Die ökonomische Logik der illegalen Migration: Das Beispiel USA

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Die ökonomische Logik der illegalen Migration: Das Beispiel USA
Universität Hamburg
Lehrstuhl Internationale Wirtschaftsbeziehungen
Prof. Dr. Thomas Straubhaar
Seminar zu: Aktuelle Probleme der Wirtschaftspolitik
Stephanie Niesen
Rachel Bröker
Wintersemester 2007/2008
Abgabedatum: 22.10.2007
Die ökonomische Logik der illegalen
Migration:
Das Beispiel USA
Inhaltsverzeichnis
Deckblatt.....................................................................................................................................1
Inhaltsverzeichnis...................................................................................................................2
Analyse ..................................................................................................................................3
1.
Einleitung .......................................................................................................................3
2.
Gründe............................................................................................................................4
3.
4.
2.1
Ökonomische Gründe für illegale Migration............................................................4
2.2
Soziale Gründe für illegale Migration......................................................................6
Folgen ............................................................................................................................7
3.1
Positive ökonomische Folgen der illegalen Migration für die USA..........................7
3.2
Negative ökonomische Folgen der illegalen Migration für die USA ........................9
3.3
Wirtschaftliche Folgen der illegalen Migration auf die USA .................................11
.... Diskussion möglicher Maßnahmen zur Eindämmung der illegalen Migration in Bezug
auf die Reformüberlegungen in den Vereinigten Staaten ...............................................12
5.
Fazit und wirtschaftspolitische Handlungsempfehlung ..................................................15
Literaturliste .........................................................................................................................17
2
Analyse
1. Einleitung
Migration hat in den Vereinigten Staaten als größtes Einwanderungsland weltweit eine lange
Tradition. Aus diesem Grund wird mit diesem Land häufig der Begriff „ Schmelztiegel“ in
Verbindung gebracht. Diese Assoziation rührt von dem Verständnis der USA als klassisches
Einwanderungsland, dessen Gesellschaft aus einer Vielzahl verschiedener Kulturen besteht.
Alleine 2006 betrug die Anzahl der Einwanderer 34,3 Millionen Menschen. Während die
ersten
Migranten
vorwiegend
aus
Europa
stammten,
wandern
heute
vermehrt
lateinamerikanische Bürger in das Land. Die so genannten Hispanos stellen mit einem Anteil
von 14,8 % der Gesamtbevölkerung mittlerweile die mit Abstand größte Minderheit in den
USA
und
das
viertgrößte
„lateinamerikanische“
Land.
(US Census Bureau 2006; Hoffmann 2005) Ihr Anteil wird durch weitere Zuwanderung und
hohe Geburtenraten auch in Zukunft weiter rasant ansteigen. Mit 53,5% stellen Einwanderer
mexikanischer Herkunft den mit Abstand größten Anteil
der lateinamerikanischen
Immigranten in die USA dar. Aus diesem Grund wird die Analyse der ökonomischen Logik
illegaler Migration in den USA in dieser Arbeit exemplarisch am Beispiel mexikanischer
Einwanderer durchgeführt. (US Census Bureau, 2006) Für die anderen Migranten aus Südund Zentralamerika, die nach Mexiko mit 24% am zweitstärksten vertreten sind, gelten
ähnliche Bedingungen. Afrika, Europa und Asien sind als Herkunftsländer für den Zweck
dieser Analyse zu vernachlässigen, da sie mit Anteilen von jeweils unter 10% vergleichsweise
geringfügig vertreten sind. Gerade für den Kontext der illegalen Migration spielen diese
Länder keine Rolle, da sie aufgrund ihrer geographischen Entfernung und anderen
wirtschaftlichen Bedingungen nicht die gleichen Anreize für eine Migration in die USA
bieten.
Die Unterscheidung zwischen Illegalität und Legalität ist für die weitere Analyse zwingend
nötig, da aus dem unterschiedlichen Rechtsstatus der jeweiligen Migranten völlig
unterschiedliche Folgen in Bezug auf die Wirtschaft, die Politik und das wirtschaftliche Leben
entstehen. Während legale Einwanderer über eine permanente oder vorübergehende
Aufenthaltgenehmigung wie zum Beispiel Visa oder Greencards verfügen, umgehen illegale
Migranten staatliche Regulierungsversuche in Form von Migrationsgesetzen. Der illegale
Status eines Einwanderers wird entweder durch die illegale Einreise, den illegalen Aufenthalt
nach Ablauf einer vorübergehenden Aufenthaltsgenehmigung oder durch ein informelles
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Beschäftigungsverhältnis hervorgerufen. (Vu, 2007) Von dieser Definition sind solche
Migranten abzugrenzen, die mit Hilfe von gefälschten Papieren scheinlegal arbeiten und sich
folglich der Berücksichtigung in offiziellen Schätzungen entziehen: Da sie auch mit falschen
Dokumenten zur Zahlung von Abgaben herangezogen werden können, können sie für die
weitere Analyse ausgeschlossen werden.
