Erzählstrategie und Montage
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Erzählstrategie und Montage
FOCAL info@focal.ch, www.focal.ch 2, rue du Maupas CH–1004 Lausanne, Switzerland Tel. +41 [0] 21 312 68 17 Fax +41 [0] 21 323 59 45 Forum Dokumentarfilm: Erzählstrategie und Montage 2. – 4. 12. 2005, Zürich Dokumentation Mit der Unterstützung von ARF / FDS SRG SSR idée suisse INHALT ERZÄHLSTRATEGIE UND MONTAGE Zusammenfassung Einführungsreferat 3 Bio/Filmografie Christian Iseli (Moderation und Einführungsreferat) 6 KATZENBALL Synopsis 8 Entstehungsprozess 9 Mitwirkende und Team 12 Filmausschnitte (Quellenangabe Archivmaterial) 13 Bio/Filmografie Veronika Minder (Regie) 14 Bio/Filmografie Michael Schaerer (Montage) 15 Struktur (Filmprotokoll) 17 QUE SERA? Synopsis 21 Entstehungsprozess 22 Mitwirkende und Team 28 Bio/Filmografie Dieter Fahrer (Regie) 29 Bio/Filmografie Maya Schmid (Montage) 30 Struktur (Filmprotokoll) 31 MA FAMILLE AFRICAINE Synopsis 34 Entstehungsprozess 36 Mitwirkende und Team 39 Bio/Filmografie Thomas Thümena (Regie) 40 Bio/Filmografie Myriam Flury (Montage) 41 Struktur (Filmprotokoll) 42 Redaktion / Zusammenstellung: Christian Iseli INHALT SEITE 2 ERZÄHLSTRATEGIE UND MONTAGE ZUSAMMENFASSUNG EINFÜHRUNGSREFERAT Den Prozess des Filmemachens sehe ich als eine komplexe Abfolge von Entscheidungen. Mit jeder Entscheidung legen wir ein Stück weit fest, wie wir unseren Film erzählen werden. Sobald die Montage beginnt, sind schon viele Entscheidungen gefallen, und somit ist der Spielraum, wie wir erzählen können, enger geworden. Deshalb werden wir in unserem Seminar nicht nur die Montage, sondern auch den vorausgehenden Entscheidungsprozess mit einbeziehen. Nur wenige Entscheidungen fällen wir völlig spontan. Wir haben uns meist einen Rahmen, ein Konzept festgelegt, in welche Richtung wir entscheiden wollen. Dieses Konzept nenne ich Erzählstrategie. Sie kann explizit formuliert sein und sogar auf Papier existieren, sie kann aber auch nur halb bewusst und mehr intuitiv vorhanden sein. Bei der Vorbereitung und beim Drehen beziehen sich unsere Entscheidungen primär auf die Art und Weise, wie wir uns der Wirklichkeit annähern und diese in Bilder und Töne umsetzen wollen. Da stellt sich zum Beispiel die Frage der Interaktion: Wollen wir unsere Entscheidungen so ausrichten, dass wir das, was passiert unbeeinflusst beobachten, oder aber wollen wir selbst aktiver Teil der abzubildenden Wirklichkeit sein und mit ihr interagieren? – Im ersten Fall stellen wir uns in die Tradition des Direct Cinema (Leacock, Pennebaker, Maysles etc.). Der Idealfall sähe dann so aus, dass die Ereignisse, die wir filmen, auch genauso stattfinden würden, wenn wir sie nicht filmten. – Im zweiten Fall stellen wir uns in die Tradition des Cinéma Vérité (Rouch) und das Ereignis, das wir filmen, findet statt, weil wir es durch unsere Interaktion hervorrufen. Unsere Wahl muss nicht absolut sein, neben den beiden Polen gibt es viele Zwischenstufen. Zudem können wir auch Teile des Filmes rein beobachtend aufnehmen, während wir für bestimmte Situationen das Mittel der Intervention wählen. Die Wahl, die wir treffen, beeinflusst das Material, das wir beim Schnitt zur Verfügung haben. Bei der Montage entscheiden wir uns auf der Ebene der Mikrostruktur (einzelne Szenen und Sequenzen), ob wir Raum-, Zeit- und Handlungskontinuitäten anstreben oder ob wir Sprünge betonen und Diskontinuitäten transparent machen. Zudem haben wir die Möglichkeit, mit dem gefilmten Material neue Zusammenhänge von Ursache und Wirkung entstehen zu lassen, die in Wirklichkeit so nicht stattgefunden haben. Auch beim Schnitt sind wir weit entfernt von einer Entweder/Oder-Wahl. Zwischenstufen und wechselnde Strategien je nach Sequenz sind ohne weiteres möglich. Auf der Ebene der Makrostruktur (ganzer Film) legen wir unter anderem fest, ob wir unser Material dramatisch zuspitzen, Konflikte herausarbeiten und diese personifizieren wollen oder nicht. Wir können uns aber auch entscheiden, das Material primär nach Argumenten zu organisieren und in der Entwicklung von thematischen Zusammenhängen nach rhetorischen Prinzipien vorzugehen. Im Folgenden liste ich für die Dreh- und für die Schnittphase Beispiele von Gegensatzpaaren auf, welche die Spannweite von möglichen Entscheidungen abdecken. Ein Grossteil der verfügbaren Alternativen läuft im Kern darauf hinaus, ob wir Elemente des klassischen Erzählfilmes übernehmen wollen oder nicht. ERZÄHLSTRATEGIE UND MONTAGE SEITE 3 A) MATERIAL SAMMELN (Drehen) – Wahl der Strategie in der Spannweite von: Viel Kontrolle < vs. > Wenig Kontrolle ____________________________________________________________________________________________________________ 1) BEOBACHTUNG: Handlungen, Abläufe etc. Vorhergehende Besprechung der Reines Beobachten / Drehsituation / Regieanweisungen / Völlige Zurückhaltung, keine Anweisungen / Wiederholungen / Wiederholungen nur, wenn sie sowieso Licht setzen, Dekor verändern / passieren / Kein Licht, keine Veränderungen / Découpage mit Unterbrechung und Spontane Découpage (Zoomen, Schwenken, Umbau der Kamera Bewegungen Handkamera) / Idealfall: Ereignis findet auch dann genauso statt, wenn nicht gefilmt wird [–> Direct Cinema] 2) INTERAKTION: Interviews, Gespräche etc. Klar definierte Interviewsituation / Intervention mit Überraschungseffekt / Themenkreise vorbesprechen / Kein klarer Ausgang, auch räumlich nicht / Vordefnierte Découpage und Spontane Découpage (Zoomen, Schwenken, Umbau der Kamera Bewegungen Handkamera) Zwischenschnitte (Cut Aways) / [–> Cinéma Verité] Schuss/Gegenschuss / Licht setzen, Dekor verändern Interviews im Studio, oder vor neutralem Hintergrund – Wahl der Strategie in der Spannweite von: Unmittelbare Wirkung < vs. > Reflexive Wirkung ____________________________________________________________________________________________________________ Keine Elemente, die auf den Der Prozess des Filmes wird mit Prozess des Filmes oder des einbezogen (Macher mit Mikro im Bild, "Gefilmt-Werdes" aufmerksam Bezugnahme im Text, direkte machen Adressierung der Zuschauer etc.) ERZÄHLSTRATEGIE UND MONTAGE SEITE 4 B) STRUKTURIEREN DES MATERIALS (Montage) MIKROSTRUKTUR (Ebene der Sequenz, der Szene) – Wahl der Strategie in Bezug auf Raum/Zeit-Kontinuität: JA < > NEIN __________________________________________________________________________________________________________________ Pflege der Raum/Zeit- Kontinuität / Zulassung von Zeitsprüngen / Jump- Einsatz von Zwischenschnitten Cuts / Schwarzbilder anstelle von Cut- (Cut-Aways) / Vermeidung von Aways / Priorität bei Handlungsbogen, Sprüngen übergeordnetem Inhalt, Atmosphäre etc. Kausalität JA < > NEIN __________________________________________________________________________________________________________________ Einsatz des Ursache-/Wirkungs- Berücksichtigung der beim Drehen Prinzips (Reaction-Shots) auch vorhanden gewesenen Verhältnisse: dann, wenn nur mit einer Kamera Einstellungen geben Ausschnitt aus gedreht wurde und die Kausalität der Realität wieder und werden nicht so nie stattgefunden hat dramatisiert oder zugespitzt Unmittelbare Wirkung < vs. > Reflexive Wirkung ____________________________________________________________________________________________________________ Lenkung des Zuschauers, emotionale Aufrechterhaltung des Bewusstseins, Bindung (Soundeffekte, Musik etc.) dass man einen Film anschaut, «V-Effekte», explizite und implizite Bewusstmachung (Kommentar, Montage) MAKROSTRUKTUR (Ebene des gesamten Films) – Wahl der Strategie in der Spannweite von: Drama < vs. > Rhetorik __________________________________________________________________________________________________________________ Herausarbeitung von Konflikten, Priorität auf übergeordnetem Argument / dramatischer Aufbau / Priorität auf rhetorischer Aufbau / Entwicklung eines der Erzählung der Geschichte / Themas / Darlegung eines Sachverhaltes / Figuren-zentriertes Erzählen: häufiger Einsatz von Kommentar / abstrakte Personifizierung von Sachverhalten und komplexe Zusammenhänge werden und Konflikten thematisiert 28-10-05 / Christian Iseli ERZÄHLSTRATEGIE UND MONTAGE SEITE 5 CHRISTIAN ISELI MODERATION Talweg 1, CH–3014 Bern; Viktoriastrasse 11, D–30451 Hannover *1957, Schulen in Uetendorf und Thun (Kanton Bern). Studium der Geschichte, Anglistik und Germanistik an der Universität Bern; 1987 Abschluss als lic.phil.hist. Parallel zum Studium Ausbildung «on-the-job» im Bereich Journalismus und Film. Seit 1987 freischaffender Filmemacher und Filmtechniker. Dozent am Studiengang Film an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. Filme als Regisseur (Auswahl): « DER STAND DER BAUERN», Dokumentarfilm 16/35mm 90min, 1995, Kinoauswertung in der Schweiz, Qualitätsprämie EDI, Dokumentarfilmpreis der Kantons Bern, 2. Preis am Internationalen Dokumentarfilmfestival Pärnu (Estland), Festivals: Amsterdam (Wettbewerb), Pärnu (Wettbewerb), Nyon, Locarno, Solothurn. Vorführung in der Reihe «New Documentaries» im Museum of Modern Art, New York « GRAUHOLZ», Dokumentarfilm 16/35mm 90min, 1991,Kinoauswertung in der Schweiz, Qualitätsprämie EDI, Anerkennungspreis Kanton Bern « LE TERRORISTE SUISSE», Dokumentarfilm 16mm, 60 min, Kinoauswertung in der Schweiz, Filmpreis des Kantons Bern, Studienprämie EDI Filme als Techniker (Auswahl): «Das Paar im Kahn» Spielfilm von Marie-Louise Bless, CH 2004, PS Film Zürich: Editor «Lücken im Gesetz» Spielfilm von Christof Schertenleib, CH 2003, Fama Film Zürich: Editor «The World of Mei Lang Fang» Dokumentarfilm von Mei Juin Chen, USA 2000: Kameramann «Chaos» Spielfilm der Sendereihe Tatort von Christof Schertenleib, CH 2000, Fama Film: Editor «Ruhe und Unordnung» Dokfilm von Andreas Berger, CH 1995, Fama Film: Kameramann «Reizendes Gift» Dokumentarfilm von Priska Forter, CH 1996, Fama Film: Editor Sonstige Tätigkeiten: – Zwischen 1996 und 1998 Chefredakteur der Zeitschrift DOX Documentary Film Magazine (Herausgeber: European Documentary Network, Copenhagen) – Zwischen 1998 und 2004 Mitglied der Filmkommission der Stadt Bern – Seit 2001 Bereichsverantwortlicher Dokumentarfilm der Stiftung Focal, zusammen mit Dieter Gränicher ERZÄHLSTRATEGIE UND MONTAGE SEITE 6 KATZENBALL von Veronika Minder Produktion: Cobra Film AG, Zürich 7 SYNOPSIS KATZENBALL Die Geschichte(n) von frauenliebenden Frauen von gestern bis heute: ihre Beziehungen und internationalen Netzwerke, ihre Suche nach Identität, ihre oft geheimen Treffpunkte. Fünf Frauen verschiedener Generationen in der Schweiz geben Einblick in ihr Leben. Persönliches und Historisches, Anekdoten und Zeitdokumente bilden eine Collage, die den jeweiligen Zeitgeist mit einem Augenzwinkern beleuchtet und ein differenziertes Bild vom Anders-Sein vermittelt. Die Kosmopolitin Johanna Berends, die Chronistin und Photographin Liva Tresch, die bekannte Modemacherin Ursula Rodel und die engagierte Feministin Heidi Oberli führen uns in ihre oft abenteuerlichen jungen Jahre zurück. Sie gehören unterschiedlichen Generationen an und machen das Besondere jener Zeiten im Vergleich zur Gegenwart sichtbar, in der Samira Zingaro ganz selbstverständlich studieren und sich in einer offen zugänglichen lesbischen Szene bewegen kann. Heute thematisiert jede Soap, und sei es durch eine Nebenfigur, Homosexualität. Aber was bedeutete es, Frauen zu lieben, als es das Wort ‚lesbisch’ noch gar nicht gab? Und ein ‚Coming-Out’ nicht stattfand, weil keine Frau auf die Idee kam, ihre Gefühle in die Kategorie ‚Lesbianismus’ einzuordnen? Frauenliebende Frauen gab es schon, bevor man sich für sie zu interessieren begann - sie prägten die ‘Bohème’ in den Schweizer Städten, wo sich in den vierziger und fünfziger Jahren, anders als in den Nachbarländern, eine homosexuelle Subkultur entfalten konnte. In den siebziger und achtziger Jahren schufen Lesben zusammen mit politisch engagierten heterosexuellen Frauen eine feministische Gegenkultur, ohne die unsere heutige Gesellschaft wesentlich anders aussähe. Aus der Perspektive einer lange verborgenen Minderheit führt KATZENBALL uns auf eine Zeitreise, lässt uns zum ‚anderen Ufer’ schauen und bietet einen vergnüglichen Einblick in 100 Jahre Zeit- und Kulturgeschichte. KATZENBALL SEITE 8 