Reisebericht der Mototyacht NAUTIC 2013
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Reisebericht der Mototyacht NAUTIC 2013
Reise der MY Nautic 2013 Der Törn an die Nordsee oder wie aus dem Ziel Cuxhaven eine Rundreise durch Holland wurde Als mein liebster Reisegefährte und Kapitän der MY Nautic und ich am 19.7.2013 gegen 17 Uhr die schwer bepackte Nautic bestiegen und kurz danach vom Heimathafen Wiesbadener Yacht-Club WYC ablegten, hieß das Reiseziel für unsere 4 Wochen Urlaub noch Bremerhaven, eventuell eine der ostfriesischen Inseln, Cuxhaven, Hamburg. Frohgemut schlugen wir die Richtung rheinabwärts ein, und genossen voller Vorfreude die Spätnachmittagssonne und die wohlbekannten Ufer bis St. Goar. Aufbruch Rhein bei Rüdesheim Hier blieben wir am ersten Abend, statteten wie immer der Philippsmühle im Gründelbachtal einen Besuch ab, um bei einem exzellenten Gläschen 'Steilhang' die Neuigkeiten aus St. Goar vom Müllermeister persönlich zu erfahren. Am nächsten Morgen ging es weiter, zunächst bis Duisburg. Hier wollten wir tanken, um dann kurz darauf in den Rhein-Herne-Kanal einzubiegen. Duisburg Köln Nach einer langen Anfahrt durch Hafengelände erreichten wir die Marina Duisburg und damit die Tankstelle für Sportboote. Als wir uns ein bisschen die Füße vertraten, sahen wir am Kassenhäuschen der Tankstelle den Hinweis, dass ab Dienstag, den 23 Juli wieder mehrtägige Streiks der Schleusenwärter angekündigt waren, und zwar für den Mittellandkanal und die Weser bis Bremen. Schnell überdachten wir die Situation und rechneten aus, dass wir bis zum Dienstag Bremen und damit die letzte Schleuse vermutlich nicht erreichen würden. „Gut, fahren wir eben nach Holland!“ Diese schnelle Entscheidung war uns nicht sehr schwer gefallen, und schon eilte die Nautic weiter rheinabwärts, Richtung Westen. Gegen Abend und nach immerhin 370 km Fahrt erreichten wir Zutphen, das uns auch schon auf unserer Reise im letzten Jahr so gut gefallen hatte. Ein sympathischer Hafen, auf der gemütlichen Terrasse des Bootshauses wird ein guter Kaffee und ein frisches Bier serviert und bis in die sehr sehenswerte Stadt ist es nur ein Katzensprung (samstags Blumenmarkt!). Zutphen Enkhuizen Am nächsten Tag ging es bei strahlendem Wetter weiter bis nach Enkhuizen am Ijsselmeer, wo bereits großes Sommergedränge herrschte, wir aber einen schönen Platz bekamen und sofort die Füße ins Wasser steckten. Es war der Beginn von vielen Tagen Sonnenschein, die bei uns zu Hause im Rhein-Main-Gebiet zum Teil sehr heiß waren, aber an der Küste bei Temperaturen um die 26 Grad und frischem Wind immer erträglich blieben. Auch sonst war der Sonntagabend im malerischen Enkhuizen ein toller Urlaubsauftakt, es gab Livemusik, die Restaurants und Cafés an den Kanälen waren gut besucht. Bei dem herrlichen Wetter machten wir uns am nächsten Morgen gleich auf den Weg nach Texel, denn das Ijsselmeer war glatt und ruhig und so war auch das Wattenmeer. Auf den knapp 25 km zwischen der Seeschleuse Den Oever im südwestlichsten Zipfel des Ijsselmeers und dem Inselhafen von Texel, Oude Schild, begegneten wir wieder einer langen Reihe von Segelbooten, Plattbodenschiffen, großen und kleinen Motoryachten, die das gleiche Ziel hatten wie wir. Dementsprechend voll war der einzige Yachthafen auf Texel bei unserer Ankunft, er war am frühen Nachmittag sogar bereits geschlossen: „Full“ hieß das Schild am Eingang und der hektisch auf seinem Schlauchboot herum sausende Havenmeester wollte uns gleich zum Umkehren bewegen. Da der Skipper aber gerne mit vollem Tank