Fast Food, Klima und EU – seitenweise
Transcription
Fast Food, Klima und EU – seitenweise
WARUM ÖKO-KLEIDUNG CHIC IST Gedankenexperiment: Österreich ist frei!? „Müsli zum Anziehen“. Immer mehr Menschen tragen umweltfreundliche Kleidung und wollen damit für gerechtere Löhne und eine bessere Öko-Bilanz sorgen. SEITE 5 Nach einem EU-Austritt wäre Österreich in vielen Bereichen auf sich allein gestellt. S. 2 MONTAG, 15. JUNI 2009 //// DIEPRESSE.COM/BILDUNG/SCHULE macht Schule FREI SEIT 1848 Fast Food, Klima und EU – seitenweise „PRESSE“–SCHULWETTBEWERB. Schülerinnen und Schüler machen Zeitung: Zwölf prämierte Seiten – die Besten aus 59 Einreichungen – zu drei aktuellen Themen: Fast-Food-Generation, Europa 2009, Welt im Klimawandel. Am „Presse“-Newsdesk Zeitung machen: Schüler und Schülerinnen der De-la-Salle-Schule Marianum aus Wien gestalten eine Seite zum Thema Europa für „Die Presse macht Schule“. Unterstützt werden sie dabei inhaltlich von Europa-Redakteur Oliver Grimm (l.) und gestalterisch von Artdirector Stefan Förstel. [ Clemens Fabry ] WIEN (red.). Im Herbst fiel die Entscheidung: Machen wir mit? Und 59 Schulklassen haben mitgemacht. Es ging darum, ein Thema zu recherchieren, und dann für die Zeitung aufzubereiten: Interviews zu führen, Experten anzuschreiben, Umfragen zu organisieren, Gedanken für Kommentare zu entwickeln und vieles andere mehr. Das Ziel: eine Seite in der „Presse“ zu füllen – mit eigenen Texten, eigenen Bildern, eigenen Ideen. Das Unterrichtsministerium führte heuer zum dritten Mal mit der „Presse“ die Aktion „Presse macht Schule“ durch. „Wir wollen jungen Menschen den eigenständigen und reflektierten Umgang mit Medien vermitteln“, sagt dazu Bundesministerin Claudia Schmied. Medienkompetenz, so die Ministerin, sei die Vorausset- zung dafür, sozialen, politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen selbstbewusst begegnen zu können: „Das große Engagement unserer Jugend, das sich im Rahmen dieses Projektes durch hervorragende Beiträge zeigt, freut mich besonders.“ Alle 59 Klassen reichten tatsächlich ausgezeichnete Exposés ein. Umso schwieriger war die Entscheidung der Expertenjury, die heuer aus Richard Kühnel, dem Vertreter der EU in Wien, Sektionschefin Heidrun Strohmeyer, Bildungspolitik-Fachfrau im Unterrichtsministerium, dem Wiener Herzspezialist Professor Ernst Wolner und Michael Prüller, dem stellvertretenden „Presse“-Chefredakteur bestand. Die Aufgabe der Jury war, die zehn Finalisten zu küren. Nach intensiven Diskussionen standen schließlich jene zehn Klassen fest, die eingeladen wurden, die folgenden zehn Seiten zu gestalten: I „Fast-Food-Generation – Gesundheit erst ab 30?“: BG/BRG Braunau BHAK Steyr HLW Ried am Wolfgangsee HLW Spittal/Drau Multiaugustinum St. Margarethen GRG 21 I „Europa im Jahr 2009 – gemeinsam oder einsam?“: BORG Bad Radkersburg De La Salle Schule Marianum I „Die Welt im Klimawandel – eine tickende Zeitbombe?“: BG/BRG Mattersburg BRG Traun Der Schwerpunkt auf dem FastFood-Thema ist nicht zufällig: Zwei Drittel aller Einreichungen haben sich damit befasst. In Phase zwei des Projekts ging es dann ans konkrete Zeitungsmachen. Die zehn Finalistenklassen bekamen Besuch von „Presse“-Redakteuren, um die Seiten vorzubereiten. Und wenn dann die einzelnen Elemente feststanden, die Bilder und Grafiken ausgesucht, die Texte fertig waren, kamen die Teams in die „Presse“-Redaktion. Hier wurde letzte Hand angelegt. Vor allem galt es, die mitgebrachten Texte zu kürzen, damit sie auf die Seite passen – so viel gibt es zu sagen und zu berichten, und so wenig passt auf eine Seite! Und nun liegt das Ergebnis vor – wie schon in den beiden vergangenen Jahren knapp drei Wochen vor der Zeugnisverteilung als Zeugnis anderer Art, nämlich für Interesse, Engagement, Nachdenklichkeit und Stilsicherheit der Schülerinnen und Schüler. Und natürlich auch ihrer Lehrkräfte, die damit wieder einmal alle Pauschalurteile über ihren Stand entkräftet haben. Für das Unterrichtsministerium und die „Presse“ ergibt sich damit schon eine schöne (Zwischen-)Bilanz: 178 Klassen haben bereits teilgenommen, aus allen Bundesländern und allen Formen der höheren Schulen – Gymnasien, Handelsakademien, Höhere Wirtschaftliche Lehranstalten, HTL, Fachschulen, Schulen für Berufstätige . . ., öffentliche ebenso wie Privatschulen. Insgesamt waren 156 Schulen vertreten, davon zwei sogar in jedem der drei bisherigen Bewerbe. Allen Teilnehmern gebührt die ungeteilte Anerkennung der „alten Hasen“ der „Presse“! (Hans Dachler) BORG Spittal/Drau (Wolfgang Graf) HLW Spittal/Drau (Helga Ebner) Multiaugustinum St. Margarethen (Christian Schneeberger) BHAK/BHAS St. Pölten (Elisabeth Sterkl) BHAK/BHAS Steyr (Andrea Hagauer-Riml, Karl Piaty, Manfred Schörghuber, Michaela Steinparz) Handelsakademie Tamsweg (Raimund Enzinger) BRG Traun (Roswitha Hoffmannn) BG/BRG Tulln (Doris Sadek) HTL Vöcklabruck (Franz Frank, Marianne Kaltenbrunner) BHAK/BHAS Waidhofen/Ybbs (Manfred Schörghuber) BG/BRG Wieselburg (Leopold Klauser) Stiftsgymnasium Wilhering (Stefan Gregor Achleitner) Schulen aus Wien: Bakip 8 (Birgit Lederer) BMHS Die Herbststraße (Alexander Preisinger) Fachschule für wirtschaftliche Berufe Hahngasse (Lydia Dub, Stefan Pointner) Fachschule für wirtschaftliche Berufe der Dominikanerinnen (Michaela Brightwell) GRG 10 (Hedwig Kadletz) GRG 21 (Ursula Abraham) GWIKU 18 (Andrea Biwald) BG/BRG Heustadelgasse (Barbara Vill, Ilona Hajnik) HLW 10 (Eva Spörker-Gauß) Vienna Business School (Rudolf Brandstätter) De La Salle-Schule Marianum (David Schwarzbauer) HLW10 (Alexandra Wiesinger) GRG XXI-F21 (Dagmar Höfferer) HLMW9 (Angelika Hawlik) BG Babenbergerring (Eleonora Kurzreiter) ALLE TEILNEHMENDEN SCHULEN Q 59 Klassen aus 47 Schulen haben heuer bei „Presse macht Schule“ mit hervorragenden Einreichungen mitgemacht. Hier die Schulen (und die verantwortlichen Lehrkräfte): Tourismusschule Bad Hofgastein (Isabella Löschenbrand) BORG Bad Radkersburg (Silke Kamper) BG/BRG Braunau (Christiane Hiebl) BHAK Eferding (Eveline Eisterer) HLFS Ursprung (Konrad Steiner) BG Freistadt (Ingeborg Haller) BG/BRG Lichtenfels (Erika Kallinger) BORG Jennersdorf (Doris Salmhofer) BHAK Judenburg (Harald Steinberger) BG/BRG Judenburg (Johann Mischlinger) Akademisches Gymnasium Linz (Birgit Sedelmaier) HBLW-Landwiedstraße Linz (Christian Schartner) BG/BRG Mattersburg (Claudia Banny) BHAK Neunkirchen (Christa Zumpf) BG Rein (Aloisia Zettl) BHAK Retz (Ingrid Holzer) HLW Ried am Wolfgangsee (Sonja Lidl) HBLA Saalfelden (Robert Kalss) Höhere Lehranstalt für Berufstätige für Informationstechnologie Schwechat DIE PRESSE MACHT SCHULE 2 Montag, 15. Juni 2009 Österreich ist frei! GEDANKENEXPERIMENT. Nach einem EU-Austritt wäre Österreich in vielen wichtigen Bereichen auf sich allein gestellt. wäre ähnlich der isländischen Krone oder dem ungarischen Forint etwa anfällig für Spekulationen und könnte dadurch die Auswirkungen der Finanzkrise weniger gut abfedern. Außerdem müssten Österreichs Exporteure mit hohen Wechselkursschwankungen rechnen und diese teuer absichern. Auch die viel gepriesene Reisefreiheit wäre Schnee von gestern, und auf österreichische Touristen würden wieder hohe Wechselspesen bei Reisen warten. Das Aushandeln von Sondervereinbarungen mit den Schengen-Ländern, die diese Nachteile beseitigen könnten, würde Jahre dauern. VON SEBASTIAN EGGERT, STEPHAN PRIELER UND NIKOLAAS VON SCHRADER WIEN. Zerschlissene Banner ehemaliger Designershops fegen über den Beton, allerhand Baugerät rostet stumm vor sich hin und Anzeigen heimischer Immobilienfirmen zieren die ehemals so glamourös dekorierten Schaufenster. Der etwas in die Jahre gekommene Stephansdom spuckt nur noch vereinzelt Touristen aus und verschweigt seinen ehemaligen Glanz. Straßenmusiker spielen für Herrn Turnschek (52), den ehemaligen Geschäftsführer der Erste Bank in Moskau, dem der Austritt Österreichs aus der EU einen Strich durch die Rechnungen gemacht hat. Heute lebt er von den Löchern des Sozialsystems und trauert dem „europäischen Österreich“ nach. Der dickliche Herr mit der verstimmten Klampfe, Martin Schwang (63), beklagt sich: „Früher haben wir einen Euro bekommen, jetzt kriegen wir nur noch zehn Schilling.“ Er schüttelt den Kopf und stimmt einen Blues an. Michaela Kaiser (23), eine junge und vielversprechende Wirtschaftsstudentin, wirft den Musikern einen Zehner hin und seufzt: „Gerne hätte ich die Universität in Mailand besucht, doch das ist nach dem Austritt auch nicht mehr möglich.“ Enttäuscht geht sie Richtung Staatsoper, wohin neulich, aufgrund fehlender internationaler Stars und wohlhabender Gäste, das Kabarett Simpl übersiedelt ist und zum wiederholten Mal „Tschüss, das war der ORF“ aufführt. Ob dieses Szenario in Österreich tatsächlich einmal stattfinden könnte, hängt zuerst davon ab, ob der Vertrag von Lissabon letztlich doch ratifiziert wird, denn dieser beinhaltet eine Regelung des freiwilligen Austritts von Mitgliedstaaten aus der EU. Wür- Die Wissenschaft zieht ab [ Linda Shlizhyute ] den Irland, Finnland, Polen, Deutschland und Tschechien den Vertrag unterzeichnen, stünde die Tür nach draußen jedenfalls offen; ob es ratsam wäre, sie auch zu durchschreiten, ist eine andere Frage. Die Schweiz auf der Überholspur Würde Österreich den Weg über die europäische Türschwelle wagen, wäre unser Land ein krasser Außenseiter in Europa, denn es würde aus den EU-Regelungen herausfallen und gesellschaftlich, wirtschaftlich sowie politisch schlechter dastehen als die Schweiz, die autonom schon viele Richtlinien und Verordnungen der Union übernommen hat. Konkret heißt das, dass Österreich bei der Welthandelsorganisation (WTO) auf sich allein gestellt wäre, was schwerwiegende wirtschaftliche Folgen hätte. Im Exportland Österreich wäre wieder mit vermehrten Grenzkontrollen und hohen Ausfuhrzöllen zu rechnen, was internationale Firmen vertreiben würde. Christian Mandl, Europaexperte der Wirtschaftskammer Österreich, meint deshalb: „Für den Wirtschaftsstandort Österreich ist ein Austritt undenkbar und katastrophal.“ Ein Austritt aus der EU brächte zumindest einen alten österreichischen Emigranten in die Heimat zurück: den guten alten Schilling. Dieser müsste jedoch unter hohem Kostenaufwand neu gedruckt und eingeführt werden und würde einen Verzicht auf einen starken Euro mit sich bringen. Er HINTERGRUND UMFRAGE Was die EU will Schüler: Was sie wissen, was sie wollen Ein gemeinsamer Weg soll Europas Wohlergehen garantieren. VON AMRIT RATTAN, MELIKE GÜZEL UND LENAS VARNAVIDES WIEN. Durch mehr als 22.000 Seiten aus elf Vertragstexten müsste man sich kämpfen, um alle Grundsätze, Aufgaben und Ziele der EU zu erfassen. Bräuchte man dabei für eine Seite zwei Minuten, würde man über zwei Wochen an den Gesetzestexten lesen. Das heißt jedoch nicht, dass man das auch tun muss, denn die Ideen, auf die die Europäische Union gebaut ist, lassen sich durch wenige Punkte veranschaulichen. Klare Aufgaben Die EU sieht sich als Markt-, Wirtschaftsund Währungsunion, die eine gemeinsame Politik verfolgt. Sie soll für alle Mitglieder Bedingungen schaffen, durch die wirtschaftliches Wachstum, sozialer Schutz und eine Verbesserung der Lebensqualität gewährleistet werden soll. Sie verpflichtet sich, folgende Ziele zu erreichen: I Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts und eines hohen Beschäftigungsniveaus: Dies soll besonders durch die Schaffung eines Raums mit einer „Ich finde es vorteilhaft, dass man in den meisten EU-Ländern mit dem Euro bezahlen kann.“ Selina Mikl, 18 Jahre gemeinsamen Währung und ohne Binnengrenzen erreicht werden, in dem man wirtschaftlich und sozial zusammenhält. I Behauptung der europäischen Identität auf internationaler Ebene: Diese Identität soll durch eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und eine schrittweise festgelegte gemeinsame Verteidigungspolitik definiert und gestärkt werden. I Stärkung des Schutzes der Rechte und Interessen der Angehörigen. Jeder Bürger eines EU-Landes ist gleichzeitig Unionsbürger und hat innerhalb der EU bestimmte Rechte wie ein Aufenthaltsrecht, das Wahlrecht zum Europäischen Parlament und ein Petitions- und Beschwerderecht. I Erhalt und Weiterentwicklung der Union als Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts. Dessen Ziel ist es, dass der freie Personenverkehr, das Asyl, die Einwanderung sowie die Verhütung und Bekämpfung der Kriminalität gewährleistet sind. I Wahrung des gemeinschaftlichen Besitzstands und seine Weiterentwicklung. Hier geht es in erster Linie darum, die Wirksamkeit der Mechanismen und Organe der Gemeinschaft sicherzustellen. „Ich habe die Option, überall in der EU zu studieren.