Mit dem BII-Stipendium zum World Library and Information

Transcription

Mit dem BII-Stipendium zum World Library and Information
Mit dem BII-Stipendium zum World Library and Information Congress
2015 nach Kapstadt –
ein unvergessliches Erlebnis
Dieses Poster hängt in der Kinderbücherei der Central Library in Kapstadt
Als ich am ersten Kongresstag im Civic Center aussteige und zum Kongresszentrum laufe, ist
es wieder da…. das Gefühl zu etwas Großem und Wichtigen zu gehören. Dankbarkeit dafür,
am anderen Ende der Welt mit gleichgesinnten, engagierten Bibliothekar/innen (u.a.)
zusammenzutreffen, sich auszutauschen und Neues zu lernen. Dankbar auch dafür, dass BIInternational sowohl als auch meine Bibliothek mich finanziell unterstützen! Ich liebe es
meine Nase in die internationale Bibliothekwelt zu stecken – toll!
Entlang der Straßen, die zum Convention Centre führen sind Flaggen gehisst „81st World
Library and Information Congress“- na also, denke ich, nicht nur die IAA, auch der Kongress
der Bibliotheks- und Informationsfachwelt macht von sich reden.
Es ist mein zweiter IFLA-Kongress. Manches empfinde ich ähnlich wie beim ersten Mal:
Meine Begeisterung darüber wie leidenschaftlich die Kolleginnen und Kollegen in ärmeren
Gegenden dafür kämpfen, dass Kinder mit Hilfe von Bibliotheken die Chance erhalten zu
lesen, Bücher zu finden, die in ihrer Muttersprache geschrieben sind und ihre Lebenswelt
widerspiegeln. Gibt es diese Bücher nicht (ja, das ist sehr oft der Fall!) werden sie selbst
hergestellt, wie die beeindruckenden Präsentationen von Michael Kevane (Siehe „Libraries
creating reading material for rural children readers in Burkina Faso (2014) und „Partnership
experience with community libraries“ in Burkina Faso“ (2015) beweisen. Mit einfachsten
Mitteln hergestellt, kopiert finden sie so ihren Weg in die Dorfbibliotheken. Der Vorteil, dass
Kinder ihre Bücher selbst machen, liegt auf der Hand: Hier findet sich auf wirklich
authentische Weise wieder, wie sie ihre Welt sehen und ihren Lebensalltag meistern.
Veranstaltungen und Projekte, wie sie z.B. in der öffentlichen Khayelitsha Public Library in
einem der größten Townships Kapstadts durchgeführt werden, unterscheiden sich gar nicht
so sehr von unseren: Wo Mittel fehlen, wird man erfinderisch: Zum Beispiel mit dem
Smartphone als Hotspot für eine Handvoll Tablets, wenn es keinen Internetanschluss gibt, so
dass das Projekt, bei dem Schülerinnen und Schüler sich ausgiebig über gesundheitliche
Themen wie AIDS online informieren können, letztlich doch realisiert wird.
Eher neu für mich ist das Gefühl, nun wirklich in meiner Sektion „angekommen zu sein“.
Mein Englisch ist viel flüssiger geworden (dafür war es auch prima, dass ich vor dem
Kongress ein paar wundervolle Tage Urlaub am Kap gemacht habe) und es ist ein tolles
Gefühl, die Kolleginnen und Kollegen, mit denen man das ganze Jahr über hauptsächlich per
E-Mail kommuniziert, endlich wieder zu sehen. Das tollste Erlebnis: Ich leite jetzt eine
Arbeitsgruppe innerhalb meiner Sektion (Section Libraries for Children and Young Adults).
Anfangs war es nur eine Idee, die Best Practices auf unserer Webseite besser zu pflegen.
