Die Passionszeit erinnert uns in besonderer Weise an das Leiden

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Die Passionszeit erinnert uns in besonderer Weise an das Leiden
Stäfa-Männedorf
Predigt 2. Korinther 1, 3-7 - Getröstet - um andere zu trösten
Pfarrerin Erika Welti, 06.03.2016
Die Passionszeit erinnert uns in besonderer Weise an das Leiden und Sterben unsres Herrn und
damit daran, dass Leiden zu unserem irdischen Leben gehört. Dies gilt auch uns Christen. Er selber hat gesagt: Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich.
Wie aber kommt es dann dazu, dass ausgerechnet in der Passionszeit ein Sonntag bezeichnet wird
mit Laetare, mit „ Freue dich!"? Die Bezeichnung knüpft an Ausführungen im letzten Kapitel des
Jesaja Buches an, wo auch der Losungstext für das Jahr 2016 steht: Gott wird uns trösten, wie
einen seine Mutter tröstet (66, 13). Es ist dieser Trost, der Freude auslöst, Freude darüber, dass
unser Gott nicht nur sein Volk Israel getröstet hat, sondern auch uns immer wieder zu trösten bereit ist - falls wir das zulassen. Dies ist Grund zum Jubeln, Grund, sich zu freuen.
Freude und Leiden gehören also zusammen. Lassen wir uns von dieser Tatsache hineinnehmen in
die unserem Denken nur schwer zugänglichen Zusammenhänge der Passionsgeschichte. Dass da
ein Unschuldiger, einer, der so viel Gutes für seine Mitmenschen getan hat, verfolgt, ausgepeitscht
und zuletzt getötet wird, das widerspricht doch in jeder Beziehung unserem Gerechtigkeitsempfinden! Zwar wird er vor ein Gericht gestellt, doch zu einem wirklichen Rechtsverfahren kommt
es nicht. Es ist ein Volkstumult, der es gar nicht zu einem eigentlichen Prozess kommen lässt. Da
die Zeit drängt, gibt der als Richter amtende Pilatus nach. Eigentlich gegen seinen Willen überlässt er den Angeklagten den Henkern.
Und in diese so unverständliche Situation hinein hören wir das Wort, hören wir die Aufforderung
zur Freude, weil da einer ist, der helfen kann, der letztlich stärker ist als alles, was Menschen einander an Leid und Ungerechtigkeit antun. Diesem Angebot zur Freude wollen wir heute nachsinnen, es auf und in uns wirken lassen, damit wir fröhlich unseren Lebensweg weitergehen können auch dann, wenn uns Sorgen und Leiden daran hindern wollen.
Im Buch Jesaja wird uns in eindrücklichen Bildern durch den Propheten die damals schwierige
Situation des Gottesvolkes aufgezeigt. Die mit Mühe und grossem Aufwand gebaute Stadt Jerusalem mitsamt dem Tempel ist von Feinden eingenommen, zerstört worden. Scheusslichkeiten aller
Art ereignen sich dort, von weitem hört das Volk, dass es damit noch kein Ende hat. Mitten in
diesem Schmerz aber vernimmt das Gottesvolk die Stimme seines Gottes durch von ihm gesandte
Menschen, die daran erinnert: Denk daran, dass Gott dich gerufen hat und du ihm keine Antwort
gegeben hast, denk an deine eigenen Missetaten! Nicht mit guten Werken, nicht mit dem Bau eines
schönen Tempels kannst du diese in Ordnung bringen, nur durch Umkehr zu diesem Gott, der
sagt: Auf den werde ich blicken, der als Armer zu mir kommt. Wer von mir Hilfe erbittet; wird sie
bekommen. Auf diesen Herrn, der mächtiger ist als alles andere, auf diesen Herrn dürfen auch wir
vertrauen, heute.
Aus der Geschichte des Volkes Israel wissen wir, dass Gott seine durch den Propheten verkündeten Verheissungen wahrgemacht hat, das Volk hat zurückkehren und die Stadt wieder aufbauen
dürfen. Wenn es heute doch wieder anders aussieht, so deshalb, weil der zweite Teil der Verheissungen noch nicht erfüllt ist, sondern immer noch als Versprechen für die himmlische Ewigkeit
vor uns steht. Wenn wir das Passionsgeschehen zu uns sprechen lassen, können wir vieles davon
besser erkennen, auch wenn manches unsern Sinnen verborgen bleibt.