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass die Masse der Migranten durch illegale
Grenzübertritte in die USA einwandern, entsteht der illegale Status zu einem großem Teil
auch durch illegale Beschäftigungsverhältnisse und dem illegalen Aufenthalt nach Ablauf
eines Visums. (Straubhaar, 2007) Statistischen Schätzungen zufolge beläuft sich die Anzahl
der sich in den USA illegal aufhaltenden Migranten mittlerweile auf etwa 12 Millionen
(focus Migration, 2007) Die anhaltende Brisanz der Thematik zeigt sich nicht nur in den
aktuellen politischen Reformvorhaben, sondern auch durch neuartige Erscheinungen wie der
Bürgermiliz an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Anhand dessen wird deutlich wie
relevant der Handlungsbedarf in Bezug auf undokumentierte Migration sowohl von der
Politik wie auch von der Bevölkerung wahrgenommen wird. Obwohl sich die Standpunkte der
Parteien bezüglich der Folgen von irregulärer Migration für die USA unterscheiden, spricht
sich der Großteil eindeutig für eine Eindämmung der illegalen Migration aus. Unter der
Annahme, dass die Reduktion der Zahl der undokumentierten Zuwanderer die allgemeine
Wohlfahrt erhöht, findet der Konsens auch in der Bevölkerung breite Zustimmung.
(Hanson 2006)
Inwiefern diese These auch ökonomisch gestützt werden kann, wird in dieser Arbeit
diskutiert.
Darauf
aufbauend
wird
letztendlich
eine
wirtschaftspolitische
Handlungsempfehlung entwickelt.
2. Gründe
2.1
Ökonomische Gründe für illegale Migration
Es gibt eine Vielzahl an Faktoren, die zur Erklärung illegaler Migration herangezogen werden
können. Diese werden folgend zunächst anhand der neoklassischen Theorie, dem ältesten
Konzept der Migrationsforschung näher beleuchtet.
Aus makroökonomischer Sicht entstehen durch unterschiedliche wirtschaftliche Bedingungen
in den beiden Ländern ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage bezüglich der
Arbeitskräfte. Am ausschlagebensten für dieses Ungleichgewicht zwischen den USA und
Mexiko ist das Lohngefälle zwischen den Ländern. Aktuelle Daten belegen, dass in den USA
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mit einem Durchschnittlohn von etwa 9,34$ ein in etwa viermal höherer Stundenlohn als in
Mexiko gegeben ist. (Bundesagentur für Außenwirtschaft, 2006)
Der neoklassischen Theorie zufolge migrieren deshalb so viele Arbeitskräfte in das
Aufnahmeland bis die Löhne und das Arbeitskräfteangebot schließlich konvergieren und ein
stabiles Gleichgewicht erreicht wird. Letztendlich sind Arbeitskräfte, wie jede andere
Ressource auch, den Kräften des Marktes unterworfen, sofern dieser Marktmechanismus nicht
durch Regulierung beeinflusst wird. (Ravenstein, 1885)
Aus mikroökonomischer Sicht bietet jedes Individuum seine Arbeitskraft dort an, wo es sich
die größte Rendite verspricht. Dieses Modell wird in der Literatur auch als Kosten-NutzenModell bezeichnet und demzufolge trifft ein potentieller Migrant seine Entscheidung für ein
potentielles Aufnahmeland nach Abwägung aller entstehenden Kosten mit dem resultierenden
Nutzen. (Sjaastad, 1962) Ein weiterer Erklärungsansatz für die Migrationsentscheidung wird
durch die Verwendung von Push- und Pullfaktoren geboten: Pushfaktoren sind
Druckfaktoren, die im Ursprungsland auf potenzielle Migranten wirken, während Pullfaktoren
die ökonomischen Vorteile sind, die illegale Migranten dazu veranlassen, in das
entsprechende Aufnahmeland zu migrieren. Diese Faktoren können sowohl ökonomischer als
auch sozialer oder politischer Natur sein. (Lee 1972) Da diese Arbeit einen klaren
ökonomischen Standpunkt vertreten soll, wird der Fokus zunächst nur auf die wirtschaftlichen
Faktoren gelegt. Insgesamt sind die wirtschaftlichen Bedingungen in Mexiko in keinster
Hinsicht vergleichbar mit den Möglichkeiten, die die USA ihren Arbeitnehmern bieten.
Bereits der Vergleich der Bruttoinlandsprodukte zeigt deutlich, wie unterschiedlich die beiden
Länder wirtschaftlich gestellt sind. Mit 44 190$ ist das BIP pro Kopf in den USA über
fünfmal so hoch wie in Mexiko. (Bundesagentur für Außenwirtschaft, 2006)
So ist der wichtigste ökonomische Pull-Faktor, wie oben im makroökonomischen Kontext
schon angesprochen, der höhere Lohn in den USA. Bessere Verdienstmöglichkeiten eröffnen
Mexikanern die Chance auf Lebensbedingungen, die ihnen in ihrem Heimatland verwehrt
bleiben. Obwohl Arbeitslosigkeit offiziellen Statistiken zufolge in Mexiko mit ungefähr
3,6 % kein Problem darstellt, ist sie dennoch ein ausschlaggebender Grund für die hohe Zahl
der illegalen Migranten. Ab einer Arbeitszeit von einer Stunde pro Woche wird ein
Mexikaner aus der offiziellen Arbeitslosenquote ausgeschlossen und lediglich als
unterbeschäftigt bezeichnet. Bei Einbezug dieser Unterbeschäftigten wäre mit einer
tatsächlichen Arbeitslosigkeit von etwa 30% zu rechnen. In den USA hingegen ist mit einer
Arbeitslosigkeit
von
4,6%
die
Arbeitsnachfrage
entsprechend
größer.
