Albrecht Dürers Betende Hände 1508, Tuschzeichnung
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Albrecht Dürers Betende Hände 1508, Tuschzeichnung
Stadt Nürnberg · Kulturreferat PRESSEINFORMATION Dürer-Stadt Nürnberg 2008: 500 Jahre Albrecht Dürers Betende Hände Kulturreferat der Stadt Nürnberg Hauptmarkt 18, 3. OG 90403 Nürnberg Telefon: ++49-(0)911-231-2000 Telefax: ++49-(0)911-231-2001 E-Mail: annekatrin.fries@stadt.nuernberg.de Albrecht Dürers Betende Hände 1508, Tuschzeichnung Hintergrundinformationen über die Zeichnung Das Urbild von Albrecht Dürers Betenden Händen entstand im Jahr 1508. Dürer erhielt den Auftrag für ein großes Altarwerk für eine Frankfurter Kirche und bereitete diesen, nach seinem Auftraggeber benannten „Heller-Altar“ mittels vieler Zeichnungen vor. Die Betenden Hände gehören einem Apostel jenes Heller-Altars, der betend der Himmelfahrt Mariens beiwohnt. Das 290x197mm große (und damit nicht ganz lebensgroße) Händepaar zeichnete Dürer mit dem Tuschpinsel auf bläuliches Papier. Dieses wie viele weitere seiner Studienblätter hob Dürer sorgfältig auf. Für den HellerAltar erarbeitete Dürer insgesamt 18 Vorzeichnungen, darunter fünf Kopfstudien und eine Fußstudie. Das brillante Meisterwerk der Zeichenkunst befindet sich heute in der Grafischen Sammlung Albertina in Wien. Der Heller-Altar Der Heller-Altar war eine Auftragsarbeit des vermögenden Frankfurter Patrizier Jakob Heller. Er engagierte den Nürnberger Meister 1507 für die Gestaltung eines Flügelaltars in der Frankfurter Dominikanerkirche. Über zwei Jahre arbeitete Dürer an dem Altarmittelbild und den Innenseiten der beiden Flügel. Die Außenseiten gestaltete der Maler Matthias Grünewald. Ein umfangreicher Briefwechsel zwischen Auftraggeber und Künstler dokumentiert den Entstehungsprozess, weist aber auch stetige finanzielle Nachforderungen Dürers nach. Am 24. Juli 1509 war der Altar vollendet und gelangte am 28. August 1509 durch Hans Imhoff nach Frankfurt. Heller war vom Ergebnis begeistert und entlohnte Dürer entsprechend. Der Heller-Altar zeigt im Mittelbild die Himmelfahrt und Krönung Marias im Kreis der 12 Apostel. Über 100 Jahre verblieb der Heller-Altar in der Dominikanerkirche. 1614 beauftragten die Dominikaner den Nürnberger Maler Jobst Harrich, das Altarmittelbild Dürers zu kopieren. Das Original verkauften sie an den Bayerischen Herzog Maximilian I. nach München. 1729 wurde der Altar bei einem Brand in der Münchner Residenz zerstört. Heute kann die Arbeit nur noch an Hand der Kopie studiert werden. Seite 2 von 2 Die Rezeption der Betenden Hände Kaum jemand hat die Betenden Hände im Original gesehen. Auch in der Dürerliteratur finden sich nur äußerst sparsame Informationen darüber. Vorzeichnungen und Studien galten lange Zeit nicht als Kunst. Es scheint zudem, als ob die Kunstgeschichte den Betenden Hände aufgrund ihrer trivialen Popularität weniger Beachtung geschenkt hätte. Die Rezeption der Betenden Hände begann sehr spät. 1827 finden die Betenden Hände unter dem Titel „Studie von zwey zusammengelegten Händen“ erstmals Erwähnung. Ausgestellt wurden sie erstmals 1871 in Wien. Postkarten und Kunstdrucke machten sie seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer bekannter und in den späten 1920er Jahren tauchten vereinzelt hochwertige Medaillons aus Ton und Metall auf, quasi die ersten Reliefs. Als traditioneller volkstümlicher Wandschmuck wurde das Motiv erst nach dem Zweiten Weltkrieg populär. Vielen Nachahmungen wurde Dürers AD - Monogramm als Gütesiegel beigefügt, quasi zur Aufwertung. Nach dem Desaster des Nationalsozialismus wurden sie zum Sinnbild für Hoffnung. Nun fanden die Betenden Hände eine weltweite Verbreitung. In den USA wurden sie zumeist als Vollplastik gestaltet. Dort gibt es auch ein 110 Meter großes Monument, das auffordert, für den Weltfrieden zu beten. Briefmarken aus Uganda oder Münzen aus der Republik Äquatorial Guinea bilden die Betenden Hände ab. Andy Warhol wählte sie als Motiv für seinen Grabstein. Die Werbung nutzte sie intensiv, der Spiegel gestaltete daraus Titelbilder. Auf US- amerikanischen Internetseiten kursiert eine erfundene Entstehungsgeschichte des Blattes, die den emotionalen Impetus überhöht (Dürer soll die geschundenen Hände seines Bruders, je nach Version auch die Hände eines Freundes, gemalt haben, der sich für Dürers Karriere in der Mienen(!) vor Nürnberg zu Grunde gearbeitet hat). Diese vielfache Verwendung und Modifikationen – bis hin zur freien Erfindung - haben dazu geführt, dass etliche Menschen mit den Betenden Händen nicht das Originalblatt verbinden, sondern eine dreidimensionale Replik und die „wahre Geschichte“ der Betenden Hände nicht kennen. Die Veranstaltungen zu „500 Jahre Dürers Betende Hände“ werden von der Sparkasse Nürnberg und der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg für die Stadt Nürnberg gefördert. Weitere Informationen erhalten Sie beim Kulturreferat der Stadt Nürnberg, Annekatrin Fries, Dürer-Schwerpunkt, Tel. (0911) 231-2369, annekatrin.fries@stadt.nuernberg.de, www.duerer.nuernberg.de