Neuengland

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Neuengland
VON
Die schönsten Plätze vor Manhattans Haustüre
TravelStory
Neuengland
Verwinkelte, pittoreske Holzhäuschen mit manikürtem Rasen, die über malerische Buchten blicken, grellweiße Kirchtürme, die zwischen sanften
Hügeln aufragen und der raue Atlantik, der die Küste abends in pastellfarbenes Licht taucht – Neuengland hat wahrlich viel zu bieten. An Amerikas Ostküste, der geschichtsträchtigsten Region des Staates, und auf den zahlreichen vorgelagerten Inseln tummelt sich nicht nur Prominenz
aus Show- und Filmbiz, seit Jahrzehnten wird hier auch amerikanische Literatur geschrieben.
Nantucket Lighthouse
Wauwinet
Wauwinet Private Beach
Nantucket Harbour
von Sylvia M. Sedlnitzky
I
m Lake Montauk krault ein einsamer Schwimmer seine letzten Längen. Am
senffarbenen Sandstrand hat sich ein junger Reiher über eine XXL-Krabbe
hergemacht, die von der Flut an Land gespült wurde. Gleich wird die Sonne
den Himmel in ein rotgoldenes Farbenspektakel verwandeln und wir werden
einen Long Island Ice Tea (hinter dessen verharmlosenden Namen sich ein eiskalter Promille-Bomber, der so gar nichts mit Tee zu tun hat, versteckt) heben.
Das ist die perfekte Ostküsten-Sommerabendstimmung auf Long Island – jener
langgestreckten Insel vor New York, die von den Einheimischen nur als „The
Island“ bezeichnet wird. Und wenn Manhattan im Sommer zum Brutofen wird,
packen The Rich & Famous ihre Siebensachen und pilgern hierher. Früher waren
es vor allem Künstler, Schriftsteller und Stadtmüde, die – angezogen von den
damals niedrigen Preisen und dem guten Klima – Inspiration und Ruhe suchten
und die Abgeschiedenheit und gleichzeitige Nähe zu New York schätzten. Heute
kommen vor allem „Ralph Lauren People“ und Hamptonean-VIPs aller Sparten.
Im südlichen Teil, der vor allem wegen der Hamptons bekannt ist, macht ja auch
uns auch das Flanieren so richtig Spaß. Vor allem in Sag Harbor oder in East- und
Southampton, wo man sich vor dem Abendessen gerne in raffiniertem Understatement nach dem Motto „Mein Gott sind wir jetzt aber leger“ – dem Hampton Dresscode, präsentiert. Na, und erst die Läden hier. Es gibt eine Unzahl an
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Antiquitätenshops, herrlichen kleinen Boutiquen und Bars, die von außen alle
gleich proper im Zuckerbäckerhaus-Stil herausgeputzt sind.
40 Kilometer weiter nördlich ein völlig anderes Szenario. Da liegt die Kolonie
der Kreativen. In einer vom Wind gebeutelten Landschaft, die geprägt ist von
Feldern, Kürbisfarmen, Weingütern und idyllischen Ortschaften, befindet sich
das berühmte Örtchen Montauk aus Max Frischs gleichnamigen Roman – „der“
Rückzugsort für Amerikas intellektuelle Elite. Früher kamen Truman Capote,
Jackson Pollock oder John Steinbeck, heute werkt Julian Schnabel im Haus von
Andy Warhol und Paul Simon ist der Nachbar von Billy Joel. Im verschlafenen
Dorfkern selbst ist nicht der geringste Hauch von Glitzer und Glamour auszumachen. Nur Möwen, viel Wind und ein paar nachgemachte Riegelhäuschen.
That’s it! Fast wirkt es ein wenig schrullig. Der berühmte Unternehmer Carl Graham Fisher, der schon Miami Beach in einen pulsierenden Stadtteil verwandelt
hat, gilt als Montauks Erfinder, weil er den berühmten Montauk Yacht Club, der
1928 noch die Vanderbilts und Astors zu seinen Mitgliedern zählte, erbaute und
nun zu einer gemächlichen Viersterne-Ferienanlage mit eigenem Mini-Leuchtturm und Hafen mutierte. Das Dekor ist heute noch seemännisch gehalten und
man hat direkten Zugang zum Lake Montauk, wo die fabelhaften Segelboote der
Businessbarone und der vermögenden Künstler liegen. Und von New York hierher ist’s nur ein Katzensprung!
