Friedrich SeidenStücker
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Friedrich SeidenStücker
Friedrich Seidenstücker Friedrich Seidenstücker Von Nilpferden und anderen Menschen Of Hippos and other Humans Berlinische Galerie Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur Eine Ausstellung der Berlinischen Galerie in Zusammenarbeit mit der bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte und der Stiftung Stadtmuseum Berlin. Ausstellung und Katalog wurden durch die großzügige finanzielle Unterstützung des Fördervereins der Berlinischen Galerie e. V. ermöglicht. Besonders freuen wir uns über die große Resonanz vieler einzelner Mitglieder auf unseren Spenden aufruf. Ihnen möchten wir ganz persönlich danken: Sylwia Anna Aßmuß, anonym, Walter-Stöhrer-Stiftung, Joachim Frank, A. Frickhinger-Breithaupt, GASAG, Prof. Ulf Berthold Goebel, Dr. Thomas Gumsheimer, Berlin, Hahn Bestattungen GmbH + Co, KG, G + B Heiner, Dr. Irmgard Hülsemann, Michael Kaszubowski, Gisela Knobloch, Prof. Dr. Rainer Kuntz, Christa Langenhan, Irmgard Sprung, Ursula Steinbuch-Strauch, Steffen Störmer, Laura Friederike Technau, Sybille Uken, Prof. Karin Wilhelm und Johann Sauer Inhalt Vorwort Thomas Köhler 6 Prolog Ulrich Domröse 9 »Die Zeit war sehr empfänglich für meine komischen Bilder«14 Leben und Werk Ulrich Domröse Die Ordnung am KrummfuSS.82 Seidenstückers Witz Christoph Ribbat Vertraute Begegnungen114 Zu Seidenstückers fotografischen Zootierparabeln Florian Ebner Bummeln mit der Kamera160 Seidenstückers Berliner StraSSenleben Wolfgang Brückle Leibhaftig liebreizend: Akt204 Sabine Schnakenberg Friedrich Seidenstückers Ruinen- und Trümmerfotografie Antje Schunke 218 Seidenstücker bei der Arbeit und ein Blick ins Negativarchiv260 Unbekanntes aus dem Nachlass Ulrike Griebner Anhang Inhaltsverzeichnis 268 Vorwort Thomas Köhler Die Fotografische Sammlung der Berlinischen Galerie hat in ihrer Geschichte immer wieder aus den eigenen Beständen Ideen für Wechselausstellungen ge neriert und fotografische Positionen wiederentdeckt, Konvolute aufgearbeitet oder in Kooperation mit anderen Institutionen Ausstellungsprojekte umge setzt. Um ein derartiges Projekt handelt es sich auch bei der Retrospektive Friedrich Seidenstückers, der in der Sammlung des Museums mit rund zweihundert Ar beiten vertreten ist. Der Berliner Fotograf, der im Jahr 1904 aus dem westfälischen Unna in die Hauptstadt gekommen war, hat ein umfangreiches Œuvre hinterlassen. Die bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte und die Fotografiesamm lung der Stiftung Stadtmuseum Berlin, verfügen über die größten Bestände an Seidenstücker-Fotografien. In enger, kollegialer Kooperation wurde der Berli nischen Galerie nicht nur der Zugang zu den Arbeiten gewährt, sondern auch ausgesprochen großzügig auf unsere Leihanfragen reagiert. Hierfür gebührt unseren Partnern unser herzlichster Dank. Entstanden ist mit über zweihun dertzwanzig ausgestellten Fotografien ein reizvoller Überblick über das Schaf fen eines Fotografen, der sich der Alltagsbeobachtung verschrieben hatte und den Flaneur als Kulturfigur der Moderne wiederbelebt hat. Das Werk Friedrich Seidenstückers ist eine veritable Wiederentdeckung, ob wohl er durch zahlreiche Veröffentlichungen in verschiedenen Tageszeitungen und Magazinen und nicht zuletzt durch seine Tätigkeit für den Ullstein Verlag eine gewisse Bekanntheit erlangt hatte. Die letzte Ausstellung des Fotografen fand aber tatsächlich im Jahr 1987 statt. Seidenstücker ist ein Unikum in der Berliner Fotografiegeschichte. Als ausge bildeter Ingenieur und Bildhauer fand er erst spät zur Fotografie. Viele seiner Aufnahmen gehören heute zu unserem kollektiven Gedächtnis, und seine Ar beit wird aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln rezipiert. Seine Bilder aus der Zeit der Weimarer Republik vermitteln einen Eindruck der pulsierenden Metropole Berlin, seine bisweilen kurios anmutenden Tieraufnahmen lassen den Betrachter aufgrund der menschlichen Züge schmunzeln, und schließlich 6 dokumentiert seine Trümmerfotografie die Wunden der zerstörten Stadt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Auch Aktbilder, die seit den 1920er-Jahren entstanden, finden sich in unserem Überblick: kokett, verschämt und ein biss chen bieder, ermöglichten sie dem Fotografen doch, mit dem Modell in einen Dialog zu treten. Ulrich Domröse hat in gewohnter Konzentration eine vielfältige, stimulierende und humorvolle Ausstellung realisiert. Ihm zur Seite standen Karin Lelonek, Jana Duda sowie Christina Landbrecht und Antje Schunke. Maria Bortfeldt hat die restauratorischen Belange der Exponate genauestens überwacht, Roland Pohl und Wolfgang Heigl haben gemeinsam mit dem Aufbauteam für die Einrichtung der Ausstellung Sorge getragen. Den Katalogautoren gilt unser Dank, sich dem komplexen Werk akribisch genä hert und manch neuen Aspekt der Fotografie Seidenstückers entdeckt zu haben. Dass die Ausstellung und der substanzielle Katalog überhaupt zustande ka men, ist der Initiative des Fördervereins der Berlinischen Galerie zu verdanken, der die finanziellen Mittel zur Verfügung stellte. Hierfür und für das Vertrauen in die Arbeit unseres Museums sind wir dem Verein und seinen Mitgliedern, die in großer Zahl für die Ausstellung zusätzlich auch noch gespendet haben, unendlich dankbar. Thomas Köhler ist Direktor der Berlinischen Galerie 7 1 |Ohne Titel (Friedrich Seidenstücker mit Taube), 1952 Untitled (Friedrich Seidenstücker with pigeon), 1952 Prolog Friedrich Seidenstücker verließ nie ohne Kamera seine Wohnung. Täglich durchstreifte er die Straßen der jungen Metropole Berlin, immer auf der Su che nach unspektakulären, aber zeittypischen Begebenheiten und Ereignis sen. Sein zentrales Thema war der Alltag der Menschen in der Großstadt der 1920er- und 1930er-Jahre, ein Alltag, der ohne den Zoo und das Leben der Tiere für ihn undenkbar gewesen wäre. So ist es kein Wunder, dass Seidenstückers Fotografien zwar in beinahe jeder neueren Publikation über Berlin in den 1920er-Jahren zu finden sind. Aber er tritt hier lediglich als Lieferant von kulturgeschichtlich interessanten Bildern in Erscheinung und nicht als der großartige Autor eines noch jungen fotogra fischen Sujets, bei dem das soziale Milieu der Großstadt zum Mittelpunkt des Interesses geworden ist: der Straßenfotografie. Seidenstücker konzentrierte sich auf das Alltagsgebaren der kleinen Leute, das er mit sensiblem und hu morvollem Blick so in Szene setzte, dass dahinter Charakteristisches der menschlichen Natur sichtbar wird. Einem breiten Publikum blieb sein Name bisher unbekannt, aber in Fach- und Kennerkreisen gilt dieser dem Leben zugewandte Kauz geradezu als Legende. Bisher gab es nur eine Reihe kleinerer Ausstellungen zu seinem Werk, die einzige zu seinen Lebzeiten wurde 1962 anlässlich seines 80. Geburtstags im Berliner Kunstamt Wilmersdorf ausgerichtet. Für seinen fotografischen Ruf bedeutsamer waren aber zwei Publikationen, die von Ann und Jürgen Wilde (Von Weimar bis zum Ende, 1980) und vom Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (Der faszinierende Augenblick, 1987) herausgegeben wurden. Von Nilpferden und anderen Menschen ist nun die erste große Retrospektive mit 236 Arbeiten aus dem vielschichtigen Lebenswerk Friedrich Seiden stückers. Wichtige Impulse für die Ausstellung kamen von Floris M. Neusüss, der uns über viele Jahre immer wieder daran erinnerte, dass die große SeidenstückerAusstellung noch immer zu leisten wäre. Mehrfach überließ er unserem Haus über beinahe zwei Jahrzehnte hinweg kleinere Bild- und Nachlasskonvolute, sodass wir heute 198 Fotografien und wertvolles Archivmaterial, darunter die 9 Ulrich Domröse originalen Briefe Seidenstückers, besitzen. Wir haben von seiner persönlichen Bekanntschaft mit Seidenstücker und seinem Wissen viel profitiert. Der Ausstellung vorausgegangen ist eine zwei Jahre dauernde Forschungsar beit, in deren Mittelpunkt die Sichtung von fünfzehntausend Originalabzügen stand. Uns wurde schnell klar, dass es unterschiedliche Impulse für seine Ar beit gab. Während sein beinahe zoologisches Interesse für die Tierwelt dazu führte, dass er seine Fotografie im Zoo mit methodischer Gründlichkeit an ging, kann man davon ausgehen, dass seine Straßenfotografie eher zufällig nach dem Lustprinzip entstand. Ähnlich scheint es mit den Landschafts- und Aktaufnahmen gewesen zu sein. Welche Bilder als Reportagen gezielt für eine schnelle Veröffentlichung entstanden, ist heute, von wenigen Ausnahmen abgesehen, unmöglich zu erkennen. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass Seidenstücker immer an die Möglichkeit einer Veröffentlichung dachte, aber dieser naheliegende Wunsch hat ganz sicher nicht den Ausschlag dafür gegeben, welche Motive von ihm während seiner Streifzüge durch die Stadt fotografiert worden sind. Anders verhält es sich mit seinen Aufnahmen von Handwerksberufen und Tätigkeitsfeldern von Arbeitern, die in seinem Werk einen ungewohnt großen Raum einnehmen. Hier ging es ihm, vor dem Hinter grund der rasanten technischen Entwicklung der Zeit, die viele dieser Berufe bald verdrängen würden, offensichtlich um eine gewisse Vollständigkeit. Aufgrund der Materiallage gab uns Seidenstückers Nachlass vielerlei Rätsel auf. Dazu gehören auch die so wichtigen Fragen nach der Entstehungszeit der Bilder, nach authentischen, also von Seidenstücker vergebenen Bildtiteln und den Veröffentlichungen seiner Fotografien in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern. Noch immer können wir nicht alle Fragen beantworten, aber wir können mit dieser Publikation substanzielle Auskünfte über die Entstehungs zusammenhänge seiner Arbeiten geben und einige sich immer weiter fort schreibende Fehler in der Rezeption seines Werkes revidieren. Ohne die jahrelange Vorarbeit von Antje Schunke, die für das Bildarchiv Preußi scher Kulturbesitz (heute bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte) mit Recherchen zu Leben und Werk Seidenstückers begonnen hatte und dann während ihres Volontariats in der Berlinischen Galerie diese Arbeit fortsetzte, hätten wir diese Aufgabe in der Kürze der Zeit kaum bewältigen können. An der Klärung dieser Fragen, der Auswahl der Bilder und der Ausstellungskonzep tion haben auch die Volontärinnen Christina Landbrecht und Jana Duda mit gearbeitet. Ebenso Karin Lelonek, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Redakteurin des Katalogs zum Projekt kam. Ihnen allen gilt unser Dank für ihre kreative Herangehensweise und für ihr großes Engagement. Die Ausstellung gliedert sich in fünf Kapitel: Straßenfotografie, Tierfotogra fie, Landschaftsfotografie, Berlin nach 1945 und Aktfotografie. Von den 236 ausgestellten Fotografien sind bis auf 30 Neuabzüge alle Vintage Prints. Wir haben lange darüber nachgedacht, ob wir Seidenstückers späte Aktfotografi en, die uns als farblich stark veränderte Farbdiapositive vorlagen, überhaupt ausstellen sollten. Erst nachdem wir die von dem Fotografen Max Baumann 10 bearbeiteten Datensätze in Form von Papierabzügen in den Händen hielten, haben wir uns dazu entschlossen. Wir danken ihm für seine einfühlsame und aufwendige Rekonstruktion. Unser großer Dank geht an die bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Ge schichte, unserem größten Leihgeber und Partner, hier vor allem an deren Lei ter Hanns-Peter Frentz und an Norbert Ludwig für ihre stets unkomplizierte, schnelle und zuverlässige Unterstützung und dafür, dass uns alle Leihgaben und Scans kostenlos zur Verfügung gestellt worden sind. Auch der Stiftung Stadtmuseum, unserem anderen großen Leihgeber und Part ner, möchten wir für die kollegiale Unterstützung danken, namentlich Ulrike Griebner, deren Recherche und sonstige Zuarbeit uns eine wertvolle Unter stützung gewesen ist. Ebenso danken wir unseren weiteren Leihgebern: der Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München, Frau Petra Benteler, St. Quirin, der Galerie Berinson, Berlin, der Collection Regard, Berlin, und der Galerie Camera Work, Berlin. Ein ausdrücklicher Dank gilt unseren Textautoren Wolfgang Brückle, Florian Ebner, Ulrike Griebner, Christoph Ribbat, Sabine Schnakenberg und Antje Schunke, die sich in ihren Texten mit viel Energie und Kenntnis den unter schiedlichen Aspekten in Seidenstückers Werk gewidmet haben. Dank auch für die kleinen Aufsätze von Hanns-Peter Frentz, Ulrike Griebner und Ann und Jürgen Wilde, in denen sie aus der Sicht ihrer jeweiligen Sammlung über ihre Seidenstücker-Konvolute Auskunft geben. Für die Realisierung von Ausstellung und Katalog waren wir auf finanzielle Hilfe angewiesen. Unser aufrichtiger Dank gilt der großzügigen Unterstützung des Fördervereins der Berlinischen Galerie, der das Seidenstücker-Projekt im Jahr 2011 zu seinem Förderschwerpunkt bestimmt hat und bei dem in einer Spendenaktion zusätzliche Gelder dafür eingegangen sind. Für weitere finanzielle Unterstützung bedanken wir uns herzlich bei Frauke und Manfred Müller, durch deren Spende der Katalog in manchen Details er heblich verbessert werden konnte. Und natürlich gilt dieser Dank auch allen Kolleginnen und Kollegen der Ber linischen Galerie, ohne deren engagierte Mitarbeit weder Ausstellung noch Katalog hätten entstehen können. Ulrich Domröse ist Leiter der Fotografischen Sammlung der Berlinischen Galerie 11 12 13 »Die Zeit war sehr empfänglich für meine komischen Bilder« LEBEN UND WERK Friedrich Seidenstückers Fotografien erzählen vom Alltag, vom Alltag mit all den kleinen Ereignissen und Begebenheiten, die sich in ihrer Unauffälligkeit gleichen und deshalb beinahe unbemerkt vorübergehen. Als Straßen- und Zoofotograf erlebte er zwischen 1928 und 1937 seine erfolgreichste Zeit. Seidenstücker war trotz seines geregelten und sehr privaten bürgerlichen Le bens ein innerlich unabhängiger Mensch. Da war er der Künstler, der er als Bildhauer hatte werden wollen. Erst als er sich sein Scheitern in diesem Be reich eingestehen musste, entschied er sich für die Berufsfotografie.1 Seidenstücker, der lebenslang alleinlebende Kauz, war den Menschen zuge tan, vor allem den sogenannten kleinen Leuten. Ihr Leben fotografierte er da, wo er ihnen begegnen konnte: auf der Straße und im Zoo – wobei der Zoo für seine Erzählweise im Grunde eine Erweiterung der Straße gewesen ist. Wenn er reiste, was in den frühen 1930er-Jahren häufiger geschah, dann fotogra fierte er ähnliche Begebenheiten, nur dass sie sich jetzt auch im ländlichen Milieu, im Umfeld von kleinen Bauern und Landarbeitern, abspielten. Seidenstücker war weit entfernt von der »Künstlichkeit« der Avantgarde. Aber das hinderte ihn nicht daran, mit technischen und formalen Neuerungen zu experimentieren. Seidenstücker hatte die Gabe, das Leben leicht zu nehmen. Seine witzigen und humorvollen Fotografien provozieren ein versöhnliches Lachen über die menschlichen Leidenschaften, die hinter der Oberfläche dieser komisch und häufig skurril wirkenden Alltagssituationen zu finden sind (Abb. 1). Und, Seidenstücker liebte die Frauen, denen er sich als scheuer Mensch über den Umweg des Fotografierens mit ausgesprochen erotischem Interesse zu nähern verstand. Vor allem hatte es ihm der neue Frauentypus der 1920erJahre angetan, der durch seine Präsenz dazu beigetragen hat, dass ein Teil seines Werks noch immer erfrischend lebendig erscheint. 15 Ulrich Domröse Abb. 1 |Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | um 1930 Untitled | ca. 1930 © bpk / Friedrich Seidenstücker Der Fotoreporter Abb. 2 Skulptur von Friedrich Seidenstücker | undatiert Sculpture by Friedrich Seidenstücker | undated © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb. 3 | Heinrich Zille Besucher vor einer Schaubude | August 1900 Visitors in front of a Booth | August 1900 Fotografische Sammlung | Berlinische Galerie Etwa 1928 musste Friedrich Seidenstücker erkennen, dass er von seiner Bildhauerei nicht leben konnte und es damit in Zukunft wohl nicht besser werden würde (Abb. 2). Zu diesem Zeitpunkt war er bereits 46 Jahre alt und entschied sich nun dafür, aus seinem Hobby einen Beruf zu machen: Er wurde Fotograf. Versuchsweise bot er seine Akt- und Tierfotografien, die als Vorlagen für seine plastischen Arbeiten entstanden waren, den Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen an. Und er war überrascht, als sie dort gut ankamen.2 Zwischen 1928 und 1937/38 wurde er mit der Veröffentlichung von Aufnahmen aus dem Berliner Zoo und vom Leben auf den Berliner Straßen immerhin so erfolgreich, dass er in diesen Jahren vom Verkauf seiner Fotografien beschei den leben konnte.3 Sein Glück war, dass er etwas zu verkaufen hatte, das ihn sowieso interessierte. Denn diese Art unspektakulärer Straßenbeobachtungen war in der Presse noch immer relativ neu. Zu der Zeit, als Seidenstücker noch Bildhauer werden wollte – 1905 begann er sein Studium in Berlin und beendete es dort erst 1923 – war die Straße nur für Amateurfotografen ein Thema. Erst im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wa ren die technischen Voraussetzungen dafür entstanden, dass mit kleinen hand lichen Kameras und geeigneten Filmen Menschen in ungestellten und intimen Augenblicken fotografiert werden konnten. Louis Vert und Eugène Atget in Paris oder Heinrich Zille und Willy Römer in Berlin gehörten zu den frühesten Beob achtern des turbulenten und vielfältigen Lebens im urbanen Raum (Abb. 3). Als Seidenstücker zum Fotojournalismus wechselte, interessierte sich bereits auch der boomende Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt für die Straßenfotografie. Die weitreichenden politischen und sozialen Veränderungen in der Weimarer Repu blik hatten die Blickrichtung der gesamten Gesellschaft verändert: Neben der Al lee gewann inzwischen auch die Straße immer mehr an Kontur. War Seidenstücker mit dem Wechsel des Metiers und mit seinem zunehmenden Erfolg – immerhin konnte er in achtunddreißig Zeitschriften veröffentlichen – aber auch ein typischer Fotoreporter geworden? Eigentlich nicht, denn die be sonderen Ereignisse mit ihren Sensationen, Skandalen und Geschichten, also Dingen, die den Kern der Presseberichterstattung und Unterhaltung bestimm ten, hat er nicht fotografiert. Er mied die politischen Ereignisse genauso wie die Umgebung einschlägiger Klubs und Etablissements und wich auch der besseren Gesellschaft aus, die er auf den Prachtstraßen Berlins hätte erleben können.4 Stattdessen fotografierte er etwas auf den ersten Blick Oberflächliches, aber »das zutiefst Oberflächliche als das eigentlich Tiefere, Genauere«5. Durch die Art, mit der Seidenstücker die Menschen, ihre Beziehungen untereinander und zu den Tieren darstellte, rührt er bei allem Witz und Humor an grundlegenden, das soziale Leben und die Sinnsuche betreffende Fragen (Abb. 4). 16 So wundert es auch nicht, dass er mit seinen anspruchsvolleren Bildern Pro bleme in den Redaktionen hatte. In einem Brief heißt es dazu: »und [weil man] nicht nur den spießigen Quatsch machen musste, den die Zeitungen für das doofe Publikum verlangen […] und wenn die Auftraggeber nicht dämlich sind, wie die meinigen früher bei Ullstein und bei Uhu.«6 Vergleicht man seine veröffentlichten Fotografien mit denen, die sich in seinem Nachlass befinden, kann man seinen Sarkasmus verstehen. Seine interessantesten Bilder haben es fast nie dahin geschafft. Obwohl Seidenstücker nicht fest angestellt war, wurde er hin und wieder zu Reportagen geschickt. Aber das waren Ausnahmen. Grundsätzlich arbeitete er auf Vorrat und bot den Zeitungen und Zeitschriften ihm interessant erschei nende Motive an. Eines davon war schon in den 1920er-Jahren zum Symbol für diese Zeit geworden: die sogenannte Neue Frau. Die Neue Frau, Sportlerinnen, Aktfotografie Der Typus der Neuen Frau ist von Berlin und der Moderne nicht zu trennen und wurde zum Synonym für ein von Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit ge prägtes neues weibliches Selbstverständnis. Mit ihrem Kurzhaarschnitt, häufig auch mit Zigarette und den etwas demonstrativ wirkenden Gesten, wurde sie schon bald zu einem Markenzeichen. Natürlich war sie auch ein erotisch auf geladenes Motiv, manchmal gepaart mit einem Hauch von Verruchtheit. In Seidenstückers Bilderwelt ist diese Neue Frau allgegenwärtig, doch hier hat sie nichts von den Überzeichnungen und Selbstsuggestionen wie in den Gemäl den und Zeichnungen der Zeit oder auf den Bildern berühmter Fotografinnen wie Yva, Marianne Breslauer oder Lotte Jakobi. Seidenstücker fotografierte diese modernen jungen Frauen, die so gut in das quirlige Bild des neuen großstädti schen Lebens passten, im Zusammenhang mit ihren Alltagsbeschäftigungen auf der Straße und ihrem Besuch im Zoo. Hier bewegten sie sich als Schülerin, Stu dentin, als Geliebte und junge Mutter in einer ungemein freien und selbstbewussten Art, die man bis dahin nicht kannte. Ihr unabhängiges und selbstgewisses Auftreten gab ihnen eine bezwingende Ausstrahlung, der auch die erotische Komponente nicht fehlte (Abb. 5). Ein anderes für ihn wichtiges Sujet, in dem er ebenfalls mit dem Bild der Neuen Frau arbeitete, sind die Aufnah men von jungen Sportlerinnen. Er fotografierte sie seit 1925, aber diese häufig in klassischen Posen aufgenom menen Bilder waren zunächst nur als Vorlagen für seine bildhauerische Arbeit gedacht. Doch auch nach 1928 hielt er an diesem Thema fest, und so entstanden Foto grafien von Turnerinnen, Schwimmerinnen und Leicht athletinnen, die in ihren knapp sitzenden Trikots ein 17 Abb. 4 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Potsdamer Bahnhof Berlin) | 1930er-Jahre Untitled (Potsdam Train Station Berlin) | 1930s © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb. 5 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | um 1927 Untitled | ca. 1927 © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb. 6 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | um 1927 Untitled | ca. 1927 © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb. 7 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | vor 1932 Untitled | before 1932 © bpk / Friedrich Seidenstücker willkommenes Motiv für die Zeitschriften abgaben. Meist ließ er sie noch im mer posieren, aber daneben gibt es auch eine Reihe von Aufnahmen, in denen er nach dem Ausdruck für ein neues weibliches Körpergefühl zu suchen schien. Es sind Bilder von Turnerinnen in expressiven Momenten, in denen sie durch Kraft und Beweglichkeit Lebensfreude und Selbstbewusstsein demonstrieren (Abb. 6).7 Doch der eigentliche Antrieb für seine Sportfotografie – der Amateursport und nicht der Leistungssport, wie er betonte – war wohl vor allem, dass er in diesem Umfeld auch seine Fantasien ausleben konnte. »Vorwiegend suchte er Kontakt zu ›gut gebauten‹ jungen Frauen; er hatte seine ästhetische Freude an schlanken Mädchenbeinen«, schrieb Loni Hagelberg, eine seiner Freundin nen, die selbst eines dieser Modelle gewesen war.8 Zwei Motive aus den späten 1920er-Jahren, eine Bogenschützin und eine Speerwerferin, fallen aus diesen Darstellungsmustern heraus (Abb. 7). Sie wir ken nicht nur mit ihrem kämpferischen Gestus völlig untypisch für Seiden stücker, sondern auch durch ihre Bildsprache mit der starken Fragmentierung und Diagonalkomposition. Die Bildmotive entstanden in Anlehnung an den klassisch-antiken Posenkanon, die Bildsprache erinnert an die radikal ver änderte Ästhetik des Neuen Sehens. Ein knappes Jahrzehnt später sollte Leni Riefenstahl unter völlig veränderten politischen Bedingungen mit dieser Äs thetik ihre Filme über die Olympiade 1936 drehen und damit nicht nur den Sport, sondern auch das Naziregime Adolf Hitlers verherrlichen. Doch von die sem nationalistischen Pathos war Seidenstücker weit entfernt, denn sogar in diesen Motiven ist das erotische Moment, mit der über die Brust gespannten Bogensehne, nicht zu übersehen. Die Neue Frau ist schließlich ebenso in Seidenstückers Aktfotografien zu fin den. Wie schon bei seinen Bildern von Sportlerinnen waren es auch hier zu nächst wieder junge Frauen in klassischen Posen, die ihm als Vorlagen für seine Bildhauerarbeit dienten. Aber nicht bei diesen, sondern erst bei einer nur wenige Aufnahmen umfassenden Gruppe später Aktfotografien, die er zwischen 1941 und Mitte der 1950er-Jahre fotografierte, zeigen sich die Frauen so selbstbewusst, dass sie auch in diesem eher heiklen Sujet dem neuen Frauenbild entsprechen. Die Entscheidung, sich zwei Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs er neut mit der Aktfotografie zu beschäftigen, steht sicher im Zusammenhang mit seinen abnehmenden Veröffentlichungsmöglichkeiten und dem zunehmenden Rückzug in den privaten Bereich. Aber nun fotografierte er seine Freundinnen mit dem neu erfundenen farbigen Diapositivfilm, den er in dieser Zeit auch in anderen Themenbereichen ausprobierte. Auch wenn es teilweise noch im mer dieselben tradierten Posen waren, scheinen sich die Fototermine jetzt zu einer Art von gemeinsamen Aktionen entwickelt zu haben. Durch Intimität und Vertrautheit konnte ein offensichtlich beiderseitig genossenes erotisches Spiel entstehen, das zu Szenerien mit manchmal geradezu bizarr wirkenden Bildideen führte.9 »Alles Lebendige, alle leidenschaftlichen Vorgänge, die 18 flüssigen Linien und Formen der Frauen, das Groteske und die dekorative Cha rakteristik der Tiere fesselten mich am meisten.«10 Allerdings ist auch nicht auszuschließen, dass einige dieser spontan wirkenden Bilder im Voraus ge plant worden sind. Als Papierbilder haben diese Aufnahmen nie existiert und waren höchstwahrscheinlich auch nicht für eine Veröffentlichung gedacht. Das Neue Sehen Auch wenn Seidenstücker der neue Frauentypus sehr beschäftigte und ihm, wie bei der Bogenschützin und der Speerwerferin zu sehen, das Formvokabular des Neuen Sehens und die damit zu erzielenden Effekte vertraut waren, war er weit entfernt von den Diskussionen um die künstlerischen Neuerfindungen der Avantgarde. Dennoch gibt es in seinem Werk immer wieder Bilder, die zeigen, dass er diese neue fotografische Sprache ausprobieren wollte. Auch bei ihm gibt es nun die radikalen Anschnitte und Fragmentierungen, die entfesselten Per spektiven, das Prinzip der Reihung und des Rhythmus (Abb. 8 und 9). Die Bilder, die so entstanden, sind reizvoll und interessant, aber sie wirken zwischen seinen anderen Aufnahmen seltsam fremd und bleiben das, was sie sind: Experimente.11 Seidenstücker, dem es immer um Ausdruck, um das Seelische und Gefühlsmäßige ging und der deshalb schon während seiner Bildhauerausbildung vom Expressionismus angezogen war, geriet mit diesen Aufnahmen in das Hoheitsgebiet der Protagonisten des Neuen Sehens. Die aber lehnten das Gefühl zugunsten der Rationalität, der Klarheit und der Erweiterung der Sehfähigkeit ab. In einem Brief bekennt er: »Ich habe im mer nur nachgemacht, was längst andere erfunden hatten.«12 Und an anderer Stelle behauptet er, sicherlich verbunden mit einer gehörigen Portion Un tertreibung, dass er immer nur Knipser aus Leidenschaft und kein Fotograf gewesen sei. Sozialkritische Bilder, Courage und Verweigerung Obwohl Seidenstücker nach eigenen Aussagen kein politischer Mensch war und sich auch offensichtlich von allem Politischen fernhielt, gibt es aus den fünf Jahren, in denen er bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 fotografierte, auch eine Anzahl von Aufnahmen, die einen Widerschein der sozial aufgeladenen Spannung in der Weimarer Republik erkennen lassen. Dazu gehören zwei veröffentlichte Bildserien: eine von 1930, die die Verhaf tung eines Arbeiters auf offener Straße zeigt, und eine andere von 1933, in der die bittere Armut der masurischen Landbevölkerung in Ostpreußen eindring lich beschrieben wird.13 Daneben zeigen diese Bilder Streikende, Arbeitslose, Krüppel und Bettler in Berlin. Aber ihr Leid und Elend ist für ihn nicht der Ansatzpunkt für eine sozialkritisch motivierte Darstellungsweise, wie es bei 19 Abb. 8 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | um 1935 Untitled | ca. 1935 © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb. 9 | Friedrich Seidenstücker Potsdamer Brücke | um 1935 Potsdam Bridge | ca. 1935 Fotografische Sammlung | Berlinische Galerie Abb. 1 0 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | 1933 Untitled | 1933 © bpk / Friedrich Seidenstücker anderen politisch ambitionierten Fotografen wie Walter Ballhause und Eugen Heilig in dieser Zeit der Fall gewesen ist – Fotografen, die sich in Arbeiter fotografenvereinigungen organisierten oder solchen, die der SPD oder KPD na hestanden –, sondern er registrierte diese Zustände als Teil gesellschaftlicher Realität, ohne moralisierenden Unterton. Zu dieser Realität gehörten auch Militärgruppen und Polizisten, und so hat er sie hin und wieder fotografiert: im Zoo, an einer Dampferanlegestelle oder auf der Rennbahn. Aber nach 1933, als die zunehmende Militarisierung und Überwachung un übersehbar durch Uniformen, Aufmärsche und Hakenkreuzfahnen demonstriert wurde, gibt es solche Bilder nicht mehr. Die Aufnahme von dem kleinen Mäd chen, das ein Hakenkreuzfähnchen auf dem Rücken hält, stammt vom Sommer 1933 und ist eine Ausnahme. Das Bild irritiert heute umso mehr durch die naive Unschuld und Belanglosigkeit dieser Geste (Abb. 10). Im gesamten noch erhaltenen Archiv mit seinen etwa fünfzehntausend Bildern findet man nur eine Hand voll Fotografien, auf denen ein Hakenkreuz überhaupt zu erkennen ist. Diese Ausblendung der Symbole und Repräsentanten des »Drit ten Reiches«, die im Stadtraum allgegenwärtig und nicht zu übersehen waren, ist zweifellos eine Verweigerungshaltung und ein politisches Statement zugleich. Die immer stärker werdende Kontrolle des öffentlichen Lebens durch die Na tionalsozialisten und der damit verbundene Verlust von Privatheit zerstörte Seidenstückers wichtigsten Wirkungsraum – die Straße. Darüber hinaus nah men ihm die Zerschlagung der freien Presse und die Zensur nicht nur viele seiner ehemaligen Auftraggeber, sondern sie beschränkten auch seine Arbeit als Fotograf substanziell. Dass Seidenstücker nach Kriegsbeginn und in der Zeit verschärfter »Rassen gesetze« einen Juden mit Lebensmitteln versorgte, wie sich eine seiner Freun dinnen erinnert, passt zu dem Bild von einem Mann, der zurückgezogen lebte, aber seine Zivilcourage nicht aufgegeben hatte.14 L andschaftsfotografie Man könnte vermuten, dass er den Verlust der Straßenfotografie mit der ver stärkten Arbeit an einer anderen Motivwelt zu kompensieren versuchte, etwa mit der Landschaftsfotografie. Aber dem ist nicht so. Die ersten Landschafts aufnahmen sind schon in den frühen 1930er-Jahren auszumachen, und obwohl sie von da an regelmäßig auf seinen Ausflügen und Wanderungen entstanden, ist die Landschaftsfotografie für ihn nie zu einem der Straßen- und Tierfoto grafie gleichwertigen Thema geworden. Bei seinen Ausflügen sollte man sich Seidenstücker, wie in der Stadt auch, mehr sich treiben lassend als zielstrebig vorstellen. Er suchte keine wirkliche Aus einandersetzung mit der Landschaft, sondern er fotografierte sie, weil sie ihn emotional berührte. Wie nicht anders zu erwarten, sind auch die Motive seiner Landschaftsaufnahmen eher unspektakulär. 20 Seidenstücker war eine romantische Natur, weshalb es nicht wundert, dass ein beträchtlicher Teil dieser Bilder von einer pittoresken Ästhetik ist, die sich an der traditionellen Landschaftsmalerei des ausgehenden 19. Jahrhun derts orientierte. Aber daneben gibt es auch Bilder, in denen er die geologisch karge Märkische Landschaft mit einer ebenso kargen Ästhetik dargestellt hat (Abb. 11). Bei diesen Aufnahmen von mageren Kiefern und morastigen Seen geht es ihm – statt um die Idylle – um die sachliche Darstellung einer typi schen Landschaft, der alles Romantische und Malerische fehlt. Bemerkenswert sind seine Bilder, in denen er die Umweltverschmutzung und Umweltverschandelung zum Thema machte. Es sind Aufnahmen von wegge worfenem Müll, der Tümpel und Bäche zu Kloaken verkommen ließ und Aus flugsgegenden verunreinigte (Abb. 12). Diese Sicht auf die Natur ist in der Fotografie dieser Zeit noch eine große Seltenheit. Lediglich bei Heinrich Zille finden sich um 1898 ähnliche Aufnahmen, in denen dieser den Müll als ein Zivilisationsproblem erkannt zu haben scheint. Aber auch die Lust am Skurrilen ist Seidenstücker in der Natur nicht abhanden gekommen, wenn er hier seltsame Fabelwesen und Fantasiefiguren entdeckt. Abb. 1 1 | Friedrich Seidenstücker Schorfheide | GroSSer Pinnower See | um 1930 Schorfheide | Great Pinnower L ake | ca. 1930 Fotografische Sammlung | Berlinische Galerie Arbeitsweise Nach den Bemerkungen in seinen von ihm selbst verfassten Biografien und Briefen und den wenigen Aufzeichnungen seiner Freundinnen zu urteilen, darf man Seidenstücker als Einzelgänger bezeichnen. Aber er war auch Spaziergän ger, der Ausflüge liebte, und hier hatte er gerne seine Freundinnen dabei, die dann als Staffagefiguren in seinen Landschaftsfotografien zu finden sind. Ein zelgänger war er in dem Sinne, dass er ganz seinen eigenen Rhythmus lebte und sich Nähe und Distanz in einem ausgewogenen Verhältnis zu verschaffen wusste. Sein eigener Rhythmus gab das Schrittmaß vor, mit dem er sich durch die Landschaft, aber auch durch die Stadt bewegte, schaute und fotografierte. Er ist schlicht nicht als ein Fotoreporter vorstellbar, der unter Zeitdruck arbei tend durch die Straßen hetzt. Seine Entscheidung für die Straßen- und Zoofotografie entsprang seinem In teresse an den Menschen und seiner bis ins Zoologische gehenden Leiden schaft für die Welt des Tieres. Beide Bereiche bestimmen je zur Hälfte sein Werk; er selbst schätzte nach eigenen Aussagen die Tierfotografie mehr. Seine Fototechnik war diesen Genres angepasst: leichte Kameras im Mittel- und Kleinbildformat mit Normal- und für seltene Fälle ein Weitwinkelobjektiv. Seidenstücker war Momentfotograf und hat ein Stativ, wie er selbst schrieb, gehasst und es – abgesehen von seinen wenigen Atelierfotografien – erst sehr spät benutzt. Sein an der Bildhauerei geschultes Sehen beeinflusste auch seine fotografische Wahrnehmung. Es gibt eine Reihe von Aufnahmen, bei denen er in der menschlichen Bewegung seltsame Körperformen und raumbildende Figurenkonstellationen 21 Abb. 1 2 | Friedrich Seidenstücker Ende eines Sölls | südlich des ChorinSees | um 1935 End of a Kettle | South of L ake Chorin | ca. 1935 © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb. 1 3 | Friedrich Seidenstücker Zoo Berlin | um 1930 Berlin Zoo | ca. 1930 © Stiftung Stadtmuseum Berlin Abb. 1 4 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | 1929 Untitled | 1929 © bpk / Friedrich Seidenstücker eingefangen hat, die nur mit seinem spezifischen Bildhauerblick zu erklären sind (Abb. 13). Seidenstücker war von Frühling bis Herbst täglich mit seinem Fotoapparat in Ber lin unterwegs, den Winter mit seiner Kälte verabscheute er, in diesen Monaten betrieb er hobbymäßig seine Bildhauerei oder arbeitete an seinem Archiv. Als Spaziergänger brauchte er die Bewegung, als Künstler die sinnlichen Eindrücke, die das großstädtische Leben für ihn bereithielt und auf die er dann spontan reagierte. Diese Arbeitsweise ist wohl die Ursache dafür, dass in seinem Werk so gut wie keine Studioporträts zu finden sind. Im übertragenen Sinne könnte man durchaus sagen, dass er der Magie des Augenblicks mehr folgte als der Stimme der Vernunft – er selbst bezeichnete sich als »Träumer und Phantast«.15 Diese Lebenseinstellung hat ihm sicherlich dabei geholfen, dass ihn auch anhal tende kommerzielle Misserfolge scheinbar nicht aus dem Gleichgewicht brach ten. In seinem Leben herrschten offensichtlich Ruhe und Gelassenheit – und Ruhe und Gelassenheit herrschen auch auf seinen Bildern. Seidenstücker fotogra fierte die Menschen mit Vorliebe in Augenblicken der Entspannung, im Gespräch, beim Zuschauen, beim Sitzen, beim Liegen, beim Schlendern, beim Spielen, beim Ausruhen und sogar während des Schlafens. Er kam den Menschen nahe und ze lebrierte eine Lebensanschauung, die dem Bild der betriebsamen und hektischen 1920er-Jahre und dem damit verbundenen Tempo nur selten entspricht – sie ent sprechen nicht einmal seinen von ihm rückblickend formulierten fotografischen Prämissen: »Schnelle Sachen waren immer meine Leidenschaft.«16 Die Menschen auf seinen Bildern sind bei sich und wenn sie sich begegnen, dann sind sie tatsächlich in Kontakt miteinander. Diese bewusste Verlangsa mung ist die Form, mit der Seidenstücker auf den Straßen – und im Zoo – nach Momenten authentischen Lebens suchte (Abb. 14). Und was im ersten Augenblick nicht zu vermuten ist: Seidenstücker hat insze niert.17 Wo es ihm angebracht schien, da half er nach: manchmal, um die Wir kung eines gesehenen Bildes zu verstärken, manchmal aber auch, um eine Bild idee zu kreieren. Doch das Inszenatorische ist seinen Bildern nicht anzusehen, alles wirkt so natürlich, als wäre es gerade geschehen (Abb. 15). Es war auch ganz selbstverständlich, dass er für seine Bilder nach Belieben neue Bildausschnitte auf den Negativen festlegte. Bei dieser Entscheidung spielte nicht nur das Bemühen um das bestmögliche Bild eine Rolle, sondern auch die Überlegung, wie es sich auf der gedruckten Zeitschriftenseite behaupten würde. In diesem Sinne war Seidenstücker dann doch ein Mann der Presse. Dazu gehört auch die mangelhafte technische Qualität vieler seiner zumeist 13 x 18 Zenti meter großen Abzüge. Die hohe Kultur des Edelprints, wie ihn vor allem Hand werksfotografen, aber auch viele Künstler beherrschten, hat ihn nicht sonderlich interessiert. Im Zusammenhang mit seinen Bildern dachte er nie an Ausstellun gen, sondern immer nur an Veröffentlichungen in den Printmedien der Zeit, und dafür reichte die technische Qualität seiner Vergrößerungen aus.18 Zum Ende seines Lebens redete er von einem idealen Buch, in dem er seine Bil der gerne veröffentlicht hätte: »Mein Lieblingsplan ist, das Buch mit Geschichte 22 der Fototechnik zu durchschießen, und meine früheren Amateurbilder sollten darin sein usw., möglichst durcheinander und bunt (nicht farbig, weil zu teuer), nur durcheinander, lebendig und interessant. [...] Die Tendenz meines höchst hy pothetischen Buches sollte sein, ›die gute alte Zeit‹, nur nicht so langweilig.«19 Nachkriegszeit Nach der Bombardierung des Berliner Zoogeländes Ende November 1943 foto grafierte Seidenstücker zum ersten Mal Ruinen, hier allerdings noch um der ge töteten Tiere willen. Nach dem Ende des Krieges im Mai 1945 waren nun für ihn, wie für viele Fotografen in Berlin und in anderen Großstädten, die gewaltigen Zerstörungen und das Leben in den Trümmern das Thema. Bemerkenswert ist die Parallelität der Motivsuche, die bei einer Reihe von Bildern zwischen ihm und Hein Gorny festzustellen ist, der zusammen mit Adolph C. Byers ein Buch mit Luftbildaufnahmen über das zerstörte Berlin geplant hatte.20 Doch im Gegensatz zu ihm und den ungleich bekannteren Bildern von Richard Peter sen., Hermann Claasen und Herbert List, die ihrer Betroffenheit und Er schütterung durch die Darstellung der Verwüstungen und des Leides Ausdruck gaben, ist bei Seidenstücker darüber hinaus auch ein optimistischer Ansatz nicht zu übersehen. Selbst unter diesen apokalyptischen Umständen suchte er nicht nach mög lichst spektakulären Aufnahmen, sondern behielt seinen spezifischen Blick winkel bei und zeigte, wie die Menschen sich in diesem Ausnahmezustand einrichteten und ein normales Leben zu führen versuchten. Sie gingen spa zieren, besuchten Veranstaltungen, genossen die Sonne, die Kinder spielten, es wurde gemalt und gezeichnet. Ja, selbst der seidenstückerische Humor und sein erotischer Blick sind nicht verloren gegangen (Abb. 16). Bemerkenswert ist in dem Zusammenhang eine offensichtlich inszenierte Serie von sechs Bildern, in denen er zwei Frauen und einen Mann durch die Stadt schlendern ließ, um das ehemalige Regierungsgelände, und hier vor allem Hitlers zerstörte Neue Reichskanzlei, zu besichtigen. Nur kurze Zeit nach dem Untergang des Naziregimes bewegen sie sich durch das monströse Szenario dieser Orte – einschließlich »Führerbalkon« und einem assoziierten Eingang zum »Führerbun ker« – mit der selbstverständlichen Neugier moderner Katastrophentouristen. Das Ethos der Straight Photography, das nach 1945 wichtig geworden war und um der Wahrhaftigkeit der Bilder willen verlangte, dass diese nicht inszeniert sein sollten und nicht am Negativ manipuliert werden durfte, hatte für Seiden stücker keine Bedeutung. Für ihn zählte im Endergebnis das zufriedenstel lende Bild und nicht die Methode, mit der es zustande kam. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahmen war Friedrich Seidenstücker 65 Jahre alt. Ob wohl er noch in den 1950er-Jahren regelmäßig fotografierte und auch seine Bildsprache die gleiche geblieben war, konnte er nicht mehr an die erfolgreiche Zeit seiner ersten Fotografenjahre anknüpfen. Es fehlte nicht nur das für ihn so 23 Abb. 15 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | 1945 Untitled | 1945 © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb. 16 | Friedrich Seidenstücker Ministergärten | um 1947 Ministerial Gardens | ca. 1947 © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb. 17 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Die Zwillinge Hilde und Helga Fischer) | 1948 Untitled (The twins Hilde and Helga Fischer) | 1948 © bpk / Friedrich Seidenstücker wichtige unbeschwerte öffentliche Leben, sondern in der vergleichsweise geringen Anzahl der Illustrierten wohl auch das Verständnis für seinen etwas »schrägen« Blick. Neben den Straßenaufnahmen entstanden nun auch Park aufnahmen, die durch das Fehlen der Menschen jedoch ungewöhnlich starr und leblos wirkten. Er lebte von Gelegenheitsveröffentlichungen, aber auch von kleineren Verkäufen aus seinem Archiv und konnte so immerhin etwas zu seiner spärlichen Rente hinzuver dienen. Dieses Archiv wurde für ihn, wie für fast alle Fo tografen, genau dann wichtig, als die eigentliche Bildpro duktion fast zum Erliegen kam und Zeit für dessen Auf arbeitung blieb. Seidenstücker hatte Glück, dass er noch im Besitz beinahe aller seiner Bilder war. Denn bei der Bombardierung Berlins Ende April 1945 war nur einer der beiden Keller, in die er sein Archiv mit den beginnenden Luftangriffen ausgelagert hatte, in Flammen aufgegangen. Seine weitsichtige Entscheidung, die Negative und Papierabzüge so aufzuteilen, dass sie in jedem der beiden Keller jeweils zur Hälfte gespiegelt existierten, hatte ihn vor größeren Verlusten bewahrt.21 Als sich ein möglicher Käufer für sein Archiv zu interessieren begann, schrieb er: »Irgend ein Fotograf möchte mein Archiv kaufen, aber ich habe keine Lust, am nächsten Tag sterbe ich vor Langeweile.«22 Ein Jahr vor seinem Tod klagte er über den Verlust von Bildern, weil er sie einem Herrn vom Senat verkauft hatte und durch die verloren gegangenen Negative nun nicht mehr neu vergrößern konnte.23 Er litt unter der zunehmenden Isolation, denn zu dem abnehmenden Interesse an seinen Bildern kam hinzu, dass ihm nur noch wenige alte Freunde und Be kannte aus seinen Anfangsjahren geblieben waren, dazu gehörten Renée Sin tenis und Hans Schaller. Aber Seidenstücker verfolgte die neue Entwicklung noch immer mit Interesse. Über Edward Steichens Ausstellung The Family of Man äußerte er sich bewundernd, weil der »ja zum ersten mal das Leben her ausgeholt hat«.24 Der Sputnikflug der Sowjetunion 1957 war ihm nicht geheuer, und über den Beatles-Film A Hard Day’s Night von 1964, den er als 82-Jähriger sah, sagte er: »Musikalisch gleich Null. Das beste fand ich die überbegeister ten Fans, oder wie sie heißen mögen.«25 Trotz seines wachen Verstandes konnte er sich nicht mehr mit den neuen Verhältnissen und dem modernen Leben arrangieren (Abb. 17). »Viel oder die Hauptschuld hat das entsetzliche Wirtschaftswunder, das alles kaputt macht, besonders natürlich die unvernünftigen ganz Jungen, die glauben, es genügt für alle Zeiten, nur ein dummes Gesicht zu machen.«26 Ulrich Domröse ist Leiter der Fotografischen Sammlung der Berlinischen Galerie 24 1 Während seiner bildhauerischen Tätigkeit konnte er Dazu gehören auch seine Luftbildaufnahmen von nur wenige seiner kleinen Tier- und Frauenfiguren, Berlin. die schon in dieser Zeit sein Thema gewesen waren, 12 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. verkaufen. Trotz der Erfolglosigkeit und der damit Neusüss, 20.12.1965, Berlinische Galerie. verbundenen finanziellen Probleme, gab es für ihn 13 Die kleine Serie »Verhaftung« wurde veröffentlicht kein Zurück in seinen erlernten technischen Beruf: in: Das deutsche Lichtbild. Jahresschau 1931, Berlin »Wer aber jemals in der Kunst Blut geleckt hat, lässt 1930, S. 69. Die Serie über die Bevölkerung in Ost nicht mehr von ihr.« Vgl. Friedrich Seidenstücker, preußen wurde publiziert in: Wyr, »Armut in Ost »Mein preußen«, in: Berliner Illustrirte Zeitung, 42, 25, Juni Lebenslauf!«, 17.8.1931, unveröffentlichtes Manuskript, Kopie im Archiv Friedrich Seidenstücker, 1933, S. 896–898. bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, 14 Loni Hagelberg, in: Der faszinierende Augenblick 1987 Berlin. Seinem Künstlertum fehlte aber jene für die (wie Anm. 8), S. 66, und Telefonat Antje Schunke mit 1920er-Jahre so typische antibürgerliche Attitüde Loni Hagelberg am 21.5.2010. Aus Dankbarkeit unter der Avantgarde. stützte ihn dieser, mittlerweile in die USA emigrierte 2 Friedrich Seidenstücker, »Lebenslauf (nach 1945)«, Jude in der schweren Zeit nach dem Krieg. in: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Der 15 Friedrich Seidenstücker, »Lebenslauf (1928)«, in: Der faszinierende Augenblick. Fotografien von Friedrich faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 2), S. 140. Seidenstücker, Berlin 1987, S. 142. 16 Ders., »Wie ich anfing« [1963/64], in: ebd., S. 9. 3 Ansonsten war er trotz seines genügsamen Wesens 17 Vgl. Loni Hagelberg, in: Der faszinierende Augenblick ein Leben lang auf finanzielle Unterstützungen an 1987 (wie Anm. 8), S. 66. gewiesen, hauptsächlich durch die Familie. 18 Dazu gehörten außerdem etwa zwanzig Bücher und 4 Dabei passte er von seiner Herkunft durchaus in das zahlreiche Jahrbücher von Das Deutsche Lichtbild, in Umfeld dieser besseren Gesellschaft. Sein Vater, der denen er vor allem Tierfotografien, aber auch einige Geheime Justizrat und Amtsgerichtsrat Friedrich Seiden Akte und Landschaften veröffentlichen konnte. stücker, verfügte über die finanziellen Mittel, um der 19 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. Familie ein Leben in gut situierten Verhältnissen zu Neusüss, 12.7.1965, Berlinische Galerie. ermöglichen und seinen Sohn während dessen lan 20 Vgl. Enno Kaufhold, »Eine Stadt in Trümmern«, in: ger Studienzeit zu unterstützen; ohne freilich zu Hommage à Berlin. Hein Gorny, Adolph C. Byers, wissen, dass er damit bald nicht mehr dessen tech Friedrich Seidenstücker. Photographien 1945–1946, nisches Studium finanzierte, sondern sein heimlich hrsg. von Marc Barbey, Ausst.-Kat. Collection Re begonnenes Kunststudium. gard, Berlin 2011, S. 35–39. 5 Rolf Lobeck, »Momentknipser«, in: Der faszinierende 21 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. Augenblick 1987 (wie Anm. 2), S. 95. Neusüss, 23.7.1964, Berlinische Galerie, und Aus 6 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. kunft von Floris M. Neusüss im Gespräch mit dem Neusüss, 10.6.1965, Berlinische Galerie. Autor am 22.2.2011. 7 Im engeren Sinn sind dies also keine Sportfotogra 22 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. fien, die von den Fähigkeiten der Leistungssportler Neusüss, 10.6.1965, Berlinische Galerie. bei Wettkämpfen berichten und in den Zeitschriften 23 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. vom Anfang des 20. Jahrhunderts an einen beacht Neusüss, 28.10.1965, Berlinische Galerie. lichen Raum beanspruchen durften, sondern es sind 24 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. Genrebilder, wie sie – ähnlich der Aktfotografie – Neusüss, 23.7.1964, Berlinische Galerie. vor allem von Amateuren in dieser Zeit massenhaft 25 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. fotografiert worden sind. Neusüss, 8.9.1964, Berlinische Galerie. 8 Loni Hagelberg, »Unser Freund Friedrich Seiden 26Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. stücker«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Neusüss, 14.8.1965, Berlinische Galerie. Anm. 2), S. 66. 9 Es ist bekannt, dass Seidenstücker mit einer Familie befreundet war, die der FKK-Bewegung angehörte. Jürgen Wilde, der gemeinsam mit seiner Frau Ann zu den frühen Sammlern von Seidenstückers Aufnahmen gehört, erinnert sich an Gespräche mit ehemaligen Freunden des Fotografen, die die Vermutung nahe legen, dass viele seiner Aktmodelle ebenfalls aus der FKK-Bewegung gekommen sind – was ihre Unbe kümmertheit im Umgang mit der Nacktheit erklären würde. 10 Friedrich Seidenstücker, »Lebenslauf (1928)«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 2), S. 140. 11 Als neugieriger und technisch interessierter Mensch hat Seidenstücker immer wieder mal experimentiert. 25 2 |Ohne Titel, um 1932 Untitled, ca. 1932 3 | Aufstieg der Begabten – Kra xelei, um 1948 Ascent of the Gifted—Cl ambering, ca. 1948 4 |Ohne Titel, 1929 Untitled, 1929 5 |Ohne Titel (Tiefensee, Brandenburg), 1931 Untitled (Tiefensee, Brandenburg), 1931 6 |Wannsee, 1930 Wannsee, 1930 7 |Ohne Titel (Strandbad Wannsee), um 1935 Untitled (Wannsee beach), ca. 1935 8 |Gl anzschichten, 1925 Shine, 1925 9 |Turm der wilden Mägde, 1948 Tower of Wild Wenches, 1948 10 | Raubtierhaus, Zoo Berlin, um 1936 Lion House, Berlin Zoo, ca. 1936 11 |Ohne Titel, um 1935 Untitled, ca. 1935 12 |Ohne Titel, vor 1932 Untitled, before 1932 13 | Fledermaus, um 1935 Bat, ca. 1935 14 |Ohne Titel (Wannsee), um 1935 Untitled (Wannsee), ca. 1935 15 |Ohne Titel, um 1927 Untitled, ca. 1927 16 |Ohne Titel (Berliner Stadtschloss), um 1935 Untitled (Berlin Stadtschloss), ca. 1935 17 |Ohne Titel (»Ball«-Geflüster), um 1929 Untitled (Whispering game), ca. 1929 18 |Ohne Titel (Doppelakt), um 1930 Untitled (Double nude), ca. 1930 Galerie Berinson, Berlin 19 |Ohne Titel (Akt), um 1930 Untitled (Nude), ca . 1930 Galerie Berinson, Berlin 20 | Zoo-Eingang, um 1932 Zoo Entrance, ca. 1932 21 | Zoo Berlin, um 1930 Berlin Zoo , ca. 1930 22 |Ohne Titel, 1950 Untitled, 1950 23 |Ohne Titel, 1933 Untitled, 1933 24 |Ohne Titel (Budapester Straße, Berlin), um 1927 Untitled (Budapester Straße, Berlin), ca. 1927 25 |Ohne Titel (Blinde Straßenhändlerin am Potsdamer Platz, Berlin), um 1930 Untitled (Blind street vendor at Potsdamer Platz, Berlin), ca. 1930 26 | Hitze, um 1935 Heat, ca. 1935 27 | Nach dem Regen, Botanischer Garten, 1952 After the Rain, Botanical Gardens, 1952 29 |Ohne Titel, um 1930 Untitled, ca. 1930 28 | Avus Rennen, um 1935 Avus Race, ca. 1935 30 |Ohne Titel, um 1935 Untitled, ca. 1935 31 |Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), um 1930 Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), ca. 1930 32 |Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), 1930 Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), 1930 33 |Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), um 1930 Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), ca. 1930 34 |Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), 1930 Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), 1930 35 |Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), 1930 Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), 1930 36 |Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), 1930 Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), 1930 37 | Gosener Berge, um 1938 Gosener Berge, ca. 1938 38 | Park Prinz Leopold, um 1948 Prinz Leopold Park, ca. 1948 39 | Schorfheide, Runder Köllnsee, um 1935 Lake Runder Köllnsee on Schorfheide, ca. 1935 40 |Ohne Titel (Schorfheide), um 1935 Untitled (Schorfheide), ca. 1935 41 | Schorfheide, GroSSer Pinnower See, um 1930 Schorfheide, Great Pinnower Lake, ca. 1930 42 | Schorfheide, Langer Köllnsee, um 1935 Lake Langer Köllnsee on Schorfheide, ca. 1935 43 | Schorfheide, Köllnsee, um 1935 Lake Köllnsee on Schorfheide, ca. 1935 44 |Ohne Titel, undatiert Untitled, undated 45 | Buche im Wildpark, um 1935 Beech in Wildlife Park, ca. 1935 46 | Alte Eiche , Pfaueninsel , um 1928 Old Oak, Peacock Isl and, ca. 1928 47 | Sakrower See, Winter Westseite, offenbar fluchtartig verl assen, 1933/34 Sakrower Lake, Winter, West side, Evidently Abandoned in a Hurry, 1933–34 48 | Ende eines Sölls, südlich des Chorin-Sees, um 1935 End of a Ket tle, south of Lake Chorin, ca. 1935 49 | Golmer Luch, Müllkanal, um 1935 Golmer Luch, Garbage Canal, ca. 1935 50 | Strandgut an der Pfaueninsel, 1933 Flotsam on Peacock Isl and, 1933 51 |Ohne Titel (Schaum auf dem Seddiner See), um 1931 Untitled (Foam on Lake Seddin), ca. 1931 52 |Ohne Titel (Hohenzieritz, Mecklenburg), undatiert Untitled (Hohenzieritz, Mecklenburg), undated 53 | K alkberge bei berlin, um 1929 Limestone Quarry near Berlin, ca. 1929 54 |Ohne Titel, um 1935 Untitled, ca. 1935 55 |Ohne Titel (S-Bahn am Nordring), um 1928 Untitled (S-Bahn train on Nordring), ca. 1928 56 |Ohne Titel (Adler Standard, Mattstahl-Karosserie), 1933 Untitled (Eagle standard, matte steel bodywork), 1933 57 |Ohne Titel, 1935 Untitled, 1935 58 |Ohne Titel (Brand eines Wohnhauses im Bezirk Tiergarten), um 1929 Untitled (Fire in a housing block in Tiergarten neighborhood), ca. 1929 59 |Ohne Titel (Gleisanlagen, Potsdamer Bahnhof, Berlin), um 1928 Untitled (Rail tracks, S-Bahn station Potsdamer Bahnhof, Berlin), ca. 1928 60 |Ohne Titel, um 1928 Untitled, ca. 1928 61 | Schaufensterkunst GmbH, um 1928 Window Art & Co., ca. 1928 62 | Zwergseebär mit Jungem, frühmorgens, Junges säugt, um 1935 Fur Seal with Young, Early Morning, Cub Feeding, ca. 1935 63 |Ohne Titel, um 1948 Untitled, ca. 1948 64 | Horch 12, um 1932/33 Horch 12, ca. 1932–33 Die Ordnung am KrummfuSS. Seidenstückers Witz Christoph Ribbat Abb. 1 8 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«) | 1930 Untitled (from the series “Gypsies in Unna”) | 1930 Privatsammlung / Private collection Eins Nur eine Mauer ist von dem zerstörten Haus übrig geblieben. Sonnenstrahlen stechen durch ihre klaffenden Löcher. Holzstreben, Backsteine, Metallträger liegen frei. Daneben kleben – ausgefranst und eingerissen – die Reste elegan ter Tapeten. Und eine Trümmerlandschaft erstreckt sich zu Füßen dessen, was noch Stand gehalten hat. Der Verfasser steht hier, im Schatten der Ruine, weil er mehr über Fried rich Seidenstückers leichten, stillen Witz herausfinden möchte. Der Gegen stand ist extrem flüchtig. So schien es notwendig, eine Expedition zum Ge burtshaus des Fotografen zu unternehmen.1 Jetzt ist das Ziel erreicht: das Städtchen Unna am Rande des Ruhrgebiets, eine Straße namens Krummfuß, Hausnummer 9. Hier wuchs Friedrich Seidenstücker auf, hier baute er sich im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts sein erstes »Apparätchen«, hier entwickelte er, verborgen unter einer alten Reisedecke, seine ersten Bilder.2 Auf nahen Feldern und Landstraßen fotografierte er hier um 1930 umherzie hende Roma, die dem Fotografen mit reichlich Argwohn begegneten (Abb. 18). Angesichts des bröckelnden Baus denkt man nun aber nicht über die un schuldigen Anfänge des Fotografen nach und auch nicht über die Gesichter der fahrenden Leute, sondern nur über Seidenstückers Endzeitbilder des zer bombten Berlin. Bei der Ruine zur Rechten handelt es sich jedoch weder um Kriegstrümmer noch um das Geburtshaus des Fotografen, sondern um eine innerstädtische Großbaustelle des Jahres 2011. Die Nummer 9 gleich geradeaus ist völlig in takt: Das Kindheitsdomizil Seidenstückers ist ein schieferverkleidetes, denk malgeschütztes Stadthaus, dort, wo der Krummfuß am krummsten ist. Die Haustür ist aus Eiche, der Türklopfer aus Bronze. Süß duftet der weiß blü hende Kirschlorbeerbusch gleich neben dem Eingang. Still steht ein Rolla tor am Rande des nachbarlichen Hinterhofs. Dezent quietscht eine Gartentür, doch Quietscher oder Quietscherin bleiben unsichtbar. Vor der evangelischen Stadtkirche gegenüber warnt ein Schild: »Nutzung des Kirchplatzes auf eigene 82 Gefahr« – an diesem Mittwochnachmittag hat niemand das Risiko auf sich genommen. Man zählt ein halbes Dutzend Parkverbotszeichen im Umkreis von zehn Metern. Eine Katze maunzt, und eine wiederum unsichtbare Frau macht »Pssst«, obwohl sich die Maunzlautstärke im Rahmen hielt. Der den Krummfuß besichtigende Verfasser atmet den Geist des seiden stückerschen Gesamtwerks. Er trifft auf das Gegen- und Miteinander von Mensch und Tier (die disziplinierte Katze schweigt nun) und auf die eigen tümliche Kraft der Ruine. Nichts jedoch beeindruckt ihn mehr als die Ordnung im Herzen dieser Stadt. Und der Witz des Fotografen, jener unauffällige Blick auf das Aus-dem-Lot-Geratene, verdankt sich möglicherweise genau dieser Ordnung. (Es ist zu vermuten, dass das Leben am Krummfuß zu Seidenstüc kers Jugendzeit nicht viel anarchischer war als heute.) In »Massenpsychologie und Ich-Analyse« beschreibt Sigmund Freud den Prozess unserer psychischen Entwicklung als eine Art Kleinstadtstraße voller Pssts und Parkverbote, in der wir ein »kohärentes Ich« einerseits, und all die Unordnung in unserem Unbewussten andererseits sauber voneinander absondern.3 Witz und Humor sieht Freud als »Kunstgriffe«, mittels derer wir »das Verdrängte mit Umgehung der Widerstände und unter Lustgewinn zeitweilig in unser Ich« aufnehmen.4 Vielleicht sind Seidenstückers Bilder solche Kunstgriffe. Das zumindest meint man am Krummfuß. Zwei Im Jahr 2000 veröffentlichte die Kulturzeitschrift die horen ihre 200. Ausgabe und widmete dieses Jubiläum dem Flaneur. Der wuchtige Band versammelte Texte der geistesgeschichtlich bedeutendsten Fußgänger vergangener Jahr hunderte – von Johann Wolfgang von Goethe zu Edgar Allan Poe, von Charles Baudelaire zu Walter Benjamin, von Heinrich Heine zu Rolf Dieter Brinkmann. Zudem erhielten Essayisten die Gelegenheit, die literarischen Promenaden in all ihrer Vielschichtigkeit auszudeuten. Mitten in dieser Anthologie der Gei stesgrößen erschien eine Bildstrecke, die Hunde, Kinderwagen und Passanten in skurriler Begegnung zeigte, Menschen und Zooziegen zusammenbrachte, schlafende Droschkenkutscher und Hoteldiener ebenso wie Kinder im Wed ding, Altpapiersammler, Kohlenträger, Pfützenspringerinnen porträtierte. Auch Friedrich Seidenstücker war also in die Reihen der großen Schlenderer aufge nommen worden. Er verdankte dies dem zur Eröffnung des Bildteils zitierten Janos Frecot, der ihn 1987 in einem Aufsatz »Der Flaneur mit dem Fotoappa rat« genannt hatte.5 Die Gemeinsamkeiten zwischen Seidenstücker und seinen prominenten Mit passanten Franz Hessel, Walter Benjamin und Siegfried Kracauer sah Frecot in einer ganz besonderen Form der Aufmerksamkeit. Flaneure würden die Stadt mit »halbverhangenem«, quasi unscharfem, traumähnlichen Blick betrachten.6 Sie setzten sich mit ihr wie mit einer Erzählung auseinander. »Der Lesende 83 Abb. 19 | Friedrich Seidenstücker Maler | um 1930 Painter | ca. 1930 Fotografische Sammlung | Berlinische Galerie Abb. 20 | Jacques-Henri L artigue Oléo van Weers,Bruder von Bichonade, unser Champion im Stuhlspringen | Rouzat, 1908 Oléo van Weers, Bichonade’s Brother, Our Champion Chair Jumper | Rouzat, 1908 © Ministère de la Culture – France / AAJHL wird von Worten getragen«, so Frecot, »der Flaneur von der Textur der Stadt.«7 Dieser Lesart folgend, wäre der Mann vom Krummfuß ein charakteristischer Autor der Moderne, zugehörig jener Generation literarisch inspirierter Foto grafen und fotografisch agierender Literaten, denen die neue Metropole eine Bühne war, die Städter Darsteller ihrer selbst und jede Straßenecke ein mög liches Szenenbild.8 Freunde des seidenstückerschen Blicks auf Berlin werden diese Nobilitierung spontan begrüßt haben. Er selbst sagte von sich, er sei »immer Momentknip ser« gewesen. Daher würde er sich wohl eher wundern.9 Auch heutigen Beobachtern sollten Zweifel erlaubt sein. Denn in der Sprache deutscher Geisteswissenschaftler bezeichnet der Begriff Flaneur weniger einen aufmerksamen Spaziergänger in der Stadt als einen promenierenden Philo sophen, der im Gehen gleichzeitig die Gegenwart deutet, die Vergangenheit intellektuell begreift, die Zukunft scharfsinnig antizipiert und die Ästhetik der Avantgarde nach einer Strecke von etwa zwei Häuserblocks auf ein bisher unerreichtes Niveau anhebt.10 Der Flaneur ist, so schreibt Angela Hohmann, »im Gewand des Genies« unterwegs.11 Für die das Werk dieser Genies inter pretierenden Flaneurwissenschaften – und von diesen kann man angesichts der Forschungslage durchaus sprechen – ist die Großstadtstraße deshalb we niger präzise zu studierender Alltag als eine Rollbahn, auf der man möglichst schnell Fahrt aufnimmt, um in die höchsten Sphären der Hochkultur zu ver schwinden.12 Friedrich Seidenstücker allerdings blieb auf dem Boden. Ihn interessierte genaues Hinsehen – in erster Linie: auf interessante Körper. Er blickte mit Vorliebe auf seltsam gebogene Beine, Hinterteile, Arme, studierte Verkramp fungen, seltsame Gesten. Der auf einen Stuhl gestiegene Künstler macht sich lang und länger, bis er zwischen seinen Bildern verschwindet (Abb. 19); der den Kohleofen reparierende Arbeiter streckt sich über den Estrich, als würde ihn die Apparatur selbst einsaugen; wie eine falsch eingehängte Marionet te wirkt der Mann, der Fische in einer Holzkiste hinter sich her zieht. Der Mensch kann eine ziemlich groteske Puppe sein – das arbeitete Seidenstücker heraus. Damit stellte er sich quer zum Zeitgeist. Denn der Körper wurde, das zeigen uns die Kulturhistoriker, in der Weimarer Zeit immer mehr als anonymisiert wahrgenommen. Er funktionierte als Teil von urbanen Choreografien, Re vuen, Massenfantasien. Künstler und Literaten imaginierten den entindivi dualisierten Körper. Die aufblühende Modeindustrie setzte standardisierte Glieder voraus. Aus allen kulturellen und politischen Lagern wurde auf den Körper zugegriffen. Er erhielt neue Bühnen wie den Zuschauersport, das Va rieté oder Schönheitswettbewerbe.13 Auch Seidenstücker studierte ihn: im Urbanen, am liebsten im durchstrukturierten Zoo. Er aber entwarf kleine komödiantische Szenen, die sich totalitären Körperfantasien entgegensetz ten – und war wohl doch eher Komiker als Philosoph, eher Spaziergänger als Flaneur. 84 Drei Als Jacques-Henri Lartigue sieben Jahre alt war, machte er eines Morgens eine Erfindung, die ihn begeisterte. Er öffnete seine Augen, schloss sie wieder und riss sie dann noch einmal sehr weit auf. Auf diese Weise, so meinte er, gelang es ihm, die Bilder, die er sah, festzuhalten. Er nannte seine Innovation »die Augenfalle«.14 Und als ihm sein Vater bald danach einen Fotoapparat schenkte, ließ sich die Entwicklung noch weiter optimieren.15 Von nun an dokumentierte er das Leben seiner Familie in Lichtbildern und erstellte einen so wahren wie fantastischen visuellen Roman, der die Menschen um ihn herum als flatternde, sphärische Wesen begriff. Die Protagonisten seiner schönsten Impressionen hoben ab und – die Kamera machte es möglich – setzten niemals wieder auf (Abb. 20). Sie schwebten durch Bilder aus einer unschuldigen Welt; Aufnahmen, die das Glück der Kindheit für immer festzuhalten schie nen. Noch mit 21 Jahren äußerte Lartigue, jener Erfinder der Augen falle und wohl der charmanteste Fotograf des 20. Jahrhunderts, sei nen innigen Wunsch, niemals erwachsen zu werden.16 »Von Jugend auf war ich Träumer und Phantast.« Das bekannte Fried rich Seidenstücker 1928 – und klingt damit wie Lartigue, mit dem sich seine Bilder die Grazie und den Humor teilen.17 Auch Seidenstücker sollten wir uns als einen enthusiastischen Fotoamateur vorstellen. Auch bei ihm ist die Kamera eher eine Fortsetzung des eigenen Kör pers als ein reflektiert eingesetzter Apparat. Er machte die Fotografie zwar erst als gereifter Herr zu seinem Lebensinhalt. Aber er knipste sich mit seinem leich ten visuellen Witz in die Fröhlichkeit der Jugend zurück, betrachtete die Welt »boyishly«, wie Carol Mavor es über Lartigues Werk sagt.18 Insbesondere im Zoo kultivierte er den jungenhaften Blick: fantasievoll und verspielt, voller Hingabe an unmögliche Projekte. Lartigue arbeitete an der Aufhebung der Schwerkraft. Seidenstücker überwand die Grenzen zwischen Mensch und Tier. Am 27. Mai 1939 etwa fiel der See-Elefant Roland III in einen Schutzgraben des Zoologischen Gartens und kam nicht mehr heraus (Abb. 21); Seidenstücker, ein Mann Mitte fünfzig, gebannt von Rolands Schicksal, foto grafierte und schrieb, mit knabenhaftem Mitleid, über Angst und Empörung der Robbe. Noch 1964 war ihm die Tatsache besonders wichtig, dass »ein paar Naziwärter« den See-Elefanten an jenem Tag gepeitscht hätten und somit »das an sich harmlose Tier von ›Nazis‹ großspurig misshandelt« worden sei. Nicht nur diese (angesichts deutscher Zeitgeschichte recht naiven) Kommen tare zeigen: Der Fotograf verstand seine Kunstform als eine Art Transportmit tel in die kindliche Unschuld.19 Seidenstückers Bildern allerdings merkt man durchaus das wahre Alter ihres Urhebers an. Ein tatsächlich junger Mann, etwas flinker auf den Beinen, hätte auf den Berliner Trottoirs sicher noch prägnantere Szenen aufnehmen können. 