Medien-Newsletter 05/2006
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Medien-Newsletter 05/2006
Mai 2006 Nicht zu kurz springen! Treffen sich zwei Gewerkschaftsfunktionäre, sagt der eine: „Habe gehört, auf dem DGBBundeskongress soll ein medienpolitischer Antrag eingebracht werden. Was soll denn das Ziel sein? Dass wir mehr in den Medien vorkommen?“ Um Längen zu kurz gesprungen, würde sich das medienpolitische Enga„Medien sind mehr als ein Wirtschaftsgut. Sie sind gement von Gewerkschaften an diesem Ziel auch ein Kulturgut, dessen Wirkung auf die Meiorientieren. Es geht um viel mehr: Welche nungsbildung enorm ist. Demokratie lebt von inAuswirkungen hat die „digitale Revolution“ formierten und selbstbewussten Bürgerinnen und auf Inhalte? Wie kritisch und frei ist eine Bürgern, die ihre Meinung – wiederum vermittelt Redakteurin, deren Zeitung gerade von über die Medien – artikulieren.“ Finanzinvestoren gekauft worden ist, die mal eben die Gewinnerwartungen verdoppeln? Gewerkschaften sind nicht die einzigen, die diese Fragen stellen, aber ihre Stimme muss vernehmbarer werden. Denn Medien sind mehr als ein Wirtschaftsgut. Sie sind auch ein Kulturgut, dessen Wirkung auf die Meinungsbildung enorm ist. Demokratie lebt von informierten und selbstbewussten Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Meinung – wiederum vermittelt über die Medien – artikulieren. In diesem Wechselspiel sind Journalistinnen und Journalisten weitaus mehr als Transmissionsriemen. Sie selbst haben Verantwortung für die Art und Weise, in der sie Themen und Informationen auswählen oder Sachverhalte beschreiben. Die unsichere ökonomische Situation macht es vielen, vor allem freien, Journalistinnen und Journalisten nicht gerade leicht, unabhängigen, kritischen und neugierigen Journalismus zu pflegen. Im schlimmsten Fall wird geschrieben und gesendet, was den Mächtigen im Medienbetrieb gefällt oder der Quote und dem Umsatz dient. „Die unsichere ökonomische Situation macht es vielen, vor allem freien, Journalistinnen und Journalisten nicht gerade leicht, unabhängigen, kritischen und neugierigen Journalismus zu pflegen.“ Da diese Entwicklung durch die zunehmende Medienkonzentration noch verstärkt wird, müssen sich Gewerkschaften künftig genauso intensiv um die Machtverhältnisse in den Medien kümmern, wie um das Verhältnis der Medien zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Michael Sommer Inhalt ARD ZDF Private Medienpolitik Aus den Ländern Print Allgemeines Ausland Zum Schluss Impressum 2 4 6 7 8 9 9 11 12 12 Seite 2/12 Mai 2006 Finanzierten Behörden ARD- und ZDF-Beiträge? Wie das Medienmagazin „Zapp“ berichtete, haben öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten von Bundeseinrichtungen Zuschüsse für Magazinbeiträge im TV erhalten. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) und die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hätten unter anderem Magazinbeiträge für Sendungen wie „Volle Kanne“ (ZDF), „Jojo - das Jobjournal“ (MDR) und „Arbeitsmarkt aktuell“ (RBB) mitfinanziert. Die betroffenen Sender distanzierten sich von der „Zapp“-Darstellung. Neben dem ZDF habe auch der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) inzwischen die Zusammenarbeit beendet, bei der insgesamt 350.000 Euro an die Sender geflossen sein sollen. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) kooperiere gegenwärtig noch mit der BA, hieß es bei „Zapp“. Beim RBB liefen noch in der Reihe „Miteinander“ Beiträge der DRV, gleiches gelte für den Hessischen Rundfunk (hr) und eine Reihe zur Rentenversicherung. „Zapp“ stützte sich unter anderem auf Recherchen des Journalisten Thomas Leif für sein Buch „Beraten und verkauft“. Medienrechtler Dieter Dörr kritisierte in „Zapp“, dass bei der gebotenen Staatsferne der öffentlich-rechtlichen Sender «kein Geld für Berichterstattung» fließen dürfe. Und genau darum gehe es: „Um bezahlte Beiträge. Und das ist der größte Sündenfall, den ich mir überhaupt vorstellen kann.“ Die Zuschauer gingen davon aus, unabhängig informiert zu werden, fügte Buchautor Thomas Leif hinzu. Dies sei der „Glaubwürdigkeitsbonus“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Das Prinzip der Unabhängigkeit sei somit in Frage gestellt. „Türkisch für Anfänger“ geht in die zweite Runde Die ARD hat 24 neue Folgen der Vorabendserie „Türkisch für Anfänger“ in Auftrag gegeben. In den Geschichten geht es um eine deutsch-türkische Patchwork-Familie, um Liebeskummer, Lebensglück, Pubertät und Ramadan. Die Dreharbeiten beginnen am 26. Juni und dauern bis Dezember. „Die Anerkennung, die die erste Staffel seitens der Presse, auf internationalen Festivals und besonders von den so zahlreichen Fans erhalten hat, ermutigt uns zur Fortsetzung“, sagte die zuständige Fernsehspielchefin des Bayerischen Rundfunks (BR), Bettina Reitz. Ausstrahlungstermin der zweiten Staffel ist 2007. Radio in der Krise Glaubt man den aktuellen Umfragewerten, dann sind Deutschlands Radiosender auf dem Weg in eine tief greifende Strukturkrise. Binnen eines halben Jahres verloren öffentlichrechtliche wie private Wellen mehr als eine halbe Million Hörer, die meisten davon (489.000) in der so genannten werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen - ein Minus von 3,9 Prozent. Besonders hart trifft es die Jugendwellen, deren Hörer zunehmend ihre Musikversorgung mit MP3-Playern und Internet-Angeboten selbst in die Hand nehmen. Laut Beratungsunternehmen Goldmedia hat die Hördauer bei den unter 30jährigen in den letzten fünf Jahren um 25 Prozent abgenommen. TV-Kritik: „Als der Fremde kam“ (ARD 10.05.06, 2,94 Millionen Zuschauer, Marktanteil: 11,0 Prozent) Wenn Götz George (Schimanski) einen Gewerkschafter spielt, muss das unserem Image nicht unbedingt aufhelfen. Das ist bedauerlich, weil von solcher Art Product Placement oft geträumt wurde – beispielsweise in den Runden gewerkschaftlicher Pressesprecher. Das hat aber auch sein Gutes, weil man Drehbuchautoren nicht nur beraten sondern auch bezahlen müsste. Seit etwa einem Jahr schwelt die Diskussion um Schleichwerbung in