das württembergische donauried

Transcription

das württembergische donauried
Das Kundenmagazin der Landeswasserversorgung 14_10
DAS WÜRTTEMBERGISCHE DONAURIED
Themenheft: Ein Naturraum im Dreiklang von
Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz
1
Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser,
weit weniger bekannt als das Elchinger Autobahnkreuz von A7 und A8 nordöstlich von Ulm ist das unmittelbar östlich angrenzende württembergische
Donauried. Es ist nicht nur einzigartig mit seinen weiten Moor- und Niedermoorflächen und den ausgedehnten Naturschutzgebieten, sondern es ist auch
der wichtigste Grundwasserspeicher für drei Millionen Menschen in BadenWürttemberg, und das bereits seit annähernd 100 Jahren. Aus diesem Grund
ist das vorliegende Heft ganz dem Donauried gewidmet. Streift man durch
das Ried, so gewinnt man auch heute noch den Eindruck einer beschaulichen
und beinahe noch urtümlichen Landschaft. Doch weit gefehlt!
Im Verlauf der vergangenen 200 Jahre hat sich das Donauried fast vollständig
verändert; aus einem rund 10 000 Jahre alten, für den Menschen lebensfeindlichen Niedermoor wurde eine kultivierte Moorlandschaft. Zudem wurde das
Gebiet während der vergangenen 25 Jahre einer Vielzahl geologischer, landwirtschaftlicher und wasserwirtschaftlicher Untersuchungen unterzogen.
Sie alle haben zum Ziel, die verschiedenen Aktivitäten in der Region untereinander und mit den Interessen des Naturschutzes abzustimmen. Das Ziel könnte
ein „Nutzungskonzept württembergisches Donauried“ sein, das die Einzel-
Notizen
Das Ried ist gut
erforscht
Zur Lösung der Interessenskonflikte
von Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz wurde
eine Vielzahl von Untersuchungen
durchgeführt.
4
Im Fokus
Aus der Region
Technik
Das Donauried –
Ausflugsziele erster
Güte
Die Schönheit der Natur und eine
Fülle von geologischen und kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten
zeichnen die Region aus. Mehrere
Naturschutzgebiete sollen den
Artenreichtum der Niedermoore
bewahren. Wer etwas Zeit mitbringt, dem wird sich der Reiz des
Donaurieds und seiner Umgebung
erschließen.
H
L
S
K
w
M
W
v
Längsprofil
Aus Grundwasser
wird Trinkwasser
Durch das von der Schwäbischen Alb
abfließende Grundwasser und den
Grundwasserrückstau der Donau
entstand auf den undurchlässigen
Lehmschichten des Donautales eine
einzigartige Riedlandschaft mit
ausgedehnten Moorflächen.
Tritt Grundwasser nicht in Quellen
zu Tage, werden Vertikal- oder
Horizontalfilterbrunnen zur Wassererschließung gebaut. Vertikalfilterbrunnen können bis zu 1 000 Metern
tief sein. Die 217 Vertikalfilterbrunnen der LW im Donauried, dem
bedeutendsten Grundwasserspeicher Baden-Württembergs, haben
eine mittlere Tiefe von zwölf Metern.
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10
Das württembergische
Donauried
8
Impressum
LW-Wasserspiegel – Das Kundenmagazin der Landeswasserversorgung
Herausgeber: Zweckverband Landeswasserversorgung · Schützenstraße 4 · 70182 Stuttgart
Telefon 0711/2175-0 · Fax 0711/2175-12 02 · E-Mail lw@lw-online.de · Internet www.lw-online.de
Redaktion: Bernhard Röhrle (br) – verantwortlich, Dagmar Uhl (du), Beatrix Wandelt-Roth (bw)
Zeichnungen: Brita Gläsche
Layout: Agentur Tandem, Stuttgart · Gesamtherstellung: VH7 Medienküche GmbH, Stuttgart, www.vh7-m.de
2
interessen von Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz berücksichtigt und
das vorhandene Konfliktpotenzial durch eine
Nutzungsentflechtung entschärft. Wünschen
wir dem Donauried und allen Interessensvertretungen ein gutes Gelingen auf dem Weg
dorthin.
Ihr
Bernhard Röhrle
Redaktion
Das württembergische Donauried –
ein einzigartiger Naturraum
Wasserwelten
Wassergeschichte
Der Schutz des
Grundwassers steht
im Mittelpunkt
Tipps + Info
Wasser erfahren
und schützen
Wir empfehlen eine Radtour auf
den Spuren des Wassers und verlosen diesmal einen Camcorder für
die schönsten Ausflugsmomente.
Interview mit Rolf Heisele, der als
Wassermeister bei der LW für mehr
als 200 Brunnen und etwa 300 Messstellen im Donauried zuständig ist.
16
12
Junior
Exoten im Donauried
Das Donauried ist nicht nur ein
Ausflugs- und Wassergewinnungsgebiet. Hier können viele seltene
Tiere ungestört leben. Von einigen
besonders exotischen berichten wir.
Wenn ihr herausfindet, wie der
Biber zu seinem Bau kommt, könnt
ihr ein Kajak und andere tolle
Preise gewinnen.
13
Das Donauried –
seit 100 Jahren Trinkwasserspeicher für
Baden-Württemberg
Die sich um das Jahr 1900 zunehmend verschärfende Wassernot in
und um Stuttgart rief die Verantwortlichen der Wasserversorgung
auf den Plan. Innerhalb kürzester
Zeit musste eine Lösung gefunden
werden, um die Versorgung der
bevölkerungsreichen, wirtschaftlich
aufstrebenden, jedoch wasserarmen
Region langfristig sicher zu stellen.
