Erfahrungsbericht Chicago Sep 2011 – Manuel Kaufmann

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Erfahrungsbericht Chicago Sep 2011 – Manuel Kaufmann
Erfahrungsbericht Chicago Sep 2011 – Manuel Kaufmann
Das Austauschprogramm von der Med.Uni Ibk und dem Mount Sinai Hospital Chicago ist absolut zu
empfehlen und stellte für mich eine große Bereicherung im beruflichen wie auch privaten Sinne dar.
Die Subventionierung ist sehr gut, sodass der Flug nahezu gedeckt ist. Die immens hohen
Studiengebühren, sowie hohe mtl. Gebühren für die „Rotation“/Elective entfallen ebenfalls. Dadurch
ist es möglich einen Teil seiner Ausbildung in den USA – Chicago zu absolvieren ohne sich in horrende
Unkosten zu stürzen.
Vorbereitung:
Um gut auf das Programm vorbereitet zu sein empfiehlt es sich, die Medical English Kurse an der Uni
wahrzunehmen, wenn man nicht gerade „nativ speaker“ ist. Alternativ oder additiv sollte man sich
ein Medical English Buch mit dem gebräuchlichen Fachvokabular und Abkürzungsverzeichnis
besorgen (von Thieme gibt’s da ein tolles!). Im klinischen Alltag wird so gut wie alles abgekürzt, dies
kann die Arbeit zu Beginn sehr erschweren. Sind einem die gängigsten Abkürzungen geläufig
vereinfacht dies das Arbeiten sehr. Wenn nicht schon vorhanden ist es ratsam sich etwaige
Behandlungsrichtlinien/Diagnosealgorithmen seines zukünftigen Fachbereiches anzueignen
(www.uptodate.com; pocket medicine, usw.) Amerikanische Med-Studenten sind klinisch wesentlich
härter getrimmt als wir, weshalb es durchaus ratsam ist, sich nochmal klinisch relevante
Informationen ins Gedächtnis zu rufen.
Wohnen:
Generell empfiehlt es sich ca. 2 Mo im Voraus die Wohnungsbörsen in Chicago zu durchforsten
(www.craigslist.com) bzw. ein Inserat aufzugeben. Ab ca. 400$ mtl. ist es möglich ein Zimmer in
einer WG/shared housing zu bekommen oder zur Untermiete unterzukommen. Hierbei sollte darauf
geachtet werden, dass sich die Wohnung nicht allzu abgelegenen liegt, da diverse Viertel von
Chicago, v.a. nördl. und westl. des Mount Sinai Hospitals nicht gerade zu den besten gehören.
Hostels stellen ebenfalls eine Alternative dar, bieten aber nicht so viel Privatsphäre und sind
vergleichsweise teuer. WGs bieten den großen Vorteil, dass man viel schneller Anschluss findet,
gezwungen ist immer Englisch zu reden und gute Tipps von Leuten bekommt die Chicago schon
länger kennen. Ich war in einer Wohnung die nur an Med. Studis vergeben wird und habe hier noch
mit 7 anderen amerikanischen Med-Studis zusammengewohnt. Die Wohnung wird von einem
Gynäkologen an Studenten vermietet, verfügt über 3 Bäder und 9 Zimmer, einem kleinen
Wohnzimmer mit einer spärlich eingerichteten Küche und Fernseher, sowie W-Lan, Mikrowelle usw.
Die Adresse: 1006 North Western Ave, 60622 Chicago, IL, USA. Tel.: +1 7734866101 (Mildred Rubio);
mrubio1963@yahoo.com . Hier ist eigentlich immer ein Zimmer frei und die Wohnung ist absolut zu
empfehlen!!! 20min zum Krankenhaus, Bus fährt vor der Tür weg, 20min zur Downtown Chicago.
Preislich gesehen ist die Wohnung mit 500$/ Monat ein absolutes Schnäppchen und befindet sich in
einer guten Gegend nähe Wicker Park (viele Bars, Pubs, usw...). Direkt gegenüber liegt ein 24h
laundary service in dem es möglich ist für 2,5$ seine Wäsche zu waschen und zu trocknen. Zahlt
niemals Vorkasse (v.a. nicht über Western Union Bank) ohne die Wohnung gesehen zu haben !!!
Auch auf craigslist.com kann man auf Flat-Scammer reinfallen, die attraktive Angebote inserieren,
Bilder und einen von einem Rechtsanwalt unterschriebenen Mietvertrag zuschicken und dann per
Vorkasse bezahlt werden wollen. Ich hab auf diese Weise, da ich erst recht spät nach Wohnungen
geschaut hab, 900$ verloren. Also rechtzeitig nach Wohnungen suchen und erst Vorort bezahlen! Es
gibt noch eine weitere Organisation (Beds-for-Meds) welche Zimmer an Medizinstudenten vermietet.
