Einsatz von Pflanzenölkraftstoffen in der Landwirtschaft sowie
Transcription
Einsatz von Pflanzenölkraftstoffen in der Landwirtschaft sowie
Einsatz von Pflanzenölkraftstoffen in der Landwirtschaft sowie Flächenkonkurrenz und Möglichkeiten der nachhaltigen Rohstoffbereitstellung Forum Bioenergie auf der enertec 2009, Leipzig, 27.01.2009, Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Umfragen unter Landwirten in Sachsen und Thüringen • Umfragen bei Landwirten der TLL und des LfULG 2006 – 2008 • Daten von mehr als 330 Betrieben Fragen: • Biokraftstofferzeugung und Einsatz? • Bezugsquellen? • Verwendung der Nebenprodukte? • Eigenverbrauchstankstellen? • Maschinenschäden? Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Ergebnisse der Umfragen in 2006 (LfULG+TLL) • 334 Betriebe = mit insgesamt 68.000 ha Rapsfläche (28%) • etliche Betriebe (43 Betriebe = 13%) planten den Bau von Ölpressen, knapp die Hälfte wurde realisiert • Bau neuer Eigenverbrauchstankstellen geplant: Æ Biodiesel 13% Æ Rapsölkraftstoff 12% Presskuchen zur Fütterung von Milchkühen und zur Rindermast (23% der Viehbetriebe) Maschinenschäden Æ meist vermeidbare Schäden! Biodiesel = 3,6 % Rapsöl = 3,9 % Rapsöleinsatz vorrangig in Schlüsselmaschinen (Selbstfahrer/schwere Bodenbearbeitung Æ min. 130 PS + X) Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Biokraftstoffanteil am Gesamtkraftstoffverbrauch in der Landwirtschaft in Sachsen und Thüringen Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Umfrage in Sachsen - Gründe gegen Biokraftstoffeinsatz Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Gründe für die Erzeugung und den Einsatz von Rapsölkraftstoff in der Landwirtschaft Verringerung der Kraftstoffkosten Substitution von Sojaschrot (Kostenersparnis) Erhöhung der eigenen Wertschöpfung Aufbau betriebsinterner Nährstoffkreisläufe (Kostenersparnis) Überzeugung und Willen Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Umfrage TLL-Biokraftstoffberatung 02/2008 Anteil der Biokraftstoffe am Gesamtverbrauch? 32,2 % Basis 45.000 Hektar Raps = 35 % der Rapsanbaufläche in Thüringen Erfurt 16,1 % 49,6 % 46,5 % Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Torgau, Oschatz Delitzsch Leipzig Hoyerswerda Riesa-Großenhain Kamenz Muldentalkreis Leipziger Land Döbeln Meißen LöbauZittau Sächsische Schweiz Weißeritzkreis Mittweida Freiberg Chemnitzer Land Görlitz Bautzen Dresden Zwickauer Land Niederschlesischer Oberlausitzkreis Chemnitz Zwickau Mittlerer Erzgebirgskreis Stollberg Annaberg Plauen / Vogtlandkreis AueSchwarzenberg Ölmühlen Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Biokraftstoffeinsatz in Abhängigkeit von der Betriebsgröße in der Landwirtschaft in Sachsen und Thüringen (2008) Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Probleme und Lösungsansätze Technik: • Tauglichkeit der Umrüstungen oft baureihenspezifisch Æ keine Universalumrüstung mit Erfolgsgarantie • Gewährleistung des Fahrzeugherstellers erlischt bei Rapsöleinsatz • Gewährleistung des Umrüsters meist auf den Umrüstsatz beschränkt • bis Mitte 2008 keine Rapsölschlepper ab Werk am Markt • Maschinenbruchversicherung beschneidet die Rentabilität Recht: • bleibt die Steuerentlastung dauerhaft erhalten? • deutlich zunehmende