ENTSTEHUNGSPROZESS KATZENBALL «Zwei Frauen tanzen ausgelassen auf einer grossen, sonnigen Terrasse (Ausschnitt Stummfilm s/w, Lausanne 1930). Titel KATZENBALL Überblendung zu Fotos (s/w) lesbischer Paare welche die Extravaganz Frauen liebender Frauen von der Jahrhundertwende bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs illustrieren.» So beginnt in meiner Eingabe für die Finanzierung der Abschnitt ‚Drehbuch’. Und vor dem inneren Auge ‚tanzen die Katzen’: Vom Vorspann bis zu den Schlusstiteln sind Archivmaterial, Off-Texte, Aussagen der Protagonistinnen so strukturiert und beschrieben, dass sich eine chronologische, visuelle Geschichte ergibt. Grund für diese Ausführlichkeit war hauptsächlich meine Angst, für einen Erstlingsfilm einer ‚Ungelernten’, schon etwas älteren Kinofrau keine Finanzierung zu erhalten. Aber es war auch die berechtigte Vorsicht der Produzentin im Spiel; sie sah die Gefahr, dass ich sonst in der Fülle des Materials den Faden verliere. Deshalb haben wir ein minutiös vorbereitetes Drehbuch abgegeben (die Filmemacherin Nadia Fares hat mich drei Wochen lang als ‚Script-Doctor’ unterstützt). Mitarbeiterinnen und professionelle Hilfen sind beim Projekt KATZENBALL sowieso zentral gewesen: Historikerinnen und Filmfachleute sowie zahlreiche Interviewpartnerinnen- und Partner haben während der Recherche, beim Dreh, am Schnittplatz zum Gelingen beigetragen. Mein Konzept war von Anfang an, eine lange, oft traurige Geschichte kurzweilig zusammenzufassen – und als Kaleidoskop – vorgefundene ‚Footage’ (Musik UND Bild) mit aktuellen Interviews zu mischen. Aber als Kunsthistorikerin und Kinofachfrau wusste ich nur wie der Film aussehen soll – und nicht wie er entsteht … Mit vier von den fünf Protagonistinnen waren 4-5 Drehtage eingeplant; die älteste von ihnen hatte sich jedoch nur an zwei Tagen zur Verfügung gestellt – sie fand, dass das reichen muss (!). Über die lange Zeit der Recherche (fast 6 Jahre) liess ich den Kontakt mit den spannendsten Frauen nie abbrechen. Vor dem Dreh habe ich sie nochmals aufgesucht. Sie wussten von den Fragen, waren auf Stress vorbereitet – und bereit auch über Privates, sehr Intimes zu reden. Im Zentrum der Dreharbeiten stand für mich daher die Konzentration auf das Interview zu Hause. Weitere Dreh-Orte (Johanna sitzt im Tea-Room, Heidi macht Yoga am See) waren vorbereitet und organisiert. Auch ein Wägelchen für Kamerafahrten stand zur Verfügung (Samira in der Landesbibliothek). Grundsätzlich hatte ich mir alles weniger kompliziert vorgestellt, spontaner. Die Interviewsituationen weniger künstlich… Weil mein Erfahrungshintergrund vor dem Dreh gering war, habe ich mich eng an die Ratschläge (und auch Vorschläge) von Produzentin und Kamerafrau gehalten und daher erst am Schnittplatz festgestellt, wie wir gearbeitet haben, wie die Bilder wirken. Zunächst nervte mich die Statik der Kamera – fast keine Zooms, kaum Handkamera. Wir verfügten leider auch über wenig Material, das die Frauen in alltäglichen Lebenssituationen zeigt. Dem Mangel an Bildern aus dem realen Leben der Protagonistinnen stand aber eine Fülle von Archivmaterial gegenüber, für welches ich mich schon während meiner Zeit beim Berner Kellerkino begeisterte: Kinoklassiker, Film-Wochenschauen, Kurzfilme, frühe Videoexperimente. KATZENBALL SEITE 9 Im Schnittstudio mit Mike Schärer mussten wir beide eine gemeinsame Sprache finden – er inhaltlich, ich technisch – damit wir über die Schnitt–Technik, die Aesthetik des Films diskutieren konnten (ganz zu schweigen von der lesbischen Liebe und der Geschichte von Frauen in der Schweiz!). Begonnen haben wir mit Sichten, Benennen, Diskutieren und Ordnen. Trotz grosser Interviewmenge haben wir auf eine Transkribierung des Dialogs verzichtet und stattdessen die im Computer erstellten Listen zur Übersicht ausgedruckt. Grundsätzlich orientierten wir uns an der Struktur und am roten Faden des ‚Drehbuchs’, spielten mit alten Fotos und der Fülle des Archivmaterials. Viele der Film- und Videoausschnitte kannte ich schon. Ich brachte eine mehrseitige Liste mit Vorschlägen in den Zürcher Videoladen, beispielsweise die Szene mit Marlene Dietrich in ihrer berühmten Hosenrolle aus ‚Marocco’. Andere Ideen entwickelten sich beim wiederholten Visionieren der vielen von mir gekauften oder ausgeliehenen Kassetten. Wir verfügten also über ein immenses Reservoir an Bildern, von denen wir uns immer wieder inspirieren liessen. Zunächst haben wir uns einfach lustvoll damit eingelassen, ohne an die Rechte (und den Preis!) zu denken. Was sich später als verhängnisvoll erwies! Sowohl wir am Schnittplatz – als auch die Produktion – hatten den Aufwand unterschätzt. Gewisse Ausschnitte sind in der Qualität im Endprodukt KATZENBALL nicht befriedigend, andere wurden später aus Kostengründen fallengelassen. Nach etwa vier Wochen hatten wir eine Langversion von drei Stunden. Es zeigte sich bald, dass das Drehbuch nicht 1zu1 übertragbar war – zu papierern! Und weitere Dinge wurden klar: – Was im Drehbuch in zwei Sätzen gesagt werden konnte, brauchte im geschnittenen Interview oft Minuten. – Was im Text noch präzise formuliert war, wirkte gesprochen oft schwammig. – Elegante Überleitungen aus dem Drehbuch konnten nicht wie ursprünglich geplant realisiert werden, weil die benötigten Stichworte in den Interviews fehlten. Wir begannen thematische Blöcke zusammen zu stellen, die wir nach Bedarf verschieben konnten: ‚Die erste Liebesnacht mit einer Frau’, ‚Treffpunkte für lesbische Frauen’, ‚Heidi und ihr Erscheinen in der Telearena’, ‚Lady Shiva als Muse von Ursula’. Wir bastelten Clips wie ‚Klassische Kussszenen von Frauen’. Das Weglassen von liebgewonnenen Geschichten, Momenten, Blicken, Bildern und Hintergrundinformationen war in diesem Prozess etwas vom Schwierigsten. Oft fand der Schnittprozess im Kopf, auf Papier oder in Diskussionen statt. Wir überlegten uns die Vor- und Nachteile von Strukturveränderungen und versuchten die geeignete Dramaturgie zu finden. Zuhause knorzte ich dann jeweils noch etwas an ‚meinen’ Off-Texten, die sich von einem ursprünglich persönlich gefärbten Kommentar (die Regisseurin als 6. Protagonistin) zu einem eher historisch unterstützenden Wortbeitrag mauserten. Die Bildteile dazu – die zeitgenössische Illustration zum gesprochenen Text – waren alle schon im Vorfeld mehr oder weniger zusammengestellt. KATZENBALL ist immer wieder und von ganz unterschiedlichen Leuten kritisch begutachtet worden. Manchmal waren die geführten Gespräche hilfreich, manchmal weniger. Aber immer boten sie Anlass, die getroffenen Entscheidungen in Bezug auf Weglassen, Verknappen, Dramaturgie, Struktur zu hinterfragen und zu prüfen. Nach einer Visionierung mit einer Dokumentarfilmerin beschlossen wir, die jüngste Protagonistin früher wieder in den Film zurück zu bringen, und nicht wie ursprünglich geplant ganz am Schluss. Den Kommentar nicht persönlich zu färben, ihn nach dem ‚historischen Teil’, verschwinden zu lassen und einen Eintritt in eine andere Ebene zu wagen: Weniger am historischen Leitfaden strukturiert, mehr auf die KATZENBALL SEITE 10 Protagonistinnen und ihr Leben bezogen. Grund dazu bot eine ‚Delle’ in Minute 72. Da verschwand viel Liebgewonnenes. Der Zeitrahmen für den Schnitt wurde um drei Wochen verlängert, denn die Konsequenzen dieses Entscheids gaben viel Arbeit. Die Stimme im Off war durch Umstellungen im letzten Drittel noch mehr zur Baustelle mutiert. Und eigentlich wurde der Text erst fertig, als die Sprecherin schon im Tonstudio war und mir noch ein paar Tipps gab. Bis zu allerallerletzt – der Film war eigentlich schon fertig – gab es noch zu ändern. Damit es ja nicht vorzeitig ‚nach Filmende schmöckt’ – das ist das Schlimmste. Da hat jede und jeder nochmals Tipps gegeben. Wie auch immer. Mike hatte viel Geduld – und ich? Als Regisseurin lernt man gleichzeitig fordernd und bescheiden zu sein. Und dankbar für professionelle und menschliche Mithilfe. Gerade wenn man einen amüsanten Film zu einem ‚ernsten’ Thema machen möchte! Wirkt eine alte Kabarett-Nummer aus den 50ern lustig oder bloss angestaubt? Kann das Kinopublikum den gemeinen, sexistischen Sketch mit der Achterbahn lesen? 19-10-05 / Veronika Minder KATZENBALL SEITE 11 MITWIRKENDE UND TEAM Die Protagonistinnen KATZENBALL Johanna Berends Heidi Oberli Ursula Rodel Liva Tresch Samira Zingaro Weitere Mitwirkende Ernst Ostertag, Robert Rapp, Alice Oberli, Käthi Keller, Annette Uehlinger, Manuela Wegmüller, Judith Welter u.v.a. Off-Stimme Lilian Naef Buch und Regie Veronika Minder Kamera Helena Vagnières Ton Ingrid Städeli Licht Bruno Gabsa Schnitt Michael Schaerer Musik Tina Kohler Produzentin Valerie Fischer, Cobra Film AG Produktionsassistenz Carola Stern Standfotos Selina Willemse On Line Schnitt Andromeda Film AG, Paul Avondet Sound Design Magnetix Tonstudio, Florian Eidenbenz Labor/FAZ Schwarz Film AG, Ostermundingen Titelgrafik Andre Schneider Mitarbeit Recherche Katrin Barben Mitarbeit Drehbuch Nadia Fares Historische Beratung Regula Schnurrenberger Madeleine Marti Cathérine Gonnard Ilse Kokula Redaktion Paul Riniker und Madeleine Hirsiger, SF DRS Mit Unterstützung von Bundesamt für Kultur Stadt und Kanton Zürich Erziehungsdirektion des Kantons Bern Abteilung Kulturelles der Stadt Bern Kulturfonds Suissimage KATZENBALL SEITE 12 FILMAUSSCHNITTE KATZENBALL Le Film du Cinéma Suisse aus ‚Les Amateurs‘ von Daniel Schmid (CH 1996/98) Cinémathèque Suisse, Lausanne Debout! von Carole Roussopoulos (CH/F 1999) Schweizer Filmwochenschau vom 12.6.1972 Lichtspiel - Kinemathek - Bern Morocco von Joseph von Sternberg (USA 1930) Cinéjournal au féminin von Lucienne Lanaz und Anne Cuneo (CH 1982) und Eine andere Geschichte von Tula Roy und Christoph Wirsing (CH 1993) Sketch aus dem 1. Fernseh-Versuchsbetrieb (1952), SF DRS Hamlet von Svend Gade (D 1920) Quelle: Deutsches Filminstitut - DIF, Wiesbaden Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Allan Hagedorff (Dänemark) Mädchen in Uniform von Leontine Sagan (D 1931) Une Suisse rebelle. Annemarie Schwarzenbach 1908-1942 von Carole Bonstein (CH 2000) Café Odeon von Kurt Früh (CH 1959) Die Abenteuer des Grafen Bobby von Geza von Ciffra (A 1961) Feinwäsche Filmproduktion Hanna Hirsch (BRD 1954) Lichtspiel - Kinemathek - Bern Eine andere Geschichte von Tula Roy und Christoph Wirsing (CH 1993) Muggetätscher 1. Unterhaltungsshow des Schweizer Fernsehens, 1962 Das Wirtshaus im Spessart von Kurt Hoffmann (BRD 1958) Das ganze Leben von Bruno Moll (CH 1982) The Killing of Sister George von Robert Aldrich (GB 1968) Zum goldige Leue, Unterhaltungsshow von SF DRS, (1965) Before Stonewall von Greta Schiller und Robert Rosenberg (USA 1993) Karussell SF DRS vom 20.10.1977 Das Monatsmagazin SF DRS vom 17.1.1979 Schweizer Filmwochenschau vom 12.5.72, Lichtspiel - Kinemathek - Bern „...aber normal ist es ja gerade nicht“ Homex AG, Zürich (CH 1978) Telearena zu Homosexualität, SF DRS vom 12.4.1978 Quer SF DRS vom 8.4.1994 Christopher Street Days und Gay Prides 1981 in Lausanne, 1983 in Luzern, 1985 in Basel, 1999 in Bern, 2001 in Zürich, 2002 in Neuenburg / Mit freundlicher Genehmigung von SF DRS Lady Shiva oder Die bezahlen nur meine Zeit Tula Roy und Christoph Wirsing (CH 1974) Bar jeder Frau von Katrin Barben (CH 1994) KATZENBALL SEITE 13 VERONIKA MINDER KATZENBALL DREHBUCH UND REGIE Geboren 1948 in Spiez (CH), Studium der Kunstgeschichte in Bern und Brüssel. Als politisch engagierte Anhängerin von ‚Flowerpower’ hat sie lange Zeit Vorbehalte gegen Lohnarbeit und jobbt jahrelang in den unterschiedlichsten Berufen: als Verkäuferin, Journalistin, Reiseleiterin. 1977 heiratet sie, gründet Familie und lebt mit Kind und Mann in diversen ländlichen Wohngemeinschaften. Sie arbeitet Teilzeit in der Schallplatten- und Modebranche, organisiert Parties, Konzerte und Ausstellungen. Seit den frühen 80ern lebt sie in Frauenbeziehungen. 