Kapellenführer Leutasch

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Kapellenführer Leutasch
Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch
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Kapellen
in Leutasch
Ein kleiner Wegweiser
zu 20 Kapellen
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Monika und Hans Neuner .............. Seite 04
Vorwort von Bürgermeister Thomas Mößmer .... Seite 05
Mooskapelle ........................................................... Seite 06
Obernkapelle ........................................................... Seite 08
Kapelle in den Öfen ............................................... Seite 10
Ferlkapelle Plaik ..................................................... Seite 12
Schneiderliasnkapelle (St. Florian Kapelle Plaik) .... Seite 14
Antoniuskapelle ..................................................... Seite 16
Wegkreuze in Leutasch ......................................... Seite 17
Katznerkapelle (Kapelle Oberweidach) ............... Seite 18
Kreithkapelle .......................................................... Seite 20
Kapelle Obere Gasse .............................................. Seite 22
Lehner Kapelle ....................................................... Seite 24
Kapelle Puitbach .................................................... Seite 26
Kapelle Reindlau .................................................... Seite 28
Kapelle (Ober-)Lochlehn ....................................... Seite 30
Kapelle (Unter-)Lochlehn ..................................... Seite 32
Itzlkapelle ............................................................... Seite 34
Zenznkapelle (bei den Sonnenhöfen) ..................... Seite 35
Klammkapelle oder Höllkapelle ........................... Seite 36
Lehenwald Kapelle ................................................ Seite 38
Bildstöckl in der Scheibe ...................................... Seite 39
Mahder Kapelle ...................................................... Seite 40
Eine Gemeinde und zwei Pfarrkirchen ............... Seite 40
Pläne Ober- und Unterleutasch ........................... Seite 42
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Ein Tal und 19 Kapellen …
Oder genauer: Ein Tal mit 18 Kapellen, einem Bildstöckl und einer in Bau befindlichen
Kapelle – so präsentiert sich das Leutaschtal: Beeindruckende Zahlen, wenn man bedenkt,
dass das Tal zu jener Zeit, als die meisten der Kapellen erbaut wurden, keine 1.000 Einwohner zählte. Dass es gerade in unserem Tal so viele Kapellen als Zeugen gelebter Volksfrömmigkeit gibt, hat einen Hauptgrund – die Größe bzw. Ausdehnung der Gemeinde
über mehr als 20 Kilometer.
Erst 1831 wurde in Unterleutasch die Kirche erbaut – bis dahin gab es nur jene in Oberleutasch: Unterleutasch war nach Mittenwald »eingepfarrt«, da das Gebiet östlich vom
»Heachgatter« (Viehgatter unterhalb des Ortsteils Reindlau) zur Diözese Freising gehörte.
Beinahe 700 Jahre lang – von 1150 bis 1831 – war der Kirchgang für die Unterleutascher
Bevölkerung so mit einem langen, beschwerlichen Fußmarsch verbunden: Nur ein einfacher Weg, vorbei an gefährlichen Abstürzen zur Klamm, den Elementen ausgesetzt,
führte nach Mittenwald. Der Winterweg führte über das »Halsl«, eine Anhöhe in der Nähe
der Ederkanzel; Strecken also, die heute nur von gut ausgerüsteten Wanderern bewältigt
werden.
Aber auch alle Weiler in Oberleutasch lagen und liegen mehr oder weniger weit entfernt
von der Pfarrkirche. Nur wenige Häuser gab es damals im Kirchplatzl – und so erbaute
fast jeder Weiler eine Kapelle, um sommerliche Abendandachten (Rosenkränze) gemeinsam in der Nähe verrichten zu können.
Die Kapellenglocken hatten aber noch viele weitere Funktionen: Starb jemand aus dem
Weiler, wurde dies durch das Totenläuten angezeigt. Das Wetter- und Sturmläuten sollte
die Bewohner in einer Zeit, in der es noch keine Wettervorhersagen im Fernsehen oder
Radio gab, rechtzeitig vor nahenden Unwettern warnen.
Wieviel diese Kapellengemeinschaften zu einem friedlichen Zusammenleben in einem
Weiler beitrugen, kann nur der ermessen, der diese Zeiten noch erlebt hat. Nach dem
sonntäglichen Abendrosenkranz blieben die Nachbarn noch gerne eine Weile bei einem
abendlichen Plausch zusammen.
In Leutasch gibt es aber noch viele weitere Zeugnisse, wie wichtig der Glaube den Menschen im Tal war und ist: An die 80 Wegkreuze, zahlreiche Marterln und Almkreuze und
ein Kreuzweg in den Öfen, der bereits zweimal (1984 und 2007) von den Leutascher Jungbauern renoviert wurde, laden zum Innehalten bzw. zu einem stillen Gebet ein.
Hans und Monika Neuner (Bantl) haben in vielen Gesprächen, aus alten Urkunden und
in den Kapellen selber die Informationen für das Büchlein zusammengetragen. Trotzdem
können die Texte natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit erheben,
sondern möchten einfach einladen, sich mit den verborgenen Schätzen des Leutaschtals
zu beschäftigen. Anregungen, Korrekturen und weitere Informationen sind natürlich erwünscht!
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Liebe Leser!
Die großen Entfernungen der weitverstreuten Ortsteile zu den zuständigen Kirchen waren
vielfach der Grund zum Bau einer eigenen Kapelle. Dies war früher nicht nur der Ort des
Gebetes, sondern auch der „Treff“ der Gemeinschaft, auf die man ja angewiesen war.
Überstandene Krankheiten und Katastrophen, Heimkehr von Krieg und Gefangenschaft,
ja sogar erfülltes Liebesglück und Kindersegen, gab Anlass zum Bau einer Kapelle.
So hat jede Kapelle ihre eigene Geschichte sowie ihre eigenen „Heiligen und Patrone“.
Meine Frau Monika und ich erhielten im Jahr 2003 vom Tourismusverband der Olympiaregion Seefeld den Auftrag, für die Veranstaltungsreihe „ADVENT AUSTRIA“, einen zum
Tal passenden Beitrag zu schaffen und zu organisieren. Abendliche Fackelwanderungen
an den Adventwochenenden zu den Kapellen wurden nicht nur von den Gästen, sondern
auch von den Einheimischen in einem unerwarteten Ausmaß angenommen. Dass dadurch
das Interesse an diesen wertvollen Kulturgütern in unserem Tal gehoben und verstärkt
wurde, bestätigen die zahlreichen Renovierung und Erhaltungsmaßnahmen in letzter Zeit.
