Stern Ausgabe 22/2012
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Stern Ausgabe 22/2012
Editorial X MehrSchein als Sein Liebe Leserinnen, liebe Leser, als am 20. Januar Polizisten eine protzige Villa in Neuseeland stürmten, sahen sich nicht nur FBI und die US-Regierung am Ziel, sondern auch Hollywood und die Musikindustrie. Endlich hatten sie den ihrer Thomas Osterkorn. Chefredakteur Meinung nach größten Copyright-Verletzer der Welt gefasst: Kim Schmitz alias ,,Kim Dotcom" aus der Kieler Hochhaussiedlung Mettenhof. Er hatte Hunderte Millionen Dollar mit seiner Website Megaupload verdient, einer Tauschbörse vor allem lür Raubkopien von Filmen und Musik. Für die lndusffie sind die Betreiber dieser sogenannten Filehoster Kriminelle, die allein Hollywood jährlich bis zu sechs Milliarden Dollar Schaden zufi.igen. Für die digitale Generation hingegen sind sie Helden' die den kosten- sfern-Autor Jan Christoph Wiechmann vor dem protzigen Anwesenvon KimSchmitzin Neuseeland losen Zugang zu Filmen und TV-Serien ermöglichen. Ein Team von sfern-Reportem setzte sich auf die Spuren des Multimillionärs und Hochstaplers' der sich schon vor zehnJahren als ,,weltberühmter Hacker" feiern ließ. Sie tralen Freunde und Nachbarn, Prominente und Hacker und beschreiben den Weg eines unglücklichen Schulabbrechers aus Kie1, den es über München und Hongkong bis nach Neuseeland zog. Mit dem stern sprechen wollte Schmitz nicht. Er hä1t die Dummheit deutscher Journalisten ,,fär unendlicher als das Universum" (Seite i22). Der Unternehmer Ernst Prost ist bekannt aus Liqui-Moly-Chef Ernst Prost {1,} und Mitarbeiter beim lnterview mit Norbert Höfler und Malte Arnsberger (r.) FIJM t-tffilal E FreT g'T#'. DasVideo' [ditorial präsen- tied HöhepunKe Talkshows und Fernsehwerbung. Sein Erfolg, sagt er! sei das Ergebnis ,,von Anstand, Respekt und Liebe". Steuern zahle er gern. Ausbeutung kotze ihn an. Für das Image seiner Firma Liqui Moly, die Motoröl und Autoshampoo verkauft, waren solche Auftritte Gold wert. Die Botschaft: Schaut her, ein Kapitalist mit menschlichem Antlitz! Die sfern-Redakteure Malte funsperger und Norbert Höfler trauten dem Bild nicht und begannen vor einem halben Jahr mit Recherchen im Umfeld der Firma. Dabei entpuppte sich Prost als zorniger Patriarch, der Mitarbeiter mobbt, beleidigt und bedroht. Bei einem Gespräch in der Ulmer Firmenzentrale konfrontierte ihn der s/ern mit seinen Pöbel-Mails an alle Mitarbeitet Prost wollte das Gespräch nicht aliein führen' mit dabei saßen sechs Liqui-Moly-Leute, die ihrem Chef beistehen sollten, vom Personalchel bis zum Betriebsrat. Der Schlagabtausch zog sich über zwei Stunden hin, Auszüge lesen Sie auf Seite 58. dieserAuspbe Für Videostart den Bildcode mitdem Smartohone und einer App für QRCodes scannen - \^F \/l <J2n,^^o? ,'rt' t A t/ L \l tZ7]a*'- @ fersOnliche Beratung @ SOO Banken im Vergleich @ neste Konditisnen Wissenschaft Wiese Bunt und artenreich ist das Biotop vor unseret Haustür - doch es braucht dringend Schut2 ..... .... . . . ... . . 89 - nun wurden die Sieger dieses Jahres ausgezeichnet.......... 114 Jugendforscht Fast 11000 Tüftler nahmen teil Lebensart Bier Berliner Hausbrauereien zeigen, wie viel Gutes sich aus Hopfen und Malz herausholen lässt..............104 Sport Dopingjäger Wie ein Deutscher zu verhindern sucht, dass eine neue Superdroge die Sportwelt erobert .... . . . 