Hifi-Stars 2009 / 02
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Hifi-Stars 2009 / 02
Rega Planar 3-24 mit Rega Elys 2-Tonabnehmersystem Die Kunst der Schlichtheit H eute möchte ich ihnen den Rega Planar 324 „Piano Edition“ vorstellen, der eine sowohl technisch als auch optisch überarbeitete Variante des Millenniummodells Rega 32000 darstellt. Der Planar 3-24 ist zudem in den Farben Hochglanz-Schwarz, -Weiß, -Rot, -Gelb und -Grün erhältlich; es dürfte mithin für jedwede farbliche Geschmacksausrichtung einen Rega geben. So viel schon einmal vorweg: Der Test des neuen Rega-Modells hat mir eine Menge Freude bereitet und die Zeit des Plattenhörens verging dabei faktisch wie im Fluge und fühlte sich dabei zu keinem Zeitpunkt nach Arbeit an. Bevor ich allerdings im Detail über den Rega 3-24 näher zu berichten beginne, möchte ich ihnen einige Daten und Fakten über die Firma Rega näherbringen. Die Rega-Welt Die Firma Rega wurde 1973 von Tony Relph und Roy Gandy in Rocheford (England) gegründet. Roy Gandy war bei der Automobilfirma Ford beschäftigt und reparierte in seiner Freizeit die Stereoanalgen und Plattenspieler seiner Freunde. Durch diese Arbeit vertraut mit dem technischen Stand der Wiedergabegeräte, entschloß er sich, nach Feierabend eigene und bessere Plattenspieler zu bauen, anstatt ständig „gefrustet“ nur Fremdfabrikate zu reparieren. Der Name seiner ersten Plattenspielerschöpfung lautete Planet. Zum ersten „Geschäftspartner“ wurde dabei seine Mutter, die eigentlich nur für zwei Wochen aushelfen wollte und aus denen dann letztendlich 15 Jahre werden sollten. Die ersten Plattenspieler wurden in Großbritanien noch unter dem Namen Cosmocord und ein Jahr später dann unter dem Namen Rega in der Bundesrepublik, Dänemark und Frankreich verkauft. 1975 erschien das Modell „Planar 2“ und in 1977 das Modell „Planar 3“, das sich schnell und erfolgreich als feste Größe im Hifi-Segement etablieren konnten und weltweit Der Beweis: Nicht nur italienische Autos sehen in rot gut aus! 13 panischen Zulieferer unabhängig werden, bei dem vormals das R 100 noch nach japanischer Spezifikation und das RB 100 nach Rega-eigener Spezifikation gebaut wurde. 1992 wurde dann im Industriegebiet von Westcliff-on-Sea eine neue weitere Fertigungsstätte errichtet, in der Rega seither die verschiedenen CD-Player, Verstärker und Lautsprecher des Hauses herstellt. Weitere Plattenspielervarianten wie Planar 5, 7 und 9 sowie die Tonarme RB 700 und RB 1000 runden die Modellpalette nach oben ab. Die Firma Rega beliefert heute zahlreiche Unternehmen mit Tonarmen. Sie können’s auch bunt... eine große Anhängerschaft fand. Das strikt sachlich gehaltene nonkonforme Design war Programm und paßt bis heute hervorragend in die Zeit. Ein gleichfalls auffälliger und auch wieder unauffälliger Plattenspieler, der sich in jedes Wohnambiente nahtlos integrieren läßt. 1980 waren bei Rega bereits 12 Mitarbeiter beschäftigt, die Plattenspieler für den Export in zwölf Länder sowie für 20 Händler in Großbritannien fertigten. Im selben Jahr wurde eine alte Mühle in Westcliffon-Sea, in der Grafschaft Essex, renoviert und bezogen. Seit 1983 hatte Rega mit dem RB 250 und RB 300 auch zwei eigene Tonarme im Sortiment und war nun nicht mehr auf Fremdprodukte aus Japan und Dänemark angewiesen. Ab 1988 konnte Rega durch die Produktion des „Bias“ und „Elys“ eigene Tonabnehmersysteme