Autoban Steffen Kehrle Hansandfranz Hamansutra Nitzan
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Autoban Steffen Kehrle Hansandfranz Hamansutra Nitzan
Everyday Masterpieces Steffen Kehrle Neuland Saskia Diez Autoban Rafael Horzon Hamansutra Nitzan Cohen Patrick Muff Stefan Diez Furni Patrick Mohr Formstelle Hansandfranz 3 Intro Text: Mosch Khanedani D Was haben Philippe Stark, Herzog & de Meuron, Konstantin Grcic und der Fiat 500 gemeinsam? Sie alle erhielten den «Compasso d’Oro», einen der wichtigsten internationalen Preise für Industriedesign, der alle drei Jahre für Designer-Produkte vergeben wird, die sowohl ästhetisch herausragend als auch kommerziell erfolgreich sind. Durch die Verbindung von Funktionalität und ästhetisch überzeugender Erscheinung hat der Fiat 500 eine beeindruckende Sammlung von über 40 internationalen Designpreisen gewonnen – das ist viel Aufmerksamkeit und Anerkennung für ein so kleines Fahrzeug. Some little things are magic. Und das macht den Fiat 500 bis heute zu einem zeitlosen «Everyday Masterpiece». Nachdem wir die letzten zwei Hefte dem Thema Street Art gewidmet haben, erkunden wir in dieser Ausgabe des Everyday Masterpieces Magazins die vielfältige Welt des Designs. Wir wollen euch in diesem Heft ungewöhnliche und zugleich erfolgreiche Designbüros vorstellen. «Form follows function» wird hier zu einer sich gegenseitig bedingenden Symbiose nach dem Motto: No form without function and no function without form. Viel Spaß beim Lesen! E What do Philippe Stark, Herzog & de Meuron, Konstantin Grcic and Fiat 500 have in common? They were awarded with the «Compasso d’Oro», which is one of the most important international prizes for industrial design, awarding products that stand out aesthetically and are commercially successful at the same time. Due to the combination of functionality and eye-catching design, Fiat 500 has managed to win over 40 international awards – that’s an impressive collection and a lot of attention for such a small car. Well, some little things are magic. And this makes Fiat 500 a timeless «Everyday Masterpiece». The last two magazines were dedicated to urban street art; this issue of the Everyday Masterpieces Magazine will explore the manifold world of design. In this issue of «Everyday Masterpieces» we decided to introduce our readers to remarkable and flourishing design studios. «Form follows function» becomes a mutually dependent symbiosis: no form without function and no function without form. Enjoy reading! 4 5 E In visiting Steffen Kehrle’s site online, one can see a pretty picture: There’s a boy on it and next to him a very little plane. No question: If it was possible, this boy would not hesitate to fly that plane, being incredibly curious about nearly everything. Until today, this curiosity is heard in Steffen Kehrle’s voice. Softly spoken, he talks about his desire to design – explaining the way from idea to product. Using his huge private archives, consisting of pictures of old cars and knobs and everything he photographs, Steffen Kehrle goes from here to there to be inspired and create. One good example of his work is the brilliant «Coat Hook» that he originally designed for a friend, art director Mirko Borsche. As some Muji representatives were visiting the space, they noticed this Everyday Masterpiece in original and thoughtful design. Some prototypes were made by the wood turner Peter Seiler, then. They were so convincing that one can buy the product now at nearly every Muji store. In the future, Steffen Kehrle dreams of realizing something that crosses borders – for example a house, or a man’s suit. STEFFEN KEHRLE Text: INGO MOCEK D «In zukunft möchte ICH ein einfamilienhaus erschaffen oder einen männeranzug.» Wer Steffen Kehrles Internetseite besucht, der sieht das Foto eines Jungen, der, stolz wie Oskar, neben einem Modellflugzeug steht. Keine Frage: Wäre es möglich, der Junge würde sich sofort in den Flieger setzen und die Welt umrunden. Dieser Entdeckerdrang, diese unbändige Neugier treibt den Münchener Industriedesigner Steffen Kehrle bis heute zu immer neuen Höhenflügen. «Wenn ich den Auftrag für eine Produktentwicklung bekomme», erzählt der junge Münchener, der bereits zweimal für den deutschen Designpreis nominiert war, «dann begebe ich mich mit meinem Team immer auf die Suche.» Kehrle durchforstet dann sein eigenes Archiv – bestehend aus hunderten von Bildern, die er selbst aufgenommen hat, «und die einen Ast oder ein altes Auto zeigen – einfach Dinge, die ich persönlich spannend finde.» Dazu kommt die private Bibliothek Kehrles, zumeist Künstlerbiographien, aus denen wir dann, projektbezogen, alles Interessante herausfotografieren – bis ein roter Faden entsteht.» Andere Synergien entstehen aus der engen Anbindung von Kehrles Atelier an das Büro des Grafikers Mirko Borsche: Nachdem er für den Art Director einen Garderobenknopf aus Holz entworfen hatte, waren irgendwann einmal Menschen des Unternehmens Muji zu Besuch. Die fanden sofort Gefallen an dem höchst originellen und sonderbar einfachen Ding – und so ließ Kehrle ein paar Prototypen von dem Münchener Drechsler Peter Seiler anfertigen. In Serie produziert, kann man den «Coat Hook» heute bei Muji kaufen. Von der skeptischen Einstellung vieler Industriedesigner gegenüber größeren Konzernen hält Kehrle indes nicht so viel: «Mein Interesse gehört vor allem der seriellen Produktion.» Zwar ist der Industriedesigner ab und an auch für Galerien oder etwa die Bayerische Staatsoper tätig; eine von ihm entwickelte Gitarre, die man nur zu zweit spielen kann, kündet jedoch auch von waghalsigeren Projekten. «Im Kern bin ich aber ein klassischer Industriedesigner – und dabei sehr, sehr neugierig», sagt Kehrle. Was ihn in Zukunft einmal reizen würde? «Etwas Disziplinübergreifendes zu erschaffen – ein Einfamilienhaus vielleicht, oder einen Männeranzug.» 6 7 Do you like Ikea? E: As a customer, I like Ikea, they push some female, emotional buttons. As a designer, however, I like Ikea as much as the lamb likes the wolf. M: I don’t have people bringing me candles for quite a while now. What inspires you? M: At the moment it’s Alfred Brendel’s recordings of Schubert’s impromptus. E: Traveling!!! If time allows, my boyfriend and I escape every two years for three months. Unknown interaction with unknown people at unknown places this regulates me continuously. My ideas derive from my belief that nothing is fixed. What was your dream job as a child? E: I wanted to become a monkey keeper at the Zoo Hellabrunn in Munich. «Unknown beings» have obviously attracted me already at the age of five. M: I wanted to become a ranger, because my father considered this the single legitimate reason to drive a SUV in Germany. That you could also travel to the Sahara frequently has never crossed his mind. What is your Everyday Masterpiece? M: It might sound vain, but I love my Randoms at home. E: I like the elephant chair the most. NEULAND Text: Mosch Khanedani D Darf ich vorstellen: Eva Paster und Michael Geldmacher. Beide leiten das Designstudio Neuland, das viele Preise gewonnen hat und für so namhafte Marken wie Interlübke, MDF Italia und Moorman entwirft. E Meet Eva Paster and Michael Geldmacher. They both run the design studio Neuland, having won many prizes and designing for renowned brands, such as Interlübke, MDF Italia and Moormann. Wie habt ihr euch kennengelernt? M: Wir haben beide zur gleichen Zeit in München studiert. Ich hatte Evas Arbeiten gesehen und war davon beeindruckt, wollte unbedingt wissen, wer so unkonventionell arbeitete. E: Mir ging es ähnlich, als ich Michaels Arbeiten sah, und so kamen erste gemeinsame Projekte zustande. Bereits während des Studiums haben wir uns dann zusammengeschlossen und ein Büro gegründet. Ihr seid direkt nach dem Studium mit Neuland