Allen sei Dank, die sich so für die Betreuung und Erhaltung dieser wertvollen Schätze einsetzen. Die Kapellen sind Zeugen nicht nur vergangener Volksfrömmigkeit , sondern auch
des lebendigen Glaubens in unserer Gemeinde. Mögen sie allen Bewohnern dieses Tales,
Einheimischen und Gästen, ein Ort und Raum der Ruhe und Einkehr sein.
Monika und Hans Neuner
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Sehr geehrte Leser,
ich freue mich, ihnen mit diesem kleinen Büchlein eine besondere „Visitenkarte“ unseres schönen Tales überreichen zu dürfen.
Bürgermeister
Im Rahmen der weihnachtlichen Kapellenwanderungen werden
Thomas Mößmer
diese wunderschönen Kleinode schon seit mehreren Jahren einem
breiten Publikum mit viel Erfolg und großer Zustimmung präsentiert, und so hat die Gemeinde sehr gerne die Idee von Monika und Hans Neuner (Bantl)
aufgegriffen, einen kleinen Kapelleführer für das Leutaschtal herauszugeben.
Diesen beiden, die sich mit ganzem Herzen für die Kultur in Leutasch engagieren, möchte
ich auch ein ganz besonderes Dankeschön aussprechen: Ohne ihre Recherche, ihre vielen
Gespräche mit Kapellenbesitzern und –freunden und ihren „sanften Druck“ in dieser
Sache, würde dieses Büchlein heute nicht in dieser Form vorliegen.
Mein besonderer Dank gilt aber auch all jenen, die sich das ganze Jahr über für die Kapellen engagieren: In den Weilern kümmern sich die Kapellengemeinschaften liebevoll um
„ihre“ Kapellen, und viele Renovierungen wären ohne großes Privatengagement – sei es
finanziell, aber auch durch die vielen Stunden, die auf den Baustellen verbracht wurden
– nicht möglich gewesen. Auch dieses Buch verdanken wir all jenen, die sich um alte
Aufzeichnungen und Geschichten zu den Kapellen kümmern und ihr Wissen weitergeben
– auch hierfür ein herzliches Vergelt’s Gott.
Die Gemeinde leistet gerne auch weiterhin im Rahmen ihrer Möglichkeiten Unterstützung, wenn Renovierungen oder Ausbesserungen bei den einzelnen Kapellen anstehen –
diesen Beitrag der Allgemeinheit für unseren Kapellenschatz möchte ich gerne zusichern.
Alle Leser dieses Büchleins möchte ich einladen, die Kapellen auch in ihrer Umgebung
kennen zulernen: Nehmen Sie sich Zeit für einen Spaziergang, für einige Minuten des
Innehaltens oder lassen Sie sich bei den Leutascher Kapellenwanderungen von jenen Menschen, die sich um die kleinen Kostbarkeiten kümmern, ein wenig davon erzählen.
Bürgermeister Thomas Mößmer
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Mooskapelle
D ie Kapelle in Moos dürfte sehr alt
sein. Die Wurzeln der Bauernhöfe des
Weilers gehen - zumindest von einem
Hof – bis zur ersten Besiedlung des Leutaschtals zurück. Die eigenartige Form
zweier Fensterlöcher und die auf Holztafeln dargestellten Gemälde mit sehr realistischer Darstellung von Fegefeuer und
Hölle lassen auch für die Kapelle ein Alter
von mehr als 200 Jahren vermuten.
Die Kapelle mit Glockenturm und Glocke
bietet auf ihren Betbänken für 12 Personen Platz. Das Altarbild zeigt Maria als
Himmelskönigin mit Christkind, darüber
Gottvater, links einen Engel mit Kind,
rechts einen Engel mit Flammenschwert
und Waage. Links unten sieht man den
Hl. Josef, rechts Johannes den Täufer.
Rechts vom Altarbild findet sich ein weiteres, zweiteiliges Bild: Im oberen ist der
Tod des Gerechten, im unteren der Tod
des Sünders mit zwei Teufeln dargestellt.
Links findet man vier weitere Bildtafeln:
Himmel, Hölle, Sterben eines Gerechten
mit Angehörigen um das Sterbebett. Der
Kreuzweg in der Kapelle ist dem späten
18. Jahrhundert zuzurechnen.
Das Betläuten wurde in der Kapelle im
Moos bis zum zweiten Weltkrieg praktiziert: Jedes Jahr war ein anderer Bauer
als „Kopalla-Moaschta“ (Kapellen–Meister) dafür zuständig.
Im Jahre 1961 wurde die Kapelle renoviert, durch mehrere Besitzerwechsel der
umliegenden Höfe wurde sie anschließend ein wenig vernachlässigt. 1987 erhielt sie einen neuen Turm, und 2001
wurde sie letztmalig komplett renoviert.
Diese Renovierung zeigte, dass sich auch
neu in den Weiler zugezogene Einwohner
mit der »eigenen« Kapelle identifizieren –
auch sie unterstützen die Kapellengemeinschaft gerne mit großzügigen Spenden.
Erbaut:
um 1700
Letzte Renovierung: 2001
Standort:
Moos,
Plan Nr. 1
Kapellen-Heiliger: Hl. Antonius
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Obernkapelle
D ie heutige Obernkapelle dürfte ein
Zweitbau sein, d.h. sie wurde an der
Stelle einer viel älteren Kapelle gebaut,
deren Grundmauern neben dem neuen
Gebäude gefunden wurden. Mit acht Betbänken ausgestattet, bietet die gepflegte
Kapelle Platz für rund 20 Personen.
Der Altar, der durch ein sehr hohes Eisengitter geschützt
ist, wird von
einem dreiteiligen Altargemälde
dominiert: Es zeigt links
die Herbergssuche von Josef
und Maria, in der Mitte die Anbetung der
Hirten, rechts die Anbetung der Heiligen
Drei Könige. Der Fußteil des Altars zeigt
Mariä Verkündigung und die Flucht nach
Ägypten. Links am Altar findet man eine
interessante Inschrift: »der Hl. Georg stelt
sich als Ritter ein durch deinen marther
Tod fuer uns im Himel ein«. 2 Muttergot-
tesstatuen – eine aus Wachs und eine bekleidete Madonna in einem Schrein – gehören weiters zur Ausstattung. Eine Madonnenfigur am Altar wird als Nachbildung der weinenden Madonna von Syrakus beschrieben. Die Kapelle hat keine
Deckengemälde, wohl aber 14 Kreuzwegstationen auf kleinen Holztafeln. An der
Außenseite der Kapelle steht eine Statue
des Heiligen Johannes mit Buch.