im Sortiment anbieten und somit nun auch dort von seinem ja14 Plattenspieler 3-24 Der konstruktive Aufbau des Rega Planar 3-24 ist einfach und daher schnell erklärt. Der Planar 3-24 ist mit dem resonanzoptimierten Tonarm RB 301, der eine Weiterentwicklung des Tonarmklassikers RB 300 darstellt, ausgestattet. Dieser besitzt nun die Antiskatingeinrichtung des RB 700 Tonarms und wurde durch ein neues Montageteil aus Kunststoff resonanzoptimiert an drei Punkten mit dem Grundchassis verbunden. Der Tonarm RB 301 verfügt über Auflagekrafteinstellung, Antiskating und Tonarmlift und kann nun aufgrund seiner qualitätsvollen Verkabelung alle möglichen hochwertigen MC-Tonabnehmer aufnehmen. Das Chassis des Modell 3-24 besteht aus einer leicht verdichteten Faserplatte (LDF), die, beidseitig mit einem Laminat aus Phenolharz beklebt, zwar dünner als beim Modell P 3 2000 ausfällt, aber aufgrund eben dieser neuen Phenolharzlaminatbeschichtung über verbesserte resonanzdämpfende Eigenschaften sowie eine erhöhte Steifigkeit verfügt. Der Plattenteller besteht aus 12 mm starkem Glas und einer Wollmatte als Tellerauflage. Auf Wunsch kann er (aufpreispflichtig) gegen einen Plattenteller aus Acryl ausgetauscht werden. Als Antrieb dient nun ein hochwertiger 24-V-Premotec-Synchronmotormotor, der auch bereits im größeren Rega P5 zum Einsatz kommt und damit die Verwendung des Rega TT-PSU-Netzteils am P 3-24 ermöglicht. Es sei hier noch vollständigkeitshalber erwähnt, daß dem Rega 3-24-Set das TTPSU-Netzteil serienmäßig beiliegt. Die Motorsteuerung TT PSU besitzt je einen eigenen Quarzgenerator für 33 1/3 und 45 Umdrehungen, die jeweils eine sehr saubere Sinusschwingung mit sehr stabilem Phasenversatz über kräftige Class-AEndstufen erzeugen. Auf diese Weise läuft der Synchronmotor mit präziser Drehzahl und hoher Vibrationsarmut, die es wiederum erlaubte, den Motor fest an das Chassis zu montieren und eine Abkopplung des Antriebes mittels Gummilagerung überflüssig machte. Durch das Fehlen der Gummilagerung entfallen gleichzeitig Schwingungen und Abweichungen im Abstand Motor-Plattenteller die ansonsten nicht selten nur eine weitere Störquelle darstellen. Daraus können Sie schon erkennen, daß man bei Rega die Probleme an den Ursachen und nicht an deren Auswirkungen angeht. Das TT-PSU-Netzteil ist zudem mit einer Drehzahlanwahl per Knopfdruck ausgestattet und erspart uns nun auch bei einem Geschwindigkeitswechsel des Plattentellers das lästige Umlegen des Antriebsriemens. Das Chassis des P 3-24 steht stabil auf drei Gummifüßen, die allerdings nicht in der Höhe verstellbar sind. Der Rega bedarf somit einer absolut waagerecht ausgerichteten Unterlage als Aufstellungsort. Bei meinem Test ruhte der Rega 3-24 auf einer 40 mm starken Acrylplatte des Herstellers Röhm, der in der Branche für die Fabrikation seines hochqualitativen Acrylglases einen guten Ruf besitzt. Genug des konstruktiven Aufbaus und seiner Hintergründe - ich möchte jetzt zu den Klangeigenschaften der Testkombination kommen. Für die Vorverstärkung auf Line-Niveau des im Test am Rega 3-24 verwendeten hauseigenen Elys 2 MMSystem kam mein Phonopre Clearaudio Nano zum Einsatz - eine Kombination, die auch letztendlich nicht nur preislich sinnvoll miteinander harmoniert. Gehört Als erste LP landete gleich der Titel „Move on up“, eine Aufnahme von Curtis Mayfield, auf dem Plattenteller, der auch