in die Selbständigkeit gegangen, anstatt in großen Designbüros Berufserfahrung zu sammeln. Wie kam es zu der Entscheidung? E: Wir waren einfach voller Tatendrang und Optimismus. Dass wir aus dem Praktikum den Alltag und die Verdienstmöglichkeiten eines angestellten Designers kannten, bestärkte uns umso mehr in unserem Entschluss, uns selbständig zu machen. M: Im Nachhinein wäre es wohl leichter gewesen, einem alten Hasen über die Schulter zu schauen, um nicht auch wirklich jeden Fehler selbst machen zu müssen. Aber heute können wir auf eine Menge eigener Erfahrungen blicken und wir lernen immer noch täglich dazu – das macht den Job so spannend! Wie läuft euer Gestaltungsprozess ab? M: Wir bezeichnen unsere Entwurfsphase gerne als etwas autistisch. Eva und ich sind sehr scheu in den ersten Momenten. Erst wenn wir eine gewisse Sicherheit über die Tragfähigkeit und Qualität unserer Entwürfe haben, rücken wir damit heraus. Dann aber kann es zur kreativen Explosion kommen. Oft geben wir auch den Entwurf ab einer bestimmten Stufe in die vertrauensvolle 8 Hand des anderen und sind meist begeistert, was der andere daraus macht. E: Überhaupt basiert unsere Arbeitsweise auf einem fundamentalen ästhetischen Vertrauen in den anderen. Wie steht ihr zu Ikea? E: Als Kundin mag ich Ikea, sie sprechen die emotionale weibliche Seite an. Als Designerin mag ich Ikea so gerne wie das Schaf den Wolf. M: Ich lass mir schon lange keine Kerzen mehr mitbringen. Was inspiriert euch? M: Derzeit sind es die Imprompti von Schubert in einer Einspielung von Alfred Brendel. E: Reisen!!! Wenn möglich haue ich alle zwei Jahre mit meinem Freund für 3 Monate ab. Der mir neue Umgang mit neuen Menschen in einer mir neuen Umgebung kalibriert mich immer wieder neu. Aus der Überzeugung, dass nichts fix ist, kommen meine Ideen. Was war euer Traumberuf als Kind? E: Ich wollte Affenwärterin im Münchner Tierpark Hellabrunn werden. Anscheinend übten schon, als ich 5 Jahre alt war, mir völlig unbekannte Geschöpfe eine enorme Anziehungskraft auf mich aus. M: Ich wollte Förster werden, da mein Vater dies als einzig legitimen Grund zuließ, später mal in Deutschland einen Geländewagen fahren zu dürfen. Dass es auch geht, indem man so oft wie möglich in die Sahara fährt, hat er sich nicht vorgestellt! Was ist euer Everyday Masterpiece? M: Auf die Gefahr hin, dass es eitel klingt, aber ich liebe meine Randoms zu Hause. E: Ich mag den Elephant Wood am liebsten. How did you meet? M: We both studied in Munich at the same time. I saw Eva’s designs and was so impressed that I wanted to know what kind of person works so unconventionally. E: I felt the same when I saw Michael’s work. It is in this way that we started working together on our first projects. During university, we joined forces and founded our studio. Instead of collecting professional experience at some high-end design studio you chose to found your own company, immediately after your graduation from university. Why did you choose this path? E: Well, we were full of energy and optimism.Internships showed us the routine and the potential earnings of a salaried designer, thus we were even surer that we had to be self-employed. M: Retrospectively, it might have been easier to learn from an old hand, also not to make EVERY mistake oneself. But from today’s perspective, we can face a tremendous amount of experience and we still keep on learning every day. This is what makes this job so exciting! How do you start your design process? M: We like to see our design phase as a little autistic. In the first moments, Eva and I are very shy. It is only after we have gained a certain security on the capacity and quality of our drafts do we share them. And then it could even lead to a creative explosion. Often we confidentially hand our draft over to each other and most of the time we are enthused about what we both have made of it. E: Generally, our way of working is based on a common fundamental, esthetic reliance. 9 SASKIA DIEZ D «In meiner Arbeit geht es um Schönheit», sagt Saskia Diez, deren ganz persönliche Schmuckstücke eigentlich allesamt als Everyday Masterpieces durchgehen könnten. «Es geht weniger um schöne Objekte an und für sich – es geht um eine Schönheit, die sich erst im Zusammenspiel mit einer Person, einem Körper vollends entfaltet. Die daher rührt, dass man sich schön fühlt mit dem, was man trägt, das die Hände betont, die Haut zum Glänzen bringt, das Gesicht einrahmt.» So individuell die Accessoires der Münchnerin, so unterschiedlich sind auch die Techniken, Fertigkeiten und Materialien, die sie in ihren Kollektionen bislang verwendet hat. Dabei kommt vor allem in den Details, etwa den Proportionen oder auch in den Grafiken, die Diez verwendet, ein eigensinniger Humor zum Ausdruck, der ihre Stücke wirklich einzigartig macht. Diez versteckt nichts: Rubine stehen ohne Hirarchie neben Kieselsteinen aus der Isar, die sie in einer Edelsteinschleiferei verarbeiten lässt. Hier hat Luxus eher etwas mit der Eleganz des Augenzwinkerns zu tun als mit den klobigen Goldamuletten aus den Bernstein-Schatullen unserer Großmütter. Dazu passt, dass sich die Entwürfe allem Statischen und sämtlichen Sicherheiten des traditionellen Schmuckdesigns widersetzen – und vielmehr Einflüsse aus Pop, Mode und zeitgenössischer Kunst aufnehmen; «genauso interessieren mich Reisen, Filme, Geschichten, Personen», so Diez. Nach einer Goldschmiedelehre arbeitete Saskia Diez unter anderem für Konstantin Grcic, was man an ihrem Schmuck, entworfen aus der Perspektive der Industriedesignerin, klar erkennen kann. Trotzdem mangelt es den Entwürfen nie an Poesie: «Die tollsten Teile machen, die alle Menschen haben wollen» ist das erklärte Ziel. Uns an die andere Dimension des individuellen Charakters von Materialität wiedererinnert zu haben – etwa in der Serie «Knots», zu der sie von der Technik des klassischen Seefahrerknotens inspiriert wurde, mit ihrem Everyday Masterpiece, dem «Black Lace Cape», einer Mischung aus Schmuck und Kleidungsstück, das sich über einem schlichten TShirt genauso gut tragen lässt wie über einem Kleid – oder mit der Serie PAPIER, mit der sie 2010 den Deutschen Designpreis gewann. Saskia Diez’ Schmuckstücke und Accessoires werden in ausgewählten Concept Stores unter anderem in München, Berlin, Paris, London, Tokio und New York verkauft. Persönlich kann man die Designerin übrigens in ihrem Atelier in der Geyerstraße in München kennenlernen, das in Zusammenarbeit mit Stefan Diez gestaltet wurde. Und das Beste ist – die Schmuckstücke sind absolut erschwinglich. «das black LACE cape ist mein persönliches everday masterpiece, denn es macht auf jeden Fall aus einem Kleidungsstück ein Outfit.» Text: Benjamin Blumenberg 10 E «All of my work is about beauty», says designer Saskia Diez, whose classy jewelry and exceptionally beautiful and sometimes nicely strange accessories all seem to fit the claim: Everyday Masterpieces. «But my work is not about beauty itself – it is about the playfulness of the accessory and the body of a confident person.» That said, it is not surprising that all of the items by Diez designs are highly unique and differ in materials and techniques from collection to collection, offering a surprising sense of humor when proportion and detail come in. Here, we can learn that it is never clever to hide: Self-collected pebbles from Isar river in Munich have the same importance as rubys or gold. For Saskia, luxury means intelligence, mixed with a very subtle humour. Inspiration comes from popular culture as well as from the worlds of art and fashion, «but I am inspired by traveling, people, stories and movies, as well», Saskia says. After finishing her apprenticeship as a goldsmith, she studied industrial design and worked with the likes of Konstantin Grcic. Nevertheless, her work is highly poetic. «My jewelry is there to decorate», Diez says, and some pieces of her work seem to be very bright examples of that given thesis – especially the «Knots» series and the «Black Lace Cap». It does not come as a surprise: The jewelry and the accessories of Saskia Diez are highly successful, honored with one breathtaking Deutscher Designpreis 2010 for the PAPIER series. You can meet Saskia Diez in person at her showroom in Geyerstrasse in Munich – or you can buy some items at a concept store in Munich, Berlin, Paris, London, Tokyo and New York (or online). And here comes the best news: Don’t panic – it’s highly affordable. 