das württembergische donauried
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das württembergische donauried
Das Kundenmagazin der Landeswasserversorgung 14_10 DAS WÜRTTEMBERGISCHE DONAURIED Themenheft: Ein Naturraum im Dreiklang von Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz 1 Inhalt Liebe Leserin, lieber Leser, weit weniger bekannt als das Elchinger Autobahnkreuz von A7 und A8 nordöstlich von Ulm ist das unmittelbar östlich angrenzende württembergische Donauried. Es ist nicht nur einzigartig mit seinen weiten Moor- und Niedermoorflächen und den ausgedehnten Naturschutzgebieten, sondern es ist auch der wichtigste Grundwasserspeicher für drei Millionen Menschen in BadenWürttemberg, und das bereits seit annähernd 100 Jahren. Aus diesem Grund ist das vorliegende Heft ganz dem Donauried gewidmet. Streift man durch das Ried, so gewinnt man auch heute noch den Eindruck einer beschaulichen und beinahe noch urtümlichen Landschaft. Doch weit gefehlt! Im Verlauf der vergangenen 200 Jahre hat sich das Donauried fast vollständig verändert; aus einem rund 10 000 Jahre alten, für den Menschen lebensfeindlichen Niedermoor wurde eine kultivierte Moorlandschaft. Zudem wurde das Gebiet während der vergangenen 25 Jahre einer Vielzahl geologischer, landwirtschaftlicher und wasserwirtschaftlicher Untersuchungen unterzogen. Sie alle haben zum Ziel, die verschiedenen Aktivitäten in der Region untereinander und mit den Interessen des Naturschutzes abzustimmen. Das Ziel könnte ein „Nutzungskonzept württembergisches Donauried“ sein, das die Einzel- Notizen Das Ried ist gut erforscht Zur Lösung der Interessenskonflikte von Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz wurde eine Vielzahl von Untersuchungen durchgeführt. 4 Im Fokus Aus der Region Technik Das Donauried – Ausflugsziele erster Güte Die Schönheit der Natur und eine Fülle von geologischen und kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten zeichnen die Region aus. Mehrere Naturschutzgebiete sollen den Artenreichtum der Niedermoore bewahren. Wer etwas Zeit mitbringt, dem wird sich der Reiz des Donaurieds und seiner Umgebung erschließen. H L S K w M W v Längsprofil Aus Grundwasser wird Trinkwasser Durch das von der Schwäbischen Alb abfließende Grundwasser und den Grundwasserrückstau der Donau entstand auf den undurchlässigen Lehmschichten des Donautales eine einzigartige Riedlandschaft mit ausgedehnten Moorflächen. Tritt Grundwasser nicht in Quellen zu Tage, werden Vertikal- oder Horizontalfilterbrunnen zur Wassererschließung gebaut. Vertikalfilterbrunnen können bis zu 1 000 Metern tief sein. Die 217 Vertikalfilterbrunnen der LW im Donauried, dem bedeutendsten Grundwasserspeicher Baden-Württembergs, haben eine mittlere Tiefe von zwölf Metern. 6 10 Das württembergische Donauried 8 Impressum LW-Wasserspiegel – Das Kundenmagazin der Landeswasserversorgung Herausgeber: Zweckverband Landeswasserversorgung · Schützenstraße 4 · 70182 Stuttgart Telefon 0711/2175-0 · Fax 0711/2175-12 02 · E-Mail lw@lw-online.de · Internet www.lw-online.de Redaktion: Bernhard Röhrle (br) – verantwortlich, Dagmar Uhl (du), Beatrix Wandelt-Roth (bw) Zeichnungen: Brita Gläsche Layout: Agentur Tandem, Stuttgart · Gesamtherstellung: VH7 Medienküche GmbH, Stuttgart, www.vh7-m.de 2 interessen von Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz berücksichtigt und das vorhandene Konfliktpotenzial durch eine Nutzungsentflechtung entschärft. Wünschen wir dem Donauried und allen Interessensvertretungen ein gutes Gelingen auf dem Weg dorthin. Ihr Bernhard Röhrle Redaktion Das württembergische Donauried – ein einzigartiger Naturraum Wasserwelten Wassergeschichte Der Schutz des Grundwassers steht im Mittelpunkt Tipps + Info Wasser erfahren und schützen Wir empfehlen eine Radtour auf den Spuren des Wassers und verlosen diesmal einen Camcorder für die schönsten Ausflugsmomente. Interview mit Rolf Heisele, der als Wassermeister bei der LW für mehr als 200 Brunnen und etwa 300 Messstellen im Donauried zuständig ist. 16 12 Junior Exoten im Donauried Das Donauried ist nicht nur ein Ausflugs- und Wassergewinnungsgebiet. Hier können viele seltene Tiere ungestört leben. Von einigen besonders exotischen berichten wir. Wenn ihr herausfindet, wie der Biber zu seinem Bau kommt, könnt ihr ein Kajak und andere tolle Preise gewinnen. 13 Das Donauried – seit 100 Jahren Trinkwasserspeicher für Baden-Württemberg Die sich um das Jahr 1900 zunehmend verschärfende Wassernot in und um Stuttgart rief die Verantwortlichen der Wasserversorgung auf den Plan. Innerhalb kürzester Zeit musste eine Lösung gefunden werden, um die Versorgung der bevölkerungsreichen, wirtschaftlich aufstrebenden, jedoch wasserarmen Region langfristig sicher zu stellen. 