Autoban Steffen Kehrle Hansandfranz Hamansutra Nitzan

Transcription

Autoban Steffen Kehrle Hansandfranz Hamansutra Nitzan
Everyday Masterpieces
Steffen Kehrle
Neuland
Saskia Diez
Autoban
Rafael Horzon
Hamansutra
Nitzan Cohen
Patrick Muff
Stefan Diez
Furni
Patrick Mohr
Formstelle
Hansandfranz
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Intro
Text: Mosch Khanedani
D
Was haben Philippe Stark, Herzog & de Meuron, Konstantin Grcic
und der Fiat 500 gemeinsam? Sie alle erhielten den «Compasso
d’Oro», einen der wichtigsten internationalen Preise für Industriedesign, der alle drei Jahre für Designer-Produkte vergeben
wird, die sowohl ästhetisch herausragend als auch kommerziell
erfolgreich sind. Durch die Verbindung von Funktionalität und ästhetisch überzeugender Erscheinung hat der Fiat 500 eine beeindruckende Sammlung von über 40 internationalen Designpreisen
gewonnen – das ist viel Aufmerksamkeit und Anerkennung für ein
so kleines Fahrzeug. Some little things are magic. Und das macht
den Fiat 500 bis heute zu einem zeitlosen «Everyday Masterpiece». Nachdem wir die letzten zwei Hefte dem Thema Street Art
gewidmet haben, erkunden wir in dieser Ausgabe des Everyday
Masterpieces Magazins die vielfältige Welt des Designs. Wir wollen euch in diesem Heft ungewöhnliche und zugleich erfolgreiche
Designbüros vorstellen. «Form follows function» wird hier zu einer sich gegenseitig bedingenden Symbiose nach dem Motto: No
form without function and no function without form.
Viel Spaß beim Lesen!
E
What do Philippe Stark, Herzog & de Meuron, Konstantin Grcic and
Fiat 500 have in common? They were awarded with the «Compasso
d’Oro», which is one of the most important international prizes for
industrial design, awarding products that stand out aesthetically and
are commercially successful at the same time. Due to the combination
of functionality and eye-catching design, Fiat 500 has managed to win
over 40 international awards – that’s an impressive collection and a lot
of attention for such a small car. Well, some little things are magic. And
this makes Fiat 500 a timeless «Everyday Masterpiece».
The last two magazines were dedicated to urban street art; this issue of
the Everyday Masterpieces Magazine will explore the manifold world
of design. In this issue of «Everyday Masterpieces» we decided to introduce our readers to remarkable and flourishing design studios. «Form
follows function» becomes a mutually dependent symbiosis: no form
without function and no function without form.
Enjoy reading!
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E
In visiting Steffen Kehrle’s site online, one can see a pretty picture:
There’s a boy on it and next to him a very little plane. No question: If it
was possible, this boy would not hesitate to fly that plane, being incredibly curious about nearly everything. Until today, this curiosity is heard
in Steffen Kehrle’s voice. Softly spoken, he talks about his desire to design – explaining the way from idea to product. Using his huge private
archives, consisting of pictures of old cars and knobs and everything he
photographs, Steffen Kehrle goes from here to there to be inspired and
create. One good example of his work is the brilliant «Coat Hook» that
he originally designed for a friend, art director Mirko Borsche. As some
Muji representatives were visiting the space, they noticed this Everyday
Masterpiece in original and thoughtful design. Some prototypes were
made by the wood turner Peter Seiler, then. They were so convincing
that one can buy the product now at nearly every Muji store.
In the future, Steffen Kehrle dreams of realizing something that crosses
borders – for example a house, or a man’s suit.
STEFFEN KEHRLE
Text: INGO MOCEK
D
«In zukunft möchte ICH ein
einfamilienhaus erschaffen
oder einen männeranzug.»
Wer Steffen Kehrles Internetseite besucht, der sieht das Foto
eines Jungen, der, stolz wie Oskar, neben einem Modellflugzeug
steht. Keine Frage: Wäre es möglich, der Junge würde sich sofort
in den Flieger setzen und die Welt umrunden. Dieser Entdeckerdrang, diese unbändige Neugier treibt den Münchener Industriedesigner Steffen Kehrle bis heute zu immer neuen Höhenflügen.
«Wenn ich den Auftrag für eine Produktentwicklung bekomme»,
erzählt der junge Münchener, der bereits zweimal für den deutschen Designpreis nominiert war, «dann begebe ich mich mit
meinem Team immer auf die Suche.» Kehrle durchforstet dann
sein eigenes Archiv – bestehend aus hunderten von Bildern, die er
selbst aufgenommen hat, «und die einen Ast oder ein altes Auto
zeigen – einfach Dinge, die ich persönlich spannend finde.» Dazu
kommt die private Bibliothek Kehrles, zumeist Künstlerbiographien, aus denen wir dann, projektbezogen, alles Interessante herausfotografieren – bis ein roter Faden entsteht.» Andere Synergien
entstehen aus der engen Anbindung von Kehrles Atelier an das
Büro des Grafikers Mirko Borsche: Nachdem er für den Art Director einen Garderobenknopf aus Holz entworfen hatte, waren
irgendwann einmal Menschen des Unternehmens Muji zu Besuch.
Die fanden sofort Gefallen an dem höchst originellen und sonderbar einfachen Ding – und so ließ Kehrle ein paar Prototypen
von dem Münchener Drechsler Peter Seiler anfertigen. In Serie
produziert, kann man den «Coat Hook» heute bei Muji kaufen.
Von der skeptischen Einstellung vieler Industriedesigner gegenüber größeren Konzernen hält Kehrle indes nicht so viel: «Mein
Interesse gehört vor allem der seriellen Produktion.» Zwar ist
der Industriedesigner ab und an auch für Galerien oder etwa die
Bayerische Staatsoper tätig; eine von ihm entwickelte Gitarre, die
man nur zu zweit spielen kann, kündet jedoch auch von waghalsigeren Projekten. «Im Kern bin ich aber ein klassischer Industriedesigner – und dabei sehr, sehr neugierig», sagt Kehrle. Was ihn
in Zukunft einmal reizen würde? «Etwas Disziplinübergreifendes
zu erschaffen – ein Einfamilienhaus vielleicht, oder einen Männeranzug.» 6
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Do you like Ikea?
E: As a customer, I like Ikea, they push some
female, emotional buttons. As a designer, however,
I like Ikea as much as the lamb likes the wolf.
M: I don’t have people bringing me candles for quite
a while now.
What inspires you?
M: At the moment it’s Alfred Brendel’s recordings of
Schubert’s impromptus.
E: Traveling!!! If time allows, my boyfriend and I escape every two years for three months. Unknown interaction with unknown people at unknown places this regulates me continuously. My ideas derive from
my belief that nothing is fixed.
What was your dream job as a child?
E: I wanted to become a monkey keeper at the Zoo
Hellabrunn in Munich. «Unknown beings» have
obviously attracted me already at the age of five.
M: I wanted to become a ranger, because my father
considered this the single legitimate reason to drive a
SUV in Germany.
That you could also travel to the Sahara frequently
has never crossed his mind.
What is your Everyday Masterpiece?
M: It might sound vain, but I love my Randoms
at home.
E: I like the elephant chair the most.
NEULAND
Text: Mosch Khanedani
D
Darf ich vorstellen: Eva Paster und Michael Geldmacher. Beide leiten
das Designstudio Neuland, das viele Preise gewonnen hat und für so
namhafte Marken wie Interlübke, MDF Italia und Moorman entwirft.
E
Meet Eva Paster and Michael Geldmacher. They both run the design
studio Neuland, having won many prizes and designing for renowned
brands, such as Interlübke, MDF Italia and Moormann.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
M: Wir haben beide zur gleichen Zeit in München studiert. Ich hatte Evas Arbeiten gesehen
und war davon beeindruckt, wollte unbedingt
wissen, wer so unkonventionell arbeitete.
E: Mir ging es ähnlich, als ich Michaels Arbeiten
sah, und so kamen erste gemeinsame Projekte zustande. Bereits während des Studiums haben wir
uns dann zusammengeschlossen und ein Büro
gegründet.