weiter reisen wollte, baten wir darum, bis nach der Mittagspause an der Tankstelle warten zu dürfen. Ganz unerwartet war das Glück uns doch noch soweit hold, dass die am Nachmittag anwesende Havenmeesterin uns einen Liegeplatz in sechster Position eines in der hinteren Hafenecke liegenden Päckchens zuwies. Das hieß, um an den Steg zu kommen, musste man erst über eine Motoryacht, dann über zwei Segelboote und schließlich über zwei Plattbodenschiffe klettern. Das hieß aber auch zu früher Stunde am nächsten Morgen rangieren, denn ein aufbruchwütiger Segler (4. Stelle im Päckchen) wollte um 7 Uhr los. Ein weiterer aufbruchwütiger Segler aus England (3. Stelle im Päckchen) hatte angekündigt, eventuell sogar schon um 5 aufbrechen zu wollen, er war sich bloß noch nicht ganz sicher. Nun, dies blieb uns erspart, wir nutzen aber den allgemeinen Aufbruch, um uns einen schönen Platz für uns allein zu suchen, was dann auch klappte. Hafeneinfahrt Texel Neben uns lag ein äußerst liebenswürdiges und agiles Rentnerehepaar, beide jenseits der 80. Aus dem Ruhrgebiet stammend, verbringen sie seit Jahren jeden Sommer hier auf ihrem gemütlichen Motorsegler. Der Sportboothafen Texel hält alles vor, was nützlich und angenehm ist, Duschen, Toiletten, WiFi, einen kleinen Einkaufsladen, einen Strand (allerdings natürlich am Wattenmeer) und eine schöne Strandbar oberhalb des Yachthafens. Ansonsten bietet der Ort Oudeschild außer Schafen, Kuttern und 2 oder 3 Fischläden nicht viel (in letzteren hatten wir uns allerdings mehrfach ausgiebig versorgt – Garnelen, Thunfisch, Jakobsmuscheln, Fischfilet, alles frisch und appetitlich). Nun ließen wir uns ein paar Tage Zeit, das schöne Wetter auf Texel zu genießen, liehen uns Fahrräder, erkundeten den schönen Ort Den Burg, fuhren durch den duftenden Kieferwald zu den Dünen und langen Stränden der Insel und badeten in der Nordsee. Gegen Ende unserer ersten Urlaubswoche beobachtete ich eine gewisse Unruhe an meinem Kapitän. War es die Wettervorhersage, die ihn beunruhigte? Für Anfang der Woche war mit verstärktem Wind zu rechnen. Oder war es das Meer, das ihn lockte? Wo würde es hingehen? Nautic-Kapitän Das Meer war glatt wie ein Ententeich und der Himmel blau, und die Nautic glitt wie ein Pfeil über das Wasser. Diesmal fuhren wir nicht im Konvoi, wir waren endlich auf dem großen weiten Meer angekommen. Entfernt sahen wir die richtigen 'großen Pötte', deren schemenhafte Umrisse deutlicher wurden, als wir uns Ijmuiden näherten.Hier mussten wir wieder einmal tanken, denn so ein Boot ist leider immer durstig. Es war ein tolles Gefühl, hinter einem großen Frachtschiff von See her in die Hafeneinfahrt einzulaufen, geleitet von Ober-und Unterfeuer, begleitet von Möwen. Da uns Ijmuiden als Etappenziel nicht zusagte (groß, hässlich) stachen wir nach dem Tanken wieder in See und fuhren weiter Richtung Süden, das Tagesziel hieß nun Scheveningen. Scheveningen ist ein ziemlich mondänes Seebad, das direkt an Den Haag angrenzt. Scheveningen hat eine bekannte Seebrücke und beeindruckende Hotelanlagen, die man schon von weitem von See her sieht. Der Yachthafen ist eine geschäftige Anlage, es liegen dort sehr viele wirklich weit gereiste Boote, darunter nun selbstverständlich die Nautic. Am Quai verschiedene nette Kneipen und Restaurants. Nach dem Abendessen stürzten wir uns in das Nachtleben von Scheveningen und erkundeten die 'Szene' an der langen Promenade, auf der ein schwerer Geruch nach Barbecue lag, der aus den vielen Strandbars und Restaurants aufstieg, wo sich nun die Jungen, Reichen und