land der kunst - Emilia Romagna Turismo
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land der kunst W ie viele andere Regionen mit einer langen Geschichte ist auch die Bassa Romagna stark geprägt von der Kunst der Jahrhunderte. Und hier meinen wir nicht nur die zahlreichen antiken Bauten, Skulpturen und Gemälde. Die Bassa Romagna war und ist ein Land der Maler, Schriftsteller, Musiker, Opernsänger, Komponisten und Dichter, deren Werke und Taten die nationale und die internationale Kultur beeinflussten und auch heute noch beeinflussen. So überrascht es nicht, dass diese Tradition weiter besteht, angetrieben durch eine umfassende und sehr heterogene Kunstszene, die hier ihre Sensibilität ausleben kann und durch das Land und die Leute Inspiration findet - eher noch als in den funktionelleren und mediengeprägten Großstädten, wo die Sichtbarkeit womöglich auch besser ist. Zahlreiche Schriftsteller, Musiker, Schauspieler und Regisseure nutzen für ihre Kunst diesen Winkel der Romagna, ein in gewisser Hinsicht „verzaubertes“ Land, das auch für den symbolischen Helden der Romantik, den Dichter Lord Byron (siehe Bild), zum Rückzugsort wurde. · land der kunst · {19} die bassa romagna in der literatur: literaturlandschaften D {20} ie Bassa Romagna inspirierte nicht nur übergroße Dichter wie Dante und Byron, die sich hier eine Zeit lang aufhielten, sie ist auch Geburtsort bedeutender Vertreter der literarischen Szene der Vergangenheit und der Gegenwart. Außerdem bot sie „fremden“ Autoren, die über die Romagna schrieben, ein wunderbares Studienobjekt, oder sie nutzten sie als Hintergrund für ihre Romanhandlung. Der älteste Vertreter der hiesigen Literatur ist sicherlich Tomaso Garzoni (Bagnacavallo 1549 - 1589), geboren in Ottavio. Er wurde unter diesem Namen in die Regulären Kanoniker der Lateranischen Kongregation des Klosters Santa Maria in Porto in Ravenna aufgenommen, wo er sein ganzes Leben verbrachte. Er schrieb zahlreiche enzyklopädische Werke, darunter La piazza universale di tutte le professioni del mondo (1585), ein Bestseller seiner Zeit, der auch in diverse Sprachen übersetzt wurde. Garzoni wird auch der Umberto Eco des 16. Jahrhunderts genannt (und Eco eröffnete Kapitel 51 seines Il Pendolo di Foucault mit einem Zitat Garzonis). Im Pfarrhaus der Kirche San Francesco in Bagnacavallo befindet sich sein Grabstein, und das Städtische Museum der Kapuzinerinnen hat dem bekannten Literaten eine ganze Abteilung gewidmet. Aus einem kleinen Ort in der Nähe von Alfonsine stammte dagegen Vincenzo Monti (Passetto 1754 - Mailand 1828), einer der wichtigsten Vertreter des Neoklassizismus. Er wurde zum Dichter der Italienischen Regierung und zum Geschichtsschreiber des Königreichs Italien ernannt. Er verteidigte den poetischen Wert klassischer Mythen in seiner Rede Sulla mitologia; als sein Meisterwerk gilt die Übersetzung der Ilias. Montis Geburtshaus wurde vor kurzem restauriert und zu einem Museum und Umweltschutzerziehungszentrum umfunktioniert. Etwa hundert Jahre später wurde Leo Longanesi geboren (Bagnacavallo 1905 - Mailand 1957). Er war Journalist und Gründer der Wochenzeitschriften È promesso, Il Toro und L'Italiano und arbeitete mit Mino Maccari bei Il Selvaggio. Außerdem gehörte er der literarischen Bewegung Strapaese an. Longanesi war auch ein renommierter Grafiker und sah sich zwischen Giorgio Morandi und den historischen Vorbildern Daumier, Toulouse-Lautrec und Grosz. Nach dem Krieg gründete er den · LITERATURLANDSCHAFTEN · Tomaso Garzoni Leo Longanesi Vincenzo Monti Eraldo Baldini gleichnamigen Verlag. Dem Andenken seines aufmerksamen und brillanten Geistes ist der Semplici-Garten in