den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Neuerdings wurde sogar die Bundesanstalt für Arbeit (BA) beim Mitentwickeln von Senderbeiträgen erwischt. Die BA hatte richtig viel Korruptionsfall Emig Die Stiftung des Wächterpreises hat jetzt zum Korruptionsfall um den früheren HRSportchef Jürgen Emig eine ausführliche Dokumentation der Affäre ins Internet gestellt. Auf der Webseite des Preises ist nachzulesen, wie bereits im Frühjahr 2003 erste Zeitungsberichte auf gekaufte SportBeiträge im Hessischen Fernsehen hindeuteten, für den Sportchef aber zunächst folgenlos blieben. Komplett nachzulesen unter: www.waechterpreis.de Wird ARD-„Sportschau“ erweitert? Laut „Spiegel Online“ prüft die ARD derzeit einen Ausbau der „Sportschau“. Schon zur kommenden Saison sollen Regionalliga-Spiele in der Sendung zu sehen sein. Im Gespräch ist eine 20-minütige Zusammenfassung der TopSpiele. Seite 3/12 Mai 2006 Geld an Produktionsfirmen „gesponsert“ und sich samt Medienbranche in einen noch schlechteren Ruf gebracht. So was wollen wir ja nicht. Wenn die ARD zur Primetime Götz George als Gewerkschaftsfunktionär in einem Sozialdrama ankündigt, könnte man denken, die Gewerkschaften haben die Nase tief drin in den Leitmedien, den Star-Agenturen, den Autoren- und Redaktionsstuben und sicherlich auch noch Anteile an ein, zwei Produktionsfirmen. So macht man nämlich Politik in der Mediengesellschaft, dafür verliert man auch schon mal seine Unschuld. Was dann aber aus dem Fernsehsessel zu sehen war, zerstreute diesen Verdacht schnell. Irgendwie hätte man sich ja einen Gewerkschafts-Schimanski vorstellen können. Das wäre ja noch was – aber ohne Mähne, Bart und Parka geht das eben nicht. Oder wenn sich Autor, Regisseur und Darsteller irgendeinen anderen Haudrauf-Typen aus einer untergegangenen Popkultur ausgedacht hätten… Der Titel „Als der Fremde kam“ hätte ja zumindest so was wie den Schatten von männlicher Einsamkeit um das Heldengesicht vermuten lassen können. Westernklischee. Statt dessen: ein Robert Stubenrauch, hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär, auch noch Akademiker („Tag, Sie sind doch der Herr Doktor“). Da schläft ein kraftloser Schlips-und-Kragen-Typ im Bahnabteil auf der gewerkschaftlichen Dienstreise ins Liebesabenteuer. Ostdeutsche morbid-Idylle, meist im Dunkeln wie bei Fassbinders „Berlin, Alexanderplatz“, die Ausstattung ein wenig wie aus dem Deutschen Historischen Museum. Und es gibt noch einen Bahnhof an einem Ort ohne viele Häuser, wo es seit 15 Jahren kein Kino gibt und die Zementbude geschlossen werden soll – wenn das Mehdorn wüsste. Fast schon Illusionskino: Schöne Frau holt Gewerkschafter mit dem Fahrrad (!) ab und bringt ihn in der Mansarde (!) ihres Hauses unter. Dazu Ehemann und Sohn als Zementkumpel, die ältliche Mutter irgendwie erotisch aufgeladen. Was man sich als ländliche Idylle im Osten platter weise so vorstellt: Arbeiterkneipe, dickes Mädchen singt Karaoke und alle brüllen „auszieh’n!“ Und dann die Arbeitswelt und der Gewerkschafter: „Streik macht doch nur Sinn, wenn die anderen was zu verlieren haben.“ „Stubenrauch, Sie sind ein Fossil, Ihre Sprüche stammen aus den 80ern.“ Malocher in der Betriebskantine – im wirklichen Osten gibt’s solche Einrichtungen schon lange nicht mehr. Stubenrauch schlägt Hungerstreik vor. Bischofferode lässt noch mal grüßen, ist aber längst Geschichte. Und schnell findet der Film ins Private zurück und verbleibt dort. Exposition: Oma auf Flirt-Hotline vor Computer-Kamera, Stubenrauch sieht Porno und onaniert, Ehepaar begattet sich. Im Dunkeln bleibt, wie im wirklichen Leben, der stets imaginäre Investor. Allerdings werden auch die Ängste der von Arbeitsplatzverlust Bedrohten nicht recht plastisch. Kein Sozialdrama, ein Liebesfilm, denn der Plot ist eine Kuss-Szene im nächtlichen Regenwald, während der Ehemann der Geküssten mit seinen Kumpels hungerstreikt. Oma: „Ihr duzt Euch?“ Kurz und schlecht das Soziale: Die Zementbude macht dicht, es gibt Abfindungen. „Ich geh weg nach Bayern, da find ich Arbeit“, sagt der Sohn. Stubenrauch als Gewerkschaftsfunktionär scheitert, als Mensch stolpert er über seinen Testosteron-Spiegel. Die Ehe seiner Gastgeber ist erst mal kaputt. Wer wirkliche Arbeitskämpfe miterlebt hat, kennt – wenn er Glück hatte – die Euphorie der Gruppe, zumindest aber die Logistik, Taktik und notwendige Disziplin, die in Gewerkschaftsbüros und Streikleitungen notwendigerweise herrscht. Auch die Balance zwischen Hoffnung und Angst. Das alles vermittelte dieser Film nicht. Ein Liebesdrama unter fragwürdiger Verwendung einer sozialdramatischen Szenerie. Kein Product Placement der Gewerkschaften. Bernhard Becker, DGB-Pressesprecher Sachsen-Anhalt „Scheibenwischer“ ohne Georg Schramm Der Kabarettist verlässt die ARD-Satiresendung im Streit. Die unterschiedlichen Vorstellungen der Mitwirkenden und der beteiligten Redaktionen des rbb und BR zur strukturellen und inhaltlichen Gestaltung bei einer Verlängerung der Sendezeit von 30 auf 45 Minuten seien nicht miteinander vereinbar. Die Sendung mit dem Elefanten Der kleine blaue Elefant aus der „Sendung mit der Maus“ bekommt nach Informationen des Magazins „Kontakter“ eine eigene Reihe. „Die Sendung mit dem Elefanten“ soll besonders die Zielgruppe der Allerkleinsten im Alter von zwei bis fünf Jahren ansprechen. Die WDR-Produktion wird dem Bericht zufolge sowohl im Ersten als auch im Kinderkanal von ARD und ZDF zu sehen sein. Ein Pilotfilm für die Sendung soll im Mai getestet werden. Seite 4/12 Mai 2006 TV-Stars und Werbung Das ZDF soll die Werbeaktivitäten seiner Protagonisten künftig stärker kontrollieren. Für freiberufliche Moderatoren und Schauspieler im Dienste des Senders soll es nach den Worten des ZDF-Fernsehratsvorsitzenden Ruprecht Polenz nicht nur eine „Meldepflicht“, sondern auch eine „Genehmigungspflicht“ ihrer Werbekampagnen geben. Dafür will sich Polenz bei der nächsten Sitzung des ZDF-Aufsichtsgremiums im Juni einsetzen. Anlass hierfür ist das jüngste, in der Öffentlichkeit umstrittene Engagement von Moderator Johannes B. Kerner für die Luftfahrtgesellschaft Air Berlin. Der 41-jährige Talkmaster hatte für die Börseneinführung des Unternehmens geworben und dafür Kritik einstecken müssen, obgleich er selbst auf das Risiko bei Aktieninvestitionen für Kleinanleger hingewiesen hatte. Polenz sagte, er erwarte, dass Intendant Markus Schächter bei der Sitzung im Juni einen Bericht zu dem Thema vorlegen und es darauf zu einer Aussprache kommen werde. „Das Problem besteht darin, dass sich Werbepartner die TV-Stars wegen ihrer Beliebtheit und den Sender wegen seines Images als seriösen Informationsanbieter suchen“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Polenz. „Der Sender muss sich daher die Frage stellen, ob sich das Engagement mit dem Bild, das die Zuschauer vom ZDF haben oder das der Sender in der Öffentlichkeit gerne von sich vermitteln möchte, verträgt.