Mann-Blick aus der Kinder und Jugendhilfe

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Mann-Blick aus der Kinder und Jugendhilfe
Statement Jugendhilfe:
Vom Jugendlichen aus
Denken, Vernetzen und
Gestalten
– die Entwicklung lokaler
Bildungslandschaften in der Handlungslogik
der Kinder- und Jugendhilfe
Fachtagung: Kommune wird Bildungslandschaft
29.09.2010 in Meißen
Hartmut Mann, Referent Kinder- und Jugendhilfe
Deutscher PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Landesverband Sachsen e.V. Am Brauhaus 8, 01099 Dresden, www.parisax.de
(Freie Träger der) Kinder- und Jugendhilfe als
Kooperationspartner in kommunalen
Bildungslandschaften
1. Zwei gute Beispiele: Angebote freier Träger
der Jugendhilfe als Bestandteil kommunaler
Bildungslandschaften
2. Handlungslogik der Jugendhilfe für die
Zusammenarbeit der Bildungsakteure im
Sozialraum
3. Schritte auf dem Weg zur Verwirklichung
Deutscher PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Landesverband Sachsen e.V. Am Brauhaus 8, 01099 Dresden, www.parisax.de
Beispiel: Hort der 122. Grundschule
„Am Palitzschhof“ in Dresden-Prohlis:
Konzept und Angebot,
Zusammenarbeit und Vernetzung
• Dresden-Prohlis, ein Stadtteil mit hoher
sozialstruktureller Belastung
• Schule besteht seit 1979, seit 1992 als
Grundschule
• Kooperation mit dem Palitzschhof
• Hort im Schulgebäude
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Der Hort in Trägerschaft des Verbund
Sozialpädagogischer Projekte e. V.
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Bildung, Erziehung und Betreuung von Schülerinnen und
Schülern im teilstandardisierten Bildungskontext
mit integrierter Ganztagsbetreuung für sprachbehinderte Kinder
(Leistung der Eingliederungshilfe gem. SGB XII)
mit integrierter ambulanter Erziehungshilfe bzw. Betreuung in
einer sozialpädagogischen/heilpädagogischen Tagesgruppe
mit Erziehungsberatung im Hort
Fachpersonal mit heilpädagogischer Zusatzqualifikation im Hort
Zusammenarbeit mit der 122. Grundschule auch im
Rahmen des Förderprogramms für Ganztagsangebote an
Schulen
Zusammenarbeit mit der Einrichtung „Spreewalder 1“
(Erziehungsberatung, Tagesgruppe, ambulante Dienste der
Erziehungshilfe, offene Jugendarbeit, Erlebnispädagogik,
Stadtteilarbeit)
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Grundsätze und Programm des Hortes in
Zusammenarbeit mit der Grundschule
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„Das Kind ist Akteur seiner Entwicklung und lernt Entscheidungen
zu treffen.“
„Die Erzieher/innen beobachten, begleiten, unterstützen, fördern,
und vermitteln.“
„Die Kinder lernen miteinander verantwortlich umzugehen und
voneinander zu lernen“
Feste, Ferienfahrten
Hausaufgabenhilfe
Elternzusammenarbeit, Elterngespräche, Elternabende, gemeinsamer
Schulelternrat, Elterncafé
Erziehungsberatung im Hort, Sozialpäd. Familienhilfen im Hort möglich
Kursangebote mit hohem Bildungs- und Selbstbildungsanspruch
Schülerzeitung „Sternenkinder “
Schulhunde „Flax“ und „Leni“
Schülerzertifikat „Schüler für Schüler“ Jugendliche zeigen Kindern ihr
Hobby und vermitteln ihre Fertigkeiten
Outdoortage, Sport, Spiel, Kreatives, Experimente, Tanz, Yoga....
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Dahinter steht....
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Pädagogischer Handlungsansatz: Das Verständnis vom Kind/
Jugendlichen als eigenverantwortlichem Subjekt à individuelle
Unterstützung, Hilfeleistung nach Maß
und Einbezug von Ressourcen im Sozialraum à im sozialen Netz der
jungen Menschen, beim Träger und bei anderen Akteuren der Bildung,
Erziehung und Betreuung – auch Bildungs- und Lebensort Schule
Konstruktivistischer Bildungsansatz im Sächsischer Bildungsplan für
Kita à das sich bildende, aus Interaktion und Erfahrung lernende, sich
die Welt aneignende Kind
Die Stadtteilrunde als AG nach § 78 SGB VIII à langjährig entwickelte
Zusammenarbeit und Vernetzung im Stadtteil mit Kinder- und
Jugendhilfe als federführendem Akteur und aktiver Beteiligung des
öffentlichen Trägers
langjährig entwickelte Kultur der Zusammenarbeit der Akteure im
Stadtteil auch im Hinblick auf Kooperation und Konkurrenz
Inhaltliche Impulse von außen zu Beginn der 90-er Jahre à
(Subjektorientierung, flexible integrierte Hilfen, Sozialraumorientierung,
aktivierende Bürgerbeteiligung
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Beispiel:
Familienzentrum/Mehrgenerationenhaus in Neustadt/Sachsen: Konzept
und Angebot, Zusammenarbeit und
Vernetzung
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Ländlicher Raum im Landkreis Sächsische
Schweiz/Osterzgebirge
Die Gemeinde: Stadt mit 8 eingemeindeten Dörfern,
14.232 Einwohner
Familienzentrum besteht seit vielen Jahren, Standort
im Mehrgenerationenhausprogramm des Bundes
Träger ist der Arbeiter-Samariter-Bund Ortsverband
Neustadt/Sa. e. V. (Pflege, Rettungsdienst, Kita,
Jugendhilfe, ASB-Jugend)
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Das Familienzentrum/Mehrgenerationenhaus
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MGH: Information, Bildung und Beratung für alle Generationen,
Haushaltnahe Dienstleistungen, Angebote von Frauen für
Frauen, örtliche Kinder- und Familienfeste
Offene Kinder- und Jugendarbeit: Kinderclub, Jugendtreff,
Freizeiten und Ferienfahrten, außerschulische Jugendbildung
Schuljugendarbeit in Kooperation mit Friedrich-SchillerMittelschule
Jugendsozialarbeit: Jugendberatung, geschlechtsspezifische
Angebote, Mobile Jugendarbeit in Neustadt/Sa.,
Familienzentrum: Offener Familientreff, Eltern-Kind-Gruppen,
Elternberatung, Babymassage-Kurse, Sportgruppe, Mobile
Familienbildung im ländlichen Raum (!)