“ Tanja Clemenz, 18 Jahre Ein weiterer Nachteil eines Austritts aus der EU wäre das Ende der guten Kontakte einheimischer Universitäten zur internationalen Wissenschaftselite. Österreichs Teilnahme am Forschungsprogramm der EU wäre beendet und internationale Konzerne würden ihre Forschungsabteilungen aus dem unattraktiven Österreich abziehen. ERASMUS-Studenten müssten fortan zu Hause für ihre Prüfungen lernen, wo sie zumindest in den Hörsälen genügend Platz vorfänden, denn seine Studienplätze dürfte Österreich wieder nach eigenem Gutdünken verteilen. Auch im Bereich der Justiz würden einige Nachteile auf Österreich zukommen: Den europäischen Haftbefehl etwa, der die schnelle Auslieferung von Verdächtigen ermöglicht, würde es für Österreich nicht mehr geben, im Internethandel hätte man weniger Rechtssicherheit und einem österreichischen Staatsbürger würde in einem anderen Land keine Prozesskostenhilfe gewährt. Und was für viele wahrscheinlich das Schlimmste wäre: Handytelefonate würden wieder teurer werden. ÖSTERREICH AUS DER EU? Bist du dafür, dass Österreich aus der EU austritt? 21,9 % Ja 64,2 % Nein VON ALEXANDER LANGER-HANSEL, FELIX JANSKY, PHILIPP WALDERDORFF, DAVID MAYR WIEN. Eine Umfrage bei Schülern und Schülerinnen zwischen 14 und 18 Jahren sollte zeigen, wie viele einem Austritt aus der EU zustimmen würden und wie fundiert deren Wissen über die EU ist, das ja die Grundlage für diese Entscheidung bilden sollte. Es hat sich gezeigt, dass jene zwei Drittel, welche in der Umfrage gegen einen Austritt gestimmt haben, in Summe weniger gut über die EU informiert sind als die Austrittsbefürworter – immerhin ungefähr ein Viertel der Befragten. Der Rest, welcher bei den vier Fragen zur EU am schwächsten abgeschnitten hatte, wollte sich bezüglich eines EU-Austritts nicht festlegen. Es zeigt sich, dass alle Schüler und Schülerinnen, welche beim Wissenstest alle Fragen richtig beantwortet haben, für einen Austritt gestimmt haben, während es bei den Austrittsgegnern fast genauso viele Ahnungslose wie gut Informierte gab. Interessantes Detail zum Schluss: Bei der letzten Frage haben immerhin zwei Drittel das richtig Kästchen angekreuzt und zuge- „Fürs Cola aus dem Automaten muss ich jetzt statt 10 Schilling schon einen Euro bezahlen.“ Wolfgang Rybar, 16 Jahre 13,9 % Weiß nicht 173 Befragte Quelle: BG und ORG Marianum /JV stimmt, dass sie aufgrund der österreichischen EU-Mitgliedschaft innerhalb der Union überall studieren dürfen. Ein schwaches Viertel der Befragten dachte, dass das Wahlrecht für 16-Jährige auf die Kappe der EU ginge, während immerhin mehr als zehn Prozent der Befragten meinten, dass sie der EU wegen jeden beliebigen EU-Bürger heiraten dürften. Nur ein Prozent der Befragten mutete der EU zu, dass sie ihren Bürgern erlaube, eine Handfeuerwaffe mit sich zu führen. Diese Seite wurde von der Übung Medienerziehung des BG und ORG Marianum gestaltet. „Wen ich mich im europäischen Ausland verletze, kann ich mich auf eine gute medizinische Versorgung verlassen.“ Adrian Bodisch, 19 Jahre DIE PRESSE MACHT SCHULE Montag, 15. Juni 2009 INTERVIEW Goschertheit, Jugendlichkeit, Lockerheit 3 Desinteresse an Europa MEINUNG BARBARA MAJCAN STEFANIE TOMASCHITZ VERGLEICH. Schüler auf der Suche nach Meinungen über die EU in Slowenien und in Österreich. EU – echt uninteressant? Soziologe Manfred Prisching über Österreichs Jugend und die EU. Manfred Prisching [ privat ] VON ENYA REINPRECHT UND SABRINA BRANDL Wie war das Wahlverhalten der österreichischen Jugendlichen bei den letzten Nationalratswahlen? Manfred Prisching: Jugendliche haben kein dramatisch anderes Wahlverhalten als Erwachsene. Jedoch hält sich die Begeisterung für die großen, etablierten Parteien in Grenzen, und es besteht eine stärkere Tendenz zu grün-alternativen Parteien. Einen stärkeren Einfluss übt die Bildung aus. Wieso scheinen Rechtsparteien bei Jugendlichen beliebt zu sein? Prisching: Rechtspopulistische Parteien verkörpern für viele Jugendliche Opposition; eine gewisse Unbekümmertheit, „frischen Wind“, Lockerheit, „Goschertheit“, Jugendlichkeit. Gerade für jene, die der Politik fernerstehen, sind die starken „Sager“ attraktiv. Außerdem gibt es für Jugendliche wenige Möglichkeiten für anderweitigen Protest gegen die Welt der Erwachsenen: lange Haare, Musik und Kleidung funktionieren nicht mehr. Reizen kann man mit „rechten“ Tabus. Ist das Wahlverhalten der Jugendlichen in Grenzregionen anders als im „inneren“ Österreich? Prisching: Die stärksten Ängste gegenüber Fremden finden sich bei Gruppen, die kaum Kontakt mit Ausländern haben, oft aber auch bei Teilen der Bevölkerung, die eine Konkurrenz um Jobs, Wohnungen und Schulen erfährt. Sind Jugendliche ausreichend über die EU informiert? Prisching: Jugendliche sind allgemein wenig über die EU informiert. Sie verkennen völlig, dass ihr Alltag viel mehr von Brüssel beeinflusst wird, als sie glauben. Bei den EU-Wahlen wählen zum zweiten Mal auch 16-Jährige in Österreich. Ist das sinnvoll? Prisching: Die Hoffnung war, dass die Wahlberechtigung politisches Interesse bei den Jugendlichen wachruft. Die Wahlbeteiligung bei den letzten EU-Wahlen war jedoch bei Jugendlichen gering. Wie ist die Haltung der jungen Österreicher zur EU? Gibt es große Unterschiede zu anderen Ländern? Prisching: Jugendliche haben grundsätzlich ein positiveres Bild von der Europäischen Union als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Sie erwarten sich aber nicht allzu viel von der „europäischen Zukunft“, im Gegensatz zu den „enthusiastischen“ Ländern Slowakei, Estland oder Finnland. Diese Seite wurde von der 6b des BORG Bad Radkersburg gestaltet. E Die EU aus der Sichtweise der Jugendlichen VON SOPHIA DESSL, IRISA OLSCHEWSKI, CHRISTINA ROTHER UND NINA WINTER BAD RADKERSBURG. „Jugendliche interessieren sich nicht für Politik.“ Dieser Vorwurf wird von den meisten Jugendlichen heftig dementiert. Fragt man aber etwas genauer nach, erkennt man, dass das keineswegs eine grundlose Anschuldigung ist. Doch woran liegt das? Kein Interesse an der Politik? Werden im Unterricht politische Themen zu wenig behandelt? „Genauer nachfragen“ war das Motto unserer Umfrage – gestartet von der Mediengruppe der 6.bKlasse des BORG Bad Radkersburg. Ziel war, die Meinung der Jugendlichen zur Europäischen Union in zwei verschiedenen Ländern zu erheben und zu vergleichen. Direkt „an der Quelle“ sitzend – mit fünf slowenischen Mitschülern in der Klasse –, sind wir mit einer slowenischen Schule in Kontakt getreten, um dort eine Meinungsumfrage am Gymnasium Franc Miklošič Ljutomer zu starten – dasselbe taten wir im BORG und der HTL Bad Radkersburg. Insgesamt wurden 184 Schüler befragt. [ Foto: Barbara Majcan ] Offenbar sind die Jugendlichen beider Länder der Meinung, dass dieses Desinteresse auf Gegenseitigkeit beruht: Nur sieben Prozent der Befragten finden, dass sich die EU ausreichend um ihre Bedürfnisse kümmert. Viele geben an, nicht zu wissen, ob sich die EU bemüht, den Jugendlichen Zukunftschancen zu sichern. Ein beachtlicher Teil der Befragten (41 Prozent) sieht sich in seinen Interessen von der EU überhaupt nicht vertreten. Doch wie kommt es zu diesen Ergebnissen? Interessant ist, dass v. a. die slowenischen Schüler sehr konkrete Wünsche an die EU formulieren: Sie fordern bessere Studienmöglichkeiten im Ausland, ein einheitliches Schulsystem in ganz Europa, mehr Arbeitsplätze, intensivere Zusammenarbeit mit anderen Ländern Europas, finanzielle Unterstützung für Bedürftige und einen höheren Lebensstandard. Manche Schülern haben trotz offensichtlicher Unzufriedenheit nur wenig Vorschläge zu Verbesserung der EU. Die Kritik an der EU ist zwar groß, die Eigeninitiative vieler Jugendlicher, sich über die EU zu informieren oder etwas zu verändern, aber eher gering. Jugendliche gegen EU-Austritt Obwohl Österreichs Jugendliche grundsätzlich ein positiveres Bild von der EU haben als der Durchschnitt (siehe Interview mit Manfred Prisching), bekommt die EU von ihnen schlechteres Feedback als von den Slowenen. Nur 4 Prozent der Österreicher geben an, positiv zur EU zu stehen, in Slowenien sind es immerhin 67 Prozent (siehe Grafik). Die Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft des Heimatlandes werden aber von den Slowenen im Vergleich zu den Österreichern eher negativ betrachtet. 63 Prozent der Befragten gaben an, dass die EU-Mitgliedschaft des eigenen Landes keine Auswirkungen hätte bzw. dass die Auswirkungen für das Heimatland negativ wären. Einen Austritt ihres Landes würden allerdings weder Österreicher noch Slowenen befürworten. SCHÜLERUMFRAGE österreichische Jugendliche slowenische Jugendliche Kein Interesse an der EU Informationen über die EU zu bekommen ist einfach – über das Internet, Zeitungen und das Fernsehen kann man beinahe mühelos recherchieren. Doch obwohl 87 Prozent der befragten österreichischen Schüler angeben, sich nicht ausreichend informiert zu fühlen, suchen nur sechs Prozent aktiv nach Information. Dieses mangelnde Interesse zeigt sich auch bei unseren slowenischen Nachbarn mit ähnlichen Ergebnissen. 39,71 Ich stehe der EU positiv gegenüber Die EU interessiert mich nicht Ich stehe der EU negativ gegenüber in Prozent 67,24 44,12 12,07 16,18 20,69 /JV Quelle: BORG Bad Radkersburg Wie findest du das? chte Volksvertreter statt EU-Verräter“, „Deutsche Sprache statt Kulturverlust“. Mit diesen und anderen Werbetexten versuchten HeinzChristian Strache und FPÖSpitzenkandidat Andreas Mölzer, die Wähler bei der EUWahl für sich zu gewinnen. Ersichtlich wird die Wirkung z. B. bei FPÖ-Veranstaltungen, bei denen Strache wie ein Superstar gefeiert wird. Seine Gegner bezeichnet er als „die größten Nazis“. Nicht aber die Burschen, die den rechten Arm zum Gruß erheben. Auf der Internetplattform YouTube.com findet man unzählige Strache-Videos und Kommentare dazu: „Ein klasse Mensch, nicht so verkommen wie dies Linke Pack, das die Östereicher hasst und den Scheiß Islam in Östereich einführen will.“ (Fehler auch im Original, Anm.) Eine Anti-EU-Partei zu wählen – für uns unvorstellbar. Denn die EU bringt viele Vorteile, auch in unserem Alltagsleben: Unsere fünf slowenischen Klassenkameraden kommen täglich über die österreichisch-slowenische Grenze (dank des Schengener Abkommens ohne Kontrollen) und besuchen den Unterricht im BORG Bad Radkersburg. Studieren im EUAusland wird erleichtert, die Sicherheit erhöht, Reisen werden bequemer, Jobchancen vervielfacht. Wir haben schon mit 16 Jahren die Möglichkeit, mitentscheiden zu können. Doch vielen Jugendlichen ist es egal, wer sie im Europäischen Parlament vertritt, sie gehen nicht zur Wahl. Alles nur trockener Stoff und langweilige Politik. Einzig Strache ist interessant – er ist plakativ genug, um auch uninteressierte Jugendliche zu mobilisieren. Ist es sinnvoll, dass Österreich als einziges Land Wähler unter 18 zulässt? Unserer Meinung nach sollten gerade Oberstufenschüler aufwachen, ein bisschen mehr Verantwortung zeigen und sich aktiver mit der Institution beschäftigen, die unser Alltagsleben ständig beeinflusst. UMFRAGE EU – und wie viel weißt du? Wir haben das Wissen von Lehrern, Schülern und Gemeindepolitikern über die Union getestet . . . Sie sind Bürgerin oder Bürger der Europäischen Union, weil Sie: a) einen Antrag gestellt haben b) die Staatsbürgerschaft eines EU-Mitgliedstaates haben c) die Mitgliedschaft ehrenhalber verliehen bekommen haben. Unsere Umfrage hat das EUWissen von 22 Gemeinderäten, 27 Lehrern und 184 Schülern getestet. Die Auswertung hat ergeben, dass Schüler bei vielen Fragen prozentuell gesehen besser abschneiden als mancher Politiker. EU-Wissen in der Umfrage Institutionelles Dreieck der EU Wenn Sie sich für die Antwortmöglichkeiten a) oder c) und damit für die falschen Optionen entschieden haben, geht es Ihnen wie ca. 31 Prozent der von uns befragten steirischen Gemeinderäte. Im Gegensatz dazu beantworteten alle befragten Lehrer die Frage mit der richtigen Antwort, nämlich b). Auch von 95 Prozent der Schüler wurde diese Frage richtig beantwortet und das, obwohl sie laut vieler Experten wenig über Politik wissen. Kommission, Parlament und Rat sind die drei wichtigsten Organe zur Beschlussfassung in der EU. Die Kommission schlägt neue Rechtsvorschriften vor, Rat oder Parlament nehmen sie an. Davon wussten nur 42 Prozent der Gemeinderäte. Mehr als die Hälfte zählte die Europäische Zentralbank zu jenen Organen, die Rechtsvorschriften erstellen. Bedingungen für den EU-Beitritt Nur zwei Fünftel der Gemeinde- räte war klar, dass es die Kopenhagener Kriterien zu erfüllen gilt, um der EU beitreten zu können. Bei den Lehrern sieht es in etwa gleich düster aus. Auch von den Schülern konnten nur neun Prozent diese Frage richtig beantworten. Die wesentlichen Forderungen der Kopenhagener Kriterien sind stabile und demokratische Strukturen, Marktwirtschaft sowie die Übernahme der Verpflichtungen und Ziele der EU. Zuständigkeit der Kommission 82 Prozent der befragten Lehrer, 65 Prozent der Schüler und 57 Prozent der Gemeinderäte wussten nicht, dass die Kommission als exekutives Organ die Beschlüsse von Ministerrat und Parlament umsetzt – also das Initiativrecht hat. Für den Großteil der befragten Personen sind die Kommissare Verbindungsglieder zu den Mitgliedstaaten. Rat: Eine Gruppe von Beratern? Von den befragten Gruppen hielten je 25 Prozent den Rat der europäischen Union für eine Gruppe von Fachleuten, die den Kommissionspräsidenten berät. Tatsächlich treffen sich im Rat die Minister