11 AUTOBAN Text: Benjamin Blumenberg E D Seyhan Özdemir and Sefer Caglar are the shooting stars of young Turkish design. Especially their furniture, created by the architect Özdemir and the interior designer Caglar, tops the shortlist of Wallpaper Magazine nearly every year – take alone «The Throne», a lucid mixture of Western minimalism, raw material and asian ornaments. But Seyhan does much more than combine European and Asian styles: Her work is so classy and brings such a strong character to buildings, rooms and open spaces that her work is wildly acclaimed worldwide, from Hong Kong to Milan. 40 interior pieces and 250 projects have been designed by the duo in the last eight years. In Cihangir, known as the meatpacking district of glamourous Istancool, her interiors resemble the work of Jasper Jones and Miucca Prada – as if made for a futuristic Sultan’s palace. You can buy these great pieces of work all over Europe – just look for De La Esperanza furniture. Or you can sit in it – for example in the acclaimed restaurant of the Sakip Sabanci Museum of Istanbul Müzedechanga, which is made of metal sheets and iron. Seyhan Özdemir und Sefer Caglar sind die Shooting-Stars des jungen türkischen Designs. Vor allem die Möbelserien, die der Interior Designer und die Architektin gemeinsam entwerfen, landen immer wieder auf der Shortlist des Wallpaper Design Awards – zuletzt «The Throne», eine luzide Mischung aus westlich gestimmter, moderner Reduktion, ungewöhnlich rau wirkenden Materialien wie Holz, Eisen und Blech und orientalischer Verspieltheit. Wobei «verspielt» nichts mit dekorativem türkischem Pfeffer zu tun hat: Immerhin realisiert Autoban mittlerweile Projekte in der ganzen Welt – von Hongkong bis Mailand tragen Kinos, Hotels und Einkaufspassagen den Signature Look des futuristischen Orientalismus. Vierzig eigene Möbel hat Özdemir mit Caglar in den letzten acht Jahren entworfen – und ganz nebenbei 250 Projekte realisiert, etwa das Interior Design für das Witt Hotel, das es auf die Condé Nast Traveller Hotlist der begehrtesten Orte der Welt schaffte. In Cihangir, dem Meatpacking-District Istanbuls gelegen, wirken seine Räumlichkeiten so, als hätten Jasper Jones und Miucca Prada an einem besonders herbstlichen Tag die Home Collection für einen Sultanspalast entworfen. Kaufen kann man die höchst unverwechselbaren und absolut einzigartigen Artefakte des Design-Duos übrigens auch (über ihren Handelspartner De La Esperanza) – und bestaunen: etwa im weltbekannten Restaurant des Sakip Sabanci Museums Müzedechanga, dessen Interior Design zu den filigranen Meisterwerken des Blech-Künstlerduos gehört. 12 What inspired you to establish Autoban in 2003? I met Sefer when we were students at Mimar Sinan University. I studied architecture and Sefer studied interior design. After we graduated in 1998, we worked in different companies for a while. Since we continued working on projects together, we decided to set up our own company. And from the beginning, we had international ambitions. That’s why we wanted the name to have an international sound, as well. The German word «Autobahn» and the Turkish word «Otoban» mean the same thing – highway. We kind of mixed them, to claim that we are a local company, going global. When working on the interior design of a retailer, a movie theater, a cafe or a hotel: Which are the architectural principles that are mostly all the same? We always stick to a story. Then, we create strong and solid characters that will adapt to these stories. We construct the interior of this architectural shell with unique objects that we design in a contemporary fashion. This is how the Autoban vision emerges. Every project that we finished is a challenge in itself because we always try a new material, method or work for a company from a completely different sector. Every project opens a new window in our design journey. Autoban means also «making the right decisions» for you. Is it always easy to do so in Istanbul? The word Autoban gives us the feeling of being on a hurried route, in a setting that is constantly changing. Being on a highway is our philosophy and there are many options you must decide on. These choices are the ones that characterize one’s identity. Istanbul is a very rich city that offers many alternatives with contradictions, it isn’t always easy to make the best decision. You start your journey and always go forward, always straight. You always have to choose a way and live with the consequences whether it isright or wrong. What do you think about the relationship between architecture and design? Architecture and design are strongly bound to each other. We apply architectural methods to product design. Regarding interior design, we visualize our designs for a space like a director. We believe every space has a unique feeling and texture. We built an architectural shell for the objects that we design. Once again, the main aspects of a product design are its practicality and needs that will respond to, as it is when it comes to architecture. What are your future plans? Is there one special building you really would like to do interiors for? We will continue to working on architectural and interior projects as well as various furniture and lighting designs. The Project of our dreams is to design a museum. We would definitely want to make that dream come true in the future. 13 Wie ist eigentlich der Name «Autoban» entstanden? Ich habe Sefer an der Mimar Sinan Universität getroffen. Nachdem wir 1998 unseren Abschluss gemacht hatten, haben wir erst in unterschiedlichen Firmen gearbeitet. Nach und nach haben wir immer mehr Projekte gemeinsam realisiert, und da kam uns die Idee, ein eigenes Designbüro zu gründen. Unser Name sollte international klingen. Das deutsche Wort «Autobahn» und das türkische «Ottoban» haben die gleiche Bedeutung. In ihrer Mischung soll zum Ausdruck kommen, dass wir ein Unternehmen mit regionalem Bezug sind, das durchaus in der Lage ist, sich globalen Herausforderungen zu stellen. Sie entwerfen Interiors für Kinos, Cafés und Hotels. Gibt es architektonische Gestaltungsprinzipien, die an all diesen Orten Geltungskraft haben? Wir suchen an jedem Ort, an dem wir arbeiten, nach einer Geschichte. Auf Grundlage dieser Geschichte fertigen wir dann Einzelstücke, die zu der jeweiligen Architektur passen und ihr etwas Zeitgenössisches und zugleich Unverwechselbares geben. Dabei stellt jedes neue Projekt für uns eine Herausforderung dar – weil wir immer mit einem neuen Material, einer neuen Methode, in einem neuen Bereich arbeiten. Jedes neue Projekt öffnet ein Fenster in unserer Design-Reise. Autoban hat für Sie auch die Bedeutung, sich für die richtige Richtung zu entscheiden. Ist das in Istanbul eigentlich immer leicht? In dem Wort «Autoban» kommt das Gefühl starker Beschleunigung zum Ausdruck – in einer Umgebung, die sich fortwährend verändert. Wie auf einer Autobahn müssen wir ständig entscheiden, welche Ausfahrt wir nehmen, und diese Entscheidungen prägen unsere Identität. Istanbul ist eine vielfältige Stadt, die einem viele Wahlmöglichkeiten bietet. Da ist es nicht immer leicht zu wissen, ob man gerade die richtige