Bagnacavallo gewidmet. Auf den Bänken im Park stehen einige seiner berühmtesten Aphorismen geschrieben. Fast eine Zeitgenossin war Giovanna Righini Ricci (Lugo 1933 - Bologna 1993). Sie war eher regional bekannt, jedoch sehr beliebt wegen ihres Engagements als Pädagogin. Sie gehörte zu den innovativsten Stimmen der Kinder- und Jugendliteratur des 20. Jahrhunderts. In ihrem umfassenden Werk bildete die ländliche Romagna häufig den narrativen Hintergrund. Zum Andenken an ihr Wirken hat die Stadt Conselice einen Literaturpreis ins Leben gerufen. Ein in Italien und im Ausland angesehener Romancier ist Eraldo Baldini (Russi 1952). Seine literarische Karriere begann mit der Erzählung Re di Carnevale, mit der er 1991 das Mystfest von Cattolica gewann. Seitdem hat der Schriftsteller seinen erzählerischen Stil immer weiter perfektionieren können, den man - in Anlehnung an den Titel einer seiner Erzählungen als ländlich-schauerlich bezeichnen könnte. Momentan arbeitet Baldini als Schriftsteller, Drehbuchschreiber, Theaterautor und Organisator von kulturellen Veranstaltungen. Extrem vielseitig ist auch der Künstler Gian Ruggero Manzoni (San Lorenzo di Lugo 1957), Nachfahre des berühmten Alessandro Manzoni. Neben seiner Arbeit als Dichter, Autor von Erzählungen, Theaterstücken und Essays, die zum Teil auch im Ausland übersetzt sind, widmet er sich der Malerei und der Theaterschauspielerei. · LITERATURLANDSCHAFTEN · {21} {22} Zu den zeitgenössischen Autoren gehört außerdem der talentierte Illustrator Stefano Babini. Seine Graphic-Novel Non è stato un pic nic! präsentiert sich als eines der interessantesten Genre-Werke der italienischen Szene. Geboren 1970 in Turin, aber seit einiger Zeit wohnhaft in Massa Lombarda, gilt Deborah Gambetta als eine der viel versprechendsten jungen Talente der italienischen Belletristik. Ihr Debütroman Viaggio di maturità erzählt von einem abenteuerlichen Urlaub dreier Achtzehnjähriger in Apulien. Dieser Roman wurde zu einer Art Generationenroman für heranwachsende Leser und gewann zahlreiche Preise. Alle zeitgenössischen Schriftsteller aufzuzählen, die sich mit der Bassa Romagna befasst haben und den besonderen Charakter dieser Region zu beschreiben wussten, wäre unmöglich; nennen wollen wir an dieser Stelle Alfredo Antonaros, Renzo Bortolotti und Gino Giardini. Empfohlene Bibliographie: Alfredo Antonaros: I Romagnoli, la tribù di Fellini - Sonda ,1997 Dante Arfel li: Quando c'era la pineta - Edizi oni del Girasole, 1975 Eraldo Baldini: Gotico Rurale - Frassinelli, 2000 / Mal'aria - Frassinelli Paperback, 2003 Renzo Bartolotti: Nunàz - Il Ponte Vecchio ed, 2008 Mario Bejor: Le rane quella notte cantavano - Vallecchi, 1953 Francesco Fuschini: Concertino Romagnolo - Edizioni del Girasole, 1986 Gino Giardini: Erbe palustri - Walberti Edizi oni, 2004 Adriano Guerrini: C' è stato per tutti - Racco nti brevi - Bacchilega Edizioni, 2007 Giovanna Righini Ricci: Nel cavo della mano . Un pugno di terra - Longo, 2003 Gian Ruggero Manzoni: Il Francese - Edizioni del Girasole, 1995 Francesco Serantini: Il fucile di Papa della Genga - Edizioni del Girasole, 1989 die bassa romagna in der musik: landschaften der musik Es gibt wahrscheinlich keine andere italienische Region mit einer so kleinen Fläche, in der es außerdem keine Großstädte gibt, mit einer solchen ausgeprägten Tradition der Musik und der großen Namen. Der erste Vertreter dieser Tradition war Arcangelo Corelli (Fusignano 1653 - Rom 1713). Er gehörte zu den bekanntesten Komponisten des Barock. Er war auch ein bekannter Geiger, und die von ihm gegründete Schule hatte Anhänger in ganz Europa. Nach ihm ist der 1971 gegründete Chor