VON Magazine 3/2010
Montauk
VON Magazine 3/2010
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Nach zwei Tagen setzen wir gemächlich in einer knappen Stunden per Fähre
über nach Rhode Island, dem kleinsten Bundesstaat der USA, und bald schaukeln wir im offenen SUV durch Neuenglands Küstenlandschaft. Die Sträßchen
schlängeln sich durch eine weiche grüne Hügellandschaft und wir kurven durch
malerische Dörfer, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Die Holzveranden der schindelgedeckten Häuser sind meist mit amerikanischen Fahnen
geschmückt, davor blühen üppig blaue Hortensien und ab und an ragen weiße
Kirchtürme über die Wipfel der alten Ahornbäume.
Generell eignen sich die Monate Mai bis Oktober am besten, wobei im Herbst
die Laubwälder ein prächtiges Farbenschauspiel (Indian Summer) bieten. Dann
ist aber auch am meisten los und die Preise sind hoch. Je weiter man dann in
den Osten vordringt, umso eher kommt es auch vor, dass Sehenswürdigkeiten,
ja sogar Hotels geschlossen sind. Geografisch dominiert die Naragansett Bay
Rhode Island und da die Küstenlinie durch mehrere überflutete Flusstäler entstanden ist, ist sie auch stark zerklüftet und fällt mit etwa 640 Kilometer ganz
schön lang aus. Herzstück ist das einst beschauliche, heute touristische Hafenstädtchen Newport, das von drei Seiten mit Wasser umgeben ist und durch reiche Industriellen-Familien wie die Morgans oder Vanderbilts zu „Amerikas First
Resort“ wurde. Etwa ein Dutzend dieser unwirklichen Märchenschlösser ist öffentlich zugängig. So ein Villenrundgang entlang des Cliff Walks ist Pflichtprogramm für jeden, der nur annähernd ein Fan von „The Great Gatsby“ ist oder den
es nach Pomp und Blattgold gelüstet. Darunter befindet sich unter anderem das
The Breakers, das nach dem Vorbild eines italienischen Renaissance-Palastes
nach nur zwei Jahren Bauzeit für Cornelius Vanderbilt II., Sohn des mächtigen
Eisenbahnmagnaten, als wohl herrlichster unten den Prachtbauten fertiggestellt
wurde.
Restlos beeindruckt von Pomp und Glorie und leicht entsetzt vom Touristenansturm dort, setzen wir wieder per Fähre über nach Marthas Vineyard, das durch
die Kennedys und als Drehort von Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ bekannt
geworden ist. Dort gibt es keinen McDonald’s, keinen Wal-Mart und keine anderen internationalen Handelsketten. Dafür niedliche Greisslerläden und das älteste Karussell Amerikas, das sich seit 130 Jahren unaufhörlich im Kreis dreht.
Sogar die Banken sind Lokalunternehmen. Und anstatt der allerorts angebotenen
Hot Dogs genehmigt man sich hier lieber eine Lobster Roll, ein weiches Sandwich, der Länge nach aufgeschnitten und mit Hummer und viel Mayonnaise gefüllt. Ja, auf Martha’s Vineyard ist die Zeit stehen geblieben und das ist vielleicht
der Grund, warum die kleine Insel vor der Küste des US-Bundesstaats Massachusetts vor allem Polit-Prominenz zur Sommerfrische anzieht. Denn schön im
eigentlichen Sinn ist diese Insel nicht, sie ist vielmehr entzückend, geradezu putzig mit ihren kleinen, bunten, viktorianischen Lebkuchenhäusern. Jeder Ort hat
seinen ganz eigenen Charakter und vor allem Edgartown, ein ehemaliges Walfängerdorf, mit den typisch strahlend weißen Holzvillen im Federal- und GreekRevival-Stil, ist mondän. Es gibt dort hübsche Läden, Bars und teure Restaurants.
Und in einer Seitengasse der Main Street versteckt sich das einzigartige Charlotte
Inn, eines der wenigen Relais & Chateau Hotels in den USA. Inn den exquisiten, handverlesenen Zimmer und Suiten finden sich wahre Gustostückerl an Möbeln, Standuhren, Schiffstruhen und Gemälden aus dem 18. Jahrhundert. Auf
den frisch polierten Kommoden wurden antike Kerzenleuchter und silberne
Handspiegel liebevoll drapiert und auf den Coffee Tables stapeln sich prachtvolle Bildbände neben den neuesten Modejournalen. Wir haben von unserem
hübschen Zimmer direkten Zutritt zum Garten, wo uns unter Linden- und Kastanienbäumen ein frei laufendes Häschen willkommen heißt. Vor dem Abendessen entdecken wir dort auch ein kleines Lusthäuschen, das uns vollends
verzaubert. Und selbst der Service hier ist aufmerksam und gleichzeitig herrlich
altmodisch. Gerne wären wir hier länger geblieben ...
Über Hyannisport, wo die Kennedys heute noch ihr Anwesen besitzen (jedes Familienmitglied hat sein eigens Gebäude!), schiffen wir uns am nächsten Tag wieder ein und setzen nun auf Nantucket, das heuer seine 350 jährige Besiedlung
feiert, über. Diese Insel ragt sichelförmig weit in den Atlantik hinaus und ist den
Stürmen im Atlantik voll ausgesetzt, bietet aber mit seinen sechs Kilometer menschenleeren weißen Sandstränden die besten Voraussetzungen unbeschwerte
Tage zu verleben. Das schätzen vor allem die erfolgreichsten 100 US-Manager,
die hier meist eine Villa ihr Eigen nennen oder zumindest auf Sommerfrische
kommen. Zu den bekanntesten Beaches gehören Surfside oder Madaket Beach
an der windigen Südküste mit ihren schroffen Hängen, die im Sommer mit Wild-
Wequassett
Wequassett
Wauwinet
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Wequassett
Wauwinet
VON Magazine 3/2010
VON Magazine 3/2010
Topper’s restaurant at Wauwinet
blumen übersät sind. Oder die windgeschützte Jetties Beach im Norden. Auch
hier haben sich altehrwürdige, liebevoll restaurierte Grandhotels und viktorianische Bed & Breakfasts die Eleganz vergangener Zeiten bewahrt. Das Edeljuwel Wauwinet Hotel & Resort erinnert ebenso mehr an ein Privathaus als an ein
berühmtes Hotel, das 1860 erbaut mit seinen wettergebleichten Schindeln, eines
der ersten Hotels auf der Insel war. Unzählige Gemälde, antike neuenglische
Möbel, riesige Blumengestecke, eine Bibliothek mit offenem Kamin und eine
Veranda mit klassischen Korbmöbeln erfüllen Neuenglandklischees. Alles ist
liebevollst mit Antiquitäten und Kunst dekoriert und strahlt unglaublichen
Charme aus. Das romantische und doch unverfälschte Countryhouse-Feeling dominiert auch in den Zimmern, die sich in den holzverschalten Nebengebäuden,
wo alle Fenster noch eine Schiebemechanik haben, verteilen. Nachmittags sitzen
die Gäste bei Tee & Cocktails auf der Veranda und schreiben Postkarten(!) im
Salon oder genießen einfach den Blick auf das Meer. Die eigentlichen Attraktionen sind für uns jedoch die Dünen, der endlos lange wilde Strand, die gute
Luft und die unverfälschte Natur hier. Wichtigstes Anziehungskriterium für die
meisten Gäste scheint allerdings ansonsten das hochdekorierte Restaurant Topper’s Deck, zu sein, da es Abend für Abend ausgebucht ist. Hoch über dem Atlantik werkt David Daniels mit zeitgeistiger Finesse: Crab and Lobster Cake mit
Japaleno-Cranberry Sauce oder fangfrischer Salmon mit knackigen Little Neck
Clams – fast alles von den benachbarten Inseln, versteht sich. Aber ganz unprätentiös und unverfälscht zubereitet.