Früher wurde in der Obernkapelle morgens, mittags und abends zum Ave geläutet. Heute geschieht dies nur mehr
abends. Die neun Hofbesitzer des Weilers
Obern besorgen dies in einem neunjährigen Turnus. Ein eigener so genannter Kapellenbrief - über 140 Jahre alt - setzt die
Reihenfolge fest, in welcher die Hofbesitzer das Aveläuten jeweils durch ein Jahr
besorgen müssen. Früher wurden in den
Kapellen noch weit mehr Andachten gehalten: Bis vor 25 Jahren wurde in der
Obernkapelle jeweils von Ostern bis Allerheiligen am Sonntag ein Abendrosenkranz gebetet. Noch in den 60er Jahren
führte am St. Augustin-Tag (28. August)
ein Bittgang zu dieser Kapelle.
Erbaut:
um 1700
Letzte Renovierung: 1984
Standort:
Obern,
Plan Nr. 2
Kapellen-Heiliger: Marienkapelle
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Kapelle in den Öfen
I m Gegensatz zu allen anderen Leutascher Kapellen gehört die kleine, offene
St. Josefs Kapelle zu keinem Weiler. Ihr
Name – St. Josefs Kapelle in den Öfen –
gibt auch Auskunft über ihren geologisch
interessanten Standort: »In den Öfen«
heißt es auf dem Weg ins Gaistal, da die
Ache in das Nagelfluhgestein der Talenge
ofenartige Höhlungen gefressen hat.
1959 war auch die Kapelle in den Öfen
der nahezu unaufhaltsamen Kraft des
Wassers ausgeliefert: Nach mehrtägigem
Dauerregen wurden durch das Hochwasser die etwas über dem Straßenniveau liegende Kapelle und die Straße weggerissen. Die Ache breitete sich in der ganzen
Felsenge aus, sodass kein Weg mehr ins
Gaistal führte. Nach dem Hochwasser
wurde nicht nur die Straße, sondern auch
die Kapelle am anderen Ufer neu errichtet. Am Josefitag, dem Tiroler Landesfeiertag am 19. März, wird in der Kapelle
jedes Jahr ein Rosenkranz gebetet.
Oberhalb der St. Josefskapelle findet man
auch eine Kreuzigungsgruppe sowie eine
alte Tafel mit der Martinslegende – über
deren Geschichte und Ursprung ist leider
nichts bekannt.
Erbaut:
Letzte Renovierung:
Standort:
Kapellen-Heiliger:
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Kurz vor 1800
Neubau 1959 nach dem
Hochwasser
An der Straße ins Gaistal,
Plan Nr. 3
Hl. Josef
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Ferlkapelle Plaik
N ach Erzählungen soll die nach dem
benachbarten Ferlhof benannte Kapelle
in Anschluss an ein Hochwasser, bei dem
die Leutascher Ache über die Ufer getreten war, die Höfe aber verschont blieben,
errichtet worden sein.
Ein überlieferter Spruch
der Erbauer lautete folgendermaßen: Wo dös Wasser stiah bleibt, bau`n mir a
Kopalla. (Wo das Wasser
stehen bleibt, bauen wir eine
Kapelle). Kurz vor dem Jahr
1800 wurde die Kapelle mit
Glockenturm wirklich errichtet.
Das Altarbild zeigt die Muttergottes mit dem Jesuskind, links
davon den Hl. Antonius den Einsiedler
(im Volksmund: „Fackentoni“), rechts die
Hl. Magdalena. Rechts auf dem Altar findet man eine Teilstatue von Gott Vater,
links Jesus an der Geiselsäule. Der Fußteil
des Altars zeigt links St. Magnus, in der
Mitte das Fegefeuer mit armen Seelen und
die Inschrift: »Man bittet für die armen
Seelen«, rechts. Die Kapelle ist vollständig
ausgemalt, an der Außenseite steht eine
Statue des Hl. Johannes (?).
Die Kapellenglocken erfüllten nicht nur
die Aufgabe, zur Andacht zu läuten, auch
als Totenglocken waren und sind sie zu
hören. Besonders wichtig war in früheren
Tagen ohne Fernsehen, Radio und Wettervorhersage das Wetter- und Sturmläuten, um die Bewohner rechtzeitig zu warnen. Bis vor wenigen Jahren erklangen
die Glocken der Ferlkapelle noch täglich
zum abendlichen Betläuten, wofür immer
ein Jahr lang ein Hof zuständig war – gewechselt wurde auch hier am Tiroler Landesfeiertag, dem Josefitag.
Früher wurden in der Ferlkapelle auch die
toten Bergsteiger, die im Wetterstein abgestürzt waren, aufgebahrt. Bartl Klotz
(Hamml) und Helga Reindl (Ferl), zwei
Leutascher, die damals noch Kinder
waren, erinnern sich mit Schaudern an
die toten Bergsteiger, auf die sie sich nur
durch einen Türspalt zu blicken trauten.
Erbaut:
Kurz vor 1800
Letzte Renovierung: 1998/99
Standort:
Im Weiler Plaik an der
Straße Richtung
Gaistal,
Plan Nr. 4
Kapellen-Heiliger: Muttergotteskapelle
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Schneiderliasnkapelle (St. Florian Kapelle Plaik)
E ine Sage erzählt, warum die Schneiderliasnkapelle im 13. Jahrhundert erbaut
wurde. Auch wenn diese Sage beinahe
gleich lautend in zwei anderen Orten erzählt wird, ist vielleicht doch ein wenig
Wahrheit in dieser Erzählung über die
Entstehung der St. Florians-Kapelle in der
Plaik zu finden:
„Ein Mann aus Leutasch, der Plaikner genannt, habe im 13. Jahrhundert eine
Wallfahrt zum hl. Jakob von Compostela
in Spanien versprochen, wenn ihn Gott
mit einem männlichen Erben erfreuen
würde. Gott erhörte sein Gebet. Kaum
war der Sohn zum Jüngling herangewachsen, so trat er die Reise samt seinem
Weibe und Sohne dahin an. Als sie in
einem Wirtshaus in der Stadt St. Dominici Calciatensis einkehrten, verliebte sich
die Wirtstochter in den Jüngling. Dieser
aber hatte seine Jungfrauschaft der selig-
sten Jungfrau verlobt und widersetzte
sich deshalb standhaft ihrem bösen Ansinnen. Darüber ergrimmte die Wirtstochter und legte heimlich den silbernen
Becher ihres Vaters in seinen Reisesack.