von Fusignano benannt, der auch heute noch sehr aktiv ist. Ein Jahrhundert später wurde Giuseppe Malerbi geboren (Lugo 1771 - 1849). Dieser Musiker und Komponist leitete in Lugo, gemeinsam mit seinem Bruder Luigi (Lugo 1776 - 1843), der Organist und Komponist war, eine berühmte Musikschule. Giuseppe Malerbi war bekanntermaßen einer der ersten Lehrer des berühmten Gioacchino Rossini (Pesaro 1792 - Paris 1868), der bei ihm Gesang, Komposition und Cembalo studierte. Der große Erschaffer unsterblicher Werke wie Il Barbiere di Siviglia und La Gazza Ladra machte seine „ersten Schritte” in der Welt der Musik in der Stadt Lugo, wo er mit seinen Eltern von 1802 bis 1804 lebte. Nach seinem Debüt mit La Pietra del Paragone an der Mailänder Scala im Jahre 1812 wuchs sein Ruhm ohne Unterbrechung und brachte ihn auf die größten italienischen Bühnen sowie später nach Wien, wo er Beethoven kennen lernte, und nach London, bevor er schließlich Direktor des Théatre Italien in Paris wurde. In seinem Wohnhaus in Lugo finden heute Kunstausstellungen statt. Während seiner Dozentur am Musik-Gymnasium in Bologna war Rossini außerdem Lehrer von Marietta Alboni (Città di Castello PG 1826 - Ville d'Avray 1894), einer lyrischen Sängerin aus Bagnacavallo, die später auf der ganzen Welt große Erfolge feiern sollte. Auch die in Cotignola geborene Alessandrina Drudi (Cotignola 1878 - Villa Verucchio 1961) nahm erst eine viel versrpechende Karriere als lyrische Sängerin in Angriff, doch aufgrund finanzieller Probleme war sie gezwungen, sich als Operettensängerin zu verdingen, wo sie unter dem Künstlernamen Gea della Garisenda großen Erfolg hatte Etwas jünger als Drudi war die faszinierende Chorsängerin Anna Lolli, die zur Muse und die große Liebe von Pietro Mascagni (Livorno 1863 - Rom 1945) wurde. Der berühmte Komponist der Cavalleria Rusticana verbrachte die letzten dreißig Jahre seines Lebens gemeinsam mit ihr. Der Beweis für die geheime Liebesbeziehung zwischen dem elli A. Cor ni G. Rossi Komponisten und Anna Lolli, der er die Opern Isabeau und Parisina widmete, ist ein fast fünfhundert Briefe umfassender Briefwechsel, der im Mascagni-Museum in Bagnara di Romagna aufbewahrt ist. Schüler Mascagnis war auch der aus Lugo stammende Komponist Francesco Balilla Pratella (Lugo 1880 - Ravenna 1955), der unter anderem fünf symphonische Dichtungen mit dem Titel Romagna schuf und später die Dialektoper La Sina’d Vargöun (Kleine Rose von Vergoni), scena della Romagna bassa per la musica, in tre atti schrieb. Pratella war ein Freund Marinettis und verfasste 1910 Manifesto tecnico della musica futurista (in dem er den Atonalismus, die Enharmonische Verwechslung, die Polyphonie im absoluten Sinne und den freien Rhythmus proklamierte) sowie, später, Manifesto tecnico della musica futurista und Distruzione della quadratura; mit seinen Werken Inno alla Vita und L'Aviatore Dro wurde er zu einer Referenz der futuristischen Musik. Die imposante lyrische Tradition der Bassa Romagna wird heute vorangebracht durch die Produktionen des Teatro Rossini in Lugo, das seit 2001 das Lugo Opera Festival veranstaltet. · LANDSCHAFTEN DER MUSIK · M. Alb o ni P. Masca {23} gni Zu den lebenden Künstlern dieser so kreativen Region gehört auf jeden Fall John De Leo (Lugo 1970). Seine Stimme nannte man ein polysemantisches Instrument, das in gewisser Hinsicht einen dritten Weg zwischen der ikonoklastischen Experimentierfreudigkeit von Demetrio Stratos und dem am Jazz ausgerichteten Bobby McFerrin darstellt. Bis 2005 war er Mitglied der KultBand Quintorigo, mit der er wichtige Auszeichnungen gewann und Erfolg hatte bei Kritik und Publikum (in der {24} Gruppe