14 Bildnachweis: S. 1 Steffen Schellhorn, www.fotonatur.de; S. 5 um Hans Steiner, AG Donaumoos, Langenau; S. 7 ur (Kammmolch) Fünfstück, Landesbund für Vogelschutz in Bayern; S. 7 ur (Eisvogel) peashooter, www.pixelio.de; S. 8 o www.mueller-gaida.de; S. 9 m www.ostermuehle.de; S. 9 ul Thomas Stephan, © Ulmer Museum; S. 9 ur (Frosch) Lutz Haberecht, www.pixelio.de; S. 9 ur (Feuchtwiese) Alexander Helber, Heinz Sielmannstiftung; S. 13 Ulrich Mäck, Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e. V.; S. 14 o Luftbild Brugger, 2/38940c; S. 16 u aiptek International GmbH 3 Notizen SWR-Fernsehen besucht die Wiege der Landeswasserversorgung Das Wasserwerk Niederstotzingen, das erste bereits im Jahr 1917 in Betrieb gegangene LW-Wasserwerk und damit die Wiege der Landeswasserversorgung, rückte am 30. September 2009 in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Zu Besuch war ein Team des SWR-Fernsehens, das den Zuschauern in einem vierminütigen Beitrag den Ursprung, den Werdegang und die aktuelle Bedeutung des Wasserwerks Niederstotzingen und der Trinkwassergewinnung aus der benachbarten Fassung 1 nahe brachte. Eine Besonderheit der fast einhundertjährigen Geschichte des Wasserwerkes geht auf das Jahr 1965 zurück, als hier der ehemalige LW-Verbandsvorsitzende, Stuttgarts Oberbürgermeister Arnulf Klett und der badenwürttembergische Innenminister Hans Filbinger das Dokument zur Umwandlung der einstmals staatlichen Landeswasserversorgung in einen kommunalen Zweckverband unterzeichneten. Noch heute können aus den 46 Brunnen der Fassung 1 bis zu 700 000 Menschen in Baden-Württemberg mit Trinkwasser bester Qualität aus den Grundwasservorkommen der Schwäbischen Alb und des Donaurieds versorgt werden. (br) Das Team „Landesschau-mobil“ des SWR-Fernsehens rückt das Wasserwerk Niederstotzingen ins rechte Licht. Ellwangen Die LW-Schutzgebiete erstrecken sich über eine Fläche von 800 Quadratkilometern. Schwäbisch SBH Gmünd Osterbuch BH Breech Richtung Mittlerer Neckarraum BH Rechberg Göppingen BH Schopflenberg Grundwasser – ein wertvolles Gut Aalen SBH Aufhausen Heidenheim EgauWasserwerk Geislingen SBH Amstetten VPW Burgberg Gundelfingen Langenau WW VPW BH/SBH LW-Leitung Wasserwerk Vorpumpwerk Behälter/ Scheitelbehälter Wasserschutzgebiete Landesgrenze Wittislingen VPW Niederstotzingen WW Langenau VPW Schotthof Rohwasserpumpwerk Leipheim Ulm 0 5 10 Brunnen I Fassungsbereich III weitere Schutzzone Linie gleichen Grundwasserstandes 44 4 44 2 0 44 438 II engere Schutzzone 446 Zone I Bitte helfen Sie mit 448 Zone II Grundwasserfließrichtung Grundwasser vor Umweltgefahren zu schützen! Zone III 450 Wasserschutzgebiete werden in Schutzzonen unterteilt. 4 15 km Um für eine Trinkwasserversorgung möglichst naturreines Grundwasser gewinnen zu können, müssen die zumeist intensiv genutzten Flächen der Wassereinzugsgebiete geschützt werden. In der Regel geschieht dies durch Auflagen, Nutzungseinschränkungen oder Verbote. Im Einzelfall können Flächen auch abgegrenzt werden. Sie dienen dann ausschließlich der Trinkwasserversorgung. Der Grundwasserschutz beinhaltet einen quantitativen und qualitativen Aspekt. Ein zukunftsorientierter Gewässerschutz muss der zunehmenden Bodenversiegelung und dem raschen Niederschlagsabfluss entgegenwirken. Zudem muss der Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser reduziert, besser jedoch ganz vermieden werden. Wasserschutzgebiete werden üblicherweise in drei Zonen unterteilt, die „weitere Wasserschutzzone“, die „engere Wasserschutzzone“ und den „Fassungsbereich“. Die weitere Zone umfasst das Einzugsgebiet der Brunnen. Vom Rand der engeren Zone aus beträgt die Fließzeit zu den Brunnen mindestens 50 Tage. Dies dient dem Schutz vor bakteriellen Verunreinigungen. Der Fassungsbereich begrenzt den unmittelbaren Nahbereich der Brunnen. Hinsichtlich baulicher, landwirtschaftlicher und anderer Nutzungen gelten entsprechende Einschränkungen. So sind in der weiteren Schutzzone die meisten Nutzungen mit gewissen Einschränkungen erlaubt. Dagegen ist in der engeren Schutzzone eine Bebauung nicht gestattet, die landwirtschaftliche Bodennutzung ist nur unter strengen Auflagen erlaubt. Im Fassungsbereich ist jegliche Nutzung verboten. Er ist zumeist eingezäunt. Rechtsverordnungen regeln die Nutzung, weitergehende Bestimmungen können erlassen werden. Eine regelmäßige Überwachung gewährleistet die Einhaltung aller Vorschriften. Die besonderen geologischen Verhältnisse der Schwäbischen Alb, der stark verkarstete Untergrund und die daraus resultierenden hohen Fließgeschwindigkeiten des Grundwassers, bedingen großflächige Wasserschutzgebiete. Die LW-Schutzgebiete für die Wasserwerke in Langenau, Burgberg und Dischingen gehören mit einer Fläche von rund 800 Quadratkilometern zu den größten zusammenhängenden Wasserschutzgebieten Deutschlands. Allein die engere Schutzzone im württembergischen Donauried weist eine Fläche von 54 Quadratkilometern auf. (br) Untersuchungen sollen helfen, die unterschiedlichen Nutzungsinteressen von Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz im Donauried unter einen Hut zu bringen. Das Donauried ist gut erforscht Anhebung des Grundwasserspiegels auf den Niedermoorflächen der grenznahen Naturschutzgebiete ab 1996 Im württembergischen Donauried stehen sich bereits seit vielen Jahren drei wesentliche Nutzungsformen gegenüber: die Wasserwirtschaft mit ihrer Trinkwassergewinnung für rund drei Millionen Menschen in Baden-Württemberg, die Landwirtschaft und der Naturschutz. Zur Lösung der