Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Sammlung als Aleph
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Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Sammlung als Aleph
Presseinformation Thyssen-Bornemisza Art Contemporary. Sammlung als Aleph KünstlerInnen der Phase 1 9 Seiten Kunsthaus Graz am Landesmuseum Joanneum Lendkai 1, A–8020 Graz presse@kunsthausgraz.at www.kunsthausgraz.at T +43-316/8017-9213, F -9212 Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Sammlung als Aleph. KünstlerInnen der Phase 1 Jim Lambie geb. 1964, Glasgow (UK) lebt und arbeitet dort Jim Lambie, der als Künstler, DJ und Musiker tätig ist, verwendet bunte Klebebänder, um auf architektonische Gegebenheiten eines Raumes zu reagieren und ihn damit neu zu strukturieren. Seine Farblinien schaffen aus ruhigen, leeren Räumen bewegte, rhythmische, dynamische, energetische und emotionale Räume, die sinnlich irritierend auf unsere Wahrnehmung wirken. Seine Fußbodeninstallationen bestehen aus zahlreichen Kanten, die sich optisch gegenseitig auflösen. Erweitert sich der Raum oder zieht er sich zusammen? Wie mit seiner Musik versucht er in einer stark von der Popkultur geprägten Praxis auch mit den Linien reale Räume in psychologische Stimmungsräume umzuwandeln. Und nachdem jeder Raum einzigartig ist, bleiben auch seine nach Bands oder Musiktiteln benannten Installationen temporäre Ereignisse. Wenn Sie fertig abgespielt sind, verschwinden sie auch wieder. Zobop Gold, das aus Vinylstreifen in den Farben Gold, Silber, Schwarz und Weiß auf den Boden der Lobby aufgebracht wurde, war bereits in zahlreichen anderen Städten (z.B. Wien, Tokio, Düsseldorf und Edinburgh) unter anderen räumlichen Voraussetzungen zu erleben. Zobop Gold, 2000 Gold, silver, black and white vinyl tape Edition 3/3 Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (Lobby) Florian Hecker geb. 1975, Augsburg (D) lebt und arbeitet in Wien (A) und Berlin (D) Florian Hecker hat für den Travelator im Kunsthaus Graz eine neue akustische Arbeit entwickelt. Sie beginnt mit einer Hommage an David Tudors Kompositionen der Neural Synthesis, die als Enter von der Merce Cunningham Dance Company in der Opera Garnier 1992 in Paris uraufgeführt wurde. Winzige Tonpartikelabfolgen werden in hörbare Formen gebracht, indem sie von einem künstlichen neuralen Netzwerk strukturiert werden. Dieses ist trainiert, Musik „im Stile Heckers“ herzustellen. Der zweite Teil bietet eine Unterbrechung der sich beständig wiederholenden 49-minütigen Komposition mit nicht musikalischen Tönen, wie sie in den wahrnehmungspsychologischen Experimenten der Auditory Scene Analysis verwendet werden. Die einzelnen Geräusche, die scheinbar aus derselben Quelle stammen, werden durch Gruppierungsprozesse zu einem wahrnehmbaren Ganzen geformt. Florian Hecker interessiert hier genau dieser Perspektivenwechsel innerhalb der sich bewegenden Klang-Strukturen und Klang-Räume. 5 Channel Artificial Neural Synthesis, 2008 Pentaphonic computer generated sound, DVD-A player, surround amplifier, electrostatic loudspeaker system Duration: 49 min Courtesy of the artist (Travelator) Carsten Höller geb. 1961, Brüssel (B) lebt und arbeitet in Köln (D) und Stockholm (S) Der habilitierte Pflanzenarzt Carsten Höller ließ die akademische Karriere hinter sich, um als Künstler das Publikum zum direkten „Erfahren“ seiner Werke einzuladen. 960 Glühbirnen, deren 16 raumgreifende Ringe über einen Laufsteg begehbar sind, erinnern an Lichtspiele, wie man sie von Vergnügungsparks kennt. Man betritt das Y und erlebt die unterschiedlichen Beleuchtungssituationen der Birnen als Rotation. Die dafür notwendigen unterschiedlichen Frequenzbereiche wirken stimulierend und irritierend, manche fühlen sich dadurch sogar magisch in das Y hineingezogen. Durch geschickte Spiegelung wird die Illusion des Y gesteigert und der Laufsteg zum scheinbar endlosen sich drehenden Lichtkanal. Höllers Arbeiten sind oft verspielt und laden zu ungewohnten Wahrnehmungserlebnissen ein. Wie sehr können wir uns auf das verlassen, was wir sehen? Y, 2003 960 lightbulbs, aluminium, wood, cables, electronic circuitry, light signs, mirrors approx. 1300 x 850 x 320 cm Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Seite 2/9 Los Carpinteros Marco Antonio Castillo, geb. 1971, Camagüey (C) Dagoberto Rodríguez Sánchez, geb. 1969, Caibarien (C) Los Carpinteros leben und arbeiten in Havanna (C) Los Carpinteros sind ein Kollektiv von zwei kubanischen Künstlern, die als „Tischler-Gilde“ durch die Welt ziehen und sich durch ihre humorvolle Weltsicht einen Namen gemacht haben. Sie erfinden dabei die unterschiedlichsten Dinge: von gestapelten Pappkartonhäusern, einer transportablen Stadt, einem aufblasbaren Highway bis hin zu simpleren Objekten, die z.B. als Möbel gerne die ursprüngliche Funktion und damit ihren Sinn verlassen. Sie agieren als Entwerfer und Handwerker und konstruieren dabei eine eigene Welt als Paraphrase der Gegenwart. Manchmal hat diese auch etwas Surreales. Das Bett, das seine eigene Liegefläche verlässt, wirkt sanft bewegt und unruhig. Der eingefrorene Moment eines Mauerdurchbruchs entbehrt der Wucht des Desasters und scheint vielmehr in einem besonderen Zustand der Schwerelosigkeit zu verharren, in dem Zeit und Raum jede Bedeutung verloren haben. Marco Antonio Castillo und Dagoberto Rodríguez Sánchez sind durchaus zufrieden, wenn neue Erkenntnisse und Interpretationen über (und durch) ihr Werk gefunden werden. Der schwarze Humor und die den Werken innewohnende Absurdität sind gewiss hilfreich, die Dinge einmal anders zu sehen. Cama, 2007 Foam, fabric, metal, stainless steel, epoxy paint 82 x 209 x 185.5 cm Co-produced by Atelier CALDER / le lieu Unique unique / Sean Kelley Gallery Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Frío Estudio del Desastre, 2005 Cinder blocks, concrete, fishing nylon Dimensions site specific Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Seite 3/9 Catherine Sullivan geb. 1968, Los Angeles (US) lebt und arbeitet dort Das Werk von Catherine Sullivan verbindet die zweifache Ausbildung der Künstlerin, die zunächst Schauspiel und Regie studierte und anschließend in die Bildende Kunst wechselte. Seit 1997 realisiert sie Videofilme und -installationen, deren Dramaturgie einem gespielten Theaterstück folgen. Gold Standard ist eine zweiteilige Videoarbeit, die auf dem Film The Miracle Worker von Arthur Penn aufbaut, der verfilmten Lebensgeschichte der taubblinden Schriftstellerin Helen Keller und ihrer Lehrerin Annie. 1962 bekamen die beiden Schauspielerinnen Oscars für ihre Leistungen, wodurch sie einen „goldenen Standard“ für diese Rollen festlegten. Die Videoinstallation von Catherine Sullivan greift jene Szene aus dem Film heraus, in der Helen lernen soll, mit dem Löffel anstatt mit den Händen zu essen, worauf sie hysterisch und melancholisch reagiert. Die Szene wird dicht nebeneinander zweimal in derselben räumlichen Umgebung, jedoch mit unterschiedlich verteilten (Geschlechter-)Rollen und Charakteren gespielt. Sullivan interessiert die emotionale Spannung der Szene, aber auch die Möglichkeiten ihrer Veränderbarkeit durch die Dramaturgie der Rollen und ihrer Inszenierung. Verändert sich der Inhalt der Szene durch die gewählte Darstellungsform? Gold Standard (hysteric, melancholic, degraded, refined), 2001 Two-channel video projection 12 min 24 sec, color, no sound 1/1 AP (Edition of 3 + 1 AP) Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Sarah Lucas geb.1962, London (UK) lebt und arbeitet dort 1997 zeigte Sarah Lucas erstmals eine Serie von 8 weiblichen Häschen um einen Billardtisch gruppiert in London. Seither zählen diese zu ihren berühmtesten Objekten. Die weiblichen Strumpfhasen in unterschiedlichen Farben und auf verschiedenen alten Stühlen umgaben einen Billardtisch und „got snookered“ – sie wurden vom Treffen abgehalten. Eindeutig zweideutig spielt Lucas auf vermeintlich klare Geschlechterverhältnisse an. Hier hat einer von diesen Hasen Platz genommen. Fundstücke wie Nylonstrumpfhosen und grüne Strümpfe geben dem schlappen Körper seine an den Bürostuhl gefesselte Form. Gesicht hat er keines, er ist mehr Objekt als Individuum. Wehrlos hängt er da, reduziert auf eine klischeehafte Vorstellung weiblicher Sexualität und Rollenzuschreibung. Bunny Gets Snookered #3, 1997 Tan tights, green stockings, red office chair, clamp, kapok and wire 119.5 x 58 x 61 cm Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Seite 4/9 Paul McCarthy geb. 1945, Salt Lake City (US) lebt und arbeitet in Los Angeles (US) Ein über drei Meter hohes Aluminiumgerüst mit Standard-Neonleuchten formt den überdimensionalen Kronleuchter, der zur monumentalen, hell strahlenden Lichtinstallation wird. Crown entstand nach einem Vorbild in einer Londoner Bank am Piccadilly Circus, wo zwei große Kronleuchter das repräsentative Ambiente für seriöse Geldgeschäfte schaffen sollten. Heute ist diese Bank, die in den 1920er Jahren von Edwin Lutyens entworfen wurde, eine Galerie, in der McCarthy diese Arbeit das erste Mal ausstellte. Am Originalschauplatz wurde der transformierte Riesenluster zum Zitat, um die Rolle des Ortes und dessen soziale Abläufe, die sich an diesem Repräsentationsgegenstand abhandeln lassen, aufzuzeigen. Als Teil der Ausstellung im Kunsthaus Graz wird die Frage nach dem damit verbundenen Wertesystem auf einer allgemeinen Ebene hinterfragbar. Woran denkt man, wenn man an große, hell strahlende Luster denkt? Es ist gut möglich, dass Ihnen Crown bei längerer Betrachtung zunehmend grotesk, verstörend oder auch sarkastisch erscheint. Crown, 2003 Aluminium, 12 fluorescent lamps, mirrors, wood, plastic Height 320 cm, diameter 195 cm Edition 1/3 Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Fiona Banner geb. 1966, Merseyside (UK) lebt und arbeitet in London (UK) Worte sind das Ausgangsmedium, mit dem Fiona Banner arbeitet. Sie untersucht die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache, Worten und Bildern in Schrift-Zeichnungen, Skulpturen und Installationen. Das Thema der Kampfflugzeuge verfolgt sie schon seit geraumer Zeit und in unterschiedlichen Medien. Sei es, dass sie ein Glossar von A-Z von sämtlichen weltweit im Einsatz befindlichen Kampfflugzeugen angelegt hat, sei es, dass sie ein Buch (ohne Text) darüber herausgibt, oder sei es, dass sie als Parade 201 kleine Plastik-Modellkampfflieger baut und ausstellt. Am Beginn stand das Sammeln von Fotos dieser Flugzeuge, die sie in Zeitungen fand. Es war ihr wichtig, dass es sich um Bilder handelte, die aus dem „wirklichen“ Weltgeschehen waren, auch um zu beobachten, wie diese Bilder in das Alltagsleben einfließen. Wie wird über Krieg in den Zeitungen berichtet? Wie wird das Kampfgerät dargestellt? Niemand „mag“ den Krieg und doch lässt sich so manche Faszination an der Ästhetik der Zerstörung nicht leugnen. All the World’s Fighter Planes, 2004 Wall drawing Dimensions site specific Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Seite 5/9 Olafur Eliasson geb. 1967, Kopenhagen (DK) lebt in Berlin (D) Polierte Stahlbänder in scheinbar wahllosen Verbindungen formen einen Tunnel, dessen Gitterwand beim Durchschreiten dennoch in regelmäßigen Abständen Blicke nach draußen durchlässt. Trotz der Transparenz wird der Tunnel zum architektonischen Eingriff und schafft eine Passage durch den Ausstellungsraum. Gleichzeitig erinnert er an gewachsene Laubengänge barocker Parks. Verfolgt man die Struktur des Gitters genauer, wird ein Muster erkennbar, das das scheinbare Gewirr der metallischen Linien in mathematischer Logik auflöst. Die FibonacciReihe, eine mathematische Reihe, deren exponentielles Wachstum sich häufig in der Natur beobachten lässt, wird ebenso entschlüsselbar wie die Kristalltheorie, nach der Schneekristalle sechseckig seien. Die Verbindung der metallischen Technik basierend auf komplexen mathematischen Formeln, die man auch in der Natur findet, lässt einen kraftvollen Raum entstehen, in dem die Grenzen von Künstlichem und Natürlichem verschwimmen. Fivefold tunnel, 2000 3 telescopic parts of tunnels, grey powder-coated steel approx. 222 x 126 x 1055 cm Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Tracey Emin geb. 1963, London (UK) lebt und arbeitet dort Tracey Emin ist bekannt für ihre autobiografischen Arbeiten, die in unterschiedlichen medialen Ausdrucksformen eine sehr kontrollierte Darstellung ihrer eigenen Person zeigen. Sehr direkt und schonungslos thematisiert sie sexuelle Erfahrungen, Abtreibungen und Vergewaltigungen, gleichzeitig lässt sie sowie sie Selbstmissachtung und Promiskuität in unterschiedlichen Arbeiten sichtbar werden lässt. Diese tabulose Offenlegung ihrer eigenen Person hat ihr nicht nur Ruhm eingebracht, und sie sagt selbst „Tracey Emin might not be the kind of artist your granny would like.“ In diesem Zusammenhang erscheint ihr Lichtschriftzug I Dream of Sleep wie ein sehnsuchtsvolles Innehalten in einer turbulenten Welt. I Dream of Sleep, 2002 Blue neon 60 x 120 x 6 cm Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Seite 6/9 Haluk Akakçe geb. 1970, Ankara (TR) lebt und arbeitet in New York (USA) und London (GB) Aus dem Schwarz entwickeln sich mit zunehmender Geschwindigkeit Liniengeflechte, die sich immer weiter öffnen, um im Weiß innezuhalten. Weiche Lichtstäbe fallen aus dem Grau und verdichten sich in sanften Bewegungen zu zarten Farnen und Gräsern. Metallisch wirkende Blüten, die an Zangen erinnern, schweben durch den Raum. Akakçe lässt uns in ein Stimmungsbild einer konstruierten Welt, in einen technologischen Garten Eden eintauchen und gibt uns die Illusion eines Ursprungsmoments. Alles ist im Fluss und kann einer gewissen romantischen Poetik nicht entbehren. Die Musik, die sich den Objekten anpasst, unterstreicht das Spiel von Licht und Schatten, den Wechsel von Bewegung und Stillstand und lässt uns tiefer in das generierte Naturschauspiel von Akakçe eintauchen. Raum und Zeit werden für kurze Momente belanglos. Illusion of the First Time, 2002 3-channel video installation 6 min 14 sec, color, sound Edition 2/3 + 1 AP Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Jason Rhoades geb. 1965, Newcastle (US) gest. 2006, Los Angeles (US) Mi Saga U Saga (Emmanuelle Saga) ist eine Assemblage von Objekten. Alles scheint als Ausgangsmaterial für seine Kunst brauchbar, doch hat das Chaos System? Ist eine Ordnung erkennbar? Der vergrößerte Abdruck einer versteinerten Kamelzehe, leuchtende Neonschriftzüge, Metallrohre, eine Bank, eine gesetzlich geschützte MeccaVulva (eine Aluminiumform in Gestalt jenes Hügels, der den Schwarzen Stein an einer Ecke des Kaaba-Schreins in Mekka fasst), Elektrokabel und viele andere scheinbar zufällig verstreute Gegenstände verbinden sich zu einem Memorial für Emmanuelle, der Soft-Porno-Heldin der 1970er Jahre. Rhoades hat für sie eine eigene Welt von Objekten geschaffen, genauso wie er Sprache neu definiert, wenn er 1.724 Wörter für das weibliche Geschlecht notiert. Die Arbeit kann als sehr unmittelbarer Kommentar zu Sex, Geld und Religion und damit als Kritik an einer an konservativen Maßstäben orientierten Kunst verstanden werden. Mi Saga, U Saga (Emmanuelle Saga), 2005 Emmanuelle flatwork, Perfect World Bench (polished aluminium tubes, concrete), several neon phrases, 2 chandeliers, aluminium tubes, clamps, speakers, Wailing Wall (plastic, metal table, fibreglass camel toe, PeaRoeFoam, neon, plexiglass, electrical wiring), and book (“1724 Birth of the Cunt, 2004”) 360 x 370 x 420 cm Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Seite 7/9 Douglas Gordon geb. 1966, Glasgow (UK) lebt und arbeitet in Glasgow (UK) und Berlin (D) Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise umarmt eine Frau nach der anderen. Sie entstammen zwar alle seiner Crew, aber alle aus unterschiedlichen Folgen der Serie. Der glorreiche Kapitän eines legendären Raumschiffes, der magisch von den Damen besessen scheint, missachtet alles, was sein Heldentum ausmacht. Er riskiert sein Schiff, er riskiert sein Leben. Douglas Gordon verlangsamt die Szenen so, dass jedes Bild zu stehen scheint, und dekonstruiert damit den Mythos eines Kapitäns Bild für Bild. Die Frauen liegen dem Helden nicht immer freiwillig in den Armen. Liebevolle Umarmungen werden verlangsamt zu einer heftigen Attacke, ein Kuss zu einem kräfteraubenden Ereignis und Leidenschaft zum Kampf. Die Veränderung schnell ablaufender Filmbilder hin zu erkennbaren Einzelbildern lässt auch bei dieser Arbeit die Frage nach dem „wahren“ Sehen akut werden. Der nehmende Mann, wie man ihn aus zahlreichen Filmen der 1960er Jahre kennt, wirkt in aller Langsamkeit (z)erdrückend, die hingebungsvolle Frau als Opfer. 1968, als Kirk seine Kommunikationsoffizierin Lieutenant Uhura vor laufender Kamera küsste, löste er mit diesem ersten Filmkuss (zwischen Angehörigen verschiedener Rassen) der US-Fernsehgeschichte einen Skandal aus, der dazu führte, dass einige Sender die Folge nicht ausstrahlen wollten. Und das, obwohl der Kuss durch ein übermächtiges Wesen erzwungen wurde ... Predictable Incident in Unfamiliar Surroundings Nos. 1, 2, 3, 4, 5, 1995 Single-channel video installation 39 min 50 sec, color, no sound Edition of 5 Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Seite 8/9 Heimo Zobernig geb. 1958, Mautern (A) lebt und arbeitet in Wien (A) Heimo Zobernig agiert mit seinen Möbelarrangements geschickt im wirkungsvollen Grenzbereich von Kunst, Ausstellung und Alltagsgegenstand. Ohne den Ausstellungsraum blieben die Objekte Gebrauchsgegenstände, die nicht selten aber auch im Ausstellungskontext gebraucht werden dürfen. Sein Verständnis ist ein funktionales, die verwendeten Objekte bleiben auf ihre minimalen Eigenschaften reduziert. Schnörkel gibt es nicht und doch verwendet er das erhabene Gold, um dem Sesselklassiker von Ray und Charles Eames und Arne Jacobsen die wohlverdiente Würde zu verleihen. Mit der propagierten Materialwahrheit der Moderne bricht er damit allerdings bewusst. Das kühle Spiel mit Definitionen und Programmen im Kunstbetrieb treibt Zobernig sehr gekonnt auf die Spitze. Platz nehmen? Raum definieren. Untitled, 2000 Table, 7 chairs (steel, mirrored glass, wood) Height 74 cm, diameter 133.8 cm Table: 133.5 cm, H: 73.9 cm Chairs: 81.5 x 52.5 x 50 cm Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Untitled, 2006 Wood, particleboard, MDF, pressboard, plywood, chipboard, OSB, black marker, pencil 278 x 80 x 54 cm Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Untitled, 2004 Table and 2 iron supports (red lacquered, wooden top, brush painted in yellow and black) 78 x 300 x 100 cm Edition 2/7 Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Untitled, 1999 8 stackable chairs (plywood seat, chromed frame) 83 x 51 x 52 cm Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (Needle) (Monika Holzer-Kernbichler) Seite 9/9