der Mitgliedstaaten, um Rechtsakte der EU einstimmig oder mit qualifizierter Mehrheit zu beschließen. Der durchschnittliche steirische Jugendliche ist also keinesfalls schlechter informiert als Gemeinderäte, die sogar ein politisches Amt ausüben. Vielleicht muss man so manches Vorurteil überdenken. Wir bedanken uns bei der Europäischen Akademie Wien für das EU-Taschenquiz, aus dem wir einige Fragen entnommen haben. DIE PRESSE MACHT SCHULE Montag, 15. Juni 2009 4 MEINUNG NACHGEHAKT „Der Tunnelbau ist noch aktuell“ MARIO GASSELSDORFER MIRKO MARJANOVIC DINO MUNJAKOVIC Fünf Minuten vor zwölf! Hat unser Projekt etwas bewirkt? Amtsleiter Herbert Kornberger und Bürgermeister Helmut Schrempf im Interview. D er Dachsteingletscher hat vom Beginn der Industrialisierung bis 1980 etwa ein Drittel seiner Fläche und die Hälfte seiner Masse verloren. Gletscherforscher rechnen mit einem fast vollständigen Verschwinden noch in diesem Jahrhundert. Dadurch wird es zu empfindlichen Einbrüchen in der Wasserversorgung kommen, denn das Karstwasserreservoir des Dachsteins speist eine ganze Region. Die Schneegrenze steigt um 200–300 Meter, schon in den nächsten 30–50 Jahren. Das bedeutet höhere Kosten für die Skifahrer, denn ohne künstliche Beschneiung gibt es keinen Wintertourismus mehr, auch nicht in der Ramsau. Zusätzliche Attraktionen wie der Eispalast können das Problem nur vorübergehend lösen. Die Energiekosten werden steigen, und die Kühlung verschlingt schon jetzt eine Menge Energie. Die Gemeinde Ramsau plant einen Tunnel zwischen dem Gletscher und dem Restaurant. Alles gut und schön – aber wozu soll ein Tunnel gut sein, wenn der Gletscher verschwunden ist? Wer meint, dass diese Warnungen nur den Wintertourismus betreffen, der irrt. Durch den Rückzug des Gletschers entstehen lockeres Erdreich und Geröll, Muren werden nicht ausbleiben. GLOSSE ALEXANDRA FELLNER Schwarzseher vom Dienst T ja, den Teufel an die Wand malen, das können wir heutzutage ziemlich gut – nicht zuletzt deshalb, weil unsere Fantasie durch die Medien immer wieder zu Höchstleistungen angeregt wird, wenn es um die neuesten Epidemien oder um 27°C im April geht. Verdenken kann ich es der Bevölkerung ja wirklich nicht – so eine Tsunamimeldung beim Zähneputzen kann schon sehr besorgniserregend sein und Schulmassaker vertragen sich bekanntlich nicht gut mit Kaffee und Croissants beim allmorgendlichen Familienfrühstück. Die Konsequenz dieser Angstschürerei ist fatal, denn entkommen kann ihr niemand. Jeder Spielkonsolenfanatiker wird zum potenziellen Attentäter, bei Schönwetter im Frühjahr sorgt man sich, anstatt den Sonnenschein zu genießen, um die Polkappen, und selbst jemandem die Hand zu schütteln wird unter diesen Umständen zur Mutprobe. Und was machen wir jetzt? Nicht alles glauben, was man hört, und auch mal selbst denken, anstatt den Medien aus der Hand zu fressen, denn Schwarzseher ist bekanntlich kein schöner Beruf! All denen, die sich dennoch schwertun, Radios, Fernseher und Zeitungen auszublenden und das Leben einfach zu genießen, empfehle ich eine rosarote Brille. Einen sorgenfreien Tag wünscht Alexandra Fellner. VON EDITH COSMA, SARAH HOCHGRUBER UND HELENA KOLOUCH Hat sich unser Aufenthalt auf die Einstellung der Menschen in der Ramsau ausgewirkt? Helmut Schrempf: Es konnte nicht festgestellt werden, dass sich die Denkweise der Bevölkerung durch euren Besuch verändert hätte. Unter der Leitung der beiden Professoren Reinhild Hebein und Hermann Breneis nahm die 6c des BRG Traun Ende September 2008 an einem Forschungsprojekt der Salzburger Akademie der Wissenschaften teil. [ Hebein ] Dem Gletscher auf der Spur! SCHOOL ON ICE. Das BRG Traun erforscht den Dachsteingletscher. VON THOMAS SULZBACHER, SEBASTIAN SAMPL, PHILIPP LEHERBAUER UND STEFAN HACKL TRAUN. Sind sich die Menschen, die am Fuße des Dachsteingletschers wohnen, wirklich der Auswirkungen des Gletscherrückgangs bewusst? Kann man die dramatischen Veränderungen überhaupt beweisen? Diese Fragen beschäftigten uns während unserer Projektwoche in der Ramsau. Die Ergebnisse waren erschreckend und verblüffend zugleich. Beim Erstellen einer aktuellen Karte des Gletschers mittels GPS und Google Earth stellten wir fest, dass sich der Gletscher seit 1850 um mehr als die Hälfte zurückgezogen hat. Nicht nur die geologischen Fakten waren für uns interessant, sondern auch die Auswirkungen des Gletscherrückgangs auf die Bevölkerung der Ramsau. Wir befragten Einheimische, Touristen, Gemeindeabgeordnete und Experten, wie zum Beispiel die Mitglieder der „Ramsauer Bioniere“ und Mitarbeiter des Tourismusverbands. Dabei konnten wir feststellen, dass sich große Teile der Bevölkerung der möglichen negativen Auswirkungen des Gletscherrückgangs nicht bewusst sind. Auslastung steigt Der Ramsauer Bürgermeister konnte sich für unser Projekt begeistern und besuchte uns, um über den Rückgang des Gletschers und Maßnahmen zur Erhaltung des Tourismus zu diskutieren. Entgegen unseren Erwartungen erklärte uns der Bürgermeister, dass die Auslastung der Tourismusbe- Im Jahre 2050. triebe sogar zunimmt. Diese Aussage wollten wir nicht einfach so stehen lassen. Die aktuellsten Zahlen aus dem Entwicklungskonzept der Ramsau zeigen, dass eine steigende Auslastung der Hotelstrukturen nicht auf eine steigende Nächtigungszahl zurückzuführen ist. In Wahrheit ist die Anzahl der verfügbaren Betten gesunken. Auf Qualität statt Quantität zu setzen ist sicherlich eine gute Entscheidung. Es ist aber auch sinnvoll, sich auf eine Situation einzustellen, in der ein kontinuierliches Wachstum der Besucherzahlen wegen des Gletscherrückzugs nicht zu erwarten ist. Wir konnten also feststellen, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um den Tourismus in der Region zu sichern. Diese Seite wurde von SchülerInnen der 6c des BRG Traun gestaltet. Projekte nicht kompatibel Die Ergebnisse fassten wir schließlich in einer wissenschaftlichen Arbeit zusammen, und wir kamen zu dem Schluss, dass die Gemeinde Ramsau viele verschiedene Projekte verfolgt, die jedoch teilweise nicht miteinander kompatibel und nachhaltig sind. Einerseits versucht die Gemeinde, den sanften Tourismus zu fördern, wie zum Beispiel durch den Ausbau der Wanderwege oder die Förderung der örtlichen Biobau- ern, die auch Übernachtungen anbieten. Auf der anderen Seite werden Rodelbahnen in den Wald geschlagen und Eispaläste in den Gletscher gegraben, um möglichst viele Touristen in die Region zu holen. Event- und Erlebnistourismus scheinen einen Ausweg aus der Krise zu bieten. Weitere Beispiele hierfür sind das SkywalkerFrühstück, das Touristen bei Sonnenaufgang auf den Dachstein lockt. Direkt bei der Seilbahnstation sind ein Lift und ein Rolltunnel geplant, welche noch mehr Besucher an den Rand des Gletschers führen sollen. Unsere Empfehlungen Unserer Meinung nach braucht die Gemeinde Ramsau ein durchdachtes, aufeinander abgestimmtes Gesamtkonzept, um den Tourismus auch langfristig aufrechtzuerhalten. Unsere Empfehlungen lauten: I Es ist notwendig, die Betriebe über die möglichen Folgen eines weiteren Gletscherrückgangs zu informieren. I Weitere Investitionen in den Event- und Erlebnistourismus am Gletscher treiben die Preise für Urlauber nur noch weiter in die Höhe und belasten die Umwelt. I Da das nahe gelegene Schladming Massentourismus betreibt, sollte die Ramsau den sanften Tourismus fördern. Nachhaltigkeit muss an erster Stelle stehen. I Bei künftigen Projekten sollte Energie gespart und auf alternative Energieformen gesetzt werden. www.ramsau.com [ Helen Trivick-Randall ] Welche Maßnahmen wurden eingeleitet? Herbert Kornberger: Bezüglich des Gletscherrückzuges wurden keine Maßnahmen gesetzt. Erfreulich ist die Tatsache, dass die Schneehöhe am Gletscher durch den niederschlagsreichen Winter ’08/’09 seit vielen Jahren wieder zugenommen hat. Verfolgt die Gemeinde einen weiteren Ausbau touristischer Einrichtungen? Schrempf: Das Projekt eines Tunnelbaues als Verbindung vom Gletscherrestaurant zum Gletscher ist noch aktuell. Hier sind im heurigen Jahr Probebohrungen zur Feststellung der geologischen Beschaffenheit des Berges vorgesehen. Eine Realisierung des Projektes hängt dann von den zu erwartenden Errichtungskosten ab. Ein weiterer touristischer Ausbau am Gletscher wird allein aus Gründen des Naturschutzes und der Baukosten auf dieser Höhenlage nicht verfolgt. Vielmehr laufen die Bestrebungen darin, die vorhandenen Einrichtungen (Aufstiegshilfen, bestehende Bauwerke sowie die Versorgungsinfrastruktur) unter größter Bedachtnahme auf den Natur- und Landschaftsschutz zu erhalten bzw. zu verbessern. Bleibt der Eispalast trotz der hohen Kosten für die Kühlung in Betrieb? Kornberger: Der Eispalast wird vom Eigentümer der Dachstein Südwandbahn weiter betrieben, da sich diese Sehenswürdigkeit als beliebtes Ausflugsziel für die Gäste herausgestellt hat. Herbert Kornberger. Helmut Schrempf. DIE PRESSE MACHT SCHULE Montag, 15. Juni 2009 Warum Öko-Kleidung chic ist „MÜSLI ZUM ANZIEHEN.“ Immer mehr Menschen tragen neuerdings umweltfreundliche Kleidung. Damit sorgen sie für gerechte Löhne und schützen aktiv unseren Planeten. VON PATRICK ZECHMEISTER UND CHRISTOPH BUCHINGER MATTERSBURG. Seit geraumer Zeit lässt sich ein deutlicher Trend hin zu Öko-Kleidung beobachten. Die Gründe dafür sind unter anderem die Herstellungsbedingungen – Stichwort: Fair Trade – und auch die stetig steigende Zahl von Hautkrankheiten und Allergien, wovon viele Konsumenten betroffen sind. Öko-Kleidung ist ein hochwertiges Produkt, das viele Anforderungen erfüllt: hohe Qualität der Rohstoffe etwa, umweltund menschenfreundliche Produktion, Nachhaltigkeit. Obwohl Bio-Kleidung noch nicht massenhaft produziert wird, steigt ihr Bekanntheitsgrad rapide. Man kann sie bei diversen Versandhäusern im Internet erwerben, bei „hess natur“, „waschbär“, „panda“, „valevida“ und wie sie alle heißen. Längst gibt es „MüsliKleidung“, wie sie oft mit einem Schmunzeln genannt wird, aber auch bei den großen Textilketten, wie etwa bei „H & M“, bei Diskontern und beim „Stehkaffee“. 100 Prozent Baumwolle? Wer zu Öko-Kleidung greift, tut sich selbst und der Umwelt etwas Gutes. Die Rohstoffe stammen aus biologisch kontrolliertem Anbau, daher enthalten sie bedeutend weniger Schadstoffe. Baumwolle, Hanf oder Leinsaat aus dieser Art der Landwirtschaft sind daher weitaus hautfreundlicher als herkömmliche Produkte. Da die Deklarationsvorschriften für die Inhaltsstoffe bei Textilien nicht sehr streng gehandhabt werden, kommt es sogar bei Kleidung, die laut Etikette aus „100 Prozent Baumwolle“ besteht, zu gravierenden Mängeln. Beispielsweise ist der Einsatz von Pestiziden für die Konsumenten nicht in jedem Fall klar rekonstruierbar. derer Kleidung. Sie ist genauso chic und trendy, was viele jedoch aufgrund fehlender Werbung für diese Produkte nicht wissen. Auch Weichmacher und optische Aufheller müssen nicht deklariert werden. Bei Öko-Kleidung erfolgt die Verarbeitung der Rohstoffe hingegen umweltschonend und nach genau deklarierten Richtlinien. Weiters wird auf die Einhaltung sozialer Standards (etwa garantierte Mindestlöhne) größter Wert gelegt. Dass bei der Herstellung von Kleidung oft Kinderarbeit im Spiel ist, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Die Arbeitsbedingungen in dieser Branche sind oft im wahrsten Sinn des Wortes unmenschlich – laut WHO vergiften sich jährlich zirka 500.000 Menschen mit Baumwollpestiziden, der Analphabetismus und/ oder mangelnde Bildung in den Schwellenländern verstärken das Problem. Bei der Produktion von Öko-Kleidung wird auf Kinderarbeit komplett verzichtet, das garantieren die entsprechenden Gütesiegel („Naturtextil“-Label, „Gots“). So ist gewährleistet, dass die Produkte bestimmte ökologische Qualitätskriterien erfüllen. Dadurch ist der gesamte Herstellungsprozess klar nachvollziehbar, und die Konsumenten haben beim Kauf ein reines Gewissen. Allerdings hat all das seinen Preis: Für ein Bio-T-Shirt muss man etwa zehn Prozent mehr bezahlen als für ein herkömmliches. Öko-Kleidung hat derzeit noch einen geringen Bekanntheitsgrad, weil dafür nicht speziell geworben wird. Optisch unterscheidet sie sich nicht von an- Konsumenten werden kritischer Auch recyclebare Kleidung wird allmählich populär, immer mehr Firmen beginnen, sie herzustellen. Dieser Trend entwickelte sich zum Renner. Firmen, die diese Kleidung nicht anbieten, haben auch weniger Kunden. Laut einer Umfrage von Greenpeace würden 85 Prozent der Österreicher bis zu 16 Prozent mehr für recyclebare Kleidung bezahlen. Daraus lässt sich schließen, dass die Konsumenten aufgrund der aktuellen Klimasituation kritischer einkaufen und umweltbewusster werden. Kleidung ist sozusagen unsere zweite Haut, schon allein deswegen sollte es uns ein Anliegen sein, hohe Qualitätsansprüche zu stellen. Für all jene, die jetzt „Appetit auf Bio“ bekommen haben, zwei Hinweise: Kaufberatung bieten neben den Umweltschutzorganisationen die Umweltberatung (www.umweltberatung.at) und Clean Clothes (www.cleanclothes.at) an. Biokleidung wird immer populärer. Auch optisch unterscheidet sie sich nicht von „herkömmlicher“. [ iStock ] SCHÜLERUMFRAGE Die Klimapioniere Keine exotischen Früchte Was unsere Schule für die Umwelt unternimmt. Das Umweltbewusstsein der Jugendlichen steigt. MATTERSBURG. Das Gymnasium Mattersburg ist eine von zwei AHS im Burgenland, die das ÖkologZertifikat des Unterrichtsministeriums trägt. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Projekte zum Thema Energiesparen und Klimaschutz durchgeführt – wie beispielsweise eine Flurreinigungsaktion (im Jahr 2007), mehrere Alt- Diese Seite wurde von SchülerInnen der 6BS des BG/BRG Mattersburg gestaltet. handysammelaktionen, eine Altbrillensammlung (2008) und FairTrade-Aktionen (jedes Jahr). Gesunde Ernährung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Es gibt seit 2007 ein warmes Mittagsbuffet. Die Menüauswahl (es wird auch ein fleischloses Alternativmenü angeboten) wird online im Voraus getroffen, das Essen dann von einem Gastrounternehmen gecatert. Viel beachtet wurde 2008 das Projekt „Vom Perpetuum mobile bis zur Kernfusion“. Im Rahmen eines Wahlmoduls entschieden sich acht Schüler zur Teilnahme am Projektwettbewerb von IMST-Energy (Innovations in Maths and Science Teaching) und wählten das Thema „Energiesparen in Privathaushalten“, bei dem Schwerpunkte wie Be- und Entlüftung, Wärmedämmung oder auch alternative Heizmöglichkeiten behandelt wurden. Der Feuereifer der jungen Forscher wurde belohnt – die Gruppe durfte am Internationalen Solarenergiekongress in Gleisdorf teilnehmen. Aktuell läuft eine Ausstellung von Schülerarbeiten zum Thema „Klimaschutz und Ozonloch“ – und die bewährten Sammelaktionen gehen unvermindert weiter. AUF EINEN BLICK Q Das BG/BRG Mattersburg hat sich den Themen Klimaschutz und Energiesparen verschrieben – und eine Reihe einschlägiger Projekte gestartet: Es gab etwa eine Flurreinigungs- und mehrere Althandysammelaktionen. Aktuell läuft die Ausstellung „Klimaschutz und Ozonloch“. MEINUNG FLORIAN NIKOLAI Jugend versus Erderwärmung I st die ach so hedonistische Jugend bereit, für den Klimaschutz Verzicht zu üben? Die Mehrheit in der Bevölkerung hat da wohl ihre Zweifel, oder? Allgemein gilt: Jugend versus Erderwärmung. Doch so gut wie jeder der (von uns) befragten Schüler ist sich der Gefahren bewusst. Und das ist kein schlechter Anfang. Ich bin überzeugt, viele hätten der Jugend nicht einmal so viel Umweltbewusstsein zugestanden. Dabei ist es fast schon angsteinflößend, wie die Phrasen zur Klimasituation und ihre möglichen Folgen in unserer Schule heruntergeleiert werden: Die Auspuffgase der Autos schädigen die Natur, das Ozonloch vergrößert sich und verschärft den Treibhauseffekt usw. usf. Nur wenn es um das eigene Auto geht, fühlen sich die meisten in die Enge getrieben. Demütig geben sie zu, dass auch sie aktiv an der Umweltverschmutzung beteiligt sind. Das ist zumindest eine Ehrlichkeit, die dann doch überrascht. Im Großen und Ganzen halte ich die Einstellung der Jugend dem Klimaschutz gegenüber dennoch für imponierend. An Wissen über die Probleme mangelt es ihr nicht. Und auch die Bereitschaft, aktiv zu werden, ist vorhanden. Einsicht ist doch der erste Weg zur Besserung, oder? Also wie war das jetzt mit der gewissenlosen und genusssüchtigen Jugend? MEINUNG STEFANIE HAIDEN STEFANIE MÜLLNER BG/BRG MATTERSBURG VON CHRISTOPH UNTERKIRCHNER 5 VON FLORIAN NIKOLAI MATTERSBURG. Die jungen Leute in unserem Land stehen im Ruf, konsumorientiert und genusssüchtig zu sein. Wir haben diese Pauschalierungen genauer untersucht und gefragt, ob man auch bereit sei, auf gewisse Annehmlichkeiten zu verzichten – damit die Umwelt geschont, damit ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird. Befragt wurden eine 2. Klasse sowie 7. und 8. Klassen in unserer Schule, dem BG/BRG Mattersburg. Eine ansehnliche Gruppe in der Oberstufe greift gezielt zu Obst und Gemüse aus Österreich. Man verzichtet auf exotische Früchte oder Lebensmittel, die bereits tausende Kilometer an Transportwegen zurückgelegt haben. Während etwa 25 Prozent der Oberstufenschüler mit dem eigenen Pkw in die Schule fahren, verzichten sechs Prozent ganz bewusst aufs Auto. Sie nehmen das Rad oder öffentliche Verkehrsmittel, wobei die hohen Benzinpreise das Fahrverhalten beeinflussen. 65 Prozent der Schüler aus der 2. Klasse benutzen Zug oder Bus für den Schulweg, rund ein Viertel wird mit dem Auto zur Schule gebracht. 13 Prozent geben aber an, dass Autofahrten wohl kalkuliert werden. Das Auto ist auf dem Land nach wie vor nahezu unersetzlich. Zum Einkaufen beispielsweise benutzen fast 90 Prozent der Oberstufenschüler und annähernd 100 Prozent der Zweitklässler den Pkw. Eine sehr große Gruppe benötigt das Auto auch, um Freizeitaktivitäten – wie Training, Musikunterricht, Treffen mit Freunden und dergleichen – nachzugehen. Eine große Mehrheit der Befragten weiß über Klimawandel und die negativen Folgen des Treibhauseffekts gut Bescheid. Das Wissen darüber stammt sowohl aus dem Unterricht als auch aus den Medien, wo man sich gezielt informiert. Wie die „Kleinen“ Strom sparen Worauf wird nur höchst selten und widerwillig verzichtet? In den Antworten der Oberstufenschüler dominiert das Auto, die Unterstufenschüler nennen am häufigsten das Handy. Allerdings gibt es bei den „Kleinen“ eine hohe Bereitschaft, Strom zu sparen – wenn auch nicht beim Telefonieren. Dafür überlegen die Kinder gemeinsam mit ihren Familien genau, wie der Stromverbrauch im Haushalt reduziert werden könnte, welche Haushaltsgeräte „Stromfresser“ sind und wo Energie gespart werden könnte. Massentransport S ind wir bereit, in einer Welt voller Treibhausgase zu leben, anstatt etwas Gutes für die Umwelt und uns zu tun? Vielleicht haben wir hier die Antwort auf die Frage, warum wir lieber mit dem Auto als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Jeden Morgen stellen wir uns dieselben Fragen: Werde ich den Bus erwischen? Oder ihn nur noch von hinten sehen? Denn pünktlich kommt er selten. Weiter geht’s mit der Drängelei und einer „netten“ Begrüßung vom Chauffeur: „Wo hast’ dein’ Busausweis? Des nächste Mal zahlst!“ Es ist wieder einmal die Zeit des Pobackenaneinanderreibens, und auf die Gurtpflicht wird auch diesmal gepfiffen. Sechs Stunden später, bei der Heimfahrt, wartet die gleiche Prozedur auf uns. Jene Schüler, die nach 16 Uhr Unterrichtsschluss haben, können sich auf eine angenehme Busfahrt mit genügend freien Sitzplätzen freuen, dafür sind sie die Leidtragenden, da sie eine Wartezeit von bis zu eineinhalb Stunden einkalkulieren müssen. Und auch der Preis schreckt einigermaßen vom Busfahren ab. Zur Illustration eine Fahrt in die Landeshauptstadt Eisenstadt, 18 Kilometer von Mattersburg entfernt. Fahrzeit mit dem Bus: 50 Minuten. Kostenpunkt: 3,60 Euro pro Fahrt. Fahrzeit mit dem Auto hingegen: 20 Minuten. Preis: individuell. In diesem Sinne: Liebe Umwelt, es tut uns leid. Die Freude ist nicht auf deiner Seit’. Es stehen Busse zwar bereit, aber das ist nicht das, was uns freut! DIE PRESSE MACHT SCHULE 6 Montag, 15. Juni 2009 Is(s)t Ried am Wolfgangsee anders? MEINUNG BERNHARD KEREZSI SCHOCKIERENDE TATSACHEN? Unser Ernährungsverhalten im Überblick. Selbstredend VON MAGDALENA, MARIA UND BIANCA I n einer Zeit, die von Biopredigern überflutet wird, ist der Kampf zwischen Karotte und Big Mac weiterhin unerbittlich. Man stelle sich so eine grün denkende Welt vor, in der Pommes frites dem Kohlrabi weichen, Kinder ihre Eltern um Happy Meals mit gänzlich biologisch angebautem Gemüse und Obst anbetteln, oder noch utopischer, Biobauern vom Ländle mit ihren Ständen in einem der zahlreichen McDonald’s-Restaurants um Kunden werben. Was unwahrscheinlich klingt, ist in der Realität um vieles unvorstellbarer. Auch wenn die Erziehenden unseres Landes vermehrt auf die Ernährungsweise ihrer Kleinen achten, ist Fast oder Junk Food ein fest integriertes Merkmal der heutigen Generation. Fetttriefende Kartoffelsticks sind der Ersatz für unsere Kohlenhydratzufuhr, das Fleisch im Burger liefert das wichtige Eiweiß, und ganz ehrlich, der Gartensalat, trocken und knackig in seiner Konsistenz, ist die ultimative Vitaminbombe schlechthin, oder? Es ist doch so: Fritteuse und Konsorten haben im Duell um unser Essverhalten schon längst die Nase vorne. Eine Esskultur ist kaum noch vorhanden. Klingt amerikanisch, ist aber so. FITNESSCHECK Sport ist Mord! Nur ein Spruch – oder ein Motto? VON ELISA, JOHANNA, JULIA UND ELISA RIED. In Bewegungsfragen ergab unsere Umfrage, dass 50 Prozent der männlichen Schüler zweibis dreimal aktiver sind als die Mädchen. Diese betreiben laut Befragung nur einmal pro Woche Sport. Erschütternd auch: Mehr als 40 Prozent der Schüler verbringen täglich zwei bis drei Stunden vor dem Computer oder dem Fernseher. Ein Fitnesscheck an unserer Schule sollte zeigen, welche Auswirkungen das träge Bewegungsverhalten der Schüler hat. Am 12. Mai 2009 veranstalteten wir einen sportmotorischen Fitnesscheck. Schüler und Schülerinnen zwischen 15 und 20 Jahren hatten zehn Stationen zu absolvieren, bei denen Ausdauer, Kondition, Muskeltätigkeit und Geschicklichkeit getestet wurden. Dabei mussten sie Übungen wie 20 Meter Sprint, Achtminutenlauf, Koordinationslauf, Muskelfunktionstests und Klimmzüge bewältigen. Die Schüler schnitten im Bereich Muskeltätigkeit sehr gut ab. Im Geschicklichkeits- und Ausdauerbereich waren ihre Leistungen nicht zufriedenstellend. Schüler im Fitness-Check. [ GEPA ] RIED. „Rrrrrrr . . . nicht schon wieder. Das Knurren, Hunger, Essen – aber wo? McDonald’s oder daheim einen knackigen Salat? Aaahh – wo bleibt der Bus? Noch so lange! Was mache ich nun . . .? Jetzt rieche ich es auch noch! Mhm . . . gut . . . Einen Big Mac und Pommes und einen Donut! Boahhhh . . . ! Das wäre es jetzt! Oder doch ein knackiger Salat?“ Stellen Sie sich vor, Sie wären genau jetzt in dieser Situation. Was würden Sie tun? Wir SchülerInnen der HLW Ried am Wolfgangsee können uns vorstellen, welche Antwort Sie von uns Jugendlichen in so einer Situation erwarten würden. Aber gehören wir tatsächlich zur Fast-Food-Generation? Um Sie vom Gegenteil zu überzeugen, starteten wir das Projekt „Fast-Food-Generation, Gesundheit erst ab 30?“. Als wissbegierige und engagierte Klassen haben wir uns wochenlang mit diesem Thema beschäftigt. Wir wollten beweisen, dass wir nicht dazugehören. Diese Seite wurde vom 1. und 2. ALG der HLW Ried am Wolfgangsee gestaltet. Deshalb suchten wir seit Oktober nach gemeinsamen Erfahrungen, anderen Blickwinkeln, eigenen Ernährungsgewohnheiten und jenen der über 30-Jährigen. Das Resultat: Fragebögen und Ernährungstagebücher für Jugendliche und Erwachsene, Onlinerecherchen und Analysen, vergleichende Studien und Auswertungen, Fitness-Checks und Interviews. Selbst amerikanische Lehrer auf Austausch blieben vor unseren Fragebögen nicht verschont! Zurück in der Heimat beglückten sie ihre Schulklassen mit unserem „Check your health online“. Nach vielen Wochen der Auswertung hier das überraschende, aufschlussreiche Endergebnis: ESS-TAGEBUCH Q Experiment. Um einen Einblick in das Essverhalten von Jugendlichen/Erwachsenen zu bekommen, haben wir ein Ernährungstagebuch erstellt. Dafür wurden 20 Testpersonen ausgewählt. Sie sollten angeben, was sie morgens, mittags und abends zu sich nehmen. Die Auswertungen ergaben, dass sowohl Erwachsene als auch Jugendliche zu unregelmäßig essen. Manche Mahlzeiten, wie Frühstück oder Abendessen, werden einfach ausgelassen, dafür gibt es mittags größere Portionen. Für eine Zwischenmahlzeit greift man oft in die Schoko-Lade. Gesünder wären Obst und Gemüse – aber alle Altersklassen konsumieren zu wenig davon. Fazit: Das Essverhalten der Erwachsenen unterscheidet sich kaum von dem der Jugendlichen. Von Fast-FoodGeneration kann keine Rede sein! Weiß beginnt – Schwarz gewinnt? ESSVERHALTEN Q Fast Food oder gesund? Jeder zweite Schüler gab an, dass er selten bis nie Fast Food konsumiert. Dieses Ergebnis überraschte uns doch sehr positiv. Unsere amerikanischen Nachbarn fühlen sich im Gegensatz zu uns Österreichern sehr zu Mr. McDonald hingezogen. 