entstehenden Interessenskonflikte ist die Kenntnis der vielfältigen Wirkungszusammenhänge unerlässlich. Dazu wurde in der Vergangenheit eine Vielzahl von Untersuchungen und Forschungsprojekte durchgeführt. Im Einzelnen sind dies: 5 Projekt „Umweltverträglichkeitsprüfung bei Maßnahmen der Wassergewinnung an Fassung 4 im zentralen Donauried“, Abschluss 1996 1 Projekt „Arbeitsgemeinschaft Donauried“ aller im Donauried vertretenen Interessensgruppen, wie Gemeinden, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Naturschutz, Geologie, etc. unter der Federführung der baden-württembergischen Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt und unter Beteiligung der zuständigen Fachbehörden bei den Landratsämtern und den Regierungspräsidien. Einzelprojekte waren unter anderem die Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung, der Nitrateintrag in das Grundwasser, die Spritzmittelbelastung des Grundwassers und die Trockenrisse in den Moor- und Niedermoorböden. Zeit: Verlauf der 1980er Jahre 2 Projekt „Bodenkundliche Erhebungen auf den Flächen des Donaurieds“ durch das Geologische Landesamt Baden-Württemberg, Abschluss 1989 Forschungsvorhaben „Untersuchungen zur Prognose der Entwicklung der Nitrat- und Pestizidkonzentration in Grundwässern“, Abschluss 1995 3 4 Projekt „Aufstau des Landesgrenzgrabens“ an der Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg zur Projekt „Umweltverträglichkeitsprüfung bei Maßnahmen der Wassergewinnung an der Fassung 5 im westlichen Donauried“, Abschluss 1999 6 7 Forschungsvorhaben „Optimierung des Gebietswasserhaushalts in Wassergewinnungsgebieten – Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz im Einklang“, Abschluss 2002 8 Projekt „Kartierung der Realnutzung als Grundlage für das Flächenmanagement im Wasserschutzgebiet“, Abschluss 2002 9 Forschungsvorhaben „Optimierte Ackernutzung – Grundwasserschutz mit der Landwirtschaft“, Abschluss 2003 10 Projekt „Vegetationskundliche Un- tersuchungen auf Dauerbeobachtungsflächen des Donaurieds im Bereich der Grundwasserfassungen 1 bis 6 von 1987 bis 2003“, Abschluss 2004 11 Forschungsvorhaben „Vergleichende Untersuchung von Hoftorbilanzen und Nmin-Werten zur Verbesserung der Nitrat-Emissionskontrollen in Wasserschutzgebieten“ (Kurztitel: „N-Salden“), Abschluss 2008 12 Projekt „Nmin-Bodenuntersuchungs- programm“ der Landeswasserversorgung in den LW-Wasserschutzgebieten parallel zum landesweiten Nmin-Bodenuntersuchungsprogramm, seit 1987 jährlich im Herbst 13 Projekt „Oberflächenwassermanagement zur nachhaltigen Sicherung des württembergischen Donaurieds unter Berücksichtigung unterschiedlicher Nutzungsinteressen“, Abschluss 2010 Ziel aller Untersuchungen ist die optimale Abstimmung der Nutzungen untereinander. Einen Lösungsansatz stellt das bereits im Jahr 1998 vorgestellte „Nutzungskonzept württembergisches Donauried“ dar. (br) 5 Das württembergische Donauried Ein Naturraum im Dreiklang von Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz Das Donauried und die angrenzende Schwäbische Alb sind geprägt durch die Formationen des Weißen Jura. Diese gehen in ihrer Entstehungsgeschichte auf Kalkablagerungen des Jurameeres vor rund 150 Millionen Jahren zurück. Heute ist das Kalkgestein nur noch auf der Schwäbischen Alb sichtbar. An deren Südrand ist es überlagert von den mächtigen Molasseschichten der nachfolgenden Tertiärzeit. Diese bildeten sich vor mehr als 10 Millionen Jahren über einen langen Zeitraum hinweg durch die Auffaltung der Alpen im Senkungsgebiet südlich der Schwäbischen Alb. Bis vor rund 15 000 Jahren breiteten sich während der letzten Eiszeit mächtige Gletscher von den Alpen her in das Donaugebiet aus, eine damals menschenleere Steppen- und Tundrenlandschaft. Erst mit dem Ende der Eiszeit vor rund 10 000 Jahren begann die Entstehung des Donauriedes in seiner heutigen Form. Durch das von der Schwäbischen Alb abfließende Grundwasser und den Grundwasserrückstau der Donau entstand auf den undurchlässigen Lehmschichten des Donautales eine einzigartige Riedlandschaft mit ausgedehnten Moorflächen. Der überwiegende Teil des Niederschlags der Schwäbischen Alb strömt in unterirdischen Klüften und Spalten nach Südosten zur Donau hin ab. Fließzeiten und Wege ergeben sich aus den Niederschlagsmengen und den ungleichmäßigen geologischen Verhältnissen im Untergrund. Die mittlere Fließzeit liegt bei zwölf Jahren. Das württembergische Donauried hat ein 315 Quadratkilometer großes Einzugsgebiet auf der angrenzenden Albhochfläche. Durchschnittlich bilden sich neun Liter Grundwasser je Sekunde und Quadratkilometer. Dies ergibt einen Grundwasserzustrom von rund 2 770 Litern pro Sekunde bzw. rund 87 Millionen Kubikmetern jährlich. Mancherorts tritt das Grundwasser in Quellaufbrüchen zu Tage, wie im Grimmensee und den Langenauer Nauquellen. Das Donauried war über Jahrtausende hinweg ein von Menschen nahezu unberührtes Gebiet. Erst während der vergangenen 200 Jahre wurde es einer Vielzahl von Eingriffen unterzogen. Um Acker- und Wiesenflächen für die Landwirtschaft zu gewinnen wurde ein Die Wasserbilanz des Donaurieds ermöglicht Aussagen zum Wasserzufluss und zum Wasserabfluss. 