Die Nachwuchsförderung im DFB und der DFL seit der EM 2000
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Die Nachwuchsförderung im DFB und der DFL seit der EM 2000
Tacke, Henrik Bochum, den 13.04.2011 Ernestinestraße 8 44809 Bochum 0152/54093027 henrik.tacke@rub.de Die Nachwuchsförderung im DFB und der DFL seit der EM 2000 1.Betreuer: Prof. Dr. Andreas Luh 2. Betreuer: Adam Frytz Ruhr Universität Bochum Fakultät für Sportwissenschaft 1.Gliederung der Arbeit 1 Einleitung: Untersuchungsgegenstand, Fragestellungen, Vorgehensweise 2 Theoretische Vorüberlegungen zur Nachwuchsförderung 3 Ein Rückblick: Fußball in Deutschland in den 1990er Jahren 3.1 Die Nationalmannschaft 3.2 Die Bundesliga 3.3 Der Stellenwert der Nachwuchsförderung bis zum Jahr 2000 3.4 Das frühe Ausscheiden bei der EM 2000 4 Der Aufbau des Talentfördersystems nach der EM 2000 4.1 Das Talentförderprogramm des DFB 4.2 Die Leistungszentren der Bundesliga 4.3 Die Eliteschulen des Fußballs 5 Der heutige Stellenwert der Nachwuchsförderung 5.1 Junge Spieler in der A-Nationalmannschaft 5.2 Werdegänge von deutschen Spielern (Spielerprofile) 6 Fazit: Stand und Perspektiven der Nachwuchsförderung im deutschen Fußball Abkürzungsverzeichnis Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis 2 2.Darstellung der thematischen und methodischen Konzeption und Vorgehensweise Der Untersuchungsgegenstand der Bachelorarbeit ist die Nachwuchsförderung im deutschen Fußball seitens des Deutschen Fußball Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL). Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Nachwuchsförderung nach der Europameisterschaft (EM) 2000 in Belgien und den Niederlanden. Nach der gewonnenen Weltmeisterschaft (WM) 1990 und der Auflösung des Deutschen Fußball-Verbandes1 (DFV), der dem DFB im November 1990 beitrat und eine Vielzahl an hochkarätigen DDR-Spielern mit sich brachte, stand es gut um den deutschen Fußball (Schulze-Marmeling, 2004, S.415 f.). Unter diesen Umständen tätigte Franz Beckenbauer nach dem WM-Sieg von Rom eine Aussage, die den deutschen Fußball noch lange begleiten sollte: „Wir sind über Jahre nicht mehr zu besiegen. Es tut mir leid für den Rest der Welt, aber es ist so“ (Muras, 2012). Allerdings war der EM-Titel 1996 in England der einzige Titel, der in den 1990er Jahren noch geholt wurde. Ansonsten verlor man 1992 im Finale der EM in Schweden gegen den Außenseiter Dänemark, und schied bei den WM-Turnieren 1994 (USA) und 1998 (Frankreich) jeweils im Viertelfinale aus (DFB, 2008; DFB, 2010). Dietrich Schulze-Marmeling charakterisiert in seiner Monographie „Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft“ (2004, S.451, S.466, S.471) die Situation des deutschen Fußballs 10 Jahre nach dem WM-Triumph. Überschriften wie „Die Nationalelf als Jurrasic Park“ (ebd., S.451), „Reisen zum Tiefpunkt“ (ebd., S.466) und „Die größte Pleite seit Jahrzehnten“ (ebd., S.471) beschreiben prägnant die Rückschläge der WM 1998, der Qualifikationsphase zur EM 2000 sowie der EM 2000 selbst. Die Zukunft des deutschen Fußballs sah so schlecht aus wie selten zuvor. Die Ursache wurde von der internationalen Presse in einer überalterten Mannschaft gesehen und in einer keine Talente hervorbringenden Bundesliga (vgl. ebd., S.459f.). Auch der DFB selber sah Gründe in einer „nicht genügend forcierte[n] Talentförderung“ und in „nicht ausgeschöpfte[n] Potentiale[n] in der Nachwuchsförderung der Lizenzvereine, sowie Defizite in der flächendeckenden Sichtung und Förderung“ (DFB, 2010, S.3). Vor allem die Vereine der Bundesliga waren seit dem Bosman-Urteil wenig daran interessiert auf inländische Spieler und v.a. den eigenen Nachwuchs zu setzen. Eine Flut von ausländischen Spielern, eine Explosion von Gehältern und das Transfer-Entschädigungs-Verbot machten dies unattraktiv. Gleichzeitig ist der