Ihr seid direkt nach dem Studium mit Neuland
in die Selbständigkeit gegangen, anstatt in großen Designbüros Berufserfahrung zu sammeln.
Wie kam es zu der Entscheidung?
E: Wir waren einfach voller Tatendrang und
Optimismus. Dass wir aus dem Praktikum den
Alltag und die Verdienstmöglichkeiten eines angestellten Designers kannten, bestärkte uns umso
mehr in unserem Entschluss, uns selbständig zu
machen.
M: Im Nachhinein wäre es wohl leichter gewesen,
einem alten Hasen über die Schulter zu schauen, um nicht auch wirklich jeden Fehler selbst
machen zu müssen. Aber heute können wir auf
eine Menge eigener Erfahrungen blicken und wir
lernen immer noch täglich dazu – das macht den
Job so spannend!
Wie läuft euer Gestaltungsprozess ab?
M: Wir bezeichnen unsere Entwurfsphase gerne
als etwas autistisch. Eva und ich sind sehr scheu
in den ersten Momenten. Erst wenn wir eine gewisse Sicherheit über die Tragfähigkeit und Qualität unserer Entwürfe haben, rücken wir damit
heraus. Dann aber kann es zur kreativen Explosion kommen. Oft geben wir auch den Entwurf
ab einer bestimmten Stufe in die vertrauensvolle
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Hand des anderen und sind meist begeistert, was
der andere daraus macht.
E: Überhaupt basiert unsere Arbeitsweise auf
einem fundamentalen ästhetischen Vertrauen in
den anderen.
Wie steht ihr zu Ikea?
E: Als Kundin mag ich Ikea, sie sprechen die emotionale weibliche Seite an. Als Designerin mag ich
Ikea so gerne wie das Schaf den Wolf.
M: Ich lass mir schon lange keine Kerzen mehr
mitbringen.
Was inspiriert euch?
M: Derzeit sind es die Imprompti von Schubert
in einer Einspielung von Alfred Brendel.
E: Reisen!!! Wenn möglich haue ich alle zwei Jahre mit meinem Freund für 3 Monate ab. Der mir
neue Umgang mit neuen Menschen in einer mir
neuen Umgebung kalibriert mich immer wieder
neu. Aus der Überzeugung, dass nichts fix ist,
kommen meine Ideen.
Was war euer Traumberuf als Kind?
E: Ich wollte Affenwärterin im Münchner Tierpark Hellabrunn werden. Anscheinend übten
schon, als ich 5 Jahre alt war, mir völlig unbekannte Geschöpfe eine enorme Anziehungskraft
auf mich aus.
M: Ich wollte Förster werden, da mein Vater dies
als einzig legitimen Grund zuließ, später mal
in Deutschland einen Geländewagen fahren zu
dürfen. Dass es auch geht, indem man so oft wie
möglich in die Sahara fährt, hat er sich nicht vorgestellt!
Was ist euer Everyday Masterpiece?
M: Auf die Gefahr hin, dass es eitel klingt, aber
ich liebe meine Randoms zu Hause.
E: Ich mag den Elephant Wood am liebsten.
How did you meet?
M: We both studied in Munich at the same time. I
saw Eva’s designs and was so impressed that I wanted
to know what kind of person works so unconventionally.
E: I felt the same when I saw Michael’s work. It is
in this way that we started working together on our
first projects. During university, we joined forces and
founded our studio.
Instead of collecting professional experience at
some high-end design studio you chose to found
your own company, immediately after your
graduation from university. Why did you choose this path?
E: Well, we were full of energy and optimism.Internships showed us the routine and the potential
earnings of a salaried designer, thus we were even
surer that we had to be self-employed.
M: Retrospectively, it might have been easier to learn
from an old hand, also not to make EVERY mistake
oneself. But from today’s perspective, we can face a
tremendous amount of experience and we still keep
on learning every day. This is what makes this job
so exciting!
How do you start your design process?
M: We like to see our design phase as a little autistic.
In the first moments, Eva and I are very shy. It is
only after we have gained a certain security on the
capacity and quality of our drafts do we share them.
And then it could even lead to a creative explosion.
Often we confidentially hand our draft over to each
other and most of the time we are enthused about
what we both have made of it.
E: Generally, our way of working is based on a common fundamental, esthetic reliance.
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SASKIA DIEZ
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«In meiner Arbeit geht es um Schönheit», sagt Saskia Diez, deren
ganz persönliche Schmuckstücke eigentlich allesamt als Everyday
Masterpieces durchgehen könnten. «Es geht weniger um schöne
Objekte an und für sich – es geht um eine Schönheit, die sich
erst im Zusammenspiel mit einer Person, einem Körper vollends
entfaltet. Die daher rührt, dass man sich schön fühlt mit dem, was
man trägt, das die Hände betont, die Haut zum Glänzen bringt,
das Gesicht einrahmt.» So individuell die Accessoires der Münchnerin, so unterschiedlich sind auch die Techniken, Fertigkeiten und
Materialien, die sie in ihren Kollektionen bislang verwendet hat.
Dabei kommt vor allem in den Details, etwa den Proportionen
oder auch in den Grafiken, die Diez verwendet, ein eigensinniger
Humor zum Ausdruck, der ihre Stücke wirklich einzigartig macht.
Diez versteckt nichts: Rubine stehen ohne Hirarchie neben Kieselsteinen aus der Isar, die sie in einer Edelsteinschleiferei verarbeiten lässt. Hier hat Luxus eher etwas mit der Eleganz des
Augenzwinkerns zu tun als mit den klobigen Goldamuletten aus
den Bernstein-Schatullen unserer Großmütter. Dazu passt, dass
sich die Entwürfe allem Statischen und sämtlichen Sicherheiten
des traditionellen Schmuckdesigns widersetzen – und vielmehr
Einflüsse aus Pop, Mode und zeitgenössischer Kunst aufnehmen;
«genauso interessieren mich Reisen, Filme, Geschichten, Personen», so Diez. Nach einer Goldschmiedelehre arbeitete Saskia
Diez unter anderem für Konstantin Grcic, was man an ihrem
Schmuck, entworfen aus der Perspektive der Industriedesignerin, klar erkennen kann. Trotzdem mangelt es den Entwürfen nie
an Poesie: «Die tollsten Teile machen, die alle Menschen haben
wollen» ist das erklärte Ziel. Uns an die andere Dimension des
individuellen Charakters von Materialität wiedererinnert zu haben – etwa in der Serie «Knots», zu der sie von der Technik des
klassischen Seefahrerknotens inspiriert wurde, mit ihrem Everyday Masterpiece, dem «Black Lace Cape», einer Mischung aus
Schmuck und Kleidungsstück, das sich über einem schlichten TShirt genauso gut tragen lässt wie über einem Kleid – oder mit
der Serie PAPIER, mit der sie 2010 den Deutschen Designpreis
gewann. Saskia Diez’ Schmuckstücke und Accessoires werden in
ausgewählten Concept Stores unter anderem in München, Berlin,
Paris, London, Tokio und New York verkauft. Persönlich kann man
die Designerin übrigens in ihrem Atelier in der Geyerstraße in
München kennenlernen, das in Zusammenarbeit mit Stefan Diez
gestaltet wurde. Und das Beste ist – die Schmuckstücke sind absolut erschwinglich.
«das black LACE cape ist mein persönliches
everday masterpiece, denn es macht auf jeden
Fall aus einem Kleidungsstück ein Outfit.»
Text: Benjamin Blumenberg
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«All of my work is about beauty», says designer Saskia Diez, whose
classy jewelry and exceptionally beautiful and sometimes nicely
strange accessories all seem to fit the claim: Everyday Masterpieces.