Schönen am Freitagabend versammelten. Modische Trendfarbe unbedingt weiß, was die Orientierung zur späten Stunde leichter machte! Yachthaven Scheveningen Auch im Yachthafen Scheveningen gab es Frühaufbrecher, so dass eine gewisse Unruhe entstand. Die Suche nach einem Bäcker oder zumindest Lebensmittelgeschäft im Umkreis des Hafens war leider völlig ohne Erfolg, so dass wir auf Schiffszwieback (aufgebackenes Weißbrot vom Vortag) zurückgriffen bevor auch wir wieder in See stachen und Kurs Richtung Süden nahmen. Die Situation zum Vortag hatte sich insofern geändert, als es heute zwar immer noch relativ windarm, jedoch recht diesig war. Vor Hollands Küste Das heißt, die Sicht war deutlich schlechter und als wir am Hoek von Holland vorbeifuhren und die großen Schifffahrtslinien kreuzten, war es schon fast ein bisschen gespenstisch, die großen Pötte aus dem Dunst auftauchen zu sehen. Der Kapitän der Nautic entschied jetzt, in das Haringvliet einzufahren, da das Wetter doch sehr nach Regen aussah. Kaum lagen wir vor der Seeschleuse bei Stellendam, brach auch schon ein kräftiges Gewitter los. Dem Schleusenwärter sei Dank wurde das Schleusentor erst geöffnet, nachdem sich das Wetter etwas beruhigt hatte, so dass die Mannschaft beim Dienst an der Schleusenleine (zu 90 Prozent Frauen) nicht zu hart herangenommen wurde. Mit dem Haringsvliet befanden wir uns nun auf den Gewässern von Zeeland. Nach verheerenden Sturmfluten – zuletzt 1953 – war infolge des Deltaplans mittels eines komplizierten und ausgetüftelten Systems von Wehren, offenen Dämmen und festen Deichen eine Wasserlandschaft geschaffen worden, der nunmehr keine Überflutungsgefahr mehr droht. Dabei wurden ökologische Aspekte berücksichtigt: Während Haringsvliet, Grevelinger und Veerse Meer eingedeicht und damit zu Süßwasserrevieren wurden, wird die Osterschelde durch ein offenes Sturmflutwehr geschützt, so dass sie im Normalfall weiterhin von den Gezeitengewässern gespeist wird. Das Wehr wird nur bei Gefahr geschlossen. Zwischen den einzelnen Gewässern reist man über Schleusen hin und her. Es gibt hier viele sehenswerte Städtchen, die im Mittelalter bedeutende Marktplätze und Häfen waren. Am 27.7. liefen wir in Hellevoetsluis ein, nachdem wir die Seeschleuse bei Stellendam verlassen hatten. Wir passierten den malerischen Stadtkanal, an dem bereits unzählige klassische Segelyachten festgemacht hatten. An diesem Wochenende fand hier eine Klassik-Regatta statt, ein Augenschmaus für Liebhaber klassischer Segelschiffe. Durch eine Drehbrücke gelangten wir in den Hafen Het Grote Dok, den man sehr empfehlen kann, wir hatten einen schönen Platz, zum Zentrum des Ortes war es nicht weit.Allerdings konnten wir das historische Zentrum mit Pub und Livemusik nicht so auskosten wie wir es vorhatten, da es an diesem Abend noch weitere anhaltende Gewitter gab und wir daher lieber an Bord blieben. Wie auch die anderen alten Städte in Zeeland die wir noch bereisten, ist auch Hellevoetsluis eine Festung aus dem 17. Jahrhundert, als sich die Holländer erbitterte Schlachten mit den Engländern lieferten. Am nächsten Morgen legte die Nautic ab Richtung Willemstad, benannt nach Wilhelm dem Schweiger und als eins der schönste Hafen- (und Festungs-)städtchen von Holland gerühmt. Wie zu erwarten, lagen wir auch hier wieder im Päckchen, diesmal an Stelle 3, das heißt, Strom konnten wir noch legen. Wir lagen im Yachthaven am Fuß der Stadtmauer, ein netter Hafen mit guter, sommerlicher Stimmung, wir hatten nur ein paar Schritte in das historische Stadtzentrum. Hier, im