1988 ist sie zum ersten Mal fest angestellt und leitet 12 Jahre lang ein Off-Kino in Bern. Seit 2000 ist sie wieder Freelance-Kulturvermittlerin mit Projekten in der Schweiz, Deutschland und Weissrussland. Filme : 2001 Kisten, Schachteln & Panamericana: Margrit Baumann – Fotoreporterin Dokumentarfilm 12 Min, Co-Regie mit Silvia Bergmann 2004 Katzenball, Dokumentarfim 90 min, Buch und Regie Preise (Auswahl) :Internationale Filmfestspiele Berlin, Teddy Award für den besten Dokumentarfilm 2005 / Identities Queer Film Festival 2005, Wien, Int.Jurypreis Bester Dokumentarfilm, Publikumspreis Bester Dokumentarfilm / Zürcher Filmpreis 2005 / Berner Filmpreis 2005 / KATZENBALL SEITE 14 MICHAEL SCHAERER KATZENBALL EDITOR Ausbildung Mai 2000 Bachelor of Arts with Honors in Film- und Videoregie an der Filmhochschule "School of Visual Arts", New York Diplomfilm: „Warmth” (29 Min, 16mm, Kurz-Spielfilm) gewinnt "Student Academy Award" (Studenten Oscar) von der 'Academy of Motion Picture Arts and Sciences' in Los Angeles, den "Rhodes Award for Outstanding Achievement" in Regie, und wird am 57. Intl. Film Festival Venedig im Wettbewerb uraufgeführt. September 1996 - Mai 2000 School of Visual Arts, New York Hauptfach: Film- und Videoregie 1995 Alte Kantonsschule Aarau, Matura Typus B (mit Latein) Arbeit als Editor Stand: 15.09.2005 Okt / Dez 2005 Editor "Herbstzeitlosen" (AT), TV-Spielfilm, Deutsch, 90 Min. / Produktion: Catpics Coproductions / Regie: Bettina Oberli August / Okt. 2005 Editor "Remo und der Bundesrat" (AT), Spielfillm, Deutsch, Komödie, 90 Min. / Produktion: Vega Film, Ruth Waldburger / Regie: Nik Hilber März / Juni 2005 Editor "Rose" (AT). Spielfilm, Deutsch, Melodram, 93 Min. / Produktion: Teamworx / Regie: Alain Gsponer Nov 04 / Jan 2005 Editor "Leben auf Kredit". TV-Spielfilm, Deutsch, Komödie, 90 Min. Produktion: Zodiac Pictures / Regie: Sascha Weibel April / Juli 2004 Editor "Im Nordwind". Spielfilm, Deutsch, 93 Min. Produktion: Catpics , Alfi Sinniger / Regie: Bettina Oberli Nov. 03 / März 04 Editor "Katzenball". Dokumentarfilm, Deutsch, 90 Min. Produktion: Cobra Film, Valerie Fischer / Regie: Veronika Minder Aug./ Okt. 2003 Editor "Piff, Paff, Puff". TV-Spielfilm, Deutsch, 90 Min.Produktion: Abrakadabra Films, Claudia Wick / Regie: Lutz Konermann Juli 2003 Editor Werbung, u.a. für Orange, Coca-Cola April / Juni 2003 Editor "Achtung, Fertig, Charlie!" Spielfilm, Deutsch, , 90 Min. Produktion: Zodiac Pictures Intl./ Regie: Mike Eschmann Aug. / Nov.2002 Editor "Chaos & Cadavers". Spielfilm, Englisch, Komödie, 90 Min. Produktion: Matador Pictures Intl.,/ Regie: Niklaus Hilber Mai / Juli 2002 Editor "Der Elefant". TV-Spielfilm SAT.1, Deutsch, 90 Min. Produktion: PRO GmbH Köln / Regie: Lutz Konermann Dez. 01 / Feb. 02 Editor "Dilemma". TV-Spielfilm, Deutsch, Drama, 90 Min. Produktion: Silvia Filmproduktion / Regie: Tobias Ineichen KATZENBALL SEITE 15 Okt. / Nov 2001 Editor "Kiki & Tiger". Spielfilm, Deutsch, Drama, 54 Min. Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg / Regie: Alain Gsponer April / Juni 2001 Editor "Im Namen der Gerechtigkeit". TV-Spielfilm, Deutsch, 90 Min. Produktion: Zodiac Pictures Intl.,/ Regie: Stefan Jäger Aug. 99 / Mai 2000 Assistenzstelle. School of Visual Arts, NY, Prof. Ed Bowes Seminar: "Advanced Film and Video Post-Production" Jan. / Feb.2000 Schnittassistenz "Echoes". Spielfilm, Englisch, Drama, 80 Min, 35mm Produktion: Village Productions NY / Regie: Atsushi Funahashi Dez 1999 Jan. 2001 Schnittassistenz "Colors of Rage" Spielfilm, Englisch, Drama, 110 Min, 35mm / Produktion: Raging Nation Films NY / Regie: Dale Carpini Feb. / Apr. 2000 Editor "Warmth". Kurzspielfilm, Englisch, Drama, 29 Min. Produktion: SVA NY / Michael Schaerer / Regie: Michael Schaerer 1995 2000 Editor diverser Kurzfilme, Experimentalfilme, Musikvideos KATZENBALL SEITE 16 Szene / Sequenz Archivfilm SW: zwei Frauen tanzen / Johanna Berends Liva Tresch Ursula Rodel Heidi Oberli Samira Zingaro Samira Zingaro (Forts.) Gay Pride Demo (Sion) Johanna Berends KOMMENTAR I Johanna Berends Liva Tresch Liva Tresch mit Ernst und Röbi KOMMENTAR II Wochenschau: FHD KOMMENTAR II (Forts.) Liva Tresch mit Ernst und Röbi (Forts) Illustration Kriegsjahre Liva Tresch Wochenschau: zuwenig Kinder Johanna Berends KOMMENTAR III TV-Ausschnitt M. Rainer / R. Walter Johanna Berends Liva Tresch Archivmaterial: Küssende Frauen Johanna Berends Spielfilmausschnitt (Café Odeon) Liva Tresch Johanna Berends Liva Tresch Archivausschnitt: Peter Alexander KOMMENTAR IV Zitat Frauen im Laufgitter Iris Rothen Zeit 0:00:00 0:00:34 0:00:53 0:01:17 0:01:36 0:01:55 0:02:13 0:04:05 0:04:32 0:05:10 0:06:22 0:07:40 0:08:21 0:09:00 0:09:59 0:10:22 0:11:01 0:11:53 0:12:20 0:13:32 0:14:01 0:14:50 0:15:34 0:15:46 0:16:48 0:19:09 0:19:56 0:20:33 0:21:07 0:22:31 0:23:18 0:24:36 0:24:51 0:25:30 STRUKTUR KATZENBALL 17 Archivmaterial SW: Frau bei Hausarbeit / darüber Plakate: Stimmrecht Nein Interview (Labor) Interview/ Archivbild Interview (Labor) / Wegfahren m. Auto an Schreibmaschine / Interview mit Fotoapparat / Interview Interview / unterwegs in Zürich in der Aare / Interview mit drei Frauen beim Essen Tischrunde / Interview Fröhlicher Demozug, 2x Johanna Berends Interview / Archivbilder Archivmaterial 20er / u.a. "Marocco" Interview /Archivbilder / Spaziergang Interview im Restaurant Barfüsser Archivmaterial SW (Laura Thoma) 30er Archivmaterial SW (FHD-Einsatz) Archivmaterial SW (u.a. Karl Meier) im Restaurant Barfüsser Zeitungsbilder (Mützen für Soldaten) Interview / Archivbilder Archivmaterial SW (weniger Kinder) unterwegs / Interview/ Werbebilder, Archivbilder SW Fernsehsketch 50er Jahre im Tea Room / Interview Arbeit im Labor / Interview(Labor) div. Ausschnitte / am Schluss: Marocco Interview / Archivbilder Bild / Einstellung Kalter Krieg: scharfe Trennung Untertanenverhältnis erste Begegnung (Forts) Hier wohnst du? Das erste Mal / Vaterunser Eintritt ins Paradies Unehelich, dumm und jetzt noch schwul Bruder Klaus machte sie nicht zum Bub Die Schweiz braucht 3 Kinder pro Fam. Der Druck, Kinder zu haben 50er Jahre / Anpassungsdruck / Ehe Grässlich langweilig! erste Begegnung ausserhalb Ehe erste Begegnung Frauen und Studium damals / Image Anfänge Frauenbewegung / Garçonne Niemand nahm es ernst Unbekanntes, schwarzes Loch Nicht mehr erkannt erste Vereinigungen / Rückschritt / 30er seinen "Mann" stellen Frauen werden ausgeschlossen Tabu etabliert / Angst vor Nazis Qui est la femme? Kuss: Lauwarme Kartoffel Das kommt nicht drauf Schwanz ab Heteras und Lesben im Ausgang Lesben-Identität, worum geht es? Stichworte zum Inhalt KATZENBALL Seite 17 Vorzug: "Kann Liebe Sünde sein" Musik: Kann denn Liebe Sünde sein? Gleitiise (visuelle Entsprechung) (Bild in Bild) (off-Veschränkung Berends/Tresch) Lied wird erwähnt: Musik: Gern hab ich die Frauen geküsst (Originalkommentar) Musik aus "Gilberte de Courgenay" (Originalkommentar) plus Archivbild SW / Credit plus Archivbild SW / Credit plus Archivbild SW / Credit Stichwort: politisch –> Übergang Demo HAUPTTITEL plus Archivbild SW / Credit Besonderes Musik Szene / Sequenz Ausschnitt TV: Muggetätscher Ursula Rodel Spielfilm "Wirtshaus zum Spessart" Ursula Rodel (Forts) Liva Tresch Johanna Berends Fotos: Frauen im Ausgang (60er) Liva Tresch mit Ernst und Röbi Fotos: Frauen im Ausgang (60er) Liva Tresch Fotos: Frauen im Ausgang (60er) Liva Tresch Liva Tresch mit Ernst und Röbi Ausschnitt: "Das ganze Leben" Liva Tresch Ursula Rodel Johanna Berends Liva Tresch Spielfilm: „The Killing of Sister George” Heidi Oberli Archivmaterial: Demos Ausschnitt TV (Margrit Rainer) Archivmaterial: Demo (revolutionär) Ausschnitt TV (Ruedi Walter) KOMMETAR V Ursula Rodel Heidi Oberli Ursula Rodel (Forts) Johanna Berends Interview Liva Tresch Archivfilm: Bahnhofvorständin KOMMENTAR VI Heidi Oberli Johanna Berends Ursula Rodel Zeit 0:26:00 0:27:10 0:30:05 0:30:32 0:31:20 0:32:30 0:33:35 0:34:00 0:34:50 0:35:30 0:35:40 0:37:00 0:37:07 0:37:50 0:38:40 0:39:50 0:40:30 0:41:10 0:42:00 0:42:40 0:43:20 0:43:40 0:43:50 0:44:08 0:44:22 0:45:40 0:48:14 0:49:51 0:50:05 0:50:56 0:51:46 0:52:25 0:53:20 0:54:30 0:55:13 18 Archivmaterial Auf Fahrrad / Interview / Archivbilder Auf Terrasse, Interview Interview Interview Interview + Archivfilm sw Interview + Archivbilder sw Archivbilder Tresch + Interview Frau geht in Lesbenclub Interview / unterwegs mit Velo (Paris) Es wott es Froueli z'Märit gah ... Archiv-Interview mit Frau Es wott es Froueli z'Märit gah ... (Forts) Archivmaterial Archivfilme/Fotos / Interview/Archiv-Interv. Auf Fahrrad / Interview / Archivbilder Interview Interview / Archivbild Interview Musik: Es Froueli z'Märit gah Musik: Viele Jahre sind vergangen Musik: Margritli ich lieb dich (Schuss / Gegenschuss) Musik: Margritli ich lieb dich Besonderes KATZENBALL Seite 18 Musik: Es Froueli z'Märit gah 68er Bewegung /Feminismus Eigene Firma / Kleiderlinie/ Verkaufen? Jugend / Entdeckung Anderssein Zuhause nur angetönt "Versprecher" Es der Tochter sagen Ich bin schwul / nichts verloren deswegen Emanzipation schreitet voran Stimmrecht 71 / schwule/lesbische Org. (Bild in Bild) Coming Out gegenüber Mutter Feministe gehörte nicht dazu Seule position: La position révolutionaire Nicht in Clubs - auf die Strasse! Liva erzählt wie Fotos zustande kamen Forts. Liva erzählt über die Anlässe in in den Clubs, wie sie sich verliebte etc. Wechsel Casino - Barfüsser / Clubs Ein Horde Weiber, die blöd taten Geschichte von Röbi Zeigen, wie man männlich reinkommt etc Richtige Lesbenbar / gruusig Gehabe wie Mann: abstossend Liebte das Männliche in der Partnerin Goldie-Club ging verloren / Besoffene im Restaurant Barfüsser Interview(Labor) (Forts. Interview Liva Tresch - off) Interview (Labor) Barfüsser / Archivbilder Röbi) jeder Männername ein Paar Strümpfe Thema Kleider (als Kind) / Entdeckung "Was ich für ein Teufelskerl bin!" Freunde / keine sexuelle Begegnungen was ist Liebe? Wie lernt man Frauen kennen? Stichworte zum Inhalt Achterbahn - Quiz unterwegs / Interview/ Archivbilder / Arbeit Lilo Pulver singt Archivbilder Kindheit / Interview Interview /Archivbilder Jugend Interview/ Archivbilder Bild / Einstellung Musik Szene / Sequenz Heidi Oberli Ursula Rodel Heidi Oberli Heidi Oberli / Telearena Samira Zingaro Archiv: Quer Disko, dann diverse Demos Ursula Rodel Samira Zingaro Ursula Rodel Johanna Berends Samira Zingaro Johanna Berends Samira Zingaro Johanna Berends Ursula Rodel Johanna Berends Samira Zingaro Heidi Oberli Samira Zingaro Heidi Oberli Ursula Rodel Heidi Oberli Johanna Berends Samira Zingaro Liva Tresch Ursula Rodel Johanna Berends Heidi Oberli Ursula Rodel Samira Zingaro Liva Tresch Samira Zingaro Schlusstitel Zeit 0:55:28 0:55:58 0:56:42 0:57:20 1:03:02 1:04:02 1:05:14 1:06:20 1:06:50 1:07:10 1:07:25 1:07:40 1:07:42 1:07:46 1:08:02 1:08:14 1:08:37 1:08:47 1:08:53 1:09:00 1:09:09 1:09:21 1:11:41 1:12:44 1:13:10 1:14:13 1:14:47 1:15:41 1:17:58 1:18:47 1:20:00 1:21:10 1:22:37 1:24:00 19 Interview Foto Interview Interview Archiv / Interview / Mutter / Schwester Frauen im Dachstock: Feier / Interview Lesben im Fussballklub Disco + div. Archivmaterial Interview Interview Interview Interview Interview Interview Interview Interview Interview Interview Interview Interview Interview Interview Atelier / Archiv: Shiva / HN Inter w. Interview Interview Landesbibliothek / Archiv / HN Interv. Interview / Labor Interview / Bilder Badezimmer / Interview / Spaziergang Fahrrad / Interview / Yoga am See Interview / unterwegs in Zürich Bar jeder Frau / Dachstock / Interview Interview / nimmt Trompete Reithalle Disco Bild / Einstellung Besonderes linker Kuchen (Dekadenzerscheinung) Ästhetik / wüescht u. gruusig Subjekt / Objekt / Klitoris / kein Schwanz Lesben-Diskriminierung frühes Coming Out / Akzeptanz Empörung <–> Neue Haltung d. Medien Gleiche Rechte u. Heirat als Forderung Begriff "lesbisch" "Lesbierin, schlimmer" habe gerne Frauen, bin gerne Frau nicht die Heterosexuellen nachäffen Kinderwunsch, ja man braucht keine dritte Person ev. Kind mit Mann zeugen Heirat in Ordnung / Vertrag besser keine Aufregerei - Brautkleid so blöd nur Priester und Homosexuelle heiraten wichtig wegen Normalisierung viel militanter viel ur-gründiger heikles Wort: Normalisierung/Einheitsbrei wir wollten andere Gesellschaft Shiva: Muse / nie mehr so eine Frau Johanna und Hanni einziges Mal untreu / experimentieren x-mal verliebt / fürs Herz die zweite Bei Orgien in die Küche verzogen immer heterosexuelle Frau / dann Lesben viele Liebesbez. nach Irène, nie untreu Musik: Vicki Leandros Spiritualität / musste hart sein Kann mich in