(Central Intelligence Agency, 2007) Gerade niedrigqualifizierte Arbeitnehmer sind in den
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USA ein knappes Gut. In den letzten Jahren hat die Anzahl der Hochschulabschlüsse in den
Vereinigten Staaten stetig zugenommen. 39% der erwachsenen Bevölkerung erreicht ein
höheres Bildungsniveau und damit sinkt der Anteil der Bevölkerung, der willens ist, einfache
und schlecht bezahlte Jobs auzuüben, kontinuierlich. (OECD, 2006) Als weitere ökonomische
Pushfaktoren sind hier Ineffizienzen, Handelsdefizite, Inflation, Verschuldung und vor
allem Korruption anzuführen, die die wirtschaftliche Situation Mexikos belasten. Zwar wurde
die mexikanische Wirtschaft in den vergangenen Jahren stark dereguliert und privatisiert und
in Folge dessen sind insbesondere die Inflation und die Verschuldung stark gesunken. Auch
das Wirtschaftswachstum von 4,8% beweist eine positive Entwicklung und macht Mexiko zur
bedeutendsten Industriennation Lateinamerikas. Nichtsdestotrotz stehen diese Verbesserungen
in keinem Vergleich zu den ökonomischen Gegebenheiten in den USA. Die weltweit führende
Industrienation bietet, neben der bereits erwähnten höheren Entlohnung und einer großen
Arbeitsnachfrage, eine stetig wachsende Wirtschaft und einen großen informellen Sektor, der
auch illegalen Migranten ein relativ hohes Einkommen verspricht. (Bundesagentur für
Außenwirtschaft, 2006) Gerade der letzte Punkt spricht für ein Migration in die Vereinigten
Staaten, da die hohe Nachfrage nach ausländischen Arbeitnehmern gerade im informellen
Niedriglohnsektor nicht in allen westlichen großen Industriestaaten im gleichem Ausmaß
vorhanden ist.
Diese Bedingungen stellen selbstverständlich auch Pull-Faktoren für andere wirtschaftlich
problembelastete Länder da. Allerdings stellt die geographische Nähe Mexikos als direkter
Nachbar der Vereinigten Staaten eine Verringerung der individuellen Kosten in Bezug auf die
Migration dar. (Rosa-Luxemburg-Stiftung, 2007)
2.2
Soziale Gründe für illegale Migration
Abgesehen von den ökonomischen Aspekten der illegalen Migration, die im Mittelpunkt
dieser Arbeit stehen sollen, existieren natürlich auch andere Gründe in Form von Push- und
Pullfaktoren, die das Migrationsverhalten der Mexikaner bestimmen. Vorrangig sind hier die
sozialen Bedingungen in Mexiko zu nennen, die dazu führen, dass die Einheimischen ihr
Heimatland verlassen wollen. Diese sozialen Missstände resultieren aus den oben genannten
ökonomischen Gegebenheiten des Landes oder sind die Folge von Ineffizienzen, insbesondere
von Korruption und ungerechter Politik. Bedingt durch die vorherrschende soziale
Ungleichheit entstehen starke Disparitäten im Bezug auf die Löhne und das Einkommen. Dies
hat zur Folge, dass ungefähr 40% aller Mexikaner unter der Armutsgrenze leben. 10% von
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ihnen leben sogar unter der absoluten Armutsgrenze, das bedeutet, dass sie über weniger als
einen Dollar pro Tag verfügen. (Central Intelligence Agency, 2007) Durch fehlende
Arbeitsplätze und die daraus resultierende Perspektivenlosigkeit in ländlichen Gebieten, zieht
es die Menschen in die Städte. Die dort entstehende Überbevölkerung führt zur
Verstädterung. Da diese die Infrastrukturen dieser Städte den Massen nicht gewachsen sind,
kommt es zur Slumbildung mit weit reichenden sozialen und humanitären folgen für die dort
ansässigen Menschen. Infolgedessen werden ganze Stadtteile Mexikos von Kriminalität und
Prostitution bestimmt. (Waldmann/Nolte, 2006)
Letztendlich sind alle Push- und Pullfaktoren, ob ökonomisch oder sozial, so eng miteinander
verknüpft, dass die Migrationsentscheidung für den einzelnen Menschen von der
Gesamtabwägung dieser Einzelfaktoren abhängt.
3. Folgen
3.1
Positive ökonomische Folgen der illegalen Migration für die USA
Wie in der Einleitung bereits angesprochen, ist die Zahl der in den USA lebenden illegalen
Migranten mit einer Anzahl von bis zu 12 Millionen Menschen extrem hoch.
Dies lässt darauf schließen, dass auch die illegale Einwanderung bis zu einem gewissen Grad
klare ökonomische Vorteile für die US-amerikanische Wirtschaft mit sich bringt, da die
bisherige Toleranz gegenüber der Missachtung amerikanischer Gesetze anders nicht zu
erklären ist. Tatsächlich entstehen den USA essentielle Vorteile aus dem illegalen Status der
Migranten: Wie oben bereits kurz erwähnt, existiert in den USA ein Nachfrageüberschuss für
Arbeitskräfte insbesondere im Niedriglohnsektor.(Hanson, 2006) Der offizielle Weg über
Visa oder andere Formen der Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen korreliert nicht mit
aktuellen wirtschaftlichen Veränderungen und kann dementsprechend nicht kurzfristig und
effizient auf diese Veränderungen reagieren. Durch hohe bürokratische Hemmnisse, strenge
Selektionskriterien und lange Wartelisten ist legale Migration nicht dazu geeignet, die
überschüssige Arbeitsnachfrage zu decken. Illegale Migranten hingegen passen sich flexibel
an die aktuelle wirtschaftliche Situation an: Wenn die amerikanische Wirtschaft wächst und
der Nachfrageüberschuss größer wird, wandern Sie vermehrt ein und im Falle, dass die
Wirtschaft stagniert, geht die Zahl der illegalen Migranten deutlich zurück. Sie wandern also
tendenziell nur dann aus ihrem Heimatland aus, wenn die Wirtschaft in den USA relativ zu
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eigenen wächst und sie sich dementsprechend sicher sein können im Aufnahmeland einen
Arbeitsplatz zu finden. (Chiswick, 1986)
Insbesondere Jobs, die Einheimische aufgrund ihres gefährlichen, schmutzigen oder
unbequemen Charakters nicht besetzen möchten oder hierfür einen wesentlichen höheren
Lohn verlangen würden, werden von illegalen Migranten ausgeübt. Viele Wirtschaftszweige
wie die Bauwirtschaft, die Landwirtschaft oder auch die Textilindustrie sind auf ihre billigen
Arbeitskräfte angewiesen und würden ohne diese schwerwiegende wirtschaftliche Einbußen
in Kauf nehmen müssen. (Garson, 2000) Um Arbeitsplätze dieser Art für Einheimische
attraktiv zu machen, müssten die Begleitbedingungen also entweder geändert oder die Löhne
angehoben werden. Dies würde aber besonders arbeitsintensive Branchen unter Umständen
unprofitabel machen. Um unabhängig von den relativ teureren Arbeitnehmern zu sein, würden
diese Arbeitsplätze wegrationalisiert werden oder auch exportiert werden und soweit wie
möglich durch technische Neuerungen mit geringeren variablen Kosten ersetzt werden.
