2010-Richter
Transcription
2010-Richter
Bericht über PJ in Neuseeland Viele junge Leute träumen vom Abenteuer Neuseeland, ein Land der ungeahnten Möglichkeiten. Neuseeland- ein Paradies? Nun, meiner Erfahrung zufolge kann ich das durchaus bestätigen, zumindest größtenteils. Denn wie alles auf der Welt hat auch Neuseeland seine Vor- und Nachteile. Wenn man den Traum in die Realität umsetzen möchte, muss man erst einmal viele bürokratische Hürden überwinden. Und das kostet ganz schön viel Zeit, Geld und Nerven. Am Anfang steht der erste Kontakt zur Universität in Dunedin und die Frage nach einem Praktikumsplatz (anzusprechende Person hierfür ist der Deutsche Prof. Thomas Rades 1). Da NZ in den letzten Jahren sehr beliebt geworden ist, muss man sich wirklich lange vorher (ca. 1,5-2 Jahre) um eine Stelle an der School of Pharmacy2 bewerben. Immatrikuliert wird jedes Jahr zum 1. Januar oder zum 1. Juli, was also nicht mit dem „optimalen“ PJ Plan zusammenpasst. Weil man dadurch den Termin des 3. StEx etwas verschieben muss, hat man jedoch die Möglichkeit seinen Aufenthalt in NZ zu verlängern und auf Reisen das ganze Land zu entdecken. Wenn man schon einmal dort ist… Nachdem der erste Kontakt zur School of Pharmacy steht und einem per Email einer der begehrten Plätze zugesichert wurde, geht es ans Organisieren. Post aus Übersee folgt mit vielen Informationen, Formularen, Anträgen, Voraussetzungen etc. inklusive Hinweisen, was man zu beachten und wie man bestimmte Formulare auszufüllen hat. Als Erstes muss man einen Sprachtest ablegen (z.B. IELTS3 oder TOEFL4) und diesen mit einer gewissen Mindestpunktzahl bestehen. Dann muss man sämtliche Zeugnisse und Bescheinigungen übersetzen und als beglaubigte Kopie nach NZ senden. Hierzu gehören u.a. Abitur, 1. Staatsexamen, 2. Staatsexamen (kann man nachreichen), der Englisch-Test, Reisepass, Lebenslauf. Kleiner Tipp zum Sparen: einfach alles selbst übersetzen und zur Gemeinde- oder Stadtverwaltung gehen und es beglaubigen lassen. Weiterhin benötigt man auch Beurteilungen von 2 Professoren. Die gesammelten Werke in einen Umschlag packen und ab nach Neuseeland. Danach heißt es warten. Unter Umständen ziemlich lange, in NZ laufen die Uhren etwas langsamer… Sobald man den ersehnten „Offer of Place“ erhalten hat, kann man das Studenten-Visum beantragen bei der neuseeländischen Botschaft in Berlin5. Hierfür ist ein 12-Seitiger Antrag in Englisch auszufüllen und in die Hauptstadt zu schicken, inklusive 2 Passbildern, Reisepass im Original, einen Scheck für die Bezahlung (ca. 100 €), der Offer of Place, Hin- und Rückflugticket bzw. eine Bescheinigung über ausreichend finanzielle Mittel (Kontoauszug reicht), wenn man nur ein One-Way-Ticket gekauft hat. Darauf achten, dass das Visum eine Arbeitserlaubnis für bis zu 20 Stunden pro Woche enthält, für den Fall, dass man einen bezahlten HiWi Job in der School of Pharmacy bekommt. Die Uni gibt einem Hinweise für die Vorbereitung auf NZ, an was man alles denken muss und was zu beachten ist. Auch die Internetseite6 zeigt einige Infos über Studiengebühren, Kosten, etc. Ansonsten hat man noch einen Betreuer vom International Office, der einem gerne weiter hilft. Die Studiengebühren werden durch die School of Pharmacy übernommen, jedoch muss man Administration Fees und ein paar andere Gebühren bezahlen, inklusive einer neuseeländischen Krankenversicherung (alles zusammen ca. 500€). Eine eigene Auslandsversicherung von Deutschland wird selten anerkannt. Im Vorfeld muss man sich um eine Unterkunft kümmern. Es stehen verschiedene Optionen zur Auswahl7. Man kann sich z.B. in einem der Wohnheime bewerben, wie dem Abbey College8. In der Miete ist alles inklusive: Strom, Heizung, Wasser, Internet, TV, Waschmaschine, Vollpension,… Die Ausstattung dieses Wohnheims ist ziemlich gut, ein Pool, Jacuzzi, Sauna, Billard, BBQ, etc. sind vorhanden. Man kann auch in einer der Otago Flats unterkommen, die meist zu 4. bewohnt werden. Die Miete ist zwar günstiger, jedoch muss man sich um Strom, Internet usw. selbst kümmern und extra bezahlen. Der Mietpreis wird in NZ übrigens pro Woche berechnet. Vor Beginn der Reise sollte man noch seinen Impfstatus überprüfen und ggf. auffrischen. In NZ gibt es zum Glück keinerlei giftige Tiere, gefährliche Mücken o.