später Titelsong des Films „Bend it like Beckham“ wurde. Wenn dabei ungebremst der „Drive“ des Percussions-Grundrhythmus im zweiten (rein instrumentalen) Teil des Stückes auf den Hörer überspringt und auch dynamische Abstufungen sowie Klangfarben mittransportiert werden und schließlich zum Abtanzen auffordern - jaaa, dann macht ein Plattenspieler Spaß und läßt nichts bei der Wiedergabe anbrennen! Schon diese erste LP zeigt mir auf, daß der Rega eine hervorragende Fähigkeit zur zeitrichtigen und impulstreuen Darstellung besitzt. Wir wechseln ins Klassik-Genre und aus dem Plattenschuber wandert Mahlers 5. Sinfonie, die bereits 1981 digital von der Deutschen Grammophon durch Tonmeister Klaus Hiemann mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Claudio Abbado aufgezeichnet und seinerzeit mit dem verzerrungs- und nebengeräuschärmsten Schallplattenschnittverfahren der Zeit, dem DMM (Direct-Metal-Mastering)-Verfahren der Firma Neumann, auf Kupfermatrize geschnitten wurde. Sie kennen bestimmt die Stelle im 1. Satz der Sinfonie, in der das Orchester zum Fortissimo aufschwingt und in der Klangdarstellung dabei die komplette Frequenzbandbreite belegt. Hierbei stellt der Rega ohne Probleme und auf eine absolut selbstverständliche Art und Weise das gewaltig tosende Klangvolumen des Orchesterkörpers glaubhaft stabil in den Hörraum. Bravo! Das Klangbild bleibt dabei horizontal und auch vertikal wohlgeordnet - wie auch auf der LP vorhanden. Beim Durchhören der beiden LPs des Mahler-DGG-Schubers bin ich immer wieder fasziniert, wie klangfarbentreu der Rega das Geschehen dabei reproduziert; egal, um welche(s) Instrument(e) es sich in der näheren Betrachtung dabei gerade handelt - er kann es! Gute DMM-Platten mit guter Digitaltechnik erstklassig aufgenommen, sind außerordentlich klangfarbentreu und verzerrungsarm bei der Wiedergabe, weshalb etwaige klangfärberische oder auch verzerrungshinzufügende Eigenschaften eines Abspielgerätes sofort auffällig würden. Keine nennenswerten Spuren in dieser Richtung sind allerdings beim hier beschriebenen Regalaufwerk zu konstatieren. In der Preisklasse, in der sich der Rega bewegt, und auch noch deutlich oberhalb dieser, habe ich eine solche Perfektion in der Wiedergabe - und das auch noch mit einem Riementriebler - vorher dargestalt noch nicht erlebt. Die bereits gewonnenen Klangeindrücke bestätigen sich weiter beim Hören der Live-Einspielung von Beethovens Sinfonie Nr. 4, die unter dem großen Beethoven-Kenner Carlos Kleiber am Pult am 03.05.1982 mit dem Bayrischen Staatsorchester ebenfalls digital aufgezeichnet und per DMMSchnitt auf Schallplatte verewigt wurde. Ein kleines Wunder, denn wer Carlos Kleiber kannte, weiß nur zu gut, wie schwer er sich damit tat, letztendlich einer Aufnahme die Freigabe zur Plattenveröffentlichung zu erteilen ... und dann auch noch gerade einer Liveaufnahme, um die es sich hierbei handelt. Die LP ist bei Orfeo erschienen. Hier bestätigt sich abermals die Klasse des Rega-Plattenspielers, der für so wenig Geld in Zeiten des EuroTeuro angeboten wird! Bei der oft zitierten Schallplatte „Jazz at the Pawnshop“, aufgezeichnet am 6. - 7. Dezember des Jah15 res 1976 im Pawnshop Stockholm von Recording Engineer Gert Palmcrantz, kann man, wie mit hochklassigen Plattenlaufwerken gewohnt, munter am Thekengespräch teilnehmen... Weiter geht's mit Jazz und der Live-LP Gabor