Am anderen Morgen lief sie den Reisenden nach, schalt den Jüngling einen Dieb
und reißt den Becher aus seinem Sack.
Der Jüngling wird ergriffen, eingesperrt,
zum Tode am Galgen verurteilt und wirklich gehenkt. Er aber, seiner Unschuld bewusst, empfahl sich der seligsten Jungfrau und dem hl. Jakob. Unterdessen reisten seine Eltern in größter Betrübnis
zum hl. Jakob und verrichteten daselbst
ihre Andacht. Nachdem dies geschehen,
kehrten sie auf dem nämlichen Weg zurück. Siehe, da fanden sie ihren Sohn
noch lebend auf dem Galgen hängen, der
also sprach: Vater ich leben noch frisch
und gesund. Maria und St. Jakob erhielten mich unverletzt. Der
Vater zeigte dies dem Richter an, der soeben einen gebratenen Hahn und Henne
vor sich hatte. So wenig,
sprach der Richter, als diesen Hahn und diese Henne
leben, lebt euer Sohn.
Kaum hatte er dies gesprochen, sprangen der Hahn
und die Henne schon auf.
Der unschuldige Jüngling
wird nun sogleich vom
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Galgen herab genommen und kehrte
frisch und gesund mit seinen Eltern nach
Hause zurück.“
An den Wänden der Kapelle ist diese Begebenheit eindrucksvoll bildlich dargestellt. Das Altarbild stellt die Himmelskönigin mit dem Jesuskind dar. Am unteren
Rande des Altarbildes findet man in
einem kleinen Kreis folgende Inschrift:
Die Katharina Schöpfin zu ehren Maria
und S. Katharina und S. Barbara hab ich
die Capellä lassen bauen im Jahr 1813.
Eine Statue des Hl. Florian und eine Statue der schmerzharten Muttergottes
schmücken den Altar.
Der Heilige Florian scheint seine schützende Hand besonders über die Kapelle
zu halten: Vor Jahren vergaß man nach
einer Abendandacht die Kerzen zu löschen. Es entstand ein Brand. Das Altartuch verbrannte und versengte auch den
äußeren Rand des Altars. Das Feuer ergriff auch das kleine Häuschen, über das
der hl. Florian seinen Wassereimer hält.
Die Flammenzungen schwärzten es bis
zum Giebel. Seltsamerweise erlosch das
Feuer aber ohne menschliches Zutun. Mit
Verwunderung betrachteten am nächsten
Tag die Bewohner der Plaiknerhöfe das
sich ihnen bietende Bild und erkannten,
in welcher Gefahr sie schwebten, denn
wäre die Kapelle zur Gänze in Brand geraten, so hätte er auch auf die Höfe übergreifen können.
Erbaut:
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Im 13. Jahrhundert laut
einer Sage; auf einer
Inschrift steht 1813 als
Baudatum der Kapelle
Letzte Renovierung: 2003 durch Franz Neuner
Standort:
Plaik,
Plan Nr. 5
Kapellen-Heiliger: Hl. Florian
Besonderheit:
Darstellung der
Entstehungssage im
Deckenfresko
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Antoniuskapelle
D
ie kleine Kapelle, bei der der Altar
mit einen Holzgitter abgetrennt ist, wurde
aus Dankbarkeit für die glückliche Heimkehr aus dem zweiten Weltkrieg errichtet.
Sie ist im Besitz der Katznerbauern, den
Nachfahren der Erbauer.
Erbaut:
Standort:
Kapellen-Heiliger:
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Nach 1945
Hauptstraße Weidach Kirchplatzl, nahe Sportplatz,
Plan Nr. 6
Hl. Antonius
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Wegkreuze Leutasch
Bei einer Wanderung oder einem Spaziergang
durch das Leutaschtal kann man neben den
Kapellen an die 80 Weg- und Almkreuze bzw.
Marterln entdecken. Sie prägen nicht nur die
Landschaft, sondern geben jedem, der sich
darauf einlässt das gute Gefühl, sicher und
wohlbehütet unterwegs zu sein.
(Foto: Wegkreuz Deales)
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Seite 18
Katznerkapelle (Kapelle Oberweidach)
D ie Kapelle, in der rund 20 Personen
auf 6 Betbänken Platz finden, wurde
1790 erbaut und 1991 gemeinsam von
allen Anwohnern komplett neu errichtet.
Auf dem Altar, der mit einem Eisengitter
abgetrennt ist, findet sich eine HerzjesuStatue, eine Kreuzigungsgruppe, links
eine Marienstatue und eine Herzjesuskind-Statue, rechts die Heilige Maria mit
einer Jesuskindstatue. Vor dem Altar
kniend rechts eine Figur der Heiligen
Notburga (verm.), links eine LourdesMuttergottesstatue. Gerade die Heilige
Notburga wurde in ihrer Heimat Tirol
sehr verehrt: Sie stand als Dienstbotin
bzw. Magd den einfachen Menschen
näher als so mancher Heiliger, der adeligen Kreisen entstammte, und als Schutzpatronin der Bauern wurde Sie in vielen
Nöten gerne angerufen. Barocke Kreuzwegtafeln sind an den Seitenwänden angebracht.
