung einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. In
der Abteilung sind verschiedene (Querschnitts-)Aufgaben
des Instituts gebündelt und miteinander verzahnt worden,
woraus sich nicht nur Synergien und Impulse für das ganze
Institut ergeben, sondern auch dessen soziale Infrastrukturaufgaben insgesamt gestärkt werden. Diese Ziele sollen
durch fünf sich ergänzende Arbeitsbereiche erreicht werden: Verbundprojekte (siehe 5.1), die Nachwuchsförderung, insbesondere mit der Leibniz Graduate School for
Cultures of Knowledge in Central European Transnational
Contexts (siehe 5.2), das Stipendienprogramm (siehe 5.6),
die Veranstaltungsplanung, -koordinierung und -durchführung (siehe 5.5) sowie nicht zuletzt die Veröffentlichungen durch den Verlag Herder-Institut (siehe 5.4). Eine
wichtige Klammer bildet hierbei die Nachwuchsförderung,
deren Bedeutung durch den neuen Abteilungszuschnitt im
Jahr 2011 herausgestellt wurde. Neben der Durchführung
von Nachwuchstagungen und Sommerakademien als traditionelle Aufgabe des Instituts findet eine strukturierte
Ausbildung der (Post-)Doktorand/inn/en im Rahmen der
Leibniz Graduate School statt. Die in den Verbundprojekten verankerten wissenschaftlichen Projektstellen ermöglichen im Kontext eines größeren Kooperationsnetzes eine
zielgerichtete Erstellung einer Qualifikationsschrift. Für
die Nachwuchsförderung werden auch die Herder-Stipendien und das Alumni-Netzwerk genutzt. Weiterhin bietet
das Herder-Institut durch seinen Verlag dem wissenschaftlichen Nachwuchs Möglichkeiten zur Publikation seiner
Forschungsergebnisse. Deutlich wurde bei der Erfüllung
der verschiedenen Aufgaben im Jahr 2012, dass sich die
Umstrukturierung der Abteilung im Jahr 2011 bewährt
hat. Die Arbeitsbereiche entwickeln einen lebendigen Austausch untereinander und setzen so Synergien frei, die sich
etwa in Drittmittelanträgen, Tagungen und Publikationen
niederschlagen. Insgesamt gibt das Herder-Institut durch
die Nachwuchsförderung, Tagungs- und Projektaktivitäten
sowie nicht zuletzt die Publikationen aber auch wichtige
Impulse nach außen, so dass das Tätigkeitsprofil der Abtei-
lung die derzeit wichtigsten Arbeitsfelder der historischen
Ostmitteleuropaforschung widerspiegelt.
5.1
Verbundprojekte
Der Arbeitsbereich „Verbundprojekte“ umfasst drittmittelgeförderte Forschungsprojekte in größeren Projektverbünden, die nicht im Rahmen der Wissenschaftlichen
Sammlungen bzw. der Forschungsbibliothek durchgeführt
werden. Es handelt sich hierbei um in Umfang und Arbeitsweise unterschiedlich konzipierte Kooperationsnetzwerke.
Die Verbünde geben den Forschungs- bzw. Qualifikationsprojekten sowie dem gesamten Aufgabenbereich des Instituts wichtige Impulse. Gleichzeitig setzt das Herder-Institut
mit seinem Fokus auf der historischen Ostmitteleuropaforschung Akzente in dem jeweiligen Projektverbund.
Stipendiatinnen und Stipendiaten der Leibniz Graduate School
sowie Mitarbeitende der Verbundprojekte
5.1.1 LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken
und ihre Medialisierung“
Zweiter Koordinator und Projektleitung
am Herder-Institut: Prof. Dr. Peter Haslinger
Bearbeitung: Antje Coburger M.A., Dr. Markus Roth, Michael
Zok M.A.
Gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft
und Kunst
Blick in den neu gestalteten Tagungs- und Veranstaltungsbereich
24
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
In Kooperation mit dem Zentrum für Medien und Interaktivität an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Prof. Dr. Henning
Lobin) und der Technischen Hochschule Mittelhessen (Prof.
Dr. Bernd Voges)
Henning Lobin bei der Eröffnung der Abschlusstagung des
LOEWE-Schwerpunktes
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
3) Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog
in historischer Perspektive
Der LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ befasst sich mit den Folgewirkungen, die
mediale Veränderungen auf Kulturtechniken ausüben,
so auch auf Verfahrensweisen, die die Arbeit des HerderInstituts prägen – wie Recherchieren und Archivieren, die
Digitalisierung von Information, die Vernetzung ihrer
Übermittlungswege und Formen des Präsentierens und Interagierens über Wissensbestände. In dem interdisziplinären Forschungsprogramm kooperiert das Herder-Institut
mit Kolleginnen und Kollegen aus der Linguistik, den
Literatur- und Kulturwissenschaften, der Geschichte, der
Didaktik und Informationswissenschaften von der JustusLiebig-Universität Gießen und der Technischen Hochschule
Mittelhessen. Eine Besonderheit der Zusammenarbeit war
das in den LOEWE-Schwerpunkt integrierte Rotationsstellenprogramm, das es Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
des Herder-Instituts ermöglichte, jeweils fünfmonatige
Forschungstätigkeiten zu einem mit den Kernaufgaben des
Herder-Instituts eng verschränkten Thema durchzuführen.
Ziele dieser Tätigkeit, während der die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter von ihren Arbeitsaufgaben am Institut
weitgehend freigestellt wurden, waren beispielsweise die
Organisation eines Workshops, die Abfassung einer wissenschaftlichen Arbeit und/oder die Erarbeitung eines Umsetzungskonzepts bzw. eines Drittmittelantrags, der dann
dem Institut für die weitere Arbeit zugutekommen soll.
Aufgrund der äußerst positiven Erfahrungen ist dieses Modell ab 2012 in der Höhe einer ganzen Stelle in den Kernhaushalt des Instituts übernommen worden.
Zu den bis zur Jahresmitte 2012 laufenden Projekten des
Herder-Instituts im LOEWE-Schwerpunkt zählt neben
dem digitalen Editionsvorhaben „Multimedialisierung der
‚Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt. Das letzte Jahr‘“
(s.u.) das vergleichend angelegte Projekt „Audiovisuelle
Geschichtsschreibung. Fernsehnarrative in Ost- und Westeuropa“ (s.u. Dissertationsprojekt von Michael Zok). Untersucht werden sowohl die neuen Erzähltechniken – wie
das Erzählen durch Zeitzeugen, die visuelle Anschauung
von Schauplätzen oder schriftlichen Dokumenten – als
auch ihre geschichtspolitischen Rahmenbedingungen und
Rückwirkungen. Das Fernsehen wird dabei als ein Kommunikationsmittel verstanden, das aus seiner technischen
Struktur heraus die Geschichtskultur formgebend, selektierend und sinnbildend neu gestaltet und speichert. Das
Projekt analysiert erstens die spezifischen inhaltlichen Verschiebungen, die mit dem Wandel des medialen Formats
einhergingen. Zweitens wird geprüft, in welcher Beziehung
diese audiovisuellen Geschichtsdarstellungen jeweils zur
schriftlich formulierenden Wissenschaft und Publizistik
standen und welche Abgrenzungen in den Selbstbeobachtungen gezogen wurden. Drittens fragt es nach den Aneignungsformen der Mediennutzer, um Wechselbeziehungen
zwischen neuen Techniken der medialen Kommunikation und gesellschaftlichen Entwicklungen auszumachen,
etwa im Hinblick auf die Verschiebung von Wissensanordnungen und Erinnerungsformen.
Zudem ist das Herder-Institut am Teilprojekt „Praktiken
des Suchens und Findens“ beteiligt, das sich mit den Recherchelogiken sowohl von computergestützten Suchmaschinen als auch in Archiven und Sammlungen auseinandersetzt. Es wird untersucht, wie primäre Medien (z.B.
Dokumente, Bilder, Landkarten) durch einen ordnenden
und systematisierenden Umgang erschlossen und durch
ordnungsbezogene, sekundäre Medien (Karteikarten, Mikrofilme, Datenbanken, Suchmasken) einem bestimmten
Nutzerkreis verfügbar gemacht werden. Ansatz des Projekts
ist es, Praktiken auf Seiten der Nutzerinnen und Nutzer sowie ihre Antizipation auf Seiten der Bereitsteller und Bereitstellerinnen für Archive, Editionen und Dokumentationen
als Medialisierung der Kulturtechnik des Suchens und
Findens zu begreifen. Zu fragen ist auch, wie Nutzerinnen
und Nutzer mit Tradierungs- und Archivierungsbrüchen
umgehen. Ein wesentliches Ziel des Projekts ist es, aus der
Analyse von Such- und Findstrategien eine nutzerorientierte Rechercheoptimierung zu entwickeln. Dabei gilt das
Augenmerk nicht zuletzt den Lernprozessen in der Interaktion zwischen dem bereitstellenden und dem nutzenden
Personenkreis. Diese allgemeinen Fragen des Teilprojekts
werden anhand von zwei konkreten Beispielen behandelt:
zum einen durch eine archivtheoretisch fundierte „dichte Beschreibung“ von Archivierungs- und Editionsprozessen am Beispiel der „Getto-Chronik Lodz/Litzmannstadt“,
zum anderen durch eine Untersuchung zur Geschichte der
Sammlungsbestände des Herder-Instituts.
Das Herder-Institut ist schließlich ein zentraler Partner
im Projektbereich „Kompetenzzentrum Kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung“, der die Aufga-
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
25
be hat, die Forschungs- und Entwicklungsbereiche des
LOEWE-Schwerpunkts synergetisch aufeinander zu beziehen. Dadurch ergaben sich auch 2012 viele Möglichkeiten
zur Verknüpfung von theoretischer Reflexion, wissenschaftlich begleiteter Erschließung und der Entwicklung
neuer digitaler Präsentationsformen.
Die Sammlungen des Herder-Instituts. Geschichte und
Motivation ihrer Entstehung; Logik und Politik ihrer
Weiterentwicklung
Bearbeitung: Antje Coburger M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln
und Visualisieren
2) Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
Die im Rahmen des Teilprojekts „Praktiken des Suchens
und Findens“ im LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken
und ihre Medialisierung“ entstehende Dissertation wurde
im Jahr 2012 weiter bearbeitet. Es konnten mehrere Kapitel ausformuliert werden, die Überlieferungsgeschichte,
Provenienz und Sammlungsmotivation einzelner Objektgruppen beschreiben. Es wurde herausgearbeitet, dass es
sowohl gezielte Sammlungslogiken als auch eine institutsinterne Anschaffungspolitik gab wie auch zufällige oder
personenabhängige Zugänge. Dabei waren Akteure und
Netzwerke aus dem engeren Arbeitsumfeld des HerderInstituts bedeutsam. Neben den Mitgliedern des HerderForschungsrats und der einzelnen Fachkommissionen fungierten vor allem die Institutsangestellten als Schnittstelle,
wenn es darum ging, Nachlässe, private Bibliotheken oder
Bildersammlungen zu erwerben. Nach Eingang von neuen
Beständen in die Zugangsbücher begann die Erschließung
Seit 1952 ist das Herder-Institut in der Hensel-Villa untergebracht
(DSHI 200 HFR/HI-Bilder)
26
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
und Findbarmachung der Neuzugänge. Hier arbeiteten die
einzelnen Abteilungen des Instituts nach den für das spezielle Sammlungsgut bestehenden fachwissenschaftlichen
Standards. Verzeichnung und Dokumentation beispielsweise in Bibliothek, Bildarchiv oder Dokumentesammlung
verliefen dabei durchaus unterschiedlich. Hier ist ein Ansatzpunkt zur zukünftigen Regulierung und Optimierung
der Findbarkeit zu sehen.
Im Berichtszeitraum wurden Arbeitsweisen bei der Entwicklung einer Wissensordnung über ein räumlich begrenztes Gebiet abseits der untersuchten Region herausgestellt und beschrieben.
Sammlungsordnungen und Wissenskonstruktion im Kontext
von Institutionengeschichte, in: Kulturwissenschaften digital,
hrsg. von Jana Klawitter, Henning Lobin, Torben Schmidt,
Frankfurt 2012, S. 33-53.
Vortrag: „Sammlungsgeschichte als Baustein einer Institutsgeschichte. Das Herder-Institut und seine Sammlungen“,
Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 11. Januar.
Der Holocaust im polnischen Fernsehen 1968-1989.
Konjunkturen der Erinnerung und Medialisierung
Bearbeitung: Michael Zok M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektleitende Perspektiven:
1) bild- und medienwissenschaftliche
Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
2) politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten
Im Kontext des LOEWE-Schwerpunkts „Kulturtechniken
und ihre Medialisierung“ entstand eine Dissertation, deren Ziel es ist, die Darstellungsweisen der Vernichtung der
europäischen Juden im polnischen Fernsehen zu untersuchen. Die Arbeit widmet sich im Besonderen der Frage
nach der Konstruktion von Opfer- und Tätergruppen und
der Darstellung der Beziehung von Polen und Juden zueinander während des Zweiten Weltkrieges.
Der Fokus der Untersuchung liegt auf der Zeitspanne zwischen 1968 und 1989. Diese ist wegen der dominierenden
Stellung des Fernsehens als Massenmedium und zugleich
unterschiedlicher erinnerungspolitischer Konjunkturen
der Erinnerung an die Judenvernichtung besonders interessant für die Analyse. So waren die 1970er Jahre geprägt
von einer Marginalisierung der Thematik, während gegen
Ende der Dekade ein Erinnerungsboom einsetzte, der sich
in den späten 1980er Jahren (ausgelöst durch die Ausstrahlung von Claude Lanzmanns Film Shoah) noch verstärkte
und eine breite publizistische Debatte um die Vernichtung
der europäischen Juden und die Einstellung der polnischen
Gesellschaft entfachte.
Das Projekt untersuchte die verschiedenen Darstellungsformen in den unterschiedlichen Medien und Diskursarenen
und fragte nach den Entwicklungen innerhalb der Erinnerungskultur und -politik, die nach der Dekade des „Organisierten Vergessens“ (Marcin Zaremba) eine erneute
Thematisierung der Erinnerung an den nationalsozialistischen Massenmord an den europäischen Juden begünstigten.
Im Berichtszeitraum wurde die Niederschrift abgeschlossen
und die Dissertationsschrift im Herbst 2012 eingereicht.
Vorstellung des Dissertationsprojekts: „Der Holocaust im polnischen Fernsehen 1968-1989. Konjunkturen der Erinnerung
und Medialisierung“, im Rahmen der Posterpräsentation des
49. Deutschen Historikertags, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz, 26. September.
Multimedialisierung der „Chronik des Gettos Lodz/
Litzmannstadt – Das letzte Jahr“
Leitung am Herder-Institut Prof. Dr. Peter Haslinger
Bearbeitung: Dr. Markus Roth
In Kooperation mit dem Institut für
Germanistik an der Justus-LiebigUniversität Gießen (Prof. Dr. Uwe
Wirth) und der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität
Gießen (Hon. Prof. Dr. Sascha Feuchert)
Gefördert durch das Hessische
Ministerium für Wissenschaft und Kunst
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln und Visualisieren
2) politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten
Dieses digitale Editionsvorhaben war ein Teilprojekt des
LOEWE-Projekts „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ und wurde in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für
Medien und Interaktivität und der Arbeitsstelle Holocaustliteratur, beide an der Justus-Liebig-Universität Gießen,
durchgeführt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Haslinger und dem Germanisten Prof. Dr. Uwe Wirth widmete es
sich der Erstellung und Weiterentwicklung einer Onlineversion der 2007 in Buchform veröffentlichten „Chronik
des Gettos Lodz/Litzmannstadt“, in der tagesaktuell über
das Leben und Sterben im Getto zwischen 1940 und 1944
berichtet wird. Die Chronik wurde um Informationen in
anderen Medienformaten erweitert und zu einem multimedialen Informationsportal ausgebaut. Parallel zum Projekt ist beim Hessischen Rundfunk eine Audioversion der
Getto-Chronik entstanden, die vom 1. August 2011 bis zum
Screenshot der Startseite des virtuellen Erinnerungsorts „Chronik
des Gettos Lodz/Litzmannstadt – das letzte Jahr“
30. Juli 2012 im Programm „hr2-kultur“ ausgestrahlt und
in das Portal integriert wurde.
Im Berichtsjahr wurden die technische Aufbereitung des
Materials sowie die Entwicklung der Internetpräsenz abgeschlossen. Alle wesentlichen Zusatzinformationen und Navigationsmöglichkeiten wurden installiert. Schwerpunkt
der Arbeit war daneben die Implementierung der polnischsprachigen Version der Getto-Chronik sowie einer Übersetzung aller Inhalte der Internetpräsenz. Dies erfolgte in enger Kooperation mit den polnischen Projektpartnern vom
Staatsarchiv Lodz (Łódź). Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung wurde die digitale Edition der Getto-Chronik
Ende Juni 2011 freigeschaltet. Seitdem und seit dem Start
der Ausstrahlung durch den Hessischen Rundfunk im August 2011 rückten die Bearbeitung von Nutzeranfragen sowie die Qualitätskontrolle des Datenmaterials in den Vordergrund. Überdies wurden in enger Zusammenarbeit mit
der Kartenabteilung des Herder-Instituts eine mögliche Georeferenzierung des Chroniktextes evaluiert und notwendige Anforderungen hierfür besprochen.
Im Rahmen des Projekts war Dr. Markus Roth bis Juni 2012
als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Herder-Institut tätig.
Vortrag: „Nach der Zeitzeugenschaft – Holocausterinnerung
heute“, Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Opfer
des Nationalsozialismus, Stadt Wuppertal und Begegnungsstätte Alte Synagoge, Wuppertal, 29. Januar.
Vortrag: „Friedrich Kellner: ,Vernebelt, verdunkelt sind alle
Hirne‘“, Lesung und Podiumsgespräch mit Wolfgang Benz,
Reihe „Lebenszeugnisse“, Literaturforum im Brecht-Haus,
Berlin, 23. Februar.
Vortrag: „Die Tagebücher Friedrich Kellners“, Lesung und
Vortrag, St. Lamberti Kirche Oldenburg, 28. Februar.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
27
Vortrag: „,Volk ohne Hirn‘ – Friedrich Kellner und seine Chronik des Alltags, der Propaganda und der Verbrechen des NSRegimes“, Vortrag, Geschichtsort Villa ten Hompel, Münster,
14. März.
Die öffentlichen Debatten der Ostgrenzen in der
Weimarer Republik
Vortrag: „Friedrich Kellner: ,Vernebelt, verdunkelt sind alle
Hirne‘“, Vortrag und Podiumsgespräch mit Bernward Dörner,
Topographie des Terrors, Berlin, 24. April.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Vortrag: „Zwischen Trivialisierung und Popularisierung – Der
Holocaust in populären Medien“, Institut für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien an der Universität Bremen
in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung, Bremen, 8. Mai.
Vortrag: „Friedrich Kellner: ,Vernebelt, verdunkelt sind alle
Hirne‘“, Vortrag und Lesung, Von der Heydt-Museum, Wuppertal, 22. Mai.
Vortrag: „Die Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt“, Workshop „Militärgeschichtliche Editionen heute: Neue Anforderungen, alte Probleme?“, Militärgeschichtliches Forschungsamt, Potsdam, 1.-2. Juni.
Bearbeitung: Agnes Laba M.A.
Projektleitende Perspektiven:
1) Raum, Region, Identitäten
2) politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten
Ausgehend von der Tatsache, dass politische Probleme
Konstruktcharakter haben und ihre Wahrnehmung als
solche von ihrer Ver- und Aushandlung in relevanten
gesellschaftlich-politischen Diskursarenen und den Narrativen abhängt, in deren Rahmen sie diskutiert werden,
widmet sich das Dissertationsprojekt dem diskursiven Moment der Ostgrenzen der Weimarer Republik. Die Quellenbasis des Dissertationsprojekts bilden die politisch-publizistische Debatte und der wissenschaftliche Fachdiskurs
der akademischen Geografiewissenschaften sowie Schulbücher und Landkarten.
5.1.2 Demokratiegeschichte als Zäsurgeschichte.
Das Beispiel der frühen Weimarer Republik
Leitung am Herder-Institut: Prof. Dr. Peter Haslinger
Bearbeitung: Agnes Laba M.A.
In Kooperation mit dem Institut für deutsche Sprache, Mannheim (Prof. Dr. Heidrun Kämper), und dem Institut für Zeitgeschichte, München (Prof. Dr. Thomas Raithel)
Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation
Das Verbundprojekt „Demokratiegeschichte als Zäsurgeschichte. Das Beispiel der frühen Weimarer Republik“ wird
in Kooperation mit dem Hauptantragsteller, dem Institut
für Deutsche Sprache, Mannheim, und dem Institut für
Zeitgeschichte, München, durchgeführt und ging 2012
in das dritte Projektjahr. Im Mittelpunkt des transdisziplinären Projekts steht die politisch-soziale Umbruchphase
von der Monarchie zur Demokratie in den frühen Jahren
der Weimarer Republik (1917-1925), die aus den Perspektiven der Sprach-, Konzept- und Diskursgeschichte beleuchtet wird. Das Forschungsprojekt zielt dabei auf die
Vernetzung der drei disziplinären Zugänge (sprachwissenschaftlich, diskurshistorisch und konzeptgeschichtlich).
Im Jahr 2012 wurden in einem Workshop im Februar und
einer interdisziplinären Tagung im Juni die Richtlinien
und Ziele des gemeinsam zu erstellenden Sammelbandes
erarbeitet und der Zeitplan festgelegt.
Quellenbeispiel für das Dissertationsprojekt „Die öffentlichen
Diskussionen der Ostgrenze der Weimarer Republik 1919-1933“
28
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Im Berichtszeitraum wurde die Sichtung und Aufnahme
von Quellen abgeschlossen und mit einer tiefgehenden
Auswertung der Quellen begonnen. Im Sommer begann
die Verschriftlichung der bisher geleisteten theoretischkonzeptionellen und empirischen Arbeit.
Vortrag: „Erziehung zu mehr ,Grenzbewusstsein‘ – zur Rolle
von Schulbüchern im Ostgrenzen-Diskurs der Weimarer
Republik“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg,
10. Oktober.
SS 2012 Quellenkundliche Übung, Institut für Osteuropäische
Geschichte Justus-Liebig-Universität Gießen.
5.1.3 Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu
Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert
(DAPRO/Geoimaginaries)
Projektleitung: Prof. Dr. Peter Haslinger,
Dr. Anna Veronika Wendland
Koordination: Alexandra Schweiger M.A.
In Kooperation mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig (Prof. Dr. Simone
Lässig), dem Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig (Prof.
Dr. Ute Wardenga), und dem Institut für Wissensmedien, Tübingen (Prof. Dr. Stephan Schwan)
Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation
Projektleitende Perspektiven:
1) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der
Ostmitteleuropaforschung
2) Raum, Region, Identitäten
Das Team am Herder-Institut für den Digitalen Atlas politischer
Raumbilder im 20. Jahrhundert
animierte Karten, Beziehungen zwischen Karte und den
auf sie bezogenen Texten und Bildern – all das ist von
großem Interesse für solche Untersuchungen. Als Quellenmaterialien kommen dabei nicht nur Karten in Frage, sondern auch bildliche Darstellungen (z.B. von umstrittenen
Grenzregionen) und alle Texte gleich welcher Provenienz,
die sich mit Raumordnungen und Raumverhältnissen beschäftigen und meist auch mit Kartendarstellungen arbeiten.
Das Atlasprojekt interessiert sich für die Wirksamkeit von
„Politischen Raumbildern“, d.h. Raumkonstrukten, die in
Gesellschaften kommunikativ vermittelt werden und in
politischen Handlungsprozessen von Bedeutung sind. Ostmitteleuropa eignet sich in besonderer Weise, um solche
Raumbilder in einer innovativen, multiperspektivischen
Darstellung zu präsentieren. Es ist eine europäische Region, die im 20. Jahrhundert durch Grenzverschiebungen,
ethnische und konfessionelle Pluralität, Zwangsmigrationen, Systemwechsel, Minderheitenkonflikte, konkur-
Die „Wiederkehr des Raumes“ ist seit gut zwei Jahrzehnten
ein großes Thema der Geschichtswissenschaften, der kritischen Geografie und der Kartografie. Nachdem lange
Zeit die Beschäftigung mit Raum und Raumkonzepten
durch die Erfahrungen mit deutscher „Geopolitik“ in der
Zwischenkriegs- und der NS-Zeit diskreditiert war, gibt es
nun ganz neue Zugänge zum Phänomen „Raum“ als einem
menschengemachten Konzept. Dazu haben neue Methoden und neue theoretische Ansätze der Geografie und
Kartografie sowie der Visuellen Geschichte beigetragen,
die wiederum auf wichtige Impulse aus den Kulturwissenschaften (visual/spatial turn) zurückgehen.
Heute werden Karten nicht mehr als möglichst getreue
Repräsentationen einer im Raum fertig und faktisch vorgefundenen Wirklichkeit angesehen, sondern man interessiert sich für sie als Ergebnis einer Kognitions- und
Konstruktionsleistung: Kartenausschnittwahl, Ausblendungen, Auswahlprozesse und Hervorhebungen, Farbpsychologie, Karten„sprachen“ (d.h. die eingesetzten
formalen und symbolischen Werkzeuge), Kartenfolgen,
In dieser suggestiven Kartografie von „Ungarn“ aus der Zwischenkriegszeit wird ein beanspruchtes Gebiet durch Grenzsignaturen
ehemaliger Reichsgrenzen und ethnische Zuschreibungen in
Flächen- und Dispersionsdarstellung markiert: Károly Kogutowicz
„Magyarország néprajzi térképe/Ethnographical map of
Hungary“, Budapest 1927, Herder-Institut, Kartensammlung,
Sign.Nr. K 54 III B 3
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
29
beiterin im Herder-Institut koordiniert diese Vernetzungsarbeit.
Entwurf für den Digitalen Atlas
rierende Raumvorstellungen sowie raumwirksame ideologische Bruchlinien (z.B. den „Eisernen Vorhang“) ebenso
geprägt wurde wie durch die dynamische Neukonfigurierung räumlicher Verhältnisse seit 1989.
Immer gingen aus solchen Prozessen auch spezifische
Raumbilder und politische Kartografien hervor. Es ist ein
Anliegen dieses Projekts, zeitgenössische wie heutige politische Raumbilder zu dekonstruieren und den Ursachen
ihrer politischen Wirkmächtigkeit auf die Spur zu kommen. Dabei sollen Raumbilder in ihrer historischen Genese und gegenseitigen Verflechtung transparent gemacht
werden. Raumbilder und ihre medialen Repräsentationen,
vor allem die Kartografie, sollen also kritisch befragt und
die Instrumentarien ihrer Produktion offengelegt werden.
Im Projekt wird die Pilotversion eines Forschungs- sowie
Lehr- und Lerninstruments für die Hochschule entwickelt,
der „Digitale Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert/Geoimaginaries“. Über exemplarische Quellen, Zusatzmaterialien zu den Quellen und
interaktiv gestaltete Karten sollen die Formation und
Transformation von Raumkonzepten in der Außen- und
Geopolitik, der Erinnerungspolitik, der Wissenschaft und
ausgewählten massenmedialen Darstellungen (z.B. Zeitungen und Unterrichtsmedien) transparent gemacht werden.
Im Herder-Institut und bei den Kooperationspartnern entstehen aus dem Projekt heraus außerdem vier Dissertationsprojekte aus drei Disziplinen (Geschichte, Geografie,
Psychologie). Sie liefern Einzeluntersuchungen zu Darstellungsprinzipien, Wahrnehmungsformen und visuellen Strategien kartografischer und anderer Raum-Repräsentationen.
Im Projekt arbeitet ein Forschungsnetzwerk aus vier Leibniz-Instituten mit in- und ausländischen Partnern zusammen. Die Partner werden durch aufeinander abgestimmte
Arbeitsprogramme, gegenseitige Forschungsaufenthalte,
gemeinsam organisierte Tagungen und Workshops miteinander in Kontakt gebracht. Eine Wissenschaftliche Mitar-
30
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Im Berichtszeitraum wurde die Auswahl und Digitalisierung des Quellenmaterials am Herder-Institut abgeschlossen und seine Ergänzung durch Bestände der anderen
Partner vorbereitet. Ein wichtiger Arbeitsschritt war die
Ausarbeitung einer Datenbank für die Materialerfassung
sowie die Anbahnung von Kontakten an die Fachhochschule Potsdam, wo das webbasierte Produkt im Rahmen
einer Diplomarbeit für Computerdesign in Auftrag gegeben werden soll. Erste Überlegungen zum „Lastenheft“ für
das Produkt wurden aggregiert. Bei zwei Projektworkshops
wurde über Begriffe diskutiert und an konkreten Quellen
kollaborativ wichtige Fragestellungen entwickelt. Ein Teil
der Probandenversuche am IWM konnte bereits durchgeführt werden, die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet.
Ein weiteres Ergebnis der Projektarbeit ist die Findung
eines international gut wiedererkennbaren Namens für das
Produkt, geoimaginaries, der bereits als Internetdomain reserviert wurde. Außerdem wurde ein Logo für das Produkt
entwickelt. Projektmitarbeiter des Leipziger Instituts für
Länderkunde stellten DAPRO auf mehreren geografischen
Fachtagungen und Kongressen vor.
Anna Veronika Wendland: Ikonografien des Raumbilds
Ukraine. Eine europäische Transfergeschichte, in: Kampf der
Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger und
Vadim Oswalt, Marburg 2012, S. 85-120.
Peter Haslinger und Vadim Oswalt: Raumkonzepte, Wahrnehmungsdispositionen und die Karte als Medium von Politik und Geschichtskultur, in: Kampf der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und
Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger und Vadim Oswalt,
Marburg 2012, S. 1-12.
Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser –
Die tschechoslowakische Landgrenze und polnische
Seegrenze im Vergleich
Bearbeitung: Jasmin Nithammer M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger,
Dr. Anna Veronika Wendland
Projektleitende Perspektiven:
1) Raum, Region, Identitäten
2) politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten
Das im Mai 2011 begonnene Dissertationsprojekt steht im
Rahmen des von der Leibniz-Gemeinschaft mit Mitteln
aus dem „Pakt für Forschung und Innovation“ geförderten
Verbundprojekts „Digitaler Atlas politischer Raumbilder
zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“, in Kooperation
mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung, Braunschweig, dem Leibniz-Institut für
Länderkunde, Leipzig, und dem Institut für Wissensmedien, Tübingen. Es befasst sich mit den Systemaußengrenzen des Sozialismus – dem so genannten Eisernen Vorhang – in Polen und der Tschechoslowakei. Durch einen
Vergleich der polnischen Seegrenze (zur Ostsee) und der
tschechoslowakischen Landgrenze (zu Deutschland und
Österreich) soll die Konstruktion von Raumbildern im
politischen Diskurs der genannten Länder im Zeitraum
von 1948-1989 untersucht und die Zusammenhänge und
Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Bereichen
(Staats-/Machtapparat, Grenzschutz, Öffentlichkeit) herausgestellt werden, um dadurch Rückschlüsse auf das
durch die Machthaber in verschiedenen Gesellschaftssektoren geprägte Bild der Grenzen zu erhalten. Dabei
stehen folgende Fragen im Vordergrund: 1) Wie „funktionierte“ diese Grenze in Polen und der Tschechoslowakei,
wie wurde sie wahrgenommen und dargestellt? 2) Welche
Rolle spielten kartografische Darstellungen der Grenze bei
der Konstitution von Raumbildern? 3) Welche Akteure
nahmen Einfluss auf die Konstruktion und Vermittlung
eines bestimmten Grenzbildes und wie sah dieses aus?
Das Projekt geht dabei von der Annahme aus, dass sich
die Grenzen aufgrund ihrer Lage (Seegrenze vs. Landgrenze) in ihrer Bedeutung, Wirkung und Konstitution
unterschieden. Des Weiteren werden die geografischen
Eigenschaften als ein wichtiger Faktor für die Rolle und
Funktion der Grenze innerhalb des staatssozialistischen
Systems betrachtet. Die Möglichkeit der unterschiedlichen Wahrnehmung der Grenze, z.B. als „natürliche“
Barriere (Seegrenze), direkte Kontaktzone (Landgrenze)
oder militärisches Aufmarschgebiet, bestimmte den Grad
und die Tiefe ihrer Sicherung sowie ihre innen- und gesellschaftspolitische Bedeutung. Die dritte These geht davon aus, dass die Bedeutung und Visualisierung der Grenze von der Situation und dem Adressatenkreis abhängig
war, wodurch ein disparates (Grenz-)Raumbild vermittelt
wurde.
Im Berichtszeitraum kam es aufgrund der Schließung eines
für das Vorhaben wichtigen Archivs zu einer inhaltlichen
und konzeptionellen Umstrukturierung der Arbeit. Neben
der Durcharbeitung der einschlägigen Forschungsliteratur
wurden diverse Archivaufenthalte in der Slowakei, Tschechien und Polen durchgeführt sowie mit der Auswertung
des Quellenmaterials begonnen.
5.1.4 Forschergruppe Gewaltgemeinschaften –
Teilprojekt „Paramilitärische Verbände in
Ostmitteleuropa (1918-1944) – Selbstbild,
Gewaltpraxis, Soziale Dynamik am Beispiel
des ‚Eisernen Wolfes‘ in Litauen“
Projektverbund der Justus-LiebigUniversität Gießen in Kooperation
mit dem Herder-Institut
Bearbeitung des Teilprojekts
„Eiserner Wolf“ am Herder-Institut:
Dr. Vytautas Petronis
Gefördert von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft
Projektleitende Perspektive:
politische Ordnungen, Mehrheiten und Minderheiten
Gewalt ist eine menschliche Grunderfahrung, sie scheint
auch in der modernen Gesellschaft allgegenwärtig und
wird oft von Gruppen ausgeübt. Der gruppenbildenden
und gruppenstabilisierenden Wirkung von Gewalt widmet sich seit 2010 eine Forschergruppe der Justus-LiebigUniversität Gießen, in die das Herder-Institut mit einem
eigenen Teilprojekt zu paramilitärischen Verbänden im
Ostmitteleuropa der Zwischenkriegszeit eingebunden ist.
Untersucht wird in dieser Phase die Gruppe des „Eisernen
Wolfes“ in Litauen.
Der gegenwärtige Stand der Untersuchung des Eisernen
Wolfes offenbart einen interessanten und atypischen Fall
im allgemeinen europäischen Kontext der Zeit. Der Eiserne Wolf war eine paramilitärische Geheimorganisation,
die der Unterstützung des aus dem Putsch vom Dezember
1926 hervorgegangenen Systems dienen sollte. Daher war
er das Schutz- und Vollstreckungsorgan einer rechtskonservativen Regierung. Mitte 1929 existierten die „Wölfe“ fast
in jeder kleineren Stadt und in jedem Dorf Litauens. Die
Mitglieder rekrutierten sich überwiegend aus dem unteren
Mittelstand – Landwirte, untere Staatsangestellte wie Lehrer, Polizisten, Bürokraten, Soldaten, Handwerker sowie
Oberschüler und Studenten befanden sich darunter. Die
moralische und finanzielle Unterstützung der Staatsspitze
erlaubte es dem Eisernen Wolf, rasch zu expandieren.
Vorstellung des Dissertationsprojekts: „Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser – Die tschechoslowakische Landgrenze und polnische Seegrenze im Vergleich“, im Rahmen
der Posterpräsentation des 49. Deutschen Historikertags,
Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz, 26. September.
Vortrag: „Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser
– Die tschechoslowakische Landgrenze und polnische Seegrenze im Vergleich“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut,
Marburg, 12. Dezember.
Emblem der litauischen
paramilitärischen Gruppe
„Eiserner Wolf“
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
31
Die meisten Mitglieder des Eisernen Wolfes waren bewaffnet und versuchten, mit Waffengewalt und/oder Drohungen ihre Ziele durchzusetzen. Insgesamt kann der
Eiserne Wolf als ein auf Gewalt basierendes, effizientes
Instrument politischen und gesellschaftlichen Wandels
gesehen werden. Die Organisation war von Rechts wegen
dazu befugt, sich verschiedener Formen von Gewalt zu bedienen, um das durch den Staatsstreich geschwächte Litauen zu stabilisieren. Ihre potenziellen Opfer waren alle, die
von dem neuen Regime aus den unterschiedlichsten Gründen als Bedrohung identifiziert wurden. Solcher Illoyalen
entledigte man sich durch Umsiedlung und Entwurzelung.
In vielen Fällen lag den Repressionsmaßnahmen der Paramilitärs aber auch persönliche Rache oder die Verfolgung
individueller Zwecke zugrunde. Der Eiserne Wolf trug
schließlich zur ideologischen Konsolidierung und Homogenisierung der litauischen Gesellschaft bei, was nur ein
Jahrzehnt später die Rekrutierung jener Partisanengruppen begünstigte, die gegen die nationalsozialistischen und
sowjetischen Besatzer kämpften.
Neben der Fortführung der Forschungs- und Archivarbeiten stand das vergangene Jahr ganz im Zeichen des Folgeantrags. In diesem sollen sich zwei Dissertationsprojekte
der Zusammensetzung und der Gewaltaktionen von Freischärlerverbänden im Baltikum und in Oberschlesien widmen. Hier sollen auch umfangreiche Bestände aus der Dokumentesammlung des Herder-Instituts zur Auswertung
kommen. Eine zweite erfreuliche Entwicklung betrifft die
internationale Vernetzung. So konnte eine dauerhafte Zusammenarbeit mit dem Centre for War Studies am University College in Dublin ebenso vereinbart werden wie mit
dem Centre for Historical Research and Documentation on
War and Contemporary Society in Brüssel und dem renommierten Niederländischen Institut für Kriegs-, Holocaustund Genozidstudien (NIOD) in Amsterdam. Gemeinsame
Veranstaltungen und Projekte fanden statt.
Vortrag: „Aspects of the Emergence and Transformation of
the Early Lithuanian Far Right Movement (1922-1927)“, The
Global Baltics: The Next Twenty Years, The 23rd biannual conference of the Association for the Advancement of Baltic Studies (AABS), University of Illinois, Chicago, 28. April.
Vortrag: „Patriotism or Nationalism? Problems in the (Self-)
Identification of Early Lithuanian Right-Wing Activists (19181927)“, Konferenz „V Annual CRCEES Research Forum“, University of Glasgow, Glasgow, 17.-18. Mai.
Vortrag: „Fathers and Sons: Generational Aspect in Early Lithuanian Right-Wing Movement (1918-1927)“, Workshop „Generations of Violence – Age Groups, Generation Gaps, and the
Significance of Violence” der Forschergruppe Gewaltgemeinschaften in Zusammenarbeit mit dem Centre for War Studies
am University College Dublin, dem Centre for Historical Research and Documentation on War and Contemporary Society
Bruxelles und dem Instituut voor oorlogs-, holocaust-, en genocidestudies, Amsterdam, Herder-Institut, Marburg, 7.-8. Juni.
32
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Paramilitärische Verbände in Ostmitteleuropa der
Zwischenkriegszeit: Gewaltgemeinschaften im Konflikt
um Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg –
ein deutsch-polnischer Vergleich.
