Momente der Stille

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Momente der Stille
Titel
Momente der Stille
Autor
Covell
eMail-Adresse
Covell@gmx.de
Zeit
9 Jahre nach der Schlacht von Yavin
Schlüsselwörter
Raumjäger
Inhalt
Dies ist keine „gewöhnliche“ SW-Geschichte.
Sie erzählt von Erim Coop, einem imperialen
TIE-Piloten, der wie seine Kameraden
verzweifelt gegen die inzwischen
übermächtige Neue Republik kämpft. Diese
Story soll auch etwas „Alltagsleben“ im SWUniversum wiedergeben. Und sie soll vor
allem eins klarstellen, etwas, was ich in jedem
Star Wars Roman vermisse:
TIE-Piloten sind auch nur Menschen.
Rechtehinweis/
Disclaimer
Dieses Werk basiert auf Figuren und
Handlungen von Krieg der Sterne. Krieg der
Sterne, alle Namen und Bilder von Krieg-derSterne-Figuren und alle anderen mit Krieg der
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Momente der Stille
Furcht. Wut. Trauer. Erschöpfung.
Nur selten gibt es Momente der Stille, wenn man TIE-Jäger fliegt...
Es stirbt sich so leicht.
Die Sonne des New Cov Systems leuchtete hell und klar, und bestrahlte mit ihrem feurigen
Glanz die Planeten und Asteroiden ihres Systems. Gebettet war sie in ein tiefschwarzes,
weiches Bett, daß von vielen Millionen kleiner Diamanten besetzt war. Das Funkeln dieser
Diamanten faszinierte die Lebewesen überall in der gesamten Galaxis, und ob Mensch, ob
Mon Calamarie, oder welche Spezies auch immer, es gab immer irgendwo jemanden, der zu
diesen blinkenden Punkten am Nachthimmel aufsah, und sich fragte, ob das Universum nicht
doch irgendwo endete... . Man ging so leicht verloren in dieser unendlichen Weite, diesen
unbeschreiblichen Dimensionen und Entfernungen, dieser Galaxis, mit ihren Milliarden von
Lebewesen auf ihren Millionen von Planeten... .
Man war so winzig und hilflos; nur ein Haufen Moleküle, der von ein bißchen Strom
durchzuckt wurde.
Sonst nichts.
Genauso hilflos und ausgebrannt fühlte sich ein bestimmter Mensch gerade.
Er hatte etwas verloren. Besser gesagt: Jemanden. Besser gesagt: Einige.
Es war Erim Coop. Leutnant der Imperialen Flotte, TIE-Pilot.
Und es war nur eine verdammte Sekunde, in der er mit der Stirn an die Fensterscheibe seines
Quartiers gelehnt stand, und sich der Trauer des Verlustes hingab. In seinem Beruf durfte man
sich keine Gefühle leisten. Doch es war jedesmal wie eine immer wiederkehrende Erkenntnis,
wie leicht dieser Haufen Moleküle, den sein Körper darstellte, doch zu verletzen war.
Gestern hatte er bei einem Einsatz sechs Piloten seines Geschwaders verloren.
Männer die er gekannt hatte, mit denen er gelacht hatte, und vorgestern noch Karten gespielt
hatte.
Es waren gute Leute gewesen. Einige hatte er schon Monate gekannt.
Doch jetzt war von ihnen nur noch Staub und heiße Gase übrig, die irgendwo durch den Raum
flogen. Zerfetzt und verbrannt durch die Explosionen ihrer getroffenen Schiffe.
Wie leicht es doch war in so einer Mühle zu sterben, die sich Raumjäger schimpfte.
Er löste seine Stirn von der Scheibe und blickte zu der fernen Sonne, die eben hinter der
Siluette von New Cov verschwand.
Da draußen war auch sein Schicksal, versteckt in der unendlichen Weite des Raumes. Er
würde sich ihm Stellen müssen, früher oder später.
Er ließ den Blick noch auf die Sonne gerichtet, bis sie ganz verschwunden war, senkte ihn
dann langsam, um sich umzudrehen. Noch war er nicht völlig allein.
Es gab dort draußen noch Menschen, für die es sich lohnte, weiter zu leben. Wenn Erim so in
seinen Gedanken vertieft war, dann fragte er sich oft die eine Frage:
Was hatte er bis jetzt getan? Geleistet? Die Antwort fiel sehr einfach aus: Er hatte getötet.
Jedoch wußte er nicht mehr, wie viele, ob Männer oder Frauen.
Die letzten Jahre waren von Entbehrungen und schweren Prüfungen gekennzeichnet gewesen.
Er sehnte sich nach etwas anderem. Nach mehr.
Es mußte einfach noch mehr geben, als diesen Krieg. Selbst für jemanden wie ihn.
Noch immer stand er reglos da, wie vor zwei Minuten, in seinen schwarzen Raumanzug
gehüllt. Sein Blick schweifte langsam durch den Raum, blieb an seiner Koje hängen.
Er war müde. So schrecklich müde. Schließlich hatte er heute vier Stunden im Simulator
verbracht und zwei Stunden in der Sporthalle. Aber er wußte, das es nicht nur die körperliche
Erschöpfung war, die ihn so schlapp machte. Er löste die Verschlüsse seines Raumanzuges,
und streift ihn ab.
Nachdem er ihn in seinen Spind gehängt hatte, löschte er das Licht der Deckenleuchte, und
legte sich ins Bett.
Einige Zeit starrte er noch in die ihn umgebene Schwärze. Bilder huschten durch seinen Kopf.
Stimmen klangen in seinem Kopf. Er hörte sie noch schreien.
Und das nackte Entsetzen klang in ihren Stimmen.
„Ich bin getroffen! AAAHHHH!!!"
„Helft mir! Ich hab einen am Heck! NEIN!!!“
„Mein Schleudersitz funktioniert nicht mehr! Der Reaktor brennt gleich durch! Ich sterbe hier
drin! Verdammt ich sterbe hier drin! Ich...Aahhh!..."
Er schloß die Augen. Versuchte zu schlafen. Doch er wußte, das er es nicht können würde... .
Nach sieben Stunden riß er ruckartig die Augen auf. Er war schweißgebadet. Mit einer
Bewegung richtete er sich auf, den Blick ins Leere gerichtet. Er sah es wieder vor sich:
Ein TIE-Abfangjäger seines Geschwaders, in einem Seitenschwänker, versuchend, dem
Laserfeuer eines X-Flügler auszuweichen. „ Ich brauche Hilfe!"...,rief der Gejagte angestrengt
ins Kom.
„Bin gleich da!", hatte Erim geantwortet. Hatte sein Schiff in einen Abfangkurs gelenkt.
Doch er hatte gewußt, das er nicht rechtzeitig da sein würde. Der verfolgte Jäger bekam einen
Treffer ab. Funken spritzten über die Hülle, Kabel verschmorten. Das Schiff begann zu
trudeln.