Jesus, der Mittelpunkt des Passionsgeschehens, Jesus, der Mensch gewordene Gottessohn hat
durch sein Wirken an den ihn umgebenden Menschen gezeigt, wie in einem Leben in der Verbin-
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dung mit Gott Licht in die Dunkelheit menschlicher Beziehungen kommen kann, wie innerer
Friede mit Gott uns Menschen verändert, wie Friede mit Gott uns Menschen bereit macht, trotz
Verschiedenheiten miteinander im Frieden zu leben. Dabei geht es nie um faule Kompromisse,
sondern um die innere Bereitschaft, im Nächsten einen von Gott erschaffenen Mitmenschen zu
sehen und zu akzeptieren samt seinen uns unverständlichen Seiten. Wir erkennen, dass wir alle
beladen sind mit Schwierigkeiten verschiedenster Art. Diese aus dem Weg zu räumen, bietet uns
Christus an, wenn er gesagt hat: Es ist mein Auftrag, für das, was ihr Menschen falsch macht, zu
sühnen und euch so den Weg zu Gott und zu den Mitmenschen zu öffnen. Wenn ihr mit eurem Verstand meinen Weg auch nicht verstehen könnt, glaubt daran, der himmlische Vater hat mein
Sühnopfer angenommen. Er ist bereit, euch zu vergeben, wenn ihr eure Fehler, die grossen und
die kleinen, vor ihn bringt und um Verzeihung bittet. Er ist bereit, euch immer wieder neu beginnen zu lassen, an seiner Hand die nötigen Schritte zu tun.
Damit wir dieses Opfer besser annehmen können, hat Jesus dies auch in Bildern beschrieben, wie
in Johannes 12 berichtet wird. Als die Jünger fragend zu ihm kamen, andere Fragende mitbrachten, weil sie nicht wussten, wie sie mit seinen Reden umgehen sollten, sagte er zu ihnen: Wenn
das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt
es viel Frucht (Joh.12, 24). Dieses zuerst leicht verständlich erscheinende Bild aus dem Alltag
überrascht. Beim genaueren Hinsehen erst erkennen wir, wie vielbedeutend es ist. Es sagt nichts
aus über das, was das Korn in der Erde drin erleidet oder wie dieses Sterben vor sich geht, es beschreibt nur das Resultat davon, nämlich dass Frucht entsteht. Alles andere bleibt Geheimnis, das
sich unsern Sinnen entzieht. Die Frucht aber dürfen wir erkennen. Er ist gestorben, für uns, er ist
auferstanden, er lebt und mit ihm die Botschaft, dass wir einen Gott haben, der uns liebt trotz unsrer Fehler, dass er bereit ist, uns diese zu vergeben. Diese erlebte Botschaft dürfen wir als Saat
weitergeben, von Generation zu Generation. Das Geheimnis bleibt, weshalb wo, wann wieviel
Frucht daraus aufgehen wird. Unser Auftrag ist, Freude über Vergebung unsrer Fehler, Freude
über Frucht, die aufgegangen ist, die aufgehen wird, zu verbreiten. Die Umwelt, in der wir heute
leben, unterscheidet sich nicht wesentlich von der im Buch Jesaja beschriebenen: Streit, Krieg,
Missverständnisse, zerstörte Städte und Landschaften gibt es auch heute. Menschen, die unter
diesen Umständen leben und die Flucht davor ergreifen, kennen wir zur Genüge, wenn nicht persönlich, so doch aus den Medien. Wo bleibt da Gott, der doch Friede auf Erden verbreiten möchte? Müssten wir bei unserem Fragen nicht auch mit den alten Propheten sagen: Gott lässt uns wissen: Ich habe euch gerufen, euch die Botschaft gesandt, dass ich euch führen will, aber ihr habt
keine Antwort darauf gegeben? Ist nicht die von so vielen Menschen gelebte Gottferne der Grund
von Streit und Hass, von Krieg und unsinnigen Zerstörungen?
Auf solche Fragen gibt uns Gott die Antwort: Komm, lege deine Fragen und Sorgen vor mich hin,
dein Versagen diesen gegenüber. Ich will mit dir sein, ich will dich führen, dir inneren Frieden
schenken, so dass du Wege zur Abhilfe sehen kannst, so dass du auch Ungerechtigkeiten zu ertragen vermagst, ohne bitter zu werden!
Das ist der Auftrag, den Gott uns, die wir die Erfahrung haben machen dürfen, dass an seiner
Hand unsre Sorgen kleiner geworden sind, dass wir, befreit von unserem schlechten Gewissen
wegen Fehlern, dass wir von dieser Befreiung weitersagen dürfen, dass wir damit Mitmenschen
trösten dürfen, die nur noch dunkel sehen. Durch die Verbindung mit Gott verschwinden nicht
einfach alle Leiden, viele bleiben, aber ich muss sie nicht mehr fragend alleine selber tragen, sondern spüre Gottes Kraft in mir, die mir tragen hilft, darf nach vorne blicken in der frohen Zuversicht, dass mir letztlich alle Dinge zum Besten dienen dürfen. Jesus hat gelitten, bis zum Tod,
auch für dich und mich, Jesus hat diesen Tod überwunden und lebt. Es ist seine Kraft, die in mir
wirkt, die mich darüber tiefe Freude verspüren lässt. Ihm will ich danken, jeden Tag neu, und
diese Dankbarkeit mit meinen Mitmenschen teilen, gerade auch in der Passionszeit.
Amen
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