85 Abb. 2 1 | Friedrich Seidenstücker Roland III fällt in seinen Graben | 27.5.1939 Roland III Falls into His Moat | May 27, 1939 Fotografische Sammlung | Berlinische Galerie Abb. 22 | Garry Winogrand Los Angeles | um 1980 Los Angeles | ca. 1980 © The Estate of Garry Winogrand | courtesy Fraenkel Gallery, San Francisco Abb. 23 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Älterer Amateurfotograf vor dem Pelikan) | 1928 Untitled (Elderly amateur photographer with pelican) | 1928 Courtesy Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München Wer die athletische New Yorker Fotografie der Nach kriegsdekaden verehrt (William Kleins konfronta tive Schnappschüsse, Garry Winogrands Jagdszenen von der Fifth Avenue) (Abb. 22), der wird Seidenstückers weitaus weicheren Blick nicht nur auf den historischen Kontext und ein anderes Verhältnis zur fotografischen Technik zurückführen, sondern auch auf geringere Dy namik auf dem Asphalt. Doch hatte das Alter nicht nur Nachteile. Die ansteigen de Selbstironie der reifen Jahre brachte Seidenstücker zu einigen seiner interessantesten Aufnahmen: Fotografien, die den Akt des Fotografierens selbst ausloten. Da beugt sich vor dem Pelikangehege ein Zoobesucher über das Stativ und bietet sein großflächiges Hinterteil den Be trachtern dar (Abb. 23). Da blickt vor den extrem fotogenen Trampeltieren ein steifer Herr in den Sucher seiner Kamera, zwei Damen knipsend, die eigent liche Bildgelegenheit ignorierend. Da betrachten sich ein stolzer Schuhschnabel und ein kahler Fotograf – und während der eine selbstbewusst und klar sein Gegenüber mustert, verkrampft sich der andere über seinem Gerät. All diese Bilder sind leichte, schnurrige Studien. Witzig sind sie in erster Linie, weil uns menschelnde Tiere stets amüsieren und weil die Ordnung des Zoos durcheinan der kommt.20 Aber es handelt sich hier auch um selbstreferentielle Skizzen, die Henri Cartier-Bressons Mythos vom eleganten, samtpfötigen Fotografen ent zaubern und den Akt der Aufnahme als tendenziell grotesk entlarven.21 Vier 476 Kilometer (auf L 679, A 2, A 10 und A 100) liegen zwischen dem Krummfuß in Unna und dem Berliner Bundesplatz (einst Kaiserplatz genannt). Hierhin war Seidenstücker 1909, damals seit fünf Jahren in Berlin, gezogen. Hier blieb er fast sechs Jahrzehnte (migrierte jedoch 1929 von der Hausnummer 17 in die 16). Heute, ein gutes Jahrhundert nach der Ankunft des Unnaers in Wilmers dorf, überquert der Verfasser die ausladende Kreuzung, lässt den Lärm von S-Bahn und Autobahnbrücke hinter sich und nimmt an, dass es Magic Video, Coco Nails, das China Restaurant Shi-Hoo und das täglich 23 Stunden geöff nete Casino Vegas zu Seidenstückers Zeit noch nicht gab und Cherie »einfach schön« Ganzheitskosmetik, am Bundesplatz 14, wohl noch keine »Hot-StoneMassage« anbot. Aber der Unterschied zwischen Unna und Berlin muss sich schon damals so angefühlt haben. Dort herrschte die stille Ordnung. Hier das Leben. Vor dem Caritas-Wohnheim in der 18 grillt ein weißbeschürzter Koch Würste und Bauchfleisch quasi auf dem Bürgersteig und das begeistert-schril le Gelächter der Bebarbecueten steigt mit dem Fleisch- und Kohledunst in die Höhe. Vor der 17 pfeffern das EG rechts ausräumende Arbeiter Dämmplatten 86 auf die Ladefläche eines Lieferwagens. Vor der 15 sitzt ein Mittfünfziger auf einer Treppenstufe und schlingt Fastfood in Großstadtgeschwindigkeit aus einer Aluschale. Die A 100 dröhnt und dröhnt. Der Verfasser stoppt vor der 16. Im Eingangsbereich wirkt eine Reinigungskraft, gerade von einer Passantin in ein Gespräch verwickelt. Ihr Thema ist Arbeit, die nie aufhöre beziehungs weise immer sein müsse. Das Vorderhaus ist ein vanillepuddinggelb sanierter Nachkriegsbau mit amalgamfüllungshaften Balkonen. Seidenstücker aber wohnte im Hinterhaus. Unter dem Fenster des Fotografen, im möglicherweise grünsten Innenhof Berlins, schaut sich der Verfasser nun um. Irritiert. Hier hört man keine Stadt mehr, kein Wilmersdorf, keinen Bun desplatz, keine A 100, kein Lachen, kein Dröhnen. Stille. Bäume, Sträucher, Blumen wuchern in den Blick. Der Löwenzahn reicht bis an den Oberschenkel. Der Sandkasten, grün überwachsen, scheint seit Jahren unberührt – und eine hutzelige Hütte wird eins mit Zweigwerk und Ranken. War der Krummfuß die Ordnung, aus welcher der dezente Witz des Fotografen entsprang, dann kann diese Idylle, Bundesplatz 16 (Hinterhof), erklären, wie sich der Fotograf im vom 20. Jahrhundert erschütterten Berlin seine eigene Version der Groß stadt erfand. Dieses Karree selbst, so denkt der Verfasser im Löwenzahn, ist ein Seidenstücker-Bild: ein stiller, rechteckiger Raum, auf allen vier Seiten begrenzt. Innerhalb des Geheges biegt sich ein Körper. Draußen dröhnt die Geschichte. 3 Sigmund Freud, »Massenpsychologie und Ich-Ana lyse«, in: Kulturtheoretische Schriften, Frankfurt am Main 1974, S. 121. 4 Ebd., S. 122. 5 »Friedrich Seidenstücker. Augenblicke im Vorüberge hen«, in: die horen, 45, 10331, Herbst 2000, S. 15– 27; Janos Frecot, »Der Flaneur mit dem Fotoappa rat«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 2), S. 82–85. 6 Frecot 1987 (wie Anm. 5), S. 82 f. 7 Ebd., S. 83. 8 Florian Ebner, »Urbane Charaktere, imaginäre Städte«, in: Street & Studio. Eine urbane Geschichte der Fotografie, hrsg. von Ute Eskildsen, Ausst.-Kat. Museum Folkwang Essen; Tate Modern, London, Essen und London 2008, S. 192. 9 Friedrich Seidenstücker, »Wie ich anfing«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 2), S. 9. 10 Vgl. die konzise Zusammenfassung von Matthias Keidel, Die Wiederkehr der Flaneure. Literarische Flanerie und flanierendes Denken zwischen Wahrnehmung und Reflexion, Würzburg 2005, S. 46. 11 Angela Hohmann, »Der Flaneur. Gedächtnis und Spie gel der Moderne«, in: die horen (wie Anm. 5), S. 138. 12 Vgl. u. a. Harald Neumeyer, Der Flaneur. Konzeptionen der Moderne, Würzburg 1999; Eckhardt Köhn, Straßenrausch. Flanerie und kleine Form. Versuch zur Literaturgeschichte des Flaneurs 1830–1933, Berlin 2001; Anke Gleber, The Art of Taking a Walk. Flanerie, Literature, and Film in Weimar Culture, Princeton 1999. 13 M ichael Cowan und Kai Marcel Sicks, »Technik, Krieg Christoph Ribbat ist Amerikanist an der Universität Paderborn und Medien. Zur Imagination von Idealkörpern in den zwanziger Jahren«, in: Leibhaftige Moderne. Körper in Kunst und Massenmedien 1918 bis 1933, Bielefeld 2005, S. 19–23. 14 Z it. n. Carol Mavor, Reading Boyishly. Roland Barthes, J.M. Barrie, Jacques Henri Lartigue, Marcel Proust, and D.W. Winnicott. Durham 2007, S. 256. 15 Vgl. ebd., S. 256; vgl. auch Vicki Goldberg, »Lartigue. Die Leidenschaft eines Kindes und das Auge eines Mannes«, in: Jacques Henri Lartigue. Photograph. Wien 1998, o. S. 16 M avor 2007 (wie Anm. 14), S. 286. 17 Friedrich Seidenstücker, »Lebenslauf (1928)«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 2), S. 140. 18 Vgl. Mavor 2007 (wie Anm. 14) in ihrer medienüber greifenden Studie. 1 Die altmodisch-biografische Methodik ist auch der 19 Friedrich Seidenstücker, »Roland III fällt in seinen schmalen Forschungslage geschuldet. »Wer über Graben«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Komik nachdenkt, denkt nicht an Fotos, der an Fotos 20Vgl. hierzu Stefanie Rinke, »Affe mit Brille. Komische von Jörn Glasenapp und Claudia Lillge in einer der Tierfotos und ihre Beziehung zum phylogenetischen raren Untersuchungen zu humorvoller Fotografie. Gedächtnis«, in: Fotogeschichte 2011 (wie Anm. 1), Jörn Glasenapp und Claudia Lillge, »Komische Inter S. 25–30; vgl. auch: John Berger, »About Looking«, ferenz. Bergson und der fotografische sight gag«, in: Fotogeschichte, 31, 119, Frühjahr 2011. 87 Anm. 2), S. 86/87. Interessierte nicht an Komik«, so der präzise Befund in: Why Look at Animals?, New York 1991, S. 3–28. 21 » Auf Samtpfoten muss man gehen und ein scharfes 2 Friedrich Seidenstücker, »Wie ich anfing« [1963/64], Auge haben. Keine Hast. Man schlägt nicht vor dem in: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Der Fischen in das Wasser«, in: Henri Cartier-Bresson, faszinierende Augenblick. Fotografien von Friedrich Auf der Suche nach dem rechten Augenblick. Aufsätze Seidenstücker, Berlin 1987, S. 9. und Erinnerungen, Berlin 1998, S. 17. 65 |Ohne Titel (Kopenhagen), 1933 Untitled (Copenhagen), 1933 66 | Am National Denk mal am SchloSS, zerstört, um 1930 At the National Monument by the Pal ace, Demolished, ca. 1930 67 |Ohne Titel (Die Zwillinge Hilde und Helga Fischer), 1948 Untitled (The twins Hilde and Helga Fischer), 1948 68 | Grunewaldsee, um 1939 Lake Grunewald, ca. 1939 69 |Ohne Titel, um 1950 Untitled, ca. 1950 70 |Ohne Titel, um 1930 Untitled, ca. 1930 71 | Herbst im Zoo, afrikanisches Nashorn, um 1955 Autumn at the Zoo, African Rhinoceros, ca. 1955 72 | Vor Wertheim, um 1935 Outside Wertheim, ca. 1935 73 |Ohne Titel, um 1927 Untitled, ca. 1927 74 |Ohne Titel (Freibad im Poststadion), 1950er-Jahre Untitled (Open-air pool at the Post Stadium), 1950s 75 | Zoo Berlin, um 1929 Berlin Zoo, ca. 1929 76 |Ohne Titel, um 1935 Untitled, ca. 1935 77 |Ohne Titel, 1925–1930 Untitled, 1925–30 78 | Trau schau wem, um 1952 Who can you trust ?, ca. 1952 79 | Zuschauer bei der Celler Hengstparade, um 1933 Spectators at the Stallion Parade in Celle, ca. 1933 80 | Was für ein scheuSSliches Tier!, um 1958 What a Hideous Beast!, ca. 1958 81 |Ohne Titel, um 1955 Untitled, ca. 1955 82 |Ohne Titel, um 1955 Untitled, ca. 1955 83 |Ohne Titel, um 1929 Untitled, ca. 1929 84 |Ohne Titel (Der Fotograf Julius Arnfeld fotografiert einen Schuhschnabelstorch), um 1935 Untitled (Photographer Julius Arnfeld photographs a shoebill), ca. 1935 85 |Ohne Titel (Fotografiekurs am Charlottenburger Schloss, Berlin), 1925–1930 Untitled (Photography course at Schloss Charlottenburg, Berlin), 1925–30 86 |Ohne Titel, um 1927 Untitled, ca. 1927 87 |Ohne Titel, 1950er-Jahre Untitled, 1950s 88 |Ohne Titel, um 1930 Untitled, ca. 1930 89 |Ohne Titel (Ofensetzer), 1920er-Jahre Untitled (Stove fitters), 1920s 90 | Maler , um 1930 Painter, ca. 1930 Vertraute Begegnungen Zu Seidenstückers fotografischen Zootierparabeln Florian Ebner Abb. 24 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Walrosse) | 1932 Untitled (Walruses) | 1932 Fotografische Sammlung, Berlinische Galerie Rückblende »Lachende Kamera der Tiere« steht auf einem großen Umschlag geschrieben, aus dem die vor mir auf dem Tisch ausgebreiteten Abzüge stammen. Auf den Fotos sind fast ausschließlich Tierphysiognomien abgebildet, darunter schmunzelnde Kamele, blinzelnde Seehunde und bärtige Nilpferde. Etwas all zu Menschliches scheinen die vermeintlichen Gemütsregungen der Tiere ver mitteln zu wollen. Bei dem vorliegenden Konvolut handelt es sich um ein Publikationsprojekt aus den 1960er-Jahren, das sich, unveröffentlicht, im um fangreichen Nachlass des Hanns Reich Verlags erhalten hat.1 Inmitten dieser Bildkultur der Nachkriegszeit befinden sich auch acht Fotogra fien, die schon allein aufgrund ihres kleinen Formats von 13 x 18 Zentimetern aus den übrigen Abzügen, diese allesamt im damals üblichen Presseformat von 18 x 24 Zentimetern, herausfallen. Auf einem dieser acht Bilder tauchen zwei junge Walrosse aus einem Zoobecken auf und fixieren in jovialer Freundlich keit den Betrachter (Abb. 24), auf einem anderen Bild rühren vier Elefanten rüssel im Wassertrog einer Zooanlage (Abb. 25). »4 an der Tankstelle« steht auf der Rückseite des Abzugs. Der handschriftliche Kommentar von Friedrich Seidenstücker, dem Autor dieser Fotografien, fügt sich, wie auch andere Bild legenden, in den humoristischen Tenor dieser Auswahl ein. Seidenstückers Aufnahmen aus dem Berliner Zoo der 1920er- und 1930er-Jahre bilden in dieser Sammlung, obschon sie zum Zeitpunkt der geplanten Veröffent lichung bereits über dreißig Jahre alt sind, ein wichtiges Pendant zum manch mal etwas grobschlächtigen Bildwitz, der ganz auf den Effekt des Teleobjektivs und die entgleiste Mimik mancher Tierphysiognomien setzt. Denn anders als viele zeitgenössische Fotos in diesem Konvolut zeichnen sich Seidenstückers Bilder durch eine besondere Nähe aus, eine Nähe, die vom opportunen Moment profitierte und nur von den wiederholten Besuchen im Zoo herrühren konnte, bei denen die vorliegenden Aufnahmen entstanden sind. Dass sich auch Friedrich Seidenstückers Bilder unter all den anderen Abzügen jüngerer, aber heute weitgehend vergessener Fotografen finden lassen, erinnert 114 an die ursprüngliche Funktion dieser Aufnahmen, die, versehen mit Autoren stempel, handschriftlicher Bildlegende und der Bitte um Rücksendung, einfach als simple Druckvorlagen für Illustrierte oder andere Publikationsprojekte zir kulierten – ein bescheidener Status, der mit der heutigen Rolle der Abzüge als wertvolle »Vintage Prints« kontrastiert. Ihre Präsenz zeugt auch vom publizi stischen Nachleben von Seidenstückers Fotografien, das ihm nicht nur seinen Lebensunterhalt nach dem Krieg sicherte, sondern auch die einsetzende Re zeption seines Werkes prägte: Ihre Veröffentlichung in Fotozeitschriften und Illustrierten »als unverfänglich-harmlose Bildwitze« habe, moniert Werner Kourist, »nach dem zweiten Weltkrieg eine wirkliche Neubewertung des Pho tographen Friedrich Seidenstücker verhindert.«2 Auch anderen missfiel der Stellenwert, den Seidenstücker seinen Tieraufnah men einräumte. Zu jenem Zeitpunkt, im Juni 1964, als er seine Fotografien an den Hanns Reich Verlag sendet, kommt er in einem Brief an den Fotograf und Künstler Floris M. Neusüss immer wieder auf diese Bilder zu sprechen: »Ge kränkt bin ich, daß Sie meine Tiere absolut nicht wollen« und einige Zeilen weiter: »Über Ihre Wut auf meine Tiere (die für mich aber typisch sind, und mich zunächst bekannt gemacht haben), muss ich immer lachen.«3 Mit ver letztem Spott reagiert der alte Fotograf auf die offensichtliche Ablehnung seiner Tierfotografien durch den jungen Freund, der zwei Jahre zuvor, als Absolvent der Berliner Kunstakademie, im Kunstamt Wilmersdorf Seiden stückers einzige fotografische Ausstellung zu dessen Lebzeiten eingerichtet hatte. Doch im Laufe der umfangreichen Korrespondenz mit Neusüss äußert auch Seidenstücker immer wieder Selbstzweifel an der Relevanz seiner Bil der, wenn er von der überlegenen Technik junger Fotografen, etwa der Infra rot-Tierfotografien eines Walter Wissenbach, oder von der etwas altertüm lichen Erscheinung seiner kleinformatigen Abzüge spricht. In einem seiner letzten Briefe an Neusüss im Dezember 1965 klagt Seidenstücker: »Es tut mir zwar leid, daß ich gar keine Buchanerkennung gefunden habe, aber jetzt ist es längst zu spät. [...] Ich hoffte immer nochmal, es hätte mal jemand die Tierfotografen zusammen gezogen, aber auch dann wäre es mir wahr scheinlich schwer gefallen, denn meine Zoofotografie hat man nie so recht gewollt. Nur hier Ullstein und Krohner, usw., die Zeit war sehr empfänglich für meine komischen Bilder. Aber nun ist die Zeit schon wieder zu weit. Und die Sputniks toben so entsetzlich weiter, daß man kaum mehr nachsehen kann.«4 Andere Themen, wie die erwähnte Eroberung des Weltalls, beherr schen nun die Seiten der Illustrierten, nicht mehr der Zoo, wie dies in den 1930er-Jahren noch der Fall gewesen war. Wehmütig blickt Seidenstücker auf zwei große Leidenschaften seines Lebens zurück: die Tiere und den Zoo – ihretwegen war er 1904 nach Berlin gekommen,5 ihnen widmete er über vier zig Jahre lang sein fotografisches Augenmerk und rund die Hälfte seines fotografischen Œuvres.6 115 Abb. 25 | Friedrich Seidenstücker 4 an der Tankstelle | undatiert 4 at the Filling Station | undated Fotoarchiv »terra magica«, Nachlass Hanns Reich Kl assifizierungsversuche Seine umfangreiche Sammlung von Tier- und Zoofotografien ordnete Friedrich Seidenstücker – wie auch den Rest seines Archivs – auf sehr differenzierte und eigenwillige Weise, die sowohl der zoologischen Systematik (nach Tiergat tungen) wie auch seiner publizistischen Verwertbarkeit (etwa nach Ereignissen oder Orten im Zoo) Rechnung trug.7 Aus heutiger Sicht kann man diesen hete rogenen Bildkorpus aus rund siebentausend Aufnahmen in drei große Bereiche einteilen. Da sind zum einen die beobachtenden Aufnahmen von Wild- und Nutztieren, die er bei Ausflügen in die Landschaft oder auf den Bauernhof, bei Spaziergängen in Parks oder auf der Straße machte. Da ist zum anderen die Gruppe der Zootiere als porträtierte Individuen ihrer Spezies und schließlich, fließend übergehend, der Zoo als Ort einer Begegnung von Mensch und Tier. Tierstudien Abb. 26 | Friedrich Seidenstücker Trau schau wem | um 1952 Who can you trust? | ca. 1952 Fotografische Sammlung, Berlinische Galerie Die erste umfangreiche Gruppe stellt für uns heute den weitgehend unbekannt gebliebenen Fotografen Seidenstücker dar. Sie lässt den versierten Tierliebha ber entdecken, der das Objekt seiner Zuneigung Zeit seines Lebens studierte. Häufig versuchte er, die tierischen Verhaltensmuster in Sequenzen und Serien darzustellen. Mehr noch interessierte ihn aber das Verhältnis von Mensch und Tier, ihr tagtägliches Zusammenleben ebenso wie die menschliche Nutzung des Tieres: Seidenstücker machte Aufnahmen von Pferdemärkten und Tierausstel lungen, fotografierte die Hausschlachtung von Schweinen und die Paarung von Weinbergschnecken, den Nestbau von Störchen und mit Hausziegen kämpfende Jungen. Nicht selten sind vergnügliche Beobachtungen unter diesen Bildern (Abb. 26), aber auch die Verwertung des Tieres und sein drastisches Ende in den Schlachthöfen findet seine Darstellung. Darüber hinaus existieren zoolo gische Betrachtungen in kurzen Texten, die seine genaue Kenntnis der Tierwelt verraten. Viele von Seidenstückers Aufnahmen sind unspektakulär, »typisch und folgerichtig für einen Fotografen des einfachen und unverbildeten Lebens, der Seidenstücker gewesen ist 8«. Trotz seiner künstlerischen Ausbildung und Am bition als Bildhauer und trotz seiner Bildverkäufe an die Presse, blieb er doch stets ein Amateur, der für sich nebenher auch »unbrauchbare«9 Bilder aufnahm, ohne Aussicht auf finanzielle Rendite. Diesen Bildern widmete Werner Kourist, der Kenner und Sammler von Seidenstückers Zoo- und Tierfotografien, unter dem Titel Von Tieren und von Menschen 1986 einen eigenen kleinen Band.10 Tierbildnisse Im Berliner Zoo stellte sich die Herausforderung an den Tierfotografen Seiden stücker auf andere Weise: Nicht mehr das mobile, frei lebende Tier galt es, 116 fotografisch einzufangen, vielmehr bestand die Kunst nun darin, seine Gefan genschaft auszublenden – so zumindest sahen dies viele der dort tätigen Fo tografinnen und Fotografen. In der Tat wurden die Zoologischen Gärten, vor allem jedoch der Zoologische Garten Berlin, in den 1920er- und 1930er-Jahren zu großen Freilichtateliers. Mit der fotografischen »Bildnisstudie« des fremden Tieres entstand gar ein neues Genre der Porträtfotografie.11 Blättert man durch die Avantgarde-Publikationen dieser Zeit, wie beispielsweise Das Deutsche Lichtbild, oder durch die Illustrierten, so »sehen dich Tiere an«, um mit dem Titel von Paul Eippers publizistischem Verkaufsschlager zu sprechen.12 Mithilfe langer Brennweiten und mobiler Apparate lösten die Spezialisten des Fachs, wie etwa die Fotografin Hedda Walther, Gestalt und Gesicht der Tiere aus der sie umgebenden Zoo-Architektur heraus, um so die Illusion der freien Wildbahn zu bewahren. Auch von Seidenstücker gibt es diese Bildnisse, doch stellen sie innerhalb seiner Tierstudien die Minderheit dar. Den meisten Einstellungen sei ner Aufnahmen scheint gar nicht erst der Versuch zugrunde gelegen zu haben, die Situation des Geheges, des Beckens oder des Käfigs auszublenden, oftmals sind sie sogar in seine Bilderzählung eingebunden. Die Konzentration des Fo tografen galt vielmehr den signifikanten Augenblicken, stets festgehalten aus einer bestimmten Nähe, sei dies nun eine besondere Konstellation der Tiere vor oder ihr scheinbarer Kontakt mit der Kamera, das Spiel der Tiere untereinander oder eben auch die humorvollen (oder kritischen) Momente, die sich aus der besonderen räumlichen Situation des Eingeschlossenseins ergaben. Durch seine unablässige Präsenz im Berliner Zoo war Seidenstücker nicht sel ten Zeuge solcher Augenblicke, die in gleicher Weise seine Lust an der Be obachtung des Tieres und sein fotografisches Jagdfieber befriedigten wie sie auch seinen Kundenstamm bedienten. So belieferte er die Bildagenturen und Illustrierten seiner Zeit und vertrieb darüber hinaus bis 1933 seine Abzüge sogar direkt im Zoo.13 Abb. 27 | Friedrich Seidenstücker Bilder der Schaulust Nicht nur wegen dieser szenischen Auffassung des Tieres gebührt Friedrich Seidenstücker die »Krone des Zootierfotografen«,14 sondern vor allem auf grund der besonderen Sichtweise, die er wie kein anderer Fotograf praktiziert hat, da sie nicht ausschließlich auf das Tier, sondern auf dessen Einbindung in den sozialen und kulturellen Kosmos »Zoologischer Garten« fokussiert war. Es ist das Verdienst der vorliegenden Bildauswahl, das Beiläufige und Hintersinnige, das Humorvolle und auch das Karikierende von Seidenstückers Sichtweise herauszuarbeiten. So rekelt sich auf einer Fotografie etwa der See Elefant Roland in der Sonne, seinen massigen Schädel auf den Beckenrand ge stützt, das Gesicht dem Betrachter zugewandt. Der Fotograf hat sich unter die vielen Schaulustigen gemischt, deren Anwesenheit die Sonne als Schatten wurf auf den Beckenrand zeichnet (Abb. 27). In einem anderen Schattenbild 117 Ohne Titel (See-Elefant Rol and) | um 1938 Untitled (Elephant seal Rol and) | ca. 1938 Fotografische Sammlung | Berlinische Galerie Abb. 28 | Friedrich Seidenstücker Watussirinder | um 1930 Watusi Cat tle | ca. 1930 © Stiftung Stadtmuseum Berlin Abb. 29 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | um 1929 Untitled | ca. 1929 © Stiftung Stadtmuseum Berlin wird die Kontur von Watussirindern mit ihren gewaltigen Hörnern an die stei nerne Einfassung des Geheges projiziert, als wären sie Höhlenmalereien aus Lascaux (Abb. 28). In den zahllosen, scheinbar beiläufigen Aufnahmen dieser Art entwirft er über die Absperrungen und Brüstungen hinweg ein komplexes Beziehungsgeflecht zwischen Mensch und Tier, in dem zuweilen die Rollen und Blicke vertauscht erscheinen. Immer wieder verweisen die Fotografien auf die wahre Existenz der Bewohner dieses Ortes, einer Ansammlung in Gefangenschaft lebender Wildtiere, die zu Schauobjekten des Städters, aber auch zu Objekten der Iden tifizierung des metropolitanen Menschen mit seinen wilden Verwandten ge worden sind. In vielen Aufnahmen Seidenstückers wird sichtbar, wie sehr der moderne und populäre Zoo der 1920er- und 1930er-Jahre mit seinen Freisichtanlagen, sei nen Käfigen, Becken und Bärenburgen ein gewaltiges Schau-Dispositiv und eine Präsentationsmaschine geblieben ist, wie jene Terrains allein dazu dienten, die Tiere den Blicken der Menschen auszusetzen, als wären sie Figuren eines Schaufensters in der Berliner Friedrichstraße. »Im Prinzip ist jeder Käfig ein Rahmen um das Tier im Inneren«, schreibt John Berger in seinem Essay »Warum sehen wir Tiere an?«. »Die Besucher gehen in den Zoo, um Tiere anzuschauen. Sie gehen von einem Käfig zum anderen, Besuchern einer Kunstgalerie nicht unähnlich.«15 Das fotografische Bild nimmt die Geste dieser Präsentationsweise auf. Doch zugleich kehrt Seidenstücker ab und an die Perspektive um, fotogra fiert von hinten durch die Käfige, setzt sich und seine Kamera in die vermeint liche Blickachse des Tieres und fängt das Starren der Besucher ein (Abb. 29). Eine Bildfigur des Zoo-Betrachters hat es Friedrich Seidenstücker besonders angetan: Es ist der Fotograf, oder vielmehr das Heer der Fotografinnen und Fotografen, darunter die begeisterten Knipser, ambitionierten Amateure oder professionellen Kollegen, die auf der Jagd nach der besonderen fotografischen Trophäe oder nach dem Souvenirfoto vom Sonn tagsausflug sind. Ihre Verrenkungen und ihr Ringen um die ideale Einstellung hat Seidenstücker mit dem ihm eigenen Humor fest gehalten, nicht zuletzt auch ihre konzentrierten Bemühungen, je nen Moment herbeizuführen, in dem das Tier zurückblickt. So zeigt Seidenstücker den Zoo als einen Ort der vielfältigen Zeichen- und Bilderproduktion. Bilder der Empathie und der Verwandtschaft Die Begegnung zwischen Mensch und Tier, mehr noch der Kontakt und Dialog zwischen ihnen, war das große Thema Seidenstückers. Ihnen widmete er zahlrei che Aufnahmen, die die unterschiedlichen Formen dieser Kontaktaufnahmen wi derspiegeln: Besucher, nicht selten junge Frauen, die sich über die Gatter lehnen und die zärtliche Ansprache suchen, Tiere, die ihre Hälse über die Zäune recken 118 und in Kinderwägen starren, Umarmungen im Streichelzoo. Es sind Begegnungen, die sich im intimen Moment sich kreuzender Blicke oder im körperlichen Kon takt vollziehen. Der Vorteil des fotografischen Augenblicks (oder eher der foto grafischen Bruchstückhaftigkeit) ist es, eine solch flüchtige Begegnung, wie die eines See-Elefanten und eines kleinen Kindes am Beckenrand, in die rührende Geschichte eines Dialogs zu verwandeln. Seidenstückers Fotografien nähren so die schöne Illusion, dass sich auch Tiere für die Menschen interessieren, dass ihre Blicke und ihr Interesse wirklich denen gilt, von denen sie begafft werden. Doch Seidenstückers publizistischer Einfallsreichtum und sein assoziatives Den ken entwickelten noch weiterführende Korrespondenzen zwischen Mensch und Tier. Hierfür gibt es mit der einzig bekannten, von Seidenstücker selbst konzipier ten und kommentierten Bilderstrecke ein bemerkenswertes Beispiel (Abb. 30–33). In diesem Fotoessay, im Januar 1933 im Magazin UHU veröffentlicht, breitet Seidenstücker in sieben Bildpaaren die »Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier« aus: Zu sehen sind da junge Ziegen neben kleinen Kindern, die sich jeweils nach ihrer Belohnung strecken, eine frierende, sich einmummende Bettlerin ne ben einem Vogel im dichten Federkleid, ein »rückenschwimmender Eisbär« und eine »rückenschwimmende Sportlerin«. Auch wenn der Fotograf selbst von einer »psychologischen Ähnlichkeit« und von »denselben Stimmungen« spricht, die in diesen Bildern eingefangen seien, so verblüffen diese Konstellationen vor al lem durch ihre formale Ähnlichkeit. Aus unserer heutigen Distanz zu dieser Zeit und gewiss auch bedingt durch unsere moderne kritische Einstellung zum Zoo kommen uns manche Vergleiche eher grotesk vor. So ist das Schäferstündchen eines bürgerlichen Paares auf einer Landpartie wohl kaum mit der »Schäkerstun de« im Eisbärkäfig zu vergleichen.16 Ein in der Sonne sich rekelndes Lama findet auf formal elegante Weise seine Entsprechung im Rekeln einer jungen, hübschen Sportlerin auf einer Turnmatte bei der »Rundfunk-Gymnastik-Pause« vor dem Radioempfänger, so, als ob das Leben der urbanen Moderne wunderbar mit der Archaik des Tierlebens einherginge. Seidenstückers »merkwürdige Parallelen aus [seiner] Bildersammlung« – so der Untertitel der Fotostrecke – basieren auf den formalen Mitteln des filmischen Schnitts und des typisierenden Bildvergleichs 119 Abb. 30 Uhu | Januar 1933 | S. 28–29 Uhu | January 1933 | pp. 28–29 Berlinische Galerie Abb. 31 Uhu | Januar 1933 | S. 30–31 Uhu | January 1933 | pp. 30–31 Berlinische Galeri Abb. 32 Uhu | Januar 1933 | S. 32–33 Uhu | January 1933 | pp. 32–33 Berlinische Galerie Abb. 3 3 Uhu | Januar 1933 | S. 34–35 Uhu | January 1933 | pp. 34–35 der Illustrierten, auf neuen erzählerischen Formen der Analogie von Mensch und Tier. Ähnlich wie in den Fabeln sind die Tiere Gegenstand anthropomorpher Pro jektion, ohne jedoch in vergleichbarer Weise moralische Eigenschaften zu ver körpern. In Seidenstückers Fotografien erscheint uns der Zoobesuch des Städters wie eine Art Freizeit-Purgatorium gegen die zunehmende Entfremdung des Men schen vom Tier, wie eine Rückversicherung bei weit entfernten Verwandten über die eigene Herkunft. Berlinische Galerie Aus dem Geist der Amateurfotografie Abb. 34 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Reichswehrsoldaten und Unter offiziere am Gehege der Stachelschweine, Zoo Berlin) | um 1930 Untitled (Reichswehr troops and NCOs by the porcupine enclosure, Berlin Zoo) | ca. 1930 © Stiftung Stadtmuseum Berlin Das assoziative Denken des Fotografen findet sich in der Geisteshaltung vieler seiner Zeitgenossen wieder, in den physiognomischen Diskursen der Zeit, die Verwandtschaft der Dinge anhand der gemeinsamen Morphologie ihrer Erschei nung zu deuten.17 Es ist dies der Ausdruck einer Moderne, die ständig nach Äquivalenzen sucht, in denen sich das Antlitz des Tieres auch im Gesicht des Menschen wiederfindet oder sich die Formen der Technik in den Formen der Natur widerspiegeln, wie bei jenem kleine Detail auf dem Buchdeckel von Albert Renger-Patzschs Publikation Die Welt ist schön von 1928, das als eingraviertes Signet einen Telegrafenmasten neben einen stilisierten Nadelbaum stellt.18 Friedrich Seidenstücker war gewiss nicht der große Interpret seiner Zeit, als der sich August Sander verstanden hat, kein formal brillanter Berichterstatter wie Martin Munkásci, aber er war ein unablässiger und feinsinniger Beobach ter seiner Gesellschaft, wie es etwa in jenen beiden Aufnahmen zum Ausdruck kommt, die eine Horde deutscher Soldaten zeigen, wie sie sich vor den Gehe gen der Stachelschweine und der Freisichtanlage der Elefanten drängen. Nicht zufällig legte er dabei den Bildakzent auf die uniformierten Besucher, als eine scheinbar spezielle »deutsche Gattung« (Abb. 34). So hat Seidenstücker mit dem Zoo einen Hortus conclusus im besonderen Sinne gefunden, eine Metapher für eine Gesellschaft, deren soziale Polarisierung sich in der künstlerischen Hingabe zu typisieren und katalogisieren widerspiegelte. 120 Es mag daher kein Zufall sein, dass sich auch Seidenstückers (zoologisch ge prägter) Blick auf die Straße immer wieder der Figur des Einzelnen in der Stadt widmete, zumeist den Handwerkern und Arbeitern, als unterschiedli chen Exemplaren einer sozialen Spezies, ohne jedoch, wie August Sander, eine umfassende, systematische Klassifikation betreiben zu wollen. Nicht zuletzt erscheint der Zoo in seinen Bildern als ein signifikanter Ort der Moderne: Gegründet als Ort des Studiums und der Beobachtung der Tiere wurde er zu nehmend zu einer Hauptattraktion des großstädtischen Freizeitlebens, wo die Schaulust und die Empathie gegenüber der Kreatur fließend ineinander über gehen. Seidenstückers Blick wandert hin und her, jenseits und diesseits der Gehege, er verfolgt die Menschen und die Tiere mit der gleichen leisen Ironie, wobei er den Tieren mit etwas mehr Sympathie zu begegnen scheint. Ihm, dem Amateurfotografen unter den Berliner Chronisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, gebührt tatsächlich die »Krone des Zootierfotografen«, indem er die Illusionen des Zoos sichtbar macht, ohne sie aufzuheben. Dabei lassen sich bei ihm durchaus Widersprüche feststellen: Auf der einen Seite hat er ein scheinbar »unbrauchbares« Werk zusammengetragen, einen sehr eigenen, persönlichen fotografischen Kosmos geschaffen. Auf der anderen Seite bedienten seine Fotografien den Geschmack der Illustrierten seiner Zeit und, im Falle der Zoofotografien, auch die illusorischen Projektionen des Menschen auf die Welt der Tiere – obschon er wusste, dass dieser Blickaus tausch eine Einbahnstraße ist. Doch es wäre verkehrt, die Widersprüche Seidenstückers aufzulösen, ihn mit derselben aristokratischen Ernsthaftigkeit zu messen, wie man mit den oben genannten Autorenfotografen verfahren ist, und sein Werk als für zu leicht zu befinden. Es wäre ebenso verfehlt, den Witz, den harmlosen und unverfängli chen Witz vieler seiner Tierbilder, unter dessen Vorzeichen die frühe Rezepti on des Fotografen gestanden hat, übersehen zu wollen. Denn auch sie machen entscheidend die Vitalität eines Werkes und einer Sichtweise aus, die ganz aus dem »unverbildeten« Geiste des Amateurfotografen entstanden ist. In diesem Sinne darf man sich über jeden unverhofften Fund freuen, auch wenn er aus einem Konvolut schmunzelnder Tiere stammt. 1 Besuch im Archiv des Hanns Reich Verlags in Icking, April 2011. Neben weiteren Tierbüchern wollte Hanns Reich mit humoristischen Aufnahmen von Tieren an den Erfolg seines Buches Lachende Kamera (1964) an knüpfen. Das Konvolut gehört zu einer Reihe von inter essanten und unveröffentlicht gebliebenen Projekten. 2 Werner Kourist, Friedrich Seidenstücker. Von Tieren und von Menschen, Berlin 1986, S. 154. 3 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstückers an Floris M. Neusüss, 25.6.1964, Berlinische Galerie. 4 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstückers an Floris M. Neusüss, 20.12.1965, Berlinische Galerie. 5 Friedrich Seidenstücker, »Lebenslauf (nach 1945)«, in: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Der faszinierende Augenblick. Fotografien von Friedrich Seidenstücker, Berlin 1987, S. 142. 6 Werner Kourist, »Zootier-Fotografie«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 5), S. 76–78. 7 Vgl. auch den Beitrag von Ulrike Griebner zu Seiden stückers Archivierungssystematik in diesem Katalog, S. 260–265. 8 Kourist 1987 (wie Anm. 6), S. 78. 9 Floris M. Neusüss hebt das »Unbrauchbare« (und somit das Eigene und Persönliche) vieler seiner Bilder als eine besondere Qualität von Seidenstückers Werk hervor. Floris M. Neusüss, »Zu Friedrich Seidenstücker«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 5), S. 138. 10 Vgl. Anm. 2. 11 Siehe hierzu Eckhardt Köhn, » ›Rätsel der Tiernatur‹. Aspekte der Zoo- und Zirkusfotografie in der Wei marer Republik«, in: Nützlich, süß und museal. Das fotografierte Tier, hrsg. von Ute Eskildsen, Ausst.-Kat. Museum Folkwang, Essen, Essen 2005, S. 103–110. 12 Paul Eipper, Tiere sehen dich an, Berlin 1928. 13 Nach Kourist 1986 (wie Anm. 2), S. 154. 14 Kourist 1987 (wie Anm. 6), S. 77. 15 John Berger, »Warum sehen wir Tiere an?«, in: ders., Das Leben der Bilder oder die Kunst des Sehens, Berlin 1995, S. 30. 16 Eine andere Bildstrecke Seidenstückers zeigt uns den Ausgang einer Tierbegattung im Zoo. Sie ist zudem ein Beispiel für die falsche Leseweise, wenn nicht sogar täuschende Verwendung seiner Fotografien, die mit dem Spektakel der illustrierten Presse einhergeht. Die »Hoch zeit« der See-Elefanten Roland und Freya im Berliner Zoo, die Seidenstücker im Frühjahr 1939 in reportage hafter Manier festgehalten hat, endete dramatisch, denn Florian Ebner ist Leiter des Museums für Photographie Braunschweig das Weibchen verstarb kurze Zeit später an den Folgen der massiven Bedrängens durch das Männchen. 1944 ver wendete die Illustrierte Der Schlesische Sonntag diese Bilder, um auf einer Seite die Geschichte von »Zwei, die sich lieben« zu erzählen, von dem traurigen Ende, der »Vergewaltigung«, wie es Seidenstücker auf der Rück seite eines Abzuges handschriftlich vermerkte, fand sich jedoch kein Wort. 17 Auf diesen Aspekt hat bereits Eckhardt Köhn hinge wiesen (vgl. Anm. 11). 18 Siehe hierzu Herbert Molderings, »Albert RengerPatzsch. Reflexionen und Remineszenzen«, in: Her bert Molderings, Die Moderne der Fotografie, Ham burg 2008, S. 407–417. 121 91 | Wie die ersten Menschen!, um 1935 Manners!, ca. 1935 92 |Ohne Titel (Älterer Amateurfotograf vor dem Pelikan), 1928 Untitled (Elderly amateur photographer with pelican), 1928 93 |Ohne Titel, um 1932 Untitled, ca. 1932 94 | Vor den Äffchen, 1926 Monkey Babies, 1926 95 | Gorill a Pongo, um 1935 Pongo the Gorill a, ca. 1935 96 |Ohne Titel (Eisbär), um 1935 Untitled (Polar bear), ca. 1935 97 |Leica mit Entfernungsmesser, um 1933 Leica with Range Finder, ca. 1933 98 | Ami, um 1948 American, ca. 1948 100 |Ohne Titel (Braunbär), um 1950 Untitled (Brown bear), ca. 1950 99 |Ohne Titel (Im Zoo Berlin), 1932 Untitled (in the Berlin zoo), 1932 101 |Freundschaft, um 1935 Friendship, ca. 1935 102 |Ohne Titel (See-Elefant Roland), um 1938 Untitled (Elephant seal Roland), ca. 1938 102 |Watussirinder, um 1930 Watusi Cat tles, ca. 1930 104 |Pelikane, um 1931 Pelicans, ca. 1931 105 | Ohne Titel (See-Elefant Roland in der Brunft), 1939 Untitled (Elephant seal Roland rutting), 1939 106 |See-Elefant, um 1927 Elephant seal, ca. 1927 107 | Ohne Titel, um 1929 Untitled, ca. 1929 108 | Zoo Berlin, 1950 Berlin Zoo, 1950 109 |Zoo zu Pfingsten, 1952 Zoo at Whitsun, 1952 110 | Ohne Titel (See-Elefant Roland), um 1933 Untitled (Elephant seal Roland), ca. 1933 111 | Alpaka, um 1935 Alpaca, ca. 1935 112 | Afrikanischer Riesenreiher, 1950er-Jahre Goliath Heron, 1950s 113 | Ohne Titel, um 1935 Untitled, ca. 1935 114 | See-Elefant (Roland), um 1935 Elephant Seal (Roland), ca. 1935 115 | Schimpansenhand, um 1950 Chimpanzee Hand, ca. 1950 116 | Ohne Titel (Zoo Berlin), um 1928 Untitled (Berlin Zoo), ca. 1928 117 |Ohne Titel, um 1929 Untitled, ca. 1929 118 | Zweites Berliner Wachkommando (Reichswehrsoldaten im Zoo), um 1930 Berlin Guard, 2nd Detachment (Reichswehr troops at the Zoo), ca. 1930 119 | Seelöwen, um 1929 Sea Lions, ca. 1929 120 | Gorill a Pongo, um 1955 Pongo the Gorill a, ca. 1955 121 |Ohne Titel (Reichswehrsoldaten und Unteroffiziere, Zoo Berlin), um 1930 Untitled (Reichswehr troops and NCOs, Berlin Zoo), ca. 1930 122 | Sterbendes Huhn, um 1935 Dying Chicken, ca. 1935 123 | Krankes K amel, zweihöckrig, um 1930 Sick Camel, Double-Humped, ca. 1930 124 | Br aunbären, Zoo Leipzig, um 1937 Brown bears, Leipzig Zoo, ca. 1937 125 | Vor dem Schl achthof, um 1930 In Front of the Sl aughterhouse, ca. 1930 127 | Zoo-Eingang Landwehrkanal, um 1935 Zoo Entrance Landwehrkanal, ca. 1935 126 | Schimpanse, um 1950 Chimpanzee, ca. 1950 128 | Junger Eisbär morgens um Fünf bei Hitze, um 1935 Young Pol ar Bear at 5 in the Morning in the Heat, ca. 1935 129 | Vor den K arnickeln, um 1935 By the Rabbits, ca. 1935 130 |Tochter und Papa (Boulette und Knautschke), um 1955 Daughter and Papa (Boulette and Knautschke), ca. 1955 131 | Ohne Titel (Walrosse), 1932 Untitled (Walruses), 1932 Bummeln mit der K amera Seidenstückers Berliner StraSSenleben Wolfgang Brückle Nur eine verschwindend geringe Zahl von Friedrich Seidenstückers Fotografien ist zwischen seinen oder anderer Leute vier Wänden entstanden, und für die sen gelegentlichen Rückzug ins Private gaben fast ausschließlich Aktaufnah men den Anlass. Ansonsten betrieb Seidenstücker Fotografie im öffentlichen Raum, sei es auf der Straße, auf dem Sportplatz und am Strand oder im Zoo. Er betrieb sie hier und dort so ausdauernd wie im Berlin seiner Zeit wohl kein anderer Fotograf, Willy Römer einmal ausgenommen. Seidenstücker schilderte den Alltag in der Stadt, das Arbeits- und Freizeitleben, das Treiben und Ver weilen, die Menschen am Wochentag und am Sonntag. Er fotografierte schöne Frauen, spielende Kinder, tätige und müßige Gewerbetreibende, Passanten am Straßenrand und Paare am Wannseestrand. Er hatte mit seinen Bildern zeit weise guten Erfolg, mit seiner Straßenfotografie vielleicht sogar noch mehr nach seinem Tod als zuvor. Zu Lebzeiten setzte er vorwiegend Tierfotogra fien ab, aber seither hat sich das Gewicht verlagert. Wohl fast jedes der in zwischen so zahlreichen illustrierten Bücher über die Metropole der Weima rer Republik ist mit Seidenstückers Bildern vom damaligen gesellschaftlichen Leben ausgestattet. Er gehört deshalb zu den am häufigsten veröffentlichten Fotografen seiner Generation, jedoch ohne dass er als Urheber der Bilder viel Beachtung fände: Sie dienen in besagten Veröffentlichungen immer nur als Bild zeugnisse aus der Epoche; eine Erörterung ihrer Besonderheiten unterbleibt. Dabei besteht eine solche Besonderheit von Seidenstückers Werk, vielleicht die wichtigste, schon in dem für so viele Anlässe brauchbaren Reichtum an Motiven aus dem Straßenleben. Er war ein unermüdlicher Spaziergänger und ständig auf der Suche nach sprechenden und ansprechenden Szenen. Was das heißt, wird im Folgenden noch deutlich werden. Es wird hier auch zur Sprache kommen, wo weitere Eigenheiten von Seidenstückers Haltung zur Straßenfotografie liegen. Zuerst erhebt sich aber die Frage, was Straßenfotografie denn überhaupt ist. Denn sie stellt den verbindenden Rahmen für einen Gutteil seiner Arbeiten her. Auch die thematische Selbstbeschränkung, also Seidenstückers auffällige Vor liebe für bestimmte Themen und Motive, lässt sich vor diesem Hintergrund am besten fassen. 160 Mit gewissem Recht kann man, was als Straßenfotografie auf den Begriff ge bracht worden ist, bis auf die ersten Anfänge des Mediums zurückverfolgen. Sie widmet sich dem Alltagsleben im öffentlichen Raum und diesem Raum selbst.1 Ihr Charakter hat sich mit den ästhetischen Vorlieben der Zeit und mit dem Charakter des städtischen Alltags gewandelt, vor allem aber mit der Tech nik, ohne deren Verbesserungen einige der hervorstechenden Merkmale der Gattung nicht zu erklären sind. Mangelnde Beweglichkeit des Fotografen und seines Apparats war in der Frühzeit das Haupthindernis für Fotografen, die das Leben gleichsam in flagranti zu ertappen versuchten. Es bedurfte lichtstarker Objektive, leichter Kameras und empfindlicher Filme für die spontane Auf zeichnung des Verkehrs auf den Fahrbahnen und des Durcheinanders auf den Gehsteigen oder auch in den angrenzenden Parkanlagen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren solche Eindrücke vom städtischen Leben denn auch nicht ohne Schwierigkeiten zu haben. Zwar gibt es viele glänzende ältere Beispiele dafür, wie sich Fotografen über sie hinwegbehalfen, und Heinrich Zille gilt mit sei nen ab 1897 entstandenen Aufnahmen als ein hervorragender Straßenfotograf, auch wenn er sie selbst noch gar nicht als ausstellungswürdig empfunden zu haben scheint (Abb. 35). Aber die Beweglichkeit und Schnelligkeit, die wir heute mit der Idee des Schnappschussfotografen verbinden, ergab sich durch die Einführung neuer Apparate erst in der Zeit, in der auch Seidenstücker als Fotograf erfolgreich wurde.2 Zwar ist eine Straßenfotografie nicht zwangsläu fig auch ein Schnappschuss, und es liegt auf der Hand, dass umgekehrt das selbe gilt. Aber als sich Seidenstücker als »Momentknipser« bezeichnete, hat er beide Begriffe vermutlich als mehr oder weniger deckungsgleich empfun den oder jedenfalls beide Vorgehensweisen für sich in Anspruch genommen.3 Allerdings hat er sich auf die technischen Herausforderungen von ungestell ten Aufnahmen in dunklen Winkeln und zur Nachtzeit oder des, wie es da mals oft hieß, »rasenden« modernen Verkehrs nur bei wenigen Gelegenheiten eingelassen. Überhaupt war der hektische Betrieb der Großstadt nicht seine Sache, wie wir noch sehen werden. Das ist umso bemerkenswerter, als der »Momentknipser« auch sagt, dass »schnelle Sachen« ihn immer begeistert hätten. Wie auch immer diese Äußerung zu bewerten ist, die eigene Beweg lichkeit ist allemal grundlegend für Seidenstückers Vorgehensweise. Mit Rück sicht auf die Bilder, die dabei herauskamen, müssen wir uns vorstellen, dass er ohne eine bestimmte Absicht aufzubrechen pflegte. Er schlenderte durch Berlin (und natürlich durch den Berliner Zoo) und fotografierte hauptsächlich, was ihm gefiel. In der ersten Zeit hatte die Erwägung, dass die Fotografie als Vorlage für seine bildhauerische Arbeit dienen könnte, hier und da wohl noch Auswirkungen auf die Motivwahl, aber das änderte sich bald, und in den spä ten 1920er-Jahren gab er die wenig einträgliche Kunst ganz auf. Zur selben Zeit eröffnete Fotografie, wie er sie betrieb, gute Verdienstmöglichkeiten. Die Illustrierten, die ihre Bebilderung großteils auf Fotografie umgestellt hatten, waren auf fortwährenden Nachschub angewiesen. Überraschende Blicke auf den deutschen Alltag waren als Themen für die Berichterstattung dieser Blätter 161 Abb. 35 | Heinrich Zille Mann und zwei Frauen auf der StraSSe | Sommer 1898 Man and Two Women on the Street | Summer 1898 Fotografische Sammlung | Berlinische Galerie Abb. 36 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Kneipe in der Waisenstraße) | 1928 Untitled (Bar on Waisenstrasse) | 1928 © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb. 37 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Schöneberger Alltag) | 1928 Untitled (Everyday Schöneberg) | 1928 © bpk / Friedrich Seidenstücker ebenso beliebt wie Bildberichte aus fernen Ländern. Fast möchte man von einer mit der fotografischen Erfassung der Alltagswelt einhergehenden Selbstethno grafie der Weimarer Gesellschaft sprechen, freilich in den meisten Illustrierten unter Beschränkung auf harmlose Fragestellungen. Die Straße wird in diesem Sinn als ein Raum begriffen, der sich, den Augen der Welt ausgesetzt, gegen die Inszenierung sperrt und zur authentischen Erfahrung einlädt. Der Straßenfotograf begibt sich dorthin, wo er »ins volle Menschenleben« greifen kann. Er dokumentiert, was sonst unbeachtet bliebe, weil scheinbar zu vertraut und selbstverständlich. Einschränkend gilt jedoch, dass nicht alle Vertreter der Gattung beim Fotografieren schon an Publikum und Nachwelt denken und dass der dokumentarische Wert der Aufnahmen noch dazu von der Art ihrer Aufbereitung und den Archivierungspraktiken, denen sie ausgesetzt werden, abhängt. Kürzlich glaubte ein Fotohistoriker sogar, in Dokumentar- und Straßenfotografie zwei auseinanderstrebende Hal tungen erkennen zu können. Die Straßenfotografie, sagt er, sei in demselben Maß durch einen beschönigenden Blick auf die Erscheinungen im öffentlichen Raum geprägt wie die Dokumentarfotografie durch eine pessimistische Sicht. Noch dazu haben sie nach seiner Auffassung ein grundsätzlich verschiedenes Verhältnis zu der Zeitlichkeit, in die sie ihre Gegenstände einzubetten versu chen.4 Hier müssen wir nicht entscheiden, was sich von dieser Unterscheidung retten lässt. Sie ist jedenfalls nicht geeignet, Verständnis für den Zusammen hang von Seidenstückers dokumentarisch gehaltener Fotografie einer Knei penfassade und von seiner Sicht auf den Schöneberger Alltag zu fördern (Abb. 36 und 37). Und doch ergänzen beide einander als Zeugnisse vom Großstadt leben. Zugegeben, keine von beiden gibt Pessimismus oder eine kritische Hal tung zu erkennen, und das gilt für fast alle Bilder Seidenstückers. Seine be kanntesten Aufnahmen wirken sogar, als habe er nur Augen für die gefälligen Erscheinungen seiner Zeit gehabt, seien das schöne Frauen oder die Kinder welt oder kleine Anekdoten im Zoo. Aber macht sie das ungeeignet für doku mentarische Ansprüche an die Fotografie? Noch dazu gibt es genügend Bilder, in denen sich Seidenstückers Gesichtskreis eben doch als größer erweist. Er hat Arbeitslosenspeisungen und Bettler fotografiert, auch Streikposten vor der AEG und Menschenaufläufe. Er hat Berufstätige auf der Straße gerade zu gesammelt. Straßenarbeiter, Handwerker, Lastenträger, fliegende Händler bevölkern seine Bilder, dazu Arbeitslose beim Versetzen ihrer Habseligkeiten oder, in einer später auch von Römer abgebildeten Szene, beim Kartenspie len im Park. Nebenbei hatte Seidenstücker also durchaus Interesse an einer komplexen Stadtbeschreibung. Dass dahinter ein dokumentarischer Antrieb zur Erfassung eines Gesamtbildes von Berlin steckt, liegt auch deshalb zu vermuten nahe, weil Seidenstücker kaum hoffen konnte, alle diese Aufnahmen jemals bei Illustrierten abzusetzen.5 Gelegentlich hielt er die verdreckte Panke zwischen zwei Hinterhäusern, eine großflächige Wandreklame, Schaufenster oder die Werbung auf einer Litfaßsäule fest. Er hat auch den Umbau der In nenstadt fotografiert und sich dabei 1931 sogar auf die Vogelschau eingelas 162 sen, was bei ihm selten vorkommt (Abb. 38). Sabine Hake sieht darin einen Versuch, den »Monumentalismus« der neuen Berliner Verkehrsplanung zur Geltung zu bringen.6 Zugleich hat sich Seidenstücker hier, auch das eine sel tene Entscheidung in seinem Werk, gewissermaßen der Bühne gewidmet, auf der er seine Figuren auftreten lässt. Die Metapher klingt gewiss etwas abge droschen. Aber sie passt gut zu Seidenstückers Hang zur Beschreibung einzel ner Genreszenen und Typen, die ihn offensichtlich weitaus mehr interessier ten als große Ereignisse und Prozesse. Auf seinen berühmtesten Fotografien zeigt Seidenstücker etwa ein halbes Dutzend verschiedener Frauen bei dem Versuch, mit einem großen Sprung über eine Wasserlache von der Fahrbahn auf den Bürgersteig zu kommen. Offen bar beobachtete er 1925 zufällig eine solche Szene und wusste, dass weitere folgen würden. Tatsächlich kam er zu einer ganzen Reihe ähnlicher Bilder. Sie alle haben eine komische Seite – hat man doch nicht oft Gelegenheit, derglei chen akrobatische Anstrengungen im Stadtverkehr zu beobachten. Die Frage ist aber, ob Seidenstücker nicht noch mehr im Sinn hatte als bloß eine kleine Alltagsgroteske. Denn er wählte mehrheitlich attraktive Frauen für seine Bil der aus und beanspruchte die Pfütze offensichtlich als eine Verbündete beim Sammeln einer Anzahl hübscher Beine, unterstützt durch eine Mode, die den Berlinerinnen gerade besonders kurze Röcke beschert hatte. In dieser Verbin dung von körperlichen Sonderleistungen mit dem Blickfang, zu dem die Mode die Glieder machte, besteht zwar zunächst der Witz der Fotografien. Aber dass keine anderen Bilder aus Seidenstückers Gesamtwerk so bekannt sind wie die se Gruppe, liegt nicht nur an Seidenstückers Humor oder dem der Betrachter, sondern an einer Art Bedeutungsüberschuss der Fotografien. Denn zumindest im Rückblick kann man in ihnen geradezu Allegorien moderner Weiblichkeit, Geschwindigkeit, Spontaneität erblicken.7 Die wachsende Bewegungsfreiheit der Frauen war eine Begleiterscheinung der modischen Kleiderschnitte und zugleich eine soziale Errungenschaft der Weimarer Zeit. Das betonen natür lich schon die zeitgenössischen Beobachter. 1931 erinnert Rudolf Binding an gesichts der jüngsten Neuerungen im öffentlichen Auftreten der Zeitgenossen daran, dass Mann und Frau einst vorsichtig über die etwas erhöhten Übergänge an den Straßenecken trippelten und dass die Damen ihre Kleider mühsam raffen mussten, wenn sie sich auf die Straße wagten. Die Kleider hätten ihnen nur kleinste Schritte erlaubt; sie hätten sich deshalb auf der Straße eigentlich kaum zu bewegen gewusst; durch den Sonnen- oder Regen schirm sei schließlich ihre Hilflosigkeit vollends offenbar geworden. Bin ding will seine Leser nur über das veränderte Verhältnis der Menschen zum Leben auf der Straße aufklären. Walter von Molo aber zählt in einer kleinen literarischen Groteske neben Autos, Autobussen, Lastwagen, Stra ßenbahnen und schubsenden Männern die »Serienangebote entschlossen marschierender Frauenbeine« zu den Zutaten des Berliner Tempos, also der Moderne. Stefan Zweig geht noch weiter und meint, die freizügigere Klei dung sei Ausdruck einer allgemeinen Befreiung des weiblichen Geschlechts.8 163 Abb. 38 | Friedrich Seidenstücker Alexanderplatz, U-Bahn-Bau | September 1931 Alexanderplatz, Building the Metro | September 1931 © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb. 39 | Die Woche | 28. Dezember 1929, S. 1474/75. Die Woche | December 28, 1929, pp. 1474–75. Staatsbibliothek Berlin Abb. 40 | Eugène Atget L ampenschirmverk äufer | 1899–1900 L ampshade Vendor | 1899–1900 © 2011 The Museum of Modern Art / Scala Florence Ob Seidenstücker an all das dachte, als er Frauen beim großen Sprung nach vorn ablichtete? Er hat nach derzeitigem Kenntnisstand nur eines der Bilder und dieses nur einmal gedruckt gesehen (Abb. 39). Leider gibt uns die Veröffentlichung keinen Hinweis darauf, ob es damals als kulturell bedeutsam wahr genommen wurde.9 Thomas Weski scheint daran zu zweifeln, denn er sieht, obwohl auch er auf den ge sellschaftlichen Wandel hinweist, in den Bildern springender Frauen vor allem ein Ergebnis von Sei denstückers Vorliebe für »Bewegung auf dem Höhe punkt«.10 Im Zusammenhang mit Seidenstückers Auf merksamkeit für soziale Typen liegt aber nahe, dass der Fotograf sich der ins Formelhafte gehenden Aus druckskraft, die in den Vorwärtssprüngen steckt, völlig bewusst war. Umso stärker fällt ins Auge, wie viele Bilder Seidenstückers ein geradezu gemütliches, oft scheinbar kaum von der Moderne berührtes Straßenleben verewigen. Mit seiner Vorliebe für Handlanger, fliegende Händler und Bau arbeiter setzt er insofern eine regelrechte Tradition fotografischer Dokumen tationen von Gewerbetreibenden fort. Eugène Atget und Louis Vert hatten in Paris schon zwanzig Jahre zuvor Ähnliches unternommen (Abb. 40). Zumin dest von Atget wissen wir, dass er im Bewusstsein, vergängliche Ansichten einer in Veränderung begriffenen Stadt zu zeigen, und im Wissen um den Wert seiner Arbeit für die Nachwelt tätig war. Seidenstücker arbeitete für das Tagesgeschäft, darin eher vergleichbar seinem Kollegen Philipp Kester und anderen Pressefotografen, die seit dem frühen 20. Jahrhundert das Interesse der illustrierten Zeitschriften an »Straßentypen der Großstadt« befriedigten, oft wohl auch selbst weckten.11 So oder so muss ihre Tätigkeit vor dem Hin tergrund der allgemeinen Debatten um die Großstadt als kollektiver Lebens raum mit ihren besonderen Verheißungen und Problemen gedeutet werden. Mit ihnen ging damals eine literarische Selbstvergewisserung städtisch ge prägter Schriftsteller einher, die ihrerseits bildliche Dokumentationen mit sich brachte. Im späten 19. Jahrhundert hatte eine reich bebilderte Veröffentlichung über das Straßenleben in Berlin vom »weltbedeutenden Pflaster der Groß stadt« gesprochen.12 1931 brachte der Stuttgarter Verlag Engelhorn, der damals mehrere fotografisch illustrierte Bücher in sein Programm aufnahm, eine aus derselben Fragestellung gespeiste, wenn auch nicht auf die deutsche Haupt stadt beschränkte Sammlung von Prosastücken und Lyrik über »Menschen auf der Straße« heraus. Das Buch beansprucht schon durch die Verwendung von Lichtbildern einen zeitgemäßen Blick auf seinen Gegenstand. Indem es die Straße zu Lebensraum eigenen Rechts erhebt und sich wirklich den damit einhergehenden Erfahrungen widmen will, geht es dem Anspruch nach weit über ältere Physiologien urbaner Typen hinaus. Die Tradition des Flaneurs, die einst jene hervorbrachte, steht aber auch noch hinter dieser Veröffentlichung. 164 Nicht umsonst steuerte Franz Hessel, der Hauptvertre ter dieser Spezies in der deutschen Literatur, ein Kapitel bei. Auch Seidenstücker ist mit drei Aufnahmen vertre ten (Abb. 41). Der Verlag wird diese Bilder über Scherl oder Ullstein bezogen haben, ohne dass eine unmittel bare Absprache mit dem Urheber stattfand (was zweifel los auch für Seidenstückers Bild eines Wasser schöpfen den Jungen in Kurt Tucholskys Deutschland, Deutschland über alles gilt).13 Die kleinen Genreszenen sollen im Ver ein mit den Beiträgen anderer Fotografen einige typische Erscheinungsformen zeitgenössischen Gesellschafts lebens vergegenwärtigen (auch das gilt, allerdings un ter anderen Vorzeichen, gleichermaßen für Tucholskys Bildauswahl). Es ist gut möglich, dass Seidenstücker nur über die Verlagsabrechnung von seiner Teilnahme an dem Buch erfuhr. Er muss sie aber als passend empfunden haben. Er lebte als ein ewiger Spaziergänger auf der und für die Straße, wie Walter Benjamin es dem Flaneur nachsagt, immer auf der Suche nach den bemerkenswerten Ein drücken, die geschäftigere Zeitgenossen zu Unrecht unbeachtet ließen.14 Sein »Straßenleben«, von dem der Titel dieses Beitrags spricht, ist mit Rücksicht darauf im zweifachen Wortsinn zu verstehen. Mancher Fotograf ist schon als ein Flaneur bezeichnet worden, mit mehr oder weniger guten Gründen. Seidenstücker selbst wurde so oft mit diesem Ehrenti tel ausgestattet, dass damit nicht mehr viel gesagt zu sein scheint. In Wahrheit verdient er aber die Bezeichnung, deren frühe Eindeutschung vom »Bummler« spricht, mehr als alle zeitgenössischen Kollegen.15 Es trifft sich gut, dass Sei denstücker das Wort sogar selbst einmal auf sich bezieht, als er nämlich nach einer Stippvisite in Kopenhagen den fotografischen Ertrag für eine Illustrier tenveröffentlichung zusammenstellt. In eben diesem Beitrag für die Berliner Illustrirte Zeitung, veröffentlicht als »Photobummel rund um Kopenhagen«, ist Seidenstückers Vorgehensweise besonders gut zu erkennen (Abb. 42). Der Text verheißt die Vorführung unbekannter Sehenswürdigkeiten, also gewisserma ßen des »heimlichen« Kopenhagens in Entsprechung zu Hessels Entwurf eines heimlichen Berlins. Die Bildauswahl macht auch tatsächlich ganz den Eindruck planlosen Spazierengehens; was dabei zufällig ins Auge fiel, hatte Aussicht auf die Einverleibung ins fotografische Stadtporträt. Und es ist offensichtlich, dass die Auswahl einen besseren Eindruck vom Spaziergang des Fotografen gibt als von der Stadt selbst, die wir eigentlich kaum zu sehen bekommen. Seidenstüc kers Einzelbilder aus Dänemark sind als solche eigentlich nicht der Rede wert: ein Denkmal, ein uniformierter Wachsoldat, ein Münzautomat für Lebensmittel und, natürlich, eine Szene aus dem örtlichen Zoo. Eigentlich ist nur die Auf nahme eines Fischkäufers mit seinem Einholkorb einigermaßen originell, vor allem, weil, unter Benutzung eines Weitwinkels, die ungewöhnliche Rücken ansicht die Gegenwart des Fotografen als Mitbenutzer des Gehsteigs umso 165 Abb. 4 1 | Menschen auf der StraSSe. 42 Variationen über ein einfaches Thema | Stuttgart 1931, S. 74/75. Menschen auf der StraSSe: 42 Variationen über ein einfaches Thema | Stuttgart 1931, pp. 74–75. Berlinische Galerie Abb. 42 | Berliner 5. August Berliner August 5, Illustrirte Zeitung, 1943, S. 1122/23 Illustrirte Zeitung, 1934, pp. 1122–23 Berlinische Galerie Abb. 43 | Uhu | Heft 11 | 1932, S. 18/19. Uhu | issue 11 | 1932, pp. 18–19. Kunstbibliothek Berlin deutlicher macht. Man spürt, dass Seidenstücker dem Mann nachgegangen sein muss, um ihn so abzulichten. Es ist auch das einzige Bild, das bei Bedarf einen »zarten Schleier provinzieller Melancholie«, wie ihn der Begleittext Kopenha gen nachsagt, bezeugen könnte. Hauptsächlich ergibt sich aber die Bedeutung des Artikels daraus, dass er uns Seidenstücker als den »Photobummler« vor stellt, als der er vor allem in Berlin tagaus, tagein unterwegs war.16 Sogar eine Eisenbahnfahrt ließ sich, ohne dass ein regelrechter Bummelzug dafür nötig gewesen wäre, für eine Wanderung des Kameraauges nutzen (Abb. 43). Denn Seidenstücker trat sie am hauptstädtischen Lehrter Bahnhof nicht an, weil er den Bahnhof Zoo erreichen wollte, sondern um unterwegs überraschende Blicke auf Fensterfronten, Hinterhäuser, Straßenzüge und die Gleistrasse selbst zu erhaschen. Etwas Ähnliches hat Seidenstücker nicht noch einmal unternommen. Weil auch die dabei entstandenen Fotografien nicht unbedingt seiner üblichen Bildauffassung entsprechen, ist die Vermutung gestattet, dass er im Auftrag der Illustrierten gehandelt hat. Andererseits tritt hier ebenso wie im Kopenhagener Bummel die von Seidenstücker gepflegte Kulturtechnik des Flaneurs zutage. Benjamin schreibt dem Flaneur eine über das Übliche hinausgehende Vorliebe für die Warenwelt zu. Viele Straßenfotografen der Zwischenkriegszeit haben sich ihr gewidmet, einige von ihnen offensichtlich in Nachahmung Atgets. Seidenstücker kannte dessen Aufnahmen wahrscheinlich nicht. Aber auch er bildet einige Berliner Schaufensterauslagen ab, darunter 1930 ein paar nach jüngstem Geschmack frisierte Mannequins. Die Ähnlichkeit mit Otto Umbehrs Aufnahmen von Schaufensterpuppen lohnt sich besonders deshalb hervor zuheben, weil Umbehr seine Bilder zusammen mit einem Text von Hessel veröffentlichte (Abb. 44).17 Einmal mehr ergibt sich hier ein Hinweis auf die Wahlverwandtschaft von Flaneur und Fotograf in der Zwischenkriegszeit. Benjamin berichtet, dass Hessel und er selbst zusammen mit einer Fotografin, wohl Germaine Krull, Berlin durchlaufen hätten, immer auf der Suche nach den verborgenen Ansichten der alternden Stadt. Hessel beschrieb sein Haupt werk, eine Anleitung zum Spazierengehen in Berlin, auf dem Buchumschlag sogar als »Ein Bilderbuch in Worten«.18 Er arbeitete denn auch mit Krull an 166 Veröffentlichungen, in denen ihre Bilder und seine Texte einander ergänzen sollten. Einen Vorabdruck aus Hessels Spazieren in Berlin brachte Die literarische Welt zusammen mit Berlin-Fotografien von Sasha Stone und Mario von Bucovich. Für einen anderen Text beugte sich Hessel über ein Konvolut von Aufnahmen Berliner Örtlichkeiten, das ihm eine Agentur zur Verfügung gestellt hatte. Bei dieser Gelegenheit haben die Fotografien vielleicht sogar den eigentlichen Spaziergang ersetzt, während sie ihn umgekehrt dem Leser ermöglichen wollen.19 Seidenstücker selbst trug zu einem viel ausschweifen deren imaginären Spaziergang bei, als 1934 Der Querschnitt in einer außerge wöhnlichen Bildstrecke zahlreiche Ansichten aus Berlin hintereinander stellte (Abb. 45).20 Er hat nie viele Worte darüber verloren, was ihn zu seinen eige nen jahrzehntelangen Erkundungsgängen antrieb. Es ist aber bemerkenswert, dass seine fruchtbarste Zeit in jene Jahre fällt, in der die Dokumentation des Alltagslebens so viele Künstler beschäftigte. Bücher begannen Ansichten zu bringen, die in Seidenstückers Werk Gegenstücke haben, darunter etwa die Bildbände von Mario von Bucovich und Sasha Stone (Abb. 46 und 47). Bei diesen Veröffentlichungen handelt es sich vor allem um Beschreibungen des Stadtraums, also nicht um Alltagsfotografie. Aber sogar der Avantgardist Stone gibt Genreszenen in derselben Auffassung, die Seidenstücker seinen Bildern zugrunde legte. Vergleichbar ist im Übrigen vor allem beider grundsätzlich dokumentarische Haltung, mit der sie das Übersehene, scheinbar Bedeu tungslose, das Alltägliche zu ihrem Gegenstand erheben und an den großen Denkmälern und Ereignissen vorübergehen. Auch Filme, die Neugier auf das Treiben im öffentlichen Raum befriedigten, wurden um 1930 begeistert auf genommen, ob nun Menschen am Sonntag mit seiner dokumentarisch ange strichenen und dafür gefeierten Schilderung von Freizeitgestaltung im Berliner Angestelltenmilieu (übrigens nicht ohne eine Sequenz, in der Ansichten der dahindösenden Stadt als Standbilder erscheinen) oder Markt in Berlin, letz terer von Rudolf Arnheim als Reportage mit Spürsinn für »die überraschende Geste eines unbeobachteten Menschen« begeistert aufgenommen.21 Vor die sem Hintergrund entstanden Seidenstückers Bilder. 167 Abb. 4 4 | Das illustrierte Blat t | Nr. 24 | 1929, S. 686–688. Das illustrierte Blat t | no. 24 | 1929, pp. 686–88. Staatsbibliothek Berlin Abb. 45 | Der Querschnitt | April 1934, nach S. 256 ff. (S. 18/19). Der Querschnit t | April 1934, after pp. 256ff. (pp. 18–19). Berlinische Galerie Abb. 46 | Mario von Bucovich Berlin. Das Gesicht der Stadt | Berlin 1928, Tafel 74/75. Berlin: Das Gesicht der Stadt | Berlin 1928, plate 74–75. Kunstbibliothek Berlin Abb. 47 | Sasha Stone Berlin in Bildern | Wien und Leipzig 1929, Tafel 72/73. Berlin in Bildern | Vienna and Leipzig 1929, plate 72–73. Berlinische Galerie Nicht alle waren über diese Tendenz begeistert. Eine zeitgenössische Bespre chung von Menschen auf der Straße beklagt das »neue Biedermeier«, das in den meisten Text- und Bildbeiträgen des Buchs zum Vorschein komme: ein Mangel an moderner Formgebung, so heißt es da, und eine Suche nach lyrisch aufgefassten Idyllen, die alles wirklich Großstädtische verleugne. Das gelte auch für die Fotografien. Seidenstücker ist davon nicht ganz auszunehmen.22 Die etwas biedere Harmlosigkeit, die Benjamin den Flaneuren der ersten Stunde, also Schriftstellern aus der Mitte des 19. Jahrhunderts nachsagt, lebt in Seidenstückers Fotografie fort. Fast niemals hat er sich an Themen gewagt, die dem aufgeheizten politischen Kampf der späten Weimarer Republik in irgendeiner Weise Nährstoff bieten oder die als sein Echo lesbar wären.23 Auch seine Kompositionsweise ist, von seltenen und unentschlossenen Nachahmungen moderner Bildkonzepte abgesehen, altertümlich. Anders als etwa bei Krull gibt es bei ihm nämlich kaum jemals eine Fotografie, die den Menschen auf der Straße wirklich auf den Leib rücken würde. Sein »Drosch kenkutscher« von 1928 stellt insofern eine große Ausnahme dar (Abb. 48). Dieses eine Bild erinnert kompositorisch an Paul Strands 1917 veröffentlichte, bahnbrechende Nahaufnahmen von New Yorker Stadtbewohnern. Im Regelfall hielt sich Seidenstücker aber an das Ganzfigurenporträt von Einzelpersonen oder Gruppen. Vielleicht hängt das teilweise mit Seidenstückers schüchterner Zurückhaltung zusammen. Es zeigt aber vor allem, dass er im Interesse doku mentarischer Schilderung einer Erhaltung von kontextintensiver, deskriptiver Fülle den Vorzug gab. Mit Rücksicht auf seine Vorliebe für ein von der Moderne noch nicht überformtes Straßenleben darf zudem nicht außer Acht gelassen werden, dass in vielen Veröffentlichungen der Zeit betont wird, Berlin sei gar nicht so hektisch, wie aufgeregte Literaten und orientierungslose Fremde es empfänden. Der Architekt Bruno Taut, ein Anwalt der Moderne, betont das »dörfliche Element« der Berliner Verwaltung und die überall hervortretende kleinstädtische Erscheinung der Stadt. Sogar in dem von Stone zusammen gestellten Bilderbuch über Berlin begegnet man einem Hang zu beschau lichen Seiten des alten Berlins, der fortschrittlich gesinnten Zeitgenossen 168 ins Auge fiel und von ihnen – das ist wichtig – als Weg zu einer verlässli chen Schilderung der wirklichen Stadt empfunden wurde.24 In Seidenstückers Ansichten vom Nachleben des Berliner Biedermeier ist deshalb vielleicht nicht eine völlige Verzerrung der Verhältnisse zu sehen. Er hat als eine Seite sei ner fortgesetzten Dokumentation des alltäglichen Berlin wohl genau dieses Fortleben des Alten im Neuen zeigen wollen. Indem er diese Bilder seinem heimischen Archiv einverleibte, sah er sie zwangsläufig im Zusammenhang mit seinen Reportagen über die Neue Frau und mit seinen Bildern vom neuen Ver kehrszentrum am Alexanderplatz. Ob er dabei schwer vereinbare Gegensätze erkannte, ist nicht abzuschätzen. Beide Seiten scheinen ihn jedenfalls glei chermaßen angezogen zu haben. Da wir davon ausgehen dürfen, dass er fast ausschließlich fotografierte, was ihn persönlich ansprach, können wir gerade in der Verbindung beider Seiten den Entwurf einer Stadt als idealer Lebens raum erkennen. In dieser persönlichen Beschreibungsabsicht ist Seidenstückers Antrieb auszumachen, unabhängig von den Absatzmöglichkeiten in der Zeit schriftenpresse. Abb. 48 | Friedrich Seidenstücker Wolfgang Brückle ist Kunsthistoriker an der Universität Zürich Ohne Titel (Droschkenkutscher) | 1928 Untitled (Carriage driver) | 1928 © bpk / Friedrich Seidenstücker 169 die Themen, die auch Fotografie und Film in den 1 Colin Westerbeck und Joel Meyerowitz, Bystander. A der zwanziger Jahre, hrsg. von Museum für Kunst und History of Street Photography, London 1994, S. 34, Gewerbe, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Ge sehen »Momentaufnahmen des Alltagslebens auf der werbe, Hamburg 1995, S. 110/11, S. 111, und Gunnar 13 Eine Verlagsnotiz in dem ohne Herausgebernachweis Straße« als den Gegenstand der Gattung an, womit Schmidt, »›Jump!