Binnenhaven, lagen nun die privilegierten Schiffe, es war ein bisschen 'Klein-St-Tropez'-Stimmung und schön, diese in einer der Hafenkneipen bei Appelgeback und Kaffee auf sich wirken zu lassen. Ein Problem stellte allmählich die Versorgung dar, denn nicht nur unser Brot war zur Neige gegangen. Schon in Hellevoitsluis war kein Einkaufsladen in der Nähe des historischen Zentrums aufzutreiben gewesen und hier in Willemstad sah es ganz ähnlich aus. Unsere Bootsnachbarn (Stelle 2 im Päckchen) waren jedoch ortskundig und nahmen uns am nächsten Morgen zu einem Supermarkt mit, in dem wir ganz ordentlich einkaufen konnten. Die Uhrzeit ist für Bootsfahrer in Holland immer entscheidend: Läden – wenn vorhanden oder auffindbar – machen normalerweise um 18 Uhr zu. In Häfen mit großem Andrang und kleinem angeschlossenen Ort empfiehlt es sich, beizeiten einkaufen zu gehen – wie zum Beispiel auf Texel – in Oudeschild gibt es nur einen kleinen 'Spar'Supermarkt. Wenn man dort um 17 Uhr einkaufen geht, sind die Regale im wahrsten Sinne des Wortes abgeräumt. Nachdem wir also in Willemstad gebunkert hatten, legten wir alsbald ab, wollten wir doch nach Zierikzee, ebenfalls ein beliebtes Highlight der Bootsfahrer. Dazu mussten wir über eine Schleuse in das unruhige Wasser der Osterschelde fahren und gelangten dann über einen langen Zufahrtskanal nach Zierikzee. Zierikzee Natürlich lagen wir auch hier im Päckchen, aber der nette Havenmeester in Uniform und im roten Schlauchboot beruhigte uns, das sei doch ganz normal und schön dazu. Außerdem interessierte er sich für unsere Herkunft, denn sein Sohn lebt ja in Darmstadt, und viele Boote aus Wiesbaden gab es hier nun wirklich nicht, das war uns auch schon aufgefallen. Zierikzee selbst ist ein bezauberndes, lebhaftes Städtchen, sehr maritim, mit einem riesigen Kirchturm, der leider unvollendet geblieben ist (statt wie geplant 206 m ist er nur 56 m hoch geworden). Zierikzee Überall gibt es hier Muscheln zu essen, ja, es gibt sogar ein Muschelfestival, und im Hafen neben uns entlud schon in den frühen Morgenstunden ein Muschelkutter seine reiche Ente. Muscheln werden ja vorwiegend in der Osterschelde aber auch sonst in ganz Zeeland kultiviert, und sind in fast jedem Restaurant zu haben, in Bier oder Weißwein mit Gemüsestreifen gekocht und mit Pommes Frites und verschiedenen Sausjes serviert. Schon einmal wach geworden durch die Entladungsgeräusche des Muschelkutters brachen wir am 30.7. gegen 8 Uhr in Richtung Veere auf, dem nächsten Ziel unserer Reise. Wir hofften, als Frühankommende vielleicht heute einmal einen schönen Platz im Stadthafen zu ergattern. Dazu überquerten wir zunächst entlang der 5 km langen Zeelandbrug die Osterschelde bevor wir wiederum über eine Schleuse in das Verser Meer gelangten, wiederum ein Binnenrevier mit idyllisch bewachsenen Ufern und kleinen Inseln, an denen man problemlos festmachen kann. Nach etwa 2 Stunden gemächlicher Fahrt tauchte vor uns das bekannte Stadtbild von Veere auf. Unsere Hoffnung, im Stadthafen unterzukommen wurde abermals zunichte gemacht durch das große Gedränge an Yachten, das schon ein Rangieren im Hafen unmöglich machte. Wir fuhren ein Stückchen weiter und fanden bei der Bootswerft Oostwatering außerhalb der Stadt einen guten und ruhigen Liegeplatz für 2 Tage. Hier schien so eine Art CytraTreff stattzufinden, zwei weitere Cytras lagen bereits im Hafen und der Werft- und Yachthafenbetreiber war ganz begeistert, dass die Nautic aus Wiesbaden nun auch noch hierher gefunden hatte. In das mittelalterliche Festungsstädtchen Veere