“ Im Falle Kerner sei zwar alles nach den bisherigen Regeln korrekt verlaufen, trotzdem müssten die Regularien für die Zukunft neu gestaltet werden. Experten hatten unter anderem gefordert, dass sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten an den millionenschweren Werbekampagnen ihrer Stars beteiligen und - im Interesse des Gebührenzahlers - Gewinne abschöpfen sollten. Dieser Ansicht erteilte Polenz eine Absage: „Das geht nicht, denn so könnte der Sender nicht mehr seine Unabhängigkeit wahren, wenn eigene kommerzielle Gesichtspunkte bei der Genehmigung der Nebentätigkeiten von Mitarbeitern oder Vertragspartnern eines gebührenfinanzierten Senders plötzlich eine Rolle spielten.“ ZDF, Kirchen und ARD fordern bessere Medienerziehung Die öffentlich-rechtlichen Sender sowie die beiden großen Kirchen in Deutschland haben größere gesellschaftliche Anstrengungen bei der Medienerziehung Jugendlicher gefordert. ZDF-Intendant Markus Schächter sagte auf einer Tagung in Mainz, mit Blick auf den technisch immer einfacher werdenden Zugang Jugendlicher zu Gewalt- und PornoDarstellungen müsse die Medienkompetenz ein elementarer Baustein in der Erziehung werden. In Familien und Schulen müsse mehr über das Thema gesprochen werden. Schächter appellierte zugleich an die Erwachsenen, sich mit neuen Medientechnologien vertraut zu machen. Mittlerweile seien es die Eltern, die die Hilfe ihrer Kinder bei der Einrichtung eines Internetzugangs oder beim Herunterladen einer MP3-Datei bräuchten. Der Nachwuchs gehe mit den Neuerungen viel spielerischer und selbstverständlicher um. Die Veranstaltung „Medienkompetenz - Zauberwort oder Leerformel des Jugendmedienschutzes“ wurde gemeinsam von ARD und ZDF sowie der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz getragen. Die Veranstaltung im ZDF-Sendezentrum war bereits die dritte gemeinsame Tagung zum Jugendmedienschutz von Kirchen und öffentlich-rechtlichen Sendern. Digitalisierung stärkt Öffentlich-Rechtliche Die Medienpolitik hinkt derzeit nach Ansicht von ZDF-Intendant Markus Schächter der technologischen Entwicklung hinterher. „Wir sind an einer Zeitenwende. In den nächsten vier Jahren wird sich das Medium mehr verändern als in den letzten vier Jahrzehnten“, sagte Schächter beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig. Leider hätten bislang nicht alle Staatskanzleien in den 16 Bundesländern die Weichen entsprechend ZDF im April Zweiter Auch im April hieß der Spitzenreiter in der werberelevanten Zielgruppe RTL. Trotz eines Verlustes von 0,8 Prozentpunkten im Vergleich zum März blieb der Sender mit 15,6 Prozent vor ProSieben und Sat.1. Im Gesamtpublikum siegte Das Erste vor dem ZDF und RTL. Thomas Bellut bleibt bis 2012 im Amt Thomas Bellut bleibt bis 2012 Programmdirektor des ZDF. Sein bis 2007 laufender Vertrag wurde vorzeitig vom Verwaltungsrat des Senders um fünf Jahre verlängert. Auch um Gerüchte zu beenden, Bellut würde Nachfolger von NDR-Intendant Jobst Plog, hat der Verwaltungsrat die für Herbst geplante Personalie vorgezogen. Seite 5/12 Mai 2006 gestellt und die Brisanz des Themas erkannt. Da sich das kommerzielle Fernsehen immer mehr Richtung Bezahl-TV entwickle, würden die frei empfangbaren Öffentlich-Rechtlichen an Bedeutung gewinnen, sagte Schächter. „Wir sind per se ein über Gebühren finanziertes offenes, diskriminierungsfreies, unverschlüsseltes Fernsehen für die Zukunft“, sagte er bei der Vorstellung des Positionspapiers ‚Der Wert des ZDF für die Menschen in Deutschland’. Das knapp 80-seitige Dossier soll sich vor allem an Politiker wenden und zeigen, dass sich der Mainzer Sender vom Unterhaltungsdampfer der 1980er Jahre zu einem informationsorientierten Sender entwickelt habe. Der Informationsanteil des ZDF liege mit 50 Prozent am Programm höher als bei jedem anderen Sender in Deutschland. ZDF und ARD drohen mit Boykott für Internet-Fernsehen Laut „Financial Times Deutschland“ drohen ZDF und ARD mit einem Boykott des geplanten Internet-Fernsehens (IP-TV) der Telekom. Grund: Die Telekom kooperiert für das Projekt mit Microsoft. „Unter den derzeitigen technischen Bedingungen gibt es von uns kein Signal“, sagte ZDF-Produktionsdirektor Andreas Bereczky der Zeitung. Auch die ARD werde ihr Programm nicht für das TV-Angebot der Telekom zur Verfügung stellen. Die IP-TV-Software von Microsoft unterstütze wichtige europäische Fernsehstandards nicht. „Wir bestehen darauf, dass dies zunächst geändert wird“, sagte Bereczky. „Wir sind im Moment in Verhandlungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern“, sagte ein Telekom-Sprecher, nannte aber keine Details. Die Telekom hat keine Rundfunklizenz und muss sich zur Durchleitung der TV-Signale mit den Sendern einigen. Die Telekom will über ihr neues VDSL-Hochgeschwindigkeitsnetz, das zunächst in den zehn größten deutschen Städten zur Verfügung steht, ab dem Sommer rund 100 Freeund Pay-TV-Sender über das Internetprotokoll anbieten. Die Telekom hatte mitgeteilt, ihren Kunden mit der Microsoft-Software sowohl TV-Bilder in Standardqualität als auch im hoch auflösenden Standard HDTV anbieten. Die Programme können live oder nach Bedarf (on-demand) abgerufen. Berliner Ex-Imam gegen ZDF erfolgreich Das ZDF darf den umstrittenen früheren Imam der Berliner Mevlana-Moschee nach einem