Erbaut:
um 1790
Letzte Renovierung: 1991 neu erbaut
Standort:
Oberweidach, an der
Hauptstraße Richtung
Kirchplatzl,
Plan Nr. 7
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Kreithkapelle
D ie Kapelle wurde 1634 gleich nach
der Pest errichtet. Als einfache Rindenhütte entstand sie in Erfüllung eines Gelöbnisses zum Dank für die Verschonung
vor der Pest: Als einzige ihrer Familie
überlebte ein junges
Mädchen in einer
Rindenhütte eben am
Platz der jetzigen Kapelle die Pest. 1637
machten die Erbauer
aus dem einfachen
Rindenhäuschen eine
»echte« gemauerte Kapelle, diese ist jedoch sehr klein – wie auch die Pestkapelle im Gaistal – und bietet keinen Platz
für eine Andacht. 1929 wurde sie durch
einen Nachfahren der Erbauerin, Matthias
Neuner (Knechtler) renoviert. Dadurch,
dass das Straßenniveau – die Kapelle
steht an der Hauptverbindungsstraße
zwischen Leutasch und Seefeld – immer
mehr erhöht wurde, sank die Kapelle
immer weiter ab, man geht heute einige
Stufen hinunter. 1995 wurde sie von Familie Rauth (Geggeler) komplett neu gebaut. Nachdem Statuen gestohlen wurden, ist das Original-Altarbild, welches
das Jüngste Gericht zeigt, nicht mehr in
der Kapelle, es wird von Nachkommen
der Knechtler verwahrt.
Innschriften in der Kapelle weisen auf das
Gelöbnis hin: »Vor Pest, Hunger und
Krieg, verschone uns oh Herr« bzw. gemahnen an Mäßigung im Leben: »Wer
vor diesem Gericht besteht, fröhlich in
den Himmel geht, wers immer hat mit
Lust und Freud, der wird wie mir vermaladeit« (1634). Über dem Eingang ließ
Matthias Neuner (Knechtl) bei der Erneuerung 1929 den schönen Vers aus
Friedrich Wilhelm Webers »Dreizehnlinden« anbringen: »Zitternd in des Lebens
Mitte sind vom Tode wir umgeben, auf
der Heid ein Wolkenschatten fährt dahin
das Menschenleben« - zum einen, weil er
ihm so gut gefiel, zum anderen, weil er
sich auch mit dem Gedanken, nach Brasilien in die Tiroler-Siedlung Dreizehnlinden auszuwandern, beschäftigte.
Erbaut:
1634
Letzte Renovierung: 1995 von Familie Rauth
Standort:
Kreith, an der Straße
nach Seefeld,
Plan Nr. 8
Kapellen-Heiliger: Marienkapelle
Besonderheiten:
Erinnerung an die Pestzeit
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Kapelle Obere Gasse
D ie Kapelle in der oberen Gasse ist die
größte Kapelle im ganzen Tal. Nicht erst
seit der letzten Restaurierung 2002 ist die
wunderschöne Kapelle, um die sich rund
17 Familien kümmern, ein beliebtes Postkarten- und Fotomotiv.
Das Altargemälde zeigt die Muttergottes
als Maria Imaculata mit Sternenkranz,
der Hl. Geist schwebt auf Sichel und
Schlange über Maria. Auf dem Altar stehen links eine Statue des Heiligen Ignatius und Halbbüsten des Hl. Antonius und
des Hl. Bernhardin, rechts eine Statue des
Heiligen Aloisius und Halbbüsten des Hl.
Bonaventura und des Hl. Franziskus.
Zwei Säulen, die mit Weinreben umrankt
sind, rahmen den Altar ein. Das Deckengemälde zeigt die Anbetung der Hirten in
Bethlehem, über der Eingangstür sind
nochmals Maria Imaculata und der Hl.
Antonius abgebildet. Die Gemälde und
der Kreuzweg, der die Seitenwände der
Kapelle ziert, sind von Josef Degenhart
(1790). Nahe der Tür findet man ein eingemauertes Weihwasserbecken, auf dem
als Jahreszahl ebenfalls 1790 (17IHS90)
aufscheint. Die Kapelle, die bis zu 30 Personen Platz bietet, wurde 2002 von Manfred Neuner komplett restauriert. Mit
einer neuen Glocke wurde sie bereits
1951 ausgestattet.
Erbaut:
1790 (Jahreszahl auf dem
Weihwasserbecken)
Letzte Renovierung: 2002 durch
Manfred Neuner
Standort:
Gasse,
Plan Nr. 9
Kapellen-Heiliger: Marienkapelle
Besonderheit:
Beliebtes Postkartenmotiv
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Lehner Kapelle
D ie Lehner oder Veitlkapelle –
Veitlkapelle, da sie neben dem Veitlhof
steht – ist eine der „großen“ Leutascher
Kapellen: An die 30 Personen finden in
der Marienkapelle mit Glockenturm Platz.
Das Altarbild zeigt die schmerzhafte Muttergottes mit Sieben Schwertern, links
davon ziert ein Fresko des früheren Tiroler Landesheiligen, des Hl. Georgs, des
Drachentöters, rechts der Heilige Martin,
der dem Bettler seinen Mantel reicht, die
Kapelle. Das Altarbild selber ist von sieben Emblemen umgeben, die Szenen aus
dem Leben Jesu darstellen: die Beschneidung Jesu, Flucht nach Ägypten, der 12
jährige Jesus im Tempel, Kreuztragung,
Kreuzigung, Jesus am Kreuz, Grablegung
Jesu. Drei Barockengel sind um den Altar
gruppiert. Das Deckengemälde stellt die
Himmelfahrt Marias dar, das Deckenmedaillon die Heilige Dreifaltigkeit und
Maria Immaculata. Interessant ist, dass
an den Seitenwänden der Kapelle nicht
nur eine Abbildung der Kapelle selber zu
finden ist, sondern gegenüberliegend
auch eine Abbildung der Pestkapelle in
Weidach. Sogar auf der Außenseite findet man ein Gemälde – die Flucht nach
Ägypten ist dargestellt. Als Maler scheint
Joseph Degenhart auf. Früher war die Kapelle blau angemalt – daher hieß sie auch
die „blaue Kapelle“ – die Farbgebung
wurde bei der letzten Renovierung geändert In früheren Zeiten führte am 2. Juli
ein Bittgang zur Lehnerkapelle, um die
sich noch heute eine Kapellengemeinschaft mit 55 Mitgliedern kümmert.