108 Kultur Kulturmagazin o Bestseller Film: ,,Mooniight Kingdom' - vergnügliche Liebesgeschichte über zwei jugendliche Außenseiter ........... 116 Musik: Cleverer Electro-Pop von ,,Marina And The ......................118 Diamonds" Buch: ,,Das große Buch der Bienen" - faszinierende Einblicke in die Welt der Honiglieferanten ................. 120 Leute eigentlich Antje Buschschulte, 13 Jahre iang eine der weltbesten Schwimmerinnen? ................ 134 Was macht Humor Luftblasen. Haderer. Greser Til Mette, Tetsche & Lenz ,''.,,'..,,'8,L2,28 .... .........85,106 Rubriken Editorial Mehr Schein ais Sein. Osterkorn Neuesvomsfern 8riefe............ Blickindieltreft.......... ..... .............................3 . .. ...6 ..."..11 ..... . .. -,.-..24 starn-Leserservice, lmpressum ...............,.......... ........ 107 Von Thomas 89 DieWieseist "*r.'1 von unscheinbarer Journal: Auto Fahrt in die stern-Naturkunde, passend zur Jahreszeit Zukunft Wie der Einsatz alternativer Antriebe uasere Mobilität verändert......... .. . .... . ......70 Konzeptefürmorgen Mit welchen Technologien Autos künftig fahren werden ...... ...... ...........,........ 7t E-Autosvonheute Zehn Modelle, die schon jetztin Deutschland zu kaufen sind,....."................... 84 X Wirtschaft L lebe L eser, stellen Sie sich vor, lhr Chef schickte eine solche E-Mail an alle Mitarbeiter in der Firma. Unternehmer Ernst Prost macht das. Er pöbelt, mobbt und beleidigt. In Anzeigen und Fernsehtalkshows preist er Liebe, Anstand und Respekt als Grundlage seines Geschätts. Ein sfern-Gespräch über Schein und Wirklichkeit bei LIQUI MOIY, einer Firrna, die mit Motoröl und Auto pf legeprodu kten Weltma rktf ü h rer werden wi | | 58 stern zztzciz anfl b;Ä, E-ldrüt Posteingang {2956} rl t€l f1 tA!cill I eriuorten Itr€itrrlen€rl A M .lunk Kalendcr r Enthe[ i ----- Originalnachr'cht ----- I Von: Ernst Prost Gesendet: 25.03.2009 21:40 C€T An : LiguiMoly-t"litarbeiter; Meguin Gesamt I t Betreff: Pfui Teufel! Guten Abend bzw. guten Morgen, liebe Mitunternehrner! gestehlen Sie mich? Betrügen Sie mich? Lügen Sie? BescheiBen Sie lhre Kolleginnen und Kollegen? Natürlich nicht. - genannt,Ii", äb€r hat es getan! Mehdach und in unverschärnt€r W€ise. Aber nicht nur das. Er hat "Untergebene* genötigt, falsche Aussagen zu machen, um serne Machenschaften zu decken' Man stelle HerrI \t!||vn.u=,fIUut-oU*\usLgL!EL.|ttLg9||o|\!nuru. lumsatz, Ende. Vorgese$er, designierier etc., vsrantwortlich für den Mitglied in Nachfolger von H€rn Und was macht der K€rl? Er bescheißtf Er ist ein kleiner, jämmerlicher Spesenbetrilger, geht hinterfotzig auf tirmenkosten mit seinem angeffauten Mann mehr auf Lustr€is€n als auf Dienstreisen, Nicht geaöeitet, der Firma. g€schad€t, gelogen und betrogen. Ich s3g€ lhnen, ich könnte brechen. f, So ein Mensch rnuß raus aus unser€r Gemeinschaft. Wir haben ihrn vertröLrt, und er hat durch sein Verhalten die Sicherheit unserer Arbeitsplätze gefährdet. Jeder, der m€ine Rundschreib€n liest, wei8, dass dies eine ist. Deshalb haben wir ihn gestern Abend mit Schimpf und Schancle "Todsünde* vom Hof gejagt. Die frisüsse Kündigung wird nach der crdnungsgemäßen B€trieb$ratsanhörung