Fast Food, Klima und EU – seitenweise

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Fast Food, Klima und EU – seitenweise
WARUM ÖKO-KLEIDUNG CHIC IST
Gedankenexperiment:
Österreich ist frei!?
„Müsli zum Anziehen“. Immer mehr Menschen tragen umweltfreundliche Kleidung
und wollen damit für gerechtere Löhne und eine bessere Öko-Bilanz sorgen. SEITE 5
Nach einem EU-Austritt wäre Österreich in
vielen Bereichen auf sich allein gestellt. S. 2
MONTAG, 15. JUNI 2009 //// DIEPRESSE.COM/BILDUNG/SCHULE
macht Schule
FREI SEIT 1848
Fast Food, Klima und EU – seitenweise
„PRESSE“–SCHULWETTBEWERB. Schülerinnen und Schüler machen Zeitung: Zwölf prämierte Seiten – die Besten aus
59 Einreichungen – zu drei aktuellen Themen: Fast-Food-Generation, Europa 2009, Welt im Klimawandel.
Am „Presse“-Newsdesk Zeitung machen: Schüler und Schülerinnen der De-la-Salle-Schule Marianum aus Wien gestalten eine Seite zum Thema Europa für „Die Presse macht Schule“. Unterstützt werden
sie dabei inhaltlich von Europa-Redakteur Oliver Grimm (l.) und gestalterisch von Artdirector Stefan Förstel.
[ Clemens Fabry ]
WIEN (red.). Im Herbst fiel die Entscheidung: Machen wir mit? Und
59 Schulklassen haben mitgemacht. Es ging darum, ein Thema
zu recherchieren, und dann für die
Zeitung aufzubereiten: Interviews
zu führen, Experten anzuschreiben, Umfragen zu organisieren,
Gedanken für Kommentare zu
entwickeln und vieles andere
mehr. Das Ziel: eine Seite in der
„Presse“ zu füllen – mit eigenen
Texten, eigenen Bildern, eigenen
Ideen. Das Unterrichtsministerium führte heuer zum dritten Mal
mit der „Presse“ die Aktion „Presse
macht Schule“ durch. „Wir wollen
jungen Menschen den eigenständigen und reflektierten Umgang
mit Medien vermitteln“, sagt dazu
Bundesministerin
Claudia
Schmied. Medienkompetenz, so
die Ministerin, sei die Vorausset-
zung dafür, sozialen, politischen
und gesellschaftlichen Fragestellungen selbstbewusst begegnen zu
können: „Das große Engagement
unserer Jugend, das sich im Rahmen dieses Projektes durch hervorragende Beiträge zeigt, freut
mich besonders.“
Alle 59 Klassen reichten tatsächlich ausgezeichnete Exposés ein.
Umso schwieriger war die Entscheidung der Expertenjury, die
heuer aus Richard Kühnel, dem
Vertreter der EU in Wien, Sektionschefin Heidrun Strohmeyer,
Bildungspolitik-Fachfrau im Unterrichtsministerium, dem Wiener
Herzspezialist Professor Ernst
Wolner und Michael Prüller, dem
stellvertretenden „Presse“-Chefredakteur bestand. Die Aufgabe der
Jury war, die zehn Finalisten zu
küren.
Nach intensiven Diskussionen
standen schließlich jene zehn
Klassen fest, die eingeladen wurden, die folgenden zehn Seiten zu
gestalten:
I „Fast-Food-Generation – Gesundheit erst ab 30?“:
BG/BRG Braunau
BHAK Steyr
HLW Ried am Wolfgangsee
HLW Spittal/Drau
Multiaugustinum St. Margarethen
GRG 21
I „Europa im Jahr 2009 – gemeinsam oder einsam?“:
BORG Bad Radkersburg
De La Salle Schule Marianum
I „Die Welt im Klimawandel –
eine tickende Zeitbombe?“:
BG/BRG Mattersburg
BRG Traun
Der Schwerpunkt auf dem FastFood-Thema ist nicht zufällig:
Zwei Drittel aller Einreichungen
haben sich damit befasst.
In Phase zwei des Projekts ging
es dann ans konkrete Zeitungsmachen. Die zehn Finalistenklassen
bekamen Besuch von „Presse“-Redakteuren, um die Seiten vorzubereiten. Und wenn dann die einzelnen Elemente feststanden, die Bilder und Grafiken ausgesucht, die
Texte fertig waren, kamen die
Teams in die „Presse“-Redaktion.
Hier wurde letzte Hand angelegt. Vor allem galt es, die mitgebrachten Texte zu kürzen, damit
sie auf die Seite passen – so viel
gibt es zu sagen und zu berichten,
und so wenig passt auf eine Seite!
Und nun liegt das Ergebnis vor –
wie schon in den beiden vergangenen Jahren knapp drei Wochen vor
der Zeugnisverteilung als Zeugnis
anderer Art, nämlich für Interesse,
Engagement,
Nachdenklichkeit
und Stilsicherheit der Schülerinnen und Schüler. Und natürlich
auch ihrer Lehrkräfte, die damit
wieder einmal alle Pauschalurteile
über ihren Stand entkräftet haben.
Für das Unterrichtsministerium
und die „Presse“ ergibt sich damit
schon eine schöne (Zwischen-)Bilanz: 178 Klassen haben bereits
teilgenommen, aus allen Bundesländern und allen Formen der höheren Schulen – Gymnasien, Handelsakademien, Höhere Wirtschaftliche Lehranstalten, HTL,
Fachschulen, Schulen für Berufstätige . . ., öffentliche ebenso wie
Privatschulen. Insgesamt waren
156 Schulen vertreten, davon zwei
sogar in jedem der drei bisherigen
Bewerbe. Allen Teilnehmern gebührt die ungeteilte Anerkennung
der „alten Hasen“ der „Presse“!
(Hans Dachler)
BORG Spittal/Drau (Wolfgang Graf)
HLW Spittal/Drau (Helga Ebner)
Multiaugustinum St. Margarethen
(Christian Schneeberger)
BHAK/BHAS St. Pölten (Elisabeth
Sterkl)
BHAK/BHAS Steyr (Andrea
Hagauer-Riml, Karl Piaty, Manfred
Schörghuber, Michaela Steinparz)
Handelsakademie Tamsweg
(Raimund Enzinger)
BRG Traun (Roswitha Hoffmannn)
BG/BRG Tulln (Doris Sadek)
HTL Vöcklabruck (Franz Frank,
Marianne Kaltenbrunner)
BHAK/BHAS Waidhofen/Ybbs
(Manfred Schörghuber)
BG/BRG Wieselburg (Leopold
Klauser)
Stiftsgymnasium Wilhering (Stefan
Gregor Achleitner)
Schulen aus Wien:
Bakip 8 (Birgit Lederer)
BMHS Die Herbststraße (Alexander
Preisinger)
Fachschule für wirtschaftliche Berufe
Hahngasse (Lydia Dub, Stefan
Pointner)
Fachschule für wirtschaftliche Berufe
der Dominikanerinnen (Michaela
Brightwell)
GRG 10 (Hedwig Kadletz)
GRG 21 (Ursula Abraham)
GWIKU 18 (Andrea Biwald)
BG/BRG Heustadelgasse (Barbara
Vill, Ilona Hajnik)
HLW 10 (Eva Spörker-Gauß)
Vienna Business School (Rudolf
Brandstätter)
De La Salle-Schule Marianum (David
Schwarzbauer)
HLW10 (Alexandra Wiesinger)
GRG XXI-F21 (Dagmar Höfferer)
HLMW9 (Angelika Hawlik)
BG Babenbergerring (Eleonora Kurzreiter)
ALLE TEILNEHMENDEN SCHULEN
Q 59 Klassen aus 47 Schulen haben
heuer bei „Presse macht Schule“ mit
hervorragenden Einreichungen mitgemacht. Hier die Schulen (und die
verantwortlichen Lehrkräfte):
Tourismusschule Bad Hofgastein
(Isabella Löschenbrand)
BORG Bad Radkersburg (Silke
Kamper)
BG/BRG Braunau (Christiane Hiebl)
BHAK Eferding (Eveline Eisterer)
HLFS Ursprung (Konrad Steiner)
BG Freistadt (Ingeborg Haller)
BG/BRG Lichtenfels (Erika Kallinger)
BORG Jennersdorf (Doris Salmhofer)
BHAK Judenburg (Harald Steinberger)
BG/BRG Judenburg (Johann
Mischlinger)
Akademisches Gymnasium Linz (Birgit
Sedelmaier)
HBLW-Landwiedstraße Linz (Christian
Schartner)
BG/BRG Mattersburg (Claudia
Banny)
BHAK Neunkirchen (Christa Zumpf)
BG Rein (Aloisia Zettl)
BHAK Retz (Ingrid Holzer)
HLW Ried am Wolfgangsee (Sonja
Lidl)
HBLA Saalfelden (Robert Kalss)
Höhere Lehranstalt für Berufstätige für
Informationstechnologie Schwechat
DIE PRESSE MACHT SCHULE
2
Montag, 15. Juni 2009
Österreich ist frei!
GEDANKENEXPERIMENT. Nach einem EU-Austritt wäre Österreich in vielen wichtigen Bereichen auf sich allein gestellt.
wäre ähnlich der isländischen Krone oder
dem ungarischen Forint etwa anfällig für
Spekulationen und könnte dadurch die Auswirkungen der Finanzkrise weniger gut abfedern. Außerdem müssten Österreichs Exporteure mit hohen Wechselkursschwankungen rechnen und diese teuer absichern.
Auch die viel gepriesene Reisefreiheit
wäre Schnee von gestern, und auf österreichische Touristen würden wieder hohe
Wechselspesen bei Reisen warten. Das Aushandeln von Sondervereinbarungen mit
den Schengen-Ländern, die diese Nachteile
beseitigen könnten, würde Jahre dauern.
VON SEBASTIAN EGGERT, STEPHAN PRIELER
UND NIKOLAAS VON SCHRADER
WIEN. Zerschlissene Banner ehemaliger Designershops fegen über den Beton, allerhand Baugerät rostet stumm vor sich hin
und Anzeigen heimischer Immobilienfirmen zieren die ehemals so glamourös dekorierten Schaufenster. Der etwas in die Jahre
gekommene Stephansdom spuckt nur noch
vereinzelt Touristen aus und verschweigt
seinen ehemaligen Glanz. Straßenmusiker
spielen für Herrn Turnschek (52), den ehemaligen Geschäftsführer der Erste Bank in
Moskau, dem der Austritt Österreichs aus
der EU einen Strich durch die Rechnungen
gemacht hat. Heute lebt er von den Löchern
des Sozialsystems und trauert dem „europäischen Österreich“ nach. Der dickliche
Herr mit der verstimmten Klampfe, Martin
Schwang (63), beklagt sich: „Früher haben
wir einen Euro bekommen, jetzt kriegen wir
nur noch zehn Schilling.“ Er schüttelt den
Kopf und stimmt einen Blues an. Michaela
Kaiser (23), eine junge und vielversprechende Wirtschaftsstudentin, wirft den Musikern
einen Zehner hin und seufzt: „Gerne hätte
ich die Universität in Mailand besucht, doch
das ist nach dem Austritt auch nicht mehr
möglich.“ Enttäuscht geht sie Richtung
Staatsoper, wohin neulich, aufgrund fehlender internationaler Stars und wohlhabender
Gäste, das Kabarett Simpl übersiedelt ist
und zum wiederholten Mal „Tschüss, das
war der ORF“ aufführt.
Ob dieses Szenario in Österreich tatsächlich einmal stattfinden könnte, hängt zuerst
davon ab, ob der Vertrag von Lissabon letztlich doch ratifiziert wird, denn dieser beinhaltet eine Regelung des freiwilligen Austritts von Mitgliedstaaten aus der EU. Wür-
Die Wissenschaft zieht ab
[ Linda Shlizhyute ]
den Irland, Finnland, Polen, Deutschland
und Tschechien den Vertrag unterzeichnen,
stünde die Tür nach draußen jedenfalls offen; ob es ratsam wäre, sie auch zu durchschreiten, ist eine andere Frage.
Die Schweiz auf der Überholspur
Würde Österreich den Weg über die europäische Türschwelle wagen, wäre unser
Land ein krasser Außenseiter in Europa,
denn es würde aus den EU-Regelungen herausfallen und gesellschaftlich, wirtschaftlich sowie politisch schlechter dastehen als
die Schweiz, die autonom schon viele Richtlinien und Verordnungen der Union übernommen hat. Konkret heißt das, dass Österreich bei der Welthandelsorganisation
(WTO) auf sich allein gestellt wäre, was
schwerwiegende wirtschaftliche Folgen hätte. Im Exportland Österreich wäre wieder
mit vermehrten Grenzkontrollen und hohen
Ausfuhrzöllen zu rechnen, was internationale Firmen vertreiben würde. Christian
Mandl, Europaexperte der Wirtschaftskammer Österreich, meint deshalb: „Für den
Wirtschaftsstandort Österreich ist ein Austritt undenkbar und katastrophal.“
Ein Austritt aus der EU brächte zumindest einen alten österreichischen Emigranten in die Heimat zurück: den guten alten
Schilling. Dieser müsste jedoch unter hohem Kostenaufwand neu gedruckt und eingeführt werden und würde einen Verzicht
auf einen starken Euro mit sich bringen. Er
HINTERGRUND
UMFRAGE
Was die EU will
Schüler: Was sie
wissen, was sie wollen
Ein gemeinsamer Weg soll Europas Wohlergehen garantieren.
VON AMRIT RATTAN, MELIKE GÜZEL
UND LENAS VARNAVIDES
WIEN. Durch mehr als 22.000 Seiten aus elf
Vertragstexten müsste man sich kämpfen,
um alle Grundsätze, Aufgaben und Ziele der
EU zu erfassen. Bräuchte man dabei für
eine Seite zwei Minuten, würde man über
zwei Wochen an den Gesetzestexten lesen.
Das heißt jedoch nicht, dass man das auch
tun muss, denn die Ideen, auf die die Europäische Union gebaut ist, lassen sich durch
wenige Punkte veranschaulichen.
Klare Aufgaben
Die EU sieht sich als Markt-, Wirtschaftsund Währungsunion, die eine gemeinsame
Politik verfolgt. Sie soll für alle Mitglieder
Bedingungen schaffen, durch die wirtschaftliches Wachstum, sozialer Schutz und
eine Verbesserung der Lebensqualität gewährleistet werden soll. Sie verpflichtet sich,
folgende Ziele zu erreichen:
I Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts und eines hohen Beschäftigungsniveaus: Dies soll besonders
durch die Schaffung eines Raums mit einer
„Ich finde es vorteilhaft, dass man in
den meisten EU-Ländern mit dem
Euro bezahlen kann.“
Selina Mikl, 18 Jahre
gemeinsamen Währung und ohne Binnengrenzen erreicht werden, in dem man wirtschaftlich und sozial zusammenhält.
I Behauptung der europäischen Identität
auf internationaler Ebene: Diese Identität
soll durch eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und eine schrittweise festgelegte gemeinsame Verteidigungspolitik
definiert und gestärkt werden.
I Stärkung des Schutzes der Rechte und Interessen der Angehörigen. Jeder Bürger
eines EU-Landes ist gleichzeitig Unionsbürger und hat innerhalb der EU bestimmte
Rechte wie ein Aufenthaltsrecht, das Wahlrecht zum Europäischen Parlament und ein
Petitions- und Beschwerderecht.
I Erhalt und Weiterentwicklung der Union
als Raum der Freiheit, der Sicherheit und
des Rechts. Dessen Ziel ist es, dass der freie
Personenverkehr, das Asyl, die Einwanderung sowie die Verhütung und Bekämpfung
der Kriminalität gewährleistet sind.
I Wahrung des gemeinschaftlichen Besitzstands und seine Weiterentwicklung. Hier
geht es in erster Linie darum, die Wirksamkeit der Mechanismen und Organe der Gemeinschaft sicherzustellen.
„Ich habe die Option, überall in der
EU zu studieren.“
Tanja Clemenz, 18 Jahre
Ein weiterer Nachteil eines Austritts aus der
EU wäre das Ende der guten Kontakte einheimischer Universitäten zur internationalen Wissenschaftselite. Österreichs Teilnahme am Forschungsprogramm der EU wäre
beendet und internationale Konzerne würden ihre Forschungsabteilungen aus dem
unattraktiven Österreich abziehen. ERASMUS-Studenten müssten fortan zu Hause
für ihre Prüfungen lernen, wo sie zumindest
in den Hörsälen genügend Platz vorfänden,
denn seine Studienplätze dürfte Österreich
wieder nach eigenem Gutdünken verteilen.