«But my work is not about beauty itself – it is about the playfulness of
the accessory and the body of a confident person.» That said, it is not
surprising that all of the items by Diez designs are highly unique and
differ in materials and techniques from collection to collection, offering
a surprising sense of humor when proportion and detail come in. Here,
we can learn that it is never clever to hide: Self-collected pebbles from
Isar river in Munich have the same importance as rubys or gold. For
Saskia, luxury means intelligence, mixed with a very subtle humour. Inspiration comes from popular culture as well as from the worlds of art
and fashion, «but I am inspired by traveling, people, stories and movies,
as well», Saskia says. After finishing her apprenticeship as a goldsmith,
she studied industrial design and worked with the likes of Konstantin
Grcic. Nevertheless, her work is highly poetic. «My jewelry is there to
decorate», Diez says, and some pieces of her work seem to be very
bright examples of that given thesis – especially the «Knots» series
and the «Black Lace Cap». It does not come as a surprise: The jewelry
and the accessories of Saskia Diez are highly successful, honored with
one breathtaking Deutscher Designpreis 2010 for the PAPIER series.
You can meet Saskia Diez in person at her showroom in Geyerstrasse
in Munich – or you can buy some items at a concept store in Munich,
Berlin, Paris, London, Tokyo and New York (or online). And here comes
the best news: Don’t panic – it’s highly affordable.
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AUTOBAN
Text: Benjamin Blumenberg
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Seyhan Özdemir and Sefer Caglar are the shooting stars of young
Turkish design. Especially their furniture, created by the architect Özdemir and the interior designer Caglar, tops the shortlist of Wallpaper
Magazine nearly every year – take alone «The Throne», a lucid mixture
of Western minimalism, raw material and asian ornaments. But Seyhan
does much more than combine European and Asian styles: Her work
is so classy and brings such a strong character to buildings, rooms and
open spaces that her work is wildly acclaimed worldwide, from Hong
Kong to Milan. 40 interior pieces and 250 projects have been designed
by the duo in the last eight years. In Cihangir, known as the meatpacking district of glamourous Istancool, her interiors resemble the work
of Jasper Jones and Miucca Prada – as if made for a futuristic Sultan’s
palace. You can buy these great pieces of work all over Europe – just
look for De La Esperanza furniture. Or you can sit in it – for example
in the acclaimed restaurant of the Sakip Sabanci Museum of Istanbul
Müzedechanga, which is made of metal sheets and iron.
Seyhan Özdemir und Sefer Caglar sind die Shooting-Stars des
jungen türkischen Designs. Vor allem die Möbelserien, die der Interior Designer und die Architektin gemeinsam entwerfen, landen
immer wieder auf der Shortlist des Wallpaper Design Awards –
zuletzt «The Throne», eine luzide Mischung aus westlich gestimmter, moderner Reduktion, ungewöhnlich rau wirkenden Materialien wie Holz, Eisen und Blech und orientalischer Verspieltheit.
Wobei «verspielt» nichts mit dekorativem türkischem Pfeffer zu
tun hat: Immerhin realisiert Autoban mittlerweile Projekte in der
ganzen Welt – von Hongkong bis Mailand tragen Kinos, Hotels
und Einkaufspassagen den Signature Look des futuristischen Orientalismus. Vierzig eigene Möbel hat Özdemir mit Caglar in den
letzten acht Jahren entworfen – und ganz nebenbei 250 Projekte
realisiert, etwa das Interior Design für das Witt Hotel, das es auf
die Condé Nast Traveller Hotlist der begehrtesten Orte der Welt
schaffte. In Cihangir, dem Meatpacking-District Istanbuls gelegen,
wirken seine Räumlichkeiten so, als hätten Jasper Jones und
Miucca Prada an einem besonders herbstlichen Tag die Home
Collection für einen Sultanspalast entworfen. Kaufen kann man
die höchst unverwechselbaren und absolut einzigartigen Artefakte
des Design-Duos übrigens auch (über ihren Handelspartner De
La Esperanza) – und bestaunen: etwa im weltbekannten Restaurant des Sakip Sabanci Museums Müzedechanga, dessen Interior
Design zu den filigranen Meisterwerken des Blech-Künstlerduos
gehört.
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What inspired you to establish Autoban in 2003?
I met Sefer when we were students at Mimar Sinan
University. I studied architecture and Sefer studied
interior design. After we graduated in 1998, we
worked in different companies for a while. Since
we continued working on projects together, we decided to set up our own company. And from the
beginning, we had international ambitions. That’s
why we wanted the name to have an international
sound, as well. The German word «Autobahn» and
the Turkish word «Otoban» mean the same thing –
highway. We kind of mixed them, to claim that we
are a local company, going global.
When working on the interior design of a retailer, a movie theater, a cafe or a hotel: Which are
the architectural principles that are mostly all the
same?
We always stick to a story. Then, we create strong
and solid characters that will adapt to these stories.
We construct the interior of this architectural shell
with unique objects that we design in a contemporary fashion. This is how the Autoban vision emerges.
Every project that we finished is a challenge in itself
because we always try a new material, method or
work for a company from a completely different sector. Every project opens a new window in our design
journey.
Autoban means also «making the right decisions»
for you. Is it always easy to do so in Istanbul?
The word Autoban gives us the feeling of being on
a hurried route, in a setting that is constantly changing. Being on a highway is our philosophy and there
are many options you must decide on. These choices
are the ones that characterize one’s identity. Istanbul is a very rich city that offers many alternatives
with contradictions, it isn’t always easy to make the
best decision. You start your journey and always go
forward, always straight. You always have to choose
a way and live with the consequences whether it isright or wrong.
What do you think about the relationship between architecture and design?
Architecture and design are strongly bound to each
other. We apply architectural methods to product
design. Regarding interior design, we visualize our
designs for a space like a director. We believe every space has a unique feeling and texture. We built
an architectural shell for the objects that we design.
Once again, the main aspects of a product design are
its practicality and needs that will respond to, as it is
when it comes to architecture.
What are your future plans? Is there one special
building you really would like to do interiors for?
We will continue to working on architectural and
interior projects as well as various furniture and
lighting designs. The Project of our dreams is to design a museum. We would definitely want to make
that dream come true in the future.
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Wie ist eigentlich der Name «Autoban» entstanden?
Ich habe Sefer an der Mimar Sinan Universität
getroffen. Nachdem wir 1998 unseren Abschluss
gemacht hatten, haben wir erst in unterschiedlichen Firmen gearbeitet. Nach und nach haben
wir immer mehr Projekte gemeinsam realisiert,
und da kam uns die Idee, ein eigenes Designbüro
zu gründen. Unser Name sollte international klingen. Das deutsche Wort «Autobahn» und das türkische «Ottoban» haben die gleiche Bedeutung.
In ihrer Mischung soll zum Ausdruck kommen,
dass wir ein Unternehmen mit regionalem Bezug
sind, das durchaus in der Lage ist, sich globalen
Herausforderungen zu stellen.
Sie entwerfen Interiors für Kinos, Cafés und
Hotels. Gibt es architektonische Gestaltungsprinzipien, die an all diesen Orten Geltungskraft haben?
Wir suchen an jedem Ort, an dem wir arbeiten,
nach einer Geschichte. Auf Grundlage dieser Geschichte fertigen wir dann Einzelstücke, die zu
der jeweiligen Architektur passen und ihr etwas
Zeitgenössisches und zugleich Unverwechselbares
geben. Dabei stellt jedes neue Projekt für uns eine
Herausforderung dar – weil wir immer mit einem
neuen Material, einer neuen Methode, in einem
neuen Bereich arbeiten. Jedes neue Projekt öffnet
ein Fenster in unserer Design-Reise.
Autoban hat für Sie auch die Bedeutung, sich
für die richtige Richtung zu entscheiden. Ist das
in Istanbul eigentlich immer leicht?
In dem Wort «Autoban» kommt das Gefühl starker Beschleunigung zum Ausdruck – in einer
Umgebung, die sich fortwährend verändert. Wie
auf einer Autobahn müssen wir ständig entscheiden, welche Ausfahrt wir nehmen, und diese Entscheidungen prägen unsere Identität. Istanbul ist
eine vielfältige Stadt, die einem viele Wahlmöglichkeiten bietet. Da ist es nicht immer leicht zu
wissen, ob man gerade die richtige oder die falsche Ausfahrt genommen hat. Wichtig ist allein,
dass man weiterfährt – mit allen Konsequenzen.
Wie ist es bei Ihnen um die Verbindung zwischen Architektur und Design bestellt?