Familienunterstützende Angebote: flexible Kinderbetreuung,
Second-Hand, Kindergeburtstagsfeste, Hol- und Bringdienste,
Begleiteter Umgang, Eltern-Kinder-Treff nach Trennung und
Scheidung
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Dahinter steht....
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Jahrelanges Bestehen des Familienzentrums, das verschiedenste
Entwicklungen, Krisen in der Förderung, einen Trägerwechsel gut
überlebte/bewältigte und sich in den letzten Jahren pädagogisch
profilierte
Kooperation mit der Gemeinde, jahrelange Mitgliedschaft einer
Mitarbeiterin im örtlichen Jugendhilfeausschuss
BBB –Begegnung, Beratung und Bildung als Triade in den
Bildungskonzepten für offene Angebote in der Kinder- und
Jugendhilfe und in anderen Bereichen des Sozialen
Familienbildung in örtlicher Vernetzung als Konzept entwickelt
Mehrgenerationenhaus-Programm als (temporäres) Förderkonzept,
das nicht an einen Sozialleistungskontext wie bspw. SGB VIII
gebunden ist
Langjährige Zusammenarbeit mit der Mittelschule im Programm
Schuljugendarbeit, dann in Schuljugendarbeit als GTA und nun in
GTA
Mobiles BBB-Angebot für den strukturschwachen ländlichen
Raum
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Handlungslogik der Jugendhilfe für die
Zusammenarbeit der Bildungsakteure
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Auftrag: Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, Elternberatung,
Schutz vor Gefährdungen, Engagement für gute Lebensbedingungen
Zuständigkeit: Steuerung (Planung und Finanzierung) als hoheitliche
Aufgabe vor allem auf örtlicher Ebene (Landkreis/kreisfreie Stadt bzw.
Gemeinde für Kita) à Vorrang freier Träger bei den Jugendhilfeleistungen à flexibel, schnell reagierend auf positive oder negative
Entwicklungen
Prinzipien: Vielfalt von Konzepten, Trägern mit verschiedenen
Wertorientierungen, Beteiligung an räumlicher u. individueller Planung
Geprägt von sozialpädagogischer Fachlichkeit: Individualität à Bedarf
des/der Einzelnen in seinem sozialen Umfeld, Gruppe à
Gestaltungsfreiräume als Aufforderung zur Aktivität in eigener Sache
Sozialraum als Planungsebene, das Individuum als Subjekt
Interesse an Schnittstellengestaltung ßàZuständigkeitsabgrenzung
Interesse an Problemlösung durch Schule, GTA als Konkurrenz zur
Jugendarbeit oder GTA als Gelegenheitsstruktur für Jugendarbeit
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Auf welcher Handlungsebene setzt die Entwicklung
von kommunalen Bildungslandschaften an?
Die Hierarchie von Handlungsebenen für Veränderung:
1. Analyse/Situationsbewertung
2. Strategie/Politik
3. Zielsetzung
4. Programm/Konzept
5. Methodik
6. Personal/Personalentwicklung
7. Investitionen
8. Sachausstattung
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Je weiter oben Veränderungen ansetzen, desto länger
der Zeitraum bis zur Wirkung und desto wirksamer in der
Veränderung.
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Schritte auf dem Weg zur Verwirklichung
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Konkreter werden: Landschaft als Metapher, Sozialraum als
Handlungsebene in Zuständigkeit von Landkreisen, kreisfreien
Städten
Schlüsselprozess auf der Ebene Analyse/Politik: Gemeinsame
Zielgruppenbeschreibung à Unser Bild vom jungen Menschen
und Bildung (!)
Chancengleichheit/Bildungsgerechtigkeit durch Erkennen der
Verschiedenheit junger Menschen und ggf. Nachteilsausgleich
(Pendant: Eltern fordern Individualität)
Schlüsselpersonen à Zuständige für Soziales, Jugend, Schule
(oft die Beigeordneten, Fachbürgermeister)
Steuerung durch Planung (Analyse, Bewertung, Bedarf) à
Schnittmenge mit dem Vorhaben integrierter Sozialplanung
Unterschiedliche Aufträge àVereinbarung der jeweiligen
Zuständigkeit versus Omnipotenzanspruch und allzuständigen
Programmen
Partnerschaft statt Übernahme, die oft zitierte Augenhöhe
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