ä., jedoch sollte man generell nicht ungeschützt in ein fremdes Land reisen. Irgendwann geht es ans Koffer packen und die große Frage steht im Raum: Wie bekomme ich bloß mein ganzes Leben für 6 Monate in einen einzigen Koffer mit 20 kg? Man sollte sich wirklich nur auf das Nötigste beschränken, in NZ braucht man keinen Schnickschnack! Die Kiwis haben einen furchtbaren Kleidungsstil, sodass man wirklich keine Angst vor modischen Fehltritten haben muss. Man sollte praktische Dinge einpacken, alltagstauglich, leger und bequem. Wandersachen sind immer gut, genauso wie Schlafsack und Sonnenschutz mit LSF 50 (die neuseeländische Sonne ist unheimlich aggressiv). Unbedingt auch warme Klamotten einpacken, da es im Winter drinnen meistens kälter ist als draußen. Wirklich! Und Mückenschutz (es gibt fiese kleine Stechmücken) sowie eine winddichte Regenjacke nicht vergessen, Dunedin ist berühmt für sein feuchtes Wetter. In punkto Flug erkundigt man sich am besten im Reisebüro oder online. Die kürzesten Routen gehen über Asien und kosten für Hin- und Rückflug ab 1200 €. Allerdings hat man meistens nur 20 kg Freigepäck. Für alle, die es nicht schaffen mit einem einzigen Koffer auszukommen, gibt es Trick 17: entweder Emirates buchen, die erlauben 30 kg Gepäck, oder über Amerika fliegen, da kann man 2 Koffer zu je 23 kg mitnehmen. Diese Variante dauert jedoch ein paar Stunden länger und kostet etwas mehr. Zu beachten ist, dass man höchst wahrscheinlich einige Souvenirs aus NZ mitbringt, also genügend Platz im Koffer einkalkulieren sollte bzw. alte, abgetragene Sachen bei den Kiwis lässt. So oder so hat man mindestens 2 Zwischenlandungen, die man auch ein paar Tage verlängern kann, um sich eventuell noch die jeweilige Stadt anzuschauen. Es lohnt sich. Nach Ankunft in Neuseeland beginnt dann die eigentliche praktische Tätigkeit. Die University of Otago bietet seit einigen Jahren das "Postgraduate Certificate in Pharmaceutical Sciences" an, welches ein 6 monatiges Forschungsprojekt ist. Die Forschungstätigkeit beinhaltet Planung des Projektes, Durchführung der Experimente und schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse in Form einer Dissertation. Die Arbeit ist mit einer deutschen Diplomarbeit vergleichbar, wird aber nicht als solche in Deutschland anerkannt. Sobald man in der School of Pharmacy anfängt, bekommt man ein paar Projekte vorgestellt (meistens Techno, manchmal Klinische Pharmazie), von denen man eines auswählen darf. Das genaue Thema ergibt sich also erst, wenn man vor Ort ist. Nachdem man sich entschieden hat und seinen Office- (inklusive Computer) und Laborplatz bekommen hat, darf man mit dem Projekt beginnen. Die allgemeinen Arbeitszeiten sind von 9-17 Uhr, jedoch hat man individuellen Spielraum, d.h. solange am Ende der 6 Monate die Dissertation fertig ist, kann man flexibel arbeiten. Bezüglich Geld kann man entweder ein NZ Bankkonto eröffnen, was sehr einfach und schnell geht und keine Gebühren kostet, oder man zahlt mit Kreditkarte bzw. Bargeld. Die Deutsche Bank hat einen Vertrag mit der Westpac Bank in Neuseeland, sodass man an Westpac Automaten kostenlos Geld vom Konto bei der Deutschen Bank abheben kann. Wenn man bei einer anderen Bank ist, kostet das Abheben normalerweise 3,50 € für jede Buchung, pro Tag darf man max. 800 NZ $ abheben. Übrigens kann man in NZ fast überall mit EC- oder Kreditkarte bezahlen, sogar sein Bier im Pub, was sehr, sehr praktisch ist. Lebenshaltungskosten sind ähnlich wie in Deutschland, man sollte jedoch einiges an Geld für Freizeitaktivitäten einplanen, da man ja auch mal das Land in vollen Zügen genießen möchte. Zug ist ein gutes Stichwort. Zum Thema öffentliche Verkehrsmittel muss man leider sagen: so gut wie