14
Bildnachweis: S. 1 Steffen Schellhorn, www.fotonatur.de; S. 5 um Hans Steiner, AG Donaumoos, Langenau; S. 7 ur (Kammmolch) Fünfstück, Landesbund
für Vogelschutz in Bayern; S. 7 ur (Eisvogel) peashooter, www.pixelio.de; S. 8 o www.mueller-gaida.de; S. 9 m www.ostermuehle.de; S. 9 ul Thomas Stephan,
© Ulmer Museum; S. 9 ur (Frosch) Lutz Haberecht, www.pixelio.de; S. 9 ur (Feuchtwiese) Alexander Helber, Heinz Sielmannstiftung; S. 13 Ulrich Mäck,
Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e. V.; S. 14 o Luftbild Brugger, 2/38940c; S. 16 u aiptek International GmbH
3
Notizen
SWR-Fernsehen besucht die Wiege
der Landeswasserversorgung
Das Wasserwerk Niederstotzingen, das erste bereits im Jahr
1917 in Betrieb gegangene LW-Wasserwerk und damit die Wiege
der Landeswasserversorgung, rückte am 30. September 2009 in
den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Zu Besuch war ein Team des
SWR-Fernsehens, das den Zuschauern in einem vierminütigen Beitrag den Ursprung, den Werdegang und die aktuelle Bedeutung
des Wasserwerks Niederstotzingen und der Trinkwassergewinnung
aus der benachbarten Fassung 1 nahe brachte. Eine Besonderheit
der fast einhundertjährigen Geschichte des Wasserwerkes geht auf
das Jahr 1965 zurück, als hier der ehemalige LW-Verbandsvorsitzende, Stuttgarts Oberbürgermeister Arnulf Klett und der badenwürttembergische Innenminister Hans Filbinger das Dokument zur
Umwandlung der einstmals staatlichen Landeswasserversorgung
in einen kommunalen Zweckverband unterzeichneten. Noch heute können aus den
46 Brunnen der Fassung 1 bis zu 700 000 Menschen in Baden-Württemberg mit Trinkwasser bester Qualität aus den Grundwasservorkommen der Schwäbischen Alb und des
Donaurieds versorgt werden.
(br)
Das Team „Landesschau-mobil“
des SWR-Fernsehens rückt das
Wasserwerk Niederstotzingen ins
rechte Licht.
Ellwangen
Die LW-Schutzgebiete
erstrecken sich über eine
Fläche von 800 Quadratkilometern.
Schwäbisch
SBH
Gmünd
Osterbuch
BH Breech
Richtung
Mittlerer
Neckarraum
BH Rechberg
Göppingen
BH
Schopflenberg
Grundwasser –
ein wertvolles Gut
Aalen
SBH Aufhausen
Heidenheim
EgauWasserwerk
Geislingen
SBH Amstetten
VPW Burgberg
Gundelfingen
Langenau
WW
VPW
BH/SBH
LW-Leitung
Wasserwerk
Vorpumpwerk
Behälter/
Scheitelbehälter
Wasserschutzgebiete
Landesgrenze
Wittislingen
VPW Niederstotzingen
WW Langenau
VPW Schotthof
Rohwasserpumpwerk
Leipheim
Ulm
0
5
10
Brunnen
I Fassungsbereich
III weitere Schutzzone
Linie gleichen
Grundwasserstandes
44
4
44
2
0
44
438
II engere Schutzzone
446
Zone I
Bitte
helfen Sie mit
448
Zone II
Grundwasserfließrichtung
Grundwasser
vor
Umweltgefahren
zu schützen!
Zone III
450
Wasserschutzgebiete werden in Schutzzonen unterteilt.
4
15 km
Um für eine Trinkwasserversorgung möglichst naturreines Grundwasser gewinnen zu können, müssen die zumeist intensiv genutzten
Flächen der Wassereinzugsgebiete
geschützt werden. In der Regel geschieht dies durch Auflagen, Nutzungseinschränkungen oder Verbote. Im Einzelfall können Flächen
auch abgegrenzt werden. Sie dienen
dann ausschließlich der Trinkwasserversorgung. Der Grundwasserschutz
beinhaltet einen quantitativen und
qualitativen Aspekt. Ein zukunftsorientierter Gewässerschutz muss der
zunehmenden Bodenversiegelung
und dem raschen Niederschlagsabfluss entgegenwirken. Zudem
muss der Eintrag von Schadstoffen
in das Grundwasser reduziert, besser
jedoch ganz vermieden werden.
Wasserschutzgebiete werden
üblicherweise in drei Zonen unterteilt, die „weitere Wasserschutzzone“, die „engere Wasserschutzzone“ und den „Fassungsbereich“.
Die weitere Zone umfasst das Einzugsgebiet der Brunnen. Vom Rand
der engeren Zone aus beträgt die
Fließzeit zu den Brunnen mindestens 50 Tage. Dies dient dem Schutz
vor bakteriellen Verunreinigungen.
Der Fassungsbereich begrenzt den
unmittelbaren Nahbereich der Brunnen. Hinsichtlich baulicher, landwirtschaftlicher und anderer Nutzungen
gelten entsprechende Einschränkungen. So sind in der weiteren Schutzzone die meisten Nutzungen mit
gewissen Einschränkungen erlaubt.
Dagegen ist in der engeren Schutzzone eine Bebauung nicht gestattet,
die landwirtschaftliche Bodennutzung ist nur unter strengen Auflagen erlaubt. Im Fassungsbereich ist
jegliche Nutzung verboten. Er ist
zumeist eingezäunt. Rechtsverordnungen regeln die Nutzung, weitergehende Bestimmungen können
erlassen werden. Eine regelmäßige
Überwachung gewährleistet die
Einhaltung aller Vorschriften.
Die besonderen geologischen
Verhältnisse der Schwäbischen Alb,
der stark verkarstete Untergrund
und die daraus resultierenden
hohen Fließgeschwindigkeiten des
Grundwassers, bedingen großflächige Wasserschutzgebiete. Die
LW-Schutzgebiete für die Wasserwerke in Langenau, Burgberg und
Dischingen gehören mit einer Fläche
von rund 800 Quadratkilometern zu
den größten zusammenhängenden
Wasserschutzgebieten Deutschlands.
Allein die engere Schutzzone im
württembergischen Donauried weist
eine Fläche von 54 Quadratkilometern auf.
(br)
Untersuchungen sollen helfen, die unterschiedlichen Nutzungsinteressen von
Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und
Naturschutz im Donauried unter einen
Hut zu bringen.