Auch im Bereich der Justiz würden einige
Nachteile auf Österreich zukommen: Den
europäischen Haftbefehl etwa, der die
schnelle Auslieferung von Verdächtigen ermöglicht, würde es für Österreich nicht
mehr geben, im Internethandel hätte man
weniger Rechtssicherheit und einem österreichischen Staatsbürger würde in einem
anderen Land keine Prozesskostenhilfe gewährt. Und was für viele wahrscheinlich das
Schlimmste wäre: Handytelefonate würden
wieder teurer werden.
ÖSTERREICH AUS DER EU?
Bist du dafür, dass Österreich aus der EU austritt?
21,9 %
Ja
64,2 %
Nein
VON ALEXANDER LANGER-HANSEL, FELIX JANSKY,
PHILIPP WALDERDORFF, DAVID MAYR
WIEN. Eine Umfrage bei Schülern und Schülerinnen zwischen 14 und 18 Jahren sollte
zeigen, wie viele einem Austritt aus der EU
zustimmen würden und wie fundiert deren
Wissen über die EU ist, das ja die Grundlage
für diese Entscheidung bilden sollte.
Es hat sich gezeigt, dass jene zwei Drittel,
welche in der Umfrage gegen einen Austritt
gestimmt haben, in Summe weniger gut
über die EU informiert sind als die Austrittsbefürworter – immerhin ungefähr ein Viertel der Befragten. Der Rest, welcher bei den
vier Fragen zur EU am schwächsten abgeschnitten hatte, wollte sich bezüglich eines
EU-Austritts nicht festlegen.
Es zeigt sich, dass alle Schüler und Schülerinnen, welche beim Wissenstest alle Fragen richtig beantwortet haben, für einen
Austritt gestimmt haben, während es bei
den Austrittsgegnern fast genauso viele Ahnungslose wie gut Informierte gab.
Interessantes Detail zum Schluss: Bei der
letzten Frage haben immerhin zwei Drittel
das richtig Kästchen angekreuzt und zuge-
„Fürs Cola aus dem Automaten
muss ich jetzt statt 10 Schilling
schon einen Euro bezahlen.“
Wolfgang Rybar, 16 Jahre
13,9 %
Weiß nicht
173 Befragte
Quelle: BG und ORG Marianum
/JV
stimmt, dass sie aufgrund der österreichischen EU-Mitgliedschaft innerhalb der Union überall studieren dürfen. Ein schwaches
Viertel der Befragten dachte, dass das Wahlrecht für 16-Jährige auf die Kappe der EU
ginge, während immerhin mehr als zehn Prozent der Befragten meinten, dass sie der EU
wegen jeden beliebigen EU-Bürger heiraten
dürften. Nur ein Prozent der Befragten mutete der EU zu, dass sie ihren Bürgern erlaube, eine Handfeuerwaffe mit sich zu führen.
Diese Seite wurde von der
Übung Medienerziehung des
BG und ORG Marianum gestaltet.
„Wen ich mich im europäischen
Ausland verletze, kann ich mich auf
eine gute medizinische Versorgung
verlassen.“
Adrian Bodisch, 19 Jahre
DIE PRESSE MACHT SCHULE
Montag, 15. Juni 2009
INTERVIEW
Goschertheit,
Jugendlichkeit,
Lockerheit
3
Desinteresse an Europa
MEINUNG
BARBARA
MAJCAN
STEFANIE
TOMASCHITZ
VERGLEICH. Schüler auf der Suche nach Meinungen über
die EU in Slowenien und in Österreich.
EU – echt
uninteressant?
Soziologe Manfred
Prisching über Österreichs
Jugend und die EU.
Manfred Prisching
[ privat ]
VON ENYA REINPRECHT
UND SABRINA BRANDL
Wie war das Wahlverhalten der
österreichischen Jugendlichen bei
den letzten Nationalratswahlen?
Manfred Prisching: Jugendliche haben kein dramatisch anderes
Wahlverhalten als Erwachsene.
Jedoch hält sich die Begeisterung
für die großen, etablierten Parteien in Grenzen, und es besteht
eine stärkere Tendenz zu grün-alternativen Parteien. Einen stärkeren Einfluss übt die Bildung aus.
Wieso scheinen Rechtsparteien bei
Jugendlichen beliebt zu sein?
Prisching: Rechtspopulistische Parteien verkörpern für viele Jugendliche Opposition; eine gewisse Unbekümmertheit, „frischen
Wind“, Lockerheit, „Goschertheit“, Jugendlichkeit. Gerade für
jene, die der Politik fernerstehen,
sind die starken „Sager“ attraktiv.
Außerdem gibt es für Jugendliche
wenige Möglichkeiten für anderweitigen Protest gegen die Welt
der Erwachsenen: lange Haare,
Musik und Kleidung funktionieren nicht mehr. Reizen kann man
mit „rechten“ Tabus.
Ist das Wahlverhalten der Jugendlichen in Grenzregionen anders als
im „inneren“ Österreich?
Prisching: Die stärksten Ängste gegenüber Fremden finden sich bei
Gruppen, die kaum Kontakt mit
Ausländern haben, oft aber auch
bei Teilen der Bevölkerung, die
eine Konkurrenz um Jobs, Wohnungen und Schulen erfährt.
Sind Jugendliche ausreichend über
die EU informiert?
Prisching: Jugendliche sind allgemein wenig über die EU informiert. Sie verkennen völlig, dass
ihr Alltag viel mehr von Brüssel
beeinflusst wird, als sie glauben.
Bei den EU-Wahlen wählen zum
zweiten Mal auch 16-Jährige in
Österreich. Ist das sinnvoll?
Prisching: Die Hoffnung war, dass
die Wahlberechtigung politisches
Interesse bei den Jugendlichen
wachruft. Die Wahlbeteiligung
bei den letzten EU-Wahlen war
jedoch bei Jugendlichen gering.
Wie ist die Haltung der jungen Österreicher zur EU? Gibt es große
Unterschiede zu anderen Ländern?
Prisching: Jugendliche haben
grundsätzlich ein positiveres Bild
von der Europäischen Union als
der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Sie erwarten sich aber
nicht allzu viel von der „europäischen Zukunft“, im Gegensatz zu
den „enthusiastischen“ Ländern
Slowakei, Estland oder Finnland.
Diese Seite wurde von
der 6b des BORG Bad
Radkersburg gestaltet.
E
Die EU aus der Sichtweise der Jugendlichen
VON SOPHIA DESSL,
IRISA OLSCHEWSKI, CHRISTINA
ROTHER UND NINA WINTER
BAD RADKERSBURG. „Jugendliche
interessieren sich nicht für Politik.“ Dieser Vorwurf wird von den
meisten Jugendlichen heftig dementiert. Fragt man aber etwas
genauer nach, erkennt man, dass
das keineswegs eine grundlose
Anschuldigung ist. Doch woran
liegt das? Kein Interesse an der Politik? Werden im Unterricht politische Themen zu wenig behandelt?
„Genauer nachfragen“ war das
Motto unserer Umfrage – gestartet
von der Mediengruppe der 6.bKlasse des BORG Bad Radkersburg. Ziel war, die Meinung der
Jugendlichen zur Europäischen
Union in zwei verschiedenen Ländern zu erheben und zu vergleichen. Direkt „an der Quelle“ sitzend – mit fünf slowenischen Mitschülern in der Klasse –, sind wir
mit einer slowenischen Schule in
Kontakt getreten, um dort eine
Meinungsumfrage am Gymnasium Franc Miklošič Ljutomer zu
starten – dasselbe taten wir im
BORG und der HTL Bad Radkersburg. Insgesamt wurden 184 Schüler befragt.
[ Foto: Barbara Majcan ]
Offenbar sind die Jugendlichen
beider Länder der Meinung, dass
dieses Desinteresse auf Gegenseitigkeit beruht: Nur sieben Prozent
der Befragten finden, dass sich die
EU ausreichend um ihre Bedürfnisse kümmert. Viele geben an,
nicht zu wissen, ob sich die EU bemüht, den Jugendlichen Zukunftschancen zu sichern. Ein beachtlicher Teil der Befragten (41 Prozent)
sieht sich in seinen Interessen von
der EU überhaupt nicht vertreten.
Doch wie kommt es zu diesen
Ergebnissen?
Interessant ist, dass v. a. die slowenischen Schüler sehr konkrete
Wünsche an die EU formulieren:
Sie fordern bessere Studienmöglichkeiten im Ausland, ein einheitliches Schulsystem in ganz Europa, mehr Arbeitsplätze, intensivere Zusammenarbeit mit anderen Ländern Europas, finanzielle
Unterstützung für Bedürftige und
einen höheren Lebensstandard.
Manche Schülern haben trotz offensichtlicher Unzufriedenheit nur
wenig Vorschläge zu Verbesserung
der EU. Die Kritik an der EU ist
zwar groß, die Eigeninitiative vieler Jugendlicher, sich über die EU
zu informieren oder etwas zu verändern, aber eher gering.
Jugendliche gegen EU-Austritt
Obwohl Österreichs Jugendliche
grundsätzlich ein positiveres Bild
von der EU haben als der Durchschnitt (siehe Interview mit Manfred Prisching), bekommt die EU
von ihnen schlechteres Feedback
als von den Slowenen. Nur 4 Prozent der Österreicher geben an,
positiv zur EU zu stehen, in Slowenien sind es immerhin 67 Prozent
(siehe Grafik).
Die Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft des Heimatlandes werden aber von den Slowenen im
Vergleich zu den Österreichern
eher negativ betrachtet. 63 Prozent der Befragten gaben an, dass
die EU-Mitgliedschaft des eigenen
Landes keine Auswirkungen hätte
bzw. dass die Auswirkungen für
das Heimatland negativ wären.
Einen Austritt ihres Landes würden allerdings weder Österreicher
noch Slowenen befürworten.
SCHÜLERUMFRAGE
österreichische Jugendliche
slowenische Jugendliche
Kein Interesse an der EU
Informationen über die EU zu bekommen ist einfach – über das Internet, Zeitungen und das Fernsehen kann man beinahe mühelos recherchieren. Doch obwohl 87
Prozent der befragten österreichischen Schüler angeben, sich nicht
ausreichend informiert zu fühlen,
suchen nur sechs Prozent aktiv
nach Information. Dieses mangelnde Interesse zeigt sich auch
bei unseren slowenischen Nachbarn mit ähnlichen Ergebnissen.
39,71
Ich stehe der EU
positiv gegenüber
Die EU interessiert
mich nicht
Ich stehe der EU
negativ gegenüber
in Prozent
67,24
44,12
12,07
16,18
20,69
/JV
Quelle: BORG Bad Radkersburg
Wie findest du das?
chte Volksvertreter statt
EU-Verräter“,
„Deutsche
Sprache statt Kulturverlust“.
Mit diesen und anderen Werbetexten versuchten HeinzChristian Strache und FPÖSpitzenkandidat Andreas Mölzer, die Wähler bei der EUWahl für sich zu gewinnen. Ersichtlich wird die Wirkung z. B.
bei FPÖ-Veranstaltungen, bei
denen Strache wie ein Superstar gefeiert wird. Seine Gegner
bezeichnet er als „die größten
Nazis“. Nicht aber die Burschen, die den rechten Arm
zum Gruß erheben.
Auf der Internetplattform
YouTube.com findet man unzählige Strache-Videos und
Kommentare dazu: „Ein klasse
Mensch, nicht so verkommen
wie dies Linke Pack, das die Östereicher hasst und den Scheiß
Islam in Östereich einführen
will.“ (Fehler auch im Original,
Anm.)
Eine Anti-EU-Partei zu
wählen – für uns unvorstellbar. Denn die EU bringt viele
Vorteile, auch in unserem Alltagsleben: Unsere fünf slowenischen Klassenkameraden
kommen täglich über die
österreichisch-slowenische
Grenze (dank des Schengener
Abkommens ohne Kontrollen) und besuchen den Unterricht im BORG Bad Radkersburg. Studieren im EUAusland wird erleichtert, die
Sicherheit erhöht, Reisen
werden bequemer, Jobchancen vervielfacht.
Wir haben schon mit 16 Jahren die Möglichkeit, mitentscheiden zu können. Doch vielen Jugendlichen ist es egal,
wer sie im Europäischen Parlament vertritt, sie gehen nicht
zur Wahl.
Alles nur trockener Stoff und
langweilige Politik. Einzig Strache ist interessant – er ist plakativ genug, um auch uninteressierte Jugendliche zu mobilisieren. Ist es sinnvoll, dass Österreich als einziges Land Wähler unter 18 zulässt?
Unserer Meinung nach sollten gerade Oberstufenschüler
aufwachen, ein bisschen mehr
Verantwortung zeigen und sich
aktiver mit der Institution beschäftigen, die unser Alltagsleben ständig beeinflusst.
UMFRAGE
EU – und wie viel weißt du?
Wir haben das Wissen von Lehrern, Schülern und Gemeindepolitikern über die Union getestet . . .
Sie sind Bürgerin oder Bürger der
Europäischen Union, weil Sie:
a) einen Antrag gestellt haben
b) die Staatsbürgerschaft eines
EU-Mitgliedstaates haben
c) die Mitgliedschaft ehrenhalber
verliehen bekommen haben.
Unsere Umfrage hat das EUWissen von 22 Gemeinderäten, 27
Lehrern und 184 Schülern getestet. Die Auswertung hat ergeben,
dass Schüler bei vielen Fragen prozentuell gesehen besser abschneiden als mancher Politiker.
EU-Wissen in der Umfrage
Institutionelles Dreieck der EU
Wenn Sie sich für die Antwortmöglichkeiten a) oder c) und damit für die falschen Optionen entschieden haben, geht es Ihnen wie
ca. 31 Prozent der von uns befragten steirischen Gemeinderäte. Im
Gegensatz dazu beantworteten alle befragten Lehrer die Frage mit
der richtigen Antwort, nämlich b).
Auch von 95 Prozent der Schüler
wurde diese Frage richtig beantwortet und das, obwohl sie laut
vieler Experten wenig über Politik
wissen.
Kommission, Parlament und Rat
sind die drei wichtigsten Organe zur Beschlussfassung in der
EU. Die Kommission schlägt neue
Rechtsvorschriften vor, Rat oder
Parlament nehmen sie an.
Davon wussten nur 42 Prozent
der Gemeinderäte. Mehr als die
Hälfte zählte die Europäische Zentralbank zu jenen Organen, die
Rechtsvorschriften erstellen.
Bedingungen für den EU-Beitritt
Nur zwei Fünftel der Gemeinde-
räte war klar, dass es die Kopenhagener Kriterien zu erfüllen gilt, um
der EU beitreten zu können. Bei
den Lehrern sieht es in etwa gleich
düster aus. Auch von den Schülern
konnten nur neun Prozent diese
Frage richtig beantworten.
Die wesentlichen Forderungen
der Kopenhagener Kriterien sind
stabile und demokratische Strukturen, Marktwirtschaft sowie die
Übernahme der Verpflichtungen
und Ziele der EU.
Zuständigkeit der Kommission
82 Prozent der befragten Lehrer,
65 Prozent der Schüler und 57 Prozent der Gemeinderäte wussten
nicht, dass die Kommission als exekutives Organ die Beschlüsse von
Ministerrat und Parlament umsetzt
– also das Initiativrecht hat. Für den
Großteil der befragten Personen
sind die Kommissare Verbindungsglieder zu den Mitgliedstaaten.
Rat: Eine Gruppe von Beratern?
Von den befragten Gruppen hielten je 25 Prozent den Rat der europäischen Union für eine Gruppe
von Fachleuten, die den Kommissionspräsidenten berät. Tatsächlich treffen sich im Rat die Minister
der Mitgliedstaaten, um Rechtsakte
der EU einstimmig oder mit qualifizierter Mehrheit zu beschließen.
Der durchschnittliche steirische
Jugendliche ist also keinesfalls
schlechter informiert als Gemeinderäte, die sogar ein politisches
Amt ausüben. Vielleicht muss man
so manches Vorurteil überdenken.