‹ Über Körper, Bild- und Zeitsprün erschienenen Buch weist überdies darauf hin, dass sie meines Erachtens etwas vorschnell alle gestell ge (nicht nur) in der Modephotographie«, in: ders., die Fotografien nur als »Stimmungshintergrund«, ten Bilder und politischen Ereignisse ausschließen. Visualisierungen des Ereignisses. Medienästhetische also nicht als den Texten innig verbundene Doku Betrachtungen zu Bewegung und Stillstand, Bielefeld mente zu verstehen seien. Vgl. Menschen auf der 2 Auf die Bedeutung kameratechnischer Neuerungen für die moderne Straßenfotografie wird immer wie der verwiesen, vgl. z. B. Ute Eskildsen, Fotografie in 1920er-Jahren ausschlachten sollten. Straße (wie Anm. 8), S. 8. Für seinen Bildbeitrag zu 2009, S. 69–98, S. 76. Tucholsky vgl. Deutschland, Deutschland über alles. 8 Rudolf G. Binding, »Menschen- und Straßengeplau deutschen Zeitschriften 1924–1933, Stuttgart 1982, der«, in: Menschen auf der Straße. Zweiundvierzig Ein Bilderbuch von Kurt Tucholsky und vielen Foto- S. 7, und Wilhelm Marckwardt, Die Illustrierten der Variationen über ein einfaches Thema, Stuttgart grafen, montiert von John Heartfield, Berlin 1929, S. 204. Weimarer Zeit. Publizistische Funktion, ökonomische 1931, S. 11–20, bes. S. 14; Walter von Molo, »Berliner Entwicklung und inhaltliche Tendenzen (unter Ein- Tempo«, in: Herbert Günther (Hrsg.), Hier schreibt 14 Walter Benjamin, »Das Paris des Second Empire schluß einer Bibliographie dieses Pressetypus 1918– Berlin [1929], Berlin 1989, S. 87/88, S. 88; Stefan bei Baudelaire« [1938], in: Rolf Tiedemann und Till 1932), München 1982, S. 114 ff. Zille benutzte eine Zweig, »Zutrauen zur Zukunft«, in: Friedrich Markus man Rexroth (Hrsg.), Walter Benjamin, Gesammelte damals sehr moderne sogenannte Detektiv-Kamera; Huebner (Hrsg.), Die Frau von morgen, wie wir sie Schriften 1. Abhandlungen, 3 Bde, Frankfurt am Main mit ihrer Hilfe brachte er es in den Augen von Enno wünschen, Leipzig 1929, S. 7–17, S. 8 f. 1974, Bd. 2, S. 511–604, bes. S. 539. Kaufhold, Heinrich Zille. Photograph der Moderne. 9 Ende 1929 brachte Die Woche das Bild zusammen 15 Janos Frecot, »Der Flaneur mit dem Fotoapparat«, Verzeichnis des photographischen Nachlasses, hrsg. mit der Fotografie einer eingeschneiten Stadt und in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 3), von der Photographischen Sammlung der Berlini gaukelte den Lesern vor, es handle sich bei der Zu S. 82–85, S. 83, vertritt sogar die Ansicht, Seiden schen Galerie, München 1995, S. 30, sogar zum Er sammenstellung um die Nacherzählung plötzlichen stückers Bilder und Hessels Texte seien eng ver finder der Fotoreportage. Tauwetters; siehe O. A., »Szenenwechsel in zwölf wandt. Andere Fotografen erscheinen als Flaneure 3 Friedrich Seidenstücker, »Wie ich anfing« [1963/64], Stunden«, in: Die Woche, 31, 52, 1929, S. 1475. Die z. B. bei Stephanie Gomolla, Distanz und Nähe. Der in: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Der leichte Bekleidung der Frau straft freilich die Bild Flaneur in der französischen Literatur zwischen Mo- faszinierende Augenblick. Fotografien von Friedrich unterschrift Lügen. derne und Postmoderne, Würzburg 2009, S. 65 (At Seidenstücker, Berlin 1987, S. 9. Ebd. macht er einige 10 Thomas Weski, »Ich war immer Momentknipser«, in: get), Brigitte Werneburg, »Foto-Journalismus in der leider sehr ungenaue Angaben über seine Ausrüstung. Friedrich Seidenstücker. Der humorvolle Blick. Foto- Weimarer Republik«, in: Fotogeschichte, 4, 13, 1984, 4 Clive Scott, Street Photography from Atget to Cartier- grafien 1923–1957, hrsg. von Ann und Jürgen Wilde, S. 27–40, S. 31 (Felix H. Man), und Herbert Mol Ausst.-Kat. Sprengel Museum Hannover, Ostfildern derings, Umbo. Otto Umbehr 1902–1980, Düsseldorf Bresson, New York 2007, S. 7, 53 f., 57. 5 Als Dokumentarist seiner Zeit, insbesondere der 1997, S. 5–11, S. 6. Julia Bertschik, Mode und Mo- 1995, S. 95 f. (Umbehr als Wahlverwandter Hessels). »Zeitgeschichte des kleinen Mannes« und später derne. Kleidung als Spiegel des Zeitgeistes in der Westerbeck und Meyerowitz 1994 (wie Anm. 1), des zerstörten Berlin, erscheint Seidenstücker bei deutschsprachigen Literatur (1770–1945), Köln u. a. S. 329, bezeichnen das Berlin der 1920er-Jahre sogar J. G. [Joachim Günther], »Berlin im Foto 1925 bis 2005, S. 195, scheint der gegenteiligen Ansicht zu als eine »Stadt der Flaneure«, aber ihr Buch kommt 1955«, in: Neue deutsche Hefte, 28, 1981, S. 660– zuneigen. Gabriele und Helmut Nothelfer, Friedrich ohne ein einziges in Deutschland entstandenes Bild 662, S. 661. Seidenstückers Bild von spielenden Ar Seidenstücker 1882–1966, Berlin 1980, S. 18, sehen aus! Der »Bummler« taucht anscheinend zuerst 1848 beitslosen in: Manfred Görtemaker (Hrsg.), Weimar »Schadenfreude« bei Seidenstücker! in der deutschen Typologie von Großstädtern auf; in Berlin. Porträt einer Epoche, Berlin 2002, S. 190; 11 Siehe Dirk Halfbrodt, »Philipp Kester – Bildjour siehe Otto Ladendorf, »Moderne Schlagworte«, in: Römers Gegenstück in: Auf den Straßen von Ber- nalist. Fotografien und Reportagen 1903–1935«, in: Zeitschrift für deutsche Wortforschung, 5, 1903, lin. Der Fotograf Willy Römer 1887–1979, hrsg. von ders. und Ulrich Pohlmann (Hrsg.), Philipp Kester. Diethart Kerbs, Ausst.-Kat. Deutsches Historisches Fotojournalist. New York, Berlin, München 1903– 16 O. A., »Photobummel rund um Kopenhagen«, in: Ber- Museum, Berlin 2004, S. 180 (datiert auf 1929 und 1935, Ausst.-Kat. Fotomuseum im Münchner Stadt liner Illustrirte Zeitung, 43, 31, 1934, S. 1122–1123. 1931). Die Arbeitslosen sitzen auf den beiden Bil museum, München 2003, S. 8–77, S. 52 f. Die Langle Vermutlich hat Seidenstücker selbst den Text ge dern an Tischen, die von der Stadtverwaltung eigens bigkeit des Interesses von Straßenfotografen an der schrieben. Der Automat wird darin als Besonderheit für sie aufgestellt worden waren. Timm Starl, Ein Dokumentation von Gewerbetreibenden behandelt angepriesen. 1935 hat Willy Römer in Berlin ein ähn Blick auf die Straße. Die fotografische Sicht auf ein Pierre Perret, Les petits métiers d’Atget à Willy Ronis, liches Stück fotografiert, vgl. Auf den Straßen von städtisches Motiv, Essen 1988, S. 16 f., bringt ganz Paris 2007 (mit seinem sehr persönlich gehaltenen Berlin 2004 (wie Anm. 5), S. 278. Allerdings wirkt allgemein die Aufmerksamkeit der Fotografen in der Begleittext); siehe außerdem Florian Ebner, »Urba seine Szene tatsächlich wie anlässlich einer Mark Weimarer Republik (darunter Seidenstücker) für den ne Charaktere, imaginäre Städte«, in: Street & Stu- namenlosen Mitmenschen mit der Wirtschaftskrise dio. Eine urbane Geschichte der Fotografie, hrsg. von 17 Siehe Franz Hessel, »Eine gefährliche Straße«, in: Das in Verbindung, was sich freilich nicht halten lässt. Ute Eskildsen, Ausst.-Kat. Museum Folkwang, Essen; illustrierte Blatt, 17, 24, 1929, S. 686–688. Ein Schau Seinen Vergleich zwischen Seidenstücker und Paul Tate Modern, London, Essen und London 2008, fensterbild von Seidenstücker veröffentlichte die Ber- Wolff bringt auch Sabine Kübler, »Paul Wolff – S. 185–193, S. 186 f. liner Illustrirte Zeitung, 29, 29, 1930, S. 1328. Benjamins S. 105–126, S. 107. teinführung festgehalten. Frankfurt, Friedrich Seidenstücker – Berlin. Zwei 12 Moritz Reymond, »Berliner Pflaster«, in: ders. und Beobachtungen stehen in ders. 1938 (wie Anm. 14), Zeitgenossen fotografieren die 30er Jahre«, in: Foto- Ludwig Manzel (Hrsg.), Berliner Pflaster. Illustrierte S. 552 ff. Über die Ikonografie des Mannequins in der geschichte, 8, 28, 1988, S. 43–48, bes. S. 43. Schilderungen aus dem Berliner Leben, Berlin 1891, S. Fotografie der 1920er-Jahre handelt Wolfgang Brückle, 6 Sabine Hake, Topographies of Class. Modern Archi- 1–8, S. 1. Das reich bebilderte, aber fast völlig auf Fo »Politisierung des Angesichts. Zur Semantik des fo tecture and Mass Society in Weimar Berlin, Michigan tografien verzichtende Buch bringt Beiträge u. a. über tografischen Porträts in der Weimarer Republik«, in: 2008, S. 206. die »Geschichte einer Berliner Straße«, »Markthallen- Fotogeschichte, 17, 65, 1997, S. 3–24, S. 15 ff. 7 Vgl. Susanne Meyer-Büser, »Die neue Frau in der Sehnsucht«, »Straßenexistenzen«, »Berlin erwacht«, 18 Franz Hessel, Spazieren in Berlin, Leipzig und Wien Fotografie«, in: Bubikopf und Gretchenzopf. Die Frau »Arbeitsmarkt auf Berliner Straßen«, also über eben 1929. Wortgleiche Verlagsanzeige in Die literarische 170 Berlin in Bildern, Berlin 1929, sowie die Besprechung Welt 5, 19, 1929, S. 4. Hessels Einfluss auf Benja min betont Eckhardt Köhn, Straßenrausch. Flanerie von Rudolf Arnheim, »Berlin in Bildern«, in: Die und kleine Form. Versuch zur Literaturgeschichte des Weltbühne, 25, 1929, 2. Halbjahr, S. 111/12, bes. S. 111. Flaneurs bis 1933, Berlin 1989, S. 193 und S. 196. Die gemeinsamen Spaziergänge erwähnt Walter Benja min, »Berliner Chronik« [1932], in: Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser (Hrsg.), Walter Benjamin. Gesammelte Schriften. Bd. 6. Fragmente vermischten Inhalts, Autobiographische Schriften, Frankfurt am Main 1985, S. 465–519, S. 470. 19 Franz Hessel, »Architekturen des Augenblicks«, in: Das illustrierte Blatt, 15, 24, 1927, S. 618–620 (zu sammen mit Krull als einzige von mehreren gemein sam geplanten Arbeiten veröffentlicht); Franz Hes sel, »Nach Osten. Ein Stück Berlin«, in: Die literarische Welt, 5, 13/14, 1929, S. 3/4; Franz Hessel, »Her berge und Heimat«, in: Atlantis, 2, 1930, S. 705–717 (eine der Aufnahmen stammt von Otto Umbehr). 20Der Querschnitt, 14, 1934, Bildstrecke nach S. 256. Seidenstücker trug Luftaufnahmen vom Straßenbau, einen dösenden Kutscher, Polizei im Straßenverkehr, Parkszenen, Bilder vom Wannsee und eine Land schaft bei. 21 Vgl. Guntram Vogt, Die Stadt im Kino. Deutsche Spielfilme 1900–2000, Marburg 2001, S. 229 ff. (über den Erfolg von Menschen am Sonntag), und Rudolf Arnheim, »Kinematographisches«, in: Die Weltbühne, 25, 1929, 2. Halbjahr, S. 774–777, S. 776 (über Markt in Berlin). 22 L. W. [Lutz Weltmann], »Der Geist der Stadt?«, in: Die Literatur. Monatsschrift für Literatur-Freunde, 34, 1931/32, S. 184. Adolf v. Grolman, »Menschen auf der Straße«, in: Die neue Literatur, 33, 1932, S. 372, beklagt dagegen nur kurz die mäßige Qualität der Texte und hebt hervor, dass einige der Fotografien »ganz herrlich« seien. 23 Obwohl er sich zweifellos seinen Teil dachte, etwa bei einem Bild, auf dem er 1930 ein kleines Mädchen mit einer Hakenkreuzfahne ablichtete, vermutlich während eines Nazi-Aufmarschs. Die Politisierung der Jugend wurde damals von gemäßigten Kommen tatoren beklagt; siehe O. A., »Politisierte Jugend«, in: Berliner Illustrirte Zeitung, 32, 6, 1923, S. 103. Seidenstückers bezeugte Abneigung gegen die Na tionalsozialisten wird mit einer ähnlichen Auffas sung einhergegangen sein. Es kommt andererseits nicht von ungefähr, dass ein Bild von ihm für eine 1937 reaktionär anmutende Beschwörung der gera dezu dörflichen Gemeinschaft von Bewohnern einer Berliner Straße herangezogen werden konnte; Bild unterschrift: »Kleine Szene im Märkischen Dorf«. Siehe O. A., »Die große Berliner Familie. Jenseits von Asphalt, der strahlenden Lichtreklame und dem Großstadtleben«, in: Berliner Illustrirte Zeitung. Sonderheft Heimat Berlin. Zur 700 Jahr-Feier der Reichshauptstadt, Berlin 1937, S. 102 (die zweite Illu stration stammt von Umbehr). 24 Siehe »Bruno Taut, Via London – Paris – New York – Neu-Berlin«, in: Das neue Berlin, 1, 2, 1929, S. 25–30, bes. S. 29, und Adolf Behne (Hrsg.), Sasha Stone. 171 132 | Montags früh Oberbaumbrücke, Berlin, 1930 Early Monday Morning by Oberbaumbrücke, Berlin, 1930 133 |Ohne Titel (Gasometer in Berlin-Schöneberg), 1934–1938 Untitled (Gasometer in Schöneberg, Berlin), 1934–38 134 | Ohne Titel (Pfützenspringerinnen), um 1930 Untitled (Women jumping a puddle), ca. 1930 135 |Ohne Titel (Pfützenspringerin), um 1930 Untitled (Woman jumping a puddle), ca. 1930 136 |Ohne Titel, um 1935 Untitled, ca. 1935 137 | Am Bahnhof Zoo, 1925 At Zoo Station, 1925 138 |Am Zoo, um 1925 At the Zoo, ca. 1925 139 |Pfützenspringerin, um 1930 Woman Jumping a Puddle, ca. 1930 140 |Ohne Titel (Pfützenspringerin), um 1930 Untitled (Woman jumping a puddle), ca. 1930 141 | Die Pfützenspringerinnen, 1925 Women Jumping a Puddle, 1925 142 |Potsdamer Bahnhof, Morgendämmerung, um 1926 S-Bahn Station Potsdamer Bahnhof, Dawn, ca. 1926 143 |Ohne Titel (Feuerwehreinsatz am Potsdamer Platz, Berlin), um 1930 Untitled (Firefighters in action at Potsdamer Platz, Berlin), ca. 1930 144 |Ohne Titel (Leipziger Platz, Berlin), um 1935 Untitled (Leipziger Platz, Berlin), ca. 1935 145 |Ohne Titel (Festnahme eines randalierenden Passanten in der Waghäuseler Straße, Berlin), 1930 Untitled (Arrest of a troublemaking pedestrian in Waghäuseler Strasse, Berlin), 1930 146 |Ohne Titel (U-Bahnstation »Krumme Lanke«), 1930 Untitled (U-Bahn station Krumme Lanke), 1930 147 |Ohne Titel (U-Bahnstation »Krumme Lanke«), 1930 Untitled (U-Bahn station Krumme Lanke), 1930 148 |Ohne Titel (Grunewald), um 1929 Untitled (Grunewald), ca. 1929 149 |Ohne Titel (Kasperletheater in Rostock), um 1935 Untitled (Puppet theater in Rostock), ca. 1935 150 |Ohne Titel (Großmarkt in der Kaiser-Wilhelm-Straße, Berlin), um 1930 Untitled (Market day on Kaiser-Wilhelm-Strasse, Berlin), ca. 1930 151 |Ohne Titel (Grenardierstraße, Berlin), um 1929 Untitled (Grenardierstrasse, Berlin), ca. 1929 152 |Bet tler in der GrenardierstraSSe, um 1929 Beggar on Grenardierstrasse, ca. 1929 153 |Ohne Titel (Streik vor dem AEG-Gebäude, Gartenplatz, Berlin), um 1929 Untitled (Strike outside AEG, Gartenplatz, Berlin), ca. 1929 154 |Hitlerjugend (eigentlich Bund Deutscher Mädel), Köln, 15. Oktober 1933 Hitler Youth (Actually Girls’ League), Cologne, October 15, 1933 155 |Ohne Titel (Joachimsthaler Straße, Berlin), um 1929 Untitled (Joachimsthaler Strasse, Berlin), ca. 1929 156 |Regen, bei Scherl am Eingang, um 1935 Rain, Scherl’s Door, ca. 1935 157 | Montag Morgen, um 1935 Monday Morning, ca. 1935 158 |Ohne Titel (Potsdamer Bahnhof, Berlin), 1930er-Jahre Untitled (S-Bahn station Potsdamer Bahnhof, Berlin), 1930s 159 |Ohne Titel (Betäubungsschlag), 1930 Untitled (Knocked out), 1930 160 |Ohne Titel (Kohlenträger), 1930er-Jahre Untitled (Coalmen), 1930s 161 |Ohne Titel, undatiert Untitled, undated 162 |Ohne Titel (Fischmarkt am Wilhelmplatz, Berlin), 1936 Untitled (Fish market on Wilhelmplatz, Berlin), 1936 163 |Ohne Titel (Gasriecher), um 1928 Untitled (Smelling for gas), ca. 1928 164 |Ohne Titel, um 1932 Untitled, ca. 1932 165 |Ohne Titel (Leipziger Straße, Berlin), um 1929 Untitled (Leipziger Strasse, Berlin), ca. 1929 166 |Auf den »Hungerstühlen«, um 1925 On the “Green Stools,” ca. 1925 167 |Ohne Titel, um 1928 Untitled, ca. 1928 Leibhaf tig liebreizend: Akt Sabine Schnakenberg ABB. 49 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | undatiert Untitled | undated © bpk / Friedrich Seidenstücker Aus dem insgesamt rund vierzehntausend Arbeiten umfassenden Nachlass von Friedrich Seidenstücker blitzt die kleine Werkgruppe mit etwa einhundert weiblichen Akten geradezu hervor. Etwa die Hälfte von ihnen leuchtet uns aus seiner (bis auf wenige Ausnahmen) schwarz-weißen Produktion zudem in Agfacolor entgegen. Aber noch etwas ganz anderes überrascht an diesen Raritäten – eine ungewöhnliche Abweichung, die sich an sonst keiner anderen Stelle im Werk Seidenstückers finden lässt. Denn im Vergleich mit den Motiv welten, die er auf seinen Spaziergängen durch Berlin aus der ihm eigenen Dis tanz heraus beobachtete, schnell aufnahm und dann weiterging, wird hier ein profunder Unterschied sichtbar: Die Voraussetzung für das Entstehen der oft in ganzen Bildserien erarbeiteten Aktaufnahmen war eine bewusst zwischen Fotograf und Modell herbeigeführte und gemeinsam durchlebte Dialogsituati on, deren Qualität unmittelbar in Seidenstückers Fotografien einfloss. Seidenstücker hat sich der Aufgabe, Akte zu fotografieren, nicht oft, aber immer wieder gestellt. Datierbar anhand von Make-up, Frisuren, vereinzelten Klei dungsstücken oder Einrichtungsgegenständen, beschäftigte ihn dieses Sujet bereits in den 1920er-Jahren. Sein Interesse steigerte sich mit dem Beginn der 1940er-Jahre und ebbte erst im Verlauf der 1950er-Jahre merklich ab. Die Fotografie diente Seidenstücker bereits früh zur Umsetzung seiner Pla stiken. Galt dies insbesondere für die unvorhersehbar und plötzlich ihre Po sitionen wechselnden Tiere im Berliner Zoo, die er dort bereits vor 1914 als Vorlagen für seine Tierplastiken fotografierte,1 so auch für seine Aktdarstel lungen.2 Seine frühesten überlieferten Aktaufnahmen aus den 1920er-Jahren zeigen eine junge Frau im Ambiente einer privaten Wohnung (Abb. 49). In et was angestrengter Haltung präsentiert sie sorgsam erarbeitete Variationen der ruhenden Venus, Olympia oder Odaliske, die getreulich dem klassischen anti ken Posenkanon entsprechen. Die gleichmäßige Ausleuchtung, die Stellungen, die der skulptural aufgefasste Körper einnimmt, der Verzicht auf übermäßiges Dekorum und die vollkommen nüchterne Wiedergabe rücken die Aufnahmen in die Nähe fotografischer »Akademien«, wie sie ab etwa 1850 als künstleri sche Vorlagen für bildende Künstler produziert wurden. Vor dem Hintergrund 204 allerdings, dass sich beispielsweise die Künstler der »Brücke« schon seit Be ginn des 20. Jahrhunderts im Sinne der expressionistischen Forderung nach Identität von Kunst und Leben endgültig von der Starre der akademischen Pose verabschiedet und sich das gesamte Bewegungsspektrum der Körper ih rer Freundinnen, Geliebten und Ehefrauen auch fotografisch erobert hatten, wirken Seidenstückers fotografische Vorlagen zu diesem Zeitpunkt seltsam altmodisch.3 In den 1930er-Jahren scheint er diese Art Aktaufnahmen nicht mehr gemacht zu haben, was damit zusammenhängen dürfte, dass er Ende der 1920er-Jahre seine Tätigkeit als freischaffender Bildhauer aufgegeben hatte und sich nun hauptberuflich auf die Fotografie konzentrierte. Seidenstücker war – von einem kurzen Intermezzo mit einer Deutschrussin während eines vierwöchigen Aufenthalts 1908 in Paris abgesehen – stets »Junggeselle« geblieben.4 Bekannt ist, dass er mit zahlreichen Frauen, die wesentlich jünger als er waren und meist in einer festen Beziehung lebten, freundschaftlich eng verbunden war. »Im Jahre 1939, ich war damals sieb zehn, trainierte ich [...] auf dem ›Reichssportfeld‹ in Berlin. Ein älterer Herr mit Fotoapparat kam auf mich zu und fragte sehr höflich den jungen Mann, mit dem ich schwimmen war: ›Darf ich Ihre Begleiterin wohl mal fotografie ren?‹«, berichtet Loni Hagelberg.5 Zwischen ihr und dem vierzig Jahre älteren Seidenstücker entwickelte sich aus dieser Begegnung eine herzliche freund schaftliche Beziehung. »Wenn wir gemeinsam Ausflüge machten«, erinnert sie sich, »geschah es oft, dass er eine sich natürlich ergebende Situation fotografisch festhielt, und zwar mehrmals mit kleinen Korrekturen und Vari anten. Die so entstandenen Fotos ließ er uns zukommen, verwandte sie aber auch kommerziell, wenn sich die Gelegenheit ergab.«6 Die Aufnahmen zeigen Loni Hagelberg mitten im Zweiten Weltkrieg, im September 1941, wie sie im spätsommerlichen Idyll am Plessower See bei Werder nackt im freien Sprung oder Flickflack an Seidenstückers Kamera vorbeifliegt, am Wernsdorfer See bei Gosen am Seeufer sitzt oder ihr Unterhemd ablegt (Abb. 50). Die in ihrer Natürlichkeit überzeugenden Bilder reihen sich dabei formal und inhaltlich in die Fotografie der Freikörperkultur ein, wie sie seit Beginn des 20. Jahrhun derts von nur wenigen professionellen Fotografen, hauptsächlich jedoch von Amateurfotografen etabliert und in den entsprechenden Zeitschriften veröf fentlicht worden waren.7 Spätestens Anfang der 1940er-Jahre begann Seidenstücker, in seiner Wohnung im Dachgeschoss am Kaiserplatz 16 Aktaufnahmen mit farbigem Diapositiv material aufzunehmen. »Agfacolor-Neu« war ab November 1936 im Handel erhältlich. Aufgewickelt in Karat-Patronen passte der Film in jede Kleinbild kamera, so auch in die Zeiss Ikon, mit der Seidenstücker in dieser Zeit foto grafierte. Vom nationalsozialistischen Regime war der Preis des Films mit 36 Aufnahmen aus Propagandagründen 1937 auf 3,60 RM festgelegt worden, was heute etwa 15 Euro entspricht.8 Angesichts seiner insgesamt eingeschränkten finanziellen Verhältnisse, die sich durch das Ausbleiben fotografischer Aufträge 205 ABB. 50 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Loni Hagelberg am Plessower See bei Werder) | 1941 Untitled (Loni Hagelberg by Lake Plessow near Werder) | 1941 © bpk / Friedrich Seidenstücker ABB. 52 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | 1941/42 Untitled | 1941–42 © bpk / Friedrich Seidenstücker während des Zweiten Weltkriegs noch verschärften, muss der Erwerb dieser Farbfilme für ihn ein empfindliches Opfer dargestellt haben. Dennoch erprobte er sie in all seinen fotografischen Bereichen: in der Stadt und auf der Straße, in der Landschaft, im Zoo – und in der Aktfotografie. Die Bereitschaft, das sünd haft teure Material auch für diese auftragsungebundenen privaten Aufnahmen zu erwerben, spiegelt seine Neugier wider, sich dem fotografisch-lustvollen Abenteuer des farbigen Akts, den er in der Sicherheit seiner vier Wände mit seinen Freundinnen inszenierte, zu stellen. Es entstanden Aufnahmen, die sich, losgelöst von ihrer zweckgebundenen Vorlagenfunktion, als freie Aktfoto grafie bezeichnen lassen. Den weiblichen Körper betrachtete Seidenstücker aus der sicheren Position des Fotografen und setzte sich mit dem auseinander, was Janos Frecot so treffend das »Erotische als Niemandsland jenseits des zweckhaft Erlaubten« nennt und was möglicherweise »sehnsüchtig, geil und angstvoll zugleich ersehnt und gefürchtet« wurde.9 Aufnahmen seiner Freundin Loni Hagelberg, in denen sie etwa als Diana im klassischen Kontrapost, wahlweise mit Speer oder Bogen ausgerüstet, auf dem kleinen Bildhauerpodest in Seidenstückers Schlafzimmer vor der Wand posiert, überraschen zunächst nicht – griff er dabei doch auf seine Erfahrun gen zurück, die er in der Bildhauerei gewonnen hatte (Abb. 51). Möglicherwei se dachte er auch an Vorlagen für neue Plastiken.10 Daneben aber entstanden Aufnahmen, die deshalb so außergewöhnlich sind, weil sie die Grenzen der bekannten Fotografien Seidenstückers in unvermutetem Ausmaß sprengen. Loni Hagelberg besaß nicht nur eine ungemein große Natürlichkeit im Um gang mit ihrem nackten Körper vor der Kamera, sie scheint gleichzeitig auch Spontaneität, Humor und mitreißende Energie in die Situation eingebracht zu haben. Seidenstückers Kamera registriert, wie sich Loni Hagelberg aus ihrer bisher eingenommenen Rolle herauslöst, sie spielt nicht mehr länger das Mo dell, sie spielt sich selbst und bricht die Dialogsituation von innen heraus auf. Wenn sie also etwa – von unten durch zwei Lampen in unwirkliches, gespen sterhafte Schatten werfendes Licht getaucht – in Seidenstückers Wohnzimmer auf dem Kachelofen mit einem Reisigbesen zwischen den Beinen als »Hexe« balanciert, spiegelt dieses in seiner skurrilen Schalkhaftigkeit unübertroffene Motiv das von Vertrauen, Lebendigkeit und Spaß an der Inszenierung gepräg te Verhältnis zwischen Modell und Fotograf wider. Experimente auf beiden Seiten der Kamera wurden möglich. Loni Hagelberg mit schwarzer Maske vor den Augen und hochgezogenen Schultern, die Brüste mit den Unterarmen ver deckt, gleichzeitig eine Apfelsine in der Hand haltend und spitzbübisch in die Kamera hineinlächelnd – auch dies erscheint nur auf den ersten Blick als ein deutig zweideutig motivierter Ausdruck von Erotik (Abb. 52). Die leicht über zogene Ausprägung ihrer Haltung und ihr geradezu demonstrativer Umgang mit den zum Einsatz kommenden Hilfsmitteln veranschaulicht, dass sie sich in gleichem Maße von dem Bewusstsein, Akteurin einer erotischen Aufnahme zu sein, distanziert, wie sie sich Kraft ihrer Selbstinszenierung in sie hineinbegibt. Sie selbst entlarvt diese Bilder, noch während sie entstehen, als Persiflage 206 auf die in allen möglichen Varianten bekannten Motive der erotisch-pikanten Fotografie mit ihren gestalterischen Requisiten, wie sie sich seit den Anfängen der Fotografie in den 1840er-Jahren als Topos herausgebildet hatten und für die ein Markt existierte, auf dem erotische Aufnahmen im weitesten Sinne gehandelt wurden. Mit der Explosion des Zeitschriftenmarkts seit den 1920erJahren wurden sie von einem breiten Publikum wahrgenommen.11 Die sich in Seidenstückers Bildern offenbarende Erotik ist allein auf Loni Hagelbergs Un befangenheit und ihren Witz zurückzuführen, auf persönliche Anteile, für die Seidenstücker schwärmte: Noch in den 1960er-Jahren betonte er die große Natürlichkeit und die Gutmütigkeit seines Modells, mit der es am Entste hungsprozess der Aufnahmen mitwirkte.12 Gerade in der Zusammenarbeit mit Loni Hagelberg gelang es Seidenstücker, selbst bei der Aktfotografie zu jener fotografischen Auffassung zu finden, die er ausdrücklich bevorzugte und die für sein Werk so typisch ist: »Humoristische Aufnahmen liebte ich sehr, bei Menschen und bei Tieren.«13 Die farbigen Fotografien, wie sie ab den 1940er-Jahren in seiner Wohnung entstanden, sind nicht nur aufgrund ihrer Skurrilität so faszinierend, sondern auch, weil sie ausschließlich privat motiviert und genauso ausschließlich in diesem privaten Rahmen verblieben und erhalten sind. Ihr intimer, experimen teller Charakter, der Auskünfte über die spezielle persönliche Konstellation zwischen Modell und Fotograf gibt, sowie die nicht kommerzielle Absicht der Aufnahmen, betont ihren einzigartigen Charakter im Werk Seidenstückers. Im Kontext dieser Aufnahmen findet sich eine einzelne Fotografie von 1940, die eine nackte junge Frau vor dem Weihnachtsbaum des Fotografen in sei nem Wohnzimmer zeigt. Anheimelnder, fast unerträglich weicher Kerzenschein umspielt sanft den Körper der Frau, die in der verdichteten weihnachtlichen Atmosphäre behutsam eine Kerze an Seidenstückers Christbaum zurechtrückt. Seidenstücker visualisiert sexuelle Fantasien. Ein weiteres Beispiel für solches »Kopfkino« mag die Aufnahme der an der Wand lehnenden Loni Hagelberg sein, mit nichts anderem als einem durchsichtigen Regenmantel bekleidet, da für aber geradezu anrührend mittig auf einem kleinen Teppich platziert, damit sie keine kalten Füße bekommt. Mittels einer Art »Röntgenblick« setzt er hier störende, optische Grenzen außer Kraft. Es gelingt eine genießerisch-lustvolle Betrachtung des ansonsten unter mehreren Schichten von Stoff verborgenen Frauenkörpers. Das vertrauensvolle, freundschaftliche Verhältnis zwischen Modell und Foto graf war die Voraussetzung, die Grenzgänge auf beiden Seiten der Kamera er möglichte. Friedrich Seidenstücker schuf bei diesen Fotositzungen eine Atmo sphäre für die Selbstinszenierungen der Frauen, die ihre Erfahrungen, die sie im Dialog mit seiner Kamera erlebten, auch freundschaftlich miteinander geteilt zu haben scheinen. Loni Hagelberg erinnert sich: »Ohne Eifersucht begutachteten wir gegenseitig seine Fotos von uns, oft recht ›kesse Aufnahmen‹, wie er sie nannte, wobei er meinte, wir hätten eben seine Phantasie für solche Fotos an geregt.«14 Man stelle sich vor, wie Seidenstücker seine farbigen Schätze mittels 207 ABB. 52 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | 1941/42 Untitled | 1941–42 © bpk / Friedrich Seidenstücker ABB. 53 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | 1950er-Jahre Untitled | 1950s © bpk / Friedrich Seidenstücker ABB. 54 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel | 1950er-Jahre Untitled | 1950s Diaprojektor oder -betrachter seinen Modellen, den Freundinnen, präsentierte.15 Das üppig verwendete Rouge auf den Wangen, die kräftig nachgezogenen Au genbrauen und die modische Kurzhaarfrisur des blonden Modells datieren die letzte erhaltene Bildserie in die 1950er-Jahre. Spröde und befangen verharrt eine unbekannte junge Frau auf Seidenstückers kleinem Bildhauerpodest in allzu konzentriert skulptural eingenommener Pose – oder dem, was sie sich darunter vorgestellt haben mag (Abb. 53). Besonders die Bemühtheit ihrer Inszenierung ist es, die den Aufnahmen eine unfreiwillige, fast am Rande der Peinlichkeit balancierende Komik verleiht. Nahezu durchbrochen wird die un freie Dialogsituation nur in einer einzigen Fotografie dieser Sequenz: Indem sie sich mit einer Hand auf das neben ihr stehende höhere Podest stützt und in der anderen eine Kamera hält – was als Zeichen für die Austauschbarkeit der eingenommenen Rollen verstanden werden kann –, sind ihre gestikulie renden Hände »stillgelegt«. Immer noch leicht verfroren überkreuzt sie die Beine, gibt ihrem Körper und der Komposition aber durch die hinausgescho bene Hüfte einen wirksamen Schwung und – lächelt. Die Aufnahme wirkt letztlich deshalb überzeugend, weil es der jungen Frau gelingt, sich abseits ihrer Erstarrung der Kamera zu stellen und über ihr Lächeln einen Kontakt zum Betrachter herzustellen (Abb. 54). Die Abhängigkeit der Bildwirkung von der Qualität des Dialogs zwischen Friedrich Seidenstücker und seinem Modell offenbart sich hier am deutlich sten: Sie erzählt vom Sich-Einlassen auf ein Gegenüber, darüber hinaus von einer fotografisch definierten Nähe, die sich aus der Intensität und Qualität des sich entwickelnden Kontakts ergab und die der höflich distanzierte Seiden stücker durch seine dazwischen geschobene Kamera stets aufs Genaueste zu kontrollieren wusste. © bpk / Friedrich Seidenstücker Sabine Schnakenberg ist Kuratorin der Sammlung F. C. Gundlach im Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg 208 1 Werner Kourist, Friedrich Seidenstücker. Von Tieren Residenz-Atelier, Wien, oder das Atelier Reutlinger, und von Menschen, Berlin 1986, S. 154. Paris, zu nennen. Neben Glamourfotografien bekann 2 »Ich [...] hatte im Bildhaueratelier im gleichmäßigen ter Schauspielerinnen oder Tänzerinnen vertrieben sie Nordlicht das Fotografieren gelernt und in allen Fä in den 1920er- /1930er-Jahren über Zeitschriften ero chern und im Zoo ausgeübt.« Vgl. Friedrich Seiden tisch-pikante Motive als Nebenprodukt ihrer Porträt stücker, »Lebenslauf (nach 1945)«, in: Bildarchiv tätigkeit. Des Weiteren können in diesem Zusammen Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Der faszinierende hang die in den USA ab spätestens den 1920er-Jahren Augenblick. Fotografien von Friedrich Seidenstücker, entstandenen »Fan Magazines« oder »Girlie Magazi Berlin 1987, S. 142. nes«, als Vorläufer der Pin-up-Darstellungen, erwähnt 3 Vgl. dazu etwa Ernst Ludwig Kirchners Aufnahmen der werden, die sich etwas später auch in Europa in abge Tänzerinnen Nina Hard und Erna Schilling, in: Roland wandelter Form, wie z. B. in den Unterhaltungsmagazi Scotti (Hrsg.), Ernst Ludwig Kirchner. Das fotografi- nen Wiener Melange oder Uhu, etablierten. Alternative sche Werk, Bern 2005, S. 131, 134/35 und S. 203/04. Publikationen waren z. B. die Akt-Kunst-Bücher des 4 »Ich war damals vier Wochen [in Paris], eine schöne Parthenon-Verlags, die erotische Fotografien veröf Zeit. Ich denke, ich schrieb, ich verlobte mich damals fentlichten und die Abbildungen mittels eines beige da, [habe] aber meine Braut nie wieder gesehen. War fügten pseudowissenschaftlichen Textes legitimierten. glaube ich eine nervöse schwierige Kreatur und ich war 12Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. viel zu jung.« Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Neusüss, 5.9.1965, Berlinische Galerie. Floris M. Neusüss, 8.4.1965, Berlinische Galerie. 13Friedrich Seidenstücker, »Wie ich anfing [1963/64]«, in: 5Loni Hagelberg, »Unser Freund Friedrich Seiden Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 2), S. 9. 14 Loni Hagelberg, »Unser Freund Friedrich Seidenstücker«, stücker«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie in: ebd., S. 66. Anm. 2), S. 66. 15Die Möglichkeit, farbige Papierabzüge herstellen 6Ebd., S. 66. 7Professionelle Fotografen der Freikörperkultur waren zu lassen, gab es für die breite Öffentlichkeit in etwa Gerhard Riebicke (1878–1957), Lotte Herrlich Deutschland erst ab 1949, als das Agfacolor-Posi (1883–1956), Franz Fiedler (1885–1956) und Mag tiv-Negativ-Verfahren der Benutzung zugänglich ge nus Weidemann (1880–1967), Zeitschriften etwa Die macht wurde. Schönheit, Lachendes Leben, Sonniges Land. 8Das Interesse an einer möglichst raschen Verbrei tung des Agfacolor-Materials auf dem deutschen, europäischen und amerikanischen Markt stand da bei genauso im Vordergrund wie das Signal, mit dem technischen Fortschritt mithalten zu können. Die Festsetzung des Preises in Deutschland erfolgte in Abgrenzung von dem ab 1935 auf dem Markt erhält lichen, wesentlich teureren Material der amerikani schen Firma Kodak. Ein Kodachrome-Film besaß eine Kapazität von nur 18 Aufnahmen, kostete aber 6,50 RM, also etwa 28 €. 9 Janos Frecot, »Der Flaneur mit der Kamera«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 2), S. 85. 10Floris M. Neusüss schreibt: »F. S. war zuerst ein fo tografierender Bildhauer und später ein Fotograf, der Farbe auch modellierte, zeichnete und gern Briefe schrieb.« Vgl. ders., »Zu Friedrich Seidenstücker«, in: Der faszinierende Augenblick 1987 (wie Anm. 2), S. 138. Seiden stücker modellierte bis in die 1960er-Jahre hinein. So schrieb er noch 1965 an Floris M. Neusüss: »Übrigens bin ich wieder am modellieren, wie eigentlich jedes Jahr im Mai, dann packt mich immer der Trieb, [...] habe schon das zweite angefangen, wie meine Art.« Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. Neusüss, 10.6.1965, Berlinische Galerie. 11Neben den Heerscharen unbekannt gebliebener Fo tografen, die ihre Stereoskop-Aufnahmen und oft im Postkartenformat hergestellten Abzüge im 19., aber auch im 20. Jahrhundert direkt – und sicher nicht selten inoffiziell »unter dem Ladentisch« – an den Verbraucher weitergaben, sind z. B. Dora Kallmus und Arthur Benda, das Atelier Manassé, Berlin, das 209 168 |Ohne Titel, um 1948 Untitled, ca. 1948 169 |Ohne Titel, 1941/42 Untitled, 1941–42 170 |Ohne Titel, 1941/42 Untitled, 1941–42 171 |Ohne Titel, 1941/42 Untitled, 1941–42 172 |Ohne Titel, um 1948 Untitled, ca. 1948 173 |Ohne Titel, 1950er-Jahre Untitled, 1950s 174 |Ohne Titel, 1941/42 Untitled, 1941–42 Friedrich Seidenstückers Ruinenund Trümmerfotogafie Antje Schunke »Liebe Heti und Verwandte und Freunde, also ich bin durchgekommen. Näheres schreibe ich nächstes Mal. Vorder- und Mittelhaus sind abgebrannt, aber meins steht. Einige Sachen habe ich verloren, aber es geht.«1 So schreibt Friedrich Seidenstücker am 13. Mai 1945, wenige Tage nach dem Ende des Zweiten Welt kriegs, an seine Schwester Hedwig Seidenstücker nach Unna in Westfalen. Seidenstücker hat überlebt. Nach Kriegsende macht sich der Fotograf mit seiner Kamera auf, um das zerstörte Berlin zu durchstreifen. Mehrere Jahre konzen triert er sich auf die Verwüstungen der einstigen Metropole. Über fünfhundert Aufnahmen von Ruinen und Trümmern sind erhalten. Die Negative, Kontakte und Vintage Prints befinden sich heute zum größten Teil in der bpk – Bildagen tur für Kunst, Kultur und Geschichte in Berlin. Unter den Nationalsozialisten schränkt Seidenstücker seine fotografischen Aktivitäten stark ein.2 Er sieht sich zwei wesentlichen Grundlagen seiner Ar beitsmöglichkeiten beraubt. Zum einen wird das freie Bewegen mit der Kame ra in der Öffentlichkeit durch die Gesetzgebung der Nationalsozialisten immer schwieriger, zum anderen sind der Verlust der freien Presse und vielfältigen Medienlandschaft zu beklagen. Das tägliche Umherstreifen mit der Kamera ist nicht mehr in dem Maße möglich wie vor der Machtergreifung der Natio nalsozialisten, und Seidenstücker zieht sich aus dem überwachten Raum ins Private zurück. Die Auftragslage und die Möglichkeit für Veröffentlichungen verschlechtern sich für ihn zusehends. Er resümiert: »Der verfl. Hitler hat viel an der Harmlosigkeit der Welt verdorben. Die netteste und freieste Zeit, die wir mitmachten, war die nach dem ersten Weltkriege.«3 Die Fotoserie vom zerstörten Zoologischen Garten in Berlin von 1943 stellt Seidenstückers erste Auseinandersetzung mit den Folgen des Krieges dar. Bei den Luftangriffen am 22. und 23. November 1943 wird der Zoo von Bomben aufs Schwerste getroffen worden, nahezu alle Tierhäuser sind in Mitleiden schaft gezogen. Seidenstücker fotografiert unmittelbar danach die Schäden.4 Seine enge Beziehung zum Berliner Zoo ist bekannt. Seit 1904 sucht er ihn regelmäßig auf, in den 1920er-Jahren erhält er eine privilegierte Fotogra fiererlaubnis. Er kennt die Tiere und ihre Gewohnheiten sowie das gesamte 218 Personal vom Wärter bis zum Direktor. Möglicherweise hat ihm diese be sondere Verbindung den Zutritt auf das bombenbeschädigte Areal ermöglicht. Auf einer Fotografie, die das Innere des Aquariums zeigt, ist ein Wärter zu sehen, wahrscheinlich ging dieser mit Seidenstücker über das Zoogelände. Die Aufnahmen, die von überlagertem Fotomaterial zeugen sind untypisch für Seidenstücker, da sie eher dokumentarisch und nüchtern gehalten sind.5 Im Gegensatz zu seinen anderen Fotografien wirken sie durch ihre Sachlichkeit ungewohnt ernst und direkt. Sie geben einen Überblick über das Ausmaß der Zerstörungen. Doch nicht nur die desolaten Gebäude werden gezeigt, sondern auch französische Kriegsgefangene bei Aufräumarbeiten oder tote Tiere. In der Aufnahme vom Elefantenhaus etwa nimmt der Fotograf die gleiche Position ein wie ein Besucher, der direkt vor dem Käfig steht, um die Tiere zu beobach ten. Aber der Blick ins Gehege ist jetzt erschütternd, denn die Innereien der aufgeplatzten Elefantenleiber quellen förmlich durch die Gitterstäbe hindurch (Abb. 55). Bemerkenswert ist auch eine Fotografie von abgebrannten Bäumen im Zoologischen Garten (Abb. 56). Dem naturverbundenen Seidenstücker ist dieser Aspekt der Zerstörung ebenfalls wichtig und bildwürdig. In den ersten Maitagen nach Kriegsende setzt in ganz Deutschland eine Welle von fotografischen Aktivitäten ein. Die Alliierten schicken Fotografen und Jour nalisten aus den eigenen Reihen durch das ganze Land, um die Verbrechen der Deutschen aufzuzeigen. Zu diesen Fotografen gehören Johnny Florea, William Vandivert, George Rodger, Margaret Bourke-White und Lee Miller, die unter an derem die Konzentrationslager nach der Befreiung oder die Lage in den besetzten Städten dokumentieren. Der thematische Schwerpunkt liegt vorrangig auf den Opfern des NS-Regimes. Die Besatzungsbehörden benutzen diese Bilder neben der Archivierung und Publikation in den Medien auch als Erziehungsmittel für die besiegten Deutschen, indem sie sie öffentlich an Aushängen präsentieren.6 Neben Aufnahmen der Opfer entstehen zeitgleich zumeist inszenierte Bilder von Siegern und Besiegten, beispielsweise Victorious Yank von Robert Capa7 oder Jewgeni Ananjewitsch Chaldeijs Aufnahme von sowjetischen Soldaten, die auf dem Reichstag die rote Fahne hissen. Die Fotografien erscheinen in den einheimischen Illustrierten der Alliierten, beispielsweise in Life Magazine in New York, Picture Post in London oder der Tageszeitung Prawda in Moskau und sollen das militärische Eingreifen in Deutschland im Nachhinein mittels aussagekräftiger Bilder legitimieren. Erst einige Wochen später dokumentieren die Reporter der Besatzungsmächte vermehrt auch die Lage der Verlierer und die Zerstörungen im Land. BourkeWhite etwa fotografiert im Juni 1945 eine umfangreiche Luftbildserie von zerbombten Städten. Einige Fotografen, wie Leonard McCombe oder Victor Gollancz, betonen nicht mehr den Unterschied zwischen Tätern und Opfern, sondern legen den Fokus auf das Schicksal aller Menschen.8 Und die deutschen Fotografen? Wie bewerten sie die Situation im eigenen Land? Anfangs gestaltet es sich für die meisten von ihnen schwierig, überhaupt tätig zu werden. Deutsche müssen auf Veranlassung der Besatzungsmächte ihre 219 ABB. 55 | Friedrich Seidenstücker Elefantenhaus, 15 Verluste | November 1943 Elephant House, 15 Fatalities | November 1943 © bpk / Friedrich Seidenstücker ABB. 56 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Kriegszerstörungen im Zoologischen Garten) | Dezember 1943 Untitled (War damage in the Zoological Gardens) | December 1943 © bpk / Friedrich Seidenstücker ABB. 57 | Friedrich Seidenstücker Kronprinzenpalais | Berlin 1946 Kronprinzenpalais | Berlin 1946 © bpk / Friedrich Seidenstücker ABB. 58 | Herbert List Portikus Propyl äen | München 1946 Portico of the Propylaea | Munich 1946 © Herbert List Estate, Hamburg, Germany Fotoapparate abgeben. Es herrscht Fotografierverbot.9 Viele versuchen, sich neu zu orientieren, befinden sich in der Emigration oder noch in Kriegsgefangenschaft. Arbeitsgenehmigungen sind schwer zu bekommen. Oft handeln die Fotografen illegal, aus eigenem Antrieb und ohne Auftrag, wenn sie das in Trümmern ver sunkene Land fotografieren. Aufnahmen der Verwüstungen werden vielerorts ge macht, vor allem jedoch in den größeren Städten. Richard Peter sen. fotografiert in Dresden, Hermann Claasen in Köln, Herbert List in München, Karl Heinz Mai in Leipzig – um nur einige der Fotografen zu nennen. In Berlin sind es unter ande rem Fritz Eschen, Hein Gorny, Edmund Kesting, Hilmar Pabel, Henry Ries. Auch Friedrich Seidenstücker beginnt bereits im Mai 1945, wieder seine foto grafischen Wanderungen durch Berlin aufzunehmen. Einen Anhaltspunkt dafür, dass er in einem bestimmten Auftrag handelt, gibt es nicht.10 Die Stadtland schaft hat sich radikal verändert. Berlin ist nicht mehr die geschäftige Metro pole der 1920er- und 1930er-Jahre mit brausendem Verkehr und hastenden Passanten. Die verschütteten Straßen sind schwer passierbar, oft menschen leer und von zerstörten Häusern gesäumt. Das neue Stadtbild verändert auch Seidenstückers Motivwahl. Fotografierte er vor dem Krieg vor allem Menschen und Tiere, so treten nun verstärkt Gebäude, Plätze und Straßen in den Vorder grund. Sie nehmen etwa ein Drittel der über fünfhundert Aufnahmen ein. Neben unbekannten Ruinen und Straßenzügen bildet er zahlreiche prominente Bauten, unter anderem den Reichstag, die Neue Reichskanzlei oder das Kronprinzen palais, ab. Ein weiteres Drittel zeigt Menschen, darunter viele Kinder, inhäufig nicht identifizierbaren Ruinen. Die letzte Gruppe besteht aus Bildern von Skulp turen. Entstanden sind die Trümmerbilder von Dezember 1943 bis etwa 1950. Betrachtet man die Aufnahmen der prominenten Ruinen, so ist auffällig, dass Seidenstücker vorrangig historische Bauten auswählt. Auffallend ist aber auch, dass erst jetzt politisch bedeutsame Architektur wie die Reichskanzlei, eine der Machtzentralen der Nationalsozialisten, ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit rückt. In ihrem unversehrten Zustand hat sie ihn nicht interessiert. Erst jetzt, in Schutt und Asche liegend, fotografiert er das Gebäude – was durchaus auch als ein politisches Statement gelesen werden kann. Seidenstücker schaut nicht mit dokumentarischem oder architekturhistorisch interessiertem Blick auf die Bauten. Vielmehr sucht er nach Zusammenhängen, indem er die Ruinen und Trümmer in eine Beziehung zu ihrer Umgebung setzt. So etwa bei der Aufnahme des Kronprinzenpalais von 1946 (Abb. 57). Das Motiv erinnert an antikisierende Ruinenarrangements in Landschaftsgemälden des 18. Jahrhunderts – mit dem fundamentalen Unterschied, dass es sich bei Seiden stückers Fotografie um eine reale Situation handelt, die sich zudem nicht in einer idealisierten Natur, sondern in der konkreten Stadtlandschaft Berlins abspielt. Interessant ist hier ein Vergleich mit Herbert List. Dieser fotografiert im zer störten München nach 1945 vor allem barocke und klassizistische Gebäude, die Wahrzeichen der einst so bedeutenden Kunst- und Kulturstadt.11 Doch muss man deutlich zwischen der jeweiligen Vorgeschichte und den bildnerischen Zielen der beiden Fotografen unterscheiden. List hatte sich bereits seit 1937 220 im Zuge seiner Italien- und Griechenlandreisen fotografisch mit den Ruinen antiker Architektur auseinandergesetzt und seinen Blick geschult.12 Auf diese Erfahrungen greift er zurück, wenn er seine Aufnahmen von Kriegstrümmern im zerbombten München nach eher künstlerisch formalen Aspekten komponiert.13 Der Vergleich einer Aufnahme Lists vom Portikus der Propyläen in München aus dem Jahr 1946 mit Seidenstückers Fotografie des Kronprinzenpalais verdeutlicht die jeweilige Herangehensweise (Abb. 58). List wählt die Froschperspektive, um die Architektur aus ihrer Umgebung zu isolieren und zu monumentalisieren. Durch den Bildausschnitt wird das Motiv stark fragmentiert, Raum und Zeit enthoben und damit schwer identifizierbar. Seidenstücker hingegen verortet die Trümmer des Palais ganz konkret in der Stadt Berlin, indem er den Blick auf Dom und Zeughaus im Hintergrund freigibt. Darüber hinaus kann man das Straßenle ben mit Verkehr und Passanten erkennen, was eine zeitliche Einordnung in die Nachkriegszeit erlaubt. Unterschiedlich ist auch die Lichtführung: In Seiden stückers Fotografien ist es eher gleichmäßig zurückhaltend, Lists Ruinen sind dagegen in gleißendes Sonnenlicht getaucht, was die Konturen der Architektur scharf nachzeichnet und akzentuiert.14 In diesen Bildern Seidenstückers kommen Personen kaum vor, die Szenerien scheinen menschenleer. Dagegen tauchen sie in zahlreichen Bildern wieder auf, in denen der Fotograf zeigt, wie sie in und mit den Trümmern leben und sich in der zerstörten Stadt eingerichtet haben: Zwischen sorgfältig aufgeschichteten Ziegeln wird wieder Porzellan verkauft, Kinder nutzen die ausgedienten Pan zerketten als Spielplatz, mit dem »Kartoffelexpress« geht es zur Hamsterfahrt ins Umland. Den Aspekt des Leidens spart er in seinen Fotografien zumeist aus. Es gibt keine Aufnahmen von Toten, Verletzten oder Hungernden wie etwa bei Richard Peter sen., der 1946 eine erschütternde Serie über die Toten der frei gelegten Dresdner Luftschutzkeller fotografiert.15 Auch Gefangene und Solda ten bildet Seidenstücker nicht ab. Dennoch verschließt er sich dem allgemein herrschenden Leiden nicht und dokumentiert auch arme Menschen und Bettler. Doch er tut dies häufig mit dem für ihn so typischen humorvollen Blick und Optimismus. Wer beispielsweise auf Seidenstückers Aufnahme eines auf einem Mauervorsprung sitzenden Mannes nur einen »Kriegskrüppel als Bettler« sieht, der irrt (Abb. 59).16 Auf den ersten Blick mag man dem Glauben schenken, doch ein handschriftlicher Kommentar des Fotografen auf der Rückseite des Vintage Prints belehrt uns eines Besseren: »Musikalischer Sonderling« hat er dort notiert. Seidenstücker, mit seiner Neugier für alles Skurrile, ist sicher durch das selbst konstruierte Musikinstrument auf den Mann aufmerksam geworden. Er sieht dessen Kreativität, weniger sein Elend. Humor durchzieht das gesamte Schaffen des Fotografen, und so scheint es nicht wirklich verwunderlich, dass dieser ebenfalls in seiner Ruinen- und Trümmerfotografie Ausdruck findet. Den noch ist festzustellen, dass er den Menschen nach 1945 nicht mehr so nahe kommt wie in den 1920er- und 1930er-Jahren. Die von ihm so geschätzte Leich tigkeit und Unbeschwertheit der Menschen auf der Straße scheint einer gewis sen Unsicherheit und Scheu gewichen zu sein.17 221 ABB. 46 | Friedrich Seidenstücker Musik alischer Sonderling | 1945 Musical Misfit | 1945 © bpk / Friedrich Seidenstücker ABB. 60 | Friedrich Seidenstücker Skulpturen der Siegesallee | Berlin 1946 Sculptures on Siegesallee | Berlin 1946 © bpk / Friedrich Seidenstücker ABB. 61 | Friedrich Seidenstücker Denk mal Johann von Buch, Siegesallee | Berlin 1946 Statue of Johann von Buch, Siegesallee | Berlin 1946 © bpk / Friedrich Seidenstücker Auch innerhalb der Aufnahmen von beschädigten Skulpturen und Plastiken im Stadtraum von Berlin finden wir Seidenstückers Gespür für Witz und Humor – wobei den Bildern häufig ein ernster Kern innewohnt. Die Siegesallee mit ihren Denkmälern von historischen deutschen Persönlichkeiten bietet ihm eine reiche Motivauswahl. Demontiert und aus ihrem eigentlichen Zusammenhang heraus gerissen, stehen die Statuen nun im Lapidarium wie Gefangene hinter dem Ma schendrahtzaun (Abb. 60).18 Die Ironie wird umso deutlicher, wenn man sich erin nert, dass gerade die Siegesallee in Albert Speers Planungen eine zentrale Rolle spielte. Und was ist nun von ihr übrig geblieben? Gefallene Helden der deutschen Geschichte hinter Gittern. Deutlicher tritt die Komik in der Fotografie eines Denk mals von Johann von Buch und dem darunter sitzenden Pärchen zutage (Abb. 61). Der Witz resultiert aus der Geste der Steinfigur und dem Verhalten des Paares: Die Menschen tuscheln, die Statue darüber beugt sich herab und belauscht nach denklich ihr Gespräch – im Übrigen eine gestellte Szene. Ob Claasen, Peter sen. oder List – zerstörte Skulpturen lassen sich bei vielen Fotografen, die die verwüsteten Städte abbilden, finden. Spannend ist der neue, oft ungewöhnliche oder widersprüchliche Bedeutungskontext, in dem die Figuren nun häufig durch ihre veränderte Umgebung stehen. Die Grundaussage der jewei ligen Bildautoren ist jedoch sehr unterschiedlich. Claasens aus dem Kölner Schutt herausragende Madonnen und Kruzifixe erheben einen anklagenden Ton, während die berühmte Dresdner Rathausfigur und andere Fotografien von Richard Peter sen. eher mahnende Gesten zeigen. List hingegen begibt sich auf die künstle risch formale Ebene.19 Die Besonderheit von Seidenstückers Aufnahmen zerstörter Skulpturen liegt unter anderem in seinem humoristischen Ansatz. Seidenstückers Trümmerfotografien finden in den ersten Nachkriegsjah ren kaum Verbreitung in den Medien. Soweit bekannt, beabsichtigt er nicht, die Aufnahmen in einem Bildband zu veröffentlichen,20 ganz im Gegensatz zu Richard Peter sen., der mit seinem Buch Dresden. Eine Kamera klagt an einen Klassiker der Trümmerfotobücher schuf,21 oder Hermann Claasen, der einen nicht weniger bekannten Bildband über das zerbombte Köln, Gesang im Feuerofen. Köln. Überreste einer alten deutschen Stadt, veröffentlichte.22 Seidenstückers oft optimistisch wirkende Fotografien lassen sich nicht als anklagende Bilder, die an die sinnlose Zerstörung einer Kulturstadt erinnern sollen, verwenden. Es brauchte scheinbar auch einen gewissen zeitlichen Ab stand, um sich seiner Trümmerfotografie zu nähern, denn die meisten Bilder werden erst Jahrzehnte später veröffentlicht. Eine Ausnahme bilden vier Mo tive Seidenstückers von zerstörten Berliner Skulpturen. Sie werden zusammen mit einer Aufnahme von Herbert List in Heute, einer von der amerikanischen Militärregierung herausgegebenen Zeitschrift, im März 1947 publiziert.23 Da nach erfolgt erst 1959 wieder eine Veröffentlichung von zwei Trümmerbildern (erneut Skulpturen) in Photo magazin.24 Die erste größere Präsentation von Seidenstückers Ruinenfotografien findet 1962 in einer Ausstellung anlässlich seines 80. Geburtstages im Kunstamt von BerlinWilmersdorf statt. Die hier gezeigten Motive betonen überwiegend die heitere 222 Sichtweise des Fotografen. In den ab 1980 veröffentlichten Monografien zu Seidenstücker werden nun ebenfalls seine Trümmer- und Ruinenbilder aufge nommen.25 Anlässlich des Jubiläums des Kriegsendes erscheinen 1995 und 2005 eine Reihe bildreicher Publikationen zu 1945 mit Nachkriegsfotografien, darin auch Aufnahmen von Friedrich Seidenstücker.26 Schließlich finden 2005 im Ger man Historical Institute in Washington sowie 2007 in den Goethe-Instituten in Paris und Nancy Ausstellungen zu seiner Ruinenfotografie statt.27 Zusammenfassend kann man also festhalten, dass Seidenstückers Ruinen- und Trümmerfotografien viel später den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben und damit ins öffentliche Bewusstsein gelangt sind als die seiner Fotografen kollegen. Möglicherweise liegt dies an der Grundaussage seiner Bilder. Er ist weder Mahner oder Ankläger noch ein Vertreter der künstlerischen Trümmerfo tografie. Vielmehr macht er die alltäglichen Zwischentöne sichtbar. Als diskreter Beobachter mischt er sich unter die Leute und nimmt an ihrer Sehnsucht nach Heiterkeit und Optimismus in schweren Zeiten teil. Deutlich wird dies in den Aufnahmen der Hochseilgruppe Camilla Meyer, deren Auftritt sowohl Seiden stücker als auch Gerhard Gronefeld fotografieren.28 Während sich Gronefeld ausschließlich auf das Ereignis konzentriert, setzt sich Seidenstücker zu den Zuschauern und ist so selbst einer von ihnen (Abb. 62 und 63) »Ich muss immer mein Staunen wiederholen, […] dass ich mal solchen Erfolg hatte. Von Dauer ist er aber leider nicht gewesen, ich habe kein Buch heraus gebracht, sondern bin ewig nur mit Ilse vergnügt in den Wäldern herumgelau fen […]. Dem leichtfertigen Fotografen flicht die Nachwelt auch keine Kränze«. Friedrich Seidenstücker.29 Antje Schunke ist Kuratorin für Fotografie in Zingst 223 ABB. 62 | Gerhard Gronefeld Auftrit t von Camilla Mayers Hochseilartisten im Lustgarten | 1947 Camilla Mayer’s Tightrope Artists Perform in the Lustgarten | 1947 © G. Gronefeld / DHM, Berlin ABB. 63 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Hochseil-Artistengruppe Camilla Mayer) | 1946 Untitled (Camilla Mayer tightrope artists) | 1946 © bpk / Friedrich Seidenstücker 1Postkarte von Friedrich Seidenstücker an Hedwig 11 Vgl. Ulrich Pohlmann im Vorwort zu: ders. und Lud Seidenstücker vom 13.5.1945, Archiv Friedrich Seiden ger Derenthal, Herbert List. Memento 1945. Münch- stücker, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Ge ner Ruinen, hrsg. vom Fotomuseum und der Graphik schichte, Berlin. sammlung im Münchner Stadtmuseum, Ausst.-Kat. reste einer alten deutschen Stadt, Düsseldorf 1947. Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum, München Vgl. hierzu auch Derenthal 1999 (wie Anm. 4), S. 48 2Interview der Autorin mit Loni Hagelberg am 21.5.2010. Auf die Frage »Was hat er im Krieg ge macht? Hat er fotografiert und publiziert?« antwor bildarchiv, das ihm daraufhin den Auftrag für einen Bildband erteilte. 22 Hermann Claasen, Gesang im Feuerofen. Köln. Über- 1995, S. 7. und S. 62. 12 Seine Fotografien veröffentlicht er 1953 in einem 23 Vgl. O. A., »Heruntergekommen«, in: Heute, 3, 31, tet Loni Hagelberg: »Er war zu Hause. Wenn er Auf Bildband. Vgl. Herbert List, Licht über Hellas (Auf- März 1947, S. 19. Die Zeitschrift erschien von 1945 bis träge bekam, hat er veröffentlicht.« nahmen aus Griechenland zwischen 1937–41), Mün 3 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Georg Kiefer 1947 in München. chen 1953. 24 Holler 1959 (wie Anm. 5), S. 38 f. in Stuttgart, 4.7.1961, Archiv Friedrich Seidenstücker, 13 Vgl. Ludger Derenthal, »Ruinenfotografie als künst 25 Vgl. hierzu Gabriele und Helmut Nothelfer (Hrsg.), bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, lerisches Konzept«, in: ders. 1999 (wie Anm. 4), Friedrich Seidenstücker 1882–1966, Berlin 1980, Berlin. S. 74–86. S. 24–57, ebenso in: Wilde 1980 (wie Anm. 16), 4Es ist davon auszugehen, dass Seidenstücker nicht im Auftrag fotografierte, sondern die Aufnahmen aus eigenem Antrieb machte, denn zum einen sind keine Publikationen dieser Aufnahmen um den Zeitpunkt 14 Ders., »Die magischen Reste«, in: Pohlmann und De S. 319–487. In den beiden Publikationen wird erst renthal 1995 (wie Anm. 11), S. 16. malig umfangreiches Bildmaterial aus den Jahren 15 Richard Peter sen., Dresden. Eine Kamera klagt an, 1945 bis 1950 vorgestellt. Vgl. auch: Bildarchiv Preu Dresden 1949, o. S. ihrer Entstehung bekannt, zum anderen untersag 16 Vgl. Ann und Jürgen Wilde, Friedrich Seidenstücker. te bereits am 8.6.1942 eine Anordnung von Joseph Von Weimar bis zum Ende. Fotografien aus bewegter Goebbels die Veröffentlichung von Trümmerbildern. Zeit, Dortmund 1980, S. 414. ßischer Kulturbesitz (Hrsg.), Der faszinierende Augenblick. Fotografien von Friedrich Seidenstücker, Berlin 1987, S. 121 f. 26 Meike Mayer, Neubeginn. Wiederaufbau des zerstör- Vgl. Ludger Derenthal, Bilder der Trümmer- und Auf- 17 Janos Frecot, »Nähe und Distanz. Der Photograph baujahre. Fotografie im sich teilenden Deutschland, Fritz Eschen«, in: Berlinische Galerie (Hrsg.), Fritz Berlin 1945. Eine Chronik in Bildern, Berlin 2005. Marburg 1999, S. 45, Anm. 2. Eschen, Photographien Berlin 1945–1950, Berlin Seidenstückers Bilder werden jedoch nicht explizit 1993, S. 9. kommentiert, sondern dienen vielmehr als Illustra 5Im und nach dem Krieg muss Seidenstücker offen ten Berlin. 1945–60, Berlin 1995; Antonia Meiners, sichtlich auf Filmmaterial zurückgreifen, das er noch 18 Die Statuen der Siegesallee wurden nach 1945 de besitzt und das inzwischen längst abgelagert ist. montiert und im Lapidarium zwischengelagert. Vgl. Vgl. J. Holler, »Bildgeschichten … in jedem Photo – Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenk- Rubble and Ruins. Friedrich Seidenstücker. Photo Friedrich Seidenstücker«, in: Photo magazin, August mäler. Berlin, München u. a. 1994, S. 488. graphs of Berlin after 1945«, in: Bulletin of the Ger- 1959, S. 38. tionen. 27 Vgl. hierzu Kelly McCullough, »A Flaneur between 19 Derenthal 1999 (wie Anm. 4), S. 74. man Historical Institute Washington DC (Conference 6 Zu nennen sind hier beispielsweise die Psychologi 20 Jedoch sollten möglicherweise Aufnahmen von Seiden Reports), 39, Herbst 2006, S. 107–113; Friedrich Seiden cal Warfare Division (PWD) und das Office of War stücker in einem von Hein Gorny und Adolph C. By stücker. Entre ruines et passé. Photographies de Information (OWI). ers geplanten Berlin-Buch, In Memoriam, publiziert Berlin 1945–1950, hrsg. vom Goethe-Institut Nancy, werden. Doch darüber, wie genau dieses Buch aus Nancy 2007. Die Schwerpunkte in den Ausstellun sehen sollte und ob auch die in Gornys Nachlass gen sind unterschiedlich gelegt: In Washington fin 6Beide publizieren Bildbände: Victor Gollancz, In verbliebenen Seidenstücker-Fotografien darin ab det der Aspekt der Naturzerstörung durch den Krieg Darkest Germany, London 1947; Leonard McCombe, gebildet werden sollten, gibt es bislang keine ge Berücksichtigung, in Paris und Nancy stehen Fragen Menschen erleiden Geschichte. Das Gesicht Europas sicherten Informationen. Vgl. hierzu: Enno Kaufhold, nach Ästhetik und Humor in Seidenstückers Trüm von der Themse bis zur Weichsel 1943–1946, Zürich »Eine Stadt in Trümmern«, in: Hommage à Berlin. [1947]. Vgl. hierzu auch: Derenthal 1999 (wie Anm. 4), Hein Gorny, Adolph C. Byers, Friedrich Seidenstücker. 28 Dieter Vorsteher und Heike Hartmann (Hrsg), Men- S. 16 ff. Photographien 1945–1946, hrsg. von Marc Barbey, schen. Orte. Zeiten. Fotografien am Deutschen Histo- 7Die Fotografie wurde am 14.5.1945 als Titelbild des amerikanischen Life Magazine veröffentlicht. 9Ebd., S. 43. merfotografie im Vordergrund. Ausst.-Kat. Collection Regard, Berlin 2011. 10Einige wenige Aufnahmen von alliierten Soldaten 21 Vgl. Anm. 15; Richard Peter sen. fotografierte, eben sind erhalten. Mit diesen Fotografien verdiente sich so wie Seidenstücker, aus eigener Motivation her Seidenstücker ein kleines Zubrot. Richtige Auftrags aus die zerstörte Stadt, in diesem Fall Dresden. Eine arbeiten waren dies aber nicht. Auswahl seiner Bilder verkaufte er 1949 dem Landes rischen Museum, Heidelberg 2009, Abb. S. 80. 29 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. Neusüss, 8.4.1965, Berlinische Galerie. 224 175 |Ohne Titel (Kriegszerstörungen im Zoologischen Garten), Dezember 1943 Untitled (War damage in the Zoological Gardens), December 1943 176 |Fr anzösische Gefangene bei Aufr äumarbeiten am Hirschgehege nach der Bombennacht (im November 1943), Dezember 1943 French Prisoners Clear the Deer Enclosure after Nocturnal Air Raid (in November 1943), December 1943 177 |Elefantenhaus, 15 Verluste, November 1943 Elephant House, 15 Fatalities, November 1943 178 |Aquarium (Zoo Berlin), Dezember 1943 Aquarium (Berlin Zoo), December 1943 179 |Ohne Titel, 1945 Untitled, 1945 180 |Ohne Titel, 1947 Untitled, 1947 181 |Wilmersdorf, um 1947 Wilmersdorf, ca. 1947 182 |Ohne Titel (Mauerstraße, Berlin), 1946 Untitled (Mauerstrasse, Berlin), 1946 183 |Tiergarten, am Landwehr-K anal, 1947 Tiergarten, by the Landwehr Canal, 1947 184 |Ohne Titel (Berliner Kinder spielen mit Trümmerschutt), 1946 Untitled (Berlin children playing with rubble), 1946 185 |Französischer Dom, 1950 French Church, 1950 186 |Berlin, 1947 Berlin, 1947 187 |Brücke im Tiergarten, 1945/1946 Bridge in the Tiergarten, 1945–46 188 |Tiergartenviertel ab der Rousseau-Insel, 1947 Tiergarten Quarter from the Rousseau Isl and, 1947 189 |Französischer Dom vorm Schauspielhaus, um 1947 French Church by The Schauspielhaus, ca. 1947 190 |Königliches SchloSS, Lustgarten, 1947 Royal Pal ace, Pleasure Garden, 1947 191 |Ohne Titel (Der sogenannte Kartoffelexpress am Bahnhof Potsdam-Wildpark zur Weiterfahrt nach Werder), um 1946 Untitled (The “Potato express” at train station Potsdam-Wildpark on its way to Werder), ca. 1946 192 |Ohne Titel, nach 1945 Untitled, after 1945 192 |Amis im Zoo, um 1948 Americans in the Zoo, ca. 1948 194 |Pal ais Mosse, Löwe von Gaul, 1945 Pal ais Mosse, Gaul’s Lion, 1945 195 |Ohne Titel (Die zerstörte Neue Reichskanzlei, Wilhelmsplatz, Ecke Voßstraße, Berlin), um 1947 Untitled (Damaged Neue Reichskanzlei, Wilhelmsplatz, corner of Vossstrasse, Berlin), ca. 1947 196 |Neue Reichskanzlei, einer der vielen übergroSSen Säle, um 1947 Neue Reichskanzlei, One of the Many Oversize Halls, ca. 1947 197 |Ohne Titel (In der zerstörten Neuen Reichskanzlei), um 1947 Untitled (In the damaged Neue Reichskanzlei), ca. 1947 198 |Hinter der Neuen Reichskanzlei, Nymphensaal, Goebbels Reich, um 1947 Behind the Neue Reichskanzlei, Hall of Nymphs, Goebbels’s Realm, ca. 1947 199 |Ohne Titel (Die zerstörte Alte Reichskanzlei, Wilhelmstraße, Berlin), um 1947 Untitled (Alte Reichskanzlei with war damage, Wilhelmstrasse, Berlin), ca. 1947 200 |Ohne Titel (Der Balkon der zerstörten Neuen Reichskanzlei), um 1947 Untitled (Balcony of the damaged Neue Reichskanzlei), ca. 1947 201 |Ministergärten, um 1947 Ministerial Gardens, ca. 1947 202 |Frühling, 1948 Spring, 1948 203 |Ohne Titel (Kurfürstendamm, Berlin), 1948 Untitled (Kurfürstendamm, Berlin), 1948 204 |Ohne Titel (Hochseil-Artistengruppe Camilla Mayer), 1946 Untitled (Camilla Mayer tightrope artists), 1946 205 |Protest versammlung vorm Reichstag, 9. September 1948 Protest Outside the Reichstag, September 9, 1948 206 |Ohne Titel (Potsdam, am Bahnhof), 1946 Untitled (Potsdam, by the station), 1946 207 |Ohne Titel, März 1947 Untitled, March 1947 Seidenstücker bei der Arbeit und ein Blick ins Negativarchiv Unbek anntes aus dem Nachl ass Ulrike Griebner Abb . 6 4 | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Friedrich Seidenstücker mit Patent-Etui-Kamera) | 1930 Untitled (Friedrich Seidenstücker with Patent Etui camera) | 1930 © bpk / Friedrich Seidenstücker Noch im hohen Alter von dreiundachtzig Jahren trieb Friedrich Seidenstücker die Idee für ein Buch zur Fotogeschichte um: »Man sollte eine 3-bändige Ge schichte der Fotografie schreiben bis 1900, dann bis 50 [...], dann bis heute, immer durchschossen mit der jeweiligen Fototechnik in Foto-Beispielen. […] Auf den Fortschritt der Fototechnik kommt’s mir besonders an.«1 Auffallend ist Seidenstückers Betonung der Fototechnik. Hier mag der technikinteressier te Ingenieur sprechen, gleichzeitig aber auch der Fotograf, der die Entwicklun gen auf dem Fotomarkt verfolgte und nutzte. Aus seinem autobiografischen Text »Wie ich anfing«, 1963/64 verfasst, wissen wir von seinen Anfängen in den 1890er-Jahren. Er spricht von Primitivität und einem selbst gemachten »ersten Apparätchen«, gebaut aus der Linse einer Laterna magica, erinnert sich an seine ersten Fotoplatten, die Extra Rapid 6 x 9 Zentimeter, und an simple Entwicklungstechniken.2 Was hier amateurhaft und wohl auch noch eher aus reinem Technikinteresse begann, entwickelte sich, wie wir wissen, professionell. Im Laufe seiner foto grafischen Tätigkeit verwendete Seidenstücker eine Vielzahl von fotografischen Apparaten und eine breite Palette an Filmmaterial. Er folgte der allgemeinen Entwicklung von schwerfälligen Stativ-, Balgen- und Mittelformatkameras mit Wechselmagazinen zu den kleinen und handlichen Kleinbildkameras, von groß formatigen Glasplattennegativen zum Kleinbildrollfilm. Auch wenn sich heute nicht mehr jede Kamera wirklich im Detail benennen lässt oder exakt datierbar ist, wann Seidenstücker mit welchen Apparaten gearbeitet hat, so lassen sich doch einige identifizieren, vor allem aus den 1930er-Jahren3. Dazu gehören unter anderem eine Patent-Etui-Kamera4 (Abb. 64), eine 9-x-12-TaschenKlapp-Kamera, viele Jahre seine »Leib- und Magenkame ra« für »beste Aufnahmen aus der Hand«5, eine BentzinPrimar6 und eine Tudor-Spiegelreflex-Kamera. Sehr viele Jahre war er nach eigenen Angaben auch mit einer kleinen 260 Zeiss-Ikon-Kamera unterwegs (Abb. 65).7 Die legendäre Leica8 dagegen, die er ste Kleinbildkamera, habe er, so resümiert Seidenstücker, »sonderbarerweise nicht in die Hände« bekommen.9 Er verwendete eine Vorläuferin der Kleinbild kameras, eine Pupille der Firma Nagel.10 Warum Seidenstücker diese Kameras bevorzugte, liegt auf der Hand: »Nie leg te ich Wert darauf, dass man mich als Fotografen erkannte. Mir war es im mer wichtig, heimlich und unbekannt Aufnahmen zu schießen.