war es nicht weit, ein schöner Spaziergang an Schaf- und Kuhweiden vorbei, durch mittelalterliche Festungstunnel hindurch und man war bereits angekommen. Im Städtchen fand gerade ein Landmarkt statt, auf dem Produkte der Umgebung angeboten wurden, und zwar von Gartengemüse (geräucherter Knoblauch!) über Aal bis hin zu Wollerzeugnissen und Kleinkunst alles, feilgeboten von freundlichen Marktleuten in traditionellen Trachten und Spitzenhäubchen. Ein absolut liebreizender Ort mit langer Geschichte. Vorne am Hafen im Restaurant des Yachtclubs lohnt sich ein Besuch. An langen Holztischen isst man hier besonders gut 'Mosselen', Muscheln in Weißwein gedünstet, und kommt schnell ins Gespräch mit den Tischnachbarn. Yachtclub Veere Oder man beobachtet die Yachteigner, die mit ihren großen Schiffen einen Platz im beengten Stadthafen ergattert haben.Das Bordleben wird immer gerne etwas zur Schau gestellt, nie fehlen darf der in Holland sehr beliebte Bordhund: klein, gefleckt, trittsicher. Oder man trifft auf interessante Menschen wie den Eigner des Schleppers 'Hans' mit Heimathafen Neuhaus an der Oste, der in mehrwöchiger Fahrt nach Zeeland gereist war. Aber nach zwei Tagen Ruhe im beschaulichen Veere und bei allerschönstem Wetter zog es uns wieder weiter. Wir wollten nochmals Salzwasser schmecken. Daher hieß es am 1.8. „Leinen los“ und die Nautic reiste über den Kanaal door Walcheren in Richtung Vlissingen. Hier war im Stadthafen wieder bereits alles belegt, so dass wir die Westerschelde – großes Wasser, große Schiffe! - querten und im gegenüberliegenden Breskens einen tollen Hafen fanden, der uns sofort wie am Mittelmeer vorkam. Ein großzügiger Yachthafen mit guter Infrastruktur, einem sehr repräsentativen Clubhaus, von dem man aus bei einem frisch gezapften Bier die großen Frachtschiffe auf der Westerschelde beobachten konnte. Booten mit den unterschiedlichsten Heimathäfen lagen dort, aber auch viele Dauerlieger aus dem nahen Belgien. Westerschelde Vlissingen Belgisch oder nordfranzösisch angehaucht kam uns auch Breskens selber vor in seiner sachlichen Schmucklosigkeit, ein großer Fischereihafen eben. In der Ferne sah man die Umrisse von Zeebrugge, und schon überlegte der Kapitän der Nautic heimlich, wo er als Nächstes hinfahren würde. Aber zunächst erfreute uns ein Bad im -sauberen- Hafen, abends startete das ziemlich laute Fischerfest und am nächsten Tag statteten wir dem schönen Badeort Vlissingen einen Besuch ab. Drei Tage genossen wir den Sommer in Breskens, am 4.8. warfen wir die Leinen los und fuhren die Westerschelde aufwärts Richtung Antwerpen. Bei weiterhin sommerlichen Temperaturen und moderatem Wind erreichten wir den gigantischen Seehafen von Antwerpen gegen Mittag. Gemeinsam mit Rotterdam ist Antwerpen der größte Hafen in Europa. Die Nautic glitt an unzähligen Hafenbecken vorbei, in denen die größten Schiffe unablässig ent- und beladen wurden, und es dauerte sicherlich eine gute Stunde, bis wir das ganze Hafengebiet passiert hatten und in eine Schleuse einfuhren, die uns in das Binnensystem und damit die Stadt Antwerpen führen würde. Kaum hatten wir festgemacht, begrüßte uns ein Herr vom Schleusenpersonal und machte deutlich, dass wir uns in Belgien zu registrieren hätten. Der Nautic-Kapitän folgte ihm in das Schleusenbüro und erhielt dort gegen Angabe seiner Personalien eine Registrierungsnummer. Mit dieser war die Nautic sozusagen temporär aufgenommen in das belgische Binnenschifffahrtssystem. Später erstanden wir noch eine Vignette, die uns die Nutzung der Wasserwege und Schleusen