oder die falsche Ausfahrt genommen hat. Wichtig ist allein, dass man weiterfährt – mit allen Konsequenzen. Wie ist es bei Ihnen um die Verbindung zwischen Architektur und Design bestellt? Architektur und Design sind eng miteinander verbunden; die Methodik der Architektur setzen wir in unserer Arbeit auch beim Produktdesign um. Was das Interior Design betrifft, so visualisieren wir unsere Designs für einen Raum wie ein Regisseur. Unsere Designstücke haben immer die Aufgabe, das einzigartige Feeling und die besondere Materialität eines Ortes oder Raumes zum Ausdruck zu bringen. Dann bauen wir eine architektonische Muschel für die Objekte, die wir designen. Das Produktdesign selbst hat aber hauptsächlich praktischen Ansprüchen zu genügen und auf konkrete Anforderungen vor Ort Antworten zu geben – genau wie die Architektur. Was sind Ihre nächsten Pläne und Projekte? Wir werden unsere Arbeit an Architektur- und Interior-Projekten weiter fortsetzen – und weiterhin Leuchten designen. Das Projekt unserer Träume ist definitiv ein Museumsprojekt. Wir hoffen sehr, dass dieser Traum Wirklichkeit wird. Rafael Horzon Text: ingo mocek Photo: PETER LANGER E Wer ist Rafael Horzon? Wer sich mit dem Berliner TorstraßenMagnaten unterhält, erfährt zuallererst, was Horzon nicht ist, nicht sein möchte: ein Künstler, ein Designer. Obwohl das Regal «Modern» in nahezu jeder Jungberliner Altbauwohnung steht. Angeboten in Horzons «sympathischem moebeldiscounter», brennt sich die reduzierte Ästhetik, gepaart mit der eigenartigen, unaufdringlich birkensperrholzhaften Materialität sofort auf die Netzhaut des Betrachters. Ist Horzon Schriftsteller? Immerhin gehört »Das weisse Buch«, ein Schelmenroman über seine Zeit als Student in Frankreich, als Galeriegründer, Nachtclubbetreiber, als Geschäftsmann in Berlin zu den bedeutendsten Schlüsselwerken deutschsprachiger Literatur über die 1990-er und NullerJahre in Mitte. «Am Schönsten finde ich meine Regale, wenn sie leer sind», sagt Horzon heute. Diese Leere ist es, diese «splendid isolation» im Sinne einer nicht zu fassenden, einer flüchtigen Existenz von Werk und Person, die Rafael Horzons Arbeiten so einzigartig macht. Die »Sach- und Fachbuchhandlung«, die Fassadenverschalungs-Unternehmung belfas, die Wissenschaftsakademie oder das Fachgeschäft für Apfelkuchenhandel: Die waghalsigen Veranstaltungen des Renaissance-Menschen zeigen, dass eigentlich alles möglich ist. Womit sie der Gesellschaft alle Statik nehmen – und Menschen inspirieren, verrückt zu werden. Ob nun als Geschäftsmann, als «moebel»-Händler oder (vielleicht ja doch?) Designer: Hinter der Person Rafael Horzon, der in Paris, München und Berlin Philosophie, Latein und Atomphysik studierte und dann eine Ausbildung zum Paketfahrer der Deutschen Post abschloss, versteckt sich ein großes Ausrufezeichen. Dieses Ausrufezeichen lässt sich als Aufforderung verstehen, ein erfülltes Leben zu leben – und das ist besser als jede Schublade, als alle Kategorisierungen. Who is Rafael Horzon? Talking to one of the very big names of Berliner Torstrasse, one realizes what he himself exactly does not want to be. Although his rack «Modern», available at the «sympathischer moebeldiscounter» Horzon owns in many sizes and versions, is so successful that it characterizes nearly every modern household in Berlin, the man behind it would deny that he is an artist or designer. Could we consider him a writer, then? His novel, «Das weisse Buch», has been extremely successful – talking about the decade from the 1990s until today, it seems to be the one and only piece of serious literature about the nucleus of Berlin Mitte that exists at all, being a highly humorous and enjoyable read. Furthermore, Horzon did so many things – from the «Sach- und Fachbuchhandlung», a store that solemny sells his book, to a very strange capital joint venture based on apple pie distribution – that it is hard to say whether he is a businessman, a child of Berlin’s nightlife culture, the Marcel Duchamp of our time or simply one big hoax. What might be surely said is that his person embodies a very modern version of everything goes: Just do what you feel is right, his diverse projects seem to shout out loud, and if all of it leads to a splendid isolation: So what?! «Am Schönsten finde ich meine Regale, wenn sie leer sind.» D 14 15 D «Je mehr man reist, desto kleiner ist die Welt». Haman Alimardani ist das Paradebeispiel eines Weltenbürgers – ein Perser, der in New York lebt, in London studiert und seine Jugend in München verbracht hat. Er demonstriert im chinesischen Fernsehen, wie man die «schnellste Jacke der Welt» entwirft und produziert, stellte jüngst seinen Schuh CMYK – by Hamansutra vor, «Created with love from New York City, manufactured in Brazil». Wie sollte es anders sein. HAMANSUTRA Text: Mosch Khanedani E Was bedeutet Hamansutra? Haman ist mein Vorname und Haman war der Premierminister des Persischen Kaisers Ahasuersus, auch bekannt als Xerxes, der von 485-465 v. Chr. das persische Reich regierte. Sutra bedeutet verbundener Faden, aber auch Diskurs und Anleitung – denk an das Kama Sutra: ein Diskurs zur Anleitung für Stellungen beim Sex. Wie wichtig ist Design im Alltag? Design ist Gefühl – ein Beweis, dass man seinen Entwurf lebt, atmet. Ich liebe das Körperliche, das Handwerken am Gestaltungsprozess. Nimm einen Fehler, ein zufälliges Element – einen Kaffeefleck, eine tote Fliege – und bau sie in deinen Entwurf ein. Schöpfer sollten ihre Experimente ernster nehmen. Alles beginnt mit einem Prototyp. Dann muss das Kind laufen lernen – und es sollte nie aufhören zu lernen. Warum hast du dich entschieden, Mode als Medium, als Art deines Ausdrucks zu nehmen? In meinem zweiten Studienjahr am St. Martins College habe ich beschlossen, bei einer Militärschneiderei zu arbeiten, also bin ich nach Deutschland gegangen. Mit den richtigen Leuten in Kontakt zu kommen war erwartungsgemäß nicht ganz einfach. Unter anderem habe ich dort auch Polizeiunformen entworfen. Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, denn mir war klar, wie wichtig die speziellen Verfahren der Militärschneiderei auch für Modedesigner sind und wie selten man die Gelegenheit bekommt, in diesem Bereich Erfahrungen zu sammeln. So habe ich meine eigene Philosophie entwickelt – aus der Vorliebe für klare Ansagen und den sich ständig ändernden Positionen in diesem Spiel, dass sich Mode nennt. Mode mit Ansage: Mode, die gezielte Funktionen beinhaltet, die auf Funktionalität ausgerichtet wurde, ohne aber Stil und Individualität aufs Spiel zu setzen. Für Mode liegen die Inspirationsquellen außerhalb der Mode und des Modernen. Alte Designmethoden und Produktionsweisen werden wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Mode, die von meiner Leidenschaft für Design, Kreativität und guten Ideen geprägt ist. Mode, die eine kleine, sehr sorgfältig ausgesuchte Auswahl an Styles umfasst, diese aber perfekt umsetzt. «Because perfection is protection.» Was inspiriert dich? Mein Leben inspiriert mich. Meine Vergangenheit, meine Gegenwart, meine Zukunft. Aus den gesamten Möglichkeiten dieser Welt ziehe ich meine Inspiration. Wenn du für einen Tag deine Identität tauschen könntest, mit wem würdest du tauschen? Und warum? Ich tausche doch meine Identitäten die ganze Zeit. Ich liebe es, in einer Fanatasiewelt mit verschiedenen Charakteren zu spielen, deswegen ändere ich meinen Namen alle Nase lang – He-man, Muhamman Ali, Hamadinejad the penisident of erect, Ohama in Manhamman, Haman the Mass Murderer, Ham man (= Schinkenmann)… Die Spielarten meines Namens sollen als politisches Statement verstanden werden – ein kritisches, selbstverherrlichendes Statement, das auch inspirierend und lustig ist. Was ist dein Everyday Masterpiece? Mein Schweizer Armeefahrrad, hergestellt 1945. What does