„Er hat mich! Oh...! Scheiße... .", waren die letzten Worte gewesen, als das Schiff in eine
Vierersalve des X-Flügler trudelte.
Und er verging in einer Explosion.
Kurz darauf wurde der X-Flügler ebenfalls abgeschossen. Doch Erim konnte sich nicht über
seinen Abschuß freuen.
Langsam löste er seinen starren Blick von der schwarzen Leere seines Zimmers, und seine
Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Sein Nacken war furchtbar steif. Doch das hatte
er erst jetzt bemerkt. Sich die Augen reibend, verharrte er noch einige Sekunden im Bett, dann
stand er auf, streckte seinen verspannten Körper. Eine heiße Dusche würde ihm jetzt gut tun,
und ein schlaftrunkener Blick auf sein grün schimmerndes Chrono verriet ihm, daß er noch
gut anderthalb Stunden Zeit bis zur eigentlichen Aufstehzeit hatte.
Also schaltete er das Licht ein. Schlafen konnte er jetzt eh nicht mehr.
Sein Quartier war nicht besonders groß, aber doch größer als die Standardquartiere auf den
meisten Raumschiffen.
Und es gehörte ein kleines Bad dazu. Auf dieses schlurfte er zu. Es war nicht sehr geräumig,
aber für seine Ansprüche ausreichend. Für einen Moment blickte er sein Gesicht im Spiegel
an, um zu überprüfen, ob es so schlecht aussah, wie er sich fühlte. Das tat es. Also drehte er
sich um, und setzte seine ganze Hoffnung auf die entspannenden Wasserstrahlen der Dusche.
Wenig später hörte er nur noch das Gurgeln des Abflusses, und spürte die tausend kleinen
Wassertropfen, die über seinem Körper strömten. Er schloß die Augen, legte den Kopf in den
Nacken, und konzentrierte sich auf die Schwärze und die ihn umwiegende wohlige Wärme.
Die Verspannungen in seinem Nacken lösten sich auf, und hinterließen ein Gefühl von totaler
Entspannung. Er genoß diesen Moment, denn er wußte, das er von kurzer Dauer sein würde.
Wenig später trat er aus der Dusche, und aus einem Gitter unter seinen Füßen brauste warme
Luft, die ihn in Sekunden trocknete. Nackt ging er zu seinem Spind, und nahm sich frische
Kleidung heraus. Angezogen und frisch geduscht fühlte er sich wie ein neuer Mensch. Da
man in seinem Quartier nicht viel mehr als schlafen oder sich waschen konnte, beschloß er
herauszufinden, wer jetzt schon auf den Beinen war. Dazu steckte er sich zuerst seine
Abzeichen an, befestigte sein Kom und seinen Blaster an seinem Gürtel, und verließ, mit
einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel, sein Quartier.
Die Tür schloß sich zischend hinter ihm. Zu seiner Ernüchterung mußte er feststellen, das der
Korridor vollkommen Leer war. Da zu seiner Linken nur noch weitere Quartiere lagen, ging
er nach rechts zum Turbolift.
Vielleicht war jemand auf dem Aussichtsdeck? Er beschloß, es herauszufinden.
Als sich die Luke vor ihm öffnete, fiel sein Blick auf das große Panoramafenster, das hier
jeden mit seinem gewaltigen Ausblick empfing. Zwei Schritte, und er war aus dem Lift.
Er blickte sich um. Links von ihm war die kleine Bar mit einigen Tischen davor. An ihnen
tummelten sich einige Techniker, die wohl gerade frei hatten.
Doch er kannte sie nicht, und verspürte auch nicht den Drang, sich zu ihnen zu setzen.
Sie beachteten ihn auch nicht mal. Hinter der Bar stand ein stämmiger Mann, der Gläser
putzte, und grimmig zu ihm rüber sah.
Man konnte ihm die schlechte Laune auch nicht verübeln.
Die Nachtschicht neigte sich zwar jetzt dem Ende, aber die letzten paar Stunden zogen sich
immer so hin. Das wußte Erim aus eigener Erfahrung.
Zudem mußte der Arme sich mit einem Ohr die Gespräche der Techniker anhören, die sich
mit Sicherheit über so spannende Sachen wie Triebwerksverstopfungen oder
Schmierölflecken unterhielten. Erim schlenderte nach rechts zu ein paar verlassenen, hohen
Tischen, mit den dazu passenden Barhockern.
Auf dieser Seite des Aussichtsdecks, das nach einer Schicht oft von der Besatzung zu
Erholung genutzt wurde, war er ganz allein. Er hatte es sich gerade am Tisch gemütlich
gemacht, als der stämmige Mann, der von allen „Duke“ genannt wurde, zu ihm herüber kam.
„Was darf es sein?", fragte er mit einer Stimme, die zu seiner müden und genervten Miene
paßte.
„ Schwarzen Kaffee und ein Croissant bitte," erwiderte Erim höflich. Der Mann streckte seine
breite Hand aus, und Erim gab ihm seine ID-Karte, die hier auf der Station auch als
Kreditkarte diente. Mit einem gemurmelten: „Gut... ," ging der Mann zu seiner Theke zurück.
Er war wohl an keinem Plausch interessiert. Erim lehnte sich auf den Tisch, und drehte seinen
Kopf wieder zur Aussichtsluke. Die Station befand sich weit außerhalb des Orbits New Covs,
doch füllte der Plantet gut die Hälfte von Erims Blickfeld. So gab es auch draußen sonst nicht
viel zu sehen. Die Monde New Covs waren die einzigen Zeugen der Einsamkeit hier draußen,
weit vom galaktischen Kern. „Und trotzdem," dachte Erim bei sich, hatten die Rebellen hier
gestern einen Angriff unternommen.
Der Imperiale Außenposten bei New Cov, auf dem er stationiert war, hatte für den
interstellaren Handel in dieser Region relativ große Bedeutung, da viele Schiffe hier aus dem
Hyperraum kommen mußten, um einen neuen Kurs einzuschlagen. Er suchte den Sichtbereich
des Fenster noch einmal ab.
Von der Fregatte, welche zur Verteidigung der Station gehörte, war im Moment nichts zu
sehen. Sie war gestern stark beschädigt worden, als die Rebellen mit ihren B-Wings
vorgestoßen waren.
Zum Glück hatte er mit seinen Männern das Schlimmste verhindern können.
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Duke ihm die dampfende Tasse Kaffee und das
Croissant vor die Nase stellte. Dazu legte er die ID.
„ Danke, " sagte Erim, etwas überrascht. Doch Duke hatte sich schon wieder abgewandt und
ging zur Bar zurück. Erim blickte ihm noch kurz nach, widmete sich aber dann seinem
Frühstück. Der Kaffee war herb, und frisch gebrüht, genau wie er es mochte.
Auf Großkampfschiffen bekam man immer dieses lasche, lauwarme Zeug, das sie immer drei
Tage warm hielten, bevor es weggegossen wurde.