Wir bedanken uns bei der Europäischen
Akademie Wien für das EU-Taschenquiz, aus
dem wir einige Fragen entnommen haben.
DIE PRESSE MACHT SCHULE
Montag, 15. Juni 2009
4
MEINUNG
NACHGEHAKT
„Der Tunnelbau
ist noch aktuell“
MARIO GASSELSDORFER
MIRKO MARJANOVIC
DINO MUNJAKOVIC
Fünf Minuten
vor zwölf!
Hat unser Projekt etwas
bewirkt? Amtsleiter Herbert
Kornberger und Bürgermeister Helmut Schrempf
im Interview.
D
er Dachsteingletscher hat
vom Beginn der Industrialisierung bis 1980 etwa ein
Drittel seiner Fläche und die
Hälfte seiner Masse verloren.
Gletscherforscher rechnen mit
einem fast vollständigen Verschwinden noch in diesem
Jahrhundert. Dadurch wird es
zu empfindlichen Einbrüchen
in der Wasserversorgung kommen, denn das Karstwasserreservoir des Dachsteins speist
eine ganze Region.
Die Schneegrenze steigt um
200–300 Meter, schon in den
nächsten 30–50 Jahren. Das bedeutet höhere Kosten für die
Skifahrer, denn ohne künstliche Beschneiung gibt es keinen
Wintertourismus mehr, auch
nicht in der Ramsau.
Zusätzliche Attraktionen wie
der Eispalast können das Problem nur vorübergehend lösen.
Die Energiekosten werden steigen, und die Kühlung verschlingt schon jetzt eine Menge
Energie.
Die Gemeinde Ramsau plant
einen Tunnel zwischen dem
Gletscher und dem Restaurant.
Alles gut und schön – aber wozu soll ein Tunnel gut sein,
wenn der Gletscher verschwunden ist?
Wer meint, dass diese Warnungen nur den Wintertourismus betreffen, der irrt.
Durch den Rückzug des Gletschers entstehen lockeres Erdreich und Geröll, Muren werden nicht ausbleiben.
GLOSSE
ALEXANDRA
FELLNER
Schwarzseher
vom Dienst
T
ja, den Teufel an die Wand
malen, das können wir
heutzutage ziemlich gut – nicht
zuletzt deshalb, weil unsere
Fantasie durch die Medien immer wieder zu Höchstleistungen angeregt wird, wenn es um
die neuesten Epidemien oder
um 27°C im April geht.
Verdenken kann ich es der
Bevölkerung ja wirklich nicht –
so eine Tsunamimeldung beim
Zähneputzen kann schon sehr
besorgniserregend sein und
Schulmassaker vertragen sich
bekanntlich nicht gut mit Kaffee und Croissants beim allmorgendlichen Familienfrühstück. Die Konsequenz dieser
Angstschürerei ist fatal, denn
entkommen kann ihr niemand.
Jeder Spielkonsolenfanatiker
wird zum potenziellen Attentäter, bei Schönwetter im Frühjahr sorgt man sich, anstatt den
Sonnenschein zu genießen, um
die Polkappen, und selbst jemandem die Hand zu schütteln
wird unter diesen Umständen
zur Mutprobe.
Und was machen wir jetzt?
Nicht alles glauben, was man
hört, und auch mal selbst denken, anstatt den Medien aus
der Hand zu fressen, denn
Schwarzseher ist bekanntlich
kein schöner Beruf!
All denen, die sich dennoch
schwertun, Radios, Fernseher
und Zeitungen auszublenden
und das Leben einfach zu genießen, empfehle ich eine rosarote Brille. Einen sorgenfreien
Tag wünscht Alexandra Fellner.
VON EDITH COSMA,
SARAH HOCHGRUBER UND
HELENA KOLOUCH
Hat sich unser Aufenthalt auf die
Einstellung der Menschen in der
Ramsau ausgewirkt?
Helmut Schrempf: Es konnte nicht
festgestellt werden, dass sich die
Denkweise der Bevölkerung
durch euren Besuch verändert
hätte.
Unter der Leitung der beiden Professoren Reinhild Hebein und Hermann Breneis nahm die 6c des BRG Traun Ende
September 2008 an einem Forschungsprojekt der Salzburger Akademie der Wissenschaften teil.
[ Hebein ]
Dem Gletscher auf der Spur!
SCHOOL ON ICE. Das BRG Traun erforscht den Dachsteingletscher.
VON THOMAS SULZBACHER,
SEBASTIAN SAMPL, PHILIPP LEHERBAUER UND STEFAN HACKL
TRAUN. Sind sich die Menschen,
die am Fuße des Dachsteingletschers wohnen, wirklich der Auswirkungen des Gletscherrückgangs bewusst? Kann man die dramatischen Veränderungen überhaupt beweisen? Diese Fragen beschäftigten uns während unserer
Projektwoche in der Ramsau. Die
Ergebnisse waren erschreckend
und verblüffend zugleich.
Beim Erstellen einer aktuellen
Karte des Gletschers mittels GPS
und Google Earth stellten wir fest,
dass sich der Gletscher seit 1850
um mehr als die Hälfte zurückgezogen hat. Nicht nur die geologischen Fakten waren für uns interessant, sondern auch die Auswirkungen des Gletscherrückgangs
auf die Bevölkerung der Ramsau.
Wir befragten Einheimische, Touristen, Gemeindeabgeordnete und
Experten, wie zum Beispiel die
Mitglieder der „Ramsauer Bioniere“ und Mitarbeiter des Tourismusverbands. Dabei konnten wir
feststellen, dass sich große Teile
der Bevölkerung der möglichen
negativen Auswirkungen des Gletscherrückgangs nicht bewusst
sind.
Auslastung steigt
Der Ramsauer Bürgermeister
konnte sich für unser Projekt begeistern und besuchte uns, um
über den Rückgang des Gletschers
und Maßnahmen zur Erhaltung
des Tourismus zu diskutieren. Entgegen unseren Erwartungen erklärte uns der Bürgermeister, dass
die Auslastung der Tourismusbe-
Im Jahre 2050.
triebe sogar zunimmt. Diese Aussage wollten wir nicht einfach so
stehen lassen.
Die aktuellsten Zahlen aus dem
Entwicklungskonzept der Ramsau
zeigen, dass eine steigende Auslastung der Hotelstrukturen nicht auf
eine steigende Nächtigungszahl
zurückzuführen ist. In Wahrheit ist
die Anzahl der verfügbaren Betten
gesunken.
Auf Qualität statt Quantität zu
setzen ist sicherlich eine gute Entscheidung. Es ist aber auch sinnvoll, sich auf eine Situation einzustellen, in der ein kontinuierliches
Wachstum der Besucherzahlen
wegen des Gletscherrückzugs
nicht zu erwarten ist.
Wir konnten also feststellen,
dass dringender Handlungsbedarf
besteht, um den Tourismus in der
Region zu sichern.
Diese Seite wurde von
SchülerInnen der 6c des BRG
Traun gestaltet.
Projekte nicht kompatibel
Die Ergebnisse fassten wir schließlich in einer wissenschaftlichen
Arbeit zusammen, und wir kamen
zu dem Schluss, dass die Gemeinde Ramsau viele verschiedene Projekte verfolgt, die jedoch teilweise
nicht miteinander kompatibel und
nachhaltig sind.
Einerseits versucht die Gemeinde, den sanften Tourismus zu fördern, wie zum Beispiel durch den
Ausbau der Wanderwege oder die
Förderung der örtlichen Biobau-
ern, die auch Übernachtungen anbieten.
Auf der anderen Seite werden
Rodelbahnen in den Wald geschlagen und Eispaläste in den Gletscher gegraben, um möglichst viele Touristen in die Region zu
holen. Event- und Erlebnistourismus scheinen einen Ausweg aus
der Krise zu bieten. Weitere Beispiele hierfür sind das SkywalkerFrühstück, das Touristen bei Sonnenaufgang auf den Dachstein
lockt. Direkt bei der Seilbahnstation sind ein Lift und ein Rolltunnel geplant, welche noch mehr Besucher an den Rand des Gletschers führen sollen.
Unsere Empfehlungen
Unserer Meinung nach braucht
die Gemeinde Ramsau ein durchdachtes, aufeinander abgestimmtes Gesamtkonzept, um den Tourismus auch langfristig aufrechtzuerhalten.
Unsere Empfehlungen lauten:
I Es ist notwendig, die Betriebe
über die möglichen Folgen eines
weiteren Gletscherrückgangs zu
informieren.
I Weitere Investitionen in den
Event- und Erlebnistourismus am
Gletscher treiben die Preise für
Urlauber nur noch weiter in die
Höhe und belasten die Umwelt.
I Da das nahe gelegene Schladming Massentourismus betreibt,
sollte die Ramsau den sanften
Tourismus fördern. Nachhaltigkeit
muss an erster Stelle stehen.
I Bei künftigen Projekten sollte
Energie gespart und auf alternative Energieformen gesetzt
werden.
www.ramsau.com
[ Helen Trivick-Randall ]
Welche Maßnahmen wurden eingeleitet?
Herbert Kornberger: Bezüglich des
Gletscherrückzuges wurden keine Maßnahmen gesetzt. Erfreulich ist die Tatsache, dass die
Schneehöhe am Gletscher durch
den niederschlagsreichen Winter
’08/’09 seit vielen Jahren wieder
zugenommen hat.
Verfolgt die Gemeinde einen weiteren Ausbau touristischer Einrichtungen?
Schrempf: Das Projekt eines Tunnelbaues als Verbindung vom
Gletscherrestaurant zum Gletscher ist noch aktuell. Hier sind
im heurigen Jahr Probebohrungen zur Feststellung der geologischen Beschaffenheit des Berges vorgesehen. Eine Realisierung des Projektes hängt dann
von den zu erwartenden Errichtungskosten ab.
Ein weiterer touristischer Ausbau
am Gletscher wird allein aus
Gründen des Naturschutzes und
der Baukosten auf dieser Höhenlage nicht verfolgt. Vielmehr laufen die Bestrebungen darin, die
vorhandenen
Einrichtungen
(Aufstiegshilfen, bestehende Bauwerke sowie die Versorgungsinfrastruktur) unter größter Bedachtnahme auf den Natur- und
Landschaftsschutz zu erhalten
bzw. zu verbessern.
Bleibt der Eispalast trotz der hohen
Kosten für die Kühlung in Betrieb?
Kornberger: Der Eispalast wird
vom Eigentümer der Dachstein
Südwandbahn weiter betrieben,
da sich diese Sehenswürdigkeit
als beliebtes Ausflugsziel für die
Gäste herausgestellt hat.
Herbert Kornberger.
Helmut Schrempf.
DIE PRESSE MACHT SCHULE
Montag, 15. Juni 2009
Warum Öko-Kleidung chic ist
„MÜSLI ZUM ANZIEHEN.“ Immer mehr Menschen tragen neuerdings umweltfreundliche
Kleidung. Damit sorgen sie für gerechte Löhne und schützen aktiv unseren Planeten.
VON PATRICK ZECHMEISTER
UND CHRISTOPH BUCHINGER
MATTERSBURG. Seit geraumer Zeit
lässt sich ein deutlicher Trend hin
zu Öko-Kleidung beobachten. Die
Gründe dafür sind unter anderem
die Herstellungsbedingungen –
Stichwort: Fair Trade – und auch
die stetig steigende Zahl von
Hautkrankheiten und Allergien,
wovon viele Konsumenten betroffen sind. Öko-Kleidung ist ein
hochwertiges Produkt, das viele
Anforderungen erfüllt: hohe Qualität der Rohstoffe etwa, umweltund menschenfreundliche Produktion, Nachhaltigkeit.
Obwohl Bio-Kleidung noch
nicht massenhaft produziert wird,
steigt ihr Bekanntheitsgrad rapide.
Man kann sie bei diversen Versandhäusern im Internet erwerben, bei „hess natur“, „waschbär“,
„panda“, „valevida“ und wie sie
alle heißen. Längst gibt es „MüsliKleidung“, wie sie oft mit einem
Schmunzeln genannt wird, aber
auch bei den großen Textilketten,
wie etwa bei „H & M“, bei Diskontern und beim „Stehkaffee“.
100 Prozent Baumwolle?
Wer zu Öko-Kleidung
greift, tut sich selbst und
der Umwelt etwas Gutes. Die Rohstoffe stammen aus biologisch
kontrolliertem Anbau,
daher enthalten sie
bedeutend weniger
Schadstoffe. Baumwolle, Hanf oder
Leinsaat aus dieser
Art der Landwirtschaft sind
daher weitaus hautfreundlicher
als herkömmliche Produkte.
Da die Deklarationsvorschriften
für die Inhaltsstoffe bei Textilien
nicht sehr streng gehandhabt werden, kommt es sogar bei Kleidung, die laut Etikette aus „100
Prozent Baumwolle“ besteht, zu
gravierenden Mängeln. Beispielsweise ist der Einsatz von Pestiziden für die Konsumenten nicht in
jedem Fall klar rekonstruierbar.
derer Kleidung. Sie ist genauso
chic und trendy, was viele jedoch
aufgrund fehlender Werbung für
diese Produkte nicht wissen.
Auch Weichmacher und optische Aufheller müssen
nicht deklariert werden.
Bei Öko-Kleidung erfolgt die Verarbeitung
der Rohstoffe hingegen umweltschonend
und nach genau deklarierten
Richtlinien.
Weiters wird auf die
Einhaltung
sozialer
Standards (etwa garantierte Mindestlöhne) größter Wert gelegt.
Dass bei der Herstellung
von Kleidung oft Kinderarbeit
im Spiel ist, ist schon lange kein
Geheimnis mehr. Die Arbeitsbedingungen in dieser Branche
sind oft im wahrsten Sinn des
Wortes unmenschlich – laut
WHO vergiften sich jährlich
zirka 500.000 Menschen mit
Baumwollpestiziden,
der
Analphabetismus
und/
oder mangelnde Bildung in
den Schwellenländern verstärken das Problem.
Bei der Produktion von
Öko-Kleidung wird auf
Kinderarbeit
komplett
verzichtet, das garantieren die entsprechenden
Gütesiegel
(„Naturtextil“-Label, „Gots“). So
ist gewährleistet,
dass die Produkte
bestimmte ökologische Qualitätskriterien erfüllen. Dadurch ist der gesamte
Herstellungsprozess
klar
nachvollziehbar,
und die Konsumenten
haben beim Kauf ein reines Gewissen.
Allerdings hat all das
seinen Preis: Für ein
Bio-T-Shirt muss man etwa
zehn Prozent mehr bezahlen
als für ein herkömmliches.
Öko-Kleidung hat derzeit
noch einen geringen Bekanntheitsgrad, weil dafür nicht speziell geworben wird. Optisch unterscheidet sie sich nicht von an-
Konsumenten werden kritischer
Auch recyclebare Kleidung wird
allmählich populär, immer mehr
Firmen beginnen, sie herzustellen.
Dieser Trend entwickelte sich zum
Renner. Firmen, die diese Kleidung nicht anbieten, haben auch
weniger Kunden. Laut einer
Umfrage von Greenpeace
würden 85 Prozent der Österreicher bis zu 16 Prozent mehr für recyclebare Kleidung bezahlen. Daraus lässt sich
schließen, dass die
Konsumenten aufgrund der aktuellen
Klimasituation kritischer einkaufen
und
umweltbewusster werden.
Kleidung ist sozusagen
unsere
zweite
Haut,
schon allein deswegen sollte es
uns ein Anliegen
sein, hohe Qualitätsansprüche zu
stellen. Für all
jene, die jetzt
„Appetit auf Bio“
bekommen haben, zwei Hinweise: Kaufberatung
bieten neben den
Umweltschutzorganisationen
die
Umweltberatung
(www.umweltberatung.at) und Clean
Clothes (www.cleanclothes.at) an.
Biokleidung wird
immer populärer. Auch
optisch unterscheidet
sie sich nicht von
„herkömmlicher“.
[ iStock ]
SCHÜLERUMFRAGE
Die Klimapioniere
Keine exotischen Früchte
Was unsere Schule für die Umwelt unternimmt.
Das Umweltbewusstsein der Jugendlichen steigt.