Denn die USA sehnen sich derzeit nach Normalität. Die Menschen scheinen ein
starkes Verlangen nach den traditionellsten Dingen entwickelt zu haben, sie gieren geradezu danach. Trendprodukte in den Städten der Ostküste sind momentan Schweinefleisch von bester Qualität alter Rassen und Bier. Hotelguru und
Lifestyle-Experte Andre Balázs serviert in Manhattans angesagtestem Designhotel The Standard schon Gerstensaft und Weißwürste im dazugehörigen
Biergarten und kann sich des Ansturms kaum erwehren. Neuenglands Lage am
Atlantik sorgt natürlich auch dafür, dass Fisch, Meeresfrüchte und insbesondere
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Best of East Coast
Montauk Yacht Club Resort & Marina
32 Star Island Road, Montauk.
www.montaukyachtclub.com
Hübsche amerikanische Viersterne-Anlage mit maritimen Zimmern,
Yachthafen und Spa, zu Ferienzeiten oft überfüllt!
Lobster Roll
1980 Montauk Highway, Amagansett.
www.lobsterroll.com
Die besten und größten Lobster Rolls des Landes.
Philippe Chow
44 Three Mile Harbor Drive, Easthampton
www.phillippechow.com
Bester Asiate in den Hamptons, Place to be seen, viele Celebs, hier wird ganz
auf Konservierungsstoffe und Chemie verzichtet.
The Mooring
Sayers Wharf, Newport.
Hübsches Seafood-Lokal mit schöner Terrasse direkt am Hafen von Newport,
Austern satt!
Charlotte Inn
Charlotte Inn
27 South Summer Street, Edgartown, Martha’s Vineyard
www.charlotteinn.net
Die romantische Atmosphäre lässt einen in einer anderen Zeit wähnen, das charmante Personal und die Besitzer pflegen einen europäisch-französischen Servicestil, der herrlich altmodisch und gleichzeitig besonders zuvorkommend ist.
Il Tesoro at the Terrace (im Charlotte Inn)
www.iltesoro.net
Das Restaurant des Hotels besticht mit seiner dezent-italienischen Cucina und
dem eleganten Wintergarten, bestes Lokal von Martha’s Vineyard, aber teuer!
Charlotte Inn
Nantucket Lobster Trap
23 Washington Street, Nantucket.
www.nantucketlobstertrap.com
Best Lobster on the Island! Einfach und typisch amerikanisch mit
Sweet Corn serviert!
Wauwinet
Pollack’s
5 South Water Street, Nantucket
Ausgesuchte Kollektionen von Nigel Preston, Pauw oder Hartford,
sogar Frauenschuh aus Kitzbühel findet sich hier.
Wequassett Inn Resort & Golf Club
Route 28 On Pleasant Bay, Chatham, Cape Cod,
www.wequassett.com
Das klassische Kolonialhotel im New England Stil mit seinem dorfähnlichen
Charakter punktet auf 22 Hektar mit vielen Freizeitaktivitäten wie einem traumhaften 18 Loch Golfplatz, Tennis, Kajak, Krocket etc. und wird gerne für Hochzeiten gebucht.
Charlotte Inn
Charlotte Inn
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Petite Clambake
The Wauwinet
120 Wauwinet Road, Nantucket,
www.wauwinet.com
Die einmalige Atlantiklage, der entzückende Spa und die beiden schönen Privatstrände machen das erste Luxushotel der Insel zu einem absoluten Must für
Nantucket-Besucher, General Manager Eric Landt führt das Relais & Chateau
Haus mit großem Bedacht und lässt einen Aufenthalt dort unvergesslich werden!
The Toppers (im Hotel Wauwinet)
Konstant unter den feinsten Restaurants Nordamerikas gerankt, unerreichte Lage
direkt am Atlantik, tolle Weinkarte mit mehr als 1450 Gewächsen.