Verband aber auf die Nachwuchsförderung seitens der Vereine angewiesen. Die Ursache einer schlechten A-Nationalmannschaft liegt oft auch in einer mangelhaften oder wenig forcierten Ausbildung von Talenten seitens der Vereine (Riedl & Cachay, 2002, S.94, S.253f.; Franzke, 2000, S.1f.). Vergleicht man nun den Altersdurchschnitt des EM-Teams von 2000 (31 Jahre) mit dem des WM-Teams von 2010 (25 Jahre), so ergibt sich eine Differenz von sechs Jahren. Bei der WM 2010 standen mit Thomas Müller, Mesut Özil, Holger Badstuber, Jerome Boateng, Toni 1 Der Deutsche Fußball Verband (DFV) ist bis 1990 der Fußballdachverband der DDR (DFB, 2012). 3 Kroos und Marko Marin sechs Spieler im Kader, die noch in der U21 hätten spielen dürfen. 2000 war es nur Sebastian Deisler (Schott, 2010, S.6). Erstmals seit 1992 erspielten sich die UNationalmannschaften 2009 durch drei EM-Titel (U19, U17, U21) die Maurice Burlaz Trophäe. Diese zeichnet die beste Nachwuchsarbeit in Europa aus (Sammer, 2010, S.8; DFB, 2009, S.1 ff.). Auch der Altersschnitt in der Bundesliga ist von der Saison 2001/02 von 27,09 Jahren auf 25,77 Jahren in der Saison 2010/2011 gefallen (DFL, 2011, S.37). Zeitgleich steigt der Anteil deutscher Spieler in den deutschen Liga wieder (ebd., S.36). Viele junge Nachwuchstalente konnten sich in ihren Vereinen als Leistungsträger etablieren (ft-Redaktion, 2011, S.6). Aus dieser geschilderten Entwicklung des deutschen Fußballs resultieren folgende Fragestellungen: Was wurde unternommen um die Förderung von Nachwuchsspielern in Deutschland zu verbessern? Haben junge Spieler heute bessere Chancen den Sprung in den Spitzenbereich zu schaffen? Wenn ja, ist dies auf eine verbesserte Nachwuchsförderung in Deutschland zurückzuführen? Dies soll anhand der Situation und anhand der Entwicklung und Erfolge der ANationalmannschaft untersucht werden. Es gilt unter anderem auch, potentielle Erfolge nicht einem Zufall oder Glück, sondern einer Nachhaltigkeit der Maßnahmen zuzuordnen. Aus diesem Aufriss der Problemstellung und der Zielsetzung der Untersuchung ergibt sich die folgende Untersuchungsstruktur: Nach der Einleitung werden zunächst grundlegende Begriffsbestimmungen sowie eine Einordnung der Nachwuchsförderung vorgenommen, die für das weitere Verständnis des Untersuchungsgegenstandes erforderlich sind. Grundlage dieses Kapitels ist eine Analyse maßgebender sportwissenschaftlicher Arbeiten zu diesem Untersuchungsaspekt. „Das sportliche Talent“ von Winfried Joch (1997) ist hier als Literatur zu nennen, daneben eine Reihe weiterer häufig zitierter Arbeiten (Colvin, G., 2009; Coyle, D., 2009; Hohmann, A., Wick, D. & Carl, K., 2002). Anschließend folgt eine Darstellung der leistungssportlichen Entwicklung des deutschen Fußballs in den 1990er Jahren. Für den Verlauf der Arbeit ist es wichtig, die Talfahrt des deutschen Fußballs zu skizzieren. Dies soll ausgehend vom WM Triumph 1990 geschehen, Deutschland galt hier noch als Fußballgroßmacht, bis hin zur Erfolglosigkeit der Nationalmannschaft im Jahr 2000. Auch die Problematik der schlechten Nachwuchsförderung seitens der Profi-Vereine, mit der Bundesliga als schwierigem Sprungbrett, soll aufgegriffen werden. Für den Rückblick zum Fußball in Deutschland gibt es vor allem für den Bereich der Nationalmannschaft sehr umfangreiche Literatur. Ein Beispiel ist „Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft“ (2004) von Dietrich Schulze-Marmeling. Auch sportwissenschaftliche Literatur wie „Nachwuchsförderung im Fußball“ (2002) von Teipel, Kemper und Heinemann ist als Quelle zu nennen. Desweiteren ist für dieses Themengebiet die Internetseite des Dachverbandes DFB sehr aufschlussreich. Für die aktuelle Bundesliga existiert zu diesem Themenaspekt noch keine sportwissenschaftlich ausgerichtete Literatur, 4 was eventuell auf die vergleichsweise