Architektur und Design sind eng miteinander
verbunden; die Methodik der Architektur setzen
wir in unserer Arbeit auch beim Produktdesign
um. Was das Interior Design betrifft, so visualisieren wir unsere Designs für einen Raum wie ein
Regisseur. Unsere Designstücke haben immer die
Aufgabe, das einzigartige Feeling und die besondere Materialität eines Ortes oder Raumes zum
Ausdruck zu bringen. Dann bauen wir eine architektonische Muschel für die Objekte, die wir designen. Das Produktdesign selbst hat aber hauptsächlich praktischen Ansprüchen zu genügen und
auf konkrete Anforderungen vor Ort Antworten
zu geben – genau wie die Architektur.
Was sind Ihre nächsten Pläne und Projekte?
Wir werden unsere Arbeit an Architektur- und
Interior-Projekten weiter fortsetzen – und weiterhin Leuchten designen. Das Projekt unserer Träume ist definitiv ein Museumsprojekt. Wir hoffen
sehr, dass dieser Traum Wirklichkeit wird.
Rafael Horzon
Text: ingo mocek
Photo: PETER LANGER
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Wer ist Rafael Horzon? Wer sich mit dem Berliner TorstraßenMagnaten unterhält, erfährt zuallererst, was Horzon nicht ist,
nicht sein möchte: ein Künstler, ein Designer. Obwohl das Regal «Modern» in nahezu jeder Jungberliner Altbauwohnung steht.
Angeboten in Horzons «sympathischem moebeldiscounter»,
brennt sich die reduzierte Ästhetik, gepaart mit der eigenartigen,
unaufdringlich birkensperrholzhaften Materialität sofort auf die
Netzhaut des Betrachters. Ist Horzon Schriftsteller? Immerhin gehört »Das weisse Buch«, ein Schelmenroman über seine Zeit als
Student in Frankreich, als Galeriegründer, Nachtclubbetreiber, als
Geschäftsmann in Berlin zu den bedeutendsten Schlüsselwerken
deutschsprachiger Literatur über die 1990-er und NullerJahre in
Mitte. «Am Schönsten finde ich meine Regale, wenn sie leer sind»,
sagt Horzon heute. Diese Leere ist es, diese «splendid isolation»
im Sinne einer nicht zu fassenden, einer flüchtigen Existenz von
Werk und Person, die Rafael Horzons Arbeiten so einzigartig
macht. Die »Sach- und Fachbuchhandlung«, die Fassadenverschalungs-Unternehmung belfas, die Wissenschaftsakademie oder das
Fachgeschäft für Apfelkuchenhandel: Die waghalsigen Veranstaltungen des Renaissance-Menschen zeigen, dass eigentlich alles
möglich ist. Womit sie der Gesellschaft alle Statik nehmen – und
Menschen inspirieren, verrückt zu werden.
Ob nun als Geschäftsmann, als «moebel»-Händler oder (vielleicht
ja doch?) Designer: Hinter der Person Rafael Horzon, der in Paris, München und Berlin Philosophie, Latein und Atomphysik studierte und dann eine Ausbildung zum Paketfahrer der Deutschen
Post abschloss, versteckt sich ein großes Ausrufezeichen. Dieses
Ausrufezeichen lässt sich als Aufforderung verstehen, ein erfülltes
Leben zu leben – und das ist besser als jede Schublade, als alle
Kategorisierungen.
Who is Rafael Horzon? Talking to one of the very big names of Berliner
Torstrasse, one realizes what he himself exactly does not want to be.
Although his rack «Modern», available at the «sympathischer moebeldiscounter» Horzon owns in many sizes and versions, is so successful
that it characterizes nearly every modern household in Berlin, the man
behind it would deny that he is an artist or designer. Could we consider
him a writer, then? His novel, «Das weisse Buch», has been extremely
successful – talking about the decade from the 1990s until today, it
seems to be the one and only piece of serious literature about the
nucleus of Berlin Mitte that exists at all, being a highly humorous and
enjoyable read. Furthermore, Horzon did so many things – from the
«Sach- und Fachbuchhandlung», a store that solemny sells his book, to
a very strange capital joint venture based on apple pie distribution –
that it is hard to say whether he is a businessman, a child of Berlin’s
nightlife culture, the Marcel Duchamp of our time or simply one big
hoax. What might be surely said is that his person embodies a very
modern version of everything goes: Just do what you feel is right, his
diverse projects seem to shout out loud, and if all of it leads to a
splendid isolation: So what?!
«Am Schönsten
finde ich meine
Regale, wenn
sie leer sind.»
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«Je mehr man reist, desto kleiner ist die Welt». Haman Alimardani ist das Paradebeispiel eines Weltenbürgers – ein Perser, der
in New York lebt, in London studiert und seine Jugend in München verbracht hat. Er demonstriert im chinesischen Fernsehen,
wie man die «schnellste Jacke der Welt» entwirft und produziert,
stellte jüngst seinen Schuh CMYK – by Hamansutra vor, «Created
with love from New York City, manufactured in Brazil». Wie sollte
es anders sein.
HAMANSUTRA
Text: Mosch Khanedani
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Was bedeutet Hamansutra?
Haman ist mein Vorname und Haman war der
Premierminister des Persischen Kaisers Ahasuersus, auch bekannt als Xerxes, der von 485-465 v.
Chr. das persische Reich regierte. Sutra bedeutet
verbundener Faden, aber auch Diskurs und Anleitung – denk an das Kama Sutra: ein Diskurs
zur Anleitung für Stellungen beim Sex.
Wie wichtig ist Design im Alltag?
Design ist Gefühl – ein Beweis, dass man seinen
Entwurf lebt, atmet. Ich liebe das Körperliche,
das Handwerken am Gestaltungsprozess. Nimm
einen Fehler, ein zufälliges Element – einen Kaffeefleck, eine tote Fliege – und bau sie in deinen
Entwurf ein. Schöpfer sollten ihre Experimente
ernster nehmen. Alles beginnt mit einem Prototyp. Dann muss das Kind laufen lernen – und es
sollte nie aufhören zu lernen.
Warum hast du dich entschieden, Mode als Medium, als Art deines Ausdrucks zu nehmen?
In meinem zweiten Studienjahr am St. Martins
College habe ich beschlossen, bei einer Militärschneiderei zu arbeiten, also bin ich nach
Deutschland gegangen. Mit den richtigen Leuten
in Kontakt zu kommen war erwartungsgemäß
nicht ganz einfach. Unter anderem habe ich dort
auch Polizeiunformen entworfen. Ich habe mich
ganz bewusst dafür entschieden, denn mir war
klar, wie wichtig die speziellen Verfahren der Militärschneiderei auch für Modedesigner sind und
wie selten man die Gelegenheit bekommt, in diesem Bereich Erfahrungen zu sammeln.
So habe ich meine eigene Philosophie entwickelt
– aus der Vorliebe für klare Ansagen und den sich
ständig ändernden Positionen in diesem Spiel,
dass sich Mode nennt. Mode mit Ansage: Mode,
die gezielte Funktionen beinhaltet, die auf Funktionalität ausgerichtet wurde, ohne aber Stil und
Individualität aufs Spiel zu setzen.
Für Mode liegen die Inspirationsquellen außerhalb der Mode und des Modernen. Alte Designmethoden und Produktionsweisen werden wieder
ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.
Mode, die von meiner Leidenschaft für Design,
Kreativität und guten Ideen geprägt ist. Mode, die
eine kleine, sehr sorgfältig ausgesuchte Auswahl
an Styles umfasst, diese aber perfekt umsetzt.
«Because perfection is protection.»
Was inspiriert dich?
Mein Leben inspiriert mich. Meine Vergangenheit, meine Gegenwart, meine Zukunft. Aus den
gesamten Möglichkeiten dieser Welt ziehe ich
meine Inspiration.
Wenn du für einen Tag deine Identität tauschen
könntest, mit wem würdest du tauschen? Und
warum?