nicht existent. Wenn man mobil sein will und viel vom Land sehen möchte, ist ein Auto ein Muss. Das lässt sich aber einfach kaufen bei einem Händler (auch mit Rückkaufgarantie möglich, wenn man vor der Heimreise keinen zusätzlichen Stress mit dem Autoverkauf haben will), auf einem Automarkt oder von Privatpersonen. Alles easy. Den Kaufpreis zahlen, zur Post gehen, Formular ausfüllen und das Auto anmelden. Fertig. Dann kann man schon los düsen. Eine Versicherung kann man abschließen (am besten eine 3rd party insurance), muss man aber nicht. Und um ein neues Nummernschild muss man sich auch nicht kümmern, da es ein Leben lang am Auto bleibt. Es ist ratsam sich vor dem Abflug in Deutschland einen Internationalen Führerschein zu besorgen. Mit dem kann man in Neuseeland für 1 Jahr ab dem Datum der Einreise herumfahren, danach muss man den neuseeländischen Führerschein machen (allerdings auch nur die theoretische Prüfung). Trotz Linksverkehr gewöhnt man sich relativ schnell ans Autofahren auf der anderen Straßenseite. Ohne Auto kommt man nicht vom Fleck und kann die wunderschönen Ecken Neuseelands nicht entdecken, da alles SEHR weit auseinander liegt. Mit dem 100 km/h Tempolimit, auch auf den „Autobahnen“ (eine Spur mit Schlaglöchern pro Seite, Vorsicht Linksverkehr!), kommt man leider auch nicht so schnell voran, wie man möchte. Speeding-Tickets werden gerne vergeben und das Fiese ist, dass das per Laser gemessen wird, d.h. es gibt keinen Blitz und man bekommt es beim Fahren nicht mit. Für 11 km/h zu schnell zahlt man 80 NZ $. Die sind in Reiseaktivitäten besser angelegt… NZ hat wirklich viel zu bieten! Besonders auf der Südinsel kann man alle 100 km eine komplett andere Landschaft entdecken, aber auch die Nordinsel hat beeindruckende Landstriche (und wärmeres Klima). Generell haben die Kiwis es geschafft ihren natürlichen Reichtum super zu vermarkten und gutes Geld damit zu machen, ohne die Natur zu zerstören. Die Natur ist auch der größte Schatz, den sie haben. Mit der Geschichte, Kunst und Kultur in Europa kann NZ nicht mithalten, aber dafür gibt es viele andere Reize. Man kann sehr gut Wassersport treiben, es gibt tolle Tauchgebiete, unter der Wasseroberfläche existiert ein farbenprächtiges, beeindruckendes Reich. Ich persönlich habe in NZ tauchen gelernt und bin fasziniert von der bunten, schillernden Unterwasserwelt. Aber auch über Wasser kann man segeln, kajaken, surfen, angeln,… Im Landesinneren gibt es die Möglichkeit zum Ski fahren, Wandern, auch mehrtägige Hiking-Tracks sind wunderbar und vielfältig. Nur mit der Beschilderung könnten sie den Touristen eine Freude machen, wenn es mehr Wegweiser gäbe und weniger Schotterstraßen. Es gibt sehr viel zu entdecken, NZ ist ein Schlaraffenland für Outdoor-Aktivitäten. Auch Adrenalin-Junkies kommen auf ihre Kosten mit Bungy Jumping (wurde in NZ erfunden), Paragliding, Speedboat fahren, Rafting,… Man kann unheimlich viel erleben und genießen. Fast wie im Paradies. Katharina Richter Bei Fragen: katirichter1206@web.de 1) Prof. Thomas Rades thomas.rades@otago.ac.nz 2) National School of Pharmacy University of Otago P.O. Box 56 Dunedin 9054 New Zealand http://pharmacy.otago.ac.nz/ 3) International English Language Testing System (IELTS) Kosten: 190 €, Gültigkeit des Ergebnisses: 2 Jahre nach Bestehen der Prüfung http://www.britishcouncil.de/d/english/ielts.htm 4) Test of English as a Foreign Language (TOEFL) Kosten: 225 US$ (ca 160 €), Gültigkeit des Ergebnisses: 2 Jahre nach Bestehen der Prüfung http://www.de.toefl.eu/toefl-sites/toefl-germany/ 5) Neuseeländ. Botschaft (für das Studenten-Visum): New Zealand Embassy Friedrichstraße 60 10117 Berlin http://www.nzembassy.com/de/deutschland/%C3%BCber-diesebotschaft/kontakt/botschaft-von-neuseeland-berlin 6) Informationen über Studiengebühren, Kosten, etc. http://www.otago.ac.nz/international/otago002190.html 7) Übersicht über Unterkünfte http://www.otago.ac.nz/about/accommodation/ 8) Abbey College http://www.otago.ac.nz/abbeycollege/index.html