Das Donauried
ist gut erforscht
Anhebung des Grundwasserspiegels auf
den Niedermoorflächen der grenznahen
Naturschutzgebiete ab 1996
Im württembergischen Donauried
stehen sich bereits seit vielen Jahren drei
wesentliche Nutzungsformen gegenüber: die Wasserwirtschaft mit ihrer
Trinkwassergewinnung für rund drei
Millionen Menschen in Baden-Württemberg, die Landwirtschaft und der Naturschutz. Zur Lösung der entstehenden
Interessenskonflikte ist die Kenntnis der
vielfältigen Wirkungszusammenhänge
unerlässlich. Dazu wurde in der Vergangenheit eine Vielzahl von Untersuchungen und Forschungsprojekte
durchgeführt. Im Einzelnen sind dies:
5 Projekt „Umweltverträglichkeitsprüfung bei Maßnahmen der Wassergewinnung an Fassung 4 im zentralen
Donauried“, Abschluss 1996
1 Projekt „Arbeitsgemeinschaft Donauried“ aller im Donauried vertretenen
Interessensgruppen, wie Gemeinden,
Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Naturschutz, Geologie, etc. unter der Federführung der baden-württembergischen
Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt und unter Beteiligung der zuständigen Fachbehörden bei den Landratsämtern und den Regierungspräsidien.
Einzelprojekte waren unter anderem
die Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung, der Nitrateintrag in das
Grundwasser, die Spritzmittelbelastung
des Grundwassers und die Trockenrisse
in den Moor- und Niedermoorböden.
Zeit: Verlauf der 1980er Jahre
2 Projekt „Bodenkundliche Erhebungen auf den Flächen des Donaurieds“
durch das Geologische Landesamt
Baden-Württemberg, Abschluss 1989
Forschungsvorhaben „Untersuchungen zur Prognose der Entwicklung
der Nitrat- und Pestizidkonzentration
in Grundwässern“, Abschluss 1995
3
4 Projekt „Aufstau des Landesgrenzgrabens“ an der Landesgrenze zwischen
Bayern und Baden-Württemberg zur
Projekt „Umweltverträglichkeitsprüfung bei Maßnahmen der Wassergewinnung an der Fassung 5 im westlichen Donauried“, Abschluss 1999
6
7 Forschungsvorhaben „Optimierung
des Gebietswasserhaushalts in Wassergewinnungsgebieten – Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz
im Einklang“, Abschluss 2002
8 Projekt „Kartierung der Realnutzung als Grundlage für das Flächenmanagement im Wasserschutzgebiet“,
Abschluss 2002
9 Forschungsvorhaben „Optimierte
Ackernutzung – Grundwasserschutz mit
der Landwirtschaft“, Abschluss 2003
10 Projekt „Vegetationskundliche Un-
tersuchungen auf Dauerbeobachtungsflächen des Donaurieds im Bereich
der Grundwasserfassungen 1 bis 6 von
1987 bis 2003“, Abschluss 2004
11 Forschungsvorhaben „Vergleichende
Untersuchung von Hoftorbilanzen
und Nmin-Werten zur Verbesserung der
Nitrat-Emissionskontrollen in Wasserschutzgebieten“ (Kurztitel: „N-Salden“),
Abschluss 2008
12 Projekt „Nmin-Bodenuntersuchungs-
programm“ der Landeswasserversorgung in den LW-Wasserschutzgebieten
parallel zum landesweiten Nmin-Bodenuntersuchungsprogramm, seit 1987 jährlich im Herbst
13 Projekt „Oberflächenwassermanagement zur nachhaltigen Sicherung des
württembergischen Donaurieds unter
Berücksichtigung unterschiedlicher
Nutzungsinteressen“, Abschluss 2010
Ziel aller Untersuchungen ist die
optimale Abstimmung der Nutzungen
untereinander. Einen Lösungsansatz
stellt das bereits im Jahr 1998 vorgestellte „Nutzungskonzept württembergisches Donauried“ dar.
(br)
5
Das württembergische Donauried
Ein Naturraum im Dreiklang von Wasserwirtschaft,
Landwirtschaft und Naturschutz
Das Donauried und die angrenzende Schwäbische
Alb sind geprägt durch die Formationen des Weißen
Jura. Diese gehen in ihrer Entstehungsgeschichte auf
Kalkablagerungen des Jurameeres vor rund 150 Millionen Jahren zurück. Heute ist das Kalkgestein nur noch
auf der Schwäbischen Alb sichtbar. An deren Südrand ist
es überlagert von den mächtigen Molasseschichten der
nachfolgenden Tertiärzeit. Diese bildeten sich vor mehr
als 10 Millionen Jahren über einen langen Zeitraum hinweg durch die Auffaltung der Alpen im Senkungsgebiet
südlich der Schwäbischen Alb. Bis vor rund 15 000 Jahren breiteten sich während der letzten Eiszeit mächtige
Gletscher von den Alpen her in das Donaugebiet aus,
eine damals menschenleere Steppen- und Tundrenlandschaft. Erst mit dem Ende der Eiszeit vor rund 10 000
Jahren begann die Entstehung des Donauriedes in
seiner heutigen Form. Durch das von der Schwäbischen
Alb abfließende Grundwasser und den Grundwasserrückstau der Donau entstand auf den undurchlässigen
Lehmschichten des Donautales eine einzigartige Riedlandschaft mit ausgedehnten Moorflächen.
Der überwiegende Teil des Niederschlags der Schwäbischen Alb strömt in unterirdischen Klüften und Spalten nach Südosten zur Donau hin ab. Fließzeiten und
Wege ergeben sich aus den Niederschlagsmengen und
den ungleichmäßigen geologischen Verhältnissen im
Untergrund. Die mittlere Fließzeit liegt bei zwölf Jahren. Das württembergische Donauried hat ein 315 Quadratkilometer großes Einzugsgebiet auf der angrenzenden Albhochfläche. Durchschnittlich bilden sich neun
Liter Grundwasser je Sekunde und Quadratkilometer.
Dies ergibt einen Grundwasserzustrom von rund 2 770
Litern pro Sekunde bzw. rund 87 Millionen Kubikmetern
jährlich. Mancherorts tritt das Grundwasser in Quellaufbrüchen zu Tage, wie im Grimmensee und den Langenauer Nauquellen.
Das Donauried war über Jahrtausende hinweg ein
von Menschen nahezu unberührtes Gebiet. Erst während der vergangenen 200 Jahre wurde es einer Vielzahl
von Eingriffen unterzogen. Um Acker- und Wiesenflächen für die Landwirtschaft zu gewinnen wurde ein
Die Wasserbilanz des Donaurieds ermöglicht Aussagen
zum Wasserzufluss und zum Wasserabfluss.