Mann versetzen / Kotraste Man muss sich nicht mehr so festlegen Vielfalt (Blumenwiese) Stichworte zum Inhalt KATZENBALL Seite 19 Musik QUE SERA? Regie & Kamera: Dieter Fahrer, Ton: Balthasar Jucker, Montage: Maya Schmid Produktion: Balzli & Fahrer GmbH, Bern 20 SYNOPSIS QUE SERA? Auf den ersten Blick scheint alles aufzugehen: Eine Kindertagesstätte und ein Altersheim unter einem Dach - in der „Schönegg“ in Bern ist eine Utopie Alltag geworden. Diese Menschen haben Zeit, viel Zeit, auch füreinander. Auf den zweiten Blick – und der Film QUE SERA? besteht fast ausschliesslich aus zweiten Blicken – spürt man das Ringen um Würde. Dies macht die filmische Begegnung mit diesen ausgegrenzten Menschen so berührend – erst recht dort, wo alles Bemühen scheitert und gesellschaftliche Ohnmacht zum Vorschein kommt. Es bleibt die Frage nach dem Wert des Lebens. Dem Wert eines Kinderlachens oder alter Hände, müde wie ein Herbstblatt. Das Zusammenleben von alt und jung in der „Schönegg“ ist nicht bloss ein sozialpolitisches Experiment: in QUE SERA? wird es zur poetischen Metapher für Tod und Wiedergeburt. Doch der Film beschönigt nichts. Er kann diesen alten Menschen ihre Jugend nicht zurückgeben, aber er kommt ihnen sehr nahe und gibt ihnen so ihre Würde zurück. Er zeigt uns nicht einfach ein Altersheim. Er zeigt uns Frau Fischer, Herr Zürcher, Frau Suter und andere: ihre menschliche Wärme, seine Gebrechlichkeit, ihren entwaffnenden Humor. Der Respekt vor jedem dieser alten Menschen führt uns zum eigenen Respekt vor dem Alter und zum Bewusstsein, was – viel schneller als uns vielleicht lieb sein wird – auch auf uns zukommt. "Auffällig ist, wie negativ die Kindheit und das Alter (in Hochleistungs-Gesellschaften) gekennzeichnet sind. Das Kind ist das Noch-nicht, und die Alten sind die Nicht-mehr. Kinder und Greise sind Mängel-Menschen und ihnen fehlt keineswegs etwas Beiläufiges, sondern das zentral Menschliche: Sie können noch nicht oder nicht mehr richtig reden; sie sind noch nicht oder nicht mehr vernünftig, noch nicht oder nicht mehr zurechnungsfähig, noch nicht oder nicht mehr reinlich, noch nicht oder nicht mehr produktions- und genussfähig, noch nicht oder nicht mehr freiheitsfähig. Der Mensch ist Mensch in jedem seiner Lebensalter. Jedes Lebensalter ist den anderen in einzelnen Momenten überlegen, in anderen unterlegen. Im Hinblick auf jedes müssen wir die ihm eigenen Qualitäten entdecken und sie kultivieren." Hans Saner, Altwerden heute. Abschied von einer Ausnahme. In: Hans Saner, Macht und Ohnmacht der Symbole, S. 37-38, 43,. Lenos Pocket Bd. 51, Lenos Verlag, Basel 1999 QUE SERA? SEITE 21 ENTSTEHUNGSPROZESS QUE SERA? Die Wurzeln des Projekts QUE SERA? ist ein Film geworden, der aus dem Alltag des Altersheims „Schönegg“ von innen heraus erzählt. Seine Kraft bezieht er ganz wesentlich aus der Nähe zu den Menschen, aus der Tiefe ihres gelebten Lebens und aus der Tragik ihrer Ausgrenzung …, die die meisten von uns dereinst erwartet. Begonnen hat die Arbeit am Film jedoch ganz anders. Die Recherche begann im Wald, bei den Bäumen, auf der Suche nach Daseinsformen, die sich ausserhalb der Hochgeschwindigkeits-Gesellschaft befinden. Formen des Lebens, die nicht von Zweck und Nutzen bestimmt werden, sondern Ihr Dasein innerhalb eines „natürlichen Lebensflusses“ entfalten. Als erste Ahnung folgte ich dem Bedürfnis einen Film über Bäume zu machen, einen Film über gelebte Zeit, echte Lebenszeit. Im Wald bin ich dann einer Waldspielgruppe begegnet: spielende Kinder in der Natur. Ihr Sein hat mich fasziniert. Ich habe ja selber eine Tochter, bin oft mit ihr in der Natur und spüre jene Kraft, die uns im Urgrund unseres Seins verankern kann. Doch ein Film wollte daraus vor meinem inneren Auge nicht entstehen, vielleicht weil die Kinderwelt im Wald zu sehr eine Idylle schien, und man die Kinder daneben in ihrer Alltagswelt in der Stadt hätte begleiten müssen. Eine inhaltliche Spaltung als Ausgangslage wäre unumgänglich gewesen und diese wäre der moralischen Wertung von Gut und Böse anheimgefallen. Dies schien mir eine ungenügende Sicht auf das Leben, dessen Zwiespalt sich viel verwobener zeigt. Eine der Waldspielgruppenleiterinnen hat mir dann erzählt, dass demnächst im Altersheim „Schönegg“ am Stadtrand von Bern eine Kindertagesstätte eröffnet werde und sie dort auch arbeiten wolle. Das hat mich interessiert... und so sind aus den Bäumen die alten Menschen geworden; die Kinder habe ich aus dem Wald „mitgenommen“. Es gibt ein Sprichwort das besagt, dass man einen alten Baum nicht umpflanzen soll. Ohne mir dessen bewusst zu sein, wurde dies im Altersheim zu einem zentralen Motiv. Diese etwas lange Vorgeschichte zum Film scheint mir bedeutungsvoll, weil sie ganz wesentlich zur langsamen Vorgehensweise gehört, die mir wichtig ist, weil so die Ahnung sich auf natürliche Weise zu Gewissheit verdichten kann. Ich glaube, dass viele Dokumentarfilme als platt erscheinen, weil ihre Macher von den Aussagen zu einem Thema, ja sogar von den Schlussfolgerungen ausgehen und damit dem Film den inneren Raum versperren, sich selber zu finden. Die Recherche Als ich zum ersten Mal in der „Schönegg“ zu Besuch war, bin ich ziemlich erschrocken, denn ich war seit meiner Kindheit nie mehr in einem Altersheim gewesen und wusste nicht um die Lebensbedingungen unserer Ältesten. Ich wusste nichts von ihrem Warten, auf den Morgen, die Pflege, das Frühstück, den Besuch, der wieder nicht kommt, den Abend, den Schlaf, den Tod. In dieser letzten Lebensphase, in der das Zukünftige zunehmend verblasst, wird durch die Ausgrenzung und Isolation auch die Gegenwart zum Verschwinden gebracht, durch ihre Reduzierung auf das Warten auf Nichts. QUE SERA? SEITE 22 Ich habe gespürt, dass es ganz wesentlich um Nähe gehen würde, um Offenheit und Vertrauen. Doch lange blieb ich nur der Besucher im Haus, der zwar Zeit hatte für lange Gespräche und auch für stilles Zusammensein und der trotzdem irgendwie auf Distanz bleibt. Die Pflegedienstleitung hat mich dann eingeladen als Hilfspfleger in der „Schönegg“ zu arbeiten und in der KITA konnte ich ebensfalls als Hilfskraft Tage mit den Kindern verbringen. Durch meine kontinuierliche Präsenz und Mitarbeit in der „Schönegg“ entstand wirkliche Nähe und im Gegensatz zu den im Pflegeplan voll eingebundenen PflegerInnen hatte ich viel Zeit – für Gespräche, Spaziergänge, auch mit Menschen, die nicht mehr oder kaum noch mit Worten kommunizieren können. Ich habe erfahren, wie eindimensional die heutigen Kommunikationskanäle geworden sind: wir kommunizieren vor allem schnell und viel. Insbesondere Berührung ist selten geworden und auch Gesang, Musik und Gedichte sind Wege der Verständigung, die als Alltagssprache wenig gebraucht werden. Sie alle bedingen vor allem eines: die Fähigkeit zuzuhören. Nach und nach habe ich dann meinen Fotoapparat mitgenommen und die Menschen im Haus portraitiert, sie auch wissen lassen, dass ich ein Bildermacher bin. Dadurch konnte ich meinen Blick dafür schärfen, was abbildbar ist, insbesondere auch in intimen Situationen, z.B. bei der Intimpflege, beim Zusammensein mit Verwandten, in der Nähe des Todes. Das wichtigste Anliegen bei meiner Arbeit war vielleicht, die Würde der Menschen zu wahren. Auch beim Drehen und erst recht im Schnitt haben wir uns diese Frage immer wieder gestellt und vieles weggelassen, was vielleicht „emotional spektakulär“ gewesen wäre, aber die Grenze der Integrität der Abgebildeten verletzt hätte. Diese behutsame Annäherung hat zu grossem Vertrauen auch von Seiten der Heim- und Krippenleitung geführt. Ich durfte an allen Pflegerapporten teilnehmen und in jedes Dossier Einblick nehmen. Mit niemandem habe ich einen Vertrag gemacht, doch an einem InfoApéro und mit Flugblättern habe ich breit informiert. In dieser Recherchenzeit hat auch die Auswahl der ProtagonistInnen begonnen, teils intuitiv, teils bewusst aus dramaturgischen Überlegungen. Die Wahl der ProtagonistInnen Einerseits war da natürlich eine Vorliebe für Menschen, die noch Kraft und Freude daran hatten, den Kindern im Haus zu begegnen. So sind Frau Baumann und Frau Fischer schon früh für mich wichtig geworden. Auch die stark demente Frau Suter ist früh in mein Bewusstsein getreten, durch ihre Präsenz auf dem Gang, ihr dauerndes Suchen und Fragen, ihre kämpferische Natur und ihren tragikomischen Humor, der in seiner Naivität oft auch etwas Kindliches hatte. Ihre schrille Präsenz empfand ich immer als wohltuend innerhalb des abgedämpften klimatisierten Albtraums. Auf dem gleichen Flur wie die erwähnten Personen wohnte auch Herr Zürcher, einer der wenigen Männer im Haus. Als ich ihn zum ersten Mal bei der Intimpflege begleitete und sah, wie sinnlich er am Waschbecken mit dem Wasser umging und wie sein Blick im Spiegel einen Rest Würde zu erhaschen suchte, wusste ich sofort, dass ich ihn mit der Kamera würde begleiten wollen. Dieser Mann hat mich tief berührt. Dass all diese Menschen auf dem gleichen Gang wohnten war mir eben Recht, denn intuitiv spürte ich, dass der Gang als „Achse des Geschehens“, als sinnbildhafte Sackgasse immer wieder auftauchen und dem Zuschauer Orientierung ermöglichen würde. Als ich dann per Zufall Frau Mischler und ihren Sohn Klaus kennenlernte, beschloss ich die Inkonsequenz in Kauf zu nehmen und mit ihnen im Neubautrakt zu drehen, wo sie wohnte. Die Geschichte ihrer gegenseitigen Abhängigkeit und das dadurch erschwerte Loslassen QUE SERA? SEITE 23 war ein für mich ein bedeutsames und sehr berührendes Thema. Als dann Klara Mischler schon sehr bald nach Drehbeginn starb, wurde mir klar, dass es wichtig und spannend sein würde, einen Menschen ab dem ersten Moment beim Eintritt ins Heim zu begleiten. Ich bat deshalb die Pflegedienstleitung mich über bevorstehende Eintritte zu informieren, damit ich noch vor dem Eintritt Kontakt aufnehmen könne. So habe ich Frau Bloch kennengelernt. Vor ihrem Eintritt habe ich sie zweimal besucht und dann ihre Einwilligung erhalten, schon bei ihrer Ankunft mit laufender Kamera dabei zu sein. Die Dreharbeiten Über einen Zeitraum von 7 Monaten war ich dann regelmässig mit der Videokamera in der „Schönegg“ präsent. Ich schätze, dass es gegen hundert Drehtage waren, wovon ich etwa die Hälfte alleine dort war, ohne Tonmann, und dadurch mit dem Kameramik nur in stillen und nahen Situationen drehen konnte (Anstecker und Funkmik wären für die alten Menschen zu irritierend gewesen und oft wusste ich ja auch nicht im Voraus, was ich drehen würde. Ich war einfach präsent). Ca. 50 Drehtage begleitete mich der Tonmann Balthasar Jucker und einige wenige Tage übernahm Peter Guyer die Kameraführung, damit ich freier für längere Gespräche war. Diese „klassischen“ Interviews fanden jedoch fast nur als BonusTracks auf der DVD Verwendung. Als Kamera verwendete ich die Sony DSP-500, also nicht eines jener Klein- oder KleinstGeräte. Dies hatte zwei Gründe: Da ich weitgehend ohne künstliches Licht auskommen wollte (es wäre ein zu grosser Eingriff gewesen), musste ich in Kauf nehmen, bei meist schwierigen Lichtverhältnissen im Low-Light-Bereich zu drehen. Bei Tests stellte sich heraus, dass die kleinen Kameras in diesem Bereich deutlich weniger leistungsfähig sind und da mir insbesondere der Detailreichtum des Bildes (Gesichtslandschaften) ein Anliegen war, entschied ich mich für die 500-er. Als Kameramann komme ich auch vom Zelluloid her und bin mich gewöhnt mit einer manuellen Optik zu arbeiten. Bei vielen Filmschaffenden herrscht die Meinung vor, dass die kleinen Kameras einen intimeren Zugang ermöglichen, weil sie nicht so auffallen. Ich bin nicht dieser Ansicht, denn ich glaube, dass vor allem Vertrauen und eine selbstbewusste, liebevolle Klarheit des Blicks einen intimen Zugang eröffnen. Beim Drehen mussten wir uns mit zwei extrem gegensätzlichen Arbeitsrhythmen auseinandersetzen: das Drehen mit den alten Menschen war meist still, geruhsam, präzise, ja oft auch repetitiv. Kamen jedoch die Kinder dazu, galt es mit improvisierter Leichtigkeit in der Kraft des Augenblicks aufzugehen. Dabei wäre es natürlich hilfreich gewesen, die Begegnungen von Jung und Alt als Plan-Sequences zu drehen, doch zeigte sich schnell, dass Schnitt-Gegenschnitt notwendig war, damit Jung und Alt sich