MATTERSBURG. Das Gymnasium
Mattersburg ist eine von zwei AHS
im Burgenland, die das ÖkologZertifikat des Unterrichtsministeriums trägt. In den vergangenen
Jahren wurden zahlreiche Projekte
zum Thema Energiesparen und
Klimaschutz durchgeführt – wie
beispielsweise eine Flurreinigungsaktion (im Jahr 2007), mehrere Alt-
Diese Seite wurde von
SchülerInnen der 6BS des
BG/BRG Mattersburg gestaltet.
handysammelaktionen, eine Altbrillensammlung (2008) und FairTrade-Aktionen (jedes Jahr).
Gesunde Ernährung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Es gibt
seit 2007 ein warmes Mittagsbuffet.
Die Menüauswahl (es wird auch
ein fleischloses Alternativmenü angeboten) wird online im Voraus getroffen, das Essen dann von einem
Gastrounternehmen gecatert.
Viel beachtet wurde 2008 das
Projekt „Vom Perpetuum mobile
bis zur Kernfusion“. Im Rahmen
eines Wahlmoduls entschieden
sich acht Schüler zur Teilnahme
am
Projektwettbewerb
von
IMST-Energy
(Innovations
in
Maths and Science Teaching) und
wählten das Thema „Energiesparen in Privathaushalten“, bei dem
Schwerpunkte wie Be- und Entlüftung, Wärmedämmung oder auch
alternative Heizmöglichkeiten behandelt wurden. Der Feuereifer der
jungen Forscher wurde belohnt –
die Gruppe durfte am Internationalen Solarenergiekongress in
Gleisdorf teilnehmen.
Aktuell läuft eine Ausstellung
von Schülerarbeiten zum Thema
„Klimaschutz und Ozonloch“ – und
die bewährten Sammelaktionen
gehen unvermindert weiter.
AUF EINEN BLICK
Q Das
BG/BRG Mattersburg
hat sich den Themen Klimaschutz
und Energiesparen verschrieben –
und eine Reihe einschlägiger
Projekte gestartet: Es gab etwa
eine Flurreinigungs- und mehrere
Althandysammelaktionen. Aktuell
läuft die Ausstellung „Klimaschutz
und Ozonloch“.
MEINUNG
FLORIAN
NIKOLAI
Jugend versus
Erderwärmung
I
st die ach so hedonistische
Jugend bereit, für den Klimaschutz Verzicht zu üben? Die
Mehrheit in der Bevölkerung
hat da wohl ihre Zweifel, oder?
Allgemein gilt: Jugend versus
Erderwärmung. Doch so gut
wie jeder der (von uns) befragten Schüler ist sich der Gefahren bewusst. Und das ist kein
schlechter Anfang. Ich bin
überzeugt, viele hätten der Jugend nicht einmal so viel Umweltbewusstsein zugestanden.
Dabei ist es fast schon angsteinflößend, wie die Phrasen zur
Klimasituation und ihre möglichen Folgen in unserer Schule
heruntergeleiert werden: Die
Auspuffgase der Autos schädigen die Natur, das Ozonloch
vergrößert sich und verschärft
den Treibhauseffekt usw. usf.
Nur wenn es um das eigene
Auto geht, fühlen sich die meisten in die Enge getrieben. Demütig geben sie zu, dass auch
sie aktiv an der Umweltverschmutzung beteiligt sind. Das
ist zumindest eine Ehrlichkeit,
die dann doch überrascht.
Im Großen und Ganzen halte
ich die Einstellung der Jugend
dem Klimaschutz gegenüber
dennoch für imponierend. An
Wissen über die Probleme
mangelt es ihr nicht. Und auch
die Bereitschaft, aktiv zu werden, ist vorhanden. Einsicht ist
doch der erste Weg zur Besserung, oder? Also wie war das
jetzt mit der gewissenlosen und
genusssüchtigen Jugend?
MEINUNG
STEFANIE HAIDEN
STEFANIE MÜLLNER
BG/BRG MATTERSBURG
VON CHRISTOPH UNTERKIRCHNER
5
VON FLORIAN NIKOLAI
MATTERSBURG. Die jungen Leute in
unserem Land stehen im Ruf, konsumorientiert und genusssüchtig
zu sein. Wir haben diese Pauschalierungen genauer untersucht und
gefragt, ob man auch bereit sei, auf
gewisse Annehmlichkeiten zu verzichten – damit die Umwelt geschont, damit ein aktiver Beitrag
zum Klimaschutz geleistet wird.
Befragt wurden eine 2. Klasse sowie
7. und 8. Klassen in unserer Schule,
dem BG/BRG Mattersburg.
Eine ansehnliche Gruppe in der
Oberstufe greift gezielt zu Obst und
Gemüse aus Österreich. Man verzichtet auf exotische Früchte oder
Lebensmittel, die bereits tausende
Kilometer an Transportwegen zurückgelegt haben. Während etwa 25
Prozent der Oberstufenschüler mit
dem eigenen Pkw in die Schule fahren, verzichten sechs Prozent ganz
bewusst aufs Auto. Sie nehmen das
Rad oder öffentliche Verkehrsmittel, wobei die hohen Benzinpreise
das Fahrverhalten beeinflussen.
65 Prozent der Schüler aus der 2.
Klasse benutzen Zug oder Bus für
den Schulweg, rund ein Viertel wird
mit dem Auto zur Schule gebracht.
13 Prozent geben aber an, dass Autofahrten wohl kalkuliert werden.
Das Auto ist auf dem Land nach
wie vor nahezu unersetzlich. Zum
Einkaufen beispielsweise benutzen
fast 90 Prozent der Oberstufenschüler und annähernd 100 Prozent der Zweitklässler den Pkw.
Eine sehr große Gruppe benötigt
das Auto auch, um Freizeitaktivitäten – wie Training, Musikunterricht,
Treffen mit Freunden und dergleichen – nachzugehen.
Eine große Mehrheit der Befragten weiß über Klimawandel und die
negativen Folgen des Treibhauseffekts gut Bescheid. Das Wissen darüber stammt sowohl aus dem Unterricht als auch aus den Medien,
wo man sich gezielt informiert.
Wie die „Kleinen“ Strom sparen
Worauf wird nur höchst selten und
widerwillig verzichtet? In den Antworten der Oberstufenschüler dominiert das Auto, die Unterstufenschüler nennen am häufigsten das
Handy. Allerdings gibt es bei den
„Kleinen“ eine hohe Bereitschaft,
Strom zu sparen – wenn auch nicht
beim Telefonieren. Dafür überlegen
die Kinder gemeinsam mit ihren
Familien genau, wie der Stromverbrauch im Haushalt reduziert werden könnte, welche Haushaltsgeräte „Stromfresser“ sind und wo
Energie gespart werden könnte.
Massentransport
S
ind wir bereit, in einer Welt
voller Treibhausgase zu leben, anstatt etwas Gutes für die
Umwelt und uns zu tun? Vielleicht haben wir hier die Antwort
auf die Frage, warum wir lieber
mit dem Auto als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.
Jeden Morgen stellen wir uns
dieselben Fragen: Werde ich den
Bus erwischen? Oder ihn nur
noch von hinten sehen? Denn
pünktlich kommt er selten.
Weiter geht’s mit der Drängelei und einer „netten“ Begrüßung vom Chauffeur: „Wo hast’
dein’ Busausweis? Des nächste
Mal zahlst!“ Es ist wieder einmal
die Zeit des Pobackenaneinanderreibens, und auf die Gurtpflicht wird auch diesmal gepfiffen. Sechs Stunden später, bei
der Heimfahrt, wartet die gleiche Prozedur auf uns.
Jene Schüler, die nach 16 Uhr
Unterrichtsschluss haben, können sich auf eine angenehme
Busfahrt mit genügend freien
Sitzplätzen freuen, dafür sind sie
die Leidtragenden, da sie eine
Wartezeit von bis zu eineinhalb
Stunden einkalkulieren müssen.
Und auch der Preis schreckt
einigermaßen vom Busfahren ab.
Zur Illustration eine Fahrt in die
Landeshauptstadt
Eisenstadt,
18 Kilometer von Mattersburg
entfernt. Fahrzeit mit dem Bus:
50 Minuten. Kostenpunkt: 3,60
Euro pro Fahrt. Fahrzeit mit dem
Auto hingegen: 20 Minuten.
Preis: individuell.
In diesem Sinne: Liebe Umwelt, es tut uns leid. Die Freude
ist nicht auf deiner Seit’. Es stehen Busse zwar bereit, aber das
ist nicht das, was uns freut!
DIE PRESSE MACHT SCHULE
6
Montag, 15. Juni 2009
Is(s)t Ried am Wolfgangsee anders?
MEINUNG
BERNHARD
KEREZSI
SCHOCKIERENDE TATSACHEN? Unser Ernährungsverhalten im Überblick.
Selbstredend
VON MAGDALENA, MARIA UND BIANCA
I
n einer Zeit, die von Biopredigern überflutet wird, ist
der Kampf zwischen Karotte
und Big Mac weiterhin unerbittlich. Man stelle sich so eine
grün denkende Welt vor, in der
Pommes frites dem Kohlrabi
weichen, Kinder ihre Eltern um
Happy Meals mit gänzlich biologisch angebautem Gemüse
und Obst anbetteln, oder noch
utopischer, Biobauern vom
Ländle mit ihren Ständen in
einem der zahlreichen McDonald’s-Restaurants um Kunden
werben.
Was
unwahrscheinlich
klingt, ist in der Realität um
vieles unvorstellbarer. Auch
wenn die Erziehenden unseres
Landes vermehrt auf die Ernährungsweise ihrer Kleinen
achten, ist Fast oder Junk Food
ein fest integriertes Merkmal
der heutigen Generation. Fetttriefende Kartoffelsticks sind
der Ersatz für unsere Kohlenhydratzufuhr, das Fleisch im
Burger liefert das wichtige
Eiweiß, und ganz ehrlich, der
Gartensalat, trocken und knackig in seiner Konsistenz, ist
die ultimative Vitaminbombe
schlechthin, oder?
Es ist doch so: Fritteuse und
Konsorten haben im Duell um
unser
Essverhalten
schon
längst die Nase vorne. Eine Esskultur ist kaum noch vorhanden. Klingt amerikanisch, ist
aber so.
FITNESSCHECK
Sport ist Mord!
Nur ein Spruch –
oder ein Motto?
VON ELISA, JOHANNA,
JULIA UND ELISA
RIED. In Bewegungsfragen ergab
unsere Umfrage, dass 50 Prozent
der männlichen Schüler zweibis dreimal aktiver sind als die
Mädchen. Diese betreiben laut
Befragung nur einmal pro Woche Sport. Erschütternd auch:
Mehr als 40 Prozent der Schüler
verbringen täglich zwei bis drei
Stunden vor dem Computer
oder dem Fernseher. Ein Fitnesscheck an unserer Schule sollte
zeigen, welche Auswirkungen
das träge Bewegungsverhalten
der Schüler hat.
Am 12. Mai 2009 veranstalteten wir einen sportmotorischen
Fitnesscheck. Schüler und Schülerinnen zwischen 15 und 20
Jahren hatten zehn Stationen zu
absolvieren, bei denen Ausdauer, Kondition, Muskeltätigkeit
und Geschicklichkeit getestet
wurden. Dabei mussten sie
Übungen wie 20 Meter Sprint,
Achtminutenlauf, Koordinationslauf, Muskelfunktionstests und
Klimmzüge
bewältigen.
Die
Schüler schnitten im Bereich
Muskeltätigkeit sehr gut ab. Im
Geschicklichkeits- und Ausdauerbereich waren ihre Leistungen
nicht zufriedenstellend.
Schüler im Fitness-Check.
[ GEPA ]
RIED. „Rrrrrrr . . . nicht schon wieder. Das Knurren, Hunger, Essen –
aber wo? McDonald’s oder daheim
einen knackigen Salat? Aaahh – wo
bleibt der Bus? Noch so lange! Was
mache ich nun . . .? Jetzt rieche ich
es auch noch! Mhm . . . gut . . .
Einen Big Mac und Pommes und
einen Donut! Boahhhh . . . ! Das
wäre es jetzt! Oder doch ein knackiger Salat?“
Stellen Sie sich vor, Sie wären
genau jetzt in dieser Situation.
Was würden Sie tun?
Wir SchülerInnen der HLW Ried
am Wolfgangsee können uns vorstellen, welche Antwort Sie von
uns Jugendlichen in so einer Situation erwarten würden.
Aber gehören wir tatsächlich zur
Fast-Food-Generation?
Um Sie vom Gegenteil zu überzeugen, starteten wir das Projekt
„Fast-Food-Generation, Gesundheit erst ab 30?“. Als wissbegierige
und engagierte Klassen haben wir
uns wochenlang mit diesem Thema beschäftigt. Wir wollten beweisen, dass wir nicht dazugehören.
Diese Seite wurde vom 1. und
2. ALG der HLW Ried am
Wolfgangsee gestaltet.
Deshalb suchten wir seit Oktober
nach gemeinsamen Erfahrungen,
anderen Blickwinkeln, eigenen Ernährungsgewohnheiten und jenen
der über 30-Jährigen.
Das Resultat: Fragebögen und
Ernährungstagebücher für Jugendliche und Erwachsene, Onlinerecherchen und Analysen, vergleichende Studien und Auswertungen, Fitness-Checks und Interviews. Selbst amerikanische Lehrer auf Austausch blieben vor unseren Fragebögen nicht verschont! Zurück in der Heimat beglückten sie ihre Schulklassen mit
unserem „Check your health online“. Nach vielen Wochen der
Auswertung hier das überraschende, aufschlussreiche Endergebnis:
ESS-TAGEBUCH
Q Experiment. Um einen
Einblick in das Essverhalten
von Jugendlichen/Erwachsenen zu
bekommen, haben wir ein
Ernährungstagebuch erstellt. Dafür
wurden 20 Testpersonen
ausgewählt. Sie sollten angeben,
was sie morgens, mittags und
abends zu sich nehmen. Die
Auswertungen ergaben, dass
sowohl Erwachsene als auch
Jugendliche zu unregelmäßig
essen. Manche Mahlzeiten, wie
Frühstück oder Abendessen,
werden einfach ausgelassen, dafür
gibt es mittags größere Portionen.
Für eine Zwischenmahlzeit greift
man oft in die Schoko-Lade.
Gesünder wären Obst und Gemüse
– aber alle Altersklassen
konsumieren zu wenig davon. Fazit:
Das Essverhalten der Erwachsenen
unterscheidet sich kaum von dem
der Jugendlichen. Von Fast-FoodGeneration kann keine Rede sein!
Weiß beginnt – Schwarz gewinnt?
ESSVERHALTEN
Q Fast
Food oder gesund?
Jeder zweite Schüler gab an,
dass er selten bis nie Fast Food
konsumiert. Dieses Ergebnis
überraschte uns doch sehr positiv.
Unsere amerikanischen Nachbarn
fühlen sich im Gegensatz zu uns
Österreichern sehr zu Mr. McDonald
hingezogen. 40 % von ihnen
konsumieren zwei- und dreimal in
der Woche Fast Food. Lediglich
23 % der österreichischen Schüler
konsumieren mehrmals am Tag
Obst und Gemüse, 27 % lassen
ganz die Finger von gesundem
Grünzeug. Vorbildlich trinken 50 %
der Schüler zwei Liter Flüssigkeit
am Tag. Um Missverständnisse zu
vermeiden: Meine lieben Herren,
Alkohol gilt nicht!
miri, ami
[ zpg ]
DER RAUCHER
Q Tag für Tag fügt er sich
und seinen Freunden
Schaden zu. Warum? Genuss oder
Sucht? Was bringt 33 % unserer
Schüler laut Umfrage zum Rauchen,
zudem der Großteil dieser Schüler
ihren Gesundheitszustand selbst
als schlecht bezeichnen? Traurig,
aber wahr, sogar die OECD-Studie
„Gesellschaft auf einen Blick“
bestätigt, dass unsere Jugendlichen
Spitzenreiter unter den Nikotinabhängigen weltweit sind. 24 % der
Burschen und 30 % der Mädchen
greifen regelmäßig zur Zigarette. Im
Gegensatz dazu steht unsere
Umfrage in Amerika. Dort rauchen
lediglich 19 % der Mädchen und
kaum Burschen dieses Alters.
gamo
ZUM NACHDENKEN
Und wir selbst?