Ich tausche doch meine Identitäten die ganze
Zeit. Ich liebe es, in einer Fanatasiewelt mit verschiedenen Charakteren zu spielen, deswegen ändere ich meinen Namen alle Nase lang – He-man,
Muhamman Ali, Hamadinejad the penisident of
erect, Ohama in Manhamman, Haman the Mass
Murderer, Ham man (= Schinkenmann)…
Die Spielarten meines Namens sollen als politisches Statement verstanden werden – ein kritisches, selbstverherrlichendes Statement, das auch
inspirierend und lustig ist.
Was ist dein Everyday Masterpiece?
Mein Schweizer Armeefahrrad, hergestellt 1945.
What does Hamansutra mean?
Haman is my first name and Haman was the prime
minister of the Persian king Ahasuerus, also known
as Xerxes, who reigned from 485-465 BC.
Sutra means a joined thread, but also instructions or
discourse – think of the Kama Sutra, a discourse of
instructions for sexual positions.
How important is Design in everyday life?
Design is emotion – proof that you live and breathe
your design. I love the physical craft of creating. Taking a mistake, a chance element – a coffee stain, a
dead fly – and weaving it into the design. Creators
should take their experiments more seriously. Everything starts with a prototype. Now the baby has to
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learn to walk – and never stop learning.
Why did you choose fashion as your medium, as
your way of expression in the first place?
When I was in my second year, I decided to do something about realizing my idea of working with military tailoring, and went to Germany. Getting in
contact with the right people was as challenging as I
expected it to be. The projects I worked on included
uniforms for the police force. I chose this because I
know how important it is for a fashion designer to
know about the special techniques used in the Army,
as well as how rare it is for them to be able to get experience in this area. I developed my own philosophy
from my passion for instructions, and the endlessly
changing positions in the game of fashion. Fashion
with instructions: Fashion that features targeted
functions, tailored for functionality without compromising on style and individuality. Fashion draws its
inspiration from sources outside fashion, returning
old methods of design and production to the center
of attention. Fashion inspired by my passion for design, creativity and good ideas. Fashion that covers a
carefully selected, compact range of styles – but those
perfectly. Because perfection is protection.
What inspires you?
My life inspires me. My past, my present, my future.
The whole scope of the world is where I draw my
inspirations from.
If you could swap identities for a day, who would
you like to be? Why?
I am swapping identities all the time. I love to play
around with different characters in a fantasy world,
by changing my name constantly – He-Man, Muhamman Ali, Hamandinejad the penisident of erect,
Ohama in Manhamman, Haman the Mass Murderer, Ham man (= Bacon Boy)…
All those variations on my Haman theme can be
considered as a political statement – a statement that
is critical and self-aggrandizing, but also inspiring
and fun all at the same time.
What’s your Everyday Masterpiece?
My swiss army bike, crafted in 1945.
«The more you travel, the smaller the world». Haman Alimardani is
the prototype of a cosmopolitan – of Persian origin, living in New York,
having studied in London and spending his youth in Munich.
Chinese Television has invited him to show how to design and produce
the «fastest jacket in the world», in Munich he has recently launched
his shoe CMYK- by Hamansutra, «Created with love from New York
City, manufactured in Brazil». What else did you expect?
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Nitzan Cohen
«We try to look for questions that
are interesting enough to answer.»
Text: Mosch Khanedani
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D
E
Wer schon mal in der Frankfurter Schirn Kunsthalle oder im
Münchener Künstlerhaus Grill war, dem sind die Arbeiten des
Designbüros Nitzan Cohen bereits vertraut. Der 1973 in Israel
geborene Cohen macht genau das: Er entwirft Räume. Mit dem
dazugehörigen Interieur. Seine holistischen Raumkonzepte sind
bis ins kleinste Detail durchdacht und tragen eine klare, individuelle, kohärente Handschrift.
«Wir versuchen Fragen zu stellen und Fragen zu finden, die interessant genug sind, um sie beantworten zu wollen. Wahrnehmung
gehört ebenso zum Designprozess wie der methodischen Ablauf.
Es ist eine Art zu arbeiten und eine Art. die Dinge zu sehen.»
heißt es auf der Firmenhomepage.
Einem veganen Restaurant nimmt er so mühelos all die negativen
Attribute und Vorurteile, mit denen bestimme alternative Lebensstile heute noch zu kämpfen haben – und schafft ein Ambiente, in
dem selbst der hartgesottenste Hedonist sich nicht daran stört,
dass keine tierischen Produkte verarbeitet und serviert werden.
Perspektiven spielen für Cohen immer wieder eine große Rolle.
Für das Taschenlabel BREE, das mit Designerin Ayzit Bostan eine
sehr spannende Kooperation eingegangen ist, gestaltete Cohen
zur Fashion Week in Berlin eine Ausstellungsfläche, die auf unterschiedlichen Ebenen die Kollektion aus anderen Perspektiven
präsentierte. Und all das auf sechs Quadratmetern.
Nitzan Cohens größte Inspirationsquelle ist die Musik: «Auch wenn
ich glaube, dass Objekte manchmal metaphysisch sein können, ist
Musik tatsächlich die Quelle, die uns im Studio immer und immer
wieder aufs Neue inspiriert. – Und dabei hat jeder sein eigenes
Masterpiece.»
If you have ever been to The Schirn Kunsthalle in Frankfurt or to the
Künstlerhaus Grill in Munich, you are already familiar with the work
of Studio Nitzan Cohen. This is exactly what Cohen, born in 1973 in
Israel, does: he designs spaces with a corresponding interior. His holistic
designs are deliberate down to the last detail and, moreover, they bear
a distinct, individual and coherent esthetic.
«We try to question, to look for questions that are interesting enough to
answer. It is a part of looking at design a methodical process. It is a way
of working and a way to look at things.» it says on the website.
A vegan restaurant hence loses all the negative attributes and preconceptions that many alternative lifestyles still have to bear – instead
he creates an atmosphere where even the most hard-ass hedonist does
not mind, that no animal products are being served. Perspectives play
a significant role in Cohen’s work.
The label BREE, specialized in bags and leather goods and collaborating with renowned fashion designer Ayzit Bostan, asked Cohen to
create a space for their presentation at Berlin Fashion Week. He chose
to display the bags of differently elevated levels that allowed the guest
to examine the collection from many different perspectives. The space
had the size of six square meters.
The major source of inspiration on the «Everyday Masterpiece» is
music: «As I do think objects can be sometimes metaphysical, music is
certainly that Everyday Masterpiece that inspires us here in the studio
again and again – with each having its own masterpiece.»
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Symbolism plays a significant part in your work.
On your website you state that your designs are
inspired by the major topics in life: Love, Faith,
Hope and Death. What does Religion mean to
you?
PM: I grew up in Central Switzerland, religion was
omnipresent – churches, crucifixes and cemeteries
everywhere…
As a child you are even more impressed by the characteristics and heaviness of imagery and symbolism.
It held until today. Although I am most interested in
the visual implementation.
Why Jewelry?
PM: Jewels are close to the body. If they are well
crafted, they evolve a relationship with the person
wearing them. Ideally a piece of jewelry accompanies
the owner for the rest of their lives.
I really like this idea.
Was there ever a plan B?
PM: Never!
You recently collaborated with Nymphenburg, a
very historical porcelain manufacturer. How did
that happen?
PM: Surprisingly easy: My Atelier studio was in
Nymphenburger Strasse in Munich. The manufactory was at the end of the road at the Nymphenburger castle. I was always fascinated by porcelain
and when I finally wanted to realize my ideas for
porcelain jewelry, my wife said: «Let’s just ask Nymphenburg!» At this point the manufactory has distinctly altered its corporate strategy and has actively
explored new paths. Not even a week later we agreed
on our collaboration. The ocean or the mountains?
PM: The ocean – no doubt.
What was your first piece of jewelry?
PM: Earrings, made of silver-plated wire with foilcoated leaflets. I sold them on the schoolyard for 2
Swiss francs.
What was your first tattoo?
PM: A heart on my forearm. Self-made. (Also on the
schoolyard…)
What is your Everyday Masterpiece?
PM: The Leatherman.
Symbolik spielt in deiner Arbeit eine große Rolle. So heißt es auf deiner Website, dass deine
Kunst sich an den großen Themen des Lebens
orientiert: Glaube, Liebe, Hoffnung und Tod.