1
384
Legende:
384 Wassermenge in Mio. m³/Jahr
1
Niederschlag
2
Verdunstung
3
Grundwasserneubildung
4
Grundwasserzustrom von der Schwäbischen Alb
5
Karstgrundwasserzustrom von Südwest
6
Schüttung der Nau
7
Quellaustritte im Karst
8
Grundwasseraustritte in Oberflächengewässer
9
Karstaufstiege im Donauried
10 Grundwasserabfluss im Karst nach Osten
11 Grundwasserabfluss im Kies nach Osten
12 Grundwasserabfluss im Kies nach Süden
13
Grundwasserentnahme durch die LW
(Kies und Karst) im Donauried
14
Grundwasserentnahme im Karst
214
170
3
1
2
18
16
14
Wasserbilanz für das Donauried
94
67
3
29
49
8
2
7
42
87
Karstwasserspiegel
4
6
30
8
27
9
28
Torf
Grimmelfinger
Sande
13
Letten
11
3
Kies
2 12
9
19
Jura-Kalke
Tertiäre Schichten
20
9
6
10
Im Fokus
Der enorme Wasserreichtum ist die Voraussetzung für die Bildung von Ried- und Moorflächen.
weit verzweigtes Netz von Entwässerungsgräben angelegt. Dies und die Donaubegradigung des 19. Jahrhunderts führten zu einer spürbaren Absenkung des Grundwasserspiegels und damit zu einer Trockenlegung der
Flächen. Der Torfabbau, die Grundwasserentnahme für
die Trinkwassergewinnung, die Intensivierung der Landwirtschaft, der Kiesabbau auf den südlich angrenzenden
Flächen, die Besiedlung und der Schienenverkehr im
nördlichen Randbereich, der Straßenverkehr und die
vielfältigen Formen der Freizeitnutzung brachten weitergehende und zum Teil tiefgreifende Veränderungen
mit sich. Mit einer Intensivierung des Natur- und Landschaftsschutzes soll nun ein Teil des Naturraums Donauried in seiner ursprünglichen Form erhalten werden.
Auf einem großen Teil der Flächen konkurrieren
Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz miteinander. So führen die Wassergräben und die Grundwasserentnahme zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels. Dies kommt der Landwirtschaft zugute.
Dagegen bevorzugt der Naturschutz einen hohen
Grundwasserstand. Die intensive Landwirtschaft führt
zu einem Eintrag von Dünge- und Spritzmitteln in das
Grundwasser, die Folgen hat die Wasserwirtschaft zu
tragen. Umfangreiche Untersuchungen haben dazu
beigetragen, für das Donauried ein Nutzungskonzept
zu entwickeln, das durch eine Nutzungsentflechtung die
unterschiedlichen Interessen berücksichtigt. Zukünftig
sollen die landwirtschaftlichen Nutzflächen überwiegend im nördlichen Teil des Donaurieds liegen, die
wasserwirtschaftlichen Vorrangflächen rund um die vorhandenen Fassungsanlagen und die Naturschutzflächen
überwiegend am Flüsschen Nau und im Moor- und
Niedermoorbereich entlang des Landesgrenzgrabens.
Damit kann ein einträgliches Miteinander gelingen. (br)
Sontheim
Niederstotzingen
Fassung 6
Nerenstetten
Rammingen
Asselfingen
Fassung 1
Wasserwerk
Langenau
Riedhausen
Langenau
Fassung 4
Fassung 3
Fassung 2
Legende:
Vorrangbereiche
Wasserwirtschaft
Fassung 5
Landwirtschaft
Nau
Naturschutz
Günzburg
Leipheim
0
1
2 km
Zur Lösung der Interessenskonflikte sieht das „Nutzungskonzept
württembergisches Donauried“ eine Entflechtung der Nutzungen von
Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz vor.
Das Donauried… seltene Tierarten finden hier eine Heimat.
7
Aus der Region
Das Donauried bietet perfekte Bedingungen für einen Ausflug in die Natur.
Das Donauried und seine Umgebung
Ausflugsziele erster Güte
Das Donauried ist eine ganz besondere Landschaft.
Geprägt von der Lage am Fuß der Schwäbischen Alb und
geformt von den Wassern der Donau bietet es heute Erholungssuchenden eine Vielzahl von reizvollen Ausflugsmöglichkeiten. Die Schönheit der Natur und eine Fülle
von geologischen und kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten zeichnen die Region aus. Mehrere Naturschutzgebiete sollen den Artenreichtum der Niedermoore
bewahren. Für Radtouren, Wandern oder Inlinerfahren
sind im Donauried mit seinen ebenen Wegen ideale
Voraussetzungen gegeben. Das direkt angrenzende
Lonetal bietet mit seinen weltberühmten Höhlen
äußerst lohnende Ziele. Wer etwas Zeit mitbringt, dem
wird sich der Reiz des Donaurieds und seiner Umgebung
erschließen.
Bis heute ein wenig unheimlich – der Grimmensee nahe Langenau.
Die Sage vom Grimmensee
Wer zu Fuß oder auf dem Fahrrad im Donauried
unterwegs ist, sollte einen Abstecher zum sagenumwobenen Grimmensee machen. Man erzählt sich, dass an
seiner Stelle einst ein großes Schloss stand. Der Besitzer
des Schlosses war ein böser und geiziger Mensch. Immer
wieder brachte er von seinen weiten Beutezügen reiche
Schätze mit nach Hause. Er lagerte sie in den Kellern
seines Schlosses und freute sich an seinem unermesslichen Reichtum. Er dachte nicht daran, dass sein Schloss
auf dem weichen Boden des Moores erbaut war und
8
mit jedem neuen Goldstück schwerer wurde. In einer
schwülen Sommernacht brach ein furchtbares Gewitter
los – das so stark erbaute Schloss zitterte und bebte.
Ein furchtbarer Donnerschlag und das ganze Schloss
mit all seinen ungeheuren Schätzen versank. Große
Wassermassen schlugen darüber zusammen und kein
lebendes Wesen konnte sich retten. Der See aber, dessen
Wasser das Schloss, seinen Herrn und dessen Schätze auf
so grimmige Weise verschlungen hat, heißt bis auf den
heutigen Tag Grimmensee.