Ein sehr wichtiger Punkt ist des Weiteren die geographische Mobilität der undokumentierten
Migranten im Gegensatz zu denen mit einem legalen Rechtsstatus. Legale Arbeits- und
Aufenthaltsgenehmigungen sind meist an die Abhängigkeit von einem bestimmten
Arbeitgeber geknüpft und so werden reguläre Arbeitnehmer längerfristig örtlich gebunden.
Einen kurzfristiger Orts- und Arbeitsplatzwechsel dorthin, wo die jeweilige Qualifikation am
dringensten gebraucht wird, machen die gegenwärtigen rechtlichen Bestimmungen so
unmöglich. (Hanson, 2006) Zudem ist die Wahrscheinlichkeit bei illegalen Migranten größer,
dass ihre Qualifikationen den Erfordernissen der in Amerika zu knapp besetzten Sektoren
entsprechen. Da legale Migranten zu zwei Drittel aus Familienzusammenführungen
resultieren, ist es höchstunwahrscheinlich, dass ihre Profile den aktuell nachgefragten
entsprechen. (Hanson, 2006)
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass illegale Migranten einheimischen
Amerikanern Arbeitsplätze nehmen, entstehen durch sie tatsächlich neue und damit
wirtschaftliche Vorteile für viele Amerikaner. Dies ist eine Folge der Theorie der
Komplementarität von Produktionsfaktoren, nach der durch ein höheres Angebot eines
Produktionsfaktors die Produktivität der anderen Faktoren erhöht wird. In diesem Falle
werden durch ein höheres Angebot an Niedriglohnkräften die Produktivität des Kapitals und
das Einkommen der Höherqualifizierten wesentlich erhöht. Dass diese Theorie ausschließlich
für komplementäre Produktionsfaktoren
gilt und
sich
dadurch
nicht
für
alle
Gesellschaftsschichten positive ökonomische Folgen ergeben, wird in Punkt 3.2 näher
erläutert. (Chiswick, 1982)
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Eine weitere positive Folge für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten ist die Minimierung der
Produktionskosten. Da sich die illegalen Migranten in ihren Qualifikationen und
Einsatzmöglichkeiten in der amerikanischen Wirtschaft durch eine nahezu identische Menge
an Humankapital am ehesten gegenseitig substituieren können, minimieren sie die
Produktionskosten für bestimmte Wirtschaftszweige wie zum Beispiel für die Landwirtschaft
oder die Bauwirtschaft. Hiervon profitieren die Verbraucher wiederum durch niedrigere
Preise für Konsumgüter und ein daraus resultierendes höheres verfügbares Einkommen.
Würde die illegale Migration stärker eingeschränkt werden und sich das Arbeitsangebot
infolgedessen deutlich verringern, so müssten alle US-Bürger dies mit höherem
Konsumentenpreisen
und
einem
geringeren
verfügbaren
Einkommen
bezahlen.