Alle an unserer Schule dachten,
Ried sei anders. Ist es auch! Schließlich sind Ernährungs- und Kochunterricht Teil der Ausbildung. Aber so
rosig sind unsere Umfrageergebnisse dann auch wieder nicht. Sie unterscheiden sich nicht sehr vom österreichischen Ernährungsbericht
2008. In Gesundheitsfragen trifft
selten der Verstand die Entscheidung. Dass wir dennoch so selten
Fastfood konsumieren, liegt auch
am abgelegenen Schulstandort. Da
der nächste McDonald’s schwer zu
erreichen ist, müssen wir uns selbst
versorgen. Und das tun wir auch!!!
Trotz anstrengender Schultage kochen wir gemeinsam in unseren
WG. Ob unsere Projektaktivitäten zu
einer Verhaltensänderung beitragen, das ist eine andere Geschichte.
„Rauchen, Saufen, Fressen, Sex und Drogen“
Ingo Vogl im Interview: Vom Leberkäse-Sanitäter zum Gesundheits-Kabarettist.
VON LISI, CORNELIA, GÖZDE,
SABINA UND LISA
Der bekannte Kabarettist Ingo Vogl
trug im Rahmen unseres Projekts
sein aktuelles Programm vor. Die
anschließende Schülerumfrage ergab, dass Ingo Vogl 79 % der Schüler
einen Denkanstoß gegeben hat. Jedoch nur neun Prozent glauben, ihr
Essverhalten dadurch zu ändern.
Was hat Sie dazu bewegt, sich mit
Gesundheit zu beschäftigen?
Ingo Vogl: Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Ich habe immer versucht, im Kabarett – und
ich glaube auch, Kabarett lebt davon, Themen zu verwenden, die
ich selbst erlebt habe –, Erlebnisse,
bei denen ich mich authentisch
präsentieren kann, darzustellen. In
der Anfangszeit meines Sanitäterdaseins hatte ich Probleme, mir
meine Pausen einzuteilen, da ich
nie wusste, wann und wo der
nächste Einsatz auf mich wartete.
Dies war auch der Grund, weshalb
ich auf durchschnittlich fünf Leberkässemmeln pro Tag gekommen war. Mittags wollte ich natürlich auch noch etwas Richtiges
zum Essen haben, und am Abend
habe ich meistens ein oder vier
Achteln gekippt. Nach ein paar
Achteln bin ich zum Imbiss gegangen und habe mich für meinen
stressigen Sanitätertag mit einer
Käsekrainer belohnt. Dies führte
dazu, dass ich nach dem Zivildienst
16 kg mehr auf den Rippen hatte.
Wie kam es zum Umdenken bei Ihren Ernährungsgewohnheiten?
Vogl: Ich selber bemerkte nicht,
dass ich zugenommen hatte. Als
ich für eine Bewerbung am LKH
ein ärztliches Attest benötigte,
ging ich zum Arzt („Geh bitte, tua
ma des do ausfülln. I fong da
drübn o und brauch a ärztliches
Attest“, sagte ich zu ihm.). Er sah
mich an und wollte mich unbedingt untersuchen. Beim Blutdruckmessen stellte er fest, dass
mein Blutdruck bei 155/95 lag,
dies war eindeutig zu hoch. Ich
dachte mir: „Scheiße, des kann’s
doch ned sein!“ Und begann langsam meine Ernährung umzustellen; darüber hinaus machte ich
aus vier Achteln eins und bewegte
mich mehr. Irgendwann waren die
in neun Monaten angefressenen
Kilos wieder weg. Mittlerweile ist
mein Blutdruck auf 135/75 gesunken, wo er hoffentlich auch bleibt.
Und um eure Frage nun kurz zu
beantworten: „Ich erzähle nur aus
meinem Leben, Sachen, die ich
selber erlebt oder gesehen habe.“
Was versuchen Sie mit Ihren Kabaretts zu bezwecken?
ZUR PERSON
Q Ingo
Vogl
Der Salzburger Kabarettist Ingo
Vogl war lange Zeit als Sozialarbeiter tätig. Er erfüllte seinen
Zivildienst beim Roten Kreuz und
ist seither freiwilliges Mitglied
dieser Organisation. Hierbei
sammelte er viele Erfahrungen und
gewann bedeutungsvolle
Eindrücke. Seit 1998 studiert er
Publizistik und Pädagogik. Im Jahre
1990 meisterte Ingo seinen ersten
Auftritt als Kabarettist. NIMA
www. vogl-kabarett.at
Vogl: Ich habe nicht das Ziel, das
Verhalten der Leute zu ändern. Ich
möchte nur bezwecken, dass sich
die Menschen, und in diesem Fall
junge Menschen, mit der Thematik auf eine andere Art und Weise
auseinandersetzen. Die endgültige
Entscheidung muss schließlich jeder für sich selbst treffen.
Verlieren die von Ihnen behandelten Themen durch das Kabarett an
Ernsthaftigkeit?
Vogl: Ich glaube, dass die Ernsthaftigkeit in Kabaretts unübertrefflich
ist. Schließlich werden dadurch
ernsthafte Diskussionen ausgelöst.
Kabaretts sind eine der besten
Möglichkeiten, zu sich selbst zu
finden. Denn erst durch Schmunzeleien werden die Leute angeregt,
sich mit dem Thema ernsthaft
auseinanderzusetzen.
Fühlen Sie sich dazu gezwungen,
einem Schönheitsideal zu entsprechen?
Vogl: Des hab i mit 14 aufgegeben
zu verfolgen!
Gibt es etwas, auf das Sie nicht verzichten wollen, obwohl Sie wissen,
dass es ungesund ist?
Vogl: Ja, das Leben. Es ist nicht
ausschließlich gesund, sondern
ungesund. Irgendwann wird’s vorbei sein, dann passt es auch.
DIE PRESSE MACHT SCHULE
7
Montag, 15. Juni 2009
MEINUNG
VERENA
BRUNNER
Her mit dem
Krisenspeck!
W
Kaum zu fassen. Österreichs Jugend greift immer öfter zu Fast Food anstatt zu ausgewogener Ernährung.
[ EPA ]
Keine Zeit zum Essen
FAST FOOD. Stress und Hektik lassen Menschen immer häufiger zu „schnellem“ Essen greifen.
BRAUNAU. Kleine Kinder, die mit
ihren Armen wie Chicken Wings
wackeln, dazu der Refrain: „McDonald’s, McDonald’s, Kentucky
Fried Chicken and the Pizza Hut“
– so präsentiert sich DJ Ötzis Beinahe-Welthit „Burger Dance”. Der
Song bohrt sich mühelos in die
Gehörgänge der Halbwüchsigen.
Nicht ganz auszumachen ist dabei, ob es sich um einen Werbesong für Fast-Food-Ketten oder
um ein Lächerlichmachen der
uniformen Esskultur handelt.
So weit hat es Fast Food schon
gebracht: DJ Ötzi hat die Thematik
vor fünf Jahren in eine seiner musikalischen Meisterleistungen aufgenommen. Würde es sich nicht
um ein ernsthaftes Thema handeln, könnte man diesen Song in
eine Schublade mit „Anton aus Tirol“ stecken.
Im Jahr 2004 erschien der Film
„Super Size Me“, bei dem Regisseur und Hauptdarsteller Morgan
Spurlock 30 Tage lang ausschließlich McDonald’s-Produkte aß. Die
Auswirkungen: Spurlock nahm
zwölf Kilo zu und fühlte sich von
Tag zu Tag schlechter.
„Wer gesund isst, stirbt früher“
Bei diesem Film dürfte es sich allerdings um Spurlocks persönlichen Feldzug gegen den größten
Fast-Food-Konzern der Welt gehandelt haben. Der deutsche Lebensmittelchemiker Udo Pollmer
stellt in seinem 2008 erschienenen
Buch „Wer gesund isst, stirbt früher“ fest: Um eine derartige Gewichtszunahme zu erreichen,
müsste Spurlock Schilddrüsenhor-
mone und Anabolika eingenommen haben. Und würde ein Konsument laut Film von Fast Food
impotent werden, hätte Amerika
ein akutes Nachwuchsproblem.
Was als Dokumentation getarnt
wird, ist eine fiktive Geschichte,
die so manches vereinfacht. Was
sollen Herr und Frau Österreicher
nun vom Fast Food halten? Hemmen die abschreckenden Beispiele
DJ Ötzi oder Morgan Spurlock den
Konsum am schnellen Essen?
Leute. Ein flächendeckendes Kantinensystem mit gesunden Lebensmitteln wäre wünschenswert. Dass
dieses Unterfangen nicht einfach
ist, erfuhr Englands Star-TV-Koch
Jamie Oliver. Er wollte die Essgewohnheiten im Königreich von
Grund auf ändern und gewann die
Unterstützung von Ärzten und Eltern. 2004 startete er an britischen
Schulen eine Kampagne für bessere Ernährung, um Fast Food aus
den Schulen zu verbannen.
Diese Seite wurde von der
8. Klasse des BG und BRG
Braunau gestaltet.
Die Maßnahmen im Kampf gegen
das Übergewicht stießen aber auf
wenig Gegenliebe, denn die britischen Kinder ließen sich nicht einkochen. Die eingefleischten FastFood-Junkies verpflegten sich außerhalb der Schulkantinen, sie pilgerten nach alter Gewohnheit zu
Generation X-Large
In einer von Hektik geprägten Gesellschaft spielt Ernährung eine
untergeordnete Rolle. Vor allem
Jugendliche betrachten Nahrungsverzehr als lästige Zusatzaktivität:
Über 75 Prozent geben an, McDonald’s-Nutzer zu sein; zwei Drittel
essen Produkte des Konkurrenten
Burger King. So das Ergebnis einer
deutsche Studie von 2008.
Nach dem unkontrollierten Essen soll das Fett auf den Hüften
wieder zum Schmelzen gebracht
werden. Seit Kochsendungen in
diversen Fernsehsendern ein
Trend geworden sind, widmen
sich Ernährungsspezialisten den
Menschen, die ihr Gewicht nicht
in den Griff bekommen.
Gefragt ist auch die Politik: In
den Schulen soll gesünderes Essen
angeboten werden. Leberkässemmeln und Pizzaschnitten gehören
zum Hauptnahrungsmittel junger
Fish & Chips. Durch den Marsch zu
den Fast-Food-Buden sollen sie allerdings fitter geworden sein.
Mehr Fitness dürfte auch den
österreichischen Schülern nicht
schaden. Sie werden immer dicker.
Dem Ernährungsbericht 2008 zufolge weist ein Fünftel der Sechsbis Fünfzehnjährigen ein zu hohes
Körpergewicht auf. Österreichs
Nachwuchs hat schwer zu tragen:
Wer zu dick ist, wird oft gehänselt,
wer verspottet wird, isst aus Frust,
wer viel isst, futtert sich krank. Österreich hat europaweit die wenigsten Turnstunden. Sogar der Rechnungshof kritisierte kürzlich die
Stundenkürzungen im Fach „Bewegung und Sport“. Für viele Jugendlichen sind Turnstunden die
einzige körperliche Betätigung. So
fallen Chips, Cola, Couch und
Computer schwer ins Gewicht.
örter wie Rezession
und Bankrott geistern
durch die Medien. In
der finanziellen Eiszeit sollte
man es den Bären nachmachen und sich ein dickes Winterfell zulegen. Diese Expansionsmaßnahme kommt nicht
nur jedem einzelnen Hüftspeck
zugute, sondern der ganzen
Wirtschaft. Hier ein FünfPunkte-Programm:
I Gehen Sie immer mit Bärenhunger einkaufen. Durch den
stechenden Schmerz, den Ihr
missachteter Magen auslöst,
entwickeln Sie ungeahnten
Einfallsreichtum. Plötzlich kaufen Sie Lebensmittel, die Sie
sonst hartnäckig ignorieren.
I Achten Sie in den Gängen
mit Knabbereien und Schokolade auf Familienpackungen.
So baut sich nicht nur Ihr Finanzkrisenspeck auf, Sie steigern auch den Umsatz und regen die Wirtschaft an.
I Auf dem Weg vom Supermarkt ins Elektrogeschäft vergessen Sie nicht, bei jedem einzelnen Würstel- und Kebabstand stehen zu bleiben. Das
Preis-Fett-Verhältnis ist hier so
gut wie sonst nirgends. Außerdem müssen in Zeiten wie diesen besonders die armen Budenbesitzer unterstützt werden.
I Im Elektrogeschäft steuern
Sie sofort in die Abteilung für
Haushaltsgeräte. Begehen Sie
nicht den Fehler, auf Ihrem
Weg die Fitnessgeräte zu kreuzen. Beim Einkauf halten Sie
sich an das bewährte Duo: Mikrowelle und Fritteuse.
I Stellen Sie bitte sofort Ihre
beiden neuen besten Freunde
unter Strom. Doch Achtung!
Komplizierte Bedienungsanleitungen
können
extrem
schweißtreibend sein. Mit Ihren zwei neuen Eroberungen
lässt sich das Problem schnell
wieder beheben. Geben Sie
einfach alles Essbare, was Sie
finden, in die Fritteuse. Danach
schmeckt sowieso alles gleich.
Verzehren Sie das Viersternemenü unbedingt vor dem Fernseher. Durch ständige Berieselung kommt das lästige Sättigungsgefühl gar nicht erst auf.
Wenn Sie sich strikt an alle
Punkte halten, können Sie sich
zu Recht als Held bezeichnen.
Sie haben nicht nur die heimische
Lebensmittelwirtschaft
gestärkt, sondern sind auch
zum Bären mutiert.
······························································································································································································································································································································
ERNÄHRUNGSWISSEN VON OBERSTUFENSCHÜLERN
Statements
Falsch
Richtig
Ergebnisse der Befragung in Prozent
K. A.
Antwortverhalten der Schüler
Fast Food ist eine Erfindung
der Neuzeit.
48
Junk Food ist eine amerikanische
Erfindung.
31 1 Falsch
45
55 0 Richtig
Diäten führen ohne Nebenwirkungen fast
immer zu dauerhaftem Gewichtsverlust. 10
89 1 Falsch
Man kann bei zu hoher Kalorienzufuhr
beliebig viel zunehmen.
Dicke essen immer
mehr als Dünne.
Bier enthält weibliche
Hormone.
54
89 0 Falsch
41
Bier hat mehr Kalorien als
Orangensaft.
Unser Gehirn besteht zu 10 bis 20 %
aus Cholesterin.
57 2 Richtig
85
35
Eckpunkte
Ziel: Test des Ernährungswissens der Oberstufenschüler des BG/BRG Braunau am Inn
Quelle: Dr. Hiebl, BG/BRG Braunau am Inn
44 2 Falsch
11
„Lukullischer Orgasmus“
EAV-Star Klaus Eberhartinger lüftet seine Ernährungsgeheimnisse.
51 1 Falsch
69
Der BMI von Brad Pitt entspricht
dem eines „Übergewichtigen“.
Korrekte
Antwort
14 1 Falsch
64 1 Richtig
Sample: 150 Befragte im Alter
zwischen 14 und 19 Jahren
/JV
Heute aß ich zum Frühstück . . .
Klaus Eberhartinger: Reste von
einem unglaublich herrlichen,
wenn auch ungesunden Schinken
mit zwei großen Eiern glücklicher
steirischer Hühner aus Freilandhaltung und natürlich biologisch
wertvoll. Das ist jetzt nicht unbedingt sehr gesund und auch nicht
mein Routinefrühstück. Aber
manchmal ein himmlischer lukullischer Orgasmus! Sonst besteht
mein Frühstück aus einer großen
Tasse grünem Tee und Obstsalat.
Ich koche am liebsten . . .
Eberhartinger: Gar nicht! Ich bin ein
hervorragender Esser, aber ein
nicht einmal mittelmäßiger Koch,
d. h. mir schmeckt mein selbst Gekochtes nicht wirklich. Und ich
habe auch meistens nicht die Zeit
oder will sie nicht haben, um mich
als Koch zu verwirklichen.
Gesunde Ernährung bedeutet für
mich . . .
Eberhartinger: Bessere Lebensqualität, weil bessere Verdauung, weniger Krankheiten und mehr Kraft.
Selbst in Braunau aufgewachsen:
[ EPA ]
EAV-Star Klaus Eberhartinger.
Wäre ich ein Fast-Food-Gericht,
wäre ich . . .