Die Wohnungen sind meist im Medical District gelegen und beginnen bei 800$ mtl.
Arbeitsablauf
Am ersten Tag bekamen wir von der Nurse Practitioner (Ahn), die im Übrigen für die primäre
Betreuung der Studenten zuständig ist, eine Einführung. Bevor der studentische Arbeitstag beginnt
gibt es die Möglichkeit jeden Tag 07:30 Uhr am morning report teilzunehmen. Hier werden von den
Residents der Abteilung interessante Fälle vorgestellt und diskutiert (Dauer: 1h). Danach werden von
der Nurse Practitioner oder von den Fellows, Patienten an die Studenten verteilt. Jeder Student
erhebt von seinem zugeteilten Pat eine ausführliche Anamnese, durchforstet schon bestehende
Daten im Computersystem, macht eine körperliche Untersuchung und stellt seinen Pat in den Rounds
(Visite) vor den Ärzten oder der Nurse Practitioner und den anderen Studenten vor. Hierbei ist es
wichtig die vorgegebene Systematik und Richtlinien einzuhalten. Anschließend soll der Student das
weitere Verfahren mit dem Pat diskutieren. Abgesehen von der Betreuung der Patienten durchläuft
jeder Student die verschiedenen Funktionsbereiche einer Station/Abteilung und ist gut in das Team
integriert. Von 12:00 bis 1pm findet die Noon-Conference statt, in der ebenfalls die Residents eine
ppt-Präsentation/ offene Diskussionsrunde zu unterschiedlichen Themen halten. Am Nachmittag
kann man die unterschiedlichen Funktionbereiche (Cathlab, Stresstest, nucl. imaging, echo usw.)
gehen oder in eine der Outpatient-Kliniken (Ambulanzen). Gegen 16:00 wird man dann in der Regel
in seinen wohl verdienten Feierabend entlassen. Im Laufe eines Monats sollte jeder Student einen
Vortrag vor den anderen Studenten halten. Wir hielten einen Vortrag über das Österreichische
Gesundheitssystem mit seinen Schwächen und Stärken im Vergleich zum Amerikanischen
Gesundheitssystem welches sich grundsätzlich von unserem unterscheidet.
Verkehr, Mobilität
Chicago hat wie viele andere amerikanische Städte auch, ein sehr übersichtliches U-Bahn- und BusNetz. Es empfiehlt sich eine Monatskarte zu kaufen (86$), mit welcher man alle CTA Busse und UBahnen nutzen kann. Die meisten U-Bahnen und Busse fahren auch die ganze Nacht. Vom Flughafen
O’Hare (Terminal 3) fährt die Blue-Line (subway) Richtung Downtown. Von dort aus erreicht man
jeden beliebigen Punkt in Chicago-City innerhalb einer halben Stunde per Bus oder Subway.
Sehenswürdigkeiten
Bezüglich dieses Punktes legt jeder wahrscheinlich seine eigenen Schwerpunkte, deshalb lohnt es
sich einen Reiseführer zu kaufen oder Wikipedia zu befragen um sich einen Überblick über das schier
grenzenlose kulturelle Angebot zu beschaffen. Nicht versäumen sollte man auf jeden Fall einen
Besuch des Field-Museums und des Hancock-Towers. Dieser bietet einen Blick über die gesamte
Stadt aus schwindelerregender Höhe und das ohne Eintritt zahlen zu müssen. Wer noch höher hinaus
will kann gegen Entgelt den Willis-Tower erklimmen (noch höchstes Gebäude der USA, Stand Sep.11;
ehemals Sears-Tower). Im Sommer finden auch zahlreiche Jazz-Festivals und Straßenfeste statt die
man sich nicht entgehen lassen sollte. Desweiteren ist das Museum of Science and Industries im
Süden von Chicago und das Museum of Contemporary Art zu nennen, welches sich inmitten der
Downtown befindet. Auch ein Tagestripp nach Milwaukee (Zugfahrt 1,5h) ist empfehlenswert. Hier
befindet sich das 2010 zum sexiest building gekürte Museum of Art, welches einem weißen
futuristischen Segelboot gleicht.
Bei weiteren Fragen: mailtomanu@gmx.net
Ansonsten wünsch ich euch viel Spaß in Chicago, Manuel Kaufmann