Was bedeutet Religion für dich?
PM: Ich wuchs in der Innerschweiz auf und erlebte Religion allgegenwärtig – durch Kirchen,
Kruzifixe, Friedhöfe …
Als Kind lässt man sich ja noch viel stärker von
Attributen und der Schwere von Zeichen und
Symbolen beeindrucken. Das hat sich bei mir bis
heute gehalten. Dabei interessiert mich die visuelle Umsetzung am meisten.
Wieso Schmuck?
PM: Schmuck ist nah am Körper. Wenn er gut
ist, geht er eine Beziehung mit dem Träger ein.
Im besten Fall begleitet er ihn ein Leben lang.
Diese Vorstellung gefällt mir sehr.
Gab es einen Plan B?
PM: Nie.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit einem so geschichtsträchtigen Unternehmen wie
Nymphenburg Porzellan?
PM: Erstaunlich simpel: Mein Atelier war in der
Nymphenburger Straße, die Manufaktur ganz am
Ende am Nymphenburger Schloßrondell.
Mich hat Porzellan schon immer sehr angesprochen, und als ich meine Ideen für Porzellanschmuck endlich umsetzen wollte, sagte meine
Frau: «Fragen wir doch einfach mal bei Nymphenburg!» Zu dieser Zeit hatte die Manufaktur
spürbar ihre Unternehmensstrategie geändert und
war sehr offensiv neue Wege gegangen. Nicht einmal eine Woche später waren wir uns mit dem
Geschäftsführer über die Zusammenarbeit einig.
Berge oder Meer?
PM: Meer – keine Frage.
Was war dein erstes Schmuckstück?
PM: Ohrringe aus versilbertem Draht mit folienbeschichteten Blättchen. Auf dem Schulhof für 2
Franken verkauft.
Was war deine erste Tätowierung? Was bedeutet
sie?
PM: Ein Herz auf dem Unterarm. Selbst gestochen (auch auf dem Schulhof …).
Was ist dein Everyday Masterpiece?
PM: Der Leatherman.
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PATRICK MUFF
Text: Mosch Khanedani
E
People who think in stereotypes would not necessarily expect Patrik
Muff to be a successful jewelry designer; they would rather see him as
an owner of a tattoo shop. On second thought though, there is quite an
obvious connection – in tattoo art as well as in Muff ’s work you can
find strong imagery that defines the character of his sumptuously
crafted jewels. Patrik Muff sets a high value on exclusiveness; his gems
are available only in very selected stores.
D
Menschen, die in Schubladen denken, würden hinter Patrik Muff
nicht unbedingt einen erfolgreichen Schmuckdesigner vermuten,
sondern eher den Inhaber eines Tattoo Studios. Kurz nachgedacht
ergibt sich dann der kausale Zusammenhang, denn sowohl in der
Tätowierkunst als auch in Muffs Arbeiten finden sich starke Sinnbilder, die den Charakter seiner aufwändig gearbeiteten Schmuckstücke ausmachen. Muff legt viel Wert auf Exklusivität und ist
weltweit nur in ausgesuchten Läden erhältlich.
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Text: Benjamin Blumenberg
D
Knickbare Möbel, biegbare Tische, Garderobenständer aus gebogenem Stahlblech: Der 37-jährige Praktiker Stefan Diez ist einer
der gefragtesten jungen Designer Deutschlands – und wohl auch
einer der wenigen, deren Entwürfe bereits in Serie produziert
und nicht nur von einer kleinen Fangemeinde begeistert goutiert
werden. Egal, ob es sich um Auftragsarbeiten für Flötotto, Authentics oder Rosenthal handelt, ob es um Ausstellungsgestaltungen
geht oder um Entwicklungen, die Diez in seinem Designstudio in
München herumstehen hat: Stets sind Möbel, Tableware und Taschen Lehrstücke in Sachen Eigensinn. Dabei grenzt die Intensität,
mit der der Indien-Fan Diez das Selbstverständliche hinterfragt,
bisweilen an irrlichternden Irrsinn. So arbeitete er über drei Jahre
lang an der Rosenthal-Thomas-Serie «Shuttle». Heraus kam eine
völlig neue Form von Glaszylindern, die von Gummideckeln verschlossen sind – und die auf den Betrachter wirken, als wohne
er gerade der erstmaligen Erfindung des Aufbewahrungsgefäßes
bei. Ein Theoretiker ist der gelernte Schreiner dabei keineswegs.
Beweisen muss sich das Design seiner Produkte schließlich in
der alltäglichen Anwendung – und bisweilen auch gegen einen
in Deutschland außerordentlich konservativen Markt, der wenig
wagt und die Gewinne nach wie vor hauptsächlich mit Jahrzehnte alten Klassikern generiert. Ein schönes Gegenbeispiel ist da
ein schmaler Holzstuhl, den Diez für das Traditionsunternehmen
Thonet entwarf. Anhand des «404» wird klar: Hier kann nichts
mehr verändert, weggelassen, hinzugefügt werden. Der Stuhl ist in
seiner entspannten Schlichtheit überzeugend. Ohne Übertreibung
kann gesagt werden: Diez hat von diesen Klassikern bereits heute ein gutes Dutzend geschaffen. Dass er sein Sitzmöbel ausgerechnet für die Firma aus Frankenberg entwarf, die bereits im 19.
Jahrhundert den Kaffeehausstuhl erfand – und für die auch schon
Mies van der Rohe und Marcel Breuer tätig waren – erscheint
dabei als logische Konsequenz. Für sein Werk wurde Stefan Diez
bereits mit dem Reddot Design Award (Best of the Best) und dem
Designpreis der Bundesrepublik Deutschland in Silber geehrt.
Deconstructed kitchen storage vessels, coatracks
made of steel, a very classy chair: Stefan Diez is one of
the most important designers germany has to offer
Stefan diez
E
Furniture that is able to be creased, bendable tables, coatracks made
of steel: The thirty-something Stefan Diez is one of the most important designers Germany has to offer and he is one of the few whose
inventions have gone into serial production by bigger companies. The
intensity by which Diez creates for the likes of Rosenthal is beyond
comparison – working for three years on the Rosenthal-Thomas series
«Shuttle», he deconstructed all existing ideas of kitchen storage vessels,
just to come up with a completely practical chimney made of glass.The
guy who learned cabinet-making once and traveled through India for a
while, however, is not a philosopher – maybe this is one reason why he
is able to establish his work against all odds, especially the philosophy
of conservative brands in Germany, making their gross merely out of
classic product design, rarely taking the risk of producing something
really new. Nicely, a very traditional brand came up to prove this thesis
wrong: For Thonet, Stefan Diez designed the very classy chair «404»,
standing in the tradition of a company that worked with Mies van der
Rohe and Marcel Breuer back in the day. The work of Stefan Diez is
very convincing – so much indeed that he has been honored with the
Reddot Design Award (Best of the Best) and the Designpreis der Bundesrepublik Deutschland in Silber, not even being fourty years old yet.
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E
FURNI
Mike Giles and Devin Barrette started their Montreal-based designcompany in 2005, as a custom furniture operation. Today, they focus
more and more on exploring and creating their own designs, which
stand out for their very contemporary and straightforward aesthetics.
Although very successful and established nowadays, Furni is still a twoman show that keeps control and thus guarantees the high-level quality
of their products.
Text: Mosch Khanedani
D
«Neither Devin nor I will ever be millionaires
but we sleep well at night knowing we
are doing something we love.»
Mike Giles und Devin Barrette gründeten ihr Designbüro in
Montreal im Jahr 2005 als einen «Betrieb für maßgeschneiderte
Möbel». Heute setzen sie mittlerweile ihre eigenen Designs um,
die aufgrund ihrer schlichten, modernen Ästhetik hervorstechen.
Obwohl die Marke mittlerweile sehr erfolgreich ist, ist Furni immer noch eine Zwei-Mann-Show. So behalten die beiden Firmengründer die Kontrolle und können die hochwertige Qualität ihrer
Produkte gewährleisten.
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Wie habt ihr euch getroffen und was habt ihr
vor Furni gemacht?