«11 Er brauchte eine Technik, die dieser Arbeitsweise entgegenkam: handlich, unauffällig und schnell, seine Beweglichkeit war ihm wichtig, diesbezügliche Beschwerlich keiten der Kollegen amüsierten ihn. Stative hatte er regelrecht »gehasst«.12 Die gleichzeitige Verwendung verschiedener Kameras zeigt auch, dass Seiden stücker, entgegen der Selbstuntertreibung »ich war immer ein Momentknip ser« und »das Nichtmaschinenmäßige, amateurhafte, das Menschliche war mir interessanter« nicht einfach amateurhaft knipste, sondern technisch pro fessionell ausgestattet war. Bekannt ist außerdem, dass er eine Dunkelkam mer in der Küche seiner Dachwohnung eingerichtet hatte. Bei der Entwicklung seiner Filme hatte er zwar Hilfe, aber die Abzüge stellte er selbst her.13 Im Seidenstücker-Nachlass der Stiftung Stadtmuseum Berlin, der im Wesent lichen aus seinen Tier- und Zoofotografien besteht, sind über sechstausend Negative und etwa siebentausend Positive archiviert.14 Die Beschaffenheit dieses Nachlasses lässt dabei anschaulich Rückschlüsse auf Seidenstückers Arbeitsweise und den Umgang mit seinen Fotografien zu. Zunächst ein Blick auf die Papierabzüge: Sie liegen überwiegend im Format 13 x 18 Zentimeter vor. Rückseitig tragen sie Seidenstückers Adress-Stempel, die im Laufe der Jahre wechselten. Darüber hinaus finden sich Vermerke über Namens- und Eigentumsrechte Dritter, beispielsweise »Zool-Gart. Berlin wünscht dring. Nennung«. Mit dem Stempel »Ohne Namensnennung dreifaches Honorar!« forderte er auf humoristische Art und Weise seine Bildrechte ein. Die handschriftlichen Klassifizierungen nach Tierarten oder Genre weisen auf Sei denstückers Systematisierung seines Archivs hin. Gelegentlich sind die Bilder datiert. Gebrauchsspuren bis hin zu Einstichen in den Abzügen zeigen, dass sie »ein Leben« hinter sich haben.15 Mit ihnen wurde gearbeitet, sie wurden in die Bildredaktion von Magazinen gesendet, dort -zigfach weder mit Handschuhen angefasst noch besonders sorgsam aufbewahrt. Allerdings weisen die Abzüge mitunter auch Nachlässigkeiten bei der Laborarbeit auf, Fussel vom Negativ wurden nicht entfernt oder die Gelatineschicht zeigt Muschelbruch. Es sind die Abzüge, nicht die Negative, die normalerweise bekannt werden – die Prints gehen an die Öffentlichkeit, das Negativarchiv bleibt beim Autor. Für viele Fotografen ist dieses Archiv fast »heilig« und unantastbar, der »Rohstoff«, auf den immer wieder zugegriffen werden kann. Bei Seidenstücker war das nicht anders. Dieser Beitrag versteht sich als erster Versuch, sich eingehender mit dem Negativbestand des Stadtmuseums, den Glasplatten und Planfilmen, zu be fassen. 261 Abb . 65 L aufboden-Spring-Kamera »Super-Ikonta« mit Tessar, Zeiss-Ikon (Dresden) | 1934 “Super Ikonta” camera with self-erecting baseboard and Tessar lens, Zeiss Ikon (Dresden) | 1934 © bpk / Friedrich Seidenstücker Abb . 66 | Friedrich Seidenstücker Zwergesel | um 1925 Vintage Print (oben) Ganzformatiger Abzug vom Originalglasnegativ (unten) Dwarf Donkey | ca. 1925 Vintage print (above) Full-size print from original glass negative (below) © Stiftung Stadtmuseum Berlin Bei den meisten Negativen stimmt der formale Bildaufbau genau – Perspektive, Goldener Schnitt, Komposition. Ebenso die Belichtung. Seidenstücker be herrschte sein Handwerk. Weniger sorgfältig scheint er dagegen beim Umgang mit der Schärfe gewesen zu sein. Die Negative sind häufig mit Ausschnittan zeichnungen versehen. Manchmal sind diese minimal, kleine Korrekturen von stürzenden Linien oder Beschnitt an den Rändern. Negativretuschen finden sich selten. Spannend ist nun der direkte Vergleich von Negativ und Positiv. Er zeigt, dass Seidenstücker bei der Zoo- und Tierfotografie sehr häufig mit Ausschnittver größerungen gearbeitet hat. Dass auf den Negativen oft viel mehr zu sehen ist als auf den davon gemachten Abzügen, hat unter anderem mit der spezifi schen Situation im Zoo zu tun: Trennende Gitter und Zäune halten die Men schen auf Abstand, bestimmte Barrieren dürfen nicht überschritten werden, nicht zuletzt, um die Tiere nicht zu erschrecken.16 So findet sich unter den Papierabzügen zum Beispiel das Motiv eines jungen Esels. Auf dem Negativ aber ist nicht nur der Esel, sondern das ganze Gehege inklusive der Alttiere zu sehen (Abb. 66). Diese Verfahrensweise (Ausschnitt) erklärt sich auch daraus, dass Seidenstücker direkt auf Anfragen von Verlagen oder Bildredaktionen reagierte und von sich aus möglichst aussagekräftige Bilder für eine Veröffentlichung anbieten wollte. Oft werden aus Hochformaten Querformate und umgekehrt, rechteckige wer den zu quadratischen Bildern. So auch bei der bekannten See-Elefanten-Serie »Roland III fällt in seinen Graben«; entstanden im Mai 1939 und auf einem Kleinbildnegativfilm mit 27 Bildern erhalten. Ein Zeitungsausschnitt zeigt sechs der dramatischen Aufnahmen unter der Überschrift »Der Schreck in der Morgenstunde« in stark beschnittener Form gegenüber den von Seidenstücker gelieferten Abzügen – eine durchaus übliche Praxis bis heute: Bildredak teure greifen ein, um die Motive ins Seitenlayout einzupassen oder gerade durch Beschnitt auch eigene Interpretationen einfließen zu lassen (Abb. 67 und 68).17 Hier handelt es sich um eine zusammenhängende Serie – die publizierte Dokumentation eines zufällig beobachteten Ereignisses. Ähnlich ist es bei der kleinen dreiteiligen Serie einer jungen Frau am See auf der Flucht vor aggressiven Gänsen.18 Die Fotografien wirken formal wie aus einem Guss. Aber die Glasnegative, die in zwei unterschiedlichen Formaten (6,5 x 9 Zentimeter und 9 x 12 Zentimenter) vorhanden sind, zeigen, dass Seidenstücker offensichtlich während der Aufnahme die Kamera wechselte. Eine zeitliche, wenn auch kurze Differenz zwischen den Aufnahmen ist also anzunehmen. Die Position der Tiere und der Frau deuten auf eine inszenierte Situation hin. Auf den Negativen ist ein sehr viel größerer Ausschnitt der Um gebung als auf den Abzügen zu sehen. Erst durch die Ausschnittvergrößerung wird aus den sehr unterschiedlichen Bildern eine einheitliche Serie, die wie eine filmische Sequenz wirkt (Abb. 69). Serien entstanden bei Seidenstücker gewöhnlich nicht beauftragt, sondern oft ergaben sich Zusammenhänge durch nachträgliche Gruppierung. Er entdeckte, 262 Abb . 68 | Friedrich Seidenstücker sammelte und wertete, stellte Bilder in anderen Kontexten neu zusammen, mit neuen Ideen und neuem Bildausschnitt. Eine Zusammenstellung höchst ungewöhnlicher Art ist die Serie von toten Vögeln. Es sind Zufallsfunde – ein toter Spatz, der sich aus einer Jalousie nicht mehr befreien konnte, eine erfrorene Amsel auf der Straße. »Tote Tiere kranke« steht auf der Negativschachtel. Vergrößert hat Seidenstücker sie auf sein übliches Format 13 x 18 Zentimeter. Auch hier verrät der Vergleich zwischen Negativ und Papierabzug etwas über die Entstehung der Bildserie. Den Spatz drapierte der Fotograf stilllebengleich auf seinem Schreibtisch, auf einem weißen Blatt Papier, umgeben von Büchern, Papieren und seiner Brille. Doch im Abzug ist der Vogel aus diesem Kontext isoliert (Abb. 70). Da es Seidenstücker offensichtlich um die Dokumentation des toten Tieres ging, hat er sich ganz auf diese Nahaufnahme konzentriert. Zusammen mit den anderen Vögeln entstand daraus eine expressive, fast morbide Reihe. Seidenstücker hat Bilder wie diese nicht chronologisch nach Entstehungsdatum, sondern gattungsspezifisch oder zoologisch systematisie rend archiviert. Es ging ihm und dem langjährigen Abneh mer seiner Aufnahmen, dem Zoologischen Garten19, eben vielfach um typische Verhaltensweisen der Tiere, ihr Aus sehen, ihre Charakteristik. Seidenstücker porträtierte sie und fotografierte Details wie Felle, Häute, Hufe, Krallen oder Augen. Um zu solchen Aufnahmen kommen zu kön nen, musste er nahe an sein Motiv herangehen. Es blieb also nur entweder der Griff zum Teleobjektiv oder später im Fotolabor die Ausschnittvergrößerung. Für die Tierund Zoofotografie durchaus keine ungewöhnliche Vorge hensweise. Die Frage stellt sich nun, ob sich auch in anderen Mo tivbereichen in Seidenstückers Werk ähnliche Eingriffe und Bearbeitungsweisen finden lassen. Besonders in teressant scheint hier ein Blick auf die umfangreichste 263 Roland III fällt in seinen Graben | 27.5.1939 Zeitungs-Veröffentlichung Roland III Falls into His Moat | May 27, 1939 Newspaper version © Stiftung Stadtmuseum Berlin Abb . 67 | Friedrich Seidenstücker Roland III fällt in seinen Graben | 27.05.1939 Vintage Print | um 1950 Roland III Falls into His Moat | May 27, 1939 Vintage print | ca. 1950 Gruppe seines Werkes, die Stadtfotografie, wovon die Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte (bpk) in Berlin den größten Bestand im Archiv aufbe wahrt, auch hier Negative und Positive. Zwar ist das Vergleichsmaterial nicht so umfangreich vorhanden wie bei der Tierfotografie (die Anzahl der Negative ist deutlich geringer als im Stadtmuseum), für den untersuchten Bestand lässt sich aber sagen, dass auch hier die Negative Spuren von Ausschnittanzeichnungen tragen, Hoch- zu Querformaten werden und umgekehrt, und dass Seidenstücker auf die gleiche Weise aus seinen Negativen Ausschnittvergrößerungen herge stellt hat. Ein Beispiel dafür ist die berühmte Serie der Pfützenspringerinnen, bei der er mit genau derselben Konsequenz in das Negativ eingegriffen hat wie bei der Frau mit den Gänsen. Die von Seidenstücker erzeugte Bildwirkung entsteht dadurch, dass er sich von allem Überflüssigen zugunsten einer prä gnanten Aussage trennt. Die für die Tierfotografie gemachten Aussagen sind also offensichtlich keine Ausnahme, sondern gehören zu Seidenstückers Arbeitsweise und betreffen auch andere Teile seines Werkes. Positiv- und Negativarchiv des Fotografen im Vergleich zu untersuchen, bietet dem Fotohistoriker die Möglichkeit, nicht nur dessen Arbeitsweise zu analysieren, sondern auch die von ihm getroffenen ästhetischen Entscheidungen nachzuvollziehen und gegebenenfalls zu hinter fragen. Ulrike Griebner ist Kuratorin in der Fotografischen Sammlung in der Stiftung Stadtmuseum Berlin Abb . 70 | Friedrich Seidenstücker Spatz. Zwischen Jalousie eingeklemmt und eingetrocknet | um 1950 Ganzformatiger Abzug vom Originalnegativ (oben) Vintage Print (unten) Sparrow: Caught in Window Blind and Dried Out | ca. 1950 Full-size print from original glass negative (above) Vintage print (below) © Stiftung Stadtmuseum Berlin 1 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. 6Der Bentzin-Primar war eine Spiegelreflexkamera, Neusüss, 3.5.1965, Berlinische Galerie. 1898 von Curt Bentzin (1862–1932) entwickelt. 2 »In primitivster Weise entwickelte ich mit den sim 7Friedrich Seidenstücker, »Wie ich anfing« [1963/64] pelsten Mitteln unter einer Reisedecke, die ich über (wie Anm. 2), S. 9. mich legte, mit rotem Papier, das ich über eine klei Wahrscheinlich handelt es sich um die 1930–1939 ne, runde Öffnung im Fußboden legte, so daß das hergestellte Klappkamera vom Typ Ikonta mit ver Licht von unten kam. Also viel umständlicher kann schiedenen Negativ-Formaten, Ausstattungen und man es nicht machen und zur Nachahmung kann ich Bestückungen, gedacht als Konkurrenz zur erfolgrei es nicht empfehlen.« Vgl. Friedrich Seidenstücker, chen Leica. »Wie ich anfing« [1963/64], in: Bildarchiv Preußi 8Die Leitz Camera wurde bereits 1913 von Oskar Bar scher Kulturbesitz (Hrsg.), Der faszinierende Augen- nack (1879–1936) entwickelt und 1925 erstmals auf blick. Fotografien von Friedrich Seidenstücker, Berlin der Leipziger Frühjahrsmesse der Öffentlichkeit vor 1987, S. 9. gestellt. 3 Vgl. hierzu u. a. Das deutsche Lichtbild, Jahrgänge 9Friedrich Seidenstücker, »Wie ich anfing« [1963/64] 1930–1938, jeweils im Anhang, wo zu jeder Fotogra (wie Anm. 2), S. 9. fie detailliert die fototechnischen Angaben aufge 10Die Nagel-Pupille war eine hochwertige Kompakt führt wurden. kamera, entwickelt von einem der deutschen Fo 4Die als »die flachste« Klappkamera beworbene topioniere, August Nagel (1882–1943), und vom Patent-Etui-Kamera wurde mit Gründung der Werk Nagel-Werk in Stuttgart zwischen 1930 und 1935 stätten Guthe & Thorsch, Kamera-Werkstätten Char hergestellt. Auflage: nur 5000 Stück. Sie wog ganze les A. Noble Niedersedlitz, 1919 entwickelt und pro 370 Gramm; ein Entfernungsmesser und ein Spiegel duziert. reflexsucher waren als Zubehör erhältlich. 5Friedrich Seidenstücker, »Wie ich anfing« [1963/64] 11 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. (wie Anm. 2), S. 9. Neusüss, 23.8.1965, Berlinische Galerie. 264 12Friedrich Seidenstücker, »Mein Lebenslauf«, 17.8.1931, unveröffentlichtes Manuskript, Kopie in der bpk – Bild agentur für Kunst, Kultur und Geschichte. 13Seidenstücker erinnert sich » […] auch mussten alle meine Hilfen […] im Dunkeln immer die 9 x 12 Platten einsetzen, und meine jetzige augenblickliche Tippe musste auch lange abends nach meinen Ausflügen die langen 6 x 9 Filme entwickeln […].« Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. Neusüss, 23.8.1965, Berlinische Galerie. 14 Zum Seidenstücker-Nachlass und der Sammlung Inge und Werner Kourist in der Stiftung Stadtmuseum Berlin vgl. den Beitrag der Autorin in diesem Kata log, S. 304/05. 15In der Seidenstücker-Ausstellung 1962 im Kunstamt Wilmersdorf wurden Abzüge direkt auf die Ausstel lungstafeln genagelt. So erklären sich die Löcher in manchen Aufnahmen. 16Seine Beobachtung einer Wildschweingeburt kom mentiert Seidenstücker wie folgt: »Aufnahmen konnte ich nur in 6 m Entfernung machen. [...] Eine gute Aufnahme war wegen des ungünstigen Gehe ges nicht möglich. In ungünstigen Umzäunungen ist der Berliner Zoo groß.« Vgl. Friedrich Seidenstücker, »Geburt von 6 kleinen Wildschweinen«, unveröf fentlichtes Manuskript in der Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM 2011-0882 KOU. 17Interessant ist hier auch Seidenstückers »Regiean Abb . 69 | Friedrich Seidenstücker weisung« bzw. Vorschlag: »Für die Redaktion: Um Ohne Titel | um 1955 Ganzformatige Abzug vom Originalglasnegativ und spätere Abzug Untitled | ca. 1955 Full-size print from original glass negative and later print die dramatischen Bilder mit den Peitschen bringen zu können, ist es zweckmäßig, jedesmal die Peitsche ganz wegzumalen, dafür eine Faust oder einen Zeigefinger zu malen oder zu zeigen, dann sind die Bilder wohl erträglicher.« Vgl. Friedrich Seidenstücker, »Roland III fällt in seinen Graben«, in: Der faszinierende Augen- © Stiftung Stadtmuseum Berlin blick 1987 (wie Anm. 2), S. 86. 18Seidenstücker stellte Listen zusammen, unter ande rem die Liste »Meine besten Bilder«. Hier stehen die Aufnahmen unter der Rubrik »Sportmädels« unter der Bezeichnung »Eva läuft vor Gänsen« gelistet. Vgl. Friedrich Seidenstückers Listen »Meine besten Bilder«, »Gute Bilder«, unveröffentlichtes Manu skript, undatiert [nach 1948], Kopie in der Berlini schen Galerie. 19Diverse Vintage Prints tragen auf der Rückseite die Information »Zool.-Gart. Berlin wünscht dring. Nen nung«. 265 266 267 Der Nachl ass kein Geld, seine Fotos aus dem Nachlass Rol and Klemig zu kaufen.« Begeisterung hinrissen. Treffsicher, voller im Frühjahr 1975 Wir redeten eine Weile und trafen eine Humor, menschlich einfühlsam – der Mann Vereinbarung: Er gibt mir die Adresse des muss ein Auge gehabt haben, dachte ich. Im Todesjahr von Friedrich Seidenstücker Nachlassverwalters, wir kaufen die Fotos, Und ein Herz dazu. wurde das Bildarchiv Preußischer Kulturbe erhalten die Nutzungsrechte für das ge Der Zoologe hatte es gut. Er kannte seine sitz in Berlin gegründet. Knapp fünf Jahre plante Buch, anschließend bekommt er die Tiere. Das Aufnahmedatum war für ihn un später, im Frühjahr 1971, hörte ich zum er Tierporträts. Der Rest, wenn er was taugt, wichtig. Aber die Frau mit dem Kinderwa sten Mal den Namen des Fotografen Fried bleibt bei uns im Bildarchiv Preußischer gen, die Asphaltarbeiter, die Ofensetzer, rich Seidenstücker. Ich erhielt den Anruf Kulturbesitz. die flotten jungen Mädchen, die Paare am eines westdeutschen Verlages: »Wir planen So erhielt ich die Telefonnummer eines Ber Wannsee, die kletternden Kinder – wann? ein Buch über das Verhalten von Tieren liner Trödlers. Die Nummer stimmte nicht wo? beim Liebesspiel. Da gab es einen Foto mehr. Als ich die richtige hatte, war der Chef Die Fotos waren hinreißend. Einzelbilder, grafen in Berlin, der das aufgenommen hat, im Urlaub. Eine Frauenstimme meinte, dass keine Serien. Jedes Bild ein Treffer. Nega er soll Seidenstücker heißen. Könnten Sie irgendwelche Fotos mal auf die Müllkippe tive und Kontakte im Format 24 x 36 Milli uns diese Fotos beschaffen?« gekommen seien. Zwei Wochen später rief meter bis 9 x 12 Zentimeter. Alltag, gesehen Wir besaßen keine Fotos von diesem Foto der Trödlerchef bei mir an: »Den Fotokram von einem Talent. Kleinbildkunstwerke. grafen. Ich versuchte, mich zu informieren. vom Seidenstücker wollen Sie? Da stehen Kein Gedanke an einen Rücktransport. Was Beim Ullstein-Bilderdienst erfuhr ich: »Das bei mir noch zwei Kisten. Da war wohl nur würde der Trödler dafür fordern? Eine Mark war ein guter Mann, konnte was. Keine eine Schwester als Erbin, als er starb. Die pro Bild? Das wären etwa 8 000 DM. Oder Ahnung, wo der abgeblieben ist. Soll vor wollte das Zeug nicht. Hat auch eine Menge zwei oder fünf Mark? Das würde unsere fi ein paar Jahren gestorben sein. Fragen Sie schon der Müll abfuhr übergeben. Können nanziellen Möglichkeiten übersteigen. Ich mal bei der Landesbildstelle. Oder beim Zoo Sie was zahlen? Also, ich bringe Ihnen rief ihn an: »Was wollen Sie haben für den logischen Garten.« die Kisten hin, gucken Sie sich’s an. Dann ›Fotokram‹?« Ich rief die Berliner Landesbildstelle an. handeln wir den Preis aus. Aber den Rück »Also, weil Sie es sind und der Preußische »Seidenstücker? Ja, dieser Fotograf ist vor transport, wenn Sie das Zeug auch nicht Kulturbesitz und die Preußen sowieso kein Kurzem gestorben. Wir bekamen seinen haben wollen, den zahlen Sie, klar?« Geld haben – und ein Berliner Fotograf soll Nachlass angeboten, hatten aber kein In Er schleppte zwei große Holzkisten mit in Berlin bleiben –, zahlen Sie mir die Lager teresse, diese Fotos zu erwerben. Zu viel Eisenbeschlägen an. »Viel Glas dabei, seien kosten für drei Jahre, pro anno 500 DM, und Genre, viele Tiere, Landschaften und Ost Sie vorsichtig, Bruch darunter, hab’ mich ich hab’ wieder Platz in meinem Keller, ab preußen. Wir wissen leider nicht, wo die auch schon geschnitten. Als die Wohnung gemacht?« – »Einverstanden! Schicken Sie Bilder heute sind.« ausgeräumt wurde, ging manches den Bach mir die Rechnung.« Der Zufall kam mir zu Hilfe. Ein Berliner hinunter. Alte Klamotten, alte Fotoappara Eine Sternstunde für das Bildarchiv Preus Zoo loge besuchte mich am Tag darauf. Er turen – wertloses Zeug. Was soll so ein sischer Kulturbesitz und für Werner Kourist, brauchte Fotos von einem sehr seltenen armseliger Fotograf schon besitzen.« den Zoologen, der noch heute stolzer Be Tier. Ich fragte ihn nach Seidenstücker. Der Zoologe nahm dienstfrei. Wir saßen sitzer der Tierfotos von Friedrich Seiden »Seidenstücker? Und ob ich den kenne, zwei Tage und Nächte, wühlten und sor stücker ist und mit dem ich seit diesen da habe ich das Vorkaufsrecht. Der beste tierten. Teils verzückt, teils enttäuscht. beiden denkwürdigen Tagen und Nächten Tierfotograf, den es je gab – nach Hedda Sich liebende Tiere waren wenig darunter. befreundet bin. Walther, die das Buch Tiere sehen dich an Negative, Positive, Glas, Film, Papierbilder – Wir begannen zu sortieren und zu ordnen: gemacht hat, mit dem Paul Eipper zusam ein chaotisches Durcheinander. Kaum eine Menschen in Berlin, in Potsdam, Branden men. Die Walther lebt ja noch. Aber auf Beschriftung, keine Daten. Ich dachte an die burg, Ostpreußen, Bauern in den Masuren, den Seidenstücker bin ich scharf. Der hatte Arbeit, die uns bevorstand mit dem Ordnen, Wälder, Seen. Hübsche Mädchen, dicke einenganz anderen Stil. Ich hatte nur bisher Beschriften, Recherchieren … Mir grauste. Frauen. Menschen bei der Arbeit und in 269 Dann wiederum entdeckten wir Fotos, die zur der Freizeit: geschäftig und gelangweilt, Fotografen der 1920er-Jahre bekannt – da hinaus zu weiteren Editionen mit einzelnen gehetzt und schlafend, konzentriert und runter auch der uns unbekannte Friedrich Motiven. Dadurch konnte auch eine Aus vergnügt, mit List und Lust beobachtet, im Seidenstücker. stellung in unserer Kölner Galerie realisiert richtigen Moment geknipst, mit viel Sinn Diese erste Entdeckung veranlasste uns zu und Seidenstückers Fotografien erstmals für Humor, heimlich oftmals und von hinten weiteren Nachforschungen. Aus Fotobän als Fotokunstwerke zum Verkauf angeboten aufgenommen, als habe Friedrich Seiden den wie Das deutsche Lichtbild erfuhren werden. stücker das Gedicht von Kurt Schwitters wir, dass sich Seidenstücker vor allem Schließlich konnten wir Evelyn Weiß und auf Anna Blume gekannt: »... man kann mit der Tier- und Zoofotografie beschäft Klaus Honnef, die Kuratoren für Fotografie Dich auch von hinten lesen ... Du bist von igt hatte. Es dauerte nicht sehr lange, bis und Neue Medien der documenta 6 des hinten wie von vorne: ›a-n-n-a‹.« wir das Glück hatten, eine Serie von Se Jahres 1977, von der bis dahin nicht er Keine manipulierten Fotos, keine nachträg idenstückers Berlin-Fotos zu erwerben, die kannten Bedeutung Seidenstückers über lichen Ausschnitte, liebevoll beobachtet, Volker Kahmen, den Herausgeber des Bu zeugen. Sie stellten seine Arbeiten neben schnell und gekonnt fotografiert – Friedrich ches Fotografie als Kunst, derart begeister denen so berühmter Fotografen wie Henri Seidenstücker. ten, dass er sich entschloss, sie 1972 in die Cartier-Bresson, Werner Bischof, Lewis W. Publikation aufzunehmen. Wir begannen, Hine und Weegee aus. Rol and Klemig noch gezielter den Nachlass von Friedrich Eine umfassende Durchsicht des Nachlass war von 1966 bis 1986 der erste Leiter des Seidenstücker zu suchen. Unser Weg füh es verschaffte uns eine recht große Ken Bildarchivs Preußischer Kulturbesitz rte uns nach Berlin. In der Landesbildstelle ntnis der Arbeiten von Friedrich Seiden erfuhren wir, dass ein Kunsthändler und stücker. So überraschte es nicht, dass uns Trödler vor nicht allzu langer Zeit dort den Roland Klemig 1980 dem Harenberg Ver Augenblick. Nachlass angeboten hatte, der Ankauf aber lag für die Herausgabe des Bibliophilen Fotografien von Friedrich Seidenstücker, Berlin 1987, abgelehnt worden war. Man konnte uns Taschenbuchs Von Weimar bis zum Ende. S. 70/71. nicht mehr als den Namen des Händlers Fotografien aus bewegter Zeit empfahl. Es nennen, den wir dann aus dem Berliner war die erste monografische Publikation Telefonbuch schnell ermittelten. Leider ka über die Berliner Aufnahmen von Friedrich Wie wir Seidenstücker entdeckten men wir zu spät. »Ein Bildarchiv in Berlin Seidenstücker. hat ihn gekauft, dessen Anschrift hat et Die überwältigende Fülle der Bilder stellte Ann und Jürgen Wilde was mit dem 20.-Juli-Attentat zu tun«, so uns vor die schwierige Aufgabe, eine sinn die Erinnerung des Händlers, der die Sache volle Struktur für das Buch zu entwickeln. Zu Mit dem Erwerb eines Teilnachlasses des scheinbar schnell vergessen wollte. Auch einem roten Faden wurden, wie ein Rezensent Anmerkung: Unveränderter Nachdruck aus: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Der faszinierende Münchener Kunsthistorikers Franz Roh im hier half uns der Blick in das Telefonbuch, des Buches später so treffend schrieb, Jahr 1968 eröffneten sich uns aus dessen und wir fanden das Bildarchiv Preußisch schließlich die Kinder in Berlin. Sie waren sehr aktiven Beschäftigung mit dem damals er Kulturbesitz (bpk), das damals in der eines der Lieblingsthemen des Fotografen. für die Kunst der Moderne neuen Medium Stauffenbergstraße ansässig war. Unsere Das Buch wurde ein Erfolg und erschien in der Fotografie Bildwelten und Zusammen Nachfrage wurde dort mit großer Überra vier Auflagen. Es machte Seidenstücker ei hänge, die für uns weitgehend unbekannt schung aufgenommen, weil die Kisten mit nem noch größeren Publikum bekannt, als es und spannend waren. dem Seidenstücker-Nachlass gerade erst die Ausstellungen vermochten. Fast gleichze Weder kannten wir Rohs heute berühmte ausgepackt worden waren. itig – angeregt durch unsere intensive Forsc Publikation foto-auge noch die beiden Bän Die sehr intensive und unkomplizierte hungsarbeit – beschäftigten sich Gabriele de der Fotothek-Reihe László Moholy-Nagy Zusammenarbeit mit Roland Klemig, dem er und Helmut Nothhelfer in ihrem Lehrauftrag und Aenne Biermann. Die erhaltenen Briefe, sten Leiter des Bildarchivs, bot uns 1978 die an der Freien Universität Berlin mit dem die Aufzeichnungen für neue Buchtitel, die Möglichkeit zur Herausgabe eines Seiden Fotografen Seidenstücker und veröffentli verschiedenen Fotografien und zahlreichen stücker-Portfolios mit zehn Fotografien chten 1980 im Verlag A. Nagel den kleinen Zeitschriftenausschnitte machten uns mit (Handabzüge auf Barytpapier) und darüber Band Friedrich Seidenstücker 1882–1966. 270 ErschlieSSen – Zugänglich machen – Bewahren Im Laufe der Jahre wurde der Kreis der Zeitzeugen, die wir besuchten und zu Seiden stücker befragten, immer größer. Wir hatten das Glück, noch Freunde, Bekannte, Ver online zu finden ist, wird bereits von vielen Nutzern als nicht vorhanden wahrgenom men. Doch nur Insidern ist bekannt, mit was für einem hohen personellen und ma und überwiegend humorvollen Geschichten Die Aufarbeitung des Seidenstücker-Nachlasses in der Bildagentur bpk über ihn erzählten. Selbst sein Modell, das Hanns-Peter Frentz wandte und eine Schwester des Fotografen kennenzulernen, die uns ihre persönlichen sich nackt vor dem Weihnachtsbaum von ihm teriellen Aufwand die sorgfältige inhaltliche Erschließung, das Zugänglichmachen und die langfristige Erhaltung von historischen Fotoarchivbeständen verbunden ist. Deshalb möchte ich die vielen notwendigen Arbeiten hatte fotografieren lassen, gehörte dazu. Das Teilkonvolut von Fotografien Fried an dieser Stelle einmal kurz skizzieren. Seit der Entdeckung von Seidenstücker ha rich Seidenstückers, das vom Bildarchiv Im ersten Schritt wurden, wie nach Archiv ben wir seine Fotografien gesammelt, sie Preußischer Kulturbesitz 1971 erworben übernahmen bei unserer Bildagentur üblich, aus verschiedenen privaten Quellen, aber wurde, umfasst etwa siebentausend Bild die eindrucksvollsten sowie die durch auch auf dem Kunstmarkt und auf Auktionen motive. Veröffentlichungen bereits bekannt ge erwerben können. Mit dem bpk tauschten Es ist nach unserer Kenntnis, neben dem wordenen Fotos ermittelt, damit diese wir einige Bilder mit Fotografien aus unserer Nachlass in der Stiftung Stadtmuseum Ber möglichst zeitnah zur Verfügung gestellt Sammlung, die einen Bezug zu Berlin hatten, lin, der größte überlieferte Seidenstücker- werden konnten. Dieses Konvolut von nur aber von anderen Fotografen stammten. Der Bestand, der an einem Ort aufbewahrt einigen hundert Fotos wurde der Archiv Bestand unserer Seidenstücker-Sammlung wird. Viele dieser Fotografien sind auch in systematik zugeordnet und inhaltlich de umfasst heute mehrere Hundert Aufnah diesem Katalog abgebildet. tailliert erschlossen. Anschließend fer men und zahlreiche Archivalien, darunter Der Seidenstücker-Nachlass kam vor meh tigte das hauseigene Fotolabor von diesen befinden sich auch Privataufnahmen seiner reren Jahrzehnten nahezu ungeordnet in Motiven hochwertige neue Abzüge auf Freundinnen Loni, Friedel und Gisela. unser Archiv. Negative auf Glas und auf Barytpapier an, die auf der Rückseite mit Der wesentliche Bestandteil befand sich von Filmmaterial, Positive auf Papier und einige Archivnummer, Betextung und dem Bild 1992 bis 2011 als Dauerleihgabe im Spren wenige Dias. Beschriftungen gab es meist nachweis versehen und im Gebrauchsarchiv gel Museum Hannover und wurde 1997 nur auf den Positiven, oft unvollständig und abgelegt wurden. Damit standen sie bereits in der Ausstellung Der humorvolle Blick. ohne Datierung. Als freundliche Schenkung kurze Zeit nach dem Ankauf des Archivs für Fotografien 1923–1957 gezeigt. Im gleich des Sammlers Werner Kourist kamen 2007 Recherchen von Nutzern zur Verfügung. Da namigen Katalog wurden auch Aufnahmen noch einige weitere Motive hinzu. heute die Bereitstellung von Fotografien, veröffentlicht, die Seidenstücker von seinen Das Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, das außer für Ausstellungen, ausschließlich in Freundinnen gemacht hat. Ihre Erinnerungen seit 2008 unter dem neuen Namen bpk – Bild Form digitaler Datensätze erfolgt, ist die sind im Katalogtext teilweise noch einmal agentur für Kunst, Kultur und Geschichte firm Erstellung von Abzügen inzwischen nur festgehalten. iert, ist nicht steuerfinanziert, sondern muss noch auf Ausnahmefälle begrenzt. Unser Seidenstücker-Archiv wird nun als alle Ausgaben durch eigene Einnahmen – Die Bearbeitung des Seidenstücker-Bestands Gesamtbestand in unsere Stiftung in die die es aus der Bereitstellung von Fotos für erfolgte nach der beschriebenen Erstaus Münchner Pinakothek der Moderne über Veröffentlichungszwecke und der Vergabe wahl in mehreren Etappen durch zeitlich führt und dort nach der Katalogisierung in von Nutzungsrechten erzielt – decken. Die befristet beschäftigte Fachkräfte. Daniela Zukunft öffentlich zugänglich sein. Bearbeitung der Fotos von Friedrich Seiden Grunz ordnete nach einer umfangreichen stücker zog sich deshalb, und auch aufgrund Sichtung Motive, die sowohl als Negative als Ann und Jürgen Wilde sind Sammler, der schwierigen Recherchen, über viele Jahre auch als Abzüge vorhanden waren, einander Galeristen, Archivare, Stifter hin. Nutzer der Bildarchive erwarten heute, zu. Sie nahm zudem eine Vorsortierung des dass möglichst alle wichtigen Bildmotive Bestands nach Themengruppen vor. Die Fo des Bestands online über eine Datenbank torestauratorin Maria Bortfeldt säuberte die im Internet recherchierbar sind. Was nicht zum Teil schwer angegriffenen Glasnegative. 271 »Aber die Leute missverstehen mich vollkommen, ich räume nur auf.« 1 Zur Langzeitsicherung der wertvollen Origi Unsere nalbestände wurden von ihr die Glasnega Gesamt bestand von etwa zwölf Millionen tive in Klappumschläge aus ungepuffertem Fotografien über mehrere solche Archive. Papier, die Filmnegative in Negativhüllen Hier wäre die hochwertige inhaltliche Er aus Polypropylen und die Vintage Prints in schließung und Digitalisierung von über 50 Hüllen aus hochreinem Alpha-Cellulose- Prozent der Motive weder wirtschaftlich Papier verpackt. Bettina Wegner bearbe umsetzbar noch nutzerfreundlich. Große itete Teilbestände aus der Zeit der Weimar zeitgeschichtliche Bildarchive haben die Der Nachl ass in der Stif tung Stadtmuseum Berlin er Republik sowie aus den Jahren nach 1945 Aufgabe, vor der Erschließung von Foto Ulrike Griebner mit dem Themenschwerpunkt Arbeitswelt. beständen immer eine sorgfältige Auswahl Antje Schunke erfasste in ihrer mehrjähri zu treffen. In der richtigen Auswahl liegt »Trotzdem Sie meine Bilder loben, gehörte Bildagentur verfügt in ihrem gen, mit vielen Recherchen und Textüber sogar eine besondere Qualität. Trotzdem es sich für mich, von der Fotobühne ab arbeitungen verbundenen Tätigkeit etwa ist uns bewusst, dass Auswahl auch im zutreten, um Jüngeren Platz zu machen!«2 viertausend Motive in unserer MuseumP mer einen subjektiven Faktor beinhaltet. So äußert sich Friedrich Seidenstücker 1965 lus-Datenbank und kuratierte im Anschluss Deshalb setzen wir uns nachhaltig für den mit einem gewissen Selbstverständnis ge eine internationale Wanderausstellung mit langfristigen Erhalt analoger Bildbestände genüber Floris M. Neusüss. Abtreten ja, aber Friedrich Seidenstückers Fotografien vom ein. Einerseits, weil die Originalbestände so richtig trennen kann er sich von seinem kriegszerstörten Berlin nach 1945. Mirjam neben der Aura des Originals auch immer Archiv nicht.3 Er schaut es wiederholt durch, Rüger erfasste in Vorbereitung der aktuel Informationen enthalten, die von einem sortiert, klassifiziert,4 sucht Motive, verkauft len Ausstellung weitere Motive in unserer Scan nicht wiedergegeben werden können, einige wenige Dubletten seiner Aufnahmen, Datenbank. Dietmar Katz, der Leiter unserer andererseits, um auch späteren Genera stellt Verluste fest (Teile seines Archivs Scanabteilung und unseres Fotolabors, er tionen die Möglichkeit zu geben, eventuell waren im Krieg zerstört worden). Von den stellte mit seinem Team von dem Seiden noch einmal mit einem ganz anderen Blick Dubletten kann er sich trennen, nicht aber stücker-Bestand über die Jahre mehrere spannende Details auf Fotos zu entdecken, von »Lebendem aus dem Archiv«.5 tausend Archivabzüge auf Barytpapier und die uns entgangen sind. Zum Zeitpunkt seines Todes 1966 ist das Ar über 4 600 hochwertige Digitalisate. Letz Zu diesem langfristigen Erhalt von Foto chiv Friedrich Seidenstückers also vermutlich tere sind über eine einfache Volltextrecher grafien als visuelle Zeugnisse unserer Ver relativ vollständig – von den Kriegsverlusten che in unserer Bilddatenbank unter www. gangenheit, zu dem wir uns verpflichtet einmal abgesehen. Danach setzt eine Auf- bpk-images.de weltweit online zugänglich fühlen, gehört auch die richtige Lagerung und Umverteilung ein, die den Nachlass aus und für Publikationszwecke kostenpflichtig der wertvollen Originale. Deshalb werden einanderreißt. Heute ist er auf verschiedene abrufbar. in unserem Archiv Originalnegative und Sammlungen aufgeteilt und, glücklicherweise, Bisher nicht inhaltlich erschlossen und Vintage Prints in archivgerechten Verpack der Öffentlichkeit weitestgehend zugänglich.6 digitalisiert sind einige wenige Teilbestän ungsmaterialien in Kühlräumen mit kon Immerhin schätzungsweise vierzehntausend de zu den Themen Tierfotografie und Topo trollierter Temperatur und Luftfeuchtig Vintage Prints, überwiegend im Format 13 x grafie außerhalb Berlins. Mit einer Online keit gelagert, um so hoffentlich für viele 18 Zentimeter, und etwa achttausend Nega bereitstellung von rund 65 Prozent des hundert Jahre der Nachwelt erhalten zu tive haben sich erhalten. Der Negativbes Bestands nimmt das Seidenstücker-Archiv bleiben. tand umfasst Glasplatten in den Formaten 6,4 x 8,8 Zentimeter, 9 x 9 Zentimeter, 9 x 12 in der Bilddatenbank unserer Bildagentur einen der Spitzenplätze ein. Das liegt ne Hanns-Peter Frentz Zentimeter und wenige in 13 x 18 Zentime ben der hohen Zahl von wirklich spannen ist der Leiter der bpk – Bildagentur für ter sowie Planfilmnegative 9 x 12 Zentime den Einzelfotos auch an dem vergleichs Kunst, Kultur und Geschichte ter und Kleinbildnegative 24 x 36 Millimeter. weise überschaubaren Umfang des Archivs. Im Dezember 2000 erwarb die Stiftung Viele Archive von Pressefotografen ent Stadtmuseum Berlin die »Zoohistorische halten mehrere hunderttausend Bilder. Sammlung Inge und Werner Kourist«, die 272 fast alle Tier- und Zoofotografien von Zebra« lauten die Beschriftungen auf den Friedrich Seidenstücker umfasst, insgesamt Schachteln. In der Regel entsprechen die Abzüge von Negativen aus den Vorkrieg siebentausend Originalabzüge im Format 13 Motive darin auch der äußeren Bezeich sjahren anfertigte. x 18 cm (rund die Hälfte aller noch erhalte nung. Zudem vergab der Fotograf hier ein Die Arbeit am Nachlass von Friedrich Se i nen Vintages) und ungefähr sechstausend Nummernsystem aus römischen und ara denstücker erscheint in seiner Komplex Seidenstücker noch in den 1950er-Jahren dreihundert Glas- und Filmnegative. Damit bischen Ziffern sowie aus Klein- und Groß ität unerschöpflich. Längst nicht alle Un besitzt das Stadtmuseum den größten Be buchstaben. In den DIN-A5-Kuverts sind stimmigkeiten lassen sich auflösen, stän stand an Seidenstücker-Negativen. die Papierabzüge einerseits nach Tiergat dig tauchen neue Fragen zur Entstehung Ins Museum kamen einige braune DIN-A5- tungen, einzelner Bilder und ihrer Verwertung auf. Kuverts mit Papierabzügen, zahlreiche andererseits nach zusätzlichen Rubriken, wie beispielsweise »Albinos«, Die Aufarbeitung des Archivs in der Stiftung Stapel unverpackter, unsortierter Bilder »Gangart«, Wärter«, Stadtmuseum ist noch nicht abgeschlos (lediglich mit Banderolen versehen) sowie »Tier Kampf«, sortiert und von Seiden sen. Es liegen hier sicher weitere Schätze, Negativschachteln. In diesen waren, in ver stücker entsprechend beschriftet worden. die erst noch gehoben werden wollen. gilbten und brüchigen Pergamintüten, die Diese Zusammenstellungen schufen über Glasplatten unterschiedlicher Größe und geordnete die Kleinbildnegative aufbewahrt, außer ermöglichten ihm einen schnellen Zugriff Fotografischen Sammlung in der Stiftung dem die Kontaktaufnahmen in entspre bei entsprechenden Anfragen aus Bildreda Stadtmuseum Berlin chenden Formaten. Ein Umpacken des ktionen. Die Kuverts tragen darüber hinaus gesamten Materials in eine konservato rote eingekreiste Nummern. risch bedenkenlose Langzeitaufbewahrung Einige Umschläge enthielten maschinenge war unumgänglich, bestehende Ordnung schriebene Texte Seidenstückers, der seine »Bastarde«, »Zoo Themenzusammenhänge und sprinzipien sind dabei erhalten geblieben. Fotografien mit Beobachtungen im Berlin Seidenstücker hatte ein gut sortiertes Posi er Zoo prosaisch ergänzte. Es sind kleine tiv- und Negativarchiv. Erst posthum geriet Beschreibungen einer Tierart oder eines seine durcheinander. bestimmten Tieres. Dieses Bedürfnis nach So dürfte beispielsweise die Bündelung einem Bildkommentar – der meist augen Systematik etwas der mit Banderolen versehenen Päckchen zwinkernd ausfällt – ist auch auf den Rück (zu jeweils zwanzig bis dreißig Abzügen) seiten der Handabzüge zu finden: »Storch nicht von Seidenstücker, sondern von Kour hilft seiner Frau im kalten Frühjahr das Ulrike Griebner ist Kuratorin in der 1 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. Neusüss, 5.9.1965, Berlinische Galerie. 2 Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. Neusüss, 1.8.1965, Berlinische Galerie. 3 »und trotzdem habe ich keine Lust, noch mehr zu verkaufen, obwohl auch das eigentlich Unsinn ist, denn die Originale kann ich auch nicht ewig behal ten usw., aber ich hänge eben an meinen Sachen, das werden Sie begreifen.« Vgl. Brief von Friedrich Seidenstücker an Floris M. Neusüss, 28.10.1965, Berlinische Galerie. 4 Vgl. Friedrich Seidenstückers Listen »Meine besten Bilder«, »Gute Bilder«, unveröffentlichtes Manu skript, undatiert [nach 1948], Kopie in der Berlini schen Galerie. 5 Wie Anm. 1. ist stammen. Die Sortierung des Sammlers Nest mit Zeitungspapier bauen« oder »Berg wurde bei der wissenschaftlichen Aufarbei Sinai? Nein. Bahnhof Zoo« als Titel für tung respektiert und bei der Aufnahme in die Fotografie einer Trümmerlandschaft. Er faszinierende Augenblick. Fotografien von Friedrich die Datenbank der Stiftung Stadtmuseum lenkt so die Aufmerksamkeit des Be Seidenstücker, Berlin 1987, S. 70/71. – Die größ berücksichtigt. trachters in eine bestimmte, von Seiden Das von Roland Klemig beschriebene »chao stücker vorgegebene Richtung. tische Durcheinander«, ohne Beschriftung Dieser hat seine Fotografien so gut wie und Datierung, gilt also nicht für die Tier nie datiert, aber die wechselnden Adress- fotografien.7 Seidenstücker hat sein Archiv Stempel auf den Rückseiten der Abzüge der Tier- und Zoofotografie gattungsspezi lassen zeitliche Eingrenzungen der Aufnah fisch oder zoologisch systematisierend or men zu. Auch die abgebildeten Tiere, deren ganisiert. Die ursprüngliche Ordnung ist am jeweilige Zooschicksale und ihre Lebens ehesten im Negativbestand ablesbar. »Dam daten geben Anhaltspunkte für genauere hirsch«, »Nilpferd ganz«, »Nil Kopf«, »1 Afr. Datierungen. Die nachträgliche Datier Elefant (gr. Ohren)«, »Fremde Zoos«, »Jung. ung wird jedoch dadurch erschwert, dass 273 6 Vgl. hierzu auch: Roland Klemig, »Der Nachlass«, in: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Der ten Nachlassbestände befinden sich in folgenden Sammlungen: Berlinische Galerie, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Stiftung Stadtmu seum (alle Berlin), Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München. Als weiterer umfangreicher Bestand ist das Archiv von ullstein bild zu nennen. 7 Vgl. Klemig 1987 (wie Anm. 6), S. 70. Übersetzungen aller K atalog- und Anhangstex te Transl ation of all tex ts Foreword Thomas Köhler Seidenstücker cuts a unique figure in the T h o m a s Kö h l e r history of Berlin photography. He took is Director at Berlinische Galerie up the camera later in life, after training Throughout its history, the Photographic as an engineer and as a sculptor. Many of Collection at the Berlinische Galerie has his pictures now feature in our collective Preface consistently revisited its stocks in order to memory, and people approach his work Ulrich Domröse generate ideas for temporary exhibitions, from entirely different angles. The images to rediscover photographic credos, to or he shot during the Weimar Republic convey Friedrich Seidenstücker never left home ganize disorderly material, and to set up a sense of Berlin as a vibrant metropolis; without his camera. Daily he roamed the projects for joint exhibitions with willing his at times curious animal photos elicit a streets of the young metropolis Berlin, partners. grin on account of their human traits; and always on the lookout for situations and One such project is this retrospective de the pictures taken amid the rubble reveal circumstances that, although not spectac voted to Friedrich Seidenstücker, of whose the wounds of a shattered city at the end ular, were typical of the times. His central oeuvre our collection holds approximately of World War II. Our panorama also has theme was the ordinary life of people in 200 works. room for nudes, dating from the nineteen- the capital during the nineteen-twenties This Berlin photographer, who moved to twenties onward: flirtatious, coy+, and a and -thirties, a life inconceivable to him the capital in 1904 from Unna in Westpha little on the tame side, these works al without the zoo and without animals. lia, left a voluminous oeuvre to posterity. lowed the photographer to engage his It is hardly surprising, then, that Seiden The biggest collections of Seidenstücker’s models in dialogue. stücker’s photographs can be found in al photographs reside with bpk – Bildagentur In his customary condensed manner, Ul most every recent publication about Berlin für Kunst, Kultur und Geschichte (the pic rich Domröse has created a wide-ranging, in the nineteen-twenties. But in these he ture agency for the Prussian cultural heri stimulating, and humorous exhibition. He functions merely as a source of images to tage) and with the photography collection was assisted by Karin Lelonek and Jana illustrate interesting cultural history, not as at Stiftung Stadtmuseum Berlin. Thanks to Duda, and also by Christina Landbrecht the masterful architect of a fledgling pho our close and cooperative association with and Antje Schunke. Maria Bortfeldt kept tographic theme that focused attention on these institutions, the Berlinische Galerie a watchful eye on the conservation status the urban social milieu: street photography. was not only granted access to works, but of the exhibits; Roland Pohl and Wolfgang Seiden stücker concentrated on the little met with a decidedly generous response Heigl led the team that put the exhibition ways of ordinary people, capturing them to our requests for loans. For that we owe in place. with a sensitive and humorous eye that our partners a warm debt of gratitude. With We wish to thank the authors who contrib pinpointed characteristic traits of human over 220 photographs on display, we can uted to our catalogue for their meticulous nature. now offer a tempting panorama of work exploration of this complex oeuvre and for His name is still unfamiliar to the broader by a photographer who devoted himself unearthing many a new aspect to Seiden public, but among specialists and con to observing everyday situations and who stücker’s photography. noisseurs, this life-affirming oddball is a revived the role of the flaneur as a phe It is the Friends of the Berlinische Galerie legend. nomenon of modern culture. who must take credit for enabling this ex Until now there have been only a few Friedrich Seidenstücker is a veritable re hibition and its substantial catalogue, as minor exhibitions of his work. The only discovery, although he did achieve a cer their initiative provided the financial re one during his lifetime was put together tain public notoriety following numerous sources. For this, and for the confidence in 1962, to mark his eightieth birthday, publications in a range of newspapers and they have placed in the work of our mu by the municipal art bureau of the Berlin magazines and also through his work for seum, we are eternally grateful to the as district of Wilmersdorf. His reputation as the publishers Ullstein. There has been no sociation itself, and also to its members, a photographer was further enhanced by exhibition devoted to his work, however, many of whom added personal donations two books, one by Ann and Jürgen Wilde since 1987. of their own. (Von Weimar bis zum Ende, 1980) and 276 one published by the Bildarchiv Preus of craftsmen and working people going later nudes in the show at all, as the colors sischer Kulturbesitz, the picture agency about their trades are another matter, and on our transparencies had seriously dete of the Prussian heritage foundation (Der these account for an unusually large pro riorated. Only when we held in our hands faszinierende Augenblick, 1987). portion of his output. In light of the rapid the paper prints generated from data files Of Hippos and Other Humans is the first technological progress that was threaten processed by the photographer Max Bau major retrospective, with 236 works from ing many such trades with extinction, he mann did we decide to go ahead. We thank the versatile oeuvre of Friedrich Seiden was evidently concerned with providing him for his empathetic and elaborate re stücker. some kind of comprehensive record. construction. The impetus for this exhibition came re Given the material available, Seidenstücker’s We are deeply grateful to bpk – Bildagentur peatedly from Floris M. Neusüss, who re estate posed all kinds of riddles. They in für Kunst, Kultur und Geschichte, our prin minded us again and again over the years cluded such important questions as how cipal donor and partner, and especially to that the big Seidenstücker show still to date the pictures; which of the captions director Hanns-Peter Frentz and to Norbert needed tackling. In the course of almost were authentic—that is, provided by the Ludwig for always offering such uncompli twenty years, he presented our museum photographer himself; and which of his pho cated, swift, and reliable support, and for with several smallish packages of pictures tographs had been published in newspapers, letting us have all our loans and scans free and posthumous papers, and consequently magazines, or books. We still do not have of charge. we now possess 198 photographs and answers to all these questions, but in this We also wish to thank our other major do some valuable archive material, including volume we are able to provide substantial nor and partner, Stiftung Stadtmuseum, for Seidenstücker’s original letters. We have information about the context that gave rise their collaborative assistance, in particular benefited a great deal from his personal to his works and to correct some persistent Ulrike Griebner, whose research and other acquaintance with Seidenstücker and from errors in interpretations of them. input have been a valuable help. his knowledge. We could hardly have completed this task Thank you, also, to the others who have The exhibition was preceded by two years in so little time had it not been for years of loaned exhibits: Stiftung Ann und Jürgen of research, which centered on sifting spadework by Antje Schunke, who began re Wilde / Pinakothek der Moderne (Munich); through 15,000 original prints. We soon searching the life and work of Seidenstücker Petra Benteler (St. Quirin); Galerie Berin realized that Seidenstücker’s work had for the Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz son (Berlin); Collection Regard (Berlin); and been driven in different ways. Whereas his (now bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur Galerie Camera Work (Berlin). almost zoological interest in the animal und Geschichte) and continued to do so Credit is explicitly due to the authors—Wolf kingdom caused him to approach zoo pho as a trainee with the Berlinische Galerie. gang Brückle, Florian Ebner, Ulrike Griebner, tography with methodical thoroughness, it Christina Landbrecht and Jana Duda, also Christoph Ribbat, Sabine Schnakenberg, and seems fair to conclude that his street pho trainees, helped to answer the questions, Antje Schunke—who invested so much en tography depended rather more randomly select photographs, and design the exhibi ergy and knowledge in texts devoted to on whatever took his fancy at the time. A tion, as did Karin Lelonek, who joined the very different aspects of Seidenstücker’s similar process seems to have governed his project as a research assistant and edi work. And thanks, too, are due for the landscapes and nudes. With a few excep tor of the catalogue. They all deserve our short essays by Hanns-Peter Frentz, Ulrike tions, it is impossible to judge today which thanks for their creative approach and tre Griebner, and Ann and Jürgen Wilde, who of these pictures were intended for rapid mendous commitment. have shed light on Seidenstücker’s pho publication in response to a reporting as The exhibition is divided into five sections: tographic remains from the perspective of signment. Of course, we can safely assume street photography; animal photography; their own collections. that Seidenstücker always bore publishing landscape photography; Berlin after 1945; To make the exhibition and the catalogue in mind, but this all too understandable and nude photography. With 30 excep happen, we were dependent on financial wish was certainly not the decisive factor tions, all 236 photographs on display are aid. We are sincerely grateful to the Friends behind his choice of subjects as he roved vintage prints. We considered long and of the Berlinische Galerie for their gener about town with his camera. His pictures hard whether to include Seidenstücker’s ous support in making the Seidenstücker 277 project a priority for their association in on the streets and at the zoo—although to market something that interested him 2011 and collecting further funds for it by from his narrative perspective, the zoo was anyway, for his unspectacular approach to appealing for donations. basically an extension of the street. When observing street life was still a relatively Our cordial thanks to Frauke and Manfred he traveled, which he did quite frequently new phenomenon in print media. Müller for their additional support: their in the early 1930s, he would photograph During the period that Seidenstücker was donation enabled us to improve the cata similar actions, except that on these oc hoping to forge a career with his sculp logue significantly in several respects. casions the setting was rural, with farmers ture—he had begun studying in Berlin in And, of course, we extend these thanks and agricultural laborers. 1905 and did not complete the course un to all the staff at the Berlinische Galerie, There was no avant-garde “artificiality” til 1923—only amateur photographers saw without whose committed efforts neither about Seidenstücker, but that did not stop the street as a worthwhile theme. Not until the exhibition nor the catalogue would him from experimenting with all kinds of the 1890s did the technical means become have been possible. technical and formal innovations. available—in the form of small, easily op Seidenstücker had the knack of seeing life erated cameras and suitable film—to cap Ulrich Domröse from its lighter side. His witty, humorous ture people in private moments without is Head of the Photographic Collection at photos prompt a forbearing smile about the requiring them to pose. Louis Vert and the Berlinische Galerie human passions lurking below the surface Eugène Atget in Paris, and Heinrich Zille of these comic and often bizarre everyday and Willy Römer in Berlin were among situations (fig. 1). the first to observe the bustling variety of And shy though he was, Seidenstücker loved life in an urban space (fig. 3). By the time women, contriving by means of his photog Seidenstücker switched to photojournal raphy to approach them with a pronounced ism, the booming market for newspapers “The times were very receptive to my funny pic tures” erotic eye. He had a particular penchant and magazines had discovered street pho Life and Work for the New Woman, that female type who tography. Far-reaching political and so Ulrich Domröse emerged in the nineteen-twenties, and this cial changes in the Weimar Republic had interest helped to preserve a lively, refresh shifted public perspectives: alongside the ing touch in a part of his work. tree-lined avenue, the common street was Friedrich Seidenstücker’s photography speaks of everyday life, with all those little developing a profile of its own. actions and occurrences that are alike in The Photographic Journalist Did this new métier and Seidenstücker’s not attracting attention and hence pass al It was around 1928 that Friedrich Seiden growing success—with publications in no most unnoticed. As a street and zoo pho stücker was forced to recognize that his fewer than thirty-eight magazines—mean tographer, his most successful years were sculpture would not pay the bills and that that he was now a typical photojournal between 1928 and 1937. things were unlikely to improve in the fu ist? Not really, because he was not tak Although Seidenstücker led a very private ture (fig. 2). By this time he was forty-six, ing pictures of major events with all the life of middle-class respectability, he and he decided to make a career of his sensation, scandal, and scoop that went was inwardly an independent soul. In this hobby: he became a photographer. To test along with them, core aspects of reporting sense, he was the artist he had sought to the waters, he offered nudes and animal and entertainment in the press. He avoided become through his sculpture. Only when studies taken as preparation for his sculp political events and the clubs and estab he was obliged to concede defeat in this tures to newspapers and magazines. And to lishments associated with them, just as he 2 field did he turn to professional photog his surprise, editors wanted them. raphy.1 Throughout the period from 1928 to 1937– ciety that he could have seen by frequent Seidenstücker, the oddball who always 38, his pictures from the zoo and streets ing Berlin’s grander streets.4 lived alone, liked people, and especially of Berlin sold so well that he managed to Instead, he photographed something that the sort described as ordinary. He photo eke out a modest living from these publi might at first sight seem superficial, but graphed their lives wherever he found them, cations.3 His good fortune lay in being able “profoundly superficial, which is actually shied away from the upper echelons of so 278 more profound, more precise.”5 The way nothing to do with the exaggeration and Two themes from the late nineteen-twen Seidenstücker portrays people and their auto-suggestion encountered in paintings ties, an archer and a javelin thrower, defy dealings with each other and with animals and drawings of the period, or in the works the usual pattern (fig. 7). It is not just the touches, for all his wit and humor, upon of well-known female photographers such militant posture of these women that is questions that have fundamental implica as Yva, Marianne Breslauer, and Lotte Ja so completely uncharacteristic of Seiden tions for social existence and the quest for kobi. Seidenstücker captured these mod stücker, but also the visual idiom, with its meaning (fig. 4). ern young women, who fit so well into the pronounced fragmentation and diagonal It is hardly surprising, therefore, that edi feisty picture of life in the new city, do composition. The motifs draw on the clas tors had problems with his more challeng ing day-to-day things out in the street or sical canon of poses, while the imagery ing photographs. In one letter he writes: at the zoo. As schoolgirls, students, lov refers to the radically different aesthetic “and [because one] did not have to pro ers, and young mothers, they moved in an of Neues Sehen, the “new way of seeing.” duce the hidebound trash that newspapers uncommonly free and self-assured manner Barely a decade later, in a totally different want for their stupid readers . . . and if that had not been seen before. Their perk political context, Leni Riefenstahl would the clients are not dimwits like mine were ily independent bearing lent them a com use the same aesthetic approach in her at Ullstein and Uhu.”6 If we compare his pelling aura that was not lacking in erotic films about the Olympic Games of 1936, published works with the ones in his post effect (fig. 5). glorifying not only sport, but also Adolf humous papers, we can appreciate his sar Another key preoccupation of Seiden Hitler’s Nazi regime. Such a nationalist pa casm. His most interesting pictures almost stücker’s was young female athletes. He thos was alien to Seidenstücker, and even never made it into print. began taking their photographs in 1925, but in these subjects, with the bowstring taut Although Seidenstücker was not employed these pictures, often of classical poses, across the breast, the erotic component is as a reporter, he was occasionally sent on were originally intended simply as stud undeniable. assignments. But these were exceptions. ies for his sculptures. After 1928, however, The New Woman can similarly be found in As a rule he had to lay in his own stock, he pursued this motif further, and his fe Seidenstücker’s nude photography. Like the offering newspapers and magazines the male gymnasts, swimmers, and athletes athletes, these young women in classical themes he thought might appeal to them. in tight-fitting jerseys became a welcome poses initially served as prototypes for his One of these had already come to symbol theme with the illustrated magazines. He sculpture. It is not in these studies, how ize the nineteen-twenties: the so-called still asked the women to pose, but there is ever, but in a small cluster of later nudes New Woman. also a series in which he seems to seek ex taken between 1941 and the mid-1950s pression for the new sense women had of that, despite the rather delicate subject, New Women, Sportswomen, their bodies. These are shots of gymnasts the women display the kind of self-assur Nudes in expressive moments in which power and ance associated with their new image. The New Woman was a type, inextricably motion betray a pleasure in life and an Seidenstücker’s decision to return to nude 7 associated with Berlin and modern living. awareness of self (fig. 6). The label became synonymous with a new, But the real motivation for his sports pho of World War II was no doubt linked to de assertive, independent role that women tography—amateur, not competitive sports, clining opportunities for publication and were choosing to play. The New Woman, as he insisted—was probably the fact that his steady retreat into a private realm. But with her bobbed hair, cigarettes, and some sports represented an arena in which he he drew on a recent invention to take pic what demonstrative gesticulations, soon could live out his fantasies. “Mostly he tures of his girlfriends, a film for making became a trademark. Of course, she was sought contact with ‘well-proportioned’ color transparencies, which he was also also an erotically charged motif, sometimes young women; he took an aesthetic plea testing on other subjects. Although the old with a touch of the dissolute. sure in girls’ slender legs,” wrote Loni conventional poses sometimes recur, these In Seidenstücker’s visual universe, the New Hagelberg, a girlfriend who had herself photo shoots seem to have become a kind been one of these models. Woman crops up everywhere, but she has 279 photography two years after the outbreak 8 of joint enterprise. Intimacy and familiarity permit an erotic game that both parties huge dose of understatement, that he was intriguing today for its naïve innocence and clearly enjoyed, and the resulting scener simply a passionate snapshooter rather the triviality of the gesture (fig. 10). ies give rise to some quite bizarre visual than a real photographer. In the entire surviving archive of some 9 conceits. “Everything living, every stirring 15,000 pictures we find only a handful of Social Criticism, Moral Courage, photographs in which a swastika can be of the women, the grotesque, and the dec and a Cold Shoulder made out at all. Blanking out the insignia orative characteristics of the animals en Although Seidenstücker maintained that and protagonists of the Third Reich in this Spontaneous as they he was not political and patently steered way, when they were all over the urban seem, it cannot be ruled out that some of clear of politics, a few photographs taken landscape and impossible to miss, doubt these pictures were planned in advance. in the five years before the National So less signified a refusal to comply and was They never existed in paper form and in all cialists seized power in 1933 nonetheless in itself a political statement. likelihood were not intended for publica reflect highly charged social tensions in Increasingly stringent controls on public tion. the Weimar Republic. life by the Nazis, and the loss of privacy of passion, the flowing lines and shapes thralled me most.” 10 They include two published series: one that this incurred, destroyed the principal Neues Sehen from 1930 showing a worker being arrested setting for Seidenstücker’s work: the street. While Seidenstücker was intrigued by the on the open street, and another from In addition, the elimination of the free New Woman as a type and, as we can see 1933 that vividly describes bitter poverty press, the censorship, not only deprived from the archer and the javelin thrower, among the rural population of Masuria in him of many former clients, but imposed acquainted with the formal vocabulary East Prussia.13 There are also pictures from substantial restrictions on his work as a of Neues Sehen and its potential effects, Berlin of striking workers, the unemployed, photographer. he nevertheless remained aloof to debate cripples, and beggars. But for Seiden The fact that Seidenstücker, after war broke about the artistic innovations of the avant stücker this misery and suffering is not the out and the “race laws” tightened their garde. However, pictures that show he springboard for a style driven by a critique nefarious grip, kept a Jew supplied with was keen to try out the new photographic of social conditions, as in the case of his food—as one of his girlfriends recalls—fits idiom do show up repeatedly in his work. contemporaries with political ambitions, well with the image of a man who with He, too, made use of radical cropping and such as Walter Ballhause and Eugen Hei drew into the shadows, but without re fragmentation, untrammeled perspective, lig, or those who joined workers’ photogra nouncing his moral courage.14 and the principle of sequence and rhythm phy associations and supported the Social (figs. 8 and 9). Democrats or the Communists. Rather, Se L andscape Photography The resulting shots are charming and in idenstücker registered these conditions as We might have expected Seidenstücker to teresting, but set against his other photo an integral part of social reality, without try compensating for the loss of the street graphs, they seem strangely alien and no any moralizing overtones. That reality in by turning to another thematic universe, 11 cluded the militias and the police, and now such as landscape photography. But that Seidenstücker, who was always attuned to and then he photographed them, as well: at is not what happened. He was already expressions, feelings, and mental states, the zoo, waiting for a riverboat, or watch producing landscapes in the early nine and had been drawn to Expressionism ing the races. teen-thirties, and from that point on they when he studied sculpture, was intrud But after 1933, when increasing militariza emerged regularly from his excursions and ing here into the territory of those who tion and surveillance were unmistakably rambles. And yet landscapes were never to championed the “new way of seeing.” They, present in the shape of uniforms, parades, rival his street and animal photography as however, rejected emotion in favor of ra and flags flying the swastika, there were a significant theme. tionality, clarity, and a broader focus. In a no more pictures like this. The photograph We should imagine Seidenstücker on these letter, he admitted: “I have always simply of the girl holding a little swastika flag at excursions just as he was in the city, drift 12 her back dates from summer 1933, and it is ing rather than purposeful. He was not