100 Jahre Baukmeier - Meisterstück-HAUS
Transcription
100 Jahre Baukmeier - Meisterstück-HAUS
100 Jahre Baukmeier | Zum Geleit | Holz. Design. Zukunft Unter dieses Motto haben wir das 100jährige Jubiläum der Firma Otto Baukmeier gestellt. Der Werkstoff Holz ist seit der Firmengründung der dominierende Baustoff und Inbegriff natürlicher Behaglichkeit, der gerade in unserer heutigen Zeit seine ökologische Anerkennung gefunden hat. Diese Chronik soll die Geschichte des Unternehmens in Verbindung mit der geschichtlichen Zeitschiene schildern. Weiterhin die technische und unternehmerische Entwicklun der Firma verdeutlichen, in der Otto Baukmeier, sich heute handwerkliches KönGeschäftsführer nen passgenau mit industrieller Meisterstück-HAUS Technik ergänzt. Im Laufe von Jahrzehnten haben wir Baukonzepte im Ingenieurholzbau und im Holzfertigbau permanent weiterentwickelt. Es erfüllt mich mit einem gewissen Stolz, dass ich einen erheblichen Teil dieser Firmengeschichte mitschreiben durfte. Viele zufriedene Kunden sind der Lohn einer Zeit, die mit vielen Erfahrungen und Erinnerungen verbunden ist. Die Firmenaktivitäten gehen inzwischen auf die 4. Generation über. Möge diese Darstellung ein Ansporn für die Zukunft sein, um auf dem Bisherigen aufbauend die positive Entwicklung weiter fortzuführen. Mein besonderer Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die durch ihren Einsatz auch in schwierigen Zeiten dazu beigetragen haben, dass diese 100jährige Firmengeschichte geschrieben werden konnte. Hundert Jahre Otto Baukmeier Holzbau, Fertigbau GmbH & Co. KG – das ist ein überaus stolzes Jubiläum! Ich gratuliere dem Hamelner Traditionsunternehmen, der Familie Baukmeier sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz herzlich. Die Anfänge der Firma Baukmeier liegen in der Hamelner Kernstadt, wo das Unternehmen im Jahr 1903 als Zimmereibetrieb gegründet wurde. Diese Wurzeln hat die Firma nie aus den Augen verloren. So gehörte auch die Sanierung historischer Fachwerkhäuser in der Hamelner Altstadt lange Zeit zu den Arbeitsschwerpunkten. Heute steht die Produktion hochwertiger Fertighäuser im Mittelpunkt, bundesweit bekannt unter dem einprägsamen Markennamen „MeisterKlaus Arnecke, stück-HAUS“. Der Name ist Programm – denn Oberbürgermeister kein Haus gleicht dem anderen. Jedes Haus wird von Hameln individuell geplant, ganz nach den Wünschen der Bauherren, und ist somit ein Meisterstück. Das ist neben dem hohen Qualitätsanspruch sicher auch einer der Erfolgsfaktoren. Jahr für Jahr verlassen um die 100 Häuser „made in Hameln“ das Werk; zweimal pro Woche wird irgendwo in Deutschland ein neues „Meisterstück-HAUS“ aufgestellt. Selbst für Kunden in Frankreich, Österreich und der Schweiz konnten schon Häuser erstellt werden. Die Expansion erforderte die Schaffung neuer Produktionshallen. Im Jahr 2000 konnte die Firma Baukmeier in unmittelbarer Nachbarschaft des Stammsitzes ein neues Werk eröffnen, in dem die neue Produktreihe „Ästhetik“ und das Haussystem „Youngstar“ gefertigt werden. Mit Stolz kann das Unternehmen auch auf den Zweckbau-Bereich blicken. Zu den größten Aufträgen zählte der Bau von Unterkünften für KFOR-Soldaten im Kosovo. Die Stadt Hameln kann froh sein, dass einer der Top-Anbieter auf dem Fertighaussektor in unserer Stadt ansässig ist. Ich wünsche der Firma Otto Baukmeier Fertigbau Holzbau GmbH & Co. KG auch weiterhin recht viel Erfolg! Mit freundlichen Grüßen Mit freundlichen Grüßen Otto Baukmeier Klaus Arnecke Oberbürgermeister von Hameln Die Lehrzeit | 1913 In seinem Heimatort Welliehausen verbringt derweil Otto Baukmeier seine Jugendzeit. Fast unbemerkt blieb hier im ländlichen Idyll der Beginn des Ersten Weltkrieges, die kaiserliche Mobilmachung am 8. August 1914 und der Auszug des Hamelner Infanterie-Regimentes 164, das nach schweren Verlusten erst 1919 in die Garnisonstadt Hameln zurückkehrt. | Die Gründerzeit 1903 Hameln zur Gründerzeit um 1900 | Immer gut zu Fuß Am 21. November 1903 wird Otto Baukmeier (sen.) als Sohn des Landwirtes Ferdinand Baukmeier im Haus der Familie in Welliehausen geboren. Im selben Jahr eröffnet der Hamelner Heinrich Müller, der bereits seit 1888 als Zimmermeister in den Branchenbüchern der Rattenfängerstadt geführt wird, seine eigene Zimmerei am ehemaligen Schwarzen Weg (heute: Zentralstraße 31/Ecke Lohstraße, Sitz der Wittekind-Apotheke). 2 | Handwerk auf „goldenem Boden“ Autoindustrie, die zu Beginn des 1. Weltkrieges 500 Menschen beschäftigte und ihre Fahrzeuge bis nach Indien, Australien und Südamerika exportierte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war zudem die Ziegelei-Industrie von großer Bedeutung. Darüber hinaus festigte Hameln in diesen Jahren seinen guten Ruf als Schulstadt: Neben den allgemein bildenden Schulen hatten hier auch gewerbliche und kaufmännische Berufs- und Fachschulen ihren festen Platz gefunden. Für den Zimmermeister Heinrich Müller bot die Fachwerk- und WeserrenaissanceStadt ein weites Betätigungsfeld: angefangen beim Fällen der Bäume und der Bearbeitung des Bauholzes über das Aufrichten von Dachstühlen bis hin zum Innenausbau der Häuser. Letztere Arbeit umfasste den Treppenbau, die Täfelung und die Verlegung von Fußböden ebenso wie die Herstellung von Fenstern und Türen. | Hameln um 1900 Bereits 1888 ist Zimmermeister Heinrich Müller in der Rattenfängerstadt tätig. Dies belegt ein Eintrag im damaligen Branchenbuch der Stadt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählt die Weserstadt Hameln zu den wirtschaftlich gesunden und aufstrebenden Ortschaften im Großraum Hannover. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz 1875 hatte die Ansiedlung zahlreicher Industriebetriebe zur Folge: Neben der Mühlenindustrie entwickelte sich eine leistungsfähige Textilund Nahrungsmittelindustrie. Hinzu kamen zahlreiche Eisen verarbeitende Betriebe sowie – mit der Ansiedlung der Norddeutschen Automobilwerke – die Der Firmengründer: Zimmermeister Heinrich Müller Am 1. April 1919 beginnt Otto Baukmeier im Zimmereibetrieb von Heinrich Müller seine dreijährige Lehrzeit. In diesem Jahr nach Kriegsende beginnt Otto Baukmeier am 1. April seine dreijährige Ausbildung zum Zimmermann bei Zimmermeister Heinrich Müller. Von seinem Elternhaus in Welliehausen marschiert er jeden morgen die rund 10 km zu Fuß über Holtensen zum Lehrbetrieb in die Innenstadt von Hameln und – nach einem meist 10 bis 12-stündigen Arbeitstag – am Abend wieder zurück. Der Übergang vom Kaiserreich zur Republik verläuft in Hameln – einer Stadt mit damals 24.000 Einwohnern – weniger turbulent als in anderen Städten. Allerdings beruhigte sich das wirtschaftliche Leben in der Stadt nur mühsam und die Inflation war Anfang der 20er Jahre deutlich spürbar: So gibt der Hamelner Magistrat 1923 zur Sicherstellung der Lohnfortzahlung wegen empfindlicher Banknotenknappheit Gutscheine in Höhe von 5, 10 und 20 Milliarden Reichsmark an die Arbeiterschaft aus. Das Zimmerhandwerk bleibt in dieser Zeit ein harter, aber weiterhin ertragreicher Beruf: Nicht zuletzt der Ernennung Hamelns zur „kreisfreien Stadt“ und der 1903 1908 1912 1914 1921 Siemens, Braun und Für die Einführung der Das als unsinkbar Der österreich-ungari- In Berlin wird die erste die AEG gründen die Chemotherapie erhält geltende Luxusschiff sche Thronfolger Erz- Autobahn Deutsch- Gesellschaft für draht- der Mediziner Paul „Titanic“ versinkt nach herzog Franz-Ferdinand lands eingeweiht, die lose Telegrafie GmbH Ehrlich den Medizin- Kollision mit einem stirbt beim Attentat legendäre „Avus“. in Berlin. Nobelpreis. Eisberg im Meer. von Sarajewo. 3 Baukmeier Chronik|et_20 für pdf 18.02.2003 11:34 Uhr Seite 4 Eingemeindung der Ortschaft Rohrsen verdankt Hameln ein stetes Bevölkerungswachstum und einen weiteren Anstieg der Bautätigkeiten. Bis 1925 entstehen so insgesamt 1221 neue Häuser und Wohnungen. „Eine Menge Holz“ für das Müller’sche Unternehmen und zugleich eine gute Lehrzeit für den jungen Otto Baukmeier. | Von der Lehre auf die Walz Nach Beendigung seiner Lehre im Juli 1922 mit anschließender „Freisprechung“ begibt sich der frisch gebackene Zimmerergeselle nun auf die traditionelle Walz. Die Wanderjahre galten schon in früheren Zeiten als eine gute Schule des Lebens: Auf der Walz wurden die notwendigen Fachkenntnisse und neue Erfahrungen gesammelt. Sie förderte die Selbstständigkeit und die Liebe zu Heimat und Elternhaus. 4 Bittsteller-Schreiben von Heinrich Müller an den Die Gesellenzeit | Oberbürgermeister der Stadt Hameln: Durch den Lärm der Kreissäge wird der Zimmereibetrieb 1923 Das Elternhaus von Otto Baukmeier am Waldrand von Welliehausen. Baukmeiers Wanderzeit beträgt 3 Jahre und einen Tag. Sie führt ihn quer durch Norddeutschland, wo er – wie es der Brauch verlangt – jeweils maximal 3 Monate für verschiedenste Zimmereibetriebe tätig ist. U.a. kommt er dabei auch in die Hansestadt Hamburg. Hier teilt sich der „Junggeselle“ eine spärliche Kammer mit einem Nachtwächter, der am Tage „ruht“ und das angewärmte Bett am Abend für ihn freimacht. | Heimkehr nach Hameln 1925 kehrt Otto Baukmeier in den Hamelner Lehrbetrieb zurück. Zimmermeister Heinrich Müller empfängt ihn hier mit offenen Armen. Zu tun gibt es in diesen Jahren noch immer mehr als genug für ihn. Das Zimmereigeschäft lebt insbesondere von Dachstuhl-Aufbauten – ein Hauptkerngeschäft des Betriebes. Hierbei sind es wohl vor allem die privaten Bauherren, welche die Leistungen der Zimmerei Müller in Anspruch nehmen. Baugelder der öffentlichen Hand fließen dagegen nur „zäh“. 1927 kommen weitere Bautätigkeiten in den Neubaugebieten hinzu, die fortan durch den neuen Bebauungsplan der Stadt geregelt werden. in den 20er und 30er Jahren immer wieder zum Störenfried für die nahe liegende Mittelschule. Ein Ausbau ist dringend erforderlich, denn die Stadt wächst stetig weiter. Bis 1930 ermitteln Volkszählungen einen Anstieg der Einwohnerzahl auf rund 28.000. Die anhaltende Verstädterung führt trotz wirtschaftlicher Krise zu einer Reihe von Fortschritten in Technik und Organisation: Seit 1925 zieren die ersten Omnibusse den Stadtverkehr, eine obligatorische Müllabfuhr sorgt für die nötige Sauberkeit in den Straßen und neben dem Fernsprechdienst nimmt auch das Hamelner Arbeitsamt erstmals seine Tätigkeit auf. 1930 zählt die Zimmerei Müller zu insgesamt 882 Handwerksbetrieben in und um Hameln, die gemeinsam mit 460 Handelsfirmen und 52 Industrieunternehmen gegen den Beschluss der Städti- schen Körperschaften protestieren, die Gewerbesteuer um 450% zu erhöhen. Letztlich ohne Erfolg. | Die Akte Müller In dieser Zeit beschäftigt der Müller’sche Betrieb auch die Verwaltung der Stadt Hameln: Denn bereits seit 1921 gehen von Seiten der nahe gelegenen Mittelschule (heute: Wilhelm-Raabe-Schule) mehrere Klagen wegen Lärmbelästigung durch die Kreissäge der Firma ein. Strafzahlungen für den „empfindlich gestörten Schulbetrieb“ in Höhe von bis zu 50 Reichsmark gehören daher für Heinrich Müller trotz mehrmaligem Einspruch zum „Geschäft“. Der Aktenvorgang „Müller – Mittelschule“ lässt sich bis ins Jahr 1936 verfolgen. Mitte der 20er Jahre posierten die Handwerker des Zimmermeisters Heinrich Müller über den Dächern von Hameln für dieses Foto. Mit dabei: Geselle Otto Baukmeier (vorderste Reihe, 3.v.r.) Das Zeugnisheft der Gewerbeschule zu Hameln belegt die guten Leistungen des Schülers Otto Baukmeier. 1922 1923 1926 1929 1930 1932 Albert Einstein erhält Die Ausgabe der Ren- Der Engländer John Am „Schwarzen Freitag“ Reichspräsident Hin- Reichskanzler Brüning für seine Relativitäts- tenmark beendet in Logie Baird präsentiert verzeichnet die New denburg erlässt die tritt mit seiner Regie- theorie den Nobelpreis Deutschland die Infla- erstmals seine Erfin- Yorker Börse Kurs- Notverordnung „zur rung zurück. Die NSDAP für Physik. tion. dung des Fernsehers. einbrüche in nie ge- Sicherung von Wirt- gewinnt die Wahlen sehenem Ausmaß. schaft und Finanzen“ zum 6. Reichstag. | Die Meisterjahre 1933 Der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten folgt 1933 auch in Hameln die Auflösung der kommunalen Vertretungskörperschaften. U.a. wird seit April des Jahres auch das 15-köpfige Bürgervorsteherkollegium ganz von der NSDAP beherrscht. Für den Zimmereibetrieb Müller bringt die neue Staatsmacht ein deutliches Mehr an Arbeit. Denn fortan werden die Handwerker verstärkt auch zum Bau verschiedener Kasernengebäude und militärischer Einrichtungen im Umland von Hameln verpflichtet. 6 Todesanzeige von Heinrich Müller, der am 6. Juli 1936 verstirbt. und Pflichten des Vorbesitzers, inklusive noch offene Außenstände und Schulden. Mit Sicherungshypotheken auf die Familienhäuser in Welliehausen und Hemeringen übernehmen Eltern und Schwiegerelten hierbei die Bürgschaft für Otto’s erfolgreichen Neuanfang als selbstständiger Unternehmer. Hemeringen stammende Meta Watermann. Ihr hält er bis zum Lebensende die Treue. | Meisterhafte Jahre In den Folgejahren 1937 und ‘38 besucht Otto Baukmeier die Meisterschule des Zimmerhandwerks in Hannover. Mit dem Motorrad fährt er nach Betriebsschluss die | Auf dem Krad ins Eheglück rund 50 Kilometer bis in die Landes1935 heiratet Otto Baukmeier seine „Ju- hauptstadt, um dort bis spät abends für die gendliebe“, die aus Hemeringen stam- Meisterprüfung zu pauken. Daheim künmende Meta Watermann. Die Heirat bringt den Zimmergesellen in jeder Hinsicht schnell voran: Auf dem eigenen „Kraftrad“ fahren die beiden frisch Vermählten seither gemeinsam zur Arbeitsstätte nach Hameln und nach Feierabend wieder zurück ins neue „traute Heim“ nach Hemeringen. Am 6. Juli 1936 stirbt Heinrich Müller im Alter von 73 Jahren nach einem Herzinfarkt. Der Zimmereibetrieb wird von dem nun 32-jährigen Otto Baukmeier weitergeführt. Für die Geschäftsübernahme zahlt der Nachfolger den Hinterbliebenen des Zimmermeisters – der verwitweten Johanne Müller und ihrer Tochter Marie Pracht – 5.000,– Reichsmark. Damit übernimmt Baukmeier sämtliche Rechte Nach zwei Jahren Abendschule in Hannover erhält Otto Baukmeier nach bestandener Prüfung im Mai 1938 den Meisterbrief. 1935 heiratet Otto Baukmeier die aus Harte Arbeit – karger Lohn: Die Lohntüte von Otto Baukmeier aus dem Jahre 1936. digt sich inzwischen der erste Nachwuchs an: Am 14. August 1937 bringt Ehefrau Meta die gemeinsame Tochter Margarete zur Welt. Das Familienglück wird um so perfekter, als Otto Ende Mai 1938 seine Meisterprüfung besteht und damit zugleich die Erlaubnis zur Ausbildung von Lehrlingen erhält. Eines seiner ersten „Meisterstücke“ wird der Bau einer Jugendherberge im Harz. Kurz darauf bezieht die junge Familie ihr neues Zuhause in der Hamelner Kaiserstraße – in nächster Nähe zur Betriebsstätte in der Zentralstraße. Im März 1939 erhält Otto Baukmeier von der Marktvereinigung der deutschen Forst- und Holzwirtschaft in Berlin die Genehmigung für den Austausch seiner Bauholzkreissäge gegen ein Vollgatter. Noch im selben Jahr macht er den Umzug des Betriebes in die Bückeberg Straße (heute: Ohsener Straße 118) perfekt. Das neue Ge- lände an der Fluthamel wurde erst kurz zuvor für die weitere Neuansiedlung von Industrie erschlossen und bietet ausreichend Platz für den Neubau einer größeren Werkshalle, in der die Zimmerei schließlich Anfang des Jahres 1940 ihren Betrieb aufnimmt. Am 2. Juli 1941 erfolgt die Umfirmierung des Betriebes auf den Namen „Otto Baukmeier Sägewerk und Holzhandlung“, der zugleich Aufschluss gibt über 7 1939 macht Otto Baukmeier den Umzug seines Zimmereibetriebes perfekt. Bis 1940 wird auf dem neuen Betriebsgelände an der ehemaligen Bückeberg Straße eine neue Sägewerkshalle errichtet, die die Produktionskapazität der Firma deutlich vergrößert. 1933 1935 1937 1939 Adolf Hitler wird vom Auf dem Reichsparteitag werden die Das Luftschiff Hinden- Auftakt zum 2. Welt- Reichspräsidenten Hin- Nürnberger Gesetze verabschiedet, die burg geht über New krieg: Die deutsche denburg zum Reichs- die Verfolgung der Juden legalisieren. York in Flammen auf. Wehrmacht marschiert kanzler ernannt. in Polen ein. Kriegs- und Nachkriegszeit | 1943 8 die fortschreitende Entwicklung des Betriebes in den Kriegsjahren. Hinzu kommen weitere technische Neuerungen: So erhält Otto Baukmeier am 9. Oktober 1941 u.a. die Erlaubnis zur Aufstellung eines gebrauchten Doppelsäumers. Dennoch bleibt die Zukunft der Zimmerei vorerst ungewiss, denn der Krieg macht auch vor den Toren der 31.000 Einwohnerstadt Hameln nicht halt und lässt 1942 erstmals auch das Industriegebiet Süd unter den britischen Bombern erschüttern. | Meta beweist wahre Stärke Am 27. März 1942 kommt mit Sohn Otto jun. das zweite Kind von Meta und Otto Baukmeier zur Welt. Als der junge Vater bald darauf zum Kriegsdienst in Halberstadt/Harz eingezogen wird, beweist seine Frau wahre Stärke: So kommt sie nicht nur ihrer alleinigen Fürsorgepflicht für ihre „Tante Mieze“ – der gute Geist der Firma Baukmeier: Maria Aust Bis zum Ende der nationalsozialistischen Ära wird das Unternehmen Baukmeier immer wieder zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet, um „strategisch wichtige Aufbauarbeit“ zu leisten. Die Zimmerer fertigen in dieser Zeit vor allem Baracken und andere Holzunterkünfte für Soldaten und Arbeitskräfte. Das über eine Einkaufsberechtigungskarte zugeteilte NutzVermessung der Holzlieferung auf dem Betriebsgelände holz wird von den Baukmeier’schen Fachund Hilfsarbeitern mit firmeneigenen Pfer(vorn rechts: Otto Baukmeier). den im Wald gerückt, im Betrieb zu Schnittholz verarbeitet und meist ohne lange LaKinder nach, sondern auch der Fürsorge- gerzeiten wieder verbaut. pflicht für das Geschäft ihres Mannes: Gemeinsam mit Maria Aust – alias „Tante | Die Auswirkungen des Krieges Mieze“, der Buchhalterin und zugleich dem „guten Geist“ des Betriebes – führt Am Ende des Krieges erleidet Hameln massie das Geschäft mit eisernem Willen wei- sive Zerstörungen. Nach dem Bombardeter, bis Otto Baukmeier schließlich im Mai ment des Bahnhofs sind neben Bahnstei1945 aus dem Kriegsdienst zurückkehrt. gen und Gleisanlagen auch diverse Wohnhäuser im Bahnhofsviertel, am Basberg und am Osterplatz zerstört. Viele Häuser im Stadtgebiet sind durch Beschuss beschädigt. Die Marktkirche ist ausgebrannt und samt Turm auf das nebenstehende Rathaus gestürzt. Ebenso zerstört: eine Häuserzeile in der historischen Osterstraße, die Weserbrücken sowie die Wesermühle auf dem Werder. Als die alliierte Militärregierung schließlich am 7. April 1945 ins Hochzeitshaus einzieht, zählt Hameln rund 34.000 Einwohner, bis Ende 1945 werden es knapp 40.000 – darunter 5.000 Evakuierte und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten. Bei der Rückkehr in seine Heimatstadt bietet sich Otto Baukmeier ein trauriger Anblick: In den Straßen liegen Glasscher2 Jahre nach der Geburt seines Sohnes wird Otto ben, Schutt und Dachziegel. Die SchauBaukmeier zum Kriegsdienst eingezogen. fenster der Geschäftsstraßen sind mit Brettern vernagelt, da Plündereien und Diebstähle zur Tagesordnung gehören. Die Besatzung beschlagnahmt in diesem Jahr eine Reihe von Privathäusern und schließt Fabriken, die an der Herstellung kriegswichtiger Materialien beteiligt waren. Neben Lebensmitteln mangelt es auch an Wohnunterkünften für die zahlreichen Obdachlosen und Vertriebenen. Zwischen 1945 und 1950 wird neben anderen Baubetrieben auch das Unternehmen Baukmeier im Rahmen der Reparationszahlung an die Engländer zum Arbeitseinsatz für die britischen Truppen verpflichtet. Gemeinsam mit den Besatzern geht es dabei oftmals zum Holzrücken in den Harz. Neben den Transporten erledigt der Zimmereibetrieb, der Anfang November 1945 23 Fach-, 10 Hilfsarbeiter und 1 Buchhalterin beschäftigt, auch die Weiterverarbeitung des geschlagenen Holzes. Das Baukmeier’sche Schnittholz findet letztlich seine Verwendung für den Wiederaufbau der zerstörten Brücken und Häuser in und um Hameln oder wird direkt an die alliierte Militär-Regierung abgegeben. Wäh- 1943 1945 Die 6. Armee der deutschen Wehrmacht kapituliert in Stalingrad. rend jener Zeit dient das Werksgelände an der Ohsener Straße zugleich auch als Abstellfläche für die Transportlaster der britischen Garnison. Eine für diese Zwecke gebaute LKW-Halle wird nach Beendigung der Verpflichtungsleistungen für die Alliierten zur neuen Produktionshalle der Zimmerei ausgebaut. 1948 bezieht die junge Familie Baukmeier das neu gebaute Wohnhaus auf dem Betriebsgelände an der Ohsener Straße in Hameln. Otto Baukmeier sen. verewigt sich hier in den kunstvollen Schnitzereien der selbst gezimmerten Haustür. | Die Industrialisierung Trotz widriger Nachkriegs-Umstände erkennt Otto Baukmeier zugleich eine Chance für seinen Betrieb und vollzieht Schritt für Schritt die Industrialisierung seiner Zimmerei. Den handwerklichen Schwerpunkt verlegt er jetzt mehr und mehr auf den Bereich der Sägewerksleistung und konzentriert sich verstärkt auch auf die Weiterentwicklung seiner Holz-Handlung. Und auch privat geht es wieder voran: 1947 verewigt sich Otto Baukmeier in den Schnitzereien einer Tür für sein neu gebautes Wohnhaus auf dem Werksgelände an der Ohsener Straße, in das er kaum ein Jahr später – im Jahr der Währungsreform – mit seiner Familie einzieht. Zu Beginn der 1950er Jahre hat die Schaffung und Instandsetzung von Wohnraum für die Hamelner Stadtväter höchste Priorität. Dank einer umsichtigen Politik entwickelt sich in der nunmehr 50.500 Einwohner zählenden Mittelstadt ein dynamisches Gemeinwesen, das der Eingliederung der Vertriebenen und dem erhöhten Arbeitsplatzbedarf entgegenkommt. Neue Schulbauten, neue Kirchen, Großbauten der Wirtschaft, die neue 1947 1948 1949 1951 Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Amerikanische und britische Besat- Bei der Währungsreform wird Bei den Wahlen zum Die Westmächte pro- Wehrmacht besiegelt das Ende des Zweiten Welt- zungszonen werden als Bizonen zu in den westdeutschen ersten Deutschen Bundestag klamieren das Ende krieges. einheitlichen deutschen Wirtschafts- Besatzungszonen die Deut- wird Konrad Adenauer zum des Kriegszustandes in gebieten zusammengeschlossen. sche Mark eingeführt. Bundeskanzler gewählt. Deutschland. 9 Weserbergland-Festhalle und Tausende neuer Wohnungen bezeugen den erfolgreichen Wiederaufbau der Rattenfängerstadt. Die Neuansiedlung vieler Industriebetriebe – vor allem aus der Metall verarbeitenden Industrie, der Textil-, Nahrungsmittel- und Elektrobranche – stärken das regionale Wirtschaftspotenzial. Aber auch Handwerk und Handel verdankt Hameln in diesen Jahren den beständigen wirtschaftlichen Aufstieg und seine dominierende Rolle im Weserbergland. Auch für das Unternehmen Baukmeier beginnen nach dem Entnazifierungsbescheid des niedersächsichen Innenministeriums vom 9. Februar 1950 die „Wirtschaftswunderjahre“. Ob Neubau oder Instandsetzung: Sägewerk und Zimmerei haben alle Hände voll zu tun, die anfallenden Aufträge rund um den Wiederaufbau der Stadt zu meistern. Einer der ersten öffentlichen Aufträge dieser Zeit sind die Dachstuhlarbeiten für den Neubau der Handelslehranstalt Hameln am Langen Wall, die im April 1950 feierlich eingeweiht wird. Ein Päuschen in Ehren. Otto Baukmeier sen. bei einem Heide-Ausflug. hinzu. Der Zimmereibetrieb „verbaut“ in diesem Jahrzehnt rund 6.600 Kubikmeter Bauholz, 600.000 laufende Meter Abbundholz und 57.000 Quadratmeter Fußböden- und Schalungshölzer. Im Bauboom der 50er Jahre entstehen in der Rattenfängerstadt insgesamt rund 2.500 neue Wohnungen und Häuser – als Antwort auf den enormen Wohnraumbedarf der Nachkriegszeit. Wirtschaftswunderjahre | 1953 Es folgen zahlreiche Aufträge der Hamelner Kirchengemeinden. So ist die Firma Baukmeier u.a am Bau des Gemeindehauses und des Glockenturmes für die Paul-Gerhardt-Gemeinde am Basberg (Bauzeit 1952 -1953) und am Neubau der St. AugustinusKirche in der Hamelner Lohstraße beteiligt, die bis 1954 fertiggestellt wird. Das Unternehmen | Das Stadtbild wird geprägt Baukmeier pflegt die Tradition des Zimmererhandwerks: Mit dem feierlichen Richtspruch erbitten die Handwer- | Der Bauboom der 50er Jahre ker stets das dauerhafte Glück des Bauherren in Richtfest eines Wohnund Geschäftshauses in den 40er Jahren. Daneben entwickelt sich vor allem in den Hamelner Neubaugebieten zwischen Süntelstraße und Ilphulweg, im neu erschlossenen Baugrund westlich der Schillerstraße, im Klütviertel sowie in den Gebieten am Hammelstein, am Galgenberg, am Felsenkeller und am Schöt eine starke Bautätigkeit privater Bauherren, von der letztlich auch das Unternehmen Baukmeier profitiert. Mit dem Spatenstich zur Stadtrandsiedlung am Ohrberg kommt 1958 noch ein weiteres attraktives Bauarreal den neuen vier Wänden. Mit handwerklicher Unterstützung der Firma Baukmeier wird bis 1954 das BHW-Gebäude am Sedan-Platz errichtet (heute: Rathaus). Die Arbeiten des Unternehmers Otto Baukmeier prägen in diesen Jahren maßgeblich das Gesicht der Stadt Hameln – insbesondere aus der Vogelperspektive: Denn die Dächer vieler markanter Gebäude ruhen bis heute auf den damals gezimmerten HolzKonstruktionen des Traditionsunternehmens. Darunter u.a. die Dachaufbauten des Polizeidienstgebäudes an der Lohstraße (Fertigstellung 1955), des Alten- und Waisenhauses am Reseberg (Baubeginn 1956), des Gesundheitsamtes (1957) und des Hamelner Rathauses am Sedan-Platz (1954 bis 1971 Hauptsitz der BHW Bausparkasse). Zu einem für die Öffentlichkeit spektakulären Ereignis wird 1957 derWiederaufbau der zu Kriegsende nahezu völlig zerstörten Marktkirche: Baukmeier übernimmt hier- Betriebsausflug der Baukmeier’schen Belegschaft Ende der 50er Jahre. 1953 1955 1957 1960 Der Neuseeländer Ed- Mit einem 3:2-Sieg gegen Un- Als erster Satellit umkreist Der Demokrat J. F. mund Hillary besteigt garn in Bern wird Deutschland der sowjetische Flugkörper Kennedy wird zum US- den Mount Everest. erstmals Fußball-Weltmeister. „Sputnik 1“ die Erde. Präsidenten gewählt. bei die Holzbauarbeiten an den Seitenschiffen sowie am Glockenturm der Kirche, die im Dezember 1959 schließlich wieder in neuem „alten“ Glanz erstrahlt. Das handwerkliche Geschick der Baukmeier’schen Zimmerleute beim Kirchenbau bleibt auch in den Folgejahren ein ertragreiches Geschäft. Unter anderem ist der Meisterbetrieb auch an den Neubauten der Martin-LutherKirche an der Schillerstraße (1962) und der Kreuzkirche im Klütviertel beteiligt. Zu Beginn der 1960er Jahre beschäftigt Wiederaufbau der der Zimmermeister 60 Mitarbeiter – bis Hamelner Marktkirche dato Höchststand in der Geschichte des 1958. Unternehmens, das in diesen Jahren auch durch Aufträge im weiteren Umkreis von Hameln-Pyrmont immer weiter expandiert und sich dementsprechend auch technisch weiterentwickelt. Zur Mitarbeiterschaft des Betriebes zählt bereits seit 1955 auch Margarete Baukmeier, die ihrem Vater schließlich bis 1975 tatkräftig bei der Büroarbeit unterstützt. Innerhalb seines Unternehmens pflegt Otto Baukmeier sen. während dieser Zeit einen äußerst kollegialen Umgang mit seinen Zimmerleuten und Angestellten. Neben regelmäßigen Betriebsfeiern sind inzwischen auch gemeinsame Ausflüge längst fester Bestandteil der „geselligen“ Firmenkultur. 11 | Neue Wege 1963 Das Firmengelände in den 60er Jahren. Zimmerinnung mit sich. Der „Jungunternehmer“ erkennt in den Folgejahren das Potenzial des soliden Familienunternehmens und kann an der Seite seines Vaters weitere Neuerungen einführen, die die Innovationskraft des Betriebes fördern und eine weitere Expansion vorantreiben. Auf dem 12.500 qm großen Werksgelände an der Ohsener Straße befinden sich jetzt neben dem Familien-Wohnhaus geräumige Hallen für Zimmerei, Sägewerk, Tischlerei und die Kisten- und Palettenherstellung; des Weiteren ein Schnittholzlager sowie die erforderlichen Nebenwerkstätten, in denen den Mitarbeitern modernste Holzbearbeitungsmaschinen und -werkzeuge zur Verfügung stehen. Neben Holzkonstruktionen und Dachstühlen für Wohnhäuser, Schulen und andere öffentliche Gebäude fertigt der Betrieb jetzt immer öfter auch frei tragende Hallen für Sporteinrichtungen, Gewerbe und Industrie. Zu Beginn der 1960er Jahre hat Hameln seinen Ruf als Mittelpunkt des Landkreises weiter gefestigt. Der Wohnraumbedarf ist nahezu gedeckt, der Einzelhandel floriert und zieht inzwischen auch verstärkt Konsumenten aus dem Umland in die Innenstadt. Während sich Last- und Personenkraftverkehr immer öfter in den schmalen Einkaufsstraßen rund um die City stauen, plant der Rat der Stadt bereits, die Hamelner Altstadt von Grund auf zu sanieren. Vornehmlich gilt das Interesse der Stadtväter dem Erhalt der historischen Weserrenaissance- und FachwerkBauten, deren Sanierung ab 1962 sogar mit einem 50%igen Zuschuss gefördert wird, bis die Stadt 1964 eine vorläufige Veränderungssperre nach dem geltenden Bundes- | Fertighäuser erobern den Markt baugesetz verhängt. Als einen weiteren, neuen Arbeitsbereich erschließt sich Otto Baukmeier jun. in die| Die dritte Generation sen Jahren ein „neumodernes“ Konzept des Im selben Jahr geht das Unternehmen privaten Wohnungsbaus: die Herstellung Baukmeier in die dritte Generation: Otto von Fertighäusern. Dabei tritt der ZimBaukmeier jun. steigt nach seinem Studium mereibetrieb nun immer öfter auch als „Geals Bauingenieur und Mitinhaber in die Fir- neralunternehmen“ auf, das den Bauherma ein. Der Ingenieur-Abschluss bringt zu- ren alle Leistungen „aus einer Hand“ gleich die Ernennung zum Meister der bietet. Die Baukmeier-Fertighäuser werden 12 1972 bekommt die Hamelner Münsterkirche eine neue Haube. Die Arbeiten der Firma Baukmeier in luftiger Nach bestandener Abschlussprüfung an der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen und anschließendem Wehrdienst steigt Otto jun. 1966 als Diplom Ingenieur in den Betrieb seines Vaters ein. Höhe werden zum öffentlichen Spektakel, das auch von den Medien begleitet wird. nach vorgegebenen Standard-Plänen im Werk weitestgehend endmontagefertig vorbereitet, als vorgefertigte Holzrahmen-Elemente – bestehend aus Außen-, Innen-, Decken- und Dachtafeln – ausgeliefert und schließlich in wenigen Tagen auf der Baustelle montiert. Mit dem eigenen FertighausKonzept bietet Baukmeier seinen Bauherren eine „moderne“, kostengünstige und zugleich Zeit sparende Alternative zum Massivhaus-Bau. Doch auch auf dem klassischen Sektor bleibt das Unternehmen weiter aktiv. Denn 1967 – nach einer langen Phase der intensiven Beratung und einer weiteren Fortschreibung des Konzeptes – beginnt in Hameln die vom Bund geförderte Altstadt-Sanierung, in die schließlich auch das heimische Zimmereigewerbe stark mit eingebunden werden sollte. Am 6. Juni 1969 heiratet Otto Baukmeier jun. die gebürtige Hamelnerin Monika Schulze. Die Hochzeit legt zugleich den Grundstein für den Fortbestand des Familienunternehmens: Schon knapp zwei Jahre später, am 4. Februar 1971, wird die gemeinsame Tochter Stefanie geboren. Ihr folgt gut ein Jahr später Bruder Markus (*4. Juni 1972). Der historische Derrick-Kran. Oben: Otto jun. kurz vor dem Mauerbau in Berlin. 13 Links: Otto Baukmeier jun. und seine Schwester Margarete. | Sanierung der Münsterkirche Der Zimmereibetrieb schafft derweil im Juli 1972 ein weiteres „Meisterstück“ über den Dächern von Hameln: Unter großem öffentlichen Interesse montieren die Handwerker im Zuge der Sanierungsarbeiten an der Hamelner Münsterkirche bei strahlendem Sonnenschein die zuvor im Werk gefertigte, rund vier Tonnen schwere, Holzkonstruktion für die kupferne Haube des Vierungsturmes. Zum 65. Geburtstag von Otto Baukmeier sen. würdigt ihn die Deisterund Weserzeitung mit einem großen Artikel. 1963 1966 1968 1969 1971 1972 Adenauer und de Gaulle unter- Nach dem Rücktritt Als Antwort auf die Studenten- Der Astronaut Neil Arm- In der DDR wird Erich Eine arabische Terrorgruppe verübt zeichen den deutsch-franzö- Erhards wird Kurt Georg unruhen verabschiedet der strong betritt als erster Honecker erster Staats- bei den Olympischen Spielen in sischen Freundschaftsvertrag. Kiesinger neuer Bundes- Deutsche Bundestag eine Not- Mensch den Mond. sekretär des Zentral- München ein Bombenattentat auf kanzler. standsverfassung. kommitees der SED. isrealische Sportler. | Holzbau im Wandel 1973 14 Zu Beginn der 70er Jahre treffen die Pläne der Stadt Hameln rund um die Sanierung der Altstadt auf den massiven Widerstand der Bevölkerung, als bekannt wird, dass weit mehr historische Häuser der Abriss-Birne zum Opfer fallen sollen, als ursprünglich geplant bzw. offiziell angegeben: Während der damalige Oberstadtdirektor, Dr. Louis Storck, die Zahl von 32 abrissfälligen Häusern nennt, recherchiert eine resolute „Kämpferin für den Erhalt der Altstadt“, die Ratsherrin Elsa Buchwitz, auf eigene Faust in den neuen Bebauungsplänen und kommt dabei auf insgesamt 160 Fachwerk- und Jugendstilhäuser, die den geplanten Sanierungs- und Neubau- Anzeige zum 75. Jubiläum des maßnahmen weichen sollen. Betriebes. | Altstadtsanierung in Hameln Auf Druck der Öffentlichkeit wird das ursprüngliche Sanierungskonzept 1974 schließlich überdacht. Übereinstimmend erklären die Parteien, dass die erhaltenswerte Bausubstanz durch entsprechende Baumaßnahmen vor weiterem Verfall geschützt und die zuvor geplante Flächensanierung durch eine Objektsanierung ersetzt werden soll. U.a. entscheidet die Bürgerschaft letztlich auch den Erhalt altstadttypischer Fassaden in der Kleinen Straße. Ratsfrau Elsa Buchwitz setzt darüber hinaus den Beschluss durch, dass auch Altstadthäuser auf stadteigenen Grundstücken nur noch mit Einverständnis des Verwaltungsausschusses abgerissen werden dürfen. In den Folgejahren wird die beschlossene Objektsanierung aktiv vo- rangetrieben, die zukünftig als „beispielhaft“ gelten wird und Hameln zu einem Anziehungspunkt für historisch interessierte Touristen aus der ganzen Welt machen soll. Als Spezialist für Holz-, Dach- und Fachwerkbau beteiligt sich das Unternehmen Baukmeier ab Mitte der 70er Jahre aktiv an der Altstadt-Sanierung Hameln. Wahre „Meister-Leistungen“ erbringt der Zimmereibetrieb dabei mit den Sanierungs- und Holzbauarbeiten an den Häusern Kupferschmiedestraße 13 (Kartoffelhaus/1979), Wendenstraße 19 (1982) und am Pfannkuchen-Haus, der „Heimstatt“ von Ratsfrau Elsa Buchwitz in der Hummenstraße. Weitere Sanierungsarbeiten übernimmt die Firma, die jetzt maßgeblich von Otto Baukmeier jun. geführt wird, auch am Das Haus Kupferschmiedestraße 13 wird ein „Meisterstück“ der Hamelner Altstadtsanierung. Die Fotoreihe zeigt das Gebäude vor der Sanierung, eine Planungszeichnung sowie das Haus nach Vollendung der Handwerksarbeiten durch das Unternehmen Baukmeier. Transport einer HolzbinderKonstruktion. Stiftsherrenhause (Anbau des MuseumsCafés/1975), am Domeier- (1978) und am Dempterhaus (1980), am Hotel „Zur Börse“ (1978/’79) sowie im Auftrag der Stadt Hameln am Rattenfängerhaus (1981) und an den Fachwerkhäusern Fischpfortenstraße 29 (1977-’79), Neue Marktstraße 30 (1976/’77), Alte Marktstraße 2 und 28/29 (1978/79). | Der Betrieb expandiert Unterdessen expandiert der Betrieb auch in technischer Hinsicht weiter: Bereits 1973 wird auf dem Betriebsgelände eine neue Sägewerksanlage mit automatischen Transporteinrichtungen errichtet. 1976 – dem Jahr, in dem die junge Familie Baukmeier das Wohnhaus auf dem Betriebsgelände bezieht – erfolgt die Vergrößerung der Hallen und Produktionsanlagen für den Bereich Holz- und Fertigbau. Otto Baukmeier jun., der 1977 zum Obermeister der Zimmerer-Innung Hameln-Pyrmont ernannt wird, setzt neue Prioritäten: So bildet die Herstellung von Fertigbauteilen bis 1980 den eigentlichen Schwerpunkt des Betriebes, der mit dem Beitritt zur Meisterstück-Gruppe – einem Zusammenschluss von insgesamt fünf mittelständischen Fertighaus-Unternehmen – schließlich auf eine feste Basis gestellt wird. Zwei Jahre nach dem 75jährigen Jubiläum des Betriebes etabliert sich der Unternehmer so als bundesweit tätiger Spezialist für Dachkonstruktionen und als professioneller Vertriebspartner der MeisterstückGruppe für Niedersachsen. 1975 erfolgt im Architekten-Auftrag der Bau des ersten Baukmeier-Fertighauses in Raummodulbauweise. Das „Bauvorhaben Weber“ wird zum Meilenstein in der Firmengeschichte, der den Wandel des Handwerksbetriebes zum Fertighaus-Unternehmen markiert. | Das 1. Meisterstück-HAUS Bei der Musterhaus-Eröffnung in Emmerthal präsentiert der Betrieb im Mai 1981 sein erstes Fertighaus unter dem eingetragenen Markenzeichen MeisterstückHAUS. Der Erfolg des Baukmeier’schen Fertighaus-Konzeptes lässt nicht lange auf sich warten: Steigende Produktionszahlen führen bereits 1982 dazu, dass das Unternehmen seine Kapazitäten durch den Bau einer neuen Werks- und Produktionshalle auf dem Gelände an der Ohsener Straße erweitert. Die Einweihungfeier wird zugleich die öffentliche Präsentation einer neu entwickelten Holzbinder-Konstruktion, die beim Bau des Hallen-Daches eingesetzt wurde und in der Branche als richtungsweisende Innovation gepriesen wird. 1973 1974 1977 1981 1982 Die EG (Europäische Nach der Guillaume- Die RAF entführt den Rund 80.000 Menschen Nach Misstrauensvotum Gemeinschaft) wird um Affäre tritt Willy Brandt Arbeitgeberpräsidenten demonstrieren in Brok- gegen Helmut Schmidt Dänemark, Groß- als Bundeskanzler ab. Hans-Martin Schleyer. dorf gegen den Bau des wird Helmut Kohl zum britannien und Irland Sein Nachfolger wird geplanten Kernkraft- neuen Bundeskanzler erweitert. Helmut Schmidt . werkes. gewählt. 15 | Die Forschungsjahre 1983 Flügelblatt-Sanierung der Tündernschen Mühle in den 80er Jahren. Ende der 80er Jahre macht Otto Baukmeier jun. 16 Schlagzeilen in der Deister- und Weserzeitung: Die Zusammenarbeit des Unternehmers mit der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden findet allseits große Beachtung. 1983 gründet Otto Baukmeier jun. infolge der weiter wachsenden Vertriebstätigkeiten der Meisterstück-Gruppe eine eigenständige Vertriebsgesellschaft: die Meisterstück-HAUS Verkaufs-GmbH. Seine neue Verkaufsstrategie setzt Maßstäbe, denn mit einer einheitlichen Angebotspalette bietet Meisterstück-HAUS seinen Bauherren ab sofort bedarfsorientierte Konzepte für Architektenhäuser. Mit Erfolg: Vom Einfamilienhaus bis zum gewerblichen Zweckbau produziert die Meisterstück-HAUS-Gruppe jetzt pro Jahr bis zu 150 Häuser. Allein 30 „Meisterstücke“ verlassen zu dieser Zeit Jahr für Jahr die Produktionshallen des Unternehmens Baukmeier. Frühzeitig erkennt Otto Baukmeier auch das zunehmende Umweltbewusstsein seiner Kunden und lässt die MeisterstückHäuser nun regelmäßig von der Gemeinschaft „Gesundes Bauen und Wohnen“ überprüfen, die sich später zur „Bundesgütegemeinschaft Montagebau und Fertighäuser“ weiterentwickelt. Deren Gütesiegel garantiert den Baukmeier-Bauherren seither die ausschließliche Verwendung umweltverträglicher Materialien und Baustoffe. Im November 1983 stirbt Otto Baukmeier senior kurz vor seinem 80. Geburtstag. Im Nachruf wird der ehemalige Zimmermeister nicht nur für sein berufliches Wirken, sondern auch für sein privates Engagement für die Stadt Hameln gewürdigt. Bis zuletzt gehörte der Seniorchef des Unternehmens zahlreichen Vereinen an, u.a. dem Museumsverein, dem Grenzbeziehungsverein sowie dem Schützenverein. Zudem war er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und Kirchenvorsteher der Münsterkirchen-Gemeinde. Sein Sohn führt den Betrieb nun allein weiter. Mitte der 1980er Jahre – in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und allgegenwärtiger Strukturschwäche – gehört Otto Baukmeier jun. zu den Unternehmern, denen es mit Hilfe interner Umstrukturierungen gelingt, den Grundstein für eine sichere Zukunft zu legen: Die Otto Baukmeier Holzbau GmbH & Co. KG etabliert sich zunehmend als solider, mittelständischer Fertighaus-Produzent mit überregionalem Vertrieb. Ein Beleg dafür ist u.a. die Eröffnung eines neuen Musterhauses 1986 in der Musterhaus-Ausstellung in Bad Vilbel (Frankfurt am Main). sammenarbeit des Baukmeier’ schen Unternehmens mit dem Labor für Holztechnik und dem Leiter des Studiengangs Holztechnik, Prof. Dr. Ing. Kessel. Otto Baukmeier nutzt die Folgejahre, um gemeinsam mit Prof. Kessel im Rahmen eines Forschungsprojektes an der technischen Umsetzung eines Fertighaussystems zu arbeiten, das mit vorgefertigten Raumzellen und eigens entwickelten, neuartigen Holz-Beton-Verbunddecken den Markt revolutionieren und ein günstiges Bauen ermöglichen soll. Nach 4 Jahren Entwicklungszeit wird 1990 der Prototyp des ersten Holz-Verbund-Fertighauses in Hope errichtet. Das neue, hochwertige und energieeffiziente Meisterstück-HAUS überzeugt die Bauherren zugleich als Haus, dessen gesamte Elemente – vom Keller bis zum Dach inklusive Innenausbauten – komplett aus einer Hand und zum günstigen Baupreis von Baukmeier angeboten werden. Das Forschungsprojekt bringt dem Unternehmen neben einem Imagegewinn auch einen kurzzeitigen Know-how-Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb. In nunmehr vierter Generation steigt jetzt auch Tochter Stefanie Baukmeier ins Unternehmen ein. Nach bestandenem Abitur macht sie zunächst eine 2-jährige Lehre zur Bürokauffrau, bevor sie im März 1993 das Studium des Holzingenieurwesens an der Fachhochschule Hildesheim beginnt. Bruder Mittendrin statt nur dabei: Festumzug zur 700-Jahr-Feier des Rattenfängers. Markus Baukmeier absolviert von 1991 bis 1994 die Ausbildung zum Bankkaufmann, die zugleich an das Studium an der Berufsakademie Weserbergland geknüpft ist. Als „Staatlich anerkannter Betriebswirt (BA)“ beginnt er 1995 das weiterführende Studium zum Diplom-Betriebswirt (FH) im Rahmen des European-BusinessProgramms der Fachhochschule Münster. | Handwerk mit Auszeichnung Otto Baukmeier erhält 1992 die silberne Ehrennadel des Zimmererhandwerks für seine besonderen Verdienste im Bereich der baugewerblichen Organisation. Ein Jahr später wird der Unternehmer, der bereits seit 1984 im Vorstand der Kreishandwerkerschaft Hameln-Pyrmont tätig ist, auch in den Vorstand des Fördervereins Holzingenieurwesen der Hildesheimer Fachhochschule berufen. Darüber hinaus erfolgt 1993 der Beitritt seines Betriebes zum Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF), der Vereinigung aller namhaften deutschen Fertigbau-Unternehmen. | Kooperation mit der FH Die Diplomarbeit zweier Studenten der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden zum Thema „Verbunddecken für Raummodule“ führt 1986 erstmals zur Zu- Aufbau eines Fertighauses 1985. 1983 1985 1989 1991 Die vom stern-Magazin Als jüngster Teilnehmer in Unter dem Jubel der Boris Jelzin und Michael veröffentlichten „Hitler- der Tennis-Geschichte Menschen in Ost und Gorbatschow verein- Tagebücher“ entpuppen gewinnt Boris Becker das West fällt in Berlin die baren die Auflösung der sich als Fälschung. Wimbledon-Finale. Mauer. UdSSR. Trotz Schwerpunktverlagerung auf die Sparte Fertigbau behält die Zimmerei ihre Bedeutung für das Unternehmen Baukmeier. Der traditionsbehaftete Unternehmenszweig bietet bis heute ein breites Spektrum an Holzingenieurleistungen, fertigt neben Dachstühlen auch Aufstockungen und Carports und übernimmt An- und Umbauten auf individuellen Wunsch des Kunden. Holzbinder-Konstruktionen wurden auch beim Neubau an der Ohsener Straße eingesetzt. | Der Zukunft voraus 1993 18 Das Werksgelände Ohsener Straße aus der Vogelperspektive. | Meisterstück-HAUS bundesweit 1993 übernimmt Otto Baukmeier die alleinigen Markenrechte der MeisterstückHAUS-Gruppe inklusive deren Vertriebsstruktur samt Musterhäusern in Stuttgart und Mannheim. Mit dem Neubau der Musterhäuser in Berlin, Dresden und Hannover erschließt sich das Unternehmen bis Mitte der 1990er Jahre das gesamte Bundesgebiet – allen voran die neuen Bundesländer, die nach der deutschen Wende einen wahren Bauboom erleben. Bis zum Ende des Jahrzehntes erwirtschaftet das Unternehmen rund 75% seines Umsatzes in überregionalen und internationalen Geschäften. Über 20 Fachberater, verteilt auf insgesamt 10 Musterhaus-Ausstellungen in ganz Deutschland, sorgen nun für den bundesweiten Vertrieb der Meisterstück-Häuser, die ausschließlich in der Hamelner Produktionsstätte gefertigt werden. | Neubau der Fertigungshalle Mit steigenden Produktionszahlen und zunehmendem Bekanntheitsgrad der Marke Meisterstück-HAUS werden weitere Investitionen notwendig. Schon 1993 beginnt der Betrieb mit dem Bau einer neuen Fertigungshalle und dem Umbau der ehemaligen Sägewerkshalle zur Wandfertigungshalle. Der Neubau vergrößert die überdachte Produktionsfläche auf dem Betriebsgelände an der Ohsener Straße damit von bisher 5.000 qm auf 8.100 qm. Hinzu kommt 1996 ein architektonisches Highlight: das neue Bemusterungszentrum, in dem zugleich Tagungen und Mitarbeiterschulungen stattfinden. Entsprechend wird jetzt auch der Maschinenpark in Fertigung und Zimmerei sowie die Technik in der Arbeitsvorbereitung auf den modernsten Stand gebracht: Die neuen, CNC-gesteuerten Produktionsanlagen arbeiten direkt nach CAD-gefertigten Zeichnungen, ermöglichen ein deutlich schnelleres Arbeiten und erweitern so die Produktionskapazitäten. Für sein persönliches Engagement in der Baubranche wird Otto Baukmeier 1996 mit der silbernen Verdienstnadel des Deutschen Baugewerbes ausgezeichnet. Überaus geschätzt wird die weit reichende Erfahrung des Holz- und Fertigbau-Spezialisten auch vom BDF, der ihn schließlich 1997 in den Vorstand beruft. Unter maßgeblicher Mitarbeit von Stefanie Baukmeier erhält das Baukmeier’sche Unternehmen 1997 die TÜV-Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 für ausgezeichnetes Qualitätsmanagement. Das hierfür vorgelegte Konzept (QM-Handbuch) ist zugleich die Diplomarbeit von Stefanie Baukmeier. Seither gewährleistet das Prinzip der organisierten Selbstkontrolle die Sicherung eines überdurchschnittlich hohen Qualitätsstandards in sämtlichen Arbeitsbereichen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit für den Handwerksbetrieb, da er sich bereits seit Jahren den Prüfungen durch verschiedene unabhängige Institute stellt und damit gewährleistet, dass alle Leistungen von Meisterstück-HAUS und der Zimmerei weit über die gesetzlichen Anforderungen und Verordnungen hinausgehen. Als Mitglied des BDF und der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau verpflichtet sich die Firma u.a., die hohen Qualitätssicherungsbestimmungen auch in punkto Umweltschutz, Gütekontrolle und Kundenservice einzuhalten und beständig weiterzuentwickeln. Der achteckige Turm wird ab Mitte der 90er Jahre zum Markenzeichen der Meisterstück-Häuser und zum Symbol für individuelles Bauen. | Energieeffizienz nach Maß Insbesondere in Bezug auf die Energieeffizienz seiner Häuser ist Baukmeier dem Wettbewerb bereits Mitte der 1990er Jahre weit voraus. Durch die überwachte High-TechProduktion erreichen die MeisterstückHäuser beste Wärmedämm-Werte für alle Wand-, Dach- und Deckenkonstruktionen. Und noch vor Beginn des neuen Jahrtausends sind förderfähige Niedrigenergiehäuser bereits Standard-Serienprodukte des Unternehmens, die sich auf Basis optimaler Energiekonzepte zugleich auch als Passiv- oder 3-Liter-Häuser planen und umsetzen lassen. Dabei können die Häuser der Marke Meisterstück-HAUS auf Kundenwunsch auch mit neuester, intelligenter dem Hauptprodukt, dem individuellen Haustechnik – gesteuert über modernste Fertighaus mit frei planbaren Grundrissen und Ansichten, werden Ende der 1990er Bus-Systeme – ausgestattet werden. Jahre neue Produktlinien entwickelt. Dabei steht Baukmeier auch für moderne | Designorientiertes Bauen Marketingkonzepte und einen kundennaVor allem überzeugen die Meisterstück- hen Service: Unter dem Motto „Bau dir Häuser aber durch ihr ansprechendes äu- dein eigenes Ding!“ kann so z.B. das ßeres Erscheinungsbild. Mit Baukmeier YoungStar activ-Haus auf den neu gestalwird das Fertighaus zum Architektenhaus. teten Meisterstück-Internetseiten in 3D Bei der Gestaltung lässt das Unternehmen vorgeplant werden – ganz nach den Wünseinen Bauherren alle Freiräume. Neben schen des Bauinteressenten. 19 1993 1994 1996 1998 1999 Der Europäische Binnenmarkt der Nelson Mandela wird zum Wegen der Rinderseuche Nach 16 Jahren Amtzeit wird Die elf Mitgliedsstaaten 12 EG-Mitgliedsstaaten tritt in ersten schwarzen Präsi- BSE verhängt die EU ein Helmut Kohl als Kanzler abge- der EU führen den Euro Kraft und bringt mehr Freizügig- denten von Südafrika ge- unbefristetes Exportverbot wählt. Gerhard Schröder wird als neue Verrechnungs- keiten für 340 Mio. Menschen. wählt. für britisches Rindfleisch. Nachfolger. einheit ein. Fachwerksanierung in der Hamelner Innenstadt im Jahr 2000. Künftig werden hier neben Dach- und Deckenelementen auch Zweckbauten und Modulkonstruktionen gefertigt. Das neue „Werk 2000“ an der Otto-Körting-Straße im Hamelner Industriegebiet Süd. | Die vierte Generation Die Produktreihe „YoungStar activ“ ist mit 10 festen Grundrissen, verschiedenen Ausbaustufen und Ausstattungsmöglichkeiten ideal für junge Familien mit begrenztem Budget. Die Hausserie kann im Internet bis ins Detail vorgeplant werden. Die Produktlinie „Ästhetik“: moderner Wohnkomfort durch die designorientierte Kombination aus Fachwerk und Glas. Im Jahr 2000 folgt die Einweihung des neuen Musterhaus-Zentrums in HamelnWangelist, bei der zugleich die neueste Produktlinie „Ästhetik“ vorgestellt wird. Die designorientierte Verbindung von modernem Fachwerk und Glaskonstruktion macht die Ästhetik-Reihe zum Highlight der Meisterstück-HAUS-Produktpalette. Darüber hinaus stellt sie die traditionelle Kernkompetenz des Unternehmens – den fachmännischen Umgang mit dem Baustoff Holz – wieder stärker in der Vordergrund. Mit dem Bau einer neuen, 3.500 qm großen Produktionshalle im Hamelner Industriegebiet Süd (Otto-Körting-Straße) rüstet Otto Baukmeier 2000 für das weitere Wachstum seines Unternehmens. In der neuen Betriebsstätte mit zusätzlichem Bürotrakt können mittelfristig mindestens 10 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Seit 1999 haben inzwischen auch Stefanie und Markus Baukmeier ihren festen Platz in der Geschäftsführung des nunmehr 75 Mitarbeiter starken Familienunternehmens. So zeichnet Stefanie Baukmeier als Diplom-Ingenieurin heute verantwortlich für die Arbeitsbereiche Qualitätsmanagement und Güteprüfung, Kundenbetreuung, Bauleitung und Baustellenkoordination sowie Sonderbauvorhaben im Bereich Zweckbau. Die Aufgabenfelder Vertrieb und Marketing, Controlling und IT werden seither maßgeblich von Markus Baukmeier betreut und geleitet. 2001 wird Stefanie als Expertin für Qualitätsmanagement Vorstandsmitglied der Bundesgütegemeinschaft Montagebau und Fertighäuser. Neben dem Bau von Einund Mehrfamilienhäusern bleibt weiterhin auch der gewerbliche und industrielle Zweckbau ein wichtiges Standbein von Meisterstück-HAUS: U.a. erstellt Baukmeier 1999 im Auftrag des Bundesverteidigungsministeriums diverse Kasernengebäude für die deutschen KFOR-Soldaten im Kosovo. Des Weiteren gehören der Bau von Kindergärten, Bürogebäuden, Industriehallen und Sonderkonstruktionen zum umfassenden Leistungsspektrum. Dabei arbeitet der Betrieb auch in diesem Bereich beständig an Innovationen: 2001 präsentiert das Unternehmen Baukmeier sein Zukunfts-Konzept „Mobilé“ – ein nach Bedarf mobiles und mitwachsendes Business-Gebäude mit hohen Ansprüchen an Architektur, Design und modernste Haustechnik. Das Mobilé-Konzept berücksichtigt insbesondere die Kernfaktoren Energieeffizienz, wachsende Mobilität der Mitarbeiter und Flexibilisierung der Arbeitsorganisation und eröffnet damit eine notwendige Perspektive für den Gewerbebau der Zukunft. | Soziales Engagement Daneben zeichnet sich das bodenständige Handwerksunternehmen bis heute auch immer wieder durch sein soziales Engagement aus: So spendet Otto Baukmeier nach der großen Flutkatastrophe im August 2002 ein Ausbauhaus im Rahmen der Initiative „Hameln-Pyrmont hilft den Flutopfern“. Das Meisterstück-HAUS, das am 2. November 2002 aufgestellt wird, geht an Familie Weichel aus dem sächsischen Eilenburg, deren 200 Jahre altes Haus bei der großen Elbe-Flut vollständig unterspült worden war. Möglich wird diese Spende u.a. durch die Hilfsbereitschaft der Baukmeier-Mitarbeiter und -Lieferanten, die ihre Arbeitskraft bzw. ihr Material kostenlos zur Verfügung stellen. Großflächige Glasfronten spiegeln heute den modernen ArchitekturCharakter der Meisterstück-Häuser wider. | Studentenwettbewerb Mit der Auslobung des Wettbewerbs „HOLZ. DESIGN. ZUKUNFT.“ für Architektur- und Holzbau-Studenten setzt das Unternehmen im Jubiläumsjahr 2003 zudem seine Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung fort: Eine unabhängige Jury namhafter Fachleute prämiert dabei die innovativsten Architekturlösungen rund um den Baustoff Holz mit dem Förderpreis der Firma Meisterstück-HAUS. Der Wettbewerb trägt zugleich dem hohen Anspruch des Unternehmens an Architektur und Design Rechnung. Im September 2002 spendet Otto Baukmeier ein Meisterstück-Ausbauhaus für eine FlutopferFamilie in Eilenburg. 2000 2001 2002 Mit friedlichen Feiern Das Attentat auf die Die Flutkatastrophe an der begrüßen die Menschen Türme des World Trade Elbe und ihren Nebenflüs- weltweit das neue Jahr- Center in New York er- sen vernichtet weite Land- tausend. schüttert die Welt. striche in Ost und West. 21 Prof. Dr. Ing. Martin H. Kessel, Leiter des Labors für Holztechnik der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden und des Instituts für Baukonstruktion und Holzbau der TU Braunschweig |100 Jahre Baukmeier – 15 Jahre Holzbauforschung | Ausblick 2003 Aufbau des Bürotraktes am Werk 2000 in der Otto-Körting-Straße im März 2000. Im neuen MusterhausZentrum in Hameln Wangelist präsentiert Meisterstück-HAUS seine neuesten Produktlinien. 100 Jahre Baukmeier – das heißt ein Jahrhundert Erfahrung mit dem Baustoff Holz. Eine Erfahrung, die über Generationen weitergegeben und erfolgreich ausgebaut wurde. Damit steht das Traditionsunternehmen Meisterstück-HAUS auf einem soliden Fundament – die beste Basis, um auch in Zukunft am Markt zu bestehen. | Wohnkonzepte für die Zukunft Die Zukunft allerdings stellt neue Anforderungen: Die technischen Entwicklungen, der Wandel der Gesellschaft und die Veränderung von Lebens- und Arbeitsgewohnheiten fordern mehr denn je individuelle und innovative Architektur-Lösungen. So arbeitet Meisterstück-HAUS u.a. bereits an Wohnkonzepten, die der steigenden Zahl der Single-Haushalte und der wachsenden Mobilität von Unternehmen und Arbeitnehmern Rechnung tragen. An der Firmenphilosophie „Wir bauen keine Fertighäuser von der Stange!“ wird Meisterstück-HAUS auch zukünftig festhalten. Das Handwerksunternehmen definiert damit zugleich den Begriff „Fertigbau“ neu:Vorbei die Zeiten, in denen FertighausHersteller ihren Bauherren nur eine begrenzte Auswahl an festen Grundrissen und Einheitsarchitektur zu bieten hatten. Meisterstück-HAUS überlässt seinen Kunden heute und in Zukunft alle Freiheiten bei der Haus-Gestaltung. Ein Service-Angebot, das erst durch modernste Produktionstechniken Logoentwicklung 1935 und - verfahren möglich wird. Hierbei steht insbesondere die Weiterentwicklung der Element- und Modulbauweise im Vordergrund, die neben individuellem Design und hohen Qualitätsstandards auch eine präzise, kostensparende Vorfertigung der BauElemente im Werk gewährleistet. Ausbauen will das Unternehmen aber auch sein Umwelt-Engagement: Während Meisterstück-HAUS seit jeher für ein energieeffizientes und ressourcensparendes Bauen steht, gilt es in Zukunft vor allem neue Konzepte für 3-Liter- und Passivhäuser zu etablieren. Bereits 2002 konnte so in Hildesheim das erste 1-Liter-Meisterstück-HAUS realisiert werden. | Allround-Dienstleister „Näher am Kunden“ lautet die Devise, mit der die vierte Unternehmer-Generation schon heute die Weichen für die Zukunft stellt: Um das gesundeWachstum weiter voranzutreiben, werden betriebsinterne Strukturen flexibilisiert und der Vertrieb stärker auf die Kunden ausgerichtet. 100 Jahre Baukmeier verdeutlicht damit zugleich denWandel vom Handwerksbetrieb zum „Allround-Dienstleister“ für private und gewerbliche Bauherren. „Schon als junger Unternehmer – nachdem er die Verantwortung für die Unternehmenszukunft von seinem Vater übernommen hatte – erkannte Otto Baukmeier, dass handwerkliche Entwicklungen und Lösungen allein weder in der Konstruktion noch in der Fertigung den zukünftigen Anforderungen des Marktes gerecht werden konnten. Einem Markt, der bereits damals durch anspruchsvolle Bauherren einerseits und industriell fertigende Konkurrenz andererseits geprägt war. So suchte Otto Baukmeier neben einem intensiven Erfahrungsaustausch mit seinen für industrielle Entwicklungen offenen Unternehmerkollegen auch die Zusammenarbeit mit Hochschulen, insbesondere mit der Fachhochschule in Hildesheim. Diese Zusammenarbeit erschöpfte sich jedoch nicht in der Betreuung von Diplomarbeiten, sondern beinhaltete die gemeinsame Bearbeitung von anwendungsbezogenen Forschungsvorhaben, die sich u.a. mit folgenden Inhalten beschäftigten: ■ Bauen mit Raummodulen ■ Räumliches Tragverhalten von hölzernen Dachtragwerken ■ Verbindung von Beplankung und Rippen von Holztafeln mit stiftförmigen Verbindungsmitteln ■ Tragverhalten von dünnen, Bindemittel-freien Holzwerkstoffplatten im überkritischen Zustand ■ Rechnergestützte Planung und automatisierte Fertigung Logoentwicklung Holzbau 1969 1973 1987 2002 1983 Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten, die Otto Baukmeier stets durch kreative Ideen beeinflusste, zeigen in idealer Weise den Nutzen der Zusammenarbeit von mittelständischer Industrie und anwendungsbezogener Wissenschaft und können in einer Vielzahl von Publikationen nachgelesen werden. Die Vorhaben wurden u. a. durch das Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen, durch die Arbeitsgemeinschaft Industrieller Forschungsvereinigungen über die Deutsche Gesellschaft für Holzforschung und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Heute blicken der Unternehmer, seine Familie und seine Beschäftigten auf 100 erfolgreiche Jahre Firmengeschichte zurück. Zu diesem Jubiläum präsentiert sich die Otto Baukmeier Holzbau, Fertigbau GmbH & Co. KG als ein Unternehmen, das seit seiner Gründung zwar fest in der Stadt Hameln verwurzelt ist, gleichzeitig aber auch als ein technologisch führendes Holzbauunternehmen in ganz Deutschland bekannt ist. Technologisch führend ist das Unternehmen in zweierlei Hinsicht: Einerseits sind es die Produkte, allen voran die Meisterstück-Häuser, die in ihrer modernen Holzbauweise höchste Anforderungen an heutige Wohnqualität erfüllen und dabei ökonomisch bezahlbares und ökologisch sinnvolles Bauen mit Holz verbinden. Andererseits sind es die modernen Fertigungstechnologien, die der Unternehmer HOLZBAU Herzlichst, Ihr Prof. Dr. Ing. Martin H. Kessel Meisterstück 1990 1996 ® OTTO BA U K MEI E R Otto Baukmeier konsequent, aber sanft aus der Tradition des Zimmererhandwerks heraus entwickelte – mit dem Ziel, qualitativ hochwertige Bauprodukte, eben Meisterstück-Häuser, zu fertigen. Am Jubiläumstag stellt sich die Otto Baukmeier Holzbau als ein Unternehmen dar, das sich zukunftsorientiert den Herausforderungen des Marktes, der technischen Entwicklung und der Bauherren stellt. Mit umfassender kaufmännischer und technischer Kompetenz hat Otto Baukmeier sein Unternehmen zu einem der wenigen Holzbau-Unternehmen in Niedersachsen gemacht, die sich vom Handwerksbetrieb zu einem, mit modernsten Methoden und Anlagen industriell fertigenden mittelständischen Unternehmen gewandelt haben. Dabei kann sich das Unternehmen glücklich schätzen, dass diese Kompetenz auch in der folgenden Generation in der Familie gesichert ist. Meine persönlichen Glückwünsche gehen an Otto Baukmeier und seine Frau sowie die Kinder Stefanie und Markus Baukmeier: Für eine weiterhin erfolgreiche Unternehmenszukunft wünsche ich Ihnen alles Gute.“ 1998 ® 1999 ® ® s e i t 1903 SÄGEWERK HOLZHANDLUNG Meisterstück FERTIGBAU Meisterstück eV. BAUKMEIER Das Markenhaus Das Markenhaus Otto Baukmeier Jedes Haus – ein Meisterstück 2000 Meisterstück Baukmeier 23 |100 Jahre Baukmeier. Das Team. Meisterstück-HAUS Otto Baukmeier Holzbau Fertigbau GmbH & Co. KG Ohsener Straße 118 31789 Hameln Tel.: 05151/9538-0 Fax: 05151/3951 EMail: info@meisterstueck.de www.meisterstueck.de Literaturhinweise Fotos/Bildnachweise Impressum Das große Buch vom Holz, München 1977 Feige, Dr. R./Seifert, F./Spanuth, Dr. H.: Geschichte der Stadt Hameln, Hameln 1983 Hansen, W./Kreft, H.: Fachwerk im Weserraum, Hameln 1980 Hellborg, Joachim: Chronik der Stadt Hameln, Hameln 1969 Kalvelage, Ilse u. Heinrich: Hameln nach 1945 – Stadtentwicklung, Hameln 1995 Stange, P./Kaiser, W./Bode, L.: Hameln Altstadtsanierung – Zwischenbilanz 1983, Hameln 1983 Privatarchive der Familien Baukmeier und Weber. Gesamtherstellung und Text Polkehn KommunikationsDesign, Hameln Unser besonderer Dank gilt Herrn Dieter Dümmen sowie allen Freunden, Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern. Feige, Dr. R./Seifert, F./Spanuth, Dr. H.: Geschichte der Stadt Hameln, Hameln 1983; S. 352 Stange, P./Kaiser, W./Bode, L.: Hameln Altstadtsanierung – Zwischenbilanz 1983, Hameln 1983; S. 32 (H. Jahnke) Druck Druckerei Rihn GmbH, Blomberg Auflage 2.000 Exemplare Schutzgebühr 3,- € © 2003 Meisterstück-HAUS Baukmeier