direkt in die Augen schauen und etwas von ihrer Magie des stillen Verstehens oder aber auch der stillen Frage gezeigt werden kann. Beim Wechseln der Kameraposition ging es oft um sekundenschnelle Entscheide, und beim Schnitt wären wir gerne manchmal noch eine Sekunde länger bei etwas verweilt. Trotzdem bin ich mir sicher, dass der Entscheid zu dieser Drehweise richtig war. Diese Art zu drehen hat automatisch dazu geführt, dass mit den alten Menschen meist ab Stativ und mit den Kindern meist aus der Hand gedreht wurde. Weil ich eine sehr lange Vorbereitungszeit hatte und weil der Alltag in der „Schönegg“ nach fast immer gleichen Mustern abläuft, waren viele Drehsituationen kalkulierbar und doch muss ich rückblickend sagen, dass die dichtesten Momente im Film überraschend dazugekommen sind. Im Folgenden möchte ich die Entstehung einer wichtigen Szene im Film beschreiben, die QUE SERA? SEITE 24 auch Einblick gibt in das Spannungsfeld zwischen Vorhersehbarem und Überraschendem und ausserdem aufzeigt, inwiefern ich als Dokumentarfilmschaffender in den Ablauf interveniert habe. Es ist die Szene mit Frau Baumann, die in der KITA mit den Kindern malt: In meinen regelmässigen Gesprächen mit den KITA-Frauen hatte ich von diesem Vorhaben gehört und da die Kinder gerade dabei waren, ihre eigenen Umrisse auszumalen, Körperbilder zu malen, hatten sie mit Frau Baumann das Gleiche vor. Sie hätte sich dabei an die Malwand stellen sollen, doch da ich wusste, dass diese aufrechte Haltung für sie nicht möglich war, intervenierte ich schon im Vorbereitungsgespräch mit der Anregung, man solle Frau Baumann doch fragen, ob sie sich mit Hilfe auf das Papier auf dem Fussboden legen könnte, was dann ja auch ging und den Kindern ermöglichte die Umrisse zu zeichnen. Die Situation des Malens an sich und die Interaktionen mit dem Mädchen Florence entstanden spontan. Als dann die Kinder nach einem Weilchen genug vom Malen hatten und im Zimmer nebenan verschwanden, wollte die KITA-Leiterin Frau Baumann auch zum Aufhören bewegen, doch da intervenierte ich nochmals, denn ich ahnte, dass etwas Berührendes aus ihr hervorbrechen könnte, wenn sie nach dem Kinderwirbel nun plötzlich alleine am Malen war. Zuerst merkte sie dies gar nicht, doch plötzlich hörte sie die Kinder singen und dadurch entstand die wundervolle Szene, in der ihr ihre Unfähigkeit zu singen bewusst wird und wie gerne sie dies früher tat... und dann versucht sie’s trotzdem: „Roti Rösli im Garte...“. Glücklicherweise blieb ich nahe auf ihr. Doch als sie das Lied fertiggesungen hatte, spürte ich, dass es für die Montage von grossem Wert sein würde, wenn auch eine Totale mit ihr vor der Malwand, im Rollstuhl gegenüber des von ihr gemalten Fussballspielers existieren würde und ich bat sie, das Lied nochmals für mich zu singen, was sie auch gerne tat, wenn auch nicht gleich schnell wie beim 1. Mal, doch dies konnte beim Schnitt angepasst werden. Man mag mir nun vorwerfen (und diesen Vorwurf musste ich auch gelegentlich hören, wenn auch selten), dass diese Szene und viele andere und vieles was nicht gezeigt wird einen Mangel an Objektivität erzeugen. Doch ich persönlich glaube nicht an Objektivität. Es gibt sie nicht. Sie stammt aus der Begrifflichkeit der Mächtigen, die dadurch Formen der Zensur zu tarnen versuchen. Ich glaube an Wahrhaftigkeit, an filmische Handschrift, die – im Idealfall – als persönliche Schrift erkennbar und lesbar wird. Ich glaube nicht so sehr an die Oberfläche des Bildes, sie ist oberflächlich. Ich mag Bilder, die über sich hinausweisen und dadurch zu Chiffren des Gesehenen werden und meist mythische Bezüge aufweisen. Nun ist jedoch QUE SERA? ein Film, der ganz stark aus der Realität des Alltäglichen in der „Schönegg“ erzählt, fast klaustrophobisch wird, weil kaum ein Bild ausserhalb der Mauern verwendet wurde (ein Entscheid, der bei der Montage radikalisiert wurde) und doch glaube ich, dass die Symbolhaftigkeit der Abbilder immer wieder spürbar wird. In anderen Worten: der Prosa ist nicht zu trauen, denn sie ist weit vertrauens-seliger als die Poesie. „Die Poesie spricht zur unmittelbar vorhandenen Wunde“ (John Berger). Ein Drehelement wurde beim Schnitt ganz weggelassen: wie im Exposé vorgesehen begleiteten wir den Philosophen Hans Saner zu Vorträgen und Lesungen zum Thema „Alt werden heute – Abschied von einer Ausnahme“. Schon beim Dreh wurde jedoch klar, dass sich das Material kaum würde integrieren lassen, weil keine analytische Stimme von aussen die Erzählung aus dem Innenraum zergliedern sollte und damit notwendigerweise auch Distanz erzeugen würde. Auf der DVD sind Saner’s Überlegungen jedoch als wertvolle Ergänzung zu finden. Wie oben erwähnt, haben wir zwar klassische Interviews gedreht, jedoch diese fast nur für die DVD verwendet. Schon beim Drehen wurde ich mir bewusst, dass dadurch der Fluss der alltäglichen Beobachtung gestört würde: Jemand sitzt oder steht vis-à-vis der Kamera ist àpriori eine gestellte Situation, wenn auch im Falle von QUE SERA? begünstigend wirkte, QUE SERA? SEITE 25 dass alte Menschen im Heim ohnehin fast den ganzen Tag mit Sitzen verbringen und kaum aktiv sind. Ich habe dann angefangen, Gespräche zu drehen, die nicht als solche angekündigt waren und in der Situation eingebunden blieben. Zwei Beispiele: Eines Morgens kurz vor Weihnachten als ich eigentlich nur noch ins Heim kam, um mich vor meinem Skiurlaub zu verabschieden, begegnete ich Frau Fischer im Nachthemd auf dem Flur. Sie schien verwirrt und bedrückt und von der Pflegedienstleitung habe ich dann erfahren, dass soeben ihre Wohnung geräumt wurde, ohne dass sie es gewusst hatte. Ich habe mich dann mit der Kamera auf dem Stativ zu ihr ans Bett gesetzt, einfach laufen lassen und nach einer guten Weile gefragt, was denn geschehen sei. Dies genügte als Auslöser für ihre berührenden Äusserungen zum Verlust ihres Zuhauses. Ein anderes wichtiges Gespräch im Film ist jenes mit Frau Baumann, in dem sie ihr Bedürfnis nach gelebter Sexualität ausdrückt. Ich wusste davon, hatte schon mehrmals Gespräche mit ihr darüber geführt. Am Tag des Drehs, als wir zu ihr ins Zimmer kamen, lag sie auf dem Bett, wie immer schön geschminkt und in einem ihrer selbstgestrickten Kleider – sie sah fast verführerisch aus. Sie wollte sich zuerst aufsetzen, doch ich spürte intuitiv, dass es für dieses Gespräch auch für sie stimmig sein könnte auf dem Bett zu liegen. Da dies keine „klassische“ Interview-Position ist, wirkt das Gespräch auch intim und monologisch Die Montage Die fast 90 Stunden Material wurden gemeinsam mit der Cutterin Maya Schmid visioniert; alles haben wir uns angeschaut und beide machten Notizen. Eine erste subjektive Auswahl an Wichtigem und Missglücktem entstand. Der Assistent Aron Nick erstellt danach beim Einloggen (ca. 60% wurde eingespielt) ein detailiertes Script zu jeder Einstellung mit Kürzestbeschrieb und Referenzbild. Die Montage begannen wir mit Szenen, die uns wichtig und in sich rund erschienen. Parallel dazu entstand eine Kartei mit Karten zu allen gedrehten Szenen bzw. Nur-Bild-Aufnahmen, die schon bald den Wänden entlang gesteckt wurden und als Diskussionsbasis für die Struktur dienten. Zu jeder Hauptfigur und zu den wichtigsten Nebenfiguren wurde ausserdem eine chronologische Liste der Szenen erstellt, in denen die Person vorkam. Dies war ganz wichtig, denn die Verflechtung der Geschichten musste berücksichtigen, dass keine Person zu lange abwesend war. Am Anfang versuchten wir auch den KITA-Alltag miteinzubeziehen, mit den Themen, die dort von Bedeutung waren, doch bald schon spürten wir, dass das Hinund-Her zwischen Altersheim und KITA keine stringente Dramaturgie zuliess. Der Film musste irgendwo sein Herz finden und natürlich war dies bei den alten Menschen, mit ihrer Tragik und Schönheit, die ein jedes gelebte Leben auszeichnet. Die Montage des Films entstand aus dem Material heraus und da ich als Regisseur ein schlechter „Dabeisitzer“ bin, installierten wir im Schneideraum eine fliegende Küche, so dass ich im Hintergrund kochen konnte, mit Augen und Ohren für das, was sich in der Montage tat. Immer wieder liess ich die Cutterin auch alleine, um mich danach überraschen zu lassen, ob das was wir vorbesprochen hatte auch funktionierte, oder ob Maya eine bessere Lösung gefunden hatte. Öfters gingen wir auch spazieren, denn die digitale Schnitttechnik ist oft zu schnell: mit ein paar Klicks ist eine neue Fassung erstellt. Diese jedoch mit der nötigen Distanz zu visionieren braucht manchmal etwas Zeit. QUE SERA? hat einen hohen Gehalt an Emotionalität. Die wesentlichen Durchbrüche in der Montage haben wir deshalb dadurch erzielen können, dass wir die Szenen (teils durch QUE SERA? SEITE 26 weglassen von Teilen) in ihrer Emotionalität verdichtet haben und dadurch zwingende Übergänge entdeckten, zum Beispiel.: Herr Zürcher schaut mit seiner Tochter altes Super-8-Material an und spricht danach übers Sterben – Frau Mischler ist gestorben (Kerze vor dem Zimmer). Oder: Beerdigung von Frau Mischler und danach schneit es – „Winter ist halt Winter“. etc. Doch der Film verlangte nicht nur nach emotionalem Fluss, sondern auch nach emotionalen Brüchen, durch die die Gefühlslagen der Menschen unter einem Dach noch klarer spürbar werden: Die Kinder schminken sich mit Frau Baumann für die Fasnacht; harter Schnitt zu: Frau Bloch, die alleine im Zimmer sitzt, erst schweigt und dann den Verlust ihres Zuhause beklagt – „Mehr will ich nicht sagen“. Ganz wichtig war in diesem Zusammenhang auch, die manchmal etwas niedlichen Szenen mit den Kindern bewusst mit der Tragik im Altersheim zu kontrastieren, um den fast unumgänglichen „Jöö“-Effekt zu durchbrechen. Die Präsenz von Frau Suter im Film ist wohl eines der schönsten Geschenke, denn durch ihren Humor, den sie mit Frau Fischer teilt, wird der Film immer aus der trüb-grauen Apathie herausgehoben. So wie jeder Clown im Wesenskern eine tragische Figur ist, ist auch der Humor in QUE SERA? nur vor dem Hintergrund der Tragik zu erzählen. Relativ umstritten war die Verwendung der Musik, die speziell für den Film komponiert wurde. Die Fundamentalisten unter den Dok-Filmern fanden sie unnötig, teils gar störend, doch uns war sie ein Anliegen, denn sie bringt einen versöhnlichen Klang ins desolate Gesamtbild. Es sind Melodien, die auch alte Menschen gerne hören – das war uns wichtig. Mehrere Visionierungen mit Freunden (Filmschaffenden und Laien) haben uns ganz wesentliche Impulse gegeben: Wo sind Längen? Unbeabsichtigte Brüche? Missverständnisse? Wichtige Hinweise haben wir auch bei den Visionierungen des Rohschnitts mit den beteiligten RedakteurInnen und mit der Festivalleitung von Nyon erhalten. Die rhythmische Gestaltung des Films war von Anbeginn ein Thema, musste es doch gelingen, von Langeweile und Warten zu berichten, ohne dass der Film selbst langweilig wurde. Die verschiedenen Tempi der Alten und der Kinder haben uns dabei sehr geholfen. Der Durchbruch geschah wohl an dem Punkt, als wir durch das Weglassen von Nebensächlichem und Wiederholungen die Essenz des Materials so weit verdichtet hatten, dass uns kein Bild mehr überflüssig schien. Bilder und Szenen, die missglückt sind und nur dem Verständnis zu Liebe verwendet wurden, konnten nach und nach entfernt werden, weil der Film seine innere Balance gefunden hatte und das Verständnis nicht nur mehr über den Verstand zu erreichen war. 10–10–2005, Dieter Fahrer QUE SERA? SEITE 27 MITWIRKENDE UND TEAM Mitwirkende: QUE SERA? Lydia Baumann *1912 Nelly Bloch *1924 Hélène Fischer *1912 Klara Mischler *1910 Claire Suter *1907 Gottfried Zürcher *1927 und viele andere Menschen in der «Schönegg» (Bern) Drehbuch, Regie, Kamera : Dieter Fahrer Ton: Balthasar Jucker Montage: Maya Schmid Montage-Stage: Aaron Nick Zweite Kamera: Peter Guyer Musik: Disu Gmünder (Gitarre), Christoph Rechsteiner (Bass), Christoph Fluri (Schlagzeug), Bernhard Nick (Musikalische Leitung) Eine Produktion der Balzli & Fahrer GmbH in Koproduktion mit dem Schweizer Fernsehen DRS (Paul Riniker) und SRG SSR idée suisse/ARTE (Tiziane Mona, Ulle Schröder) Unterstützt durch Bundesamt für Kultur (EDI); Amt für Kultur, Kt. Bern; Amt für Kultur und Sport, Kt. Solothurn; KulturStadtBern; Teleproduktions-Fonds; Volkart