23-07-2011 Gewalt verhindern - Grund
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23-07-2011 Gewalt verhindern - Grund
Kickboxer hilft Gewalt verhindern ERZIEHUNGSAUFTRAG Zeitlarner Schüler trainierten mit Kickboxweltmeister Dominik Haslbeck soziale Kompetenz. Ein Modellprojekt für die Schulen im Landkreis. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON RALF STRASSER, MZ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● „Hey Alter, was schaust’n so blöd?“ Die Anmache in der Disco kommt nach einem harmlosen Rempler und wird mit der Androhung von brachialer Gewalt untermauert. Marko und Alexander stehen sich gegenüber. Die Situation scheint zu eskalieren. Da geht Veronika mit einem lauten und energischen „Ja spinnt ihr, muss der Streit denn sein?“, dazwischen. Die Lage entspannt sich und die Disco wird wieder zum Klassenzimmer der Fünften in der Schule Zeitlarn. In dem Rollenspiel geht es um Zivilcourage und soziale Kompetenz. Was muss ich tun, um Gewalt verhindern zu helfen. Das Selbstbewusstsein als Rüstzeug für die Courage. So der Ansatz von Dominik Haselbeck, der auf Einladung von Schulleiterin Doris Maier den Jungs und Mädels beibringt, was man als soziale Kompetenz bezeichnet. ZEITLARN Soziale Kompetenz und Zivilcourage trainierten die Fünftklässler der Schule Zeitlarn zusammen mit dem Kickbockweltmeister aller Klassen Dominik Haselbeck. Foto: Strasser Werte etablieren Haselbeck ist mit seiner Initiative „Kick for future“ seit 2008 in Schulen unterwegs und vermittelt die Grundlagen, wie man Gewalt verhindert und die Zivilcourage fördert. Er wird dabei von der Dominik-Brunner-Stiftung unterstützt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Stärkung von Nächstenliebe, Bürgersinn und Zivilcourage als zentrale Werte zu etablieren. Der durchtrainierte Landshuter ist unter dem Namen „White German Bull“ bekannt, ist siebenmaliger Weltmeister im Kickboxen und Weltmeister aller Klassen in einer Sportart, die mit einem kämpferischen Image verbunden ist. „Mein Sport ist geprägt von Disziplin und vom Teamgeist, ohne den ich nie so erfolgreich wäre.“ Diese Erfahrung wolle er an junge Menschen weiter geben. Für die Zeitlarner Schulleiterin Grund genug, um den Weltmeister einzuladen. „Das passt wunderbar in unser Verständnis von ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● PARALLELEN ZWISCHEN SCHULE UND SPORT ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ➤ Parallelen: In einer Gruppenarbeit zogen die Schüler Parallelen: Training im Sport - Lernen in der Schule; Teamarbeit mit dem Trainer - Teamarbeit mit dem Lehrer, mit den Mitschülern oder der Familie; Ausdauer beim Training - Ausdau● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Sozialkompetenz und Prävention.“ Kinder vorbereiten auf das Leben sei Aufgabe der Schule, und diese Aufgabe werde sehr ernst genommen: Selbstbehauptungskurse für die zweiten Klassen, Streitschlichterausbildung für die vierten Klassen und „Momo“. „Dahinter verbirgt sich das ‚Motto des Monats’“, erklärt sie, „immer mit einem Thema aus dem sozialen Bereich.“ In der Schülerrunde geht das etwas andere Training weiter. Konzentrationsübungen, Teamarbeit, Aktion und Reaktion. Immer verbunden mit Regeln. Wer nicht dabei ist, wer blö- ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● er beim Lernen; Motivation zu Kämpfen - Motivation das Klassenziel zu erreichen, sich für etwas einzusetzen; Disziplin beim Training - Disziplin im Unterricht, bei Hausaufgaben, auch wenn es schöner wäre zu spielen. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ➤ Leitspruch: „Glaubt an Euch, dann könnt Ihr viel erreichen, man muss immer ein Ziel vor Augen haben.“ ➤ Information: www.dominik-brunnerstiftung.de, www.dominik-haselbeck.de und www.kickforfuture.de ● ● delt, macht zehn Kniebeugen. Was also ist das Beste in einer brenzlichen Situation? „Zuschlagen, und gleich in empfindliche Körperteile“, wird in die Runde gerufen. Kompetenztraining für alle „Ganz falsch“, sagt Haselbeck. Gegenfrage: „Wer hat alles ein Handy?“ Die Finger gehen kollektiv nach oben. „Bei der Polizei anrufen“, empfiehlt der Kickboxweltmeister. Wer selber konfrontiert wird: „Umdrehen und ohne Diskussion weggehen.“ Es ist viel von Respekt die Rede, von Disziplin, ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Selbstbewusstsein und Teamwork. „Wenn die Schüler auch bei Regelverstößen als Team auftreten, wird darüber geredet und wir geben den Kindern Gelegenheit, dies zu überdenken“, sagt Klassenleiterin Irina Farenbruch-Ernst. Das Kompetenztraining könnte im nächsten Schuljahr zur Regel werden. „Zivilcourage wird immer wichtiger“, sagt Schulrätin Beate Spitzer, die sich selbst ein Bild in Zeitlarn machte. „Ich werde deshalb den Schulen im Landkreis empfehlen, derartige Projekte in die Gesamtkonzeption der Erziehung aufzunehmen.“