1 384 Legende: 384 Wassermenge in Mio. m³/Jahr 1 Niederschlag 2 Verdunstung 3 Grundwasserneubildung 4 Grundwasserzustrom von der Schwäbischen Alb 5 Karstgrundwasserzustrom von Südwest 6 Schüttung der Nau 7 Quellaustritte im Karst 8 Grundwasseraustritte in Oberflächengewässer 9 Karstaufstiege im Donauried 10 Grundwasserabfluss im Karst nach Osten 11 Grundwasserabfluss im Kies nach Osten 12 Grundwasserabfluss im Kies nach Süden 13 Grundwasserentnahme durch die LW (Kies und Karst) im Donauried 14 Grundwasserentnahme im Karst 214 170 3 1 2 18 16 14 Wasserbilanz für das Donauried 94 67 3 29 49 8 2 7 42 87 Karstwasserspiegel 4 6 30 8 27 9 28 Torf Grimmelfinger Sande 13 Letten 11 3 Kies 2 12 9 19 Jura-Kalke Tertiäre Schichten 20 9 6 10 Im Fokus Der enorme Wasserreichtum ist die Voraussetzung für die Bildung von Ried- und Moorflächen. weit verzweigtes Netz von Entwässerungsgräben angelegt. Dies und die Donaubegradigung des 19. Jahrhunderts führten zu einer spürbaren Absenkung des Grundwasserspiegels und damit zu einer Trockenlegung der Flächen. Der Torfabbau, die Grundwasserentnahme für die Trinkwassergewinnung, die Intensivierung der Landwirtschaft, der Kiesabbau auf den südlich angrenzenden Flächen, die Besiedlung und der Schienenverkehr im nördlichen Randbereich, der Straßenverkehr und die vielfältigen Formen der Freizeitnutzung brachten weitergehende und zum Teil tiefgreifende Veränderungen mit sich. Mit einer Intensivierung des Natur- und Landschaftsschutzes soll nun ein Teil des Naturraums Donauried in seiner ursprünglichen Form erhalten werden. Auf einem großen Teil der Flächen konkurrieren Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz miteinander. So führen die Wassergräben und die Grundwasserentnahme zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels. Dies kommt der Landwirtschaft zugute. Dagegen bevorzugt der Naturschutz einen hohen Grundwasserstand. Die intensive Landwirtschaft führt zu einem Eintrag von Dünge- und Spritzmitteln in das Grundwasser, die Folgen hat die Wasserwirtschaft zu tragen. Umfangreiche Untersuchungen haben dazu beigetragen, für das Donauried ein Nutzungskonzept zu entwickeln, das durch eine Nutzungsentflechtung die unterschiedlichen Interessen berücksichtigt. Zukünftig sollen die landwirtschaftlichen Nutzflächen überwiegend im nördlichen Teil des Donaurieds liegen, die wasserwirtschaftlichen Vorrangflächen rund um die vorhandenen Fassungsanlagen und die Naturschutzflächen überwiegend am Flüsschen Nau und im Moor- und Niedermoorbereich entlang des Landesgrenzgrabens. Damit kann ein einträgliches Miteinander gelingen. (br) Sontheim Niederstotzingen Fassung 6 Nerenstetten Rammingen Asselfingen Fassung 1 Wasserwerk Langenau Riedhausen Langenau Fassung 4 Fassung 3 Fassung 2 Legende: Vorrangbereiche Wasserwirtschaft Fassung 5 Landwirtschaft Nau Naturschutz Günzburg Leipheim 0 1 2 km Zur Lösung der Interessenskonflikte sieht das „Nutzungskonzept württembergisches Donauried“ eine Entflechtung der Nutzungen von Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz vor. Das Donauried… seltene Tierarten finden hier eine Heimat. 7 Aus der Region Das Donauried bietet perfekte Bedingungen für einen Ausflug in die Natur. Das Donauried und seine Umgebung Ausflugsziele erster Güte Das Donauried ist eine ganz besondere Landschaft. Geprägt von der Lage am Fuß der Schwäbischen Alb und geformt von den Wassern der Donau bietet es heute Erholungssuchenden eine Vielzahl von reizvollen Ausflugsmöglichkeiten. Die Schönheit der Natur und eine Fülle von geologischen und kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten zeichnen die Region aus. Mehrere Naturschutzgebiete sollen den Artenreichtum der Niedermoore bewahren. Für Radtouren, Wandern oder Inlinerfahren sind im Donauried mit seinen ebenen Wegen ideale Voraussetzungen gegeben. Das direkt angrenzende Lonetal bietet mit seinen weltberühmten Höhlen äußerst lohnende Ziele. Wer etwas Zeit mitbringt, dem wird sich der Reiz des Donaurieds und seiner Umgebung erschließen. Bis heute ein wenig unheimlich – der Grimmensee nahe Langenau. Die Sage vom Grimmensee Wer zu Fuß oder auf dem Fahrrad im Donauried unterwegs ist, sollte einen Abstecher zum sagenumwobenen Grimmensee machen. Man erzählt sich, dass an seiner Stelle einst ein großes Schloss stand. Der Besitzer des Schlosses war ein böser und geiziger Mensch. Immer wieder brachte er von seinen weiten Beutezügen reiche Schätze mit nach Hause. Er lagerte sie in den Kellern seines Schlosses und freute sich an seinem unermesslichen Reichtum. Er dachte nicht daran, dass sein Schloss auf dem weichen Boden des Moores erbaut war und 8 mit jedem neuen Goldstück schwerer wurde. In einer schwülen Sommernacht brach ein furchtbares Gewitter los – das so stark erbaute Schloss zitterte und bebte. Ein furchtbarer Donnerschlag und das ganze Schloss mit all seinen ungeheuren Schätzen versank. Große Wassermassen schlugen darüber zusammen und kein lebendes Wesen konnte sich retten. Der See aber, dessen Wasser das Schloss, seinen Herrn und dessen Schätze auf so grimmige Weise verschlungen hat, heißt bis auf den heutigen