Eberhartinger: Eine Leberkässemmel. Ich bin in Oberösterreich aufgewachsen – in Braunau am Inn –,
und da gab es einst die Fast-FoodDroge schlechthin: den legendären Sammereyer-Leberkäse. Einen
Kalbsleberkäs, der die Geschmacksnerven ein Halleluja anstimmen ließ. Und nie hätte ich
„Neuburger“ zu ihm gesagt!
Fast Food bedeutet für mich . . .
Eberhartinger: Wie der Name schon
sagt: schnelle Ernährung, Zeit sparen beim Essen mit zum Teil giftmüllverdächtigen Verdauungsergebnissen! Aber ich gebe zu, dass
mir das eine oder andere Mal
durchaus eine Pizza oder ein Burger mundet.
DIE PRESSE MACHT SCHULE
8
PREISVERGLEICH
Gesund essen
und Geld sparen
Zurück zum Herd?
Es lohnt sich! Selberkochen
ist der perfekte Weg für das
Wohlbefinden von Körper
und Sparschwein.
Gesunde Ernährung muss nicht
immer aufwendig oder teuer
sein. Unser Körper braucht lebendige Vitalstoffe, um fit und
leistungsfähig zu bleiben.
Nur frische Nahrung liefert die
ganze Palette an Vitaminen, Mineralstoffen und allem, was unser Körper noch so braucht.
Wichtig ist auch die bewusste
Nahrungsaufnahme.
Schnelles
Schlucken und Schlingen schlagen auf den Magen und können
sogar zu Magenschleimhautentzündungen führen. Gutes Kauen
dagegen hilft der Verdauung
und entlastet den Stoffwechsel.
Diese Seite wurde von der
Klasse 3 AHW der HLW
Spittal/Drau gestaltet.
Wenn die Burger auf der Alm grasen
GESPRÄCH. Was Fast Food von McDonald’s und Biogastronomie vereint, und was sie trennt.
VON SARAH MOSER UND
SABRINA NASCHENWENG
Wie sind Sie zu Ihrem Job gekommen?
Fritz Pinteritsch: Ich habe mich
schon früh mit gesunder Ernährung beschäftigt, habe im zweiten
Bildungsweg eine Kochlehre abgeschlossen und koche seit 1994 ausschließlich biologisch, da ich kein
typischer Schnitzelkoch bin.
Reinhold Krämmer: Eigentlich bin ich
gelernter Vermögensberater, mein
Traum war, eine große Almhütte zu
bewirtschaften, und weil es bei unserem Gasthaus in Gmünd Probleme mit dem Erbe gab, entschloss
ich mich, als Franchisenehmer zu
McDonald’s zu gehen.
Was ist das Spezielle an der Verarbeitungsweise Ihrer Produkte?
Pinteritsch: Biologisch zu kochen ist
nichts Außergewöhnliches, man
beschäftigt sich intensiver mit der
Auswahl und Zubereitungsart der
Zutaten. Biologisch leben heißt
nicht, dass man immer dasselbe
isst. Wenn ich es mir gesundheitlich erlauben kann, ist ein Besuch
bei McDonald’s oder im Chinarestaurant unbedenklich. Denn wenn
etwas wirklich schädlich ist, ist es
in Österreich nicht zugelassen.
Krämmer: McDonald’s arbeitet mit
Convenience-Food, d. h., die Produkte sind teilweise vorfabriziert.
Wir haben strenge Qualitätskontrollen. Deshalb ist in unseren Burgern ausschließlich 100 % Rindfleisch, und wir verwenden nur das
Brustfleisch der Hühner. Wir haben
eine Anbaufläche für Kartoffeln in
der Größenordnung von 2500 Fußballfeldern in Niederösterreich, das
sind 8,8 Milliarden Pommesstäbchen. Weil der Bedarf an Hühnerfleisch bei den 162 Restaurants in
Österreich nicht gedeckt werden
kann, wird das Hühnerfleisch größtenteils aus Spanien importiert.
I’m from Austria! Was ist dran am
AMA-Gütesiegel?
Krämmer: Gütesiegel wie das AMA-
GESUNDES FAST FOOD
Haben Sie Lust auf etwas
Gesundes und Schnelles?
Zutaten:
15 dag Mais
½ l Wasser
1 dag Butter
Salz, Curry
15 dag Zucchini
½ Stk. roter Paprika
10 dag Gouda
Zubereitung:
I Wasser, Butter, Salz und Curry
aufkochen
I Mais einrühren
I 10 min quellen lassen
I Alles
sehr
kleinwürfelig
schneiden und untermengen
I Zu Burgern formen und in wenig Fett herausbacken
Perfekt dazu passt ein JoghurtKräuter-Dip: einfach Sauerrahm,
Joghurt, Salz, Pfeffer, Zucker, etw.
Knoblauch, Schnittlauch und Petersilie vermischen.
Gütesiegel sind käufliche Dinge.
Dennoch setzt McDonald’s auf heimische Nahrungsmittel. Die Milch
für die Milchshakes und das Eis
kommt von der Firma BerglandMilch aus Klagenfurt.
Pinteritsch: Das AMA-Gütesiegel
sagt nichts aus, lediglich dass österreichisches Handwerk dabei ist.
Darum habe ich mich auf Bio zertifizieren lassen, denn wo Bio draufsteht, ist auch Bio drinnen. Keine
Qualitätskontrolle ist so stark wie
die der Konkurrenz. Die Rinder auf
unseren Wiesen werden artgerecht
gehalten, können sich in der Natur
frei bewegen, und in ihrem Futter
steckt kein Antibiotikum und auch
kein Wachstumsförderer im Unterschied zu konventionell gehaltenen
Tieren. Weiters werden in Großunternehmen auch Pestizide zum
Schutz der Pflanzen verwendet. In
Wels hat man Pestizide im Trinkwasser nachweisen können, dadurch verweiblichen die Fische,
und sie können sich nicht mehr
fortpflanzen.
Bieten Sie auch Pommes frites an?
Pinteritsch: Ich habe keine Fritteuse.
Ab 130 °C ist das Fett kaputt, und
Transfettsäuren entstehen. Das
sind gesättigte Fettsäuren und
schwer verdaulich, zum Verdauen
wird das Blut vom Gehirn abgesaugt, daher ist man nach dem Essen müde. Am besten verwendet
man kalt gepresste Öle wie Hanföl,
es enthält acht Omegasäuren. Öle
sollten nie erhitzt werden.
Krämmer: Wir verwenden Fritteusen
ausschließlich mit pflanzlichem
Raps- und Sonnenblumenöl. Pommes frites sind nicht sehr gesund,
Coca-Cola ist es auch nicht, aber es
schmeckt der Menschheit. Ich trinke am liebsten Leitungswasser. Wir
sind es leid, für die Verfettung der
Menschen verantwortlich zu sein,
es liegt in der Eigenverantwortung
jedes Einzelnen. Jede einseitige Ernährung ist ungesund. Wir setzen
auf Produkte aus unserem Raum,
wo die Burger auf der Alm grasen.
Besser konventionell aus Kärnten
als Bio aus China.
Noch ein paar wertvolle Tipps:
I Wenn Sie Geld sparen wollen,
achten Sie auf spezielle Sonderangebote. Kurz vor Ladenschluss
werden viele Produkte zum halben Preis angeboten.
I Kaufen Sie No-Name-Produkte. Diese sind viel preiswerter als
die teuren Markenartikel und
werden oft sogar vom selben Hersteller produziert.
I Kochen Sie in großen Mengen
und frieren Sie einen Teil davon
ein.
I Wenn Sie beim Kochen immer
den passenden Kochtopfdeckel
verwenden, wird Energie gespart.
Preisvergleich am Beispiel Kaiserschmarren: Bio-Kaiserschmarren
Spar Natur pur um € 2,19 für ein
bis zwei Personen.
Selbst gemacht für 4 Personen:
4 Eier
€ 0,75
¼ kg Mehl
€ 0,25
¼ l Milch
€ 0,25
0,05 kg Butter
€ 0,25
0,05 kg Staubzucker
€ 0,08
Kosten gesamt:
€ 1,58
Der HLW-Burger:
Maislaibchen bio
Montag, 15. Juni 2009
„Und das schmeckt euch wirklich?“
[ Foto: Maggi Triebelnig, Carolina Lang ]
Können bei Ihnen auch Allergiker essen?
Krämmer: Wir geben auf jedes Tablett ein Blatt, auf dessen Rückseite
die Inhaltsstoffe der Produkte angegeben sind. Es kommen viele Allergiker zu McDonald’s. Auf der
Verpackung haben wir eine Tabelle
mit den GDAs. Guideline Daily
Amounts, das ist ein Richtwert für
die Tageszufuhr von Energie.
Pinteritsch: In meinem Biorestaurant
„Mund auf“ kann jeder beruhigt zubeißen, auch Allergiker. Wir sind ein
herzfreundlicher Betrieb, der fettarm, diabetikergeeignet und laktosefrei kocht. Wir haben ein umfangreiches Trennkostprogramm, und
alle Mahlzeiten sind glutengekennzeichnet. Früher klatschten die Leute, als die Flugzeuge den Stickstoff
auf unsere Erde sprühten, sie freuten sich, weil sie dachten, alles würde besser wachsen. Leider wurde
man nicht aufgeklärt, daher kommen einige Allergien. Ein Mensch
verspeist in seinem Leben 17 kg
Pestizide durch das Verzehren von
gespritzten Nahrungsmitteln wie
Obst und Gemüse. McDonald’s
zeigt auf, was drinnen ist, ich sage,
was man essen soll.
Was halten Sie von der Idee einer
Bio-Fast-Food-Kette?
Krämmer: Die Frage ist: Was möchte
der Kunde? Unsere Kunden sagten:
Wir wollen Gemüseburger, wir
machten sie, und die Gäste kauften
sie nicht. Es ist nicht so einfach,
127 Mio. Gäste im Jahr zufriedenzustellen. Zu Fast Food im Biobereich sage ich nein, weil es zu wenig Werbemaschinerie gibt.
Pinteritsch: Wenn es auf der linken
Straßenseite einen McDonald’s
gäbe und rechts eine Bio-FastFood-Kette, wäre die Entscheidungsfreiheit des Kunden größer.
Im Moment kann er nicht anders,
als nach links zu gehen. Über ein
Bio-Fast-Food-Restaurant hat sich
keiner drübergetraut. Die Idee ist
gut.
AUF EINEN BLICK
Q Reinhold
Krämer, McDonald’s
Franchisenehmer aus Villach
(links), und Fritz Pinteritsch,
Inhaber des Biorestaurants „Mundauf“ aus Klagenfurt (rechts) im
Gespräch.
Slow Food vs. Fast Food
Was unterscheidet selbst gemachte Kärntner Nudeln bei Tisch von Burgern und Pommes frites im Auto?
Fast Food ist die englische Bezeichnung für „schnelles Essen“.
Es sind Speisen, die für den
schnellen Verzehr gedacht sind.
Langes Warten ist nicht erwünscht. Slow Food bedeutet
„langsames Essen“. Ziel dieser ursprünglich aus Italien stammenden Bewegung ist es, das Bewusstsein für genussvolles, bewusstes
und regionales Essen fördern.
Fast Food nimmt bei den meisten Menschen einen immer höheren Stellenwert ein, Nahrung muss
preiswert und zeitsparend sein.
Schon in frühester Kindheit werden wir damit konfrontiert: Zeit ist
Geld, und darum werden immer
mehr Einsparungen vorgenommen, vor allem, was die Nahrungsaufnahme angeht.
Das Essen ist im Laufe der Jahre
für viele nur noch zur unumgänglichen Nahrungsaufnahme geworden und hat an sozialer und sinnlicher Bedeutung verloren. Alles
muss schnell gehen und einfach
zuzubereiten sein, stundenlanges
Vor-dem-Herd-Stehen, wer macht
das noch? Oder besser gesagt, wer
nimmt sich dafür noch die Zeit?
Kaum einer bedenkt, dass bewusste Ernährung einen großen Teil zu
unserer Gesundheit beiträgt.
Einige Konsumenten haben
diesen negativen Trend durchaus
schon bemerkt, und eine Gegenbewegung beginnt sich aufzubauen. Im Internet kann man sich
bereits viele Anregungen und
Tipps holen, um das richtige Kochen wieder neu zu erlernen. An
Schulen nimmt der Kochunterricht eine wichtigere Rolle ein, an
einigen sind Kochen und Service
sogar Schwerpunkte und ein
wichtiger Bestandteil der Ausbildung. In der HLW Spittal an der
Drau wird jedes Monat eine gesunde Jause angeboten, die von
den Schülern zubereitet wird.
Des Weiteren steht auch Ernährungslehre auf dem Stundenplan:
Hier wird gelernt, was, wann und
wie viel man essen soll bzw.
muss, um seinen Tagesbedarf zu
decken. Man lernt, sich gesund
und ausreichend zu ernähren.
Auch Themen wie Essstörungen,
Welternährung,
ernährungsbedingte Krankheiten usw. werden
SCHÜLERUMFRAGE
A: Abschlussklasse Fachschule
Nie
1-2 x pro
Woche
A. 0
B.
B: Einjährige Haushaltschule
„Haltet Ihr 5x Obst und
Gemüse pro Tag ein?“
„Wie oft geht ihr zu
McDonald’s?“
Mehrmals/Jahr
Mehrmals/
Woche
0
4 1 3
2
C. 0 0 1
Quelle: HLW Spittal/Brau
6
6
Ja, immer
Nein, nie
00
0 1
Ja, manchmal
3
5
2 1
5
7
C: Maturaklasse
„Legt Ihr Wert auf eine
ausgewogene Ernährung?“
Ja, immer
Nein, nie
7
3
1
5
7
1
/JV
im Unterricht ausreichend besprochen.
Nicht nur ein Teil unserer Kultur
geht verloren, zu starker FastFood-Konsum hat auch medizinische Folgen. Die Geschmacksnerven gewöhnen sich an die Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe, der wahre Geschmack von
Lebensmitteln geht verloren. Die
fettreiche Kost bringt weitere Folgen mit sich: Übergewicht tritt immer häufiger auf. Zwölf Prozent der
Männer und 13 Prozent der Frauen
ab 15 Jahren sind laut der WHO
(World Health Organization – Weltgesundheitsorganisation)
stark
übergewichtig. Die Medien wollen
weiterhin dünne Models als Idealbild verkaufen, was viele Jugendliche, die noch leicht zu beeinflussen sind, in Essstörungen treibt.
Hin und wieder den Verlockungen einer Tiefkühlpizza oder McDonald’s nicht widerstehen zu
können ist an sich nichts Schlechtes. Auch beim Fast Food gilt: Mit
Maß und Ziel genossen ist es weder schädlich noch gesundheitsfördernd. Wie immer gilt: Du bist,
was du isst (Ludwig Feuerbach).
Montag, 15. Juni 2009
DIE PRESSE MACHT SCHULE
9
Fastfood ja – aber bitte nur in Maßen
Austria vs. USA
Wer is(s)t fetter?
ERNÄHRUNG. Burger und Pommes decken den Vitaminbedarf nicht einmal annähernd.
Umfrage: Amerikanische
Schüler sind wohl doch
ernährungsbewusster.
Guten Appetit: Kalorien sind in Burgern zwar unsichtbar, doch spätestens im Bikini oder in der Badehose zeigen sie sich.
VON JULIA FÜHRER, SANDRA SCHIESBÜHL UND HANNAH URBANEK
WIEN. Bei 19 Prozent der österreichischen Jugendlichen zeigt die
Waage Alarmstufe Rot an – das ist
das ernüchternde Ergebnis des Ernährungsberichtes 2009. Ein deutliches Zeichen, das zum Abnehmen aufruft – und trotzdem oft
gnadenlos ignoriert wird. Sei es
purer Zeitstress, quälender Hunger, appetitanregender Duft oder
die Verführungskraft der Werbung – der Jugend wird immer
wieder der Weg zu verschiedenen
Fastfood-Anbietern gewiesen.
In Österreich zählen McDonald’s
und Burger King zu den beliebtesten Fressdomizilen, wo Pommes
im golden schimmernden Fett ihre
Runden drehen und Burger auf
dem Feuer gegrillt werden, bevor
sie gierig verschlungen werden.