Devin und ich waren in rivalisierenden Skateboardgangs, als wir 13 waren. Irgendwann haben
wir unsere Differenzen überwunden und im Alter
von 24 Jahren eine gemeinsame Firma gegründet.
Wir hatten beide viele Jobs vor Furni, aber nichts,
was der Rede wert wäre.
Was würdet ihr als euer charakteristischstes
Merkmal bezeichnen?
Dass wir immer noch den Hauptteil unserer Arbeit selbst machen! Mal abgesehen vom Import
der elektronischen Komponenten, haben Devin
und ich in allen Prozessen – von der Annahme
der Bestellungen bis hin zur Produktion selbst –
unsere Finger im Spiel. Wir glauben immer noch,
dass sich ehrliche Arbeit auszahlt.
Warum habt ihr euch Furni genannt? Was hat
der Name zu bedeuten?
Er hat sogar drei Bedeutungen. Die erste ist einfach ... es ist die Abkürzung für «furniture».
Zweitens hört es sich ähnlich an wie «Fernie»,
das ist ein Berg in British Columbia, wo ich zwei
großartige Winter meines Lebens verbracht habe.
Und schließlich ist Furni im Film «Fight Club»
der Name einer schwedischen Möbelkette ...
Was wärt ihr geworden, wenn ihr nicht Designer wärt?
Schwer zu sagen! Devin liebt Schreinerarbeiten,
ich denke er würde zumindest etwas ähnliches wie
heute machen. Und ich wäre vielleicht igendwo
in der Skateboard/Snowboardindustrie gelandet.
Wenn du durch die Zeit reisen könntest, wohin
würde die Reise gehen?
Vermutlich zu einer etwas einfacheren Zeit, als
die Menschen Qualität noch zu schätzen wussten, nicht permanent unter Zeitdruck standen
und jedem Schnäppchen hinterherjagten.
Wie steht ihr zu Form und Funktion?
Das ist ein schmaler Grat, auf dem wir uns jeden Tag bewegen. Wir versuchen, die Bedürfnisse
der Kunden zu erfüllen, ohne unsere ästhetischen
Werte aufs Spiel zu setzen. Das ist etwas, das in
allen Bereichen unseres Business permanent an
vorderster Stelle steht ...
Worauf seid ihr besonders stolz?
Auf die Tatsache, dass wir fast 10 Jahre dabei sind
und immer noch einen Job haben! Devin und ich
werden sicher keine Millionäre, aber wir machen
etwas, das wir lieben, und deshalb können wirnachts gut schlafen.
Ski oder Snowboard?
Snowboard.
Was ist dein Everyday Masterpiece?
Was sich am besten verkauft :)
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How did you meet and what did you do before?
Devin and I were in rival skateboard gangs when
we were 13, we settled our differences and started a
company together at age 24...we’ve both had many
jobs before Furni started but not very memorable!
What would you consider as your most distinguishing feature?
That we still do tons of the work ourselves! Apart
from importing the electronic components, everything from taking the order to making it Devin
and I have a hand in. We still believe in an honest
day’s work for an honest day’s pay.
Why did you call yourselves Furni? What does it
mean/ stand for?
It has three meanings and the first is simple... it is
short for furniture. Second, it sounds similar to «Fernie», a mountain in BC where I spent two amazing winters of my life. Finally, in the movie «Fight
Club» it is the name used to refer to the big box
retailer from Sweden...
What would be your profession if you had not become designers?
Not really sure! Devin loves woodwork so he’d probably be doing something similar, myself, perhaps
something in the skateboard/snowboard industry...
If you could travel in time, where would you go?
Probably just to a simpler time, when people appreciated quality and weren’t always rushing to get
things done and trying to buy things cheaper.
What’s your relation to form and function?
It’s a line we walk each day! Trying to address the
needs of the consumer without compromising our esthetic values. It is something that is constantly at the
forefront of all the elements in our business...
What are you especially proud of?
The fact that we are almost 10 years into this and
still able to have a job! Neither Devin nor I will ever
be millionaires but we sleep well at night knowing
we are doing something we love.
Ski or snowboard?
Snowboard.
What is your everyday masterpiece?
Whatever sells ;)
PATRICK MOHR
«I have a dream that one day the
whole world wants mohr.»
Text: Benjamin Blumenberg
D
Patrick Mohr decided to become a fashion designer when learning
carpenter and working as a model in Milan. Today, the 30-year-old
claims that his designs are «timeless and absolutely wearable» – which
is, considering the absolutely strange and often mesmerizing look of
shapes he’s done so far, yet to become. But Patrick is a huge fan of
geometry. He likes the idea of unisex collections, presenting catwalks
full of huge, containeresque capsule-fashion – at this point, one might
think that in the near future, perhaps when the Maya calendar ends
in 2012, there might be an alien invasion dressed in the very style
of Patrick Mohr. Choosing completely different non-models as models
from collection to collection – sometimes homeless people, sometimes
bodybuilders – Patrick is such a light in the merely dark scene of young
German fashionistas that one might ask: Why aren’t there thirty, forty
Patricks?!
Der Entschluss, Modedesigner zu werden, kam Patrick Mohr während seiner Ausbildung zum Schreiner. Heute ist der 30-Jährige
bekannt dafür, dass er progressive Mode entwirft, die er selbst
als «zeitlos und tragbar» bezeichnet – wobei der Anspruch auf
Breitenwirksamkeit seiner Designs, psychedelisch entgrenzte
Mischungen aus paspelierten Drachenfliegerstoffen und mesmerisierenden geometrischen Formen, nicht unbedingt als eingelöst gelten kann. Parallelogrammhaft wirkende Schnitte, etwa
bei Mohrs «Quadrangle Jeans», die Behauptung, hier handele es
sich garantiert um Unisex-Mode und die einprägsame Gestalt des
Meisters in persona lassen die Kollektionen seines Labels wirken,
als bereite sich Mohr damit schon heute auf eine Alien-Invasion
vor – Wesen von einem ganz anderen Stern könnten die Vorliebe
des Ex-Models für Überwürfe, für alles ballonseidig Hüllenhafte,
für alles Weite, Monochrome durchaus teilen. Mohr, der seine
Entwürfe mal von Obdachlosen, mal von Bodybuildern vorführen
lässt, ist damit gewiss eine große Bereicherung für das deutsche
Modedesign. Auch und gerade wenn einem seine Kollektionen
nicht unbedingt gefallen müssen, stellt sich doch die Frage, warum
es hierzulande nicht dreißig, vierzig Patricks gibt.
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E
FORMSTELLE
Text: Mosch Khanedan
D
«Holz ist ein interessanter Werkstoff, da er dem Gestalter nicht nur
viele Möglichkeiten offen hält, sondern auch viele Grenzen aufweist.»
Wer sich beim Ponyclub in der Münchener Plinganserstraße die
Haare schneiden lässt, kann sich selbst von den klaren, zeitlosen
Raumkonzepten des Designbüros Formstelle überzeugen. Claudia
Kleine und Jörg Kürschner entwickeln Konzepte und bearbeiten
Gestaltungsaufgaben aus den Bereichen Innenarchitektur, Möbeldesign, Produktdesign und Corporate Identity. Ihre zeitlosen
Entwürfe wirken leicht und mühelos. Dem Betrachter begegnen
Einrichtungsgegenstände aus hochwertigen Materialien – auffälligstes Merkmal der Entwürfe ist die Verwendung von bestechend
schönen Holzoberflächen. «Holz ist ein interessanter Werkstoff,
da er dem Gestalter nicht nur viele Möglichkeiten offen hält, sondern auch viele Grenzen aufweist.» Das Holz bezieht Formstelle
vorwiegend aus nachhaltigen Forstwirtschaften.
«Im besten Fall spiegelt der Entwurf das Ergebnis aus diesen Möglichkeiten wider. Wir testen in unseren Materialversuchen oftmals
die Grenzen der Werkstoffe aus und versuchen, diese sichtbar zu
machen. Holz ist nicht statisch, sondern durch äußere Einflüsse
immer in Bewegung. Dies macht es anspruchsvoll, gerade in Verbindung mit anderen Materialien. Gerne kombinieren wir Holz
mit weiteren Werkstoffen, um die unterschiedlichen Qualitäten
zu verbinden.»