folgen. Es ist mir ein Rätsel, wie alle paar Monate imm€r wieder der eine odEr andere auf die ldee kommt, dass solch ein Treihn unen$eckt bleibt. Wir kontrollieren Rechnungen, spesenabrechnungen, Tagesberichte, Reiseb€richte. Am Schlimmsten finde ich, dass er seiner Verantwoltung uns allen gegenüber nicht gerecht wurde, sich in egoistischer Manier mit ein paar lausigen Euro clurch Spesenbetrug b€reichert hat und slch stellenweise (zusammen mit seinem Mann) noch aufgefiihrt hat wie Graf Koks. Aber sie können davon ausgehen, da*s in unserem l.lauge ein jeder zur Rechenschaft gezogen wird und wir nicht nach dem Motto verfahren I Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man faufen. Mit freundlichen Grüßen Ernst Pmst LIQUI MOLY GmbH Jerg-Wieland-StraB€ 4 D-89081 Ulm-Lehr unterrichtet Ernst Prost die Belegschaft über den Rausschmiss einer Führungskraft E-Mail vom Chef: So X Wirtschaft nterview MALTE ARNSPERGER, lst Liebe nicht ein seltsames Wo* NoRaENTHörLgR, Fotos MICHAELTRIPPEI zwischen lkpitaleigner und abhängig Beschäftigten? I MAASS: Es ist ungewohnt, aber err Prost, wie geht es lhrer Firma? Wir haben jetzt 600 Leute. Wir knapp haben wieder ein gutes Wachstum von 20 Prozent. Wir stellen neue Leute ein, und wir leiden unter den hohen Rohölpreisen. Wir tarieren das aber nicht aus, indem wir fubeitsplätze verlagern oder die Löhne einfrieren. Denn die Menschen haben den Erfolg gemacht, nicht ich. Ich bin auch kein erfolgreicher Unternehmer. Wenn, dann habe ich einen Teil dazu beigetragen, dass die Menschen hier erfolgreich arbeiten können. Sie machen rund 400 Millionen Euro Umsatz, bis 2020 sollen es 1,5 Mil' liarden Euro sein. 1,5, das ist eine Vision. Wer die Magie von Zielen und die Kraft von Visionen kennt, weiß, dass nicht falsch. Wenn Mitarbeiter zu mir kommen und sagen ,lch habe ein Problem", dann sage ich: ,,Komm, hier hast du ein Darlehen, zahl damit die Zähne, die du dir selber nicht leisten kannst," Ich kann das tun, weil ich weiß, ich habe einen Chef, der hinter mir steht und das auch gutheißt. Herr Prost, wie ftillen Sie die Worte Liebe,Anstand, RespeH mit Leben? Herr Maass hat gezeigt, wie ge- lebte Liebe aussieht. Wenn einer ein Problem hat, dann hilft man. Da sind wir wie eine Familie. Aber das heißt nicht, dass bei uns jeder machen kann, was et will, oder diese Liebe und diese Ge- meinschaft ausnutzen darf. Da sind wir dann genauso böse wie ein erzürnter Vater, der seinem Sohn, den er grundsätzlich liebt, Shell, Castrol. Wie überlebt man den Arsch verhaut. Herr Prost, von lhnen stammt der Satz: ,,Aushutung kotzt mich an, ich will nicht als Arschloch ster- da? ben." Wie meinen Sie das? das der Anfang ist von Erfolg. Sie sind der Liliputaner im Markt. lhre Konkurrenten heiFen Es ist Exxon, ja nicht so, dass die Großen die Kleinen fressen. Es ist auch Es gibt Menschen, die stellen für 80 Cent am Tag Markenartikel in der westlichen nicht mehr so, dass die Schnellen her, die dann die Langsamen fressen. Wir sagen heute: Die Hungrigen fressen die Saturierten. Wir sind ein hungri- Welt mit einem Aufschlag von ger Mittelständler. Wir wollen Wel&narktführer werden. Wir gehen halt jeden Tag so richtig engagiert zum Schaffe. Mit Liebe, mit hunderttausend Prozent verkauft werden. Da ist Ausbeutung