Zielgruppe: Jugendliche
Besonders Jugendliche werden
von den Fastfoodketten angesprochen. McDonald’s lockt seine Kunden mit Ein-Euro-Schnäppchen
und Happy Meals an – nicht umsonst ist McDonald’s das meistbesuchte Fastfood-Lokal in Österreich. Das Unternehmen Burger
King konzentriert sich auf deftige
Portionen – Zielgruppe sind Männer zwischen 14 und 29 Jahren.
Restaurantmanager dieser Fastfoodkette verdienen täglich ihr
Geld mit Pommes, Burger und Co,
ohne dabei mit einem schlechten
Gewissen täglich ihre Arbeit von
Neuem aufzunehmen. Schließlich
sind die meisten ihrer hungrigen
Besucher alt genug, um über ihr
Essverhalten selbst zu entscheiden – sagen zumindest die Manager. Ein befragter Franchisenehmer meint, dass er selbst darauf
achtet, dass er trotz seines Jobs
ein sich bewusst ernährendes
Vorbild für seine Kinder ist. Ein
Mittagsmenü von McDonald’s
oder Burger King kommt nicht
einmal bei ihm regelmäßig auf
den Tisch.
Ist Fastfood gesund?
Bietet ein Fastfood-Unternehmen
wie Burger King denn überhaupt
ein gesundes Angebot für kalorienbewusste Menschen? In einem
Burger sind zwar zwischen dem
gegrillten Muskelfleisch vom Rind
und dem Sesamsandwich ein paar
Scheiben Tomaten zu finden – mit
Durchmessern von 5,4 bis 6,4 Zentimetern. Das deckt allerdings
noch lange nicht den täglichen
Bedarf an wertvollen und lebenswichtigen Vitaminen und Nährstoffen ab.
Da Burger King seinen Hauptsitz in den USA hat, kann Europa
nicht selbst entscheiden, welche
Fastfoodprodukte in den Mäulern
der hungrigen Konsumenten landen. Umso tragischer ist es, dass
die Verantwortung für bewusst ernährte Europäer in den Händen
der Fettliebhaber auf der anderen
Küstenseite des Atlantiks liegt. 19
versus 23 Prozent – dieses Beispiel
vergleicht den Fettgehalt von
einem in Österreich und einem in
den USA gegrillten Burger.
Wer bei Burger King seinen
Bauch mit einem deftigen Burger
LEXIKON
Q Junkfood
Alle stark zucker-, salz- und fetthaltigen Speisen, zum Beispiel
Hamburger oder Pommes.
Q Fastfood
Alle schnell zubereiteten Speisen.
Sei es ein Apfel oder ein Fertiggericht.
Q Franchisenehmer
Ein Konzern stellt ein Geschäftskonzept gegen Geld zur Verfügung.
Der Franchisenehmer führt dieses
Konzept dann weiter.
füllen mag, wird zwischen kalorienreichen Saucen, Käse und kleinen Mengen bunten Gemüses
kein heimisches Rindfleisch finden können. Denn Burger King
wird mit Produkten aus Italien,
Holland und Deutschland beliefert. Das scheint die Gäste aber
nicht zu stören, denn täglich werden in einem Burger-King-Restaurant durchschnittlich 600 bis 700
Burger verkauft.
Die Produktpalette führt der
Triple Whopper als Flaggschiff mit
einem Fettgehalt von 74 Gramm
an – im Vergleich dazu hat ein Delight Salad nur ein Gramm Fett.
Für die beliebtesten Fastfood-Menüs ist Fett daher unersetzlich. Zuerst saugen sich die Pommes mit
dem Öl voll, und danach werden
Chicken-Nuggets im Restfett fritiert. Besondere Rohrleitungen
[ EPA ]
verbinden die Friteusen miteinander. So kann das zu Beginn golden
glänzende Pflanzenöl weitergeleitet werden, bis es letztendlich mit
leichter Bräune für die Herstellung
von Biodiesel verkauft wird.
Selbst Franchisenehmer und
Manager raten ihren Kunden,
Fastfood nur in maßvollen Mengen zu genießen und auf keinen
Fall täglich ihren Bauch mit Kalorienbomben zu füllen.
WIEN. Junk Food und Fast Food –
wo ist der Unterschied? In Österreich, und nicht einmal in Amerika, woher die Begriffe stammen,
können viele Schüler den Unterschied erklären. Fast Food sind
jene Gerichte, die wir rasch zubereiten können. Sei es ein Apfel
oder eines der derzeit stark beworbenen Convenience-Produkten. Alle stark zucker-, salz- und
fetthaltigen Mahlzeiten, wie Burger und Pizzen, zählen zu Junk
Food.
Bevorzugen Jugendliche zu
Mittag eine Pizza und ein Cola
(Junk Food) oder ein Sandwich
mit einem Glas Wasser (Fast
Food)? Die Antwort gibt eine Umfrage, in der die Meinungen von
15- bis 18-jährigen Jugendlichen,
je 20 aus einem österreichischen
Realgymnasium und aus einer
amerikanischen
Privatschule,
eingehoben wurden.
Durch den schlechten Ruf des
Essverhaltens der Amerikaner
würden speziell viele Europäer
annehmen, dass über 80 Prozent
der befragten Personen „Cola
und Pizza“ als ihr Wunschmenü
an ihrer Schule ankreuzen. Dabei
SCHÜLERUMFRAGE
„Isst du lieber Pizza und Cola oder ein
Sandwich und Wasser zu Mittag?“
3
Sandwich
& Wasser
Diese Seite wurde von
Schülerinnen der 6a des
GRG 21, Ödenburgerstraße
74, gestaltet.
·····························································································································································································································································
16
Pizza &
Cola
5
Pizza &
Cola
USA
Apfel statt Burger?
Wie wäre es daher an den restlichen sechs Wochentagen anstatt
eines Fastfood-Burgers mit einem
Fastfood-Apfel? – Eine willkommene Abwechslung für eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die auch speziell die Speisekarte vieler Jugendlicher in Österreich deutlich bunter und vitaminreicher gestalten würde.
Schmackhafte Burger mit Pommes und Co. muss man deswegen
natürlich nicht komplett vom Menüplan streichen – wer würde
sonst noch dafür sorgen, dass die
Kassen bei McDonald’s und Burger King täglich klingen und Fastfood-Unternehmen nicht die geringste Spur einer Wirtschaftskrise
wahrnehmen?
Österreich
15
Sandwich
& Wasser
/JV
Quelle: GRG XXI
sehen 75 Prozent der Befragten in
den USA lieber Wasser und ein
Sandwich auf ihrem Mittagstisch.
Im „bewusst ernährten“ Österreich sieht es da ganz anders aus.
Hier bevorzugen 80 Prozent der
Befragten ihre Pizzaschnitte und
ihr kühles Coke. So groß dürfte
die Liebe der Amerikaner für fettes Essen dann doch wieder nicht
sein.
Eine weitere Frage hat ein erschreckendes Ergebnis aufgezeigt. Fast alle befragten Jugendlichen möchten etwas an ihrem
Schulbuffet ändern. Dabei sind
es an der österreichischen Schule
hauptsächlich die Preise, aber
auch eine erwünschte größere
und vegetarische Auswahl beim
Mittagsmenü. In Amerika sieht es
aus, als wären die Preise annehmbar, aber die Wünsche der
befragten Schüler sind präziser.
Sie wollen mehr Obst und mehr
Auswahl an gesundem Essen im
Buffet. Da sollten sich die Schulen etwas Neues überlegen, denn
die hungrigen Schüler wollen gesündere Snacks!
SCHÜLERUMFRAGE
„Findest du, dass deine Schule zu
wenig gesundes Essen anbietet?“
„Eine bewusste Ernährung
trägt zu unserem
Wohlbefinden bei, sie ist der
beste Schutz vor
Übergewicht.“
„Für mich persönlich kommt
Fast Food nicht infrage. Mir
schmeckt es absolut nicht
und meinem Körper tut es
auch nicht gut.“
„Ich bin gerade dabei, ein
Buch über Kinderernährung
zu schreiben und auf meiner
Website eine Community
aufzubauen.“
„Man sollte ein eigenes
Schulfach zum Thema
Ernährung einführen. Dabei
sollte es auch einen
Praxisteil geben.“
Alfons Schuhbeck, FC-Bayern-Sternekoch
Johann Lafer, TV Koch
Sascha Walleczek, Ernährungsberaterin
Ralf Zacherl, Kochexzentriker
5
Nein
Österreich
11
Nein
USA
Quelle: GRG XXI
14
Ja
9
Ja
/JV
DIE PRESSE MACHT SCHULE
10
Montag, 15. Juni 2009
Kalorienzählen ist out!
MEINUNG
PHILIPP
NEUMANN
INTERVIEW. „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles andere nichts“, sagt
Toni Klein, Fitnessexperte, TV-Coach und Geschäftsführer des „Vital-Center Lungau“.
Pimp my
Apfelmus
D
as gute, alte Apfelmus
von Oma besteht nur aus
geriebenen Äpfeln. Dies gilt
aber nicht für die Industrie.
Tagetesöl, Weinfuselöl, Hefeöl-Destillat und Äthylacetat
verbergen sich im industriell
gefertigten Apfelmus. Diese
Zusatzstoffe verwendet die Industrie, um uns an den Geschmack ihrer Marken zu binden. Wenn unser Geschmack
schon in der Jugend verdorben
wird, hat das Unternehmen
einen Kunden fürs Leben. Belassen Konzerne die natürlichen Aromen, drohen Millionenverluste.
Es muss Ziel sein weniger
dieser Mittel zu verwenden.
Denn nichts ist besser als der
natürliche Geschmack von
Früchten.
Zusatzstoffe werden aber
auch verwendet, um die Farbe
und das Aussehen des Produktes zu verbessern. Kräftige Farben, die in der Natur nicht so
stark vorkommen, wirken appetitlicher als die echten Farben. Dass die Konsumenten
nicht wissen, wie die Produkte
wirklich aussehen, ist klar.
Wenn jahrelang eingetrichtert
wird, dass Apfelmus so aussieht und nicht anders. Man
muss aufhören Geschmack
und Farbe von Produkten zu
verfälschen, sonst werden wir
den echten Geschmack von
Gemüse und Obst bald nicht
mehr kennen. Nur noch den
Geschmack der Konzerne.
emm1b@multiaugustinum.com
LEBENSMITTEL
Phosphorsäure
im Cola
VON ALEXANDER ZWITTNIG
UND FLORIAN NEUMANN
ST. MARGARETHEN. Als Konservierungsmittel wirkt Phosphorsäure
in Lebensmitteln, etwa Cola, und
wird dort als E-Nummer deklariert. E-Nummern sind Zusatzstoffe, die in fast allen Lebensmitteln enthalten sind. Diese
dürfen nicht gesundheitsschädlich sein, doch ein gewisses Risiko bleibt.
„E“ steht für „von der EU geprüft und zugelassen“. Nicht jedes Produkt, das Zusatzstoffe
enthält, ist gekennzeichnet, wie
etwa Alkohol. Die wichtigsten
Stoffgruppen: Konservierungs-,
Farbstoffe, Geschmacksverstärker. Da sehr viele Stoffe im Umlauf sind, veröffentlicht die Arbeiterkammer eine Internet-Liste: www.arbeiterkammer.at.
Schüler des MultiAugustinum
machen sich Gedanken über
Gesundheit
Ernährung
92%
80%
14 –17 Jahre
86%
72%
18 –21 Jahre
Quelle: Karin Schnitzer, Rebecca Lackner,
Monika Haller, Lisa Reinmüller
/JV
Slow Food, die Bewegung für mehr Genuss. Wird in Zukunft Fast Food „überholt“ sein?
VON FRANZISKA HASLINGER
UND ALEXANDRA PICHLER
MultiAugustinum: Welche Lebensmittel gehören für Sie zu Fast Food?
Gibt es auch gesundes Fast Food?
Toni Klein: Fast Food ist schwer zu
definieren. Es bedeutet schnelles
Essen und nicht ungesundes Essen.
Zu Fast Food zählen nämlich außer
Fertiggerichten, die sehr fett- und
zuckerreich
sind
und
viele
„schlechte“ Kalorien enthalten,
auch Obst und Gemüse mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen.
Der Trend geht jedoch in Richtung
Slow Food (siehe Artikel unten).
Wie ernährt man sich gesund?
Klein: Kalorienzählen ist out! Als
Richtwert für eine Mahlzeit sollte
gelten: Zwei Hände Vitalstoffe, zum
Beispiel Gemüse, Salat, eine Hand
Kohlenhydrate, zum Beispiel Brot,
Nudeln, Reis und eine Hand Eiweiß, etwa Fleisch oder Fisch. Drei
bis fünf Mahlzeiten pro Tag sind
optimal. Sobald man weniger isst,
stellt sich der Körper auf Sparflamme um und die Fettverbrennung ist
erst einmal gehemmt. Stattdessen
beginnt der Körper vermehrt Muskeln abzubauen, um Energie zu
sparen. Eine jährlich durchgeführte
Studie von McDonald’s zeigt, dass
Kinder weniger essen als vor 20 Jahren, doch sie machen zu wenig Be-
wegung. Die Fettzufuhr hat sich
zwar verringert, dafür werden mehr
Kohlenhydrate, vor allem „schlechte“ wie Zucker, gegessen. Da es
kaum jemand schafft, sich jeden
Tag gesund zu ernähren, kann man
sich auch ein bis zwei Tage in der
Woche gönnen, an denen man mit
ruhigem Gewissen schlemmen
kann. Solange man sich die restlichen fünf Tage „richtig“ ernährt.
Was ist für Sie ein perfekter Ernährungs-Tagesplan?
ZUR PERSON
Toni Klein ist
Geschäftsführer des „VitalCenter“ in Mariapfarr. Seine
Fachgebiete
sind Bewegung
und
Ernährung. Er studierte Sportwissenschaften und betriebliches Gesundheitsmanagement.
Im Herbst 2008 lief auf ATV die
TV-Show „Österreich isst besser!
– Das Teenager Camp!“, in der
Toni Klein Sasha Walleczek tatkräftig als Fitness Coach zur Seite stand. Eine zweite Staffel wird
im Herbst 2009 folgen.
Klein: Vor dem Frühstück ist es
empfehlenswert, zwei Gläser lauwarmes Wasser, eventuell mit
einem Schuss Essig oder etwas Zitrone, zu trinken, um den Stoffwechsel anzukurbeln. Zum Frühstück sollte man entweder ein
Müsli mit frischem Obst oder ein
pikantes Frühstück, Vollkornbrot,
Frischkäse, Magerschinken, Ei, zu
sich nehmen. Als Vormittagsjause
kann man Obst oder Gemüse
knabbern. Es wäre optimal das
Mittagessen frisch zu kochen und
auf Paniertes zu verzichten. Für
einen eventuellen Heißhunger am
Nachmittag sollte man immer Nüsse oder Trockenfrüchte bereithalten. Am Abend sollte man Kohlenhydrate meiden und Eiweiß zu sich
nehmen. Wichtig ist jedoch, dass
man neben einer gesunden Ernährung auch regelmäßig Sport betreibt, um Muskeln aufzubauen,
und dadurch einen höheren
Grundumsatz zu bekommen.
Kann man seine körperliche Gesundheit noch retten, wenn man
sich erst ab 30 gesund ernährt?
Klein: Es ist nie zu spät für eine Ernährungs- bzw. Lebensumstellung.
Bereits mit 30 Jahren beginnt die
Muskulatur abzunehmen, ab 50
nimmt die Muskulatur stark ab.
Man kann den Alterungsprozess
gezielt stoppen, indem man seine
[ Michaela Mitterbucher ]
Muskulatur kräftigt und sich intelligent ernährt. Somit beugt man
auch Zivilisationskrankheiten wie
Herz-Kreislauferkrankungen, Allergien oder Diabetes vor.
Im Herbst waren Sie auf ATV zu sehen. Wie war für Sie die Arbeit mit
den übergewichtigen Jugendlichen?
Klein: Sehr lustig. Die Jugendlichen
stammen aus schwierigen Verhältnissen. Meistens sind die Eltern, indem sie ihre Vorbildwirkung vernachlässigen, das Problem. Wenn
Diese Seite wurde von der
E1b-Klasse des
MultiAugustinum in
in St. Margarethen/Lungau
gestaltet.