für die Dauer von 3 Monaten erlaubte. Der Yachthafen von Antwerpen, am früheren Bonaparte-Hafenbecken gelegen, übertraf alle unsere Erwartungen. Yachthafen Antwerpen Quasi mitten in der Stadt, umgeben von alten Lagerhäusern (heute schicke Loftwohnungen) ist er eine stilvolle Adresse mit allen Annehmlichkeiten. Bis zur unbedingt sehenswerten Innenstadt von Antwerpen ist es nicht weit, die alten Bürgerhäuser rund um die Kathedrale und das Rathaus sind durchweg flämischer Bauart. Zwei Tage genossen wir das Stadtleben, um am 6.8. über den Julianakanal in Richtung Maas aufzubrechen.Zunächst führte uns der Julianakanal durch den Binnenhafen von Antwerpen, der in seinen Ausmaßen nicht minder riesig war wie der Seehafen. Häfen, Industrie, Binnenfrachtschiffe auch entlang des Albert-Kanals: Hier war der Berufsverkehr beherrschend, Sportboote waren recht selten zu sehen. Staustufe Im Albert-Kanal sind mehrere Schleusen zu fahren, in Richtung Norden wird man pro Schleuse jeweils 10 bis 12 Meter heraufgeschleust, wobei man sich vor extrem unruhigen Wasserständen in Acht nehmen muss. Über die Schleuse von Lanaye gelangten wir am 7.8. in die Maas und befanden uns kurz darauf wieder in Holland, Maastricht. Maastricht Nach einem zweitägigen Aufenthalt im sehenswerten Maastricht mit seinen mittelalterlichen Bauwerken und tollen Einkaufsgeschäften verfolgten wir den Julianakanaal und Maas mit den schönen Städtchen Roermond und Venlo bis hin zum Leukermeer, wo wir wiederum 2 Tage pausierten. Maas Wie viele der früheren Baggerseen in dieser Gegend wurde auch das Leukermeer, gelegen in Sanddünen mit Heidelandschaft, zu einem Erholungsgebiet mit Yachthafen umgestaltet, in dem viele Dauerlieger aus Holland, aber auch aus dem nahe gelegenen Deutschland - Mönchengladbach ist es nur ein Katzensprung - ihren Urlaub verbringen. Die Ausübung des Yachtsports in dieser Gegend erinnerte uns eher an Wassercamping, und mehr als einmal gingen unsere Gedanken und Erinnerungen wehmütig zurück zu den Gewässern und Inseln längs der Küsten. Allerdings konnte man am Restaurant des Yachthafens wenig aussetzen. Am 12.8. ging es dann weiter Richtung Rhein, den wir gegen Mittag nach Passieren der letzten Schleuse bei Nijmegen erreichten. Nach mehrtägiger gebremster Kanalfahrt war die Nautic (und ihr Kapitän) nun doch sehr froh, wieder frei über den großen Fluss dahinzufegen, wenn es auch in Bergfahrt war. Gegen Abend erreichten wir den Wassersportverein Xanten bei Flusskilometer 838, der in einem früheren Baggerloch – jetzt ein von Wald umgebener sauberer See- eine gepflegte Steganlage unterhält. Der gestandene Männerverein des Clubs empfing uns sehr nett zu einem Plausch rund um die Bierzapfanlage im kleinen Clubhaus. Der nächste Tag brachte uns bis nach Düsseldorf, der darauffolgende nach St. Goar, wo wir faul unsere letzten Urlaubstage verbrachten. Am 17.8.2013 erreichten wir den Heimathafen Schierstein und damit den WYC. Wir waren stolz und glücklich über unsere lange, schöne und interessante Reise, auf der sich keinerlei unangenehmen Zwischenfälle ereignet hatten, allerdings auch ein wenig wehmütig, uns nun wieder an das Dasein als Landratten gewöhnen zu müssen. Zurück in Schierstein Die Reise 19.07.- 17.08.2013, 1730 Km, 77,3 Betr.- Std, 22,4 km/h, 22,5 l/h, 1,01 l/km, 22 Schleusen Das Boot Cytra 31 Courier Export Baujahr 1981 2 x Volvo – Penta AQAD 41 DP (á 200PS) Tankkapazität: 400 l Diesel 200 l Wasser Vmax 33 kn Reisegeschwindigkeit 23 kn Die Crew Regine Simon Stefan Gilles Bericht Regine Simon Fotos Regine Simon Stefan Gilles