dahinter. Und das kotzt mich an. Es gibt auch noch andere Aufgaben für einen Menschen, als sich die Taschen vollzustopfen, zulasten anderer und auf Kosten anderer. Sie haben ein Schloss gekauft. l.loch gut gelaunt vor dem Gespräch mit dem sfern am Untemehmenssitz in Ulm: (v.1.) Prcssesprecher Göbbel, Personalchef Maass, Betriebsrat Pusse, Firmenchef Prost, Vertriebsleiter Hiermaiet koduKionsleiter Beck, lG-Chemie-Gewerkschaftsseketär Plückelmann, Betriebsräte Kieren und Sayle Flirst oben im Schloss und regieren hler unten lhre Da hocken Sie wie der Firma,wie es lhnen gefällt... Ich bin doch nicht der Alleinherrscher, was glauben Sie, was meine Betriebsratsvorsitzenden mit mir machen täten, wenn ich nicht nach Ordnung, Recht und Gesetz MAASS: 2009 und 2010 waren es schaffen würde, sondern nach Willkür? Der Fürst hat nach Wilf kür entschieden. Das Schloss hat miserablen Leistung nicht über- doch nichts mit meiner Ftihrung zu tun. MAASS: Ich bin seit über 2A Jah' ren Mitarbeiter. Und das Bild, da oben der Fürst und wir hier Menschen sind von Haus aus motiviert. Ich versuche, es zu 360 üX) Euro soll es gekostet haben, unten, ist definitiv falsch. PRosT: Ich bin Flüchtlingskind, aüs der Sozialwohnung raus, Va- um es zu sanieren, haben Sie zwei ter Maurer, Mutter Fabrikarbei unterlassen, Menschen zu demo- Millionen Euro reingesteckt. Verträgt sich das mit ,,Anstand, Respekt und Liebe" und ,,Ausbeutung terin, Kfz-Mechaniker gelernt, zweimal arbeitslos gewesen. Respekt, mit Ehrgeiz. Wie motivieren Sie lhre Leute? tivieren. Bei uns ist jeder gleich wichtig, von der Putzfrau bis zum Prokuristen. Darum ist die kotzt mich an"? Wertschätzung, die Anerkennung' Respekt, Anstand und Liebe das Habe ich denn jemanden ausgebeutet, weil ich in Leipheim das Wahrzeichen der Stadt renoviert Wichtigste. Gibt es diesan Kapitalismus mit menschlichem Antlitz wirklich bei Liqui Moly? tllfas sagen die sieben anderen hier versammelten Herren? (AIte nicken.) PERSONALCHEF RAINER MAASS: Ja, wir können da nichts anderes berichten" @ stern zztzotz habe? Davon haben die Handwer- ker der Umgebung Löhne und Gehälter bezahlt. Ich finde es besser, wenn ich mein Geld in dieser Form wieder in die Wirtschaft stecke, bevor ich es auf ein Konto in die Schweiz packe oder sonst einen Dreck damit mache. Undwenn die Liebeweg ist,was pas' siert dann in lhrer Firma? Wie viele Kündigungen gibt es bei lhnen? Wenn so einer nicht mehr über anständige, ehrliche kbeit ir- gendwann mal zu Vermögen kommen kann, dann macht sich keiner mehr selbstständig. Unternehmer sein heißt auch etwas ris- kieren. Ich zahle diese Woche meine letzte Rate an die KfW ilQeditanstalt für Wiederaufbau, insgesamt zehn Kündigungen. 2011 waren es 13. Das war viel, aber zwei davon waren Auszubildende, die wir wegen ihrer nehmen konnten, und zwei offensichtliche Diebstähle. PROST: Da hört die Liebe auf. Die haben uns um 300000 Euro bestohlen. Aber deswegen werde ich weiter mit Liebe an die Menschen herangehen. MAASS; Wir sind ein lebender Organismus hier, und wenn dann solche Geschwüre entstehen, dann schneiden wir sie auch raus. Hen Prost, zum Thema Kündigungen stammtvon lhnen der Satz:,,Wir haben ein liebevolles Team in unse' rem Personalbüro, das sich auch um die Damen und Herren kümmert, die