Erbaut:
1721 (lt. Kapellen-Inschrift
Letzte Renovierung: 1984
Standort:
Lehner / untere Gasse,
Plan Nr. 10
Kapellen-Heiliger: Zu den 7 Schmerzen Mariae
Besonderheit:
Wird von der größten Kapellengemeinschaft betreut
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Kapelle Puitbach
D ie kleine Kapelle besticht vor allem
durch ihre außergewöhnliche Lage: Das
Rauschen des Puitbachs und die beeindruckende Bergkulisse, die der Öfelekopf
und die Dreitorspitze bilden, machen den
Platz zu etwas ganz Besonderem.
Leider ist die Kapelle sehr renovierungsbedürftig, auch Fenster schützen das Gebäude nicht mehr vor den Witterungseinflüssen, obwohl der Dachstuhl 1984
erneuert wurde. Das Altarbild zeigt das
Herz Mariä. Über die einstige Ausstattung
berichtet noch der Leutascher Ortschro-
nist Matthais Reindl: »Statuen: Herz Jesu,
Heiland an der Geiselsäule. Außerdem
finden sich einige sehr altertümliche
Scherenschnittbilder; zwei Exvotodtafeln
von 1850«.
Erbaut
im 17. Jahrhundert
Letzte Renovierung: 1984 - DachstuhlErneuerung
Standort:
Direkt am Puitbach im
Weiler Puitbach,
Plan Nr. 11
Kapellen-Heiliger: Herz-Maria-Kapelle
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Kapelle Reindlau
V on den zahlreichen Leutascher Kapellen hebt sich jene in Reindlau ab – ist
sie doch die einzige Kreuzkapelle: Der
Altar stellt eine Kreuzigungsgruppe dar,
unter dem Kreuz sind Jesus und das Herz
Maria auf einem Strahlenkranz dargestellt. Statuen der schmerzhaften Muttergottes und des dornengekrönten Heilands
findet man ebenso wie links des Altars
eine Statue der alttestamentarischen Hl.
Rachel und rechts jene der Hl. Magdalena. Reliquienschreine, ein Ablassbrief
und ein Kreuzweg als Druck in fünf Sprachen sind ebenfalls im Inneren der Kapelle zu finden. Das Deckengemälde stellt
Gott Vater dar, Baldachin und ein Ster-
nenhimmel am Gewölbe stammen von
Josef Zunterer aus Seefeld (Pinzit 1856).
Die Besitzverhältnisse der Kapelle, die bis
zu 25 Personen Platz bietet, widerspiegeln einmal mehr wie Erbgänge, Heiraten
und ähnliches Einfluss nahmen.
Die Kapelle gehört den Reindlauern, der
Grund gehört jedoch dem Muchnbauern
im Ortsteil Klamm. Viele Jahre lang kümmerte sich Familie Albrecht liebevoll um
die Kapelle.
Erbaut:
Standort:
Kapellen-Heiliger:
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im 19. Jahrhundert
Reindlau, Plan Nr. 12
Als Kreuzkapelle dem
Hl. Kreuz geweiht
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Kapelle (Ober-)Lochlehn
D ie kleine Kapelle in Oberlochlehn
gibt auf einer Tafel Auskunft über ihre
Erbauer: »Anno 1721 hat der Ehrngeachtete Veith Nairz diese dafel machen lassen, zu Ehren der allerseligsten Jungfrau
Maria. Auch haben die zwea Bilter machen lassen, als Wenodicht (Benedikt)
Caspar Nairz und Valentin Nairz«.
Zwei Heilige zieren die Kapelle – der Hl.
Franz von Assisi und der Hl. Antonius
von Padua, neben einem alten Kruzifix
findet man im Inneren auch Kreuzwegtafeln.
Erbaut:
1721
Letzte Renovierung: 1989/90 neu mit
Glockenturm erbaut
Standort:
Oberlochlehn, Straße nach
Mittenwald,
Plan Nr. 13
Kapellen-Heiliger: Mariahilf-Kapelle
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Kapelle (Unter-)Lochlehn
D ie Besitzverhältnisse der gar nicht so
kleinen Kapelle – sie bietet bis zu 20 Personen Platz – gewähren einen guten Einblick, wie sich Hof- und Besitzernamen
in der Leutasch oft ganz unterschiedlich
entwickelten. Über die Entstehung der
Kapelle berichtet die Legende: »Zu dieser
Zeit war eine Dirn beim Bauern – vom
Spackler Hof war sie – so marod, dass sie
versprach, eine Kappel zu bauen, wenn
sie die Krankheit überlebt«. Sie scheint es
überlebt zu haben – und war wohl jene
Gertraut Heisin, die 1717 beim Bauern
eingeheiratet hatte. Über sie wird weiter
berichtet »Die Gertraut hatte ein Vermögen von 861 Gulden und 20 Kronen in
die Ehe eingebracht und ihre Schwester
hat beim Liasn eingeheiratet«.
Das Innere der Kapelle, die auch ein
Glockenturm ziert, ist mit einem Altarbild
der schmerzhaften Muttergottes, zwei Engelsköpfen und zwei weinenden Engeln
geschmückt. Eine Inschrift auf dem Bild
gibt Auskunft über die Stifter: »Et voto
1723 haben die zwey jungen gesellen
Caspar und Balthasar Witing diese daffel
machen lassen«. Unter anderem sind eine
sehr realistische Darstellung des Jüngsten
Gerichts, auf der die Hölle als Rachen
eines ungeheuren Tieres, in dem die Verdammten in feuriger Glut brennen, gezeigt wird und der Herr am Ölberg, Maria
und Maria Magdalena mit Jesus und Petrus weitere Elemente. Dass auch diese
Kapelle eine Ablasskapelle war, bestätigt
eine kleine Tafel, auf der steht: »Ach
komm ich bitt verlass mich nit, ein vater
unser abschlag mir nit«.
Erbaut:
um 1720
Letzte Renovierung: 2006
Standort:
Lochlehn, Bundesstaße,
Plan Nr. 14
Kapellen-Heiliger: Marienkapelle
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Itzlkapelle
E ine Inschrift auf der kleinen Kapelle
gibt Auskunft über ihr Entstehen: »Den
im Jahre 1805 gefallenen Kriegern,
Freunden und Feinden, verschiedenen
Kriegsfahnen folgend scharten sich einig
unter das Kreuz Jesu Christ«.
Gut kann man sich so vorstellen, dass die
Kapelle über dem Grab der am 4. November 1805 in den Napoleonischen
Kriegen gefallenen Kriegern errichtet
wurde, wie die Überlieferung berichtet.
