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Olympische MOMENTE 16* Newsletter – Deutsches Haus Vancouver 2010 *Samstag, 27. Februar 2010 Die Queen von Whistler Zweimal Gold für die Skikönigin von Whistler: Maria Riesch gewann gestern Gold im Slalom, zuvor siegte sie in der Kombination INHALT 2 SPORT Faszinierend – der Chef de Mission über die Spiele 6 AKTUELLES Brillant und lehrreich – Thomas Bach im Gespräch 9 WIRTSCHAFT Im Fokus – die Fotografen Frank May und Kai-Uwe Wärner 4 SHOW UND ENTERTAINMENT Überwältigend – die Volunteers der Spiele im Deutschen Haus 8 BACKSTAGE Hilfreich – die Mitarbeiter der Simon Fraser University 10 SPORT Nahaufnahme – Sarah Hecken, Vorschau, Medaillenspiegel Olympische MOMENTE 16* Newsletter Deutsches Haus Vancouver 2010 *Samstag, 27. Februar 2010 INTERVIEW MIT CHEF DE MISSION BERNHARD SCHWANK Faszinierende Momente Neunmal Gold, elfmal Silber und siebenmal Bronze – das ist die Bilanz der deutschen Mannschaft nach Tag 15 der Spiele. Jeden Tag konnte die deutsche Mannschaft eine Medaille feiern. Das Resultat: gute Stimmung im Team. Ein Gespräch mit Chef de Mission Bernhard Schwank Zur Halbzeitbilanz haben Sie bereits von der guten Stimmung im Team berichtet. Hat sich daran was geändert? Bernhard Schwank: Nein, die Stimmung ist sehr gut. Wir haben wirklich ein Superteam. Die Athleten haben untereinander viel Kontakt. So sind die Nordischen Kombinierer beispielsweise von Whistler nach Vancouver gefahren, um das olympische Dorf zu besuchen. Welche Wettbewerbe haben Sie fasziniert? Bernhard Schwank, oben mit Georg Hackl, gibt seinen Namen für Deutschland, einer Aktion der Deutschen Sporthilfe Unglaublich spannend waren die Sprintstaffeln im Skilanglauf. Die zweite Medaille von Magdalena Neuner hat meine Nerven stark strapaziert. Es gibt so viele faszi- nierende Momente. Aber es sind nicht nur die Medaillen, über die ich mich freue. Der Eiskunstlauf der Damen mit unserem jüngsten Teammitglied Sarah Hecken stand auf einem sehr hohen sportlichen Niveau. Sie wurde 18. Ich habe Sarah zu ihrem erstaunlichen Auftritt gratuliert. Überraschende Siege sind natürlich besonders schön, da möchte ich jetzt aber gar keinen hervorheben. Hat die deutsche Mannschaft mehr Pech oder Glück gehabt? Glück und Pech halten sich die Waage. Sie liegen im Sport sehr eng beieinander. Die geringsten Unterschiede von hundertstel oder gar tausendstel Sekunden entscheiden über Sieg oder Niederlage. Was machen die Spiele von Vancouver für Sie zu besonderen Spielen? Das entspannte Verhältnis zwischen den verschiedenen Nationen. Als im Snowboardhalbfinale Selina Jörg gegen Nicolien Sauerbreij aus den Niederlanden fuhr, habe ich den Wettbewerb Arm in Arm mit meinem holländischen Kollegen verfolgt. Man gönnt dem anderen den Erfolg. Und Amelie Kober berichtete nach dem für sie weniger erfolgreichen Wettbewerb, dass sie ein Kind erwartet. Das ist mindestens genau so viel wert wie eine Goldmedaille. Ohne Schussglück Die Biathlon-Männer bleiben das erste Mal seit 1968 ohne Medaille. Im Schneetreiben reicht es nur zu Platz fünf. Snowboarderin Selina Jörg verpasst knapp Edelmetall ie deutschen BiathlonMänner reisen ohne Medaille aus Whistler ab. In der Staffel reichte es für Simon Schempp, Andreas Birnbacher, Arnd Pfeiffer und Michael Greis nur zu Platz fünf. Gold holte Norwegen. Ein Aussetzer von Birnbacher beim zweiten Schießen (zwei Strafrunden) brachte D Arnd Peiffer konnte den widrigen Wetterbedingungen nicht trotzen 2 SPORT die Mannschaft um ihre Medaillenchancen. noch eine schöne Nachricht: »Ich werde Mama«, verriet Kober. Im Snowboard-Riesenslalom verpasste Selina Jörg die Bronzemedaille. Im ersten Lauf um Platz drei stürzte die 22-Jährige. Enttäuschend verlief der Wettkampf für Amelie Kober: nur Rang acht für die Weltcupführende, aber trotzdem gab es SHORTTRACKER ÜBERRASCHT Tyson Heung erreichte im Shorttrack über 500 Meter überraschend das Halbfinale, wo der Dresdner dann ausschied. Bei den Frauen stürzte Aika Klein im Viertelfinale über 1000 Meter. powered by MARIA RIESCH FEIERT DIE ZWEITE GOLDMEDAILLE Sie ist der Hammer Cool. Cooler. Maria! Der Druck war groß. Die Piste war schwer zu fahren. Und trotzdem behielt Maria Riesch als letzte Läuferin die Nerven. Acht Tage nach ihrem sensationellen Erfolg in der Super-Kombination holte sie gestern Gold im Slalom I hre Fans hielten 52,14 Sekunden die Luft an. Dann durften sie endlich jubeln. Als Spitzenreiterin startete die Slalom-Weltmeisterin als letzte Läuferin, doch am Ende war sie strahlende Erste. Nach einem überragenden Lauf blieb sie 0,43 Sekunden unter der Zeit von Marlies Schild aus Österreich. »Ich bin überwältigt. Diese zweite Goldmedaille ist einfach der Hammer«, sagte Riesch mit Tränen in den Augen. Große Emotionen bestimmten das Rennen. Jubel hier, Enttäuschungen da. 14 Fahrerinnen kamen bei schwierigen Bedingungen nicht im Ziel an. Auch nicht Marias Schwester Susanne. Als Vierte des Vorlaufs ging die 22-Jährige ins Rennen. Nach gutem Start winkte ihr sogar eine Medaille. Zwölf Tore vor dem Ziel fädelte sie aber ein und schied aus. »Ich weine wegen Susanne. Sie ist so enttäuscht. Auf der anderen Seite freue ich mich umso mehr für Maria«, sagte Monika Riesch, die Mutter der Ski-Schwestern. GLÜCKWÜNSCHE VON VONN Auch Doppel-Olympiasiegerin Maria durchlebte nach ihrem »Gold-Lauf« ein Wechselbad der Gefühle. Erst tröstete sie die kleine Schwester. Dann nahm sie die Glückwünsche von Freundin und US-Skistar Lindsey Vonn entgegen. »Ich kann nicht mehr sagen, als dass es ein purer Wahnsinn ist. Irgendwie fehlen mir die Worte«, erklärte »Gold-Maria«. Unwiderstehlich: Maria Riesch auf dem Weg zum Gold Am Abend hatte sie dann schon mehr zu erzählen. »Die zweite Goldmedaille war fast schöner. Bei der ersten musste ich ja noch auf die anderen Fahrer nach mir warten. Heute wusste ich, dass es Gold ist, als die große ›1‹ auf der Anzeige aufleuchtete«, erklärte sie in der Dependance des Deutschen Hauses. Jetzt wird gefeiert. »Ich freue mich schon auf den Empfang auf dem Münchner Marienplatz. Da mal auf dem Rathausbalkon zu stehen, das wird sicher echt super. Da kommen ja sonst nur die Spieler vom FC Bayern drauf«, sagte Riesch. Neben ihr beendete Christina Geiger als einzige Deutsche das Rennen. Sie landete auf Platz 14. Fanny Chmelar schied als vierte Deutsche ebenfalls aus. SPRUCH DES TAGES GENIALE VIKTORIA REBENSBURG »Genie ist doch ein Kompliment, oder?« Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg auf die Frage, warum sie ihr Trainer als »schlampiges Genie« bezeichne. OLYMPIA-SPLITTER SOUVENIRS STEHEN HOCH IM KURS Die Spiele von Vancouver sind wertvoll – das gilt besonders für den seit Tagen ausverkauften Souvenir-Hit: Die roten Strickfäustlinge werden inzwischen für das Zehnfache des ursprünglichen Verkaufspreises bei eBay gehandelt. DOPPELTE TOMATE Liz Schaeffer ist genervt. Kreischende Teenager, ständig Autogrammwünsche: Dabei startet die 41-Jährige überhaupt nicht bei den Olympischen Spielen. Aber die Kanadierin sieht mit ihrem roten Lockenkopf dem USSnowboardstar und Olympiasieger Shaun »Flying Tomato« White zum Verwechseln ähnlich. »Wenn ich immer einen Cent bekommen würde, nachdem mich jemand für Shaun White gehalten hat, dann wäre ich vermutlich so reich wie er«, sagte Schaeffer. Der 23-jährige White ist übrigens Multimillionär. TV-WELTREKORD IN SICHT Vancouver ist auf dem Weg zu einem neuen TV-Weltrekord für Olympische Winterspiele. Aufgrund der bisher weltweit hohen Einschaltquoten erwartet das Organisationskomitee VANOC, dass am Ende 3,5 Milliarden Menschen das Geschehen am Fernsehen verfolgt haben. Vor vier Jahren in Turin waren es etwa drei Milliarden. Die größte Zuschauerzahl bei Sommerspielen hatte 2008 Peking mit 4,7 Milliarden erzielt. Vancouver wird laut IOC von 300 Rundfunk- und Fernsehanstalten in aller Welt übertragen. SPORT 3 Olympische MOMENTE 16* Newsletter Deutsches Haus Vancouver 2010 *Samstag, 27. Februar 2010 OLYMPIA-VOLUNTEERS IM DEUTSCHEN HAUS Überwältigendes Blau hne sie wären die XXI. Olympischen Winterspiele nicht möglich: die mehr als 25.000 Volunteers, die in Vancouver und Whistler für einen reibungslosen Ablauf der Wettbewerbe sorgen. »Sie, die Frauen und Männer in den blauen Jacken, haben den Spielen ihr Flair und ihre Brillanz verliehen. Sie haben uns überwältigt«, sagte DOSBPräsident Thomas Bach, als er stellvertretend für alle freiwilligen Helfer sieben Deutsche begrüßte. »Leider konnten wir nicht alle Volunteers ins Deutsche Haus einladen. Das hätten wir gern getan. Aber dann wäre wohl der Verkehr in Downtown zusammengebrochen.« Bei den Winterspielen sind 33 Deutsche als »hilfreiche Geister« bei den Spielen tätig, unter anderem arbeiten sie für das Protokoll, in der Akkreditierung, im internationalen Medienzentrum oder bei den Sportstätten, um Besuchern ihre Plätze zuzuweisen. O Ein Volunteer und zwei Olympiasieger: Hubert Karl Bihler (Mitte) mit Thomas Bach und Katarina Witt Sieben deutsche Volunteers, die mit ihrem Charme und ihren blauen Jacken das Flair der Spiele prägen: Hans-Joachim Burba, Hubert Karl Bihler, Lars Oliver Oetzmann, Nadja E. Ruth, DOSB-Präsident Thomas Bach, Katarina Witt, Monika Oberndorfer, Daniel Ramsay und Ole Markgraf (von links) SPENDE FÜR DIE DEUTSCHE SPORTHILFE EIN GUTER TAG FÜR DEUTSCHLANDS JUNGE SPITZENATHLETEN Die Gäste im Deutschen Haus sind treffsicher: Beim »Schneeball-Biathlon« schafften sie bis zum Tag 15 der Spiele 32.840 Punkte, die von Payback in Geld umgewandelt und auf 50.000 Euro aufgerundet wurden. Dieser Betrag wurde der Deutschen Sporthilfe gespendet. Als Werner E. Klatten, Vorstandsvorsitzender der Sporthilfe, den Scheck aus den Händen von Payback-Gründer Alexander Rittweger erhielt, sagte er: »Das ist ein guter Tag für den deutschen Sport.« In der Tat: Die Snowboarderin Selina Jörg (22) erreichte bei ihrer Olympia-Premiere den 4. Platz, ihre Teamkollegin Isabella Laböck (23) wurde 15. 50.000 Euro für deutsche Sportler: Michael Ilgner, Selina Jörg, Isabella Laböck, Alexander Rittweger und Werner E. Klatten (von links) 4 S H O W U N D E N T E R TA I N M E N T powered by FANS IN WHISTLER ÜBER IHRE BEWEGENDSTEN MOMENTE Gänsehaut und Freudentränen ➔ GÜNTHER AUS FÜRSTENWALDE Manfred: »Der erste Sieg von Magdalena Neuner hat mich besonders gepackt. Das hatte sie sich einfach total verdient. Sie ist so jung und schon so cool. Das hat mich echt beeindruckt.« Karola: »Als die Biathlon-Staffel der Frauen Bronze geholt hat, habe ich geweint. Kati Wilhelm, Martina Beck, Andrea Henkel und Simone Hauswald haben in den vergangenen Jahren so viel für diesen Sport geleistet. Es war einfach nur schön, dass sie sich mit einer Medaille von Olympia verabschieden können. Das haben sie sich verdient.« ➔ KAROLA UND MANFRED AUS DAHMETAL ➔ »Ich bin ein großer Bob-Fan und war live dabei, als André Lange und Kevin Kuske im Zweier Gold geholt haben. Man merkt hier bei jedem einzelnen Wettkampf, dass es für alle Sportler um richtig was geht. Die Spannung konnte man immer spüren. Sogar bei einem ›alten Hasen‹ wie Lange.« CLEMENS UND KATHARINA AUS EUSKIRCHEN »Der Sieg im Riesenslalom der Damen war unser schönster Moment. Mit Gold für Viktoria Rebensburg hatte ja keiner gerechnet. Wir standen in einer Gruppe von etwa 20 Deutschen und waren total happy. Die Schweizer neben uns haben wir am Ende getröstet. Die taten uns ein wenig leid.« ➔ ROMAN UND RAMONA AUS WHISTLER »Wir sind vor ein paar Jahren von Deutschland nach Whistler ausgewandert und drücken den deutschen Sportlern bei unserem ›Heimspiel‹ ganz besonders die Daumen. Der schönste Moment war das erste Gold von Magdalena Neuner. Wir standen hautnah dabei auf der Tribüne. Wir hatten beide eine Gänsehaut.« S H O W U N D E N T E R TA I N M E N T 5 Olympische MOMENTE 16* *Samstag, 27. Februar 2010 ANZEIGE Newsletter Deutsches Haus Vancouver 2010 Sportnachrichten ohne Kompromisse Thomas Bach und Katarina Witt (links) während der Olympischen Winterspiele in Vancouver INTERVIEW THOMAS BACH Der Sport-Informations-Dienst (SID) ist die führende Sport-Nachrichtenagentur im deutschsprachigen Raum. Seit über 60 Jahren versorgt der SID die Medien in Deutschland zuverlässig mit Sportinformationen: 30.000 Wörter gehen täglich über den SID-Ticker, vom Ergebnisdienst bis zur Live-Reportage, von der Meldung über den Hintergrundbericht bis zum Kommentar. Brillante und lehrreiche Spiele Die XXI. Olympischen Winterspiele sind fast zu Ende. Die Tage von Vancouver werden haften bleiben, nicht nur wegen der Erfolge der deutschen Mannschaft, sondern auch wegen der vielen Emotionen – von der Trauer bis zur Freude. IOC-Vizepräsident und DOSB-Präsident Thomas Bach erzählt, wie er die Spiele in Vancouver erlebt hat Rund 80 Festangestellte und mehrere hundert freie Mitarbeiter weltweit produzieren aktuelle Berichte von allen relevanten Sportereignissen und legen dabei besonderes Augenmerk auf das Abschneiden der deutschen Sportler. SID Sport-Informations-Dienst GmbH & Co. KG Hammfelddamm 10 · D-41460 Neuss Telefon +49 (0) 2131 131-00 Telefax +49 (0) 2131 131-113 kontakt@sid.de www.sid.de 6 AKTUELLES Vancouver 2010 – waren das »the best games ever«, die besten Spiele aller Zeiten? Bach: Ich halte nicht viel von Superlativen. Auch IOC-Präsident Jacques Rogge verzichtet ja bewusst auf die Formel »the best games ever« in seiner Abschlussrede bei Olympischen Spielen. Aber diese Spiele können schon als herausragend oder brillant bezeichnet werden. Auf den Straßen von Vancouver und Whistler wurden überall die Olympischen Spiele gefeiert. Die Stadt am Pazifik vibrierte und man spürte jederzeit den Puls der olympischen Idee. Das hat mir sehr gefallen. Waren die Bedingungen perfekt für die Sportler? Die Bedingungen für die Athleten konnten kaum besser sein. Bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 teilte ich mein Zimmer im Olympischen Dorf noch mit elf anderen Sportskameraden. So etwas gab es in Vancouver powered by nicht! Sowohl im Olympischen Dorf als auch an den Wettkampfstätten war nahezu alles perfekt. Auch auf der Bob- und Rodelbahn von Whistler? Der Tod des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili lässt uns alle nicht mehr los, selbst wenn wir nächste Woche nach Hause fliegen. Dieses Drama am Eröffnungstag der Spiele hat uns alle emotional sehr bewegt. Ich selbst fragte mich an diesem Tag: Macht das alles überhaupt noch einen Sinn. Deswegen ziehe ich meinen Hut davor, wie alle Beteiligten auf dieses Unglück reagierten. Das hatte menschliche Größe! Wie sehen Sie die Gestaltung des Programms der Winterspiele? Die Wettbewerbe der Winterspiele verbinden optimal Tradition und Fortschritt. Das IOC hat rechtzeitig erkannt, dass Snowboarding oder Freestyle zu einer gewachsenen Sport- und Jugendkultur gehören, und sie deswegen ins Programm aufgenommen. Die Mischung von klassischen alpinen und nordischen Sportarten mit den Trendsportarten ist gut für die Olympischen Spiele und gefällt den Zuschauern, wie ich es hier am Cypress Mountain eindrucksvoll erlebt habe. Im deutschen Sport können wir diese Mischung leider noch nicht abbilden. Warum nicht? Die Erfolge der deutschen Mannschaft in Vancouver zeigen, dass wir eine Wintersportnation sind, die in Vancouver besonders stark im Frauen- und Techniksport war. Wir müssen prüfen, warum? Was können beispiels- weise die Männer von den Frauen lernen? Wir müssen auch analysieren, ob die Konzentration auf den Techniksport nicht zu sehr einengt und wenn ja, wie man aus dieser Enge herauskommt. Vielleicht gibt es sogar kulturelle Gründe, warum Deutschland die Trendsportarten noch nicht so entdeckt hat wie beispielsweise die USA oder Kanada. Können Winterspiele in München 2018 den Trendsportarten in Deutschland einen Schub geben? Natürlich. Eine Bewerbung für Olympische Spiele gibt dem Sport in seiner gesamten Bandbreite einen Schub. Das haben alle bisherigen Bewerbungen gezeigt. Davon profitiert aber nicht nur der Sport, sondern auch die sich bewerbende Stadt und ihre Region. Durch eine Bewerbung sind viele politische und gesellschaftliche Maßnahmen plötzlich möglich, die vorher undenkbar waren. Eine Bewerbung ist eben auch immer ein Katalysator für das Land, die Region und die Stadt eines möglichen Gastgebers. Zweier-Bob: Thomas Bach mit Fürst Albert II. von Monaco Volltreffer: Bach mit MP Seehofer (oben) und BM zu Guttenberg Ist im olympischen Winterprogramm noch Platz für weitere Wettbewerbe? Ja. Denkbar wären beispielsweise weitere Wettbewerbe im Biathlon, im Rodeln oder Skispringen und Nordische Kombination für Frauen. Das würde auch zu einer besseren Auslastung der Wettkampfstätten führen. Starkes Team: BM de Maizière, Bach, Bogner, Witt, OB Ude und StM Schneider (von links) Olympiasieg: Bach gratuliert Magdalena Neuner zur Goldmedaille Willkommen: Bach mit MP Lieberknecht (links) und Axel Achten AKTUELLES 7 Olympische MOMENTE 16* Newsletter Deutsches Haus Vancouver 2010 *Samstag, 27. Februar 2010 17 TAGE EINEN UNGEWÖHNLICHEN JOB Pause von der Uni Universitätsleben einmal anders: Mit dem Einzug der Deutschen Sport-Marketing in das Gebäude des City Campus der Simon Fraser University (SFU) hat sich manches im Arbeitsleben der kanadischen Mitarbeiter geändert ie lässt es sich mit den Deutschen arbeiten? »Es ist ein großes Vergnügen. Die Deutschen sind sehr gut organisiert und arbeiten hart. Es macht Spaß, so eine spannende Gruppe um sich zu haben. Das ist wirklich weit von unserer normalen Arbeit entfernt«, erzählt EventManager Jonathan Gudlaugson, der die Olympischen Spiele im Deutschen Haus erlebt. Normalerweise organisiert er akademische Zirkel, Empfänge oder Abendveranstaltungen im Harbour Centre, wo der City Campus der Simon Fraser University untergebracht ist. Manchmal sind es mehrere Veranstaltungen an einem Tag. Dass aber ein Event mehr als 17 Tage dauert, W 8 B A C K S TA G E das hat er in seinem Berufsleben noch nicht erlebt. Zwei Jahre dauerten die Vorbereitungen. Die kanadischen Mitarbeiter sorgen für das Catering, bereiten die Lounges für Sitzungen vor, kümmern sich um die Haustechnik und erledigen Verwaltungsarbeiten, damit der Ablauf im Deutschen Haus einwandfrei funktioniert. PROMINENTE HAUTNAH ERLEBT So ungewöhnlich wie der sportliche Campus selbst ist auch sein Promi-Faktor. »Die Menschen in Vancouver sind es nicht gewöhnt, Prominente wie Sportler oder Schauspieler aus nächster Nähe zu sehen«, beschreibt Anne McCaw, Director Business Development. »Wayne Gretzky habe ich leider verpasst. Aber ich habe Fürst Albert II. gesehen«, erzählt Lynda Hewitt, Director Client Services, über ihre nicht alltäglichen Begegnungen. Katarina Witt ist allen ein Begriff, »es war wundervoll, sie zu sehen«, sagt McCaw. Sie kennen alle Maria Riesch. Aber wie sieht’s mit den anderen Sportlern aus? »Wir haben eine Schulung von Kerstin erhalten«, sagt Lynda Hewitt und schaut zu Kerstin Kuhndt, die seit September für das Projekt Deutsches Haus an der SFU arbeitet und die Schnittstelle zu den Kanadiern bildet. Die Mitarbeiter erhielten Fotos und Profile der deutschen Sportler, damit sie die Personen zuordnen können. Bei Christian Ehrhoff, dem Eishockeyprofi der Vancouver Canucks, war das jedoch nicht nötig: »Of course we know Christschön Ährhöff«, klingt das auf kanadisch. »WERDEN DIE SHOW VERMISSEN« Wie es sein wird, wenn die Deutschen wieder weg sind, daran haben sie noch gar nicht gedacht. »Wir müssen in den letzten Tagen erst einmal unsere Arbeit machen, damit alles weiter so funktioniert wie bisher«, sagt Gudlaugson. Und danach? »Wir werden die Show vermissen – und die vielen Menschen, die wir hier kennengelernt haben.« Die Pause von der Uni ist bald zu Ende. powered by DIE FOTOGRAFEN FRANK MAY UND KAI-UWE WÄRNER Olympische Momente im Fokus Sie haben ihren Finger stets am Auslöser – mehr als 6.000 Mal haben sie im Deutschen Haus »Klick« gemacht. Das Resultat sind einzigartige Momente aus dem Leben im Deutschen Haus in Vancouver. Ein Porträt der zwei Fotografen Frank May und Kai-Uwe Wärner Mays Favorit: Karnevalstimmung im Deutschen Haus Wärners Favorit: Aljona Savchenko und Robin Szolkowy Ein seltenes Bild: Frank May (links) und Kai-Uwe Wärner gemeinsam vor der Kamera ch habe sie alle gehabt«, erzählt Kai-Uwe Wärner (45). Er übertreibt nicht. Ob Fürst Albert II., Bundesminister, IOC-Mitglieder oder Medaillengewinner – sie alle machen einen kurzen Stopp am roten Bob der Sparkassen-Finanzgruppe. Ein Bild im Bob, das muss sein. Wärner, Fotograf der picture alliance, macht die Aufnahme gern. Vancouver 2010 – das sind bereits seine fünften Olympischen und Paralympischen Spiele. Erstmals war er in Seoul 1988 dabei. Doch der Auftrag im Deutschen Haus ist eine neue Herausforderung: »Man lernt hier die Olympischen Spiele von einer komplett anderen Seite kennen. Man kommt den Sportlern näher, aber man I erlebt sie nicht im Wettkampf.« Diese Nähe dokumentiert sein Lieblingsbild aus dem Deutschen Haus: die Eiskunstläufer Aljona Savchenko und Robin Szolkowy Kopf an Kopf. Sein picture-alliance-Kollege Frank May (38) ist zum vierten Mal bei den Spielen. So eine Stadt wie Vancouver hat er aber noch nie erlebt. »Vancouver ist einfach geil, die Stimmung auf den Straßen ist fantastisch«, sagt er und erzählt, dass er zum »Kanada-Fan« geworden sei. Deswegen gönnt er den Kanadiern die Goldmedaille im Eishockey. Kein Wunder, dass der Besuch von Sportlegende Wayne Gretzky zu Mays Höhepunkten im Deutschen Haus zählt. »Das war sehr emotional. Ich habe unglaublich viele Gäste mit dem Star fotografiert.« Die Zwei von picture alliance, der offiziellen Fotoagentur der deutschen Olympiamannschaft, müssen auf Zack sein. Im Deutschen Haus gibt’s keine tägliche Routine. »Vieles geschieht auf Zuruf. Immer wieder gibt’s neue Situationen mit neuen Gästen«, sagt May. Oder in der Fotografensprache: andere Brennweiten für andere Lichtverhältnisse. Auf das Resultat am nächsten Morgen sind sie immer gespannt: »Es macht einfach Spaß, die eigenen Bilder im Newsletter zu sehen«, erzählt Wärner. Am Sonntag fliegen die beiden zurück nach Deutschland. May freut sich auf seinen Sohn, bei dem Tränen kullerten, als der Papa vor drei Wochen nach Kanada flog. Wärner hat für seine Tochter ein OlympiaSouvenir im Koffer. Sie wird dann stolz erzählen: »Hat mein Papa von Olympia mitgebracht.« DER TRAUM VON »MÜNCHEN 2018« Gibt es ein Wiedersehen bei den Olympischen Spielen? »Ich denke ja«, sagt Sportfotograf May. Und Wärner? »Mein großer Traum ist es, bei den Olympischen Spielen in München 2018 zu fotografieren. Es wäre wohl die letzte große Sportveranstaltung in Deutschland, die ich in meinem Beruf erleben darf.« WIRTSCHAFT 9 Olympische MOMENTE 16* Newsletter Deutsches Haus Vancouver 2010 *Samstag, 27. Februar 2010 ENTSCHEIDUNGEN HEUTE CURLING, MÄNNER (Vancouver Olympic Centre) 9 Uhr: Spiel um Platz 3, Schweden – Schweiz; 15 Uhr: Finale, Norwegen – Kanada SKI ALPIN, MÄNNER (Whistler Creekside) 10 Uhr: Slalom, 1. Lauf; 13.45 Uhr: Finallauf, deutscher Starter: Felix Neureuther (Garmisch-Partenkirchen) SNOWBOARD, MÄNNER (Cypress Mountain) 10 Uhr: Riesenslalom, Qualifikation, deutscher Starter: Patrick Bussler (Aschheim); 12.15 Uhr: Achtelfinale; 12.51 Uhr: Viertelfinale; 13.09 Uhr: Halbfinale; 13:31 Uhr: Finale LANGLAUF, FRAUEN (Whistler Olympic Park) 11.45 Uhr: 30 km klassisch, deutsche Starter: Evi SachenbacherStehle (Reit im Winkl), Stefanie Böhler (Ibach) EISSCHNELLLAUF, FRAUEN (Richmond Olympic Oval) 12.30 Uhr: Teamverfolgung, Halbfinale, Deutschland – USA, Polen – Japan; 13:13 Uhr: Finale EISSCHNELLLAUF, MÄNNER (Richmond Olympic Oval) 12.51 Uhr: Teamverfolgung, Finale, USA – Kanada SARAH HECKEN: DEUTSCHLANDS JÜNGSTE TEILNEHMERIN Von der Schulbank zu Olympia Sie hat tapfer gekämpft und lief eine tolle Kür. Sie arbeitete sich sogar noch vom 23. auf den 18. Platz vor. Die Mitglieder der deutschen Mannschaft drückten ihr dabei fest die Daumen. Denn Sarah Hecken ist mit 16 Jahren das jüngste Mitglied im deutschen Team eutschlands Hoffnung im Eiskunstlauf geht noch zur Schule, in die 11. Klasse der Integrierten Gesamtschule Mannheim-Herzogenried. Die ist Partnerin des Olympia-Stützpunktes Rhein-Neckar und liegt gleich neben der Trainingshalle in Mannheim. Sarahs Klassenarbeiten wurden sogar verschoben, damit sie sich auf die Olympischen Spiele vorbereiten konnte. Am Abend, als Sarah ihre olympische Kür lief, machten sich ihre Mitschüler in Deutschland frühmorgens auf zu ihrem Klassenlehrer und verfolgten dort am TV das OlympiaDebüt ihrer Klassenkameradin. Nach der Kür meldeten sich die Schulfreunde sofort am Telefon und beglückwünschten die Mannheimerin zu ihrer tollen Leistung. D BEI REPORTERN SEHR GEFRAGT »Die Unterstützung an der Schule ist sehr gut, sonst würde ich das alles nicht schaffen«, sagt Sarah und legt das Handy beiseite. Ein Radiosender will ebenfalls ein BOB, MÄNNER (Whistler Sliding Centre) 13 Uhr: Vierer, 3. Lauf; 14.40 Uhr: Finallauf, deutsche Starter: André Lange (Oberhof), Thomas Florschütz (Riesa), Karl Angerer (Königssee) 10 SPORT Interview führen. Routiniert wie ein alter Hase antwortete die Sportlerin des Mannheimer ERC auf die Fragen des Reporters. Olympiastarter sind halt gefragt, die jüngsten noch viel mehr. »In so einer riesigen Halle vor dieser Kulisse zu laufen, das war beeindruckend«, sagte die amtierende deutsche Meisterin von ihren Eindrücken im Pacific Coliseum mit 14.200 Besuchern. So viele Zuschauer ist sie in Deutschland nicht gewohnt. Doch der Zusammenhalt im deutschen Team half ihr, sich zurecht zu finden und sich wohl zu fühlen. »Ich fand es von Anfang an schön im Olympischen Dorf.« Alle helfen, wenn es ein Problem gibt: »Wir sind ein sehr gutes Team.« DIE ABSCHLUSSFEIER IM BLICK An der Eröffnungsfeier nahm sie nicht teil, weil sie erst vor einer Woche anreiste. Daher freut sich Sarah Hecken umso mehr auf die Abschlusszeremonie. Dann geht es heim. Dort warten schon die nächsten Klassenarbeiten. »Ich muss den Unterrichtsstoff jetzt nachholen«, sagt sie. Und das Eislauftraining geht ebenfalls weiter. Ende März sind Weltmeisterschaften. »Da ist nichts mit Pause«, sagt Sarah. EIS-TRIO GREIFT AN EISKUNSTLAUF (Pacific Coliseum) 16.30 Uhr: Schaulaufen EISHOCKEY, MÄNNER (Canada Hockey Place) 19 Uhr: Spiel um Platz 3, Finnland – Slowakei Eiskunstläuferin Sarah Hecken aus Mannheim Ziel vor Augen: Eisschnellläuferinnen Beim Eisschnelllauf greift das deutsche Trio Stephanie Beckert, Daniela Anschütz-Thoms und Anni FriesingerPostma in der Teamverfolgung heute nach einer Medaille. Im Halbfinale warten die USA. André Langes Chancen auf das fünfte Olympia-Gold sind klein, aber noch da. »Wir werden noch einmal angreifen. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist«, versprach Anschieber Kevin Kuske. Im Viererbob liegt Lange 0,44 Sekunden hinter Weltmeister Steven Holcomb (USA) auf Rang drei. Thomas Florschütz (0,75 Sek.) ist Fünfter. Im Skilanglauf stehen heute die Frauen (30 Kilometer) und morgen die Männer (50 Kilometer) vor ihren letzten Herausforderungen und haben Außenseiterchancen auf Medaillen. Die letzte Entscheidung am Sonntag ist das Finale im Eishockey: Hier fiebern alle dem Traumfinale zwischen den USA und Kanada entgegen. powered by MEDAILLENSPIEGEL IMPRESSUM Olympische Momente 16* Newsletter – Deutsches Haus Vancouver/Whistler 2010 Herausgeber: Deutsche Sport-Marketing Schaumainkai 91 60596 Frankfurt a.M. und medienfabrik Gütersloh GmbH Sport- und Eventkommunikation Carl-Bertelsmann-Straße 33 33311 Gütersloh Tel.: +49 5241 23480-50 Fax: +49 5241 23480-215 Internet: www.medienfabrik.de E-Mail: info@medienfabrik.de HRB Gütersloh 2424 Bereichsleitung: Ansgar Büngener Projektleitung: Stephan Braun Chefredakteur: Michael Siedenhans ENTSCHEIDUNGEN MORGEN (nach 77 von 86 Entscheidungen) Chef vom Dienst: Ingo Hildebrand Redaktion: Jochen Büttner, Stephan Henke, Astrid Meier, Jens Möller, Matthias Rötters Layout: Britta Hartmann, Larissa Klassen, Monika Krüger, Janine Mompour, Jana Schmiedinghöfer Redaktionsassistenz: Jessica Sewerin Agenturtexte: SID Bildnachweis: dpa Picture-Alliance Druck: SFU Document Solutions, Vancouver ©medienfabrik Gütersloh GmbH, 2010 Nachdruck, auch auszugsweise, nicht gestattet. Mit freundlicher Unterstützung der dpa picture-alliance. Powered by PLATZ/LAND G S B TOTAL 1. Kanada 10 7 4 21 2. Deutschland 9 11 7 27 3. USA 8 13 13 34 4. Norwegen 8 6 6 20 5. Südkorea 6 6 2 14 6. Schweiz 6 0 2 8 7. China 5 2 4 11 8. Schweden 5 2 2 9 9. Österreich 4 5 6 15 10. Niederlande 4 1 2 7 11. Russland 3 5 7 15 12. Frankreich 2 3 5 10 13. Australien 2 1 3 LANGLAUF, MÄNNER (Whistler Olympic Park) 9.30 Uhr: 50 km klassisch, deutsche Starter: Jens Filbrich (Frankenhain), Axel Teichmann (Lobenstein), Tobias Angerer (Vachendorf), René Sommerfeldt (Oberwiesenthal) EISHOCKEY, MÄNNER (Canada Hockey Place) 12.15 Uhr: Finale, USA – Kanada ANZEIGE WILLKOMMEN IN MÜNCHEN! d e r d e u ts ch e n r ie e sf n e m m o W il lk 2 . M ä rz 2 0 1 0 m a ft a h sc n n O ly m p ia m a tz m Marienpla Foto: picture alliance I I stor zu tokorso vom Siege ab 16.00 Uhr: Au platz pfang am Marien ab 16.30 Uhr: Em DOSB I Sport bewegt! 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