Gerichtsurteil nicht als „Hassprediger“ bezeichnen. Das Landgericht Potsdam hat dem ZDF in seinem Urteil untersagt, den türkischen Prediger mit abfälligen Bemerkungen über Deutsche zu zitieren, sagte ein Sprecher des Gerichts. Das ZDF habe nach Überzeugung der Richter Aussagen des Klägers grob vereinfacht und zusammengefasst. Die vom Sender vorgelegten Übersetzungen würden die Bezeichnung als „Hassprediger“ nicht tragen. Ein solcher Vorwurf dürfe aber nicht als bloße Meinungsäußerung erhoben werden. Ob das ZDF gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen wird, ist noch offen. Der frühere Imam hatte gegen das ZDF geklagt, weil er im Zusammenhang mit einem Beitrag des Magazins „Frontal 21“ auf der Internetseite des Senders als „Hassprediger“ bezeichnet worden war. Er soll dem Bericht zufolge im Oktober 2004 in einer einstündigen Predigt in der Mevlana-Moschee in Berlin-Kreuzberg unter anderem Deutsche als „stinkende Ungläubige“ bezeichnet haben, die in die Hölle kämen. Die vom ZDF verbreitete Formulierung sei nach Feststellung des Gerichts so jedoch nicht nachgewiesen worden, sagte der Sprecher. Die Berliner Ausländerbehörde hatte dem muslimischen Geistlichen Ende 2004 unter anderem wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ein Ausweisungsbescheid zugestellt. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, auf einer Kundgebung Selbstmordattentäter im Irak zu Helden gemacht zu haben. Der Prediger hat gegen seine Abschiebung Klage eingereicht. Vor knapp einem Jahr wies das Bundesverfassungsgericht den Streit an das Berliner Verwaltungsgericht zurück. Wann es dort zu einer Entscheidung kommen wird, ist noch offen. ZDF und ARD verbannen Firmenlogos auf Kleidung Die Werbeeinnahmen ehemaliger Spitzensportler werden sinken, denn ARD und ZDF werden diesen Sportlern, die bei ihnen als Experten auftreten, Werbeaufkleber oder Firmenlogos auf deren Kleidung untersagen. Darauf haben sich ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz und sein ARD-Kollege Hagen Boßdorf nach Beratungen mit ihren Hausjuristen verständigt. So präsentierte ARD-SkiExperte und Ex-Slalom-Star Christian Neureuther das Logo der Diätmargarine Becel auf dem Anorak, sein Kollege und Doppel-Olympiasieger Markus Wasmeier warb für BognerKleidung und deutsche Milch (CMA). Das neuartige Werbeverbot gilt nicht für Interviewpartner in Stadien oder Gäste im Studio. Seite 6/12 Mai 2006 Stellenabbau bei RTL RTL hat die Zusammenlegung von zwei Nachrichtenredaktionen angekündigt. Betroffen sind die Redaktionen „News am Morgen“ und „Punkt 12“ mit insgesamt rund 85 Mitarbeitern. Ziel der Maßnahme sei es, Doppelstrukturen abzubauen und eine schnellere, schlagkräftigere und flexiblere Redaktion aufzustellen. Wie die Zusammenlegung konkret erfolge und wer gehen müsse, dazu gebe es Gespräche der Unternehmensleitung mit den Kollegen und dem Betriebsrat, erklärte RTL-Sprecher Christian Körner. Die neue Geschäftsführerin des Senders, Anke Schäferkordt, hatte eine Effizienzprüfung des gesamten Unternehmens mit derzeit rund 2.000 Mitarbeitern angekündigt. Zu der Zahl bevorstehender betriebsbedingter Kündigungen machte RTL keine Angaben. „Jede Spekulation über Zahlen ist unseriös, weil die Überprüfung der Strukturen noch nicht abgeschlossen ist“, sagte Körner. KEK genehmigt n-tv-Übernahme durch RTL Nach dem Bundeskartellamt hat auch die Medienaufsicht KEK grünes Licht für die komplette Übernahme des Nachrichtensenders n-tv durch RTL gegeben. Wie die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) mitteilte, erlangten weder RTL noch der Mutterkonzern Bertelsmann damit eine vorherrschende Meinungsmacht. Seit 2002 hatten RTL und der US-Nachrichtensender CNN je 50 Prozent der Anteile an n-tv gehalten. Das Bundeskartellamt hatte die Übernahme weiterer 50 Prozent an n-tv durch RTL nur erlaubt, weil die Voraussetzungen für eine Sanierungsfusion gegeben seien. Ohne die Übernahme hätte dem Nachrichtensender das Aus gedroht, hatten die Wettbewerbshüter argumentiert. Grundsätzlich blieben die Bedenken bestehen, dass mit der alleinigen Kontrolle von n-tv durch die RTL-Gruppe die marktbeherrschende Stellung des Duopols aus RTL und ProSiebenSat.1 auf dem Fernsehmarkt verstärkt wird. Die Medienhüter der KEK sehen jedoch keine Gefahr, dass die RTL-Gruppe (RTL, RTL 2, Super RTL, Vox, n-tv) eine vorherrschende Medienmacht erlangen könnte. Der Zuschaueranteil aller RTL-Sender vermehrt sich nach KEK-Berechnungen von 25,2 auf 27 Prozent und bleibe damit hinter der kritischen 30-Prozent-Schwelle zurück. RTL konkretisiert Pay-Pläne RTL-Chefin Anke Schäferkordt hat in der „Financial Times Deutschland“ angekündigt, dass bis zum Herbst drei Pay-TV-Kanäle starten könnten. Die neuen Sender sollen über Pay-Pakete von Kabelfirmen vermarktet werden. Saban verhandelt nicht Laut „Süddeutscher Zeitung“ dementiert der ProSiebenSat.1-Besitzer Haim Saban Verkaufsverhandlungen. Die SZ hatte berichtet, dass sich Saban mit drei Interessenten getroffen habe, um über einen Verkauf der Sendergruppe zu sprechen. Zu dem Bericht sagt Saban auf einer Veranstaltung in Berlin: „Quatsch“. arena, Telekom und Premiere Der neue Inhaber der Bundesliga-Pay-TV-Rechte, arena, hat einer Zusammenarbeit mit einer Tochter des Satellitenbetreibers SES Astra endgültig eine Absage erteilt. Dadurch wird verhindert, dass Premiere ein Stück vom arena-Umsatz abbekommt. Doch Premiere ist nach den Worten von Firmenchef Georg Kofler sehr zuversichtlich, bei der FußballBundesliga im Spiel zu bleiben. Das Bundesliga-Angebot solle in Kürze nach Abschluss der laufenden Verhandlungen bekannt gegeben werden. Derweil hat die Telekom Franz Beckenbauer als Fußball-Kommentator gewonnen. Außerdem könnte Premiere laut „Handelsblatt“ die Rechte der Handball-Bundesliga erwerben. Premiere sei derzeit der Die Nebeneinkünfte der Sender Eine halbe Milliarde Euro Jahresumsatz: Mit Zusatzdiensten rund um Shows und Serien werden TV-Zuschauer zur Kasse gebeten. Dies geht aus einer Untersuchung der Medienberatung Goldmedia bei RTL, Sat.1 und Co. hervor. Die Sender liebäugelten zwar mit den Einnahmen, befürchten aber zugleich, dass viele Zuschauer wegzappen, wenn der so genannte Mehrwert überhand nimmt. Callmedia-Angebote halten drei Viertel aller Zuschauer laut GoldmediaStudie nämlich für lästig und überflüssig - anders als die Zuschauer von 9Live, die überwiegend genau deswegen vor dem Fernseher sitzen. Komplett nachzulesen unter: www.ksta.de/html/ artkel/1144673 437844.shtml RTL lässt wetten Zuschauer können demnächst in RTL-Shows wetten. Dank der Beteiligung am österreichischen Wettunternehmen starbet soll demnächst die Möglichkeit bestehen, Geld auf den Sieger von „Let's dance“ oder „Superstar“ zu setzen. Seite 7/12 Mai 2006 Favorit unter den Bewerbern, eine Entscheidung soll im Juni fallen. Derweil hat die Telekom den Premierekauf geprüft. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke schloss in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ aus, dass der Magenta-Riese sich in einen Medienkonzern wandeln könnte. „Wir brauchen kein eigenes Mediengeschäft, es passt einfach nicht zu unserer Strategie“. Die Telekom brauche Inhalte, müsse diese aber nicht selbst produzieren. Auf die Frage, ob die Telekom auch einen Kauf von Premiere geprüft habe, antwortete Ricke: „Als gute Kaufleute setzen wir uns immer mit allen Optionen auseinander.“ Tim Mälzer kocht mit arbeitslosen Jugendlichen Vox plant im Herbst eine neue Serie mit Star-Koch Tim Mälzer. Bei „Tims Team“ soll er mit arbeitslosen Jugendlichen ein Restaurant eröffnen. MTV zeigt „Popetown“ komplett Der Musiksender MTV wird die umstrittene Cartoonserie „Popetown“ vollständig ausstrahlen. Der CSU-Politiker Joachim Herrmann hatte Strafanzeige gegen MTV-Verantwortliche gestellt, weil deren Werbe-Kampagne für die Comedyserie den Kern des christlichen Glaubens verhöhne. Die Werbung wurde von MTV daraufhin zurückgezogen. Die CSU lässt inzwischen von Bayerns Justizministerin Beate Merk eine Gesetzesinitiative zum Paragraph 166 Strafgesetzbuch vorbereiten. Die Partei hält es für notwendig, religiöse Symbole und Gefühle mit schärferen Maßgaben zu schützen. Entscheidend für diesen Tatbestand ist derzeit, dass der öffentliche Friede gestört werden könnte. MTV: Comedy Central Der neue deutsche MTVComedykanal wird endgültig Comedy Central heißen und startet am 15. Januar 2007. BND bespitzelt Journalisten Über einen längeren Zeitraum und in bisher unbekanntem Ausmaß soll der für die Auslandsaufklärung zuständige Bundesnachrichtendienst Journalisten innerhalb Deutschlands bespitzelt und bis in ihre Privatsphäre hinein beschattet haben. Bei seinen Observationen vor Haustüren und in Kneipen war der BND einer undichten Stelle in den eigenen Reihen auf der Spur. Gefahndet wurde nach Angehörigen des Dienstes, die offenbar Geheimnisse an Journalisten weiter gaben. Dies spielte vor allen Dingen bei dem Publizisten Erich Schmidt-Eenboom, Autor eines BND-kritischen Buches, eine Rolle. Journalisten- und Verlegerverbände, aber auch die Opposition wittern bereits einen möglichen Verstoß gegen die verfassungsrechtlich geschützte Presse- und Meinungsfreiheit. Laut dem stellvertretenden Regierungssprecher Thomas Steg sei dieses „hohe Gut“ aber nicht gefährdet. Hintergrund der brisanten Angelegenheit ist ein Bericht des ehemaligen Vorsitzenden Richters am Bundesgerichtshof, Gerhard Schäfer, vor dem geheim tagenden Parlamentarischen Kontrollgremium (PKG). Auszüge seines 170-Seiten-Reports sind auf offenbar verschlungenen Wegen in die Öffentlichkeit gelangt. Richter Schäfer bezeichnete die Praktiken von BND-Agenten in seinem Bericht als „unverhältnismäßig“ und „eindeutig rechtswidrig“. Die „Schlapphüte“ sollen in den vergangenen Jahren eine bisher unbekannte Zahl von Journalisten beschattet haben. Einer davon könnte Wolfgang Krach sein, heute geschäftsführender Redakteur bei der „Süddeutschen Zeitung“. Möglich ist, dass die geheime Observation seiner Person im Zusammenhang mit Recherchen zu dem vom BND initiierten Plutonium-Schmuggel von Moskau nach München stand. 1996, in seiner Zeit als Redakteur des Magazins „Stern“, hatte er sich mit diesem Thema beschäftigt. Ein besonderes Schlaglicht wirft der Schäfer-Report aber auch auf mindestens fünf Journalisten: Sie sollen laut „SZ“ dem BND Informationen über Kollegen und deren Recherchen angeboten haben. Und Geld floss offenbar auch - in einem Fall ist von rund 600.000 D-Mark über einen Zeitraum von 16 Jahren die Rede. Presserat: Aufklärung der BND-Affäre Der Deutsche Presserat hat die lückenlose Aufklärung über Abhöraktionen des BND und das gegenseitige Ausforschen von Journalisten gefordert. Nach Ansicht des Presserats, der Einrichtung der freiwilligen Selbstkontrolle der Verleger und Journalisten, haben die politischen und rechtlichen Kontrollmechanismen für die Arbeit der Geheimdienste versagt. Der Presserat erkenne in den BND-Aktivitäten nur einen von vielen Angriffen, dem sich die Pressefreiheit in Deutschland seit einiger Zeit ausgesetzt sehe, heißt es in einer Erklärung. Seite 8/12 Mai 2006 Lockerung des Pressefusionsrechts? Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Helmut Heinen, hat für eine weitere Konzentration in der deutschen Pressebranche plädiert. „Es gibt den Bedarf, zu vernünftigen Unternehmensgrößen zu kommen“, sagte Heinen beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig. Ulf Böge, Präsident des Bundeskartellamts, sprach sich dagegen aus, die Zusammenschlüsse von Verlagen zu erleichtern. Der Medienaufseher Wolfgang Thaenert forderte die Politik auf, für veränderte Bedingungen in der Medienlandschaft neue Regelungen zu erlassen. Thaenert, Direktor der hessischen Landesmedienanstalt, forderte, den Rundfunkstaatsvertrag an neue Bedingungen anzupassen. Der klassische Ansatz, Meinungsmacht nach Zuschaueranteilsmodellen zu bewerten, sei zunehmend unbrauchbar, sagte Thaenert weiter. Statt auf Marktanteile zu schauen, müsse ein „crossmediales Medienwirkungsmodell“ entwickelt werden. Stoiber: Werbeverbot für „Betandwin“ Laut „Süddeutscher Zeitung“ will der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber den Medien das Wettgeschäft verwehren. Stoiber und sein