Altmeister-Parkour in London

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Altmeister-Parkour in London
wirtschaftsblatt.at
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Redaktion Eva Komarek
eva.komarek@wirtschaftsblatt.at
FREITAG, 4. JULI 2014
KunstMarkt
GLÄSERNE RARITÄT
Sie gehört zu den wenigen erhaltenen Exemplaren jener Gläser, die auf der legendären Werkbund-Messe in Köln 1914 im Österreich-Pavillon
präsentiert wurden: Entworfen von Josef Hoffmann, ausgeführt von der Werkstatt Johann Lötz
Witwe, erzielte die Vase im Kinsky 50.400 €.
VERMARKTUNG
Johnny Van Haeften, Sphinx Fine Art, Bonhams, Im Kinsky, Ariadne
Johnny Van Haeften zeigt „Nurse and Child“, Bonhams versteigert „Sappho inspired by Cupid“, The Weiss Gallery bietet „Study of an Old Man“ von Peter Paul Rubens an
Altmeister-Parkour in London
In London bündeln die
Kunsthändler rund um
die Altmeisterauktionen ihre Kräfte, um
dem Markt frische Impulse zu geben eine
breite Klientel anzusprechen.
D
as Tennisturnier
in
Wimbledon,
die Henley Royal
Regatta auf der
Themse und jede Menge
Kunst gibt es im frühsommerlichen London. Die Messen Art Antiques London,
Olympia International Art &
Antiques Fair und dann die
Masterpiece boten den ganzen Juni hindurch eine Mi-
schung aus antiken Möbeln
und Kunstwerken, Gemälden aus vielen Epochen, Fotografie, Skulpturen und
Schmuck mit einem Qualitätsmix von ernst zu nehmend bis kurios.
Kräfte bündeln
Von heute bis 11. Juli folgt die
im Vorjahr ins Leben gerufene London Art Week, die
die Master Drawings and
Scultpure Week mit der Master Paintings Week vereint.
Zeitgleich zu den großen
Altmeisterauktionen bei Sotheby’s, Christie’s und Bonhams angesetzt, denn die 22
Händler und die drei Auktionshäuser sind alle im Herzen von Mayfair und St.
James angesiedelt, werden
die Kräfte gebündelt, um
dem Markt frische Impulse
zu geben und eine möglichst
breite Klientel anzuziehen.
Hier treten die Schwergewichte im Kunsthandel an.
London ist ein bekannter
Umschlagplatz für Alte
Meister, entsprechend hochwertig ist auch die Qualität
der Werke, die während der
London Art Week zum Verkauf gelangen.
Einer der Höhepunkte ist
sicherlich ein Werk von Jacob Ochtervelt, das ein kleines Mädchen mit seiner Kinderfrau im Foyer eines eleganten Stadthauses zeigt. Das
Gemälde ist seit 1860 zum
ersten Mal auf dem Markt
und gilt als wichtige Ergänzung zu Ochtevelts Oeuvre,
so Johnny Van Haeften, der
auf holländische und flämische Altmeistergemälde spezialisierte Händler. Es gehört
zu einer Serie von neun eng
miteinander in Verbindung
stehenden Darstellungen, die
sich alle bis auf eines in
Museen befinden. Das Bild
kostet 4,5 Millionen Pfund.
„Der Philosoph Thales“
von Jose de Ribera, genannt
„lo Spagnoletto“, steht im
Mittelpunkt der Präsentation von Sphinx Fine Art und
ist ein schönes Beispiel für
die sogenannten Bettlerphilosophen, die der Künstler
anlässlich eines Auftrages
für Don Fernando Enriquez
Afan de Ribera, den dritten
Herzog von Alcala, ausführte. Möglicherweise hatte der
Statue von Asklepios bei
Ariadne Galleries
Herzog auch das zum Verkauf stehende Gemälde in
Auftrag gegeben. Der Preis
beträgt 450.000 Pfund.
Passend zur Tate-BritainAusstellung „The Craze for
Pastel“ hat Stephen Ongpin
Fine Art eine Auswahl an
Pastellzeichnungen zusammengestellt. Darunter findet
sich auch die sommerliche
Landschaft von Alfred Sisley
„The Cliffs at Langland Bay,
Wales“ die für rund 300.000
Pfund angeboten wird.
Zeitgleich kommt bei Bonhams die bezaubernde Darstellung „Sappho inspired by
Cupid“ von Jean Honore Fragonard um bis zu 1,2 Millionen Pfund zur Auktion.
EVA KOMAREK
eva.komarek@wirtschaftsblatt.at
AUSSTELLUNG
Hildegard Joos - die Grande Dame der Geometrismen
Galerie Suppan
Balance in Rot-Gelb von Hildegard Joos, zu sehen in der
Retrospektive im Künstlerhaus
Hildegard Joos gilt als die
Grande Dame der geometrischen Abstraktion in Österreich. Ihre Entwicklung
spannt dabei einen Bogen
vom Konstruktivismus und
der Op-Art bis zu den Narrativen Geometrismen. Sie war
Mitglied der Wiener Secession und 1962 die erste
Künstlerin, deren Arbeiten
im Rahmen einer Personale
im Hauptraum präsentiert
wurden. Ab den 1950ern hatte sie ein Atelier in Paris und
erregte 1960 Aufsehen mit
ihren großen weißen Geometrien. Sie nahm am Pariser Salon d’Automne und am
Salon des Realités Nouvelles
teil und auch die Secession
würdigte 2002 ihr Schaffen
mit der Gruppenausstellung
„Hier ist Dort2“.
Preise stagnierten
Auf dem Kunstmarkt war sie
in den 80ern und 90ern sehr
gefragt. Sie erzielte für die
Narrativen Geometrismen
bis zu 200.000 Schilling, Balancen aus den 1970er-Jahren
erzielten bis zu 180.000
Schilling. Heute sind die
Preise zwischen 20 und 35
Prozent höher, sagt Galerist
Martin Suppan. „Nach ihrem
Tod stagnierten die Preise,
da ihr Werk auf dem Kunstmarkt kaum vorhanden war“,
so der Galerist. Eine große
Retrospektive im Künstlerhaus, die Arbeiten vom figurativ expressiven Frühwerk
bis zu den Rasterkompositionen von 2003 zeigt, soll
gekoppelt mit dem ebenfalls
von der Galerie Suppan aufgelegten Werksverzeichnis
Aufmerksamkeit bringen.
Parallel zur Schau im
Künstlerhaus ist Joos im
Lentos Kunstmuseum Linz
vertreten sowie im Niederösterreichischen Landesmuseum in der Schau „Ausnahmefrauen“.
(ek)
Galerie Suppan
Schach mit rotem Kreuz
aus dem Jahr 1982