Jetzt entwickelt die Arbeitsgruppe nach finnischem Vorbild eine Art „event recipes“, die
weltweit von allen, die ein tolles Projekt oder eine besondere Initiative teilen wollen,
ausgefüllt und an die Sektion geschickt werden können. Das Projekt „Best Practices“ wird
parallel zur Arbeit an den neuen Guidelines for Children's Library Services laufen und diese
mit vielen praktischen Beispielen ergänzen.
Aufgeregt und voller Freude: Es kann losgehen!
Zum ersten Mal wurde ich in Kapstadt auch in den Pausen von unterschiedlichsten
Menschen angesprochen, auf meine Arbeit in der IFLA-Sektion, auf einen Vortrag, den ich
2014 in meiner Funktion als Standing Committe Member beim Bibliothekartag in Nürnberg
gehalten habe usw. Ich habe daraus gelernt, dass es Zeit braucht, sich mit der Arbeit in
einem solch großen internationalen Verband wie es die IFLA ist, vertraut zu machen und
dass man für sein Engagment (klar sitzt man am WE auch mal vor dem PC ;-)) reich belohnt
wird!
Eine Session, in der herausragende afrikanische Leseförder-Projekte wie z.B. „The Nal'ibali
reading for enjoyment campaign“ vorgestellt wurden, organisierte unsere Sektion in der
Central Library in Kapstadt. Was für eine tolle Arbeit dort mit und für Kinder und
Jugendliche/n geleistet wird. Und das mit durchaus sehr geringem Budget wie die Direktorin
der Bibliothek betonte. Sogar den Guiness World Record hat die Stadtbücherei sich geholt,
indem eine endlos lange Domino-Reihe aus Büchern kreuz und quer durch alle Etagen der
Einrichtung aufgestellt wurde. Das ganze Personal machte mit, was nicht nur eine Stärkung
des Wir-Gefühls sondern auch die Aufmerksamkeit des Fernsehen und Radios zur Folge
hatte. Wer sich diese tolle Aktion einmal anschauen möchte, probiert diesen Link aus:
https://www.youtube.com/watch?v=GYcnwjsg2tA (Guinness World Record book domino
attempt at the Cape Town Central Library)
Zu Gast in der Central Library in Kapstadt!!! Die riesige Kinderbücherei im Keller fällt durch wunderschöne
Wandbemalung und die bei Kindern sehr beliebte Transformers-Figur auf!
Eine weitere Session organisierten wir unter Beteiligung möglichst vieler Interessierter, um
Impulse und Anregungen für die neuen Guidelines for Children’s Library Services der Sektion
zu bekommen. Mehrere hundert Menschen drängten in den mit Luftballond und kleinen
Give-aways geschmückten Saal, verteilten sich an den Tischen und waren nach einigen
Kurzvorträgen über die Projekte der Sektion mit Feuereifer bei der Sache.
Last but noch least standen neben der ganzen Arbeit natürlich auch die Besichtigung von
Bibliotheken vor Ort und Ausflüge in die Umgebung statt. In Kapstadt, vor allem seine Lage
am Kap, die Natur und die Menschen, habe ich mich verliebt wie in kaum eine Stadt zuvor.
Bleibt zu hoffen, dass der nächste IFLA-Kongress, der in den USA stattfinden wird, ein
ähnlicher Erfolg wird! In jedem Fall kann ich die Mitarbeit in einer der unzähligen IFLASektionen nur empfehlen, ob im Vorstand, als Standing-Committee-Member oder Observer.
Es ist definitiv eine Erfahrung, die man im „normalen“ Berufsalltag nicht macht und die einen
unvergleichlichen Blick über den Tellerrand bietet. Und dank des BI-Stipendiums kann man
darauf vertrauen, dass die Kosten nicht zu hoch werden! Übrigens: Um ein Stipendium zu
erhalten, sollte man möglichst eine Präsentation bzw. ein Poster einreichen und/oder bzw.
Standing Committe Member in einer der zahlreichen IFLA-Sektionen sein!
Oberursel, 6. November 2015
Monika Mertens