spielt immer noch der aus Fusignano stammende, virtuose Kontrabassist Stefano Ricci); danach arbeitete er an einem Soloprojekt, an dem auch der aus Lugo stammende Pianist und Komponist Guido Facchini beteiligt ist. De Leo arbeitet mit unzähligen innovativen Vertretern des Jazz und der experimentellen Musik im In- und Ausland und „verirrt“ sich häufig auch in andere Bereiche der Kunst, wie im Fall der Kontamination von Musik, Literatur und Videokunst, die er als „Videovertonung“ definiert. · LANDSCHAFTEN DER MUSIK · Die Tradition des Gesellschaftstanzes Das Phänomen des romagnolischen Gesellschaftstanzes entstand durch die ungewöhnliche Kombination der Musik und der Tänze der nordeuropäischen Höfe - als wichtigste darunter Walzer, Polka und Mazurka (diese Tänze kamen mit den Eliten in die Romagna, die ihre Sommerfrische an der hiesigen Künste verbrachten) - mit der Volksmusik aus dem 18. Jahrhundert (Tresconi, Saltarelli, Manfrine, Furlana...). Diese ganz spezielle Verbindung wurde zur Hälfte des 19. Jahrhunderts von Carlo Brighi, genannt Zaclén, zelebriert. Dieser war ein aus der Romagna stammender Geiger und Komponist. Wichtigster Vertreter dieses Genres wird dann aber Secondo Casadei, der das Lied im romagnolischen Dialekt entwickelt und dazu einige Instrumente wie Schlagzeug und Saxofon verwendet, die er dem Jazz „entnommen“ hat und die nach dem ersten Weltkrieg von den Alliierten eingeführt worden waren. Der außerordentliche Erfolg des „Liscio“ genannten Gesellschaftstanzes geht auf die, zu jener Zeit seltene, Besonderheit zurück, dass er als Paartanz getanzt wurde. Und wenn dieses Genre mehr als siebzig Jahre neuer musikalischer Trends überlebt hat, so ist dies ein Zeichen für die enge Verbindung mit dieser Region. In den Tanzsälen der Romagna und auf unzähligen Dorffesten kann man noch heute Gesellschaftstanzorchester hören, die die Zuschauer zum Tanz auffordern. Zu den folkloristischsten Spektakeln gehören die „s'ciucaren“, die unverwechselbaren Meister mit der Peitsche, die - in traditionelle Kostüme gekleidet - den Rhythmus des Orchesters mit der Peitsche begleiten. Den ide ale bietet d n Soundtrack für eine as innov R a Sein N ame is tive Projekt de eise durch die t Radio R r Union Radio a der Gem egion S o n or a ller Bür e , in g da s C o Experim er d er B de n . mm e a die akt nte mit neuen ssa Romagna. unity Web iv Ein mit eig an der Radiog Ausdrucksweis Labor für enen S a estaltu e n , f ür ng ch Da s Er g a ebnis is en oder bei d teilnehmen w lle, t eine h er Prog ollen, ohne E et e r am ins in Abw chränkung au rogene Mischu mplanung. n echslun f bestim g vo n M g u U n t er h a m ltungsp zu kulturellen te Stilrichtu sik, r ogr a m n , Wenn S g en , I n formatio me ie ns- un den Po sich Radio Son n. d dc or Sie die ast der Progr a anhören woll am e V www.ra ideo- und Fot me herunter, n, laden Sie diosono ogalerie k ra.it und kli onsultieren cken S ie auf {25} EMPFOHLENE DISKOGRAPHIE Arcangelo Corelli: Sonate per violino op.5 n.7, n.8, n.9, n.10, n.11, n.12 - Naxos, 2007 Gioacchino Rossini: Der Barbier von Sevilla Deutsche Grammophon, 2006 Pietro Mascagni: Cavalleria Rusticana / I Pagliacci - EMI, 2005 Francesco Balilla Pratella: Concerto dell'albatro / {25} Trio - Bongiovanni, 2003 / AA.VV: Musica Futurista - Multhipla/Cramps, 1980 John De Leo: Vago Svanendo - Carosello Records, 2007 / Zolfo (DVD) - Carosello Records, 2009 bei Bompiani Quintorigo: Rospo - Universal Music, 1999 / Grigio - Universal Music, 2000 / In cattività Universal Music, 2003 ::: die bassa romagna im film: landschaften des films F {26} ür Kinofans ist die Romagna ein verzauberter Ort, da sie reich ist an