Kabinett betrachten das Treiben des österreichischen Wettanbieters „Betandwin“ in Deutschland als illegal. Um der eigenen, staatlichen Sportwette Oddset ein Monopol zu verschaffen, will Stoiber gegen die private Konkurrenz hart durchgreifen. Eine Grundsatzentscheidung über den TotoMarkt in Deutschland steht bevor, mit weitreichenden Folgen für die Medienbranche, die um hohe Werbeerlöse aus diesem neuen Geschäft fürchtet. Die Kernfragen lauten: Soll ausschließlich Oddset zulässig sein? Oder werden auch die privaten Sportwetten offiziell erlaubt, die sich via Internet längst etabliert haben? Die 16 Bundesländer, die gemeinsam das Glücksspiel regeln, wollen sich nach langen Debatten im Juni endgültig festlegen. Bislang befürworten die meisten Länder, angeführt von Bayern, ein Staatsmonopol. Abgeschaltet werden sollen die zahlreichen Werbespots von „Betandwin“ im Deutschen Sportfernsehen (DSF) und anderen Privatsendern. Das verlangt Stoibers Regierung von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Das jedoch hätte laut der Chefs von RTL, der Pro Sieben Sat 1 Media AG, des Pay-TVKanals Premiere, des DSF, des Burda-Verlags sowie der Bild T-Online AG „verheerende finanzielle Folgen für die Medienindustrie“. DSF-Geschäftsführer Rainer Hüther und seine Kollegen bangen um das viele Geld, das private Toto-Gesellschaften für die Werbung ausgeben. Premiere-Vorstandschef Georg Kofler will selbst groß in das Wettgeschäft einsteigen, ebenso wie die von Bertelsmann betriebene RTL-Gruppe oder der Burda-Verlag (Focus, Bunte). Das soll der Medienbranche nach ein paar schlechten Jahren auf Dauer neue Umsätze in Milliardenhöhe bringen, und zusätzliche Gewinne. Pleitgen warnt vor Fremdenfeindlichkeit WDR-Intendant Fritz Pleitgen hat vor der Verharmlosung rechtsradikaler und fremdenfeindlicher Einstellungen in der Gesellschaft gewarnt. „Hier blühen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gegenüber allen Menschen, die irgendwie anders sind. Das ganze ist mit hoher Gewaltbereitschaft verbunden“, sagte Pleitgen bei der Vergabe des ARD-Medienpreises Civis in Berlin. Deutschland müsse aufpassen, dass die Freiheit der Gesellschaft nicht auf der Strecke bleibe in Folge allzu engstirniger und ängstlicher Integrationsdebatten einerseits und der Beschwichtigung neonazistischer Gewaltideologien andererseits, sagte der Intendant. Mit dem Civis Medienpreis werden Fernseh- und Hörfunkproduktionen gewürdigt, die sich in herausragender Weise mit den Themen Zuwanderung, Integration und kulturelle Vielfalt beschäftigen. http://www.wdr.de/tv/civis/index.phtml?flash=1 Albrecht Ziegler für den SWR in Washington Albrecht Ziegler ist seit 1. Mai neuer USA-Hörfunkkorrespondent im Studio Washington des SWR. Er löst dort Arthur Landwehr ab, der zum neuen Hörfunkchefredakteur und stellvertretenden Hörfunkdirektor des SWR befördert wurde. Seite 9/12 Mai 2006 News von der „Frankfurter Rundschau“ Uwe Vorkötter, derzeit noch Chefredakteur der „Berliner Zeitung“, wird spätestens zum 1. Juli die Chefredaktion der „Frankfurter Rundschau“ übernehmen. Der bisherige Chefredakteur Wolfgang Storz wurde mit sofortiger Wirkung abberufen. Die Redaktion der „Frankfurter Rundschau“ hat die Abberufung von Storz missbilligt, er habe die Zeitung durch die schwierigste Zeit ihrer Existenz geführt. Der Geschäftsführer der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), Jens Berendsen, sagte dem „Evangelischen Pressedienst“, die Entlassung des FR-Chefredakteurs stehe in keinem Zusammenhang mit dem bevorstehenden Einstieg eines neuen Mehrheitsinvestors. Die SPD-Medienholding DDVG hatte im Frühjahr 2004 die schwer angeschlagene Tageszeitung für einen Euro samt Schulden (330.000 Euro) übernommen. Dem Druck- und Verlagshaus wurde ein Sanierungskurs verordnet. Die Beschäftigtenzahl sank von 1.100 auf rund 700. Zurzeit befinden sich 90 Prozent der Unternehmensanteile im Besitz der DDVG. Diese will aber will ihren Anteil an der „FR“ auf rund 40 Prozent reduzieren und sucht derzeit nach Interessenten. Etwa zehn Prozent sollen weiterhin bei der Karl-Gerold-Stiftung bleiben. Die Kandidaten - darunter die Verlagsgruppen Madsack, DuMont Schauberg, WAZ und Holtzbrinck - durften die ökonomische Lage besser kennen lernen. Vertraulichkeit wurde versichert. Was die Verlagsleute sahen, hat keinen abgeschreckt, aber auch keinen begeistert. Von einem „schwierigen Patienten“ erzählt ein Manager. Der Firmenwert liege „irgendwo zwischen 38 und 90 Millionen Euro“, eine 50-Prozent-Beteiligung koste wohl „rund dreißig Millionen Euro“. Die Schatzmeisterin findet das „zu wenig“. Die DDVG würde „gerne, anteilig, das rausbekommen, was uns das Engagement bislang gekostet hat“. Die Zahlen sind rot, aber nicht tiefrot. Vor drei Jahren lag der operative Verlust noch bei gut 30 Millionen Euro, 2005 lag er dann - je nach Zählart - zwischen fünf und zehn Millionen Euro. Umsatz: 120 Millionen. Der von der DDVG angestrebte Turnaround wurde weit verfehlt. Dabei hat die SPD-Holding die Personalaufwendungen drastisch reduziert - verglichen mit dem Jahr 2000 um die Hälfte. Bundeseinheitlicher Presseausweis in Gefahr In einem Schreiben an den hessischen Innenminister Volker Bouffier hat sich ver.di Hessen für den Erhalt des bewährten Verfahrens zur Ausstellung von Presseausweisen ausgesprochen. Anlass für das Schreiben sind Überlegungen der Innenministerkonferenz von Bund und Ländern, künftig die Ausstellung des bundeseinheitlichen Presseausweises nicht mehr an den Status der hauptberuflichen journalistischen Tätigkeit anzuknüpfen. „Sollte sich im Kreis der Innenminister die Auffassung durchsetzen, dass das Kriterium der Hauptberuflichkeit künftig nicht mehr entscheidend sein soll, hätte dies nach unserer Auffassung eine völlige Entwertung des Presseausweises zur Folge. Dies kann unseres Erachtens auch nicht im Sinne insbesondere der Behörden sein, die dann nicht mehr von einem grundsätzlich professionellen Anliegen bei Auskunftsersuchen von Pressevertretern ausgehen können. Für die hauptberuflich tätigen Journalistinnen und Journalisten befürchten wir deshalb eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen durch zunehmendes Infragestellen der Legitimation“, heißt es in dem Schreiben an Bouffier. Eine weitere Entwertung des Presseausweises erwartet ver.di durch die ebenfalls diskutierte Ausweitung des Kreises der ausstellungsberechtigten Verbände. Bisher sind das neben ver.di/dju noch der Deutsche Journalistenverband und die Verbände der Zeitungs- Neuer Herausgeber des „Rheinischen Merkur“ Jean-Claude Juncker, Premierminister von Luxemburg, gehört ab sofort zum Herausgebergremium der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“. Weitere Herausgeber sind u. a. Axel Freiherr von Campenhausen, Steffen Heitmann und Paul Kirchhof. Heinen als BDZV-Präsident einstimmig wiedergewählt Helmut Heinen, der Präsident des BDZV Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger, ist einstimmig im Amt bestätigt worden. Heinen ist Herausgeber der „Kölnischen/Bonner Rundschau“ und steht seit 2000 an der Spitze des Zeitungsverlegerverbands. Mediziner warnt vor zu hohem TV-Konsum bei Kindern Laut „Welt“ deckt eine medizinische Untersuchung von Schulanfängern in BadenWürttemberg erhebliche Defizite bei übermäßigem TVKonsum auf. Artikel abrufbar unter: http://www.welt.de/data/2 006/04/27/879087.html Seite 10/12 Mai 2006 und Zeitschriftenverleger. Schon jetzt versuchten zahlreiche Unternehmungen, mit dem Verkauf von „Presseausweisen“ an Interessierte jeglicher Profession ein Geschäft zu machen. Dabei werde oft unverhohlen darauf hingewiesen, dass eine journalistische Tätigkeit nicht nachgewiesen werden müsse. Die Aussagekraft des Presseausweises konnte nach Auffassung von ver.di bisher nur dadurch erreicht werden, dass der Kreis der ausstellungsberechtigten Verbände nach sachlichen Kriterien begrenzt wurde. Als wesentliche Kriterien nennt ver.di insbesondere genaue Branchenkenntnisse aus allen Medienbereichen, eine bundesweite und zugleich hinreichend ortsnahe Präsenz sowie ein dichtes Netz an ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern. Studie: TV-Nachrichten werden immer unpolitischer Klassische „Sprechernachrichten“ mit hohem Personalisierungsgrad werden im privaten Fernsehen immer seltener. Die kommerziellen Fernsehsender präsentieren Nachrichtensendungen stattdessen zunehmend mit ausdrucksstarken Bildern. Nachrichten im Film haben in den letzten 15 Jahren enorm zugenommen. Zugleich werden die Fernsehnachrichten sowohl bei den öffentlich-rechtlichen als auch bei den privaten Programmen immer unpolitischer. Dies sind zentrale Ergebnisse einer Studie der Landesmedienanstalt (LfM) NRW. Die auf zwölf Jahre angelegte Langzeitanalyse von mehr als 3.000 Fernsehnachrichten zeigt danach einen Anstieg von unpolitischen Themen in der Berichterstattung. Besonders stark ist dieser bei SAT.1 und beim ZDF zu erkennen. Immer häufiger bestimmen so genannte Boulevard-Themen (Buntes; Prominente etc.) die Inhalte. Bis zum Jahre 2001 betraf die Entpolitisierung der Nachrichten nur die privaten Fernsehanbieter, wie die Vorgängerstudie im Auftrag der LfM im Jahre 2003 ergeben hatte. Auch wenn bei den öffentlich-rechtlichen Veranstaltern ein Anstieg von unpolitischen Themen zu verzeichnen ist, so überwog im Jahr 2004 jedoch im Gegensatz zu den privaten Programmen bei ARD und ZDF nach wie vor die politische Berichterstattung. Insbesondere die Faktoren Prominenz, Kontroversen und Aggression spielen eine übergeordnete Rolle bei der Nachrichtenwahl. Für das Jahr 2004 erklären diese Faktoren am besten Umfang, Platzierung und Ankündigung der unpolitischen Berichterstattung vor allem der privaten Fernsehsender. Die Studie ist abrufbar unter http://www.lfm-nrw.de/presse/index.php3?id=406 Haffa-Brüder scheitern mit Verfassungsbeschwerde Die ehemaligen EM-TV-Vorstände Thomas und Florian Haffa sind vor dem Verfassungsgericht mit einer Beschwerde gegen ihre Geldstrafen gescheitert. Nun müssen beide hohe Summen zahlen, weil sie seinerzeit falsche Angaben über die Geschäftsentwicklung von EM.TV gemacht hatten. Bundesliga erteilt Telekom Abfuhr Der Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL) Werner Hackmann gibt dem Pay-TVKanal Premiere keine Chance, die Bundesliga mit Hilfe der Telekom vom Sommer an doch noch live im Bezahlfernsehen auszustrahlen. „Das wäre nicht akzeptabel“, sagte Hackmann der „Bild“-Zeitung zu Plänen, die Internet-Fußballrechte der Telekom für eine Fernseh-Übertragung über Satellit zu nutzen. „Das würde bedeuten, dass man nicht mal Telekom-Kunde sein müsste, um die Bilder zu empfangen.“ Die Deutsche Telekom könne ihre Rechte nur für die Ausstrahlung über das Hochgeschwindigkeitsnetz von T-Online im Internet nutzen. „In diesem Geist sind die Verträge geschlossen worden“, betonte Hackmann. „Den bisherigen Premiere-Bundesliga-Kanal wird es nicht mehr geben.“ TV-Spielfilm-Preis für Fernsehserie des ermordeten Theo van Gogh Die Fernsehserie „Medea“ des ermordeten niederländischen Regisseurs Theo van Gogh wird mit dem TV-Spielfilm-Preis der Cologne Conference 2006 ausgezeichnet. Die Serie habe sich mit moderner niederländischer Politik auseinander gesetzt. Der islamkritische Regisseur van Gogh war im November 2004 von einem radikalen Muslim auf offener Straße ermordet worden. Für den Film „Das Leben der Anderen“ über den Alltag der 1980er Jahre in der DDR wird Florian Henckel von Donnersmarck mit dem Drehbuch-Preis ausgezeichnet. Der neu eingerichtete Dokumentarfilmpreis der Cologne Conference geht an die in Jugoslawien geborenen Filmemacher Miroslav Nicic und Borjana Ventzislavova. In ihrem Film „Fokus Pokus €uromatik“ zeigen sie Aspekte des Zusammenlebens von Österreichern und Migranten. Alle Preise sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Online-Musik bei dm Die Drogeriemarkt-Kette dm steigt nach eigenen Angaben als erster Drogeriemarkt in Deutschland ins Online-Musikgeschäft ein. Unter „dmmusicshop.de“ können Kunden individuelle CDs zusammenstellen. Seite 11/12 Mai 2006 Kirch hat genügend Mitstreiter für Haftungsklage gegen Breuer Der Medienunternehmer Leo Kirch hat einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zufolge