Stiftung; Pro Juventute; Pro Senectute; Domicile für Senioren Bern; Kindertagesstätte mixmax QUE SERA? SEITE 28 DIETER FAHRER QUE SERA? REGISSEUR, KAMERAMANN, PRODUZENT Altenbergstrasse 16, 3013 Bern T: 031 332 94 38, mail: balzli-fahrer@gmx.net 1958 1979-1981 Seit 1983 1988-1996 1989-1994 Seit 1997 1983/84 1984 1985 1986 1987 1987/88 1989/90 1990/91 1991 1992-94 1994/96 2005 2005/2006 2005- 2000 2004 Geboren in Bern. Schulen in Bern. Matura. Bayerische Staatslehranstalt für Photographie, München. Arbeiten als freier Fotograf und zunehmend als Filmtechniker Compagnon bei Balzli & Cie, Filmproduktion. Mitglied der Kantonalen Kommission für Foto, Film und Video, Bern. Geschäftsführung der Balzli & Fahrer GmbH, Filmproduktion. Mitarbeit an Spiel- und Dokumentarfilmen (Auswahl) Der Ruf der Sibylla (Clemens Klopfenstein), Produktionsleiter. Noah und der Cowboy (Felix Tissi), Licht. Die schwarze Perle (Ueli Mamin), Co-Produzent und Produktionsleiter. Jenatsch (Daniel Schmid), Aufnahmeleiter. Macao (Clemens Klopfenstein), Ausf. Produzent und Produktionsleiter. Till (Felix Tissi), Kameraassistent. Step across the Border (Nicolas Humbert und Werner Penzel), Kameraassistent. Aus heiterem Himmel (Co-Realisation mit Felix Tissi), Kamera. Big Bang (Matthias von Gunten), Regieassist. und Aufnahmeleiter. Middle of the Moment (Nicolas Humbert und Werner Penzel), Kameraassistent, Licht, Produktionsabwicklung (für Balzli & Cie). Zwischentöne (Bernhard Nick), Kamera. Schlaraffenland (Felix Tissi), Kamera. l'amour, l'argent, l'amour (Philip Gröning), Co-Produzent (BRD/CH/F) Brother Yusef (Nicolas Humbert & Werner Penzel), Produzent. Telling Strings (Anne-Maire Haller & Kamilya Jubran), Produzent & Kamera Fata Morgana (Felix Tissi), Produzent Filme jour de nuit Dokumentarfilm von Dieter Fahrer & Bernhard Nick. Regie, Produktion, Kamera. Co-Produktion mit: La Compagnie du troisième Œil, Paris. Teatro Gioco Vita, Piacenza. Schweizer Fernsehen DRS, Zürich. SWR/ARTE, BadenBaden/ Strasbourg. Verleih Schweiz: LOOK NOW! Festivals: Nyon (Wettbewerb), Toronto, Figueira da Foz, Montréal, u.a. Preise: Filmpreis und Filmmusikpreis des Kantons Bern 2000. Qualitätsprämie EDI (für Kameraarbeit), Grand Prix Images et Documents/Prix Découverte/Prix du Documentaire (alle Figueira da Foz). QUE SERA? Dokumentarfilm von Dieter Fahrer Regie, Produktion, Kamera. Co-Produktion mit: Schweizer Fernsehen DRS, Zürich. SRG SSR idée suisse/ARTE, Bern/Strasbourg. Verleih Schweiz: www.looknow.ch Verleih Deutschland: www.salzgeber.de Verleih Kanada: www.filmswelike.com World Sales: www.firsthandfilms.com Festivals: Nyon (Wettbewerb), Leipzig, Duisburg, Montréal, Kiev, u.a. Preise: Nyon/Visions du Réel: ‚Mention spéciale’ (Jury international) und ‚Prix Suissimage / SSA’. Filmpreis des Kantons Bern 2004 Montréal/Rencontres internationales du Documentaire: ‚Prix du Public’. Nomination Schweizer Filmpreis 2005. Kiev: Best Documentary QUE SERA? SEITE 29 MAYA SCHMID QUE SERA? EDITORIN Lindenstrasse 7, 3043 Uettligen + 41 rue Plantamour, 1201 Genève T: 079 471 67 77, mail: maya. schmid@tsr.ch Jahr Film (Auswahl) Produktion Regie 1985 La valise CAB Claudio Tonetti 1986 Mourir à vingt ans sur les routes TSR Bernard Mermod 1987 La vie continue Th.Cr.Prod. Pierre-André Thiébaud Happy End Metzger Marcel Schüppbach Traces CICR Jean Daniel Bloesch Der wilde Mann (Bildschnitt) Vega Matthias Zschokke Les paysans de la mer Th.Cr.Prod Patrice Cologne 1989 Piano panier (Tonschnitt) Light Night Patricia Plattner 1990 La vierge noire, 4x50 min. TSR Igaal Niddam 1991 Aus heiterem Himmel Balzli & Cie F. Tissi & D. Fahrer 1993 Montagne Th.Cr.Prod. Pierre-André Thiébaud 1994 Passe sous silence TSR Igaal Niddam 1988 Zwischentöne SpArt Bernhard Nick 1995 Schlaraffenland Balzli & Cie Felix Tissi 1996 Letten un an après TSR Christian Karcher 1997 Rideau de feu TSR Igaal Niddam 1998 Made in India Light Night Patricia Plattner 1999 Who’s Next? Insert Film Felix Tissi 2000 Jour de nuit Balzli & Fahrer D. Fahrer & B. Nick 15 rue des bains TSR/Caravan Nicolas Wadimoff 2001 Les petites couleurs Light Night Patricia Plattner 2002 Kadogo TSR/Caravan Nicolas Wadimoff 2004 QUE SERA? Balzli & Fahrer Dieter Fahrer 2005 Hippie massala Fair & Ugly Ueli Grossenbacher 2005 Le Rouge sur la croix Bohémien Dominique Othenin-Girard QUE SERA? SEITE 30 Zeit Szene / Sequenz 0:00:00 > Anfangstitel (über Schwarz) 0:00:20 Aufstehen Frau Suter Schminken Frau Baumann Aufstehen Herr Zürcher 3er Gang (mit Frau Suter und Frau Fischer) > [Titel 2] (Schwarz) 3er Gang (mit Frau Suter und Frau Fischer) FORTS. > [Titel 3] (Schwarz) 0:03:38 3er Gang (mit Frau Suter und Frau Fischer) FORTS. 0:04:40 Esssaal: Warten, Essen bringen 0:06:38 Kinder kommen; Betreuerin erklärt; Frau Suter 0:06:38 Teig formen (Gritti Bänz): Kinder und Frau Fischer Teig formen: Frau Fischer, Herr Zürcher 0:10:32 Gespräch Frau Fischer 0:11:49 Gang: Verteilen Backwaren / Frau Fischer mit Kindern 0:13:41 Frau Baumann beim Friseur 0:14:31 Gang: Frau Suter 0:15:00 Herr Zürcher kommt in Rollstuhl (Zimmer) 0:15:31 Gang: Streit mit den Rollwagen 0:17:10 Musikveranstaltung / Kontrast: die Frau allein im Gang 0:19:18 Gespräch Frau Baumann (liegt auf Bett) 0:20:56 2er mit Frau Fischer: Que Sera 0:21:36 Möbel einräumen: Helfer diskutieren, wohin mit Möbel 0:22:10 Gang (Morgen), Frau Fischer kommt 0:22:20 Gespräch Frau Fischer (im Bett) 0:23:58 Totale Aussen: das Heim (mit Strassenbahn) 0:24:18 Kinder Weihnacht: Wecken / Engelchen / Vorbereiten 0:25:40 Kinder Weihnacht: Singen im Gang / in den Zimmern 0:27:25 Gespräch Frau Mischler (Einführung) 0:28:24 Stadt Bern, Dämmerung (langsamer Schwenk) 0:29:00 Frau Mischler im Bett, Gespräch mit Sohn 0:30:14 Gespräch: Sohn am Bett von Frau Mischler 0:31:45 Leere Räume (Nacht) / Ausblick auf Stadt Bern 0:32:06 Aufstehen Frau Mischler (Wecken/Toilette/Anziehen) 0:34:30 Gang, morgendlicher Betrieb; die einsame Frau (Glauser) 0:34:57 Aufstehen Herr Zürcher/ Pflege / Gespräch mit Pfleger 0:36:19 Frühstück Frau Suter 0:36:45 Kinder zeichnen Frau Baumann (am Boden liegend) 0:38:08 Frau Baumann malt (mit den Kindern) 0:40:20 Frau Fischer und Frau Suter trinken Kaffee 0:40:57 Gang, Betreuerin ist in Eile 0:41:10 Frau Fischer / Frau Suter (FORTS) Gespräch 0:41:46 Gang, Betreuerin ist in Eile (FORTS.) 0:41:56 Frau Fischer / Frau Suter (FORTS,) Gespräch 0:42:22 Frau Baumann malt (FORTS.) 0:43:55 Kinder singen / Frau Baumann kommt dazu 0:44:47 Herr Zürcher rasiert Zeitschrift 0:45:42 Gang (ruhig) 0:45:56 Frau Mischler im Bett, der Sohn hält ihr die Hand 0:46:45 Teamsitzung, Diskussion über Sohn von Frau Mischler 0:48:10 Pflege von Frau Mischler / Umdrehen Musik STRUKTUR QUE SERA Stichworte zum Inhalt Was muss ich machen? Ich sehe es fast nicht. Warum sind Sie nach Bern gekommen? Was machen denn die Kinder hier? Ist das ein Männchen? Wo ist die Lokomotive? Vater früh gestorben /bei "Loeb" gearbeitet / nicht lange hier Sonst hat er Bauchweh... (Herr Zürcher) Ich hatte auch eine Sauna, hauptsächlich Herren, schöne Zeit Darf ich nicht da bleiben? - Dann bleib ich hier Blöde Kuh / Wacht am Rhein Die Wacht am Rhein / Que Sera Liebe, Sex, darauf verzichten / für alle gleich, nur Sterben nicht Wie geht es (Frau Fischer) - Schlecht Wohnung vermietet - alles weg - will nicht ins Altersheim! Wir bringen Euch Licht für Weihnachten Das kommt nie mehr zurück! / Draussen übernachten Abendessen (Käseschnitte) Ohne Vater aufgewachsen / werde allein sein / Bin ein bisschen nervös / kann nicht warten / alles geht lang Wandern im Jura / Die Zeit läuft uns davon Rot ist die Liebe / Tschuttihose / Abwaschwasser // Wir hätten gerne Musik! Wo ist die denn? (Grüezi) - Gefällt mir nicht mehr so / Wir sind schon alt Lüthi et Blanc / Kein Fernseher zu Hause? Konnte früher singen - Roti Rösli im Garte... / alles verliert man Schlangentanz Sohn kommt jeden Morgen, / Sie möchte sterben QUE SERA Seite 31 0:49:25 0:49:47 0:52:28 0:52:57 0:53:37 0:54:11 0:54:45 0:55:10 0:56:57 0:58:40 1:00:15 1:01:00 1:02:40 1:03:30 1:05:38 1:06:48 1:08:06 1:10:39 1:12:30 1:12:45 1:13:26 1:14:25 1:14:44 1:16:14 1:16:58 1:18:16 1:18:53 1:19:41 1:20:05 1:20:37 1:21:40 1:22:25 1:22:33 1:22:56 1:23:47 1:25:40 1:27:15 Gang, Putzmaschine Herr Zürcher und Tochter schauen S8-Film /Gespräch Gang mit Kerze. Pflegerin kommt nach Blick aus Fenster: Sarg wird eingeladen Abdankung: der Sohn von Frau Mischler Friedhof / Regen / Schirme Schneebilder: Heim, Stadt Bern (Schneetreiben) Drei am Tisch im Gang: Schneetreiben Essen: Im Esssaal und im Gang, draussen schneit es Der Sohn von Frau Mischler packt Kleider ein / Gespräch Kinder tollen im Schnee Esssaal: Geburtstag Frau Fischer Gang: Stricken, Kinder kommen Frau Fischer: Backen mit Kindern / Frau Suter genervt Frau Fischer: Geburtstagskuchen essen mit Kindern Frau Fischer vor den Geburtstagsgeschenken Ankunft Frau Bloch / ins Zimmer gehen Esssaal / Frau Bloch setzt sich alleine hin / Abendessen Frau Bloch geht alleine Gang entlang Frau Bloch im Bett / Gespräch Frau Fischer telefoniert (französisch) Gang / Nacht Frau Fischer / Frau Baumann: Fasnacht mit Kindern Frau Bloch alleine im Zimmer / Gespräch Kinderfasnacht (FORTS.) / Frau Baumann / Schminken Kinderfasnacht (FORTS.) mit vielen Bewohnerinnen Kinder: diskutuieren Alter Frau Baumann liest Lindenblüten auf Frau Bloch raucht, schaut auf Uhr Herr Zürcher und Baby, und Kinder (Musikdose) Frau Fischer alleine im Zimmer (Zimmergenossin weg) Frau Baumann liest Lindenblüten auf (durch Fenster) Frau Fischer alleine im Zimmer (FORTS.) Herr Zürcher im Bett / Zimmer wird verdunkelt Frau Suter macht sich zum Schlafen bereit Schlusstitel ----- Musik Zeit Szene / Sequenz Stichworte zum Inhalt Denke nicht viel über Sterben nach Winter ist halt Winter / Essen um 5 Weiss noch heute nicht, wer der Vater ist Happy Birthday / Jetzt muss ich noch weinen (Lüthi et Blanc) / Nein, das ist meins! / Geburtstag Wir waren zehn Kinder / zu Hause nie Geburtstag gefeiert Ich habe keine Freude mehr / kein eigenes Zimmer Bin sehr kontaktfreudig - aber mit wem? Will in St. Ursanne begraben sein - Leichentransport teuer Piepser Singen / Jodeln / lustig sein Es gibt kein Zuhause mehr - mehr will ich nicht sagen Es ist nicht schön, alt zu werden ganze Hand voll... - c'est la vie - alle, die ich gerne habe, sind schon gestorben Man muss an das Leben denken - der Tod kommt sowieso Gut Nacht Machen Sie doch mal dunkel! - Warum ist es so dunkel? QUE SERA Seite 32 MA FAMILLE AFRICAINE von Thomas Thümena Produktion: Hugofilm GmbH , Zürich & Ciné Manufacture SA, Lausanne 33 SYNOPSIS MA FAMILLE AFRICAINE Thomas ist Filmemacher aus Zürich, Léa eine stolze und unabhängige afrikanische Frau. Zusammen bilden sie ein explosives Paar. Sie hat Heimweh, er denkt an die Miete. Sie klagt über ihre Schwierigkeiten, sich zu integrieren, er stöhnt über das Affenfleisch, das er in seinem Koffer nach Hause bringen musste. Eine Tragikomödie, die sich ständig zwischen Lachen und Weinen bewegt, getragen von der Entschlossenheit der beiden, trotz – oder dank – aller Unterschiede ein Paar zu bleiben. Wo Gegensätze sich anziehen, lassen Missverständnisse nicht lange auf sich warten: Sie hielt ihn bei ihrer ersten Begegnung für einen Pornofilmregisseur, er glaubte, sie sei eine Prostituierte. Dabei war es Liebe auf den ersten Blick, wie er sagt. Drei ivoirische Staatsstreiche lang sind Léa Zézé – aus der Elfenbeinküste in die Schweiz gekommen, «um das Geld meines Präsidenten zurückzuholen» – und Thomas Thümena mittlerweile verheiratet, mit der Geburt des gemeinsamen Sohnes Yann beginnt die filmische Reflexion ihrer Beziehung – mit dem bleichen Schrecken in seinem Gesicht, als er vor der geschlossenen Türe des Kreissaals wartet, ihren Schreien hilflos ausgesetzt. Gebären sei schliesslich Frauensache, findet sie. Von zwei erst mal getrennten (Lebens-)Räumen und dem Willen, die Verbindungstüren gegen jede Vernunft und trotz aller Widerstände aufzustossen, handelt «Ma famille Africaine». Von im Grunde unüberbrückbaren Differenzen, die – so zeigt sich – trotzdem lebbar sind. Trennendes und Verbindendes zwischen Geschlechtern, Kulturen, Familien, Temperamenten werden dabei – dies macht der Titel schon klar – aus seiner, der weissen, männlichen Perspektive