Bearbeiter des Teilprojektes:
Wojciech Pieniazek, M.A.
Projektleitende Perspektive:
politische Ordnung, Mehrheiten
und Minderheiten
Nach der Staatsgründung 1918 erhob die polnische Delegation bei den Friedenverhandlungen Ansprüche auf die
preußische Provinz Oberschlesien. Die Alliierten einigten
sich auf Grund der multiethnischen Verhältnisse auf eine
Volksabstimmung im März 1921, in der die oberschlesische Bevölkerung entscheiden sollte, ob sie zu Deutschland oder zu Polen gehören wollte.
Seit 1918 immer wieder aufgrund von Kriegsmüdigkeit sowie soziokultureller Probleme zu Unruhen gekommen, die
von deutschen Freikorps nieder geschlagen worden sind.
Hier finden sich die Wurzeln des Gewaltraums Oberschlesiens, der schon vor dem Ersten Weltkrieg eine hohe Kriminalitätsrate aufwies.
In der Abstimmungszeit herrschte in Oberschlesien eine
bürgerkriegsähnliche Alltagssituation, die ihre Höhepunkte in drei propolnischen Insurrektionen (1919, 1920,
1921) hatte. Es bilden sich auf deutscher und polnischer
Seite Gewaltgemeinschaften junger Männer, dessen Existenz nur auf den Abstimmungskampf ausgerichtet war.
Diese Paramilitärs entwickeln in diesem Kleinkrieg eine
eigene Form der Gewaltdynamik, die es zu erforschen gilt.
Die deutschen Paramilitärs waren oft ehemalige Freikorpssoldaten, die durch brutale Kämpfe im Baltikum und im
deutschen Bürgerkrieg geprägt waren. Das gleiche gilt
für die polnische Seite, die Erfahrung in den imperialen
Armeen, in jahrelanger konspirativer Tätigkeit sowie im
Kleinkrieg des Ostens gesammelt hatte. Die deutschen Akteure mussten anfangs Taktiken und Arten des verdeckten
Kampfes im Untergrund erlernen. Hier waren die Polen
erfahrener, was aus ihrer langen Untergrundtätigkeit resultierte. Die deutschen Gewaltgemeinschaften kopierten
scheinbar erfolgreich diese Gewaltform und lieferten sich
mit den polnischen Kommandos einen blutigen Kleinkrieg. Der Leittragende war die oberschlesische Zivilbevölkerung, die mit Terror und Gewalt überzogen wurde.
Das im September 2012 begonnene Projekt möchte ein
Desiderat der Forschung füllen: Bislang gibt es keine abschließende Analyse der Paramilitärs, die in diesem Konflikt beteiligt waren. Es existieren überwiegend nur Werke
mit militär – oder diplomatiegesichtlichen Fragestellungen
älterer Natur. Es soll in diesem Projekt eine systematische
Untersuchung der Gewaltgemeinschaften in Oberschlesien erfolgen. Dazu gehört auch eine Analyse der Binnenstrukturen und der Dynamik der Gewaltausübung dieser
Paramilitärs, um die Forschungslücken zu schließen.
5.1.5 Visual History. Institutionen und Medien
des Bildgedächtnisses
Leitung am Herder-Institut: Prof. Dr. Peter Haslinger
Bearbeitung: Dr. Elke Bauer
In Kooperation mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam (PD Dr. Annette Vowinckel: Gesamtkoordination), dem Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig (Prof. Dr. Simone Lässig), und
dem Deutschen Museum, München (Dr. Wilhelm Füssl)
Finanziert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation
Das im Mai 2012 gestartete Verbundprojekt möchte während der dreijährigen Projektlaufzeit Grundlagenforschung
zu verschiedenen Institutionen des modernen Bildwesens
betreiben.
Die Einzelprojekte widmen sich der Frage nach der Rolle
und Bedeutung staatlicher und privater bzw. privatwirtschaftlicher Institutionen für die Konstitution kollektiver
Bildgedächtnisse. Ihr gemeinsames Ziel ist es, nicht die
„Gegenstände“ kollektiven Bildwissens zu erforschen,
sondern die Institutionen, die diese Bilder generieren, verwalten, verwerten, archivieren und/oder publizieren bzw.
die Produktion und Verbreitung bestimmter Bilder verhindern.
Darüber hinaus soll unter www.visual-history.de ein Onlineportal eingerichtet werden, das als Informations- und
Vernetzungsplattform fungieren soll und enzyklopädisches Wissen zu den Institutionen des modernen Bildwesens bereitstellen möchte.
Das historische Bildarchiv im digitalen Zeitalter:
Überlieferung, Sammlung und digitale
Re-Kontextualisierung
Bearbeitung: Dr. Elke Bauer
Projektleitende Perspektiven:
1) Sammeln, Bewahren, Vermitteln
und Visualisieren
2) bild- und medienwissenschaftliche
Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
Das Teilprojekt am Herder-Institut beschäftigt sich mit
den Chancen und Problemen historischer Bildarchive im
digitalen Zeitalter. Denn der sich durch die massenhafte
Digitalisierung von Bildern und deren Bereitstellung im
Internet rasant wandelnde Umgang mit Bildquellen in der
Geschichts- und Kulturwissenschaft stellt Bildarchive vor
neue Herausforderungen. So ersetzt die uneingeschränkte
Verfügbarkeit von Bildern im Netz zunehmend den Gang
ins „analoge“ Archiv. Durch die Präsentation von Bildsammlungen im Internet und die Bildung eines digitalen
Bildkanons geraten jedoch nicht digitalisierte Materialien
in den Archiven zunehmend aus dem Blickfeld. Daher
müssen die Auswahlkriterien für die Digitalisierung kritisch reflektiert werden. Hinzu kommt, dass das Bereitstellen von Bildmaterial im Internet die Bildvorlage als Artefakt
zunächst in den Hintergrund drängt, denn meistens ist nur
das Motiv für die Nutzerinnen und Nutzer eines Onlineangebots sichtbar. Die Rückseiten beispielsweise mit ihren
Beschriftungen werden unsichtbar. Ebenso verschwindet
die Größe und die Haptik der digitalisierten Vorlage – das
Kleinbilddia und die großformatige Grafik nähern sich an.
Dabei fordert die Wissenschaft seit einigen Jahren genau
das Gegenteil: Die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte
von Bildern ist wichtig, um sie als ernstzunehmende historische Quelle zu nutzen. Das Projekt soll untersuchen,
wie Bildarchive/-sammlungen, die ihre Bestände online bereitstellen, mit der Problematik umgehen. Es soll Möglichkeiten eruieren, wie die Bilder auch im Netz als Artefakte
wahrzunehmen sind und wie die Informationen, die ein
herkömmlicher Archivbesuch bietet (Beschriftungen, fachliche Beratung, Verweise auf weitere Bestände), im Onlinearchiv kompensiert bzw. zu neuen Informationsangeboten
ausgebaut werden können.
Das Bildarchiv des Herder-Instituts hat im Rahmen des
LOEWE-Schwerpunkts „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ begonnen, sich diesen bildtheoretischen wie
sammlungspraktischen Herausforderungen zu widmen.
Im Verbundprojekt „Visual History“ sollen die bisher angestellten Überlegungen vertieft und anhand ausgewählter
Bestände unter Anwendung bild- und medientheoretischer
sowie diskursanalytischer Methoden umgesetzt werden.
Seit Projektbeginn im Mai erfolgten im Berichtsjahr die
Konzeption und Zeitplanung sowie eine erste intensive Literatursichtung.
Vortrag: „Visual History. The Value of Historical Photographs
as a Source in the Age of Digitalization“, Internationale Konferenz „5. Cyfrowe spotkania z zabytkami: Reprodukcja cyfrowa zabytku. Metody, wiarygodność, trwałość“, Politechnika
Wrocławska, Wrocław, 19. November.
Vortrag: „Bildarchive im digitalen Wandel: Chancen und Herausforderungen“, Internationale Tagung der Kommission
Fotografie der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin „Fotografie
und Film im Archiv: Sammeln, Bewahren und Erforschen“,
Museum für Fotografie, Berlin, 23. November.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
33
5.1.6 Forschungs- und Editionsprojekt „World
War II – Everyday Life Under German
Occupation. Der Zweite Weltkrieg –
Alltag unter deutscher Besatzung.“
Leitung: Prof. Dr. Peter Haslinger (HI) und
Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (KWI Essen und
Universität Wuppertal) unter Mitarbeit von
Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej (Universität
Warschau) und Dr. Stefan Martens (DHI Paris)
Koordination: Dr. Daniela Kraus
Redaktion und Lektorat:
Tara Talwar Windsor
Gefördert durch die LeibnizGemeinschaft, Pakt für Forschung
und Innovation
Im Mai 2012 erfolgte der offizielle Start des neuen Forschungs- und Editionsprojektes „World War II – Everyday Life Under German Occupation“, dessen Ziel die Erforschung und Dokumentation von Alltagserfahrungen
der lokalen Bevölkerungen in den von der Wehrmacht
im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten ist. Die Edition
wird in englischer Sprache erscheinen. Neben der Printedition ist auch ein Online-Portal geplant, das die Quellen
nicht nur in englischer Übersetzung, sondern auch in der
Originalsprache, teilweise unterstützt durch Faksimiles,
abbilden wird. Insgesamt sind für die Quellenedition vier
Bände mit jeweils mehreren Teilbänden vorgesehen, denen
nicht länderspezifische, sondern thematische Schwerpunkte zugrunde liegen. Im Fokus stehen die Dokumentation von Mangelerfahrungen der Lokalbevölkerungen,
Formen von Herrschaft und Gewalt, sowie Zwangsarbeit,
Ausbeutung, Vertreibung und Verfolgung. Das Projekt vereinigt Kooperationspartner und Experten aus insgesamt 15
europäischen Ländern, die sich schwerpunktmäßig oder
ausschließlich mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs
befassen.
Nachdem Anfang Mai 2012 der Start für das Projekt erfolgt
war, fand vom 31. Mai bis 1. Juni 2012 in Berlin die Auftaktveranstaltung mit allen Kooperationspartnern statt. Ziel der
Veranstaltung war der Informationsaustausch der Partner,
jedoch wurde die Tagung durch die öffentliche Vorstellung
des Projektes in der „Topographie des Terrors“ am 31. Mai
erweitert. Einer intensiven Planungsphase mit den Kooperationspartnern folgte die Quellenrecherche, die über
Werkverträge mit Researchern aus insgesamt 19 Ländern
organisiert wurde. Die für die Edition infrage kommenden
Quellen stammen überwiegend aus den Kriegsjahren und
werden durch Materialien aus der Zeit nach 1945 ergänzt.
Dabei rücken in erster Linie bislang nicht edierte Quellen
aus den Zentral-, Regional- und Ortsarchiven der jeweiligen
Länder sowie Prozessüberlieferungen und Ego-Dokumente
in den Blick. Wiederabdrucke sollen nur in Ausnahmefäl-
34
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Tatjana Tönsmeyer (links) und Peter Haslinger (rechts) bei der
Vorstellung des Editionsprojekts im Dokumentationszentrum
„Topographie des Terrors“ in Berlin
len vorgenommen werden, wie etwa bei zentralen Dokumenten, die grundlegende Rahmenbedingungen beschreiben, oder bei in Originalsprache publizierten Quellen, die
bislang noch nicht in westlichen Sprachen rezipiert worden sind.
Bis Jahresende 2012 konnten die Recherchen wie vorgesehen mit einem ersten Zwischenergebnis abgeschlossen
werden. Die Dokumente werden im Anschluss an die Recherchen inhaltlich durch die vier Herausgeber, Prof. Peter Haslinger (HI), Prof. Tatjana Tönsmeyer (KWI-Essen
und Universität Wuppertal), Prof. Włodzimierz Borodziej
(Universität Warschau) und Dr. Stefan Martens (DHI Paris) geprüft und in Absprache mit den Länderexperten für
die Publikation ausgewählt. Zusätzlich wurden und werden Kriterien der Qualitätskontrolle für die einzelnen Arbeitsschritte von der Quellensuche und Quellenauswahl,
der Transkription, der Kommentierung, bis hin zur Übersetzung der Texte ins Englische erarbeitet. Für die redaktionelle Bearbeitung der Quellenedition konnte im November 2012 eine weitere Projektmitarbeiterin, Frau Tara
Talwar Windsor, gewonnen werden, die ab dem 1.01.2013
das Lektorat der Übersetzungen und die Endredaktion der
einzelnen Bände übernehmen wird.
Die abschließende Auswahl der Quellen für die Publikation durch die Herausgeber ist für 2013 vorgesehen. Für die
Kommentierung der ausgewählten Quellen durch erfah-
rene Wissenschaftler sowie die Übersetzung der Quellen
durch qualifizierte muttersprachliche Historiker ist aufgrund der zeitversetzten Arbeitsabläufe mit einer Bearbeitung über das Jahr 2013 hinaus zu rechnen.
Kooperationspartner und Länderexperten:
Dr. Kusma Kosak (Belarussische Staatliche Universität Minsk,
für Belarus), Dr. Dirk Luyten (CEGES-SOMA, für Belgien),
Prof. Karl Christian Lammers (Saxo-Institut der Universität
Kopenhagen, für Dänemark), Prof. Milan Ristović (Universität Belgrad, für das ehem. Jugoslawien), Prof. Anu-Mai Kõll
(Center for Baltic and East European Studies der Södertörn
University, für Estland und Lettland), Prof. Olivier Wieviorka
(Ecole Normale Supérieure de Cachan, für Frankreich), Prof.
Hagen Fleischer (Universität Athen, für Griechenland), Prof.
Gustavo Corni (Universität Trento, für Italien), Dr. Darius Staliunas (Litauisches Institut für Geschichte Vilnius, für Litauen), Prof. Benoît Majerus (Universität Luxemburg, für Luxemburg), Prof. Peter Romijn (NIOD, für die Niederlande), Prof.
Guri Hjeltnes (Center for Studies of Holocaust and Religious
Minorities, für Norwegen), Prof. Jerzy Kochanowski (Universität Warschau, für Polen), Dr. Irina Scherbakowa (MEMORIAL
Moskau, für Russland), Prof. Tatjana Tönsmeyer (KWI Essen
und Universität Wuppertal, für die Slowakei und die Tschechische Republik), PD Dr. Tanja Penter (Helmut Schmidt
Universität Hamburg, für die Ukraine), Prof. Peter Haslinger
(Herder-Institut, für Ungarn).
5.2
Die „Leibniz Graduate School for
Cultures of Knowledge in Central
European Transnational Contexts“
Sprecher: Prof. Dr. Peter Haslinger
Stellvertretender Sprecher:
Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
Koordinatorin: Ina Alber, M.A.
In Kooperation mit dem Gießener
Zentrum Östliches Europa an der
Justus-Liebig-Universität Gießen
(Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg) und dem International
Centre for the Study of Culture an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Prof. Dr. Ansgar Nünning, Prof. Dr. Horst Carl)
Stipendiat/inn/en: Konrad Hierasimowicz M.A., Stanislava
Kolková M.A., Kinga Kuligowska M.A., Dr. Christian Lotz,
Tomaš Nenartovič M.A., Dominika Piotrowska M.A., Justyna
A. Turkowska M.A., Dr. des. Sylwia Werner
Gefördert durch die Leibniz-Gemeinschaft, Pakt für Forschung und Innovation
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler Wissenschaftsdialog in
historischer Perspektive
Workshop der
Leibniz Graduate School for
Cultures of Knowledge
in Central European
Transnational Contexts
„Wissen“ stellte in der Ostmitteleuropaforschung bis vor
Kurzem noch keine eigenständige Analysekategorie dar.
Dies thematisiert die seit April 2010 erfolgreich laufende Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in
Central European Transnational Contexts (LGSch), zumal
viele Fragen, die die Wissensforschung aufwirft, immer
noch in implizit „nationalen“ bzw. einsprachigen Kontexten erforscht werden. Das Programm der LGSch widmet sich daher einem der Grundprobleme europäischen
Wissenstransfers, das trotz europäischer Einigung noch
keineswegs alle Brisanz eingebüßt hat: der Schaffung,
Übertragung und Aushandlung von Wissensbeständen
und dem durchaus ambivalenten Wandern von Konzepten und Organisationsformen. Die Konstellation, die eine
neue Art der Annäherung erfordert, ergibt sich daher aus
einem für Ostmitteleuropa spezifischen Untersuchungskontext: Im Rahmen der LGSch geht es um die Vielzahl
von Varianten der Kommunikation über Wissen innerhalb
von Gesellschaften, die nicht nur in einzelne Funktionssysteme ausdifferenziert gedacht werden können, sondern
auch sprachlich oder ideologisch zu fassen sind. Es geht
um die Frage, wie Wissensvermittlung in einem zunächst
regional definierten Kontext (durch den Kommunikationsraum Ostmitteleuropa und den deutschsprachigen Raum)
zu untersuchen ist und dabei jedoch noch durch weitere
Aspekte charakterisiert werden kann, die Vergleichbarkeit zu anderen Regionen herstellen: 1) imperiales state
building, das in einem komplexen Wechselverhältnis zum
nation building verläuft, 2) die Lage an einer infrastrukturellen und institutionellen Halbperipherie sowie 3) die
Persistenz nationaler Deutungs- und Tradierungsmuster.
Letzteren stellt die LGSch ein Konzept des multilateralen,
dialogischen Wissenstransfers gegenüber, das auch seinen
formalen Niederschlag in einer transnationalen, strukturierten Graduiertenausbildung findet.
Die acht Stipendiatinnen und Stipendiaten, zwei davon
mit Postdoc-Projekten, haben unterschiedliche wissenskulturelle und internationale Hintergründe und Erfahrungen,
die sie in einen zentraleuropäischen Vergleichs- und Reflexionskontext einbringen. Die LGSch erprobt darüber
hinaus eine neuartige Verknüpfung zwischen bislang oft
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
35
Als informelles Format der wissenschaftlichen Vernetzung dient der Stipendiatenkaffee
isolierten konzeptionellen Komponenten: Durch die Verbindung von Wissensregimen und Wissenschaftskommunikation, politischem Diskurs und sprachlich wie kulturell
pluralen bzw. multipolaren Kontexten werden im interdisziplinären Kontext historische Entwicklungen neu bewertet und verortet. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten
sind in den Fachgebieten Geschichtswissenschaft, Kulturwissenschaften, Kunstgeschichte, Soziologie und Literaturwissenschaften tätig. Die einzelnen Projekte beschäftigen
sich mit Wissens- bzw. Wissenschaftskulturen und Wissenschaftskommunikation von der Frühen Neuzeit bis zur
Gegenwart (Foren, Netzwerke, Personen, Generationen,
Sozialisationsformen, politische Rahmenbedingungen, intellektuelle Stile). Grundlegend ist hierbei eine kulturwissenschaftliche Grundausrichtung, die sich aus den Aufgaben, Ressourcen und dem dichten regionalen, nationalen
wie internationalen Kooperationsnetz des Herder-Instituts
ergibt.
Dalhouski, Aliaksandr
Minsk, Belarus
1. Dezember 2011 – 31. März 2012
Thema: Post-Tschernobyl-Migrationsprozesse
Die LGSch ist am Herder-Institut verankert und wird gemeinsam mit dem Gießener Zentrum Östliches Europa
und dem International Graduate Centre for the Study of
Culture durchgeführt. Als Sprecher fungiert Prof. Dr. Peter
Haslinger, als sein Stellvertreter Prof. Dr. Hans-Jürgen
Bömelburg. Im Verbund mit den beiden Partnern an der
Justus-Liebig-Universität Gießen konnte die Graduiertenförderung neu strukturiert und gestärkt werden. Dabei
profitieren die Stipendiatinnen und Stipendiaten nicht
nur von der ausgezeichneten Infrastruktur, wie sie eine
der besten Spezialbibliotheken und Wissenschaftlichen
Sammlungen zu diesem Bereich weltweit bieten, sondern
können über Praxismodule auch zusätzliche Kompetenzen
in verschiedenen Bereichen wie Wissenschaftsmanagement, Management von Internetressourcen und Wissensportalen sowie Management im Bibliotheks-, Archiv- oder
Sammlungswesen erwerben.
Hakkarainen, Jussi-Pekka, M.A.
Turku, Finnland
1. April – 30. Juni 2012
Thema: Scientific and Political Networks of the Finnish Slavists
in 1921-1925
Als Erweiterung des Diskussionsraums, den die LGSch
bietet, wurden im vergangenen Jahr Kurzzeitstipendien
für Visiting Fellows ausgeschrieben. Eingeladen waren
folgende Personen, bei denen eine thematische, konzeptionelle und methodische Anbindung an die Themen der
LGSch gegeben war:
36
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Dr. Ilić, Angéla
Mainz/Budapest, Deutschland/Ungarn
1. Dezember 2011 – 31. März 2012
Thema: Versöhnungsarbeit oder Dialog? Die Unterstützung
des Demokratisierungsprozesses in Serbien durch die Kirchen
in Deutschland, 1999-2009
Skowronek, Thomas
Berlin, Deutschland
1. Dezember 2011 – 31. März 2012
Thema: Marktgestalten. Zur Poetologie ökonomischer Praktiken auf Kunstmärkten am Beispiel von Galerien in Polen und
Russland
Surman, Jan
Wien/Warszawa, Österreich/Polen
6. April – 6. Juni 2012
Thema: Wissenschaft und Übersetzung. Auswirkungen des
Sprachpurismus auf wissenschaftliche Produktion in Zentraleuropa im langen 19. Jahrhundert
Im Jahr 2012 fanden regelmäßige Kolloquien statt, in denen
die Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie die Visiting
Fellows über den Fortschritt ihrer Projekte berichteten sowie Sekundärliteratur diskutiert wurde. Ergänzend wurden
ein Workshop zur „Karriereentwicklung von wissenschaftlichem Nachwuchs“ und eine Master Class in Zusammenarbeit mit DAPRO unter Leitung von Miloš Havelka zum
Thema „Ost und West als kulturhistorische Konstrukte“
durchgeführt. Ein weiterer Workshop mit Stefan Michael
Newerkla wurde zum Thema „Sprache, Wissen und Translationsprozesse“ organisiert. Die Jahrestagung der LGSch
beschäftigte sich mit wandernden Konzepten der Wissenschaftsgeschichte unter dem Titel „Nomadic Concepts. Biological Concepts and Their Careers beyond Biology“. Sie
wurde im Oktober 2012 in Kooperation mit dem Department of History, Central European University in Budapest
organisiert und am Herder-Institut durchgeführt.
5.2.1 Zwei Mal Belarus oder Belarus 2.0?
Nationale Identitäts- und Geschichtsdiskurse in sozialen Medien
Bearbeitung: Konrad Hierasimowicz
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
(Herder-Institut),
Prof. Dr. Andreas Langenohl
(Justus-Liebig-Universität Gießen)
Projektleitende Perspektiven:
1) Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der
Ostmitteleuropaforschung
Das im Rahmen der Leibniz Graduate School for Cultures
of Knowledge in Central European Transnational Contexts
entstehende Dissertationsprojekt untersucht Diskurse und
Repräsentationen belarussischer Identität und Nationalgeschichte in den Neuen Medien. Wie in kaum einem anderen Land Europas ist das aus der nationalen Perspektive gedeutete geschichtliche Wissen in Belarus stark polarisiert:
Dem „östlich-russophil“ konnotierten offiziellen belarussischen Geschichtskanon widerstreben vernetzte Akteure
mit einer „westlich-europhilen“ Vision der Nationalgeschichte. Neue Medien rücken dabei als Diskursplattform
zunehmend ins Zentrum. Das Projekt untersucht, wie im
interaktiv und kollaborativ organisierten World Wide Web
identitätsstiftende Momente der Nationalgeschichte narrativ, diskursiv und (audio-)visuell inszeniert, rezipiert und
transferiert werden und welche Strategien bei Deutungskonflikten in dem allgemein zugänglichen vernetzten Medium zum Tragen kommen. Wird der Dualismus der Diskurslogiken im Neuen Medium aufgebrochen, verhärten
sich die Fronten oder formiert sich ein neues Dispositiv,
dessen Eigenschaften noch zu untersuchen sind?
Im Jahr 2012 wurden folgende Arbeitsschritte am Dissertationsprojekt veranlasst: intensive empirische Arbeit und
Verschriftlichung. Parallel dazu die Rezeption aktueller
kultur-, medien- und sozialwissenschaftlicher Publikationen zu den Neuen Medien. Mitarbeit am Projekt „Library Life“ an der Research Area 8 des GCSC (Gießen). Arbeit
an Artikeln und Rezensionen.
Vortrag: „Zwei Mal Belarus oder Belarus 2.0? Nationale Identitäts- und Geschichtsdiskurse in sozialen Medien“, Workshop
Screenshot mit Quellenmaterial zum Dissertationsprojekt
„Zwei Mal Belarus oder Belarus 2.0? Nationale Identitäts- und
Geschichtsdiskurse in sozialen Medien“
der ABDOS an der Leipziger Buchmesse 2012 zum Thema
„Nationale Minderheiten in Ost- und Südosteuropa – Informationspolitik und neue Medien“, Leipzig, 15. März.
Vortrag: „Vom ,wahren Daseyn‘ zur permanenten Betaversion? Wissen und soziale Identität im Zeitalter interaktiv vernetzter Medien am belarusischen Beispiel“, 41. Wissenschaftliche Arbeits- und Fortbildungstagung der ABDOS zum Thema
„Das Internet als Ort der wissenschaftlichen Information und
Diskussion“, Bayerische Staatsbibliothek München, 16. Mai.
5.2.2 Textualisierung und Kontextualisierung
von „Nation“ und „Staat“. Die kulturellen
und wissenschaftlichen Eliten als Wissensimporteure und Wissensexporteure in der
Slowakei von 1938 bis 1948
Bearbeitung: Stanislava Kolková M.A.
Betreuung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektleitende Perspektiven:
1) Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
2) Raum, Region, Identitäten
3) politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten
Der Fokus dieser Arbeit, welche im Rahmen der Leibniz
Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts entsteht, liegt in der Untersuchung der Dynamik der slowakischen Wissenseliten und
deren Rolle beim Transfer von politisch-gesellschaftlichen
Konzepten in den slowakischen Kontext in einer der kontroversesten Perioden der slowakischen Geschichte – der
Autonomie und der „Selbständigkeit“ von 1938 bis 1945
sowie der unmittelbaren Nachkriegszeit, von der Wiedereingliederung in die Tschechoslowakei im Jahr 1945 bis
zum Februarumsturz im Jahr 1948. Im Vordergrund der
Untersuchung steht die Frage, welche Nations- und Staats-
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
37
konzepte in der Slowakei von 1938 bis 1948 generiert und/
oder übernommen wurden und ob und wie diese Konzepte
in Kunst, Kultur und Wissenschaft reflektiert, rezipiert,
transformiert, repräsentiert und medialisiert wurden. Einen wesentlichen Aspekt bildet die Frage, aus welchen Wissenskulturen (z.B. Einflüsse aus dem deutschen, südosteuropäischen, evtl. baltischen Raum) die Konzepte rezipiert
wurden.
Transnationale Kultur- und Wissenschaftsverflechtungen
haben auf den Transfer und die Rezeption neuer Ideen
Einfluss genommen. Dabei kam den kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Akteuren dieses Transfers eine
wesentliche Rolle zu: Eliten verfügen in den gesellschaftlichen Systemen über Schlüsselfunktionen und sind für
die soziale Stabilität verantwortlich. Besonders in politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten wird von der
Elite erwartet, als Stützen der Gesellschaft zu fungieren,
Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme zu finden,
neue Perspektiven anzuzeigen und neue Wege zu schaffen, weil eben Eliten über das erforderliche ökonomische,
politische, soziale wie auch kulturelle Kapital verfügen
sollten.
Die Kunst arbeitet dabei wesentliche Momente gesellschaftlicher Entwicklung mit besonderer Sensibilität heraus und
zusammen mit den geisteswissenschaftlichen Fächern wie
der Literaturgeschichtsschreibung oder Geschichte sollte
sie v.a. in einem autoritären System einen „nationalen
Auftrag“ erfüllen. Deshalb ist es gerade in den geisteswissenschaftlichen Fächern sinnvoll, die Einflüsse und Wahrnehmung „fremder Importe“ zu beobachten. Zudem sind
beide Wissenseliten bei der Formulierung neuer Konzepte
erforderlich, da dies einen spezifischen und strukturierten
Umgang mit Wissen voraussetzt. Innerhalb der Wissenseliten sind verschiedene Gruppierungen festzustellen, anhand derer sich die unterschiedlichen Diskurse zu Nation
und Staat nachverfolgen lassen.
Die Arbeit im Berichtszeitraum konzentrierte sich auf weitere Literaturrecherchen zu Nations- und Staatskonzepten,
Wissenssoziologie und Transfer sowie deren Auswertung.
Darüber hinaus wurden weitere Archiv- und Bibliotheksaufenthalte durchgeführt (Februar-März: in der Nationalbibliothek in Martin, Dezember: Universitätsbibliothek in
Bratislava). Während dieser Aufenthalte wurden die Zeitschriften wie z.B. Slovák [Der Slowake], Nové slovo [Neues
Wort] usw. durchgesehen, welche für das Projekt von großer Relevanz sind.
Um das Profil der Eliten zu erstellen, wurden ca. 180 Personen in die Auswertung aufgenommen, welche den kulturellen und wissenschaftlichen Eliten zuzuordnen sind.
Für die weitere empirische Untersuchung wurde jedoch
die Zahl der ausgewählten Personen auf 30 begrenzt. Bei
der Auswahl wurde auf eine angemessene institutionelle/
regionale Verteilung geachtet, d.h. auch diejenigen Gruppen ausgewählt, die in anderen kulturellen, wissenschaft-
38
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
lichen und Verwaltungszentren außerhalb der Hauptstadt
Bratislava tätig gewesen sind, die wichtig bzw. auffallend
sind oder sich an der Schnittstelle zwischen zwei Eliten –
in diesem Fall zwischen der kulturellen oder wissenschaftlichen und politischen Elite – bewegten wie z.B.: Tido J.
Gašpar, Valentín Beniak, Daniel Rapant und weitere.
Vortrag: „Die Zips im kulturellen und wissenschaftlichen Diskurs in der Slowakei von 1945 bis 1948“, Konferenz: „Region –
Staat – Europa. Regionale Identitäten unter den Bedingungen
von Diktatur und Demokratie in Mittel- und Osteuropa“,
Slowakische Botschaft Berlin (organisiert vom Europäischen
Netzwerk Erinnerung und Solidarität), 19.-20. April.
Projektpräsentation: „Textualisierung und Kontextualisierung
von ,Nation‘ und ,Staat‘. Die kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Wissensimporteure und Wissensexporteure
in der Slowakei von 1938 bis 1948“, DAAD-Sommerseminar:
„Intellektuelle Eliten in Ost- und Westeuropa in Geschichte
und Gegenwart“, Universität Passau, 7.-12. Mai.
Projektpräsentation: „Textualisierung und Kontextualisierung
von ,Nation‘ und ,Staat‘. Die kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Wissensimporteure und Wissensexporteure
in der Slowakei von 1938 bis 1948“, „Deutsche – Tschechen
– Slowaken im mitteleuropäischen Kontext“, Tagung der
Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission, Slovenská akadémie vied Bratislava, 12. Oktober.
5.2.3 Erzwungene Migration polnischer
Intellektueller nach dem März 1968 –
Eine Reise in die Denkfreiheit?
Bearbeitung: Kinga Kuligowska M.A.
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
Das Dissertationsprojekt wird seit April 2011 im Rahmen
der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in
Central European Transnational Contexts bearbeitet. Gegenstand ist die Untersuchung der Emigration polnischer
Intellektueller in die westlichen Länder nach den Märzereignissen von 1968. An dem Beispiel einzelner Wissenschaftler soll gezeigt werden, welchen Einfluss Emigration
auf wissenschaftliches Arbeiten und Erkenntnisgewinnung
haben kann. Wichtige Aspekte des Dissertationsprojekts
bilden die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen
Funktionen, die die Emigranten im Ausland übernahmen,
ihre Konfrontation mit anderen Wissenschaftskulturen
und -betrieben wie auch die Prozesse der Integration oder
Isolation in einem neuen akademischen Umfeld. Dabei
spielt das Selbstverständnis der Wissenschaftler eine zentrale Rolle: Betrachteten sie sich als Vermittler zwischen
Ost und West, sahen sie sich als Außenseiter oder identifizierten sie sich stärker mit der Aufnahmegesellschaft als
mit ihrer polnischen Heimat? In diesem Zusammenhang
müssen Kontinuitäten und Brüche in der theoretischen Arbeit der Emigranten reflektiert und in eine vergleichende
Analyse wissenschaftlicher Diskurse in der Volksrepublik
Polen und in den Aufnahmeländern eingebettet werden.
Die Erfahrung der Emigration und ihre Bedeutung für wissenschaftliches Schaffen bilden den Schwerpunkt dieser
Dissertation.
Kinga Kuligowska war im Zeitraum vom 1. August 2011
bis 31. Mai 2012 von der Leibniz Graduate School für ein
Stipendium des DAAD freigestellt, um an der University of
Illinois at Urbana-Champaign (USA) zu unterrichten. Sie
wurde am 1. Juni 2012 wieder in die LGSch aufgenommen.
5.2.4 Zwischen „reiner“ Wissenschaft und
ökologischem Alarmismus?
Anläufe zur Institutionalisierung
internationalen forstwissenschaftlichen
Austauschs im Nord- und Ostseeraum
während des 19. Jahrhunderts
die forstliche Statistik, das Forstversuchswesen und die
Schutzwaldfrage. Angesichts des stark steigenden Holzverbrauchs begann in den 1880er Jahren eine Debatte um
eine vermeintliche oder tatsächlich drohende „Holznot“
in Europa. Wissenschaftler erhofften sich von genaueren
statistischen Daten eine klare Prognose über die zukünftige Holzversorgung und von Schutzwaldmaßnahmen eine
Abwehr der zunehmenden ökologischen Schäden (Bodenerosion, Überschwemmungen usw. in Folge von Kahlschlag). Obwohl zahlreiche Diskutanten internationale
Organisationen zur Bearbeitung der Statistik-Frage und der
Schutzwald-Frage forderten, gelang eine grenzübergreifende Institutionalisierung abseits der aufgeregten Debatten
1892/93 mit der Gründung des „Internationalen Verbands
forstlicher Versuchsanstalten“ (heute „International Union
of Forestry Research Organizations“, IUFRO).
Diese Entwicklung hatte mehrere Ursachen: Der steigende
Holzverbrauch schlug sich räumlich in verschiedener Weise auf Europas Wälder nieder. Der Holzbedarf der sich
industrialisierenden Zentren in West- und Mitteleuropa
wurde mit billigem nordeuropäischem Holz befriedigt. In
Skandinavien und Nordrussland waren daher Kahlschlag
Bearbeitung: Dr. Christian Lotz
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
Im Jahr 2012 sind die bereits zusammengetragenen Archivmaterialen gesichtet und gegliedert worden. Darüber hinaus besuchte Dr. Christian Lotz erneut Archive und Bibliotheken in Berlin, Eberswalde und Tharandt. Im Zuge
dieser Recherchen konnte die Fragestellung des Projekts
konkretisiert werden, und zwar: 1) Welche Themen und
Probleme beherrschten den internationalen forstwissenschaftlichen Austausch während des 19. Jahrhunderts in
Europa? 2) Für welche Problemlösungen strebten Forstwissenschaftler die Einrichtung internationaler Organisationen an? Welche Vorschläge hatten Erfolg, welche scheiterten, und weshalb? 3) Welche Wechselwirkungen zeigten
sich zwischen räumlichen und ökologischen Dimensionen
des steigenden Holzverbrauchs im Zuge der Industrialisierung einerseits und den forstwissenschaftlichen Debatten
und Anläufen zur internationalen Organisationsbildung
andererseits?
Im Wesentlichen beherrschten drei Themen den Austausch
auf internationalen forstwissenschaftlichen Kongressen:
Carl Metzger: Planung für eine forstliche Erkundungsreise nach
Nordfinnland, 1906, Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
39
und ökologische Folgen mit Händen zu greifen. Demgegenüber war mitteleuropäisches Holz nun für viele Zwecke
zu teuer. Der Nutzungsdruck auf die Wälder in den deutschen und französischen Mittelgebirgen ließ also nach.
Den deutschen und teilweise auch den französischen Wissenschaftlern, die tonangebend und zahlenmäßig stark im
internationalen Austausch vertreten waren, standen folglich die ökologischen Auswirkungen des steigenden Verbrauchs weit weniger vor Augen als den skandinavischen
Kollegen. Die Deutschen forcierten daher erfolgreich den
„rein“ wissenschaftlichen Austausch durch die Vernetzung
von Versuchsflächen in der IUFRO, wohingegen das Drängen nach internationaler Koordination ökologischer Maßnahmen ins Hintertreffen geriet.
Neben den Recherchen in Archiven und Bibliotheken hat
Dr. Christian Lotz im Jahr 2012 mehrere internationale Tagungen, Workshops und Kolloquien besucht und dort sein
Projekt zur Diskussion gestellt, so unter anderem auf der
Jahrestagung der Royal Geographical Society in Edinburgh
(Juli 2012) und der Konferenz „Negotiating Space, Arranging the Land“ in Oslo (Dezember 2012).
Vortrag: „Experten an den Grenzen der Imperien. Erkundungsreisen forstwissenschaftlicher Experten nach Nordeuropa und die Zukunftsplanungen zur Nutzung europäischer
Holzressourcen (1870-1914)“, Konferenz „Weltgestalter und
Welterklärer. Experten in der technischen Moderne“, Dresden, 18./19. März.
Vortrag: „Debating and Transforming Forestry. Calculating
Future Prospects of Timber Supply in the Baltic and North
Sea Regions, 1850-1914“, Royal Geographical Society, Annual
Conference 2012, Session „Geography, Science and Machines
c. 1750-1960“, Edinburgh, 3.-5. Juli.
Vortrag: „Economic and Ecological Issues of the Extension of
the Timber Trade in the Baltic and North Sea Regions, 18501914“, Konferenz „Trading Environments. Commercial Knowledge and Environmental Transformations“, München, 1.-3.
August.
Vortrag: „Mapping Timber Resources. Transformations of Surveying and Mapping in Northern Europe during the Age of
Industrialization“, Konferenz „Negotiating Space, Arranging
the Land“, Oslo, 7.-9. Dezember.