Szabo „The Sorcerer“ (Impuls-211), aufgenommen am 14. und 15. April im Vietnamkriegsjahr 1967 in Boston. Ich habe im speziellen die Titel „What is this thing called love“ sowie „The beat goes on“ angespielt. Der Drive und die Intention der Gitarrendarstellung Szabos mit der Percussion-Darstellung Hal Gordons und dem DrumEinsatz Marty Morrells muß hier voller Elan bei gleichzeitig hoher Präzision attestiert werden. Das kommt vorbildlich rüber - und siehe da, man vermißt auch hier in der Klangentfaltung des Rega nichts. Er reproduziert Musik wie es sein soll und wie es notwendig ist, damit es auch wirklich Spaß macht! Happy End Völlig egal, ob große oder kleine Besetzungen in der Klassik, Jazz, Funk, Soul, Rock oder Pop - der Rega kann alle Musikrichtungen selbstverständlich und glaubhaft darstellen. Stets macht er Spaß, man hört gebannt zu und die Zeit vergeht unmerklich wie im Fluge, bis das Geräusch der Auslaufrille das Umdrehen oder Wechseln der LP anmahnt. Zu keinem Zeitpunkt zeigten sich Anzeichen, daß Effekte oder Überbetonung irgendwelcher Frequenzbereiche der Musik vom Wiedergabesystem aufoktroyiert werden. Besser kann es allenfalls nur mit einem Plattenspieler funktionieren, der in der Lage ist, die Fehler einer DIN-Meßschallplatte bezüglich Wow und Flutter meßtechnisch nachzuweisen, wobei sich die Frage stellen würde, ob wir Hörer oder Meßtechniker sein wollen. Bei den zahlreichen Hörstunden, die ich mit Rega-Plattenspieler verbracht, entstand immer wieder der Eindruck, daß es sich bei Roy Gandy nicht nur um einen genialen Entwickler, sondern um einen der Musik an sich kundigen Menschen handeln muß sprich, daß er selbst Musiker ist -, der in wohl unzähligen Hörstunden seine doch erstaunlich übersichtlich aufgebauten Laufwerke kontinuierlich zur klangtreuen Musikwiedergabe hingetrimmt hat. In der Art der Wiedergabe der Rega-Laufwerke geben der Entwickler Roy Gandy und der Musiker Roy Gandy sich einträchtig die Hand. Ich persönlich kenne keinen CD-Player, der nicht mindestens das vierfache der von mir gehörten Regakombination kostet und der es mit der Impusschnelligkeit 16 und Klangtreue des Rega aufnehmen kann. Damit fällt das Urteil klar und fragezeichenfrei aus: Der Rega Planar 3-24 empfiehlt sich ohne wenn und aber für all jene, die als Einsteiger auf der Suche nach einem richtig guten Plattenspieler sind, für dessen Anschaffung keine ruinösen Beträge erforderlich sind. Doch auch erfahrene und anspruchsvolle Wiedereinsteiger sollten, so die „Euronen“ nicht begrenzungsfrei vorliegen, den Rega in die engere Wahl nehmen. Für bekennende Minimalisten stellt er sozusagen ein Muß dar... Auf den Punkt gebracht Mit dem Rega Planar 3-24 inklusive TTPSU-Netzteil und Elys 2 MM-Tonabnehmersystem findet die Legende und Klassiker Rega Planar 3 eine in der Wiedergabe weiter perfektionierte Auflage. British Understatement pur zu einem wohl unschlagbaren Preis-/Leistungsverhältnis am Markt - und absoluter Kultstatus. Let the music play and last but not least thank you for the very nice Rega-hours! SVEN BAUER Information Rega Planar 3-24 Pianolack-Edition mit TTS PSU Preis: ca. 1100.- Euro Tonabnehmer Rega Elys 2 Preis: ca. 200.- Euro Vertrieb TAD-Audiovertrieb GmbH HiFi Produkte & Service Point Aich 3 D-83112 Frasdorf Tel.: 08052 957 32 73 Fax: 08052 46 38 E-Mail: t.birkl@tad-audiovertrieb.de Internet: www.tad-audiovertrieb.de