Johannes Fuchs
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Johannes Fuchs
LLP/ERASMUS 2011/12 Zeitraum: Term I + II Gastland: UK Gastuniversität: Plymouth University Programm: Erasmus via Fachbereich 11 studierte Fächer an Gasthochschule: Geographie und Internationale Beziehungen Name:* Johannes Fuchs Email:* Johannes.fuchs@gmx.de (* Angaben werden vor Veröffentlichung auf unserer Webseite gelöscht.) Datum: 2. Mai 2012 LLP/ERASMUS ERFAHRUNGS – BERICHT (ausformulierte Version) 1 Plymouth Plymouth ist für Devon und insbesondere auch für Cornwall das Oberzentrum. Die Irrungen und Wirrungen des WWII haben erhebliche Schäden in der Stadt verursacht, sodass fast ausschließlich im alten Hafenviertel Barbican noch alter Häuserbestand vorgefunden werden kann. Die Innenstadt scheint mehr oder weniger funktional wieder aufgebaut worden zu sein. Mahnmale für dieses geschichtsträchtige Ereignis sind vielerorts zu finden, so auch auf dem Unicampus oder am Verkehrsknotenpunkt Drake Circus. Generell finden sich in Plymouth unzählige Statuen/Mahnmale zu den unterschiedlichsten geschichtlichen Ereignissen. Plymouth als Universitätsstadt erfährt durch die Studenten (ca. 35.000) auch eine entsprechende Prägung im Stadtbild. Generell kann Plymouth als sehr „bunt“ (an dieser Stelle möchte ich auf die Gesichtstätowierungen des gemeinen „janner“ – umgangssprachliche Bezeichnung für den einfachen Arbeiter aus Plymouth – verweisen) bezeichnet werden. Jedoch offenbaren sich innerhalb der Stadt auch gravierende Unterschiede. So haben die Bewohner im westlichen Stadtteil Devonport im Durchschnitt eine um dreizehn Jahre kürzere Lebenserwartung als die Bewohner im östlichen Stadtteil Plympton. Eine Sache ist jedoch allen Einwohnern Plymouth gemein, ganz egal, ob jung oder alt, arm oder reich, sobald sich die ersten Sonnenstrahlen am Himmel zeigen, finden sich alle „on the HOE“ ein, dem wahrscheinlich schönsten Ort in Plymouth, welcher einen tollen Ausblick auf den Plymouth Sound bietet. 2 Planung, Organisation, Vorbereitung Zu Beginn des Aufenthaltes gibt es ein paar bürokratische Dinge (aber wirklich nix Wildes) zu regeln, was aber nicht besonders schwierig ist, wenn das Studium bis dato in Eigenregie absolviert wurde. Die zuständige Dame von der Fakultät bedarf an dieser Stelle besonderer Erwähnung, da sie die gleiche Muttersprache spricht wie man selbst (wenn die Muttersprache deutsch ist), sich jedoch beharrlich 1 verweigert diese in der gemeinsamen Kommunikation zu nutzen, was doch etwas merkwürdig anmutet. 3 Wohnsituation Die Wohnungssituation dieses Jahr war, gelinde gesagt, sehr bescheiden, was mit einer ungefähren Verdreifachung der Studiengebühren für das kommende akademische Jahr auf über 9.000 £ zusammenhängt. Dementsprechend haben viele Studieninteressierte versucht ihr Studium dieses Jahr noch aufzunehmen, um so noch in den Genuss des letzten ‚billigen‘ Studienjahres zu kommen. Prinzipiell ist die Ausgangssituation für die Wohnungssuche von Studenten, die nicht das gesamte akademische Jahr bleiben, nicht die Beste, da die Vermieter versuchen, möglichst für das ganze akademische Jahr zu vermieten. Das Preisniveau für studentisches Wohnen ist relativ hoch. So muss man davon ausgehen im Durchschnitt 90 – 100 Pfund pro Woche zu zahlen. Es gibt aber auch Wohnmöglichkeiten, die den subjektiv erfahrenen Durchschnitt unterschreiten oder auch überschreiten. Zahlreiche letting agencies für die Wohnungssuche sind an der North Hill zu finden (zwingend abzuraten ist von der Plymouth Letting Agency, da sie in eine professionelle Untätigkeit verfallen, sobald der Vertrag unterschrieben ist!). Ob sich die Situation auf dem studentischen Wohnungsmarkt nächstes Jahr entspannt, vermag ich nicht zu sagen. Wohnen kann man sowohl in studentisch geprägten Vierteln, aber auch anders, was manches Mal zu empfehlen. Eine ruhigere Wohnlage kann ganz schnell zum Vorteil werden, wenn die stark alkoholisierten studentischen Horden unterwegs sind. Aber jeder wie