on And elsewhere he claimed, no doubt with a an exception. This picture is all the more any real quest to discover the landscape. more than what they are: experiments. imitated what others invented long ago.” 280 Rather, he photographed it because it distance. It was his own rhythm that set This attitude apparently helped him stay touched him emotionally. As we might the pace as he walked, watched, and took on an even keel during long periods of expect, the motifs in his landscapes also photographs in country and in town. It’s commercial failure. His life seems to have tend to be unspectacular. impossible to imagine him as a photo been peaceful and unperturbed—and a Seidenstücker was a romantic at heart, journalist, rushing along the road always peaceful, unperturbed spirit dominates and so it is hardly surprising that many under pressure. his pictures. Seidenstücker preferred pho of these pictures adopt a picturesque aes He chose street and zoo photography, tographing people in relaxed moments, thetic inspired by the traditional land which each account for half his oeuvre, talking, watching, sitting, reclining, stroll scape painting of the late nineteenth because he took an interest in people and ing, playing, resting, and even sleeping. century. In others, however, he depicts had an almost zoological passion for the He drew close to people and celebrated the austere geology of the Brandenburg animal world. He himself claimed to attach a view of life that rarely reflects our busy, marches by applying an equally austere more importance to his pictures of animals. hectic image of the nineteen-twenties and aesthetic (fig. 11). With these photographs His equipment was geared to the genre: the tempo it unleashed. His pictures do of straggly pines and swampy lakes, he is lightweight cameras, small to medium film not even confirm the photographic tenet presenting not an idyll, but an objective formats, and a standard lens plus a wide- he formulated retrospectively: “Fast stuff view of a typical landscape totally lacking angle lens for rare occasions. Seidenstücker was always my passion.”16 in romantic or scenic appeal. liked instant photography: he hated tripods, The people in his photographs are in tune There are noteworthy images of environ as he himself wrote, and—apart from the with themselves, and when they cross mental pollution and, indeed, environmen few studio photos he took—did not begin paths they make contact. This deliberate tal blight. These are photographs of dumped using them until much later. slowing down is the form in which Seiden garbage, which degraded pools and streams Sculpture had taught him how to look at stücker sought out moments of authen into cesspits and contaminated excursion things, and it was to influence his photo tic life on the street—and also in the zoo spots (fig. 12). This view of the natural land graphic eye as well. There are a number of (fig. 14). scape is extremely rare in the photography pictures that capture strange bodily forms Something not immediately evident from of its period. Only Heinrich Zille produced within human motion and create spa the photographs is that Seidenstücker did similar views, around 1898, where he ap tial depth from arrangements of figures in engage in a degree of stage management.17 pears to have recognized the refuse problem a way that can only be attributed to the Whenever he thought it was appropriate, as a scourge of civilization. sculptor’s perspective (fig. 13). he would help matters along: sometimes But Seidenstücker had not lost his taste for From spring to autumn, Seidenstücker was to reinforce the effect of the image he had the bizarre. He still had an eye for strange out on the streets of Berlin every day with seen, and sometimes to set up the visual beasts of fable and fantastical figures. his camera. He hated the winter cold, and idea. But his pictures do not betray this during these months he pursued his sculp manipulation. Everything looks natural, as Technique ture, now as a hobby, or else worked on though it just happened (fig. 15). To judge from comments in the biogra his archives. As a regular walker he needed It went without saying, too, that he re phies and letters he wrote himself and the movement and as an artist he needed cropped negatives at will to produce his from the scant records kept by his girl the sensual impressions that urban life pictures. The choice was determined not friends, Sei denstücker was a loner. But provided, and to which he responded spon only by an effort to obtain the best pos he did enjoy a day out walking, prefer taneously. This approach is probably why sible image, but also by a consideration of ably with his girlfriends, who then fea there are almost no studio portraits in how it would come across on the printed tured as accessories in his landscapes. He his oeuvre. Metaphorically speaking, one page of a magazine. was a loner in the sense that he liked might well say that he obeyed the magic In this respect, Seidenstücker was, indeed, to obey his own rhythm, and he made of the moment rather than the voice of a man of the press. That also applies to sure he struck the balance he needed be reason. He described himself as a “dreamer the imperfect technical quality of many of tween keeping company and keeping his and visionary.”15 his prints, mostly 13 x 18 centimeters. The 281 sophisticated cultivation of quality prints, Even under these apocalyptic conditions, vision. Apart from street scenes, there were a skill commanded in particular by craft instead of hunting for the most spectacular now park scenes as well, but the absence photographers but also by many artists, shots he could find, he retained his char of people made them look unusually stiff did not interest him much. He never saw acteristic perspective and showed people and lifeless. his pictures in terms of exhibitions, but coming to terms with the state of emer He survived from occasional publications, only in terms of publication in the print gency and trying to lead normal lives. They and also modest sales from his archives, media of his day, and the technical stan went for walks, attended events, basked which at least offered a slight boost to his dard of his enlargements was adequate to in the sun; children played, and people meager pension. As with almost all pho the task.18 painted and drew pictures. Even that sense tographers, his archives proved a lifesaver Toward the end of his life he talked of an of humor and erotic eye had not been lost just as his own productivity had almost ideal book in which he would have liked to (fig. 16). dried up, and he had time to make more of publish his photographs: “My favorite plan There is a notable series here of six pictures, its contents. Seidenstücker was fortunate would be to interleave the book with a his clearly orchestrated, for which he sends in that almost all his pictures were still tory of photographic equipment, and my two women and a man strolling around the in his possession. When Berlin came un earlier amateur shots should be in there, city to visit the area where the government der bombardment at the end of April 1945, etc., preferably all mixed up and colorful had once been based, and especially the only one of the two cellars in which he had (not polychrome, too costly), just mixed up, Neue Reichskanzlei, once Hitler’s headquar stored his archives at the start of the air lively and interesting. . . . The gist of my ters and now rubble. Barely has the Nazi raids went up in flames. His far-sighted de extremely hypothetical book should be ‘the regime collapsed, and already they wander cision to split his negatives and prints into through the monstrous scenario of these two batches and mirror the two halves in places—including the “Führer’s balcony” each cellar preserved him from even greater Af ter the War and an associated entrance to the “Führer’s losses.21 When the Berlin Zoo was bombed in late bunker”—with all the complacent curiosity When a potential buyer began taking an November 1943, Seidenstücker was to take of present-day disaster tourists. interest in his archives, he wrote: “Some his first pictures of ruins, although he did Seidenstücker was untouched by the ethics photographer wants to buy my archives, so on this occasion because of the dead of Straight Photography, which became a but I’m not interested, the next day I’ll animals. After the war ended in May 1945, significant force after 1945 and required, for die of boredom.”22 A year before he died, the sweeping damage and life among the the sake of authenticity, that pictures not he complained about pictures he had lost ruins were subjects not only for him, but be stage-managed and that negatives not because he had sold them to a man from for many photographers in Berlin and be manipulated. What mattered to Seiden the Senate, which meant that, having been other cities. There are striking parallels stücker was a satisfactory final product, deprived of his negatives, he could now no in the quest for motifs between many of not the method used to obtain it. longer enlarge them.23 his pictures and those of Hein Gorny, who When he shot these photographs, Friedrich He suffered from growing isolation; apart planned with Adolph C. Byers to produce a Seidenstücker was sixty-five years old. Al from the dwindling interest in his photo book of aerial photographs taken over war- though he continued taking pictures regu graphs, only a few of his old friends and torn Berlin.20 larly throughout the nineteen-fifties and acquaintances from the early years were In contrast to these, however, and to the his visual idiom did not change, he was still around, among them Renée Sintenis far-better-known photographs by Richard unable to revive the success of his early and Hans Schaller. But Seidenstücker was Peter, Sr., Hermann Claasen, and Herbert photographic career. It was not just that still following new developments with List, whose shock and dismay came across the carefree vitality once so important to interest. He voiced his admiration for Ed in their depictions of the devastation and him had vanished from the public realm, ward Steichen’s exhibition The Family of suffering, there is a note of optimism in but there were now relatively few illus Man because “[he] had brought out life for Seidenstücker’s work that is impossible to trated magazines, and even these probably the first time.”24 He was uneasy about the overlook. felt little affinity with his rather “weird” launch of the Soviet sputnik in 1957, and 19 good old times,’ except not so boring.” 282 of leading athletes and was given considerab when he saw the Beatles film A Hard Day’s le space in illustrated magazines from the early Night in 1964, at the age of eighty-two, he twentieth century onward. Rather, these are genre commented: “Musically zero. I thought the photos, which, like nudes, were being taken in the best thing was the over-enthusiastic fans, thousands at the time, mostly by amateurs. 8Loni Hagelberg, “Unser Freund Friedrich Seidenstücker,” or whatever they call them.”25 24Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. Neusüss, July 23, 1964, Berlinische Galerie. 25Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. Neusüss, September 8, 1964, Berlinische Galerie. 26Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. Neusüss, August 14, 1965, Berlinische Galerie. in Der faszinierende Augenblick (see note 2), p. 66. Mentally alert as he was, he could no lon 9We know that Seidenstücker was friendly with a family in the naturist movement known as FKK ger come to terms with the new conditions (Freikörperkultur, or “free body culture”). Jürgen and modern lifestyle (fig. 17). “Much or Wilde, with his wife Ann among the early collec tors of Seidenstücker’s pictures, recalls conversati most of the blame lies with the dreadful ons with onetime friends of the photographer which economic miracle that is spoiling every Wit Born of a Crooked Order Christoph Ribbat suggest that many of the women who posed for his thing, especially of course the silly very nudes were also FKK adherents, and that would ac ONE young ones, who think all they ever need count for their lack of inhibition when naked. All that remains is a wall. Rays of sunshine 10Friedrich Seidenstücker, “Lebenslauf (1928),” in Der to do is look dumb.”26 faszinierende Augenblick (see note 2), p. 140. Ulrich Domröse 11A curious mind and an interest in technical matters bricks, girders are exposed to the air. Hang led Seidenstücker to experiment repeatedly. His ae ing alongside—frayed and torn—are shreds rial photographs of Berlin are one example. is Head of the Photographic Collection at the Berlinische Galerie slice through its gaping holes. Beams, 12Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. of elegant wallpaper. And a landscape of Neusüss, December 20, 1965, Berlinische Galerie. rubble spreads out at the feet of a sole de 13The short series “Verhaftung” (Arrest) was published in Das deutsche Lichtbild: Jahresschau 1931 (Berlin, fiant structure. 1930), p. 69. The series about the inhabitants of East The author stands here in the shadow of 1During his career as a sculptor, he managed to sell Prussia was published in Wyr, “Armut in Ostpreus very few of his small figures of animals and women, sen,” in Berliner Illustrirte Zeitung 42, June 25, 1933, the ruins, hoping to discover more about subjects that had already caught his interest. Despite pp. 896–98. Friedrich Seidenstücker’s gentle, low-key his lack of success and ensuing financial difficulties, 14Loni Hagelberg, in Der faszinierende Augenblick (see wit. The subject is highly volatile. That was he had no desire to return to the technical trade he note 8), p. 66, and telephone conversation between had learned: “But once you have sniffed blood in art, Antje Schunke and Loni Hagelberg on May 21, 2010. why a trip to the photographer’s birthplace you are hooked.” See Friedrich Seidenstücker, “Mein After emigrating to the United States, this Jew re seemed essential.1 And here we are: the lit Lebenslauf!” August 17, 1931, unpublished manuscript, paid his gratitude by supporting Seidenstücker du tle town of Unna on the edge of the Ruhr, copy in the Friedrich Seidenstücker Estate, bpk— ring the difficult postwar years. a street named “Krummfuss”—the “crooked 15Friedrich Seidenstücker, “Lebenslauf (1928),” in Der Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin. faszinierende Augenblick (see note 2), p. 140. Even so, his identification with art did not imply that 16Idem, “Wie ich anfing [1963–64],” in Der faszinieren- anti-bourgeois stance so typical of the avant garde de Augenblick (see note 2), p. 9. during the nineteen-twenties. 17See Loni Hagelberg in Der faszinierende Augenblick 2Friedrich Seidenstücker, “Lebenslauf (nach 1945),” in (see note 8), p. 66. Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, ed., Der faszi- 18This, moreover, included some twenty books and nierende Augenblick: Fotografien von Friedrich Sei- many annuals of Das Deutsche Lichtbild, where he denstücker (Berlin, 1987), p. 142. 3Despite his frugal lifestyle, he nevertheless depen ded throughout his life on financial support, usually first little camera in the last decade of the nineteenth century, this is where—hidden under an old travel blanket—he developed his first images.2 On fields and lanes close but also a few nudes and landscapes. by, around 1930, he photographed itiner Neusüss, July 12, 1965, Berlinische Galerie. 4And yet his roots would have allowed him to slot grew up here. This is where he built his was able to publish predominantly animal photos, 19Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. from his family. foot,” number 9. Friedrich Seidenstücker ant Romanies, arousing their considerable easily into high society. His father, Judge Friedrich 20See Enno Kaufhold, “Eine Stadt in Trümmern,” in suspicion (fig. 18). The sight of this dishev Seidenstücker, was a senior public servant with Hommage à Berlin: Hein Gorny, Adolph C. Byers, eled masonry does not, however, evoke the enough financial resources to offer his family a life Friedrich Seidenstücker. Photographien 1945–1946, in comfort and support his son’s protracted studies, ed. Marc Barbey, exh. cat. Collection Regard (Berlin, photographer’s innocent beginnings, or the 2011), pp. 35–39. unaware that before long he was funding not just 21Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. a technical degree, but an art course his son had Neusüss, July 23, 1964, Berlinische Galerie, and Flo begun in secret. ris M. Neusüss in conversation with the author on 5Rolf Lobeck, “Momentknipser,” in Der faszinierende February 22, 2011. Augenblick (see note 2), p. 95. 22Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. 6Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. Neusüss, June 10, 1965, Berlinische Galerie. Neusüss, June 10, 1965, Berlinische Galerie. 23Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. 7In the strict sense, this is not sports photography, Neusüss, October 28, 1965, Berlinische Galerie. which is intended to report the competitive prowess 283 faces of a traveling people, but rather Sei denstücker’s doomsday images of Berlin after the air raids. The ruin to the right, however, is neither the detritus of war nor the house of the photographer’s birth, but a large down town construction site in the year 2011. Number 9 is straight ahead and in per pleasure.”4 Perhaps Seidenstücker’s wit and for whom the new city was a stage, with fectly good shape: Seidenstücker’s child humor are artifices of this kind. That, any the residents playing themselves and every hood home is a listed building, a slate-clad way, is how it feels on Krummfuss. corner a potential backdrop.8 Aficionados of the Seidenstücker take on urban villa right in the crook of the foot. The front door is oak, the knocker bronze. TWO Berlin must have been delighted by his el Sweet-scented blossoms, In 2000 the culture journal die horen de evation to the ranks of nobility. He, seeing white by the door. A wheeled walker waits voted its 200th anniversary issue to the himself as never any more than a “snapper quietly on the edge of the neighbor’s back flaneur. The weighty tome contained texts of moments,” is more likely to have been yard. A garden gate squeaks discreetly, but by some of the most significant literary surprised.9 the originator of the squeak is out of sight. minds to go out strolling in this manner Commentators today are also allowed to The Protestant parish church opposite has in recent centuries—from Johann Wolf raise an eyebrow, because in the jargon a sign outside that warns: “The public may gang von Goethe to Edgar Allan Poe, from of German academics the flaneur isn’t an use the church square at their own risk.” On Charles Baudelaire to Walter Benjamin, attentive walker in the city, but a prom this particular Wednesday afternoon, no from Heinrich Heine to Rolf Dieter Brink enading philosopher performing a seman body seems to feel courageous. There must mann. Essayists also had their chance to tic reading of the present, an intellectual cherry laurel be half a dozen No Parking signs within a cast light on this multifaceted sauntering analysis of the past, an incisive anticipa ten-yard radius. A cat meows and an invis from every possible angle. In the middle tion of the future, an unprecedented avant- ible woman hisses “pssst!,” although the of this intellectual anthology, there was a garde aesthetic, and all in the space of a meow was not particularly loud. series of pictures depicting quirky encoun couple of blocks.10 The flaneur, writes An On Krummfuss, the author breathes the ters between dogs, baby carriages, and gela Hohmann, walks “in the mantle of ge spirit of the entire Seidenstücker oeuvre. pedestrians, city and cage dwellers, doz nius.”11 It is the task of flaneur studies—and He has met people and animals in their ing cabbies and hotel porters, guttersnipes, given the abundant research, this designa complicated relationships (the well-be ragmen, coalmen, and women jumping tion is by no means out of place—to inter haved cat is now silent) and has sensed puddles. Friedrich Seidenstücker had been pret the outpourings of this genius, and to the strange power of the ruin. Yet noth included in the ranks of the great. He owed this end the urban street is not so much an ing strikes him more than the order at the this honor to Janos Frecot, cited by way everyday habitat for precise investigation heart of this town. Quite possibly the pho of a prelude to the pictures, who had de as a runway for picking up speed and tak tographer’s wit, that inconspicuous eye for scribed him in 1987 in an essay about “the ing off into the lofty spheres of culture.12 things out of kilter, can be attributed to flaneur with the camera.”5 Friedrich Seidenstücker kept his feet plant this order. (We can surmise that, in Seiden According to Frecot, the similarities be ed firmly on the ground. He was interested stücker’s youth, life on Krummfuss was not tween Seidenstücker and eminent fel in looking at details, especially interest that much more anarchic than it is today.) low strollers such as Franz Hessel, Walter ing bodies. He had a particular fondness In Group Psychology and the Analysis of Benjamin, and Siegfried Kracauer lay in a for oddly angled legs, buttocks, and arms; the Ego, Sigmund Freud describes the pro very particular kind of attention. Flaneurs, he studied tense muscles and strange ges cess of our mental development as a kind he maintained, saw the city with a “half- tures. The artist who has climbed on a of small-town street full of psssts and No veiled,” almost unfocused, dreamlike eye.6 chair reaches further and further forward, Parking signs, where we draw a clean line They responded to it as if they were read almost vanishing between his canvases between our “coherent ego” on the one ing a story. “The reader is carried along by (fig. 19); the worker repairing the stove hand and all the mess in our subconscious words,” explained Frecot, “and the flaneur stretches out across the screed as if the on the other.3 Wit and humor are regarded by the texture of the city.”7 This interpre apparatus were about to suck him in; the by Freud as “artifices” that are useful “for tation makes the man from Krummfuss a man pulling fish behind him in a wooden allowing what is repressed to circumvent typical modern author, one of a genera crate looks like a badly strung puppet. the resistances and for receiving it tempo tion of photographers inspired by literature People can be like grotesque dolls—and rarily into our ego to the increase of our and writers of a photographic disposition Seidenstücker illustrated the point. 284 This put him at odds with the Zeitgeist. The most charming photographer to grace the have taken even pithier pictures on the body, as cultural historians have demon twentieth century, expressed his heartfelt sidewalks of Berlin. Fans of athletic New strated, was perceived in the Weimar pe desire never to grow up at all.16 York photography in the postwar decades riod as increasingly anonymous. It served “Since my youth I have been a dreamer (William as a unit in urban choreographies, reviews, and a visionary.” Friedrich Seidenstücker shots, Garry Winogrand’s hunting scenes mass fantasies. Artists and writers imag confessed this in 1928—echoing Lartigue, on Fifth Avenue) (fig. 22) will attribute Sei ined bodies stripped of identity. The thriv whose pictures reveal a similar grace and denstücker’s far softer eye not only to the 17 Klein’s confrontational snap ing fashion industry worked for standard humor. We should picture Seidenstücker, historical context and a different attitude ized limbs. The body was attacked from too, as an enthusiastic hobby photogra to the equipment, but also to his slower every cultural and political angle. It was pher. He likewise sees his camera as an ex momentum on the asphalt. placed in new arenas, such as spectator tension of his own body, an apparatus that Age was not, however, merely a disadvan 13 functions by reflex. It is true that photog tage. The self-irony that grew with ma Seidenstücker studied it, too: in its urban raphy was not an important part of his life turity led Seidenstücker to some of his context, preferably in the well-ordered zoo. until his mature years, but he snapped his most interesting shots: photographs that He, however, drew little comedy sketches way back into youthful nonchalance with plumb the very depths of photography. that resisted such totalitarian fantasies his light-handed sight gags, observing the A visitor to the pelican compound bends about the body—and was surely a come world “boyishly,” a term Carol Mavor ap low over the tripod, offering his capa sports, music halls, and beauty contests. 18 dian rather than a philosopher, walking plies to Lartigue’s work. rather than promenading. It was at the zoo, in particular, that he some extremely photogenic camels, a stiff cultivated imaginative gentleman peers into his viewfinder, takes THREE and playful, engrossed in impossible proj a snapshot of two ladies, and ignores the At the age of seven, Jacques-Henri Lartigue ects. Lartigue worked at overcoming grav real photo opportunity awaiting him. A woke up one morning to make a thrilling ity. Seidenstücker surmounted the frontier proud shoebill and a bald photographer discovery. He opened his eyes, shut them, between humans and animals. On May 27, eye one another—but while one watches and then opened them again as wide as he 1939, for example, the elephant seal Ro with clear-sighted assurance, the other could. He claims this enabled him to fix the land III fell into a ditch at the Zoologi tenses up over his camera (fig. 23). All image of what he had just seen. He called cal Gardens and could not haul himself these are droll little studies with a light his innovation “the eye-trap.”14 And not out (fig. 21); Seidenstücker, a man in his touch. They are witty, above all, because long afterward, when his father gave him mid-fifties, enthralled by Roland’s fate, anthropomorphic animals always amuse a camera, he managed to improve on the took pictures and made notes, with boyish us and because the zoological order has compassion, about the seal’s fear and out been turned on its head.20 But these are From then on, he recorded the life of his rage. In 1964 he still attached tremendous also self-referential sketches that debunk family in photographic images, construct significance to the fact that “a few Nazi the Henri Cartier-Bresson myth of the el ing a visual novel as true as it was fan keepers” had been whipping the elephant egant, velvet-pawed photographer and tastical, which captured the people around seal and that “the basically harmless expose the grotesque undertones of the him as fluttering creatures of the spheres. beast” had been “abused by ‘Nazi’ show- photographic act.21 The protagonists of his loveliest impres offs.” These comments (quite naive in light sions took to the air and—with the aid of of German history) are just one indication Four the camera—never touched ground again that the photographer saw his art form as Some 476 kilometers (along the L679, A2, (fig. 20). They floated from frame to frame a kind of transportation back to childish A10, and A100) separate Krummfuss in device. 15 the boyishness: cious backside to the viewer. In front of 19 Unna from Bundesplatz (once Kaiserplatz) from a world of innocence, in pictures that innocence. seemed to capture a happy childhood for Nevertheless, Seidenstücker’s pictures do in Berlin. This is where Seidenstücker came ever. When he was twenty-one, Lartigue, betray the author’s true age. A genuinely to live in 1909, five years after arriving in inventor of the eye-trap and probably the younger man, fleeter of foot, could probably Berlin. This is where he stayed for nearly 285 flanierendes Denken zwischen Wahrnehmung und sixty years (although he did migrate in are thigh-high. The sandpit, shrouded in 1929 from number 17 to number 16). Now, green, seems to have been untouched for a good century after the family left Unna years—and a shriveled shed is merging into Spiegel der Moderne,” die horen (see note 5), p. 138. for Wilmersdorf, the author crosses the twigs and creepers. If the crooked foot 12 See inter alia Harald Neumeyer, Der Flaneur: Kon- sprawling intersection, turns his back on was the order that gave birth to the pho the noisy railway and the bridge with tographer’s subtle wit, then this idyll at the freeway, and assumes that Magic Bundesplatz 16 (rear house) might explain Video, Coco Nails, the Chinese restau how the photographer created his own rant Shi Hoo, and the Casino Vegas open version of the city in a Berlin convulsed twenty-three hours a day were not there by the twentieth century. This courtyard, in Seidenstücker’s day and that Cherie’s muses the author among the dandelions, is “simply lovely” holistic beauty parlor at itself a Seidenstücker image: a quiet, ob Bundesplatz 14 was probably not yet pro long space, framed on all four sides. Inside viding hot stone massage. But the differ the enclosure, a body bends. Outside, his ence between Unna and Berlin must have tory thunders by. Reflexion (Würzburg, 2005), p. 46. 11 Angela Hohmann, “Der Flaneur: Gedächtnis und zeptionen der Moderne (Würzburg, 1999); Eckhardt Köhn, Strassenrausch: Flanerie und kleine Form. Versuch zur Literaturgeschichte des Flaneurs 1830–1933 (Berlin, 2001); Anke Gleber, The Art of Taking a Walk: Flanerie, Literature, and Film in Weimar Cul ture (Princeton, 1999). 13 M ichael Cowan and Kai Marcel Sicks, “Technik, Krieg und Medien: Zur Imagination von Idealkörpern in den zwanziger Jahren,” in Leibhaftige Moderne: Körper in Kunst und Massenmedien 1918 bis 1933 (Bielefeld, 2005), pp. 19–23. 14 Q uoted in Carol Mavor, Reading Boyishly: Roland Barthes, J. M. Barrie, Jacques Henri Lartigue, Marcel Proust, and D. W. Winnicott (Durham, 2007), p. 256. 15 Ibid.; see also Vicki Goldberg, “Lartigue: Die Leiden schaft eines Kindes und das Auge eines Mannes,” felt similar, even then. Tranquil order there. Life here. Outside the charity hostel at number 18 a chef in a white apron is more in Jacques Henri Lartigue: Photograph (Vienna, 1998), Christoph Ribbat unpaginated. 16 M avor 2007 (see note 14), p. 286. Americanist, University of Paderborn 17 Friedrich Seidenstücker, “Lebenslauf (1928),” in Der or less grilling sausages and pork belly on the sidewalk, and the shrill laughter of enthusiastic clients rises with the fumes faszinierende Augenblick (see note 2), p. 140. 1 This old-fashioned approach to biography was 18 M avor 2007 (see note 14) in her cross-media study. prompted by the dearth of available research. 19 Friedrich Seidenstücker, “Roland III fällt in seinen “When you think about humor, you do not think of Graben,” in Der faszinierende Augenblick (see note 2), of meat and charcoal. Outside number 17, photos; if you are interested in photos, you do not workers gutting the ground floor hurl in give much thought to humor,” as Jörn Glasenapp and 20 See Stefanie Rinke, “Affe mit Brille: Komische Tier Claudia Lillge so accurately observe in one of the fotos und ihre Beziehung zum phylogenetischen rare studies devoted to humorous photography. Jörn Gedächtnis,” Fotogeschichte (2011) (see note 1), pp. truck. A man in his mid-fifties sits on the Glasenapp and Claudia Lillge, “Komische Interferenz: 25–30; see also John Berger, “Why Look at Ani steps outside number 15 gulping down fast Bergson und der fotografische sight gag,” Fotoge- mals?” in idem About Looking? (New York, 1991), sulation boards onto the flat loader of a pp. 86−87. schichte 31:119 (Spring 2011). pp. 3–28. food from an aluminum dish at metropoli 2 Friedrich Seidenstücker, “Wie ich anfing,”[1963–64] tan speed. The A100 roars and roars. The in Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz 2, ed., Der eye. No haste. You don’t thrash the water before faszinierende Augenblick: Fotografien von Friedrich you fish.” From Henri Cartier-Bresson, Auf der Suche Seidenstücker (Berlin, 1987), p. 9. nach dem rechten Augenblick: Aufsätze und Erinne- author stops outside number 16. A cleaner in the entrance has just been engaged in 3 Sigmund Freud, Group Psychology and the Analysis conversation by a passerby. The topic is of the Ego, trans. James Strachey (London, 1921), ac work that never ends and after all has to 2011. 4 Ibid. structed after the war, has been redevel 5 “Friedrich Seidenstücker: Augenblicke im Vorüberge amalgam fillings. Seidenstücker, however, lived at the back. Below the photographer’s window, in what could be the greenest yard in Berlin, the author takes a look around. Disconcerted. He cannot hear the city here, or Wilm ersdorf, or the Bundesplatz, no A100, no rungen (Berlin, 1998), p. 17. cessed at www.bartleby.com/290/11.html on July 11, be done. The front of the building, con oped in custard color with balconies like 21“You must move on velvet paws and keep a sharp Familiar Encounters On Seidenstücker’s Zoological Fables hen,” die horen 45:10331 (Fall 2000), pp. 15–27; Ja nos Frecot, “Der Flaneur mit dem Fotoapparat,” in Der faszinierende Augenblick (see note 2), pp. 82–85. Florian Ebner 6 Frecot 1987 (see note 5), pp. 82–83. 7 Ibid., p. 83. Fl ashback 8 Florian Ebner, “Urbane Charaktere, imaginäre Städ te,” in Ute Eskildsen, ed., Street & Studio: Eine ur- “Laughing camera of animals” says the big bane Geschichte der Fotografie, exh. cat. Museum envelope that decanted the prints spread Folkwang, Essen and Tate Modern, London (Essen out on the table before me. The pho and London, 2008), p. 192. 9 Friedrich Seidenstücker, “Wie ich anfing,” in Der fas- tos are almost all of animal physiogno zinierende Augenblick (see note 2), p. 9. laughing, no roaring. Silence. Trees, bushes, 10 See the concise résumé by Matthias Keidel, Die mies, including grinning camels, twinkling flowers clamber into view. The dandelions Wiederkehr der Flaneure: Literarische Flanerie und seals, and bearded hippos. The apparent 286 emotions of these creatures seem to radi photographer would stamp an address photographed animals in infrared—or on ate an all too human message. The assort on the reverse, scrawl a caption, request the old-fashioned look of his small-size ment in question relates to a book project return, and send them off to illustrated prints. In one of his last letters to Neusüss from the nineteen-sixties, preserved un magazines and other publishers for use in December 1965, Seidenstücker laments: published in the voluminous archives of as rudimentary artwork—a modest status “I am sorry that I have never been recog publisher Hanns Reich.1 that belies their role today as precious nized with a book, but now it is much too In the midst of this expression of post vintage prints. Moreover, their presence late. . . . I did keep hoping that someone war visual culture, eight prints stand out here demonstrates that Seidenstücker’s would put together the animal photos, but from the others, if only on account of their photographs lived on after the event in even then I would probably have found it 13 x 18 centimeter format—smaller than the world of the press, not only ensur hard, as no one ever really wanted my zoo the standard 18 x 24 centimeters used in ing a livelihood for him after the war, but photography. Only Ullstein and Krohner the printed media. On one of these eight also determining the critical response to etc. here, the times were very receptive to pictures, two young walruses leap from a his work. Their publication in photo maga my funny pictures. But now the times have pool in the zoo, catching the spectator’s zines and color supplements “as anodyne, moved on too far. And the sputniks con eye with friendly joviality (fig. 24); on an harmless visual gags,” points out Werner tinue hurling about so horrifically one can other, four elephant trunks stir the water in Kourist, “hindered a proper re-evaluation hardly keep up.”4 The illustrated magazines a zoo trough (fig. 25). The caption on the of the photographer Friedrich Seiden were now dominated by other topics, like 2 the aforementioned conquest of space, and back—“4 at the Filling Station”—alludes stücker after World War II.” playfully to a cinema hit of the time. Like Others were equally unhappy about the the zoo, still of interest in the nineteen- other captions, this handwritten comment status Seidenstücker ascribed to his animal thirties, was no longer in vogue. Seiden by Friedrich Seidenstücker, the man behind photographs. Around the time he sent his stücker looks back with nostalgia at the the photographs, blends with the humor photos to Hanns Reich, in June 1964, he two great passions of his life: animals and ous tone of the selection. harped on these pictures again and again the zoo: these had brought him to Berlin in In this collection, the pictures Seiden in a letter to the photographer and artist 1904.5 For over forty years they had been stücker took at the Berlin zoo during the Floris M. Neusüss: “I am offended that you the focus of his photography, accounting nineteen-twenties and ‑thirties—despite absolutely do not want my animals,” and a for half his photographic oeuvre.6 being more than three decades old at the few lines later: “I have to laugh at the anger time of the project—provide an important you show my animals (which are, however, An At tempt at Cl assification counterweight to the sometimes slapstick typical of my work, and formed the basis of Friedrich Seidenstücker adopted a highly comedy that relies entirely on the effect my reputation).”3 The elderly photographer differentiated and also idiosyncratic meth of a telephotographic lens or the grimaces is stung, and reacts with contempt to the od for ordering his extensive collection of that often escape from an animal counte patent rejection of his animal photographs animal and zoo photographs—and, indeed, nance. Unlike many contemporary photos by this young friend who, two years ear the rest of his archive—to reflect both the in this assortment, Seidenstücker’s pictures lier, after graduating from the art academy zoological system (by species) and poten are distinctive for their particular intimacy, in Berlin, organized the only exhibition of tial topics for publication (by incident or an intimacy that exploited those split-sec Seidenstücker’s photography to take place location, for example).7 Today, we can di ond opportunities spotted during repeated during his lifetime, under the good auspic vide this heterogeneous corpus consisting visits to the zoo, resulting in the photo es of the local municipal art bureau. And of some 7,000 photographs into three ma graphs on the table. yet, in the course of his extensive corre jor groups. There are the pictures he took The fact that Friedrich Seidenstücker’s pic spondence with Neusüss, Seidenstücker when observing wild or domestic animals, tures can be found here, among all these repeatedly cast doubt on the importance on trips into the countryside, on farms, other prints by (for the most part) forgot of his own pictures when commenting on while walking in the park or on the street. ten younger colleagues, is a reminder of the superior technique of younger col Then there are the zoo animals whose por the function they originally served: the leagues—such as Walter Wissenbach, who traits he took as specimens of a species. 287 Finally, although the boundary is blurred, At the Berlin zoo, the challenge Seiden feverish quest for a good photo, and the there is the zoo as a setting for encounters stücker faced as an animal photographer needs of his clients. He was thus able to between humans and animals. was different. The aim now was not to keep the picture agencies and illustrated capture free-ranging animals on the move magazines of the day supplied, and also— Animal Studies in a camera frame but to obscure their until 1933—to sell his prints to customers For us today, the first of these groups re imprisonment—that, at least, was how at the zoo.13 flects a side to the photographer Seiden many of the men and women taking pic stücker that we know little about. It re tures there saw the matter. Indeed, in the Curiosities veals an accomplished connoisseur of the nineteen-twenties and ‑thirties, zoological It is not only his scenic view of the ani animal world who studied the objects of gardens, and in particular the Zoological mal that earns Friedrich Seidenstücker the his affection all his life. He often sought Gardens in Berlin, became great open-air “zoo animal photographers’ crown,”14 but to depict animal behavior patterns in se studios. A new genre in portrait photogra also and especially his particular perspec quences and series. What fascinated him phy was born with the “portrait studies” tive, unmatched by any other photogra 11 even more, however, was the relationship of exotic animals. Flip through the avant- pher, which does not focus exclusively on between animals and humans, their day- garde publications of that period (such as the animal, but on its integration into the to-day dealings with each other, and the Das Deutsche Lichtbild) or through the il social and cultural cosmos of the “Zoologi uses to which people put animals: Seiden lustrated magazines, and “animals look at cal Gardens.” The merit of this selection is stücker took pictures at horse fairs and you”— to quote the title of Paul Eipper’s the way it uncovers the random nature, the animal shows, photographed the killing journalistic bestseller.12 With the aid of an deeper meaning, the humor, and also the of the family pig and the mating of snails, adjustable focus and portable equipment, caricature underlying the Seidenstücker per storks building nests and boys wrestling specialists in this genre, such as Hedda spective. On one photograph, for example, with goats. Many of these observations Walther, extracted the form and face of the elephant seal Roland basks in the sun, are amusing (fig. 26), but he also drew their subjects from the zoo architecture his massive skull resting on the rim of the attention to the exploitation of animals, that encapsulated them, preserving an il pool, his face turned to the spectator. The and their dramatic deaths at the slaugh lusion of the open range. Seidenstücker photographer has mingled with the crowd terhouse. His zoological observations also produced a few portraits of this kind, too, of curious visitors, their presence revealed take the form of short texts, testimonies but they constitute a minority among his by the sun as shadows falling across the to his detailed knowledge of this world of animal studies. Most of the time, he does edge of the pool (fig. 27). In another sil fauna. Many of Seidenstücker’s pictures not appear to have used his camera set houette, the contours of Watusi cattle and are unspectacular, “typical and logical for tings to disguise the pit, pool, or cage their enormous horns are projected against a photographer of simple, unspoiled life scenario. In fact, these are often part and the stone walls of the compound like cave 8 Despite his artistic parcel of the narrative. Instead, he concen paintings at Lascaux (fig. 28). training and aspirations as a sculptor, and trated on significant moments, shot from In countless, almost incidental pictures despite his commercial transactions with a certain proximity—achieved perhaps by of this kind, he weaves a complex fab the media, he always retained his amateur a particular constellation before the cam ric—for all the barriers and railings—of re like Seidenstücker.” 9 streak, taking “unserviceable” pictures as era, or apparent contact with it—moments lationships between people and animals, a sideline, for his own ends and with no of playfulness among the animals, or those at times apparently exchanging roles and prospect of financial reward. Werner Kour humorous (or critical) situations created by glances. The photographs repeatedly draw ist, the authoritative collector of Seiden the specific spatial condition of being en attention to the true existence of the resi stücker’s zoo and animal photography, de closed. dents, an assortment of imprisoned wild voted a little volume to these pictures in Because he was constantly in the zoo, Sei beasts, objects of curiosity to the city denstücker was no infrequent witness to dweller, but also objects that allow homo such moments, which catered equally to metropolitanus to identify with his undo his pleasure in observing the animal, his mesticated cousins. 1986. 10 Animal Portraits 288 Many of Seidenstücker’s pictures show how photographs reflecting the diverse ways critical attitude to zoos, many of these the popular, modern zoo of the nineteen- these contacts are established: visitors, comparisons are more likely to strike us as twenties and ‑thirties, with its open com not infrequently young women, who lean grotesque. There is not really much com pounds, its cages, pools, and landscaped over the railings to address words of en mon ground between the middle-class pits, remained a huge showcase, a pre dearment, animals that stretch their necks couple taking a nap during their out sentation machine, and how all these ter across fences and stare into the baby’s ing and the “flirtatious” polar bears.16 A rains served the sole purpose of exposing buggy, cuddles in the children’s zoo. These llama basking in the sun finds a formally animals to human view, like mannequins encounters culminate in the intimate mo elegant pendant in the pretty young gym in the shop windows on Friedrichstrasse. ment when looks cross or bodies touch. nast relaxing on a mat by the radio, as if “In principle, each cage is a frame round The advantage of the photographic instant modern urban life blended perfectly with the animal inside it,” writes John Berger in (or rather, photographic fragment) is that the archaic life of beasts. Seidenstücker’s his essay “Why Look at Animals?” “Visi it transforms such fleeting encounters— “strange parallels from [his] picture col tors visit the zoo to look at animals. They the elephant seal and the small child on lection”—as the sequence is captioned— proceed from cage to cage, not unlike visi the edge of the pool, for example—into are founded on the formal devices of cin tors in an art gallery.”15 The photographic touching episodes of dialogue. In this way, ematic editing and the stereotypical com image echoes this gesture of presentation. Seidenstücker’s photos nourish the beauti parisons of magazines, on new narrative And yet, from time to time, Seidenstücker ful illusion that animals are just as inter formats for drawing analogies between simultaneously inverses the perspective, ested in people, that their gaze and atten people and animals. As in fables, these shooting through the cages from behind, tion are actually directed at those who are animals are subjected to anthropomorphic positioning himself and his camera on what gawking at them. projections, although without any compa seems to be the animal’s sightline, and But with journalistic imagination and the rable moral qualities. In Seidenstücker’s capturing the stares of the visitors (fig. 29). knack of associative thought, Seiden photographs, the city dweller’s trip to the There is one type of zoological spectator stücker builds further on these correspon zoo offers a leisurely purgatory to counter of whom Friedrich Seidenstücker is espe dences between people and animals. A growing human alienation from the animal cially fond: the photographer—or rather, notable example is the only picture cycle world, as if taking out reinsurance with the hordes of photographers, from trigger- we have that was devised and annotated distant relatives to protect the future of happy enthusiasts via ambitious amateurs by Seidenstücker himself (figs. 30–33). In humanity. to professional colleagues—on a quest for this photographic essay, which appeared a special photographic trophy or a souve in the magazine Uhu in January 1933, Sei The Amateur Spirit nir of the Sunday jaunt. With his own par denstücker uses seven pairs of images to This associative thinking by the photogra ticular brand of humor, Seidenstücker im illustrate the “affinity between humans pher is reflected in the attitude of many mortalized their uncomfortable acrobatics, and animals”: kid goats next to small chil of his contemporaries, in the physiognomic their tussle with the ideal alignment, and dren, all reaching out to claim a reward; a discourse of the time that read an affinity not least their painstaking efforts to create freezing beggar wrapping herself up next between objects into the shared morphol that instant when the animal returns the to a bird with a thick plume of feathers; ogy of their manifestation.17 It is the ex look. In this way, Seidenstücker depicts the a polar bear “doing the backstroke” and a pression of a modern era constantly on the zoo as a place for the production of mul women “doing the backstroke.” Although lookout for equivalence, where the face of tiple signs and images. the photographer describes his pictures as the animal is detected in the human coun capturing “psychological similarity” and tenance, and technological forms are iden Empathy and Affinit y “the same moods,” these constellations tified with natural forms, like that little de The encounter between people and ani are especially astonishing for the formal tail on the cover of Albert Renger-Patzsch’s mals, and in particular the contact and dia similarity they display. Given our current book Die Welt ist schön, published in 1928, logue between them, was Seidenstücker’s distance from that time, and no doubt juxtaposing a logo engraved on a telegraph great theme. To this he dedicated countless under the influence of our present-day post and a stylized conifer.18 289 9 Floris M. Neusüss highlights the “unserviceable” (and Friedrich Seidenstücker was certainly not oeuvre, created a personal photographic the greatest interpreter of his age in the cosmos all of his own. On the other, his way that August Sander saw himself, nor photographs catered to the taste of con an eloquent, stylish reporter like Mar temporary magazines and, in the case of tin Munkácsi, but he was a tireless and his zoo photos, to the illusions projected subtle observer of society—as we see, for onto the world of animals by their human Zoo- und Zirkusfotografie in der Weimarer Republik,” example, in the photographs of a horde of readers—even though he knew the looks in Nützlich, süss und museal: Das fotografierte Tier, Ute German soldiers crowding around the por being exchanged were a one-way street. cupine pit and the uncaged elephants. It is It would be wrong, however, to resolve Sei no accident that these pictures place the denstücker’s contradictions, to weigh him highlight on the uniformed visitors, an ap with the same aristocratic gravity that is parently very “German species” (fig. 34). applied to the “auteurs” mentioned above, In the zoo, then, Seidenstücker discovered and to find him wanting. It would be equal a hortus conclusus in the special sense, a ly wrong to overlook the wit, the harmless, ample of how his photographs can be read wrongly, metaphor for society where social polariza anodyne wit behind so many of his ani or even used to deceive readers, in the spectacular tion was reflected in the artist’s penchant mal pictures, which determined the early for identifying and classifying types. It may response to his photography. These are tured by Seidenstücker in reportage fashion in spring be no coincidence that Seidenstücker’s eye, also decisive factors in the quality of an 1939, ended in drama, because the female died soon with its zoological training, was caught output and a perspective forged entirely in again and again on the street by lone fig the “untainted” spirit of the amateur pho ures, usually tradesmen and workers, as tographer. In that sense, we can delight in diverse specimens of a social species, but any unexpected find—even an assortment without wishing to pursue an all-inclusive of smirking animals. hence distinctive and personal) value of many of Seidenstücker’s pictures as a particular quality in his work. Floris M. Neusüss, “Zu Friedrich Seidenstücker,” in Der faszinierende Augenblick (see note 5), p. 138. 10 Von Tieren und von Menschen: see note 2. 11 See Eckhardt Köhn, “‘Rätsel der Tiernatur’: Aspekte der Eskildsen, Hans Jürgen Lechtreck, eds., exh. cat. Muse um Folkwang, Essen (Essen, 2005), pp. 103–10. 12 Paul Eipper, Tiere sehen Dich an (Berlin, 1928). 13 According to Kourist 1986 (see note 2), p. 154. 14 Kourist 1987 (see note 6) p. 77. 15 John Berger, “Why Look at Animals?” in indem About Looking (London, 1980), p. 23. 16 Another Seidenstücker sequence shows us the out come of a mating session at the zoo. It is also an ex context of the illustrated press. The “wedding” of ele phant seals Roland and Freya at the Berlin zoo, cap afterward from the effects of the male’s hefty solici tations. In 1944, the magazine Der Schlesische Sonntag used these pictures to tell the story of “a couple in love,” making no mention of the sad finale or of the “rape,” to borrow Seidenstücker’s own handwritten comment on the reverse of a print. 17 Eckhardt Köhn has already drawn attention to this aspect (see note 11). systematic classification like August Sand 18 See Herbert Molderings, “Albert Renger-Patzsch: Re er. If nothing else, the zoo emerges from Florian Ebner is the Director of the Mu flexionen und Remineszenzen,” in Herbert Molderings, his pictures as a significant place in the seum für Photographie Braunschweig Die Moderne der Fotografie (Hamburg, 2008), pp. 407– 17. modern world: founded to permit study and the observation of animals, it increasingly became a major urban leisure attraction, where curiosity and empathy for the wild beast are able to blend without friction. Seidenstücker’s eye wanders to and fro, inside and outside the compound, tracking people and animals with the same quiet irony, although the animals appear to at tract more of his sympathy. He does, indeed, deserve the “zoo animal photographer’s crown,” this amateur pho tographer among the Berlin chroniclers of the first half of the twentieth century, for rendering the zoo’s illusions visible with out removing them. There are, neverthe less, contradictions. On the one hand, he compiled an apparently “unserviceable” 1 Visit to the archives of Hanns Reich Verlag in Icking, April 2011. Apart from publishing other animal books, Stroll with a Camera Hanns Reich hoped these humorous shots of animals would build on the success of his book Lachende Ka- Seidenstücker’s Berlin Street Life mera (1964). This project was just one in a series of interesting ideas for publications that never came to fruition. Wolfgang Brückle 2 Werner Kourist, Friedrich Seidenstücker: Von Tieren und von Menschen (Berlin, 1986), p. 154. 3 Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. Very few of Friedrich Seidenstücker’s pho Neusüss, June 25, 1964, Berlinische Galerie. tographs were taken between four walls, 4 Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. Neusüss, December 20, 1965, Berlinische Galerie. whether his own or other people’s. Apart 5 Friedrich Seidenstücker, “Lebenslauf (nach 1945),” in Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, ed., Der faszi- from rare retreats into the private realm for nierende Augenblick: Fotografien von Friedrich Seiden- some playful experiments with the nude, stücker (Berlin, 1987), p. 142. Seidenstücker pursued his photography in 6 Werner Kourist, “Zootier-Fotografie,” in Der faszinie- public spaces, be it on the street, on the rende Augenblick (see note 5), pp. 76–78. 7 See also the contribution by Ulrike Griebner on sports field, on the beach, or at the zoo. He Seidenstücker’s archiving system in this catalogue, pp. did so with an endurance surely unrivaled ##–##. by any other photographer in the Berlin 8 Kourist 1987 (see note 6), p. 78. 290 of his day—with the singular exception of traced back to the early beginnings of the speed. In fact, hectic city life was not re Willy Römer. Seidenstücker depicted urban medium. It addresses day-to-day life in the ally his thing, as we shall see. This is all routines, working life and leisure pursuits, public space, and also this space itself.1 Its the more remarkable given that the “snap the bustle and the dawdling, the weekdays character changed with the aesthetic pre shooter” maintained in the same breath and the Sundays. He photographed beauti dilections of the time, and with the na that he had always had a passion for “fast ful women, children at play, the plying of ture of urban routines, but especially with stuff.” Whatever value we wish to attach trades and the taking of breaks, downtown equipment: some salient features of the to that statement, mobility was certainly pedestrians and lakeside lovers. In good genre cannot be understood without rec key to the way Seidenstücker worked. The times, his pictures sold well, and his street ognizing the enhancements that were made resulting pictures suggest that he tended photography probably sold even better af to the technology. In the early days, a lack to set out with no particular plan. He wan ter his death than before. When alive, he of mobility on the part of the photogra dered about Berlin, usually shooting what marketed more animal photographs than pher and the apparatus posed the biggest ever took his fancy. Initially, inspiration for anything else, but since then the accent hurdle to photographers trying to catch his sculptures may have affected his choice has shifted. Almost all the numerous illus life in the act. It took the advent of fast of subject now and then. But that soon trated volumes that have appeared about lenses, lightweight cameras, and sensitive changed, and in the late nineteen-twenties the throbbing hub of the Weimar Republic film for photographers to take spontaneous he gave up this not very lucrative art. By carry Seidenstücker’s pictures of how that shots of traffic on the roads, or hustle and contrast, the kind of photography he en society lived. This makes him one of the bustle on the sidewalk and in the adjoining gaged in offered the chance to earn good most widely published photographers of parks. Consequently, until the turn of the money. The pictorial magazines, having his generation. Not that he has attracted twentieth century, such impressions of ur switched to photographs as the mainstay much attention as the originator of these ban life were difficult to obtain. There are, for their illustrations, were dependent on pictures: they always function in such of course, many sterling early examples of unbroken supplies. Surprising insights into publications as visual records of an epoch; photographers finding a way around these everyday German life were just as popu their particular qualities pass unnoticed. problems, and Heinrich Zille ranks as an lar in these publications as were picture And yet one such quality of Seidenstück exemplar of the genre with the pictures he reports from distant countries. We might er’s work, perhaps the most important, is started taking in 1897, although he himself almost say that capturing daily life in pho this very abundance of street life subjects, did not apparently deem them worthy of tography developed into an autoethnog which serve so many useful purposes. He exhibition (fig. 35). But the mobility and raphy of Weimar society, although most was a tireless walker and always on the speed associated nowadays with the idea illustrated magazines confined their role to lookout for scenes with a story and an ap of the snapshot photographer were ush posing fairly innocuous questions. peal. We shall see below what that im ered in with new equipment around the From that perspective, the street is to be plied. We shall also be dwelling on other time that Seidenstücker, like others, was seen as a space that, being exposed to 2 distinctive features of Seidenstücker’s ap establishing his reputation in the field. Of the eyes of the world, resisted the pre proach to street photography. But the first course, street photography does not have arranged pose and invited authentic ex question to ask is: what exactly is street to mean snapshots, and clearly the reverse perience. Street photographers are drawn photography? After all, this genre is usu also applies. But when Seidenstücker called to places where they can grasp life by the ally considered to be the common frame for himself a “snapshooter,” he probably felt horns. They chronicle what might other a large body of his work, and it is against the two terms were more or less congruent, wise pass unheeded because it is so famil this backdrop that we can best grasp how or at least claimed both these approaches iar and, hence, taken for granted. There are Seidenstücker limited his own thematic as his own.3 Only rarely, however, did he caveats: not all proponents of the genre choices, his striking preference for certain confront the technical challenges posed think about their audience or posterity as themes and subjects. by unarranged shots in dark crannies or at they press the button, and the documen To some extent, activity subsumed under night, or by the passing traffic which, in the tary value of these photos also depends the concept of street photography can be eyes of the time, was reaching breakneck in part on how they are edited and on 291 the archiving practices to which they are he was motivated by a documentary de legs, it is however not just Seidenstücker’s subjected. Only recently, one photogra sire to compile an overview of Berlin, if sense of humor or ours that bestowed a phy historian concluded that documentary only because he could hardly expect to greater fame on these pictures than on any and street photography derived from two sell all these pictures to the magazines. 