Hamansutra mean? Haman is my first name and Haman was the prime minister of the Persian king Ahasuerus, also known as Xerxes, who reigned from 485-465 BC. Sutra means a joined thread, but also instructions or discourse – think of the Kama Sutra, a discourse of instructions for sexual positions. How important is Design in everyday life? Design is emotion – proof that you live and breathe your design. I love the physical craft of creating. Taking a mistake, a chance element – a coffee stain, a dead fly – and weaving it into the design. Creators should take their experiments more seriously. Everything starts with a prototype. Now the baby has to 16 learn to walk – and never stop learning. Why did you choose fashion as your medium, as your way of expression in the first place? When I was in my second year, I decided to do something about realizing my idea of working with military tailoring, and went to Germany. Getting in contact with the right people was as challenging as I expected it to be. The projects I worked on included uniforms for the police force. I chose this because I know how important it is for a fashion designer to know about the special techniques used in the Army, as well as how rare it is for them to be able to get experience in this area. I developed my own philosophy from my passion for instructions, and the endlessly changing positions in the game of fashion. Fashion with instructions: Fashion that features targeted functions, tailored for functionality without compromising on style and individuality. Fashion draws its inspiration from sources outside fashion, returning old methods of design and production to the center of attention. Fashion inspired by my passion for design, creativity and good ideas. Fashion that covers a carefully selected, compact range of styles – but those perfectly. Because perfection is protection. What inspires you? My life inspires me. My past, my present, my future. The whole scope of the world is where I draw my inspirations from. If you could swap identities for a day, who would you like to be? Why? I am swapping identities all the time. I love to play around with different characters in a fantasy world, by changing my name constantly – He-Man, Muhamman Ali, Hamandinejad the penisident of erect, Ohama in Manhamman, Haman the Mass Murderer, Ham man (= Bacon Boy)… All those variations on my Haman theme can be considered as a political statement – a statement that is critical and self-aggrandizing, but also inspiring and fun all at the same time. What’s your Everyday Masterpiece? My swiss army bike, crafted in 1945. «The more you travel, the smaller the world». Haman Alimardani is the prototype of a cosmopolitan – of Persian origin, living in New York, having studied in London and spending his youth in Munich. Chinese Television has invited him to show how to design and produce the «fastest jacket in the world», in Munich he has recently launched his shoe CMYK- by Hamansutra, «Created with love from New York City, manufactured in Brazil». What else did you expect? 17 Nitzan Cohen «We try to look for questions that are interesting enough to answer.» Text: Mosch Khanedani 18 D E Wer schon mal in der Frankfurter Schirn Kunsthalle oder im Münchener Künstlerhaus Grill war, dem sind die Arbeiten des Designbüros Nitzan Cohen bereits vertraut. Der 1973 in Israel geborene Cohen macht genau das: Er entwirft Räume. Mit dem dazugehörigen Interieur. Seine holistischen Raumkonzepte sind bis ins kleinste Detail durchdacht und tragen eine klare, individuelle, kohärente Handschrift. «Wir versuchen Fragen zu stellen und Fragen zu finden, die interessant genug sind, um sie beantworten zu wollen. Wahrnehmung gehört ebenso zum Designprozess wie der methodischen Ablauf. Es ist eine Art zu arbeiten und eine Art. die Dinge zu sehen.» heißt es auf der Firmenhomepage. Einem veganen Restaurant nimmt er so mühelos all die negativen Attribute und Vorurteile, mit denen bestimme alternative Lebensstile heute noch zu kämpfen haben – und schafft ein Ambiente, in dem selbst der hartgesottenste Hedonist sich nicht daran stört, dass keine tierischen Produkte verarbeitet und serviert werden. Perspektiven spielen für Cohen immer wieder eine große Rolle. Für das Taschenlabel BREE, das mit Designerin Ayzit Bostan eine sehr spannende Kooperation eingegangen ist, gestaltete Cohen zur Fashion Week in Berlin eine Ausstellungsfläche, die auf unterschiedlichen Ebenen die Kollektion aus anderen Perspektiven präsentierte. Und all das auf sechs Quadratmetern. Nitzan Cohens größte Inspirationsquelle ist die Musik: «Auch wenn ich glaube, dass Objekte manchmal metaphysisch sein können, ist Musik tatsächlich die Quelle, die uns im Studio immer und immer wieder aufs Neue inspiriert. – Und dabei hat jeder sein eigenes Masterpiece.» If you have ever been to The Schirn Kunsthalle in Frankfurt or to the Künstlerhaus Grill in Munich, you are already familiar with the work of Studio Nitzan Cohen. This is exactly what Cohen, born in 1973 in Israel, does: he designs spaces with a corresponding interior. His holistic designs are deliberate down to the last detail and, moreover, they bear a distinct, individual and coherent esthetic. «We try to question, to look for questions that are interesting enough to answer. It is a part of looking at design a methodical process. It is a way of working and a way to look at things.» it says on the website. A vegan restaurant hence loses all the negative attributes and preconceptions that many alternative lifestyles still have to bear – instead he creates an atmosphere where even the most hard-ass hedonist does not mind, that no animal products are being served. Perspectives play a significant role in Cohen’s work. The label BREE, specialized in bags and leather goods and collaborating with renowned fashion designer Ayzit Bostan, asked Cohen to create a space for their presentation at Berlin Fashion Week. He chose to display the bags of differently elevated levels that allowed the guest to examine the collection from many different perspectives. The space had the size of six square meters. The major source of inspiration on the «Everyday Masterpiece» is music: «As I do think objects can be sometimes metaphysical, music is certainly that Everyday Masterpiece that inspires us here in the studio again and again – with each having its own masterpiece.» 19 Symbolism plays a significant part in your work. On your website you state that your designs are inspired by the major topics in life: Love, Faith, Hope and Death. What does Religion mean to you? PM: I grew up in Central Switzerland, religion was omnipresent – churches, crucifixes and cemeteries everywhere… As a child you are even more impressed by the characteristics and heaviness of imagery and symbolism. It held until today. Although I am most interested in the visual implementation. Why Jewelry? PM: Jewels are close to the body. If they are well crafted, they evolve a relationship with the person wearing them. Ideally a piece of jewelry accompanies the owner for the rest of their lives. I really like this idea. Was there ever a plan B? PM: Never! You recently collaborated with Nymphenburg, a very historical porcelain manufacturer. How did that happen? PM: Surprisingly easy: My Atelier studio was in Nymphenburger Strasse in Munich. The manufactory was at the end of the road at the Nymphenburger castle. I was always fascinated by porcelain and when I finally wanted to realize my ideas for porcelain jewelry, my wife said: «Let’s just ask Nymphenburg!» At this point the manufactory has distinctly altered its corporate strategy and has actively explored new paths. Not even a week later we agreed on our collaboration. The ocean or the mountains? PM: The ocean – no doubt. What was your first piece of jewelry? PM: Earrings, made of silver-plated wire with foilcoated leaflets. I sold them on the schoolyard for 2 Swiss francs. What was your first tattoo? PM: A heart on my forearm. Self-made. (Also on the schoolyard…) What is your Everyday Masterpiece? PM: The Leatherman. Symbolik spielt in deiner Arbeit eine große Rolle. So heißt es auf deiner Website, dass deine Kunst sich an den großen Themen des Lebens orientiert: Glaube, Liebe, Hoffnung und Tod. Was bedeutet Religion für dich? PM: Ich wuchs in der Innerschweiz auf und erlebte Religion allgegenwärtig – durch Kirchen, Kruzifixe, Friedhöfe … Als Kind lässt man sich ja noch viel stärker von Attributen und der Schwere von Zeichen und Symbolen beeindrucken. Das hat sich bei mir bis heute gehalten. Dabei interessiert mich die visuelle Umsetzung am meisten. Wieso Schmuck? PM: Schmuck ist nah am Körper. Wenn er gut ist, geht er eine Beziehung mit dem Träger ein. Im besten Fall begleitet er ihn ein Leben lang. Diese Vorstellung gefällt mir sehr. Gab es einen Plan B? PM: Nie. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit einem so geschichtsträchtigen Unternehmen wie Nymphenburg Porzellan? PM: Erstaunlich simpel: Mein Atelier war in der Nymphenburger Straße, die Manufaktur ganz am Ende am Nymphenburger Schloßrondell. Mich hat Porzellan schon immer sehr angesprochen, und als ich meine Ideen für Porzellanschmuck endlich umsetzen wollte, sagte meine Frau: «Fragen wir doch einfach mal bei Nymphenburg!» Zu dieser Zeit hatte die Manufaktur spürbar ihre Unternehmensstrategie geändert und war sehr offensiv neue Wege gegangen. Nicht einmal eine Woche später waren wir uns mit dem Geschäftsführer über die Zusammenarbeit einig. Berge oder Meer? PM: Meer – keine Frage. Was war dein erstes Schmuckstück? PM: Ohrringe aus versilbertem Draht mit folienbeschichteten Blättchen. Auf dem Schulhof für 2 Franken verkauft. Was war deine erste Tätowierung? Was bedeutet sie? PM: Ein Herz auf dem Unterarm. Selbst gestochen (auch auf dem Schulhof …). Was ist dein Everyday Masterpiece? PM: Der Leatherman. 20 PATRICK MUFF Text: Mosch Khanedani E People who think in stereotypes would not necessarily expect Patrik Muff to be a successful jewelry designer; they would rather see him as an owner of a tattoo shop. On second thought though, there is quite an obvious connection – in tattoo art as well as in Muff ’s work you can find strong imagery that defines the character of his sumptuously crafted jewels. Patrik Muff sets a high value on exclusiveness; his gems are available only in very selected stores. D Menschen, die in Schubladen denken, würden hinter Patrik Muff nicht unbedingt einen erfolgreichen Schmuckdesigner vermuten, sondern eher den Inhaber eines Tattoo Studios. Kurz nachgedacht ergibt sich dann der kausale Zusammenhang, denn sowohl in der Tätowierkunst als auch in Muffs Arbeiten finden sich starke Sinnbilder, die den Charakter seiner aufwändig gearbeiteten Schmuckstücke ausmachen. Muff legt viel Wert auf Exklusivität und ist weltweit nur in ausgesuchten Läden erhältlich. 21 Text: Benjamin Blumenberg D Knickbare Möbel, biegbare Tische, Garderobenständer aus gebogenem Stahlblech: Der 37-jährige Praktiker Stefan Diez ist einer der gefragtesten jungen Designer Deutschlands – und wohl auch einer der wenigen, deren Entwürfe bereits in Serie produziert und nicht nur von einer kleinen Fangemeinde begeistert goutiert werden. Egal, ob es sich um Auftragsarbeiten für Flötotto, Authentics oder Rosenthal handelt, ob es um Ausstellungsgestaltungen geht oder um Entwicklungen, die Diez in seinem Designstudio in München herumstehen hat: Stets sind Möbel, Tableware und Taschen Lehrstücke in Sachen Eigensinn. Dabei grenzt die Intensität, mit der der Indien-Fan Diez das Selbstverständliche hinterfragt, bisweilen an irrlichternden Irrsinn. So arbeitete er über drei Jahre lang an der Rosenthal-Thomas-Serie «Shuttle». Heraus kam eine völlig neue Form von Glaszylindern, die von Gummideckeln verschlossen sind – und die auf den Betrachter wirken, als wohne er gerade der erstmaligen Erfindung des Aufbewahrungsgefäßes bei. Ein Theoretiker ist der gelernte Schreiner dabei keineswegs. Beweisen muss sich das Design seiner Produkte schließlich in der alltäglichen Anwendung – und bisweilen auch gegen einen in Deutschland außerordentlich konservativen Markt, der wenig wagt und die Gewinne nach wie vor hauptsächlich mit Jahrzehnte alten Klassikern generiert. Ein schönes Gegenbeispiel ist da ein schmaler Holzstuhl, den Diez für das Traditionsunternehmen Thonet entwarf. Anhand des «404» wird klar: Hier kann nichts mehr verändert, weggelassen, hinzugefügt werden. Der Stuhl ist in seiner entspannten Schlichtheit überzeugend. Ohne Übertreibung kann gesagt werden: Diez hat von diesen Klassikern bereits heute ein gutes Dutzend geschaffen. Dass er sein Sitzmöbel ausgerechnet für die Firma aus Frankenberg entwarf, die bereits im 19. Jahrhundert den Kaffeehausstuhl erfand – und für die auch schon Mies van der Rohe und Marcel Breuer tätig waren – erscheint dabei als logische Konsequenz. Für sein Werk wurde Stefan Diez bereits mit dem Reddot Design Award (Best of the Best) und dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland in Silber geehrt. Deconstructed kitchen storage vessels, coatracks made of steel, a very classy chair: Stefan Diez is one of the most important designers germany has to offer Stefan diez E Furniture that is able to be creased, bendable tables, coatracks made of steel: The thirty-something Stefan Diez is one of the most important designers Germany has to offer and he is one of the few whose inventions have gone into serial production by bigger companies. The intensity by which Diez creates for the likes of Rosenthal is beyond comparison – working for three years on the Rosenthal-Thomas series «Shuttle», he deconstructed all existing ideas of kitchen storage vessels, just to come up with a completely practical chimney made of glass.The guy who learned cabinet-making once and traveled through India for a while, however, is not a philosopher – maybe this is one reason why he is able to establish his work against all odds, especially the philosophy of conservative brands in Germany, making their gross merely out of classic product design, rarely taking the risk of producing something really new. Nicely, a very traditional brand came up to prove this thesis wrong: For Thonet, Stefan Diez designed the very classy chair «404», standing in the tradition of a company that worked with Mies van der Rohe and Marcel Breuer back in the day. The work of Stefan Diez is very convincing – so much indeed that he has been honored with the Reddot Design Award (Best of the Best) and the Designpreis der Bundesrepublik Deutschland in Silber, not even being fourty years old yet. 22 23 E FURNI Mike Giles and Devin Barrette started their Montreal-based designcompany in 2005, as a custom furniture operation. Today, they focus more and more on exploring and creating their own designs, which stand out for their very contemporary and straightforward aesthetics. Although very successful and established nowadays, Furni is still a twoman show that keeps control and thus guarantees the high-level quality of their products. Text: Mosch Khanedani D «Neither Devin nor I will ever be millionaires but we sleep well at night knowing we are doing something we love.» Mike Giles und Devin Barrette gründeten ihr Designbüro in Montreal im Jahr 2005 als einen «Betrieb für maßgeschneiderte Möbel». Heute setzen sie mittlerweile ihre eigenen Designs um, die aufgrund ihrer schlichten, modernen Ästhetik hervorstechen. Obwohl die Marke mittlerweile sehr erfolgreich ist, ist Furni immer noch eine Zwei-Mann-Show. So behalten die beiden Firmengründer die Kontrolle und können die hochwertige Qualität ihrer Produkte gewährleisten. 