er will! 4 Anreise, Ankunft und erste Wochen Die gängigste Anreise nach Plymouth ist wohl nach London zu fliegen und dann mit dem Bus (National Express) nach Plymouth (wird mehrmals täglich angeboten; Preise variieren teilweise sehr stark) weiter zu fahren. Die Busfahrt nervt, da sie ca. 5 Stunden dauert und keine wirklichen Highlights bietet. Eine direkte Anreise per Flugzeug nach Plymouth ist seit September 2011 nicht mehr möglich, da der Flughafen geschlossen wurde. Gelegentlich gibt es auch günstige Flüge von Frankfurt nach Bristol, was die Busfahrt um die Hälfte verkürzen würde. Der nächstgelegene Flughafen in Exeter wird von Frankfurt aus leider nicht direkt angeflogen. Der Busbahnhof – Bretonside – liegt sehr zentral in Plymouth und ist daher von überall gut zu erreichen. Möchte man direkt nach London fahren, ist Megabus eine günstigere Alternative. Leider fährt Megabus Heathrow nicht direkt an. Auch muss man bei einer Anreise mit Bus und viel Gepäck (erste Anreise, Abreise) in Plymouth nicht davor zurückschrecken von Bretonside aus mit dem Taxi weiterzufahren, da die Taxipreise sehr moderat sind. Generell würde ich für die erste Anreise den Abholservice der Universität empfehlen. Bucht man dieses Angebot, wird man von hochmotivierten Studenten der PU am Flughafen abgeholt. Optional 2 können auch die ersten Nächte in einem Hostel mit gebucht werden. Das Hostel ist sehr schön in/auf Mount Batten gelegen und man muss mit der Fähre (1,50 £) nach Plymouth fahren. Allerdings gibt es auch Hostels, die wesentlich zentraler gelegen sind. Während der freshers-week besteht die Möglichkeit einer der unzähligen studentisch geführten societies der Universität beizutreten. Hier geht es skurril zu. Eigentlich versucht jede society einen zur Unterschrift zu nötigen, da sie für jedes neue Mitglied Gelder von der Universität bekommen. Daher gleicht das ganze einem einzigen großen Schlachtfeld, auf welchem um die Köpfe der Studenten gekämpft wird. Einigen sportlichen societies in Plymouth möchte ich an dieser Stelle pauschal jegliches sportliches Niveau absprechen, da es bei ihnen primär wohl nur ums Saufen geht (sogenannte „socials“ unter der Woche, oder zu zweit eine Flasche Schnaps auf der Rückfahrt von einem Auswärtsspiel trinken (müssen)). Das ist aber alles nicht so schlimm, da es auch außerhalb der Universität zahlreiche Sportangebote gibt. Weiterhin verfügt Plymouth über eine große Longboard, Skateboard, BMX und Dirtbike Community. Sollte man beabsichtigen ein englisches Konto zu eröffnen, ist Lloyds wohl die erste Adresse, da sie meines Wissens keine Gebühren für eine Kontoeröffnung und -führung erheben. Für eine englische Telefonnummer ist man am besten bei Carphone Warehouse oder phones 4 u aufgehoben. Fehlt für den künftigen Haushalt noch etwas, gibt es alles Nötige bei Wilkinson. Zur Überbrückung dringender Bierengpässe gibt es einen 24/7 Spar auf dem Weg nach Mutley. Unbedingt mitzubringen sind flipflops, da diese in Plymouth ganzjährlich getragen werden und man sich so auf sehr einfache Weise bekleidungstechnisch assimilieren kann. 5 Studieren an der PU Die universitären Veranstaltungen sind eher bescheiden. Es eröffnen sich nicht wirklich neue Erkenntnisse, da oftmals nur Faktenwissen vermittelt wird. Als sehr gut sticht allerdings die Veranstaltung Urban Geography heraus, welche von dem Erasmuskoordinator Federico Caprotti geleitet wird. Diese Veranstaltung zeichnet sich durch eine andere Herangehensweise an die Stadtgeographie aus, als es in Frankfurt der Fall ist (z. B.: cyber cities & urban metabolism). Dadurch erschließen sich völlig neue Zugänge, unter welchen Aspekten ‚Stadt‘ auch betrachtet und verstanden werden könnte. Eine weitere empfehlenswerte Veranstaltung ist das Modul Global Environmental Politics. Dieses Modul fand ich besonders spannend, weil so etwas in dieser Form in Frankfurt (kein Forschungsschwerpunkt) nicht angeboten wird. Des Weiteren gibt es auch eine lecture-series, die allerdings physisch- und humangeografische Themen mischt. Dies hängt damit zusammen, dass die beiden Institute nicht wie in Frankfurt räumlich getrennt sind und somit mehr als Einheit fungieren. 