Tag Grimmensee. Langenau – eine quellenreiche Stadt Langenau, das beschauliche Städtchen am Rande des Donaurieds, ist eine der quellen- und wasserreichsten Städte Deutschlands. Im Gegensatz zur kargen und wasserarmen Albhochfläche sprudelt und plätschert es in Langenau allerorten. Die Warme und die Kalte Ach entspringen hier und vereinen sich zum Flüsschen Nau. An den Ufern reihten sich im Laufe der Jahrhunderte bis zu zehn Mühlen. Gerber, Färber und Weber nutzten den Wasserreichtum bis ins 19. Jahrhundert. Heute arbeitet nur noch die Ostermühle, die sich auf die Verarbeitung von Dinkel spezialisiert hat. Der Mühlenladen bietet eine reiche Auswahl an Dinkelprodukten. www.ostermuehle.de Rammingen-Lindenau aus sind die Höhlen leicht zu Fuß zu erreichen (Hohlenstein 1 km, Bocksteinhöhle 2 km, Vogelherdhöhle 3 km.) Neben der Höhle des Löwenmenschen bietet Lindenau mit der Gaststätte „Zum Schlößle“ auch einen der schönsten Biergärten der Region. Höhle des Löwenmenschen, Öffnungszeiten: 10 –18 Uhr, Tel.: 073 45-912 50, www.lonetal.net Der Natur auf der Spur Der Umweltlehrpfad „Riedweg“ führt auf einem Rundweg südöstlich der Stadt Langenau ins Donauried hinaus. Er informiert auf 14 Schau- und Informationstafeln über das Donauried im Hinblick auf seine Ökologie und zeigt die Besonderheiten der Flora und Fauna in diesem Gebiet. Ein Flyer mit Routenplan kann über www.langenau.de oder das Rathaus der Stadt Langenau bezogen werden. Wenn Sie sich besonders für die Naturschönheiten des Schwäbischen Donautales, seine Auen und Niedermoore interessieren, dann sind Sie im „mooseum“ in Bächingen genau richtig. In der Ausstellung werden fundierte Informationen, interessante Exponate und Spielstationen für Kinder geboten. Öffnungszeiten: Sonntags von 11–17 Uhr, www.mooseum.net (du/bw) In der Ostermühle stapeln sich auch heute noch die Mehlsäcke. Die Höhlen der Mammutjäger Nur wenige hundert Meter von der Original-Fundstelle entfernt gibt es in Rammingen-Lindenau eine Dauerausstellung zur „Höhle des Löwenmenschen“. Dort kann man sich einen ersten Eindruck über die Lonetalhöhlen verschaffen. Die Lonetalhöhlen waren Zufluchtsort und Lagerstätte der frühen Menschen. Schon die Neandertaler vor 70 000 Jahren zogen sich in diese Höhlen zurück. Für den frühen Menschen der Gattung Homo sapiens hatten sie wohl auch eine besondere mystische Bedeutung. Dies belegen die eindrucksvollen Schnitzereien aus Mammutelfenbein, insbesondere der einzigartige Löwenmensch, eine über 30 000 Jahre alte Tier-Mensch-Figur. Heute sind die Höhlen ein beliebtes Ausflugsziel. Man spürt dort noch Die Elfenbeinstatuette „Löwenmensch“ ist 29,6 cm immer den Atem und die Magie groß und steht heute im der urzeitlichen Ereignisse. Von Ulmer Museum. An vielen Stellen naturbelassen – die Landschaft des Donaurieds. kurz und knapp Die Fassungsgemeinden der Landeswasserversorgung im Donauried (Verbandsmitglied seit) Asselfingen (1937) Langenau (1910) Niederstotzingen (1912) Rammingen (1950) Sontheim/Brenz (kein Verbandsmitglied) 9 Aus Grundwasser wird Trinkwasser Die Anlagen der Landeswasserversorgung im Donauried Tritt Grundwasser nicht in Quellen zu Tage, werden Vertikal- oder Horizontalfilterbrunnen zur Wassererschließung gebaut. Vertikalfilterbrunnen können bis zu 1 000 Meter tief sein. Die 217 Vertikalfilterbrunnen der LW im Donauried, dem bedeutendsten Grundwasserspeicher Baden-Württembergs, haben eine mittlere Tiefe von zwölf Metern. Ein Horizontalfilterbrunnen mit acht Fassungsrohren in rund acht Meter Tiefe ergänzt die Wasserentnahme aus dem Kiesgrundwasserleiter. Aus jeweils zwei bis zu 220 Meter tiefen Vertikalfilterbrunnen an den Fassungen 4 und 5 kann dem unter dem Kiesgrundwasserleiter liegenden Karstgrundwasserleiter Wasser entnommen werden. Beim Brunnenbau wird der Grundwasserleiter durch ein Bohrloch erschlossen. In das Bohrloch werden Filterrohre in den Bereich der Grundwasser führenden Schichten und Vollrohre im Bereich der Grundwasser stauenden Schichten eingebaut. Der Ringraum zwischen den Rohren und dem umgebenden Gestein wird mit Filterkies verfüllt und im oberen Bereich und zwischen den Grundwasser führenden Schichten mit Ton abgedichtet. Als Filterrohrmaterial kommt beschichteter Stahl, Edelstahl, Steinzeug, Pressholz oder Kunststoff zum Einsatz. Beim Bau eines Horizontalfilterbrunnens werden von einem vertikal angelegten Schacht aus sternförmig horizontal angeordnete Filterrohre in den Grundwasserleiter vorgetrieben. Der Vorteil dieser Brunnenbauart ist die hohe Ergiebigkeit bei geringen Grundwasserspiegelabsenkungen. Den oberen Brunnenabschluss bildet ein Bedienungsschacht. In Brunnen gefasstes Grundwasser wird in der Regel mit Unterwasserpumpen in das Wasserwerk oder direkt in das Ortsnetz gefördert. Die Leistung der Pumpen ist auf die Ergiebigkeit des Brunnens und damit des Grundwasserleiters abgestimmt, so dass die Absenkung des Grundwasserspiegels im Nahbereich des Brunnens nicht zu groß wird. Brunnen mit einem Wasserspiegel von bis zu sieben Metern unter Gelände kann das Grundwasser auch mit Saugpumpen nach dem Heberprinzip, Pumpenhaus Humus Lehm Ruhe-Wasserspiegel Sande Betriebs-Wasserspiegel Technik Kiesgrundwasserleiter A Sammelschacht B C Schnitt C-D Fassungsrohr Die LW nutzt zur Wasserförderung an ihren 217 Flachbrunnen im Donauried seit fast 100 Jahren das umweltfreundliche Heberprinzip. horizontaler Fassungsstrang D Molasse Druckleitung Heberleitung Fassungsrohr Lageplan Fassungsbrunnen Schnitt A-B Vorpumpwerk Fassungsbrunnen Beobachtungspegel Humus Lehm Heberleitung Sande Kiesgrundwasserleiter Molasse Weißer Jura verkarstet Längsprofil Vertikalfilterbrunnen – eine Möglichkeit der Grundwassererschließung. 