Fotos: Relais & Chateaux - Charlotte Inn© Nina Bramhall
Hummer die Speisekarten dominieren. Heute kann man es kaum
glauben, dass es Zeiten gab, wo das Hummervorkommen derart
üppig war, dass man sie sogar zur Düngung der Felder benützte.
Zu den Spezialitäten zählen Clam Chowder, Fried Clams, Clam
Cakes und Hummer in allen erdenklichen Variationen, der uns
frisch gefangen in Nantuckets „The Lobster Trap“ in Butter geschmort am besten schmeckt.
Auch auf Cape Cod, einer sichelförmigen Landzunge an der
Küste von Massachusetts aus Sand und Dünen, Heiden und Wäldern, haben die Schönen und Reichen aus Boston ihre Sommerresidenzen errichtet. Ende des 17. und während des 18.
Jahrhunderts schwappte der durch die Industrie und den Kabeljau-Reichtum (der der Halbinsel auch den Namen gab) entstandene Wohlstand auf die Insel über und die typisch weißgetünchten
Kapitänshäuser entstanden. Auch das Wequassett Inn Resort &
Golf Club – wenn auch viel größer – ist weißgetüncht und auf
einem besonders hübschen Fleckchen Erde voller Geschichte errichtet und punktet mit manikürten Gärten, Salzwiesen und Wäldern auf 22 Hektar Grund, ebenfalls direkt am Meer. Das
amerikanisch-romantische Edel-Inn, nein, eigentlich ist es ein
stattliches Anwesen mit Golfplatz, strahl einerseits das Grandeur
des frühen 20. Jahrhunderts aus, zählt aber andererseits mit seiner Superlage und der Mischung aus historischer und moderner
Einrichtung, die sich auf einem schmalen Pfad zwischen Klischee
und Geschmack bewegt, heute sicherlich zu den Topresorts der
Ostküste (auch wenn es keinesfalls mit jenen in Europa mithalten
kann). Unser Programm hier: Farniente und Dösen am vorgelagerten Strand, sportliches Schwimmen am Lap Pool und
ein letztes Genießen des unvergleichlichen New England-Sonnenuntergangs. Und bevor diese Zeitreise in eine längst vergangene Epoche endet, hat uns Hotelmanager Andy Ross noch eine
Radtour durch Provincetown ans Herz gelegt. Durch die legendäre Commercial Street geht’s an den verwinkelten alten Walfänger-Hafen an die Nordspitze, wo alle Häuser in traditionellen
Farben gestrichen und ebenfalls mit Schindeln gedeckt sind.
Doch viel bemerkenswerter ist, dass man von Provincetown aus
heute Whale Watching mit 100 Prozent Erfolgsgarantie buchen
kann und vor allem, dass es die sicherlich liberalste Gemeinde,
mal abgesehen von Key West und San Francisco und lebensfroher Treffpunkt von Künstlern und Schwulen aus ganz Amerika
ist.
Ganz im Gegensatz zum 40 Kilometer entfernten Plymouth am
Festland vor Boston, unserer allerletzten Station, dessen Museumsdorf Plymoth Plantation mit seinen strohgedeckten Hütten
und schauspielenden Bewohnern aufzeigt, wie karg und hart das
Leben der ersten Kolonisten war. Als „Geburtsstätte Amerikas“
(genau genommen war es nämlich Provincetown) ist es den Pilgervätern, also jenen protestantischen Fundamentalisten aus England, von hier aus gelungen, Fuß zu fassen und mit ihrer
puritanischen Ideologie der Auserwähltheit das amerikanische
Wertesystem zu prägten. Die besten Universitäten des Landes wie
Yale, Harvard oder Princeton sind ja immerhin an der Ostküste
beheimatet, wurden zu wichtigen Zentren der kritisch denkenden,
unabhängigen Generation und machten Neuengland letztendlich
zum liberalen Vorzimmer der USA.
VON Magazine 3/2010
VON Magazine 3/2010
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