Langenau –
eine quellenreiche Stadt
Langenau, das beschauliche Städtchen am Rande des
Donaurieds, ist eine der quellen- und wasserreichsten
Städte Deutschlands. Im Gegensatz zur kargen und
wasserarmen Albhochfläche sprudelt und plätschert es
in Langenau allerorten. Die Warme und die Kalte Ach
entspringen hier und vereinen sich zum Flüsschen Nau.
An den Ufern reihten sich im Laufe der Jahrhunderte
bis zu zehn Mühlen. Gerber, Färber und Weber nutzten
den Wasserreichtum bis ins 19. Jahrhundert.
Heute arbeitet nur noch die Ostermühle, die sich
auf die Verarbeitung von Dinkel spezialisiert hat. Der
Mühlenladen bietet eine reiche Auswahl an Dinkelprodukten. www.ostermuehle.de
Rammingen-Lindenau aus sind die Höhlen leicht zu
Fuß zu erreichen (Hohlenstein 1 km, Bocksteinhöhle
2 km, Vogelherdhöhle 3 km.) Neben der Höhle des
Löwenmenschen bietet Lindenau mit der Gaststätte
„Zum Schlößle“ auch einen der schönsten Biergärten
der Region.
Höhle des Löwenmenschen, Öffnungszeiten: 10 –18 Uhr,
Tel.: 073 45-912 50, www.lonetal.net
Der Natur auf der Spur
Der Umweltlehrpfad „Riedweg“ führt auf einem
Rundweg südöstlich der Stadt Langenau ins Donauried
hinaus. Er informiert auf 14 Schau- und Informationstafeln über das Donauried im Hinblick auf seine Ökologie und zeigt die Besonderheiten der Flora und Fauna
in diesem Gebiet. Ein Flyer mit Routenplan kann über
www.langenau.de oder das Rathaus der Stadt Langenau
bezogen werden.
Wenn Sie sich besonders für die Naturschönheiten
des Schwäbischen Donautales, seine Auen und Niedermoore interessieren, dann sind Sie im „mooseum“ in
Bächingen genau richtig. In der Ausstellung werden
fundierte Informationen, interessante Exponate und
Spielstationen für Kinder geboten.
Öffnungszeiten: Sonntags von 11–17 Uhr,
www.mooseum.net
(du/bw)
In der Ostermühle stapeln sich auch heute noch die Mehlsäcke.
Die Höhlen der Mammutjäger
Nur wenige hundert Meter von der Original-Fundstelle entfernt gibt es in Rammingen-Lindenau eine
Dauerausstellung zur „Höhle des Löwenmenschen“.
Dort kann man sich einen ersten Eindruck über die
Lonetalhöhlen verschaffen. Die Lonetalhöhlen waren
Zufluchtsort und Lagerstätte der frühen Menschen.
Schon die Neandertaler vor 70 000 Jahren zogen sich
in diese Höhlen zurück. Für den
frühen Menschen der Gattung
Homo sapiens hatten sie wohl
auch eine besondere mystische Bedeutung. Dies belegen die eindrucksvollen
Schnitzereien aus Mammutelfenbein, insbesondere der
einzigartige Löwenmensch,
eine über 30 000 Jahre alte
Tier-Mensch-Figur. Heute sind
die Höhlen ein beliebtes Ausflugsziel. Man spürt dort noch
Die Elfenbeinstatuette
„Löwenmensch“ ist 29,6 cm
immer den Atem und die Magie
groß und steht heute im
der urzeitlichen Ereignisse. Von
Ulmer Museum.
An vielen Stellen naturbelassen –
die Landschaft des Donaurieds.
kurz und knapp
Die Fassungsgemeinden
der Landeswasserversorgung
im Donauried (Verbandsmitglied seit)
Asselfingen (1937)
Langenau (1910)
Niederstotzingen (1912)
Rammingen (1950)
Sontheim/Brenz (kein Verbandsmitglied)
9
Aus Grundwasser wird Trinkwasser
Die Anlagen der Landeswasserversorgung im Donauried
Tritt Grundwasser nicht in Quellen zu Tage, werden
Vertikal- oder Horizontalfilterbrunnen zur Wassererschließung gebaut. Vertikalfilterbrunnen können bis
zu 1 000 Meter tief sein. Die 217 Vertikalfilterbrunnen
der LW im Donauried, dem bedeutendsten Grundwasserspeicher Baden-Württembergs, haben eine mittlere
Tiefe von zwölf Metern. Ein Horizontalfilterbrunnen mit
acht Fassungsrohren in rund acht Meter Tiefe ergänzt
die Wasserentnahme aus dem Kiesgrundwasserleiter.
Aus jeweils zwei bis zu 220 Meter tiefen Vertikalfilterbrunnen an den Fassungen 4 und 5 kann dem unter
dem Kiesgrundwasserleiter liegenden Karstgrundwasserleiter Wasser entnommen werden.
Beim Brunnenbau wird der Grundwasserleiter durch
ein Bohrloch erschlossen. In das Bohrloch werden Filterrohre in den Bereich der Grundwasser führenden Schichten und Vollrohre im Bereich der Grundwasser stauenden Schichten eingebaut. Der Ringraum zwischen den
Rohren und dem umgebenden Gestein wird mit Filterkies verfüllt und im oberen Bereich und zwischen den
Grundwasser führenden Schichten mit Ton abgedichtet.
Als Filterrohrmaterial kommt beschichteter Stahl, Edelstahl, Steinzeug, Pressholz oder Kunststoff zum Einsatz.
Beim Bau eines Horizontalfilterbrunnens werden von
einem vertikal angelegten Schacht aus sternförmig horizontal angeordnete Filterrohre in den Grundwasserleiter vorgetrieben. Der Vorteil dieser Brunnenbauart
ist die hohe Ergiebigkeit bei geringen Grundwasserspiegelabsenkungen. Den oberen Brunnenabschluss
bildet ein Bedienungsschacht.