40 % von ihnen konsumieren zwei- und dreimal in der Woche Fast Food. Lediglich 23 % der österreichischen Schüler konsumieren mehrmals am Tag Obst und Gemüse, 27 % lassen ganz die Finger von gesundem Grünzeug. Vorbildlich trinken 50 % der Schüler zwei Liter Flüssigkeit am Tag. Um Missverständnisse zu vermeiden: Meine lieben Herren, Alkohol gilt nicht! miri, ami [ zpg ] DER RAUCHER Q Tag für Tag fügt er sich und seinen Freunden Schaden zu. Warum? Genuss oder Sucht? Was bringt 33 % unserer Schüler laut Umfrage zum Rauchen, zudem der Großteil dieser Schüler ihren Gesundheitszustand selbst als schlecht bezeichnen? Traurig, aber wahr, sogar die OECD-Studie „Gesellschaft auf einen Blick“ bestätigt, dass unsere Jugendlichen Spitzenreiter unter den Nikotinabhängigen weltweit sind. 24 % der Burschen und 30 % der Mädchen greifen regelmäßig zur Zigarette. Im Gegensatz dazu steht unsere Umfrage in Amerika. Dort rauchen lediglich 19 % der Mädchen und kaum Burschen dieses Alters. gamo ZUM NACHDENKEN Und wir selbst? Alle an unserer Schule dachten, Ried sei anders. Ist es auch! Schließlich sind Ernährungs- und Kochunterricht Teil der Ausbildung. Aber so rosig sind unsere Umfrageergebnisse dann auch wieder nicht. Sie unterscheiden sich nicht sehr vom österreichischen Ernährungsbericht 2008. In Gesundheitsfragen trifft selten der Verstand die Entscheidung. Dass wir dennoch so selten Fastfood konsumieren, liegt auch am abgelegenen Schulstandort. Da der nächste McDonald’s schwer zu erreichen ist, müssen wir uns selbst versorgen. Und das tun wir auch!!! Trotz anstrengender Schultage kochen wir gemeinsam in unseren WG. Ob unsere Projektaktivitäten zu einer Verhaltensänderung beitragen, das ist eine andere Geschichte. „Rauchen, Saufen, Fressen, Sex und Drogen“ Ingo Vogl im Interview: Vom Leberkäse-Sanitäter zum Gesundheits-Kabarettist. VON LISI, CORNELIA, GÖZDE, SABINA UND LISA Der bekannte Kabarettist Ingo Vogl trug im Rahmen unseres Projekts sein aktuelles Programm vor. Die anschließende Schülerumfrage ergab, dass Ingo Vogl 79 % der Schüler einen Denkanstoß gegeben hat. Jedoch nur neun Prozent glauben, ihr Essverhalten dadurch zu ändern. Was hat Sie dazu bewegt, sich mit Gesundheit zu beschäftigen? Ingo Vogl: Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Ich habe immer versucht, im Kabarett – und ich glaube auch, Kabarett lebt davon, Themen zu verwenden, die ich selbst erlebt habe –, Erlebnisse, bei denen ich mich authentisch präsentieren kann, darzustellen. In der Anfangszeit meines Sanitäterdaseins hatte ich Probleme, mir meine Pausen einzuteilen, da ich nie wusste, wann und wo der nächste Einsatz auf mich wartete. Dies war auch der Grund, weshalb ich auf durchschnittlich fünf Leberkässemmeln pro Tag gekommen war. Mittags wollte ich natürlich auch noch etwas Richtiges zum Essen haben, und am Abend habe ich meistens ein oder vier Achteln gekippt. Nach ein paar Achteln bin ich zum Imbiss gegangen und habe mich für meinen stressigen Sanitätertag mit einer Käsekrainer belohnt. Dies führte dazu, dass ich nach dem Zivildienst 16 kg mehr auf den Rippen hatte. Wie kam es zum Umdenken bei Ihren Ernährungsgewohnheiten? Vogl: Ich selber bemerkte nicht, dass ich zugenommen hatte. Als ich für eine Bewerbung am LKH ein ärztliches Attest benötigte, ging ich zum Arzt („Geh bitte, tua ma des do ausfülln. I fong da drübn o und brauch a ärztliches Attest“, sagte ich zu ihm.). Er sah mich an und wollte mich unbedingt untersuchen. Beim Blutdruckmessen stellte er fest, dass mein Blutdruck bei 155/95 lag, dies war eindeutig zu hoch. Ich dachte mir: „Scheiße, des kann’s doch ned sein!“ Und begann langsam meine Ernährung umzustellen; darüber hinaus machte ich aus vier Achteln eins und bewegte mich mehr. Irgendwann waren die in neun Monaten angefressenen Kilos wieder weg. Mittlerweile ist mein Blutdruck auf 135/75 gesunken, wo er hoffentlich auch bleibt. Und um eure Frage nun kurz zu beantworten: „Ich erzähle nur aus meinem Leben, Sachen, die ich selber erlebt oder gesehen habe.“ Was versuchen Sie mit Ihren Kabaretts zu bezwecken? ZUR PERSON Q Ingo Vogl Der Salzburger Kabarettist Ingo Vogl war lange Zeit als Sozialarbeiter tätig. Er erfüllte seinen Zivildienst beim Roten Kreuz und ist seither freiwilliges Mitglied dieser Organisation. Hierbei sammelte er viele Erfahrungen und gewann bedeutungsvolle Eindrücke. Seit 1998 studiert er Publizistik und Pädagogik. Im Jahre 1990 meisterte Ingo seinen ersten Auftritt als Kabarettist. NIMA www. vogl-kabarett.at Vogl: Ich habe nicht das Ziel, das Verhalten der Leute zu ändern. Ich möchte nur bezwecken, dass sich die Menschen, und in diesem Fall junge Menschen, mit der Thematik auf eine andere Art und Weise auseinandersetzen. Die endgültige Entscheidung muss schließlich jeder für sich selbst treffen. Verlieren die von Ihnen behandelten Themen durch das Kabarett an Ernsthaftigkeit? Vogl: Ich glaube, dass die Ernsthaftigkeit in Kabaretts unübertrefflich ist. Schließlich werden dadurch ernsthafte Diskussionen ausgelöst. Kabaretts sind eine der besten Möglichkeiten, zu sich selbst zu finden. Denn erst durch Schmunzeleien werden die Leute angeregt, sich mit dem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen. Fühlen Sie sich dazu gezwungen, einem Schönheitsideal zu entsprechen? Vogl: Des hab i mit 14 aufgegeben zu verfolgen! Gibt es etwas, auf das Sie nicht verzichten wollen, obwohl Sie wissen, dass es ungesund ist? Vogl: Ja, das Leben. Es ist nicht ausschließlich gesund, sondern ungesund. Irgendwann wird’s vorbei sein, dann passt es auch. DIE PRESSE MACHT SCHULE 7 Montag, 15. Juni 2009 MEINUNG VERENA BRUNNER Her mit dem Krisenspeck! W Kaum zu fassen. Österreichs Jugend greift immer öfter zu Fast Food anstatt zu ausgewogener Ernährung. [ EPA ] Keine Zeit zum Essen FAST FOOD. Stress und Hektik lassen Menschen immer häufiger zu „schnellem“ Essen greifen. BRAUNAU. Kleine Kinder, die mit ihren Armen wie Chicken Wings wackeln, dazu der Refrain: „McDonald’s, McDonald’s, Kentucky Fried Chicken and the Pizza Hut“ – so präsentiert sich DJ Ötzis Beinahe-Welthit „Burger Dance”. Der Song bohrt sich mühelos in die Gehörgänge der Halbwüchsigen. Nicht ganz auszumachen ist dabei, ob es sich um einen Werbesong für Fast-Food-Ketten oder um ein Lächerlichmachen der uniformen Esskultur handelt. So weit hat es Fast Food schon gebracht: DJ Ötzi hat die Thematik vor fünf Jahren in eine seiner musikalischen Meisterleistungen aufgenommen. Würde es sich nicht um ein ernsthaftes Thema handeln, könnte man diesen Song in eine Schublade mit „Anton aus Tirol“ stecken. Im Jahr 2004 erschien der Film „Super Size Me“, bei dem Regisseur und Hauptdarsteller Morgan Spurlock 30 Tage lang ausschließlich McDonald’s-Produkte aß. Die Auswirkungen: Spurlock nahm zwölf Kilo zu und fühlte sich von Tag zu Tag schlechter. „Wer gesund isst, stirbt früher“ Bei diesem Film dürfte es sich allerdings um Spurlocks persönlichen Feldzug gegen den größten Fast-Food-Konzern der Welt gehandelt haben. Der deutsche Lebensmittelchemiker Udo Pollmer stellt in seinem 2008 erschienenen Buch „Wer gesund isst, stirbt früher“ fest: Um eine derartige Gewichtszunahme zu erreichen, müsste Spurlock Schilddrüsenhor- mone und Anabolika eingenommen haben. Und würde ein Konsument laut Film von Fast Food impotent werden, hätte Amerika ein akutes Nachwuchsproblem. Was als Dokumentation getarnt wird, ist eine fiktive Geschichte, die so manches vereinfacht. Was sollen Herr und Frau Österreicher nun vom Fast Food halten? Hemmen die abschreckenden Beispiele DJ Ötzi oder Morgan Spurlock den Konsum am schnellen Essen? Leute. Ein flächendeckendes Kantinensystem mit gesunden Lebensmitteln wäre wünschenswert. Dass dieses Unterfangen nicht einfach ist, erfuhr Englands Star-TV-Koch Jamie Oliver. Er wollte die Essgewohnheiten im Königreich von Grund auf ändern und gewann die Unterstützung von Ärzten und Eltern. 2004 startete er an britischen Schulen eine Kampagne für bessere Ernährung, um Fast Food aus den Schulen zu verbannen. Diese Seite wurde von der 8. Klasse des BG und BRG Braunau gestaltet. Die Maßnahmen im Kampf gegen das Übergewicht stießen aber auf wenig Gegenliebe, denn die britischen Kinder ließen sich nicht einkochen. Die eingefleischten FastFood-Junkies verpflegten sich außerhalb der Schulkantinen, sie pilgerten nach alter Gewohnheit zu Generation X-Large In einer von Hektik geprägten Gesellschaft spielt Ernährung eine untergeordnete Rolle. Vor allem Jugendliche betrachten Nahrungsverzehr als lästige Zusatzaktivität: Über 75 Prozent geben an, McDonald’s-Nutzer zu sein; zwei Drittel essen Produkte des Konkurrenten Burger King. So das Ergebnis einer deutsche Studie von 2008. Nach dem unkontrollierten Essen soll das Fett auf den Hüften wieder zum Schmelzen gebracht werden. Seit Kochsendungen in diversen Fernsehsendern ein Trend geworden sind, widmen sich Ernährungsspezialisten den Menschen, die ihr Gewicht nicht in den Griff bekommen. Gefragt ist auch die Politik: In den Schulen soll gesünderes Essen angeboten werden. Leberkässemmeln und Pizzaschnitten gehören zum Hauptnahrungsmittel junger Fish & Chips. Durch den Marsch zu den Fast-Food-Buden sollen sie allerdings fitter geworden sein. Mehr Fitness dürfte auch den österreichischen Schülern nicht schaden. Sie werden immer dicker. Dem Ernährungsbericht 2008 zufolge weist ein Fünftel der Sechsbis Fünfzehnjährigen ein zu hohes Körpergewicht auf. Österreichs Nachwuchs hat schwer zu tragen: Wer zu dick ist, wird oft gehänselt, wer verspottet wird, isst aus Frust, wer viel isst, futtert sich krank. Österreich hat europaweit die wenigsten Turnstunden. Sogar der Rechnungshof kritisierte kürzlich die Stundenkürzungen im Fach „Bewegung und Sport“. Für viele Jugendlichen sind Turnstunden die einzige körperliche Betätigung. So fallen Chips, Cola, Couch und Computer schwer ins Gewicht. örter wie Rezession und Bankrott geistern durch die Medien. In der finanziellen Eiszeit sollte man es den Bären nachmachen und sich ein dickes Winterfell zulegen. Diese Expansionsmaßnahme kommt nicht nur jedem einzelnen Hüftspeck zugute, sondern der ganzen Wirtschaft. Hier ein FünfPunkte-Programm: I Gehen Sie immer mit Bärenhunger einkaufen. Durch den stechenden Schmerz, den Ihr missachteter Magen auslöst, entwickeln Sie ungeahnten Einfallsreichtum. Plötzlich kaufen Sie Lebensmittel, die Sie sonst hartnäckig ignorieren. I Achten Sie in den Gängen mit Knabbereien und Schokolade auf Familienpackungen. So baut sich nicht nur Ihr Finanzkrisenspeck auf, Sie steigern auch den Umsatz und regen die Wirtschaft an. I Auf dem Weg vom Supermarkt ins Elektrogeschäft vergessen Sie nicht, bei jedem einzelnen Würstel- und Kebabstand stehen zu bleiben. Das Preis-Fett-Verhältnis ist hier so gut wie sonst nirgends. Außerdem müssen in Zeiten wie diesen besonders die armen Budenbesitzer unterstützt werden. I Im Elektrogeschäft steuern Sie sofort in die Abteilung für Haushaltsgeräte. Begehen Sie nicht den Fehler, auf Ihrem Weg die Fitnessgeräte zu kreuzen. Beim Einkauf halten Sie sich an das bewährte Duo: Mikrowelle und Fritteuse. I Stellen Sie bitte sofort Ihre beiden neuen besten Freunde unter Strom. Doch Achtung! Komplizierte Bedienungsanleitungen können extrem schweißtreibend sein. Mit Ihren zwei neuen Eroberungen lässt sich das Problem schnell wieder beheben. Geben Sie einfach alles Essbare, was Sie finden, in die Fritteuse. Danach schmeckt sowieso alles gleich. Verzehren Sie das Viersternemenü unbedingt vor dem Fernseher. Durch ständige Berieselung kommt das lästige Sättigungsgefühl gar nicht erst auf. Wenn Sie sich strikt an alle Punkte halten, können Sie sich zu Recht als Held bezeichnen. Sie haben nicht nur die heimische Lebensmittelwirtschaft gestärkt, sondern sind auch zum Bären mutiert. ······························································································································································································································································································································ ERNÄHRUNGSWISSEN VON OBERSTUFENSCHÜLERN Statements Falsch Richtig Ergebnisse der Befragung in Prozent K. A. Antwortverhalten der Schüler Fast Food ist eine Erfindung der Neuzeit. 48 Junk Food ist eine amerikanische Erfindung. 31 1 Falsch 45 55 0 Richtig Diäten führen ohne Nebenwirkungen fast immer zu dauerhaftem Gewichtsverlust. 10 89 1 Falsch Man kann bei zu hoher Kalorienzufuhr beliebig viel zunehmen. Dicke essen immer mehr als Dünne. Bier enthält weibliche Hormone. 54 89 0 Falsch 41 Bier hat mehr Kalorien als Orangensaft. Unser Gehirn besteht zu 10 bis 20 % aus Cholesterin. 57 2 Richtig 85 35 Eckpunkte Ziel: Test des Ernährungswissens der Oberstufenschüler des BG/BRG Braunau am Inn Quelle: Dr. Hiebl, BG/BRG Braunau am Inn 44 2 Falsch 11 „Lukullischer Orgasmus“ EAV-Star Klaus Eberhartinger lüftet seine Ernährungsgeheimnisse. 