5 others in his oeuvre, but a kind of semantic opposing attitudes. Street photography, Now and then he would photograph the overload, for—at least with hindsight—al he argued, is just as inspired by a rose- dirty Panke River between dark tenements, legories of modern femininity, speed, and colored view of phenomena in the pub an enormous billboard, shop windows, or spontaneity can be discerned here.7 Wom lic space as documentary photography is advertisements on a poster column. He en’s growing freedom of movement was a marked by a pessimistic view. Moreover, he recorded the reshaping of the city center, spin-off of this stylish tailoring, but it was found them fundamentally at odds in their even resorting to a bird’s-eye view in 1931 also a social achievement of the Weimar relationship to the temporal frame in which (fig. 38). Sabine Hake interprets this view, years. Contemporary observers were al 4 they seek to embed their subjects. This is rare as it is in Seidenstücker’s work, as an ready making this point, of course. Rudolf not the place to decide how much of this attempt to express the “monumentalism” Binding recalled in 1931, in response to distinction we wish to salvage. Anyway, it of the new traffic planning in Berlin.6 At the latest innovations in public behavior, does not help us to understand how Sei the same time, Seidenstücker’s picture is that men and women had once edged cau denstücker’s photograph of a bar’s façade, in a way addressing the stage on which his tiously over the gentle elevations on street documentary in style, might relate to his characters perform—hackneyed a metaphor corners, and that ladies had been obliged take on daily life in the neighborhood of as this may be, it sits well with Seiden to gather their skirts laboriously before Schöneberg (figs. 36 and 37). And yet these stücker’s fondness for genre descriptions of venturing into the street. Those skirts had two pictures complement one another as a isolated scenes and characters, which ob restricted them to taking tiny steps; they record of urban life. True, neither betrays viously interested him far more than major had, he wrote, hardly dared to move about any sign of pessimism, nor of a critical processes and events. the streets at all for that very reason; and view, and that can be said of almost all In his best-known photos, Seidenstücker ultimately, umbrellas and parasols had Seidenstücker’s pictures. His best-known shows half a dozen or so different women condemned them to utter helplessness. photographs even suggest that he only attempting to leap across a puddle from Binding merely wanted to draw his readers’ had eyes for congenial manifestations of the road to the sidewalk. He must have ob attention to how street life was influenced his era, be they beautiful women or the served one of these incidents by chance in by people’s changing attitudes. Walter world of children or little anecdotes from 1925 and realized that more would follow. von Molo, meanwhile, ranked the “serial the zoo. But does this disqualify them as Sure enough, he amassed a whole series of advances of women’s legs marching reso documentary photography? Besides, there similar pictures. They all have a comic side lutely” among the ingredients that made up are enough pictures to demonstrate that to them; we do not often have a chance the pace of Berlin, naming them alongside Seidenstücker’s broader to watch acrobatic efforts like theirs amid automobiles, buses, trucks, trams, and men than that. He photographed soup kitch the urban traffic. The question, however, is who push and shove in a literary evocation ens for the poor, and beggars, and strik whether Seidenstücker had more in mind of modern life. Stefan Zweig went a step ing pickets outside AEG, and crowds. He than a little everyday grotesque. After all, further, suggesting that freer clothing re positively collected working people on the in most cases his subjects were attrac flected the general liberation of the female street. Road workers, craftsmen, porters, tive women, and he seems to have been sex.8 Did Seidenstücker have all this in mind and peddlers populate his pictures, not recruiting the puddle as his ally in acquir when he captured those women on their to mention the unemployed pawning their ing a collection of pretty legs, supported in great leap forward? As far as we now know, possessions or, in a scene later repeated this task by a fashion for particularly short he saw only one picture of the series in horizons were by Römer, playing cards in the park. Thus skirts that currently had the women of print (fig. 39). Unfortunately, this publica Seidenstücker showed a genuine interest in Berlin in its grip. While the wit of the pho tion gives no indication as to whether the the complexities of the urban landscape. tographs lies in this combination of physi matter was perceived as culturally signifi With this in mind, it is fair to assume that cal prowess and eye-catching fashionable cant at the time.9 Thomas Weski appears 292 to doubt it. Although he mentions social auf der Strasse in 1931, this collection of Many a photographer has been described change, he regards the pictures of jump prose and poetry devoted to “people on as a flaneur, some with good reason and ing women as a particular consequence of the streets” in and beyond the German others less so. Seidenstücker has so often Seidenstücker’s fondness for “movement at capital was prompted by the same debate. been granted this honorary title, formerly its climax.”10 Given the attention Seiden The volume claimed to be taking a con rendered in German by the word bummler, stücker paid to social typology, however, temporary look at its subject, and its lav one who dallies or loiters, that it does not it stands to reason that the photographer ish use of photographic illustrations would appear to add much to the discussion. In was fully aware of the expression, verging have underscored the assertion. By elevat truth, however, he deserves it more than on a pathos formula, in that forward leap. ing the street to a milieu in its own right any of his contemporaries.15 How fitting It is all the more striking how many of and seeking to engage honestly with ex that Seidenstücker even used the word Seidenstücker’s a periences of it, the publication aspired to in reference to himself when, after a fly cozy form of street life that seems hardly transcend the physiologies of urban types ing visit to Copenhagen, he compiled the touched by the modern age. With his inter that, in the nineteenth century, emerged photographic fruits for publication in a est in laborers, street hawkers, and con with the flaneur. Nevertheless, flânerie still magazine! This contribution to the Berliner struction workers, he upholds a veritable dominates the book from 1931. It is no ac Illustrirte Zeitung, headed “Photobummel tradition of documenting the manual trades cident that one chapter was contributed by in Copenhagen,” is actually a particularly in photography. Eugène Atget and Louis Franz Hessel, the doyen of this attitude in apt example of Seidenstücker’s methods Vert, to name but two, had undertaken German literature. Seidenstücker was also (fig. 42). The text promises a revelation of something similar in Paris twenty years among the contributors, with three photo unknown landmarks, a kind of “secret” Co earlier (fig. 40). We know that Atget oper graphs (fig. 41). The publishers would have penhagen analogous to Hessel’s sketch of ated in the knowledge that he was cap acquired these pictures from Scherl or a secret Berlin. The choice of images does, turing transitory sights in a changing city, Ullstein without involving the photogra indeed, convey the impression that the foreseeing the value of his work to future pher personally (and the same doubtless photographer took an aimless stroll. Any generations. Insofar as Seidenstücker fo applied to Seidenstücker’s picture of a boy thing the eye chanced upon was eligible cused on day trade, it is more appropriate fetching water in Kurt Tucholsky’s Deutsch- for inclusion in his portrait of the city. And pictures perpetuate 13 to compare him with his colleagues Philipp land, Deutschland über alles). The little quite clearly the choice conveys a more Kester and other press photographers who, genre scenes were intended, in conjunction accurate impression of the photographer’s since the early twentieth century, had been with input from other photographers, to il walk than of the city itself, of which we satisfying the appetite of pictorial maga lustrate various typical manifestations of see very little. Seidenstücker’s pictures zines for “urban street characters,” and contemporary society (which would like from Denmark, viewed singly, are hardly 11 One way wise have triggered Tucholsky’s choice, worth mentioning: a monument, a uni or another, their activity must be seen in albeit in a different spirit). It is quite pos formed guard, a grocery vending machine, the context of a general debate about the sible that all Seidenstücker gleaned from and, unsurprisingly, a scene from the local city as a collective habitat with its own the matter was a check from his publisher, zoo. The only halfway original shot is of a particular seductions and problems. It was but he must have considered his pictures’ man with a shopping basket buying fish, accompanied by literary reflections of ur inclusion in the volume quite adequate. He the main reason being that the use of a ban writers, which in turn generated vi lived on and for the street, strolling end wide-angle lens permits an unusual view sual documentation. In the late nineteenth lessly, as Walter Benjamin describes the from the back, which makes it all the more century, a lavishly illustrated book about flaneur’s habit, in search of those note evident that the photographer is present Berlin street life suggested that the city worthy impressions that busier contem too, sharing the space on the sidewalk. We probably whetting it as well. 12 In this can sense that Seidenstücker must have Engelhorn of Stuttgart, whose catalogue sense, there is a double meaning to his followed his subject to capture him in this included a number of books illustrated “street life,” as it is reflected in the title way. It is also the only one among Seiden with photographs, published Menschen of this essay. stücker’s pictures that might, if needed, sidewalk “signified the world.” When 14 poraries wrongly failed to spot. 293 conjure up that “soft veil of provincial mel forgotten corners and hidden views. Hes monuments and important events by the ancholy” attributed to Copenhagen by the sel described his principal work, a guide to wayside. Around 1930, there was also much accompanying text. The real significance walking in Berlin, on the dust cover as “a enthusiasm for films that satisfied people’s 18 of the text, however, is that it depicts picture book in words.” He also worked curiosity about comings and goings in pub Seidenstücker as the “photobummler” he with Krull on publications in which her lic space: Menschen am Sonntag was feted was, strolling through the city day in, day pictures and his texts were to complement for adding a documentary touch to its por out.16 Even a train might serve the purpose each other. A chapter from Hessel’s Spazie- trayal of leisure among the white-collar of promenading the camera eye (fig. 43): ren in Berlin appeared in Die literarische workers of Berlin (including a remarkable Seidenstücker, when he resorted to a rail Welt along with photographs of Berlin by sequence featuring views of the slumber way journey in Berlin, did not set off from Sasha Stone and Mario von Bucovich. For ing city in the form of stills), while Markt Lehrter Bahnhof in order to reach Bahnhof another piece, Hessel set to work on an in Berlin was enthusiastically received by Zoo, but to catch a few surprising glimpses assortment of photographs, placed in his Rudolf Arnheim as reportage with a feel for of windows, backyards, streets, and the hands by an agency, of public facilities and “the surprising gesture of a person when tracks themselves. He never repeated the other places in Berlin. On this occasion, unobserved.”21 It was against this concep venture. As the resulting photographs do the photographs may well have replaced tual backdrop that Seidenstücker took his not really reflect his customary approach, the actual walk as far as Hessel was con pictures. we can hazard a guess that he had been cerned, while of course giving his readers Not everyone was enthusiastic about the commissioned to take that trip by the the sense that they had experienced it. 19 trend. A contemporary review of Menschen magazine. At the same time, however, as In 1934, Seidenstücker was among the auf der Strasse deplores the “new Bie with his walk through Copenhagen, it does photographers who contributed to an dermeier” reflected in most of the stories betray the cultural technique of the flaneur imaginary tour far more rambling in nature, and illustrations: the critic notes a lack of that Seidenstücker fostered. when Der Querschnitt lined up many views modern style, and a quest for lyrically con Benjamin saw the flaneur as a person with of Berlin in a prodigal pictorial array (fig. strued idylls that denies all that is truly ur 20 an inordinate attachment to the world of 45). He never said much about why he ban. The same accusation is leveled at the commodities. Many street photographers undertook his reconnaissance tours during photographs. Seidenstücker cannot entirely between the wars devoted their work to all those decades. It is noticeable, how be exonerated.22 In his pictures, the rather this theme, some clearly emulating Atget. ever, that his most fertile period coincided tame, inoffensive quality that Benjamin Seidenstücker was probably not familiar with the years when documenting everyday attributes to the mid-nineteenth-century with Atget’s images, but he too took sev life was on the minds of so many artists. flaneurs lives on. He hardly ever tackled eral pictures of shop windows in Berlin— Books began producing views that have themes that might in any way have exacer including, in 1930, a pair of mannequins their counterparts in Seidenstücker’s work. bated political tensions in the late Weimar sporting the latest hairstyles. The similarity Take, for example, the volumes by Mario Republic, or that might be seen as echoing with Otto Umbehr’s photographs of display von Bucovich and Sasha Stone (figs. 46 and them.23 His compositions, apart from rare window dummies is worth mentioning, es fig. 47). They are devoted in the main to and indecisive imitations of modern visual pecially as Umbehr published his pictures describing urban space, not to everyday concepts, are antiquated. Unlike Krull, he alongside a text by Hessel (fig. 44).17 This photography. Yet even the avant-gardist hardly ever produced a photograph that re collaboration points to the elected affinity Stone offers genre scenes in the same vein ally got under the skin of people on the between the flaneur and the photographer as Seidenstücker. More importantly, what street. His “carriage driver” of 1928 is a ma in the Weimar years. More supporting evi makes their works comparable is a funda jor exception in this respect (fig. 48). This dence can be found. We learn from a remi mentally documentary attitude that leads one image is reminiscent in its composi niscence on Berlin by Benjamin that he and them to elevate things that are overlooked, tion of the pioneering close-ups of New Hessel, together with a woman photogra things that seem insignificant, things of Yorkers published by Paul Strand in 1917. As pher, probably Germaine Krull, constantly day-to-day relevance, making them into a rule, Seidenstücker stuck to full-length walked the city’s streets on the lookout for their subject matter and leaving the big portraits of individuals or groups. While 294 this aesthetic attitude may be partly due quite apart from the commercial prospects to his coy self-restraint, it also indicates provided by the pictorial press. that he aimed, for the sake of documentary in Sabine Kübler, “Paul Wolff—Frankfurt, Friedrich Seidenstücker—Berlin: Zwei Zeitgenossen fotografi eren die 30er Jahre,” in Fotogeschichte 8, no. 28 (1988), pp. 43–48, esp. p. 43. relevance, at preserving an abundance of Wolfgang Brückle descriptive contextual information. As far is Art historian at the University of Zurich as his fondness for street life as yet un 6Sabine Hake, Topographies of Class: Modern Architecture and Mass Society in Weimar Berlin (Ann Ar bor, MI, 2008), p. 206. 7See Susanne Meyer-Büser, “Die neue Frau in der 1Colin Westerbeck and Joel Meyerowitz, Bystander: A touched by a modern overlay is concerned, we should not ignore the fact that many publications of the day were keen to make the point that Berlin was not at all as hec Fotografie,” in Bubikopf und Gretchenzopf: Die History of Street Photography (London, 1994), p. 34, Frau der zwanziger Jahre, Museum für Kunst und believe the subject matter for this genre to be “can Gewerbe, ed., exh. cat. Museum für Kunst und did pictures of everyday life in the street,” thereby Gewerbe (Hamburg, 1995), pp. 110–11, p. 111, and ruling out—too hastily, in my view—anything that Gunnar Schmidt, “‘Jump!’ Über Körper, Bild- und involves posing, and all political events. Zeitsprünge (nicht nur) in der Modephotographie,” tic as it seemed to excitable writers and 2 Many authors have stressed the importance of tech in idem, Visualisierungen des Ereignisses: Medienäs- disoriented strangers. The architect Bruno nical innovations in cameras to modern street pho thetische Betrachtungen zu Bewegung und Stillstand tography. See, for example, Ute Eskildsen, Fotografie Taut, a champion of the modern era as he (Bielefeld, 2009), pp. 69–98, p. 76. in deutschen Zeitschriften 1924–1933 (Stuttgart, 8Rudolf G. Binding, “Menschen- und Strassenge was, commented on the “village element” 1982), p. 7, and Wilhelm Marckwardt, Die Illustri- plauder,” in Menschen auf der Strasse: Zweiundvier- in the Berlin administration and the small- erten der Weimarer Zeit: Publizistische Funktion, zig Variationen über ein einfaches Thema (Stuttgart, ökonomische Entwicklung und inhaltliche Tendenzen 1931), pp. 11–20, p. 14; Walter von Molo, “Berliner (unter Einschluss einer Bibliographie dieses Pres- Tempo,” in Herbert Günther, ed., Hier schreibt Berlin setypus 1918–1932) (Munich, 1982), pp. 114ff. Zille [1929] (Berlin, 1989), pp. 87–88, p. 88; Stefan Zweig, used a Detektiv-Camera that was state-of-the-art “Zutrauen zur Zukunft,” in Friedrich Markus Hueb at the time. According to Enno Kaufhold, Heinrich ner, ed., Die Frau von morgen, wie wir sie wünschen town mentality encountered all over the city. Even the picture book of Berlin com piled by Stone veers toward the more tran quil aspects of the old town, a tendency Zille: Photograph der Moderne. Verzeichnis des pho- noted by progressively minded contempo raries and praised by them as the path to a reliable depiction of the city as it really was.24 Hence, Seidenstücker’s views of the undying Biedermeier spirit in Berlin are not (Leipzig, 1929), pp. 7–17, pp. 8–9. tographischen Nachlasses, edited by the Photogra 9In late 1929, Die Woche published this picture along phische Sammlung der Berlinischen Galerie (Munich, with a photograph of a snowbound city, leading 1995), p. 30, this apparatus enabled him to invent readers to believe that the combination illustrated the photo reportage. a story about a sudden thaw; see “Szenenwechsel 3Friedrich Seidenstücker, “Wie ich anfing” [1963–64], in zwölf Stunden” in Die Woche 31, no. 52 (1929), in Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, ed., Der p. 1475. However, the woman’s light clothing obvi faszinierende Augenblick: Fotografien von Friedrich ously belies the caption. necessarily a complete distortion of the Seidenstücker (Berlin, 1987), p. 9 (“Momentknipser”). 10Thomas Weski, “Ich war immer Momentknipser,” in facts. He did probably aim to show how Unfortunately, the details he gives here about the Friedrich Seidenstücker: Der humorvolle Blick. Foto- equipment he was using are quite vague. grafien 1923–1957, Ann and Jürgen Wilde, eds., exh. the old survived in the new as one aspect 4Clive Scott, Street Photography from Atget to Cart- of his ongoing documentation of everyday ier-Bresson (New York, 2007), pp. 7, 53–54, 57. Berlin. When filing these pictures at home in his archive, he would inevitably have seen them in the context of his portrayals of the New Woman and his images of the cat. Sprengel Museum, Hanover (Ostfildern, 1997), pp. 5–11, p. 6. Julia Bertschik, in Mode und Mod- 5Seidenstücker features as a documentarist of the erne: Kleidung als Spiegel des Zeitgeistes in der day, especially of the “contemporary history of ordi deutschsprachigen Literatur (1770–1945) (Cologne nary people” and later of war-scarred Berlin, in J. G. et al., 2005), p. 195, seems to take the opposite [Joachim Günther], “Berlin im Foto 1925 bis 1955,” view. Gabriele and Helmut Nothelfer, Friedrich Se- in Neue deutsche Hefte 28 (1981), pp. 660–62, esp. idenstücker 1882–1966 (Berlin, 1980), p. 18, suspect p. 661. Seidenstücker’s photographs of unemployed Seidenstücker of “schadenfreude”! new traffic node at Alexanderplatz. We can workers playing cards are published in Manfred 11See Dirk Halfbrodt, “Philipp Kester—Bildjournal not tell whether he regarded these differ Görtemaker, ed., Weimar in Berlin: Porträt einer Ep- ist: Fotografien und Reportagen 1903–1935,” in oche (Berlin, 2002), p. 190; Römer’s pendant in Auf Dirk Halfbrodt and Ulrich Pohlmann, eds., Philipp den Strassen von Berlin: Der Fotograf Willy Römer Kester : Fotojournalist. New York, Berlin, München At any rate, both sides of the story seem 1887–1979, Diethart Kerbs, ed., exh. cat. Deutsches 1903–1935, exh. cat. Fotomuseum im Münchner to have attracted him. As we can safely as Historisches Museum (Berlin, 2004), p. 180 (dated Stadtmuseum (Munich, 2003), pp. 8–77, pp. 52–53. 1929 and 1931). In both pictures, the jobless are sit The enduring interest of street photographers in ting at tables put out for them by the city adminis documenting the manual trades is addressed in tration. Timm Starl, in Ein Blick auf die Strasse: Die Pierre Perret, Les petits métiers d’Atget à Willy fotografische Sicht auf ein städtisches Motiv (Essen, Ronis (Paris, 2007), with an extremely personal 1988), pp. 16–17, posits a link between the economic accompanying text; see also Florian Ebner, “Urban depression and attention paid by photographers in Characters, Imaginary Cities,” in Street & Studio: An the Weimar Republic (including Seidenstücker) to Urban History of Photography, Ute Eskildsen, ed., ent phenomena as incompatible opposites. sume that he almost always photographed what appealed to him personally, we will recognize that it is in the combination of the two aspects, the old and the new, that the city is projected as an ideal habitat. It is in this personal art of describing that we must seek Seidenstücker’s motivation, 295 their anonymous fellow citizens, but this general exh. cat. Museum Folkwang, Essen; Tate Modern, ization does not withstand scrutiny. His compari London (Essen and London, 2008), pp. 186–93, son of Seidenstücker and Paul Wolff is paralleled pp. 188–89. 12Moritz Reymond, “Berliner Pflaster,” in Moritz Rey in the photography of the nineteen-twenties, see mond and Ludwig Manzel, eds., Berliner Pflaster: Illus- Wolfgang Brückle, “Politisierung des Angesichts: trierte Schilderungen aus dem Berliner Leben (Berlin, Zur Semantik des fotografischen Porträts in der 24See Bruno Taut, “Via London – Paris – New York – Neu- 1891), pp. 1–8, p. 1. The book, lavishly illustrated but Weimarer Republik,” in Fotogeschichte 17, no. 65 Berlin,” in Das neue Berlin 1, no. 2 (1929), pp. 25– almost devoid of photographs, contains articles with (1997), pp. 3–24, pp. 15ff. 30, p. 29, and Adolf Behne, ed., Sasha Stone, Berlin (Berlin, 1937), p. 102 (the other illustration was by Umbehr). such titles as “History of a Berlin Street,” “Market 18Franz Hessel, Spazieren in Berlin (Leipzig and Vi in Bildern (Berlin, 1929); and the review by Rudolf Yearnings,” “Street Survivors,” “Berlin Awakes,” and enna, 1929). A publisher’s advertisement uses the Arnheim, “Berlin in Bildern,” in Die Weltbühne 25:2 (1929), pp. 111–12, p. 111. “Labor Exchange on Berlin Streets”—themes that same phrase in Die literarische Welt 5, no. 19 (1929), would later be exhausted by photography and cinema p. 4. Hessel’s influence on Benjamin is highlighted in the nineteen-twenties. by Eckhardt Köhn, Strassenrausch: Flanerie und kle- 13The editor of the book is not identified. A pub ine Form. Versuch zur Literaturgeschichte des Fla- lisher’s note states that the photographs are merely neurs bis 1933 (Berlin, 1989), pp. 193, 196. The trio’s intended as “atmospheric background” and not as walks are mentioned by Walter Benjamin, “Berlin Charmingly Erotic: The Nude evidence relating intricately to the texts: Menschen Chronicle” [1932], in Howard Eiland, Michael W. Sabine Schnakenberg auf der Strasse (see note 8), p. 8. For the photo Jennings, and Gary Smith, eds., Walter Benjamin, graph used by Tucholsky, see Deutschland, Deutsch- Selected Writings 2, 1931–1934 (Cambridge and land über alles: Ein Bilderbuch von Kurt Tucholsky London, 1999), vol. 2, pp. 595–636, p. 599. und vielen Fotografen, montiert von John Heartfield Seidenstücker did not often set himself the task of photographing nudes, but it was 19Franz Hessel, “Architekturen des Augenblicks,” in Das illustrierte Blatt 15, no. 24 (1927), pp. 618–20 something he returned to several times. 14 Walter Benjamin, “The Paris of the Second Empire in (a collaboration with Krull, the only piece pub Baudelaire” [1938], in Howard Eiland and Michael W. lished out of several they planned together); Franz Clues to the dates are provided by makeup, Jennings, eds., Walter Benjamin, Selected Writings 4, Hessel, “Nach Osten: Ein Stück Berlin,” in Die lit- haircuts, items of clothing, and household 1938–1940 (Cambridge and London 2003), pp. 3–92, erarische Welt 5, nos. 13/14 (1929), pp. 3–4; Franz furnishings, and these indicate that the p. 19. Hessel, “Herberge und Heimat,” in Atlantis 2 (1930), subject interested him as early as the nine (Berlin, 1929), p. 204. 15Janos Frecot, in “Der Flaneur mit dem Fotoappa rat,” in Der faszinierende Augenblick (see note 3), pp. 705–17 (one of the photographs is by Otto 20Der Querschnitt 14 (1934), picture sequence after p. Seidenstücker’s pictures and Hessel’s texts are 256. Seidenstücker contributed aerial views of road closely related. Other photographers appear as fla building, a coachman napping, police in traffic, park neurs, e.g., in Stephanie Gomolla, Distanz und Nähe: teen-twenties. This interest grew in the Umbehr). pp. 82–85, p. 83, goes so far as to conclude that early nineteen-forties, declining noticeably again as the fifties progressed. In earlier years, Seidenstücker had already scenes, lake pictures of Wannsee, and a landscape. Der Flaneur in der französischen Literatur zwischen 21See Guntram Vogt, Die Stadt im Kino: Deutsche Moderne und Postmoderne (Würzburg, 2009), p. 65 Spielfilme 1900–2000 (Marburg, 2001), pp. 229ff (on (Atget); Brigitte Werneburg, “Foto-Journalismus in the success of Menschen am Sonntag), and Rudolf implementation of his sculptures. This was der Weimarer Republik,” in Fotogeschichte 4, no. 13 Arnheim, “Kinematographisches,” in Die Weltbühne especially true of the animals at the Berlin 25:2 (1929), pp. 774–77, p. 776 (on Markt in Berlin). zoo, which tended to shift position sud (1984), pp. 27–40, p. 31 (Felix H. Man); and Herbert begun to make use of photography in the Molderings, Umbo: Otto Umbehr 1902–1980 (Düssel 22L. W. [Lutz Weltmann], “Der Geist der Stadt?” in dorf, 1995), pp. 95–96 (Umbehr as a kindred spirit Die Literatur: Monatsschrift für Literatur-Freunde 34 denly and unpredictably, and even before of Hessel). Westerbeck and Meyerowitz (see note (1931/32), p. 184. By contrast, Adolf von Grolman, 1914 he took pictures of them as a basis for 1), p. 329, call the Berlin of the nineteen-twenties a “Menschen auf der Strasse,” in Die neue Literatur “city of flaneurs.” Yet their book dispenses with any 33 (1932), p. 372, laments the mediocre quality of his animal sculptures.1 This process applied photographs from Germany! The “bummler” seems the texts only briefly, and stresses that some of the similarly to his nudes;2 his earliest surviv photographs are “quite splendid.” ing photographic nudes from the nineteen- to have made its first appearance in German urban typology in 1848; see Otto Ladendorf, “Moderne 23Almost certainly, though, he had some thoughts Schlagworte,” in Zeitschrift für deutsche Wortfor that he kept to himself—for example, about the schung 5 (1903), pp. 105–26, p. 107. twenties show a young woman against the photograph he took in 1930 of a little girl with a backdrop of a private apartment (fig. 49). 16“Photobummel rund um Kopenhagen,” in Berliner Il- swastika flag, probably during a Nazi parade. The lustrirte Zeitung 43, no. 31 (1934), pp. 1122–23. The political mobilization of young people was deplored She seems a little strained as she poses in vending machine is singled out in the text, which at the time by moderate commentators; see “Poli carefully arranged variations of the reclining was presumably written by Seidenstücker, as par tisierte Jugend,” in Berliner Illustrirte Zeitung 32, Venus, Olympia, and an odalisque, always ticularly noteworthy. Willy Römer photographed a no. 6 (1923), p. 103. Seidenstücker’s dislike of the similar machine in Berlin in 1935: Auf den Strassen National Socialists, which is on record, doubtless faithful to the canonical poses of classical von Berlin (see note 5), p. 278, although in his case implied similar views. At the same time, it does not antiquity. The even lighting, the postures the scene seems to have marked a product launch. come as a surprise that a photo of his could be used her body assumes with a sculptural func 17See Franz Hessel, “Eine gefährliche Strasse,” in Das in 1937 to illustrate an article invoking the village- illustrierte Blatt 17, no. 24 (1929), pp. 686–88. One of like residents of a Berlin street in reactionary tones; Seidenstücker’s shop windows appeared in Berliner caption: “Little scene in a rural outpost.” See “Die rum, and the entirely sober depiction recall Illustrirte Zeitung 29, no. 29 (1930), p. 1328. Benja grosse Berliner Familie: Jenseits von Asphalt, der min’s observations are in “The Paris of the Second strahlenden Lichtreklame und dem Grossstadtleben,” those photographic “académies” produced Empire in Baudelaire” (see note 14), pp. 31ff. For in Berliner Illustrirte Zeitung, Sonderheft Heimat a discussion of the iconography of the mannequin Berlin: Zur 700 Jahr-Feier der Reichshauptstadt tionality, the eschewal of excessive deco from about 1850 on as templates for vi sual artists. Bearing in mind, however, that 296 painters such as the “Brücke” group had doing a back handspring naked past Se begun, from the turn of the twentieth cen idenstücker’s lens on an idyllic late sum safe distance, exploring what Janos Frecot tury, to break with rigid academic posing— mer’s day on the shores of Plessower See aptly called “the erotic as a no-man’s-land inspired by the Expressionist demand that near Werder, or at Wernsdorfer See near beyond whatever serves a legitimate pur art should resemble life, and also that the Gosen, sitting by the lake or removing pose” and which quite possibly was “at whole spectrum of artistic movements had her undershirt (fig. 50). These persua once desired and feared with yearning, lust, conquered the bodies of girlfriends, lovers, sively natural photographs can hold their and anxiety.”9 and wives, not least in the photographic own, in terms of both form and content, Photographs of his friend Loni Hagelberg, sense—Seidenstücker’s photographic mod with photography that emerged from the posing as, say, Diana in classical contra els look curiously old-fashioned.3 Freikörperkultur (FKK) movement. Estab posso, now with a spear and now with a In the nineteen-thirties, he seems to have lished from the early twentieth century by bow, on the little sculptor’s pedestal by stopped producing such nudes, quite pos a small number of professional photogra the wall of Seidenstücker’s bedroom, are sibly because, in the late nineteen-twen phers and an overwhelming force of ama at first not surprising. After all, he was re ties, he gave up his work as a freelance teurs, it found an outlet in sympathetic sorting here to his experience as a sculp sculptor, focusing instead full-time on his magazines.7 tor (fig. 51). Maybe he was even thinking photography. By the beginning of the nineteen-forties at about models for new sculptures.10 But Seidenstücker always remained a confirmed the latest, Seidenstücker was photograph there are other photographs, too, that are “bachelor”—with the exception of a brief ing nudes on color transparencies at his extraordinary precisely because they break interlude involving a Russian lady of Ger home in the attic of Kaiserplatz 16. “Agfa the mold of Seidenstücker’s familiar pho man descent during a four-week visit to color-Neu” was available in the shops from tography to such an unprecedented degree. Paris in 1908.4 He was known to maintain November 1936. Spooled onto a Karat car Not only was Loni Hagelberg uncommonly close friendships with numerous women tridge, the film fit into any compact cam natural about her naked body in full view who were significantly younger than he era, including the Zeiss Ikon that Seiden of the camera, but she also seems to have was and usually firmly attached to some stücker was using at the time. In 1937, for contributed spontaneity, humor, and infec one else. “In 1939, I was then seventeen, I propaganda purposes, the Nazi regime set tious energy to the situation. Seidenstück was training . . . on the ‘Reichssportfeld’ in the price of a thirty-six-picture film at 3.60 er’s camera registers how Loni Hagelberg Berlin. An elderly gentleman with a cam reichsmarks, equivalent to about 15 euros emerges from her initial role. She no longer era came up to me and very politely asked today.8 Considering his limited financial plays the model, but rather herself, break the young man with whom I was swimming: resources, exacerbated during the war by ing the dialogue open from inside. When ‘Might I take some photographs of your the dearth of commissions, the purchase of she balances on the stove in Seidenstück 5 this color film must have called for a pain er’s living room as a “witch” with her twig This encounter led to a cordial friend ful sacrifice. Nevertheless, he tried it out gy broom between her legs, bathed from ship between her and Seidenstücker, forty in every aspect of his work: in the city and below in the light of two lamps casting years her senior. “When we went on out on the street, in the countryside, at the unreal, ghostly shadows, this motif—un ings together,” she recalls, “it often hap zoo—and with the nudes. His willingness matched in its whimsical mischief—reflects pened that he would capture a naturally to buy such outrageously expensive mate the trust, vivacity, and fun of enactment arising situation with his camera, but he rial even for uncommissioned, private pic that characterizes this relationship be would do so several times, with minor cor tures reflects his curiosity about a sensual tween the model and the photographer. rections and variations. He would send us photographic adventure—the colorful nude, Experiments were now possible on both the photographs he had taken in this way, constructed with his girlfriends within the sides of the camera. Loni Hagelberg with but he also made commercial use of them security of his own four walls. Released a black mask before her eyes and hunched when the opportunity arose.”6 These pic from their utilitarian function as templates, shoulders, concealing her breasts with her tures show Loni Hagelberg in the middle of the results can be described as “free nude arms, yet clasping an orange and smiling World War II, in September 1941, diving or photography.” Seidenstücker, behind his impishly at the camera—this, too, appears companion?’” recounts Loni Hagelberg. 297 camera, observed the female body from a only at first sight to be an unambiguously and about the noncommercial intentions of the blond model date the last surviv ambiguous expression of eroticism (fig. 52). they pursued, highlights their unique sig ing series to the nineteen-fifties. Demure The slightly exaggerated posture and all nificance in Seidenstücker’s work. and diffident, an unknown young woman too demonstrative handling of the acces Among these images there is a single pho freezes on Seidenstücker’s little pedestal sories demonstrates that she is both dis tograph from 1940 showing a naked young in far too concentrated a sculptural pose— tancing herself from a conscious role in an woman in front of the photographer’s or whatever she thought a sculptural pose erotic scene and committing to the game Christmas tree in his living room. Cozy, al should be (fig. 53). It is the effort she is by virtue of her self-caricature. She is the most unbearably soft candlelight gently investing in this enactment that lends one exposing the pictures, while they are folds around the woman’s body as she care these pictures their involuntary comical being taken, as a pastiche of all those fa fully straightens a candle on Seidenstücker’s ity—on the verge of embarrassing. One miliar variations on the risqué photograph, tree in this dreamy Yuletide atmosphere: photograph almost breaks out of this regi complete with stage props, a topos that Seidenstücker is visualizing sexual fantasies. mented dialogue: leaning with one hand had been developing since the early days Another example of this “mental cinema” against the taller pedestal beside her and of photography in the eighteen-forties, could well be the photo of Loni Hagelberg holding a camera in the other—a possible and for which there was a market wherever leaning against a wall, wearing nothing but sign that the roles could be reversed—her erotic imagery in the broadest sense was a see-through raincoat, although touchingly gesticulating hands have been “hushed.” traded. The booming market for magazines set in the middle of a little rug so that her Still slightly rigid, she has crossed her legs, that had taken off in the nineteen-twen feet do not get cold. He is using a kind of but adds real verve to her body and to the ties brought them to a wide audience.11 The “X-ray vision” to transcend obstructive op composition by swinging a hip, and—she is eroticism revealed in Seidenstücker’s pic tical boundaries, thereby managing to rel smiling. Ultimately the photo is persuasive tures is due entirely to Loni Hagelberg’s ish in sensual contemplation of a woman’s because the young woman has managed to lack of inhibition and wit, personal traits body that would otherwise be wrapped in put aside her torpor, face the camera, and about which Seidenstücker waxed lyri several layers of cloth. establish contact with the viewer thanks to cal. In the nineteen-sixties, he would still The trusting, friendly relationship between that smile (fig. 54). point out what a natural and sweet-tem the model and the photographer was the This is the clearest illustration of all that pered model she had been, and what role sine qua non for overstepping those bound the impact of a photograph depends on this had allowed her to play in the genesis aries on both sides of the camera. During the quality of dialogue between Friedrich of his photographs.12 It was working with these shoots, Seidenstücker created an at Seidenstücker and his model. It shows a Loni Hagelberg that enabled Seidenstücker mosphere in which the women set the stage response to the other party, and also a to express, even in his nude photography, themselves, and they seem to have shared photographically defined intimacy derived that same photographic credo he expressly with each other, in a spirit of friendship, from the intensity and quality of an evolv favored and which is so typical of his work: their experiences in this dialogue with his ing interaction, which the courteously de “I very much loved humorous pictures, camera. Loni Hagelberg recalls: “We asked tached Seidenstücker could regulate with both of people and of animals.”13 each other’s opinions about the photos the utmost precision thanks to the camera The color photographs taken in his home he took of us, without any jealousy, often between them. from the nineteen-forties on are so very quite ‘cheeky pictures,’ as he called them, fascinating not only because they are although he reckoned we were the ones Sabine Schnakenberg quirky, but also because they were ex who had sparked his imagination for such is Curator of the F. C. Gundlach Collection clusively private in their motivation and photos.”14 In our mind’s eye, we can just see in the House of Photography, Deichtor have been exclusively kept and preserved Seidenstücker presenting his colorful gems hallen Hamburg within this private context. Their intimate, to his models—the girlfriends—with a pro experimental character, which tells a story jector or slide viewer.15 about the special personal dynamics be The lavish rouge on the cheeks, the heavy 2 “I . . . had learned photography in the sculpture tween the model and the photographer, eyeliner, and the fashionably cropped hair workshop in diffuse northern light and practiced 1 Werner Kourist, Friedrich Seidenstücker: Von Tieren und von Menschen (Berlin, 1986), p. 154. 298 it in all fields and at the zoo.” See Friedrich Se erotic pictures as a spinoff of their portrait produc idenstücker, “Lebenslauf (nach 1945),” in Bildarchiv tion. Also relevant in this context are the “fan” and Preussischer Kulturbesitz, ed., Der faszinierende “girlie” magazines that appeared in the United States Augenblick: Fotografien von Friedrich Seidenstücker by the nineteen-twenties as precursors of the pinup, lic spaces, and for another, the free press (Berlin, 1987), p. 142. gaining a foothold in Europe a little later in modified and diverse media landscape had vanished. Socialist laws made it harder and harder to move around freely with a camera in pub 3 See, for example, Ernst Ludwig Kirchner’s photo formats, such as the light reads Wiener Melange and graphs of dancers Nina Hard and Erna Schilling, in Uhu. There were also non-mainstream art books like Wandering the streets with a camera on a Roland Scotti, ed., Ernst Ludwig Kirchner: Das foto- the Akt-Kunst-Bücher published by Parthenon, which daily basis was no longer an option, as it grafische Werk (Bern, 2005), pp. 131, 134–35 and reproduced erotic photographs along with pseudo- 203–204. academic texts to justify the illustrations. had been before the Nazis seized power, 12 Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. and Seidenstücker retreated from the zones time. I think I wrote that I had become engaged there Neusüss, September 5, 1965, Berlinische Galerie. under surveillance into his private life. The at the time, but [I] never saw my bride again. I believe 13 Friedrich Seidenstücker, “Wie ich anfing [1963/64],” 4 “I was then [in Paris] for four weeks, a wonderful commissions ebbed away, and opportuni she was a nervous, difficult creature, and I was far in Der faszinierende Augenblick (see note 2), p. 9. too young.” See letter from Friedrich Seidens tücker to 14 Loni Hagelberg, “Unser Freund Friedrich Seiden ties to publish declined appreciably. He Floris M. Neusüss, April 8, 1965, Berlinische Galerie. stücker,” in Der faszinierende Augenblick (see note 2), later noted: “That d**n Hitler spoiled a lot 5 Loni Hagelberg, “Unser Freund Friedrich Seiden p. 66. stücker,” in Der faszinierende Augenblick (see note 2), 15 Ordinary Germans could not produce paper prints in p. 66. 6 Ibid. of the innocence in the world. The nicest, color until 1949, when the Agfacolor negative-posi freest period we lived through was the one tive process was released for public use. after the First World War.”3 7 Professional FKK photographers included Gerhard Seidenstücker’s first photographic confron Riebicke (1878–1957), Lotte Herrlich (1883–1956), Franz Fiedler (1885–1956), and Magnus Weidemann Friedrich Seidenstücker’s Photographs of Ruins and Rubble (1880–1967), and the magazines were, for example, Die Schönheit, Lachendes Leben, and Sonniges Land. 8 This was mainly motivated by both an interest in seeing the Agfacolor stock penetrate the German, Antje Schunke European, and American markets as quickly as pos tation with the consequences of war emerges in a series taken in 1943, after bombs had fallen on the Zoological Gardens in Berlin. The zoo was badly hit during air raids on November 22 and 23, and almost all the sible and a desire to send the message that they were keeping up with technological progress. The “Dear Heti and family and friends, Well, I animal houses were damaged. Seidenstücker fixed price in Germany distinguished the product made it. More details next time I write. The took photos of the destruction immediately American company Kodak, retailed from 1935. A Ko front and middle of the building burned afterward.4 He was well-known for having a dachrome film yielded only eighteen pictures, but it down, but my part is still standing. I lost a close connection with the Berlin zoo: since from the much more expensive film produced by the cost 6.50 reichsmarks, or about 28 euros. 1 9 Janos Frecot, “Der Flaneur mit der Kamera,” in Der faszinierende Augenblick (see note 2), p. 85. 10 Floris M. Neusüss wrote: “F. S. was first a sculp tor who took photographs and later a photogra few things, but it’s all right.” Friedrich Sei 1904 he had been a regular visitor, and in denstücker wrote those words on May 13, the 1920s he was granted a privileged per 1945, a few days after World War II ended, mit to take photographs there. He knew the to his sister Hedwig Seidenstücker in Unna, animals and their ways, as well as all the letters.” See Neusüss, “Zu Friedrich Seidenstücker,” Westphalia. staff, from the keepers to the director. It in Der faszinierende Augenblick (see note 2), p. 138. Seidenstücker had survived. After the war, was perhaps due to these particular con the photographer picked up his camera and nections that he gained access to the bomb some sculpting again, like every May really, that’s set off to investigate the damage around site. On one photograph, taken inside the when the urge always grips me . . . I’ve already Berlin. For several years, he focused on the aquarium, we see a keeper, who probably Friedrich Seidenstücker to Floris M. Neusüss, June devastation that had ravaged the former accompanied Seidenstücker through the 10, 1965, Berlinische Galerie. metropolis. Over 500 photographs of ruins grounds. The pictures, evidently on film and rubble remain. Most of the negatives stock that had exceeded its shelf life, are card-size, were sold straight to the customer—often and the contact and vintage prints are held not typical of Sei denstücker’s work, for unofficially “under the counter”—in the nineteenth today in Berlin by the bpk – Bildagentur they are quite documentary and sober in für Kunst, Kultur und Geschichte. style.5 Unlike his other photographs, this the Manassé studio in Berlin; the Residenz-Atelier Under the Nazis, Seidenstücker curbed his objectivity makes them unusually earnest in Vienna; the Atelier Reutlinger in Paris. Apart photographic activity considerably.2 He and direct. They provide an overview of had been deprived of two essential condi the losses incurred; they are not confined tions for his work. For one thing, National to shattered buildings, but also depict dead pher who also sculpted, drew, and liked writing Seidenstücker sculpted until the nineteen-sixties. In 1965 he wrote to Neusüss: “By the way, I’m doing started the second, as is my wont.” See letter from 11 Apart from the hordes of anonymous photographers whose stereoscope pictures and prints, often post century, and still in the twentieth, we might men tion, for example, Dora Kallmus and Arthur Benda; from glamorous shots of well-known female actors and dancers, they used magazines as an outlet in the nineteen-twenties and -thirties to sell saucy, 299 animals and French POWs clearing rubble. In country. Bourke-White, for example, took foreground. They account for about a third the Elephant House, for example, the pho an extensive series of aerial views over of these photographs, of which there are tographer stands as a visitor might when bombed-out cities in June 1945. Some pho more than 500. Apart from nameless ru watching the beasts in front of the cage, but tographers, such as Leonard McCombe and ins and places, he captures many promi the sight within this compound is harrow Victor Gollancz, stopped highlighting the nent buildings, including the Reichstag, the ing, as organs from burst elephant corpses difference between the perpetrators of war Neue Reichskanzlei, and the Kronprinzen ooze through the bars (fig. 55). There is also crimes and their victims, focusing instead palais. Another third show people, among 8 a striking photograph of scorched trees in on a common human destiny. the Zoological Gardens (fig. 56). To a nature And German photographers? How did they defy identification. The last group is devot lover like Seidenstücker, this aspect of the assess the situation in their own country? ed to sculptures. The pictures of ruins and devastation was also important and worthy Initially, most of them found it difficult to rubble date from the period from December of illustration. begin working at all. Germans had been or 1943 until about 1950. In those early weeks of May after the war dered by the occupying powers to hand in If we look at the photographs of identifi ended, a wave of photographic activity swept their cameras. Photography was forbidden. 9 able contexts, it is noticeable that Seiden across Germany. The Allies sent photogra Many were trying to come to terms with stücker has primarily opted for historical phers and journalists of their own all over their new environment, had emigrated, buildings. Noticeably, his attention has the country to record the crimes of the Ger or were even still prisoners of war. Work now shifted to architecture of political sig mans. These photographers included Johnny permits were hard to obtain. Frequently, nificance, such as the Reichskanzlei, one of Florea, William Vandivert, George Rodger, photographers who took pictures of their the pivotal seats of Nazi power. This build Margaret Bourke-White, and Lee Miller, and country amid the ruins were acting ille ing had never interested him when it was their subjects included the concentration gally, on their own initiative and without intact; but now, reduced to dust and ashes, camps after liberation and the conditions in commission. Pictures of the devastation he does take its photograph—and this in occupied towns. The thematic focus lay with were taken in many places, but especially itself could certainly be read as a political victims of the Nazi regime. The Allied admin in the bigger cities. Richard Peter, Sr. took statement. istrations used these images for archiving photographs in Dresden, Hermann Claasen Seidenstücker does not look at these data, for publication in the media, and also in Cologne, Herbert List in Munich, Karl buildings from the perspective of docu to educate the defeated Germans in the form Heinz Mai in Leipzig—to mention but a mentary record or architectural history. He of public display boards.6 few. In Berlin, the photographers included is looking, rather, for connections, placing Alongside these records of the victims, pho Fritz Eschen, Hein Gorny, Edmund Kesting, the ruins and rubble in relationship with tographs were simultaneously being taken of Hilmar Pabel, and Henry Ries. their surroundings. The photograph he took staged events to represent the victors and the In May 1945, Friedrich Seidenstücker re in 1946 of the Kronprinzenpalais (fig. 57) vanquished. Examples are Victorious Yank by sumed his own photographic meanderings is a case in point. The motif is reminiscent 7 them many children, amid ruins that often Robert Capa and Yevgeni Ananievich Khal around Berlin. There are no indications that of those arrangements of fake ancient ru dei’s photograph of Soviet soldiers hoisting he was working on commission.10 The urban ins commonly found in eighteenth-century a red flag over the Reichstag. These pictures landscape had been radically transformed. landscape painting—with the fundamen appeared in the illustrated press back home Berlin was no longer the bustling metropo tal difference that Seidenstücker’s photo in the Allied countries, including Life in New lis of the nineteen-twenties and -thirties, graphs are describing a real scenario, and York, Picture Post in London, and the daily with busy traffic and hurrying figures. The the setting is not an idealized natural land newspaper Pravda in Moscow. The powerful streets full of debris were barely acces scape, but the very concrete urban land imagery was used as retrospective justifica sible, often deserted and overshadowed scape of Berlin. tion for military intervention in Germany. by ravaged buildings. This new townscape It is interesting to make a compari It was not until several weeks later that affected Seidenstücker’s choice of motif. son reporters from the occupying countries Before the war, most of his pictures had torn Munich after turned their attention to the plight of the shown people and animals, but now build ily took pictures of Baroque and Neo vanquished and the destruction across the ings, squares, and streets moved into the classical buildings, hallmarks of a city 300 here with Herbert 1945. List List in war- primar once renowned for its art and culture.11 its passengers into the countryside to for prisoners behind barbed wire (fig. 60).18 A clear distinction should be drawn, how age for food. Most of these photographs The irony is even more evident when we ever, between the two men’s previous make no reference to suffering. There are recall that this avenue played a key role biog raphies and their pictorial objec no pictures of the dead, the wounded, or in Albert Speer’s plans for the city. And tives. List had travelled in Italy and Greece the starving, as depicted by Richard Peter, what remains? Fallen heroes of German since 1937, exercising his photography Sr., who shot a devastating series of corps history corralled behind bars. The comic amid classical ruins and training his eye es in 1946 after the Dresden air-raid shel element is obvious in the photograph de 12 He drew on this experience ters were uncovered. Neither does Seiden picting a statue of Johann von Buch with when composing his photographs of war stücker feature prisoners and soldiers. He a couple sitting beneath him (fig. 61). The ruins in bomb-scarred Munich; they be is not, however, oblivious to the universal humor results from the pose of the stone tray more formal artistic considerations.13 anguish, and he does reveal poverty and figure and the behavior of the couple: the The different approaches are illustrated by begging. Often, however, he does this with people are exchanging secrets, the statue comparing List’s photograph of Portico of characteristic humor and optimism. We bends down to listen thoughtfully to their the Propylaea in Munich, taken in 1946, would be mistaken to see no more in Se conversation. This particular scene was, in and Seidenstücker’s of Kronprinzenpalais idenstücker’s photograph of the man sitting fact, staged. (fig. 58). List selects the frog perspective on a ledge than a “war cripple begging” Claasen, Peter, Sr., List—damaged sculp in order to isolate the architecture from (fig. 59).16 That may be what he seems at tures can be seen in the work of many its surroundings and monumentalize it. first glance, but a comment written in the photographers who made these ravaged This framing severely fragments the sub photographer’s hand on the back of this cities their subject. The fascination lay in ject, prizing it out of space and time and vintage print brings enlightenment: “Musi the new, unusual, or contradictory seman rendering it hard to identify. Seidenstücker, cal misfits,” he notes. Seidenstücker had a tic context in which the figures had often on the other hand, places his ruined pal sense for the bizarre, and his attention was been set by their altered surroundings. ace visibly within Berlin by opening up a probably caught by the home-made instru However, these photographers make very sightline to the cathedral and Zeughaus ment. It was the man’s creativity he saw, different statements. When Claasen shows beyond. There is also discernible street rather than his misery. Humor permeates the Virgin Mary and the Crucified Savior life, with traffic and pedestrians, enabling the photographer’s entire work, and so it rising out of the debris in Cologne, he does us to identify the period as postwar. The comes as no particular surprise that this so with a tone of accusation, whereas the light management is also different: in Se likewise finds expression in his pictures of famous figure on Dresden Town Hall and idenstücker’s photographs, the light tends ruins and rubble. It is also apparent, how other photographs by Richard Peter, Sr. to be diffuse and even, whereas List’s ruins ever, that he is not as close to people after are intended as dark reminders. List, on are bathed in bright sunlight, which sharply 1945 as he had been in the nineteen-twen the other hand, operates on the level of traces the contours of the buildings and ties and -thirties. The easygoing frivolity artistic form.19 A hallmark of the broken makes them stand out.14 on the street seems to have given way to a sculptures in Seidenstücker’s works is his In these photographs by Seidenstücker, touch of coyness and uncertainty.17 humorous approach. characters hardly appear, and the scenery We find more of Seidenstücker’s instinct In the early postwar years, Seidenstücker’s seems to be almost devoid of them. They for wit and humor among his photographs photography of ruins and rubble rarely ap do crop up, however, in a number of pic of damaged sculptures and statues in the peared in the media. As far as we know, tures in which the photographer shows urban realm—although there is often a se he had no plans to publish his pictures as them getting on with their lives within rious subtext. The Siegesallee, an avenue a book,20 quite unlike Richard Peter, Sr., the wastelands and organizing their sur dedicated to victory and full of monu whose volume Dresden: eine Kamera klagt vival despite the destruction. China is once ments to historical German figures, offers an became a classic in this field,21 or Her again being sold between carefully stacked him an abundance of subjects. Removed mann Claasen, whose book of photographs bricks, children turn disused tanks into a from their plinths and their regular context, devoted to the bomb damage in Cologne— playground, the “Potato Express” carries the statues languish in the Lapidarium like Gesang im Feuerofen: Köln —was equally accordingly. 301 well-known.22 Seidenstücker’s seemingly not seek to warn or to accuse, nor does optimistic photographs do not lend them he adopt an artistic approach to the de selves to indictments of the senseless de bris. What he does is render visible every jedem Photo – Friedrich Seidenstücker,” in Photo magazin (August 1959), p. 38. 6 For example, the Psychological Warfare Division (PWD) and the Office of War Information (OWI). 7 The photograph was published on May 14, 1945, on struction of cities rich in culture. And it’s day undertones. He is a discreet observer, likely that time had to pass and allow a de mingling with people and taking part in 8 They both published picture books: Victor Gol gree of detachment to take root before his their yearning for good cheer and optimism lancz, In Darkest Germany (London, 1947); Leonard take on the rubble could be approached, as during difficult times. This is illustrated by McCombe, Menschen erleiden Geschichte: Das Ge- most of these pictures were not published his images of the tightrope artists in Ca until several decades later. There was an milla Meyer’s troupe, whose performance exception: four of Seidenstücker’s images was photographed by both Seidenstücker of damaged Berlin sculptures. These ap and Gerhard Gronefeld.28 While Gronefeld peared along with a photograph by Her concentrates entirely on the event, Seiden bert List in Heute, a magazine published by stücker sits with the spectators and be the U.S. military administration, in March comes one of them (figs. 62 and 63). 1947.23 It was not until 1959 that two more “I have to keep repeating how amazed of the photographs from this period (again I am . . . that I was once such a suc of sculptures) were reproduced, in Photo cess. Unfortunately it did not last long, magazin. 24 the cover page of the American magazine Life. sicht Europas von der Themse bis zur Weichsel 1943– 1946 (Zurich, 1947). See also Derenthal 1999 (see note 4), pp. 16ff. 9 Ibid., p. 43. 10 A few pictures of Allied soldiers have survived. Seidens tücker earned a little extra cash with these photographs, but they were not real commissions. 11 See Ulrich Pohlmann in his preface to Ludger De renthal and Ulrich Pohlmann, Herbert List: Memento 1945. Münchner Ruinen, exh. cat. Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum (Munich, 1995), p. 7. 12 He published a volume of his photographs in 1953: Herbert List, Licht über Hellas: Aufnahmen aus Griechenland zwischen 1937–41 (Munich, 1953). 13 See Ludger Derenthal, “Ruinenfotografie als künst I never published a book, but amused The first major presentation of Seiden myself stücker’s photos of ruins took place in 1962 with Ilse. . . . A frivolous photographer at an exhibition to celebrate his eightieth can’t expect posterity to start braiding him birthday at the municipal art bureau in garlands.” Friedrich Seidenstücker. 29 endlessly roaming the lerisches Konzept,” in Derenthal 1999 (see note 4), forests pp. 74–86. 14 Ludger Derenthal, “Die magischen Reste,” in Pohl mann and Derenthal 1995 (see note 11), p. 16. 15 Richard Peter, Sr., Dresden: Eine Kamera klagt an (Dresden, 1949), unpaginated. 16 See Ann und Jürgen Wilde, Friedrich Seidenstücker: the Berlin neighborhood of Wilmersdorf. The great majority of subjects on display highlighted the photographer’s cheerful disposition. The monographs on Seiden stücker that began to appear from 1980 on also granted space to his photographs of war damage. 25 Anniversaries in 1995 and Von Weimar bis zum Ende. Fotografien aus bewegter Antje Schunke is Curator of Photography, Zingst Zeit (Dortmund, 1980), p. 414. 17 Janos Frecot, “Nähe und Distanz: Der Photograph Fritz Eschen,” in Berlinische Galerie, ed., Fritz Eschen: 1 Postcard from Friedrich Seidenstücker to Hedwig Photographien Berlin 1945–1950 (Berlin, 1993), p. 9. Seidenstücker, May 13, 1945, Archiv Friedrich Sei 18 The statues on Siegesallee were removed after 1945 denstücker, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und and stored in the Lapidarium. See Georg Dehio, Geschichte, Berlin. Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Berlin 2 Interview with Loni Hagelberg by the author on May (Munich et al., 1994), p. 488. 2005 to mark the end of the war brought 21, 2010. Asked “What did he do in the war ? Did 19 Derenthal 1999 (see note 4), p. 74. a series of well-illustrated volumes about he photograph and publish?” Loni Hagelberg replied: 20Possibly photographs by Seidenstücker were to figure “He was at home. If he got work, he published.” in a book about Berlin planned by Hein Gorny and 1945 with photographs from the postwar 3 Letter from Friedrich Seidenstücker to Georg Kiefer period, including some by Seidenstücker.26 Adolph C. Byers and entitled In Memoriam. There is in Stuttgart, July 4, 1961, Archiv Friedrich Seiden no solid information, however, about what shape And finally, these photographs have been stücker, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Ge this volume was to take and whether Seidenstüc schichte, Berlin. ker photographs in Gorny’s estate were to be inclu the subject of two exhibitions: one in 2005 at the German Historical Institute in Washington, and another in 2007 at the Goethe Institutes in Paris and Nancy. 27 4 We can safely Seidenstüc ded. See Enno Kaufhold, “Eine Stadt in Trümmern,” ker was not work i ng on commission, but took in Hommage à Berlin: Hein Gorny, Adolph C. Byers, these part Friedrich Seidenstücker. Photographien 1945–1946, ly because there were no known publications ed. Marc Barbey, exh. cat. Collection Regard (Berlin, pictures on assume his own that initiative, of them at the time, and partly because Joseph 2011). Goebbels issued an order on June 8, 1942, banning 21See note 15; Richard Peter, Sr., like Seidenstücker, images of war damage. See Ludger Derenthal, Bil- took photographs of a war-torn city, in his case der der Trümmer- und Aufbaujahre: Fotografie im took much longer to reach their audience Dresden, under his own steam. In 1949 he sold a sich teilenden Deutschland (Marburg, 1999), p. 45, selection of his pictures to the Landesbildarchiv, and attract public attention than did those footnote 2. which then commissioned him to produce a book of We can note in conclusion that Seiden stücker’s photographs of ruins and rubble of his colleagues. This might be attributed to their basic underlying message. He does 5 In and after the war, Seidenstücker evidently had to photographs. fall back on film stock still in his possession and long 22Hermann Claasen, Gesang im Feuerofen: Köln. Über- past its best. See J. Holler, “Bildgeschichten . . . in reste einer alten deutschen Stadt (Düsseldorf, 1947). 302 See also Derenthal 1999 (see note 4), p. 48 and p. 62. inquisitive engineer speaking, but it is also It is obvious why Seidenstücker preferred the photographer who keeps up with new cameras like this: “I was never very keen developments in the photography market to be identified as a photographer. What and puts them to use. always mattered to me was the ability to Seidenstücker 1882–1966 (Berlin, 1980), pp. 24–57, We know a little about his own begin shoot pictures in secret and undetected.”11 and also Wilde 1980 (see note 16), pp. 319–487. The nings in the eighteen-nineties from the He needed equipment to match the method: two publications feature extensive, previously not autobiographical text he wrote in 1963–64 easy to handle, inconspicuous, and fast. also Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, ed., Der entitled “Wie ich anfing” (ʻHow I Started Mobility was an important factor, and he faszinierende Augenblick: Fotografien von Friedrich Outʼ). He talks of primitive efforts, and of was amused to see his colleagues giv 23See “ Heruntergekommen,” in Heute 3:31 (March 1947), p. 19. The magazine was published in Munich from 1945 to 1947. 24Holler 1959 (see note 5), pp. 38–39. 25See Gabriele and Helmut Nothelfer, eds., Friedrich annotated material from the years 1945 to 1950. Cf. Seidenstücker (Berlin, 1987), pp. 121–22. the “little bit of apparatus” that he cob ing themselves such a hard time. He really Berlin. 1945–60 (Berlin, 1995); Antonia Meiners, Berlin bled together himself with a lens from a “hated” tripods.12 1945: Eine Chronik in Bildern (Berlin, 2005). There is, laterna magica; he recalls his first photo The simultaneous use of different cameras graphic plates—extra rapid, 6 x 9 centi also demonstrates that Seidenstücker— meters—and some rudimentary developing even though he played himself down with techniques.2 comments like “I was always a snapshoot rical Institute, Washington, DC (Conference Reports) These amateurish beginnings, apparently er” and “I found the non-mechanical, ama 39 (Fall 2006), pp. 107–13; Goethe-Institut Nancy, prompted by a purely technical inter teur, human aspects more interesting”— 26Meike Mayer, Neubeginn: Wiederaufbau des zerstörten however, no explicit commentary on Seidenstücker’s photographs, which feature primarily as illustrations. 