Die Station hier konnte vom Planeten mit frischen Lebensmitteln beliefert werden. Er sog das
Aroma ein, und genoß die Stille. Eben hatten die Techniker den Turbolift bestiegen, und ihr
Gebabbel wurde durch die zuschnellende Tür unhörbar.
Ein flüchtiger Blick zu Duke verriet ihm, daß auch der erleichtert war, das die Quatschtanten
endlich weg waren, denn seine Miene hatte sich sichtlich aufgehellt.
Erim beendete sein Frühstück rasch, und blickte abermals auf sein Chrono. Er hatte noch gut
eine halbe Stunde, bis die Aufwachglocke ertönen würde, und dann noch fünfzehn Minuten,
bis die anderen Piloten fertig geduscht und angezogen waren. Da er schon fertig war, machte
er sich auf den Weg zu einer Kom-Konsole, ein Deck tiefer. Er wollte nachsehen, ob nicht
irgendwelche Nachrichten für ihn angekommen waren.
Wenige Minuten später betrat er den Aufenthaltsraum, einen geräumigen Raum mit hoher
Decke, der mit Tischen, Stühlen und einigen Freizeiteinrichtungen bestückt war. Doch auch
hier war niemand. Um so besser, dachte Erim sich. Er bahnte sich einen Weg durch die
verstreut stehenden Tische, vorbei am HoloKicker und dem Spieltisch, zur öffentlichen KomKonsole. Hier setzte er sich auf den abgewetzten Hocker, und führte seine ID in den
vorgesehenen Schlitzt an der Konsole ein. Das Standby-Bild verschwand, und der Computer
las seine ID. Ein Bildschirmfenster mit der Überschrift: "Neue Nachrichten" erschien. Doch
zu seiner Enttäuschung war die Datei leer. Er hätte sich sehr über eine Nachricht von seiner
Mutter oder von Laura gefreut. Laura Harsk. Er hatte sie vor zwei Monaten bei einem
Bodeneinsatz auf einem nicht allzuweit entfernten Planeten kennengelernt. Sie war
Bankangestellte. Und sehr reizend anzusehen. Er hatte sich fest vorgenommen, sie bei seinem
nächsten Urlaub zu besuchen. Doch das konnte noch dauern.
Er rief sich ihre letzte Nachricht auf den Bildschirm und las sie noch einmal. Im Hinterkopf
hörte er ihre liebliche Stimme, während er ihre Worte las.
Sie schrieb, das sie vielleicht bald als Stewardeß auf einem Passagierschiff arbeiten würde.
Das gute daran war, das die dazugehörige Fluggesellschaft ihre Route von Quorri nach New
Cov flog.
Er freute sich jetzt schon auf ihr nächstes Wiedersehen.
Es mußte einfach noch mehr geben, als diesen Krieg. Selbst für jemanden wie ihn.
Er schaltete die Konsole wieder auf Standby, und entnahm seine ID-Karte. Sein Chrono an
seiner Hand gab einen langen Piepton von sich. Schichtwechsel. Also begab er sich wieder in
sein Quartier und legte seinen Raumanzug an, um danach in den Besprechungsraum zu gehen.
Auf dem Weg zum Besprechungsraum kam ihm die Morgenpatroullie der Sturmtruppen
entgegen. Sie hatten den, in seinen Augen undankbaren, in ihren Augen jedoch spaßigen,
Auftrag, alle aus den Betten zu schmeißen, die den Weckton überhört hatten. Erim schritt mit
dem Helm unter dem Arm an ihnen vorbei, und grüßte militärisch den Commander der
Einheit.
Der grüßte zackig zurück, und begann dann, seine Leute durch den Gang zu hetzten. Erim
stellte sich in den Turbolift.
Doch bevor sich die Tür schloß, er kannte er, wie die Sturmtruppen bereits fündig geworden
waren: Ein Armeekadett hatte verschlafen. Darauf hatten die Weissgepanzerten den armen
Bengel in sein Bettlaken eingerollt, und schleiften den wild zappelnden aus seinem Quartier
in den Korridor. Dort nahmen ihn zwei der Truppler in seinem Bettlaken in Gewahrsam, und
liefen, den kreischenden Jungen mitschleifend, einmal den Flur rauf und runter. Dabei stieß
der arme Teufel immer wieder mit dem Kopf gegen die offenstehenden Türen. Erim konnte
sich ein Lächeln nicht verkneifen, und da schloß sich die Tür des Turbolifts auch schon.
Der Lift brachte ihn vier Decks tiefer. Dort traf er auch auf die Männer seines Geschwaders.
Er gesellte sich zu ihnen in den Einsatzraum.
Kurz darauf erschien der Einsatztleiter, Major Dulico. Der drahtige Mann mit dem kurzen
grauen Haar funkelte die Männer aus seinen grünen Augen an, als er eintrat.
Seine dunkelgraue Uniform mit der dazu passenden Mütze waren in tadellos perfektem und
knitterfreien Zustand, so wie man es von ihm gewohnt war.
Er hatte die kleine Andacht für Erims gefallene Männer gehalten.
Die Piloten erhoben sich, und standen stramm. Dulico baute sich vor einem Stehpult auf,
verschränkte die Arme hinter dem Rücken, und ließ den Blick auf ihnen ruhen.
„Guten Morgen, meine Herren," sagte Dulico mit seiner ruhigen Stimme, „bitte setzen sie
sich. Sie werden heute wohl nichts außergewöhnliches zu tun haben."
Von seinem Stehpult schaltete er auf einen zwei mal zwei Meter großen Bildschirm hinter
ihm. Auf diesem waren die Station in der Mitte, rechts das Frachtlager, und darüber die
Fregatte zu sehen. Die Ansicht war aus der Vogelperspektive gewählt. Dulico fuhr fort:
„ Sie fliegen heute mit ihrem Geschwader eine lockere Patrouille um die Station. Wir
erwarten gegen 12.00 eine Lieferung technisches Material, um diverse Schäden reparieren zu
können.
Weiterhin werden sie natürlich alle ankommenden Schiffe mit ihren Sensoren untersuchen.
Das Übliche halt. Aber seien sie auf der Hut. Heute morgen bekamen wir die Nachricht vom
Geheimdienst, daß die Rebellen noch immer sehr aktiv in unserem Sektor operieren. Wir
erwarten nach ihrem gescheiterten Angriff zwar keinen neuen, aber man weis ja nie, was
diese Verbrecher vor haben." Er ließ seine Worte kurz sacken.
„Gibt es fragen?"
Es gab keine. Erim bereite sich innerlich auf einen ereignislosen Tag vor, und plante im Kopf
bereits, was er heute abend unternehmen könnte. Auch wenn die Auswahl nicht groß war.
Alle erhoben sich, und grüßten den Major militärisch, dann entließ er sie.
Der Einsatzraum grenzte direkt an Hangar drei, in dem Erims Abfangjäger hing.