In Brunnen gefasstes Grundwasser wird in der Regel
mit Unterwasserpumpen in das Wasserwerk oder direkt
in das Ortsnetz gefördert. Die Leistung der Pumpen ist
auf die Ergiebigkeit des Brunnens und damit des Grundwasserleiters abgestimmt, so dass die Absenkung des
Grundwasserspiegels im Nahbereich des Brunnens nicht
zu groß wird. Brunnen mit einem Wasserspiegel von
bis zu sieben Metern unter Gelände kann das Grundwasser auch mit Saugpumpen nach dem Heberprinzip,
Pumpenhaus
Humus
Lehm
Ruhe-Wasserspiegel
Sande
Betriebs-Wasserspiegel
Technik
Kiesgrundwasserleiter
A
Sammelschacht
B
C
Schnitt C-D
Fassungsrohr
Die LW nutzt zur Wasserförderung an ihren 217 Flachbrunnen im Donauried
seit fast 100 Jahren das umweltfreundliche Heberprinzip.
horizontaler
Fassungsstrang
D
Molasse
Druckleitung
Heberleitung
Fassungsrohr
Lageplan
Fassungsbrunnen
Schnitt A-B
Vorpumpwerk
Fassungsbrunnen
Beobachtungspegel
Humus
Lehm
Heberleitung
Sande
Kiesgrundwasserleiter
Molasse
Weißer Jura
verkarstet
Längsprofil
Vertikalfilterbrunnen – eine Möglichkeit der Grundwassererschließung.
10
Sechs Brunnenreihen erschließen den quartären Kiesgrundwasserleiter...
Scheitelbehälter
Osterbuch
nach Würzburg
Nerenstetten
Sontheim
Niederstotzingen
Setzingen
Fassung 6
Rammingen
Vorpumpwerk
Niederstotzingen
Asselfingen
Fassung 1
Scheitelbehälter
Amstetten
Wasserwerk
Langenau
Riedhausen
Langenau
Fassung 4
Fassung 2
Fassung 3
Vorpumpwerk
Schotthof
Fassung 5
nach Stuttgart
nach Ulm
Günzburg
Donauwasserentnahme
Leipheim
nach Kempten
Legende:
Kiesbrunnen
Karstbrunnen
Vorpumpwerk
Leipheim
0
1
2 km
nach München
... im Donautal zwischen Langenau und Sontheim/Brenz.
einem einfachen, wirtschaftlichen und umweltfreundlichem Verfahren, entnommen werden. Dabei wird das
Grundwasser mit Unterdruck angesaugt, so dass es ohne
weiteren Energieeinsatz in einen Sammelbehälter fließt.
Von dort wird es mit einer Pumpe weiter transportiert.
Wird einem Brunnen zuviel Wasser entnommen,
sinkt der Wasserspiegel in den Bereich der Filterrohre
ab. Dabei gelangt Luft in den Filter. Besonders dies, aber
auch der laufende Betrieb, führen zur Ablagerung von
Wasserinhaltsstoffen an den schmalen Eintrittsöffnungen der Filter. Der Filter setzt sich langsam zu – ein unerwünschter Effekt. Um den Brunnen wieder voll nutzen
zu können, müssen die Ablagerungen in gewissen Zeiträumen entweder durch eine mechanische Reinigung,
durch eine Regenerierung mit Säure oder durch Absprengung entfernt werden. Dies sind aufwändige und
kostspielige Verfahren. Ist eine derartige Brunnensanierung nicht möglich, werden die alten Brunnen überbohrt und danach neu ausgebaut.
Aus den Brunnen im Donauried können bis zu
2 500 Liter pro Sekunde bzw. jährlich bis zu 52 Millionen
Kubikmeter Grundwasser entnommen werden. Das
Grundwasser ist von so guter Qualität, dass es nicht
aufbereitet werden muss. Wegen der weiten Fließwege
zu den Kunden ist lediglich eine Desinfektion in geringem Umfang notwendig. Bei Bedarf kann das Grundwasser im Wasserwerk Langenau einer Vollaufbereitung
einschließlich Aktivkohlefiltration unterzogen werden.
Die Menge des entnommenen Grundwassers wird
durch magnetisch-induktive Durchflussmessgeräte gemessen.
(br)
Millionen m³/a
40
30
Fassung 6
Fassung 5
Fassung 4
Fassung 3
Fassung 2
Fassung 1
20
In einem Schacht wird das Wasser der Fassung 5 gesammelt.
10
0
1915 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
Entwicklung der Trinkwasserbereitstellung im Donauried.
Verockerungen führen zu einer Reduzierung der Brunnenergiebigkeit.
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Wasserwelten
Der Schutz des Grundwassers
steht im Mittelpunkt
Interview mit LW-Wassermeister
Rolf Heisele
Zur Person
Name: Rolf Heisele
Alter: 48 Jahre
Familienstand:
verheiratet, 3 Töchter
Wohnort: Rammingen
Beruf:
Wassermeister
Freizeit:
Wandern, Radfahren,
Garten
LW-Wasserspiegel: Was verbinden Sie mit
dem Element Wasser und welche Erlebnisse
haben zu Ihrer Berufswahl „Wassermeister“
geführt?
wasserstände ab. Auch der Abfluss der Flüsse
Nau und Egau sind wesentliche Messgrößen.
An die zuständigen Behörden werden diese
Messdaten weitergeleitet.
Rolf Heisele: Wasser gehört selbstverständlich jeden Tag zu unserem Leben, allerdings
wird es nicht von allen Menschen als etwas
Wertvolles geschätzt. Schon in meiner Anfangszeit bei der LW hat es mir an meinem
Arbeitsplatz gut gefallen, und so war die
Qualifizierung zum Wassermeister für mich
die logische berufliche Weiterentwicklung.
LW-Wasserspiegel: Sie sind bei jedem Wetter
draußen im Gelände. Was gefällt Ihnen im
Ried am besten?
LW-Wasserspiegel: Sie stammen aus Rammingen – einem kleinen Ort am Rande des
Donaurieds: Prägt die Landschaft die Menschen dort?
Rolf Heisele: Ich denke, dass jeder von seiner
Heimat geprägt wird. Wenn der Arbeitsplatz
dann auch noch in dieser Region ist, dann
umso mehr.
LW-Wasserspiegel: Sie sind als Wassermeister
bei der LW zuständig für mehr als 200 Brunnen und etwa 300 Messstellen im Donauried.
Was genau sind Ihre Aufgaben?