10 Sechs Brunnenreihen erschließen den quartären Kiesgrundwasserleiter... Scheitelbehälter Osterbuch nach Würzburg Nerenstetten Sontheim Niederstotzingen Setzingen Fassung 6 Rammingen Vorpumpwerk Niederstotzingen Asselfingen Fassung 1 Scheitelbehälter Amstetten Wasserwerk Langenau Riedhausen Langenau Fassung 4 Fassung 2 Fassung 3 Vorpumpwerk Schotthof Fassung 5 nach Stuttgart nach Ulm Günzburg Donauwasserentnahme Leipheim nach Kempten Legende: Kiesbrunnen Karstbrunnen Vorpumpwerk Leipheim 0 1 2 km nach München ... im Donautal zwischen Langenau und Sontheim/Brenz. einem einfachen, wirtschaftlichen und umweltfreundlichem Verfahren, entnommen werden. Dabei wird das Grundwasser mit Unterdruck angesaugt, so dass es ohne weiteren Energieeinsatz in einen Sammelbehälter fließt. Von dort wird es mit einer Pumpe weiter transportiert. Wird einem Brunnen zuviel Wasser entnommen, sinkt der Wasserspiegel in den Bereich der Filterrohre ab. Dabei gelangt Luft in den Filter. Besonders dies, aber auch der laufende Betrieb, führen zur Ablagerung von Wasserinhaltsstoffen an den schmalen Eintrittsöffnungen der Filter. Der Filter setzt sich langsam zu – ein unerwünschter Effekt. Um den Brunnen wieder voll nutzen zu können, müssen die Ablagerungen in gewissen Zeiträumen entweder durch eine mechanische Reinigung, durch eine Regenerierung mit Säure oder durch Absprengung entfernt werden. Dies sind aufwändige und kostspielige Verfahren. Ist eine derartige Brunnensanierung nicht möglich, werden die alten Brunnen überbohrt und danach neu ausgebaut. Aus den Brunnen im Donauried können bis zu 2 500 Liter pro Sekunde bzw. jährlich bis zu 52 Millionen Kubikmeter Grundwasser entnommen werden. Das Grundwasser ist von so guter Qualität, dass es nicht aufbereitet werden muss. Wegen der weiten Fließwege zu den Kunden ist lediglich eine Desinfektion in geringem Umfang notwendig. Bei Bedarf kann das Grundwasser im Wasserwerk Langenau einer Vollaufbereitung einschließlich Aktivkohlefiltration unterzogen werden. Die Menge des entnommenen Grundwassers wird durch magnetisch-induktive Durchflussmessgeräte gemessen. (br) Millionen m³/a 40 30 Fassung 6 Fassung 5 Fassung 4 Fassung 3 Fassung 2 Fassung 1 20 In einem Schacht wird das Wasser der Fassung 5 gesammelt. 10 0 1915 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung der Trinkwasserbereitstellung im Donauried. Verockerungen führen zu einer Reduzierung der Brunnenergiebigkeit. 11 Wasserwelten Der Schutz des Grundwassers steht im Mittelpunkt Interview mit LW-Wassermeister Rolf Heisele Zur Person Name: Rolf Heisele Alter: 48 Jahre Familienstand: verheiratet, 3 Töchter Wohnort: Rammingen Beruf: Wassermeister Freizeit: Wandern, Radfahren, Garten LW-Wasserspiegel: Was verbinden Sie mit dem Element Wasser und welche Erlebnisse haben zu Ihrer Berufswahl „Wassermeister“ geführt? wasserstände ab. Auch der Abfluss der Flüsse Nau und Egau sind wesentliche Messgrößen. An die zuständigen Behörden werden diese Messdaten weitergeleitet. Rolf Heisele: Wasser gehört selbstverständlich jeden Tag zu unserem Leben, allerdings wird es nicht von allen Menschen als etwas Wertvolles geschätzt. Schon in meiner Anfangszeit bei der LW hat es mir an meinem Arbeitsplatz gut gefallen, und so war die Qualifizierung zum Wassermeister für mich die logische berufliche Weiterentwicklung. LW-Wasserspiegel: Sie sind bei jedem Wetter draußen im Gelände. Was gefällt Ihnen im Ried am besten? LW-Wasserspiegel: Sie stammen aus Rammingen – einem kleinen Ort am Rande des Donaurieds: Prägt die Landschaft die Menschen dort? Rolf Heisele: Ich denke, dass jeder von seiner Heimat geprägt wird. Wenn der Arbeitsplatz dann auch noch in dieser Region ist, dann umso mehr. LW-Wasserspiegel: Sie sind als Wassermeister bei der LW zuständig für mehr als 200 Brunnen und etwa 300 Messstellen im Donauried. Was genau sind Ihre Aufgaben? Rolf Heisele: Die rund 220 Entnahmebrunnen der LW brauchen regelmäßige Kontrolle, Wartung und Reinigung. Da die Brunnen zum Teil fast 100 Jahre alt sind, müssen einige auch repariert oder erneuert werden. Darüber hinaus betreuen meine Kollegen und ich das LW-Messstellennetz. Das bedeutet regelmäßige Messungen betreffend Wasserstand, Abfluss oder auch Beprobungen zur Rohwassergüte. Dazu wurden verschiedene Messprogramme aufgelegt. Die Grundwasserstände und Klimadaten werden sowohl von Hand als auch von 50 elektronischen Datensammlern und Klimastationen erfasst. LW-Wasserspiegel: Das Messen von Grundwasserstand und Klimadaten – warum ist das so wichtig? Rolf Heisele: Dabei geht es vor allem