5.2.5 Territorialisierungsprojekte und Geopolitik
in Nordosteuropa 1890-1939
Bearbeitung: Tomaš Nenartovič
Betreuung:
Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
(Justus-Liebig-Universität Gießen)
Projektleitende Perspektiven:
1) Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der
Ostmitteleuropaforschung
3) Raum, Region, Identitäten
Das Projekt wird seit Juni 2011 an der Leibniz Graduate
School for Cultures of Knowledge in Central European
Transnational Contexts betrieben. Es widmet sich dem
geografischen Expertenwissen und der Nationalisierung
des Wissens sowie deren Nutzung für politische Ziele. Ein
besonderer Fokus liegt dabei auf der umstrittenen Kontaktzone des polnisch-litauisch-belarussisch-russisch-deutschjüdischen Überschneidungsraums der Kulturen während
der Zwischenkriegszeit. Das Gebiet könnte zur besseren
Orientierung als Wilnagebiet bezeichnet werden, da verschiedene Namen sowie unterschiedliche räumliche Begrenzungen des Gebietes existieren. Als Hauptquelle zur
Bearbeitung der Fragestellung dienen Karten. Geografen,
Geophysiker, Geologen, Ethnografen und andere Wissenschaftler spielten und spielen immer wieder eine zentrale
Rolle bei der Bildung und Entwicklung von Nationen. In
ihren Darstellungen und Arbeiten zur Geografie, Ethnografie usw. beschreiben sie ihren Untersuchungsgegenstand in fest umrissenen Grenzen oder bestimmen sogar
mit Hilfe von Medien wie Karten, Schulbüchern, Atlanten
etc. Grenzen selbst. Gerade im späten 19. und 20. Jahrhundert ist ein besonderer Einfluss des Expertenwissens bei
der Begründung und Legitimierung nationaler Ansprüche in Nordosteuropa zu beobachten. Wichtig ist auch die
Berücksichtigung nationaler, sprachlicher und religiöser
Identitätsargumente, die geografisch-kartografisch benutzt
wurden, denn die Großregion Nordosteuropa war ein
Grenzgebiet der katholisch-orthodox-hebräischen Glaubensrichtungen sowie der baltisch-slawisch-germanischen
nationalen Interessen. Daher ist eine transnationale Perspektive unabdinglich, um die geopolitischen Diskurse
nachzeichnen und diese vergleichend interpretieren zu
können.
Das Thema geopolitischer Argumentationen und Expertenkulturen ist meistens in jeder nationalen Historiografie separat behandelt worden. Deswegen erfolgt nicht
nur die Quellensuche und Bibliografieerstellung, sondern auch die Auswertung der aktuellen Forschungen
zum Thema in Polen, Litauen, Belarus, Deutschland und
Russland.
40
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Im Januar und März 2012 erfolgte ein erster Archivaufenthalt in der Abteilung seltener Drucke an der Universität Vilnius sowie in der Litauischen Nationalen Martynas
Mažvydas Bibliothek.
Vortrag: „Territorialisierungsprojekte und Wissenschaftspolitik in der multikulturellen polnisch-litauisch-belarussischen
Kontaktzone um Wilno/Vilnius 1923-1939“, Oberseminar
Osteuropäische Geschichte, Justus-Liebig Universität in Gießen, 17. April.
Vortrag: „Territorial Concepts and Geopolitics in Northeastern Europe 1890-1939“, The Global Baltics: The Next Twenty
Years, The 23rd biannual conference of the Association for the
Advancement of Baltic Studies (AABS), University of Illinois,
Chicago, 26.-28. April.
Vortrag: „Territorial Concepts and Geographical Knowledge
in Northeastern Europe 1890-1939“, Konferenz „Fifth CRCEES
Research Forum“, Glasgow, 17. Mai.
Vortrag: „Territorialisierungsprojekte und Geopolitik in Nordosteuropa 1890-1939“, Kolloquium der Leibniz Graduate
School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, Herder-Institut, Marburg, 2. Oktober.
5.2.6 Die neuzeitliche Residenzarchitektur in der
Neumark
Bearbeitung: Dominika Piotrowska
Betreuung:
Prof. Dr. Jan Harasimowicz
(Universität Wrocław/Breslau)
Projektleitende Perspektiven:
1) Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
2) bild- und medienwissenschaftliche Zugänge in der
Ostmitteleuropaforschung
In diesem Dissertationsprojekt werden im Rahmen der
Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in
Central European Transnational Contexts die Objekte
der Residenzarchitektur (Schlösser und Herrenhäuser) erforscht, die in der Neumark von 1535 bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts errichtet wurden. Die wichtigsten Aspekte
der Forschung bilden die Fragen, wie die westeuropäische
„Wohnkultur“ die Neumark erreicht hat und wie der Wissens- und Ideentransfer zwischen der Neumark, ihren
Grenzgebieten und den großen europäischen Kulturzentren verlaufen ist.
Im Berichtszeitraum wurde ein fast vollständiger Denkmalkatalog mit den Objekten der Residenzarchitektur erstellt. Zu jedem Schloss bzw. Herrenhaus wurde eine Be-
Johanniter-Ordensschloss Sonnenburg (Neumark), Bildarchiv,
Postkartensammlung (Inv.-Nr. 195075)
schreibung hinzugefügt, die eine verkürzte Geschichte der
Residenz, der mit ihr verbundenen Personen (Bauherren,
Architekten) und eine architektonische Beschreibung enthält. Die Residenzen aus den Kreisen Arnswalde, Landsberg/Warthe, Soldin, West- und Oststernberg, Dramburg,
Friedeberg und Schievelbein wurden im Jahr 2012 ausführlich beschrieben. Zusätzlich wurde die Forschung während
der Archiv- und Bibliotheksrecherchen (Herder-Institut
für historische Ostmitteleuropaforschung Marburg, Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam, Staatsbibliothek Berlin, Ämter für Denkmalpflege in Szczecin, Zielona
Góra, Gorzów Wielkopolski, Landesarchiv NRW Abteilung
Westfalen) um weitere ikonografische Materialien wie Archivfotografien, Pläne, Postkarten und Abzeichnungen
bereichert. Außerdem fanden weitere Forschungen vor Ort
statt, während deren die Residenzen im ehemaligen Kreis
Oststernberg untersucht worden sind.
Die vorhergehenden Arbeiten erlaubten die Ergänzung des
Denkmalkatalogs um Residenzen aus den weiteren Kreisen
– Cottbus und Züllichau (für Januar 2013 vorgesehen).
Dank dem vollständigen Katalog ist ein komplexer Blick
auf die Residenzarchitektur in der Neumark und die Beantwortung der folgenden Fragen möglich: Wie hat sich in der
Neumark die Wahrnehmung des Begriffs „Residenzarchitektur“ im Laufe der Geschichte verändert? Was eigentlich
war eine Residenz und welche Funktion sollte sie erfüllen?
Da das Projekt auch auf den Begriff der Wissensgeschichte
gründet, stehen die Umdeutung und Redefinierung des Begriffs „Residenzarchitektur“ sowie dessen sich verändernde
Deutung im Mittelpunkt der Analyse. Da die Bild- und
Quellenmaterialien sowie entsprechende Literatur bereits
zusammengetragen sind, kann Ende Januar die Schreibphase der Dissertation beginnen.
Ein weiterer Teil der Arbeit hat einen stärker kunsthistorischen Charakter. Hier wird der Kunsttransfer aus anderen
europäischen Ländern (Italien, Niederlande, Frankreich,
England) sowie aus den Grenzgebieten (Schlesien, Pommern, Sachsen, Kurmark) auf das Gebiet der Neumark
analysiert. Wie ist dieser Transfer verlaufen und in welcher
Weise hat er sich visualisiert? Wurden die fremden Muster
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
41
nur kopiert oder kann man über eine selbstständige „neumärkische Architektur” sprechen? Um auf diese Fragen
antworten zu können, wurden neun Architekturobjekte
aus dem Katalog ausgewählt und einer vertieften Analyse
unterzogen, und zwar die Schlösser in Küstrin, Crossen an
der Oder, Sonnenburg, Lagow, Tamsel und die Herrenhäuser in Kemnath, Trebichow, Herzogswalde und Gleissen.
Küstrin/Kostrzyn, Nowa Marchia/Neumark, Województwo
Lubuskie/Wojewodschaft Lebus. Heft 9 der Reihe Schlösser
und Gärten der Neumark – Zamki i ogrody Nowej Marchii,
Berlin 2012.
Vortrag: „Schloss Ballenstedt“, IX. Deutsch-Polnisches Blockseminar Wrocław-Halle-Siegen, Gernrode/Wernigerode,
„Land – Konfession – Frömmigkeit: Harz und Anhalt“, 28. Mai
– 2. Juni.
Projektvorstellung: „Die neuzeitliche Residenzarchitektur in
der Neumark“, 2. Doktorandenforum der Sektion A der Leibniz-Gemeinschaft, Mainz, 10.-11. September.
Vortrag: „Aneignungsprozesse des ,fremden‘ Kulturerbes
nach 1945, gezeigt am Beispiel der neuzeitlichen Residenzarchitektur in der Neumark“, 20. Tagung des Arbeitskreises
deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger „Kulturerbe und Aneignungsprozesse in deutsch-polnischen Kontakträumen – Motivationen, Realitäten, Träume“,
Frankfurt/Oder – Słubice, 26.-29. September.
5.2.7 „Wie klärt man auf?“ Hygienepopularisierung in der Provinz Posen – Akteure,
Strategien und Problematisierung sozialpolitischer Themen
Bearbeitung: Justyna A. Turkowska M.A.
Betreuung:
Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
(Justus-Liebig-Universität Gießen);
Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektleitende Perspektiven:
1) Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
2) Raum, Region, Identitäten
„Einer der wichtigsten Aspekte der heutigen medizinischen
Wissenschaft ist ohne Zweifel ihre Popularisierung“, plädierte Professor Pank auf dem X. Kongress der polnischen
Ärzte und Naturwissenschaftler in Lemberg (zitiert nach
Gantkowski in: Nowiny Lekarskie (1907), 10, S. 575). Diese Aussage, die von den meisten zeitgenössischen Wissenschaftlern geteilt und bekundet wurde, kann man nicht
nur auf die Medizin, sondern vor allem auf die sich in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als eine separate und
42
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Quellenbeispiel für das Dissertationsprojekt „‚Wie klärt man
auf?‘ – Hygienepopularisierung in der Provinz Posen – Akteure,
Strategien und Problematisierung sozialpolitischer Themen“
leitende Wissenschaft profilierende Hygiene anwenden,
die zusammen mit der Wissens-/Wissenschaftspopularisierung im Fokus dieses vorzustellenden Projekts steht.
Diese im Rahmen der Leibniz Graduate School seit 2010
geförderte und an der Justus-Liebig-Universität Gießen zu
schreibende Dissertationsarbeit untersucht, fragend nach
den Popularisierungskonzepten und -strategien, den Wissenstransfer von sozialhygienischem Wissen sowie dessen
Vermittlung in der preußischen, deutsch-polnisch geprägten Provinz Posen im Zeitraum der 80er Jahre des 19.
Jahrhunderts (verstärkte Popularisierung der sozialhygienischen Themen in der Öffentlichkeit; erste Hygieneausstellungen) bis hin zum Ende des Ersten Weltkriegs. Die
Popularisierung der als die größten Volksgefahren problematisierten sozialhygienischen Themen (Alkoholismus,
Geschlechtskrankheiten, Tuberkulose, Säuglingssterblichkeit), die hier als ein interaktiver Prozess der Vermittlung
und nicht als reine Vereinfachung des epistemischen Wissens zu verstehen ist, wird als ein Test für und gleichzeitig
als Spiegelung der medialen aufklärerischen Vermittlungskonzepte verstanden, anhand derer man die Inszenierung
und Politisierung der Wissenschaft sowie die Verwissenschaftlichung der Politik beobachten kann.
Nachdem in dem ersten Bearbeitungsjahr eine methodische und theoretische Kontextualisierung der Arbeit
erfolgt, der Quellenkorpus bestimmt und die ersten
schriftlichen Materialien gesichtet worden waren, standen im Berichtsjahr die darauf folgenden Arbeitsschritte
der Ergänzung und Vervollständigung der Quellenbasis,
der Überprüfung der konzeptionellen Einbindung sowie
der Bestimmung der zentralen Themen und Schlüsselbegriffe im Vordergrund. Dabei wurden beispielsweise
die wichtigsten, sich der Hygienepopularisierung verschriebenen Institutionen und Akteure (wie u.a. das Hygiene Institut, hygienische Vereine, Ärzteschaft) sowie die
von ihnen angewandten Veranschaulichungsmethoden
(u.a. Ausstellungen, Vortragsreihen, Kongresse, Kundgebungen, Merkblätter) herausgearbeitet, kontextualisiert
und in Bezug auf ihre wissensprägende Signifikanz überprüft. Ferner wurden dank mehrerer Forschungsaufenthalte die wichtigsten Materialien und Dokumente gesichtet bzw. erschlossen (u.a. aus den Staatsarchiven in
Poznań/Posen, Bydgoszcz/Bromberg und Gniezno/Gnesen; aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin; aus dem Bundesarchiv Berlin; aus dem
Archiv der Universitätsbibliothek in Posen). Dank der
bislang ausgewerteten Quellen wurde eine Systematisierung der sozialhygienischen Diskurse der untersuchten
Region vorgenommen und die verschiedenen Ebenen
des Austauschs und des Wissenstransfers rekonstruiert.
Die ersten Ergebnisse wurden teilweise verschriftlicht,
teilweise auf mehreren Konferenzen zur Diskussion gestellt und überprüft.
Vortrag: „In the Name of Hygiene: Hygiene Institute in Posen
between Political Expectations and Scientific Standards“,
Workshop „Public Hygiene in Central and Eastern Europe,
1800-1940“, Institut für Geschichte der Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, 13.-15. Januar.
Vortrag: „,Wenn der Volkskörper in Gefahr ist‘ – Hygienische
Erziehung in der Provinz Posen um die Jahrhundertwende“,
Jahrestagung des Deutschen Geschichtsvereines des Posener
Landes e.V. (DGV), Posen in Medingen, 10. Februar.
Vortrag: „The Same Direction, Different Ways – the AntiAlcohol Popularization in the Prussia Province of Posen“,
Conference „Fighting Drink, Drug and Venereal Diseases:
Global Anti-Vice Activism (ca. 1870-1940)”, Monte Verita
1.-4. April.
Vortrag: „Sexual Transmitted Diseases between Gender and
Ethnicity in the Province of Posen: German-Polish Debates
about National Revival“, Conference „Health, Culture and the
Body 2”, Istanbul University Doctorate Halls-Beyazit, Istanbul, 13.-15. September.
Vortrag: „Biopolitics of Venereal Diseases in the Province of
Posen (1902-1918)“, CLASH – Cultural, Literary and Social
Hybridity Conference, Uniwersytet im. Adama Mickiewicza in
Poznań, Poznań, 7.-8. Dezember.
Vorstellung des Dissertationsprojekts: Inneres Kolloqium, Institut für Geschichte der Medizin, Justus-Liebig-Universität
Gießen, Gießen, 10. Dezember.
5.2.8 Die Entstehung von Ludwik Flecks Wissenschaftstheorie in der Wissenskultur der
Lemberger Moderne
Bearbeitung: Dr. des. Sylwia Werner
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
Die im Zentrum von Ludwik Flecks Epistemologie
stehenden ethnologischen Motive sowie deren Ausbildung und Wanderung im Lemberger wissenskulturellen
Milieu wurden im Verlauf des letzten Jahres detailliert nachverfolgt. Dadurch wurden bislang unerkannt
gebliebene Verbindungslinien im „Denkverkehr“ zwischen west- (Paris-Wien) und osteuropäischen (KrakauLemberg) Wissensorten sichtbar. Zudem wurden Verflechtungen mit anderen Wissenssträngen Lemberger
Provenienz, insbesondere aus der Zoologie (hier Insektenund Affenforschung) und der Psychiatrie, erkennbar, die
ebenfalls wie Fleck relativistische Wahrnehmungs- bzw.
Wirklichkeitsauffassungen postulierten. Diese gilt es demnächst zu untersuchen. Mit dem Abschluss der Edition
„Ludwik Fleck. Denkstile und Tatsachen. Gesammelte Schriften und Zeugnisse“ konnte zudem eine wichtige Grundlage
für jedwede weitere Forschung zu Fleck und seinem Umfeld geschaffen werden.
Im Verlauf des letzten Jahres konzentrierte sich die Projektbearbeitung hauptsächlich auf die Untersuchung des
Lemberger Milieus. Hierbei galt es zunächst das medizinisch-wissenschaftliche Umfeld von Ludwik Fleck ausfindig zu machen und es auf theoretisch-methodologische
Zusammenhänge zu überprüfen. Dadurch wurden bislang
unerkannt gebliebene Verbindungslinien im ,Denkkollektiv‘ der Lemberger Mediziner sichtbar und ein traditionsreiches relativistisches Verständnis der Wirklichkeitswahrnehmung erkannt.
Darüber hinaus wurden ästhetische sowie kulturtheoretische Verbindungen zwischen Wissenschaft und Kunst
verfolgt und die komplexen Entwicklungslinien in der jeweiligen Disziplin im Hinblick auf eine Wahrnehmungstheorie ausdifferenziert.
Des Weiteren wurde im Wintersemester 2012/2013 im
Fachbereich Sprache, Literatur, Kultur am Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen ein Prosemi-
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
43
nar zum Thema: „Elias Canettis Die Blendung und die Krise
des Romans in der Moderne“ durchgeführt.
im Otto- und Novecento“, Kunsthistorisches Institut – Max
Planck-Institut, Florenz, 17. September.
„Einleitung“ zum Band: Der Betrachter ist im Text! Kunstrezeption in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hrsg.
von Sylwia Werner, Berlin 2012.
Vortrag: „Elias Canettis Die Blendung und die Krise des Romans in der Moderne“, Institut für Germanistik, Peking Universität, Peking, 12. Oktober.
Der Leser als Betrachter. Zur Funktion von Bildern in Elias Canettis Werk, in: Der Betrachter ist im Text. Kunstrezeption in
der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hrsg. von Sylwia
Werner, Berlin 2012.
Der Betrachter ist im Text! Kunstrezeption in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, hrsg. von Sylwia Werner, Berlin
2012.
Vortrag: „Die Entstehung von Ludwik Flecks Wissenschaftstheorie im Kontext der Lemberger Moderne. Plurale Wirklichkeitsentwürfe in Wissenschaft, Philosophie, Literatur und
Kunst“, Kolloquium der Leibniz Graduate School for Cultures
of Knowledge in Central European Transnational Contexts,
Herder-Institut, Marburg, 8. Februar.
Vortrag: „Gestaltsehen und -denken. Ludwik Flecks Theorie
der Art-Fakte“, Kulturwissenschaftliches Kolloquium, Universität Luzern, Luzern, 21. März.
5.3
Forschungsvorhaben einzelner
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Satzungsgemäß betreibt das Herder-Institut auch eigene
programmgebundene Forschungsvorhaben, die neben Verbundprojekten, Quelleneditionen und wissenschaftlichen
Grundlagenwerken (Handbücher) auch längerfristige Forschungsprojekte einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassen. Der Akzentuierung dieser Vorhaben dienen
auch die fünf „Projektleitenden Perspektiven“ des HerderInstituts.
5.3.1 Kommunale Verwaltung und nationale
Bewegungen in einer Vielvölkerstadt.
Lemberg im 19. Jahrhundert
Bearbeitung: Dr. Heidi Hein-Kircher
Vortrag: „Von Ameisen, Affen und Menschen. Betrachtungen fremder Welten im Lemberg der Zwischenkriegszeit“, Internationaler Workshop „Lemberg/Ľviv/Lwów um
1900 – Aktuelle Forschungen“, Herder-Institut, Marburg,
18. April.
Vortrag: „Relativistische Wahrnehmungskonzepte in der Lemberger Moderne“, Internationaler Workshop „Gestalt und
Ritus. Ludwik Fleck im Kontext der Ethnologie und Gestaltpsychologie seiner Zeit“, Universität Konstanz, 4. Mai.
Vortrag: „Die Lemberger Schule der Medizin. Von Władysław
Szumowski zu Ludwik Fleck“, Institut für Geschichte der
Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen, 4. Juni.
Projektleitende Perspektiven:
1) politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten
2) Raum, Region, Identitäten
In dem Forschungsvorhaben wird die Verwaltungsgeschichte der galizischen Hauptstadt Lemberg von 1772
bis 1914 untersucht, da in der städtischen Verwaltung die
Grundlagen für die Entwicklung von einer im Zerfall begriffenen Stadt zu einer multikonfessionellen und multiethnischen Metropole gesehen werden. Der Fokus wird auf
Vortrag: „Science oder Fiction? Stanisław Lems Erzählwerk im
Lichte seiner Philosophie der Technik“, 1. Internationale Tagung zur Trivial- und Unterhaltungsliteratur, Universidad de
Sevilla, 29. Juni.
Vortrag: „Experimentalräume. Fiction in Science: Stanisław
Lem liest Ludwik Fleck“, Sommerakademie „Das Experiment
in Wissenschaften und Künsten“ (Sektion: „Orte und Räume
des Experiments“), 26.08.-1.09.2012, Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK), Maria Taferl,
28. August.
Vortrag: „,Oh, wenn ich doch vergessen könnte…!‘ Die Arbeit
am ,Mythos Florenz‘ in der Kulturgeschichtsschreibung des
19. Jahrhunderts (von Stendhal zu Burckhardt)“, Studienkurs
„,Gegenbild – Abbild – Lichtbild‘. Florenz und die Toskana
44
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Lemberg Anfang des 20. Jahrhunderts, Bildarchiv, Postkartensammlung (Inv.-Nr. 119011)
das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts gelegt, weil sich in
dieser Phase drei grundlegende Entwicklungen überlagerten, die wesentlich für die Fragestellung des Projekts sind:
Neben dem Erreichen der Autonomie wurden angesichts
der sozialen, hygienischen und infrastrukturellen Herausforderungen notwendige Modernisierungen durchgeführt
und die städtische, nun polonisierte Verwaltung vor die
politischen und kulturellen Herausforderungen der sich
verstärkt entwickelnden nationalen Bewegungen gestellt.
Ziel ist, eine integrale Stadtgeschichte Lembergs aus Perspektive der städtischen Verwaltung zu verfassen. Über die
reine Verwaltungsgeschichte hinausgehend werden daher
Aspekte des kommunalen Zusammenlebens verschiedener
Konfessionen und Ethnien in ihren organisatorischen, d.h.
rechtlich-administrativen Grundlagen erforscht. Im Rahmen der Rotationsstelle wird seit September das Projekt intensiv bearbeitet, so dass angestrebt wird, das Projekt Ende
2013 abzuschließen.
Jewish Pariticipation in the Lemberg Local-Self-Government:
The Provisions oft the Lemberg Statute of 1870, in: SimonDubnow-Institut Jahrbuch/Yearbok 10 (2011) (erschienen im
Jan. 2012), S. 237-254.
Vortrag: „Kommunalpolitische Prägungen kulturellen Lebens
in Lemberg um 1900“, Internationaler Workshop „Lemberg/
Ľviv/Lwów um 1900 – Aktuelle Forschungen“, Herder-Institut, Marburg, 18. April.
Vortrag: „Recent Studies on Urban History in East Central
Europe.“, The First Conference of Baltic Urban History „Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“, Universität Lettlands, Rīga, 11. Oktober.
Kanzlei. Der Untersuchungsraum dieses Projekts umfasst
mit dem Gebiet der Bistümer des südlichen Ostseeraums
(Lübeck, Ratzeburg, Schwerin, rügischer Teil von Roskilde, Cammin, die preußischen Bistümer Kulm, Pomesanien, Ermland und Samland sowie die livländischen
Bistümer Riga, Kurland, Ösel-Wiek, Dorpat und Reval)
Territorien, die einen deutlichen Kommunikationszusammenhang aufweisen. Zeitlich setzt die Untersuchung
mit dem gehäuften Auftreten öffentlicher Notare im dritten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts ein und soll im ersten
Viertel des 16. Jahrhunderts (Reichsnotariatsordnung von
1512, Durchsetzung der Reformation) schließen. Über
die traditionelle Methodik der Arbeiten zum öffentlichen
Notariat hinausgehend sollen Erkenntnismöglichkeiten
eröffnet werden, eine Gruppe des niederen Klerus in ihrer
kirchen-, sozial- und landesgeschichtlichen Bedeutung zu
konturieren.
Dr. Norbert Kersken ist bis Ende Juni 2013 beurlaubt und
am Deutschen Historischen Institut in Warschau tätig.
5.3.3 Vermittler erwünschten und Hüter
unerwünschten Wissens – das Bibliothekswesen Lettlands, Polens und der Tschechoslowakei zwischen 1945 und 1989/90
Bearbeitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive
5.3.2 Das öffentliche Notariat im südlichen
Ostseeraum
Bearbeitung: Dr. Norbert Kersken
Projektleitende Perspektive:
Wissenskulturen und transnationaler
Wissenschaftsdialog in historischer
Perspektive.
Das öffentliche Notariat repräsentiert einen wichtigen
Bereich der Entwicklung der Privaturkunden. Entstanden
im Bereich der geistlichen Gerichtsbarkeit, löste es sich
allmählich aus dieser Bindung und wurde zu einem allgemeinen Rechtsinstitut. Die öffentlichen Notare nördlich der Alpen haben die Notarstätigkeit fast durchweg als
Nebentätigkeit betrieben. Ihr paralleler oder konsekutiver
Tätigkeitsbereich lag in einer Reihe von Feldern sowohl im
geistlichen Bereich in der Bistumsverwaltung als auch im
weltlichen Bereich in einer herzoglichen oder städtischen
Der größtmöglichen Zahl von Bibliotheksnutzerinnen und
-nutzern ohne Ansehen der Person den umfassendsten und
schnellstmöglichen Zugang zu Information und Wissen
jeglicher Art zu ermöglichen ist das Leitbild bibliothekarischer Tätigkeit in einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft.
Welche Rolle Bibliotheken und Bibliothekare in autoritär oder diktatorisch regierten und damit auch nicht dem
freien und ungehinderten Zugang zu Information und
Wissen verpflichteten Gesellschaften gespielt haben, ist
für das nationalsozialistische Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten in einiger Tiefe erforscht worden,
entsprechende Untersuchungen für die ost- und ostmitteleuropäischen Volksdemokratien sind jedoch rar. Dies
gilt umso mehr für vergleichende Untersuchungen. Insofern verspricht das Forschungsprojekt zur Funktion von
Bibliotheken und den in ihnen Beschäftigten als Vermittler erwünschten und als Hüter unerwünschten Wissens in
Lettland, Polen und der Tschechoslowakei zwischen 1945
und 1989/90 neue Erkenntnisse zur Bibliotheks-, Medi-
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
45
5.3.4 Urbanität im Zeitalter der Extreme:
Lemberg und Wilna, 1890-1970
Bearbeitung:
Dr. Anna Veronika Wendland
Projektleitende Perspektiven:
1) Raum, Region, Identitäten
2) politische Ordnungen, Mehrheiten
und Minderheiten
Blick ins Magazin der Forschungsbibliothek
en-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte Ostmitteleuropas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schwerpunkte der bisherigen Arbeit sind die Vorbildfunktion des
sowjetischen Bibliothekssystems für die Bibliotheken in
den genannten Ländern, dessen durch die jeweils spezifischen nationalen Bedingungen beeinflusste Adaption,
die Frage der physischen Zugänglichkeit und des bibliografischen Nachweises des jeweiligen nationalen Schrifttums (unter Berücksichtigung des Exilschrifttums) sowie
der Zusammenhang zwischen Bibliotheken und Zensurbehörden.
Im Berichtsjahr wurden die Literaturrecherchen zum Projekt fortgesetzt, kurze Archiv- und Bibliotheksaufenthalte
durchgeführt und weitere Kontakte zu möglichen Interviewpartnern geknüpft. Außerdem wurde das Projekt im
Rahmen einer deutsch-russischen Tagung zur Buchgeschichte erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Eine internationale Tagung zum Bibliothekswesen
in Ost- und Ostmitteleuropa in der Nachkriegszeit in Zusammenarbeit mit der Lettischen Nationalbibliothek wird
voraussichtlich nach Abschluss der Bautätigkeit am HerderInstitut im Jahr 2015 stattfinden.
L’viv/Lwów/Lemberg und Vilnius/Wilno/Wilna, zwei
Großstädte an der Peripherie ostmitteleuropäischer Imperien und Staaten, waren bis zum Zweiten Weltkrieg multilinguale und multikonfessionelle Stadtgesellschaften.
In den mehrheitlich von Polen und Juden sowie signifikanten ukrainischen, armenischen, weißrussischen und
litauischen Minderheiten bewohnten Städten wurden
Urbanität als spezielle Lebensform und urbane Identität
als ein kulturelle Zugehörigkeiten transzendierendes Phänomen im Laufe des 20. Jahrhunderts massiv in Frage
gestellt. Das „Zeitalter der Extreme“ (Hobsbawm) machte
die Städte zum Schauplatz konkurrierender Integrationsprojekte, die von den Nationalbewegungen der Polen und
Ukrainer (Lemberg) bzw. Litauer (Wilna), von Besatzungsmächten im Krieg, von imperialen und nationalstaatlichen
Behörden (Österreich-Ungarn, Russländisches Reich bzw.
Sowjetunion; Polen der Zwischenkriegszeit) vorangetrieben wurden. Dabei kam es zu Prozessen der gegenseitigen
Ergänzung, latenter Konkurrenz sowie Transformation urbaner, nationaler und imperialer Identitäten. Städtische
Akteure waren dabei vielfältig in nationale und imperiale
Integrationsvorhaben eingebunden. Unter sowjetischer
und deutscher Besatzung während des Zweiten Weltkriegs
sowie in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden die jeweiligen Stadtgesellschaften fast vollständig ausgelöscht.
Auf die Ghettoisierung und Ermordung der Juden durch
die deutschen Besatzer folgten die Deportation der überwiegenden Mehrheit der polnischen Stadtbevölkerung
durch die Sowjetmacht sowie die Neubesiedlung der Städte
Vortrag: „Bibliotheken als Vermittler und Verhinderer des
Zugangs zu Wissen. Zur Bibliotheksgeschichte Ost- und Ostmitteleuropas nach 1945“, 3. Deutsch-russisches Arbeitsgespräch zur Buchgeschichte, Marburg, 1.-3. November.
Wilna Anfang des 20. Jahrhunderts, Bildarchiv, Postkartensammlung (Inv.-Nr. 191748)
46
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
durch ukrainische bzw. litauische Mehrheiten sowie russischsprachige Funktionseliten. Diese Trias von Gewalterfahrung, Traditionsabbruch und Neubeginn ist für die Mitte des „Zeitalters der Extreme“ charakteristisch.
In der Nachkriegszeit waren beide Städte Objekt neuartiger Integrationsversuche, welche die städtischen Strukturen und die neuen Bewohner und Bewohnerinnen ins
politische System einbinden sollten. Bei der Schaffung der
sowjetisch-„sozialistischen Stadt“ spielten nationale Kriterien gleichwohl weiterhin eine bedeutende Rolle. Daneben
sind aber auch Prozesse der Aneignung und Anverwandlung der alten Stadtlandschaften durch neue Akteure und
ein unterschwelliges Weiterwirken bzw. eine Neurezeption
städtischer Traditionen und Identitäten aus der Vorkriegszeit zu beobachten, die schließlich zur Genese neuer Urbanitätsformen ab den 1960er Jahren beitrugen.
Das Forschungsvorhaben untersucht in komparativer Absicht und über gängige Periodisierungsgrenzen hinweg,
wie sich bestimmte Formen städtischen Lebens und Konzeptionen von Urbanität unter extrem variierenden Bedingungen herausbildeten, bewährten oder auch scheiterten.
Quellengrundlage sind sowohl Archivmaterialien (vorwiegend Akten städtischer, regionaler und imperialer Behörden) als auch die städtischen Printmedien, Ego-Dokumente
und die im 20. Jahrhundert verstärkt aufkommende Stadtund Reiseliteratur sowie ikonografische und kartografische
Materialien. Für die Publikation ist ein umfangreicher Bildund Kartenteil geplant. In der ersten Hälfte des Berichtsjahrs arbeitete Dr. Wendland als Fellow am Imre Kertész
Kolleg der Universität Jena an der Niederschrift mehrerer
Kapitel der Monografie. Der Schwerpunkt lag auf der Stadtgeschichte der sozialistischen Ära. Daneben stand die Arbeit am Einleitungskapitel im Vordergrund. Die Monografie wird als Habilitationsschrift an der Universität Gießen
eingereicht.
Galizien als Referenzraum kultureller Interferenz, in: Wellenschläge. Kulturelle Interferenzen im östlichen Mitteleuropa
des langen 20. Jahrhunderts, hrsg. von Ute Raßloff, S. 43-92,
(im Druck), Online-Version (2012): http://www.uni-leipzig.
de/~gwzo/images/GWZO_images/Verschiedenes/Wellenschlaege_Online.pdf
Vortrag: „Urbanität im Zeitalter der Extreme: Lemberg im 20.
Jahrhundert“, Filmvorführung, Ausstellung und Podiumsdiskussion „Gespiegelte Zeit. Die vielen Gesichter L’vivs“, Zeitgeschichtliches Forum, Leipzig, 3. Februar.
Vortrag: „Urbanisierung und Urbanität als Forschungsproblem in der Geschichte Ost- und Ostmitteleuropas“, Tagung
„Urbanisierung und Urbanität in Ost- und Ostmitteleuropa
im 20. Jahrhundert“, Technische Universität, Berlin, 1. Juni.
Vortrag: „East Central European Modernity and the Urban Experience“, Annual Conference 2012 Imre Kertész Kolleg Jena
„Challenges of Modernity – Spatial Integration and Commu-
nication in 20th Century Central and Eastern Europe“, Praha,
15. Juni.
5.3.5 Atomogrady. Kernkraftwerksstädte
zwischen Utopie und Katastrophe in Russland, der Ukraine und Litauen, 1965-2011
Bearbeitung:
Dr. Anna Veronika Wendland
Projektleitende Perspektiven:
1) Raum, Region, Identitäten
2) bild- und medienwissenschaftliche
Zugänge in der Ostmitteleuropaforschung
Das Monografieprojekt ist an einer Schnittstelle von Stadt-,
Technik- und Umweltgeschichte angesiedelt, es eröffnet
insofern noch einige komplementäre Perspektiven zu den
genannten „projektleitenden“ des Herder-Instituts. Atomogrady, russisch für: „Atomstädte“, heißen die Werksstädte der großen Kernkraftwerkskomplexe, die seit Mitte
der 1960er Jahre in der Sowjetunion bzw. ihren Nachfolgestaaten entstanden. Prypjat’, die 1986 evakuierte und
langsam verfallende Kerntechnikerstadt des KKWs Tschernobyl, ist eine dieser Städte. Für die Untersuchung wurde
eine Gruppe von zehn Städten mit zwischen 40.000 und
80.000 Einwohnern in der Ukraine, Russland und Litauen
ausgewählt, zu der auch Prypjat’ gehört. Einzelne Beispiele
werden in Fallstudien vertieft.
Die Geschichte der Atomstädte ist auch eine Geschichte bedeutender Transformationsprozesse in größtenteils
agrarischen Landschaften der westlichen Sowjetunion,
die in den 1970er Jahren zur Basis des sowjetischen zivilen Nuklearparks wurden. Durch die Ankunft tausender
Bauarbeiter und Kerntechniker in schwachbesiedelten
Gebieten, durch die soziale Mobilisierung der örtlichen
Bevölkerungen wurden die lokalen Verhältnisse stark
transformiert. Daneben stehen der massive Eingriff der
nuklearen Großprojekte in Natur- und Kulturlandschaften
und der politisch-ästhetische Anspruch der Stadtprojekte.
Sie wurden als Musterstädte des Sozialismus geplant und
gebaut und galten als Inseln der Urbanität inmitten der tiefen Provinz.
Die Geschichte dieser Städte entfaltet sich im ausgehenden
20. Jahrhundert zwischen urbaner Utopie und nuklearer
Katastrophe und vor dem Hintergrund ökonomischer
und politischer Transformationsgeschichten in der späten
Sowjetunion und nach dem Systemwechsel. Zum utopischen Gehalt der Atomstadt gehörten die imperiale Integration durch Hochtechnologie, der Traum von Energie
im Überfluss, die Vorstellung von Zähmung der Natur bei
gleichzeitiger Schonung der Natur, der Mythos des „friedlichen Atoms“. Diese Konzepte bestimmten die kulturellen
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
47
der osteuropäischen Kernenergie vs. Gegenbewegungen
und Unwägbarkeiten nach Fukushima; Beharren auf dem
aus sowjetischen Zeiten überkommenen Verflechtungsmodell zwischen Werk und Werksstadt vs. Entflechtung,
Rationalisierung und Kommerzialisierung. In fast allen der
untersuchten Städte gilt aber das urban-energetische Projekt Atomograd weiterhin als Zukunftsprojekt.
Selbstorganisierte Arbeitsplatzfotografie im Kernkraftwerk Rivne,
Ukrainische SSR, 1983: Doppelporträt der Atomingenieure
Oleksij Kyslyj und Serhij Fedorčenko in der Leitwarte von Block 1,
RAES/O. Kyslyj
Repräsentationen, Visualisierungen und gesellschaftlichen
Visionen, die sich an diese Städte anlagerten. Die Atomstadt
war auch ein soziales Versprechen für all jene, die aus den
Dörfern kamen und in den Atomstädten berufliche Perspektiven suchten.
Auf der anderen Seite stehen die Umbruchserfahrungen,
welche die Menschen in und um die Atomstädte machten. Das Arbeiten mit dem Atom und seinen Risiken prägte
Biografien und soziale Identitäten. Der Umgang mit der
nuklearen Technologie und die Mensch-Maschine-Beziehungen im Kernkraftwerk stellen daher ein wichtiges Untersuchungsfeld des Vorhabens dar. Die große Zäsur für alle
Akteure – oft ganze Familien, die in den Kraftwerken arbeiteten – war der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986, aber
auch der damit in einem Sinnzusammenhang gesehene
Zerfall der Sowjetunion, die folgende Wirtschaftskrise und
die Desintegration der staatlichen Kernenergiewirtschaft.
Das beginnende 21. Jahrhundert schließlich steht im Zeichen scheinbar widersprüchlicher Prozesse: Nationalisierung der Energieversorgungssysteme vs. Globalisierung
der Energiefrage und der Energiemärkte; „Renaissance“
48
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Im Berichtszeitraum wurden Literaturrecherchen durchgeführt sowie das Projekt auf Tagungen vorgestellt. Im Dezember
2012 erfolgte ein Forschungsaufenthalt in der ukrainischen
Atomstadt Kuznecovs’k, der vor allem der Kontaktaufnahme
mit den örtlichen Behörden und dem KKW-Management
diente, um Zugang zu Archivalien und Bildbeständen zu erhalten. Daneben stand der Aufbau von Kontakten zu Respondenten, die bei einem längeren Aufenthalt im Spätsommer
2013 interviewt werden sollen. Mehrere Publikationen aus
dem Projektzusammenhang befinden sich im Druck.
Atomogrady. Nuclear Cities between Utopia and Disaster in
Russia, Ukraine, and Lithuania. Paper published at the Virtual Conference on Second World Urbanity, July 30, 2012, URL:
http://secondworldurbanity.umwblogs.org/ (PW: utopia).
Vortrag: „Wozu Umweltgeschichte in Ost- und Ostmitteleuropa?“, Kolloquium des Imre Kertész Kollegs, Jena, 31. Januar.