Bestärkt wird dieser Glaube durch die
Tatsache, dass es damals in Unterleutasch
weder Kirche noch Friedhof gab. Ihr heutiges Aussehen erhielt die kleine Kapelle
mit Turm 1975, als sie von Alfons und
Katharina Reindl renoviert bzw. neu erbaut wurde.
Erbaut:
Anfang 19. Jahrhundert
Letzte Renovierung: 1975 von Alfons und
Katharina Reindl
Standort:
Unterkirchen beim Itzlhof
Plan Nr. 15
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Zenznkapelle (bei den Sonnenhöfen)
D ass sich hier Menschen ein sonniges
Plätzchen für ihre Siedlung gesucht
haben, macht schon die Bezeichnung, die
die Umgangssprache den schmucken
Häusern gibt, deutlich – die »Sunnabauern«. Für die kleine Kapelle hat man sich
den wohl stimmungsvollsten Ort ausgesucht: Sie liegt auf einem Hügel und
grüßt so schon von weit her. Sie gehört
zu einem der ältesten Bauernhöfe des
Leutaschtals – dem Zenznhof, um den
sich eine »hochherrschaftliche« Sage
rankt: Herzog Friedrich mit der leeren Tasche soll sich hier auf der Flucht vor seinen Feinden versteckt haben.
Im Inneren der Zenznkapelle, die mit
zwei kleinen Statuen und Kreuzwegbildern, die leider beschädigt sind, geschmückt ist, finden an die 6 Personen
Platz. Die Kapelle war früher – so erzählt
man es sich – eine Ablasskapelle.
Erbaut:
Standort:
Kapellen-Heiliger:
- 35 -
im 17. Jahrhundert
Schanz, bei den
Sonnenhöfen,
Plan Nr. 16
Marienkapelle
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Klammkapelle oder Höllkapelle
D ie Klamm- oder Höllkapelle im
Grenzgebiet zwischen Leutasch und Mittenwald wurde schon 1697 erstmalig erwähnt. Über ihre Entstehung bzw. Renovierungen erfährt man aus einem Aufsatz
von Pfarrer A. Goller in den Tiroler Heimatblättern aus den 30er Jahren: »Die
Entstehung der Kapelle fällt vermutlich
in das Ende des 17. Jahrhunderts, während ihr heutiges Äußeres aus den Achziger Jahren des 19. Jh. datiert. Damals
entkleidete sie nämlich ein Sturmwind bis
auf die nackte Mauer und sorgte so für
eine gründliche Renovierung vor«.
Im Innenraum findet sich weiters eine
Christusdarstellung an der Geiselsäule,
die der Darstellung des Herrn im Elend
in der bekannten Wieskirche nachempfunden ist.
Matthias Reindl, der langjährige Schuldirektor und Ortschronist in Leutasch,
schreibt über die Kapelle mit den zwei
Namen: »Diese Kapelle führte bei den
Unterleutaschern den Namen beim
Klamm-Joggl, die Mittenwalder nannten sie immer die Höllkapelln«.
Maximilian Schmidt erzählt in seinem
»Bubenrichter von Mittenwald« über
die Kapelle folgendes: »Die etwa eine
halbe Stunde vom Markt Mittenwald
entfernte Kapelle des hl. Jakob wird
vom Volk wegen ihrer wildromantischen Lage das Höllkapellein genannt,
und in den Nöten des Lebens wallt
mancher dorthin«.
Heute liegt die Kapelle längst nicht
mehr so beschaulich wie noch bis 1912,
als hier nur ein kleiner Fußweg Bayern
und Tirol verband. Dafür kann man
nun aber gerade an dieser Stelle zur beeindruckenden Leutascher Geisterklamm hinabwandern.
Dass Reisende aber schon zur Zeit, als
die Kapelle erbaut wurde, diese grenzüberschreitende Route wählten, lässt
das Altarbild, das den Hl. Jakobus in Öl
zeigt, vermuten – war der Hl. Jakob
doch auch der Schutzheilige der Reisenden und Pilger. Da die kleine Kapelle offen ist, sind die zwei kleinen
Statuen, die die »zwoa Jakoberlen«
genannt wurden, schon lange verschwunden. Neu ist auf der Vorderseite
eine Jakobsmuschel und die Innschrift
»Jacob beschütze uns auf diesem Weg«.
Erbaut:
vor 1697
Letzte Renovierung: 1998-1992 von den
Wirtsleuten der Alpen
rose/Mittenwald und des
Gasthofs Mühle/ Leutasch
Standort:
Bundesstraße zwischen
Leutasch und Mittenwald,
Plan Nr. 17
Kapellen-Heiliger: Hl. Jakob
Besonderheit:
Kapelle am Jakobsweg
durch Leutasch
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Lehenwald Kapelle
E
in wenig im »Niemandsland« befindet sich die Lehenwald-Kapelle – steht
sie doch im Wald im Grenzgebiet zwischen Leutasch, Seefeld und Scharnitz.
In der kleinen Kapelle trennt ein vergoldetes, schmiedeeisernes Gitter den Altar
ab. Der Altar der Marienkapelle ist mit
einem Marienbild mit Jesuskind geschmückt – die alte Mariendarstellung
wird zusätzlich durch eine Aufschrift ergänzt: »Maria Mutter von der immerwährenden Hülfe bitt für uns«.
Standort:
Kapellen-Heiliger:
- 38 -
Lehenwald (zwischen
Gasthof Triendlsäge und
Bodenalm), Plan Nr. 18
Marienkapelle
Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch
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Bildstöckl in der Scheibe
D
as Bildstöckl in der Scheibe (Flurname) fällt nicht sofort als Kapelle ins
Auge des Betrachters: Als offene Kapelle
gleicht sie mehr einem größeren Bildstökkel, und doch ist sie einem besonders interessanten Heiligen, Pater Josef Freinademetz, geweiht. Der gebürtige Südtiroler
(1852) war einer der beiden ersten Steyler
Missionare, die nach China gingen - fast
30 Jahre war er in der Provinz Südshantung tätig. Der ladinische Pater wird in
ganz Tirol sehr verehrt.