Eltern selbst kein Obst und Gemüse essen, kann man sich auch
von ihren Kindern nichts anderes
erwarten. Die Jugendlichen waren
am Beginn keine Teamplayer, deshalb war das Camp am Beginn für
sie beinhart. Trotzdem erreichten
wir ein sehr positives Ergebnis. Sieben von acht sind am besten Weg.
Ziel sollte sein, sich den inneren
Schweinehund zum Freund zu machen. Dann kann man Sport mit
Freude genießen. Erfolg motiviert!
SLOW FOOD
„Wir essen nur selbst gemachte Produkte“
Familie Naynar lebt die Slow Food-Bewegung auf ihrem Lungauer Bauernhof.
VON VEDRANA MARINKOVIC, SIMONE
GRUBER UND LUKAS SCHOBER
GÖRIACH. Auf 1250 Metern Seehöhe liegt der „Hiasnhof“ in Göriach von Familie Naynar, mitten in
den Niederen Tauern im Salzburger Lungau. Seit 20 Jahren bewirtschaftet Gunther Naynar mit der
Hoferbin und seinen vier Kindern
den „Hiasn“ mit 28 Hektar Land.
Dem Bauern und mittlerweile bekannten Käser war die Landwirtschaft allerdings nicht in die Wiege gelegt worden; er absolvierte
zunächst ein Kunststudium und
unterrichtete anschließend am BG
Tamsweg. „Meine Wurzeln liegen
nicht in der Landwirtschaft, aber
bereits in der Pubertät reifte in mir
der Gedanke an ein Leben als Bauer“, erinnert sich der 54-Jährige.
Bauer zu sein, bedeute aber
nicht gleichzeitig für Slow Food
einzutreten, oft sei es sogar das
Gegenteil, betont er und verweist
dabei auf riesige Agrobetriebe in
anderen Gegenden. Die Begeiste-
rung für die Käserei und Slow
Food wurde bei ihm in Italien geweckt. „Ich war vor fünf Jahren bei
einem internationalen Treffen von
Kleinbauern in Turin, es war eindrucksvoll und die Atmosphäre
hat mich begeistert“, erzählt Gunther Naynar mit leuchtenden Augen. Da sei für ihn klar gewesen,
auch hier im Lungau eine Slow
Food-Bewegung zu gründen. Diese weltweit vernetzte Organisation
fördert das Bewusstsein für den
Wert des Essens sowie für eine
Esskultur, die den Nahrungsmitteln einen entsprechenden Respekt entgegen bringt. Keine langen Transportwege, eine große
Vielfalt und ursprüngliche Sorten,
angelehnt an den Fair-Trade-Gedanken sind das Fundament von
Slow-Food.
Kinder dürfen „sündigen“
Für den „Präsidenten“ von SlowFood Lungau steht fest, warum
dennoch Fast Food bei den meisten Menschen einen höheren Stel-
Slow Food-Bauer Gunther Naynar beim
[ Lukas Schober ]
täglichen Käsewaschen.
lenwert hat: „Fast Food ist Bestandteil unseres Lebensstils, und
der ist alles andere als slow, alles
ist auf Schnelligkeit gestellt.“ Diesem Trend will er sich jedenfalls
nicht anschließen. Er hat aber
auch kein Problem damit, wenn
seine Kinder ab und zu Fast Food
essen, betont jedoch, dass das gemeinsame Mittagessen auf dem
„Hiasnhof“ eine wichtige Zeremonie sei. Und was da auf den Tisch
kommt, stammt fast alles aus
Selbstversorgung. „Wir essen nur
selbst gemachte Produkte“, erklärt er voller Stolz. Vor allem auf
die Veredelung von Ziegen- und
Kuhmilch hat sich Familie Naynar
spezialisiert. Auch die Brüder
Obauer und viele andere hochdekorierte Haubenköche schwören
auf die Käsespezialitäten vom
„Hiasnhof“.
Wie kann man Jugendlichen gesunde Ernährung schmackhafter
machen? Diese Frage beschäftigt
naturgemäß auch den „Hiasn“Bauern, hat er doch selber vier
Kinder im Alter von 10 bis 18 Jahren. Seine Devise lautet: „Der beste Weg ist der persönliche Kontakt,
es geht nicht in Massenentwicklung, aber letztlich ist jeder für seine Gesundheit verantwortlich.“
DIE PRESSE MACHT SCHULE
Montag, 15. Juni 2009
„Zwei Drittel der
Schüler essen in der
Früh noch nichts“
MEINUNG
ERNA WEISS
(BIO-LEHRERIN)
Gesunde
Ernährung
erst ab 30?!
S
chon im Kindergartenalter
bringt die „Ernährungsmaus“ den Kindern bei, sich
richtig zu ernähren. Die Mutter
geht mit den Kindern gesundes
Obst und Gemüse einkaufen
und versucht, ein gutes Vorbild
zu sein. Später hört man in der
Schule jede Menge über Ernährungslehre. Tatsächlich wissen
sehr viele Jugendliche Bescheid
INTERVIEW. Eine Schulärztin über „Sünden“
bei Ernährung und gesunde Alternativen.
VON CORNELIA ROSENAUER
Wie, finden Sie, ernährt sich unsere
Schule, die HAK Steyr, generell?
Andrea Höller: Zum einen Teil essen
die Schüler ernährungsbewusst,
aber zum anderen Teil katastrophal. Die meisten Schüler lassen
sich immer von den schmackhaftesten Angeboten verführen, welche nicht immer gut für den Körper sind. Zum Beispiel: Kaufe ich
mir in einem Supermarkt eine
Wurstsemmel, dann gehe ich mit
Sicherheit bei der Kassa nicht vorbei, ohne mir eine kleine Süßigkeit
mitzunehmen. Wenn ich mir im
Gegensatz dazu bei einem Fleischhauer eine Wurstsemmel kaufe,
gibt es gar kein Angebot für etwas
Süßes, sprich: Ich entwickle erst
gar nicht das Bedürfnis, mir noch
etwas dazuzukaufen. Es ist auch
ein Problem an der Schule, dass
die Angebote nicht immer nur den
Grundnutzen Hunger stillen, sondern auch gleichzeitig ungesund
sind oder dick machen. Aber der
Mensch entwickelt Bedürfnisse für
Sachen, für die geworben wird.
Können bzw. sollen Lehrer etwas
zur gesunden Ernährung der Schüler beitragen?
Höller: Als Vorbilder können Lehrer
nicht wirklich viel machen, sie
sind unregelmäßig anwesend. Das
Einzige, was Lehrer machen könnten, wäre, für gesunde Angebote
für die Schüler zu sorgen, aber natürlich nur, wenn auch die Nachfrage seitens der Schüler bzw.
Eltern besteht.
Einsicht bezüglich gesunder
Ernährung kommt oft erst
mit zunehmendem Alter.
Finden Sie, dass die Esspausen an
unserer Schule zu kurz oder zu lang
sind?
Höller: Wenn ein Schüler bewusst
frühstückt, beträgt der Sättigungsgrad 4 bis 6 Stunden, die erste Jausenpause ist dann um zirka 10 bis
10:30 Uhr nötig! Eine Zeit von 15
bis 20 Minuten reicht, um genug
zu essen. Aber wenn man vorher
noch rauchen oder die Jause kaufen muss, is(s)t man im Stress, was
auch nicht gesund ist.
Schnelles Essen als Pflichtgegenstand an Österreichs Schulen: Anstellen am
Schulbuffet und Verzehr der Jause – und das alles in 15 Minuten Pause. [ Piaty ]
Was wäre Ihrer Meinung nach der
„beste“ Pausenfüller, um die Konzentration für die nächste Unterrichtsstunde wieder aufzubauen?
Höller: Ein Vollkornweckerl oder
Brot mit Wurst oder Käse je nach
Geschmack, dazu Obst und zur
Nachspeise ein kleines Stück Schokolade. Natürlich darf auf genügend
Flüssigkeit nicht vergessen werden!
Höller: Stressbedingt in Kombination mit falscher Ernährung – ja.
Grundsätzlich haben zwei Drittel
der Schüler in der Früh noch
nichts gegessen. Oder sie haben in
der Nacht wegen einer Schularbeit
viel gelernt, all solche Faktoren
führen zu Übelkeit und Magenschmerzen.
Ist der Grund für Magenschmerzen
und Übelkeit bei Schülern überwiegend falsche Ernährung?
ZUR PERSON
Q Andrea
Höller ist seit rund 13
Jahren Schulärztin an der HAK/HLW
Steyr. Sie hat jährlich 1700 Schüler
zu betreuen. Schwerpunkt ihrer
Tätigkeit sind die gesetzlich
vorgeschriebenen Gesundenuntersuchungen am Schulstandort. Sie
macht der Schulleitung unter
anderem Vorschläge zur
Verbesserung der Ergonomie am
[ Hagauer ]
Arbeitsplatz Schule.
Ist Frühstück am Morgen wichtig?
Höller: Ja, natürlich! Wenn Schüler
aber meinen, sie können in der
Früh nichts essen, sollten sie wenigstens etwas trinken. Der Grund
ist, dass der Körper und auch das
Gehirn erst auf „wach“ umschalten, wenn der Magen zu arbeiten
beginnt.
Ist Fastfood wirklich so schlecht, wie
alle sagen, oder gibt es hier eine Verwechslung mit Junkfood?
Höller: Beide sind nicht nur
schlecht, es kommt auf die Menge
an! Fastfood ist einfach nur
schnell zubereitetes Essen – es
kann sowohl gesund als auch ungesund sein. Trotzdem ist es keine
Dauerlösung! Junkfood sind im
Gegensatz Fertiggerichte, die man
zum Beispiel nur in die Mikrowelle
schiebt. Wenn ein Schüler einmal
in der Woche zu McDonald’s geht,
ist das auch nicht schlimm, wenn
er sich in der restlichen Woche bewusst gesund ernährt. Das Problem beim Junkfood ist, dass es
eine riesige Menge an Kohlenhydraten beinhaltet. Diese geben
zwar ein Sättigungsgefühl, welches aber nach zwei Stunden
schon wieder verschwunden ist –
man hat wieder Hunger.
Welche Verbesserungen wären
für Sie als Schulärztin an unserer
Schule wichtig?
Höller: Da sich eine HAK nicht oft
mit sozialen Themen wie zum
Beispiel Ernährung beschäftigt,
würde ich vermehrt Projekte fördern, die den Jugendlichen einen
intensiveren Einblick durch aktives Arbeiten am Thema zu verschaffen. Zum Glück gibt es ja einige Projekte, wie zum Beispiel
„Das perfekte Frühstück“, an dieser Schule. Da können Schüler
fürs Leben lernen.
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Jeder zweite Schüler hat
keine Zeit fürs Frühstück
„Jedem das Seine“
Wie Bodybuilder, Vegetarier und Muslime essen.
VON HASIDA KURSPAHIC
UND LISA KRONSTEINER
SCHÜLERUMFRAGE
Was Schüler frühstücken
1 % Sonstiges
13%
Wurst, Käse
30%
kein
Frühstück
Warum frühstücken die Kids nicht?
50%
Keine
Zeit
5%
Keine Lust
13%
Cerealien
18 %
Honig, Marmelade
25%
nur Getränke
Quelle: David Heidel, Sandra Sonnleithner
STEYR (red.). Viele Schüler kommen
mit leerem Magen in die Schule,
weil sich am Morgen kein Frühstück mehr ausgeht. Das ist eines
der zentralen Ergebnisse einer Umfrage, die von der HAK Steyr, der
HAK Waidhofen und der HLW
Weyer gemeinsam im Rahmen des
Vorsorgepreises Niederösterreich
zum Frühstücksverhalten von
Schülern durchgeführt worden ist.
38%
Keine
Hunger
7%
Zu Müde
STEYR. Genauso wie Muslimen bei
Schweinefleisch und Alkohol die
Hände gebunden sind, sind auch
dem Bodybuilder gewisse Nahrungsmittel verboten. Für einen
Bodybuilder ist es am Ende des
Tages ausschlaggebend, wie viel
Diese Seite wurde von der
3EK der HAK Steyr gestaltet.
Betreuungslehrer: Andrea
Hagauer-Riml und Karl Piaty.
/JV
Das er-„nüchternde“ Ergebnis,
so der Auftraggeber der Studie,
Hermann Schrey: Über die Hälfte
der Schüler frühstückt gar nicht
oder nimmt nur ein Getränk zu
sich. Laut einer australischen Studie ist Zeitmangel der Hauptgrund
für den Frühstücksverzicht.
http://www.mbf.com.au/AboutM
BF/Mediareleases/missing_breakfast.html
11
Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett er
zu sich genommen hat. Hingegen
ist es für einen Muslimen nur
wichtig, das Fleisch eines Wiederkäuers zu essen.
Für einen Vegetarier nimmt der
Mensch ohnehin zu viel Eiweiß zu
sich, doch für einen Bodybuilder
kann es nie genug sein. Denn er
benötigt grundsätzlich eine sehr
hohe Eiweißzufuhr und einen
leichten Kalorienüberschuss. Auf
die Frage, ob diese Einstellung gesund ist, bekamen wir eine relativ
einfach verständliche Antwort:
„Jeden Tag eine Tafel Schokolade
und übermäßiger Alkoholkonsum
sind unter dem Strich sicherlich
nicht besser als ein täglich erhöhter Eiweißspiegel!“ Der Vegetarier
ist davon überzeugt, dass er sich
auch mit Fleischersatzprodukten
gesund ernähren kann, während
der Muslim daran glaubt, dass
Schweinefleisch besonders ungesund ist.
Jeder dieser drei hat einen anderen Grund für seine Essgewohnheiten: Für den Bodybuilder ist es
reine Einstellungssache. Beim Vegetarier ist es ein „Protest“ gegen
die gewalttätige Behandlung von
Nutztieren, aber auch die Liebe
zur Umwelt. Der Muslim dagegen
hält sich ausschließlich durch die
Treue zur Religion an die „Regeln“.
Auch wenn sie alle drei sehr
unterschiedliche Gründe für ihre
Essgewohnheiten haben, bestätigen sie unisono: „Würden gesundheitliche Gründe gegen mein Essverhalten sprechen, würde ich keine Sekunde zögern, um dieses zu
ändern. Jedem das Seine, aber
nicht um jeden Preis!“
über gesunde Ernährung. Jetzt
aber schlägt die große Konkurrenz aller Eltern und Lehrer
übermächtig zu, nämlich die
Werbung. Wo es doch laut Werbung viel schneller und effektiver mit Fast- und Junkfood
geht, wird man doch nicht Zeit
vergeuden mit aufwändig kochen und schön essen. Nur wenige Jugendliche achten wirklich auf ihre Ernährung. Das
Wissen über gesunde Ernährung wird meist erst wieder
ausgegraben, wenn man selbst
ein Kind bekommt oder vorhat,
eine Familie zu gründen – meist
erst mit 30. Spätestens dann
versucht man, alles anders zu
machen – ungefähr so, wie damals schon die Grufti-Eltern
und -Lehrer gemeint hätten.
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MEINUNG
SIMON
KRIECHBAUM
Zum Fastfood
verdammt
D
en Jugendlichen wird vorgeworfen, sich nur von
Fastfood, sprich ungesunden
Sachen, zu ernähren. Dabei
muss Fastfood an sich gar nicht
immer ungesund sein, aber das
„fast“ beim Essen schon. Wie
alles in unserem Leben muss es
immer schneller und schneller
gehen. Also kein Wunder, dass
sich dieser Trend auch beim
Essen fortsetzt. Irgendwie ist
die „Fast-Food-Generation“ ein
Zeichen unserer Zeit. Schon
von frühester Kindheit an wird
man ans schnelle Essen gewöhnt. Aber am schnellsten
wird es wohl in der Jugendzeit.
Da beginnt der Tag mit einem
Frühstück in Rekordzeit. Falls
man es dann in der Schule
Essen wird für Schüler
immer mehr zum Wettlauf
mit der Zeit.
nicht bis zur Jausenpause aushält, wird schnell ein Stückchen vom Brot verschlungen.
Natürlich möglichst rasch, um
Frau Professors strengen Blicken zu entgehen. Und wehe,
wer da seinen Appetit nicht zügeln kann. Am Nachmittag
lässt der Freizeitstress kaum
Zeit zum „Slowfood“-Verzehr.
Am Abend wird dann noch
schnell etwas vor dem Fernseher oder über dem Hausübungsheft verdrückt. Guten
Appetit!
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