Mit den anderen Piloten lief er eine stählerne Treppe hinauf, und betrat die Stege der
Gerüstaufhängung an der Decke des hohen Hangars. Nur von hier konnte man die
Abfangjäger besteigen. Und hier hingen sie. Schön aufgereiht, hintereinander, in den
Greifkränen.
Eigentlich waren die Schiffe nicht voneinander zu unterscheiden, aber sie waren nach Rang
und Geschwadernummer geordnet. Erim bestieg über eine kurze Leiter das kugelförmige
Cockpit seines Gamma eins. Er hatte das Kommando über die Gamma Staffel, der momentan
jedoch sechs Piloten fehlten. Der Gedanke daran schmerzte immer noch.
Den anderen Staffel fehlten zwar auch Piloten, aber die waren nicht alle gestern
umgekommen. Von den drei Staffeln Alpha, Beta und Gamma, die normalerweise zu je zwölf
Schiffen die Station verteidigten, waren nur noch 25 Schiffe übrig. Wobei Alpha sich aus
normalen TIE Jägern zusammensetzte, Beta zur Hälfte aus Bombern und TIEs bestand, und
das Gamma Geschwader aus TIE Abfangjägern bestand. Die hatten gestern auch die
Hauptlast des Angriffs getragen. Und dadurch sechs gute Piloten verloren. Einen Fehler in
einem TIE macht man nur einmal, dachte sich Erim, als er im Sitz des Jägers Platz nahm. Er
setzte den Helm auf, versiegelte ihn, und überprüfte dann das Lebenserhaltungssystem
welches auf seiner Brust befestigt war. Alles funktionierte einwandfrei, und er sog die etwas
abgestandene Luft des Wiederaufbereitungssystems ein.
Mit einem Knopfdruck erwachte der Jäger summend zum Leben. Während Erim die
Systemchecks durchging, schloß sich über ihm die Luke, und versiegelte den TIE wie ein
Einmachglas. Die Triebwerke liefen warm, und der Computer hatte allen Systemen grünes
Licht gegeben. Man sollte meinen, daß die TIE Piloten durch ihre klobigen Helme nicht gut
sehen können, jedoch bemerkte Erim ihn kaum, der Helm war fast Teil seiner selbst
geworden.
In Windeseile huschten seine Hände über die Kontrolltasten, und machten den TIE startklar.
Mit einem Knopfdruck ging er auf die Geschwaderfrequenz.
„Gamma Staffel melden," sagte er barsch, den Blick weiter auf die Statusanzeigen seines
Monitors gerichtet.
Alle Piloten checkten ein. Das Geschwader war zum Abflug bereit.
Mit einem weiteren Knopfdruck wechselte er auf die Stationsfrequenz:
„ Geschwader Gamma, Status grün. Alles bereit," meldete er der Flugleitkontrolle.
„ Verstanden, Gamma eins, warten sie," erwiderte der Flugoffizier.
Einige Sekunden verstrichen.
„Gamma eins, Abflugerlaubnis erteilt. Ausschleusung beginnt."
Der an der Decke angebrachte Traktorstrahl erfaßte Erims Jäger mit eisernem Griff.
Die Haltebügel, in denen der TIE hing, lösten sich. Erim gab Schub auf die Triebwerke, und
langsam, von dem unsichtbaren Kraftfeld des Traktorstrahls gehalten, bewegte der TIE sich
vorwärts.
Immer auf das durchsichtige Atmosphärenschild des Hangars zu. Erim blickte nach vorn, die
Hand fest am Steuerknüppel. Nach dem Atmosphärenschild folgte ein kurzer rechteckiger
Tunnel, und dahinter lag der offene Weltraum.
Als er durch das Energiefeld des Schildes durch war, spürte er das Aussetzen der Schwerkraft
im Cockpit, und der Traktor entließ ihn aus seinem Griff. Den Schub auf ein Drittel erhöhend,
steuerte Erim auf die Öffnung des Hangar zu.
Kurz darauf war er im freien Raum.
Der Flug durch den Raum war jedesmal wieder ein Erlebnis für sich, und Erim genoß die
Erfahrung. Ein Blick auf die Scanner, rechts und links vor seinem Kopf, verriet ihm, daß die
anderen Piloten ebenfalls den Hangar verlassen hatten. Also zog er den Jäger in eine lange
Schleife, und sprach in sein Kom: „Gamma Geschwader, aufschließen. Lockere
Patrouillenformation. Schub auf 75%." Die anderen Jäger reagierten wie ein Körperteil auf
seine Order, und im perfekten Synchronflug schwenkten die fünf Maschinen in die Formation
ein.
Erim scannte derweil die Umgebung, während die Gruppe eine weite Runde um die Station
flog. Auf seinem Computerbildschirm erschienen nach und nach die Objekte, die sein
Scannbereich erfaßte. Er ging die Liste durch, um sich ein Bild über die Situation zu machen:
Beim Frachtlager war alles in Ordnung. Die etwa 20 Container unterschiedlichster Größe und
Bestimmung lagen unbeweglich im Raum, direkt rechts von der Station. Da war zum Teil
beschlagnahmte Ware, Versorgungsgut, das hier zwischengelagert wurden, oder Material, daß
zur Station gehörte. Dann erschien die Fregatte Savage auf seinen Schirm. Er erkannte
Techniker in
Null-G Anzügen, welche die Fregatte wie ein Schwarm Fliegen um- schwirrten. Sie führten
die dringend benötigten Reparaturen durch, um die Schäden des gestrigen Angriffs zu
beheben.
Wie er erkannte, kamen sie gut voran, denn die meisten „Wunden" der Savage waren bereits
geschlossen.
Der Scan endete, und Erim flog mit den Anderen im Schlepptau um die Fregatte herum, dann
über das Frachtlager. Wie er erwartet hatte, geschah heute nicht viel. Inzwischen waren die
sechs Maschienen des Alpha Geschwaders, welche die letzten sechs Stunden Patrouille
geflogen waren, in den Hangar eingetaucht. Erim zog den Jäger in eine sanfte Kurve, und die
anderen folgten nach kurzer Verzögerung wieder in perfekter Übereinstimmung. Sie flogen
jetzt zurück in Richtung Station.
Da erschienen mehrere neue Punkte auf seinem Scannerbildschirm.
Er schwenkte den Jäger in eine harte Rechtskurve, und der Blick auf die Objekte wurde frei.
Es war eine Gruppe aus fünf Frachtern, die soeben auf dem Hyperraum gekommen waren.
Erim war noch fast vier Kilometer von ihnen entfernt, als die Frachter behäbig ihre SublichtTriebwerke hochfuhren, und auf den nächsten Sprungpunkt bei der Station zuhielten. Erim
wechselte auf eine andere Frequenz, um den Funkverkehr zwischen den Frachtern und der
Station mitzuhören.
„Imperiale Station Abyus an unbekannte Frachter, identifizieren sie sich umgehend," sagte der
Flugleitoffizier der Station in einem gleichmäßigen Ton.