51 1 Falsch 69 Der BMI von Brad Pitt entspricht dem eines „Übergewichtigen“. Korrekte Antwort 14 1 Falsch 64 1 Richtig Sample: 150 Befragte im Alter zwischen 14 und 19 Jahren /JV Heute aß ich zum Frühstück . . . Klaus Eberhartinger: Reste von einem unglaublich herrlichen, wenn auch ungesunden Schinken mit zwei großen Eiern glücklicher steirischer Hühner aus Freilandhaltung und natürlich biologisch wertvoll. Das ist jetzt nicht unbedingt sehr gesund und auch nicht mein Routinefrühstück. Aber manchmal ein himmlischer lukullischer Orgasmus! Sonst besteht mein Frühstück aus einer großen Tasse grünem Tee und Obstsalat. Ich koche am liebsten . . . Eberhartinger: Gar nicht! Ich bin ein hervorragender Esser, aber ein nicht einmal mittelmäßiger Koch, d. h. mir schmeckt mein selbst Gekochtes nicht wirklich. Und ich habe auch meistens nicht die Zeit oder will sie nicht haben, um mich als Koch zu verwirklichen. Gesunde Ernährung bedeutet für mich . . . Eberhartinger: Bessere Lebensqualität, weil bessere Verdauung, weniger Krankheiten und mehr Kraft. Selbst in Braunau aufgewachsen: [ EPA ] EAV-Star Klaus Eberhartinger. Wäre ich ein Fast-Food-Gericht, wäre ich . . . Eberhartinger: Eine Leberkässemmel. Ich bin in Oberösterreich aufgewachsen – in Braunau am Inn –, und da gab es einst die Fast-FoodDroge schlechthin: den legendären Sammereyer-Leberkäse. Einen Kalbsleberkäs, der die Geschmacksnerven ein Halleluja anstimmen ließ. Und nie hätte ich „Neuburger“ zu ihm gesagt! Fast Food bedeutet für mich . . . Eberhartinger: Wie der Name schon sagt: schnelle Ernährung, Zeit sparen beim Essen mit zum Teil giftmüllverdächtigen Verdauungsergebnissen! Aber ich gebe zu, dass mir das eine oder andere Mal durchaus eine Pizza oder ein Burger mundet. DIE PRESSE MACHT SCHULE 8 PREISVERGLEICH Gesund essen und Geld sparen Zurück zum Herd? Es lohnt sich! Selberkochen ist der perfekte Weg für das Wohlbefinden von Körper und Sparschwein. Gesunde Ernährung muss nicht immer aufwendig oder teuer sein. Unser Körper braucht lebendige Vitalstoffe, um fit und leistungsfähig zu bleiben. Nur frische Nahrung liefert die ganze Palette an Vitaminen, Mineralstoffen und allem, was unser Körper noch so braucht. Wichtig ist auch die bewusste Nahrungsaufnahme. Schnelles Schlucken und Schlingen schlagen auf den Magen und können sogar zu Magenschleimhautentzündungen führen. Gutes Kauen dagegen hilft der Verdauung und entlastet den Stoffwechsel. Diese Seite wurde von der Klasse 3 AHW der HLW Spittal/Drau gestaltet. Wenn die Burger auf der Alm grasen GESPRÄCH. Was Fast Food von McDonald’s und Biogastronomie vereint, und was sie trennt. VON SARAH MOSER UND SABRINA NASCHENWENG Wie sind Sie zu Ihrem Job gekommen? Fritz Pinteritsch: Ich habe mich schon früh mit gesunder Ernährung beschäftigt, habe im zweiten Bildungsweg eine Kochlehre abgeschlossen und koche seit 1994 ausschließlich biologisch, da ich kein typischer Schnitzelkoch bin. Reinhold Krämmer: Eigentlich bin ich gelernter Vermögensberater, mein Traum war, eine große Almhütte zu bewirtschaften, und weil es bei unserem Gasthaus in Gmünd Probleme mit dem Erbe gab, entschloss ich mich, als Franchisenehmer zu McDonald’s zu gehen. Was ist das Spezielle an der Verarbeitungsweise Ihrer Produkte? Pinteritsch: Biologisch zu kochen ist nichts Außergewöhnliches, man beschäftigt sich intensiver mit der Auswahl und Zubereitungsart der Zutaten. Biologisch leben heißt nicht, dass man immer dasselbe isst. Wenn ich es mir gesundheitlich erlauben kann, ist ein Besuch bei McDonald’s oder im Chinarestaurant unbedenklich. Denn wenn etwas wirklich schädlich ist, ist es in Österreich nicht zugelassen. Krämmer: McDonald’s arbeitet mit Convenience-Food, d. h., die Produkte sind teilweise vorfabriziert. Wir haben strenge Qualitätskontrollen. Deshalb ist in unseren Burgern ausschließlich 100 % Rindfleisch, und wir verwenden nur das Brustfleisch der Hühner. Wir haben eine Anbaufläche für Kartoffeln in der Größenordnung von 2500 Fußballfeldern in Niederösterreich, das sind 8,8 Milliarden Pommesstäbchen. Weil der Bedarf an Hühnerfleisch bei den 162 Restaurants in Österreich nicht gedeckt werden kann, wird das Hühnerfleisch größtenteils aus Spanien importiert. I’m from Austria! Was ist dran am AMA-Gütesiegel? Krämmer: Gütesiegel wie das AMA- GESUNDES FAST FOOD Haben Sie Lust auf etwas Gesundes und Schnelles? Zutaten: 15 dag Mais ½ l Wasser 1 dag Butter Salz, Curry 15 dag Zucchini ½ Stk. roter Paprika 10 dag Gouda Zubereitung: I Wasser, Butter, Salz und Curry aufkochen I Mais einrühren I 10 min quellen lassen I Alles sehr kleinwürfelig schneiden und untermengen I Zu Burgern formen und in wenig Fett herausbacken Perfekt dazu passt ein JoghurtKräuter-Dip: einfach Sauerrahm, Joghurt, Salz, Pfeffer, Zucker, etw. Knoblauch, Schnittlauch und Petersilie vermischen. Gütesiegel sind käufliche Dinge. Dennoch setzt McDonald’s auf heimische Nahrungsmittel. Die Milch für die Milchshakes und das Eis kommt von der Firma BerglandMilch aus Klagenfurt. Pinteritsch: Das AMA-Gütesiegel sagt nichts aus, lediglich dass österreichisches Handwerk dabei ist. Darum habe ich mich auf Bio zertifizieren lassen, denn wo Bio draufsteht, ist auch Bio drinnen. Keine Qualitätskontrolle ist so stark wie die der Konkurrenz. Die Rinder auf unseren Wiesen werden artgerecht gehalten, können sich in der Natur frei bewegen, und in ihrem Futter steckt kein Antibiotikum und auch kein Wachstumsförderer im Unterschied zu konventionell gehaltenen Tieren. Weiters werden in Großunternehmen auch Pestizide zum Schutz der Pflanzen verwendet. In Wels hat man Pestizide im Trinkwasser nachweisen können, dadurch verweiblichen die Fische, und sie können sich nicht mehr fortpflanzen. Bieten Sie auch Pommes frites an? Pinteritsch: Ich habe keine Fritteuse. Ab 130 °C ist das Fett kaputt, und Transfettsäuren entstehen. Das sind gesättigte Fettsäuren und schwer verdaulich, zum Verdauen wird das Blut vom Gehirn abgesaugt, daher ist man nach dem Essen müde. Am besten verwendet man kalt gepresste Öle wie Hanföl, es enthält acht Omegasäuren. Öle sollten nie erhitzt werden. Krämmer: Wir verwenden Fritteusen ausschließlich mit pflanzlichem Raps- und Sonnenblumenöl. Pommes frites sind nicht sehr gesund, Coca-Cola ist es auch nicht, aber es schmeckt der Menschheit. Ich trinke am liebsten Leitungswasser. Wir sind es leid, für die Verfettung der Menschen verantwortlich zu sein, es liegt in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Jede einseitige Ernährung ist ungesund. Wir setzen auf Produkte aus unserem Raum, wo die Burger auf der Alm grasen. Besser konventionell aus Kärnten als Bio aus China. Noch ein paar wertvolle Tipps: I Wenn Sie Geld sparen wollen, achten Sie auf spezielle Sonderangebote. Kurz vor Ladenschluss werden viele Produkte zum halben Preis angeboten. I Kaufen Sie No-Name-Produkte. Diese sind viel preiswerter als die teuren Markenartikel und werden oft sogar vom selben Hersteller produziert. I Kochen Sie in großen Mengen und frieren Sie einen Teil davon ein. I Wenn Sie beim Kochen immer den passenden Kochtopfdeckel verwenden, wird Energie gespart. Preisvergleich am Beispiel Kaiserschmarren: Bio-Kaiserschmarren Spar Natur pur um € 2,19 für ein bis zwei Personen. Selbst gemacht für 4 Personen: 4 Eier € 0,75 ¼ kg Mehl € 0,25 ¼ l Milch € 0,25 0,05 kg Butter € 0,25 0,05 kg Staubzucker € 0,08 Kosten gesamt: € 1,58 Der HLW-Burger: Maislaibchen bio Montag, 15. Juni 2009 „Und das schmeckt euch wirklich?“ [ Foto: Maggi Triebelnig, Carolina Lang ] Können bei Ihnen auch Allergiker essen? Krämmer: Wir geben auf jedes Tablett ein Blatt, auf dessen Rückseite die Inhaltsstoffe der Produkte angegeben sind. Es kommen viele Allergiker zu McDonald’s. Auf der Verpackung haben wir eine Tabelle mit den GDAs. Guideline Daily Amounts, das ist ein Richtwert für die Tageszufuhr von Energie. Pinteritsch: In meinem Biorestaurant „Mund auf“ kann jeder beruhigt zubeißen, auch Allergiker. Wir sind ein herzfreundlicher Betrieb, der fettarm, diabetikergeeignet und laktosefrei kocht. Wir haben ein umfangreiches Trennkostprogramm, und alle Mahlzeiten sind glutengekennzeichnet. Früher klatschten die Leute, als die Flugzeuge den Stickstoff auf unsere Erde sprühten, sie freuten sich, weil sie dachten, alles würde besser wachsen. Leider wurde man nicht aufgeklärt, daher kommen einige Allergien. Ein Mensch verspeist in seinem Leben 17 kg Pestizide durch das Verzehren von gespritzten Nahrungsmitteln wie Obst und Gemüse. McDonald’s zeigt auf, was drinnen ist, ich sage, was man essen soll. Was halten Sie von der Idee einer Bio-Fast-Food-Kette? Krämmer: Die Frage ist: Was möchte der Kunde? Unsere Kunden sagten: Wir wollen Gemüseburger, wir machten sie, und die Gäste kauften sie nicht. Es ist nicht so einfach, 127 Mio. Gäste im Jahr zufriedenzustellen. Zu Fast Food im Biobereich sage ich nein, weil es zu wenig Werbemaschinerie gibt. Pinteritsch: Wenn es auf der linken Straßenseite einen McDonald’s gäbe und rechts eine Bio-FastFood-Kette, wäre die Entscheidungsfreiheit des Kunden größer. Im Moment kann er nicht anders, als nach links zu gehen. Über ein Bio-Fast-Food-Restaurant hat sich keiner drübergetraut. Die Idee ist gut. AUF EINEN BLICK Q Reinhold Krämer, McDonald’s Franchisenehmer aus Villach (links), und Fritz Pinteritsch, Inhaber des Biorestaurants „Mundauf“ aus Klagenfurt (rechts) im Gespräch. Slow Food vs. Fast Food Was unterscheidet selbst gemachte Kärntner Nudeln bei Tisch von Burgern und Pommes frites im Auto? Fast Food ist die englische Bezeichnung für „schnelles Essen“. Es sind Speisen, die für den schnellen Verzehr gedacht sind. Langes Warten ist nicht erwünscht. Slow Food bedeutet „langsames Essen“. Ziel dieser ursprünglich aus Italien stammenden Bewegung ist es, das Bewusstsein für genussvolles, bewusstes und regionales Essen fördern. Fast Food nimmt bei den meisten Menschen einen immer höheren Stellenwert ein, Nahrung muss preiswert und zeitsparend sein. Schon in frühester Kindheit werden wir damit konfrontiert: Zeit ist Geld, und darum werden immer mehr Einsparungen vorgenommen, vor allem, was die Nahrungsaufnahme angeht. Das Essen ist im Laufe der Jahre für viele nur noch zur unumgänglichen Nahrungsaufnahme geworden und hat an sozialer und sinnlicher Bedeutung verloren. Alles muss schnell gehen und einfach zuzubereiten sein, stundenlanges Vor-dem-Herd-Stehen, wer macht das noch? Oder besser gesagt, wer nimmt sich dafür noch die Zeit? Kaum einer bedenkt, dass bewusste Ernährung einen großen Teil zu unserer Gesundheit beiträgt. Einige Konsumenten haben diesen negativen Trend durchaus schon bemerkt, und eine Gegenbewegung beginnt sich aufzubauen. Im Internet kann man sich bereits viele Anregungen und Tipps holen, um das richtige Kochen wieder neu zu erlernen. An Schulen nimmt der Kochunterricht eine wichtigere Rolle ein, an einigen sind Kochen und Service sogar Schwerpunkte und ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung. In der HLW Spittal an der Drau wird jedes Monat eine gesunde Jause angeboten, die von den Schülern zubereitet wird. Des Weiteren steht auch Ernährungslehre auf dem Stundenplan: Hier wird gelernt, was, wann und wie viel man essen soll bzw. muss, um seinen Tagesbedarf zu decken. Man lernt, sich gesund und ausreichend zu ernähren. Auch Themen wie Essstörungen, Welternährung, ernährungsbedingte Krankheiten usw. werden SCHÜLERUMFRAGE A: Abschlussklasse Fachschule Nie 1-2 x pro Woche A. 0 B. B: Einjährige Haushaltschule „Haltet Ihr 5x Obst und Gemüse pro Tag ein?“ „Wie oft geht ihr zu McDonald’s?“ Mehrmals/Jahr Mehrmals/ Woche 0 4 1 3 2 C. 0 0 1 Quelle: HLW Spittal/Brau 6 6 Ja, immer Nein, nie 00 0 1 Ja, manchmal 3 5 2 1 5 7 C: Maturaklasse „Legt Ihr Wert auf eine ausgewogene Ernährung?“ Ja, immer Nein, nie 7 3 1 5 7 1 /JV im Unterricht ausreichend besprochen. Nicht nur ein Teil unserer Kultur geht verloren, zu starker FastFood-Konsum hat auch medizinische Folgen. Die Geschmacksnerven gewöhnen sich an die Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe, der wahre Geschmack von Lebensmitteln geht verloren. Die fettreiche Kost bringt weitere Folgen mit sich: Übergewicht tritt immer häufiger auf. Zwölf Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen ab 15 Jahren sind laut der WHO (World Health Organization – Weltgesundheitsorganisation) stark übergewichtig. Die Medien wollen weiterhin dünne Models als Idealbild verkaufen, was viele Jugendliche, die noch leicht zu beeinflussen sind, in Essstörungen treibt. Hin und wieder den Verlockungen einer Tiefkühlpizza oder McDonald’s nicht widerstehen zu können ist an sich nichts Schlechtes. Auch beim Fast Food gilt: Mit Maß und Ziel genossen ist es weder schädlich noch gesundheitsfördernd. Wie immer gilt: Du bist, was du isst (Ludwig Feuerbach). Montag, 15. Juni 2009 DIE PRESSE MACHT SCHULE 9 Fastfood ja – aber bitte nur in Maßen Austria vs. USA Wer is(s)t fetter? ERNÄHRUNG. Burger und Pommes decken den Vitaminbedarf nicht einmal annähernd. Umfrage: Amerikanische Schüler sind wohl doch ernährungsbewusster. Guten Appetit: Kalorien sind in Burgern zwar unsichtbar, doch spätestens im Bikini oder in der Badehose zeigen sie sich. VON JULIA FÜHRER, SANDRA SCHIESBÜHL UND HANNAH URBANEK WIEN. Bei 19 Prozent der österreichischen Jugendlichen zeigt die Waage Alarmstufe Rot an – das ist das ernüchternde Ergebnis des Ernährungsberichtes 2009. Ein deutliches Zeichen, das zum Abnehmen aufruft – und trotzdem oft gnadenlos ignoriert wird. Sei es purer Zeitstress, quälender Hunger, appetitanregender Duft oder die Verführungskraft der Werbung – der Jugend wird immer wieder der Weg zu verschiedenen Fastfood-Anbietern gewiesen. In Österreich zählen McDonald’s und Burger King zu den beliebtesten Fressdomizilen, wo Pommes im golden schimmernden Fett ihre Runden drehen und Burger auf dem Feuer gegrillt werden, bevor sie gierig verschlungen werden. Zielgruppe: Jugendliche Besonders Jugendliche werden von den Fastfoodketten angesprochen. McDonald’s lockt seine Kunden mit Ein-Euro-Schnäppchen und Happy Meals an – nicht umsonst ist McDonald’s das meistbesuchte Fastfood-Lokal in Österreich. Das Unternehmen Burger King konzentriert sich auf deftige Portionen – Zielgruppe sind Männer zwischen 14 und 29 Jahren. Restaurantmanager dieser Fastfoodkette verdienen täglich ihr Geld mit Pommes, Burger und Co, ohne dabei mit einem schlechten Gewissen täglich ihre Arbeit von Neuem aufzunehmen. Schließlich sind die meisten ihrer hungrigen Besucher alt genug, um über ihr Essverhalten selbst zu entscheiden – sagen zumindest die Manager. Ein befragter Franchisenehmer meint, dass er selbst darauf achtet, dass er trotz seines Jobs ein sich bewusst ernährendes Vorbild für seine Kinder ist. Ein Mittagsmenü von McDonald’s oder Burger King kommt nicht einmal bei ihm regelmäßig auf den Tisch. Ist Fastfood gesund? Bietet ein Fastfood-Unternehmen wie Burger King denn überhaupt ein gesundes Angebot für kalorienbewusste Menschen? In einem Burger sind zwar zwischen dem gegrillten Muskelfleisch vom Rind und dem Sesamsandwich ein paar Scheiben Tomaten zu finden – mit Durchmessern von 5,4 bis 6,4 Zentimetern. Das deckt allerdings noch lange nicht den täglichen Bedarf an wertvollen und lebenswichtigen Vitaminen und Nährstoffen ab. Da Burger King seinen Hauptsitz in den USA hat, kann Europa nicht selbst entscheiden, welche Fastfoodprodukte in den Mäulern der hungrigen Konsumenten landen. Umso tragischer ist es, dass die Verantwortung für bewusst ernährte Europäer in den Händen der Fettliebhaber auf der anderen Küstenseite des Atlantiks liegt. 