27See Kelly McCullough, “A Flaneur between Rubble and Ruins: Friedrich Seidenstücker. Photographs of Berlin after 1945,” in Bulletin of the German Histo- Friedrich Seidenstücker: Entre ruines et passé. Photo- est, were later—as we know—to evolve was in no sense taking amateur snapshots, exhibitions set different priorities: Washington de professionally. In the course of his life’s but had all the right professional equip voted space to how war had destroyed the natural work as a photographer, Seidenstücker ment. Besides, we know that he had fitted was on the aesthetic aspects and sense of humor in used a range of apparatus and a variety out a darkroom in the kitchen of his attic Seidenstücker’s photographs of ruins. of films. He followed the general trend apartment. He may have had some help in from the unwieldy medium-format fold developing his film, but he produced the ing camera with its tripod and exchange prints himself.13 able cassettes to the handy little compact The Seidenstücker archive at the Stiftung camera, and from large glass plate nega Stadtmuseum Berlin, which consists largely tives to 35-millimeter roll film. Although of his animal and zoo photographs, con we cannot now name and describe each tains over 6,000 negatives and around of his cameras in detail or specify exactly 7,000 positives.14 These remains provide when he used them all, we can identify authentic evidence about the way Seiden several of them, especially those dating stücker worked and what he did with his from the nineteen-thirties.3 They included photographs. graphies de Berlin 1945–1950 (Nancy, 2007). These environment, whereas in Paris and Nancy the focus 28Dieter Vorsteher and Heike Hartmann (eds.), Menschen. Orte. Zeiten: Fotografien am Deutschen Historischen Museum (Heidelberg, 2009), fig. p. 80. 29Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. Neusüss, April 8, 1965, Berlinische Galerie. Seidenstücker at Work: What the Negatives Reveal Finds from the Archive Ulrike Griebner 4 a Patent Etui (fig. 64), a 9 x 12 centime Let us look first at the paper prints. Most At the ripe old age of eighty-three, Friedrich ter pocket-size folder—for many years his of them are in the 13 x 18 centimeter for Seidenstücker was haunted by an idea for a “soul mate” for “best shots straight from mat. They have been stamped on the back book about photographic history: “Some the hand,”5 a Bentzin Primar,6 and a Tu using Seidenstücker’s address stamp, which one should write a three-volume history of dor reflex camera. Seidenstücker himself would change over the years. There are photography to 1900, then to ’50 . . . then claims to have spent very many years in also notes about third parties wanting up to today, interspersed with photos as the company of a little Zeiss Ikon (fig. credits or rights—for example “Zool Gard. examples of the techniques they used at 65)7, whereas he “strangely never laid emphtcly requests mention.” He had a hu 8 9 the time. . . . What interests me most are hands on” the legendary Leica, the first morous way of insisting on his own copy the advances in photographic equipment.”1 of the 35-millimeter cameras. However, right by applying the rubber stamp “Fee It is striking that Seidenstücker emphasizes he did use a precursor: a Pupille made by triples if unnamed!” The handwritten clas the equipment. This may be the technically Nagel.10 sifications according to species or genre 303 illustrate Seidenstücker’s archiving system. Among the paper prints we find, for ex enlarged that these very dissimilar photo Sometimes the pictures are dated. Traces of ample, the image of a young donkey. On graphs are transformed into a homogenous use, even pinholes in the prints, show that the negative, however, we see not just the series resembling a cinematic sequence they have “a life” behind them. They have donkey, but the whole compound, includ (fig. 69). been worked with, they have been sent to ing the older animals (fig. 66). Seidenstück Seidenstücker was not normally commis the editors of magazines, where they have er resorted to this procedure of exploiting sioned to produce series, but grouped his been handled umpteen times without gloves detail in response to direct enquiries from pictures retrospectively to establish a con and without being stored very carefully. Oc picture libraries, wanting to offer the pic nection. He discovered, collected, and ap casionally the prints even betray negligence tures that would make the strongest state praised, rearranging pictures within new in the lab: fluff was not cleaned off the neg ment for the publication in question. contexts, applying new ideas and cropping ative, or the gelatin layer had cracked. Often portrait formats are turned into in new ways. Normally it is prints, not negatives, that landscape formats and vice versa, and One quite extraordinary compilation is the create a reputation. The prints go public, rectangles are made into squares. This series of dead birds. They were random the stock of negatives stays with the origi is what happened to the famous ele finds—a dead sparrow that had failed to nator. For many photographers, this archive phant seal cycle “Roland III falls into his disentangle itself from a window blind, a is almost “sacrosanct” and inviolable, the moat,” taken in May 1939, and preserved blackbird that had frozen to death on the “basic commodity” on which they can draw on a 35-millimeter negative film roll with street. “Dead Animals sick” says the box of again and again. Seidenstücker was no ex twenty-seven exposures. A newspaper cut negatives. Seidenstücker enlarged them to ception. ting headed “Early Morning Fright” shows his usual 13 x 18 centimeter format. Here This essay is a first attempt to take a six of these dramatic shots, and the prints too, a comparison between the negative closer look at the negatives held by the that Seidenstücker supplied have been cut and the paper print tells us something Stadtmuseum: the glass plates and the back considerably—a practice that is still about how the series evolved. The photog sheet film. common today: picture editors have their rapher draped the sparrow across his desk In formal terms, most of these negatives own strategies to make images fit the lay like a still life, on a sheet of white pa have gotten things just right—perspec out or to impose their own interpretation per, surrounded by books, papers, and his 15 17 tive, golden ratio, composition. The expo by omitting details (fig. 67 and 68). This glasses. But on the print the bird has been sure, too. Seidenstücker was a master of his particular series reflects a sequence, the removed from this setting (fig. 70). Clearly, trade. He seems, on the other hand, to have published record of an event witnessed by Seidenstücker was intent on documenting taken less care over the focus. The nega chance. the dead animal, and so he focused totally tives often show traces of cropping. In some A similar tale might be told about the on the close-up. Together with the other cases, this is minimal: minor corrections to three-part series depicting a young woman birds, it resulted in an expressive, almost plunging lines or pruning around the edges. by a lake escaping from aggressive geese.18 morbid cycle. Negatives were seldom retouched. From a formal angle, the photographs look Seidenstücker did not archive such pictures What is intriguing is to compare the nega as though they were all taken in one go, chronologically, according to the date on tives with the positives. It turns out that but the glass negatives are in two separate which he took them, but according to spe Seidenstücker very frequently enlarged de sizes (6.5 x 9 centimeters and 9 x 12 centi cies or to zoological structures. He and his tails of his zoo and animal photographs. meters), indicating that Seidenstücker must client of many years, the Zoological Gar There is often much more on the negative have changed cameras in the process. This dens,19 were often looking for typical be than on the prints made from it, and that means there must have been a gap between havior, appearance, and characteristics in has partly to do with the specific topogra the pictures, however brief. The position of these animals. Seidenstücker took portraits phy of the zoo: cages and fences create par the birds and the woman suggests that the of them and photographed details such as titions and keep human spectators at bay, scene was rigged. The negatives frame much hair, skin, hoofs, claws, and eyes. To ob certain boundaries may not be crossed, not more of the environment than do the prints. tain these shots, he had to draw close to least to avoid scaring the animals.16 It is only when the excerpts have been his subject. His only choice was to either 304 1 Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. reach for a telephoto lens or enlarge a seg Neusüss, May 3, 1965, Berlinische Galerie. were tacked straight onto the display panels. That explains the holes in so many photographs. ment later in the lab. This was by no means 2 “In the most primitive of manners, I did the develop 16 Observing a wild boar give birth, Seidenstücker com an unusual technique in animal and zoo ing with the simplest means under a travel blanket, mented: “I had to take pictures from 6 m away. . . . photography. which I spread over myself, using red paper, which A good shot was impossible because of the awkward I laid over a little round opening in the floor so the enclosure. Berlin Zoo is big when it comes to awk light came from below. You can’t get more compli ward fencing.” See Friedrich Seidenstücker, “Geburt cated than that, and I can’t recommend that anyone von 6 kleinen Wildschweinen,” unpublished ma copy it.” See Friedrich Seidenstücker, “Wie ich an nuscript held by Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM The question it raises is whether we can find similar manipulations in other themat ic areas of Seidenstücker’s work. The most fing” [1963–64], in Bildarchiv Preussischer Kulturbe promising line of investigation points to sitz, ed., Der faszinierende Augenblick: Fotografien von Friedrich Seidenstücker (Berlin, 1987), p. 9. ward the most prolific subset in his oeuvre, 2011-0882 KOU. 17 Seidenstücker’s own “stage directions” or sugges tions are also interesting here: “To the editors: to 3 See inter alia the annual publication Das deutsche show the dramatic pictures with the whips, it would Lichtbild, 1930–1938, especially the section in the be helpful to paint out the whip each time and in gentur für Kunst, Kultur und Geschichte back, which gave technical details for each photo its place paint in or show a fist or an index finger, in Berlin holds the largest stock, includ graph. this probably makes the pictures easier to bear.” See the urban photography; bpk – the Bilda ing both negatives and positives. Although 4 Advertised as the “thinnest” folder camera, the Pat Friedrich Seidenstücker, “Roland III fällt in seinen ent Etui was designed and manufactured by Kamera- Graben,” in Der faszinierende Augenblick (see note there is not as much to compare here as Werkstätten Guthe & Thorsch (later KW Charles A. in the case of the animal photos (with Noble) after the company’s foundation in Nieder sedlitz (Dresden) in 1919. considerably fewer negatives than at the 5 Friedrich Seidenstücker, “Wie ich anfing” [1963–64], Stadtmuseum), the material that has been (see note 2), p. 9. 6 The Bentzin Primar was a reflex camera designed in examined does, indeed, indicate that nega 1898 by Curt Bentzin (1862–1932). tives show signs of cropping, that portrait 7 Friedrich Seidenstücker, “Wie ich anfing” [1963–64], formats are turned into landscape formats (see note 2), p. 9. This was probably the Ikonta fol 2), p. 86. 18 Seidenstücker made lists, including one called “My best pictures.” The photos are listed in it under the heading “Sporty girls,” and labeled “Eva runs from geese.” See Friedrich Seidenstücker’s lists: “My best pictures,” “Good pictures,” unpublished manuscript, undated [after 1948], copy in the Berlinische Galerie. 19 Various vintage prints state on the back: “Zool Gard. emphtcly requests mention.” ding camera, manufactured from 1930 to 1939, with and vice versa, and that Seidenstücker used negatives in various formats and a choice of features his negatives in the same way to enlarge and accessories, designed to compete with the suc details. One example is the well-known cessful Leica. 8 Friedrich Seidenstücker, “Wie ich anfing” [1963–64], series of women jumping puddles, where The Remains Rol and Klemig (see note 2), p. 9. he manipulated the negatives as he did 9 This Leitz camera had been designed in 1913 by Os the negatives of the woman and the geese. kar Barnack (1879–1936), but was not presented to the public until the Spring Fair at Leipzig in 1925. Seidenstücker achieved his visual impact 10 The Nagel Pupille was a precision compact camera by pruning away anything superfluous for designed by one of the pioneers of German pho tography, August Nagel (1882–1943), and manu the sake of a pithy statement. factured from 1930 until 1935 at the Nagel factory Evidently, then, what we have observed in his animal photography is no exception, 17, 1931, unpublished manuscript, copy held by bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte. tives offers the photographic historian the 13 Seidenstücker recalls: “. . . and all my helpers . . . opportunity not only to analyze his meth had to keep changing the 9 x 12 plates in the dark, and my current typist had to spend long evenings ods, but also to understand how he made his aesthetic decisions, and perhaps to ask is Curator at the Photographic Collection ny: “We’re planning a book on the mating rituals of animals. There was a photographer in Berlin who took pictures of them. Appar ently his name is Seidenstücker. Could you get hold of the photos for us?” tographer. I tried to find out more. Ullstein’s picture library told me: “He was Inge and Werner Kourist Collection at the Stiftung a good man, knew his trade. No idea what Stadtmuseum Berlin, see the author’s separate essay became of him. They say he died a few 15 At the Seidenstücker exhibition organized by the Wilmersdorf municipal art bureau in 1962, prints 305 phone call from a publisher in West Germa We did not have any photos by this pho in this catalogue, pp. ##−##. in the Stiftung Stadtmuseum Berlin Berlin. It was nearly five years later, in the . . .” Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. 14 For more about the Seidenstücker remains and the Ulrike Griebner in after my excursions developing the long 6 x 9 films Neusüss, August 23, 1965, Berlinische Galerie. questions about why. Kulturbesitz, Friedrich Seidenstücker. I received a tele Neusüss, August 23, 1965, Berlinische Galerie. tographer’s stock of positives and nega Preussischer spring of 1971, that I first heard the name 12 Friedrich Seidenstücker, “Mein Lebenslauf,” August aspects of his oeuvre. Comparing the pho Bildarchiv just 370 grams; a range finder and a reflex viewfinder 11 Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. stücker worked, and also applies to other the year the Prussian Cultural Heritage Foundation opened its Visual Archive, the in Stuttgart. Only 5,000 were ever made. It weighed were optional accessories. but is fundamental to the way Seiden The year Friedrich Seidenstücker died was years ago. Why don’t you ask the City Ar chive? Or the zoo?” I called the Landesbildstelle. “Seidenstück careful. Some of it’s broken. I cut myself, for three years, at 500 marks a year, and er? Yes. That photographer died recently. too. When they cleared out the apartment, I’ll have space in my cellar again. Is that They offered us the estate, but we weren’t plenty went down the tubes: old clothes, a deal?” interested in acquiring his photos. Too old “Agreed! Send me your invoice.” much genre, lots of animals, landscapes, stuff. What’s a poor guy like a photogra A glorious moment for the Bildarchiv and East Prussia. Sorry, we don’t know pher likely to own?” Preus sischer Kulturbesitz and for Werner where the pictures are now.” The zoologist took some time off. We sat Kourist, the zoologist who is still the proud Chance stepped in. The next day a Berlin there for two days and two nights rummag owner of Friedrich Seidenstücker’s animal zoologist came to see me. He needed ima ing and sorting. Enchanted one minute, dis photographs and has been my friend since ges of a very rare animal. I asked him about appointed the next. Courting animals were those two memorable days and nights. Seidenstücker. few and far between. Negatives, positives, So we began sorting and ordering: peo “Seidenstücker? Sure I know him! I get first glass, film, paper prints—a chaotic mess. ple in Berlin, Potsdam, Brandenburg, East refusal. Best animal photographer there Hardly a caption, no dates. I thought of the Prussia, farmers in Masuria, forests, lakes. ever was—apart from Hedda Walther, who work that lay ahead: ordering, labeling, re Pretty girls, plump women. People at work did the book Tiere sehen dich an, with Paul searching . . . it was a horrifying prospect. and at leisure: busy and bored, rushing and Eipper. Walther’s still alive. But it’s Sei But on the other hand, we unearthed pho resting, focused and frivolous, observed denstücker I’m after. He had quite another tographs that bowled us over. Punchy, full with fun and flair, snapped at the right mo style. Except so far I haven’t had the mon of humor, empathetic—the man must have ment, with a sharp sense of humor, often ey to buy pictures from his estate.” had a good eye, I thought. And a heart to in secret and from behind, as if Friedrich We chatted a while and came to an agree match. Seidenstücker had known Kurt Schwitters’s ment: he would give me the executor’s ad It was all right for the zoologist. He knew ode to Anna Blume: “. . . we can read you dress, we would buy the photos and obtain his animals. He didn’t care what date the from the back . . . you are the same from the rights for the proposed book, and then picture was taken. But the woman with back and front: ‘a-n-n-a.’” he could have the portraits of animals. The the baby carriage, the asphalt layers, the No manipulated photographs; no cropping rest, if it was any good, would stay with us stove fitters, the saucy young women, the after the event; lovingly observed, swiftly in the Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz. couples by the lake, the clambering chil and And so I was given the phone number of a dren—when? where? Seidenstücker. junk merchant in Berlin. The number was The photos were riveting. One-offs, no se out of date. When I managed to find the ries. Every shot a direct hit. Negatives and Rol and Klemig right one, the boss was away on vacation. contact prints ranging from 24 x 36 mil was the First Director (1966−86) of the A woman’s voice reckoned some photo limeters to 9 x 12 centimeters. Everyday life Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz graphs had landed on the dump. Two weeks through the eyes of talent. Art in miniature later, the boss called me back: “You want format. that stuff of Seidenstücker’s? I still have I never gave a thought to return transport. two boxes here. Seems there was only a What would the junk merchant want for sister left when he died. She didn’t want this? One deutschmark per picture? That the stuff. She’d already handed a lot over would make about 8,000 marks. Or maybe to the garbage collectors. Can you pay? two marks or five? Our funds would not Discovering Seidenstücker OK, I’ll bring the boxes over. Take a look. stretch to that. I called him: “What do you Ann and Jürgen Wilde Then we’ll talk about the price. But you want for the ‘junk photos’?” pay for the return transport, even if you “Let’s see. As it’s you, and the Preussischer When we acquired part of the estate of don’t want the stuff, is that clear?” Kulturbesitz and Prussians in general are Franz Roh, the Munich art historian, in He turned up with two large, iron-studded broke—and a Berlin photographer ought to 1968, his very active interest in photog wooden crates. “Lots of glass in there. Be stay in Berlin—give me the storage costs raphy— then a new medium in modern photography apparatus—worthless skillfully photographed—Friedrich Reproduced unabridged from: Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, ed., Der faszinierende Augenblick: Fotografien von Friedrich Seidenstücker (Berlin, 1987), pp. 70−71. 306 art—opened up new visual realms and re Preussischer Kulturbesitz (bpk), domiciled themes. The book proved a success and lationships that had, for the most part, at the time in a street named after Count ran to four editions. It made a much larger previously escaped us, but which then be Stauffenberg. Our inquiry met with consid audience aware of Seidenstücker than the gan to intrigue us. erable surprise, as the boxes containing the exhibitions could ever do. More or less in We were unfamiliar with Roh’s publication Seidenstücker estate had only just been parallel—prompted by our intensive re foto-auge, now widely known, and with the unpacked. search—Gabriele and Helmut Nothhelfer two volumes in his Fotothek series: László Our very close and uncomplicated col devoted attention to Seidenstücker’s pho Moholy-Nagy and Aenne Biermann. The laboration with Roland Klemig, the first tography as lecturers at the Freie Univer surviving letters, notes for new books, di director of the newly founded Prussian ar sität in Berlin, and in 1980 they published verse photographs, and numerous cuttings chive, resulted in an opportunity in 1978 the little volume Friedrich Seidenstücker from journals acquainted us with photogra to publish a Seidenstücker portfolio of ten 1882–1966 through the publishing house phers of the nineteen-twenties, including photographs (hand-made prints on barite A. Nagel. Friedrich Seidenstücker—of whom we had paper), followed later by further editions Over the years, we visited an ever-widen never heard. with individual motifs. This meant that we ing circle of firsthand witnesses and asked This initial discovery prompted us to do were also able to hold an exhibition at our them about Seidenstücker. We were lucky some further research. From books of pho gallery in Cologne, and so for the first time in still finding friends and acquaintances, tography such as Das deutsche Lichtbild, Seidenstücker’s photographs were offered relatives, and, indeed, a sister of the pho we learned that Seidenstücker had devoted for sale as works of art. tographer, who recounted their personal himself to animal and zoological themes. It Eventually we also managed to persuade and in most cases humorous anecdotes was not long before we had the good for Evelyn Weiss and Klaus Honnef, the pho about him. There was even a model who tune of acquiring a series of Seidenstück tography and new media curators for Doc had been photographed by him naked in er’s photographs of Berlin, which had so umenta 6 in 1977, of Seidenstücker’s hith front of a Christmas tree. delighted Volker Kahmen, editor of the vol erto unrecognized significance. They dis Since discovering Seidenstücker, we have ume Fotografie als Kunst, that he resolved played his works alongside those of such been collecting his photographs, purchas in 1972 to include them in his publication famous photographers as Henri Cartier- ing them from private sources but also in about photography as an art form. We be Bresson, Werner Bischof, Lewis W. Hine, the art market and at auctions. We ac gan searching in a more targeted fashion and Weegee. quired some pictures from the bpk in re for the estate of Friedrich Seidenstücker. As we sifted through the estate, we ac turn for photographs from our collection The quest took us to Berlin. The Landes cumulated substantial knowledge of the that had some connection with Berlin, but bildstelle, then the public archive, told us works of Friedrich Seidenstücker. It was by other photographers. Our Seidenstücker that an art-dealer-cum-junk-merchant had no surprise, therefore, that in 1980 Roland collection now contains several hundred offered them the estate not all that long Klemig recommended we use Harenberg to photographs and a great deal of archival ago, but that a purchase had been refused. publish our bibliophile paperback Von Wei- material, including private photos of his They had forgotten the name of the dealer, mar bis zum Ende: Fotografien aus beweg- girlfriends Loni, Friedel, and Gisela. but we quickly figured it out by consult ter Zeit. That was the first published mono Most of these were on loan from 1992 until ing the Berlin telephone directory. Un graph devoted to the Berlin photographs of 2011 to the Sprengel Museum in Hanover, fortunately, we were too late. “A picture Friedrich Seidenstücker. where they featured in 1997 in an exhibi archive in Berlin bought it. Their address The sheer abundance of pictures confront tion devoted to Seidenstücker’s humorous had something to do with the assassina ed us with the difficult task of devising a perspective—Der humorvolle Blick: Foto- tion attempt of July 20th, 1944,” the mer meaningful structure for the book. In the grafien 1923–1957. The catalogue of the chant recalled, apparently anxious to for end, as a reviewer would later so incisive same name included pictures that Seiden get the matter as quickly as possible. Once ly point out, it was the children of Berlin stücker had taken of his girlfriends. Some again, leafing through the telephone direc who provided the guiding thread. They had of their memories were recaptured in the tory helped, and we found the Bildarchiv been one of the photographer’s favorite catalogue text. 307 Our Seidenstücker archive will now be own revenues: the proceeds from making in several stages by qualified staff on fixed- transferred in its entirety to the foundation our photographs available for publication term contracts. After a lengthy review, Dan that we have set up in the Pinakothek der and from licensing the use of copyrighted iela Grunz matched negatives to any prints Moderne in Munich, and once everything material. For this reason, and also because of the same image that could be identi has been catalogued, it will become acces the research presented such difficulties, fied. She also began arranging the stock sible to the public. the inventory of photographs by Friedrich by theme. Photo conservator Maria Bort Seidenstücker took many years to compile. feldt cleaned up the glass plate negatives, Ann and Jürgen Wilde These days, users of our picture archives some of which were in very poor condi are Collectors, gallery owners, archivists, expect to research as many major images tion. To ensure the long-term conservation and creators of the foundation in the collection as possible online through of these precious originals, she stored the a Web-based database. Many now assume glass negatives in folder enclosures of un that not being able to find an item online buffered paper, the film negatives in poly means it is not there. But only insiders propylene sleeves, and the vintage prints realize what it takes, in terms of human in sleeves of high-purity alpha-cellulose and material resources, to investigate the paper. Bettina Wegner worked on parts of How bpk Indexed Its Seidenstücker Collec tion facts carefully, make these historical pho the collection, dating from both the Wei tographs accessible, and conserve the ar mar period and the years after 1945, which Hanns-Peter Frentz chives in the long term. Let me take this fell under the heading “world of work.” opportunity, therefore, to outline the vari Over the course of several years, during The partial photographic estate of Friedrich ous steps in the process. which she investigated many questions and Seidenstücker acquired by the Bildarchiv The first thing we did—according to the revised many texts, Antje Schunke entered Preussischer Kulturbesitz in 1971 contains customary procedure at our picture agency some 4,000 images into our MuseumPlus some 7,000 images. whenever we acquire new stock—was to database, going on to curate an interna After the holdings of the Stiftung Stadtmu identify the most striking photographs and tional traveling exhibition with Friedrich seum Berlin, this is—to our knowledge— those that were already familiar from pub Seidenstücker’s photographs of war-torn the largest surviving collection of Sei lications, with a view to making these gen Berlin after 1945. Mirjam Rüger added more denstücker’s estate to be kept in a single erally available as quickly as possible. This images to our database in preparation for place. Many of the photographs have been set, no more than a few hundred photos, our current exhibition. Dietmar Katz, head reproduced in this catalogue. was incorporated into the system, and the of our scanning unit and photo laboratory, When the Seidenstücker estate arrived in associated data was indexed. Our in-house worked on the Seidenstücker collection our archives several decades ago, there laboratory then produced high-quality new with his team over the years, producing was almost no order to it. Negatives on prints of these images on barite paper, several thousand archive prints on barite glass and film, positives on paper, and a which were labeled on the reverse with an paper and over 4,600 high-quality digital few slides. Captions, in most cases, were archive number, description, and source, versions. The latter can be accessed online confined to the positives, but they were and filed in the open library. This enables from anywhere in the world by perform often incomplete and undated. We ac users to access such material for research ing a simple full text search in our picture quired further images in 2007 thanks to a purposes soon after it has been purchased database at www.bpk-images.de, and in re friendly donation by the collector Werner by our agency. Now that photographs are turn for a fee they can be downloaded for Kourist. provided exclusively in the form of digital publication. The Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, data files—unless they are needed for exhi A few subsets in the collection—animal which changed its name in 2008 to bpk – bitions—prints are produced only in excep photography and topographical subjects Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschich tional cases. outside Berlin—have not yet been indexed te, receives no public funding, and so we After the initial selection outlined above, and digitalized. With approximately 65 are obliged to cover all our costs from our the Seidenstücker collection was indexed percent of the stock now available online, Investigation—Access— Conservation 308 “But people have got me completely wrong, I’m only tidying up.” 1 the Seidenstücker archive occupies a lead ing place in the image database of our pic ture agency. That is due in part to the large number of fascinating photographs, but contained almost all of Friedrich Seiden stücker’s animal and zoo photography, to taling around 7,000 original prints in the 13 x 18 centimeter format (about half the vintage prints extant) and roughly 6,300 Many archives of press photographers con The Photographic Remains in the Stif tung Stadtmuseum Berlin tain several hundred thousand pictures. Ulrike Griebner of Seidenstücker negatives in any single also to the relatively manageable size of our holdings. Our picture agency, with a total stock of glass and film negatives. That means the Stadtmuseum now boasts the largest stock collection. about twelve million photographs, includes “Although you praise my pictures, it simply The museum thereupon received a few several archives of this kind. Subjecting seemed right to me to step down from the brown A5 envelopes of paper prints, nu more than half these images to detailed photographic stage and make room for the merous stacks of unpackaged, unsorted indexing and digitalization would be nei younger ones!”2 Friedrich Seidenstücker’s pictures wrapped in paper bands, and the ther commercially viable nor helpful to our observation to Floris M. Neusüss in 1965 cardboard boxes with the negatives. Stored users. The task of major contemporary ar sounds very matter-of-fact. Step down, here in fading, cracked glassine bags were chives, before indexing their photographic yes, but actually, he could not entirely the glass plates in various sizes and the stock, is to make some judicious choices. In bring himself to clear out the archive.3 He small-format negatives, along with the fact, offering the right selection is an indi worked through it again and again, sorting, contact prints in matching formats. There cation of particular quality. We are aware, classifying,4 tracking down images, selling was no choice but to repack all this mate nevertheless, that choice is always to some a few duplicates of his photos, recording rial in a manner that posed no risk to its extent subjective. That is why we are deeply losses (parts of his archive had been de long-term conservation, while retaining committed to the long-term conservation stroyed in the war). He managed to hand the same organizational principles. Seiden of analogue stock: first because, apart from over the duplicates, but not the “living stücker had kept a well-ordered archive of 5 their unique aura, originals always contain matter from the archive.” information that a scan cannot convey, and So when he died in 1966, Friedrich Seiden his death that the system fell into slight second so that future generations will also stücker’s archive was probably more or less disarray. It would not have been Seiden have a chance, perhaps from a wholly dif complete—apart from the war losses, that stücker, for example, but Kourist who ferent perspective, to discover fascinating is. Then, as people set about chopping it banded the prints (twenty to thirty at a aspects to these images that we missed. up and moving pieces around, his estate time) in strips of green paper. Our research We believe we have a responsibility to en was torn apart. Today it is divided between ers respected the collector’s classification, sure this long-term conservation of photo several collections, and fortunately most taking it into account when the items were graphs as visual testimonies to our past, and of it is accessible to the public.6 Impres entered into the Stiftung Stadtmuseum part of that task is to ensure the precious sively, an estimated 14,000 vintage prints, database. originals are correctly stored. We therefore predominantly in the 13 x 18 centimeter The “chaotic mess” lacking in captions and wrap original negatives and vintage prints format, and some 8,000 negatives have dates that was described by Roland Klemig in appropriate specialty packaging and survived. The negatives include glass plates does not, therefore, apply to the animal place them in cool chambers where the measuring 6.4 x 8.8 centimeters, 9 x 9 cen photographs.7 Seidenstücker organized his temperature and humidity can be regulat timeters, 9 x 12 centimeters, and in a few archive of animal and zoo photography ac ed, hoping to preserve them for posterity cases 13 x 18 centimeters, sheet film nega cording to genus or zoological categories. for many hundreds of years to come. tives of 9 x 12 centimeters, and negatives The original method can be most clearly positives and negatives. It was only after in the small 24 x 36 millimeter format. discerned in the negatives. The labels on Hanns-Peter Frentz In December 2000, the Stiftung Stadtmuse the cardboard boxes read “Fallow Deer,” is Director of bpk – Bildagentur für um Berlin purchased the “Inge and Werner “Hippopotamus Kunst, Kultur und Geschichte Kourist Zoohistorical Collection,” which head,” “1 Afr. Elephant (lg. ears),” “Other 309 whole,” “Hippopotamus Zoos,” “Young Zebra.” As a rule, the imag about the genesis and use of certain pho es inside tally with the labels outside. In tographs. The archive at the Stiftung Stadt addition, the photographer applied a sys museum has not yet been fully processed. tem of marks that combined Roman and There are no doubt further treasures here Arabic numbers with upper- and lower- still waiting to be unearthed. case letters. The paper prints in the A5 envelopes were sorted and labeled by Se idenstücker according first to species, and Ulrike Griebner second to other categories, such as “Al is Curator at the Photographic Collection binos,” “Gaits,” “Crossbreeds,” “Zoo Keep in the Stiftung Stadtmuseum Berlin ers,” “Animal Fights.” These combinations created thematic links of a higher order and granted him quick access to the right image when requests came in from picture editors. The envelopes also bear numbers circled in red. Some envelopes contained typewritten texts by Seidenstücker, who accompanied his photographs with observations in prose from the Berlin zoo. These are little descrip 1 Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. Neusüss, September 5, 1965, Berlinische Galerie. 2 Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. Neusüss, August 1, 1965, Berlinische Galerie. 3 “But even so I don’t want to sell more than I have already, although that’s nonsense too, because I can’t keep the originals forever etc., but I am at tached to my stuff, you will understand that.” Letter from Friedrich Seidenstücker to Floris M. Neusüss, October 28, 1965, Berlinische Galerie. 4 See Friedrich Seidenstücker’s lists: “My best pic tures,” “Good pictures,” unpublished manuscript, undated [after 1948], copy in the Berlinische Galerie. tions of a species or an individual. The need 5 See note 1. to comment on a picture—usually tongue in 6 See also: Roland Klemig, “Der Nachlass,” in Bildar cheek—is confirmed on the backs of hand made prints: “Stork helps wife build nest of newspaper in cold spring,” or “Mount Sinai? No. Zoo Station” to describe a landscape of rubble. In this manner, Seidenstücker fo cuses the viewer’s attention in a particular direction, of his own choosing. He hardly ever dated his pictures, but chiv Preussischer Kulturbesitz, ed., Der faszinierende Augenblick: Fotografien von Friedrich Seidenstücker (Berlin, 1987), pp. 70–71. Reproduced in this cata logue, pp. XX–XX). The largest parts of the esta te are held by the following collections, in Berlin: Berlinische Galerie; bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte; Stiftung Stadtmuseum; and in Munich: Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinako thek der Moderne. Another sizeable portion worth mentioning is the archive at ullstein bild. 7 Klemig 1987 (see note 6), p. 70. he did change the address stamps that he used on the backs of prints, and this narrows the potential time frame. Fur ther clues are provided by the animals depicted, their zoological destinies, and biographical data about them. This retro spective dating is complicated, however, by the fact that Seidenstücker was still making prints from prewar negatives into the nineteen-fifties. The complexity of indexing the Friedrich Seidenstücker estate seems inexhaustible. A good many inconsistencies cannot be re solved, and new questions arise constantly 310 Biografie Friedrich Seidenstücker Karin Lelonek und Antje Schunke Ohne Titel (Hati füttert Hermi und Emmi, die als Tiere verkleidet sind) | 1911 Untitled (Hati feeds Hermi and Emmi dressed up as animals) | 1911 © bpk / Friedrich Seidenstücker Zu den wichtigen Quellen für die Erstellung magica und experimentiert mit Fotoplatten 1905 Seidenstücker schreibt sich für Bild dieser Biografie gehören die Standardwerke Extra Rapid 6 x 9. Motive findet er im Umfeld hauerei an der Hochschule für die Bilden zu Friedrich Seidenstücker (vgl. Bibliogra seiner Familie, er »knipst« unter anderem den Künste in Berlin ein. Als künstlerische fie), die von ihm selbst verfassten Lebens »amüsante Witze« mit seinen Geschwis Vorbilder nennt er Michelangelo und den läufe (sowohl veröffentlichte als auch tern. Die meisten fotografischen Resultate französischen unveröffentlichte), seine Briefe an Floris aus der Frühzeit sind jedoch nicht erhalten. Barye, der vor allem für seine Tierdarstel M. Neusüss aus den Jahren 1964 und 1965 Bildhauer Antoine-Louis lungen bekannt ist. Gelegentlich zeichnet (ebenso fast ausschließlich unveröffent 1901 bis 1903 Seidenstücker absolviert er im Zoo zusammen mit dem Tierbild licht) sowie diverse Recherchen von Antje eine Ingenieurausbildung an der König hauer August Gaul. Seidenstückers Alltag: Schunke, die den Nachlass in der bpk – lichen Maschinenbauschule in Hagen / »Morgens habe ich modelliert, nachmit Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschich Westfalen, der Stadt, die zu Beginn des tags gezeichnet und abends beim Konzert te wissenschaftlich aufgearbeitet hat. 20. Jahrhunderts europaweit als eines der die Mädchen angeschaut, um Modelle zu wichtigsten Zentren der Reformbewegung finden.«1 Im Zoo beginnt er außerdem, mit 1882 Friedrich Seidenstücker wird am 26. gilt. Dort scheint der künstlerisch inter einer Spiegelreflexkamera 9 x 9 zu foto September in Unna / Westfalen geboren. essierte Seidenstücker eine Atmosphäre grafieren. Teilweise geschieht dies heim Sein Vater, Friedrich Seidenstücker (1844– vorzufinden, die ihn zu zeichnerischen und lich, eine offizielle Fotografiererlaubnis hat 1912), ist Geheimer Justizrat und Amts bildhauerischen Arbeiten inspiriert. er nicht. Emma Wilhelmine Emilie Seidenstücker 1904 Umzug nach Berlin. Seidenstücker 1907 Seidenstücker bricht sein Studium ab. (1851–1938), eine geborene von der Becke. setzt sein Ingenieurstudium an der Köni Er wächst als viertes von sieben Kindern glichen Technischen Hochschule in Berlin- 1908 Während eines vierwöchigen Aufent in gut situierten Verhältnissen auf und Charlottenburg fort. Der tatsächliche Bewe haltes in Paris verlobt er sich mit einer interessiert sich für Tiere, Maschinen und ggrund für den Wechsel nach Berlin liegt Deutschrussin aus Kasan. Die Verbindung Erfindungen. jedoch woanders: Des Zoologischen Gar ist jedoch nur von kurzer Dauer. Auf Jagdstreifzügen mit seinem Vater ent tens wegen ist er in die Stadt gekommen. Im Oktober mietet er für einen Monat seine deckt er seine Liebe zur Natur und seine Er verbringt wenig Zeit im Hörsaal und be erste Bildhauerwerkstatt, im Atelier Nr. 8 Leidenschaft für das Unterwegssein. sucht stattdessen fast täglich den Zoo, um am Kaiserplatz 17 (heute Bundesplatz) in Seidenstückers fotografische Anfänge lie dort Tiere zu zeichnen. Außerdem hospiti Berlin-Wilmersdorf. gen etwa um 1895/98: Aus technisch ert er in Bildhauerkursen an der Königlich arbeitet auch die Tierbildhauerin Renée em Interesse baut er sich einen kleinen Akademischen Hochschule für die Bilden Sintenis, zu der er bis zu ihrem Tod freund Fotoapparat aus der Linse einer Laterna den Künste. schaftlichen Kontakt hält. gerichtsrat in Lüdenscheid, seine Mutter, 311 In dem Atelierhaus Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Friedrich Seidenstücker in der Abgußsammlung der Friedrich-WilhelmsUniversität zu Berlin) | 1935 Untitled (Friedrich Seidenstücker in the plaster cast collection of Berlin’s Friedrich Wilhelm University) | 1935 © bpk / Friedrich Seidenstücker 1909 Seidenstücker bezeichnet sich erst Zwischen 1911 und 1914 entstehen dort von Professor Peter Breuer, einem als eher malig offiziell als Bildhauer. vierundvierzig seiner Skulpturen, vorrangig traditionell geltenden Bildhauer. Zur Untermiete wohnt er, mit einigen Unter kleine weibliche Figuren und kunstgewerb brechungen, aber zumindest bis 1918 bei liche Gebrauchsgegenstände, häufig mit 1921 Seidenstücker nimmt mit der Bronze Goetze in der Mainzer Straße 22, Berlin- Tiermotiven verziert. einer Seiltänzerin an der Großen Berliner Wilmersdorf, nahe dem Kaiserplatz. Mit dem Besitzer Hermann Noack II. verbin Kunstausstellung teil. det ihn eine lebenslange Freundschaft. Im Juni lässt er sich am Kaiserplatz 17 wohn 1910 Er geht für ein Jahr nach München in die Lehre eines Steinbildhauers. haft nieder. 1912 Der Vater, der seinen Sohn stets un terstützt hatte, stirbt. 1923 Er schließt sein Kunststudium ab und 1911 Anschließend hält er sich zu Studien übt nun den Beruf eines Bildhauers aus. zwecken in Florenz und Rom auf. Bild 1914 Seidenstücker ist mit einem Bronze Figürliche Mädchenbüsten und Tierplastiken hauerisch betätigt er sich allerdings nicht, porträt an der Großen Berliner Kunst modelliert er kaum noch. Stattdessen liegt die großen Vorbilder hätten ihn gehemmt. ausstellung vertreten. sein Hauptaugenmerk auf Bewegungen in Dafür fotografiert er. Weder Florenz noch Tanz und Sport. Angeregt von den Kunst Rom können dem tierinteressierten Seiden 1914 bis 1917 Der Erste Weltkrieg und die werken der Novembergruppe und der Freien stücker einen Zoo bieten. Stattdessen sucht veränderte finanzielle Situation durch den Sezession auf der Großen Berliner Kunst er jeden Sonntag den Viehhof auf. Tod des Vaters zwingen Seidenstücker in ausstellung entwickelt er eine abstrakte Sowohl die Bildhauerlehre in München als die Tätigkeit eines »Lufttechnikers« im Bildsprache, die Formen sind reduziert und auch die Reisen werden finanziell durch den Luftschiffhafen Potsdam in der Pirschheide. vereinfacht. Vater, den er als »gutmütig« bezeichnet, In seinem Atelier fotografiert er Frauenakte unterstützt. 1918 Gegen Ende des Krieges wird er als Vorlagen für seine bildhauerische Arbeit Noch im gleichen Jahr kehrt er nach Berlin kurzzeitig zum Kriegsdienst eingezogen. und dokumentiert auch seine eigenen Plas zurück. Diesmal bezieht er das Atelier Nr. tiken mit der Kamera. Sein Adress-Stempel 10 am Kaiserplatz 17. 1919 Er nimmt sein Bildhauerstudium an auf den Rückseiten der Abzüge trägt den Mit einer Kinderbüste aus Marmor und der Staatlichen Akademischen Hochschule Vermerk »Bildhauer«. einer Kinderskulptur aus Bronze beteiligt er für die Bildenden Künste in Berlin wieder Vermutlich sich an der Großen Berliner Kunstausstel auf. Zunächst wird er aufgrund seines Al leidenschaftliche lung. ters abgelehnt, doch schließlich gelingt stücker endlich eine Fotografiererlaubnis Seine Arbeiten lässt er in der Berliner ihm die Aufnahme in die Zeichenklasse von vom Zoo logischen Garten Berlin. Nahezu Bronze- und Eisengießerei Noack gießen. Ferdinand Spiegel, kurz darauf in die Klasse zwanzig Jahre hatte er sich darum bemüht. 312 um diese Zeit erhält Zoobesucher der Seiden Fotograf unbek annt / Unknown photographer Friedrich Seidenstücker mit Gorill a Pongo | 1944 Friedrich Seidenstücker with the Gorilla Pongo | 1944 Mit dieser Genehmigung beginnt seine ei 1928 Anfang des Jahres bietet er seine Fo In zahlreichen Zeitungen, Zeitschriften und gentliche Zoofotografie. Er avanciert zum tografien (Tiere, Akte, Sportlerinnen) den auch einigen Büchern werden seine Foto Fotografen des Berliner Zoos, den vom Berliner Verlagen Ullstein und Scherl an – grafien nun veröffentlicht, unter anderem in Wärter bis zum Direktor schließlich jeder mit einem für ihn selbst unerwarteten Er Berliner Illustrirte Zeitung (BIZ), Der Quer- kennt. Als Kamera benutzt er vor allem eine folg. schnitt, Uhu, Koralle, Die Dame, Die Woche, Patent-Etui-Kamera 9 x 12. Nach einer ei Im März erscheinen seine ersten Tierauf Vossische Zeitung, Das Deutsche Lichtbild. genen zoologischen Systematik bewahrt er nahmen in der Zeitschrift Der Querschnitt Selten sind es konkrete Auftragsarbeiten, die Abzüge und Negative in beschrifteten (Ullstein), im April wird im Monatsmagazin meistens bedient er Anfragen aus seinem Briefumschlägen und Glasplattenkästchen Uhu (ebenfalls Ullstein) seine erste Foto Archiv. auf. Es sind die Anfänge seines privaten serie, »Eine Frau in der Sonne«, publiziert. Fotoarchivs. Im November folgt in der Zeitschrift Die 1931 Ab 1931 findet sich offiziell die Be Woche im Scherl-Verlag die Serie »Paradies zeichnung ›Pressefotograf‹ im Telefonbuch. 1925 Ab jetzt fotografiert er auch in di der Großstadtkinder« mit Bildern aus dem Auf seinem Adress-Stempel verschwindet versen öffentlichen Sportstätten, im Sta Berliner Zoo. Sie markiert den Beginn ei die Berufsbezeichnung ›Bildhauer‹. dion und auf Sportforen, hier vor allem ner jahrelangen Zusammenarbeit mit dem Sport treibende Mädchen und Frauen (aus Scherl-Verlag. 1932 Im Januar publiziert der Uhu einen schließlich Amateursport). Frauen werden Seidenstücker beginnt bereits, auf sein eige achtseitigen Artikel über den Ullstein-Mit neben der Zoo- und Tierfotografie zu nes Archiv zurückzugreifen. arbeiter Seidenstücker: »Der Photograph einem seiner wichtigsten Motive. Gleichzei In den folgenden Jahren veröffentlicht er Friedrich Seidenstücker. Ein Plastiker der tig entstehen Nachtaufnahmen von Berlin vor allem Aufnahmen von Tieren, Zoosze fotografischen Platte«, illustriert mit sei und erste Fotografien vom Berliner Alltag nen und Frauen beim Sport. Es sind die nen Fotografien (Menschen in der Stadt Motivbereiche, die von den Redaktionen und Tiere). auf der Straße. am häufigsten angefragt werden. Um 1927 Seidenstücker stellt fest, dass Täglich ist er nun mit der Kamera auf Streif 1932 bis 1934 Diese Zeitspanne wird die sich der Beruf eines Bildhauers für ihn im zügen durch Berlin unterwegs. Die Straßen Hochphase seiner publizistischen Aktivitä mer weniger rentiert. Zudem beklagt er den fotografie wird neben der Tierfotografie zu ten. In bis zu siebzig Publikationen jährlich zähen und langwierigen Entstehungspro seinem am intensivsten betriebenen foto erscheinen allein im Ullstein-Verlag seine zess seiner dreidimensionalen Arbeiten. grafischen Thema. Einzelbilder und Serien. Eine Anzahl von Fotografien kann er auch Er wendet sich nun fast ausschließlich der Fotografie zu. 313 1930 Der Ullstein-Verlag engagiert ihn bei schließlich als freien Fotojournalisten. Verlagen unterbringen, unter anderem in internationalen Bildagenturen und XX | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Friedrich Seidenstücker fotografiert ein Motiv von einem Baumstamm aus) | um 1940 Untitled (Friedrich Seidenstücker photographs a subject from a tree trunk) | ca. 1940 © bpk / Friedrich Seidenstücker Amsterdam, Helsinki, London, New York, aus zweieinhalb Zimmern. Das halbe Zim 1939 Seidenstücker hält sich häufig auf Paris und Prag. mer dient als Kühlschrank, Speisekammer dem Reichssportfeld auf. Dort lernt er Loni Die Bildhonorare machen ihn etwas unab und Kohlenlager, die Küche ist zugleich Fo Hagelberg kennen und bleibt ihr bis zu sei hängiger von der finanziellen Unterstützung tolabor und Modellierwerkstatt. Hier lebt nem Tod freundschaftlich eng verbunden. seiner Familie. er bis zu seinem kurzzeitigen Umzug in ein Sie ist eine seiner wichtigsten Modelle bis In den frühen 1930er-Jahren ist Seiden Pflegeheim, 1966. in die 1950er-Jahre hinein. stücker auf diversen Reisen unterwegs, In dieser Zeit benutzt er unter anderem Es entstehen erste Farbdiaaufnahmen von vor allem in Deutschland (unter anderem eine Tudor-Spiegelreflexkamera 9 x 9 und Straßenszenen und Landschaften. Ostpreußen / Masuren, Kurische Nehrung, eine Klappkamera 6,5 x 9. Nord- und Ostsee, außerdem in zahlrei Bis 1940 Zwischen 1935 und 1940 erschei chen Städten), aber auch in Dänemark und 1936 Da er hauptberuflich nicht mehr als nen in der Monatsschrift Volk und Welt ei Schweden. Einige der Fotoreportagen und Bildhauer tätig ist, wird er als Mitglied der nige seiner Motive (Menschen in der Natur Bildstrecken werden 1934 in Uhu, Die Woche Reichskammer der bildenden Künste gestri und Handwerksberufe). und BIZ abgedruckt. chen und darf damit den Bildhauerberuf Eine Nagel-Pupille ist zu dieser Zeit seine Unklar ist, inwieweit er im direkten Auftrag nicht mehr ausüben. bevorzugte Kamera. des Verlags diese Reisen unternahm. Aus dem Flugzeug heraus gemachte Luft In den 1940er-Jahren schränkt Seidenstü aufnahmen von Berlin, Potsdam und Umge cker bung entstehen. durch die Stadt und die Umgebung stark 1933 In diesem Jahr erscheint ein sozial kritischer Artikel in der BIZ mit Fotografien seine fotografischen Spaziergänge ein. Das tägliche Umherstreifen mit der Ka seiner Reportagereise durch Ostpreußen, 1938 Seidenstückers Mutter stirbt. diesmal offensichtlich im Auftrag von Ull Mit stein.Im gleichen Jahr wird im Uhu erneut ein Verlagswelt durch die Nationalsozialis Nationalsozialisten erheblich erschwert. achtseitiger Artikel publiziert, »Verwandt ten sowie aufgrund der Verschuldung des Er zieht sich in sein Atelier zurück, wo schaft zwischen Mensch und Tier. Merkwür Ullstein-Verlags verschlechtern sich für seine Freundinnen gelegentlich für farbi dige Parallelen aus meiner Bildersammlung«. Seidenstücker Auftragslage und Publikati ge Aktaufnahmen posieren. Nur vereinzelt Den Text verfasst Seidenstücker selbst, die onsmöglichkeiten zusehends. kann er noch Fotografien aus seinem Archiv Fotografien stammen aus seinem Archiv. Lediglich im Scherl-Verlag kann er seine publizieren. Fotografien weiterhin regelmäßig in der Ab 1942 werden auch beim Scherl-Verlag Illustrierten Die Woche veröffentlichen. kaum noch Bilder von ihm veröffentlicht. 1935 Seidenstücker zieht vom Kaiserplatz fortschreitender »Arisierung« mera und das Fotografieren in der Öffent der lichkeit werden durch die Gesetzgebung der Nr. 17 in das Nachbarhaus Nr. 16, in die Seinen Lebensunterhalt bestreitet er mit Dachwohnung im Gartenhaus. Sie besteht tels Einkünften aus seinem väterlichen Erbe 314 XX | Friedrich Seidenstücker Ohne Titel (Friedrich Seidenstücker) | um 1949 Untitled (Friedrich Seidenstücker) | ca. 1949 Fotografische Sammlung | Berlinische Galerie und durch Unterstützung seiner Familie. 1945 Nach Kriegsende zieht Seidenstücker In den 1950er-Jahren ist er wieder in der Während des Krieges hilft er einem Juden, mit dem Fotoapparat durch das zerstörte Stadt unterwegs, fotografiert alltägliche indem er ihn mit Lebensmitteln versorgt. Berlin. Hunderte von Aufnahmen von Ru Straßenszenen, Nach 1945 bedankt sich der mittlerweile in inen, Trümmern und verwüsteten Parks Stadt und besucht auch den Zoo wieder die USA Emigrierte in Form von regelmä entstehen. Darüber hinaus fertigt er spo regelmäßig, ßigen, kleinen finanziellen Zuwendungen. radisch Fotografien von alliierten Soldaten Garten im Westen als auch den neu eröff Darüber hinaus unterhalten beide einen re an. Die als Erinnerungsfotografien gedach neten Tierpark in Friedrichsfelde im Osten gen Briefkontakt. Er versorgt Seidenstücker ten Aufnahmen bringen ihm einen kleinen Berlins. zuweilen mit dem für seine Fotoreportagen Nebenverdienst ein. bekannten Magazin Life. den sowohl Wiederaufbau den der Zoologischen 1962 Anlässlich seines 80. Geburtstags fin 1948 Seidenstücker fotografiert die Her det im September im Kunstamt Wilmersdorf 1943 Im Dezember fotografiert Seidenstücker stellung des Beethoven-Denkmals von Ge die erste und einzige Fotoausstellung zu die Kriegszerstörungen im Zoologischen Gar org Kolbe in der Eisengießerei Noack. Er Seidenstückers Lebzeiten statt. Die Reali ten, es sind seine ersten Trümmerbilder. versucht, an alte Kontakte aus seiner bild sierung erfolgt durch Floris M. Neusüss, zu Ende April 1945 verbrennt während der hauerischen Zeit anzuknüpfen. dieser Zeit Student bei Heinz Hajek-Halke letzten Gefechte ein großer Teil seines Fo an der Berliner Hochschule für Bildende 1949 Am 27. April wird er während eines toarchivs, das er in zwei Kellerräumen des Künste. Vorderhauses Kaiserplatz 16 untergebracht Ausflugs zum Rangsdorfer See im Süden hatte. Ein Keller geht in Flammen auf. Den Berlins von Sowjetsoldaten für mehrere 1964 Seidenstücker fotografiert kaum noch. noch kann er offensichtlich fast alle Moti Tage inhaftiert. Vier Mal widerfährt ihm Er sichtet sein Archiv und resümiert in ei ve retten, da er Negative und Papierabzüge dieses Schicksal während seiner Aufenthal nem intensiven Briefwechsel mit Floris M. so aufgeteilt hat, dass sie in jedem der te im Ostsektor. Jedes Mal hat er Glück und Neusüss über sein Leben und seine Arbeit. beiden Keller jeweils zur Hälfte gespiegelt kommt unbeschadet wieder frei. Dabei benennt er seine Tier- und Zooauf lagerten. nahmen als die Hauptwerke seines foto Über den Zweiten Weltkrieg bilanziert er: 1950/51 Seidenstücker ist weiterhin als grafischen Schaffens und Erfolges. Noch »Diese ganze Zeit bekam mir schlecht. Aber Pressefotograf tätig und veröffentlicht re immer besucht er regelmäßig den Zoo. Hin ich hütete mich, mich als Maschinenbauer gelmäßig im Kosmos-Verlag. Offiziell be und wieder verkauft er noch Aufnahmen, bekannt zu machen und blieb dadurch vom sitzt er einen Pressefotografen-Ausweis. beklagt aber mehrfach, dass man ihn ver Krieg verschont.«2 An die publizistischen Erfolge von vor dem gessen habe. Krieg kann er jedoch nicht mehr anknüp fen. 315 Hans Schaller Friedrich Seidenstücker mit Karla Vortisch an seinem 80sten Geburtstag | 26. September 1962 Friedrich Seidenstücker on His 80th Birthday with Karla Vortisch | September 26, 1962 © bpk / Friedrich Seidenstücker 1 Zit. n.: »Porträt der Woche. Friedrich Seidenstücker«, 1965 Die Deutsche Gesellschaft für Photo 1967 Er wird in Berlin eingeäschert und am graphie (DGPh) nimmt Seidenstücker als 26. Januar im Familiengrab Seidenstücker ordentliches Mitglied auf. auf dem Südfriedhof in Unna beerdigt. Das in: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Der Er lebt von seiner bescheidenen Rente von Grab wird 1999 eingeebnet. faszinierende Augenblick. Fotografien von Friedrich Se- 100,90 DM, einer Zuwendung des Journali Die Landesbildstelle und der Zoo Berlin stenverbandes von 75 DM und Einnahmen bekommen den Nachlass angeboten. Beide durch seine publizistische Tätigkeit, die lehnen ab. in: Der Kurier, 8, 234, Oktober 1952, S. 8. 2Friedrich Seidenstücker, »Lebenslauf (nach 1945)«, idenstücker, Berlin 1987, S. 142. monatlich etwa 100 bis 200 DM betragen. 1971 Erst jetzt wird durch Vermittlung 1966 Ab dem 29. März liegt Seidenstücker des Zoohistorikers und Sammlers Werner nach mehreren leichten Schlaganfällen im Kourist der Seidenstücker-Nachlass be Paulinen-Krankenhaus in Westend. kannt. Das gesamte Fotoarchiv umfasst Am 2. Mai wird er auf Anweisung seiner ungefähr vierzehntausend Abzüge, vor al Schwester Emmi Berkhoff in einem Vier lem im Format 13 x 18 und 10 x 15 Zenti bettzimmer im Pflegeheim in der Kastanien metern sowie Glasplattennegative (6 x 9 allee 38, Berlin-Wilmersdorf, untergebracht. und 9 x 12 Zentimeter), Planfilmnegative Sein Zustand verschlechtert sich zunehm 4 x 6 Zentimeter, Kleinbildnegative und end. Farbdiapositive. Der Ankauf erfolgt durch Im Juli löst die Schwester zusammen mit Roland Klemig, dem damaligen Leiter des Seidenstückers Rechtspfleger, dem Rechts Bildarchivs Preußischer Kulturbesitz in anwalt Peter Schulien, den Haushalt ihres Berlin, und Werner Kourist. Der Bestand Bruders auf, wovon dieser jedoch nichts wird aufgeteilt: Das Bildarchiv erhält alle erfährt. Dabei scheint sie neben alten Motive bis auf die Zoo- und Tierfotografie; Fotoapparaturen auch eine Anzahl von Akt diese gehen in den Besitz von Kourist fotografien und Aufnahmen kopulierender über. Tiere entsorgt zu haben. Das Fotoarchiv übergibt sie dem Nachlassverwalter und 2000 erwirbt die Stiftung Stadtmuseum Antiquitätenhändler Eitelfritz Dluzewski. Berlin die zoohistorische Sammlung von Friedrich Seidenstücker stirbt am 26. Inge und Werner Kourist mit Negativen, Dezember an Herz- und Kreislaufversagen Glasplatten und Vintage Prints von Seiden im Pflegeheim. stücker. 316 Biography 1901 to 1903 Seidenstücker trains as an 1907 Seidenstücker abandons his studies. Karin Lelonek and Antje Schunke engineer at the Königliche Maschinen 1908 During a four-week stay in Paris, he bauschule (Royal College of Mechanical becomes engaged to a Russian of German The major sources used for this biogra Engineering) in Hagen / Westphalia. At the origin from Kazan. Their relationship does phy include the standard works on Fried dawn of the twentieth century, this town not last long. rich Seidenstücker (see Bibliography), his ranked as a major European center of the In October he rents his first sculptor’s work own autobiographical accounts (published stylistic “reform movement” (which led shop, for a month: Atelier no. 8 at Kaiser and unpublished), his letters to Floris M. eventually to Jugendstil). Seidenstücker, platz (now Bundesplatz) 17 in Wilmersdorf. Neusüss during the years 1964 and 1965 with his artistic interests, seems to have Animal sculptress Renée Sintenis works (likewise almost entirely unpublished), been inspired by the atmosphere to try in the same building, and they remain on and research into several questions by An drawing and sculpture. friendly terms until her death. scholarly examination of his photographs 1904 Move to Berlin. Seidenstücker con 1909 Seidenstücker officially describes held by bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur tinues his engineering studies at the himself as a sculptor for the first time. und Geschichte. Königliche Technische Hochschule (Royal He lives as a lodger, with some interrup tje Schunke, who has been conducting a Technical University) in the Berlin district tions but at least until 1918, in the Goetze 1882 Friedrich Seidenstücker is born on of Charlottenburg. The real motive for his household, who are renting an apartment September 26 in Unna / Westphalia. His fa move to Berlin lies elsewhere—in its zoo. at Mainzer Strasse 22 in Wilmersdorf, near ther, Friedrich Seidenstücker (1844–1912), He spends little time attending lectures, Kaiserplatz. is a senior civil servant in Lüdenscheid preferring to visit the zoo almost every with responsibility for judicial affairs. His day and draw the animals. He also sits 1910 He spends a year in Munich as ap mother is Emma Wilhelmine Emilie Seiden in on sculpture courses at the Königlich prentice to a stonemason. stücker (1851–1938), née von der Becke. Akademische Hochschule für die Bilden The fourth of seven children, he is raised in den Künste (Royal Academic College of 1911 He then travels to Florence and comfortable circumstances, displaying an Fine Arts). Rome to study. But he makes no work as interest in animals, machines, and inven a sculptor, claiming to feel inhibited by tions. 1905 Seidenstücker signs up for Sculp the great role models. Instead, he takes On hunting trips with his father he discov ture at the Hochschule für die Bildenden photographs. Neither Florence nor Rome ers his love of nature and a passion for Künste (Academic College of Fine Arts) could offer Seidenstücker a zoo to satisfy being on the move. in Berlin. As his artistic role models, he his interest in animals, but he did spend Seidenstücker’s photographic beginnings names Michelangelo and the French sculp every Sunday on a stockyard. can be traced back to around 1895–98: tor Antoine-Louis Barye, best known for Both his sculpting apprenticeship and out of technical curiosity, he constructs his representations of animals. Occasion his travels are supported financially by a small camera from the lens of a laterna ally he draws in the zoo along with animal his father, whom he describes as “good- magica, and experiments with extra rapid sculptor August Gaul. Seidenstücker’s daily natured.” 6 x 9 centimeter plates. He draws on his routine: “In the mornings I would mold, in He returns to Berlin the same year. This family environment for subjects, taking the afternoons I would draw, and in the time he takes Atelier no. 10 at Kaiserplatz “snaps” of—among other things—“amusing evenings I would go to a concert and look 17. gags” with his siblings. However, most of at the girls to find models.” At the zoo He contributes a marble bust of a child and his early photographic accomplishments he also starts taking photographs with a a bronze statue of a child to the Grosse have not survived. 9 x 9 centimeter reflex camera. He does so Berliner Kunstausstellung (Great Berlin Art partly in secret, since he does not have an Exhibition). official permit. He has his work cast by Noack, the Ber 1 lin bronze and iron foundry. Between 1911 and 1914 forty-four of his sculptures are Berliner Kunstausstellung, he develops an the Berlin publishers Ullstein and Scherl— produced here, mostly small female figures abstract visual idiom in which forms are and is himself surprised by their success. and decorative utensils, often with animal reduced and simplified. In March his first animal pictures appear motifs. In his studio, he photographs nude women in the magazine Der Querschnitt (Ullstein); The foundry’s owner, Hermann Noack II, be to use in his sculpture, and documents in April the monthly Uhu (also Ullstein) comes a lifelong friend. his own sculptures on camera. His ad publishes his first series: “A Woman in the dress stamped on the back of prints states Sun.” 1912 His father, who has always supported “sculptor.” In November the Scherl publication Die him, dies. Probably around this time, the passion Woche follows with the series “Paradise ate visitor Seidenstücker finally obtains for City Kids,” with pictures of the Ber 1914 Seidenstücker takes part in the Grosse his photography permit from the Zoolo lin zoo. This marks the beginning of many Berliner Kunstausstellung with a portrait in gischer Garten in Berlin—after trying for years of collaboration with Scherl. bronze. nearly twenty years. This permit marks Seidenstücker is already beginning to draw the beginning of his real zoo photography. on his own archive. 1914 to 1917 The First World War and his He advances to become the zoo’s official altered financial status following his father’s photographer, known to everyone from the In the following years he primarily pub death oblige Seidenstücker to take a job as keepers to the director. His main camera at lishes pictures of animals, zoo scenes, and a “flight technician” at the airship base in this time is a 9 x 12 centimeter Patent Etui. women engaged in sports. These are the Pirschheide, Potsdam. He keeps both the prints and the negatives kinds of subjects most frequently requested in marked paper envelopes and glass plate by editors. 