eindrucksvollen Ein- und Ausblicken. Der Regisseur Giuliano Montaldo: «Die Städte der Romagna sind Städte, die sich annähern, da sie ohne vulgäre Eingriffe erhalten wurden. Das Alte wurde erneuert, das Neue ist nicht neu, sondern neu gedacht nach dem Muster der Zeit, weswegen man nichts Störendes erlebt. Das ist das kulturelle Erbe der Menschen der Romagna». Viele italienische Filme wurden gedreht in Lugo, Bagnacavallo, Russi und der Landschaft der Bassa Romagna, um Alfonsine, Massa Lombarda und Fusignano, die selbst zur Figur wurde und nicht nur den Hintergrund bildete. Die Atmosphären der Landschaft im Kino müssen genossen werden; eine Landschaft, die im Laufe der Jahrhunderte eine einfache Schönheit bewahrt hat. Wenn man durch die Orte oder die Landschaft schlendert, kann man sehen, was die italienischen Künstler inspiriert hat, und findet sich wieder in zahlreichen Locations, die man aus dem Kino kennt. Die szeneriereichste Stadt ist wohl Bagnacavallo, sie hat eine natürliche Musikalität der Orte, Räume, Paläste und Kirchen, eine Art Prädisposition für Kameraeinstellungen. Deswegen drehten hier zahlreiche Regisseure und viele Drehbuchautoren nutzten sie als Bühne ihrer Geschichten, oder sie nahmen ein Bild von ihr mit, ein Fragment und fanden darin besondere Umstände, die andere Orte nicht boten. Zahlreiche Vertreter des Films wählten sie als Filmset, zum ersten Mal 1962 als De Sica hier La riffa drehte; ein Jahr später machten die Brüder Taviani hier ihren zweiten Film: I fuorilegge del matrimonio. Auf der Piazza Nuova, einem charakteristischen Ort, der sehr beliebt ist bei Film und Fernsehen, machte Vittorio Gassman seine „Dantelesungen“ und der Regisseur Daniele Lucchetti drehte hier eine Reihe von Werbespots. Es gibt auch einen Film extra über Bagnacavallo, als idealen Ort der Romagna, auch wenn der Film an einem anderen Ort entstand: La mazurka del barone, della santa e del fico fiorone (1974) von Pupi Avati. Ivano Marescotti · LANDSCHAFTEN DES FILMS · Das Umland und die vielen kleinen Ortschaften der Bassa Romagna bildeten auch oftmals den Hintergrund von Filmen über die Geschichte des Widerstands während des zweiten Weltkriegs - so häufig wie keine andere italienische Region. Allen voran erinnern wir an L'Agnese va a morire (1976) von Giuliano Montaldo. Von den Filmarbeiten gibt es in der Umgebung von Alfonsine ein wichtiges Überbleibsel: Das „Casa dell'Agnese“, ein typisches Landhaus vom Ende des 19. Jahrhunderts, wo im Sommer Veranstaltungen stattfinden. Eine Anekdote soll das enge Band zwischen dem Thema des Films und der Region illustrieren. Ingrid Thulin, die weibliche Hauptdarstellerin, ging in Lugo in einen Gebrauchtwarenladen, um ein Fahrrad für den Film zu kaufen, und gegen den Willen Montaldos, entschied sie sich für ein altes, ziemlich schrottreifes Fahrrad. Als das Fahrrad repariert wurde, fand man in der Sattelstütze die Botschaft eines Partisanen. Auch heute noch bekommt Montaldo, so sagt er, eine Gänsehaut, wenn er daran denkt. Auch weniger engagierte Filme entstanden hier. Zum Beispiel diverse Filme der italienischen Komödie. Il presidente del Borgorosso Football Club (1970) von D'A mico, an dem Alberto Sordi als Mitdrehbuchautor und Schauspieler beteiligt war, entstand fast vollständig in Bagnacavallo; der Regisseur fand hier herzliche und lebhafte Einwohner, die gerne gut aßen und tranken und ideal waren als Darsteller der im Drehbuch vorgesehenen Fußballfans. · LANDSCHAFTEN DES FILMS · {27} {28} Der aus Lugo stammende Italo Zingarelli (Lugo 1930 - Rom 2000) war außerdem Produzent und Erfinder der beliebten Filme mit Bud Spencer und Terence Hill. Soldini drehte hier