um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen im Donauried: Die LW stimmt ihre Entnahmemengen auf die Klimasituation – vor allem der Niederschlag ist hier wichtig – und die Grund- 12 Rolf Heisele: Ich war im Ried bestimmt schon überall zu jeder Tages- und Jahreszeit. Da gibt es an jedem Ort beeindruckende Bilder, z.B. das herbstliche Ried im Nebel oder das Explodieren der Natur im Frühling. LW-Wasserspiegel: Die Wasserschutzgebiete dienen dem Schutz der Trinkwasservorkommen. Wo sehen Sie im Donauried Handlungsbedarf? Rolf Heisele: Wenn ich im Ried halbe Wohnungseinrichtungen, inklusive alten Autoreifen, Regalteilen, Kisten oder Farbdosen abgelagert sehe, frage ich mich, ob die Leute überhaupt wissen, was sie der Landschaft und dem Grundwasser antun. Bei vielen fehlt einfach das grundsätzliche Verständnis für den Schutz von Landschaft und Wasser. Hier sollte noch mehr Aufklärung betrieben werden, was für ein einzigartiges Gebiet das Donauried ist! LW-Wasserspiegel: In welcher Form ist Ihnen Wasser am liebsten: als erfrischende Dusche, als Eiswürfel im Glas oder als warmer Sommerregen? Rolf Heisele: Eine erfrischende Dusche nach Sport und Arbeit ist was Gutes. Eine Tasse Kaffee auf einer Seeterrasse ist die Krönung. (du) Junior Exoten im Donauried Rätsel Das Donauried ist nicht nur ein Ausflugsund Wassergewinnungsgebiet. Hier können viele seltene Tiere ungestört leben, wie zum Beispiel Biber, Molch, Storch und Heuschrecke. Viel weniger bekannt als diese Tiere ist die Himmelsziege. Sie hat auch einen wissenschaftlichen Namen – nämlich Bekassine – und sie ist gar keine Ziege, sondern ein Vogel. Obwohl man dieses ungewöhnliche Tier am Himmel oft gar nicht sehen kann, ist hin und wieder ein lautes meckerndes Geräusch weithin zu hören. Das erzeugt der männliche Vogel durch Abspreizen seiner äußeren Schwanzfedern beim Sturzflug. Diese waghalsigen Flüge unternimmt er während der Balzzeit. Er kann dabei über 100 Meter „abstürzen“. Ein weiterer kurioser Bewohner des Donaurieds ist die Beutelmeise. Das Männchen baut aus Spinnweben und Samenwolle ein flauschiges rundes Nest, das an einem Zweig über einer Wasserfläche hängt. Vor der Eiablage besichtigt das Weibchen das Nest. Wenn es ihr nicht gefällt, verschmäht sie es und das Männchen baut ein neues. (bw) Im Donauried gibt es seit einigen Jahren wieder Biber. Findet heraus, welcher Weg den Biber in seine Burg führt. Schreibt uns den richtigen Buchstaben per E-Mail an lw@lw-online.de oder per Postkarte an: Landeswasserversorgung, Redaktion LW-Wasserspiegel, Schützenstr. 4, 70182 Stuttgart. Bitte gebt euren Absender und euer Alter an. Ihr könnt tolle Preise für einen aktiven Sommer am Wasser gewinnen: Die Himmelsziege ist gerne am Wasser. 1. Preis: Kajak Sevylor K330R Riviera inkl. Paddel 2.– 4. Preis: Schnorchelset für Kinder (enthält Flossen, Maske und Schnorchel) 5.–7. Preis: Hudora Beachset (6 Strandspiele im Beutel) 8.–10. Preis: LW-Trinkwasserflasche Einsendeschluss ist der 15. Juli 2010. Die Mitarbeiter der LW sind von der Teilnahme ausgeschlossen. 13 Wassergeschichte Kaum zu glauben, aber wahr: das württembergische Donauried beherbergt einen riesigen unterirdischen Grundwasserspeicher. Das württembergische Donauried Der unsichtbare Bodensee – seit 100 Jahren Trinkwasserspeicher für Baden-Württemberg Die sich um das Jahr 1900 zunehmend verschärfende Wassernot in und um Stuttgart rief die Verantwortlichen der Wasserversorgung auf den Plan. Innerhalb kürzester Zeit musste eine Lösung gefunden werden, um die Versorgung der bevölkerungsreichen, wirtschaftlich aufstrebenden, jedoch wasserarmen Region langfristig sicher zu stellen. Bereits im April 1909 legte die Stadt Stuttgart ein Gutachten vor. Es sah vor, Trinkwasser aus dem nahe gelegenen Nordschwarzwald oder vom Bodensee zu beziehen. Ein dritter Vorschlag befasste sich mit einer Wassergewinnung im Donauried bei Niederstotzingen und dessen Transport durch die Täler der Brenz, des Kochers und der Rems in den Neckarraum. Unter Abwägung einer Vielzahl von Aspekten fiel die Entscheidung zur Wassergewinnung auf das Die im Donauried um 1910 durchgeführten Erkundungen bestätigten den Wasserreichtum und die ausgezeichnete Grundwasserqualität. 14 Donauried. Im Gegensatz zu der in Frage kommenden Entnahmestelle am Bodensee lag das Donauried nämlich in Württemberg – nicht in Baden, ein aus damaliger Sicht entscheidendes Argument für eine sichere Wasserversorgung der württembergischen Landeshauptstadt. Im Gegensatz zum Nordschwarzwald stand im Donauried eine weitaus größere Wassermenge und noch dazu von bester Qualität zur Verfü- Der Schotthof war ursprünglich als Förderwerk Richtung Stuttgart konzipiert. Im Wasserwerk Niederstotzingen wurde das Trinkwasser durch mächtige Armaturen geleitet. Wasserwerk Niederstotzingen aus dem Jahr 1915 – eine Meisterleistung seiner Zeit. gung. Hinzu kam, dass die Leitungsquerung der Schwäbischen Alb bei Aalen mit einem Höhenunterschied von 86 Metern weit geringer ausfiel als eine Überquerung der Alb vom Bodensee mit einem Höhenunterschied von 310 Metern. Dies spielte hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Rohrwerkstoffe, der