Vortrag: „(Re-)Inventing the Atomograd. Nuclear Urbanism
as a Way of Life in Eastern Europe Before and After Chernobyl, 1970-2011“, Internationale Konferenz „Comparing Fukushima and Chernobyl: Social and Cultural Dimensions of the
Two Nuclear Catastrophes“, Goethe-Universität, Frankfurt,
9. März.
Vortrag: „‚Wissenschaft fordert Opfer‘. Kerntechnik und Lange Hochmoderne in der Sowjetunion,1960-1986“, SFB 804
„Transzendenz und Gemeinsinn“/Teilprojekt M Ingenieure
und Hochmoderne, Workshop „Riskante Technologien“,
Technische Universität, Dresden, 14. November.
Vortrag: „Atomogrady. Nuclear Cities between Utopia and
Disaster in Russia, Ukraine, and Lithuania 1965-2011“, Columbia University New York, Harriman Institute, 20. November.
5.4
Veröffentlichungen und Verlag
5.4.1 Verlag
Wissenschaftliche Leitung: Dr. Heidi Hein-Kircher
Eine weitere wichtige Aufgabe im Rahmen seiner Forumsfunktionen sieht das Herder-Institut darin, den Transfer
von Forschungsergebnissen und die Bereitstellung von
grundlegenden Hilfsmitteln für die historische Ostmitteleuropaforschung zu gewährleisten. Hierfür unterhält es
einen eigenen Verlag, unterstützt aber auch Publikationsprojekte, die in Fremdverlagen erscheinen.
Der Verlag setzt sich zum Ziel, alle aktuellen Entwicklungen
der Ostmitteleuropaforschung abzubilden und durch seine
Publikationen entsprechende Akzente sowohl im Institut
als auch außerhalb zu setzen.
Im breiten Spektrum der Institutsveröffentlichungen
kommt der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung als
einem wichtigen Medium internationaler fachwissenschaftlicher Kommunikation ein zentraler Stellenwert zu.
Dies bildet sich auch darin ab, dass zunehmend englischsprachige Artikel publiziert werden. Die Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung hat auf der europäischen Referenzliste der European Science Foundation, der so genannten
ERIH-Liste, die höchstmögliche Bewertung „INT1“ erhalten.
Neben Einzelschriften, die teilweise in Kooperation mit
Verlagen im Ausland gemeinsam publiziert werden, verlegt
das Institut nun vier Reihen:
Stand des Herder-Instituts auf der Leipziger Buchmesse 2012
1. Studien mit spezielleren Fragestellungen, insbesondere
Qualifikationsschriften, werden in der Reihe Studien zur
Ostmitteleuropaforschung publiziert.
2. Die Ergebnisse einschlägiger Tagungen werden in der
Reihe Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung zusammengefasst.
3. Für die Edition von Quellen steht die Reihe Quellen zur
Ostmitteleuropaforschung zur Verfügung.
4. Als neue Reihe, in der einerseits Ergebnisse zur Kunstgeschichte und andererseits Materialien aus den Wissenschaftlichen Sammlungen verlegt werden, wurden die
Materialien zur Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas etabliert, deren erster Band 2012 erschien.
Da sich das Institut dem Open-Access-Gedanken verpflichtet sieht, werden mit einer moving wall von zwei Jahren alle
Institutspublikationen über OstDok (3.4) online gestellt
und frei zugänglich gemacht. Wichtige Rezensionen in der
Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung werden über sehepunkte.de, recensio.net und historische Rezensionen online parallel zur Printpublikation im Internet freigeschaltet. Der Verlag bewirbt seit 2012 seine Produkte auch über
einen Online-Shop. 2012 war er mit einem Stand auf der
Leipziger Buchmesse und im Rahmen des „Themenraums
Östliches Europa“ auf dem 49. Deutschen Historikertag in
Mainz präsent.
Stand des Herder-Instituts im Themenraum „Östliches Europa“
beim Historikertag in Mainz
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
49
Im Berichtsjahr konnten folgende Neuerscheinungen vorgelegt werden:
Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung
4/2011
Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung
1/2012
Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung
3/2012
Studien zur
Ostmitteleuropaforschung 26
Wiebke Rohrer:
Wikinger oder Slawen?
Die ethnische Interpretation
frühpiastischer Bestattungen mit
Waffenbeigabe in der deutschen
und polnischen Archäologie
Studien zur
Ostmitteleuropaforschung 24/I
Gerhard Seewann:
Geschichte der Deutschen in
Ungarn
Band 1:
Vom Frühmittelalter bis 1860
Tagungen zur
Ostmitteleuropaforschung 30
Kampf der Karten.
Propaganda- und Geschichtskarten
als politische Instrumente und
Identitätstexte,
hrsg. von Peter Haslinger
und Vadim Oswalt
Studien zur
Ostmitteleuropaforschung 24/II
Gerhard Seewann:
Geschichte der Deutschen in
Ungarn
Band 2: 1860 bis 2006
Materialien zur
Kunst, Kultur und Geschichte
Ostmitteleuropas 1
Markus Podehl:
Architektura Kaliningrada.
Wie aus Königsberg
Kaliningrad wurde
Studien zur
Ostmitteleuropaforschung 25
Anna Jakubowska:
Der Bund der Vertriebenen in der
Bundesrepublik Deutschland und
Polen (1957-2004).
Selbst- und Fremddarstellung eines
Vertriebenenverbandes
Historisch-topographischer
Atlas schlesischer Städte,
Band 3: Węgliniec/Kohlfurt
Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung
2/2012
50
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
5.4.2 Editionen
Die philologisch-kritische Edition schriftlicher Quellen ist
eine klassische Aufgabe der außeruniversitären geschichtswissenschaftlichen Forschungsstrukturen. So sieht auch
das Herder-Institut in der Initiierung, Förderung und
Verwirklichung von mittel- bis längerfristigen Editionsvorhaben eine seiner zentralen Aufgaben. Einschlägige
Editionsprojekte werden auf der Basis der eigenen Sammlungen und externer Bestände sowie in Zusammenarbeit
mit in- und ausländischen Kooperationspartnern durchgeführt. Hierbei setzt das Institut nicht nur auf traditionelle
Druckveröffentlichungen, sondern auch auf elektronische
Publikationsformen im World Wide Web. Neben dem
2011 freigeschalteten Internetportal der „Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt“ (www.http://www.getto-chronik.
de) (s.o. 5.1.1), das im Rahmen des LOEWE-Projekts „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ umgesetzt wurde,
werden drei weitere Editionsprojekte von der Dokumentesammlung betreut: das internationale Projekt „Hereditas
Baltica“ zur Onlinestellung baltischen Archivguts und
das „Deutsch-baltische Wörterbuch“ (s. 4.4.3-4.4.4). Im
Rahmen der Verbundprojekte werden eine umfangreiche
Edition zur Alltagsgeschichte unter deutscher Besatzung
in englischer Sprache und ein Internetportal mit Originalquellen vorbereitet.
Zu den Editionen zählt zudem ein langfristig angelegtes
Quelleneditionsprojekt, das unter dem Titel „Dokumente
und Materialien zur ostmitteleuropäischen Geschichte“
(http://www.herder-institut.de/startseite/dokumente-undmaterialien.html) in Modulform Primärquellen in strukturierter Form als Serviceleistung für die universitäre Lehre
online zur Verfügung stellt. Im Berichtszeitraum wurde
nicht nur der neue Auftritt weiter optimiert, sondern zwei
Module freigeschaltet und drei bereits 2011 freigeschalte-
te Module fertiggestellt. Insgesamt befanden sich 2012 36
Module in der Konzeptions- und Erarbeitungsphase.
Freigeschaltet wurden 2012 die Module:
■ Deutsche Besatzungspolitik in Polen 1939-1945
(Bearbeiter: Markus Roth)
■ Lettland in der Zwischenkriegszeit
(Bearbeiter: Janis Keruss)
Darüber hinaus wurden folgende 2011 freigeschaltete
Module 2012 fertig gestellt:
■ Litauen in der Zwischenkriegszeit
(Bearbeiter: Klaus Richter)
■ Ungarn in der Zwischenkriegszeit (Bearbeiter:
Zsolt Vitári)
■ Die Erste Tschechoslowakische Republik
(Bearbeiter: Mirek Němec)
5.4.3 Grundlagenwerke und Handbücher
Im Rahmen der programmgebundenen Forschung erstellt
das Herder-Institut Hilfsmittel für Forschung und Lehre.
Insbesondere Handbücher sind unentbehrliche Grundlagenwerke. Das Herder-Institut sieht es daher als wichtige
Serviceaufgabe an, mit Hilfe seiner Infrastrukturen ihre
Publikation zu initiieren und durchzuführen (wie beispielsweise das Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen, s.o. 4.1) oder aber begleitend zu unterstützen.
Staszic-Palais mit Kopernikus-Denkmal in Warschau
5.5
Screenshot aus dem Modul „Deutsche in Ungarn“ der Onlineedition „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen
Geschichte“
Tagungen, Workshops, Sektionen auf
Kongressen
Ein zentraler Bestandteil der Forumsfunktion ist das umfangreiche Veranstaltungsprogramm. Während des Berichtszeitraums hat das Herder-Institut selbständig sowie in
Kooperation mit in- und ausländischen Partnerinstitutionen 7 Tagungen, 5 Workshops, eine internationale Nach-
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
51
wuchstagung sowie eine internationale Sommerakademie
ausgerichtet. Im Rahmen des 49. Deutschen Historikertags
in Mainz organisierte das Herder-Institut einen „Themenraum Östliches Europa“, an dem sich insgesamt neun
deutschsprachige Institutionen der historischen Osteuropaforschung beteiligten.
Workshop: „Lemberg/L’viv/Lwów um 1900 –
Aktuelle Forschungen“
Veranstalter: Herder-Institut, Marburg
Marburg, 18. April
Anlässlich des Gastaufenthalts von Dr. Vita Susak (Lemberger Nationale Kunstgalerie) am GWZO, mit dem das HerderInstitut einen Gastwissenschaftler/innenaustausch vereinbart hat, veranstaltete das Herder-Institut einen Workshop,
in dem aktuelle Forschungsprojekte zur Geschichte Lembergs (L’viv) auch aus dem Umfeld des Herder-Instituts
vorgestellt wurden. Zunächst führte Dr. Heidi Hein-Kircher
(Herder-Institut) in die kommunalpolitischen Prägungen
kulturellen Lebens in Lemberg um 1900 ein, um so den
Rahmen für den Gastvortrag von Dr. Dr. Vita Susak über
„Collection’s History as the Reflection of City’s History“ zu
eröffnen. Anschließend referierten Sylwia Werner (Stipendiatin der Leibniz Graduate School, s. 5.2.8) „Von Ameisen,
Affen und Menschen. Betrachtungen fremder Welten im
Lemberg der Zwischenkriegszeit“ und Katharina KreuderSonnen (Justus-Liebig-Universität Gießen) über „Die Welt
lernt das Läuse-Füttern. Lemberg als internationales Zentrum der Fleckfieberforschung in den 1930er Jahren“. Alle
Vorträge und die lebhafte Diskussion zeigten nicht nur,
dass die vielfältige Geschichte der multiethnischen Metropole Lemberg Ausgangspunkt für zahlreiche, methodisch
vielfältige Studien ist, sondern dass es noch viele Desiderate historischer Forschung gibt, die durch (Mikro-)Studien
zur Geschichte Lembergs diskutiert werden können. Der
Workshop stellte den Auftakt für einen jährlich stattfindenden Workshop mit aktuellen Forschungen zu einem
bestimmten Themenkomplex dar, in deren Mittelpunkt
Vorträge von Gastwissenschaftler/inne/n bzw. Herder-Stipendiat/inn/en stehen sollen.
tausch mit Experten, die selbst zu Karten und Kartografie
arbeiten. Der Umgang mit Charakteristika und Besonderheiten von Karten in Hinblick auf Gestaltungsprinzipien
und Kartensprache, Atlaswerke und Kartenkarrieren sowie
hybride Karten wurde dabei in Bezug auf die Konzeption
des zu erstellenden Digitalen Atlas diskutiert. Dieser soll als
didaktisches Instrument den Blick auf Spezifika und Charakteristika in der Kartenproduktion und darauf aufbauend den analytischen Umgang mit Karten schulen. In seinem Referat zur Viabilität von Raumbildern leistete Peter
Weichhart (Wien) einen Beitrag zur Raumbilddefinition,
indem er auf private Bewusstseinslagen und die Individualität von Raumbildern verwies. Daran anknüpfend präsentierte Peter Jordan (Wien) die raumkonstituierende und
-strukturierende Funktion geografischer Namen. Impulse
für den didaktische Aspekt und die Nutzerorientierung
des Digitalen Atlas gaben Frank Heidmann (Potsdam) und
Vadim Oswalt (Gießen) in ihren Vorträgen zu interaktiven
Karten und Geovisualisierungen (Heidmann) beziehungsweise zur Vermittlung von Räumen und Raumbildern im
Schulunterricht (Oswalt).
Workshop: „Sprache(n), Wissen und
Translationsprozesse“
Veranstalter: Herder-Institut, Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts, Marburg, in Kooperation mit dem Gießener Graduate
Centre for the Study of Culture (GCSC)
Marburg, 23. Mai
Die Konditionen der Mehrsprachigkeit und des Kulturkontakts stehen seit einigen Jahren wieder im Zentrum
historischer Forschungen. Der dazu veranstaltete Workshop widmete sich der Frage des Wissenstransfers und der
Übersetzung von Wissensbeständen anhand des slawischdeutschen Kontaktraums. Neben der Herausbildung neuer
Wissenschaftssprachen sind hier die Stabilisierung und
die Akzeptanz (respektive die Folgen der Ablehnung) der
neuen sprachlichen und medialen Formen der Wissens-
Tagung: Drittes Projekttreffen des Verbundprojekts
„Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu
Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ (DAPRO)
Veranstalter: Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig, Herder-Institut, Marburg, Institut für Wissensmedien, Tübingen, Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig
Tübingen, 19.-20. April
Im Zentrum des dritten Projekttreffens des Verbundprojekts
„Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa
im 20. Jahrhundert“ (DAPRO) standen die kollaborative
Besprechung ausgewählter Karten an thematisch strukturierten Kartentischen und der inhaltlich-theoretische Aus-
52
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Stefan Michael Newerkla beim Workshop „Sprache(n), Wissen
und Translationsprozesse“
vermittlung durch die Wissenschaftsgemeinschaft im
Zentrum der Überlegungen. So wurde etwa das Schaffen
der „nationalen“ Fachsprachen bei gleichzeitigem interkulturellem und damit zwischensprachlichem Austausch
ebenso diskutiert wie die Folgen der Übernahme von Konzepten über kulturelle und soziale Grenzen hinweg. Der
Wiener Slawist Stefan Michael Newerkla unterstrich in
seiner Keynote den Beitrag der Geschichts- und Sprachwissenschaft zur Erhellung sprachlicher Transferprozesse.
Besonders wertvoll sei das Wissen über sozio-kulturelle,
wirtschaftliche sowie politische Strukturen und Prozesse,
die einen bedeutenden Einfluss auf sprachliche Entwicklungen einer Gesellschaft ausübten. Newerkla warnte dabei vor Falschinterpretationen: Nicht alles, was lange Zeit
für eine Übertragung aus einem geografisch oder sozial
benachbarten Sprachraum gehalten worden ist, war auch
tatsächlich eine. In der Forschungsgeschichte sind bereits
zahlreiche Schein-Translationen aufgedeckt worden, die
ohne ‚externen‘ Transfer zu Stande gekommen sind oder
deren Wurzeln in deutlich früheren sprachlichen Entwicklungs- und Ausdifferenzierungsphasen liegen, als bisher
angenommen wurde. Newerkla plädierte deshalb für ein
geschärftes Bewusstsein historischer Zusammenhänge,
Kontinuitäten und Brüche bei der Erforschung des Kulturund Wissenstransfers. Den zweiten Vortrag mit dem Titel
„Wissenschaft, Sprache und Différance: Überlegungen zur
Wissenschaftssprache(n) und Wissenstransfer“ hielt der
Gaststipendiat der Leibniz Graduate School Jan Surman.
Der Referent stellte die Hypothese auf, dass in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts im tschechisch-, polnisch- und
ukrainischsprachigen Raum der Habsburgermonarchie
der Purismus als eine linguistische Strategie dazu diente,
mittels „différanten“ (Derrida) Wortkonstruktionen abgeschlossene wissenschaftliche Kommunikationsräume
zu schaffen. Im Kommentar zu den Vorträgen hob Peter
Haslinger die Bedeutung der metaphorischen Ebene von
Sprache hervor und verdeutlichte, dass Sprachbildungsprozesse stets Informationen über ihre Konstrukteure, ihre
Intentionen und Entscheidungen beinhalten. Deshalb
ist es für den Forschenden von Bedeutung zu erkennen,
wo bewusste ideologische Entscheidungen und wo unbewusste Klassifizierungen oder unausgesprochene Vermutungen zum Tragen gekommen sind. Während der Diskussion wurde unter anderem angesprochen, dass unter
den germanischen Sprachen neben dem Deutschen auch
das Jiddische einen bedeutenden Einfluss auf den ostmitteleuropäischen Sprachraum ausübte. In Bezug auf die
Erforschung von Sprach- und Kulturtransfer sollten stets
die schul- und bildungssystembedingten Sprachnormierungen ins Bewusstsein gerufen werden.
Tagung: Auftakttagung des Editions- und Forschungsprojekts „World War II – Everyday Life Under German
Occupation“
Zum Auftakt des Editions- und Forschungsprojektes
„World War II – Everyday Life Under German Occupation“
fand eine Tagung in Berlin statt. An dem gemeinsamen
Verbundprojekt sind unter der Leitung von Prof. Dr. Peter
Haslinger, Direktor des Herder-Instituts, und Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer, Bergische Universität Wuppertal, ausgewiesene Expertinnen und Experten aus insgesamt 15 europäischen Ländern beteiligt. Finanziert wird das Projekt
durch den Pakt für Forschung und Innovation im Rahmen
des Verfahrens des Senatsausschuss Wettbewerb (SAW) der
Leibniz-Gemeinschaft. Ziel der Veranstaltung war vorrangig der Informationsaustausch der Kooperationspartner,
jedoch wurde das Treffen durch die öffentliche Vorstellung
des Projekts im Dokumentationszentrum „Topographie
des Terrors“ am 31. Mai erweitert.
Unter dem Titel „Von der Tätergeschichte zur Geschichte lokaler Bevölkerungen unter Besatzungsbedingungen.
Neue Wege in der Historiographie des Zweiten Weltkriegs“
referierte Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (Bergische Universität Wuppertal) über Schwerpunkte und Defizite in der
einschlägigen Forschung und Dokumentation. Sie konstatierte, dass die Geschichte des Zweiten Weltkriegs bislang
vor allem als Tätergeschichte geschrieben wurde, wohingegen die Situation der lokalen Zivilbevölkerungen unter
den Bedingungen der Besatzung weitgehend unerforscht
geblieben ist. Prof. Dr. Peter Haslinger (Herder-Institut)
stellte daraufhin das Editions- und Forschungsprojekt
„World War II – Everyday Life Under German Occupation“
vor und betonte, dass die geplante Quellenedition angesichts ihrer komparativen Ausrichtung die ideale Gelegenheit biete, der Komplexität von Besatzungssituationen in
gesamteuropäischer Weise gerecht zu werden und ein Themenfeld zu dokumentieren, das für die europäische Erinnerungs- und Geschichtspolitik nach wie vor zentral sei. In
der anschließenden regen Diskussion stieß der Begriff der
„Alltagsgeschichte“ im Zusammenhang mit dem Zweiten
Weltkrieg auf großes Interesse. Diskutiert wurden die Definition von „Alltag“, die Unterscheidung zwischen „Krieg“
und „Besatzung“ sowie die Abgrenzungen zu verwandten
Themengebieten wie der Holocaust-Forschung und der Geschichte des Widerstandes.
Insgesamt sind für die Quellenedition vier Themenschwerpunkte mit jeweils mehreren Teilbänden vorgesehen, denen keine länderspezifische, sondern eine thematische
Gliederung zugrunde liegt. Im Fokus steht die Dokumentation von Mangelerfahrungen der Lokalbevölkerungen,
Formen von Herrschaft und Gewalt, sowie Zwangsarbeit,
Ausbeutung, Vertreibung und Verfolgung. Neben der gedruckten Ausgabe, deren erster Band bis 2015 erscheinen
soll, wird es auch ein Online-Portal geben, das die Quellen
nicht nur in englischer Übersetzung, sondern auch in der
Originalsprache, teilweise unterstützt durch Faksimiles, abbilden wird.
Veranstalter: Bergische Universität Wuppertal, KWI Essen,
Herder-Institut, Marburg
Berlin, 31. Mai-1. Juni
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
53
Workshop: „Generations of Violence – Age Groups,
Generation Gaps and the Significance of Violence“
Veranstalter: DFG-Forschergruppe Gewaltgemeinschaften,
Centre for Historical Research and Documentation on War
and Contemporary Society (Brüssel), UCD Centre for War
Studies (Dublin), NIOD Instituut voor Oorlogs-, Holocausten Genocidestudies (Amsterdam), EUCOWAS network (European Cooperation on War Studies) in Zusammenarbeit mit
dem Herder-Institut, Marburg
Marburg, 7. Juni
Inwieweit beeinflussen gesellschaftliche und generationelle Kontexte die Ausübung von Gewalt? Wie beeinflusst
Gewalt Gesellschaften bzw. einzelne Generationen? Diese
Fragestellungen standen im Mittelpunkt des internationalen Workshops, in dem aktuelle Forschungsprojekte in
Kurzvorträgen vorgestellt wurden, die eine Grundlage für
die weiterführende Diskussion boten. Anhand von Beispielen wurde die Thematik veranschaulicht. Sascha Reif (Kassel) referierte über Generationskonflikte und Gewalt im
östlichen Afrika im 19. Jahrhundert, Tamir Libel (Dublin)
über die sogenannte „zweite“ Generation von IntifadaFührern im Zweiten Libanon-Krieg. Weitere im Workshop
vorgestellte Projekte erforschen Verbrecherkulturen Barcelonas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Florian
Grafl, Gießen) oder Vater-Sohn-Generationenbeziehungen
in der litauischen militanten Rechten der Zwischenkriegszeit ( Vytautas Petronis, Marburg). Als Kommentatoren und
Moderatoren traten Antoon Vrints (Gent), Rudi Van Doorslaer (Brüssel), Friedrich Lenger (Gießen), Robert Gerwarth
(Dublin) und Peter Haslinger (Gießen/Marburg) auf. In der
Diskussion ging es vor allem um den Generationsbegriff,
seine Präzisierung und seine für verschiedene Formen von
„Gewaltgemeinschaften“ unterschiedliche Bedeutung.
Eine allgemeingültige Definition, auf die sich historische
Untersuchungen stützen könnten, gibt es nicht, vielmehr
können in jeder Gesellschaft, Generation bzw. in unterschiedlichen politischen Kontexten ganz unterschiedliche
Formen von Gewalt festgestellt werden, die sich in einer
individuellen Legitimierung, Organisation und Ausführung ausdrücken. Der Workshop lieferte einen wichtigen
Beitrag zur Diskussion über die Beziehung von Generationen und Kollektivgewalt und förderte die internationale
Vernetzung des Herder-Instituts mit einschlägig arbeitenden Institutionen.
Tagung: „Demokratiekonzepte der frühen Weimarer
Republik“
Veranstalter: Institut für Deutsche Sprache, Mannheim in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte, München
und dem Herder-Institut, Marburg
Mannheim, 21.-22. Juni
Die 3. Arbeitstagung des Verbundprojekts „Demokratiegeschichte des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte. Das
Beispiel der frühen Weimarer Republik“ zog zum einen
eine Bilanz der Projektarbeit der letzten zweieinhalb Jahre
54
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
und klärte Fragen zu noch bevorstehenden Aufgaben und
Publikationsvorhaben. Darüber hinaus erweiterten vier geladene Referenten in einem öffentlichen Tagungsteil die
Perspektiven auf das Thema. Nach der internen Verständigung über die Konzeption des geplanten Diskurswörterbuches „Demokratiegeschichte“ sowie des Sammelbandes
– mit den theoretischen und empirischen Ergebnissen
der Teilprojekte sowie Aufsätzen der Gäste der Tagungen
in Marburg, München und Mannheim – beschäftigte sich
Michael Fahlbusch (Basel) mit dem völkischen Diskurs
in den Geowissenschaften. Im nationalkonservativen Milieu der Zwischenkriegszeit suchte dann Anja LobensteinReichmann (Heidelberg/Mannheim) nach der Existenz
eines „völkischen Demokratiebegriffs“ anhand der Beispiele Julius Langbehn, Houston S. Chamberlain und Alfred Rosenberg. Martin Geyer (München) referierte über
Korruptionsdebatten in der frühen Weimarer Republik
und veranschaulichte diese am Beispiel der Narrativität
des so genannten Barmat-Skandals. Einen juristischen
Blick auf unterschiedliche Demokratiekonzepte führender
deutscher Staatsrechtslehrer zu Beginn der Weimarer Republik wagte abschließend Kathrin Groh (München). Das
Ende der Projektlaufzeit des durch den Pakt für Forschung
und Innovation im Rahmen des Verfahrens des Senatsausschusses Wettbewerb (SAW) der Leibniz-Gemeinschaft
finanzierten Modellprojekts steht mit Januar 2013 bevor.
Einer Zusammenarbeit in anderen Projektzusammenhängen wurde von allen Seiten optimistisch entgegengeblickt.
Tagung: „Lesen, Schreiben, Erzählen – digital und
vernetzt“
Veranstalter: Justus-Liebig-Universität Gießen, Herder-Institut, Marburg, Technische Hochschule Mittelhessen
Gießen, 28.-30. Juni
Fast vier Jahren untersuchte der LOEWE-Schwerpunkt
„Kulturtechniken und ihre Medialisierung“, wie sich kommunikative Kulturtechniken im 20. und 21. Jahrhundert
durch moderne, insbesondere digitale Medien verändern.
Zum Ende des letzten Förderjahres fand im Senatssaal der
Justus-Liebig-Universität Gießen die Abschlusstagung des
LOEWE-Schwerpunkts statt. Diese stellte die kommunikativen Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Erzählens ins Zentrum. Wie sich diese Kulturtechniken durch
mediale Transformationen als Prozesse verändern und wie
sich diese Veränderungen auf die kulturellen Produkte auswirken, untersuchte die Tagung in drei Sektionen: „Lesen
und Schreiben“, „Lehren und Lernen“, „Erzählen – faktual
und fiktional“. Die einzelnen Sektionen widmeten sich dabei folgenden Fragen: Wie verändern digitale Medien Lese-,
Schreib- und Erzählprozesse? Wie verändern sich Lese-,
Schreib- und Erzählformen unter dem Einfluss digitaler
Medien? Welche medial bedingten neuen Formen entstehen? Wie lassen sich Lese- und Schreiberwerbsprozesse
medial unterstützen bzw. medienspezifische Schreib- und
Lesekompetenzen vermitteln? Den Auftaktvortrag gestaltete Olaf Breidbach (Jena) über „Wissen im Netz“. Entge-
gen gängigen Vorstellungen von der unbegrenzten Freiheit
und freier Assoziierbarkeit des Wissens im Netz vertrat er
die Auffassung, dass dieses Wissen nur scheinbar „frei“ sei.
Der Begrifflichkeit der offenen Wissensgesellschaft stand
er skeptisch gegenüber. Er verwies auf Kontinuitäten und
Traditionen von logischen Zuordnungen, die auch im
Netzzeitalter wirksam seien und Innovationen eher entgegenwirkten. Jana Klawitter (Gießen) stellte „Kategorisierungen in webbasierter Wissenschaftskommunikation:
Metaphernkonzepte und Denkkollektive“ vor. Sie zeigte
das Potenzial der Konzeptuellen Metapherntheorie sowie
der Idealized Cognitive Models (ICM) zur Aufdeckung von
wissenschaftlichen Denkkollektiven anhand von Kategorisierungen in webbasierter Wissenschaftskommunikation.
Modelle und Theorien der Kognitiven Semantik wurden
hierfür mit der wissenschaftstheoretischen Methodologie der Denkstile und Denkkollektive nach Ludwik Fleck
(1896-1961) in Beziehung gesetzt. Die zweite Sektion „Erzählen – faktual und fiktional“ führte Peter Hoeres (Gießen) an. Sein Beitrag „Public History online – Geschichte
digital erzählen“ berichtete aus einem Seminar, in dem Studierende historische Artikel für Wikipedia verfassten und
bestehende Artikel änderten bzw. zu ändern versuchten.
An die Grenzen stieß das Projekt bei prominent besetzten
Themen, die ein änderungsresistentes Autorenteam unter
sich aufgeteilt zu haben scheint. Wachsende Zugriffsrechte
entstehen, so die Erfahrung, nicht durch qualitativ hochwertige und dem neusten Forschungsstand entsprechende
Artikel, sondern durch die schiere Menge des ins Netz Gestellten. Zum Abschluss des zweiten Konferenztages fand
eine „ZMI-Wissenschaftslounge“ statt, ein Diskussionsformat zum Thema „Interdisziplinarität im Übermaß?
Aktuelle Perspektiven und Herausforderungen interdisziplinärer Forschung“. Das Gießener Zentrum für Medien
und Interaktivität (ZMI) stellte dabei die Frage: „Hat interdisziplinäres Forschen im deutschen Wissenschaftsbetrieb
überhandgenommen?“ Insgesamt zeigte die Tagung in
einem breiten Spektrum die innovativen Möglichkeiten
der medialisierten Kulturtechniken Lesen, Schreiben und
Erzählen auf. Sie lotete die Potenziale, aber auch die Grenzen der digitalen und vernetzten Lektüre, Erzählkultur und
Schreibkompetenz aus.
Workshop: Exilbaltische Sammlungen: „Geschichte und
aktuelle Situation baltischer Sammlungen im Westen“
1944 gab es in Deutschland über 200.000 als Displaced
Persons (DPs) anerkannte Flüchtlinge aus Estland, Lettland
und Litauen. Viele wanderten später u.a. nach Skandinavien und vor allem in die USA aus. Sie bauten zahlreiche
Bibliotheken, Archive und Museen auf, um im Exil ihre
Identität zu wahren und damit die Heimatländer und ihr
Schicksal nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Als diese
Länder 1991 ihre Unabhängigkeit wiedererlangten, stellte
sich für viele dieser Sammlungen in westlichen Staaten
die Frage, ob und wie sie am ursprünglichen Ort weiterexistieren oder ob sie in die Heimatländer verlagert werden sollten. Viele Einrichtungen verblieben am Ort ihrer
Entstehung; viele Sammlungen wurden aber bewusst auch
in die baltischen Länder verlagert. Die grundsätzlichen
Fragen bleiben: Wie können diese Sammlungen angesichts
des sich vollziehenden Generationswechsels, angesichts finanzieller Probleme und angesichts sich wandelnder Nutzungsinteressen am besten bewahrt und der Forschung bereit gestellt werden. Letztendlich stehen diese Fragen auch
im Spannungsfeld von national- und regionalgeschichtlichen Zugängen und neuen Formen virtueller Bereitstellung im Netz. Prof. Dr. Maira Bundza von der Western
Michigan University in Kalamazoo hielt das Impulsreferat
„Baltic Libraries, Archives and Museums in North America“. Dr. Jānis Krēslinš, Leiter der Forschungsabteilung der
Königlichen Bibliothek in Stockholm, nahm in seinem
Co-Referat Bezug auf die Thesen seiner Vorrednerin, verband diese mit eigenen Überlegungen zur Situation exilbaltischer Sammlungen in Nordamerika, in Schweden und
Deutschland und reflektierte zudem auch die grundsätzliche Problematik.
Sommerakademie: „Migration und Integration in europäischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts“
Veranstalter: Herder-Institut, Marburg
Marburg, 20.-25. August
Die Sommerakademie befasste sich mit der Bedeutung
von Migrationen für die Gesellschaften Europas, die tief
die gesellschaftliche, ökonomische und politische Entwicklung zahlreicher (ostmittel)europäischer Staaten insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert prägten und nach
wie vor von hoher gesellschaftlicher Bedeutung vor allem
auch für die Staaten Ostmitteleuropas sind. Gemeinsam
Veranstalter: Herder-Institut, Marburg
Marburg, 4. Juli
Die Teilnehmer beim eintägigen internationalen Workshop „Geschichte und aktuelle Situation baltischer Sammlungen im Westen“ kamen aus den USA, aus Schweden
und Deutschland. Hintergrund für diese Veranstaltung ist
die Tatsache, dass das Herder-Institut selbst in seiner Dokumentesammlung über das größte Archiv zur baltischen
Geschichte in Deutschland verfügt und im Hinblick auf
Kontakte, Vernetzungen und Kooperationen lebhaftes Interesse an den exilbaltischen Einrichtungen hat. Im Herbst
Jochen Oltmer beim Vortrag während der Sommerakademie
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
55
geleitet von Christian Kleinschmidt, Wirtschafts- und Sozialhistoriker an der Philipps-Universität Marburg, und
Heidi Hein-Kircher, Herder-Institut Marburg, diskutierten
21 Nachwuchswissenschaftler/innen verschiedener Disziplinen, die aus sieben europäischen Staaten und den USA
angereist waren, die aktuellen Ansätze historischer Migrationsforschung, die an einem Paradigmenwandel steht, da
sie nun weniger von sozialhistorischen Fragestellungen,
sondern zunehmend auch von kulturwissenschaftlichen
Ansätzen geprägt wird. Deutlich wurde insgesamt, dass
sich Migrationsgeschichte als eigene historische Disziplin
festigt. Im Zentrum der Überlegungen standen sowohl
Fragen nach Auslösern von Migrationen, nach der Rolle
und Bedeutung der nationalen, konfessionellen, sprachlichen Erfahrung von Migration und Integration (oder
Versuchen von Integration) für Individuen und Gesellschaften gleichermaßen. Diese wurden auch durch die Impulsvorträge von Jochen Oltmer (Osnabrück), einem der
profiliertesten deutschen historischen Migrationsforscher,
Felix Ackermann (Vilnius), Ulf Brunnbauer (Regensburg),
Markus Roth (Gießen) und einem gemeinsamen Diskussionsbeitrag von Ragna Boden (Düsseldorf/Marburg) und
Heidi Hein-Kircher aufgegriffen. Abgerundet wurde die
von sehr intensiven Diskussionen begleitete Sommerakademie durch eine kurze Exkursion nach Stadtallendorf, wo
im dortigen Dokumentations- und Informationszentrum
die aufgeworfenen Probleme exemplarisch veranschaulicht werden konnten.
Tagung: „Turning Points in Baltic and Central East
European Food History – Knowledge, Consumption,
and Production in Changing Environments“
Veranstalter: Kooperation zur Förderung der Umweltgeschichte in den Osteuropa-Studien zwischen dem Zentrum
für Umweltgeschichte, Tallinn (KAJAK), und dem HerderInstitut, Marburg
Tallinn, 29.-31. August
Die erste internationale Tagung des Forschungsprojekts
„Baltic Food History“, unterstützt von einer Kooperation
zur Förderung der Umweltgeschichte in den OsteuropaStudien zwischen dem Zentrum für Umweltgeschichte,
Tallinn (KAJAK) und dem Herder-Institut, fand unter dem
Titel „Nahrungsgeschichte im Ostseeraum und Ostmitteleuropa – Wissen, Produktion, Austausch und Konsum im
Wandel“ vom 29. bis 31. August in Tallinn statt.
Die Nahrung gehört zu den Faktoren, die den Menschen
am engsten mit seiner Umwelt verbinden. Dies deutete
Donald Worster mit seiner Feststellung „Environmental
history begins in the belly“ bereits an. Nahrungsgeschichte ist somit ein zentraler Teil der Umweltgeschichte, wobei
ihre Besonderheit darin besteht, dass sie äußere Faktoren
wie Klima, Boden, Wirtschaft und Politik mit den intimen
Umwelten des Körpers verbindet. Das (trans)kulturell geprägte Nahrungswissen, Produktion und Konsum wirken
beständig aufeinander ein und unterliegen einem steten
Veränderungsprozess. Neben Umwälzungen allgemeiner
Art wie Klimawandel, Kolonisierung, Konfessionalisierung
und Industrialisierung ging die Konferenz im besonderen
Maße auf die für den Ostseeraum und Ostmitteleuropa
spezifischen regionalen Besonderheiten ein. Die Tagung
schloss damit eine Lücke in der Forschung, denn für das
Baltikum und Polen mit ihren komplexen interethnischen
und ständischen Schichtungen und verzweigten Handelsbeziehungen lagen bislang nur wenig vergleichende Studien zur historischen und transkulturellen Nahrungskultur
vor, die auf den Stand der aktuellen Nahrungsforschung
Bezug nehmen. Auf der internationalen Konferenz wurden
die Nahrungskulturen im Ostseeraum und in Ostmitteleuropa vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert interdisziplinär untersucht, wobei große Brüche und Veränderungen in
den Blick genommen wurden.
Diese Tagung stellte den Auftakt zu einer kleinen Reihe
umwelthistorischer Tagungen dar, die in Kooperation des
Herder Instituts in Marburg und des Historischen Instituts
in Tallinn stattfinden werden. Ziel dieser Reihe ist es, in
vergleichender Perspektive eine Bestandsaufnahme umwelthistorischer Forschungen zum Baltikum und zu Ostmitteleuropa zu erreichen und daraus Impulse für weitere
Forschungen abzuleiten.
Historikertag: Themenraum „Östliches Europa“
Veranstalter: Herder-Institut, Marburg
Mainz, 25.-28. September
Teilnehmergruppe der Tagung „Turning Points in Baltic and
Central East European Food History – Knowledge, Consumption,
and Production in Changing Environments“ in Tallinn
56
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Die Veranstalter des 49. Historikertags in Mainz, der unter
dem Motto „Ressourcen/Konflikte“ stand, ermöglichten
es, dass Institutionen, die sich mit Ost-, Nordost-, Ostmittel- und Südosteuropa als Geschichtsraum beschäftigen,
in einem Themenraum gemeinsam sich präsentierten.
Das Herder-Institut initiierte und organisierte den Themenraum „Östliches Europa“. Beteiligt waren neben dem
Herder-Institut sieben weitere Institutionen der Osteuropaforschung. Diese Einrichtungen beteiligten sich nicht
nur in Form von Ausstellungen, sondern auch durch Kurzpräsentationen wichtiger Projekte und Schwerpunkte.
Der Themenraum trug nicht nur zur Vernetzung der In-
stitutionen untereinander bei, sondern ermöglichte den
Besucherinnen und Besuchern des Historikertags auch,
sich einen lebendigen Überblick der sehr facettenreichen
deutschen Forschungslandschaft zum östlichen Europa zu
verschaffen.