24 Wie habt ihr euch getroffen und was habt ihr vor Furni gemacht? Devin und ich waren in rivalisierenden Skateboardgangs, als wir 13 waren. Irgendwann haben wir unsere Differenzen überwunden und im Alter von 24 Jahren eine gemeinsame Firma gegründet. Wir hatten beide viele Jobs vor Furni, aber nichts, was der Rede wert wäre. Was würdet ihr als euer charakteristischstes Merkmal bezeichnen? Dass wir immer noch den Hauptteil unserer Arbeit selbst machen! Mal abgesehen vom Import der elektronischen Komponenten, haben Devin und ich in allen Prozessen – von der Annahme der Bestellungen bis hin zur Produktion selbst – unsere Finger im Spiel. Wir glauben immer noch, dass sich ehrliche Arbeit auszahlt. Warum habt ihr euch Furni genannt? Was hat der Name zu bedeuten? Er hat sogar drei Bedeutungen. Die erste ist einfach ... es ist die Abkürzung für «furniture». Zweitens hört es sich ähnlich an wie «Fernie», das ist ein Berg in British Columbia, wo ich zwei großartige Winter meines Lebens verbracht habe. Und schließlich ist Furni im Film «Fight Club» der Name einer schwedischen Möbelkette ... Was wärt ihr geworden, wenn ihr nicht Designer wärt? Schwer zu sagen! Devin liebt Schreinerarbeiten, ich denke er würde zumindest etwas ähnliches wie heute machen. Und ich wäre vielleicht igendwo in der Skateboard/Snowboardindustrie gelandet. Wenn du durch die Zeit reisen könntest, wohin würde die Reise gehen? Vermutlich zu einer etwas einfacheren Zeit, als die Menschen Qualität noch zu schätzen wussten, nicht permanent unter Zeitdruck standen und jedem Schnäppchen hinterherjagten. Wie steht ihr zu Form und Funktion? Das ist ein schmaler Grat, auf dem wir uns jeden Tag bewegen. Wir versuchen, die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen, ohne unsere ästhetischen Werte aufs Spiel zu setzen. Das ist etwas, das in allen Bereichen unseres Business permanent an vorderster Stelle steht ... Worauf seid ihr besonders stolz? Auf die Tatsache, dass wir fast 10 Jahre dabei sind und immer noch einen Job haben! Devin und ich werden sicher keine Millionäre, aber wir machen etwas, das wir lieben, und deshalb können wirnachts gut schlafen. Ski oder Snowboard? Snowboard. Was ist dein Everyday Masterpiece? Was sich am besten verkauft :) 25 How did you meet and what did you do before? Devin and I were in rival skateboard gangs when we were 13, we settled our differences and started a company together at age 24...we’ve both had many jobs before Furni started but not very memorable! What would you consider as your most distinguishing feature? That we still do tons of the work ourselves! Apart from importing the electronic components, everything from taking the order to making it Devin and I have a hand in. We still believe in an honest day’s work for an honest day’s pay. Why did you call yourselves Furni? What does it mean/ stand for? It has three meanings and the first is simple... it is short for furniture. Second, it sounds similar to «Fernie», a mountain in BC where I spent two amazing winters of my life. Finally, in the movie «Fight Club» it is the name used to refer to the big box retailer from Sweden... What would be your profession if you had not become designers? Not really sure! Devin loves woodwork so he’d probably be doing something similar, myself, perhaps something in the skateboard/snowboard industry... If you could travel in time, where would you go? Probably just to a simpler time, when people appreciated quality and weren’t always rushing to get things done and trying to buy things cheaper. What’s your relation to form and function? It’s a line we walk each day! Trying to address the needs of the consumer without compromising our esthetic values. It is something that is constantly at the forefront of all the elements in our business... What are you especially proud of? The fact that we are almost 10 years into this and still able to have a job! Neither Devin nor I will ever be millionaires but we sleep well at night knowing we are doing something we love. Ski or snowboard? Snowboard. What is your everyday masterpiece? Whatever sells ;) PATRICK MOHR «I have a dream that one day the whole world wants mohr.» Text: Benjamin Blumenberg D Patrick Mohr decided to become a fashion designer when learning carpenter and working as a model in Milan. Today, the 30-year-old claims that his designs are «timeless and absolutely wearable» – which is, considering the absolutely strange and often mesmerizing look of shapes he’s done so far, yet to become. But Patrick is a huge fan of geometry. He likes the idea of unisex collections, presenting catwalks full of huge, containeresque capsule-fashion – at this point, one might think that in the near future, perhaps when the Maya calendar ends in 2012, there might be an alien invasion dressed in the very style of Patrick Mohr. Choosing completely different non-models as models from collection to collection – sometimes homeless people, sometimes bodybuilders – Patrick is such a light in the merely dark scene of young German fashionistas that one might ask: Why aren’t there thirty, forty Patricks?! Der Entschluss, Modedesigner zu werden, kam Patrick Mohr während seiner Ausbildung zum Schreiner. Heute ist der 30-Jährige bekannt dafür, dass er progressive Mode entwirft, die er selbst als «zeitlos und tragbar» bezeichnet – wobei der Anspruch auf Breitenwirksamkeit seiner Designs, psychedelisch entgrenzte Mischungen aus paspelierten Drachenfliegerstoffen und mesmerisierenden geometrischen Formen, nicht unbedingt als eingelöst gelten kann. Parallelogrammhaft wirkende Schnitte, etwa bei Mohrs «Quadrangle Jeans», die Behauptung, hier handele es sich garantiert um Unisex-Mode und die einprägsame Gestalt des Meisters in persona lassen die Kollektionen seines Labels wirken, als bereite sich Mohr damit schon heute auf eine Alien-Invasion vor – Wesen von einem ganz anderen Stern könnten die Vorliebe des Ex-Models für Überwürfe, für alles ballonseidig Hüllenhafte, für alles Weite, Monochrome durchaus teilen. Mohr, der seine Entwürfe mal von Obdachlosen, mal von Bodybuildern vorführen lässt, ist damit gewiss eine große Bereicherung für das deutsche Modedesign. Auch und gerade wenn einem seine Kollektionen nicht unbedingt gefallen müssen, stellt sich doch die Frage, warum es hierzulande nicht dreißig, vierzig Patricks gibt. 26 27 E FORMSTELLE Text: Mosch Khanedan D «Holz ist ein interessanter Werkstoff, da er dem Gestalter nicht nur viele Möglichkeiten offen hält, sondern auch viele Grenzen aufweist.» Wer sich beim Ponyclub in der Münchener Plinganserstraße die Haare schneiden lässt, kann sich selbst von den klaren, zeitlosen Raumkonzepten des Designbüros Formstelle überzeugen. Claudia Kleine und Jörg Kürschner entwickeln Konzepte und bearbeiten Gestaltungsaufgaben aus den Bereichen Innenarchitektur, Möbeldesign, Produktdesign und Corporate Identity. Ihre zeitlosen Entwürfe wirken leicht und mühelos. Dem Betrachter begegnen Einrichtungsgegenstände aus hochwertigen Materialien – auffälligstes Merkmal der Entwürfe ist die Verwendung von bestechend schönen Holzoberflächen. «Holz ist ein interessanter Werkstoff, da er dem Gestalter nicht nur viele Möglichkeiten offen hält, sondern auch viele Grenzen aufweist.» Das Holz bezieht Formstelle vorwiegend aus nachhaltigen Forstwirtschaften. «Im besten Fall spiegelt der Entwurf das Ergebnis aus diesen Möglichkeiten wider. Wir testen in unseren Materialversuchen oftmals die Grenzen der Werkstoffe aus und versuchen, diese sichtbar zu machen. Holz ist nicht statisch, sondern durch äußere Einflüsse immer in Bewegung. Dies macht es anspruchsvoll, gerade in Verbindung mit anderen Materialien. Gerne kombinieren wir Holz mit weiteren Werkstoffen, um die unterschiedlichen Qualitäten zu verbinden.» Das blieb natürlich nicht unbemerkt: Für die Produkte der Serie «Morph Lounge» und «Mellow» haben Formstelle 2011 den Interior Innovation Award gewonnen. Claudias «Everyday Masterpiece» ist ein Leder eingefasstes Ringbuch. «Es begleitet mich jeden Tag und ist eine Mischung zwischen Skizzen-, Notiz- und Adressbuch. Es ist meine Zwischenablage und Gehirnstütze. Über das Jahr gesehen ist es mir eine sehr wertvolle Erinnerung in Wort und Bild.» 28 E If you want to get an impression of Formstelle’s smooth interior design, go have your hair cut at Ponyclub, Plinganser Street in Munich. Claudia Kleine and Jörg Kürschner design spatial ideas and realize creative concepts in the fields of interior design, furniture design, product design and corporate identitty. Their timeless creations seem light and effortless. You will find furnishings made out of exclusive materials – the most intriguing feature is the use of intriguing wooden structures. «Wood is an interesting material, because it offers the designer manifold possibilities as well as many restrictions as well.» Formstelle mainly obtains their wood from sustainable forestry. «Ideally the draft reflects the result of using the diverse possibilities. We often try to find out how far we can go with our materials and try to make this visible. Wood is not static, it is in constant progress due to its outside influences. This is what makes it challenging, especially in relation to other materials.We love to combine wood with other fabrics in order to merge different qualities.» Of course, this has not remained unnoticed: Formstelle has won the Interior Innovation Award 2011 for their series «Morph Lounge» and «Mellow». Claudia’s «Everyday Masterpiece» is a leather-bound sketchbook. «It accompanies me on a daily basis. It is a mixture between a sketchbook, notebook and address book. It is my clipboard and my mind map. In the course of one year it is also a very valuable memory in words and visions.» 29 E HANSANDFRANZ Text: Mosch Khanedani Some years ago there was a sketch on Saturday Night Live called «Pumping up with Hans & Franz». It was about two bodybuilders, one was named Hans, the other Franz, both had a strong German accent and huge fake muscles, they were a close imitation of – surprise! – Arnold Schwarzenegger. And «every Hans and Franz» is a German phrase, which literally means «every Dick and Jane». Let’s face it: Hans and Franz are as German as it can be. Looking at Konstantin Landuris and Horst Wittmann, well, Hans and Franz, it is, however, evident that “Made in Germany” can be something to be proud of. After attending exhibitions and fairs in Milan and New York, they now design for renowned international manufacturers. Hansandfranz have committed to a holistic design approach, based on unconventional concepts, clear-cut shapes and reduced use of materials. The stackable chair LEFTY incorporates their design approach, both designers consider it as their «Everyday Masterpiece». Horst and Konstantin met during their studies at the Art Academy, Akademie der bildenen Künste, in Munich. Until then, Konstantin mainly spent his spare time at his parent’s scrap yard to build wild constructions with all the material and machines that were around him. Horst, on the other hand, was a huge supporter of Munich’s graffiti scene and always carried his sketchbook with him. They joint creative forces and this turned out to be the key to their company’s success. D Vor Jahren gab es bei Saturday Night Life einen Sketch namens «Pumping up with Hans & Franz». Es ging um zwei Bodybuilder namens Hans und Franz, die mit stark deutschem Akzent und falschen Muskelbergen – man ahnt es schon – Arnold Schwarzenegger parodierten. «Jeder Hans und Franz» ist eine gängige deutsche Redewendung. Nennen wir es beim Namen: Deutscher als Hans und Franz geht’s nicht. Im Fall von Konstantin Landuris und Horst Wittmann, eben hansandfranz, ist jedoch klar, dass man auf das «Made in Germany» sehr stolz sein kann: Nachdem sie ihre Arbeiten auf Messen in Mailand und New York ausgestellt haben, entwerfen sie heute gemeinsam für namhafte internationale Hersteller. Hansandfranz stehen für einen gesamtheitlichen Gestaltungsansatz, ausgehend von unkonventionellen Konzepten über eine klare Formgebung bis hin zum reduzierten Materialeinsatz. Ihren anspruchsvollen Gestaltungsansatz erkennt man ebenfalls bei dem von ihnen designten Stapelstuhl LEFTY, den die beiden als ihr «Everyday Masterpiece» bezeichnen. Horst und Konstantin lernten sich während ihrer Studienjahre an der Akademie der Bildenden Künste in München kennen. Während Konstantin bis dahin seine Freizeit auf dem elterlichen Schrottplatz verbrachte, um mit Maschinen und Material die wildesten Konstruktionen zu erschaffen, war Horst immer mit seinem Skizzenbuch unterwegs und begeisterter Anhänger der Münchner Graffitiszene. Ihre vereinten kreativen Kräfte machen heute das Geheimnis ihres Unternehmens aus. «During the development of our self-initiated project Lefty,we tried to question conventions and avoided reverting to already existing archetypes in order to have more freedom to experiment and to explore the manner of sitting.» 30 31 Talking about Design Text: Mosch Khanedani D Design ist ein wichtiger Bestandteil unseres alltäglichen Lebens geworden. Möbel, Gegenstände, Produkte sollen nicht nur in Funktionalität, sondern auch in ihrer Ästhetik hohen Ansprüchen gerecht werden. Ein weiteres Merkmal ist in den letzten Jahren immer relevanter geworden: Nachhaltigkeit. Auch im Bereich Design wird immer mehr Wert auf den bewussten Umgang mit Materialien und Ressourcen gelegt. Die Automobilmarke Fiat engagiert sich bereits seit Jahren für die Symbiose von Nachhaltigkeit, Design und Technik. So wurde in Kooperation mit dem Designer und Architekten Fabio Novembre das Projekt «To make a tree» ins Leben gerufen, das bereits in Mailand und Paris für Furore sorgte. Auf prominenten Einkaufsstraßen wuchsen Bäume aus 20 identischen Nachbildungen des Fiat 500 empor, um den Einklang von Design, Nachhaltigkeit und Mobilität zu verdeutlichen. 2011 kommt «To make a tree» nach Berlin. Die Installation von Fabio Novembre wird auf dem Vorplatz des Flughafens Tempelhof im Rahmen der Design- und Möbelmesse Qubique zu sehen sein. E Design has become a very important part of our everyday lives. Furniture, objects, products should not only serve their mere functional purpose, they should furthermore meet our aesthetic standards. Another quality that has become more and more important over the course of recent years is sustainability. Nowadays, the thoughtful handling of resources and material plays a significant role in the field of design.The car manufacturer Fiat has committed itself to create a symbiosis of sustainability, design and technology. In collaboration with renowned designer and architect Fabio Novembre, Fiat initiated the project «To make a tree», which caused a stir in Milan and Paris in 2009 and 2010. Trees grew out of twenty replicas of the Fiat 500 - true to the originalat prominent shopping streets of the city in order to emphasize the consistency of design, sustainability and mobility. «To make a tree» will now move to Berlin. Fabio Novembre’s installation will be presented during the design and furniture fair Qubique on the forecourt of the legendary Tempelhof aiport. 32 33 Imprint Konzeption, Art Direction & Design: C100 Purple Haze Text: Benjamin Blumenberg, Ingo Mocek, Mosch Khanedani Projektkoordination: Millhaus, München Oliver Glück, Alexander Schwan Projektdirektion: Fiat Group Automobiles Germany AG, Frankfurt Giuseppe Fiordispina Fiat Group Automobiles Germany AG Fiat Marketing Hanauer Landstraße 176 D-60314 Frankfurt am Main Sitz der Gesellschaft: Frankfurt am Main Handelsregister Frankfurt am Main HRB 82136 USt-IdNr. DE145763422 Druck: Parat Druck- und Verlags-GmbH, München 34 36