(Ehrenberg&Smith, 2006) Schätzungsweise können die USA aufgrund der effektiveren
Nutzung Ihrer Ressourcen und der höheren Produktivität einen positiven jährlichen Effekt
von 0,2% des Bruttosozialprodukts in Form von höheren Einkommen verbuchen. So ist
unmittelbar ersichtlich, dass die USA in vielen Punkten nicht nur enorm von illegaler
Migration profitiert, sondern im Niedriglohnsektor sogar von ihr abhängt. (Borjas 1999)
3.2
Negative ökonomische Folgen der illegalen Migration für die USA
Selbstverständlich können irregulärer Migration nicht nur positive Eigenschaften abgewonnen
werden. Als schwerwiegenstes Argument gegen irreguläre Migration wird zweifelsohne der
stärkere Wettbewerb im Niedriglohnsektor angeführt, der letztendlich zu einem Absinken der
Löhne und einem Verlust an Arbeitsplätzen für die im Niedriglohnsektor arbeitenden
Einheimischen führt. Laut offiziellen Statistiken ist das Durchschnittseinkommen der
einheimischen Bevölkerung ohne Highschool-Abschluss in einem Zeitraum von zwanzig
Jahren um etwa 7,4% gesunken. (Borjas, 2004) So verändert sich insgesamt die Distribution
der Einkommen: Während Höherqualifizierte sowie Land- und Kapitalbesitzer ihre Rendite
erhöhen können, zahlen Niedrigqualifizierte einen hohen Preis in Form von sinkenden
Löhnen. Dies entspricht den ökonomischen Gesetzen der Komplemente und Substitute. Diese
Konkurrenzsituation betrifft jedoch nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch den
Wohnungsmarkt
und
die
sozialen
Transferleistungen
für
die
entsprechenden
Gesellschaftsschichten. (Camarota, 2007)
Gegen die enorme Anzahl der illegalen Migranten spricht weiterhin deren Nutzung der
öffentlichen Leistungen, wie beispielsweise der Infrastruktur, den Schulen oder dem
Gesundheitssektor, ohne entsprechende Gegenleistungen in Form von Steuerzahlungen zu
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erbringen. Durch die Nutzung dieser Einrichtungen sowie der erforderlichen Vergrößerung
des Verwaltungsapparates sind die Kosten für die USA als Folge der illegalen Zuwanderer
enorm gestiegen. Einer dieser Kostenfaktoren entsteht zum Beispiel durch die erhöhten
Ausgaben für die Inanspruchnahme des Rechtssystems und der Gefängnisse, da die
Kriminalrate unter den illegalen Einwanderern überdurchschnittlich hoch ist. Ein Anteil von
einem Fünftel an der Gesamtheit der Häftlinge ist im Verhältnis zu ihrem Anteil an der
Bevölkerung extrem hoch. (Camarota, 2004) Kosten dieser Art treffen vermehrt die an
Mexiko unmittelbar grenzenden Staaten Kalifornien, Arizona, Texas und New Mexico.
Der fiskalische Schaden für die Einkommen der sich legal in den Vereinigten Staaten
aufhaltenden Menschen wird insgesamt auf 0,1% des BIP geschätzt. (Borjas, 1999)
Allerdings ist dieser Punkt nur im begrenzten Maße als Argument gegen illegale Migration
zulässig. Einen Teil dieser Kosten kompensieren auch illegale Migranten durch Leistungen an
den Staat, wenn auch nicht durch direkte Einkommenssteuern. Undokumentierte Einwanderer
zahlen bei jedem Kauf von Gütern und Dienstleistungen sowie auch durch Mieten Leistungen
in Form von indirekten Steuern an die öffentlichen Kassen und fördern durch ihre Nachfrage
nach Konsumgütern und Dienstleistungen die amerikanische Wirtschaft. Erleichternd für die
Sozialkassen wirkt zudem, dass illegale Migranten ihre Familien zunächst oft aufgrund des
hohen Risikos und der instabilen Arbeitsverhältnissen im Heimatland zurücklassen und sie
dadurch viele Bestandteile der sozialen Versorgung wie etwa das Bildungswesen für die
Kinder zunächst nicht nutzen.
Genauere Angaben zur Höhe der jeweiligen Kostenträger sind bei der unsicheren Datenlage
schwer einzubinden, da die Steuerverluste nur grob geschätzt
werden können.
(Brulliard 2006) Auch aus makroökonomischer Perspektive entstehen negative ökonomische
Folgen in Form von negativen Externalitäten durch eine überproportionale Beanspruchung
der Infrastruktur und einer erhöhten Verschmutzung als Folge illegaler Migration.
Internalisiert werden diese Kosten durch fehlende Einbeziehung zur Finanzierung dieser
Leistungen nicht. (Djajic, 1999)
Insgesamt wird also deutlich, dass mit der unrechtmässigen Zuwanderung auch hohe Kosten
verbunden sind und ein Teil der aktuellen Debatte dadurch möglicherweise gerechtfertigt
werden kann. Zur abschließenden Beurteilung dieser Frage muss der Kostenaufwand in
Relation zu den ökonomischen Vorteilen der illegalen Migration aus Punkt 3.1 gesetzt
werden.
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3.3
Wirtschaftliche Folgen der illegalen Migration auf die USA
Bei Abwägung des Nutzens der Migration gegen die entstehenden Kosten erscheint es
fraglich, welchen Einfluss genau illegale Migration auf die wirtschaftliche Lage Amerikas
hat. Da die Daten für illegale Migranten nur grob geschätzt werden können, ist es schwer ein
präzises Urteil zu treffen. Offensichtlich können jedoch die Kosten, die durch die erhöhte
Inanspruchnahme von Sozialleistungen und den größeren Verwaltungsapparat durch eine
große Anzahl an illegalen Migranten entstehen, zum Teil durch die alltäglichen Ausgaben
kompensiert werden. Der verbleibende Anteil steht den Profiten durch die höhere
Produktivität und einer effizienteren Nutzung der Ressourcen entgegen. In Zahlen
ausgedrückt belaufen sich die Mehrkosten für die Sozial- und Verwaltungskassen durch
illegale Migration auf schätzungsweise 0,1% des BIP und die Profite durch effizientere
Nutzung der Ressourcen, sowie eine höhere Produktivität auf 0,2% des BIP. Unter
Berücksichtigung von etwaigen Messungenauigkeiten und der unzuverlässigen Datenlage
liegt hiermit der aggregierte Nettoeffekt unter Berücksichtigung aller positiven wie auch
negativen ökonomischen Folgen schätzungsweise bei Null. Gravierende wirtschaftliche
Auswirkungen auf das Land hat die fehlende rechtliche Legitimation also nicht und kann
daher von einem rein ökonomischen Standpunkt aus im Vergleich zur legalen Einwanderung
nicht eindeutig negativ bewertet werden. Aus der obigen Analyse wird zudem eindeutig
ersichtlich, dass nur diese Art der Migration die USA mit der Art des Arbeitnehmers versorgt,
der momentan gebraucht wird, zu dem Zeitpunkt, zu dem er gebraucht wird und an dem Ort
wo er gebraucht wird. (Hanson, 2006). Dieser Punkt lässt die Vereinigten Staaten nicht nur
wirtschaftlich enorm profitieren sondern macht sie bis zu einem gewissen Grad sogar
abhängig von den niedrig qualifizierten, billigen Arbeitskräften.