kurz zurückliegende Gründung der DFL im Jahr 2000 zurückzuführen ist. Vor allem wird die Monographie von Riedl & Cachay über das „BosmanUrteil und Nachwuchsförderung“ (2002) zusammenfassende Geschichte der sportwissenschaftlich noch erarbeitet aussagekräftiger nicht Veröffentlichungen als Informationsgrundlage Bundesliga der worden. zur jüngeren Allerdings jüngsten dienen. Eine Vergangenheit gibt es Entwicklung eine ist Reihe maßgebender Bundesligavereine, die auszuwerten sind (z.B. Schulze-Marmeling, D. & Kolbe, G., 2009; Röwekamp, G., 2008). Desweiteren stehen eine Vielzahl von Internetdatenbanken wie zum Beispiel fussballdaten.de, transfermarkt.de oder zum Beispiel „Fach“-Portale wie kicker.de zur Verfügung. Daraus soll zusammenfassend der Stellenwert der Nachwuchsförderung bis zum Jahr 2000 dargestellt werden. Anschließend sollen die Bedeutung des Vorrunden-Aus bei der EM 2000 und die damit verbundenen Folgen für den DFB und die DFL herausgestellt werden. Dies soll anhand von zeitgenössischen Expertenmeinungen und Presseartikeln geschehen. Diese sind v.a. in „Fach“-Portalen (sportschau.de, FIFA.com, kicker.de, dfb.de) zu finden. Auch finden sich Informationen in historischer Literatur, wie wiederum in „Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft“ (2004) von Dietrich Schulze-Marmeling. Die folgenden Untersuchungsaspekte stellen, entsprechend der Fragestellung der Arbeit (s.o), den Untersuchungsschwerpunkt der Arbeit dar. Dieser liegt zum einen in der Darstellung des Aufbaus des Talentfördersystems, welches nach der EM 2000 seitens des DFB und der DFL erarbeitet und eingeführt wurde (DFB, 2010). Es werden die zentralen Maßnahmen dargestellt, also das Talentförderprogramm des DFB, die Leistungszenten der Bundesliga und damit verknüpft die Eliteschulen des Fußballs. Die Literaturgrundlage zur Talentförderung und Talententwicklung für den Zeitraum nach 2000 ist insgesamt als sehr umfangreich einzuschätzen. Informationsgrundlage sind hier insbesondere die Veröffentlichungen vom DFB und der DFL (DFB, 2010; DFL, 2011; DFB, 2007). In Anlehnung an diese Konzeptionen sind darüber hinaus Aufsätze aus Fachzeitschriften wie „fussballtraining“ und „BDFL-Journal“ wichtige Quellen. Sportwissenschaftliche Literatur liegt für den Entwicklungszeitraum ab 2000 noch nicht vor. Zum anderen sollen in der Bachelorarbeit anhand von Daten und Statistiken (Nationalmannschaft, exemplarische Werdegänge von Spielern) die Auswirkungen nach der Einführung des Talentfördersystems auf die Nachwuchsarbeit betrachtet und bewertet werden. Dies soll anhand der Erfolge und der Entwicklung in der A-Nationalmannschaft, als exemplarisch für den deutschen Spitzenbereich, ausgewertet werden. Da Nationalmannschaften in internationalen Vergleichswettkämpfen antreten, ist auch eine direkte Aussagekraft über den Leistungsstand der Talentförderung im internationalen Vergleich möglich. Zusätzlich soll anhand von exemplarischen Werdegängen von Nationalspielern analysiert werden, inwiefern deren potentielle Erfolge auf die Maßnahmen des 5 Talentfördersystems zurückzuführen sind. Als Quellen dienen an erster Stelle Internetportale und Datenbanken, sowie die oben bereits genannten Veröffentlichungen der Verbände, um einen Datenpool zu akquirieren. Als Datenbanken und „Fach“-Portale sind zudem FIFA.com, DFB.de, kicker.de, transfermarkt.de und fussballdaten.de zu nennen. Abschließend soll ein Blick in die Zukunft gewagt werden, um auf mögliche Potentiale und Entwicklungen der Nachwuchsförderung in Deutschland einzugehen. Der Autor wertet hier zusammenfassend die vorangegangen Inhalte aus. Prognosen werden anhand von Experteninterviews (z.B. Sammer, M., 2009; Hrubesch, H., 2009) sowie Podiumsdiskussionen, durchgeführt von dem Bund Deutscher Fußball Lehrer (BDFL, 2010; BDFL, 2011), zusammen gestellt. Als maßgebende Erkenntnisverfahren der konzipierten Arbeit sind die Methode der Sekundärliteraturanalyse und die hermeneutisch orientierte Auswertung von Primärquellen der handelnden Verbände zu nennen. Zudem wir empirisches Material interpretativ ausgewertet, das zuvor genannte Datenbanken sowie insbesondere der DFB und die DFL zur Entwicklung des deutschen Profi-Fußball bzw. der Nachwuchsförderung im deutschen Fußball zur Verfügung stellen. 