Nachwuchstagung in Vilnius
Veranstalter: Nordostinstitut (IKGN), Lüneburg, Institut für
litauische Geschichte, Vilnius, und Herder-Institut, Marburg
Vilnius, 8.-11. Oktober
Gemeinsam mit dem Institut für litauische Geschichte in
Vilnius und dem Nordostinstitut in Lüneburg veranstaltete
das Herder-Institut zum sechsten Mal eine Nachwuchstagung in Vilnius. In diesem Jahr stand diese englischsprachige Veranstaltung unter dem Thema „Representing the
Past in Architecture“ und griff damit einen aktuellen Forschungstrend in den Kulturwissenschaften auf. Anhand ihrer Forschungsprojekte diskutierten die 15 Nachwuchswissenschaftler/innen aus zwölf europäischen Ländern mit
den Keynote-Vortragenden Arnold Bartetzky (Leipzig) und
Felix Ackermann (Vilnius) und den Vertretern der Veranstalter beispielsweise die Bedeutung und den Einfluss von
Rekonstruktionen auf das historische Bewusstsein oder die
Frage, welche alten oder neuen Konnotationen den wiederaufgebauten Gebäuden zugeschrieben werden. Da Vilnius
selbst Schauplatz zahlreicher Rekonstruktionen ist, wurde
diese sehr lebendige Nachwuchstagung durch eine auf die
sowjetische Architektur und Fragen der Rekonstruktion hin
fokussierte Stadtführung ergänzt.
Stadtrundgang während der Nachwuchstagung in Vilnius
Tagung: First Conference of Baltic Urban History.
„Urban History in the Baltic: Theoretical Aspects and
Current Research“
Veranstalter: Fakultät für Geschichte und Philosophie und
Institut für Geschichte der Universität Lettlands, Historisches
Institut der Universität Tallinn, Institut für Geschichte der Universität Vilnius, Herder-Institut, Marburg
Riga, 10.-14. Oktober
First Conference of Baltic Urban History. „Urban History in the
Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“
Das Herder-Institut beteiligte sich an einer Kooperationstagung baltischer historischer Institute (der Universität Lettlands in Riga sowie der Universitäten Tallinn und Vilnius)
unter dem Titel: „Urban History in the Baltic: Theoretical
Aspects and Current Research“. Die erste Konferenz zur
baltischen Stadtgeschichte hat sich zum Ziel gesetzt, die
sich nun verstärkt entwickelnde Stadtgeschichtsforschung
im Baltikum zu vernetzen. Da die DSHI ihren Schwerpunkt auf die Geschichte der baltischen Staaten legt und
das Herder-Institut Stadtgeschichtsforschung im Rahmen
der Projektleitenden Perspektiven als einen Schwerpunkt
sieht, ist es für Stadthistoriker aus dem Baltikum ein wichtiger Ansprechpartner, wie im Rahmen der Tagung deutlich wurde.
Als Bestandsaufnahme bisheriger Forschungen gedacht,
wurden insgesamt 22 Wissenschaftler/innen aus Lettland,
Estland, Litauen, Polen und Deutschland zu einem Austausch über die bisherigen methodischen Zugänge eingeladen. Als Keynotesprecherin stellte die Generalsekretärin
der lettischen nationalen Kommission für die UNESCO
Dagnija Baltiņa die Bedeutung des historischen Stadtkerns
als Weltkulturerbe vor. Die wissenschaftlichen Tagungsbeiträge waren theoretischen Aspekten und gegenwärtigen
Forschungsprojekten gewidmet. Sie umfassten einerseits
Forschungsberichte zum Stand der jeweiligen Forschung
und andererseits Fallbeispiele zu stadthistorischen Fragestellungen aus allen Epochen. Insgesamt verdeutlichten
die Beiträge, aber auch die Abschlussdiskussion, dass erst
heute nach einem Abflauen national motivierter Fragestellungen in größerem Maße stadthistorische Forschungen entstehen, dass daher teilweise methodische Ansätze
geschärft werden müssen, und nicht zuletzt, dass sich die
Stadtgeschichtsforschung im Baltikum erst heute zu institutionalisieren beginnt.
Workshop: „Publikationskulturen im Wandel in den
Osteuropa- und Geschichtswissenschaften: Rankings,
Internationalisierung und Bibliometrie als Herausforderung?“
Veranstalter: Institut für Ost- und Südosteuropastudien,
Regensburg, Herder-Institut, Marburg
Marburg, 16. Oktober
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
57
Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Workshop
„Publikationskulturen“
Das Herder-Institut veranstaltete gemeinsam mit dem
Institut für Ost- und Südosteuropastudien, Regensburg
(Redaktion der Jahrbücher für Geschichte Osteuropas), einen
Workshop zum Wandel der Publikationskulturen. Ausgangspunkt ist die zunehmende Bedeutung von bibliometrischen Verfahren, Rankings und einer Internationalisierung für die Rezeption wissenschaftlicher Beiträge und
die internationale Anerkennung von Zeitschriften. Zunehmend bedeutsam wird auch die elektronische Zurverfügungstellung von Zeitschriften und Open Access. Gerade
Rankings und bibliometrische Kategorien gewannen in
den letzten Jahren auch außerhalb des medizinischen, ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bereichs signifikant
an Bedeutung: Insbesondere ist für die Staaten Ostmitteleuropas die von der European Science Foundation erarbeitete ERIH-Liste für die dortige Geschichtswissenschaft von
Bedeutung. Daher ist diese Entwicklung auch von erheblicher Bedeutung für einschlägige Fachzeitschriften, wie
für die am Herder-Institut herausgegebene Zeitschrift für
Ostmitteleuropa-Forschung (ZfO). Umso mehr freute sich die
Institutsleitung, dass als Rednerin des Einführungsvortrags
die zuständige Abteilungsleiterin (Humanities and Social
Sciences Unit) der European Science Foundation, Dr. Nina
Kancewicz-Hoffman, gewonnen werden konnte. Nach
ihrer Keynote diskutierten drei weitere Vorträge Fragen
der Qualitätssicherung und Veränderungen in der Redaktionsarbeit. Abschließend diskutierten drei Kurzstatements
aus der redaktionellen Praxis die Vorträge. Insgesamt wurde deutlich, dass sich die Arbeit in den Redaktionen geschichtswissenschaftlicher Zeitschriften durch die erwähnten Verfahren vor einer großen Herausforderung befindet,
damit sie einerseits den Ansprüchen der Autor/inn/en und
andererseits der gebotenen Wissenschaftlichkeit gerecht
wird. Neben einigen interessierten auswärtigen Wissenschaftler/inne/n beteiligten sich vor allem Vertreter der
Redaktionen der historischen Fachzeitschriften zu Ostmittel- und Osteuropa.
Tagung: „Nomadic Concepts. Biological Concepts and
their Careers beyond Biology“
Veranstalter: Herder-Institut, Marburg, in Zusammenarbeit
mit Department of History der Central European University
in Budapest
Marburg, 18.-19. Oktober
Die 2. Jahrestagung der Leibniz Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational
Contexts wurde in Zusammenarbeit mit dem Department
of History der Central European University in Budapest
von Peter Haslinger (Herder-Institut), Jan Surman (LeibnizDAAD Research Fellow am Herder-Institut 2012/13) und
Katalin Stráner (CEU Budapest) organisiert. Die international und disziplinär sehr breit aufgestellten Tagungsteilnehmenden setzten sich mit Fragen des Transfers (natur)wissenschaftlicher Konzepte auseinander. In den Fokus
rückten dabei neben der Begriffsgeschichte nomadisierende Konzepte des biologischen Vokabulars und seiner Derivate im unterschiedlichen disziplinären, gesellschaftlichen
und vernakulären Gebrauch. Aus wissenschaftshistorischer
Perspektive zeigten verschiedene Beiträge, dass biologische
Konzepte oft viel früher in die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wanderten, als allgemein angenommen
wurde. Besonders das nomadic concept des „Organismus“,
ursprünglich aus der Kristallografie kommend, entwickelte
Tagung „Nomadic Concepts. Biological Concepts and their Careers beyond Biology“
58
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
ein hohes Attraktionspotenzial für verschiedene Disziplinen. Einige Beiträge machten deutlich, dass viele scheinbar biologische Konzepte second-hand-Transfers sind. Beispielsweise geht die biologisch und soziologisch genutzte
Idee der Arbeitsteilung auf die Organisationslehre der Ökonomie zurück. Die Diskussionen verwiesen immer wieder
darauf, dass die Konzepte in ihrem je historischen Kontext
analysiert werden müssen, um zeitgenössische Analogien
herauszufinden und die Diskurse der Vergangenheit und
Gegenwart analytisch zu trennen. Das gesamte Programm
finden Sie unter: http://www.herder-institut.de/startseite/aktuelles/tagungen/detailansicht/article/nomadic-con
cepts-biological-concepts-and-their-careers-beyond-biolo
gy.html.
Tagung: „Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa
(1400-1700)“
Veranstalter: Justus-Liebig-Universität Gießen, Herder-Institut, Marburg
Marburg, 22.-24. November
Die Tagung „Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa (14001700). Kommunikative Praktiken und Verfahren in gemischtsprachigen Städten und Verbänden“ hatte sich
zum Ziel gesetzt, das Phänomen der spätmittelalterlichfrühneuzeitlichen Mehrsprachigkeit in den gemischten
Eliten Ostmitteleuropas systematisch in den Blick zu
nehmen. Ausgangsthese war, dass infolge von Mobilität,
Migration und kulturellem Transfer die funktionale Mehrsprachigkeit zwischen 15. und 17. Jahrhundert eine weit
verbreitete kulturelle Praxis darstellte, die die Eliten Ostmitteleuropas insgesamt erfasste und mit dem Aufkommen volkssprachiger Sprachpraxis und der Konkurrenz
zwischen Bildungs- und Volkssprachen neue Kommunikationskonstellationen schuf. Dabei sollte die Bedeutung
des Lateinischen als transnationale Verständigungssprache berücksichtigt, aber auch dessen Bedeutungsverlust
als Kommunikationssprache überprüft werden. Die Praktiken und Verfahren, die Chancen und Perspektiven, aber
auch die strukturellen Grenzen und Regressionen dieser
Teilnehmer der Tagung „Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa
(1400-1700)“
mehrsprachigen Kommunikation sollten vorgestellt und
analysiert werden.
Einleitend stellte Anja Voeste (Gießen) grundlegende Konzepte und Modelle zum Sprachkontakt in Spätmittelalter
und Früher Neuzeit vor, die dann für die mehrsprachigen
Städte Krakau und Lemberg durch Zdzisław Noga, Martin
Langner und Miron Kapral’ konkret in den Quellenbefunden analysiert wurden. Das durch eine andere sprachhistorische Situation und eine teilweise intersprachliche
Verständlichkeit geprägte Bild in den Städten des polnischostslawischen Überschichtungsraums präsentierte Stefan
Rohdewald (Passau), während Bogusław Dybaś (Wien/
Toruń) mit Martin Gruneweg einen dicht überlieferten
mehrsprachigen Lebenslauf zwischen Danzig, Lemberg,
Warschau und Krakau in seiner Mehrsprachigkeit analysierte. Infolge des tragischen Todes des Referenten Witold
Szczuczko am ersten Abend wurde die für 2 ½ Tage konzipierte Tagung abgebrochen; die Beiträge sollen in einem
Band präsentiert werden.
Workshop: Viertes Projekttreffen des Verbundprojekts
„Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“ (DAPRO)
Veranstalter: Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig, Institut für Wissensmedien,
Tübingen, Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig, HerderInstitut, Marburg
Braunschweig, 6.-7. Dezember
Der Digitale Atlas als Lern-, Lehr- und Arbeitsinstrument,
der im Rahmen des Verbundprojekts erstellt werden soll,
wird ab Freischaltung Anfang 2014 unter www.geoimaginaries.org aufrufbar sein. Im Rahmen des vierten Projekttreffens des Verbundprojekts „Digitaler Atlas politischer
Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“
(DAPRO) einigten sich die Projektpartner darauf, anstatt
„Digitaler Atlas“ nun offiziell die Bezeichnung „Geoimaginaries“ zu verwenden. Diese löst mit Blick auf eine längerfristig internationale Orientierung den bisher primär
intern verwendeten Arbeitstitel „DAPRO“ ab. Einen weiteren Schwerpunkt des Projekttreffens stellte die Konzeption nutzerfreundlicher Einstiege in das Lern-, Lehr- und
Arbeitsinstrument Geoimaginaries dar. So soll eine Einführung in kartografische Produktionsprozesse den Einstieg in den Atlas erleichtern, indem sie eine Art Tutorial für den Umgang mit Karten anbietet. Exemplarische
Kartenanalysen und Ausführungen zu Kartengeschichte,
Kartenkarrieren und Raumbildnarrativen werden das
Angebot abrunden. Besprochen wurde auch die Auswahl
und Bereitstellung umfangreichen Kontextmaterials, dessen Recherche neben der Erarbeitung von Einstiegsmöglichkeiten im Zentrum der aktuellen Projektphase steht.
Erste Ergebnisse der Studie zur kognitiven Verarbeitung
historischer Karten, die im Institut für Wissensmedien,
Tübingen, durchgeführt wird, präsentierte Claudia MeyerDernbecher.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
59
5.6
Stipendiatinnen
und Stipendiaten,
Gastwissenschaftlerinnen
und Gastwissenschaftler
Stipendiatinnen und Stipendiaten
des Herder-Instituts
Katarzyna Anna Wojtczak M.A.,
Rzepnica
(April)
„Der Architekt Julius Albert Gottlieb
Licht und die Transformation der
Stadt Danzig in den Jahren 1857 bis
1892“
Dr. Piotr Birecki, Chełmża
(Februar)
„Architektur der evangelischen
Kirchen in Westpreußen 1772-1920“
Prof. Marek Andrzejewski, Gdańsk
(Mai)
„Das Kulturerbe in der Freien Stadt
Danzig“
Zoltán Gyalókay M.A., Kraków
(Februar)
„Die Bildschnitzerei des
14. Jahrhunderts in Kleinpolen“
Justyna Jurkowska M.A., Wien
(Mai – Juni)
„Die polnischen parlamentarischen
Verfassungskonzeptionen der
Zwischenkriegszeit 1918-1939“
Dr. Radoslav Štefančík, Senec
(Februar – März)
„Deutsche Antwort auf die
Emigration aus der ,kommunistischen Hölle‘. Tschechische und
slowakische Emigranten in Deutschland zwischen 1948-1989“
Dr. Olga Sveshnikova, Bremen
(Februar – März)
„Archäologie und Gesellschaft:
Vergleich der sowjetischen und ostmitteleuropäischen Erfahrungen“
Dr. Pauli Heikkilä, Turku
(März)
„Europa der baltischen Emigranten.
Hermann Graf Keyserlink und
Hjalmar Mäe“
Joanna Wiesler (Kowalik),
Neumarkt
(März)
„Familienpolitik und Familienrecht
in der DDR und in der Volksrepublik
Polen“
Dr. Rasa Pārpuce, Rīga
(März – April)
„Das Problem der baltischen Kulturgüter im Kontext der Umsiedlung der
Deutschbalten“
Dr. Dominik Pick, Berlin
(April)
„Polen als Teil des ,Schwarzen
Triangel‘. Umweltschutz in Polen
1945-1990 im Vergleich zu DDR und
Tschechoslowakei“
60
Prof. Gvido Straube, Rīga
(Mai – Juni)
„Bauernbildung und Bauernschulen
im Baltikum im 17. und 18. Jahrhundert“
Prof. Dr. Barbara Breysach, Berlin
(August)
„Literaturraum ehemaliges Ostpreußen – Die Perspektive der deutschen,
polnischen und litauischen Literatur“, Teilprojekt: „Jüdische Literatur
und Kultur im ehemaligen Ostpreußen von 1850 bis in die Gegenwart“
Adam Maciej Kożuchowski,
Warszawa/Łódź
(Juli)
„Gefallene Staaten. Geschichtsschreibung über das Heilige Römische
Reich und die Polnisch-Litauische
Republik im 19. Jahrhundert“
Dr. Przemysław Nowak, Kraków
(Juli)
„Das Papsttum und Ostmitteleuropa
(10.-12. Jahrhundert)“
Prof. Dr. Anna Mańko-Matysiak,
Wrocław
(August)
„Zum Wissenstransfer im frühneuzeitlichen Ostmitteleuropa.
Gebrauchsliteratur im Dienst der
Laienbildung“
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Pascale Mannert, Göttingen
(August)
„Protestanten in Polen, 1918-1939:
Eine Frage der Loyalität?“
Mateusz Edmund Matuszyk,
Wrocław
(August – September)
„Geschichte der Landsmannschaft
Schlesien 1946-1957“
Prof. Dr. Krzysztof Rzepa, Poznań
(September)
„Richard Witting. Vater des
modernen Posen und Mitgestalter der
Weimarer Republik“
Sylwia Dec, Wrocław
(September – Oktober)
„Entstehung und Formung des Erinnerungsdiskurses über die deutschpolnische Versöhnung in den
polnischen Medien an ausgewählten
Beispielen“
Dr. Barbara Sapala, Olsztyn
(Oktober)
„,Der Ermländische Hauskalender‘
und seine literarischen, sozialen und
politischen Funktionen der
Geschichtlichen Entwicklung Mitte
des 19. Jahrhunderts bis heute“
Dr. Irina Puchkova, St. Petersburg
(Oktober – November)
„Religious issues in the state periodic
of Soviet Baltic“
Dr. Jarosław Tarasiński, Toruń
(Oktober – November)
„Die gesellschaftliche Integration der
Vertriebenen und die katholische
Kirche. Ein Vergleich zwischen Polen,
der DDR und der BRD 1948-1972“
Felix Heinert, Köln
(November – Dezember)
„Topografien jüdischer Selbstverortungen im lokalen Raum Rigas
um 1900“
Prof. Dr. Marion Brandt, Gdańsk
(Dezember)
„Neuedition von Alfred Döblins
‚Reise in Polen‘, S. Fischer-Verlag“
Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler im
Austauschprogramm mit dem
Lietuvos istorijos institutas, Vilnius
Dr. Ruta Capaite, Vilnius
(September)
Forschungsthema 1: „Entwicklung
lateinischer Kursive im Großfürstentum Litauen in der zweiten Hälfte
des XV. Jahrhunderts bis in das XVIII.
Jahrhundert“
Forschungsthema 2: „Krankheiten
und Tod in der Korrespondenz des
Großfürsten Vytautas und seiner
Zeitgenossen“
Kurzzeitstipendien der Leibniz
Graduate School
Aliaksandr Dalhouski, Gießen
(Dezember 2011 – März 2012)
„Belarus nach Tschernobyl: Materieller Kompromiss unter den Bedingungen einer temporären Demokratisierung“
Angéla Valéria Ilič,
Mainz/Philadelphia
(Dezember 2011 – März 2012)
„Toward the Healing of Memories and Changing of Perceptions:
Churches in Serbia and Germany in
Dialogue“
Thomas Skowronek, Mainz
(Dezember 2011 – März 2012)
„Marktgestalten. Zur Poetologie ökonomischer Praktiken auf Kunstmärkten am Beispiel von Galerien in Polen
und Russland“
Jussi-Pekka Hakkarainen, Helsinki
(April – Juni)
„Political and Scientific Networks of
Finnish Slavists 1921-1925“
Dr. Jan Jakub Surman,
Wien/Warszawa
(April – Mai)
„Wissenschaft und Übersetzung.
Auswirkungen des Sprachpurismus
auf wissenschaftliche Produktion in
Zentraleuropa im langen 19. Jh.“
Stipendiaten anderer Förderer und
Gäste mit eigenen Mitteln
Irina Semenikhina, Voroneszh
(Mai – Juni )
Dissertation über das Thema „Die
Umsiedlung der Deutschbalten“ bei
Prof. Dr. Sergej Kretinin (Zeit-Stiftung
Hamburg)
Prof. Dr. Irina Belintseva, Moskva
(September – November)
„Die Kurarchitektur der Samlandküste des Baltischen Meers (ehem.
Ostpreußen, das heutige Kaliningrader Gebiet) aus dem Zeitraum
vom Anfang des 19. bis zur ersten
Hälfte des 20. Jh.“
(Stipendiatin des DAAD)
Dr. Jan Jakub Surman,
Wien/Warschau
(Oktober 2012 – September 2013)
„Wissenschaftssprachen in Zentraleuropa im langen 19. Jahrhundert“
(Leibniz-DAAD-Stipendiat)
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
61
6. Wissenschaftstransfer
6.1
Ausstellungen
sche Galerie Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Muzeum Architektury we Wrocławiu (Architekturmuseum Breslau)
Zoppot, Cranz und Rigaer Strand – Ostseebäder im
19. und 20. Jahrhundert
Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa, Potsdam, und dem Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas
der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), gefördert
durch die M.C.A. Böckler – Mare Balticum-Stiftung
Rathaus Kiel, 10. bis 29. Juni; Kulturzentrum Ostpreußen
im Deutschordensschloss Ellingen, Ellingen/Bay., 28. Juli bis
2. Dezember; lettische Version: Jūrmalas pilsētas muzejā,
Jūrmala, 4. Juni bis 1. Juli; Jūrmalas pilsētas Domē, Jūrmala,
3. bis 30. Juli; Valsts sociālās integrācijas aģentūrā, Jūrmala,
1. bis 30. August
Um 1800 entstanden die ersten Seebäder an der Ostseeküste, zunächst ohne Komfort, mit einfachen Badekarren
und Kaltbädern. Die Badeinrichtungen dienten der Heilung verschiedener Krankheiten, aber von Beginn an auch
der Erholung und Unterhaltung. Schnell entwickelte sich
die Infrastruktur der Bäder, Warmbadeanstalten entstanden, die Seestege wuchsen immer gewaltiger ins Meer.
Spätestens mit Aufkommen der Eisenbahn wurden aus
den ehemals kleinen Fischerorten Unterhaltungszentren, in denen sich die „Welt“ traf. Im Laufe der Jahre
entwickelte sich so eine spezifische Badekultur, die die
Ausstellung an Hand von drei Ostseebädern – Sopot/Zoppot, Selenogradsk/Cranz und Jūrmala/Rigaer Strand – exemplarisch nachzeichnet und vorstellt. Dabei stehen die
Themenbereiche Landschaft und allgemeine Geschichte,
Gestaltung des Raumes, Badegäste, Freizeitgestaltung und
Unterhaltung sowie Bäderarchitektur in den aufeinanderfolgenden Zeitperioden – 19. Jahrhundert, Zwischenkriegszeit, Zeit des Nationalsozialismus, des Sozialismus/
Kommunismus sowie nach der politischen Wende – im
Vordergrund. Es werden die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten der drei Badeorte an der südlichen Ostseeküste präsentiert.
Zusätzlich zur deutschsprachigen und zur russischsprachigen Version wurde im Berichtszeitraum eine lettische
Version erstellt und an drei Orten im Bereich der Großgemeinde Jūrmala präsentiert.
Fasziniert von der kulturellen Energie, die über Jahrhunderte von seiner Heimat Schlesien ausging, erwarb Albrecht Haselbach (1892-1979), Brauereibesitzer in Namslau, Anfang der 1940er Jahre eine einzigartige Sammlung
von über 4.000 Kupferstichen, Radierungen, Lithografien,
Zeichnungen und Aquarellen. Die im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg (KOG) und im Schlesischen Museum zu Görlitz (SMG) aufbewahrten Sammlungsbestände
wurden von diesen Einrichtungen erstmals im Rahmen einer deutsch-polnischen Kooperation mit dem Herder-Institut in Marburg und dem Architekturmuseum in Wrocław/
Breslau vollständig dokumentiert und digital zusammengeführt (siehe die Bilddatenbank auf der Homepage des
Herder-Instituts). Die im Rahmen der Projektkooperation
ebenfalls vorbereitete Ausstellung präsentiert eine hochwertige Auswahl aus der Sammlung Haselbach. Sie lädt ein
zu „Zeit-Reisen“ in eine reiche Kulturlandschaft im Herzen
Europas, die seit Jahrhunderten Künstler wie Touristen anzieht. Topografische Darstellungen aus unterschiedlichen
kunsthistorischen Epochen, vor allem aus der Zeit der Romantik und des Biedermeiers, führen in eine faszinierende
Welt romantischer Gebirgslandschaften, stolzer Städte und
früher Industriehochburgen. Sie zeigen die vielfältigen
„Entdeckungen“ Schlesiens durch Künstler, Stecher und
Verlage vor allem mit dem Beginn des Tourismus im 19.
Jahrhundert.
Nach Präsentation der Originale in den Jahren 2007/08 in
Görlitz, Regensburg, Wrocław/Breslau, Katowice/Kattowitz
und Marburg wurde im Winter 2008/09 durch das HerderInstitut und das Schlesische Museum zu Görlitz eine Wanderausstellung mit Faksimiles erstellt, die unter Betreuung
und Organisation durch das Deutsche Kulturforum östliches Europa, Potsdam, im Berichtszeitraum und in den
kommenden Jahren an einer Vielzahl von Orten in Polen
und Deutschland gezeigt wurde und wird.
Danzig im Luftbild der Zwischenkriegszeit/Gdańsk na
fotografii lotniczej z okresu międzywojennego
Dietmar Popp: Einführung zur Ausstellung im Stadtmuseum
Jūrmala/Jūrmalas pilsētas muzejā, 7. Juni
Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, in Zusammenarbeit mit dem Verlag VIA NOVA Wrocław/Breslau und
der Stadtverwaltung Gdańsk
Zeit-Reisen. Schlesien-Ansichten aus der Graphiksammlung Haselbach/Podróże w czasie. Dawne
widoki Śląska na grafikach z kolekcji Haselbacha
Herder-Institut, Marburg, 13. November 2012 bis 28. Februar
2013
Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, des Schlesischen Museums zu Görlitz und des Kunstforums Ostdeut-
62
Pałac Paulinum, Jelenia Góra (Schloss Paulinum, Hirschberg),
20. Januar bis 30. Juni; Heimatmuseum, Reutlingen, 22. September bis 21. Oktober
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Im Bildarchiv des Herder-Instituts in Marburg befindet
sich eine Sammlung mit ca. 4.500 Schrägluftbildern im
Wesentlichen aus den ehemaligen preußischen Provinzen
Martin-Opitz-Bibliothek, Herne, 12. Januar bis 2. Februar;
Mahnmal St. Nikolai, Hamburg, 15. Februar bis 26. März;
Landtag Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Europäische Geschichte, Mainz, 11. April bis 11.
Mai; Dokumentationszentrum, Prora, 17. Juli bis 12. September; Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Nürnberg, 28. September bis 25. November
Zum Gedenken an den 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen wurde im Herder-Institut Marburg in Kooperation mit den Partnern die zweisprachige Wanderausstellung erstellt und erstmals gezeigt. Sie geht zurück auf eine
zuvor in Warszawa/Warschau, Berlin und Koblenz präsentierte, umfassendere Bilddokumentation.
Ewa Barylewska-Szymańska hielt den Eröffnungsvortrag zur
Ausstellung „Danzig im Luftbild der Zwischenkriegszeit“
Schlesien, Pommern, Ostpreußen, der Freien Stadt Danzig
und einigen östlich der Oder gelegenen Städten und Ortschaften der Provinz Brandenburg. Die in den 1920er und
1930er Jahren entstandenen Aufnahmen stammen von
dem kommerziellen Unternehmen Hansa-Luftbild, von
dem sie 1967/1968 erworben wurden. Die Freie Stadt Danzig/Wolne Miasto Gdańsk bildet – nach Wrocław/Breslau
mit rund 770 Fotos – mit rund 230 Aufnahmen den zweitumfangreichsten Teilbestand und eignet sich deshalb auch
sehr gut für die flächendeckende Bilddokumentation. Anhand der in der Ausstellung für die 30 Tafeln ausgewählten
Fotografien kann zum einen die städtebaulich besonders
dynamische Phase der Zwischenkriegszeit veranschaulicht
und zum anderen ein letzter Blick auf die Hansestadt mit ihren neuzeitlichen Stadterweiterungen, den Hafenanlagen
und Vororten sowie dem Umland vor den Zerstörungen am
Ende des Zweiten Weltkriegs ermöglicht werden. Der Gesamtbestand der Schrägluftaufnahmen ist im Bildkatalog
des Herder-Instituts recherchierbar. Zur Ausstellung wurde
eine reich illustrierte Begleitpublikation in deutscher, polnischer und englischer Sprache vorgelegt.
Während des Zweiten Weltkriegs kamen rund 700.000
Einwohner von Warschau ums Leben, fast die gesamte jüdische Bevölkerung wurde ermordet. 1945 war Warschau
eine nahezu menschenleere und zerstörte Stadt. Die gezeigten Fotografien entstammen der Wahrnehmung durch
das „Objektiv des Feindes“, nämlich jenes der PropagandaKompanien der Wehrmacht und der Waffen-SS. Durch die
Linse der deutschen Kriegsberichterstatter wird eine propagandistische Sichtweise auf die besetzte Stadt und ihre Bewohner gezeigt: der Septemberfeldzug, die Zerstörungen,
die Repressionen gegen die Bevölkerung Warschaus, der
Alltag in der besetzten Stadt und im Ghetto bis zu dessen
Vernichtung nach dem Ghettoaufstand im April/Mai 1943,
schließlich der Warschauer Aufstand (August bis Oktober
1944) und die totale Zerstörung der Stadt zwischen Oktober 1944 und Januar 1945.
Dietmar Popp: Eröffnungsrede zur Ausstellung im Mahnmal
St. Nikolai in Hamburg, 15. Februar
Peter Haslinger: Eröffnungsrede zur Ausstellung im Landtag
Rheinland-Pfalz in Mainz, 11. April
Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1939-1945/
W objektywie wroga. Niemieccy fotoreporterzy w
okupowanej Warszawie 1939-1945
Eine Ausstellung des Herder-Instituts, Marburg, in Zusammenarbeit mit dem Dom Spotkań z Historią Warszawa (Haus
der Begegnungen mit der Geschichte, Warschau), der Polska
Akademia Nauk, Warszawa (Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warschau), dem Bundesarchiv in Koblenz und
der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit der Bildagentur
bpk sowie dem Museum Europäischer Kulturen – Staatliche
Museen zu Berlin im Rahmen des Föderalen Programms der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Ausstellung steht unter
der Schirmherrschaft der Stadtpräsidentin der Stadt Warszawa/Warschau und des Regierenden Bürgermeisters der Stadt
Berlin.
Rede von Dr. Dietmar Popp anlässlich der Ausstellungseröffnung
„Im Objektiv des Feindes – Die deutschen Bildberichterstatter im
besetzten Warschau 1939-1945“, Mahnmal St. Nikolai, Hamburg
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
63
das neuaufgelegte Format ein. Magda Szych (Gießen) und
Jan Lipinsky (Marburg) trugen ausgewählte Gedichte der
Nobelpreisträgerin jeweils auf Deutsch und Polnisch vor
und führten das Publikum im vollbesetzten Lesesaal der
Bibliothek in das Leben der Lyrikerin ein. In der begleitenden Ausstellung wurden nicht zuletzt die persönlichen Bezüge Szymborskas zu Marburg dokumentiert.
Publikum während der Lesung zu Friedrich II. im Lesesaal der
Forschungsbibliothek
6.2
Lesungen am Herder-Institut
Seit März 2012 richtet das Herder-Institut wieder in regelmäßigen Abständen Lesungen aus. Es setzt damit in leicht
modifizierter Form eine Tradition auf dem Schlossberg
fort, die bis in die Gründungsjahre des Instituts zurückreicht. Überwiegend im Lesesaal der Forschungsbibliothek
und damit gleichsam von Büchern umgeben werden Texte
mit Bezug zu den Sammlungs- und Forschungsaktivitäten
des Instituts zu Gehör gebracht. Anschließend ergeben sich
Diskussionen oder Gespräche. Die u.a. in der Lokalpresse
angekündigten Veranstaltungen richten sich an die breite,
interessierte Öffentlichkeit der Region und werden durch
thematisch passende Vitrinenausstellungen mit Materialien aus den Magazinen von Bibliothek und Sammlungen
begleitet. Gäste aus Marburg, Gießen und Umgebung kommen dadurch oft erstmals in die Arbeitsräume des Instituts
und erhalten Einblicke in die Vielfalt der Arbeitsgebiete
und Tätigkeiten.
Das Gedenken an den Tod der polnischen Lyrikerin
Wisława Szymborska läutete im März des Berichtsjahres
Die Lesung von Klaus-Dieter
Spangenberg fand im
Vortragssaal, dem ehemaligen
„Schloss-Kaffee“, statt
64
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Im April 2012 las Übersetzer und Autor Klaus-Jürgen
Liedtke aus seinem Buch Die versunkene Welt. Ein ostpreußisches Dorf in Erzählungen der Leute. Seit 1987 forschte
Liedtke nach den Spuren seines Großvaters und machte dabei alle noch lebenden Einwohnerinnen und Einwohner
des kleinen ostpreußischen Dorfes Neu Kermuschienen
ausfindig, aus dem sein Großvater stammte. Im Lesesaal
entführte er sein Publikum anhand der unterschiedlichen,
mitunter auch widersprüchlichen Lebenserinnerungen in
diese versunkene Welt.
Anfang Mai gewährte der am Berliner Institut für Zeitgeschichte tätige Historiker Ingo Loose einen beklemmenden
Einblick in den Lebensalltag in Lodz/Litzmannstadt, dem
zweitgrößten Ghetto, das die deutschen Besatzer in Ostmitteleuropa errichteten. Loose las Passagen aus dem von
ihm übersetzten und herausgegebenen Tagebuch Jakub
Poznańskis, der zu den wenigen Überlebenden des Ghettos gehörte und seine Aufzeichnungen über die Kriegszeit
retten konnte. Die Tagebücher gehören zugleich zu den
seltenen Zeitzeugendokumenten, die auch die Wochen
nach der endgültigen „Räumung“ des Ghettos durch die
Nazis bis zur Befreiung schildern. Vor der eigentlichen Lesung gab Markus Roth (Marburg) einen Einblick in den
virtuellen Erinnerungsort „Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt – Das letzte Jahr“ (www.getto-chronik.de) und
ordnete damit das Tagebuch Poznańskis in einen größeren
Kontext ein.
Die vierte Lesung war nicht dem Arbeitsgebiet, sondern
den Räumlichkeiten des Herder-Instituts gewidmet. Aus aktuellem Anlass stand der Genius loci, speziell des komplett
den Anekdoten des Autors. Eine kleine Ausstellung zur Geschichte des „Schloss-Kaffees“ rundete die Veranstaltung
ab.
Den 300. Geburtstag von Friedrich II. griff schließlich die
fünfte und letzte Lesung des Jahres auf, die zugleich als
Marburger Beitrag zur deutschlandweiten Aktionswoche
„Treffpunkt Bibliothek“ organisiert und angekündigt wurde. Der Gießener Ostmitteleuropa-Historiker Hans-Jürgen
Bömelburg las aus seinem Buch über den großen Preußenkönig und ging ausführlich auf dessen in Deutschland
und Polen unterschiedliche historiografische Bewertung
ein. Die begleitende Ausstellung zeigte u.a. Friedrich-Autografen aus den Beständen des Herder-Instituts. Es handelte sich hierbei um Briefe, die Friedrich zwischen 1767
und 1776 an Johann Gottlieb Sylvius von Poser und Groß
Naedlitz geschrieben hatte. Sie werden als Teil eines familiären Depositums in der Dokumentesammlung des HerderInstituts verwahrt.
Für das Jahr 2013 sind bereits Lesungen zu Danzig im Rahmen der vom Bildarchiv betreuten Ausstellung „Danzig im
Luftbild der Zwischenkriegszeit“, zu den polnischen Westbzw. deutschen Ostgebieten, zu Edzard Schaper, zu Richard
Wagner sowie zu Emil von Behring geplant.
Originalgeschirr und historische Dokumente des Schlosscafés
wurden für die Lesung in Vitrinen präsentiert
modernisierten Vortragsbereichs des Herder-Instituts, im
Mittelpunkt. Dieser befindet sich nämlich im ehemaligen
Ausflugslokal auf dem Marburger Schlossberg mit großer
Freiterrasse, das auch für kulturelle Veranstaltungen wie
Premierenfeiern der nahe gelegenen Schlossparkbühne gedacht war. 1927 war es in Zusammenhang mit der 400-JahrFeier der Philipps-Universität Marburg durch Architekt Karl
Rumpf entworfen worden. Klaus-Dieter Spangenberg, ein
Urenkel des ersten Betreibers des „Schloss-Kaffees“, hatte
im Berichtsjahr die Geschichte des traditionsreichen Marburger „Café Spangenberg“ geschrieben, zu dem auch die
Lokalität auf dem Schlossberg gehörte. Aus seinem Werk
las er nun gleichsam am historischen Ort. Dazu war der
Vortragssaal des Herder-Instituts mit kleinen Tischgruppen
und Originaltischdecken wieder in jenes einst sehr beliebte
Marburger Ausflugsziel verwandelt worden. Bei Kaffee und
Kuchen sowie Gitarrenklängen lauschten rund 100 Gäste
8. März
Lesung von Magda Szych und Jan Lipinsky: Wisława Szymborska – ausgewählte Gedichte der Nobelpreisträgerin
17. April
Lesung von Klaus-Jürgen Liedtke aus ,Die versunkene Welt‘. Ein
ostpreußisches Dorf in Erzählungen der Leute
3. Mai
Lesung von Ingo Loose aus seiner Übersetzung Jakub
Poznański. Tagebuch aus dem Ghetto Litzmannstadt, Einführung von Markus Roth
31. Mai
Lesung von Klaus-Dieter Spangenberg aus dem Buch Die
Rechnung bitte! – Damals im Café Spangenberg
24. Oktober
Lesung von Hans-Jürgen Bömelburg aus seinem Buch Friedrich II. zwischen Deutschland und Polen im Rahmen der Woche
„Treffpunkt Bibliothek“
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
65
6.3
Herder-Kolloquium/Öffentliche Vorträge
11. Januar
Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg
„Sammlungsgeschichte als Baustein einer Institutsgeschichte. Das Herder-Institut und seine Sammlungen“
Antje Coburger (Marburg)
8. Februar
Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg
„Alte Quartiere im Wandel. Konsequenzen der
demographischen Entwicklung im Oberschlesischen
Industrierevier seit 1989. Untersucht an Beispielen aus
Bytom (Beuthen) und Gliwice (Gleiwitz)“
Dariusz Gierczak (Marburg)
7. März
Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg
„Die deutsche Antwort auf die Emigration aus der ,kommunistischen Hölle‘. Tschechische und slowakische
Emigranten in Deutschland zwischen 1948-1989“
Dr. Radoslav Štefančík (Senec)
19.-21. März
Workshop „Wissenskulturen“, Herder-Institut, Marburg
Diskussion von Schlüsselkonzepten und Sekundärliteratur sowie der Beiträge des Tagungsbandes zur
Sommerakademie 2011
„Wissensregimes über das östliche Europa seit 1989 –
neue Raumbilder, neue Deutungen?“
Peter Bugge (Universität Aarhus)
6. Juni
Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg
„Ideelle Grundlagen der Aprilverfassung und ihre Realisierung“
Justyna A. Jurkowska (Wien)
20.-25. August
Internationale und interdisziplinäre Sommerakademie
des Herder-Instituts, Marburg, „Migration und
Integration in europäischen Gesellschaften des 19. und
20. Jahrhunderts“
20. August
„Migration als historisches Phänomen: Bedingungen,
Formen und Folgen“
Jochen Oltmer (Osnabrück)
22. August
Vortrag: „Transnationaler Nationalismus: Emigration
aus Südosteuropa im 20. Jh. und Nationsbildung“
Ulf Brunnbauer (Regensburg)
66
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
23. August
Vortrag: „Westwärts: Migration und Integration in
Polen nach 1945“
Felix Ackermann (Vilnius)
24. August
Vortrag: „Die NS-Migrationspolitik – Ideologie, Praxis
und Folgen“
Markus Roth (Gießen)
Vortrag: „‚Parallelgesellschaften‘ – Eine neue
Perspektive auf Gestalt und Wahrnehmung stark
heterogener Gesellschaften“
Ragna Boden (Düsseldorf/Marburg) und
Heidi Hein-Kircher (Marburg)
25. August
Vortrag: „Migration und Integration in europäischen
Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts:
Zusammenfassung und Ausblick“
Christian Kleinschmidt (Marburg)
19. September
Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg
„Die Eroberung der City. Politische Architektur in
Zentraleuropa 1815-1918“
Prof. Dr. Agnieszka Zabłocka-Kos (Wrocław/Freiburg i.B.)
10. Oktober
Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg
„Erziehung zu mehr ,Grenzbewusstsein‘ – zur Rolle von
Schulbüchern im Ostgrenzen-Diskurs der Weimarer
Republik“
Agnes Laba M.A. (Marburg)
14. November
Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg
„Topografie jüdischer Selbstverortungen im lokalen
Raum Rigas um 1900“
Felix Heinert (Köln)
12. Dezember
Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg
„Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser“
Jasmin Nithammer (Marburg)
6.4
Lehre
Prof. Dr. Peter Haslinger
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Quellen zur Problematik nationaler
und religiöser Minderheiten in
Ostmitteleuropa“
Übung
Wintersemester 2011/2012
(gemeinsam mit
Prof Dr. Hans-Jürgen Bömelburg und
Prof. Dr. Thomas Bohn)
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Osteuropäische Geschichte“
Oberseminar
Wintersemester 2011/2012
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Alltagserfahrung unter deutscher Besatzung: Europa im Zweiten Weltkrieg“
Hauptseminar
Sommersemester 2012
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Wissenskulturen in der Geschichte“
Übung
Wintersemester 2012/2013
Dr. Peter Wörster/
Dorothee M. Goeze M. A.
Philipps-Universität Marburg
„Gelehrte Netzwerke der frühen
Neuzeit: Das Beispiel der Briefsammlung Gadebusch (18. Jahrhundert)
aus Livland“
Übung
Wintersemester 2011/2012
Philipps-Universität Marburg
„Verfassung und Bevölkerung:
Geschichte Kurlands im 18. und 19. Jh.
Archivquellen in der Dokumentesammlung des Herder-Instituts“
Übung
Sommersemester 2012
Dr. Heidi Hein-Kircher
Philipps-Universität Marburg
„Vom ‚Völkerfrühling‘ zu Nationalitätenkonflikten am Vorabend des
Ersten Weltkriegs. Die Habsburgermonarchie 1848-1914“
Übung (Blockveranstaltung)
Wintersemester 2011/2012
Dr. Jan Lipinsky/
Dr. Jürgen Warmbrunn
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Informations- und Medienkompetenz
für HistorikerInnen – Datenbanken,
Wissensportale, Online-Ressourcen“
Übung
Wintersemester 2011/2012
Dr. Christian Lotz
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Das deutsche Reich in Europa.
Facetten internationaler Verflechtung
1871-1914“
Proseminar (Blockveranstaltung)
Wintersemester 2011/2012
Dr. des. Sylwia Werner
Universität Konstanz
„Wissenssoziologie und Literatur in
osteuropäischen Zentren der Moderne“
Proseminar (Blockveranstaltung)
Wintersemester 2011/2012
Agnes Laba M.A.
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Der Versailler Vertrag und die territoriale Neuordnung Ostmitteleuropas“
Quellenkundliche Übung
Sommersemester 2012
Justyna A. Turkowska M.A.
Philipps-Universität Marburg
„Baltische Geschichte im Spiegel von
Institutionen und ihrer Amtsinhaber
(Arbeit mit Archivmaterial)“
Übung
Wintersemester 2012/2013
Justus-Liebig-Universität Gießen
„Inszenierter Fortschritt. Welt- und
Hygieneausstellungen von 1850 bis in
die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts“
Übung
Sommersemester 2012
6.5
Publikationen, Vorträge,
Präsentationen der
Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter
Ina Alber M.A.
Wie soll Zivilgesellschaft aussehen?
Antworten der engagierten polnischen Intelligenz, in: Ästhetik &
Kommunikation: „Ethik statt Moral“
43 (2012), 157, S. 47-50.
Vortrag: „Zivilgesellschaftliches
Engagement in Polen nach 1989“,
Deutsch-Polnische Sommerakademie
des Deutschen Poleninstituts, Darmstadt, 2.-9. September.
Vortrag: „Internet Presence, Web 2.0
and Biographical Research Ethics“,
ESA-Midterm Conference „Biographical Research: Emotion, Ethics &
Performative Praxis“, Uniwersytet
Łódzki, Łódź, 14. September.
Dr. Elke Bauer
Kochen im ausgehenden 18. Jahrhundert, in: „Thue ein Häferl Wein
…“ – Das Kochbuch der Eva König.
Rezepte von Lessings Frau, hrsg. von
Elke Bauer und Helmut Berthold,
Göttingen 2012 (Kleine Schriften zur
Aufklärung, 17), S. 32-40.
Impulsvortrag: „Gleichstellung
ist Arbeit. Mögliche Arbeitsfelder
der Gleichstellungsbeauftragten“,
Jahrestagung „Chancengleichheit“
der Leibniz-Gemeinschaft, BerlinKleinmachnow, 15.-16. März.
Statement: „Sammlungen in
analogen und digitalen Medien
– Möglichkeiten und Herausforderungen für grenzüberschreitende
Kooperationen“, Kooperationstagung
der Leibniz-Gemeinschaft und der
Polnischen Akademie der Wissenschaften „Wissenschaftsdialog –
grenzüberschreitend. Potenziale
und Herausforderungen für die
Geistes- und Sozialwissenschaften“,
Polnische Akademie der Wissenschaften, Wierzba, 7. September.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
67
Vortrag: „Visual History. The Value
of Historical Photographs as a Source
in the Age of Digitalization“,
Internationale Konferenz „5. Cyfrowe
spotkania z zabytkami: Reprodukcja
cyfrowa zabytku. Metody, wiarygodność, trwałość“, Politechnika
Wrocławska, Wrocław, 19. November.
Vortrag: „Bildarchive im digitalen
Wandel: Chancen und Probleme“,
Internationale Tagung der Kommission Fotografie der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Kooperation
mit den Staatlichen Museen zu Berlin
„Fotografie und Film im Archiv:
Sammeln, Bewahren und Erforschen“, Museum für Fotografie,
Berlin, 23. November.
Antje Coburger M.A.
Sammlungsordnungen und Wissenskonstruktion im Kontext von
Institutionengeschichte, in: Kulturwissenschaften digital, hrsg. von
Jana Klawitter, Henning Lobin u.a.,
Frankfurt 2012, S. 33-53.
Vortrag: „Sammlungsgeschichte als
Baustein einer Institutsgeschichte.
Das Herder-Institut und seine
Sammlungen“, Herder-Kolloquium,
Herder-Institut, Marburg, 11. Januar.
Dipl.-Ing. Marc Friede
Karte 2: Silesia inside contemporary
Poland, Herder Institut city atlas project, in: Andrew Demshuk: The Lost
German East. Forced Migration and
the Politics of Memory, 1945-1970,
Cambridge/New York 2012, S. xxii.
Kartografie: Węgliniec/Kohlfurt,
Historyczno-topograficzny atlas miast
śląskich/Historisch-topographischer
Atlas schlesischer Städte hrsg. von
Peter Haslinger, Wolfgang Kreft u.a.,
Band 3, bearb. von Jacek Dębicki,
Marburg 2012.
Karte: Das mittelpolnische Textilindustrierevier um 1828, in: Peter
Kriedte: Migration, Gewerbepolitik
und Industrialisierung. Die letzte
Phase der West-Ost-Wanderung und
die Anfänge des mittelpolnischen
68
Textilindustriereviers (1815-1850),
in: Zeitschrift für OstmitteleuropaForschung 61 (2012), 2, S. 171.
Kartenbeilage: Architektura Kaliningrada. Gebäude von besonderer
architektonischer, historischer und
kultureller Bedeutung im zeitgenössischen Kaliningrad, in: Markus
Podehl: Architektura Kaliningrada.
Wie aus Königsberg Kaliningrad
wurde, Marburg 2012.
Karte: Fundorte frühpiastischer
Bestattungen mit Waffenbeigabe in
Polen, in: Wiebke Rohrer: Wikinger
oder Slawen? Die ethnische Interpretation frühpiastischer Bestattungen
mit Waffenbeigabe in der deutschen
und polnischen Archäologie,
Marburg 2012, S. 184.
Vortrag (mit Dariusz Gierczak):
„Stadtentwicklung multimedial. Der
historisch-topographische Atlas
schlesischer Städte“, Treffen der
Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie,
Frankfurt am Main, 21. März.
Vortrag: „Historisch-topographischer
Atlas schlesischer Städte – Aktueller
Entwicklungsstand und Ausblick“,
Arbeitstreffen des AK Historische
Kartographie, Hessisches Staatsarchiv,
Marburg, 8. November.
Dariusz Gierczak M.A.
Możliwości prezentacji rozwoju miast
w wersji drukowanej i cyfrowej na
przykładzie Historyczno-topograficznego atlasu miast śląskich, in: Polski
Przegląd Kartograficzny 44 (2012), 2,
S. 120-129.
Vortrag: „Alte Quartiere im Wandel.
Konsequenzen der demographischen
Entwicklung im Oberschlesischen
Industrierevier seit 1989. Untersucht
an Beispielen aus Bytom (Beuthen)
und Gliwice (Gleiwitz)“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg,
8. Februar.
Vortrag (mit Marc Friede):
„Stadtentwicklung multimedial.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Der historisch-topographische Atlas
schlesischer Städte“, Treffen der
Sektion Hessen der Deutschen
Gesellschaft für Kartographie,
Bundesamt für Kartographie und
Geodäsie, Frankfurt am Main,
21. März.
Präsentation (mit Wolfgang Kreft,
Grzegorz Strauchold): „Historycznotopograficzny atlas miast śląskich“,
Präsentation im Verlag Via Nova,
Wrocław, 24. April.
Vortrag: „Historical-Topographical
Atlas of Silesian Towns“, Workshop
on City Atlasses, 7th National
Conference on Cartography and
Geographic Information Systems of
China, Guangzhou, China,
21. Oktober.
Vortrag: „Ruchome granice,
wieloetniczność, wielokulturowość
a historia miast – na przykładzie
Historyczno-topograficznego atlasu
miast śląskich“, Istorija mista na kartach: možlyvosti ta vyklyky cifrovoï
ėry, Cėntr mis‘koï istoriï Cėntral‘noSchidnoï Evropy/Center for Urban
History of East Central Europe, 7th,
L‘viv, 11.Dezember.
Dorothee Goeze M.A.
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster,
Manfred v. Bötticher: Älteste Nachrichten aus der Brieflade Zierau, in:
Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54 (2012), 1 (Nr. 213).
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster,
Manfred v. Bötticher: Wenn Archive
historische Lebenswelten darstellen
[Buchbesprechung: Forschen.Reisen.
Entdecken, 2012], in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54
(2012), 2 (Nr. 214), S. 31-32.
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster,
Manfred v. Bötticher: Von Aegidi bis
Zuccalmaglio: Kurländische Seelenrevisionen – auch eine Quelle zur
Geschichte von Adelsfamilien im
Baltikum, in: Nachrichtenblatt der
baltischen Ritterschaften 54 (2012),
3 (Nr. 215), S. 56 f.
Dorothee M. Goeze, Peter Wörster,
Manfred v. Bötticher: Urkundeneditionen zu Altlivland, in: Nachrichtenblatt der baltischen Ritterschaften 54
(2012), 4 (Nr. 216), S. 90 f.
Dorothe M. Goeze: In Grenzen ohne
Grenzen: „Sammeln“ im Archiv. Die
Dokumentesammlung im HerderInstitut Marburg und ihr Sammlungsprofil, in: Die Archive Estlands
im europäischen Kontext. Vorträge
der Konferenz im Tallinner Stadtarchiv vom 15. bis zum 16. September
2005, hrsg. i.A. des Vereins Estnischer
Archivare v. Lea Kõiv u. Peep Pillak
[englischer Nebentitel: Estonian
Archives in the European Context],
Tallinn 2012, S. 350-368.
Vortrag: „Die Suche/Frage nach
einem sinnvollen Verbleib für
baltische Dokumente. Die Dokumentesammlung des Herder-Instituts
antwortet gern“, „22. Tagung der baltischen ritterschaftlichen Familienverbände im Verband der Baltischen
Ritterschaften e.V.“, Schloss Höhnscheid, Höhnscheid, 25. März.
Vortrag: „Kulturvermittlung in Zeiten
des kalten Krieges. Otto A. Webermann – eine Biographie zwischen
Estland und Deutschland“, 65. Baltisches Historikertreffen, Universität
Göttingen, 2. Juni.
Prof. Dr. Peter Haslinger
Gewaltoptionen und Handlungslogiken im Revolutionsjahr 1989 in
Ostmitteleuropa, in: 1989 und die
Rolle der Gewalt, hrsg. von Martin
Sabrow, Göttingen 2012, S. 255-277.
How to Run a Multilingual Society:
Statehood, Administration and
Regional Dynamics in Austria-Hungary, 1867-1914, in: Region and State in
Nineteenth-Century Europe. NationBuilding, Regional Identities and
Separatism, hrsg. von Joost Augusteijn und Eric Storm, Basingstoke
2012, S. 111-128.
Historyczno-topograficzny atlas miast
śląskich/Historisch-topographischer
Atlas schlesischer Städte“ (hrsg. mit
Wolfgang Kreft, Grzegorz Strauchold
und Rościsław Żerelik), tom/Band 3:
Węgliniec/Kohlfurt, bearb. von Jacek
Dębicki, Marburg – Wrocław 2012.
Kampf der Karten. Propaganda- und
Geschichtskarten als politische
Instrumente und Identitätstexte,
hrsg. von Peter Haslinger und Vadim
Oswalt, Marburg 2012 (Tagungen zur
Ostmitteleuropaforschung, 30).
Einleitung: Raumkonzepte, Wahrnehmungsdispositionen und die
Karte als Medium von Politik und
Geschichtskultur (zusammen mit
Vadim Oswalt), in: Kampf der Karten.
Propaganda- und Geschichtskarten
als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger
und Vadim Oswalt, Marburg 2012
(Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung, 30).
Leitung: Masterclass „Wissen, Diskurse und Erinnerung“, Research
Area 8, Graduate Centre for the Study
of Culture (GCSC), Justus-LiebigUniversität Gießen, 2. Februar.
Kommentar zu: „Fest und Konflikt:
Die Wahrnehmung der ungarischen
Millenniumsdenkmäler im Jahre
1896“, von Balint Varga-Kuna M.A.,
Tagung „Von Schwedisch-Pommern
bis zur DDR – Fallbeispiele politischer
Integration vom 18.-20. Jahrhundert“, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz, 9.-11. Februar 2012.
Eröffnungsrede zur Ausstellung: „Im
Objekt des Feindes – Die deutschen
Bildberichterstatter im besetzten
Warschau 1939-1945. W obiektywie
wroga. Niemieccy fotoreporterzy w
okupowanej Warszawie (1939-1945)“,
Landtag Rheinland-Pfalz, Mainz,
11. April.
Vortrag: „Karrierewege für wissenschaftlichen Nachwuchs“, Kolloquium der Leibniz Graduate School for
Cultures of Knowledge in Central
European Transnational Contexts,
Herder-Institut, Marburg, 11. April.
– Aktuelle Forschungen“, HerderInstitut, Marburg, 18. April.
Chair/Discussant, „HISTORY AND
MEMORY VII: Nationalization of
Space and Society“, The Global Baltics: The Next Twenty Years,The 23rd
biannual conference of the Association for the Advancement of Baltic
Studies (AABS), University of Illinois,
Chicago, 28. April.
Vortrag: „Imperial Disintegration and
National Confrontation in East-Central Europe, 1918-1920“, Tagung „The
Greater War – Imperial Mobilization,
Demobilization, and Unrest in the
Era of the First World War“, University College Dublin, 18. Mai.
Kommentar: Workshop „Sprache(n),
Wissen und Translationsprozesse“
der Leibniz Graduate School for
Cultures of Knowledge in Central
European Transnational Contexts,
Herder-Institut, Marburg, 23. Mai.
Vortrag: „The Break up of Czechoslovakia – an Experience to Share?“, The
Centre for Historical Research and
Documentation on War and Contemporary Society (Ceges-Soma), Brüssel,
30. Mai.
Vortrag (mit Tatjana Tönsmeyer):
„Von der Tätergeschichte zur Geschichte lokaler Bevölkerungen unter
Besatzungsbedingungen. Neue Wege
in der Historiographie des Zweiten
Weltkriegs“, Topographie des Terrors
Auditorium, Berlin, 31. Mai.
Zusammenfassung: Workshop „Generations of Violence – Age Groups,
Generation Gaps, and the Significance of Violence“ der Forschergruppe Gewaltgemeinschaften in
Zusammenarbeit mit dem Centre for
War Studies am University College
Dublin, dem Centre for Historical
Research and Documentation on War
and Contemporary Society Bruxelles
und dem Instituut voor oorlogs-,
holocaust-, en genocidestudies,
Amsterdam, Herder-Institut,
Marburg, 7.-8. Juni.
Kommentar, Internationaler Workshop „Lemberg/Ľviv/Lwów um 1900
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
69
Kommentar, Panel V: Ethnische
Elitenmobilität, Konferenz:
„Imperiale Biographien. Elitekarrieren in den Vielvölkerreichen der Romanows, Habsburger und Osmanen“,
Otto-Friedrich-Universität Bamberg,
21. Juli.
Vortrag (mit Robert Traba): „Aspekte
von Kompatibilität und Innovation –
polnische und deutsche Forschung in
den Geistes- und Sozialwissenschaften“, Kooperationstagung der
Leibniz-Gemeinschaft und der Polnischen Akademie der Wissenschaften
„Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und
Sozialwissenschaften“, Polnische
Akademie der Wissenschaften,
Wierzba, 7. September.
Begrüßung und Eröffnung, 2.
Doktorandenforum der Sektion A
der Leibniz-Gemeinschaft, RömischGermanisches Zentralmuseum,
Forschungsinstitut für Archäologie,
Mainz, 10. September.
Leitung Diskussionsansatz „Wissensgesellschaften“, 2. Doktorandenforum
der Sektion A der Leibniz-Gemeinschaft, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Forschungsinstitut für
Archäologie, Mainz, 11. September.
Vortrag: „Diskurs – Spache – Wissen:
Komponenten für ein transdisziplinäres Modell“, Deutscher Slavistentag
3.-6. Oktober 2012, Dresden/Bautzen,
4. Oktober.
Moderation der Sektion I: Sprachpolitik in Institutionen und von Institutionen, Jahrestagung des Collegium
Carolinum, 8.-11. November, Bad
Wiessee, 9. November.
Eröffnungsvortrag: „Gedächtnis,
Überlieferung und Wissensvermittlung im Zeitalter der Informationsgesellschaft“, 17. Archivwissenschaftliches Kolloquium „Transparenz für
Bürger? Perspektiven historischer
Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit
in Archiven“, Staatsarchiv Marburg,
15. November.
70
Dr. Heidi Hein-Kircher
Eclipsing the Polish-German Past to
Construct a Post-Socialist Polish Memory-Culture, in: Germany, Poland
and Postmemorial Relations in Search
of a Livable Past, hrsg. von Kristin
Kopp und Joanna Niżyńska, New York
2012 (Europe in Transition: The NYU
European Studies Series), S. 85-106.
Was haben Arminius, Luther und die
„Stunde Null“ gemein?, in: Nationalsozialismus und deutsches Selbstverständnis. Wurzeln unserer Identität,
hrsg. von Bernhard Pfändtner u.a.,
Bamberg 2012, S. 160-161 (gekürzte
Fassung von: Zur Definition und
Funktion von politischen Mythen,
in: Imperium – Konflikt – Mythos.
2000 Jahre Varusschlacht. Bd. 3:
Katalog Mythos, hrsg. vom Lippischen Landesmuseum Detmold,
Stuttgart 2009, S. 149-154).
Was haben Arminius, Luther und die
„Stunde Null“ gemein?, in: Buchners
Kolleg Geschichte 12, Ausgabe Sachsen, hrsg. von Maximilian Lanzinner, Bamberg 2012, S. 149 (gekürzte
Fassung von: Zur Definition und
Funktion von politischen Mythen).
Mythen und Politik (gekürzte Fassung: Aus Politik und Zeitgeschichte), in: Geschichte und Geschehen.
Oberstufe: Geschichts- und Erinnerungskultur: Nationale Gedenk- und
Feiertage, hrsg. von Michael Sauer
u.a., Stuttgart 2012.
Jewish Pariticipation in the Lemberg
Local-Self-Government: The Provisions oft the Lemberg Statute of
1870, in: Simon-Dubnow-Institut
Jahrbuch/Yearbok 10 (2011) (erschienen im Jan. 2012), S. 237-254.
Tagungsbericht: Historikertag 2012.
Sektionsbericht: Macht und Gegenmacht im Konfliktraum der Volksrepublik Polen: Kulturelle Ressourcen
für Formen politischen Widerstands,
in: H-Soz-u-Kult 09.11.2012. URL:
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4478.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Tagungsbericht: Migration und Integration in europäischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts.
Internationale und interdisziplinäre
Sommerakademie des HerderInstituts für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der
Leibniz-Gemeinschaft in Kooperation
mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsund Sozialgeschichte der PhilippsUniversität Marburg, 19.-25. August
2011, in: AHF-Information Nr. 151
vom 31.10.2012. URL: http://www.
ahf-muenchen.de/Tagungsberichte/
Berichte/pdf/2012/151-12.pdf
Tagungsbericht: First Conferenc of
Baltic Urban History. Urban History
of the Baltic: Theoretical Aspects and
Current Research. Kooperationstagung der Fakultät für Geschichte und
Philosophie und des Instituts für
Geschichte der Universität Lettlands
(Riga), des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung
– Institut der Leibniz-Gemeinschaft,
des Historischen Instituts der Universität Tallinn und des Instituts für
Geschichte der Universität Vilnius,
Riga, 10.-14. Oktober 2012, in: AHFInformation Nr. 160 vom 31.10.2012.
URL: http://www.ahf-muenchen.
de/Tagungsberichte/Berichte/
pdf/2012/160-12.pdf
Tagungsbericht: Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften:
Rankings, Internationalisierung
und Bibliometrie als Herausforderung. Workshop des Herder-Instituts
für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der LeibnizGemeinschaft und des Instituts für
Ost- und Südosteuropaforschung
(Regensburg), Marburg, 16. Oktober
2012, in: AHF-Information Nr. 163
vom 31.10.2012. URL: http://www.
ahf-muenchen.de/Tagungsberichte/
Berichte/pdf/2012/163-12.pdf
Vortrag: „Kommunalpolitische
Prägungen kulturellen Lebens in
Lemberg um 1900“, Internationaler
Workshop „Lemberg/Ľviv/Lwów
um 1900 – Aktuelle Forschungen“,
Herder-Institut, Marburg, 18. April.
Vortrag (mit Ragna Boden): „‚Parallelgesellschaften‘ – Eine neue Perspektive auf Gestalt und Wahrnehmung
stark heterogener Gesellschaften“,
Internationale und interdisziplinäre
Sommerakademie „Migration und
Integration in europäischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts“, Herder-Institut, Marburg,
24. August.
Zusammenfassung: „Representing
the Past in Architecture“, Internationale Nachwuchstagung des HerderInstituts, Marburg, gemeinsam mit
dem Litauischen Institut für Geschichte, Vilnius, und dem NordostInstitut, IKGN e.V., Lüneburg,
Vilnius, 10. Oktober.
Vortrag: „Recent Studies on Urban
History in East Central Europe.“,
The First Conference of Baltic Urban
History „Urban History in the Baltic:
Theoretical Aspects and Current
Research“, Universität Lettlands, Rīga,
11. Oktober.
Zusammenfassung und Kommentar
(gemeinsam mit Mārtiņš Mintaurs)
der Tagung: „Urban History in the
Baltic: Theoretical Aspects and
Current Research“, Universität
Lettlands, Rīga, 12. Oktober.
Zusammenfassung und Kommentar
des Workshops: „Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichtswissenschaften:
Rankings, Internationalisierung und
Bibliometrie als Herausforderung?“
gemeinsam mit dem Institut für
Ost- und Südosteuropaforschung,
Regensburg, Herder-Institut,
Marburg, 16. Oktober.
Elisa-Maria Hiemer
„Andrzej Szczypiorskis Początek: Zum
Einfluss von Geschichtsbildern auf
die deutsche und polnische Rezeption“, in: Ausgewählte Probleme der
polnischen und tschechischen Holocaustliteratur und -kultur. Materialien
des Internationalen Workshops in
Gießen, 27.-28. Mai 2010, hrsg. von
Reinhard Ibler, München – Berlin
2012, S. 119-140.
Konrad Hierasimowicz M.A.
Vortrag: „Von zwei Mal Belarus
zu Belarus 2.0? Mediale Narration
nationaler Vergangenheit und Identität im Übergang von Printmedien
zu Social Media“, Kolloquium der
Leibniz Graduate School for Cultures
of Knowledge in Central European
Transnational Contexts,
Herder-Institut, Marburg, 8. Februar.
Eligiusz Janus
mit Stephan Scholz: Heiliger Bonifatius und heiliger Adalbert. Vom Märtyrertod zum Symbol der europäischen
Einigung, in: Deutsch-Polnische Erinnerungsorte, Bd. 3: Parallelen, hrsg.
von Hans Henning Hahn und Robert
Traba, Paderborn 2012, S. 128-146.
mit Stephan Scholz: Św. Bonifacy
& św. Wojciech. Od męczeńskiej
śmierci do symbolu jednoczącej się
Europy, in: Polsko-niemieckie miejsca
pamięci, Bd. 3: Paralele, hrsg. von
Hans Henning Hahn und Robert
Traba, Warszawa 2012, S. 125-142.
Wissensexporteure in der Slowakei
von 1938 bis 1948, Tagung der
Deutsch-Tschechischen und DeutschSlowakischen Historikerkommission
„Deutsche – Tschechen – Slowaken
im mitteleuropäischen Kontext“,
Slovenská akadémie vied, Bratislava,
12. Oktober.
Dipl.-Ing. Wolfgang Kreft
Historyczno-topograficzny atlas miast
śląskich/Historisch-topographischer
Atlas schlesischer Städte (hrsg. mit
Peter Haslinger, Grzegorz
Strauchold und Rościsław Żerelik),
tom/Band 3: Węgliniec/Kohlfurt,
bearb. von Jacek Dębicki, Marburg –
Wrocław 2012.
Landkarten der Oderregion. Ein
Thema nur der landesterritorialen
Darstellung?, in: 13. Kartographiehistorisches Colloquium, Dresden
2006. Vorträge – Berichte – Poster,
Bonn 2012, S. 161-164.
Vortrag: „City Atlas Silesia“, Symposium on Service-Oriented Mapping,
Wien, 22. November.
Stanislava Kolková M.A.
Vortrag: „Die Zips im kulturellen
und wissenschaftlichen Diskurs der
Slowakei von 1945-1948“, Tagung
„Region – Staat – Europa. Regionale
Identitäten unter den Bedingungen
von Diktatur und Demokratie in
Mittel- und Osteuropa“, Botschaft der
Slowakischen Republik, Berlin,
19. April.
Präsentation des Dissertationsprojekts: „Textualisierung und Kontextualisierung von von ,Nation‘ und
,Staat‘. Die kulturellen und wissenschaftlichen Eliten als Wissensimporteure und Wissensexporteure in der
Slowakei von 1938 bis 1948“, DAAD
Sommerseminar „Intellektuelle
Eliten in Ost- und Westeuropa in Geschichte und Gegenwart“, Universität
Passau, 7.-12 Mai.
Projektpräsentation: „Kontextualisierung von ,Nation‘ und ,Staat‘. Die
kulturellen und wissenschaftlichen
Eliten als Wissensimporteure und
Präsentation (mit Dariusz Gierczak,
Grzegorz Strauchold): „Historycznotopograficzny atlas miast śląskich“,
Präsentation im Verlag Via Nova,
Wrocław, 24. April.
Agnes Laba M.A.
Stiftung für deutsche Volks- und
Kulturbodenforschung, Leipzig, in:
Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen
Europa, 2012. URL: http://ome-lexi
kon.uni-oldenburg.de/53872.html
(Stand 04.12.2012).
Die Kartierung des „Schmachfriedens“ – Der Einsatz von Landkarten
zur Mobilisierung der öffentlichen
Meinung gegen den Versailler Vertrag
in der Weimarer Repblik, in: Kampf
der Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von
Peter Haslinger und Vadim Oswalt,
Marburg 2012, S. 152-170 (Tagungen
zur Ostmitteleuropaforschung, 30).
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
71
Vortrag: „Erziehung zu mehr ,Grenzbewusstsein‘ – zur Rolle von Schulbüchern im Ostgrenzen-Diskurs der
Weimarer Republik“, Herder-Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 10.
Oktober.
Dr. Christian Lotz
Herbert Hupka, in: Schlesische
Lebensbilder Band XI, hrsg. von
Joachim Bahlcke, Insingen 2012,
S. 603–616.
Kartografie der deutschen Teilung.
Veränderungen der ost- und westdeutschen Außenpräsentation während des kalten Krieges, in: Kampf der
Karten. Propaganda- und Geschichtskarten als politische Instrumente
und Identitätstexte, hrsg. von Peter
Haslinger und Vadim Oswalt,
Marburg 2012, S. 121-139 (Tagungen
zur Ostmitteleuropaforschung, 30).
Dr. Vytautas Petronis
Vortrag: „Economic and Ecological
Issues of the Extension of the Timber
Trade in the Baltic and North Sea
Regions, 1850-1914“, Konferenz
„Trading Environments. Commercial Knowledge and Environmental
Transformations“, Rachel Carson
Center for Environment and Society,
München, 1.-3. August.
Vortrag: „Aspects of the Emergence
and Transformation of the Early
Lithuanian Far Right Movement
(1922-1927)“, The Global Baltics:
The Next Twenty Years,The 23rd
biannual conference of the Association for the Advancement of Baltic
Studies (AABS), University of Illinois,
Chicago, 28. April.
Vortrag: „Mapping Timber Resources.
Transformations of Surveying and
Mapping in Northern Europe during
the Age of Industrialization“, Konferenz „Negotiating Space, Arranging
the Land“, Institutt for Arkeologi,
Konservering og Historie, Universitet
i Oslo, 7.-9. Dezember.
Vortrag: „Patriotism or Nationalism?
Problems in the (Self-)Identification of
Early Lithuanian Right-Wing Activists
(1918-1927)“, Konferenz „V Annual
CRCEES Research Forum“, University
of Glasgow, Glasgow, 17.-18. Mai.
Dr. Jan Lipinsky
Vortrag: „Raum und Zeit als unberechenbare Variable? Zukunftsplanungen zur Nutzung europäischer
Holzressourcen unter dem Eindruck
industrialisierter Beschleunigung und
Entgrenzung (ca. 1870-1914)“, Kolloquium der Leibniz Graduate School
for Cultures of Knowledge in Central
European Transnational Contexts,
Herder-Institut, Marburg, 11. Januar.
Vortrag: „Experten an den Grenzen der
Imperien. Erkundungsreisen forstwissenschaftlicher Experten nach Nordeuropa und die Zukunftsplanungen zur
Nutzung europäischer Holzressourcen
(1870-1914)“, Konferenz „Weltgestalter und Welterklärer. Experten in der
technischen Moderne“, Technische
Universität Dresden, 18.-19. März.
Vortrag: „Experten an den Grenzen
der Imperien. Erkundungsreisen
forstwissenschaftlicher Experten
nach Nordeuropa“, Konferenz „Weltgestalter und Welterklärer. Experten
in der technischen Moderne“, Technische Universität Dresden, 30. März.
Vortrag: „Debating and Transforming
Forestry. Calculating Future Prospects
of Timber Supply in the Baltic and
North Sea Regions, 1850-1914“, Royal
72
Kolloquium, Herder-Institut, Marburg, 12. Dezember.
Geographical Society, Annual Conference 2012, Session „Geography,
Science and Machines c. 1750-1960“,
Edinburgh, 3.-5. Juli.
Vortrag: „Die Internet-Aktivitäten
des Herder-Instituts“, 6. Tagung
der AG landesgeschichtliche und
landeskundliche Internet-Portale in
Deutschland, AG Regionalportale
Deutschland, Stuttgart, 9. Mai.
Tomaš Nenartovič M.A.
Vortrag: „Territorial Concepts and
Geopolitics in Northeastern Europe
1890-1939“, The Global Baltics: The
Next Twenty Years, The 23rd biannual conference of the Association
for the Advancement of Baltic Studies
(AABS), University of Illinois,
Chicago, 28. April.
Jasmin Nithammer M.A.
Vorstellung des Dissertationsprojekts: „Grenzen des Sozialismus zu
Land und zu Wasser – Die polnische
Seegrenze und tschechoslowakische
Landgrenze im Vergleich“, im
Rahmen der Posterpräsentation
des 49. Deutschen Historikertags,
Johannes-Gutenberg-Universität,
Mainz, 26. September.
Vortrag: „Grenzen des Sozialismus
zu Land und zu Wasser“, Herder-
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Vortrag: „Fathers and Sons: Generational Aspect in Early Lithuanian
Right-Wing Movement (1918-1927)“,
Workshop „Generations of Violence
– Age Groups, Generation Gaps, and
the Significance of Violence“ der Forschergruppe Gewaltgemeinschaften
in Zusammenarbeit mit dem Centre
for War Studies am University College
Dublin, dem Centre for Historical
Research and Documentation on War
and Contemporary Society Bruxelles
und dem Instituut voor oorlogs-,
holocaust-, en genocidestudies,
Amsterdam, Herder-Institut,
Marburg, 7.-8. Juni.
Dominika Piotrowska M.A.
Küstrin/Kostrzyn, Nowa Marchia/
Neumark, Województwo Lubuskie/
Wojewodschaft Lebus. Heft 9 der
Reihe Schlösser und Gärten der
Neumark – Zamki i ogrody Nowej
Marchii, Berlin 2012.
Vortrag: „Schloss Ballenstedt“,
Tagung „Land – Konfession –
Frömmigkeit: Harz und Anhalt“,
Gernrode/Wernigerode,
28. Mai – 2. Juni.
Vorstellung des Dissertationsprojekts:
„Die neuzeitliche Residenzarchitektur in der Neumark (1535-1807)“,
2. Doktorandenforum der Sektion A –
Bildung und kulturelle Überlieferung
der Leibniz-Gemeinschaft, RömischGermanisches Zentralmuseum,
Forschungsinstitut für Archäologie,
Mainz, 11. September.
zialmuseum“, Homburger Gespräch
2012 „Kulturen des Sammelns im
Ostseeraum“, M.C.A. Böckler – Mare
Balticum-Stiftung, Werner Reimers
Stiftung, Bad Homburg,
17.-21. Oktober.
Vortrag: „Aneignungsprozesse des
,fremden‘ Kulturerbes nach 1945,
gezeigt am Beispiel der neuzeitlichen
Residenzarchitektur in der Neumark“, 20. Jubiläumstagung des
Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger „Kulturerbe und Aneignungsprozesse in deutsch-polnischen
Kontakträumen – Motivationen,
Realitäten, Träume“, Frankfurt/Oder;
Słubice, 26.-29. September.
Vortrag: „Zäsuren des Sammelns:
Wert des Verlusts/Wert durch Verlust
– Wiederherstellung und Transgression am Beispiel der Überlieferung
zum Kurländischen Provinzialmuseum Mitau“, Tagung: Homburger
Gespräch der M.C.A. Böckler – Mare
Balticum-Stiftung „Kulturen des
Sammelns im Ostseeraum“, Werner
Reimers Stiftung, Bad Homburg v. d.
Höhe, 19. Oktober.
Dr. Dietmar Popp
Wiebke Rohrer
Rede: Eröffnung der Ausstellung „Im
Objektiv des Feindes – Die deutschen
Bildberichterstatter im besetzten
Warschau 1939-1945/W objektywie
wroga. Niemieccy fotoreporterzy w
okupowanej Warszawie 1939-1945“,
Mahnmal St. Nikolai, Hamburg,
15. Februar.
Wikinger oder Slawen? Die ethnische
Interpretation frühpiastischer Bestattungen mit Waffenbeigabe in der
deutschen und polnischen Archäologie, Marburg 2012 (Studien zur
Ostmitteleuropaforschung, 26).
Rede: Eröffnung der Ausstellung
„Architektura i urbanistyka Wolnego
Miasta Gdańska 1920-1939/Architektur und Städtebau der Freien Stadt
Danzig 1920-1939“, Muzeum Historyczne Miasta Gdańska, Dom Uphagena/Historisches Museum der Stadt
Danzig, Uphagenhaus, Gdańsk, 25.
Mai.
Vortrag: „Nach der Zeitzeugenschaft
– Holocausterinnerung heute“,
Gedenkveranstaltung, „Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Opfer
des Nationalsozialismus“, City Kirche
Elberfeld, Wuppertal, 29. Januar.
Einführung: Ausstellung „Sopota
– Kranca – Rīgas Jūrmala. Baltijas
piejūras kūrorti 19. un 20. Gadsimtā“,
Jūrmalas pilsētas muzejā/Stadtmuseum Jūrmala, Jūrmala-Majori, 7. Juni.
Konzeption und Leitung (mit Jānis
Krēsliņš): Homburger Gespräch
2012 „Kulturen des Sammelns im
Ostseeraum“, M.C.A. Böckler – Mare
Balticum-Stiftung, Werner Reimers
Stiftung, Bad Homburg, 17.-21.
Oktober.
Kommentar zum Vortrag von Evarda
Šmite „Julius Döring, die Kurländische Gesellschaft für Literatur und
Kunst und das Kurländische Provin-
Dr. Markus Roth
Podiumsgespräch und Lesung: „Friedrich Kellner ‚Verdunkelt, vernebelt
sind alle Hirne‘“, Buchvorstellung,
„Lebenszeugnisse“, Literaturforum
im Brecht-Haus, Berlin, 23. Februar.
Vortrag und Lesung: „Die Tagebücher
Friedrich Kellners“, öffentlicher
Abendvortrag, Lambertus-Saal der
Lambertikirche, Oldenburg,
28. Februar.
Abendvortrag im Rahmen der Woche
der Brüderlichkeit, Geschichtsort
Villa ten Hompel, Münster, 14. März.
Vortrag und Podiumsgespräch:
„Friedrich Kellner ‚Vernebelt,
verdunktelt sind alle Hirne‘“,
Buchpräsentation, Topographie des
Terrors, Berlin, 24. April.