Pumpentechnik und dem Energiebedarf eine wichtige Rolle. Zudem war der Weg vom Donauried her kürzer als der vom Bodensee. Bereits im Jahr 1912 wurde mit dem Bau der Brunnenreihe 1 südlich von Niederstotzingen begonnen. Im Sommer 1917 war die Anlage mit 46 einzelnen Brunnen betriebsbereit. Lediglich drei Jahre später ging im westlichen Donauried die Fassung 2 mit 47 Brunnen in Betrieb. Die dritte Fassungsanlage folgte im Jahr 1927 mit 30 Einzelbrunnen. Danach wurde bis zum Jahr 1936 die Fassung 6 im östlichen Donauried mit 57 Brunnen ausgestattet. Im Jahr 1951 nahm die im zentralen Ried gelegene Fassung 4 den Betrieb auf. Der Ausbau der Gewinnungsanlagen fand im Jahr 1955 einen Abschluss durch die Inbetriebnahme der Fassung 5 bei Langenau. Das den Brunnen entnommene Grundwasser wird von Anfang an im Heberbetrieb in die Vorpumpwerke der sechs Fassungsanlagen gefördert. Von dort wurde es aus den östlichen Fassungen zum Wasserwerk Niederstotzingen und aus den westlichen Fassungen zum Förderwerk Schotthof gepumpt. Während das Wasserwerk Niederstotzingen bereits im Jahr 1917 betriebsbereit war, ging der Schotthof im Jahr 1926 in Betrieb. Beide Werke förderten das Wasser in die Hauptleitung nach Stuttgart. Mit der Inbetriebnahme des Wasserwerkes Langenau im Jahr 1973 wurde die Grundwasserförderung Schritt für Schritt umgestellt. Heute wird das gesamte Grundwasser dem Wasserwerk Langenau zugeleitet, mit dem zu Trinkwasser aufbereiteten Donauwasser gemischt und anschließend an die Kunden abgegeben. Das Donauried bietet dem Grundwasser einen besonderen Schutz. Infolge der großflächig vorhandenen lehmigen Böden ist der darunter liegende Grundwasserleiter im Vergleich zu Oberflächengewässern gegenüber Schadstoffeinträgen gut geschützt. Zudem filtern die durchströmten Sand- und Kiesschichten das Grundwasser. Auch zukünftig, insbesondere aber in den Zeiten des Klimawandels, wird das Donauried ein landesweit bedeutsamer Grundwasserspeicher bleiben. Als unsichtbarer Bodensee ist das Donauried der Trinkwasserspeicher für drei Millionen Menschen. (br) ppelt ie Pegel do ss d h ic ß e li , kenne erschlu Volksseele eisernen V vermutet „Da ich die e, richtige, mit einem ich ein h bald, wie reck voll c r e u d a : e n d e r r u h w ausfü ar und d mit D war sichtb en aufgeschraubt un einigen Meb versehene, u b von den Bauern h sofort im Abstand lzspund hatte, von eß ic it einem Ho de li m lb r a u h n s r e e d D gestopft. nd mit Er l anlegen, eiten Pege rettchen abgedeckt u w z gen n e in e tern uge verbor em B A in e m e it d m r , e n se ss frei zugeschlos gedeckt wurde, so da r, ließ ich ihn wieder zu ng. Tatrstopft wa oder Rasen in Pegel ve ermeister die Rechnu lesen, e n n e W blieb … m Bürg el mit ab schickte de die verborgenen Peg enen Pegel d n u n e h c ma uch borg ß ich aber a ar. 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Wer mehr über das Wasser im Untergrund erfahren will, sollte die Station „Erlebniswelt Grundwasser“ im Wasserwerk Langenau fest auf der Radtour einplanen und sich rechtzeitig zu einer Führung anmelden. roschüre „Radlerinformation Wasserspuren“ B erhältlich bei Donautal-Aktiv e.V. Telefon 0 73 25/95 19 57, info@donautal-aktiv.de Anmeldung zu Führungen in der „Erlebniswelt Grundwasser“ Telefon 0711/2175-0, lw@lw-online.de (du) In dieser Rubrik liefern wir Ihnen Antworten auf häufig gestellte Fragen rund ums Thema Wasser. Was sollte man im Wasserschutzgebiet beachten? Das blauweiße Verkehrszeichen mit dem Tanklastwagen ist der Hinweis auf ein Wasserschutzgebiet. Zum Schutz von Grund- oder Oberflächenwasser, das zur Trinkwassergewinnung genutzt wird, sollte man als Besucher einige Dinge beachten: Das Ablagern von Schutt und Abfall ist zu vermeiden. Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel sollten auch in Gärten nur sehr zurückhaltend verwendet werden. Beim Nutzen von Kraftfahrzeugen ist besondere Vorsicht geboten, so dass keine wassergefährdenden Flüssigkeiten austreten. (du) Leitungsnetz der LW Tauberbischofsheim Bad Mergentheim Versorgungsbereich der LW Heidelberg Heilbronn Schwäb. Hall Karlsruhe Crailsheim Aalen Stuttgart BadenBaden EgauWasserwerk Tübingen Offen- Freudenstadt burg Ulm Reutlingen Wasserwerk Langenau Biberach Freiburg Tuttlingen Singen Konstanz Lörrach Verlosung Wer gerne unterwegs ist, möchte manches Erlebnis in der Natur gerne in Bild und Ton festhalten. Für Ihren nächsten Ausflug verlosen wir einen Pocket Camcorder Aiptek AHD C100. Schicken Sie eine Postkarte oder eine E-Mail mit dem Stichwort „Camcorder“ an nebenstehende Adresse. Name und Anschrift bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15. Juli 2010. Die Mitarbeiter der LW sind von der Teilnahme ausgeschlossen. 16 Die Landeswasserversorgung ist eine der größten Fernwasserversorgungen Deutschlands. Sie garantiert die zuverlässige und sichere Trinkwasserversorgung von rund drei Millionen Menschen in 250 Städten und Gemeinden. Landeswasserversorgung Trinkwasser für Baden-Württemberg Zweckverband Landeswasserversorgung Schützenstraße 4 70182 Stuttgart Telefon 0711/2175-0 Fax 0711/2175-12 02 lw@lw-online.de www.lw-online.de