erzählt. Thümena schaut neugierig, manchmal beglückt, manchmal verwirrt, manchmal entspannt und öfters erregt auf das eigene Leben, die eigene Beziehung, auf sein und ihr Land. Oft ist der Ton lakonisch, immer wieder auch komisch, und bei aller Liebe bleibt stets die Gewissheit, dass es bis zur Tragödie nie weit ist. «Wenn wir uns in einem Punkt einig sind», sagt er einmal, «dann darin, dass alles komplizierter ist, als wir es uns vorgestellt haben.» Der Prozess der Integration erweist sich im öffentlichen Raum als ebenso mühevoll wie im privaten Alltag das Aushalten und Verhandeln grundlegend unterschiedlicher kultureller Werte und Vorstellungen und die viel beschworene und oft verklärte «afrikanische Solidarität» – jeder hilft jedem –, entpuppt sich nicht einfach als ökonomische Notwendigkeit, ebenso tonnenschwer lastet sie verpflichtend auf den Schultern sämtlicher Individuen. «Stell Dir das Geschwätz vor», erklärt Léas Mutter, «wenn wir unsere Rechnungen nicht bezahlen. «Die Kinder sind in Europa», heisst es dann, «und den Eltern stellt man Wasser und Strom ab».» Die Bedürfnisse aber sind so gross wie die Familie, und während seine Eltern zu zweit in einer Eigentumswohnung oberhalb des Zürichsees wohnen, stehen ihre einem Haushalt von 15 Personen vor. Geld ist ein zentrales und immer wiederkehrendes Motiv: hier entzünden sich Konflikte und manifestieren sich fundamentale Ansichten und Ängste, die immer wieder pragmatisch gebändigt sein wollen. Was nicht meint, dass es leicht sei, über den eigenen Schatten zu springen. Zumal sich hier niemand dauerhaft in seinen Neurosen einrichten mag. Da kann Thümena in Wuchs und Hornbrille noch so sehr an Woody Allen erinnern. MA FAMILLE AFRICAINE SEITE 34 So wie die Musik auf der Tonspur das jeweils andere stets wach hält – afrikanische Rhythmen spielen mit Helvetisch- Folkloristischem Ping Pong –, so verdeutlicht das Hin- und-Her zugleich das ständige Schwanken der Positionen: Der Gewöhnung an dieses «instabile Ding in Afrika» steht bei Thümena die Verzweiflung genau darüber entgegen, und sein Glaube an die Vorzüge nüchtern-analytischen Handelns kollidiert mit der Vorstellung, dass ein Leben in Illusionen doch zumindest Hoffnung in sich berge. Weil sie sich nie werden einebnen lassen, gilt es Gegensätze ebenso zu erdulden wie das Unentschiedensein: War es das schlechte Gewissen, das Thümena schliesslich veranlasst, monatlich 200 Schweizer Franken nach Abidjan zu schicken oder der Glaube, damit tatsächlich etwas bewirken zu können? Persönliches und Politisches gelten in dieser Dokumentation eines Ordnungsversuchs, die zugleich als Reflexion über das Dazwischen der Kulturen wirkt, zu keiner Zeit als Widerspruch. Nachdenken über Differenz meint immer auch Nachdenken über Identität: Denn Identität ergibt sich nicht quasi naturwüchsig aus der kulturellen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, sie leitet sich erst einmal aus dem ab, was man nicht ist. Man ist schwarz, weil man nicht weiss ist. Von Menschen, die ihre eigene Position innerhalb dieser Zuschreibungen finden, sich identifizieren wollen und also die eigenen Bilder und Klischees laufend überprüfen müssen, davon erzählt «Ma famille Africaine». Davon, dass diese Entwicklung als offen zu begreifen ist, und Haltungen hervorbringt, die nicht zeitlos gültig sind, aber doch von Dauer sein können. Davon, dass Schwarz- oder Weisssein heisst, die Identität in der Differenz zu leben und anzuerkennen, dass alle aus vielen sozialen Identitäten, nicht aus einer einzigen zusammengesetzt sind. So sehr der Film klar macht, dass dieser Prozess fortwährend prekär und eine solche Beziehung eine offene Baustelle bleiben muss, so triumphiert am Schluss doch das Versöhnliche: Zumindest ein klein bisschen jedenfalls darf das Märchenhafte dieser Liebesbeziehung anklingen. MA FAMILLE AFRICAINE SEITE 35 ENTSTEHUNGSPROZESS MA FAMILLE AFRICAINE (1) Die Strategie beim Drehen Die Kamera war schon bei der Konzeption resp. der Drehbuchphase des Projektes mit dabei – jedoch nicht ausschliesslich in der Funktion des Kameramannes, sondern eher als Freund des Paares. Abgesehen davon haben Regie und Kamera schon vorher erfolgreich zusammen gearbeitet - dies brachte von Anfang an ein gewisses Grundvertrauen mit in das Projekt ein. Für die Kamera existierte schon sehr früh eine persönliche Beziehung zu den Protagonisten und zum Sujet des Filmes – die gemeinsame Vision der Geschichte hingegen musste zwischen Kamera und Regie immer wieder von neuem erarbeitet werden. Die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Protagonisten und ihr Leben waren natürlich bedingt durch die unterschiedlichen Standpunkte, die die Regie und die Kamera im Bezug auf die Geschichte einnahmen: die Kamera von «aussen» als Unbeteiligter – die Regie als Protagonist von «innen». Diese beiden unterschiedlichen Perspektiven wurden insofern mit einkalkuliert, dass bewusst aus 2 verschiedenen «Point de Vues» gedreht wurde: der Kameramann hatte die Sicht von Aussen auf das Paar (und den Regisseur) – die Regie (manchmal seine Frau) filmte von Innen heraus. Ehrlicherweise wird an dieser Stelle zugegeben, dass während den Dreharbeiten noch kein wirkliches Konzept bestand, diese unterschiedlichen Sichtweisen unter einen Deckel zu bringen (weder inhaltlich noch formal) – im Nachhinein kann vielleicht von einer interessanten Dialektik gesprochen werden. Es wurde von Anfang an Wert darauf gelegt, so nahe wie möglich an den Figuren und den Situationen zu sein, um die Geschichte so direkt wie möglich erzählen zu können. Dadurch erhoffte man sich, die Art von Intimität und Spontaneität zu erreichen, die normalerweise «Familienfilmen» vorbehalten ist. Es wurde bewusst auf das Mittel der Inszenierung verzichtet; die technische Ausrüstung war auf ein Minimum beschränkt und musste vor allem den Anforderungen der Flexibilität genügen. Einer «dokumentarischen» Haltung verpflichtet wurde versucht, bei den entscheidenden Momenten im Leben des Paares wenigstens mit einer der beiden Kameras mit dabei zu sein – mit welcher schlussendlich bestimmte öfters der Zufall als die Planung des Regisseurs. Bedenkenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass der Regisseur als gleichzeitiger Protagonist und Experte seiner Geschichte in der privilegierten Situation war, potentiell interessante Situationen im voraus «riechen» zu können und demzufolge in der Lage war, rechtzeitig eine Kamera – oder einen Kameramann – zur Hand zu haben. Diese Position des «Alleswissenden» kehrte sich aber regelmässig ins Gegenteil um und führte ungewollt recht eigentlich zu einer Strategie der Selbstüberlistung: wohl wusste der Regisseur zwar, dass nach jeder Heimkehr von Afrika der Tanz ums Affenfleisch von neuem begann – was er aber nicht wusste, war die simple Tatsache, dass ihm das allmählich auf den Nerv ging. Die Diskrepanz zwischen dem, was der Regisseur zu wissen glaubt und dem, was ihm als Protagonisten effektiv widerfährt, machen meiner Meinung nach den Reiz dieses Films aus. Insofern war die erklärte Absicht der Regie, auf transparente Art und Weise von ihren Irrtümern zu berichten, aufgegangen – wenn auch oft auf Kosten des Protagonisten. Überraschend war, dass sich das Leben des Paares konfliktreicher und dramatischer gestaltete, als die Regie zu Beginn der Konzeption ihres Filmes zu träumen wagte – im Allgemeinen hegte sie eher die Befürchtung, dass das Leben des Paares doch fast zu harmonisch für einen Film und seine Ansprüche an MA FAMILLE AFRICAINE SEITE 36 Dramatik sei. Diese Befürchtungen haben sich aber nicht bewahrheitet: leider - ist man beinahe geneigt anzufügen. Ein anderer Grund zur Überraschung war die Feststellung, dass die Regie anstatt einen Film über die Anderen zu machen ebenso sehr einen Film über sich selber machte – und vom Erzähler (fast) zur Hauptfigur mutierte. (2) Die Strategie beim Schnitt Auch beim Schnitt hatte die Regie das Glück, mit einer Person ihres Vertrauens zusammenarbeiten zu können. Dies hatte den unschätzbaren Vorteil, dass die Regie ihr Material nicht visionieren musste. Die Cutterin visionierte alleine nach ungefähren Angaben der Regie («hier sind wir in Zürich, das habe ich in Afrika gefilmt, hier haben wir gestritten...») und machte sich so ihr Bild vom Material. In Unkenntnis des genauen Inhalts der jeweiligen Kassette geschah das Visionieren komplett ausserhalb jeder Chronologie. Nach einer laut Aussagen der Cutterin «wahnsinnig» langen Zeit des Visionierens wurde eine erste Auswahl getroffen, wobei die Regie gezwungen war, sich hauptsächlich auf ihre Erinnerung und die Entscheidungen ihrer Cutterin zu verlassen. Diese Auswahl wurde digitalisiert und gleichzeitig entstand ein ausgeklügeltes Skript - und Archivierungssystem hinsichtlich Zeit, Ort und Kameraperspektive. Von Anfang an bestand die Cutterin darauf, am «ganzen» Film zu schneiden, d.h. es wurden keine Überlängen akzeptiert. Die Dauer der ersten Fassung des Filmes war in Anbetracht der Tatsache, dass noch eine 2. Drehphase kommen würde, auf 60 Minuten beschränkt. So wurde seitens der Cutterin konsequenterweise immer die Gesamtstruktur im Auge behalten. Im Schnitt stellte sich gleich zu Beginn zur grossen Erleichterung aller heraus, dass die beiden Kamerastandpunkte (Aussen & Innen) ohne Rücksicht auf Verluste vermischt werden konnten – und zwar sowohl hinsichtlich der Bildtechnik als auch der inhaltlichen Konsequenzen. Unter gefühlvoller Berücksichtigung der Dosierung und der Balance der beiden Perspektiven konnte so schlussendlich eine einzige Sicht entstehen. Die erklärte Ambition der Cutterin war es, die Interviews mit den Protagonisten und die «Live»Szenen aus deren Alltag inhaltlich zu verbinden. Regie und Schnitt waren von Anfang an klar, dass die Erzählung von dem Moment an, wo sie mit einer Geburt beginnt, in gewissem Sinne der Chronologie des (Familien)lebens folgen musste – wenn auch beide aus Erfahrung wussten, dass dies nicht unbedingt eine faktische, sondern eine emotionale Chronologie sein konnte. Ein zweite klare strukturelle Vorgabe war neben der chronologischen Zeitachse die Geographie mit ihren beiden Polen «Schweiz» und «Afrika»: sehr schnell wurde klar, dass im Schnitt entgegen den Vorstellungen der Regie nicht beliebig zwischen den beiden Kontinenten hin und her "gejumped" werden konnte, da sonst der falsche Eindruck entstand, dass das Paar lebe gleichzeitig an beiden Orten, was natürlich der tatsächlichen Situation fundamental widersprach: es musste also relativ grosse Mühe darauf verwendete werden, Wechsel in der Geografie innerhalb der Erzählung zu verankern, um der Realität des Paares gerecht zu werden. Im Schnitt wurde grossen Wert drauf gelegt, die Grundlagen einer Erzählung mit ihren dramatischen Anforderungen zu respektieren: Personen und Konflikte wurden etabliert, Antagonismen zwischen den Personen evoziert, Widerstände und Hindernisse aufgebaut – und vor allem wurden die Konflikte personifiziert: in einem gewissen Sinne war der Schnitt die Etappe der Fiktionalisierung des wirklichen Lebens. In formaler Hinsicht hingegen bestand die MA FAMILLE AFRICAINE SEITE 37 Absicht, die Konventionen des Home-Movies zu berücksichtigen: d.h. so direkt und so nah und wie möglich an der Geschichte und ihren Figuren zu bleiben. Es wurden bewusst «Jumpcuts» eingesetzt oder «in die Action geschnitten», um das Gefühl der Unmittelbarkeit zu steigern. Die Anzahl Protagonisten wurde im Schnitt deutlich reduziert und die Geschichte wurde immer mehr auf die beiden jetzigen Hauptpersonen zugespitzt: aus einem Film über die Familie seiner Frau wurde ein Film über sein Paar. Nach der ersten Dreh- respektive Schnittfassung zeichnete sich ab, dass der Erzählung noch ein bisschen Liebe und Hoffnung fehlte – leider brach dann der Konflikt in der Elfenbeinküste aus, was den ursprünglichen Konflikt der beiden Protagonisten nochmals zuspitzte – in diesem Sinne widersetzte sich das Leben den Gesetzen der Dramaturgie und den Anforderungen der Fiktion. Der Durchbruch – jedenfalls für die Cutterin war der Moment der Visionierung der ersten Schnittfassung: die Reaktionen des Publikums deuteten darauf hin, dass es «funktionierte». Gleichzeitig schaffte sie es, all ihre «Königszenen» in dieser Fassung zu platzieren – was einiges Verhandlungsgeschick mit der Regie erforderte. Für die Regie kam der Durchbruch erst, als sie sich bewusst wurde, dass das Leben und der Film zwei verschiedene Paar Schuhe sind - leider war das erst gegen Ende der Schnittphase der Fall. Apropos Drehverhältnis: der Produzent hat behauptet, dass eine heimliche Überprüfung im Schnittraum ergeben hatte, dass 200 Bänder verdreht wurden – ich selber habe sie nie gezählt. 