6 3.Literatur und Quellenverzeichnis, Tabellen, Abbildungen, Formales BDFL (2010). Podiumsdiskussion: Trends der WM 2010 – Auswirkungen auf die Trainingsarbeit. Zugriff am 13. April 2012 unter http://bdfl.de/assets/files/pdfDokumente/ITK_2010/Podiumsdiskussion.pdf BDFL (2011) Podiumsdiskussion: Schneller, direkter, vertikal –moderne Spielsysteme und ihre neuen Anforderungen. Zugriff am 13. April 2012 unter http://bdfl.de/tl_files/bdfl/itk/ITK2011/16_Diskussion.pdf Colvin, G. (2009). Talent is overrated. What really separates world-class performers from everybody else. London: Brealey Coyle, D. (2009). The talent code: Greatness isn't born. It's grown. Here's how. New York: Bantam Books. DFB (2008, 29. Juni) Statistik – Deutschlands EM Platzierungen. Zugriff am 5 April 2012 unter http://www.dfb.de/index.php?id=504512 DFB (2009). DFB für beste Nachwuchsarbeit in Europa ausgezeichnet. Zugriff am 20. März 2012 unter http://www.dfb.de/index.php?id=500014&tx_dfbnews_pi1[showUid]=20992&tx_dfbnews_ pi4[cat]=70 DFB (2010).Auswertung Der Talentförderung- Eine Bilanz Mit Blick Auf Die WM 2010. Oelde: Grafische Betriebe E. Holterdorf. DFB (2010, 10. Juli) Weltmeisterschaften. Deutsche WM-Spiele. Zugriff am 5. April 2012 unter http://www.dfb.de/index.php?id=11849 DFB (2012) DDR Fußball. Geschichte des DFV. Zugriff am 11. April 2012 unter http://www.dfb.de/index.php?id=11137 DFB (2007) Der weite Weg zum Erfolg – Ausbildungskonzeption des DFB. Zugriff am 5. April 2012 unter www.dfb.de/uploads/media/dfb_rtk_flyer_A4_quer_01.pdf DFL (2011). 10 Jahre Leistungszentren – Die Talentschmieden des deutschen Spitzenfußballs. Hemmingen: Hansmann Verlag Sponholtz Druck GmbH. Franzke, R. (2000). Es droht einer neuer Ost-West-Konflikt. Zugriff am 20.März 2012 unter http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/81077 ft-Redaktion (2011). Jugend forsch: Darum mischen jetzt Talente die Bundeslia auf. Fußballtraining, 29 (1+2), 6-9. Hohmann, A., Wick, D. & Carl, K. (2002). Talent im Sport. Schorndorf: Hofmann 7 Hrubesch, H. (2009). Ehrlichkeit, Authentizität und harte Arbeit. Zugriff am 13. April 2012 unter http://bdfl.de/assets/files/pdfDokumente/ITK_2009/ITK09_Hrubesch.pdf Joch, W. (1997). Das sportliche Talent: Talenterkennung, Talentförderung, Talentperspektiven. Aachen: Meyer & Meyer. Muras, U. (2012) WM-Geschichte-Teil 15: Die WM 1994 in den USA. Zugriff am 5. April 2012 unter http://www.dfb.de/index.php?id=509862. Riedl, L. & Cachay, K. (2002). Bosman-Urteil und Nachwuchsförderung – Auswirkungen der Veränderung von Ausländerklauseln und Transferregelungen auf die Sportspiele. Schorndorf: Karl Hofmann. Röwekamp, G. (2008). Der Mythos lebt: Die Geschichte des Schalke 04. 7., erw. Auflage. Göttingen: Verlag Die Werkstatt Sammer, M. (2009). Auf dem Weg zur Weltspitze: Anforderungen an U-Nationalspieler. Zugriff am 13. April 2012 unter http://bdfl.de/assets/files/pdfDokumente/ITK_2009/ITK09_Sammer.pdf Sammer, M. (2010). Erfolg ist planbar! Fußballtraining, 28 (1+2), 8-13. Schott, U. (2010). Von der Talentförderung profitieren das A-Team und die Bundesliga. Fußballtraining, 28 (9), 6-13. Schulze-Marmeling, D. & Kolbe, G. (2009). Ein Jahrhundert Borussia Dortmund 1909 bis 2009. Göttingen: Verlag Die Werkstatt Schulze-Marmeling, D. (Hrsg.) (2004). Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft. Göttingen: Die Werkstatt Gmbh. 8