Behinderung des Reinkraftstoffmarktes Æ Vertrauen in deutsche Biokraftstoffpolitik ist nachhaltig beschädigt Ökonomie: • Marktentwicklung ist schwer überschaubar (Diesel, Rapssaat, Weizen, etc.) Æ Wirtschaftlichkeit der Erzeugung und des Einsatzes ist kaum kalkulierbar, oft nur quartalsweise vorhanden Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Probleme und Lösungsansätze Technik: Rapsölschlepper ab Werk mit voller Gewährleistung Æ Fendt - Vario Greentec Æ Deutz - Natural Power Æ John Deere - ? Recht: langfristige, verbindliche Rechtslage Æ Bekenntnis zum Reinkraftstoffmarkt durch Änderung von Biokraftstoffquotengesetz und Energiesteuergesetz Ökonomie: Betrachtung der gesamtbetrieblichen Ökonomie Æ Substitution von Diesel und Sojaschrot Æ maximale Nährstoffrückführung, Vorteile in der Fruchtfolge Æ Kleinstanlagen/Gemeinschaftsanlagen zur Selbstversorgung Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Rapsöleinsatz in Landwirtschaftsmaschinen – Erfahrungen aus der Beraterpraxis - Steuerbefreiung nach § 57 EnergieStG ist zeitlich unbegrenzt!!! - Basis für zukünftige Investitionen in Umrüstungen, Eigenverbrauchstankstellen oder Pöl-Schlepper ab Werk - keine Mengenbeschränkung bei der Steuerentlastung - DIN V 51605 gerechtes Rapsöl einsetzen Rückstellproben entnehmen - Mischung von DK mit Rapsöl ohne Umrüstung Æ von uns nicht empfohlen - „man muss es wollen“ Æ alle Beteiligten sollten gut informiert sein Æ Beteiligung der Fahrer am Einspareffekt als Anreiz - Einsatzbereich von Rapsölkraftstoff ist zwar eingeschränkt aber es gibt kaum einen Betrieb ohne geeignete Maschine !!! Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Ökonomie des Einsatzes von Rapsölkraftstoff Generell gilt: • jedes Fahrzeug einzeln auf Rentabilität prüfen • erst ab einem Verbrauch pro Maschine von 10.000 l/a umrüsten • Einsatzbereich prüfen (Lastabnahme Æ 1-Tank / 2-Tank) • Kaltstarthäufigkeit prüfen (Verteilung DK/Pöl bei 2-Tank-System) • Bezugsmöglichkeiten und Kosten für Rapsölkauf prüfen Æ Mindestdifferenz Diesel/Rapsöl = 0,10 € Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Ökonomie des Einsatzes von Rapsölkraftstoff Deutz Agrotron 165 (1-Tank-System) DK Rapsöl Kraftstoffkosten €/Bh 22,60 19,97 Motorölkosten €/Bh 0,15 0,25 Umbausatz (6500€) AfA (auf 6 Jahre) €/Bh 0 1,08 Kraftstoff.- + Ölkosten + AfA €/Bh 22,75 21,30 Differenz €/a 1.449 Rechengrundlage Deutz: 1000 Bh, 20 l/Bh, Mehrverbrauch = 4%, halbiertes Ölwechselintervall mit preiswertem 15W40, Wartungskosten etc. inkl., Kraftstoffkosten netto Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Einspareffekt am Fahrzeugbeispiel: (ohne Maschinenbruchversicherung) John Deere 7810 (170 PS, 1000 Bh, 26 l/Bh) ~ 2000€/a Fendt 926 (230 PS, 1000 Bh, 35 l/Bh) ~ 3000 €/a MD Claas Lexion 480 (400 PS, 500 Bh, 51 l/Bh) ~ 2200€/a Quelle: Wolf, Grunert, Graf, 2008 Zusammenfassung Einsatz von Rapsölkraftstoff in der Landwirtschaft kann wesentlich ausgeweitet werden Für den Erhalt der reinen Biokraftstoffe ist eine langfristige und verlässliche Sicherheit der Steuerentlastung nötig! bei richtigem Verhalten ist Angst vor Schäden unberechtigt Werksschlepper nutzen! Herstellung und Einsatz von Rapsölkraftstoff finden in der Landwirtschaft ein