Mangelernaehrung verhindern - Verband Nierenpatienten Schweiz
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Mangelernaehrung verhindern - Verband Nierenpatienten Schweiz
08.09.2012 Mangelernährung verhindern Gut leben mit Niereninsuffizienz: Mangelernährung verhindern Einleitung In der Schweiz weisst jeder 5. Patient bereits bei Spitaleintritt Anzeichen einer Mangelernährung auf. Schon nach wenigen Wochen unzureichender oder einseitiger Nahrungsaufnahme zeigen sich Auswirkungen. Mangelernährung betrifft nicht nur Untergewichtige. Eine chronische Nierenerkrankung birgt das Risiko für eine Mangelernährung, im prädialytischen Stadion z.B. durch Urämie oder eine zu starke Reduktion der Eiweisszufuhr. Durch Nierenersatzverfahren ist der Energie- und Eiweissbedarf deutlich gesteigert, wenn dieser Bedarf nicht gedeckt wird, kommt es in erster Linie zu einem Muskelverlust. Dieser Muskelverlust bedingt nicht immer einen Gewichtsverlust, so dass der Mangelzustand zu Beginn auch verpasst werden kann. Das beste Überleben für einen Dialysepatient stellt ein BMI von 31-34 m2 dar. Für einen jungen Erwachsenen wir ein BMI von 20 – 25 m2 als Normalgewicht angegeben. Die Empfehlungen wurden in den letzten Jahren für ältere Menschen nach oben korrigiert, so dass ab dem 65. Lebensjahr ein BMI von 24 – 29 m2 als Normalgewicht gilt. Diese Korrektur wurde gemacht, da mit steigendem Alter auch das Risiko einer Erkrankung steigt. Ein guter Ernährungszustand ist wichtig für den Verlauf einer Erkrankung. Es scheint, dass ein gewisses Übergewicht uns bei akuten und chronischen Erkrankungen schützen kann. Ursachen für eine Mangelernährung bei chronischer Niereninsuffizienz • Mangelnder Appetit, Übelkeit und Erbrechen als Symptome der Urämie • Mundtrockenheit • Müdigkeit • Nebenwirkungen durch Medikamente (z. B. veränderte Geschmackswahrnehmung) • Schmerzen • Angst vor Gewichtszunahme • Unnötige Ernährungsrestriktionen • Erhöhter Energie- und Eiweissbedarf durch Nierenersatzverfahren und durch eine chronische Entzündungsreaktion im Körper • Erhöhter Druck im Bauchraum durch Peritonealdialyse è Inappetenz, Völlegefühl, Übelkeit etc. • Erschöpfung oder Kreislaufprobleme nach der Dialyse • Verlust von Nährstoffen (Eiweiss / wasserlöslich Vitamine) während der Dialyse Folgen und Symptome der Mangelernährung Inappetenz Krankheiten reduzierte Zufuhr Schwäche, reduzierte Immunabwehr Gewicht-‐ und Muskelverust Franziska Rohrer, dipl. Ernährungsberaterin FH 1 08.09.2012 Mangelernährung verhindern Prävention und Behandlung der Mangelernährung • Gute Dialysequalität sicherstellen • Ausreichende Energie- und Eiweisszufuhr è 30 – 35 kcal / kg Trockengewicht (ohne Wassereinlagerungen) è 1.2 – 1.5 g Eiweiss / kg Trockengewicht bei Dialyse è 0.8 g Eiweiss / kg Trockengewicht prädialytisch • Einsatz von Dialvit® (wasserlösliche Vitamine) mindestens 3x pro Woche • Einsatz von mehreren kleinen Mahlzeiten pro Tag • Anreicherung der Mahlzeiten z. B. mit Fett (Butter, Rahm) oder mit Zuckerarten (Honig, Zucker, Maltodextrin®) • Einsatz von Trinknahrungen • Einsatz künstlicher Nährlösungen via einer Ernährungssonde oder direkt in die Vene Sprechen Sie bei Risiko oder Anzeichen einer Mangelernährung mit Ihrem Nephrologen über eine Anmeldung in die Ernährungsberatung. Im Gespräch mit einer diplomierten Ernährungsberaterin können Sie individuelle Massnahmen besprechen. Dilemma Eiweisszufuhr Im prädialytischen Stadion einer chronischen Niereninsuffizienz reduziert eine Eiweissreduktion den Anfall von Harnstoff. Dieser Effekt kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Diese Reduktion führt jedoch leicht zu einer Mangelernährung und einem Muskelverlust, dies wiederum wirkt sich negativ auf den Verlauf der Erkrankung aus. Als Folge einer chronischen Niereninsuffizienz weisen die meisten Patienten einen sekundären Hyperparathyreodismus auf und müssen auf eine phosphatarme Ernährung achten. Eiweisshaltige Nahrungsmittel wie Fleisch, Fisch, Käse, Eierspeisen sind auch phosphathaltig. Sobald ein nierenersatzverfahren gestartet wird, ist eine hohe Eiweisszufuhr notwendig. Eine optimale Eiweissauswahl ist entscheidend, so dass eine ausreichende Eiweisszufuhr bei niedriger Phosphatzufuhr möglich ist. Vor allem künstliche Phosphatquellen (Nahrungsmittelzusätze) wie z. b. in Schmelzkäse, Wurstwaren, Cola-Getränke, Fertiggerichten sind zu reduzieren. Die Aufnahme der natürlichen Phosphatgehalte in Fleisch, Fisch, Käse etc. kann zusätzlich durch Einsatz von Phosphatbindern (Calciumacetat®, Fosrenol®, Renagel® etc.) reduziert werden. Kalium Hohe Kaliumwerte kommen seltener vor als hohe Phosphatwerte. Wenn trotz guter Dialyse hohe Kaliumwerte bestehen können entweder Medikamente (Resonium®, Sorbisterit®) eingesetzt und/oder die Ernährung angepasst werden. Die Medikamente zur Senkung des Kaliums werden als sehr unangenehm in der Einnahme beschrieben. Eine Ernährungsanalyse und Ausschaltung bzw. Reduktion der “Kaliumbomben“ ist vielleicht der angenehmere Weg. Flüssigkeit und Volumen Bei zu hoher Trinkmenge entstehen Wassereinlagerungen (z. B. Beinödeme, Wasser auf der Lunge) was für den Körper und den Kreislauf eine grosse Belastung darstellt. Die Leistungsfähigkeit mit einer Überwässerung im Körper ist deutlich reduziert. Die empfohlene Trinkmenge richtet sich bei dialysepflichtiger Niereninsuffizienz nach der Urinmenge: Peritonealdialyse: Urinmenge + 800 ml Hämodialyse: Urinmenge + 500 ml Bei chronischer Niereninsuffizienz, nach Transplantation und normaler Urinausscheidung sind höhere Trinkmengen möglich. Besprechen Sie das Ziel der Trinkmenge mit ihrem Arzt. Franziska Rohrer, dipl. Ernährungsberaterin FH 2