19 versus 23 Prozent – dieses Beispiel vergleicht den Fettgehalt von einem in Österreich und einem in den USA gegrillten Burger. Wer bei Burger King seinen Bauch mit einem deftigen Burger LEXIKON Q Junkfood Alle stark zucker-, salz- und fetthaltigen Speisen, zum Beispiel Hamburger oder Pommes. Q Fastfood Alle schnell zubereiteten Speisen. Sei es ein Apfel oder ein Fertiggericht. Q Franchisenehmer Ein Konzern stellt ein Geschäftskonzept gegen Geld zur Verfügung. Der Franchisenehmer führt dieses Konzept dann weiter. füllen mag, wird zwischen kalorienreichen Saucen, Käse und kleinen Mengen bunten Gemüses kein heimisches Rindfleisch finden können. Denn Burger King wird mit Produkten aus Italien, Holland und Deutschland beliefert. Das scheint die Gäste aber nicht zu stören, denn täglich werden in einem Burger-King-Restaurant durchschnittlich 600 bis 700 Burger verkauft. Die Produktpalette führt der Triple Whopper als Flaggschiff mit einem Fettgehalt von 74 Gramm an – im Vergleich dazu hat ein Delight Salad nur ein Gramm Fett. Für die beliebtesten Fastfood-Menüs ist Fett daher unersetzlich. Zuerst saugen sich die Pommes mit dem Öl voll, und danach werden Chicken-Nuggets im Restfett fritiert. Besondere Rohrleitungen [ EPA ] verbinden die Friteusen miteinander. So kann das zu Beginn golden glänzende Pflanzenöl weitergeleitet werden, bis es letztendlich mit leichter Bräune für die Herstellung von Biodiesel verkauft wird. Selbst Franchisenehmer und Manager raten ihren Kunden, Fastfood nur in maßvollen Mengen zu genießen und auf keinen Fall täglich ihren Bauch mit Kalorienbomben zu füllen. WIEN. Junk Food und Fast Food – wo ist der Unterschied? In Österreich, und nicht einmal in Amerika, woher die Begriffe stammen, können viele Schüler den Unterschied erklären. Fast Food sind jene Gerichte, die wir rasch zubereiten können. Sei es ein Apfel oder eines der derzeit stark beworbenen Convenience-Produkten. Alle stark zucker-, salz- und fetthaltigen Mahlzeiten, wie Burger und Pizzen, zählen zu Junk Food. Bevorzugen Jugendliche zu Mittag eine Pizza und ein Cola (Junk Food) oder ein Sandwich mit einem Glas Wasser (Fast Food)? Die Antwort gibt eine Umfrage, in der die Meinungen von 15- bis 18-jährigen Jugendlichen, je 20 aus einem österreichischen Realgymnasium und aus einer amerikanischen Privatschule, eingehoben wurden. Durch den schlechten Ruf des Essverhaltens der Amerikaner würden speziell viele Europäer annehmen, dass über 80 Prozent der befragten Personen „Cola und Pizza“ als ihr Wunschmenü an ihrer Schule ankreuzen. Dabei SCHÜLERUMFRAGE „Isst du lieber Pizza und Cola oder ein Sandwich und Wasser zu Mittag?“ 3 Sandwich & Wasser Diese Seite wurde von Schülerinnen der 6a des GRG 21, Ödenburgerstraße 74, gestaltet. ····························································································································································································································································· 16 Pizza & Cola 5 Pizza & Cola USA Apfel statt Burger? Wie wäre es daher an den restlichen sechs Wochentagen anstatt eines Fastfood-Burgers mit einem Fastfood-Apfel? – Eine willkommene Abwechslung für eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die auch speziell die Speisekarte vieler Jugendlicher in Österreich deutlich bunter und vitaminreicher gestalten würde. Schmackhafte Burger mit Pommes und Co. muss man deswegen natürlich nicht komplett vom Menüplan streichen – wer würde sonst noch dafür sorgen, dass die Kassen bei McDonald’s und Burger King täglich klingen und Fastfood-Unternehmen nicht die geringste Spur einer Wirtschaftskrise wahrnehmen? Österreich 15 Sandwich & Wasser /JV Quelle: GRG XXI sehen 75 Prozent der Befragten in den USA lieber Wasser und ein Sandwich auf ihrem Mittagstisch. Im „bewusst ernährten“ Österreich sieht es da ganz anders aus. Hier bevorzugen 80 Prozent der Befragten ihre Pizzaschnitte und ihr kühles Coke. So groß dürfte die Liebe der Amerikaner für fettes Essen dann doch wieder nicht sein. Eine weitere Frage hat ein erschreckendes Ergebnis aufgezeigt. Fast alle befragten Jugendlichen möchten etwas an ihrem Schulbuffet ändern. Dabei sind es an der österreichischen Schule hauptsächlich die Preise, aber auch eine erwünschte größere und vegetarische Auswahl beim Mittagsmenü. In Amerika sieht es aus, als wären die Preise annehmbar, aber die Wünsche der befragten Schüler sind präziser. Sie wollen mehr Obst und mehr Auswahl an gesundem Essen im Buffet. Da sollten sich die Schulen etwas Neues überlegen, denn die hungrigen Schüler wollen gesündere Snacks! SCHÜLERUMFRAGE „Findest du, dass deine Schule zu wenig gesundes Essen anbietet?“ „Eine bewusste Ernährung trägt zu unserem Wohlbefinden bei, sie ist der beste Schutz vor Übergewicht.“ „Für mich persönlich kommt Fast Food nicht infrage. Mir schmeckt es absolut nicht und meinem Körper tut es auch nicht gut.“ „Ich bin gerade dabei, ein Buch über Kinderernährung zu schreiben und auf meiner Website eine Community aufzubauen.“ „Man sollte ein eigenes Schulfach zum Thema Ernährung einführen. Dabei sollte es auch einen Praxisteil geben.“ Alfons Schuhbeck, FC-Bayern-Sternekoch Johann Lafer, TV Koch Sascha Walleczek, Ernährungsberaterin Ralf Zacherl, Kochexzentriker 5 Nein Österreich 11 Nein USA Quelle: GRG XXI 14 Ja 9 Ja /JV DIE PRESSE MACHT SCHULE 10 Montag, 15. Juni 2009 Kalorienzählen ist out! MEINUNG PHILIPP NEUMANN INTERVIEW. „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles andere nichts“, sagt Toni Klein, Fitnessexperte, TV-Coach und Geschäftsführer des „Vital-Center Lungau“. Pimp my Apfelmus D as gute, alte Apfelmus von Oma besteht nur aus geriebenen Äpfeln. Dies gilt aber nicht für die Industrie. Tagetesöl, Weinfuselöl, Hefeöl-Destillat und Äthylacetat verbergen sich im industriell gefertigten Apfelmus. Diese Zusatzstoffe verwendet die Industrie, um uns an den Geschmack ihrer Marken zu binden. Wenn unser Geschmack schon in der Jugend verdorben wird, hat das Unternehmen einen Kunden fürs Leben. Belassen Konzerne die natürlichen Aromen, drohen Millionenverluste. Es muss Ziel sein weniger dieser Mittel zu verwenden. Denn nichts ist besser als der natürliche Geschmack von Früchten. Zusatzstoffe werden aber auch verwendet, um die Farbe und das Aussehen des Produktes zu verbessern. Kräftige Farben, die in der Natur nicht so stark vorkommen, wirken appetitlicher als die echten Farben. Dass die Konsumenten nicht wissen, wie die Produkte wirklich aussehen, ist klar. Wenn jahrelang eingetrichtert wird, dass Apfelmus so aussieht und nicht anders. Man muss aufhören Geschmack und Farbe von Produkten zu verfälschen, sonst werden wir den echten Geschmack von Gemüse und Obst bald nicht mehr kennen. Nur noch den Geschmack der Konzerne. emm1b@multiaugustinum.com LEBENSMITTEL Phosphorsäure im Cola VON ALEXANDER ZWITTNIG UND FLORIAN NEUMANN ST. MARGARETHEN. Als Konservierungsmittel wirkt Phosphorsäure in Lebensmitteln, etwa Cola, und wird dort als E-Nummer deklariert. E-Nummern sind Zusatzstoffe, die in fast allen Lebensmitteln enthalten sind. Diese dürfen nicht gesundheitsschädlich sein, doch ein gewisses Risiko bleibt. „E“ steht für „von der EU geprüft und zugelassen“. Nicht jedes Produkt, das Zusatzstoffe enthält, ist gekennzeichnet, wie etwa Alkohol. Die wichtigsten Stoffgruppen: Konservierungs-, Farbstoffe, Geschmacksverstärker. Da sehr viele Stoffe im Umlauf sind, veröffentlicht die Arbeiterkammer eine Internet-Liste: www.arbeiterkammer.at. Schüler des MultiAugustinum machen sich Gedanken über Gesundheit Ernährung 92% 80% 14 –17 Jahre 86% 72% 18 –21 Jahre Quelle: Karin Schnitzer, Rebecca Lackner, Monika Haller, Lisa Reinmüller /JV Slow Food, die Bewegung für mehr Genuss. Wird in Zukunft Fast Food „überholt“ sein? VON FRANZISKA HASLINGER UND ALEXANDRA PICHLER MultiAugustinum: Welche Lebensmittel gehören für Sie zu Fast Food? Gibt es auch gesundes Fast Food? Toni Klein: Fast Food ist schwer zu definieren. Es bedeutet schnelles Essen und nicht ungesundes Essen. Zu Fast Food zählen nämlich außer Fertiggerichten, die sehr fett- und zuckerreich sind und viele „schlechte“ Kalorien enthalten, auch Obst und Gemüse mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen. Der Trend geht jedoch in Richtung Slow Food (siehe Artikel unten). Wie ernährt man sich gesund? Klein: Kalorienzählen ist out! Als Richtwert für eine Mahlzeit sollte gelten: Zwei Hände Vitalstoffe, zum Beispiel Gemüse, Salat, eine Hand Kohlenhydrate, zum Beispiel Brot, Nudeln, Reis und eine Hand Eiweiß, etwa Fleisch oder Fisch. Drei bis fünf Mahlzeiten pro Tag sind optimal. Sobald man weniger isst, stellt sich der Körper auf Sparflamme um und die Fettverbrennung ist erst einmal gehemmt. Stattdessen beginnt der Körper vermehrt Muskeln abzubauen, um Energie zu sparen. Eine jährlich durchgeführte Studie von McDonald’s zeigt, dass Kinder weniger essen als vor 20 Jahren, doch sie machen zu wenig Be- wegung. Die Fettzufuhr hat sich zwar verringert, dafür werden mehr Kohlenhydrate, vor allem „schlechte“ wie Zucker, gegessen. Da es kaum jemand schafft, sich jeden Tag gesund zu ernähren, kann man sich auch ein bis zwei Tage in der Woche gönnen, an denen man mit ruhigem Gewissen schlemmen kann. Solange man sich die restlichen fünf Tage „richtig“ ernährt. Was ist für Sie ein perfekter Ernährungs-Tagesplan? ZUR PERSON Toni Klein ist Geschäftsführer des „VitalCenter“ in Mariapfarr. Seine Fachgebiete sind Bewegung und Ernährung. Er studierte Sportwissenschaften und betriebliches Gesundheitsmanagement. Im Herbst 2008 lief auf ATV die TV-Show „Österreich isst besser! – Das Teenager Camp!“, in der Toni Klein Sasha Walleczek tatkräftig als Fitness Coach zur Seite stand. Eine zweite Staffel wird im Herbst 2009 folgen. Klein: Vor dem Frühstück ist es empfehlenswert, zwei Gläser lauwarmes Wasser, eventuell mit einem Schuss Essig oder etwas Zitrone, zu trinken, um den Stoffwechsel anzukurbeln. Zum Frühstück sollte man entweder ein Müsli mit frischem Obst oder ein pikantes Frühstück, Vollkornbrot, Frischkäse, Magerschinken, Ei, zu sich nehmen. Als Vormittagsjause kann man Obst oder Gemüse knabbern. Es wäre optimal das Mittagessen frisch zu kochen und auf Paniertes zu verzichten. Für einen eventuellen Heißhunger am Nachmittag sollte man immer Nüsse oder Trockenfrüchte bereithalten. Am Abend sollte man Kohlenhydrate meiden und Eiweiß zu sich nehmen. Wichtig ist jedoch, dass man neben einer gesunden Ernährung auch regelmäßig Sport betreibt, um Muskeln aufzubauen, und dadurch einen höheren Grundumsatz zu bekommen. Kann man seine körperliche Gesundheit noch retten, wenn man sich erst ab 30 gesund ernährt? Klein: Es ist nie zu spät für eine Ernährungs- bzw. Lebensumstellung. Bereits mit 30 Jahren beginnt die Muskulatur abzunehmen, ab 50 nimmt die Muskulatur stark ab. Man kann den Alterungsprozess gezielt stoppen, indem man seine [ Michaela Mitterbucher ] Muskulatur kräftigt und sich intelligent ernährt. Somit beugt man auch Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen, Allergien oder Diabetes vor. Im Herbst waren Sie auf ATV zu sehen. Wie war für Sie die Arbeit mit den übergewichtigen Jugendlichen? Klein: Sehr lustig. Die Jugendlichen stammen aus schwierigen Verhältnissen. Meistens sind die Eltern, indem sie ihre Vorbildwirkung vernachlässigen, das Problem. Wenn Diese Seite wurde von der E1b-Klasse des MultiAugustinum in in St. Margarethen/Lungau gestaltet. Eltern selbst kein Obst und Gemüse essen, kann man sich auch von ihren Kindern nichts anderes erwarten. Die Jugendlichen waren am Beginn keine Teamplayer, deshalb war das Camp am Beginn für sie beinhart. Trotzdem erreichten wir ein sehr positives Ergebnis. Sieben von acht