ideales Umfeld ! JD 6830 mit VWP Case CVX 130 mit Grubersystem Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Verwendung des Aufwuchses bei Winterraps Kornertrag 35 dt/ha, dezentrale Verarbeitung Stroh 5.100 kg/ha 87 GJ/ha oberirdischer Auswuchs 8.300 kg/ha 172 GJ/ha Presskuchen 2.000 kg/ha 40 GJ/ha Korn 3.200 kg/ha 84 GJ/ha Öl 1.200 kg/ha 45 GJ/ha 6 Bodenfruchtbarkeit Eiweißfuttermittel Speiseöl oder Kraftstoff Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Effektive Flächenkonkurrenz von Kulturarten und Nutzungsvarianten nachwachsender Rohstoffe im Vergleich zum Nahrungs-/Futtermittelanbau (% der im oberirdischen Aufwuchs enthaltenen Energie) MJ/ha 200.000 food Humus non food 100,00 Flächenkonkurrenz 100 % 90 80 70 150.000 70,00 60 50 100.000 40 30 34,27 50.000 26,03 0,00 20 0,00 10 0,00 0 Raps-Speiseöl R i öl Rapsölkraftstoff R öl Stroh auf Acker Presskuchenverfütterung Gülle auf Acker Stroh auf Acker Weizen Weizenkorn => Silomais Silomais Biogas W i W i Sil i Sil i Nahrung Ethanol Verfütterung Gärsubstrat auf Stroh auf Acker SchlempeverGülle auf Acker Acker fütterung Gülle auf Acker Stroh auf Acker Erzielte Produkte (t Trockenmasse) 1,2 t Speiseöl 1,2 t Rapsöl14,4 t Silomais m3 Biogas 6,0 t Back2,0 t Ethanol 2 t Futtermittel Kraftstoff 3,9 t weizen 2,0 t Futtermittel (3,5 t Gülle) 5,1 t Stroh Gärsubstrat 2 t Futtermittel 4,8 t Stroh 4,8 t Stroh 5,1 t Stroh (CO2) Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Pappel P l Verbrennung 11 t Holz 0 Anbau nachwachsender Rohstoffe in Deutschland ergänzt durch: Effektive Flächeninanspruchnahme (Abzug der Koppelproduktnutzung) Anbauumfang Effektive Flächeninanspruchnahme: Koppelprodukte für food berücksichtigt (ohne Stroh) (Vergleich der Verwertung der derzeitigen gesamten oberirdischen Biomasseverwertung; Stroh jeweils auf Acker) Bezugsbasis: kg TM/ha Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Bereitstellung nachwachsender Rohstoffe Möglichkeiten zu Verbesserung der Nachhaltigkeit (Auswahl) Nutzung von Rest- und Abfallstoffen - Verwertung von Neben-, Abfallprodukten, nicht marktfähigen Partien Angepasste Anbauverfahren mit etablierten Kulturarten - Ausrichtung: hohe Biomasseerträge, spezifische Qualitäten - Sorte, Düngung, Pflanzenschutz, Ernte angepasst - Getreide, Ölsaaten, Mais, Raps u.a. Neue Kulturarten - schnellwachsende Baumarten, Miscanthus - Hirsen, Sudangras ….. Spezielle Anbausysteme - Zwei-Kultur-Anbau, Arten- und Sortenmischungen - „Energie-Fruchtfolgen“, Streifenanbau Generelle Möglichkeiten: - Fruchtfolge-Optimierung - Nutzung von Grenzstandorten mit angepassten Arten und Sorten - Möglichkeiten für „low-Input-Anbau“ - Nutzung Schadstoff-belasteter Flächen - optimale Rückfuhr von Nährstoffen, humuswirksamen Bestandteilen Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Fruchtfolge Vorteilswirkungen einer sinnvollen Fruchtfolge: - Nutzung von Gratiseffekten der optimierten Abfolge der Kulturarten - Reduzierung des Schädlings-, Krankheits-, Unkrautdruckes ohne zusätzlichen Aufwand Unterbrechung der Infektionsketten von Krankheiten/Schädlingen - Reduzierung der Zeiträume ohne Bodenbedeckung (incl. Zwischenfruchtanbau) Senkung des Risikos für Erosion und Nährstoffverlagerung - Erhalt und Nutzung von