Das blieb natürlich nicht unbemerkt: Für die Produkte der Serie
«Morph Lounge» und «Mellow» haben Formstelle 2011 den Interior Innovation Award gewonnen. Claudias «Everyday Masterpiece» ist ein Leder eingefasstes Ringbuch. «Es begleitet mich jeden
Tag und ist eine Mischung zwischen Skizzen-, Notiz- und Adressbuch. Es ist meine Zwischenablage und Gehirnstütze. Über das
Jahr gesehen ist es mir eine sehr wertvolle Erinnerung in Wort
und Bild.»
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E
If you want to get an impression of Formstelle’s smooth interior design,
go have your hair cut at Ponyclub, Plinganser Street in Munich.
Claudia Kleine and Jörg Kürschner design spatial ideas and realize
creative concepts in the fields of interior design, furniture design, product design and corporate identitty. Their timeless creations seem
light and effortless. You will find furnishings made out of exclusive
materials – the most intriguing feature is the use of intriguing wooden structures. «Wood is an interesting material, because it offers the
designer manifold possibilities as well as many restrictions as well.»
Formstelle mainly obtains their wood from sustainable forestry.
«Ideally the draft reflects the result of using the diverse possibilities.
We often try to find out how far we can go with our materials and try
to make this visible. Wood is not static, it is in constant progress due
to its outside influences. This is what makes it challenging, especially in
relation to other materials.We love to combine wood with other fabrics
in order to merge different qualities.» Of course, this has not remained
unnoticed: Formstelle has won the Interior Innovation Award 2011 for
their series «Morph Lounge» and «Mellow».
Claudia’s «Everyday Masterpiece» is a leather-bound sketchbook. «It
accompanies me on a daily basis. It is a mixture between a sketchbook,
notebook and address book. It is my clipboard and my mind map. In
the course of one year it is also a very valuable memory in words and
visions.»
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E
HANSANDFRANZ
Text: Mosch Khanedani
Some years ago there was a sketch on Saturday Night Live called
«Pumping up with Hans & Franz». It was about two bodybuilders, one
was named Hans, the other Franz, both had a strong German accent
and huge fake muscles, they were a close imitation of – surprise! –
Arnold Schwarzenegger. And «every Hans and Franz» is a German
phrase, which literally means «every Dick and Jane». Let’s face it: Hans
and Franz are as German as it can be.
Looking at Konstantin Landuris and Horst Wittmann, well, Hans and
Franz, it is, however, evident that “Made in Germany” can be something
to be proud of. After attending exhibitions and fairs in Milan and New
York, they now design for renowned international manufacturers.
Hansandfranz have committed to a holistic design approach, based
on unconventional concepts, clear-cut shapes and reduced use of
materials. The stackable chair LEFTY incorporates their design approach, both designers consider it as their «Everyday Masterpiece».
Horst and Konstantin met during their studies at the Art Academy, Akademie der bildenen Künste, in Munich. Until then, Konstantin mainly
spent his spare time at his parent’s scrap yard to build wild constructions with all the material and machines that were around him. Horst,
on the other hand, was a huge supporter of Munich’s graffiti scene and
always carried his sketchbook with him. They joint creative forces and
this turned out to be the key to their company’s success.
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Vor Jahren gab es bei Saturday Night Life einen Sketch namens
«Pumping up with Hans & Franz». Es ging um zwei Bodybuilder
namens Hans und Franz, die mit stark deutschem Akzent und falschen Muskelbergen – man ahnt es schon – Arnold Schwarzenegger parodierten. «Jeder Hans und Franz» ist eine gängige deutsche
Redewendung.
Nennen wir es beim Namen: Deutscher als Hans und Franz geht’s
nicht. Im Fall von Konstantin Landuris und Horst Wittmann, eben
hansandfranz, ist jedoch klar, dass man auf das «Made in Germany» sehr stolz sein kann: Nachdem sie ihre Arbeiten auf Messen
in Mailand und New York ausgestellt haben, entwerfen sie heute
gemeinsam für namhafte internationale Hersteller.
Hansandfranz stehen für einen gesamtheitlichen Gestaltungsansatz, ausgehend von unkonventionellen Konzepten über eine klare
Formgebung bis hin zum reduzierten Materialeinsatz. Ihren anspruchsvollen Gestaltungsansatz erkennt man ebenfalls bei dem
von ihnen designten Stapelstuhl LEFTY, den die beiden als ihr
«Everyday Masterpiece» bezeichnen.
Horst und Konstantin lernten sich während ihrer Studienjahre an der Akademie der Bildenden Künste in München kennen.
Während Konstantin bis dahin seine Freizeit auf dem elterlichen
Schrottplatz verbrachte, um mit Maschinen und Material die
wildesten Konstruktionen zu erschaffen, war Horst immer mit
seinem Skizzenbuch unterwegs und begeisterter Anhänger der
Münchner Graffitiszene. Ihre vereinten kreativen Kräfte machen
heute das Geheimnis ihres Unternehmens aus.
«During the development of our self-initiated project Lefty,we tried to question
conventions and avoided reverting to
already existing archetypes in order to
have more freedom to experiment and
to explore the manner of sitting.»
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Talking about Design
Text: Mosch Khanedani
D
Design ist ein wichtiger Bestandteil unseres alltäglichen Lebens
geworden. Möbel, Gegenstände, Produkte sollen nicht nur in
Funktionalität, sondern auch in ihrer Ästhetik hohen Ansprüchen
gerecht werden. Ein weiteres Merkmal ist in den letzten Jahren
immer relevanter geworden: Nachhaltigkeit. Auch im Bereich Design wird immer mehr Wert auf den bewussten Umgang mit Materialien und Ressourcen gelegt. Die Automobilmarke Fiat engagiert sich bereits seit Jahren für die Symbiose von Nachhaltigkeit,
Design und Technik. So wurde in Kooperation mit dem Designer
und Architekten Fabio Novembre das Projekt «To make a tree»
ins Leben gerufen, das bereits in Mailand und Paris für Furore
sorgte. Auf prominenten Einkaufsstraßen wuchsen Bäume aus 20
identischen Nachbildungen des Fiat 500 empor, um den Einklang
von Design, Nachhaltigkeit und Mobilität zu verdeutlichen.
2011 kommt «To make a tree» nach Berlin. Die Installation von
Fabio Novembre wird auf dem Vorplatz des Flughafens Tempelhof im Rahmen der Design- und Möbelmesse Qubique zu sehen
sein.
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Design has become a very important part of our everyday lives. Furniture, objects, products should not only serve their mere functional
purpose, they should furthermore meet our aesthetic standards.
Another quality that has become more and more important over the
course of recent years is sustainability. Nowadays, the thoughtful handling of resources and material plays a significant role in the field of
design.The car manufacturer Fiat has committed itself to create a symbiosis of sustainability, design and technology.
In collaboration with renowned designer and architect Fabio Novembre,
Fiat initiated the project «To make a tree», which caused a stir in Milan
and Paris in 2009 and 2010.
Trees grew out of twenty replicas of the Fiat 500 - true to the originalat prominent shopping streets of the city in order to emphasize the
consistency of design, sustainability and mobility. «To make a tree» will
now move to Berlin. Fabio Novembre’s installation will be presented
during the design and furniture fair Qubique on the forecourt of the
legendary Tempelhof aiport.
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Imprint
Konzeption, Art Direction & Design:
C100 Purple Haze
Text:
Benjamin Blumenberg, Ingo Mocek, Mosch Khanedani
Projektkoordination:
Millhaus, München
Oliver Glück, Alexander Schwan
Projektdirektion:
Fiat Group Automobiles Germany AG, Frankfurt
Giuseppe Fiordispina
Fiat Group Automobiles Germany AG
Fiat Marketing
Hanauer Landstraße 176
D-60314 Frankfurt am Main
Sitz der Gesellschaft: Frankfurt am Main
Handelsregister Frankfurt am Main HRB 82136
USt-IdNr. DE145763422
Druck:
Parat Druck- und Verlags-GmbH, München
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