Vortrag: „Zwischen Trivialisierung
und Popularisierung – Der Holocaust
in populären Medien“, Veranstaltung
des Instituts für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien an der Universität Bremen und der Landeszentrale für politische Bildung Bremen,
Villa Ichon, Bremen, 8. Mai.
Vortrag und Lesung: „Friedrich Kellner: ‚Vernebelt, verdunkelt sind alle
Hirne‘“, Buchpräsentation, Von der
Heydt-Museum, Wuppertal, 22. Mai.
Vortrag: „Chronik des Gettos Lodz/
Litzmannstadt“, Workshop „Militärgeschichte Editionen heute: Neue
Anforderungen, alte Probleme?“,
Militärgeschichtliches Forschungsamt, Potsdam, 2. Juni.
Vortrag: „Die NS-Migrationspolitik –
Ideologie, Praxis und Folgen“, Internationale und interdisziplinäre Sommerakademie des Herder-Instituts
Marburg „Migration und Integration
in europäischen Gesellschaften des
19. und 20. Jahrhunderts“,
24. August.
Dr. Christoph Schutte
Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen
Europa, 2012. URL: http://ome-lexi
kon.uni-oldenburg.de/53980.html
(Stand 03.04.2012).
Justyna A. Turkowska M.A.
Podiumsgespräch: „Das haben wir
nicht gewußt!“, Gemeindehaus der
Ev.-Luth. Kirchengemeinde, Oldenburg, 29. Februar.
Vortrag: „,Volk ohne Hirn‘ – Friedrich
Kellner und seine Chronik des Alltags, der Propaganda und der Verbrechen des NS-Regimes“, öffentlicher
Vortrag: „In the Name of Hygiene:
Hygiene Institute in Posen between
Political Expectations and Scientific
Standards“, Workshop „Public Hygiene in Central and Eastern Europe,
1800-1940“, Institut für Geschichte
der Medizin, Justus-Liebig-Universität
Gießen, Gießen 13.-15. Januar.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
73
Vortrag: „Wissen als Konstrukt und
Inszenierung: Hygienepopularisierung in der Provinz Posen“, Kolloquium der Leibniz Graduate School
for Cultures of Knowledge in Central
European Transnational Contexts,
Herder-Institut, Marburg, 8. Februar.
Vortrag: „,Wenn der Volkskörper in
Gefahr ist‘ – Hygienische Erziehung
in der Provinz Posen um die Jahrhundertwende“, Jahrestagung des
Deutschen Geschichtsvereines des
Posener Landes e.V. (DGV), Posen in
Medingen, 10. Februar.
Vortrag „The same Direction, Different Ways – the Anti-Alcohol Popularization in the Prussia Province of
Posen“, Conference „Fighting Drink,
Drug and Venereal Diseases: Global
Anti-Vice Activism (ca. 1870-1940)“,
Monte Verita, 1.-4. April.
Vortrag: „Sexual Transmitted Diseases
between Gender and Ethnicity in the
Province of Posen: German-Polish
Debates about National Revival“,
Conference „Health, Culture and
the Body 2“, Istanbul University
Doctorate Halls-Beyazit, Istanbul, 13.15 September.
Vortrag: „Biopolitics of Venereal Diseases in the Province of Posen (19021918)“, CLASH – Cultural, Literary
and Social Hybridity Conference,
Uniwersytet im. Adama Mickiewicza,
Poznań, 7.-8. Dezember.
Vorstellung des Dissertationsprojekts, Inneres Kolloquium, Institut
für Geschichte der Medizin, JustusLiebig-Universität Gießen, Gießen,
10. Dezember.
Vortrag: „The New Open Access Repository for East European ,OstDok‘
– a New Role for Libraries in Highquality Publishing in East European
Studies“, COSEELIS-Konferenz,
Oxford, 28. Juni.
Vortrag (mit Karsten Brüggemann):
„Virtual Academic Library – a Cooperation between Academia and
Librarianship“, 11th International
Bibliotheca Baltica-Symposium, Tallinn, 25.-26. Oktober.
Vortrag: „Was trennt uns, Was
verbindet uns? Über die Möglichkeiten vermehrter Zusammenarbeit
zwischen Archiven und Bibliotheken
in Ostmitteleuropa“, Drittes Mitteleuropäisches Archivars- und Archivarinnentreffen aus Einrichtungen mit
Quellensammlungen zur deutschen
Geschichte im östlichen Europa,
Bad Kissingen, 29.-31. Oktober.
Vortrag: „Bibliotheken als Vermittler
und Verhinderer des Zugangs zu Wissen. Zur Bibliotheksgeschichte Ostund Ostmitteleuropas nach 1945“,
3. Deutsch-russisches Arbeitsgespräch
zur Buchgeschichte, Marburg,
1.-3. November.
Vortrag: „Das Vernetzen von
Menschen, Daten und Systemen:
Die Forschungsbibliothek des HerderInstituts in Marburg“, WissKom2012,
Jülich, 5.-7. November.
Dr. Anna Veronika Wendland
Tagungsleitung und Eröffnungsvortrag: 41. ABDOS-Tagung „Das
Internet als Ort der wissenschaftlichen Information und Diskussion“,
Bayerische Staatsbibliothek, München, 14.-16. Mai.
Galizien als Referenzraum kultureller
Interferenz, in: Wellenschläge. Kulturelle Interferenzen im östlichen
Mitteleuropa des langen 20. Jahrhunderts, hrsg. von Ute Raßloff, S. 43-92
(im Druck), Online-Version (2012):
http://www.uni-leipzig.de/~gwzo/
images/GWZO_images/Verschiedenes/Wellenschlaege_Online.pdf
Vortrag: „Raum 2.0 – Beispiele für transnationale Wissensvermittlung zur
Region Ostmitteleuropa“, Workshop
Atomogrady. Nuclear Cities between
Utopia and Disaster in Russia, Ukraine, and Lithuania. Paper published
Dr. Jürgen Warmbrunn
74
„Strategischer Forschungsverbund
Science 2.0“, Wissenschaftszentrum
für Sozialforschung, Berlin, 22. Juni.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
at the Virtual Conference on Second World Urbanity, July 30, 2012,
URL: http://secondworldurbanity.
umwblogs.org/.
„Dobri istoryky je kreatyvnymy
eklektykamy“, Interview für die Webseite „Historians in UA“, 26.03. 2012,
URL: http://historians.in.ua/index.
php/intervyu/194-anna-veronikavendliand-dobri-istoryky-ie-kreatyvnymy-eklektykamy.
Chapter 4: Cultural Transfer, in:
Travelling Concepts for the Study of
Culture, hrsg. von Ansgar Nünning
und Birgit Neumann, Berlin – New
York 2012, S. 45-66.
Ikonografien des Raumbilds Ukraine.
Eine europäische Wissenstransfergeschichte, in: Kampf der Karten.
Propaganda- und Geschichtskarten
als politische Instrumente und Identitätstexte, hrsg. von Peter Haslinger
und Vadim Oswalt, Marburg 2012,
S. 85-120.
Vortrag: „Wozu Umweltgeschichte in
Ost- und Ostmitteleuropa?“, Kolloquium, Imre Kertész Kolleg, Jena,
31. Januar.
Vortrag: „Urbanität im Zeitalter der
Extreme: Lemberg im 20. Jahrhundert“, Filmvorführung, Ausstellung
und Podiumsdiskussion „Gespiegelte
Zeit. Die vielen Gesichter L’vivs“,
Zeitgeschichtliches Forum, Leipzig,
3. Februar.
Vortrag: „(Re-)Inventing the Atomograd. Nuclear as a Way of Life in
Eastern Europe before and after Chernobyl, 1970-2011“, Internationale
Konferenz „Comparing Fukushima
and Chernobyl: Social and Cultural
Dimensions of the Two Nuclear
Catastrophes“, Goethe-Universität,
Frankfurt, 9. März.
Kommentar: „Zusammenfassung der
Arbeitsergebnisse“, Tagung „Drittes
Projekttreffen des Projektverbundes
,Digitaler Atlas politischer Raumbilder zu Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert (DAPRO)‘“, Institut für Wissensmedien, Tübingen, 20. April.
Vortrag: „Urbanisierung und Urbanität als Forschungsproblem in der
Geschichte Ost- und Ostmitteleuropas“, Tagung „Urbanisierung und
Urbanität in Ost- und Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert“, Technische
Universität, Berlin, 1. Juni.
Vortrag: „East Central European Modernity and the Urban Experience“,
Annual conference 2012 Imre Kertész
Kolleg Jena „Challenges of Modernity
– Spatial Integration and Communication in 20th Century Central and
Eastern Europe“, Praha, 15. Juni.
Vortrag: „Challenges of Modernity in
Eastern Europe: Environment“, Autorenworkshop im Rahmen der Annual
conference 2012 Imre Kertés Kolleg
Jena „Challenges of Modernity –
Spatial Integration and Communication in 20th Century Central and
Eastern Europe“, Praha, 17. Juni.
Vortrag/Präsentation: „Knowledge
Transfer, Technological Elites, Language“, Workshop zur EU-Projektplanung „Shaping Peoples“, Alghero,
7. September.
Vortrag: „,Wissenschaft fordert
Opfer‘. Kerntechnik und Lange
Hochmoderne in der Sowjetunion,
1960-1986“, SFB 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“/Teilprojekt
M Ingenieure und Hochmoderne,
Workshop „Riskante Technologien“,
Technische Universität, Dresden,
14. November.
Sektionsleitung „Aspects of 20th
Century Belarusian History“, ASEEES
Annual Convention 2012,
New Orleans, 17. November.
Vortrag: „Atomogrady. Nuclear Cities
between Utopia and Disaster in
Russia, Ukraine, and Lithuania
1965-2011“, Columbia University
New York, Harriman Institute,
20. November.
Vortrag: „Challenges of Modernity in
Central and Eastern Europe: Environment as Modern Challenge/Case Studies“; Autorenworkshop, Imre Kertész
Kolleg Jena, 29. November.
Vortrag: „Atom-Urbanität: Städtebau, Kerntechnik und Lange Hochmoderne im östlichen Europa“,
Technische Universität, Berlin,
6. Dezember.
Vortrag: „Die Lemberger Schule der
Medizin. Von Władysław Szumowski
zu Ludwik Fleck“, Institut für
Geschichte der Medizin, JustusLiebig-Universität, Gießen, 4. Juni.
Dr. des. Sylwia Werner
Vortrag: „Science oder Fiction?
Stanisław Lems Erzählwerk im Lichte
seiner Philosophie der Technik“,
1. Internationale Tagung zur Trivialund Unterhaltungsliteratur, Universidad de Sevilla, 29. Juni.
Einleitung zum Band: Der Betrachter
ist im Text! Kunstrezeption in der
deutschsprachigen Literatur nach
1945, hrsg. von Sylwia Werner, Berlin
2012.
Der Leser als Betrachter. Zur Funktion
von Bildern in Elias Canettis Werk,
in: Der Betrachter ist im Text! Kunstrezeption in der deutschsprachigen
Literatur nach 1945, hrsg. von Sylwia
Werner, Berlin 2012.
Der Betrachter ist im Text! Kunstrezeption in der deutschsprachigen
Literatur nach 1945, hrsg. von Sylwia
Werner, Berlin 2012.
Vortrag: „Die Entstehung von Ludwik
Flecks Wissenschaftstheorie im
Kontext der Lemberger Moderne.
Plurale Wirklichkeitsentwürfe in
Wissenschaft, Philosophie, Literatur
und Kunst“, Kolloquium der Leibniz Graduate School for Cultures
of Knowledge in Central European
Transnational Contexts, HerderInstitut, Marburg, 8. Februar.
Vortrag: „Gestaltsehen und -denken.
Ludwik Flecks Theorie der Art-Fakte“,
Kulturwissenschaftliches Kolloquium, Universität Luzern, Luzern,
21. März.
Vortrag: „Von Ameisen, Affen und
Menschen. Betrachtungen fremder
Welten im Lemberg der Zwischenkriegszeit“, Internationaler Workshop „Lemberg/Ľviv/Lwów um 1900
– Aktuelle Forschungen“,
Herder-Institut, Marburg, 18. April.
Vortrag: „Relativistische Wahrnehmungskonzepte in der Lemberger
Moderne“, Internationaler Workshop
„Gestalt und Ritus. Ludwik Fleck im
Kontext der Ethnologie und Gestaltpsychologie seiner Zeit“, Universität
Konstanz, 4. Mai.
Vortrag: „Experimentalräume.
Fiction in Science: Stanisław Lem liest
Ludwik Fleck“, Sommerakademie
„Das Experiment in Wissenschaften
und Künsten“ (Sektion: „Orte und
Räume des Experiments“), 26.8.1.9.2012, Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK),
Maria Taferl, 28. August.
Vortrag: „,Oh, wenn ich doch vergessen könnte…!‘ Die Arbeit am ,Mythos
Florenz‘ in der Kulturgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts (von
Stendhal zu Burckhardt)“, Studienkurs „,Gegenbild – Abbild – Lichtbild‘. Florenz und die Toskana im
Otto- und Novecento“, Kunsthistorisches Institut – Max Planck-Institut,
Florenz, 17. September.
Vortrag: „Elias Canettis Die Blendung
und die Krise des Romans in der Moderne“, Institut für Germanistik, Peking Universität, Peking, 12. Oktober.
Dr. Peter Wörster
Vortrag: „Städtegeschichte als Migrationsgeschichte: Neubürger Rigas aus
dem Preußenland zwischen 1603 und
1889“, The First Conference of Baltic
Urban History „Urban History in the
Baltic: Theoretical Aspects and Current Research“, University of Latvia,
Rīga, 12. Oktober.
Kommentar zum Vortrag von Rasa
Parpuce „Enteignen – Zerstreuen –
Zerstören und Wiedergewinnen“,
Homburger Gespräch 2012 „Kulturen
des Sammelns im Ostseeraum“,
M.C.A. Böckler – Mare BalticumStiftung, Werner Reimers Stiftung,
Bad Homburg, 17.-21. Oktober.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
75
Kooperation und Internationalität
Institutsorgane und Institutsleitung
Management
7. Kooperation und Internationalität
Als eine der wichtigsten wissenschaftlichen Forschungsund Infrastruktureinrichtungen für die historische Ostmitteleuropaforschung unterhält das Herder-Institut ein
dichtes Netz von Kooperationsbeziehungen zu Institutionen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im
In- und Ausland. Im Rahmen seiner Sammlungen pflegt
es eine große Anzahl von Tauschbeziehungen mit Bibliotheken und Wissenschaftseinrichtungen in aller Welt. Eine
enge Anbindung einzelner Institutionen der Ostmitteleuropaforschung erfolgt über die Mitgliedschaft im Trägerverein des Herder-Instituts oder über Rahmenabkommen,
spezifische Kooperationsvereinbarungen oder durch den
Wissenschaftlichen Beirat.
Prof. Dr. Włodzimierz
Borodziej
Hauptgebäude der Justus-Liebig-Universität Gießen
Auf regionaler Ebene stand 2012 wiederum die Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen im
Vordergrund der universitären Kooperationsbeziehungen
des Herder-Instituts. Im Rahmen der hessischen LandesExzellenzinitiative (LOEWE) wurden weitere Ergebnisse
vorgelegt, Tagungen veranstaltet und das Verbundprojekt
erfolgreich abgeschlossen. Ein Ausbau der Bibliothekszusammenarbeit war auch 2012 wieder Beleg für die enge
Kooperation im Bereich der hessischen Forschungsinfrastruktur. Die Kooperation mit den ausländischen Partnern
umfasste gemeinsam organisierte Tagungen, z.B. mit der
Södertörns Högskola und der Universität Tallinn, sowie die
gemeinsame Vorbereitung und Durchführung von Ausstellungen. Daneben gab es vielfältige Kooperationen mit
verschiedenen Museumspartnern und Ausstellungshäusern und der Polnischen Akademie der Wissenschaften.
Besondere Erwähnung verdient die Fortführung der engen
Kooperation der institutseigenen Sammlungen mit den
Universitäten Wrocław und Kraków in den Projekten zum
Historisch-topographischen Atlas schlesischer Städte und zum
Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler Polens sowie mit dem
Staatsarchiv Łódź zur Multimedialisierung der Chronik des
Gettos Lodz/Litzmannstadt – Das letzte Jahr. Als hervorragende Partner aus dem Baltikum sind das Stadtarchiv Tallinn sowie das Historische Staatsarchiv in Rīga zu nennen.
Mit den Kooperationspartnern des Bereichs „Bibliografieportal“ wurden weitere Gespräche über eine Neugestaltung
der Zusammenarbeit geführt.
In ganz besonderer Weise hat das Herder-Institut seine
Hochschulkooperationen im Rahmen der Leibniz-Gemeinschaft ausgebaut. Hierfür wurde der Titel eines „Leibniz Chair“ an Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej verliehen.
Der Geehrte ist Professor am Historischen Institut der Universität Warschau, Co-Direktor des Imre Kertész Kollegs an
der Universität Jena. Seine Forschungsschwerpunkte liegen
in der polnischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, etwa
zum Warschauer Aufstand oder zur deutschen Besatzungspolitik im Generalgouvernement. Polen ist für das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung seit
seiner Gründung ein Schwerpunktland, was sich sowohl
in den Wissenschaftlichen Sammlungen als auch im Editionsprogramm widerspiegelt. Leibniz Chairs werden ausschließlich an herausragende Forschungspersönlichkeiten,
die mit einem Leibniz-Institut in enger wissenschaftlicher
Zusammenarbeit stehen, in Würdigung ihrer besonderen
Verdienste vergeben. Die Berufung von Włodzimierz Borodziej zum Leibniz Chair erfolgt auf Lebenszeit und wird
die schon lange bestehende wissenschaftliche Kooperation
zwischen dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung und dem renommierten Wissenschaftler
weiter fördern. Die besonders enge Zusammenarbeit besteht nicht erst seit der Edition Die Deutschen östlich von
Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, die Włodzimierz Borodziej gemeinsam mit Hans
Lemberg herausgegeben hatte. Diese Form der Zusammenarbeit findet seit Mai 2012 ihre Fortsetzung im Editionsprojekt „World War II – Everyday Life Under German
Occupation. Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter deutscher
Besatzung“, das für das Herder-Institut insofern eine neue
Qualität der Vernetzung darstellt, da hier zur Geschichte
des Zweiten Weltkriegs bestens ausgewiesene Partnerinstitutionen aus 15 europäischen Ländern in einem Netzwerk
zusammengefunden haben.
Prof. Dr. Włodzimierz Borodziejs wissenschaftliche Laufbahn begann 1979 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
77
Prof. Dr. Hans-Jürgen
Bömelburg
Historischen Institut der Universität Warschau. 1984 erfolgte die Promotion, 1991 die Habilitation. 1991-1992 war
Borodziej Direktor des Büros für interparlamentarische Beziehungen, 1992-1994 Generaldirektor in der Sejmkanzlei.
Die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission leitete er 1997-2007 als Co-Vorsitzender. 1999-2002
war er zudem Prorektor der Universität Warschau. Prof. Dr.
Włodzimierz Borodziej ist Chefherausgeber der Polskie Dokumenty Dyplomatyczne (Polnische Diplomatische Dokumente), hrsg. vom Polnischen Institut für Internationale
Angelegenheiten, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des entstehenden Hauses der Europäischen Geschichte in Brüssel. Aufgrund der engen fachlichen und persönlichen Kontakte zum Herder-Institut hielt Prof. Borodziej
auch die erste Hans-Lemberg-Vorlesung zum Gedenken an
den 2009 verstorbenen Marburger Professor, die 2010 vom
Fachbereich 06 Geschichte und Kulturwissenschaften der
Philipps-Universität Marburg, dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung und dem Collegium
Carolinum München veranstaltet wurde.
Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung hat sich zudem mit der Ernennung von drei ausgewiesenen Experten zum Herder Chair mit historischen
Lehrstühlen in der Region vernetzt. Herr Prof. Dr. HansJürgen Bömelburg von der Justus-Liebig-Universität Gießen, Frau Prof. Dr. Claudia Kraft von der Universität Siegen
und Frau Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer von der Bergischen
Universität Wuppertal und dem KWI Essen binden durch
ihre Forschungs- und Lehrtätigkeiten das außeruniversitäre Herder-Institut enger an ihre Hochschulen. Die angestrebte Intensivierung der bestehenden Zusammenarbeit
bezieht sich auf Tagungen und andere Veranstaltungen sowie die gemeinsame Beantragung und Durchführung von
Forschungs- und Infrastrukturprojekten. Wegen der räumlichen Nähe der Universitäten Gießen und Siegen zu Marburg soll es auch Kooperationsmöglichkeiten im Bereich
der universitären Lehre geben, wie zum Beispiel Blockver-
78
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Prof. Dr.
Claudia Kraft
anstaltungen am Herder-Institut und die Umsetzung von
Praxismodulen für Studenten, welche sich auf die umfangreichen Sammlungsbestände des Herder-Instituts stützen.
Die Ausprägung eines regionalen Schwerpunktes ist hierbei
durchaus angedacht. Das Herder-Institut gewinnt mit Frau
Kraft, Frau Tönsmeyer und Herrn Bömelburg Experten,
die bei der Begutachtung von angebotenen Manuskripten,
bei Auswahlgesprächen oder bei der Bewertung der institutseigenen Angebote durch ihren externen Blickwinkel
wertvolle Anregungen geben können. Der Herder Chair
wird auf jeweils drei Jahre verliehen und kann danach bei
gegenseitigem Interesse immer wieder verlängert werden.
Prof. Dr.
Tatjana Tönsmeyer
Kooperationen mit Hochschulen
im In- und Ausland (nach Orten)
Nationale und Kapodistrias-Universität Athen
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Universität Belgrad
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Freie Universität Berlin
• Mitglied im Think tank der Cross
Sectional Group V „Space and
Collective Identities“ im Exzellenzcluster „Topoi“ (Prof. Dr. Peter
Haslinger)
Central European University in
Budapest, Department of History
• Tagung „Nomadic Concepts.
Biological Concepts and their
Careers beyond Biology“
Ecole Normale Supérieure de
Cachan
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Justus-Liebig-Universität Gießen
• Kooperationsvereinbarung
• Mitgliedschaft im Kuratorium des
Instituts
• Mitgliedschaft im Vorstand des
Instituts (Prof. Dr. Monika
Wingender)
• Herder Chair
(Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg,
zugleich stellv. Sprecher der Leibniz
Graduate School for the Study of
Culture in Central European Transnational Contexts)
• Beteiligung an der Lehre
(Prof. Dr. Peter Haslinger, Justyna
A. Turkowska M.A., Dr. Jan
Lipinsky, Dr. Jürgen Warmbrunn,
Dr. Christian Lotz)
• Bibliothekskooperation
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Gießener Zentrum Östliches Europa
(GiZo)
• Mitglied des Direktoriums
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
• Zusammenarbeit im Rahmen der
Sektionen
• Kooperation bei der Antragstellung
für einen DAAD-Netzwerkantrag
Kulturelle Kontakt- und Konfliktzonen im östlichen Europa
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Historisches Institut
• Zusammenarbeit im Rahmen des
Kolloquiums zur Osteuropäischen
Geschichte
• Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ (Prof. Dr. Peter Haslinger,
Dr. Vytautas Petronis, Wojciech
Pieniazek)
• Tagung „Mehrsprachigkeit in
Ostmitteleuropa (1400-1700).
Kommunikative Praktiken und
Verfahren in gemischtsprachigen
Städten und Verbänden“
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Institut für Germanistik,
Arbeitsstelle Holocaustliteratur
• Multimedialisierung der Chronik
des Gettos Lodz/Litzmannstadt – Das
letzte Jahr im LOEWE-Schwerpunkt
„Kulturtechniken und ihre
Medialisierung“ (Prof. Dr. Peter
Haslinger, Dr. Markus Roth)
• Mitglied des Wissenschaftlichen
Beirats (Prof. Dr. Peter Haslinger)
• GeoBib-Projekt
Justus-Liebig-Universität Gießen,
International Graduate Centre for
the Study of Culture (GCSC)
• LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“
• Leibniz Graduate School for the
Study of Culture in Central
European Transnational Contexts
• Zusammenarbeit im Rahmen der
Research Areas des GCSC
• Principal Investigator und Mitglied
des Direktoriums
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
• Workshop „Sprache(n), Wissen
und Translationsprozesse“
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Zentrum für Medien und
Interaktivität (ZMI)
• LOEWE-Schwerpunkt „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“
• Mitglied des Direktoriums
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
Universität Glasgow
• Kooperationsvereinbarung
Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald
• Bibliothekskooperation
• Kooperationsvereinbarung
(Virtuelle Fachbibliothek
„vifanord“)
• Erwerbungsabsprachen
• Kooperation mit dem Graduiertenkolleg „Baltic borderlands“
(Prof. Dr. Peter Haslinger)
• Kooperation mit dem CasparDavid-Friedrich-Institut (Kunstgeschichte) im Hinblick auf das
SAW-Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal
„Schlösser und Parkanlagen im
ehemaligen Ostpreußen“
Martin-Luther-Universität Halle/
Wittenberg
• Handbuch-Projekt „Polen in der
Europäischen Geschichte“
Helmut-Schmidt-Universität
Hamburg
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Friedrich-Schiller-Universität Jena
• Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats (Prof. Dr. Joachim
Puttkamer)
• Bibliothekskooperation mit dem
Imre Kertész Kolleg Jena. Europas
Osten im 20. Jahrhundert. Historische Erfahrungen im Vergleich
Schlesische Universität Katowice/
Kattowitz
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
79
Christian-Albrechts-Universität
zu Kiel, Kunsthistorisches Institut
• „Homburger Gespräche“ der
M.C.A. Böckler – Mare BalticumStiftung
Universität Konstanz
• Beteiligung an der Lehre
(Dr. des. Sylwia Werner)
Universität Kopenhagen, The SAXO
Institute
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Jagiellonen-Universität Kraków/
Krakau, Historische Fakultät
• Kooperationsvereinbarung
Jagiellonen-Universität Kraków/
Krakau, Kunsthistorisches Institut
• Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Kleinpolen)
Universität Łódź/Lodz
• Kooperationsvereinbarung
Universität Łódź/Lodz, Center for
Jewish Research
• Kooperationspartner Multimedialisierung der Chronik des
Gettos Lodz/Litzmannstadt – Das
letzte Jahr im LOEWE-Schwerpunkt
„Kulturtechniken und ihre
Medialisierung“ (Centrum Badań
Żydowskich)
Technische Universität Łódź/Lodz
• Kooperation mit dem Institut für
Informatik im Hinblick auf das
SAW-Projekt „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen – das Portal
„Schlösser und Parkanlagen im
ehemaligen Ostpreußen“ (Prof. Dr.
Peter Haslinger, Dr. Dietmar Popp)
Universität Luxembourg
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
80
Philipps-Universität Marburg
• Kooperationsvereinbarung
• Mitgliedschaft im Trägerverein des
Instituts
• Mitgliedschaft im Kuratorium des
Instituts
• Informationstechnologie
• Bibliothekskooperation
• Sommerakademie
• Beteiligung an der Lehre (Dr. Heidi
Hein-Kircher, Dr. Peter Wörster,
Dorothee Goeze M.A.)
Belarussische Staatliche Universität
Minsk
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Ludwig-Maximilians-Universität
München
• Projekt „Virtuelle Fachbibliothek
Osteuropa“ (VifaOst)
• Rezensionsjournal „Sehepunkte“
• Historicum.net (Länderportale)
• Kooperation im Rahmen der
Graduate School for East and
Southeast European Studies
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Carl von Ossietzky Universität
Oldenburg
• Kooperationsvereinbarung
• Kooperation mit dem Institut für
Germanistik im Projekt
„Online-Lexikon zur Kultur und
Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“
Universität Pécs/Fünfkirchen
• Buchprojekt „Geschichte der Deutschen in Ungarn (1683-2006)“
• Stiftungsprofessur für deutsche
Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa
Universität Lettlands Rīga/Riga
• Kooperationsvereinbarung
• Tagung „Urban History in the
Baltic: Theoretical Aspects and
Current Research“
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Universität Siegen
• Herder Chair (Prof. Dr. Claudia
Kraft)
Innenhof der Södertörns Högskola in
Huddinge bei Stockholm
Södertörns Högskola/Centre for
Baltic and East European Studies
• Kooperationsvereinbarung
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Universität Tallinn/Reval
• Tagung „Nahrungsgeschichte im
Ostseeraum und Ostmitteleuropa –
Wissen, Produktion, Austausch und
Konsum im Wandel“
Nikolaus-Kopernikus-Universität
Toruń/Thorn
• Kooperationsvereinbarung
Universität Trento/Trient
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation. Der
Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Universität Warszawa/Warschau
• Handbuch-Projekt „Polen in der
Europäischen Geschichte“
• Leibniz Chair (Prof. Dr.
Włodzimierz Borodziej)
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Universität Wrocław/Breslau
• Kooperationsvereinbarung mit der
Universitätsbibliothek
• Bibliografieportal
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
• Projekt „Kunsthistorische Dokumentation“
Bergische Universität Wuppertal
• Herder Chair (Prof. Dr. Tatjana
Tönsmeyer)
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Kooperationen mit Forschungsinstituten des In- und Auslands
(nach Orten)
NIOD Instituut voor Oorlogs-,
Holocaust- en Genocidestudies,
Amsterdam
• Workshop „Generations of Violence
– Age Groups, Generation Gaps and
the Significance of Violence“
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Zentrum für Historische Forschungen Berlin der Polnischen Akademie
der Wissenschaften
• Kooperationstagung „Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und
Sozialwissenschaften“
Institut für Geschichte der
Slowakischen Akademie der Wissenschaften Bratislava/Pressburg
• Kooperationsvereinbarung
Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung,
Braunschweig
• Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“
• Projekt „Digitaler Atlas politischer
Raumbilder Ostmitteleuropas“
Centre for Historical Research and
Documentation on War and Contemporary Society (CEGES-SOMA),
Brüssel
• Workshop „Generations of Violence – Age Groups, Generation
Gaps and the Significance of Violence“
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Deutsches Polen-Institut, Darmstadt
• Tagungsreihe „Deutsche Polenforschung“
UCD Centre for War Studies, Dublin
• Workshop „Generations of
Violence – Age Groups, Generation Gaps and the Significance of
Violence“
Kulturwissenschaftliches Institut
Essen (KWI)
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Geisteswissenschaftliches Zentrum
Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig
(GWZO)
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Mitgliedschaft im Kuratorium
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliothekskooperation
• Vorbereitung des Antrags zum
Projekt „Forschungsinfrastruktur
Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“
Leibniz-Institut für Länderkunde,
Leipzig
• Projekt „Digitaler Atlas politischer
Raumbilder Ostmitteleuropas“
Simon-Dubnow-Institut, Leipzig
• Mitgliedschaft im Trägerverein
Nordost-Institut, Lüneburg
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Mitgliedschaft im Kuratorium des
Instituts
• Internationale Nachwuchstagung
• Zusammenarbeit bei Themenmodulen in Dokumente & Materialien zur Geschichte Ostmitteleuropas
Leibniz-Institut für Europäische
Geschichte, Mainz
• Verlagskooperation: Rezensionsportal „recensio.net“
Institut für Deutsche Sprache,
Mannheim
• Projekt „Demokratiegeschichte
des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte – Das Beispiel der
frühen Weimarer Republik“
Deutsches Dokumentationszentrum
für Kunstgeschichte –
Bildarchiv Foto Marburg
• Vorbereitung des Antrags zum
Projekt „Forschungsinfrastruktur
Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“
• Projekt „Farbdiaarchiv zur Wandund Deckenmalerei“
MEMORIAL Moskau
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Collegium Carolinum, München
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Projekt „Virtuelle Fachbibliothek
Osteuropa“ (ViFaOst)
• Mitglied (Prof. Dr. Peter Haslinger)
Deutsches Museum, München
• Projekt „DigiPortA – Digitalisierung und Erschließung von
Porträtbeständen in Archiven der
Leibniz-Gemeinschaft (Dokumentesammlung, Bildarchiv)
• Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“
Institut für Zeitgeschichte, München
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Projekt „Demokratiegeschichte
des 20. Jahrhunderts als Zäsurgeschichte – Das Beispiel der
frühen Weimarer Republik“
Zentralinstitut für Kunstgeschichte,
München
• Projekt „Farbdiaarchiv zur Wandund Deckenmalerei“
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
81
Bundesinstitut für Kultur und
Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg
• Kooperationsvereinbarung
• Kooperation im Projekt „OnlineLexikon zur Kultur und Geschichte
der Deutschen im östlichen Europa“
Schlesisches Institut (Schlesisches
Landesmuseum) Opava/Troppau
• Kooperationsvereinbarung
Schlesisches Institut Opole/Oppeln
• Kooperationsvereinbarung
Center for the Study of the Holocaust and Religious Minorities, Oslo
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Deutsches Historisches Institut Paris
• Verlagskooperation Rezensionsportal „recensio.net“
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Zentrum für Zeithistorische
Forschung, Potsdam
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Mitglied im Kuratorium
• Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“
Institut für Geschichte der
Tschechischen Akademie der
Wissenschaften Praha/Prag
• Kooperationsvereinbarung
Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg
• Workshop „Publikationskulturen
im Wandel in den Osteuropa- und
Geschichtswissenschaften: Rankings, Internationalisierung und
Bibliometrie als Herausforderung?“
Osteuropa-Institut, Regensburg
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Projekt „Virtuelle Fachbibliothek
Osteuropa“ (ViFaOst)
82
Kunsthistorisches Institut der
Akademie der Wissenschaften
Lettlands, Rīga/Riga
• Forschungs- und Ausstellungsprojekt „Mitau“
Max-Planck-Institut für Historische
Demographie Rostock
• Projekt „Familien- und Bevölkerungsdynamiken im 18. und 19. Jh.
in Kurland“
Kunstinstitut der Polnischen
Akademie der Wissenschaften
Warszawa/Warschau
• Kooperationsvereinbarung
• Wissenschaftleraustausch
• Projekt „Online-Informationssystem
der Kunstdenkmäler in Polen“
• Vertrieb der Publikationsreihe
„Gemeinsames Kulturerbe“ in
Deutschland
Institut für Donauschwäbische
Geschichte und Landeskunde,
Tübingen
• Mitglied im Wissenschaftlichen
Beirat (Prof. Dr. Peter Haslinger)
Kooperationen mit Bibliotheken
(ohne Tauschpartner), Denkmalämtern, Museen, Archiven und
sonstigen Kultureinrichtungen des
In- und Auslands (nach Orten)
Leibniz-Institut für Wissensmedien,
Tübingen
• Projekt „Digitaler Atlas politischer
Raumbilder Ostmitteleuropas“
Bildagentur Preußischer Kulturbesitz, Berlin
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes“
Collegium Bohemicum, Ústí nad
Labem/Aussig
• Mitglied im Wissenschaftlichen
Beirat (Prof. Dr. Peter Haslinger)
Staatsbibliothek zu Berlin –
Preußischer Kulturbesitz
• Bibliothekskooperation
• Erwerbungsabsprachen
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Institut für Litauische Geschichte,
Vilnius/Wilna
• Kooperationsvereinbarung
• Wissenschaftleraustausch
• Internationale Nachwuchstagung
• Forschungs- und Editionsprojekt
„World War II – Everyday Life
Under German Occupation.
Der Zweite Weltkrieg – Alltag unter
deutscher Besatzung“
Deutsches Historisches Institut
Warschau
• Mitgliedschaft im Trägerverein
Collegium Civitas, Warszawa/
Warschau
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes“
Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa/Warschau
• Kooperationsvereinbarung
Institut für Politische Studien der
Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warszawa/Warschau
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes“
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Museum Europäischer Kulturen –
Staatliche Museen zu Berlin
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes“
Geheimes Staatsarchiv Preußischer
Kulturbesitz , Berlin
• Archivkooperation
• Austausch
Nationalbibliothek Budapest
• Kooperationsvereinbarung
Historisches Museum der Stadt
Gdańsk/Danzig
• Kooperationsvereinbarung
• Ausstellung „Architektur und
Städtebau der Freien Stadt Danzig
(1920-1939)“
Kulturhistorisches Museum Görlitz
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Schlesisches Museum zu Görlitz
• Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung Haselbach“
Martin-Opitz-Bibliothek Herne
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliothekskooperation
• Erwerbungsabsprachen
Bundesarchiv Koblenz, Bildarchiv
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes“
Staatsarchiv in Łódź/Lodz
• Kooperationspartner Multimedialisierung der Chronik des Gettos
Lodz/Litzmannstadt – Das letzte Jahr
im LOEWE-Schwerpunkt
„Kulturtechniken und ihre Medialisierung“
Ostpreußisches Landesmuseum
Lüneburg
• Ausstellung „Glanz und Elend.
Mythos und Wirklichkeit der
Herrenhäuser im Baltikum“
Archivschule Marburg
• Kooperation, Archivdatenbanken
und -portale
Hessisches Staatsarchiv Marburg
• Archivkooperation „Tag der Archive“
Bayerische Staatsbibliothek,
München
• Projekt „Virtuelle Fachbibliothek
Osteuropa“ (ViFaOst)
• Fachrepositorium zur Geschichte
Osteuropas (OstDok)
• Bibliothekskooperation
• Erwerbungsabsprachen
• Verlagskooperation: Rezensionsportal „recensio.net“
Deutsches Kulturforum östliches
Europa, Potsdam
• Wanderausstellung „Zeit-Reisen.
Historische Schlesien-Ansichten
aus der Graphiksammlung Haselbach“ (Kooperationsvereinbarung)
• Wanderausstellung „Zoppot, Cranz
und Rigaer Strand – Ostseebäder im
19. und 20. Jahrhundert“ (Kooperationsvereinbarung)
• Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung
Haselbach“
Woiwodschaftsbibliothek Poznań/
Posen
• Kooperationsvereinbarung
Kunstforum Ostdeutsche Galerie,
Regensburg
• Dokumentations- und Ausstellungsprojekt „Graphiksammlung
Haselbach“
Historisches Staatsarchiv Lettlands,
Rīga/Riga
• Kooperationsvereinbarung
• Abgleich der Bestände, Austausch
Kopien, Editionsvorhaben, Archivtagungen
Lettische Nationalbibliothek Rīga/
Riga
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliothekskooperation
Nationalmuseum Szczecin/Stettin
• Kooperationsvereinbarung
Staatsarchiv Estlands Tallinn/Reval
• Kooperation: Archivtagungen,
Publikationen, Abgleich der
Bestände
Stadtarchiv Tallinn/Reval
• Vorbereitung Erschließungsprojekt
„Ratsarchiv Reval“
• Archivtagungen
Estnisches Historisches Staatsarchiv
Tartu/Dorpat
• Kooperation: HerBalt, Archivtagungen, Publikationen, Abgleich
der Bestände
Haus der Begegnungen mit der
Geschichte, Warszawa/Warschau
• Ausstellung „Im Objektiv des
Feindes“
Denkmalpflege-, Forschungs- und
Dokumentationszentrum,
Warszawa/Warschau
• Kooperationsvereinbarung
Architekturmuseum Wrocław/
Breslau
• Kooperationsvereinbarung
Universität Wrocław/Breslau
Universitätsbibliothek Wrocław/
Breslau
• Projekt „Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte“
Kooperationen mit Fachzeitschriften des In- und Auslands
Historický Časopis, Bratislava
• Mitglied des Internationalen
Beirats (Prof. Dr. Peter Haslinger)
Solanus: International Journal for
Russian and East-European Bibliographic, Library and Publishing
Studies, London
• International Advisory Panel
(Dr. Jürgen Warmbrunn)
Terra Baltica, Kaliningrad/Königsberg
• Redaktionsrat (Dr. Peter Wörster)
Kooperationen mit
Fachgesellschaften
Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationseinrichtungen der Ost-, Ostmittel- und
Südosteuropaforschung (ABDOS)
• Vorsitz (Dr. Jürgen Warmbrunn)
Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken/Sektion 5 im Deutschen Bibliotheksverband
• Vorsitz (Dr. Jürgen Warmbrunn)
[bis 24.5.]