sind am besten Weg. Ziel sollte sein, sich den inneren Schweinehund zum Freund zu machen. Dann kann man Sport mit Freude genießen. Erfolg motiviert! SLOW FOOD „Wir essen nur selbst gemachte Produkte“ Familie Naynar lebt die Slow Food-Bewegung auf ihrem Lungauer Bauernhof. VON VEDRANA MARINKOVIC, SIMONE GRUBER UND LUKAS SCHOBER GÖRIACH. Auf 1250 Metern Seehöhe liegt der „Hiasnhof“ in Göriach von Familie Naynar, mitten in den Niederen Tauern im Salzburger Lungau. Seit 20 Jahren bewirtschaftet Gunther Naynar mit der Hoferbin und seinen vier Kindern den „Hiasn“ mit 28 Hektar Land. Dem Bauern und mittlerweile bekannten Käser war die Landwirtschaft allerdings nicht in die Wiege gelegt worden; er absolvierte zunächst ein Kunststudium und unterrichtete anschließend am BG Tamsweg. „Meine Wurzeln liegen nicht in der Landwirtschaft, aber bereits in der Pubertät reifte in mir der Gedanke an ein Leben als Bauer“, erinnert sich der 54-Jährige. Bauer zu sein, bedeute aber nicht gleichzeitig für Slow Food einzutreten, oft sei es sogar das Gegenteil, betont er und verweist dabei auf riesige Agrobetriebe in anderen Gegenden. Die Begeiste- rung für die Käserei und Slow Food wurde bei ihm in Italien geweckt. „Ich war vor fünf Jahren bei einem internationalen Treffen von Kleinbauern in Turin, es war eindrucksvoll und die Atmosphäre hat mich begeistert“, erzählt Gunther Naynar mit leuchtenden Augen. Da sei für ihn klar gewesen, auch hier im Lungau eine Slow Food-Bewegung zu gründen. Diese weltweit vernetzte Organisation fördert das Bewusstsein für den Wert des Essens sowie für eine Esskultur, die den Nahrungsmitteln einen entsprechenden Respekt entgegen bringt. Keine langen Transportwege, eine große Vielfalt und ursprüngliche Sorten, angelehnt an den Fair-Trade-Gedanken sind das Fundament von Slow-Food. Kinder dürfen „sündigen“ Für den „Präsidenten“ von SlowFood Lungau steht fest, warum dennoch Fast Food bei den meisten Menschen einen höheren Stel- Slow Food-Bauer Gunther Naynar beim [ Lukas Schober ] täglichen Käsewaschen. lenwert hat: „Fast Food ist Bestandteil unseres Lebensstils, und der ist alles andere als slow, alles ist auf Schnelligkeit gestellt.“ Diesem Trend will er sich jedenfalls nicht anschließen. Er hat aber auch kein Problem damit, wenn seine Kinder ab und zu Fast Food essen, betont jedoch, dass das gemeinsame Mittagessen auf dem „Hiasnhof“ eine wichtige Zeremonie sei. Und was da auf den Tisch kommt, stammt fast alles aus Selbstversorgung. „Wir essen nur selbst gemachte Produkte“, erklärt er voller Stolz. Vor allem auf die Veredelung von Ziegen- und Kuhmilch hat sich Familie Naynar spezialisiert. Auch die Brüder Obauer und viele andere hochdekorierte Haubenköche schwören auf die Käsespezialitäten vom „Hiasnhof“. Wie kann man Jugendlichen gesunde Ernährung schmackhafter machen? Diese Frage beschäftigt naturgemäß auch den „Hiasn“Bauern, hat er doch selber vier Kinder im Alter von 10 bis 18 Jahren. Seine Devise lautet: „Der beste Weg ist der persönliche Kontakt, es geht nicht in Massenentwicklung, aber letztlich ist jeder für seine Gesundheit verantwortlich.“ DIE PRESSE MACHT SCHULE Montag, 15. Juni 2009 „Zwei Drittel der Schüler essen in der Früh noch nichts“ MEINUNG ERNA WEISS (BIO-LEHRERIN) Gesunde Ernährung erst ab 30?! S chon im Kindergartenalter bringt die „Ernährungsmaus“ den Kindern bei, sich richtig zu ernähren. Die Mutter geht mit den Kindern gesundes Obst und Gemüse einkaufen und versucht, ein gutes Vorbild zu sein. Später hört man in der Schule jede Menge über Ernährungslehre. Tatsächlich wissen sehr viele Jugendliche Bescheid INTERVIEW. Eine Schulärztin über „Sünden“ bei Ernährung und gesunde Alternativen. VON CORNELIA ROSENAUER Wie, finden Sie, ernährt sich unsere Schule, die HAK Steyr, generell? Andrea Höller: Zum einen Teil essen die Schüler ernährungsbewusst, aber zum anderen Teil katastrophal. Die meisten Schüler lassen sich immer von den schmackhaftesten Angeboten verführen, welche nicht immer gut für den Körper sind. Zum Beispiel: Kaufe ich mir in einem Supermarkt eine Wurstsemmel, dann gehe ich mit Sicherheit bei der Kassa nicht vorbei, ohne mir eine kleine Süßigkeit mitzunehmen. Wenn ich mir im Gegensatz dazu bei einem Fleischhauer eine Wurstsemmel kaufe, gibt es gar kein Angebot für etwas Süßes, sprich: Ich entwickle erst gar nicht das Bedürfnis, mir noch etwas dazuzukaufen. Es ist auch ein Problem an der Schule, dass die Angebote nicht immer nur den Grundnutzen Hunger stillen, sondern auch gleichzeitig ungesund sind oder dick machen. Aber der Mensch entwickelt Bedürfnisse für Sachen, für die geworben wird. Können bzw. sollen Lehrer etwas zur gesunden Ernährung der Schüler beitragen? Höller: Als Vorbilder können Lehrer nicht wirklich viel machen, sie sind unregelmäßig anwesend. Das Einzige, was Lehrer machen könnten, wäre, für gesunde Angebote für die Schüler zu sorgen, aber natürlich nur, wenn auch die Nachfrage seitens der Schüler bzw. Eltern besteht. Einsicht bezüglich gesunder Ernährung kommt oft erst mit zunehmendem Alter. Finden Sie, dass die Esspausen an unserer Schule zu kurz oder zu lang sind? Höller: Wenn ein Schüler bewusst frühstückt, beträgt der Sättigungsgrad 4 bis 6 Stunden, die erste Jausenpause ist dann um zirka 10 bis 10:30 Uhr nötig! Eine Zeit von 15 bis 20 Minuten reicht, um genug zu essen. Aber wenn man vorher noch rauchen oder die Jause kaufen muss, is(s)t man im Stress, was auch nicht gesund ist. Schnelles Essen als Pflichtgegenstand an Österreichs Schulen: Anstellen am Schulbuffet und Verzehr der Jause – und das alles in 15 Minuten Pause. [ Piaty ] Was wäre Ihrer Meinung nach der „beste“ Pausenfüller, um die Konzentration für die nächste Unterrichtsstunde wieder aufzubauen? Höller: Ein Vollkornweckerl oder Brot mit Wurst oder Käse je nach Geschmack, dazu Obst und zur Nachspeise ein kleines Stück Schokolade. Natürlich darf auf genügend Flüssigkeit nicht vergessen werden! Höller: Stressbedingt in Kombination mit falscher Ernährung – ja. Grundsätzlich haben zwei Drittel der Schüler in der Früh noch nichts gegessen. Oder sie haben in der Nacht wegen einer Schularbeit viel gelernt, all solche Faktoren führen zu Übelkeit und Magenschmerzen. Ist der Grund für Magenschmerzen und Übelkeit bei Schülern überwiegend falsche Ernährung? ZUR PERSON Q Andrea Höller ist seit rund 13 Jahren Schulärztin an der HAK/HLW Steyr. Sie hat jährlich 1700 Schüler zu betreuen. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit sind die gesetzlich vorgeschriebenen Gesundenuntersuchungen am Schulstandort. Sie macht der Schulleitung unter anderem Vorschläge zur Verbesserung der Ergonomie am [ Hagauer ] Arbeitsplatz Schule. Ist Frühstück am Morgen wichtig? Höller: Ja, natürlich! Wenn Schüler aber meinen, sie können in der Früh nichts essen, sollten sie wenigstens etwas trinken. Der Grund ist, dass der Körper und auch das Gehirn erst auf „wach“ umschalten, wenn der Magen zu arbeiten beginnt. Ist Fastfood wirklich so schlecht, wie alle sagen, oder gibt es hier eine Verwechslung mit Junkfood? Höller: Beide sind nicht nur schlecht, es kommt auf die Menge an! Fastfood ist einfach nur schnell zubereitetes Essen – es kann sowohl gesund als auch ungesund sein. Trotzdem ist es keine Dauerlösung! Junkfood sind im Gegensatz Fertiggerichte, die man zum Beispiel nur in die Mikrowelle schiebt. Wenn ein Schüler einmal in der Woche zu McDonald’s geht, ist das auch nicht schlimm, wenn er sich in der restlichen Woche bewusst gesund ernährt. Das Problem beim Junkfood ist, dass es eine riesige Menge an Kohlenhydraten beinhaltet. Diese geben zwar ein Sättigungsgefühl, welches aber nach zwei Stunden schon wieder verschwunden ist – man hat wieder Hunger. Welche Verbesserungen wären für Sie als Schulärztin an unserer Schule wichtig? Höller: Da sich eine HAK nicht oft mit sozialen Themen wie zum Beispiel Ernährung beschäftigt, würde ich vermehrt Projekte fördern, die den Jugendlichen einen intensiveren Einblick durch aktives Arbeiten am Thema zu verschaffen. Zum Glück gibt es ja einige Projekte, wie zum Beispiel „Das perfekte Frühstück“, an dieser Schule. Da können Schüler fürs Leben lernen. ····························································································································································································································································· Jeder zweite Schüler hat keine Zeit fürs Frühstück „Jedem das Seine“ Wie Bodybuilder, Vegetarier und Muslime essen. VON HASIDA KURSPAHIC UND LISA KRONSTEINER SCHÜLERUMFRAGE Was Schüler frühstücken 1 % Sonstiges 13% Wurst, Käse 30% kein Frühstück Warum frühstücken die Kids nicht? 50% Keine Zeit 5% Keine Lust 13% Cerealien 18 % Honig, Marmelade 25% nur Getränke Quelle: David Heidel, Sandra Sonnleithner STEYR (red.). Viele Schüler kommen mit leerem Magen in die Schule, weil sich am Morgen kein Frühstück mehr ausgeht. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer Umfrage, die von der HAK Steyr, der HAK Waidhofen und der HLW Weyer gemeinsam im Rahmen des Vorsorgepreises Niederösterreich zum Frühstücksverhalten von Schülern durchgeführt worden ist. 38% Keine Hunger 7% Zu Müde STEYR. Genauso wie Muslimen bei Schweinefleisch und Alkohol die Hände gebunden sind, sind auch dem Bodybuilder gewisse Nahrungsmittel verboten. Für einen Bodybuilder ist es am Ende des Tages ausschlaggebend, wie viel Diese Seite wurde von der 3EK der HAK Steyr gestaltet. Betreuungslehrer: Andrea Hagauer-Riml und Karl Piaty. /JV Das er-„nüchternde“ Ergebnis, so der Auftraggeber der Studie, Hermann Schrey: Über die Hälfte der Schüler frühstückt gar nicht oder nimmt nur ein Getränk zu sich. Laut einer australischen Studie ist Zeitmangel der Hauptgrund für den Frühstücksverzicht. http://www.mbf.com.au/AboutM BF/Mediareleases/missing_breakfast.html 11 Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett er zu sich genommen hat. Hingegen ist es für einen Muslimen nur wichtig, das Fleisch eines Wiederkäuers zu essen. Für einen Vegetarier nimmt der Mensch ohnehin zu viel Eiweiß zu sich, doch für einen Bodybuilder kann es nie genug sein. Denn er benötigt grundsätzlich eine sehr hohe Eiweißzufuhr und einen leichten Kalorienüberschuss. Auf die Frage, ob diese Einstellung gesund ist, bekamen wir eine relativ einfach verständliche Antwort: „Jeden Tag eine Tafel Schokolade und übermäßiger Alkoholkonsum sind unter dem Strich sicherlich nicht besser als ein täglich erhöhter Eiweißspiegel!“ Der Vegetarier ist davon überzeugt, dass er sich auch mit Fleischersatzprodukten gesund ernähren kann, während der Muslim daran glaubt, dass Schweinefleisch besonders ungesund ist. Jeder dieser drei hat einen anderen Grund für seine Essgewohnheiten: Für den Bodybuilder ist es reine Einstellungssache. Beim Vegetarier ist es ein „Protest“ gegen die gewalttätige Behandlung von Nutztieren, aber auch die Liebe zur Umwelt. Der Muslim dagegen hält sich ausschließlich durch die Treue zur Religion an die „Regeln“. Auch wenn sie alle drei sehr unterschiedliche Gründe für ihre Essgewohnheiten haben, bestätigen sie unisono: „Würden gesundheitliche Gründe gegen mein Essverhalten sprechen, würde ich keine Sekunde zögern, um dieses zu ändern. Jedem das Seine, aber nicht um jeden Preis!“ über gesunde Ernährung. Jetzt aber schlägt die große Konkurrenz aller Eltern und Lehrer übermächtig zu, nämlich die Werbung. Wo es doch laut Werbung viel schneller und effektiver mit Fast- und Junkfood geht, wird man doch nicht Zeit vergeuden mit aufwändig kochen und schön essen. Nur wenige Jugendliche achten wirklich auf ihre Ernährung. Das Wissen über gesunde Ernährung wird meist erst wieder ausgegraben, wenn man selbst ein Kind bekommt oder vorhat, eine Familie zu gründen – meist erst mit 30. Spätestens dann versucht man, alles anders zu machen – ungefähr so, wie damals schon die Grufti-Eltern und -Lehrer gemeint hätten. office@hak-steyr.eduhi.at MEINUNG SIMON KRIECHBAUM Zum Fastfood verdammt D en Jugendlichen wird vorgeworfen, sich nur von Fastfood, sprich ungesunden Sachen, zu ernähren. Dabei muss Fastfood an sich gar nicht immer ungesund sein, aber das „fast“ beim Essen schon. Wie alles in unserem Leben muss es immer schneller und schneller gehen. Also kein Wunder, dass sich dieser Trend auch beim Essen fortsetzt. Irgendwie ist die „Fast-Food-Generation“ ein Zeichen unserer Zeit. Schon von frühester Kindheit an wird man ans schnelle Essen gewöhnt. Aber am schnellsten wird es wohl in der Jugendzeit. Da beginnt der Tag mit einem Frühstück in Rekordzeit. Falls man es dann in der Schule Essen wird für Schüler immer mehr zum Wettlauf mit der Zeit. nicht bis zur Jausenpause aushält, wird schnell ein Stückchen vom Brot verschlungen. Natürlich möglichst rasch, um Frau Professors strengen Blicken zu entgehen. Und wehe, wer da seinen Appetit nicht zügeln kann. Am Nachmittag lässt der Freizeitstress kaum Zeit zum „Slowfood“-Verzehr. Am Abend wird dann noch schnell etwas vor dem Fernseher oder über dem Hausübungsheft verdrückt. Guten Appetit! office@hak-steyr.eduhi.at