Nährstoffen, Bodengare - betriebs- und arbeitswirtschaftliche Optimierung - Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und des Humusgehaltes - Reduzierung des Aufwandes - Steigerung des Ertrages ⇒ Wesentliches Mittel zur nachhaltigen Gestaltung des Anbaus ökonomisch und ökologisch Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Winterraps: Anbaufläche, Ertrag, Pflanzenschutz in Sachsen Fläche (Tha) 160 140 Ertrag (dt/ha) Pflanzenschutz (Behandlungsumfang) 3 60 50 Anbaufläche Ertrag Insektizide Fungizide/MBP 2,5 Herbizide 120 40 2 100 30 1,5 80 20 1 60 10 0,5 40 0 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle für PSM-Maßnahmen: Schaderregerüberwachung LfULG, Ref. 74 (ca. 45 Schläge/a, „zufällig“ ausgewählte „normale“ Betriebe) Raps: sehr positive Wirkung vor allem in getreidereichen Fruchtfolgen: - hinterlässt gute Bodengare, Möglichkeit der reduzierten Bodenbearbeitung - günstig für Unkrautbekämpfung - arbeitswirtschaftlich - viel organische Reststoffe, positive Humusbilanz - lange Bodenbedeckung aber: enge Winterrapsfruchtfolgen können zu erhöhtem Schädlings-/Krankheitsbefall führen Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Pflanzennährstoffe, Düngung Landwirtschaftlicher Anbau erfordert pflanzenverfügbare Nährstoffe: - Nährstoffzufuhr durch Düngung oder - Freisetzung aus dem Boden oder organischen Rückständen Berechnung der erforderlichen Nährstoffzufuhr u.a. nach Entzug, verfügbarem Gehalt im Boden, Ernährungszustand der Pflanzen. Anforderungen aus Sicht der Nachhaltigkeit (Auswahl): - Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, des Humus- und Nährstoffgehaltes - begrenzte Lagerstätten insbesondere an Phosphor - Bilanzüberschüsse minimieren - Ausbringung entsprechend des konkreten zeitlichen Bedarfs - gasförmige Emissionen senken (z.B. nach Ausbringung) - mineralische Düngung (insbes. N) verschlechtert Energie- und Treibhausgasbilanz erheblich gestiegene Nährstoffpreise maximale Rückführung der in der Biomasse enthaltenen Nährstoffe in pflanzenverfügbarer Form - Berücksichtigung bei Energie-/Treibhausgasbilanzierung Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Nährstoffrückführung (% des Entzuges durch Korn und Stroh) bei unterschiedlicher Verwendung der Weizen-Ernteprodukte Kornertrag 70 dt/ha 100 Nährstoffentzug (kg/ha) N P K Korn 126,7 24,5 35,0 Stroh 28,0 7,3 65,0 Gesamt 154,7 31,8 100,0 % 90 80 Stickstoff 70 Phosphor 60 Kalium 50 40 30 20 10 0 Korn=>Ethanol Schlempeverfütterg, Biogasgülle auf Acker Stroh auf Acker Korn=>Ethanol Schlempevergärung, Gärsubstrat auf Acker Stroh auf Acker Korn=>Ethanol Saatverkauf Kuchenverbrennung ohne Aschenutzung Stroh auf Acker Stroh auf Acker Korn=>Ethanol Saatverkauf Schlempeverfütterg, Biogasgülle auf Acker Entnahme 70 % des Strohs Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Energetische Verwertung Ganzpflanze ohne Aschenutzg Silierung Ganzpflanze, Gärsubstrat auf Acker (80% Ertrag) Entzug und Rückführung von Stickstoff (kg N/ha) bei unterschiedlicher Verwendung von Rapskorn und -stroh bei 35 dt/ha Kornertrag 200 Summe Nährstoffabfuhr Verkauf Stroh Verluste Vergärung Verwertung Milchkühe Biogasgülle 150 kg N/ha 100 Rapskuchenverbrennung Verkauf Rapssaat Verluste Futter u.