Die vorherrschende Toleranz illegaler Migration rührt also von einer klaren ökonomischen
Logik, der die illegale Migration folgt. Sie setzt genau dort an, wo die Gesetze des freien
Marktes in der amerikanischen Wirtschaft scheitern. Durch Regulationen auf dem
Arbeitsmarkt ist es den Arbeitnehmern mit legalem Rechtstatus nicht möglich flexibel auf
Veränderungen zu reagieren und das Anstellungsverhältnis je nach wirtschaftlicher Lage zu
wechseln. Reguläre Arbeitsverträge binden die Arbeitnehmer sowohl längerfristig an einen
Arbeitgeber wie auch geographisch an einen Ort. Die entstehende Lücke in der Nachfrage
nach eben solchen Arbeitskräften füllen die illegalen Migranten, die ohne feste Anstellung für
den Markt jederzeit verfügbar sind.
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Die aggregierten wirtschaftlichen Konsequenzen tragen natürlich keinesfalls sonstige Folgen
illegaler Migration, wie beispielsweise dem Einfluss auf die nationale Sicherheit oder hieraus
resultierenden politischen Veränderungen, Rechnung. Überlegungen dieser Art spielen
allerdings für politische Reformvorhaben ebenfalls eine große Rolle.
4. Diskussion möglicher Maßnahmen zur Eindämmung der illegalen Migration in
Bezug auf die Reformüberlegungen in den Vereinigten Staaten
Trotz der bewiesenen Logik illegaler Migration in Punkt 3.3 ist aufgrund der aktuellen
politischen Debatte offensichtlich, dass politischer Handlungsbedarf in Form einer Reduktion
der illegalen Zuwanderung in Amerika als notwendig angesehen wird. Aus diesem Grund
werden in diesem Abschnitt generell mögliche Maßnahmen und ihre Sinnhaftigkeit zur
Erreichung dieses Ziels erläutert und abschließend in diesem Kontext kurz die aktuelle
Einwanderungsreform in den USA diskutiert.
Eine unmittelbar naheliegende Maßnahme im Kampf gegen die Illegalität ist die Abschiebung
aller undokumentierten Migranten zurück in ihr Heimatland. Allerdings wäre diese Politik mit
massiven Verletzungen der Menschenrechte verbunden und ist aus diesem Grund politisch
weder machbar noch wünschenswert (Chiswick, 1988a). Auch logistisch ist die Abschiebung
von Millionen von Menschen unrealistisch.
Das extreme Gegenstück zur Massenabschiebung wäre eine Amnestie für alle in den USA
illegal lebenden Bürger. Allerdings würde so das Brechen von Gesetzen toleriert und
hierdurch die Verletzung des Rechtsstaates in Form von weiteren irregulären Zuzügen sogar
gefördert. Durch Familienzusammenführungen würde sich die Entwicklung verselbständigen
und letztlich eine Randgesellschaft entstehen, die sozial in dieser Größenordnung nicht mehr
zu integrieren wäre. (Chiswick 1988a) Alleine der übermäßige Anteil an der
Gesamtbevölkerung würde es für illegale Migranten immer leichter machen sich den
Migrationsgesetzen zu entziehen, da ihr soziales Netzwerk sie unabhängig von den
amerikanischen Gesetzen auffängt und damit den illegalen Status begünstigt. Für eine
Reduktion der illegalen Migranten ist ein solches Vorhaben eindeutig kontraproduktiv zu
bewerten. (Jahn, 1998) Aufgrund dessen ist es eindeutig ersichtlich, dass mit
Extremmaßnahmen der oben genannten Art alleine keine Annäherung an den gewünschten
Stand zu erreichen ist.
Aktuell in der politischen Debatte besonders relevant ist die Verschärfung der
Grenzkontrollen und die Stärkung derselbigen, um weiteren Zuzug von Migranten bereits im
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Vorfeld zu verhindern. Aufgrund der Länge und der naturgegegeben schweren Bewachbarkeit
ist diese Maßnahme allerdings mit enormen Kosten verbunden.(Pan, 2006) Auch die
zunehmende Globalisierung, die den freien Fluss von Gütern und Dienstleistungen über
national Grenzen hinweg fördert, macht eine streng abgeriegelte Grenze und die Regulierung
des grenzüberschreitenden Verkehrs zu einem nahezu unmöglichen Vorhaben. Insbesondere
die NAFTA (North American Free Trade Agreement) verbindet Mexiko und die USA
wirtschaftlich und eine Grenze der oben genannten Art hätte verheerende Folgen für alle
Bereiche der Wirtschaft in beiden Nationen. Ein Freihandelsabkommen über eine
militarisierte hinweg Grenze ist ein Widerspruch in sich. (Sangmeister, 2004) Mit einer
Erschwerung der Grenzüberschreitung ist außerdem unweigerlich eine Förderung des Profits
von Schleusergeschäften verbunden, da potenzielle Migranten auf deren Hilfe bei der
illegalen Zuwanderung über zunehmend riskantere Routen immer mehr angewiesen sind.
Auch das Problem illegaler Beschäftigungsverhältnisse oder des illegalen Aufenthalts würde
durch Verhinderung der unerlaubten Grenzüberschreitung nicht gelöst werden. Um
undokumentierte Arbeitskräfte abzuschrecken reicht es also nicht aus die Zuwanderung zu
erschweren, sondern es müssten Maßnahmen ergriffen werden, die die Beschäftigung in den
USA für diese Menschen unattraktiv machen. Eine Möglichkeit wäre die Sanktionierung von
einheimischen Arbeitnehmern, die illegale Einwanderer beschäftigen. (Hanson, 2006) Auch
hier entsteht aber erneut das Problem der politischen Durchsetzbarkeit, da ein solches Gesetz
in der Bevölkerung keine breite Zustimmung finden wird. Viele Industriezweige hängen von
ihren billigen Arbeitskräften ab und müssten erhebliche wirtschaftliche Einbußen in Kauf
nehmen.
In der Diskussion ist außerdem eine Wiederbelebung des Gastarbeiterprogramms, das es in
einer ähnlichen Form schon in der Vergangenheit von 1942-1964 gegeben hat. Dieses so
genannte
Bracero-Programm
ruft
aber
aufgrund
von
schwerwiegenden
Menschenrechtsverletzungen negative Assoziationen hervor: Damals wurden hunderttausende
Arbeitnehmer angeworben um auf befristeter Basis dem amerikanischen Arbeitsmarkt zur
Verfügung zu stehen. Die Braceros waren an ihren jeweiligen Arbeitnehmer gebunden und
konnten den fundamentalen Schutz des Wettbewerbsmarktes, das Recht ihren Arbeitsplatz
frei zu wählen und zu wechseln, nicht in Anspruch nehmen (Mary Bauer, 2007). Aus Furcht
vor sofortiger Abschiebung waren diese ausländischen Arbeitnehmer der Willkür und der
Ausnutzung durch ihre amerikanischen Arbeitgeber ausgeliefert. Ziel eines solchen
politischen Programms wäre es den amerikanischen Arbeitsmarkt mit legalen Arbeitnehmern
zu versorgen und sich von der wirtschaftlichen Abhängigkeit von den undokumentierten
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Arbeitnehmern loszusagen. Die derzeitigen Vorschläge für ein solches Programm suggerieren
aber in Bezug auf den fehlenden Rechtsschutz für die Migranten ein ähnliches Szenario wie in
der Vergangenheit. (Grey, 2007)
Aus diesen Überlegungen wird unmittelbar ersichtlich, dass es nicht möglich ist mit einer
einzelnen Maßnahme die Einwanderung einzudämmen. Durch unverhältnismässig hohe
Kosten, mangelnde politische Durchsetzbarkeit oder sogar kontraproduktive Folgen
wären solche Gesetze lediglich eine Verschwendung der Ressourcen. Eine Kombination
mehrere Maßnahmen wäre unter Umstanden geeignet, eine Eindämmung der Anzahl illegaler
Migranten zu erreichen.
So stand im Sommer diesen Jahres der Gesetzesentwurf Secure Borders, Economic
Opportunity and Immigration Reform Act of 2007 im Mittelpunkt der Überlegungen, der
einen stärkeren Schutz der Grenzen mit einem Gastarbeiterprogramm und einer
Teillegalisierung verbinden sollte. Ziel dieser Reformvorschläge ist die Regulierung der
Zuwanderung und die Legalisierung der bereits in den USA lebenden Menschen. Außerdem
sollte
die
Einwanderung
erwünschter
Arbeitskräfte
durch
die
Eröffnung
neuer
Zuwanderungskanäle gefördert werden. Teil dieses Entwurfes war das sogenannte Z-Visum.
Dieses sollte den legalen Aufenthalt und Aufnahme einer rechtmäßigen Arbeit über einen
begrenzten Zeitraum für alle bereits in den USA lebenden illegalen Migranten garantieren. Im
Gegenzug sollten die Betroffenen die englische Sprache erlernen, die ausstehende
Steuerschuld begleichen und eine Strafprämie bezahlen. Für einen unbefristeten Aufenthalt
wäre zusätzlich ein Antrag aus dem Ausland durch das Familienoberhaupt nötig
Der Förderung neuer Zuwanderungskanäle sollte im Rahmen des Gesetzesentwurfes durch
ein Gastarbeiterprogramm, dem sogenannten Y-Visum Rechnung getragen werden. Die
benötigten Arbeitskräfte wären für zwei Jahre befugt legal, in den USA zu leben und zu
arbeiten und könnten diese Genehmigung bis zu zweimal erneuern.
Zusätzlich schlug George W. Bush, derzeitiger Präsident der Vereinigten Staaten, vor, die
Anzahl der Grenzpolizisten zu verdoppeln und höhere Strafen für Menschenschmuggler und
die Arbeitgeber der illegalen Beschäftigten zu verhängen. (Heritage Foundation, 2007) Mit
diesem Gesetzesentwurf stieß er nicht nur bei seiner eigenen Partei, sondern ebenfalls bei den
Demokraten auf Widerstand. Ende Juni 2007 scheiterte der Entwurf im Senat. Kritisiert
wurde insbesondere der Vorschlag, die rund 12 Mio. undokumentierten Einwanderer mittels
des X-Visums zu legalisieren. Aber auch das Gastarbeiterprogramm fand durch die negativen
Erfahrungen in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen keine Zustimmung. So bleibt die
14
Migrationsfrage eines der wichtigsten Themen für die Präsidentschafts- und Kongresswahlen
im November nächsten Jahres.