„Hier Frachter Amber-1," antwortete der führende Frachter, „ wir sollen Ersatzteile und
Technisches Personal liefern. Übermittle ID."
Es verstrichen einige Sekunden. Erim checkte noch mal die Systeme, als der Flugleitoffizier
sich wieder meldete:“ Frachter Amber, wir warten auf ihre ID."
„ Wir haben Probleme mit der Übertragung. Bitte gedulden sie sich einen Moment."
Erim sah auf. Probleme mit der ID Übermittlung? So ein Fehler kam höchst selten vor. Die
Frachter hielten weiter auf die Station zu. Erim und seine Gruppe waren inzwischen auf zwei
Kilometer herangekommen. Die Frachter wirkten recht harmlos, abgenutzt, verschrammt,
ganz normal. Aber irgendwas stimmte da nicht. Das hatte Erim so im Urin. Und aus
Erfahrung wußte er, das er sich auf sein Urin verlassen konnte. Also wechselte er auf die
Geschwaderfrequenz: „Gammas, bereit halten. Wir werden diese Frachter im Auge behalten."
Der Flugleitoffizier meldete sich wieder: „Frachter Amber, wir schicken ein Team zu ihnen
rüber. Bereiten sie sich darauf vor, ihre Frachtpapiere und ihre ID vorzulegen. Bestätigen sie."
Es passierte nichts.
Die Stimme des Offiziers hatte jetzt einen drohenden Unterton.
„Frachter Amber, sie fahren jetzt ihren Antrieb runter, und bereiten sich darauf vor geentert zu
werden, ansonsten nehmen wir sie unter Feuer!"
Jedoch Frachter Amber reagierte nicht. Statt dessen hielt er weiter auf die Station zu.
„Geschwader Gamma, geben sie ihm einen Warnschuß vor den Bug," kam die harte Stimme
des Flugleitoffiziers.
Erim grinste in seinen Helm.
„Verstanden, Abyus, beginnen Anflug. Geschwader Gamma, Sternformation, voller Schub.
Hinter mir halten."
Sie flogen mit vollem Schub auf die Gruppe zu, und Erim ging im Kopf die Überraschungen
durch, die der Frachter vielleicht für sie bereit halten könnte.
Versteckte Waffen oder ähnliches. Er bewegte den Jäger leicht nach oben, und feuerte zwei
grün leuchtende Laserstrahlen vor den Bug des führenden Frachters. Der ließ sich nicht
beirren, und folgte weiter seinem Kurs. Erim wurde mulmig bei der Sache.
Ein flüchtiger Blick auf die Scanner verriet ihm, das die Station einen Transporter ausgesandt
hatte, der sich bereits im Anflug befand. Anscheinend bekommen die Sturmtruppen heute
doch mehr zu tun, als nur den Weckdienst, dachte Erim sich. Erims Geschwader waren auf
fast 800 Meter heran gekommen. Gleich würden ihre Scanner die Fracht der Schiffe
identifizieren können. Leider kam es nicht so weit. Plötzlich sah Erim ein Aufblitzen bei den
Frachtern.
„Gammas, abdrehen!", rief er noch ins Kom, als seine Stimme im brüllen der Triebwerke
unterging.
Er riß seine Maschine in eine scharfe Kurve, und entfernte sich mit Höchstgeschwindigkeit
von den Frachtern. Sogleich schossen drei rotglühende Laserblitze durch die Stelle, wo sie
sich eben noch befunden hatten.
„ Formation auflösen, auf Abstand zu den Frachtern gehen, " sagte er in einem etwas
ruhigerem Ton.
Die Abfangjäger strebten in alle Richtungen auseinander, und rasten dann auf die Station zu.
Da geschahen zwei Sachen fast gleichzeitig: Hinter der Station kamen mehrere neue Punkte
aus dem Hyperraum, und bei den Frachtern erschienen ebenfalls einige neue Punkte.
Erims Befürchtungen wurden bestätigt, als sich der Flugleitoffizier bei ihm meldete:
„Gamma eins, wir haben Rebellenschiffe auf dem Schirm! Die Frachter haben X- und AFlügler ausgesetzt, und backbord von uns sind weitere größere Schiffe unbekannter Herkunft
erschienen. "
„Unbekannter Herkunft? Was für Schiffe?" Wollte Erim wissen.
„ Mehrere Transporter, und zwei Corellianische Kanonenboote.
Sie werden auch von Jägern begleitet. Sieht nach einem Enterkommando aus." Es knackte
kurz in der Leitung. „Wir beginnen jetzt mit dem Ausschleusen der anderen Jäger. Geben sie
Deckung," fügte der Offizier hinzu.
„ Wir werden unser bestes tun. Gammas, wir kämpfen in Unterzahl." Erim Stimme hatte jetzt
den sachlichen, befehlenden Ton angenommen.“ Zweiergruppen bilden, und los!"
Erim tat sich mit Gamma drei zusammen, und sie drehten bei, um die Station zu überfliegen.
Erim wechselte auf einen engeren Kanal:
„Gamma drei, sind sie bereit?"
„Immer, Sir", antwortete eine dumpfe Stimme.
„ Auf mein Zeichen fliegen wir ein Junas- Manöver, gleich nachdem wir die Station
überflogen haben."
Er blickte auf die Scanner. Vier der X-Flügler näherten sich ihrem Vektor. Anscheinend war
ihr Ziel die Fregatte, die bereits eine Verteidigungsstellung eingenommen hatte.
Erim hielt Ausschau nach den A-Flüglern. Zwei hielten sich direkt über den X-Flüglern, in
einer Eskortformation. Doch sogleich stießen sie auf Erim und seinen Begleiter nieder. Die XFlügler blieben weiter auf ihrem Angriffsvektor. Bald wären sie nahe genug, um Torpedos
abzuschießen.
„ Bereit halten, Gamma drei. Sollten die A`s auf Raketenpeilung gehen, Streufeuer,
ausweichen, und auf mein Zeichen warten."
Der Andere bestätigte mit leicht angestrengter Stimme. Es war wirklich ein heikles Manöver.
Die A-Flügler rasten weiter frontal auf sie zu, die X-Flügler hinter sich lassend.
Es trennten sie noch etwa zwei Kilometer. Direkter Raumkampf mit Rebellenschiffen war
sehr gefährlich, da sie durch ihre Schilde einiges einstecken konnten. Dagegen war ein TIE
durch ein, zwei gute Treffer zu zerstören. Doch jetzt war es zu spät, sich anders zu
entscheiden. Die A-Flügler eröffneten das Feuer, und Erim und Gamma drei erwiderten es,
während sie durch kurze Schwenker versuchten, dem heiß roten Feuer der gegnerischen
Laserkanonen auszuweichen. Die Vier Schiffe rasten mit Höchstgeschwindigkeit aufeinander
zu.
Erim rann ein Schweißtropfen von der Nase.
