Branchen- Report

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Branchen- Report
Euler Hermes
Economic
Research
²
BranchenBranchenReport
Baumärkte Deutschland: 2014 – noch ein verregnetes Jahr?
2. April 2014
Zusammenfassung
Lukas Boeckelmann, Junior Analyst
Deutschland ist Europas größter Markt für Bau- und Heimwerkermärkte
Ludovic Subran, Chefvolkswirt
ludovic.subran@eulerhermes.com
Über die letzten Jahre haben deutsche Bau- und Heimwerkermärkte ihre Verkaufsflächen pro Markt stark erweitert, der Umsatz pro Quadratmeter ist allerdings geringer
als zum Beispiel in Frankreich oder Großbritannien
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Gesamtbruttoumsatz der
Bau- und Heimwerkermärkte 2013 nominal um 2,9 Prozent
bzw. flächenbereinigt um 2,6 Prozent eingebrochen
Margendruck und Wettbewerb anhaltend hoch, für weitere
Insolvenz derzeit jedoch keine Anzeichen, Umsatzplus im
zweistelligen Bereich im 1. Quartal 2014
Der nasskalte Frühling 2013 wirkte sich nicht
nur negativ auf die Landwirtschaft aus, sondern
verhagelte auch den Baumärkten die Ernte.
Ernte.
Deutschland ist Europas größter Markt für Bau- und
Heimwerkerbedarf. Mit einem Gesamtbruttoumsatz
von 18,06 Milliarden Euro ist die Branche nach dem
Lebensmittel- und Textilhandel das drittgrößte Konsumgütersegment Deutschlands. Die Insolvenz von
Praktiker/Max Bahr, immerhin bis zu dem Zeitpunkt
nach Obi zweitgrößte Baumarktkette Deutschlands,
hat zu Verunsicherungen auf dem Markt geführt.
Neben der Insolvenz hatte allerdings auch das nasskalte Wetter in der ersten Jahreshälfte, unter dem
insbesondere die Gartenabteilungen der Baumärkte
zu leiden hatten, negative Auswirkungen auf das
Geschäftsjahr 2013.
Abb.1
Abb. 1: Marktanteile Deutschland 2013
6%
7%
Obi
21%
Bauhaus
8%
Rewe (Toom)
Hornbach
Zeus (Hagebau)
13%
17%
Globus
Max Bahr (Praktiker)
13%
15%
Hellweg
Deutschland ist der größte Markt für BauBaumärkte,, doch die Profitmargen sind gering
märkte
Der Markt in Deutschland ist hart umkämpft. Nach
aktuellen Schätzungen gibt es in Deutschland um die
2.200 Baumärkte, von Wettbewerbern übernommene
Praktiker-/Max Bahr-Märkte bereits eingeschlossen.
Entsprechend intensiv ist der Preiswettbewerb bei
geringen Profitmargen.
Mit einem Bruttoumsatz von 3,4 Milliarden Euro und
331 Märkten war OBI 2013 Deutschlands umsatzstärkste Baumarktkette, gefolgt von Bauhaus mit
Quelle: Dähne-Verlag, März 2014
einem Umsatz von 2,7 Milliarden Euro (127 Märkte)
und Rewe (Toom) mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden
Euro (346 Märkte). Weitere umsatzstarke Ketten sind
Hornbach (2,1 Mill. Euro/91 Märkte), Zeus (Hagebau)
(2,1 Mill Euro/461 Märkte), Globus (1,2 Mill. Euro/77
Märkte) und Hellweg (1 Mill. Euro/141 Märkte).
Europaweit haben nur Group Adeo und Kingfisher
größere Umsätze als die stärksten deutschen Anbieter.
Weitere Konkurrenten auf dem europäischen Markt
Abb. 2: BruttoBrutto- Umsatz 2013 in Mio. €
3 440
2 730
2 433
2 110 2 072
Euler Hermes Economic Research
Globus
Max Bahr (Praktiker)
Der Margendruck und Wettbewerb sind in der Branche
anhaltend hoch. Im Jahr 2013 ist der Gesamtbruttoumsatz der Bau- und Heimwerkermärkte im Vergleich
zum Vorjahr nominal um 2,9 Prozent bzw. flächenbereinigt um 2,6 Prozent eingebrochen. Neben der
Insolvenz von Praktiker sieht der BHB (Handelsverband
Heimwerken, Bauen und Garten) den Grund für das
schlechte Abschneiden vor allem im Wetter: Zu
niedrige Temperaturen und zu hohe Regenmengen
führten besonders im ersten Quartal 2013 zu mangelnder Nachfrage passender Sortimente. Mit einem
Umsatzeinbruch von -23,1 Prozent war der Monat
März besonders stark betroffen. Vor allem der
Gartenbereich litt stark unter einer reduzierten
Nachfrage.
Der BHB geht für das Geschäftsjahr 2014 davon aus,
dass die fehlenden Praktiker-Umsätze für einen
Rückgang des Branchenumsatzes um 3 Prozent sorgen
werden. Der Verband erwartet allerdings gleichzeitig
eine Umsatzsteigerung der verbliebenen Baumärkte
um ebenfalls 3 Prozent.
Diese positiven Erwartungen decken sich mit den
Indikatoren von Euler Hermes: Für weitere Insolvenzen
gibt es derzeit keine Anzeichen. Erste Erhebungen
deuten im ersten Quartal 2014 sogar auf ein deutliches
Marktwachstum mit einem zweistelligen Plus hin. Die
Euler Hermes Analysten schätzen für das Gesamtjahr
2014 zudem einen BIP-Zuwachs von 1,7 Prozent, nach
einem Wachstum von 0,5 Prozent im Jahr 2013. Auch
für Konsumausgaben erwartet Euler Hermes einen
positiven Trend und prognostiziert einen Anstieg von
1,3 Prozent in 2014 nach einem Zuwachs von 0,5
Prozent in 2013. Diese Zahlen werden zudem durch die
‘GFK consumer climate survey’ gestützt; der Indikator
für das Konsumklima befindet sich aktuell auf dem
höchsten Stand seit Januar 2007.
Aufgrund der niedrigen Zinsentwicklung sowie des sich
gegenwärtig erhellenden Wirtschaftswachstums registrieren die Euler Hermes Experten einen Anstieg an
Bauvorhaben. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen
bewilligte Baugenehmigungen im Oktober 2013 um 10
Prozent und im Juli 2013 sogar um 20 Prozent zu. Der
Anstieg der Bauvorhaben sollte nicht zuletzt zu einer
Zunahme des Umsatzes von Bau- und Heimwerkermärkten führen. Steigende Stromkosten und das nach
wie vor hohe Preisniveau für Energieträger wie Heizöl,
sollten zudem die Nachfrage nach Renovierungsmaterialien und -arbeiten hoch halten.
Zeus (Hagebau)
Drohen der Branche weitere
weiter e Pleiten?
Hornbach
Rewe (Toom)
Obi
Bauhaus
1 255 1 126
992
Hellweg
sind Rautakesko sowie Mr. Bricolage/Catena.
Über die letzten Jahre haben deutsche Bau- und Heimwerkermärkte ihre Verkaufsflächen pro Markt stark
erweitert. Die Verkaufsfläche von Bau- und Heimwerkermärkten je 10.000 Einwohner ist in Deutschland
mittlerweile mit 1.750 Quadratmetern doppelt so hoch
wie in Frankreich oder Großbritannien. Deutsche
Märkte erwirtschaften jedoch ein Drittel weniger
Umsatz pro Quadratmeter. Problematisch ist zudem,
dass weitere Flächenexpansionen wenig ertragreich für
die Ausweitung von Marktanteilen sind.
Quelle: Dähne-Verlag, März 2014
Abb. 3: BIP und Verbraucherausgaben
5%
4%
3%
2%
1%
0%
-1%
-2%
-3%
GDP
-4%
Consumer Spending
-5%
-6%
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013* 2014*
Quelle: Euler Hermes, Stand März 2014; GFK
Abb. 4: Bewilligte Baugenehmigungen
Bewilligte Baugenehmigungen (in 1000, linke Achse)
90
35
Veränderung zum Vorjahr (%, rechte Achse)
80
30
70
25
20
60
15
50
10
40
5
30
0
20
-5
10
-10
0
-15
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Quelle: Destatis, Euler Hermes
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W elche Zulieferer wären von weiteren Insolvenzen
Insolvenz en
am Markt betroffen?