ä. Biogas-Presskuchen Strohdüngung 50 0 -50 -6 -80 -50 -117 -117 -146 -100 -150 Rapsölkraftstoff Kuchenverfütterung, Biogasgülle auf Acker Stroh auf Acker Rapsölkraftstoff Kuchenvergärung, Gärsubstrat auf Acker Stroh auf Acker Rapsölkraftstoff Saatverkauf Rapsölkraftstoff Saatverkauf KuchenverfütteKuchenverbrenrung, Biogasnung ohne Aschenutzung gülle auf Acker Stroh auf Acker Stroh auf Acker Entnahme 70 % des Strohs Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Humus umfasst die gesamte organische Substanz im Boden Funktionen:(Oemichen, 1983): - Nährstoffspeicherung, ständig fließende Nährstoffquelle durch Mineralisation - Ernährung der Mikroorganismen - Beeinflussung der physikalischen Eigenschaften Wasserspeicherung und -leitfähigkeit, Gefügestabilität, Durchlüftung - Produktion von CO2 durch Bodenatmung Auswirkungen auf: - Boden-, Grundwasser-, Gewässer- und Emissionsschutz - Erträge und Wirtschaftlichkeit Humusgehalt muss kurz- und langfristig erhalten bleiben - ausgeglichene Humusbilanz in der Fruchtfolge Bilanzwerte (kg Humus-C/ha) für - Anbau von Kulturarten - Ausbringung/Verbleib von Koppel-/Nebenprodukten - Ausbringung/Verbleib von organischen Düngemitteln und Reststoffen Bilanzwerte werden derzeit in den Nachhaltigkeitsberechnungen nicht berücksichtigt (nur bei Nutzungsänderung, wie z.B. Waldrodung, Grünlandumbruch). => Wäre eine Anrechnung in CO2-Äquivalenten evtl. sinnvoll? Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Humusbilanz verschiedener Energiepflanzen und Nutzungsalternativen (kg Humus-C/ha) Reproduktionskoeffizienten nach VDLUFA (KÖRSCHENS u. a., 2004) Anbau Strohdüngung Gärsubstrat Schlempe Verfütterung Gärsubstrat Ganzpflanzensilierung Umrechnung in CO2: negativer Wert = Bindung im Boden; positiv = Freisetzung Bilanz kg Hum us-C/ha 800 600 354 328 400 315 200 49 0 -92 -200 -102 -280 -400 - 1202 kg CO2 -600 + 1026 kg CO2 - 179 kg CO2 Weizenkorn=>Eth Weizen, Weizen, Silierung anol, Schlempever- Energetische Ganzpflanze, fütterung, Biogas- Verwertung Gärsubstrat auf gülle auf Acker Ganzpflanze ohne Acker Stroh auf Acker Aschenutzg (80% Ertrag) Weizen: 70 dt/ha Korn +337 kg CO2 Maisanbau 45 t/ha, 32 % TS, Silierung, Vergärung, Gärsubstrat auf Acker - 1297 kg CO2 Rapsölkraftstoff Kuchenverfütterung, Biogasgülle auf Acker Stroh auf Acker Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie - 1154 kg CO2 Rapspressung Kuchenvergärung, Gärsubstrat auf Acker Stroh auf Acker Raps 35 dt/ha Korn -+374 kg CO2 Raps Saatverkauf Entnahme 70 % des Strohs Humusbilanz von Raps bei unterschiedlicher Verwendung von Rapskorn und -stroh, Reproduktionskoeffizienten nach VDLUFA (KÖRSCHENS u. a., 2004), für Kornertrag 35 dt/ha 700 kg Humus-C/ha Rapsanbau 595 600 595 595 595 Strohdüngung Gärsubstrat von Presskuchenverfütterung Gärsubstrat von Presskuchenvergärung Umrechnung in CO2: Bilanz negativer Wert = Bindung im Boden positiv = Freisetzung aus dem Boden 315 500 429 400 354 315 300 179 200 179 114 100 39 39 0 -63 -100 -102 -200 -300 -280 - 1297 kg CO2 -280 - 1572 kg CO2 Rapspressung Rapspressung Kuchenverfütte- Kuchenvergärung, Biogasrung, Gärsubgülle auf Acker strat auf Acker Stroh auf Acker Stroh auf Acker -280 - 1154 kg CO2 Rapspressung Kuchenverbrennung ohne Aschenutzung Stroh auf Acker -280 - 1154 kg CO2 Saatverkauf Stroh auf Acker Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie -280 +231 kg CO2 -280 +374 kg CO2 Rapspressung Saatverkauf Kuchenverfütterung, Biogasgülle auf Acker Entnahme 70 % des Strohs Bodenerosion Erhebliches Risiko für - Bodenfruchtbarkeit - Gewässerschutz - Nachhaltigkeit Sehr differenziertes Gefahrenpotenzial je nach: - Bodenart und -struktur - Hangneigung - Flächengröße und -strukturierung - Kulturart und Fruchtfolge - Art der Bodenbewirtschaftung (Bodenbearbeitung, Technik …) ⇒ Vielzahl von Einflussmöglichkeiten durch den Landwirt z.B.: speziell im Bereich nachwachsende Rohstoffe: - Anbau mehrjähriger Kulturarten - Streifenanbau von schnellwachsenden Baumarten - Zwischenfruchtanbau z.B. für Verwertung in Biogasanlagen - Mischkulturen - reduzierte Bodenbearbeitung Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Foto: LfULG, Ref. 72 Wasserinfiltration und Bodenabtrag auf gepflügter und langjährig konservierend bearbeiteter Fläche (Sächsisches Lößhügelland, Niederschlag: 38 mm in 20 Minuten) 2,0 Infiltrationsraten Pflug: 55 % Konservierend: 93 % 1,8 Infiltration [mm] 1,6 1,4 1,2 Bodenabtrag Pflug: Konservierend: 1,0 0,8 246 g/m² 36 g/m² 0,6 0,4 0,2 P-Austragsminderung durch kons. BB: ~ 90% Pflug Konservierend 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 0,0 Quelle: LfULG, Ref. 72 Beregnungsminute Umstellung auf dauerhaft konservierende Bodenbearbeitung und Direktsaat erfordert eine Systemumstellung im Acker- und Pflanzenbau ! Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Kraftstoffeinsatz senken Verfahrenstechnische Maßnahmen - z. B. Grundbodenbearbeitung weglassen (Einsparpotenzial 10 bis 30 l/ha) Maschinentechnische und verhaltensspezifische Maßnahmen - Breitreifen, geringer Reifeninnendruck (bis etwa 20 %) - ruhiger, ausgeglichener Fahrstil (bis etwa 20 %) Bei Neuanschaffungen beachten: - z. B. keine Übermotorisierung Alternativ-Kraftstoffe verwenden (RME, Rapsöl) Quelle: Brückner, 2008 aus KTBL, 2007 ⇒ Ökonomie: Kosteneinsparung ⇒ Ökologie: günstigere Treibhausgas- und Energiebilanz Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Energetische Verwertung von Biomasse Kurzcharakterisierung von Verwertungslinien (Auswahl) Landwirtschaftliche Grundlagen berücksichtigen! Strom/Wärme aus fester Biomasse Pappel Holzhackschnitzel 11 Getreidestroh /ha GJ/ha Biogas aus Biomasse Silomais 5,4 Landschaftspflegematerial (3,5) 11 t TM 204 5,4 TM 93 3,5 t TM 61 9.426 m³ 176 zusätzlich genutzte Nebenprodukte t TM/ha 0,22 t Asche 1) 0,32 t Asche 1) 0,25 t Asche 1) 3,8 t Gärrückstand 3) Nährstoffrückführung auf Acker möglich? teilweise 2) teilweise 2) teilweise 2) ja + 9) 0/- 10) + Rohstoff t Trockenmasse/ha Hauptprodukt Humusbilanz 8) Gülle 14 0 11) - Biokraftstoffe Rapsöl aus Rapssaat 3,2 Bioethanol aus Getreidekorn 6 Biomass to Liquid aus Pappel 11 1.480 l 51 2.700 l 57 bis 4.000 l 15) bis 134 15) 5,4 t Stroh 4) Gärrück- 5,1 t Stroh 4) 2,0 t Schlempe5) stand 3) 1,8 t Schrot5) 1,9 t CO2 7) ja - 12) ja + 13) ja - 14) + 13) offen offen - 14) + 9) Quellen: Leitfaden Bioenergie, FNR 2006; Biokraftstoffe Basisdaten, FNR 2008; Biogas Basisdaten, FNR 2008; LfULG TM = Trockenmasse +: positiv -: negativ 0: ausgeglichen 1) nicht bei Hochtemperaturvergasung/-verbrennung 2) pflanzenverfügbar ca. 70% P, 100% K, 0% N; nicht bei Hochtemperaturvergasung/-verbrenng. 