Rolf Heisele: Die rund 220 Entnahmebrunnen
der LW brauchen regelmäßige Kontrolle,
Wartung und Reinigung. Da die Brunnen
zum Teil fast 100 Jahre alt sind, müssen
einige auch repariert oder erneuert werden. Darüber hinaus
betreuen meine Kollegen und ich das LW-Messstellennetz.
Das bedeutet regelmäßige Messungen betreffend Wasserstand, Abfluss oder auch Beprobungen zur Rohwassergüte.
Dazu wurden verschiedene Messprogramme aufgelegt. Die
Grundwasserstände und Klimadaten werden sowohl von
Hand als auch von 50 elektronischen Datensammlern und
Klimastationen erfasst.
LW-Wasserspiegel: Das Messen von Grundwasserstand und
Klimadaten – warum ist das so wichtig?
Rolf Heisele: Dabei geht es vor allem um eine nachhaltige
Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen im Donauried:
Die LW stimmt ihre Entnahmemengen auf die Klimasituation –
vor allem der Niederschlag ist hier wichtig – und die Grund-
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Rolf Heisele: Ich war im Ried bestimmt schon
überall zu jeder Tages- und Jahreszeit. Da
gibt es an jedem Ort beeindruckende Bilder,
z.B. das herbstliche Ried im Nebel oder das
Explodieren der Natur im Frühling.
LW-Wasserspiegel: Die Wasserschutzgebiete
dienen dem Schutz der Trinkwasservorkommen. Wo sehen Sie im Donauried Handlungsbedarf?
Rolf Heisele: Wenn ich im Ried halbe Wohnungseinrichtungen, inklusive alten Autoreifen, Regalteilen, Kisten oder Farbdosen
abgelagert sehe, frage ich mich, ob die
Leute überhaupt wissen, was sie der Landschaft und dem Grundwasser antun. Bei
vielen fehlt einfach das grundsätzliche Verständnis für den Schutz von Landschaft und
Wasser. Hier sollte noch mehr Aufklärung
betrieben werden, was für ein einzigartiges
Gebiet das Donauried ist!
LW-Wasserspiegel: In welcher Form ist Ihnen
Wasser am liebsten: als erfrischende Dusche,
als Eiswürfel im Glas oder als warmer Sommerregen?
Rolf Heisele: Eine erfrischende Dusche nach
Sport und Arbeit ist was Gutes. Eine Tasse
Kaffee auf einer Seeterrasse ist die Krönung.
(du)
Junior
Exoten im Donauried
Rätsel
Das Donauried ist nicht nur ein Ausflugsund Wassergewinnungsgebiet. Hier können
viele seltene Tiere ungestört leben, wie zum
Beispiel Biber, Molch, Storch und Heuschrecke.
Viel weniger bekannt als diese Tiere ist die
Himmelsziege. Sie hat auch einen wissenschaftlichen Namen – nämlich Bekassine –
und sie ist gar keine Ziege, sondern ein Vogel.
Obwohl man dieses ungewöhnliche Tier am
Himmel oft gar nicht sehen kann, ist hin und
wieder ein lautes meckerndes Geräusch weithin zu hören. Das erzeugt der männliche
Vogel durch Abspreizen seiner äußeren
Schwanzfedern beim Sturzflug. Diese waghalsigen Flüge unternimmt er während der
Balzzeit. Er kann dabei über 100 Meter „abstürzen“. Ein weiterer kurioser Bewohner
des Donaurieds ist die Beutelmeise. Das Männchen baut aus Spinnweben und Samenwolle
ein flauschiges rundes Nest, das an einem
Zweig über einer Wasserfläche hängt. Vor
der Eiablage besichtigt das Weibchen das
Nest. Wenn es ihr nicht gefällt, verschmäht
sie es und das Männchen baut ein neues.
(bw)
Im Donauried gibt es seit einigen
Jahren wieder Biber. Findet heraus,
welcher Weg den Biber in seine
Burg führt.
Schreibt uns den richtigen Buchstaben per E-Mail an
lw@lw-online.de oder per Postkarte an:
Landeswasserversorgung, Redaktion LW-Wasserspiegel,
Schützenstr. 4, 70182 Stuttgart.
Bitte gebt euren Absender und euer Alter an.
Ihr könnt tolle Preise für einen aktiven Sommer
am Wasser gewinnen:
Die Himmelsziege
ist gerne am Wasser.
1. Preis: Kajak Sevylor K330R Riviera inkl. Paddel
2.– 4. Preis: Schnorchelset für Kinder
(enthält Flossen, Maske und Schnorchel)
5.–7. Preis: Hudora Beachset
(6 Strandspiele im Beutel)
8.–10. Preis: LW-Trinkwasserflasche
Einsendeschluss ist der 15. Juli 2010.
Die Mitarbeiter der LW sind von der Teilnahme ausgeschlossen.
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Wassergeschichte
Kaum zu glauben, aber wahr: das württembergische Donauried beherbergt einen riesigen unterirdischen Grundwasserspeicher.
Das württembergische Donauried
Der unsichtbare Bodensee – seit 100 Jahren
Trinkwasserspeicher für Baden-Württemberg
Die sich um das Jahr 1900 zunehmend verschärfende Wassernot in
und um Stuttgart rief die Verantwortlichen der Wasserversorgung
auf den Plan. Innerhalb kürzester
Zeit musste eine Lösung gefunden
werden, um die Versorgung der bevölkerungsreichen, wirtschaftlich
aufstrebenden, jedoch wasserarmen
Region langfristig sicher zu stellen.
Bereits im April 1909 legte die Stadt
Stuttgart ein Gutachten vor. Es sah
vor, Trinkwasser aus dem nahe gelegenen Nordschwarzwald oder vom
Bodensee zu beziehen. Ein dritter
Vorschlag befasste sich mit einer
Wassergewinnung im Donauried
bei Niederstotzingen und dessen
Transport durch die Täler der Brenz,
des Kochers und der Rems in den
Neckarraum.
Unter Abwägung einer Vielzahl
von Aspekten fiel die Entscheidung
zur Wassergewinnung auf das
Die im Donauried um 1910 durchgeführten Erkundungen bestätigten
den Wasserreichtum und die ausgezeichnete Grundwasserqualität.