3 Ganz besonders empfehlen möchte ich den Kurs ELC 300. Hier soll English for academic purposes unterrichtet werden. Je nach dem welchen Dozenten man erwischt, kann es jedoch sehr lustig werden, da hier geballt unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen, was oftmals in einer sehr unterhaltsamen Form des Tohubahowu endete. Außerdem werden für diesen Kurs (hoffentlich) auch Credit-Points anerkannt. Generell haben viele Veranstaltungen einen verschulten Charakter, da man beinahe für jedes Modul eine unendliche Literaturliste zur Verfügung gestellt bekommt. Weiterhin wird permanent an bestehende dead-lines erinnert und gefragt, ob man schon mit dem Essay angefangen und auch gut vorankommt. Es stellt sich nun die Frage, ob dies aufgrund der erheblichen Studiengebühren erfolgt, weil sich die Dozenten eher als Dienstleister verstehen, oder weil viele Studenten sich einfach lausig vorbereiten, sodass es passieren kann, dass während einer Präsentation einfach alles vorgelesen wird, oder die Folien einer Gruppenpräsentation unterschiedliche Formate haben. Die Bibliothek befindet sich mitten auf dem Campus und hat 24/7 geöffnet. Das war es aber auch schon mit der Herrlichkeit, da sie meistens hoffnungslos überfüllt, komisch sortiert und wichtige und/oder interessante Literatur unauffindbar ist, da es sich nicht um eine Präsenzbibliothek handelt. 6 Alltag und Freizeit Einkaufen für den täglichen Bedarf ist in Plymouth schon etwas teurer, auch wenn es oft auf einzelne Produkte Preisnachlässe oder Angebote wie 2 zum Preis für 1 gibt. Essen gehen gestaltet sich schwierig, da nach meinen Erfahrungen eine leichte Tendenz besteht, alles tot zu frittieren, auch wenn es vorher schon tot war. Zum kleinen kulinarischen Highlight kann der frühmorgendliche Fischmarkt am Hafen hinter dem National Marine Aquarium werden, welcher fangfrischen Fisch offeriert. Zur Ausgehkultur kann ich nur sagen, dass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Während des ganzen Jahres kann es einem passieren, dass man sich einer Ansammlung verkleideter Menschen gegenüberstehen sieht. Dies ist immer dann der Fall, wenn eine der Societies kollektiv feiern geht. Insbesondere zu Monatsbeginn, wenn das Portmonee noch prall gefüllt ist, kann es im alten Hafenviertel Barbican ziemlich laut und voll werden. Für das traditionelle englische Puberlebnis bietet es sich an in folgende Etablissements zu gehen: Fortesque, nowhere in, Dolphins, Minerva. In Pubs ist es sehr populär, ein Quiz zu veranstalten bzw. abzuhalten. Auch in manch einer Vorlesung wird die Studierendenschaft mittels Quiz bei Laune gehalten oder vielleicht sogar schon auf das all abendliche Programm vorbereitet. 4 Die nächstgelegenen Ausflugsziele rund um Plymouth sind Jennycliff, Mount Edgecump, King- und Cawsand sowie das Dartmoor. In Devon, insbesondere aber in Cornwall (u.a Newquay – Surferparadise) gibt es unzählige weitere Möglichkeiten seine Zeit fernab vom studentischen Alltag zu verbringen. Als städtische Ziele sind Exeter, Bristol oder auch London zu nennen. Seitens der Universität werden im Laufe des Jahres zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten angeboten, falls man sich nicht alleine auf die Socken machen möchte. 7 Fazit Es ist überaus interessant Einblicke in die akademischen und studentischen Gepflogenheiten in einem anderen Land zu bekommen. Auch wenn Plymouth keine Schönheit ist, lohnt sich ein längerer Aufenthalt durchaus, da Plymouth eine gute Ausgangsbasis für zahlreiche Unternehmungen ist und durch seine direkte Lage am Meer zu verwöhnen weiß. Ein wertendes Fazit möchte ich an dieser Stelle nicht abgeben, sondern vielmehr zukünftige Austauschstudenten dazu aufrufen, sich selbst ein Bild von Plymouth zu machen, getreu dem Motto: Die Welt gehört den Mutigen! Datum: 5 Unterschrift: