Autobiographischer Schülertext 2
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Autobiographischer Schülertext 2
THOMAS GREUEL Zeile SEITE 1 METHODISCHE FUNDIERUNG Autobiographischer Schülertext 2 (männlich, Sekundarstufe II, unkorrigiertes Original) 1 5 10 15 Aus Erzählungen weiß ich, dass es zum abendlichen Ritual von meinem vier Jahre älteren Bruder gehörte, mit meiner Mutter Kinderlieder zu singen und ein Kindergebet zu sprechen. Am [Datum] erblickte auch ich das Licht der Welt. Dieses Ritual wurde auch nach meiner Geburt fortgesetzt. Da ich tagsüber eher ein sehr lebhaftes Kind war, empfand ich dieses Ritual als sehr harmonisch und beruhigend. Sobald ich konnte, sang ich die Kinderlieder lauthals mit und klatsche auch den Takt dazu. Aus Berichten meiner Mutter erfuhr ich, dass ich im Alter von ca. 2 Jahren eines Tages aus der Küche „verbannt" wurde, da ich meiner Mutter tierisch auf die Nerven ging. Meine Mutter gab mir einen Kochtopf mit Deckel und einen Holzlöffel mit der Bemerkung, ich solle damit nun selbst kochen. Kurzer Hand funktionierte ich diese Hilfsmittel in ein Musikinstrument um. Wochenlang benutzte ich den Kochtopf mit dem Holzlöffel als Schlagzeug. Ich begleitete die Kinderlieder auf der Kassette oder Schallplatten meines Bruders wie z.B. Mike Krügers „Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche ziehen" und Vater Abraham und die Schlümpfe. 20 25 30 35 40 Wenn mein Bruder neue Kinderlieder aus dem Kindergarten mitbrachte, versuchte ich immer wieder diese Lieder mitzusingen. Sämtliche Texte lernte ich verhältnismäßig schnell auswendig, auch wenn ich den Inhalt der Texte nicht immer verstand. Daraus interpretiere ich heute, dass es mir weniger um die Texte ging, als um den Rhythmus und die fröhlichen Melodien. In dieser Zeit nahm mein Vater den Gesang von meinem Bruder und mir auch auf Kassette auf, die ich mir anschließend mit Begeisterung anhörte. Mit Beginn meiner eigenen Kindergartenzeit bekam ich einen umfangreicheren Einblick in die „Kinderliederszene". Ich erkannte, dass die Lieder gezielt eingesetzt wurden, um den Tagesablauf zu bestimmen. z.B. wurde morgens ein „Begrüßungslied" gesungen, mittags verabschiedeten wir uns mit dem Lied: „Alle Leut, alle Leut, gehen jetzt nach Haus...". Abends sang ich mit meiner Mutter und meinem Bruder ein Abendlied, wie z.B. „Der Mond ist aufgegangen". In dieser Zeit begriff ich auch, dass man zu bestimmten Anlässen im Jahr besondere Lieder singen konnte, wie z. B. zu St. Martin, Weihnachten, Frühlingsanfang usw. Mir fiel auf, dass die Texte dieser Lieder auch etwas zu sagen hatten. Ich empfand große Achtung vor dem Sankt Martin, und auch die Besinnlichkeit der Weihnachtslieder. THOMAS GREUEL 1 5 10 15 20 25 30 35 SEITE 2 METHODISCHE FUNDIERUNG Als ich ca. 4 Jahre alt war, wurde im Kindergarten ein Musikprojekt durchgeführt. Wir sollten alle ein Musikinstrument selber bauen und damit Töne und Klänge erzeugen. Zuerst baute ich ein Percassionslnstrument aus zwei Buttermilchbechem und Erbsen. Dazu füllte ich die Erbsen in einen Becher und klebte den einen Becher mit der Öffnung des anderen Bechers zusammen. Von diesem Musikprojekt inspiriert hatte ich zu Hause den Wunsch, mir eine Gitarre zu basteln. Ich fand zwischen meinen Spielsachen einen abgebrochenen Kinderbesenstiel und eine leere Keksdose. Weil ich aber nun mit meinem Latein am Ende war, nervte ich nun meine Mutter, mir daraus eine Gitarre zu bauen. Sie sollte mir an der Keksdose «Fäden an machen". Endlich kam meiner Mutter die rettende Idee, sie nahm zwei Einmachgummis und legte diese um die Dose. An die Ruckseite der Dose befestigte sie dann das Griffbrett (Besenstiel) mit Klebeband. Am Abend erklärte mir mein Vater, dass dies aber keine Gitarre wäre, sondern eher ein Banjo. Daraufhin nervte ich mehrere Monate meine Eltern mit meinen Soloauftritten mit Gesangs- und Tanzeinlagen im Wohnzimmer mit meinem „Jambo". In der Folgezeit entwickelte ich noch ein weiterentwickeltes Serienmodell dieser Baureihe. Mit ca. 5 Jahren bekam ich von Verwandten aus der ehemaligen DDR ein Kindermusikinstrument, dass sich Viola nannte. Es glich einer Melodika. Allerdings war mein Instrument aus buntem Plastik mit verschiedenfarbigen Tasten. Dazu gehörte ein Liederheft, in dem die Noten ebenfalls farbig abgebildet waren. Schon nach kurzer Zeit beherrschte ich diverse Kinder- und Volkslieder. Gerne präsentierte ich meine Künste auf der Viola bei Familientreffen und diversen Feiern. Zu dieser Zeit gehörte es zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, mit meinem Bruder aus Legosteinen eine unseren Hobbykeller ausfüllende Stadt mit Straßen zu bauen. Während dieser Bautätigkeit hörte mein Bruder vorwiegend Musikkassetten von A-HA, Nena, Matthias Reim, David Hasselhof, ABBA, Ronny's Pop Show, usw. So wurde ich von den aktuellen Charts informiert. Mit meinen Eltern schaute ich mir im Fernsehen auch diverse Unterhaltungssendungen mit Musikeinlagen an (z.B. „Wetten dass.."), in denen die Neuheiten vorgestellt wurden. 40 45 Durch unseren wiederholt jährlichen Urlaub in Kärnten (Österreich) kam ich auch mit der volkstümlichen Musik in Berührung, deren Takt und Gleichmäßigkeit mich begeisterte. Ich habe mir erzählen fassen, dass ich schon sehr früh beim Hören von Marschmusik mit dirigiert habe. THOMAS GREUEL 1 SEITE 3 METHODISCHE FUNDIERUNG Man kann sagen, dass ich mich in dieser Zeit langsam vom Kinderlied löste und mich in alle anderen Musikrichtungen öffnete. Ich hatte an jeder Art von Musik Spaß, bei der der Rhythmus gut hörbar war und natürlich fand ich die Musik, die mein großer Bruder hörte, am besten. 5 Im ersten Schuljahr begann ich auch Blockflötenunterricht zu nehmen. Bereits nach drei Monaten konnte ich zur Weihnachtszeit meine ersten Werke vortragen. 10 15 20 25 30 35 Nach Aussagen meiner Musiklehrerin hatte ich großes Talent und nach ihrer Meinung sollte ich weiter gefördert werden. Allerdings hatte meine Mutter große Kämpfe mit mir auszufechten, wenn ich „üben" sollte. Mir war zu dieser Zeit das Toben draußen an der frischen Luft viel wichtiger. Obwohl ich nur sehr geringe Zeit geübt hatte, wurde ich von meiner Musiklehrerin, zum Erstaunen meiner Mutter, immer wegen meiner Perfektion gelobt. Ein Jahr später hatte ich beim Weihnachtsfest in meiner Klasse einen erneuten Auftritt mit einem erweiterten Liederschatz und neuer Blockflöte. In dieser Zeit spielte ich auch öfter mit meinem Bruder zusammen Blockflöte. Im dritten Schuljahr hatte ich den Wunsch, Keyboard zu spielen, weil ich keine Lust mehr auf „Blockflöte" hatte, zum großen Bedauern meiner Musiklehrerin. Ich bekam auch Unterricht, der mir sehr viel Spaß machte. Ich experimentierte sehr viel mit meinem Keyboard herum. Mir fiel es nicht schwer, eigene Melodien zu erfinden und dazu die Baßbegleitungen der verschiedenen Taktarten herauszufinden. Aber die Sache mit dem „Üben" blieb. Ich begann meine Übungen mit großem Theater 10 Minuten vor Abfahrt zum Unterricht Eigentümlicherweise sagte der Lehrer immer, dass ich sehr gut geübt hätte, und erstaunlicherweise machte ich sogar gute Fortschritte. Mein Musiklehrer lobte mich, wie intensiv ich mich mit den einzelnen Musikstücken beschäftigt hätte. Ich hoffte jedesmal, dass meine Mutter ihm nicht erzählen würde, wie die Realität aussah. 40 45 Als ich nach der vierten Grundschuiklasse in die Realschule eingeschult wurde, hatte meine Mutter keine Lust mehr auf die ständige Motivations- und Geduldsarbeit mit mir. Obwohl mein Musiklehrer mir Einzelunterricht anbot und mich gerne weiter gefördert hätte, hörte ich mit dem Unterricht auf. Nur noch gelegentlich spielte ich auf dem Keyboard, bis ich es schließlich ganz aufgab. THOMAS GREUEL 1 5 10 15 20 SEITE 4 METHODISCHE FUNDIERUNG Jetzt folgten einige Jahre, in denen ich ausschließlich Musik hörte. Im Radio hörte ich die aktuellen Charts. Kassetten wurden vom Radio aufgenommen, oder ich überspielte mir die Kassetten von meinem Bruder. Ich machte mir zu dieser Zeit keine Gedanken zu den einzelnen Musikstilen, sondern ich hörte sie, weil ich sie „cool" fand und gerne auf dem Walkman oder vor dem Zubettgehen beim Lesen im Radio hörte. Außerdem erfolgten in dieser Zeit auch gelegentlich Operettenbesuche oder Musicalbesuche mit meiner Familie. Ich erinnere mich auch an meinen ersten Ballettbesuch. Es war in der Vorweihnachtszeit, als wir uns den „Nußknacker" ansahen. Darauf folgten die Operette „Der Zigeunerbaron" und das Musical „Starlightexpress". Hierbei faszinierte mich das Zusammenspiel von Musik, Tanz und Schauspiel. Auch die Orchestermusik live in den großen Sälen beeindruckte mich stark. Zu meiner Konfirmation bekam ich meine erste Stereoanlage mit CD und auch ein Album von Mettallica. Obwohl ich zu dieser Zeit überwiegend Techno und Trance hörte, fand ich die ruhigeren Lieder von Mettallica sehr gut. Die leicht melancholischen Melodien und die kraftvolle Stimme des Sängers fand ich faszinierend. Die aggressiveren Lieder hörte ich, um meine eigenen Aggressionen abzubauen. 25 Auch hörte ich Gruppen wie Greenday und Offspring, deren ausdrucksstarken und „jugendlichen" Gesang mich interessierte. 30 Ich kaufte mir auch das Album der Fugees „The Score" das eher zur Hip Hop Szene gehört. Daran fand ich Gefallen, weil es coole Musik der Farbigen war, die sich mit gesellschafts-kritischen Themen auseinander setzten. 35 40 45 Auch durch meinen Bruder kam ich auf die Musikgruppe Pur. An dieser Gruppe reizte mich, dass die Texte ihrer ersten Lieder einen sehr tiefen Sinn besaßen und im Gegensatz zu Westernhagen klar und deutlich verständlich waren. Diese Musikgruppe führte mich stets durch gewisse Liebes- und Gefühlsausbrüche in diversen Beziehungen durch mein Liebesleben. Trotzdem blieb ich die ganze Zeit der Trance- und Technoszene treu. Techno gefiel mir allerdings nicht so gut wie Trance. An der Trancemusik fand ich es Klasse, dass träumerische Melodien und alte gecoverte Lieder mit langsam ansteigenden Beat? zu coolen Songs kreiert wurden. Diese Musik hörte bzw. höre ich überwiegend beim Autofahren in einer sich angemessenen Lautstärke, die mich gerade bei höheren Geschwindigkeiten, z.B. auf der Autobahn, in eine Art Rauschzustand befördert. (Wie wenn de fliegst) Ich kaufte mir CD- THOMAS GREUEL 1 5 SEITE 5 METHODISCHE FUNDIERUNG Alben wie z.B. Future Trance, Dreamdance, U96, „Das Boot" „heaven" usw. Außerdem fand ich es am Besten, auf diese Art von Musik in Discotheken „abzutanzen". Oft hörte ich diese Musik auch extrem laut in meinem Auto auf dem Weg von meiner Firma nach Hause, um mich vom manchmal sehr stressigen und nicht immer so leichten Arbeitsalltag abzureagieren. 10 Nebenbei legte ich mir auch diverse Alben zu von Bravo Hits, Just The Best und Charts pur an denen ich mich immer an den aktuellen Chartsstürmern orientieren konnte. 15 In der neunten und zehnten Klasse nahm ich an der Laienspiel AG teil, in der wir Stücke aus „The Horror Picture Show, Grease und Cats playback aufführten. Dazu musste ich mich über mehrere Monate mit den Musicals intensiv beschäftigen und die Texte auswendig lernen. 20 25 30 35 40 Mit vierzehn startete ich meine Tanzkarriere die mich vom Anfängerkurs über den Fortgeschrittenen Kurs weiter über den BronzeSilber- Gold- und schließlich zum Goldstarkurs führte. Zu diesen Kursen hörten wir Musik aus den Charts sowie Evergreens. Lieder auf die man Standart oder Lateinamerikanisch tanzen konnte. Ich lernte zusätzlich zu meinen Freestile -Tänzen in der Disco nach verschiedenen Variationen und unter der Berücksichtigung der korrekten Haltung mich zur Musik zu bewegen. Anschließend tanzte ich dann in einer Lateinformation in der wir auf einen Zusammenschnitt von mehreren Liedern von Michael Jackson tanzten. Diese Tanzerfahrung brachte mir Vorteile auf diversen Partys und Veranstaltungen meiner Jugend. Zwischenzeitlich hörte ich auch Irische Volksmusik, hauptsächlich zur Entspannung oder zum Einschlafen. Diese Musik fand ich mit ihren Harfenklängen und dem tiefgehenden Klang des Dudelsacks sehr ausdrucksstark und überwältigend und lies dabei meine Gedanken schweifen, denn diese Musik regte zum Träumen an. Heutzutage höre ich immer noch Trance und auf Partys, unter der Voraussetzung des nötigen Alkoholkonsums, gelegentlich auch Deutsche Schlager zum Mitgröhlen. In meinem letzten Frankreichurlaub habe ich mir eine Afrikanische Jembe gekauft, weil ich die eigene Kreation der Rythmikgestaltung auf der Trommel Klasse finde. Vor kurzer Zeit habe ich angefangen mir das Gitarrenspiel beizubringen und kann schon eine gewisse Bandbreite von Liedern begleiten. 45 Außerdem höre ich sehr gerne Tracie Chapman wegen ihres tollen Gitarrenspiels und ihrer Texte, die zum Nachdenken anregen. Einer THOMAS GREUEL 1 SEITE 6 METHODISCHE FUNDIERUNG meiner momentanen Lieblingsgruppen sind die Wise Guys aus Köln. Eine A-Kapella Gruppe, die selbst geschriebene Texte, die sich aufs wirkliche Leben beziehen und mit Humor rüber gebracht werden, singen, ohne den Einsatz von jeglichen Instrumenten.