uns von Bord gehen." Wie geht hi das: Kündigung mit Liebe? In der Personalabteilung sind liebevolle Leute. und die kümmern sich liebevoll um alle, auch wenn sie gehen. Sofern sie es verdient bei der Prost ein Darlehen hatte, halen. Wenn nicht, dann wird Anmerkung d. Red.) ftir den Erwerb der Liqui Moly von den gnadenlos rausgeschmissen. Und wer dann uras vetdient hat, be' Vorbesitzern. stimmen Sie? Erfolg ist das Ergebnis von Anstand, Respekt und Liebe. Übr talionäUäen di€'Lloul M0LY hmtly 6edd6.hafl, die mil R€tigioner, Kulturen und hinw€g tunhlonien wortdwide'als eine Dend, nspeK und Anslrnd lentthüchkeit*ilvor ter in der Firmenöffuntlichkeit nung lst eine andere. Ich muss den Leuten, die hier von der und für die Firma leben, sagen, was abgeht. Im Guten wie im vernichten? dann haben Sie den Mann auch noch seitüeten Jahren als schwul geoutet. .nsWerk g?ht. Wirli.b.n üns€re Arbeit, Bei uns kommldle Wer Das lst Ihre Meinung. Meine Mei- Schiechten. Das ist Mobbing, Diskriminierung, Beleidigung, üble Nachrede. Und -Wi. tiehn ält€ Metschen -uDsrre Künden, ünsere Kothgln. ünsen g€s.hifi 6Fdnei dem Profit. Wr sind Was ist denn da das Problem? €in Herr Prost, das geht keinen etwas kciF Geldmä*hina sondErn Unt€rnebnon mh so.i.br veEBMorllng. tlg *in, dä$ diee der orund fürunseren Er_ an. dasesan deräusgezei.hneiln ouilffit ünseres ilotorcnöb liegl. l.h totg ist, M.g seln, gtaube, d.$.. von:tlem €lwss ist, h5 lloul !d ü01Y, meine 550 X.lt.ginnen und Kolbget ünse€6ä!.Httspartn.. folgrel(h m.chl - :um in 100 Urdertr 30 €r_ Wohte uns€rer Xunden - Dass der auf Lustreisen geht. Nein, dass dieser Mann schwul ist. Das ist keine Diskriminierung. Was sagt eigentlich der Gewerk- schaftssekretär der lG Chemie dazu? PLÜCKELMANN: Ich kann zu diesen Dingen gar nichts sagen, d6LIOUI MOLYGMH das Recht, diesen Vorgang als In- formation an alle Kollegen weiterzugeben? Da frage ich: Warum sollte ich das Recht nicht haben? MAASS: Sie fragen: Wer gibt Herrn Prost das Recht? Wir sagen: Wir alle geben Herrn Prost das Recht. Wir verlassen uns auf ihn. Ich bin seit 20 Jahren im Hause. Als ich angefangen habe, gab es eine menschernierachtende Kultur hier. Gott sei Dank hat Herr Prost den Laden aufgemischt. Deshalb wehre ich mich vehement da- eigene Sache. dass Sie Mitarbeiter obseruieren lst das wirklich seine persönliche Sache? Wir haben zig E-Mails, in lassen? PLÜCKEIMANN: DA SiNd hATtC Worte drin. Aber wie der Herr Belegschaft mit, dass er als Werbefigur nicht mehr auftreten wolle Die E-Mails waren nicht öffentlich, nur im internen Kreis. Das ging nicht an die Presse. Jetzt können Sie sagen: Wer gibt mir Prost mit manchen Dingen umgeht, ist seine persönliche, seire diese Dinge sind betriebsintern. Aber das wird Sie doch nicht kalt ;;il; " zu gegen, dass Sie versuchen, das in ein schlechtes Licht zu rücken. Wir haben noch andere E-Mails aus lhrer tirma mitgebracht, Darin nehmen Sie sich vier weitere Leute vor. über einen schreiban Sie: -lch habe ihn seineneit durch einen DeteKiv observieren lassen," lst es üblich, lassen. ä!;ii ffi; ;iiä-e;p'a"üi"iirä ii'id gibt lhnen das Recht, Mitarbei- Aber doch nicht so. denen Herr Prost gekündigte Mitarbeiter übel beschimpft. Und dann sprechen Sie immer noch von An- Nein. Nur in diesem Fall war es notwendig. Der