Erbaut:
Standort:
Kapellen-Heiliger:
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im 20. Jahrhundert
Unterkirchen, Fuhrweg
Needer, Plan Nr. 19
Pater Josef Freinademetz
Kapellenfu?hrer Leutasch OK 1:Kapellenführer Leutasch
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Mahder Kapelle
F ür den kleinen Kapellenführer stellt
diese letzte Kapelle einen schönen Abschluss dar – auch wenn noch nicht allzu
viel zu ihrem Erscheinungsbild erzählt
werden kann: Jeder, der die Möglichkeiten zum Innehalten und für ein stilles
Gebet schätzt, die die zahlreichen Leutascher Kapellen bieten, wird sich freuen,
dass die Kapellen-Tradition »weiterlebt«.
In Neuleutasch entsteht eine neue Kapelle
– und so sind es nun 20 Kapellen, die das
Tal zieren – vorläufig ….
Erbaut:
Standort:
Kapellen-Heiliger:
2008
In Neuleutasch, an der
Straße Leutasch - Seefeld,
Plan Nr. 20
Hl. Johannes und
Hl. Simon
Eine Gemeinde und zwei Pfarrkirchen
Nicht nur 20 Kapellen findet man in Leutasch: In 2 Pfarrkirchen – Magdalena in
Oberleutasch und St. Johannes der Täufer in Unterleutasch - werden regelmäßig
Gottesdienste gefeiert.
pletter Neubau, der der Kirche in Oberleutasch ihr heutiges Aussehen verlieh. Der
massige, kaum gegliederte Baukörper und
die leicht geschweifte Dachkonstruktion mit
dem Turm, der noch vom Vorgängerbau
stammt, lassen das Gebäude nicht wie eine
typische Tiroler Kirche anmuten. Das Innere
stellt sich als ein geräumiger Saalraum mit
Volltonne ohne Stichkappen und umlaufendem, geradem dorischem Gesims dar.
Ein runder, hoher Chorbogen trennt das
Presbyterium vom Schiff.
Der stattliche, klassizistische Hochaltar
stammt aus der Marienpfarrkirche in Benediktbeuren, die 1805 abgebrochen wurde.
St. Magdalena in Oberleutasch
Bereits 1190 wurde die Kirche in Oberleutasch erbaut - vom Augustinerchorherrenstift Polling bei Weilheim, das den Grund
von Bernhard von Weilheim, der größere
Grundbesitze im Tal sein eigen nannte, erhalten hatte. 9,5 Meter in der Länge und
5,75 Meter in der Breite maß dieses erste
Gotteshaus, das im 13. Jahrhundert das Begräbnisrecht und das Recht zur Spende der
heiligen Sakramente erhielt. Ein namentlich
erwähnter Seelsorger scheint erstmals 1460
auf – Frater Lukas war dieser erste „bekannte“ Leutascher Pfarrer. Nach mehreren
Vergrößerungen erfolgte 1820/21 ein kom- 40 -
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Obrigkeit die Erlaubnis zum Kirchenbau,
und so entstand 1828/29 die Unterleutascher Kirche als spätklassizistischer Bau:
Ein nüchternes Langhaus mit einem eingezogenen, gerade abschließendem Chor prägen den Bau. Das Walmdach, das beide
Teile bedeckt, wird im Westen vom Kirchturm durchstoßen. Das Altarblatt zeigt in
metallisch-harten Farben eine Predigt des
Kirchenpatrons, der klassizistische, einfacher Säulenaltar wurde von Franz Xaver
Renn 1830/31 gestaltet. Figuren der Eltern
Johannes des Täufers – Zacharias und Elisabeth – flankieren den Altar. Erst 1864
schmückte der Leutascher Lehrer Alois
Nairz die Chortonne mit einer Darstellung
der Heiligsten Dreifaltigkeit und verzierte
auch die Chorwände.
(nach Josef Frankenstein)
Das Altarblatt stellt Christi im Hause des
Pharisäers Simon dar, der viersäulige Altar
schließt nach oben hin in zwei steil aufsteigenden Voluten. Flankiert von Engeln
schließen sie eine Schnitzgruppe der Heiligsten Dreifaltigkeit ein. Zwei spätbarocke
Bischofsfiguren – Hl. Kassian und Hl. Bonifaz ergänzen das Gesamtbild. Obwohl man
nur an der Südseite und neben dem Altar
große Fenster findet, wirkt der Kirchenraum
sehr hell und freundlich - sicherlich auch
durch die farbenfrohen, typisch klassizistischen Fresken, die das Leben der Hl. Magdalena zum Inhalt haben. Wandbilder mit
alttestamentarischen Szenen – die Gesetzgebung Moses, die Jakobsleiter, Moses mit
der ehernen Schlange und die Opferung des
Isaaks – schmücken die nordseitige, fensterlose Langhaus- und Chorwand.
(nach Josef Ringler)
St. Johannes der Täufer in Unterleutasch
Die Kirche in Unterleutasch entstand erst im
19. Jahrhundert – vor dieser Zeit war Unterleutasch nach Mittenwald eingepfarrt.
Erst nach mehreren Eingaben erteilte die
Ausführlichere Informationen zu den beiden Kirchen und viel Wissenswertes über
das ganze Tal findet man im LeutaschBuch, das anlässlich der 800-Jahr-Feier der
Weihe der St.-Magdalena-Kirche 1990 herausgegeben wurde.
St. Magdalena in Oberleutasch
St. Johannes der Täufer in Unterleutasch
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A
uf rund 16 Kilometern erstreckt
sich das Leutaschtal. Um alle Kapellen
kennen zu lernen, sollte man sich also
genügend Zeit nehmen. Daneben warten ganz unterschiedliche landschaftliche Besonderheiten nur darauf, entdeckt zu werden. Wanderungen bzw.
Spaziergänge zu den einzelnen Kapellen sind so echte Entdeckungsreisen.
Eine Möglichkeit wäre es z.B., auf den
Spuren des Jakobswegs durch Leutasch
zu wandern – eine entsprechende Beschilderung ist bereits in Ausarbeitung.
© TVB Olympiaregion Seefeld
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Gefördert von
IMPRESSUM: Herausgeber: Gemeinde Leutasch, alle Rechte vorbehalten.
Fotos: Heinz Holzknecht · Texte: Astrid Schösser-Pichler
Grafische Gestaltung: WestMedia, Telfs
Trotz sorgfältiger Recherche kann für die Richtigkeit der
Inhalte keine Gewähr übernommen werden.
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