sein Werk: Agata e la tempesta (2004) und Maurizio Zaccaro den zweiteiligen Fernsehfilm Al di là delle frontiere (2004), für den Bagnacavallo wochenlang von Filmteams besetzt war. Anders als Totò in seinem Film Totò nella luna (1958) meinte, dass nämlich kein Schauspieler aus Bagnacavallo stammen könnte, so kommt der 1946 geborene, bekannte Schauspieler Ivano Marescotti aus dieser Stadt. Ebenso wie der Schauspieler, Regisseur und Dokumentarfilmer Amerigo Alberani, der unter anderem mit Marco Bellocchio arbeitete. Lugo ist der Geburtsort von Luciano Albertini, einem Star des Stummfilms, der 1882 als Francesco Vespignani geboren wurde, ebenso wie des 1902 geborenen Regisseurs Esodo Pratelli, der Komödien wie Se non son matti non li vogliamo (1942) und dramatische Filme drehte wie Gente dell'Aria (1943). Aus Lugo stammen Mario Cottignola, der 1928 im Ortsteil Lavezzola geboren wurde und Filme über die Romagna schuf wie zum Beispiel Romagna amor... (1970), Il nostro pesce (1981) und viele andere. Vom Film geht es ganz kurz zum Theater. Hier sind natürlich die beiden mehrfach ausgezeichneten und in Italien und im Ausland angesehenen Theaterschauspielerinnen Silvia Calderoni aus Lugo und die aus Russi stammende Elena Bucci zu nennen. · LANDSCHAFTEN DES FILMS · FILME, REGISSEURE, SCHAUSPIELER, ORTE · Caccia tragica (1947) von Giuseppe de Santis, mit Andrea Checchi, Piero Lulli, Massimo Girotti, Carlo Lizzani. Alfonsine · Boccaccio '70 (1962) die Episode “La riffa” von Vittorio De Sica mit Sophia Loren. Lugo (historische Altstadt), Bagnacavallo (via Mazzini und via Farini) · I fuorilegge del matrimonio (1963) eine Episode, von den Brüdern Taviani und Valentino Orsini, mit Ugo Tognazzi. Bagnacavallo (S. Francesco, piazza Nuova, via Garibaldi und piazza della Libertà) · Una bella grinta (1964) von Giuliano Montaldo, mit Renato Salvatori, Norma Bengell, Marina Malfatti. Lugo · Il presidente del Borgorosso Football Club (1970) von Luigi Filippo D'Amico, mit Alberto Sordi. Bagnacavallo (Goldoni-Theater, via Mazzini, piazza della Libertà), Lugo (historische Altstadt und Umland) · Permette, signora, che ami vostra figlia? (1974) von Gian Luigi Polidoro, mit Ugo Tognazzi, Felice Andreasi. Bagnacavallo (Goldoni-Theater) · L'Agnese va a morire (1976) von Giuliano Montaldo, mit Ingrid Thulin, Stefano Satta Flores, Michele Placido, Aurore Clèment, Ninetto Davoli, Massimo Girotti, Johnny Dorelli, Eleonora Giorgi, Flavio Bucci, Gino Santercole, Aldo Reggiani. Alfonsine, Bagnacavallo (piazza della Libertà, via Mazzini und Bahnhof), Fusignano, Lugo · Il Passatore (1977) von Piero Nelli, Fernsehserie der RAI mit Manfred Freyberger, Tina Aumont. Bagnacavallo (Goldoni-Theater, Piazza Nuova), Lugo · La neve nel bicchiere (1984) von Florestano Vancini, mit Massimo Ghini, Ivano Marescotti. Bagnacavallo (Kirchplatz der Carmine-Kirche), Massa Lombarda · Miranda (1985) von Tinto Brass, mit Serena Grandi, Andrea Occhipinti. Alfonsine · La fiera dei sette dolori (1986) von Ghigo Alberani, ohne Vertrieb. Bagnacavallo, Russi · E allora mambo (1999) von Lucio Pellegrini, mit Luca Bizzarri, Paolo Kessisoglu und Luciana Littizzetto. Bagnacavallo, Lugo (historische Altstadt) · Agata e la tempesta (2004) von Silvio Soldini, mit Licia Maglietta, Giuseppe Battiston, Emilio Solfrizzi, Marina Massironi. Bagnacavallo (via Mazzini und via Farini) · Al di là delle frontiere (2004) zweiteiliger Fernsehfilm der RAI von Maurizio Zaccaro, mit Sabrina Ferilli, Johannes Brandrup, Lino Capolicchio, Leo Gullotta. Bagnacavallo (Goldoni-Theater, piazza della Libertà, Castellaccio, Palazzo Massari, Kirche S. Girolamo) · LANDSCHAFTEN DES FILMS · {29}