5. Fazit und wirtschaftspolitische Handlungsempfehlung
Nach der Diskussion der in 4.1 genannten Maßnahmen und dem Einbezug der in Punkt 3.3
festgestellten ökonomischen Logik illegaler Migration erscheint die Notwendigkeit der
aktuellen amerikanischen Reformvorhaben allerdings generell fraglich.
Abgesehen davon, dass der Nutzen der aktuell diskutierten Maßnahmen in keinem Verhältnis
zu den entstehenden Kosten und den Folgen für die betreffenden Menschen steht, profitiert
die amerikanische Wirtschaft in vielen Bereichen von der unrechtmässigen Einwanderung.
Nur diese Form der Einwanderung versorgt den amerikanischen Arbeitsmarkt mit flexiblen
und geographisch mobilen Arbeitnehmern, die durch die aktuelle Gesetzesgebung als knappes
Ressource zu bezeichnen sind. Wie alle anderen Güter, unterliegen auch die Arbeitskräfte den
Gesetzen des Marktes von Angebot und Nachfrage und eine Störung dieser Gesetze ist
unweigerlich mit Wohlfahrtsverlust verbunden. Dementsprechend wird es unabhängig von
den
rechtlichen
Rahmenbedingungen
solange
illegale
Migration
geben,
wie
ein
Entwicklungsgefälle für einen entsprechenden Migrationsdruck sorgt. Dieser Hintergrund
macht eine langfristig wirksame und effiziente Reduktion der illegalen Migration durch
zuwanderungspolitische Maßnahmen zu einem zweifelhaften Vorhaben.
Erschwerend kommt auch die zunehmende Globalisierung hinzu: Die künstliche
Einschränkung des Waren-, Dienstleistungs- und Personenverkehrs wird im Laufe der Zeit
immer kostspieliger und die Unterscheidung zwischen legalem und illegalem Grenzübertritt
immer schwieriger. Auch eine weitere Regulierung des Arbeitsmarktes zur Abschreckung
irregulärer Einwanderer hat diesen Gesetzen zu Folge eher kontraproduktive Folgen. Je mehr
legale Arbeitnehmer an Gesetze gebunden und bürokratisch in ihrer Entscheidungsfreiheit
gehemmt werden, umso mehr wird es ihnen verwehrt, sich flexibel auf dem Arbeitsmarkt zu
bewegen. Dies führt wiederum zu einer vermehrten Nachfrage nach geographisch mobilen
und flexiblen Arbeitnehmern, die diesen Bestimmungen nicht unterliegen.
Letztendlich haben so weder zuwanderungs- noch arbeitsmarktbezogene Reformen
regulierender Natur die erwünschte Reduktion der illegalen Migranten zur Folge.
Auch durch die Belastung des Sozial- und Verwaltungsapparats lässt sich keine
Notwendigkeit dieser Gesetzesentwürfe rechtfertigen. Unter Einbezug aller durch den
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illegalen Rechtsstatus entstehenden Kosten, ist der aggregierte Nettoeffekt ungefähr gleich
Null.
Wirtschaftspolitisch sinnvoll wäre diesen Ergebnissen zufolge die Deregulierung des
Arbeitsmarktes. Je flexibler die Beschäftigungsverhältnisse und je dezentraler die
Lohnfindung, desto schneller sinken die Anreize für eine Tätigkeit auf dem Schwarzmarkt
und damit auch die Nachfrage nach illegalen Arbeitnehmern.(Straubhaar 2007) Solange die
ökonomischen Anreize gegeben sind, wird es immer wieder Wege und Möglichkeiten
gegeben, Grenzen unrechtmässig zu überqueren. Der einzige langfristig erfolgsversprechende
Weg die illegale Migration zu begrenzen ist die Förderung der Angleichung der Lebens- und
Arbeitsbedingungen in den beiden Ländern. Erst wenn das Entwicklungsgefälle konvergiert,
schwinden die Anreize das Heimatland zu verlassen.
Auch wenn es rein ökonomisch keinen Anlass gibt illegale Migration einzudämmen, können
soziale und politische Folgen diese Gesetzte dennoch rechtfertigen. Die große Anzahl an
illegalen Migranten beeinflusst die Politik nicht nur aus der ökonomischen Perspektive
sondern auf allen Ebenen: Besonders die nationale Sicherheit ist wegen der allgegenwärtigen
Bedrohung durch den Terrorismus ein sehr sensibles und hochrelevantes Thema. Aber auch
die Erhöhung der politischen Einflussnahme und die resultierende Verschiebung der
Stimmmacht zu Lasten einheimischer Amerikaner spielt in die reformpolitischen
Überlegungen mit hinein. Gerade in den an Mexiko grenzenden Staaten steigen die
Befürchtungen nötige Arbeitsmarktreformen nicht mehr durchsetzen zu können. Weiterhin
ändert sich die gesamte Identität des Landes. Zeichnen sich die USA bisher durch das
integrierte Zusammenleben verschiedenster Kulturen aus, so besteht
durch die
unverhältnismässig große Anzahl an Latinoamerikanern die Gefahr der Bildung einer
Subkultur mit eigenen sozialen Netzen. Eine Integration in die bestehende Gesellschaft wird
durch die fehlende Verbundenheit mit der amerikanischen Kultur enorm erschwert.
(Huntington 2004) Diese sozialen und politischen Folgen sind für die amerikanische
Bevölkerung greifbarer als die ökonomische Sichtweise des Themas. Aus diesem Grund ist zu
vermuten, dass die Einwanderungspolitik trotz fehlender ökonomischer Begründung, auch
weiterhin für das aktuelle politische Geschehen in Amerika von höchstem politischem
Interesse sein wird.
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Literaturliste
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