Mann hafte auch Personalveranfvvortung und ist drei Tage in der Gegend herumgefahren, war beim McDonald's, ist PROST: Nein, nein, nein. Das be' stimmen die Chefs, die direkten lch sage lhnen, ich könnte brechen." Geht man so mit Mitarbeitern um? stand, Respekt und Liebe. Vorgesetzten. Mitarbeiter hätten, dann könnten für Geld bekommen und Spesen VERTRIEBSLEITER HIERMAIER: DA Das ist kein Mitarbeiter, das ist ein Chef. wir den Laden schließen. abgerechnet. Den haben wir mit wird schon auch ein Gespräch geiührt, und da wird nicht bei Sie glauben wirklich, dass man das PROST: so machen kann? der ersten Verfehlung gleich das Warum geht das nicht? Wir haben Ich sage die Wahrheit, mit meinen Worten. Die mögen unflätig sein, da muss ich vief einem Detektiv beobachten lassen. Ich habe die Freiheit, meinen Laden so zu führen, wie er Messer angesetzt. Wir haben Xopien von E-Mails eine offene Unternehmenskultur, eine offene Informationspolitik. leicht dran arbeiten. Aber was passiert ist, geht so nicht. Das slnd keine kleinen Arbeiter, es geführt werden muss. nit- gebracht, die Sie, Herr Prost, an alle 600 irlitarbeiter geschickt haben. Unter dem Herrn haben einige gelitten. MAASS: Ich kann Ihnen haben Sie diese f-Mails geschrie- die Betriebsratsanhörung von dem Herrn geben, da steht drin, was ben? ihm vorgeworfen wurde. Ja, natürlich. Die kenne ich auswendig. Ich kenne auch den Darum geht es nicht. Unsgeht es da- Dafin beschimpfen Sie Mltarbeiter, denen gekündigt wurde, Herr Prost, Mann, der war ja direkt mir unterstellt. Wir zitieren: Der Mann ,,ist ein kleiner, jämmerlicher Spesenbetrüger, geht hinterfotzig auf Firmenkosten mit seinem ängetrauten Mann mehr auf Lustreisen als auf Dienstreisen. Nicht gearbeitet, der Firma geschadet, gelogen und betrogen. rum, wie es in einem Unternehmen zugeht, dessen Chef in der öffentlichkeit so hohe Standards setzt. Wer hat denn Spesen betrogen, ich oder er? Wer hat denn nicht gearbeitet? Wir haben in den Jahren immer wieder zwei, drei Fälle gehabt. Die haben uns betrogen. Nicht mich, die Firma. Ich muss das sagen. MAASST Wenn wir mehrere solche ist nicht die Putzfrau. Es sind Topmanager dieses Hauses gewesen. Uns gegenüber sitzt der Mann, der im Fernsehen und in Anzeigen sagt ,,Erfolg ist das Eryebnis von An' stand, Respekt und Liebe. Wir lieben alle Menschen unsere Kunden, - unsere Kollegen, unsere Geschäfts- partner. Über Raligionen, Kqlturen und ilationalitäten hinweg funktioniert die ,Liqui Moly family world- wide' als eine 0emeinschaft" und sofort, Die Liebe zur Firma ist das Aus- schlaggebende und nicht zu einem, der die Firma bescheißt. zum Shoppen gefahren. Er hat da- Frage an den Personalchef: l{rie oft kommt es vor, dass Mitarbeiter von Iletektiven übenmcht werden? MAASS: Noch zwei Fälle, bei denen wir konkreten Anlass hatten. PROST: Ich habe es ja in den Mails zusammengefasst. Der eine schafft nichts und kassiert einen Haufen Geld, der andere beliefert, wen er will, ohne dass wir Geld bekommen. Dtei, vier so1che Fälle, dann ist die Firma in ein, zwei Jahren kaputt. Dann reden wir über Arbeitsplätze, die kaputt sind. Es waren Topleute, die dieses Unternehmen gefährdet haben. Firma, Gemeinschaft, + Arbeitsplätze. zztzatz stctn 6L X Wirtschaft Sie tun so, als ob es sich hier