„ LOS!" Schrie er ins Kom, und riß wie wild an seinem Steuerknüppel. Der Jäger bockte wie
ein Tier, und flog darauf in die eingeschlagene Richtung. Gleichzeitig regulierte Erim den
Schub auf ein Drittel. Gamma drei tat es ihm gleich. Das alles geschah in der Sekunde, als die
A´s aus allen Rohren feuernd an ihnen vorbei jagten. Mit einem ruck am Steuerknüppel war
Erim hinter dem einen A, und gab vollen Schub. Gamma drei setzte sich hinter den anderen
A-Flügler. Seine Triebwerke stöhnten unter dem raschen Tempowechsel auf, und er
beobachtete wie der Rebellenjäger sich von seinem Flügelmann trennte, und zu einer Schleife
ansetzte. Doch soweit würde Erim es nicht kommen lassen. Du fühlst dich viel zu sicher
hinter deinem Schild, dachte er, als er zwei grüne Vierersalven in die Flugrichtung des AFlüglers abgab. Die Erste schlug hart auf der Flanke des kleinen Schiffs auf, und ließ es
erbeben. Die Schilde fluktuierten. Die Zweite durchschlug den Schild an derselben Stelle, und
brannte tiefschwarze Löcher in die rote Lackierung der Panzerung. Der Jäger begann zu
trudeln, und zog eine Rauchfahne durch das All.
Er war außer Gefecht, das stand außer Frage. Ein kurzes Aufleuchten am Cockpit verriet
Erim, das der Pilot seinen Schleudersitz ausgelöst hatte.
Also zog Erim sein Schiff in eine Kurve, und rief ins Kom: „Gamma drei, Bericht!"
„Alles in Ordnung, Sir, der Rebell ist Geschichte."
„Na, gut," sagte Erim, sich halb bewußt, das er dem Tod wieder knapp von der Schippe
gesprungen war, „ wir hängen uns an die X-Flügler. Passen sie auf ihre hinteren Scanner auf."
„ Verstanden, Sir," antwortete der Pilot in einem ruhigeren Ton, als Erim es für möglich
gehalten hätte. Die folgenden Stunden würden harte Arbeit werden. Wenn sie überhaupt
überleben würden.
„ Also los, " sagte Erim wieder in einem etwas entschiedenerem Ton, „ wir nehmen sie von
schräg unten."
Die beiden Gammas vereinigten sich wieder zu einem Paar, und flogen hinter den X-Flüglern
her. Ein flüchtiger Blick auf die Scanner verriet Erim, das sie nicht verfolgt wurden.
So konnten sie sich wenigstens auf ihr Ziel konzentrieren. Da noch einige Sekunden
verstreichen würden, bis sie in Schußweite waren, meldete Erim sich bei der Station:
„ Abyus, hier Gamma eins. Wie ist ihr Status?"
„ Gamma eins, hier Abyus," erklang die gehetzt klingende Stimme des Flugleitoffiziers aus
dem Kom, „ wir stehen unter starker Bedrängnis! Die Rebellen entern die Station über die
Hangars. Wir können noch Widerstand leisten, wissen aber nicht wie lange. Es sind weitere
Transporter im Anflug. Sie müssen sie aufhalten!" Dann wurde die Verbindung abrupt
unterbrochen, und es rauschte in der Leitung.
„ Gamma drei, fangen sie diese X-Flügler ab, ich muß mich um ein paar Transporter
kümmern. Wir treffen uns später!" Ohne auf eine Bestätigung zu warten, schlug Erim den
neuen Kurs ein, der ihn in Richtung der Station, und weg von der angeschlagenen Fregatte
brachte.
Kurz darauf konnte er die Transporter sehen. Zwei muranische Transporter, die mit leichtem
Abstand zueinander auf Hangar drei zuhielten. Das dumme war, das diese Schiffe über relativ
starke Deflektoren verfügten, und außerdem noch mit diversen Laserkanonen bestückt waren.
Würden er sie so einfach anfliegen, hätten sie ihn wohl in Stücke geschossen, bevor er auch
nur einen Schuß abgegeben hätten. Er brauchte größeres Kaliber.
„ Gamma eins an Beta Geschwader. Beta Geschwader, kann mich jemand von euch hören?
Nach einer kurzen Pause:“ Beta sechs an Gamma eins. Wie können wir helfen?"
„ Ich bräuchte einen von eueren Bombern, und zwar in den nächsten zwanzig Sekunden!"
„ Wie kommen wir zu der Ehre?"
„Es befinden sich weitere Enterkommandos im Anflug auf die Station. Leider überlappen sich
ihre Schilde, da komm ich mit meinen Lasern nicht durch. Ich schätze, daß sie in einer Minute
ihr Ziel erreicht haben, und dann wird es für die Station eng."
„Wir sind hier mit den Corellianischen Kanonenbooten beschäftigt, aber wir schicken ihnen
Beta acht. Viel Erfolg."
„ Danke, Beta sechs. Beta acht, hören sie mich?"
Ein bullige Stimme meldete sich:“ Klar und deutlich, Sir. Befinde mich im Anflug."
„Gut, Beta acht. Nehmen sie sich die Transporter vor, und jagen sie ihnen ein paar schöne
Torpedos rein. Ich gebe ihnen Deckung."
„Verstanden, Sir. Die hol ich vom Himmel." Das typische selbstmörderische Selbstvertrauen
der Bomberpiloten sprach aus seiner Stimme. Erim beobachtete, wie der Bomber auf ihn
zuhielt, und dann unterhalb seines Blickfeldes verschwand. Also drehte Erim seine Maschine,
um dem Bomber in Eskorte- Position zu folgen. Sie näherten sich dem Geschehen mit
maximaler Geschwindigkeit, wobei Erim seinen Schub dem des Bombers anpassen mußte,
um ihn nicht zu überholen.
Er behielt die Scanner und den Sichtbereich seines Fensters im Auge, um jeder Bedrohung für
den Bomber oder für sich vorzeitig entgegentreten zu können. Da bemerkte er einen AFlügler, der sich von Backbord näherte. Seine Ahnung wurde von der aufgeregten Stimme des
Bomberpiloten bestätigt: „Gamma eins, da nimmt mich jemand in die Raketenpeilung. Breche
Anflug ab." Mit diesen Worten scherte der Bomber behäbig nach rechts aus, um der
drohenden Vernichtung zu entkommen. Erim wendete, um freies Schußfeld auf den A-Flügler
zu haben. Dieser hatte sich voll auf sein Ziel konzentriert, und schien Erim nicht zu
bemerken. Erst eine Salve auf seinen Schild ließ ihn aus seiner Trance erwachen, und
geschickt wand er sich aus der tödlichen Umarmung von Erims grellgrünem Feuer, und flog
ein Korkenzieher Manöver.