1918 He is briefly conscripted near the end boxes, using his own zoological catalogu He is out daily roaming Berlin with his of the war. ing system. This is the beginning of his pri camera. Alongside animal photography, vate photo archive. street photography becomes his most in 1919 He resumes his art studies at the Staat tensive pursuit. liche Akademische Hochschule für die Bil 1925 From now on he also takes photo denden Künste in Berlin (State Academic graphs in various public sports venues, at 1930 Ullstein finally draws on his services College of Fine Arts). Initially rejected be the stadium and in sports forums, mostly as a freelance photo journalist. cause of his age, he eventually manages to of athletic girls and women (all amateurs). Many newspapers, magazines, and a few join Ferdinand Spiegel’s drawing class, and Alongside the zoo and animal photography, books now publish his photographs, in soon after Professor Peter Breuer’s class, women become one of his major themes. At cluding Berliner Illustrirte Zeitung (BIZ), the latter a sculptor with a reputation for the same time, he takes pictures of Berlin Der Querschnitt, Uhu, Koralle, Die Dame, being more traditional. at night and begins photographing every Die Woche, Vossische Zeitung, and Das day life in the streets. Deutsche Lichtbild. 1921 Seidenstücker takes part in the Grosse These works are rarely commissioned. He Berliner Kunstausstellung with a female tight Around 1927 Seidenstücker realizes sculp rope walker in bronze. ture is less and less profitable as a career. usually meets requests out of his archive. He bemoans the arduous and protracted 1931 From 1931 the description “press pho 1923 He completes his art studies and be process of creating his three-dimensional tographer” officially appears next to his gins working professionally as a sculptor. works. entry in the telephone directory. The job He has almost ceased creating busts of He is devoting himself almost exclusively description “sculptor” disappears from his girls and animal sculptures. His main focus to photography. address stamp. Inspired by the art of the Novembergrup 1928 Early in the year he offers his photo 1932 In January Uhu publishes an eight- pe and the Freie Sezession at the Grosse graphs (animals, nudes, sportswomen) to page article about the Ullstein employee now is on movement, in dance and sport. 318 Seidenstücker: “The Photographer Friedrich as a photographic laboratory and modeling He withdraws to his studio, where his fe Seidenstücker: A Sculptor of the Photo workshop. He will live here until his brief male friends occasionally pose for color graphic Plate,” illustrated with his pictures move to a nursing home in 1966. nudes. He manages only rarely to publish (city people and animals). During this time he uses a 9 x 9 centimeter pictures from his archive. Tudor reflex camera und a 6.5 x 9 centimeter From 1942 on, even Scherl hardly publishes folding camera. his pictures. 1932 to 1934 This period proves the apex of his publishing activities. At Ullstein alone, He makes ends meet by drawing on his single photographs and series by Seiden 1936 As sculpture is no longer his main father’s inheritance and his family’s sup stücker appear in up to seventy publica profession, he loses his membership in the port. tions a year. Reichskammer der bildenden Künste and is During the war he helps a Jew survive by He is also able to sell photographs to in no longer allowed to practice in the fine providing him with food. After 1945, the ternational picture agencies, including in arts. latter expresses his gratitude in the form Amsterdam, Helsinki, London, New York, He takes aerial pictures of Berlin, Potsdam, of regular small remittances from the Paris, and Prague. and their environs from an airplane. The fees make him less dependent on finan United States. The two men also exchange frequent letters. He also supplies Seiden cial support from his family. 1938 Seidenstücker’s mother dies. stücker with copies of Life magazine, fa In the early nineteen-thirties, Seiden With the Nazis continuing to “aryanize” the mous for its photo reportages. stücker goes on various journeys, mostly in publishing world, and Ullstein in debt, Sei Germany (including East Prussia / Masuria, denstücker’s commissions and his opport 1943 In December Seidenstücker photographs the Curonian Spit, the North and Baltic unities to publish progressively decline. the destruction wrought by the war on the seas, and a number of towns), but also in Only Scherl’s illustrated magazine Die zoo; these are his first rubble pictures. Denmark and Sweden. Some of his photo- Woche uses his photographs regularly. At the end of April 1945, during the final hostilities, a large portion of his photo reportage and pictorial series are printed in 1934 in Uhu, Die Woche, and BIZ. 1939 Seidenstücker frequently spends time graphic archive is destroyed. The material It is not clear to what extent he was com at Berlin’s Olympic complex, the Reichs was stored in two cellar rooms under the missioned by the publishers to undertake sportfeld. Here he encounters Loni Hagel front building at Kaiserplatz 16; one cel these journeys. berg, who remains a close friend until his lar catches on fire. Even so, he evidently death. She is one of his most important manages to save nearly all his pictures, 1933 This year sees a socially critical arti models up to the nineteen-fifties. because he had divided the negatives and cle in BIZ, with photographs from his jour He takes his first color transparencies of paper prints and stored half of each, mirror ney through East Prussia, this time clearly street scenes and rural landscapes. fashion, in each cellar. He summarizes World War II as follows: commissioned by Ullstein. In the same year Uhu publishes another Up to 1940 Between 1935 and 1940 the “This entire period did not agree with me. eight-page article entitled “Kinship be monthly magazine Volk und Welt prints some But I was careful not to identify myself as tween Humans and Animals: Curious Paral of his pictures (people in natural environ a mechanical engineer, and was thus able lels from My Picture Collection.” The text is ments and various artisan professions). to escape the war.”2 written by Seidenstücker himself, and the At this time his favorite camera is a Nagel photographs are from his archive. Pupille. 1945 After the war ends, Seidenstücker In the nineteen-forties, Seidenstücker se makes his way through the scarred city 1935 Seidenstücker moves from Kaiserplatz verely curtails his photographic strolls with his camera. He takes hundreds of 17 to no. 16 next door, into the attic of the through the city and its environs. Nazi pictures of ruins, rubble, and devastated back building. It consists of two and a half laws significantly impede daily wanderings parks. He also takes sporadic photos of Al rooms, the half serving as refrigerator, lar with the camera and taking photographs in lied soldiers. Intended as souvenirs, they der, and coal storage. The kitchen doubles public. bring him a little extra income. 319 1948 Seidenstücker photographs the pro he sells pictures, but frequently complains Kourist, does Seidenstücker’s estate come duction of the Beethoven monument by that he has been forgotten. to light. The entire picture archive contains Georg Kolbe in the Noack iron foundry. He approximately 14,000 prints, mostly in 13 tries to reestablish old contacts from his 1965 The Deutsche Gesellschaft für Photog x 18 and 10 x 15 centimeter format, as well sculpting days. raphie (German Photographic Society) wel as glass plate negatives (6 x 9 and 9 x 12 comes Seidenstücker as a full member. centimeter), 4 x 6 centimeter sheet film 1949 On April 27, he is arrested by Soviet He is living on a modest pension of 100.90 negatives, small-format negatives, and col soldiers during an outing to Rangsdorfer DM a month, with an additional 75 DM or transparencies. It is acquired by Roland Lake south of Berlin, and held for several from the journalist’s association, and some Klemig, then Director of the Bildarchiv days. This experience occurs four times income Preussischer Kulturbesitz in Berlin, and during his trips to the eastern sector. Each about 100 to 200 DM a month. from publishing amounting to Werner Kourist. The stock is divided up: the time he is lucky and is released unscathed. Bildarchiv takes all subjects except for the 1966 From March 29, Seidenstücker, fol zoo and animal photographs; these pass 1950–51 Seidenstücker continues to work lowing several mild strokes, occupies a into Kourist’s possession. as a press photographer and is regularly hospital bed in the Paulinen-Krankenhaus published by Kosmos. He officially holds a in Westend. 2000 The Stiftung Stadtmuseum Berlin press photographer’s pass. On May 2, his sister Emmi Berkhoff has acquires Inge and Werner Kourist’s zoo However, he cannot rebuild his prewar suc him moved to a four-bed room in a nursing history collection, which includes Seiden cess in terms of publications. home at Kastanienallee 38 in Wilmersdorf. stücker’s negatives, glass plates, and vin In the nineteen-fifties, he is once again His condition steadily deteriorates. tage prints. making his way through town, photograph In July, without his knowledge, Seiden ing everyday street scenes and reconstruc stücker’s sister, along with his attorney, tion work, and making frequent trips to the Peter Schulien, dissolves her brother’s zoo, both the Zoologischer Garten in the household. In addition to old cameras, 2 Friedrich Seidenstücker, “Lebenslauf [nach 1945],” west and the newly opened Tierpark at she seems to have disposed of a num in Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, ed., Der Friedrichsfelde in East Berlin. ber of nudes and photographs of copu 1 Quoted in “Porträt der Woche: Friedrich Seidenstück er,” in Der Kurier 8, no. 234 (October, 1952), p. 8. faszinierende Augenblick: Fotografien von Friedrich Seidenstücker (Berlin, 1987), p.142. lating animals in the process. She hands 1962 To mark his eightieth birthday in the photographic archive over to Eitelfritz September, the first and only photograph Dluzewski, an executor of wills and dealer ic exhibition in Seidenstücker’s lifetime in antiques. takes place in the municipal art bureau of Friedrich Seidenstücker dies in his nursing Wilmersdorf. It is organized by Floris M. home on December 26 as a result of cardio Neusüss, a student of Heinz Hajek-Halke at vascular failure. the Berliner Hochschule für Bildende Kün ste (Berlin College of Fine Arts). 1967 He is cremated in Berlin, and laid to rest on January 26 in the family grave at 1964 Seidenstücker is hardly taking pic Südfriedhof in Unna. The grave is leveled tures anymore. He sifts through his ar in 1999. chive and takes stock of his life and work The Landesbildstelle (state picture archive) in an intense exchange of letters with and the Berlin zoo are offered his estate, Floris M. Neusüss. He describes his ani but both turn the offer down. mal and zoo pictures as the core of his photographic oeuvre and success. He still 1971 Only now, thanks to the interven visits the zoo regularly. From time to time tion of zoo historian and collector Werner 320 Bibliografie / Bibliography Literatur von und zu Friedrich Seidenstücker I Texte von Friedrich Seidenstücker »Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier. Merkwürdige Parallelen aus meiner Bildersammlung«, in: Uhu, 9, 4, Januar 1933, S. 28–34. »Unsere Störche«, »Zur Charakteristik der Wanderfalken rupfstellen«, in: Werner Kourist, Friedrich Seidenstücker. Von Menschen und von Tieren, Berlin 1986, S. 128 und 132. »Wie ich anfing«, »Die Hochzeit der See-Elefanten im Berliner Zoo«, »Roland III fällt in seinen Graben«, »Lebenslauf (1928)«, »Lebenslauf (nach 1945)«, in: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.), Der faszinierende Augenblick. Fotografien von Friedrich Seidenstücker, Berlin 1987, S. 9, 72, 86, 140, 142. II Bildveröffentlichungen Fotografien von Friedrich Seidenstücker konnten bisher in folgenden Zeitschriften nachgewiesen werden: 7 Tage (Jg. 1931–1935) Aufklärung und Fortschritt (Jg. 1932) Bazar (Jg. 1933–1935) Berliner Illustrirte Zeitung (Jg. 1929–1943) Berliner Illustrierte Nachausgabe (Jg. 1940) Berliner Morgenpost (Jg. 1932–1938) Berliner Morgenpost / Sportbeilage (Jg. 1928–1935) B. Z. am Mittag (Jg. 1928–1932) Das Blatt der Hausfrau (Jg. 1933/34) Das Illustrierte Blatt (Jg. 1929/30) Das Reich für die Frau (Jg. 1940) DAZ (Jg. 1940) Der Wilde Wisent (Jg. 1939) Die Aufklärung (Jg. 1931) Die Dame (Jg. 1930–1939) Die Grüne Post (Jg. 1928–1931) Der Arbeiter-Fotograf (Jg. 1931) Der Satrap (Jg. 1930) Der Tagesspiegel (Jg. 1984) Die Woche (Jg. 1929–1944) Der Querschnitt (Jg. 1928–1933) Erika (Jg. 1941/42) Hier Berlin (Jg. 1936) Koralle (Jg. 1931–1940) Pelagius (Jg. 1930) Pfiffikus (Jg. 1936) Scherl’s Magazin (Jg. 1930) Schlesische Sonntagspost (1944) Sirene (Jg. 1933; 1944) Sonniges Land (Jg. 1933) Sonntags-Illustrierte (Jg. 1954) Spemanns Foto-Kalender, 1941. Tempo (Jg. 1929–1933) Uhu (Jg. 1929–1934) Volk und Welt (1935–1940) Vossische Zeitung (Jg. 1933) Vossische Zeitung / Reisebeilage (Jg. 1932/33) Vossische Zeitung / Beilage Zeitbilder (Jg. 1928–1933) Waldbuch (Jg. 1935) Wochenwelt (Jg. 1937) Zeitblatt (Jg. 1931) Monografien: Ann und Jürgen Wilde, Friedrich Seiden stücker. Von Weimar bis zum Ende. Foto grafien aus bewegter Zeit, Dortmund 1980. Friedrich Seidenstücker 1882–1966, hrsg. von Gabriele und Helmut Nothhelfer, Ausst.-Kat. Galerie Nagel, Berlin 1980. Werner Philipp und Friedrich Seidenstü cker, Das Berliner Zoo-Album, Berlin 1984. Georg Bychelberg, Das Paradies der Erde. Geschichten von Menschen und Pferden, Berlin 1943. Modefotografie von 1900 bis heute, hrsg. von Ingried Brugger, Ausst.-Kat. Kunst forum Länderbank Wien, Wien 1990. Hans von Boetticher, Fasanen, Pfauen, Perlhühner und andere Zierhühner, Reutlingen 1956. Thomas Friedrich, Berlin in Bildern 1918– 1933, München 1991. Wilhelm Braun und Hans G. 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T. zur Ausstellung »Der faszinierende Augenblick«, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.5.1987. Ulf Erdmann Ziegler, »Das geile Moment«, in: taz, 23.6.1987. »Geburtstag eines Fotografen«, in: Zitty, 11, 22, Oktober 1987. Ausstellungs verzeichnis/ List of Exhibitions 26.9.–20.10.1962 Seidenstücker – Plastiken 1923 bis 1927 – Fotografien 1928 bis 1962 Ausstellung zum 80. Geburtstag von F. S. im Rathaus Wilmersdorf, Berlin [Anm.: Die Ausstellung wurde im Januar 1963 in der Fotogalerie der Landesbildstelle Hamburg gezeigt.] 10.1.–28.1.1967 Lichtgrafik von Man Ray, Moholy-Nagy, Neusüss und Seidenstücker Galerie Nächst St. Stephan, Wien 15.1.–15.2.1974 Friedrich Seidenstücker 1882–1966. Beobachtungen bei Spaziergängen in Berlin zwischen 1920 und 1933 Fotoforum Kassel [Anm.: Die Ausstel lung wurde im Januar 1975 in der Foto galerie der Landesbildstelle Hamburg gezeigt.] 1.3.–12.4.1975 Photogalerien in Europa Galerie Spectrum, Hannover 10.12.1976–9.1.1977 400 Jahre Zoo Rheinisches Landesmuseum, Bonn [Anm.: Die Ausstellung wurde vom 23.2.– 30.4.1977 im Altonaer Museum, Hamburg und vom 8.4.–4.6.1977 im Historisches Museum Hannover gezeigt.] 24.6.–2.10.1977 documenta 6, Abteilung Fotografie Kassel 19.1.–21.2.1979 ’t Venster Rotterdam Art Foundation 15.9.–15.10.1979 Friedrich Seidenstücker Galerie Wilde, Köln 23.4.–31.5.1980 Friedrich Seidenstücker. Fotografien 1920–1960 Galerie Breiting, Berlin 19.12.1980–8.2.1981 Avant-Garde Photography in Germany 1918–1927 San Francisco Museum of Modern Art [Anm.: Die Ausstellung wurde noch an folgenden Orten gezeigt: 3.5.–14.5.1981, Akron Art Institute, Ohio; 21.6.–2.8.1981, Walker Art Center, Minneapolis; 13.9.–13.10.1981, The Baltimore Museum of Art, Maryland; 12.12.1981–23.1.1982, 322 The Chicago Center for Contemporary Photography, Columbia College, Chicago; 7.3.–10.4.1982, International Center of Photography, New York; 25.5.–4.7.1982, Portland Art Museum, Oregon] 10.3.–16.4.1981 Friedrich Seidenstücker RES Foto-Galerie, Hamburg 23.6.–27.8.1982 Photo-recycling Photo. Die Fotografie im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit Fotoforum Kassel 17.9.–12.10.1982 Fotografie 1922–1982/Photography 1922–1982 Photokina, Köln 17.9.–12.12.1982 Photo Art 1 Kölner Kunstverein 22.10.1982–30.1.1983 Berlin fotografisch. Fotografie in Berlin Berlinische Galerie, Berlin 6.5.–10.6.1983 Art Hats Harlekin Art, Wiesbaden [Anm.: Die Ausstellung wurde vom 3.8.–4.9.1983 in der Berliner Festspielgalerie gezeigt.] 9.12.1983–28.1.1984 The View From Above.123 Years of Aerial Photography Photographers Gallery, London 4.10.–4.11.1984 Sammlung Gruber. Photographie des 20. Jahrhunderts Wallraf-Richartz-Museum, Köln 23./24.11.1984 God Dog Erdmann Zweite Kasseler Totengespräche Fotoforum Kassel 16.11.–21.12.1986 Friedrich Seidenstücker. Fotos aus dem Zoo Berlin 1925–1940 Hellweg-Museum, Unna 13.10.1996–28.2.1998 Sammlung Ann und Jürgen Wilde. Friedrich Seidenstücker. Fotografien 1923–1957. Eine Auswahl Sprengel Museum Hannover 8.5.–27.6.1987 Der faszinierende Augenblick. Fotografien von Friedrich Seidenstücker Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz / Staatsbibliothek zu Berlin 20.10.1989–7.1.1990 Photographie als Photographie. Zehn Jahre Fotografische Sammlung 1979–1989 Berlinische Galerie, Berlin 28.4.–15.7.1990 Modefotografie von 1900 bis heute Kunstforum Länderbank Wien, Wien 5.12.1992–24.1.1993 Photo-Sequenzen. Reportagen. Bildgeschichten. Serien aus dem UllsteinBilderdienst von 1925 bis 1944 Haus am Waldsee, Berlin 23.3.1994–8.5.1995 Photographische Perspektiven aus den Zwanziger Jahren Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 19.5.–29.8.1995 Ende und Anfang. Photographen in Deutschland um 1945 Deutsches Historisches Museum, Berlin 2.9.–27.12.1998 Lichtseiten. Die schönsten Bilder aus der Photographischen Sammlung der Berlinischen Galerie Berlinische Galerie, Berlin 16.5.–10.10.1999 Mechanismus und Ausdruck. Die Samm lung Ann und Jürgen Wilde Sprengel Museum Hannover [Anm.: Die Ausstellung wurde vom 14.9.–19.11.2000 im Kunstmuseum Bonn gezeigt.] Berliner Zoologischen Gärten Ephraim-Palais, Stadtmuseum Berlin 21.2.–10.3.2007 Destruction et beauté? – Un flâneur entre les ruines et le passé, photos berlinoises de Friedrich Seidenstücker (1945–1950) Goethe-Institut Paris, Galerie Condé 1.6.–12.8.2007 Stadt-Bild-Köln. Photographien von 1880 bis heute Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur, Köln 2.10.–23.11.2007 Friedrich Seidenstücker. Entre ruines et passé – Photographies de Berlin 1945–1950 Goethe-Institut Nancy 27.11.1999–19.3.2000 Augenblick und Endlichkeit. Das von der Photographie geprägte Jahrhundert. Werke aus der Sammlung Gruber Museum Ludwig, Köln 27.10.2007–13.1.2008 Man Ray bis Sigmar Polke. Eine besondere Fotografiegeschichte. Sammlung Barbara und Horst Hahn Städtische Galerie, Bietigheim-Bissingen 3.9.–12.10.2002 Friedrich Seidenstücker (1882–1966). Photographien Galerie Berinson, Berlin 22.5.–31.8.2008 Street&Studio. An Urban History of Photography Tate Modern, London [Anm.: Die Ausstellung wurde vom 11.10.2008–11.1.2009 im Museum Folk wang, Essen gezeigt.] 22.5.–11.9.2005 1945 – Im Blick der Fotografie. Kriegs ende und Neuanfang Westfälisches Landesmuseum, Münster 4.11.2005–27.1.2006 A Flaneur Between Rubble and Ruins. Friedrich Seidenstücker, Photographs of Berlin After 1945 German Historical Institute, Wash ingston DC 22.10.2005–15.1.2006 Nützlich, süß und museal. Das fotografierte Tier Museum Folkwang, Essen 4.3.–28.5.2006 Yesterday. Schätze der großen FotoArchive Lumas Editionsgalerie, Berlin 3.4.–28.5.2006 Dokumentation im Bild. Arbeiten aus den Beständen des Museums für Photographie Museum für Photographie, Braunschweig 10.10.2008–1.2.2009 Das Leben der Dinge. Die Idee vom Stillleben in der Fotografie 1840–1985 Münchner Stadtmuseum 24.10.2010–16.1.2011 Die Schenkung Ann und Jürgen Wilde Sprengel Museum Hannover 26.3.2011–26.6.2011 Die neue Wirklichkeit. Fotografie der Moderne aus der Stiftung Ann und Jürgen Wilde Pinakothek der Moderne, München 6.5.–9.10.2011 Hommage à Berlin. Hein Gorny, Adolph C. Byers, Friedrich Seidenstücker. Photographien 1945–1946 Collection Regard, Berlin 8.6.–3.10.2006 Berlin – Tokio / Tokio – Berlin. Die Kunst zweier Städte Neue Nationalgalerie, Berlin [Anm.: Die Ausstellung wurde vom 28.1.–7.5.2006 im Mori Art Museum, Tokio, gezeigt.] 19.7.–27.9.2006 Die Liebe zum Licht. Fotografie im 20. und 21. Jahrhundert Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon Anmerkungen zum Verzeichnis ausgestellter Werke Von Friedrich Seidenstücker verge bene Bildtitel wurden übernommen. Unbetitelte Fotografien haben, wenn es angebracht schien, einen Zusatz in Klammern erhalten. Wenn nicht anders angegeben, handelt es sich um Silbergelatineprints. Die jeweils angefügte Maßangabe gibt die Bild-, nicht die Blattgröße der Fotografie an, wobei Höhe vor Breite steht. Mit »Vintage Print« sind all jene Ab züge bezeichnet, die nachweislich in großer Nähe zum Entstehungszeitpunkt der Aufnahme von Seidenstücker selbst hergestellt wurden. »Neuabzug« werden all jene Abzüge genannt, die nach Seidenstückers Tod von seinen Originalnegativen gemacht wurden. Farbige Aktfotografien, die im Ori ginal Diapositive sind, wurden von Max Baumann gescannt und in ihrem Farbspektrum rekonstruiert. Die Aus stellungsprints sind im Inkjet-Verfahren mit UltraChrome-K3-Pigmenttinte auf Tetenal Spectra Jet / Semi-Matte-Papier hergestellt worden. Notes on the Index of Exhibited Works Titles given to photographs by Friedrich Seidenstücker have been retained. For photographs without titles, additional text has been added within parentheses wherever it seemed appropriate. Unless otherwise indicated, these are silver gelatin prints. The dimensions always refer to the image, not the paper size, and height precedes width. The term “vintage print” is applied to all prints that are known to have been made by Seidenstücker himself immediately after he took the photograph. “Reprint” refers to all prints struck after Seidenstücker’s death from his original negatives. Color nudes that originally took the form of transparencies were scanned by Max Baumann and reconstructed within their color spectrum. The exhibition prints were produced in an ink-jet process using UltraChrome K3 pigment inks on Tetenal Spectra Jet / Semi Matt paper. Verzeichnis ausgestellter Werke / List of Exhibited Works 1 Ohne Titel (Friedrich Seidenstücker mit Taube), 1952 / Untitled (Friedrich Seidenstücker with pigeon), 1952 11,9 x 9 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pina kothek der Moderne, München AJW 487 2 Ohne Titel, um 1932 / Untitled, ca. 1932, 13,1 x 18 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0103 3 Aufstieg der Begabten – Kraxelei (Ehemaliges AOK-Verwaltungsgebäude, Rungestraße, Berlin), um 1948 / Ascent of the Gifted—Clambering (Former AOK offices, Rungestrasse, Berlin), ca. 1948, 17,2 x 12,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0318 4 Ohne Titel, 1929 / Untitled, 1929, 21,6 x 16,5 cm, Neuabzug, bpk – Bildagen tur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0263 5 Ohne Titel (Tiefensee, Brandenburg), 1931 / Untitled (Tiefensee, Branden burg), 1931, 17,5 x 12,9 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinako thek der Moderne, München, AJW 1131 6 Wannsee, 1930 / Wannsee, 1930 12,4 x 17,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0051 7 Ohne Titel (Strandbad Wannsee), um 1935, Untitled (Wannsee beach), ca. 1935, 12,9 x 17,8 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0014 8 Glanzschichten, 1925 / Shine, 1925, 13 x 17,9 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München, AJW 489 9 Turm der wilden Mägde, 1948 / Tower of Wild Wenches, 1948, 17,5 x 13,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1266 10 Raubtierhaus, Zoo Berlin, um 1936 / Lion House, Berlin Zoo, ca. 1936, 18,2 x 13 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1137VF 11 Ohne Titel, um 1935 / Untitled, ca. 1935, 22,9 x 17,4 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1713 19.9.2006–6.1.2007 Friedrich Seidenstücker. Berliner Straßenszenen, 1920er bis 1950er Jahre Stiftung Fotografie und Kunstwissen schaft, Köln 12 Ohne Titel, vor 1932 / Untitled, before 1932, 18,2 x 12,9 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 004/81,2796 13 Fledermaus, um 1935 / Bat, ca. 1935 12,9 x 17,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0412 15.11.2006–25.2.2007 Affentheater und andere Viechereien. Zur Kulturgeschichte der Menagerien und 323 14 Ohne Titel (Wannsee), um 1935, Untitled (Wannsee), ca. 1935, 17,7 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-2164 30 Ohne Titel, um 1935 / Untitled, ca. 1935, 13 x 18 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1582 15 Ohne Titel, um 1927, Untitled, ca. 1927, 17,7 x 13,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0155 31 Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), um 1930 / Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), 1930, 12,7 x 18,5 cm, Neuabzug, Berlinische Galerie, BG-FS 003/89 16 Ohne Titel (Berliner Stadtschloss), um 1935 / Untitled (Berlin Stadt schloss), ca. 1935, 17,9 x 13,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 4-2800 17 Ohne Titel (»Ball«-Geflüster), um 1929 / Untitled (Whispering game), ca. 1929, 17,8 x 12,9 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinako thek der Moderne, München, AJW 488 18 Ohne Titel (Doppelakt), um 1930 / Untitled (Double nude), ca. 1930, 17,6 x 12,7 cm, Vintage Print, Galerie Berinson, Berlin 19 Ohne Titel (Akt), um 1930 / Untitled (Nude), ca. 1930, 18,1 x 12,9 cm, Vintage Print, Galerie Berinson, Berlin 20 Zoo-Eingang, um 1932 / Zoo En trance, ca. 1932, 17,2 x 11,5 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1177VF 21 Zoo Berlin, um 1930 / Berlin Zoo, ca. 1930, 17,6 x 13,2 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0825Kou 22 Ohne Titel, 1950 / Untitled, 1950 15 x 20,7 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-1450 23 Ohne Titel, 1933 / Untitled, 1933 18,1 x 10,2 cm, Vintage Print, bpk – Bild agentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0316 24 Ohne Titel (Budapester Straße, Berlin), um 1927 / Untitled (Budapester Strasse, Berlin), ca. 1927, 17,7 x 13,2 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0041 25 Ohne Titel (Blinde Straßenhändlerin am Potsdamer Platz, Berlin), um 1930 / Untitled (Blind street vendor at Pots damer Platz, Berlin), ca. 1930, 17,2 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0311 26 Hitze, um 1935 / Heat, ca. 1935, 17,9 x 12,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1592 27 Nach dem Regen, Botanischer Garten, 1952 / After the Rain, Botanical Gardens, 1952, 12,5 x 17,6 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-1437 28 Avus Rennen, um 1935 / Avus Race, ca. 1935, 13 x 17,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0253 29 Ohne Titel, um 1930 / Untitled, ca. 1930, 12,6 x 17,7 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou021170VF 32 Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), 1930 / Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), 1930, 12,4 x 17,6 cm, Vintage Print, Privatsammlung 33 Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), um 1930 / Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), 1930, 12,3 x 16,4 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 4-0035 34 Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), 1930 / Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), 1930, 12,8 x 17,2 cm, Vintage Print, Privatsammlung 35 Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), 1930 / Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), 1930, 18 x 13 cm, Vintage Print, Privatsammlung 36 Ohne Titel (aus der Serie »Zigeuner in Unna«), 1930 / Untitled (from the series “Gypsies in Unna”), 1930, 17,4 x 12,5 cm, Vintage Print, Privatsammlung 37 Gosener Berge, um 1938 / Gosener Berge, ca. 1938, 12,9 x 18 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0255 38 Park Prinz Leopold, um 1948 / Prinz Leopold Park, ca. 1948, 12,4 x 17,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0169 39 Schorfheide, Runder Köllnsee, um 1935 / L ake Runder Köllnsee on Schorfheide, ca. 1935, 17,9 x 13,1 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 030/88,7 40 Ohne Titel (Schorfheide), um 1935 / Untitled (Schorfheide), ca. 1935, 13 x 17,9 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 030/88,2 41 Schorfheide, GroSSer Pinnower See, um 1930 / Schorfheide, Great Pinnower L ake, ca. 1930, 13,1 x 17,9 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 005/90,4 42 Schorfheide, Langer Köllnsee, um 1935 / L ake L anger Köllnsee on Schorfheide, ca. 1935, 12,9 x 18 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 030/88,9 43 Schorfheide, Köllnsee, um 1935 / L ake Köllnsee on Schorfheide, ca. 1935, 17,1 x 13 cm, Vintage Print, Berlini sche Galerie, BG-FS 030/88,6 44 Ohne Titel, undatiert / Untitled, undated, 17,4 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 4-2801 45 Buche im Wildpark, um 1935 / Beech in Wildlife Park, ca. 1935, 18,2 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0036 46 Alte Eiche, Pfaueninsel, um 1928 / Old Oak, Peacock Island, ca. 1928, 17,5 x 13,2 cm, Vintage Print, bpk – Bild agentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0045 47 Sakrower See, Winter Westseite, offenbar fluchtartig verlassen, 1933/34 / Sakrower L ake, Winter, West Bank, Evidently Abandoned in a Hurry, 1933–34, 12,9 x 17,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0574 48 Ende eines Sölls, südlich des Chorin-Sees, um 1935 / End of a Kettle, south of L ake Chorin, ca. 1935, 13 x 17,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1640 49 Golmer Luch, Müllk anal, um 1935 / Golmer Luch, Garbage Canal, ca. 1935, 13 x 18,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1643 50 Strandgut an der Pfaueninsel, 1933 / Flotsam on Peacock Island, 1933, 13,1 x 18 cm, Vintage Print, bpk – Bild agentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0575 51 Kalkberge bei Berlin, um 1929 Limestone quarry near Berlin, c. 1929 13 x 17,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0017 52 Ohne Titel (Schaum auf dem Seddiner See), um 1931 / Untitled (Foam on Lake Seddin), ca. 1931, 18 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1642 53 Ohne Titel (Hohenzieritz, Mecklen burg), undatiert / Untitled (Hohenzieritz, Mecklenburg), undated, 17,3 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 4-2802 54 Ohne Titel, um 1935 / Untitled, ca. 1935, 13 x 17,7 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0937 55 Ohne Titel (S-Bahn am Nordring), um 1928 / Untitled (S-Bahn train on Nordring), ca. 1928, 18 x 12,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 3-0300 56 Ohne Titel (Adler Standard, Mattstahl-Karosserie), 1933 / Untitled (Eagle standard, matte steel bodywork), 1933, 17,7 x 13,2 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0010 57 Ohne Titel, 1935 / Untitled, 1935 18 x 10,5 cm, Vintage Print, bpk – Bild agentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1508 324 58 Ohne Titel (Brand eines Wohnhau ses im Bezirk Tiergarten), um 1929 / Untitled (Fire in a housing block in Tiergarten neighborhood), ca. 1929, 17,9 x 12,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0026 59 Ohne Titel (Gleisanlagen, Potsdamer Bahnhof, Berlin), um 1928 / Untitled (Rail tracks, S-Bahn station Potsdamer Bahnhof, Berlin), ca. 1928, 18,2 x 13,4 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0199 60 Ohne Titel, um 1928 / Untitled, ca. 1928, 12,6 x 17,3 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1513/2 61 Schaufensterkunst GmbH, um 1928, Window Art & Co., ca. 1928, 13,2 x 18,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte , Se 2-1516 62 Zwergseebär mit Jungem, frühmorgens, Junges säugt, um 1935 / Fur Seal with Young, Early Morning, Cub Feeding, ca. 1935, 12,8 x 18,1 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou03-571VF 63 Ohne Titel, um 1948 / Untitled, ca. 1948, 17,7 x 12,8 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou03-254VF 64 Horch 12, um 1932/33 / Horch 12, ca. 1932–33, 17,8 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0004 65 Ohne Titel (Kopenhagen), 1933 / Untitled (Copenhagen), 1933, 22,4 x 17,4 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte , Se 4-2556 66 Am National Denkmal am SchloSS, zerstört, um 1930 / At the National Monument by the Palace, Demolished, ca. 1930, 17,2 x 12,3 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0289 67 Ohne Titel (Die Zwillinge Hilde und Helga Fischer), 1948 / Untitled (The twins Hilde and Helga Fischer), 1948, 13 x 18,2 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0918 68 Grunewaldsee, um 1939 / L ake Grunewald, ca. 1939, 12,9 x 18 cm Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0159 69 Ohne Titel, um 1950 / Untitled, ca. 1950, 12,7 x 17,5 cm, Vintage Print bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1591 70 Ohne Titel, um 1930 / Untitled, ca. 1930, 17,7 x 13,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-1911 71 Herbst im Zoo, afrikanisches Nashorn, um 1955 / Autumn at the Zoo, African Rhinoceros, ca. 1955, 29 x 23,4 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 148/88,8 72 Vor Wertheim, um 1935 / Outside Wertheim, ca. 1935, 17,8 x 13 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 008/82,1 86 Ohne Titel, um 1927 / Untitled, ca. 1927, 18,2 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-1024 102 Ohne Titel (See-Elefant Roland), um 1938 / Untitled (Elephant seal Roland), ca. 1938, 12,9 x 17,5 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 147/88,1 73 Ohne Titel, um 1927 / Untitled, ca. 1927, 12,9 x 18,2 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0495 87 Ohne Titel, 1950er-Jahre / Untitled, 1950s, 18 x 13,2 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0159 103 Watussirinder, um 1930 / Watusi Cattles, ca. 1930, 13 x 17,8 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou2005/593VF 74 Ohne Titel (Freibad im Poststadion), 1950er-Jahre / Untitled (Open-air pool at the Post Stadium), 1950s, 11,1 x 15 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-2732 88 Ohne Titel, um 1930 / Untitled, ca. 1930, 15,3 x 13 cm, Vintage Print, Stif tung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1133VF 104 Pelikane, um 1931 / Pelicans, ca. 1931, 16,1 x 22,1 cm, Neuabzug, Stiftung Stadtmuseum Berlin 75 Zoo Berlin, um 1929 / Berlin Zoo, ca. 1929, 13,2 x 18 cm, Vintage Print, Stif tung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1151VF 89 Ohne Titel (Ofensetzer), 1920erJahre / Untitled (Stove fitters), 1920s, 17,7 x 12,4 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0448 105 Ohne Titel (See-Elefant Roland in der Brunft), 1939 / Untitled (Elephant seal Roland rutting), 1939, 12,8 x 18,2 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 147/88,6 76 Ohne Titel, um 1935 / Untitled, ca. 1935, 18 x 12,8 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou2005-985VF 90 Maler, um 1930 / Painter, ca. 1930, 17,4 x 13,1 cm, Passepartoutmaß: 50 x 35 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 004/81,2803 106 See-Elefant, um 1927 / Elephant seal, ca. 1927, 17 x 12,2 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 147/88,4 77 Ohne Titel, 1925–1930, Untitled, 1925–30, 14,5 x 11,4 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0139 91 Wie die ersten Menschen!, um 1935 / Manners!, ca. 1935, 17,7 x 12,8 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0859Kou 78 Trau schau wem, um 1952 / Who can you trust?, ca. 1952, 20,9 x 26,7 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 148/88,9 92 Ohne Titel (Älterer Amateurfotograf vor dem Pelikan), 1928 / Untitled (El derly amateur photographer with pelican), 1928, 17,1 x 12 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München, AJW 1127 79 Zuschauer bei der Celler Hengstparade, um 1933 / Spectators at the Stallion Parade in Celle, ca. 1933, 12,5 x 18,2 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0821Kou 80 Was für ein scheuSSliches Tier!, um 1958 / What a Hideous Beast!, ca. 1958, 12,9 x 17,9 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou2004-56VF 81 Ohne Titel, um 1955 / Untitled, ca. 1955, 12,9 x 18 cm, Vintage Print, Stif tung Stadtmuseum Berlin, Kou2004-714VF 82a Ohne Titel, um 1955 / Untitled, ca. 1955, 12,6 x 17,7 cm, Vintage Print, Stif tung Stadtmuseum Berlin, Kou03-205VF 82b Ohne Titel, um 1955 / Untitled, ca. 1955, 12,6 x 17,7 cm, Vintage Print, Stif tung Stadtmuseum Berlin, Kou03-206VF 82c Ohne Titel, um 1955 / Untitled, ca. 1955, 12,6 x 17,7 cm, Vintage Print, Stif tung Stadtmuseum Berlin, Kou03-207VF 83 Ohne Titel, um 1929 / Untitled, ca. 1929, 13 x 18,1 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0822Kou 84 Ohne Titel (Der Fotograf Julius Arnfeld fotografiert einen Schuhschnabel storch [Abu Markub]), um 1935 / Untitled (Photographer Julius Arnfeld photographs a shoebill [Abu Markub]), ca. 1935, 18 x 13,2 cm, Vintage Print, Stiftung Stadt museum Berlin, Kou2004-507VF 85 Ohne Titel (Fotografiekurs am Charlottenburger Schloss, Berlin), 1925– 1930 / Untitled (Photography course at Schloss Charlottenburg, Berlin), 1925–30, 22 x 15,5 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-1058 93 Ohne Titel, um 1932 / Untitled, ca. 1932, 18,1 x 13 cm, Vintage Print, Stif tung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1166VF 94 Vor den Äffchen, 1926 / Monkey Babies, 1926, 18,1 x 13 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinako thek der Moderne, München, AJW 483 95 Gorilla Pongo, um 1935 / Pongo the Gorilla, ca. 1935, 17,6 x 12,3 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou2004-631VF 96 Ohne Titel (Eisbär), um 1935 / Untitled (Polar bear), ca. 1935, 17,9 x 12,9 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0831 Kou 97 Leica mit Entfernungsmesser, um 1933 / Leica with Range Finder, ca. 1933, 17,9 x 12,8 cm, Vintage Print, Stif tung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1138VF 98 Ami, um 1948 / American, ca. 1948, 17,8 x 12,8 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou2004/715VF 99 Ohne Titel (Im Zoo Berlin), 1932 / Untitled (in the Berlin zoo), 1932, 18 x 13 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München, AJW 1128 100 Ohne Titel (Braunbär), um 1950 / Untitled (Brown bear), ca. 1950, 12,5 x 17,3 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-2208 101 Freundschaft, um 1935 / Friendship, ca. 1935, 12,8 x 17,9 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou03/718VF 325 107 Ohne Titel, um 1929 / Untitled, ca. 1929, 7,9 x 16,9 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0830Kou 108 Zoo Berlin, 1950 / Berlin Zoo, 1950, 12,9 x 17,7 cm, Vintage Print, Stif tung Stadtmuseum Berlin, Kou03-719-2VF 109 Zoo zu Pfingsten, 1952 / Zoo at Whitsun, 1952, 13 x 17,8 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou2004-28VF 110 Ohne Titel (See-Elefant Roland), um 1933 / Untitled (Elephant seal Roland), ca. 1933 , 17,7 x 12,7 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1222VF 111 Alpaka, um 1935 / Alpaca, ca. 1935, 18 x 12,9 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0812Kou 112 Afrik anischer Riesenreiher, 1950er-Jahre / Goliath Heron, 1950s, 17,3 x 12,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0501 113 Ohne Titel, um 1935 / Untitled, ca. 1935, 12,5 x 17,6 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou2004-708VF 114 See-Elefant (Roland), um 1935 / Elephant Seal (Roland), ca. 1935, 13,1 x 17,9 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1258VF 115 Schimpansenhand, um 1950 / Chimpanzee Hand, ca. 1950, 17,4 x 13,1 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin , SM2011-0891Kou 116 Ohne Titel (Zoo Berlin), um 1928 / Untitled (Berlin Zoo), ca. 1928, 17,3 x 12,6 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 3-0006 117 Ohne Titel, um 1929 / Untitled, ca. 1929, 18 x 13,1 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM 2011-0821 Kou 118 Zweites Berliner Wach kommando (Reichswehrsoldaten im Zoo), um 1930 / Berlin Guard, 2nd Detachment (Reichswehr troops at the Zoo), ca. 1930, 13 x 18,1 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1242VF 119 Seelöwen, um 1929 / Sea Lions, ca. 1929, 12,9 x 18 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0813Kou 120 Gorilla Pongo, um 1955 / Pongo the Gorilla, ca. 1955, 17,8 x 12,8 cm Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0818Kou 121 Ohne Titel (Reichswehrsoldaten und Unteroffiziere am Gehege der Sta chelschweine, Zoo Berlin), um 1930 / Untitled (Reichswehr troops and NCOs by the porcupine enclosure, Berlin Zoo), ca. 1930, 13 x 18 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou2004/211VF 122 Sterbendes Huhn, um 1935 / Dying Chicken, ca. 1935, 17,9 x 13 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0828Kou 123 Krankes Kamel, zweihöckrig, um 1930 / Sick Camel, Double-Humped, ca. 1930, 13 x 18,1 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0829Kou 124 Braunbären, Zoo Leipzig, um 1937 / Brown bears, Leipzig Zoo, ca. 1937, 10,2 x 15 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0819Kou 125 Vor dem Schlachthof, um 1930 / In Front of the Slaughterhouse, ca. 1930, 16,3 x 12 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0824 Kou 126 Schimpanse, um 1950 / Chimpan zee, ca. 1950, 17,6 x 12,9 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou2005/302VF 127 Zoo-Eingang L andwehrkanal, um 1935 / Zoo Entrance L andwehr k anal, ca. 1935, 12,8 x 18 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2001-0827 Kou 128 Junger Eisbär morgens um Fünf bei Hitze, um 1935 / Young Polar Bear at 5 in the Morning in the Heat, ca. 1935, 12,4 x 17,9 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SK02-1102VF 129 Vor den Karnickeln, um 1935 / By the Rabbits, ca. 1935, 12,5 x 15,9 cm Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0826Kou 130 Tochter und Papa (Boulette und Knautschke), um 1955 / Daughter and Papa (Boulette and Knautschke), ca. 1955, 16,8 x 22,9 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 148/88,7 131 Ohne Titel (Walrosse), 1932 / Untitled (Walruses), 1932, 17,9 x 13,1 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 004/81,2827 132 Montags früh Oberbaumbrücke, Berlin, 1930 / Early Monday Morning by Oberbaumbrücke, Berlin, 1930, 12,5 x 18 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 008/82,3 133 Ohne Titel (Gasometer in BerlinSchöneberg), 1934–1938 / Untitled (Gasometer in Schöneberg, Berlin), 1934–38, 21,5 x 29,6 cm, Neuabzug, Berlinische Galerie, BG-FS 003/01 134 Ohne Titel (Pfützenspringerinnen), um 1930 / Untitled (Women jumping a puddle), ca. 1930, 15,9 x 12 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0126 135 Ohne Titel (Pfützenspringerin), um 1930 / Untitled (Woman jumping a puddle), ca. 1930, 16,4 x 13,2 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0123 136 Ohne Titel, um 1935 / Untitled, ca. 1935, 17,8 x 12,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1714 137 Am Bahnhof Zoo, 1925 / At Zoo Station, 1925, 18,2 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0125 138 Am Zoo, um 1925 / At the Zoo, ca. 1925, 17,6 x 12,9 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinako thek der Moderne, München, AJW 1129 139 Pfützenspringerin, um 1930 / Woman Jumping a Puddle, ca. 1930, 22,6 x 16,5 cm, Neuabzug, bpk – Bildagen tur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0121 140 Ohne Titel (Pfützenspringerin), um 1930 / Untitled (Woman jumping puddles), ca. 1930, 17,7 x 12,6 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1153-2VF 141 Die Pfützenspringerinnen, 1925 / Women Jumping a Puddle, 1925, 16,8 x 13 cm, Vintage Print, Camera Work AG, Berlin 142 Potsdamer Bahnhof, Morgendämmerung, um 1926 / S-Bahn Station Potsdamer Bahnhof, Dawn, ca. 1926, 13 x 18 cm, Vintage Print, Berli nische Galerie, BG-FS 004/81,2813 143 Ohne Titel (Feuerwehreinsatz am Potsdamer Platz, Berlin), um 1930 / Untitled (Firefighters in action at Pots damer Platz, Berlin), ca. 1930, 13,2 x 18,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0202 144 Ohne Titel (Leipziger Platz, Berlin), um 1935 / Untitled (Leipziger Platz, Berlin), ca. 1935, 18 x 12,8 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0312 145 Ohne Titel (Festnahme eines randalierenden Passanten in der Waghäu seler Straße, Berlin), 1930 / Untitled (Arrest of a troublemaking pedestrian in Waghäuseler Strasse, Berlin), 1930, 14,1 x 17,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0010 146 Ohne Titel (U-Bahnstation »Krumme Lanke«), 1930 / Untitled (U-Bahn station Krumme Lanke), 1930, 18,2 x 13 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München, AJW 219 147 Ohne Titel (U-Bahnstation »Krumme Lanke«), 1930 / Untitled (UBahn station Krumme Lanke), 1930, 18,1 x 12,9 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München, AJW 218 148 Ohne Titel (Grunewald), um 1929 / Untitled (Grunewald), ca. 1929, 13 x 18,2 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0055 149 Ohne Titel (Kasperletheater in Rostock), um 1935 / Untitled (Puppet theater in Rostock), ca. 1935, 18 x 12,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0118 150 Ohne Titel (Großmarkt in der Kaiser-Wilhelm-Straße, Berlin), um 1930 / Untitled (Market day on Kaiser-WilhelmStrasse, Berlin), ca. 1930, 18,1 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0081 151 Ohne Titel (Grenardierstraße, Berlin), um 1929 / Untitled (Grenar dierstrasse, Berlin), ca. 1929, 11 x 14,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0098 152 Bet tler in der GrenardierstraSSe, um 1929 / Beggar on Grenardiers trasse, ca. 1929, 12,1 x 16,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0029 153 Ohne Titel (Streik vor AEG-Gebäude, Gartenplatz, Berlin), um 1929 / Untitled (Strike outside AEG, Gartenplatz, Berlin), ca. 1929, 12,9 x 18,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0163 154 Hitlerjugend (eigentlich Bund Deutscher Mädel), Köln, 15. Okto ber 1933 / Hitler Youth (Actually Girls’ League), Cologne, October 15, 1933, 13,1 x 18 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0345 155 Ohne Titel (Joachimsthaler Straße, Berlin), um 1929 / Untitled (Joachims thaler Strasse, Berlin), ca. 1929, 27,5 x 22,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0035 156 Regen, bei Scherl am Eingang, um 1935 / Rain, Scherl’s Door, ca. 1935, 17,9 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-2048 157 Montag Morgen, um 1935 / Monday Morning, ca. 1935, 17,3 x 13,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0074 158 Ohne Titel (Potsdamer Bahnhof, Berlin), 1930er-Jahre / Untitled (SBahn station Potsdamer Bahnhof, Ber lin), 1930s, 17,8 x 12,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 3-0051 159 Ohne Titel (Betäubungsschlag), 1930 / Untitled (Knocked out), 1930, 12,9 x 17,9 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München, AJW 1130 160 Ohne Titel (Kohlenträger), 1930erJahre / Untitled (Coalmen), 1930s, 14,4 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 3-0066 161 Ohne Titel, undatiert / Untitled, undated, 18 x 12,6 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 3-0061 162 Ohne Titel (Fischmarkt am Wilhelmplatz, Berlin), 1936 / Untitled (Fish market on Wilhelmplatz, Berlin), 1936, 22,8 x 16,5 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0308 163 Ohne Titel (Gasriecher), um 1928 / Untitled (Smelling for gas), ca. 1928, 15 x 11,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0117 164 Ohne Titel, um 1932 / Untitled, ca. 1932, 16,3 x 16,3 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0260 165 Ohne Titel (Leipziger Straße, Ber lin), um 1929 / Untitled (Leipziger Strasse, Berlin), ca. 1929, 18 x 13,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0018 166 Auf den »Hungerstühlen«, um 1925 / On the “Green Stools,” ca. 1925, 12,7 x 17,1 cm, Vintage Print, Stif tung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1181VF 167 Ohne Titel, um 1928 / Untitled, ca. 1928, 13,1 x 18 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0176 168 Ohne Titel, um 1948 / Untitled, ca. 1948, 26 x 17 cm, Neuabzug, Inkjet Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0008 169 Ohne Titel, 1941/42 / Untitled, 1941–42, 26 x 17 cm, Neuabzug, Inkjet Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0039 170 Ohne Titel, 1941/42 / Untitled, 1941–42, 26 x 17 cm, Neuabzug, Inkjet Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0021 171 Ohne Titel, 1941/42 / Untitled, 1941–42, 26 x 17 cm, Neuabzug, Inkjet Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0022 172 Ohne Titel, um 1948 / Untitled, ca. 1948, 26 x 17 cm, Neuabzug, Inkjet Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0010 173 Ohne Titel, 1950er-Jahre / Untitled, 1950s, 26 x 17 cm, Neuabzug, Inkjet Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0031 174 Ohne Titel, 1941/42 / Untitled, 1941–42, 26 x 17 cm, Neuabzug, Inkjet Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0036 326 175 Ohne Titel (Kriegszerstörungen im Zoologischen Garten), Dezember 1943 / Untitled (War damage in the Zoological Gardens), December 1943, 12,2 x 17,3 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 030/88,30 176 Französische Gefangene bei Aufräumarbeiten am Hirschgehege nach der Bombennacht (im November 1943), Dezember 1943 / French Prisoners Clear the Deer Enclosure after Nocturnal Air Raid (in November 1943), December 1943, 12,9 x 17,1 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Sk02-1076VF 177 Elefantenhaus, 15 Verluste, November 1943 / Elephant House, 15 Fatalities, November 1943, 12,2 x 17,3 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie BG-FS 005/90,2 178 Aquarium (Zoo Berlin), Dezember 1943 / Aquarium (Berlin Zoo), December 1943, 12,7 x 17,4 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0855Kou 179 Ohne Titel, 1945 / Untitled, 1945, 23,9 x 29 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0869 180 Ohne Titel, 1947 / Untitled, 1947, 17,4 x 12,4 cm, Vintage Print, bpk – Bild agentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0653 181 Wilmersdorf, um 1947 / Wilmersdorf, ca. 1947, 12,2 x 17,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0577 182 Ohne Titel (Mauerstraße, Berlin), 1946 / Untitled (Mauerstrasse, Berlin), 1946, 21,8 x 16,5 cm, Neuabzug, bpk – Bild agentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0654 183 Tiergarten, am L andwehrKanal, 1947 / Tiergarten, by the L andwehr Canal, 1947, 17,4 x 12,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0564 184 Ohne Titel (Berliner Kinder spielen mit Trümmerschutt), 1946 / Untitled (Berlin children playing with rubble), 1946, 22,6 x 15,5 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0579 185 Französischer Dom, 1950 / French Church, 1950, 12,5 x 17,4 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0651 186 Berlin, 1947 / Berlin, 1947, 17,1 x 12,3 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0614 187 Brücke im Tiergarten, 1945/1946 / Bridge in the Tiergarten, 1945–46, 20,1 x 20,8 cm, Vintage Print, Collection Regard, PMB101115 188 Tiergartenviertel ab der Rousseau- Insel, 1947 / T iergarten Quarter from the Rousseau Island, 1947, 12,4 x 17,4 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte Se 1-0875 189 Französischer Dom vorm Schauspielhaus, um 1947 / French Church by Schauspielhaus, ca. 1947, 17,2 x 12,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagen tur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0794 200 Ohne Titel (Der Balkon der zer störten Neuen Reichskanzlei), um 1947 / Untitled (Balcony of the damaged Neue Reichskanzlei), ca. 1947, 17,2 x 12,6 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0737 Ohne Titel (Friedrich Seidenstücker mit Patent-Etui-Kamera), 1930 / Untitled (Friedrich Seidenstücker with Patent Etui camera), 1930, 13,1 x 18 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0990 Ansprache von Ot to Suhr, Fehrbelliner Platz, Berlin, 3. Juni 1948 / Speech by Otto Suhr, Fehrbelliner Platz, Berlin, June 3, 1948, 12,4 x 16,6 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 004/86,6 190 Königliches SchloSS, Lustgarten, 1947 / Royal Palace, Pleasure Garden, 1947, 17,3 x 12,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0539 201 Ministergärten, um 1947 / Minist erial Gardens, ca. 1947, 17,4 x 12,4 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0565 Ohne Titel (Eisbär), vor 1932 / Untitled (Polar bear), before 1932, 17,5 x 12,7 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-2207 Ohne Titel (Friedrich Seidenstücker), um 1949 / Untitled (Friedrich Seiden stücker), ca. 1949, 27,9 x 18,5 cm, Neu abzug, Berlinische Galerie, BG-FS 025/86 191 Ohne Titel (Der sogenannte Kartoffelexpress am Bahnhof PotsdamWildpark zur Weiterfahrt nach Werder), um 1946 / Untitled ( The so-called Potato express at train station PotsdamWildpark on its way to Werder), 12,6 x 17,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0605 192 Ohne Titel, nach 1945 / Untitled, after 1945, 17,4 x 12,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-1490 193 Amis im Zoo, um 1948 / Americans in the Zoo, ca. 1948, 12,5 x 17,4 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0507 194 Palais Mosse, Löwe von Gaul, 1945 / Palais Mosse, Gaul’s Lion, 1945, 9 x 14,1 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0516 195 Ohne Titel (Die zerstörte Neue Reichskanzlei, Wilhelmsplatz, Ecke Voßstraße, Berlin), um 1947 / Untitled (Damaged Neue Reichskanzlei, Wilhelms platz, corner of Vossstrasse, Berlin), ca. 1947, 12,5 x 17,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0740 196 Neue Reichsk anzlei, einer der vielen übergroSSen Säle, um 1947 / Neue Reichsk anzlei, One of the Many Oversize halls, ca. 1947, 17,2 x 12,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0738 197 Ohne Titel (In der zerstörten Neuen Reichskanzlei), um 1947 / Untitled (In the damaged Neue Reichskanzlei), ca. 1947, 21,7 x 16,5 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0735 198 Hinter der Neuen Reichsk anzlei, Nymphensaal, Goebbels Reich, um 1947 / Behind the Neue Reichs kanzlei, Hall of Nymphs, Goebbels’s Realm, ca. 1947, 12,5 x 17,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0739 199 Ohne Titel (Die zerstörte Alte Reichskanzlei, Wilhelmstraße, Berlin), um 1947 / Untitled (Alte Reichskanzlei with war damage, Wilhelmstrasse, Berlin), ca. 1947, 22,2 x 16,5 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0744 202 Frühling, 1948 / Spring, 1948, 12,5 x 17,5 cm, Vintage Print, bpk – Bild agentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0566 203 Ohne Titel (Kurfürstendamm, Ber lin), 1948 / Untitled (Kurfürstendamm, Berlin), 1948, 12,4 x 17,4 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0549 204 Ohne Titel (Hochseil-Artisten gruppe Camilla Mayer), 1946 / Untitled (Camilla Mayer tightrope artists), 1946, 17,2 x 12,4 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0569 205 Protestversammlung vorm Reichstag, 9. September 1948 / Protest Outside the Reichstag, Sep tember 9, 1948, 12,7 x 17,5 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0523 206 Ohne Titel (Potsdam, am Bahn hof), 1946 / Untitled (Potsdam, by the station), 1946, 22,5 x 16,5 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0898 207 Ohne Titel, März 1947 / Untitled, March 1947, 22,5 x 16,4 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 3-2705 Nicht abgebildete werke / englischer Text Ohne Titel, 1925 – 1930 / Untitled, 1925–30, 17,2 x 13,2 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-2214 Porträt des Fotografen Friedrich Seidenstücker, um 1928 / Portrait of the Photographer Friedrich Seidenstücker, ca. 1928, 15 x 10 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1061 Dromedar, um 1929 / Dromedary, ca. 1929, 10 x 14,9 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM 2011-0823 Kou Zoo, 1946 / Zoo, 1946, 7,8 x 12,4 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou02-1153-2VF Stahlhelm in Potsdam, um 1929 / Soldiers in Potsdam, ca. 1929, 18,3 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Ohne Titel, 1932 / Untitled, 1932, 16,7 x 13 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 1-0349 Ohne Titel (Der Fotograf Julius Arnfeld fotografiert einen Schuhschnabelstorch [Abu Markub]), um 1935 / Untitled (Photographer Julius Arnfeld photographs a shoebill [Abu Markub]), ca. 1935, 9,2 x 13,1 cm, Vintage Print, Stiftung Stadt museum Berlin, Kou2004-506VF Potsdamer Brücke, um 1935 / Potsdam Bridge, ca. 1935, 17,7 x 12,9 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 008/82,5 Ohne Titel (Friedrich Seidenstücker in der Abgußsammlung der FriedrichWilhelms-Universität zu Berlin), 1935 / Untitled (Friedrich Seidenstücker in the plaster cast collection of Berlin’s Friedrich Wilhelm University), 1935, 23 x 16,9 cm, Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1810 Ohne Titel, 1941/42 / Untitled, 1941–42, 26 x 17 cm, Inkjet Print, Neu abzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0005, Ohne Titel, 1941/42 / Untitled, 1941–42, 26 x 17 cm, Inkjet Print, Neuab zug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0004 Ohne Titel, 1940 / Untitled, 1940, 26 x 17 cm, Inkjet Print, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0012 Ohne Titel, 1941/42 / Untitled, 1941–42, 26 x 17 cm, Inkjet Print, Neu abzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0023 Ohne Titel, 1941/42 / Untitled, 1941–42, 26 x 17 cm, Inkjet Print, Neu abzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se F-0024 Zoo-Eingang, Erwartung des billigen Einlasses, um 1935 / Zoo Entrance, Waiting for Cheap Admission, ca. 1935, 12,9 x 18 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou02/1190VF Ohne Titel (Strandbad Wannsee), um 1948 / Untitled (Wannsee beach), ca. 1948, 22,7 x 16,5 cm, Neuabzug, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-0120 Knautschke, um 1948 / Knautschke, ca. 1948, 17,4 x 12,2 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0833Kou 327 Die vollkommene Ehe, 1949 / The Perfect Marriage, 1949, 12,4 x 17,6 cm Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München, AJW 481 Humboldthain, Juli 1949 / Humboldth ain, July 1949, 12,7 x 16,8 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, SM2011-0816Kou Ohne Titel, um 1952 / Untitled, ca. 1952, 17,6 x 12,9 cm, Vintage Print, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kou2005-952VF Ohne Titel (Friedrich Seidenstücker mit Taube), 1952 / Untitled (Friedrich Seidenstücker with pigeon), 1952, 11,9 x 9 cm, Vintage Print, Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München, AJW 487 Selbst!, 1952 / Self!, 1952, 23 x 16,9 cm Vintage Print, bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Se 2-1805 Im Grunewald (Selbstporträt), 1960 In the Forest at Grunewald (Selfportrait), 1960, 23,5 x 29 cm, Vintage Print, Berlinische Galerie, BG-FS 066/85 Diese Publikation erscheint anläss lich der Ausstellung / This book is published in conjunction with the exhibition Friedrich Seidenstücker Von Nilpferden und anderen Menschen, Berlin in Fotografien 1925–1958 Of Hippos and other Humans, Berlin in Photographies 1925–1958 Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Archi tektur 1. Oktober 2011 – 6. Februar 2012 Oktober 1, 2011 – February 6, 2012 Berlinische Galerie Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur Alte Jakobstraße 124–128 10969 Berlin Tel +49 (0)30-78 902-600 Fax +49 (0)30-78 902-700 bg@berlinischegalerie.de www.berlinischegalerie.de In Zusammenarbeit mit der bpk – Bild agentur für Kunst, Kultur und Geschichte und der Stiftung Stadtmuseum, Berlin. Ausstellung / Exhibition Konzept und Realisation / Concept and realisation: Ulrich Domröse Projektmanagement / Project managment: Karin Lelonek Wissenschaftliche Mitarbeit / Research assistant: Jana Duda, Christina Landbrecht, Antje Schunke Transporte / Transports: John Nurminen Prima GmbH Restauration / Conservator: Maria Bortfeldt Technische Leitung / Head of installation: Wolfgang Heigl, Roland Pohl Aufbau / Installation: RT Ausstellungs technik, Berlin Medienarbeit / Public relations: Artefakt Kulturkonzepte, Berlin Katalog / Catalog Herausgeber / Editor: Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur Konzeption / Concept: Ulrich Domröse Redaktion / Editing: Karin Lelonek Redaktionelle Mitarbeit / Editing Assistent: Jana Duda Verlagslektorat / Copyediting: Birte Kreft, Charlotte Neugebauer, Donna Stonecipher Übersetzungen / Translations: Katherine Vanovitch Grafische Gestaltung / Graphic design: Verena Gerlach mit / with Maren Tanke Schrift / Typeface: FF Karbid Text Herstellung und Lithografie / Production and Lithography: Jan Scheffler Gesamtherstellung / Printing and binding: DZA Druckerei zu Altenburg Papier / Paper: Gardapat Kiara, 150 g/m2, © 2011 Hatje Cantz Verlag, Ostfildern; Berlinische Galerie Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architek tur, und Autoren / and authors © 2011 für die abgebildeten Werke von / for the reproduced works by Friedrich Seidenstücker: bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin / Camera Work AG, Berlin / Galerie Berinson, Berlin / Stiftung Stadtmuseum, Berlin. Courtesy Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München 2011 Abbildungsnachweis / Photo Credits: Für Bilder von Seidenstücker aus dem Besitz der Berlinischen Galerie, der Collection Regard und der Sammlung der Camera Work AG, Berlin: Markus Hawlik Für Bilder von Seidenstücker aus dem Besitz der Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte und der Stiftung Stadt museum Berlin: Dietmar Katz Für Bilder von Seidenstücker aus dem Besitz der Stiftung Ann und Jürgen Wilde / Pinakothek der Moderne, München: Sibylle Forster Für Bilder von Seidenstücker aus dem Besitz der Galerie Berinson, Berlin: Friedhelm Hoffmann Erschienen im / Published by Hatje Cantz Verlag Zeppelinstrasse 32 73760 Ostfildern Deutschland / Germany Tel. +49 711 4405-200 Fax +49 711 4405-220 www.hatjecantz.com Informationen zu dieser oder zu anderen Ausstellungen finden Sie unter www. kq-daily.de / You can find information on this exhibition and many others at www.kq-daily.de Hatje Cantz books are available inter nationally at selected bookstores. For more information about our distribution partners, please visit our website at www.hatjecantz.com. Buchhandelsausgabe / Trade edition: (Hardcover / Hardcover) ISBN 978-3-7757-3131-7 Museumsausgabe / Museum edition: (Klappenbroschur, nur im Museum erhältlich / Softcover, only available in museum) ISBN 978-3-940208-18-7 Printed in Germany Umschlagabbildung / Cover illustration: Ohne Titel (Pfützenspringerinnen), um 1930 / Untitled (Women Jumping a Puddle), ca. 1930 © bpk / Friedrich Seidenstücker Mitarbeiter der Berlinischen Galerie / Staff of the Berlinische Galerie: Direktor / Director: Dr. Thomas Köhler Verwaltungsdirektor / Director of Administration: Dr. Robert Knappe Referentin des Direktors / Assistant to the Director: Christina Landbrecht Assistenz der Verwaltungsdirektion / Assistant to the Director of Administration: Daniela Siegel Sekretariat der Direktion / Office: Wiebke Heß Marketing & Kommunikation / Public Relations: Ulrike Andres (Leitung / HOD), Diana Brinkmeyer, Fabienne Ibeka Sammlungen / Collections: Bildende Kunst / Fine Art: Dr. Heinz Stahlhut (Leitung / HOD), Guido Faßbender, Annemarie Seyda, Christian Tagger Fotografie / Photography: Ulrich Domröse (Leitung / HOD), Kerstin Diether, Tanja Keppler Grafik / Graphic Art: Dr. Annelie Lütgens (Leitung / HOD), Katharina Hoffmann Architektur / Architecture: Ursula Müller (Leitung / HOD), Frank Schütz Künstler-Archive / Artists’ archives: Dr. Ralf Burmeister (Lei tung / HOD), Wolfgang Erler, Wolfgang Schöddert Bibliothek / Library: Sabine Schardt (Leitung / HOD), Marion Molnos, Christina Strauch, Fenya Almstadt Restaurierung / Conservation: Andreas Piel (Leitung / HOD), Maria Bortfeldt, Sabina Fernandez, Ingeborg Fries, Corinna Nisse Wissenschaftliche Volontäre / Trainee curators: Jana Duda, Clemens Klöckner, Christina Korzen, Isabelle Lindermann, Philip Norten Förderverein / Friends of the museum: Sophie Bertone, Stephanie Krumbholz, Paula Schwarz Zentrale Dienste / Administration: Organisation und IuK / Organisation and IT: Christiane Friedrich (Leitung / HOD), Wolfram Kiepe, Martin von Piechowski 328 Finanzen & Controlling / Finance and Controlling: Susanne Teuber (Leitung / HOD), Laila Ayyache, Kerstin Böhme, Karin Rasper Personalservice / Human Resources: Christian Monschke (Leitung / HOD), Cornelia Remky Museumstechnik / Technical Department: Roland Pohl (Leitung / HOD), Wolfgang Heigl, Wolfgang Fleischer, Robert Frank, Andreas Kamprath, Ulrich Kersten, Frank Rohrbeck Besucherbetreuung / Visitors’ Service: Carola Semm (Leitung / HOD), Helmut Andersen, Christiane Boese, Friederike von Born-Fallois, Havva Cicek, Brigitte Heilmann, Nihal Isigan, Gerhard Jende, Nele Kleyer-Zey, Frank Lambertz, Daniela Lamprecht, Matthias Linde, Katharina Roters, Olaf Schümann, Nasrin Sheikh Zadeh, Reza Soltani, Helmuth Sturm, Maria Wolny Museumsshop / Museum Shop: Carsten Fedderke, Eva-Maria Kaufmann, Reinhard Kuh, Merwe Reckenfelderbäumer, Dirk Schäfer Dank an / Thanks to: Die Berlinische Galerie dankt allen Institutionen und Privatpersonen, die zum Gelingen von Ausstellung und Katalog beigetragen haben.