um Sie sitzen da und schweigen. Machat Ausreiper oder Ausraster handelte. Sie werden es mir ja gleich sagen, Sie das was ich sonst noch so falsch mache. Sie haben ja noch weitere Schriftstücke. Ich bin aber so lernfähig, dass ich das mitnehme, als positives Gestaltungselement. Ich habe eine'Wortwahl, viel leicht arbeite ich daran. Nicht wegen lhnen. Sondern, weil ich es selber erkannt habe. Aber ich werde mir nicht absprechen lassen, dass Liebe, Anstand, Respekt, Kameradschaft genauso praktiziert werden. Ich gebe zu, dass ich das eine oder andere Mal wahrscheinlich danebengehauen habe. Nicht nur 2009. zUA,20fi bestimmt auch wieder. Sie verbreiten in diesen < E Mails 2 Fotot6t 312011 - Chef sei bei dem Fotoshooting dabei gewesen,,,um sich als Hobbylotograf ein paar Kniffe abzuschauen". densersatzklage gedroht. Warum? Das Thema haben wir ausdisku- tiert mit dem Kollegen, der diesen Satz unautorisiert der Presse gegeben hat. Jeder darf sagen, was er wiil, auch der Presse. Aber wenn jemand sagt, ich hänge in Mallorca rum, weil ich mir ais Hobbyfotograf Ituiffe abgucken will, schadet er mir. lst das so? schaften zu schützen." Ja, manche haben ihren Chef nicht dafür, dass er in Mallorca Es geht um Verbesserungen. äs nützt nichts, wenn jemand seinen nackte Mäde1s fotografiert. Aher Sie haben doch mitlotogra' Chef deckt. fiert. Und das endet dann zum Beispiel so. Aber nicht, um Kniffe bei der Wir zitieren aus einer E-Mail an alle: Aktfotografie zu bekommen, sondern zu schauen, dass in dem Stil ist über nveiErlei gestolpert: Betriebsräte zu diesen E-Mails? (Schweigen, Pause) 62 stern zztzott Zeitung" hat darüber berichtet und einen lhrer Mitarbeiter zitierh Der Sie haben diesem Mitarbeiter in über seine Spesenabrechnung und über mutige Mitarbeiter, denen das Wohl der gesamten Firma mehr am Herzen lag" und so weiter. ln lhrer Firma gibt es eine Kultur des Verrats. Was sagen eigentlich die zwei New eyes for indusry Nein. Wutmails mit Kündigung und Scha- ,,Er... TAMRON Diese Mails haben Sie ia auch be' kommen. Sind Sie denn damals zsm das können Sie sich gendeinen Chef und seine Machen- www.tamrön.de BETRIEBSRAT EtwAS zu hATt. denken - geschlafen." Sie sind der Fürst. der belohnt und bestraft. an alle: ..lch erwade wirklich von jedem einzelnen, dass er bei üissständen mutig und entschlossen seinen Finger hebt und für Verbesserung eintritt. Dazu gehört auch, nicht treudoof oder willfährig ir- - Auslührung iür Sony ohne Bildstabilisator der Kollege alles veranslaltet hat. Sie finden es also richtig? mates aus 0steuropa wurde auf Mallorca fotografiert. Die,,Mallorca VERTRIEBSTEITER HIERMAIER: Unser Erfolg basiert auf Vertrauen. Und das wird hier gelebt. Herr Prost schreibt in einer E-Mail Testsieger nem Chef beipflichten, da war die Wortwahl vielleicht etwas zu harl Aber im Nachhinein gab es keine Spekulationen, und die Leute haben gesagt: Jetzt wissen wir, was der Familie verstöPt. schlecht Testergebnis: nicht der Fall. Da muss ich mei' Härr Prost, der aktuelle Werkstattkalender von Liqui Moly mit Play' schen Vertrauen und Kontrolle hin und her. Heute Nacht habe ich sehr (2x 80,1 Punkte) Mails zu der Strafe dazu? BETRIEBSRAT: In der Regel ist das BETRIEBSRAT: Sie schreiben in einer E Mait ,,Seit vislen Jahren schwanke ich zwi- lm Test: Natürlich. Aber gehören solche Bei allen. lhre Botschaft laute* So geht es jedem, der gegen die Regeln gegen Gesetze und Vorschriften... 