3) Düngung 4) Düngung oder energetische Verwertung 5) proteinreiches Futtermittel 6) chemische Industrie, energetische Verwertung 7) Getränkeindustrie, technische Prozesse 8) untere Werte nach VDLUFA 9) Annahme, noch keine gesicherten Werte 10) je nach Umfang der Strohnutzung 11) mit Gärsubstratrückführung 12) ohne Gärsubstratrückführung 13) mit Güllerückführung nach Schrot/Schlempeverfütterung, ohne Strohnutzung 14) mit Güllerückführung nach Schrot/Schlempeverfütterung, 15) Planungsdaten mit Nutzung des gesamten Strohs Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Richtlinienentwürfe für die Nachhaltigkeit von Biomasseverwertungslinien Schwachpunkte aus landwirtschaftlicher Sicht (Auswahl) Richtlinienentwurf der EU vom 17.12.08 (Auswahl): • „Beitrag von Biokraftstoffen, die aus Abfällen … zellulosehaltigem Non-Food-Material und lignocellulosehaltigem Material hergestellt werden, zweimal höher gewichtet als der sonstiger Biokraftstoffe“ Ziel: Förderung Biokraftstoffe aus Nebenprodukten Effekt: Überförderung von Biokraftstoffen aus Holz (Getreideganzpflanzen, Mais???) maximale Abfuhr von Biomasse, hohe Nahrungsmittelkonkurrenz • „bei Biokraftstoffherstellung werden sämtliche Nebenerzeugnisse berücksichtigt (bilanziell), mit Ausnahme von Ernterückständen wie Stroh … Maiskolben …“ Effekt: - Verbleib von Ernterückständen auf Acker hat oft positive Humusbilanz, gleicht negative Bilanzen anderer Anbauvarianten aus. Dies wird nicht berücksichtigt. - Benachteiligung von z.B. Raps, Getreide - Stroh steht als Rohstoff ohne CO2- Belastung zur Verfügung • erheblicher Verwaltungsaufwand, hohe Kosten • Derzeit wird eine automatische Belastung des Anbaus nachwachsender Rohstoffe mit CO2-Werten aus indirekter Landnutzungsänderung diskutiert. Dies ist so abzulehnen. Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Zusammenfassung - Nachhaltigkeit in Anbau und Verwertung nachwachsender Rohstoffe wird Voraussetzung für Marktzugang - zu beachten sind Ökologie, Ökonomie, Soziale Aspekte - gravierende Unterschiede je nach Nutzungsart zwischen und innerhalb der Kulturarten - erhebliche Steuerungsmöglichkeiten für den Landwirt Artenwahl (etablierte und neue Kulturarten), Fruchtfolge Anbauverfahren (Bodenbearbeitung, Düngung, Pflanzenschutz …) spezielle Anbausysteme Nutzung von Nebenprodukten Rückfuhr von Reststoffen auf den Acker - dezentrale Verwertungslinien können erhebliche Vorteile bringen - landwirtschaftliche Grundlagen sind in Systemen zur Bewertung der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen; hier gibt es in den aktuellen Richtlinien-Entwürfen z.T. Nachholbedarf - Keine Unterscheidung der Vorgaben und Auflagen für den Anbau von Biomasse als Nahrungsmittel oder als nachwachsender Rohstoff! Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! www.smul.sachsen.de/lfulg www.biokraftstoff-portal.de Dr. Michael Grunert (0341) 9174-147 michael.grunert@smul.sachsen.de Enertec 2009: Stand C 37 „Fachkompetenz Bioenergie Mitteldeutschland“ Leipzig, 27.01.2009 Dr. Michael Grunert Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie