DC/DC-Wandler zur Einbindung von Doppelschichtkondensatoren
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DC/DC-Wandler zur Einbindung von Doppelschichtkondensatoren
DC/DC-Wandler zur Einbindung von Doppelschichtkondensatoren in das Fahrzeugenergiebordnetz von der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universität Chemnitz genehmigte Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor-Ingenieur (Dr.-Ing.) vorgelegt von Dieter Polenov geboren am 03.12.1977 in Schachtinsk, Kasachstan eingereicht am: 22. Juni 2009 Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Prof. h.c. Josef Lutz Prof. Dr.-Ing. Andreas Lindemann Dr.-Ing. Fathi El-Dwaik Tag der Verleihung: 15. Januar 2010 Bibliographische Beschreibung Polenov, Dieter: DC/DC-Wandler zur Einbindung von Doppelschichtkondensatoren in das Fahrzeugenergiebordnetz; Dissertation 2010; 153 Seiten; 85 Abbildungen; 12 Tabellen; 5 Anhänge; Technische Universität Chemnitz, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Professur für Leistungselektronik und elektromagnetische Verträglichkeit Schlagworte: Fahrzeugenergiebordnetz, DC/DC-Wandler, Doppelschichtkondensator, Bordnetzstabilisierung, Wandlertopologie, MOSFET, Schaltverluste, EMV, Synchrongleichrichter, ReverseRecovery, parasitäre Induktivitäten, Wandlerregelung Referat: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit DC/DC-Wandlern zur Einbindung von Doppelschichtkondensatoren in das Fahrzeugenergiebordnetz. Zunächst werden die Anforderungen an derartige DC/DC-Wandler anhand dreier entsprechender Beispielanwendungen zusammengestellt und verglichen. Für die Anwendung zur Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher, wie beispielsweise eine elektrische Lenkung, wird ein DC/DC-Wandler-Konzept entwickelt. Es findet ein Vergleich von drei geeigneten Topologien mittels einer hierfür erarbeiteten Methode statt, mit dem Ziel die beste Lösung für den betrachteten Anwendungsfall zu ermitteln. Um adäquate Kritierien für die Wahl der Schaltfrequenz und der Induktivitäten von Speicherdrosseln aufzustellen, erfolgt eine Untersuchung des Einflusses des Drosselstromwechselanteils auf das Schaltverhalten der MOSFETs sowie auf bestimmte Bereiche der EMV-Störemissionen. Als Methoden zur Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs werden das Parallelschalten von Schottky-Dioden und Synchrongleichrichtern sowie die Variation der Ausschalttotzeiten von Synchrongleichrichtern untersucht. Weiterhin wird unter Berücksichtigung der Besonderheiten der Anwendung und Topologie ein Konzept für die Regelung des Wandlers entwickelt. Abschließend findet eine Vorstellung ausgewählter Aspekte zur Umsetzung des DC/DC-Wandler-Konzepts sowie der Ergebnisse experimenteller Untersuchungen statt. Meinen Eltern gewidmet Vorwort Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als Doktorand und neben meiner beruflichen Tätigkeit bei der BMW AG in München. Als erstes möchte ich Herrn Prof. Dr.-Ing. Prof. h.c. J. Lutz für die sehr gute wissenschaftliche Betreuung danken, die im Wesentlichen zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen hat. Seine Anregungen und Hinweise – auch über das Fachliche hinaus – waren für mich stets eine wertvolle Inspirationsquelle. Herrn Prof. Dr.-Ing. A. Lindemann danke ich ganz besonders für das Interesse an meiner Arbeit und die Übernahme eines Gutachtens. Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr.-Ing. F. El-Dwaik für das Wohlwollen und die Unterstützung vor und während meiner Promotionstätigkeit, für das Interesse an meiner Arbeit sowie die Übernahme eines Gutachtens. Des Weiteren danke ich den Herren J. Tachtler, Th. Zweimüller und Dr.-Ing. M. Weisser, die mir den Einstieg in das interessante Thema DC/DC-Wandler bei der BMW AG ermöglicht haben. Bei den Herren Dr.-Ing. A. Brösse und Dr.-Ing. J. Merwerth bedanke ich mich für die engagierte Betreuung und die „Rückendeckung“ in einer entscheidenden Phase meiner Doktorandentätigkeit. Für die geschaffenen Freiräume und die Unterstützung meines Promotionsvorhabens während meiner beruflichen Tätigkeit möchte ich den Herren O. Sirch und Dr.-Ing. J. Krammer meinen Dank aussprechen. Herrn Dr.-Ing. S. König bin ich für die Unterstützung und wissenschaftliche Mitbetreuung dankbar. Den Herren Prof. Dr.-Ing. M. Bodach, H. Mehlich, R. Baburske und allen anderen jetzigen und ehemaligen Mitarbeitern des Lehrstuhls für Leistungselektronik und elektromagnetische Verträglichkeit der TU Chemnitz möchte ich für die gute Zusammenarbeit danken. Ein weiterer persönlicher Dank geht an die von mir betreuten Diplomanden, die Herren W. Reisinger, T. Reiter und T. Grassl, für den inhaltlichen Beitrag zu dieser Arbeit. Ganz besonders bin ich dabei Herrn T. Reiter zu Dank verpflichtet. Durch die wertvollen fachlichen Diskussionen, die fruchtbare Zusammenarbeit bei Publikationen sowie die Unterstützung bei der Verwendung des Programms LATEX über seine Zeit als Diplomand hinaus hat er wesentlich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. i Ganz besonders danke ich Herrn Dr. rer. nat. H. Pröbstle – der „akademischen Speerspitze“ der BMW AG – für den ermöglichten Einstieg in das Themenfeld Doppelschichtkondensatoren und ihre Einbindung in das Fahrzeugenergiebordnetz, die zahlreichen Anregungen sowie die engagierte Betreuung und Unterstützung in der Schlußphase meiner Arbeit. Vor allem gilt der Dank meiner gesamten Familie. Meiner lieben Frau Inga danke ich für Ihre Geduld und ihr Verständnis. Meinen lieben Eltern Wassili und Lilli danke ich für ihre Opfer und die persönliche Unterstützung, ohne welche mein Lebens- und Bildungsweg sich anders gestaltet hätten. Chemnitz, Juni 2009 ii Dieter Polenov Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Nomenklatur v 1. Einleitung 1.1. Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Motivation und Abgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3. Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 1 2 2. Grundlegendes zum Fahrzeugenergiebordnetz 2.1. Herkömmliches 12V-Bordnetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Doppelschichtkondensatoren (DSK) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3. DC/DC-Wandler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 4 9 12 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen 3.1. Dynamische Bordnetzunterstützung (DBU) . . . . . . . . . . . . 3.1.1. Betriebsstrategie der DBU . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2. DC/DC-Wandler als DSK-Ladeeinheit . . . . . . . . . . 3.2. Entkopplung von transienten Hochleistungsverbrauchern (HLV) 3.2.1. Betriebsstrategie des erweiterten Bordnetzes . . . . . . . 3.2.2. DC/DC-Wandler zur HLV-Versorgung . . . . . . . . . . 3.3. Multivoltage-Generators . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1. Betriebsstrategie des erweiterten Bordnetzes . . . . . . . 3.3.2. DC/DC-Wandler zur Basisbordnetzversorgung . . . . . . 3.4. Zusammenfassender Vergleich der Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 18 19 20 23 23 24 28 29 30 31 . . . . . . . 36 37 37 38 38 39 41 43 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung 4.1. Festlegung der Wandlertopologie . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1. Methode zum Vergleich von Topologien . . . . . . . 4.1.2. Betrachtung einsetzbarer Topologien . . . . . . . . 4.1.2.1. Bidirektionale hochtiefsetzende Topologien 4.1.2.2. Ansteuerung der Schaltelemente . . . . . . 4.1.2.3. Auslegung der Leistungsbauelemente . . . 4.1.3. Topologievergleich und Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iii 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.1.4. Asymmetrisch kaskadierter Boost-Buck-Wandler . . . . . . . Leistungsteil des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers . . . . . . . . . 4.2.1. Schaltverhalten der MOSFETs . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1.1. Abschätzung der Schaltverluste im Steuerschalter . 4.2.1.2. Ausschaltspannung und Schaltverlustenergien . . . 4.2.2. Aspekte der elektromagnetischen Verträglichkeit . . . . . . . 4.2.2.1. Grenzwerte für leitungsgebundene Störungen . . . 4.2.2.2. NVBN-seitiges Störverhalten . . . . . . . . . . . . 4.2.2.3. Ableitung erforderlicher Filterdämpfung . . . . . . Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs . . . . . . . . . . . . 4.3.1. Schottky Dioden parallel zu Synchrongleichrichtern . . . . . 4.3.1.1. Analyse der Stromaufteilung in der Freilaufphase . 4.3.1.2. Wirkung der Schottky Diode im Freilaufpfad . . . 4.3.2. Ausschaltverhalten von Synchrongleichrichtern . . . . . . . . 4.3.2.1. Variation der Ausschalttotzeit . . . . . . . . . . . . 4.3.2.2. Einschaltverhalten antiparalleler MOSFET-Dioden 4.3.2.3. Reduktion der Einschaltverluste im Steuerschalter . Regelung des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers . . . . . . . . . . . 4.4.1. Definition der Regelaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.2. Gesamtsystem im Signalflußbild . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.3. Phasenstromunsymmetrie im offenen Regelkreis . . . . . . . 4.4.4. Ableitung eines Regelungskonzepts . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Konzeptbestätigung 5.1. Umsetzung des Konzeptmusters . . . . . . . . . . . 5.1.1. Leistungsteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.2. EMV-Filter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.3. Versorgung der High-Side-Treiber . . . . . . 5.1.4. Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2. Experimentelle Untersuchungen am Konzeptmuster 5.2.1. Statisches Übertragungsverhalten . . . . . . 5.2.2. Dynamisches Übertragungsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 48 48 48 51 53 53 54 56 57 58 59 62 65 66 68 69 71 71 72 72 74 79 . . . . . . . . 81 81 81 83 84 85 86 86 88 6. Zusammenfassung und Ausblick 91 7. Thesen 94 A. Anforderungen an DC/DC-Wandler 97 iv B. Analyse und Vergleich von Topologien 102 C. Abschätzung der Wandlerverluste 115 D. Zur elektromagnetischen Verträglichkeit 117 E. Zur Regelung des Wandlers 124 Literatur 131 v Nomenklatur Nomenklatur Konventionen 1. Physikalische Größen, wie Ströme oder Spannungen, werden in dieser Arbeit teilweise doppelt indiziert (z.B.: XB,R ). In solchen Fällen handelt es sich bei den Indizes um den Referenzindex R, womit ein System, eine Komponente oder ein Bauelement referenziert wird und den Bedeutungsindex B. Bei der Größe Umax,BN handelt es sich beispielsweise um die maximale Bordnetzspannung. 2. Die Begriffe Niedervoltbordnetz und Hochvoltbordnetz werden in dieser Arbeit für Teile des Energiebordnetzes verwendet. Niedervoltbordnetz steht dabei für das herkömmliche 12V-Bordnetz. Das Hochvoltbordnetz steht für einen vom herkömmlichen Bordnetz abgekoppelten Teil mit einer im Normalbetrieb im Vergleich zum herkömmlichen Bordnetz höheren Spannung. 3. Die Formelzeichen von zeitlich veränderlichen physikalischen Größen werden in dieser Arbeit klein geschrieben. 4. Als Mittelwerte werden in vorliegender Arbeit nur arithmetische Mittelwerte verwendet und mit einem Überstrich gekennzeichnet (z.B.: X̄). 5. Als Klemmengrößen bzw. Klemmenspannungen und Klemmenströme des DC/DCWandlers werden in dieser Arbeit ein- und ausgangsseitige Spannungen und Ströme bezeichnet. vi Nomenklatur Abkürzungsverzeichnis Abkürzung BD BN CS CICP BoBuC BuBoC DBU DCB DSK DSP EMV EPS ESR FL HB HLV HSS HTSS HVBN IGBT IHTSS MCD MOSFET MVG NVBN PCB PWM SEPIC SR TSC TSS Beschreibung Antiparallele MOSFET-Diode (von engl. body diode) Bordnetz Steuerschalter (von engl. control switch) cross-injecting charge pump boost buck converter buck boost converter Dynamische Bordnetzunterstützung direct copper bonding Doppelschichtkondensator digital signal processor Elektromagnetische Verträglichkeit electric power steering Serienersatzwiderstand (von engl. equivalent series resistance) fuzzy logic Halbbrücke Hochleistungsverbraucher Hochsetzsteller Hochtiefsetzsteller Hochvoltbordnetz (BN-Segment für Spannungen > 12 V) insulated-gate bipolar Transistor Invertierender Hochtiefsetzsteller MOS-gesteuerte Diode (von engl. MOS controlled diode) metal oxide semiconductor field effect transistor Multivoltage-Generator Niedervoltbordnetz (BN-Segment für konventionelle Verbraucher) printed circuit board Pulsweitenmodulation single ended primary inductance converter Synchrongleichrichter (von engl. synchronous rectifier) task-shared controller Tiefsetzsteller vii Nomenklatur Formelzeichen Formelzeichen A C d, D E f G M Mn i, I L N n n n p, P p Q R u, U t T T Z η viii Beschreibung Dämpfung Kapazität Tastverhältniss (von engl. duty cycle) Energie Frequenz Übertragungsfunktion Spannungsübersetzungs- bzw. Spannungsübertragungsverhältnis Amplitude der n-ten Harm. im Frequenzspektrum (von engl. magnitude) Strom Induktivität n- oder p-Dotierung Anzahl Konsentration der n-Ladungsträger (Elektronen) Drehzahl Leistung Konsentration der p-Ladungsträger (Löcher) Ladung Widerstand Spannung Zeit Zeitabschnitt, Periode Temperatur Impedanz Wirkungsgrad Nomenklatur Indizes Index a aus Bat Betr BNN D D D dop ds e eff ein eld eldss fi fv G g HV ist j kl l ld ldss leit ll m max min mgl Beschreibung Ausgang Ausschalten Batterie Betrieb Bordnetznachbildung Diode Donator Totzeit (von engl. dead-time) Dotierung (von engl. doping) drain-source (bei MOSFETs) Eingang effektiv Einschalten Entladen Entladeschlussspannung Stromabfall Spannungsabfall gate (bei MOSFETs) Generator im HVBN Ist-Wert Sperrschicht (von engl. junction) Klemme Last Laden Ladeschlussspannung Leitung Leerlauf Motor, Verbrennungsmotor maximal, Maximum minimal, Minimum möglich ix Nomenklatur n NV opt og p par r ri rr RRM rv s sch sD soll SN sp sp ss st st tr tr typ u ug v w z zl x Nennwert im NVBN optimal, Optimum Obergrenze parallel parasitär Ruhe Stromanstieg Reverse-Recovery Maximal Reverse-Recovery (z.B. Strom) Spannungsanstieg Serie, in Serie Schalten, geschaltet source-drain (bei MOSFETs) Soll-Wert Snubber Speicherung Spitze Spitze-Spitze Start Steuerung Transfer Treiber typisch Umgebung Untergrenze Verlust Wandler, DC/DC-Wandler Zuschalten Zelle 1. Einleitung 1.1. Hintergrund Ein wichtiges Ziel der Automobilhersteller bei der Entwicklung neuer Fahrzeuggenerationen ist die Einführung innovativer, „kundenwertiger“ Funktionen, um sich vom Wettbewerb zu differenzieren und für den Kunden Kaufanreize zu schaffen. Zusätzlich sind die Hersteller bestrebt, den Kraftstoffverbrauch und somit den CO2 -Ausstoß zu reduzieren [106]. Die Elektrifizierung von hydraulischen oder mechanischen Funktionen aus den Bereichen Komfort, Antrieb und Fahrwerk sowie die Optimierung der Betriebsstrategie des Energiebordnetzes sind Beiträge zum Erreichen dieser Ziele [1–3]. Die Folge ist allerdings ein steigender Bedarf an mittlerer und transienter elektrischer Leistung. Die Bereitstellung einer stabilen Energieversorgung mit hoher Verfügbarkeit sowie Leistungsaufnahme- und Leistungsabgabefähigkeit stellt daher eine immer größere Herausforderung dar. Geplante oder bereits umgesetzte Maßnahmen zur Sicherstellung der Bordnetzstabilität reichen vom Einsatz zyklenfester Batterien über die Spannungsstabilisierung in Teilbordnetzen bis zu Erweiterungen des Bordnetzes mit zusätzlichen Energiespeichern zur Versorgung ausgewählter Komponenten mit höheren Spannungen [4–8]. Mit elektrochemischen Doppelschichtkondensatoren (DSK) als leistungsfähige Energiespeicher ist für die Gestaltung von Bordnetzerweiterungen eine vielversprechende Technologie gegeben [9–14]. Die Einbindung eines DSK in das Energiebordnetz erfordert aufgrund seiner Niederohmigkeit, hoher Kapazität sowie zur Optimierung seines Betriebs in der Regel einen DC/DC-Wandler [4, 7, 13, 15, 16]. 1.2. Motivation und Abgrenzung Im Vergleich zu den herkömmlichen Energiebordnetzkomponenten, wie Bleibatterie oder Generator, sind DSK und DC/DC-Wandler ein Novum. Während die DSK-Technologie für den Einsatz im Kraftfahrzeug seit Jahren im Fokus intensiver Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten steht [9, 11, 14], wurde dem DC/DC-Wandler – einer aus unterschiedlichsten 1 1. Einleitung Industriebereichen bestens bekannten Komponente – im Kontext des Fahrzeugenergiebordnetzes wenig Beachtung geschenkt. In Arbeiten zu Energiebordnetzen mit zusätzlichen Energiespeichern, wie beispielsweise in [17–19], wurde der DC/DC-Wandler als periphere Komponente, idealisiert und vereinfacht betrachtet. Bei Arbeiten, in welchen der DC/DC-Wandler im Fokus steht, wie den Topologieuntersuchungen für Industriestromversorgungen mit weiten Spannungsbereichen in [20] und der Versorgung von 12V-Verbrauchern in 42V-Bordnetzen in [21], dient er der dauerhaften Speisung von Verbrauchern in einem Ausgangskreis ohne Energiespeicher. In [22] werden sowohl DSK als auch DC/DC-Wandler im Kontext der Verteilung der Antriebsleistung in Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeugen behandelt. DC/DC-Wandler aus dem Bereich der Elektrifizierung des Antriebsstrangs unterscheiden sich jedoch stark durch Klemmenspannungen und Leistungen und daraus resultierend auch durch eingesetzte Bauelemente von Wandlern für das Niedervoltenergiebordnetz. Der Hauptgegenstand der Abhandlung in [23] ist der DC/DC-Wandler für Zweispannungsbordnetze zur Verbesserung der Fahrzeugenergieversorgung nach [5, 6], jedoch ohne DSK-Einsatz. Das Hauptaugenmerk in [23] liegt auf der Integrations- und der Leistungsdichte des DC/DC-Wandlers. Vor diesem Hintergrund wird der Fokus der vorliegenden Arbeit auf DC/DC-Wandler zur Einbindung von DSK in das Fahrzeugenergiebordnetz mit dem Ziel höherer Stabilität der Energieversorgung gelegt1 . Die Anforderungen an den DC/DC-Wandler werden erarbeitet und mit dieser Grundlage für eine Beispielanwendung ein Wandler-Konzept entwickelt. Die Topologiewahl und Regelung sind dabei nach den anwendungsspezifischen Anforderungen ausgerichtet. Zusätzlich werden ausgewählte Auslegungsaspekte mit der Bedeutung auch für Anwendungen außerhalb der Automobilelektronik, wie die Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs, betrachtet. 1.3. Vorgehensweise Als erstes erfolgt eine Einführung in grundlegende Eigenschaften des gegenwärtigen Fahrzeugenergiebordnetzes, seiner Komponenten sowie der DSK und der DC/DC-Wandler. Die darauf folgenden Schritte sind in Abb. 1.1 in Anlehnung an das in Soft- und Hardwareentwicklung übliche V-Diagramm veranschaulicht. Auf Basis der Diskussion dreier unterschiedlicher DSK-Anwendungen zur Bordnetzstabilisierung und -erweiterung werden in Kapitel 3 spezifische Anforderungsprofile an DC/DC-Wandler abgeleitet. Das Ziel dabei ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Anforderungen aus den drei Anwendungsfällen aufzuzeigen. In Kapitel 4 wird für eine dieser Anwendungen – die Entkopplung transienter 1 2 DC/DC-Wandler für Hybrid- und Elektrofahrzeuganwendungen werden nicht berücksichtigt. Ebenen 1.3. Vorgehensweise Kap. 3 System Kap. 5.2 Anforderungen an DC/DC-Wandler Bestätigung des Konzepts Kap. 4 Komponente Kap. 5.1 DC/DC-WandlerKonzept Kap. 4.1 Funktion Kap. 4.4 Energietransfer Kap. 4.2 Schaltung Umsetzung des Konzepts Auslegung des Leistungsteils Regelung Kap. 4.3 Optimierung des Leistungsteils Abb. 1.1.: Vorgehensweise innerhalb der Arbeit Hochleistungsverbraucher – unter Berücksichtigung des Anforderungsprofils ein DC/DCWandler-Konzept erarbeitet. Die Schwerpunkte liegen hierbei auf der Wandlertopologie für bidirektionalen Energietransfer mit hochtiefsetzendem Spannungsübertragungsverhalten, der Auslegung und Optimierung des Leistungsteils sowie der Wandlerregelung. Ausgewählte Aspekte der Implementierung und Ergebnisse experimenteller Untersuchungen werden als Konzeptnachweis in Kapitel 5 vorgestellt. Der Fokus verlagert sich innerhalb der Arbeit auf unterschiedliche Systemebenen. Das Bordnetz wird hierbei als Gesamtsystem und der Wandler als Komponente betrachtet. Spannungsübertragungsverhalten und Wandlerregelung stellen Funktionen des Wandlers dar. Die Betrachtungen zur Auslegung und Optimierung des Wandlers, beispielsweise hinsichtlich der Schaltfrequenz und des Synchrongleichrichterbetriebs, geschehen auf der Schaltungsebene unter Berücksichtigung der Bauelementeigenschaften. 3 2. Grundlegendes zum Fahrzeugenergiebordnetz 2. Grundlegendes zum Fahrzeugenergiebordnetz Das Fahrzeugenergiebordnetz (BN) ist ein System aus Verbrauchern, Erzeugern, Speichern sowie Komponenten zur Verteilung elektrischer Energie. In diesem Kapitel sind grundlegende Aspekte zum herkömmlichen 12V-Bordnetz, seinen Komponenten sowie Doppelschichtkondensatoren und DC/DC-Wandlern zusammengefasst. 2.1. Herkömmliches 12V-Bordnetz In Abb. 2.1 ist die Architektur eines konventionellen Bordnetzes dargestellt. Erzeugt wird die elektrische Energie mit Hilfe des Generators. Er wird vom Verbrennungsmotor angetrieben und hat die Aufgabe, die Bordnetzgrundlast zu speisen sowie die Batterie zu laden. Die Batterie speichert die elektrische Energie und trägt zur Versorgung der Verbraucher bei. Weiterhin liefert die Batterie die Energie zum Anlassen des Verbrennungsmotors mit dem Starter. Die Übertragung elektrischer Energie zwischen den oben genannten Komponenten findet über Stromverteiler und den Kabelbaum statt, das sogenannte physische Bordnetz. Die Bordnetzspannung liegt gewöhnlich bei etwa 12 bis 14 V. Bei dem konventionellen Bordnetz wird daher auch häufig vom 12V-Bordnetz gesprochen. Elektrische Verbraucher Aus Perspektive des Fahrzeugenergiebordnetzes sind die wichtigsten Merkmale der elektrischen Verbraucher ihre Betriebsdauer und -zyklen sowie die mittlere und maximale Leistungsaufnahme. Hinsichtlich der Betriebsdauer werden sie in Kurzzeit-, Langzeit- und KBB SV ng nm G S + RV1 RV2 RV3 Abb. 2.1.: Herkömmliche BN-Architektur mit Generator (G), Starter (S), Batterie, Stromverteiler (SV), Kabelbaum (KBB), Verbrauchern (RV ) 4 2.1. Herkömmliches 12V-Bordnetz Leistung [W] 2500 2000 1500 1000 500 0 -500 10 15 20 Zeit [s] 25 30 Abb. 2.2.: Leistungsaufnahme eines EPS-Aktuators während eines Fahrmanövers Dauerverbraucher eingeteilt. Der Leistungsbedarf einzelner Verbraucher liegt dabei im Bereich von einigen Watt bis über ein Kilowatt [24]. Maximale und mittlere Leistungen, die von einem Verbraucher aufgenommen werden, können sich dabei drastisch unterscheiden. Ein typisches Beispiel solcher Verbraucher sind elektromechanische Aktuatoren. Eine besondere Herausforderung für die Energieversorgung stellen Aktuatoren der Fahrwerksregelsysteme, wie elektrische Lenkung oder Bremse, dar. Bei vergleichsweise niedrigem mittleren Leistungsverbrauch kann die Spitzenleistung solcher Funktionen bei deutlich über 1 kW liegen [2, 25, 26]. Abb. 2.2 zeigt mit der gemessenen Leistungsaufnahme eines EPSAktuator-Prototyps1 ein Beispiel hierfür. Während die mittlere Leistung im dargestellten Zeitabschnitt etwa 200 W beträgt, reichen die Leistungsspitzen bis über 2 kW. Der Leistungsverlauf zeichnet sich dabei durch steile Anstiege und Abfälle aus. Eine stabile Versorgung von Verbrauchern mit derartiger dynamischer Leistungsaufnahme ist in einem konventionellen Bordnetz nicht unter allen Betriebsbedingungen darstellbar. Solche Verbraucher werden im Folgenden als transiente Hochleistungsverbraucher (HLV) bezeichnet. Erzeugung elektrischer Energie In heutigen Kraftfahrzeugen wird die elektrische Energie mit einem durch den Verbrennungsmotor angetriebenen Generator erzeugt. Der Aufbau und das Funktionsprinzip des Generators sind in der Fachliteratur umfassend beschrieben [24, 27]. Abhängig von der Fahrzeugklasse und -ausstattung werden Generatoren unterschiedlicher Leistungsklassen verwendet. Die Generatorhersteller bieten daher derzeit Ausgangsleistungen von einem bis zu drei Kilowatt an [24]. Die Leistungsfähigkeit des Generators ist von maximalem Ausgangsstrom limitiert, welcher bei gegebener Dimensionierung der Hardware von der Drehzahl und der Umgebungstemperatur abhängt. Als Beispiel hierfür zeigt Abb. 2.3a den Ausgangsstrom über die Motordrehzahl2 für einen gängigen Generatortyp bei 1 2 EPS: elektrische Lenkung von engl. electric power steering Verhältnis der Generator- und Motordrehzahl liegt typischerweise bei etwa ng nm = 2 1 bis 31 . 5 2. Grundlegendes zum Fahrzeugenergiebordnetz (b) 250 Strom [A] 17 16 15 150 150 Tu = 25°C Tu = 80°C 100 14 100 50 50 0 uBN Strom [A] 200 200 18 ig il 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 nm [U/min] 0 13 nm = 3000 U/min Tu = 23°C Usoll,BN = 14,3 V SoCBat ≈ 100% 0,0 0,2 0,4 0,6 Zeit [s] 12 Spannung [V] (a) 250 11 0,8 1,0 10 Abb. 2.3.: Generatorstrom über Motordrehzahl bei zwei Umgebungstemperaturen (Typ H8P, Fa. Bosch) (a), Generatoransprechverhalten bei Sprüngen des Laststroms il (Typ TG23, Fa. Valeo) (b) für nnmg = 31 (Quelle: A. Mai, BMW Group) zwei Temperaturen. Charakteristisch ist der Abfall des Stromwerts bei fallender Motordrehzahl. Bei 25 °C und einer Leerlaufdrehzahl von 600 U/min liegt der Strom bei 110 A. Mit steigender Temperatur wird er reduziert. Weiterhin existieren auch Einschränkungen der dynamischen Leistungsverfügbarkeit des Generators. In Abb. 2.3b ist es anhand einer Messung des Ansprechverhaltens verdeutlicht. Der Messaufbau besteht aus einer steuerbaren Last, einem Generator und einer Batterie. Infolge des abrupten Laststromanstiegs und -abfalls wird der Generatorstrom zunächst hoch- und dann heruntergeregelt. Die Einstellung des Generatorstroms erfolgt aufgrund der Trägheit des Generators (v.a. durch die Induktivität der Erregerwicklung) mit einem Zeitversatz zu den Laststromänderungen. Die Folge ist zuerst ein Einbruch und dann eine Überhöhung der Bordnetzspannung. Bei niedrigen Motordrehzahlen können sich bereits geringe Lastmomentschwankungen infolge von Generatorstromschwankungen auf die Laufruhe des Verbrennungsmotors auswirken. Um diese trotz der Schwankungen der Bordnetzlast sicherzustellen, verfügen heutige Generatorregler über eine sogenannte Load-Response-Funktion [27, 28]. Damit lässt sich das Ansprechverhalten des Generators unmittelbar nach dem Motorstart oder bei niedriger Motordrehzahl verlangsamen (z.B. bei nm < 1500 U/min). Das Resultat ist jedoch eine Verschlechterung der Bordnetzstabilität, da abrupte Lastsprünge zu verstärkten Spannungsschwankungen führen. Durch Anhebung der Ausgangsspannung können bei begrenztem Generatorausgangsstrom die Ausgangsleistung sowie der Wirkungsgrad des Generators erhöht werden [25, 29]. Diese Möglichkeit wird bei Multivoltage-Generatoren (MVG, für Spannungen bis zu 42 V) ausgenutzt, als Variante der gängigen 12V-Generatoren [17]. 6 Rs [m ] 2.1. Herkömmliches 12V-Bordnetz 35 30 Batterie: 12 V, 75 Ah Entladezeit: 10 s 25 Ield,Bat = 75 A 20 15 10 5 0 100 90 80 70 60 TBat = TBat = TBat = TBat = 50 40 SoC [%] 30 -18 °C 0 °C 23 °C 40 °C 20 10 0 Abb. 2.4.: Serienersatzwiderstand einer 75Ah-Batterie in Abhängigkeit des Ladezustands (Quelle: Auszug aus Bild 4-113 in [25]) Elektrischer Energiespeicher Als Speicher elektrischer Energie im Fahrzeugbordnetz dient die Bleisäurebatterie (als Nassoder Vliesbatterie) [27, 30]. Die elektrochemischen Grundlagen der Funktionsweise von Bleisäurebatterien sind ausführlich in [30] und [31] beschrieben. Die Kapazitäten von Batterien für Kraftfahrzeuge liegen typischerweise im Bereich 36 bis 120 Ah. Aufgrund der Nenn- bzw. Leerlaufspannung von etwa 12,7 V wird auch häufig von einer 12V-Batterie gesprochen. Abhängig vom Ladezustand und der Belastung der Batterie kann ihre Spannung jedoch stark variieren. Die Ladeschlussspannung liegt je nach Batterietyp im Bereich 13,8 bis 14,8 V. Für ein elektrisches Netzwerk stellt die Batterie einen Zweipol dar. Sie kann in erster Näherung als Serienschaltung einer idealen Spannungsquelle und eines Serienersatzwiderstands modelliert werden. Als Beispiel für die Abhängigkeit der Batterieeigenschaften von der Vorgeschichte und den Umweltbedingungen zeigt Abb. 2.4 den Serienersatzwiderstand einer 75Ah-Batterie über den Ladezustand mit der Temperatur als Parameter. Verteilung elektrischer Energie Die Verteilung elektrischer Energie erfolgt über das physische Bordnetz. Es setzt sich aus Leitungen, Stromverteilern, Sicherungen sowie Steck- und Schraubverbindungen zusammen. Für die Betrachtung des Einflusses des physischen Bordnetzes auf die Energieverteilung sind vor allem die Verschaltung sowie das reale Verhalten der Leitungen von Bedeutung. In der Leitungstheorie für hochfrequente Signalanwendungen werden die Leitungen typischerweise mit T- oder Pi-Gliedern, bestehend aus induktiven und kapazitiven Anteilen, nachgebildet. Die Energieverteilung im Fahrzeugbordnetz zeichnet sich im Vergleich dazu durch hohe Ströme (bis zu mehreren 100 A) und niedrige Frequenzen (vorwiegend im Hz-Bereich) aus. Daher ist die Nachbildung der Leitungsimpedanz durch Serienschaltung eines ohmschen Widerstands und einer Induktivität, wie in Abb. 2.5 gezeigt, hinreichend [32]. 7 2. Grundlegendes zum Fahrzeugenergiebordnetz Rs,leit Ileit Ls,leit Ua Ub Abb. 2.5.: Leitungsmodell für niederfrequente Hochstromanwendungen Der ohmsche Anteil der Leitung mit der Länge lleit und dem Querschnitt Aleit lässt sich für die spezifische Leitfähigkeit ρleit mit Gl. 2.1 bestimmen. Der induktive Anteil lässt sich entweder grob mit Gl. 2.2 oder bei bekanntem Abstand zwischen Hin- und Rückleitung hleit und zwischen Quelle und Senke lleit genauer mit Gl. 2.3 abschätzen [12, 32]. ρleit · lleit Aleit ≈ 1µH/m · lleit (2.1) Rs,leit = Ls,leit Ls,leit ≈ (2.2) µ0 · lleit 4 · lleit ln 2π hleit ! − 3 4 ! (2.3) Bereiche der Bordnetzspannung Während des Fahrbetriebs zeichnet sich die BN-Spannung durch signifikante Schwankungen aus. In Abb. 2.6 sind vier typische Bereiche der BN-Spannung mit beispielhaften Grenzwerten schematisch dargestellt. Die Bereiche für den Batterieentladebetrieb und -ladebetrieb sind nach unten und oben durch die Entlade- bzw. Ladeschlussspannung und zueinander durch die Batterieleerlaufspannung begrenzt. Aufgrund der Fluktuation der Bordnetzlast und der Trägheit des Generators kann die BN-Spannung kurzzeitig, d.h. für einige 100 ms, in die Bereiche der dynamischen Unter- oder Überspannung gelangen. Bei abgestelltem Motor und somit inaktivem Generator liegt die BN-Spannung etwa in Höhe der Batterieleerlaufspannung. Bei laufendem Motor liegt sie je nach Batterieladespannung, Bordnetzlast und Generatorauslastung bei etwa 14 V. Konkrete Spezifikationen der BN-Spannungen für UBN Umin,BN Ueldss,Bat Ull,Bat Uldss,Bat Umax,BN Dynamische Unterspannung Batterieentladebetrieb Batterieladebetrieb Dynamische Überspannung Grenze Umax,BN Uldss,Bat Ull,Bat Ueldss,Bat Umin,BN Wert 16 V 13,8 ... 15 V 12 ... 12,8 V 10,5 V 9V Abb. 2.6.: Bereiche variierender BN-Spannung mit typischen Werten für die Mindestspannung Umin,BN und Maximalspannung Umax,BN sowie für die Entladespannung Ueldss,Bat , Leerlaufspannung Ull,Bat und Ladeschlussspannung Uldss,Bat der Batterie 8 2.2. Doppelschichtkondensatoren (DSK) den Fahrbetrieb und besondere Situationen (z.B. Motorstart, Load-Dump und Jumpstart) finden sich in entsprechenden Richtlinien der Automobilhersteller, wie beispielsweise in [107]. 2.2. Doppelschichtkondensatoren (DSK) Die grundlegenden Aspekte zur Elektrochemie der DSK sind in [9, 11, 14, 33] beschrieben. Die Energie- und Leistungscharakteristik der DSK im Vergleich zu anderen Energiespeichern können anhand eines Ragone-Diagramms veranschaulicht werden (s. Abb. 2.7). Im Vergleich zu herkömmlichen Elektrolyt-Kondensatoren erreichen DSK demnach mit Werten bis 5 Wh/kg um mehr als eine Größenordnung höhere Energiedichten. Mit spezifischen Leistungsdichten bis 5000 W/kg sind DSK wiederum um mehr als eine Größenordnung leistungsfähiger als Bleibatterien. Somit bietet sich diese Technologie als interessante Alternative in leistungsintensiven Anwendungen an, welche bisher den Batterien vorbehalten waren. Abhängig von Geometrie und Technologie sind DSK-Zellen mit Kapazitäten bis zu mehreren Kilofarad verfügbar. Je nach Elektrolyt liegt die maximale Polarisationsspannung einer DSK-Zelle im Bereich von 1 bis 2,7 V [9, 108]. Für Anwendungen im Automobil werden aufgrund der höheren Zellspannung vor allem DSK auf Basis organischer Elektrolyte favorisiert. Zum Einsatz in Bordnetzen mit vorgegebenen Spannungsbereichen müssen DSK-Zellen in entsprechender Anzahl zu Stacks, d.h. Serienschaltungen, verschaltet werden. Die zulässige Betriebstemperatur auf organischen Elektrolyten basierender DSK ist typischerweise auf 65 bis 70 °C limitiert [108]. Dadurch sind die Einsatzmöglichkeiten im Automobil für die DSK eingeschränkt. Elektrische Eigenschaften In erster Näherung kann ein DSK als Serienschaltung eines idealen Kondensators mit der Kapazität C und eines Serienersatzwiderstands Rs abgebildet werden. Die Selbstentladung des DSK wird in der Regel durch einen Parallelwiderstand beschrieben werden. Die bei einer DSK-Polarisation UDSK gespeicherte Ladung kann anhand Gl. 2.4 berechnet werden. Die Spannungsänderung am DSK resultiert aus Gl. 2.5. Q = C · UDSK ∆uDSK = 1 C Zt2 (2.4) iDSK dt (2.5) t1 9 Energiedichte [Wh/kg] 2. Grundlegendes zum Fahrzeugenergiebordnetz Leistungsdichte [W/Kg] Abb. 2.7.: Energiedichte über die Leistungsdichte für unterschiedliche Speichertechnologien (Quelle: Siemens [109]) Die bei UDSK gespeicherte Energie ergibt sich aus Gl. 2.6. Mit Gl. 2.7 lässt sich die maximale Leistungababe eines mit UDSK polarisierten DSK bestimmen. 1 2 · C · UDSK 2 U2 P = DSK 4 · Rs E= (2.6) (2.7) Die Nennspannung eines DSK-Stacks aus n Zellen ergibt sich aus der Summe der zulässigen Einzelzellnennspannungen. Die Energiespeicherfähigkeit und die maximale Leistungsfähigkeit von n DSK-Zellen bleiben unabhängig von der Art ihrer Verschaltung gleich (d.h. in Serie oder parallel). Bei gleicher Zellspannung Uzl , Zellkapazität C und gleichem Serienwiderstand Rs ergeben sich nach Gl. 2.6 und 2.7 für die Speicher- und Leistungsfähigkeit einer Serienoder Parallelverschaltung von n DSK-Zellen die Gl. 2.8 und 2.9. 1 · C · Uzl2 2 Uzl2 P =n· 4 · Rs E =n· (2.8) (2.9) Selbstentladung, Polarisations- und Frequenzabhängigkeiten Zu den Eigenschaften der DSK gehören signifikante Selbstentladung sowie die Polarisationsund Frequenzabhängigkeit der Kapazität und des Innenwiderstands [11, 34]. Die Selbstentla- 10 2.2. Doppelschichtkondensatoren (DSK) dung wird bei höheren Polarisationsspannungen und Temperaturen verstärkt [33]. Typische Werte des Selbstentladestroms liegen im Bereich von einigen mA pro Zelle [108]. Aus der Abhandlung in [34] geht hervor, dass die Kapazität einer BCAP0350 Zelle der Fa. Maxwell bei einer Polarisation von 2,5 V einen um mehr als 40 % höheren Wert hat als bei 0 V. Im aktiven Elektrodenmaterial der DSK sind die räumlich verteilten kapazitiven Oberflächen für die Ionen im Elektrolyt unterschiedlich schwer zugänglich. Beim Laden und Entladen werden dadurch zunächst die niederohmig zugänglichen Bereiche erreicht. Mit steigender Frequenz sinkt somit der Anteil an effektiv wirksamer Kapazität [9, 34]. Zur Nachbildung der Frequenzabhängigkeit der Kapazität sowie des Innenwiderstands können Kettenmodelle aus RC-Gliedern verwendet werden [9]. Lebensdauer und Degradation Hersteller definieren die DSK-Lebensdauer als den Betriebszeitraum oder die Ladezyklenzahl, innerhalb derer sich die Kapazität oder der Innenwiderstand bis zu einem bestimmten Wert verringert bzw. erhöht (z.B. C = 0, 8 · Cn oder Rs = 2 · Rs,n nach [108]). Unter idealen Bedingungen können DSK eine Lebensdauer von über 20 Jahren oder 500.000 Zyklen erreichen [10, 11]. Die Zyklenfestigkeit der DSK liegt somit zwei bis drei Größenordnungen über der von Bleibatterien [10, 11]. Das Betreiben der DSK bei nicht idealen Bedingungen, beispielsweise bei höherer Temperatur und Polarisationsspannung, führt zu verstärkter Degradation und somit zur Verkürzung der Lebensdauer [34, 35, 110]. Neben dem Kapazitätsverlust und Anstieg des Innenwiderstands ist dabei auch mit einer Erhöhung des Selbstentladestroms zu rechnen. Lebensdauer [Jahre] Auf Basis empirischer Untersuchungen kann die Lebensdauer mit der Arrhenius-Formel in Abhängigkeit von den Betriebsbedingungen, wie Temperatur und Polarisationsspannung, abgeschätzt werden [36]. In Abb. 2.8 ist die zu erwartende Lebensdauer der DSK der Fa. Epcos in Abhängigkeit von der Polarisationsspannung und Betriebstemperatur dargestellt. 10 1 0,1 0,01 2,2 15°C 25°C 35°C 45°C 55°C 65°C 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Maximale Zellenspannung [V] Abb. 2.8.: DSK-Lebensdauer in Abhängigkeit der Zellspannung (Quelle: Epcos) 11 2. Grundlegendes zum Fahrzeugenergiebordnetz Während beim DSK-Betrieb mit einer Temperatur unter 25 °C und einer Polarisation unter 2,4 V eine Lebensdauer von 20 Jahren zu erwarten ist, wird sie durch einen Betrieb bei 2,5 V und 55 °C auf etwa ein Jahr reduziert. Durch Überwachung der Kapazität und des Innenwiderstands kann die Zuverlässigkeit DSKbasierter Systeme erhöht werden. Zur Abschätzung der Kapazität können die Änderung der Polarisation und die beim Laden des DSK zugeführte Ladungsmenge gegenübergestellt werden. Aus abrupten Polarisationsänderungen infolge von Ladestromsprüngen lassen sich Rückschlüsse auf den Innenwiderstand ziehen [37]. Für beide Funktionen sind reproduzierbares Einstellen des Ladestroms sowie hohe Spannungs- und Strommessgenauigkeit erforderlich. 2.3. DC/DC-Wandler Ein DC/DC-Wandler (Gleichstromrichter, Gleichspannungswandler) ist ein schaltendes elektronisches System3 , welches aus einer eingangsseitigen Gleichspannung Ue eine ausgangsseitige Gleichspannung Ua generiert. Dabei wird Energie aus dem Eingangs- in das Ausgangsnetzwerk mit der Ausgangsleistung Pa unter Entstehung der Verlustleistung Pv übertragen. Der Wirkungsgrad des Wandlers ηw ist als Verhältnis von Ausgangs- zu Eingangsleistung definiert. In Abb. 2.9 ist ein DC/DC-Wandler symbolisch als Vierpol mit Spannungen und Strömen als Klemmengrößen dargestellt. Mit Hilfe eines DC/DC-Wandlers kann Energie sowohl unidirektional als auch bidirektional übertragen werden. Die Klemmenspannungen entsprechen je nach Richtung des Energietransfers der Ein- oder Ausgangsspannung. Das Verhältnis der Aus- zur Eingangsspannung nach Gl. 2.10 wird als Spannungsübertragungsverhältnis bezeichnet. Das Verhältnis der maximalen und minimalen Klemmenspannungen stellt die Spannungsbereichsweite B dar (s. Gl. 2.11). Für B > 2 gilt ein Wandler als Weitbereichswandler [20]. Ua Ue Umax,kl B= Umin,kl M= (2.10) (2.11) Je höher die abzudeckende Spannungsbereichsweite bzw. die Spanne zwischen dem minimalen und maximalen Übersetzungsverhältnis, desto aufwändiger ist die Umsetzung des DC/DCWandlers. 3 Linearregler als Gleichspannungswandler werden in dieser Arbeit nicht behandelt. 12 2.3. DC/DC-Wandler Pa I1 U1 I2 DC U2 DC Pv Abb. 2.9.: DC/DC-Wandler-Symbol mit Klemmenströmen und -spannungen Funktionsweise eines DC/DC-Wandlers Das Funktionsprinzip eines DC/DC-Wandlers basiert auf dem „Zerhacken und Zusammensetzen“ von Strömen. Die wichtigsten Bauelemente hierfür sind Halbleiterschalter, wie MOSFETs oder IGBTs sowie Kondensatoren und Induktivitäten4 . Aus ihnen besteht die Topologie des DC/DC-Wandlers. In Abb. 2.10 wird das Funktionsprinzip am Beispiel eines Tiefsetzstellers verdeutlicht. Der Steuerschalter S1 wird durch ein pulsweitenmoduliertes Einschaltzeit = Ttein Signal (PWM) mit der Schaltfrequenz fsch und dem Tastverhältnis D = Schaltperiode sch angesteuert. Der Quelle wird dabei ein pulsförmiger Strom Ie entnommen, der durch die Speicherdrossel L geglättet und als Ia in das Ausgangsnetzwerk gespeist wird. Für die Zeit, wenn S1 nicht leitend ist, fließt der Drosselstrom durch den Freilaufpfad (Schalter S2). Für die eingangsseitige Leistungsaufnahme und ausgangsseitige Leistungsabgabe gilt: pe = ie · ue und pa = ia · ua . Die pro Schaltzyklus aufgenommene und abgegebene Energien Ee,sch und Ea,sch nach Gl. 2.12 und Gl. 2.13 sind bei idealisierter Betrachtung gleich. Bei Mittelung der Ein- und Ausgangsleistung über mindestens einen Schaltzyklus gilt dann P e,sch = P a,sch . Ee,sch = TZsch pe dt = Ea,sch = 0 ia · ue dt + 0 0 TZsch D·T Z sch pa dt = TZsch TZsch D·Tsch 0 · ue dt = D·T Z sch ia · ue dt (2.12) 0 ia · ua dt (2.13) 0 Aufgrund der endlichen Induktivität der realen Speicherdrossel ist der Verlauf des Drosselstroms durch einen Wechselanteil gekennzeichnet. Wenn der Schalter S1 geschlossen ist, steigt der Drosselstrom an, sonst fällt er ab. Zur Glättung des aus der Quelle entnommenen und des in die Last eingespeisten Stroms werden an die Ein- und Ausgangsklemmen des Wandlers sogenannte Buskondensatoren platziert. 4 In potentialgetrennten Topologien werden zusätzlich Transformatoren eingesetzt. 13 2. Grundlegendes zum Fahrzeugenergiebordnetz S1 geschlossen S1 D·Tsch Tsch Ue Ua U Quelle ie D ia S1 Ue Last L S2 t Ua t ia I ie P pa pe t Ee,sch Ea,sch t Abb. 2.10.: Tiefsetzsteller mit schematisch dargestellten Strömen, Spannungen und Leistungen eingangs- und ausgangsseitig Topologie eines DC/DC-Wandlers Die Topologie eines DC/DC-Wandlers wird in erster Linie durch die Spannungsübertragungsfunktion M (vgl. Gl. 2.10) sowie Anzahl und Art der benötigten Komponenten charakterisiert. Es existieren zahlreiche Methoden zur Generierung von Topologien, wie die von Landsmann oder Tymerski [38, 39]. Laut [40] ist die Methode der Rotation dreipoliger Grundzellen mit mindestens zwei Schaltern und einer Induktivität von Tymerski die umfassendste. Je nach Anzahl der Schalter und der Speicherelemente, d.h. Kondensatoren und Induktivitäten, werden die Grundzellen in Ordnungen klassifiziert. Je höher die Ordnung, desto mehr Schalt- und Speicherelemente sind erforderlich. In Abb. 2.11a sind die verwandten Topologien des Hoch-, Tief- sowie des invertierenden Hochtiefsetzstellers (abgekürzt mit HSS, TSS und IHTSS) dargestellt. Sie lassen sich mit Hilfe der Rotation einer Grundzelle entsprechend der Methode von Tymerski generieren (Zelle A nach [39] bestehend aus Schalter S1, Schalter bzw. Diode S2 und Induktivität L). Trotz der gemeinsamen Grundzelle unterscheiden sich diese Topologien in ihrem Übertragungsverhalten deutlich. Die Verläufe der entsprechenden Spannungsübertragungsfunktionen nach Gl. 2.14 bis 2.16 sind in Abb. 2.11b über das Tastverhältnis aufgetragen. MT SS = D MHSS = MIHT SS 14 1 1−D −D = 1−D (2.14) (2.15) (2.16) 2.3. DC/DC-Wandler TSS Ie S1 Ue (b) Ia S2 L HSS TSS Ia L S2 S1 IHTSS Ie S1 Ue 4 2 HSS Ie Ue Ua M (a) IHTSS Ua -2 -4 Ia L 0 S2 0 Ua 0,2 0,4 0,6 0,8 D 1 Abb. 2.11.: Generierung eines Tiefsetzstellers (TSS), Hochsetzstellers (HSS) und invertierenden Hochtiefsetzstellers (IHTSS) durch Rotation einer dreipoligen Grundzelle (a) mit den resultierenden Übertragungsfunktionen (b) Die Übertragungsverhältnisse des Hoch- und Tiefsetzstellers sind im dargestellten Tastverhältnisbereich positiv. Entsprechend dem hochsetzenden und tiefsetzenden Übertragungsverhalten sind sie stets größer bzw. kleiner als eins. Das Übertragungsverhältnis des invertierenden Hochtiefsetzstellers ist negativ, wobei sein Betrag Werte sowohl kleiner als auch größer als eins einnehmen kann. Methoden zur Topologieoptimierung Etabilierte Methoden zur Optimierung von Topologien für Anwendungen mit Spannungen unter 100 V und Strömen von mehr als 10 A hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit und Effizienz sind die Phasenüberlagerung und die Synchrongleichrichtung [41–46]. Wenn n Topologiegrundzellen parallel geschaltet und mit einem Phasenversatz von 2π n angesteuert werden, ergibt sich eine n-phasige Topologie mit Phasenüberlagerung. Die wichtigsten Vorteile dieser Methode sind die einfache „Skalierbarkeit“ der Wandlerleistung und die teilweise gegenseitige Auslöschung der Wechselanteile der ein- und ausgangsseitigen Ströme. Bei der Synchrongleichrichtung wird der Freilaufpfad statt mit einer Diode (s. S2 in Abb. 2.11a) mit einem MOSFET realisiert. Das Ziel ist es, durch aktives Schließen dieses Synchrongleichrichters (SR) während der Freilaufphasen, d.h. wenn der Steuerschalter (CS) offen ist, einen im Vergleich zu einer Diode niedrigeren Spannungsabfall und somit auch niedrigere Verluste im Freilaufpfad zu bekommen. Der Synchrongleichrichter wird dabei quasi-komplementär zum Steuerschalter mit einem Tastverhältnis von D0 = 1 − D angesteuert (vgl. Abschnitt 4.3). 15 2. Grundlegendes zum Fahrzeugenergiebordnetz Anforderungen an DC/DC-Wandler im Kraftfahrzeug Allgemein Anwendungsspezifisch Effizienz / Wirkungsgrad Statisches / dynamisches Übertragungsverhalten Volumen & Gewicht Betriebsstrategie Zuverlässigkeit Betriebsprofil (Leistung über Zeit) Kosten Thermische Randbedingungen Ruhestrom & EMV Kommunikation Abb. 2.12.: Anforderungen an DC/DC-Wandler im Kraftfahrzeug Anforderungen an DC/DC-Wandler für das Fahrzeugenergiebordnetz Die Anforderungen an DC/DC-Wandler lassen sich in allgemeine und anwendungsspezifische entsprechend der Abb. 2.12 aufteilen. Im Allgemeinen werden ein hoher Wirkungsgrad, niedriges Bauvolumen und Gewicht bei hoher Zuverlässigkeit sowie niedrigen Kosten gefordert. Weiterhin müssen Anforderungen an die Bordnetzverträglichkeit, wie die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und die Einhaltung der Ruhestromgrenzen (z.B. <100 µA bei der BMW Group) erfüllt werden [47, 107, 111]. Aus der jeweiligen Anwendung mit gegebener Bordnetzarchitektur und definierten Klemmenspannungsbereichen ergibt sich das geforderte statische Übertragungsverhalten (d.h. Spannungsübersetzung und Energietransferrichtung) sowie das dynamische Übertragungsverhalten (d.h. Energietransfer bei ein- und ausgangsseitigen Störungen). Aus der Betriebsstrategie und dem Übertragungsverhalten resultiert das Betriebsprofil des Wandlers mit typischen Betriebsdauern und Verläufen der transferierten Leistung über die Zeit. Wesentliche Aspekte stellen auch der anwendungsspezifische Bauraum sowie die thermischen Randbedingungen dar. 16 2.3. DC/DC-Wandler U2 Überwachung (Messglied) P1, P2 EMV Filter Leistungsteil Treiber (Stellglied) U1 EMV Filter DC/DC-Wandler Regelung, Steuerung Schnittstelle zum System (Kommunikation) Abb. 2.13.: Funktionen eines DC/DC-Wandlers für das Kraftfahrzeug Grundfunktionen eines DC/DC-Wandlers für das Kraftfahrzeug Unabhängig von Anwendung und Topologie beinhaltet ein DC/DC-Wandler grundlegende Funktionen. Als Beispiel hierfür zeigt Abb. 2.13 die Funktionen eines DC/DC-Wandlers im Blockschaltbild. Der Leistungsteil besteht aus Leistungsbauelementen (d.h. Schalter, Drosseln und Kondensatoren). Er verkörpert die Topologie und somit die Funktion des Energietransfers. Ein- und ausgangsseitig vom Leistungsteil befinden sich EMV-Filter zur Dämpfung hochfrequenter Störungen, die durch das pulsweitenmodulierte Schalten und die Wechselanteile der Ein- und Ausgangsströme verursacht werden. Je nach Einsatzgebiet und Ausprägung des Wandlers ist eine Regelung der Induktivitäts-, Schalter-, Eingangs- oder Ausgangsströme sowie Spannungen erforderlich. Diese müssen gemessen und überwacht werden. Zum Schutz des Systems müssen zusätzlich zu den genannten Regelgrößen häufig auch die Temperaturen der kritischen Komponenten, wie z.B. der Halbleiterschalter, erfasst werden. Zum Ansteuern der Halbleiterschalter sind Treiber mit passender Spannungsversorgung erforderlich. Sie stellen für die Funktion der Regelung das Stellglied dar. Des Weiteren kann eine Kommunikation zwischen dem DC/DC-Wandler und anderen Komponenten des Gesamtsystems, wie das Fahrzeugenergiebordnetz, erforderlich sein. 17 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen Die Anforderungen an DC/DC-Wandler in DSK-Anwendungen resultieren aus Faktoren, wie Architektur und Betriebsstrategie des betrachteten Systems sowie der DSK-Dimensionierung. Im Folgenden werden drei neue DSK-Anwendungen für unterschiedliche Aufgaben im Energiebordnetz vorgestellt und diskutiert: • Anwendung 1: Dynamische Bordnetzunterstützung • Anwendung 2: Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher • Anwendung 3: Entkopplung eines Multivoltage-Generators Für die entsprechenden DC/DC-Wandler werden Anforderungsprofile mit dem Fokus auf das Übertragungsverhalten sowie die Leistungsdimensionierung abgeleitet und verglichen. 3.1. Dynamische Bordnetzunterstützung (DBU) Funktionen mit kurzzeitigem Energiebedarf in der Größenordnung einiger 100 Ws und einem Leistungsbedarf von mehreren 100 W sowie das träge Generatoransprechverhalten führen zu Schwankungen der Bordnetzspannung im Bereich von mehreren Volt (s. Abschnitt 2.1). Besonders bei niedriger Motordrehzahl, tiefer Temperatur sowie gealterter und entladener Batterie wird dadurch die Einhaltung der spezifizierten Spannungsgrenzen und somit der Bordnetzstabilität gefährdet. Ein leistungsfähiger kapazitiver Energiespeicher, parallel zur Batterie geschaltet, kann das Bordnetz dynamisch unterstützen, in dem er durch Ladungsabgabe und -aufnahme die Spannungsschwankungen reduziert. Diese dynamische Bordnetzunterstützung (DBU) führt zu höherer Spitzenlastfähigkeit des Bordnetzes, besserer Spannungsstabilität sowie einer Entlastung der Batterie. In [15] und [37] wurde ein DBU-Konzept mit einem Aufbau entsprechend Abb. 3.1 vorgestellt. Zusätzlich zum DSK, der in der Parallelschaltung zur Batterie die eigentliche DBU-Funktion darstellt, sind weitere Komponenten erforderlich: ein Trennelement, ein DC/DC-Wandler als Ladeeinheit sowie eine Steuerungseinheit. Die 18 3.1. Dynamische Bordnetzunterstützung (DBU) BN G Steuerung S + DSK TE UBN DBU DC DC RBN LE UDSK Abb. 3.1.: Konventionelles Bordnetz mit einer DBU bestehend aus DSK, Trennelement (TE), Ladeeinheit (LE) und Steuerung Leistungsfähigkeit der DBU-Funktion wird im Wesentlichen durch die DSK-Dimensionierung und den Leitungswiderstand zwischen DSK und Last bestimmt [37]. Bei höherer DSKKapazität, steigt nach Gl. 2.8 die Energiemenge, die bei Spannungsänderungen abgegeben bzw. aufgenommen werden kann. Bei niedrigerem Innenwiderstand erhöht sich nach Gl. 2.9 die maximal verfügbare Leistung des DSK. Mit Kapazitäten ab 50 F kann das BN effektiv stabilisiert werden [15, 37]. Die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der DBU-Funktion hängt von der Betriebsstrategie der DBU sowie der Auslegung der Ladeeinheit ab. 3.1.1. Betriebsstrategie der DBU Um während der Standphasen das Entladen der Batterie durch DSK-Selbstentladung zu verhindern, wird der DSK für diese Zeit mit Hilfe des Trennelements vom Bordnetz abgekoppelt. Die Ladeeinheit dient der gezielten Einstellung der DSK-Spannung in zwei Fällen. Vor dem Schließen des Trennelements wird damit die Spannungsdifferenz zwischen dem DSK und dem Bordnetz bis zu einem Wert ∆U verringert, bei welchem der Schaltstrom hinreichend niedrig ist. Es ergibt sich für das Laden des DSK eine Ziel- bzw. Zuschaltspannung Uz = UBN − ∆U . Nach dem Öffnen des Trennelements wird die Polarisationsspannung auf einen Ruhewert Ur unterhalb des spezifizierten Nennwerts abgesenkt (d.h. Ur = nr · Un mit nr < 1). Das Ziel dabei ist, die polarisationsabhängige Alterung des DSK (s. Abschnitt 2.2) im Schlaf-Zustand zu verringern. Die Aufgabe der Steuerungseinheit ist es, das Zusammenwirken der Ladeeinheit und des Trennelements zu kontrollieren sowie eine DSK-Diagnose – also eine Ermittlung und Überwachung der Kapazität und des Serienersatzwiderstands – durchzuführen (vgl. Abschnitt 2.2 und [37]). Abb. 3.2 zeigt vereinfacht die DBU-Betriebsstrategie im Zustandsdiagramm. Nach dem Wachwerden des Fahrzeugs wird die DBU geweckt. Anschließend findet ein Lade- und Diagnosevorgang statt. Durch Anschließen des DSK an das Bordnetz gelangt das System in den Zustand des Normalbetriebs, d.h. die DBU-Funktion ist verfügbar. In diesem 19 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen uDSK ≥ Uz Aufwachen Laden & Diagnose DSK anschließen SchlafZustand Normalbetrieb uDSK ≤ Ur Entladen & Diagnose Schlafen DSK trennen Abb. 3.2.: Betriebsstrategie der DBU im Zustandsdiagramm Zustand bleibt das System bis zum Erhalt eines Schlafbefehls (z.B. beim Abstellen des Fahrzeugs). Dann wird der DSK vom Bordnetz getrennt, bis zur Ruhespannung entladen und diagnostiziert. Im Anschluss daran wird das System in den Schlaf-Zustand versetzt. Entsprechend der DBU-Betriesstrategie ist der DC/DC-Wandler immer nur für die Dauer des Lade- und Entladevorgangs – also kurzzeitig – aktiv. Durch geringe Modifikation der Architektur und Betriebsstrategie (vgl. Abb. 3.1 und 3.2) können mit dem System weitere Funktionen, wie die Motorstartunterstützung oder Stabilisierung sensibler Verbraucher beim Motorstart, dargestellt werden [37, 48]. 3.1.2. DC/DC-Wandler als DSK-Ladeeinheit Aus dem im vorigen Abschnitt beschriebenen DBU-Konzept ergeben sich für den DC/DCWandler folgende Aufgaben: • Einstellung der DSK-Spannung durch Laden und Entladen • Reproduzierbare Einstellung des Ladestroms zur DSK-Diagnose Spannungsübertragungsverhalten Die Anforderungen an das Spannungsübertragungsverhalten des DC/DC-Wandlers resultieren aus den Bereichen der Klemmenspannungen, d.h. den Bereichen, in welchen Bordnetzund DSK-Spannung liegen können. Für die Bordnetzspannung wird der Bereich UBN = 9 bis 16 V angenommen (vgl. Abb. 2.6). Die DSK-Spannung darf entsprechend der DBUBetriebsstrategie im Bereich 0 V bis UBN liegen. Abb. 3.3 zeigt das daraus resultierende Klemmenspannungsdiagramm mit möglichem und typischem Betriebsbereich des DC/DCWandlers. Die Anpassung von UDSK an UBN nach dem Wecken des Fahrzeugs ist mit Pfeil A 20 3.1. Dynamische Bordnetzunterstützung (DBU) 20 UDSK = UBN Änderungen der Klemmenspannungen UDSK [V] Typische Betriebsbereiche 15 A: Laden des DSK bis Uz Möglicher Betriebsbereich B C A D 10 B: Anheben von UBN auf Uldss,Bat durch den Generator C: Entladen des DSK bis Ur 5 0 D: Abfall von UBN auf Ull,Bat D: Abfall von UDSK durch Selbstentladung 0 5 10 UBN [V] 15 20 Abb. 3.3.: Klemmenspannungsdiagramm mit möglichem und typischem Betriebsbereich des DC/DC-Wandlers als DBU-Ladeeinheit dargestellt. Nach dem Zuschalten des DSK ist die Ladeeinheit inaktiv, der Motor gestartet und der Generator hebt die Bordnetzspannung und somit auch die DSK-Spannung an (Pfeil B). Die Einstellung der DSK-Ruhespannung mit Hilfe der Ladeeinheit ist mit Pfeil C dargestellt. Pfeil D deutet die Spannungsabsenkung an Batterie und DSK infolge des Ruhebzw. Selbstentladestroms an. Bei der Erstinbetriebnahme oder nach langer Abstellzeit des Fahrzeugs kann das Laden des DSK mit einem Startwert von UDSK = 0 V erforderlich sein (vgl. Abb. 3.3). Da die Abstellzeit des Fahrzeugs typischerweise unter 24 Stunden liegt, ist der Polarisationsabfall durch Selbstentladung gering. Daher liegt der Startwert für das Laden des DSK in den meisten Fällen leicht unterhalb der Ruhespannung Ur . DSK-Ladestrom Die Verfügbarkeit der DBU-Funktion hängt von der Zeit ab, welche zur Einstellung der Zuschaltspannung Uz – also zum Laden des DSK – notwendig ist. Eine für die betrachtete Anwendung zu spezifizierende zulässige Ladezeit Tld kann daher nach Gl. 2.5 als Basis für die Ableitung des erforderlichen DSK-Ladestroms Ild 1 dienen [48]. Dieser ergibt sich für die Ruhepolarisation Ur als Startwert aus Gl. 3.1. Der erforderliche Ladestrom nach Gl. 3.1 steigt für kürzere Ladedauer Tld hyperbolisch und für höhere Kapazität CDSK linear an, wie es in Abb. 3.4a veranschaulicht ist. Ebenso steigt der erforderliche Ladestrom für tiefere Ruhespannungen und höhere Zuschaltspannungen. Ild = CDSK · 1 Uz − Ur Tld (3.1) Einstellung von Ur ist nicht zeitkritisch, Ield -Dimensionierung somit niederprior 21 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen (b) (a) 100 Ild [A] 80 60 CDSK 40 200F 0 5 10 1400 800 0,90 600 0,95 200 15 20 Tld [s] 25 30 Uz = 12V CDSK = 100F 1200 0,85 1000 400 100F 50F 18,3F 20 0 Ev [Ws] Uz= 12V Ur= 9V 0 w 0 2 4 6 8 10 12 14 Ur [V] Abb. 3.4.: Erforderlicher Ladestrom über die Ladedauer mit DSK-Kapazität als Parameter (a); im DC/DC-Wandler entstehende Verlustenergie über die DSK-Ruhespannung für unterschiedliche Wandlerwirkungsgrade (b) Energietransfer und Verluste Zur Einstellung der Zuschaltspannung Uz im Ladefall oder der Ruhespannung Ur im Entladefall muss dem DSK die Energie Etr zugeführt bzw. entnommen werden. Diese durch die Ladeeinheit zu transferierende Energie wird für UDSK = Ur bzw. UBN als Startwert für den Lade- und Entladefall auf Basis von Gl. 2.6 mit Gl. 3.2 berechnet. Die beim Transfer von Etr in der Ladeeinheit entstehende Verlustenergie Ev kann daher, wie in [49] vereinfacht für konstanten Wirkungsgrad, mit Gl. 3.3 abgeschätzt werden. CDSK · Etr = CDSK · Etr · 1 ηw Uz2 −Ur2 2 2 −U 2 UBN r 2 −1 Ev = Etr · (1 − ηw ) im Ladefall im Entladefall im Ladefall im Entladefall (3.2) (3.3) In Abb. 3.4b ist die Verlustenergie als Beispiel für das Laden eines DSK mit der Kapazität von 100 F als Funktion der Ruhespannung mit dem Wandlerwirkungsgrad als Parameter dargestellt. Demnach fällt die Verlustenergie mit steigender Ruhespannung und steigt mit fallendem Wirkungsgrad. 22 3.2. Entkopplung von transienten Hochleistungsverbrauchern (HLV) 3.2. Entkopplung von transienten Hochleistungsverbrauchern (HLV) Funktionen mit kurzzeitigem Leistungsbedarf von mehreren Kilowatt über mehrere Sekunden, wie eine elektrische Lenkung (EPS), gefährden die Bordnetzstabilität (vgl. Abschnitt 2.1). Ein neuer Ansatz für die Versorgung solcher Verbraucher ist ihre Entkopplung in Teilbordnetze mit DSK-gestützter und im Vergleich zum Basisbordnetz erhöhter Spannung [4, 13, 16]. Dadurch wird zum einen die Belastung des Basisbordnetzes verringert, zum anderen werden bei höherer Versorgungsspannung die Verbraucherströme und somit die Spannungsabfälle an den Zuleitungen reduziert. Zusätzlich wird dadurch nach [50] die Leistungsdichte elektromechanischer Aktuatoren erhöht. Als Beispiel für die Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher zeigt Abb. 3.5 eine erweiterte Bordnetzarchitektur mit einem DSK-gestützen Teilbordnetz. Der aus Generator, Starter, Batterie und Verbrauchern bestehende Teil ist das konventionelle Basis- bzw. Niedervoltbordnetz (NVBN). Der DSKgestützte Teil mit dem Hochleistungsverbraucher HLV stellt das Hochvoltbordnetz (HVBN) dar. Der DC/DC-Wandler ist die Energieschnittstelle zwischen den Teilbordnetzen. 3.2.1. Betriebsstrategie des erweiterten Bordnetzes Das Zustandsdiagramm in Abb. 3.6 zeigt eine beispielhafte Betriebsstrategie für das erweiterte Bordnetz. Wie im Fall der DBU in Abschnitt 3.1 beschrieben, sind DSK-Diagnose und Reduzierung der Polarisationsspannung für die Dauer der Fahrzeugstandphasen auch hier notwendig. Der erste Schritt nach dem Wecken des Systems ist daher die Anhebung der DSK-Spannung auf die HVBN-Nennspannung Un,HV . Anschließend begibt sich das System in den Wartezustand. Bei Absinken der HVBN-Spannung bis zu einer Unterspannungsgrenze wird der DSK bis zur Nennspannung mit limitierten Leistungs- bzw. Stromgradienten nachgeladen. Das Ziel der Limitierung ist es, Spannungseinbrüche im HVBN infolge von Lasttransienten nicht durch unmittelbares Nachladen des DSK in das NVBN zu übertragen. NVBN HVBN DC DSK DC G S + UNV UHV RNV HLV Abb. 3.5.: Erweitertes Bordnetz zur Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher 23 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen Aufwachen Laden & Diagnose SchlafZustand uHV < Ur,HV uHV ≥ Un,HV uHV ≤ Uug,HV DSKNachladen Warten Entladen & Diagnose uHV ≥ Un,HV Schlafen Schlafen Abb. 3.6.: Betriebsstrategie des erweiterten Bordnetzes zur Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher im Zustandsdiagramm Während der Fahrt wechselt das System, abhängig von der Leistungsaufnahme des HLV, immer wieder zwischen den Zuständen Warten und DSK-Nachladen, sodass der DC/DCWandler dauerhaft aktiv betrieben wird. Nach Erhalt des Schlafbefehls wird am DSK die Ruhespannung Ur,HV eingestellt und das System in den Schlaf-Zustand versetzt. 3.2.2. DC/DC-Wandler zur HLV-Versorgung Der DC/DC-Wandler dient der HLV-Versorgung sowie dem DSK-Lademanagement. Die Aufgaben, die sich daraus ergeben sind: • Einstellung der DSK-Spannung durch Laden und Entladen • Reproduzierbare Einstellung des Ladestroms zur DSK-Diagnose • NVBN-Belastung mit definierten Leistungs- bzw. Stromgradienten Spannungsübertragungsverhalten Das erforderliche Spannungsübertragungsverhalten des DC/DC-Wandlers resultiert aus den gegebenen Teilbordnetzspannungen. Während die mögliche NVBN-Spannung mit 9 bis 16 V festgelegt ist (vgl. Abschnitt 2.1), gibt es für das HVBN keine allgemeingültige Spezifikation. Für die Eckwerte der HVBN-Spannung werden in dieser Arbeit daher Annahmen getroffen. Bei entladenem DSK liegt die HVBN-Spannung bei 0 V. Der für HVBN maximal zulässige Wert hängt vom spezifizierten Arbeitsbereich des HLV und der Zahl in Serie geschalteter DSK-Zellen ab. Abb. 3.7 zeigt als Beispiel für den betrachteten DC/DC-Wandler ein Klemmenspannungsdiagramm mit einem möglichen und typischen Betriebsbereich, einer Nennspannung von Un,HV = 36 V und einer Maximalspannung von 24 3.2. Entkopplung von transienten Hochleistungsverbrauchern (HLV) 50 UHV [V] 40 30 Uug,HV Ur,HV 20 Typischer Betriebsbereich 10 0 Un,NV Umax,HV Un,HV Möglicher Betriebsbereich 0 5 10 15 20 UNV [V] Abb. 3.7.: Klemmenspannungsdiagramm für einen DC/DC-Wandler zur Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher Umax,HV = 42 V. Der Wert Uug,HV = nug · Un,HV markiert den unteren Grenzwert der zulässigen HLV-Versorgungsspannung (für nug = 34 ). Der Wert Ur,HV = nr · Un,HV entspricht der DSK-Ruhespannung (für nr = 32 ). Wandlerleistung Für die Leistungsdimensionierung des DC/DC-Wandlers sind die Zustände Laden & Diagnose und DSK-Nachladen nach Abb. 3.6 relevant, da das Entladen des DSK nicht zeitkritisch ist. Die erforderliche Wandlernennleistung resultiert aus der Leistungsaufnahme des HLV und der DSK-Dimensionierung. Die Leistungsaufnahme hängt von Faktoren, wie Fahrsituation und Fahrerverhalten, ab und ist nicht deterministisch beschreibbar. Bei hoher DSK-Kapazität geht die erforderliche Wandlerleistung gegen die mittlere Leistung des HLV, bei niedriger gegen seine Spitzenleistung [4]. Zur Spezifikation der Wandlerleistung in solchen Anwendungsfällen gibt es keine etablierte Methode. Für diese Arbeit wurde daher eine eigene Methode entwickelt und am Beispiel einer EPS (el. Lenkung) als HLV angewendet. Zunächst ist die Wahl eines EPS-Lastprofils, beispielsweise aus einem bekannten Worst-Case-Fahrmanöver, als Referenz nötig. Abb. 3.8 zeigt ein Beispiel hierfür. In dem abgebildeten Profil wird von zwei aufeinander folgenden Zeitabschnitten ausgegangen. Im ersten Abschnitt mit der Dauer Takt ist die EPS aktiv und nimmt eine hohe Leistung auf. Daraus resultiert der Energieverbrauch EEP S . Im zweiten Zeitabschnitt mit der Dauer Tinakt ist die EPS inaktiv. Hier ist der Energieverbrauch vernachlässigbar. Im nächsten Schritt werden für die Konfiguration aus DSK und DC/DC- 25 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen 1,25 t1 ∫p pEPS [a.u.] 1,00 EPS dt = EEPS EPS dt ≈ 0Ws t0 0,75 t2 ∫p 0,50 t1 0,25 0,00 -0,25 Tinakt Takt t0 t1 Zeit [s] t2 Abb. 3.8.: EPS-Lastprofil als Auslegungsgrundlage für DSK und DC/DC-Wandler Wandler im Hinblick auf das definierte Lastprofil zwei Kriterien festgelegt: • Unterspannungskriterium: Während des Manövers mit der Dauer Takt und dem Energieverbrauch EEP S darf die DSK-Spannung den Grenzwert Uug,HV nicht unterschreiten U (mit nug = Uug,HV ). n,HV • Ladebilanzkriterium: Während der Zeit Tinakt muss am DSK die Nennspannung Un,HV wiederhergestellt werden. Unter Berücksichtigung der Unterspannungsgrenze kann die verfügbare Energie eines DSKStacks aus n beliebig verschalteten Zellen mit der Kapazität Czl und der Nennspannung Uzl ausgehend von Gl. 2.8 für Un,HV = n · Uzl wie folgt berechnet werden: ∆EDSK Czl · (n · Uzl )2 Czl · (n · nug · Uzl )2 n · Czl · Uzl2 = − = · 1 − n2ug n·2 n·2 2 (3.4) Bei einer verfügbaren Energie ∆EDSK sowie einem Energieverbrauch EEP S ist zur Einhaltung des Unterspannungskriteriums eine minimale Leistung des DC/DC-Wandlers entsprechend der Gl. 3.5 erforderlich2 . Für die Einhaltung einer positiven Ladebilanz während des Referenz-Lastprofils muss der DSK mit einer minimalen Leistung nach Gl. 3.6 nachgeladen werden. EEP S − ∆EDSK Takt EEP S = Takt + Tinakt Pmin1 = (3.5) Pmin2 (3.6) Die Untergrenze für die Festlegung der Wandlernennleistung ergibt sich nach Gl. 3.7, wobei 2 Vereinfachung: Spannungsabfälle an Innen- und Leitungswiderständen nicht berücksichtigt 26 3.2. Entkopplung von transienten Hochleistungsverbrauchern (HLV) (a) 2,0 (b) 2,0 Czl = 350F Tinakt = 2·Takt Takt = 20s Tinakt = 2·Takt 20s 1,0 30s Czl 0,5 0,5 Pn,w [kW] Takt 2,0 Czl = 350F Takt = 20s 1,5 65 35 110 0F 0F F 10s 1,0 Pn,w [kW] 1,5 1,5 Pn,w [kW] (c) Tinakt = 1·Takt 2·Takt 3·Takt 1,0 0,5 Tinakt 0 5 10 15 20 25 30 EEPS [kWs] 0 5 10 15 20 25 30 EEPS [kWs] 0 5 10 15 20 25 30 EEPS [kWs] Abb. 3.9.: Wandlernennleistung über den EPS-Energieverbrauch mit Takt (a), Czl (b) und Tinakt (c) als Parameter bei 16 DSK-Zellen, Uzl = 2,5 V und nug = 0,75 hierfür das Kriterium mit höherer Leistungsanforderung bestimmend ist. Pn,w ≥ Pmin1 für EEP S ≥ ∆EDSK · Pmin2 für EEP S < ∆EDSK · Takt Tinakt Takt Tinakt +1 +1 (3.7) In Abb. 3.9 ist die Untergrenze für die erforderliche Wandlernennleistung entsprechend Gl. 3.7 als Funktion von EEP S mit Takt , Czl und Tinakt als Parameter veranschaulicht. Durch die Fallunterscheidung in Gl. 3.7 ist ihr Verlauf über EEP S nicht kontinuierlich. In den Bereichen mit steilerem Anstieg der Wandlernennleistung ist das Unterspannungskriterium bestimmend. Bei flacherem Anstieg ist es das Ladebilanzkriterium. Für höheren Energieverbrauch EEP S steigt die Wandlernennleistung an. Bei Verkürzung von Takt und Tinakt um gleichen Faktor, erhöht sich die erforderliche Wandlernennleistung im gesamten dargestellten Bereich (s. Abb. 3.9a). Dieser Fall entspricht der Erhöhung der HLV-Leistungsaufnahme. Niedrigere Kapazitätswerte sowie Verkürzung der Periode ohne aktiven EPS-Betrieb Tinakt führen zu einer Erhöhung von Pn,w in Teilbereichen (s. Abb. 3.9b und 3.9c). Klemmenströme Die maximalen Wandlerklemmenströme Imax,HV und Imax,N V ergeben sich aus der Wandlernennleistung Pn,w . Wenn die Nennleistung beispielsweise dem typischen Arbeitsbereich gemäß der Darstellung in Abb. 3.7 zugeordnet wird, gilt für den Betrag des erforderlichen HVBN-seitigen Klemmenstroms Gl. 3.8. Bei idealisierter Betrachtung des DC/DC-Wandlers mit ηw = 1 kann der Betrag des erforderlichen NVBN-seitigen Klemmenstroms mit Gl. 3.9 27 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen 2,5 |INV|, |IHV| [a.u.] 2 Uug,HV = 2·UNV |INV| |Imax,NV| 1,5 |Imax,HV| 1 |IHV| 0,5 0 0 1 2 3 4 M Abb. 3.10.: Klemmenströme des DC/DC-Wandlers (mit |Imax,HV | normiert) über das Spannungsübersetzungsverhältnis M = UUNHVV bestimmt werden. Pn,w Uug,HV Pn,w |Imax,N V | ≥ Umin,N V |Imax,HV | ≥ (3.8) (3.9) Zur Veranschaulichung der Zusammenhänge zwischen Klemmenströmen und Klemmenspannungen sind in Abb. 3.10 die Beträge der Ströme IHV und IN V mit |Imax,HV | normiert über das Spannungsübersetzungsverhältnis M = UUHV aufgetragen (für Uug,HV = 2 · UN V NV mit UN V = 14 V). Abhängig von dem Spannungsübersetzungsverhältnis begrenzt die Dimensionierung jeweils eines der Klemmenströme die Wandlerleistung. Für M < 2, d.h. bei UHV < Uug,HV , wirkt |Imax,HV | limitierend. Für M > 2, d.h. bei UHV > Uug,HV , ist |Imax,N V | der begrenzende Faktor. Als Folge der Festlegungen nach Gl. 3.8 und 3.9 liefert der Wandler seine Nennleistung in diesem Bereich. 3.3. Multivoltage-Generators In [17] wurden Bordnetzkonzepte zur Nutzung von Rekuperationspotentialen und wirkungsgradoptimierter Energieerzeugung im Fahrzeugenergiebordnetz untersucht. Eines der Konzepte beschreibt eine Topologie zur Entkopplung eines Multivoltage-Generators vom Basisbordnetz. Das Prinzipschaltbild der erweiterten Architektur dazu ist in Abb. 3.11 dargestellt. Der MVG gehört zum Hochvoltbordnetz (HVBN), welches mit Hilfe eines 28 3.3. Multivoltage-Generators NVBN HVBN MVG DC DC DSK UHV UNV RHV + S RNV Abb. 3.11.: Erweitertes Bordnetz zur Entkopplung eines Multivoltage-Generators DC/DC-Wandlers vom Niedervoltbordnetz (NVBN) entkoppelt ist. Das HVBN zeichnet sich durch eine variable Spannung UHV und einen parallel zum MVG geschalteten DSK aus. Durch Erhöhung der MVG-Ausgangsspannung steigt die Leistungsverfügbarkeit und Effizienz bei der Energieerzeugung (vgl. Abschnitt 2.1) [29]. Der DSK dient als Energiepuffer zur Rekuperation. 3.3.1. Betriebsstrategie des erweiterten Bordnetzes Sowohl MVG als auch DC/DC-Wandler dienen in [17] zur Steuerung der Energieflüsse im Bordnetz. Außerhalb von Bremsphasen stellt der MVG am DSK die Nennspannung Un,HV ein. Die durch den DC/DC-Wandler und die Last (RHV ) aus dem DSK entnommene Energie wird vom MVG mit erforderlicher Leistung nachgeliefert. Bei generatorischem Bremsen speist der MVG mit maximaler Leistung in das HVBN. Bei erreichen des Grenzwerts Umax,HV wird die MVG-Leistung heruntergeregelt. Die Betriebsstrategie für den DC/DCWandler aus [17] wurde für die Betrachtung in dieser Arbeit ergänzt und ist in Abb. 3.12 anhand eines Zustandsdiagramms veranschaulicht. Analog zu den Anwendungen in den Abschnitten 3.1 und 3.2, ist das Einstellen einer DSK-Ruhespannung sowie die DSK-Diagnose erforderlich. Wenn die Polarisation aufgrund der Selbstentladung entsprechend abgesunken ist, wird der DSK nach Verlassen des Schlaf-Zustands auf den Wert Un,HV geladen und dabei diagnostiziert. Während der Fahrt speist der DC/DC-Wandler das NVBN. Er ist entweder im Zustand NVBN-Speisen, in welchem der Batterieladezustand, wie in [3] beschrieben, gezielt auf einen Sollwert unter 100% eingestellt wird. Oder er befindet sich im Zustand Rekuperation, wenn infolge des generatorischen Bremsens uHV den oberen Grenzwert Uog,HV erreicht hat (d.h. Energieüberschuss im HVBN). Solange im NVBN der Spannungsgrenzwert Uog,N V nicht überschritten wird (d.h. Batterie voll), wird der DC/DC-Wandler im Zustand der Rekuperation mit voller Leistung betrieben. Bei hoher Bordnetzlast und stark entladener Batterie, wird der DC/DC-Wandler jedoch auch im Zustand NVBN-Speisen dauerhaft ausgelastet. Nach Abstellen des Fahrzeugs entlädt der DC/DC-Wandler den DSK-Stack bis zur Ruhespannung Ur,HV . 29 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen Aufwachen Laden & Diagnose SchlafZustand uHV < Ur,HV uHV ≥ Un,HV uHV ≥ Uog,HV NVBNSpeisen Entladen & Diagnose uHV < Uog,HV Rekuperation Schlafen Schlafen Abb. 3.12.: Betriebsstrategie des DC/DC-Wandlers zur Entkopplung eines MultivoltageGenerators im Zustandsdiagramm 3.3.2. DC/DC-Wandler zur Basisbordnetzversorgung Der DC/DC-Wandler dient der Versorgung des Basisbordnetzes und dem Lademanagement für den DSK. Die Aufgaben, die sich daraus ergeben sind: • Gezielte Einstellung der DSK-Spannung durch Laden und Entladen • Reproduzierbare Einstellung des Ladestroms zur DSK-Diagnose • Speisung des NVBN mit Energie aus dem HVBN • Anpassung des Batterieladezustands an einen definierten Zielwert Spannungsübertragungsverhalten Die Teilbordnetzspannungsbereiche bestimmen die erforderliche Spannungsübertragungsverhältnis des DC/DC-Wandlers. Da von einer im Vergleich zur Generatorregelung schnelleren Wandlerregelung ausgegangen werden kann, ist eine stabilere Einstellung der NVBNSpannung möglich, mit der Lade- und Entladeschlussspannung der Batterie als obere und untere Grenze. Daraus ergibt sich ein Arbeitsbereich von beispielsweise 10,5 bis 15 V (vgl. Abschnitt 2.1). Bei vollständig entladenem DSK liegt die HVBN-Spannung bei 0 V. Der Maximalwert Umax,HV ist durch Spezifikation des MVG, des Verbrauchers RHV und die Anzahl in Serie verschalteter DSK-Zellen begrenzt. Das Beispiel in Abb. 3.13 zeigt schematisch die Betriebsbereiche des DC/DC-Wandlers für eine Nennspannung Un,HV = 25 · Umax,HV , eine Ruhespannung Ur,HV = 23 · Umax,HV und obere Grenzspannung Uog,HV = 45 · Umax,HV . 30 3.4. Zusammenfassender Vergleich der Anforderungen 50 40 Umax,HV Uog,HV UHV [V] Ur,HV 30 20 10 Un,HV Typischer Betriebsbereich Möglicher Betriebsbereich 0 0 5 10 Un,NV 15 20 UNV [V] Abb. 3.13.: Klemmenspannungsdiagramm für einen DC/DC-Wandler zur Entkopplung eines Multivoltage-Generators Nennleistung und Klemmenströme Der DC/DC-Wandler stellt für das NVBN einen Generatorersatz dar. Die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit des Wandlers können somit mit jenen des herkömmlichen Generators verglichen werden, sofern der Verbrauch von RHV vernachlässigbar ist. Übliche Werte für den Generatornennstrom liegen im Bereich von 150 bis 180 A, was bei 14 V einer Leistung von ca. 2,1 bis 2,5 kW entspricht. Die Klemmenströme des DC/DC-Wandlers können daraus analog dem Vorgehen im Abschnitt 3.2 festgelegt werden. Wenn UN V als konstant angenommen wird und Un,HV die niedrigste HVBN-Spannung ist, bei welcher die Wandlernennleistung Pn,w Pn,w geliefert wird, gilt für die erforderlichen Klemmenströme |Imax,N V | ≥ Umin,N und V |Imax,HV | ≥ Pn,w Un,HV . 3.4. Zusammenfassender Vergleich der Anforderungen In den letzten Abschnitten wurden die Aufgaben der DC/DC-Wandler in drei DSKAnwendungen im Kraftfahrzeug betrachtet. Daraus resultierend wurden ausgewählte Anforderungsaspekte bzw. -kennwerte auf Basis von Annahmen und Berechnungen in Anhang A quantifiziert und in Tab. 3.1 zusammengefasst. Die damit entstandenen Anforderungsprofile werden im Folgenden verglichen und diskutiert. 31 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen Klemmenspannungen Die möglichen und typischen Spannungsbereiche auf der Seite des Basisbordnetzes (BN bzw. NVBN) sind in den drei Beispielanwendungen ähnlich und weisen Bereichsweiten nach U Gl. 2.11 von B = Umax,kl ≤ 1,78 auf. Im Gegensatz dazu unterscheiden sich sowohl die min,kl Maximalspannungen als auch die Spannungsbereiche auf der Seite des DSK bzw. des HVBN deutlich. Beim Einsatz der DC/DC-Wandler in den Anwendungen 2 und 3 ist der Betrieb bei Klemmenspannungen bis zu 36 bzw. 50 V erforderlich. Im Hinblick auf die Sperrfähigkeit der Bauelemente weichen diese Wandler von den für das 12V-Bordnetz üblichen Anforderungen ab. Die Spannung an einem entladenen DSK kann auf 0 V absinken. Daher geht die mögliche Bereichsweite in allen drei Anwendungen gegen unendlich (s. Tab. 3.1). Nach der Definition von [20] sind DC/DC-Wandler für Spannungsbereichsweiten von B > 2 Weitbereichswandler, was somit für alle drei betrachteten Fälle zutrifft. Die Bereichsweite für typischen Betrieb liegt hingegen bei 1,33 ≤ B ≤ 2,5. In Anwendung 3 ist sie am höchsten, da für die Bremsenergierückgewinnung ein hoher Spannungshub beim Laden und Entladen des DSK vorteilhaft ist. Beim Verhältnis der Klemmenspannungen zeigen sich deutliche Unterschiede, wie es in Abb. 3.14 veranschaulicht ist. Da durch die DBU-Betriebsstrategie die DSKSpannung die Bordnetzspannung nicht übersteigt, liegt das Klemmenspannungsverhältnis hier stets bei M ≤ 1. Im Gegensatz dazu sind bei Anwendung 2 und 3 die möglichen Klemmenspannungsbereiche auf der NVBN- und HVBN-Seite überlappend (s. Tab. 3.1). Das Verhältnis M = UUHV kann also größer oder kleiner sein als eins. Folglich erfordern diese NV Anwendungen Wandlertopologien mit hochtiefsetzendem Spannungsübertragungsverhalten. In typischen Betriebsfällen weisen die Klemmenspannungsbereiche jedoch in allen drei Fällen keine Überlappung auf. Die Spannungsverhältnisse liegen entweder bei M ≤ 1 oder bei M > 1 und die Wandler werden entweder tiefsetzend oder hochsetzend betrieben. 5 möglich typisch M 4 3 2 1 1 2 3 Anwendung Abb. 3.14.: Mögliches und typisches Klemmenspannungsverhältnis (für Anwendung 1 gilt M = UUDSK ; für Anwendung 2 und 3 gilt M = UUHV ; s. Anhang A) BN NV 32 50 bis 200 W hochsetzend < 15 W tiefsetzend Typ. U-Übertragung NVBN → HVBN Pw BN → DSK Typ. E-Transferrichtung bidirektional 400 bis 800 W bidirektional E-Transfer → ∞ / 1,5 200 bis 500 W → ∞ / 1,33 BDSK , BHV (mögl./typ.) 24 bis 36 V Pn,w 9 bis 12 V Typ. UDSK , UHV 0 bis 42 V 1,78 / 1,23 12 bis 14,8 V 9 bis 16 V permanent 0 bis 12 V Mögl. UDSK , UHV S DC kurz (< 60 s) 1,78 / 1,23 BBN , BN V (mögl./typ.) G UNV DC Anwendung 2 UHV NVBN EPS Betriebszeit 12 bis 14,8 V DC Typ. UBN , UN V DC 9 bis 16 V S UBN Mögl. UBN , UN V G DBU HVBN MVG DC DC bidirektional → ∞ / 2,5 20 bis 50 V 0 bis 50 V 1,43 / 1,23 12 bis 14,8 V 10,5 bis 15 V 400 bis 800 W 2,1 bis 2,5 kW permanent tiefsetzend HVBN → NVBN HVBN Anwendung 3 UHV Anwendung 1 UNV BN UDSK Tab. 3.1.: Anforderungen für die DC/DC-Wandler in drei Beispielanwendungen (s. Berechnung in Anhang A) S NVBN 3.4. Zusammenfassender Vergleich der Anforderungen 33 3. Anforderungen an DC/DC-Wandler für DSK-Anwendungen Energietransfer und Leistung Im Hinblick auf die Energietransferrichtung haben die Wandler in allen drei Anwendungen die gleiche Anforderung: Sie müssen bidirektional sein. Dies hat weitreichende Konsequenzen. Diese Anforderung muss v.a. bei der Topologiewahl berücksichtigt werden, da nicht jede Topologie die Möglichkeit des bidirektionalen Energietransfers bietet. Bei der Wandlerregelung sind insbesondere die richtungsabhängigen Regel- und Stellgrößen sowie die Unterschiede der Regelstrecke zu berücksichtigen. Für jede der drei Anwendungen gibt es jedoch eine typische Energietransferrichtung. Als Folge der Aufgabe des Wandlers in Anwendung 3 das gesamte Niedervoltbordnetz zu versorgen, sind hier die Nennleistung und die mittlere Leistung am höchsten (s. Tab. 3.1). In Anwendung 1 hat der Wandler kurze Betriebszeiten, was zusammen mit der niedrigsten Nennleistung zur niedrigsten mittleren Transferleistung führt. Die Nennleistung der Wandler bzw. die Klemmenströme bedingen insbesondere bei induktiven Bauelementen die erforderliche Stromtragfähigkeit (aufgrund von Sättigungseffekten bei Kernmaterialien [46, 51]). Die Unterschiede bei Betriebszeiten und Leistungsanforderungen schlagen sich im Energietransfer über die Laufzeit sowie der mittleren Verlustleistung nieder. Die Ergebnisse der Abschätzungen dazu sind in Tab. 3.2 zusammengefasst (vgl. Berechnung in Anhang A). Es zeigt sich, dass der Energietransfer in Anwendung 2 um etwa eine Größenordnung höher ist als in Anwendung 1 und um eine Größenordnung niedriger als in Anwendung 3. Hieraus können Anforderungen an den Wandlerwirkungsgrad abgeleitet werden. Je höher der Energietransfer über die Laufzeit der Komponente, desto größer ist der Nutzen der Verlustminimierung. Verlustleistung und Wärmeeintrag Die mittlere Verlustleistung sowie der kurzzeitige Wärmeeintrag – hier für festgelegte Betriebszeiten von bis zu 1 min bzw. 30 min – sind für die drei Anwendungen unterschiedlich (s. Tab. 3.2). Die mittlere Verlustleistung ist für die Wandlerkühlung im stationären Betrieb ausschlaggebend, d.h. für den Wärmewiderstand des Kühlkörpers. Im Fall der DBU liegt sie bei lediglich 1,6 W und ist durch freie Konvektion abführbar. Die Abführung einer Verlustleistung von 89 W, wie sie beim DC/DC-Wandler zur MVG-Entkopplung zu erwarten ist, stellt eine größere Herausforderung dar. Der kurzzeitige Wärmeeintrag kann als Auslegungsgrundlage für die Wärmekapazität der DC/DC-Wandler dienen und somit für die Aufbautechnik des Leistungsteils [49]. 34 3.4. Zusammenfassender Vergleich der Anforderungen Tab. 3.2.: Abgeschätzter Energietransfer über die Laufzeit, mittlere Verlustleistung und kurzzeitiger Wärmeeintrag (s. Anhang A) Anwendung 1 Anwendung 2 Anwendung 3 2,7·105 kWs 2,5·106 kWs 2·107 kWs mittl. Verlustleistung 1,5 W 22 W 89 W kurzz. Wärmeeintrag 0,9 kWs 5,3 kWs 16,7 kWs Etr über Laufzeit Fazit Obwohl die DC/DC-Wandler in allen drei betrachteten Anwendungen zur Einbindung eines DSK in das Fahrzeugenergiebordnetz eingesetzt werden, sind die Anforderungen an sie nur zum Teil gleich. Dazu gehören der bidirektionale Energietransfer und die Einstellung des Ladestroms. Besonders im Hinblick auf die Bereiche und Verhältnisse der Klemmenspannungen sowie die Leistungsanforderungen zeigen sich deutliche Unterschiede. Sie wirken sich grundlegend auf folgende umsetzungsrelevante Aspekte aus: • Wahl der Wandlertopologie • Wahl und Auslegung der passiven und aktiven Leistungsbauelemente • Festlegung der Wirkungsgradvorgaben • Auslegung Wärmeabführung und der Wärmekapazität des Wandlers Folglich ist für die Umsetzung jedes der DC/DC-Wandler in den Beispielanwendungen ein spezifisches und optimiertes Konzept erforderlich. 35 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung Die Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher (HLV) ist eine neue Anwendung für DC/DC-Wandler zur Einbindung von Doppelschichtkondensatoren in das Fahrzeugbordnetz. Auf Grundlage der Anforderungen aus den Abschnitten 3.2 und 3.4 wird hierfür im Folgenden ein DC/DC-Wandler-Konzept entwickelt. Das Ziel ist für die Anwendung eine hinsichtlich des Energietransfers und der Regelung geeignete Lösung zu erarbeiten. Durch Untersuchung ausgewählter Aspekte der Auslegung und des Betriebs soll der Kenntnisstand zu DC/DCWandlern für Klemmenspannungen bis 50 V und Klemmenströme über 20 A erweitert werden. Als Referenzspezifikation dienen die Klemmengrößen aus Abb. 4.1. Der typische Betriebsbereich wird durch die Spannungsbereiche UN V = 12 bis 14 V und UHV = 24 bis 36 V definiert. Mit maximalen Klemmenströmen von 40 bzw. 60 A für die HVBN bzw. NVBN Seite und einem Zielwirkungsgrad von 95 % ergibt sich eine maximale Wandlerleistung von etwa 800 W. Das Konzept wird in folgenden Schritten entwickelt: • Festlegung und Optimierung der Wandlertopologie für bidirektionalen Energietransfer und überlappende Klemmenspannungsbereiche • Untersuchung des Einflusses der Schaltfrequenz und der Drosselinduktivitäten auf das Schaltverhalten der MOSFETs und das EMV-Störverhalten • Untersuchung von schaltungs- und ansteuerungstechnischen Maßnahmen zur Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs • Entwurf eines Regelungskonzepts für die gewählte Wandlertopologie Zur Vereinfachung werden die folgenden Betrachtungen, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf die Energietransferrichtung von NVBN nach HVBN eingeschränkt. 36 4.1. Festlegung der Wandlertopologie (b) 100 50 Umax,HV = 42V Un,HV = 36V Uug,HV = 24V Ur,HV = 20V UHV [V] 40 30 Un,NV = 14V 20 Typischer Betriebsbereich 10 0 80 |INV|, |IHV| [A] (a) 5 10 15 UNV [V] |Imax,NV| |Imax,HV| 40 |IHV| 20 Möglicher Betriebsbereich 0 |INV| 60 20 0 0 1 2 M 3 Abb. 4.1.: Klemmenspannungen (a) und -ströme über das Übersetzungsverhältnis M = (b) für den DC/DC-Wandler zur HLV-Entkopplung 4 UHV UN V 4.1. Festlegung der Wandlertopologie Die Wandlertopologie muss eine Möglichkeit des bidirektionalen Energietransfers bieten. Zusätzlich ist der Betrieb bei überlappenden Ein- und Ausgangsspannungsbereichen gefordert und somit ein hochtiefsetzendes, nichtinvertierendes Übertragungsverhalten (s. möglicher Betriebsbereich in Abb. 4.1a). Da diese Anforderungskombination unüblich ist, gibt es für die Wandlertopologie keine „Standardlösung“. Es muss daher unter Berücksichtigung der vorgegebenen Randbedingungen eine geeignete Topologie festgelegt werden. Dazu werden drei Topologien mit einer hierfür erarbeiteten und bereits in [52] und [113] angewendeten Methode verglichen und bewertet. 4.1.1. Methode zum Vergleich von Topologien Als Grundlage für den Vergleich und die Bewertung von Wandlertopologien wird die Bestimmung des Bauelementeaufwands und -stresses bei Leistungsbauelementen herangezogen. Als Indikatoren für den Bauelementeaufwand können nach [46, 55] Energiespeicherfähigkeit passiver und Leistungssteuerfähigkeit aktiver Bauelemente verwendet werden. Als Stress wird die Belastung der Bauelemente durch Effektivströme betrachtet. Ähnliche Ansätze sind aus [20, 53, 54] bekannt. Das Vorgehen bei der Vergleichsmethode ist in Abb. 4.2 veranschaulicht. Nach der Festlegung der Klemmenspannungen und -ströme des Wandlers als Randbedingungen, findet eine Analyse der Strom- und Spannungsverläufe an den Bauelementen der betrachteten Topolo- 37 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung Analyse der Strom- und Spannungsverläufe der betrachteten Topologien Ermittlung von Spannungssperr- und Stromtragfähigkeit der Bauelemente Dimensionierung passiver Bauelemente mit Strom-/ Spannungswelligkeit als Kriterium Ermittlung der Energiespeicher-/ Leistungssteuerfähigkeit passiver/aktiver Bauelemente Ermittlung des Stresses der Bauelemente durch Effektivströme Vergleich des Bauelementestresses und -aufwands Abb. 4.2.: Vorgehen beim Vergleich der Wandlertopologien gien statt. Anschließend wird die erforderliche Spannungssperr- und Stromtragfähigkeit der Bauelemente ermittelt. Die Drosseln und Kondensatoren werden derart dimensioniert, dass die Verhältnisse der Wechselanteile und der Mittelwerte von Strömen bzw. Spannungen festgelegte Obergrenzen nicht überschreiten. Auf diese Weise wird die Vergleichbarkeit der Dimensionierung für Bauelemente mit gleicher Funktion (z.B. Buskondensatoren oder Speicherdrosseln) in unterschiedlichen Topologien sichergestellt. Anschließend wird die Leistungssteuerfähigkeit als Produkt aus Sperrspannung und Spitzenstrom für aktive Bauelemente sowie die Energiespeicherfähigkeit für passive Bauelemente berechnet und für die jeweilige Komponentenart aufsummiert. Parallel dazu wird der Stress der Bauelemente durch Effektivströme ermittelt. Schließlich werden der Bauelementeaufwand und -stress für die untersuchten Wandlertopologien verglichen. 4.1.2. Betrachtung einsetzbarer Topologien 4.1.2.1. Bidirektionale hochtiefsetzende Topologien Zur näheren Betrachtung wurden drei Topologiegrundzellen nach Tymerski mit hochtiefsetzendem, nichtinvertierendem Übertragungsverhalten und möglichst niedriger Ordnung ausgewählt (s. Abschnitt 2.3 und Grundzellen B, G, K in [39]). Gl. 4.1 beschreibt das Spannungsübersetzungsverhältnis dieser Grundzellen für beide Energietransferrichtungen als Funktion der jeweiligen Steuerschaltertastverhältnisse: MHT SS = D 1−D (4.1) Die resultierenden Topologien sind als kaskadierter Tiefhochsetzsteller bzw. Hochtiefsetz- 38 4.1. Festlegung der Wandlertopologie steller sowie SEPIC bzw. inverse SEPIC bekannt und werden in Anwendungen mit überlappenden Klemmenspannungsbereichen verwendet [46, 56–58]. In Anlehnung an die englische Nomenklatur (buck-boost, boost-buck und single ended primary inductance converter) werden sie in dieser Arbeit wie folgt bezeichnet: • BuBoC, kaskadierter Buck-Boost Converter • BoBuC, kaskadierter Boost-Buck Converter • SEPIC, Single Ended Primary Inductance Converter Abb. 4.3 zeigt diese drei Topologien mit MOSFETs als Schaltelementen, ergänzt um Buskondensatoren zur Ein- und Ausgangsspannungsglättung. Während BuBoC und BoBuC jeweils zwei Schalterhalbbrücken benötigen (S1 bis S4), hat die SEPIC-Topologie zwei separat angeordnete Schalter (S1, S2). Im Gegensatz zu SEPIC und BoBuC, die zwei Speicherdrosseln (L1 und L2) und neben den Buskondensatoren noch einen Koppel- bzw. Zwischenkreiskondensator haben (C3), weist BuBoC eine Speicherdrossel (L1) und keine zusätzlichen Kondensatoren auf. 4.1.2.2. Ansteuerung der Schaltelemente Die Schaltelemente nehmen die Funktion des Steuerschalters (CS) oder des Synchrongleichrichters (SR) ein (vgl. Abschnitt 2.3). Bei Umkehrung der Energietransferrichtung ändert sich die Funktion der Schaltelemente: Die Steuerschalter werden zu Synchrongleichrichtern und umgekehrt. Der Betrieb der kaskadierten Topologien kann durch unabhängige Ansteuerung der Halbbrücken, d.h. mit ungleichen Tastverhältnissen der jeweiligen Steuerschalter, optimiert werden. Ein Sonderfall der unabhängigen Ansteuerung ist gegeben, wenn nur eine der Halbbrücken aktiv bzw. getaktet betrieben wird. Der obere Schalter der jeweils passiven Halbbrücke ist dabei permanent ein, der untere aus. In diesem Fall entspricht sowohl die BuBoC- als auch die BoBuC-Topologie in ihren Eigenschaften entweder einem Tief- oder Hochsetzsteller und somit einer direkten Topologie1 nach Kassakian [51]. Der Bauelementestress sowie die zu erwartenden Verluste einer direkten Topologie sind niedriger als die einer indirekten. Für den Betrieb der BuBoC- und BoBuC-Topologie wird daher – wie auch bei bei [57] und [58] – unabhängige Halbbrückenansteuerung mit einer aktiven und einer passiven Halbbrücke gewählt. Für den Energietransfer von NVBN nach HVBN sind die Funktionen der Schalter der betrachteten Topologien in Tab. 4.1 zusammengefasst. Bei der BuBoC-Topologie ist die 1 Direkte Topologien weisen phasenweise direkten Stromfluss vom Ein- zum Ausgang auf. 39 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung (a) INV UNV (b) S2 C1 INV UNV L1 C1 C3 UHV IHV S2 C2 L2 S1 S2 C2 S4 S1 L1 IHV S3 L1 C1 INV UNV (c) S1 UHV S3 C3 L2 S4 C2 IHV UHV Abb. 4.3.: Hochtiefsetzende DC/DC-Wandler-Topologien: BuBoC-Topologie (a), SEPICTopologie (b) und BoBuC-Topologie (c) NVBN-seitige Halbbrücke im Tiefsetzbetrieb aktiv, die HVBN-seitige Halbbrücke hingegen im Hochsetzbetrieb (s. S1 und S2 bzw. S3 und S4 in Abb. 4.3a). Bei der BoBuC-Topologie ist es umgekehrt. Die für die Tastverhältnisse der Steuerschalter gültigen Spannungsübersetzungsverhältnisse M = UUHV nach Gl. 2.14 für den Hochsetzbetrieb, Gl. 2.15 für den NV Tiefsetzbetrieb und Gl. 4.1 für den Hochtiefsetzbetrieb sind in Abb. 4.4a dargestellt. Durch Auflösen dieser Gleichungen nach D können die zur Einstellung des Übersetzungsverhältnisses M erforderlichen Tastverhältnisse bestimmt werden. Für den Tief- und Hochsetzbetrieb der kaskadierten Topologien ergeben sie sich entsprechend den Gl. 4.2 und 4.3. Für die SEPIC-Topologie gilt Gl. 4.4. Abb. 4.4b zeigt den Verlauf dieser Tab. 4.1.: Funktionen der Schalter beim Energietransfer von NVBN nach HVBN M < 1 (Tiefsetzbetrieb) M ≥ 1 (Hochsetzbetrieb) BuBoC b CS; S2 = b SR; S3 ein; S4 aus; S1 = b SR; S4 = b CS; S1 ein; S2 aus; S3 = BoBuC b CS; S4 = b SR; S1 ein; S2 aus; S3 = b SR; S2 = b CS; S3 ein; S4 aus; S1 = SEPIC 40 b CS; S2 = b SR; S1 = 4.1. Festlegung der Wandlertopologie (a) 4 (b) 1,2 1 1− D D = 1− D M HSS = M M HTSS 1,0 2 M TSS = D 1 BuBoC: DS1 BoBuC: DS3 0,8 D 3 SEPIC: DS1 0,6 0,4 BuBoC: DS4 BoBuC: DS2 0,2 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 0 0 D 1 2 M 3 4 Abb. 4.4.: Spannungsübersetzungsverhältnis für Tief-, Hoch- und nichtinvertierende Hochtiefsetzsteller (a) und das erforderliche Steuerschaltertastverhältnis der BoBuC-, SEPICund BoBuC-Topologie über das Spannungsverhältnis (b) Tastverhältnisse über das Spannungsübertragungsverhältnis. DT SS = DHSS = M für 0 ≤ M < 1 1 für 1 ≤ M 0 M −1 M DHT SS = für 0 ≤ M < 1 für 1 ≤ M M 1+M (4.2) (4.3) (4.4) 4.1.2.3. Auslegung der Leistungsbauelemente Die Spannungssperrfähigkeit für Halbleiterschalter und Kondensatoren wird von der maximalen, am jeweiligen Bauelement anliegenden Spannung2 abgeleitet. Die Summe des Gleichanteils und der Amplitude des Wechselanteils des Drosselstroms bestimmt die erforderliche Spitzenstromtragfähigkeit der Speicherdrosseln und der Schalter. Die Strom- und Spannungsverläufe an den Leistungsbauelementen wurden im Anhang B.2 analysiert. Die daraus resultierenden Werte für die Spannungssperr- und Stromtragfähigkeit sind in Tab. 4.2 zusammengefasst. Mit Ausnahme der Schaltelemente der SEPIC-Topologie, die die Summe der Wandlerklemmenspannungen sperren müssen, sind alle anderen Schaltelemente und 2 Transienten werden hier nicht berücksichtigt, da sie stark von Schaltungsaufbau, Schalteransteuerung und -aufbautechnik abhängig sind. 41 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung Tab. 4.2.: Spannungssperr- und Stromtragfähigkeit der Bauelemente BuBoC SEPIC BoBuC Nennspannung für S1, S2 UN V UN V + UHV UHV Nennspannung für S3, S4 UHV - UN V , UHV Nennspannung für C1 UN V UN V UN V Nennspannung für C2 UHV UHV UHV Nennspannung für C3 - UN V UHV Maximalstrom für L1 IN V · (1 + Maximalstrom für L2 - nss ) 2 IN V · (1 + nss ) 2 ≈ IHV · (1 + nss ) 2 IN V · (1 + nss ) 2 IHV · (1 + nss ) 2 Kondensatoren zum Sperren entweder der NVBN- oder der HVBN-seitigen Klemmenspannung auszulegen. In die erforderliche Stromtragfähigkeit der Induktivitäten geht entweder der NVBN- oder HVBN-seitige Strom als Faktor ein. Die Größe nss – im Folgenden als Welligkeitsfaktor für Ströme und Spannungen bezeichnet – entspricht dabei dem Verhältnis aus maximalem Spitze-Spitze-Wert des Stromwechselanteils und dem Stromnennwert (d.h. maximaler arithmetischer Mittelwert). Die Gleichanteile der Ströme der Speicherdrosseln sowie der Spannungen an den Kondensatoren sind mit einem Wechselanteil überlagert (s. Abb. 2.10). Mit steigender Kondensatorkapazität bzw. Drosselinduktivität wird die Amplitude des Wechselanteils verringert. Die Dimensionierung der Induktivitäten und Kapazitäten erfolgt, wie bei den Topologievergleichen in [52] und [54], derart, dass festgelegte Spitze-Spitze-Grenzwerte der Wechselanteile nicht überschritten werden. Es wurden dazu folgende Grenzwerte definiert: • Speicherdrossel: Iss,L ≤ nss · In,L mit nss = 0,5 • Buskondensator: Uss,K ≤ nss · Un,K mit nss = 0,01 • Koppel- oder Zwischenkreiskondensator: Uss,K ≤ nss · Un,K mit nss = 0,10 Ausgehend von den Anforderungen an Spannungssperr- und Stromtragfähigkeit aus Tab. 4.2 sowie unter Berücksichtigung der Spitze-Spitze-Grenzwerte wurden für die drei betrachteten Topologien Mindestwerte zur Dimensionierung der Drosseln und Kondensatoren errechnet (s. Anhang B.3) und in Tab. 4.3 zusammengefasst. Die Werte ergeben sich aus den für die Bauelemente geltenden topologiespezifischen Worst-Case-Betriebspunkten. Die Klemmenspannungen wurden entsprechend der Abb. 4.1a verwendet. Zur Vereinfachung wurden die maximalen Klemmenströme, anders als in in Abb. 4.1b dargestellt, beidseitig mit 40 A festgelegt. 42 4.1. Festlegung der Wandlertopologie Tab. 4.3.: Dimensionierung passiver Bauelemente (s. Berechnung in Anhang B.3) BuBoC SEPIC BoBuC L1 4,28 µH 5,04 µH 4,28 µH L2 - 5,04 µH 1,75 µH C1 714 µF 179 µF 179 µF C2 278 µF 556 µF 69 µF C3 - 143 µF 278 µF 4.1.3. Topologievergleich und Bewertung Zum Topologievergleich werden zunächst die aufsummierte Leistungssteuerfähigkeit und Energiespeicherfähigkeit der aktiven bzw. passiven Bauelemente entsprechend Gl. 4.5 bis 4.7 als Indikatoren für den Bauelementeaufwand gegenübergestellt (für l Schaltelemente, m Kondensatoren und n Drosseln). Pst,S = l X Imax,Si · Un,Si i=1 m X (4.5) Esp,C 2 Ci · Un,Ci = 2 i=1 (4.6) Esp,L 2 Li · Imax,Li = 2 i=1 (4.7) n X Abb. 4.5 zeigt diese Leistungssteuerfähigkeit und Energiespeicherfähigkeit der Bauelemente der drei betrachteten Topologien mit jeweiligem Maximalwert3 normiert. In allen drei Kategorien weist die SEPIC-Topologie im Vergleich zu den kaskadierten Topologien einen deutlich höheren Bauelementeaufwand auf. Die BuBoC-Topologie bietet leichte Vorteile bei den Halbleiterschaltern und den Drosseln gegenüber der BoBuC-Topologie. Trotz der drei für die BoBuC-Topologie erforderlichen Kondensatoren, ist hier der Aufwand bei kapazitiven Bauelementen auch im Vergleich zur BuBoC-Topologie geringer. Es ist darauf zurückzuführen, dass pulsförmige Ströme mit entsprechend hohem Ladungsdurchsatz bei der BoBuC-Topologie stets nur am Kondensator C3 auftreten. Zum Vergleich des Bauelementestresses wurden die Effektivströme für Drosseln, Kondensatoren und Schalter in Abhängigkeit des Spannungsübersetzungsverhältnisses berechnet und für jede Bauelementeart (z.B. für alle Schalter) aufaddiert. Die Rechnung wurde ver3 In allen drei Kategorien entsprechen die Werte der SEPIC-Topologie den Maximalwerten. 43 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung 1 Pst/Pst,max, Esp/Esp,max 1,0 1 1 Pst,HL Esp,C Esp,L 0,8 0,64 0,61 0,62 0,64 0,6 0,50 0,45 0,4 0,2 0,0 BuBoC SEPIC BoBuC Abb. 4.5.: Aufsummierte Leistungssteuerfähigkeit (Pst ) aktiver und Energiespeicherfähigkeit (Esp ) passiver Bauelemente der BuBoC-, SEPIC- und BoBuC-Topologie (mit jew. Maximalwert normiert) einfacht unter Verwendung der Klein-Rippel-Näherung, für idealisierte Wandler mit ηw = 1, im stationären Zustand und bei Klemmenströmen von 40 A durchgeführt (s. Anhang B.1 und B.4). Abb. 4.6 zeigt den Verlauf der daraus resultierenden Kurven. Von besonderem Interesse ist der Bereich 1,7 < M < 3, da er in etwa dem typischen Betriebsbereich des Wandlers entspricht (s. Abb. 4.1a). Weil in der BuBoC-Topologie nur eine Drossel eingesetzt und somit auch belastet wird, ist hier der Stress der induktiven Bauelemente für alle M niedriger als bei der SEPIC- und BoBuC-Topologie. Die Kondensatoren der kaskadierten Topologien werden mit bis zu 25 A vergleichbar belastet. Bei der SEPIC-Topologie liegt der Kondensatorstress um etwa Faktor drei höher, was auf die Funktion des Koppelkondensators zurückzuführen ist. Die Belastung der BoBuC-Halbleiterschalter ist am niedrigsten. Die Schalter der BuBoC-Topologie werden für M > 1,5 am stärksten gestresst. Fazit Der auf den Bauelementeaufwand und -stress fokussierte Topologievergleich hat die Vorteile der kaskadierten Topologien gegenüber der SEPIC-Topologie verdeutlicht. Der direkte Vergleich der BuBoC- und BoBuC-Topologie ergibt hingegen keine eindeutig bessere Option. Die BuBoC-Topologie bietet sowohl hinsichtlich des Aufwands als auch hinsichtlich des Stresses bei den induktiven Bauelementen Vorteile. Bei der BoBuC-Topologie sind der Stress der Leistungsschalter und der Aufwand bei den kapazitiven Bauelementen am niedrigsten. 44 Eff. Strom [A] Eff. Strom [A] Eff. Strom [A] 4.1. Festlegung der Wandlertopologie 100 Induktive Bauelemente 80 60 40 20 0 100 Kapazitive Bauelemente 80 60 40 20 0 140 120 Schaltelemente 100 80 60 40 20 0 0,5 1,0 1,5 BuBoC SEPIC BoBuC BuBoC SEPIC BoBuC BuBoC SEPIC BoBuC 2,0 M 2,5 3,0 3,5 Abb. 4.6.: Stress der Drosseln, Kondensatoren und Schalter (aufsummierter Effektivstrom für jew. Bauelementeart bei Dimensionierung nach Tab. 4.3 für UN V = 14 V und |Imax,N V | = |Imax,HV | = 40 A und fsch = 100 kHz) Ein Nachteil der BuBoC-Topologie, der aus dem Vergleich nicht direkt hervorgeht, sind die pulsförmigen Ströme an den Buskondensatoren (s. Anhang B.2). Sie treten beidseitig auf und wirken sich nachteilig auf das EMV-Störverhalten aus. Mit der glättenden Wirkung der Speicherdrosseln auf beiden Seiten hat die BoBuC-Topologie diesen Nachteil nicht. Alle drei Topologien können durch Phasenüberlagerung (s. Abschnitt 2.3) hinsichtlich des Aufwands und Stresses bei passiven Bauelementen optimiert werden. Die BoBuC-Topologie bietet mit der Möglichkeit der asymmetrischen Kaskadierung, d.h. mit der Verwendung unterschiedlicher Phasenanzahl bei den Leistungsteilstufen4 , Vorteile für eine Auslegung bei ungleichen maximalen Klemmenströmen, wie sie für den betrachteten Anwendungsfall gegeben ist. Daher wird für die weitere Wandlerkonzeptentwicklung die Topologie des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers herangezogen. 4 NVBN-seitige Stufe: L1, S1, S2; HVBN-seitige Stufe: S3, S4, L2 45 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung NV-Stufe INV UNV C1 L1a S1a S2a L1b HV-Stufe S3 C3 L2 S4 C2 IHV UHV S1b S2b Abb. 4.7.: Asymmetrisch kaskadierter Boost-Buck-Wandler 4.1.4. Asymmetrisch kaskadierter Boost-Buck-Wandler Der typische Spannungsbetriebsbereich entsprechend der Abb. 4.1a ist eingeschränkt. Das Spannungsübersetzungsverhältnis nimmt in diesem Bereich Werte von etwa 1,7 < M < 3 ein. Die NVBN-seitige Stufe ist dabei aktiv (s. Abschnitt 4.1.2.2). Aufgrund der Spezifikation der maximalen Klemmenströme mit |Imax,N V | = 60 A und |Imax,HV | = 40 A (s. Abb. 4.1b) ist es auch der Bereich, in welchem der Wandler bei Nennleistung betrieben wird. Um die BoBuCTopologie hierfür zu optimieren, werden die Stufen entsprechend der Abb. 4.7 asymmetrisch kaskadiert. Die NVBN-seitige Stufe (NV-Stufe) wird zweiphasig, die HVBN-seitige Stufe (HV-Stufe) einphasig ausgeführt. Abb. 4.8 zeigt als Beispiel die resultierenden Effektivströme in den Leistungsbauelementen für die Bauelementedimensionierung aus Tab. 4.3 bei einem Betrieb mit UN V = 14 V, den Klemmenströmen entsprechend der Abb. 4.1b5 und einer Schaltfrequenz von 100 kHz (s. Anhang B.4). Die Kurven zeichnen sich durch Nichtkontinuitäten bei M = 1 und 1,5 aus. Sie hängen mit dem spannungsübersetzungsabhängigen aktiven bzw. passiven Betrieb der Stufen und der Klemmenstromspezifikation zusammen. Die Kurven der Kondensatoren weisen zusätzlich eine Nichtkontinuität für M = 2 auf. Dies ist die Folge der Wechselanteilauslöschng, wie sie beispielsweise aus [41–43] bekannt ist. Die Schalter S1x, S2x und S3 sowie die Drosseln L1x und L2 sind im Bereich 2 < M < 2,5 gleichmäßig mit Strömen von etwa 20 bis 30 A belastet (für Phasen a, b mit x = a, b). In [41] und [42] wird die Überlagerung von weit mehr als zwei Phasen in DC/DC-Wandlern mit einer Leistung im kW-Bereich im Sinne der Volumenoptimierung favorisiert. Mit steigen5 Die bisher zum Topologievergleich verwendete Vereinfachung mit |Imax,N V | = |Imax,HV | = 40 A wird ab hier nicht verwendet. 46 Eff. Strom [A] Eff. Strom [A] Eff. Strom [A] 4.1. Festlegung der Wandlertopologie 50 40 30 20 10 0 25 20 15 10 5 0 50 40 30 20 10 0 L1x L2 0,5 1,0 1,5 M 2,0 C1 C2 C3 S1x S2x S3x S4x 2,5 3,0 3,5 Abb. 4.8.: Effektivströme der Schaltelemente, Drosseln und Kondensatoren des asymmetrisch kaskadierten BoBuC-Wandlers (Randbedingungen nach Abb. 4.1 und Drosseldimensionierung nach Tab. 4.3 bei UN V = 14 V und fsch = 100 kHz) der Phasenanzahl erhöht sich jedoch der Ansteuerungs-, Sensorik- und Regelungsaufwand sowie das Ausfallrisiko eines Bauelements. Bei zweiphasiger Ausführung der NV-Stufe und einphasiger HV-Stufe bietet die BoBuC-Topologie bereits Vorteile der Phasenüberlagerung für den typischen Betriebsbereich und wird daher weiter verfolgt. 47 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung 4.2. Leistungsteil des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers Die Wahl der Drosselinduktivitäten und Schaltfrequenzen ist ein entscheidender Schritt bei der Auslegung des Leistungsteils des Boost-Buck-Wandlers. Gemeinsam mit den Klemmengrößen, welche durch die Anwendung vorgegeben sind, wirkt er sich auf die Baugröße, den Wirkungsgrad und die EMV des DC/DC-Wandlers aus. Als Grundlage hierfür kann das Volumen bzw. die Energiespeicherfähigkeit der Drosseln verwendet werden. In [55] wurde für n-phasige Tiefsetzsteller gezeigt, dass das Auslegungsoptimum sowohl für das Drosselvolumen als auch für das Gesamtvolumen aller passiven Bauelemente der Topologie gegeben ist, wenn der Spitze-Spitze-Wert des Drosselstromwechselanteils zwei mal so hoch ist wie der Nennwert (d.h. maximaler arithmetischer Mittelwert). Es entspricht einem Welligkeitsfaktor von nss = 2 (vgl. Abschnitt 4.1.2.3). Als Funktion der Schaltfrequenz und Induktivität lässt sich der Welligkeitsfaktor ausgehend von Gl. B.3 mit Gl. 4.8 bestimmen. D UL ist dabei die an der Drossel für die Dauer fsch anliegende Spannung. nss = D · UL L · fsch · In,L (4.8) Von der Wahl der Schaltfrequenz und der Drosselinduktivität sind auch die Ein- und Ausschaltströme der MOSFETs sowie die EMV-Störungen des Wandlers abhängig. Um diese Abhängigkeit bei der Auslegung des Leistungsteils zu berücksichtigen wird im Folgenden ergänzend zum Auslegungskriterium nach [55] zunächst der Einfluss der Drosselstromwechselanteile auf das Schaltverhalten der MOSFETs untersucht. Anschließend wird am Beispiel der NV-Stufe (s. Abb. 4.7) das EMV-Störverhalten der BoBuC-Topologie und die Anforderungen an die Entstörung unter Berücksichtigung des Weitbereichsbetriebs sowie der Wahl der Schaltfrequenz und der Drosselinduktivität diskutiert. 4.2.1. Schaltverhalten der MOSFETs Da die Halbbrücken der BoBuC-Topologie unabhängig angesteuert werden, können die Leistungsteilstufen und Phasen separat als Hoch- oder Tiefsetzsteller betrachtet werden (s. Abschnitt 4.1.2.2). Das Schaltverhalten der MOSFETs wird im Folgenden daher anhand einer Phase der NV-Stufe im Hochsetzbetrieb untersucht. 4.2.1.1. Abschätzung der Schaltverluste im Steuerschalter Beim Ein- und Ausschalten des Synchrongleichrichters (SR) liegt die zum Zeitpunkt der Stromkommutierung daran anliegende Spannung in der Größenordnung der Diodendurch- 48 4.2. Leistungsteil des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers (a) (b) iCS IL L iSR SR IRRM trr = t4-t2 IL Iaus tri = t2-t1 tfi = t7-t6 iCS Zeit Chb Cl Uein uCS UHB CS Usp uCS UHB tfv = t4-t3 trv = t6-t5 t1 t2 t3 t4 t5 t6 t7 Zeit Abb. 4.9.: Hochsetzsteller (a) mit Verläufen des Drain-Stroms und der Drain-SourceSpannung am Steuerschalter (b) lassspannung und wird hier vernachlässigt. Für die Bestimmung der Schaltverluste ist daher die Betrachtung des Steuerschalters (CS) von Interesse. In Abb. 4.9 sind die Verläufe der Spannung uCS und Drain-Stroms iCS an einem Steuerschalter mit den Anstiegs- und Abfallzeiten tri , tf i , trv und tf v sowie der SR-Rückstromspitze IRRM und der Ausschaltspannungsspitze Usp schematisch für einen Hochsetzsteller dargestellt. Nach [59] lässt sich für solche Verläufe die Verlustenergie beim Ein- und Ausschalten mit Gl. 4.9 und 4.10 abschätzen. 1 1 1 Wein = · UHB · (IL + IRRM ) · tri + · UHB · IL + · IRRM · tf v 2 2 2 1 1 Waus = · IL · UHB · trv + · IL · (UHB + Usp ) · tf i 2 2 (4.9) (4.10) Für die Betrachtung des Einflusses der Drosselinduktivität und Schaltfrequenz auf das MOSFET-Schaltverhalten ist eine Unterscheidung in einen Ein- und einen Ausschaltstrom entsprechend Gl. 4.11 und 4.12 erforderlich. Sie setzten sich aus dem Drosselstrommittelwert sowie dem frequenz- und induktivitätsabhängigen Spitze-Spitze-Wert des Wechselanteils zusammen. Zusätzlich muss die Wirkung parasitärer Induktivitäten im Kommutierungskreis berücksichtigt werden, da die Kommutierungsgradienten mit der Höhe des Ein- und Ausschaltstroms variieren und damit die Ein- und Ausschaltverluste beeinflussen. Iss,L 2 Iss,L = IL + 2 Iein,L = I L − (4.11) Iaus,L (4.12) Wirkung parasitärer Induktivitäten in Halbbrücken Die leitenden Pfade in dem aus CS, SR und halbbrückenseitigem Kondensator Chb bestehenden Kommutierungskreis sind durch parasitäre Induktivitäten gekennzeichnet (s. Abb. 4.10a). 49 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung (a) iL uls,SR uDS,SR uld,SR L iSR iCS uls,CS Uein uDS,CS Cl uls,CS LS,SR LD,CS LD,SR SR CS uesl,Chb UHB LS,CS (b) Iaus iChb ESLChb Chb iCS IRRM Iaus,L Iein,L tri = t2-t1 tfi = t8-t7 trr = t4-t2 Wirkung von Lpar tfv = t5-t3 trv = t7-t6 uCS UHB t1 t2 t3 t4 t5 t6 t7 t8 Zeit Uaus,CS Zeit Abb. 4.10.: Hochsetzsteller mit parasitären Induktivitäten im Kommutierungskreis (a) und Verläufen des Drain-Stroms und der Drain-Source-Spannung am Steuerschalter (b) Bei Kommutierungssteilheiten im Bereich mehrerer 100 A/µs wirken sich diese parasitäre Induktivitäten bereits in der Größenordnung weniger 10 nH durch Spannungstransienten im Bereich von einigen 10 V auf das Schaltverhalten aus [60]. Für die Knoten an Source und Drain des SR (s. Abb. 4.10a) gilt iL = iCS + iSR und iaus = iChb + iSR . Ausgangs- und Drosselstrom können für die Dauer der Schaltvorgänge als konstant angenommen werden. Daher gilt während dieser Zeit die Gl. 4.13: diSR diChb diCS =− = dt dt dt für diL diaus = = 0 A/s dt dt (4.13) Unter Vernachlässigung der resistiven Spannungsabfälle kann die Drain-Source-Spannung am CS während der Stromkommutierung mit Gl. 4.14 bestimmt werden (d.h. für uDS,SR = 0 V). Für die Summe der parasitären Induktivitäten Lpar nach Gl. 4.15 und Stromgradienten entsprechend der Gl. 4.13 kann der Spannungsabfall am CS während der Schaltvorgänge mit Gl. 4.16 berechnet werden (s. Abb. 4.10b). uDS,CS = UHB − uesl,Chb − uld,CS − uls,CS + uld,SR + uls,SR (4.14) Lpar = Ld,CS + Ls,CS + Ld,SR + Ls,SR + ESLChb diCS uDS,CS = UHB + Lpar · für uDS,SR = 0 V dt (4.15) (4.16) Bei positivem CS-Stromgradienten während des Einschaltvorgangs wird die daran anliegende Spannung gegenüber der im stationären Zustand an der Halbbrücke anliegenden Spannung UHB verringert. Ist der CS-Stromgradient negativ, wird sie entsprechend erhöht. Folglich kann, wie auch in [61] anhand simulierter Schaltvorgänge gezeigt, von einer Verringerung der Einschaltverlustenergie und von einer Erhöhung der Ausschaltverlustenergie durch die parasitären Induktivitäten ausgegangen werden. 50 4.2. Leistungsteil des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers Verlustabschätzung unter Berücksichtigung parasitärer Induktivitäten Abb. 4.10b zeigt schematisch den Steuerschalterstromverlauf sowie den durch die Wirkung der parasitären Induktivitäten Lpar veränderten Drain-Source-Spannungsverlauf. Für derartige Verläufe kann die Ein- und Ausschaltverlustenergie ausgehend von Gl. 4.9 und 4.10 für nss ≤ 2 mit Gl. 4.17 bzw. 4.18 abgeschätzt werden. Wein = UHB − Lpar · + UHB + Lpar · · 1− + UHB 2 · IRRM trr /2 trr /2 tf v Iein,L +IRRM 2 · Iein,L + · Iein,L · tf v − · tri + IRRM 2 trr 2 · trr 2 trr + 2 1 Iaus,L = · UHB · Iaus,L · trv + UHB + Lpar · 2 tf i " Waus Iein,L tri + ! (4.17) # · Iaus,L · tf i (4.18) Es wird dabei angenommen, dass die Stromanstiegszeit tri und Stromabfallzeit tf i nur von der Ansteuerung der Schaltelemente abhängen, wodurch die Kommutierungssteilheiten direkt proportional zu den Ein- und Ausschaltströmen nach Gl. 4.11 und 4.12 sind. Die Wirkung der Einschaltspannungsspitze der SR-Inversdiode ist gegenüber der Wirkung parasitärer Induktivitäten vernachlässigt. Die Spannung uCS ist für t3 < t ≤ t4 abweichend von Abb. 4.10b mit UHB angenähert. Der beschriebene Ansatz zur Bestimmung der Schaltverluste unter Berücksichtigung der parasitären Induktivitäten wurde erstmalig in [62] vorgestellt. 4.2.1.2. Ausschaltspannung und Schaltverlustenergien Bei bekannten Eigenschaften der Schalter und Treiber kann mit Hilfe der Gl. 4.16, 4.17 und 4.18 der Einfluss des Drosselstromwechelanteils auf das Schaltverhalten untersucht werden. Als Beispiel für die Auswirkung der Drosseldimensionierung und der Schaltfrequenzwahl zeigt Abb. 4.11a für einen bestimmten Betriebspunkt die Ausschaltspannung am Steuerschalter Uaus,CS nach Gl. 4.16. Dieser Wert ist für die erforderliche Sperrfähigkeit des Steuerschalters bestimmend. Die SR-Rückstromspitze wurde als gleichschenkliges Dreieck I mit IRRM = ein,L angenähert (d.h. tri = trr , vgl. Abb. 4.10b). Mit steigender Frequenz oder 2 Induktivität wird der Drosselstromwechselanteil reduziert (nss fällt, s. Gl. 4.8), wodurch die Ausschaltspannung sinkt. Während die stationär zu sperrende Spannung 36 V beträgt, liegt die Ausschaltspannung im dargestellten Bereich bei über 65 V. Für L = 2 µH und fsch = 75 kHz ist der Leistungsteil mit nss = 1,9 nahezu ideal nach [55] ausgelegt, jedoch mit einer Ausschaltspannung von über 90 V als Folge. 51 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung (a) (b) Uaus,CS [V] 95 90 85 80 75 70 65 nss,L = 1,90 Wein+Waus [µJ] nss = 1,90 85 nss,L = 0,16 nss = 0,16 80 75 70 85 80 75 70 2 4 L [µH] 65 100 6 8 80 75 70 75 125 150 f [kHz] sch 10 175 2 4 L [µH] 6 8 75 100 125 150 f [kHz] sch 10 175 Abb. 4.11.: CS-Ausschaltspannung (a) und Verlustenergie pro Schaltzyklus (b) über Schaltfrequenz und Drosselinduktivität in einem Hochsetzsteller bei I L = 30 A, Uein = 14 V, UHB = 36 V, tri = tf i = 25 ns, trv = tf v = 12,5 ns und Lpar = 25 nH Die Einschaltverlustenergie wird durch parasitäre Induktivitäten verringert, sodass unter bestimmten Bedingungen sogar vom Nullspannungsschalten ausgegangen werden kann. Die Ausschaltverlustenergie wird jedoch aufgrund der Ausschaltspannung erhöht. In Abb. 4.11b ist die Summe von Ein- und Ausschaltverlustenergie pro Schaltzyklus dargestellt. Bei niedrigerer Frequenz und Induktivität (nss steigt, s. Gl. 4.8) erhöht sich die Schaltverlustenergie. Es lässt sich dadurch begründen, dass die Wirkung des höheren Ausschaltstroms und der höheren Ausschaltspannung nicht durch die gleichzeitige Verringerung des Einschaltstroms kompensiert wird. Eine Verdopplung der Frequenz führt abhängig vom Induktivitätswert zu einer Reduktion der Verlustenergie um etwa 3 bis 10 %. Allerdings geht die Frequenz als Faktor in die Verlustleistung ein. Ihre Verdopplung bedeutet somit trotz niedrigerer Verlustenergie pro Schaltzyklus eine Erhöhung der Schaltverluste auf 180 bis 194 %. Fazit Es wurde ein neuer Ansatz zur Abschätzung von Ausschaltspannungen und Schaltverlustenergien unter Berücksichtigung des Drosselstromwechselanteils und parasitärer Induktivitäten im Kommutierungskreis vorgestellt. Am Beispiel eines Hochsetzstellers wurde gezeigt, dass Herabsetzung der Drosselinduktivität und der Schaltfrequenz zu steigender Ausschaltspannung und höherer Verlustenergie pro Schaltzyklus führt. Die Erhöhung beider Parameter resultiert in niedrigeren Anforderungen an die Sperrfähigkeit der Schaltelemente. Da die Frequenz als Faktor in die Schaltverlustleistung eingeht, ist ihre Erhöhung trotz fallender Schaltverlustenergie nachteilig für den Wirkungsgrad des Wandlers. Die Ausschaltspannung und die Schaltverlustenergie können – als Kenngrößen des MOSFETSchaltverhaltens – zusätzlich zum Kriterium von [55] (nss = 2) zur Festlegung der Schaltfrequenz und der Drosselinduktivität verwendet werden. Damit kann ein Kompromiss zwischen 52 4.2. Leistungsteil des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers volumetrischer Optimierung passiver Bauelemente auf der einen und der Sperrfähigkeit der Schaltelemente sowie den Schaltverlusten auf der anderen Seite gefunden werden. 4.2.2. Aspekte der elektromagnetischen Verträglichkeit Das EMV-Verhalten der Komponenten im Kraftfahrzeug ist durch Normen reglementiert [47, 111]. Um die Einhaltung der Richtlinien in Bezug auf Störemissionen zu gewährleisten, sind bei DC/DC-Wandlern EMV-Filter als Entstörmaßnahmen nötig. EMV-Filter für leitungsgebundene Störungen im Bereich der für die betrachtete Anwendung üblichen Schaltfrequenzen (z.B. 100 kHz) sind aufwändig und verlustbehaftet. Um die Auslegung des Leistungsteils des BoBuC-Wandlers sowie die Betriebsbedingungen der erforderlichen Filterdämpfung gegenüberzustellen, wird im Folgenden der Einfluss der Speicherdrosseldimensionierung und der Schaltfrequenz auf das Störverhalten am Beispiel der ersten drei Harmonischen des NVBN-seitigen Störspektrums unter Berücksichtigung des Weitbereichsbetriebs analysiert. 4.2.2.1. Grenzwerte für leitungsgebundene Störungen Zur Erfassung der leitungsgebundenen Störungen einer Komponente werden ihre Klemmen an eine Bordnetznachbildung (BNN) nach [47] angeschlossen (s. Abb. 4.12a). Der Prüfling wird während des Betriebs durch den BNN-Strom iBN N versorgt (oder speist diesen in das Bordnetz ein). Der Wechselanteil des BNN-Stroms teilt sich dabei auf. Durch den Strom iCM wird die Spannung uRM am Messwiderstand RM erzeugt. Abb. 4.12b zeigt das Verhältnis des Messzweig- und des BNN-Stroms über die Frequenz. (a) geschirmte Messkabine Spannungsversorgung iLB 5µH CB 1µF uRM iBNN iCM CM 0,1µF RM 1k RV 50 Prüfling LB ICM/IBNN [dB] BNN RL 0 -6 -12 -18 -24 -30 -36 -42 -48 -54 -60 0,01 0,1 1,0 10 f [MHz] 20 0 -20 -40 -60 -80 -100 -120 -140 -160 -180 100 Phase [°] (b) Abb. 4.12.: Bordnetznachbildung (BNN) zur Messung leitungsgebundener Störungen (a); Übertragungsfunktion für den Messzweigstrom über die Frequenz (b) 53 Störpegelgrenzwerte [dBV, dBA] 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung -20 -40 -60 |URM(f)|max -80 |IBNN(f)|max -100 -120 -140 0,1 1 f [MHz] 10 100 Abb. 4.13.: Grenzwertkurven für Spannungs- und Stromstörpegel Das Amplitudenspektrum von uRM darf bestimmte Spannungsstörpegelgrenzwerte nicht überschreiten. In Abb. 4.13 ist die Grenzwertpegelkurve |URM (f )|max nach [111] mit 1 V als Bezugsgröße dargestellt. Die Kurve zeichnet sich – den Sprung bei 150 kHz und die Lücke zwischen 30 und 50 MHz ausgenommen – durch einen mit der Frequenz linear abfallenden und im hochfrequenten Bereich durch einen konstanten Pegelgrenzwert aus. Bis 150 kHz fällt der Pegel mit etwa 13,8 und darüber hinaus mit 13,4 dB pro Dekade ab. Zur Bestimmung der erforderlichen Dämpfung der EMV-Filter wurde zusätzlich eine Stromstörpegelkurve |IBN N (f )|max mit 1 A als Bezugsgröße6 in [112] hergeleitet (s. Anhang D.1.1). Anders als bei der Spannungspegelgrenzwertkurve fällt der zulässige Störstrompegel bedingt durch das Übertragungsverhalten der BNN (s. Abb. 4.12b) nichtlinear mit der Frequenz ab. 4.2.2.2. NVBN-seitiges Störverhalten Das Störverhalten eines DC/DC-Wandlers wird im niederfrequenten Bereich, d.h. im Bereich einiger 100 kHz, vor allem durch den Gegentaktstörstrom bestimmt [63]. Daher wird hier die Wirkung des Gleichtaktstörstroms vernachlässigt. Da die Buskondensatoren als Teil der EMV-Filter angesehen werden, werden als Störströme die bezüglich der Buskondensatoren topologieseitig fließenden Ströme betrachtet. Bei der asymmetrisch kaskadierten BoBuC-Topologie resultiert der NV-Störstrom aus der Überlagerung der Drosselströme. Er hat einen dreieckförmigen Wechselanteil, dessen Frequenz aufgrund der zweiphasigen NV-Stufe (s. Abb. 4.7) dem Zweifachen der Schaltfrequenz entspricht. Der Verlauf kann für eine Periode mit Hilfe des Spitze-Spitze-Werts sowie des effektiven Tastverhältnisses beschrieben und somit auch das Amplitudenspektrum berechnet werden (s. Anhang D.1.2 und D.1.3). Die Berechnung zeigt eine Abhängigkeit der Amplituden von der Schaltfrequenz sowie der Drosselinduktivität. Weiterhin wirkt 6 Die Einheit dBA beschreibt hier einen Strompegel bezogen auf 1 A, keinen Schalldruckpegel. 54 4.2. Leistungsteil des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers (a) (b) 10 L1=5µH UNV=14V 8 n=1 6 6 fsch=100kHz fsch=150kHz fsch=200kHz 4 n=1 n=2 4 n=3 2 2 0 0,0 fsch=100kHz 8 L1=5µH Mn [A] fsch=100kHz UNV=14V 8 L1=5µH Mn [A] Mn [A] (c) 10 10 0,2 0,4 0,6 D 0,8 1,0 0 0,0 n=1 UNV=16V 6 UNV=14V UNV=12V 4 2 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 D 0 0,0 0,2 0,4 0,6 D 0,8 1,0 Abb. 4.14.: Berechnete Amplituden des NV-Störstromspektrums über das Steuerschaltertastverhältnis: für die n-te Harmonische (a), die 1. Harmonische mit der Schaltfrequenz (b) und der NV-Spannung als Parameter (c) sich mit dem Steuerschaltertastverhältnis und der NV-Spannung der Betriebspunkt des DC/DC-Wandlers auf das Amplitudenspektrum aus. In Abb. 4.14a sind die berechneten Amplituden Mn der ersten drei Harmonischen des NVBN-seitig wirksamen Störstromspektrums über das Steuerschaltertastverhältnis7 dargestellt. Bei D = 0,5 gehen alle drei Amplitudenwerte aufgrund der Wechselanteilauslöschung gegen Null (s. Abb. D.3). Die 1. Harmonische, welche der doppelten Schaltfrequenz entspricht, weist für alle D eine höhere Amplitude als die 2. und 3. Harmonische und ein lokales Maximum bei D ≈ 0,3 auf. Die 2. und 3. Harmonische sind durch mehrere lokale Minima und Maxima gekennzeichnet. Dadurch hat die 3. Harmonische für bestimmte Betriebspunkte eine höhere Amplitude als die 2. Harmonische. Folglich müssen für die Auslegung der Entstörmaßnahmen unter Berücksichtigung des Weitbereichsbetriebs und somit des Bereichs von D die zu erwartenden maximalen Amplituden bestimmt werden. Der Spitze-Spitze-Wert des Störstroms und somit die Amplituden des resultierenden Spektrums fallen mit steigender Drosselinduktivität und Schaltfrequenz hyperbolisch ab (vgl. Gl. D.2). Abb. 4.14b verdeutlicht die Auswirkung dieses Zusammenhangs auf das Störspektrum am Beispiel der 1. Harmonischen für unterschiedliche Schaltfrequenzen. Bei Verdopplung der Schaltfrequenz wird ihre Amplitude für alle D halbiert. Die NVBN-Spannung geht als Faktor in die Amplitudenwerte des Störspektrums ein, was in Abb. 4.14c für die 1. Harmonische gezeigt ist. Bei dieser Betrachtung muss berücksichtigt werden, dass entsprechend dem Wandlerübertragungsverhalten zur Einstellung einer Spannung UHV bei höherer Eingangsspannung UN V ein niedriges D erforderlich ist, wodurch höchste Amplituden des Störpegels bei höchstem Übersetzungsverhältnis M = UUNHVV auftreten. 7 Tastverhältnis der Schalter S2a und S2b, s. Abb. 4.7 und Tab. 4.1 55 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung 4.2.2.3. Ableitung erforderlicher Filterdämpfung Der EMV-Filter wird zwischen der Komponente und Bordnetznachbildung eingefügt. Das Ziel ist es die Amplituden des Störspektrums mindestens bis zum Niveau der Störstrompegelgrenzwertkurve zu dämpfen (s. Abb. 4.13). Für die n-te Harmonische, ergibt sich somit die erforderliche Filterdämpfung (bzw. die negative Verstärkung) aus der Differenz des Grenzwertpegels bei der entsprechenden Frequenz und des Amplitudenpegels [112]: Amin,I (n · 2fsch ) = |IBN N (n · 2fsch )|max − 20 · log10 (Mmax,n (n · 2fsch )) Obwohl für höhere Schaltfrequenzen und Drosselinduktivitäten der Spitze-Spitze-Wert des Störstroms gleichermaßen verringert wird, sind die Auswirkung auf die erforderliche Dämpfung unterschiedlich. In Abb. 4.15a wird dies am Beispiel der 1. Harmonischen verdeutlicht. Die Unstetigkeiten der Dämpfungskurven resultieren aus den Sprüngen und Lücken der Pegelgrenzwertkurven in Abb. 4.13. Es zeigt sich, dass in dem für Schaltfrequenzen typischen Bereich von 30 kHz bis 400 kHz die erforderliche Dämpfung mit steigender Frequenz zunimmt und erst ab etwa 2 MHz sinkt (die Unstetigkeiten ausgenommen). Die Ursache hierfür liegt im Übertragungsverhalten der BNN (vgl. Abb. 4.12). Das Tiefpassverhalten von LB und CB und das Hochpassverhalten des Messzweigs „zwingen“ die höherfrequenten Anteile des Stroms iBN N in den Messzweig, was sich auf die Krümmung der Störpegelgrenzwertkurve auswirkt (s. Abb. 4.13). Im Gegensatz zur Schaltfrequenz bewirkt eine Erhöhung der Drosselinduktivität stets eine Verringerung der erforderlichen Dämpfung. Bei einer Verdopplung der Induktivität werden die Amplituden der Harmonischen halbiert und die notwendige Dämpfung somit um 6 dB reduziert (vgl. Abschnitt D.1.3). In Abb. 4.15b wird der Einfluss des Betriebspunktes auf die erforderliche Filterdämpfung verdeutlicht. Wird von einem maximal auftretenden Tastverhältnis von D = 0,7 ausgegangen, ergibt sich daraus auch die maximale Amplitude der 1. Harmonischen und somit auch die erforderliche Filterdämpfung. Obwohl die Amplitude der 1. Harmonischen bei D = 0,51 als Absolutwert nahezu Null ist, ist für diesen Betriebspunkt eine um nur ca. -20 dBA niedrigere Dämpfung als für das lokale Maximum bei D = 0,3 erforderlich. Fazit Durch die Herleitung der Störstrompegelgrenzwertkurve wurde ein Normal zur Betrachtung der Wandlerstörspektren geschaffen. Zur Ableitung der erforderlichen Filterdämpfung müssen die Maxima der jeweiligen Harmonischen des Amplitudenspektrums für die aus dem Weitbereichsbetrieb resultierenden Steuerschaltertastverhältnisse ermittelt werden. Während die Erhöhung der Drosselinduktivität die Anforderungen an die EMV-Filter 56 4.3. Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs (b) -120 (a) -120 D = 0,7 -110 D = 0,7 -100 Amin,i [dBA] Amin,i [dBA] -100 -90 -80 L1=2,5µH L1=5,0µH L1=10µH -70 -60 -50 L1=5µH -110 -90 D = 0,3 -80 -70 D = 0,51 -60 0,1 1 10 2·fsch [MHz] 100 -50 0,1 1 10 2·fsch [MHz] 100 Abb. 4.15.: Berechnete erforderliche Dämpfung (bzw. negative Verstärkung) für die 1. Harmonische des NV-Störstromspektrums mit der Drosselinduktivität (a) und dem Steuerschaltertastverhältnis als Parameter (b) bei UN V =14 V reduziert, ist eine Steigerung der Schaltfrequenz nachteilig. Bei einem Abfall des zulässigen Spannungsstörpegels über die Frequenz mit 13,4 dB pro Dekade und der Verwendung der Standardbordnetznachbildung nach [47] führt die damit einhergehende Verschiebung der Harmonischen des Störstrompegels im Bereich unter 2 MHz zu höherer erforderlicher Filterdämpfung. Aufgrund des Grenzwertpegelsprungs bei 150 kHz ist es im Hinblick auf die Filterdämpfung wiederum vorteilhaft die Schaltfrequenz derart zu wählen, dass die erste Harmonische des wirksamen Störspektrums oberhalb dieser Frequenz liegt. 4.3. Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs Beim Betrieb von halbbrückenbasierten DC/DC-Wandlern mit Synchrongleichrichtung besteht die Möglichkeit von Halbbrückenkurzschlüssen, d.h. beide MOSFETs sind gleichzeitig leitend. Um dies zu verhindern, werden die Gates der MOSFETs mit Totzeiten angesteuert, sodass zwei mal pro Schaltzyklus für kurze Zeit keiner der MOSFET-Kanäle leitet [23, 45]. In diesen Totzeiten trägt die antiparallele Diode (BD) des SR den Drosselstrom. Folglich tritt nach der Kommutierung des Drosselstroms vom SR in den CS eine durch das Reverse-Recovery-Verhalten (RR) der BD verursachte Rückstromspitze IRRM auf (s. Abb. 4.16). Neben signifikanter Schaltverlusterhöhung kann sie durch ihre Flanken Stromund Spannungsoszillationen an den Halbbrückenschaltern verursachen (typ. im zweistelligen MHz-Bereich) [64, 65]. Eine Optimierung der MOSFET-Technologie hinsichtlich des RRVerhaltens ist wünschenswert, kann jedoch zu anderen Nachteilen führen, wie einem höheren Durchlasswiderstand [59]. In den folgenden Abschnitten werden am Beispiel eines Tiefund Hochsetzstellers zwei Ansätze zur Reduktion der Rückstromspitze als Beitrag zur Optimierung des SR-Betriebs im kaskadierten Boost-Buck-Wandler untersucht. 57 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung 40 iFW = iSR Strom [A] 30 20 10 iCS 0 - 10 400 ns - 20 IRRM Abb. 4.16.: Gemessene Stromverläufe des CS und des SR (beide 55V-MOSFETs in TO-220) 40 Tiefsetzsteller (U = 14 V, i = 28 A) beim Betrieb in einem a L iSR 30 Strom [A] 4.3.1. Schottky20 Dioden parallel zu Synchrongleichrichtern 10 Strom [A] iSBD Als schaltungstechnische Maßnahme zur Optimierung des SR-Betriebs in Bezug auf die Lei0 tungsverluste während der Totzeiten sowie auf die Rückstromspitze der BD wird häufig eine 400 - 10 also Schottky Diode (SBD), einnsunipolares Bauelement mit günstiger statischer VorwärtschaIRRM rakteristik, parallel- zum 20 SR in den Freilaufpfad geschaltet [66, 114, 115]. Die SBD soll das Leiten der BD während der Totzeiten verhindern und somit ihre Rückstromspitze verringern. Diese Maßnahme kann jedoch aufgrund parasitärer Induktivitäten im Freilaufpfad auch 40 zur Folge haben, wie das Leiten der SBD während der gesamten unerwünschte Effekte iFW =Ströme iSR Freilaufphase [67]. In30 Abb. 4.17 wird es anhand gemessener des SR und der SBD in einem Tiefsetzsteller veranschaulicht. Es zeigt sich, dass das Hinzufügen einer zusätzlichen 20 SBD den Stromverlauf des SR signifikant verändert (vgl. Abb. 4.16). Um den Effekt des 10 Parallelschaltens von SBD und SR in DC/DC-Wandlern iCS für Automobilanwendungen zu 0 prüfen, wurde diese Maßnahme am Beispiel eines Tiefsetzstellers (s. Abb. 4.18a) untersucht [68, 69]. Der bereits- 10 vorhandene 400 ns Ansatz zur Analyse parallel geschalteter SBD und SR von IRRM [67] bietet nicht die -Möglichkeiten die Stromaufteilung während der Totzeiten zu beschreiben 20 40 iSR Strom [A] 30 20 10 iSBD 0 - 10 - 20 400 ns IRRM Abb. 4.17.: Gemessene Stromverläufe des SR (55V-MOSFET in TO-220) und einer SBD (für 60 V und 40 A in TO-220) beim Betrieb in einem Tiefsetzsteller (Ua = 14 V, iL = 28 A) 58 4.3. Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs (a) (b) Abschnitt: I II III Tsch UGS CS TD1 SR TD2 CS iL iCS iFW CS Uein iSR C1 iL L iSBD BD iCS SBD C2 ideal real Uaus Treiber iBD iSR SR iCH iBD ideal real Optionale Schottky Diode iSBD iRRM ideal real t1 t2 t3 t4 Zeit Abb. 4.18.: Tiefsetzsteller mit SR und SBD (a), Gate-Ansteuerung mit idealen und durch parasitäre Induktivitäten beeinflussten Stromverläufen (b) und die Wirkung ohmscher Anteile in den Dioden zu berücksichtigen. Daher wurde er hierfür erweitert und optimiert. Das Ansteuerschema für die Schalter CS und SR mit idealisierten bzw. erwünschten sowie durch parasitäre Induktivitäten im Freilaufpfad veränderten Stromverläufen sind in Abb. 4.18b schematisch dargestellt. Die abgebildete Freilaufphase, in welcher der Steuerschalter CS nicht leitet, wird in drei Abschnitte geteilt. Abschnitt I (Einschalttotzeit TD1 ) beginnt mit dem Ausschalten des CS und endet mit dem Einschalten des SR. Während des Abschnitts II ist der SR-Kanal leitend. Die Zeit nach dem Ausschalten des SR und vor dem Einschalten des CS entspricht dem Abschnitt III (Ausschalttotzeit TD2 ). Während die Totzeitdauer typischerweise im Bereich 100 bis 200 ns eingestellt wird [23], liegt die Dauer des Abschnitts II, abhängig von Schaltfrequenz und Tastverhältnis, im einstelligen µs-Bereich (vgl. Abb. 4.16). 4.3.1.1. Analyse der Stromaufteilung in der Freilaufphase Zur Analyse der Stromaufteilung im Freilaufpfad wird ein Ersatzschaltbild entsprechend der Abb. 4.19 verwendet. Der SR-Kanal (CH) ist wie in [67] mit einem idealen Schalter, einem Widerstand und einer parasitären Induktivität LSR nachgebildet. Zusätzlich kommt in den SR-Pfad die Diode BD hinzu. Parallel zum SR ist die Schottky Diode SBD mit der 59 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung uFW LSR iBD rBD BD Ur,BD rCH UF0,BD iCH iSBD ur,CH rSBD SBD ur,SBD UF0,SBD ul,SR iFW LSBD ul,SBD iFW Abb. 4.19.: Ersatzschaltbild des Freilaufpfads bestehend aus dem Synchrongleichrichter und der Schottky Diode parasitären Induktivität LSBD geschaltet. Die Dioden sind jeweils durch einen konstanten Spannungsabfall und – anders als beim Ansatz in [67] – durch einen zusätzlichen Widerstand nachgebildet. Es wird angenommen, dass Diode und Kanal des SR nie gleichzeitig leiten. Für den Freilaufpfad gilt stets die Gl. 4.19. iSBD + iCH + iBD + iCS = iL (4.19) Die Spannung uF W , die am Freilaufpfad abfällt, kann abhängig vom Abschnitt der Freilaufphase (s. Abb. 4.18b) mit Gl. 4.20, 4.21 oder 4.22 beschrieben werden. Damit ist abschnittsweise Berechnung der Stromverläufe für die Pfade des Ersatzschaltbilds möglich. uF W = rCH · iCH + LSR · diCH /dt für iCH ≥ 0 A (4.20) uF W = rBD · iBD + LSR · diBD /dt + UF 0,BD für iBD ≥ 0 A (4.21) uF W = rSBD · iSBD + LSBD · diSBD /dt + UF 0,SBD für iSBD ≥ 0 A (4.22) Abschnitt I: Einschalttotzeit TD1 für t1 = 0 ≤ t < t2 Wenn im Abschnitt I (s. Abb. 4.18b) der Abfall des Steuerschalterstroms als linear angenähert (mit diCS /dt = const.) und der Drosselstrom als konstant mit It1,L = iL (t1 ) betrachtet wird, kann der Steuerschalterstromverlauf mit Gl. 4.23 beschrieben werden. Für den Steuerschalterstrom wird dabei iCS (t2 ) = 0 A angenommen. iCS = It1,L + t · diCS /dt (4.23) Wenn Gl. 4.21 und 4.22 gleichgesetzt, nach iBD aufgelöst und mit Gl. 4.23 in Gl. 4.19 eingesetzt werden, resultiert daraus eine Differenzialgleichung mit dem SBD-Strom als 60 4.3. Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs Variable. Für t1 = 0 ≤ t < t2 stellt Gl. 4.24 mit der Zeitkonstante τ1 ihre Lösung dar. iSBD = −t (rBD · τI − LSR ) diCS /dt + UF 0,BD − UF 0,SBD 1 − e τ1 − rBD + rSBD rBD · diCS /dt LSBD + LSR ·t mit τ1 = rBD + rSBD rBD + rSBD (4.24) Da während des Abschnitts I der SR-Kanal nicht leitend ist, gilt für den BD-Strom: iBD = iL − iCS − iSBD (4.25) Abschnitt II: Synchrongleichrichtung für t2 = 0 ≤ t < t3 Zu Beginn des Abschnitts II (s. Abb. 4.18b) trägt der Kanal den SR-Strom und der CS-Strom ist auf 0 A abgeklungen. Als Startwert für den SBD-Strom wird It2,SBD = iSBD (t2 ) aus Abschnitt I verwendet. Der Drosselstromverlauf ergibt sich für It2,L = iL (t2 ) als Startwert und für die Drosselspannung UL mit Gl. 4.26. iL = It2,L + t · diL /dt = It2,L + t · UL L (4.26) Durch Gleichsetzen von Gl. 4.20 und 4.22 können iCH und Gl. 4.26 in Gl. 4.19 eingesetzt werden. Die Lösung der Differenzialgleichung für den SBD-Strom ergibt sich für t2 = 0 ≤ t < t3 und iSBD ≥ 0 A nach Gl. 4.27, mit der Zeitkonstante τ2 . iSBD −t (LSR − rCH · τ2 ) ULL − UF 0,SBD + It2,L · rCH τ2 + = 1−e rCH + rSBD −t rCH · ULL LSBD + LSR · t + It2,SBD · e τ2 mit τ2 = rCH + rSBD rCH + rSBD (4.27) Der Kanalstrom entspricht der Differenz aus Drossel- und SBD-Strom: iCH = iL − iSBD (4.28) Abschnitt III: Ausschalttotzeit TD2 für t3 = 0 ≤ t < t4 Durch Gleichsetzen von Gl. 4.21 und 4.22 kann iBD in Gl. 4.19 eliminiert werden. Wird in Gl. 4.19 zusätzlich Gl. 4.26 eingesetzt, entsteht für den SBD-Strom eine Differenzialgleichung. Für t3 = 0 ≤ t < t4 stellt Gl. 4.29 mit der Zeitkonstante τ3 ihre Lösung dar. Als Startwerte für den SBD- und Drosselstrom können It3,SBD = iSBD (t3 ) und It3,L = iL (t3 ) aus Abschnitt 61 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung II verwendet werden (s. Abb. 4.18b). iSBD −t (LSR − rBD · τ3 ) ULL + UF 0,BD − UF 0,SBD + It3,L · rBD τ3 = 1−e + rBD + rSBD −t rBD · ULL LSBD + LSR · t + It3,SBD · e τ3 mit τ3 = rBD + rSBD rBD + rSBD (4.29) Für den Strom der SR-Diode gilt: iBD = iL − iSBD (4.30) 4.3.1.2. Wirkung der Schottky Diode im Freilaufpfad Die Wirkung von SBD in einer Parallelschaltung zu SR kann nun auf Basis der in [68] experimentell bestätigten Analyse aus dem vorhergehenden Abschnitt untersucht werden. Es wird hierfür ein Tiefsetzsteller mit 55V-MOSFETs als Synchrongleichrichter und 60V-SBDs während des Betriebs mit einem mittleren Drosselstrom von 28 A und einer Ausgangsspannung von 14 V herangezogen. Die Halbleiterparameter für die Gleichungen wurden messtechnisch ermittelt und in Tab. 4.4 zusammengefasst. Die Induktivitätswerte entsprechen typischen Datenblattangaben. Tab. 4.4.: Erschatzschaltbildparameter für den SR (STP150NF55, UBR = 55 V) und die SBD (STPS41L60CT, UBR = 60 V, 2x20 A) in TO-220 für Tj =25 °C rCH rBD rSBD UF 0,BD UF 0,SBD LSR LSBD 5,3 mΩ 3,1 mΩ 5,5 mΩ 0,75 V 0,35 V 18 nH 12 nH Abschnitt I In Abb. 4.20a ist die Stromaufteilung zwischen BD und SBD mit der SR-Induktivität LSR als Parameter dargestellt. Bei LSR = LSBD teilen sich die Ströme nahezu gleichmäßig auf. Der vorhandene Unterschied ist auf die günstigere Vorwärtscharakteristik der SBD zurückzuführen. Mit steigender SR-Induktivität erhöht sich der Stromanteil der SBD. Die deutliche Auswirkung der Erhöhung von LSR resultiert aus der hohen Kommutierungssteilheit des Steuerschalterstroms von etwa 500 A/µs. Der Einfluss der Kommutierungssteilheit des Steuerschalterstroms auf die am Freilaufpfad abfallende Spannung uF W ist in Abb. 4.20b für den Betrieb mit und ohne SBD verdeutlicht. Bei |diCS /dt| ≤ 100 A/µs liegt uF W in allen Fällen im Bereich der statischen Diodendurchlassspannung, steigt jedoch mit der Kommutierungssteilheit in etwa linear an. Für |diCS /dt| = 500 A/µs liegt sie bereits bei 62 4.3. Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs (b) 30 LSBD = 12 nH 25 LSR = 12 nH 18 nH 24 nH Strom [A] 20 15 iSBD iBD iCS 20 uFW ohne SBD uFW mit SBD 15 Spannung [V] (a) It1,L = 31A Tj = 25 °C iCS=iCS(t1)/2 = 15.5 A Tj = 25 °C LSBD = 36 nH 10 10 18 nH 12 nH 5 LSR = 18 nH 5 0 10 20 30 40 Zeit [ns] 50 0 200 400 600 |diCS/dt| [A/µs] 800 Abb. 4.20.: CS- und SBD-Strom für unterschiedliche LSR (a) und Spannungsabfall am Freilaufpfad über die Kommutierungssteilheit für unterschiedliche LSBD (b) uF W > 10 V. Durch Hinzufügen der SBD wird die parasitäre Induktivität des Freilaufpfads und somit auch uF W reduziert. Da die Spannung uF W zu der transienten Spannungsspitze während des Ausschaltvorgangs des Steuerschalters beiträgt (s. Abschnitt 4.2.1.1), bedeutet ihre Reduktion auch die Reduktion der Ausschaltverlustenergie [68, 69]. Abschnitt II Ab Beginn des Abschnitts II (s. Abb. 4.18b) kommutiert der SBD-Strom in den SR-Kanal. Abb. 4.21a zeigt seinen Verlauf zusammen mit dem Verlauf des Drosselstroms für einen Startwert von It2,SBD = 17 A. Da die Kommutierung im Abschnitt II mit der Zeitkonstante τ2 nach Gl. 4.27 abläuft und somit von der Summe der Induktivitäten LSR und LSBD abhängt, wird für den Plot in Abb. 4.21a die Summeninduktivität LSR + LSBD als Parameter variiert. Es zeigt sich, dass die SBD trotz der im Vergleich zum SR-Kanal ungünstigeren Vorwärtscharakteristik lange leitend ist (s. Abb. 4.16). Dieses Verhalten ist auf die Zeitkonstante τ2 zurückzuführen. Bei den eingesetzten Parametern liegt sie im einstelligen µs-Bereich, d.h. in der Größenordnung der Freilaufphasen bei Schaltfrequenzen im Bereich von 100 kHz. Je höher die parasitären Induktivitäten, desto länger dauert die Kommutierung. Bei höheren Startwerten des SBD-Stroms sowie höherer Sperrschichttemperatur beider Freilaufpfadkomponenten ist mit längerer Kommutierungsdauer zu rechnen [69]. Das Leiten der SBD während des Abschnitts II ist wegen der höheren Durchlassverluste des gesamten Freilaufpfads unerwünscht. Abb. 4.21b zeigt die Verläufe der Verlustleistung in den Komponenten des Freilaufpfades für It2,SBD = 17 A und Induktivitätswerte entsprechend Tab. 4.4. Während sich die MOSFET-Verluste durch den Einsatz der SBD verringern, erhöht sich die Gesamtverlustleistung im Freilaufpfad etwa um ein Drittel. 63 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung 35 (b) 10 iSBD iL Tj = 25 °C It2,SBD = 17A 8 Strom [A] 30 25 20 LSBD 15 6 nH 9 nH 12 nH 18 nH 18 nH 27 nH 10 LSR LSBD+LSR 15 nH 30 nH 45 nH Verlustleistung [W] (a) 40 Tj = 25 °C It2,SBD = 17A pSR ohne SBD pSR mit SBD pSBD mit SBD pSBD + pSR mit SBD 6 LSR = 18 nH LSBD = 12 nH 4 2 5 0 0,5 1,0 1,5 Zeit [µs] 2,0 0 0,25 0,50 0,75 1,00 Zeit [µs] 1,25 Abb. 4.21.: Drossel- und SBD-Strom für unterschiedliche LSBD (a) und Verlustleistungsverläufe für die Bauelemente des Freilaufpfads beim Betrieb mit und ohne SBD (b) Abschnitt III In Abb. 4.22a ist die Stromaufteilung zwischen BD und SBD im Abschnitt III (s. Abb. 4.18b) für iSBD (t3 ) = 0 A mit der Summeninduktivität als Parameter dargestellt. Es zeigt sich, dass selbst bei einer Totzeitdauer von TD2 = 200 ns und Induktivitätswerten von einem Drittel der typischen Werte keine vollständige Stromkommutierung von BD nach SBD möglich ist. Bei Induktivitätswerten aus Tab. 4.4 wird der BD-Strom lediglich um etwa 3 A auf iBD (t4 ) = 23 A abgebaut. Es ist daher keine signifikante Reduktion der BD-Speicherladung und somit der Rückstromspitze zu erwarten, wie in Abb. 4.17 und [69] gezeigt. In Abb. 4.22b ist die Stromaufteilung zwischen den Dioden für unterschiedliche Startwerte des BD-Stroms veranschaulicht. Die Höhe des Drossel- und somit des BD-Stroms zum Zeitpunkt t3 hat kaum Einfluss auf die Kommutierungssteilheit. Der relative Effekt der SBD als Maßnahme zur Reduktion der Rückstromspitze fällt somit mit steigendem BD-Strom geringer aus. Fazit Zum Einsatz der Schottky Dioden als Optimierungsmaßnahme für den Synchrongleichrichterbetrieb in der BoBuC-Topologie lassen sich nach obiger Ausführung folgende Schlüsse ziehen: • Die parasitären Induktivitäten und die daraus resultierenden induktiven Zeitkonstanten sind für die Aufteilung der Ströme im Freilaufpfad bestimmend. • Diskrete SBD zur Reduktion der Rückstromspitze sind daher in Anwendungen mit Spannungen unter 50 V und Strömen über 20 A nahezu unwirksam. 64 4.3. Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs (a) 30 (b) 40 35 25 15 LSBD 10 5 0 12 nH 6 nH 4 nH Tj = 25 °C LSR It3,L=26A 18 nH 9 nH 6 nH It3,SBD = 0A Strom [A] Strom [A] 20 30 iSBD iBD iL 50 75 100 125 150 175 Zeit [ns] It3,L=39A 25 20 LSR = 18 nH It3,L=26A LSBD = 12 nH 15 10 5 25 iSBD iBD iL 0 Tj = 25 °C It3,L=13A It3,SBD = 0A 25 50 75 100 125 150 175 Zeit [ns] Abb. 4.22.: Stromaufteilung im Freilaufpfad für variable parasitäre Induktivitäten (a) und variablen Startwert des Drosselstroms (b) • Durch die SBD werden die Gesamtverluste im Freilaufpfad erhöht, dabei jedoch auf zwei Bauelemente (d.h. SR und SBD) verteilt. • Durch Parallelschalten zweier Bauelemente im Freilaufpfad, beispielsweise eines MOSFETs und einer SBD oder zweier MOSFETs, lassen sich Ausschaltspannungsspitzen und -verluste am Steuerschalter verringern. • Für eine signifikante Reduktion der Rückstromspitze ist eine niederinduktive Integration von SBD und MOSFET-Chips in Modulen oder monolitische Integration von SBD-Strukturen in SR-MOSFETs, wie bei [70, 71], erforderlich. Die an einem Tiefsetzsteller vorgeführte Methode zur Analyse der Stromaufteilung in Freilaufpfaden ist auch für andere Topologien mit Synchrongleichrichtung anwendbar. 4.3.2. Ausschaltverhalten von Synchrongleichrichtern Ansteuerungsbasierte Maßnahmen zur Verbesserung des Diodenausschaltverhaltens bei MOS-gesteuerten Bauelementen, wie MCD (von engl. MOS controlled diode), MOSFET oder IGBT, für Sperrspannungen von mehreren 100 V sind aus [72–75] bekannt. In [76] wurde gezeigt, dass das RR-Verhalten der BD von Niedervolt-MOSFETs in Wechselrichtern durch Modifikationen im Ansteuerkreis verbessert werden kann. Vor diesem Hintergrund wurde in [77] das Ausschaltverhalten von Niedervolt-MOSFETs im Synchrongleichrichterbetrieb in Abhängigkeit der Ausschalttotzeit simulativ und experimentell untersucht. Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse aus [77] vorgestellt. 65 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung 4.3.2.1. Variation der Ausschalttotzeit Für die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Ausschalttotzeitdauer und dem RRVerhalten bei Synchrongleichrichtern wurde als Testschaltung ein Hochsetzsteller aufgebaut. Als Synchrongleichrichter wurden 75 V-MOSFETs verschiedener Typen eingesetzt. Es wurde mit unterschiedlichen Totzeitwerten TD2 8 immer wieder für eine kurze Zeit ein Wandlerbetriebspunkt angefahren. Der Totzeitwert wurde dabei digital mit einer Auflösung von 10 ns im Bereich -50 ns ≤ TD2 ≤ 200 ns verändert. Aufgrund von Verzögerungen durch Signalelektronik und Treiber entspricht TD2 nicht exakt der an den Halbbrückenschaltern effektiv wirksamen Totzeit. Die Änderungen der digital eingestellten Totzeit stimmen jedoch mit den Änderungen der wirksamen Totzeit näherungsweise überein. Die Wirkung der Totzeitvariation ist in Abb. 4.23a für den Typ IRF2907 bei einer Ausgangsspannung UHV = 40 V und einem SR-Ausschaltstrom Iaus,SR = 30 A veranschaulicht. Der SR-Strom weist eine Rückstromspitze IRRM mit der Dauer trr 9 auf. Mit fallender Totzeitdauer werden sowohl die Rückstromspitze als auch die RR-Zeit bis zum Optimum bei Topt,D2 = 10 ns reduziert. Wie in Abb. 4.23b dargestellt, steigt die Stromspitze für TD2 < 10 ns wieder an. Die Ursache hierfür ist allerdings nicht das RR-Verhalten der SR-Diode, sondern der bei gleichzeitig durchgesteuerten Halbbrückenschaltern eintretende Halbbrückenkurzschluss. Der Kurzschlussstrom nimmt mit fallender Totzeit, d.h. mit steigender Überlappung der GateAnsteuerung, stetig zu. Im Falle einer idealen Gate-Ansteuerung, die hier zur Vereinfachung angenommen wird, hängt der Gradient der Schalterströme von der Halbbrückenspannung, in diesem Fall von UHV und der Summe parasitärer Induktivitäten im Kommutierungskreis Lpar entsprechend der Gl. 4.31 ab (vgl. Abschnitt 4.2.1.1). Für TD2 < Topt,D2 ergibt sich daraus der Kurzschlussstrom nach Gl. 4.32. Aus einem gemessenen Stromverlauf lässt sich mit Gl. 4.31 wiederum Lpar ableiten. Für das Beispiel in Abb. 4.23 mit didtSR ≈ 600 A/µs und UHV = 40 V ergibt sich eine Induktivität von Lpar = 67 nH. di SR dt = ∆iSR = di CS dt = UHV Lpar UHV · (Topt,D2 − TD2 ) Lpar (4.31) für TD2 < Topt,D2 (4.32) Während der Kurzschlussstrom mit der Dauer der überlappenden Ansteuerung steigt, zeigt sich beim RR-Verhalten ab TD2 = 100 ns eine Sättigung, d.h. die Rückstromspitze nimmt kaum zu. Zur Veranschaulichung dieses Zusammenhangs wurde die Sensitivität der Rückstromspitze gegenüber den Abweichungen ∆Topt,D2 von der optimalen Ausschalttotzeit für den Typ IRF2907 sowie drei weitere 75V-MOSFET-Typen in Abb. 4.24a aufgetragen. Bei 8 9 Freilaufphase und Totzeiten analog zum Schema für den Tiefsetzsteller in Abb. 4.18b Die RR-Zeit trr wird hier als die Zeit zwischen den Stromnulldurchgängen definiert. 66 4.3. Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs (a) 10 (b) 10 diSR/dt ≈ 600 A/µs trr 5 0 iSR [A] 5 TD2 = 10ns 40ns 70ns 100ns 200ns IRRM iSR [A] diSR/dt ≈ 600 A/µs -5 -10 -15 TD2 = 10ns 0ns -10ns -20ns -30ns -40ns -50ns 0 -5 -10 0 40 80 120 Zeit [ns] 160 200 -15 0 40 80 120 Zeit [ns] 160 200 Abb. 4.23.: Synchrongleichrichterstrom bei unterschiedlichen Totzeitdauern ohne (a) und mit Halbbrückenkurzschluss (b) bei UN V = 14 V, Iaus,SR = 30 A, UHV = 40 V und TP CB ≈ 30 °C für einen 75V-MOSFET des Typs IRF2907 im D2 Pak-Gehäuse allen Typen zeigt sich ein charakteristischer Zusammenhang zwischen IRRM und ∆Topt,D2 10 . Jeder Verlauf ist durch ein Optimum gekennzeichnet. Die Rückstromspitze wird dabei jedoch nicht komplett verhindert, was laut [65, 78] auf die Wirkung der technologieabhängigen Sperrschichtkapazität zurückzuführen ist. Für ∆Topt,D2 < 0 ns, d.h. im Bereich des Halbbrückenkurzschlusses, steigt die Stromspitze bei allen Typen in etwa mit gleichem Gradient an. Dieses Verhalten ist auf den Zusammenhang in Gl. 4.31 sowie die gleichen Betriebsbedingungen und den Aufbau der Testschaltung zurückzuführen. Mit steigender Totzeit für ∆Topt,D2 > 0 ns geht die Rückstromspitze gegen einen Maximalwert, welcher je nach MOSFET-Typ bei etwa 6 bis 22 A liegt. Die Steilheit des Anstiegs korreliert mit dem jeweiligen Maximalwert, wobei im Bereich von 70 bis 100 ns bei allen Typen eine Sättigung einsetzt. Für ∆Topt,D2 < 50 ns liegt die Rückstromspitze bei unter 50 % des Maximalwerts. Die ungleichen Maximalwerte der Rückstromspitze bei den betrachteten MOSFET-Typen sind auf unterschiedlich hohe Speicherladung Qrr zurückzuführen. Sie wurde mit der Dreiecksnäherung für die RR-Zeit trr und die Rückstromspitze IRRM abgeschätzt und in Abb. 4.24b für ∆Topt,D2 ≥ 0 ns aufgetragen. Es zeigt sich, dass die Speicherladung bei Verringerung der Abweichung vom Totzeitoptimum signifikant reduziert werden kann. Dabei ist der absolute Effekt bei „schlechteren“ MOSFETs, d.h. bei jenen mit höherer Speicherladung, besonders deutlich. 10 Mit typabhängigen optimalen Totzeiten Topt,D2 im Bereich TD2 = 10 bis 30 ns 67 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung (a) 35 (b) 650 IRF2907 STB160N75F3 IRF3808 IRF3207 30 450 QRR [nC] IRRM [A] 25 IRF2907 STB160N75F3 IRF3808 IRF3207 550 20 15 10 350 250 150 5 50 0 -50 0 50 100 150 200 -50 0 Topt,D2 [ns] 50 100 150 200 Topt,D2 [ns] Abb. 4.24.: Negative Stromspitze (a) und Speicherladung (b) über die Abweichung von optimaler Totzeit bei UN V = 14 V, Iaus,SR = 30 A, UHV = 40 V und TP CB ≈ 30 °C für unterschiedliche 75V-MOSFET-Typen in D2 Pak-Gehäusen als Synchrongleichrichter 4.3.2.2. Einschaltverhalten antiparalleler MOSFET-Dioden Im vorhergehenden Abschnitt wurde gezeigt, dass durch Optimierung der Ausschalttotzeitdauer eine deutliche Verbesserung des RR-Verhaltens von Synchrongleichrichtern erreicht werden kann. Das Funktionsprinzip dieses Effekts muss jedoch noch erklärt werden. Das MCD-Prinzip nach [72] weist einerseits eine Struktur auf, welche mit der eines MOSFETs im Inversbetrieb vergleichbar ist, andererseits einen ähnlichen Zusammenhang zwischen der Ansteuerung und der Rückstromspitze [73, 75]. Es basiert auf kontrollierter Verringerung der anodenseitigen Ladungsträgerinjektion kurz vor dem Ausschalten der Diode. Das Resultat ist eine Reduktion der Rückstromspitze und ein softeres Diodenverhalten, wobei sich das Bauelement stets im bipolaren Betrieb befindet [59]. Im Gegensatz dazu werden MOSFETs im Synchrongleichrichterbetrieb unipolar betrieben. Im Normalfall (d.h. iSR · rds,on < 0,7 V) trägt der Kanal den gesamten Strom, wodurch die antiparallele Diode ausgeschaltet und folglich auch keine Ladung gespeichert ist. Dem im vorigen Abschnitt gezeigten Effekt liegt somit ein anderes Prinzip als das der MCD zugrunde. Das Einschalten von bipolaren Leistungsdioden (p+ n− n+ -Dioden) setzt das Fluten des niedrig dotierten n-Gebiets mit Ladungsträgern voraus [59]. Dieser Vorgang zeichnet sich durch eine Spannungsspitze mit einer endlichen Dauer aus. Bei Hochvoltbauelementen kann diese Dauer im Bereich einiger 100 ns liegen [59, 79, 80]. Daher wird angenommen, dass das Abschalten der SR-Diode – also eines Niedervoltbauelements – wenige 10 ns nach dem Einschalten die Einstellung eines stationären Zustands bezüglich der Speicherladung verhindert und somit das RR-Verhalten verändert. Zur Überprüfung dieser Annahme wur- 68 4.3. Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs (b) 1·1017 150 ns 100 ns 60 ns 50 ns 1·1016 1·1017 Ndop n [1/cm³] p [1/cm³] (a) 1·1016 1·1015 1·1015 40 ns 150 ns 100 ns 60 ns 50 ns Ndop 40 ns 0 ns 0 ns 14 1·10 0 1 2 3 y [µm] 4 5 1·1014 0 1 2 3 y [µm] 4 5 Abb. 4.25.: Simulation der Löcher- (a) und Elektronenkonzentration (b) während der Stromkommutierung vom SR-Kanal in die SR-Diode in einem MOSFET für Ubr,DS = 100 V bei ISR = 30 A (Quelle: R. Baburske, [77]) de eine Simulation des Einschaltvorgangs auf Bauelementeebene11 durchgeführt [77]. Als Ergebnis der Simulation ist der Ladungsträgeraufbau im n− -Gebiet in Abb. 4.25 dargestellt. Zu Beginn der Kommutierung (bei t = 0 ns) ist der SR-Kanal leitend. Die Elektronenkonzentration im n− -Gebiet entspricht aufgrund des unipolaren Charakters des MOSFETs der Dotierung Ndop . Im Verlauf der Kommutierung wird das n− -Gebiet sowohl mit Löchern als auch mit Elektronen geflutet. Dabei steigt die Ladungsträgerkonzentration, welche mit der gespeicherten Ladung korreliert, rapide an. Zum Zeitpunkt t = 100 ns ist die Neutralitätsbedinung ND+ + p − n = 0 nach [59] nahezu erfüllt, womit die Diode eingeschaltet ist. ND+ steht dabei für die Konzentration ionisierter Donatoren im n− -Gebiet. Für t > 100 ns bleibt die Neutralitätsbedinung weiterhin erfüllt, obwohl sich die Ladungsträgerkonzentrationen noch leicht verändern. Wird die Diode vor Erreichen des stationären Zustands abgeschaltet, ist aufgrund der niedrigeren Ladungsträgerkonzentrationen von niedrigerer auszuräumender Speicherladung auszugehen. Mit Hilfe des simulierten Beispiels wurde die obige Annahme bezüglich der Wirkung des Ein- und Ausschalttimings bei der SR-Diode bestätigt. Die Zusammenhänge in den Abb. 4.23a und 4.24 sind somit plausibilisiert. 4.3.2.3. Reduktion der Einschaltverluste im Steuerschalter Durch die Verringerung der Speicherladung können die während der Stromkommutierung vom SR zum CS entstehenden Verluste reduziert werden. Betroffen davon sind besonders die Einschaltverluste im CS. Ausgehend von der Darstellung in Abb. 4.10 kann der Anteil 11 Simulation mit SentaurusTCAD, vereinfachtes Modell eines Lateral-MOSFETs 69 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung der SR-Rückstromspitze an den CS-Einschaltverlustenergie mit Gl. 4.33 abgeschätzt werden. ∆Wein,CS = IRRM · trr · UHV 2 (4.33) Die am CS während des Intervalls trr anliegende Spannung wird für tf v > trr mit UHV 2 und die Rückstromspitze als gleichschenkliges Dreieck angenähert. Die Reduktion der zu sperrenden Spannung bei der steigenden und die Erhöhung bei der fallenden Flanke der Rückstromspitze aufgrund von parasitären Induktivitäten kompensieren sich in diesem ·trr Fall. Für ∆Qrr = ∆IRRM wird aus Gl. 4.34 ersichtlich, dass der SR-bedingte Anteil der 2 CS-Einschaltverlustenergie proportional zur Speicherladung ist. ∆Wein,CS = ∆Qrr · UHV (4.34) Bei einem zweiphasigen Hochsetzsteller mit MOSFETs des Typs IRF3808, einer Ausgangsspannung von 36 V, einem SR-Ausschaltstrom von 30 A und einer Schaltfrequenz von 100 kHz werden die SR-bedingten CS-Schaltverluste durch Optimierung des SR-Betriebs von etwa 4,5 auf 0,3 W reduziert. Bei einer Ausgangsleistung von 800 W und einem angenommenen Wirkungsgrad von 95 % entspricht dies einer Reduktion der Verlustleistung um 10%. Werden jedoch MOSFET-Typen mit besserem RR-Verhalten eingesetzt, fällt der absolute Optimierungseffekt entsprechend geringer aus. Fazit Es wurde gezeigt, dass das RR-Verhalten von Niedervolt-MOSFETs im SR-Betrieb durch Verringerung der Leitdauer der antiparallelen Diode optimiert werden kann. Beim Einsatz von 75V-MOSFETs können die Rückstromspitze und die Speicherladung durch Einstellung von Ausschalttotzeiten im zweistelligen ns-Bereich signifikant reduziert werden. Je schlechter das RR-Verhalten eines MOSFET-Typs, desto stärker ist die absolute Wirkung. Bei einer negativen Abweichung vom Totzeitoptimum im Bereich weniger 10 ns entstehen Kurzschlussströme in der Größenordnung der Rückstromspitze. Die Auswirkung der Totzeiteinstellung auf das RR-Verhalten eines bestimmten MOSFETTyps ist u.a. von seiner Technologie, dem Wandlerbetriebspunkt, der Temperatur sowie den Toleranzen der Bauelemente im Kommutierungs- und Ansteuerungskreis abhängig [78]. Die Einstellung konstanter Ausschalttotzeiten für die Optimierung des SR-Betriebs kann daher nur mit Sicherheitsreserven und somit suboptimal erfolgen. Eine Methode zur prädiktiven Totzeitoptimierung bei DC/DC-Wandlern für das Fahrzeugenergiebordnetz wurde in [81] vorgestellt. 70 4.4. Regelung des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers 4.4. Regelung des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers Nach der Definition der Regelaufgabe sowie der Beschreibung des Wandlers im Signalflußbild wird im Folgenden ein Regelungskonzept entworfen. 4.4.1. Definition der Regelaufgabe Unter Berücksichtigung der Funktion des DC/DC-Wandlers als DSK-Ladeeinheit und Wahl der BoBuC-Topologie wird die Aufgabe für die Regelung wie folgt festgelegt (s. Abschnitt 3.2 und Abb. 4.7): • Drosselstrom/-ströme der aktiven Leistungsteilstufe als primäre Regelgröße • Ausgangsspannung als sekundäre Regelgröße • Einhaltung der Klemmenspannungsschwellen (s. Abb. 4.1) • Symmetrierung der Phasenströme der NV-Stufe • Belastung des NVBN mit limitierten Stromgradienten Aus dem unabhängigen Betrieb der Leistungsteilstufen der BoBuC-Topologie sowie den bidirektionalen Energietransfer resultieren vier für die Regelung relevante Betriebsmodi entsprechend der Tab. 4.5. Die Stell- und Regelgrößen sind die Drosselströme und die CS-Tastverhältnisse der jeweils aktiven Leistungsteilstufe (HV-Stufe in Modus 1 und 4; NV-Stufe in Modus 2 und 3; vgl. Tab. 4.1). Auch das Verhalten der Strecke ist modusabhängig. So sind beispielsweise die Spannungsübersetzungsverhältnisse, welche Funktionen des CS-Tastverhältnisses sind, für den Tief- und den Hochsetzbetrieb unterschiedliche Charakteristiken auf (vgl. Abb. 4.4a). Die folgenden Ausführungen werden auf Modus 2 – den Hochsetzbetrieb beim Energietransfer aus NVBN nach HVBN – eingeschränkt. Tab. 4.5.: Betriebsmodi des BoBuC-Wandlers für bidirektionalen Energietransfer mit unabhängigem Betrieb der Leistungsteilstufen (vgl. Tab. 4.1 und Abb. 4.7) Modus Energietransfer Sp.Verhältnis pr. Regelgröße Stellgröße 1 NVBN → HVBN M= UHV UN V <1 IL2 DS3 2 NVBN → HVBN M= UHV UN V ≥1 IL1a , IL1b DS2a , DS2b 3 NVBN ← HVBN M= UHV UN V >1 IL1a , IL1b DS1a , DS1b 4 NVBN ← HVBN M= UHV UN V ≤1 IL2 DS4 71 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung usoll,HV Leistungsteil des Wandlers isoll,L1 GHVBN iNV-Last iGen iHV-Last GUR (Spannungsregler) eu uist,HV iHV GiHV,iL1 (EMV-Filter, M(D)) iNV GiNV,iL1 (EMV-Filter) GNVBN uNV uHV ei GIR (Stromregler) d GiL1,uNV (Störung) |uHV = d = 0 GiL1,uHV (Störung) |uNV = d = 0 iist,L1 GiL1,d (Strecke) |uNV = uHV = 0 Abb. 4.26.: Signalflußbild des DC/DC-Wandlers für Kleinsignalbetrachtungen mit dem Drosselstrom iL1 als primäre Regelgröße, der Spannung uHV als sekundäre Regelgröße und den jeweiligen Übertragungsfunktionen G (in Modus 2) 4.4.2. Gesamtsystem im Signalflußbild Zur Verdeutlichung der Wechselwirkung der Komponenten und Signale wird das aus der Definition der Regelgrößen resultierende System mit einem Signalflußbild beschrieben. Das Gesamtsystem aus dem Wandlerleistungsteil, den Reglern und den Teilbordnetzen ist in Abb. 4.26 in Anlehnung an [62] vereinfacht12 für den Betrieb in Modus 2 dargestellt (vgl. Tab. 4.5). Der Strom iL1 fungiert hier als Regelgröße. Die Differenz aus dem rückgeführten Istwert des Drosselstroms und dem vorgegebenen Sollwert ist die Eingangsgröße des Stromreglers, welcher mit dem Tastverhältnis D als Stellgröße die Strecke steuert. Der Drosselstrom – übersetzt und durch die EMV-Filter geglättet – wird aus dem NVBN entnommen und in HVBN eingespeist. Als Störgrößen wirken sich Klemmenspannungsschwankungen aus. Der Stromsollwert wird durch den Spannungsregler vorgegeben. Für die Analyse des dynamischen Verhaltens des Gesamtsystems ist die Modellierung einzelner Glieder als zeitinvariante und ggf. linearisierte Systeme sinnvoll. Entsprechende Schritte auf Basis der Betrachtung im gemittelten Zustandsraum und mit der gemittelten Schaltermodellierung, wie sie aus [46, 82] bekannt sind, wurden in [83, 116] durchgeführt und werden in dieser Arbeit nicht näher erläutert. 4.4.3. Phasenstromunsymmetrie im offenen Regelkreis Für die Betrachtung von Phasenstromunsymmetrien ist eine getrennte Darstellung der Phasen erforderlich. Abb. 4.27 zeigt ihre Verkopplung als Signalflußbild nach [84]. Die Dros12 Ideale Phasensymmetrie mit iL1 als Summe der Phasenströme angenommen 72 4.4. Regelung des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers uNV uHV da GiL1a,uNV (Störung) |uHV = da = db = 0 GiL1a,uHV (Störung) |uNV = da = db = 0 GiL1a,da (Strecke) |uNV = uHV = db = 0 iist,L1a Gil1b,Da (Kopplung) |uNV = uHV = db = 0 GiL1a,Db (Kopplung) |uNV = uHV = da = 0 db uHV uNV GiL1b,db (Strecke) |uNV = uHV = da = 0 iist,L1b GiL1b,uHV (Störung) |uNV = da = db = 0 GiL1b,uHV (Störung) |uHV = da = db = 0 Abb. 4.27.: Signalflußbild der NV-Stufe für Kleinsignalbetrachtungen mit den Steuer- und Störübertragungsfunktionen sowie den Kopplungsfunktionen G (in Modus 2) selströme und Steuerschaltertastverhältnisse beider Phasen sind die Regel- bzw. Stellgrößen. Während eine Wirkung der Klemmenspannungen auf beide Regelgrößen analog zu jener im Gesamtsystem zu erwarten ist (s. Abb. 4.26), entstehen aus der Kopplung der Phasen zusätzliche Störungen. Ursächlich für Phasenstromdifferenzen sind ungleiche Ansteuerung und Verluste (z.B. durch PWM-Offsets, Bauteiltoleranzen, inhomogene Temperaturverteilung). Zur Abschätzung der Phasenstromdifferenz bei offenem Regelkreis wurden die parallelgeschalteten Phasen als Reihenschaltung eines idealen DC/DC-Wandlers, eines Verlustwiderstands sowie einer Induktivität nachgebildet und analytisch beschrieben (s. Anhang E.1). Ähnliche Ansätze zur Analyse mehrphasiger Wandler wurden in [42] und [85] verwendet. Die aus unsymmetrischer Ansteuerung resultierende statische Phasenstromdifferenz für die Phasen a und b ist in Abb. 4.28 veranschaulicht. Es zeigt sich, dass die Differenz mit Da überproportional ansteigt. Folglich wirkt sich ein konstanter Tastverhältnisunterschied ∆D bei höherem Da und somit höherer Ausgangsspannung stärker aus. Ein steigender Unterschied bei der Ansteuerung führt ebenfalls zu stärkerer Unsymmetrie bei der Stromaufteilung. Bei ∆D = 0,1 % und Da = 0,7 kann bereits eine Phasenstromdifferenz von über 10 A auftreten (s. Abb. 4.28a). Unter Volllastbetrieb bedeutet es für die Phase a eine Drosselnennstromüberschreitung von über 15 % mit entsprechendem Risiko der Sättigung. Höhere Verluste13 führen durch eine Gegenkopplung zu besserer Stromaufteilung, wie es in Abb. 4.28b gezeigt ist und in [86] bereits beschrieben wurde. Unsymmetrische Verlustverteilung führt ebenfalls zu einer Phasenstromdifferenz, welche mit steigenden Phasenströmen verstärkt wird (s. Anhang E.1). 13 Bei IN V = 60 A und UN V = 14 V bedeutet der Verlustwiderstand Ra,b = 2, 4, 8 mΩ pro Phase einen Wirkungsgradverlust von ∆ηa,b ≈ -0,5; -1; -2 % 73 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung I [A] 15 (b) 20 Ra,b = 4 m Ia = 30 A 15 I [A] (a) 20 0,001 10 D = 0,0005 Ia = 30 A 2m 4m 8m 10 0,0005 D 5 5 Ra,b 0,0001 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 0 0 Da 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Da Abb. 4.28.: Berechnete Stromdifferenz für Phasen a und b im Hochsetzbetrieb über Da mit der Tastverhältnisdifferenz (a) und dem Verlustwiderstand (b) als Parameter, bei UN V =14 V und Ia =30 A (s. Anhang E.1) Bezüglich des dynamischen Verhaltens bei der Stromaufteilung stellt das zweiphasige System einen Tiefpass erster Ordnung dar. Der Quotient aus den Summen der Drosselinduktivitäten sowie der Verlustwiderstände bestimmt die wirksame Zeitkonstante (vgl. Anhang E.1), welche im betrachteten Fall im einstelligen ms-Bereich liegt. 4.4.4. Ableitung eines Regelungskonzepts In typischen DC/DC-Wandler-Anwendungen, wie Stromversorgungen, dient die Wandlerregelung der Einstellung einer konstanten Spannung. Spannungsschwankungen infolge von Schwankungen einer näherungsweise ohmschen Last werden durch Tastverhältnisanpassung ausgeregelt [46, 87, 88]. Häufig werden hierfür standardisierte, analoge Reglerbausteine verwendet, wie Voltage- oder Current-Mode PWM-Regler [21]. Auch bei DC/DC-Wandlern für das Fahrzeugenergiebordnetz, z.B. zur Spannungsstabilisierung bei Motorstarts, der Versorgung der Frontscheibenheizung oder der Außenbeleuchtung nach [4, 21, 25], ist der Einsatz solcher Bausteine möglich. Mit kapazitiven Verhalten der Teilbordnetze, modusabhängigen Regel- und Stellgrößen und den dadurch einhergehenden Änderungen der Regelstrecke sind in der hier betrachteten Anwendung Merkmale gegeben, welche den Einsatz von „Standardlösungen“ für die Wandlerregelung verhindern. In Veröffentlichungen zu DC/DC-Wandlern für das Fahrzeugenergiebordnetz, wo ebenfalls spezifische Lösungen erforderlich sind, wird auf die Regelung gar nicht oder unter anderen Randbedingungen eingegangen [7, 23, 42, 89]. Deshalb wurde für den DC/DC-Wandler zur HLV-Entkopplung in [84, 116] ein eigenes Regelungskonzept entworfen. Im Folgenden werden ausgewählte Aspekte daraus vorgestellt. 74 4.4. Regelung des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers Zustandsautomat Betriebsmodus Sollwertplanung isoll,Lx (unstetig) Gradientenlimitierung isoll,Lx (stetig) Stromregler dx Dynamik / Bandbreite Zustandsvektor (iist,Lx, uist,yV) Reglerstruktur System NVBN HVBN Abb. 4.29.: Hierarchie der Reglerstruktur für den BoBuC-Wandler Hierarchie der Reglerebenen Die entworfene Regelstruktur hat einen hierarchischen Aufbau, bestehend aus vier Funktionsebenen: einem Zustandsautomaten, einer Sollwertplanung, einer Gradientenlimitierung und einem Stromregler (s. Abb. 4.29). Der Zustandsautomat mit der Funktion in Anlehnung an das Diagramm in Abb. 3.6 ermittelt in oberster Ebene auf Basis der Klemmenspannungen und Drosselströme sowie durch externe Steuersignale den Betriebsmodus des DC/DCWandlers (s. Tab. 4.5). Dazu gehören entsprechende Regel-, Stell- und Rückführgrößen sowie Reglerparametrierungen. Mit Hilfe der Sollwertplanung wird unter Berücksichtigung der Eingangs- und Ausgangsspannung sowie der gültigen Regel- und Stellgrößen ein Stromsollwert generiert. Dieser wird in der Ebene der Gradientenlimierung verarbeitet und dient als Eingangswert für den Stromregler auf der untersten Ebene. Die Dynamik bzw. die Bandbreite nimmt mit der Tiefe der Ebenen zu. Regler für den Summenstrom und die Phasenstromsymmetrierung Bei der Betrachtung der Phasenstromdifferenz im offenen Regelkreis wurde eine hohe Sensitivität hinsichtlich ungleicher Ansteuerung und Verluste festgestellt (s. Abb. 4.28). Neben der Regelung des Summenstroms ist daher auch eine Kompensation der Phasenstromdifferenz erforderlich. Im Bereich der Stromversorgung, wo mehrphasige DC/DC-Wandler breiten Einsatz finden, ist es üblich, die Phasenströme für n Phasen mit einem n-ten Teil des Summenstroms als Sollwert unabhängig zu regeln [90, 91]. In erster Linie müssen die Regler dabei für schnelle Ausregelung von Summenstrom- bzw. Spannungsschwankungen optimiert werden. Da eine Regleroptimierung für zwei Ziele gleichzeitig nicht möglich ist, sind Nachteile für die Phasenstromsymmetrierung die Folge. 75 (b) Stromregler isoll,Lx e i Summenstrom (PI-Regler) da Summenstrom [A] (a) 35 Strom in Phase a [A] 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung 20 iist,La iist,Lb e i Ph.-Symmetrierung (I-Regler) db Task-Shared 30 Unabhängig 25 20 15 15 10 5 0 1 2 3 4 5 Zeit [ms] Abb. 4.30.: TSC-Regler zur Summen- und Phasenstromregelung (a), Vergleich gemessener Summenströme sowie eines Einzelphasenstroms (jew. gemittelte Drosselströme) nach abrupter Ausgangsspannungsänderung in einem zweiphasigen DC/DC-Wandler mit TSC-Regler und unabhängiger Phasenstromregelung (Ströme über Schaltperiode gemittelt) (b) Für den Einsatz im BoBuC-Wandler wurde ein Ansatz mit „problem- bzw. aufgabenorientierter Regelung“ gewählt, welcher in [84] unter dem Namen task-shared control (TSC) vorgestellt wurde. Der aus einem Summenregler und einem Symmetrierungsregler bestehende Stromregler ist in Abb. 4.30a veranschaulicht (für Phasen a und b). Der Summenregler reagiert auf die Differenz aus Summenstromsollwert und der Summe der Phasenstromistwerte als Regelabweichung und gibt das Tastverhältnis Da als Stellgröße für Phase a aus. Die gemessene Phasenstromdifferenz dient als Regelabweichung für den Symmetrierungsregler. Die Summe der Ausgangssignale beider Regler entspricht dem Tastverhältnis Db , der Stellgröße für Phase b. Ungleiche Ansteuerung und Verluste als typische Ursachen der Stromunsymmetrie sind anders als Summenstromstörungen infolge von Klemmenspannungsschwankungen statisch bzw. träge (feine Auflösung bei Tastverhältniseinstellung vorausgesetzt). Für den Summenstrom wird daher ein PI-Regler mit einer Bandbreite im kHz-Bereich und für die Stromsymmetrierung ein I-Regler mit einer um Faktor 10 bis 15 niedrigeren Bandbreite vorgesehen14 . Der Unterschied dient dazu, Wechselwirkungen zwischen den Reglern zu unterbinden. Konkrete Dimensionierung der Regler wurde in [116] behandelt. Abb. 4.30b zeigt einen beispielhaften Vergleich der Verläufe des Summenstroms sowie des Stroms in Phase a beim Einsatz einer unabhängigen Phasenregelung und einer TSC-Struktur [84]. Beide Lösungen wurden mit dem Ziel einer gleich schnellen Summenstromregelung und gleichem Einschwingverhalten ausgelegt. Nach einem ausgangsseitigen Spannungssprung als Störung liefern beide Strukturen dementsprechend auch ein ähnliches Verhalten bei 14 Merkmale von PI-Reglern (proportional-integral) und I-Reglern (integral) sind in [92] erläutert. 76 4.4. Regelung des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers der Einstellung des Summenstromsollwerts von 20 A. Die Verläufe der Phasenströme sind hingegen unterschiedlich. Die unabhängige Regelung führt im Gegensatz zur TSC-Regelung zu einer Phasenstromoszillation um den Sollwert von 10 A. Die Ursache hierfür liegt in der wechselseitigen Destabilisierung der Phasenregler. Auch beim TSC-Regler tritt zunächst eine Störung des Phasenstroms als Folge der abrupten Arbeitspunktverschiebung für Da auf. Nach etwa 5 ms schwingt sich der Strom jedoch wieder auf seinen Sollwert ein. Während es bei der unabhängigen Regelung keine Möglichkeit gibt die Phasenstromdifferenz zu kompensieren ohne das Summenverhalten zu verändern, hat die TSC-Struktur mit dem Symmetrierungsregler einen Stellhebel dazu. Sollwertplanung Hauptaufgabe der Stromsollwertplanung ist die Regelung der Ausgangsspannung. Im einfachsten Fall kann sie mit Hilfe einer zusätzlichen Spannungsregelschleife (s. Abb. 4.27) gelöst werden. Wird allerdings ein weiteres Kriterium, wie die Berücksichtigung einer Eingangsspannungsuntergrenze, in die Sollwertplanung einbezogen, steigt der Lösungsaufwand. Eine Priorisierung der entsprechenden Spannungsregelschleifen ist erforderlich. Mit dem Ziel, die Sollwertplanung um zusätzliche Eingangsgrößen und Kriterien auf einfache Weise erweiterbar zu machen, wurde hierfür die Methode der Fuzzy-Logik Regelung (FL) gewählt [93]. Auch aus anderen DC/DC-Wandler-Anwendungen mit erforderlicher Mehrgrößenregelung – besonders in Verbindung mit Energiespeichern – ist der Einsatz von FL-Reglern bekannt [94–96]. Der FL-Regler legt die Ausgangsgröße in drei Schritten fest. Es werden dabei zunächst „unscharfe“ linguistische Variablen (z.B. „hohe Ausgangsspannung“ oder „niedrige Eingangsspannung“) durch Zugehörigkeitsfunktionen in Abhängigkeit der Eingangsgrößen mit Werten belegt (Fuzzyfizierung). Als nächstes wird jede dieser Variablen mit Hilfe von Verknüpfungsregeln einem Wert für die Ausgangsgröße zugeordnet (Inferenz). Schließlich werden diese meistens ungleichen Werte mittels einer definierten Methode, wie beispielsweise der Schwerpunktmethode, zu einem „scharfen“ Ausgangswert verknüpft (Defuzzyfizierung) [93]. Die drei Schritte können derart gestaltet werden, dass eine bestimmte Regelgröße oder ein bestimmtes Regelverhalten priorisiert werden. Für die Sollwertplanung des BoBuC-Wandlers wurden die Klemmenspannungen als Eingangsgrößen des FL-Reglers festgelegt. Nach dem Entwurf des FL-Reglers in [116] (vgl. Anhang E.2) wurde sein Verhalten simulativ untersucht. Hierfür wurde eine schwankende Eingangsspannung uN V emuliert und das Teilnetz HVBN durch einen transienten Hochleistungsverbraucher mit pHLV belastet. Abb. 4.31 zeigt den Vergleich resultierender Sollwertvorgaben für zwei unterschiedlich ausgelegte FL-Regler (s. Anhang E.2). Die Sollwertänderungen werden einer Gradientenlimitierung von 200 A/s unterzogen (s. Abb. 4.29). 77 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung 3 20 2 10 1 0 5 10 15 20 Zeit [s] 25 0 30 5 4 40 uHV isoll,L1 pHLV uNV 30 3 20 2 10 1 0 0 5 10 15 20 Zeit [s] 25 Leistung [kW] uHV isoll,L1 30 pHLV uNV Strom, Spannung [A, V] 4 40 0 (b) 50 5 Leistung [kW] Strom, Spannung [A, V] (a) 50 0 30 Abb. 4.31.: Simulierte Sollwertplanung mittels eines Fuzzy-Logic Reglers für NVBN-seitigen Summenstrom bei schwankender Spannung uN V und transienter HVBN-Belastung mit pHLV : Einstellung von uHV = 40 V hoch priorisiert (a); Einhaltung von uN V > 10 V hoch priorisiert (b); Bei der ersten Auslegung wird die Einstellung Ausgangsspannung von uHV = 40 V priorisiert. Dies führt bei Ausgangsspannungseinbrüchen zu unmittelbaren Sollwerterhöhungen (s. Abb. 4.31a). Die DSK-Ladebilanz ist innerhalb der simulierten Sequenz ausgeglichen, d.h. die Spannung im HVBN erreicht immer wieder den Sollwert von 40 V. Im zweiten Fall (s. Abb. 4.31b) wird die Einhaltung einer stabilen Basisbordnetzspannung mit uN V > 10 V priorisiert und die HVBN-Spannung im Bereich 30 bis 42 V als „gut“ betrachtet. Fällt die Eingangsspannung, so wird der Stromsollwert auch bei fallender Ausgangsspannung herabgesetzt. Erst nach dem Absinken der Ausgangsspannung unter 30 V (für t = 28 bis 32 s) wird er trotz einer tiefen Eingangsspannung hochgesetzt. Die zugunsten der Eingangsspannungsstabilität erzwungene Einschränkung der Energieverfügbarkeit führt zu einer negativen DSK-Ladebilanz im Verlauf des simulierten Zeitabschnitts. Die HVBNSpannung liegt am Ende des Abschnitts etwa 5 V tiefer als am Anfang. Bei bekanntem Lastverhalten, festgelegter Wandler- und DSK-Auslegung kann der FL-Regler durch Hinzufügen zusätzlicher Variablen und Verknüpfungsregeln sowie durch Anpassung der Zuordnungsfunktionen (z.B. im Hinblick auf Klemmenspannungsschwellen nach Abb. 4.1b) auf ein erforderliches Verhalten hin optimiert werden. Fazit Für die Regelung des DC/DC-Wandlers zur Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher kann aufgrund der Besonderheiten der Anwendung und der Wandlertopologie keine „Standardlösung“ verwendet werden. Daher wurde hierfür ein eigenes Regelungskonzept mit 78 4.5. Zusammenfassung einer hierarchischen Struktur aus vier Ebenen entworfen. Die Summenstromregelung und Phasenstromsymmetrierungsregelung wurden mit einem TSC-Regler gelöst. Mit diesem Ansatz können sowohl das Summenregelverhalten als auch die Stromsymmetrierung unabhängig voneinander optimiert werden. Als Lösung der Aufgabe der Stromsollwertplanung wurde ein Fuzzy-Regler mit den Wandlerklemmenspannungen als Eingangsgrößen gewählt. Er zeichnet sich durch hohe Flexibilität im Hinblick auf Erweiterungen um zusätzliche Regelgrößen und Optimierung bezüglich neuer oder unscharfer Kriterien aus. Ein besonderer Vorteil liegt darin, dass Erweiterungen und Optimierungen auf Basis von Expertenwissen auf dem Bereich der Fahrzeugenergiebordnetze vorgenommen werden können. Eine konkrete Auslegung und Optimierung der Reglerebenen für alle Betriebsmodi setzt eine genauere Spezifikation der Regelaufgaben sowie eine detaillierte Modellierung des Gesamtsystems respektive einzelner Komponenten voraus. Die entsprechenden Schritte können auf Basis des erarbeiteten Regelungskonzepts gemacht werden, stellen jedoch nicht den Schwerpunkt dieser Arbeit dar. 4.5. Zusammenfassung Für die Aufgabe der Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher wurde ein DC/DCWandler konzipiert. Das Kernstück des Konzepts stellt die Topologie des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers dar (s. Abb. 4.7). Durch die Möglichkeiten der hochtiefsetzenden Spannungsübersetzung und des bidirektionalen Energietransfers sind die gestellten Anforderungen an die Energietransfercharakteristik des DC/DC-Wandlers erfüllt. Mit asymmetrischer Ausführung der kaskadierten Leistungsteilstufen wurde die Topologie für die Klemmengrößenspezifikation optimiert. Die resultierende Topologie ist zwar ungewöhnlich – es finden sich keine Publikationen dazu – basiert jedoch auf den weit verbreiteten Topologien des Tief- und Hochsetzstellers. Als Grundlage für die Auslegung des Leistungsteils hinsichtlich der Schaltfrequenzen und der Drosselinduktivitäten wurde der Einfluss des Drosselstromwechselanteils auf das Schaltverhalten der MOSFETs (d.h. Überspannungen und Schaltverlustenergie) sowie auf das elektromagnetische Störverhalten untersucht. Eine niedrige Schaltfrequenz und eine hohe Drosselinduktivität reduzieren die Anforderungen an die Sperrfähigkeit der MOSFETs sowie die EMV-Filter-Dämpfung. Weiterhin verringern sie die Schaltverlustenergie. Dieser Erkenntnis gegenüber steht die allgemeine Tendenz hin zu höheren Schaltfrequenzen und die Hinweise auf Vorteile bei der Volumenoptimierung passiver Bauelemente bei hohen Drosselstromwechselanteilen. Mit den Schottky-Dioden im Freilaufpfad sowie der Verkürzung der Ausschalttotzeit wurde 79 4. DC/DC-Wandler-Konzept zur HLV-Entkopplung eine etablierte und eine neue Maßnahme zur Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs im Hinblick auf das Reverse-Recovery-Verhalten der antiparallelen SR-Diode betrachtet. Während der Einsatz von Schottky-Dioden zur Verringerung von Rückstromspitzen kaum beiträgt – sofern für Automobilanwendungen typische Bauelemente und Aufbautechniken betrachtet werden – ist die Verkürzung der Ausschalttotzeiten im zweistelligen ns-Bereich wirkungsvoll. Die für die Untersuchung des Synchrongleichrichterbetriebs erarbeiteten Methoden sowie die abgeleiteten Schlussfolgerungen sind für Wandlereinsatzgebiete mit vergleichbaren Netzspannungen und Wandlerleistungen anwendbar. Aufgrund anwendungs- und topologiespezifischer Randbedingungen ist der Einsatz von Standardlösungen zur Regelung des Wandlers hier nicht möglich. Daher wurde für die betrachtete Anwendung ein eigenes Regelungskonzept entwickelt. Durch die unterschiedliche Wandlerbetriebsmodi mit wechselnden Regel- und Stellgrößen sowie die aus mehreren Ebenen bestehende Reglerstruktur ist eine Umsetzung des Konzepts auf einer digitalen Plattform sinnvoll. 80 5. Konzeptbestätigung Mit dem Ziel der Bestätigung des in Kapitel 4 erarbeiteten Konzepts wurde ein Konzeptmuster des asymmetrisch kaskadierten Boost-Buck-Wandlers aufgebaut und experimentell untersucht. Die Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs aus Abschnitt 4.3 wurde bei der Konzeptumsetzung jedoch nicht berücksichtigt. In diesem Kapitel werden ausgewählte Aspekte der Implementierung und der Untersuchungsergebnisse vorgestellt. 5.1. Umsetzung des Konzeptmusters 5.1.1. Leistungsteil Als zentrale Elemente des Leistungsteils sind die MOSFETs von besonderer Bedeutung für die Qualität seiner Funktion. Aus der betrachteten Anwendung sowie dem entwickelten Wandlerkonzept ergeben sich folgende Anforderungen an die Verschaltung und Eigenschaften der MOSFETs: • Anordnung in drei Halbbrücken mit einem gemeinsamen Zwischenkreis • Niedriger spezifischer Durchlasswiderstand aufgrund der Klemmenströme im Bereich mehrerer 10 A • Niedriger Leckstrom aufgrund von Ruhestromgrenzen für Bordnetzkomponenten im Bereich von 100 µA • Niedrige Speicherladung und softes RR-Verhalten, da die MOSFETs abhängig vom Betriebsmodus als Steuerschalter und Synchrongleichrichter arbeiten • Niedrige Gate-Ladung und niedrige parasitäre Induktivitäten im Ansteuer-1 und Kommutierungskreis für schnelles Schalten bzw. hohe Kommutierungsteilheiten • Niedriger Wärmewiderstand zwischen Wärmequelle und -senke sowie hohe Zyklenfestigkeit für den Betrieb bei hohen Temperaturen und schwankender Leistung 1 Laut [61] verringert ein niederinduktiver Ansteuerkreis Schaltverluste. 81 = 110 A ID25 RDSon typ. = 4.0 m7 nch MOSFETs solated high current package 5. Konzeptbestätigung L+ G1 S1 G2 S2 G3 G5 S3 S5 L1 L2 L3 G4 G6 S4 S6 Bent leads L- Abb. 5.1.: In ein DCB-Modul integrierte B6-MOSFET-Brücke (Quelle: Fa. IXYS) Straight leads Applications ACB6-MOSFETdrives Anforderungen wurde eine ConditionsAls gesamtheitliche Lösung für die Summe dieser Maximum Ratings sINAUTOMOBILES Brücke entsprechend der Abb. 5.1 gewählt, wie sie als Modul für Automobilanwendungen TVJ = 25°C to 150°C 75 V electric power steering in [97] vorgestellt worden ist. Aufgrund des gemeinsamen Zwischenkreises- der gewählten - starter generator p 20 V eine für Wandlertopologie können zwei der Halbbrücken für die NV-Stufe und die HV-Stufe sININDUSTRIALVEHICLES der in Abb. KlemTC = 25°C verwendet werden. Es wurde unter Berücksichtigung 110 A 4.1 definierten - propulsion drives Fa. TC = 90°C mengrößen die Ausführung mit 75V-MOSFET-Chips gewählt 85 (TypAGWM120-0075X1, - fork lift drives IXYS). Die Chip-Technologie entspricht dem aktuellen Stand der Technik.sINBATTERYSUPPLIEDEQUIPM Als AufbautechTC = 25°C (diode) 110 A nik des Moduls bietet die DCB-Technologie im Vergleich TC = 90°C (diode) 80zu einem A Cu-basierten Aufbau eine gute Kopplung zur Wärmesenke bei gegebener elektrischer Isolation sowie höhere Features Zuverlässigkeit bei thermischer Zyklisierung [59, 98]. Durch Integration der Bauelemente in s-/3&%4SINTRENCHTECHN Conditionsein Gehäuse sowie gesonderte Source-Abriffe Characteristic Values sind sowohl der Kommutierungskreis als auch - low RDSon unless otherwise specified) (TVJ = 25qC, der Ansteuerkreis vergleichsweise niederinduktiv. Mit dieser Lösung ist für den betrachteten - optimized intrinsic revers Anwendungsfall ein hoher funktionaler Integrationsgrad gegeben [99]. sPACKAGE min. typ. max. - highund level of integration Auf die Schaltfrequenzen Droson chip level at Basis der Betrachtungen TVJ = 25°Cin Abschnitt 4.2 4.0wurden4.9 m7 HIGHCURRENTCAPABILITY gewählt, dass bei typischen Induktivitäten und der VGS = 10 V; selinduktivitäten ID = 60 A Tderart 7.2 parasitären 8.4 m7 VJ = 125°C AUXTERMINALSFOR-/3& Ansteuerungsparametern folgende Kriterien in der angegebenen Reihenfolge eingehalten VDS = 20 V; ID = 1 mA 2 4 V - terminals for soldering o werden: connections 1 μA VDS = VDSS; VGS = 0 V TVJ = 25°C • Keine Überschreitung der gewählten MOSFET-Sperrspannung 0.1 mA von 75- Visolated DCB ceramic ba TVJ = 125°C with optimized heat trans VGS = p 20 V; V = 0 V niedrige Schaltfrequenz, mit 1. Harm. des 0.2 μA •DSMöglichst Störspektrums über 150 kHz s3PACEANDWEIGHTSAVINGS • Welligkeitsfaktor des Drosselstroms nah am 2 nach [55] 115Optimum nss =nC VGS = 10 V; VDS = 36 V; ID = 25 A 30 nC 100 ns 0.20 0.50 0.01 mJ mJ mJ Package options Für die Drosseln der NV-Stufe ergaben sich Mindestwerte von 5,0 µH bei einer Schaltfrequenz 30 nC sLEADFORMSAVAILABLE von 125 kHz. Für die HV-Stufe wurde eine erforderliche Drosselinduktivität von 2,2 µH mit - straight leads (SL) ns der Schaltfrequenz von 150 kHz ermittelt. Beim130 Schaltungsaufbau kamen die- SMD-Drosseln SMD lead version (SMD) 100 ns der HC3-Serie der Fa. CooperBussmann mit Nenninduktivitäten von 5,6 µH und leads 3,3 µH (BL) – - bent 500 ns = 10 V; den VDS nächsthöheren = 30 V vorhandenen Werten – zum Einsatz. Aus der Dimensionierung resultieren VGS ID = 80 A; RG = 39 : inductive load TVJ = 125°C 82 with heat transfer paste (IXYS test setup) 1.3 1.0 1.6 K/W K/W 5.1. Umsetzung des Konzeptmusters Welligkeitsfaktoren von etwa 0,4 für die NVBN-Seite und 0,3 für die HVBN-Seite. Die Abweichung dieser Werte vom Optimum nss = 2 folgt aus der obigen Priorisierung der Kriterien. Zur Wirkungsgradermittlung und Auslegung des Kühlkörpers war eine Abschätzung der zu erwartenden Verlustleistungen der einzelnen Bauelementen notwendig (vgl. Anhang C). Dazu wurden die Effektivströme der Bauelemente berechnet, quadriert und mit den entsprechenden Serienersatzwiderständen bzw. Durchlasswiderständen multipliziert. Die Formeln aus Abschnitt 4.2.1 waren die Grundlage zur Abschätzung der Schaltverluste. Die Ummagnetisierungsverluste der Speicherdrosseln wurden, wie in der Verlustabschätzung von [23], als konstant angenommen. Ummagnetisierungsverluste der EMV-Filterdrosseln, Ansteuerverluste, Skin- und Proximity-Effekt, wie sie in [51] und [46] erklärt sind, sind nicht berücksichtigt worden. Für den Energietransfer im typischen Betriebsbereich entsprechend der Abb. 4.1 bei UN V = 14 V und IN V = 60 A ergaben sich Wirkungsradwerte von über 95 % und eine Verlustleistung von bis zu 42 W (Rückwirkung der Erwärmung nicht berücksichtigt). 5.1.2. EMV-Filter Die Anforderungen an Filterdämpfung wurden für die festgelegten Schaltfrequenzen und Drosselinduktivitäten mit der Methode aus Abschnitt 4.2.2 ermittelt. Nach messtechnischen Untersuchungen einsetzbarer Filterdrosseln und -kondensatoren unterschiedlicher Typen wurden für den DC/DC-Wandler entsprechende EMV-Filter entworfen. Der Entwurf fand unter Berücksichtigung realer Bauelementeeigenschaften auf Basis von Schaltungssimulationen statt (vgl. Anhang D.2 und D.3). Eine genauere Beschreibung dazu ist in [112] zu finden. In Abb. 5.2 ist die erforderliche Dämpfung für die ersten drei Harmonischen des NVBN-seitigen Störspektrums bei zwei Schaltfrequenzen sowie die Dämpfung des gewählten 40 □ fsch =100 kHz ■ fsch =150 kHz |AI| [dB] 0 -40 ■■ □ ■□ □ -80 -120 100 1k 10k 100k f [Hz] 1M 10M 100M Abb. 5.2.: Berechnete erforderliche Dämpfung für die ersten drei Harmonischen des NVStörspektrums bei L1a, L1b = 5,6 µH und zwei Schaltfrequenzen mit simulierter Dämpfung eines CLC-Filters nach Abb. D.7 83 5. Konzeptbestätigung CLC-Filters veranschaulicht (vgl. Abb. D.7). Es zeigt sich, dass die simulierte Filterdämpfung bei Schaltfrequenzen von 100 bis 150 kHz für alle drei Harmonischen hinreichend hoch ist. Der HVBN-seitige Filter wurde nach gleichem Vorgehen wie der NVBN-seitige Filter ausgelegt [112]. 5.1.3. Versorgung der High-Side-Treiber Aufgrund des modusabhängigen aktiven und passiven Betriebs der Leistungsteilstufen des BoBuC-Wandlers (vgl. Abschnitt 4.1.2.2) sowie der weiten Klemmenspannungsbereiche stellt die Versorgung der Treiber für die High-Side-Schalter (d.h. die oberen Halbbrückenschalter) eine Herausforderung dar. Das Tastverhältnis der High-Side-Schalter liegt entweder bei D < 1, wenn sie getaktet werden, oder konstant bei D = 1, wenn sie permanent eingeschaltet sind. Die am weitesten verbreitete Methode zur Versorgung von High-Side-Treibern ist das Bootstrap-Prinzip, wie es beispielsweise aus [100] bekannt ist. Es benötigt allerdings permanent getakteten Betrieb der Low-Side-Schalter und ist hier somit nicht anwendbar. Eine weitere Möglichkeit bietet das Prinzip der Ladungspumpe, womit bei entsprechenden Modifikationen Treiber für konstant durchgeschaltete oder getaktete High-Side-Schalter auch bei variabler Halbbrückenspannung versorgt werden können [101–104]. Allerdings ist für eine Ladungspumpe ein zusätzliches PWM-Ansteuersignal erforderlich (ggf. mit sanftem Anlauf). Mit dem Ziel die Treiberversorgung ohne zusätzliche Ansteuersignale bereitzustellen, wurde für den vorliegenden Anwendungsfall eine Schaltung entsprechend der vereinfachten Darstellung in Abb. 5.3a2 entwickelt und in [62] als cross injecting charge pump (CICP) vorgestellt. Es ist eine Kombination aus einer Bootstrap-Schaltung und einer Ladungspumpe. Die jeweils aktive Leistungsteilstufe versorgt mittels eines Bootstrapkondensators (CBS ) die eigenen High-Side-Schalter. Dabei taktet sie auch den Ladungspumpenkondensator CCP zur Versorgung der High-Side-Schalter der passiven Leistungsteilstufe. Unabhängig vom Potential am Source des jeweiligen High-Side-Schalters steht für die Erzeugung seiner Gate-Source-Ansteuerspannung eine Versorgungsspannung von etwa Vcc − UD bei aktiven und Vcc − 2 · UD bei passiven Halbbrücken, zur Verfügung3 . Zur Veranschaulichung des CICP-Betriebs sind in Abb. 5.3b simulierte Verläufe der Klemmen-, Treiberversorgungsund Gate-Spannungen für den aktiven Betrieb der NV-Stufe dargestellt. Während das Gate-Ansteuersignal des getakteten Schalters S1 Spannungswerte im Bereich von 0 bis UN V + UHV annimmt, liegt es beim statisch angesteuerten Schalter S3 nahezu konstant bei UN V + UHV . Für die Bestimmung der Grenzen der Anwendbarkeit der CICP-Schaltung 2 3 Prinzip bei symmetrischer und asymmetrischer Kaskadierung der Leistungsteilstufen anwendbar. Mit Vcc als Spannungsversorgung für die Treiber und UD als Diodenspannungsabfall 84 5.1. Umsetzung des Konzeptmusters (b) uTr,S1 uTr,S3 CBS C3 uG,S3 uG,S1 S2 CCP UC3 S1 uNV Spannung [V] VCC VCC S3 uHV S4 Spannung [V] (a) 60 40 uTr,S3 uHV uTr,S1 20 0 60 uNV = VCC 40 uG,S3 uG,S1 20 0 1 2 3 Zeit [µs] 4 Abb. 5.3.: CICP-Schaltung zur Versorgung der High-Side-Treiber des kaskadierten BoBuCWandlers (a) und simulierte Klemmenspannungen (UN V , UHV ), Versorgungsspannungen (UT r,S1 , UT r,S3 ) und Gate-Ansteuerspannungen (UG,S1 , UG,S3 ) der High-Side-Schalter für aktive NVBN-seitige und passive HVBN-seitige Stufe (b) können Analysemethoden für Bootstrap-Schaltungen oder Ladungspumpen, z.B. nach [104], herangezogen werden. 5.1.4. Regelung Für die Regelung des Konzeptmusters wurde die hierarchische Struktur aus Abschnitt 4.4 umgesetzt. Aufgrund der Abhängigkeit der Stell- und Regelgrößen von den Wandlerbetriebsmodi (s. Tab. 4.5) sowie durch die Vielzahl der Funktionen der Regelungsstruktur diente dazu ein DSP4 mit hinreichend hoher PWM-Auflösung nach [84] als digitale Implementierungsplattform. Zusätzlich zu den Ebenen der Reglerstruktur war die Umsetzung einiger Schutzfunktionen notwendig (z.B. Abschaltung bei Überströmen etc.). Die für die Reglerebenen erforderliche Dynamik wurde mit entsprechender Periodizität der Rechenschritte dargestellt [84]. Zur Stromregelung in allen Betriebsmodi wurden die Drosselströme der NV-Stufe gemessen5 . Der Drosselstrom der HV-Stufe lässt sich aus der Summe der NVBN-seitigen Drosselströme und dem Verhältnis der Klemmenspannungen ermitteln (ohne Berücksichtigung des Wirkungsgrads) [62]. Weitere Aspekte zur Implementierung des Regelungskonzepts sind in [116] zu finden. 4 5 Typ TMS320F2808 aus der C2000 Reihe der Fa. Texas Instruments Mit Hall-Sensoren der Reihe ACS752-050 der Fa. Allegro MicroSystems 85 5. Konzeptbestätigung 5.2. Experimentelle Untersuchungen am Konzeptmuster Zur Bestätigung des Wandlerkonzepts wurde das Übertragungsverhalten des Konzeptmusters in den Modi 1 und 2 (mit tiefsetzendem Betrieb bei M < 1 und hochsetzendem bei M ≥ 1, vgl. Tab. 4.5) hinsichtlich der Effizienz und Stabilität untersucht. 5.2.1. Statisches Übertragungsverhalten Die Überprüfung des statischen Übertragungsverhaltens fand durch Einstellung unterschiedlicher Punkte des tief- und hochsetzenden Betriebs bei statischer Last statt. Aus den gemessenen Wandlerklemmengrößen wurde der Wirkungsgrad ermittelt (Messgerät: Power Analyser Norma D6200). In Abb. 5.4a sind resultierende Wirkungsgradverläufe über das Übersetzungsverhältnis M dargestellt. Im Modus 1 wird der Strom IHV auf einen konstanten Wert eingestellt. Da die Klemmenspannung UN V ebenfalls konstant ist, und das Übersetzungsverhältnis M durch Variation von UHV eingestellt wird, gehen für M gegen Null auch UHV und die Ausgangsleistung gegen Null. Der Wirkungsgrad fällt dabei stark ab. Im Modus 2 ist die Eingangsleistung bei konstant eingestelltem Klemmenstrom IN V unabhängig von M gleich, was in erster Näherung auch für die Ausgangsleistung gilt. Bei IN V = 20 A fällt der Wirkungsgrad mit steigendem Übersetzungsverhältnis stetig ab. Für höhere IN V ergeben sich lokale Maxima im Bereich 1, 5 < M < 3. Mit steigendem Klemmenstrom nimmt der Wirkungsgrad für alle M ab. Abb. 5.4b zeigt einen Vergleich der Wirkungsgradmessung und -abschätzung (vgl. Anhang C). Der errechnete Verlauf liegt oberhalb der Messwerte, wobei die Abweichung weniger als 1 % beträgt und auf die Vereinfachungen bei der Berechnung zurückgeführt werden kann. Die gute Übereinstimmung zwischen Rechnung und Messungen kann mit der Dominanz der Leitverluste, welche vergleichsweise einfach ermittelt werden können, gegenüber anderen Verlustquellen erklärt werden. In Abb. 5.5 ist der Wirkungsgrad des Konzeptmusters über die HVBN-Spannung (Ausgangsspannung in Modus 1 und 2) und die Ausgangsleistung dargestellt. Aus der Darstellung ist ersichtlich, dass der Wirkungsgrad bei niedrigen Ausgangsleistungen und Ausgangsspannungen im Bereich 14 V ≤ UHV ≤ 20 V Werte von über 97 % erreicht. Im typischen Betriebsbereich mit Ausgangsspannungen 24 V ≤ UHV ≤ 36 V nach der Festlegung in Abb. 4.1a liegt der Wirkungsgrad bei über 94,5 % und somit knapp unterhalb des Zielwerts von 95 %. Literaturangaben zu Wirkungsradspitzenwerten, d.h. am jeweils besten Betriebspunkt, für mehrphasige DC/DC-Wandler mit nichtkaskadierten Halbbrückentopologien in vergleichbaren Anwendungen liegen im Bereich 93 bis 97 % [42, 43, 64, 105]. Durch Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs kann der Wirkungsgrad des hier betrachteten BoBuC-Wandlers zusätzlich gesteigert werden (vgl. Abschnitt 4.3.2). 86 5.2. Experimentelle Untersuchungen am Konzeptmuster (a) 1,00 (b) 1,00 0,92 0,92 W 0,96 W 0,96 Rechnung Messung IHV = 10A IHV = 20A IHV = 30A IHV = 40A 0,88 0,84 INV = 20A INV = 40A INV = 50A INV = 60A 0,80 0,88 0,84 0,80 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 0,5 1,0 M 1,5 2,0 2,5 3,0 M W Abb. 5.4.: Gemessener Wirkungsgrad bei unterschiedlichen Klemmenströmen (a); Vergleich der Wirkungsgradmessung und -abschätzung (Klemmenströme nach Abb. 4.1b) (b); Für UN V = 14 V, Tu = 25 °C, Modus 1 und 2 mit M < 1 und 1 ≤ M ; Signalteilversorgung nicht berücksichtigt; PHV [W] UHV [V] Abb. 5.5.: Gemessener Wirkungsgrad über Ausgangsspannung und -leistung; Modus 1 für UHV < 14 V, Modus 2 für UHV ≥ 14 V; Typischer Betriebsbereich 20 V ≤ UHV ≥ 36 V nach Abb. 4.1a; Bei UN V = 14 V und Tu = 25 °C; Signalteilversorgung nicht berücksichtigt; 87 5. Konzeptbestätigung Aus den Untersuchungen des statischen Übertragungsverhaltens des Konzeptmusters auf Basis der asymmetrisch kaskadierten BoBuC-Topologie gehen folgende Punkte hervor: • Die Fähigkeit zum tief- und hochsetzenden Betrieb wurde bestätigt. • Die zur Verlustberechnung verwendete Methode liefert eine gute Grundlage zur Wirkungsgradabschätzung. • Trotz der Kaskade zweier Leistungsteilstufen und der Berücksichtigung von EMVMaßnahmen ist der Wirkungsgrad besonders im typischen Betriebsbereich mit über 94,5 % hoch. 5.2.2. Dynamisches Übertragungsverhalten Für die Beurteilung des dynamischen Übertragungsverhaltens wurden die Klemmengrößen des Konzeptmusters während des Betriebs in einem nachgebildeten Bordnetz6 während unterschiedlicher Lade- und Entladevorgänge gemessen. Beispiel eines Ladevorgangs Abb. 5.6 zeigt die Verläufe der Klemmengrößen bei einem beispielhaften Ladevorgang (Modus 1 und 2 entsprechend der Tab. 4.5). Der HVBN-seitige Klemmenstrom ist dabei auf 40 A und der NVBN-seitige auf 50 A limitiert. Beginnend mit einer Polarisation von 0 V wird der DSK innerhalb von 10 s auf das Niveau von uN V geladen, d.h. bis zur Spannungsparität M = 1, wobei der Wandler im Modus 1 betrieben wird. Der Übergang aus Modus 1 in Modus 2, welcher für die Regelung des Wandlers im Prinzip eine Unstetigkeit darstellt, erfolgt stabil und ohne Verzögerung. Innerhalb der ersten 10 s des Ladevorgangs wirkt iHV begrenzend, danach iN V . Da der Drosselstrom der HVBN-seitigen Stufe nicht direkt gemessen, sondern im Stromregler geschätzt wird, entspricht er nicht exakt dem definierten Grenzwert. Im Gegensatz dazu wird iN V vergleichsweise genau eingestellt. Bis etwa 40 s nach Beginn des Ladevorgangs wird HVBN nicht belastet und die DSK-Polarisation steigt stetig an. Danach wird das HVBN durch einen Lastwiderstand mit einer variierender Leistung von bis zu 3 kW belastet. Die teilweise abrupte Variation der Leistung äußert sich in Schwankungen der Spannung uHV . Trotz der transienten Belastung im HVBN wird dem NVBN die Leistung mit iN V · uN V stetig entnommen. Da die DSK-Polarisation im Verlauf der Messung den Nennwert von 36 V nicht erreicht, wird iN V nicht abgesenkt. Auf Grundlage des gemessenen Ladevorgangs können folgende Schlussfolgerungen gemacht werden: 6 NVBN: 90 Ah-Batterie, Netzteil; HVBN: 46 F-DSK, variabler Widerstand zur HLV-Nachbildung 88 5.2. Experimentelle Untersuchungen am Konzeptmuster Strom [A] Spannung [V] 40 uHV uNV 30 20 10 M=1 0 60 Imax,NV Imax,HV 40 20 iNV iHV 0 -20 0 50 100 Zeit [s] 150 200 Abb. 5.6.: Gemessener Verlauf der Wandlerklemmengrößen während eines DSK-Ladevorgangs mit einer initiellen Polarisation von 0 V sowie transienter Belastung des HVBN mit Spitzenleistungen von bis zu 3 kW (CDSK = 46 F) • Die Regelungsfunktionen des Wandlers zur Einstellung der Klemmenströme sind unter anwendungsnahen Randbedingungen (v.a. hinsichtlich der Ein- und Ausgangsimpedanz) bestätigt. • Das problemlose Durchlaufen der Spannungsparität mit M = 1 weist auf stabilen Übergang von Modus 1 zu Modus 2 im Hinblick auf die Funktion der Reglerstruktur und die Versorgung der High-Side-Treiber hin. • Die Stromregelung weist trotz transienter Störungen robustes Verhalten auf. Die Funktion der Spannungsregelung und der Stromgradientenlimitierung (vgl. Abb. 4.29) wurde in weiteren Messungen untersucht und bestätigt [116]. Verarbeitung der Sensorsignale Als eine besondere Herausforderung für die Wandlerregelung hat sich die Verarbeitung der Sensorsignale für die Drosselströme und Klemmenspannungen herausgestellt. Durch transienten Versatz des Massepotentials in der Relation zum Referenzpotential der internen Analog-Digital-Wandler (A/D-Wandler) des DSP wurden die erfassten Signale verfälscht, was zur Destabilisierung des Systems geführt hat. Abb. 5.7 zeigt als Beispiel für dieses Phänomen den DSP-internen Verlauf eines gemessenen Drosselstrommittelwerts für zwei Betriebspunkte. Während die Schwankungen des gemessenen Verlaufs an dem Betriebspunkt mit dem Sollwert von 2 A gering und v.a. durch Messrauschen verursacht sind, treten in dem Fall mit dem Sollwert von 15 A auffällige Unstetigkeiten mit Sprüngen von bis zu 8 A auf. Ursächlich für 89 5. Konzeptbestätigung 30 iL1a [A] 25 20 15 10 Isoll,L1a = 15 A 5 Isoll,L1a = 2 A 0 0 10 20 30 Zeit [ms] 40 50 60 Abb. 5.7.: DSP-interner Messverlauf des L1a-Drosselstrommittelwerts bei zwei unterschiedlichen Drosselstromsollwerten die Störungen sind zeitgleich mit der Abtastung der A/D-Wandler-Eingänge auftretende Schaltvorgänge. Dabei nimmt die Störwirkung mit den Drossel- und somit Schalterströmen zu. Für Untersuchung des Übertragungsverhaltens zur Bestätigung des Wandlerkonzepts wurden die Symptome der beschriebenen Problematik durch den Einsatz von Median-Filtern auf Kosten der DSP-Rechenleistung eingedämmt [116]. Einen weiteren Ansatz bietet die Synchronisation des Abtastens der A/D-Wandler mit den Schaltvorgängen. Beim Einsatz des DC/DC-Wandlers im Weitbereichsbetrieb mit stark variierenden Tastverhältnissen und mehrphasiger Ausführung des Leistungsteils ist die Umsetzung dieses Ansatzes aufwändig. Die Verwendbarkeit von DC/DC-Wandlern mit hoher Phasenanzahl, wie bei [42] mit 36, ist in Weitbereichsanwendungen vor diesem Hintergrund fraglich. Schließlich unterstreicht das Problem der Signalverfälschung die Bedeutung des Massekonzepts beim Layout für jedes getaktete leistungselektronische System. Fazit Die Topologie des asymmetrisch kaskadierten Boost-Buck-Wandlers wurde auf Basis der Überlegungen in Abschnitt 4.2 umgesetzt und in Betrieb genommen. Anhand der Untersuchungen des statischen Übertragungsverhaltens wurde gezeigt, dass die gestellten Anforderungen an die Energietransfercharakteristik sowohl im Hinblick auf den bidirektionalen Energietransfer, die Einstellung unterschiedlicher Spannungsübersetzungsverhältnisse sowie den Wirkungsgrad erfüllt werden. Das Regelungskonzept wurde mittels eines Ladevorgangs mit nachgebildeter transienter Belastung durch einen HLV geprüft, wobei problemfreie Übergänge zwischen den Betriebsmodi sowie robuste Stromregelung festgestellt werden konnten. Mit Hilfe des aufgebauten Musters sowie der durchgeführten Untersuchungen wurde das in Kapitel 4 erarbeitete Konzept des DC/DC-Wandlers für den Einsatz als DSKLadeeinheit in einem erweiterten Fahrzeugenergiebordnetz zur Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher bestätigt. 90 6. Zusammenfassung und Ausblick Mit Hilfe von Doppelschichtkondensatoren und DC/DC-Wandlern kann das Fahrzeugenergiebordnetz hinsichtlich der Leistungsfähigkeit und Energieverfügbarkeit optimiert werden. Vor diesem Hintergrund war es ein Ziel der Arbeit, die Anforderungen an DC/DCWandler zur Einbindung von Doppelschichtkondensatoren in das Bordnetz anhand der drei Beispielanwendungen Dynamische Bordnetzunterstützung, Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher und Entkopplung von Multivoltage-Generatoren zu untersuchen. In allen drei Anwendungen sind bidirektionale DC/DC-Wandler für den Weitbereichsbetrieb notwendig. Es wurde gezeigt, dass sich in den drei Szenarien die Anforderungen bei den Klemmenspannungen und Leistungen der Wandler sowie der zu erwartende Energietransfer über die Gesamtbetriebszeit deutlich unterscheiden. Folglich ist für die Umsetzung der DC/DC-Wandler anwendungsspezifische Optimierung der zugrundeliegenden Konzepte erforderlich. Die Entwicklung eines DC/DC-Wandler-Konzepts für den Einsatz zur Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher – einer Anwendung mit überlappenden Ein- und Ausgangsspannungsbereichen und bidirektionalem Energietransfer – ist Schwerpunkt der Arbeit. Als Erstes fand ein Topologievergleich mit einer hierfür erstellten Methode statt. Basis für den Vergleich sind Energiespeicherfähigkeit und Leistungssteuerfähigkeit passiver und aktiver Leistungsbauelemente sowie ihre Belastung durch Effektivströme. Die Topologie des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers mit nichtinvertierendem, hochtiefsetzendem Übertragungsverhalten wurde als beste der drei betrachteten Alternativen umgesetzt. Bei zweiphasiger Ausführung der basisbordnetzseitigen Leistungsteilstufe ist sie für die vorgegebenen Klemmenspannungsbetriebsbereiche optimiert. Für die Regelung des DC/DC-Wandlers wurde eine hierarchische Struktur bestehend aus einem Stromregler, einer Stromsollwertgradientenlimitierung, einer Stromsollwertplanung und einem Zustandsautomaten entwickelt und mit Hilfe von Simulationen und Messungen untersucht. Die Drosselströme als primäre Regelgrößen sind eine Besonderheit der Anwendung. Der für Summenstromregelung und Phasenstromsymmetrierung der zweiphasigen Leistungsteilstufe entwickelte Task-Shared Regler ist in diesem Kontext eine neue Lösung. Zur Bestätigung des entwickelten Konzepts wurde ein Muster des asymmetrisch kaskadierten Boost-Buck-Wandlers aufgebaut und im Hinblick auf den Energietransfer experimentell 91 6. Zusammenfassung und Ausblick untersucht. Der ermittelte Wirkungsgrad von über 94,5 % beim Betrieb mit Nennleistung in weiten Bereichen der Klemmenspannungen ist ein gutes Ergebnis für eine kaskadierte Topologie. Die Bewertung des Regelverhaltens mit dem Fokus auf die Stromeinstellung fand am Beispiel eines DSK-Ladevorgangs unter Belastung durch einen Hochleistungsverbraucher statt. Es wurde gezeigt, dass die Regelung trotz ausgangsseitiger Spannungsschwankungen ein stabiles Verhalten aufweist. Zusätzlich zu anwendungsspezifischen Konzeptbetrachtungen erfolgte mit der Auslegung des Drosselstromwechselanteils und der Optimierung des Synchrongleichrichterbetriebs eine Untersuchung von Aspekten, welche auch für DC/DC-Wandler in anderen Anwendungen mit Klemmenspannungen bis 50 V und Klemmenströmen über 20 A von Bedeutung sind. Dabei wurde rechnerisch ermittelt, dass mit steigendem Drosselstromwechselanteil die Schaltverlustenergie pro Schaltperiode und die Ausschaltspannungsspitzen an den Steuerschaltern ansteigen. Eine Analyse der Störpegelgrenzwertkurven der BMW Group und des Stromstörspektrums der Wandlertopologie hat gezeigt, dass eine Erhöhung der Schaltfrequenz bei gleichbleibenden Drosselinduktivitäten trotz des sinkenden Drosselstromwechselanteils zu höheren Anforderungen an die Dämpfung der EMV-Filter im Frequenzbereich unterhalb von etwa 2 MHz führt. Im Zusammenhang mit der Optimierung des Reverse-Recovery Verhaltens der antiparallelen MOSFET-Dioden von Synchrongleichrichtern (d.h. Reduzierung der Rückstromspitzen) wurde die verbreitete Methode der Parallelschaltung von Synchrongleichrichtern und Schottky-Dioden analytisch und experimentell untersucht. Es hat sich gezeigt, dass parasitäre Induktivitäten in Bauelementen und Schaltungsaufbau einen signifikanten Einfluss auf die dynamische Stromaufteilung zwischen den Bauelementen im Freilaufpfad haben. Ursächlich hierfür sind die Zeitkonstanten für die Stromkommutierungen zwischen diesen Bauelementen. Sie liegen in dem betrachteten Anwendungsgebiet im einstelligen µs-Bereich. Während zusätzliche Schottky-Dioden keine nennenswerte Verbesserung des Ausschaltverhaltens von Synchrongleichrichtern bewirken, reduzieren sie die Ausschaltspannungsspitzen an den Steuerschaltern bei der Stromkommutierung in den Freilaufpfad und somit die Ausschaltverluste der Steuerschalter. Weiterhin wurde das Reverse-Recovery Verhalten der MOSFET-Dioden in Abhängigkeit ihrer Einschaltdauer betrachtet. Es konnte ein Zusammenhang zwischen Einschaltdauer und Rückstromspitze festgestellt werden. Abhängig von der eingesetzten MOSFET-Technologie können die Rückstromspitzen durch Verkürzung bzw. Optimierung der Ausschalttotzeit der Synchrongleichrichter um bis zu 80 % reduziert werden, mit dem Vorteil der Verringerung der Verlustleistung um bis zu 10 %. 92 Die vorliegende Arbeit bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für weiterführende Forschungsaktivitäten. Im Folgenden sind einige davon aufgelistet: • Bei einem geforderten Weitbereichsbetrieb und bidirektionalen Energietransfer stellen der Einsatz weich schaltender Wandlertopologien und das EMV-Filter-Design interessante Themengebiete dar. Ein zusätzlicher wichtiger Einflussfaktor für diese Aspekte ist die Alterung und Degradation der Bauelemente. • Die parasitären Induktivitäten von Leistungsbauelementen haben einen signifikanten Einfluss auf den Wirkungsgrad des DC/DC-Wandlers. Folglich ist ihre Minimierung durch optimierte Aufbautechniken erstrebenswert. • Beim Einsatz eines DC/DC-Wandlers zur Versorgung sicherheitsrelevanter Funktionen sind die Anforderungen an seine Zuverlässigkeit hoch. Bei einem Verbauort mit hoher Umgebungstemperatur und schwankender Transferleistung sind dafür thermisch zyklenfeste Leistungs- und Signalbauelemente erforderlich. • Mit digitaler Regelung und Steuerung (z.B. mit DSPs) sind große Freiheiten für die Umsetzung von Wandlerbetriebsstrategien und Regelungsfunktionen gegeben. Die rasante Entwicklung der Rechenkapazität sowie der Simulations- und Entwicklungstools bietet dabei immer mehr Anwendungsmöglichkeiten. Zwei vielversprechende Anwendungsfelder im Kontext der DC/DC-Wandler sind Optimierung der MOSFETAnsteuerung im Hinblick auf die Totzeiten und Sollwertplanung unter Berücksichtigung mehrerer Regelziele. • Letztlich ist die Integration von Leistungsbauelementen für den Energietransfer sowie der Signalbauelemente für die Regelung, Steuerung und Kommunikation in einer Komponente bzw. einem Steuergerät in Verbindung mit der Herstellbarkeit in Serie ein besonders wichtiges Thema. 93 Thesen 7. Thesen 1. Mit Hilfe von Doppelschichtkondensatoren (DSK) und DC/DC-Wandlern kann die Leistungsfähigkeit und Energieverfügbarkeit des Fahrzeugenergiebordnetzes erhöht werden. Die Anwendungen Dynamische Bordnetzunterstützung, Entkopplung transienter Hochleistungsverbraucher (HLV) sowie Entkopplung von Multivoltage-Generatoren sind Beispiele hierfür. 2. Für die HLV-Entkopplung – eine Anwendung in der die DSK-Spannung über der Basisbordnetzspannung liegt und der DSK zum Zweck der Lebensdauerverlängerung für die Dauer der Fahrzeugstandphasen teilentladen werden soll – muss der DC/DCWandler die Möglichkeit des bidirektionalen Energietransfers bei überlappenden Einund Ausgangsspannungsbereichen bieten. 3. Als Grundlage für eine vergleichbare Dimensionierung der Induktivitäten und Kapazitäten von Drosseln und Kondensatoren mit gleicher Funktion in unterschiedlichen DC/DC-Wandler-Topologien können festgelegte maximale Welligkeitsfaktoren – definiert als Verhältnis des möglichen Wechselanteils und des Nennwerts von Spannungen und Strömen – verwendet werden. 4. Mit derartiger Dimensionierung der Induktivitäten und Kapazitäten können die Leistungssteuerfähigkeit von aktiven sowie die Energiespeicherfähigkeit von passiven Bauelementen als Kenngrößen für den Bauelementeaufwand zum Topologievergleich herangezogen werden. 5. Die Topologie des kaskadierten Boost-Buck-Wandlers (BoBuC) bietet die Möglichkeit des bidirektionalen Energietransfers und des Betriebs bei überlappenden Ein- und Ausgangsspannungsbereichen. Durch asymmetrische Ausführung der kaskadierten Leistungsteilstufen (d.h. mit unterschiedlicher Phasenanzahl) können die Leistungsfähigkeit und der Bauelementestress dieser Topologie anwendungsspezifisch skaliert bzw. optimiert werden. 6. Bei Verwendung zur Entkopplung von HLV, welche im Normalbetrieb mit einer DSK-gestützten Spannung im Bereich von 24 bis 36 V versorgt werden, stellt die BoostBuck-Topologie eine geeignete Lösung dar. Insbesondere gilt es für die Ausführung mit einer zweiphasigen Leistungsteilstufe auf der Seite des Basisbordnetzes und einer 94 Thesen einphasigen auf der Seite des HLV. 7. Die Regelung und Steuerung eines DC/DC-Wandlers für die HLV-Entkopplung beinhaltet mehrere Aufgaben. Die Drosselströme müssen als primäre Größen geregelt werden. Die Änderungsgradienten der Sollwerte für die Drosselströme, welche anhand der Wandlerklemmenspannungen als übergeordnete Regelgrößen ermittelt werden, müssen limitiert werden. 8. Die Struktur des Task-Shared-Reglers ermöglicht unabhängige Optimierung der Summenstromregelung und der Phasenstromsymmetrierung bei mehrphasigen DC/DCWandlern. 9. Bei einer Umsetzung der Stromsollwertplanung mit Hilfe der Fuzzy-Logic-Regelung kann neben der Ausgangsspannung auch die Eingangsspannung als zusätzliche sekundäre Regelgröße eingebunden werden. 10. Abhängig von der Topologie und Energietransferrichtung ändern sich das Verhalten der Strecke, die Regel- und die Stellgrößen. Diese Aspekte müssen bei der Auslegung der Regler berücksichtigt werden. Für die Verwendung entsprechender Größen und Reglerparametrierungen ist eine der Regelung übergeordnete Steuerungsvorrichtung, beispielsweise ein Zustandsautomat, erforderlich. 11. Die Verlustenergie pro Schaltzyklus und die Ausschaltspannungsspitze an Steuerschaltern sind abhängig vom Drosselstromwechselanteil und können als Kriterien für die Wahl der Schaltfrequenzen und der Speicherdrosselinduktivitäten verwendet werden. 12. Mit fallendem Drosselstromwechselanteil wird sowohl die Verlustenergie pro Schaltperiode als auch die Ausschaltspannungsspitze verringert. 13. Abhängig von der Definition der zulässigen Spannungsstörpegel für leitungsgebundene EMV-Störungen, welche anhand der Standardbordnetznachbildung nach VDE 0879 Teil 2 ermittelt werden, kann eine Erhöhung der Schaltfrequenz bei gleich bleibenden Speicherdrosselinduktivitäten zu höheren Anforderungen an die Dämpfung der Harmonischen des Störspektrums führen. Für einen Abfall des Spannungsstörpegelgrenzwerts mit 13,4 dB pro Dekade gilt dies für den Frequenzbereich bis 2 MHz. 14. Zur Ermittlung der erforderlichen EMV-Filter-Dämpfung für einen mehrphasigen DC/DC-Wandler müssen die bei der betrachteten Anwendung auftretenden Klemmenspannungsverhältnisse herangezogen werden, bei welchen die Wechselanteilauslöschung der Drossel- und Schalterströme am schwächsten ist. 15. Beim Parallelschalten von Schottky Dioden (SBD) und Synchrongleichrichtern (SR) zur Optimierungung des SR-Betriebs muss der Einfluss parasitärer Induktivitäten beachtet 95 Thesen werden. In Anwendungen mit Klemmenspannungen und -strömen im Bereich von 20 A und 50 V, Kommutierungssteilheiten über 100 A/µs, Schaltfrequenzen über 100 kHz sowie diskretem Aufbau der Bauelemente ist der Einfluss parasitärer Induktivitäten auf die Stromaufteilung dominant. 16. In solchen Anwendungen wirken die Induktivitäten bei der Stromkommutierung aus dem Steuerschalter in den Freilaufpfad als Spannungsteiler, sodass die VorwärtsCharakteristiken der antiparallelen Diode (BD) des SR und der SBD mit steigender Kommutierungssteilheit an Einfluss verlieren. 17. Nach Öffnen des SR-Kanals wird der Strom der SBD mit einer induktiven Zeitkonstante im einstelligen µs-Bereich abgebaut, wodurch im Freilaufpfad höhere Verluste entstehen können. 18. Der gleiche Mechanismus verhindert am Ende der Freilaufphase, dass der BD-Strom vor dem Einschalten des Steuerschalters in die SBD kommutiert. Als Mittel zur Reduktion der BD-Rückstromspitze ist die SBD daher nahezu wirkungslos. 19. Die Leitdauer der BD wirkt sich auf ihr Reverse-Recovery Verhalten aus. Die Einschaltzeit der BD – die Zeit in der das Ladungsträgerplasma im n− -Gebiet aufgebaut wird – liegt typischerweise im Bereich von 100 ns. 20. Wenn die Ausschalttotzeit eines SR auf Werte unterhalb der Einschaltzeit verkürzt wird, werden Speicherladung und Rückstromspitze reduziert. Folglich wird die Einschaltverlustenergie im Steuerschalter verringert. Abhängig von Wandlernennleistung, dem Betriebspunkt und der MOSFET-Technologie können dadurch die Gesamtverluste um bis zu 10 % reduziert werden. 96 A. Anforderungen an DC/DC-Wandler A.1. Klemmenspannungen Im Folgenden werden für Anwendungen 1, 2 und 3 (vgl. Kapitel 3) mit angenommenen möglichen und typischen Klemmenspannungen entsprechend der Tab. A.1 die Klemmenspannungsbereichsweiten und Übertragungsverhältnisse berechnet. Die Bereichsweite ergibt sich für jede Anwendung gemäß der Definition in Gl. 2.11 aus dem Quotienten der maximalen und minimalen Klemmenspannung. Das Übertragungs- bzw. Klemmenspannungsverhältnis ergebt sich nach Gl. 2.10 aus dem Quotienten der Aus- und Eingangsspannung. Es wird das Verhältnis der DSK-seitigen Spannung zur Spannung im Basis- bzw. Niedervoltbordnetz nach betrachtet. Tab. A.1.: Mögliche und typische Klemmenspannungen in den betrachteten Anwendungsfällen Anwendung 2 NVBN Anwendung 3 HVBN G S DC EPS DC UHV DC NVBN DC DC UNV S UDSK G UBN DC HVBN MVG UHV DBU UNV Anwendung 1 BN S Umgl,BN = 9 bis 16 V Umgl,N V = 9 bis 16 V Umgl,N V = 10,5 bis 15 V Utyp,BN = 12 bis 14,8 V Utyp,N V = 12 bis 14,8 V Utyp,N V = 12 bis 14,8 V Umgl,DSK = 0 bis 12 V Umgl,HV = 0 bis 42 V Umgl,HV = 0 bis 50 V Utyp,DSK = 9 bis 12 V Utyp,HV = 24 bis 36 V Utyp,HV = 20 bis 50 V 97 A. Anforderungen an DC/DC-Wandler A.1.1. Spannungsbereichsweiten Anwendung 1: 16 V 14, 8 V ≈ 1, 78 und Btyp,BN = ≈ 1, 23 9V 12 V 12 V 12 V = → ∞ und Btyp,DSK = ≈ 1, 33 0V 9V Bmgl,BN = Bmgl,DSK Anwendung 2: 14, 8 V 16 V ≈ 1, 78 und Btyp,N V = ≈ 1, 23 9V 12 V 42 V 36 V = → ∞ und Btyp,HV = ≈ 1, 5 0V 24 V Bmgl,N V = Bmgl,HV Anwendung 3: 15 V 14, 8 V ≈ 1, 43 und Btyp,N V = ≈ 1, 23 10, 5 V 12 V 50 V 50 V = → ∞ und Btyp,HV = ≈ 2, 5 0V 20 V Bmgl,N V = Bmgl,HV A.1.2. Klemmenspannungsverhältnisse Anwendung 1: 0V 12 V = 1 und Mmin,mgl = =0 12 V 12 V 12 V 9V = = 1 und Mmin,typ = ≈ 0, 61 12 V 14, 8 V Mmax,mgl = Mmax,typ Anwendung 2: 42 V 0V = 4, 7 und Mmin,mgl = =0 9V 12 V 36 V 24 V = = 3 und Mmin,typ = ≈ 1, 62 12 V 14, 8 V Mmax,mgl = Mmax,typ Anwendung 3: 50 V 0V = 5, 6 und Mmin,mgl = =0 9V 15 V 50 V 20 V = ≈ 4, 2 und Mmin,typ = ≈ 1, 35 12 V 14, 8 V Mmax,mgl = Mmax,typ 98 A.2. Nennleistung und mittlere Leistung A.2. Nennleistung und mittlere Leistung Anwendung 1: Für CDSK = 50 bis 100 F, Tld = 7,5 bis 15 s, Uz = 12 V und Ur = 9 V ergibt sich für die DBU-Ladeeinheit eine Nennleistung von Pn,w ≈ 100 bis 500 W. Geht man von jeweils einem Lade- und Entladevorgang innerhalb von 10 min aus, liegt die mittlere Transferleistung der Ladeeinheit unter 15 W. Anwendung 2: Bei kritischem Energieverbrauch des Hochleistungsverbrauchers in der Größenordnung von EEP S = 10 bis 15 kWs und einem DSK-Stack aus 16 Zellen mit jeweils CDSK = 350 F ist eine Dimensionierung des DC/DC-Wandlers für eine Nenntransferleistung von Pn,w ≈ 400 bis 800 W sinnvoll. Die mittlere Wandlerleistung entspricht in etwa dem mittleren Leistungsverbrauch des Hochleistungsverbrauchers. Dieser liegt deutlich unterhalb des Spitzenleistungsverbrauchs. Für eine EPS als Verbraucher wird die mittlere Wandlerleistung im Bereich P w ≈ 50 bis 200 W erwartet. Anwendung 3: Auf Basis typischer Generatordimensionierungen kann der DC/DC-Wandler zur Speisung des NVBN für IN V = 150 bis 180 A und somit Pn,w ≈ 2,1 bis 2,5 kW dimensioniert werden. Die Bordnetzgrundlast beträgt abhängig von der Fahrzeugausstattung, den Umweltbedingungen und der Fahrsituation typischerweise bei 40 bis 60 A. Somit ist eine mittlere Wandlerleistung von P w ≈ 400 bis 800 W zu erwarten. A.3. Abschätzung des Wandlerenergiedurchsatzes Zur Abschätzung der in der jeweiligen Anwendung vom DC/DC-Wandler zu transferierenden Energie wird die Anzahl der Fahrzeugstarts mit nst = 30000 und die Fahrzeuglebensdauer und somit die kumulierte Wandlerbetriebszeit mit Tbetr = 7000 h angesetzt. Anwendung 1: Die durch die DBU-Ladeeinheit über Laufzeit zu transferierende Energie kann für nst Fahrzeugstarts mit Etr = (Eld + Eeld ) · nst abgeschätzt werden. Wird der DSK mit CDSK = 100 F von Ur = 9 V auf Ur = 12 V geladen und von Uldss,Bat = 14 V auf Ur = 9 V entladen ergibt sich für nst = 30000 die Energie: Etr = CDSK · 1 2 · 12 − 92 + 142 − 92 · 30000 ≈ 2, 7 · 108 W s 2 Anwendung 2: Die durch den DC/DC-Wandler über eine Laufzeit von Tbetr = 7000h bei P w = 200 W zu transferierende Energie beträgt: Etr = P w · Tbetr ≈ 5, 0 · 109 W s 99 A. Anforderungen an DC/DC-Wandler Anwendung 3: Die durch den DC/DC-Wandler über die Laufzeit Tbetr = 7000h bei P w = 800 W zu transferierende Energie beträgt: Etr = P w · Tbetr ≈ 2, 0 · 1010 W s A.4. Abschätzung des Wärmeeintrags und der Verlustleistung A.4.1. Mittlere Verlustleistung: Tbetr ≥ 30 min Anwendung 1: Unter der Annahme, dass innerhalb einer Betriebszeit von 30 min maximal drei Entlade- und Ladevorgänge bei einem DSK mit CDSK = 100 F stattfinden können, wobei von Ur = 9 V auf UBN = 12 V geladen und von Uldss,Bat = 14 V auf Ur = 9 V entladen wird, ergibt sich bei ηw = 0,90 ein mittlerer Wärmeeintrag von: 3 · CDSK 2 1 · 12 − 92 · − 1 + 142 − 92 · (1 − ηw ) ≈ 2, 8 kW s = 2 ηw ! Ev |Tbetr =30 min ! Die mittlere Verlustleistung ergibt sich dann zu: P v,w = Ev |Tbetr =30 min ≈ 1, 5 W Tbetr Anwendung 2: Über eine Betriebszeit von Tbetr ≥ 30 min gemittelt wird sich die Wandlerleistung in der Anwendung 2 dem mittleren Leistungstransfer nähern. Für P w = 200 W und ηw = 0,90 ergibt sich die mittlere Verlustleistung: 1 = Pw · − 1 ≈ 22 W ηw ! P v,w Anwendung 3: Über eine Betriebszeit von Tbetr ≥ 30 min kann die Wandlerleistung in der Anwendung 3 dem Nennwert entsprechen. Für P w = 800 W und ηw = 0,90 ergibt sich die mittlere Verlustleistung: 1 = Pw · − 1 ≈ 89 W ηw ! P v,w 100 A.4. Abschätzung des Wärmeeintrags und der Verlustleistung A.4.2. Kurzzeitiger Wärmeeintrag: Tbetr = 1 min Anwendung 1: Unter der Annahme, dass innerhalb der Betriebszeit von Tbetr = 1 min maximal ein Entlade- und ein Ladevorgang an einem DSK mit der Kapazität CDSK = 100 F stattfinden kann, wobei von Ur = 9 V auf Ur = 12 V geladen und von Uldss,Bat = 14 V auf Ur = 9 V entladen wird, ergibt sich bei ηw = 0,90 ein kurzzeitiger Wärmeeintrag von: Ev |Tbetr =1 min ! ! 1 CDSK · 122 − 92 · − 1 + 142 − 92 · (1 − ηw ) ≈ 0, 9 kW s = 2 ηw Anwendung 2: Über eine Betriebszeit von Tbetr = 1 min kann die Wandlerleistung in Anwendung 2 im Bereich der Nenntransferleistung liegen. Daher kann für den kurzzeitigen Wärmeeintrag bei ηw = 0,90 Folgendes angenommen werden: 1 = Pn,w · Tbetr · − 1 ≈ 5, 3 kW s ηw ! Ev |Tbetr =1 min Anwendung 3: Für eine Betriebszeit von Tbetr = 1 min kann der Wandler unter bestimmten Umständen die Energie konstant mit Nennleistung übertragen. Daher kann bei ηw = 0,90 folgender kurzzeitiger Wärmeeintrag angenommen werden: 1 − 1 ≈ 17 kW s = Pn,w · Tbetr · ηw ! Ev |Tbetr =1 min 101 B. Analyse und Vergleich von Topologien B. Analyse und Vergleich von Topologien B.1. Berechnungsmethoden und Näherungen Klein-Ripple-Näherung bei Kondensatoren Da DC/DC-Wandler-Topologien für Stromversorgung oder Energiemanagement ein- und ausgangsseitig i.d.R. mit einem Bus- bzw. Filterkondensator beschaltet sind, sind die Wechselanteile der Ein- und Ausgangsspannung im Verhältnis zu deren Gleichanteilen vernachlässigbar. Entsprechend dieser Klein-Ripple-Näherung (von engl. small-ripple-approximation) können nach [46] die Klemmen- bzw. die Kondensatorspannungen im stationären Fall als konstant betrachtet werden. Spannungs-Zeit-Bilanz von Speicherinduktivitäten Eine vom Strom IL durchflossene Induktivität speichert nach Gl. B.1 die Energie: EL = 1 · L · IL2 2 (B.1) Für die an der Induktivität anliegende Spannung uL gilt dabei: uL = L · diL /dt (B.2) Im Umkehrschluss bedeutet es, dass das Anlegen einer Spannung UL für den Zeitraum T , eine Induktivitätsstromänderung dIL entsprechend der Gl. B.3 bewirkt. Folglich sind die Induktivitätsstromänderung dIL und die Änderung der gespeicherten Energie dEL proportional zum Zeitspannungsprodukt T · UL . dIL = T · UL L (B.3) Im stationären Fall ist der gemittelte Induktivitätsstrom I L und das Tastverhältnis D konstant. Damit gilt für den zeitlichen Verlauf des Induktivitätsstroms und der gespeicherten 102 B.1. Berechnungsmethoden und Näherungen Energie Gl. B.4 und B.5: iL (t0 ) = iL (t0 + Tsch ) (B.4) eL (t0 ) = eL (t0 + Tsch ) (B.5) Folglich ist bei einer Induktivitätsstromänderung über eine Schaltperiode Tsch von dIL = 0 auch die Spannungs-Zeit-Bilanz (von engl. volt-second-balance) gleich Null [46]: t0 +T Z sch uL dt = 0 (B.6) t0 Ladungsbilanz von Kondensatoren Im stationären Fall können die gemittelte Spannung und Ladung an einem idealisierten Kondensator als konstant angenommen werden: U k = const. und Qk = U k · Ck = const. Hierfür muss jedoch die während einer Schaltperiode aufgenommene und abgegebene Ladungsmenge gleich sein. Die im Kondensator gespeicherte Ladung ist dabei zu einem beliebigen Zeitpunkt in allen Schaltzyklen ebenfalls gleich: qk (t0 ) = qk (t0 + Tsch ) (B.7) Die Kondensatorladungsbilanz (von engl. capacitor-charge-balance) während einer Schaltperiode muss dabei nach [46] gleich Null sein. Damit gilt auch: t0 +T Z sch ik dt = 0 (B.8) t0 Berechnung von Stromeffektivwerten Zur Berechnung von Effektivwerten von periodischen Stromverläufen mit der Periode T kann prinzipiell der allgemeine Ansatz nach Gl. B.9 verwendet werden. Ief f = v u u1 u t T · tZ 0 +T i2 dt (B.9) t0 Für Stromverläufe in einfachen Wandlertopologien können zur Effektivwertbestimmung auch die Formeln aus [46] verwendet werden. 103 B. Analyse und Vergleich von Topologien B.2. Ströme und Spannungen an den Bauelementen Für die Auslegung und den Vergleich der Topologien sind die Verläufe der Ströme und Spannungen an den Bauelementen von Bedeutung. Im Folgenden werden die Topologien des BuBoC-, SEPIC- und BoBuC-Wandlers (s. Abb. B.1) in dieser Hinsicht in Abhängigkeit des Übersetzungsverhältnisses M = HV analysiert. Dabei wird der Energietransfer von NV NVBN nach HVBN betrachtet, mit konstanter Spannung UN V und variabler Spannung UHV . Die Ströme aller Bauelemente eines idealisierten Wandlers lassen sich auf Basis der Klein-Ripple-Näherung aus den als gegeben angenommenen Klemmenströmen IN V und IHV ableiten. (a) INV uDS,S1 iDS,S1 iL1 S1 iC1 L1 iDS,S2 C1 (b) L1 iC1 UHV iC3 uDS,S2 iDS,S2 S2 iDS,S1 S1 L1 uDS,S1 UHV C2 iL2 iDS,S1 iDS,S3 S1 iC1 iDS,S2 uDS,S2 IHV iC2 L2 uDS,S1 C1 iL1 S4 C3 UNV UNV iC2 uDS,S4 iL1 INV IHV C2 S2 INV S3 iDS,S4 uDS,S2 UNV (c) uDS,S3 iDS,S3 iC3 uDS,S3 S3 iDS,S4 iL2 L2 IHV uDS,S4 iC2 UHV C3 C1 S2 C2 S4 Abb. B.1.: BuBoC-Wandler (a), SEPIC-Wandler (b) und BoBuC-Wandler (c) mit analyserelevanten Strömen und Spannungen an den Bauelementen B.2.1. BuBoC-Topologie Das Tastverhältnis des jeweiligen Steuerschalters der BuBoC-Topologie (vgl. Abb. B.1a) lässt sich mit Gl. 4.2 (S1 im Tiefsetzmodus mit 0 ≤ M < 1) und mit Gl. 4.3 (S4 im Hochsetzmodus mit 1 ≤ M ) berechnen. Die Verläufe der Ströme und Spannungen an den Bauelementen der BuBoC-Topologie sind in Abb. B.2a für den Tiefsetzmodus und in Abb. B.2b für den Hochsetzmodus schematisch dargestellt. Im Tiefsetzmodus sperren die Schalter die Spannung UN V , im Hochsetzmodus UHV . 104 B.2. Ströme und Spannungen an den Bauelementen (a) S1 an, S2 aus U uDS,S2 Imax,L1 iL1 S4 an, S3 aus U Tsch uDS,S1 t0 I (b) S1 aus, S2 an D·Tsch S4 aus, S3 an D·Tsch uDS,S3 UNV UHV t0 t Iss,L1 I iL1 -IHV Tsch uDS,S4 Imax,L1 UHV UNV t Iss,L1 INV INV t0 t0 t I iDS,S1 I -iDS,S2 t0 t iDS,S4 t I iC2 t0 -iDS,S3 t0 t I -IHV iC1 t0 t I t I INV t0 t iC1 iC2 t0 t -IHV Abb. B.2.: Strom-, Spannungsverläufe der BuBoC-Topologie beim Betrieb mit jew. einer aktiven Halbbrücke; Für 0 ≤ M < 1 S1 und S2 aktiv (a), für 1 ≤ M S3 und S4 aktiv (b) Drosselstrom im Tiefsetzmodus (mit S1 als Steuerschalter): Der Gleichanteil des Drosselstroms entspricht dem NVBN-seitigen Klemmenstrom. Es gilt also: Igl,L1 = −IHV . Die Gradienten des Drosselstromanstiegs und -abfalls können bei einem Steuerschaltertastverhältnis D und der Schaltperiode Tsch für nicht lückenden Betrieb wie folgt berechnet werden: UN V −UHV diL1 = dt L1 −UHV L1 = = UN V ·(1−M ) L1 −UN V ·M L1 für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch (B.10) Der Spitze-Spitze-Wert des Wechselanteils Iss,L1 des Drosselstroms ergibt sich aus dem Produkt der Stromgradienten und der entsprechenden Dauer der Steuerschalterzustände: Iss,L1 = UN V · (1 − M ) M · L1 fsch (B.11) 105 B. Analyse und Vergleich von Topologien Der Spitzenstrom der Speicherdrossel L1 ergibt sich aus Igl,L1 und Iss,L1 zu: Imax,L1 = Igl,L1 + Iss,L1 2 (B.12) Für den Zeitverlauf des Drosselstroms im nicht lückenden Betrieb gilt: iL1 = Igl,L1 − Iss,L1 · ( 21 − Igl,L1 + Iss,L1 · ( 21 − t−t0 ) D·Tsch für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch t−(t0 +D·Tsch ) ) (1−D)·Tsch für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch (B.13) Drosselstrom im Hochsetzmodus (mit S4 als Steuerschalter): Der Gleichanteil Igl,L1 des Drosselstroms entspricht dem NVBN-seitigen Wandlerklemmenstrom: Igl,L1 = IN V . Die Gradienten des Drosselstromanstiegs und -abfalls können bei einem Steuerschaltertastverhältnis D und der Schaltperiode Tsch für nicht lückenden Betrieb berechnet werden mit: UN V diL1 = dt für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch L1 −UHV +UN V L1 = UN V ·(1−M ) L1 für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch (B.14) Der Spitze-Spitze-Wert des Wechselanteils Iss,L1 des Drosselstroms ergibt sich aus dem Produkt der Stromgradienten und der entsprechenden Dauer der Steuerschalterzustände: (M −1) Iss,L1 UN V = · M L1 fsch (B.15) Der Spitzenstrom der Speicherdrossel L1 ergibt sich aus Igl,L1 und Iss,L1 zu: Imax,L1 = Igl,L1 + Iss,L1 2 (B.16) Für den Zeitverlauf des Drosselstroms im nicht lückenden Betrieb gilt: iL1 = 106 Igl,L1 − Iss,L1 · ( 21 − Igl,L1 + Iss,L1 · ( 21 − t−t0 ) D·Tsch für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch t−(t0 +D·Tsch ) ) (1−D)·Tsch für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch (B.17) B.2. Ströme und Spannungen an den Bauelementen B.2.2. SEPIC-Topologie Das Tastverhältnis des Steuerschalters der SEPIC-Topologie (vgl. Abb. B.1b) lässt sich mit Gl. 4.4 berechnen. Die Verläufe der Ströme und Spannungen an den Bauelementen der SEPIC-Topologie sind in Abb. B.3 schematisch für einen Schaltzyklus dargestellt. Die Schalter müssen immer die Summe der Klemmenspannungen sperren. Drosselströme Die Gleichanteile der Drosselströme entsprechen den Wandlerklemmenströmen: Igl,L1 = IN V , Igl,L2 = −IHV . Die Gradienten des Drosselstromanstiegs und -abfalls sind für beide Drosseln mit der Induktivität Lx gleich. Bei einem Steuerschaltertastverhältnis D und der Schaltperiode Tsch für nicht lückenden Betrieb können sie wie folgt berechnet werden: UN V diLx = dt für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch Lx −UHV Lx = −UN V ·M Lx für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch (B.18) Der Spitze-Spitze-Wert der Wechselanteile Iss,L1 und Iss,L2 der Drosselströme ergibt sich aus dem Produkt der Stromgradienten und der entsprechenden Dauer der Steuerschalterzustände: Iss,Lx M UN V 1+M = · Lx fsch (B.19) Die Spitzenströme ergeben sich für L1 und L2 somit zu: Iss,Lx 2 Iss,Lx = Igl,L2 + 2 Imax,L1 = Igl,L1 + (B.20) Imax,L2 (B.21) Für die Zeitverläufe der Drosselströme im nicht lückenden Betrieb gilt: iL1 = Igl,L1 − Iss,Lx · ( 21 − Igl,L1 + Iss,Lx · Igl,L2 − Iss,Lx · ( 21 − iL2 = Igl,L2 + Iss,Lx · ( 21 ( 21 − − t−t0 ) D·Tsch für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch t−(t0 +D·Tsch ) ) (1−D)·Tsch für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch t−t0 ) D·Tsch für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch t−(t0 +D·Tsch ) ) (1−D)·Tsch für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch (B.22) (B.23) 107 B. Analyse und Vergleich von Topologien S1 an, S2 aus U uDS,S2 S1 aus, S2 an D·Tsch uDS,S1 Tsch UNV, UHV t0 t I iL1, iL2 Imax,L1, Imax,L2 iDS,S1 -iDS,S2 t0 I Iss,L1, Iss,L2 INV, -IHV t t0 -IHV+INV t I iC1 t0 t I t0 iC2 t iC3 I t0 -IHV INV t IHV Abb. B.3.: Strom- und Spannungsverläufe der SEPIC-Topologie B.2.3. BoBuC-Topologie Das Tastverhältnis des jeweiligen Steuerschalters der BoBuC-Topologie (vgl. Abb. B.1c) lässt sich mit Gl. 4.2 (S3 im Tiefsetzmodus mit 1 ≤ M ) und mit Gl. 4.3 (S2 im Hochsetzmodus mit 0 ≤ M < 1) berechnen. Die Verläufe der Ströme und Spannungen an den Bauelementen der BuBoC-Topologie sind in Abb. B.4a für den Tiefsetzmodus und in Abb. B.4b für den Hochsetzmodus schematisch für einen Schaltzyklus dargestellt. Im Tiefsetzmodus sperren die Schalter die Spannung UN V , im Hochsetzmodus UHV . Drosselströme im Tiefsetzmodus (mit S3 als Steuerschalter): Der Strom der Speicherdrossel L1 hat im Tiefsetzmodus nahezu keinen Wechselanteil und kann mit dem NVBN-seitigen Wandlerklemmenstrom beschrieben werden: iL1 = IN V . Der Gleichanteil des Stroms der Drossel L2 entspricht dem NVBN-seitigen Wandlerklemmen- 108 B.2. Ströme und Spannungen an den Bauelementen (a) S3 an, S4 aus U D·Tsch uDS,S4 Imax,L2 iL2 S1 aus, S2 an U Tsch uDS,S3 t0 I (b) S3 aus, S4 an uDS,S1 UNV UHV S1 an, S2 aus D·Tsch t0 t Iss,L2 I iL1 -IHV Tsch uDS,S2 Imax,L1 UHV UNV t Iss,L1 INV INV t0 t0 t I iDS,S3 t0 t I -iDS,S4 iDS,S2 -iDS,S1 t0 t I -IHV t I iC2 iC1 t0 t0 t I I t iC3 INV t0 t0 t iC3 t -IHV Abb. B.4.: Strom-, Spannungsverläufe der BoBuC-Topologie beim Betrieb mit jew. einer aktiven Halbbrücke; Für 0 ≤ M ≤ 1 S3 und S4 aktiv (a), für 1 < M S1 und S2 aktiv (b) strom: Igl,L2 = −IHV . Die Gradienten des Drosselstromanstiegs und -abfalls können bei einem Steuerschaltertastverhältnis D und der Schaltperiode Tsch für nicht lückenden Betrieb berechnet werden mit: UN V −UHV diL2 = dt L2 −UHV L2 = = UN V ·(1−M ) L2 −UN V ·M L2 für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch (B.24) Der Spitze-Spitze-Wert des Wechselanteils Iss,L2 ergibt sich aus dem Produkt der Stromgradienten und der entsprechenden Dauer der Steuerschalterzustände: Iss,L2 = UN V · (1 − M ) M · L2 fsch (B.25) Der Spitzenstrom der Speicherdrossel L2 ergibt sich aus Igl,L2 und Iss,L2 zu: Imax,L2 = Igl,L2 + Iss,L2 2 (B.26) 109 B. Analyse und Vergleich von Topologien Für den Zeitverlauf des Drosselstroms im nicht lückenden Betrieb gilt: iL1 = Igl,L2 − Iss,L2 · ( 21 − Igl,L2 + Iss,L2 · ( 21 − t−t0 ) D·Tsch für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch t−(t0 +D·Tsch ) ) (1−D)·Tsch für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch (B.27) Drosselströme im Hochsetzmodus (mit S2 als Steuerschalter): Der Gleichanteil des Stroms der Drossel L1 entspricht dem NVBN-seitigen Wandlerklemmenstrom: igl,L1 = IN V . Die Gradienten des Drosselstromastiegs und -abfalls können bei einem Steuerschaltertastverhältnis D und der Schaltperiode Tsch für nicht lückenden Betrieb wie folgt berechnet werden: UN V diL1 = dt für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch L1 −UHV +UN V L1 = UN V ·(1−M ) L1 für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch (B.28) Der Spitze-Spitze-Wert des Wechselanteils Iss,L1 ergibt sich aus dem Produkt der Stromgradienten und der entsprechenden Dauer der Steuerschalterzustände: (M −1) Iss,L1 UN V · M = L1 fsch (B.29) Der Spitzenstrom der Speicherdrossel L1 ergibt sich aus Igl,L1 und Iss,L1 zu: Imax,L1 = Igl,L1 + Iss,L1 2 (B.30) Für den Zeitverlauf des Drosselstroms im nicht lückenden Betrieb gilt: iL1 = Igl,L1 − Iss,L1 · ( 21 − Igl,L1 + Iss,L1 · ( 21 − t−t0 ) D·Tsch für t0 ≤ t < t0 + D · Tsch t−(t0 +D·Tsch ) ) (1−D)·Tsch für t0 + D · Tsch ≤ t < t0 + Tsch (B.31) Der Strom der Speicherdrossel L2 hat im Hochsetzmodus nahezu keinen Wechselanteil und kann mit dem HVBN-seitigen Wandlerklemmenstrom beschrieben werden: iL2 = −IHV . 110 B.3. Auslegung passiver Bauelemente B.3. Auslegung passiver Bauelemente Als Vorgabe für die Auslegung der Speicherdrosseln, Bus-, Koppel- und Zwischenkreiskondensatoren werden folgende Spitze-Spitze Werte verwendet: • Speicherdrossel: Iss,L ≤ nss · In,L mit nss = 0,5 • Buskondensator: Uss,K ≤ nss · Un,K mit nss = 0,01 • Koppel- oder Zwischenkreiskondensator: Uss,K ≤ nss · Un,K mit nss = 0,10 Die NVBN-seitige Klemmenspannung wird mit UHV = 14 V als konstant, die HVBN-seitige Klemmenspannung wird mit UHV = 0 bis Un,HV als variabel betrachtet (für Un,HV = 36 V). Die Beträge der maximalen Klemmenströme werden mit |Imax,N V | = |Imax,HV | = 40 A festgelegt. Als Schaltfrequenz wird fsch = 100 kHz verwendet. Unter der Annahme, dass die Kondensatorladungsbilanz über eine Schaltperiode gleich Null ist, kann zur Bestimmung den Spitze-Spitze-Wert der Spannungswelligkeit die von einem Kondensator Cx während der Abschnitte der Schaltperiode D · Tsch und (1 − D) · Tsch aufgenommene oder abgegebene Ladung ∆Qmax,Cx herangezogen werden. Der Einfluss des Serienwiderstands der Kondensatoren auf die Spannungswelligkeit wird dabei vernachlässigt. B.3.1. BuBoC-Topologie Für In,L1 = Igl,L1 = |Imax,N V | darf der Spitze-Spitze-Wert der L1-Stromwelligkeit maximal Iss,L1 = |Imax,N V | · nss = 20 A betragen. Nach Gl. B.15 tritt der höchste Spitze-Spitze-Wert U bei M = Un,HV ≈ 2,57 auf, wodurch sich folgende erforderliche Induktivität ergibt: NV 14 V · 2,57−1 UN V · D 2,57 L1 ≥ ≈ = 4, 28 µH Iss,L1 · fsch 20 A · 100 kHz Für C1 ergibt sich mit Un,C1 = Un,N V , M = 0,5 und D = M sowie mit ∆Qmax,C1 = M · |Imax,HV | · (1 − D) · Tsch = 0, 5 · 40 A · (1 − 0, 5) · 10 µs = 100µAs ∆Umax,C1 = Un,N V · nss = 14 V · 0, 01 = 0, 14 V die erforderliche Kapazität: C1 ≥ ∆Qmax,C1 ∆Umax,C1 = 714 µF Für C2 ergibt sich mit Un,C2 = Un,HV , M = 2 und D = ∆Qmax,C2 = M −1 M sowie mit 40 A 2 − 1 |Imax,N V | · D · Tsch = · · 10 µs = 100µAs M 2 2 111 B. Analyse und Vergleich von Topologien ∆Umax,C2 = Un,HV · nss = 36 V · 0, 01 = 0, 36 V die erforderliche Kapazität: C2 ≥ ∆Qmax,C2 ∆Umax,C2 = 278 µF B.3.2. SEPIC-Topologie Für In,L1 = Igl,L1 = |Imax,N V | und In,L2 = Igl,L2 = |Imax,HV | dürfen die Spitze-SpitzeWerte der Drosselstromwelligkeiten maximal Iss,L1 = |Imax,N V | · nss = 20 A und Iss,L2 = |Imax,HV | · nss = 20 A betragen. Nach Gl. B.19 tritt bei L1 und L2 der höchste Spitze-SpitzeU Wert bei M = Un,HV ≈ 2,57 auf, wodurch sich für beide Drosseln folgende Induktivität NV ergibt: 2,57 14 V · 1+2,57 UN V · D ≈ = 5, 04 µH L1 = L2 ≥ Iss,Lx · fsch 20 A · 100 kHz Für C1 ergibt sich mit Un,C1 = Un,N V und M = 2,57 sowie mit ∆Qmax,C1 = 1 Iss,L1 Tsch 1 20 A 10 µs · · = · · = 25µAs 2 2 2 2 2 2 ∆Umax,C1 = Un,N V · nss = 14 V · 0, 01 = 0, 14 V die erforderliche Kapazität: C1 ≥ ∆Qmax,C1 ∆Umax,C1 = 179 µF Für C2 ergibt sich mit Un,C2 = Un,HV , M = 1 und D = ∆Qmax,C2 = M 1+M sowie mit |Imax,N V | 40 A 1 · D · Tsch = · · 10 µs = 200µAs M 1 1+1 ∆Umax,C2 = Un,HV · nss = 36 V · 0, 01 = 0, 36 V die erforderliche Kapazität: C2 ≥ ∆Qmax,C2 ∆Umax,C2 = 556 µF Für C3 ergibt sich mit Un,C3 = Un,N V , M = 1 und D = ∆Qmax,C3 = sowie mit Imax,N V 40 A 1 · D · Tsch = · · 10 µs = 200µAs M 1 1+1 ∆Umax,C3 = Un,N V · nss = 14 V · 0, 1 = 1, 4 V die erforderliche Kapazität: C3 ≥ 112 M 1+M ∆Qmax,C3 ∆Umax,C3 = 143 µF B.3. Auslegung passiver Bauelemente B.3.3. BoBuC-Topologie Für In,L1 = Igl,L1 = |Imax,N V | und In,L2 = Igl,L2 = |Imax,HV | dürfen die Spitze-SpitzeWerte der Drosselstromwelligkeiten maximal Iss,L1 = |Imax,N V | · nss = 20 A und Iss,L2 = |Imax,HV | · nss = 20 A betragen. Nach Gl. B.29 tritt bei L1 der höchste Spitze-Spitze-Wert U ≈ 2,57 auf, wodurch sich folgende erforderliche Induktivität ergibt: bei M = Un,HV NV 14 V · 2,57−1 UN V · D 2,57 L1 ≥ ≈ = 4, 28 µH Iss,L1 · fsch 20 A · 100 kHz Bei L2 tritt der höchste Spitze-Spitze-Wert nach Gl. B.25 für M = erforderliche Induktivität ist damit: L2 ≥ UHV UN V = 0,5 auf. Die UN V · (1 − M ) · D 14 V · (1 − 0, 5) · 0, 5 ≈ = 1, 75 µH Iss,L2 · fsch 20 A · 100 kHz Für C1 ergibt sich mit Un,C1 = Un,N V und M = 2,57 sowie mit ∆Qmax,C1 = 1 Iss,L1 Tsch 1 20 A 10 µs · · = · · = 25µAs 2 2 2 2 2 2 ∆Umax,C1 = Un,N V · nss = 14 V · 0, 01 = 0, 14 V die erforderliche Kapazität: C1 ≥ ∆Qmax,C1 ∆Umax,C1 = 179 µF Für C2 ergibt sich mit Un,C2 = Un,HV und M = 0,5 sowie mit ∆Qmax,C2 = 1 Iss,L2 Tsch 1 20 A 10 µs · · = · · = 25µAs 2 2 2 2 2 2 ∆Umax,C2 = Un,HV · nss = 36 V · 0, 01 = 0, 36 V die erforderliche Kapazität: C2 ≥ ∆Qmax,C2 ∆Umax,C2 = 69 µF Für C3 ergibt sich mit Un,C3 = Un,HV , M = 2 und ∆Qmax,C3 = M −1 M sowie mit Imax,N V 40 A 2 − 1 · D · Tsch = · · 10 µs = 100µAs M 2 2 ∆Umax,C3 = Un,HV · nss = 36 V · 0, 01 = 0, 36 V die erforderliche Kapazität: C3 ≥ ∆Qmax,C3 ∆Umax,C3 = 278 µF 113 B. Analyse und Vergleich von Topologien B.4. Berechnung der Effektivströme Die Effektivströme der Bauelemente der BuBoC-, SEPIC- und BoBuC-Topologie wurden mit Hilfe der in Abschnitt B.1 beschriebenen Methoden, auf Basis der Darstellungen in den Abb. B.2, B.3 und B.4 sowie der Herleitungen der Drosselstromverläufe in Abschnitt B.2 berechnet. Im Folgenden sind ausgewählte Ansätze zur Berechnung von Effektivwerten der Bauelementeströme zumsammengestellt. Speicherdrossel Der Effektivwert für einen Drosselstrom mit dem Spitze-Spitze-Wert Iss,Lx und dem Mittelwert Igl,Lx ergibt sich mit: Ief f,Lx = Igl,Lx · v u u t Iss,Lx 1 1+ · 3 2 · Igl,Lx !2 Schalter in kaskadierten Topologien Der Stromeffektivwert des Steuerschalters CS als Teil der aktiven Wandlerstufe mit der Speicherdrossel Lx kann mit folgender Formel berechnet werden: Ief f,CS = Igl,Lx · √ D· v u u t 1 Iss,Lx 1+ · 3 2 · Igl,Lx !2 Für den Synchrongleichrichter der selben Halbbrücke gilt: v u Ief f,SR u √ 1 Iss,Lx = Igl,Lx · 1 − D · t1 + · 3 2 · Igl,Lx !2 Bus- und Zwischenkondensatoren in kaskadierten Topologien Der Stromeffektivwert eines Buskondensators, welcher in einer aktiven Wandlerstufe drosselseitig angeordnet ist, ergibt sich zu: s Ief f,C = 1 · 3 s Iss,Lx 2 2 Der Stromeffektivwert eines halbbrückenseitigen Buskondensators kann für IHB als halbbrückenseitigem Ein- bzw. Ausgangsstrom wie folgt berechnet werden: Ief f,C = 114 v u u tD · 1 Iss,Lx (Igl,Lx − IHB ) + · 3 2 2 2 ! 2 + (1 − D) · IHB C. Abschätzung der Wandlerverluste Zur Wirkungsgradermittlung und Auslegung des Kühlkörpers wurde die in einzelnen Bauelementen zu erwartende Verlustleistung unter Berücksichtigung folgender Verlustarten abgeschätzt: • Leitverluste in den Speicher- und Filterdrosseln, den Schaltern, den Buskondensatoren sowie dem Zwischenkreiskondensator • Schaltverluste im Steuerschalter • Snubberverluste Ummagnetisierungsverluste der EMV-Filterdrosseln, Ansteuerverluste, Skin- und ProximityEffekt, wie sie in [46, 51] erklärt sind, wurden vernachlässigt. Leitverluste Die Leitverluste wurden mit Hilfe der Effektivwerte der Bauelementeströme (vgl. Abb. 4.8 und Anhang B) wie folgt ermittelt: 2 Pv,Rs = Ief f · Rs Rs entspricht dabei den Serienersatzwiderständen der passiven Bauelemente bzw. dem Durchlasswiderstand der Schalter. Die Werte für Rs wurden entweder Datenblättern entnommen, gemessen oder abgeschätzt. Die verwendeten Werte sind in Tab. C.1 zusammengefasst. Tab. C.1.: Zur Abschätzung der Leitverluste verwendete Ersatzserienwiderstände in mΩ Sx L1 L2 C1 C2 C3 Lemv 4,0 2,2 1,2 5,0 5,0 2,0 1,5 Schaltverluste Für die Abschätzung der Schaltverluste wurden die Formeln aus Abschnitt 4.2.1 verwendet. Für die Schaltzeiten und die parasitären Effekte wurden typische Parameter eingesetzt. Sie sind in Tab. C.2 zusammengefasst. 115 C. Abschätzung der Wandlerverluste Tab. C.2.: Zur Abschätzung der Schaltverluste verwendete Parameter tri tf i trv tf v trr Lpar IRRM fsch1 fsch2 25 ns 25 ns 25 ns 25 ns 25 ns 25 nH Iein,CS 2 125 kHz 150 kHz Snubberverluste Zur Dämpfung der Spannungsoszillationen an den Knotenpunkten zwischen den Sources der High-Side-Schalter und den Drains der Low-Side-Schalter wurden an diese Knotenpunkte RC-Glieder als Snubber geschaltet. Die Snubberverluste für eine Halbbrücke ergeben sich durch das Laden und Entladen der Snubber-Kondensatoren auf die Halbbrückenspannung: Pv,SN = 2 fsch · UHB · CSN 2 UHB ist dabei der Spannung an der Halbbrücke, welche je nach Betriebsmodus näherungsweise der NVBN-seitigen oder der HVBN-seitigen Klemmenspannung entspricht. CSN ist die Kapazität des Snubber-Kondensators. Hierfür wurde der Wert CSN = 2,2 nF verwendet. 116 D. Zur elektromagnetischen Verträglichkeit D.1. Herleitungen D.1.1. Stromstörpegelgrenzwertkurve Zur Vereinfachung der Bewertung der Stromstörpegel bei leitungsgebundenen Störungen wurde in [112] eine Störstrompegelgrenzwertkurve hergeleitet. Die Grenzwertkurve für |URM (f )|max nach [111], jedoch mit 1 V als Bezugsgröße (s. Abb. 4.13), kann abschnittsweise mit folgender Näherung beschrieben werden: (−13, 8 · log10 (f ) − 8, 36) dBV −115 dBV |URM (f )|max ≈ (−13, 4 · log10 (f ) + 9, 5) dBV für 0, 03M Hz ≤ f < 0, 15M Hz für 0, 15M Hz ≤ f ≤ 30M Hz für 50M Hz ≤ f ≤ 120M Hz Für den maximal zulässigen Strompegel |IRM (f )|max im Messwiderstand RM (s. Abb. D.1) gilt dann: |IRM (f )|max = |URM (f )|max − 20 · log10 RM 1Ω dBΩ Der Gesamtstrom IBN N verhält sich zum Strom im Messpfad wie folgt: r IBN N IRM = 1 jω CM + RM ZBN N = 2 RM + 2π · f · LB − 1 2π·f ·CM 2 2π · f · LB Für die Bordnetzimpedanz ZBN N (s. Abb. D.1) gilt dabei1 : ZBN N = 1 jω LB 1 + RM jω CM ! Spannungsquelle zur wechselspannungsmäßigen Betrachtung kurzgeschlossen. 117 D. Zur elektromagnetischen Verträglichkeit BNN Spannungsversorgung LB |IBNN| CB 5µH CM 1µF 0,1µF |IRM| ZBNN RM |URM| 47,62 Abb. D.1.: Bordnetznachbildung zur Messung leitungsgebundener Störungen (BNN) Daraus ergibt sich die Grenzwertkurve für maximal zulässigen Stromstörpegel: r |IBN N (f )|max = |IRM (f )|max + 20 · log10 2 RM + 2π · f · LB − 1 2π·f · CM 2π · f · LB 2 dB (D.1) D.1.2. NVBN-seitige Phasenstromüberlagerung NVBN-seitig findet bei der asymmetrisch kaskadierten BoBuC-Topologie (s. Abb. 4.7) eine Überlagerung der Drosselströme statt. Die Wechselanteile löschen sich dabei teilweise aus (s. Abb. D.2). Der verbleibende effektive Wechselanteil ist dreieckförmig und hat die Periode Tef f . Die Drosselstromgradienten bei ein- und ausgeschalteten Steuerschaltern S2a und S2b (mit dem Tastverhältnis D) bestimmen die Gradienten des Dreiecksverlaufs. Der Spitze-Spitze-Wert kann unter der Annahme einer symmetrischen Phasenauslegung und i Deff·Teff 2·Igl,L1 Teff Iss,NV diL1/dt |S2 ein diL1/dt |S2 aus Igl,L1 D·Tsch Iss,L1 Tsch t Abb. D.2.: Überlagerung der Drosselströme zum NVBN-seitigen Gegentaktstörstrom 118 D.1. Herleitungen (b) 50 (a) 50 fsch= 100kHz 40 Iss,L1 [A] Iss,L1 [A] 40 30 L1= 3,3µH L1= 5,6µH L1= 10,0µH 20 L1=5,6µH 30 fsch=50kHz fsch=100kHz fsch=150kHz fsch=300kHz 20 10 10 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 D D Abb. D.3.: Spitze-Spitze-Wert des NVBN-seitigen Gegentaktstroms für unterschiedliche Drosselinduktivitäten L1 (a) und Schaltfrequenzen fsch (b) bei UN V =14 V -ansteuerung wie folgt berechnet werden: Iss,N V = UN V L1 ·fsch · 2·D− D 1−D · (2 · D − 1) UN V L1 ·fsch für 0 ≤ D ≤ 0, 5 (D.2) für 0, 5 < D ≤ 1 Abb. D.3 zeigt den Verlauf der Amplitude über das Tastverhältnis mit der Drosselinduktivität und Schaltfrequenz als Parameter. Bei D ≈ 0,3 bzw. D = 0,5 befindet sich ein für zweiphasige Topologien charakteristisches lokales Maximung bzw. Minimum. Für Tastverhältnisse D ≥ 0,6 übersteigen die Amplitudenwerte das lokale Maximum. Das Verhältnis der Dauer der ansteigenden Flanke des Wechselanteils zu seiner Periode ergibt sich aus den Tastverhältnissen der Steuerschalter S2a und S2b zu: Def f = 2·D für 0 ≤ D < 0, 5 2 · (D − 0, 5) für 0, 5 ≤ D < 1 Die Werte Iss,N V und Def f können für die Beschreibung des dreieckigen Wechselanteils des NVBN-seitigen Stroms verwendet werden (vgl. Abb. D.4). i∆ 0 Iss D·T T t Abb. D.4.: Darstellung eines dreieckförmigen Stroms ohne Gleichanteil 119 D. Zur elektromagnetischen Verträglichkeit D.1.3. Amplitudenspektrum eines dreieckförmigen Signals Ein dreieckförmiger Strom mit einem Verlauf entsprechend der Darstellung in Abb. D.4 kann abschnittsweise wie folgt beschrieben werden: i∆ = i∆1 = Iss T ·D i∆2 = −Iss T ·(1−D) ·t− für 0 ≤ t ≤ D · T Iss 2 · t + Iss · 0, 5 + D 1−D für D · T ≤ t ≤ T Der Fourier-Koeffizient an der n-ten Harmonischen (für n=0, 1, 2, ...) für ein dreieckförmiges Zeitsignal lässt sich berechnen zu: T 2 Z 2π · n · t an = · i∆ · cos dt T T 0 Aufgrund der abschnittsweisen Definition des Stromverlaufs lässt sich dieses Integral in zwei Teile aufteilen: D·T T 2 Z 2 Z 2π · n · t 2π · n · t an = · i∆1 · cos dt + · i∆2 · cos dt T T T T 0 D·T | {z } an1 | {z } an2 Der Koeffizient an entspricht dabei der Summe an1 + an2 , mit 1 cos (2π · n · D) − 1 Iss · sin (2π · n · D) · 1 − + = n·π 2π · n · D 2π · n · D an1 an2 = Iss · n·π 1 1−D · sin (2π · n · D) + cos(2π·n·D)−1 2π·n − sin (2π · n · D) · 0, 5 + D 1−D ! − Für den Fourier-Koeffizienten bn der n-ten Harmonischen (für n=0, 1, 2, ...) eines dreieckförmigen Zeitsignals gilt: T 2 Z 2π · n · t bn = · i∆ · sin dt T T 0 Für den abschnittsweise definierten Stromverlauf lässt sich das Integral teilen: D·T T 2π · n · t 2π · n · t 2 Z 2 Z bn = · i∆1 · sin dt + · i∆2 · sin dt T T T T 0 | 120 D·T {z bn1 } | {z bn2 } D.2. Reale Eigenschaften von Filterbauelementen Der Koeffizient bn entspricht dabei der Summe bn1 + bn2 , mit bn1 Iss sin (2π · n · D) cos (2π · n · D) − 1 = · − cos (2π · n · D) + n·π 2π · n · D 2 bn2 = Iss n·π 1 1−D · · 1 − cos (2π · n · D) · D + + (cos (2π · n · D) − 1) · 0, 5 + sin (2π·n·D) 2π·n D 1−D ! + Die Amplitude der n-ten Harmonischen des dreieckförmigen Zeitsignals ergibt sich aus den Koeffizienten an und bn mit: Mn = q a2n + b2n Es gilt dabei Mn ∼ Abb. 4.14 dargestellt. Iss n ∼ 1 . n·L·fsch Ein Beispiel für die Verläufe der Ampliduten ist in D.2. Reale Eigenschaften von Filterbauelementen Reale Eigenschaften von Drosseln und Kondensatoren als EMF-Filter-Elemente wirken sich bei Frequenzen ab etwa 100 kHz signifikant auf die Störstromunterdrückung aus [21], [112]. In erster Näherung lässt sich das reale Verhalten von Drosseln und Kondensatoren durch RLC-Ersatzschaltbilder mit parallel oder in Serie angeordnete Elementen beschreiben (s. Abb. D.5). Durch Messung der Bauelementeimpedanz in Abhängigkeit der Frequenz können Parameter für die RLC-Ersatzschaltbilder extrahiert werden. In Abb. D.6 sind Beispielvergleiche der gemessenen und mittels der RLC-Ersatzschaltbilder mit geeigneter Parametrierung nachgebildeten Impedanz einer SMD-Drossel und eines Folienkondensators dargestellt. Unter Berücksichtigung der realen Eigenschaften, d.h. durch Verwendung parametrierter Ersatzschaltbilder einzelner Bauelemente, kann das Verhalten von EMV-Filtern hinsichtlich der Verluste oder der Störstromunterdrückung mit hoher Aussagekraft anhand von Schaltungssimulationen untersucht werden. (a) (b) C Rs Ls L Cp Rp Abb. D.5.: RLC-Ersatzschaltbilder zur Nachbildung parasitärer Eigenschaften: Für Kondensatoren mit Serieninduktivität und -widerstand (a); Für Drosseln mit Parallelkapazität und -widerstand (b); 121 D. Zur elektromagnetischen Verträglichkeit (a) (b) |ZC(f)| [Ω] |ZL(f)| [Ω] 500 100 10 1 Messung Nachbildung 0,1 0,01 0,001 100 20 10 Messung Nachbildung 1 0,1 0,01 1k 10k 100k f [Hz] 1M 10M 100M 0,002 100 1k 10k 100k f [Hz] 1M 10M 100M Abb. D.6.: Messung und Nachbildung der Impedanz einer SMD-Drossel mit der Nenninduktivität von 2,2 µH (Modellparameter: L = 2,9 µH; Cp = 35,6 pF; Rp = 270,4 Ω) (a) und eines Folienkondensators mit der Nennkapazität von 100 µF (Modellparameter: C = 104,5 µF; Ls = 10,2 nH; Rs = 3,9 mΩ) (b) D.3. Störstromunterdrückung von EMV-Filtern Für leitungsgebundene Störungsemission gilt die Stromstörpegelgrenzwertkurve entsprechend der Abb. 4.13. Die Aufgabe des EMV-Filters ist dabei für das gegebene Störspektrum mit einer erforderlichen Mindestfilterdämpfung bzw. Störstromunterdrückung nach Amin,I (n · 2fsch ) = |IBN N (n · 2fsch )|max − 20 · log10 (Mmax,n (n · 2fsch )) eine Überschreitung der Grenzwertkurve zu verhindern. Inwieweit ein EMV-Filter die erforderliche Störstromunterdrückung bietet kann analytisch ermittelt werden. Sobald jedoch Filtertopologien ab der 3. Ordnung betrachtet und die realen Eigenschaften der Bauelemente berücksichtigt werden, ist es sinnvoll Schaltungssimulation heranzuziehen. In Abb. D.7 ist das Modell eines CLC-Filters als Beispiel dargestellt. Durch Anwendung der AC-Analyse kann die iaus Störstromunterdrückung (d.h. AI = 20·log10 iein ) ermittelt werden. Durch Modifikationen des Filtermodells hinsichtlich der Topologie, der Bauelementedimensionierung oder der parasitären Eigenschaften kann die geeignete Auslegung abgeleitet werden. L3 iein iaus 0,8µ C1_Dpf C4 C1 45µ 100µ 220µ R1_Dpf 78,0m Abb. D.7.: Modell eines CLC-EMV-Filters mit Dämpfungsglied zur Simulation der Störstromunterdrückung 122 D.3. Störstromunterdrückung von EMV-Filtern 40 Ohne Dämpfungsglied Mit Dämpfungsglied |AI| [dB] 0 -40 -80 -120 100 1k 10k 100k f [Hz] 1M 10M 100M Abb. D.8.: Simulierte Störstromunterdrückung eines CLC-EMV-Filters (entsprechend Abb. D.7) mit und ohne Dämpfungsglied In Abb. D.8 ist ein beispielhafter Vergleich der Störstromunterdrückung des CLC-Filters nach Abb. D.7 unter Berücksichtigung der Bauelementeeigenschaften für zwei Fälle dargestellt. Parasitäre magnetische Kopplung der Bauelemente ist hierbei nicht berücksichtigt. Im Fall ohne Dämpfungsglied weist der Kurvenverlauf Resonanzspitzen von bis zu 40 dB auf. Im Fall mit Dämpfungsglied (Dimensionierung aus [112] entsprechend [46]) weist die Kurve niedrigere Spitzen im Bereich der Resonanzfrequenzen auf. 123 E. Zur Regelung des Wandlers E. Zur Regelung des Wandlers E.1. Phasenstromunsymmetrie im Hochsetzbetrieb Ungleiche Ansteuerung oder Verluste können in Mehrphasensystemen zu unsymmetrischer Phasenstromaufteilung führen. Die Phasenstromdifferenz kann für ein zweiphasiges System in Abhängigkeit der Ansteuerung, des Arbeitspunktes (d.h. der Klemmenspannungen und Phasenströme) sowie der Verluste analytisch auf Basis eines Verhaltensmodells entsprechend Abb. E.1 abgeschätzt werden. Die Phasen haben ein Übersetzungsverhältnis M als Funktion der Tastverhältnisse Da und Db , welches jeweils mit einem idealen DC/DC-Wandler eingestellt wird. Die Induktivitäten La und Lb entsprechen den Speicherdrosseln. Die Verluste der jeweiligen Phase, welche sich im Wesentlichen aus den Leitverlusten in der Speicherdrossel und den Halbbrückenschaltern sowie den Schaltverlusten zusammensetzen, werden in vereinfachter Form mittels der Widerstände Ra bzw. Rb nachgebildet. Ähnliches Vorgehen ist aus [42] und [85] bekannt. Im stationären Zustand ergibt sich die Ausgangsspannung für x = a, b nach: Uaus = Uein · M (Dx ) − Ix · Rx Bei Ein- und Ausgangsspannungen Uein und Uaus , die für beide Phasen gleich sind gilt Da Db Ia Ib Uein Ra La Rb Lb Uaus Abb. E.1.: Verhaltensmodell eines zweiphasigen Wandlerleistungsteils 124 E.2. Stromsollwertplanung mit Fuzzy-Logik Regelung daher: Uein · (M (Da ) − M (Db )) = Ia · Ra − Ib · Rb Es werden für Da ≥ Db sowie Da , Db > 0 mit Ra ≤ Rb und Ra , Rb > 0 folgende Festlegungen getroffen: ∆D = Da − Db , ∆R = Rb − Ra und ∆I = Ia − Ib . Für die Phasenstromaufteilung bzw. die Phasenstromdifferenz ∆I in einem zweiphasigen Hochsetzsteller mit der 1 gilt dann folgender Zusammenhang: Übertragungsfunktion M = 1−D Uein ∆D Ra ∆D ∆I = · + Ia · 1 − · 1+ Ra − ∆R 1 − Da Ra − ∆R 1 − Da !! Ein Beispiel für die aus der ungleichen Ansteuerung und ungleichen Verlusten resultierende Phasenstromdifferenz ist in Abb. E.2 dargestellt. Bei UN V = 14 V und IN V = 60 A bedeutet der Verlustwiderstand Ra,b = 2; 4 oder 8 mΩ pro Phase einen Wirkungsgradverlust von ∆ηa,b ≈-0,5; -1 oder -2 %. Bezüglich des dynamischen Verhaltens bei der Stromaufteilung stellt das zweiphasige System einen Tiefpass erster Ordnung dar. Durch die Induktivitäten der Speicherdrosseln und die Verluste ergibt sich folgende wirksame Zeitkonstante: τ∆I = ΣL La + Lb = ΣR Ra + Rb E.2. Stromsollwertplanung mit Fuzzy-Logik Regelung Im diesem Abschnitt ist die Parametrierung der FL-Regler zur Stromsollwertplanung nach [116] für zwei Betriebsstrategiefälle zusammengefasst: • Fall 1: Die Regelung der Spannung UHV wird priorisiert. • Fall 2: Die Stabilität der Spannung UN V wird priorisiert. In Beispielauslegung ist der Stromsollwert auf einen Betrag von |50 A| begrenzt, kann jedoch unterschiedliche Vorzeichen annehmen (entsprechend Modus 2 und 3 nach Tab. 4.5). LVPN und HVPN entsprechen NVBN und HVBN. 125 E. Zur Regelung des Wandlers I [A] 15 (b) 20 Ra,b = 4 m Ia = 30 A 15 I [A] (a) 20 0,001 10 D = 0,0005 Ia = 30 A 2m 4m 8m 10 0,0005 D 5 Ra,b 5 0,0001 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 0 0 1 0,2 0,4 Da I [A] 15 10 (d) 20 D = 0,0005 Rb = 4 m Ia = 30 A 15 0,15·Rb 0,10·Rb 0,05·Rb 0 R 5 0 0 0,8 1 Da I [A] (c) 20 0,6 10 D = 0,0005 Rb = 4 m R = 0,10·Rb 30 A 20 A 10 A Ia 5 0,2 0,4 0,6 0,8 1 0 0 Da 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Da Abb. E.2.: Abgeschätzte statische Phasenstromdifferenz der NVBN-seitigen Stufe im Hochsetzbetrieb in Abhängigkeit des Tastverhältnisses Da : mit der Tastverhältnisdifferenz (a), dem Verlustwiderstand (b), der Verlustunsymmetrie (c) und dem Strom der Phase a (d) als Parameter (UN V = 14 V) E.2.1. Fall 1: Priorisierung der UHV -Regelung Der FL-Regler ist in Abb. E.3 schematisch dargestellt. Er hat zwei Eingangsgrößen, eine Ausgangsgröße und beinhaltet neun Fuzzy-Verknüpfungsregeln. Die Verknüpfungsregeln sind nach dem „If-Then“-Prinzip mit einer Bedingung bezüglich der Klemmenspannungen und einer Zuweisung für den Stromsollwert aufgebaut. Zusätzlich sind die Regeln gewichtet. Die Bedingungen, Zuweisungen und Gewichtungen der Regeln für den Fall 1 sind in Tab. E.1 zusammengefasst. Abb. E.4 zeigt die Zugehörigkeitsfunktionen für die 126 E.2. Stromsollwertplanung mit Fuzzy-Logik Regelung Spannung-LVPN (3) HVRegler (mamdani) 9 rules Strom-Sollwert (7) Spannung-HVPN (3) Abb. E.3.: Ein- und Ausgangsgrößen des FL-Reglers System HVRegler: 2 inputs, 1 outputs, 9 rules Fuzzyfizierung und Defuzzyfizierung. Ausgehend von den Klemmenspannungswerten werden jeweils drei linguistische Variablen („Low“, „Good“ oder „High“) belegt. Bei einem bestimmten Wert einer Klemmenspannung ist jede der Variablen auf einer Skala von 0 bis 1 wahr. Der Stromsollwert wird aus insgesamt sieben Variablen auf umgekehrtem Wege abgeleitet. In Abb. E.5 ist die aus den Verknüpfungsregeln und der Defuzzyfizierung nach Tab. E.1 und Abb. E.4 resultierende Zuordnung der Klemmenspannungen zu einem „scharfen“ Stromsollwert veranschaulicht. Tab. E.1.: Fuzzy-Verknüpfungsregeln zur Priorisierung der Spannung im HVBN Regel Bedingung Stromsollwert Gewichtung 1 (UN V is Good) & (UHV is Low) C-High 1 2 (UN V is Good) & (UHV is Good) OFF 1 3 (UN V is Good) & (UHV is High) D-Medium 1 4 (UN V is Low) & (UHV is Low) C-Medium 0,5 5 (UN V is Low) & (UHV is Good) OFF 0,5 6 (UN V is Low) & (UHV is High) D-High 0,5 7 (UN V is High) & (UHV is Low) C-High 0,5 8 (UN V is High) & (UHV is Good) OFF 0,5 9 (UN V is High) & (UHV is High) D-Low 0,5 127 Degree of membership E. Zur Regelung des Wandlers Low 1 Good High 0.8 0.6 0.4 0.2 0 0 5 10 15 20 25 Degree of membership Spannung-LVPN Low 1 High 0.8 0.6 0.4 0.2 0 0 Degree of membership Good D-High 1 5 10 D-Medium 15 20 D-Low 25 30 Spannung-HVPN OFF 35 C-Low 40 45 C-Medium 50 C-High 0.8 0.6 0.4 0.2 0 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 Strom-Sollwert 20 30 40 50 Abb. E.4.: Zugehörigkeitsfunktionen für Fuzzyfizierung/Defuzzyfizierung Abb. E.5.: Zuordnung der Klemmenspannungen zu einem scharfen Stromsollwert 128 E.2. Stromsollwertplanung mit Fuzzy-Logik Regelung E.2.2. Fall 2: Priorisierung der UN V -Stabilität In Bezug auf die Funktionsweise sowie die Ein- und Ausgangsgrößen gilt für den FL-Regler im Fall 2 das gleiche wie im Fall 1. Die Bedingungen, Zuweisungen und Gewichtungen der Regeln für den Fall 2 sind in Tab. E.2 zusammengefasst. Abb. E.6 zeigt die Zugehörigkeitsfunktionen für die Fuzzyfizierung und Defuzzyfizierung. In Abb. E.7 ist die aus den Verknüpfungsregeln und der Defuzzyfizierung nach Tab. E.2 und Abb. E.6 resultierende Zuordnung der Klemmenspannungen zu einem „scharfen“ Stromsollwert veranschaulicht. Tab. E.2.: Fuzzy-Verknüpfungsregeln zur Stabilisierung der Spannung im NVBN Regel Bedingung Stromsollwert Gewichtung 1 (UN V is Low) & (UHV is Low) C-High 1 2 (UN V is Low) & (UHV is Good) OFF 1 3 (UN V is Low) & (UHV is High) D-High 1 4 (UN V is Good) & (UHV is Low) C-High 1 5 (UN V is Good) & (UHV is Good) C-Low 1 6 (UN V is Good) & (UHV is High) D-Low 1 7 (UN V is High) & (UHV is Low) C-High 1 8 (UN V is High) & (UHV is Good) C-Medium 1 9 (UN V is High) & (UHV is High) OFF 1 129 Degree of membership E. Zur Regelung des Wandlers Low 1 Good High 0.5 0 0 5 10 15 20 25 Degree of membership Degree of membership Spannung-LVPN Low 1 Good High 0.5 0 0 5 D-High 1 10 15 D-Medium 20 D-Low 25 30 Spannung-HVPN OFF 35 C-Low 40 45 C-Medium 50 C-High 0.5 0 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 Strom-Sollwert 20 30 40 50 Abb. E.6.: Zugehörigkeitsfunktionen für Fuzzyfizierung/Defuzzyfizierung Abb. E.7.: Zuordnung der Klemmenspannungen zu einem scharfen Stromsollwert 130 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis [1] G. Karch, M. Budaker: Energy Conservation by Using Modern Steering Technology in all Classes of Passenger Cars, Proc. of FISITA 2008 World Automotive Congress, F2008-05-049, Springer Automotive Media, 2008. [2] A. Vähning, A. Gaedke, M. Heger, W. Runge, H.-C. Reuss: Analyse des Leistungs- und Energiebedarfs hydraulischer und elektromechanischer Lenksysteme, 9. Internationales Stuttgarter Symposium „Automobil- und Motorentechnik“, 2009. [3] M. Hafkemeyer, J. Liebl, F. El-Dwaik, J. Stauber: Effiziente Dynamik durch intelligentes Energiemanagement, 12. Internationaler VDI-Kongress zur Elektronik im Kfz, 2005. [4] H. Pröbstle, D. Polenov, O. Sirch: Stabilisierung der Energieversorgung im Kraftfahrzeug, 1. Symposium, Elektrische Leistungsbordnetze und Komponenten von Straßenfahrzeugen, ISBN: 978-3-937655-17-8, S.61-73, 2008. [5] J.M. Miller, P.R. 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