3 Reasezooms mit der Kündigung oder der Strafe leben. Chefgegangen? Belishtung: sek, geht, muss et dementsprechene! Bei wem denn? Brennweite:18mfi tso 250 Mit Sicherheit nichtWenn sich einer an der Firma ver- Angst und Schrecken- Nicht gegen Regeln, sondern F/4.O,1/2OO0 immerso? BETRIEBSRAn fotografiert wird, den ich vertreten kann. Und dann drohen Sie sofo* mit Kün' digung und Schadensersatzklage? Warum überlassen Sie es nicht mir, wie ich meinen Laden führe? Ich gehe doch auch nicht zu Ihrem Chef. gibt auch monatliche firmenin- Die September- Es Mädchen im terne Rundschreiben, die Sie, Herr Werkstattkalendervon Liqui Moly. Beim Fotoshooting auf Mallorca wahrscheinlich nicht im AffeK schreiben. In einem heipt es: ,,Sich massiv und brutal gegen unsere Konkurrenz wehren! Shell, Castrol und Co. wollen nämlich Prost, wachte der Chef ja unsere Arbeitsplätze und unsere Firma vernichten!... Wir sollten diesen multinationalen,Raffzähnen'... zeigen, dass Geld - sprich Milliarden- Gewinne in Verbindung mit Arbeits- Sie machen doch Werbung damit, : = a z - gibt l-Mails, in densn schreiben wie Sie lhre Firma führen. Sie: Der betreffende Mitarbeiter Weil ich von Liebe, Alerkennung und Respekt tede, sprechen Sie mir das Recht ab, in Fällen, wo es solle aufhören,,,Scheipe zu faseln", und er solle ,,blop nicht zurück- s0 nicht mehr geht, das auch E Es schreiben, sonst passied was". Auch hier drohen Sie wieder lhren eindeutig zu sagen? Muss ich deswegen alles hinnehmen? I'lein. Aber wegen so einer Lappalie lch schreibe öfter .nicht zurück- drohen Sie und gehen durch die Decke. Pingpong los. Ja. Es ist doch keine LaPPalle, wenn die ganze Welt liesl Der Prost hoit sich Kniffe bei der Akt- MAASS: fotografie. Geht's nochl Worten sagen würde. Leuten. schreiben", sonst geht ein !-Mail- lch denke, im Affekt geht vielleicht mal was raüs, was man sonst vielleicht mit anderen platzvernichtung - nicht alles ist.'Klingt nach ganz viel Liebe ... Mit den Mails haben Sie meine Offenheit eneicht, das hätte man anders machen sollen. Diese Geschlchte jetzt halte ich für harm" 1os, denn ein multinationaler Konzern wie die BP ist ein Raffzahn. Zwei Tage nach dem Gespräch mit dem stern schickte Ernst Prost eine E-Mail an alle Mttarbeiter Ein Auszug daraus: ,,Ich habe eine! oftmals deftige Wortwahl an der ich bereits seit 20 tahren erfolglos arbeite, die auch ntcht jedermanns Ge- schmack ist. Und dann muss tch ...auch damit leben, dass man auch mir einmal ,ein paar richtig reinhaut'. Aber tch mag mich nicht mehr angreifen lassen und in dieser exponierten Form als Liqui Moly ,Vortumer' jeden Tag meinen Schädel mit meinen Gedanken und Überzeugungen zum Fenster hinaushängen. Wenn mir nun zum Verhängnß wird, dass ich im Zusammenhan& mit Arbeit und Geschäfßwelt und Erfolg von Liebe, Anstand und Respekt spreche, gleichzeitig aber vier Chefs unseres Hauses,.. entlassen habet muss ich daraus lernen. Und so denke ich - Stand heute - dass w* mit Ernst Prast als Werbefigur in TV Spots und Anzeigen und wo sonst noch immeri lieber auJhören." / Mehr E-Mails von Ernst Prost an seine Mitarbeiter finden Sie auf stern.de CAPAROL