29–10–2005 Thomas Thümena MA FAMILLE AFRICAINE SEITE 38 MITWIRKENDE UND TEAM MA FAMILLE AFRICAINE Drehbuch Thomas Thümena Regie Thomas Thümena Produzent Christian Davi & Robert Boner Kamera Otmar Schmid, Thomas Thümena, Lea Zézé Thümena Montage Myriam Flury Musik Roland Widmer Mischung Luc Yersin Produktionsleitung Christof Neracher Produktion Hugofilm GmbH & Ciné Manufacture SA In KoProduktion mit SSR SRG Idée Suisse MITWIRKENDE Léa Zézé Thümena Yann Thümena Thomas Thümena Luc Zézé Joséphine Zézé Margrit Thümena Reto Thümena Mit Unterstützung von Bundesamt für Kultur, Departement des Innneren, Schweiz Stadt und Kanton Zürich Fonds Regio Films MIGROS Kulturprozent Kino-Dokumentarfilm, CH 2004, 80 / 52 Minuten, DVCAM / 35mm Farbe Dolby SR Originalversion: Französisch & Schweizerdeutsch UT-Versionen: Französisch, Deutsch, Englisch MA FAMILLE AFRICAINE SEITE 39 THOMAS THÜMENA MA FAMILLE AFRICAINE R e g is s e ur Hugofilm GmbH / Zypressenstrasse 76 / 8004 Zürich Tel: +41 1 240 34 95 Email: tthuemena@hugofilm.ch / www.hugofilm.ch Geb. 1967 in Zürich, wohnhaft in Zürich Center for the Media Arts, New York, Diplom l988 Ecole cantonale d'art de Lausanne (ECAL/DAVI) – Diplom Regie l997 Kameramann, Beleuchter, Toningenieur und Monteur für div. unabhängige Filmproduktionen Lehrauftrag an der Ecole cantonale d'art de Lausanne, 1997 - 2001 Seit 1999 Mitinhaber Hugofilm GmbH Seit 2004 Produzent für Hugofilm Productions GmbH Filmographie u.a. : Ma famille Africaine Kino – Dokumentarfilm, 80 min., 2004 ZH-Filmpreis 04, nominiert CH-Filmpreis 05 Train fantôme Episode für den Kino - Dokumentarfilm ID Swiss, 1999 Nominiert CH-Filmpreis 2000 Nachtwache Kurzspielfilm, 28 min., 1997 Nominiert CH-Filmpreis 1998 Schwester Karin Dokumentarfilm, 50 min., 1996 Prix «regards neufs», Nyon 1996 Von Büchern & Bäumen Ausstellungsvideo für Vogt Landschaftsarchitekten, Architekturmuseum Basel, 2004 Beaufort 12 4 Kurzdokumentarfilme für die EXPO 02 ONOMA 3 Kurzdokumentarfilme für die EXPO 02 Unganai Experimentalfilm, Ko-Regie mit M. Frei & Ch. Draeger, 40min, 1999 MA FAMILLE AFRICAINE SEITE 40 MYRIAM FLURY MA FAMILLE AFRICAINE Editorin Geb. 1960, Zürich Primar & Sekundarschule, Zürich F+F Kunstschule Zürich Ausbildung zur Cutterin bei Condor - Film, Zürich seit 10 Jahren freiberuflich tätig als Cutterin für diverse Film – und Fernsehproduktionen seit 2000 Dozentin an der Hochschule für Gestaltung & Kunst, Luzern Filmographie u.a. Vitus Fredi Murer Spielfilm 120“ City Walls Afsar Sonia Shafia Hugofilm / Dokumentarfilm ca. 80“ in Arbeit Jo Siffert, live fast, die young Men Lareida / Hugofilm / Dokumentarfilm ca. 80“ Ma famille africaine Thomas Thümena / Cinémanufacture SA / Dokumentarfilm 80“/ 2004 Filmpreis der Stadt Zürich - Nomination Schweizer Filmpreis Little Girl Blue Anna Luif / Dschoint Ventschr / Spielfilm 83“/ 2003 Nomination Schweizer Filmpreis Die Wägsten und Besten des Landes Matthias von Gunten / MVG Filmproduktion / Dokumentarfilm 50“, 90“ / 2002 Dragan & Madlaina Kaspar Kasics / Trilunafilm / Spielfilm 80“ / SF DRS / 2001 Prix Cinema tout ecran Gopf in Afrika Christian Davi / Maximage / Dokumentarfilm 50“/ 2001 Increschantüm Stefan Haupt / Fontana Film / Dokumentarfilm 70“ / 2000 Summertime Anna Luif / Dschoint Ventschr / Kurzspielfilm 26“ / 2000 Schweizer Filmpreis / Zürcher Filmpreis / Suissimage Preis Div. Preise an internationalen Festivals ID Swiss Train fantôme, Thomas Thümena / Home alone, Christian Davi / Dschoint Ventschr / Dokumentarfilm 90“ / 2000 Closed Country Kaspar Kasics / Extra Film / Dokumentarfilm 84“ / 1999 Die Regierung Christian Davi / Magic Lantern / Dokumentarfilm 74“/ 1998 Schweizer Filmpreis / Zürcher Filmpreis Ritual Virtuality Felix Schaad / Maximage / Kurzspielfilm 15“ / 1998 Das Wissen vom Heilen Franz Reichle / T&C Film / Dokumentarfilm 90“ / 1996 / Zürcher Filmpreis Nachtwache Thomas Thümena / DAVI / Kurzspielfilm 28“ / 1997 – Nomination Schweizer Filmpreis Schwester Karin Thomas Thümena / DAVI / Dokumentarfilm 45 / 1996 Nyon 96, prix "Regards neufs" Ein Rezept der Natur Rolando Colla / Peacock Film / Auftragsfilm 9“ / 1994 Bester Auftragsfilm, Locarno 50% Absolut Igor Bauersima / Kurzspielfilm 9“ / 1994 Jagdzeit Rolando Colla 7 Peacock Film / Kurzspielfilm 40“ / 1993 Der Kunde ist König Josy Meier / Hochschule für Film, Berlin / Dokumentarfilm / 1992 Lynx Franz Reichle / Bernhard Lang Filmproduktion / Dokumentarfilm 80“ / 1991 MA FAMILLE AFRICAINE SEITE 41 [ Offtext = erklärender Off-Kommentar von Thomas ] Zeit Szene Sequenz Schlüsselsätze 0:00:00 0:01:45 0:01:50 0:03:51 0:04:17 0:05:05 0:05:30 0:06:40 0:05:42 0:08:09 0:08:49 0:09:21 0:09:52 0:10:27 0:11:23 0:12:28 0:14:12 0:15:18 0:16:40 0:17:06 0:17:38 0:18:50 0:19:25 0:20:55 0:21:17 0:23:54 0:25:45 0:25:59 0:26:42 0:28:00 0:28:51 0:29:22 0:29:53 0:30:12 0:30:37 0:31:00 0:31:36 0:32:48 0:33:16 0:33:57 0:35:00 0:35:28 0:36:50 0:37:09 0:37:28 0:37:52 0:38:15 0:38:59 0:39:34 0:39:56 0:40:50 Titelsequenz: alle Hauptfiguren Thomas vor Gebärzimmer Nach der Geburt, im Zimmer Thomas mit Yann, filmt sich selber vor Spiegel Intv. Vater Zézé: wer ist Thomas? Intv. Mutter Thümena Intv. Schwester Zézé Intv. Lea Küche Lea + Thomas Eltern Thümena mit Yann, Thomas Lea + Thomas, Mutter Thümena: Hemdenkollektion Treppenhaus, Mutter fährt mit Yann weg Thomas kriegt Ethno-Hemd verpasst Lea und Thomas gehen aus / Tanzen Lea wäscht Yann Lea geht zu Arbeitsamt erklärt / Thomas filmt Lea erklärt Thomas wieso es Krippen braucht Lea liest Brief aus Afrika von Cousin Lea Kinderwagen Off Thomas Intv. Mutter Thümena Intv. Lea Yann steht i. Bett Lea im Gespräch mit Thomas Lea: Frühstück vor der Prüfung Schule: Prüfung / Gespräch danach / Weg n. Hause Lea im Bett / Thomas in Küche, enttäuscht, genervt Schwester mit Thomas in Küche Thomas m. Yann im Tram Intv. Mutter Thümena Lea Fahrprüfung bestanden Familie fährt los zu Eltern Thümena Küche Eltern: Mutter Thümena und Lea Montagesequenz: Yann mit Grossvater/Lea im Bad Lea zeigt Foto von sich als Kind Yann nackt, steht auf, guckt in Kamera Abflug n. Afrika m. Off Ankunft Flughafen, im Taxi Lea gibt Geld Mutter Zézé mit Yann, Beschwörung, Opferung Huhn Verwandte bekommt Geld Interv. Mutter Zézé Familienmitglieder erhalten Geschenke Kinder tanzen Aufnahmen Abidjan Thomas m. Yann i. Bett Gespräch mit Lea Intv. Mutter Zézé Gespräch mit Lea Regen über Abidjan Thomas m. Mutter Zézé: Thomas m. Lea /Gespräch über Gasflaschengeschäft Musik STRUKTUR MA FAMILLE AFRICAINE Frauensache Alles gut gegangen Offtext: Gegensätze ziehen sich an / Liebe auf den ersten Blick Wir wollten ein Foto, danach erleichtert Es muss immer etwas Spezielles sein. Grosser Druck (Visum/Heirat) / Laisse tomber! Ich habe dich nicht zur Heirat gezwungen Lea: Du könntest mich verlassen Yann soll Kunststück zeigen Wieviel kostet es? Offtext: Das Business mit den Afrika-Hemden / freies Weekend Tu insistes? Offtext: Fremdenpolizei / Busse / Lea arbeitete als Zimmermädchen Lea (off): Scheissjob / Offtext: Lea will Medizinlaborantin werden Dein Mann unterstützt dich doch / Und wenn ich Schuhe brauche? Du finanzierst Studium des Bruders? - Wer denn sonst Offtext: Unterstützung der Verwandten in Afrika Lea wird wohl unter Druck gesetzt Eltern haben sehr wenig Geld, sie brauchen Unterstützung Lea: Zweifel ob Berufrichtig ist / Thomas: Investition Thomas: du kannst doch nicht die Prüfung, ohne etwas zu essen Thomas: ich bin traurig / Lea: du nervst, soll ich etwa heulen? In der Schweiz spricht man Deutsch und man lernt Sie muss Deutsch sprechen lernen, wenn sie Ausbildung will Offtext: Lea will Prüfung in einem Jahr wiederholen Totale Überforderung der Frau / du willst, dass Frauen krampfen Lea erzählt von Fahrprüfung Offtext: Vater vor Pensionierung / Mutter Buchhalterin / Vergleich Bio-Zitrone Wer ist das? - Ich. - Ich sehe Yann sehr ähnlich Offtext: Das erste Mal seit Geburt nach Afrika / definitiv zur Familie Lea diskutiert mit Taxifahrer Afrikanische Solidarität: Jeder, der hat, gibt dem, der nichts hat Thomas: Was wünschst du dir? Schwester:Viel Glück und all dein Geld Lea: Schläfst du gerne mit deinem Sohn? Thomas: ja, wenn er schläft Sie hat Eltern vermisst / Heimweh Ich setze Tochter nicht unter Druck, aber die Nachbarn reden Bild von Europa? Wir wissen wenig , deshalb denkt man: das Paradies Offtext: Regen / alles Bach runter / Mutter sucht Geschäftspartner Gasflaschengeschäft - es braucht mehr als 500 Franken Thomas: ein Rattenschwanz wird folgen / Lea weiss auch nicht MA FAMILLE AFRICAINE Seite 42 Musik Zeit Szene Sequenz Schlüsselsätze 0:42:30 0:43:29 0:44:24 0:45:07 0:47:13 0:48:06 0:48:43 0:50:02 0:50:32 0:52:04 0:53:28 0:54:02 0:54:41 0:55:46 0:58:55 0:59:16 0:59:49 1:00:16 1:01:30 1:02:05 1:02:25 1:02:55 1:03:37 1:04:41 1:05:40 1:06:18 1:06:49 1:07:24 1:07:43 1:08:34 1:09:15 1:09:45 1:10:47 1:12:32 1:13:12 1:14:12 1:15:08 1:15:22 1:15:49 1:17:10 1:17:54 1:20:06 Grundstück anschauen m. Vater Zézé Gespräch mit Vater Zézé: Diebe, Bewachung nötig Intv. Vater Zézé Streit Lea + Thomas Ausflug ans Meer / Baden Gespräch mit Lea Gespräch mit Thomas Thomas fliegt in die Schweiz Koffer auspacken Ware verteilen / Thomas mit Verwandten Telefon mit Afrika Thomas putzt, erledigt Administratives etc. Thomas holt Lea + Yann a. Flughafen ab Zuhause: Entdeckung Yann ist beschnitten Gespräch mit Lea über CH Lea auf dem Land / Kühe Thomas geht mit Yann aus der Wohnung Lea am Telefon vor Fernseher; News Thomas fragt Lea wegen Krieg Thomas in Afrika Thomas am Telefon mit Lea Ganze Familie im Gebet Gespräch mit Mutter Zézé Gespräch mit Thomas Gespräch mit Vater Zézé Thomas zählt Geld, um zu verteilen Abidjan / Vater Zézé geht ins Haus Yann am Fenster in der Schweiz, es schneit Lea erklär Überfall Lea fährt Auto / Lea vor Fernseher Gespräch mit Lea: Gespräch mit Thomas in Küche Lea Küche, Auseinandersetzung mit Thomas Schneebilder Mutter Thümena tröstet Yann, mehr Schneebilder Lea im Bett Leas Prüfung Thomas wartet Lea kommt, hat bestanden, Familie Dach Abspann mit Text Offtext: Haus gekauft / Plan zeichnen im Sand Offtext: Die Zeit drängt: 1 Jahr, sonst werden wir enteignet Jetzt lernst du die Wirklichkeit kennen / Hier ist es anders Lea: du hast mir nie Geld gegeben Du musst Afrika akzeptieren Ist Lea glücklich? / Geld gibt Respekt / ich brauche Respekt nicht Offtext: froh, wieder nach Hause zu kommen / Lea & Yann bleiben Tote Affen (oder Buschratte) Unklarheiten über Verteilmodus / Thomas völlig genervt Habt ihr mich vermisst? Hinter meinem Rücken! – Weil ich es wollte! manchmal genug von der Schweiz / mir sagen sie, ich sei Schweizerin Lea (off): ich liebe die Berge Offtext: Yann 5 Tage in Krippe / Lea lernt / Prüfung kommt näher Krieg in der Elfenbeinküste Ich denke an Eltern, habe Angst, Cousin in der Armee etc. Offtext: der dritte Staatsstreich in drei Jahren, Yann und Lea in der CH Papa Zézé besorgt, weil wir weiss sind ... (ich auch) Wir bleiben hier - was wollen wir sonst? Man gewöhnt sich an die Instabilität Der Mensch lebt von Illusionen, aber das ist nicht schlimm Offtext: Waffenstillstand nur von kurzer Dauer Offtext: Unglück kommt selten allein, Vater Zézé wurde überfallen Die Pension ist weg, wir müssen ihnen etwas schicken Offtext: Eskalation Krieg Mutter hat gesagt, sie will fliehen, sie braucht Geld für den Bus Niemand sonst hilft, aber jetzt soll wieder ich die ganze Familie retten! Lea: du zwingst mich zur Entscheidung zwischen Eltern und dir Offtext: Lage beruhigte sich in Abidjan, bei uns dauerte es länger Offtext: Entscheid, 200 Franken monatlich zu schicken (Steuerabzug) Lea: das ist, wie wenn du Miete bezahlst, das ist ganz normal Offtext: Leas Prüfung und ich muss warten glücklich und stolz / Offtext: Alles komplizierter als gedacht / Schlusstext MA FAMILLE AFRICAINE Seite 43