14
Donauried. Im Gegensatz zu der in
Frage kommenden Entnahmestelle
am Bodensee lag das Donauried
nämlich in Württemberg – nicht
in Baden, ein aus damaliger Sicht
entscheidendes Argument für eine
sichere Wasserversorgung der württembergischen Landeshauptstadt.
Im Gegensatz zum Nordschwarzwald stand im Donauried eine weitaus größere Wassermenge und noch
dazu von bester Qualität zur Verfü-
Der Schotthof war ursprünglich als Förderwerk
Richtung Stuttgart konzipiert.
Im Wasserwerk Niederstotzingen wurde das
Trinkwasser durch mächtige Armaturen geleitet.
Wasserwerk Niederstotzingen aus dem Jahr
1915 – eine Meisterleistung seiner Zeit.
gung. Hinzu kam, dass die Leitungsquerung der Schwäbischen Alb bei
Aalen mit einem Höhenunterschied
von 86 Metern weit geringer ausfiel
als eine Überquerung der Alb vom
Bodensee mit einem Höhenunterschied von 310 Metern. Dies spielte
hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Rohrwerkstoffe, der Pumpentechnik und dem Energiebedarf
eine wichtige Rolle. Zudem war der
Weg vom Donauried her kürzer als
der vom Bodensee.
Bereits im Jahr 1912 wurde mit
dem Bau der Brunnenreihe 1 südlich
von Niederstotzingen begonnen.
Im Sommer 1917 war die Anlage mit
46 einzelnen Brunnen betriebsbereit. Lediglich drei Jahre später ging
im westlichen Donauried die Fassung 2 mit 47 Brunnen in Betrieb.
Die dritte Fassungsanlage folgte
im Jahr 1927 mit 30 Einzelbrunnen.
Danach wurde bis zum Jahr 1936
die Fassung 6 im östlichen Donauried mit 57 Brunnen ausgestattet.
Im Jahr 1951 nahm die im zentralen
Ried gelegene Fassung 4 den Betrieb auf. Der Ausbau der Gewinnungsanlagen fand im Jahr 1955
einen Abschluss durch die Inbetriebnahme der Fassung 5 bei Langenau.
Das den Brunnen entnommene
Grundwasser wird von Anfang an im
Heberbetrieb in die Vorpumpwerke
der sechs Fassungsanlagen gefördert. Von dort wurde es aus den östlichen Fassungen zum Wasserwerk
Niederstotzingen und aus den westlichen Fassungen zum Förderwerk
Schotthof gepumpt. Während das
Wasserwerk Niederstotzingen bereits im Jahr 1917 betriebsbereit
war, ging der Schotthof im Jahr 1926
in Betrieb. Beide Werke förderten
das Wasser in die Hauptleitung nach
Stuttgart. Mit der Inbetriebnahme
des Wasserwerkes Langenau im
Jahr 1973 wurde die Grundwasserförderung Schritt für Schritt umgestellt. Heute wird das gesamte
Grundwasser dem Wasserwerk
Langenau zugeleitet, mit dem zu
Trinkwasser aufbereiteten Donauwasser gemischt und anschließend
an die Kunden abgegeben.
Das Donauried bietet dem Grundwasser einen besonderen Schutz.
Infolge der großflächig vorhandenen lehmigen Böden ist der darunter liegende Grundwasserleiter im
Vergleich zu Oberflächengewässern
gegenüber Schadstoffeinträgen gut
geschützt. Zudem filtern die durchströmten Sand- und Kiesschichten
das Grundwasser. Auch zukünftig,
insbesondere aber in den Zeiten des
Klimawandels, wird das Donauried
ein landesweit bedeutsamer Grundwasserspeicher bleiben. Als unsichtbarer Bodensee ist das Donauried
der Trinkwasserspeicher für drei
Millionen Menschen.
(br)
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List und Tücke der Grundwasserüberwachung –
aus dem Protokoll des zuständigen Wassermeisters.
15
Tipps + Info
Wasserfrage [2]
Wasser –
erfahren und schützen
Radtour Wasserspuren
Eine tolle Art, das Donautal und die umliegende
Landschaft zu erkunden,
ist das Radfahren. Sehr
empfehlenswert sind die
„Radlerinformationen“ von
Donautal aktiv e.V., die genaue Tourenkarten und Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten unterwegs
enthalten. Die Route
„Wasserspuren“ macht Lust
auf eine Radtour durch
das Donauried zum Thema
Wasser. Wer mehr über
das Wasser im Untergrund
erfahren will, sollte die Station „Erlebniswelt Grundwasser“ im Wasserwerk Langenau fest auf der Radtour einplanen und sich rechtzeitig zu einer Führung
anmelden.
roschüre „Radlerinformation Wasserspuren“
B
erhältlich bei Donautal-Aktiv e.V.
Telefon 0 73 25/95 19 57, info@donautal-aktiv.de
Anmeldung zu Führungen in der
„Erlebniswelt Grundwasser“
Telefon 0711/2175-0, lw@lw-online.de
(du)
In dieser Rubrik liefern wir Ihnen Antworten
auf häufig gestellte Fragen rund ums Thema Wasser.
Was sollte man im Wasserschutzgebiet beachten?
Das blauweiße Verkehrszeichen mit dem Tanklastwagen ist der Hinweis auf ein Wasserschutzgebiet.
Zum Schutz von Grund- oder Oberflächenwasser, das
zur Trinkwassergewinnung genutzt wird, sollte man
als Besucher einige Dinge beachten:
Das Ablagern von Schutt und Abfall ist zu vermeiden. Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel sollten auch in Gärten nur sehr zurückhaltend
verwendet werden. Beim Nutzen von Kraftfahrzeugen
ist besondere Vorsicht geboten, so dass keine wassergefährdenden Flüssigkeiten austreten.
(du)
Leitungsnetz
der LW
Tauberbischofsheim
Bad
Mergentheim
Versorgungsbereich der LW
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Heilbronn
Schwäb.
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Aalen
Stuttgart
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EgauWasserwerk
Tübingen
Offen- Freudenstadt
burg
Ulm
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Wasserwerk
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Name und Anschrift bitte
nicht vergessen!
Einsendeschluss ist der 15. Juli 2010. Die Mitarbeiter der LW sind
von der Teilnahme ausgeschlossen.
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von rund drei Millionen Menschen in 250 Städten und
Gemeinden.
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Fax 0711/2175-12 02
lw@lw-online.de
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