Erim feuerte weiter, doch verfehlte sein Ziel. Plötzlich wurde der A-Flügler von einer Salve
von links getroffen, und explodierte in einer lodernden Feuerwolke. Erim konnte noch einen
TIE-Jäger erkennen, der durch die Stelle schoß, wo sich der A-Flügler eben noch befunden
hatte.
„Gute Arbeit!" Rief er in sein Kom, und wendete bereits, um nach dem Bomber zu sehen.
Der war wieder auf dem ursprünglichen Kurs. Mehrere blau leuchtende Objekte entfernten
sich sehr schnell vom Bug des klobigen Schiffes. Erim grinste wieder in seinen Helm. Der
TIE-Bomber hatte einen Schwarm aus Protonentorpedos ausgesetzt, die durch das All auf ihr
Ziel zuschossen. Das erste Paar detonierte hart auf den Schilden der muranischen Transporter,
die ihr Ziel fast erreicht hatten, das Nächste schwächte die Schilde so stark, so daß das Dritte
ungehindert auf die Hüllen traf, und die flachen, kantigen Schiffe explodieren ließen, und ihre
Überreste in Staub und heiße Schlacke verwandelten.
Der Bomber drehte ab, um sich wieder seiner Fluggruppe anzuschließen.
Erim blickte nach rechts, um sich vom Stand der Situation zu überzeugen: Die
Corellianischen Kanonenboote waren inzwischen auf Schußweite zur Fregatte und der Station
gegangen, und deckten sie mit heftigen Salven ein. Es schien ein verzweifelter Kampf zu sein.
Die imperialen Streitkräfte waren eindeutig in der Unterzahl.
Und die Fregatte wurde von immer neuen Explosionen durchgeschüttelt.
Auch die Station hatte erheblichen Schaden genommen, da viele Torpedos auf ihrer
Panzerung detoniert waren. Die Lage schien beinahe aussichtslos.
Erim hing sich an den nächsten Rebellenjäger, und kämpfte tapfer weiter, die drohende
Niederlage im Genick.
Das größte Problem waren die Corellianischen Kanonenboote. Die Fregatte konnte nicht
allein mit ihnen fertig werden. Zumal sie schon stark beschädigt war. Plötzlich kam Erim ein
Gedanke. Ein selbstmörderischer Gedanke.
Während er hinter einem Rebellenjäger herjagte, blickte er kurz zu den Sternen, die ihn
umgaben.
Da draußen war sein Schicksal.
Und er mußte sich ihm stellen.
Jetzt.
Er schoß noch einige Salven nach dem A-Flügler, den er verfolgte, dann drehte er ab.
„Beta Geschwader, wie sieht es bei den Kanonenbooten aus?" Fragte er ins Kom.
Kurz darauf kam die Antwort von der selben Stimme, die ihm eben auch geantwortet hatte:
„Schlecht, Gamma eins," preßte der Mann angestrengt heraus,
„die Dinger haben gute Kanoniere. Wir haben grade wieder einen Mann verloren."
Erim konnte die Szene jetzt sehen. Die Bomber schwirrten um die Boote wie ein Schwarm
Hornissen, vermochten jedoch weniger Schaden anzurichten, als ihm lieb war.
„Welches Kanonenboot hat den schwächeren Schild, Beta eins?" Erkundigte er sich.
„Das etwas oberhalb fliegt. Warum? Wollen sie sich beteiligen?" Fragte der Mann
sarkastisch.
Erim war klar, das er ihn verhöhnte. Was konnte ein Abfangjäger mit seinen Lasern schon
ausrichten?
Außerordentlich wenig.
Erim umklammerte den Steuerknüppel fester.
„Gamma drei und vier, zu mit aufschließen." Erim sprach in einem nüchternen Ton.
„Das kann nicht ihr Ernst sein", mischte sich der Bomberpilot ein, „ sie haben nicht den
Hauch einer Chance. Die holen sie vom Himmel, bevor sie einen Schuß abgegeben haben.
Lassen sie uns das erledigen. Wir haben noch genug Torpedos."
Doch Erim befand sich schon im Anflug.
Den Schub auf das Maximale erhöht.
„Gamma drei und vier, V-Formation. Sobald wir in Schußweite dieses Dings sind, fliegen sie
kleine Ausweichmanöver, und decken mich so. Auf mein Zeichen fliegen sie ein TagusBlütenmanöver, und entfernen sich. Alles verstanden?"
Die Beiden Piloten bestätigten. Sie konnten sich wohl nicht erklären, was das alles bringen
sollte, doch Befehl war Befehl. Die Gruppe näherte sich dem Geschehen.
Noch einmal schaltete sich der Bomberpilot ein: „Gamma eins, drehen sie ab! Sie haben kein
Potential, um diese Kanonenboote zu zerstören. Lassen sie es gut sein."
Doch Erim hielt weiter auf die Rebellenschiffe zu.
Plötzlich hörte er ein piepen in seinem Helm. Er hatte den A-Flügler vergessen!
Der Rebellenjäger versuchte, ihn mit einer Rakete anzupeilen. Das piepen wurde schneller.
Erims Blicke schnellten zwischen dem Computerbildschirm und seinem Ziel hin und her.
Sollte er abdrehen? Gleich waren sie in Schußweite des Kanonenbootes. Mit einem
Tastendruck visierte er den A an.
Er befand sich etwa zwei Kilometer hinter ihm. Das bedeutete, das die Rakete etwa 15
Sekunden zu ihm brauchte.
Das Piepen wurde zu einem lang anhaltenden Ton. Der Ton, der normalerweise den Tod
bedeutete. Erim behielt sein Ziel weiter im Auge. Und plötzlich ergoß sich ein Blutroter
Regen über sie. Vor ihm tänzelten jetzt die Maschinen aus seinem Geschwader herum, um
den Kanonieren des Bootes das Zielen zu erschweren. Auch er begann mit leichten
ausweichenden Schwenkern. Dabei hielt er den Entfernungsmesser im Auge.
Ein Alarmsignal aus dem Lautsprecher seines Helm.
Die Rakete war unterwegs!
Nun würde sich sein Schicksal entscheiden.
Die Laserstrahlen schossen weiter an ihm vorbei, einer verfehlte ihn nur knapp. Der Schweiß
stieg ihm auf die Stirn. Noch eine Sekunde...
„JETZT!" Brüllte er ins Kom, und die Beiden Jäger vor ihm scherten hart zu beiden Seiten
aus, und gaben das volle Schußfeld auf ihn frei.
Doch er hatte nicht vor sich treffen zu lassen. Die Rakete mußte in fünf Sekunden da sein. Er
riß die Maschine in einen kurzen Schlenker, und die Brücke des Kanonenboots befand sich
nicht mal 300 Meter vor ihm.
Er griff neben seinen Sitz, und zog an dem langen Hebel seines Schleudersitzes. In einem
Sekundenbruchteil wurde die Einstieg- Luke über seinem Kopf weg gesprengt, und mit einer
unmenschlichen Beschleunigung wurde er mit samt seinem Sitz aus dem Schiff geschossen.