die erforderliche Zahl an Mitstreitern für seine geplante Aktionärsklage gegen den früheren Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer erreicht. In ganzseitigen Zeitungsanzeigen rief Kirch-Vize Dieter Hahn die Anteilseigner dazu auf, ihn bei einer angestrebten Klage zu unterstützen. Auf diesem Weg will Hahn durchsetzen, dass die Deutsche Bank ihren zurückgetretenen Aufsichtsratschef Rolf Breuer in Regress nimmt. Der Bundesgerichtshof hatte festgestellt, dass Kirch grundsätzlich Schadenersatz zusteht wegen Äußerungen Breuers über dessen Kreditwürdigkeit. Kirch wirft Breuer vor, in einem Fernsehinterview im Jahr 2002 als damaliger Bankchef seine Kreditwürdigkeit absichtlich in Frage gestellt zu haben. In anderen Verfahren will Kirch Schadenersatzzahlungen der Deutschen Bank und Breuers an ihn selbst durchsetzen. WAZ expandiert nach Slowenien Die WAZ-Mediengruppe plant, mit dem slowenischen Verlag DZS ein Joint Venture zu gründen. Die Slowenen wollen ihre Mehrheit an der Tageszeitung „Dnevnik“ auf das neue Unternehmen übertragen. USA: Erster TV-Kanal für Babys Säuglinge und Kleinkinder haben in den USA jetzt ihr eigenes Fernsehprogramm. BabyFirstTV ist für monatlich 9,99 Dollar zunächst über Satellit, später auch über Kabel zu empfangen. Das 24-stündige Programm richtet sich an Kinder im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren und deren Eltern. Es sei doch eine Tatsache, dass Babys heute schon Fernsehen guckten, sagte die Vizepräsidentin des neuen Programms, Sharon Rechter. Deshalb sei BabyFirstTV wichtig: „Wir wollen völlig sichere, werbefreie und angemessene Inhalte anbieten.“ Eine Studie der Kaiser-Familienstiftung aus dem Jahr 2003 ergab, dass in den USA 68 Prozent aller Kinder bis zwei Jahren täglich Fernsehen oder Videos sehen und 26 Prozent ein TV-Gerät im Zimmer stehen haben. Amerikanische Kinderärzte empfehlen dagegen, Kinder dieses Alters überhaupt nicht vor den Fernseher zu setzen. AOL als Mobilfunk-Anbieter AOL steigt ins Mobilfunkgeschäft ein. Noch 2006 werde das Unternehmen Dienste wie E-Mail und Internettelephonie per Handy anbieten, so AOLDeutschland-Chef Charles Fränkl. Kroaten genehmigen den Adria-Deal von G+J Das kroatische Kartellamt hat den Zusammenschluss von G+J Sanoma Magazines und Styria Media zur Adria Magazines Holding (AMH) genehmigt. Vorher haben bereits die Wettbewerbsbehörden der EU und Serbien den Deal durchgewunken. Seite 12/12 Mai 2006 Die „lieben Kollegen“ Kaum eine Berufsgruppe zeigt sich in aller Öffentlichkeit so zerstritten und eifersüchtig wie die „lieben Kollegen“ von Print, Agentur, Hörfunk oder Fernsehen. Wer das Gerangel und Geraufe bei wichtigen Pressekonferenzen beobachtet, wer die eigentlich nur zwischen Häme oder Polemik wechselnden medienkritischen Rubriken der unterschiedlichen Presseerzeugnisse registriert, der merkt schnell, in dieser Branche gibt es nur wenig Verbindendes, von Solidarität oder kollegialem Gemeinsinn mal ganz zu schweigen, Zu den raren Gemeinsamkeiten gehört das einende Bewusstsein, dass wir mit unseren jeweiligen Informationsangeboten in Zeitung, Radiomagazin oder Fernsehnachrichten den Input für eine offene, kenntnisreiche und differenzierte Debatte der wesentlichen Streitfragen der Gegenwart leisten können. Die Öffentlichkeit diskutiert und entscheidet auf der Basis medial erworbener Informationen. Und mit „medial“ meinen wir „lieben Kollegen“ immer die von uns produzierten Texte, Bilder oder Töne. Und das gibt uns das erhebende Gefühl, für den demokratischen Diskurs und die Machtkontrolle wichtig zu sein. Hinter unserem Rücken entwickelt sich aber seit einiger Zeit eine eigene Welt der Information, die uns als Medienhandwerker umgeht, und die unsere Medien möglicherweise nur noch als Plattform benutzt. Die Rede ist von der vor allem bei Jüngeren so populären Information über das Internet, ob durch Zufall, Vorwissen oder mit Suchmaschine, es ist die Welt der Information durch Webdokumente, Blogs, Videostreams, Töne und Bilder aus allen Dachkammern der Welt. Ein unübersehbares Archiv von Tönen, Texten und Bildern, produziert von einer anonymen Schar von Sammlern, die mit ihren versteckten Mikrophonen, Photohandys und Minikameras, mit der ganzen Gestaltungskraft der Graphik- und Tonbearbeitungssoftware das als Produkt ins Netz stellen, was ihnen passend scheint. Eine seriöse Quellenkritik, die professionelle Verifikation von angebotenen Informationen , die beharrliche Prüfung, ob Infos, Töne und Bilder echt oder gefälscht sind, all das ist nicht mehr möglich. Und diese wilde Flut der Internetinformationen wird in der Regel durch die so genannten Suchmaschinen erschlossen. Sie suchen und finden nach Regeln und Programmierungen, die undurchschaubar sind und der Manipulation, in wessen Interesse auch immer, Tor und Tür öffnet. Die so genannte Digitale Revolution wird alle traditionellen Medien auf den Screen der Konsumenten mit den Blogs oder Fakes auf Ebene vereinen. Es wird eine Atomisierung der publizistischen Einheiten und Profile geben, übrig bleiben Bruchstücke der eigentlich zusammengedachten Bestandteile von Zeitungen, Radiomagazinen und Fernsehprogramm, das „Markenmedium“ als Bezugsgröße entfällt, keine Binnenpluralität, kein publizistisches Profil. Wir müssen uns das Medienangebot der Zukunft bei einer Mehrheit der Konsumenten als digitale Presseschau vorstellen, ohne Themenhierarchie und ohne Relevanzentscheidungen. Was auch immer wird in Zukunft als relevant erscheinen, was als wahr, was als lesens-, hörens- oder ansehenswert? Was wird jenseits der plötzlichen und öffentlichen Erregung Interesse wecken, was wird zu den geduldigen Diskussionen über unsere politische, kulturelle oder wirtschaftliche und soziale Zukunft führen? Was auch immer, eines scheint sicher, wir „lieben Kollegen“ werden dabei wohl kaum noch gebraucht werden. Stefan Raue, stellvertretender Leiter Innenpolitik, ZDF Herausgeber: DGB-Bundesvorstand Abteilung Öffentlichkeitsarbeit Referat Medienpolitik Henriette-Herz-Platz 2 10178 Berlin Kontakt: Marina Rižovski-Jansen 0171.5476983 rizovski@web.de