Garten- und Pflanzenprodukte decken 21 Prozent des
Gesamtumsatzes von Bau- und Heimwerkermärkten. Die
Umsatzstärke dieses Segments birgt allerdings Risiken, da
die Marktumsätze stark vom Wetter abhängen. 2013 brach
der Umsatz der Warengruppe "Lebendes Grün" im
Vergleich zum Vorjahr um 10,3 Prozent und das Segment
Gartenmöbel um 3,3 Prozent ein. Ergänzungsbedarf ist für
14 Prozent und Innendekoration für 13 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich. Es folgen Sanitärprodukte
und Baustoffe mit jeweils 9 Prozent Anteil am Branchenumsatz sowie Holz, Elektroprodukte und Werkzeuge
mit jeweils 8 Prozent.
Sollte es zu weiteren Insolvenzen kommen, wären Zulieferer der entsprechenden Sortimente besonders betroffen.
Im Jahre 2014 werden Zulieferer zunächst allerdings erst
einmal die mittelbaren Folgen der Praktiker Insolvenz
überstehen müssen. Lieferanten von Praktiker/Max Bahr
stehen in diesem Jahr unter erhöhtem Margendruck aufgrund entgangener zukünftiger Verkäufe und den nicht
mehr zu erzielenden Amortisierungen für Einmalkosten
(Werbekostenzuschüsse, Kosten für kunden-spezifische
Warenträger, Verpackungen, etc.).
Vor allem regionale kleine und mittlere Unternehmen
wären von einer weiteren Insolvenz besonders betroffen.
Aufgrund von wenig diversifizierten Lieferstrukturen (oft
haben solche Unternehmen nur 2-3 Abnehmer für ihre
Produkte) und begrenzter Liquidität, haben diese Firmen
nur begrenzte Möglichkeiten, mit einer weiteren Großinsolvenz umzugehen. Innovationsfirmen dagegen, die als
Preissetzer agieren und über größere Abnehmerzahlen
verfügen, sollten eine weitere Großinsolvenz besser
verkraften können.
Die größte Versorgungsdichte, gemessen an der Anzahl von
Einwohnern pro Baumarkt, ist in Sachsen-Anhalt zu finden,
wobei alle neuen Bundesländer ähnliche Werte aufweisen.
Gemessen an der absoluten Anzahl sind Baumärkte
besonders stark in Nordrein-Westfalen (451), Bayern (360),
Niedersachsen (275) und Baden-Württemberg (250)
vertreten. Auch die Bundesländer Hessen (163), Sachsen
(157), Schleswig-Holstein (118), Rheinland-Pfalz (112),
Sachsen-Anhalt (104) und Brandenburg (102) verfügen
jeweils über mehr als 100 Bau- und Heimwerkermärkte.
Wegen der zum Teil regionalen Versorgungsketten wären
kleine und mittlere Unternehmen in diesen Regionen von
weiteren Großinsolvenzen besonders betroffen
Abb. 5: Branchenumsatz nach Warengruppen
Garten, Pflanzen
21%
Ergänzungsbedarf
14%
Innendeko
13%
Sanitär
9%
Baustoffe
9%
Holz
8%
Elektro
8%
Werkzeuge
8%
Eisenwaren
5%
Bauelemente
3%
Fliesen
2%
Quelle: gemaba Lev.-Hitdorf 2009
Abb. 6: Baumarktdichte
Baumarktdichte nach Bundesländern
0
20000
40000
60000
80000
Nordrhein-Westfalen
Bayern
Niedersachsen
Baden-Württemberg
Hessen
Sachsen
Schleswig-Holstein
Rheinland-Pfalz
Anzahl Baumärkte 2013 nach
Bundesland (untere Achse)
Sachsen-Anhalt
Brandenburg
Einwohner je Baumarkt
(obere Achse)
Thüringen
Mecklenbg-Vorpommern
Berlin
Hamburg
Saarland
Bremen
0
100
200
300
400
500
Quelle: gemaba Lev.-Hitdorf 2009
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