• Ehrenmitgliedschaft (Dr. Jürgen
Warmbrunn) [ab 24.5.]
• Beirat (Dr. Jürgen Warmbrunn)
[ab 24.5.]
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
83
Arbeitsgemeinschaft der Kunsthistorischen Bildarchive und Fototheken
• Mitgliedschaft (Bildarchiv)
Arbeitskreis der deutschen und
polnischen Kunsthistoriker und
Denkmalpfleger
• Beiratsmitgliedschaft (Dr. Dietmar
Popp)
Baltische Historische Kommission
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Mitgliedschaft im Kuratorium des
Instituts
• Kooperationsvereinbarung
• Bibliografieportal
• Projektfinanzierung
• Mitgliedschaft Dr. Peter Wörster
(Archivfragen)
Bibliotheca Baltica
• Tätigkeit als Secretary (Dr. Jürgen
Warmbrunn)
Dehio-Vereinigung
• Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen (Kleinpolen)
• Mitgliedschaft (Dr. Dietmar Popp)
Gelehrte Estnische Gesellschaft/
Õpetatud Eesti Selts/Tartu/Dorpat
• Redaktionsmitglied Õpetatud Eesti
Seltsi Aastaraamat (Dorothee M.
Goeze M.A.)
Historische Kommission für die
Böhmischen Länder
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
Historische Kommission für
ost- und westpreußische Landesforschung
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
Historische Kommission für
Pommern
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
84
Historische Kommission für
Schlesien
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
Johann Gottfried HerderForschungsrat
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Mitgliedschaft im Kuratorium des
Instituts
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
• Geschäftsführendes Vorstandsmitglied (Dr. Peter Wörster)
Kommission für die Geschichte der
Deutschen in Polen
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
• Ausstellungsprojekt „Region und
Nation“
Leibniz-Gemeinschaft
• Mitgliedschaft
• Sprecher Sektion A (Prof. Dr. Peter
Haslinger, seit 25.11.2011)
• Forschungsverbund Historische
Authentizität
• Forschungsverbund Science 2.0
• Forschungsverbund Krisen in einer
globalisierten Welt
• Interdisziplinärer Verbund wissenschaftlicher Infrastrukturen (IVI)
• Arbeitskreis Bibliotheken und
Informationseinrichtungen
• Arbeitskreis Archive (Sprecher:
Dr. Peter Wörster)
• Arbeitskreis Internationalisierung
• Arbeitskreis IT
• Arbeitskreis Chancengleichheit
(Mitglied im Sprecherinnenrat:
Dr. Elke Bauer)
• Kooperationstagung „Wissenschaftsdialog – grenzüberschreitend. Potenziale und Herausforderungen für die Geistes- und
Sozialwissenschaften“
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
M.C.A. Böckler – Mare BalticumStiftung
• „Homburger Gespräche“ (deutsche
und baltische Kunsthistoriker und
-historikerinnen)
• Mitgliedschaft im Kuratorium
(Dr. Dietmar Popp)
• Finanzierung Projekt „Bestandskataloge des Kurländischen Provinzialmuseums Mitau“
• Finanzierung der Wanderausstellung „Zoppot, Cranz und Rigaer
Strand – Ostseebäder im 19. und
20. Jahrhundert“
Osteuropa-Netzwerk
• Mitglied des Koordinierungskomitees (Dr. Jürgen Warmbrunn)
Südostdeutsche Historische
Kommission
• Mitgliedschaft im Trägerverein
• Kooperationsvereinbarung
• Projektfinanzierung
Verband der Osteuropahistorikerinnen und -historiker (VOH)
• Vorstandsmitglied (Prof. Dr. Peter
Haslinger)
Wissenschaftliche Gesellschaft zu
Toruń/Thorn
• Kooperationsvereinbarung
8. Institutsorgane und Institutsleitung
8.1
Institutsorgane
Das Institut ist seiner Rechtsform nach ein eingetragener
Verein, dem im Berichtsjahr 18 Institutionen und Fachgesellschaften als ordentliche Mitglieder angehörten, die sich
in besonderer Weise der historischen Ostmitteleuropaforschung verbunden fühlen (s. Verzeichnis der Kooperationsbeziehungen). Rechtmäßigkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftsführung werden von einem
Kuratorium überwacht, dem im Berichtsjahr vier Vertreterinnen und Vertreter der Länder und des Bundes:
Vorstandsmitglied (Prof. Dr. Peter Haslinger) zwei weitere
auf Dauer von drei Jahren von der Mitgliederversammlung
auf Vorschlag des Kuratoriums berufene Personen angehören. Im Berichtsjahr waren dies Dr. Jürgen Warmbrunn,
stellvertretender Institutsdirektor und Leiter der Abteilung
Forschungsbibliothek, sowie Prof. Dr. Monika Wingender,
Slawistin und geschäftsführende Direktorin des Gießener
Zentrums Östliches Europa an der Justus-Liebig-Universität
Gießen.
■
Kuratorium und Vorstand werden in wissenschaftlichen und
technischen Fragen des Instituts von einem Wissenschaftlichen Beirat beraten, dem im Berichtszeitraum folgende
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehörten:
■
■
■
Dr. Susanne Eickemeier – Vorsitz, Hessisches
Ministerium für Wissenschaft und Kunst
Dr. Daniel Hofmann – Stellvertretender Vorsitz,
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und
Medien
Ministerialrätin Dr. Angelika Willms-Herget,
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Ministerialrat Joachim Linek, Sächsisches Ministerium
für Wissenschaft und Kunst
Da die Satzung acht Beiratsmitglieder zulässt, hat das Kuratorium mit dem Ziel, eine Stärkung im Infrastrukturbereich zu gewährleisten, entschieden, die Nachfolge von
Herrn Thaller mit zwei Personen zu besetzen (Dr. Eich und
Prof. Görz)
und
■
■
■
der Direktor des Geisteswissenschaftlichen Zentrums
Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der
Universität Leipzig, Prof. Dr. Christian Lübke
der Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen,
Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, bzw. in Vertretung
Prof. Dr. Adriaan Dorresteijn
sowie vier von der Mitgliederversammlung gewählte
Vertreter der Mitgliederversammlung angehörten:
■
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■
■
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Prof. Dr. Eckart Conze
Prof. Dr. Reinhard Johler
Prof. Dr. Martin Sabrow
Prof. Dr. Matthias Thumser.
Die laufenden Geschäfte des Instituts führt ein Vorstand,
dem neben dem Institutsdirektor als geschäftsführendem
■
■
■
Prof. Dr. Joachim von Puttkamer, Vorsitz (FriedrichSchiller-Universität Jena)
Prof. Dr. Thomas Wünsch (Universität Passau)
Prof. Dr. Bogusław Dybaś (Universität Toruń/Thorn, bis
Mai)
Dr. habil. Piotr Majewski (Direktor Narodowy Instytut
Muzealnictwa i Ochrony Zbiorów, Warszawa) als sein
Nachfolger
Prof. Dr. Ulrike von Hirschhausen (Universität Rostock)
als seine Nachfolgerin
Prof. Dr. Ilgvars Misāns (Universität Rīga/Riga, bis Mai)
Dr. Darius Staliūnas (The Lithuanian Institute of
History/Litauisches Historisches Institut, Vilnius) als
sein Nachfolger
Prof. Dr. Małgorzata Omilanowska (Polnische Akademie der Wissenschaften, Warszawa/Warschau)
Prof. Dr. Manfred Thaller (Universität Köln, bis Mai)
und als seine Nachfolger/in
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
85
■
■
Dr. Ulrike Eich (Rheinisch-Westfälische Technische
Hochschule) und
Prof. Dr. Günther Görz (Universität Erlangen-Nürnberg)
8.2
Direktion
Die Institutsleitung besteht aus dem Institutsvorstand und
dem Direktionsstab, der in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung und Umfang gewann. 2012 gehörten
zum Direktionsstab die Direktionsassistenz, die den Direktor organisatorisch unterstützt und das Direktionssekretariat führt. Des Weiteren sind der Direktion die Stabsstelle
Forschungskoordination/Wissenschaftskommunikation
und der Arbeitsbereich Informationstechnik zugeordnet.
Hauszeitschrift
„Herder aktuell“
Nr. 34
Koordination der Vorbereitungsarbeiten für die Evaluierung des Herder-Instituts durch die Leibniz-Gemeinschaft
(19. und 20. Januar 2012) beteiligt. Sie betreute die Erstellung der Poster-Ausstellung und der Begleithefte für die
Gutachterinnen und Gutachter. Frau Dr. Wendland wirkte
bei der Erstellung der mündlichen Präsentationen der Institutsleitung mit und vertrat am Evaluierungstermin die
Stabsstelle in den Gesprächsrunden mit den Gutachtenden.
Blick ins Direktionssekretariat, das ehemalige Musikzimmer der
Hensel-Villa
8.2.1 Forschungskoordination/Wissenschaftskommunikation – Koordination der
Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Anna Veronika Wendland/
Dr. Elke Bauer (in Vertretung bis 30.04.2012)
Das Aufgabenfeld der mit einer Wissenschaftlichen Mitarbeiterin besetzten Stabsstelle Forschungskoordination/
Wissenschaftskommunikation gliedert sich in fünf größere Bereiche: Koordinations- und Beratungsaufgaben sowie
Vorbereitungsarbeiten bei Drittmittelantragsverfahren;
Entwicklung von Forschungsprojekten und Forschungsstrategien, insbesondere bei der Beteiligung des Herder-Instituts an Forschungsverbünden; Querschnittsaufgaben in
der Institutsleitung, z.B. bei der Leitung von Arbeitsgruppen; Koordination der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
des Herder-Instituts; Forschung und Lehre.
Im Berichtsjahr war Dr. Veronika Wendland bis zum 30.
April als Fellow am Imre Kertész Kolleg der Universität
Jena, um dort an ihrer Habilitationsschrift zu arbeiten. Ihre
Vertreterin Dr. Elke Bauer war in leitender Position an der
86
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Im Jahr 2012 betreute die Stabsstelle in enger Zusammenarbeit mit den Abteilungen die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Veranstaltungen des Herder-Instituts
(Pressemitteilungen, Pressegespräche, Konzeption/Gestaltung von Informationsmaterial über Veranstaltungen des
Herder-Instituts, Koordination des Jahresberichts). Sie
war mehrmals federführend an der Planung einzelner
Veranstaltungsformate beteiligt, vor allem der „Lesungen
am Herder-Institut“. In den Berichtszeitraum fallen auch
diverse Zuarbeiten für die Institutswebseite und andere Internetauftritte, für die Daten und Inhalte aus dem
Herder-Institut angefordert wurden. Im November und
Dezember 2012 übernahm Antje Coburger den Bereich
Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen einer Stellenreduktion
von Dr. Wendland.
Im Bereich Drittmittelkoordination/Forschungsplanung
wurden in Vorbereitung befindliche Anträge bis zur Einreichung begleitet und neue Anträge vorbereitet. Außerdem
wurde im Berichtsjahr als regelmäßig tagendes Gremium
der Arbeitskreis (AK) Projekte begründet, der unter Leitung
der Stabsstelle zusammenkommt, um Sachstände und
Planungen für Projektanträge abzustimmen. Die im Haus
konzipierten Drittmittelanträge verbleiben dabei wie zuvor in der Hauptverantwortung der damit befassten Abteilungen, werden aber durch die Koordinationsstelle bei Bedarf durch Beratung unterstützt und ihre Dokumentation
in den dortigen Akten vorgehalten, so dass ein Überblick
der Direktion auf alle laufenden Verfahren gewährleistet
ist.
Erfolgreich beantragt wurde im März im Wettbewerbsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des „Pakts
für Forschung und Innovation“ 2012 ein Projekt über die
virtuelle 3D-Rekonstruktion zweier ostpreußischer Schlösser. Darüber hinaus hatte Dr. Wendland wesentlichen Anteil an der Vorbereitung einer Antragstellung im Rahmen
des 7. Forschungsrahmenprogramms der EU. Sie und Prof.
Haslinger sind Mitantragsteller in einem Projektkonsortium („Shaping People“) aus mehreren europäischen Partnern unter der Federführung von Andrea Graziosi (Napoli).
Darüber hinaus assistierte die Stabsstelle bei der Beantragung eines ERC Starting Grant.
Frau Dr. Wendland hatte gemeinsam mit Frau Dr. Hein-Kircher die wissenschaftliche Schriftleitung der „Zeitschrift
für Ostmitteleuropa-Forschung“ inne und war außerdem
als Mitherausgeberin aktiv. Neben der Tätigkeit für die ZfO
führte sie weitere gutachterliche Tätigkeiten für das Herder-Institut sowie das Imre Kertész Kolleg und die DFG aus.
8.2.2 Fachinformationssystem zur Geschichte
Ostmitteleuropas und Informationstechnik
Fachinformationssystem zur Geschichte
Ostmitteleuropas
Leitung: Dr. Jürgen Warmbrunn
Die Orientierung des Herder-Instituts in Richtung einer
zunehmend auch IT-basierten Wissensvermittlung zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas wurde zuletzt bei der
Evaluierung des Herder-Instituts im Januar 2012 ausdrücklich gewürdigt und das Institut zu einer weiteren Intensi-
Interaktive Karte zur Übersicht über die Präsentationsorte der
Ausstellungen des Herder-Instituts seit dem Jahr 2000 und
zugleich kartengestützter Zugang zu den entsprechenden Detailinformationen
vierung seiner diesbezüglichen Anstrengungen ermutigt.
Entsprechend wird das Institut den Aufbau seines Fachinformationssystems, in dem die unterschiedlichen Bestände
und Materialien seiner Sammlungen virtuell mit weiteren
Informations- und Wissensangeboten zusammengeführt
und bereitgestellt werden, weiter forcieren. Dieses Angebot soll in einer zukünftigen weitergehenden Ausbauphase
den zentralen Baustein einer möglichst in Kooperation mit
anderen Einrichtungen der Ostmitteleuropaforschung aufzubauenden Virtuellen Forschungsumgebung bilden, mit
dem das Herder-Institut neben seiner bereits vorhandenen
Funktion als Forschungs- und Begegnungsstätte zusätzlich
einen virtuellen Raum für kooperatives wissenschaftliches
Arbeiten anbieten wird.
Ziel aller netzbasierten Aktivitäten des Herder-Instituts ist
es daher, mit seinem Fachinformationssystem im Sinne
eines Fachportals zu Ostmitteleuropa zunächst ein multilinguales und integriertes Instrument zur Bereitstellung,
Präsentation und Erschließung seiner Bestände sowie einschlägiger externer Ressourcen, die von Bedeutung für die
Ostmitteleuropaforschung sind, zu schaffen.
Das bestehende Fachinformationssystem zielt entsprechend auf die Präsentation sämtlicher Web-Informationsangebote des Instituts in integrierter Form: In Datenbanken, deren Inhalte aufgrund speziell entwickelter
Routinen auch externen Kooperationspartnern zur Verfügung stehen, werden Informationen zum Institut, Beschreibungen der Bestände, Texte, Literatur, Karten und
Bilder verwaltet. In einem länderbezogenen Ausschnitt
ist das Fachinformationssystem auch über so genannte
Länderportale abfragbar und darüber hinaus in Teilen in
die Virtuellen Fachbibliotheken Osteuropa (ViFaOst) bzw.
Nordeuropa und Ostseeraum (vifanord) eingebunden.
Eine engere Zusammenarbeit mit dem Slavistik-Portal der
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz wird
ebenfalls angestrebt. Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für die Integration der Datenbank des Bibliografieportals in den HeBIS-Verbund wurde mit der Frankfurter Verbundzentrale eine Übereinkunft erzielt, wonach
der Zugriff auf die Bibliotheksdaten zukünftig über eine
Z39.50-Schnittstelle, die lange ein entscheidendes Desiderat bei der Zusammenarbeit mit anderen Portalen darstellte, gewährleistet werden kann. Auf diese Weise kann
zukünftig eine unmittelbare Einbindung der bibliografischen und Bestandsdaten der Forschungsbibliothek in
Metakataloge erfolgen.
Den zentralen ersten Schritt beim weiteren Ausbau des
Fachinformationssystems stellt die Zusammenführung aller Datensätze zu für das Arbeitsgebiet des Herder-Instituts
einschlägigen Personen in Form eines Zentralen Personenregisters dar. Dieses Zentrale Personenregister wird zwar
organisatorisch von der Forschungsbibliothek betreut, soll
aber zukünftig entsprechende Daten aus allen Abteilungen
und Arbeitsbereichen vereinen und sich dabei eng an der
Gemeinsamen Normdatei der Deutschen Nationalbiblio-
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
87
thek orientieren und mit dieser kooperieren. Im Berichtsjahr wurden nicht nur alle Personendaten der Bibliothek
des Herder-Instituts aufbereitet und integriert, sondern
zusätzlich auch schon Vorarbeiten zur Einarbeitung der
biografischen Daten des Bibliografieportals geleistet. Die
nächste Entwicklungsstufe des Fachinformationssystems
wird die flächendeckende Nutzung der Georeferenzierung
bei geografischen Bezeichnungen aus dem Arbeitsbereich
des Herder-Instituts und deren Verlinkung vor allem mit
den vorhandenen Bibliotheks- und Sammlungsbeständen
darstellen. Eine Vereinheitlichung der sachlichen Erschließung mit Schlagwörtern im Herder-Institut soll entsprechend der Empfehlungen einer Externen Expertengruppe
erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Der Weiterentwicklung des Fachinformationssystems des
Herder-Instituts wird auch die Mitarbeit am Forschungsverbund „Science 2.0“ der Leibniz-Gemeinschaft dienen,
der im Jahre 2012 ins Leben gerufen wurde. Von der Zusammenarbeit mit den wichtigsten Infrastruktureinrichtungen in der Leibniz-Gemeinschaft sowie mit IT-Partnern
von außerhalb verspricht sich das Herder-Institut wichtige
Impulse für die Weiterentwicklung seiner virtuellen Angebote sowie für die Rückkopplung dieser Angebote mit
Nutzerinnen und Nutzern in Form avancierter Nutzerforschung anhand von „usability“- und „user case“-Studien.
Internetpräsenz
Die Webseite des Herder-Instituts wurde im vergangenen
Jahr weiter für Suchmaschinen optimiert. Durch diese
Maßnahmen konnte ein Nutzeranstieg um 26,4% verzeichnet werden. Des Weiteren wurde an der Konzeption und
Umsetzung der Forschungsumgebung des Herder-Instituts
gearbeitet. Erste Module, wie z.B. ein zentrales Personenregister und eine webseitenübergreifende Suche, befinden sich in einer Test- und Optimierungsphase. Um den
Funktionen der Forschungsumgebung gerecht zu werden,
wurde im Berichtszeitraum begonnen, die Webseite des
Herder-Instituts sowohl nach technischen wie auch nutzergerechten Gesichtspunkten neu zu gestalten. Ein Relaunch
soll bis zur Jahreshälfte 2013 erfolgen.
Im gesamten Berichtszeitraum wurden mit Hilfe der freien Webanalyse-Software „AWStats“ die vom Webserver auf
Basis von Besucheranfragen erzeugten Logdateien ausgewertet und eine Besucherstatistik erzeugt. Diese gibt Auskunft über Zeitverläufe, rezipierte HTML-Seiten, gewählte
Zugänge sowie über die verwendeten Begriffe, die bei Suchmaschinen zur Auffindung des Herder-Instituts-Servers
führten. Im Jahresdurchschnitt 2012 konnten ca. 158.000
virtuelle Zugriffe pro Monat registriert werden.
Hardware
Informationstechnik
Leitung: Dipl.-Geogr. Björn Ludwig
Eines der Ziele des zur Direktion gehörigen Stabsbereichs
IT ist die Konsolidierung und Weiterentwicklung der Informationstechnologieressourcen des Herder-Instituts, um
den steigenden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit
und die Verfügbarkeit des operativen IT-Systembetriebs gerecht zu werden. Zu den zentralen Aufgaben gehören der
Betrieb von zentralen IT-Diensten, wie Netzwerk, zentrale
Dateisysteme, Archivierung und Backup.
Ende 2012 betrug die Anzahl der am Institut eingesetzten
Arbeitsplatzrechner 114 PCs und 38 Notebooks. Am Ende
des Berichtszeitraums wurde das Netzwerk über neun Server und neun dezentrale Switche betrieben.
Die EDV hält für die Ausleihe innerhalb des Hauses und
auch für Dienstreisen zusätzlich mehrere Geräte bereit:
Dazu gehören unter anderem vier Beamer und vier Laptops.
Für alle Aktivitäten auf dem Gebiet der Informationstechnologie wurden im Berichtszeitraum rund rd. 56.000 EUR
für Sachausgaben und Investitionen zur Verbesserung der
IT-Infrastruktur bereitgestellt.
Zu Beginn des Berichtszeitraums wurde im Bereich der Forschungsbibliothek die Präsentationsinfrastruktur durch
die Installation eines Beamers und einer motorischen Leinwand verbessert.
8.3
Zentrale Steuereinheit der Multimediatechnik des Tagungs- und
Vortragsbereichs
88
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Gleichstellung
Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft hat sich das HerderInstitut selbst verpflichtet, die Bereiche Chancengleichheit
sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf aktiv zu gestalten. Die Bemühungen in diesem Bereich führten 2010 zur
Zertifizierung des Instituts mit dem „Total-E-Qualitiy-Prädikat“.
Seit 2005 gibt es am Herder-Institut eine Gleichstellungsbeauftragte, die der Leitung zugeordnet und weisungsfrei ist.
Sie wird alle vier Jahre aus dem Kreis der Mitarbeiterinnen
gewählt. Sie ist in der Zwischenzeit am HI fest verankert;
dies zeigt sich an ihrer Teilnahme an den monatlich stattfindenden Abteilungsleiterrunden, bei denen das Thema
„Gleichstellung“ einen festen Programmpunkt bildet. Die
Gleichstellungsbeauftragte informiert den Vorstand regelmäßig über ihre Tätigkeit und berichtet im Kuratorium,
auf der Frauenvollversammlung sowie der Betriebsvollversammlung.
Die Leibniz-Einrichtungen haben sich verpflichtet, bis
2013 die „Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ der DFG umzusetzen. Die Rahmenbedingungen
hierfür zu schaffen, war eine der Hauptaufgaben in diesem
Berichtsjahr. Ein wichtiger Baustein hierzu ist die Entwicklung eines Gleichstellungskonzepts, das bis Frühjahr 2013
fertiggestellt sein soll. Es wird den derzeitigen Gleichstellungsplan ablösen und eine Gültigkeit bis 2018 haben. Der
Unterschied zum bisherigen Gleichstellungsplan liegt in
Zeitvorgaben zur Umsetzung der einzelnen Zielvorgaben,
in der Nennung von Verantwortlichen für die Maßnahmen
sowie im Controlling derselben.
Die Leibniz-Gemeinschaft hat sich 2012 dazu entschlossen, einen Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz vom November 2011 umzusetzen und flexible
Zielquoten im Sinne des Kaskadenmodells der „Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ der DFG für die
wissenschaftlichen Qualifikationsstufen einzuführen. Dies
soll unter Berücksichtigung der jeweiligen Organisationsstruktur erfolgen. Die für den Zeitraum 2013-2017 ermittelten Zahlen sollen bereits im Monitoring-Bericht 2012
des Pakts für Forschung und Innovation ihren Niederschlag finden.
Im Mai endete die 12-monatige Freistellung einer Mitarbeiterin, um am Imre Kertész Kolleg der Universität Jena als
Fellow ihre Habilitationsschrift weitgehend fertigzustellen.
Gleichzeitig bot dies einer weiteren Mitarbeiterin die Gelegenheit, durch die Vertretungslösung eine höherwertige
Tätigkeit auszuführen. Des Weiteren wurden für drei von
fünf Projektstellen Frauen gewonnen. Eine davon konnte
hausintern besetzt werden und bietet damit einer festangestellten Mitarbeiterin die Möglichkeit zur Weiterqualifizierung. Die Nachfolge der Geschäftsführerin der Leibniz
Graduate School for Cultures of Knowledge in Central European Transnational Contexts konnte ebenfalls wieder
mit einer Frau besetzt werden. Die seit 2012 fest verankerte
Rotationsstelle nutzten in diesem Jahr u.a. zwei Mitarbeiterinnen, um mit ihren Qualifikationsarbeiten (Dissertation/Habilitation) weiterzukommen.
Zurzeit sind individuelle Lösungswege der meist praktizierte Weg, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
zu gewährleisten. Neben diesen denkt man aber intensiv
über eine Angebotspalette nach, die allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern zugutekommt. Mit dem Family Welcome
Center der Philipps-Universität Marburg gibt es eine Kooperation im Bereich „Dual Career Service“; Anfang September fand ein Gespräch mit dem Marburger Bündnis für
Familie statt, um Kooperationen auszuloten. Ende Oktober
trafen sich die Gleichstellungsbeauftragte und ihre Stellvertreterin zu einem Informationsaustausch mit einer Mitarbeiterin des Beratungszentrums mit integriertem Pflegestützpunkt zum Thema „Pflegende Angehörige“.
Mit dem nun für 2013 fest eingerichteten Budget für
Gleichstellungsaufgaben kann zukünftig u.a. die Ferienbetreuung von Schulkindern finanziell unterstützt werden.
Gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Leitung wurden
erste Ideen für eine Flexibilisierung der Arbeitszeit gesammelt, diese werden weiterverfolgt und sollen in einer
Dienstvereinbarung münden.
Die verfolgte Gleichstellungspolitik des Instituts verfährt
zweigleisig: Zum einen gibt es zunehmend Maßnahmen zur
Verbesserung der individuellen Karriereplanung (Sprachkurse, Fortbildungen, offene Sprechstunde des Direktors,
Gespräche vorab über den Wiedereinstieg nach der Elternzeit), zum andern soll vom Bedarf der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter insgesamt her gedacht werden. Kurz- und
mittelfristig sollen über Kooperationen und Netzwerkbildung Hilfen angeboten werden, die das Herder-Institut alleine nicht leisten kann. Individuallösungen bei Notfällen
wie der plötzlich notwendigen Betreuung von Verwandten
sind bereits heute weitgehend komplikationslos möglich.
Hervorzuheben ist, dass Direktion und Verwaltung stets
bemüht sind, Individuallösungen im Bereich der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes zu finden.
8.4
Forschungsbeauftragte
Die 2011 erstmals gewählte Forschungsbeauftragte (Dr. Heidi Hein-Kircher und Dr. Alexandra Schweiger als Stellvertreterin) versteht sich als überparteiliche Interessenvertretung
für die wissenschaftlich Arbeitenden des Herder-Instituts,
so dass ihre Tätigkeiten im Wesentlichen organisatorische
Querschnittsaufgaben sind. Grundsätzliches Ziel ihrer Arbeit soll es sein, dazu beizutragen, die Aufgaben im Bereich
Infrastruktur/Dienstleistung/Service mit der Forschung für
alle außerhalb der Drittmittelprojekte angestellten bzw.
durch Stipendien unterstützten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler vereinbar zu machen und ihre Forschungen zu fördern. In diesem Rahmen berät die Forschungsbeauftragte die Institutsleitung und arbeitet ihr zu, indem sie
beispielsweise Konzepte entwickelt und an der Auswahl der
Bewerberinnen und Bewerber um die Rotationsstelle sowie
für die Forschungsaufenthalte im Rahmen der Kooperationsvereinbarungen beteiligt ist. Sie ist zugleich Ansprechpartnerin für die im Haus tätigen Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler in Bezug auf die Organisation eigener
Forschungstätigkeiten und gibt ihnen Hilfestellung zur
Schaffung von Freiräumen für die Forschung.
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
89
9. Management
Haushalt
Das Gesamtvolumen des Wirtschaftsplanes des HerderInstituts betrug im Berichtsjahr rd. 5.565.000,− €. Davon
entfielen rd. 4.463.000,− € auf die institutionelle Grundförderung, die jeweils zur Hälfte vom Bund und von allen
sechzehn Bundesländern zur Verfügung gestellt wurde.
Hinzu kam eine Rücklage in Höhe von rd. 366.000,− €, die
im Haushaltsjahr 2012 für definierte Ausgabenzwecke gebildet wurde. Für laufende Projekte hat das Institut Drittmittel verschiedener Forschungsförderungseinrichtungen
in Höhe von rund 665.000,− € vereinnahmt und aus Vermietungen, Publikationen, der Anfertigung von Kopien,
Reproduktionen, Fotografien, Digitalisaten, durch die Gewährung von Nutzungsrechten sowie kostenpflichtige Recherchen und Fachauskünfte weitere Einnahmen in Höhe
von rund 71.000,− € erzielt. Das Verhältnis zwischen eingeworbenen Drittmitteln und erwirtschafteten Einnahmen
(insgesamt 736.000,− €) zur institutionellen Jahreszuwendung lag damit bei etwa 1:7.
Controlling und Evaluierung
Als Instrumente der regelmäßigen Qualitätssicherung kommen im Herder-Institut sowohl ein betriebsinternes Controlling als auch ein abgestuftes Verfahren externer Evaluierung zum Einsatz. Seit 2003 liegt den Programm- und
Finanzplanungen des Instituts eine Kosten-Leistungs-Rechnung zugrunde, die eine computergestützte Erfassung der
für die einzelnen Arbeitsbereiche (Kostenstellen) bzw. Projekte (Produkte/Kostenträger) aufgewendeten Personal- und
Sachressourcen sowie ein regelmäßiges Berichtswesen umfasst und den Abteilungsleitungen bzw. der Institutsleitung
eine qualitäts- und output-orientierte Steuerung ermöglicht.
Nach Ablösung des kameralen Haushalts wird der Wirtschaftsplan in Form eines Programmbudgets geführt. Für
Haushaltsführung und Bewirtschaftung der Haushaltsmittel sind damit die Leistungsdaten in Verbindung mit
den finanzwirtschaftlichen Ergebnissen im jeweiligen Leistungsplan maßgeblich. Mit dem Programmbudget werden
neben dem Finanzierungsbedarf und dem Arbeitsprogramm auch die Ziele und Kriterien der anschließenden
Leistungsbewertung formuliert. Neben dem internen
Controlling und dem Programmbudget sind die Begutachtungen der Institutstätigkeit durch den Senat der LeibnizGemeinschaft (WGL; alle sieben Jahre) und durch den
Wissenschaftlichen Beirat des Instituts (laut Beschluss des
Senats der WGL mindestens einmal innerhalb von sieben
Jahren) weitere wichtige Instrumente der Qualitätssicherung. Im Jahr 2012 hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft
die Arbeit des Herder-Instituts uneingeschränkt positiv bewertet und die weitere gemeinsame Förderung des Instituts
durch Bund und Länder empfohlen.
Der Ausschuss der GWK (Gemeinsame Wissenschaftskonferenz) hat daraufhin festgestellt, dass das Herder-Institut
90
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der
Leibniz-Gemeinschaft die Voraussetzungen für die Förderung gemäß § 1 Abs. 1 AV-WGL erfüllt.
Personal
In den vier Abteilungen des Herder-Instituts waren insgesamt 44,35 Mitarbeiter/innen (Vollzeitäquivalente am
31.12.2012) − davon 9,65 wissenschaftliche Mitarbeiter
− unbefristet beschäftigt. Daneben war eine wissenschaftliche Mitarbeiterin befristet beschäftigt sowie im Rahmen
von Drittmittelprojekten elf wissenschaftliche Mitarbeiter/
innen in befristeten Beschäftigungsverhältnissen tätig.
Durch unterschiedlich befristete Beschäftigung von insgesamt sechsundzwanzig wissenschaftlichen/studentischen
Hilfskräften und vierzehn Praktikant/inn/en konnten einzelne Programmbereiche verstärkt und zugleich dem Erfordernis der Förderung des Nachwuchses bzw. der Aus- und
Weiterbildung Rechnung getragen werden. Schließlich
sind für Urlaubs- und Krankheitsvertretungen vorübergehend sechs weitere Mitarbeiter/innen eingesetzt worden.
Der Frauenanteil unter allen Beschäftigten lag im Berichtsjahr bei 56%.
Direktion
Prof. Dr. Peter Haslinger
Dr. Anna Veronika Wendland
Simone Cerwenka
Sandra Heckeroth
Michael Becker
Björn Ludwig
Witali Rott
Direktor
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
(Vertretung:
Elke Bauer bis 30. April)
Direktionsassistentin
Direktionsassistentin
Sachbearbeiter IT
Sachbearbeiter IT
Sachbearbeiter IT
Abteilung „Wissenschaftsforum“
Dr. Heidi Hein-Kircher
Dr. Norbert Kersken
Ina Alber
Wiebke Rohrer
Dr. Alexandra Schweiger
Dr. Christoph Schutte
Leiterin der Abteilung
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter (beurlaubt)
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
seit 1. September
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
bis 31. Oktober
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
Redakteur der
„Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung“
Eberhard Schwab
Ruth Steinebach
Susanne Grotzer
Susanne Krüger
Herta Lather
Ellen Strobl
Antje Coburger
Johanna Schnabel
Dr. Daniela Kraus
Agnes Laba
Jasmin Nithammer
Dr. Vytautas Petronis
Wojciech Pieniazek
Markus Roth
Annalena Schmidt
Christiane Weber
Michael Zok
Elisa-Maria Hiemer
Andriy Kazymyriv
Sebastian Paul
Konstantin Rometsch
Lisa Schroer
Lenz Heilmann
Nina Hugo
Esra Ertas
Technischer Verlagsleiter
(Altersteilzeit
bis 31. Januar 2013)
Verlagsmanagerin
Lektorin
Mediengestalterin
bis 31. März
Mediengestalterin
Mediengestalterin
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin seit
1. November
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin seit 1. März
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
seit 1. Mai
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
seit 1. September
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
bis 30. Juni
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
seit 16. November
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiterin)
bis 30. Juni
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
bis 30. Juni
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiterin)
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiter)
seit 1. Februar
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiter)
seit 1. Februar
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiter)
Studentische Hilfskraft
(Projektmitarbeiterin)
seit 1. Januar
Wissenschaftliche
Hilfskraft bis 31. Oktober
Studentische Hilfskraft
seit 1. März
Studentische Hilfskraft
seit 1. März
Sönke Breuer
Patrick Grodzki
Studentische Hilfskraft
seit 15. Oktober
Studentische Hilfskraft
seit 15. Oktober
Abteilung „Forschungsbibliothek“
Dr. Jürgen Warmbrunn
Dr. Jan Lipinsky
Eligiusz Janus
Mandy Barke
Mathias Häberle
Alexander Handge
Susanne Heuser
Johanna Hocke-Szparaga
Danuta Konieczny
Guntar Martinson
Ilka Schlierbach
Jadwiga Warmbrunn
Gabriela Niedballa
Peggy Semper
Beate Schiebl
Reiner Beushausen
Peter Garbers
Dr. Gabriele Kempf
Katarina Köhler
Alexander Hocke
Ulrike Nau
Sebastian Bojarski
Sandra Cebula
Nadine Englert
Hermine Karapetyan
Michal Kociolek
Attila Krucso
Indre Maknaviciute
Dirk Stolper
Karina Turmann
Florin Flueras
Mariusz Urbanik
Olha Vorsovska
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
Leiter der Abteilung
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter
FaMI
Bibliothekar/Erwerbung
FaMI bis 31. Januar
Bibliothekarin/
Zeitschriftenstelle
Bibliothekarin
Bibliothekarin/
Katalogisierung
Bibliothekar/
Katalogisierung
Bibliothekarin/
Retrokatalogisierung
Bibliothekarin/
Katalogisierung
Bibliothekarin
FaMI seit 1. Juli
Bibliothekarin
Sachbearbeiter
Sachbearbeiter
Sachbearbeiterin
bis 31. Juli
Sachbearbeiterin
Magazindienst/
Buchbinderei
Magazindienst
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
seit 16. Januar
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
seit 1. Mai
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
seit 1. Januar
Studentische Hilfskraft
seit 1. Januar
Aushilfskraft
seit 1. August
Sachbearbeiter
Zentrales Personen-Register
seit 1. Januar
Aushilfskraft
91
Abteilung „Wissenschaftliche Sammlungen“
Katarzyna Olczyk
Dr. Dietmar Popp
Wolfgang Kreft
Wojciech Witkowski
Dr. Peter Wörster
Marc Friede
Dorothee M. Goeze
Christina Gorol
Thomas Urban
Claudia Junghänel
Wolfgang Schekanski
Christa Pilarz
Dr. Elke Bauer
Dariusz Gierczak
Kamila Bojarska
Sonja Hauptmannl
Felix Köther
Leiter der Abteilung
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter/
Kartensammlung
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter/
Dokumentesammlung
Sachbearbeiter/
Kartensammlung
Sachbearbeiterin/
Dokumentesammlung
Sachbearbeiterin/Bildarchiv
Sachbearbeiter/Bildarchiv
Fotografin
Fotograf/Bildbearbeitung
Archivarbeiten/Bildarchiv
Wissenschaftliche
Projektmitarbeiterin
seit 1. Mai
Wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter
Wissenschaftliche
Hilfskraft vom 1. September
bis 31. Oktober
Wissenschaftliche
Hilfskraft
(Projektmitarbeiterin)
Wissenschaftliche
Hilfskraft
Ekaterina Abramova
Borislav Novakovic
Loraine Schindler
Sebastian Weiß
Wissenschaftliche
Hilfskraft
Wissenschaftliche
Hilfskraft seit 1. März
Studentische Hilfskraft
seit 1. November
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
Studentische Hilfskraft
seit 1. November
Abteilung „Verwaltung“
Brandenstein, Bernd
Dorothee Fritsche
Gisela Geier
Edeltraud Imhof
Krista Kaletsch
Herta Lather
Ute Schmidt
Hans-Joachim Reumann
Leiter der Abteilung
Sachbearbeiterin
bis 30. November
Sachbearbeiterin/
Anlagenbuchhaltung,
Debitoren
Sachbearbeiterin/
Projektförderung,
Stipendien
Sachbearbeiterin/
Personal
Sachbearbeiterin/
Buchhaltung
Sachbearbeiterin/
Buchhaltung
Hausmeister
(Kursiv = befristetes und Drittmittelpersonal)
92
Jahresbericht 2012 Herder-Institut
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Ostmitteleuropaforschung –
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