Er neigte leicht den behelmten Kopf, um nach unten zu sehen.
Sein Schiff schoß mit absoluter Höchstgeschwindigkeit in die Brücke des Kanonenbootes,
dicht gefolgt von zwei Raketen, die ebenfalls dort aufschlugen.
Zusammen lösten sie ein gewaltiges Feuerwerk aus.
Der vordere Teil des Kanonenbootes explodierte, und spritzte das Innenleben des Schiffes als
glühende Bruchstücke in den Weltraum. Flammenzungen leckten aus dem Schiff, als sich die
Atmosphäre des Schiffes entzündete und aus allen Hüllenbrüchen auszubrechen versuchte.
Rauchschwaden quollen aus den geborstenen Fenstern, und die Antriebe verloschen. Das
Glühende Wrack driftete nach links, und schrammte hart über die Hülle des zweiten
Kanonenboots, das sich sogleich in der Seitwärts Bewegung des anderen Bootes wiederfand.
Es gab sogleich Schub und versuchte, sich aus der Todesumklammerung seines Mitstreiters
zu lösen. Dabei riß es sich jedoch mehrere Turbolasertürme ab, und entfernte sich dann
schwer getroffen.
Erim tastete inzwischen an der Kante seines Sitzes entlang, und fand den Knopf. Durch
mehrmaliges drücken aktivierte er die kleinen Steuerdüsen an seiner Rückenlehne, die seinen
Flug verlangsamten. Schließlich driftete er nur noch im All.
Der Schleudersitz hatte ihn etwa 450 Meter von der Explosion weggebracht, und von hier
verfolgte er das Geschehen. Offenbar hatte die Rebellen der Verlust ihres Kanonenbootes so
geschockt, das die imperialen Streitkräfte wieder die Initiative ergreifen konnten. Die Fregatte
feuerte nun ihre ganze verbliebene Feuerkraft hinter dem flüchtenden Kanonenboot her, und
die TIE-Jäger schlossen sich wieder zu Rotten zusammen, um den Rebellenjägern die Stirn zu
bieten. Diese hatten aber jetzt nicht mehr viel zu melden. Da sich jetzt auch die Bomber der
Jagd anschlossen, und kleine Geschenke in Form von Erschütterungsraketen verteilten,
flüchteten die Rebellen Hals über Kopf in den Hyperraum.
Aber man hatte sie bluten lassen.
Erim blickte auf die Sauerstoffanzeige auf seinem Armchrono. Es blieb ihm noch Luft für gut
anderthalb Stunden. Im Schiff hätte sein Vorrat länger gereicht. Er hoffte nur, das man ihn
finden würde, und nicht davon ausging, das er sich mit samt seinem Schiff in die Luft gejagt
hätte. Obwohl es fast so gekommen wäre.
Er aktivierte seinen Notsender und hoffte das Beste.
Glücklicherweise fand man ihn, als die Anzeige des Sauerstoffs schon nur noch einige
verbleibende Minuten anzeigte. Eine Fähre fischte ihn auf, und brachte ihn, zwar leicht
unterkühlt, aber wohl behalten, zur Station zurück.
Als sie im Hangar landeten, war das Flugfeld ein einziges Schlachtfeld. Überall lagen Leichen
von Sturmtrupplern, Stationspersonal, und Rebellensoldaten herum. Doch offensichtlich war
die Gefahr gebannt. Wie man ihm später mitteilte, hätte das Ankommen der zweiten
Transportergruppe das Blatt wohl mit aller Wahrscheinlichkeit gewendet. Doch so hatte man
dem Ansturm standgehalten. Jedoch mit erheblichen Verlusten.
Erim wurde kurz ärztlich untersucht, und dann auf sein Quartier gebracht. Denn auf der
Krankenstation war kein Platz mehr frei.
Kurz nachdem alle Rebellen verschwunden waren, kam dann endlich der echte Konvoi an,
und lieferte die dringend benötigten Güter.
Mit ihm kam auch der Imperiale Sternzerstörer Adarga, der das Gebiet sicherte, und
Sturmtruppen und Jäger absetzte. Er hatte auf den Notruf der Station reagiert.
Zwei Tage später gab es dann in der großen Messe eine Andacht für die Gefallenen der
Schlacht. Erim hatte die letzten Tage frei bekommen, und sich durch ausreichend Schlaf
wieder erholt.
Doch fühlte er sich auch wieder leer und ausgebrannt. Sogar, als der Kommandeur der Station
ihm persönlich vor der versammelten Mannschaft zu seinem vorbildlichen und tapferen
Verhalten in der Schlacht gratulierte.
Wieder waren zwei Männer seines Geschwaders gestorben. Er bekam zwar einen Imperialen
Tapferkeitsstern verliehen und einen Händedruck vom Kommandeur, doch das alles
vermochte ihn nicht so recht aufzuheitern.
Später stand er wieder am Fenster seiner Kabine, und blickte aus dem Fenster. Er dachte über
das Geschehen der letzten Tage nach.
Ein schmales Lächeln kam ihm über die Lippen. Laura hatte ihm heute geschrieben.
In ihrer Gegenwart würde er mit Sicherheit etwas Frieden finden. Er freute sich immer mehr
auf ihr nächstes Wiedersehen. Ein kleiner Urlaub würde im gut tun.
Sein Türsummer läutete. Etwas überrascht über den unangemeldeten Besuch öffnete er. Vor
der Tür stand ein kleiner Mann, der ihm nach kurzem militärischen Gruß einen Datenblock
überreichte. Dann verschwand er wortlos. Verdutzt las Erim den Block.
Man teilte ihm mit, das der Sternzerstörer Adarga ihn und einige andere mitnehmen würde,
und an einem Rendez-Vous Punkt an den Sternzerstörer Sephiroth übergeben würde. Dort
würde er ab dann wieder dienen. Er hatte auf der Sephiroth gedient, bevor er hier her
gekommen war. Und jetzt sollte er wieder zurück. Schon übermorgen. Er ballte die Hand zur
Faust. Wahrscheinlich würde sich sein Treffen mit Laura noch weiter verzögern.
Verärgert zog er sich in seine Koje zurück. Er hoffte nur, das diese Holzköpfe vom
Kommandostab ihm bald Urlaub genehmigen würden.
So wie es aussah, würde wieder eine Menge Arbeit auf ihn zukommen.
Er legte sich auf seine Koje.
Vielleicht war es doch nicht so schlecht. Immerhin würde er dort alte Freunde von der
Ausbildung wiedersehen. Wenn sie noch am Leben waren.
Er rollte sich auf die Seite, und schloß die Augen. Sein Schicksal hatte sich noch nicht
entschieden. Aber es lauerte dort draußen.
Vielleicht würde er ihm noch eine Weile ausweichen können. Vielleicht.
Die Decke der Müdigkeit umhüllte ihn langsam.
Und mit einem letzten Gedanken an Laura schlief er dann ein... .
April 2001
Andreas Popescu